WIRTSCHAFT 10

WIESBADEN IV

Eingemeindungspläne stießen auch auf Ablehnung Es hieß "Raubrittertum"

NIEDER-ESCHBACH. Als 1971 in Nieder-Eschbach erste Gerüchte über eine mögliche Eingemeindung nach Frankfurt auftauchten, war die Stimmung der 7500-Einwohner-Gemeinde schnell eindeutig. Zu einem Anschluß an Frankfurt, ließ etwa der damalige Nieder-Eschbacher Bürgermeister Hugo Fröhlich (SPD) verlauten, gäbe es "keinerlei Anlaß". Und weil auch die örtlichen Gemeindevertreter einstimmig dieser Meinung waren, titelten die lokalen Blätter im September 1971: "Nieder-Eschbach hat mit Frankfurt nichts im Sinn".

An dieser Einstellung änderte sich bis zur endgültigen Entscheidung des Hessischen Landtags nichts. Im Gegenteil. Immer vehementer protestierten Bürger und Politiker gegen das ungeliebte Vorhaben. Resolutionen wurden verabschiedet und publikumswirksame Aktionen blieben nicht aus.

In der "heißen Phase" im Sommer 1972 etwa fuhr eine Nieder-Eschbacher Schulklasse in den Hessischen Landtag und warf Protestflugblätter von der Empore. Im Dorf selbst soll derweil das Wort vom "modernen Raubrittertum" die Runde gemacht haben und an mancher Straßenecke war zu lesen: "Es will mer net in de Kopp enei, warum soll Nieder-Eschbach bei Frankfort sei?"

Und als die ehemals selbständige Gemeinde am 1. August 1972 schließlich doch neuer Frankfurter Stadtteil wurde, gab die Morgensonne den Blick auf einen letzten verzweifelten Schlag einiger Unentwegter frei: Kurz zuvor aufgestellte Stadtschilder am Ortsrand waren aus ihrer Verankerung gerissen oder mit schwarzer Farbe überschmiert worden.

Daß die trutzigen Nieder-Eschbacher einigen Grund für ihren scharfen Protest hatten, glaubt Altbürgermeister Fröhlich bis heute. "Die Notwendigkeit einer Eingemeindung sehe ich immer noch nicht", sagte er im Gespräch mit der Stadtteil- Rundschau. Das eigentliche Anliegen der Gebietsreform sei für eine Eingemeindung kein Argument gewesen. Während die Reform kleine, nicht lebensfähige Gemeinden beseitigen sollte, sei Nieder- Eschbach das genaue Gegenteil davon gewesen: ein schuldenfreies, prosperierendes Dorf mit einem Haushaltsvolumen von rund zehn Millionen Mark und "einer hervorragenden Infrastruktur".

Gerade diese Infrastruktur jedoch hat die Gemeinde für Frankfurt so interessant gemacht, glauben die Zeugen jener kämpferischen Tage. "Die Stadt war begierig auf unser Gewerbegebiet und brauchte mehr Raum zum Häuserbauen", meint etwa Gerhard Tiedemann, seit 1972 für die SPD im Ortsbeirat 15 und heute deren Fraktionsvorsitzender. Weiterer Leckerbissen: das beheizte Freibad am Eschbach - eine Seltenheit zu Beginn der 70er Jahre.

An Versuchen, die Eingemeindung zu verhindern, hat es zwischen 1971 und '72 nicht gefehlt. Die größte Hoffnung galt dabei einer Fusion der selbständigen Gemeinden nördlich von Frankfurt, die von Nieder-Eschbacher Politikern schon frühzeitig gefordert wurde.

Ursprünglich für Nieder-Eschbach und Ober-Eschbach, Nieder- und Ober-Erlenbach sowie Harheim angestrebt, ließ das Interesse der vermeintlichen Partner jedoch zu wünschen übrig. Die Nieder-Erlenbacher beispielsweise hatten gegen eine Eingemeindung nach Frankfurt gar nichts einzuwenden - Ober-Erlenbach wurde bald den Bad Homburgern zugeordnet. Am Ende blieb außer Nieder- Eschbach nur noch Harheim übrig.

Die beiden Gemeinden schlossen im Mai 1972 auch tatsächlich einen Fusionsvertrag, der die Gründung der 11 000 Einwohner starken Stadt "Eschtal" vorsah. "Das Eschtal hätte durchaus dem Sinn der Gebietsreform entsprochen", glaubt Altbürgermeister Fröhlich heute. Indes: Nachdem der Friedberger Kreistag dem Vorschlag schon zugestimmt hatte, wurde er vom Hessischen Landtag (erwartungsgemäß) doch noch verworfen. nei

DOKUMENTATION 12

KULTUR-TESTSEITE VI

1

Die Schatzinsel der Gruselgeschichten Schottlands schaurig Schöne: Edinburgh

" . . . in einer der seltsamen Ecken der Welt, und in den letzten Tagen meines Lebens, sehe ich immer noch das Profil ihrer Türme und Schornsteine, und den langen Weg ihres Rauchs gegen den Sonnenuntergang . . .", schreibt ein Mann im Jahre 1894 auf der Südseeinsel Samoa, schreibt und hat Sehnsucht - Robert Louis Stevenson, einer der berühmtesten Schriftsteller der Welt, träumt von seiner Heimatstadt Edinburgh.

Welch ein Gegensatz: Südsee, Hitze, Palmen - Nordsee, Kälte, Schornsteine. Und: "Die Schatzinsel", Stevensons meistgelesenes Werk, der Abenteuerroman einer jeden Jugend, und diese düstere, steinerne Stadt des Nordens. Edinburgh, die Stadt, die der Mann, der sie jetzt an einem anderen Ende der Welt und am Ende seines Lebens beschwört, vor 19 Jahren wegen ihres rauhen, ungesunden Klimas verlassen mußte.

Aber wie könnte einer, der hier aufgewachsen ist, Edinburgh jemals vergessen. Denn ob Nordwinde, Regen, Nebel, Kälte, versteinerte Düsternis, die sich von Pub zu Pub mit immer neuen Mordgeschichten wie ein Antiquitätenmarkt des Grusels präsentiert - Edinburgh ist die Schatzinsel eines jeden Alters: Wenn wir uns auf den grünen Matten des Buckelberges Arthur's Seat niederlassen, und die Sonne aus Regenbogennetzen ausgeschüttet über das Steinbild der Stadt gleitet, während draußen im Firth of Forth die schwarzen Wetterwolken wie Fischleiber glänzen; wenn wir an einem Tag 13 Pubs besuchen, und in jedem eine andere Geschichte drinsteckt, und am nächsten in einem einzigen hängenbleiben, weil der 128 Sorten Malt Whisky anzubieten hat; wenn wir durch all' diese Treppenwege, Steinschluchten, Finstergänge, "Closes", Sackgassen gestolpert, gehangelt, gehetzt und gekrochen sind, über das glitschige Kopfsteinpflaster des Grassmarkets, den Burgberg hinauf, dem Guide durch Holyroodpalace gefolgt, das Scott Monument hochgekeucht; wenn wir von einem der rothaarigen Mädchen mit den weißen Gesichtern auf dem Greyfriars Graveyard ein Bein gestellt bekommen, und es uns in "Deacon Brodie's Tavern" auf der Royal Mile das Glas Guinness verschüttet und kichernd hinausrennt. Edinburgh, Hexenstadt. Es ist die Heimat von Stevenson, Walter Scott, Conan Doyle, Muriel Spark, die Schatzinsel der Dichter, der Säufer und Mörder, ob sie nun ersponnen sind, tatsächlich gelebt haben oder noch immer lebendig herumspuken - diese unheimlichen, faszinierenden, kaum je auffindbaren, nur erspürbaren Geschichtengestalten. Aber wenn sie sich auch verstecken, hinter Thekenrunden und Gruselbeschwörungen tarnen, Edinburgh ist ihr Kabinett, in dem sie trinken, herumspazieren, morden und hängen.

Die Mörder, diese finsteren Nacht- und Nebelgestalten, diese geachteten Biedermänner, diese Lieblinge der Romanautoren und Balladentexter, sind jetzt Helden, werden nicht mal verachtet und bespuckt, wie vor Jahrzehnten und Jahrhunderten, als sie am Galgen des Grassmarkets baumelten.

William (Deacon) Brodie war vielleicht der berühmteste von ihnen. Er, Möbeltischler, Stadtratsmitglied, bei Tag ein Ehrenmann, des Nachts ein Einbrecher, sollte mit seinem Doppelleben zum Vorbild für Stevensons berühmte Gruselstory "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" werden. In "Deacons Brodie's Tavern" kann man sich an den anständigen Bürger der Stadt Edinburgh erinnern, der im Oktober 1788 mit seinem Komplizen gehängt wurde.

Hängen mußte auch der Befehlshaber der Stadtgarde, Major Thomas Weir, der im Jahre 1670 den Fehler beging, sich und seine Schwester öffentlich des Teufelskults zu bezichtigen. Auch er hatte ein Doppelleben geführt. Als Geist spukt er immer noch mit Stockgeklappere durch die Steingassen der Altstadt.

Ein anderer Stadtgardenbefehlshaber, Captain John Porteous, der die damals öffentlichen Hinrichtungen überwachte und bei einer in die tausendfache Menge schießen ließ, wurde verurteilt, begnadigt und schließlich gelyncht, gehängt, dort an diesem Ort, über den man sang, "Die Leiter hinauf, und den Strick herunter". Mörderisches Edinburgh, Hexenstadt, Grassmarket und Castle Hill waren auch die Plätze für die öffentlichen Hexenverbrennungen.

Ein Doppelleben, wenn auch erst nach dem Tod, bekamen die Leichen, die von Greyfriars Graveyard gestohlen wurden. Finstere Gestalten wie der "Maulwurf" und der "Betende Howard" verkauften sie an die Anatomie. "Body-Snatchers" waren auch Burke und Hare, die 1827 mehr als ein Dutzend Almosenempfänger vom Leben in den Tod beförderten und ihre Körper ebenfalls an die Wissenschaft verkauften. Hare, der gegen seinen Komplizen aussagte, entging dem Galgen, während Burke 1829 gehängt wurde.

"Halbgehängt" wurde die Kindesmörderin Maggie Dixon, die als Leiche auf dem Leichenkarren wieder das Leben fand und entkam, während der Karrenfahrer sich einen antrank.

Edinburgh steckt voll unglaublicher Geschichten. Nach dem Tod von Jock Gray im Jahre 1858 wich sein Hund, der Skye Terrier Bobby, 14 Jahre lang, solange er noch lebte, nicht von seinem Grab auf dem Greyfriars Kirkyard. Ein vielbesuchter Pub dicht neben dem Friedhof erinnert an die Geschichte einer Hundetreue.

Ein paar pflasterschwere Schritte die Candlemaker Row hinunter, dann der Grassmarket, dieses weite Horrorloch, wo unter dem Kreischen und Klatschen der tausendfachen Zuschauer gehenkt, verbrannt, erwürgt wurde. Heute brüllen nur die Typen vor dem Gebäude der Heilsarmee nach einem Pint of Bitter, das für sie in den hier auffällig zahlreichen Pubs immer unerschwinglicher wird. "The Last Drop" nennt sich einer, immerhin lag er dem ehemaligen Galgen am nächsten.

Oben auf der High Street ist es ein anderer Pub, der uns mit Außendekoration und Namen anzieht: "The World's End" nennt sich der blaue Eckblickfänger. Das Ende der Welt, warum das? Nun, 1687 wurde hier ein gewisser James Stanfield ermordet, und für ihn war dieser Plan das "Ende der Welt".

Am Ende der Royal Mile liegt Holyroodhouse Palace, heute offizieller Sitz der Königin, einst aber das Haus von Maria Stuart, Mary Queen of Scots, wie sie hier heißt. Nach all den Porträts, Möbeln, Gobelins und Witzen des schottenberockten Schloßführers wird klar, daß die Hauptattraktion noch kommt. Es ist ein Zimmer, eine Treppe, eine Stelle: Eine Messingplakette zeigt an, wo Lord Darnley am 9. März 1566 den Sekretär der Königin, David Rizzio, ermorden ließ. "Haben Sie auch diesen Blutgeruch in der Nase?" fragt ein Schloßbesucher.

John Knox, den religiösen Eiferer und Verfolger von Maria Stuart, haben wir noch nie gemocht, also besuchen wir auch nicht sein Haus und umgehen seine Erinnerungen in der St.-Giles-Kathedrale, diesem Kirchenklotz der schottischen Presbyterianer.

Wir suchen die Gedenktafel für Stevenson. Der Geschichtenerzähler, der auf Samoa begraben liegt, beschrieb seine Heimat einmal so: "Irgendwo, das fühlen wir, muß etwas passieren, was, das wissen wir nicht, aber wir suchen danach . . . Einige Orte sprechen eine deutliche Sprache. Gewisse dunkle Gassen schreien laut nach einem Mord, alte Häuser verlangen danach, daß es in ihnen spukt." ROLF M. MOENIKES

WIRTSCHAFT 9

Teure "Schurkerei"

WÜRZBURG. Zu einer Geldstrafe von insgesamt 1300 Mark hat das Amtsgericht Würzburg vier verantwortliche Redakteure der Würzbuger ASTA-Zeitung (WAZ) verurteilt, weil diese in einem Satireartikel Dienstreisen des Kanzlers der Universität Würzburg, Reinhard Günther, als "Schurkereien" bezeichneten. Das Gericht hat damit im wesentlichen einen bereits ergangenen Strafbefehl gegen die Schreiber des studentischen Blattes wegen Beleidigung des obersten Verwaltungschefs der Universität bestätigt. In ihm wurde den Autoren angelastet, die Wortwahl der Satire sei nicht durch "die Wahrnehmung berechtigter Interessen" gedeckt.

Günther war im Spätsommer letzten Jahres aufgrund von Unregelmäßigkeiten bei Dienstreisen ins Rampenlicht geraten. Gegen ihn ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft Würzburg unter anderem auch wegen "Vorteilsannahme im Amt" im Zusammenhang mit der Beschaffung eines medizinischen Großgerätes. In dem inkriminierten Artikel wurde ein "Abgrund an moralischer Dubiosität", der sich in der Hochschulleitung der Würzburger Universität auftue, kritisiert. Der eigentliche Verfasser zeichnete mit einem Pseudonym "Charles Kropotkin". Über drei Monate hatte die Staatsanwaltschaft gebraucht, um das Geheimnis des Decknamens zu lüften.

Der Präsident der Universität, Theodor Berchem, hatte daraufhin Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft Würzburg wegen "Ehrverletzung des Kanzlers" gestellt. Nach der jetzigen Entscheidung des Amtsgerichts stelle der Artikel in seinem ganzen Umfang eine "Schmähkritik" und "Vorverurteilung" dar, die nicht durch die Meinungs- und Pressefreiheit gedeckt sei. Dies freilich sehen die studentischen Redakteure anders. In ihren Augen ist der Satirebeitrag durch die "Freiheit der Kunst" geschützt; nach Meinung des Verteidigers werde auch der "Kern der Persönlichkeitsrechte" des attackierten Kanzlers nicht wesentlich verletzt. Gegen das Urteil wollen die "abgestraften" Studenten in Berufung gehen. ma

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV

LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII

1

1

1

MAIN-KINZIG-KREIS II

FEUILLETON 8

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT III

1

1

Frankfurter Rundschau

LOKAL-RUNDSCHAU

In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478. Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 541.

Redaktionen Friedberg und Bad Vilbel 6360 Friedberg, Kaiserstraße 82, Postfach 100 332, Tel. 0 60 31 / 94 51, Fax 0 60 31 / 6 16 25. 6368 Bad Vilbel, Niddastraße 14, Postfach 1273, Tel. 0 61 01 / 21 67, Fax 0 61 01 / 21 69 Leitung: Peter Gwiasda, Tel. 0 60 31 / 94 51

Frankfurter Rundschau

LOKAL-RUNDSCHAU

In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478.

Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 541.

Redaktionen Bad Homburg und Oberursel 6380 Bad Homburg, Louisenstraße 117a, Tel. 0 61 72 / 2 51 92, Fax 0 61 72 / 2 51 96

6370 Oberursel, Kumeliusstraße 8, Tel. 0 61 71 / 5 10 12, Fax 0 61 71 / 5 10 13

Leitung: Günther Scherf, Tel. 0 61 72 / 2 51 92

LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII

Frankfurter Rundschau

LOKAL-RUNDSCHAU

In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478. Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 541.

Redaktion für den Main-Taunus-Kreis, Höchst und Wiesbaden 6238 Hofheim, Kirschgartenstraße 11,

Tel. 0 61 92 / 70 87, Fax 0 61 92 / 78 89

Leitung: Werner W. Büttner Tel. 0 61 92 / 70 87

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT V

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT V

Luftverschmutzung

Die Luftbelastungswerte vom 24. Juli, gemessen in Milligramm je Kubikmeter.Stoffe und Grenzwerte*

Hanau Maintal

SO2 (1,00) 0,01 (0,01) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,03 (0,03) 0,02 (0,01) Staub (0,45) 0,02 (0,02) 0,01 (0,02) Ozon (0,18) 0,11 (0,11) 0,12 (0,13)

- = kein Meßwert bekannt (Vortags-Werte in Klammern)

SO2 = Schwefeldioxid

NO2 = Stickstoffdioxid

bei Ozon- (O3) Konzentration:

"empfohlener Richtwert"

Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt. Im Sommerhalbjahr keine Messungen der Kohlenmonoxid-Werte (CO).

WIRTSCHAFT 11

Frankfurter Rundschau

LOKAL-RUNDSCHAU

In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478.

Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99 541.

Redaktionen Hanau und Gelnhausen

6450 Hanau, Wilhelmstraße 11-13, Postfach 1437 Tel. 0 61 81 / 1 30 93, Fax 0 61 81 / 1 30 97

6460 Gelnhausen, Altenhaßlauer Straße 7-9, Postfach 1233 Tel. 0 60 51 / 50 51, Fax 0 60 51 / 50 52

Leitung: Manfred Lochner, Tel. 0 61 81 / 1 30 93

Auch die Ehrungen muß man anmelden

FRANKFURT A. M. Langvermählte Paare und die ältesten Bürger haben in Frankfurt ein Anrecht auf Ehrungen bei Jubiläumsfeiern. Der Hessische Ministerpräsident und der Oberbürgermeister gratulieren (oder lassen ihre Glückwünsche überbringen) - doch die Jubilare müssen sich rechtzeitig darum bemühen.

Unaufgefordert kommen die Stadt- und Landesväter nämlich nicht, vorher müssen noch Formalien erledigt werden. Sechs Wochen vor der Feier, so empfehlen jetzt die Städtischen Mitteilungen, sollen sich die Jubilare anmelden und mit Geburts- oder Heiratsurkunde nachweisen, daß sie tatsächlich ein Jubiläum begehen.

Der Stadtbezirksvorsteher und der Sachbearbeiter im Römer, Zimmer 308, sind die Anlaufstellen für die Ehrungswilligen.

Zur goldenen (50 Jahre), diamantenen (60 Jahre), eisernen (65 Jahre) und Gnadenhochzeit (70 Jahre) übermitteln die Vertreter von Stadt und Land ihre Wünsche, ebenso zum 90., 95., 100. und jedem folgenden Geburtstag: Vorausgesetzt, die Verwaltung weiß Bescheid. star

Frankfurter Rundschau

LOKAL-RUNDSCHAU

In allen Fragen zur Zeitungszustellung wenden Sie sich bitte an unsere Vertriebsabteilung, Tel. 069 / 21 99 - 478.

Anzeigen für die Lokal-Rundschau nur über Tel. 069 / 21 99-541.

Redaktion Stadt und Kreis Offenbach:

6078 Neu-Isenburg, Rathenaustraße 29, Postfach 145, Tel. 0 61 02 / 2 92 - 2 63, Fax 0 61 02 / 2 92 - 303

Redaktion Kreis Groß-Gerau:

6082 Mörfelden-Walldorf, Langgasse 38, Postfach 1120, Tel. 0 61 05 / 2 25 83, Fax 0 61 05 / 37 73

Leitung: Birgit Buchner,

Tel. 0 61 02 / 2 92 - 2 74

LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII

1

1

1

1

1

LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII

MAIN-KINZIG-KREIS V

1

Der versprochene Umweltkoffer für den Naturschutz Neun Schulen im gesamten Stadtgebiet warten auf Ausrüstung zum Stadtschulamt-Projekt "Umwelt lernen"

FRANKFURT A. M. Wo bleibt der Koffer? Seit Ende April warten die Chemie- und Biologielehrer von neun Frankfurter Schulen auf ihn. Sie haben sich schon Gedanken gemacht, was sie mit dem versprochenen "Umweltkoffer" anfangen wollen, müssen sich aber noch gedulden. "Es gibt Lieferschwierigkeiten mit einigen Bestandteilen", erklärte Michael Breh der Stadtteil-Rundschau (er betreut im Stadtschulamt das Projekt "Umwelt lernen"). Dennoch soll das kleine Öko-Labor "auf jeden Fall" noch vor den Sommerferien an die Schulen ausgeliefert werden, versicherte Breh.

An der Robert-Blum-Schule in Höchst etwa halten die Lehrer den 4000 Mark teuren "Umweltkoffer" schon in den Händen. "Letzte Woche ist er gekommen", sagte die Schulleiterin Beate Meier-Hubrath, "wir haben alle staunend danebengestanden." Ein komplettes Öko-Labor mit Erdbohrer, Schallpegelmeßgerät, ph- Meter (zur Bestimmung des Säuregehaltes des Bodens), Reagenzgläsern und diversen Chemikalien hatte die Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) persönlich vorbeigebracht und zugesagt, an neun weitere Schulen einen solchen Koffer auszuliefern. Was wollen die Schulen damit anfangen?

Das ist für Alexander Zabler, Schulleiter der Albert-Schweizer-Schule in Bonames, ganz klar: "Bei uns füllt der Koffer 1000 Lücken im ökologischen Bereich." Seit zehn Jahren ist die Schule in Umweltprojekten engagiert und mehrfache Preisträgerin des Wettbewerbes "Gestalte deine Umwelt, bring Natur zur Schule". Doch bislang konnten nur wenige konkrete Daten erhoben werden. Das soll anders werden: Die Schadstoff-Belastungen des Regens können demnächst analysiert werden, die Lärmbelastungen durch den nahegelegenen US-Hubschrauberlandeplatz "Maurice Rose" wollen die Schüler messen und herausfinden, ob die Frischluft, die das Tal der Nidda entlang nach Frankfurt zieht, den Namen "Frischluft" noch zu Recht trägt. Damit will die "stadtteiloffene" Schule auf Umweltprobleme reagieren und mit Hilfe des Umweltkoffers auch eingreifen.

So weit gehen die Vorstellungen nicht an allen Schulen. Auch der Zeitpunkt, an dem die Umwelterziehung der Kinder beginnt, wird verschieden gewählt. In Bokkenheim etwa wartet die Biologie- und Chemielehrerin der Sophienschule, Sabine Thäle, gespannt auf das Öko-Labor. Sie will es in den 8. und 9. Klassen in beiden Fächern einsetzen, konkrete Pläne hat sie noch nicht.

Konkrete Erwartungen knüpft dagegen der Schulleiter der Ziehenschule in Eschersheim, Günther Brill, an das Miniatur-Labor: "Ich hoffe, daß der Koffer die Schüler motiviert, sich stärker um Chemie und Biologie zu kümmern." Insbesondere die Schüler der 7. und 8. Klassen sollen sich mit Umweltanalysen beschäftigen, denn "gewisse chemische Grundkenntnisse sind erforderlich", meinte Oberstudiendirektor Brill.

Das sieht Klaus Kaduk, Schulleiter der Carlo-Mierendorff-Schule in Preungesheim, anders. Er möchte die Schüler möglichst ab der 5. Klasse mit dem Umweltkoffer experimentieren lassen. "Wichtig ist die Begeisterungsfähigkeit der Schüler im jungen Alter", sagte Kaduk. Seit acht Jahren wird in Preungesheim an der Veränderung der Schule gearbeitet. 20 verschiedene Arten Bäume und 100 Büsche haben die Schüler mit Unterstützung der Biologielehrerin Monika von Sydow auf dem Schulgelände gepflanzt. "Für Menschen, die an einer bestimmten Sache mitgearbeitet haben, wird der Umweltschutz zur Herzenssache", so Kaduk.

In Unterliederbach, an der Walter- Kolb-Schule, findet es Schulleiterin Margot Häuser besonders wichtig, daß der Umweltkoffer tatsächlich transportabel ist, damit die Lehrer und Schüler nicht mehr an den Raum gebunden sind. Die Schule will ihr Gelände selbst hegen; dabei sollen die neuen Geräte helfen. Das Kollegium der Käthe-Kollwitz-Schule in Zeilsheim sieht dem Umweltkoffer gelassen entgegen.

Die Schule verfügt schon über zwei derartige Ausrüstungen und hat schon eine Reihe positiver Erfahrungen damit gemacht, allerdings enthalten die zwei vorhandenen Behälter andere Geräte. Im Fach Polytechnik will Direktor Erich Sehr die neue Laborausrüstung einsetzen: "Da könnte er sehr gut helfen."

Als "naturfern" beschreibt Schulleiterin Giesela Haase den Standort der Georg-Büchner-Schule in Bockenheim. Dort bestimmen die Probleme des Stadtteils die Anforderungen an den Umweltkoffer. Bislang habe man sich die Werte für die Belastungen der Luft vom Umweltamt geben lassen, demnächst sollen die Untersuchungen von den Schülern selbst gemacht werden.

Nicht an allen Schulen sind die Vorbereitungen schon so weit fortgeschritten. Die Lehrer der Carl-Schurz-Schule in Sachsenhausen etwa haben nach Angaben ihres stellvertretenden Schulleiters Reinhard Huiden erst aus der Zeitung erfahren, daß sie einen solchen Umweltkoffer erhalten sollen.

Die Schulleiterin ist zur Zeit nach Leipzig abgeordnet, der Informationsfluß stockt. "Wir freuen uns dennoch," sagte Huiden, "unsere Umweltgruppe kann damit bestimmt etwas anfangen."

Nur an der Karl-Oppermann-Schule in Sachsenhausen blieben die Lehrer reserviert: Sie wollen sich die Geräte erst einmal ansehen, bevor sie Pläne machen. kan

Wo Erfinder Edison sein Lied singt Rundfunkarchiv: einzigartige Sammlung von Tondokumenten

Aus dem Lautsprecher dringt ein Rauschen wie von Brandungswellen, Möwengeschrei überlagert das Geräusch des Meeres. Doch was da kreischt, ist kein Seevogel, sondern die Stimme Thomas Alva Edisons. Der berühmte Erfinder singt den englischen Kindervers "Mary had a little Lamb" und lacht schallend. Aufgenommen mit dem Zinnfolien-Phonographen, den der Amerikaner Edison 1877 zum Patent anmeldete, wird aus dem Lied für unsere heutigen Ohren eine akustische Seelandschaft. Aufbewahrt wird die Rarität im Deutschen Rundfunkarchiv in der Bertramstraße, die ja auch die Adresse des Hessischen Rundfunks ist. Seit 40 Jahren existiert diese einzigartige Sammlung von Tondokumenten.

Hier werden Aufnahmen der Reden von Hitler und Goebbels ebenso bewahrt wie etwa das Pausenzeichen des (alten) estnischen Rundfunks; die tiefblauen Edison-Walzen mit Ohrwürmern aus "Carmen", aufgenommen in den 20er Jahren, gehören genauso zum Bestand wie die 1990er CD-Einspielung von Ernst Moschs Lederhosen-Hit "Heut' sammer fesch".

Hauptaufgabe des Archivs und seiner rund 50 Mitarbeiter ist es, die zwölf Rundfunkanstalten der ARD bei der Programmplanung mit Tondokumenten zu unterstützen. Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit: Marlene Dietrich stirbt. In einer Sendung soll an den "blauen Engel" erinnert werden, beim Rundfunkarchiv weiß man binnen kurzer Zeit aus den umfangreichen Katalogen und Datenbanken, welche Funk- und Fernsehaufnahmen von der Dietrich existieren und wo sie lagern.

Verzeichnet sind in Frankfurt die Aufnahmen aller Sender, gelagert werden viele der Bänder bei den einzelnen Anstalten. Den Eigenbestand des Frankfurter Archivs bilden zum großen Teil Tonträger, die vor 1945 entstanden sind: 800 Edison-Walzen, dazu Zink- und Hartgummiplatten sowie rund 50 000 Schellack- Platten.

Mit der deutschen Vereinigung kam ein riesiger Musik-, Wort- und Geräuschberg dazu. "Seit dem 1. 1. 1992 sind wir auch für die Rundfunkarchive der Ex- DDR zuständig - eine gewaltige Aufgabe", sagt Joachim-Felix Leonhard, der Leiter des Rundfunkarchivs und seit sieben Monaten als Nachfolger von Harald Heckmann im Amt.

Die Mitarbeiter archivieren nicht nur, sondern erforschen die Dokumente auch, etwa die Rolle des Rundfunks in der Weimarer Republik und während des Nationalsozialismus. Dabei werden sogar alte Programmzeitschriften ausgewertet, um einen möglichst vollständigen Überblick über alle Sendungen zu bekommen. Oft wenden sich Wissenschaftler an das Archiv; Privatleuten kann nur sehr begrenzt geholfen werden: "Dafür haben wir einfach zu wenig Leute", erklärt Leonhard diese Einschränkung.

Alle Interessenten bekommen von den akustischen Museumsstücken nur Kopien. "Kein Originalband verläßt das Haus", sagt Leonhard. Das Archiv erstellt für den eigenen Gebrauch Kopien der Originale; ein Gerät, um Edisons Walzen abzuspielen, wurde dafür elektronisch aufgepeppt. Von den Archivbänder erhalten dann die Benutzer Kopien.

Die Originale lagern im vollklimatisierten Keller, doch irgendwann werden sie verrotten. Etwa die dicken Schellack-Platten: Schellack ist ein Harz, ein organisches Material also, das verwest. In 50, vielleicht aber auch erst in 100 Jahren wird das Ebbelwei-Lied des Frankfurter Kleinkünstlers Ada Müller, im Jahr 1909 in Schellack gepreßt, vermodert sein. Doch auf den Archiv-Tonbändern wird es bis weit ins nächste Jahrtausend zu haben sein. cis

Immer mehr Beschäftigten ist der "Zeitwohlstand" viel wert Aachener Studie zeigt Tendenz zum Ausstieg aus dem Full-Time-Job auf / Skepsis bei Kollegen und Vorgesetzten

So wünschen sich Vorgesetzte den idealen Mitarbeiter: Er nimmt nichts wichtiger als den Beruf, ist fast immer erreichbar und abends brennt in seinem Büro noch das Licht. Zwölf- oder gar Sechzehn-Stunden-Tage sind für ihn eine Selbstverständlichkeit. Er setzt sich voll für die Firma ein und erwartet das gleiche von den Kollegen.

Aber neuerdings machen sich "Störenfriede" breit, die andere Vorstellungen hegen: Sie lehnen die Ochsentour auf der betrieblichen Karriereleiter ab und stellen gar - irritiert beobachtet auch von Gewerkschaften - das "normale Dienstverhältnis" in Frage. Sie wollen weniger arbeiten und nehmen dafür auch geringere Einkommen in Kauf. "Zeitpioniere: Flexible Arbeitszeiten - neuer Lebensstil" lautet der Titel einer Studie der Technischen Universität Aachen, in der das Soziologen-Team Karl Hörning, Anette Gerhardt und Matthias Michailow die Motive jener kleinen, aber wachsenden Gruppe von Beschäftigten untersucht hat, die sich ein erfülltes Leben nur bei geringerer Arbeitszeitbelastung vorstellen können. Die Mehrheit der Befragten waren gut verdienende Singles; die Untersuchung beruht auf Aussagen von Interviewpartnern aus der Mittelschicht mit Schwerpunkt Dienstleistungsberufen.

Diese keineswegs repräsentative Stichprobe ändert aber nichts an ihrem Stellenwert für die Analyse eines tiefgreifenden Wertewandels. "Im Lebensstil der Zeitpioniere deuten sich weitreichende Umbrüche an", behaupten die Wissenschaftler. Die Befragten hätten durchaus ein positives Verhältnis zur Arbeit: Sie bewältigen sie motiviert, leistungsbereit und engagiert, wenden sich allerdings gegen die starren Zeitstrukturen und Vorgaben einer normierten Arbeitswelt. Sie möchten mehr Spielraum für sich und ihre Freizeitinteressen gewinnen. Mittags ins Schwimmbad verschwinden zu können oder öfter mal ein Buch zu lesen, ist ihnen wichtiger als Geld oder Karriere. Diese lustbetonte Haltung stößt in den Betrieben häufig auf Mißgunst und Skepsis, berichtet die Studie. Die Auseinandersetzung über differenzierte Arbeitszeiten gerät zum kulturellen Konflikt zwischen den Kollegen. Vor allem Männern werden nur selten die Gründe abgenommen, weshalb sie weniger lange arbeiten. Im Gegensatz zu Frauen fehlen ihnen gesellschaftlich legitimierte Rollenzuweisungen für die freie Zeit. Nebentätigkeiten, gar Schwarzarbeiten, werden ihnen unterstellt, und auch die Vorgesetzten halten den "Flexiblen" vor, sie seien eben nur halb bei der Sache.

Doch diese Urteile decken sich nicht mit den Ergebnissen der Studie. Im Gegenteil, durch den stringenteren Arbeitsstil nimmt die Qualität des out-put zu; die Konzentration ist höher, der Leerlauf geringer. Die Dichte des Arbeitstages von Zeitpionieren, so fanden die Aachener heraus, führt dazu, daß manche in 20 oder 25 Wochenstunden nahezu das Pensum einer Vollzeitkraft erreichen. Der erweiterte Spielraum für die Freizeit wird also mit Streß erkauft. Der aus dem üblichen Rhythmnus Ausbüxende muß straffer planen und große Beweglichkeit bei internen Absprachen entwickeln. Der wichtige informelle Kontakt im Unternehmen leidet; die Betroffenen geraten leicht in eine Außenseiterposition, zumal mißtrauische Kollegen sie zum Teil gezielt aus Gesprächszirkeln ausschließen.

Je höher qualifiziert einer ist, desto schwieriger wird es, die inviduellen Arbeitszeit-Wünsche einzubringen. Die meisten Stellen auf den oberen Etagen der Hierarchie gelten als "unteilbar". Hindernisse bauen aber nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Gewerkschaften auf. Letztere haben das vertraglich abgesicherte "Normalarbeitsverhältnis" stets als soziale Errungenschaft betrachtet. Es sollte der Ausdehnung der täglichen Arbeitszeit Paroli bieten. Einkommensverzicht zugunsten von "Zeitwohlstand" blieb den Arbeitnehmervertretern lange Zeit fremd. Damit, so die Argumentation, höhle man mühsam erkämpfte kollektive Schutzrechte aus und untergrabe die Solidarität der Beschäftigten.

Auch heute noch sind sich viele Manager und Betriebsräte in der auf straffer Planung und Zeitdisziplin fußenden Art der Unternehmensführung einig. Doch immer häufiger argumentierten Funktionäre an den Bedürfnissen ihrer Mitglieder vorbei, die an beweglicheren Zeitmodellen durchaus Interesse zeigen. Trotzdem werden die Gewerkschaften in dieser Hinsicht nur selten initiativ, weshalb sich die "Flexibilisierer" meist mit den Angeboten der Geschäftsleitungen zufriedengeben müssen. Die aber propagierern nur dann andere Arbeitstakte, wenn sie zum Beispiel eine höhere Auslastung teurer Maschinen ermöglichen. Mit dem Wunsch nach mehr Zeitautonomie für den einzelnen hat dies wenig zu tun.

Die Aachener Soziologen glauben, daß der Trend zur Freizeitgesellschaft weitergehen wird. Praktizieren also demnächst viele Arbeitnehmer, was heute nur die "Pioniere" wagen? Zumindest theoretisch können sich immer mehr Menschen leisten, das Verhältnis von Zeit und Geld in ihrem Leben zu überdenken und auf materiellen Reichtum zugunsten von mehr freier Zeit verzichten. "Zeitwohlstand" in diesem Sinne, so die Wissenschaftler, steht "für eine andere Art zu leben, die sich den Ansprüchen der Industriegesellschaft nicht bedingungslos unterwirft, sondern eigensinnige Akzente setzen will." THOMAS GESTERKAMP

Fußball-Europa-Meisterschaften in Schweden ==== Olympia in Barcelona ==

Liebe Kollegen, für alle die aus Schweden von der Fußball-EM über COM.BOX berichten wollen, hier die Einwahl-Prozedur über INFONET Schweden:

INFONET Stockholm

1200 Baud: (+8)

834090

INFONET Stockholm

300 - 2400 Baud: (+8)

7646595 mnp

Loginprozedur (die Angabe "CR" steht fuer die ENTERTASTE):

nach dem "connect" verfahren Sie folgendermaßen auch wenn "verrückte" Zeichen auf Ihrem Bildschirm auftauchen: :

"CR"

--" ca. 2 Sekunden warten "CR"

--" ca. 2 Sekunden warten c "CR"

--" ca. 2 Sekunden warten cbx1 "CR" --" danach wird die Verbindung zu COM.BOX hergestellt.

Sollten Sie noch keine Adapter für schwedische Telefone haben (die bestellten Exemplare verlassen heute Berlin), so können wir die ersten acht Bestellungen noch befriedigen, Preis 65,-- DM + Mwst incl. Versandkosten.

Mit freundlichen Grüßen COM.BOX - WINET Werner Höppner

P.S. Olympia in Spanien:

In Spanien werden keine besonderen Stecker benötigt. Neuere Anschlüsse laufen per RJ11-Stecker (amerikanische Norm). Ältere Anschlüsse müssen in der bewährten Taschen- messer-Methode "geknackt" werden.

In Barcelona ist ein Knoten von Infonet neu installiert.

1

LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII

MWESTKREIS OFFENBACH · KREIS GROSS-GERAU VII

MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU VI

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN II

HOCHTAUNUSKREIS

HOCHTAUNUS V

HOCHTAUNUS V

HOCHTAUNUS VII

Manta-Witze finden sie alles andere als komisch / "Wenn zwei, drei Autos beisammen sind, dann geht so richtig die Post ab" Kleine Träume vom großen Rennen Der Opel-Club Florstadt würde gern noch weitere Wetterauer Fans aufnehmen

FLORSTADT. "Der kürzeste Manta-Witz: Steht ein Manta vor der Uni." Die Mitglieder des Opel-Clubs Florstadt können darüber nicht lachen. Ihr Kumpel Roman Arndt (22) gilt ihnen als lebender Gegenbeweis zur Pointe. Der Kraftfahrzeugmechaniker bestand im Anschluß an die Lehre das Fachabitur. Nach dem bevorstehenden Wehrdienst will er auf der Fachhochschule Maschinenbau studieren. Sein Auto, ein weißer Opel Manta, wird dann zwischen den Wagen aller anderen Studenten parken. "Also", wiegelt Udo Forbach (25) ab. Dem 25jährigen, von Beruf Gärtner, "hängen" die weitverbreiteten Kalauer über sich und seine Freunde "zum Hals raus".

Jens Forbach (22) nimmt die Scherze nicht so ernst. Seine Cowboy-Stiefel nennt er "Mantaletten", und auf dem T-Shirt, das er trägt, ist ein Foto seines eigenen rotlackierten Sportwagens zu sehen. Überhaupt kommt Jens der landläufigen Vorstellung vom typischen Mantafahrer ziemlich nahe. Wenn er in seinem "GSI" die Scheibe runterkurbelt, will er nicht seine Haare (oben kurz, hinten lang) im Fahrtwind wehen lassen, sondern den röhrenden Auspuff hören: "Das ist ein sagenhafter Klang."

15 000 Mark hat der Metzger vor zwei Jahren für den Wagen, Baujahr 1985, bezahlt. Um den Motor auf 160 PS zu tunen, gab Jens weitere 7000 Mark aus. Sein Motto: "Hubraum statt Spoiler." Noch heute bezahlt er die Schulden (300 Mark monatlich) ab und pflegt seinen Wagen entsprechend: "Jeden Samstag wird's Auto gewaschen", der Innenraum mit Sportsitzen, Hosenträgergurten und rosafarbenen Plüschwürfeln am Rückspiegel gesaugt.

Abends will Jens dann im Manta gesehen werden: "Da wird sich einfach so ins Auto gesetzt und rumgefahren, durch 'en Ort oder die Umgebung." Auf dem Beifahrersitz nimmt bei den Spritztouren Jens Freundin Platz, Judith Schuchardt (18). Als sie ihren Beruf nennt, muß sie grinsen: "Gelernte Friseuse".

Der "Messeplatz" in Nieder-Florstadt ist Treffpunkt für die Ausflüge der Autonarren. Ohne zuvor eine bestimmte Uhrzeit zu verabreden, warten sie dort in ihren Wagen aufeinander. Wenn "zwei, drei" Autos beisammen sind, geht's los - mit ohrenbetäubendem Lärm der Motoren. Sonntags werden weitere Strecken gefahren, "am liebsten in den Vogelsberg".

Auf dem Weg dorthin, auf der Autobahn, "fährt halt jeder so schnell, wie er meint, daß er das Auto noch beherrscht", so Heiko Werner (24). Meist bedeutet dies wohl Höchstgeschwindigkeit. Der Tachometer in Jens' Wagen reicht bis Tempo 220. Wenn er richtig aufs Gaspedal trete, sei die Anzeigenadel aber "am Anschlag". Doch selbst das reicht dem 22jährigen noch nicht. "So was wär' das Ideale für die Straße", schwärmt er vom Rennwagen seines Bruders Knut.

Knut Forbach (24), Vorsitzender und gemeinsam mit seinen Geschwistern Jens, Udo und Dagmar Gründer des im Sommer 1990 eingetragenen Vereins, baute aus einem schrottreifen Manta einen Rennwagen für sogenannte "Dragster-Rennen". Bei diesen Wettbewerben zählen alleine die Beschleunigungszeiten der Fahrzeuge. Die Rennstrecke ist nur 402 Meter, eine viertelamerikanische Meile, lang.

Knut träumt davon, bei solch einem Rennen mit seinem 330 PS starken Wagen anzutreten. Der Acht-Zylinder-Motor seines Opels stammt aus einem amerikanischen Chevrolet Caprice. Rund 1500 Arbeitsstunden in zwei Jahren brauchten Knut und seine Freunde, um den 1989 gekauften Wagen "neu aufzubauen". Der gelb-pinkfarbene Manta steht nun in einer Scheune. Zum Straßenverkehr ist das Auto nicht zugelassen. An einem Rennen hat Knut noch nicht teilgenommen. Das letzte in Westdeutschland geplante "Dragster-Racing" (1991 in Würzburg-Giebelstadt) wurde aus Umweltschutzgründen abgesagt. "Die Grünen", so Knut, hätten kein Verständnis für den Rennsport. Die berechtigten Einwände von Naturschützern läßt der 24jährige nicht gelten: "Ich fahr mit dem Rennauto bleifrei." In diesem Sommer möchte er mit dem Wagen erstmals an Rennen in Ostdeutschland und Ungarn teilnehmen. Seine Freunde wollen zuschauen.

Ein weiterer Wunsch des Opel-Clubs ist es, zum bundesweiten Mantafahrer-Treffen nach Florstadt einzuladen. Doch zur Organisation solch einer Mammut-Veranstaltung bräuchten sie mehr Mitglieder. Zur Zeit sind nur ein knappes Dutzend Frauen und Männer im Verein aktiv. Viele der ursprünglich mehr als 20 Opel-Fans seien ausgetreten. Jens: "Die waren uns zu proletenhaft. Viele wollten nur saufen."

Jens will in seiner Freizeit aber nicht nur Alkohol trinken. Wörtlich: "Manchmal bringst's das schon, aber net immer." Durch die geringe Mitgliederzahl seien die Aktivitäten des Opel-Clubs Florstadt "ein bißchen eingeschlafen", gesteht Vereinschef Knut. Anfangs organisierten die Mantafahrer Disco-Veranstaltungen im Bürgerhaus Staden. Inzwischen treffen sie sich nur noch zu Grillabenden oder um gemeinsam durch die Wetterau zu fahren.

Selbstverständlich wird an den Autos gewerkelt. An jedem der durchweg gebraucht gekauften Wagen (die Produktion des Typs "Manta-B" wurde 1988 nach zwölf Jahren eingestellt) wird "gebastelt". Ein "Muß" sind Alufelgen, breite Reifen und ein tiefergelegtes Sportfahrwerk. Obwohl mit Ausnahme von Roman keiner der Florstädter Opel-Fans einen Beruf der Fahrzeugbranche erlernt hat, reparieren sie an ihren Autos fast alles selbst. Schließlich hätten sie als Teenager schon ihre Mofas frisiert.

Um über Tricks und Kniffe beim Tunen fachsimpeln zu können, würden die Florstädter gerne weitere Wetterauer Opel-Fans in ihrem Club aufnehmen. Nach einer Satzungsänderung sollen die Mitglieder dann 60 Mark Jahresbeitrag (statt bislang zehn Mark monatlich) bezahlen. Für Bewerber wollen die Florstädter ein halbes Jahr "Probezeit" einführen.

Den Grund nennt Heiko Werner: Bei den großen Mantafahrer-Treffen, an die Florstädter gelegentlich teilnehmen, hätten sie Gleichgesinnte kennengelernt, die sie lieber nicht in ihren eigenen Verein aufnehmen würden: "So Idioten, die 'en Reifen durchdrehen lassen, bis er brennt." kop

Notdienste

MAIN-TAUNUS-KREIS

Ärzte Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Zu erfragen über die Leitstelle in Hofheim unter Tel. 0 61 92 / 50 95.

Flörsheim. Ärztlicher Wochenend- und Feiertagsdienst: Auskunft bei Notdienstzentr. Raunheim, Ringstr. 107, Tel. 0 61 42 / 3 33 50. Tierärzte Sa., So.: Klaus Mayer, Rüdesheimer Str. 33, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 23 45.

Prof.Dr. L. Heber, Ostring 78, Schwalbach, Tel. 0 61 96 / 8 52 89. Apotheken Bad Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach. Sa., So.: St.-Barbara-Apotheke, Hauptstr. 50, Sulzbach, Tel. 0 61 96 / 7 18 91.

Hattersheim. Sa., So.: Rosen-Apotheke, Frankfurter Str. 15, Tel. 0 61 90 / 22 14.

Hochheim, Flörsheim. Sa.: Bahnhof- Apotheke, Bahnhofstr. 39, Flörsheim, Tel. 0 61 45 / 64 90.

So.: Bonifatius-Apotheke, Königsberger Ring 2-8, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 40 39.

Hofheim, Kriftel. Sa.: Stein'sche Apotheke, Wilhelmstr. 2, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 62 21.

So.: Kreuz-Apotheke, Frankfurter Str. 16, Kriftel, Tel. 0 61 92 / 4 21 00.

Kelkheim, Liederbach. Sa., So.: Sonnen-Apotheke, Kirchplatz 1, Kelkheim, Tel. 0 61 95 / 22 66.

Eppstein, Niedernhausen, Wi.-Auringen, Wi.-Naurod. Sa.: Burg-Apotheke, Burgstr. 18, Eppstein, Tel. 0 61 98 / 86 15.

So.: Sonnen-Apotheke, Austr. 10, Niedernhausen, Tel. 0 61 27 / 29 30.

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 4

Mitglieder überfordert VdK sieht keine Ansätze für konkrete Altenarbeit

ECKENHEIM. Das neue Betreuungsgesetz macht der 280 Mitglieder starken VdK-Ortsgruppe Eckenheim zu schaffen. Auf dem jüngsten monatlichen Treffen des Vereins im Haus Eckenheim fand sich niemand, der ehrenamtlich einen alten Menschen betreuen oder eine Pflegschaft für ihn übernehmen wollte. "Die Reaktion war gleich null", sagte der Vorsitzende der Ortsgruppe, Johannes Kohrs. "Das traut sich keiner zu."

Bislang kümmern sich Rechtsanwälte um alte Menschen, die "geistig nicht mehr ganz da sind" und Hilfe im Alltag oder bei Rechtsgeschäften brauchen. Nur: Es gibt Rechtsanwälte, die mehr als 80 Pflegschaften für alte Menschen übernommen haben. Entsprechend dürftig ist dann auch mitunter der Kontakt im Einzelfall.

Über den VdK und den Paritätischen Wohlfahrtsverband sucht man nun "händeringend" (Kohrs) engagierte Bürgerinnen und Bürger für diese Aufgabe. "Wir unterstützen das Gesetz, damit diese Menschen nicht als Menschen zweiter Klasse behandelt werden - sie sollen ihren Willen durchsetzen können", unterstrich Kohrs. Ungeachtet der geringen Resonanz wolle der VdK deshalb mithelfen, das Betreuungsgesetz umzusetzen. Doch nicht nur die Sozialpolitik stand auf der Tagesordnung der Ortsgruppe: Der Muttertag war ebenso wichtig. Kohrs hatte sich die Mühe gemacht und war den Ursprüngen des Festes nachgegangen. Ergebnis: Der erste Muttertag war am 12. Mai 1907 begangen worden. Aus Anlaß des zweiten Todestages ihrer Mutter hatte die damals 43jährige Ann Jarvis vor der Kirche ihrer Gemeinde in West-Virgina eine Nelke an alle Frauen verteilt - um "sie und alle Frauen dieser Erde zu ehren". In Deutschland wurde der Tag am 13. Mai 1923 erstmals gefeiert.

Außerdem beschäftigte sich die Ortsgruppe mit weiteren Aktivitäten. Geplant ist ein Ausflug nach Kortelshütte nördlich von Hirschhorn im Odenwald. Vor 24 Jahren wurde dort der Singkreis der Vereins - er zählt heute nur noch sechs Mitglieder - gegründet. Fest steht auch: Am Samstag, 20. Juni, geht die Eckenheimer VdK-Gruppe auf große Fahrt. Bislang ist nur der Abfahrtstermin (10 Uhr) und der Treffpunkt (Sozialzentrum Marbachweg) bekannt. Über das Ziel der Reise hüllt sich Johannes Kohrs in Schweigen: "Dieses Jahr wird es eine Überraschungsfahrt." kan

1

1

1

"Die Schnaken" Die Karnevalisten bestätigten Vorstand

SACHSENHAUSEN. Peter Müller bleibt für eine weitere Wahlperiode Vorsitzender des Karnevalvereins "Die Schnaken" Sachsenhausen. Bei der Jahreshauptversammlung wählten ihn die Mitglieder außerdem zum Ministerpräsidenten in Personalunion.

Müller, dessen Rechenschaftsbericht trotz der Zwangsabsage der Kampagne '91 infolge des Golf-Konflikts recht positiv ausfiel, wird auch bei seiner kommenden Vereinstätigkeit von bewährten Kräften unterstützt. Zur stellvertretenden Vorsitzenden wurde Gisela Kern gewählt. Sie leitet zudem (wie bisher) den Damen-Elferrat.

Dem neuen Vorstand gehören außerdem an: Marlies Neumann (1. Kassiererin), Jürgen Neumann (2. Kassierer), Monika Kern (1. Schriftführerin), Karl Joachim (2. Schriftführer), die Archivare Rainer Martins und Ullrich Großmann sowie die Beisitzerin Renate Müller und Beisitzer Martin Ottmüller. Sandra Ottmüller ist Gardekommandeuse.

Die neuen Mitgliedervertreter im Ordensausschuß sind Kurt Caspari, Rudi Baumann und Helmut Müller. In den Vergnügungsausschuß beriefen die Vereinsmitglieder Elisabeth Falk und Adalbert Illek. dixi

Notdienste

WESTLICHE STADTTEILE

Gemeindeschwestern

Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zu erreichen über die Zentrale für ambulante Krankenpflege, Hospitalstr. 42, Tel. 31 89 31.

Tierärzte

Dr. von Rhein, Jacques-Offenbach-Str. 14, Offenbach, Tel. 84 64 28.

Zahnärzte

Der Notdienst ist zu erfragen bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Tel. 6 60 72 71.

Ärzte Der ärztliche Notdienst für Frankfurt, Georg-Voigt-Str. 15, ist unter der Sammel-Nummer 1 92 92 erreichbar (nur wenn der Hausarzt verhindert ist).

Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265.

Apotheken

Sa.: Liederbach-Apotheke, Königsteiner Str. 98, Ffm.-Unterliederbach, Tel. 31 69 15.

So.: Behring-Apotheke, Alzeyer Str. 1, Ffm.-Nied, Tel. 39 66 41. Giftnotrufzentrale

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. ohne Gewähr

Notdienste in Wiesbaden

Apotheken Sa.: Bären-Apotheke, Oranienstr. 50 (Ecke Matthias-Claudius-Str.), Tel. 30 52 22.

Hubertus-Apotheke, Danziger Str. 48, Sonnenberg, Tel. 54 05 91.

Linden-Apotheke, Dotzheimer Str. 61, Tel. 4 82 96.

So.: Moritz-Apotheke, Moritzstr. 16, Tel. 3 93 29.

Theresien-Apotheke, Wellritzstr. 11, Tel. 40 93 25.

Turm-Apotheke, Poststr. 24, Bierstadt, Tel. 50 07 58. Ärzte Notfalldienst: DRK-Haus, Flachstraße 1, Tel. 46 10 10.

Feste Notarztsprechstunden: 11 bis 13 und 15 bis 20 Uhr.

Augenärzte Dr. B. Bischoff, Langgasse 13, Tel. 06 11 / 37 40 22 (Praxis) und 06 11 / 30 15 72 (Wohnung). Zahnärzte Zu erfragen beim DRK, Tel. 4 90 50. Tierärzte Notfalldienst: Tel. 06 11 / 46 10 10.

Dr. Puscasu, Wilhelmstr. 40, Mainz- Kostheim, Tel. 0 61 34 / 2 13 99. Giftnotrufzentrale Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.

Der Alkohol ist nach wie vor die Droge Nummer eins Auch in westlichen Stadteilen läuft der Handel mit illegalen Rauschmitteln immer mehr auf privater Ebene

WESTLICHE STADTTEILE. Drogenabhängige können sich in den westlichen Stadtteilen nach Meinung von Lothar Brill, dem Leiter der Höchster Jugend- und Drogenberatungsstelle, "problemlos" mit Suchtmitteln aller Art eindecken: "Wie leicht Haschisch zu bekommen ist, darüber macht sich die Öffentlichkeit keine Vorstellung." Heroin und Kokain zu kaufen sei zwar "etwas schwieriger", aber dennoch "machbar".

Auch die synthetische Droge "Crack" sei schon vereinzelt "aufgetaucht". Sogenannte Designerdrogen - aufputschende Amphetamine - würden dagegen meist nur in Innenstadt-Discos genommen. Im Gespräch mit der FR stellte Brill jedoch klar: "Alkohol ist nach wie vor mit großem Abstand die Droge Nummer eins."

Während es Schnaps und Bier "offen an jeder Ecke gibt", laufe der Handel mit illegalen Drogen zunehmend auf der privaten Schiene ab: Süchtige kennen "ihren Dealer", der ihnen den gewünschten "Stoff" beschafft oder zu dem sie in die Wohnung gehen können, weil er "etwas" da hat. Diese "privaten Verteilungswege" erschweren nicht nur der Polizei den Zugriff, sondern schützen die Käufer auch vor Gewalt in der offenen Szene.

Stadtbekannte Treffs wie in der Innenstadt Konstablerwache, Gallusanlage oder Kaisersack gibt es nach Brills Wissen in den westlichen Stadtteilen kaum. "Nur vor der Spielothek in der Kranengasse am Bolongaropalast läuft was. Der Höchster Bahnhof scheint an Bedeutung verloren zu haben." Der Leiter der Drogenberatungsstelle weiß jedoch von "viel Bewegung in der Szene". Er schließt deshalb nicht aus, daß sich neue, "offene" Treffpunkte bilden.

Dazu trage auch der massive Einsatz der Polizei in der Innenstadt bei, die damit Szene und Handel in die umliegenden Stadtteile verdränge: "Vor 15 Jahren spielte sich fast alles in der City ab. Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert." Von diesem Wandel sei auch Frankfurts Westen betroffen, jedoch nicht stärker als andere Stadtteile: "Und das Drogenproblem ist damit auch nicht größer als andernorts." Wieviele Menschen beispielsweise in Höchst oder Zeilsheim von illegalen Drogen abhängig sind, könne nur grob errechnet werden.

Stadtweit hat die Polizei 4300 Süchtige registriert, die durch Heroin- oder Kokainbesitz aufgefallen sind. Wegen der hohen Dunkelziffer schätzt Helmut Rösner vom Rauschgiftkommissariat K 44 die Gesamtzahl "harter" Drogensüchtiger in Frankfurt jedoch auf 8000 bis 10 000. Auf die etwa 110 000 Bewohner im westlichen Frankfurt hochgerechnet ergibt sich, so Lothar Brill, eine Bandbreite von "1000 Süchtigen, plus minus einigen hundert".

Insgesamt seien im Frankfurter Westen deutlich mehr Menschen suchtkrank. "Etwa 3000", schätzt Brill, hingen an der Flasche, "weitere 1000 bis 3000 Menschen" benötigten ihre tägliche Dosis Tabletten oder Psychopharmaka.

Offenbar wird es schwieriger, die Menschen in Heroinsüchtige, Trinker oder Medikamentenabhängige einzuteilen. Der Grund: "Drogen sind inzwischen austauschbarer geworden", konstatiert Brill. Fixer würden auch "saufen", Tabletten nehmen und "kiffen" - je nachdem, was gerade greifbar sei. Kurz: "Sie nehmen alles, was sie kriegen." Auch Alkoholabhängige zögen sich öfters mal einen Joint rein, wenngleich die Zahl "reiner Trinker" nach wie vor hoch sei.

So schwierig die Zahl Abhängiger zu schätzen ist, so schwer läßt sich nach Brills Worten die Zu- oder Abnahme des Drogenkonsums prognostizieren. "Ich vermute aber, daß die Zahl der Süchtigen steigt." Dafür gebe es Indizien: Suchtkranke fielen in der Öffentlichkeit immer mehr auf, und die Zahl der Süchtigen, die zu den drei Sozialarbeitern in die Höchster Beratungsstelle kommen, steige - vergangenes Jahr waren es 548.Erste Erfahrungen mit illegalen Drogen machen viele Jugendliche an Schulen. Auch wenn Brill keine "fundierten Erfahrungen" hat, glaubt er doch zu wissen, daß als "Einstieg" Haschisch oder Marihuana geraucht wird: "In einem bestimmten Alter gehört das einfach dazu."

Die Probleme wüchsen mit zunehmendem Alter der Jugendlichen. "Vor allem an Realschulen und Gymnasien wird öfters mal probiert. Das kann bis zum regelmäßigen Konsum gehen." Auszubildende machten da auch keine Ausnahme. Oft sei es eine Mischung aus Neugierde, Freundschaftsdienst und Verkauf von Haschisch, was die Teenager zum ersten Joint animiere.

Von hartem Drogenhandel an den Schulen in den westlichen Stadtteilen ist Brill nichts bekannt. Der Sozialarbeiter macht auch hier die Maßstäbe deutlich. Wer nur illegale Drogen im Blickfeld habe, lasse außer acht, "daß es mehr Säufer als Kiffer unter den Schülern gibt. Alkohol ist das größte Problem." Nicht zu vernachlässigen sei auch, daß Eltern Kinder mit Tabletten "ruhigstellen" - und dann zur Schule schicken.

Die Höchster Jugend- und Drogenberatung befindet sich in der Gersthofer Straße 4, Telefon 30 20 03. dis

BERICHTE 5

Nicht nur ein Tanz, sondern ein Gefühl Langsam aber stetig findet der "Tango Argentino" auch in Frankfurt sein Publikum

FRANKFURT A. M. Mit gemessenen Schritten bewegen sich die beiden Tänzer über den Teppich. Der Ausdruck ihrer Gesichter ist ernst, die Haltung aufrecht und stolz. Dann und wann umschlingt die Frau blitzschnell mit einem zierlichen Ausfallschritt das Bein des Tanzpartners. Provokation oder Begehrlichkeit? Melancholie und Sehnsucht schwingen in der Musik mit. Akkordeon und Klavier teilen sich die sparsamen Takte der Melodie. Nach dem nächsten Wiegeschritt löst sich die Tänzerin wieder von ihrem "Gaucho", mit einem Ausdruck des Bedauerns, aber mit bestimmter Geste.

"Tango ist mehr als ein Tanz, es ist ein Gefühl", sagt Fabiana Jarma, TangoTanzlehrerin aus Argentinien, die mit ihrem Partner Wolfgang Tittmann in der Stadtteilbücherei Nordweststadt vor etwa 60 Zuschauern eine Kostprobe des lateinamerikanischen Klassikers präsentierte. Das Ziel: mehr über das Gefühl, die Erotik und die Geschichte des "Tango Argentino" zu vermitteln. Dazu eingeladen hatte das "Kultur-Buffet", eine gemeinsame Veranstaltungsreihe von Stadtteilbücherei, Volkshochschule und Katholischer Familienbildungsstätte Nordweststadt.

In Berlin gebe es mittlerweile eine richtige Tango-Szene, berichtete Lioba Kunz, Leiterin der Katholischen Familienbildungsstätte. Soweit sind die Frankfurter noch nicht. Sie müssen den Tango erst noch entdecken. "Eine Dienstleistungsmetropole bietet vielleicht weniger Raum für einen derartigen Tanz", vermutete sie. Er wurde in einem anderen sozialen Milieu geboren. Den faszinierenden Ausdruck von Gefühlen haben die Organisatoren zum Anlaß genommen, einmal aus der Konzeption der Veranstaltungsreihe auszubrechen, die sich bislang mit Sprache und Lesen beschäftigte. Daß es im wahrsten Sinn des Wortes ein "Kultur-Buffet" wurde, dafür sorgten die Frauen des "Reso-Projekts" der Justizvollzugsanstalt Preungesheim III. Mit selbstbereiteten Speisen luden sie zu einer kulinarischen Reise in die Heimat des Tango ein.

Während in Frankfurt um 1880 neue Vorstädte emporschossen, entwickelte sich im sozialen Elend der Vorstädte von Buenos Aires und Montevideo der Tango, berichtete Fabiana Jarma. Später dann, in den "Goldenen 20ern", habe der Tanz die ganze Welt bewegt. Berühmt-berüchtigt machte ihn seine erotische Ausstrahlung. Sie verlieh ihm von Anfang an den Hauch des Verruchten. Lange galt er deshalb als "sündhaft". Entstanden ist der Tango in den Elendsvierteln der Einwanderer aus Europa. Ihre Träume prägten das Lebensgefühl in Buenos Aires. Prostitution und die Mafia taten ein übriges. In dieser Stimmung begannen Männer auf den Straßen den Tango zu tanzen, um Sehnsüchte und Melancholie auszudrükken.

Einen wichtigen Beitrag dazu leistete ein Deutscher: Heinrich Band. Er machte das Akkordeon in Argentinien populär. Als "Bandoneon" ging die "Quetschkommode" in die Geschichte des Tango ein. Für den neuen Tanz wurde sie schnell unentbehrlich.

Bis zur Hochphase des Tango in den 20er Jahren gab es weder Noten noch festgelegte Strukturen, sondern nur "den Rhythmus der Gitarren und des Herzens". In dem Maße, wie der Tango in Europa salonfähig wurde, habe man ihn seiner eindeutigen, von der aristokratischen Gesellschaft als obszön empfundenen, erotischen Momente beraubt.

Heute wird der Tango auch in Frankfurt immer beliebter, und viele erlernen ihn in Tanzschulen und Kursen. Etwa 200 Schüler gehen bei Fabiana Jarma "in die Lehre". Regelmäßig bietet sie zusammen mit der Lehrerkooperative im Haus der Jugend, Deutschherrnufer 12, Kurse an. Weitere Einzelheiten können Interessierte unter der Telefonnummer 77 80 55 erfragen. Auch Wolfgang Tittmann organisiert Tango-Kurse: Termine können unter der Telefonnummer 57 09 19 erfragt werden. *kan

Geisenheimer Straße Ortsbeirat 6 beharrt auf Lärmschutzwand

SCHWANHEIM. Eine Verlängerung der Lärmschutzwand westlich der Geisenheimer Straße ist momentan aus finanziellen Gründen nicht möglich. So beantwortete der Magistrat eine entsprechende Anfrage des Ortsbeirates 6. Das Gremium gab sich jedoch auf seiner vergangenen Sitzung mit dieser Auskunft nicht zufrieden und will einen Antrag stellen, der Geld aus dem Nachtragshaushalt für eine gläserne Schutzwand verfügbar macht.

Im März hatte der Ortsbeirat 6 eine Anfrage beschlossen, die klären sollte, ob die Glaswand bis an das Parkhaus Geisenheimer Straße 40 verlängert werden könne, da durch die Lücke Verkehrslärm in das Wohngebiet dringt. Die Absage des Magistrats wurde von allen Fraktionen mißbilligt. "Bei der Verlängerung bis ans Parkhaus handelt es sich lediglich um 30 Meter, sowas kostet maximal 70 000 Mark", schätzte der CDU-Fraktionsvorsitzende Bernhard Mertens.

In der nächsten Sitzung will der Ortsbeirat 6 mit einem gemeinsamen Antrag aller Parteien an den Magistrat versuchen, doch noch Geld "freizumachen". hen

STADT UND KREIS OFFENBACH II

NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH V

Hoffnung für die Zeit nach dem Knast Ausbildung im Preungesheimer Frauengefängnis: "Arbeitgeber reagieren positiv"

FRANKFURT A. M. Können strafgefangene Frauen etwas lernen? Diese Frage ist heute längst geklärt, denn jeden Tag erwerben weibliche Gefangene in Strafanstalten Bildungsabschlüsse bis zum Universitätsexamen. Das war nicht immer so. Noch 1974 schien es notwendig, ein zeitlich befristetes Projekt unter dem Namen "Berufliche und soziale Rehabilitation von straffällig gewordenen Frauen" (Reso-Projekt) ins Leben zu rufen, das die Frage der "Bildungsfähigkeit" von Frauen im Gefängnis grundsätzlich überprüfen sollte.

Mittlerweile gelingt es seit 18 Jahren, mit einer Kombination aus beruflicher Ausbildung, sozialtherapeutischem Training und Beratung durch Psychotherapeuten einer steigenden Zahl von Frauen eine Perspektive für die Zeit "nach dem Knast" zu geben. "Das Konzept unserer Ausbildung ist bundesweit einzigartig", sagt Doris Kraut, Leiterin der "Maßnahme Koch-Gastgewerbe".

Drei Ausbildungswege werden den Gefangenen angeboten, die in der Frauenjustizvollzugsanstalt III (JVA III) in Preungesheim einsitzen: Ein Textilreinigungskurs bildet in sieben Monaten jeweils acht Frauen in der modernen hauseigenen Wäscherei aus. Zusätzlich erwerben die Auszubildenden den Abschluß einer "Umweltbeauftragten", der für den Betrieb einer chemischen Reinigung vorgeschrieben ist und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessert.

Eine kaufmännische Grundausbildung er- halten in einem zweiten Angebot innerhalb von neun Monaten bis zu zehn Teilnehmerinnen. Der dritte Ausbildungsgang ist in zwei Stufen unterteilt: Im ersten Jahr der Ausbildung werden bis zu zwölf Frauen zur "Servicefachkraft" ausgebildet. Vier Teilnehmerinnen können sich in einem zweiten Ausbildungsjahr zur Köchin mit dem Abschluß der Industrie- und Handelskammer (IHK) weiterbilden.

"Arbeitgeber aller Sparten reagieren außerordentlich positiv auf die Tatsache, daß die Frauen die Haftzeit genutzt haben, Kenntnisse zu erwerben und ihre oft verworrenen Biographien geradezurükken", stellt die Diplom-Pädagogin Doris Kraut zu den Erfolgen des Reso-Projektes fest.

Die hausinternen Abschlüsse werden "draußen" in unterschiedlichem Maße anerkannt. Die Absolventinnen des Ausbildungsganges "Servicefachkraft" können beispielsweise aufgrund einer einzigartigen Vereinbarung mit der IHK ihre Ausbildung entweder im Restaurantfach, im Hotelfach oder als Köchin weiterführen. Seltener nehmen dagegen die Frauen aus dem Bereich des Reinigungsgewerbes tatsächlich später in dieser Branche einen Arbeitsplatz an. Alle Frauen erhalten ein qualifizierendes Abschlußzeugnis der Stadt Frankfurt, aus dem nicht hervorgeht, daß die Ausbildung im Gefängnis absolviert wurde. Damit soll, so Doris Kraut, der Diskriminierung am Arbeitsmarkt vorgebeugt werden.

"Es ist sinnlos, die Frauen nur beruflich weiterzubilden", sagt die Sozialpädagogin weiter. Nach den Erfahrungen der Mitarbeiterinnen des Reso-Projektes brauchen sie oft eine weitergehende Hilfe. Mit Sozialtraining im Unterricht und durch die Hilfestellung von Psychotherapeuten sollen sie lernen, auch mit den persönlichen Schwierigkeiten umzugehen, die sie zwischen die Mühlsteine der Justiz gebracht haben. Die Zeit, in der die Frauen ihre Strafen absitzen müssen, soll produktiv genutzt werden und die Wiedereingliederung erleichtern.

Eine derartig umfassende Betreuung hat ihren Preis. Rund 900 000 Mark kostet die Ausbildung von 46 Strafgefangenen im Jahr, seit 1979 hat das Reso-Projekt den Status einer "Regelmaßnahme" und gilt nicht mehr als Modellprojekt. 450 000 Mark zahlt der Hessische Justizminister, etwa den gleichen Betrag erhalten die acht Mitarbeiterinnen vom Arbeitsamt. "Wir haben seit einigen Jahren eine Deckungslücke, die die Stadt freiwillig immer wieder geschlossen hat", lobt Doris Kraut das Engagement der Stadt. Allerdings ist man besorgt, ob der Magistrat sein Scherflein von rund 60 000 Mark im Jahr angesichts der prekären Haushaltslage weiterhin beitragen wird.

Die Volkshochschule ist der Träger des Reso-Projektes. "Das ist eine recht ungewöhnliche Sache", stellt Doris Kraut fest. Hervorgegangen ist das Reso-Projekt aus dem "Seminar für Politik", das von Ulla Illing geleitet wurde. "Ulla Illing war eine der alten kämpferischen Sozialdemokratinnen", erinnert sich Doris Kraut. Der CDU-Stadtregierung war das "Seminar für Politik" ein Dorn im Auge. Sie versuchte, die einzelnen Initiativen dieser Einrichtung unter das Dach der Volkshochschule zu zwingen. Mit mäßigem Erfolg: Lediglich das Reso-Projekt fand dort eine neue Heimat. Die anderen Frauenprojekte haben sich in der Varrentrappstraße selbstständig gemacht. kan

Sichere Ampeln für Kinder gefordert

FRANKFURT-NORDWEST. Die Geduld der Kinder sollte nicht überstrapaziert werden - zumindest dann nicht, wenn sie an der Ampel stehen. Das finden die Politiker des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim), die sich in ihrer jüngsten Sitzung für die Ampeln in den Stadtteilen interessierten.

Kinder würden schnell dazu verleitet, auch bei Rot über die Straße zu gehen - einfach deshalb, weil sie nicht lange warten wollen. "Schnell ist eine lebensbedrohende Situation entstanden", heißt es in der Anfrage der Grünen, der die anderen Fraktionen zustimmten.

Die Fußgängerampel vor der Kindertagesstätte 23 in Ginnheim zeige, daß es Möglichkeiten gebe, um dieses Problem zu lösen. Denn dort springt die Ampel für die Autofahrer sofort auf Gelb, wenn ein Fußgänger auf den Knopf drückt. Nach einigen Sekunden schon können die Kinder die Straße überqueren.

Die Politiker wollen nun wissen, ob die Schaltung an anderen Ampelanlagen nicht ähnlich geregelt werden kann. Priorität könnten ihrer Ansicht nach Anlagen haben, die an Schulwegen liegen. *sen

Blick in die Börse geworfen Junge Union schaute den Bankern über die Schultern

FRANKFURT-NORD. Sie wollten ein Zeichen setzen: Die Junge Union (JU) Frankfurt-Nord besuchte dieser Tage mit sieben Mitgliedern die Frankfurter Börse. Vorsitzender Jürgen Aha: "Damit wollten wir zeigen, daß wir als politische Jugendorganisation voll hinter der sozialen Marktwirtschaft stehen." Mit dem "Rundgang ums Parkett" sollte ein Kontakt zur Wirtschaft hergestellt werden. "Die meisten unserer Mitglieder sind zwischen 20 und 30 Jahre alt und wollen später einmal selbst in dieser Branche arbeiten. Da sind solche Veranstaltungen sehr wichtig", machte Aha deutlich, der zuvor schon ein Gespräch bei der Deutschen Bundesbank organsiert hatte.

Die "Stunden an der Börse" hätten den Teilnehmern "einiges an neuen Erfahrungen" gebracht. So habe die riesige Menge an Geld, die täglich an der Börse in Zahlen über den Tisch gehe, die Parteimitglieder "fast erschlagen". Auch sei erstaunlich gewesen, daß die Renten, die die höchsten Umsätze ausmachen, im kleinsten Raum verhandelt werden.

"Alles in allem hat man einfach die Tradition des weihevollen Ortes gespürt", zog Jürgen Aha Bilanz. Erfreut zeigten sich die Nachwuchs-Politiker darüber, daß "so viele junge Menschen dort herumgelaufen sind". Sie Stimmung selbst sei zwar hektisch gewesen, aber nicht so übertrieben, wie in manchen Filmen dargestellt. "Das liegt wohl daran, daß die Orders (die Verkaufsangebote) in Frankfurt über Gespräche erfolgen und nicht über Brüllen", erklärte Aha, bereits ganz Fachmann. Ein bißchen enttäuscht zeigte sich der Vorsitzende der Jungen Union Frankfurt-Nord über die nicht allzu hohe Teilnehmerzahl.

"Aber das liegt wohl daran, daß die Börse nur von 10.30 bis 13.30 Uhr geöffnet hat und so keine Berufstätigen kommen konnten." Denn normalerweise, betonte Aha, könne die Junge Union Frankfurt- Nord nicht über Nachwuchssorgen klagen: "Am Donnerstag, 11. Juni, ehren wir im Lokal "Scherer" an der Lindenau 9 unser 200. Mitglied ab 20 Uhr mit einem Preis."

Nächstes Thema bei der Jungen Union werde "Sicherheit bei der Drogenkriminalität in Verbindung mit der Jugend" sein, kündigte Vorsitzender Aha bereits für die Zeit nach der Sommerpause an. Eine Podiumsdiskussion mit Stadtverordneten, Polizisten und Lehrern stehe dann auf dem Programm. mug

Nur die Alten schockiert der Deutsche auf der Hauptstraße In der masurischen Stadt Gizycko, dem ehemaligen Lötzen, wird Entspannung zwischen den Nationalitäten praktiziert Von Edith Heller

In Gizycko, der knapp 30 000 Einwohner zählenden Touristenmetropole mitten im Herzen der Großen Seenplatte, ist an diesem Samstag der masurische Sommer ausgebrochen. Gleißende Nachmittagssonne zwingt die eleganten jungen Herren, die mit ihren Freundinnen über die Warschauer Straße flanieren, aus ihren Jacketts. Die jungen Damen sind wesentlich vorausschauender gekleidet. Ziel der meisten jugendlichen Spaziergänger ist an diesem Tag das Alte Bäckerhaus. Ein paar Ökologen aus der "Masurischen Gemeinschaft" haben es zu einer Galerie umgebaut und wollen es mit einer Ausstellung über das "alte Gizycko" eröffnen.

Die Jugendlichen sind eigentlich gekommen, weil in dem neuen Gizycko in der Vorsaison Samstagnachmittag nicht viel los ist und weil es anschließend ein Picknick auf der Festung geben soll. Die meisten hat es nie besonders interessiert, daß ihr Städtchen früher "Lötzen, Ostpreußen" hieß, und viele konnten sich auch nicht vorstellen, daß es einmal - vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg - sehr hübsch gewesen war. Kaum zu glauben auch, daß Lötzen, obwohl es damals nur 6000 Einwohner zählte, mehr Hotels hatte als heute. Sie hießen Deutsches Haus, Kaiserhof, Germania, Kurfürst oder Concordia, und in den Cafés war der Kaffee, so heißt es in einem zeitgenössischen polnischen Reiseführer, "schlecht wie überall in Deutschland".

Aber all das sollten die Vernissage- Gäste erst später erfahren. Zunächst trat zur allgemeinen Überraschung ein gewichtiger Herr aus Deutschland ans Mikrofon. Ein Lautsprecher auf dem Dach eines Polski Fiat verstärkte die Worte von Professor Walter Piel, dem Vorsitzenden der "Kreisgemeinschaft Lötzen" im westfälischen Neumünster, und die seiner jungen polnischen Dolmetscherin Teresa Czacharowska, der Deutschlehrerin in der Grundschule von Gizycko. Die Fenster rundum gingen auf: Zum ersten Mal seit den Bekanntmachungen der Wehrmacht ertönte lautes Deutsch auf der Warschauer Straße. Die älteren Zuhörer hielten den Atem an. Der Vertriebenenfunktionär aus Deutschland tat nämlich Unerhörtes. Er dozierte über die wechselhafte Geschichte seiner Heimatstadt Lötzen, mit all ihren Höhen und Tiefen . . .

Dergleichen wäre in Polen noch vor kurzem völlig undenkbar gewesen. Die "Historie Lötzens" erwies sich jedoch als nicht so eindeutig, wie manch Zuhörer befürchtete. Den Ausführungen des Professors zufolge hatte sie den Menschen jeglicher Nationalität viel Leid gebracht. "Die prägende Kraft dieser Landschaft", schloß Piel, "hat uns alle - ob Deutsche oder Polen, Litauer oder Ukrainer, Salzburger oder Hugenotten - zu dem gemacht, was wir heute sind: Masuren."

Es gibt brausenden Beifall. Die Masurische Gemeinschaft bedankt sich bei dem Gast aus Deutschland für die Hilfe bei der Organisation der Ausstellung. Der polnische Bürgermeister und der deutsche evangelische Pastor von Gizycko drücken dem Professor die Hand. Die junge Leute drängen sich in die engen Räume der Galerie. Die Bilder von der Badeanstalt in Lötzen sehen wirklich komisch aus. Heute ist das alles ganz anders. Professor Piel hat natürlich auch seine spezifischen Ansichten. Aber Andrzej Tarasiewicz, Teresa Czacharowska, Grzegorz Pajak, Piotr Konstantynowicz und die anderen jungen Polen aus der Masurischen Gemeinschaft wissen ihn zu nehmen: "Ist doch verständlich, wenn der alte Herr nunmal hier geboren ist".

Die Mitte zwanzig- bis Ende dreißigjährigen Gizycker haben keine Berührungsängste mit der Geschichte. Im Gegenteil: Bürgermeister Jan Grabowski zum Beispiel, ein im heute litauischen Wilna geborener Sportlehrer, erläutert Besuchern stolz die Geschichte "seiner" Stadt. Besonders schmerzt den 35jährigen die Rücksichtslosigkeit beim Wiederaufbau nach dem Krieg: Ein häßliches Motel neben dem Deutschordensschloß, ein Ponton anstelle der einzigartigen Kanalbrükke, die sich zum Durchlaß der Schiffe zur Seite hin öffnete. "Wie Gizycko früher ausgesehen hat, hab' ich erst aus einem deutschen Buch erfahren", erzählt Grabowski. "Das habe ich meinem Architekten gegeben und gesagt: In zehn Jahren muß die Stadt wieder so aussehen!"

Das wird nicht so einfach sein, schon allein deswegen, weil es natürlich überall an Geld mangelt. Auch und vor allem, wenn es um Schloß Steinort geht. "Es gibt viele schöne Besitze in Ostpreußen, aber kaum einen zweiten in so unberührter, großartiger Landschaft", schreibt darüber Marion Gräfin Dönhoff in ihrem Buch "Namen, die keiner mehr kennt". "Ein verträumter und leicht verwilderter Park mit vielhundertjährigen Eichenalleen führte vom Schloß herunter zu dem größten der masurischen Seen, in dessen Schilf wilde Schwäne brüteten . . ."

Zweifellos identifiziert sich auch Andrzej Tarasiewicz mit diesem Denkmal ostpreußischer Geschichte. Stolz erzählt er den Besuchern die Geschichte der Grafen von Lehndorff, wie Heinrich von Lehndorff nach der Beteiligung am Hitler- Attentat aus dem Fenster sprang um der Gestapo zu entgehen. Die Ältern wissen, daß er der Hinrichtung nicht entging, die Jüngeren erfahren es von dem Polen.

Heute ist das fast 300 Jahre alte Gutsschloß Steinort eines von vielen hundert Herrenhäusern und Palästen in ganz Polen, die die kommunistischen Machthaber ohne Rücksicht auf die Nationalität der Erbauer verkommen und verfallen ließen. In Steinort war sogar ein Segelclub unter Regie des früheren Regierungschefs Mieczyslaw Rakowski am Zerstörungswerk beteiligt. Mindestens zehn Millionen Mark sind zur Renovierung des Objekts notwendig. Die Mitglieder der Masurische Gemeinschaft hoffen, daß bei der anstehenden Versteigerung des Anwesens kein Hotelkonzern, sondern eine Kölner Initiative zur Schaffung einer kulturellen Begegnungsstätte den Zuschlag erhält. Aber dafür scheint die Aussicht gering. Der zuständige Bürgermeister von Wegorzewo (Angerburg) erklärt klipp und klar, daß das Dach bis zum Winter repariert sein muß, und dazu reichen gute Absichten nunmal nicht aus.

Der neue, unbefangene Umgang mit der Vergangenheit zeigt sich in vielfältigen Formen. "Noch vor zwei Jahren wäre eine deutsche Organisation hier ganz unmöglich gewesen", erzählt etwa Werner Lange, Bauer auf dem "Grünen Hof" in Pieczonki bei Gizycko. Seit knapp einem Jahr ist er Vorsitzender der "Deutschen Minderheit Gizycko", die mit tatkräftiger Unterstützung aus Neumünster aus der Taufe gehoben wurde. Das Ostpreußenblatt, das sich dank dieser Patenschaft nun in der Bibliothek stapelt, liest allerdings keiner. "Wir hätten lieber was Normales, Brigitte oder Bravo zum Beispiel", seufzt hinter vorgehaltener Hand der Bibliothekar. Die Räumlichkeiten für die 246 Deutschen in Gizycko (einschließlich oftmals polnischer Ehegatten) hat der Bürgermeister zur Verfügung gestellt. Zu den Hauptaktivitäten der hiergebliebenen Deutschen zählen Sprachkurse, für die großer Andrang auch von seiten der polnischen Bevölkerung besteht.

Darüber, ob die Deutschen diskriminiert werden, sind die Meinungen in den Clubräumen der deutschen Minderheit geteilt. Ihrem Mann sei in der Fabrik gekündigt worden, weil er Deutscher sei, glaubt eine junge Frau. Eine ältere schüttelt den Kopf: "Ach was", meint sie. "Heutzutage ist das doch eher umgekehrt". Wer Deutscher und wer Pole ist, ist in Masuren sowieso nicht immer eindeutig festzustellen. Werner Lange zum Beispiel ist als Protestant empört über einen Satz des Präsidenten, wonach echte Polen Katholiken seien. Die Frage, ob er sich denn auch als Pole fühle, verneint er allerdings entschieden: Bauer Lange ist Deutscher, und "Wenn meine Tochter mir mit einem Polen kommt, laß' ich sie nicht mehr auf den Hof!" droht er.

Ob sich die Tochter davon beeindrukken läßt, ist allerdings zumindest zweifelhaft. Die jungen Leute in der Masurischen Gemeinschaft und die noch jüngeren, die im Bäckerhaus die Fotos anschauen, jedenfalls interessiert es nicht besonders, welche Abstammung die Eltern ihrer Freunde und Kollegen haben.

Meditative Wirkung Jörg Steins Installation

Das Frankfurter Dommuseum weicht in seiner diesjährigen Sommerausstellung erstmals vom konventionellen Ausstellungsprinzip ab: Statt der von der Umgehung losgelösten Präsentation einzelner Kunstwerke an den Stellwänden wird mit der Werkgruppe von Jörg Stein der Raum selbst zum Medium der künstlerischen Aussage. Der Hattersheimer Künstler hat den quadratischen, gotischen Innenhof des alten Kreuzganges als Bestandteil einer Installation von meditativer Wirkung einbezogen, die er in doppeldeutiger Anspielung "Calf", das englische Wort für Kalb, nennt.

Der Titel des Ensembles aus Skulpturen und Reliefs, die sich um einen altarähnlichen Block gruppieren, lenkt das Thema seiner Arbeit auf den biblischen Hintergrund: den im Alten Testament im Buch Mose beschriebenen Tanz um das Goldene Kalb, Gleichnis von Zweifeln und falschen Verführungen. Allerdings verengt Stein sein Thema nicht auf eine eindeutige Versinnbildlichung christlicher Motive - und das kommt der Intensität seines Werkes zugute. Der nach oben offene Altar bleibt leer. Das Objekt der Anbetung, das Kalb, fehlt in seinem Environment, findet sich im übertragenen Sinne nur im Material wieder: Ein zentrales Achteck, das mit der architektonischen Klarheit des viereckigen Raumes korrespondiert, fügt sich aus acht rindsledernen Materialbildern zusammen.

Ebenfalls aus Rindsleder sind die Reliefs gefertigt, die an den Sandsteinpfeilern und in den Maßwerkfenstern angebracht sind und den Eindruck der Abgeschlossenheit des Raumes verstärken. In ihnen verbinden sich das sinnliche Element des Materials, die graphische Wirkung der Nähte und die figurativen Motive mit hieroglyphenartigen Zeichen zu Ikonen von archaischer Wirkung. Verstärkt wird diese Wirkung durch die Farbgebung von rauhem Schwarz, erdigem Rotbraun und leuchtendem Gold.

Neben dem Leder, das zum Teil von alten Zuggeschirren stammt, zählt Holz zu den bevorzugten Rohstoffen des in Gotha geborenen Bildhauers. An Kiefernstelen, die vor den Pfeilern postieren, klaffen deutliche Wunden; sie stammen aus der Terpentingewinnung und von Würmern, die sich in das Holz eingegraben haben. Die Qual dieser stummen Beobachter in der Verlassenheit des Raumes macht den aktuellen Bezug des Gleichnisses über den Götzendienst spürbar. (Bis 6. September, Domplatz 14).

REGINE SCHLETT

Die Alten warten schon sehnsüchtig Kinder bringen Abwechslung ins Haus Morija / Reichlich Ausdauer ist gefragt Von unserer Mitarbeiterin Frauke Haß RÖDERMARK. Sie ist den Tränen nahe, aber Magdalene Berthold, die an diesem schwülen Tag ihren 89. Geburtstag im Altenheim Morija feiert, weint nicht. "Das geht doch nicht, daß ich weine, wenn mir solch eine Freude gemacht wird." Also reißt sie sich trotz ihrer großen Rührung zusammen, lächelt die zwei Jungs an, die ihr zu Ehren ein Ständchen auf der Heimorgel spielen, und sagt: "Wunderschön war das." Die zehnjährigen Jungen, Marc und Daniel, sind nicht zum ersten Mal im Altenheim im Ober-Rodener Ortsteil Breidert. "Das ist heute unser 29. Besuch", rechnet Daniel vor. Er und Marc nehmen ihre selbstgewählte Aufgabe, den Dienst an den alten Menschen in Rödermark, ernst. Das hatte ihnen die Leitende Schwester des Heimes, Dorothea Lakowitz, auch ans Herz gelegt, als sie vor fast einem dreiviertel Jahr im Breidert an die Tür klopften und ihre regelmäßigen Besuche anboten.

Wie sie darauf gekommen sind, wissen sie nicht mehr so genau. Marc erzählt: "Wir haben uns wie immer am Nachmittag getroffen, und weil wir nicht wußten, was wir tun sollten, hab' ich gesagt, gehen wir doch die alten Leute im Heim besuchen." Kurzentschlossen marschierten sie in den Breidertring und fragten, ob sie jemandem was vorsingen dürften. Im ersten Augenblick war Schwester Dorothea ein wenig ratlos: "Was mache ich jetzt mit den beiden?" Auch war der Zeitpunkt, als die Kinder kamen, nicht der günstigste, weil die Mitarbeiterinnen im Heim sehr beschäftigt waren. "Aber ich wußte, wenn ich die Kinder jetzt abweise, kommen sie nie mehr", dachte die Schwester und kümmerte sich um die Jungen.

Marc und Daniel sind keineswegs die ersten freiwilligen Helfer, die einfach so mal an die Tür klopften und ihre Hilfe anboten, aber sie sind die jüngsten. Zehn weitere junge Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren kommen auch regelmäßig vorbei, um die alten Leute mitzubetreuen.

Die Schwester hat gute Erfahrungen mit den Helfern. Aber: "Es kostet Zeit und Mühe, denn auch die Helfer brauchen eine Ansprechpartnerin." Schwester Dienstags ist ihr Tag Dorothea nimmt allerdings die Mehrarbeit gerne in Kauf, weil sie weiß, wie wichtig es für die alten Menschen ist, auch emotional auf jemanden zählen, sich auf einen regelmäßigen Besuch freuen zu können.

Aus diesem Grund sei es sehr wichtig, sagt die Schwester, daß die Ehrenamtlichen nicht nur vorbeischauen, wenn sie "Bock" dazu haben, sondern regelmäßig kommen. Es ginge nicht, daß so ein einsamer Mensch fest mit dem einzigen persönlichen Besuch der Woche rechnet und dann immer wieder enttäuscht würde. Deshalb pocht Schwester Dorothea bei den Helfern darauf, daß sie nur wegbleiben können - sie verlangt dafür auch eine schriftliche Entschuldigung -, wenn ein triftiger Grund vorliegt. Wenn Marc und Daniel an ihrem üblichen Dienstagstermin um halb vier Uhr eintreffen, warten immer schon um die zehn Bewohnerinnen im Wohnzimmer der Wohngruppe Sonnenblume. Unter der Anleitung von Schwester Waltraud singen sie oder spielen den alten Frauen auf der Heimorgel etwas vor, lesen eine Geschichte oder ein Gedicht vor.

Eigentlich kennen Marc und Daniel das Altenheim schon lange. Seit Ende 1989 bestehen enge Kontakte zwischen "ihrer" Breidertschule gleich gegenüber dem modernen Altenheim. Damals hatte nämlich ihre Religionslehrerin Christa Drohmann bei der Heimleiterin angefragt, ob Interesse bestünde, daß die Kinder hier und da mal zu Besuch kämen. Eher zurückhaltend reagierte die Heimleitung auf das Angebot der Lehrerin, weil sie befürchtete, daß einige schwer Pflegebedürftige Anstürme von Schulklassen nicht verkraften würden.

Die Lehrerin ließ sich aber nicht entmutigen und überlegte sich andere Formen der Kontaktaufnahme. Sie ließ ihre Schüler, darunter auch Marc und Daniel, ein Wandbild mit einem biblischen Thema basteln. Das prächtige Ergebnis brachte dann die Klasse geschlossen hinüber in das Heim auf der anderen Straßenseite. Auch schrieben die Schüler dann zu Weihnachten jedem der damals achtzig Bewohner/innen eine persönliche Grußkarte. Die Freude bei den alten Leuten, unter denen einige niemals Post bekommen, war riesig. Und sie reagierten prompt. Als Dankeschön bastelten die Senioren in der Beschäftigungstherapie ein Antwortschreiben mit allen Unterschriften.

Außerdem erhielten die Kinder regelmäßig ausführliche Briefe von Elly Hennig-Missal, einer 90jährigen Heimbewohnerin. Sie hat in jüngeren Jah- ren als Journalistin gearbeitet und großen Spaß an dem Briefwechsel gehabt. Elly Hennig-Missal ist kürzlich gestorben. Lehrerin Drohmann beschreibt: "Wir versuchen, den Briefwechsel möglichst aufs Jahr zu verteilen, so daß die Heimbewohner immer mal wieder, und möglichst nicht nur zu Weihnachten und Ostern, wo sowieso alle schreiben, Post bekommen." Daß das manchmal gar nicht so einfach ist, gibt sie zu, und ihre Schüler bestätigen es. Denn die Kinder erinnern sich noch gut an die Hektik kurz vor Ostern, als sie zu den 80 schon gebastelten Postkarten am Tag der Übergabe flugs noch 22 zusätzliche anfertigen mußten. Die kleine Vanessa sagt: "Das war ganz schön anstrengend, aber fertig geworden sind wir doch."

Diener des Textes Drucke der Edition Tiessen im Klingspor-Museum

Schönheit blüht oft im verborgenen. Nicht anders ist es um die Erzeugnisse der Edition Tiessen bestellt, eine der Privatpressen, denen es einzig um höchste Qualität der Gestaltung und Herstellung eines Buches geht. Siebzig Bücher hat der Verlag bis heute publiziert - Anlaß genug für eine Ausstellung im Offenbacher Klingspor-Museum.

Auf den ersten Blick erscheint das Programm der Edition Tiessen bunt zusammengewürfelt: Da finden sich Dramen von Eurypides und Sophokles, Gedichte von Goethe und Hölderlin, Prosa von Büchner oder Siegfried Lenz. Inhaltliche Gemeinsamkeiten sind nicht beabsichtigt, verbindendes Element des Programms ist die Schrift: Alle Drucke der Edition Tiessen sind aus der Original Janson-Antiqua gesetzt, eine klare, ernsthafte Schrift, ohne Schnörkel, die sich ganz in den Dienst des Texts stellt.

"Die Texte sind das Wesentliche an einem Buch, was an Gestaltung geschieht, muß dem Text dienen", sagt Wolfgang Tiessen. Der 62jährige aus Neu-Isenburg, der vor 15 Jahren seinen Verlag gründete, ist zurückhaltend, konservativ im besten Sinne, was seine Arbeit angeht. Spielereien und Mätzchen sind ihm fremd - Bücher aus Packpapier oder Wellpappe wird es bei ihm nicht geben.

Wolfgang Tiessen sucht die Texte, die in der Reihe erscheinen, selbst aus, ebenso die Illustratoren - und über die Jahre hat sich die Edition zu einer der wichtigsten für moderne Buchillustrationen entwickelt. Die Kriterien für die Auswahl sind Tiessens persönliche Vorlieben: "Die Texte dürfen nicht leichtgewichtig sein, bei den Illustratoren schaue ich mich um und spreche die an, die mir interessant scheinen." Etwa 40 Künstler aus 14 Ländern haben an den Büchern der Edition Tiessen gearbeitet; diese Ausstellung zeigt deshalb auch einen repräsentativen Querschnitt moderner Buchillustration.

Wie gut Tiessen seine Auswahl trifft, ist in der Ausstellung zu sehen: Die "Bemerkungen" Paul Valérys werden von den Kaltnadel-Radierungen Alan Frederick Sundbergs auf überraschende Weise pointiert; die Holzschnitte Wilhelm Neufelds zu Goethes "Walpurgisnacht" stellen vielleicht den Höhepunkt der Reihe dar - selten sieht man einen so spannenden Dialog zwischen Illustration und Werk.

Wo Bücher so gemacht werden, werden sie zu Luxusartikeln. Dessen ist sich auch Wolfgang Tiessen bewußt, und neben den kostbaren Vorzugsausgaben - das Stück bis zu 900 Mark - bietet er "Normalausgaben" an, für Einsteiger in die Bibliophilie: Ab 160 Mark ist man dabei. Ergänzend findet im Kabinett des Klingspor-Museums eine Gedenkschau für Gotthard de Beauclair statt, den Doyen der Buchgestaltung in Deutschland, der vor kurzem, 85jährig, gestorben ist. Sein Einfluß ist gar nicht hoch genug anzusetzen - auch Wolfgang Tiessen hat viele Jahre mit de Beauclair zusammengearbeitet. Die Ausstellung "Siebzig Drucke der Edition Tiessen" ist noch bis zum 31. August zu sehen, im Klingspor-Museum, Offenbach, Herrnstraße 80. Der Eintritt ist frei. HOLGER G. EHLING

Landessportbund Hessen: Randgruppen in den Sport integrieren

FRANKFURT A. M. "Der Sport muß noch mehr in die gesellschaftliche Offensive gehen, denn bisher haben sich viele Vereine bei der Erfüllung sozialer Aufgaben bewährt und ein hohes Maß an Anerkennung erworben." Heinz Fallak, Präsident des Landessportbundes Hessen (LSBH), wies in einer Presseerklärung auf die Schwerpunkte seines Verbandes in der Arbeit der kommenden zwei Jahre hin. Fallak hob die angestrebte "soziale Offensive" hervor.

Mit dieser Aktion verstärke der Landessportbund die Integration gesellschaftlicher Randgruppen in den Sport, heißt es in der Mitteilung weiter. Gleichzeitig sorge der LSBH für eine verstärkte öffentliche Anerkennung der sozialen Arbeit, die im Verein geleistet werde. "Die Sportorganisationen", so Fallak, "haben nicht nur dafür Sorge zu tragen, daß bewährte Sporttraditionen gepflegt werden, sondern müssen auch bereit sein, neue Herausforderungen anzunehmen und auf Wandlungen zu achten."

Weitere Schwerpunkte wird der Landessportbund in der Zeit bis zur nächsten Vorstandswahl Ende 1994 auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, eine Stärkung der Leistungsfähigkeit von Vereinen und den Bereich "Sport und Gesundheit" legen. Ein Katalog mit den Schwerpunkten der gesamten Vorstandsarbeit, die für die kommenden Jahre geplant ist, kann für 1,40 Mark beim Referat Öffentlichkeitsarbeit des LSBH, Otto-Fleck- Schneise 4, bestellt werden. Weitere Themen der Zusammenstellung: "Sport und Politik" sowie "Gezielte Förderung von Mädchen und Frauen im Sport". fs

Ein neuer Preis für frauenpolitisches Engagement Stadt Frankfurt vergibt "Tony-Sender"-Auszeichnung erstmals im Herbst 1992 / Lokaler Bezug ist gefragt

FRANKFURT A. M. Als erste deutsche Stadt Frankfurt am Main einen Preis für frauenpolitisches Engagement oder Arbeiten der Frauenforschung mit lokalem Bezug. Mit dem neugeschaffenen Tony-Sender-Preis möchte die Stadt Frankfurt hervorragende innovative Leistungen aus dem Erwerbsbereich und Arbeiten, die sich mit kulturellen oder sozialen Themen befassen, auszeichnen.

Preiswürdig sind Frankfurterinnen, Frauenprojekte dieser Stadt oder Frauen, die sich einer Frankfurter Thematik widmen. Der Tony-Sender-Preis ist mit 20 000 Mark dotiert und wird erstmals am 27. November 1992, danach im Zwei-Jahre-Rhythmus, vergeben. Das Frauenreferat möchte mit dem Tony-Sender-Preis auch darauf aufmerksam machen, daß mehr als 40 Jahre nach Inkrafttreten der Verfassung der Bundesrepublik der Grundgesetz-Artikel 3. 2 - "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" - immer noch verletzt wird. Frauen müssen weiterhin Benachteiligungen in vielen Bereichen des täglichen Lebens hinnehmen.

Wer war die Frau, deren Name der Preis wieder über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt machen wird? Tony Sender wurde 1888 im heutigen Wiesbadener Stadtteil Biebrich als Tochter gutsituierter Eltern geboren. Dem Fin de siècle und ihrer Gesellschaftsschicht entsprechend lag vor ihr ein Leben als behütete Tochter und eine Unterweisung in den "Salonwissenschaften", um ihren vorgesehenen Platz in der bürgerlichen Gesellschaft als Gattin und Mutter einzunehmen. Doch bereits auf der Höheren Töchterschule wurde Tony Sender bewußt, daß sie sich nicht auf "Kinder, Küche, Kirche" einschränken lassen wollte. Das Ringen um mehr Freiheit sollte ihr Leben lang nicht aufhören. Statt an ihrer Aussteuer zu arbeiten, setzte sie den Besuch einer Handelslehranstalt durch und sicherte sich nach so ihre Unabhängigkeit als kaufmännische Angestellte.

Ihre politische Arbeit begann die 22jährige in Paris, wo sie tagsüber als Korrespondentin eines deutschen Unternehmens tätig war und sich abends - neben dem Studium sozialistischer Theoretiker - in der französischen Arbeiterbewegung und der Frauenbildungarbeit engagierte. Dem ihre Emanzipation fördernden Aufenthalt in Paris setzte der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein jähes Ende; sie wurde als Deutsche des Landes verwiesen. Zurückgekehrt nach Frankfurt, schloß sich Tony Sender der sozialdemokratischen Kriegsopposition an und wurde zu einer vehementen Streiterin für die Beendigung eines Krieges, der nicht der Vaterlandsverteidigung, sondern der Eroberung neuer Absatzmärkte und der Unterdrückung bisher freier Völker diente. Sie war eine Gegnerin der SPD-Burgfriedenspolitik, wurde aus der Partei ausgeschlossen und 1917 Mitgründerin der USPD.

Die Unabhängige Sozialdemokratin schrieb während der Novemberrevolution Frankfurter Stadtgeschichte. Sie war Generalsekretärin des Arbeiterrates und - nach der Einführung des Frauenwahlrechts im November 1918 - Mitglied der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Die junge Weimarer Republik fand nicht Tony Senders uneingeschränkte Zustimmung; sie hatte sich von der Revolution mehr Basisdemokratie erhofft: die Durchsetzung des Rätegedankens in Politik, Volkswirtschaft und in den Betrieben.

Als Redakteurin der USPD-Tageszeitung "Volksrecht" und der "Betriebsräte-Zeitschrift" des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes kritisierte sie die politische Entwicklung; als Abgeordnete des Deutschen Reichstages und Parteipolitikerin tat sie ihr Möglichstes, Politik aktiv mitzugestalten. Vor die Entscheidung gestellt, sich entweder dem Diktat Lenins zu unterwerfen und die USPD moskauhörig auszurichten oder wieder in die Reihen der Sozialdemokratie zurückzukehren, wählte Tony Sender einmal mehr die Freiheit - diesmal die, die Strategie der Partei nicht fremdbestimmen zu lassen. Nicht ganz leichten Herzens entschied sie sich für die Wiedervereinigung mit der SPD, die sich ihrer Meinung nach zu sehr mit der bürgerlichen Republik arrangiert hatte.

Im Parlament trat sie als anerkannte Spezialistin in Wirtschafts- und außenpolitischen Fragen hervor; sie setzte sich als Politikerin und Chefredakteurin der SPD-Zeitschrift "Frauenwelt" für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an allen Lebensbereichen ein.

Die Jüdin, Sozialdemokratin und Gewerkschafterin geriet Ende der 20er Jahre ins Visier der Nationalsozialisten. Eine offene Morddrohung veranlaßte sie, unmittelbar nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 über die Tschechoslowakei nach Belgien zu fliehen. 1935 kehrte sie von einem USA-Aufenthalt nicht mehr in die provinzielle Enge Flanderns zurück, ließ sich in New York nieder und beantragte bald die US-Staatsbürgerschaft. Die Vereinigten Staaten in der Ära des sozialreformerischen "New Deal" schienen ihr die größtmögliche Garantie eines Lebens in individueller und politischer Freiheit und ohne Zwang zu gesellschaftlichen Konventionen zu bieten.

Einen letzten beruflichen Höhepunkt erreichte Tony Sender als Repräsentantin zunächst des US-amerikanischen, später des internationalen Gewerkschaftsbundes beim Wirtschafts- und Sozialrat der UN. Ihre Hauptarbeit leistete sie in der Kommission für die Rechtsstellung der Frau und in der Menschenrechtskommission. Ihr Name ist verbunden mit dem Kampf gegen menschliche Versklavung durch Zwangsarbeit und gegen politisch motivierte Freiheitsberaubung. Unermüdlich sammelte sie Beweise für Menschenrechtsverletzungen und klagte unerschrocken die Staaten an, die gegen die Human- und Freiheitsrechte verstießen.

Bis zu ihrem Tod 1964 hielt Tony Sender unerschütterlich daran fest, daß Frauen wie Männer gleiche Leistungen vollbringen können, wenn sie nur gleiche Chancen haben und nicht durch gesellschaftliche Normen oder wirtschaftliche Benachteiligungen behindert werden. Klassen- und Geschlechterschranken abzubauen, sie gänzlich verschwinden zu lassen, war ihr Programm. Eine Lebensgestaltung in freier Selbstbestimmung zu erreichen war ihr Ziel. *pia

Im Blickpunkt: Prozesse in Tunesien Folter im Ferienland

In Algerien sind Führer der islamischen Heilsfront (FIS) soeben "milde" zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden. In Tunesien, das viele Deutsche hauptsächlich mit Sonne, Meer und Urlaub in Verbindung bringen, stehen in diesen Tagen 279 Angeklagte, angeblich zum größten Teil Mitglieder der verbotenen islamischen Oppositionsbewegung "En Nahda" (Partei der Wiedergeburt), in zwei Prozessen vor Gericht. Die Regierung beschuldigt die Oppositionellen, unter ihnen rund 100 Soldaten und Polizisten, im vergangenen Jahr einen Staatsstreich und ein Attentat auf Präsident Zine el Abidine Ben Ali geplant zu haben. Etlichen der Angeklagten droht die Todesstrafe. Die Gefangenenhilfsorganisation "amnesty international" (ai) entsandte Beobachter, weil sie Zweifel an einem rechtsstaatlichen Verfahren hat. Das Internationale Anwaltskomitee für Menschenrechte, eine regierungsunabhängige Organisation mit Sitz in New York, fordert eine Aussetzung der Verfahren, damit Vorwürfe schwerer Folter der Angeklagten während der Haft geprüft werden könnten.

Anwälte des New Yorker Komitees, die sich vom 4. bis 12. Juni in Tunesien aufhielten, berichten von gravierender Behinderung und Einschüchterung der Verteidiger. Zudem müsse Foltervorwürfen nachgegangen, dürften mit Gewalt erpreßte Aussagen im Prozeß nicht verwendet werden.

Kein faires rechtsstaatliches Verfahren erwartet auch Manar Skandrani, der Generalsekretär der "Generellen Tunesischen Studentenvereinigung" (GTSV) in Deutschland. Der 31jährige Student der Ingenieurwissenschaften in Karlsruhe, dessen Studentenbewegung in seiner Heimat verboten ist, nennt sein Land einen "Polizeistaat". Hinter der Kulisse des Ferienparadieses agieren nach Skandranis Worten mit dem Segen der Regierung Folterer. Von schweren Menschenrechtsverletzungen, von Mißhandlung, Einschüchterung und Bespitzelung, von Unterdrückung freier Meinungsäußerung und einer oppositionellen Presse nimmt laut Skandrani außer ai kaum jemand Notiz.

Die Londoner ai-Zentrale bestätigt die Berichte Skandranis, spricht von "routinemäßiger Folter" in Tunesien. Tausende würden monatelang in Haft gehalten, ohne Kontakt zur Außenwelt - obwohl das tunesische Recht solche Haft auf zehn Tage begrenzt. Gefoltert werde von der Polizei, in Haftzentren, im Innenministerium.

Über 200 Aussagen ehemaliger Gefangener, Juristen und Mediziner liegen ai vor. Einige der Verhafteten wurden zu Tode gequält. Von der Verfolgung betroffen sind neben der islamischen Opposition und den rebellischen Studenten an der Universität von Tunis auch Mitglieder der Menschenrechtsliga LTDH, die von der Regierung aufgelöst wurde.

ai hat die Regierung mehrfach darauf hingewiesen, daß das Land die UN-Folterkonvention unterschrieben hat. Die Regierung bestreitet die Vorwürfe, räumt nur "Einzelfälle" ein.

"Wir wollen keine gewalttätige Revolution, kein Blut", sagt Skandrani. "Eine tunesische Variante der Demokratie ist möglich", glaubt er. Zwar habe Präsident Ben Ali bei seiner Machtübernahme 1987 Demokratie versprochen. Statt dessen aber habe er dem Land Unterdrückung und wirtschaftlichen Niedergang mit einer Arbeitslosenrate von 30 Prozent beschert. Skandrani schätzt die Zahl der politischen Gefangenen in Tunesien auf 30 000, davon etwa 8000 Studenten. Acht Studenten seien im Mai 1991 auf dem Gelände der Universität von Tunis von der Polizei erschossen worden, andere unter Folter gestorben.

Die in Tunesien angewandten Foltermethoden sind ai bekannt. Dazu zählen die "Katzenmethode", bei der dem Gefolterten eine Katze in eine weite Hose gesteckt und mit Stockschlägen zu besonderer Aktivität getrieben wird oder das Durchbohren von Knien und Füßen mit einer Bohrmaschine. Vor den Prozessen, die jetzt begonnen haben, seien Angehörige der Angeklagten, vor allem Frauen, im Innenministerium auf schlimmste Weise entwürdigt und gefoltert worden, sagt Skandrani. Filme über diese Brutalitäten würden den Angeklagten vor dem Prozeß gezeigt, vermutet er.

Skandrani und viele der rund 1000 tunesischen Studenten in Deutschland fühlen sich inzwischen auch hier bedroht, bespitzelt und in einem Fall gar durch einen offiziellen Regierungsvertreter verfolgt. BRIGITTE KOLS

Schräges, skurriles Spiel Theatergruppe des "Instituts für Englandstudien" spielt

FRANKFURT A. M. Zwischenstopp auf einer Insel. Eine Frau, groß, kühl und scharfzüngig, betritt die Bildfläche. Dahinter: kubanische Revolutionäre, ein Fisch, der stotternde Sohn und ein Sarg mit dem Papa. Man richtet sich ein, macht sich's gemütlich, plaudert Belangloses. "Havanna. Die Ankunft. Es gibt nichts zu berichten." Exposition für ein kurzes Stück Theater von Arthur Kopit - der sinnige Titel: "Oh Dad, poor Dad, Mama's hung you in the closet and I'm feeling so sad."

Es ist ein schräges, skurriles Drama, das die Theatergruppe des Instituts für England- und Amerikastudien (IAES) jetzt aufgeführt hat. Ein Stück, so absurd wie die frühen Werke Ionescos, ein Stück auch, das viel Spielraum läßt zwischen sanfter Ironie und makabrem Sarkasmus. Die Hobby-Mimen um Regisseur (und Englisch-Lektor) Stephan Markusfeld haben - in englischer Sprache - einiges daraus gemacht.

Denn auf den scheinbar harmlosen Beginn folgt ein undurchschaubares Spiel, das sich zunehmend um die Mutter, Madame Rosepettle, dreht. Diese Frau - die von Antje Scheuritzel herrlich diabolisch gegeben wird - hat keine Herkunft und keinen Bestimmungsort. Sie ist einfach da, um Menschen so restlos auszusaugen, wie sie es mit ihren Zigaretten tut. Dieses Monster im Morgenrock ist Vamp und Vampir in einem.

Ihren Sohn Jonathan (Torsten Reinl), den sie wahlweise Albert, Edward - oder Robinson - nennt, hält sie gefangen, um ihn vor der "world beyond" zu behüten. Die Babysitterin Rosalie (Ina Habermann) wirft sie grundlos aus dem Haus. Den reichen Gutsbesitzer Roseabove (Nenad Smigoc) umgarnt sie, um ihn tief fallen zu lassen.

Was sie haben will, das nimmt sie sich - und wenn es der Tod ist. "Das Leben", sagt die Mörderin Rosepettle, "ist ein Ehemann, der im Klo an einem Haken hängt."

Das Schreckenskabinett aber, das sie überallhin mitnimmt, wird am Ende zerstört - vom IAES-Theater eindrucksvoll in Szene gesetzt durch surreale Sequenzen im Stroboskoplicht. Jonathan / Robinson, durch die Babysitterin selbstbewußt geworden, vernichtet die Lebenslüge seiner Mutter, indem er ihren Fisch tötet, das einzige Wesen, mit dem sie eine emotionale Beziehung verband.

Wie ein richtiger Robinson steht er letztlich auf dieser imaginären Insel zwischen Leben und Tod und hofft auf Rettung - die aber bleibt aus.

Mit der knapp zweistündigen Inszenierung dieser grostesken Moritat ist den Anglisten und Amerikanisten der Frankfurter Uni ein kleines Kunststück gelungen: eine sichere Gratwanderung zwischen Komödie und Tragödie. Wenn etwa der mumifizierte Vater aus dem Schrank plumpst oder der Fisch im Wasserglas lautstark zu rumoren beginnt, grüßt von Ferne schon der Slapstick.

Aber immer wieder hindern die durchweg guten Schauspieler - allen voran Antje Scheuritzel und Torsten Reinl - dieses Stück davor, umzukippen. Wenn die Mutter etwa ihre schaurige Geschichte erzählt, während im Hintergrund der Kaiserwalzer tönt, verleiht sie diesem absurden Totentanz den morbiden Charme, der ihm gebührt (siehe Kasten). *ind

Dem Alltag ein wenig Tristesse nehmen Offene Tür im "Sozialwerk Main-Taunus": Seit zwei Jahren hat sich viel geändert

FRANKFURT-NORDWEST. "Ein Sommerfest feiern wir dieses Jahr nicht", erklärte Franz Biebl, Sozialarbeiter des "Sozialwerk Main-Taunus". Der Aufwand für solche Feste sei sehr groß und das Ergebnis nicht immer zufriedenstellend. In diesem Jahr begnügten sich die Mitarbeiter der Tagesbetreuungsstätte "Nordwest Pavillon" (Hammarskjöldring 186) mit einem "Informationstag".

Etwa 50 Besucher sahen sich bei Kaffee und Plätzchen die Räume der Tages- und Beratungsstätte an, informierten sich über das Arbeitskonzept und die Aufnahmekapazität. Regelmäßige Besucher und "Neulinge" begegneten sich im Pavillon, hielten ein Schwätzchen und überwanden so locker die ersten Hemmschwellen. Der Pavillon hat vier "Standbeine": Beratungsstelle, Tagesbetreuung, "Club Regenbogen", und seit einem Jahr auch das "betreute Wohnen". "Das wird immer wichtiger", erklärte Franz Biebl. Insgesamt neunzehn Betroffene besucht Sozialarbeiter Thomas Lengner mindestens einmal in jeder Woche: eine fünfköpfige Wohngemeinschaft (WG) und 14 Einzelwohnungen. Ob Gänge auf die Ämter oder die Beerdigung eines Haustiers - "oft ist da überhaupt kein Qualitätsunterschied", meinte Biebl.

Die Menschen, die im Projekt "Betreutes Wohnen" untergebracht sind, "müssen zumindest nicht um jeden Termin kämpfen" (Biebl).

Ganz anders sieht das in der Beratungsstelle aus. Es gibt Zeiten, in denen jede Stunde ein anderer Gesprächspartner in dem gemütlich eingerichteten Büro Platz nimmt. Die Probleme, mit denen die Sozialarbeiter konfrontiert werden, sind vielfältig: das geht vom "Bedürfnis sich auszuquatschen", über "Beziehungskisten" bis hin zu psychischen oder Suchtproblemen. Biebl: "Während des ersten Telefonats versuchen wir zu sondieren, ob der Betroffene mit der Adresse einer Beratungsstelle alleingelassen werden kann, oder ob ein Vorgespräch notwendig ist."

Einzugsgebiet des "Nordwest Pavillons" ist der gesamte Frankfurter Norden. Laut Statistik, so Krankenpfleger Martin Frenchkowski, hätten 41 Prozent der 144 000 Bewohner Probleme - die Palette reicht von leichten psychischen Isolationsgefahr Störungen, Neurosen und Persönlichkeitskonflikten bis hin zu Alkohol- und Drogenabhängigkeit, Schizophrenie oder Depressionen. "Jeder zweite hat Angehörige, die in einer psychiatrischen Klinik behandelt wurden", ergeben wissenschaftliche Erhebungen.

Die Gefahr der Isolation ist groß. Biebl: "Deshalb ist das Angebot der Tagesbetreuung enorm wichtig." Es richtet sich an Menschen im Alter von 30 bis 60 Jahre, die zur Bewältigung des Alltags Hilfe brauchen. "Vor zwei Jahren haben wir unser Konzept verändert", ergänzte Biebl. Zu viele alte Menschen hätten damals die Tagesbetreuung in Anspruch genommen. "Die Jüngeren blieben fern", wurde bemängelt.

Montags bis donnerstags ist der Pavillon von 8 bis 16 Uhr offen, freitags nur bis 14.30 Uhr. Ab 9 Uhr wird ein gemeinsames Frühstück angeboten. Freizeitgestaltung ist der Dreh- und Angelpunkt: Gymnastik, Handarbeiten, Lesen, Ausflüge. Die Gäste gehen gemeinsam einkaufen und kochen im Haus. Wer mittags müde ist, kann im Ruheraum ein Nickerchen machen. Neuerdings gibt es den Gesprächskreis über "Gott und die Welt". Falls notwendig, können Besucher vom Fahrdienst abgeholt werden.

15 Plätze bietet die Tagesstätte an. "Wir benötigen mindestens 25 Gäste, damit die Plätze ständig besetzt sind", erläuterte Biebl. Denn Geld gibt es nur, wenn das Angebot auch in Anspruch genommen wird. Der Landeswohlfahrtsverband und die Stadt Frankfurt teilen sich die Kosten.

Der "Club Regenbogen" dagegen wird ausschließlich von der Stadt finanziert und steht allen offen, die mit einer Lebenskrise nicht fertig werden und Gespräche suchen. Er will ein "farbiger Lichtblick" sein und dem Alltag die Tristesse nehmen. Die Clubmitglieder treffen sich dienstags von 17.30 bis 19.30 Uhr und freitags von 16 bis 20 Uhr im "Nordwest Pavillon". *tin

IAES-Theatergruppe Akteuren fehlt ein Fundus

FRANKFURT A. M. "Um das studentische Leben im Institut zu bereichern" wurde die IAES-Theatergruppe vor einigen Jahren von Studenten verschiedener Semester gegründet. Vieles haben die Hobby-Akteure seither zustandegebracht: In englischer Sprache wurden Stücke von Shakespeare und von Harold Pinter, von Byron und natürlich auch von Samuel Beckett in Szene gesetzt.

"Wir versuchen", erklärte Bernhard Klein die Intention der Theater-Arbeitsgruppe gegenüber der Stadtteil- Rundschau, "ein möglichst breites Spektrum abzudecken."

Über mangelnde Arbeit können sich die Studenten für Anglistik und Amerikanistik nicht beklagen: Drei- bis viermal stehen sie pro Jahr auf der Bühne. Regie führt in der Regel ein Lektor aus dem Institut, derzeit ist es Stephan Markusfeld. Mit ihm ist die Theater-AG seit zwei Semestern wieder auf dem Weg nach oben, nachdem es einen "Durchhänger" zu meistern galt.

Bei allem Erfolg aber muß das IAES-Ensemble - zu dem derzeit rund ein Dutzend Studenten zählen - immer wieder mit Schwierigkeiten fertig werden. Denn einen eigenen Fundus gibt es nicht, Geld steht den Mimen ohnehin kaum zur Verfügung.

Jede einzelne Requisite mußte für die neueste Produktion mühsam zusammengeklaubt werden.

Für die kommenden Aufführungen aber erhofft sich Bernhard Klein weniger Probleme, denn inzwischen "stößt die Theater-AG auf immer mehr Akzeptanz im Haus". *ind

Nur wenige schaffen den Weg zurück Die "Frankfurter Werkgemeinschaft" gibt psychisch Kranken Schutz und Arbeit

OSTEND. Seit siebzehn Jahren ist Klaus Zeller als Werkstattleiter in den Räumen der "Frankfurter Werkgemeinschaft" (FWG) tätig. Gelernt hat er eigentlich das Buchbinder- und Etuimacherhandwerk. "Ich bin da so reingerutscht, und jetzt kann ich mir etwas anderes gar nicht mehr vorstellen", sagt Zeller, während er eine Tasse Kaffee serviert. Allzu viele Besucher hat der "Tag der offenen Tür" nicht in die Wingertstraße geführt, so daß sich der Betriebsleiter viel Zeit nehmen kann, um die Arbeitsräume und pädagogischen Konzepte vorzustellen.

1967 gründete sich die FWG auf Drängen von Patienten der Sozialpsychiatrie als erste Institution, die sich ausschließlich mit seelisch Kranken beschäfigte. "Es hat doch keinen Sinn, Geistig- und Körperbehinderte mit psychisch Kranken zusammenzustecken, nur um irgend etwas zu tun", erläutert Zeller die Anfänge der Organisation.

Die 130 Beschäftigten von 22 bis 65 Jahren in seinem Haus haben einen normalen Arbeitstag - der entscheidende Unterschied ist, daß sie fast ausschließlich manuelle Tätigkeiten ausüben und nicht dem Tempo einer Maschine folgen müssen. Viele der Kranken sind gerade daran in der "Normalität" des Arbeitslebens gescheitert. Zeller: "Die psychisch Kranken sollen hier so wenig wie möglich den Produktionsdruck spüren."

Im Haus untergebracht sind Metall- und Holzverarbeitung, Elektromontage, Verpackungsabteilungen und eine Töpferei. 21 Angestellte - die meisten sind gelernte Handwerker - kümmern sich während der Arbeitszeit um die Beschäftigten, zwei Sozialarbeiter sind ständig erreichbar. Zweigstellen gibt es in der Schubertstraße - dort ist ein textverarbeitender Betrieb - und in der Bornheimer Landwehr, wo eine Druckerei ihr Domizil hat. Die produzierten Waren verkauft die FWG in der hauseigenen Boutique, per Vereinbarungen oder an freie Kunden wie Ärzte, Banken und Supermärkte.

Die Finanzierung des Betriebes wird zum einen durch den Verkauf erreicht; einen Großteil zahlt aber der Landeswohlfahrtsverband Hessen, der zugleich Arbeitgeber und Träger der Werkgemeinschaft ist.

Wichtig ist, so betont Klaus Zeller, der geschützte Rahmen im Haus. Viele der psychisch Kranken sind sehr labil, nur wenige schaffen den Weg zurück ins "normale Leben". Um diesen Schutz zu gewährleisten, ist in jeder Arbeitsgruppe der Leiter zugleich Ansprechpartner, zudem gibt es zahlreiche Ruheecken, Gesprächskreise, eine Tanztherapie und einen Gymnastikraum, wo sich die Kranken erholen können. Jeder hat seinen eigenen Arzt, was auch Voraussetzung für die Aufnahme in die Werkstätten ist. Leider ist der Psychologe, der im Haus war, verstorben, ein neuer hat die Arbeit noch nicht aufgenommen.

80 Wohnplätze stehen den Beschäftigten zur Verfügung; zum Teil in FWG-eigenen Wohnkollegs. Einige Beschäftigte wohnen alleine, werden aber nach Bedarf betreut. "Große Sprünge können die Leute hier nicht machen, dafür ist der Stundenlohn, den wir bezahlen können, zu gering."

Das leidige Thema Bezahlung regt auch Klaus Zeller auf. "Junge Mitarbeiter werden durch den niedrigen Verdienst abgeschreckt. Die Fluktuation ist merklich größer als in anderen Betrieben. Die Politiker reden seit Jahren, aber sie unternehmen nichts." Eine große Portion Idealismus sei nötig, um diesen Job zu machen, bei besserer Bezahlung würden sich auch mehr Menschen bereit erklären, in den Werkstätten oder als Sozialpädagogen zu arbeiten.

Die Beschäftigungs- und Arbeitstherapeutin Sabine Funk ist eine von ihnen. Sie leitet eine neunköpfige Gruppe, die leichte Verpackungsarbeiten ausführt. "Das verstehe ich mehr als Sozialtraining, die meisten aus dieser Gruppe haben sich extrem zurückgezogen und lernen hier langsam wieder den Umgang mit anderen", erläutert sie ihr Konzept.

Die Beschäftigten sind übrigens an diesem "Tag der offenen Tür" nicht da: "Sie würden sich wie im Zoo fühlen", erklärt Klaus Zeller. Denn schließlich dürfe man nie vergessen, daß es sich bei diesen Menschen um Opfer der Leistungsgesellschaft handelt. jot

Ein Plutonium-Frachter fährt bald um die halbe Welt Japan läßt das hochgiftige Spaltmaterial tonnenweise aus den Atomfabriken in England und Frankreich holen Von Tina Stadlmayer (Tokio)

"Eine Bedrohung für die Sicherheit der Welt - Japans rücksichtslose Plutonium- Politik" stand über der ganzseitigen Anzeige, die sich Japans Atomkraftgegner in der New York Times leisteten. Schon häufiger waren Kritiker der Regierung diesen ungewöhnlichen Weg gegangen, um den internationalen Druck auf ihr eigenes Land zu verstärken. Zuletzt hatte eine Gewerkschaftsorganisation in einer US-Zeitung für Arbeitszeitverkürzung geworben. Diesmal zeigten Umweltschützer die Gefahren des größten Plutonium- Transports der Geschichte auf.

In diesem Herbst soll das japanische Schiff "Pazifischer Kranich" mit einer Tonne Plutonium beladen - genug für 120 Atombomben - seine 26 000 Kilometer lange Reise von Europa nach Japan antreten. Zunächst wollten die Japaner die gefährliche Ladung per Flugzeug aus Europa holen, die USA erlaubten jedoch den Flug über Alaska nicht. Deshalb wird der "gelbe Kuchen" aus den Wiederaufbereitungsanlagen im englischen Sellafield und im französischen La Hague nun per Schiff um die Weltkugel verfrachtet. Bislang sind in Frankreich 600 Tonnen und in Großbritannien 1100 Tonnen japanischer Brennstäbe wiederaufgearbeitet worden. Insgesamt sollen es 2 900 und 2 700 Tonnen werden. Dabei werden mindestens 30 Tonnen Plutonium entstehen, Der "Pazifische Kranich" muß seine Reise also noch viele Male antreten.

Das Plutonium soll im Prototyp eines Schnellen Brutreaktors, genannt "Monju" (Gott der Weisheit), verwandt werden. Die Japaner verhandeln außerdem mit einem belgischen Unternehmen und der deutschen Firma Siemens darüber, ob sie den wiederaufgearbeiteten Atombrennstoff zu MOX-Brennstäben, einer Mischung aus Plutonium und Uran, verarbeiten wollen. Die japanische Atomenergie-Behörde hat nämlich beschlossen, MOX-Brennstäbe in zwölf der 42 normalen Atomkraftwerke einzusetzen.

Doch es läuft nicht alles so glatt, wie es sich die Japaner wünschen. Aufgerüttelt von den Aktionen der Atomkraftgegner hat das US-Repräsentantenhaus ein Gesetz verabschiedet, das dem Atomspediteuren verbietet, US-Gewässer zu befahren - die vor Hawaii und Guam eingeschlossen. Das Risiko eines Überfalls oder eines Unfalls sei zu groß. Der Initiator des Gesetzes, der Kongreßabgeordnete Neil Abercombie aus Hawaii, warnte seine Kollegen vor einem "schwimmenden Tschernobyl". Nur ein Begleitschiff reiche als Schutz nicht aus, selbst wenn wie geplant hundert Sicherheitskräfte und vier Maschinengewehre an Bord sind.

Das private Washingtoner Atomkontroll-Institut hatte außerdem herausgefunden, daß die Plutoniumbehälter einem Zusammenstoß oder dem Ausbruch eines Feuers nicht standhalten würden. "Es besteht die Gefahr, daß das Atomtransportschiff in niedrigem Gewässer auf Grund läuft und Plutonium austritt", heißt es in seinem Bericht. Der Verfasser, Atomforscher Paul Leventhal, kommt zu dem Schluß: "Es ist unverantwortlich, Tonnen von Plutonium auf hoher See zu verschiffen, solange die Menschen in Europa, Japan, und entlang des Weges nicht sicher sein können, daß bei einem Unfall oder Überfall kein Plutonium austritt." Da die Route des Schiffes geheimgehalten wird, hat das Institut seine Informationen an über 70 möglicherweise betroffene Länder geschickt. In den meisten regen sich bereits die ersten Proteste.

Damit hatten die Japaner nicht gerechnet. Stolz verkünden die Atomkraftwerksbetreiber seit Jahren, das Plutonium werde dem rohstoffarmen Land helfen, eine vom arabischen Öl unabhängige Energieversorgung aufzubauen. Die staatliche Wissenschafts- und Technologie-Agentur wirbt mit dem zynischen Wortspiel "Für ein reiches/angereichertes 21. Jahrhundert" für ihre Atompolitik. Schon jetzt produzieren in Japan 42 Atomkraftwerke rund 30 Prozent des Stroms. Der Anteil soll sich durch den Bau von weiteren 40 Reaktoren in den kommenden 20 Jahren fast verdoppeln. Doch auch in Japan gibt es nun eine Diskussion darüber, ob dies der richtige Weg ist. Der Physiker und leitende Kopf der Anti-Atom-Bewegung Jinzaburo Takagi sagt: "Die meisten Länder haben ihre Plutonium-Pläne aufgegeben, weil es zu gefährlich ist. Wir werden Plutonium niemals effektiv nutzen können. Wir sollten es besser aufgeben." Takagi sagt dem Land einen unnötigen und gefährlichen Überschuß an hochradioaktivem Material voraus: Bis zum Jahr 2010 werden sich in Japan mindesten 100 Tonnen Plutonium angesammelt haben - mehr als die US- amerikanischen und ehemals sowjetischen Atomraketen an Plutonium auf die Waage bringen. Selbst die konservative Zeitung Mainichi gibt den Atomgegnern inzwischen recht: "Die Welt betrachtet Plutonium als eine Last, weil es technisch schwer zu handhaben ist und zum Bau von Atombomben verwendet werden kann." Sie schlägt vor: "Die Regierung sollte ihre ganze Plutonium-Politik überdenken." Schon warnen Japans Nachbarn Korea und China davor, das Land wolle mit den Unmengen Plutonium eigene Atomwaffen bauen. Auch die Internationale Atomenergiebehörde in Wien ist alarmiert: "Als Ergebnis der Wiederaufbereitung und der Vernichtung von Atomraketen wird in Zukunft mehr Plutonium anfallen, als auf friedliche Weise in der Industrie verwendet werden kann".

Die halbstaatliche "Atomkraft- und Atombrennstoff-Entwicklungsbehörde", Betreiberin des Schnellen Brüter "Monju", hat aus all diesen Voraussagen erste Konsequenzen gezogen. Sie will den Prototyp eines Schnellen Brüters, der im kommenden Jahr in Betrieb gehen soll, zunächst einmal als "Schnellen Reaktor" laufen lassen. Der nutzt zwar auch Plutonium, produziert jedoch im Gegensatz zum "Schnellen Brüter" nicht noch mehr des hochgiftigen Materials.

An ihren Plänen, in Rokkashomura im Norden des Landes ein großes Atomzentrum zu bauen, will die Regierung jedoch festhalten. Eine Wiederaufbereitungsanlage soll ab dem Jahr 2050 jedes Jahr 50 Tonnen Plutonium produzieren, eine Uran-Anreicherungsanlage hat ihren Betrieb bereits aufgenommen. Um den Bewohnern das Atomprojekt schmackhaft zu machen, hat die Regierung in Rokkashomura erstmal ein "Informationszentrum" gebaut. Dort "klärt" sie die Bürger auf: Atomstrahlen seien gar nicht so gefährlich, weil sie ja auch in der Natur vorkommen. Doch auch in Rokkashomura formiert sich Protest gegen das geplante Antomzentrum. Im September 1991 demonstrierten Frauengruppen und buddhistische Priester gegen die Anlieferung der ersten Ladung Uran. Das Atomzentrum soll in Zukunft auch 300 000 Fässer mit je 200 Liter angeblich leicht radioaktiven Materials lagern. Physiker Takagi sagt, die Fässer enthielten 100mal mehr Radioaktivität, als die Atomenergiekommission für "leichtradioaktives Material" zulasse. Sie werden in Kellern unter der Erde aufbewahrt, was Atomkraftgegener wegen der häufigen Erdbeben für gefährlich halten.

Noch gefährlicher ist mit Sicherheit die geplante Lagerung von hochradioaktivem Material. Bereits heute haben sich über 300 Kubikmeter auf dem Gelände der Wiederaufbereitungsanlage in der Tokai- Region südlich von Tokio angesammelt. Diese und der hochgiftige Abfall aus den Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield und La Hague sollen zunächst 50 Jahre lang abgekühlt und dann, in Glas eingeschmolzen, mehrere hundert Meter unter der Erdoberfläche gelagert werden. Noch ist nicht klar, ob dies in Rokkasho oder auf der Insel Hokkaido geschehen soll.

Obwohl auf der ganzen Welt kaum noch neue Atomkraftwerke gebaut werden und fast niemand mehr auf die Plutonium-Wirtschaft setzt, beharrt Japan auf der Atom-Expansion. Die zuständige Regierungskommission gibt aber selbst zu, daß die Zahl der 40 zusätzlichen Reaktoren - zum Teil in erdbebengefährdeten Gebieten - wegen der starken Bürgerproteste wohl nicht erreicht wird. Sowohl gegen das große Atomzentrum in Rockashomura, als auch gegen den Schnellen Brüter auf der Tsuruga-Halbinsel sind die Bürger vor Gericht gegangen.

In der Nähe von Tsuruga stehen insgesamt 15 Atomkraftwerke. In einem davon platzte vor 16 Monaten ein Dampfgenerator; dabei floß radioaktives Kühlwasser ins Meer. Dieser Unfall schreckte auch die Anwohner auf, die sich schon an die Reaktor-Ansammlung an ihrer Küste gewöhnt hatten. Bei der ersten Anhörung gegen den Schnellen Brüter auf Tsuruga im April 1986 hatte der Farmer Jinzo Isobe gerufen: "Vertraut nicht so sehr in die Wissenschaft! Wissenschaftler, seid bescheidener!" Am Tag darauf geschah die Tschernobyl-Katastrophe.

3

Psychopharmaka werden oft noch zu sorglos verordnet Frankfurter Wissenschaftlerin verweist auf die Suchtgefahr

Die Kritik zeigte Wirkung: Tranquilizer, wegen ihres suchtauslösenden Potentials in die Schußlinie geraten, werden heute nur noch halb so oft verordnet wie vor zehn Jahren. Doch trotz dieses erfreulichen Trends wird oft genug der Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben; denn an ihrer Stelle werden jetzt andere Psychopharmaka eingesetzt, die ebenfalls erhebliche Nebenwirkungen aufweisen können und dazu nicht mit der nötigen Sorgfalt verschrieben werden. Insgesamt werden Psychopharmaka immer noch viel zu häufig genutzt, ohne das Risiko schwerer Nebenwirkungen abzuwägen.

Dies ergab jetzt eine Analyse der Ärztin und Psychologin Dr. Cornelia Krause-Girth, die die psychosoziale Ambulanz am Universitätsklinikum in Frankfurt am Main leitet. Ihre Untersuchung bestätigte zusätzlich den Verdacht, daß besonders ältere Frauen überdurchschnittlich oft sogenannte Psychopharmaka verordnet erhalten - mit dem zweifelhaften Ergebnis, daß eine wirkliche Hilfe für ihre Seelenprobleme zumindest verzögert, wenn nicht sogar völlig verhindert wird. Die Hauptursache für dieses Dilemma sieht die Wissenschaftlerin in ungenügenden Informationen an die behandelnden Ärzte durch die Industrie.

Dabei bezweifelt Cornelia Krause-Girth keinesfalls den Nutzen dieser Arzneimittel für die Seele bei bestimmten Krankheitsbildern, doch fordert sie vor dem Griff zum Rezeptblock eine wesentlich kritischere Diagnose. Tranquilizer - sie sind faktisch identisch mit den Benzodiazepinen, deren bekanntestes Markenzeichen Valium ist - eignen sich gut zur kurzfristigen Behandlung von Angstzuständen, schweren Unruhe- und Spannungsgefühlen und bei Schlafstörungen. Doch sind sie gänzlich ungeeignet für eine langfristige Behandlung; schon nach wenigen Wochen kann eine Abhängigkeit auftreten.

Diese Gefahr hat sich offensichtlich auch bei den verschreibenden Ärzten in Deutschland herumgesprochen; immerhin verordnen sie ihren Patienten statt 717 Millionen Tagesrationen im Jahr 1982 jetzt nur noch 355 Millionen. Doch bedeutet auch diese Zahl noch immer für den durchschnittlichen Bundesbürger etwa 20mal im Jahr den Griff zum Beruhigungsmittel. Bei einer altersabhängigen Analyse fand Cornelia Krause-Girth jedoch heraus, daß Bundesbürger unter 40 Jahren solche Substanzen kaum einnehmen, sich die Hälfte der Verordnungen an Patienten über 65 Jahre richtet. Und da gehen etwa dreimal so viele Frauen nach einem Arztbesuch mit einem entsprechenden Rezept nach Hause wie Männer.

Die Ursache dafür sieht Frau Krause-Girth in der Unkenntnis vieler Ärzte: Sie sind durch ihre naturwissenschaftlich orientierte Ausbildung nicht auf die speziellen Probleme alter Menschen vorbereitet, bei denen sich vermehrte Anfälligkeit für Krankheiten oft mit Armut, dem Verlust von Angehörigen, Isolation oder Angst vermischt. Das Angebot sozialer Hilfen erreicht diese Gruppe nur selten, so daß sie selbst wie auch ihre Ärzte den oft fatalen Ausweg im Einsatz der Benzodiazepine sehen. Bei einer genaueren Analyse zeigt sich, daß 6,7 Prozent aller Patienten von Internisten, Allgemein- und Nervenärzten in einer nordeutschen Region diese Substanzen so lange einnahmen, daß auf eine Abhängigkeit geschlossen werden muß.

Der rückläufige Verbrauch an Benzodiazepinen wird offensichtlich teilweise wettgemacht durch Neuroleptika, die statt in 125 Millionen Tagesdosen vor zehn Jahren jetzt 229 Millionen mal verschrieben werden. Diese Arzneimittelgruppe kann so schwere Nebenwirkungen - darunter nicht heilbare Kau-, Schmatz- oder Schluckbeschwerden - auslösen, daß sie nach Auffassung von Cornelia Krause-Girth nur von Fachärzten und bei schweren psychiatrischen Erkrankungen wie Halluzinationen oder Wahnsideen eingesetzt werden sollen. Doch dies ist nicht einmal bei jeder zweiten Verordnung der Fall; statt dessen werden sie in der Hauptsache von Allgemeinärzten oder Internisten gern bei depressiven Verstimmungen, innerer Unruhe, Schlafstörungen oder anderen vergleichsweise harmlosen Beschwerden eingesetzt, bei denen früher die jetzt kritisierten Benzodiazepine ausgewählt worden waren.

Eine ähnliche Verschiebung ergeben die Daten von Frau Cornelia Krause-Girth für Antidepressiva; diese Mittel können zwar bei sogenannten endogenen Depressionen effektiv helfen, aber mit möglichen Nebenwirkungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen oder Unruhezuständen. "Ein Drittel aller Verordnungen", so kritisiert die Wissenschaftlerin, "ist schon deshalb unzweckmäßig, weil keine Depressionen diagnostiziert worden sind!" Und ein weiteres Drittel kommt bei unspezifischen depressiven Verstimmungen zum Einsatz, bei denen die Anwendung ebenfalls fraglich ist.

Der Lösungsvorschalg von Cornelia Krause-Girth macht zwar Sinn, wird sich aber ebenfalls langfristig verwirklichen lassen: Durch die sehr wirksam mögliche, nicht-medikamentöse Behandlung von Angst, Streß oder Unruhe und konkrete Hilfen bei seelischen Problemen läßt sich der zweifelhafte Verbrauch von Psychopharmaka deutich reduzieren. Hilfreich kann es auch sein, wenn Ärztekammern die Verordnungsgewohnheiten der niedergelassenen Ärzte streng kontrollieren. Im Stadtstaat Hamburg jedenfalls hatte dieses Modell bereits Erfolg.

DIETER SCHWAB

Verein beklagt Nachwuchsmangel

FRANKFURT A. M. Die Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain (VBU) ist eine der ältesten Organisationen in Frankfurt, die sich um Naturschutz und Umwelterziehung bemüht. 1924 wurde die "Vereinigung für Vogelschutz" von Sebastian Pfeifer und Rektor Philipp Schilling gegründet. Auf dem Grundstück, das die Gemeinde Bergen-Enkheim den Ornithologen zur Verfügung stellte, wurden im Auftrag der Vogelflugwarte Helgoland Vögel beringt, um Erkenntnisse über Lebensräume und Flugrouten zu gewinnen. Durch die Fusion mit der "Zweigbereingungsstelle Untermain" 1938 kam der Verein zu seinem heutigen Namen.

Das Durchschnittsalter der 345 Mitglieder liegt bei 56 Jahren. Der Verein gibt die naturkundliche Zeitung "Luscinia" mit einer Auflage von 1000 Exemplaren heraus. Sie wird an die Mitglieder und viele Abonnenten im In- und Ausland verschickt.

Die VBU organisiert Dia- und Filmabende, vogelkundliche Wanderungen und ökologische Lehrgänge. In der Stadthalle Bergen geht es bei Referaten um so unterschiedliche Themen wie "Die erlebte Natur in Mühlheim und Umgebung" oder "Die Vögel Senegals". Die Exkursionen, die mal ins Naturschutzgebiet Waghäusel, mal ins Naturschutzgebiet Rheinhausen und immer wieder ins Enkheimer Ried und an den Berger Hang führen, lokken meist etwa zwei Dutzend Teilnehmer an.

Wer mehr über den Verein wissen möchte, kann sich an den Vereinsvorsitzenden Ulrich Eidam wenden. Er hat die Telefonnummer 72 46 37. *eik

Frevler "latschen quer durchs Biotop" Vogelkundliche Beobachtungsstation kämpft für Frankfurts Naturschutzgebiete

FRANKFURT A. M. Vor der Trockenmauer, die aus roten Backsteinen aufgeschichtet wurde, sitzt Ulrich Eidam immer öfter. "Es ist einfach toll zuzusehen, was sich da entwickelt", sagt der Vorsitzende der Vogelkundlichen Beobachtungsstation Untermain (VBU). Blindschleichen und Schlingnattern hat er schon beobachtet; vor den angebohrten Baumstämmen summen Bienen. Vor allem aber ist das Klein-Biotop ein Symbol für die voranschreitenden Umgestaltungsarbeiten auf dem Gelände der Vogelschützer am Berger Hang. Die Backsteine stammen aus der bereits 1931 errichteten ersten Beobachtungsstation des Vereins. Die kleine Hütte wird gerade renoviert. Wenn sie erst einmal die Maschinen zur Beringung der Zugvögel aufnehmen kann, die jetzt noch im größeren Sebastian-Pfeifer-Heim untergebracht sind, wären die Voraussetzungen für das geplante "Info-Zentrum" mit Blick auf die Naturschutzgebiete "Berger Hang" und "Enkheimer Ried" erfüllt. Doch aus eigener Kraft wird der Verein das Projekt nur schwer verwirklichen können.

Die Innenbeleuchtung, Projektoren, Computer und Mikroskope des Info-Zentrums müßten mit Strom versorgt werden. Die VBU stellt sich zwei Lösungen vor: ein unterirdisches Stromkabel zu verlegen oder eine Solar-Anlage anzuschaffen. Die Kosten von insgesamt etwa 30 000 Mark würden die Vereinskasse allerdings "auf das extremste belasten", klagt Ulrich Eidam. Er ist enttäuscht darüber, daß die Stadt sich bisher noch nicht dazu durchringen konnte, das Projekt zu unterstützen. Ulrich Eidam: "Da werden Grüngürtel-Planungen und Umweltlernen in Frankfurt propagiert, und zu unserem Info-Zentrum kommt gar nichts." Offensichtlich sei der Verein, eine der ältesten Naturschutz-Organisationen Frankfurts (siehe Kasten), bei den Behörden zu wenig bekannt - beim "Umweltlernen"-Programm sei man noch nicht einmal angeschrieben worden.

Zusammen mit Schulen und dem Hessisichen Institut für Lehrerfortbildung (HILF) hatte die VBU im vergangenen Jahr zahlreiche Lehrgänge organisiert. Die Weiterbildung der Lehrer, die bei Vogelstimmen-Exkursionen, Kartierungen und Bodenuntersuchungen einen "Rundumschlag" in Sachen Freilandbiologie mitmachen, lag Eidam besonders am Herzen. Er als Biologie-Lehrer weiß um die vollen Lehrpläne an den Schulen, "bei denen die meisten Lehrer dankbar für jede praktische Anregung sind". Bei den Seminaren mit den Lehrern habe sich auch gezeigt, daß das Sebastian-PfeiferHeim mit seinem Blick auf den Fechenheimer Wald und den Mainbogen ein geeigneter Unterrichtsraum ist.

Der widmet sich insbesondere der Jugendarbeit. "Keimzelle" dafür ist die Umwelt AG des Albert-Einstein-Gymnasiums in Maintal-Bischofsheim. Sie wurde ins Leben gerufen von dem ehemaligen Zivildienstleistenden Manfred Sattler, der seine Zeit bei der "Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz" (HGON) und der VBU abgeleistet hat. Seither legen die Jungen und Mädchen Nisthilfen an und beobachten das Leben in den beiden Naturschutzgebieten. "Erst wenn die Schüler wissen, was es hier alles gibt, werden sie erkennen, warum es schützenswert ist", betont Eidam.

Zur Zeit sammelt die VBU auf Karten Daten über Vögel, Insekten und Pflanzen in den Naturschutzgebieten Berger Hang, Enkheimer Ried und Umgebung. Mit umfangreichem Informationsmaterial soll die Obere Naturschutzbehörde davon überzeugt werden, daß die Gebiete besser überwacht werden müssen, daß durch die Erweiterung der beiden Naturschutzgebiete "Puffer um die Kerngebiete angelegt werden müssen", so Eidam.

Eine "Jugend-Forscht"-Arbeit von Schülern, die beim hessischen Landesentscheid im März dieses Jahres mit dem dritten Preis bedacht wurden, hat mit jährlich etwa 120 000 Gästen nicht nur einen enormen Besucherdruck auf das NSG "Berger Hang", sondern auch erhebliches Fehlverhalten von jedem Zehnten der Spaziergänger in der empfindlichen Natur registriert. Da wurden Bodenbrüter wie Goldammer und Baumpieper von freilaufenden Hunden aufgeschreckt. Picknick-Fans verließen die vorgeschriebenen Wege und "zerstörten beim Kreuzund-Quer-Latschen und anschließendem Sonnenbaden" wertvolle Vegetation, beklagt Eidam.

Ein anderer Grund für die Erweiterung der Naturschutzgebiete sind die schützenswerten Arten in den unmittelbar angrenzenden Gebieten. Der Wendehals etwa ist auch in den Streuobstwiesen am Berger Hang beheimatet.

Bei den Besucher-Studien für die "Jugend-Forscht"-Arbeit zeigte sich auch, daß die angesprochenen Umwelt-Frevler nur in 16 Prozent der Fälle einsichtig reagieren. Der Rest der Befragten war entweder "trotzig" oder sogar "aggressiv". Die Sperrung sensibler Bereiche mit Zäunen oder Balustraden in dem Naturschutzgebiet, das zu den ältesten "aber auch sensibelsten" im Rhein-Main-Gebiet gehört, wird von allen Naturschutzverbänden gefordert.

Schließlich schwebt Ulrich Eidam als Ideal ein tagsüber geöffnetes SebastianPfeifer-Haus vor, in dem eine Ansprechperson, Stellwände und die umfangreiche Buchsammlung der VBU über die bedrohte Natur informieren könnten. Denn was für die Schüler zutrifft, gilt auch für zuweilen uneinsichtige Erwachsene: Nur das, was man kennt, sieht man auch als schützenswert an. *HEIKO RAUBER

Als Champion lebt man schon ein Hundeleben Eigentlich schade, daß keine Bräute da waren

FRANKFURT A. M. Ich hab's ja schon gestern geahnt. Da gab es dieses komische Futter. Kohlenhydrate sollen da drin sein. Oder so was. Und das kriege ich immer nur dann, wenn am nächsten Tag wieder irgendwas abgeht. Eine Prüfung oder irgendein Wettkampf. Morgens haben die Leute zu Hause dann auch alle angefangen, an mir herumzutätscheln. Ich sei ja so ein lieber Hund. Papperlapapp. Für mich war alles klar. So was sagt man nicht ohne Absicht. Irgendwas war im Busch.

Tatsächlich. Wir rumpelten nach Preungesheim, zum "Verein für Deutsche Schäferhunde". Dort war wieder mal irgendein Wettkampf. Das ist eigentlich nicht schlecht. Endlich sehe ich meine Kumpel wieder, den Assi vom Herfagrund und Alex vom Gimbacher Hof.

Aber der Wettkampf heute sollte unheimlich wichtig sein. Darüber redeten meine Leute die ganze Zeit im Auto, auf dem Weg dahin. Wenn ich besser sei als meine Konkurrenten, Die Arbeit mach' ich die elf anderen Schäferhunde, dann könnte ich gegen die besten Hunde aus Deutschland antreten. Und wenn ich da auch noch gewinne, geht's nach Linz. Das ist weit weg. Dort kann ich dann Weltmeister werden. Champion! Aber wer wird Weltmeister? Ich mache die ganze Arbeit, und mein Typ kriegt Pokale und so'n Zeug. Das ist schon immer so gewesen. Dabei scheucht er mich nur durch die Gegend. Stock holen, Stock bringen - pausenlos.

Ich versteh' das sowieso nicht. Keiner von uns versteht das. Mit zwei meiner Konkurrenten, Jonny von den jungen Hansen und Bosko von Schwarzenfeld, habe ich mich endlich aussprechen können: Es ist bei jedem Wettkampf dasselbe. Erst müssen wir den Spuren von irgendwem hinterherschnüffeln und dabei immer bellen, wenn wir auf der Strecke was finden.

Denn komischerweise verlieren die Menschen ständig was. Obwohl sie den Weg bei einem Wettkampf ein paar Mal ablaufen. Und sie verlieren immer dasselbe. Immer: einen Schlüsselbund, ein Mäppchen, ein Portemonnaie. Ach, nein: Diesmal war ein Stück Holz dabei. Man kommt sich ja schon ganz blöd dabei vor. Jedesmal so laut herumbellen. Und das am Sonntag.

Dann kommt die "Unterordnung". Dabei werden wir schön herumkommandiert. Denn wehe, wir legen uns zu spät hin, wenn der Trainer wie verrückt "Platz!" brüllt.

Aber wer bin ich denn! Ein bißchen Individualität sollte man sich bewahren. Ich leg mich nie sofort hin - und die anderen auch nicht! Und erst die Sache mit den Stöckchen. Das werde ich nie kapieren. Holen, bringen, holen, bringen. Was wollen die denn? Dabei muß ich dann noch über eine Hekke und über so eine Holzpyradmide springen. Ich möchte einmal wissen, warum ich nicht drumherumlaufen darf. Das hab ich ein paar Mal ausprobiert. Mein Trainer fand das nicht so toll.

Zum Schluß sollen wir dann noch einen Mann suchen, der sich hinter einer Holzwand versteckt. Den dürfen wir aber wenigstens anspringen und ein paar Mal in den Arm beißen. Wenn der nicht so zimperlich wäre und keine Lederhülle darüberstülpen würde, könnte das echt aufregend werden . . .

Alles in allem war es trotzdem ganz nett. Schade nur, daß so wenig Bräute dabei waren - die sind den meisten Trainern nämlich zu temperamentvoll. Kann man ja auch wieder verstehen. Diese Weibsbilder, wirklich hysterisch manchmal! Schade außerdem, daß ich nun doch kein Weltmeister werden kann.

Zur Bundesausscheidung dürfen nämlich die Assi vom Herfagrund vom Hans Taschner und Tomy vom Welzbachtal von Dietmar Blatz. Aber eine leckere Belohnung gab's auch für mich. *BETTINA SENGLING

Nicht nur Seile geknüpft Kontaktpflege und Informationen der THW-Jugend

FRANKFURT A. M. Zufrieden betrachtet Stephan Berger das gelungene Werk seiner Schützlinge an der Unterkunft des Ortsverbandes des Technischen Hilfswerks Frankfurt (THW) in der Tilsiter Straße im Industriehof. Sechs Jungen und zwei Mädchen der THW-Jugendgruppe legten zwar noch keine "Gesellenprüfung" ab, doch der Bau einer Seilbahn war gut gelungen.

Nach der Arbeit hatte sich der Nachwuchs eine Magenstärkung redlich verdient. Um die Mittagszeit wurde nicht nur für die Gäste ein Kuchenbüfett eröffnet; bei Kaffee und Kuchen und einem erfrischenden Getränk gab es darüber hinaus reichlich Informationen über die Arbeit der Jugendgruppe.

Die Gruppe besteht seit genau einem Jahr. Und das eben war der Anlaß für die kleine Geburtstagsfeier und gab Gelegenheit, die Arbeit einmal in der Öffentlichkeit vorzustellen. Außer dem Aufbau der Seilbahn demonstrierten die Jugendlichen auch den Umgang mit Leinen.

"Angefangen haben wir mit zwei Jungen und einer weiblichen Nachwuchshelferin", berichtet Berger. Außer der fachspezifischen Ausbildung, die Grundkenntnisse des Katastrophenschutzes vermittelt, unternahm die Gruppe in den zwölf Monaten ihres Bestehens eine Fahrt nach Frankenberg / Eder zum Zeltlager der THW-Landesjugend.

Einen Erste-Hilfe-Kurs haben die Frankfurter auch schon absolviert und sich beim "Tag der offenen Tür" 1991 erstmals in der Öffentlichkeit präsentiert. Zur Freude der Kinder hatten sie am Paulsplatz eine Schiffschaukel aufgebaut. Unter dem Motto "Kids sind grenzenlos" stand ein Besuch bei den Freunden der benachbarten Hausener Jugendfeuerwehr. Mit von der Partie war die THW- Jugendgruppe schließlich auch bei einer Umweltaktion an der Nidda.

Zusammen mit der Rödelheimer Jugendfeuerwehr wurden Uferböschungen von Gegenständen gesäubert, die rücksichtslose Zeitgenossen bei Spaziergängen immer wieder hinterlassen. Der Unrat füllte einen großen Container. In der Hauptsache waren Schrott, Glas und Papier aufgelesen worden. Aber auch ein Fahrradrahmen lag da in der Gegend herum. Als die "Saubermänner" einen Schranktresor und einen Aktenkoffer fanden, wurde die Kripo eingeschaltet.

Die Jugendbetreuung im Frankfurter THW besteht aus Spaß, Spiel und praktischer Ausbildung. Sie wurde von den Mitgliedern gut angenommen. Gelernt wird unter anderem der Umgang mit Seilen, Karten, Kompaß, Holz und Beleuchtungsmittel. Zweimal im Monat treffen sich die "Helfer von Morgen" zu den Ausbildungs- und Übungsstunden in der Unterkunft Tilsiter Straße.

"Eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung ist die Grundlage unserer offenen Jugendarbeit", erläutert dazu Stephan Berger. Genauso wichtig sei für ihn aber auch der Kontakt zu den Eltern. Es werden besondere Elternnachmittage angeboten, bei denen sich die Familien über die offene Jugendarbeit und über alle Vorhaben des Ortsverbandes informieren können.

"Natürlich können sich uns jederzeit weitere männliche und weibliche Jugendliche anschließen", wirbt der Jugendbetreuer um zehn- bis 17jährige Mitstreiter.

Nähere Auskunft über den Ortsverband gibt es unter der Rufnummer 79 50 02 55. *dixi

DOKUMENTATION 12

Es wird sehr wohl geteilt

Die Zuschrift der Frankfurter Vorsitzenden des Verbandes Alleinstehender Mütter und Väter (VAMV) Doris Poller zielt wohl mehr auf Mitgliedswerbung für ihren Verband als auf ergänzende Information (FR/FRA vom 12. 6. 1992 "Im Stich gelassen"). Was Frau Poller vorträgt, hat im wesentlichen auch schon ihre Bundesvorsitzende Ulshöfer x-mal vorgetragen. Wenn die FR dies in ihrer Meldung vom 30. 5. 92 ("Immer mehr Väter lassen ihre nichtehelichen Kinder im Stich") nicht erneut wiederkäut, so ist dies mehr als verständlich.

Geradezu Demagogie ist es, wenn Frau Poller schreibt, daß "von den Sorgeberechtigten, meist Mütter, selbstverständlich erwartet wird, ihr Einkommen mit den Kindern zu teilen - ob es zum Leben reicht oder nicht", während den Unterhaltsverpflichteten, "meist Väter", immer noch ein Selbstbehalt zustehe.

Dieser Selbstbehalt beträgt ab 1. 7. 1992 1300 Mark bei erwerbstätigen und 1150 Mark bei nicht erwerbstätigen Unterhaltspflichtigen und ist das absolute Existenzminimum. Alles über diesen Selbstbehaltsbetrag hinausgehende wird dann wohl "geteilt", und zwar im Hinblick auf vorhandene Kinder nach der auch Frau Poller bekannten Düsseldorfer Tabelle, wobei geschiedene oder getrennt lebende Mütter, die nicht arbeiten wollen oder können, noch nachehelichen Unterhalt bzw. Trennungsunterhalt in Höhe von drei Siebtel des den Exgatten nach Abzug des Kindesunterhalts verbleibenden Nettoeinkommens erhalten, falls sie dies bei Gericht beantragen, wenn der Vater nicht freiwillig zahlt.

Albert Langbein, Trier

Die Freundschaft vertieft Das "Maien-Quartett" auf Gegenbesuch in Thüringen

BONAMES. In diesen Tagen sind die Mitglieder des Bonameser Gesangvereins Maien-Quartett 1925 von einem Gegenbesuch bei dem Männergesangsverein Saalfeld-Garnsdorf in Thüringen zurückgekommen. Herzlich begrüßt wurden die Gäste am Samstag mit Gesang, es schloß sich eine Führung durch die Saalfelder Feengrotten an.

Die Höhlen mit ihren seltenen Mineralien, wie Ausscheidungen aus weißem und rotem Ocker, und Schwermetallverbindungen sind die farbenreichsten Grotten der Welt. Hauptsächlich bestehen sie aus Eisenphosphat und nicht aus Kalk, wie die meisten anderen Grotten. Ursprünglich waren die Höhlen für den Abbau von Alaunschiefer (in mehreren Epochen zwischen 1530 und 1836) unter dem Namen "Jeremiasglück" genutzt worden. Erst 1910 / 1911 wurden die austretenden Gewässer am Stollenmundloch untersucht und deren Ursprung erkundet. Die Höhlenforscher fanden die Grotten so vor, wie sie heute noch bestehen.

Im Feengrotten-Restaurant gab es dann ein Mittagessen, anschließend ging es zu den Quartieren bei den Gastfamilien. Hier wurden die bereits geknüpften Kontakte bei Kaffee und Kuchen vertieft.

Zum Abendessen trafen sich Besucher und Gastgeber im Lokal "Zur Forelle" zu einem Thüringerabend. Die beiden Vorsitzenden - vom Männergesangsverein Bernd Eberhard und vom Maien-Quartett Erika Groß - zeigten sich übereinstimmend darüber erfreut, "daß wir uns wieder getroffen haben".

Unterhalten wurden die Gäste unter anderem von dem bekannten Duo Christin und Charly Betz aus Bad Blankenburg mit Liedern aus Thüringen. Wer Hunger hatte, konnte sich an einem kalten Büfett mit Thüringer Spezialitäten stärken. Eine kleine Kapelle sorgte für Tanzmusik.

Sonntag früh folgte ein kleiner Stadtrundgang, bei dem die Gäste die St. Johanniskirche (erbaut 1385-1514) besichtigten. In ihr waren vor der Wende die sogenannten Friedensgebete abgehalten worden. In der alten Kirche sangen der Männerchor Saalfeld-Garnsdorf "Am kühlen Morgen" und der Chor des Maien- Quartetts "Hymnus".

Danach fuhren die Bonameser zum Aussichtsturm Kulmbachhaus, wo sie eine herrliche Aussicht auf die Stadt Saalfeld und den Thüringer Wald hatten. Nach dem gemeinsamen Mittagessen wurden die Gäste mit Liedern vom Männerchor verabschiedet. Alle versprachen,die freundschaftlichen Kontakte auch weiterhin zu festigen. tel

1. Frankfurter Karneval-Club Ein unerwartetes Minus in Kasse

FRANKFURT A. M. Lebhaft diskutierten die Mitglieder des 1. Frankfurter Karneval- und Theater-Clubs 1898 während der gut besuchten Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus Bornheim über den Jahresbericht des Ersten Vorsitzenden Horst Hormel und des Schatzmeisters Gerd Bergk.

Hauptthemen waren die allgemeinen Kostensteigerungen sowie die Absage der Kampagne 1991 infolge des Golfkonfliktes. Beides riß Löcher in die Vereinskasse, mit denen der Klub nicht rechnen konnte und die der Verein nun wieder schließen muß.

Vorsitzender Hormel sieht darin jedoch "kein gravierendes Problem", denn durch die finanzielle Unterstützung einiger Vereinsmitglieder, Freunde und Gönner hielt sich der Verlust im Rechnungsjahr 1991 in Grenzen. In diesem Zusammenhang dankte Vorsitzender Hormel allen, die mit dazu beigetragen haben.

Erfolgreich sei die vergangene Kampagne '92 verlaufen, berichtete er. Alle Aktiven hätten sich großartig engagiert. Auch der Neuaufbau der Kinder-Tanzgarde sowie einer Juniorengarde habe die Erwartungen des Vorstandes erfüllt.

"Unsere Trainerin Anne Büttner leistet vorbildliche Arbeit", lobte der Vorsitzende.Wie die Mitglieder die Arbeit des Vorstandes beurteilten, spiegelte sich bei den Neuwahlen wider: Horst Hormel blieb Vorsitzender und Hermann Vollmer Zweiter Vorsitzender.

Wiedergewählt wurden außerdem Maria Regenfuß (Zweite Kassiererin), Helgard Hormel (Erste Schriftführerin), und Heinz Regenfuß (Zweiter Schriftführer). Erika Kniss wurde auf ihrem Posten als Ministerpräsidentin bestätigt. Udo Büttner und Hermann Vollmer werden sich auch in Zukunft um das Archiv des Vereins kümmern.

Einzig die Position des Schatzmeisters mußte neu besetzt werden. Denn Gerd Bergk hatte aus Altersgründen auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Zu Gerd Bergks Nachfolger wurde Wolfgang Büttner gewählt.

Der Vorstand gab bekannt, daß der Verein mit seiner Sitzung in der Kampagne '93 wieder im Zoo-Gesellschaftshaus gastieren wird. Die dafür bereits angekurbelten Vorbereitungen würden nach der Sommerpause verstärkt.

Der Vorsitzende ehrte außerdem Maria Regenfuß für ihre langjährige Mitarbeit als Zweite Kassiererin und überreichte ihr ein Präsent. Sie hält den 98ern seit vier Jahrzehnten die Treue. *dixi

Fest in der Uni-Klink Kinder wurden verzaubert

FRANKFURT A. M. Zauberei, Musik, kleine Überraschungen und eine Mini- Olympiade in der Frankfurter Universitätsklinik: "Mars", der Sponsor der diesjährigen olympischen Spiele, organisierte dieser Tage in Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegepersonal ein fröhliches und turbulentes Kinderfest - "um auch kranken Kindern eine kleine olympische Freude zu bereiten".

Auf der Wiese hinter der Kinderklinik waren Sonnenschirme sowie Tische und Bänke aufgebaut worden. Pflegedienstleiterin Gisela Görisch erzählte: "Die Kinder sind etwa sechs bis sieben Tage hier bei uns und werden in dieser kurzen Zeit durch die vielen Untersuchungen relativ stark belastet. Aufgrund der miserablen Bedingungen müssen wir mit einem minimum an Personal maximale pflegerische Arbeit leisten."

Die Idee von "Mars" war es, den Kindern Ablenkung von der Krankheit und den damit verbundenen Problemen zu ermöglichen. "Mars"-Pressesprecherin Cornelia Iseke: "Im Gespräch mit Ärzten und Pflegern stellte sich heraus, daß die Kinder im Krankenhaus häufig unter Langeweile und dem fehlenden Kontakt zur Außenwelt leiden."

Die Idee entstand bei der Planung der Mini-Olympiaden für Kinder. Man müsse schließlich auch an die kranken Kinder denken, so Cornelia Iseke. Mit ihrem Vorschlag stieß sie beim Krankenhauspersonal auf offene Ohren.

Besonders begeisterte das Programm des Zauberes Martin, der die Kinder in seine Tricks mit einbezog und sie auch selbst zaubern ließ.Die Spiele kamen auch nicht zu kurz, bei einer Mini-Olympiade mit den Disziplinen Eierlaufen, Büchsenwerfen und Luftballon schießen konnten die Patienten ihre verbliebenen Kräfte messen.

Auch Kinder, die im Rollstuhl sitzen, konnten hier teilnehmen. Zur Erinnerung erhielten die Teilnehmer eine schöne große Urkunde. Die Verpflegung der Kinder, die fast alle mit ihren Eltern gekommen waren, übernahm übrigens auch die Firma "Mars".Freundliche junge Damen versorgten alle Gäste mit Würstchen und natürlich Schokoriegeln. "In sieben weiteren bundesdeutschen Großstädten wollen wir in Kinderkliniken ähnliche Aktionen mit den Kindern organisieren", berichtete Cornelia Iseke.

"Doch ohne die Mitarbeit des Pflegepersonals wäre es nicht möglich gewesen, das Kinderfest hier zu einem solchen Erfolg zu machen." *jan

Menschen aus dem Stadtteil: Der Goldsteiner Pfarrer Dieter Steup Von Selbstdarstellung hält er nichts

GOLDSTEIN. "Eigentlich müßte ich mal ein Buch schreiben", sinniert Dieter Steup, während er seine bisherigen Erlebnisse als Pfarrer an der evangelischen Dankeskirche Revue passieren läßt. Von Drogenhandel und Schlägereien als "schlimme Erlebnisse" bis zu vertrauensvollen Freundschaften als positive Erfahrung hat der Goldsteiner Pfarrer einiges mitgemacht. Seit 20 Jahren ist Dieter Steup in der Dankesgemeinde tätig.

In Wiesbaden wuchs er auf und machte dort sein altsprachliches Abitur, was ihn für seinen späteren Beruf "sehr prägte". Theologie und Philosophie studierte er in Mainz, Heidelberg und Bonn. "Wobei ich in Heidelberg mehr Student als Theologe war", schmunzelt er. Die Arbeit mit philosophischen Texten beschäftigt und prägt ihn heute noch. "Ich beobachte immer öfter, daß viele Menschen unter einem regelrechten Selbstdarstellungswahn leiden. Jeder will der Schönste, Reichste, Beste sein. Von solchen Oberflächlichkeiten halte ich nichts."

Seine Vikarzeit verbrachte der Pfarrer in Haiger im Lahn-Dill-Kreis. Während des zweiten Examens arbeitete er im Akkord bei MAN in Mainz. "Diese Knochenarbeit war eine wichtige Erfahrung für mich. Zum ersten Mal war ich mit Arbeitern konfrontiert", sagt er. Der Kirchenmann wirkt bescheiden und zurückhaltend, während er erzählt.

Seine erste Stelle als Pfarrer trat er in Hausen an. Eineinhalb Jahre später wechselte er als Religionslehrer ans Lessing-Gymnasium, wo er auch heute wieder tätig ist. "Anfangs war es für mich als Lehrer schwer, ich hatte ja keine pädagogische Erfahrung. Nachdem mich der Direktor im Unterricht besucht hatte, sagte er: Sie machen alles falsch und haben dennoch die Kinder voll im Griff. Von da an war ich als Vollzeitkraft am Lessing-Gymnasium engagiert." Nach einiger Zeit kündigte er jedoch den sehr anstrengenden Job. "In allen neun Jahrgängen zu unterrrichten war einfach zuviel für mich. Die Qualität des Unterrichts hat sehr gelitten." Bald darauf folgte er dem Ruf, eine Stelle in der Zachäusgemeinde Niederrad anzutreten. Dort gründete er 1968 den "Plebs-Club", in dem Jugendliche aus Niederrad eine Anlaufstelle fanden. Vor allem um Kinder aus sogenannten Problemfamilien kümmerte er sich von da an. "In den Hochhaussiedlungen Frankfurts gab es damals schon Kinder, die ziellos und gelangweilt umherzogen. Ich habe mich dieser besonders gefährdeten Gruppe angenommen. Das waren die ersten Schritte zur offenen Jugendarbeit, wie sie heute üblich ist."

Die Integration von Jugendlichen in die Gesellschaft ist dem Pfarrer immer wichtig gewesen. Einfach war das nicht immer: So mußte einst ein Jugendlicher im Club davon abgehalten werden, sich öffentlich zu vergiften. "Überhaupt war die Zeit um '68 sehr turbulent. Auch im Schulunterricht hatte ich Schwierigkeiten - das wurde damals als Aberglaubenunterricht abgetan."

1972 kam er nach Goldstein, wo er mit seiner Frau, einer Lehrerin, lebt. Vor ihm hatte sich ein geflüchteter Leipziger Pfarrer um die Dankesgemeinde gekümmert - aber: "Der war kein Pfarrer, sondern ein Pfarrherr", erinnert sich Steup. "Ich fand eine Wüste vor, was das Gemeindeleben anging. Mein Vorgänger hatte durch sein autoritäres Verhalten jegliches Vertrauen der Gemeindemitglieder verspielt. Für mich war Goldstein eine echte Herausforderung."

Steup mußte das Gemeindeleben neu erwecken. Über 100 Hausbesuche machte er 1973, um Mitarbeiter für den Kirchenvorstand zu gewinnen. Auch in Goldstein gründete er einen Jugendtreff, den "Park-Club". "Jugendliche gewannen wieder Vertrauen zur Institution Kirche, das war ein echter Erfolg." Stück für Stück formierten sich weitere Gruppen: der Posaunenchor, ein Bibelkreis, eine Frauengruppe. Allein 26 Jugendliche sind heute als Leiter in Jugendgruppen aktiv.

In den 70er Jahren machten die Drogen auch vor der Goldsteiner Gemeinde nicht halt. "Die Mitglieder des ,Park-Clubs' trafen sich regelmäßig im Gemeindekeller. Irgendwann schlichen sich Dealer ein, es gab oft Ärger, und mir blieb nichts anderes übrig, als den Club zu schließen", erzählt er etwas wehmütig. Seitdem ist er in der Jugendarbeit nicht mehr sehr aktiv. Richtig verziehen hat er sich die Entscheidung wohl nie. "Es beißt einen schon, wenn man sieht, wie viele Probleme Heranwachsende heute haben."

In jüngster Zeit engagiert sich die Dankeskirche in Rumänien. Dort unterstützen sie ein Kinderheim. Wie im vergangenen Jahr wird auch in diesem September ein Lkw mit Medikamenten, Spielzeug und technischem Gerät beladen dorthin fahren. "Vor diesem 4000-Kilometer-Trip werde ich im Westerwald noch einmal Kraft schöpfen", freut er sich auf seinen Urlaub. HENNING EICHLER

Provokation eines bescheidenen Monuments Frankfurter Denkmäler (3): Der "Hammering Man" vor dem Messeturm

Für viele Menschen dürfte es ein milder Schock gewesen sein, als sie den "Hammering Man" vor dem Frankfurter Messeturm zum ersten Mal sahen. Ein fast 22 Meter hoher Riese aus schwarzem Stahl, mehr Schattenriß als plastische Skulptur, der eine langsame, geräuschlose, hämmernde Bewegung vollführt. So etwas sieht man nicht alle Tage. Seit April 1991 sehen ihn Tausende nun doch alle Tage, zumindest alle Arbeitstage, sei es zu Fuß oder im Auto auf der Friedrich- Ebert-Anlage. An deren Rand steht er so dicht, daß sein Hammer, selbst fast so groß wie ein Kleinwagen, einen argen Blechschaden verursachen könnte, wenn er ihm aus der Hand rutschte.

Der "Hammering-Man" löst das leidige Problem von Kunst im öffentlichen Raum auf neue, radikal moderne (oder soll man sagen: postmoderne) Weise. All die glitzernden, konstruktivistischen Spielereien und kaum mehr verrückbaren Hinterlassenschaften der Stadtmöblierungswut der 80er Jahre, all diese Duftmarken des Großbürgertums und Relikte verstaubter Verherrlichungs-Bedürfnisse - der "Hammering Man" scheint darüber zu stehen.

Wenn er, wie gesagt worden ist, an die Tradition des Arbeiter-Denkmals anknüpft, so als spirituelle Metapher, nicht als realistische Darstellung. In einer unmittelbaren Umgebung, wo viele allenfalls noch auf der Tastatur ihres Computers herumhämmern, arbeitet er am uralten Werkstoff Eisen, wie der Griechengott Hephaistos oder der altnordische Wieland.

Stetig und in einem Rhythmus, der an den Atem erinnert, scheint er bis zur Versunkenheit konzentriert auf seine Arbeit. Schmiedet er da sein eigenes Glück? Oder vielleicht eine Waffe, mit der er demnächst Autos aufspießen will? Nein, die Ausstrahlung dieses "gentle giant" ist so friedlich, daß er selbst kleinen Kindern kaum Angst machen dürfte. Mit seinen gerundeten, an eine Laubsägearbeit erinnernden Konturen paßt er gut ins "Kindchen-Schema", das aggressive Impulse ausschließt.

Jonathan Borofsky, der 1942 geborene, US-amerikanische Schöpfer des "Hammering Man" liebt Bilder, die vielfältige Interpretationen zulassen und herausfordern. Es ist nicht gleichgültig, ob diese Skulptur in Danzig, Johannesburg oder Frankfurt steht. Ihr tieferer Sinn liegt in den Assoziationen ihrer Betrachter. Da mag einer an seine eigene Arbeit erinnert sein, während ein anderer sich ein Märchen vorstellt, in dem Riesen dieser Art durch eine Stadt ziehen und sie verändern.

Worin sollte der Gebrauchswert von Kunst im öffentlichen Raum bestehen, wenn nicht darin, daß sie uns etwas erzählt? Um die Geschichte des Hammer-Manns zu verstehen, braucht man keine andächtige Museums-Stimmung und keinen Einführungskurs in zeitgenössische Bildhauerei, sondern nur das Fünkchen Phantasie, braucht nur nicht mit einem achselzuckenden Was-soll-das? zufrieden sein. Jedermann ist eingeladen, den Mann mit seinen Gedanken zu berühren. Er will nicht ehrfürchtig umwandert und studiert sein, sondern ihm genügt es, wenn er beim täglichen Vorbeifahren nicht übersehen wird.

Frankfurts höchstes "Denk-Mal" steht, knapp ein Zehntel so hoch, vor Europas höchstem Haus und gehört dazu. Die Firma Tishman & Speyer mußte kein Promille der Kosten für den Messeturm investieren, um noch eins drauf-, besser gesagt davorzusetzen. Der Hammering Man ist privat finanzierte "Kunst am Bau", ein Stück Frankfurter Stifter-Tradition.

Borofsky hat seit Beginn der 80er Jahre Figuren dieser Art kreiert, fliegende, rennende, hämmernde Silhouetten-Menschen: erst mit dem Zeichenstift, dann als plastische Objekte in verschiedenen Größen. Der "Hammering Man" war zuerst auf einer Kunstausstellung in Basel zu sehen, 1982 dann auf der Kasseler documenta, beide Male freilich "nur" in einer Größe von etwa drei Metern. Daß die Begriffe vom Künstler und seinem Kunstwerk bei Borofsky in Bewegung geraten sind, ist auch daran erkennbar, daß der Hammer-Mann nicht mit seinem Namen, sondern mit einer Zahl signiert ist: 3307624. Dahinter verbirgt sich der geheimnisvolle Zusammenhang von Zählen und Erzählen, eine persönliche Zahlen- Mystik des Bildhauers. Es gibt, im Ernst, ein Buch von ihm, das statt Buchstaben nichts als kaum zu zählende Ziffern-Reihen enthält.

Die Idee, den Hammering Man in den öffentlichen Raum zu stellen, stammt gar nicht von Borofsky, sondern von Jean-Christophe Ammann, früher Leiter des Baseler Kunstmuseums,jetzt Chef des Museums für moderne Kunst in Frankfurt. Er ist sozusagen sein Produzent gewesen, und zwar außer in Frankfurt (das den größten hat) auch in Basel und Seattle. In jahrelanger Vorarbeit hat er nicht nur Borofsky, sondern auch Geldgeber, Medien und Kommunalpolitiker dafür gewonnen. In Seattle im fernen Nordwesten der USA, dem Standort des dritten und vorläufig letzten der drei Brüder, geschah beim Aufstellen allerdings ein Unglück: Ein Kabel riß, die Stahlplastik fiel um und zerbrach in drei Stücke. Menschen kamen nicht zu Schaden.

PETER PETERS

Ein Gang über den Wochenmarkt am Südbahnhof Dünne Runde ist der Star

SACHSENHAUSEN. Die "Dünne Runde" aus Kassel liegt zusammengerollt im Körbchen. Sie ist der Star unter den Wurstspezialitäten aus Oberhessen, die auf dem Wochenmarkt am Südbahnhof angeboten werden. Ganz vorne im Präsentierkorb, mit viel Knoblauch gewürzt, lächelt das gute Stück den Kunden an.

Und sie hat es nicht einfach, sich unter all den anderen Delikatessen der umliegenden Stände durchzusetzen. Da gibt es Putensalami, Camemberts aus der Normandie, mit Schokolade glasierte Ingwerspitzen, Walnußoel, Dijon-Senf in Weißwein, in Zitronenmelisse eingelegte Oliven und und und . . . Bei solch internationaler Vielfalt tut der plötzlich aufziehende vertraute Geruch von Bratwurst erschreckend gut, oder signalisiert dem Marktbesucher wenigstens: Du bist immer noch in Sachsenhausen.

Jeden Freitag von 8 bis 18 Uhr bieten etwa 15 Händler auf dem Vorplatz des Südbahnhofs frische Lebensmittel aus nah und fern an. Außer dem reichhaltigen Angebot an Obst und Gemüse fallen vor allem die Spezialitätenstände auf.

"Für unsere Käsespezialitäten kommen manche Kunden auch von weit her", berichtet die Verkäuferin des Käsehandels Strenz. Immerhin bietet die Theke mehr als 130 Sorten, die zum Großteil aus unbehandelter Milch hergestellt sind und deshalb die Bezeichnung "Rohmilchkäse" tragen dürfen. Viele Sorten importieren die Verkäufer direkt aus Frankreich. "Durch die traditionelle Herstellung sind die Sorten kräftiger im Geschmack", erläutert die Frau in der weißen Schürze.

Fünf Schritte weiter, vorbei an frischer deutscher Faßbutter und Sauerteigbrötchen aus dem Steinofen, strömen dem Einkäufer orientalische Düfte entgegen. In kleinen Fläschchen werden ätherische Öle für das geistige und körperliche Wohlbefinden angeboten.

Eine weitere Delikatesse des Marktes am Südbahnhof sind eingelegte Oliven. Verschiedene Sorten von Fingernagel- bis Taubeneigröße lagern in Holzbottichen in speziellen Kräuter- und Gewürzmischungen, die jeweils frisch vom Händler zubereitet werden. "Sehr scharf mit Peperoni oder frisch mit Zitronenmelisse, ich habe für jeden Geschmack etwas", sagt der Verkäufer nicht ohne Stolz. Er hat nach eigenem Bekunden eine "intime Beziehung" zu seinen Oliven.

"Der Sachsenhäuser Markt ist eigentlich gar kein richtiger Stadtteilmarkt", schränkt er ein. "Die meisten Einkäufer sind Pendler, die am Südbahnhof umsteigen und die Gelegenheit zum schnellen Einkauf nutzen. Nur sehr wenige Sachsenhäuser Bürger machen regelmäßig ihre Besorgungen hier." Ein gemütliches Schlendern an den Ständen vorbei fällt deshalb auch schwer. Viele Kunden sind in Eile, weil sie die nächste U-Bahn noch erwischen wollen.

Da kommt der Bratwurststand mit Sitzgelegenheit unter den Sonnenschirmen gerade recht. Bei einem Ebbelwei läßt sich das hektische Treiben auf dem "Durchgangsmarkt" aus sicherer Entfernung beobachten. Und zum Nachtisch gibt es eine knusprig gebackene, frische Waffel. hen

Der Weg zum "Hundeführerschein" ist oft hart und steinig - und manche Vierbeiner müssen sogar nachsitzen Bei Beagle "Taps" dauert es halt ein wenig länger Acht Monate Training samt Prüfung kosten 60 Mark

BERGEN. Nicht gleich ausflippen, wenn mal ein vierbeiniger Konkurrent den Weg kreuzt, schön brav links neben Frauchen oder Herrchen sitzenbleiben, wenn die oder der sich mit einem Passanten auf der Straße unterhält: Zwei der Anforderungen an einen Hund, die eingehalten werden müssen, will man einen "Hunde-Führerschein", den Begleithunde-Paß des "Internationalen Rasse-, Jagd- und Gebrauchshundeverbandes", erwerben. Dabei legt der Verband großen Wert darauf, daß die Tiere im vorangehenden "Unterricht" nicht auf Verteidigung und Kampf abgerichtet werden. Heinz Weinrich, hessischer Landesvorsitzender des Hundevereins: "Seit 30 Jahren lehnen wir das Abrichten von Hunden, wie es andere Vereine anbieten, strikt ab. Wir wollen Hunde, die niemanden belästigen." Seit 30 Jahren bietet der Verein auch den Begleithundepaß an.

Etwa acht Monate, "je nach Hund", dauert das Training bis zur "Führerscheinprüfung". Und das sieht so aus: Einmal wöchentlich treffen sich die auszubildenden Vierbeiner samt Herrchen auf dem Berger Marktplatz. Dort werden sie dann aufs Provozierendste getestet. Sie müssen nicht nur brav neben ihren jeweiligen Gebietern frei herlaufen, sie haben auch still zu sein, wenn ein anderes Mensch-/Hund-Paar an ihnen vorbeikommt, dürfen nicht einmal zur Begrüßung kurz bellen und müssen auf Geheiß sogar liegenbleiben, wenn alle anderen Hunde der Übungsgruppe in einem weitem Bogen um sie herumstreunen.

Wie Eva Ott von der Ortsgruppe Frankfurt-Ost erläuterte, sind verschiedene Hunde auch unterschiedlich lernfähig. So erwiesen sich Labradore als besonders aufnahmefähig, Münsterländer als zwar gut erziehbar, aber "etwas temperamentvoll", und Beagles als "extrem störrisch": Beagle "Taps" macht die Übungen schon fast doppelt so lange mit wie die anderen Hunde seiner Lerngruppe. Es sind aber alle zuversichtlich, daß "Taps" bei der nächsten Prüfung im September dann endlich "soweit" ist. Wer ein Jahr den "Begleithundepaß" besitzt, kann auch eine Bronze-, Silber- oder Gold-Urkunde erreichen. Die Prüfungen werden von jeweils einem anderem, unbeteiligten Landesverband, abgenommen.

Nach Angaben von Eva Ott gehören "täglich mindestens zehn Minuten Übung und einmal in der Woche Gruppentraining" dazu, um aus einem "Kläffer" einen "braven Haushund" zu machen. "Soziales Verhalten" - neben Brav-sein bei Begrüßungen und Begegnungen auch auf Befehle wie "Sitz!" oder "Platz!" hören - sei derzeit sehr wichtig, da in der Öffentlichkeit immer öfter von Kampfhunden als bedrohlicher Waffe geredet werde. "Aber kein Hund ist von Natur aus ein Kampfhund", ergänzte Heinz Weinrich und berichtete auch vom Unbehagen mancher Anwohner des Berger Marktplatzes angesichts der wöchentlichen Übungen. "Aber der Ortsbeirat 16 hat ein Herz für Tiere und genehmigte uns das Trainieren auf dem Platz."

Eine Mitgliedschaft im Rasse-, Jagd- und Gebrauchshundeverband kostet 45 Mark Jahresbeitrag, der Begleithundepaß nochmal 20 Mark. Aber auch Nicht-Mitglieder können dabeisein: 60 Mark für Training und Prüfung sind in dem Fall fällig. "Selbstverständlich", so Weinrich, "kann jeder auch erstmal kostenlos und unverbindlich bei solch einer Übung mitmachen." Die Ortsgruppe Frankfurt-Ost trifft sich jeden Freitag um 19 Uhr auf dem Marktplatz in Bergen. col

Betreuung nach dem Unterricht In Unterliederbacher Schule gibt es ab September 40 Plätze

UNTERLIEDERBACH. 40 Kinder der Klassen eins bis vier können ab September an der Walter-Kolb-Schule über den Unterricht hinaus betreut werden. Zwei Sozialpädagog(inn)en werden für die Mädchen und Jungen von 7.30 bis 15 Uhr da sein, bei den Hausaufgaben helfen und mit ihnen spielen.

Nach Höchst (Hostato-Schule) und Zeilsheim (Adolf-Reichwein-Schule) erhält damit auch Unterliederbach eine betreute Grundschule. Profitieren sollen davon besonders Kinder alleinerziehender Mütter und Väter.

Vor allem die soziale Situation in Unterliederbach Ost hat laut Wolfgang Fuchs, Mitarbeiter im Büro von Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne), den Ausschlag gegeben, die Walter-Kolb- Schule zu berücksichtigen. Insgesamt 40 Schulen im Stadtgebiet hatten sich zum neuen Schuljahr um ein Betreuungsangebot beworben. Nur sechs bekamen schließlich die Zusage.

"Wir haben in unserem Einzugsbereich eine soziale Monostruktur", begründet Rektorin Margot Häuser den Beschluß der Gesamtkonferenz und des Elternbeirates, ein Betreuungsangebot für Erst- bis Viertkläßler zu beantragen. "Viele Mütter und Väter erziehen ihre Kinder allein, und auch der Anteil der Familien, in denen beide arbeiten gehen, ist hoch." In nicht wenigen Familien spiele außerdem der Alkohol eine wichtige Rolle. Schulleiterin Häuser glaubt: "Ein großer Teil der Kinder ist emotional verwahrlost."

Die über die Unterrichtszeiten hinaus betreuende Grundschule sieht sie da als Möglichkeit, Kindern einen Erfahrungs- und Lebensraum zu bieten, den sie sonst nicht kennenlernen. Für viele von ihnen sei die Schule die einzige Regelmäßigkeit in ihrem Leben. "Und da sollen sie sich aufgehoben und betreut fühlen."

Zwei Sozialpädagog(inn)en will die Stadt bis zum 1. September einstellen. Sie sollen den Kindern allerdings nicht nur bei den Hausaufgaben helfen. Die Zeit vor und nach dem Unterricht werden sich die Jungen und Mädchen zum Beispiel auch spielend, erzählend, singend und gärtnernd vertreiben.

"Viele haben zu Hause ja nicht einmal eine Topfpflanze in ihrem Zimmer", sagt Pädagogin Häuser und blickt auf den Pausenhof, in dem die Kinder gemeinsam mit ihren Lehrern vor den Ferien wieder eine Fläche "entsiegelt" und bepflanzt haben. Auf dem großen Schulgelände gibt es noch einige Ecken und Flecken, die demnächst von den betreuten Grundschülern begrünt und dann in Schuß gehalten werden sollen. "Denn wer selbst den Pausenhof sauber hält und Blumen und Bäume pflegt, identifiziert sich stärker mit seiner Schule und verhält sich dann auch weniger zerstörerisch und aggressiv", weiß die Pädagogin.

Untergebracht werden sollen die 40 Grundschüler in zwei ehemaligen Unterrichtsräumen. Die müssen für den neuen Zweck allerdings erst noch gründlich renoviert und umgestaltet werden. Ob der bereits von 1. August auf den 1. September verschobene Betreuungsstart eingehalten werden kann, hängt vor allem vom Fleiß der Firmen ab, die mit den Renovierungs- und Umbau-Arbeiten beauftragt werden.

Zu Beginn des neuen Schuljahres jedenfalls können Mütter und Väter ihre Sprößlinge per Formblatt für die Betreuung anmelden. Vor bürokratischen Hürden brauche aber niemand Angst zu haben, beruhigt Rektorin Häuser. "Wir kommen auf die Eltern zu und bieten unsere Hilfe an."

Erwartet werden weit mehr als 40 Anträge. Häuser: "Gemeinsam mit dem Elternbeirat werden wir dann entscheiden, wer berücksichtigt wird." Bevorzugt werden sollen vor allem Kinder alleinerziehender Väter und Mütter.

Kosten für die Betreuung der Kinder entstehen den Eltern nicht. Finanziert wird das Projekt von der Stadt. Vom Land gibt's einen Zuschuß von 50 Prozent der Kosten, maximal jedoch 70 000 Mark. Die Einrichtung des Betreuungsangebotes an der Walter-Kolb-Schule wird laut Wolfgang Fuchs im Schuldezernat aber tatsächlich zwischen 170 000 und 180 000 Mark jährlich kosten. tos

"Gesundheitliche Situation ignoriert" Dezernentin wehrt sich gegen Vorwürfe des Fördervereins für Kinder

FRANKFURT-WEST. "Um im Vorwahlkampf ein unangenehmes Thema zu vermeiden", ignoriere Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch (Grüne) die gesundheitliche Situation der Kinder im Bahnhofsgebiet - das wirft jetzt der "Förderverein für Kinder und Jugendliche im Bahnhofs- und Gutleutviertel" der Dezernentin in einem "Offenen Brief" vor. Zu mehreren vorgeschlagenen Terminen für ein "Arbeitsgespräch" sei sie entweder überhaupt nicht erschienen oder habe den Leiter des Jugendärztlichen Dienstes "vorgeschickt", kritisierte Heike Hecker vom Förderverein.

Frau Hecker, die auch im "Internationalen Kinderhaus" tätig ist: "Dabei ist gerade die gesundheitliche Situation der Kinder im Frankfurter Bahnhofsgebiet bedenklich." Medizinische Schuleingangsuntersuchungen der vergangenen Jahre hätten gezeigt, daß nur ein Viertel der Kinder im Bahnhof und Gutleut die acht Früherkennungsuntersuchungen für Kleinkinder vollständig wahrgenommen hätten, nur etwa die Hälfte der Kinder die vorgeschriebenen und empfohlenen Impfungen bekommen habe und doppelt so viele Erstkläßler mit Erregern von Tuberkulose (TB) in Kontakt gekommen seien, als es durchschnittlich in Frankfurt der Fall sei.

"Diese Tatsachen verdeutlichen den politischen Handlungsbedarf ihres Dezernats", schreibt Frau Hecker weiter. Sie nannte der Dezernentin zwei neue Termine zu Arbeitsgesprächen am Donnerstag, 13., oder Donnerstag, 20. August. Dabei erwarte sie Antworten auf die Fragen, wie die Teilnahme der betroffenen Kinder an Impfungen und Frühuntersuchungen verbessert werden könne, welche Maßnahmen zur Senkung der Tuberkulose-Belastung geplant seien und wie die Gesundheitsfürsorge für die Kinder in Hotels und Wohnheimen verbessert werden könne. Außerdem müsse überlegt werden, wie ein "qualifizierter Kinderarzt" veranlaßt werden könnte, sich dort niederzulassen.

Die Dezernentin erklärte auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau zu den Vorhaltungen: Das angebliche "Vorschicken" des Leiters vom Jugendärztlichen Dienst sei in Ordnung. "Es ist doch okay, wenn ich zu solchen Terminen den verantwortlichen Arzt schicke", schließlich könne sie nicht alle Termine persönlich wahrnehmen. Sie sei erstaunt über das Vorgehen des Vereins, "weil ich gerade mit Frau Hecker bisher gut zusammengearbeitet habe".

Beispielsweise die gesundheitliche Situation der Kinder, die in Hotels und Wohnheimen leben müßten, werde in Zukunft deutlich verbessert: Nach den Sommerferien werde zweimal wöchentlich eine Kinderärztin in der Sozialstation, Krifteler Straße 86, Sprechstunden halten. Das sei ein Ergebnis der Anhörung des "Kinderausschusses", an dem neben der Gesundheitsdezernentin auch Frau Hecker teilgenommen hatte.

Margarethe Nimsch stimmt dem Förderverein nur teilweise zu: Die frühe Berührung mit Tuberkulose-Erregern etwa läge "in dieser Altersklasse" zwar über dem Durchschnitt; Kinder aus anderen Stadtteilen kämen aber im Laufe der ersten Schuljahre ebenfalls mit TB in Berührung. Nimsch: "Wir haben nachgeprüft - es kam zu keinem einzigen Fall von offener TB", also keinem Ausbruch der ansteckenden Variante dieser Lungenkrankheit. Und was die ärztliche Versorgung anbelange, sehe zumindest die zuständige Kassenärztliche Vereinigung keinen Handlungsbedarf.

Frau Nimsch bedauert "das Mißverständnis" zwischem ihrem Dezernat und dem Förderverein. Der Eindruck, sie sei untätig geblieben, sei falsch. Auch habe sie auf Schreiben des Vereins stets geantwortet und sei nie "zu Terminen einfach so nicht erschienen". Insgesamt beurteilt die Dezernentin die Situation nicht anders als Frau Hecker. Nimsch: "Das besagte Stadtviertel ist in einer sozial schlechten Situation - das wußten wir auch schon vorher." col

"Untergeordnete Pflege" Frankfurter Frauenverband fordert "Frauenprojekte"

FRANKFURT A. M. Wird die Erste Vorsitzende des Frankfurter Frauenverbandes nach ihrer Meinung zur Politik des Frauendezernates gefragt, dann zieht sie die Luft zischend ein - doch statt herber Kritik folgen recht moderate Töne: "Es ist gut, daß es das Frauendezernat gibt - es muß jedoch positiver gestaltet werden", kritisiert die CDU-Stadtverordnete Uta-Maria Bodenstedt die Politik der Frauendezernentin Margarethe Nimsch (Grüne).

Statt der vielen "törichten Gutachten", die vom Frauendezernat bezahlt worden seien, stellt sich die Leiterin des Frauen- Verbandes eine "gezielte Unterstützung von Frauenprojekten" vor. Die Medizinerin Bodenstedt, seit 1977 für die CDU in der Stadtverordnetenversammlung, versteht darunter etwa die Image-Pflege für Krankenschwestern. "Die sind etwas, die haben viel gelernt", stellt sie fest. Es sei sicherlich "verdienstvoll", dem Pflegenotstand an den Krankenhäusern abzuhelfen, "doch kann es die politische Aufgabe eines Frauendezernates sein, dafür zu trommeln, daß Frauen weiterhin die untergeordneten Pflegearbeiten im Krankenhaus attraktiv finden?"

Der Frauen-Verband beschreibt sich als überparteilich und überkonfessionell. Deshalb fällt es ihm in den gesellschaftlich strittigen Fragen häufig schwer, eindeutige Stellungnahmen abzugeben. So bleibt etwa in der Diskussion um den Abtreibungsparagraphen 218 unklar, was der Frankfurter Frauen-Verband für die richtige Frauenpolitik hält.

"Wir haben die Argumente ausgearbeitet und die Entscheidung dann jeder einzelnen Frau überlassen", erklärte Frau Bodenstedt. Der Frauenverband übt keinen Einfluß auf die Frankfurter Politik im Sinne der Frauen aus. Mit nur 48 Mitgliedern wäre das auch schwer möglich.

Vielmehr hat sich der älteste Frauenverbands Frankfurts, der bereits am 25. Januar 1946 wiedergegründet wurde, zum Ziel gesetzt, die staatsbürgerliche Bildung der Frauen voranzutreiben. Dieser Aufgabe versucht die Gruppe vor allem mit Vorträgen gerecht zu werden, die in monatlichen Treffen in der Gaststätte "Historix" im Historischen Museum von Referentinnen gehalten werden.

Zweimal im Jahr geht es zu Tagungen auf überregionaler Ebene, die der Dachverband "Deutscher Frauenring" organisiert. Zu den Wahlen werden sogenannte Kandidatenbefragungen organisiert. Soziales Engagement ist ebenfalls angesagt: In der Fechenheimer Baumertstraße 37 betreut der Verband Bewohner eines Altenheims. Hinzu kommen Besuche bei den Frauenverbänden der Partnerstädte Frankfurts. Erst kürzlich fuhr eine Delegation von sechs Frauen nach Lyon (Frankreich), um dort über Hausmüll und Recycling zu diskutieren und die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten zu erläutern; auch in Birmingham (England) bei der "Towns women guild" war der Verband bereits.

Größeren Einfluß gewinnt der Frauenverband durch die Mitarbeit im Landesverband des Deutschen Frauenrings. Dort engagieren sich die Frauen gegen die allgemeine Staatsverdrossenheit. Uta- Maria Bodenstedt: "Denjenigen, die sagen: ,Ohne mich' versuchen wir klarzumachen, das es ,Mit mir' heißen sollte." Dieses Ziel könne nur zusammen mit den Männern erreicht werden: "Denn nur gemeinsam sind wir stark." kan

Honigschlecken in der Drei-Burgen-Stadt Felsberg: Ausflug mit Informationen zur Imkerei

Felsberg, Drei-Burgen-Stadt im Edertal, bietet Gruppenreisenden bis Oktober ein Tagesprogramm mit kulturgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten und kulinarischen Leckerbissen. Im Mittelpunkt des Programmes steht das "Bienenkundezentrum Alte Kartause Gensungen". Diese Anlage vereint die Erhaltung eines mittelalterlichen Kulturdenkmals mit der Umsetzung von Naturschutzaufgaben und der Präsentation eines umfassenden bienenkundlichen Informationszentrums. (Für sein Engagement bei der Restaurierung der Alten Kartause und dem Aufbau eines Bienenkundlichen Museums mit einem Weidegarten erhielt der Bezirksverein Felsberg 1989 den Hessischen Denkmalschutzpreis.)

Die Besucher bekommen vielfältige Informationen über die Imkerei und einen anschaulichen Einblick in das Leben der Honigbienen, die bunte Bienenweide ist ein gern fotografierter Augenschmaus, und auch an die Düfte des Kräutergartens erinnert man sich gern zurück. Das "Honigschlecken" kann auch zu Hause fortgeführt werden, denn jeder Teilnehmer erhält als Mitbringsel ein Glas des naturreinen Blütenhonigs.

Neben süßem Nektar hat Felsberg im Kurhessischen Bergland aber noch mehr zu bieten. Dies spüren die Besucher bereits nach der Abfahrt von der nahe gelegenen Autobahn A 5 (Abfahrt Felsberg/ Melsungen). So sind eine Besichtigung der restaurierten Felsburg, eine Führung durch die tausendjährige Stadt mit vielen reizvollen Fachwerkhäusern und ein Besuch des Heiligenberges mit einem prächtigen Rundblick auf Felsberg und das Edertal vorgesehen.

Mittags gibt es eine Stärkung mit "Hausmacher Spezialitäten aus eigener Schlachtung".

Wer möchte, verbringt auch den Abend in dem romantischen Städtchen. Der historische Ratskeller serviert bei Voranmeldung ein "Rustikales Rittermahl" mit Honigmet, der aus den altertümlichen Horngefäßen am besten schmeckt.

Informationen zum Tagesausflug "Honigschlecken" sind über den Verkehrsverein "Edertal-Felsberg", Vernouillet-Allee 1, 3582 Felsberg, Telefon 0 56 62-5 02 14, erhältlich. FR

Weniger stud. theol.

TÜBINGEN. Die Zahl der Theologie Studierenden in Tübingen nimmt seit Jahren laufend ab. Sie ist bereits weit von ihrem einstigen Höchststand von 2225 im Wintersemenster 1984/85 entfernt, wie auf Anfrage von der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen zu erfahren war. Im derzeitigen Sommersemester 1992 sind 1370 Studierende bei der Evangelisch-theologischen Fakultät eingeschrieben; im vorausgegangenen Wintersemester 1991/92 waren es noch 1422. Bei der Katholisch- theologischen Fakultät sei die Entwicklung der Studentenzahlen ebenfalls seit Jahren rückläufig; derzeit gebe es dort 589 Studenten gegenüber 610 im Vorsemester. epd

Die Nieten in der Job-Lotterie sind für Frauen reserviert Zurück zu Heim und Herd: Bewerberinnen haben im Wettbewerb um ostdeutsche Arbeitsplätze kaum eine Chance

Ein Arbeitsplatz im Osten ist so etwas wie ein Treffer im Lotteriespiel. Doch nicht allein mit Mangel an Glück läßt sich erklären, warum so viele Frauen aus den neuen Ländern bei der Jobvergabe die Nieten ziehen.

So durften - um im Bild zu bleiben - im brandenburgischen Ludwigsfelde Frauen noch nicht mal in die Lostrommel greifen. Nur Männer erhielten Zutritt in den Bus, der Anfang des Jahres auf den Marktplatz gerollt war, um von dort aus Arbeitskräfte für einen Industriebetrieb anzuwerben. Zu DDR-Zeiten hatten viele Frauen die Pressen des seinerzeit volkseigenen Betriebes bedient. Nun werden sie schon von den Informationen über die neuen Arbeitsplätze ausgeschlossen. "Die sind regelrecht am Besteigen des Busses gehindert worden", empört sich die Frauenbeauftragte der Landesregierung in Potsdam, Elfi Wiedemann.

"Die sind nur für Jungs", bekamen Schulabgängerinnen aus Mecklenburg- Vorpommern zu hören, als sie sich auf dem Arbeitsamt in Rostock nach Lehrstellen für technische Berufe erkundigten. Die Neptun-Warnow-Werft in Rostock, meldet dazu der ostdeutsche Unabhängige Frauenverband, bilde keine Mädchen mehr als Schweißerin und Schiffsbauerin aus. Was ein Sprecher der GmbH mit der "physisch recht schweren Werftarbeit" rechtfertigt. Der Zwanzigjährigen, die unbedingt Schweißerin werden wollte, habe man die Absage doch erklärt. "Eine Frau hat nun mal nach der Ausbildung in solchen Berufszweigen keine Chancen auf Weiterbeschäftigung." Männerlogik. Schweißer werden selbst an der krisengeschüttelten Ostseeküste händeringend gesucht.

Einfach das falsche Geschlecht hatte auch eine Frau aus dem Kreis Stendal in Sachsen-Anhalt. Auf eine telefonische Bewerbung hin erhielt sie zur Antwort, es solle lieber ihr Mann kommen, der habe doch sicher auch keine Arbeit. Ihren Ärger darüber lud sie bei der örtlichen Frauenbeauftragten Sybille Richter ab. Die kann wie ihre Kolleginnen in Stadt und Land wenig tun. Das Antidiskriminierungsgesetz, über das einige Länder verfügen, untersagt nur dem öffentlichen Dienst, Stellen allein für die Herren der Schöpfung auszuschreiben.

Für die freie Wirtschaft gilt das nicht. Sie erlaubt es sich in Einzelfällen sogar, vor der Einstellung Frauen bis in die Intimsphäre hinein "auf ihre Eignung" hin zu prüfen. "Wollen Sie noch Kinder bekommen?", "Haben Sie Betreuungsmöglichkeiten?" - so zitiert die Magdeburger Frauenbeauftragte, was ihr in der Sprechstunde über gängige Fragebögen der Betriebe zu Ohren kam. Editha Beier hat in diesem Zusammenhang auf die hochgeschnellten Sterilisationsraten von Frauen gewiesen und damit vor einigen Wochen Schlagzeilen gemacht. Allein in der medizinischen Akademie Magdeburg hatten sich im vorigen Jahr 1200 Frauen zu dem kaum rückgängig zu machenden Eingriff in ihre Fruchtbarkeit entschlossen. Gerade acht waren es 1989 gewesen. Eines ihrer Motive für eine Sterilisation, die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen, nannten die Frauen nur im Vertrauen auf die Schweigepflicht. "Als die Presse hierherkam", so Editha Beier, "war es mit der Beratung schlagartig zu Ende."

Magdeburg ist kein Einzelfall. "Frauen würden derzeit alles machen, um Jobs zu kriegen", zeigt sich die Stendaler Beauftragte überzeugt. In dem Städtchen zwischen Berlin und Magdeburg, das wenig Industrie, aber ein Atomkraftwerk sein eigen nennt, ist heute etwas mehr als ein Von Inge Günther (Berlin) Viertel der Frauen (die zu DDR-Zeit Arbeit in der "Kompottbude", der nahe gelegenen Marmeladenfabrik, oder dem Faserplattenwerk hatten) beschäftigt. Gerade 300 Babys wurden in den vergangenen zwölf Monaten geboren; 700 waren es früher im vergleichbaren Zeitraum.

Lediglich die Spitze des Eisbergs sieht Sybille Richter denn auch bei jenen drei jungen Frauen aus dem Landkreis, alle zwischen 19 und 21 Jahren, die sich mit Blick auf ihre ungesicherte Zukunft sterilisieren ließen. "Die sind weit gefahren, um das machen zu lassen.

Wo gibt es denn Privatkliniken, hier oder im Westen?" Eine rhetorische Frage. Jeder verantwortungsvolle Arzt wisse doch, fährt sie gleich fort, "daß die Mädchen in zehn Jahren auf der Couch liegen".

Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft in Stendal gegen Unbekannt. Und die Frauenbeauftragte des Landes Sachsen- Anhalt hofft, daß der "Sterilisationsskandal" ein Gutes hatte. "Die Frauen", sagt Carmen Stange, "sind inzwischen informierter, wissen, was unzulässige Fragen im Einstellungsgespräch sind." Weniger optimistisch klingt Sven-Olaf Obst, der in Ost-Berlin die Außenstelle des Bundesministeriums für Frauen und Jugend leitet.

"In der Praxis kann man bestimmte Dinge nicht verhindern. Wenn eine Frau moniert, wird das nicht ihre Chancen auf Einstellung erhöhen."

Christina Schenk, einzige feministische Abgeordnete im Bundestag (Bündnis 90), kann sich allenfalls vorstellen, daß "man gegen so ganz plumpe Versuche etwas machen kann". Am Gesamtbild, dem Unterfangen, "Frauen im Osten aus dem Erwerbsleben zu drängen, um die Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen", ändere das so gut wie nichts.

Da stünde bei Betriebssanierungen als erstes die Entlassung von Frauen an. Da werde das klassische Frauenbild des Westens aktiviert, selbst in Kleinstädten en masse zur Floristin umgeschult, da würden "Berufsverbote" für Betonfacharbeiterinnen oder Kranführerinnen erteilt.

Dagegen macht Christina Schenk ihre "reale Rechnung" auf. In die nimmt sie nicht nur den Frauenanteil von 62,9 Prozent an der ostdeutschen Gesamtarbeitslosigkeit, sondern berücksichtigt auch den meist ungewollten Vorruhestand. Und kommt so auf ein Ergebnis, wonach bereits jetzt jede zweite Frau in Neufünfland arbeitslos ist. Abgesehen davon, daß in einzelnen ländlichen Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns schon 80 Prozent der Frauen Stütze beziehen. Früher stützten sie die sozialistische Wirtschaft. 91 Prozent der Frauen hatten damals Arbeit in Kollektiven und landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften.

Beim Run auf Jobs laufen heute viele von ihnen ins Leere. Oder verausgaben sich. Vor allem im Handel, wo West-Arbeitgeber Verkäuferinnen und Packerinnen zu Höchstleistungen anstacheln. "Unter dem Motto, Probezeit, mal sehen, wieviel Umsatz ihr macht", berichtet Gerlinde Schnell, SPD-Landtagsabgeordnete in Schwerin, "werden den Frauen zwölf bis vierzehn Stunden tägliche Arbeitszeit aufgenötigt."

In der Futtermitteluntersuchung eines mecklenburgischen Hygiene-Institutes investierten die dort beschäftigten Frauen im Alter zwischen Ende Vierzig und Anfang Fünfzig sogar ihr Erspar- tes in die vermeintliche Zukunft. Auf eigene Kosten fuhren sie zur Weiterqualifikation nach Schleswig-Holstein. Was hinter verschlossenen Türen längst ausgehandelt war - die Einsparung ihrer Stellen -, sagte man ihnen freilich nicht. Dann kam das Loch. Und das Urteil "zu alt".

Arbeitslos sein, das bringt eben nicht nur materielle Defizite. Nicht selten wird der Verlust an Selbstwert mit Alkohol zugeschüttet. Da krempelt eine 52jährige Frau, die Kinder sind längst aus dem Haus, "vier Wochen lang die Bude um", sagt Gerlinde Schnell, die zugleich die Sozialdemokratischen Frauen in Mecklenburg anführt. "Und später dann stellt sie erschrocken fest, daß so viele leere Flaschen rumstehen."

Mit der Hausfrauenrolle mögen sich die meisten nicht abfinden. Nur drei Prozent der weiblichen Bevölkerung in den neuen Ländern sind laut einer Studie, die Bundesfrauenministerin Angela Merkel in Auftrag gab, bereit, ihre Frau an Heim und Herd zu stehen. Die Männer dagegen "stülpen sich ganz schnell den ,West- Mann' über", der da sagt, "sei froh, daß du zu Hause bleiben kannst", hat die Stendalerin Sybille Richter beobachtet. "Doch wenn die Männer heute wie Charles Bronson aus dem Auto steigen, wird das ganze Partnerschaftskonzept auf den Kopf gestellt."

Nicht nur das. Auch der Prototyp der ostdeutschen Familie - beide arbeiten, die Kinder absolvieren in der Krippe einen Achtstundentag - läuft aus. Dank des Geburtenrückgangs in den neuen Ländern (für 1991 wird er vom statistischen Landesamt im Vergleich zum Vorjahr auf 40 Prozent beziffert) ist (noch) der Bedarf an Kindergartenplätzen weitgehend gedeckt. Das Problem der vielen Alleinerziehenden, die etwa in Ost-Berlin ein Drittel aller Familien mit Kindern ausmachen, steckt denn auch eher in der Erwerbslosigkeit oder in dem enormen Druck am Arbeitsplatz.

Daß früher alles besser war, bestreitet Marina M., eine Ost-Berlinerin vom Prenzlauer Berg, die ihren neunjährigen Sohn allein aufgezogen hat, dennoch vehement. "Das Gejammer" über die neue Situation der Frauen findet die 35jährige "haarsträubend".

Sicher, es gebe Rückschritte. Doch bei der häufig geführten Klage über die gesellschaftliche Entwicklung - "kinderfreundlich - kinderfeindlich - kinderlos" - werde übersehen, wie sehr die DDR "den Machismo gefördert hat", welche "Massenabfertigung" in den Krippen gang und gäbe war.

Gleichberechtigung à la Margot Honekker, das hieß: Die Frau konnte arbeiten, sich scheiden lassen, kriegte einen Krippenplatz und durfte nach der Schicht die Familie versorgen. "Für mich", stellt Marina M. ketzerisch fest, "war das Bild von der DDR-Frau immer ein Neutrum."

HESSEN 26

Biene und Wespe sind in Gefahr

Nicht gleich zu Chemie greifen

Die Insektenexperten sind in Sorge. Zahlreiche Bienen- und Wespenarten sind vom Aussterben bedroht. Die Gründe sind vielfältig: Der Mensch hat den Tieren Nahrungspflanzen genommen und Nistplätze vernichtet, Bienen- oder Wespennester im Garten werden allzu leichtfertig vernichtet.

"Früher hat es 20 Wespenarten im Frankfurter Raum gegeben, in den letzten Jahren habe ich nur fünf gesehen", berichtet Gundel Emmerich vom Institut für Bienenkunde in Oberursel. Insekten- Experte Stefan Peters vom Senckenberg- Institut stimmt zu: "Auf der Schwanheimer Düne gab es früher viele Wespenarten, heute nicht mehr."

Entgegen der landläufigen Vorstellung gibt es nicht nur eine Biene oder Wespe, sondern Hunderte verschiedene Arten. Während es Honigbiene und der normalen deutschen Wespe gut geht, sind andere Exemplare vom Aussterben bedroht. Die Hornisse steht bereits seit fünf Jahren unter Schutz. "Der Mensch hat den Lebensraum der Insekten zerstört", bedauert Bernhard Mensing vom Naturschutzzentrum Hessen. "Wespen nisten gern in morschem Holz, Lehmwänden und Fachwerkhäusern", sagt Mensing, "doch diese Plätze werden immer rarer."

Die Nahrungspflanzen gehen ebenfalls zurück. Mensing: "Feuchtwiesen werden entwässert, sogenannte Unkräuter beseitigt." Den Rest erledigen Pflanzenschutzmittel. "Einige Bienenarten gehen nur auf bestimmte Pflanzen", betont Stefan Peters. "Und gegen das Verhungern sind die Tiere nicht resistent." Wo Natur knapp wird, flüchten die Insekten in Häuser und Schuppen, meint Gundel Emmerich. Und dort erwartet die Bienen und Wespen ihr größter Feind: der Mensch. Wenn die Familien im Sommer Kaffee, Kuchen und Orangensaft im Freien genießen wollen und Wespen aus ihrem Nest im Busch, im Vogelnistkasten oder unterm Dachstuhl anfliegen, wird oft der Schädlingsbekämpfer gerufen.

"Viele Leute werden hysterisch, wenn sie Bienen oder Wespen im Garten entdecken", bedauert Gundel Emmerich. Dabei stechen die Insekten meist nicht, wenn man sie in Ruhe läßt. 120mal rückt die Frankfurter Feuerwehr jedes Jahr aus, um Bienenvölker im Garten einzufangen und an Imker zu übergeben. Auch Wespen können von der Feuerwehr seit dieser Woche umgesetzt werden.

Viele Wespenvölker werden aber einfach vom Schädlingsbekämpfer vernichtet. "Wir greifen nur ungern in die Na- tur ein, aber wenn Menschen gefährdet sind . . . " Schädlingsbekämpfer Rainer Gsell verteidigt seinen Berufsstand. "Dabei spielt es keine Rolle, ob die Wespenart geschützt ist oder nicht."

Gundel Emmerich hat dafür nicht viel Verständnis: "Jeder müßte froh sein, wenn er so ein Nest im Garten hat." Ein Wespenschwarm kann 1500 Insekten pro Tag vertilgen, darunter Schädlinge wie Blattläuse, Schnaken und Käfer. "Außerdem bestäuben Wespen Blüten, genau wie Bienen", betont die Biologin.

Stefan Peters fordert, den Wespen Nistplätze anzubieten, "zum Beispiel angebohrte Holzbretter." Auch die Landesregierung hat die drohende Gefahr erkannt: "Neue Pflanzenschutzmittel müssen beweisen, daß sie den Insekten nichts anhaben können", erklärt Constanze Rauert vom Landwirtschaftsministerium. "Die Bienen sollen schließlich nicht gleich tot vom Stengel fallen." ert

MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV

KULTURPANORAMA 4

Das beste Roggenbrot der Welt kommt aus dem Gallus Zwei Siege für die Bäckerei Gleu beim "Bayfood"-Wettbewerb in Kalifornien / "Gesundes Brot aus Überzeugung"

FRANKFURT A. M. Hier wird es also gebacken - das beste Brot Europas und der gesamten westlichen Welt: in der Bäckerei Gleu, Koblenzer Straße 7, mitten im Gallusviertel. Das klingt nach Werbung? Nach Schleichwerbung sogar? Ist es aber nicht. Denn daß Wilhelm und Marion Gleu das "beste Brot" backen, ist ihnen jetzt offiziell attestiert worden. Zwei erste Preise, einen dritten und einen vierten haben sie beim "Bayfood-Wettbewerb", dem großen "Kampf der Brote" in Kalifornien gewonnen.

Einst ins Leben gerufen von Dr. Rodnay Zaks, einem Franzosen, der nach Amerika auswanderte, und dem der "american style of eating" so gar nicht mundete. Besonders das europäische Brot vermißte er und beschloß ganz im Sinne der Amerikaner, den Markt in seiner neuen Heimat ein wenig voranzutreiben. Mit einem Wettbewerb, der ursprünglich lediglich für US-Bäcker gedacht war, an dem aber auch einige ausgewählte Europäer teilnehmen durften - um den Ehrgeiz und die Konkurrenz ein wenig anzuheizen -, wollte er die Back-Kultur der USA auf Vordermann bringen. 1990 hatte Zaks schon einmal nach den besten Broten der Welt gesucht, und auch damals gewannen die Gleus bereits zahlreiche Preise. Im Frühling war es dann zum zweiten Mal so weit.

190 Brote aus sieben Ländern hatten in einem Zelt vor dem "Ritz-Carlton" in San Francisco den Preisrichtern zur Bewertung ausgelegen. "In Anzug und Kostüm wurde mit steinerner Miene auf Brotstückchen rumgekaut", erinnert sich Frau Gleu, die mit ihrem Mann zum "Bayfood-Competition" nach Kalifornien geflogen war. Nein, Hoffnung habe sie zuerst gar nicht gehabt. "Bei unseren Broten wurde immer nur mißmutig das Gesicht verzogen. Da dachten wir, das treffe wohl so gar nicht den amerikanischen Geschmack."

Mittlerweile stehen die Gleus wieder zu Hause hinter der Theke ihres kleinen Ladens in der Koblenzer Straße. Hier riecht es nach Mehl und frisch Gebackenem. Hin und wieder läutet die Türklingel, ein Kunde tritt ein und wird von Frau Gleu bedient. "Was darf's denn heute sein, Herr Rauschenberg?", und Harald Rauschenberg verlangt ein Bauernbrot - wie immer seit drei Jahren. "Ich kaufe nur im Notfall woanders", gesteht er, und das klingt echter, als es in jedem Fernseh-Spot dargestellt werden könnte. Die nächste Kundin, Christa Schalk, probiert das "Preisgekrönte".

Das Siebenkornbrot der Gleus hat in der Gruppe "Specialty" den ersten Platz im "Bayfood-Wettbwerb" gemacht. "Das Brot", sagt Frau Schalk, "könnte ich jetzt sofort aufessen, so gut schmeckt es." Die Bäckerei Gleu hat noch in der Gruppe "Roggen" mit ihrem Nordfriesischen Halligbrot einen ersten Preis erzielt, und beim "Sauer-Weizen" einen dritten. "Ich erinnere mich noch genau, wie die Jury auf einmal unseren Namen bei der Siegerehrung ausgerufen hat, und wie ich es kaum glauben konnte", beschreibt Frau Gleu den Moment, in dem sie vom "Sieg der Brote" erfuhr. "Da merkt man dann, daß sich Arbeit lohnt."

Denn "Arbeit" heißt das Zauberwort, das hinter dem Erfolg der Gleus steht. "Ich muß fünfmal so viel Anstrengung in mein Brot investieren, wie ich in normales Brot stecken würde", meint Wilhelm Gleu. Brote aus einer Fertigmischung dauerten höchstens eine Stunde. "Ich mache aber mehrere Vorteige, teilweise ohne Hefe und Sauerteig, damit sie absolut gärungsfrei sind. Statt dessen nehme ich biologische Kulturen, die ich selbst angelegt habe, dann vollzieht das Brot keine Nachgärung mehr im Magen und ist einfach verträglicher." Nach ein paar Stunden wird dann aus den Vorteigen ein Hauptteig geknetet und das Brot schonend gebacken.

Sechs Stunden dauert diese Prozedur. Dienstags bis freitags stehen die Gleus von morgens um sechs bis abends um neun in ihrem Laden, am Wochenende müssen sie sich um die Buchhaltung kümmern. "Bei einem Zwei-Personen-Betrieb kann man sich keine goldene Nase verdienen", gibt Wilhelm Gleu zu. Zwischen 100 und 150 Kunden bedient seine Frau jeden Tag seit bald 30 Jahren.

Doch nicht immer sind die Zeiten so gut gewesen wie heute. "Wir liegen hier relativ abseits vom Schuß, sind für niemanden eine Konkurrenz." Über eine Zusammenarbeit mit den großen Kaffee- und Backwarenherstellern haben die Gleus dennoch niemals ernsthaft nachgedacht. "Unser Schaufenster mit T-Shirts und Tischdecken dekorieren, nur weil das ein Vertrag mit einer Fremdfirma so vorsieht, das wollten wir nie."

Die Gleus dekorieren ihre Schaufenster lieber mit vorteilhaften Zeitungskritiken und Urkunden - das Geld für ein perfektes Styling der Einrichtung fehlt. 50 Jahre ist die Registrierkasse alt, die Auslagenregale sind seit mehr als 30 Jahren nicht mehr erneuert worden: Bei den Gleus zählt der Inhalt, nicht die Verpakkung. Aus Idealismus begann Wilhelm Gleu vor Jahren als einer der ersten mit der Vollkornbäckerei. "Und aus Überzeugung, weil meine Kinder unter Allergien litten, die durch diese bewußte Ernährung zurückgegangen sind."

Doch aller Idealismus macht irgendwann einmal müde, ist oft aufreibend. 54 Jahre ist der Bäckermeister aus dem Gallus heute alt. "Und lange halte ich diese Anstrengungen auch körperlich nicht mehr durch." Einen Nachfolger, der das Geschäft in ihrem Sinne weiter führt, suchen die Gleus bereits. Sie selbst schmieden noch einmal neue Pläne. In Kalifornien haben sie viele Kollegen kennengelernt, und zahlreiche Angebote aus der ganzen Welt bekommen. Beispielsweise aus den USA, um dort den Yankees das Backen zu zeigen. *MEIKE GÜNZEL

Krankenhauskosten: Experte empfiehlt modernes Management Der frühere Verwaltungs-Chef der Uniklinik nennt Mitarbeiter-Motivation und schnelle Rechnungsführung als weitere Kriterien

"Kostenexplosion" im Gesundheitswesen - in den Krankenhäusern können viele das Wort nicht mehr hören. Tatsächlich aber sind Kliniken nicht nur der größte Ausgabenposten der Krankenkassen (die mehr als ein Drittel ihres Etats für stationäre Pflege ausgeben), sondern auch der, der am schnellsten wächst: bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Frankfurt 1991 um gut 15 Prozent. Die Frage ist, ob mehr Wirtschaftlichkeit in den Kliniken möglich ist, ohne die Leistungen mindern zu müssen.

Ein Lieblingsvorschlag der Kassen, favorisiert auch vom Frankfurter AOK-Direktor Hans-Georg Kraushaar, sind Fallkostenpauschalen, feste Preise für bestimmte Krankheiten beziehungsweise ihre Behandlungen. Aber Hans-Georg Kraushaar weiß auch, daß das zwar bei vielen operablen Leiden funktionieren kann, kaum aber in der Inneren Medizin, wo die Patienten oft mehrere Krankheiten haben. "Die Kliniken müssen anders geführt werden", mahnt Reinhard Schwarz, bis Anfang 1990 Verwaltungschef der Frankfurter Uniklinik, heute auf gleichem Posten in einem städtischen Krankenhaus in Stuttgart, das er aus den roten Zahlen herausmanagen soll. Schwarz arbeitet im Auftrag einer Gesellschaft für Krankenhausmanagement, der die Stadt Stuttgart die Führung ihres Hauses übertragen hat.

Daß private Kliniken scheinbar besser wirtschaften, wird von Schwarz relativiert. Die privaten Häuser seien oft Fachkliniken mit einem eingeschränkten Versorgungsspektrum. Sie zahlten leistungsorientiert, zögen das Personal aber auch stärker zur Verantwortung.

Schwarz meint, auch freie und kommunale Träger könnten ihre Häuser erheblich besser organisieren. Dazu müsse ihnen mehr Entscheidungsspielraum, etwa in der Stellenbesetzung, eingeräumt werden.

Bei der Kür von Chefärzten könnten Führungsqualitäten wichtiger sein als akademische Würden, und die Organisation gehöre in die Hand eines risikobereiten Managers, der das Haus "führe", statt es nur zu verwalten.

Die Personalleiter müßten werben und motivieren, statt bloß zu bezahlen. Reibungsverluste werden nach Meinung von Schwarz ausgemerzt, wenn die Arbeitsabläufe in den einzelnen Bereichen durchleuchtet werde.

Die Pflegedienste sollten mehr Einfluß auf ihre Arbeitsbedingungen und ihre Fortbildung haben.

Ein weiterer Vorteil der Privatkliniken, so Schwarz: Sie rechneten knapper und vor allem schnell - davon könnten sich viele Kliniken eine Scheibe abschneiden. Um Defizite zu vermeiden, dürfe die Rechnungsführung höchstens Wochen, keinesfalls aber viele Monate hinterher sein. Nur wenn das Haus wisse, wie es aktuell finanziell dastehe, könne es ausufernden Kosten und Leistungen nachspüren und gegensteuern.

Für dringend reformbedürftig hält Schwarz das ganze Finanzierungssystem: Im Pflegesatz müßten verschiedene Schweregrade der Krankheiten berücksichtigt werden und daß die ersten Tage im Krankenhaus besonders kostenintensiv sind. Problematisch sei die Trennung der von Land oder Bund übernommenen Investitionskosten einerseits von den Betriebskosten andererseits, die die Kassen bezahlen.

Wenn sich beide Seiten über die Zuständigkeit nicht einigen, könnten Verzögerungen teuer werden. Letztlich könnten die Kliniken auch bei den Geräten sparen, wenn sie sie nicht kaufen müßten, sondern mieten könnten. caro

"Hinter 75 Prozent der Fälle verbergen sich Fehlentscheidungen" Harte Kritik der "Tu was"-AG an Sozialämtern / Besonders Ausländer werden benachteiligt / Fast 100 Ratsuchende im Monat

FRANKFURT A. M. Mehr als 55 000 Soziahilfeempfänger gibt es in Frankfurt. Die Anzahl der Bedürftigen steigt, die Probleme sind bekannt: hohe Mieten, Arbeitslosigkeit, Verschuldung, Krankheit werfen täglich Familienväter, Alleinerziehende, Ausländer, "Menschen wie du und ich" aus der Bahn. Ob und wieviel Anspruch auf Sozialhilfe besteht, wissen die wenigsten. Auf dem Sozialamt erhalten die Antragsteller oft nur unzureichend Auskunft oder werden - bewußt oder aus Nachlässigkeit - falsch informiert.

Diesen Mißstand hat Rainer Roth vom Fachbereich Sozialarbeit der Fachhochschule Frankfurt (FH) schon vor 17 Jahren erkannt. Damals gründete er die Arbeitsgruppe "Tu was", um Sozialhilfeempfängern und solchen, die vorhaben, Sozialhilfe zu beantragen, mit kompetenter Beratung und Rechtsbeistand zu helfen.

Zusammen mit Studenten des Studiengangs Sozialarbeit der FH bietet Rainer Roth eine wöchentliche Beratungsstunde sowie schriftliche und telefonische Auskunft für Ratsuchende an. Die Arbeitsgruppe (AG) besteht aus etwa 25 Studenten, die vor allem die Erfahrung mit der rauhen Wirklichkeit dazu bewegt, bei "Tu was" mitzuarbeiten. "Ein Paragraph im Bundessozialhilfegesetz sieht harmlos aus. Was er aber in der Realität für einen Antragsteller bedeuten kann, wurde mir erst durch die Arbeit in der AG klar", sagt Studentin Ursula Herzberg.

Im Monat beraten die ohne Bezahlung arbeitenden Studenten 80 bis 100 Menschen aus Frankfurt, dem Umland und in jüngster Zeit auch aus Ostdeutschland. Durch die praktische Arbeit kann "mancher Student jedem Sachbearbeiter auf dem Amt was vormachen", meint Roth.

Die meisten Anfragen kommen per Brief oder Telefon. Anhand des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) kann ein Großteil der Probleme in Sitzungen der AG rasch gelöst werden. Innerhalb von ein bis zwei Wochen werden die von den Studenten selbständig verfaßten Antworten verschickt. "Viele gehen vom Sozialamt mit dem Gefühl, da stimmt doch was nicht' weg. Fast immer ist es dann so, daß wir Fehlentscheidungen des Amtes entdecken, wenn diese Leute zu uns kommen", sagt Rainer Roth. "Da werden Zahlungen unterschlagen, verwirrende Rechnungen aufgestellt und falsche Informationen an die Klienten weitergegeben."

Etwa hinter 75 Prozent der Fälle, die die AG bearbeitet, verbergen sich nach Schätzungen des "Tu was"-Leiters "krasse Fehlentscheidungen, die als Rechtsbrüche anzusehen sind". Vor allem die Sozialämter der umliegenden Landkreise sind ihm durch knauseriges Verhalten aufgefallen. "Es wird ein Sparkurs gefahren. Ich habe noch nie erlebt, daß jemand wegen eines Irrtums zuviel Sozialhilfe erhalten hätte", erzählt Anita Köbler, die in der Gruppe mitarbeitet. Besonders Ausländer würden von Sachbearbeitern immer wieder vertröstet, um eine Entscheidung über die Gewährung von finanzieller Hilfe zu verzögern.

"Muß mir das Sozialamt ein Bett für mein Kind bezahlen?" fragt eine alleinerziehende Mutter; "Wieviel Geld darf die Bank monatlich vom meinem Konto pfänden?" fragt der verschuldete Arbeiter; "Bin ich für meinen Sohn unterhaltspflichtig?" möchte der geschiedene Ehemann wissen. Mit solchen speziellen Fragen beschäftigt sich die Arbeitsgruppe bei ihrer wöchentlichen Beratungsstunde. In Zweifelsfällen begleiten Studenten die Ratsuchenden beim Gang zur Behörde. "Erfahrungsgemäß bearbeiten die Beamten dann Fälle viel schneller und unkomplizierter", weiß Anita Köbler.

Zusätzlich zur Sozialberatung stellt die AG einen Leitfaden her, in dem das Sozialhilferecht überschaubar erklärt ist. Das Nachschlagewerk wurde inzwischen rund 100 000mal verkauft. Auch künftig will die AG "Tu was" aktiv bleiben. Es gab Tiefpunkte während der vergangenen 17 Jahre, ans Aufgeben hat Roth jedoch nie gedacht: "Wir sind so bekannt, daß der Druck von außen viel zu hoch wäre, um den Laden zu schließen."

Die Beratungsstunde der AG "Tu was" ist - außer in den Semesterferien - montags von 17 bis 19 Uhr im Raum 10 der Fachhochschule Nordweststadt. hen

"Narren-Kongreß" 1993 in Fechenheim

FRANKFURT A. M. Mit dem Vorsitzenden Klaus-Jürgen Koch geht der Frankfurter Karnevalverein 1911 und seine Maagard in die Kampagne 1992/93, in deren Mittelpunkt wieder der 1956/57 aus der Taufe gehobene "Kongreß der Narren" stehen wird. Dabei überrascht der Vorstandsbeschluß, mit dieser bedeutenden Veranstaltung im Januar 1993 in die Fechenheimer Turnhalle zu gehen.

Bei der Jahreshauptversammlung 1992 standen die Neuwahlen im Vordergrund. Neben dem Vorsitzenden Koch wurden Eckhart Demel (Zweiter Vorsitzender), Inge Zitouni (Erste Kassiererin), Willi Lindenfeld (Zweiter Kassierer), Gabriele Gilg (Erste Schriftführerin) sowie Archivar Theo Müller wiedergewählt.

Neu in den Vorstand zogen ein: Waltraud Hofmann (Zweite Schriftführerin), Gerfried Gatzka (Archivar) sowie als Archivarinnen Ingrid und Katharina Koch. Hans-Uwe Diehl blieb Gardekommandeur (Stellvertreter: Egon Koch), Manuela Koch Gardekommandeuse (Stellvertreterin: Tanja Himmelein). dixi

Super-Mikroskop im Dienst der Ostseeforschung

Das modernste Raster-Elektronenmikroskop in den Ländern des gesamten baltischen Raumes arbeitet seit kurzem am Institut für Ostseeforschung in Rostock-Warnemünde. Mit der neuen Anlage, die beispielsweise noch Schmutzpartikel in der Größe eines zehntausendsten Teils des Durchmessers eines menschlichen Haares nachweisen kann, soll das Warnemünder Institut in einem mehrjährigen Forschungsprogramm Aussagen über die Umweltbelastungen in dem Binnenrandmeer erarbeiten. Die Kosten für das Projekt in Höhe von 1,1 Millionen Mark trägt das Bundesministerium für Forschung und Technologie. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen auch Grundlage für gezielte Schutzmaßnahmen für die Ostsee bieten. dpa

Ein Lama spuckt bei Gutenberg Knifflige Frage beim Ferienspiel der Naturfreunde

FRANKFURT A. M. Frage Nummer zwölf hat es in sich. Das weiß Hans Hermann Müller, der für das Feriensuchspiel der Naturfreunde zuständig ist, schon vor Beginn der Tour.

Vor ein paar Jahren hatte er die Frage nach den vier Tieren am Gutenbergdenkmal nämlich schon einmal in den Fragenkatalog zur Fahrrad-Rallye aufgenommen. Damals haben die Radler zwar Stier, Elefant und Löwe einwandfrei identifiziert, doch der vierte Kopf, aus dem am Gutenbergdenkmal das Wasser spritzt, bereitete Probleme: Pferd oder Esel, lauteten die Spekulationen. Jetzt hat sich Müller eigens beim Amt für Denkmalpflege vergewissert. Es ist weder Pferd noch Esel, sondern ein Lama.

Das ist nur eine der 33 denkmalgeschützten Merkwürdigkeiten, die Müller für das jährliche Suchspiel mit dem Fahrrad ausfindig gemacht hat.

Müller: "Wir wollen mit der Tour zeigen, daß es immer noch Ecken der Stadt gibt, die man noch nicht gesehen hat."Dazu brauchen die Radfahrer auch gar keine großen Touren zu unternehmen. Die Fahrradfahrer sind hauptsächlich in der Innenstadt unterwegs. Denn: "Wir wollen mit der Aktion auch zeigen, daß es möglich ist, in der Frankfurter Innenstadt Fahrrad zu fahren."

Etwa 50 Radler sind es, die zum Treffpunkt am Römerberg gekommen sind. Von dort aus geht's durch die Innenstadt, dann nach Sachsenhausen zum Deutschordenhaus und zum Leinwandhaus.

In Niederrad ist Endstation: Im Naturfreundehaus am Niederräder Poloplatz warten schon einige Mitglieder der Naturfreunde mit Kaffee und Kuchen auf die Teilnehmer.Hier wird auch der glückliche Gewinner ausgelost: Dem winkt ein Wochenende im Naturfreundehaus an der Lahn. "Aber nur", schränkt Müller ein, "wenn er mit den Naturfreunden die Radtour dorthin macht!"

Nähere Informationen zum Programm der Radfahrer-Gruppe bei den Naturfreunden gibt Hans Hermann Müller, der unter der Telefonnummer 54 66 47 zu erreichen ist. sen

Ein "Stützpunkt" für Winston Salem 82 junge Musiker aus North Carolina im Römer empfangen / Europa-Gastspiele

FRANKFURT A. M. Winston Salem im US-Bundesstaat North Carolina ist Zentrum der nordamerikanischen Tabakindustrie. Daß die Großstadt im Südosten der USA aber mehr als nur Glimmstengel zu bieten hat, wissen die Frankfurter seit Jahren: Alljährlich gastieren in Frankfurt Musikstudenten auf ihrer Europatournee. Stadträtin Lilly Pölt empfing jetzt die 82 US-amerikanischen Gäste der "North Carolina School of the Arts" mit ihrem Rektor Alex Ewing im Römer.

Im ehrwürdigen Kaisersaal herrschte eine lockere, beinahe familiäre Atmosphäre, als die Stadträtin Grüße des Magistrats und der Stadt Frankfurt überbrachte. Man kennt sich. Bereits zum 13. Mal in 14 Jahren dient Frankfurt den Musikerinnen und Musikern als "Hauptquartier" während ihrer vierwöchigen Tournee durch Europa. Zu knapp 250 Konzerten brachen sie seit 1979 von hier aus auf. Der Grund, weshalb ausgerechnet die Mainmetropole zum Stützpunkt auserkoren wurde, hat weniger verkehrstechnische als wirtschaftliche Gründe: 1979 kaufte die Philipp Holzmann AG ein Bauunternehmen in North Carolina, das bis dahin finanzieller Sponsor der Musikhochschule in Winston Salem war. Gern übernahm das Frankfurter Unternehmen auch diese Verpflichtung der Tochterfirma. Seither organisiert und finanziert sie die sommerliche Europatournee. Ein einziges Mal fiel die Konzertreise ins Wasser: Der Konflikt mit Ghaddafi und die Furcht vor libyschen Terroranschlägen verhinderte 1986 den Europatrip.

Für die 75 Musikstudenten und ihre Begleiter sind die vier Wochen in Europa alles andere als Urlaub. Nach der Ankunft am Pfingstmontag und zwei langen Probentagen stand zuerst eine anstrengende Schallplattenaufnahme auf dem Programm. Danach begann für die US- amerikanischen Musiker die eigentliche Tournee mit vielen Konzerten, unter anderem in Wien, Berlin und Nordfrankreich. Und dazwischen kehrten sie immer wieder zum "Stützpunkt" Frankfurt zurück. Auch nach dem Empfang im Römer, Stadtrundfahrt und einem Besuch in Sachsenhausens Ebbelwei-Viertel bleibt wenig Zeit zum Verschnaufen: Zwei Tage später geht's weiter nach Mailand, Marseille, Aix-les-Bains und Reims.

Erst am 5. August ist die Hektik vorüber - dann fliegen die jungen Musiker wieder zurück in das Land der Tabakfelder.Die "North Carolina School of the Arts" mit ihrer Unterabteilung "School of Music" ist einzigartig in den USA. Die musikalische Ausbildung beginnt dort bereits im Gymnasiastenalter; die Schüler absolvieren die High School - unserem Gymnasium entsprechend - und studieren parallel dazu ihr Instrument. Eine kleine Kostprobe ihres Könnens gaben einige der jungen Künstler beim Empfang im Kaisersaal: Zu Beginn musizierte ein Streichquartett den zweiten, immens schwierigen Satz aus Friedrich Smetanas Quartett "Aus meinem Leben". Eine etwas leichtere Aufgabe hatte ein achtköpfiges Blechbläserensemble, das bewunderswert präzis und mit Liebe zu delikaten Details ein kurzes "Canzone" von Giovanni Gabrieli spielte. Der kleine Auftritt im Kaisersaal, der nicht nur die Stadträtin in Begeisterung versetzte, war gleichzeitig öffentliche Generalprobe, denn abends konzertierten die Studenten aus Winston Salem in der Kirche St. Leonhard (Alte Mainzer Gasse) für eine gute Sache: der Erlös dieser mittlerweile fast schon traditionellen Veranstaltung kam Multiple-Sklerose-Kranken zugute. bai

Das Lesertelefon in der Stadtteil-Rundschau Radfahrer müssen warten

FRANKFURT-SÜD. Der Weg von Oberrad nach Sachsenhausen ist für Fahrradfahrer ein angenehmes Pflaster - möchte man meinen. Doch was sich strampelnderweise so gut anläßt in Oberrad (entlang der Offenbacher Landstraße mit abmarkierter Fläche auf der Fahrbahn und eigenem Weg auf dem Trottoir), das endet abrupt an der neuen S-Bahn-Haltestelle Mühlberg: Dort knickt nach gut 100 Metern der grün gepflasterte Fahrradweg plötzlich ab auf die an dieser Stelle vierspurige Offenbacher Landstraße. Riskant ist die Einmündung für Radfahrer, da die beiden Spuren stadteinwärts recht knapp bemessen sind. Fahren die Autos in Kolonne nebeneinander her, bleibt überhaupt kein Raum mehr zum Ausweichen. Hinzu kommt: Der Fahrradweg endet direkt vor der Kreuzung Seehofstraße - die Autofahrer konzentrieren sich eher auf die Ampelphasen als auf die zweirädrigen "Randerscheinungen". So gefährlich müßten die Radler nicht leben, meint FR-Leser Alfred H. Sie könnten eine eigene Trasse durch die Seehofstraße bekommen; dort wäre ausreichend Platz vorhanden. Doch die städtischen Plänemacher, so moniert Herr H., seien wohl nicht auf die Idee gekommen, daß die meisten Zweiradfahrer gerade die Seehofstraße auf dem Weg in die City wählten.

Dem widersprach Jürgen Häußler, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz. Natürlich sei vorgesehen, die Radler auf sicheren Wegen zu führen. Es sei jedoch zur Zeit noch zu früh für konkrete Schritte: Solange nicht klar ist, wie die gesamte Verkehrsplanung in Sachsenhausen-Ost einmal aussieht, könne nicht mit provisorischen Radwegen begonnen werden.

Erst kürzlich hatte Planungsdezernent Wentz die Pläne zur Verkehrsführung rund um das als Wohnviertel geplante Schlachthofgelände im Ortsbeirat 5 vorgestellt (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Danach soll die Kreuzung Wasserweg / Siemens- / Seehof- / Gerbermühlstraße ein ganz zentraler Knotenpunkt werden. Häußler nannte das derzeitige Stadium nun eine "Vorplanung". Bevor dort nicht Klarheit im Sinne einer Baugenehmigung herrsche, sei an den Radweg wohl nicht zu denken.

Das trifft auch auf weitere Vorhaben in diesem Bereich zu. So liegt beispielsweise der von der SPD-Fraktion im Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) eingebrachte Vorschlag, einen Fahrradweg ab dem Wendelsplatz in Richtung Oberrad zu führen, auf Eis. Kommentar des Fraktionsvorsitzenden Gerhard Kadelbach und Ortsvorsteher Edmund Löffler (SPD): "Wir warten, bis die Verkehrsführung Sachsenhausen-Ost steht." ask

Termine des Schadstoffmobils Fachleute kümmern sich um den Giftmüll

FRANKFURT-NORD. Das Schadstoffmobil macht wieder Station. Umweltschädliche Abfälle wie Lacke, säurehaltige Flüssigkeiten oder Medikamentenreste, Batterien, Chemikalien und ätzende Substanzen sollten nicht in den normalen Hausmüll wandern - sie können bequem vor Ort abgegeben werden.

Im Norden stehen die städtischen "Müllschlucker" am Montag, 20. Juli, um 9 Uhr in Harheim (Parkplatz Zur Untermühle) und Nieder-Eschbach (Deuil- la-Barre-Straße 71), um 11 Uhr in Nieder- Erlenbach (Im Sauern 10). Dreimal halten die Gefährte wieder am Dienstag, 21. Juli: um 9 Uhr am Frankfurter Berg (Fliederweg 16) und an der Kreuzung Am Hohlacker / An der Roseneller in Berkersheim, um 11 Uhr vor der Berner Straße 69 a am Bügel. Am Mittwoch, 22. Juli, steht ein Fahrzeug ab 9 Uhr Am Schwalbenschwanz 39 in Eschersheim und ab 11 Uhr vor der Kaiser-SigmundStraße 67-75 im Dornbusch.

Die Bewohner von Heddernheim und Niederursel können ihren umweltschädlichen Müll am Samstag, 25. Juli, 9 bis 10 Uhr, zur Kreuzung Heddernheimer Landstraße / Dillenburger Straße bringen. Das gleiche können am Dienstag, 28. Juli, um 11 Uhr die Preungesheimer (Hoherodskopfstraße 100) und um 18 Uhr die Ekkenheimer (Festplatz Hügelstraße) tun.

Am Mittwoch, 29. Juli, hält das Schadstoffmobil wieder dreimal: um 11 Uhr in Nieder-Eschbach (Deuil-la-Barre-Straße 71), um 16 Uhr in Bonames (Parkplatz Im Storchenhain) und um 18 Uhr am Frankfurter Berg (Fliederweg 16).

Und schließlich kommen die Müllschlucker am Donnerstag, 30. Juli, noch einmal in den Norden: um 11 Uhr nach Nieder-Erlenbach (Im Sauern 10), um 16 Uhr nach Harheim (Parkplatz Zur Untermühle) und um 18 Uhr nach Kalbach (Parkplatz Kalbacher Stadtpfad). *ind

Singende Mondgöttinnen Aufführung des Stimmbildungskurses von Alison Gould

FRANKFURT A. M. Kein Laut ist zu hören. Sechs Frauen stehen unbeweglich und mit geschlossenen Augen im Halbkreis zusammen. Sekundenlang geschieht nichts. Plötzlich kehrt Leben ein: Augenpaare öffnen sich kurz, schließen sich wieder. Öffnen und Schließen sich im Wechsel, bis alle sechs Augen ins Publikum blicken. Einzelne Bewegungen des Kopfes und Rumpfes folgen. Die Körper vollführen einen Tanz, der modernem Ballett gleicht.

Und dann wird das Schweigen gebrochen, die Frauen erheben ihre Stimme - Texte von Mondgöttinen brachten die Teilnehmerinnen einer Performancegruppe der Sängerin und Gesangspädagogin Alison Gould mit ihrem Stück "Zyklen" dieser Tage im Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9 zu Gehör.

In Gestalt verschiedener Göttinen, wie die der Selene, Isis oder Artemis, zeigten die sechs Mitspielerinnen, was sie während ihres Kurses in der Stimmwerkstatt der ausgebildeten Opernsängerin alles gelernt hatten. Bei dem Vortrag der Texte von 6000 vor Christi bis heute kamen nicht nur Atem- und Stimmtechnik der Mitspielerinnen zur Geltung, sondern auch eigene Ausdruckskraft und selbstbewußtes Auftreten.

"Die eigene Scheu zu überwinden" und sich "selbstbewußt vor anderen Menschen zu produzieren", bezeichneten die Teilnehmerinnen als wichtigsten Ergebnis des Stimmbildungkurses auch für den Alltag. Alle waren sich einig, daß die Zusammenarbeit in der Stimmwerkstatt ihr Selbstbewußtsein seit Februar erheblich gestärkt habe.

Während der sechs Wochen Proben für das Stück "Zyklen" mußten die Frauen außer frisch gestärktem Selbstbewußtsein auch eigene Kreativität unter Beweis stellen. Die Texte der Mondgöttinen waren zwar vorgegeben, aber ihre gesangliche und tänzerische Umsetzung waren Aufgabe der Mitspielerinnen.

So formten sich die einzelnen Beiträge allmählich zu einem Stück. Das Ergebnis war eine überzeugende Performance, in der die Frauen in Gestalt mächtiger Göttinen von den Zyklen Leben und Tod, Ebbe und Flut und den Mondphasen sangen. Die Zuschauer waren begeistert und spendeten viel Applaus. Alison Gould bedankte sich bei den 30 Besuchern mit den Worten: "Was in Menge an Publikum gefehlt hat, war da an Qualität."

Seit 1983 tritt die Sängerin als Solointerpretin der Alten Musik mit eigener Lautenbegleitung in fast allen Ländern Europas auf. Darüber hinaus hat sie mit ihrer klassisch ausgebildeten Stimme auch andere Musiksparten ausprobiert, von der Oper übers Musical bis hin zur Pop- und Rockmusik.

Momentan will sie durch die Verbindung von Theater und Stimme in ihrer Performancegruppe Mitspielern und Zuschauern "Möglichkeiten bieten, etwas neues zu erleben". Diesem mehr schauspielerischen und tänzerischen Bereich widmet sie sich neben ihren Auftritten jetzt verstärkt: "Wenn ich mit der Laute auftrete, ist das sehr statisch und ich bewege mich einfach gerne", erzählt die Sängerin.

Der nächste Workshop "Entdecke Deine Stimme" mit Alison Gould ist für das Wochenende, 1. und 2. August, im Brahma Kumaris Haus in Usingen vorgesehen. Wer Interesse hat, erhält weitere Informationen unter Telefon 44 40 01. mec

Schadstoffmobil kommt Auch den Giftmüll vor Ort abliefern

FRANKFURT-WEST. Das Schadstoffmobil der Stadt Frankfurt am Main macht auch in diesem Monat wieder in den Stadtteilen Station. Alle umweltschädlichen Abfälle wie Lacke, säurehaltige Flüssigkeiten oder Medikamentenreste, Batterien, Chemikalien und ätzende Substanzen sollten daher nicht in den normalen Hausmüll wandern - sie können vor Ort abgegeben werden.

Gleich viermal kommen die Schadstoffmobile am Donnerstag, 16. Juli in den Frankfurter Westen: um 9 Uhr nach Griesheim (Am Gemeindegarten / Am Bunker), um 11 Uhr nach Rödelheim-Ost (Rödelheimer Parkweg 32), um 16 Uhr ins südliche Westend (Bockenheimer Landstraße / Freiherr-vom-Stein-Straße) und um 18 Uhr nach Bockenheim (Hersfelder Straße 21-23).

Am Mittwoch, 22. Juli, können die Praunheimer ihren umweltschädlichen Müll von 9 bis 10 Uhr in der Heerstraße 255 loswerden. Am Donnerstag, 23. Juli, hält ein Schadstoffmobil um 11 Uhr im nördlichen Westend (Eschersheimer Landstraße 247), um 16 Uhr in der Ginnheimer Landstraße (Parkplatz unter der Rosa-Luxemburg-Brücke) und um 18 Uhr in Alt-Praunheim (Wendehammer Graebestraße). Zweimal kommen die städtischen Spezialfahrzeuge am Freitag, 24. Juli: um 9 Uhr in das südlichen Westend (Bockenheimer Landstraße / Freiherr-vom-SteinStraße) und in die Ginnheimer Landstraße (Parkplatz unter der Rosa-LuxemburgBrücke). Am Dienstag, 28. Juli, halten sie dreimal: um 9 Uhr im Kuhwald (Braunfelsstraße / Scherbiusstraße) und im westlichen Rödelheim (Parkplatz Rödelheimer Bahnweg), um 11 Uhr in Hausen Nord (Am Ellerfeld).

Am Mittwoch, 29. Juli, steht ein Fahrzeug ab 11 Uhr im Bahnhofsviertel / Gutleut (Mannheimer Straße 119). Und am Donnerstag, 30. Juli, kommt das Schadstoffmobil um 11 Uhr in den Westen nach Griesheim (Am Gemeindegarten). *ind

Die Termine im Juli Das Schadstoffmobil ist wieder unterwegs

FRANKFURT-OST. Das Schadstoffmobil macht auch im Juli wieder in allen Stadtteilen Station. Abfälle wie Lacke, säurehaltige Flüssigkeiten oder Medikamentenreste, Batterien, Chemikalien und ätzende Substanzen sollten daher nicht in den normalen Hausmüll wandern.

Am heutigen Donnerstag, 23. Juli, kommen die städtischen Schadstoffsammler um 9 Uhr ins nördliche Ostend (Rhönstraße / Luxemburgerallee), um 11 Uhr nach Seckbach (Wendehammer Arolser Straße). Am Freitag, 24. Juli, steht ab 11 Uhr ein Fahrzeug auf dem Paulsplatz in der Altstadt.

Am Samstag, 25. Juli, können die Bornheimer ihre Schadstoffe von 11 bis 12 Uhr in die Weidenbornstraße 40 bringen. Zwei Tage später, am Montag, 27. Juli, 9 Uhr, hält das Schadstoffmobil an der Ekke Pfortenstraße / Gründenseestraße.

Am Ende des Monats sind noch zweimal die Bornheimer dran: am Dienstag, 28. Juli, 16 Uhr, und am Mittwoch, 29. Juli, 9 Uhr, können sie ihre Schadstoffe in der Weidenbornstraße 40 loswerden. *ind

Schadstoffmobil ist unterwegs Fachleute kümmern sich um den Giftmüll

FRANKFURT-SÜD. Das Schadstoffmobil der Stadt Frankfurt macht auch in diesem Monat wieder in sämtlichen Stadtteilen Station. Umweltschädliche Abfälle wie Lacke, säurehaltige Flüssigkeiten oder Medikamentenreste, Batterien, Chemikalien und ätzende Substanzen sollten daher nicht in den normalen Hausmüll wandern - sie können bequem vor Ort abgegeben werden.

Die Bewohner des nördlichen Niederrad können ihre Schadstoffe am Donnerstag, 23. Juli, von 9 bis 10 Uhr in der Goldsteinstraße 128 loswerden.

Zweimal stehen die Fahrzeuge wieder am Montag, 27. Juli, im Süden: um 9 Uhr in Sachsenhausen (Seehofstraße 48), und um 11 Uhr in Oberrad (Wiener Straße / Nonnenpfad). Am Freitag, 31. Juli, 9 bis 10 Uhr, hält ein Schadstoffmobil an der Kreuzung Rheinlandstraße / Schwanheimer Bahnstraße in Schwanheim. *ind

Pläne für Behinderten-Wohnanlage in "Phase 4" Praunheimer Werkstätten wollen renovieren / Kosten: etwa drei Millionen Mark / Finanzierung noch unklar

FRANKFURT A. M. Auf dem Grundstück der ehemaligen Mühle in Praunheim, die erstmals 1396 urkundlich erwähnt wurde, stehen heute die Geschäftsstelle der Praunheimer Werkstätten (PW) und eine Wohnanlage für Behinderte. "Diese wunderschöne Wohnanlage, bestehend aus drei Gebäuden, gleicht zunehmend potemkinschen Dörfern. Die Fassaden stehen und sehen gut aus. Bloß darf niemand dahinterblicken", erklärt Lothar W. Andres, Geschäftsführer der PW: "Um diesen Zustand zu verändern, benötigen wir drei Millionen Mark!"

Beispiele für den Zustand: Seit geraumer Zeit wird das Holzhaus nur noch zum Teil genutzt; von den insgesamt sieben Zimmern sind nur vier bewohnt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut, gleicht das Gebäude eher einer Hütte; ohne Keller oder Fundament, mit dünnen Wänden ("Energiesparen unmöglich!") und kleinen Zimmern. Unter dem Dach sind die Räume im Schnitt sechs Quadratmeter klein. Andres: "Heute entspricht solch ein Raum nicht mehr den veränderten Bedürfnissen der Behinderten. Ganz zu schweigen von Richtlinien wie beispielsweise dem Brandschutz."

Bad oder Toiletten gibt es im hölzernen Wohnhaus überhaupt nicht. Über den Hof, im gegenüberliegenden Haus, sind die sanitären Anlagen untergebracht. Auch dort herrscht kein Luxus. Zwei Badewannen für 25 Behinderte und die einzige behindertengerechte Naßzelle (Toilette, Dusche und Alarmanlage; Kosten: 60 000 Mark).

Ein Konzept sieht vor, die Praunheimer Mühlen zu modernisieren und 45 Behinderten (statt wie bisher 25) in Wohngruppen mit Familien-Charakter ein Zuhause zu geben. In den Gebäuden sollen Wohngruppen leben, die je eine Küche und ein Bad gemeinsam benutzen. "Mit den dazugehörigen Zimmern können wir dann unserer Klientel eine individuellere Gestaltung ihres Lebens ermöglichen", hofft Andres. Pläne für eine Renovierung seien vorhanden, und es könne sofort mit dem Umbau begonnen werden.

Die Pläne wurden von der Frankfurter Aufbau-Aktiengesellschaft (FAAG) ausgearbeitet. "Sie sehen einen gründlichen Umbau vor. Fassaden- und Grundrißänderungen sind in dem Plan genauso enthalten wie der Umbau der Großküche in Wohn- und Schlafräume mit Küche und Bad", erläuterte Friedrich Schmitt, Technischer Direktor und Vorstandsmitglied der FAAG. "Die Pläne für den Umbau sind bereits in Phase 4 (die Phasen im einzelnen: 1. Grundlagenermittlung oder auch Gespräch mit Bauherrn; 2. Entwurf; 3. Rücksprache mit Bauherrn; 4. Baugesuch bei den zuständigen Ämtern, Anm. d. Red.) und haben bisher etwa 100 000 Mark gekostet. Für die gesamten Planungskosten rechnen wir mit 500 000 Mark," erläuterte er. "Die drei Millionen Mark zu beschaffen, dürfte allerdings das größere Problem sein."

Aus Erfahrung weiß er, wie schwierig es ist, solch einen Betrag zusammenzutragen. Doch wäre ein Umbau in Etappen möglich. Das erwähnte Holzhaus könnte in einem ersten Schritt für etwa 400 000 Mark renoviert werden.

Andres: "Eine Renovierung der gesamten Einrichtung ist dringend erforderlich, da wir in naher Zukunft etwa 120 Wohnplätze für Behinderte in Frankfurt benötigen (siehe Kasten). Außerdem müssen wir unseren Mitarbeitern akzeptable Arbeitsbedingungen bieten, sonst laufen sie uns weg. Die Mitarbeiter haben in den letzten Jahren durch kleine Reparaturen zwar immer wieder versucht, das Schlimmste zu verhindern, aber mehr als Stückwerk kam dabei leider nicht heraus," erklärt er. Denn: Immer wieder entstanden neue Schäden; hier eine feuchte Wand, dort ein kaputter Boden.

Die Liste der Mängel ist lang, doch die Finanzierung des Umbaus ist noch nicht abgeschlossen (siehe Kasten). ara

Praunheimer Werkstätten: FAAG-Pläne sind noch nicht bezahlt

FRANKFURT A. M. Die Situation im Behinderten-Wohnheim "Praunheimer Mühlen" wurde von den Verantwortlichen schon vor langer Zeit als "schwierig" erkannt und deshalb 1990 Pläne für den Umbau beim hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales eingereicht. "Für das Jahr 1991 konnten wir das Projekt nicht mehr in unseren Etat aufnehmen. Aber im laufenden Jahr sollen Mittel dafür bereit gestellt werden, wenn Gespräche aller Beteiligten stattgefunden haben", erklärte Gerhard Schaller, Referatsleiter beim hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales.

Die anderen Beteiligten sind der Landeswohlfahrtsverband, der Bund (dort das Ministerium für Ausgleichsabgaben), das Landesarbeitsamt, die Stadt Frankfurt (dort das Dezernat für Soziales) und der Träger selbst.

"Die Gespräche müssen geführt und alle Richtlinien geprüft werden, bevor die Mittel genehmigt werden können", erläuterte Peter Furth, Referent für Planung, Investitionen und Einrichtungen beim Landeswohlfahrtsverband. Über einen Zeitpunkt für konkrete Ergebnisse könne er derzeit keine Angabe machen.

"Unser Problem ist folgender Teufelskreis: Ein Umbau erfordert Geld, das wir von den zuständigen Ämtern und Behörden nur bekommen, falls wir Pläne zum Umbau vorlegen, die selbst wieder Geld kosten, das wir nicht haben", erklärte Lothar Andres, Geschäftsführer der Praunheimer Werkstätten. Promptes Dilemma: Die Pläne, die von der Frankfurter Aufbau-AG (FAAG) erarbeitet wurden, sind noch nicht bezahlt. "Da die Praunheimer Werkstätten ein ,alter Kunde' sind, haben wir den kleinen Auftrag angenommen", erklärte Friedrich Schmitt, technischer Direktor und FAAG-Vorstandsmitglied.

Die Aufbau-AG hat ein Volumen von etwa 500 Millionen Mark an Bauabwicklungen pro Jahr. "Außerdem haben wir vom hessischen Sozialminister eine mündliche Zusage für die Finanzierung des Projekts. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir unser Geld bekommen werden", erläuterte Schmitt weiter. ara

Praunheimer Werkstätten: Etat 1991 umfaßte 20 Millionen Mark

Frankfurt A. M. Die Praunheimer Werkstätten GmbH (PW) sind eine privatrechtlich organisierte gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt und haben die Aufgabe, geistig und mehrfach behinderte erwachsene Menschen aus Frankfurt und Teilen des Main-Taunus-Kreises beruflich und sozial einzugliedern.

In den Behindertenwerkstätten der PW stehen 600 Plätze zur Verfügung, die derzeit alle belegt sind (in Praunheim sind das 180 Plätze, in Höchst 180 und in Fechenheim 240). Die PW bietet noch über 100 Plätze in Wohneinrichtungen, die in kleineren Einheiten über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. 20 behinderte Menschen werden zusätzlich ambulant in Einzelwohnungen betreut.

1991 hatte die PW einen Etat von 19,5 Millionen Mark. Davon entfielen 15,5 Millionen Mark auf Betreuungsmaßnahmen, die im wesentlichen durch staatliche Pflegesätze und Zuwendungen finanziert wurden. Spenden der Aktion Sorgenkind und anderer Einrichtungen machen etwa zwei Prozent des Etats aus. Die restlichen vier Millionen erwirtschaftete die PW durch Industriedienstleistungen und Lohnfertigung (drei Millionen Mark) sowie Eigenproduktionen (vorwiegend Holzspielzeug) und Dienstleistungen an den Endverbraucher (etwa eine Million Mark, davon durch den Verkauf von Holzspielzeug 800 000 Mark).

Von den 190 Mitarbeiter-Planstellen der PW entfallen 30 auf Zivildienstleistende. "Bis zum Jahr 2000 wird sich die Nachfrage nach Plätzen in Behindertenwerkstätten im Einzugsbereich der PW voraussichtlich auf 720 erhöhen. Derzeit gibt es 600 bei der PW. Mittelfristig ergibt sich ein Fehlbetrag von 120 Plätzen", erklärte Andres. Nach den Worten des Geschäftsführers sieht es im Bereich "beschützter Wohnraum" nicht besser aus. "Mittelfristig werden 360 Wohnplätze benötigt. Derzeit gibt es erst 185. Die Werkstätten haben zwar weitere 55 Plätze geplant, trotzdem werden in Zukunft etwa 120 Plätze fehlen."

Derzeitige Wohnplätze im einzelnen: 100 Plätze der PW, 65 bei kooperierenden Trägern, 20 Plätze in ambulant betreuten Einzelwohnungen. ara

Das Stadtteil-Lesertelefon Sammelbehälter nimmt die Sicht

SACHSENHAUSEN. Im Haushalt von Elisabeth V. wird der Müll schon lange nach Papier und Glas getrennt gesammelt. Doch seit einiger Zeit ärgert sich die umweltbewußte Sachsenhäuserin. Der Grund: Die Stadt hat im Grethenweg einen Sammelbehälter für Altglas aufgestellt. Dieser Glascontainer sei so ungünstig vor einer Hauseinfahrt plaziert, daß er den Autofahrern die Sicht auf die Straße versperre, beschwerte sich die FR-Leserin. Der Spiegel, der deshalb gegenüber aufgehängt wurde, ermögliche lediglich einen Einblick nach links.

Besucher des gegenüberliegenden Restaurants stellten ihr Auto häufig neben dem Glascontainer ab, wodurch die Sicht zusätzlich behindert werde. "Dann sieht man überhaupt nicht mehr, ob rechts frei ist", klagte Elisabeth V. "Das hat schon zu gefährlichen Situationen geführt."

Eine Nachfrage beim Stadtreinigungsamt ergab, daß die Stadt bislang nicht alleine dafür zuständig ist, wo die Sammelbehälter aufgestellt werden. Denn zur Zeit werden im ganzen Stadtgebiet nach und nach die kleinen blauen Tonnen für Altglas wieder eingezogen und durch den Sammelbehälter ersetzt. Die Container würden derzeit in Zusammenarbeit mit einer Firma aufgestellt, erläuterte Thomas Hufer vom Büro der Wertstoffabteilung. Doch er versprach: "Wir werden uns aber darum kümmern, daß der Container so versetzt wird, daß niemand behindert wird." rea

Meister-Kicker machte Komplimente Fritz Walter vom VfB Stuttgart pfiff F-Jugend-Spiel der TSG Nieder-Erlenbach

NIEDER-ERLENBACH. Fritz Walter ist kein Mann großer Worte. Den Gewinn der deutschen Meisterschaft hatte der bescheidene Mittelstürmer des VfB Stuttgart kurz als "schönes Gefühl" bezeichnet. Als der Torschützenkönig der abgelaufenen Bundesligasaion jetzt ein Freundschaftsspiel der F-Jugend der TSG 1888 Nieder-Erlenbach auf dem hiesigen Sportplatz pfiff, bescheinigte er den kleinen Kickern aus dem Frankfurter Norden, "guten Fußball" zu spielen - leicht untertrieben, aber aus seinem Mund ein großes Kompliment.

Das haben sich die TSGler auch verdient: Denn die sieben- und achtjährigen Nieder-Erlenbacher sind in Frankfurt eine Klasse für sich. Während sich andere F-Jugend-Teams auf den Ball stürzen wie ein Bienenschwarm auf den Honigtopf, spielen die kleinen TSGler in ihren viel zu großen Hosen mit Raumaufteilung, Abseitsfalle, kombinieren wie aus dem Lehrbuch und zeigen dabei etliche Kabinettstückchen.

Kein Wunder, daß die meisten Gegner chancenlos sind. Auch der vielgelobte Eintracht-Nachwuchs zog in der vergangenen Punktrunde gegen die wuseligen Nieder-Erlenbacher den kürzeren. Überhaupt liest sich die Statistik der TSGler so, als hätten sich Stein, Bein, Binz & Co in der Kreisklasse ausgetobt: 350 Tore erzielten die Nachwuchskicker in Punktrunde und Turnieren. Allein Kris Rudolf und Marc Hiemer, Sohn des Eishokkey-Stars Jörg Hiemer, trafen über 200mal in die gegnerischen Maschen, und auch die Ausflüge des kopfballgefährlichen Liberos Hafid Eljazouli in den gegnerischen Strafraum wurden für manchen Mini-Torwart zum Alptraum.

Klar, daß die Talentsichter der Großvereine bereits auf den starken Nachwuchs aufmerksam wurden. "Die Eintracht wollte fünf Spieler holen", erzählte Trainer Lothar Rudolf. Auch sein Sohn Kris stand schon auf der Wunschliste der Riederwälder. Doch während sich viele Eltern von den bekannten Namen der Renommierklubs blenden lassen, sagte Vater Rudolf ab: "Für die Jungen ist es wichtig, mit Freunden spielen zu können. Die müssen sich erst noch entwickeln." Zwar sei der Filius ein "riesiges Talent", aber "verheizen darf man ihn deshalb nicht". Ähnlich sieht es auch Fritz Walter, der seit drei Jahren mit dem TSG-Trainer befreundet ist: "Frühestens mit 13 oder 14 Jahren sollten die Kinder wechseln."

So werden die erfolgreichen TSG-Kikker auch im kommenden Jahr für die Nieder-Erlenbacher auf Punktejagd gehen. Das paßt auch grundsätzlich in Rudolfs Konzept. Vor fünf Jahren hat er gemeinsam mit Hardy Hofmann und Jugendleiter Udo Binner mit der Jugendarbeit begonnen. Behutsam hat das Trio die jungen Fußballer an den Sport herangeführt. Der Lohn: Drei der elf- und zwölfjährigen D-Jugend-Spieler stehen in der Frankfurter Stadtauswahl.

Der Erfolg hat sich in Nieder-Erlenbach herumgesprochen; die Jugendabteilung boomt: An die 80 Kinder besuchen regelmäßig das Trainig, "und der Zulauf wird immer größer", freut sich Rudolf, der allein in der F-Jugend 38 Kinder betreut. Das Problem: "Für das Wintertraining haben wir nur die kleine Turnhalle im Bürgerhaus."

Um so ehrgeiziger scheinen die Kleinen im Sommer zur Sache zu gehen. Das bekam beim Freundschaftsspiel auch die F-Jugend der SG Griesheim zu spüren. Die Jungen aus dem Frankfurter Westen - immerhin die zweitbeste Mannschaft der vergangenen Saison - unterlagen mit 0:3. Fast wurde Fritz Walter dabei zur Nebensache; viele der Kinder konnten mit dem Namen des Bundesliga-Stars ohnehin nichts anfangen.

Der kleine Christian hatte sich aber vorher bei seinem Vater - offensichtlich einem frustrierten Eintracht-Fan - erkundigt: "Das ist der, der sich im Strafraum immer fallen läßt . . ." cob

Und Charlie guckt aus jeder Ecke Verehrung und Information: Wilhelm Staudingers Chaplin-Archiv

Museen in Frankfurt: Das sind nicht nur die Häuser am Museumsufer, die in großen, hellen Räumen ihre Kostbarkeiten zeigen. Das sind auch kleine Zimmer, Kellerräume, in denen Dinge von Privatleuten zusammengetragen wurden. Wir stellen Frankfurter Privatmuseen vor.

"Objektiv erklären kann man das nicht. Das muß jeder selbst empfinden." Wilhelm Staudinger, der Charlie Chaplin mit kritischer Distanz verehrt, begeistert sich nicht nur für dessen Handwerk und Humor, sondern auch für die "Menschlichkeit und Lebensweisheit" in den Filmen des Komikers. Bei aller Begeisterung für den "König des Lachens" überläßt er es aber jedem Besucher seines Museums selbst, sich sein Urteil über Charlie Chaplin zu bilden.

Anschauungsmaterial gibt es im Chaplin-Archiv von Wilhelm Staudinger genug. Nicht nur, daß er eine Bibliothek zusammengetragen hat, die alles von und über Chaplin enthält. Auch kommt der Besucher gar nicht umhin, sich ein Bild von Chaplin zu machen, da er, wenn auch nicht leibhaftig, überall im Museum anwesend ist. Charlie überlebensgroß als trauriger Held auf dem Filmplakat, der Tramp mit den großen Schuhen als Aschenbecher, oder als Blechspielzeug - aus jeder Ecke des Museums blickt er einen mit seinen kugelrunden, schwarz umrandeten Augen an.

"Von dem Nippes steht hier nur ungefähr ein Drittel", sagt Wilhelm Staudinger. Der Rest der 6500 Stücke ist "versteckt", immer wieder mal wird was ausgetauscht. Doch ist der Platz im Museum, das sich über zwei Etagen ersteckt, trotzdem knapp. Im engen Keller hat Staudinger das Kino eingerichtet, das nicht nur räumlich das Zentrum seines Archives ist. Alle 80 Filme, die Charles Spencer Chaplin je gedreht hat, sind in seinem Archiv zu finden. Staudinger, der einen Vorführraum mit Dia- und Filmprojektoren eingerichtet hat, zeigt diese Filme immer unter einem bestimmten Aspekt. Charlies Ehedramen, die sich nicht nur auf der Leinwand abgespielt haben, sind genauso ein Thema wie seine "Frühlingsgefühle". Immer läßt sich das, was dem Menschen Chaplin widerfuhr, auch in seinen Filmen verfolgen.

"Manchmal bebt das ganze Haus" - Staudinger erzählt mit leuchtenden Augen von den Kinoabenden. "Mir würde es auch keinen Spaß machen, die Filme allein zu gucken." Nicht nur, weil er sie schon alle kennt und sich mit traumwandlerischer Sicherheit die richtige aus den 450 Kopien heraussucht, die in seinem Archiv liegen. Er will den Zugang zum Werk des Komikers ermöglichen. Und sieht sich und sein Archiv als Anlaufstelle für diejenigen, die, wie er, sich nicht auf die Wahrnehmung von Slapstick und Clownerie beschränken wollen.

Seit seinem zehnten Lebensjahr beschäftigt Staudinger sich mit dem Schauspieler und Regisseur, an dessen Arbeit er auch heute immer noch etwas Neues entdecken kann. In dieser Zeit hat er sich zum Filmkenner und Archivar entwikkelt, dessen Dokumentation weit über die Grenzen Frankfurts (und Deutschlands) hinaus bekannt ist. Er pflegt den Austausch mit anderen Sammlern und Museen und will sein Archiv doch ganz klein und privat lassen. Zum einen, weil schon jetzt die Freizeit voll und ganz mit Charlie ausgefüllt, die Familie auch vom Charlie-Virus infiziert ist. Aber auch, weil er findet, daß "jeder etwas beisteuern sollte, ohne dafür gleich etwas zu verlangen". So betreibt er sein Archiv seit Jahren ohne die Unterstützung der Stadt und bietet auch den Besuch und die Filmvorführungen kostenlos an. Allerdings sollte man sich dafür vorher telefonisch anmelden.

Chaplin-Archiv, Klarastraße 5, Telefon 069 / 52 48 90, geöffnet freitags von 17 bis 19 Uhr. CONSTANZE ANGERMANN

Kritik an CSU und CDU Junge Union begrüßt Abtreibungs-Votum

FRANKFURT A. M. Die Junge Union Frankfurt-Mitte begrüßt das Ergebnis über die Abstimmung zur Neuregelung des Abtreibungsparagraphen 218. Der JU- Vorsitzende Boris Rhein kritisierte die Pläne der CSU und von Teilen der CDU, das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe anzurufen. Dies erinnere an "motzige Kleinkinder, die ihren Willen nicht durchsetzen können", schrieb Rhein in einer Presseerklärung.

Den Erfolg des gemeinsamen Gruppenantrages von SPD und FDP, dem auch einige Parlamentarier der Union zugestimmt hatten, nannte der Vorsitzende der CDU-Jugendorganisation ein "positives Zeichen" und ein "Signal in der deutschen Politik". Die alte Fassung des Paragraphen habe sich als unbrauchbar erwiesen. Die Fristenlösung sei der "sozialste Weg, die mit der Abtreibung verbundenen großen Probleme für die Frau und die Familie zu mindern".

Es sei auch weiterhin die Aufgabe aller politischen Kräfte, ungeborenes Leben zu schützen. Die alten Regelung sei aber "repressiv" und habe diesem Zweck nicht gedient. "Die neue Regelung stellt eine Erleichterung für die Frau dar", so Rhein weiter, "schiebt aber gleichzeitig dem ungezügelten Mißbrauch einen Riegel vor."

Rhein betonte mit Blick auf die Pflegeversicherung, er wünsche sich auch in anderen Bereichen der Politik, etwa in der Sozialpolitik, eine "vernünftige Zusammenarbeit" der Parteien. fs

Samstag, 25. Juli: Die "Lieder im Park" locken auch in dieser Woche mit einem Programm quer durch alle Stilrichtungen: Ab 15 Uhr spielen das Terem Quartet, Anne Haigis und andere im Grüneburgpark (siehe Toptip und Szene). Bei Regen wird das Konzert in die Hausener Brotfabrik verlegt. Am Abend hat sich eine Band namens Wanda (auch am Sonntag) im Jazzlife angekündigt. Im Spritzehaus rockt Phantarmor, in der Werkstatt die B-Ebene, während DJ Michael Reinboth im Palais Osthafen zur "Soulful Party" einlädt.

Sonntag: Im Hof des Historischen Museums gibt es ab 11 Uhr Jazz mit X-Legged Sally. Zur selben Zeit machen Skiffle Train auf der Höchster Schloßterrasse Station, und die Frankfurter Jazz Connection spielt, ebenfalls ab 11 Uhr, im Kurhaus Wilhelmsbad in Hanau. Im Negativ geht es abends wilder zu: Die britischen Punk-Pioniere Chelsea starten ein Comeback. In der Werkstatt legen Third Man Lost los, im Spritzehaus stehen Bullshit auf dem Plan, und im Mainzer KUZ gastieren Le Mystère des Voix Bulgares (siehe Szene).

Montag: Die Swingstars kommen ins Jazzlife, Count Down in die Werkstatt (auch am Dienstag). Beim Mitternachts- Konzert im Cooky's gibt's ein Double- Feature mit B. L .A. und dem Raggamuffin Sound System.

Dienstag: Im Jazzlife rocken Obsidian, im Sound Depot werden wieder "So Many Songs" von den Frankfurter Musikern Gina Livingston und Hands On The Wheel gespielt. Im KUZ Mainz jazzt Chick Corea, und in der Darmstädter Krone tritt World Music auf.

Mittwoch: Die Blues Cruisers im Jazzlife, die Black Bembel Blues Band im Spritzehaus und Crossroads in der Werkstatt (alle Bands auch am Donnerstag in denselben Clubs). Die Punk-Legende Chelsea ist noch einmal im Heidelberger Schwimmbad zu sehen, in der Darmstädter Krone macht Hey Joe Halt.

Donnerstag: Joachim Kühn, Daniel Humain und J.F. Jenny-Clark jazzen im Palmengarten, und Grönemeyers Gitarrist Stefan Zobeley versucht's allein im Heidelberger Schwimmbad.

Freitag: Im Palais Osthafen steigt "The Ultimate Garage & Deep House Party". Derbere Sounds versprechen Sixpack im Jazzlife, die Quietschboys im Spritzehaus und Line Out in der Werkstatt. art

Redaktion: Ric Folz i. V.: Clemens Kubenka

Sonnenbrillen: mehr als ein Modegag Schutz der Augen vor UV-Strahlen wird immer wichtiger / Diskussion um Billigmodelle

Eigentlich hat sie ja schon drei. Aber wenn sie Sonnenbrillen sieht, kann sie einfach nicht widerstehen. "Ich brauche zu meinen Klamotten schließlich passende Brillen", meint die 25jährige Margit. Ihre Gläser kauft sie auf der Zeil; dort stehen in den Sommermonaten viele Händler, die in ihrem Bauchladen Sonnenbrillen aus Taiwan feilbieten.

Mehrere hundert Menschen pro Tag, meistens Jugendliche, kaufen dort im Sommer ihre Gläser - für zehn Mark das Stück. Umstritten ist die Qualität: Während viele Optiker die Brillen für Ramsch halten, hält die renommierte Firma Zeiss den Schutz durch die Billigmodelle aus Fernost für vergleichbar mit teuren Markenmodellen.

Sonnenbrillen gelten eher als Kleidungsstück als optisches Gerät. "Für die Leute ist entscheidend, wie die Brille aussieht und wie sie ihnen steht", erklärt Händler Adil. "Nach dem Schutz für die Augen hat mich noch niemand gefragt."

Dabei ist gerade der Schutz der Augen sehr wichtig. Laut dem niederländischen Wissenschaftler Van der Leun sind die Augen das Organ, das durch ultraviolette Sonnenstrahlen und die Verringerung der Ozonschicht am schwersten beschädigt werde. "Langfristig muß mit einer deutlichen Zunahme von Netzhautschädigungen bis hin zum ,Grauen Star' gerechnet werden", meint auch Professor Otto Hockwin, Augenexperte der Uni Bonn.

Zwar sind Menschen in Frankfurt weniger gefährdet als an der See oder in den Bergen. Doch einige Ärzte wie Van der Leun raten, überall - auch in Frankfurt - im Freien Gläser mit UV-Schutz zu tragen.

Bedenklich sind allerdings lediglich getönte Gläser ohne UV-Schutz. Die Tönung allein filtert lediglich sichtbares Licht heraus - UV-Strahlen können ungehindert passieren. "Hinter einem nur getönten Glas erweitert sich die Pupille, die UV-Strahlen treffen auf eine größere Fläche ungeschützter Netzhaut", erklärt Otto Hockwin. Es könne zu Netzhautentzündungen kommen, auf lange Sicht zum "Grauen Star".

Einige Optiker behaupten, daß die billigen Brillen diesen Schutz nicht bieten: "Die kosten im Einkauf fünf Mark - dafür kann man keine UV-Schutz-Gläser herstellen", versichert Brigitte Breitkopf vom Optik-Studio Zeil. Das "Öko-Test"- Magazin schreibt sogar, daß unter 50 Mark "nichts Gutes zu kriegen ist".

Doch eine Stichprobe von zwei Billigbrillen aus Fernost, die das Labor der Firma Zeiss in Aalen getestet hat, ergab: "Die Gläser sperren die drei Typen der ultravioletten Strahlen genauso gut wie teure Brillen vom Optiker", erklärt Zeiss- Mitarbeiter Hermann Schürle.

Das ist für die "Stiftung Warentest" nicht überraschend: "Zehn-Mark-Brillen können manchmal sogar die gleichen Modelle sein wie 50-Mark-Modelle beim Optiker", meint Gerd Hartung. "Lediglich der Vertriebsweg ist ein anderer."

Georg Mehrle, Sprecher im Berufsverband der Augenärzte, zweifelt das Testergebnis von Zeiss an: "Ich halte das für Mumpitz. Zu dem Preis gibt es keinen UV-Schutz."

So umstritten der UV-Schutz ist, ein Minus weisen die Billiggläser auf: die Verarbeitung. Manche Brillen weisen Kratzer auf, die beim Transport entstehen; mitunter sorgen Schlieren für verzerrte Sicht. Dies kann laut Stiftung Warentest Kopfschmerzen verursachen. Hartung: "Es lohnt sich immer, die Gläser vor dem Kauf auf Kratzer, Schlieren und optische Verzerrungen zu begutachten." ert (Siehe auch: trhoijheriojh)

Leider haben die Armen keine Lobby

Ihre Aufklärung darüber, was Sozialhilfeempfänger wirklich an finanzieller Hilfe beziehen, ist angesichts angeblich so hoher Beträge in der öffentlichen Meinung sicherlich wichtig ("Leben auf Sparflamme - für Hunderttausende", FRvom 26. 6. 1992).

Mir sind zwei Sozialhilfeempfänger bekannt, die mit ihrem Studium nicht klargekommen sind und auf Sozialhilfe abrutschten. Sie bekommen nicht tausende von Mark, sondern als Alleinstehende neben der Warmmiete ca. 480 Mark im Monat. Sie sind ganz und gar keine Schmarotzer und sind beide äußerst bescheiden, doch man merkt es ihrem Haushalt an, daß an allen Ecken und Enden geknausert werden muß.

In der von Ihnen zitierten Untersuchung der Fachhochschule Frankfurt vom Frühjahr 1992, wo 196 Sozialhilfe-Haushalte mit 370 Personen erfaßt wurden, kommt man zu dem Ergebnis: "Die überwältigende Mehrheit (über 90 Prozent der Sozialhilfeempfänger) kommt mit der offiziellen Sozialhilfe nicht aus. Nur jeder zehnte Sozialhilfeempfänger kommt mit ihr überhaupt bis zum Monatsende zurecht. Im Durchschnitt aller Sozialhilfe-Haushalte reicht die Sozialhilfe 19 1/2 Tage."

Die Folgen am Ende des Monats: "Wie immer esse ich verschiedene Eintöpfe oder abgezählte Kartoffeln (3 Stück), die gebraten und z. B. mit einer Tomate verzehrt werden, oder Nudeln, die für mehrere Tage reichen" (48jähriger Mann). "Man muß sich von Woche zu Woche gut einteilen, um auszukommen. Manchmal reicht es hinten und vorne nicht" (64jährige Rentnerin).

Manche machen "Fastenkuren" (37jähriger erwerbsunfähiger Mann) oder leben von "Bier" (46jähriger Wohnsitzloser) oder "Kaffee" (20jährige Frau). Anders als es die öffentliche Meinung sieht, wäre es richtig, die Sozialhilfe zu reformieren und zu erhöhen.

Nur leider haben die Armen keine Lobby. Das ist wahrlich eine Schande für ein reiches Land.

Werner Leucht, Neckarsulm

Konflikt, Krise und Gewalt

Die Gründung einer Gruppe "Männer gegen Männergewalt" in Gießen nach dem Mord an Nadja Schenk ist von seiner Bedeutung her gar nicht hoch genug zu bewerten (FR vom 20. 6. 1992 "Wie sich Frauen vor männlicher Gewalt schützen"). Was wir dringend benötigen ist ein Perspektivenwechsel von der Opferprävention hin zur Täterprävention, weil nur so der Kreislauf der Gewalt unterbrochen werden kann.

Es ist schon ein starkes Stück, von Frauen und Mädchen Verhaltensänderungen zu erwarten, um Gewalttätigkeiten von seiten der Männer vorzubeugen. Wir bieten in Frankfurt Männern, die gegenüber ihren Partnerinnen oder Kindern gewalttätig geworden sind, unter dem Titel "Konflikt, Krise, Gewalt" eine therapeutisch angeleitete Gruppe an. Die Gruppe arbeitet seit fast zwei Jahren und besteht aus Lehrern, Ingenieuren, EDV-Fachleuten etc., die von ihrer Gewalt loskommen wollen. Die Ergebnisse sind bislang sehr positiv zu bewerten.

Darüber hinaus besuchen uns Lehrer und Schulsozialarbeiter mit den männlichen Jugendlichen aus ihren Schulklassen, damit wir präventiv mit den "potentiellen Tätern" an den Themen Partnerschaft, Gewalt in der Familie (Mißbrauch, Vergewaltigung), erste Liebe, Freundschaft, Lebensplanung etc. arbeiten können.

Männliche Jugendliche haben in der Regel einen enormen Nachholbedarf an den o. g. Themen. Die soziale und ethische Inkompetenz der Jungen ist das Ergebnis einer antiquierten Erziehung, die immer noch eine Überlegenheit der Männer phantasiert und die Gleichwertigkeit von Frauen und Männern verleugnen will.

Als politischen Skandal muß man es bezeichnen, wenn Täterprävention vernachlässigt wird und, wie in unserem Beispiel, niemand bereit ist, unser Projekt finanziell abzusichern, so daß dieser wichtige Ansatz in seiner Existenz bedroht ist.

Dr. Jochen Hoffmann (Männerzen trum), Frankfurt am Main

1

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN IV

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III

WETTERAUKREIS II

SG Egelsbach

Abgänge: Gemeri (Rot-Weiß Walldorf), Havutcu (Darmstadt 98), Kappermann (SKV Mörfelden), Kar (VfR Bürstadt), Lutz (SKV Mörfelden), Milijasevic (SG Bad Soden/Ahl), Molnar, Lerch (beide Ziel unbekannt), Pfeffer (Studium in England), Schopen (Laufbahn beendet).

Zugänge: Arnold (FV 09 Weinheim), Beer (Darmstadt 98), Cyrys, Michel (beide Kickers Offenbach), Kaiser (SG Höchst), Lauf (Darmstadt 98), Müller (Spvgg. Bad Homburg), Nink (Kickers Frankfurt), Seidel (SKV Mörfelden), Simm (FSV Frankfurt), Skarica (Split/Kroatien). Tor: Arnold, Nink, Philipps.

Abwehr: Bellersheim, Gaidas, Krapp, Skarica, Strich.

Mittelfeld und Angriff: Aleksic, Beer, Cyrys, Dörr, Franusch, Kaiser, Lauf, Löwel, Michel, Müller, Schmitt, Seidel, Simm.

Trainer: Herbert Schäty für Lothar Buchmann (Kickers Offenbach).

Wegweiser für Eingelaufene Das Latsch-Lexikon von Peter Elba

Abkürzung: Nur der Kuckuck weiß, wieviel Tränen auf "Abkürzungen" vergossen, wieviel Freundschaften aufgekündigt und wieviel Ehen geschieden wurden. Der sicherste Weg in die Irre.

Aussichtsturm: In der Regel häßliches Kunstgebilde aus Holz, Metall oder Stein, von dem aus man/frau das gleiche sieht wie von seinem Fuß aus, nur kleiner.

Brustbeutel: Veraltetes Geldversteck. Heutzutage trägt der angstfreie Wanderer seine Wertsachen locker in Hosen- oder Rucksackaußentasche, der ängstliche in der Beinprothese oder im Bruchband. Der moderne Wanderer hält die Brust beutelfrei.

Dauerregen: Setzt meistens nach den ersten zwei-, dreihundert Metern ein und hört in der Regel eine halbe Stunde nach Tourende auf. Das Leben ist hart, aber Petrus ist noch härter.

Echo: Wenn mehr als drei Wanderer brüllend nebeneinanderstehen, ist ein Echo nicht fern ("Wesel/Esel", "Kohl/ hohl", "de Maizière/ist nicht mehr"). Wenn sich Suhrkamp auf Eichborn reimt, sitzen abgefeimte Echomacher mit Megaphon im

Wald.

Gipfel: Ende des Aufstiegs. Traditionell erfolgt dann: der Gipfelkuß. Für die zuschauenden Gemsen und Murmeltiere: der Gipfel der Komik.

Kompass: Hat selten jemand dabei. Wofür gibt es Wanderzeichen? Außerdem für Wanderer mit durchschnittlichem IQ viel zu kompliziert. Hält man ihn wie eine Wünschelrute? Schlägt und schüttelt man ihn wie Kastagnetten? Wirft man ihn in die Luft? Nicht-Pfadfinder und Nicht-Soldaten finden mit Hilfe eines Kompasses vergrabene Liebesbriefe von Försterfrauen, Ölquellen oder alte RAF- Waffendepots, aber kaum jemals die Himmelsrichtung.

Rucksack: Ohne Rucksack ist der Wanderer kein Wanderer. Ohne Rucksack ist der Wanderer Spaziergänger, Flaneur, Eckensteher, Schaufensterbummler, Zur- Arbeit-Geher. Entsprechend intim ist die Beziehung zwischen Wanderer und Sack. Manche geben ihm Kosenamen (Hängo, Torni, Bagmaus, Dicker, Trenkerchen), andere nehmen ihn mit ins Bett wie früher ihren Teddy, wieder andere tragen ihn grundsätzlich vor dem Bauch, damit sie ihn nicht aus den Augen verlieren.

Wanderkarte: Nicht ganz so kompliziert wie der Kompaß, aber an jeder Wegkreuzung gut für hitzige Wortgefechte. Sind Sie neu in einer Gruppe, breiten Sie an einer Kreuzung die Karte aus. Nach zwei Minuten kennen Sie die WICHTIGTUER und BESSERWISSER, die BELEIDIGTEN LEBERWÜRSTE und die SCHICKSALSERGEBENEN ABWARTER.

Aus "Wanderer sind bessere Menschen", Fröhlicher Wegweiser für Eingelaufene, von Peter Elba; erschienen im Eichborn Verlag).

Eintracht Haiger

Abgänge: Hendrich, Siegmund (beide FC 80 Herborn), Philippus (TSV Steinbach), de Bona (Laufbahn beendet), Selczuk, Jeretin (beide Ziel unbekannt).

Zugänge: Zabel, Hof (beide SSV Dillenburg), Zielinski (FC 80 Herbor), Weber (SG Betzdorf), Schuster (FC Werdorf), Dapper (TuS Driedorf), Lehr (SF Siegen), van der Meulen (TSG Wieseck), Hudel, Ekrim (beide eigene A-Jugend).

Tor: Kässmann, Steinbrenner.

Abwehr: Zeise, Kessler, Boller, Schneider, Jelaca, Hof, Weber.

Mittelfeld und Angriff: Waldschmidt, Haberstock, Michel, Cristoph Lang, Carsten Lang, Klein, Zabel, Zielinski, Schuster, Dapper, Lehr, Hudel, Ekrim, van der Meulen

Trainer: Paul Alhäuser.

Spvgg. Bad Homburg

Abgänge: Croonen (FSV Frankfurt), Gärtner (Fort. Düsseldorf), Borkenhagen, Kloss (beide Vikt. Aschaffenburg), Pistauer, Rexroth (beide Rot-Weiss Frankfurt), Sven Müller (SG Egelsbach), Klösel (Bayern Alzenau), Topuzovic (Vikt. Sindlingen), Finkbeiner (pausiert aus beruflichen Gründen).

Zugänge: Haub, Vitiello (beide Inter Oberursel), Voigt (Eintracht Frankfurt Am.), Röder (SG Bad Soden/Ahl), Sassenroth (SGK Bad Homburg), Christmann (DJK Bad Homburg), Skeledzic (Rot-Weiss Frankfurt), Walz (FSV Bischofsheim), Dzihic (eigene A-Jugend).

Tor: Voigt, Mühlbach, Christmann, Walz.

Abwehr: Kall, Ossenbrink, Neumann, Höhn.

Mittelfeld und Angriff: Gorges, Liebe, Stoll, Röder, Vitiello, Sassenroth, Ziegler, Traband, Schmidt, Richter, Haub, Guht, Jörg Müller, Skeledzic, Dzihic.

Trainer: Harald Faust (SG Ober-Erlenbach) für Jürgen Strack (Vikt. Aschaffenburg).

Altes Handwerk in Fritzlar erlernen

Mit einem "mittelalterlichen Kursprogramm" will das Verkehrsbüro von Fritzlar im Kurhessischen Bergland zusätzliche Touristen in die Mauern der alten Stadt locken. "Grundzüge alter und zum Teil vergessener Handwerke und Fertigkeiten" sollen, so die Veranstalter, in einwöchigen Programmen erlernt werden; die Anleitung übernehmen Künstler und Handwerker.

Angeboten werden beispielsweise Schmieden, Schuhmacherei, Backen, Trommelbau, Böttcherei oder auch die Herstellung mittelalterlicher Musikinstrumente. Die Kurse dauern im Regelfall eine Woche; sie sind eingebunden in ein Rahmenprogramm mit Besichtigungen, geselligen Abenden und historischer Tafel zum Abschluß. Terminierte Angebote liegen vor für die Zeit zwischen dem 16. August und dem 1. November, spätere Termine können vereinbart werden mit der Tourist-Information im Rathaus, Postfach 13 41 in 3580 Fritzlar, Telefon (0 56 22 / 8 03 43. Dort ist auch das Gesamtprogramm erhältlich. b-i

Für die Alten bequemer zu erreichen AW-Station ist umgezogen

FRANKFURT-OST. Die Sozialstation Obermain der Arbeiterwohlfahrt (AW) ist umgezogen. Ab sofort ist die Einrichtung in der Hanauer Landstraße 16 a zu finden. Bisher war die Sozialstation, die für die Altstadt, die Innenstadt, das Ostend und den westlichen Teil des Nordends zuständig ist, im August-Stunz-Heim am Röderbergweg im Ostend untergebracht.

Hauptaufgabe der Einrichtung ist es, älteren Menschen und Behinderten durch Beratung und Vermittlung ambulanter Dienste zu helfen. Täglich beantworten die Sozialarbeiterinnen bis zu 40 Anrufe von hilfesuchenden Menschen. Aus Platzgründen mußte die AW-Sozialstation ihre Räume im August-StunzHeim verlassen, es war viel zu eng geworden. "Wir haben jetzt Platz, und wir sind für die alten Menschen leichter erreichbar. Die S-Bahnstation ,Ostend' liegt direkt nebendran, und die Straßenbahn der Linie 14 hält ebenfalls in der Nähe", sieht die Sozialarbeiterin Petra Fischer-Thöns als Vorteile des neuen Standortes an der Hanauer Landstraße. In der ehemaligen türkischen Gaststätte sind ein Büro- und Beratungslokal, ein Raum für die Zivildienstleistenden, Toiletten und eine kleine Küche eingerichtet worden.

Die Sozialstationen waren vor etwa zwei Jahren auf Initiative der Stadt eingerichtet worden. Sie sollen das Sozialamt entlasten und es vor allem den älteren Menschen einfacher machen, die Hilfen anzunehmen, auf die sie Anspruch haben.

"Alt sein heißt ja nicht, zugleich arm und krank zu sein", grenzte Ute Rasim, Abteilungsleiterin der offenen Altenhilfe der AW, das Konzept der Sozialstationen von der Arbeit des Sozialamtes ab. Ein weiteres Ziel der AW-Sozialstationen ist es, den Menschen trotz ihrer Hilfsbedürftigkeit eine Chance zu geben, so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung weiterzuleben. Dazu genügt es manchmal, den Alten oder den Behinderten beispielsweise nach einem Krankenhausaufenthalt "ein wenig zur Hand zu gehen".

Diese Unterstützung ist nach den Erfahrungen der Mitarbeiterinnen in den Sozialstationen meist nur für einen begrenzten Zeitraum erforderlich. Auf diese Weise kann oft der Weg ins Pflegeheim vermieden werden.

Konkret vermitteln die Sozialstationen einfache Putz- oder Einkaufshilfen oder beantragen "Essen auf Rädern" bei der Stadt Frankfurt. In besonders schweren Fällen kann auch eine Fachkraft für die Fortsetzung auf Seite 6

Kein Lärm bei Tempo 30 Die neuen "Kölner Teller" werden nur bei Rasern laut

SECKBACH. Klein, silbergrau und - wirkungslos? Die Kölner Teller, die kürzlich am Eingang der Tempo-30-Zone an der Ecke Wilhelmshöher Straße / Hofhausstraße auf die Fahrbahn geklebt wurden, sorgen im Stadtteil für Unmut. Wenn die in zwei gegeneinander versetzten Reihen angebrachten Metallhindernisse überfahren werden, so meinen Anwohner, entstehe nur Lärm, aber langsamer würden die Autos deshalb noch lange nicht fahren.

Eine Meinung, der sich Experten nicht anschließen wollen: "Die Erfahrungen aus anderen Städten wie Darmstadt oder Köln zeigen, daß die ,Kölner Teller' nicht als lärmerzeugend gelten können, wenn sie mit 30 Stundenkilometern überfahren werden. Es sind zudem nicht die Teller, die den Lärm erzeugen, sondern die Fahrzeuge. Die Dinger sind klein, aber wirksam", sagte Walter Schäffner vom Straßenbauamt der Stadt Frankfurt auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau.

In einer ersten Bestellung hat das Straßenbauamt 1000 Kölner Teller nach einem Magistratsbeschluß angeschafft, und weitere Bestellungen sind geplant. Die Geschwindigkeitsbegrenzer werden an den Einfahrten zu allen Tempo-30-Zonen auf der Fahrbahn befestigt, um die Autofahrer deutlich daran zu erinnern, das Tempo zu reduzieren. "Nur ein Schild allein ist zuwenig", erläuterte Walter Schäffner die bislang gemachten Erfahrungen. Auch vor Schulen und Kindertagesstätten sollen die Hindernisse angebracht werden, da dort die zulässige Geschwindigkeit häufig überschritten wird. Damit die Kölner Teller insbesondere bei Regen nicht zu einer gefährlichen Falle für Fahrrad- und Motorradfahrer werden können, sollen die halbrunden Metallscheiben so angebracht werden, daß auf der rechten und der linken Fahrbahnseite ausreichend Platz für ein Zweirad bleibt.

"Bei mir hat sich erst einer beschwert - der war der Meinung, er käme wegen der Kölner Teller nicht mehr zügig genug von der Hofhausstraße in die Wilhelmshöher Straße hinein", sagte Ortsvorsteher Peter Reinwart (SPD). Er habe den Beschwerdeführer daran erinnern müssen, daß an dieser Stelle ein Kavaliersstart überflüssig sei, da auch auf der Wilhelmshöher Straße von der Leonardsgasse bis Im Trieb Tempo 30 vorgeschrieben ist. In die gleiche Kerbe schlägt auch Walter Schäffner. "Es ist ein Gewöhnungseffekt damit verbunden", gibt er zu und fragt sich: "Aber vielleicht beschweren sich ja nur die Leute, die ohnehin schneller als Tempo 30 fahren wollen?" kan

Menschen im Stadtteil: Uschi Rüssmann vom AW-Bezirksvorstand Hessen-Süd "Sonst wäre ich nicht ausgefüllt"

GRIESHEIM. Uschi Rüssmann rückte vor kurzem als erstes Mitglied einer neuen, jüngeren Generation in den Bezirksvorstand der Arbeiterwohlfahrt (AW) Hessen-Süd auf. Auf Bitten von Freunden aus der SPD, die eng mit der AW verbunden ist, entschloß sie sich zu kandidieren, und erreichte auf Anhieb das drittbeste Wahlergebnis. Das war für die Griesheimerin - und viele andere - eine Überraschung.

Uschi Rüssmann wurde 1942 im Odenwald geboren und ist mit 50 Jahren eine der jüngsten in den durch Überalterung gekennzeichneten Vorstandsetagen der AW. In der ungewöhnlich kurzen Zeit von nur drei Jahren hat sie ihren Weg vom Ersten Vorsitz des AW-Ortsvereins Griesheim über den Frankfurter Kreisvorstand bis zur Bezirksebene einer Organisation gemacht, die im gesamten Bundesgebiet als sogenannter "freier Träger der Wohlfahrtspflege" Altenheime, Drogenberatungsstellen, Obdachlosenheime und Sozialstationen unterhält.

Die "Bodenhaftung" hat sie trotzdem nicht verloren, zu tief reichen die Wurzeln in die Griesheimer AW und die SPD-Ortsgruppe hinein, für die sie bei der nächsten Kommunalwahl für den Umlandverband kandidieren will.

Ehrgeizig ist sie dennoch: Den Sprung auf die Bundesebene der AW hat sie bereits ins Visier genommen. Sie hat klare Vorstellungen über den künftigen Kurs der Organisation, der sie seit zehn Jahren angehört: "Die AW muß verjüngt werden und wir müssen den Mut aufbringen, uns gesundzuschrumpfen. Wir müssen effektiver arbeiten und möglichst bald von Zuschüssen unabhängig werden."

Zusammen mit ihren zwei Brüdern wuchs sie in Griesheim auf als Tochter eines Arbeiters, der in der Farbenherstellung bei der Hoechst AG als "Rotwerker" sein Brot verdiente. Nach der mittleren Reife begann sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau. "Ich konnte damals kein Abitur machen, da das Geld gefehlt hat", bedauert sie. Heute arbeitet sie bei der Bank für Gemeinwirtschaft; im nächsten Jahr feiert sie dort ihr 25. Dienstjubliäum.

Seit mehr als 15 Jahren ist ihre kinderlose Ehe geschieden. "Die Arbeit bei der AW ist ein wenig Ersatz, sonst würde ich mich nicht ausgefüllt fühlen", erklärt sie zur Motivation: "Es ist einfach meine Ader, anderen Menschen zu helfen."

Vor drei Jahren wurde sie Erste Vorsitzende des Ortsvereins Griesheim. Ein Leben zwischen Beruf und Arbeit für die AW begann. Sie verjüngte die Organisation und belebte sie neu. So formierte sich in Griesheim eine AW-Jugendgruppe, was über die Grenzen Frankfurts hinweg Aufmerksamkeit erregte.

Die Jugendlichen kegeln, machen Fahrten und unterstützen manchmal den Altenclub der AW. "Die finanzieren ihre Unternehmungen durch Benefizveranstaltungen selbst", betont Uschi Rüssmann mit einigem Stolz, "das find' ich gut, die kommen so von der Straße weg." Eine Ausnahme in der überalterten AW: "Wir haben in Griesheim zwischen 10 und 20 Todesfälle im Jahr; erst in den letzten Jahren steigt die Zahl der Mitglieder wieder."

"Es ist machbar!" Mit dieser im Ortsverein gesammelten Erfahrung trat sie erfolgreich auf der Kreisebene an und wurde vor zwei Jahren in den Frankfurter Kreisvorstand gewählt. "Wir wollen demnächst auf Kreisebene das Thema Armut stärker thematisieren, denn die Situation hat sich stark verschlechtert. Vielleicht müssen wir demnächst wieder Suppenküchen für die Obdachlosen einrichten", sorgt sich die "kleine Frau mit dem großen AW-Herzen", wie sie von ihren Freunden genannt wird.

Auch hier müßten innerhalb der AW einige "Verkrustungen" gelöst werden und die Organisation wieder zu den Anfängen zurückfinden, meint sie. Auf den härtesten Widerstand der Alten, verbunden mit Boykottandrohungen, stieß sie beispielsweise mit ihrem Plan, zur Weihnachtsfeier der AW-Griesheim einige Obdachlose einzuladen.

"Das finde ich nicht in Ordnung, weil ich das für engstirnig halte", betont sie etwas aufgebracht. Der Bezirk Hessen-Süd der AW hat 19 Kreisverbände. Eine Antwort auf die Frage, welche Aufgaben dort gelöst werden müssen, fällt der Frau, die fest in der Organisationsdisziplin von SPD und AW eingebunden ist, nicht leicht. Es seien vor allem die Schulden, die die AW drückten, gibt sie dann zu. Schon seit längerem ist von einer Schuldenkrise bei der AW die Rede; bis zu zweistellige Millionenbeträge wurden genannt. Uschi Rüssmann meint besorgt: "Das müssen wir unbedingt auf die Reihe bringen. Wir haben ein Ziel vor Augen - die AW darf nicht untergehen." VOLKHARD KANTNER

DRK Schwanheim-Goldstein Rettungsdienste sind wieder einsatzbereit

SCHWANHEIM. Seit kurzem werden von Schwanheim aus nach längerer Pause wieder Krankentransporte und Rettungsdienste gefahren. Die neu eingerichtete Station in Alt-Schwanheim 15 (Sitz der DRK-Ortsvereinigung Schwanheim- Goldstein) ist rund um die Uhr mit hauptamtlichen Kräften des DRK-Bezirksverbandes Frankfurt besetzt. Sie arbeiten in drei Schichten. Untergebracht ist die Besatzung vorerst in einem Wohncontainer im Hof der Bereitschaft.

Die Rettungs- oder Krankentransportwagen können nur über die bekannte Rufnummer 49 00 01 der Leitstelle bei der Branddirektion angefordert werden (bei Unfallmeldungen 1 12).

Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der DRK-Ortsvereinigung Schwanheim-Goldstein sind derweil mit Aufgaben im Sozial-, Blutspende- sowie im Sanitätsdienst bei Veranstaltungen betraut. An der Mitarbeit interessierte Schwanheimer und Goldsteiner erfahren Näheres vom Ortsvereinsvorsitzenden Willi Schmidt. Er ist unter der Telefonnummer 6 66 18 42 erreichbar. dixi

Ski-Akrobatik auf nassem Quarzsand

FRANKFURT A. M. Erfolgreicher als das Herrenteam der "Mainhattan Snowboarders" schlugen sich die Frauen bei den 2. Sandboard-Weltmeisterschaften in Hirschau bei Amberg.

Barbara Röschinger schaffte zwei dritte Plätze im Slalom und Riesenslalom, Kerstin Weitmann belegte zweimal den fünften Platz unter insgesamt 200 Teilnehmerinnen.

Für die Herren der "Mainhattan Snowboarders" waren Matthias Lenz, Stefan Köstner, Markus Eckhard, Ralf Widmann und Jörg Aumüller am Start. Sie alle konnten sich im Riesenslalom unter den 90 Besten behaupten. Matthias Lenz schlitterte als erfolgreichster Teilnehmer der Frankfurter Snowboarder nur knapp an der Qualifikation für die besten 32 Sportler vorbei.

Ausgetragen wurde der Wettbewerb allerdings nicht auf Schnee, sondern auf Sand. Das Abfallprodukt einer Quarzsandhalde war Schau- und Sportplatz der Sandboard-Weltmeisterschaften.

In Amberg wird auf einem 150 Meter hohen Kaolinsandhügel, "Monte Kaolino" genannt, gestartet. Denn: Sandboard, das dem Surfen und dem Snowboard-Fahren verwandt ist, braucht feinsten, nassen Sand als "rutschfähigen" Untergrund.

Nach den Rennen herrschte drei Tage lang Partystimmung bei hunderten von "Snowboardfreaks", die gekommen waren, um ihre Mannschaften lautstark zu unterstützen. orf

Helmut Gärtner ist "Spitzenkandidat"

NORDWESTSTADT. Helmut Gärtner steht an der Spitze der Kandidatenliste, die der SPD-Ortsverein Nordweststadt II jetzt in seiner Mitgliederversammlung beschlossen hat. Ihm folgen Lutz Ullrich, Georg Grimm und Oliver Viest aus der Juso-Arbeitsgemeinschaft Nordwest.

Die Sozialdemokraten setzen auf die langjährige Erfahrung Gärtners und die "praxisorientierte und verdienstvolle Arbeit" des heutigen Ortsvorstehers im Ortsbeirat 8 (Nordweststadt, Niederursel, Heddernheim) heißt es dazu in einer Presseerklärung. Doch auch die Jungsozialisten sollen eine gewichtigere Rolle im Ortsverein übernehmen. Sie haben bereits ein Konzept für ein Jugendcafé ausgearbeitet und befassen sich darüber hinaus mit Problemthemen wie Rechtsextremismus in der Nordweststadt. star

Bowling-Sport-Verein Höchst Amerikanische Art des Kegelns lernen

HÖCHST. Wer lernen möchte, eine ruhige Kugel zu schieben und am Ende damit noch einen Volltreffer zu landen, ist beim Bowling-Sport-Verein Höchst (BSV) an der richtigen Adresse.

Für Interessierte bietet der BSV im Juli an mehreren Tagen Schnupperspiele an. Gespielt wird auf der Hausbahn des Clubs im Rebstock Bowling-Center, Am Römerhof 18.

Die Kurse werden an folgenden Samstagen angeboten: 18. und 25. Juli, jeweils von 15 bis 17.30 Uhr. Dienstags (21. und 28. Juli) können alle von 17 und 18.30 Uhr kostenlos hereinschnuppern.

Wer dabei Spaß an der amerikanischen Art des Kegelns findet, kann in den Bowling-Sport-Verein eintreten. Trainiert wird montags von 20 Uhr an.

Weitere Informationen gibt der Erste Vorsitzende des BSV, August Langosch, Telefon 0 69 / 31 94 26. tos

Die Buga-Gegner sind nicht verbittert Drei Jahre nach der Gartenschau: "Es hätte noch viel schlimmer kommen können"

FRANKFURT A. M. Die Herde der Wisente ist schon lange weg. Ebenso die Dybowsky-Hirsche, die Störche und die Ponys, die im "Nidda-Zoo" zu Hause waren. Aber auch andere Bewohner des Niddatals, die vor der Bundesgartenschau 1989 noch fester Bestandteil des Geländes waren, mußten ihre Sachen packen: Die "Hunkpapa"-Indianer, die bereits 1984 ihre Jagdgründe vor dem Ginnheimer Wäldchen an die Bleichgesichter abtreten mußten, und viele der Kleingärtner in der Nidda-Aue.

Vor einem halben Jahrzehnt kämpfte noch eine Aktionsgemeinschaft "Rettet das Niddatal" für die Erhaltung des Wald- und Wiesengeländes in seiner alten Form - und somit gegen die Gartenschau. "45 000 Unterschriften konnten wir für unser Anliegen damals sammeln", erinnert Alexander Harth von der Aktionsgemeinschaft. An Sympathisanten und Befürwortern habe es bei Veranstaltungen der Initiative nie gemangelt.

Und was ist aus den Aktivisten gegen die Buga heute geworden? "Die Aktionsgemeinschaft ist im Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) aufgegangen", erläutert Harth.

"Als die Bundesgartenschau beendet war, haben auch wir unsere Aufgabe als beendet betrachtet." Der BUND-Ortsverband West kümmert sich nun um die Fortsetzung der Umweltschützer-Interessen beim noch immer andauernden Rückbau der Schau - "um das Schlimmste zu verhindern".

Beim Stichwort Rückbau kommt Harth schnell auf den künstlichen Bach im Gelände zu sprechen. Dieser hätte - rechtlich betrachtet - bereits vollständig "zurückgebaut" werden müssen. Die derzeit praktizierte Lösung, das 2,5 Kilometer lange, künstliche Rinnsal nur an einigen Stellen zuzuschütten und andere, bereits bewachsene Teilabschnitte zu belassen, nennt Harth einen "Kompromiß": Ihn stört etwa die Plastikfolie, die auf dem Grund des Baches gespannt wurde. "Wir können nicht sagen, ob diese Folie eventuell irgendwann zur Altlast wird."

Doch nachdem soviel Zeit verstrichen sei und der Bach an einigen Stellen bereits ein Biotop geworden ist - obwohl zuwenig Oberfläche des Bachlaufes im Schatten liege - könne man der Bevölkerung keine Großbaustelle zum Bachrückbau zumuten. Der BUND sei deshalb derzeit nur für Rückbau dort, wo dies ohne großes Gerät zu machen ist.

Auch an anderer Stelle wird der BUND aktiv. So fordert er die "Einlösung der Koalitionsvereinbarung des rot-grünen Magistrats" (Harth) und meint damit die "Renaturierung der Nidda auf ganzer Länge". Die Umsetzung dieser Vereinbarung sei ins Stocken geraten, weil Anliegergemeinden zögern, eventuelle Nutzfläche für Renaturierungs-Maßnahmen freizugeben.

Dabei sei aber wichtig, daß das Wasser des Flusses nicht zu schnell in den Main fließe. "Es muß versickern, damit der Trinkwasserspiegel nicht absinkt." A propos Wasser: Laut Harth gibt es ein Wasserschutzgelände in den Nidda-Auen, das bekannt für seinen dünnen Lehmboden ist. Trotzdem sei diese Schutzschicht verletzt worden. Harth: "Inoffiziellen Informationen zufolge ist das Wasser dort auch in einer Form belastet, wie es vor der Gartenschau nicht der Fall war." Dem möchte er weiter nachgehen.

Alles in allem ist Alexander Harth nicht verbittert oder enttäuscht darüber, daß trotz allen Bemühungen die Buga vor drei Jahren "durchgeboxt" wurde: "Es hätte alles noch viel schlimmer kommen können." Als nächstes gilt es jetzt, zu verwirklichen, was die Initiative "Rettet das Niddatal" bereits 1989 für die Zeit nach der Schau formulierte: Ein "stabiles ökologisches Netz" zu knüpfen zwischen dem Ginnheimer und dem Praunheimer Wäldchen sowie zwischen den Altarmen der Nidda und dem Vogelschutzgehölz, indem landschaftstypische Biotope dazwischen entstehen. Dazu sollten, wie früher, vielstufige Waldränder mit Hecken und Holunder das Naherholungsgebiet zieren.

Auf den Nidda-Zoo und die Clubs und Vereine werden die Freunde des Niddatals auch künftig verzichten müssen. Die Zootiere sollen nach einer Übergangs-Unterkunft an der Isenburger Schneise und im Stadtwald an den Niederurseler Hang umziehen. Die "Hunkpapas" haben ihren Stamm aufgelöst. Viele Mitglieder gingen, nachdem der alte, seit 1966 besiedelte Stammplatz verlassen werden mußte. Kurz darauf war der Verein pleite. *col

Gute Nachwuchsleistungen "02er"-Garde tanzte auf den ersten Platz

FRANKFURT A. M. Beim "2. Gardetanzsport- und Aufstiegsturnier" der Turn- und Sportgemeinde Eschborn ertanzte sich die Solistin des Karnevalvereins "Der Frankfurter 02", Julia Hoffmann, den ersten Platz in der B-Schülerklasse. Erste wurde außerdem die Damengarde mit einem Showtanz in der A-Klasse Modern Dance. Einen schönen dritten Platz belegte die Kindergarde in der Schülerklasse B.

Mit drei gewonnenen Pokalen gehörten die Solisten und Garden der "02er" zu den erfolgreichsten Teilnehmern des Turniers der TuS Eschborn. Werner Bachmann, der Vorsitzende des Vereins, bedankte sich für die guten Leistungen bei den Aktiven sowie bei Trainerin Gudrun Durand und den Betreuerinnen der Garde. *dixi

Zur Sozialhilfe darf dazuverdient werden

FRANKFURT A. M. Auf zusätzliche Einkommensmöglichkeiten für Sozialhilfeempfänger hat die Erwerbsloseninitiative der evangelischen Luthergemeinde hingewiesen. Wie der Sozialarbeiter der Gruppe, Michael Eismann, erläuterte, könnten im Bereich der Alten- und Krankenpflege monatlich 316 Mark zusätzlich verdient werden, ohne daß das Sozialamt dies von der Sozialhilfe abziehe.

Bereits im vergangenen Jahr habe der Leiter des Frankfurter Sozialamtes verfügt, daß "Einkommen, welche im Rahmen der Betreuung kranker, alter und behinderter Menschen" erzielt wurden, bis zu dieser Höhe mit dem Geld vom Sozialamt nicht verrechnet werden. "Mehrbedarfszuschlag" heißt das in der Sprache der Ämter.

Erstaunt zeigte sich Eismann darüber, daß diese seiner Meinung nach "erfreuliche Regelung" vielen seiner Kollegen bei Stadt und Sozialamt nicht bekannt sei. Seine Vermutung: "Das soll wohl - aus finanziellen Gründen - nicht an die große Glocke gehängt werden."

Diese Regelung betrifft allerdings lediglich Sozial-, nicht aber Arbeitslosenhilfe-Empfänger. Diese dürfen höchstens 30 Mark wöchentlich dazuverdienen, alles weitere wird zur Hälfte vom Arbeitsamt wieder abgezogen. Der Grund für die ungleiche Behandlung: Arbeitsämter müssen sich an das "Arbeitsförderungsgesetz" halten, und das ist Bundesrecht. Dagegen wird die Sozialhilfe von den Kommunen geregelt.

Der Verein "Hilfe im Nordend" (HIN) bietet sich als Vermittler solcher Tätigkeiten an. Für etwa zehn Mark Netto-Stundenlohn stellen Mitglieder der Erwerbslosengruppe im HIN ihre Hilfe zur Verfügung. Treffpunkt der Gruppe ist jeweils Montags (13 bis 19 Uhr) und Freitags (10 bis 16 Uhr) im Gemeindehaus, Musikantenweg 58. Nähere Informationen gibt es unter Rufnummer 49 05 74. *fs

Absolut pervers

Es ist doch wohl absolut pervers, wenn dem westlichen Wohlstandsbürger zwischen Frankfurt und Australien angesichts des von ihm selbst verursachten weltweiten Ozonlochs nichts weiter einfällt, als seine Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen und sich selbst statt in die Sonne, unter die Quecksilberlampe zu legen (FR vom 27. 6. 1992 "Ozonloch über Südpol so groß wie nie zuvor"). Die vier Milliarden übrigen Menschen können sehen, wie sie mit dem Hautkrebs zurechtkommen.Helmut Richter, Frankfurt am Main

Restaurant für Arme und Obdachlose "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" will in der Wed billige Mahlzeiten anbieten

HÖCHST. Die "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" will in der Altstadt ein Restaurant eröffnen und billige Mahlzeiten anbieten. Laut Günther Möller vom Vorstand bemüht sich der Verein um die Kellerräume in der Wed 13. Ein Zuschuß zur Miete - ohne den das Projekt nicht läuft - ist bei der Stadt Frankfurt bereits beantragt.

Während Pfarrer Christian Müller von der evangelischen Kirchengemeinde Alt- Höchst die Idee begrüßt, kommt aus Kreisen der Bürgervereinigung Höchster Altstadt Ablehnung: "Was will man den Bewohnern eigentlich noch alles zumuten?" heißt es in der jüngsten Ausgabe der von der Bürgervereinigung herausgegebenen Zeitung.

Seit 31. Dezember 1990 steht das als Lokal eingerichtete Kellergewölbe in der Wed 13 leer. Die Binding-Brauerei hat es von der Aktienbaugesellschaft auf zehn Jahre gemietet. Für Pächter Frank Jürgens gab's keine Konzession mehr.

Wo früher in bestem Altstadt-Ambiente gutbürgerlich gespeist wurde, soll demnächst all jenen aufgetischt werden, deren täglich Brot nur wenig kosten darf. "Wir planen ein ganz normales Restaurant, in dem es keinen Alkohol, aber Essen zu anständigen Preisen gibt", erläutert Günther Möller das Konzept. Obdachlose, Sozial- und Arbeitslosenhilfeempfänger sowie alle, die den Frankfurt- Paß haben, sollen für 3,50 Mark verköstigt werden. Alle anderen bekommen die Mahlzeiten für sieben Mark. Ein erstes Restaurant dieser Art betreibt die "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" seit eineinhalb Jahren an der Gutleutstraße. "Dort", sagt Möller, "sind wir mittlerweile an unsere Grenzen gestoßen. Der Bedarf ist unglaublich groß."

Der Anteil der Obdachlosen und Sozialhilfeempfänger in den westlichen Stadtteilen und Höchst ist nicht viel geringer. Vor allem die Kirchengemeinden engagieren sich schon. Montags und donnerstags bieten evangelische und katholische Christen im Saal der Josefs- Gemeinde Frühstück und Gespräche für Menschen ohne Dach überm Kopf an. Meist kommen 30 Stadtstreicher.

Den Winter über hat die evangelische Gemeinde Alt-Höchst in einigen Wohncontainern sechs obdachlose Männer beherbergt. "Und die haben dort niemanden belästigt oder gestört", weiß Pfarrer Christian Müller."

Eine Belastung sieht allerdings die Bürgervereinigung Höchster Altstadt auf das Viertel zukommen, sollte die "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" in der Wed 13 ein Restaurant eröffnen. Das Stadtquartier sei bis zur Grenze des Erträglichen mit sozialen Problemen belastet, wehren sich die Altstadt-Hüter gegen die geplante Gaststätte. Nach Wilhelm Grossbachs Meinung wird die Einrichtung "die Verslumung des sensiblen Bereichs" vorantreiben. Auch Alfons Kaiser, Leiter der Verwaltungsstelle Höchst und Mitglied der Bürgervereinigung, hat Bedenken. Ein Haus, das dem Charakter des Wohnbereichs nicht entspreche, könne im "Renommierviertel" von Höchst zu "Unannehmlichkeiten führen".

Die Bürgervereinigung favorisiert deshalb auch ganze andere Pläne: Das Kellergewölbe soll kulturell genutzt oder einem Verein als Domizil vermittelt werden.

"Mit solchen Widerständen und Vorurteilen müssen wir immer rechnen", nimmt Günther Möller von der "Lobby für Wohnsitzlose und Arme" die Reaktionen der Bürgervereinigung zur Kenntnis. "Die sollten mal zu uns in die Gutleutstraße kommen und gucken, dann würden die anders reden.

Da verkehren Stadtstreicher, arme Leute, aber auch Staatsanwälte, Banker und unser Umweltminister." Joschka Fischer hat nämlich vor kurzem die Patenschaft für die Restaurants des Vereins übernommen.

"Es ist noch gar nichts entschieden", erklärte Heinz Christ von der Binding- Brauerei auf FR-Anfrage und stellte klar: "Wir sind nicht abgeneigt, die Räume an den Verein ,Lobby für Wohnsitzlose und Arme' zu vermieten." Er wartet jetzt aber erstmal auf Post aus dem Sozialamt. Denn ohne Zuschuß wird es in der Wed 13 keine "Speisung" geben. tos

Brot bringt den Fischen den Tod Neues Informations-Heft: Die Tiere an Weihern nicht füttern

HÖCHST. Von wegen lahme Enten: Blitzschnell schnappen sie nach den Brotstückchen, die der Junge in den Weiher des Höchster Stadtparks wirft. 20 gefiederte Wassersprinter lauern auf die Häppchen. Und mehrere Karpfen, die mit offenem Maul auftauchen, zubeißen und sofort wieder weg sind. Ein opulentes Mahl für Fische, Stockenten, Teich- und Bläßhühner - mit fatalen Folgen. "Wer die Tiere füttert, stört den ökologischen Kreislauf", betont Dagmar Beckmann aus dem Frankfurter Umweltdezernat, "und das schadet Vögeln und Fischen."

Daß dennoch viele Tierliebhaber füttern, hat das Umweltamt jetzt auf den Plan gerufen. Im Römer hat man erkannt, daß Aufklärung not tut. Das Amt von Tom Koenigs (Grüne) hat deswegen eine Broschüre drucken lassen, die über die Folgen informiert.

Am und im Weiher leben so viele Tiere, wie der Tümpel ernähren kann, heißt es im Info-Heft. Der Artbestand reguliert sich durch die natürliche Auslese, der im Winter die schwächsten Tiere zum Opfer fallen. Wird jedoch gefüttert, überleben auch jene, die ansonsten sterben müßten. Mit Folgen: "Sie übertragen Krankheiten." Und das kann die ganze Art bedrohen.

Damit der Konsequenzen nicht genug: Enten und Karpfen schmeckt Brot zwar, aber es bekommt ihnen nicht. Es ist zu salzhaltig, schwächt die Tiere und macht sie krank, warnen die Experten. Auch Brot, das auf den Grund sinkt, wird zur Gefahrenquelle: Es setzt giftigen Schimmel an, den die Fische fressen.

Das Wasser im Höchster Stadtweiher ist trüb. Ein Zeichen für Algen, die den Tieren ebenfalls gefährlich werden können; denn die Pflanzen entziehen dem Wasser Sauerstoff, der den Fischen zum Atmen fehlt.

Die Algenplage kommt hauptsächlich durch den Kot von Tauben, Enten und anderen Vögeln, der im Wasser wie Dünger wirkt. Wer füttert, trägt zu der Plage bei: Die Vögel vermehren sich, ebenso ihre Hinterlassenschaften.

Ob die Broschüre die Tierliebhaber überhaupt erreicht, ist indes fraglich. Das Heft soll in Schulen und Altersheimen sowie der städtischen Infostelle auf dem Römerberg verteilt werden - aber nicht dort, wo Fische und Enten schwimmen.

Im Höchster Stadtpark stehen nur Schilder, die ohne große Erläuterung auffordern, "aus ökologischen Gründen" nicht zu füttern. Erfolgversprechender dürften jedoch Tafeln sein, wie sie die Gemeinde Sulzbach (Main-Taunus-Kreis) an ihrem Weiher aufgestellt hat. Dort wird anhand einer Skizze umfassend erklärt, welche Folgen das Tierfüttern hat. In Frankfurt sind die Tafeln allerdings kein Thema, sagt Beckmann. "Wir sehen die Notwendigkeit zur Information am Teich. Überlegungen, bessere Schilder aufzustellen, gibt es im Moment aber nicht." dis

Erziehungsberatungsstelle Kostenlose Hilfe bei Familienproblemen

NORDWESTSTADT. Die Erziehungsberatungsstelle in der Nordweststadt weist jetzt erneut auf ihr Beratungsangebot hin. Offen ist die Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ob Probleme mit allgemeinen Lebensfragen, Ärger in der Ehe, Entwicklungs- oder Erziehungsschwierigkeiten - in der Ernst- Kahn-Straße 49 a wird immer Rat und Hilfe angeboten.

Die Beratung ist grundsätzlich kostenlos, unabhängig von der Konfession, und sie unterliegt außerdem der Schweigepflicht. In dringenden Fällen können kurzfristige Termine - auch in den Abendstunden - vergeben werden.

Anmeldungen für eine Beratung werden immer montags bis donnerstags zwischen 8 und 17 Uhr und immer freitags zwischen 12 und 17 Uhr unter der Rufnummer 57 40 91 entgegengenommen. *fs

Kein Pflaster mehr fürs Strandcafé "Hausverkauf, Ausverkauf" - zum Jahresende ist Schluß

Unter dem Pflaster liegt der Strand. Obendrüber: das Strandcafé. Beste Aussichten nach rückwärts: in die Siebziger, als das Weltbild der Frankfurter Spontis auf den Pfeilern Pflasterstrand - Karl- Marx-Buchhandlung - Batschkapp - Strandcafé gebaut war. Nun ist vorneraus der Blick verstellt. Die Stadt hat draußen in der Koselstraße neu gepflastert; irgendwann, so Inhaberin Tatjana Schröder, "liefen da immer Leute mit Anzügen rum". Nicht im Anzug zum Strand. Das Strandcafé macht zu.

Hausverkauf, Ausverkauf. Die Mieten hoch! Jetzt ist die junge Frau, die das Erbe des '78er-Gründerkollektivs pflegt, noch mit 2800 Mark dabei; wenn ihr Vertrag zum Jahresende ausläuft, sollen die 86 Quadratmeter für mehr als 8000 Mark gut sein.

Wer greift zu? Es ist der Pizza-Bäcker von nebenan.

Erschrocken läuft er hin und her, nach seinen Plänen befragt. Strandcafé-Gründervater Johnny Klinke, der an der Wende in die Achtziger seinen Wohnsitz in des Lokals heutiger Küche hatte, mit untergründigem Verdacht: "Da ist nicht Gastronomie gefragt, sondern die italienische Gesamtkonzeption."

Ach, Johnny. Wohin sind die Jahre, da ihr im Strandcafé nach dem Deutschen Herbst 1977 die Frage nach dem eigenen Weiterleben über die Marmortische wälztet und euch unschlüssig wart: "Werden wir nun doch noch Studienrat mit Eigentumswohnung oder nicht?"

Damals, als die Kinder-Frage die Wohngemeinschaften sprengte und das Strandcafé zur öffentlichen WG wurde, nach der privaten? Als sich vorne am Eingang "die Scene" genießerisch vom "Pflasterstrand" den Nabel beschaut sah, während hinten am Strandkorb die Knöpfe aus den Krabbelstuben mit den obligaten Schokoladenhörnchen genüßlich Mäuler, Klamotten und Teppich verschmierten. Schon Tatjana Schröder, die das Café vor fünf Jahren übernahm, hat die Teppich-Ecke hinten rausgerissen. Den Heutigen, so klärt sie einfühlsam auf, liege nicht daran, "auf dem Boden zu frühstükken". So wie auch die Zeiten des Kollektivs vorbei sind: Wo nach einer Einstiegs-Investition von 20 000 und einer Miete von 900 Mark einst zwölf Leute zum Monatssalär von je 1000 Mark leben konnten, da kommt Tatjana, "erst mit anderen zusammen, heute allein", gerade so rum.

Obwohl doch manche Gäste gar viermal am Tag erscheinen, auch sie unterdessen eher einzeln; alleinstehende Freischaffende. Denn "bevor die zu Hause den Kühlschrank aufgemacht haben", so ist die Strandcafé-Rechnung, sind diese sieben Mark für zwei belegte Brötchen, den Kaffee und das Ei, schon weggesteckt. Einer für alle, alle für einen, heute noch. Die Gastgeber für die Gäste, die Gäste für die Gastgeber, die eine Bedienung für die andere Bedienung und alle für den Stadtteil.

Selbstbedienung ist sowieso klar, eine Kasse gibt es natürlich nicht, und es muß auch keiner aufschreiben, was er verkauft. Die Exoten vom Strandcafé; die Exoten sterben aus. Eben nicht nur dort: Neues Pflaster tritt sich fest über dem Kosel-Strand, und so macht auch nebenan das alte Büdchen zu. Nach Weihnachten wird es mit beiden vorbei sein. Denn "politisch", sagt Tatjana, "hat sich niemand gekümmert."

Wie auch: Die Joschkas (Fischer) und die Toms (Koenigs), dem Dunstkreis des Strandcafé-Milchkaffees entwachsen, sind unermüdlich am Regieren. clau

MAIN-TAUNUS-KREIS III

Sommerfest am Samstag "Falken"-Fähre bei der SPD Fechenheim

FECHENHEIM. Ein von den "Falken" betriebenes ehemaliges Fährboot steht im Mittelpunkt der gemeinsamen Sommerfest-Aktion des SPD-Ortsvereins aus Fechenheim und der Genossen aus Rumpenheim und Bürgel. Am Samstag, 25. Juli, verkehrt das Schiff von 13 bis 18 Uhr zwischen den Bootshäusern des Fechenheimer und Bürgeler Rudervereins.

Die eintägige Aktion soll nicht nur eine symbolische Verbindung zwischen den beiden Städten herstellen, sie gibt zugleich eine Kostprobe für die geplante Fährverbindung zwischen Fechenheim und Offenbach. "Wir kommen rüber" heißt das Motto des Uferfests. Initiatoren sind der Fechenheimer SPD-Stadtverordnete Lothar Birzer und die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Rumpenheim, Grete Steiner.

Wenn das Fährboot am Mainufer die Leinen loslegt, erwartet die Fährenbenutzer auf der Bürgeler Seite ein Sommerfest-Programm. Fahrradfahrer und Fußgänger erreichen die Feier über den Arthur-von-Weinberg-Steg.

Es wird außer Grillwürsten, Kuchen und Bier einen Info-Tisch des Offenbacher Magistrats zu Fragen der Stadtentwicklung geben, das Umweltmobil des Umlandverbandes sowie Selbstdarstellungen der ansässigen Sportvereine. *orf

Asche landet nicht mehr auf Deponien

SINDLINGEN. Rund 11 300 Kubikmeter Asche sind im vergangenen Jahr in der Sindlinger Schlammentwässerungs- und -verbrennungsanlage angefallen. Das geht aus einem Bericht des Magistrates an die CDU-Stadtverordnetenfraktion hervor.

80 Prozent der Asche wurden als "Zuschlagsstoff" bei Rekultivierungen in Nordrhein-Westfalen verarbeitet, der Rest ging nach Wiesbaden und Hanau. Dort wird die Asche in Kläranlagen bei der Schlammbehandlung verwendet.

Bis Mitte 1990 mußte die bei der Verbrennung von Klärschlämmen übrig bleibende Asche noch vollständig auf Hausmülldeponien gefahren werden. tos

Berlin Tourismus-GmbH

Leise Unruhe herrscht in der Tourismusbranche an der Spree. Jedes fünfte Hotel erweitert seine Kapazitäten in diesem Jahr; schließlich gehört man nunmehr zur Hauptstadt und hat "Anspruch" auf den Zustrom von Schaulustigen. Bloß, die Gäste bleiben weg. Selbst zu Ostern und Pfingsten hat es freie Betten gegeben. Seit die Mauer weg ist, fehlt diese brutale Attraktion aus Beton und Stacheldraht, die Reisende aus aller Welt einst an die Spree gelockt hat. Man muß die nationale und internationale Laufkundschaft auf neue Art auf sich aufmerksam machen.

Die Berliner Industrie- und Handelskammer ist in die PR-Lücke gesprungen und hat eine Privatisierung der Fremdenverkehrswerbung für Berlin vorgeschlagen. Parole der IHK: "Die Zeit des staatlichen Tourismus ist endgültig vorbei"; das hat die hiesige CDU schon seit Jahren immer wieder vergeblich gesagt. Nun scheinen die Chancen günstig. Zwar: Eine Vielzahl von Mitarbeitern des kommunalen Verkehrsamtes freilich mögen diese Meinung nicht so ohne weiteres teilen. In einem Schreiben an Wirtschaftssenator Norbert Meisner warnten sie Anfang Juli unter anderem davor, daß bei einer Teilprivatisierung der Tourismus-Werbung das mittelständische Beherbergungsgewerbe der vereinten Stadt wohl gnadenlos untergebuttert werde; wer die Tourismus-GmbH fianziere, bestimme letzlich auch deren Reklame-Melodie. Der geplante organisatorische Umbau berge in sich die Gefahr, daß Partikularinteressen bevorzugt bedient würden. Daher sei zumindest "sicherzustellen", heißt es in dem Schreiben, daß nicht nur privatwirtschaftliche Einzelinteressen befriedigt würden, "sondern daß für das Image der Stadt und für das Reiseziel insgesamt mit all seinen Facetten gearbeitet wird." Man fahre doch immer in eine bestimmte Stadt mit ihrem Flair, nicht aber in ein bestimmtes Hotel.

Die Tourismus GmbH scheint dennoch unter den Politikern der großen Koalition beschlossene Sache zu sein: Die Staatskasse ist zu leer, um die Touristenwerbung weiter allein aus eigener Kraft finanzieren zu können. Personal kann auf diese Weise "abgestoßen" werden. Es wird Jahre dauern, bis man abschätzen kann, ob sich die vorgesehene Teilprivatisierung der Tourismus-Werbung - gedacht ist an eine Staatsbeteiligung von nur noch 25 Prozent - tatsächlich für alle Beteiligten auszahlt. ojw

Der DLRG-Bezirk stellt Bilanz '91 vor

FRANKFURT A. M. Seit über 70 Jahren besteht der Bezirk Frankfurt der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), dem neun Ortsgruppen sowie eine Tauch- und Bootsgruppe (insgesamt etwa 3650 aktive und passive Mitglieder) angehören. Im Kampf gegen den "nassen Tod" üben die Aktiven das ganze Jahr über ehrenamtlich die vielseitigsten Tätigkeiten aus. Gut ausgebildete Rettungsschwimmer versehen freiwilligen Wachdienst in Bädern, Rettungstaucher (darunter auch junge Frauen) sind am Mainufer und auf dem Wasser stets bereit, helfend einzugreifen.

Die Zahl der ehrenamtlich geleisteten Dienste am Nächsten ist enorm. Für 1991 weist der jetzt herausgegebene Statistische Jahresbericht über 50 000 Stunden aus. Den Löwenanteil leistete die Boots- und Tauchergruppe mit über 12 000 Stunden. Abgegrenzt von anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten wie Lehrgangs- und Übungszeiten gab es 1991 folgende Einsatz- und Wachstunden der DLRG-Ortsgruppen: Mitte fast 4050, Nieder-Eschbach über 9000, Nordweststadt etwa 300, Fechenheim 920, Bergen-Enkheim 630 und Bornheim 967 Stunden.

In den DLRG-Lehrgängen des Frankfurter Bezirks wurden 1991 insgesamt 668 Schwimm-Anfänger registriert. 657 Teilnehmer erwarben den Deutschen Jugendschwimmpaß, 62 den Deutschen Schwimmpaß und 369 den Deutschen Rettungs-Schwimmpaß. Zudem wurden je sechs Boots- und Taucherprüfungen sowie acht Lehrscheinprüfungen abgelegt, gab es 102 Erste-Hilfe-Lehrgänge und 133 Schulungen für Herz-Lunge-Wiederbelebung. Die Bilanz des gesamten Rettungswachdienstes im Bezirk Frankfurt weist im Berichtsjahr insgesamt 275 Erste-Hilfe-Leistungen durch Rettungsschwimmer, 19 Lebensrettungen, 28 Bootsbergungen und 24 "besondere Einsätze" aus.

Auskunft über die Frankfurter DLRG gibt die Geschäftsstelle im Nizza an der Untermainbrücke mittwochs von 15 bis 19 Uhr (Telefon 28 05 12). dixi

Autobahn-Stümpfe wachsen zusammen Seckbacher Teilstück der A 661 ist noch im Zeitlimit / 57 Millionen Mark verbaut

FRANKFURT-NORDOST. Die Enden des Betonbands der Autobahn 661 im Frankfurter Nordosten wachsen immer enger zusammen. Die Seckbacher Talbrücke ist nach Auskunft des Hessischen Straßenbauamtes bis auf den Belag fertig. Das aufwendige "Galeriebauwerk" - Schallschutz unter anderem für das Hufeland-Haus - sei ebenfalls zum großen Teil fertiggestellt.

Die Autobahnverbindung von den nördlichen Stadtteilen Nieder-Eschbach, Bonames, Eckenheim und Preungesheim zum Osten Frankfurts wird in etwa zweieinhalb Jahren geschlossen sein.

"Ich gehe davon aus, daß wir Ende 1994 ganz fertig sind, aber nur, wenn es bei kritischen Arbeiten keine Verzögerung gibt", sagte Amtsleiter Karl Fritz Hirsch. Diese "kritischen Arbeiten" sind nach seiner Ansicht vor allem das Legen der Wasserleitungen, für die die Stadtwerke verantwortlich sind.

Hierbei waren die Bauarbeiten in Verzug geraten, weil nach Auskunft von Stadtwerke-Sprecher Dirk Hess ein 125 Meter langes Teilstück südlich des Blumengroßmarktes insgesamt elf Meter unter die Erde gegraben werden mußte. Ursprünglich verlief das 80 Zentimeter starke Rohr nur in einer Tiefe von zwei Metern. "Die Autobahn läuft dort in einem Einschnitt, die Leitung mußte entsprechend tiefer laufen", erklärte Hess. Außerdem seien die Bodenverhältnisse schwierig gewesen, weil das Grundwasser an der Stelle sehr hoch stehe.

Die Probleme seien inzwischen jedoch bewältigt, alle anderen Leitungen würden bis November 1992 verlegt sein, versicherte Hess. Als "dicksten Brocken" erwarte die Stadtwerker noch die Verlegung der Wasserleitung von Seckbach zum Riederwald, die parallel zur Autobahn verläuft. Auch dieses Rohr muß elf Meter tief in den Boden gelegt werden.

Die Kosten blieben trotz der unerwarteten Schwierigkeiten bislang im vorgegebenen Rahmen. "Wir haben 56 bis 57 Millionen Mark verbaut", sagte Straßenbauer Hirsch. Insgesamt sind für den zwei Kilometer langen Abschnitt der Autobahn 120 Millionen Mark einkalkuliert, davon allein 85 Millionen Mark für die sogenannten konstruktiven Teile in dem Teilstück wie Brücken, Lärmschutzwände oder die Galerie. Die Arbeiten für die Talbrücke im Erlenbruch hatten im Februar dieses Jahres mit dem Bau der Stützpfeiler begonnen. Für den Anschluß am Ratsweg fehlen noch verschiedene Stützmauern und auch eine Richtungsfahrbahn. Außerdem müsse noch die Brücke über die Seckbacher Landstraße gebaut werden, sagte Hirsch.

Unklar ist außerdem noch die endgültige Gestaltung des Galeriebauwerkes, das die Autobahn von oben und von ihrer östlichen Seite umschließt, die Westseite Richtung Bornheim aber offen läßt. Die Entwürfe des Hessischen Straßenbauamtes sehen eine intensive Begrünung - einer Parklandschaft ähnlich - mit Teichen und Spazierwegen vor.

Hirsch klagte, die Stellungnahme der Stadt zu diesem Thema lasse seit langem auf sich warten. Wie die Stadtteil-Rundschau auf Anfrage vom zuständigen Umweltdezernat erfahren hat, ist das angemahnte Papier vom städtischen Gartenamt allerdings in der vergangenen Woche auf den Weg gebracht worden.

Eine Gestaltung mit Wasserbecken sei zu aufwendig, urteilte das Gartenamt und plädierte in seiner Stellungnahme für eine einfache Platzgestaltung. Angebote zum Verweilen für Spaziergänger seien über der Autobahn überflüssig. *big

Kallweit will mehr Polizisten

WESTLICHE STADTTEILE. Die stillgelegten Polizeiposten in Frankfurts Westen sollen wiederbelebt werden. Das fordert der FDP-Kandidat für die Kommunalwahlen 1993 Michael Kallweit.

Für den Liberalen fehlt der "Schutzmann an der Ecke", weil die Polizeireviere in den westlichen Stadtteilen überlastet seien. Die Beamten litten unter "Dauerstreß". Früher hätten sich Polizisten noch der vorbeugenden Verbrechensbekämpfung widmen können. wbt

Das Parkdeck ist noch nicht unsicher Gutachter: Schäden am Hessen-Center unbedenklich / Sanierung im nächsten Jahr

BERGEN-ENKHEIM. Die Schäden im Parkdeck des Hessen-Centers sind offenbar weniger gravierend, als es der erste Anblick von abgeplatztem Beton und rostigem Baustahl vermuten läßt. Wie die Bauaufsichtsbehörde auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau mitteilte, bestehe für eine Ausbesserung der Schäden "kein unmittelbarer Handlungsbedarf". Auch der Mitarbeiter eines Langener Ingenieurbüros, von der Verwaltung des Enkheimer Einkaufszentrums mit der Begutachtung der bröckelnden Bausubstanz beauftragt, hielt die Risse für unbedenklich.

Allerdings sehen einige der T-förmigen Betonsäulen, die das große Parkdeck an der Borsigallee tragen, aus, als wären sie von einem riesenhaften Nager angefressen worden. Die Metallstäbe, die an diesen Stellen freiliegen, sind stark verrostet. Auf dem Boden lagen zeitweise faustgroße Brocken herum, zu kleinen Häufchen zusammengekehrt.

Daß ihnen eines Tages vor oder nach dem Einkauf die sprichwörtliche Decke auf den Kopf fallen könnte, hatten wohl nur wenige Kunden gefürchtet. Doch auch mit großem Vertrauen in die Statik von Betonbauten konnte man angesichts der bröselnden Pfeiler zumindest um die Unversehrtheit seines Wagens bangen. Für den Lack der Autos besteht allerdings keine Gefahr, von herabfallenden Bruchstücken beschädigt zu werden, denn was da auf dem Boden herumlag, hatten Angestellte des Hessen-Centers selber heruntergeklopft, um eben einem derartigen "Steinschlag" vorzubeugen.

Dem Hausinspektor des Einkaufszentrums, Bruno Klett, ist es nicht entgangen, daß der Zahn der Zeit an der rund 20 Jahre alten Konstruktion bereits deutliche Spuren hinterlassen hat. "Wir kontrollieren die gesamte Anlage wenigstens einmal im Monat", versicherte Klett. Einmal jährlich werden Parkplätze und Einkaufszentrum gründlich unter die Lupe genommen und bei dieser Gelegenheit auch "Schönheitsreperaturen aufgenommen". Dies sei notwendig, um den Investitionsplan für das folgende Jahr festlegen zu können, erklärte der Hausinspektor.

Zusätzlich zu diesen regelmäßigen Kontrollen mache die Hausverwaltung zusammen mit Fachleuten alle zwei Jahre einen Rundgang durchs Hessen-Center, um sich über den tadellosen Gesamtzustand der Anlage zu vergewissern. Dabei gelte Schäden am Beton ein besonderes Augenmerk. "Bei Betonsanierungen wird immer ein Gutachter hinzugezogen", hob Klett hervor.

Daß man die Langener Ingenieure gerade Ende Juni mit der Untersuchung des maroden Parkdecks beauftragt hatte, nachdem in Bergen-Enkheim erste Sorgen um die Sicherheit des Bauwerks laut geworden waren, sei "eher zufällig und routinemäßig" geschehen, hieß es in der Hausverwaltung. Daß derzeit keine akuten Sicherheitsmängel bestehen, ist schließlich auch dem Gutachten zu entnehmen.

Mit der Sanierung werde man sich daher bis zum nächsten Jahr Zeit lassen, erklärte Bruno Klett. Man wolle nicht einfach "nur die Risse zuschmieren", sondern "dauerhaft sanieren", so der Hausinspektor. Dazu sei es nötig, den freigelegten Stahl gündlich zu entrosten, bevor die abgebröckelten Teile durch neuen Beton ersetzt werden. Und das werde "einige Zeit" in Anspruch nehmen. gap

Barcelona zwölfsechsunddreißig 2

Eines steht mittlerweile sowieso fest: Ich werde einen Deut tun und noch wie ein Irrer durch die Stadt jagen, nur um ja die "Sagrada Familia" gesehen zu haben oder oben am Montjuic gewesen zu sein. Was zählt, wie immer, das sind die Menschen, deshalb werde ich meinen Abend in Barcelona ausschließlich auf den Ramblas und im nahegelegenen Gotischen Viertel verbringen. Da, wo laut ADAC-Ankündigung "Tag und Nacht das Leben los ist". Dem Autor der (ADAC-)Geschichte über die Flaniermeile Barcelonas gelingt es doch tatsächlich, kraft eines glücksbringenden Taubenschisses auf der Schulter und einer daraufhin "lachenden, fröhlichen Frauenstimme", im Tonfall eines korrekten Buchhalters über diesen Boulevard zu plaudern, derweil neben ihm ein Vulkanausbruch an Lebenslust und Selbstdarstellung stattfindet. Baedeker stünde dieser Einfallslosigkeit in nichts nach, gäbe es nicht das Kapitel "Barcelona in Zitaten", in dem beispielsweise ein Wolfgang Koeppen (1958) über die Ramblas zu berichten weiß: "Aber um fünf Uhr erwacht Merkur. Der Straßenlärm setzt mächtig ein. (. . .) Die Zeitungsverkäufer erheben gewaltig ihre Stimmem. Die eisernen Rolläden der Geschäfte werden rasselnd hochgestoßen. Die Siesta ist vorüber und wie überall versucht man den Kunden zu übervorteilen."

Was sonst als die tollwütige Zusammenballung einer Zwei-Millionen-Stadt, kann ein fast zwei Kilometer langer Straßenzug wie dieser sein? Wo sich tausend Verliebte ihr Stelldichein geben, Schönheiten in Schwarz und Weiß unterwegs sind, in Samt und Seide. Da können die Matrosen der "Jeanne d'Arc" während ihres Landgangs nur noch mit den Augen rollen, während mittelalterlich gekleidete Beaus, ganz in Brokat, daherstolzieren, und zahllose Kellner in den Straßencafés zum 500. Mal den Satz hören: "Una cerveza por favor." Käfigvögel zwitschern mit dem Gehupe der Autos um die Wette, drei Fetzen "si, si, si" werden vom dumpfen Vibrieren der U-Bahn begleitet. Unterirdisch ausgelöst, oberirdisch wahrgenommen. Ein Moped ohne Auspuff verspottet den Auftritt eines Pantomimen, ein Artist ohne Engagment springt mit verbundenen Augen durch einen engen Ring mit spitzen Messern, ein Flamenco-Tänzer steppt sich die Seele aus dem Leib. Unterwegs sind hier die "Königinnen der Nacht", die Saxophonisten auf der Durchreise, die Bettler am Stock, Frauen, die Zigaretten verkaufen, und Mädchen, die in weißen (Jungfrauen-) Kleidern ihre Erstkommunion feiern. Bremsen quietschen, ein Bus von "Trafalgar-Tours" quetscht sich mühsam durch die Straße, und das Ehepaar aus Ken- tucky hat soeben entdeckt, daß ein "Salon Recreativo" nichts anderes ist als ein stinknormaler Spielsalon.

Zwei Männer sitzen auf einem Balkon und ignorieren 75 Dezibel Grundgeräusch (mindestens). Jemand schnippt mit Kronenkorken, zwei Japanerinnen identifizieren die Ramblas anhand eines Postkartenfolders, und der Herr mit dem vornehmen Halstuch schlendert in Richtung Hafen.

Auf geht's, ab geht's, auf geht's, dies ist die Straße, die niemals müde wird. Dies ist die Bühne für Spindeldürre und Ku- gelrunde, für hochhackig Gestiefelte, für zopftragende Blonde, glatzköpfige Abenteurer und tätowierte Ritter von der traurigsten Gestalt. Hier wird aus der Hand gelesen, dort wird gezeichnet und ein Stück weiter wird zweifelhafter Plunder verramscht. Und wenn dann die "Guardia Urbana" auf ihren Motorrollern daherrauscht, hört man auch prompt ein zigfaches "Klappern". Dieses Geräusch kommt von all den ambulanten "Verkaufstheken", die man mangels Gewerbeschein mit einem einzigen Handgriff verschwinden läßt.

Nein, keiner der drei Reiseführer erzählt mir Lebendiges aus dieser Stadt, keiner vermittelt mir das Authentische. "Fieber auf Zeit" ist hier ein Normalzustand, wer daraus aussteigen will, muß nur irgendwann wieder schlafen gehen - so einfach ist das. Auf das einzig wirklich Wichtige in diesem Chaos der Lebenslust, geht allerdings keiner der drei Reiseführer ein: Wer nämlich anderntags jemals sein Auto wiederfinden möchte - in diesem konfusen Irrgarten unter der Placa de Catalunya -, muß sich schon gleich bei der Ankunft gemerkt haben, auf welchem Standplatz es untergebracht werden durfte. In meinem Fall heißt das: Es steht auf Barcelona, zwölfsechsunddreißig B, zu 2000 Pesetas pro Nacht. KLAUS BETZ

Barcelona zwölfsechsunddreißig B Im "Crashtest" mit drei Reiseführern

Da bin ich also, IB-Flug 4515, in Barcelona gelandet, habs Kreditkärtchen gezückt, den Mietwagen in Empfang genommen, im Vorbeigehen Geld gewechselt. Was nun? Weder war ich jemals zuvor in Barcelona, noch habe ich ein Hotelzimmer reserviert, geschweige denn eine Vorstellung davon, wie ich nun fahren muß, um in die Stadt zu kommen. Überhaupt, wo ist denn hier der Rückwärtsgang? Das einzige was ich weiß, ist - hier und heute um 16.30 Uhr -, daß mir von nun an noch 17 Stunden Zeit bleiben, um etwas von Barcelona kennenzulernen - minus sieben Stunden Schlaf bestenfalls. Danach muß ich in Richtung Huesca und Pamplona weiter. So ist das halt manchmal. Aber der alleinreisende Streßmensch von heute hat natürlich drei Reiseführer über Barcelona dabei und auf dem Beifahrersitz ausgebreitet.

• Das Magazin "ADAC special" (Reisen mit Lust und Laune, zu 14,80 Mark),

• den "Baedekers Allianz Reiseführer" (mit großem Stadtplan, zu 24,80 Mark),

• den "Polyglott Barcelona" (dieser nun ohne Zusatzbemerkung, dafür aber auch schon für 7,80 Mark erhältlich).

Frage eins in meiner Situation: Wo übernachte ich? Das ADAC-Heft ist das einzige, das mir gezielte Hotelvorschläge macht, die beiden anderen wissen die Hotels nur aufzulisten. Ich entscheide mich für das Hotel Lleo, Pelai 22-24, laut ADAC "eines der wenigen Zwei-Sterne- Hotels, in denen man sich in Barcelona noch wohlfühlen kann"; das DZ zu 4000 Pesetas. Jetzt muß ich den Baedeker- Stadtplan zur Hand nehmen (der ADAC sagt nämlich, das Lleo läge in der Nähe der U-Bahn-Station Universitat), und siehe da, die "Pelai" läuft geradewegs auf den Placa de Catalunya zu und das wiederum bedeutet: die weltberühmten "Ramblas" liegen um die Ecke.

Auch der gestreßte Alleinreisende findet nach einer gewissen Zeit sein "Hotel Lleo" und weiß daher längst, daß er vor dem Hotel keinen Gäste-Parkplatz erwarten darf, sondern dem fließenden Verkehr via Warnblinkanlage mitzuteilen hat, daß er hier und jetzt kurzfristig zu parken gedenkt. Jedenfalls so lange, bis geklärt ist, ob's ein freies Zimmer gibt (das gibt's) und das Gepäck ausgeladen ist. Das Zwei-Sterne-Hotel, lieber brandaktueller ADAC-special-Reiseführer, ist ein Drei-Sterne-Haus und kostet nicht 4000, sondern 8800 Pesetas plus sechs Prozent Steuer plus Frühstück und, versteht sich, ohne eine Chance, das Auto über Nacht abzustellen. Dieses bringt unser nun schon im lokalen Fahrstil bewanderte Ankömmling ruck-zuck in dem vom Hotel empfohlenen Parkhaus unter - in den verwirrenden Katakomben der Placa de Catalunya - und bezieht dann Schlag 18.10 Uhr, völlig verschwitzt und erschöpft, sein Hotelzimmer (etwas laut zur Straße hin, stimmt haargenau).

Doch was nun? Unter "Barcelona bei Nacht" finde ich im bis jetzt vernachlässigten Polyglott gleich zu Anfang dieses Kapitels die tiefschürfende Erkenntnis, daß eine Nacht in Barcelona, ob der Fülle des Angebots, problemlos bis zum nächsten Morgen dauern könne. Kaum in die Hand genommen, lege ich das Büchlein zur Seite. Man bekommt, was man für 7,80 Mark erwarten darf.

Vom Segen eines guten Gesprächs Ferien für Geist und Seele im Klappholttal auf Sylt

Wenige Kilometer vor List führt links der Weg nach Klappholttal. Vor seiner Hütte sitzt der Wächter, erhebt eine Wegegebühr und neben ihm im Fenster blüht eine Geranie. Frohe Erwartung, Spannung, noch ein paar Dünenhügel, dann unser Ziel: das Nordseeheim, die Volkshochschule Klappholttal. Daß die Anlage auf den ersten Blick an eine Art Lager erinnert, daß einige der älteren Damen etwas schräg sind, darf icht erst später sagen, nachdem die Freundin Ähnliches bei Walter Jens (in der Klappholttaler Chronik) nachgelesen hat. Später heißt, wenn die Eindrücke sich vielfältig gemischt haben, wenn der erste Eindruck schon nicht mehr stimmt. "Haben wird die Teller schön abgeräumt, schmeckt uns der Nachtisch noch einmal so gut." Originalton am Tisch "Zwilling"; die anderen Tierkreiszeichen sind auch vertreten, da sitzen wir aber nicht.

Um 13.15 Uhr wird das Glöcklein zum Mittagessen geläutet; von allen Richtungen kommen die Gäste aus den verstreuten Dünenhäusern über schmale Pfade zwischen dicken Kamschatkarosenbüschen herbeigeeilt. Die Plätze im Uthland-Speisesaal sind festgelegt. Alles ist äußerst geregelt, untermalt und überstrahlt von der netten Dame mit dem weißen Kragen über dem dunkelblauen Pullover.

Vorerst laden wir unser Gepäck auf eine Schubkarre und fahren zu unserem Häuschen. Ein Häuschen für zwei Personen, mehr würden auch gar nicht hineinpassen. Während ich die Sachen in den Schrank räume, sitzt meine Freundin auf dem Bett; während sie die Zähne am Waschbecken putzt, mache ich mich an einer Tischecke zu schaffen. Raum ist in der kleinsten Hütte. Minutiöse Ordnung bewahrt uns vor einem Chaos. Dusche und Toilette sind nur wenige hundert Meter entfernt. Wir gewöhnen uns sehr schnell daran, und kaum ist es Abend, hat unser Hüttchen die richtige Größe. Dann, wenn draußen der kalte Nordseewind weht, Regen aufs Dach trommelt und wir unseren Tee nebeneinander trinken. Für nächtliche Gänge sind wir mit einer Taschenlampe und mit dicken Trainingsanzügen ausgerüstet. Schließlich waren wir vorgewarnt. Überdurchschnittlich hohe Vollpensionspreise, Unterbringung auf Jugendherbergsniveau. Dazu allerdings (inklusive) vielseitige geistige Genüsse, deren Wert nicht unterschätzt werden sollte.

Morgens um acht verschwindet die Freundin zum gemeinsamen Singen. In dieser Zeit darf ich Tisch, Stuhl und vor allem das Waschbecken ganz allein benutzen. Eine der geübten Lieder kommt beim gemeinsamen Frühstück allen Gästen zu Gehör. Wer will, darf mitsingen. Da kann es dann schon mal passieren, daß jemand ein Lied nicht hören möchte und ankündigt, den Raum zu verlassen. Man ist großzügig in Klappholttal, der Saal darf verlassen werden.

Den übrigen Vormittag verbringen wir mit Atmen, Entspannen und Gymnastik. Danach die netten Gespräche beim Mittagessen. Stellen sie sich vor, meine Liebe, ich sitze nackt in den Dünen. Waas? Völlig nackt? Da kommt doch ein ebenso nackter Mann des Strandes und anstatt diskret vorbeizugehen, bleibt er stehen und fragt mich, denken sie nur, nach der Uhrzeit. Was hätten Sie getan? Ich hätte augenblicklich die Polizei gerufen. Ja, wie denn, meine Liebe, ich saß da sehr einsam! Vielleicht hätten sie ihm einfach die gewünschte Uhrzeit sagen sollen. Der letzte Satz kommt von gegenüber, man ist tolerant und aufgeschlossen in Klappholttal.

Ohne es zu wissen, sind wir in die "kleine Bauhaus-Woche" geraten. Jede Woche hat ein anderes Programm mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten und Referenten. Über die großen Bauhaus-Architekten, die Bauhaus-Maler, die besondere Pädagogik des Bauhauses bis hin zum kleinen Bauhaus-Fest, wir haben etliches dazugelernt. Man ist bildungswillig in Klappholttal. Und falls jemand behauptet, das Bauhaus-Fest wäre daneben gegangen, dann liegt das nur daran, daß die Leute am Bauhaus (eigentlich) keine Feste feierten. Einmal im Jahr wuschen die Meister den Schülern die Füße, das war's dann auch. Während in Klappholttal Musik aus den Zwanzigern erklingt, und die Tanzfreudigen sich im Kreise drehen. Dort versteht man eben zu feiern. Dem Vernehmen nach trank man später im Glashaus (die Häuser haben alle so wunderbare Namen) mitgebrachten Wein und Saft. Und sollte tatsächlich mal einer auf die Idee gekommen sein, unbedingt rauchen zu müssen, dann ging er eben für diese Zeit nach draußen, der Feier tat dies keinen Abbruch.

Jeder Tag in Klappholttal wird mit einer besonderen Abendveranstaltung gekrönt. Bei der Vernissage eines Malers - auch er Gast in Klappholttal - versammeln sich die Geladenen im Meißner-Saal, den Bildern zu huldigen. Lange Strickröcke kann man sehen, aber nicht nur, es ist auch etwas Glitzer vertreten. Hier wie überall werden große Augenblicke festgehalten; die Frau des Künstlers im härenen Festgewand - oben und unten ein nettes buntes Bördchen - nimmt alles auf Video. Eine Bibliothek gibt es, täglich für eine Viertelstunde geöffnet, leider habe ich es nur beinahe geschafft einmal hinzukommen. Dafür begegnet mir eine Dame mit einem Riesenbücherberg ordentlich verteilt auf zwei Arme. Haben Sie die alle ausgeliehen? Ja, sagt sie, für die ganze Familie, aber jetzt ist geschlossen, ich könnte Ihnen eines abgeben. Liebenswürdig breitet sie alle Bücher aus und lächelt - die Seele einer Dame. Ich bedanke mich und lächle zurück, weil hier offenbar immer und überall und mit jedem gelächelt wird. Das ist so Brauch, wahrscheinlich seit 1919. Seit dieser Zeit gibt es Klappholttal. Begonnen von Knud Ahlborn, einem der frühen Jugendbeweger, der z. B. auch die Akademische Freischar (Kampfbund gegen das damals traditionelle Studententum) gründete. Eine wechselvolle Geschichte hat die Akademie am Meer auf Sylt hinter sich. Sie ist eine der ältesten Volkshochschulen in Schleswig-Holstein und (laut Prospekt) "für jung und alt zugänglich", wobei ich hinzufüge, sofern sie es sich leisten können, denn billig ist eine Woche Klappholttal keineswegs. "Seine Aufgabe ist die kritische Aufklärung mit dem Ziel der geistigen, kulturellen und sozialen Entfaltung der Teilnehmer." Wie gut uns das gelungen ist(!) zum Beispiel bei unserer heimlichen Überlegung: Wen würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen? Die Freundin hat sich ganz schnell für die "Spionin" entschieden, es fiel ihr nicht schwer. Möwe, Kuckuck, Hausrotschwanz, Bachstelze und den Star gibt es hier. Dazu die Mehlschwalbe, nicht zu verwechseln mit der Hausschwalbe. Der Gartenrotschwanz singt anders als der Hausrotschwanz, und in Morsum gibt es sogar einen Regenpfeifer (letzteres hinter vorgehaltener Hand). Die Freundin hat eine gute Wahl getroffen, denn Frau Spionin kennt all diese Vögel und dazu noch die von der Platte mit den einhundertzweiunddreißig anderen Vogelstimmen; sie werden sich auf der einsamen Insel prächtig unterhalten. Ich dagegen werde mich mit der Beweglichen arrangieren; sie hat einmal in vierzehn Tagen zweiundneunzig Tänze gelernt, heuer sind es ein paar weniger, aber auch unser geselliges Beisammensein wird nicht langweilig werden.

Es ist schön in Klappholttal. Wir dürfen unser Programm ganz individuell gestalten, ob abendliche Klaviersonaten oder Sonnenuntergang am Meer. Zwar wird hier (wie beim Bauhaus) eine Ethik der Zugehörigkeit angestrebt, die soziale Verantwortung wider die Ästhetik der Vereinzelung gesetzt, aber immerhin darf Gropius mittlerweile belächelt werden. Er hatte die Frauen am Bauhaus zielstrebig von der Kunst der Bauhaus-Männer entfernt und sie in die Weberei verbannt. Hier ist das anders. In "unserer" Woche verhilft der täglich angebotene Malkurs - fachkundig angeleitet und kritisch kommentiert - vor allem den Frauen, das verschüttet Schöpferische in sich zu entdecken und endlich mal auszudrükken. SIGRUN BECK AUSKUNFT: Akademie am Meer, Volkshochschule Klappholttal, 2282 Klappholttal/Sylt, Telefon 0 46 52 / 71 10. Träger der Volkshochschule ist der Nordseeheim Klappholttal gemeinnütziger Verein. Er ist dem Landesverband der Volkshochschule Schleswig-Holstein e. V. angeschlossen.Die Stadtteil-Rundschau stellt Frankfurter Bands vor: "Public Banana Beat" Party-Musik, die zum Tanzen mitreißt

FRANKFURT A. M. Als Christopher Stinchcombe, gebürtiger Waliser aus Cardiff und Sänger der Gruppe "Public Banana Beat", 1984 in Frankfurt seßhaft wurde, hatte er schon einiges gesehen von der Welt. Bedingt durch häufige Arbeitsplatzwechsel seines Vaters hatte er bis dahin nach Verlassen der britischen Heimat in den USA, in Japan und in der Türkei gelebt.

Nur eines war ihm bislang noch nicht gelungen: Musiker zu finden für eine eigene Band. So mußte der "eingewanderte" Brite zunächst kleine Brötchen bakken: Mit seiner Gitarre tingelte er durch die Bistros und Kneipen in den südlichen Vororten von Frankfurt, was mit der Zeit "ziemlich ermüdend war", wie Stinchcombe zugibt. Zeitweise hatte es ihm die soulige Stimme verschlagen. Von da an überließ er - nachdem der erste Ehrgeiz verflogen war - alles weitere dem Zufall.

Der führte schließlich vor eineinhalb Jahren ein buntes Völkchen, genannt "Public Banana Beat", zusammen: Gitarrist Christoph Schneider, der es liebt, mit Effekten zu experimentieren - und das nicht nur im Übungsraum. Auch auf der Bühne hat es manchmal den Anschein, als habe er vergessen, daß seine mitunter schrillen bis verwaschenen Riffs sich aus dem soliden Groove seiner Bandkollegen lösen und direkt in die Ohren der Zuhörer diffundieren.

Groove ist das Stichwort für Drummer Martin Hahn, dessen Bruder Stefan Hahn in der Virtuosen-Combo "Ghoa" Keybord spielt. Martins größter Wunsch: "abgrooven" wie sein Idol Jeff Pocarro. Erst seit ein paar Monaten dabei ist der Mann am Baß, Andreas Köchling. Er selbst stellt sich in die Ecke "Jazz-Fusion", ein Stil, den er mit der Gruppe "Take Five" intensivierte. Erfahrung sammelte Köchling außerdem bei "Indigo" und der Funk/Soul-Formation "The Club". Entsprechend funkig sind auch die trockenen Baßlinien, mit denen er die Tanzbarkeit des "Banana Beat" unterstreicht. Keyboarder ist Matthias Sziedat. Er dämpft und verfeinert das manchmal ungestüme "Soundgewitter" der anderen mit melodiösem Tastenspiel.

Gemeinsam verfolgen die Fünf ein Ziel: "Wir wollen Musik machen, die sofort ankommt, bei der man nicht stillhalten kann, eben Party-Musik", beschreibt Christoph Schneider das Konzept der Band. Daß ihre "Synthese aus Funk, Rock und Pop", wie in der Presse-Information der "Bananas" zu lesen ist, zum Tanzen verleiten soll, ist höchstes Gebot. Sie präzisieren diese recht weitgefaßte Umschreibung ihres Stils mit dem Begriff "Body Musik". Daß sie sich dabei an den Klassikern von "Mothers Finest" orientieren, den Altmeistern des Funk- Rock, daraus machen sie kein Geheimnis.

Um den eigenen Ansprüchen auf der Bühne auch gerecht werden zu können, zog sich die Gruppe zunächst einmal in ihren Übungsraum im altehrwürdigen Heddernheimer Bunker zurück. Dort feilten sie ein Jahr lang an Sound und Arrangements, spielten einige Zeit mit einem Bläsersatz, um dann doch wieder zur alten Besetzung zurückzukehren. Diese Phase bezeichnet Christoph im nachhinein als "Reifezeit" der "Bananen".

Der erste Auftritt von "Public Banana Beat", den die Band selber organisiert hatte, war denn auch ein Erfolg: Zur ersten "Party" kamen fast 600 Leute - und die verfielen dem Tanzfieber. Die "Body- Musik", in zwölfmonatiger Arbeit ausgetüftelt, zeigte ihre Wirkung.

Mäßig besucht war dagegen der jüngste Gig im Sounddepot. Dort stand zum ersten Mal Backgroundsängerin Carmen auf der Bühne, die zuvor kaum geprobt, sondern "nur in der Badewanne" gesungen hatte, wie sie schmunzelnd zugab. Daß die Resonanz dieses Konzerts aus der "Kick"-Reihe eher durchschnittlich war, kann die Motivation der Band kaum schmälern. Denn auch hier ist das Quintett einer Meinung: Sie zielen nicht nur darauf ab, "möglichst viele Leute hinter dem Ofen hervorzuziehen". Christoph: "Das Publikum soll merken, daß uns die Musik selber Spaß macht."

Etwas zögerlich gestehen sie schließlich, daß sie nicht für immer idealistische Party-Musiker bleiben wollen. Wie fast jede Nachwuchsband träumt auch "Public Banana Beat" davon, eine Plattenfirma zu überzeugen, die ihnen die Tür zum Profigeschäft öffnet. Eine kleine Starthilfe ist noch Matthias Sziedats Vater, der in der Taunusstraße ein Fachgeschäft für Musikinstrumente betreibt.

Vorerst wird der "Public Banana Beat" allerdings weiterhin nur live zu hören sein. Ein Umstand, der dem Anspruch einer "Body Musik" durchaus gerecht wird. Wer diese am eigenen Leib spüren möchte, sollte sich den nächsten Gig im "Sinkkasten" nicht entgehen lassen. Dort heißt es nämlich am Freitag, 7. August: "It's Party-Time!".

Anschließend wird sich die Band vorübergehend nach Südfrankreich "absetzen". Dort wollen sie allerdings nicht, wie einst die "Rolling Stones", der Steuer entrinnen - vielmehr soll dort die Wirkung des "Banana Beat" auf mediterranes Publikum erprobt werden. Und zwei Auftritte im schönen Nizza sind bereits "abgemachte Sache". GABOR PAPP

Wentz stößt auf Widerstand "Große Koalition" für die Markthalle

FRANKFURT A. M. Die noch vom früheren CDU-geführten Magistrat einst als wichtigstes städtebauliches Vorhaben angekündigte Verlegung der Großmarkthalle in ein "Frischezentrum" nach Fechenheim und der Bau von 1200 Wohnungen zwischen Main und Sonnemannstraße stößt im Stadtteil auf breite Ablehnung; auch die Römer-Grünen sind gegen die Verlagerung.

Selbst in der eigenen Partei stieß Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) auf Gegenwehr. Und zwar nicht nur bei den Ortsbeirats-Politikern, sondern auch in der Stadtverordneten-Fraktion der SPD. Wentz stützt sich dabei auf einen Beschluß, der noch vor dem rot-grünen Wahlsieg mit CDU-Mehrheit gefaßt worden war.

Der Widerstand gegen die Wentzpläne (sein Ziel war, mit privaten Investoren das Projekt zu verwirklichen) formierte sich schnell. Die Grünen im Römer, Stadtteilpolitiker von Grünen und SPD, das Bürgerforum Ostend und die Interessengemeinschaft Großmarkt (IGG) befürchten eine negative Entwicklung der Sozialstruktur im Stadtteil, überteuerte Mieten und den Verlust der marktlichen Vielfalt sowie zahlreicher Arbeitsplätze. Sie plädieren für eine Modernisierung am bisherigen Standort und den Bau von Wohnungen, die das Ostend nicht zu einem schicken Modeviertel mit unbezahlbaren Wohnungen werden lassen.

Wentz wollte sogar die Koalitionsvereinbarungen umgehen und das Projekt mit den Stimmen der CDU durchsetzen. Jetzt sieht es so aus, als sollte er am massiven Widerstand von allen Seiten scheitern.

Die Händler im Großmarkt sehen jedenfalls den Plänen des Politikers mit großer Sorge entgegen. Vor allem Kleinbetriebe könnten die höheren Mieten bei der geringen Gewinnspanne im Obst- und Gemüsegewerbe nicht verkraften: sie müßten aufhören. Betroffen wären dann auch die in den Stadtteilen beliebten Wochenmärkte, da sie von den Großmarkthändlern beliefert werden. Ein Stück Lebenskultur, meinen Vertreter der Zunft, ginge verloren. *jot

Die Händler plädieren für eine Sanierung der denkmalgeschützten Halle "40 bis 50 Millionen Mark wären tragbar"

FRANKFURT A. M. 90 Prozent der Händler sind in der Interessengemeinschaft Großmarkt (IGG) vertreten. "Und 90 Prozent der Mitglieder sind absolut gegen die Verlegung nach Fechenheim", erklärt Hans Kress, Vorstandsmitglied in der IGG. Besonderen Ärger verursachte ein Satz des Wentz-Referenten Michael Kummer, der gesagt haben soll, daß die Supermarktketten die Nachfrage nach Obst und Gemüse allein erledigen könnten.

Zustimmung findet in der IGG, die 200 Anbieter mit 2000 Arbeitsplätzen vertritt, ein vom Bürgerforum Ostend, Stadtteilpolitikern von SPD und Grünen sowie Händlern ausgearbeiteter Plan, der Erhaltung und Sanierung der Großmarkthalle und den Bau von bezahlbaren Wohnungen um das Gelände herum vorsieht. "Die Kosten von etwa 40 bis 50 Millionen Mark für eine Sanierung sind tragbar, die Händler würden sich an daran beteiligen, wenn die Stadt bereit ist, einen Teil beizusteuern" , sagt Jürgen Schröder, Vorsitzender der IGG. Sanierung hieße: eine neue Verkaufshalle für die Händler, Bau eines Parkdecks und Umwandlung der Gleisanschlüsse in Lkw-Rampen. Kress: "Mit der Bahn dauert der Transport fast doppelt so lang, das lohnt sich nicht." Was die Vertreter der IGG stört, ist die Tatsache, daß sich bisher nur die Fraktion der Grünen, - die eine Verlegung rundweg ablehnt und beteuert, der Magistrat werde dies nie beschließen - an Ort und Stelle informiert hat. "Planungsdezernent Wentz jedoch tauchte erst einmal um 11 Uhr auf, als die Halle leer war. Herr Wentz ist der einzige, der dieses Projekt durchsetzen will; alle anderen haben abgewunken", meint Schröder ironisch.

Der IGG-Vorsitzende hofft dennoch auf das in wenigen Wochen geplante Gespräch mit dem Dezernenten. "Wir wollen und werden alles daransetzen, daß der Magistrat den Grundsatzbeschluß zurücknimmt." *jot

Menschen aus dem Stadtteil: Der "Kuhwald-Bürgermeister" Max Pazian 80 Jahre alt und doch kein "Alter"

KUHWALD. Blühende Sträucher, gepflegte Grünflächen, streng angeordnete, dreistöckige Mietshäuser, Topfpflanzen schmücken die Balkons. Tiefe Ruhe, nur zwei Minuten von Autobahn und Messe entfernt. Hier wohnt der "Bürgermeister vom Kuhwald": Max Pazian.

Doch der samstägliche Schein trügt, denn an Arbeitstagen geht der Lärm um fünf Uhr los. Dann müssen Pazian und seine Frau, die sich bitter über den Geräuschpegel beklagt, sogar im Sommer die Fenster schließen. "Aber wir haben uns daran gewöhnt", sagt der kregele Senior.

Vor kurzem feierte Max Pazian seinen 80. Geburtstag - lebensfroh wie ehedem. Energisch verbittet er sich, als "Alter" bezeichnet zu werden. "Alt sind viele Menschen bereits mit 40 Jahren, andere strotzen auch in hohen Jahren vor Kraft." In Breslau, dem heutigen Wroclaw (Polen), ist Max Pazian 1912 geboren worden. Nach Abitur und drei Semester Jura-Studium meldete er sich 1934 freiwillig als Offiziersanwärter bei der Reichswehr. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit während der Wirtschaftskrise hatte ein Bekannter den Beruf Soldat empfohlen. Der Tip bewahrte Pazian später "glücklicherweise" vor dem Zwang, in die NSDAP eintreten zu müssen.

Um ein wenig Taschengeld hinzuzuverdienen, gab Pazian Nachhilfestunden. Sein Schüler war zufällig der Sohn des Breslauer Bahnhofsvorstehers, und dieser vermittelte ihm nach drei Jahren Arbeit als Zugleiter (Supernumerar) bei der Eisenbahn, der er bis zur Pensionierung im Jahr 1977 treu blieb.

"Eigentlich hätte mich die Bahn nie akzeptiert können, denn es gab eine Vorschrift, nach der nur Söhne von Eisenbahnern diesen Beruf wählen durften", erzählt Pazian. Er arbeitete zuerst im zweitgrößten Breslauer Bahnhof, später in Chaleroi (Belgien) und Lüttich. Im Krieg schickte ihn die Direktion nach Fastow nahe Kiew.

Dort blieb er bis zum Rückzug der deutschen Truppen, wurde kurz vor Kriegsende zur Wehrmacht einberufen und bald verletzt. Den Kontakt zu seiner Frau, die er im Oktober 1944 geheiratet hatte, hatte er währenddessen verloren. Erst Ende 1945 fand die Familie wieder zusammen. Max Pazian kam kurze Zeit später in einem Mansardenstübchen in Neufahrn unter, bezog dann ein möbliertes Zimmmer in Sachsenhausen, lebte für kurze Zeit in Frankfurt, gelangte schließlich mit seiner Familie nach Stuttgart - und lebte dort bis 1954. Dann half ihm ein ehemaliger Bekannter aus Fastower Zeiten dem Schichtdienst zu entfliehen und eine geregelte Arbeitszeit in Frankfurt zu bekommen. So kam Max Pazian zum zweiten Mal in die Stadt - und blieb in der Kuhwaldsiedlung. Pazian erinnert sich gerne: "Damals liefen noch die Hasen über das angrenzende Feld, die Siedlung lag mitten in einem Kuhwald, ganz in der Nähe des heute dort angesiedelten Battelle-Instituts."

Seine politische Laufbahn hatte Max Pazian spät begonnen. Zwar trat er 1956 in die CDU ein, aber erst als 1977 ein Kandidat für den Posten des Stadtbezirksvorstehers im Kuhwald gesucht wurde, ließ Pazian sich überreden - und kämpfte für den Stadtteil mit kantigem Stehvermögen bis 1989. Zusätzlich zog er 1978 in den Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) ein, von 1981 bis 1985 leitete er den Beirat.

Parteipolitk stand und steht für Pazian nach eigenen Worten nicht im Vordergrund. Pazian: "Ich will den Menschen dienen und ihnen helfen. Daran habe ich immer Freude gehabt." Hauptaufgabe sei es, erklärt der rüstige Senior, die Verbindung zwischen den Bürgern und der Stadtverwaltung herzustellen. "Ein persönlicher Kontakt kann oft mehr ausrichten als zehn bis 20 Schreiben." Pazian stand auch bei Unternehmen und Institutionen oft mit Forderungen vor der Tür, bei der Messeleitung ist er ein bekannter Mann.

Die Bewohner der Kuhwaldsiedlung wenden sich auch heute noch gerne an den ehemaligen Stadtbezirks- und Ortsvorsteher, wenn er durch die Straßen spaziert. Ein Schulmeister, der den Stadtteilpolitikern über den Rükken schaut, will er zwar nicht sein, aber Kritik an seinen Nachfolgern äußert er dennoch. So ganz kann sich Max Pazian eben doch nicht heraushalten, noch immer entwickelt er Ideen und setzt sich für "seinen" Kuhwald ein. Pazian: "Denn es gibt noch viel zu tun." Jürgen Otten

Vor allem die Kleinen fürchten um ihre Existenz: Rund um die Großmarkthalle stehen die Zeichen auf Sturm "Den zweiten Schlachthof brauchen wir hier nicht" Mittelständler rechnen bei Umzug mit höheren Mieten

FRANKFURT A. M. Großes Gedränge herrscht auf dem Parkplatz, Gemüse- und Obstkisten werden auf Gabelstaplern umhergefahren, verstreut liegen Reste einer Ladung herum, ein Transporter biegt auf das Gelände ein, die ersten Sonnenstrahlen lugen hinter den Fassaden hervor und werfen einen zarten Glanz auf die Dächer. 6.30 Uhr, früher Morgen: für Händler, Zulieferer und Einkäufer ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag auf dem Gelände der Großmarkthalle in der Sonnemannstraße.

Doch der Schein trügt. Viele der Händler sind verunsichert und sauer: Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), die städtischen Marktbetriebe und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler bilden die Angriffspunkte.

Seit Monaten sorgt hier der Plan des Magistrats, die Großmarkthalle zu verlegen, für Unruhe. Als neuer Standort ist ein Gelände in der Carl-Benz-Straße in Fechenheim avisiert. Dort soll ein "Frischezentrum" entstehen, um dem Projekt "Wohnen am Fluß" im Ostend Platz zu machen.

"Wenn die Kosten im Rahmen bleiben, habe ich nichts dagegen", sagt einer, der hier seit Jahren einen festen Stand hat. Er begründet dies mit der schlechten Logistik, dem miserablen Zustand der sanitären Anlagen und der unzureichenden Organisation des Vertriebs durch die städtischen Marktbetriebe. "Zustände wie nach dem Krieg" seien das hier, klagt er, es gebe kein fließendes Wasser und keinen Strom und fügt hinzu: "Wenn die Stadt nur Geld verlangt, kann sie keine Liebe erwarten." Pech für den Händler: Sein Stand liegt vor der Großmarkthalle: Wenn es regnet oder im Winter kalt ist, sind die Arbeitsbedingungen denkbar schlecht.

Mit seiner Abneigung gegen die Großmarkthalle steht der Unternehmer freilich fast alleine. Die meisten Händler und Erzeuger, vor allem die "Kleinen", haben eindeutig einen Schuldigen ausgemacht: Planungsdezernent Martin Wentz (SPD). "Die Hälfte aller mittelständischen Betriebe muß bei einem Umzug nach Fechenheim dichtmachen", weil die erhöhten Mietkosten - und davon sind alle hier überzeugt - nicht mehr zu begleichen sind. Ein Bauer schimpft in breitem Dialekt: "Der Mittelstand fliegt zum Fenster raus." Ein anderer pflichtet ihm bei: "Seit Jahrzehnten haben die Herren Politiker die Sanierung hier verschlafen, aber eins ist sicher wie das Amen in der Kirche: das Frischezentrum kriegt er (Wentz) da nicht hin."

Wut steht in vielen Gesichtern, wenn die Rede auf die Politiker kommt. "Lauter Phantasten", schimpft ein Gartenbauer. Um ihn herum bildet sich eine Gruppe. "Die" haben keine Ahnung von der freien Marktwirtschaft, ist man sich an seinem Stand einig. "Die reden von sozial, tun aber nichts und haben gar kein Geld", meint ein anderer verächtlich, "du mußt christlich tun und heidnisch sein, dann bist du so wie die." Es sei schon jetzt für viele Einkäufer schwierig, ihre Waren zu besorgen. Für Obst und Gemüse müssen sie hierherkommen, um andere Produkte zu bekommen, in andere Stadtteile. Fisch hier, Fleisch da, Gemüse dort. Das sei anderen Städten wesentlich besser organisiert, meinen die Händler.

Eine Frau, die an der Ecke eine winzige Fläche zum Verkauf von Petersilie hat, beklagt sich über die hohe Miete. Sie muß für ihren kleinen Stellplatz 300 Mark im Monat bezahlen. Ein Kollege kommt hinzu. "Wenn wir umziehen müssen, kann das keiner mehr bezahlen. Die Politiker haben den Schlachthof schon totsaniert, und jetzt wollen sie das gleiche hier tun. Das ist eben das Staatliche", verkündet er lautstark.

Einigkeit herrscht zwischen den Händlern darüber, daß die Politiker versagt haben. Ob aber eine Privatisierung nützlich oder gefährlich wäre, beurteilen sie verschieden. Kurt Strentz, seit 22 Jahren in der Großmarkthalle als Händler zu Hause und Sprecher der Interessengemeinschaft Großmarkt, meint: "Privatisierung zieht auf jeden Fall höhere Mieten nach sich, ein Großteil der Händler kann da nicht mithalten. Wir haben hier langfristig investiert, in Kühlhäuser, kleine Büros und anderes."

Ein Umzug in das Frischezentrum würde eine neuerliche Verschuldung nach sich ziehen und sei deshalb unpraktikabel. "Man muß unterscheiden zwischen politischer Entscheidung und der Realität", sagt er an die Adresse des Planungsdezernenten Wentz. Es bestünde die Gefahr, daß bei Verlegung des Standortes ein Kartell die Macht übernehme und die Preise diktiere. Strentz hat keine Angst davor, er führt einen größeren Betrieb, aber die Kleinen, so betont er, würden kapitulieren.

Die Großmarkthalle, 1928 errichtet, ist die größte freitragende Halle Europas. Die Struktur ist gewachsen, einige der Händler sind seit Beginn hier.

So wie Käthe Bunn, die von ihrem Büro aus das morgendliche Geschäftstreiben beobachtet. Auf die Pläne des Dezernenten angesprochen, holt sie tief aus: "Das ist eine bodenlose Frechheit sondergleichen. Das funktioniert doch gut hier, einen zweiten Schlachthof brauchen wir nicht." Damit spielt sie wie viele andere auf das Hickhack um die Schlachthofpläne an.

Die Idee mit den Wohnungen auf der Südmole findet Käthe Bunn "ja ganz gut", aber die Großmarkthalle muß bleiben. Außerdem steht die unter Denkmalschutz. *JÜRGEN OTTEN

Sommerfest mit Kaffee VdK Praunheim / Römerstadt feierte schönes Grillfest

FRANKFURT-NORDWEST. Genießerisch trank die alte Dame ihren Kaffee aus und ließ sich gleich noch einmal nachschenken. Wenn es das anregende Gebräu nicht schon gäbe, müßte es erfunden werden, befand sie und zwinkerte schelmisch ihrer Nachbarin zu. Kaffee mache sie immer so nervös, erwiderte diese und wurde prompt zurechtgewiesen: "Quatsch, nur andere Leute machen mich nervös. Kaffee beruhigt." Punktum.

Die überzeugte Anhängerin des Bohnengetränkes ist 82 Jahre alt und hört auf den ungewöhnlichen Namen Frücht Regenfledis. Frücht war der Nachname ihres Mannes, der aus dem Krieg nicht "Früchtchen" schwärmte mehr wiedergekommen ist. Seitdem, seit 1948, ist sie Mitglied im Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner Deutschlands, kurz VdK genannt. Und ihren Kaffee trinkt sie am liebsten in Gesellschaft von den Freunden und Bekannten, die sie in der VdK- Ortsgruppe Praunheim / Römerstadt kennengelernt hat.

Auf dem Grill-Sommerfest, das die Ortsgruppe im Seniorentreff in der Heinrich-Lübke-Straße feierte, schwärmte Frücht Regenfledis, die von ihren Freundinnen liebevoll "Früchtchen" genannt wird, nicht nur vom Kaffee. Auch auf den VdK ließ sie nichts kommen. Damals, als sie noch am Niederrhein lebte, half ihr der Verband, als es Schwierigkeiten mit der Rente gab. Und als sie vor über 20 Jahren nach Rödelheim umzog, war der VdK Praunheim / Römerstadt für sie da und regelte "den ganzen Papierkram". Ihre Sitznachbarin Elfriede Bolz nickte zustimmend: "Wir sind hier eine echte Gemeinschaft."

Heinrich Kraus, Vorsitzender der Ortsgruppe, ist für die Leute Ansprechpartner und Beratungsstelle zugleich. Jeden Dienstag ist er in seiner Sprechstunde für die Mitglieder da und hat ein offenes Ohr für deren Probleme. Neben persönlicher "Seelsorge" kümmert er sich um ganz praktische Dinge, stellt Anträge auf Wohngeld oder zur Gebührenbefreiung. 177 Mitglieder zählt der Ortsverband.

Eine zentrale Rolle spielt auch die Geselligkeit. Das Sommerfest war bereits die vierte Veranstaltung des VdK Praunheim / Römerstadt in diesem Jahr. Im Januar wurde Karneval gefeiert, dann stand die Jahreshauptversammlung auf dem Programm und im Mai reiste eine Gruppe von 45 Leuten fünf Tage durch Tirol - "ein herrliches Erlebnis", erinnerte sich "Früchtchen" Regenfledis. Das Sommerfest selbst hat mittlerweile Tradition: Das erste Mal wurde 1988 anläßlich des 40jährigen Bestehens der Ortsgruppe Praunheim / Römerstadt gefeiert, seitdem ist es ein fester Bestandteil im Veranstaltungskalender des VdK.

Der nächste Termin steht auch schon fest: Am 19. September startet der Verband gemeinsam mit der Ortsgruppe des Reichsbundes zu einer Tagesfahrt in den Westerwald. *rea

Im übrigen gibt es mir zu denken . . .

Es ist schon erstaunlich, in welcher Weise eine solche Zuschrift (FR / FRA vom 6. 6. 1992 "Alles Lüge und Diffamierung des Erneuerungsprozesses in Sachsen und in Leipzig") zurechtgemacht wird. Da wird ein Satz zitiert, den ich im Gespräch mit dem Verfasser etwa in dieser Weise gesagt habe. Aber er wird in einen völlig anderen Zusammenhang hineingestellt und so um seinen Sinn gebracht. Herr Dr. Ulrich Pongs hat mich am Rande einer Lehrveranstaltung in den Räumen der Theologischen Fakultät in Leipzig nach meiner Meinung im Blick auf die gegenwärtige Theologische Fakultät gefragt. Ich habe hier bewußt keine Antwort geben wollen, sondern ihn an die Kollegen der Fakultät selbst verweisen wollen. In diesem Sinn ist mein Satz gemeint gewesen, daß über alles, was die Fakultät betrifft, jeder in dieser Institution besser Bescheid weiß als ich. Ich habe dagegen angeboten, ihm über die Kirchliche Hochschule Auskunft zu geben, deren Rektor ich bin. Das in dem Leserbrief erfolgte Arrangement meines Satzes unterstellt, daß alle kühnen Thesen des Verfassers sowohl von mir als auch von den Professoren der Theologischen Fakultät Leipzig eigentlich bejaht und nur nicht zugegeben werden. Ich möchte einen solchen Mißbrauch meiner Äußerung entschieden zurückweisen. Der Verfasser hat den Nachweis seiner Behauptung selbst zu bringen. Er kann sich dabei keinesfalls auf mich berufen.

Im übrigen gibt es mir zu denken, wenn in einer solchen Weise mit meiner Äußerung umgegangen wird, wie viele von den Behauptungen des Verfassers für bare Münze zu nehmen sind.

Prof. Dr. Wolfgang Ratzmann, Rektor der Kirchlichen Hochschule Leipzig

Die richtigen technischen Lösungkonzepte müssen noch erarbeitet werden Das Verhältnis von Umweltbewegung und ökologisch orientierter Wissenschaft / Ein Beitrag des Frankfurter Technikforschers Thomas Kluge

In den letzten 20 Jahren hat die Ökologiebewegung durchaus Erfolge erzielt: Die staatlichen Administrationen arbeiten problemspezifischer und formulieren umwelttechnisch ausgerichtete Lösungsoptionen, auch die Industrie hat in vielen Bereichen mit Innovationen reagiert. Parallel hat sich ein neuer Typ von Experten und Expertinnen herausgebildet: ehemalige Bürgerinitiativler, kritische Wissenschaftler und Laienexperten haben den Gang durch die Institutionen angetreten und treffen inzwischen als Minister, Manager und Gegenexperten wieder aufeinander und auf die alten (und neuen) ökologischen Aktivisten vor Ort. Zweifellos war der "Marsch durch die Institutionen" ein Erfolg - er zeigt aber auch eine grundlegende Veränderung im Verhältnis von Staat, Industrie und Wissenschaft an.

Die von Edgar Gärtner eröffnete Debatte über die Strategie der Ökologiebewegung versucht, diese faktisch längst eingetretene Situation analytisch nachzuvollziehen, daher die Zentralfiguren der Debatte: der Verlust der alten "Radikalität" und ein verändertes Verhältnis von Kooperation und Konfrontation.

Die Schwäche liegt nun genau darin, daß die Debatte im wesentlichen in diesem Nachvollzug "stehenbleibt", es wird darin kaum zum Thema gemacht, wie sich die Akteure und die ökologischen Problemlagen verändert haben - vor allem, wie sich die Wahrnehmung und Bewertung von Umweltproblemen in den letzten Jahren verwissenschaftlicht hat. Edgar Gärtners Schlußfolgerung, es bedürfe vorrangig eines klugen Ökomarketings, ist vor diesem Hintergrund grundlegend falsch. Denn das setzt voraus, daß die naturwissenschaftlich-technischen Lösungskonzepte längst vorhanden sind - die Mängel ihrer Durchsetzung lägen nur im Bereich des Sozialen und des Politischen, vor allem im Fehlen entsprechender Verkaufsstrategien und Kommunikationskonzepte. Doch die traditionelle Sphäreneinteilung von naturwissenschaftlich-technischen Optionen auf der einen und dem klassischen Bereich des Politischen und Sozialen auf der anderen Seite funktioniert nicht mehr.

Die Akteure und Probleme verändern sich mit den Erfolgen der ökologischen Intervention: Vermeintliche Erfolge der Umweltpolitik und -technik können zur Ursache neuer Gefährdungen werden. Daher sind Netzwerke sozial-ökologischer Allianzen zu fordern, die entlang unterschiedlicher Problemkonstellationen, wie Energie, Müll, Wasser, Gentechnologie usw., selbstkritisch die Ergebnisse ihrer Interventionen im Blick behalten. Dies ist etwas ganz anderes als "Ökomarketing". Diesen Zusammenhang will ich an einem der wichtigsten Umweltbereiche, dem des Wassers, kurz erläutern:

Im vereinten Deutschland scheint eine neue Umweltsituation entstanden: Elbe, Saale und Schwarze Elster zeigen Schadbilder, die wir im Westen aus den 60er und 70er Jahren nur zu gut von Rhein, Weser und Neckar kennen. Unsere Westflüsse dagegen sind nicht mehr die alten Industriekloaken, sondern haben sich gemausert: Bestimmte Schwermetallgruppen fehlen, manche ganz, andere nur teilweise - es steht besser mit dem Sauerstoff und mit der Reduktion gewisser Nährstofffrachten. Doch im Gesamtfrachtvergleich - das darf man nicht vergessen - ist der Rhein gegenüber der Elbe immer noch der schmutzigere Fluß.

Die Verbesserungen sind nicht primär auf neue Produktionsverfahren zurückzuführen, sondern eher auf die im Westen obligatorische Klärtechnologie. Diese hat selbst (technische) Grenzen: In der BRD werden jährlich zirka 100 000 chemische Verbindungen hergestellt, und als wasserrelevant werden 129 Stoffe klassifiziert. Nur für die letzteren, sogenannten "wassergefährdenden Stoffe" ist in der Abwasserbehandlung der sogenannte "Stand der Technik" vorgeschrieben. Auch in "sauberen" Westflüssen sind also noch immer eine Unzahl von Verbindungen ent- halten, über deren Wirkungen, Synergismen und Analytiken wir nichts wissen.

Die toxischen Schadstoffe werden als Klärschlamm konzentriert oder thermisch behandelt. Die verglasten Schlakken landen dann in den Aufschüttungen der Ortsumgehungsstraßen, oder die Klärschlammberge wachsen und damit auch der Druck zum Klärschlamm- und Müll-Export. Wird der Klärschlamm auf die Felder ausgebracht, wirkt er wie Sonderabfall und landet über kurz oder lang im Grundwasser, die thermische Behandlung des Klärschlamms bringt dagegen nicht nur Probleme der Atmosphärenaufheizung mit sich, sondern auch unbekannte toxische Stoffe für die Atmosphäre und langfristige Probleme bei der Schlackenzersetzung - wenn auch vielleicht erst in einigen Jahrhunderten. Die "end-of-pipe-Technologie" bedeutet erst einmal Zeitgewinn, aber keine Lösung: Die Schadstoffe werden in Raum und Zeit verlagert. Vergleichbares spielt sich auf allen anderen Feldern der Umweltpolitik ab, zum Beispiel beim Grundwasserschutz. Die Sanierung des verunreinigten Grundwassers unterbleibt, wird räumlich verlagert oder technisch umgangen, etwa durch "Aufmischung" mit sauberem Fernwasser oder Tiefengrundwasser.

Eine Umweltverträglichkeitsprüfung der Umweltpolitik steht immer noch aus. Umwelttechnologien bedeuten immer Eingriffe in komplexe Systemgeschehen und sozial-ökologische Krisendynamiken, ihre Folgen können durchaus gravierender sein als die Anfangsvoraussetzungen, in die sie intervenierten. Industrie und staatliche Umweltpolitik gehen also durchaus auf ökologische Forderungen ein, aber daraus erwachsen neuartige Folgeprobleme. Zu deren Verhinderung müßte eine Ökologiebewegung "auf der Höhe der Zeit" im Stande sein, zumindest etwas über erwünschte Stoffeigenschaften zu wissen, das heißt, Wissen so zusammenzutragen, daß die industriegesellschaftliche Stoffpolitik wieder einer gesellschaftlichen Bewertung zugänglich wird. Die ökologische Kritik muß dann auch in der Lage sein, Sicherheitserfordernisse für Industrieprodukte so formulieren zu können, daß sie innerhalb der Industrie und in der Rechtsprechung Gehör finden. Mit systemradikalen Contra- Forderungen alleine ist der Industrie bei der Gestaltung nur im Ausnahmefall (zum Beispiel DDT) geholfen.

Wohin führt die Reise? Die chemische Industrie sagt, sie wolle Produktverantwortung übernehmen. Sie will Energie und Rohstoff sparen und sich an die notwendigen Umwelterfordernisse anpassen. Solche Kriterien der ökologischen Modernisierung dienen nicht nur der Effizienzsteigerung des industriellen Produktionsprozesses, sondern enthalten zum Teil auch Lernprozesse als Reaktion auf Kritikpunkte der Ökologiebewegung. Es fehlt der Ökologiebewegung aber gegenwärtig an organisiertem Handwerkszeug, auf dieser nun elaborierteren Ebene weiterhin kritikfähig zu bleiben. In dieser Schwierigkeit sehe ich im Moment das Innehalten, die Schwäche und Ratlosigkeit auf der einen bzw. den Realpragmatismus auf der anderen Seite begründet. Diese Schwierigkeiten haben mit der ambivalenten Rolle von Wissenschaft in der ökologischen Krise zu tun. Zum einen können wir nur mittels Wissenschaft die Gefährdung unserer Umwelt wahrnehmen. Andererseits ist der wissenschaftlich-technische Komplex aber selbst auch Ursache ökologischer Krisenzusammenhänge. Wenn dann wissenschaftlich-technische Interventionen zugleich die entscheidenden Modelle für deren Lösung und Überwindung liefern sollen, erinnert das fatal an Münchhausens Wunsch, sich selbst am Zopf aus dem Sumpf zu ziehen.

Nur wenn es gelingt, in der selbstkritischen Vergewisserung dieser Ambivalenz den Gehalt der technologischen Lösungspotentiale herauszuschälen und diese zur gesellschaftlichen Debatte zu stellen, werden wir auch wieder zu gesellschaftlich legitimierten und politisch gewollten Lösungen und das heißt vor allem zu Gestaltungsalternativen kommen. Dies erfordert nicht nur ein neues Produktverständnis, sondern auch einen Begriff von gesellschaftlicher Entwicklung, der mit den gegenwärtigen Wachstumsvorstellungen bricht. Dies wird nur durch eine intelligente Kombination neuer Technologien, anderer gesellschaftlicher Praktiken und ökologisch aufgeklärter Konsummuster gelingen.

Die Abkehr von der bisherigen Praxis der Ressourcenverschwendung bei Wasser, Luft, Energie und anderen Rohstoffen durch die Industrie wäre ein Anfang, der nicht nur verantwortliches Handeln des Industriemanagements und der Politik erfordert, sondern soziale Phantasie und Interventionen auf allen Ebenen der Gesellschaft, die über diesen Anfang hinauszuweisen in der Lage sind. Eine Strategiedebatte, die sich dieser Herausforderung nicht stellt, hat verloren, noch ehe sie richtig in Gang gekommen ist.

Der Jurist und Technikforscher Thomas Kluge arbeitet am Frankfurter Institut für Sozial-Ökologische Forschung.

Kurzweilige Sommerferien in der "Cantate Domino" Überwiegend deutsche Kinder haben das Spielangebot der evangelischen Gemeinde in der Nordweststadt genutzt

FRANKFURT-NORDWEST. Die Sommerferien unterbrechen den öden Schulalltag: Sechs Wochen ohne Stundenplan und ohne Wecker. Doch was tun mit der vielen Zeit - vor allem, wenn Eltern weiterhin arbeiten gehen und der nächste Urlaub im Herbst oder Winter ansteht? "Ferienspiele" ist die Zauberformel.

Die zwei hauptamtlichen Pädagoginnen des Kinderklubs "cantate domino", Ulrike Eitel und Sabine Klinkmüller, boten den Kleinen aus der Nordweststadt ein buntes Freizeitprogramm an.

"Die erste Woche war ein magerer Anfang unserer Ferienspiele", zieht Ulrike Eitel Bilanz. Zwölf bis 20 Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren kamen in den Kinderklub der evangelischen Gemeinde Cantate Domino. Ab der zweiten Woche war der Kinderklub besser besucht. Aufgefallen sei, daß hauptsächlich deutsche Kinder teilgenommen hätten. Denn viele "türkische und marokkanische Familien fahren während der Sommerferien in ihre Heimatländer", sagt die Pädagogin.

Auch Kinder aus Heddernheim fanden sich in der Nordweststädter Kirche ein. Denn wenn es vor der Haustür kein Programm gibt, "wandern die Kinder und Jugendlichen schon einmal in den nächsten Stadtteil ab".

Mangels Interesse wurde die geplante viertägige Zelt-Freizeit am Nieder-Mooser Teich abgesagt und das Ferienprogramm spontan verlängert. Das zusätzliche Angebot orientierte sich an den Erfahrungen der Vorwoche: die Kinder wollten vor allem ins Schwimmbad, basteln und gemeinsam kochen.

Auftakt der Veranstaltungsreihe war eine Karton-Aktion in der Holzwerkstatt: Kinder haben ihre eigenen Wege, sich kennenzulernen. Der eine baute einen Kiosk, der andere eine U-Bahn aus Kartons - ab ging's in eine Phantasiewelt. Außerdem wurden T-Shirts bemalt und Buttons gedruckt. Zwölf Kinder rasten bei einer Stadtteilrallye durch die Nordweststadt. Die Gewinner erhielten eine Mao-Kappe, die sie dann jeweils bemalen konnten. Eine Gruppe von zehn Kindern fuhr in den Opel-Zoo. Die geplante Fahrradtour ins Grüne mußte allerdings abgeblasen werden, weil die meisten Schüler nur über kaputte Drahtesel verfügten.

Jugendhäuser sind oftmals Jungenhäuser: diese Erfahrung machten auch die Pädagoginnen Eitel und Klinkmüller. Deshalb bietet der Kinderklub "cantate domino" montags von 15 bis 18 Uhr und freitags von 14 bis 17 Uhr einen Mädchen-Treff an. Die Sechs- bis 13jährigen kommen zum Spielen, Basteln, Tanzen und Theaterspielen.

"Mittlerweile haben wir eine verbindliche Mädchengruppe", sagt Ulrike Eitel. Und in Planung ist eine weiblich besetzte Theatergruppe. Während des Ferienprogramms sind die Besucherinnen des Kinderklubs ins Schwimmbad gefahren oder waren Minigolf spielen.

Träger der Einrichtung ist die evangelische Kirchengemeinde Cantate Domino, die gemeinsam mit der Stadt die Kinder- und Jugendarbeit finanziert. 1991 erhielt der Kinder- und Jugendklub jeweils 72 000 Mark Zuschuß. Ulrike Eitel: "Ein Drittel der Kosten wird aus Eigenmitteln abgedeckt." Zu den Arbeitsschwerpunkten gehört nicht nur der Freizeitbereich.

Wichtige Angebote sind die Hausaufgabenhilfe (montags bis donnerstags von 13 bis 16 Uhr), Unterstützung bei Schwierigkeiten mit Eltern oder in der Schule, Lehrstellensuche und Lebensplanung für Jugendliche. Das Motto des Klubs lautet: "Gemeinsam können wir Probleme besser lösen." *tin

Mit der Yucca zum Arzt "Blumendoktor" Gert Fickert macht auch Hausbesuche

FRANKFURT A. M. Wer kennt das nicht: Überfüllte Wartezimmer, unfreundliche Sprechstundenhilfen und dann die hastige Schnelluntersuchung durch den gestreßten Arzt. Anders bei "Pflanzendoktor" Gert Fickert: Seine "Praxis" ist ein wunderschönes Gewächshaus im Bethmannpark zwischen Friedberger Landstraße, Anlagenring und unterer Berger Straße, er fragt nicht nach Krankenscheinen, und die Behandlung ist sowieso kostenlos. Seine Patienten - Gummibäume mit schwarzen Flecken, Yuccapalmen, die ihre Blätter verlieren und verlauste Kakteen - werden alle ohne Ausnahme von Fickert liebevoll behandelt. Auch für die oft aufgeregten und zum Teil sogar verzweifelten Besitzer der erkrankten Grünlinge hat der "Blumendoktor" immer ein offenes Ohr. In seinen täglichen Sprechstunden zwischen 10 und 12 Uhr steht Fickert den "Pflanzeneltern" mit Rat und Tat zur Seite. Der Gärtnermeister übernahm 1985 das Amt des "Pflanzenratgebers" der Stadt Frankfurt von seinem Vorgänger, Obergärtnermeister Hans Guhn, der seit den Anfängen im Jahre 1953 kranke Zimmerpflanzen versorgte. Damals noch eine bundesweit einmalige Einrichtung, gibt es inzwischen auch in anderen Städten ähnliche Beratungsstellen. Der "Pflanzendoktor" ist bei den Frankfurtern sehr beliebt. "Egal, ob alte oder junge Leute, Schüler, Studenten oder Berufstätige, alle kommen zu mir", erzählt Fickert stolz. Einige bringen nur ein Blatt oder einen kleinen Zweig der erkrankten Pflanze, andere schleppen gleich den riesigen Gummibaum zur Sprechstunde.

Die Diagnose ist dann meist schnell gestellt. Seine wichtigsten Instrumente dabei sind eine Gartenschere, ein kleiner Blumenspaten, ein Steckholz und eine Lupe. Häufigste Krankheitsursache sind abgefaulte Wurzeln. "Die Leute meinen es einfach zu gut mit ihren Schützlingen, sie gießen sie vor lauter Liebe halbtot", erklärt Fickert das Phänomen. Seinen meisten Patienten kann schnell geholfen werden: Mit wertvollen Ratschlägen für die ambulante Pflege versehen, kann ein Großteil der "Kranken" gleich wieder entlassen werden. Nur in absoluten "Notfällen" werden die Grünlinge auch "stationär" aufgenommen.

Gert Fickert verrichtet seine Arbeit mit soviel Enthusiasmus, daß er sogar nach Feierabend noch "Hausbesuche" macht. Dann erkundigt er sich vor Ort nach dem Wohlergehen seiner Patienten und gibt auch mal Tips zur Bepflanzung des Balkons oder des Vorgartens.

Der "Pflanzendoktor" ist ein gefragter Mann, deswegen hält Fickert auch Vorträge in der Volkshochschule und in den zahlreichen Altenclubs Frankfurts. Da können ihn dann die Pflanzenliebhaber ganz genau nach Schnittmaßnahmen, Umtopftechniken, Krankheiten und Pflege fragen.

Wer nicht zu den Sprechstunden im Bethmannpark kommen kann, erreicht den "Blumendoktor" nachmittags von 13 bis 15 Uhr und mittwochs von 13 bis 18 Uhr auch am "Grünen Telefon" unter der Rufnummer 43 4 201.

Allerdings hält der Blumenexperte Fikkert nicht viel von Ferndiagnosen: "Denn da werden Pflanzentypen und Krankheitsbilder doch oftmals recht schwammig beschrieben." aar

Nachts unterm Kirchturm Sankt Mauritius beendete Ferienspiele mit Zeltlager

SCHWANHEIM. "Weiter nach links, stop, höher, vorsicht mit der Stange, halt - verkehrtrum." Hektischer Betrieb auf dem Gelände der Sankt Mauritius-Gemeinde: 30 Kinder sind damit beschäftigt, ein halbes Dutzend Zelte aufzustellen. Die Kleinen wuseln unter den Zeltplanen hin und her, Häringe werden mehr oder weniger fachmännisch eingeschlagen, Schnüre werden gespannt. Nach gut einer Stunde intensiver Arbeit stehen die Sechs-Mann-Zelte im Halbkreis zu Füßen des Kirchturms. "Glück gehabt, dahinten kommen dunkle Wolken", meint einer der jungen Camper.

Für die Kinder ist es nicht irgendeine Nacht unter freiem Himmel. Es handelt sich um die Abschlußnacht der Ferienspiele der Mauritiusgemeinde. Eine Woche lang haben sich die 30 Teilnehmer zum Thema "Leben auf dem Bauernhof" einiges einfallen lassen. Inspiriert durch das Bilderbuch "Mullewapp" von Helme Heine entstand im Gemeindesaal ein Bauernhof mit allen Schikanen. Wer in die Landidylle gelangen wollte, mußte zuerst einen See durchqueren, um dann durch einen Schweinestall zu gehen, vorbei am Mäusenest ging es zu den Hühnern. Etwas abseits stand lebensgroß die Kuh Elsa mit Gipsbein. "Die ist vor der Kirche über die Straße gegangen, ohne den Zebrastreifen zu benutzen", erklärt Gemeindeassistentin Ute Schüßler. "Seitdem gehen alle Kinder immer schön brav über den Zebrastreifen hierher."

Die ganze Woche waren die Sechs- bis Zehnjährigen damit beschäftigt, das Buch "Mullewapp" in die Realität umzusetzen und weiterzuspinnen. Bevor es jedoch ans Basteln ging, lasen die Betreuer jeden Morgen ein Abenteuer von Jonny Mauser der Maus, dem dicken Schwein Waldemar und Franz von Hahn vor. "Eigentlich hatten wir vor, einen richtigen Bauernhof zu besichtigen. Da aber viele Kinder allergisch gegen Tierhaare sind, haben wir uns mit einem Kurzbesuch im Kobelt-Zoo zufrieden gegeben", erzählt Ute Schüßler.

Höhepunkt der Ferienspiele war die Aufführung eines eigenen Mullewapp-Abenteuers nach dem Gottesdienst. Eigens gebastelte Kostüme verwandelten die Jungen und Mädchen in Mäuse und Schweine. "Was da vorgeführt wurde, war bis zum Schluß ein großes Geheimnis der einzelnen Gruppen geblieben", berichtet die Gemeindeassistentin.

Auch wenn die Ferienspiele rundum erfolgreich waren, ganz zufrieden ist Ute Schüßler nicht. "Leider haben wir mit acht Leuten viel zu wenig Betreuer. Die Nachfrage für die Spiele ist so groß, daß die Eltern schon morgens um sieben bei uns anstehen, um ihre Kinder anzumelden. Ohne Probleme könnten wir 40 und mehr Teilnehmer aufnehmen, wenn zusätzliches Personal da wäre", klagt die Mitorganisatorin. "Für einen ehrenamtlichen Job sind Leute mit ein wenig pädagogischer Erfahrung schwer zu kriegen. Es macht zwar eine Menge Spaß mit den Kindern zu arbeiten, ist aber auch ganz schön anstrengend", sagt Ute Schüßler und schielt auf ihr Zelt. "Das wird eine kurze Nacht." hen

Eine neue Dimension europäischer Forschung im All In wenigen Tagen soll die wiederverwendbare "Eureca"-Raumplattform aus der Ladeluke des US-Shuttle "Atlantis" starten

In wenigen Tagen wird eine der interessantesten Missionen des amerikanischen Raumtransporters "Atlantis" in diesem Jahr gestartet. Zwei in Europa gebaute Nutzlasten sollen von Astronauten in den Erdorbit ausgesetzt werden: die Wissenschafts-Plattform Eureca (European Retrievable Carrier) und ein Fessel- Satellit, der nur zeitweise aus der Ladeluke des Transporters entlassen wird. Zur Besatzung dieser Mission gehören neben fünf Amerikanern auch die zwei europäischen Astronauten Claude Nicollier (Schweiz) und Franco Malerba (Italien). Damit wird die Kooperation zwischen Amerika und Westeuropa bei der bemannten Raumfahrt und Satellitentechnik fortgesetzt. Beide Experimente dienen auch der Vorbereitung auf die internationale Raumstation "Freedom".

Mit der Entwicklung der freifliegenden, mehrfach einsetzbaren Eureca-Plattform will die Europäische Raumfahrt-Organisation ESA eine Verbindung herstellen zwischen den nur wenige Tage dauernden bemannten Spacelab-Missionen und der ständig verfügbaren Columbus- Raumstation, die aber wohl erst Ende dieses Jahrzehnts einsatzbereit sein wird. Der Eureca-Satellit läutet die Ära der industriell genutzten Orbit-Infrastrukturen ein, mit denen bei Langzeit-Missionen gezielt neue Materialien in der Schwerelosigkeit erzeugt werden sollen. Außerdem läßt sich die Plattform für Erderkundungs- und Astronomie-Beobachtungen einsetzen.

Das Konzept wurde im Auftrag der ESA primär in Deutschland und Italien entwickelt. Beteiligt war unter anderem das Raumfahrtunternehmen ERNO in Bremen. Ein Viertel des Eureca-Startgewichts von 4,4 Tonnen entfällt auf die wissenschaftliche Nutzlast, mit der insgesamt 14 Experimente zu Material- und Technologieforschung sowie zu biomedizinischen Fragen erfolgen sollen.

Die Vorbereitungen für die Mission laufen jetzt in Florida auf vollen Touren. Die NASA richtet den Raumtransporter her, Techniker von ERNO arbeiten in einer gemieteten Halle an der Plattform. Die Kosten für das Eureca-Projekt betragen etwa 800 Millionen Mark, die über einen Zeitraum von zehn Jahren durch die daran beteiligten europäischen Länder aufgebracht werden. Deutschland trägt mit 50 Prozent der Kosten den größten Anteil, Frankreich hat 17 Prozent übernommen und Italien 15 Prozent.

Die Shuttle-Mission wird wahrscheinlich Ende Juli dieses Jahres vom "Kennedy Space Center" in Florida starten. Die Missionsdauer soll sieben Tage betragen, bei Problemen mit den Nutzlasten kann die Fähre auch zehn Tage im All bleiben. Kom- mandant dieses Fluges ist Loren Shriver, als Pilot wurde Andy Allen benannt.

Gleich nach dem Start beginnt die Mannschaft mit den Vorbereitungen zur Aussetzung der Eureca-Plattform innerhalb weniger Stunden. Am dritten Tag wird der Fessel-Satellit ausgesetzt und wieder eingeholt. In den letzten Tagen beschäftigen sich die Astronauten dann mit kleinen Experimenten im Cockpit und in der Ladeluke. Während der ganzen Mission ist die Besatzung in zwei Schichten eingeteilt.

Der Fessel-Satellit besteht aus einer Metallkugel von 1,6 Meter Durchmesser, die mit allen Systemen und Experimenten 500 Kilogramm wiegt. Langsam entfernt sich der Satellit mit Hilfe kleiner Gasdüsen bis auf 20 Kilometer Entfernung in den Weltraum, stets eine zwei Millimeter dünne Halteleine hinter sich herziehend. Während des mehrstündigen Manövers messen empfindliche Sensoren die elektromagnetischen Verhältnisse, die Plasma- und Magnetfelder in der Ionosphäre.

Anders als der Fessel-Satellit bleibt die Eureca-Plattform sechs bis neun Monate im All. Sie bietet neben der Wiederverwendbarkeit den Vorteil, für die Experimente eine sehr weitgehende Schwerelosigkeit zu gewährleisten von ein Hunderttausendstel oder sogar ein Millionstel der normalen Erdenschwere. Um diese in bemannten Systemen und auch automatischen Satelliten sonst kaum mögliche Qualität zu erreichen, wurden viele technische Vorkehrungen getroffen, um Erschütterungen der Plattform während der Experimente völlig zu vermeiden.

Die elektrische Leistung von 1000 Watt liefern zwei große Solarzellen-Paddel, die nach dem Start ausgeklappt und vor der Bergung wieder zusammengefaltet werden. Unerläßlich für den Betrieb einer so großen und komplexen Orbit-Plattform und ihrer umfangreichen wissenschaftlichen Nutzlast ist außerdem ein leistungsfähiges Daten-Management. Über eine Ein-Meter-Parabolantenne können 256 000 Bit pro Sekunde zum "European Space Operation Center" (ESOC) in Darmstadt übermittelt werden. Während des 90 Minuten dauernden Erdumlaufs werden die Ergebnisse auf einem Magnetband von 120 Millionen Bit Kapazität gespeichert. Die Ergebnisse werden sofort an die beteiligten Institute und Wissenschaftler weitergeleitet.

Während des sechs bis neun Monate dauernden Einsatzes laufen an Bord der Plattform die geplanten wissenschaftlichen Experimente nach einem genau vorbereiteten Zeitplan ab, stets funktechnisch beobachtet von den Experten in der Bodenstation. Am Ende der Mission steigt der Satellit ab auf eine niedrigere Umlaufbahn mit 300 Kilometer Erdabstand, wo er von einem Raumtransporter wieder eingefangen werden soll. Nach dem Rendezvous-Manöver wird Eureca mit dem Greifarm erfaßt und behutsam in die Ladeluke gesenkt. Dann kehrt die Plattform mit allen wissenschaftlichen Versuchs-Aufbauten zur Erde zurück. Bei ERNO in Bremen sollen diese ausgebaut und die Ergebnisse ausgewertet werden. Dann wird die Eureca-Plattform gründlich überholt und für einen neuen Weltraum-Einsatz vorbereitet, der etwa im Jahre 1995 erfolgen könnte.

WOLFGANG ENGELHARDT

MEINUNG UND BERICHT 3

Innerhalb von zehn Wochen Nichtraucher

RÖDERMARK. Ein Nichtraucher-Programm auf der Basis von autogenem Training und verhaltensstrategischen Maßnahmen bietet der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) von Donnerstag, 20. August, bei der Ortsvereinigung Ober-Roden an. Innerhalb von zehn Wochen sollen die Teilnehmer in einer maximal zwölfköpfigen Gruppe schrittweise das Rauchen aufgeben.

Das Training wurde von einem Lungenfacharzt erprobt und hat sich seit Jahren bewährt, sagt das DRK in seiner Mitteilung. An einem Informationsabend am Dienstag, 18. August, wird die Kursusleiterin die Vorgehensweise erläutern. Anmeldungen nimmt der DRK-Kreisverband unter der Rufnummer 0 69 / 85 00 52 22 entgegen. ttt

Grillabende auf dem Dach Sommeraktion in den Titus Thermen

FRANKFURT-NORDWEST. Die Titus- Thermen im Nordwestzentrum am Walter-Möller-Platz 2 bieten den ganzen Juli über eine Sommeraktion. Das Bürgerhaus Nordweststadt etwa lädt jeden Mittwoch um 20 Uhr zur Salsa-Disco ein; der Eintritt kostet acht Mark.

Jeden Donnerstag und Samstag wird auf dem Dachgarten der Sauna ab 19 Uhr gegrillt.

Im Eingang der Thermen zeigt der Koblenzer Photograph Werner Koch den ganzen Monat über Aufnahmen von Strandmotiven der Inseln Mahe, La Dique und Fregate (Seychellen).

Am Samstag, 18. Juli, gibt's eine "Hot Disco Night" in den Thermen mit einer Musikzusammenstellung von Discjockey Heinz Günther Heygen.

Ein Spielnachmittag für Kinder im Schwimmbad steht am Dienstag, 21. Juli, 14 Uhr, an.

Der Eintritt für alle Veranstaltungen im Schwimmbad: Kinder 5,50 Mark, Erwachsene zehn Mark. Informationen gibt der "Info-Point" der Titus-Thermen unter der Rufnummer 95 80 50. *orf

Die meisten wollen nur am Computer arbeiten Bei Ferien-Jobs sind Schüler und Studenten wählerischer geworden / Arbeitsamt: Firmen sparen

WESTLICHE STADTTEILE. Ohne Moos nichts los. Dennoch scheinen Schüler und Studenten wählerischer denn je auszusuchen, mit welcher Arbeit sie Taschengeld oder Urlaubskasse aufbessern. Zum Leidwesen so mancher Firma: "Wir finden einfach niemanden", klagt Bernhard Schmitt von der Unterliederbacher Schreinerei Dörrhöfer und Schmitt.

Zwei Aushilfskräfte für den Innenausbau und den Transport möchte der Geschäftsführer engagieren. Doch obwohl die Stellen schon seit Beginn der Sommerferien beim Arbeitsamt am Info-Brett aushängen, gab es keine Anfragen. "Früher ging's in den Ferien ums Geld verdienen. Da wurden auch Hilfsarbeiten gemacht, Hauptsache die Kasse stimmte", sagt Bernhard Schmitt. Heute dagegen möchten sich Jobsuchende nicht mehr die Finger dreckig machen, obwohl sein Unternehmen ganz ordentlich zahle: "17 Mark pro Stunde."

Ein guter Lohn, erkennt auch Hannelore Narath vom Höchster Arbeitsamt an. "Für die meisten einfachen Arbeiten wird ansonsten zwischen zwölf und 15 Mark bezahlt." Lediglich Studenten kassierten gelegentlich bis zu 18 Mark oder noch mehr. Daß die Schreinerei dennoch leer ausgehe, habe tiefere Ursachen: "Saubere" Tätigkeiten seien gefragt. "Mädchen nehmen keine Arbeiten als Putz- oder Küchenhilfen mehr an", sagt Narath. Und körperlich anstrengende Jobs stehen bei Jungs nicht gerade hoch im Kurs.

Der Trend geht ins Büro. "Schüler und Studenten möchten vor allem am Computer arbeiten." Wer einen der raren Jobs erwischen will, muß allerdings fix sein - und Fachkenntnisse oder Erfahrungen mitbringen. Denn auf eine Bürostelle kommen drei Arbeitsplätze, bei denen schon mal fest angepackt werden muß. Das verdeutlicht auch die Höchster Statistik. "Wöchentlich vermitteln wir etwa 25 Plätze im gewerblichen, aber nur acht bis zehn im kaufmännischen Bereich", sagt Narath. Im Arbeitsamt hängen vor allem freie Stellen für Lager- und Gartenarbeiter sowie Bedienungen aus.

Daß Arbeitsplätze unbesetzt bleiben, verwundert die Jobvermittlerin, denn: Die Zahl der Aushilfsstellen ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken; die Nachfrage übersteigt das Angebot. Narath: "Vor allem in der Produktion werden jetzt deutlich weniger Leute gesucht." Die Expertin betont, schon das ganze Jahr über herrsche auf dem Teilzeit-Stellenmarkt Flaute. "Die Firmen müssen sparen, und das wirkt sich jetzt auf die Hilfsjobs für Schüler und Studenten aus."

Weniger Kräfte als sonst hat auch der Handel eingestellt. Höchsts größte Kaufhäuser kommen ohne Aushilfen aus. Hertie beschäftigt Jugendliche übers ganze Jahr, die den "Ferienbedarf mitabdekken", sagt eine Mitarbeiterin. dis

Bitte an Zeile für Seite 1 denken

Druck und Verlag:

Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH

Geschäftsführer: Dr. Horst Engel (Vorsitzender), Franz Nabholz,

Artur Wagner, Günther Viertler

Postfach 10 06 60, Große Eschenheimer Straße 16-18, 6000 Frankfurt am Main 1

Chefredakteur und Vorsitzender der Redaktionsleitung:

Roderich Reifenrath

Redaktionsleitung: Horst Wolf, Dr. Jochen Siemens

Chef vom Dienst: Christian M. Schöne

Verantwortliche Redakteure: Dr. Jochen Siemens (Seite 3); Dr. Karl Grobe-Hagel (Außenpolitik);

Wolf Gunter Brügmann (Nachrichten); Horst Köpke (Kulturpolitik und Feuilleton); Jürgen Klotz

(Wirtschaft); Horst Wolf (Frankfurt und Rhein-Main); Erwin Krauser (Hessen); Erich Stör (Sport);

Peter Klinkenberg (Wissenschaft, Technik, Verkehr); Jutta Roitsch (Bildungspolitik und Doku-

mentation); Wolfram Schütte (Zeit und Bild: Feuilleton/Literatur); Jutta Stössinger (Zeit und Bild:

Reportage/Moderne Zeiten). Reporter: Hans-Helmut Kohl; Dr. Roman Arens. Weitere leitende

Redakteure: Claus Gellersen, Stephan Hebel, Peter Iden, Werner Neumann, Bianka Schreiber-

Rietig, Bernd Wittkowski, sämtlich Frankfurt am Main, Große Eschenheimer Straße 16-18.

Bonner Büro: Martin Winter, Rolf-Dietrich Schwartz.

Herausgeber und Chefredakteur: 1946-1973 Karl Gerold

1

Die SPD nominierte jetzt Helga Diehl

HEDDERNHEIM. Helga Diehl ist als Kandidatin der Heddernheimer SPD für die Kommunalwahl 1993 nominiert worden. Sie gehört seit 1989 dem Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) an und ist dort seit Juli 1991 Vorsitzende der SPD-Fraktion. Die 43jährige gelernte Verlagskauffrau leitet derzeit eine Seniorenbegegnungsstätte. Sie wurde von der Mitgliederversammlung zur Nachfolgerin von Martin Berg gewählt. Berg kehrte im Mai nach acht Jahren in der Stadtverordnetenversammlung als Sozialdezernent in den Magistrat zurück.

Als Kandidaten für das Parlament des Umlandverbandes (UVF) nominierte die Heddernheimer SPD ihren Ortsvereinsvorsitzenden, den 25jährigen Jura-Studenten Thomas Erhart. Er gehörte von 1989 bis 1991 dem Ortsbeirat 8 an und war dort von 1990 bis 1991 Fraktionsvorsitzender der SPD.

Als zweite Kandidatin für den Umlandverbandstag wurde die Verwaltungsangestellte beim Main-Taunus-Kreis, Hildegard Schermuly, aufgestellt, ebenfalls Mitglied des Ortsvereinsvorstandes. orf

Die Idee vom Industrietempel: eine Mannheimer Initiative

Sind alte Pumpwerke heilig? Die Mitglieder des Mannheimer Vereins "Industrietempel" meinen ja, und die Sakral-Architektur des vormaligen Kanalpumpwerks scheint ihnen recht zu geben. Der Zweckbau aus der Gründerzeit hebt sich mit seinem Rosettenfenster wie eine kleine verlassene Kapelle vom futuristischen Mannheimer Großkraftwerk ab. Seit Jahren stehen dort die riesigen Schwungräder still, schweigen die Maschinen. Unlängst tönte eine Violine über den Abwasserbecken: Debbie Marley zeigte dort eine Tanz-Performance mit Live-Musik. Die Choreographin aus Liverpool legt Wert auf die Funktion des Gebäudes, verschmutztes Wasser durch ein Leitungssystem zu pumpen. In ihrem Stück "Pump- Werk" wird das Wasser zum Symbol für Leben, das unablässig in künstlichen Kreisläufen zirkuliert. Eine Menschenkette reicht sich geschälte Kartoffeln als Sinnbild für die Weitergabe elementarer Kraft. Marley konstruierte kein Arbeiterethos, es geht ihr um Sinn und Wert der Arbeit überhaupt.

Der Kulturverein "Industrietempel" widmet sich der "Förderung von Kunst und Kultur durch Veranstaltungen in leerstehenden Gebäuden". Den Satzungszweck erfüllen die 15 Mitglieder seit 1989; damals hatte man ohne jede Genehmigung ein Spektakel für 1500 Besucher in einer ehemaligen Heizkesselfabrik organisiert. Nach dem großen Erfolg gab sich der Untergrund zu erkennen und trat als Verein ins Licht der Öffentlichkeit. So stand einem ersten Mietvertrag mit dem Land Baden-Württemberg nichts mehr im Weg, und der Industrietempel zog ganz legal in die frühere Rheinische Gummi & Celluloidfabrik. Dort zeigte er Ausstellungen im alten Wasserturm und in der Großküche des Werks; 1990 arbeiteten im ehemaligen Casino der Anlage Tänzer, Musiker und Maler aus Holland, Belgien, Deutschland und der Schweiz an Gemeinschaftsprojekten. Nebenan im Verwaltungsgebäude spielte der Industrietempel Theater und richtete Ateliers ein. Die Feuerwehr sorgte mit Aggregaten für eine behelfsmäßige Stromversorgung, das Mannheimer Nationaltheater stellte Kulissen, Requisiten, Kostüme und Podeste zur Verfügung; für jede Veranstaltung verschickte das städtische Kulturzentrum Einladungskarten.

Nach einem Jahr mußte das Kulturidyll aufgegeben werden. Die Stadt hatte einen Käufer für die "Industriebranche" gefunden, das Amt für Wirtschaftsförderung sprach sich gegen jede weitere Fremdnutzung aus.

Das verkaufte Gelände steht nun wieder seit über einem Jahr leer. Doch der Industrietempel tat ein neues Domizil in einer alten Wäschereihalle auf. Auch hier droht der Abriß, deshalb blieb der Verein immer auf der Suche. In Chemnitz fand er im Juni 1990 eine ehemalige Stahlgießerei; die Sprengung stand kurz bevor, als die Mannheimer Künstler mit Chemnitzer Musikern und Filmern zwei Abende in der Halle gestalteten. Seither veranstaltete der Industrietempel Projekte in einem Kesselhaus, in einer alten Werkstatt, in der Auffahrtsschleife zu einem Parkhaus und in unterirdischen Bunkeranlagen. Konzept ist, sich auf die Architektur, die Atmosphäre oder die Geschichte der jeweiligen Räume ganz einzulassen, jedes Projekt soll vom Raum bestimmt werden. Besonders interessiert sind die Initiatoren an der Kombination verschiedener Kunstrichtungen, sie suchen Nischen für außergewöhnliche Projekte, die in festen Institutionen (noch) keinen Platz haben.

Bislang kam man ohne jede Fördermittel aus und finanzieren sich über große Parties, Eintrittsgelder und privates Sponsoring. Die Projekte tragen sich zwar selbst, doch auch professionellen Künstlern kann keine Gage gezahlt werden. Die Mannheimer Stadtverwaltung jedoch tut sich immmer noch schwer, dem gemeinnützigen Verein einzelne Darbietungen in leerstehenden Gebäuden unbürokratisch zu genehmigen. Die Ämter prüfen noch, ob das Pumpwerk der geeignete Raum für eine Performance ist. Die nächste mit der School for New Dance Development Amsterdam findet am 5./6. September statt.

THOMAS REUTTER / Foto: Sauthoff

Den Paß selbst ausgestellt Reisen war Thema der Ferienspiele zweier Gemeinden

NIEDERRAD. "Abenteuerreise ins Ungewisse" hieß das Motto der Ferienspiele, die von der katholischen Gemeinde Mutter vom Guten Rat und der evangelichen Zachäusgemeinde veranstaltet wurden. Der Beitrag von 40 Mark schloß die Betreuung von 10 bis 16 Uhr, das Mittagessen und die Ausflüge ein. Die acht Betreuer, die alle aktiv in den Gemeinden mitarbeiten, organisierten für die 30 Teilnehmer eine Fülle von Spielen und Veranstaltungen rund um das Thema Reise.

Die "Urlauber" hatten viel Spaß, als sie sich ihren Paß und die Reiseerlaubnis selbst ausstellten. Bevor es mit dem Schiff nach Südamerika ging, mußten sie noch eine Impfung mit Smarties über sich ergehen lassen und Vitaminbonbons gegen Skorbut einnehmen. Auf ihrer Reise erfuhren die Weltenbummler viele Dinge. Sie zählten die Hauptstädte der Welt auf und errieten fremde Währungen. Die Kinder lernten sogar etwas Spanisch und schneiderten sich bunte Schärpen.

Richtig ernst wurde es dann beim Besuch des Frankfurter Flughafens. Hier bot sich den sechs bis 12jährigen die Gelegenheit, die großen Düsenflugzeuge auf dem Rollfeld zu beobachten und die Flughafenfeuerwehr zu besuchen. "Wir durften sogar im Feuerwehrauto sitzen", erzählt eines der Kinder begeistert. Alles, was sie dort sahen, setzten die 30 Reisenden am nächsten Tag um. Ein Flug nach Asien stand auf dem Programm. Mit einem selbstgebauten Flugzeug aus Bänken und Tischen ging es in die Luft. Die Betreuer hatten sich als Stewards und Stewardessen verkleidet und klärten die Fluggäste über die Reiseroute auf.

Claudia erzählt von ihren Reiseerlebnissen: "Mit einer Rikscha wurden wir vom Flughafen abgeholt und zum Hotel gefahren. Dann schauten wir uns China an. Nur das Mittagessen war etwas komisch." Das nahmen die Kinder nämlich stilecht ein: mit Stäbchen. Es sei schon ziemlich schwierig gewesen mit den Dingern, meint Claudia weiter, der Reis habe einfach nicht in den Mund gewollt.

Am letzten Tag wurden dann alle Reiseerlebnisse gesammelt und das Lied gesungen, von dem die Kinder jeden Tag eine Strophe gelernt hatten. Nachmittags trafen die Eltern, Geschwister und Freunde zum großen Abschlußfest ein und bewunderten die Vorführungen der weitgereisten Abenteurer. Eine Mutter lobte die gute Organisation der Ferienspiele: "Die Ideen waren sehr abwechslungsreich und lustig. Die Betreuer haben sich viel Mühe gegeben."

Birgitt Schütz und Oliver Karkoss - sie sind hauptamtliche Mitarbeiter der beiden Kirchengemeinden - organisierten die Ferienspiele. Die soll es im nächsten Jahr wieder geben. Janina würde sich freuen: "Das Reisen war toll und auch das Basteln hat Spaß gemacht. Da mache ich wieder mit." sil

Rotes Kreuz tauscht aus Transporter auf neustem Stand

FRANKFURT A. M. Ihren neuen Mannschaftstransportwagen kann die Ortsvereinigung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) City-West, Bereitschaft Mitte, jetzt einsetzen. Bürgermeister Hans-Jürgen Moog, der Vorsitzende des DRK-Bezirksverbandes übergab den neuen, 43 000 Mark teuren Ford Transit der Ortsvereinigung, die durch ihren Vorsitzenden Wolfgang Jahns vertreten war.

Die Mannschaftstransporter der 15 Ortsvereinigungen - in jeder ist ein Wagen stationiert - sollen in den nächsten zweieinhalb Jahren modernisiert werden. Modernisieren heißt in diesem Fall: Die bisher gefahrenen Modelle sollen nach und nach durch neue Fahrzeuge ersetzt und "altersgemäß ausgetauscht" werden.

Begonnen hat der Austausch vor einem halben Jahr. Bisher haben die Ortsvereinigungen Höchst und Schwanheim/ Goldstein neue Fahrzeuge erhalten.

Häufige Reparaturen seien auf die Dauer teurer als Neuanschaffungen, argumentiert das Rote Kreuz. Auf der Liste ganz oben stehen die zehn ältesten Autos: Manche von ihnen haben zehn Jahre auf dem Buckel. Bei der Erneuerung der Wagen jüngeren Datums, einer davon ist erst seit zwei Jahren im Einsatz, will sich das DRK mehr Zeit lassen.

Insgesamt stellt das Deutsche Rote Kreuz 400 000 Mark für den Austausch der Einsatzwagen bereit. Finanziert werden die Fahrzeuge aus Mitgliederbeiträgen und Sanitätsleistungen.

Das Rote Kreuz kauft umweltbewußt: Wagen mit Katalysator oder Dieselmotor werden bevorzugt. Ansonsten ist die Devise beim Fahrzeugkauf: Es muß das Neueste vom Neuen sein. orf

Menschen im Stadtteil: Der Künstler Fred Brosius war stets freiheitsliebend Einst wollte er Zirkusreiter werden

NORDWESTSTADT. Als 15jähriger wollte Fred Brosius einen Freund in München besuchen. Er packte seine Geige ein, machte sich auf die Socken und landete in Tripolis - den Freund in Bayern gab's nicht. Er wollte der familiären Enge und gutbürgerlichen Welt zu entkommen. Wie ein roter Faden zieht sich der Drang, fremde Länder zu bewandern und auf Sicherheiten zu verzichten, durch sein Leben. Schon früh hat der heute 75jährige Frankfurter Maler und Bildhauer mit den bürgerlichen Karriere- und Berufsvorstellungen gebrochen. Und Glücksgöttin Fortuna hat ihn für seinen Mut zum freien Flug belohnt.

"Meine Eltern haben meine Wanderungen in den 30er Jahren aus politischer Überzeugung unterstützt", erinnert er sich. Durch kleine Geldüberweisungen der Mutter konnte er ein einfaches, aber unabhängiges Leben im Ausland führen. "Den gesamten Mittelmeerraum habe ich zu Fuß bewandert", erinnert er sich. Bevor er 20 wurde, hatte er Spanien, Griechenland, Italien, Albanien und Nordafrika bereist. Vor allem der afrikanische Kontinent zog ihn an.

Wer ihn fragt, wie er zur Kunst kam: "Ich bin nicht als Maler geboren worden." Eigentlich habe er auf seinen Reisen gemalt, um Geld zu verdienen. Als er 1938 auf Ischia landete, "beschäftigte ich mich das erste Mal systematisch mit Malerei". Dort lebte er ein halbes Jahr in einer Künstlerkolonie mit Literaten und Malern. Anschließend wohnte er in Neapel in der Pension eines jüdischen Emigranten.

Im Mai 1938 hatte Hitler einen Neapel-Besuch geplant, und "viele Deutsche, vor allem junge Männer, wurden von der Gestapo fast täglich kontrolliert", erinnert er sich, "einige Personen wurden auch in Schutzhaft genommen." Einer politischen Organisation ist er damals nicht beigetreten. Das hinderte ihn allerdings nicht daran, mit den Nationalsozialisten immer wieder aneinander zu geraten - auf dem Polizeiamt, später auf der Städelschule. "Viel nachgedacht habe ich damals nicht", meint er. Er sei sehr emotional gewesen. Noch heute bringen ihn Ungerechtigkeit und geistige Scheuklappen auf die Palme.

Sein kurzes Zwischenspiel bei der Wehrmacht endete für den jungen Brosius glimpflich. Freiwillig meldete sich der 23jährige 1940 zum Kriegsdienst und wurde nach sechswöchiger Ausbildung als Meldereiter eingesetzt. Den Ernst der Lage begriff er nicht, denn "ich betrachtete meine Ausbildung eher als sportliche Angelegenheit". Damals wollte er noch Zirkusreiter werden. Es dauerte nur acht Tage und der verträumte junge Mann wurde "vom Pferd geschossen". Sein Glück im Unglück: im Lazarett bekam er einen Malaria-Rückfall und wurde aus der Wehrmacht entlassen.

Erinnerungen: Die offiziellen Kunst- Zensoren befanden Brosius' Bilder als expressionistisch. Aus Angst vor politischer Verfolgung "habe ich damals alle Werke verbrannt", sagt der Maler. Immer noch im Krieg (Herbst 1940) ging Brosius an die Städelschule. Er wurde in die Bildhauerklasse aufgenommen und lernte ab 1941 bei Toni Stadtler. 1944 inspizierten Vertreter des Reichserziehungsministeriums auch seine Ausbildungsklasse. Danach wurde ihm nahegelegt zu gehen, "weil ich dumme Antworten auf dumme Fragen gab". Brosius: "Nach meiner Einstellung zum ,Führer' wurde ich ausgefragt." Fortan arbeitete er in Frankfurt und auf der Insel Föhr als freier Bildhauer, "was schon immer mein Wunsch war".

Nach dem Krieg gründete der Künstler direkt neben seinem ehemaligen Wohnhaus in der Westernstraße 11 eine Schule für Bildhauerei und Malerei. Die ehemagen "Mädchenkammern" unter dem Dach wurden notdürftig hergerichetet und bis 1950 benutzt. Brosius begann wieder zu malen, dann ging er wieder auf Reisen: durch Zentralasien, Südostasien, Mittel- und Südamerika; "ich wollte unabhängig sein".

Die ersten Bilder Ende der 40er Jahre sind noch deutlich von den Schrecken des Krieges geprägt: in zumeist stumpfen Farben zeigen sie (vereinzelte) Individuen. Neue Erfahrungen mit Licht und Farben löste eine Reise 1957 nach Lappland aus.

Aufgrund seines Engagements im "Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands", der 1943 von Johann Fladung im Londoner Exil und später (1947) in Düsseldorf gegründet wurde, erhielt er jahrelang keine Ausstellungsgelegenheit und wurde "wirtschaftlich boykottiert". 1951 nahm der Frankfurter Künstler am 1. Gesamtdeutschen Kulturtag in Berlin teil. "Das Treffen wurde in der Presse als kommunistisch inspiriert bezeichnet". Fortan wurde ihm deutlich gemacht, daß "ich keine städtischen oder staatlichen Aufträge und Ausstellungsangebote zu erwarten habe". Firmen wie Hoechst oder Degussa, für die Brosius Entwürfe für Messestände anfertigte, zogen Aufträge zurück. Erst in den 60er Jahren besserte sich seine Lage. Heute sagt er: "Das Leben ist ein Spiel mit dem Auf und Ab." CHRISTINE PETERS

Streit um Busspur auf der "Friedberger" Grüne werfen Stadt schlampige Arbeit vor

NORDEND. Die Grünen im Ortsbeirat 3 sind über den Magistrat verärgert: Streitpunkt ist die Forderung der Grünen, Bussen und Bahnen auf der Friedberger Landstraße Vorrang einzuräumen. Eine eigene Bustrasse soll von der Friedberger Warte bis zur Konstablerwache reichen, mit einer Unterbrechung am "Nadelöhr" zwischen dem Friedberger Platz und der Vogelsbergstraße. Genau an diesem Abschnitt entzündete sich jetzt der Streit zwischen dem Nordend-Ortsbeirat und der Stadt.

Hintergrund: Nach dem Plan des Frankfurter Architekten Dietrich Wilhelm Dreysse wollten die Grünen die "Friedberger" drastisch verändern. Der radikalste Eingriff soll dabei zwischen dem Anlagenring und dem Nibelungenplatz erfolgen, wo den Autos nur noch jeweils eine Spur zur Verfügung stehen soll. Nur an den Kreuzungen ist für die Linksabbieger ein weiterer Streifen vorgesehen. Eigene Fahrspuren sollen dafür sorgen, daß Busse und Bahnen erheblich schneller vorwärtskommen als die Autos.

Die Ortsbeiratsmehrheit aus Grünen und SPD hatte vom Magistrat gefordert, ein Gutachten zur Neugestaltung und Verkehrsberuhigung der Friedberger Landstraße zu vergeben. Dieser Antrag wurde nun zurückgewiesen. In dem Bericht behauptet der Magistrat, daß in der südlichen Friedberger Landstraße (zwischen Seilerstraße und Nibelungenplatz) keine separate Straßenbahn- und Busspur eingerichtet werden könne.

Beispielhaft belegt die Stadt das anhand des Abschnittes zwischen Friedberger Platz und Vogelsbergstraße: Dort sei die Fahrbahn etwa 11,5 Meter breit. Würde eine separate Trasse eingerichtet, verblieben für die Autos nur jeweils 2,50 Meter pro Spur. Dies sei erstens gesetzlich nicht möglich und zweitens "aus Gründen unzureichender Leistungsfähigkeit nicht zu verantworten", so der Magistrat.

Argumente, die der Grünen-Ortsbeirat Jörg Harraschain nicht akzeptieren will: Der Magistrat könne nicht an der einzig kritischen Strecke exemplarisch aufzeigen, daß Verkehrsberuhigung unmöglich sei. Zum Punkt der "reduzierten Leistungsfähigkeit" erklärte der Grünen- Sprecher, das Ziel sei doch gerade, den Autoverkehr zu beschränken. Der Bericht gehe von teilweise irreführenden Voraussetzungen aus. Die Aussage, daß zwischen Seilerstraße und Nibelungenplatz keine Extra-Trassen angelegt werden könnten, sei falsch: "Dem Magistrat ist wohl entgangen, daß zwischen Seilerstraße und Friedberger Platz schon seit Jahren eine Straßenbahntrasse existiert.

Zwar sei der Abschnitt zwischen Friedberger Platz und Vogelsbergstraße wegen seiner besonderen Enge tatsächlich problematisch, doch müßte man für dieses Stück, das keine 200 Meter lang sei, "eine Sonderregelung treffen". Nach den Vorstellungen der Grünen soll hier die Bustrasse unterbrochen werden; der Bus müßte sich an dem "Nadelöhr" dann einfädeln.

Nach der Sommerpause wollen die Grünen im Ortsbeirat 3 erneut einen Antrag zu diesem Thema stellen und den Magistratsbericht zurückweisen. rea

Naturnahe Gärten leiden nicht unter Trockenheit

WETTERAUKREIS. Der naturnahe Garten bietet nicht nur vielen heimischen Tierarten einen Überlebensraum, sondern er hilft auch beim Wassersparen, meint Frank Uwe Pfuhl. Der Pressesprecher des Wetterauer Kreisverbandes im Naturschutzbund Deutschland (NABU) betont, daß standortgerechte, heimische Bäume und Sträucher klimatisch gut angepaßt seien und auch trockenere Perioden relativ gut überstehen könnten.

Mischkulturen mit einer größeren Bodendeckung würden zudem verhindern, daß Wasser unproduktiv von der Bodenoberfläche verdunste. Pfuhl: "Dadurch lassen sich auch bei Trockenheit noch ausreichend Erträge erwirtschaften."

Viel Wasser sparen könne man auch beim Rasen, denn der wöchentlich gemähte Zierrasen benötige viel mehr Wasser als die Blumenwiese.

Weitere Informationen über den Naturschutz im Garten und rund um das Haus enthält eine 65seitige Broschüre des Naturschutzbundes, die es in der Kreisgeschäftsstelle (Wirtsgasse 1, 6361 Niddatal 1, Tel. 0 60 34 / 61 19 ), gibt. str

Konzerte "kommen an" Evangelische Dornbuschgemeinde hat aber keinen Chor

DORNBUSCH. Gott hat es schwer heutzutage. Die Kirchen sind leer und Drewermann ist populärer als der Papst. Die Misere ist nicht nur an der Zahl sonntäglicher Kirchgänger abzulesen, auch für anderweitige Aktionen in der Gemeinde fehlen die Leute. So ist es leider nicht ungewöhnlich, wenn eine Frankfurter Innenstadtgemeinde keinen Kirchenchor mehr hat. Dem aktuellen Negativ-Image der Kirche war die evangelische Dornbuschgemeinde weit voraus. Seit beinahe 20 Jahren existiert dort schon kein stetig probender Chor mehr. "Wir haben es immer wieder versucht, doch ohne Erfolg." Pfarrer Joachim Grein registriert es kühl, seine Resignation ist nicht zu überhören. Er hat sich mittlerweile damit abgefunden.

Die Gemeinde in Frankfurts Norden ist deshalb noch lange kein kulturelles Brachland. Sie kümmert sich um musikalische Früherziehung der Kinder, bietet Blockflötenunterricht und auch Kirchenmusiker Lothar Lämmer versucht - neben regelmäßigen Konzerten mit seinem Arco-Ensemble - mit neuen, ungewöhnlichen Ideen das Interesse für die Kirchenmusik zu wecken. Paradebeispiel sind die Kompositionsgottesdienste, zu denen die Dornbuschgemeinde zweimal im Jahr einlädt.

Die Kombination aus bekannten Psalm- und Bibeltexten und moderner, von Lothar Lämmer komponierter Musik hat offenbar einen besonderen Reiz und kommt beim Publikum gut an. Zwar werden die schwierigen Werke Lämmers meist von Berufsmusikern gespielt, doch die Sprechmotetten - mehrstimmige, unbegleitete Stücke, die nicht gesungen, sondern gesprochen werden - interpretieren Mitglieder aus der Gemeinde.

Das rege Interesse an den Kompositionsgottesdiensten spiegeln nicht nur die Besucherzahlen, sondern auch die Beteiligung beim anschließenden "gemütlichen Beisammensein" wider. "Dort wird dann oft lebhaft über Inhalte und die Musik diskutiert."

Zufrieden ist Pfarrer Joachim Grein auch mit dem Besuch der Orchesterkonzerte. Lothar Lämmer, seit 1965 Kantor an der Dornbuschgemeinde, gründete 1988 das Arco-Ensemble. Das kleine Streichorchester besteht hauptsächlich aus Studenten und Absolventen der Musikhochschule und arbeitet "projektbezogen", das heißt, man trifft sich vor Konzerten zu wenigen, aber intensiven Proben. Fünf bis sechs Konzerte im Saal der Dornbuschgemeinde und ein weiteres im Rhein-Main-Gebiet - so sieht der jährliche Terminkalender aus.

Professionell sind nicht nur Geiger und Cellisten, auch die Bläser des Arco-Ensembles verdienen ihr Geld als Musiker. Die meisten spielen im Opern- und Museumsorchester und werden vom Dirigenten, je nach Bedarf des zu spielenden Werks, engagiert. Das Kammerorchester hat in Frankfurts Kulturleben mittlerweile seinen festen Platz, und Lämmer blickt nicht ohne Stolz auf die vielen Konzerte mit zum Teil namhaften Solisten.

Die kleine Kammerbesetzung ist ideal für Musik des Barocks und der Frühklassik, doch zählen auch Stücke von Boris Blacher, Samuel Barber und Edvard Grieg zum Repertoire des Arco-Ensembles. Und weil die Orgel der Dornbuschkirche nur bedingt konzerttauglich ist, bearbeitet Komponist Lothar Lämmer gern Orgelchoräle Johann Sebastian Bachs für sein Kammerorchester.

Viele junge Leute treten aus der Kirche aus, ziehen hinaus in die Vororte und haben auch sonst andere Dinge im Kopf als die Kirche. Zurück bleibt die ältere Generation - mittlerweile 70 bis 80 Prozent der Dornbuschgemeinde sind Senioren, schätzt Lämmer. Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb ein regelmäßig probender Kirchenchor hier offenbar keine Chance hat.

Die Gemeinde plagt ein weiteres Handicap: Ihre Kirche an der Mierendorffstraße hat eine miserable Akustik. "Wer in einem Chor mitsingt, der will wenigstens einmal im Jahr ein Oratorium oder eine große Messe singen." Die Kosten für Orchester und Solisten ließen sich, so Pfarrer Grein, wohl noch aufbringen. "Die Gegebenheiten der Kirche für ein großes Konzert sind aber einfach zu schlecht. Doch ein guter Chor will mehr, als nur hin und wieder den Gottesdienst musikalisch zu umrahmen."

Keine rosigen Aussichten für die Kirchenmusik in der evangelischen Gemeinde am Dornbusch. Trotzdem bemüht man sich, das Beste daraus machen. So ist die Musik für Pfarrer Joachim Grein auch alles andere als nur eine lästige Pflicht: "Es ist ein Stück Kultur, das wir in unserem Stadtteil dringend brauchen." *bai

André überwand die "Rückhandkrise" Im Workshop der Nachbarschaftshilfe Bornheim lernen die Kinder Tennisspielen

BORNHEIM. Alessandro steht schlagbereit hinter dem grünen Netz. In hohem Bogen kommt der Tennisball geflogen. Der Zehnjährige holt zum Schmetterball aus, schlägt mit aller Kraft zu und trifft - mitten ins Netz. "Macht nichts", scheint er zu denken, "beim zweiten Mal klappt's bestimmt besser" und stellt sich erneut in Position. Aber sein zweiter Schmetterversuch scheitert ebenso.

Kein Grund für den Jungen, gleich aufzugeben, denn um Schmetterbälle und anderen Techniken des Tennisspiels zu lernen, ist er angetreten. Mit anderen Kindern trifft sich Alessandro in den Sommerferien beim Tennisworkshop der Nachbarschaftshilfe Bornheim auf den Plätzen an der Eissporthalle.

Als Trainer steht den Kindern beim Tennis der Pädagoge Stephan Orlowski zur Seite, der sie auch bei den anderen Angeboten der Nachbarschaftshilfe in der Petterweilstraße 44 betreut. Das Tischtennisspiel hat er beispielsweise unterstützt und auch selbst betrieben, bis der Pädagoge feststellte, "meine Schützlinge waren längst besser als ich". Deshalb hat er letztes Jahr im Sommer den Tennisworkshop eingeführt, damit "es einen Bereich gibt, wo ich noch mithalten kann", sagte Stephan Orlowski lächelnd.

Der Betreuer sieht sich aber nicht als Tennislehrer oder Trainer - "dazu bin ich nicht ausgebildet". Er bemühe sich einfach, seine Kenntnisse vom weißen Sport weiterzuvermitteln, um den Jugendlichen "den Spaß an der Sportart näherzubringen". Außerdem könnten sie sich beim Spiel mit dem Filzball voll ausagieren und lernten auch sich zu konzentrieren, sagte der Pädagoge.

Den Anfängern bringt Orlowski zuerst die richtige Schlägerführung bei und erklärt ihnen, daß "Tennis kein Kraftspiel, sondern ein Schwungspiel" sei, bevor er ins Detail geht. Dabei gäbe es aber auch Grenzen. Manche Techniken könne er nur vormachen und nicht noch erklären, sagte der Betreuer.

Für eine hohe Trefferausbeute beim Schmettern seiner "Schüler" sorgte er jedenfalls. Der Hinweis: "Beim Schmettern gibt es einen Trick. Ihr zeigt mit dem ausgestreckten Arm auf den Ball, bevor ihr schlagt", half Alessandro und seinen Mitspielern, den Tennisball nicht mehr ins Netz, sondern mehr oder weniger plaziert in das gegnerische Feld zu spielen.

Seine "Rückhandkrise" konnte der 13jährigen André dank der Tips des Betreuers auch überwinden. Er hätte gelernt, "nicht einfach nur den Knüppel in die Hand zu nehmen, sondern die richtige Technik bei der Rückhand" anzuwenden. Und "seitdem läuft es", sagte André. Tennis gefällt ihm von den vielen Sportarten, die er schon ausprobiert hat, am besten, "weil es kein Mannschaftssport ist". "Beim Tennis ist man auf sich gestellt, gewinnt oder verliert für sich", erklärte der Junge.

Stephan Orlowski stimmte dem uneingeschränkt zu: "Beim Individualsport muß man, egal wie gut oder schlecht man spielt, uneingeschränkt für seine Leistung einstehen. In einer Mannschaftssportart kann man die eigene Leistung immer relativieren." Deshalb findet der Pädagoge es wichtig, verschiedene Sportarten auszuüben, wie André nebeneinander Tennis, Fußball und Baseball spielt, weil "man sonst zu selbstbezogen wird und umgekehrt".

Zwischen Trainingsspielen, Einzel, Doppel und Rundläufen gaben die Kinder auch eine Dose herum. Jeder Mitspieler steckte nach seinem Ermessen Geld hinein. "Damit finanzieren wir die gemieteten Plätze", sagte Orlowski und fügte hinzu: "Eigentlich hatten wir gehofft, die Stadt gibt unserem Anliegen nach und läßt die Jugendlichen im Sommer unentgeltlich auf den oft leerstehenden Plätzen spielen läßt. Da bewegt sich leider gar nichts." Einen Sponsor für Schläger und Bälle suchen die Leute des Tennisworkshops ebenso und ihr "großer Traum" für nächsten Sommer ist eine Ballmaschine.

Wer mehr über den Verein "Nachbarschaftshilfe Bornheim" erfahren und an den verschiedenen Angeboten, wie Ausflügen zum Schwimmen und Grillen oder Hausaufgabenhilfe teilhaben möchte, erhält unter der Telefonnummer 46 81 46 weitere Informationen. mec

Aus dem Geschäftsleben: Das "Bobbeschänkelche" Im Herbst ist Schlachtfest

OBERRAD. Wer in Oberrad der vielbefahrenen Offenbacher Landstraße den Rücken kehrt und am Buchrainplatz seine Schritte in die Gräfendeichstraße lenkt, der kann kaum glauben, nur wenige Autominuten von der hektischen Großstadt entfernt zu sein. Biegt der Ortsfremde dann nach links in die Wasserhofstraße ab, so fühlt er sich vollends vom Charme einer ländlichen Gegend gefangen. An der Hausnummer 32 liegt eine urige Ebbelwei-Gaststätte: das "Bobbeschänkelche". Die Wasserhofstraße, eine der ältesten Straßen Oberrads, verband die bereits im 12. Jahrhundert erwähnte "Oberrode" über den Wasserhof mit der Gerbermühle. Viel jüngeren Datums, von 1950, ist das "Bobbeschänkelche". Wie diese "Puppenschänke" zu ihrem Namen kam, ist heute nicht mehr in Erfahrunf zu bringen. "Gutbürgerlich" nennt Wirt Dieter Eidmann seinen Betrieb. Zumeist seien es Stammgäste, die den Weg in den Schankraum oder den kleinen Hof fänden. Kein Wunder, ist er doch "in Oberrad bekannt wie ein bunter Hund" und "en Bub, gerad hier aus de Gass'". Einmal habe er Reklame gemacht, gar im Programm der Alten Oper. Gebracht hat es nichts, "mit Mund-zu-Mund-Propaganda geht's besser". Um einen prächtigen Nußbaum herum stehen im Hof die Tische. Serviert wird ein kräftig-herber, naturbelassener Schoppen, gekeltert von einer kleinen Firma aus Sprendlingen. Angenehm schattig sitzt der Gast, und gut beschützt wenn es abends kühler wird. "Nußbaumplatz" steht auf einem Straßenschild an der Mauer. "Das hat mir ein Bekannter vermacht", lacht Eidmann verschmitzt. Früher hätte es ja mal einen solchen Platz in Frankfurt gegeben.

Die ganze Familie arbeitet mit in der Gaststätte. Dazu kommen zwei Angestellte und vier Aushilfen. Ehefrau Rosemarie ist für die Küche verantwortlich. Was sie an deftigen Gerichten - vieles mit lokalem Einschlag - auf den Tisch bringt, kann auf der mit zwölf Seiten recht umfangreichen Karte begutachtet und ausgewählt werden.

Sohn Jürgen geht noch zur Schule, hilft aber schon mit. Er ist sich sicher: "Ich übernehme den Laden eines Tages." Der "gute Geist" des Hauses ist jedoch Mutter Eva Eidmann. 72 Jahre sei sie, doch "wenn die hier durch die Wirtschaft wirbelt, dann glaubt mir das kein Gast", ist Dieter Eidmann voll des Lobes. Solch tätige Mithilfe braucht er auch. Außer dem "Bobbeschänkelche" betreibt er noch die Vereinskneipe der Spielvereinigung 05 Oberrad. Ganz zu schweigen von der Jugendarbeit, die er für die 320 Nachwuchskicker des Vereins leistet, und den Mitgliedschaften bei der Feuerwehr, der Arbeiterwohlfahrt, dem Singkreis Frohsinn und dem Karnevalverein "Wespen" - er ist eben "bekannt wie ein bunter Hund".

Für Auswärtige dürfte es deshalb auch schwer sein, eine größere Runde ohne Anmeldung an einen Tisch zu bekommen. Aber nicht nur im Sommer sind die etwa 70 Plätze rappelvoll, noch enger zusammenrücken müssen die Hungrigen und Durstigen, wenn Eidmann sein Schlachtfest ausrichtet. "Vor vier Jahren habe ich das zum ersten Mal gemacht. Seitdem läuft's bombig." Einmal in den Monaten von September bis Mai bringt der Wirt Selbstgeschlachtetes aus dem Vogelsberg mit. Und die Schweine, so versichert er, züchte eine Verwandte.

Öffnungszeiten: wochentags von 10 bis 14 Uhr und 16.30 bis 1 Uhr; samstags und sonntags durchgehend geöffnet. ask

Olympia rund um die Uhr Fernsehsender ARD und ZDF diesmal in der ersten Reihe

Für sportlich interessierte Zeitgenossen beginnt ab dem 25. Juli in der ersten Reihe der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten eine kaum zu bewältigende Mammutschau. Wenn in Barcelona die olympische Flamme angezündet wird, sind ARD und ZDF vor Ort und berichten insgesamt über 248 Stunden im Wechsel über das sportliche Großereignis. Hinzu kommen noch an den 16 Tagen knapp 120 Stunden Tennis von Eins Plus und 3Sat in die deutschen Wohnzimmer. Die reinen Tenniskanäle können jedoch auch in die dritten Programme der ARD eingespeist werden - falls Bedarf besteht. Zum Vergleich: In Albertville, dort waren die Winterspiele, flimmerten lediglich 200 Stunden über die Mattscheibe.

Der Grund für dieses gigantische Angebot: Die beiden öffentlich-rechtlichen Anstalten haben die Übertragungsrechte für Deutschland erhalten. Zusammengeschlossen sind sie mit anderen Sendern in der European Broadcasting Union (EBU). Diese Senderechte sind jedoch nicht ganz billig. Rund 21 Millionen Mark müssen allein ARD und ZDF aus ihrem durch Gebühren gespeisten Etat dafür locker machen und an die EBU überweisen. Die Kosten der gesamten Spiele für ARD und ZDF liegen bei ungefähr 41 Millionen Mark. Zum Vergleich: Vier Jahre zuvor bei den Spielen in Seoul brachten es die beiden TV-Anstalten auf 350 Stunden, trotz der Zeitverschiebung. Dafür mußten sie aber nur 28,8 Millionen Mark bezahlen.

Mit technischen Raffinessen wollen ARD und ZDF die Spiele live in die heimischen Wohnstuben bringen. Außer den Kommentatoren vor Ort ist ein mobiler Reportagewagen ständig im Einsatz. Somit könne live aus jeder Ecke von Barcelona Berichte gesendet werden. Bei den großen Sportarten wie Leichtathletik oder Schwimmen sind ZDF und ARD mit eigenen Kameras dabei und müssen nicht das sogenannte Weltbild der Spiele benutzen. Hinzu kommen Interview-Ecken an vielen der 31 Wettkampfstätten.

Was dort die deutschen Sportler den Journalisten erzählen, können die Zuschauer bereits im Frühstücksfernsehen zwischen sechs und neun Uhr am Morgen miterleben. Am Wochenende beginnen die Olympia-Informationen und Beiträge erst ab neun Uhr und dann jeweils bis spät in den Abend hinein.

Für die Zuschauer, denen das immer noch zu wenig ist und deren TV-Gerät verkabelt ist, bietet der Sender EUROSPORT Olympia rund um die Uhr, inklusive den Wiederholungen und der Werbung. Für den reibungslosen Ablauf des Programms während den Olympischen Spielen, das in vier Sprachen produziert wird, stehen mehr als 50 Kommentatoren und über 20 Rechercheure bereit.

In Deutschland für diese Spiele noch nicht vorstellbar, doch in den USA bereits möglich: Olympia im Pay-TV. Der amerikanische TV-Gigant NBC bietet insgesamt 540 Stunden Live-Programm in drei verschiedenen Kanälen ohne Werbespots zusätzlich zur normalen Berichterstattung an. Der Grund: NBC möchte somit zumindest einen Teil der ausgegebenen 401 Millionen Dollar für die Übertragungsrechte wieder hereinholen. Für den Kunden bedeutet das beispielsweise, für 170 Dollar 24 Stunden Sport auf allen drei Kanälen, plus ein Olympiabuch und einer Videokassete samt Anstecknadel. Ein einfaches Tagesticket kostet nur 30 Dollar. Das ursprünglich für NBC einträgliche Geschäft - der Sender hatte mit 20 Millionen Kunden gerechnet - hat sich mittlerweile als Flop erwiesen. Lediglich 5000 Amerikaner bestellten sich bisher den Sonderservice. tie

Das klingt nach halber Rechtfertigung

Dreierlei stört mich an dem Bericht (FR vom 2. 7. 1992 "Im Indianer-,Paradies' herrschten Diktatur und Kannibalismus"): der Zeitpunkt. Die Warnung davor, die "Indianer" zu idealisieren, paßt bestens zu der "Entdeckungs"-Euphorie des Jahres 1992. Das klingt nach halber Rechtfertigung der Kolonialisierung. Ist das beabsichtigt?

Mögen die sozialen Eliten jener amerikanischen "Klassengesellschaften" noch so grausam unter den Unterschichten gewütet haben, mögen sie die Natur auch noch so sehr geschädigt haben: sie haben sich keines Völkermordes schuldig gemacht wie die europäischen Aggressoren. Die Europäer haben nicht zwischen Unterdrückern und Unterdrückten unterschieden: diese wie jene wurden ausgerottet. Von einer Befreiung von Kannibalismus und Diktatur war keine Rede.

Dasselbe Schicksal ereilte jene unterdrückten Stämme und Völker, die sich den Weißen anschlossen: sie kamen aus dem Regen in die Traufe! Herr Rügemer hätte unter allen Umständen erwähnen müssen, daß die Aggressoren die Religion als Vorwand benutzten, und daß die Kirche sich dazu mißbrauchen ließ. Man lese die Klagen und Anklagen eines Las Casas. Statt Unterdrückte zu befreien, mordeten die Invasoren. Auch das Prinzip, "Fremdvölkische" durch Arbeit auszurotten, entstammt jener Kulturbarbarei.

"Um die Entdeckung (!) Amerikas ranken sich auch linke Mythen." Wie kann man heute noch allen Ernstes von der Entdeckung Amerikas sprechen? Und wer sollen die Produzenten des "linken Mythos" sein? Derartige Pauschalierungen signalisieren in der Regel ein Feindbild, nicht aber eine sachliche Berichterstattung.Dr. Karl Bartels, Koblenz

Was ist das für ein Recht?

Wenn es gegen rechts geht, kommt die Polizei so spät, daß nicht nur Opfer zu beklagen, sondern auch keine Täter mehr zu finden sind. Geht es aber gegen links (FR vom 29. 6. 1992 "Schlagstöcke trafen Gegner des Weltwirtschaftsgipfels"), schickt die bestens informierte Polizei ihre Sondereinsatzkräfte, um das ihr verwehrte "Anwesenheitsrecht" mit Gewalt durchzusetzen, damit dem Innenminister Störungen beim Weltwirtschaftsgipfel erspart bleiben.

Was ist das für ein "Recht", das angesichts einer de facto großen Koalition in Sachen Weltwirtschaft Alternativen der Basis niederknüppelt? Es ist das Recht der Herrschenden, das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit (Art. 8 GG) immer dann zu beschneiden, wenn es ihnen angeraten erscheint. Genügte es nicht, der Presse die Rolle der Öffentlichkeit zu überlassen?

Reinald Bollhagen, Hamburg

Hat die Bahn denn ein Rad ab?

Die Bahn bleibt ihrer Devise treu: Schnell und immer geradeaus. Und sich ja nicht um die Kleinen kümmern, die da am Wege stehen und auch ganz gerne mitfahren würden. Geschäftsleute und Einzelreisende werden weiterhin hofiert, und Familien, die das Pech haben, nur ein oder zwei Kinder zu haben, bleiben im Regen stehen.

Mit der Einführung der "Bahn-Card" (FR vom 2. 7. 1992 "Tagestip: Bahn-Card - erst einmal rechnen"), einer an und für sich begrüßenswerten Idee, wird der Familienpaß für nicht Kinderreiche abgeschafft. Um dreihundert (!) Mark mehr pro Jahr wird dann der Erwerb einer Bahnvergünstigung für eine solche Familie kosten. Hat die Bahn denn ein Rad ab? Wieder einmal mehr sind es weniger Begünstigte, die zur Kasse gebeten werden. So zwingt man viele, die zum Wohle der Umwelt auf ein Auto verzichten, wieder auf die Straße.

Aber da will ja unser Verkehrsminister - in weiser Voraussicht - Vorsorge treffen. Herr Krause, der ja als Bürger der ehemaligen DDR immer auf Sparflamme kochen mußte, kann nun endlich einmal aus dem Vollen schöpfen und ist dabei, einen Amoklauf zu planen. Unter dem Motto: "Straßenwahn statt Straßenbahn" wird er unsere Republik mit einem noch dichteren Netz von Autobahnen und Straßen überziehen. Auf Herrn Töpfer, der ja versprach, den CO2-Ausstoß deutlich zu reduzieren, scheint er dabei keine Rücksicht zu nehmen.

Die Idee der "Bahn-Card" wurde aus der Schweiz übernommen, wo sie sich bereits bestens bewährt hat. Warum, so frage ich, übernimmt man nicht noch mehr der guten Ideen, die die Schweizer Bundesbahn so auszuzeichnen scheinen? Dort gilt z. B. der Kindertarif bis zum 16. Lebensjahr, während bei der DB zwölfjährige Kinder bereits zu Erwachsenen erklärt werden.

Auch kann man sich in der Schweiz - selbst Besucher können dies - bei allen Verkehrsbetrieben einen Familienpaß geben lassen - kostenlos -, den man ausfüllt und der dann ohne behördliche Stempelorgie gültig ist, und durch den Kinder (wiederum bis zum 16. Lebensjahr) in Begleitung ihrer Eltern oder eines Elternteils kostenlos die öffentlichen Verkehrsmittel - auch die Bahn - benutzen können.

Wen wundert es da, daß die Schweizer zu den eifrigsten Bahnbenutzern dieser Erde zählen?

Die Bahn ist zwar umweltfreundlich, aber die Bezeichnung "verbraucherfreundlich" kann sie sich wahrlich nicht auf ihr Panier schreiben.

Heinz Hergenhahn, Flörsheim

1

1

Alternativreisen

Alternativreisen. Charmant und bescheiden kommt er daher, der "Ver-Führer zum Reisen auf eigenen Wegen", als "kleine Sammlung von Ferienangeboten verschiedener Art". Die Warnung der Autorin, daß "die Adressen sich dem Einfügen in ein strenges System widersetzen", sollte ernstgenommen werden. Kompensiert wird das Fehlen einer logischen Gliederung durch liebevolle Detailbeschreibung der einzelnen Veranstalter für die Länder Südeuropas, wobei mit didaktischem Geschick an Lob für jedwede Ansätze eines intelligenten Tourismus nicht gespart wird und die Kritik an ökologischen "faux pas" überaus soft ausfällt. Zwischen dem obligatorischen Töpfern in der Toskana und Überlebenskursen für Singles in Ligurien finden sich mit etwas Geduld doch noch die Schatzkästchen mit Angeboten abseits des Einheitsaktivurlaubsbreis. Der eigene Weg zum anderen Reisen bleibt also auch weiterhin der mühevollere.

Zu Gast im Süden. Ver-Führer zum Reisen auf eigenen Wegen. Velia Reghis. Verlag Ganzheitliche Gesundheit, Goethestr. 13, 7277 Wildberg, 1991, 304 Seiten, 29,80 Mark.

Pläne des FC Italia vorerst gescheitert Fußballverband: Die Fusion mit Postsportverein "Blau-Gelb" ist nicht zulässig

FRANKFURT A. M. Die seit Monaten geplante Spielgemeinschaft des hessischen Fußball-Landesligisten FC Italia mit dem in die Kreisklasse B abgerutschten Postsportverein (PSV) Blau-Gelb wird nun doch nicht zustande kommen. Die Reservemannschaft des Landesligisten sollte gemeinsam mit den Postsportlern kicken. Doch der Spielausschuß des Hessischen Fußballverbandes (HFV) entschied bei seiner jüngsten Sitzung: Einer Fusion von Reservetruppe und erster Mannschaft könne laut Satzung nicht zugestimmt werden.

Damit sind zunächst auch die Pläne des FC Italia gescheitert, sich auf dem Gelände des PSV einzumieten. Die Stadt Frankfurt lehnte es ab, Kosten in Höhe von 68 000 Mark zu übernehmen. Sie fürchtet damit, einen Präzedenzfall zu schaffen.

Der Hintergrund: Solange der FC Italia nicht zwei komplette Jugendmannschaften für den Spielbetrieb anmelden kann, darf auch die erste Mannschaft nicht in der Landesliga spielen. Im Jugendbereich soll die Spielgemeinschaft mit den Blau- Gelben nach Aussage der Beteiligten allerdings in Kürze zustande kommen. Dann könnten die A-, B- und C-Jugend- Teams gemeinsam auf der Postsportanlage am Rande des ehemaligen Gartenschaugeländes trainieren.

Beide Vereine hätten es lieber gesehen, wenn auch bei den Senioren eine Zusammenarbeit der Clubs möglich wäre. Der PSV hatte sich davon sportliche Anreize und einen finanziellen Ausgleich erhofft; immerhin kostet die Pflege des Geländes jährlich mehr als 300 000 Mark.

Doch dem FC Italia schwebte dagegen ein seinem Status angemessenes Sportfeld vor: Denn er ist schließlich nach der Eintracht, dem FSV und den Rot-Weißen die viertstärkste Frankfurter Fußballmannschaft. Der zwischen PSV und Italia ausgehandelte Vertrag sah Mietzahlungen in Höhe von 68 000 Mark vor. Die attraktive Anlage mit zwei Rasenplätzen schien den Italienern, verglichen mit ihrer jetzigen "Heimat" bei der SG Westend, wesentliche Vorzüge zu haben. Dort müssen sie knapp 10 000 Mark jährlich für die Nutzung der Umkleiden zahlen.

Der Haken im Westend: Bei der SG dürfen laut Stefan Lottermann, Spielertrainer bei Italia und einer der Verhandlungsführer, nur die Senioren aufs Feld. Insider vermuten, der FC Italia versuche sich "billig" über die Zusammenarbeit mit Blau-Gelb den nötigen Unterbau in der Jugendarbeit zu verschaffen. Lottermann wies dies zurück.

Die Stadt kritisiert das Vorgehen des Clubs. Sportdezernentin Sylvia Schenk rügt, der Vertrag sei ohne Absprache mit der Kommune entstanden, ginge aber zu deren Lasten.

Unabhängig von der angespannten Haushaltslage müsse hier "eine Grundsatzfrage entschieden werden": Wo liegt die Obergrenze bei der Förderung von Vereinen ohne eigenes Gelände? Für Harald Lochmann, Leiter des Sport- und Badeamtes, ist die Angelegenheit ein "Präzedenzfall". Seine Befürchtung: Hat die Stadt einmal der Forderung nachgegeben, melden innerhalb kurzer Zeit "zehn bis 20 Vereine" ähnliche Ansprüche an. Das sei finanziell aber nicht vertretbar.

Solchen Überlegungen kann sich Lottermann nicht anschließen: "Welche Vereine meint Lochmann?" Die Konstellation sei einmalig. Noch nie habe sich ein Verein bei einem Club mit eigenem Gelände eingemietet. Das Angebot der Stadt, bis zu 18 000 Mark zuzuschießen, bezeichnet der Trainer als "Lachnummer".

Dabei weist er auf die "integrative Arbeit" hin, die "Italia" leistet und erinnert an die Summen, die woanders für Sportförderung ausgegeben würden. Sollten sich die vom FC angepeilten 35 000 Mark nicht realisieren lassen, "verspreche ich den Verantwortlichen noch einen heißen Tanz", droht Lottermann. *ask

"Mikados" als Vorspeise Jungen und Mädchen kochten bei Main-Kraftwerken

HÖCHST. Mit nassen Händen langt Edi (11) in die Schüssel mit Rinderhackfleisch, knetet genüßlich die rohe Masse, die zwischen seinen Fingern hervorquillt, und formt Fladen. "Das ist für die Hamburger", sagt Edi mit strahlenden Augen. Neben ihm rührt Adriana (9) schon die Vanillesoße für die rote Grütze an. Und Volker schnipselt Paprikaschoten, Zucchini, Kohlrabi und Möhren. "Leckere Mikadostäbchen" nennt Energieberaterin Sabina Dittel das Gemüse-Gericht, das als Vorspeise serviert werden soll.

Bei der Main-Kraftwerke Aktiengesellschaft (MKW) durften die Mädchen und Jungen zweier Kindertagesstätten aus Unterliederbach den Kochlöffel schwingen. Nicht nur, um satt zu werden. Beim Brutzeln sollten die Jungköche auch den "gefahrlosen und energiesparenden Umgang mit Elektrogeräten" üben.

Bevor's den ersten Zucchinis an die Schale ging, stand deshalb das kleine Einmaleins der Energielehre auf dem Ferienspiel-Plan. "Die MKW schickt euch den Strom nach Hause", erklärte Energieberaterin Sabina Dittel. "Und dort wird er in Licht, Wärme, Kraft, Ton oder Bilder umgewandelt." "Klar", sagt Edi, "Strom brauch' ich ja auch, damit der Walkman funktioniert." Der aber kommt aus der Batterie und nicht von den MKW. "Aber der Mixer", weiß Sandra, "der kriegt den Strom aus der Steckdose." Umsonst fließt die Energie allerdings nicht in die Haushalte, klärt Sabina Dittel die Knirpse auf. "Den müßt ihr natürlich bezahlen." Und das Geheimnis, woher die MKW denn wissen, wieviel "Saft" in einem Haushalt verbraucht wurde, muß die Energieberaterin nicht lüften. Sandra weiß es: "Also, da ist so ne Scheibe mit 'ner roten Markierung, und wenn die sich einmal gedreht hat, dann ist der Strom verbraucht." Sabina Dittel nickt anerkennend und hält einen Elektrizitätszähler ("ein ganz schwieriges Wort") hoch. "Der zeigt die Kilowattstunden an."

Über jedem der drei Öfen, an denen die Ferien-Köche anschließend ihre Hamburger mit Tomaten, Salat und Hackfleisch zubereiten, rotiert eine Meßscheibe. "Sieger ist derjenige, der am wenigsten Strom verbraucht hat", stachelt Sabina Dittel den Ehrgeiz der Kinder an. Doch die denken kurz drauf in der Küche stehend weniger an den Energieverbrauch. Beim Anblick des im Ofen backenden Rinderhackfleischs läuft ihnen der Saft im Munde zusammen. "Wir gewinnen sowieso", ist sich Edi sicher. "Wir haben schließlich die Chefin in unserer Gruppe."

Sabina Dittel allerdings muß erst einmal beim Nachtisch eingreifen. Adriana hat die Vanillesoße nämlich schon in die Nachtischschälchen gegossen, in die eigentlich zuerst die rote Grütze rein sollte. Die müssen jetzt wieder ausgespült werden. Und auch das bringt die Scheibe erneut ins Rotieren. tos

Schwierige Kühlschrank-Abfuhr Altes Küchengerät blieb lange am Straßenrand stehen

Ein kaputter Kühlschrank bereitete einer FR-Leserin in den letzten Wochen einiges Kopfzerbrechen. Das untauglich gewordene Küchenutensil stand nur im Wege und mußte irgendwie entsorgt werden. Ein Anruf bei der Stadtreinigung half weiter: Die Werkstatt Frankfurt, ein eingetragener Verein, der sich unter anderem um die Entsorgung von Elektrogeräten kümmert, werde den Kühlschrank am 30. Juni abholen, gab man ihr dort Auskunft. Wie abgesprochen stellte Frau H. das alte Elektrogerät an den Straßenrand und wartete. Doch nichts geschah. Am nächsten Tag setzte sie sich erneut mit der Stadtreinigung und der Werkstatt Frankfurt in Verbindung. "Sie haben den Kühlschrank nicht ordnungsgemäß aufgestellt", "wir haben keinen Einfluß auf die Fahrer", "vielleicht kommen Sie morgen dran" - so die Auskünfte, die Frau H. von Mitarbeitern erhielt.

Seitdem ruft Frau H. fast täglich bei der Werkstatt Frankfurt an, immer mit dem gleichen Ergebnis: Ein neuer Termin wird ausgemacht, doch das sperrige Küchengerät bleibt, wo es ist, an der Straße. "Ich werde immer nur von einem Tag auf den anderen vertröstet. Langsam verstehe ich die Leute, die ihr Zeug einfach in die Hecke schmeißen", meint die FR-Leserin resigniert.

Die Werkstatt Frankfurt, die eng mit der Stadtreinigung zusammenarbeitet,weist die Vorwürfe von sich: "Jeder Fahrer bekommt eine genaue Liste mit allen anzufahrenden Adressen", heißt es. Daß dennoch mal jemand vergessen wird, hält man für unwahrscheinlich.

Vielleicht habe, so mutmaßt Brigitte Martin von der städtischen Hausrat- und Sperrmüllentsorgung, Frau H. den Sperrmüllwagen irrtümlich für das Entsorgungsfahrzeug der Werkstatt Frankfurt gehalten und den Kühlschrank - weil er nicht mitgenommen wurde - wieder von der Straße weggestellt. Zwar seien die Wagen der Stadtreinigung und die der Werkstatt Frankfurt meistens am selben Tag unterwegs, doch komme es bei dem einen oder anderen schon mal zu Verzögerungen, so daß Sperrmüll und Elektrogeräte nicht immer zeitgleich abgeholt würden.

Neben der Werkstatt Frankfurt, deren Entsorgung kostenlos ist, kann sich jedermann natürlich auch an gewerbetreibende Unternehmen wenden. Eine Frankfurter Speditionsfirma beispielsweise verlangt 65 Mark für den Transport plus zusätzliche 42 Mark für die Entsorgung eines Kühlschrankes. ki

Wetter hinterläßt Spuren Hoechst testet Farbpigmente in Zeilsheimer Äckern

HÖCHST / LIEDERBACH. Der Lack ist ab. Sonne und Wind, Schnee und Regen haben ihn ruiniert. Sattes Gelb noch vor Jahresfrist, nun ist es aufgeplatzt, rissig und bleich. Aber das ist so gewollt: Der warme Ton ist sogar nur deswegen auf die Blechtafel gespritzt worden. Denn Frost und Hitze sollten die Farbe ordentlich strapazieren, um herauszufinden, was sie taugt.

Die "Wetterfestigkeit ist eines der wichtigsten Kriterien für ihre Qualität", sagt Hugo Schäfer, Leiter der Abteilung Anwendungstechnik beim Chemie-Konzern Hoechst. Wie sehr die künftigen bunten Häute von Autos, Maschinen, Hauswänden und Gartenzäunen dem Klima trotzen, das testet das Riesen-Unternehmen auf seinem Versuchsgelände in den Zeilsheimer Äckern. Dort - umgeben von Rübenfeldern und Maisstauden und erst auf den zweiten Blick hinter hohen Brombeerhecken zu erkennen - liegen reihenweise und ordentlich durchnumeriert Hunderte von Farbtafeln exakt in südlicher Richtung, weil von dort die meiste Sonne kommt.

Der Wind streicht sanft übers Gelände, Vögel zwitschern, ansonsten herrscht Ruhe: "Manchmal kommt monatelang niemand her", sagt Schäfer, der das Gelände zum ersten Mal betritt - nach 25 Jahren Konzernzugehörigkeit. Beschäftigte haben dort ebenfalls fast nichts zu tun: Nur gelegentlich werden neue Tafeln aufgestellt und alte kontrolliert. Allein Wind und Wetter hinterlassen ihre Spuren.

"Genau gesagt testen wir Pigmente und Lösungsmittel, aber keine Farben", erläutert der Fachmann. Denn Hoechst stellt im Stammwerk nur Grundstoffe her, die an die verarbeitende Industrie weiterverkauft werden, sagt Schäfer. Was der Chemiker jedoch penibel unterscheidet, ist für den Betrachter nicht zu erkennen: Vor dessen Augen präsentiert sich das ganze Regenbogen-Spektrum, violett bis blau und rot in allen möglichen Facetten und Abstufungen.

Ein bis zwei Jahre liegen die bemalten hölzernen, metallenen oder putzähnlichen Tafeln im Freien. Anschließend stellt Hoechst Musterkarten her, die dem Kunden zeigen, wie sich die Farbe im Laufe der Zeit verändert hat. Aber auch neue Pigmente werden einer ersten Belastung ausgesetzt, um Erkenntnisse für ihre Weiterentwicklung zu gewinnen. Gefahr für Wasser, Luft und Boden gebe es keine, sagt Schäfer: "Das ist nicht anders, als wenn Ihr Auto im Freien steht."

Die Versuchsanlage ist nicht die einzige, in der Hoechst Pigmente und Kunstharze testet. Deutlich "aggressiveres Klima" herrscht in Florida. Und dort setzt der Konzern seine Produkte der schwül-heißen Luft aus. Extreme Umweltbedingungen simulieren die Forscher auch im Labor, um schneller zu Ergebnissen zu kommen als im Freien. Das funktioniert allerdings nur eingeschränkt, sagt Hugo Schäfer, denn die "natürlichen Bedingungen lassen sich nur schlecht nachmachen". dis

Eine kleine Adelstochter korrigierte die Geschichte Archäologen des Denkmalamtes legten bei Ausgrabung im Boden des St. Bartholomäus-Dom Grabstätte frei

FRANKFURT A. M. Eine kleine Adelstochter ist schuld daran, daß die Ursprungsgeschichte der Stadt Frankfurt am Main möglicherweise neu geschrieben, mit Sicherheit aber korrigiert werden muß. Bei Grabungsarbeiten im Boden des St.-Bartholomäus-Doms nämlich legten Archäologen des städtischen Denkmalamtes die Grabstätte eines etwa vier- bis fünfjährigen Kindes frei, dessen Ausstattung es ganz offensichtlich als Sprößling einer reichen und bedeutenden Familie ausweist.

Die eigentliche Sensation besteht darin, daß sich mit Hilfe der Kostbarkeiten, Gold- und Silberschmuck, welche die Eltern einst ihrer so früh verstorbenen kleinen Tochter mit in ihre letzte Ruhestätte legten, das Alter dieses Fundes bestimmen ließ (die FR berichtete).

Wie die Wissenschaftler erklären, handelt es sich bei dem Kindergrab im Kaiserdom ziemlich eindeutig um ein klassisches Holzkammergrab aus der späten Merowingerzeit zwischen 650 bis 720. Demnach muß man im Gegensatz zu früheren Erkenntnissen davon ausgehen, daß also schon um das Jahr 700 eine Steinkirche an diesem geschichtsträchtigen Ort gestanden hat - ein Geheimnis, das die tieferen Schichten von St. Bartholomäus, die schon manches Interessante freigaben, bisher gut gehütet hatten. "Kirchenbauten vor rund 13 Jahrhunderten", erklärte die Leiterin der archäologischen Grabungen, Dr. Andrea Hampel, "sind grundsätzlich selten nachgewiesen und dokumentieren besonders als Steinbauten stets ein entsprechendes Macht- und Geldpotential vor Ort, mit dem zugehörigen Umfeld an Untergebenen und Einrichtungen."

Fort also mit der irrigen Ansicht, Frankfurt sei bis zu jenem denkwürdigen Jahr 794, als Kaiser Karl der Große es mit seiner Einladung zur Kirchensynode und Reichsversammlung erstmals namentlich aus dem dunkel der Geschichte hob, nur ein unbedeutendes, kleines Provinznest mit ein paar Holzbauten gewesen! Nicht nur älter muß es sein, sondern offenbar auch viel früher schon ein wichtiger Platz.

Besorgte Vermutungen, ob nach diesem aufregenden Fund, mit dem sich nichts in der Stadt und ihrer Umgebung vergleichen läßt, nun etwa die für 1994 geplante, aufwendige 12-Jahr-Feier ausfallen werde, zerstreute Oberbürgermeister Andreas von Schoeler allerdings mit dem Hinweis darauf, daß man ohnehin die erste schriftliche Erwähnung der Stadt feiern wolle. Und Schriftliches ließ sich im Kindergrab im Vorgängerbau des heutigen Domes in der Tat nicht nachweisen. Selbst vom Skelett des kleinen Mädchens hat der aggressive Mainsand des Bodens nicht viel unzerstört gelassen.

In der in vier Metern Tiefe ausgehobenden Grube an der Westmauer der nun entdeckten ältesten Steinkirche ließe sich lediglich anhand es Schädels und Resten von Armknochen seine Lage an der nördlichen Kammerwand mit Blick nach Osten rekonstruieren. Eine unter dem Kopf des Kindes gelegene Amulettkapsel bildete offenbar einigen Schutz gegen die zersetzenden Einflüsse von Zeit und Erde.

Im Dommuseum hatte man für die erste öffentliche Vorstellung des unverhofft aufgetauchten "Schatzes" auf Karton die Silhouette eines Mädchens in der Tracht jener Zeit skizziert und an den entsprechenden Stellen mit dem aufgefundenden Schmuck belegt. Wenn man wohl auch niemals den Namen des Kindes oder die Ursache für seinen frühen Tod erfahren wird, so läßt sich aber davon ausgehen, daß es zur Adelsschicht gehörte, möglicherweise zu der Familie, die an diesem Ort einst die Kirche stiftete.

Reich geschmückt wie ein Fürstenkind haben die Eltern ihre offenbar tief betrauerte kleine Tochter auf den Weg in die Ewigkeit geschickt. Goldene, granulierte Ohrringe, in denen wahrscheinlich Perlen saßen, und eine diademartige Stirnkette mit goldenen und gläsernen Perlen und verschieden geformte Goldplättchen lagen noch in der Nähe des Kopfes. Silber- und Bronzearmreifen zierten die Handgelenke, an den Fingern trug die Kleine goldene Ringe, auf der Brust Gold in Form einer kleinen Scheibenfibel. An einer eisernen Gürtelkette hingen wohl kleine Gegenstände des täglichen Bedarfs, ein beinerner Kamm oder ein eisernes Messer - nicht alle Funde konnten bisher schon näher bestimmt werden. Vorn auf dem Kleid war mit Goldbrokatfäden ein ziemlich großes Kreuz aufgenäht oder gestickt.

Trotz dieses christlichen Symbols muten andere Beigaben für die letzte Reise der kleines Adelsdame eher heidnisch an. Schließlich dürften sich in jener Epoche die religiösen Vorstellungen der Menschen noch gemischt haben. Zwar setzte sich das Christentum östlich von Mainz bereits durch, doch erschlug man noch im Jahr 689 in Würzburg den dort missionierenden Heiligen Kilian. So finden sich im Kindergrab Keramiktöpfe mit Resten von Fisch und Hühnerfleisch für die Reise ins jenseits. Woher ein kleiner blaugrüner Glasbecher stammt, weiß man noch nicht genau. In Höhe der Arme war eine Fleischgabe mit deutlichen Schnittspuren am Knochen niedergelegt.

Bei so vielen, phantasieanregenden Einzelheiten ist es fast prosaisch, daß all das im Zusammenhang mit der geplanten Heizungsanlage im Dom und den dafür notwendigen Ausschachtungsarbeiten zutage kam.

Das Denkmalamt nutzte die günstige Gelegenheit zu Untersuchungen über die frühe Baugeschichte des Gotteshaues, das eigentlich gar kein Dom im Sinnes eines Bischofssitzes ist, sondern erst seit den Krönungen deutscher Kaiser und Könige in Frankfurt den Namen Kaiserdom trägt. Mehrere Bauphasen konnten seither ergraben werden, bis man nun die wohl ältesten Kirchenfundamente unter dem Langhaus fand.

Bei der erwähnten Reichssynode von 794, zu der Karl der Große Erzbischöfe, Bischöfe und andere Würdenträger aus ganz Westeuropa geladen hatte, stand dem Frankenherrscher also offensichtlich mehr als nur eine bescheidene Holzkirche auf dem Hügel am Main zur Verfügung. Eigentlich wäre es ja auch verwunderlich gewesen, wenn er zu einer so glänzenden Versammlung, bei der es um bedeutende Reichs- und Kirchenbeschlüsse ging, ausgerechnet an einen völlig unbekannten Platz gerufen hätte. Zumal er noch im selben Jahr 794 in einer anderen Urkunde vom "loco celebri, qui dicitur Franconfurd" (in den berühmten Ort, Frankfurt genannt) spricht.

Überdies standen dem Kaiser in seinem weitläufigen Reich prächtige Pfalzen zur Verfügung, während in Frankfurt - heute muß man sagen: vermutlich - nur ein Haus mit Wirtschaftshöfen gestanden haben soll. Ob Karl besondere Beziehungen zu der Stadt hatte, die ihn bis heute als ihren Schutzheiligen verehrt, steht dahin. Immerhin starb hier - ebenfalls 794 - seine vierte Frau, die "stolze, hochmütige und grausame Fastrada". Vielleicht lassen sich solche Ungereimtheiten in der frühen Stadtgeschichte im Licht neuer Entdeckungen irgendwann einmal schlüssiger erklären.

Der unweigerlich auftauchenden Spekulation, ob bei weiteren Grabungen im Domboden vielleicht noch andere Gräber und Funde auftauchen, begegnet Andrea Hampel sekptisch: "Eine solche Sternstunde erlebt ein Archäologe meist nur einmal in seinem Berufsleben." Im Sommer sollen die Funde aus dem Kindergrab im Kaiserdom im Dommuseum öffentlich ausgestellt werden. pia

Stadtteil-Lesertelefon Auf dem Friedhof fehlt das Wasser

WESTHAUSEN. Fünf Gräber versorgt Frida E. regelmäßig auf dem Westhausener Friedhof. Die Zapfstellen sind dort sehr zahlreich vorhanden, so daß die Rentnerin keine Probleme hat, ihre Beete mit Wasser zu versorgen. Doch in der ersten Juliwoche mußte die Frau auf einmal feststellen: Nur jeder dritte Zapfhahn war funktionsfähig, alle anderen blieben trocken.

Frida E. ärgert sich, daß an den Wasserstellen keine Informationen darüber angebracht sind, wo sie Wasser zapfen kann: "Niemand hat uns informiert, plötzlich lief kein Wasser mehr. Besonders den älteren Menschen fällt es schwer, mit den gefüllten Kannen weit zu laufen. Dazu kommt, daß niemand der Betroffenen genau weiß, wo sich die nächste funktionierende Zapfstelle befindet."

Dirk Bührmann, der für den Friedhofsbetrieb zuständig ist, erklärt, daß der Magistrat der Stadt Frankfurt ein allgemeines Sparprogramm einleitet, um den Wasserverbrauch möglichst einzuschränken. Das Sparprogramm betrifft auch die Friedhöfe, weil dort viel Wasser verbraucht wird. "Wir wollen das Bewußtsein der Leute verändern, unsere Aktion soll weite Kreise ziehen. Die Menschen müssen begreifen, daß Wasser immer kostbarer wird."

Er rät den Besuchern des Westhausener Friedhofs: "Fragen Sie bei den Gärtnern nach, welche Zapfstellen Wasser geben. Eine gute Idee ist es, Pflanzen zu wählen, die nicht so oft bewässert werden müssen."

Bührmann weist darauf hin, daß es noch Informationen darüber geben wird, wie das Sparen in Zukunft aussehen soll. Er hofft: "Wenn wir alles richtig organisiert haben, gibt es auch keine Mißverständnisse mehr." sil

Pendler in Steinheim wurden abgehängt

HANAU. Das reduzierte Angebot nach dem Fahrplanwechsel auf der Bundesbahnstrecke S 8 vom Hanauer Hauptbahnhof zum Hauptbahnhof Frankfurt am Main kritisiert Landtagsabgeordneter Ronald Battenhausen. Wie der Sozialdemokrat mitteilt, hat er sich in dieser Sache an die Bundesbahndirektion gewandt.

Während bislang der Zug um 7.30 Uhr ab Hanau Hauptbahnhof auch in Steinheim hielt, müßten die Pendler aus diesem Stadtteil nun auf diese Zustiegsmöglichkeit verzichten. Deshalb hätten sich "eine beachtliche Zahl" Betroffener berechtigt bei ihm beschwert, schreibt Battenhausen in einer Mitteilung.

Zwischen 7.15 und 7.54 Uhr bestünde seit Gültigkeit des neuen Fahrplans für die Steinheimer keine Möglichkeit mehr, zum Frankfurter Hauptbahnhof zu fahren. Sie müßten auf den Zug 7875, Abfahrt 7.15 Uhr, ausweichen. Dieser ende in Frankfurt-Süd auf Gleis 9, "wobei es zu erheblichen Stauungen beim Ausstieg kommt". Alle, die zum Hauptbahnhof wollten, müßten dort auf die unterirdische S-Bahn umsteigen.

"Mit dieser Maßnahme trägt die Bundesbahn nicht unbedingt zur Benutzerfreundlichkeit und größeren Akzeptanz des ÖPNV bei", meint der Sozialdemokrat. Deshalb fordert er das Transportunternehmen auf, das 7.30-Uhr-Angebot für die Steinheimer wieder herzustellen. jur

Solarien-Besucher oft ohne Schutzbrillen

Eine Zunahme an Augenkrankheiten durch ultraviolettes Licht erwarten Ärzte durch Solarien. Viele Besucher von Bräunungsstudios setzen sich keine Schutzbrille auf. "An den Geräten steht zwar ein Hinweis, aber ein Teil der Kunden benutzt keine Schutzbrille", berichtet Sarah Eschke von "Top-Solar". Im Sonnenstudio Dreher liegt zwar in jeder Kabine ein Schutzglas, "wir haben aber leider keinen Einfluß, ob die Leute die wirklich aufsetzen", bedauert Mitarbeiter Klaus Hummel.

Oft wollen die Besucher unter der Höhensonne lesen oder schließen lediglich die Augen. "Meist wird die UV-Strahlung dann auch noch laienhaft vom Bräunungsstudio gehandhabt", erklärt Professor Otto Hockwin von der Universität Bonn. "Wer sich dieser Strahlung häufig schutzlos aussetzt, bei dem ist der ,Graue Star' vorprogrammiert." ert

Gestern: ein heißer Sommertag. Über den Feldern und Straßen flimmerte die Hitze, nicht nur unter den Achseln rann der Schweiß, und das Auto glich einem Backofen.

Und doch: obwohl Monate und etliche Therometer-Grade davon entfernt, Christkind kommt bald war da ein Duft, der an Kerzenschein erinnerte, an rieselnden Schnee und an Bratäpfel.

Ein solcher lag auf dem Rücksitz, schmorte unter der Scheibe wie unter einem Brennglas. Vormittags war er noch prall und saftig, grün und knakkig. Stunden später schlug er Falten, schrumpelte und gab sein Aroma frei.

So schnell vergeht die Zeit: Bald ist schon wieder Weihnachten. Der "Bratapfel" war der erste Bote. kkü

Rezept zum Nachkochen Drei-Gänge-Menü

Mikadostäbchen: Zutaten: 1/2 Paprikaschote, 1/2 Zucchini, 1/2 Kohlrabi, 1 Möhre. Waschen, putzen und in Streifen schneiden.

Für die Soße werden benötigt: 100 g Joghurt, 100 g Creme fraîche, 1 TL Senf, 1 Prise Salz, 1 TL Zucker und Pfeffer. Alles in eine Schüssel geben und verrühren. Petersilie, Schnittlauch und Dill waschen und kleinschneiden, unter die Soße rühren. Die Gemüsestreifen werden als Vorspeise in die fertige Soße getunkt.

Hamburger: Zutaten für sechs Portionen: 375 g Rinderhackfleisch, 1 TL Salz, 6 Hamburgerbrötchen, 1 Tomate, 1 saure Gurke, 1 Zwiebel, 1 Kopfsalat. Das Hackfleisch mit dem Mixer in einer Schüssel verühren. Fladen formen und auf das Blech legen. Bei 170 Grad Umluft 20 Minuten braten. Die Brötchen aufschneiden und die letzten fünf Minuten mit in den Ofen legen. Anschließend die Brötchen mit Ketchup bestreichen, den Fladen drauf und mit der geschnittenen Tomaten, Gurke, Zwiebel und Salat belegen.

Rote Grütze: Zutaten: ein Viertel Liter roter Fruchtsaft, 40 g Zucker. In einem Topf zum Kochen bringen. 30 g Stärkemehl mit kaltem Wasser anrühren und in den kochenden Fruchtsaft einrühren. 300 g Tiefkühlfrüchte unterrühren und fünf Minuten kochen lassen. Kaltstellen. Die Soße wird mit Milch und Vanillepulver angerührt. tos

Neue Broschüre führt durch Bad Sodener Parks

In Parks kann man einfach spazierengehen, sich auf eine Bank setzen, Wiesen, Sträucher und Bäume genießen. Manche/ r wird darüber aber auch neugieriger, beginnt sich für die Grünanlage und die Pflanzen zu interessieren. Für drei derartige Einrichtungen in Bad Soden am Taunus - den Kurpark, den Quellenpark und den Neuen Kurpark - gibt es jetzt einen "Gehölzkundlichen Führer", der alle Fragen zu Art und Herkunft der dort stehenden Bäume beantwortet. Herausgegeben haben ihn die Kurverwaltung und der Taunusklub Bad Soden.

Hinter der 125-Seiten-Broschüre stekken der ehemalige Gartenbauingenieur Heribert von Esebeck und seine Mitstreiter vom Naturkundlichen Arbeitskreis des Frankfurter Taunusklubs. Park-Freunden in Frankfurt ist von Esebeck von ähnlichen Schriften über Anlagen in der Stadt und durch seine alljährlichen Parkführungen bekannt. Bei zahlreichen Besuchen in Bad Soden hat er alle Bäume erfaßt und kategorisiert.

Skizzen der Parks mit den Baumstandorten und Zeichnungen typischer Details wie Blätter und Stamm ermöglichen dem Leser die Bestimmung. Dazu empfehlen sich drei Rundgänge, denen die Beschreibungen folgen. Mehr als 220 Bäume wurden aufgenommen, darunter auch sehr seltene exotische Exemplare.

Der Parkführer kostet 9 Mark. Bad-Soden-Besucher können ihn bei der Kurverwaltung (Telefon 0 61 96 / 20 82 80), im Thermalbad, im Heimatmuseum und auf dem Minigolfplatz im Kurpark kaufen. tom

Trotz des verregneten Sommers droht Italien die Wassernot Das Land verschleudert seinen natürlichen Reichtum und die chemische Industrie verdirbt weiter Flüsse und Seen

Italien, das sonst im Juli und August unter der Hitze stöhnt, ist in diesem Jahr nicht wie üblich von der Sonne versengt, sondern präsentiert sich als grüne Halbinsel. Korn und Reben wachsen nach den häufigen Niederschlägen im Juni und den ersten Juliwochen. Inzwischen scheint zwar wieder die Sonne, aber zahlreiche Gewitter lassen die Bauern weiterum die Ernte dieses Jahres bangen. So außergewöhnlich wie für Mittel- und Nordeuropa war das Wetter monatelang auch im Mittelmeerraum. Schuld daran Von Horst Schlitter (Rom) war das Dauerhoch, das zwischen der Biskaya und der Westküste von Irland hin und herpendelte anstatt wie üblich den Weg nach Sizilien zu nehmen.

Gewitter und Dauerregen haben nicht nur viele Feriengäste vertrieben, sondern auch ein sommerliches Thema, das um diese Zeit immer wieder in den Zeitungstiteln auftaucht: Das Thema Wassermangel. Sollte sich das übliche Dauerhoch doch noch über dem Mittelmeer einfinden, wird es aber nach wenigen Wochen wieder auftauchen. Ist Italien ein Land, das zu ewigem Durst verurteilt ist?

Auf den ersten Blick scheint es so. In 30 von 100 Gemeinden ist die Wasserversorgung der Bevölkerung unzureichend. Besonders durch Sizilien fahren im Sommer unentwegt große Tankwagen, die zumindest einen Teil der fehlenden Wassermenge herbeischaffen. Dabei ergießen sich im Laufe eines Jahres über die Apenninhalbinsel 300 Milliarden Kubikmeter Regen; der Bedarf hingegen liegt nur bei 54 Milliarden einschließlich der gut entwickelten Industrie. Die Niederschläge sind einigermaßen gleich verteilt: Der an Fläche größere Norden kann jährlich 41 Prozent dieser Menge erwarten, Mittel- und Süditalien kommen auf 22 und 24 Prozent, die großen und kleinen Inseln endlich auf 13 Prozent.

Schlechte Verteilung der Wassermenge kann also nicht die Ursache des chronischen Mangels sein. In Palermo selbst regnet es zwar extrem wenig, 370 Millimeter Niederschläge im Jahr. Doch im Innern der Insel Sizilien sind die Niederschläge doppelt so hoch. Statistiken enthüllen noch andere Überraschungen. In Neapel (über 1000 mm) regnet es erheblich mehr als in Mailand (725 mm), im südlichen Potenza mehr als im nördlichen Bologna. Das Hinterland von Genua, das oft über die Trockenheit klagt, ist regenreicher als das fruchtbare Piemont und das grüne Umbrien. Kaum eine Region hätte also Grund zur Klage.

Doch der flüssige Reichtum Italiens versickert größtenteils ungenutzt. Etwa die Hälfte der Regenmenge fließt ohne Umweg ins Meer oder in einen der zahlreichen Seen. Ein Teil dieser Menge könnte mit Hilfe von Flußregulierungen und durch den Bau umweltfreundlicher Stauseen erhalten bleiben. Über die großen natürlichen Wasserspeicher unter der Erde gibt es keine präzisen Angaben. Doch ist es durch Unachtsamkeit der Industrie und mangelhaften Schutz des Grundwassers vorgekommen, daß Verunreinigungen neue Reservoirs ungenießbar machten. Unsachgemäßes Bohren nach neuen Quellen führen nicht selten dazu, daß sich in der Nähe des Meeres Trinkwasser und Salzwasser vermischen.

Die Industrie, deren Verbrauch bei einem Viertel des gesamten Bedarfs liegt, beginnt erst heute, eine Wiederverwendung des Wassers zu planen - kostbares Trinkwasser zu sparen. Das lohnt sich, denn ein Stahlwerk verbraucht so viel wie eine Stadt mit 250 000 Einwohnern.

Städte und Gemeinden tragen Schuld an weiteren Verlusten. Von den 150 000 Kilometern kommunaler und regionaler Wasserleitungen sind schätzungsweise 50 000 schadhaft und müßten dringend erneuert werden. In Neapel zum Beispiel herrscht das absolute Chaos. Niemand weiß mehr, welchen Verlauf die unterirdischen Versorgungsleitungen nehmen. Unfähigkeit der Verwaltung, aber auch durch Krieg und Erdbeben hervorgerufene Schäden führten dazu, daß niemand mehr genauen Überblick der Situation unter der Erde hat. Von Zeit zu Zeit gräbt unkontrolliert austretendes Wasser tiefe Kavernen, die plötzlich ein großes Straßenstück zum Einsturz bringen. In dem sich auftuenden Schlammloch verschwinden manchmal ganze Autos spurlos.

Die 166 natürlichen Seen dienen nur zu einem kleinen Teil der Wasserversorgung für die Zivilbevölkerung. Gutachter der staatlichen Gesundheitsbehörden stellten fest, nur der Gardasee und der Braccianosee, der seit fast 400 Jahren einem Teil von Rom zum Verbrauch dient, seien "nach Klärung und einfachem Filtern für den menschlichen Genuß geeignet". Zumindest der dreifache Reichtum der Seen könnte genutzt werden, wenn die chemische Verseuchung durch Industrieanlieger, aber auch durch die Überdüngung der Landwirtschaft, aufgehoben würde. Das gilt für den Lago Maggiore und den Comer See am Alpenrand, aber auch für viele kleinere und größere Seen auf der Halbinsel.

Viele Flüßchen Italiens trocknen im Sommer aus, kommen also für die Wasserversorgung nicht in Frage. Der Tiber führt zwar immer Wasser, ist aber so stark verseucht - vor allem durch Industrieabwässer, die ihm aus dem Nebenfluß Aniene zufließen - daß die Polizei das Baden in ihm als lebensgefährlich verboten hat. Nur der Po, der selbst in trockenen Zeiten täglich 60 Millionen Kubikmeter Wasser in die Adria ergießt, löscht den Durst vieler Gemeinden. Vor allem die piemontesische Hauptstadt Turin schöpft das Wasser für ein Drittel ihrer Millionen-Bevölkerung aus dem größten Strom Italiens. Aber auch Ferrara und viele kleinere Städte bedienen sich hier.

Technisch wäre es keine Schwierigkeit, einen großen Teil der Abwässer in große Auffangbecken einzuleiten und nach der Klärung zumindest in der Landwirtschaft wiederzuverwenden. Die Lombardei hat genügend Raum für ein solches Verfahren, doch fehlte es bisher an der nötigen Entschlossenheit, dem jährlichen Wassermangel auf diese Weise zu begegnen.

Ein trauriges Kapitel bleibt der Zustand des Meeres entlang der 8000 Kilometer langen Küste. Jährlich sorgt der Bericht über die hygienischen Verhältnisse in den weltberühmten Badeorten an der Riviera, der Adria und den Stränden des Südens für unangenehme Überraschungen. Meist gibt nicht die Verschmutzung des Mittelmeers selbst Anlaß zur Beanstandung wie im vergangenen Jahr nach dem Untergang des Riesentankers "Haven" vor dem Hafen von Genua. Für regelmäßige Verseuchung sorgen die Küstengemeinden, die ihre Abwässer nicht oder nur unzureichend klären, ehe sie sie ins Meer befördern. Von den 1600 Kläranlagen in der weiteren Umgebung der Küste funktionieren nur 850. Dabei steigt die Zahl der defekten Anlagen, je weiter der Beobachter sich nach Süden bewegt. In Kampanien, der Region rings um Neapel, funktioniert nicht einmal mehr ein Viertel aller Klärwerke.

Auf die Dauer allerdings ist das Problem der Wasserverunreinigung nicht technischer Art. Die Mentalität der Bürger und ihrer Verwaltungen müßte sich ändern, ehe man auf eine bessere Situation hoffen könnte. Zwar arbeiten seit Mitte der achtziger Jahre grüne Abgeordnete im römischen Parlament, zwar trennt die Müllabfuhr schon seit einiger Zeit Glas vom Rest der Hausabfälle. Doch immer noch sehen die Menschen Flüsse und Seen, Bäche und die Meeresküste als Abfallplätze an, wenn sie sich auch nur für einen Augenblick unbeobachtet glauben. Den Unweltsündern, die auf hoher See tätig werden, Tankern etwa, die den Rest ihrer Ölladung ins Meer schwemmen, kann allerdings ihr Handwerk nur in internationaler Zusammenarbeit gelegt werden. Von einer gut funktionierenden Absprache der Mittelmeeranrainer sind wir allerdings noch weit entfernt.

Zwei Segmente für das Globe-Theater Shakespeare-Projekt wird greifbar

LONDON. Am Südufer der Themse, gegenüber der Paulskathedrale, beginnt die seit 23 Jahren geplante Rekonstruktion von Shakespeares Globe-Theater endlich Gestalt anzunehmen - wenn auch nur mit der Enthüllung des groben Eichenholzskeletts zweier der zwanzig Segmente, aus denen das elisabethanische Rundtheater nach der neuesten Vermutung bestanden hat.

Das strohgedeckte "hölzerne O", für das Shakespeare, einer der Hausherren, Dramen wie "Hamlet", "Macbeth" und "König Lear" geschrieben hat, war 1599 gebaut worden, aber 1613 niedergebrannt. Nicht dieses Original, sondern den etwas veränderten Neubau auf denselben Fundamenten, der 1614 errichtet, aber 1644 von den Puritanern abgerissen worden ist, hat Wenzel Hollar auf dem Londoner Panorama abgebildet, das als der beste der wenigen Anhaltspunkte für die Bühnehäuser der Shakespeare-Zeit gilt.

Davon ging der amerikanische Schauspieler Sam Wanamaker aus, als er, nach London übergesiedelt, den Gedanken hatte, in dem lange verödeten Viertel ein Shakespeare-Theater wiedererstehen zu lassen. Zweihundert Meter von der ursprünglichen Stelle fand er ein freies Grundstück dafür, trommelte Leute mit Geld zusammen und erlangte nach langandauernden Streitigkeiten die Baugenehmigung. Vor fünf Jahren begannen Ausschachtungen, aber nicht viel mehr. 1989 fanden sich dann bei anderen Bauarbeiten in der Nähe einige Mauerreste des etwas älteren Rose-Theaters und dann auch des Globe-Theaters.

Die Befunde dieser ersten greifbaren Zeugnisse elisabethanischer Theaterbauweise konnten für den Plan herangezogen werden. So hat sich ergeben, daß der Rundbau wahrscheinlich zwanzig Eckpfosten hatte, nicht 24, wie vorher angenommen. Die Rekonstruktion kann dennoch niemals eine zuverlässige Nachbildung werden, sondern nur dem Original nach manngfaltigen Studien näherkommen als frühere Versuche.

Das Teilskelett auf einer sonst leeren Grundfläche soll Theater- und Bauhistorikern und auch Handwerkern als Anschauungsbeispiel bei weiteren Überlegungen dienen. Nicht zuletzt aber hatte seine feierliche "Enthüllung" durch Prinz Eduard wohl den Zweck, neue Aufmerksamkeit und weitere Spenden für das Projekt zu gewinnen. Die Baukosten werden heute mit 3,5 Millionen Pfund (rund zehn Millionen Mark) angegeben. Wenn der unermüdliche Sam Wannamaker, mittlerweile 73 Jahre alt, in zwei Jahren die ersten 1500 Theatergäste empfangen kann, hofft er, um das neue Bühnenhaus herum noch ein ganzes Shakespeare-Zentrum mit einem weiteren Theater anlegen zu können.

Bei den Feierlichkeiten waren eine Menge prominente und weniger prominente Gäste zugegen, nicht aber David Mellor, der neue britische Kulturminister. Anscheinend hat seine Regierung nicht viel übrig für die verwegene Idee eines Amerikaners, eine Shakespeare-Bühne an den heiligsten Ort der englischen Theatergeschichte zu setzen. J.E.

Alfons Gerling distanziert sich Mit "Republikanern" hat er nichts am Hut

WESTLICHE STADTTEILE. Der CDU- Landtagsabgeordnete Alfons Gerling hat sich gegen "jede Art der Zusammenarbeit mit den "Republikanern" ausgesprochen. Gerling gab auf Anfrage der FR zwar zu, bereits an Treffen des sogenannten Petersberger Kreises der CDU-Landtagsfraktion teilgenommen zu haben. Von dessen Papier zur Kooperation mit den "Republikanern" distanziere er sich aber entschieden, betonte der CDU-Politiker.

Im April hatte der Petersberger Kreis Thesen zur parlamentarischen Zusammenarbeit mit den "Republikanern" formuliert und sich für Bündnisse mit Franz Schönhubers Partei ausgesprochen.

"Damit habe ich nichts zu tun. Ich bin ein entschiedener Gegner von Bündnissen der CDU mit ,Republikanern' oder anderen extremistischen Parteien des rechten oder linken Spektrums", betonte der christdemokratische Landtagsabgeordnete, der den Wahlkreis Frankfurt 1 (Höchst, Unterliederbach, Sindlingen, Zeilsheim, Sossenheim, Nied und Griesheim) vertritt.

Gerling bezeichnete den Petersberger Kreis - benannt nach einer Gemeinde in der Nähe des nordhessischen Fulda - als informelle Gruppe, die sich in vertraulicher Runde ab und zu treffe, um wichtige Fragen zu diskutieren. So habe sich der Kreis bei seinen Zusammenkünften zum Beispiel bereits mit den Themen Drogen, innere Sicherheit und Asylverfahren beschäftigt."An diesen Treffen habe ich gelegentlich teilgenommen". tos

Kreativ durch den Sommer Das Programm im Jugendhaus Goldstein / Schwanheim

FRANKFURT-SÜD. Das Jugendhaus Goldstein / Schwanheim in der Straßburger Straße 15 bietet mit seinem Sommerprogramm ab Sonntag, 2. August, einen Treffpunkt für junge Leute, die der Langeweile mit Kreativität und Geselligkeit entgegnen wollen.

Montags bis donnerstags gibt es von 12 bis 14 Uhr den Schülertreff mit Mittagessen für alle, die zwischen Vor- und Nachmittagsunterricht nicht nach Hause gehen oder nach der Schule noch zusammen Hausaufgaben machen wollen. Dienstags bis Donnerstags wird jeweils im Anschluß ans Mittagessen eine Hausaufgabenhilfe (15 bis 17 Uhr) für alle Schul- und Berufsfächer angeboten. Montags gibt's Nachhilfe in Französisch (15.30 Uhr bis 17.30 Uhr) und Englisch (16 bis 20 Uhr). Donnerstags von 16.30 bis 18.30 Uhr wird Deutsch angeboten. Freitags stehen Computerkurse für die Betriebssysteme DOS (17 bis 18 Uhr, Anmeldung erforderlich) und USE (18 bis 20 Uhr) auf dem Programm.

Ansonsten bieten die Mitarbeiter des Jugendhauses "Spaß und Spiel". Im Töpferkurs (dienstags und freitags jeweils von 15 bis 17 Uhr) wird selbst aus Scherben noch Designerkeramik, im Schmuckkurs (montags 18 bis 20 Uhr) kann jeder lernen, sich seine Klunker selbst zu basteln. Wenn es dienstags von 16 bis 18 Uhr "Rund um die Küche" heißt, gilt eine Bedingung: Was gekocht oder gebacken wird, muß selbst gegessen werden.

Für sportliche Leute bietet das Jugendhaus am Donnerstag Volleyball (18 bis 20 Uhr), Jazztanz (17 bis 18 Uhr) und am Dienstag Jonglieren (19 bis 21 Uhr). Wer Musik mag: donnerstags erklingen "Afrikanische Trommeln" (16 bis 18 Uhr), montags sind die Disc-Jockeys an der Reihe (18 bis 20 Uhr) und am Freitag können Anfänger (18 bis 20 Uhr) oder Fortgeschrittene ( 8 bis 20 Uhr) ihr Gitarrenspiel verbessern.

Kreative können sich donnerstags von 15.30 bis 17.30 Uhr mit Airbrush, Marmorieren, Frottage, Aquarell und anderem Material als Künstler versuchen. Ein Fotokurs findet donnerstags von 17.30 bis 19.30 Uhr statt. Außerdem gibt's montags ein Filmcafé und dienstags einen Mädchentreff (jeweils von 16 bis 20 Uhr).

Partyzeit ist im August und September. Grillfest: Freitag, 7. August; Sommerparty: Samstag, 22. August; Abend der Goldsteiner Vereine: Samstag, 5. September; Abend der Schwanheimer Vereine: Freitag, 25. September; an den beiden letztgenannten Terminen nehmen auch Jugendhausgruppen teil. Das Programm gilt bis Oktober. Nähere Informationen gibt das Jugendhaus Goldstein /Schwanheim unter der Telefonnummer 6 66 53 33. orf

Insgesamt 489 deutsche Sportler vom Deutschen Nationalen Olympischen Komitee sind für die Sommerspiele in Barcelona benannt Leichtathleten, Ruderer und Schwimmer stellen das größte Kontingent unter den Athleten Die unterschiedlichen Mannschaftssportarten haben einen hohen Anteil / Schlußlichter sind Synchronschwimmen mit zwei und die Rhythmische Sportgymanstik mit lediglich einer Teilnehmerin

BADMINTON: Männerdoppel: Frey (Mainz), Kuhl (Berlin); Frauendoppel: Schmidt (Wiebelskirchen), Ubben (Berlin).

BASKETBALL: Schrempf (Indianapolis), Gnad (Mailand), Rödl (Offenbach), Harnisch (Leverkusen), Behnke (Bramsche), Blab, Baeck (beide Berlin), Jackel, Nürnberger, Andres (alle Bamberg), Kujawa (Stuttgart/Ludwigsburg), Neuhaus (Hagen).

BOGENSCHIESSEN: Männer: Rösicke (Holzen), Marzoch (Gelsenkirchen), Lippoldt (Sindelfingen); Frauen: Wagner (Fellbach-Schmiden), Pfohl (Berlin), Hänschen (Berlin).

BOXEN: 48 kg: Quast (Leverkusen), 51 kg: Loch (Gera), 54 kg: Berg (Schwerin), 57 kg: Tews (Schwerin), 60 kg: Rudolph (Cottbus), 63,5 kg: Zülow (Schwerin), 67 kg: Otto (Ahlen), 71 kg: Beyer (Gera), 75 kg: Ottke (Spandau), 81 kg: May (Frankfurt/Oder), 91 kg: Teuchert (Freiburg), über 91 kg: Fischer (Frankfurt/Main).

FECHTEN: Florett, Frauen: Funkenhauser, Bau, Dobmeier, Fichtel-Mauritz (alle Tauberbischhofsheim), Weber (Bonn); Florett, Männer: Weidner, Wagner, Weißenborn (alle Tauberbischofsheim), Schreck, Koch (beide Bonn); Degen: Schmitt (Leverkusen), Felisiak, Borrmann, Resnitchenko (alle Tauberbischofsheim), Proske (Berlin); Säbel: Bekker (Dormagen), Nolte, Kempenich (beide Bonn), Wiesinger, Huchwajda (beide Tauberbischofsheim).

MODERNER FÜNFKAMPF: Czermak (München), Knappheide (Warendorf), Motchebon, Olschewski (beide Berlin).

GEWICHTHEBEN: 60 kg: Spanehl (Berlin), 67,5 kg: Behm (Stralsund), 75 kg: Steinhöfel (Chemnitz), Caruso (Obrigheim), 82,5 kg: Huster (Meißen), 100 kg: Guse (Stralsund), 110 kg: Seipelt (St. Illgen), Weller (Frankfurt/Oder), über 110 kg: Nerlinger (Neuaubing), Zawieja (Soest).

HANDBALL: Männer: Krieter (Kiel), Thiel (Dormagen), Holpert (Milbertshofen), Wahl, Hauck, Hahn (alle Hameln), Zerbe (Lemgo), Roos (Großwallstadt), Petersen (Gummersbach), Ochel (Milbertshofen), Schwenke (Kiel), Fraatz (Essen), Schneider (Bad Schwartau), Winselmann (Magdeburg), Ratka (Düsseldorf), Klemm (Dormagen).

Frauen: Bram (Leverkusen), Pikken-Adamik (Bremen), Stolletz (Leipzig), Urbanke, Gruner, Erler (alle Leverkusen), Wagner, Schmitt (beide Lützellinden), Mühlner, Krüger, Ciszewski (alle Leipzig), Fittinger (Bremen), Köster (Oldenburg), Palme (Magdeburg), Leonte (Mainzlar), Bölk (Buxtehude).

HOCKEY: Männer: Becker, Brinkmann, Fischer, Meinhardt, Tewes (alle Mühlheim), Blunck (Hamburg), Fried (Köln), Hilgers (Gladbach), Keller (Berlin), Mayerhöfer, Metz (beide Dürkheim), Michler (Krefeld), Saliger, Knauth (beide Limburg), Tewes (München), Reitz (Rüsselsheim).

Frauen: Becker, Dickenscheid, Hagenbäumer, Müller, Weiss (alle Rüsselsheim), Ernsting-Krienke, Kauschke, Kuhnt, Lätzsch (alle Braunschweig), Hentschel, Peters, Thomaschinske (alle Leverkusen), Ferneck, Wild (beide Berlin), Wollschläger, Jungjohann (beide Duisburg).

JUDO: Männer: 60 kg: Trautmann (München), 65 kg: Quellmalz (Ingolstadt), 71 kg: Dott (Urmitz), 78 kg: Lascau (Rüsselsheim), 86 kg: Lobenstein (Leipzig), 95 kg: Knorrek (Hannover), Stöhr (Abensberg).

Frauen: 48 kg: Emich (Rüsselsheim), 56 kg: Hausch (Reutlingen), 61 kg: Eickhoff (Braunschweig), 66 kg: Schreiber (Leverkusen), 72 kg: Schüttenhelm, Weber (beide Leverkusen).

KANU: Kajak, Frauen: 500 m, K 1: Schmidt (Essen), K. 2: Portwich (Hannover), von Seck (Rostock), K 4: Borchert (Essen), Schmidt, von Seck, Portwich. Ersatz: Geist (Essen).

Kajak, Männer: 500 m K. 2: Bluhm, Gutsche (beide Potsdam), 1000 m, K. 1: Stegemann (Berlin), K. 2: Bluhm, Gutsche, K. 4: Reineck, von Appen (beide Essen), Kegel (Berlin), Wohllebe (Berlin); Canadier, 500 m: C. 1: Heukrodt (Magdeburg), C. 2: Papke, Spelly (beide Magdeburg), 1000 m, C. 1: Röder (Wolfsburg), C. 2: Papke, Spelly; Ersatz: Zereske (Neubrandenburg), Kirchbach (Potsdam).

Kanuslalom, Kajak, Frauen: Micheler (Augsburg), Striepecke, (Erfurt), Roth (Augsburg). Kajak, Männer: Becker (Dormagen), Vorsatz (Schwerte), Lettmann (Gladbeck); Einer-Canadier: Lang (Saar), Kaufmann (Augsburg). Zweier-Canadier: Hemmer, Loose (beide Hohenlimburg), Hübbers, Raumann (beide Dormagen), Trummer, Berro (beide Zeitz).

LEICHTATHLETIK: Männer: 400 m: Schönlebe (Chemnitz); 4x400 m: Schönlebe, Carlowitz, Lieder (alle Chemnitz), Pfersich (Stuttgart), Vaihinger (Sindelfingen); 800 m: Haas (Offenburg); 1500 m: Herold (Berlin), Fuhlbrügge (Erfurt), Stenzel (Wattenscheid); 5000 m: Baumann (Leverkusen); 10 000 m: Eich ( Gohlis), Franke (Kornwestheim); Marathon: Dobler (Germaringen), Freigang (Cottbus), Peter (Berlin); 20 km Gehen: Ihly (Offenburg), Noack (Erfurt); 50 km Gehen: Weigel (Berlin), Gauder (Erfurt); 110 m Hürden: Schwarthoff (Heppenheim), Koszewski (Berlin); 400 m Hürden: Hense (Dortmund), Köhrbrück (Berlin); 3000 m Hindernis: Brand (Wattenscheid), Melzer (Dresden); Weitsprung: Haaf (Kornwestheim), Krause (Wattenscheid); Dreisprung: Jaros (Wattenscheid); Hochsprung: Sonn (Weinheim), Beyer (Leverkusen), Mögenburg (Wattenscheid); Kugelstoßen: Timmermann (Berlin), Konya (Kornwestheim), Beyer (Potsdam); Diskuswerfen: Riedel (Mainz), Schult (Schwerin); Speerwerfen: Hadwich (Magdeburg); Hammer: Weis, Dethloff (beide Leverkusen); Zehnkampf: Meier (Leverkusen), Müller (Norden), Dauth (Groß-Karben).

Frauen: 100 m: Knoll (Dortmund), Philipp (Schwerin); 200 m: Knoll, Thomas (Sindelfingen); 4x100 m: Günther (Jena), Roth (Mannheim), Knoll, Philipp; 4x400 m: Rücker (Jena), Kisabaka (Leverkusen), Rohländer (Halle), Arendt (Dortmund), Thomas; 800 m: Wachtel (Rostock), Grau (Neubrandenburg), Zwiener (Stuttgart); 1500 m: Kiessling (Dresden); 10 000 m: Ullrich, Pippig, Pressler (alle Berlin); Marathon: Dörre (Odenwald), Jerschabek (Sieg); 10 km Gehen: Anders, Born (beide Berlin); 100 m Hürden: Patzwahl (Leipzig), Jung (Mannheim), Roth; 400 m Hürden: Meissner (Dresden), Rieger (Hinte); Hochsprung: Henkel, Goldkamp (beide Leverkusen), Kähler (Uerdingen); Weitsprung: Drechsler (Jena), Tiedtke (Berlin), Radtke (Rostock); Kugelstoßen: Neimke (Magdeburg), Storp (Wolfsburg), Losch (Fürth); Diskuswerfen: Wyludda (Halle), Hellmann (Leipzig), Dietzsch (Neubrandenburg); Speerwerfen: Forkel, Renk (beide Halle), Meier (Jena); Siebenkampf: Braun (Wattenscheidt), Clarius (Ingolstadt), Beer (Berlin).

RAD: Straße, Männer: Einer: Lebsanft (Öschelbronn), Wesemann (Frankfurt/ Oder), Zabel (Dortmund); Mannschaft: Meyer (Hannover), Peschel (Erfurt), Rich (Öschelbronn), Dittert (Hannover); Frauen: Niehaus (Bocholt), Paulitz (Bonn), Roßner (Worringen).

Bahn, Männer: Vierer: Lehmann (Leipzig), Glöckner, Walzer (beide Stuttgart), Steinweg (Berlin); Einerverfolgung: Lehmann; Verfolgung: Bach (Erfurt); Zeitfahren: Glücklich (Cottbus); Sprint: Fiedler (Berlin); Punktefahren: Fulst (Berlin).

Frauen, Sprint: Neumann (Cottbus); Einerverfolgung: Roßner.

REITEN: Vielseitigkeit: Ehrenbrink (Warendorf), Baumann (München), Blökker (Elmshorn), Mysegaes (Delmenhorst), Rüder (Blischendorf); Dressur: Uphoff (Duisburg), Werth (Rheinberg), Theodorescu (Sassenberg), Balkenhol (Hilden); Springen: Beerbaum (Buchloe), Sloothaak, Becker (beide Mühlen), von Rönne (Neuendeich), Nagel (Friedrichskoop).

Rhythmische Sportgymnastik: Klumpp (Wattenscheid).

RINGEN: griechisch-römisch: 48 kg: F. Yildiz (Goldbach), 52 kg: Brandt (Witten), 57 kg: R. Yldiz (Goldbach), 62 kg: Büttner (Goldbach), 68 kg: Passarelli (Schifferstadt), 82 kg: Zander (Ahlen), 90 kg: Bullmann (Goldbach), 100 kg: Steinbach (Wiesental).

Freistil: 48 kg: Heugabel (Mömbris), 57 kg: Scheibe (Goldbach), 62 kg: Polky (Luckenwalde), 68 kg: Schwabenland (Wiesenthal), 74 kg: Leipold (Goldbach), 82 kg: Gstöttner (Aalen), 90 kg: Schneider (Schifferstadt), 100 kg: Balz (Luckenwalde), 130 kg: Schröder (Aalen).

RUDERN, Männer: Achter mit Steuermann: Richter (Hannover), Streppelhoff (Dorsten), Kirchhoff (Potsdam), Eichholz, Rabe (beide Dortmund), Sennewald (Rostock), Wessling (Essen), Baar (Hannover), Klein (Berlin); Vierer mit Steuermann: Kellner, Brudel, Finger (alle Berlin), Peters, Reiher (beide Potsdam); Einer: Lange (Halle), Uhrig (Worms), Händle (Karstadt); Doppelvierer ohne Steuermann: Willms (Magdeburg), Hajek (Halle), Volkert (Leverkusen), Steinbach (Hamburg); Zweier ohne Steuermann: Höltzenbein (Münster), von Ettinghausen (Benrath); Zweier mit Steuermann: Woddow, Peters, Thiede (alle Rostock); Vierer ohne Steuermann: Weyrauch (Saarbrükken), Ungemach, Vogt (beide Dortmund), Balster (Dorsten); Ersatz, Riemen: Steffes-Mies (Mainz), Scholz, Lütkefels (beide Dortmund), Bräuer (Herdecke); Skull: Köppen (Potsdam).

Frauen, Achter mit Steuerfrau: Strauch (Saarbrücken), Dördelmann (Waltrop), Hacker (Berlin), Justh (Saarbrücken), Petersmann (Dortmund), Wagner (Saarbrücken), Harzendorf (Saarbrücken), Zeidler (Berlin), Neunast (Dortmund); Einer: Schramm (Berlin); Doppelzweier: Köppen, Boron (beide Potsdam); Doppelvierer ohne Steuerfrau: Müller (Leipzig), Schmidt (Berlin), Peter (Karlsruhe), Mundt (Leipzig); Zweier ohne Steuerfrau: Werremeier (Osnabrück), Schwerzmann (Dortmund); Vierer ohne Steuerfrau: Frank (Berlin), Mehl (Essen), Siech (Dortmund), Hohn (Berlin); Ersatz, Riemen: Pyritz, Schmidt (beide Saarbrücken); Skull: Thieme (Berlin).

SCHIESSEN: Dreistellungskampf und Liegend, Männer: Bichler (München), Rücker (Neckarsulm); Frauen: Sperber (Penzing), Pfeilschifter (Cham); Trap: Damme (Hoppegarten), Skeet: Wegner (Leipzig), Hochwald (Hoppegarten), Dunkel (Suhl); Luftgewehr, Männer: Riederer (Unterföhringen), Stich (Hagen); Laufende Scheibe: Jakosits (Homburg), Zimmermann (Braunschweig; Schnellfeuerpistole: Schumann (Dudweiler), Osthold (Dietzenbach); Luftpistole und Freie Pistole: Eder (Frankfurt/Main), Neumaier (Buchbach); Luftpistole und Sportpistole, Frauen: Breker (Detmold), Stein (Daarden).

SCHWIMMEN: Männer: 50 m Freistil: Pinger (Heidelberg), Rudolph (Hamburg); 100 m Freistil: Rudolph, Tröger (München); 400 m Freistil: Pfeiffer (Hamburg), Wiese (Potsdam); 1500 m Freistil: Pfeiffer, Hoffmann (Potsdam); 100 m Rücken: Richter (Dresden), Weber (Halle); 200 m Rücken: Richter, Weber; 100 m Delphin: Hermann (Bonn), Keller (Essen); 200 m Delphin: Hermann, Bremer (Nordkalenberg); 100 m Brust: Poswiat (Wuppertal), Warnecke (Essen); 200 m Brust: Poswiat; 200 m Lagen: Gessner (Erfurt), Hladky (Heidelberg); 400 m Lagen: Gessner, Kühl (Magdeburg), Staffeln: Hermann, Keller, Pfeiffer, Pinger, Poswiat, Richter, Rudolph, Sitt (Köln), Szigat (Potsdam), Tröger, Warnecke, Weber, Zesner, Zikarsky (Würzburg).

Frauen: 50 m Freistil: Osygus (Wuppertal), von Almsick (Berlin); 100 m Freistil: Osygus, von Almsick; 200 m Freistil: von Almsick, Kielgass (Berlin); 400 m Freistil: Kielgass, Hase (Magdeburg); 800 m Freistil: Kielgass, Henke (Potsdam); 100 m Rücken: Hase, Völker (Hamburg); 200 m Rücken: Hase, Zoller (Hamburg); 100 Delphin: von Almsick, Ustrowski (Wuppertal); 200 m Delphin: Ustrowski; 100 m Brust: Dörries (Potsdam), Brendel (Berlin); 200 m Brust: Dörries, Brendel; 200 m Lagen: Hunger (Berlin), Haas (Erfurt); 400 m Lagen: Hunger, Haas; Staffeln: Osygus, von Almsick, Hunger, Kielgass, Stellmach (Berlin), Hase, Völker, Hadding (Düsseldorf), Dörries.

SEGELN: Männer: 470er: Hunger/Schmidt (Kiel/Berlin); Flying Dutchmann: Batzill/Lang (Schlier/Bühl); Soling: Schümann/Flach/Jäkel (alle Berlin); Starboot: Vogt/Fricke (München); Tornado: Gäbler/Parlow (Bremen/Kiel); Finn Dinghy: Aldag (Fellbach); Surfen Lechner: Stade (Immenstadt); Ersatz: Hellmich (Delecke), Ziegelmayer (Hamburg); Frauen: 470er: Hardwiger/Pinnow (Berlin); Ersatz: Bülle (Berlin).

Synchronschwimmen, Solo: Müller (Markgröningen); Duett: Müller, Schreiber (München).

TENNIS: Männer: Becker (Leimen), Steeb (Stuttgart), Stich (Elmshorn); Frauen: Graf (Brühl), Huber (Heidelberg), Rittner (Leverkusen).

TISCHTENNIS: Einzel und Doppel, Männer: Fetzner, Roßkopf (beide Düsseldorff); Frauen, Einzel: Nemes (Dülmen). Einzel und Doppel: Schall (Dülmen). Doppel: Struse (Steinhagen).

TURNEN: Männer: Büchner (Ingolstadt), Franke (Halle), Hempel, Kroll (beide Cottbus), Tippelt (Deilinghofen), Walther (Halle), Wecker (Berlin); Frauen: Günther, Potempa, Weller, Drissler (alle Bergisch-Gladbach), Schönfelder, Schröder (beide Berlin), Stark (Rostock).

WASSERBALL: Borgmann, Sterzig (beide Duisburg), Otto (Cannstatt), Stamm, Reimann, Bukowski, de la Pena, Reibel, Kusch, Röhle (alle Berlin), Jörg und Torsten Dresel (beide Hohenlimburg).

WASSERSPRINGEN: Kunstspringen, Männer: Killat (München), Hempel (Dresden); Frauen: Baldus (Leipzig), Koch (Berlin); Turmspringen, Männer: Hempel (Dresden), Kühne (Dresden); Frauen: Kühn (Aachen), Wetzig (Halle).

Grundschule Ranstadt erhält neue Fenster

RANSTADT. Im Gebäude der Grundschule von Ranstadt sind die alten Schwingflügelfenster in einem sehr schlechten Zustand. Eine Reparatur der Fenster ist nicht möglich, teilt die Kreisverwaltung mit. Daher hat der Kreisausschuß jetzt Ersatz für die Fenster beschlossen.

Für die neuen Fenster im Erdgeschoß und im ersten Stockwerk hat der Kreis rund 66 000 Mark zur Verfügung gestellt. de

US-Kasernen: SPD will ein soziales Viertel

HÖCHST. Soziale und städtebauliche Kriterien sollen nach Ansicht der SPD-Orts- vereine Höchst und Unterliederbach den Ausschlag dafür geben, wie die Michael- Barracks und die McNair-Kaserne nach dem Abzug der US-Army genutzt werden.

In einem offenen Brief an Frankfurts Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) plädieren die Sozialdemokraten dafür, eine sogenannte Sozialverträglichkeits- Studie in Auftrag zu geben. Deren Ergebnisse sollen dann in den Gestaltungswettbewerb einfließen.

Nach Ansicht der SPD-Ortsvereine hat die Stadt Frankfurt die "einmalige Chance", auf dem 13 Hektar großen Gebiet bei Sporthalle fehlt der Kasernen ein völlig neues Viertel zu schaffen. Das werde zwischen den "sehr unterschiedlichen" Stadtteilen Höchst, Unterliederbach und Sossenheim liegen und müsse diese in einer verträglichen Weise miteinander verbinden.

Ihr Augenmerk legen die Ortsvereine auch auf bestehende Mängel in den umliegenden drei Stadtteilen. So fehle eine Sporthalle. Dieses Manko und andere Defizite seien mit Neubauten im Planungsgebiet auszugleichen, hofft die SPD.

Bei der Entwicklung des Kasernen- Areals sollen noch andere Maßstäbe angelegt werden. So sei zu prüfen, ob Studentenwohnungen, Wohnanlagen für ältere Menschen und Kleingewerbe nebeneinander angesiedelt werden könnten.Die Sozialdemokraten aus Frankfurts Westen halten es auch für möglich, dort "neue Wohn- und Lebensformen" zu schaffen. Als Stichworte nennen sie "ökologisches Bauen, alternative Energieversorgung, Wohnen am Arbeitsplatz sowie Familien und ältere Menschen".

Die Schreiber regen an, die Studie dem für die westlichen Stadtteile zuständigen Ortsbeirat 6 und dem Stadtparlament vorzulegen, um eine Diskussion auf breiter Ebene anzuregen.

Möglichst aus verschiedenen Fachrichtungen sollen auch die Teilnehmer des Gestaltungswettbewerbs kommen. Soziologen, Umweltplaner, Architekten, Stadtplaner und Verkehrsexperten sollen nach Ansicht der SPD ihre Ideen einbringen.

Die Ortsvereine schlagen zudem vor, den 1991 in die Wege geleiteten Bebauungsplan für die Michael-Barracks auf McNair auszudehnen, da die US-Army unerwartet schnell abzieht. dis

Den Frauen mit Beratung die Angst nehmen Ein Büro für Umwelt- und Gesundheitsfragen ist in Hoechst geplant / Noch fehlt das Geld

WESTLICHE STADTTEILE. Mit ihren Sorgen wegen verschmutzter Luft und belasteter Lebensmittel sollen Frauen nicht mehr länger alleine gelassen werden. Das Frauenreferat plant für die westlichen Stadtteile eine Beratungsstelle für Gesundheits- und Umweltfragen. Anfang 1993, so die Leiterin des Frauenreferates, Renate Krauß-Pötz, könnte das Büro die Arbeit in Höchst aufnehmen - wenn bald Geld dafür fließt. Zuschüsse für das Modellprojekt sind beim Umwelt- und Gesundheitsministerium sowie bei Stiftungen bereits beantragt.

Hintergrund des Projektes ist eine Studie zum Thema "Umweltbelastungen und Gesundheitskompetenz der Frauen", die das Frauenreferat im Sommer 1991 für die westlichen Stadtteile in Auftrag gegeben hatte. Irmgard Schultz, Kulturwissenschaftlerin vom "Frankfurter Institut für sozial-ökologische Forschung", führte mit 15 Frauen "qualifizierte Interviews" und verschickte 200 Fragebögen. Zielgruppe waren vorwiegend Mütter zwischen 20 und 30 Jahren, deren "Umwelt- und Gesundheitskompetenz als Teil der unbezahlten Hausarbeit anfällt. Ihre Problemsicht, ihre gesundheitspolitischen Bedürfnisse und Vorschläge sollten ermittelt werden", erklärt Renate Krauß-Pötz. Denn vor allem junge Mütter nähmen die Gesundheitsverantwortung wahr. Sie entscheiden, welche Lebensmittel daheim auf den Tisch kommen, haben es beim Einkauf mit dioxinverseuchter Milch, und cadmiumbelastetem Salat zu tun. "Gesellschaftlich verursachte Probleme", so die Leiterin des Frankfurter Frauenreferates, "müssen die jungen Mütter zu Hause individuell lösen."

Insgesamt, das hat die Studie gezeigt, werden die Frauen in den westlichen Vorträge sind vorgesehen Stadtteilen dabei wenig unterstützt. Die Folge sind Angst vor Asthmaerkrankungen und Krebs zum Beispiel, heißt es in der Studie. Lediglich 30 Prozent der Befragten fühlten sich ausreichend über Gesundheitsgefährdungen in den westlichen Stadtteilen informiert.

Die jungen Mütter glauben, daß diese Gefahren vor allem von der Hoechst AG - im Westen größter industrieller Emittent - und vom Straßenverkehr ausgehen. Eine von vier Empfehlungen, die Irmgard Schultz am Ende ihrer Studie ausspricht, ist die Einrichtung der Beratungsstelle für Gesundheits- und Umweltfragen. Das Frauenreferat möchte dieses Büro in Höchst eröffnen. Eingestellt werden sollen zwei Berater - je eine mit besonderer Qualifikation für die Bereiche Gesundheit und Umwelt.

Laut Renate Krauß-Pötz könnten zum Beispiel Vorträge in Schulen, Kirchengemeinden oder Vereinen zu ihrer Arbeit zählen. Rat könnte sich auch holen, wer wissen will, mit welchen Emissionen die Luft wie hoch belastet ist und wie man sich mit seinen Kindern deshalb verhalten soll. Die Beratungsstelle solle zudem die bereits bestehenden Umwelt- und Gesundheitsinitiativen vernetzen. Weil die Stadt für das Projekt kein Geld flüssig machen kann, sind nach Angaben von Renate Krauß-Pötz Zuschüsse beim Umwelt- und Gesundheitsministerium sowie bei Stiftungen beantragt worden. Insgesamt, überschlägt die Leiterin des Frauenreferates, müssen im Jahr rund 300 000 Mark für das Büro veranschlagt werden. Die Berater sollen von einer Sekretärin unterstützt werden. tos

Literarische Streifzüge durch die Stadt Frankfurt am Main bis zum Jahre 1933 Nicht nur Goethe wurde hier geboren

FRANKFURT A. M. Als Mark Twain 1878 Frankfurt besuchte, nannte er die Stadt den "Geburtsort des deutschen Alphabets". Dabei dachte er an Johannes Gutenberg, für den amerikanischen Dichter die Verkörperung der Buchdruckerkunst. So phantasievoll wie die "Umsiedelung" des Mainzers Gutenberg war auch Twains Deutsch. In einem Brief aus Heidelberg schrieb er: "Ich habe das deutsche sprache gelernt und bin ein glücklicher Kind, you bet."

Eine Stadt der Literatur und der Literaten ist Frankfurt allemal - auch wenn die Wiege des Alphabets in Mainz stand. Dichter und Gelehrte bewohnten oder bereisten die Stadt am Main; und nicht nur Goethe wurde hier geboren. Viele griffen zur Feder und schilderten ihre Eindrücke.

Nur wenige Orte in Deutschland könnten sich mit Frankfurt messen, schwärmte etwa Wilhelm von Humboldt. Johann Kaspar Riesbeck, ein aus Höchst stammender Journalist, der später der erste Redakteur der "Neuen Zürcher Zeitung" wurde, stellte anno 1783 fest: " Prächtigere und bessere Gasthäuser findet man in Deutschland nicht." Der Russe Nicolai Karamsin hingegen konnte der Stadt wenig abgewinnen. Obwohl er Ende Juli ankam, war es so kalt und naß, daß der Frost sein "Innerstes durchbebte". Entsprechend getrübt war die Stimmung des Reisenden, als er in einem Brief in die Heimat befand: "Nur kann man Frankfurt keine schöne Stadt nennen. Die Häuser sind allzumal alt und mit verschiedenen bunten Farben angestrichen, welches dem Auge nicht wohl tut."

Unausgesprochene Einigkeit allerdings herrschte unter Künstlern, Dichtern und Denkern, wenn es um die vielgepriesene Umgebung der Mainstadt ging. Der Komponist Felix Mendelssohn-Bartholdy begeisterte sich 1839 für das idyllische Frankfurter Waldfest am Wäldchestag, der Wiener Dichter Ignatz Franz Castelli rühmte die imposante Stadtansicht vom Sachsenhäuser Mainufer, und Adele, die Schwester des später in Frankfurt lebenden Philosophen Arthur Schopenhauer, beschrieb die Stadt mit ihren "feenhaften Gartenhäuschen, die in einem wahren Rosen- und Blumenkranz liegen" wie ein Poesiealbum-Bild.

Als "das schönste Stück Land, das man sich denken kann" erlebte der englische Theologe und Historiker Gilbert Burnet die Anreise nach Frankfurt im 18. Jahrhundert - und fühlte sich prompt in die Lombardei versetzt. Zu Beginn unseres Jahrhunderts stellte ein Frankfurter Journalist allerdings fest, daß die Menschen im Zeitalter der Aufklärung "noch keine so eifrigen Spaziergänger wie wir" waren, am wenigsten die Bewohner seiner Stadt: "Der Frankfurter des 18. Jahrhunderts war vielleicht noch weniger beweglich und noch unromantischer als die Leute draußen im Reich."

Aber nicht nur von Natur- und Architekturschönheiten ist in der Literatur der Vergangenheit die Rede, wenn es um Frankfurt geht. Immer wieder wird die Judengasse beschrieben und kommentiert. Der Schriftsteller Ludwig Börne wurde 1786 als Löb Baruch hier geboren, verließ aber Frankfurt früh in Richtung Gießen, Berlin und Paris. Bei einem Besuch notiert er: "Das Herz pochte mir vor Erwartung, als ich die finstere Behausung wiedersehen sollte, in der ich geboren war, die Wiege meiner Kindheit."

Mehr als 200 Jahre später besuchten die Dichter Joris Karl Huysmans und Thomas Wolfe Frankfurt, der eine zu Beginn dieses Jahrhunderts, der andere in den zwanziger Jahren. Beide überlieferten ein ebenso düsteres wie eindringliches Bild der Großstadt.

Ganz prosaisch hingegen schilderte Clothilde Koch-Gontard am 18. Oktober 1844 eine kleine Szene, die zeigte, daß auch mehr als zehn Jahre nach seinem Tod nichts ging ohne den größten Sohn der Stadt Frankfurt am Main. "Das Goethefest ist nun auch vorüber, und die schöne Statue prangt und glänzt im Sonnenschein mit großer Würde. Es ist ein imposantes Kunstwerk, gegen das sich die so miserable Feierlichkeit der Enthüllung sehr kleinlich ausnahm. Alles war erbärmlich außer Goethe selbst, der, als die Hülle sank, wunderbar schön und glänzend in die blaue Luft hinein prangte und auf die erbärmlichen Häuser, die ihn umgeben, mit Würde und Haltung herabblickt." MARION LÖHNDORF

Gnadl und Gertz weisen Hahn-Kritik zurück

WETTERAUKREIS. Vehement traten am Mittwoch Landrat Rolf Gnadl und Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz einer Pressemitteilung des FDP-Landtagsabgeordneten Jörg-Uwe Hahn entgegen, in der er versucht habe, Naturschutz und Wohnungsbau in Widerspruch zu bringen. "Wer sich Floskeln bedient wie 'Menschenschutz vor Pflanzenschutz', hat absolut keine Ahnung von ökologischen Zusammenhängen und sollte zu dieser Thematik besser schweigen", erklärten Gnadl und Gertz.

Wer formuliere, potentielle Baugründe entlang von Naturschutzgebieten oder anderweitig ökologisch relevanten Arealen seien ohne bürokratischen Schnickschnack als Bauland auszuweisen, lege nahe, daß Baulandausweisungen an unbeweglichen Behörden scheiterten, und tue so, als ob es kein hessisches Naturschutzgesetz gäbe. Bevor neue Baugebiete ausgewiesen werden, sollten zunächst Baulücken geschlossen werden. Für ökologisch wie sozial verträglich halten Gertz und Gnadl eine Bebauung mit etwa 40 Wohnungen pro Hektar.

Auch über den immer größeren Platzbedarf von Mieterinnen und Mietern - in Deutschland derzeit rund 35 Quadratmeter pro Person - müsse nachgedacht werden. cor

Nichts ist gefährlicher als die Weiterführung alter Gewohnheiten Der Politologe Karl W. Deutsch wird 80 Jahre alt / Udo E. Simonis über den Initiator des Globus-Modells

Während unserer gemeinsamen sieben Jahre am WZB war Arbeitsteilung beschlossene Sache. Während Karl W. Deutsch vor allem mit der Entwicklung des GLOBUS-Weltmodells beschäftigt war, sollte ich die Umweltpolitik-Forschung weiter vorantreiben. Waren das nicht zwei sehr unterschiedliche Aufgaben? Wir haben öfters über die gemeinsamen Schnittmengen der Forschungsaktivitäten unserer Institute - der damaligen IIVG und IIUG - gesprochen, auch im Wissenschaftlichen Rat, dem Steuerungsgremium des WZB für forschungspolitische Entscheidungen. Gelegentlich kam es dabei zu lebhaft geäußerten Wünschen nach Erweiterung des Arbeitsbereichs des jeweils anderen. Mein Wunsch war meist derselbe und seiner auch: Es wäre doch wünschenswert, im GLOBUS- Weltmodell neben den ökonomischen, sozialen und politischen Indikatoren auch ökologische Indikatoren einzubauen. Und: es wäre doch wünschenswert, im IIUG die Umweltberichterstattung zu entwickeln, die in das Weltmodell integriert werden könnte.

Wir hatten natürlich beide recht. Wir hatten aber auch beide gute Gründe für unser Zögern. Die Welt war in den 80er Jahren von ökonomischen Indikatoren beherrscht, eine globale Umweltpolitik war erst in Umrissen erkennbar. Würden wir die gegenseitige Anfrage heute, angesichts Ozonloch, Treibhauseffekt, Rio- Konferenz über Umwelt und Entwicklung, anders beantworten? Sehr wahrscheinlich. Ich würde bei meinen Überzeugungsversuchen Karl W. Deutsch (KWD) selbst zitieren, ihn als "Öko-Politologen" zu charakterisieren suchen. Und dies will ich hier und heute tun, auf der Basis verschiedener früherer Äußerungen und Veröffentlichungen in den 70er Jahren.

KWD hatte 1977 im Auftrag der UNESCO einen Reader herausgegeben mit dem prophetischen Titel: "Ökosoziale Systeme und Ökopolitik" ("Eco-social systems and eco-politics"). Das Präfix "Eco" auf dem Buchtitel war einmal in Grün, einmal in Gelb gedruckt. KWD verstand das Buch als Antwort auf die Frage nach der zunehmenden Interdependenz zwischen den sozialen und ökonomischen Aktivitäten des Menschen mit der natürlichen Umwelt und die politischen Herausforderungen und Entscheidungen, die diese zunehmende Interdependenz hervorbringt und erfordert. In intellektueller Dimension habe sich "Ökopolitik" von außen nach innen, von der Peripherie ins Zentrum entwickelt, wobei das Zentrum selbst lange Zeit "leer" war und sich erst langsam auffüllte.

Die Umweltproblematik wurde meist nur von Fall zu Fall erkannt, hier als Energiefrage, dort als Verkehrs- oder als Abfallproblem. Dementsprechend die Forschungsstrategie der sukzessiven geistigen Auseinandersetzung, dementsprechend aber auch die Politikstrategie der Fall-zu-Fall-Behandlung der Probleme. Nur allmählich wurde erkannt, daß unsere natürliche Umwelt aus einer Vielzahl kohärenter und interdependenter Systeme besteht und daß die nationalen und internationalen Systeme der Politik und Administration sich dem in einer ebenfalls kohärenten und konsistenten Art und Weise stellen müssen.

KWD's Auseinandersetzung mit dem Thema erfolgt in systemtheoretischer Perspektive. In der ihm eigenen grundsätzlichen Dialektik von These, Antithese und Synthese entwirft er die Konturen einer "Ökopolitik". Jeder Mensch, so sagt er, lebt in zwei Systemen. Das eine ist das "soziale System", die Familie, in die er hineingeboren wurde, die Gemeinschaft, deren Sprache und Kultur er sich angeeignet hat, die Wirtschaft und Gesellschaft, deren Arbeitsteilung die Basis seines Lebensstandards ist, und das politische System, dessen Gesetze und Vorschriften, zusammen mit deren mehr oder weniger ungenauer Befolgung, viele Aspekte seines Lebens vorhersehbarer machen. Das andere ist das "ökologische System", die Gesamtheit der interagierenden Prozesse und Strukturen, die sein physisches und psychisches Habitat ausmachen, einschließlich des Bodens, auf dem er sich bewegt, der Luft, die er atmet, des Wassers, das er trinkt, der Pflanzen, Tiere und Landschaften, die ihn umgeben.

Jedes dieser beiden Systeme, das soziale und das ökologische System, wird durch ein hohes Maß an interner Interdependenz zusammengehalten; was innerhalb eines Teils des jeweiligen Systems geschieht oder auf diesen Teil einwirkt, hat erhebliche, aber nur teilweise vorhersehbare Auswirkungen auf andere Teile des Systems. Zugleich zeigt jedes der beiden Systeme als Ganzes Eigenschaften und Fähigkeiten, die als solche nicht in den einzelnen Teilen oder Subsystemen anzutreffen sind. Im besonderen können die verschiedenen Teile und Prozesse eines jeden Systems in ihrem Zusammenspiel dazu beitragen, sich gegenseitig zu stabilisieren - gegen die Einwirkung externer oder interner Veränderung.

Diese "Lebensfähigkeit" (viability) findet sich in menschlichen Gesellschaften, die sich nach Epidemien und auch Kriegen neu formieren, und sie findet sich in ökologischen Systemen wie dem Waldökosystem, das sich nach Trockenheit und Feuer neu stabilisiert. Solche beobachtbare "Lebensfähigkeit" ist allerdings nicht zwangsläufig und unbegrenzt zu verallgemeinern. Ob ein soziales oder ökologisches System im konkreten Fall und unter bestimmten Bedingungen zur Selbsterhaltung oder aber zur Selbstzerstörung tendiert, ist eine Frage der Empirie. Was Menschen präventiv tun können, ist, die Möglichkeiten der Selbsterhaltung besser einzuschätzen beziehungsweise diese Möglichkeiten, wo es geht, zu vergrößern.

Wann ist ein System lebensfähig? Lebensfähigkeit entsteht nicht nur durch Anpassung an marginale Änderungen, sondern auch durch Selbsttransformation des Systems, das heißt durch weitreichende Strukturwandlungen. Biologische Arten haben sich durch Mutation angepaßt, ökologische Systeme haben sich verändert, soziale Systeme haben ihre technologische Basis verändert und gelegentlich ihre Sozialordnung. Manchmal sind solche weitgehenden, revolutionären Wandlungen sanfter Art, manchmal gewaltsam. Doch nur durch Veränderung entsteht Überlebensfähigkeit und das nötige Maß an Kontinuität, das wiederum für Authentizität und Identitätsbildung erforderlich ist.

Das "soziale System" und das "ökologische System", in das es eingebettet ist, bilden das größere, dritte System, das KWD das "ökosoziale System" nennt. Ein solches kompositorisches System kann lebendig und anpassungsfähig, mit den Möglichkeiten der Selbsterhaltung versehen sein, die gegen Außeneinflüsse verteidigt und verbessert werden können. In dem Maße, wie dies mit Hilfe organisierter ökologischer Interessen und politischer Macht, durch politische Maßnahmen und ökologische Entwicklungen geschieht, kann man von "Ökopolitik" sprechen - als Bereich wissenschaftlicher Beschäftigung und praktischen Handelns. "Ökopolitik" fragt nach der Lebensfähigkeit ökologischer und sozialer Systeme, getrennt und in ihrem ökosozialen Zusammenwirken, und nach der Möglichkeit, der Wünschbarkeit und den Grenzen der politischen Intervention in ökologische Systeme.

Die romantische Illusion, sagt KWD, alle ökologischen Systeme seien per se überlebensfähig, muß aufgegeben werden. Die Natur selbst, nicht nur der Mensch, bringt schädliche Emissionen hervor, die meisten Wüstengebiete der Erde sind beispielsweise nicht Menschenwerk. Gleichzeitig muß davon ausgegangen werden, daß kein soziales System langfristig lebensfähig bleibt, wenn es seine natürliche Umwelt schädigt und zerstört beziehungsweise daran scheitert, sie vor Schädigung und Selbstzerstörung zu bewahren. KWD sah bereits in den 70er Jahren sehr deutlich, daß verschiedene der zu beobachtenden Trends die Grenzen der Tragfähigkeit der ökologischen Systeme überschreiten. Der grundlegende Trend unserer Zeit sei die Zunahme der Macht des Menschen ("increase in human powers") und des Niveaus und der Wirkung menschlichen Tuns ("scale and impact of human activities"): Mehr Menschen, mehr Ressourcen, mehr Energie und mehr Materialien werden in Bewegung gesetzt als je in der Geschichte, mit dem Ergebnis, daß menschliches Handeln eine größere Wirkung auf die Natur hat als je zuvor. "Viele Teile der Natur werden in unseren Händen verletzlich - und unser Leben wird verletzbarer dadurch" (Ecosocial Systems and Ecopolitics, Seite 14). Gleichzeitig wird die natürliche Umwelt "politisiert", im Sinne zunehmender Empfindlichkeit gegenüber politischen Entscheidungen. Und die Politik wird "ökologisiert", im Sinne zunehmender Befrachtung mit den ökologischen Konsequenzen ihres eigenen Tuns.

Dies seien keine irgendwie vorübergehenden Modeerscheinungen, sondern massive soziale und materielle Entwicklungen mit tendenziell irreversiblem Charakter. Aus diesen Entwicklungen ergebe sich zugleich ein unumkehrbarer Bedarf an besserer menschlicher Voraussicht und erhöhter Vorsicht. Als die meisten menschlichen Eingriffe in die Natur noch schwach und marginal waren, mußte man sich allenfalls um ihre unmittelbaren Folgen kümmern, während die sekundären und tertiären Wirkungen oft (wenn auch nicht immer) im allgemeinen "Lärmpegel" der Modernisierung ungehört verhallten. Wenn die Eingriffe in die Natur dagegen strukturell und umfassend werden, lassen sich weder ihre direkten noch ihre Folgewirkungen negieren. Systematische Voraussicht und organisierte Vorkehrungen für mögliche Begleiterscheinungen sind kein Luxus mehr, sondern Bedingung der Überlebensfähigkeit des ökosozialen Systems.

Diese Entwicklungen verändern also die Bedeutung von Vorsicht und Voraussicht. Es gibt weniges, so sagt KWD, was gefährlicher wäre als die Weiterführung alter Gewohnheiten mit neuer Macht und auf erhöhtem Niveau. Er meint, daß unter diesen Bedingungen sowohl rigider Konservativismus als auch "laisser faire" und ignoranter Interventionismus zu hochriskanten Politikstrategien werden (degenerieren). Hinzu komme eine doppelseitige Entwicklung, das Entstehen "metanationaler Akteure" bei gleichzeitig zunehmender Bedeutung des Nationalstaats bei der Durchsetzung ökologischer Maßnahmen.

Die oben benannten Trends setzen eine Prämie auf ökologische und politische Voraussicht, Kontrolle und Selbstkontrolle. Da aber viele der ökosozialen Interdependenzen den Entscheidungsbereich des einzelnen Nationalstaats übersteigen, was insbesondere bei zahlreichen grenzüberschreitenden externen Effekten des sozialen Systems der Fall ist, werden neue internationale und transnationale Institutionen bzw. multi-laterale Vereinbarungen erforderlich. KWD spricht in diesem Zusammenhang von "metanationalen Akteuren", sieht diese aber angesichts der notwendigerweise hohen Erwartungen an ökologische "Performance" in wachsender Abhängigkeit von dem einzigen großen multifunktionalen Akteur, den Regierungen der Nationalstaaten. KWD geht in diesem Zusammenhang nicht speziell auf die organisatorische Einbindung des Öklogiethemas in das UN-System ein (die UNEP war gerade erst gegründet worden), auf die Aktivitäten zahlreicher Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO's) und auch nicht auf die ausgehandelten globalen Umweltschutzregime, die damals (1977) allerdings weder zahlreich noch sonderlich erfolgreich waren. Das ist inzwischen - mit dem Montrealer Protokoll, der Baseler Konvention usw. - dankenswerterweise anders. Dennoch sind die Folgerungen, die KWD aus dieser institutionellen Situation ableitet, weiterhin interessant.

Ein wichtiger Aspekt aller grenzüberschreitenden globalen Umweltprobleme und der darauf abzielenden Ökopolitik ist der damit verknüpfte Transfer von Technologien zwischen Ländern und zwischen Menschen, auf der Makro- und der Mikro-Ebene des sozialen Systems. Je nach Einschätzung der Flexibilität der sozialen Systeme in Nord und Süd, Industrie- und Entwicklungsländern, ergeben sich nach KWD höchst unterschiedliche Muster und Anforderungen des Technologietransfers, mit sehr verschiedenen Auswirkungen auf die Stabilität der ökologischen Systeme:

(1) Wenn weder Kapitalgüter noch Know-how leicht transferierbar sind und Know-how zudem nur langsam angeeignet werden kann, wird es bei einer Vorherrschaft des Imports von High-tech- Produkten, d.h. bei der Dominanz des Nordens gegenüber dem Süden, bleiben. Dies schiebt aber dem Norden auch die Hauptverantwortung für den Erhalt bzw. die Wiederherstellung des (globalen) ökologischen Gleichgewichts zu.

(2) Wenn dagegen Kapitalgüter und Know-how zu tolerablen Kosten transferiert werden können, das endogene Know-how aber weiterhin nur relativ langsam verbessert werden kann, dann führt das ökonomische Kalkül zum "Einkauf" von Experten und Produkten zum Preis der Vertiefung der sozialen Disparitäten in den Entwicklungsländern, woraus sich eine Destablisierung der ökologischen Systeme ergeben kann.

(3) Wenn dagegen fortgeschrittene technische Fähigkeiten schnell erlernt werden können, kann es, insbesondere auf der Mikro-Ebene, von Mensch zu Mensch, zu einem produktiven Technologietransfer kommen. Dies schließt den Transfer und die Entwicklung relativ umweltfreundlicher Technologie mit ein. Hieraus kann "ökopolitische Partnerschaft" zwischen Nord und Süd entstehen.

Die erste und zweite Kategorie des Technologietransfers war und ist im FCKW-Fall (Ozonloch) relevant. Weder die gegebene noch die substituierende Technologie ist leicht transferierbar oder aneignungsfähig. Konsequenterweise mußte daher das "Montrealer Protokoll" (1987) durch einen Finanz- und Technologietransfer-Mechanismus zugunsten der Entwicklungsländer ergänzt werden (Lononer Konferenz, 1990). Demgegenüber scheint der Kohlendioxid-Fall (Klimaveränderung) der dritten Kategorie zu entsprechen. So ist insbesondere die Energieeffizienz mit zahlreichen einfachen und kostengünstigen Maßnahmen zu verbessern, die zudem relativ leicht übertragbar und erlernbar sind. Wenn die Debatte um eine "globale Klimakonvention" bzw. ein CO2-Protokoll" dennoch mit hohen (enormen) Transfererwartungen überfrachtet ist, so ist dies im wesentlichen eine Frage nach der Kompensation für historisch akkumulierte Schadstoffemissionen und die darauf basierende materielle Wohlstandsposition.

Karl W. Deutsch (Ed.), Ecosocial Systems and Ecopolitics - A Reader on Human and Social Implications of Environmental Management in Developing Countries, Paris: UNESCO, 1977, 368 S.

Karl W. Deutsch, "Itroduction", in: Ecosocial Systems and Ecopolitics, op. cit., S 11-20

Karl W. Deutsch, "Epilogue: Some Problems and Prospects of Ecopolitical Research", in: Ecosocial Systems and Ecopolitics, op. cit., S 359-368

Karl W. Deutsch, "Gesellschaftspolitische Aspekte der Ökologie", Paper, Wissenschaftszentrum Berlin 1979, 23 S.

Karl W. Deutsch, "Zukunftsperspektiven einer Umweltpolitik", in: Rudlf Wildenmann (Hg.), Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft - Wege zu einem neuen Grundverständnis, Stuttgart (1986), S 411-422

Selbst von Titel-Aspirant Leverkusen kam ein Angebot Christine Herrmann bleibt Berufliche Gründe sprechen gegen Wechsel der Handballerin

Einen "heißen Sommer" (ohne Urlaub) hat Flörsheims Handball- First-Lady Christine Herrmann (23, Bild) hinter sich. "Gleich vier Vereine wollten mich für die Erste Liga unter Vertrag nehmen. Die Entscheidung ist wirklich erst nach reiflicher Überlegung zugunsten meines bisherigen Vereines DJK SC Schwarz-Weiß Wiesbaden gefallen. Vor allem berufliche Gründe haben den Ausschlag gegeben", begründete die Torjägerin des Zweitliga-Meisters, die auch in der Relegationsrunde zur Ersten Handball-Bundesliga erfolgreich war, ihre Vertragsverlängerung in Wiesbaden.

"Ich bin nun seit dreieinhalb Jahren bei den Schwarz-Weißen. Da hat sich auch in menschlicher Hinsicht etwas aufgebaut. Aber ganz entscheidend war die örtliche Anbindung an meine Heimat Flörsheim und meinen Studienplatz in Mainz. Bei mir hat der Beruf absoluten Vorrang. Ich möchte später einmal Studienrätin für Mathematik, Chemie und Sport werden", entschied sich die früher beim TV Flörsheim spielende und heute noch als Kampfrichterin (im Turnen) für den TVF auftretende Rückraumspielerin für das "Abenteuer" mit dem personell noch unterbesetzten Neuling aus der Landeshauptstadt (acht Feldspielerinnen).

"Sportlich hätte mich am meisten der Wechsel zum TV Mainzlar gereizt, aber jeden Tag über 200 Kilometer Fahrtstrekke waren einfach zu viel. Da kam für mich auch das mich ehrende Angebot von Meisterkandidat Bayer Leverkusen nicht in Frage. Nachdem nun doch einige Spielerinnen den Wechsel nicht zu unserem Nachbarn Grün-Weiß Frankfurt vollzogen haben, versuche ich, mit Wiesbaden den Klassenerhalt zu erreichen. Bei mir stand das Telefon wegen der zahlreichen Anfragen fast keine Sekunde still. An Urlaub und Regeneration war nicht zu denken."

Die Wiesbadener Verantwortlichen ließen durchblicken, daß bei einem Wechsel von Christine Herrmann die Erstliga-Lichter erst gar nicht angegangen wären. Die früher auch im Sechskampf (eine Kombination aus Turnen und Leichtatlethik) zur hessischen Elite zählende Studentin fühlte sich mit Sicherheit schon etwas durch diese Ankündigung unter Druck gesetzt. "Aber letztlich war es meine persönliche Entscheidung wegen der genannten beruflichen Gründe. Außerdem baue ich darauf, daß unser Management mit Herrn Wittmann an der Spitze noch die eine oder andere Feldspielerin - zumindest aus der Zweiten Liga - bis zum Saisonstart an Land zieht. Mit nur acht Feldspielerinnen, von denen sich einige auch noch erst an das Erstliga-Niveau gewöhnen müssen, wäre der angestrebte elfte Platz - und damit der Klassenerhalt - kaum realisierbar."

Immerhin ist - ähnlich wie bei den Männern - ein Niveau-Anstieg zu registrieren, da die Liga nur noch eingleisig spielt und es die früheren, sicheren Abstiegskandidaten aus den neuen Bundesländern nicht mehr gibt. Bei drei direkten Absteigern (insgesamt 14 Klubs) kann das Ziel des neuen Trainers Heinz "Beppo" Brehm nur "Überleben" bei der Premiere-Saison im Oberhaus lauten.

Im Kampf um den Abstieg wird man sich auch mit Grün-Weiß Frankfurt auseinandersetzten müssen. Ganz pikant: Gleich am ersten Bundesliga-Spieltag treffen Grün-Weiß und Wiesbaden am 19. September aufeinander. "Dann muß ich gegen meine langjährige Vereinskameradin und Freundin Liane Voge antreten. Wegen ihres Wechsels wäre ich fast mit nach Frankfurt gegangen", sieht Christine Herrmann dem Bundesliga-Auftakt mit gemischten Gefühlen entgegen. Neben Liane Voge hat auch noch Elke Jahn den Verein verlassen. Noch nicht sicher ist jedoch - trotz gegensätzlicher Meldungen - der Abgang von Ex-Nationalspielerin Anja Jarosch.

Wegen des Leistungssportes - in der Ersten Liga könnte Christine Herrmann durchaus nach Experten-Meinungen in das Blickfeld der Nationalmannschaft rücken - und dem Studium bleibt der Flörsheimerin wenig Freizeit. Trotzdem wird Christine Herrman auch in Zukunft öfter auf dem Flörsheimer Sportplatz zu sehen sein, denn - wie schon ihre Mutter - hat sie die Erlaubnis erlangt, daß Deutsche Sportabzeichen abzunehmen. "Leider kann ich meine ehemalige Mannschaft nur ganz selten in der Saison in der Regionalliga beobachten, aber den TVF-Handballdamen traue ich durchaus - mit dem profilierten neuen Trainer Stephan Hartmann - einen vorderen Rang zu. Der TVF spricht immer wieder einmal bei mir an, ob ich nicht zurückkehre. Spätestens, wenn ich voll in den Beruf einsteige, bin ich einer Rückkehr mit Sicherheit nicht abgeneigt." Oder wenn der TV Flörsheim kurz oder mittelfristig in die Zweite Liga aufsteigt. jo

Über 100 000 sind ohne Eintrittsgeld dabei Barcelona erlebt in vielem die Spiele der Superlative

Mit einem goldenen Armband für jedes IOC-Mitglied bedankte sich Barcelona vor sechs Jahren dafür, daß es zum Ausrichter der Olympischen Spiele 1992 gekürt worden war. So berichtete es der Journalist Fekroa Kidane, der ferner in Erfahrung gebracht haben wollte, daß die Stadt vor der Wahl schwarze Lederkoffer verteilte. Auch die Mitbewerber ließen sich nicht lumpen, die Vergabe der Spiele 1992 war hart umkämpft. Erstmals in der Geschichte Olympias meldeten viele Kandidaten ernsthafte Interessen an. Fast zwei Dutzend Kommunen aus aller Welt hatten zwischenzeitlich mal den Arm gehoben, viele freilich nur halbherzig. Immerhin stellten sich noch sieben am 17. Oktober 1986 in Lausanne zur Wahl: Barcelona, Paris, Amsterdam, Brisbane, Belgrad, Neu-Delhi und Birmingham. Die Stadt mit dem höchsten Bewerbungs-Etat gewann. Die Ökonomen werden sagen, daß die 20 Millionen Dollar gut angelegt waren, setzten sie doch Investitionen in Barcelona von mehr als dem Tausendfachen dieses Betrages in Gang.

In Zeiten, da die Leute bei Superlativen Kulleraugen kriegen, können sich die Barcelona-Organisatoren - wenn sie denn wollen - schon vor der Eröffnung der Spiele mit Unerreichtem brüsten: Rein zahlenmäßig übertrifft die Veranstaltung in Barcelona jede ihrer Vorgängerinnen. Geld, Menschen, Maschinen, von allem gibt es mehr als je zuvor.

Cobi, dieser krumme Hund, das schiefmäulige Maskottchen der Spiele, blickt auf ein Meer von weit über 100 000 akkreditierten Menschen, Leuten also, die dabei sind, ohne Eintritt bezahlt zu haben, Funktionäre, Kampfrichter, Journalisten, Sponsoren, und, nicht zu vergesssen, 9500 weibliche und männliche Aktive.

Von sportpolitischem Belang ist mindestens, daß noch nie so viele Nationale Olympische Komitees (NOK) Delegationen zu jenem Ereignis geschickt haben, dem die NOK's überhaupt erst ihre Existenz verdanken. Bis zuletzt hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit der Zulassung von Einzelsportlern Rest-Jugoslawien gerungen, damit die olympische Familie endlich einmal wieder vollzählig versammelt sein würde, was nach München nicht mehr geschah. Im Jahre 1976 in Montreal blieben 20 schwarzafrikanische Länder weg, weil das IOC Neuseeland nicht von den Spielen ausgeschlossen hatte. Eine neuseeländische Auswahl von Rugby-Profis hatte sich nämlich nach Südafrika begeben, obwohl das Land wegen seiner rassistischen Politik unterm internationalen Sportbann stand. Eine Olympiade später hielten sich viele westeuropäische Länder und die USA, insgesamt waren es 50 NOK's, von Moskau fern, da die entsprechenden Regierungen wegen des Einmarsches sowjetischer Truppen in Afghanistan einen Boykott befahlen. Die Revanche folgte auf dem Fuße. Vor Los Angeles bemängelte die UdSSR mangelnde Sicherheit für ihre Delegation in den Staaten; bis auf Rumänien verstanden alle anhänglichen osteuropäischen Staaten (aber auch zum Beispiel Kuba) den Wink und ließen ihre Sportler zu Hause.

Die Forderung, die olympischen Wettbewerbe brüderlich zwischen Süd- und Nord-Korea zu teilen, war abstrus, denn den Zuschlag für die Spiele hatte Seoul bekommen, gleichwohl: Die vermeintliche Benachteiligung des Nordens reichte unter anderem Kuba und Äthiopien, den 88er Spielen in Seoul fernzubleiben.

Die Ärgernisse kleinerer aber auch bewaffneter Art zwischen olympischen Verwandten haben sich nicht gelegt, doch erstmals seit 1972 kehrt niemand dem olympischen Feuer aus Rachsucht oder Protest den Rücken. Die olympische Familie ist bei den XXV. Sommerspielen aber nicht nur im sportlichen Wettkampf wieder vereint, sie ist auch größer geworden, da die Konglomerate UdSSR und Jugoslawien zerbröseln. Die baltischen Republiken Lettland, Estland und Litauen (bis zur Annektion durch die stalinistische Sowjetunion 1940 hatte das Ostsee- Trio an Olympia teilgenommen) sind wieder bei Sommerspielen dabei, die jungen Balkan-Staaten Slowenien und Kroatien erstmals zugegen, während die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) in Barcelona nach dem Einstand in Albertville bereits ihren olympischen Ausstand gibt.

Schließlich sind die Sportler Südafrikas, Weiße und Schwarze in einer Mannschaft, nach dem Niedergang der Apartheid erstmals seit 1960 wieder dabei, während Kuba und Äthiopien nach den Boykotts von 1984 und 1988 wieder Mannschaften entsenden. Alles in allem treten 172 NOK's an der katalonischen Küste auf.

Im Begehren, alles unter sein Dach zu ziehen, hat das IOC eine weiteren Coup gelandet: Die Profi-Basketballer der NBA beehren Olympia, womit nach Tennis und Tischtennis eine weitere populäre Sportart durch die Besten repräsentiert wird. Fehlen nur noch die Profi-Radfahrer und die Fußballer "Ü 23", denn der Weltfußball-Verband FIFA gestattet nur Kickern, die nicht älter als 23 Jahre sind, die Teilnahme an Olympischen Spielen.

CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER

"Kirchenarchive öffnen"

BERLIN, 19. Juli (epd). Die "rückhaltlose" Öffnung der ostdeutschen Kirchenarchive hat der Berliner Kirchenhistoriker Gerhard Besier gefordert. Neben den Berichten des Staatssicherheitsdienstes seien auch diese Archive für die Beurteilung von Stasi-Kontakten notwendig, heißt es in einer Antwort Besiers auf einen offenen Brief des Greifswalder Konsistorialpräsidenten Hans-Martin Harder.

In dem Schreiben wird Harder, den der Brandenburger Ministerpräsident Manfred Stolpe Anfang Mai als einen seiner acht kirchlichen "Mitstreiter" vorgestellt hatte, von Besier aufgefordert, sein Verhalten zu erklären. "Es ist an Ihnen, die eingegangenen Kompromisse darzulegen und dafür die Verantwortung zu übernehmen", schreibt Besier. Er solle dabei ein "aufmerksamer Zuhörer" sein, der seine Urteile "gegebenenfalls" auch revidiere. Harder hatte Besier unter anderem vorgeworfen, dem Mißbrauch seines Buches "Pfarrer, Christen und Katholiken" über die Stasi-Kontakte kirchlicher Mitarbeiter nicht energisch genug entgegengetreten zu sein.

Es fehlt nur noch der Verweis aufs Seelenheil

Werner Rügemer verknüpft in seinem Artikel meiner Ansicht nach viel Wahres mit einer gehörigen Portion Falschem - und dringt doch nicht auf den Kern der Dinge (FR vom 2. 7. 1992 "Im Indianer-'Paradies' herrschten Diktatur und Kannibalismus").

Sicherlich muß man ihm zustimmen, daß es absurd wäre, wenn "die Linke" (gibt es die wieder?) die präkolumbianischen Kulturen zu quasisozialistischen Modellen hochstilisieren würde. Aber bei welchen AutorInnen, die sich kritisch mit dem 500. Jahrestag auseinandersetzen, wird bezweifelt, daß die Indigenakulturen reine Klassengesellschaften waren?

Werner Rügemer scheint die "Begegnung zweier Kulturen" mehr als sportlichen Wettstreit zu sehen; die US-Amerikaner würden sagen: Let the best man win, und der bessere Mensch ist natürlich der weiße Spanier, der die "Indianer" aus Barbarei, Kannibalismus und Diktatur befreite. (Hat sich eigentlich noch nicht herumgesprochen, daß diese befreiten Barbaren nicht in Indien leben und also auch keine Indianer sind?)

Selbstverständlich hatten die amerikanischen Hochkulturen ihre "natürliche Unschuld" schon vor der Invasion verloren, doch Rügemers Darstellung vor allem in puncto Menschenopfer, Kannibalismus und Unterdrückung der eroberten Stämme trägt zu sehr die Züge der pro-spanischen Chronisten, um akzeptabel zu sein.

Es fehlt nur noch der Verweis aufs Seelenheil, welcher untrennbar mit dem allerchristlichen Glauben verbunden ist.

Die Kritik an den Feiern zum 500. Jahrestag der Invasion bezieht ihre Argumente nicht aus dem "indianischen Paradies", sondern aus dem folgenden europäischen Holocaust und der Fortschreibung der Unterdrückung und Ausplünderung eines ganzen Kontinents für 500 Jahre. Was der Artikel impliziert, ist die Überlegenheit der westlichen Zivilisation (und heute ist es die beanspruchte Überlegenheit des Kolosses im Norden, den USA); was er verschweigt, ist das weitere Schicksal der Kultur, die er "perspektivlos und ökologisch und sozial erstarrt" nennt: Die Raubzüge der autochtonen Eliten kosteten sicherlich Tausende das Leben - der Völkermord der Spanier war "überlegener" organisiert und rottete fast die gesamte Bevölkerung aus.

Auch die Frage, ob die Scheiterhaufen der Inquisition wirklich humaner waren als die Menschenopfer der Azteken, halte ich für offen. In Europa brannten die Scheiterhaufen oft, um sich das Eigentum der Ketzer anzueignen - in Amerika dienten die kriegsgefangenen Menschenopfer als "Eiweiß-Zusatzernährung", warum sollte das zweite verwerflicher sein als das erste?

Nein, die Kritik an den Feiern "zur Entdeckung Amerikas" hat ihre Wurzeln nicht im indianischen Paradies, sondern sie orientiert sich an der realen, gegenwärtigen Ausbeutung und Unterdrückung im Namen höherer Ideale und einer überlegenen Gesellschaftsordnung. Das 500jährige Reich, das Kolumbus begründen half und das soviele Dynastien gesehen hat (Spanier, Portugiesen, Engländer, US-Amerikaner und heute allgemein die Erste Welt), dieses Reich verwirklicht den Reichtum des einen Fünftels der Welt mit dem Hunger und den Toten der anderen Vierfünftel.

Und so kann man Werner Rügemers Überschrift getrost umschreiben: Im Paradies der neuen Weltordnung herrschen Diktatur und Kannibalismus.

Oliver Breitmeier, Marburg

Unverantwortliche Last für Kind und Kindeskinder

Die Zuschrift des Geschäftsführenden Vorsitzenden des Bundesverbandes für Staatserhalt, Frau Michels, trifft den Nagel auf den Kopf (FR / FRA vom 2. Juli 1992 "Mütterschonpolitik auf Kosten von Steuerzahlern"). Hier spricht endlich einmal eine Frau aus, wie sie über das denkt, was ein FR-Leser jüngst zutreffend als radikalfeministisches Agitationsgewäsch bezeichnet hat (FR / FRA vom 18. April 1992) "Radikalfeministisches Agitationsgewäsch").

Die alljährlich und nicht zuletzt auch für die sogenannte Befreiung der Frau aufgenommenen Milliardenschulden allein des Bundes, deren Aufnahme Bundesfinanzminister Waigel nun mit wenig erfolgversprechenden Mitteln einzudämmen versucht (1993 soll die Neuverschuldung gegenüber 1992 um lächerliche 3 Milliarden verringert werden), stellen eine unverantwortliche Belastung für unsere Kinder und Kindeskinder dar. Sie sind es nämlich, die für diese Staatsverschuldung eines der ehemals reichsten Länder der Welt werden bezahlen müssen.

Der Hinweis von Frau Michels auf der Kinderkonvention der Vereinten Nationen ist dahingehend richtig zu stellen, daß der Bundestag am 14. November 1991 das Ratifizierungsgesetz zu dieser internationalen Menschenrechtskonvention bedingt angenommen hat. Gleichzeitig hat er nämlich eine Vorbehaltserklärung angenommen, nach der unser gesamtes, dieser Konvention zutiefst widersprechendes Recht über die gesetzliche Vertretung Minderjähriger, über die familien- und erbrechtlichen Verhältnisse eines nichtehelichen Kindes, sowie das Sorge- und Umgangsrecht bezüglich den Kindern, deren Eltern getrennt leben oder geschieden sind, von der Konvention unberührt bleibt (FR / FRA 4. Januar 1992) "An die falsche Adresse gerichtet").

Der von Frau Michels angeführte Effekt, daß Väter durch unsere Gesetzgebung zu reinen Zahlvätern abgestempelt werden und Kindern ihr Recht auf uneingeschränkten Umgang mit ihren Vätern verwehrt wird, bleibt durch diese Vorbehaltserklärung allerdings erhalten. Hierzulande haben nicht Kinder das Recht auf Umgang mit dem getrennt lebenden oder geschiedenen Vater oder der Mutter - wie dies die Kinderkonvention klar fordert, sondern der nichtsorgeberechtigte Elternteil muß sich um ein Umgangsrecht bemühen, dessen Ausübung der sorgeberechtigte Elternteil (in der Regel die Mutter) jederzeit ungestraft verhindern kann.

Nichts zeigt deutlicher als diese Tatsache, daß Kinder in Deutschland lediglich wehrlose Dispositionsobjekte des sorgeberechtigten Elternteils und der Familiengerichtsbarkeit sind.

Zum Hinweis von Frau Michels auf den durch § 850 c der Zivilprozeßordnung festgelegten unpfändbaren Betrag von DM 754/Monat sei anzufügen, daß dieser Betrag nur bis zum 30. Juni 1992 galt und seit dem 1. Juli 1992 auf DM 1220 erhöht wurde (FR vom 1. Juli 1992 "Gläubiger zapfen an der Quelle"). Daß damit unterhaltspflichtige Väter nun große Sprünge machen können, ist stark zu bezweifeln, besonders da beispielsweise in Großstädten wie Frankfurt sogar für eine Kleinstwohnung schon 800 Mark Miete auf den Tisch geblättert werden müssen.

P. G. Badent, Limbach

1

1

1

1

Eine Tonne für die Korken Einzigartige Umweltaktion der Heilig-Kreuz-Gemeinde

BORNHEIM. "Was mache ich eigentlich mit all den Korken, die sich nach einer Party anhäufen?" Für den umweltbewußten Menschen, der seine Flaschen zum Container bringt, gab's auf diese Frage bisher keine Antwort. Doch jetzt steht seit etwa zwei Monaten eine Korktonne im Hof der katholischen Pfarrgemeinde Heilig Kreuz (Kettelerallee 49) in Bornheim. Sie ist die einzige ihrer Art in Frankfurt.

Wolfgang Bargon und Gabriele Diekneite vom BUND Frankfurt-Ost haben die Tonne, die früher als Sammelstelle für Aluminium diente, kurzerhand umgerüstet und starteten ihre Aktion. Den Anstoß dazu hatten einige Artikel über das nordhessische Städtchen Frankenberg gebracht, in dem bereits sieben Korktonnen erfolgreich genutzt werden. Mit Informationen im Pfarrblatt der Heilig- Kreuz-Gemeinde und im persönlichen Gespräch mit den Anwohnern, machten die engagierten Frankfurter auf ihr Projekt aufmerksam.

"Zur Zeit ist nur der Boden der Tonne bedeckt, aber bis jetzt haben wir sehr positive Reaktionen erlebt", berichtet Bargon. "Eine Weile wird es wohl noch dauern, bis die Leute diese Tonne wirklich wahrnehmen und sonntags vor dem Gottesdienst ihre Korken hier abladen." Auch die Besitzer umliegender Lokale versprachen Wolfgang Bargon, die anfallenden Korken aufzubewahren.

Wenn die Tonne voll ist, werden die Korken zunächst in einer Garage gelagert. Die einzige Einrichtung in Deutschland, die den Kork wieder verarbeiten kann, ist die Schweinfurter Kork GmbH. Sie wurde vor zwei Jahren vom Arbeitsförderungszentrum in Schweinfurt gegründet und wandelt die Altkorken in umweltfreundliche Materialien um. So stellt sie Produkte wie Korkparkett und Dämmkork her, die im biologischen Hausbau verwendet werden.

Wolfgang Bargon zählt die Vorteile der Arbeit auf: "Gerade im umweltgerechten Bau wird immer mehr mit Kork gearbeitet." Der Hauptbestand der Korkeichen befinde sich im Mittelmeerraum, vorwiegend in Portugal. Die Korkrinde könne, so Bargon weiter, aber erst nach einer Zeit von 25 bis 30 Jahren abgeschält werden. Dann dauere es wiederum zehn Jahre bis zur nächsten Schälung. "Durch die Wiederverwertung der Korken können die Bäume geschont werden."

Gabriele Diekneite fügt hinzu: "Außerdem trägt das Sammeln dieses wichtigen Produktes auch zum Abbau unserer Müllberge bei." Kork erzeuge in den Müllverbrennungsanlagen giftige Gase. "Als Recyclingprodukt kann er hingegen völlig umweltfreundlich verarbeitet werden und ersetzt beispielsweise FCKW-geschäumte Materialien", betont Frau Diekneite.

Inzwischen hat sich die Schweinfurter Firma bereit erklärt, die gelagerten Korken in Frankfurt abzuholen. Die Initiatoren hoffen, daß viele sich an der Sammlung beteiligen und planen weitere Tonnen im Nordend und Westend. Auch der städtische Abfallberater will sich in Zusammenarbeit mit der Werkstatt Frankfurt an dem Projekt beteiligen und eine großflächige Sammlung einleiten. Bis es soweit ist, rufen Wolfgang Bargon und Gabriele Diekneite alle Frankfurter auf, die Aktion zu unterstützen und vielleicht auch in anderen Stadtteilen Tonnen aufzustellen. "Unser Ziel ist es, das Umweltbewußtsein der Menschen zu stärken. Viele Dinge, die wir einfach in den Müll werfen, können problemlos wiederverwertet werden." Wolfgang Bargon gibt Tips und Anregungen; Telefon 4 00 23 10 oder 45 51 64. sil

Deutsche Meisterschaften der Bahnengolfer in Südhessen Schauplätze Walldorf, Dreieich, Pfungstadt und Arheilgen Karin Schlapp (MGC Wetzlar) als Titelverteidigerin / Männer aus Hessen für Überraschung gut / Intensives Training nötig

Eine interessante Sportveranstaltung steht am Monatsende in Südhessen auf dem Programm. In Pfungstadt, Darmstadt-Arheilgen, Dreieichenhain und Walldorf treffen sich annähernd 300 Aktive, um die deutschen Einzel- und Mannschaftsmeister im Bahnengolfsport zu ermitteln.

Bereits in diesen Tagen sind auf allen vier Minigolf-Anlagen die Sportler beim Training zu beobachten, denn dieser Konzentrationssport zeichnet sich dadurch aus, daß aufgrund der unterschiedlichen Bahnverhältnisse, die vor allem durch Witterungseinflüsse und Bodenabsenkungen zustande kommen, jede Piste einen anderen "Lauf" hat, obwohl alle Bahnen genormt sind.

Die Damen und Herren absolvieren ihre Wettkämpfe in Pfungstadt und Arheilgen, die Seniorinnen und Senioren (über 45 Jahre) kämpfen in Walldorf und Dreieichenhain um die Meisterschaftsmedaillen. Die Wettkämpfe beginnen am Donnerstag, 30. Juli (8.00 Uhr) in Pfungstadt und Arheilgen sowie um 9.00 Uhr in Walldorf und Dreieichenhain mit dem ersten Teil der Vorrunden. Diese werden am Freitag, 31. Juli, zur gleichen Zeit auf den gleichen Anlagen fortgesetzt. Die besten Teilnehmer qualifizieren sich für die Endrunden, die für Damen und Herren in Arheilgen und für die Seniorinnen und Senioren in Dreieichenhain (jeweils am Samstag, 1. August, vormittags) weitergehen.

In den Mannschaftswettbewerben kämpfen bei den Frauen die jeweils drei Erstplazierten der Bundesliga-Gruppen Süd und Nord um den Meistertitel. Es sind dies BGS Hardenberg-Pötter sowie der MGC Göttingen mit der 1. und 2. Mannschaft aus der Nordgruppe sowie der MGC Mainz, MGC Schwaickeim und die SG Arheilgen aus der Südgruppe. Auch bei den Männern sind jeweils die drei Spitzenklubs der Bundesligen Nord und Süd qualifiziert. Es handelt sich dabei um den BGS Hardenberg-Pötter (Vorjahresmeister) sowie MGC Brechten und Tempelhofer MV aus dem Nordbereich sowie MGC Süßen, MGC Bamberg und MGC Schwaikheim aus dem Süden.

In den Einzel-Wettbewerben zählen bei den Frauen Vorjahresmeisterin Karin Schlapp (MGC Wetzlar) sowie Heike Listander (Berlin-Spandau), Anke Szablikowski (MGC Mainz) und Gaby Rahmlow (SV Lurup Hamburg) zu den Favoritinnen. Bei den Männern ist Vorjahresmeister Michael Neuland (MGC Brechten) genauso zu beachten wie Steffen Bremicker (BGC Hardenberg) und Jochen Sturm (MGC Brechten). Aus Hessen sind Thomas Giebenhain und Dirk Czerwek (beide MGC Wetzlar) für eine Überraschung gut.

Offizielle Trainingszeiten: Montag, 27. Juli, Dienstag, 28. Juli, Mittwoch 29. Juli auf allen vier Anlagen, jeweils von 8.00 bis 18.00 Uhr, die Eröffnungsveranstaltung findet am Dienstag, 19.30 Uhr, im Sportzentrum der SG Arheilgen statt.

Besser leben mit der Arbeit, die zum Menschen kommt Gewerkschafter aus Wetterau und Hochtaunus entwickelten ein Modell vom Rhein-Main-Gebiet beim DGB-Bildungsseminar

WETTERAUKREIS/AROLSEN. Die Arbeit ist zu den Menschen gekommen und nicht mehr umgekehrt. Die Orte sind Idyllen. Es wird in kleinen, umweltfreundlichen Betrieben gearbeitet. Tante Emma-Laden, Bäcker und Metzger sind um die Ecke. Wer doch noch längere Wege zurücklegen muß, fährt mit Bahn, Bus oder Fahrrad. Die Autobahn ist wieder zur Wiese geworden. Die Menschen leben in preiswerten Wohnungen in phantasievollen, abwechselungsreich gebauten Energiesparhäusern. - Fernab der Metropole, inmitten herrlichster Natur an der Twistetalsperre entwickelten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in einem Famililienbildungs-Urlaubsseminar des DBG ihre Visonen für das Rhein-Main-Gebiet.

19 Gerkschafterinnen und Gewerkschafter aus dem Wetteraukreis und dem Hochtaunuskreis mit 13 Kindern vereinten eine Woche lang Bildung und Urlaub an jenem von Menschenhand geschaffenen See, der als einer der saubersten Deutschlands gilt. Die im Rhein-Main-Gebiet längst nicht mehr zu findende Idylle mag die Phantasie der Bildungsurlauber für die künftige Entwicklung des Rhein-Main-Gebietes beflügelt haben. Während EG-Strategen die Region um Frankfurt mit ihrem zusammengebrochenen Wohnungsmarkt und täglich kolabierenden Individualverkehr weiter wachsen lassen wollen, wählten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bildungsurlaubsseminars den völlig entgegengesetzten Weg: Die Entflechtung der Metropole.

Die Konzentration der Arbeitsplätze in und um Frankfurt ist nach Ansicht der bildungsurlaubenden Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter die Wurzel des Verkehrschaoses und der Wohnungsnot. Gelingt es, die Arbeitsplätze zu den Menschen zu bringen, wären damit alle Probleme gelöst, die aus den täglichen Pendlerströmen zur und dem harten Kampf um preiswerte Wohnungen in der Metropole entstehen.

Ihre Ideen entwickelten die Bildungsurlauber im formalen Korsett einer "Zukunftswerkstatt". Die Arbeitsweise einer solchen "Zukunftswerkstatt" einzuüben war auch Anliegen des Familienbildungsurlaubsseminares mit dem Titel "Zukunftswerkstatt - Ideen - Vorstellungen - Vision für die Region Rhein/Main". Jene "Werkstätten" arbeiten nach einer in den siebziger Jahren von Professor Dr. Robert Jungk entwickelten Methodik, die speziell die "Sprachlosen der Gesellschaft" einbeziehen soll. In weiten Phasen der "Zukunftswerkstatt" ist deshalb Diskussion ausgeschlossen und die Kommunikation auf Stichworte beschränkt. Die diskussionsgewohnten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter des Bildungsurlaubsseminars rieben sich denn auch stark an diesem Diskussionsverbot.

Die "Zukunftswerkstatt" muß auf möglichst konkrete Projekte, beispielsweise die Gestaltung einer Straße oder eines Wohngebietes angewendet werden. Dann ist sie gut geeignet, die Erfahrungen und Vorstellungen bislang sprachloser Bürgerinnen und Bürger nutzbar zu machen. Diese Bilanz zogen die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus der Wetterau und dem Hochtaunus am Ende ihres Seminars an der Twistetalsperre.

Es war das dritte Bildungsurlaubsseminar des DGB Hochtaunus an der Twistetalsperre und das erste gemeinsam mit dem DGB Wetterau. Ob es im kommenden Jahr wieder eine Zukunftswerkstatt am dem malerischen Stausee in Nordhessen geben wird, steht noch nicht fest.

"Auf jeden Fall wird es hier aber wieder einen Bildungsurlaub geben", so der DGB-Kreisvorsitzende Harald Fiedler.

BRUNO RIEB

Vergessene "Olympische" Spiele 1936 setzte Barcelona Kontrapunkt zur Nazi-Propaganda in Berlin

Dreimal bereits hat sich Barcelona vergeblich um die Ausrichtung der Olympischen Spiele beworben. 1924 fand die Veranstaltung in Paris statt, 1936 in Berlin und 1972 in München, jedesmal hatte der Kandidat Barcelona das Nachsehen. Dagegen ist fast in Vergessenheit geraten, daß die Stadt bereits einmal Spiele organisiert hat, daß in das Stadion auf dem Montjuic-Hügel, in dem am 25. Juli die olympische Flamme eintreffen wird, bereits einmal Tausende von Athleten einzogen.

Man schrieb das Jahr 1936. Das republikanische Spanien hatte beschlossen, etwas gegen die Spiele in der deutschen Hauptstadt zu unternehmen, die im Zeichen des Faschismus standen. Als Protest gegen die Benützung des Olympismus für politische Zwecke organisierte Barcelona eine "Volksolympiade". Trabal, der katalanische Organisationspräsident, erklärte ihren Zweck so: "Der freien Jugend der ganzen Welt muß die Möglichkeit gegeben werden, die Besonnenheit, die sie im sportlichen Wettbewerb zeigt, auch im ideologischen Wettstreit zum Durchbruch zu bringen."

Hinter dieser "Gegenolympiade" standen die Linksparteien, die den Faschismus bekämpften. Die gemäßigten Linkskräfte schwächten den Namen der Veranstaltung in "Woche des Sports und der Folklore" ab. Sie sollte am 19. Juli 1936, zwei Wochen vor der Eröffnung der Spiele von Berlin also, beginnen.

In nur drei Monaten organisierte Barcelona die Volksolympiade. Die meisten Teilnehmer aus dem Ausland (1500) meldete Frankreich. Insgesamt machten sich 5000 Athletinnen und Athleten und 3000 "Folkloristen" auf den Weg in die Stadt am Mittelmeer. Die Schweizer Delegation (200 Athleten wurden von 600 Anhängern begleitet) reiste von Genf in einem Sonderzug an.

Selbst einige US-Amerikaner hatten sich auf den Weg nach Barcelona gemacht. Die Leute aus dem Ausland wurden in einem Teil des - für die jetzigen Spiele umgebauten - Olympiastadions untergebracht, das sich "Hotel Olympia" nannte. Während Eröffnungsfeier hatten die Athleten auf dem Rasen des Stadions die Friedenstaube von Picasso formen sollen.

Doch dazu kam es nie. Einen Tag vorher brach im Lande der Bürgerkrieg aus. In Barcelonas Straßen wurde geschossen. Linke Milizen besiegten die aufständischen Militärs und fuhren dann an die Front in Aragon, wo der Aufstand geglückt war.

Hastig ließ der französische Botschafter Autokonvois zusammenstellen, um Athleten und Familienangehörigen über die Grenze zurückzubringen. Ein Teil der spanischen Teilnehmer konnte nur noch per Schiff nach Hause kommen, andere schafften es gar nicht mehr, weil in ihrer Heimat bereits die Militärs herrschten. Viele Sportler aus dem Ausland traten aus Solidarität in die in Spanien kämpfenden internationalen Brigaden ein, nahmen sich Gewehre und gingen an die Front. "Ich habe viele von ihnen sterben sehen, es waren tapfere Leute", erinnert sich ein ehemaliger spanischer Soldat. Und ein Kommentator der Epoche schrieb: "Das Sportereignis ist von der tragischen Größe des Bürgerkriegs ausgewischt worden." og

Sommeraktion in den Titus Thermen

FRANKFURT-NORDWEST. Die Titus- Thermen im Nordwestzentrum am Walter-Möller-Platz 2 bieten den ganzen Juli über eine Sommeraktion. Das Bürgerhaus Nordweststadt etwa lädt jeden Mittwoch um 20 Uhr zur Salsa-Disco ein.

Donnerstags und samstags wird auf dem Sauna-Dachgarten gegrillt (19 Uhr).

Im Eingang der Thermen zeigt der Koblenzer Photograph Werner Koch den ganzen Monat über Aufnahmen von Strandmotiven der Inseln Mahe, La Dique und Fregate (Seychellen).

Am Samstag, 18. Juli, gibt's eine "Hot Disco Night" in den Thermen mit einer Musikzusammenstellung von Discjockey Heinz Günther Heygen.

Ein Spielnachmittag für Kinder im Schwimmbad: Dienstag, 21. Juli, 14 Uhr.

Der Eintritt für alle Veranstaltungen im Schwimmbad: Kinder 5,50 Mark, Erwachsene zehn Mark. Informationen gibt der "Info-Point" der Titus-Thermen unter der Rufnummer 95 80 50. *orf

"Wir haben nichts zu verlieren, höchstens die Handschellen" Militärkontrollen, Alltagsschikanen und zerstrittene Palästinensergruppen: Im Gaza-Streifen wachsen Haß und Angst Von Armin Wertz (Gaza)

Nabil Feidy würde nie nach Gaza fahren. Nicht nur der vielen Straßenblockaden, die jede größere Kreuzung versperren, der immer präsenten Militärpatrouillen mit ihren Uzi-Maschinenpistolen oder M-16-Sturmgewehren und der unvermeidlichen Ausweiskontrollen wegen. "Gaza ist so häßlich", schüttelt er sich in seiner Ost-Jerusalemer Wechselstube schaudernd. "Da hilft nur eins: Alles abreißen und neu aufbauen."

Gaza ist unsäglich grau. Die Häuser vermitteln die graue Ungemütlichkeit von Rohbauten, kein Verputz oder Anstrich, weder innen noch außen, der die Unterkünfte wohnlicher machte, nur blanker Beton oder Stein. Höchstens das Plakat eines weinenden Palästinenserkindes oder eines blonden Coca-Cola-Modells schmückt die kahle Einrichtung der Räume. Draußen auf der Straße türmen sich Kartons, Konservendosen, Plastikflaschen, Papierfetzen, Sand und Staub zu farblosen Abfallbergen. Sogar die schwarzen und roten Graffiti der rebellischen Intifada-Jugend können das düstere Grau nicht aufhellen. Die Ortschaften hier sehen alle gleich trostlos aus: Rafah, Khan Yunis, Deir el-Balah, Nuseirat, Gaza-Stadt oder Qarara. Dazwischen Wüste.

Unten im Süden freilich, entlang der Küste, da haben israelische Siedler ihr kleines Paradies gebaut. Adrette, saubere Neubausiedlungen, weiß getünchte Wände und rote Dachziegel schmücken hinter schützenden Drahtzäunen die weißgelben Sanddünen, die auf der UN-Karte bezeichnenderweise grün eingetragen sind. "Das ist unser Land, Araberland", murmelt der palästinensische Fahrer verbittert. Doch am Ashlim-Strand, auf den Tennisplätzen, der Pferdefarm oder im Touristendorf des Katif-Hotels können sich nur die israelischen Pioniere aus Atzmona, Gan Or oder Gadid entspannen: "Nur für Siedler", vermerkt sogar die Landkarte. Palästinenser, denen der Zutritt untersagt ist, wagen nicht einmal anzuhalten, um die Ergebnisse israelischer Schaffenskraft bewundern zu können. "Das ist verboten", drängt der Fahrer ängstlich weiter. "Wenn sie uns hier erwischen, bekommen wir nur Ärger."

"Aber es ist unser Land", flüstert Alya Shawa, die in Gaza ein kleines Hotel betreibt, beinahe andächtig. Dabei bleibt unklar, was sie an diesem 45 Kilometer langen und acht Kilometer breiten Wüstenstreifen am Rande des Negev und des Sinai liebt, in dem nichts mehr an Delilas Palast erinnert, den Samson einst in seiner getäuschten Liebe zum Einsturz brachte. 226 000 Einheimische und 549 000 Flüchtlinge drängen sich hier auf 360 Quadratkilometern, von denen zudem die 4500 israelischen Siedler rund ein Drittel besetzen. Mit 1800 Menschen pro Quadratkilometer weist das Gebiet eine der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt auf. Die Kindersterblichkeit liegt in Gaza bei mehr als vierzig von tausend Neugeborenen, beinahe dreimal so hoch wie in Israel. Doch als genügte das übliche Dritte-Welt-Elend nicht (nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation ILO liegt das jährliche Durchschnittseinkommen bei tausend Dollar, die Arbeitslosigkeit beträgt vierzig Prozent), schaffen Besatzer und Besetzte zusätzlich Probleme.

"Gaza ist nicht wichtig. Da könnten wir relativ schnell zu einer Einigung mit den Palästinensern kommen", erklärt ein israelischer Oberst. "Nicht einmal in Fragen der Sicherheit spielt Gaza eine Rolle." Dennoch wenden die israelischen Behörden drastische Mittel gegen die rebellische Bevölkerung an.

Häuser von Terrorismus-Verdächtigen werden geräumt und versiegelt oder zerstört, auch wenn der Verdächtige schon seit Monaten nicht mehr dort lebt, sondern nur seine Familie, gelegentlich sogar, wenn der Beschuldigte zuvor von Soldaten erschossen wurde. Diese Maßnahme wird nirgendwo sonst auf der Welt angewandt. Israel beruft sich dabei auf die Verordnung 119 der Verteidigungsbestimmungen der britischen Mandatsbehörden von 1945. Doch, so schimpft Klaus Worm, Direktor der UN-Unterstützungs- und Arbeitsagentur für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) in Gaza und Ägypten, genau diese Gesetze hätten die jüdischen Widerstandskämpfer damals den Briten als "besonderes Mittel des Kolonialimperialismus" vorgeworfen und "mit Gewalt bekämpft". Während aber die Engländer diese Vorschriften nur in seltenen Fällen angewandt hätten, "machten sie die Israelis zur Grundlage ihres Rechtssystems in Gaza und wenden sie exzessiv an".

Daß im Umgang mit den Arabern "Fehler gemacht" wurden, gibt sogar der Offizier zu: "Gelegentlich wird ohne Grund verhaftet." Von acht Palästinensern, die sich in dem kleinen Büro irgendwo in Gaza versammelt haben, waren sechs schon mal im Gefängnis. Janis Hamed traten Aufseher das rechte Auge aus. Saadi wurde nach drei Jahren ohne Verhandlung wieder entlassen. Moussa bezahlte einen Besuch bei den Eltern mit fünf Jahren Haft. Riad Helles, der einzige "PLO-Soldat" unter den Anwesenden, erhielt zweimal lebenslänglich, saß neun Jahre ab, ehe er im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freikam. Ahmed erhielt als 14jähriger sechs Monate, weil er ein gesuchtes Fatah-Mitglied gesehen und nicht verpfiffen hatte. Der Journalist Howard hatte beim Fotografieren auf der falschen Seite gestanden. Und alle 15 Studenten der Polytechnischen Hochschule in Khan Yunis, die auf dem Campus bereitwillig ihre PLO-Mitgliedschaft eingestehen und über die Chancen der Nahost-Friedensgespräche diskutieren, haben bereits vielmonatige Haftstrafen in israelischen Gefängnissen abgesessen. Dabei klingen die Geständnisse wie die Beschreibung einer Feuertaufe, deren Ritual jeder durchlaufen haben muß, um als Palästinenser anerkannt zu sein.

Aber weniger die massiven Militäreinsätze gegen Terrorismusverdächtige, die Zerstörung von Häusern oder blutige Auseinandersetzungen mit den Intifada- Kindern führen zu wachsender Verbitterung in der palästinensischen Bevölkerung. Es sind die alltäglichen Schikanen und Behinderungen, die den Haß schüren, unbändigen Haß.

Bereits das Reisedokument, das die israelischen Behörden ausstellen, wirkt diskriminierend. Es stelle "keine Bestätigung der Nationalität des Besitzers" dar, heißt es da und betont: "Nationalität unbestimmt". Wer einmal in Konflikt mit der Besatzungsmacht geraten ist, erhält selbst diesen Paß nicht, der die Grenzbeamten jedes Landes mißtrauisch macht, ebensowenig wie die magische Ausweiskarte mit dem Magnetstreifen, die die Tore zu Israels Arbeitsmärkten öffnen kann. Ihr Verlust führt fast zwangsläufig zu Arbeitslosigkeit, Lethargie und Zorn.

Zwei Jahre lang arbeitete Bassam Alkara aus dem Flüchtlingslager Jabalia, der Arabistik studiert hat, in einer Hühnermetzgerei bei Tel Aviv - bis ihn Soldaten bei einer Razzia festnahmen und beschuldigten, eine leere Flasche und Steine geworfen zu haben. Als er nach zwei Jahren aus dem Gefängnis kam, hatte seine frühere Braut einen anderen geheiratet. "Ich mußte 5000 Schekel Strafe bezahlen, zudem kostete der Anwalt 1200 Schekel. Da war kein Geld mehr da für die Hochzeit." Seither ist die 15köpfige Familie an die vier Räume des kahlen Hauses aus Blasbeton gebunden; den Gaza-Streifen verlassen dürfen nur seine Großmutter und Mutter, die zu alt und schwach sind, um noch einen Stein werfen zu können. Sein Onkel und ein Bruder sind die einzigen, die einen Job haben und die Familie ernähren. Die Frauen verdienen etwas mit den zwei Nähmaschinen hinzu, die ihnen eine Fabrik in die Wohnung gestellt hat. "Wir haben nichts zu verlieren, höchstens die Handschellen", meint der 30jährige verbittert und bestreitet heute noch die Vorwürfe der Anklage.

Mehr Glück hatte Fawaz. Polizisten hatten ihm in Israel, wo er in einer Garage arbeitete, die Ausweiskarte abgenommen. Er bekomme sie zurück, erklärten sie ihm, sobald er seine "Lebens-Steuern" bezahlt habe - ein typisches Beispiel für das "oft willkürliche Vorgehen der Israelis", wie eine UN-Mitarbeiterin schimpft: "Solche Steuern gibt es gar nicht." Fawaz verzichtete auf die Arbeitsgenehmigung in Israel, als er gemeinsam mit seinem Bruder Fayez einen 25 000-Dollar-Kredit aus deutschen UN-Geldern erhielt und damit eine Reparaturwerkstatt für Autokupplungen aufmachen konnte. Heute beschäftigen die Brüder einen Angestellten, zu dritt ernähren sie 16 Personen. Das Geschäft läuft gut; sobald der Kredit zurückgezahlt ist, wollen sie erweitern.

Sie hatten zusätzliches Glück; denn mit der Hilfe der UNRWA erhielten sie von den israelischen Behörden die Lizenz, ihre Werkstatt aufzumachen. "Das Problem in Gaza sind die Genehmigungen", erklärt die UN-Mitarbeiterin. "Für alles braucht man eine Genehmigung." Manchmal, meint der Direktor des Polytechnikums in Khan Yunis, "fühlen wir uns wie Fremde im eigenen Land, weil du nichts ohne Genehmigung der Israelis darfst".

Darüber klagen auch die Fischer von Gaza. Gitter, von der Armee errichtet, sperren den Strand bei Gaza-Stadt ab, auf dem ihre Boote liegen. Jetzt dürfen sie nur noch durch ein Tor, das zwischen sechs Uhr morgens und fünf Uhr nachmittags geöffnet ist, zur Arbeit. Sie haben einen besonderen Ausweis, der "jedes Jahr erneuert werden muß und 70 Schekel kostet", erzählen sie. "Wir dürfen nicht einfach fischen, wo wir wollen, nur zwischen Khan Yunis und Beit Lahia und nur innerhalb der Zwölf-Meilen-Zone." Draußen liegt ein Patrouillenboot der israelischen Marine und überwacht die Einhaltung der Vorschriften. "Ein Verstoß gegen diese Bestimmungen kostet 500 Schekel pro Besatzungsmitglied", schimpfen sie, "und meistens wird auch die Auslaufgenehmigung entzogen. Bis die Regierung eine neue erteilt, vergehen oft ein, drei, manchmal sechs Monate." Israelische Fischer hingegen "dürfen überall fischen, bis runter nach Ägypten. Wir sind nicht frei, und das ist nicht gut."

Die Einschränkungen durch administrative Maßnahmen der Besatzungsbehörden sind überall spürbar, auch wenn die israelische Zivilverwaltung des Gaza-Streifens die Auswirkungen so weit zu mildern sucht, daß sie sich bei der Armee bereits den Ruf eingehandelt hat, "pro- arabisch" zu sein. "Zehn Prozent der Unterrichtsstunden in den Schulen fielen bisher in diesem Jahr infolge israelischer Eingriffe aus", berichtet UNRWA-Direktor Worm, "im vorigen Jahr waren es 40 Prozent."

Israels wichtigste Wasserressourcen liegen auf den Golan-Höhen und im Jordantal. Vor 1967, so schrieb das Außenministerium in einer Pressemitteilung, "wurde das Wasser, Israels Lebensader, von den Arabern manipuliert". Heute täten die Israelis dasselbe, sagen die Palästinenser. "Israel hat den relativen Wasserverbrauch beider Seiten nach 1967 nicht verändert", hält das Außenministerium dagegen, um auf der nächsten Seite zuzugeben, daß der Pro-Kopf-Verbrauch der israelischen Siedler im Gaza-Streifen dreimal höher liegt als jener der Palästinenser. "Arabern ist das Bohren von Brunnen nicht erlaubt", stellt Worm lakonisch klar, "bei den Siedlern fragt niemand." "Entwürdigend, miserabel, untragbar" sei die Situation in Gaza, sagt Riad al-Agha von der Polytechnischen Hochschule. Doch als sei das nicht genug, verbreiten militante Palästinenserbanden und blutige Auseinandersetzungen zwischen der religiösen Hamas und der PLO-Gruppe Fatah zusätzlich Furcht und Terror unter ihren Landsleuten. "350 Palästinenser wurden seit Beginn der Intifada (Dezember 1987) von ihren eigenen Brüdern umgebracht", rechnet ein palästinensischer Journalist in Gaza-Stadt vor. Kollaborateure seien das, behaupten die Täter, die oftmals ganz im Stil israelischer Undercover-Agenten vorgehen, die als Araber verkleidet operieren: Die selbsternannten Hüter palästinensischer Moral agieren in israelischen Uniformen, wenn sie tatsächliche oder vermeintliche "Stinker" (so die aus der britischen Mandatszeit stammende Bezeichnung für Kollaborateure) verfolgen. "Gaza nähert sich bedenklich einer Libanon-Situation", stellt Worm fest; dort fochten vor zehn Jahren die verschiedensten Araber-Fraktionen blutige Fehden aus.

Als Hamas- und Fatah-Anhänger Anfang Juli tagelang ihren Zwist in den Flüchtlingslagern ausschossen, anschließende "Friedensgespräche" unter der Vermittlung des angesehenen Chirurgen und Chefs der palästinensischen Delegation bei den Nahost-Friedensverhandlungen, Haider Abd-el Shafi, scheiterten und der 72jährige gar Morddrohungen erhielt, rechneten Beobachter bereits mit Bürgerkrieg. "Die Waffen sind gut geölt", beurteilte ein ausländischer Diplomat die Lage: "Das kann der Beginn des Showdowns zwischen Hamas und Fatah sein."

Erfolge pflastern Weg von Maragall

Er war der Mann, der an jenem Oktobertag von 1986, als Barcelona zum Ausrichter der Olympischen Sommerspiele von 1992 auserkoren wurde, den höchsten Freudensprung tat. Vielleicht war er sich damals darüber noch nicht bewußt, aber heute ist klar: für Pasqual Maragall ist die Veranstaltung der Spiele die größte politische Aufgabe und die Probe, an der sich seine politische Zukunft entscheidet. Maragall nämlich ist Bürgermeister von Barcelona und zugleich Präsident des Comité Organizador Olimpico Barcelona 1992 (COOB).

Nach wie vor versprüht der Chef des Organisationskomitees lauter Optimismus, und seine Glücksgefühle sind verständlich. "Barcelona und die Olympischen Spiele - das ist wie eine Liebesgeschichte mit einem Happy-End", meint Maragall.

Dabei dachte man 1982, als sein Name als Stadtbürgermeister erstmals die Runde machte, dieser nette Junge von den Hinterbänken der Sozialisten gäbe höchstens eine brave Übergangsfigur ab. Damals war er 41 Jahre alt und ersetzte den inzwischen zum Vizepremierminister aufgestiegenen Narcis Serra. Zum Erstaunen selbst seiner eigenen Partei aber entpuppte sich Maragall als Volltreffer. Inzwischen hat er drei Wahlen gewonnen, ist wirklich populär und heißt im Volksmund "Pasqui". Der Bürgermeister mit dem Schnauz und dem verschmitzten Lachen in seinen verkniffenen Augen findet die richtigen Worte, den richtigen Zugang zu den Menschen.

Maragall, Enkel eines Poeten und Sohn eines Senators, hat Städtebau und Wirtschaftswissenschaften studiert, sein Studium in New York abgeschlossen und in Ökonomie promoviert. Er gilt als typischer Vertreter der neuen sozialistischen Führungsschicht Spaniens: ein Sohn aus der Bürgerschicht mit bester Ausbildung, der in der linken Opposition gegen das Franco-Regime kämpfte und nach dessen Ende mit Regierungsaufgaben "belohnt" wurde.

Maragall, der Barcelona mit Leidenschaft liebt und zwei Bücher über die Stadt geschrieben hat, packte seine wichtigsten Probleme - ihre Verschönerung und die Vorbereitung der Spiele - entschlossen an. Er berief den Architekten Oriol Bohigas und José Miguel Abad an seine Seite. Als harter Verhandler besorgte er die finanziellen Mittel, Bohigas wurde für die großzügige und manchmal auch gewagte städtebauliche Erneuerung Barcelonas verantwortlich und Abad, Architekt und Chef einer Baufirma, verwaltet mit Talent das Organisationskomitee. Dieses Trio steht hinter Barcelonas "Big Bang", seiner rasanten Entwicklung ins 21. Jahrhundert. Die rechten Großunternehmer, welche den Bürgermeister vereinnahmen und sich ihre Stücke vom Olympia-Kuchen abschneiden wollten, hielt Maragall in Schach. Das neue Barcelona entstand so, wie er und seine Mannschaft es wollten.

Heute ist der Bürgermeister vor allem stolz auf die Sanierung der Altstadt, das Olympia-Dorf, den neuen Zugang zum Meer, die zwei neuen Umgehungsstraßen Barcelonas, den Ausbau des "Olympiahügels" der Stadt und darauf, daß das katalanische Autonomiegefühl sich stark entwickelt hat.

Gelingt es dem 51jährigen Maragall wie versprochen, das Olympiabudget ausgeglichen zu halten, und bleiben störende Zwischenfälle während der Spiele aus, kann der Bürgermeister seiner Wiederwahl sicher sein. Sein großer Wunsch aber ist es, daß - wenigstens für die Dauer der Spiele - die Waffen in den umkämpften Regionen des ehemaligen Jugoslawiens ruhen. og

"Bolongaro": Autos tabu Magistrat legt Verkehrskonzept für Höchst-Süd vor

HÖCHST. Der Magistrat hat jetzt sein Verkehrskonzept für das südliche Höchst vorgelegt. Demnach soll die Bolongarostraße zwischen den Einmündungen Mainberg und Königsteiner Straße für den Verkehr in Richtung Nied gesperrt werden. Fahren dürfen dann dort nur noch Linienbusse und Radler. Um Durchgangsverkehr von der Bolongarostraße abzuhalten, plant der Magistrat, die Einbahnrichtung in der Kranengasse umzukehren. Fahrern, die Richtung Osten wollen, bleibt dann nur noch der Weg über Mainberg, Seilerbahn und Amtsgasse.

Für kurzfristig realisierbar hält der Magistrat auch die Schließung der Straße Wed zum Marktplatz hin. Außerdem soll man in der Zuckschwerdtstraße zwischen Kurmainzer und Auerstraße wieder in beiden Richtungen fahren können. In der Emmerich-Josef-Straße könnte es eine eigene Spur für Busse geben, damit die schneller vorankommen.

Die meisten Ideen zur Verkehrsführung stammen aus dem Ortsbeirat 6. Der hatte im März vergangenen Jahres seine Anregungen in den Römer geschickt. Was jetzt von dort zurückkommt, wird nach Einschätzung Norbert Wildhirts, SPD-Chef im "Sechser", die Zustimmung aller Fraktionen im Höchster Bolongaropalast finden.

Außer den kurzfristig machbaren Eingriffen nennt der Magistrat auch mittel- bis langfristige Veränderungen. In Dalberg- und Adolf-Häuser-Straße soll zum Beispiel die Einbahn-Regelung aufgehoben werden. Am Dalbergplatz könnte dann eine Möglichkeit zum Linksabbiegen in die Königsteiner Straße geschaffen werden. Beides ist aber nur zu realisieren, wenn einiges umgebaut wird.

Umgestaltet werden muß auch der Knotenpunkt Dalbergstraße/Leverkuser Straße/Adolf-Häuser-Straße. Erst dann nämlich können Dalberg- und Leverkuser Straße für den Gegenverkehr freigegeben werden.

Schließen will der Magistrat die Einfahrt von Osten in die Hostatostraße. Voraussetzung hierfür: Umbau des Dalbergplatzes mit einer Einfahrt von der Kasinostraße in die Dalbergstraße.

Ganze vier Zeilen enthält das Konzept zum Thema öffentlicher Nahverkehr in Höchst. Zwischen Magistrat und FVV sei eine gemeinsame Untersuchung zur Busroutenführung vereinbart. Geprüft werden solle dabei auch die Einführung eines Ringbuskonzeptes.

Nicht möglich ist nach Meinung des Magistrats die vom Ortsbeirat angeregte Verlegung der Parkhaus-Zufahrt in der Konrad-Glatt-Straße. Begründung: kein Platz. Um das im Schnitt nur zur Hälfte belegte Parkhaus attraktiver zu machen, wollte der Ortsbeirat die Einfahrt an die "Königsteiner" verlegen.

Für nicht notwendig halten die Verkehrsplaner im Römer den Vorschlag, die Batterie am Mainufer in der Mitte zu schließen. Die Gefahr eines Schleichverkehrs über die Uferstraße sei gering, heißt es im Magistratsbericht. tos

Namen + Notizen

BIRGIT MARKWAT feiert ein Dienstjubiläum: Seit 25 Jahren ist sie bei der Kaufmännischen Krankenkasse tätig. Die Jubilarin arbeitet schon seit langem als Schaltergruppenleiterin für die KKH-Geschäftsstelle in der Brönnerstraße 15 in der Frankfurter Inennstadt. "Engagement in ihrem Beruf ist eine ihrer großen Stärken", lobte sie Geschäftsstellenleiter Wolfgang Storminger. ml

Noch engere Kontakte nach Leipzig Der Vereinsring Gallus erwartet auch Fußballer aus Sachsen zu den Kulturwochen

GALLUS. Der Vereinsring Gallus will die im vergangenen Jahr zum Stadtverband der Leipziger Kleingärtner geknüpften Kontakte weiter vertiefen. Dies kündigte der Vereinsringsvorsitzende, Josef Häfner, bei der jüngsten Mitgliederversammlung an.

Das Verkehrsamt der Stadt Frankfurt hatte das erste Treffen einer Gallus-Delegation im April 1991 in Leipzig vermittelt. Sechs Monate danach besuchten Vertreter der Leipziger Dachorganisation die Mainstadt (wir berichteten).

Jetzt kommt es zu einer weiteren Begegnung: Am 29. August wollen zwei Fußballmannschaften aus Sachsen bei einem von Günter Wölfel (FFV 04 Sportfreunde) organisierten Fußballturnier des Vereinsrings mitspielen (Sportplatz der SG Westend, Sondershausenstraße). Das Turnier ist Teil der Gallus-Kulturwochen.

An diesem Tag wird auch eine neue "Kameruner"-Apfelweinkönigin gekürt und die derzeit noch amtierende Majestät, Sabine I. (Platz), verabschiedet. Bei dieser Gelegenheit wird Sabine I. einem Vertreter der Hans-Rosenthal-Stifung die von ihr während ihrer Amtszeit gesammelten Spendengelder übergeben.

Die Mitglieder des Vereinsrings diskutierten auch über das ursprünglich für den 27. September 1992 geplante große Gallusfest auf der Mainzer Landstraße (zwischen Galluswarte und Rebstöcker Straße).Die Vorlaufzeit sei zu kurz, erläuterte Emanuel Bohn vom "Gremium Kulturwoche - Arbeitsgruppe Mainzer Landstraße". Er organisiert das Fest im Auftrag des Kulturdezernats. Bohn schlug dem Vereinsring den 23. Mai 1993 als neuen Termin vor. Die Vereinsdelegierten stimmten dem zu. Bis dahin lasse sich nach Auffassung Bohns auch die Finanzierung des Festes sichern.

"Über die Entscheidung der Terminverlegung zeigte sich unsere Kultur- und Freizeitdezernentin Linda Reisch recht enttäuscht", berichtete Häfner. Provokativ habe sie den Silvestertag als Termin ins Gespräch gebracht. "Ein solches Straßenfest in der Wintersaison ist völlig abwegig, ganz abgesehen davon, daß unsere Vereine da wohl nicht mitziehen."

Der Vereinsring habe um eine Verlegung des Festes gebeten, erklärte Linda Reisch auf Anfrage. Zum Vorschlag Silvester meinte die Stadträtin: Darüber würde sie jetzt ungern philosophieren. "Wir haben die unterschiedlichsten Ideen miteinander gewälzt, einen neuen Termin gibt es noch nicht." Es werde verhandelt. Ein Tag im Mai 1993 als neuen Termin stellt die Dezernentin jedoch in Frage.

Ein weiteres Thema der Mitgliederversammlung waren die kommenden Jubiläumsveranstaltungen des Frankfurter Ensembles (40 Jahre) und des Geflügelzuchtvereins Rebstock (80 Jahre). Diskutiert wurde außerdem über die Nominierung einer Rudermannschaft für einen Wettbewerb auf dem Main (29. August), ein Seniorennachmittag im "Haus Gallus", ein Skat- und Romméturnier (beide Veranstaltungen im November), Weihnachtsbasar (erstmals im Rahmen der Kulturwochen auf dem Hof der Günderrodeschule) sowie das Vereinsringjubiläum 1993 (25 Jahre). Dieses Ereignis soll Ende Mai gefeiert werden. Geplant sind ein "Ball der Vereine", ein Festkommers sowie ein Festzug.

Die Delegierten debattierten schließlich noch über einen möglichen Ausschluß des Fußballball-Clubs "Gencler Birligi" Der Grund: mangelnde Mitarbeit im Vereinsring. Die endgültige Entscheidung wird bei der nächsten Mitgliederversammlung (18. August) getroffen.

Dem Vereinsring Gallus gehören 37 Vereine (etwa 20 000 Mitglieder) an. Neu in die Gemeinschaft aufgenommen wurde der Karneval-Club "Silberfunken '92" (Vorsitzende: Heike Spielberg). dixi

Zum Frühstück gab es euterwarme Milch

GRIESHEIM. Eine Menge gute Luft, frische Kuhmilch und viel Spaß gab es bei der traditionellen Kinderfreizeit, zu der die Griesheimer katholischen Gemeinden Sankt Hedwig und Mariä Himmelfahrt eingeladen hatten. Die 41 Landurlauber waren mit neun Betreuern auf einen ehemaligen Bauernhof in der Nähe von Erbach im Odenwald gefahren. Mit von der Partie zwei "Küchenfeen", die bestens für das leibliche Wohl der Frankfurter Kinder sorgten.

Die vergnügte Gruppe richtete sich in den einstigen Kuh- und Schweineställen häuslich ein. Jeden Morgen gab's für die Kinder euterwarme Milch zum Frühstück - das alles verstärkte eindrucksvoll die ländliche Atmosphäre.

Auch die Ausflüge in die herrliche Umgebung brachten den jungen Städtern viele bleibende Erinnerungen. So hatten die Gruppenleiter unter anderem einen Aktionstag im Zeichen der Gallier Asterix und Obelix vorbereitet. Die Kinder rollten Hinkelsteine und suchten im Wald nach Druiden. Anschließend wurden die müden Akteure mit dem "Hinkelstein am Band" geehrt.

Aufregend ging es auch auf einer Burg zu, in der die Kinder eine Vogelflugschau bestaunten. Über ihren Köpfen zogen Adler, Falken und Geier weite Kreise. Den krönenden Abschluß bildete der bunte Abend auf dem Platz des ehemaligen Misthaufens, auf dem einst die Hühner gackerten und scharrten, die Hähne krähten. Jetzt sangen hier die Kinder, spielten und feierten ausgelassen.

Für die Teilnehmer ist das schon wieder Vergangenheit; ihnen bleibt aber die Vorfreude auf das nächste Jahr. sil

SC 1880 lädt ein Fünf Tage lang Tennis-"BMW-Cup"

FRANKFURT A. M. Das Jugend-Tennis-Turnier "BMW-Cup" richtet der Sport- Club (SC) "Frankfurt 1880" von Montag, 20., bis Freitag, 24. Juli, in der Feldgerichtstraße 29 (Eckenheim) aus. Bei dem Einzel- und Doppelturnier für Junioren und Juniorinnen sind folgende Altersklassen zugelassen: Jahrgang 1974 und 1975 (Altersklasse 1), Jahrgang 1976 und 1977 (Altersklasse 2), Jahrgang 1978 und jünger (Altersklasse 3).

Am Montag wird das Qualifikationsturnier für alle Altersklassen ausgetragen, von Dienstag bis Freitag läuft die Hauptrunde für alle Altersklassen.

Gäste aus Schweden, England und Frankreich werden neben aktuellen Hessenmeistern und deutschen Ranglistenspielern der Top 20 am Turnier teilnehmen. Die Preise und Pokale werden von BMW und dem SC 1880 gestiftet.

Vor dem Turnier gibt es Informationen unter Tel. 1 56 02 53, während der Turniertage unter Tel. 55 02 62 oder Tel. 55 02 63. orf

Nieder Kulturkreis: Kunst und Konzerte locken in die Ferne

NIED. In Sachen Kunst ist der Kulturkreis Georg Heck unterwegs. Die dritte Kunstfahrt führt am Samstag, 18. Juli, nach Balingen am Fuße der Schwäbischen Alb. Dort werden in der Stadthalle Ölgemälde von Claude Monet gezeigt. Unter anderem sind erstmals Bilder aus Privatbesitz zu sehen.

Auf der Fahrt nach Balingen wird in Tiefenbronn Station gemacht. Die Nieder wollen dort die Kirche mit den wertvollen Schnitzaltären besichtigen.

Die Tour, zu der auch Gäste eingeladen sind, kostet 28 Mark. Hinzu kommt der Eintritt für die Ausstellung in Balingen. Anmeldungen nimmt Frau Denk unter der Rufnummer 39 83 78 entgegen. tos

Während Bonn Stellen streichen will, weiß man im Bad Homburger Postamt kaum noch, wer Briefe zustellen soll Bei Post und Finanzamt laufen die Leute weg Das Rhein-Main-Gebiet können viele nicht bezahlen Von Norbert Glaser HOCHTAUNUSKREIS. Bis zum Jahr 2000 stehen bei der Post in den alten Bundesländern nach Angabe von Gewerkschaftsvertretern fast 60 000 Arbeitsplätze zur Disposition. Allein im Briefdienst sollen 20 000 Männer und Frauen ihre Sachen packen. In der Verwaltung wackelt gar jeder fünfte Arbeitsplatz. Und das zu einer Zeit, wo zumindest in Bad Homburg vieles beim Unternehmen Post im argen liegt: Die eigenen Leute laufen wegen der miserablen Bezahlung davon und bei den angeheuerten Ersatzkräften häufen sich die Pannen. Personalengpässe gibt es aber auch in anderen Bereichen, wo öffentlicher Dienst und Privatwirtschaft miteinander konkurrieren. "Ein bislang unbekannter Täter hat am 10. Juni 1992 Ihrem zuständigen Briefzusteller eine erhebliche Anzahl von Briefsendungen während des Zustellgangs aus dem Zustellwagen entwendet. Die beigefügte(n) und an Sie gerichtete(n) Sendung(en) wurden aufgerissen im Bereich der Gartenfelder Hohl gefunden. Wir haben Anzeige gegen Unbekannt erstattet." So lautete der Text eines Briefes der Post, den Bewohner der Gartenfeld-Siedlung kürzlich im Briefkasten fanden.

Halb so schlimm, könnte man sagen, so etwas kommt überall einmal vor. Nur: In Bad Homburg passieren solche Pannen momentan recht häufig. Es ist noch gar nicht lange her, da fanden Anwohner der Gartenfeld-Siedlung - die FR berichtete - einen gefüllten Postsack im Vorgarten. Da fragt sich mancher, wie lange die Post ihre Serviceleistungen noch aufrechterhalten kann . . .

Daß das Postamt Bad Homburg zur Briefe gestohlen Zeit mit erheblichen Personalproblemen zu kämpfen hat, weiß auch Amtsvorsteher Kurt Pfalz: Ihm fehlen gegenwärtig 20 Mitarbeiter. Immerhin: Jetzt, zur Ferienzeit, kann das Amt wieder auf Schüler und Studenten zurückgreifen. Die meisten arbeiten jedes Jahr bei der Post und sind entsprechend routiniert. Doch das ändert nichts am grundsätzlichen Dilemma: "Für den unteren und mittleren Dienst finden wir im Ballungsraum nicht mehr genügend Leute." Und von denen, die da sind, zieht es viele in die besser bezahlende private Wirtschaft. Pfalz: "Oftmals werden uns die Leute geradezu vom Schalter weggeworben."

"Hohe Personalfluktuation" und "hoher Personalfehlbestand" machen Pfalz zu schaffen. Im Schalterbereich und beim Zustellerdienst sind zwar alle Stellen besetzt, doch hinter den Kulissen knirscht es. Abhilfe erhofft sich Pfalz von zwölf neuen Kollegen aus Ostdeutschland. Sie werden momentan auf hiesige Anforderungen umgeschult und sollen am September am Schalter eingesetzt werden.

Fast 750 Beschäftigte zählt das Postamt in Bad Homburg. Königstein und Kronberg ausgenommen, deckt es das ganze Kreisgebiet ab. Doch selbst für den einfachen Dienst - etwa Briefzustellung - gibt es mittlerweile kaum noch Bewerber. Und die, die sich bewerben, sind oft ungeeignet. Hinzu kommt: Wer nicht aus dem Rhein-Main-Gebiet stammt, den zieht es nach der Ausbildung häufig wieder nach Hause: Auch mit der Ballungszulage kann Rhein-Main wegen der allgemeinen Lebenshaltungskosten und der Wohnungssituation nicht mit Gebieten wie Mittelhessen konkurieren.

Dramatisch sieht die Situation auch beim Bad Homburger Finanzamt aus. Bis zu acht Monaten braucht es gegenwärtig, um Anträge zu bearbeiten. Gutinformierte sprechen von einer regelrechten "Kündigungswelle": So schlimm sei es noch nie gewesen. Fast jeder fünfte Mitarbeiter soll der 300-Mann-Behörde in den beiden vergangenen Jahren den Rücken gekehrt haben. Die Folge: Anträge auf Lohnsteuer-Jahresausgleich und Steuererklärungen stapeln sich.

"Das Problem ist nicht neu", sagt der Pressesprecher des Finanzministeriums, Hans-Werner Franz. "Wir bieten eine sehr gute Ausbildung an. Dem steht aber ein sehr karges Salär gegenüber." Gerade im Ballungsgebiet suchten sich Mitarbeiter deshalb lukrativere Jobs in der freien Wirtschaft: vor allem bei Steuerberatern und Versicherungen." Hinzu kommt: Viele Leute müssen die Ämter zur Zeit für Thüringen abstellen, um die dortigen Finanzverwaltungen aufzubauen.

Auf dem freien Arbeitsmarkt gibt es keine entsprechend qualifizierten Mitarbeiter: "Wir versuchen, das Problem da- Warten auf Rückzahlung durch in den Griff zu bekommen, daß wir mehr ausbilden." Sonst bliebe nur, Leute aus anderen Gebieten hierher zu versetzen. Auch das werde häufig gemacht. Einen Teil der unbearbeiteten Steuererklärungen anderen Ämtern zu übergeben, hält Franz dagegen für den falschen Weg: "Wir haben immer großen Wert auf Bürgernähe gelegt. So soll es bleiben."

"Wir machen nicht gleich den Schalter zu, wenn jemand ausfällt", erläutert Patricia Trattnik, Pressesprecherin des Oberbürgermeisters, die Situation im Stadthaus. "Dann rückt eben jemand aus dem Innendienst nach." Aus ihrer Sicht hat sich die Personalsituation erheblich entspannt: "Seitdem Frankfurt einen Einstellungsstopp hat, ist es wieder leichter, Erzieherinnen zu finden." Schwierigkeiten gebe es noch bei technischen Berufen, Ingenieuren etwa, oder im EDV-Bereich. Doch davon merke der Bürger im allgemeinen wenig.

Im Landratsamt sind gegenwärtig 32,5 der insgesamt 672 Stellen unbesetzt. "Das ist die normale Fluktuation", sagt Kreisbeigeordneter Peter Barkey (FDP). Zehn Stellen davon sollen auch weiterhin frei bleiben.

Sie fallen unter die Stellensperre, die der Kreistag auf Vorschlag des Kreisausschusses im Frühjahr beschlossen hat. Barkey: "Aber das sind alles Stellen, die nicht den Bereich Publikumsverkehr betreffen."Gemeinde lädt ein zu den Ferienspielen

NIEDER-ERLENBACH. "Großes Kindertheater" heißt das Motto der Ferienspiele, die von Montag, 20., bis Mittwoch, 29. Juli, laufen. Die evangelische Kirchengemeinde bietet täglich von 10 bis 15 Uhr eine Reihe von Spielen, die den Kindern das Leben von Schauspielern und Zirkusleuten nahebringen soll.

Am Dienstag, 28. Juli, gibt's die Abschlußfeier, die die Kinder selbst vorbereiten - doch vorher planen die Betreuer eine Nachtwanderung; anschließend können die Kinder in Zelten oder im Gemeindehaus übernachten. Am Mittwoch enden die Spiele mit einem gemeinsamen Frühstück - und Aufräumen.

Mitmachen können alle Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren. Die Teilnahmegebühr beträgt 60 Mark (100 Mark für Geschwister, bei drei Geschwistern ein Kind frei).

Auskunft über die Spiele gibt es unter Tel. 0 61 01 / 4 11 34 oder Tel. 4 28 59 (montags bis donnerstags, 8.15 bis 12.15 Uhr). sil

"Erst informieren und dann kaufen"

RÜSSELSHEIM. "Erst informieren - dann kaufen", unter diesem Motto bietet die Stadtbücherei ein vielfältiges Angebot an Büchern, Broschüren und Zeitschriften für Verbraucher. Solche Unterlagen sind unter anderem im Eingangsbereich und in der Zeitschriftenzone in Parterre der Bücherei ausgelegt. Ältere Jahrgänge von Verbraucherzeitschriften sowie weitere Materialien können im Leseraum (erster Stock) eingesehen werden. Die Hauptstelle der Bücherei ist Am Treff 5 untergebracht.

Unterstützt wird das Angebot der Stadtbücherei durch die Verbraucherberatung Rüsselsheim mit ihrem "Verbraucher-Info". In zahlreichen Hängemappen stehen nach Themen geordnet Tests und andere Informationen als Lektüre zur Verfügung, die monatlich aktualisiert werden.

Die Mappen können allerdings nicht ausgeliehen werden. Jedoch ist es möglich, sich in der Bücherei davon Kopien anzufertigen. cas

Gesamtprogramm folgt SPD III-Süd wählte Ortsbeiratskandidaten

NORDWESTSTADT. Der SPD-Ortsverein Nordweststadt III-Süd hat jetzt seine Kandidaten und Kandidatinnen für den Ortsbeirat 8 (Niederursel, Nordweststadt und Heddernheim) nominiert.

Die Reihenfolge der Vorschläge ist zugleich eine Rangfolge: In der Mitgliederversammlung des Ortsvereins wurden die Postangestellte Eveline Krönung, der Betriebsratsvorsitzende Werner Brauburger, der Lehrer Werner Roth, der Bäcker und Konditor Bruno Rapsch vorgeschlagen.

Ebenfalls nominiert wurden die ehmalige Kindergartenleiterin Else Kliebenstein, der Richter Otto Kästner und der Hochschullehrer Michael Hergenhahn.

Nominiert wurden ferner die Studiendirektorin Bettina Czölsch, der Verwaltungsbeamte Jürgen Reininger und die Verwaltungsangestellte Maxi Menzel.

Die Einführung eines Parkplakettensystems um das Nordwestzentrum und weitere Verkehrsberuhigungsmaßnahmen werden die Arbeit des Ortsbeirats künftig inhaltlich bestimmen. Mit dem Gesamtprogramm für die Ortsbeiratsarbeit will sich der Ortsverein aber nochmals im Herbst beschäftigen. orf

800 Stellen fallen weg Hoechst baut Arbeitsplätze ab / Betriebsrat stimmt zu

HÖCHST. Auf heftige Kritik der oppositionellen Betriebsratsgruppe "Die Durchschaubaren" ist der Stellenabbau bei der Hoechst AG gestoßen. Der Betriebsrat hatte vor einigen Tagen erstmals konkrete Zahlen bekanntgegeben. Danach sollen in den Bereichen Zentralforschung II, Verkaufskoordination, Informatik und Kommunikation sowie Ingenieurtechnik zunächst insgesamt fast 800 Arbeitsplätze wegfallen.

Die Betriebsratsmehrheit hatte dem Abbau in einer Sitzung am Mittwoch zugestimmt. Einzige Bedingung: Die Stellenstreichung darf ausschließlich über Frühpensionierungen, Versetzungen oder Aufhebungsverträge erfolgen.

Am härtesten wird es das Ressort Ingenieurtechnik treffen. Von derzeit insgesamt 1089 Stellen will Hoechst 612 ersatzlos streichen. Im Bereich Verkaufskoordination sollen bis Ende 1994 rund 100 Arbeitsplätze eingespart werden.

"Es ist unbegreiflich, daß ein kerngesundes Unternehmen so viele Arbeitsplätze vernichtet", erklärte Knut Riedel von der Gruppe "Die Durchschaubaren" der FR. Harsche Kritik übte Riedel auch an der Art und Weise, wie die Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat umspringt. "Der bekommt Fakten präsentiert." Die Entscheidung über den Stellenabbau sei längst gefallen, bevor der Betriebsrat überhaupt einmal Zahlen auf den Tisch bekomme.

Zudem würden der Arbeitnehmervertretung Informationen vorenthalten, sagte Riedel. Noch immer warte der Betriebsrat auf eine genaue Auflistung der Frühpensionierungen, Versetzungen und Aufhebungsverträge, die bereits im Vorfeld der Strukturanalyse erfolgten.

Der Mehrheit unter Betriebsratschef Rolf Brand (IG Chemie) und Vize Oswald Bommel (DAG) kreidet Knut Riedel an, sich auf einen "unverantwortlichen" Stellenabbau eingelassen zu haben, dessen Notwendigkeit niemand begründen könne. Riedel: "Von einer schlechten Lage der Chemie kann jedenfalls keine Rede sein." Habe die Hoechst AG doch im vergangenen Jahr immerhin einen Gewinn von 881 Millionen Mark nach Steuerabzug (1,461 Milliarden vor Steuern) verbuchen können.

Bei den jetzt veröffentlichten Zahlen zum Stellenabbau handele sich im übrigen nur um einen Brocken. Nach Riedels Einschätzung werden aber weitere Arbeitsplätze wegfallen - wenn auch vielleicht nicht unter dem Stichwort "Strukturanalyse". Weil das bereits "belastet" sei, würden neue Begriffe eingeführt. Immer häufiger sei jetzt von "Budgetkonstanz" die Rede. Die Logik: "Wenn die Gehälter steigen, müssen Stellen abgebaut werden." tos

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Carmen, 20.15 Uhr, Burg Dreieichenhain.

Rüsselsheim. Kultursommer: American Musical Ambassadors, 18.30 Uhr, Marktstraße (am Ev. Gemeindehaus). Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr). - Viktoria: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Batmans Rückkehr (20 Uhr). - Fantasia: Wayne's World (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien.

Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Betriebsferien.

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Wayne's World (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Van Gogh (19.30 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der sehr große Fisch (22 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Arbeiterwohlfahrt, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.

Verein Hilfe für ältere Bürger, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr.

Sanitätsverein, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, Robert-Bosch-Straße 28: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8: 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 6 87 33.

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Suchtberatungsstelle Kreisgesundheitsamt, 14 bis 17 Uhr, Sprendlingen, Frankfurter Str. 42, Tel. 0 61 03 / 6 20 03.

Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus): 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.

Langen. Arbeiterwohlfahrt, Wilhelm- Leuschner-Platz 5: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.

Kinderschutzbund, Fahrgasse 2: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.

Mutter-Kind-Gruppe für Kinder unter drei Jahren, 15.30 bis 17.30 Uhr, Ev. Martin-Luther-Gemeinde, Berliner Allee, Oberlinden.

Mörfelden-Walldorf. Sozialarbeiterin Jugendamt, 10 bis 12 Uhr, Rathaus Mörfelden. Jugend- und Drogenberatung, Mörfelden, Hermannst. 3: Sprechstunde 10 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.

Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Tel.- Kontakt 18.30 - 20 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 19 10.

Sport- und Kulturgemeinschaft Walldorf: Lauftreff, 18 Uhr, SKG-Heim.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Angehörigengruppen, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.

Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete: Treff um 19.30 Uhr im alten Schloß, 1. Stock, Telefon 0 61 07 / 52 54.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung unter 0 61 52 / 4 02 89.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Sexualberatung beim Kreisjugendamt von 8 bis 12 Uhr im Landratsamt.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Verein Frauen helfen Frauen: 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schönekkenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Kreuzbundgruppe, 19.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus, August-Bebel-Straße.

Partnerschaftsverein Masatepe: Treffen, 20 Uhr, im Kulturcafé, 1. Stock.

Rüsselsheim. Beratung für Suchtkranke und Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstr. 10, Tel. 6 82 22.

Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.

Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstr.10.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (17.30, 20 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen, Teil 2 (15.15 Uhr); Schlafwandler (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Wayne's World (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Oliver und Olivia (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Zeitlos: Das Wunderkind Tate (19.45 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Turmstudio: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).

Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Kaiserstr. 67: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung; offene Sprechstunde, 17 bis 18 Uhr; Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon: 81 65 57.

Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, Herrnstr. 16: 14 bis 19 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.

Bella Vista, Kontaktladen und Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Berliner Str. 118, Tel. 81 84 02.

Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.

Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung 8 bis 12.30 Uhr, Telefon 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.

Aids-Hilfe Offenbach, Frankfurter Straße 48, 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.

Seniorenbildungstreff: Gruppe Stadtgeschichte, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Anthroposophische Arbeitsgruppe, Offener Abend, 19.15 Uhr, Frankfurter Straße 57.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Guttempler Gemeinschaft Hexenberg: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 20 Uhr, Haus des Lebens, Steinberg, Limesstraße 4, Kontakt-Tel. 0 61 06 / 2 20 84.

Rodgau. Arbeiterwohlfahrt Hainhausen: Beratung für Frauen, 10 bis 12 Uhr, Altes Rathaus Hainhausen, Heinrich- Sahm-Str. 14, 0 61 06 / 6 15 27.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Flüchtlingshilfe: Beratung für AsylbewerberInnen, 9 bis 12 Uhr, Urberach, Wagnerstr. 35, Tel. 6 16 49.

Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF), Halle Urberach: Krabbelkreis für Kinder bis 15 Monate, 15 Uhr, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33: Tel. 0 61 82 / 12 11.

Mütterberatung in Klein-Welzheim, 14 Uhr, Kath. Pfarrheim, Kirchgasse.

Hainburg. Mädchentreff für 11- bis 13jährige, 17.30 bis 19 Uhr, Kinderhaus Hainstadt, Liebfrauenheidestraße 15.

Frauenhaus-Initiativen

Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg: Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Briefe an die Redaktion "Tabu um psychische Erkrankungen brechen"

Der zweite Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Friedberg, Hendrik Hollender, und seine Friedberger Parteifreundin Bärbel Stahl lehnen die vom Landeswohlfahrtsverband (LWV) vorgeschlagene Umwandlung der alten Blindenschule in ein psychiatrisches Krankenhaus ab, berichteten wir in der FR vom 8. Juli 1992 unter der Überschrift "Psychiatrische Klinik soll nicht in die Blindenschule". Dazu schreibt uns FR-Leser Eckhard Sandrock aus Karben:

"Frau Stahl und Herr Hollender sprechen sich aus 'verkehrlichen Gründen' und wegen des 'Grünbestandes' gegen den Standort Alte Blindenschule für ein psychiatrisches Krankenhaus in Friedberg aus und schlagen statt dessen einen Standort 'auf der Grünen Wiese' am Rande Friedbergs vor. Ob diese Gründe im einzelnen stichhaltig sind, läßt sich wegen der Kürze der Ausführungen nicht beurteilen.

Trotzdem hat mich die Argumentation etwas unangenehm berührt. Jedem, der auch nur entfernt mit Psychiatrie etwas zu tun hat, ist der Begriff 'gemeindenahe Psychiatrie' geläufig. Das Ziel einer solchen gemeindenahen Psychiatrie ist die Integration psychisch kranker Menschen in die Gemeinde im Gegensatz zu der bisher geübten Praxis, psychisch kranke Menschen an den Rand der Gesellschaft abzudrängen. Diese Tendenz zeigt sich deutlich an der geographischen Lage der alten psychiatrischen Kliniken, die sich fast ausnahmslos entweder am Rande von Städten und Gemeinden oder sogar gänzlich außerhalb, irgenwo im Wald, befinden. Damit hat sich die sogenannte 'Normalbevölkerung' stets vor der direkten Konfrontation mit psychischer Krankheit und psychisch kranken Menschen geschützt.

Mich beschlich beim Lesen des Artikels das Gefühl, daß hier dieser Tendenz wieder einmal gefolgt wird. Da sich mein Arbeitsplatz in der Nähe der Blindenschule befindet, vermute ich, daß mit den 'verkehrlichen Gründen' vor allem die Parkplatznot in diesem Bereich gemeint ist. Vermutlich wird jedoch jede andere Nutzung eines so großen Gebäudes die gleichen Probleme mit sich bringen. Warum ausgerechnet die Nutzung als Krankenhaus hier ausgeschlossen sein soll, ist mir nicht nachvollziehbar. Als Mitarbeiter einer Beratungsstelle für psychisch kranke Menschen kenne ich zur Genüge die Schwierigkeit, das immer noch bestehende Tabu um psychische Erkrankungen zu brechen. Um psychisch erkrankten Menschen den gleichen Platz in der Gesellschaft einzuräumen, wie ihn selbstverständlich z.B. herzkranke Menschen haben, bedarf es einer Integration dieser Menschen, die auch an solchen Äußerlichkeiten wie dem Standort einer psychiatrischen Klinik sichtbar wird."

Eckhard Sandrock

Alte Haingasse 20

6367 Karben 6

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Betriebsferien.

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Wayne's World (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr).

Open-Air-Kino, Wiese am Amtsgericht: König der Fischer (20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Max- Ophüls-Preisträger: Caracas (19.30 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der sehr große Fisch (22 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Suchtberatung 18 bis 20 Uhr, außerdem Gruppentreffen für Betroffene, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22.

Jugend- und Drogenberatung: Sprechstunde 10 bis 19 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.

Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.

Guttempler-Gemeinschaft "Die Chance": Treffen, 19 Uhr, Seniorenheim.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Telefonische Beratung der Aids-Hilfe Darmstadt in Rüsselsheim für den Kreis Groß-Gerau, 10 bis 13 Uhr, Tel. 0 61 42 / 1 33 55.

Kelsterbach. Mütterberatung, 13 bis 15.30 Uhr, Karl-Krolopper-Schule, Friedensstraße 2.

Riedstadt. Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Katholisches Pfarramt Goddelau, Friedrichstr. 11, Telefon 0 61 58 / 57 42.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur

Dreieich. Burgfestspiele: Carmen, 20.15 Uhr, Burg Dreieichenhain.

Kinos / Filme

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr). - Viktoria: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Batmans Rückkehr (20 Uhr). - Fantasia: Wayne's World (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien.

Vereine / Organisationen

Dreieich. Odenwaldklub Sprendlingen: Seniorenwanderung, Treffen 13.30 Uhr, am Bus 966. Verschiedenes

Neu-Isenburg. Seniorenprogramm: Grillnachmittag mit musikalischer Begleitung, 16 Uhr, Haus Dr. Bäck.

Dreieich. Bingo-Nachmittag für Senioren, 14.30 Uhr, Begegnungsstätte Zeppelinstraße 14 a. Beratungen / Offene Treffs

Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Jugendbüro, Frankfurter Straße 11, 12 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 02 / 1 74 15.

Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Tel. 3 37 77.

Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße.

Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises, Sprendlingen, Eisenbahnstr. 8, 9-12 und 14-16 Uhr, Anmeldung: 0 61 03 / 6 87 33.

Club Behinderter und ihrer Freunde, 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Frauenbeauftragte, Sprechstunde, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 3.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Guttempler: Gesprächskreis, 19 Uhr, Zeppelinstraße 15.

Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr.

AW, Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.

Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Fahrgasse 2, Tel. 5 12 11.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine

Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Turmstudio: Harry und Sally (20 Uhr).

Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Stop, oder meine Mami schießt! (20.30 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Beratung 9 bis 12 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Kinderschutzbund, Beratung, 9 bis 12 Uhr, City-Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.

Rodgau. Selbsthilfegruppe "Seelisches Gleichgewicht", Treffen 17 bis 18.30 Uhr, Haus der Begegnung Jügesheim, Vordergasse 53, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Telefon 0 61 82 / 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Rufnummer 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (17.30, 20 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen, Teil 2 (15.15 Uhr); Schlafwandler (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Wayne's World (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Oliver und Olivia (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Zeitlos: Das Wunderkind Tate (19.45 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

"Emotions Anonymous", 19.30 Uhr, Zentrum Lauterborngemeinde, Richard-Wagner-Straße 115, Telefon 84 57 14 (Eckhard).

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine unter Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 20 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Treffen "PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende e.V.), 20 Uhr, Ludwigstraße 180 A, Telefon 81 29 23.

Seniorenbildungstreff: Musikgruppe, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Blau-Kreuz-Gruppe: Info- und Gesprächsgruppe, 18 Uhr, Waldstraße 36, Stadtmission.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.

Beratung für Kriegsdienstverweigerer, ev. Kirchengemeinde, Frankfurter Str. 80, 20 Uhr, Kontaktadresse: Matthias Paul, Telefon: 0 61 04 / 6 13 27.

(Ohne Gewähr)

Bonner Regierung verspricht neue Straßen auch im Wetteraukreis Umgehungen von Wöllstadt, Ober-Mörlen und Büches bekommen Etikett "vordringlicher Bedarf" / Grüne lehnen alle Projekte ab

WETTERAUKREIS. Die Bundesregierung hat den Bundesverkehrswegeplan 1992 verabschiedet. Danach stuft das Kabinett die Ortsumgehungen Büdingen/ Büches (B 457) und Friedberg in die Stufe "vordringlicher Bedarf" ein. Auch die Umgehungen Nieder-Wöllstadt und Ober- Mörlen/Friedberg (B 275 a), die bisher in der Stufe "Planungen" enthalten waren, sind nun vom Bundesverkehrsminister in die Stufe "vordringlicher Bedarf" aufgenommen worden, wie der in Büdingen wohnende Bundestagsabgeordnete Schwarz-Schilling (CDU) mitteilt. Der Postminister bedauerte, daß die Ortsumgehung Nidda/Borsdorf und die B 3 ab Nieder-Wöllstadt (L 3204) bis Kloppenheim (L 3205) aufgrund der vorliegenden Projektuntersuchungen und Bewertungen nur in der Kategorie "weiterer Bedarf" vorgesehen sind.

Nach der allgemein erwarteten Entscheidung der Bundesregierung berät nun die hessische Landesregierung, die dann ihre Stellungnahme an den Bund zurückgeben wird. Der Bundestag entscheidet letztlich, ob die Planungen konkretisiert oder auf den St.-Nimmerleinstag verschoben werden.

Für "völligen Irrsinn" hält der verkehrspolitische Sprecher der Wetterauer Grünen, Gerhard Salz, den von Bundesverkehrsminister Krause eingebrachten Entwurf, der Straßenbauprojekte für insgesamt 558,6 Millionen Mark vorsieht. Die Wetterauer Grünen lehnen alle in diesem Plan vorgesehenen Straßenbauten im Wetteraukreis ab. Salz: "Verkehrspolitisch sinnvolle Lösungen, wie der Ausbau der Bahnstrecken und die Förderung attraktiver Bussysteme bleiben bei diesem geballten Einsatz von Finanzmitteln selbstverständlich auf der Strecke."

Die B 3 a-Strecken um Bad Nauheim und Friedberg - erstere wird bereits gebaut - lehnen die Grünen ab, weil es sich ihrer Ansicht nach um eine prallele Schnellverbindung zur A 5 handele, die lediglich die Autobahn entlasten solle und mehr Verkehr auf die Wetterauer Straßen bringe. "Gerade um Friedberg macht diese sogenannte Ortsumgehung keinen Sinn, weil der überwältigende Teil des Verkehrs in und durch Friedberg Ziel- und Quellverkehr ist und nach dem Bau statt einer Entlastung eher eine weitere Belastung der Fried- berger Bevölkerung eintreten wird", so Salz.

Auch von den Ortsumgehungen B 275 um Ortenberg-Selters, B 455 um Friedberg-Dorheim, B 457 um Nidda sowie B 457 um Büdingen-Büches und Büdingen, für die alle die Linienbestimmung eingeleitet ist, halten die Grünen nichts.

Bevor hier weiter geplant wird, wollen die Grünen den Versuch unternommen wissen, Verkehrsanteile durch diese Orte auf die Bahn zu verlagern. Erst wenn dadurch keine Entlastung eintritt, wollen sie über neue Straßen verhandeln. "Durch Selters ist die Bahnlinie Stockheim-Gedern zuerst stillgelegt worden, jetzt soll die Bundesstraße in Form einer Ortsumfahrung ausgebaut werden", kritisiert Salz. Durch Friedberg-Dorheim verläuft die Bahnlinie Friedberg-Hungen, für die die Bundesbahn in den letzten Jahren nichts mehr getan habe. Auch für die durch Nidda und Büdingen-Büches verlaufende Bahnstrecke Gießen-Gelnhausen sei nichts geschehen.

Die Grünen schlagen vor, die Ortsdurchfahrten der Bundesstraßen in den genannten Orten zurückzubauen, den Fußgängern mehr Raum auf Kosten des motorisierten Verkehrs einzuräumen und den Durchlauf vor den Ortslagen durch sogenannte "Pförtnerampeln" zu dosieren. Das werde zusammen mit Verbesserungen auf den genannten Bahnstrecken zu einer schnelleren und billigeren Entlastung der Anwohner und Anwohnerinnen führen als die geplanten Straßen, ist Salz überzeugt.

Für Nieder-Wöllstadt räumt die Öko- Partei ein, "daß hier aufgrund der Verkehrsmenge auch von den Grünen eine Ortsumfahrung ins Auge gefaßt werden könnte". Die derzeit geplante große Westvariante findet jedoch nicht ihre Zustimmung. Wenn, dann wollen sie sich lediglich auf eine kleinräumige Umgehung, die am einen Ortsende von der alten Bundesstraße abzweigt und am anderen Ortsende wieder auf sie zurückführt, einlassen. Die Grünen listen auch gleich einige Schienenprojekte auf, in die das beim Straßenbau gesparte Geld fließen könnte: das dritte Gleis zwischen Frankfurt und Gießen, die Erhaltung und Beschleunigung der Strecken Friedberg-Hungen und Friedberg-Nidda, den zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung der Strecke Friedrichsdorf-Friedberg, den Ausbau, die Vertaktung und Beschleunigung der Strecke Bad Vilbel-Stockheim und deren Einbeziehung in den FVV- Tarif, den Ausbau und die Beschleunigung der Strecke Gießen-Gelnhausen, ein verbessertes Angebot und den Erhalt des Bahnhofes Erbstadt/Kaichen auf der Strecke Hanau-Friedberg sowie die Wiederinbetriebnahme der Strecke Stockheim-Gedern. Demgegenüber glaubt Postminister Dr. Christian Schwarz-Schilling (CDU) nicht, daß die Pläne der Grünen den Verkehr aus den Innenbereichen der Orte herausbringe. Auch glaubt er nicht, daß durch das öffentliche Nahverkehrssystem deutlich der Autoverkehr reduziert werden könne.

Schwarz-Schilling: "Jeder Mensch mit klarem Verstand weiß doch, daß in ländlichen Bereichen das Auto als Individualverkehrsmittel die Chancengleichheit der Menschen in Beruf und Freizeit gegenüber der Stadt erst herstellt." Wer ihnen dieses Auto wegnehmen wolle, treibe die Menschen in eine Zeit wie vor 100 Jahren, wo der ländliche Betrieb in seinem Lebensstandard überhaupt nicht zu vergleichen gewesen wäre mit dem der Städte. Ein umfassendes Nahverkehrssystem sei jedoch nicht zu bezahlen, so der Postminister. (ieb/str)

Herbert Heckmann Von Kopf bis Fuß ein Literaturfreund

FRANKFURT A. M. Herausgeber des "Frankfurter Lesebuchs" mit literarischen Streifzügen durch die Stadt von ihrer Gründung bis 1933 (siehe Artikel "Nicht nur Goethe ist in Frankfurt geboren") ist der Literaturwissenschaftler Herbert Heckmann.

Der bibliophile Frankfurter, der in seinem Buch rund hundert Beiträge berühmter Männer und Frauen über seine Geburtsstadt sammelte, ist Schriftsteller, Wissenschaftler und Präsident der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung in Personalunion - von Kopf bis Fuß ein Mann der Literatur.

1930 in Frankfurt geboren, promovierte der studierte Literaturwissenschaftler 1957 über "Elemente des barocken Trauerspiels". In der Folgezeit arbeitete er als Assistent an den Deutschen Seminaren der Universitäten Münster und Heidelberg, war Gastdozent für deutsche Literatur in den USA und trat 1982 eine Professur an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung an.

Als Schriftsteller debütierte Herbert Heckmann gegen Ende der fünfziger Jahre mit der Erzählung "Das Porträt" und dem Roman "Benjamin und seine Väter".

In den vergangenen 13 Jahren veröffentlichte der leidenschaftliche Freund üppiger Gaumenfreuden viel beachtete kulturgeschichtliche Lesebücher wie "Die Freude des Essens" (1979), "Wenn der Wein niedersitzt, schwimmen die Worte empor - Sieben Weinpredigten" (1987) und "Die andere Schöpfung - Geschichte der frühen Automaten in Wirklichkeit und Dichtung" (1982).

Das "Frankfurter Lesebuch" ist erschienen im Umschau Verlag. orf

Umweltbewegung wohin?

Der Journalist Edgar Gärtner hat in der FR und in den "Ökologischen Briefen" eine Debatte über die Krise und die Zukunft der Umweltbewegung angestoßen. Wir setzen sie mit einem Beitrag des Frankfurter Wissenschaftlers Thomas Kluge fort.

Die schönen Alten in Europa werden herausgefordert Barcelona profitiert von den Milliarden-Ausgaben und wartet bang auf die Zeit nach Olympia

Paco läßt sich durch den Olympiarummel nicht aus der Ruhe bringen. Jeden Nachmittag schließt er seinen Zeitungsstand, denn er würde zu dieser Tageszeit einfach zu wenig verkaufen. Das will er auch während der Spiele so halten. Jedermann nimmt es ihm ab, denn Paco vom Kiosk ist die beherrschende Figur auf dem Agustinplatz. Hier, im durch und durch bodenständigen Raval-Viertel, gleich neben den Ramblas, werfen die Spiele weniger hohe Wellen, hier verwischt die allgemeine Euphorie die Alltagsprobleme nicht. Gewiß, einiges hat sich auch im Raval verändert. Ein neues Museum ist in diesem mausgrauen, engen Altstadtlabyrinth entstanden, einige baufällige Häuser sind abgerissen worden, und - das ist den Leuten das wichtigste - die Polizei kontrolliert das Viertel jetzt besser, sogar mit ambulanten Kommissariaten. Die "Drogatas" (Junkies) sind diskreter geworden, die meisten Prostituierten sind abgehauen und arbeiten jetzt an einem anderen Ort: Neben Camp Nou, dem Fußballstadion des FC Barcelona. Das Viertel Raval ist somit präsentabel geworden. Aber Blümchen unter den Alleebäumen, wie sie die Stadtgärtner im noblen Ensanche-Viertel gepflanzt haben, nein, das ist hier ausgeschlossen. Die Stadtverwaltung verschönert, wo sie kann. Die Häuser, Plätze, Straßen und Parks sind hergerichtet, jetzt kommen die Herzen der Barceloniner dran. In Fernsehspots und großen Plakaten in der Stadt weist die Kommune ihre Bürger an, in der Olympiazeit ihr Bestes zu geben und die Besucher freundlich und mit offenen Armen aufzunehmen, damit die Spiele wie geplant zu Freundschaftsspielen werden. "Enrotlla-te" (mach mit) und "fes o be" (mach es gut) heißen die Slogans der Kampagne, die Barcelona so richtig angenehm machen und der Stadt immerwährende Sympathie sichern sollen. Und wahrlich, der allergrößte Teil des Volkes macht mit. Die Gegner der Spiele - es sind Egoisten, katalanische Supernationalisten, auch Umweltschützer und Antikapitalisten - finden kaum ein Sprachrohr für ihre Meinung. Sie werden sich während der Spiele einfach still an den Strand oder ins Gebirge verziehen. Der allergrößte Teil der Städter hat die Vorteile bemerkt, die die Spiele ihnen beschert haben. Jahrelang haben sie fast mehr Baustellen als Straßen gezählt. Doch nun ist es vorüber. Und das Ergebnis ist insgesamt sehr positiv. Auch ausländische Städtebauer und Architekten können nicht umhin, die Veränderungen zu loben: Barcelona hat Schliff bekommen, Klasse und Stil, Barcelona ist zu einer sehr ansprechenden Stadt geworden. Eine Menge ist passiert in der jüngsten Vergangenheit. In vier Jahren haben Privatfirmen mit Finanzbeiträgen der Stadtverwaltung geholfen, 4000 kleinerer und größerer Objekte - Brunnen, Hausfassaden, Lampen, Denkmäler - zu renovieren. Die Stadt ist wieder stolz auf ihre kleinen architektonischen Schätze, aber auch auf die großen Umgestaltungen: die lichtdurchfluteten neuen Flughafengebäude mit ihren Palmen und Marmorfliesen, die umgebaute Eisenbahnstation, die Hotels und Sportanlagen (auch jene in den einzelnen Stadtquartieren), das Olympische Dorf und der neue Zugang zum Meer, die Hafenpromenade, der neugestaltete Montjuic-Hügel und die zwei neuen Umgehungsstraßen - die Ronda Litoral und die Ronda Dalt -, die den innerstädtischen Verkehr entlasten, was auch die Fußgänger zu schätzen wissen. Pasqual Maragall, der Bürgermeister, träumte von einem Barcelona, das ähnlich schön wie Prag, Florenz oder Wien würde.

Und wo finden sich die negativen Aspekte? "Überall sind Polizisten, überall ist Kontrolle", klagt ein Mädchen, "das war früher nicht so." Barcelona ist eine schwerbewachte Stadt. Die Verkehrssperren und die Parkbeschränkungen im Zentrum stören dagegen nicht so sehr. Und die Preise? "Ja, an die haben wir uns allmählich gewöhnt", sagt das Mädchen. Die Hotelpreise haben naturgemäß auch nur die Fremden zu verdauen. Die Richtlinien des Hotelier-Verbandes lauten: Ein Doppelzimmer mit Frühstück im Fünf-Sterne-Hotel kostet umgerechnet 660 Mark, im Vier-Sterne-Haus soll es für 500 Mark zu haben sein und in der Drei-Sterne-Unterkunft für 340 Mark.

128 000 Arbeitsplätze hat Olympia in der Stadt direkt und indirekt geschaffen und seit 1987 volkswirtschaftlich über 30 Milliarden Mark bewegt. Das sind 0,9 Prozent des Bruttosozialprodukts dieser Zeit. In Infrastruktur und Olympia-Bauten sind etwa 15 Milliarden Mark geflossen. Die Stadtverwaltung hat nur einen kleinen Teil davon getragen, den Rest haben die Privatwirtschaft, die Regionalregierung (Generalitat) und - vor allem - die Madrider Zentralregierung übernommen. Die stopft auch einige Löcher, die Mehrkosten in den Etat gerissen haben. Bürgermeister Maragall hat versprechen können, daß die Steuerzahler in den nächsten Jahren keine Defizite auszugleichen haben, nichts draufzahlen müssen. Barcelona 1992 wird nicht wie Montreal 1976 werden. Nicht umsonst sind die Katalanen in ganz Spanien als Pfennigfuchser bekannt.

Die Stadtverwaltung hat ihren Teil der Kosten unter Kontrolle. Für Generalitäts- Präsident Jordi Pujol steht die Schluß- Rechnung jedoch noch aus. Die letzte Herausforderung Barcelonas ist für ihn die "Rentabilisierung" der Spiele nach drei oder vier Jahren. Pujol denkt an den Ruf ganz Kataloniens im Ausland.

Eine Sache ist der gute Ruf, eine andere die Wirtschaftslage. "Nach dem 1. September werden etwa 100 000 Personen arbeitslos, dann beginnt bei uns das Zähneklappern", prophezeit ein Olympia-Arbeiter. Großunternehmer Joan Gaspart, der zuerst gemeint hatte, daß die Zimmer einiger Luxushotels im kommenden Jahr in Büroräume verwandelt werden müssen, hat sein Wort zurückgenommen und zur Erhaltung der positiven Stimmung das Gegenteil behauptet.

1993 wird trotzdem zum Jahr der großen wirtschaftlichen Fragezeichen werden; das gilt nicht nur in Barcelona, sondern für das ganze Land. Das Kaufhaus Corte Ingles scheint die Lage beschwören zu wollen - und macht gleich Werbung damit: in großen Lettern kündet es an seinem Gebäude am Catalunya-Platz an: "Wir unterstützen Barcelona 1992, 1993 und auch 1994." Den Zeitungsverkäufer Paco im Raval-Viertel kann nichts umwerfen. Er hat nie expandiert.

WERNER HERZOG

Von vielen Sportfans unbemerkt: Schütze René Osthold aus Butzbach bei Olympia dabei Der Millimeter-Erfolg hängt oft an einem richtigen Atemzug Der 27jährige vom SC Tell Dietzenbach ist am 29. Juli mit der Schnellfeuerpistole dabei / Stundent erfüllt sich Kindertraum

In der Wetterau verbindet der Sportfan Olympia in Barcelona mit dem Namen des Karbener Zehnkampf-Athleten

Thorsten Dauth, dem "Aushängeschild" des bis über Butzbach hinausragenden Wetterau-Kreises.

Ganz am Rande, sowohl örtlich und auch wertungsmäßig gesehen, findet man in Butzbach einen selbst für die meisten Insider kaum bekannten weiteren Teilnehmer aus der "Kornkammer" von Hessen: den 27jährigen René Osthold (Bild). Kommt die relative Unbekanntheit daher, daß der Mann mit der Schnellfeuerpistole für den Schützenclub Tell Dietzenbach auf die 25 Meter entfernte Scheibe "ballert" oder in Siegen studiert? "Unsere Sportart ist einfach nicht populär genug. Dabei tragen die bundesdeutschen Schützen seit Jahren einen erheblichen Teil zum Medaillensegen bei. Aber nur, wenn es um Gold geht, halten die Kameras unsere für den Zuschauer wenig attraktiven Wettbewerbe fest", sieht Osthold die Gründe für sein "Schattendasein".

Außerdem zählt der schnauzbärtige Student nicht zu den großen Favoriten. Da ruhen die deutschen Hoffnungen schon eher auf Axel Wegener, Ralf Schuhmann oder die den Schießsport vor vier Jahren in die Schlagzeilen bringende Gold-und Silbergewinnerin von Seoul, Silvia Sperber.

Etwas interessanter gestaltet sich der Schießsport inzwischen für die Fernseh-Konsumenten durch die prompte Einblendung der Ergebnisse. Am 29. Juli, dem vierten Wettkampftag, geht es in der Vorrunde bereits für den Butzbacher ab 9.30 Uhr um fast alles. Ein Tag darauf wird die Vorrunde fortgesetzt. Dann hofft Außenseiter René Osthold, um 14 Uhr noch im Semifinale und anschließend im Finale mit von der Partie zu sein. Olympiasieger und damit "Titelverteidiger" ist der Russe Afansai Kuuzmin. Die Favoriten kommen erneut aus dem Ostblock.

In der Vorrunde muß Osthold 30 Schuß auf die fünf nebeneinander liegenden Scheiben abgeben, im Halbfinale noch einmal zwanzig und im Finale nur noch zehn. In immer kürzer werdenden Abständen tauchen die Scheiben auf. "Da ist schon Kondition und natürlich Konzentration gefordert. Ich versuche, mich so weit wie möglich durchzubeißen", sieht sich Osthold in der dankbaren Rolle des (nicht aussichtslosen) Außenseiters. Gerade im Schießsport gibt es bei dem nervenaufreibenden Olympia "zittrige Hände" bei den großen Favoriten, bietet sich die Chance auf Edelmetall doch nur alle vier Jahre. Osthold sieht bereits die Teilnahme als großen Erfolg an. Der einzige Hesse im Team gehört seit acht Jahren zum bundesdeutschen Kader. Mehrere gute Plazierungen im Weltcup brachten den olympischen Durchbruch. Zum Jashresende präsentierte ihm Bundescoach Peter Kraneis die Fahrkarte bereits auf dem silberenen Teller. "Wenn du deine Form konservierst, geht du nach Barcelona".

Osthold war anschließend nur noch selten in der schmucken Butzbacher Altstadt oder in Siegen beim Studium gesehen, ballerte pausenlos in Dietzenbach auf die Scheiben. "Von Olympia habe ich bereits als Kind geträumt", sieht sich der als Ausgleichsport Karate ausübende Sportler (fast) am Ziel. Einen Platz im Mittelfeld rechnet sich der "Tell-Schützling" aus. Von einer gleichartigen Plazierung sprach vor vier Jahren im fernen Seoul auch eine gewisse Sylvia Sperber, um anschließend die überhaupt erste bundesdeutsche Medaille zu holen und damit das Eis zu brechen.

Vielleicht schafft René Osthold auch ein kleines Wunder. Die Chancen auf ein Erscheinen auf der Mattscheibe stehen noch nicht einmal so schlecht, ruhen an seinen zwei Wettkampftagen doch noch die Leichtathletik-Kämpfe. Und die Schwimm-Endkämpfe beginnen erst am Abend. So dürfte sich doch das eine oder andere Fernsehteam in der Austragungsstätte mit dem klingenden und endlosen Namen "Camp de Tir Olimpic de Mollet del Valles", gelegen in einem Vorort von Barcelona, einfinden. Vielleicht wird der Vorort zu einem "Hauptort" in der deutschen Medaillenrechnung.

Die Schießwettkämpfe dauern vom 26. Juli bis zum 2. August. Fünfmal Edelmetall stehen in den Hochrechnungen der Offiziellen. Aber gerade im Schießsport hängen Erfolg oder Mißerfolg oft an Millimetern oder einem falschen Atemzug. Hoffnung und Sorge auch eines René Osthold, der nichts zu verlieren hat . . . . HANS EKKE

Turngemeinde Rüsselsheim: Heute beginnt das Training zum Abenteuer Handball-Oberliga Endgültige Besetzung der Spielklasse ist noch nicht geklärt Im Programm der Testspiele ist auch Zweitliga-Meister Wiesbaden vorgesehen / Rundenstart in Idstein alles andere als leicht

Am 28. Juli beginnt mit der ersten Trainingseinheit für den Handball-Oberliga- aufsteiger TG Rüsselsheim das neue und mit vielen Fragezeichen versehene Abenteuer in der vierthöchsten Klasse. Noch nicht einmal die 14 Teams in der Oberliga Süd stehen definitiv fest. Die Probleme langer Wege plagen nicht den Überraschungsaufsteiger TG Rüsselsheim, der zu den Derbys in Flörsheim, Wicker, Breckenheim und Büttelborn auch zu Fuß kommen könnte.

Vier Wochen bleiben "Meistermacher" Uli Theis - nicht zu verwechseln mit dem einstigen Wallauer Klassekeeper -, um seinen neuen Kader auf die schwere Saison vorzubereiten.

Bereits am 1. August eröffnen die Opelstädter, die natürlich ebenso wie die Nachbarn sich insbesondere auf die finanziell und sportlich attraktiven Spiele gegen Flörsheim und Wicker freuen, mit einem Testspiel (möglicherweise Flörsheim?) die Saison. Drei Trainingseinheiten pro Woche stehen vor dem Countdown am 12. September mit dem Gastspiel beim letztjährigen Vizemeister TV Idstein auf dem Programm.

"Schlimmer konnte es zum Auftakt kaum kommen. In der Taubenberghalle hängen die Punkte ganz hoch", meinte Routinier Axel Porz. Der Gartenbauer sieht den Neuling natürlich nicht unbdingt als "Schattengewächs" an, aber "jeder Aufsteiger hat es sehr schwer".

Porz, früher einmal bei der SG Wallau/Massenheim als Spieler und Co-Trainer im großen Handball-Geschäft, kann mit Heimkehrer Jochen Schmid (zuletzt beim Regionalligisten Asbach-Modau) einen torgefährlichen Linkshänder begrüßen. Trainer Theis baut außerdem auf die "Neuen" Volker Wobes, der gleich im Gefolge von Schmid aus Asbach den Weg in die Opelstadt fand.

Vom badischen Landesligisten TV Büchenau verstärkt die noch "unbekannte Größe" Eugen Kühnel die Turngemeinschaft. Aus dem Nachwuchs wird auch der eine oder andere Akteur zumindest auf der Auswechselbank schon einmal Oberligaluft schnuppern. Verlassen haben die TG im Prinzip nur Achim Nold (Geinsheim), aber Abwehr-As Stefan Haft sowie Torwart Erikson spielen möglicherweise wegen beruflicher Überlastungen nur noch in der "Reserve" (A-Klasse). Notfalls stehen die Routiniers aber wohl "Gewehr bei Fuß", doch soweit soll es erst gar nicht kommen. Noch hat Theis den einen oder anderen Neuzugang im Visier . . .

Höhepunkte aus der Vorbereitung: Am 7. August kommt der Regionalligist TV Nieder-Olm, nur ganz knapp gegen Melsungen am Zweitliga-Aufstieg gescheitert. Einen "echten" und zudem noch den hochkarätigsten Zweitligisten bekommen die treuen TG-Fans zwei Tage darauf (9. August, 16 Uhr) mit dem Zweitliga-Meister Eintracht Wiesbaden vorgesetzt. Das Match gegen die Bengs-Schützlinge (mit drei hochkarätigen Neuzugängen) bildet den Höhepunkt der umfangreichen Vorbereitung. Am 24. August gastiert eine verstärkte Reserve der SG Wallau/Massenheim in der Gerhart-Hauptmann- Schule im Ortsteil Königsstädten.

Eine letzte, intensive Formüberprüfung dürfte das Jubiläumsturnier in eigener Halle bringen. Vom 31. August bis zum 5. September läuft der Handball-Marathon. Dabei sind der TV Wicker als zugkräftiger und Fans mitbringender Nachbar, der TV Breckenheim, Klassenkollege Darmstadt 98, TV Gustavsburg und Zotzenheim. Eine Woche danach beginnt der lange Weg zum Klassenerhalt (bis Ende April), aber angesichts der in der letzten Saison gezeigten Geschlossenheit, den kämpferischen Tugenden und den drei zumindest von der Klassenzugehörigkeit hoch einzuschätzenden Neuzugängen muß die TG Rüsselsheim möglicherweise gar nicht so lange zittern. Da ist es um Nachbar TV Flörsheim, den Mitaufsteiger, nicht ganz so gut bestellt. Beim TVF hat noch kein "Neuer" unterschrieben . . . jo

Vom Wunder des Überlebens in Somalia Die Arbeit einiger Hilfsorganisationen nützt vor allem den Kriegsherren und nicht dem notleidenden Volk / Von Murray Watson

Die aktuelle Lage in Somalia

Somalia ist in einer Anarchie der Stammesclans versunken, und sogar die Clans haben sich inzwischen gespalten, so daß nun die Unterclans einander in Mogadischu und in der selbsternannten "Republik Somaliland" bekriegen. (. . .)

In Mogadischus rauchenden Ruinen wird der verrückte Kampf zwischen den Clans mit modernen Waffen von psychotischen Teilzeit-Vergewaltigern, Teilzeit- Plünderern und sadistischen Teilzeit- Mördern weitergeführt, die sich für gelegentliche militärische Aufträge ihrer Subclans mit Munition, Treibstoff und dam Rauschmittel Khat (Miraa) bezahlen lassen, das sie brauchen, um weiterzumachen.

Die übrige Bevölkerung, weniger als eine Million verzweifelter Opfer, oder auch hartgesottener Täter, ist bisher erstaunlich flexibel mit den schwindenden Nahrungsreserven zurechtgekommen. Farmprodukte aus der Umgebung und Importe durch lokale Händler, die damit die Gewinne aus geplünderten Altmetallen und Wertgegenständen umsetzen und regelmäßig kleine Schiffe in den Hafen von Mogadischu und an kleinere Landeplätze bringen, haben die Menschen bis jetzt am Leben gehalten, wenn auch chronisch unterernährt.

Die kleinen Mengen an Nahrung, die in Mogadischu eingetroffen sind, spielten in diesem "Wunder des Überlebens" nur eine unbedeutende Rolle. Aber selbst diese gelegentlichen Luft- und Seetransporte, und vor allem die Erwartung größerer Lieferungen, haben die Gesellschaft extrem destabilisiert.

Warum? Die Aussicht, daß in Mogadischu eines Tages wieder große Hilfstransporte und zahlreiche wohlhabende ausländische Helfer ankommen, hält den blutigen Streit zwischen den Abgal- und Habr-Gedir-Subclans um diesen Flecken kaputter städtischer Immobilien am Leben.

Die Vertreter der Geber in Somalia: Die privaten Hilfsorganisationen

Die auffälligste Folge des sozio-kulturellen Zusammenbruchs in Somalia ist das Leiden der Bevölkerung. Es ist einfach und sehr wirksam, Bilder von Menschen zu zeigen, die sich in der Agonie von Schußwunden winden, aber viel schwieriger zu erklären, warum Recht und Ordnung zusammenbrachen, Raub und Plünderung sich so ausgebreitet haben. Genauso ist es leicht, ein kleines Kontingent Krankenpfleger und eine Kiste Verbandmaterial nach Mogadischu zu schicken, aber fast unmöglich, Gesetz und Ordnung in den Straßen wiederherzustellen.

Aber die Menschen in den Geberländern können mit dem Leid in Somalia nun einmal besser leben, wenn sie das Gefühl haben, etwas zu seiner Linderung beizutragen. Die Leute möchten aber nicht allzu oft daran erinnert werden, daß ihre eigenen Aktivitäten die Probleme zu allererst geschaffen haben; allerdings, ein gelegentlicher Hinweis darauf hilft den Erben der jüdisch-christlichen Schuldethik, leichter nach ihren Scheckbüchern zu greifen. (. . .)

Die wohlmeinenden Bürger der reichen Welt sollten erfahren, daß dieser simple und rasche Weg in Somalia (und vielleicht auch sonstwo) nicht funktioniert, nie funktionieren kann. Doch es ist schwierig und gefährlich, in die gefühlsüberlagerte Welt der humanitären Hilfe Objektivitätskriterien einführen zu wollen: Wer wagt es schon, sich zwischen ein hungerndes Kind und den Eßnapf, zwischen einen blutenden Patienten und den Chirurgen zu stellen? Nur ein Satan könnte das tun!

Das stimmt auch, wenn man das Problem auf diese simple Ebene reduziert; die Wirklichkeit ist aber komplex, und die Frage sollte vielleicht besser so gestellt werden: "Wer wagt es, sich zwischen ein hungerndes Kind und den mildtätig gefüllten Eßnapf zu stellen, um zehn andere davor zu bewahren, jemals auf milde Essensgaben angewiesen zu sein?" Oder: "Wer wagt es, sich zwischen den blutenden Patienten und den Arzt zu stellen, um zehn andere davor zu retten, erschossen oder verwundet zu werden?" (. . .)

Sehen wir uns die Aktivitäten der "Nicht-Regierungs-Organisationen" (NGO's) in Somalia einmal an.

Wir notieren eine Reihe positiver Aspekte:

a) Einige hungernde Kinder haben wieder einen zufriedenstellenden Ernährungszustand erreicht, und einige verwundete Erwachsene und Kinder wurden wieder zusammengeflickt.

b) Ein humanitäres Beispiel wurde in einer Stadt abgegeben, in der Mitleid, Moral und Prinzipien verlorengegangen sind.

c) Somalias Probleme sind in das Bewußsein der Menschen in den Geberländern gedrungen und haben verhindert, daß die Regierungen die unangenehme Sache einfach unter den Teppich kehren.

d) Die Menschen in den Geberländern konnten kleine persönliche Beiträge leisten und damit ihr schlechtes Gewissen und ihre Schuldgefühle mildern.

Aber es gibt auch negative Aspekte:

e) Die NGO's haben die generelle Lage in Somalia nicht verändert, was angesichts ihrer schwachen Stellung gegenüber den Kriegsherren (siehe Absatz g) weiter unten) auch wenig verwundert. So läßt sich aber leider nicht verhindern, daß Kinder, die zu einem zufriedenstellenden Ernährungszustand aufgepäppelt wurden, sofort wieder an Unterernährung erkranken, sobald sie von der Nahrungsquelle der NGO's getrennt sind, oder die Vorräte aufgebraucht oder anderswo umgeleitet wurden. Ebensowenig konnte gesichert werden, daß eine zusammengeflickte Person nicht bald wieder zerschossen wird.

f) Die NGO-Philosophie des "alles oder nichts, Leben oder Tod" erlaubt keine Fragen über Kosten und Nutzen der Rettung menschlichen Lebens. Jedes Leben ist grundsätzlich unendlich wertvoll. (. . .) Unter diesen Umständen ist es eben gerechtfertigt, Ärzte und Krankenpfleger in Chartermaschinen von Nairobi nach Mogadischu zu fliegen, 800 kg Infusionen und Coca-Cola in ungeeigneten Flugzeugen nach Mogadischu zu transportieren, ein 100-Tonnen-Schiff für 20 Tonnen Lebensmittel von Mombasa nach Mogadischu zu chartern. So ist es auch gerechtfertigt, Gangster als Wachen für medizinische Hilfsgüter anzuheuern, von denen sie selbst dann die Hälfte stehlen, nur damit ein winziger Teil eines unendlich wertvollen Lebens gerettet wird. (. . .)

So gelangen letztlich nur ein paar Cent jedes gespendeten Dollars wirklich zu den verzweifelten Empfängern, nach einem atemlosen Wettrennen der heldenhaften Helfer um die halbe Welt, nur um Gutes zu tun. Die Kosten für die NGO's, die in Somalia arbeiten, sind selbst im Vergleich zu den am wenigsten effizienten Organisationen ziemlich hoch. Jede "Einheit des Guten", die in Mogadischu, Kismayo, Berbera, Bossano oder Hargeisa geleistet wird, kostet mindestens zehnmal soviel wie die von der gleichen NGO erbrachte gleiche "Einheit des Guten" in Kenia, und hundertmal soviel, wie wenn sie von der kenianischen Regierung geleistet würde.

Das wäre alles egal, wenn die zur Verfügung stehenden Spenden unbegrenzt wären. Doch dem ist natürlich nicht so, und NGO's wetteifern heftig um die Zuwendungen. Jene NGO's, denen es gelingt, die beste Werbung und Sammlung zu organisieren, können sich auch die größte Scheibe vom Spendenkuchen abschneiden. Vor allem individuelle Spender fragen kaum (und erfahren nie, wie die wirklichen Kosten-Nutzen-Rechnungen ausschauen; wieviel die gleiche "Einheit des Guten" jeweils kostet.

So ist es auch keine Überraschung, daß die am schnellsten wachsende Wohlfahrtsorganisation, die "Ärtze ohne Grenzen" (Medecins sans Frontieres - MSF) an allen prominenten Kriegsschauplätzen zu finden ist. Diese Organisation ist erstaunlich effizient, wenn es darum geht, "als erste da zu sein"; ihre Mitarbeiter sind durchwegs jung und heldenhaft, sie stehen in T-Shirts mit dem Logo der Organisation auf Autos mit dem Logo und unter den Schwingen von Flugzeugen mit dem gleichen Logo. (. . .)

Erfolgreiche NGO's schicken mit den ersten Hilfsteams auch gleich Satellitentelefone mit, gleichberechtigt mit dem Operationsbesteck. Fernsehteams und Journalisten sind willkommene Gäste, werden verköstigt, transportiert und untergebracht, können unbegrenzt über die NGO-Heldentaten berichten und werden auch noch mit dem wertvollsten aller Geschenke bedient: einer Satellitenverbindung, um die Story rasch abzusetzen. "Als erster da zu sein", heißt auch, "als erster die Geschichte zu erzählen" und im Spendenwettstreit natürlich "als erster das Geld zu kriegen".

Mogadischus Zusammenbruch war eine solche heiße Story, eine echter Horrortrip, gerade zum richtigen Zeitpunkt. Es war damals nicht leicht, an den Ort des Geschehens zu gelangen, aber unausweichlich waren sie als erste da, die "Ärzte ohne Grenzen" und das "Internationale Komitee vom Roten Kreuz" (IKRK). Die SOS-Kinderdorf-Organisation war hingegen schon dort, als einzige der kleineren privaten Organisationen, die sich nicht sofort aus dem Staub machte, als die Lage kurz vor Siad Barres Flucht dramatisch schlimmer wurde. (. . .)

Durch dieses NGO-Medien-Hilfsorganisationen-Kartell ist Mogadischu (und in geringerem Ausmaß ganz Somalia) zu einem Ort geworden, wo eine kleine Zahl aggressiv vermarkteter NGO's eine große Menge Geld ausgibt (das damit anderswo zu vielleicht effektiveren, aber weniger glanzvollen Einsätzen nicht mehr zur Verfügung steht), aber nur vergleichbar kleine humanitäre Erfolge erzielt.

g) Die Geberländer konnten sich vor einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Problemen in Somalia drücken, indem sie den NGO's großzügige Summem zukommen ließen und so der eigenen Bevölkerung vormachten, sie sorgten sich tatsächlich um Somalia. (. . .)

NGO's haben dort, wo sie tätig sind, eine viel schwächere Position. Sie können nicht mit Ministern oder Kriegskommandanten auf gleicher Ebene verhandeln; sie können viel weniger Druck auf ihre Gastgeber ausüben, als Regierungsvertreter dies könnten; aber die NGO's müssen vor Ort präsent sein, selbst wenn es nur darum geht, im Wettstreit um die Geber-Dollars zu bestehen.

Diese Lage wird von den somalischen Kriegsherren geschickt ausgenützt, indem sie den meisten NGO's vorschreiben, was sie zu tun haben, so daß diese oft nur als Wohlfahrtsverband eines der Clans oder Subclans operieren, mit der besonderen Zusatzaufgabe, Medienkontakte zu pflegen und das Image des jeweiligen Kriegskommandanten aufzupolieren.

Die NGO's, die den Wünschen der Kriegsherren und Clanmilizen nachkommen, werden umgekehrt vor Banditenattacken auf ihre Einrichtungen geschützt, wofür sie natürlich den Kämpfern, die zu diesem Zweck angeheuert wurden, Geld und Essen spendieren müssen. (. . .) Sie dürfen Funkgeräte und Satellitentelefone betreiben, vorausgesetzt natürlich, nichts Negatives über den jeweiligen Milizkommandanten geht darüber nach außen. Sie müssen ihre Ausrüstung mieten, Unterkünfte und Lagerräume pachten, und Arbeitskräfte in einer von den Kriegsherren akzeptierten Weise anheuern. Ihre humanitären Antrengungen müssen sie von den Gastgebern ausgesuchten Sektoren der Bevölkerung zukommen lassen. Manchmal werden sie sogar mit vorgehaltener Waffe gezwungen, verwundete Kämpfer des eigenen Kriegsherren mit erster Priorität medizinisch zu behandeln. (. . .)

In Somalia ist es nur zwei Nicht-Regierungs-Organisationen gelungen, eine gewisse, aber keinesfalls absolute, Neutralität zu wahren: Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz tut dies, indem es auf beiden Seiten der "grünen Linie" in Mogadischu präsent ist; und die SOS-Kinderdorf-Organisation hat sich bewußt entschieden, ihre Hilfe wieder auf Waisenfürsorge, Ausbildung und Hilfe für schwangere Frauen zu konzentrieren, und in seiner eigenen Anlage am Stadtrand von Mogadischu, weit weg von den Machtzentren der Kriegsherren, zu bleiben und so auch die potentielle Benützbarkeit für militärische und politische Ziele der Milizen gering zu halten.

h) In diesem korrupten Umfeld leisten die NGO's mehr materielle und propagandistische Unterstützung für die Kriegsherren, als humanitäre Hilfe für die leidenden Somalis. Diese Unterstützung hat nicht nur die Konflikte zwischen den und innerhalb der Clans verlängert, sondern auch den Glauben der Kriegsherren genährt, die Geber und ihre NGO's würden eines Tages allen Beteiligten genügend Nahrung, Treibstoff und Geld geben, damit die Kämpfe aufhören. Die Botschaft, die aus Somalia kommt, lautet: "Wenn Ihr uns nicht helft, dann werden wir einander weiter abschlachten." Wieviel materielle Unterstützung haben die Kriegsherrn über die NGO's wirklich bekommen? Haben sie wirklich recht mit dem Glauben, je länger den Journalisten ein Menü aus Blut, Gewalt und Leid vorgesetzt wird, desto länger könnten sie auch in den Schlagzeilen der Medien bleiben? Und haben sie recht, daß davon auch der Fluß materielle Hilfe abhängt? (. . .) Die Geberländer, die NGO's und die UNO sollten sich ernsthaft mit diesen Fragen befassen. (. . .)

Die Zeit, wo ein massiver Einsatz der UNO vielleicht spektakuläre Erfolge erzielt hätte, war nach der Flucht von Siad Barre, im Januar 1991. Doch die UNO hat die Lage völlig falsch eingeschätzt, mit dem Argument, daß sie erst dann effektiv helfen könne, wenn das Land "zur Ruhe gekommen ist". Sie blieb draußen, und das Land wurde immer chaotischer und unregierbarer. Zu dem Zeitpunkt, als dann die UNICEF Mitte 1991 ihre Hilfe begann, hatte Somalia schon längst aufgehört, als Staat zu existieren. Und die UN-Formel für Ausgewogenheit lief darauf hinaus, jeden, der um die Macht stritt, gleichzubehandeln.

Als der UNO-Sondergesandte James Jonah dem USC-General Aidid einen Besuch abstattete, mußte er zum Ausgleich auch den Machthaber des Tages auf dem Flughafen Kismayo, den Interimspräsidenten Ali Mahdi und den Präsidenten der Republik Somaliland, Abdirahman Tuur in Hargeisa besuchen. Solche Ausgewogenheit ist nicht nur teuer, sie stellt auch kaum alle zufrieden (der nie zurückgetretene Präsident Siad Barre und Mohamed Abshir von der SSDF zählten zu den zahlreichen Kriegskommandanten, die vergeblich an ihren Landebahnen auf die Ankunft des hellblauen Flugzeugs gewartet haben).

Und mehr noch verstärkt sie den Glauben der Somalis, daß die Kontrolle über ein wichtiges Stückchen Land (wie den Hafen und den Flughafen von Mogadischu) auch Macht und Legitimität verleiht und garantiert, daß die UNO und die Geber eines Tages wieder großzügig Geld, Nahrung, Waren und Experten auf diese Stückchen Land pumpen, so wie es in den guten alten Tagen unter Siad Barre gewesen ist. Vor allem das ist Schuld an dem spektakulären Zerfall des Staates, der Glaube, daß jener Clan, der als nächster Mogadischu kontrolliert, sich nach dem Vorbild der Marehan von Siad Barre genauso bereichern wird können. (. . .)

Die Somalis verstehen ganz genau, wie man lokale territoriale Macht für einen Ausbau der Herrschaft einsetzt. In einer halbnomadischen Weidewirtschaft ist das das einzige logische Spiel; spiele es gut, und dein Clan legt an Mitgliedern und Wohlstand zu; verliere es, und dein Clan wird versklavt und ausgelöscht. Mogadischu ist das sprudelnde Wasserloch, von dem jeder Kamelbesitzer träumt. Kismayo, Bosaso, Berbera und Hargeisa sind die Trostpreise. (. . .)

Somalia: Eine Prognose für die nächsten zwölf Monate

1. Kontrolle:

Mogadischu bleibt letztlich der territoriale Preis, den es zu gewinnen gibt; falls es den Gebern und der UNO nicht gelingt, die Somalis zu überzeugen, daß Mogadischu keinesfall zur Quelle immensen Reichtums wird, geht der Konflikt dort weiter. Dieser territoriale Wert Mogadischus wird letztlich auch die genealogischen Allianzen in immer mehr zerstrittene Gruppen aufbrechen, wenn dieser Preis einmal in greifbare Nähe gerückt ist. (. . .) Sporadische Kämpfe, aber auch längere Feuerpausen, sind zu erwarten, letztlich ein anhaltendes Patt.

Drei Entwicklungen von außen könnten das Gleichgewicht zugunsten einer Seite beeinflussen:

a) Wenn die UNO eine größere bewaffnete Truppe in Mogadischu stationiert, würden wahrscheinlich die Abgal (von Interimspräsident Ali Mahdi) zum dominierenden Subclan, aber erst nach längeren Kämpfen zwischen der UNO und den Habr-Gedir/Hawadle-Kräften (General Aidids).

b) Wenn Siad Barre mit der Beute, die er in Ost- und Nordkenia geplündert hat, wieder eine schlagkräftige Armee auf die Beine stellt, auch mit Hilfe reicher somalischer Darood im Ausland, die nach einer Chance lechzen, einen Anteil vom Kuchen Mogadischu zu bekommen, könnten sich die Hawiye (also Abgal und Habr-Gedir/Hawadle) wieder einigen und einen Kompromißführer anstelle der Rivalen Ali Mahdi und General Aidid finden. c) Wenn langsam die Munition ausgeht, ist General Aidid wahrscheinlich in der besseren Position, Ersatz zu beschaffen, mit besserem Kontakt zur Außenwelt und einer dynamischeren Devisen-Wirtschaft. Jedes ernste Ungleichgewicht in der Versorgung mit strategischen Gütern (auch Diesel oder Lebensmittel) könnte die Schlacht zugunsten der einen oder anderen Seite entscheiden.

2. Die humanitäre Lage:

Chronische Unterernährung ist nun weit verbreitet, und jederzeit können verheerende Epidemien ausbrechen. Nachdem der Vorrat an "herrenloser" Beute bald erschöpft ist, werden sich die Plünderer nun verstärkt jenen Vorräten und Einrichtungen zuwenden, die noch von ihren Besitzern gehalten werden; Raubzüge und Überfälle werden zunehmen - als Kriminalität des Überlebens. Private Nahrungsimporte hören langsam auf, da Somalia immer weniger dafür eintauschen kann. Und auf dem eigenen Boden wird dieses Jahr fast nichts angebaut, anders als 1991, wo viele Bauern noch glaubten, das wäre eine gute Gelegenheit, rasch reich zu werden. (. . .)

Somalis werden weiter Mogadischu verlassen, hauptsächlich nach Kenia, aber auch über Äthiopien Richtung Europa. Die Bevölkerung wird in den nächsten zwölf Monaten um 500 000 bis 800 000 zurückgehen.

3. NGO's und die UNO

Durch die "Subsistenzwirtschaft des Verbrechens" - wo sich jeder mit dem Gewehr in der Hand selbst versorgt - wird es für die meisten NGO's immer gefährlicher, ausländische Mitarbeiter in Mogadischu zu stationieren. 1992 werden die Aktivitäten der NGO's weiter zurückgehen, und auch die Medien bringen immer weniger Somalia-Storys; denn schlimmer kann es kaum noch werden, und mehr oder weniger hoffnungslos ist es schon lange. Ausländern wird man zunehmend feindseliger begegnen, nachdem sie 1991 die Erwartungen auf Hilfe nicht erfüllt haben. Man wird von Glück sprechen können, wenn nicht noch mehr ausländische Helfer von Banditen und Psychopaten umgebracht werden.

Die UNO wird vielleicht ein paar der 50 geplanten Beobachter wirklich nach Mogadischu bringen. Die meisten werden aber in Nairobi oder Mombasa bleiben, um die Kommunikation in Gang zu zu halten. Die Dienstpläne werden auch so aussehen, daß sich eine Woche Präsenz und eine Woche Urlaub abwechseln, so daß auf jeder der beiden Seiten in Mogadischu höchstens zehn UN-Beobachter kommen. Ihre Versorgung wird schwierig sein, und zu ihrer Sicherheit müssen Ali Mahdi und General Aidid eigene Wachtruppen (sagen wir einmal, 200 auf jeder Seite) mit Waffen und Fahrzeugen bereitstellen, für die die UNO natürlich bezahlen muß.

Die Operation wird also im Monat zwei bis drei Millionen US-Dollar kosten. Von diesen Erfahrungen ausgehend, wird man dem Weltsicherheitsrat melden, daß 50 bis 100 Millionen Dollar im Monat nötig wären, um 500 UNO-Soldaten kampfbereit in Mogadischu zu stationieren und von Nairobi aus (mit einer Ausweichmöglichkeit in Daressalam, falls Kenia selbst zu unsicher wird) zu steuern. Wenn wir auch davon ausgehen, daß Somalia nicht das einzige Krisengebiet bleibt, sondern daß auch Birma, Jugoslawien, Zaire, Simbabwe, Südafrika, Malawi, Sudan, Äthiopien, Georgien, Armenien, Kasachstan, Irak, Libyen, Algerien und - last not least - Kenia selbst alle am Überkochen sind, dann kann man sich schon ausrechnen, daß die UNO 1992 kaum ihre Präsenz in Somalia ausweitet.

General Aidid und Ali Mahdi werden es sich untereinander ausmachen können, bis zum bitteren Ende vielleicht, mit dem angenehmen Vorteil, daß beide je 200 000 Dollar pro Monat aus den Verträgen zur Bewachung der UN-Beobachter in ihre Kriegskassen einstreichen können.

SG Sossenheim darf als Vorletzter doch in der Tischtennis-Hessenliga bleiben / Nur Eintracht Wiesbaden steigt ab Trotz polnischer Stars glitt der TV Bierstadt ins Mittelmaß ab Mit derartiger Verstärkung der Konkurrenz nicht gerechnet /Furmann und Wielgosinski beide auf Rang sieben der Einzelwertung

Die SG 1878 Sossenheim spielt auch in der neuen Saison in der Tischtennis-Hessenliga. Der Spielausschuß des Hessischen Tischtennis-Verbandes hat zugunsten der Frankfurter entschieden, die als Vorletzter im Landes-Oberhaus bleiben dürfen. Damit mußte nur Schlußlicht TuS Eintracht Wiesbaden die Klasse verlassen. Zudem rückte Meister TTC Salmünster in die Oberliga Südwest hoch. Am Zwölfer-Klassement ändert sich nichts, die beiden Abgänge werden durch die Verbandsliga-Aufsteiger TTC Langen und TTC Dorheim ersetzt.

Auch an der Favoritenrolle 92/93 ändert sich nichts: Wiederum geht die KSG Dortelweil als haushoher Favorit in die neue Runde, vielleicht kann dem Bad Vilbeler Stadtteilverein dieses Mal der TTC Grünweiß Staffel (anstelle Salmünsters) ein Bein stellen. Nach einer insgesamt enttäuschend verlaufenen Saison hofft auch der TV Bierstadt, wieder den Anschluß an die Spitze herstellen zu können. Die Wiesbadener Tischtennis-Anhänger dürften mit der vergangenen Hessenliga-Saison überhaupt nicht zufrieden gewesen sein, denn der TV Bierstadt und Eintracht Wiesbaden blieben deutlich unter ihren Möglichkeiten.

Mit 24:20-Zählern glitt der TVB - trotz seiner polnischen "Stars" Pawel Furmann und Wojciech Wielgosinski - ins Mittelmaß ab. An die Leistungen der absoluten Spitzenspieler kamen die Bierstädter Topleute bei weitem nicht heran, denn Vizemeister KSG Dortelweil hatte mit dem Chinesen Jianquiang Wang (21:0-Siege/Leistungszahl 63) einen Akteur in seinen Reihen, der allen Konkurrenten um Längen überlegen war. Der US-Amerikaner Malcolm Darroch (TC Salmünster) vermeldete in der Rückserie als zweitbester Einzelspieler 18:3-Erfolge (+51). Der TTC Grünweiß Staffel hatte im Polen Bretislav Lapicz (17:3/+48) ebenso wie Salmünsters Nummer zwei, der Ungar Gabor Jancsa (15:1/+44), der VfL Heppenheim mit dem Nigerianer Taiwo Olugbenga (16:5/+43) sowie Dortelweil mit dem Deutschen (!) Andreas Engelhaupt (5:1/11:0/+36) Topspieler in ihren Reihen, die die Bierstädter Spitzenkräfte auf Rang sieben der Einzelskala verwiesen. Ex-Nationalspieler Pawel Furmann und sein Landsmann Wielgosinski erzielten mit 13:9-Siegen haargenau die gleiche Bilanz. Beim Ex-Regionalligisten (1982 bis 1984) kehrte Ernüchterung ein, denn mit derartigen Verstärkungen bei den Mitbewerbern hatte niemand kalkuliert.

Spielertrainer Furmann war 90/91 übrigens unbesiegt geblieben. In der Mitte erzielten Dierk Dienst (10:10) und Henry Schäfer (5:7) mittelprächtige Quoten, Norbert Schneider (erstaunlicherweise 6:1 in der Mitte und nur 6:4-Siege im hinteren Paarkreuz) zeigte, daß er ein Mann für die mittleren Positionen sein dürfte. Auf der sechsten Position wurde wiederholt gewechselt, kamen insgesamt sechs Akteure zum Einsatz. Keiner erzielte eine positive Bilanz. Die gab es allerdings im Doppel durch Furmann/Wielgosinski, die mit 12:2-Siegen (Leistungszahl 10) Vierter der Doppel-Rangliste wurden. Menz/Wang (Dortelweil/11:0), Meinel/ Günther (DJK Münster/13:2) sowie Chemelik/Krcal (Eisenbach/13:2) rangierten vor dem TVB-Duo.

Bester Eisenbacher Akteur war Oliver Neuber, der im hinteren Paarkreuz mit 15:2-Siegen (+26) dominierte. In der Mitte erzielten Andreas Kreuzsaler (12:7/+17) und Holger Pfeiffer (10:3/+17) ebenfalls hervorragende Werte, während Jan Chemelik (8:14/+10) und Roman Krcal (9:13/+14) analog den Bierstädter Spitzenspielern der überproportional angewachsenen internationalen Konkurrenz in einem Großteil der Hessenliga-Teams Tribut zollen mußten. Die SG Sossenheim hatte in Andreas Werner (6:6 an Tisch fünf) einen Akteur, der einigermaßen Paroli bieten konnte. Auch Holger Müller (4:8) kam halbwegs über die Runden, was ferner auf Spitzenspieler Roland Murawski (8:13) zutrifft. Die anderen SGS-Akteure mußten trotz großer Erfahrung oftmals Lehrgeld bezahlen: Gotthard Breuer (3:15) war an Tisch zwei überfordert, Robert Brand (2:16) und Matthias Bussian (2:13) standen im zweiten Paarkreuz meistens mit dem Rücken zur Wand. Das einzige Habenkonto vermeldete das Doppel Breuer/Murawski (9:3), damit Nummer acht der Klassenwertung. Absteiger Wiesbaden (2:42 Saisonpunkte) hatte in Andreas Esche (9:13) einen adäquaten Spitzenspieler sowie in den Doppeln Esche/Zimmermann (8:3 / zehnter Platz) sowie Pappas/Hägele (6:4) taugliche Doppelbesetzungen vorzuweisen. Die 5:12 von Thomas Hägele (Brett 3) stellten unter dem Aspekt der übrigen Werte noch eine zufriedenstellende Leistung dar. Dirk Zimmermann (2:18) war auf Position zwei selten auf der Höhe, Georg Pappas (1:13), Wolfgang Klein (0:1/1:10) und Andreas Pansky (1:11) im hinteren Paarkreuz den Anforderungen nicht gewachsen.

Wiesbadens zwei Unentschieden (8:8) sprangen überraschend gegen den TTC Mörfelden und gegen Eisenbach heraus. Gegen den nur vier Zähler besser plazierten Vorletzten SG Sossenheim gab es jeweils eine 6:9-Niederlage. Im Wiesbadener Stadtderby siegte der TV Bierstadt mit 9:4 und 9:5.

TISCHTENNIS-HESSENLIGA, Männer, Abschlußtabelle: 1. TTC Salmünster 41:3 Punkte/194:79 Spiele, 2. KSG Dortelweil 41:3/194:84, 3. TTC Grün-Weiß Staffel 36:8/183:100, 4. TV Bierstadt 24:20/154:142, 5. DJK Blau-Weiß Münster 23:21/156:145, 6. TTC Eisenbach 23:21/152:152, 7. TGS Jügesheim 21:23/142:149, 8. VfL Heppenheim 20:24/151:139, 9. TTC Mörfelden 15:29/121:172, 10. PSV Blau-Gelb Darmstadt 12:32/115:172, 11. SG 1878 Sossenheim 6:38/82:190, 12. TuS Eintracht Wiesbaden 2:42/76:196. HANS-DIETER PUTH

Musiker-Pensionäre auf "Tournee" durch Sachsen

KELKHEIM. "Ein Lied kann eine Brücke sein", röhrte einst die Schlagersängerin Joy Fleming ins Mikrophon. Das hat sich wohl auch der Musiker-Pensionär Werner Hausmann aus Kelkheim gedacht und für die zweite Augusthälfte gemeinsam mit seinem Freund Gerhard Henze aus Frankfurt eine Deutschland- verbindende Musiktour durch Sachsen geplant.

Während ihren Aufenthalten in Zittau, Johnsdorf und Oybin wollen die beiden mit Orgel und Schlagzeug vor und in Krankenhäusern, Altenheimen, Seniorencafés oder einfach unter freiem Himmel mitten in der Stadt musizieren. Zum Abschluß der einwöchigen "Tournee" spielt das agile Pensionärs-Duo am Samstag, 29. August, beim Marktfest im sächsischen Crimmitschau auf. ana

Zum Tannenhof

Adresse: Außenliegend 5, Klein- Krotzenburg. Zu erreichen von der Hauptstraße über Fasaneriestraße und Triebweg.

Parken: Möglichkeiten für Autos und Fahrräder sind genügend vorhanden.

Öffnungszeiten: montags von 17 bis 24 Uhr, an den übrigen Tagen von 11 Uhr bis Mitternacht.

Angebot: An rund 50 Tischen im Hof ist für 250 bis 300 Leute Platz, im Haus stehen nur ein halbes Dutzend Tische.

Preise: Ebbelwoi (0,5 Liter) vier Mark, Pils (0,4 Liter) vier Mark, dunkles vom Faß oder helles Hefeweizen aus der Flasche (0,5 Liter) 4,50 Mark. Ein Flasche alkoholfreies Bier kostet 3,50 Mark. Cola, Fanta (0,3 Liter) drei Mark. Es gibt außerdem Weine wie Retzina, Athos, Demestika, Imiglikos, Samos oder Mavrodaphne.

Für den kleinen Hunger gibt's beispielsweise eingelegte Paprika (4,50 Mark), Tzatziki (7,50 Mark), Feta (9,50 Mark), Salatkombination (13,50 Mark), Auberginensalat (10,50 Mark).der Als Hauptgerichte können die Gäste unter anderem zwischen Bifteki und Schäfskäse (13,80 Mark), Gyros (14,50 Mark), Tannenhof-Teller (20,80 Mark), Souvlaki (16,80 Mark), Lammkotelett oder dem Spartakus-Teller (jeweils 20,80 Mark), Rumpsteak (19,80 Mark), Jägerschnitzel (14,80 Mark), Pizzen (von 6,50 bis 12,50 Mark) oder dem Robin Hood-Teller für Kinder wählen.

Bei den Nachspeisen werden verschiedene Kuchen- und Eissorten sowie Creme-Caramel gereicht.

Behinderte: Es gibt keine speziellen Toiletten für Rollstuhlfahrer; die Gartenwirtschaft ist ebenerdig und ohne Hindernisse zu erreichen. aim

Verlierer Donald siegte bei den Kindern Beim dreitägigen Jahrmarkt des Jugendsozialwerks trat auch die Duck-Familie auf

GRIESHEIM. Mit einer Videokamera schwer bepackt zieht ein neunjähriges Mädchen über den Griesheimer Abenteuerspielplatz. Ab und zu brüllt sie laut "Klaus", der Sozialarbeiter soll ihr mit technischen Tips beistehen. "Die Kinder sind ganz unterschiedlich drauf", sagte Klaus Wyruszynski.

Das zeigte sich auch auf dem jährlich veranstalteten Jahrmarkt des "Internationalen Bundes für Sozialarbeit - Jugendsozialwerk" (IB) auf dem Abenteuerspielplatz in der Kiefernstraße. Einige "Knirpse" standen den Organisatoren tatkräftig zur Seite. Andere tobten fröhlich über den Platz.

"Das ist einer der wenigen Abenteuerspielplätze, zu dem auch Eltern Zutritt haben", erklärte Wyruszynski nicht ohne Stolz. Einen "Anwohnertreff" wolle man anbieten. Und das mitten in einem Stadtteil, den der Sozialarbeiter als "relativ vernachlässigt" bezeichnete.

In den Sommermonaten "tummeln sich Griesheimer im Alter von vier bis 75 Jahren auf dem Platz", sagte Wyruszynski. Und so war es für viele Mütter und Väter selbstverständlich, bei der Organisation zu helfen. Kaffee, Kuchen, Waffeln, Pizza wurden angeboten. Die Kinder vergnügten sich am Schminktisch oder an der Wurfbude. Aus Plastikeimern wurden Kindertrommeln gebastelt, aus Speckstein Schmuckstücke hergestellt, die Kinder amüsierten sich köstlich im Mitmach-Zirkus.

Wie schon auf dem Eröffnungsfest der Griesheimer Ferienspiele schaute der Musiker Alfred Mehnert vorbei, ehemals Mitglied der "Sunshine Steel Band", und bot den Kids einen Percussion-Workshop an. "Wir haben einige Talente hier", sagte Klaus Wyruszynski.

Zwei Höhepunkte gab es auf dem dreitägigen Fest: der Auftritt der Donaldisten-Vereinigung "Frankfurt goes to Gumpenbach" und eine "Mini-play- back-Show": Getreu dem Motto "Mein Herz ist rein, da paßt nur Michael Jackson hinein" imitierten die Nachwuchssänger den amerikanischen Star gleich mehrmals.

Die Musiker von "Frankfurt goes to Gumpenbach (FGTG) hatten ein kindgerechtes Programm zusammengestellt: Daisy, Donald, Tick, Trick und Track, Gustav Gans, die Panzerknacker - keine unbekannten Persönlichkeiten für die Kleinen und die Großen. Um Dagoberts Geldspeicher drehte sich alles: Inbegriff des Traums, berühmt, reich und begehrt zu sein. In einem Malwettbewerb bewiesen die Kids dann, wen sie in ihr Herz geschlossen hatten: den ewigen Verlierer Donald. Den Einstieg ins "Ducksche Universum" untermalten die zehn Musiker mit Pop, Rap und Rock 'n' Roll und eigenen Texten. Für ihre Kinder- und Jugendkulturarbeit suchen die Sozialarbeiter Sponsoren. Von der Stadt sei kein Geld zu erwarten, meinte Wyruszynski. Und auch der IB zeigt sich zurückhaltend. So mußte der Jahrmarkt weitgehend über die Einnahmen für Speisen und Getränke finanziert werden. Einen Teil der Kosten "übernimmt das Jugendbüro Griesheim", so Wyruszynski.

Wenn der "Internationale Bund für Sozialarbeit - Jugendsozialwerk" (IB) Geld zur Verfügung stelle, meinte der Sozialarbeiter, könne ein Bildhauerworkshop mit der Künstlerin Layla Haddad fortgesetzt werden. An regelmäßigen Percussionunterricht wird derzeit gedacht. Ein weiteres Projekt: ein "Austauschprogramm" (Wyruszynski) mit Kindern aus den Partnerstädten. Ärger mit den Anliegern des Abenteuerspielplatzes gab es in diesem Sommer nicht, denn die Kinder hatten Tage zuvor zahlreiche Handzettel an die Haushalte in der Nachbarschaft verteilt. Und so mancher schaute denn auch neugierig durch die Büsche. tin

Ein Basar zum Bummeln Markt an Bockenheimer Warte hat orientalischen Flair

BOCKENHEIM. Klein-Asien liegt in Bockenheim: Jeden Donnerstag erinnert der weiße Turm der Bockenheimer Warte an ein Minarett, in dessen Schatten buntes Basar-Gewimmel herrscht. Hier gibt es nichts, was es nicht gibt: Modeschmuck und exotische Früchte, der Duft von Blumen vermengt sich mit dem Aroma ätherischer Öle, gleich hinter der Käsetheke kann man Klamotten kaufen. Wer ein einfaches Grillhähnchen liebt, der kommt ebenso her wie der Fan ausländischer Delikatessen, und auch für ausgefallene Wünsche liegen immer einige Überraschungen parat: Darf es eine Buddha-Statue sein oder vielleicht ein Samurai-Schwert?

Diese in Frankfurt einzigartige Mischung zwischen Lebensmitteln und Krims-Krams prägt die Atmosphäre des Bockenheimer Marktes, der längst eine Institution im Stadtteil geworden ist. Von den Anlaufschwierigkeiten, mit denen die Marktbeschicker im ersten Jahr zu kämpfen hatten, ist nichts mehr zu bemerken. Der Wochentag brachte anfangs Probleme mit sich: Die Kunden wollten nicht schon donnerstags für das Wochenende einkaufen, erklärte Hans Kress, Vorsitzender der Frankfurter Wochenmarkt-Händler. Schließlich konnten aber Qualität und Auswahl doch überzeugen, und der Trend der letzten Jahre, lieber frische Ware einzukaufen, tat ein übriges, um den Markt zu etablieren.

Das Geheimnis seines Erfolges ist vielfältig. Da wäre beispielsweise das Stichwort "Bummeln": Hier kann man gemütlich schlendern, in aller Ruhe Waren und Preise vergleichen. Die Kunden schwören auf das vielfältige Sortiment: "Man bekommt hier Sachen, die es sonst nur in Delikatessen-Läden gibt", so Saphir Robert. Es werden Oliven in allen Farben und mit allen Füllungen verkauft, daneben bietet der Bio-Bäcker Vollkorn-Kuchen an, und der handgeschöpfte Ziegenkäse konkurriert mit dem frisch geschlachteten "Hinkel", das auf Wunsch auch gleich gegrillt wird. Dieses Angebot wird vor allem von Studenten hoch geschätzt: Bratwürstchen oder Pfannkuchen, Rohmilch oder "Schoppen" können an einem der zahlreichen Tische auf dem Markt verzehrt werden und sind eine willkommene Abwechselung zum Mensa-Essen.

Die besondere Spezialität in Bockenheim ist jedoch der Teil, der den Markt in einen Basar verwandelt, wie er sonst in orientalischen oder asiatischen Ländern üblich ist. So kann man hinter einem Vorhang, der an zwei Alu-Stangen befestigt ist, Jeans anprobieren, die für knapp 50 Mark zu haben sind. An den Ständen werden Bongo-Trommeln und Türkisschmuck feilgeboten, klingelnde Mobiles pendeln neben Patchwork-Taschen, und unter zwei zierlich bemalten Wandfächern glitzern allerlei Halbedelsteine.

Und wie es sich für einen Basar gehört, läßt sich auch über den Preis reden: Bei gutem Verhandlungsgeschick und entsprechender Laune des Verkäufers ist es schon möglich, zwei Paar Ohrringe zum Preis von einem mitzunehmen. Ähnliches gilt übrigens auch für den Lebensmittel-Markt. Echte "Profis" kommen am Abend, kurz bevor abgeräumt wird: Dann bringen die Händler Obst und Gemüse zu Spottpreisen unters Volk. rea

Erinnerung als Konstrukt James E. Youngs Texttheorie: "Beschreiben des Holocaust"

Offensichtlich haben es Autoren, die mit der Geschichte des Holocaust befaßt sind, mit mehr Problemen zu tun als solche, die sich mit anderen Themen auseinandersetzen. Die Kluft zwischen Beschreibung und Glaubwürdigkeit oder zwischen der ästhetischen Bearbeitung und den ihr inhärenten Mißverständnissen wird schmerzlicher wahrgenommen. Das mag mit den Ereignissen selbst zusammenhängen, die, obwohl historisch rekonstruierbar, moralisch so unglaublich bleiben, daß die Vermittlung von Erfahrungen aus dieser Zeit trotz einer großen Fülle von Literatur unmöglich scheint.

Entsetzt bemerkten schon die Überlebenden der Massenvernichtung in der unmittelbaren Nachkriegszeit, daß ihnen entweder niemand glaubte oder sie selbst nicht in der Lage waren, das Erlebte darzustellen. Das traumatische Erlebnis, das die Wahrnehmung der eigenen biographischen Kontinuität zerriß, kann als solches nicht vermittelt werden, weil die Erzählung sich zwangsläufig als Kette von aufeinanderfolgenden Ereignissen vollzieht. Die erzählte Geschichte erfüllt für den Erzähler die Funktion, mit dem zerstörerischen Erlebnis weiterleben zu können, weil es erst dadurch "wahr" wird, führt aber auch dazu, das eigentlich Schreckliche durch ein chronologisches Kontinuieren quasi zu neutralisieren.

Solche Dilemmata behandelt James E. Young in seiner Studie Beschreiben des Holocaust. Ihm geht es weniger um die historische Validität von Forschungsergebnissen als vielmehr um die Struktur der Texte als Konstrukte der Erinnerung oder als literarische Auseinandersetzung. Der unzulängliche deutsche Buchtitel drückt nicht das radikale analytische Programm aus, das Young schon mit der Wahl des amerikanischen Titels andeutet: Writing and Rewriting the Holocaust charakterisiert den Versuch, das Beschreiben als einen Akt des Neu-Schreibens oder Umschöpfens zu definieren. In der beschreibenden Umformung, so Young, entfernt sich der Text nicht nur zwangsläufig von der Realität, weil er trivialerweise nicht mit ihr identisch ist, sondern weil er die Wirklichkeit bis zur Unkenntlichkeit eliminiert.

Dieses Prinzip der Textinterpretation wendet Young auf jede Auseinandersetzung mit dem Holocaust an. Als Texte unterliegen demnach zeitgenössische Gettotagebücher derselben kritischen Analyse wie nachträglich zustande gekommene Zeugenaussagen, fiktionale Geschichten, Lyrik oder Monumente. Sie alle werden dem von Young diagnostizierten Anspruch auf Beweise des Faktischen, als Indizien für Handlungen und Taten, nicht gerecht. Denn alles ist Text und unterliegt der Metaphorosierung durch Sprache, die keine Beweisführung erbringen kann.

Young geht sogar noch weiter, wenn er den sprachlichen Metaphern abspricht, das richtige Medium für das Vermitteln der innovativen und singulären Dimensionen der Verfolgungsgeschichte zu sein. Weil die Sprache, in der die Erinnerung gefaßt wird, bereits existierte, als das Ereignis noch gar nicht eingetreten war, können Begriffe nur auf analoge Bedeutungszusammenhänge verweisen. "Was für den Autor im Moment des Schreibens ein Beweis ist, ist jetzt, nachdem er es aus der Hand gegeben hat, nur noch ein losgelöstes, ein frei schwebendes Zeichen und als solches allen, die es lesen und mißverstehen, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Es scheint, als hätte der Zeuge mit seinem Text den Beweis für seine Erfahrungen nicht erbracht, sondern verdrängt."

Diese radikale dekonstruktivistische Texttheorie liegt als einengendes Korsett um die mit genauem Blick eindrucksvoll analysierten Kapitel über die einzelnen Kunstgenres. Sie verhindert nicht nur die Findung von Beurteilungskriterien für die Angemessenheit ästhetischer Stilmittel, sie verwickelt den Autor auch in Widersprüche und verrätselt die Beschäftigung mit dem Holocaust. Wenn Sprache immer schon mit bekannten Bedeutungen belegt, und deshalb ungeeignet ist, neue Erkenntnisse zu gewinnen, dann bleibt es unerklärt, wie und warum Neues letzten Endes doch formuliert werden kann. Es ist ebenfalls nicht einzusehen, warum es keinen Unterschied zwischen fiktionalen und "historischen" Texten, wie Tagebüchern und Autobiographien geben soll. Das Argument, daß alle Texte, auch ein Tagebuch oder ein Zugfahrplan, Konstrukte sind, die bestimmten, angebbaren Regeln folgen, ist trivial.

Während es für den literarischen Text nicht darauf ankommt, ob die SS oder die Wehrmacht Morde an einem bestimmten Tag ausgeführt hat oder es für einen Film unerheblich ist, jeden Uniformknopf einer Tötungseinheit am richtigen Knopfloch zu plazieren, muß ein Text, der als historisches Dokument gelten kann, überprüfbar sein. Entscheidend für die ästhetische Bearbeitung ist die Frage, ob die fiktionale Konstruktion das darzustellende Problem angemessen beschreibt, ob beispielsweise das schockierende Ereignis in seiner traumatischen Qualität inszeniert worden ist.

Fehlerhafte Berichterstattung in einem Tagebuch kann durch andere Quellen korrigiert werden. Ein Tagebuch kann also, anders als ein Roman oder ein Gedicht, eine doppelte Funktion haben. Neben der Information über die subjektive und selektive Erfahrungsspur des Autors, die uns etwas über seine religiöse und intellektuelle Herkunft sagt, können Tagebuchaufzeichnungen auch als historisches Dokument gelten, durch das wir etwas über die Faktengeschichte in einem Ghetto erfahren.

So faszinierend und treffend Youngs Analysen über die verschiedenen Erinnerungstraditionen und Realitätskonstruktionen im Film, in Theaterdramatisierungen, bei Denkmälern und in der Lyrik zum Thema Holocaust auch sind, die Vereinnahmung aller Texte als literarischer Darstellung, die "ihrer Struktur nach unfähig ist, irgend etwas über ihre eigene Aktivität als Konstruktion hinaus zu dokumentieren", ist zu kurz gegriffen.

CILLY KUGELMANN

James E. Young: Beschreiben des Holocaust. Darstellung und Folgen der Interpretation. Aus dem Amerik. v. Christa Schuenkl. Jüdischer Verlag, Frankfurt am Main 1992, 340 Seiten, 44 DM.

"Ohne Rücksicht"

Der Ortsbeirat 4 (Bornheim) hat die beiden Bushaltestellen der Linie 43 in Höhe der Häuser Kettelerallee 69 und 39 aufgehoben und dafür eine Haltestelle in der Löwengasse eingerichtet - sehr zum Ärger einiger Anwohner. Vor allem ältere und gehbehinderte Bürger fühlen sich stark benachteiligt. In der Stadtteil-Rundschau Ost, vom 2. Juli, haben wir in unserem Artikel "Langer Marsch zum FVV" bereits darüber berichtet. Auch Maria Fritz, Anwohnerin in der Kettelerallee, kritisert in ihrem Leserbrief (von der Redaktion gekürzt) die neue Lösung:

Die Einrichtung der Haltestellen Kettelerallee 69 sowie Kettelerallee 39 mit Beginn des Sommerfahrplans 1991 wurden sehr positiv aufgenommen, zumal die Wege zu diesen beiden Haltestellen kurz, schnell erreichbar, abschüssig und gut begehbar waren. Besonders ältere Bürger, die dazu noch gesundheitlich nicht mehr ganz auf der Höhe sind, konnten mit einem Kurzstreckenfahrschein (1,40 Mark) ihren beliebten Einkaufspunkt Bornheim-Mitte kostengünstig erreichen. Ältere Menschen, Rentner oder Pensionäre, mit einer kleineren Rente, müssen in der heutigen teuren Zeit sehr haushalten und rechnen.

Die Haltestelle Kettelerallee 69 wurde vor allem von den Bürgern der Justizwohnungen, der oberen Ortenberger-, Buchwaldstraße und Kettelerallee frequentiert, wie bekannt: von einem dichtbesiedelten Wohngebiet. Die Haltestelle Kettelerallee 39 fand vor allem bei den Bewohnern des Altenwohnheims in der Karl-Flesch-Straße großen Anklang. Die Verkehrsverbindung U 7 wird schon wegen der Rolltreppen von älteren Bürgern gemieden. Zudem bringt diese Linie sie nicht nach Bornheim-Mitte.

Wo immer Menschen zusammen leben, gibt es unterschiedliche Meinungen. So auch hier: Vor allem die jüngere Generation - und hier sind besonders Autofahrer und Familien mit einem oder zwei Wagen angesprochen - bedauerten aufgrund dieser Haltestellen den Wegfall der Parkplätze. Die Länge der Haltestellen entspricht zwei Parkplätzen.

Der Aussage, der Bus verursache beim An- und Abfahren viel Lärm, kann man heute entgegnen, daß der Lärm sehr viel stärker geworden ist, da der Omnibus mit Tempo die Kettelerallee durchfährt. Vorher, wenn er die Haltestellen ansteuerte, nahm er das Gas weg und fuhr dezent wieder an.

Einige Leute haben sich für die Aufhebung der Haltestelle eingesetzt und der Ortsbeirat, Herr Manfred Holler (CDU), unterstützte sie in ihrer Meinung, ohne die echten Fakten zu berücksichtigen beziehungsweise zu kennen.

Ferner wurde als Argument für die Zusammenlegung der Gottesdienstbesuch der Gläubigen an Sonn- und Feiertagen gebracht. Dazu kann man nur den Kopf schütteln. Die meisten Gottesdienstbesucher wohnen im näheren Umkreis, sie gehen zu Fuß.

Die etwas weiter Wohnenden fahren wie gewohnt mit dem eigenen Auto zur Kirche (Anmerkung der Redaktion: gemeint ist die Heilig-Kreuz-Kirche). Diese Argumentation ist vollkommen aus der Luft gegriffen und entbehrt jeder Grundlage. Die beiden Haltestellen wurden aufgehoben - ohne Rücksicht auf ältere Bürger, die nicht mehr in der Lage sind, sich zu wehren. Hier hatte das Auto Vorrang! Die neue Haltestelle Löwengasse wird überhaupt nicht angenommen. Auch wohnen im Bereich Löwengasse / Kettelerallee viel weniger Bürger. Die beiden alten Haltestellen lagen im Schutz der Wohngebäude, die neue Haltestelle Löwengasse ist durch keine Wohneinheit geschützt. Die heute jüngere Genration wird auch mal älter und gebrechlich. Sie wird dann die Fahrt mit dem Wagen nicht mehr bewältigen und auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sein. Jeder Schritt wird dann beschwerlich sein - und dies mit einer gefüllten Einkaufstasche. Erst dann wird sie ermessen können, welche Fehlentscheidung hier getroffen wurde.

Fest unter grauen Wolken Die Kleintierzüchter feierten trotz schlechten Wetters

SACHSENHAUSEN. Obwohl das Wetter nicht ganz so sommerlich war - die Stimmung war ausgezeichnet beim traditionellen Sommerfest des Kleintierzuchtvereins Sachsenhausen. Etwa 60 Mitglieder und Freunde waren der Einladung der Züchter gefolgt und feierten auf dem Vereinsgelände in Oberrad.

"Es ist nun bestimmt schon elf oder zwölf Jahre her, daß wir zum ersten Mal das Sommerfest organisiert haben und es ist mittlerweile zu einem festen Termin im Vereinskalender geworden", erzählte Gerd Gutermann, der Erste Vorsitzende der Züchter. Schließlich sei das Fest auch für jedermann offen.

Spezialitäten vom Holzkohlengrill, selbstgemachte Köstlichkeiten sowie Kaffee und Kuchen standen zu günstigen Preisen bereit. Die Besucher konnten sich auch auf dem Gelände umsehen und die Tiere in den Käfigen begutachten.

"Das Fest ist eine der wenigen Einnahmequellen für uns", berichtete Gutermann, "wir haben nur 70 Mitglieder, wovon nur 12 aktive Züchter sind: da ist das Geld zumeist knapp. Die Getränke und die Speisen werden aus der Vereinskasse bezahlt, und wenn am Schluß 1000 Mark für uns übrig bleiben, können wir froh sein." Die Gewinne der Tombola wurden von den Vereinsmitgliedern gespendet und als Hauptpreis winkte diesmal gar ein wertvoller Schlafsessel. Am Abend sorgte dann das Musik-Duo Willi & Gerhardt bis Mitternacht für gute Stimmung.

Ein etwas größeres Fest steht den Kleintierzüchtern, die sich hauptsächlich auf Geflügel spezialisiert haben, in zwei Jahren ins Haus. Denn dann wird der 1894 gegründete Verein sein 100jähriges Bestehen feiern. Dazu will Gerd Gutermann unter anderem eine Festschrift gestalten, die mit Bildern und Berichten an die Gründungszeit erinnern soll.

Sorgen bereitet dem Vorsitzenden allerdings der Nachwuchsmangel: "Unsere jüngsten Züchter sind 20 oder 30 Jahre alt, und ich würde mich freuen, auch einmal jüngere Menschen an die Zucht heranführen zu können."

Interessierte können sich bei Gerd Gutermann informieren. Er hat die Telefonnummer 46 59 78. jan

Hausfrau am Feuerlöscher Freiwillige Feuerwehr feierte fröhliches Sommerfest

NIEDER-ERLENBACH. "Man sieht, was man verkehrt macht", beschrieb der Erste Vorsitzende und Wehrführer die Vorzüge der Videokamera. Auf den Übungen wird seit einem Jahr ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr zum Filmen abkommandiert. 1991 schafften sich die Nieder-Erlenbacher Blauröcke endlich ihren vereinsgeigenen Fernseher und ein Videogerät an. "Jetzt lassen wir uns auch Unterrichtsmaterial von der Stadt zuschicken", erklärte Gerd Cerny. Das Geld für die Neuanschaffung kam auf dem Sommerfest '91 zusammen.

"Das Geld vom Sommerfest in diesem Jahr haben wir noch nicht verplant", sagte der Vorsitzende, man warte auf eine spontane Idee. Vor dem Gerätehaus Zur Obermühle 8 wurde jetzt wieder ein Festzelt aufgeschlagen, der Grill "angeworfen" und die Zapfhähne montiert. Am Abend spielten "Die lustigen Lahntaler" Blasmusik. Die Gießener Band war zum zweiten Mal eingeladen. Bis vier Uhr früh tanzten die etwa 300 Gäste. "Das Festzelt und das Gerätehaus war voll", freute sich Wehrführer Cerny.

Die kühlen Temperaturen hielten die Nieder-Erlenbacher nicht ab, der gemütlichen Geselligkeit zu frönen. Sie kamen auch zum feucht-fröhlichen Festausklang am Sonntagmorgen.

Ihren Dienst hatten die Nieder-Erlenbacher Blauröcke derweil an die Kollegen aus Nieder-Eschbach abgegeben. Kommendes Wochenende feiert die Freiwillige Feuerwehr im Nachbarort ihr Sommerfest. "Dann schieben wir deren Dienst", lachte Cerny.

An seinen letzten Einsatz kann sich der Wehrführer kaum noch erinnern. Das sei im Jahr 1990 gewesen: Windbruch im gesamten Stadtgebiet. "Unsere Präventivarbeit fruchtet", meinte er. Regelmäßig verteilt die Freiwillige Feuerwehr Infozettel an die Haushalte. Und alle zwei Jahre "können interessierte Bürger eine Feuerlöscher-Prüfung ablegen". An den Kursen würden vorwiegend Hausfrauen teilnehmen, ergänzte der Vorsitzende.

Etwa 100 passive Mitglieder hat der Verein, 21 aktive Feuerwehrleute (darunter eine Frau) und sechs Jugend-Feuerwehrmänner. Die Jugendfeuerwehr trifft sich jeweils montags von 18.30 bis 20 Uhr im Gerätehaus. Dann wird Tischtennis gespielt, geklönt und in den Wintermonaten Siebdruck gelernt. "Dafür haben wir eine eigene Siebdruckmaschine gekauft", erläuterte Cerny.

Die Erwachsenen treffen sich alle zwei Wochen donnerstags von 19 bis 21 Uhr und einmal im Monat sonntags von 9 bis 11 Uhr. Neben dem geselligen Beisammensein stehen Übungen auf dem Programm. Lehrbücher wie "Der Feuerwehrmann auf der Schulbank" oder Planspiele werden gemeinsam besprochen.

"Ausflüge unternehmen wir zusammen mit den passiven Mitgliedern", erklärte der Vorsitzende. Im Mai machten rund 50 Personen einen Tagesausflug an den Bigge-See (Österreich).

Ein Problem ist bis heute ungelöst: "Wer in Nieder-Erlenbach die Notrufnummer 112 wählt", so Wehrführer Cerny, ist zunächst mit den Blauröcken aus Friedberg verbunden. Die geben den Notruf an die Frankfurter Feuerwehr weiter, die wiederum ihre Nieder-Erlenbacher Kollegen benachrichtigen müssen. Die Post könne das Problem angeblich nicht beheben, monierte Cerny. Was ein Risiko darstelle, sagte er, "denn so können wertvolle Minuten verlorengehen". tin

Ruhetage gibt es nur bei schlechtem Wetter "Gundhof": Ein ruhiges Idyll unter uralten Bäumen Von unserem Redaktionsmitglied Christina Wallenda MÖRFELDEN-WALLDORF. Die alltägliche Hektik hinter sich lassen, bei einem Glas Ebbelwoi oder einem dunklen Hefeweizen vom Faß unter Bäumen den Feierabend genießen - in Walldorf gibt's ein solches kleines Paradies. Etwas abseits gelegen, doch gut zu finden, wenn man sich in Richtung Kleintierzuchtanlage orientiert. Da taucht es linkerhand auf: das Gartenlokal "Der Gundhof". Alte Bäume mit ausladenden, dichten Laubkronen (darunter ein etwa 280jähriger Bergahorn) sorgen dafür, daß selbst in flirrendster Hitze den Besuchern die Sonne nicht allzu sehr auf die Köpfe knallt. Die Gäste wissen das Idyll unter Ahorn, Akazien, Linden und Kastanien fernab von Streß und Verkehrslärm zu schätzen. Das Idyll wird zwar momentan noch etwas von den Lichtsäulen gestört, die mit einbrechender Nacht unvermittelt anspringen, doch sie sollen demnächst ausgetauscht werden.

Daß es im "Gundhof" eher ruhig zugeht, obwohl es kaum Nachbarn gibt, die sich belästigt fühlen könnten, ist im Sinne von Familie Preuß. "Bei uns gibt kein Remmidemmi. Die Leute sollen sich erholen können", meint Walter Preuß. Und das wollen nicht nur die Einheimischen. "Die kommen von überall her - aus Neu-Isenburg, Offenbach und sogar aus Frankfurt", sagt Elsbeth Preuß, die den über hundert Jahre alten Familienbetrieb vor Jahren von ihren Eltern übernommen hat. Elsbeth Preuß besteht auf der Bezeichnung Gartenlokal, denn "einen Biergarten hat ja heute jeder". Der "Gundhof" ist kein Lokal, das wie die meisten Biergärten erst abends öffnet. Tagtäglich um 12 Uhr geht's los, sonntags sogar um 10.30 Uhr. Ruhetage gönnt sich die Familie nur bei schlechtem Wetter. Aber, lacht Elsbeth Preuß, da komme es schon vor, daß Gäste, die dann vor verschlossenen Türen stünden, hinsichtlich des Wetters anderer Meinung seien als die Betreiber.

Die Konsequenz: Solange es einigermaßen erträglich ist und nicht gerade Bindfäden regnet, werden die wetterfesten Gäste auch bewirtet. Mit Hessens Nationalgetränk Ebbelwoi, den Walter Preuß vom Faß in die Gläser oder Bembel fließen läßt, Obstweine, Pils oder auch einem dunklen Hefeweizen - selbstverständlich ebenfalls vom Faß. Gut: Für die Autofahrer gibt es auch alkoholfreien Gerstensaft und wer Cola, Limo oder Wasser vorzieht, muß deshalb nicht tiefer ins Portemonnaie greifen.

Weil dem Durst oft auch der Appetit folgt, gibt's vom nachmittäglichen Kuchen bis zum traditionellen Handkäs' eine Reihe von Kleinigkeiten. Daß die - bis auf den Kuchen - aus der eigenen Küche stammen, versteht sich für den Familienbetrieb von selbst. Tradition verpflichtet, denn immerhin gehörte zum Gundhof - den Namen verdankt er seinem Standort, der sogar älter als Walldorf ist - auch einmal ein Restaurant, das aber vor drei Jahren, als sich die Familie an die Modernisierung machte, geschlossen wurde. Mit der Neueröffnung vor zwei Jahren blieb es beim Gartenlokal. Im Winter macht der Familienbetrieb allerdings Pause. Erst im Frühjahr beginnt - je nach Temperatur - die Open- Air-Saison, die bis in den Herbst hinein andauert. Dann finden rund 200 Besucher Platz an den Gartentischen. Die Stühle mögen zwar manchem nach längerem Sitzen etwas unbequem erscheinen, passen aber allemal besser ins Gesamtbild als die genormten Plastiksessel, die andernorts bereitstehen.

Was seit der Schließung des Restaurants fehlt, ist eine Zuflucht, wenn's regnet. Zwar gibt es die Bäume, deren dichtes Laubwerk "den Regen schon ganz gut abhält", wie Walter Preuß versichert, doch wenn's richtig zu siefen anfängt, bleibt den Gästen nur der Rückzug.

Südamerika Cholera weitet sich aus

Die Zahl der Cholera-Infektionsgebiete ist auf 50 angewachsen. Neu hinzugekommen sind Kenia, Costa Rica und Französisch-Guayana. Das Bundesgesundheitsamt empfiehlt, dort auf "äußerste Hygiene" zu achten, da die Krankheitserreger vor allem durch unsauberes Wasser übertragen werden. In Mittelamerika und Südamerika sind nun - bis auf El Salvador, Paraguay, Uruguay und Guayana - alle Länder von der Cholera heimgesucht, während auf dem Schwarzen Kontinent 25 Länder - oder mehr als die Hälfte aller afrikanischen Staaten - betroffen sind. tdt

Programme & Prospekte

Begegnung steht im Mittelpunkt der Studienreisen des Spezialveranstalters Reisen & Frauen, Niederrheinstr. 290, 4000 Düsseldorf 31, Tel. 0211/4089676. Kommunikationsseminare während der Reisen sollen helfen, die eigene Individualität zu erkennen sowie Kontakte zu Frauen in der Gruppe und im Gastland fördern. Auf dem Programm stehen Studienreisen nach Sikkim/Nepal und Rajastan, durch Südindien, nach Jordanien und Oman sowie eine Mississippi- Stream-Boat-Tour in den USA. FR

Die Kurische Nehrung mit ihren Stränden, Dünen, Wäldern und kleinen Dörfern zählt zu den wiederentdeckten Urlaubsgebieten an der litauischen Ostseeküste. Das Haus von Thomas Mann in Nidden steht unverändert da; Spaziergänger finden auch heute noch Bernstein an der Küste . . . Der Veranstalter Bernstein- Reisen, Rombachweg 11, 6900 Heidelberg, Tel. 06221/809028, offeriert jetzt Pauschalreisen von mehreren deutschen Flughäfen an die Bernsteinküste sowie wöchentliche Schiffsreisen von Kiel nach Memel. Die Gäste wohnen in den Orten Juodkrante (Schwarzort), Nida (Nidden) und Palanga (Polangen). FR

Auf ins Kraut, unter diesem Motto stehen naturkundliche Wanderungen in den Kärntener Bergen, die von der Natur- und Kräuterschule Irschen veranstaltet werden. Die Bergbauerngemeinde offeriert auch Ferien auf dem Bauernhof. Informationen über Pauschalaufenthalte und Veranstaltungen: Natur und Kräuterschule Irschen c/o Fremdenverkehrsamt, A-9773 Irschen, Tel. 0043/4710/2477. FR

Über Feste in Frankreich 1992 informiert eine neue Broschüre, die das Französische Fremdenverkehrsamt herausgegeben hat. Auf 70 Seiten sind rund 700 Feste, Festivals, Ausstellungen und Messen aufgeführt. Wer wissen will, was er an seinem Urlaubsort in Frankreich alles erleben kann, findet alle Veranstaltungen übersichtlich nach Regionen und Monaten gegliedert in dem handlichen Informationsheft aufgeführt. Der Festivalkalender kann angefordert werden beim Maison de la France, Postfach 100128, 6000 Frankfurt am Main, Tel. 069/7560830. FR

Reisen in südafrikanische Länder in allen Variationen enthält der umfassende Katalog "Best of Africa '92", ein Gemeinschaftsprodukt von 20 Reiseveranstaltern, Fluglinien, Fremdenverkehrsämtern und Agenturen vor Ort. Er informiert auf 180 Seiten über die vielfältigen Reisemöglichkeiten in acht Länder im Süden des afrikanischen Kontinents und auf die Inseln im Indischen Ozean. Das Angebot umfaßt beispielsweise Gruppen- und Individualreisen, Farmaufenthalte, Camping- und Flug-Safaris, Exkursionen und Fotoreisen in Namibia, Botswana, Zimbabwe, Malawi, Swaziland, Lesotho, Bophuthatswana und Südafrika. Den Kataloge gibt es u. a. im Reisebüro oder bei Tourismus Marketing, Postfach 909, 7140 Ludwigsburg. FR

Malaysia für Individualisten offeriert der Asien-Veranstalter Mister Klaudia, International Bureau of Travel, Schillerstr. 18-20, 6000 Frankfurt am Main 1, Tel. 069/287939. Je nach Wunsch kann Badeurlaub auf den Inseln oder dem Festland kombiniert werden mit Entdekkertouren, Stadtaufenthalten oder Dschungelsafaris auf Borneo. Preis für eine 14tägige Badereise an die Ostküste mit Flug ab Frankfurt oder München: ab 2539 Mark, für eine 15tägige Rundreise entlang der "Batikstraße" ab 4457 Mark. FR

Flugreisen nach Martinique für Genießer, Abenteurer oder Erholungssuchende bietet ganzjährig und ab allen deutschen Flughäfen Martinique Reisen, Mattseestr. 20a, 8000 München 82, Tel. 089/4301616. Je nach Geldbeutel wohnt man auf der Karibikinsel im komfortablen Vier-Sterne-Hotel, Bungalow, Clubhotel oder im kleinen Familienhotel aus der Kolonialzeit. Preis für eine Woche mit Flug, Übernachtung und Frühstück im einfachen Strandhotel ab 2100 Mark. FR

Eine Trauung unter Palmen am berühmten Waikiki Beach von Hawaii oder in einer kleinen Kapelle auf den Nachbarinseln Kauai und Maui, diesen Wunsch realisiert Canusa Touristik, Bahnhofstr. 110 in 8032 München-Gräfelfing, Tel. 089/851043. Im neuen Katalog sind erstmals auch Golfreisen zu den Greens auf der Hauptinsel sowie auf Kauai, Maui, Lanai, Molokai und Dahu zu finden. Gebucht werden können insgesamt zwölf verschiedene Inselkombinationen, Badeurlaub und Rundreisen im Mietwagen oder Flugzeug. Preis für eine 14tägige Pkw- und Flugrundreise innerhalb des Archipels mit Aufenthalt in Privatunterkünften (Bed & Breakfast, 13 Nächte auf vier Inseln) plus Mietwagen ab 1868 Mark, für eine 14tägige Golfreise mit Unterkunft im First-Class-Hotel und Pkw ab 3482 Mark. FR

Statt Katalog jetzt "Eurotop" Elektronische Beratung hält Einzug in Reisebüros

Wieviele Wälder in Zukunft weniger abgeholzt werden müssen, weiß keiner zu sagen. Dazu ist "Eurotop", der elektronische Reisekatalog, noch zu neu. Aber durch das Computer-System, das die Touristik Union International in Hannover jetzt beim Start der Pilotphase der Fachwelt vorstellte, könnten Millionen von Papier-Prospekten überflüssig werden. Denn "Eurotop", da sind sich die Macher sicher, kannn mehr als der klassische Reise-Katalog mit seinen knappen Texten und den wenigen bunten Bildern. Nahezu unbegrenzt können Hotelfotos, Rundreisebeschreibungen oder Visabestimmungen in "Eurotop" eingelesen und am Bildschirm sekundenschnell dem Reisekunden vorgeführt werden.

21 Reisebüros von Hamburg bis München beteiligen sich am "Eurotop"-Test, zwei Reiseveranstalter, Kreutzer in München und seetours international, Frankfurt, haben ihre Programme des Sommers 1992 für den Probebetrieb eingespeist. Ein Großrechner in Paris und vor allem das europäische ISDN-Netz, die blitzschnelle digitale Daten-Übertragung, machen die Verbindung von den Reiseveranstaltern zu den Reisebüros möglich. Beteiligt am "Eurotop"-Versuch sind neben den deutschen auch 40 britische und französische Reisebüros sowie fünf bedeutende europäische Reiseveranstalter, unter ihnen der britische Marktführer Thomson und der französische Club Med.

Hinter dem Projekt stehen als Eigentümer die France Telecom, die Telekom der Deutschen Bundespost, die französische Tochter des Computer-Giganten IBM und ein französisches Software-Haus. Beteiligt als Partner ist unter anderem die TUI, Deutschlands größter Reisekonzern, die das Projekt in Deutschland in der Pilotphase betreut und maßgeblich an der Software-Entwicklung beteiligt war.

Der Clou von "Eurotop" ist die Möglichkeit der Aktualisierung. Wenn sich zum Beispiel Zollbestimmungen ändern, werden diese Änderungen vom Verlag Fink- Kümmerly und Frey in Ostfildern, einem weiteren Partner, nachts eingespeist. Wenn ein Hotel seine Bar umgebaut hat, wird ein aktuelles Foto mit einer speziellen Video-Kamera oder einem "Scanner" eingelesen und das veraltete Bild gelöscht. Der Hinweis auf Lärm durch einen Neubau nebenan kann in den Text eingefügt werden, um Ärger mit den Kunden zu vermeiden. Das Reisebüro ist so in der Kundenberatung immer auf dem akutellsten Stand - vorausgesetzt, der Anbieter ist auf Draht.

Bis zum Ende dieses Jahres wird der Probebetrieb laufen. Danach soll das von der EG finanziell geförderte "Eurotop" vermarktet werden. Welche Kosten dann auf Reisebüros und Reiseveranstalter zukommen, weiß noch keiner zu sagen. Welche Reiseveranstalter sich beteiligen, ist deshalb völlig offen und vermutlich auch eine Frage des an "Eurotop" zu zahlenden Entgelts - selbst die TUI möchte noch nicht sagen, ob sie als Anbieter mitmacht und welche Produkte sie eventuell einspeisen wird.

Bis die elektronische Katalog-Zukunft an Multi-Media-Terminals und eventuell sogar mit Selbstbedienung im kommenden Jahr beginnt, werden die beteiligten Reisebüros regelmäßig befragt. Ein automatisches Zählsystem hält ferner fest, welche Elemente stark und welche gar nicht genutzt werden. Denn "Eurotop" soll nicht das Schicksal von BTX oder der Bildplatte erleiden, die vor Jahren als EDV-Revolution im Reisebüro gefeiert wurden, aber bald nach der Vorstellung wieder sang- und klanglos in der Versenkung verschwanden.

JACKO A. HASSENMEIER

Schweiz Kritik an Hotels

Die Luxushotels in der Schweiz haben womöglich weniger Klasse als vielfach vermutet. Zwar wimmelt es im Land der Eidgenossen geradezu von Fünf-Sterne- Häusern, verdient haben diese Klassifizierung offenbar jedoch "nur sehr wenige". Dies zumindest meinen Inspektoren eines deutschen Hotel- und Restaurantführers - es handelt sich um den "Varta- Führer" - nach einer Visite von 40 Betrieben in fünf Schweizer Städten. Der "Pflegezustand der sogenannten Spitzenbetriebe" sei im Vergleich zu deutschen Hotels eher mager, das Interieur etlicher - der meist ausgangs des 19. Jahrhunderts entstandenen - Grand-Hotels komme dem Erhaltungszustand von Sperrmüll bedenklich nahe. "Aber auch wenige Jahrzehnte alte Bauten", so heißt es in einem dazu verfaßten Papier weiter, "sind beklagenswert abgewohnt und schlicht runderneuerungsbedürftig." Auch seien die Zimmer nicht selten klein und winzig und deren Ausstattung im Vergleich zum Anspruch der Häuser "eher bescheiden, bisweilen gar dürftig und zudem häufig erstaunlich unpraktisch".

Anderer Meinung ist das Schweizer Verkehrsbüro (SVB): Von den 2600 vom Schweizer Hoteliersverein kontrollierten Häusern seien 2300 inspiziert und ihrer Klasse gemäß mit den entsprechenden Sternen versehen. "Im übrigen ist das alles ziemlich kraß formuliert", so der Deutschland-Direktor des SVB, Peter Michel, weiter, "zu Sperrmüll sagen andere Antiquität." tdt

Umweltamt sucht Ideen für den Park Gewinn ist London-Reise

NIEDER-ESCHBACH. Die Gestaltung des künftigen Stadtparks Nieder-Eschbach ist das Thema eines Bürgerwettbewerbs, zu dem jetzt die Stadt Frankfurt aufruft. Ein bis zu 150 Hektar großer Stadtpark (die Stadtteil-Rundschau berichtete) soll in den nächsten Jahren direkt am nördlichsten Stadtteil Frankfurts entstehen, hebt Stadtrat Tom Koenigs (Grüne) in einer Wettbewerbsbroschüre hervor.

Für den Park ist ein Gelände vorgesehen, das im Nordwesten an die Autobahn A 5 und A 661 grenzt und sich im Südosten bis zum Harheimer Weg bei Bonames erstreckt. Die östliche Grenze soll der Eschbach zwischen Harheim und Nieder-Eschbach bilden.

Besonderes Gewicht mißt Koenigs der Meinung und der Planungsbeteiligung der Bürger bei: "Die Ergebnisse dieses Wettstreits bilden eine wichtige Grundlage für die Arbeit von ausgewählten Fachleuten, die im Oktober in einem Entwurfsseminar Gestaltungsideen für den Park entwickeln."

Der Wettbewerb des Umweltdezernats dauert noch bis 20. September. Bis dahin können Arbeiten eingereicht werden. Die Teilnehmer können fotografieren, schreiben, zeichnen, malen oder basteln und so ihre Ideen einbringen, wie der "Stadtpark Nieder-Eschbach" einmal aussehen soll. Auch Vorschläge, wie die Beflanzung gestaltet werden, was das Erholungsgebiet für Unternehmungslustige bieten und welche Freizeiteinrichtungen im Park entstehen könnten, sind gefragt. Wichtig für die Planung ist auch, wie die Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe in den neuen Stadtpark einbezogen werden können.

Der Phantasie der Bürgerinnen und Bürger sind keine Grenzen gesetzt. Die Mühe soll auch belohnt werden: Für die besten Ideen und Vorschläge gibt es zahlreiche Preise zu gewinnen. Ein Hauptgewinn ist eine Reise nach London zum "Hyde Park".

Weitere Informationen gibt es im Umweltamt, Abteilung Umweltplanung, Philipp-Reis-Straße 84, unter dem Stichwort "Stadtpark Nieder-Eschbach". jan

Verkehr Schleichweg nach Griechenland

Autourlauber aus Nord- und Ostdeutschland mit Ziel Griechenland oder Türkei müssen nicht unbedingt durch Süddeutschland und Österreich fahren. Der ADAC verwies auf eine alternative Transit-Route über die Tschechoslowakei. Diese Strecke über Dresden, Prag und Bratislava nach Gyoer und weiter nach Budapest und Szeged könne seit der visafreien Einreise in die CSFR und nach Ungarn problemlos passiert werden und sei auch kürzer - für Autofahrer aus dem Raum Hamburg rund 200 Kilometer. Eine Fahrt auf dem Autoput über Zagreb in Kroatien und Belgrad in Serbien ist weiterhin nicht möglich. dpa

Der Ortsbeirat fragt nach Titus-Thermen sind behindertengerecht

NORDWESTSTADT. Eigentlich, sagt Theo Gärtner, Vorsteher des Ortsbeirats 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt), eigentlich sei es egal, wie aufwendig ein Schwimmbad geplant und konzipiert sei. "Es sollte selbstverständlich sein, daß überall an genügend Umkleidekabinen für Behinderte gedacht wird." Die Titus-Thermen sind ein aufwendiges und sehr teures Bad.

Ob es ausreichend Platz auch für behinderte Besucher gibt, da sind sich die Mitglieder des zuständigen Ortsbeirats 8 indes nicht sicher. "Bei uns haben sich Leute beschwert, daß Behindertenumkleidekabinen fehlen", sagt Gärtner. Die Politiker wollen darum vom Magistrat wissen, ob die Zahl der Spezial-Kabinen ausreicht.

Klaus Lieberenz, Verwaltungsleiter der Titus-Thermen, sieht hier kein Problem: "Wir haben einen speziellen Bereich für Behinderte." Dort sei alles etwas großzügiger: durch die Türen passen auch Rollstühle, mühelos könne man aus den Kabinen zu den Toiletten und in den Duschbereich fahren. Von 930 Schränken sind 15 für Behinderte reserviert.

Auch die acht großen Kabinen in dem Bereich, der allen Besuchern zugänglich ist, könnten von Behinderten genutzt werden. "Wir haben noch keine Beschwerden bekommen", sagt Lieberenz. Der Ortsbeirat wartet jetzt noch auf die Antwort vom Magistrat. sen

"Der Goldsteiner" galt als zäh und tapfer Schon vor Jahrzehnten wurden die Neubürger im Süden von Frankfurt hochgelobt

GOLDSTEIN. "Der einfache Mann, der zäh, tapfer und unverdrossen um sein tägliches Brot ringt, der nicht viel Worte macht, der einfach handelt." So idealisierte ein Journalist den "typischen Goldsteiner" nach dem Zweiten Weltkrieg. Nicht erst beim Wiederaufbau der teilweise zerstörten Häuser waren diese Wesenszüge prägnant für die Siedler im Südwesten Frankfurts. Vor 60 Jahren gründeten Frankfurter Familien mit dem Bau der ersten 400 Häuser die Goldsteinsiedlung.

In einer damals völlig neuen Projektarbeit errichteten hauptsächlich Arbeitslose in gemeinschaftlicher Eigenarbeit ihr zukünftiges Heim selbst. Mit der Siedlung entstand Wohnraum für Menschen, die in den alten Frankfurter Stadtteilen keine Existenzgrundlage mehr hatten. Ende der zwanziger Jahre befand sich die Weltwirtschaft in einer heftigen Krise, in Deutschland zählte man sieben Millionen Arbeitslose. Auch an Frankfurt ging diese Krise nicht spurlos vorüber. Arbeitlosigkeit, Mangel an Nahrungsmitteln und schlechte Wohnverhältnisse waren allgegenwärtig.

Im Rahmen eines Beschäftigungsprogrammes stellte die Stadtverordnetenversammlung nach einem Beschluß im September 1931 Mittel für den Bau einer Siedlung zur Verfügung. Jeder der angenommenen Bewerber erhielt ein Darlehen von 3500 Reichsmark und das Bauland, damals noch der Gemarkung Schwanheim zugehörig. Die Siedler sollten nach den Vorstellungen des Reichsfinanzministers den Großteil ihres Lebensunterhaltes durch Gartenbau und Kleintierzucht selbst erarbeiten und dadurch die öffentliche Fürsorge entlasten. Die Regierung erhoffte sich durch Siedlerprojekte im ganzen Land eine Ersparnis von 70 Millionen Reichsmark.

Für das Projekt Goldstein gab es sofort Hunderte von Bewerbern. 1932 mußten aus 2600 Antragstellern 230 ausgesucht werden. Bedingung für die Vergabe einer Siedlerstelle: der Bewerber mußte aus Frankfurt kommen. Kinderreiche Familien und Arbeitslose wurden vorgezogen. Als die Nazis an die Macht kamen, galten dann andere Kriterien. Ab 1933 wurde nach politischer, charakterlicher, gesundheitlicher und "erbbiologischer" Hinsicht ausgewählt.

Im Frühjahr 1932 begannen nach rascher Planung die Bauarbeiten. Unter der Leitung eines Obmannes fanden sich jeweils Gruppen von zehn bis 20 Mann zusammen und halfen den ausführenden Firmen kostenlos als Arbeitskräfte. Dabei mußten sich die zukünftigen Goldsteiner verpflichten, 4000 Arbeitsstunden auf dem Bau zu leisten. Bereits im Oktober desselben Jahres zogen die ersten Familien in die Siedlung Goldstein ein. Die 400 neuerbauten Häuser waren bescheiden geschnitten. Sie boten einer vierköpfigen Familie in etwa Platz. Viel wichtiger als das Häuschen selbst war jedoch der große Garten. Aus ihm sollten sich die Bewohner mit Obst und Gemüse versorgen. Fortan waren die Siedler damit beschäftigt, sich ein Grundwissen in der Kleintierzucht und dem Gemüseanbau anzueignen.

So wurde die Siedlergemeinschaft Goldstein gegründet, die regelmäßig Schulungsabende für die ehemaligen Stadtbewohner anbot. Außerdem war der Zusammenschluß die Lobby der Bürger bei Verhandlungen mit der Stadt. Auch heute noch gibt es die Gemeinschaft, seit 1935 organisiert der Verein die Siedlerkerb. Für die Bewohner des jungen Vororts war es nicht immer leicht, bei der Stadt Verbesserungen der Wohnqualität durchzusetzen. Bis 1946 gab es keinen Anschluß an das öffentliche Wassernetz. Das kostbare Naß mußte aus Brunnen geschöpft werden. Auch die Entwässerung ließ zu wünschen übrig: Das Küchenabwasser versickerte einfach im Boden, die Fäkalien wurden mit Kübeln in eine Dunggrube, die sogenannte "Puddelkaut", geschüttet. So kam Goldstein zu dem scherzhaften Namen "Scheißkübelhausen", der heute wohl seine Gültigkeit verloren haben dürfte.

Nach dem Krieg mauserte sich die Siedlung zu einem echten Stadtteil. Eine Schule wurde gebaut, zwei Kirchengemeinden entstanden, es entwickelte sich ein reges Vereinsleben. 1952 zählte Goldstein bereits 8000 Einwohner.

Ob Goldstein wirklich der "schönste Stadtteil Frankfurts" ist, wie der Festausschuß vor zehn Jahren behauptete, muß jeder selbst entscheiden. Eine gute Gelegenheit dazu bietet das Straßenfest zum 60. Geburtstag der Siedlung am 8. und 9. August in der Straße am Wiesenhof. hen

Ortsbeirat 8 möchte Graffitis fördern In der Nordweststadt sollen Parolen mit bunten Sprühbildern überdeckt werden

NORDWESTSTADT. Einen regelrechten Boom erleben Wandparolen in der Nordweststadt derzeit. Die übliche Verfahrensweise ist meist: Malertrupps schwärmen aus und tünchen die beschmierte Wand neu - oft in "provozierendem" Weiß. "Das lädt doch geradezu zum Sprühen ein", kommentiert Helmut Gärtner Sinn und Unsinn der üblichen Praxis.

Da der Ortsvorsteher (SPD) die vorwiegend rechtsextremen Parolen langfristig beseitigt haben will, kam ihm eine unkonventionelle Idee: Graffitis. Würden die Parolen mit bunten Wandbildern übersprüht, "gibt es bestimmt keine Reaktionen mehr".

"Drei Fliegen mit einer Klappe" (Gärtner) könnten mit einer solchen Aktion geschlagen werden: die dann offziell beauftragten Sprayer treten mit ihrer Kunst aus der Illegalität heraus, die tristen Ecken in der Nordweststadt könnten farblich belebt und rechtsextreme Parolen beseitigt werden.

Vor zwei Monaten diskutierten die Mitglieder des Ortsbeirats 8 diesen Vorschlag. Verabschiedet wurde ein Antrag, in dem um finanzielle Hilfe und die "Freigabe" öffentlicher Wände für Sprühaktionen gebeten wird. Auch Kulturdezernentin Linda Reisch zeigte sich in einem Telefongespräch mit dem Ortsvorsteher von dieser Idee beeindruckt. Was sie dem Sozialdemokraten damals nicht sagte, war, daß die ABM-Stelle im Kulturamt für Graffiti-Kunst nach einjähriger Dauer jetzt eingestellt wurde.

Peter Loewy, der bis dato diese ABM-Stelle innehatte und zahlreiche Frankfurter Sprüher betreute, sieht auch keine Chance zur schnellen Umsetzung: "Alles, was über die Ämter läuft, dauert ewig." Man wolle aber so schnell wie möglich handeln, sollen doch den Sympathisanten der rechtsgerichteten "Freien Wählergemeinschaft Frankfurt" (FWF) die illegalen "Werbeflächen" entzogen werden. Gärtner: "Gutgemeinte Ideen werden oft durch den hohen Verwaltungsaufwand verzögert und kaputt gemacht."

Als die FWF unter der Federführung des ehemaligen NPD-Mitglieds Uschi Gerold vor ein paar Wochen Handzettel mit ausländerfeindlichen Parolen in der Nordweststadt verteilte, "organisierte der CDU-Vorstand sofort eine Dreier-Gruppe, die die Zettel entfernten", erläuterte Gärtner. Man will der FWF keine Chance lassen, die Stimmung in der Bevölkerung anzuheizen. Die Diskussion um eine Gemeinschaftsunterkunft am Niederuseler Hang beispielsweise verlief laut Gärtner "auf hohem Niveau", und "die Bevölkerung hat das Thema ohne negative Reaktionen aufgenommen".

Auch die am Hang ansässigen Firmen würden sich nicht gegen die für 1993 geplanten Unterkünfte stellen. Helmut Gärtner: "Wir wollen gegen die Bildung eines Gettos arbeiten." Weiter will der Ortsbeirat 8 vom Magistrat prüfen lassen, ob gegen die nächtlichen Sprüher Strafantrag gestellt und auf Schadenersatz geklagt werden könnte, sagte der Ortsvorsteher. Die Parolen sind vorwiegend an der U-Bahn-Station, an Bushaltestellen, auf Transformatorenhäuschen, auf Stützmauern um Mülltonnen und auf Schaltkästen der Post wiederzufinden.

"Die Anfrage muß dann verschiedene Ämter durchlaufen", erklärte Peter Loewy dazu. Mit Graffiti-Künstlern könne er dem Ortsbeirat aushelfen: "Ich könnte eine Graffiti-Agentur aufmachen."

Gärtner macht keinen Hehl aus seiner Sympathie für die "zeitgenössische Kunstgattung": "Der Druck und das Engagement, mit dem das Graffiti-Sprühen vorgetragen wird", beeindrucken den Stadtteilparlamentarier. Die Nacht- und Nebel-Aktivisten würden Vorentwürfe zeichnen, hätten ein Gespür für Farben und Formen. Natürlich spiele "der Reiz des Verbotenen eine große Rolle", so Gärtner.

Er ist aber zuversichtlich, daß die Straßenkünstler auch ohne "das Stigma des Verbotenen" arbeiten können. "Wir würden gerne Avantgarde sein in Frankfurt", meinte der Sozialdemokrat. Ein Plagiat sei die Idee dennoch - in Langen wurde vor kurzem ein Graffiti offiziell von den Stadtvätern bestellt. tin

Gäste spielten Flamenco Sommerfest im Sound-Depot / Subventionen gefordert

OSTEND. "Wir wollten den Sommer beschwören, aber der Sommer hat nicht mitgespielt", bedauerte Bernd Reisig, Mitinhaber vom Sound-Depot in der Ostparkstraße. Zum erstem Mal organisierten die Betreiber im Biergarten der Alten Brauerei ein Sommerfest. Bei "Drinnen und Draußen '92" sollten die Gäste Gelegenheit haben, kreativ zu sein.

"Zwischen 40 und 400 Gäste haben wir erwartet, es sind wohl eher 40", konstatierte Bernd Reisig. Die wenigen Besucher ließen sich die Laune nicht verderben. Spätestens als eine Gruppe von spanischen Stammgästen Flamenco spielte und dazu tanzte, kam ein wenig sommerliche Stimmung auf. Am späteren Abend unterhielt die Gauklertruppe "Double Trouble" das Publikum mit Jonglage, Feuerspuckerei und einer "Magic- Show" in fluoreszierenden Anzügen.

"Wir sind der einzige Frankfurter Musikclub mit Garten vor der Tür", sagte Bernd Reisig. "Außerdem haben wir keine Nachbarn, die sich wegen zuviel Lärm Keine Sommerpause beschweren könnten. Diese Gegebenheiten muß man einfach mal für eine Gartenparty nutzen." Hinzu kommt, daß das Sound-Depot im Gegensatz zu anderen Clubs keine Sommerpause macht. "Drinnen und Draußen" war also auch eine Fete für die Daheimgebliebenen.

Der Verzicht auf eine Pause ist jedoch nicht nur auf besonderes kulturelles Engagement der drei Gastwirte zurückzuführen, sondern hat finanzielle Gründe. "Andere Livemusik-Kneipen werden von der Stadt subventioniert. Wir haben schon zweimal einen entsprechenden Antrag gestellt und bekommen bisher keinen Pfennig", beschwerte sich Dieter Ebert, ebenfalls im Depot aktiv.

Vor etwa drei Jahren, in der Anfangsphase der Kneipe, mußten die Betreiber für neun Monate vorübergehend schließen, da die Bauaufsicht fehlende Notausgänge bemängelte. "An diesen Schulden haben wir heute noch zu knabbern", sagte Dieter Ebert. "Eigentlich können wir immer nur für die nächsten vier Wochen sagen, ob wir durchhalten", fügte Kompagnon Bernd Reisig hinzu, der nebenher eine Künstleragentur betreibt. "Vom Sound-Depot allein können wir nicht leben", so der Wirt.

Einen Subventionsbetrieb streben die Betreiber nicht unbedingt an, aber: "Es ist einfach die absolute Ungerechtigkeit, mit der die Stadt Mittel für Kultur vergibt. Sogar im Nachtragshaushalt kriegen manche Frankfurter Kulturbetriebe noch Geld bewilligt, während wir weder Miete, geschweige denn Werbekosten erstatten bekommen", so Ebert.

Dieter Bassermann, im Kulturdezernat für Subventionsangelegenheiten zuständig, sieht das anders: "Wir haben 1991 dem Sound-Depot mit 10 000 Mark aus der Patsche geholfen, und das Dezernat hat in den letzten Wochen mehrmals mit den Gastwirten über mögliche Förderung verhandelt. Wir sind jedoch nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen."

Für Bassermann sind jetzt die Kneipiers am Zuge. "Auf Wirtschaftlichkeit eines Betriebes müssen die Betreiber selbst achten, wir unterstützen nur das kulturelle Programm." Bassermann schließt nicht aus, im Etat 1994 Mittel für das Depot einzuplanen: "Voraussetzung ist, daß die Wirte Entgegenkommen zeigen und von uns keine pauschale Unternehmensförderung verlangen."

Trotz der angespannten Finanzlage der Stadt sehen die Betreiber die Stadt verpflichtet, "gerade im kulturell dünn besiedelten Ostend" mehr zu tun. "Irgendwann ist unsere Lust nämlich auch mal am Ende", meinte Bernd Reisig. hen

Stadtteil-Lesertelefon "Radweg gefährlich"

SACHSENHAUSEN. "Zum Glück habe ich gute Bremsen, sonst wäre ich wahrscheinlich gestürzt", mutmaßt Radfahrerin Marita U. aus der Oppenheimer Landstraße. Regelmäßig fährt die Stadtteil-Rundschau-Leserin mit ihrem Drahtesel durch den Stadtteil. Dabei fiel ihr eine regelrechte Radlerfalle auf, in die sie beinahe selbst getappt wäre. Der Radweg von der Holbeinstraße in Richtung Mörfelder Landstraße endet hinter den Eisenbahnunterführungen im Nichts. Was die Angelegenheit zusätzlich gefährlich macht: Eine hohe Bordsteinkante sagt dem Radfahrer: "Hier ist Schluß".

"Die einzige Möglichkeit, die Kante zu umgehen, besteht darin, die parallel verlaufende Straße zu benutzen. Die ist aber gerade unter der Eisenbahnbrücke dunkel und gefährlich", meinte Marita U. Die Kante könnte abgesenkt werden, schon sei den Fahrradfahrern geholfen, findet sie.

Peter Blöcher, Fahrradbeauftragter der Stadt Frankfurt, kann die besorgte Frau beruhigen: "Just diese Woche habe ich entsprechende Änderungspläne für diese heikle Ecke fertiggestellt." Nach Blöchers Vorstellungen soll der Radweg von der Tiroler Straße ab bis zur Mörfelder Landstraße durchgehend ausgebaut werden. Alle Bordsteinkanten werden im Rahmen dieser Bauarbeiten abgesenkt. Sobald die Pläne im August den Ortsbeirat passiert und die Baubehörde ihre Zustimmung gegeben hat, könne mit der Entschärfung begonnen werden, sagte Blöcher. hen

Kinder kämpften mit den Krokodilen Titus Thermen: "Abenteuerspielplatz Riederwald"-Betreuer organisierten Spiele

NORDWESTSTADT. Todesmutig stürzte sich der achtjährige Mateo auf das zwei Meter lange Krokodil im Schwimmbecken der Titus Thermen. In seiner Phantasie durchlebte er gerade einen Kampf mit der Bestie wie der Held aus dem Film "Crocodile Dundee". Darüber vergaß der Junge aus Kroatien völlig den Schneidezahn, den er kurz zuvor beim Rutschen eingebüßt hatte, und die unwirkliche Beschaffenheit seines Reptils: nur Luft und Gummi. Zusammen mit Mateo waren noch etwa 200 Kinder auf der Jagd nach den grünen Luftmatratzen im Spaßbecken des Hallenbades.

Diese Krokodiljagd war bereits das zweite Aktions- und Spielangebot der Titus Thermen während der Sommermonate. Damit versuchen die Veranstalter, die Kinder aus den Freibädern in ihre Hallen zu locken. Für das erlebnisreiche Krokodilspiel sorgten die Mitarbeiter des Vereins "Abenteuerspielplatz Riederwald". Sie waren für zwei Nachmittage engagiert worden: erst organisierten sie das Spiel mit 20 Krokodilen und fuhren dann mit dem Spielmobil vor.

Wieviel Spaß den Fünf- bis Zwölfjährigen die Spielideen der Betreuer machten, konnten die Besucher des Hallenbades sehen und vor allem hören. Kaum waren die Gummi-Echsen im Wasser, jauchzten, lachten und schrien die Kinder vor Freude wild durcheinander. Alle stürzten sich auf die gefährlich aussehenden Luftmatratzen, und wer kein grünes Reptil ergattert hatte, der konnte sich auf die Jagd nach unzähligen roten Plastikbällen machen, die im Becken umhertrieben. Einige Kinder sammelten emsig mit bereitgestellten Eimern die kleinen Bälle, gerade so, als ob sie die Fundstücke behalten dürften. Andere warfen wiederum die Bälle ihren Spielkameraden zu, und einige wenige Kinder machten sich, zum Entsetzen der Mütter, einen Spaß daraus, die Schwächeren zu bewerfen.

Wem der ganze Trubel zuviel wurde, der konnte in aller Ruhe im Schwimmerbecken seine Tauchkünste beweisen. Mit Steinen gefüllte Kühlelemente galt es aus 1,80 Meter Tiefe zu bergen - kein Problem für die elfjährige Ina. Schnell tauchte sie auf den Fliesengrund und mit den Elementen wieder nach oben. Jens, ihr Kamerad aus der Nachbarschaft, war darin nicht so gewandt. Der Siebenjährige konnte nicht längere Zeit unter Wasser bleiben, doch führte er immer wieder stolz vor, wie er "gerade stehend" bis auf den Beckenboden hinabsinken konnte.

Eigentlich hatten die Mitarbeiter des "Abenteuerspielplatz Riederwald" noch mehr Spiele geplant, etwa Tauziehen oder Zielspritzen. Aber die Kinder tobten und spielten so ausgelassen, daß Wettbewerbe nicht nötig waren. "Am schönsten ist es, wenn Kinder sich selbst beschäftigen können - und deshalb haben wir auf Wettbewerbe mit Trillerpfeife und Schlangestehen verzichtet", sagte Sozialpädagoge Eberhard Roth.

Die Krokodiljagd im "Spaßbecken" war ein voller Erfolg. Sogar Mütter, Väter und Großeltern, die anfangs nur als stille Beobachter dabei waren, waren beim Spielen eifrig dabei. Mit vereinten Kräften brachten es alle fertig, fünf der 20 Krokodile zu erlegen. Den Reptilien war mit der Zeit die Luft ausgegangen. Sie lagen nur noch schlapp am Beckenrand.

Allmählich lichtete sich das Gewusel im Schwimmbad, denn am späten Nachmittag stand auf dem Walter-Möller-Platz das Spielmobil des Vereins bereit. Hauptattraktion war die 14 Meter lange Rollenrutschbahn. In roten Plastikkisten sausten die Kinder vom 1,50 Meter hohen Turm aus über die Rollen des ehemaligen Industrieförderbandes zu Boden. "Da denkste, du fällst an der Seite runter", berichtete die elfjährige Kathi aufgeregt, und ihre Freundin Sandy fühlte sich sogar "wie auf der Autobahn, weil man so schnell wird".

Auch die anderen Spiele am und ums Mobil nutzten die Kinder und manche Eltern. Sie spielten Basketball, hüpften auf dem sechzehn Quadratmeter großen Luftkissen, malten, tippten auf alten Schreibmaschinen und vieles mehr. Der Platz verwandelte sich in eine bunte Spielwelt, in der sich Kinder verschiedenster Nationalitäten friedlich miteinander vergnügten. Ihr Ziel, "den Kindern einen schönen Tag zu ermöglichen", hatten die Mitarbeiter des Abenteuerspielplatzes Riederwald erreicht. Darüber hinaus sollen die "betreuten Spielangebote zeigen, daß es auch anders geht: "Kinder können sich, anstatt sich auf dem Spielplatz zu hauen, sozial und fair auseinandersetzen", erläuterte Betreuer Eberhard Roth.

Das Spielmobil steht noch bis Ende Juli im Park hinter dem Völkerkundemuseum am Sachsenhäuser Mainufer. Das Abenteuer suchen können dort Kinder beim Hüttenbau, am Lagerfeuer und in Booten auf dem Main montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr. mec

Sikorski warnt vor Beruhigungs-Unruhe Erste Tempo-30-Zone im Nordend / Ortsbeirat 3 erwartet nur "einzelne Proteste"

NORDEND. "Veränderungen bringen immer eine gewisse Unruhe mit sich", mahnte Lutz Sikorski (Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Römer. Der Ortsbeirat 3 solle sich darauf vorbereiten, daß es Probleme geben könnte. Seit einer Woche gibt es auch im Nordend "Tempo 30": Mit Ebbelwei und Brezeln feierte der Beirat die Eröffnung der ersten Tempo-30-Zone im Ortsbezirk 3. Die Verkehrsberuhigung gilt in dem Karree zwischen Glauburgstraße, Eschenheimer Anlage, Friedberger und Eckenheimer Landstraße, im Gebiet 8.

Bei einem Treffen vor Ort, bei dem Ortsbeiratsmitglieder und Stadtverordnete das Ergebnis der Verkehrsberuhigung besichtigten, warnte Sikorski vor frühzeitiger Euphorie. Erfahrungen in Bornheim hätten gezeigt, daß es bei der Einführung von Tempo-30-Zonen unerwartete Probleme geben könne. Der benachbarte Ortsbeirat 4 hätte ebenfalls eine durchdachte Planung vorgelegt, und dann sei ausgerechnet an der Stelle, wo die Planer mit Problemen gerechnet hatten, nichts passiert, dafür aber andernorts "das pure Chaos" ausgebrochen, erinnerte Sikorski.

Eine Gefahr, die Armin Eikenberg (SPD) für das Nordend nicht sieht. Die geplante Verkehrsberuhigung habe den Vorteil, daß man keine einzige Straße "abgehängt" habe, so Eikenberg. Zwar rechnet auch der Ortsbeirat 3 mit einzelnen Protesten. Es sei jedoch nur eine Frage der Zeit, bis sich die Autofahrer umgewöhnt hätten. Bis dahin "muß der Ortsbeirat eben einen etwas längeren Atem unter Beweis stellen", sagte Ortsvorsteher Rainer Prewo (SPD).

Als nächstes wird in dem Bereich zwischen Oeder Weg und Eckenheimer Landstraße (Gebiete 4 und 5) Tempo 30 eingeführt, danach in dem Viertel oberhalb der Glauburgstraße (Gebiete 6 und 7). "Spätestens bis zum Ende des Jahres wollen wir die Beruhigung in allen Gebieten umsetzen", betonte Prewo. rea

Kühne Pläne im Ostend Entwürfe für neues Stadtviertel mit 4000 Bewohnern

OSTEND. Ein neues Stadtviertel soll zwischen Flößer- und Deutschherrnbrükke und der Sonnemannstraße entstehen, mit der mächtigen Großmarkthalle als Mittelpunkt. Die Stadt hatte deshalb ein Gutachterverfahren ausgelobt, an dem sich sechs Architekturbüros beteiligten. Das schlüssigste Gesamtkonzept legte nach Ansicht der Gutachter das Hamburger Architektenbüro Ohrt/von Seggern vor (die FR berichtete). Aber auch die übrigen fünf Entwürfe bieten interessante, zum Teil spektakuläre Ideen für das 22 Hektar große Areal. Die Stadtteil-Rundschau stellt deshalb alle Beiträge des Gutachterverfahrens in einer mehrteiligen Serie vor.

Die städtischen Planer teilen das Gebiet in zwei Hauptabschnitte. Denn der westliche, von der Flößerbrücke bis etwa zur Großmarkthalle, ist als Sanierungsgebiet ausgewiesen. Folglich könne hier relativ schnell neu gebaut werden, meint man im Stadtplanungsamt, auch wenn ein gut Teil der Grundstücke noch nicht verfügbar ist. Geklärt werden müßten außerdem noch die Fragen nach Altlasten auf den jetzigen Gewerbeflächen.

Der Bebauung des östlichen Abschnitts bis zur Bahnlinie nach Hanau liegt momentan noch ein ganz dicker Brocken im Weg: die Großmarkthalle. Planungsdezernent Martin Wentz will den Markt zwar nach Fechenheim verlegen - wann er sich damit aber beim grünen Koalitionspartner und den Händlern durchsetzt und wer den Umzug bezahlt, ist noch völlig unklar. Deshalb lautete eine zentrale Forderung an die Entwürfe der Architekten, daß der westliche Teil des neuen Viertels auch ohne den Abschnitt rund um den jetztigen Großmarkt "lebensfähig" sein solle.

Etwa 4000 Menschen sollen in den 1400 Wohnungen des neuen Quartiers einst leben, wobei ein Drittel Sozialwohnungen, ein Drittel nach dem "Frankfurter Programm" für mittelständische Familien und ein Drittel frei finanzierte Wohnungen sein werden. Eine Grundschule und zwei Kindertagesstätten sind für den Nachwuchs vorgesehen. Für Büros und Handwerksbetriebe bleiben etwa 75 000 Quadratmeter reserviert.

Das Mainufer soll der Park des südlichen Ostends werden, der zum einen Verbindungen mit der Uferzone westlich der Flößerbrücke und dem Anlagenring hat, zum anderen über eine Allee mit dem Ostpark verknüpft werden könnte. big

Durch großzügige Alleen weht der Wind Der Sieger-Entwurf für das Ostend sieht klar gegliederte große Wohnblöcke vor

OSTEND. Bäume stehen entlang der Uhland-, Rückert- und Holzmannstraße. Die neuen Alleen ziehen sich hinunter bis zum Main und weiten sich dort zu luftigen, zum Wasser hin offenen Plätzen. Das Ende der verlängerten Rückertstraße senkt sich sanft, dem Geländeniveau entsprechend, hinunter zum Main. Diese gelungene Verbindung der "Grünachsen" von Mainufer, Anlagenring und dem Ostpark (über Holzmann-, Gruson- und Ostparkstraße) ist ein Grund, warum die Jury den Entwurf des Hamburger Architektenbüros Ohrt/von Seggern zum Sieger des Gutachterverfahrens kürte. Denn die Alleen dienen auch als Schneisen für die Belüftung der hinteren Viertel mit frischer Luft, die über den Main in den Frankfurter Osten hineinweht.

Zentrum des neuen Viertels zwischen Sonnemannstraße und Main wird der Platz westlich der Großmarkthalle. Hier und in der denkmalgeschützten Halle mit Einzelhandelsgeschäften und öffentlichen Einrichtungen spielt sich das Leben ab. Die Menschen wohnen am Fluß in zu Dreiergruppen geordneten Blöcken. Dabei sehen die Architekten parallel zum Main durchweg höhere Gebäude vor als in Nord-Süd-Richtung. Die Gartenhöfe sind für jedermann zugänglich und öffnen sich zum Main hin.

Die Wohnhäuser entlang der Sonnemannstraße folgen dem gleichen Prinzip: Maximal sechs Geschosse in Längsrichtung, flachere Bauten quer zum Main. Die Blockrandbebauung an der Straße bleibt geschlossen - als Lärmschutz. Rund 85 Prozent der Wohnungen liegen nach Berechnungen der Architekten auf der Südseite. Von den Höfen aus ist der Fluß zu sehen, oder aber die Innenräume orientieren sich zur Großmarkthalle.

Der Riesenbau, 220 Meter lang, 60 Meter breit und an den Seiten 35 Meter hoch, prägt das Viertel als unübersehbarer Mittelpunkt. Die Wohnhäuser nördlich und südlich bleiben in respektvollem Abstand. Damit sie von der riesigen Halle nicht "erschlagen" werden, soll eine breite, "repräsentative" (Planer-Jargon) Straße Wohnungen und Großmarkt trennen.

Ohrt/von Seggern wollen den Stadtteil über die jeweils verlängerten Rückert- sowie die Holzmannstraße erschließen. Über die Oskar-von-Miller-Straße soll das Viertel nur vorläufig zu erreichen sein. Gleichwohl ist in diesem Entwurf nicht eindeutig zu erkennen, daß die Hauptlast des Verkehrs in West-Ost-Richtung über die Sonnemannstraße abgewickelt werden soll.

Die Bewohner stellen ihre Autos in Tiefgaragen ab. Die unterirdischen Parkplätze sollten nicht zu groß sein, in der Nähe der Hauseingänge liegen und vom eigenen Keller aus zu erreichen sein, schlagen die Architekten vor. Denn so sei die "soziale Kontrolle" gewährleistet. Als Ergänzung könnte unter der Großmarkthalle eine große Garage gebaut werden, auch als Voraussetzung für ein künftiges "Carsharing"-Projekt (mehrere Autofahrer teilen sich je nach Bedarf ein Auto).

Das Stadtplanungsamt hat allerdings auch Nachteile bei dem Siegerentwurf ausgemacht. Problematisch sei vor allem die fehlende "Hierarchie" zwischen Sonnemann- und Oskar-von-Miller-Straße - also die Kennzeichnung als Hauptverkehrs- beziehungsweise Wohnstraße - und die Orientierung der nördlichen Wohnblocks auf die Markthalle. Außerdem haben Ohrt/von Seggern die Gebäude so dicht an den Main gezogen, daß die Hafenbahn wegfallen müßte - und die soll erhalten bleiben. Aber, so Stadtplaner Dieter von Lüpke: "Alle Entwürfe müssen überarbeitet werden." big

Opa half beim Tauziehen "Pfingstweide"-Kleingärtner feierten ihr Sommerfest

BERGEN-ENKHEIM. Seltsame Blüten trieben manche der Hecken und Beete: Rote, blaue und gelbe Luftballons schienen an den Büschen zu wachsen, bunte Fähnchen flatterten zwischen den Zweigen im Wind. Die Kleingärtner des Vereins "Pfingstweide" feierten ihr Sommerfest und hatten ihre Gärten in der Anlage am Jean-Kempf-Weg geschmückt.

Ein Kinderspielfest, eine Tombola und später Musik und Tanz für die Erwachsenen - das war das Programm, das Kunibert Damm organisiert hatte. Die Kinder hatten einen kleinen Spielparcours zu bewältigen, an dessen Ende für jeden eine Belohnung winkte. "Bei uns gewinnen alle", bestätigte der Vereins-Vorsitzende Heinz Schwab. Mit einer Teilnehmerkarte ausgerüstet galt es, verschiedene Spiele zu absolvieren. Dabei spielte es keine Rolle, wie schnell Jungen und Mädchen im Sack hüpften - erlaubt war auch Mamas Hilfe -, oder bei welcher Zahl das Glücksrad stehenblieb. Hauptsache, die Sache machte Spaß.

Den hatten die Kinder besonders beim Ballwerfen. Mit Tennisbällen mußten sie auf Scheiben werfen, auf denen ihnen Batman, Garfield und Alf so lange entgegengrinsten, bis die Filmfiguren nach gezieltem Wurf umkippten. Oder beim Tauziehen mit Opa: "Nein, allein gegen drei, das schaffe ich nicht", lachte das kleine Mädchen. Also half der Großvater aus, und mit vereinten Kräften zogen die zwei ihre drei Widersacher über den Kiesweg.

Spielten die Kinder beim Fest um Süßigkeiten und Comics, würfelten Erwachsene um Freßkorb, Sporttasche und Wanduhr. Jede Menge Preise gab es auch bei der Tombola zu gewinnen. "Die haben Mitglieder oder Freunde des Vereins gestiftet", berichtete Schwab. Ein Los bot alle Möglichkeiten: von der Niete bis zur Flasche Sekt, einem Satz Freizeitgeschirr oder - praktisch für jeden Kleingärtner - eine kleine Handharke oder einen Wasserschlauch.

Zu einem richtigen Fest gehört Musik, und für die sorgte Dietmar Schönberger. Mit Keyboard und Rhythmus-Maschine spielte er zum Tanz im Vereinshaus auf, mit Melodien von Glenn Miller wie "In the Mood", Udo Jürgens "Griechischer Wein" oder bekannten Walzern. "Fünf, sechs Stunden Programm, das ist kein Problem. Man muß sich halt was draufschaffen", meinte Schönberger. big

Mehr Platz für Sportler Neubau und Kunstrasenplatz in der Birsteiner Straße

FECHENHEIM. Der Magistrat hat das Raumprogramm für den Neubau des Umkleidegebäudes der Bezirkssportanlage Birsteiner Straße beschlossen. Damit kann das städtische Hochbauamt jetzt konkrete Bau- und Finanzierungspläne entwickeln. Im Sport- und Badeamt ist man zuversichtlich, im kommenden Frühjahr mit den fertigen Plänen und der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung den Bauantrag stellen zu können. Das derzeitige Umkleidegebäude bietet nicht genug Platz und ist vor allem in einem sehr schlechten baulichen Zustand. "Das ist nicht mehr zu sanieren", bestätigte Willi Baier vom Sportamt.

Der Hockeyclub Schwarz-Orange und die Spielvereinigung Fechenheim 03, die die Sportplätze an der Birsteiner Straße am intensivsten nutzen, waren früh an den Vorgesprächen mit dem Sportamt für den Neubau beteiligt. Folglich konnten sie ihre Vorstellungen für das Projekt einbringen. Das neue Umkleide- und Funktionsgebäude soll über acht Umkleideräume und vier Dusch- und Waschräume verfügen. Hinzu kommen Räume für Schiedsrichter und Platzwart sowie Zu- schauertoiletten. Bei der Planung soll auch auf behindertengerechte Zugänge geachtet werden. Verzichtet wird dagegen auf einen speziellen Vereins- und Jugendraum, denn auf der Bezirkssportanlage befinden sich schon zwei Vereinshäuser.

Spätestens im Frühjahr könnte der Kunstrasenplatz an der Birsteiner Straße angelegt werden. Wie der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Römer, der Fechenheimer Stadtverordnete Lothar Birzer, in einem Schreiben mitteilte, seien die dafür nötigen Pläne so weit fortgeschritten, daß eventuell schon früher mit den Arbeiten begonnen werden könnte. Birzer verwies außerdem auf den Ausbau der Sportanlage Pfortenstraße. Dort entsteht zur Zeit ein neues Umkleidegebäude mit einer Schießanlage im Keller. Bezugsfertig soll es nach Auskunft des Sportamtes im Juni 1993 sein.

Endlich abgesichert ist auch die Hammerwurfanlage an der Pfortenstraße. Der Sicherheitskäfig ist nun so umgebaut, daß die Sportler keine Stahlkugeln mehr auf die Balkone benachbarter Wohnungen schleudern können. big

Tips für Slowenien

BESTE REISEZEIT: Mai bis Oktober. Hochsaison im Oberen Savinjatal: Juli und August.

EINREISE: Es genügt ein gültiger Reisepaß.ANREISE: Mit dem Auto aus Österreich über Villach oder Klagenfurt bis Ljubljana, dann auf der E 57 nach Osten in Richtung Celje; etwa zehn Kilometer westlich von Celje nordwärts über Letuc, Mozirje und Jjubno ins Obere Savinjatal.

UNTERKUNFT: Kaum Hotels, dafür zahlreiche Bauernhöfe, die Unterkünfte mit Frühstück oder Vollverpflegung anbieten. Darüber informiert der deutschsprachige Katalog "Ferien auf dem Bauernhof", herausgegeben von der slowenischen Agentur VAS, die auf Bauerntourismus spezialisiert ist. Kontakt: VAS, 61000 Ljubljana, Miklosiceva 4, Slovenija. Im Oberen Savinjatal gibt es derzeit etwa ein halbes Dutzend Bauernhöfe der VAS- Gruppe. Die Bauernhöfe sind je nach Ausstattung in vier Kategorien eingeteilt. Übernachtung mit Vollverpflegung kostet derzeit zwischen 20 und 25 Mark in der Nebensaison, zwischen 30 und 35 Mark in der Hauptsaison. Besonders empfehlenswert im Oberen Savinjatal: der Bauernhof Vrsnik/Govc, Solcava 63335 Robanov kot 34, Tel. 063 / 84 60 92; man spricht Deutsch.

ESSEN UND TRINKEN: Spezialitäten: geräucherte und luftgetrocknete Würste (z. B. Savinjski Zelodec), vorzügliche Milchprodukte (Butter, Sauermilch, Topfen-Quark mit saurer Sahne, Salz und Kümmel etc.), Gerstensuppe, Pilz- und Wildgerichte, Bohnensalat mit Kürbiskernöl, Bohnengemüse mit Grieben.

VERKEHRSMITTEL: Kaum Busverbindungen im Oberen Savinjatal. Empfehlenswert ist ein eigenes Auto. Fahrräder, Kajaks oder Kanus vermietet im Oberen Savinjatal die Agentur EPSI, 63331 Nazarje, Nazarje 22, Tel. 063 / 83 23 63. Die Agentur vermittelt auch Bergführer, Höhlenbesichtigungen, Reitausflüge und diverse Sportgeräte.

GELD: Die Landeswährung der Republik Slowenien heißt Tolar. Derzeit entsprechen 100 Tolar etwa zwei Mark. Der Tolar ist außerhalb Sloweniens noch nicht erhältlich und kann auch dort nicht zurückgetauscht werden.

LITERATUR: So gut wie keine Reiseführer auf aktuellem Stand. Die gehaltvollste Darstellung über das Obere Savinjatal bietet der Bildband Zgornaja Savinjskaja dolina, von Matevz Lenarcic, EPSI-Verlag, 63331 Nazarje; sachkundiger Begleittext in Slowenisch, Englisch und Deutsch. MERIAN Istrien-Slowenien, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1970; veraltet, doch als Komplementärlektüre durchaus noch interessant.

AUSKUNFT: Slowenisches Fremdenverkehrsamt, vertreten durch: Studio Marketing Vision GmbH, Eschersheimer Landstraße 8, 6000 Frankfurt/Main 1, Telefon 069 / 5 96 10 04 bzw. 5 96 10 05, Fax: 069 / 5 96 37 49. Kl

Osthafenpläne im Museum: Besucher reagierten verstört oder mit Schweigen "Wer soll denn da später wohnen?"

FRANKFURT-OST. "Noch Fragen?" Mit dieser rhetorischen Wendung leitet der junge Mann das Ende seiner Führung durch die Ausstellung "Wohnen am Fluß" im Architekturmuseum ein. Allerdings war ihm bis hierhin nur noch ein "harter Kern" von zehn Ausstellungsbesuchern gefolgt. Der Rest der Gruppe, zu Beginn vielleicht 30 Personen, hatte sich nach und nach in den verschachtelten Räumen des Museums verloren: schweigend, kopfschüttelnd, nachdenklich.

Was ihnen da, verteilt auf zwei Museumsetagen, vorgestellt worden war, was sich Architekten aus Deutschland, Spanien und der Schweiz für die Zukunft des Frankfurter Osthafens (insbesondere seiner Südmole) ausgedacht hatten - das war nicht immer nachvollziehbar; phantastisch zwar, kaum aber praktikabel.

Zum Beispiel die provozierende Idee des Spaniers Enric Miralles: Er will das Gebiet zerstören, die jetzigen Strukturen auflösen, nichts so lassen, wie es heute ist. Dadurch soll der Ursprung des Hafenareals wiederentdeckt und schließlich neu gestaltet werden. Die Ausstellungsbesucher nahmen Miralles' zerfetzte Wasserbecken und sein Labyrinth aus Brücken stillschweigend zur Kenntnis, mehr nicht.

"Wer wohnt dort?" fragte ein älterer Mann seine Frau. "Yuppies", stellte diese fest und brachte damit auf eine kurze Formel, was viele Ostend-Bewohner angesichts der großen Pläne für den Frankfurter Osten befürchten. Steigende Attraktivität des Viertels bedeutet steigende Mieten, die angestammte Bevölkerung wird früher oder später vertrieben. Aber ob es tatsächlich jemals soweit kommt - der ältere Ausstellungsbesucher hatte da seine Zweifel. "Die werden da so viele Blindgänger aus dem Krieg finden und so viele Altlasten, da ist es sowieso sinnlos, zu bauen."

Derlei pragmatische Argumente hatten allerdings für Sinn und Zweck der Ausstellung nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Denn die internationale Architektengilde war aufgerufen, Ideen zu entwickeln für die zukünftige Nutzung des Osthafens als Wohnstadt. Was schließlich machbar ist, das steht auf einem anderen Blatt. Ob auf der Südmole und drumherum jemals ein eigenständiges Quartier - nachempfunden einer mittelalterlichen Stadt mit verwinkelten Giebelhäusern - entsteht? "Klein-Venedig Marke Disneyland" apostrophierte der Museumsführer diesen Entwurf des Architekten Christopf Langhof, und auf den Gesichtern seiner Zuhörer spiegelte sich ironisch lächelnde Zustimmung.

"Interessant" fand dagegen ein Architekturstudent den Entwurf des Berliners Hans Kollhoff, der sich konsequent aktuellen Konzepten von aussagekräftiger Architektur verweigert. Kollhoff hatte ein paar Pappkartons als Häuser im Raum verteilt, ein blauer Streifen markierte den Main. Die Kartons sollen an die Container erinnern, die zur Zeit noch im Hafen verladen werden. Wohnen im Container? Mehr als "interessant" fiel dem Architekturstudenten dazu auch nicht ein. big

Der Schwung kam später Der Kleingartenverein "Gutleut" feierte Sommerfest

GALLUS. Das Wetter hatte es ihnen nicht leicht gemacht. In regelmäßigen Abständen schüttete es vom Himmel, gefolgt von kurzem Sonnenschein und neuerlichem Regen. Doch das störte die Gäste beim Sommerfest des Kleingartenvereins "Gutleut" nicht im geringsten: Ein Zelt und das Vereinshaus machte die Feiernden unabhängig vom wechselhaften Wetter.

Das Festzelt war mit etwa 300 Besuchern am Samstag abend fast überfüllt, als Larry Summers mit seiner Band Rock 'n' Roll und Oldies spielte. Eine Tombola bot allerlei Kleingärtner-Gerät als Gewinn. Hauptpreis: eine komplette Gartenmöbel-Garnitur.

Der rechte Schwung kam Sonntag mittag: Zwar war der musikalische Frühschoppen angesichts des Regens buchstäblich "ins Wasser gefallen". Doch gegen Mittag, als auch das "Kinderfest" des Vereins anstand, machte sich richtige Sommerfest-Stimmung breit: Bei verschiedenen Geschicklichkeitsspielen konnten sich die Kleinen Preise ergattern, die entsprechend ihrem Alter ausgesucht wurden. "Denn", so der Vorsitzende Rolf Huber, "was soll ein Bub, der gerade laufen kann, mit einem Fußball anfangen?" Nicht viel.

Deshalb kam immer zuerst die Frage nach Alter und Interessen, bevor die Gewinne überreicht wurden. Währenddessen stärkten sich die Eltern mit Bratwurst und Bier. Die Musik dazu - von Mike Krüger bis Queen - lieferte die "Open air-Disco" von Andreas Löffel.

Höhepunkt des Kinderfestes war der Puppenspieler "Fridolin" mit seinen "Geschichten aus der Streichholzschachtel". Fridolin schreibt seine Stücke selbst, bastelt die Puppen; und die Kinder konnten bei der Aufführung mitmachen.

Zu dem 1913 gegründeten Verein gehören 180 Gärten. Die sind aber durch die Autobahn A 5 getrennt. Das Brummen der Autos hört man in der gesamten Kleingarten-Anlage. "Seit es die Autobahn gibt", so Vorstandsmitglied Dieter Gottselig, verspreche die Stadt etwas für den Lärmschutz zu tun.

"Tom Koenigs hat versprochen, sich noch dieses Jahr darum zu kümmern", klagt Gottselig. Verschiedene Ideen waren in der Diskussion: Durchsichtige Glaswände wollte die Stadt aufstellen, um die Sicht auf die Frankfurter "Skyline" nicht zu verbauen. Auch an eine natürliche Wand aus Bäumen und Gestrüpp wurde gedacht. Doch bis etwas passiert, wird es wohl noch einige Zeit dauern. Gottselig: "Die haben doch kein Geld." col

Namen + Notizen

KURT WIEDEMANN ist tot. Er starb nach schwerer Krankheit im Alter von 57 Jahren. Diese Nachricht löste Trauer innerhalb der Turngesellschaft "Vorwärts" 1874 Rödelheim aus. Auf dem Westhausener Friedhof erwiesen ihm viele seiner Freunde die letzte Ehre. Der ehemalige Erste Vereinsvorsitzende Robert Kilian, dessen Stellvertreter im Vorstand der Verstorbene war, hielt die Grabrede und legte im Namen des Vereins einen Kranz nieder. Wiedemann gehörte dem Verein seit 1967 an und widmete einen Großteil seiner Freizeit von Anfang an der Gemeinschaftsarbeit. Zunächst im Festausschuß des Hauptvereins, später als Handball-Abteilungsleiter und dann in zwei Jahrzehnten seiner Tätigkeit als Zweiter Vorsitzender hatte er maßgebenden Anteil an der kontinuierlichen Aufwärtsentwicklung der Turngesellschaft. Auszeichnungen für seine großen Verdienste konnten nur ein bescheidener Dank sein. Im Verein hinterläßt er eine Lücke, die nur schwer zu schließen sein wird. dixi

Anmeldung für das Gauturnfest moniert

FRANKFURT A. M. Turn- und Sportvereine aus Frankfurt, die noch nicht für das Gauturnfest am Samstag, 22. August, gemeldet haben, können das bis Samstag, 1. August, nachholen.

Um einen reibungslosen Ablauf des Festes sicherzustellen, sind diese Meldungen für den Turngauvorstand wichtig. "Wir haben umfangreiche Vorbereitungen zu treffen. Unter anderem müssen wir vorab wissen wer, wie viele und an welchen Wettbewerben die Vereine teilnehmen möchten", weist Turngauvorsitzender Helmut Lang auf Riegeneinteilungen, erforderliche Gerätschaften sowie auf ein großes Helfer-Personal hin.

Ausgeschrieben hat der Turngau vier Wahlwettkämpfe: Geräteturnen, Leichtathletik, Gymnastik und Schwimmen. Außerdem werden Fitneßtests angeboten, die schon bei Landes- und Deutschen Turnfesten großen Anklang fanden.

Im Rahmen des Gaufestes gibt es auch Faustballspiele, Prellball, Volleyball, Wanderungen, Vereinsvorführungen und anderes mehr. Wettkampfstätten sind das Stadion des Post-Sportvereins Blau-Gelb am Ginnheimer Wäldchen, die Sporthalle der Ernst-Reuter-Schule sowie die Titus-Therme in der Nordweststadt.

Meldungen werden von der Turngau- Geschäftsstelle Jahnstraße 13 in 6368 Bad Vilbel entgegengenommen. Auskünfte können bei der Geschäftsstelle (Horst Pleyer) telefonisch unter der Rufnummer 45 09 / 8 65 72 eingeholt werden.

Informationen geben auch Brigitte Kaminski (Telefon 34 54 29), Josef Ullrich (Ruf 57 53 48) oder Günter Heidt (Telefonnummer 78 49 08). dixi

Die Tombola war die Attraktion Gartenbauverein Gneisenau im Gallus feierte sein Sommerfest

GALLUS. Wie weggeblasen verschwand der Regen am Samstag pünktlich um 14.30 Uhr; die Sonne lugte vorsichtig hinter den Wolken hervor. Der Zapfhahn war angeschlossen, die Buden geöffnet. Das Vergnügen konnte beginnen. Zwei Tage lang feierte der Gartenbauverein Gneisenau auf seiner Anlage in der Nähe des Rebstockgeländes sein diesjähriges Sommerfest.

Kinder vergnügten sich mit verschiedenen Spielen wie Büchsenwerfen und Wettrennen. Die Tanzkapelle "Happy Sounders" sorgte für musikalische Unterhaltung im Festzelt, das neben dem Klubheim aufgestellt worden war. Und wer Lust hatte, konnte in aller Ruhe die gepflegten Gärten besichtigen.

Hauptattraktion war aber die Tombola: Jeder wollte ein Los kaufen. Gab es doch neben dem Hauptgewinn, einem Fahrrad, weitere schöne Preise zu gewinnen. Gegenüber stillten die Gäste ihren Hunger bei Bratwurst vom Rost, Fischbrötchen und anderen Leckereien; ihren Durst löschten sie mit Faßbier und Apfelwein. Andere plauderten an der Sektbar.

Vierhundert Gäste kamen am Samstag auf die 1,7 Hektar große Anlage. Nicht alle waren Mitglieder, denn der gemeinnützige Verein hat "nur" 280. Karl-Heinz Böhm, Vorsitzender des Kleingartenvereins, erklärt den Sinn des Festes: "Jeder Verein braucht solch ein Fest, um mit den Erträgen Verbesserungen am Klubheim und den Gärten leisten zu können."

Am Sonntag begann das Fest um zehn Uhr mit einem Frühschoppen. Musikalisch begleitete ihn die Preußentruppe des Polizeichores. Böhm: "Es hat wunderbar geklungen. Wir haben die Musiker gleich fürs nächste Jahr verpflichtet." Die Laune im Festzelt war gut. Doch dann kam der große Regen. Der Platz verwandelte sich in ein Pfützenfeld, die Gäste flüchteten ins Zelt. Die "Happy Sounders" nahmen es mit Gleichmut. Sie sangen "Kreuzberger Nächte sind lang", und bald hatten sich alle mit dem Regen abgefunden und feierten munter weiter. jot

Poolbillard-Zauberei im Teufelskreis PBC Frankfurt beklagt Raumnot und Nachwuchsmangel / Aufstieg knapp verpaßt

FRANKFURT A. M. Ein kurzer Stoß, klack, die weiße Kugel zischt über den grünen Filz, trifft die blaue, springt zur Seite, die blaue Kugel fällt geschmeidig ins Loch, während die weiße sich um die eigene Achse dreht, bevor sie sich beruhigt. An den Nebentischen ist Ruhe; das Training hat noch nicht begonnen. Nur ein Schaukampf. Beweis der Spielstärke eines Bundesligaspielers im 8-Ball. Beifälliges Nicken der Kollegen am Tisch.

Versteckt in einem Hinterhof im dörflichen Bornheim hat der Pool-Billard-Club (PBC) Frankfurt sein bescheidenes Domizil eingerichtet. Lediglich drei Tische stehen in dem kargen Raum, auf Wandregalen türmen sich Pokale, am Eingang befindet sich ein kleines Ecksofa. Kaum zu glauben, daß hier ein Bundesligaklub beheimatet ist. Das leidige Geld: "Wir sind auf der dringenden Suche nach Sponsoren", erklärt Robert Pfeiffer, Bundesligaspieler im Einzel und Mitglied der ersten Mannschaft, die knapp den Aufstieg in die 1. Bundesliga verpaßt hat, dafür aber hesssicher Pokalsieger und deutscher Vizepokalsieger wurde.

Seit 1981 existiert der Verein. Ursprünglich spielten die Billardcracks in Eschersheim für den dortigen PBC; erst vor vier Jahren wurde der Vereinsname umgeändert. Jetzt beklagen sie, daß sie damals nicht ins kalte Wasser gesprungen sind und eine größere Trainings- und Spielstätte angemietet haben - denn die Stadt zahlte die Miete. Jetzt kürzt die Kommune aufgrund der schlechten Haushaltslage an allen Stellen.

Der Teufelskreis: wenig Raum, wenige Mitglieder. Mehr als sechs Personen können in der ehemaligen Halle nicht gleichzeitig spielen, und so beschränkt sich die Mitgliederzahl auf 55, darunter nur vier Frauen. Eine ist Susanne Vorländer, im letzten Jahr hessische Vizemeisterin im 14.1 ( eine der drei Arten des Pools) und Spielerin in der Verbandsligamannschaft. "Frauen, besonders in Frankfurt" , bedauert sie, "haben kaum die Möglichkeit, zum Billardspiel zu kommen, weil es keine Billardcafés gibt. So bleibt der Sport Männerdomäne."

"Poolbillard ist Leistungssport und unterscheidet sich letztlich nicht von Carambolage oder Snooker" , meint Peter Müller, der mit Pfeiffer, Dirk Ullrich und Shervin Rahimi die erste Mannschaft bildet. Man müsse sowohl körperlich als auch geistig topfit sein, um die Konzentration für ein Spiel aufbringen zu können. Doch Laien wissen die Leistungen nicht zu würdigen: genau das beklagen die "Pooler". Die Akzeptanz der Öffentlichkeit für den Sport ist gering. Das möchten sie ändern - aber der Teufelskreis: In der kleinen Halle können laut Bestimmung der deutschen Billardunion, die sich kürzlich konstituiert hat, keine Bundesligaspiele ausgetragen werden, da nicht ausreichend Platz für Zuschauer ist.

Das gleiche Bild in der Jugendarbeit: Nur ein junger Mann ist derzeit aktiv beim Pool-Billard-Club. Der Platzmangel läßt einen kontinuierlichen Aufbau nicht zu. Da muß etwas passieren. Andere Sportarten - und nicht nur der Volkssport Fußball oder Tennis - genießen einen wesentlich höheren Stellenwert als Poolbillard, und das ist ist für Robert Pfeiffer nicht einzusehen.

Schließlich sei Pool ein attraktives Spiel: Als Beweis gibt er eine Demonstration der hohen Kunstfertigkeit im Umgang mit den bunten Kugeln. Ein kurzer Stoß, klick, vier Bälle rauschen schnurstracks hintereinander in die Taschen. Die Kennermiene hellt sich auf. jot

Park-Tour à la Botanik Palmengarten-Freunde erkundeten Hochschulgarten

FRANKFURT-SÜD. Was verbirgt sich hinter den seltsam anmutenden Hieroglyphen "Taxodium ascens Bronga, Acer cissifolium und Quercus turneri"? Nichts weiter als die südostasiatische Sumpfzypresse, der zissusblättrige Ahorn, der aus Japan stammt, und die wintergrüne Eiche. Dies und vieles mehr erfuhren die etwa 60 Besucher, die einer Einladung der "Gesellschaft der Freunde des Palmengartes" gefolgt waren und in den großen Park der philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen vor den Toren Oberrads gekommen waren, um eine Führung mitzumachen.

Pater Rainer Koltermann, Professor für Naturphilosophie in St. Georgen und für Zoologie an der Universität Mainz, leitete durch die 8,3 Hektar große, durch Mauern abgegrenzte Anlage, zeigte ihnen die unterschiedlichen Bäume, erklärte Fachliches und lieferte einen historischen Abriß über die Hochschule und den Park.

1780 war es ein Landgut, das dem Bankkaufmann Johann Jakob Hollweg gehörte. Dieser verkaufte es 1803 an den Kurfürstlichen Hofbankier Heinrich Mühlhenz, der dort einen gesellschaftlichen Treffpunkt einrichtete. Nach dem Tod seiner Gattin erwarb die älteste Tochter Marianne das Landgut, bis es schließlich 1840 in die Hände von Johann Georg Konrad von St. George überging, der, wie vermutet wird, ein Abkömmling eines Hugenotten aus der Languedoc war. Wahrscheinlicher, berichtete Koltermann, ist aber, daß er einen deutschen Ahnherrn dieses Namens hatte.

St. George erwarb das Frankfurter Bürgerrecht durch die Heirat mit einer Bethmann-Hollweg. Im gleichen Jahr, 1840, legte der berühmte Gartenbaudirektor Sebastain Rinz - er ist der Erbauer der Festungsanlagen des heutigen Anlagenrings - den schönen Park so an, wie er auch jetzt noch erhalten ist. Zeugnis legt beispielsweise eine 150 Jahre alte Blutbuche, "Fagus sylvatica L." ab, die majestätisch ihre knorrigen Arme ausbreitet. Der Park ist in seiner jetzigen Form seit 1866 erhalten.

1892 erwarb Moritz Eduard von Gronelius den schloßartigen Prunkbau, in dessen Räumen heute über 300 Stundenten - 75 davon sind Doktoranden - aus vielen Ländern der Welt (unter anderem aus Nigeria, Korea, Indien, Vietnam und Polen) studieren. Im Jahr 1926 ging die "Villa Gronelius" samt Park in den Besitz des Bistums Limburg über. Seitdem werden dort Pfarrer und Theologen ausgebildet.

Professor Koltermann pflegt den Park selbst; die lateinischen und deutschen Beschriftungen an den Bäumen und Sträuchern hat er angebracht. Zwei Gärtner unterstützen den Hobbybotaniker bei seiner Arbeit. Die Gäste, die trotz des Regens gekommen waren, staunten während des Gangs über kleine Pfade immer wieder über die Vielfalt der natürlichen Schönheit und folgten aufmerksam den Erklärungen Koltermanns, etwa wenn er den Unterschied zwischen Rot- und Blutbuche erläuterte.

Und schon bald hatten sie keine Schwierigkeiten mehr mit abenteuerlichen Namen wie "Gingko biloba" oder "Colyrus colurna" - die nämlich kann Koltermann bei Baumschulen in der näheren Umgebung kaufen. jot

Markusgemeinde: Es fehlen Erzieherinnen Weniger Plätze auch in dem Kindergarten

BOCKENHEIM. Erzieherinnen fehlen überall in Frankfurt; das gilt auch für den Kindergarten der evangelischen Markusgemeinde in Bockenheim. "Nach den Sommerferien können wir nur noch 53 Kinder anstatt wie bisher 60 betreuen", erklärte Jutta Schäfer, die Leiterin der Einrichtung.

Wenn die Sommerferien Anfang August enden, dann fehlen dem Kindergarten in der Landgrafenstraße eine Erzieherin, eine Praktikantin im Anerkennungsjahr und eine Vorpraktikantin. "Die Arbeit wird zukünftig von einer Vollkraft, zwei Halbtagskräften, einer unausgebildeten Vertretung und mir erledigt werden müssen", erläuterte die Leiterin.

Zu dem Engpaß kommt es, weil kein neues Personal gefunden werden kann. Die Gründe nach Ansicht von Jutta Schäfer: Wohnungsmangel ("Wenn wir zur Stelle eine Wohnung anbieten könnten, dann hätten wir längst das nötige Personal gefunden") und die "Lohnoffensive" der Stadt.

Nach den Worten der Leiterin bezahlt die Stadt besser und lockt dadurch Arbeitskräfte an. Die Stadt biete das Job- Ticket, Wohnungen, Einstufung der Anfängerinnen in eine höhere Gehaltsstufe und die Erweiterung von sozialen Brennpunkten, wodurch die Arbeit in diesen Betreuungseinrichtungen höher entlohnt wird, weil sie im Tarifvertrag als schwieriger gekennzeichnet ist. "Mit all dem können wir nicht konkurrieren, und die Leidtragenden sind unsere Kinder. Alleine in Bockenheim suchen die Eltern von 450 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren nach einem Platz in einem Kindergarten. Wir haben 75 Anmeldungen", kommentierte Frau Schäfer.

Auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau erklärte Walter Masche, stellvertretender Amtsleiter des Schulamtes: "Die Vorwürfe sind unbegründet. Wir sind bei der Entlohnung an den Bundesangestelltentarifvertrag (BAT) gebunden, und wenn eine Einrichtung in einem sozialen Brennpunkt liegt, dann muß die Bezahlung den Anforderungen entsprechen." Nach seinen Worten gibt es keine Kopplung von Wohnungen an die zu besetzenden Stellen. Zwar verfüge die Stadt über Wohnraum, aber alle Mitarbeiter können sich darum bewerben. Das Job-Ticket bekämen seit geraumer Zeit alle städtischen Mitarbeiter.

Nach der Statistik des Schulamtes ist Bockenheim relativ gut mit Kindergartenplätzen versorgt. Die Leiterin der Abteilung Kindertagesstätten, Heide Kern, berichtet aus der Erhebung, die zweimal im Jahr durchgeführt wird: "Der Versorgungsgrad an Kindergartenplätzen für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren beträgt in Bockenheim 82 Prozent.

In absoluten Zahlen gesprochen kommen auf 780 Kinder 640 Plätze in kirchlichen und städtischen Einrichtungen. Für den Hortbereich sind es 20 Prozent oder auf 1413 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren kommen 288 Plätze." Im Kindergartenbereich werde ein Versorgungsgrad von 100 Prozent angestrebt. Im Hortbereich genügen hingegen schon 20 bis 25 Prozent, da die Nachfrage nicht so groß sei. Die hohe Zahl der Anmeldungen komme nach den Worten von Heide Kern durch Mehrfach-Anmeldungen zustande.

Nur in einem Punkt stimmten die städtischen Vertreter der Erzieherin aus Bokkenheim zu: Wohnungen in Verbindung mit Stellen würden einen Teil des Problems lösen. ara

Palast ohne Märchen wartet auf ein Konzept Bauarbeiten an Hundertwasser-Hort ruhen

HEDDERNHEIM. Das Gebäude mit Barockengeln auf dem geschwungenen Dach und dem Flair eines Palastes aus TausendundeinerNacht wartet auf ein Sanierungskonzept des Regierungspräsidenten (RP) aus Darmstadt. Es handelt sich um die Hundertwasser-Kindertagesstätte. 1989, beim Spatenstich des Projekts (die Kosten wurden damals auf insgesamt 7,58 Millionen Mark beziffert) ahnte niemand, daß es mit der avisierten Eröffnung für Sommer 1990 nichts werden würde. Denn das ehemalige Gelände der Vereinigten Deutschen Metallwerke (VDM) in Heddernheim war verseucht.

Weil dort im Boden hohe Dioxinwerte, Chlorkohlenwasserstoff und andere Belastungen entdeckt wurden, hatte Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) die Arbeiten 1989 stoppen lassen. Die Bauarbeiten an dem Gebäude wurden nach Luft-Messungen des Wiesbadener Fresenius-Institutes im Sommer 1990 wieder aufgenommen und stehen jetzt kurz vor dem Abschluß.

"Es gibt leider immer noch keinen Termin für die Inbetriebnahme der neuen KT. Erst wenn wir das Sanierungskonzept (für das verseuchte Außengelände, d. Red.) kennen, kann die Stadt Frankfurt die nötigen Schritte in die Wege leiten. Der Boden darf auf keinen Fall Schadstoffe enthalten. Schließlich sollen auf dem Gelände einmal 100 Jungen und Mädchen gefahrlos spielen", erklärte jetzt Walter Masche, stellvertretender Amtsleiter des Schulamtes, gegenüber der Stadtteil-Rundschau.

Die Fertigstellung des Gebäudes geht allerdings voran. Nach den Worten von Walter Masche soll im September die Übernahme des Bauherrn (Stadtschulamt) erfolgen. Falls dann keine Mängel am Bau gefunden werden, werde mit der Einrichtung begonnen. Möbel, Spiel- und Beschäftigungsmaterial würden dann in das von dem Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser entworfene Gebäude gebracht. Danach könnte die "Phase der Personalgewinnung" beginnen.

Wann das genau sein wird, weiß derzeit niemand - denn das Konzept aus Darmstadt fehlt. "Der Regierungspräsident wartet noch immer auf die notwendige Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamtes aus Wiesbaden", erklärte ein RP- Sprecher.

Warten heißt also die Devise für die 100 Kinder und deren Eltern in Heddernheim. In dem Öko-Haus werden nach der Eröffnung 60 Kindergartenplätze und 40 Hortplätze untergebracht sein. Diese Plätze werden für den Norden Frankfurts dringend benötigt. Derzeit gibt es in den Stadtteilen Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt und der Siedlung Römerstadt etwa 1100 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren, die auf einen Kindergartenplatz warten.

Für sie gibt es nach Auskunft von Heide Kern, Leiterin der Abteilung Kindertagesstätten beim Stadtschulamt, nur 773 Plätze in kirchlichen und städtischen Einrichtungen. "Das ist ein Versorgungsgrad von etwa 70 Prozent. Wir streben 100 Prozent an", erklärte Heide Kern.

Bei den Hortkindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren sieht es dagegen etwas besser aus. Auf 1923 Kinder kommen 369 Plätze - das ergibt einen Versorgungsgrad von rund 19 Prozent. Nach den Angaben von Heide Kern gilt stadtweit eine 20- bis 25prozentige Versorgung als ausreichend. ara

Galerie Bernauer-Berg Kunst im Strudel der politischen Wende

NORDEND. Sie sind Brüder, sehen sich zum Verwechseln ähnlich und haben denselben künstlerischen Ausbildungsweg genommen: Derzeit hängen die Bilder von Hans und Peter Mendau in der Galerie Bernauer-Berg aus. Von verblüffender Gemeinsamkeit ist im Werk der beiden Ostberliner Künstler jedoch nicht viel zu spüren: Mag der bisherige Lebensweg der beiden noch so deckungsgleich sein, so sind doch die Arbeiten nicht zu vergleichen: Während der eine eher allerlei Getier wie Langustinen oder einen "großen Fisch" auf Papier bringt, steht beim anderen der Mensch in konkreten Lebenssituationen im Mittelpunkt.

Die Bilder Hans Mendaus benutzen die Motive als Stimmungsträger. So ist seine Wiedergabe der Meerestiere keineswegs ein "Stilleben mit Fisch", sondern die Beschreibung einer Reise nach Frankreich Mitte der 80er Jahre. Dort betreute er eine Ausstellung von Künstlern aus der damaligen DDR. Sein "Herbst des Poeten" ist ebenfalls als Stimmungsbild zu verstehen: In gedeckten Brauntönen manifestieren sich hier Verfall und Erneuerung.

Ganz anders dagegen die Arbeiten, die 1989 während der Umbruchsstimmung des Mauerfalls entstanden: In mutigen, fast grellen Farben thematisiert er den "Sturm und die Wörter"; Bruchstücke von Sätzen und Graffitti an der Berliner Mauer werden von einem Strudel erfaßt, zeigen, wie das Alte fällt, und machen Hoffnung auf ein unbekanntes Neues.

Konkreter sind dagegen die Bilder von Peter Mendau. Sein "Paar", die "Passanten im Regen" oder die "Fußgänger" sind Momentaufnahmen wollen nicht den Eindruck des Entstehungsprozesses von Kunst widerspiegeln, wie es sein Bruder versucht, sondern sind kurze Sequenzen des täglichen Lebens. Auch seine Landschaftsmotive scheinen die Komponente Zeit auszuschließen: Fast statisch erscheinen der "See in Mecklenburg" oder die "Winterlandschaft". Die Arbeiten sind ein interessanter Gegenpol zu den Bildern seines Bruders, der auf ganz andere Weise dieselbe Lebenserfahrung umsetzte.

Die Ausstellung der ungleichen Brüder in der Galerie Bernauer-Berg, Wielandstraße 18, dauert noch bis zum 28. August. Die Öffnungszeiten: montags bis freitags von 14 bis 18.30 Uhr, donnerstags von 14 bis 20 Uhr und am Samstag von 11 bis 14 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung unter der Rufnummer 59 01 54. amo

Tempo-30-Zone für den "Berg" in Sicht Zweiter Entwurf stößt aber auch auf Kritik

SACHSENHAUSEN. Was lange währt, wird nicht immer gut. Das finden zumindest Kritiker der geplanten Tempo-30-Zone am Sachsenhäuser Berg. Der Versuch, die Verkehrsberuhigung "richtig offensiv" zu gestalten, ist nach Einschätzung des ursprünglich beauftragten Planers gründlich mißlungen. Nach monatelangem Hin und Her zwischen allen Beteiligten wurde ein zweites Planungsbüro mit der Aufgabe betraut; dessen Entwurf scheint nun auch die Zustimmung der städtischen Tempo-30-Kommission - bisher stets der "Bremser" am Sachsenhäuser Berg - gefunden zu haben. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Ortsbeirat 5, Gerhard Kadelbach, sah gegenüber dem ersten Konzept zwar "graduelle Verschiebungen", der Entwurf könne dennoch akzeptiert werden. In vier bis fünf Monaten könnte mit der Beruhigung begonnen werden, schätzt Kadelbach. Solchen "Zahlenspielen" wollte sich Jürgen Häußler, Referent im Planungsdezernat, nicht anschließen.

Zehn Zufahrtsstraßen gibt es zur Zone Sachsenhäuser Berg. Sie wird eingegrenzt von der Darmstädter und der Mörfelder Landstraße, dem Sachsenhäuser Landwehrweg sowie der Bahnlinie, die auf Höhe der Lamboystraße den Ziegelhüttenweg kreuzt. Das vom Ortsbeirat verabschiedete Konzept, nach langen Beratungen mit dem Bürgerforum Verkehr entstanden, sah vor, die Durchfahrt für den ortsfremden Schleichverkehr unmöglich zu machen: Vor allem die langen, geraden Rennstrecken den "Berg" hinunter sollten in gegenläufige Einbahnstraßenstücke "gebrochen" werden.

Gerhard Kadelbach hat die überarbeiteten Planungsunterlagen bereits in Augenschein genommen. Wie er erklärte, sprachen sich in erster Linie Feuerwehr und Müllabfuhr gegen die "rigorose Lösung" aus. Geblieben sind jetzt nur noch Sperrpfosten in der Tucholskystraße vor der Südgemeinde.

Im Grethenweg, einem der Hauptstreitpunkte, ist in Zukunft Zweirichtungsverkehr möglich. Allerdings wird eine Teilstrecke nur zu bestimmten Zeiten - nämlich entgegen den allmorgendlichen und -abendlichen Pendlerströmen - für die Anwohner geöffnet sein. Die ehedem von den Lokalpolitikern vorgeschlagene Einbahnstraßenlösung lehnte die städtische Kommission ab. Sie bevorzugt die "harmlosere" Variante, die die Durchfahrt nur für Anlieger erlaubt; das soll von der Hilfspolizei überwacht werden.

Auch für die von zwei Bürgerinitiativen heiß umstrittene Verkehrsführung im Bereich Ziegelhüttenweg, Letzter Hasenpfad, Oberer Schafhofweg liegt jetzt ein Entwurf vor: Nach wie vor können die Autos (aus Richtung Stadtmitte) entlang der Bahnlinie zum Oberen Schafhofweg gelangen. Von dort ist es nur noch ein kurzes Stück über den - zur Spielstraße ausgebauten - Letzten Hasenpfad zum Landwehrweg und damit zur Darmstädter Landstraße. Der Letzte Hasenpfad als letzter Schleichweg: "Das ist der Schwachpunkt im Konzept", fürchtete Kadelbach. Vor einem endgültigen Urteil wolle er jedoch die Ergebnisse des einjährigen Probelaufs abwarten. Kadelbach betonte, bei Einsprüchen seitens der Betroffenen wolle man gerne nochmals beraten.

Wolf Dietrich vom ursprünglich beauftragten Planungsbüro ABS zweifelte daran, daß "die provisorischen Schilder ausreichen". Tempo 30 müsse "offensiver vertreten werden": Heutzutage würden die Leute sogar schon gegen Einbahnstraßen fahren, um Umwege zu sparen. Als Stadtplaner habe er deshalb seine Aufgabe nicht darin gesehen, lediglich Stellplätze für Schilder und Poller aufzuzeichnen. Die weitreichenden Vorschläge, wie etwa die Freifläche vor der Südgemeinde in einen echten Platz zu verwandeln, seien abgelehnt worden.

Er warf dem Beruhigungs-Gremium mangelnde Flexibilität vor: "Die können nicht aus dem engen Korsett der Verwaltungsvorschriften herauskommen." Die Müllabfuhr beispielsweise sei offensichtlich nicht in der Lage, ihre Fahrpläne einer geänderten Verkehrsführung anzupassen. Sein Verdacht: Um Geld zu sparen habe sich die Planungsgruppe auf die billige "Minimallösung" verständigt.

Das sieht Jürgen Häußler, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz, anders. Er nannte den Sachsenhäuser Berg einen "problematischen Bereich". Nach den teilweise heftigen Protesten, die es in Bornheim gegeben hatte, sei nun versucht worden, die "möglichen Konflikte zu minimieren". Einen Zeitpunkt für die Einrichtung der Zone wollte er nicht angeben.

Demgegenüber hofft Kadelbach auf den Beginn der Arbeiten im November. Mit dann annähernd drei Jahren hält der "Berg" allerdings den Negativrekord in puncto Planungszeit: So lange ist noch an keiner der zur Zeit in der Planung stehenden oder bereits eingerichteten 101 Tempo-30-Zonen in Frankfurt gearbeitet worden. ask

Mit dem neuen Trainer auf ein neues Der PSV Blau-Gelb will auch mit jüngeren Spielern den Wiederaufstieg schaffen

FRANKFURT-NORDWEST. "Wir haben die besten Plätze Frankfurts und die kältesten Duschen." Genutzt hat das den Kickern vom Postsportverein (PSV) Blaugelb jedoch nichts: Sie sind in die Kreisklasse B abgestiegen. Die ironischen Worte von Abteilungsleiter Dieter Schött charakterisieren allerdings auch den Gemütszustand der Blaugelben: Entspannt und mit viel Zuversicht in die neue Saison. Dafür haben sie viele gute Gründe und - einen neuen Trainer.

In der Abschlußtabelle lag der Verein mit 12:44 Punkten und 33:70 Toren nur knapp hinter dem FV Berkersheim, der den rettenden 13. Platz belegte. Zu Anfang der Runde noch gut gestartet, versackten die Postsportler zusehends. Eine richtige Erklärung dafür hat Schött auch heute noch nicht: "Die Spieler haben immer wieder gezeigt, daß viel mehr in der Mannschaft steckt."

Doch irgendwo sei der Wurm drin gewesen. Verärgert zeigte sich der Verantwortliche aber vor allem über das, was die Truppe in der Relegationsrunde ablieferte: "Das Aufraffen hat gefehlt." Gerade einige der jungen Spieler ließen sich (und damit die Mannschaft) "total hängen".

"Wir haben jetzt den großen Schnitt gemacht", erläuterte der stellvertretende Abteilungsleiter, Hans Wittmann, die Neuerungen für die anstehende Saison. 85 Prozent der ersten Mannschaft hören auf. Das sei bei einem Durchschnittsalter von über 30 Jahren auch nur zu verständlich - obwohl die "Oldies" mitnichten am Abstieg schuld waren.

Die hatten sogar, nachdem sie 1989/90 abgestiegen waren, im vergangenen Jahr den sofortigen Wiederaufstieg geschafft. Der bereits damals fällige "Wachwechsel" wurde indes versäumt. Der wird jetzt unter dem neuen Trainer Klaus Graetz eingeläutet. Graetz stammt aus dem Verein und hat deshalb beste Kontakte zu ehemaligen Jugendspielern.

Schött, vor einigen Wochen noch gar nicht so sicher, wie es weitergehen würde, stellte nun erstaunt fest: "Der bringt fast jeden Tag neue Leute mit." Mit der jungen Truppe (Durchschnittsalter 23) wollen die Blaugelben den Weg direkt zurück in die Kreisklasse A antreten. Das, obwohl in den unteren Amateurklassen deutliche Änderungen im Ligasystem für das nächste Jahr anstehen und der Aufstieg schwerer wird.

Um das große Ziel zu erreichen, wollen die Verantwortlichen das Umfeld besser bestellen: Ein Co-Trainer soll kommen; die 600 Mitglieder starke Fußballabteilung - 1926 gegründet und heute die größte beim PSV - soll "familiärer geführt" werden. Mit von der Partie ist dann selbstverständlich Faktotum Günther "Gustl" Gustavus, der "nicht mehr wegzudenken ist".

Mögliches Vorbild für die intensive Zusammenarbeit ist die Jugendabteilung der Fußballer. Leiterin Hanne Dörsam rackert dort unermüdlich - angesichts der 400 Nachwuchskicker im Grundschulalter eine "ganz tolle Leistung", wie Schött und Wittmann betonten.

Unruhe unter die Fußballer brachte in den letzten Monaten die Absicht, eine Spielgemeinschaft mit der Reservemannschaft des Landesligisten FC Italia einzugehen. Der PSV hatte sich von der Fusion sportliche und finanzielle Vorteile erhofft - schließlich ist der Club einer der ganz wenigen in Frankfurt, der ein eigenes Gelände (damit aber auch hohe Unterhaltskosten) hat.

Der Spielausschuß des Hessischen Fußballverbandes (HFV) lehnte die geplanten Spielgemeinschaft jüngst ab (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Übrig geblieben von dem Vorhaben der beiden Clubs ist jetzt noch die Spielgemeinschaft im Bereich der A-, B- und C-Jugend.

Obwohl dem PSV durch die "kleine Lösung" Geld entgeht, die Fußballer sind darüber nicht unglücklich: Mit den Motivationskünsten des neuen Trainers wird - so hoffen alle - eine starke erste Mannschaft plus Reservetruppe heranwachsen, und die Jugendlichen haben die Chance, bei entsprechenden Leistungen ihren Weg zum FC Italia zu machen. ask

Deutschherrnufer Rohrarbeiten führen zu Behinderungen

SACHSENHAUSEN. Noch knapp drei Wochen lang müssen die Autofahrer mit deutlichen Behinderungen durch eine Baustelle auf dem Deutschherrnufer rechnen. Im Bereich zwischen Walter- Kolb-Straße und dem Haus der Jugend tauschen die Stadtwerke eine Wasserleitung aus. Für die Arbeiten sind zwei Spuren gesperrt worden.

Wie Stadtwerke-Pressesprecherin Monika Salzmann sagte, befindet sich in dem 210 Meter langen Abschnitt eine Versorgungsleitung von "stattlichem Alter": 87 Jahre hat sie auf dem Buckel. Das Durchschnittsalter für solche Rohre betrage 80 Jahre; manch eines in Frankfurt liege aber auch schon über 110 Jahre in der Erde, ohne daß Probleme aufgetreten seien.

Notwendig ist der Austausch geworden, nachdem das Rohr mehrmals geleckt hatte. Die Wasserqualität sei dadurch indes nie gefährdet gewesen. ask

Brückengeländer bis August ausbessern

SACHSENHAUSEN. Spätestens Mitte August soll das Geländer der Alten Brücke ausgebessert sein. Das zumindest hofft Gabriele Dehmer. Wie die persönliche Referentin von Baudezernent Hanskarl Protzmann erklärte, ist der beauftragten Firma eine "letzte Lieferfrist für die Ersatzteile bis Ende Juli" eingeräumt worden: "Wir sind schwer am Drängeln. Für Fußgänger sind die provisorischen Absperrungen eine gefährliche Sache."

Das Problem ist: Das Geländer ist eine Sonderanfertigung aus Aluminium, Ersatzstücke hat das Unternehmen nicht mehr. Im Gegensatz zu anderen Metallprofilen sind die Aluminiumkonstruktionen nur sehr schwer nachzubauen. Deshalb konnten die bisher gemachten Terminzusagen nicht eingehalten werden.

An zwei Stellen ist die Schutzvorrichtung demoliert; zuletzt wurde ein großes Stück zerstört als ein Autofahrer vor etwa anderthalb Jahren in das Geländer raste. Kritik kam von der CDU aus dem Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen). Sie bemängelte, die provisorischen Absperrungen mit Sperrholzplatten und Leitplankenstücken seien "in letzter Zeit häufig verschoben". ask

Spielplatz wurde erweitert Haardtwaldplatz: Umbau kostete etwa 600 000 Mark

NIEDERRAD. Noch vor dem Ende der Ferien soll die Renovierung des Kinderspielplatzes auf dem Haardtwaldplatz beendet sein. Wie der Stellvertretende Leiter des Garten- und Friedhofamtes, Walter Löw, sagte, werden zur Zeit noch Restarbeiten ausgeführt. Die Kinder könnten jedoch, wie schon im letzten halben Jahr seit Beginn der Bauarbeiten, auf den von der Arbeit unberührten Flächen spielen.

Etwa 600 000 Mark hat der Umbau auf dem Haardtwaldplatz gekostet. Dafür wurde der Spielplatz auf 6000 Quadratmeter erweitert, die Sandfläche umfaßt nunmehr 750 Quadratmeter. Die aus den sechziger Jahren stammenden Geräte wurden gegen ein zeitgemäßes "Mobiliar" ausgetauscht. Hinzu kamen neue Bänke sowie Basketballkörbe. Wie die beiden Niederräder SPD-Ortsbeirätinnen Johanna Hoffmann und Elke Tafel bedauerten, wurde jedoch nicht die von vielen Eltern geforderte "Matschzone" eingerichtet. Die war zu teuer. Begrüßenswert dagegen fand Tafel - sie ist die Kinderbeauftragte des Ortsbeirates 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) -, daß der Platz nunmehr "für alle Alterstufen ausgelegt ist".

Löw berichtete weiter, der alte Baumbestand sei erhalten geblieben, seine Mitarbeiter hätten sogar zehn weitere Bäume angepflanzt. Ebenfalls erwähnenswert: Die in die Begrenzungsmauer eingelassenen Grabsteine wurden freigelegt - auf jenem Gelände befand sich einmal der alte Niederräder Friedhof.

Die beiden Sozialdemokratinnen nannten die Sanierung "längst überfällig". Schon seit zehn Jahren sei der Ortsbeirat daran, den ehedem "sehr verkommenen Spielplatz" zu einem attraktiven Freizeitangebot umzuwandeln. "Sehr kooperativ" sei in dem Zusammenhang das Verhalten des Garten- und Friedhofamtes gewesen: "Die Behörde hat so weit wie möglich versucht, auf die bei Anhörungen geäußerten Wünsche der Bürger einzugehen."

Schwierigkeiten befürchteten die Politikerinnen jedoch für das Haardtwaldplatz-Fest: Die alljährlich im Herbst vom Niederräder Karnevalverein ausgerichtete Feier müsse sich nun wohl einen neuen Standort suchen. ask

Krankenpflege und Beratung ist gefragt DRK-Sozialstation Süd zieht eine positive Bilanz / Zivildienstleistende gesucht

SACHSENHAUSEN. Mit Zufriedenheit konnte die Leiterin der DRK-Sozialstation Süd, Brigitte Schleicher, die Bilanz der ersten Arbeitsmonate präsentieren. Die Station in der Mörfelder Landstraße 94 hat im November vergangenen Jahres mit sieben Krankenpflegerinnen und ebensovielen Zivildienstleistenden (Zivis) die Tätigkeit aufgenommen. Seitdem werden im Monat durchschnittlich etwa 80 Patienten betreut, 13 davon im ambulanten Bereich. Als bedauerlich bezeichnete die Leiterin im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau, daß viele Anfragen von Hilfebedürftigen abgelehnt werden müssen: "Wir bräuchten mehr Personal, vor allem Zivis."

Hatte die Station zu Beginn deren sieben, so sind es jetzt nur noch fünf: Gerade mal ein Drittel der vom Bundesamt bewilligten Planstellen sind damit besetzt. Und: "Das bröckelt weiter ab", fürchten die Verantwortlichen beim DRK: "Da brauchen wir ganz dringend Nachwuchs".

Auswirkungen hätte das vor allem auf die "leichteren" Arbeiten, die von der Sozialstation angeboten werden: Haushaltshilfen (Kochen, Putzen), Begleit- und Besorgungsdienste. Zehn Mark nimmt das Rote Kreuz für solche Arbeiten, die die Dienstpflichtigen erledigen.

Deutlich höher liegt der Tarif für die pflegerischen Tätigkeiten des Fachpersonals. Da wurde der Satz im Mai sogar von 39 auf 41 Mark erhöht. Dafür erhalten die (oftmals bettlägerigen) Patienten aber auch eine fachmännische Rundum-Versorgung. "Das ist so professionell wie im Krankenhaus - nur können die Leute zu Hause in der vertrauten Umgebung bleiben." Das sei der Vorteil dieser medizinischen Pflege, die in schwierigen Einzelfällen auch über das Wochenende weiterläuft.

Ein weiterer wichtiger Tätigkeitsbereich ist für Brigitte Schleicher die Beratung. Dazu zählt nicht nur die Hilfe im zwischenmenschlichen Bereich, beispielsweise wenn für manche der alten pflegebedürftigen Klienten die Zivis oder Krankenschwestern der einzige soziale Kontakt sind.

Noch wichtiger sei die Beratung - auch der Angehörigen - im "Zettelkrieg" mit Behörden und Krankenkassen. Wie notwendig das ist, sieht die Stationsleiterin an der Unsicherheit von Leuten, die es eigentlich wissen müßten: "Aber wenn selbst Ärzte Probleme mit dem Ausfüllen der Formulare haben, wie soll dann erst der einfache Bürger zwischen Fachbegriffen wie Hauswirtschaftliche Versorgung und Häusliche Krankenpflege unterscheiden?" Ganz schlimm, so die Beobachtung, sei es mit neuen Leistungen, die die Kassen anböten. Die 1992 in Kraft getretene Regelung für einen Pflegesatz über 750 Mark im Monat sorge für größte Verwirrung. Vielen ist noch nicht klar, wann sie das Geld in Anspruch nehmen dürfen und wann nicht.

Das Stichwort Beratung hat für Brigitte Schleicher aber auch einen heiteren Aspekt: "Seitdem wir hier geöffnet haben, kommen ständig Leute herein, die mich nach allen Hilfsleistungen des Roten Kreuzes fragen." Essen auf Rädern wollen die einen bestellen, Sach- und Kleiderspenden wollen andere abgeben. Manche bitten auch um Geld.

Der helle, freundliche Raum mit den großen unverhangenen Fensterscheiben "zieht die Menschen offensichtlich an". Obwohl sie die Fragesteller dann weiterverweisen müßte, sei das dennoch eine gute Sache. Es zeige, wie richtig die Entscheidung des Frankfurter DRK-Verbandes gewesen sei, dezentrale Stationen zu schaffen: "Mit einer Anlaufstelle im Stadtteil können sich die Menschen viel schneller identifizieren." Positiv sei die Einrichtung darüber hinaus auch für die Angestellten. Auf den FVV als Fortbewegungsmittel angewiesen, haben sie jetzt viel günstigere Anfahrtszeiten zu den einzelnen Patienten.

Näheres über die Sozialstation Süd kann per Telefon 61 30 58 erfragt werden; besetzt ist das Büro montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr sowie am Montag- und Mittwochnachmittag (14 bis 16 Uhr). ask

Die Sozialstation des ASB ist in Nöten Der Mangel an Pflegekräften stellt Arbeiter-Samariter-Bund vor große Probleme

FRANKFURT-SÜD. Jens Gillmann ist ein Einzelkämpfer. Und das in einem Beruf, wo sonst nur im Team und dann um das Leben der Menschen gekämpft wird: Er ist Krankenpfleger. Doch in der vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) am 1. Januar eingerichteten Sozialstation Dielmannstraße 52 (die Stadtteil-Rundschau berichtete) ist Gillmann mittlerweile der einzige, der die pflegerischen Tätigkeiten ausübt: Das zu Beginn so hoffnungsvoll gestartete Unternehmen hängt nach nur einem halben Jahr "in den Seilen".

Statt die erhofften neuen Pfleger begrüßen zu können, geht in der Dielmannstraße der Frust um. Leiterin Gaby Keller, neben Gillmann die zweite Arbeitskraft, ist vollauf mit organisatorischen Aufgaben beschäftigt. Zur Zeit sind es zwar "nur" 17 Patienten, die im Einzugsbereich Sachsenhausen und Oberrad betreut werden. Doch auch der Papierkram will erledigt sein. Überhaupt nicht möglich ist bei dieser Konstellation eine Betreuung der vielfach bettlägerigen Patienten während des Wochenendes; dafür bräuchte es einen Stamm von mindestens fünf Mitarbeitern. "Auf diese Weise gehen uns schon von vornherein etwa 70 Prozent der Anfragen verloren", beschrieb die Leiterin die Auswirkungen. Für kurze Zeit sah es etwas rosiger in der Station aus: Eine zweite Pflegekraft war im Februar hinzugekommen. Aus gesundheitlichen Gründen mußte sie jedoch nach wenigen Wochen wieder gehen.

An der Situation wird sich kurzfristig wohl auch nichts ändern. Wie Hans-Peter Schreiner, kaufmännischer Geschäftsführer beim ASB-Ortsverband, sagte: "Der Markt hier ist leergefegt." Insgesamt schätzte er, in Frankfurt gebe es 300 unbesetzte Stellen im Pflegebereich. Dem steht eine steigende Nachfrage nach häuslicher Pflege und Betreuung gegenüber. In letzter Zeit, so die Beobachtung des Geschäftsführers, bieten vermehrt private Firmen ihre Dienste an. Die allerdings leisten nicht die aufwendige Krankenpflege, sondern setzen für Zugeharbeiten im Haushalt ungelernte Hilfskräfte ein und "schöpfen mit hohen Stundensätzen bis zu 40 Mark den Rahm ab".

Ähnliche Arbeiten zu viel besseren Preisen könnte der ASB auch anbieten: Wenn der Antrag als Zivildienststelle beim Bundesamt anerkannt wird. Dann könnten die Zivis für 15 Mark die Stunde Putzen, Kochen oder Einkaufen. Doch für das Verfahren braucht die Bonner Behörde mindestens ein Jahr, vor Ende 1992 ist eine Antwort nicht zu erwarten. Und ob dann sofort Dienstverpflichtete zu haben sind, das bezweifelt Schreiner bei der augenblicklichen Lage stark.

Außer den personellen Problemen hat der ASB mit der Sozialstation aber auch finanzielle Sorgen: "Im Moment legen wir drauf." Schreiner hat durchgerechnet, um kostendeckend zu arbeiten, müßte ein Pfleger 190 Stunden im Monat arbeiten. Um die Station halten zu können habe er schon an Sozialdezernent Martin Berg geschrieben und um einen jährlichen Zuschuß von 1,5 Millionen Mark gebeten.

Wie es weitergeht, das soll im September bei der Gesamtvorstandssitzung des Frankfurter ASB entschieden werden. Mit Sicherheit bringt das Gremium die Preisfrage zur Sprache. Außerdem steht dann wohl auch eine kurzfristige personelle Entscheidung an: Im Oktober wird nämlich Stationsleiterin Gaby Keller ihren Schwangerschaftsurlaub antreten.

Informationen über die Pflegeangebote der Station können unter Telefon 61 69 37 oder 28 09 21 (Zentrale des ASB) erfragt werden; ebenfalls Auskünfte erteilt die Beratungs- und Vermittlungsstelle für mobile Dienste unter 62 80 66. ask

Trennung schon beschlossene Sache? Weckbach zum Einer zurück Mit dem Hannoveraner Edeler inoffiziellen EM-Titel geholt

Für den Flörsheimer Ausnahme-Ruderer Jens Weckbach (22) gab es nach einem verkorksten Saisonstart etwas überraschend doch noch ein "Happy- End". Am vorletzten Samstag (Vorlauf) und Sonntag (Finale) gewann der Star des Flörsheimer Ruderclubs 08, in dessen Reihen noch weitere Nachwuchs-Skuller der Extraklasse inzwischen nationale und internationale(?) Ansprüche anmelden, in der schottischen Hauptstadt Glasgow die inoffizielle Europameisterschaft der Leichtgewichts-Ruderer. Und zwar im Doppelzweier (ohne Steuermann) mit seinem erst vor wenigen Wochen ins Boot gestiegenen Doppelpartner Matthias Edeler (Hannover RV).

Mit zwei Längen Vorsprung siegte Jens Weckbach mit seinem Partner auf der stürmischen und von Regenschauern gepeitschten Strecke von Strathclyde. Bereits im Vorlauf sicherte sich das körperlich unterschiedliche Duo - Weckbach bringt einige Pfunde mehr auf die Waage - mit souveräner Bestzeit den Sieg. "Das war unheimlich wichtig für die Psyche und auch für die Startaufstellung. Dadurch bekamen wir automatisch mit der Vorlaufbestzeit die bei diesem Hundewetter günstige Innenbahn zugeteilt. Die halbe Miete für den Start-Ziel-Sieg", strahlte Weckbach beim abendlichen Bankett des schottischen Ruderverbandes. Erst weit abgeschlagen kamen das überraschend starke Boot aus Österreich vor Frankreich auf die Ehrenplätze.

Mit dem Erfolg von Weckbach und Edeler war nach der knapp verpaßten WM-Teilnahme (im August in Montreal) nicht mehr zu rechnen. Allgemein wird Weckbach als der stärkere der beiden Ruderer angesehen. Edeler galt nach dem plötzlichen Schwanengesang des Limburger Rene Höhn nur als "Notlösung". Eine Notlösung, die Gold im rauhen Schottland holte. "Mein größter Erfolg nach dem siebten WM-Platz im letzten Jahr bei den Spielen in Australien. Jetzt ist die Saison gelaufen. Die Olympischen Spiele schaue ich mir von Mallorca aus an. Ich brauche jetzt eine längere Regenerationszeit", meinte Weckbach im Gespräch mit der FR.

Möglicherweise war es der letzte Auftritt zusammen mit Mathias Edeler, denn Weckbach überlegt sich eine Rückkehr in den angestammten Einer oder einen mindestens gleichwertigen Doppelpartner. "Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Vielleicht kann sich Edeler auch noch über den Winter hinaus steigern", kommentierte Vater Rudi Weckbach die noch nicht feststehende Zukunft seines in Rüsselsheim studierenden Sohnes.

Trainer Rudi Gerlach, seit einigen Jahren Garant der Weckbach-Erfolge, wird sich in Kürze mit allen Beteiligten an einen Tisch setzen. Dabei dürften auch Gespräche mit dem Deutschen Ruderverband anstehen, von dem sich Weckbach vermehrten Einsatz für eine Teilnahme der Leichtgewichts-Ruderer bei den nächsten Olympischen Spielen in Atlanta (zumindest als Demonstrationswettbewerb) erhofft. "Bisher geht die Initiative in erster Linie vom Ostblock aus. Mit welcher Berechtigung fahren die Schwergewichts-Ruderer um die Medaillen. Die Leistung der Leichtgewichtler ist genauso hoch einzustufen", legt sich Vater Rudi Weckbach, der seit Jahren viel Zeit und Geld in das Hobby seines Sohne investiert, für die "Flöhe" ins Zeug.

Nach dem sonntäglichen Erfolg bei dem "Match des Seniores" in der schottischen Hauptstadt, in dem neun Nationen für den Doppelzweier gemeldet hatten, blickte Jens Weckbach noch einmal kurz auf die Saison zurück. "Es gab Höhen und Tiefen, aber der erste Platz in Glasgow hat mich doch für die entgangene WM-Teilnahme in Montreal entschädigt. Im nächsten Jahr unternehme ich einen erneuten WM-Anlauf, notfalls im Einer." Im Einer hatte Weckbach bei dem letztjährigen "Match des Seniores" in Sizilien die Silbermedaille gewonnen. Folgt in absehbarer Zeit auch eine WM-Medaille? HANS EKKE

18 Aktive Retter im Zeltlager DLRG-Ortsgruppe trainiert "dänisch"

NIEDER-ESCHBACH. Für insgesamt 18 Tage haben Aktive der Ortsgruppe Nieder-Eschbach der Deutschen Lebens- Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ein Ausbildungs- und Ferienzeltlager in Ebeltoft in Dänemark bezogen. Es ist die sechste Aktion dieser Art unter der Leitung des Vorsitzenden Horst Maier. Das Ziel erreichten die Teilnehmer mit zwei Kleinbussen (zwei Boote im Anhänger) nach dreizehn Stunden Fahrt.

Während des Aufenthaltes im von Frankfurt tausend Kilometer entfernten Zeltlager sieht der Ausbildungsplan vor allem die praktische Unterweisung über Gefahrenmomente an der Kattegat-Küste sowie Schnorcheltauchen und "Retten in bewegter See" vor. Anderes Training dient der Vorbereitung auf den Bootsführerschein.

Neben der fachlichen Ausbildung sind weiter vorgesehen: Rundfahrten in Dämemark, Ausflüge zu bedeutenden landschaftlichen und kulturellen Stätten, Dia- Abende (etwa mit dem Thema: "Dänische Vor- und Frühgeschichte"), Angeln im Meer sowie Kontakte mit dänischen Hilfsorganisationen.

Und ddie Verständigung im Gastgeberland auch wirklich klappt, wird eigens ein Einführungskurs in die dänische Sprache angeboten. dixi

ai klagt Indonesien an

JAKARTA, 20. Juli (Reuter). Die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) hat Indonesien aufgefordert, Massenhinrichtungen und Folterungen gesetzlich zu verbieten. Wenn Menschenrechtsverletzungen begangen würden, ohne daß die Verantwortlichen dafür bestraft würden, kämen sie unweigerlich zu der Auffassung, daß sie auf dem Boden des Gesetzes stünden, erklärte die Organisation. Indonesien hat die von Menschenrechtsgruppen und ausländischen Regierungen erhobenen Vorwürfe über Verletzungen der Menschenrechte wiederholt bestritten. Laut ai gibt es jedoch Beweise für ein "klares und durchgängiges Muster von Menschenrechtsverletzungen durch die indonesische Regierung zur Unterdrückung von Opposition".

Nauheimer Senioren besuchen Naturpark

NAUHEIM. Zum Ausflug nach Neuwied zum Naturpark Rhein-Westerwald lädt die Gemeinde die Senioren für Dienstag, 18. August, ein. Mitfahren können alle ab 65 Jahre, Alleinstehende und Verwitwete ab 60 Jahren, Begleitpersonen und Osteuropäer, die in Nauheim zu Besuch sind.

Der Zug fährt um 9.38 Uhr vom Nauheimer Bahnhof ab, zurück sind die Senioren gegen 20 Uhr. Die Fahrt kostet 15 Mark, Begleitpersonen zahlen 25 Mark, Enkelkinder 10 Mark. Platzreservierungen sind von sofort an jeweils montags im Rathaus möglich. wal

Wer mißt den Wert eines alten Walnußbaums? Horno, ein Dorf am Rande der "europäischen Sahara", will dem Braunkohle-Tagebau in Brandenburg nicht weichen Von Ute Frings (Horno)

In Horno in der Niederlausitz, im südöstlichen Zipfel von Brandenburg, leben 380 Menschen. Vorgärten zieren die Häuser, die sich um eine kleine Kirche scharen. Im steinernen Taufbecken des frisch getünchten Gotteshauses werden die neugeborenen Hornoer nun wieder häufiger getauft; der Kirchhof dient den Dorfbewohnern seit 650 Jahren als letzte Ruhestätte. Ein Obelisk ehrt die Toten vom Ersten Weltkrieg. An den Zweiten erinnern 66 Holzkreuze auf Soldatengräbern - ordentlich aufgereiht und meist namenlos. Fast jedes Haus war damals zerstört worden. Die Schäden sind seit langem behoben. Neue Häuser kamen dazu; viele wurden von denjenigen errichtet, die nach dem Krieg mit einer Handkarre von jenseits der Neiße gekommen waren, aus der alten Heimat, die nun polnisch war.

Seither ist es in Horno friedlich zugegangen. Bis 1960 pflügten die Bauern ihre eigenen Äcker, dann wurde enteignet und eine LPG gegründet, heute heißt sie Bauern AG und hat reale Überlebenschancen. Arbeitslosigkeit ist kein Problem in Horno, es gibt ein paar (unfreiwillige) Vorruheständler, aber nur wenige Arbeitslose. "Es ist schön in Horno", sagt der alte Arno Lindner. Seiner Vorstellung vom Paradies kommt die Holzbank unter dem mächtigen Walnußbaum - Hühner, Gänse und den Enkel im Blick - an diesem Nachmittag im Sommer recht nahe. "Warum soll ich das alles hier aufgeben?"

Warum? Weil Horno im Lausitzer Kohlerevier liegt. Weil die Landesregierung in Potsdam auf Braunkohleabbau setzt und dafür Stromerzeugung und Arbeitsplätze ins Feld führt. Weil der Braunkohleausschuß des Landes sich für eine 4,2 Milliarden Mark teure Nachrüstung des 3000-Megawatt-Kraftwerkes Jänschwalde mit moderner Umwelttechnik entschieden hat - die sich nur lohnt, wenn weiter Strom aus Kohle produziert wird. Deshalb müssen die riesigen Bagger weiter die Erde zerwühlen, sie ausschlachten und in Kraterlandschaften verwandeln, in eine "europäische Sahara", wie der alte Lindner das nennt, die nur wenige Kilometer von Horno entfernt beginnt. Auch wenn auf der Kohle neun Lausitzer Gemeinden und drei Ortsteile liegen, in denen mehr als 11 000 Menschen wohnen.

"Horno bleibt!" In Gesprächen, an den Hauswänden in dem kleinen Dorf wird Widerstand demonstriert. Seit 15 Jahren leben die Menschen hier mit dem Stigma, "Kohlesperrgebiet" zu sein - eine künftige Abraumhalde, für die der Rat des Bezirkes damals einen Baustopp erlassen hatte. "Was in roten Zeiten verfügt wurde, dagegen hatte keiner eine Chance", meint Lindner. "Nach der Wende haben wir gedacht: Jetzt wird alles gut. Von wegen! Alles ist geblieben, wie es war." Bis im März vorigen Jahres der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe zu Besuch kam und versprach: "Ich werde keine Unterschrift gegen den Willen der Bürger von Horno leisten."

Ein Mann, ein Wort. Für die Hornoer besteht da bis heute kein Zweifel, nicht bei "unserm Stolpe". So wurde er denn auch mit rauschendem Beifall bedacht, als er Ende Juni, unmittelbar nach dem Beschluß des Braunkohleausschusses in Cottbus, nach Horno reiste. Die Hornoer erwarteten eine Bekräftigung des Versprechens, doch der Ministerpräsident schlitterte diplomatisch über das unebene Parkett des Hornoer "Dorfkruges". Er sei für die Kohleverstromung in der Lausitz, aber nur mit dem Einverständnis der betroffenen Menschen, sagte er. Was denn nun geschehe, wurde er gefragt. Stolpe bot zwei Varianten an: "Entweder wir halten Horno mit allen Mitteln, obwohl ich als Ministerpräsident auch nur ein kleines Würstchen bin. Oder wir finden für die gesamte Gemeinde Horno einen Platz, den man sich gemeinsam aussucht, an dem man in Zukunft gemeinsam leben will." Für die erste Variante gab er noch zu bedenken, daß der Weg durch die Rechtsinstanzen beschwerlich sei. Und eine Hintertür klinkte auf: "Schließlich kann auch ein Ministerpräsident überstimmt werden." Dann gäbe es doch Kohle statt Horno.

Für die Umsiedlung hat die Landesregierung "vorsorglich" einen Härteausgleichsfonds bereitgestellt. Damit sollen vom Bundesrecht nicht abgedeckte Kosten der Betroffenen abgegolten werden. 80 Millionen Mark würde die Umsiedlung Hornos etwa kosten, dazu noch einmal zehn Millionen Mark aus dem Härtefonds. "Wie würde man diesen Walnußbaum berechnen?" fragt Arno Lindner. "Es ist eine besondere Sorte - größer und schmackhafter als die anderen. Wohin soll ich meine Bank stellen, unter einen Setzling?" Nachdenklich beobachtet der Alte seinen Enkel, der gerade mit der Katze spielt. "Nein, wir halten uns an Stolpe." Zweifel läßt er nicht zu; spitzfindigen Interpretationen der Politiker-Aussagen verweigert er sich.

Beim Kirschenessen direkt vom Baum im Lindnerschen Garten kann man auf die feindliche "Dreckschleuder", das Kraftwerk Jänschwalde, schauen. Aus dicken Kühltürmen quillt weißer Rauch, der hohe Schornstein spuckt ununterbrochen schwefelartige Schwaden. Mehr als ein Elektrofilter, der Staubpartikel zurückhalten soll, ist an Umweltschutz noch nicht vorhanden. Das Kraftwerk, vom Kombinat-Nachfolger "Lausitzer Braunkohle AG" (Laubag) betrieben, könne erhalten bleiben, sagt der alte Mann gönnerhaft. Ein sofortiger Stopp des Kohleabbaus werde nicht gefordert. Bis man zur Grenze des Hornoer Berges gelangt sei, vergingen noch Jahre: Zeit genug, um Alternativen zu entwickeln. "Fest steht", er hält inne - "zeigen Sie mir mal Ihren Presseausweis, am Ende sind Sie von der Laubag" -, "also fest steht, die Zeit der Zerstörung, des Raubbaus an der Natur, ist ein für alle mal vorbei."

Rund 680 Quadratkilometer Landschaft mit hundert Dörfern haben die Bagger während 150 Jahren Braunkohleförderung in der Lausitz verschlungen. 200 Millionen Tonnen Kohle wurden in real- sozialistischen Zeiten jährlich gefördert: Der größte Braunkohleproduzent der Welt wollte man sein, egal um welchen Preis. Die mit hohem Aufwand gewonnene Energie gab's (fast) zum Nulltarif, der Braunkohle-Gestank avancierte zur Duftmarke des sozialistischen Deutschland, neben den Abgasen des Trabi. Inzwischen ist die Luft ein bißchen besser geworden - nicht zuletzt, weil weniger Strom verbraucht wird: Im Haushalt wird gespart, Energie kostet nun dreimal so viel, die Industrie ist zum großen Teil zusammengebrochen. Bis 1996/97 sollen die Kraftwerke auf westlichen Standard gebracht werden, im Prinzip.

Im Eingang eines kleinen, langgestreckten Hauses an der Hauptstraße steht ein großer, schwerer Mann. Den kennt hier jeder, eine Vorstellung erübrigt sich. Bernd Siegert ist Bauer und Bürgermeister von Horno. Ein Ehrenposten in der kleinen Gemeinde, der sich auswächst. Große Lust, immer wieder die Lage zu erklären, hat er nicht. Er habe schließlich noch andere Arbeit. Aber was soll's, lenkt er ein: Horno müsse bleiben. Das sei der Wahlauftrag für alle Gemeindevertreter, alle parteilos wie er, mit Ausnahme eines CDU-Mitglieds. Auch Siegert klammert sich an Stolpes Versprechen. Doch nicht allein: Ein geologisches Gutachten soll beweisen, daß wesentlich weniger Kohle unter Horno liegt als angenommen. Dann würde der Abbau unwirtschaftlich. Er erklärt, zeigt Karten, ereifert sich über den Chef der Lausitzer IG Bergbau und Energie, Ulrich Freese, einen Westimport, "der unsere Menschen nur für dumm verkauft". Als ob Arbeitsplätze um jeden Preis, auch um den der Zerstörung von Lebensraum, erhalten werden müßten. Wer habe sich denn über die 5000 Entlassungen im Chemiewerk in der Kreisstadt Guben aufgeregt?

Durch die Kohle käme der Wohlstand in die Lausitz, zitiert Siegert den Gewerkschafter. In tote Landschaften? Der große Mann lacht verbittert. Nein, jetzt sei der Moment, die Maschinen langsamer laufen zu lassen, innezuhalten, Alternativen zu überdenken. Ein Block des Kraftwerks könne zum Beispiel mit Steinkohle gefahren werden, ein zweiter mit Braunkohle, ein dritter mit Gas. Die Trasse aus der GUS läuft direkt vorbei. Saubere Energie wie die Wasserkraft der Neiße könne man nutzen. Im Nachbarort Grießen habe ein Elektroingenieur ein Wasserwerk aus den 20er Jahren gekauft, die Renovierung laufe auf vollen Touren. Der Strom reiche für Grießen und Horno. "Nein, Horno muß nicht sterben - und wird es auch nicht. Oder hat die Laubag demnächst auch Menschenbagger?"

Ob es was nützt? Vor der Verkaufsstelle ziehen drei alte Frauen Gesundheitsbilanz - die Hitze, der Kreislauf, die Beine. Am "Dorfkrug" versorgen sich Männer mit dem Feierabend-Bier. Der Wetterhahn auf dem Kirchturm bewegt sich nicht. Ruhe vor dem Sturm?

Die Straße zur Autobahn Richtung Berlin führt durch eine Wüste toter Erde bis zum Horizont. Die riesigen Schaufelbagger, stählerne Monster, sind die einzigen Fixpunkte in der bizarren Kraterlandschaft. Horno lebt. Zur Zeit noch.

Tempo-30-Zone gefordert In "Engelsruhe" Raser stoppen

UNTERLIEDERBACH. Autofahrer, die sich mit ihren Wagen durch enge Wohnstraßen zwängen, um den Staus auf den breiten Pisten auszuweichen: "Schleichverkehr" ist das größte Ärgernis für die Menschen im Unterliederbacher Wohngebiet "Engelsruhe". Derlei Mißbrauch zu erschweren und Raser abzubremsen, ist das Ziel einer Tempo-30-Zone, die zwischen Königsteiner Straße und dem Teutonenweg einerseits sowie der Autobahn und dem Sossenheimer Weg andererseits eingerichtet werden soll.

Ein gutes Dutzend Anwohner traf sich kürzlich mit Planern und Kommunalpolitikern, um vor Ort die "Problemzonen" zu begutachten und Lösungsmöglichkeiten zu besprechen. Das Grundübel war rasch ermittelt: Jene automobilen Zeitgenossen, Rechts-vor-links gefordert die sich, vom Sossenheimer Weg kommend, durch den Teutonenweg, die Rugierstraße und den Burgunder- oder Chattenweg "mogeln", um dann auf die Königsteiner Straße zu gelangen.

"Wir werden uns etwas einfallen lassen, um diese Route für den Durchgangsverkehr extrem unattraktiv zu machen", kündigte CDU-Ortsbeirat Hans Georg von Freyberg an, der ebenso zur Arbeitsgruppe gehört wie die Kinderbeauftragte Christine Schwab (Grüne) und Ortsvorsteher Rudolf Hartleib von der SPD.

Eines der möglichen Gegenmittel könnte sein, den Chattenweg zur Einbahnstraße zu erklären, um nur noch die Fahrzeuge passieren zu lassen, die aus Richtung Königsteiner Straße kommen. Obwohl die Gotenstraße nördlich des Burgunderweges formal nicht mehr zur geplanten Tempo-30-Zone gehört, soll auch sie einbezogen werden.

Nach den Worten von Joachim Seiler, Mitarbeiter beim beauftragten Planungsbüro, könnte es statt "Vorfahrt frei" künftig "Rechts-vor-links" heißen: "Obwohl wir es mit einer Grundnetzstraße zu tun haben, sollte sich die Stadtverwaltung nicht gegen diese Neuerung sperren." Denn dieser Abschnitt sei nicht für den Durchgangsverkehr gedacht, sondern diene vor allem als Zufahrt ins Wohngebiet. Und in solchen Fällen könne Autos und Stadtbussen schon einmal das Vorfahrtsrecht versagt werden. Ansonsten glaubt Seiler wenig verändern zu müssen. "Schon wegen der engen Straßen kann hier kaum jemand rasen", sagte er. Nur der breite Cheruskerweg könne Schikanen und Mittelinseln "vertragen".

Was der Planer in den nächsten Wochen zusammen mit der Kinderbeauftragten und den beiden Ortsbeiräten austüftelt, wird der Bevölkerung am 27. August vorgestellt. Ort der Anhörung soll, so Hans Georg von Freyberg, voraussichtlich ab 19 Uhr das evangelische Gemeindehaus an der Wartburgstraße sein. leo

Kleider und Hausrat für Hilfsbedürftige

FRANKFURT A. M. Oft werden brauchbare Möbel, elektrische Geräte und Kleidung einfach weggeworfen. Das muß nicht sein, meinen vier Frankfurter Hilfsorganisationen und bitten um Sachspenden für Kriegsflüchtlinge und Arme.

Der Möbeldienst der Kirchen, Königsteiner Straße 69 a (Höchst), Rufnummer 30 40 81, und die Kroatische Gemeinde im Westend, Niedenau 27, Telefon 72 31 25, sowie in Ginnheim, An den drei Steinen, Telefon 54 10 46, holen Möbel, Küchen- und andere elektrische Geräte ab.

Aber: Das Deutsche Rote Kreuz, Mendelssohnstraße 78, Telefon 7 19 19 10, und der "Notmütterdienst" in Bockenheim, Sophienstraße 28, Rufnummer 77 90 81 oder 77 90 82, sammeln nach wie vor lediglich Kleidung und Schuhe aller Art.

In unserem Artikel "Hilfsorganisationen bitten um Sperrmüll" vom 9. Juli hieß es, auch das DRK und der Notmütterdienst sammeln Hausrat - ein Mißverständnis. Die beiden Organisationen können keine Möbel abholen, da ihnen die Transportfahrzeuge fehlen. star

Dr. Murray Watson, ein in London arbeitender Sozialwissenschaftler und Somalia-Spezialist, hat sich intensiv mit den Ursachen des Bürgerkrieges, aber auch der umstrittenen Rolle der UNO und mancher humanitärer Organisationen befaßt. Im April dieses Jahres faßte Murray Watson die Eindrücke mehrerer Somalia-Besuche in einem Memorandum zusammen, das er Diplomaten und Vertretern von Hilfsorganisationen überreichte. Durch das Eintreffen der ersten UN-Beobachter in Mogadischu Anfang Juli gewinnt die Analyse eine besondere Aktualität. FR-Afrika-Korrespondent Helmut Opletal hat Auszüge aus dem Englischen übersetzt.

Lesertelefon in der Stadtteil-Rundschau "Die Grünphasen sind zu kurz"

FRANKFURT. "Pseudoeinrichtungen" nennt FR-Leserin Ulrike M. die Frankfurter Fußgängerampeln. Oft ist sie mit Kind und Fahrrad unterwegs und schafft es kaum, bei Grün die Straße zu überqueren: "Gerade wenn man mit Kindern geht, reichen die Grünphasen nicht aus, um 'rüberzukommen." Ein weiteres Ärgernis sind der Leserin die langen Rotphasen. Die fußgängerfeindlichen Ampeln, so Ulrike M., führen dazu, "daß man bei Rot drübergeht".

Wieso Passanten an Ampelübergängen oft denkürzeren ziehen, erklärt der Sachgebietsleiter für Straßenverkehrsangelegenheiten, Ulrich Schöttler. Ursache dafür seien die in der Straßenverkehrsordnung vorgeschriebenen "Grünen Wellen": Viele Fußgängerampeln sind eingegliedert in ein Ampel-"Netz" für einen bestimmten Straßenzug, so etwa in der Eschersheimer Landstraße und in der Berliner Straße.

In diesen Straßenzügen sind die Ampelsysteme aufeinander abgestimmt, um den Verkehrslauf für Autofahrer, Busse und Bahnen nicht ständig durch Rotphasen zu unterbrechen. Diese von Verkehrsingenieuren sorgfältig ausgeklügelten Ampelschaltungen sollen vor allem dazu dienen, Auffahrunfälle zu verhindern. Auch öffentliche Verkehrsmittel wie Straßenbahnen können Schaltungen beeinflussen: Sie werden "bevorrechtigt".

Der Fußgänger muß höchstens 90 Sekunden warten, im günstigsten Fall 60 Sekunden. Denn so lange kann die Umlaufzeit, eine programmierte Schaltphase der Ampeln, dauern. An manchen Stellen in der Stadt sind "Sofortgrün"-Ampeln für Fußgänger eingerichtet. Diese Ampeln, etwa an der Frankenallee, reagieren in wenigen Sekunden auf den Übergangswunsch des Passanten.

Dagegen muß der nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer am Ratswegkreisel Geduld mitbringen. Bis zu zwei Minuten dauert dort die Wartezeit. Welche Ampelprogrammierung jeweils erforderlich ist, zeigen sporadische Verkehrsüberwachungen der Straßenverkehrsbehörde. Irrtümer und Fehlplanungen hält Schöttler für so gut wie ausgeschlossen. orf

Travestie im Kleingarten Bergen-Enkheimer Gärtner feierten am Dorfelder Weg

BERGEN-ENKHEIM. Jossy de Monte hielt mit (fast) nichts hinter dem Berg. Die Uhr bewegte sich auf Mitternacht zu, als die Travestiekünstlerin richtig loslegte. Als Katharina die Große hatte sie (oder er) sein Publikum beim Fest des Kleingärtnervereins Bergen-Enkheim 1950 in Schwung gebracht. Als MamboQueen jedoch ließ Jossy zum großen Vergnügen ihrer Zuschauer ein ums andere Kleidungsstück fallen. Zwar legte sie keinen Striptease zur heißen Mambo-Musik aufs Parkett, aber viel Haut zeigte sie ihren begeisterten Verehrern.

Travestie bei den Kleingärtnern - dafür zeichnete der Wirt der Anlage am Dorfelder Weg, Winfried Groß, verantwortlich. Er hatte das Spektakel organisiert, Gartenfreund Martin Luckert legte als Discjockey die passenden Platten dazu auf. Der Mann an Plattenteller und CD-Player war an diesem Tag ohnehin im Großeinsatz, denn schon am Nachmittag hatte er zum Tanz aufgespielt. Für alle Gartenfreunde, egal welchen Alters, war etwas dabei. Die Kinder hüpften zu aktuellen Popsongs, die Erwachsenen drehten sich im Walzerrhythmus über die Tanzfläche.

Das Fest am zweiten Wochenende im Juli hat Tradition bei den Kleingärtnern am Dorfelder Weg. Folglich ließ es sich niemand der 59 aktiven Mitglieder nehmen, zusammen mit Familie und Freunden beim Sommerfest zu erscheinen. Rund um die Gaststätte traf sich das Festvolk, dort wurde gegrillt und die passenden Getränke dazu serviert.

Der Tag darauf stand im Zeichen des Gärtnernachwuchses: Ein Kinderfest stand auf dem Programm, mit Sackhüpfen, Eierlaufen und, als besonders beliebte Aktion, Schwammwerfen. "Eigentlich wollten wir ja zuerst Mohrenköpfe nehmen", sagte Winfried Groß. Aber klebrig-süße Mohrenköpfe im Gesicht und in den Haaren - das sei seinem Vater dann doch nicht ganz geheuer gewesen.

Denn der Vater des Vereinswirts stellte sich als Zielscheibe zur Verfügung. Mutig und zur Freude der Kinder steckte er seinen Kopf durch das Loch in einer Clown-Attrappe und ertrug gutgelaunt jeden Treffer mit dem nassen Schwamm. Nicht genug damit, daß Mädchen und Jungen diesen lustigen Unfug treiben durften - am Ende wurden sie dafür auch noch belohnt. Die Jüngsten bekamen Schaufel und Eimer für den Sandkasten, die vier- bis siebenjährigen ein Federballspiel und die älteren Kinder schließlich ein Schreibset. big

Lebendiges Fassadengrün erhöht den Wohnwert

WETTERAUKREIS. Tips zu Begrünung von Häusern gibt jetzt die Naturschutzgruppe Niddatal. Sie weist darauf hin, daß durch eine Hausbegrünung das Fassadenklima günstig beeinflußt wird, weil Temperaturschwankungen und die Luftfeuchtigkeit ausgeglichen werden. Hinzu komme, daß eine lebendige grüne Wand am Haus oder an der Pergola anheimelnd wirke und von praktischem Nutzen ist.

So würden beispielsweise die Blätter des Effeus dachziegelartig das Regenwasser von der Wand abhalten. Daß an der Nordseite gut gedeihende Gewächs brauche jedoch eine feste Oberfläche für seine Haftwurzeln.

Wilder Wein bevorzugt die Sonnenseite. Prächtig rot leuchten seine Blätter im Herbst. Hunderte von blauen Blüten zeigt der Blauregen im Mai, der Ranghilfen benötigt. Beliebt ist auch die Waldrebe (Clematis), die in vielen Blütenfarben und in schwach- und starkwüchsigen Arten erhältlich ist. Am lebhaftesten rankt der Knöterich, so der Naturschutzbund. In einem Jahr treibt er mehrere Meter lange Ausläufer und kann dadurch bald zum Problem werden. Mehr Aufmerksamkeit verlangt die echte Weinrebe, und die Spalierbirne. Beide werden jedes Jahr geschnitten und lohnen es zur Erntezeit mit Früchten.

Wer zunächst einmal Erfahrungen mit Hausbegrünungen sammeln möchte, dem empfiehlt der Naturschutzbund zunächst die nur ein Jahr alte werdenden Feuerbohne oder den Hopfen.

Weitere Informationen zum naturnahen Garten gibt es in der Umweltwerkstatt Wetterau, Wirtsgasse 1. 6361 Niddatal 1, Tel. 0 60 34 / 61 19. str

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine

Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. Live-Musik mit What about, anschließend Open-air-Kino: Cinema Paradiso, Sa., 20 Uhr, Bertha-von- Suttner-Schule.

Rüsselsheim. Kultursommer: Kindertheater Blauhaus, Sa., 10 Uhr, Marktstraße (am Ev. Gemeindehaus); Concerto all'aperto, So., 20 Uhr, Am Treff.

Groß-Gerau. Matinee für Countryfreunde mit Hawk, So., 11 Uhr, Alte Schule in Dornheim.

Ginsheim-Gustavsburg. 6. Ginsheimer Super-Oldie-Night, Sa., ab 19 Uhr, Zelt an der Gesamtschule Mainspitze Ginsheim. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Schlafwandler (Sa., 15, 19.30 Uhr; So., 15, 17, 20 Uhr); Doppelprogramm: Schlafwandler + Eiskalte Leidenschaft (Sa., 21.30 Uhr). - Bambi: Eiskalte Leidenschaft (Sa., 15.15, 20.30 Uhr; So., 14.30, 16.30, 20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (Sa., So., 15, 17.30, 20.15; Sa., 23 Uhr; So., 11 Uhr). - Rex II: Wayne's World (Sa., So., 15, 17.45, 20.30; Sa., 22.30 Uhr); Ein Hund namens Beethoven (So., 11, 13.30 Uhr). - Cinema: Feivel im Wilden Westen (Sa., 14.45 Uhr; So., 11, 13.30, 14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa., So., 16.15, 18, 20.45 Uhr; Sa., 23 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Basic Instinct (Sa., So., 19.30 Uhr); Blues Brothers (Sa., So., 22 Uhr). Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. Sommerfest der SPD-Mörfelden, Sa., 14 Uhr, Hofreite Goldener Apfel.

Büttelborn. SPD-Sommerfest, So., 10.30 Uhr, am Volkshaus. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Abnahmetermin für das deutsche Sportabzeichen, Sa., 9 Uhr, Waldschwimmbad Mörfelden.

Groß-Gerau. DRLG: Seefest-Frühschoppen, So., 10 Uhr, am Hegbachsee.

Kelsterbach. Kelsterkult-Stammtisch, So., 19.30 Uhr, in der Dickworz. Verschiedenes Gernsheim. Gernsheimer Fischerfest: Buntes Programm, Sa., ab 3.15 Uhr; So., ab 9 Uhr, auf dem Sport- und Festgelände und im Festzelt.

Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club", Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.

Frauentreff Mörfelden, Langgasse 45: Internationales Frauencafé, Sa., 15 bis 17 Uhr.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.

Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50. Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 bis 12 Uhr, Rufbereitschaft, Sa., 8, bis So., 24 Uhr.

Nördlicher Bereich: Jürgen Ziesemer, Büttelborn-Worfelden, Pfarrgasse 6, Tel. 0 61 52 / 8 18 88; priv. 0 61 51 / 89 55 59.

Südlicher Bereich: Karl Jourdan, Raunheim, Ringstr. 107-109, Tel. 0 61 42 / 4 40 89.

Südliches Ried. Sprechzeiten: 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Sa. und So.: Thomas Jung, Pfungstadt, Eberstädter Str. 77, Tel. 0 61 57 / 60 50; priv.: 0 64 33 / 32 88. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.

Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Ahorn- Apotheke, Mörfelden, Bahnhofstr. 6-8, Tel. 0 61 05 / 2 35 30.

Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raunheim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste

Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Swing: Main Swingers mit Heike Schneider, So., 11 bis 14 Uhr, Hotel Kempinski Gravenbruch.

Dreieich. Burgfestspiele: Carmen, Sa. und So., 20.15 Uhr; 2. Sinfoniekonzert, So., 11 Uhr, Burg Dreieichenhain.

Langen. Traditionelle Beach-Party, So., ab 10 Uhr, im Freibad. Kinos / Filme

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Batmans Rückkehr (Sa., So., 16, 20.30 Uhr). - Viktoria: Die Hand an der Wiege (Sa., So., 20.30 Uhr); Doppelprogramm: Die Hand an der Wiege + Batmans Rückkehr (Sa., 22.45 Uhr).

Langen. Hollywood: Batmans Rückkehr (Sa., So., 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Fantasia: Wayne's World (Sa., So., 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.30 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien. Parteien / Parlamente Langen. SPD-Radtour durch die Gemarkung, Treffen So., 9 Uhr, Rathaus, Südliche Ringstraße.

Vereine / Organisationen Neu-Isenburg. Briefmarkensammler-Verein: Tauschtreffen, So., 9.30 bis 12 Uhr, Altes Feuerwehrhaus, Offenbacher Straße 35.

Langen. Odenwaldklub: Grillnachmittag, Sa., ab 14.30 Uhr, im Naturfreundehaus; Rucksackwanderung, Treffen So., um 9 Uhr, am Neuen Rathaus. Ärzte Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.

Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.

Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).

Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale Langen, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist). Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Im westlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Almut Hertel, Dietzenbach-Steinberg, Staufenstr. 1, Tel. 0 60 74 / 38 60; priv. 0 61 03 / 4 44 76. Apotheken Neu-Isenburg. Sa.: Behring-Apotheke, Friedhofstr. 76, Tel. 3 53 99; So.: Goethe-Apotheke, Bahnhofstr. 173, Tel. 2 12 45.

Dreieich. Sa.: Stadt-Apotheke, Sprendlingen, Hauptstr. 19, Tel. 6 73 32; So.: Dreieich-Apotheke, Buchschlag, Buchschlager Allee 13, Tel. 6 60 98.

Langen / Egelsbach. Sa.: Oberlinden-Apotheke, Langen, Berliner Allee 5, Tel. 7 87 77; So.: Apotheke am Bahnhof, Egelsbach, Bahnstr. 17, Tel. 4 90 08.

Medikamenten- und Pflegenotdienst, Fr. 20 Uhr bis Mo. 5 Uhr, Service-Nr.: 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif). Stadtschwestern Dreieich. Der Wochenend- und Feiertagsdienst von Gemeindeschwestern und Altenpflegern wird wahrgenommen durch die Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchlicher Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.

Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.

Langen. Zentrum für Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 / 2 20 21.

Neu-Isenburg. Der Wochenenddienst der Gemeindeschwester wird auf am Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins mitgeteilt: Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Krankentransporte Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110; Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK, Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 / 2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11; Rettungshubschrauber Christoph II, Tel. 0 69 / 44 10 33.

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03 / 5 18 84. Tierärztlicher Notdienst Den Notdienst (Klein- und Großtiere) für den Westkreis Offenbach erfahren Sie von Ihrem Hausarzt (evtl. Branchenverzeichnis).(Ohne Gewähr)

"Kontakt besteht"

Zu unserem Bericht "Zug um Zug stirbt Alt-Bernem" (Stadtteil-Rundschau Ost vom 9. Juli) macht FR-Leser Rainer Krieg einige Anmerkungen. Diplom-Betriebswirt Krieg ist Mit-Bauherr in der Großen Spillingsgasse 42, um die es in dem Artikel ging.

Ihr Artikel erweckt den Eindruck, als wären hier unredliche Bauherren bzw. Architekten am Werk, die zu Lasten der Allgemeinheit einen Stadtteil zerstören. Dies gipfelt in der Zitierung des Stadtver-

Warum der "SPD-regierte Bauer" weniger erhält Hessen verweigert Zahlungen aus einem EG-Topf, den es eigentlich gar nicht mehr geben dürfte

WIESBADEN. Auf Landwirtschaftsminister Jörg Jordan (SPD) sind Hessens Bauern zur Zeit nicht besonders gut zu sprechen. Der Grund: eine Abstimmung im Bundesrat vor wenigen Tagen. Hessen sowie die anderen SPD-regierten Länder beschlossen, den Vermittlungsausschuß zwischen Bundesrat und Bundestag anzurufen, um das kürzlich geänderte "Gesetz zur Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft" zu Fall zu bringen oder zumindest zu verzögern.

Bei diesem Streit geht es um insgesamt 2,2 Milliarden Mark, die den deutschen Bauern im Jahr 1992 als "sozio-struktureller Einkommensausgleich" aus Steuermitteln überwiesen werden sollten. Diese Zahlung sollte an die Stelle einer Mehrwertsteuer-Subvention treten, die sich die Landwirte zum Ausgleich von Schwankungen der europäischen Währungen bislang gutschreiben durften.

Bauern konnten bis Anfang des Jahres elf Prozent Mehrwertsteuer als Vorsteuer in Rechnung stellen, zahlten aber selber im Schnitt nur acht Prozent Umsatzsteuer. Weil das per Saldo nichts anderes war als eine dreiprozentige Preiserhöhung für Milch und Getreide, kritisierte die Brüsseler Kommission das Verfahren als wettbewerbsverzerrend gegenüber anderen europäischen Ländern.

CDU und FDP hatten sich aber schon in den Koalitionsvereinbarungen darauf festgelegt, diese größte Subvention der deutschen Landwirtschaft "volumenmäßig fortzuführen". Gesucht war nur noch eine Methode, welche die Brüsseler Kommission als "produktionsneutral" durchgehen lassen würde - sie durfte keinen Anreiz zur Produktion von Überschüssen geben.

Heraus kam eine Zahlung, die jedem Bauern zusteht: 150 Mark je Hektar, nach oben begrenzt auf 16 000 Mark pro Betrieb. Ein kleiner Bauernhof in Hessen mit zum Beispiel 25 Hektar konnte also darauf hoffen, noch in diesem Jahr 3750 Mark auf das Konto zu bekommen - als "soziostrukturellen Einkommensausgleich". Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das Kürzel nur: Den Bauern geht es nicht gut, deshalb muß man ihnen helfen.

Bundeslandwirtschaftsminister Ignaz Kiechle (CSU) hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, um die Zustimmung aus Brüssel für die nationale Subvention zu erhalten. EG-Agrarkommissar Ray Macsharry beschwor Kiechle im November 1991, wenn die EG keinen Ersatz für die dreiprozentige Mehrwertsteuer-Subvention zulasse, dann könne "die agrarpolitische Lage in Deutschland außer Kontrolle geraten". Die EG stimmte zu, wenngleich nur für das eine Jahr 1992. Danach werde die EG-Agrarreform ohnehin alles neu regeln. Doch nun werden die Bauern in diesem Jahr trotzdem in die Röhre schauen, und ob es überhaupt noch etwas wird mit der vollen Subvention, steht dahin. Denn Bonn hatte die Rechnung ohne die Länder gemacht. Diese nämlich will das Gesetz in die Pflicht nehmen: Wenn die Bundesländer bislang bereit waren, auf einen Teil der Umsatzsteuer aus der Landwirtschaft zu verzichten, dann sollte auch für die direkte Zahlung der gleiche Verteilerschlüssel gelten: zwei Drittel aus der Bundeskasse und ein Drittel aus den Kassen der Länder. Für die elf alten Länder zusammengenommen wären das 560 Millionen Mark, das Land Hessen wäre mit 35 Millionen dabei.

Bisher aber haben allein die beiden von CDU und CSU regierten Länder Süddeutschlands erklärt, sie würden die Kosten übernehmen: Bayern zahlt 154 Mil- Ungleichbehandlung lionen Mark, Baden-Württemberg 65 Millionen an die Bauern des Landes. Mit einer fatalen Folge: Auf der Basis eines Bundesgesetzes entsteht eine Ungleichbehandlung von Bauern innerhalb Deutschlands. Der Landwirtschaftsminister und CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Bleser rechnete aus, daß im Fall von Nachbarbetrieben, zwischen denen zum Beispiel die hessisch-bayerische Landesgrenze verläuft, der SPD-regierte Bauer bis zu 6510 Mark weniger erhält als sein CSU-regierter Kollege.

Die SPD-Länder, die sich mit Rücksicht auf ihre Landeshaushalte der mühsam in Brüssel durchgesetzten Agrarsubvention verweigern, können allerdings auch dafür gute Gründe nennen: war doch die alte Mehrwertsteuervergünstigung für Deutschlands Bauern ohnehin befristet bis Ende 1991. Sie wurde also nicht willkürlich gestrichen, sondern lief termingerecht aus. Außerdem ist der Grund für die Subvention längst entfallen. Eingeführt hatte man sie nämlich als Ausgleich für Wechselkursschwankungen innerhalb Europas, die es längst nicht mehr gibt.

Außerdem, so der Agrarausschuß des Bundesrates, sei der soziostrukturelle Einkommensausgleich ein Element sozialer Sicherung für Beschäftigte in der Landwirtschaft - und das sei eine reine Bundesangelegenheit. (Bei Maßnahmen für Agrarstruktur und Regionalförderung wären auch die Länder zuständig.) Warum also sollten Länder, in denen die SPD regiert, ein Versprechen der CDU/FDP-Bundesregierung mitbezahlen?

Es fließen aber in diesem Jahr genau 35 Millionen Mark mehr Umsatzsteuer in die Kasse der Landesregierung, weil Bauern seit dem 1. Januar 1992 bei Verkäufen von Agrarprodukten nicht mehr elf, sondern nur noch acht Prozent Umsatzsteuer in Rechnung stellen dürfen. Diese Mehreinnahmen solle die Landesregierung wieder an die Bauern ausschütten, so der Agrar-Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Dietrich Möller. Sonst mache die Landesregierung "auf Kosten der Bauern ein neues Geschäft".

Zwar ist die Änderung des Subventionsgesetzes "zur Förderung der bäuerlichen Landwirtschaft" nicht zustimmungspflichtig durch den Bundesrat (was die SPD-Länder ebenfalls in Frage stellen). Der Bundesrat hat aber eine Möglichkeit, die konfliktträchtige Spaltung der Länder zu vermeiden: Er rief kürzlich den Vermittlungsausschuß an, um den Passus "Ergänzungsfinanzierung durch die Länder" aus dem Gesetz zu kippen und den Bund zur alleinigen Zahlung zu verpflichten, dem dafür allerdings die Etatmittel fehlen.

Der hessische Bauernverbandspräsident Karl Stumpf forderte von Ministerpräsident Hans Eichel (SPD), die "Bauern nicht zum Spielball politischer Auseinandersetzungen" zu machen. Das Land müsse helfen und Hessen solle seinen Drittel-Anteil der Subvention "wie vom Bundestag beschlossen" tragen. Geholfen hat es nicht mehr, die SPD-Mehrheit im Bundesrat entschied für den Vermittlungsausschuß.

Damit wurde aber nicht nur das umstrittene Subventionsdrittel der Länder gestoppt - jetzt ist das ganze Gesetz auf die lange Bank geschoben. Denn bis zur Klärung des Streites kann auch der Bund seinen Anteil nicht auszahlen. Der Vermittlungsausschuß tagt aber erst im September nach der Sommerpause des Parlamentes. Dann pendelt das Gesetz noch zweimal zwischen Bundestag und Bundesrat hin und her. Hessens Bauern werden mithin in diesem Jahr keine Mark der versprochenen "soziostrukturellen" Millionen sehen. MICHAEL SCHLAG

Und auf die Hochzeit folgt oft der Tod Tausende junge indische Ehefrauen werden jährlich zu Opfern von Verbrennungsmorden / Von Cheryl Benard und Edit Schlaffer

NEU-DELHI. Das obere Stockwerk eines Einfamilienhauses. Wir sitzen im Wohnzimmer, draußen, auf der Veranda, blühen Geranien. Uns gegenüber sitzt das Ehepaar Chhabra: ein gutmütiger, freundlicher Mann, Eigentümer einer Werkstatt für die Produktion von Maschinenteilen, und seine Frau, die uns Tee serviert und Nüsse. In der Ecke steht ein Fernsehgerät, mit Video; wir sehen einen Film. Es ist ein Film über die älteste Tochter der Chhabras, Shalina, über ein Mädchen, das in Indien berühmt wurde.

Sie kam sogar ins Fernsehen, wo sie fünf Minuten lang eine kleine Ansprache hielt, eine kleine Ansprache über ihre Ehe. Mit fünf Medienminuten beendete Shalina ihr Leben; ein Dokumentarfilmteam nahm ihren qualvollen Verbrennungstod und ihre gestöhnte Anklage auf Video auf. Deswegen ist sie berühmt; ihre Bekanntheit speist sich darüber hinaus noch aus einem anderen bizarren Detail, in dem sich ihr Tod von den Tausenden Verbrennungsmorden an jungen Ehefrauen unterschied, die jährlich in Indien stattfinden: Shalina wurde nicht mit Benzin übergossen, wie die meisten, sondern mit Whisky.

Herr Chhabra spielt uns, auf unseren Wunsch, diesen Film vor. Er sieht ihn sich mit uns an und ergänzt die Sätze seiner Tochter dort, wo ihre Stimme versagt und man sie nur schlecht verstehen kann. Seine Frau sieht weg, ihr Blick zielt auf die entgegengesetzte Ecke des Zimmers, aber hören muß sie. (. . .)

Frau Chhabra erträgt es nicht; sie weint, lautlos, während die letzten Sekunden des Films abspielen und die Namen des Filmteams abrollen. In der Tür steht Shalinas Schwester, die zweitälteste Tochter, und nun sehen wir alle einige Minuten lang auf den Fernsehschirm, der nur noch schwarz flimmert, ehe Herr Chhabra sich besinnt und aufsteht, um ihn auszuschalten.

"Die Ehe in Indien ist ein Geschäft", erklärt uns später, angewidert, eine Sozialarbeiterin. "Wenn Sie vier Söhne haben, sind Sie Millionär. Wenn Sie vier Töchter haben, sind Sie ruiniert."

Dabei ist der Ursprung dieser Sitte ein harmloser. Mitgift, ursprünglich war das nur eine Ausstattung, die liebende Eltern ihrer Tochter mit in die Ehe gaben. Und manchmal fügten sie noch ein paar kleine Aufmerksamkeiten für die Schwiegerfamilie hinzu. Dieser Brauch uferte jedoch schrecklich aus. Heute geht es in zahllosen Fällen nicht mehr um Geschenke, sondern um Bestechungen, Strafzahlungen und Lösegeld. Wer seine Tochter unter die Haube bringen will, muß viel bieten: ein aufwendiges Hochzeitsfest sowieso, goldene Amrbanduhren, einen Kühlschrank, ein Motorrad, Schmuck für die Schwiegermutter, Saris für alle Frauen der Schwiegerfamilie, einen Farbfernseher.

Geschickte Familien warten bis kurz vor der Heirat, um ihre Forderungen noch zu erhöhen. Denn die Hochzeit kurzfristig abzusagen, wäre dem Brautvater so entsetzlich peinlich, daß er ja sagen muß. Einige ganz besonders gierige Menschen warten bis nach der Hochzeit. Sie sehen in dem jungen Menschen nicht so sehr eine Braut als vielmehr eine Geisel. "Sag deinem Vater, daß er uns ein Auto kaufen soll." "Dein Vater hat uns einen billigen, schlechten Farbfernseher gekauft. Sag ihm, daß er ein besseres Gerät schenken soll." Um die Forderungen zu untermauern, wird das Mädchen beschimpft, beleidigt, geschlagen. Sie wird auch bedroht. Dann ist das, was "Ehe" heißt, eigentlich Terrorismus. "Dein Vater soll endlich das Auto bezahlen, sonst . . ."

Manchmal verheimlicht das Mädchen ihren Eltern solche Drohungen, weil sie sich schämt, weil sie ihrer Familie nicht noch zusätzliche Kosten verursachen will oder weil sie weiß, daß ihr Vater sich das Auto sowieso nicht leisten könnte. Manchmal gibt sie die Forderungen weiter und erhält von ihren Eltern die knappe Auskunft, daß man nun wirklich schon genug in sie investiert habe und sie jetzt selber sehen müsse, wie sie zurechtkommt, wie sie ihre neue Familie durch Fleiß, Demut und vielleicht eine schnelle Schwangerschaft auch ohne weitere Zahlungen für sich gewinnen kann.

Und manchmal, gar nicht so selten, endet dieser Konflikt, wie Geiseldramen eben manchmal enden: mit der Hinrichtung der Geisel. Dies geschieht sogar derart häufig, daß die indische Polizei vom Gesetzgeber bereits einschlägige Weisung erhalten hat: Wenn eine indische Frau in den ersten sieben Jahren ihrer Ehe stirbt, ist die Polizei angewiesen, von einem Mord auszugehen und entsprechend nachzuforschen.

Wir beginnen unsere eigenen Nachforschungen auch bei der Polizei. Die indischen Polizeistationen sind heimelig. Unter lieben Pastellbildern von turtelnden Tauben und flauschigen Kätzchen sitzen die Beamten und blättern für uns, nachdem wir die entsprechenden Bewilligungen eingeholt haben, in ihren Ordnern. Ja, gestern nacht, ein Mordversuch, das Mädchen liegt in der Verbrennungsklinik. Oder hier, vor zwei Tagen, eine Strangulierung, es ging um einen Motor- scooter.

Bei Shalina ging es um Geld. Der Pandit, das ist der brahmanische Geistliche, der die Ehe arrangiert hatte, beschrieb die Familie zwar als gutsituiert. Tatsächlich aber gab es viele Probleme. Dieser junge Mann sollte einen Job kriegen, jener sein Studium finanziert bekommen, dieser Teil vom Haus renoviert und jenes neue Geschäftsunterfangen der Familie mit Kapital ausgestattet werden. Shalina wurde, um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, geschlagen. Tagelang bekam sie nichts zu essen. Das sollte sie ihrem Vater berichten, damit er Angst bekam um sie und zahlte. "Ich habe ihr angeboten, daß sie wieder heimkommen kann", sagt Herr Chhabra. "Aber sie war sehr tapfer. Sie wollte uns nicht in Verlegenheit bringen. Sie wollte nicht, daß ihre Schwestern ihretwegen Heiratsschwierigkeiten haben."

Shalina ertrug es bis zum Schluß, um ihre Familie nicht durch eine Trennung zu blamieren. Der Schluß: Ihr Mann überschüttete sie mit einer Flasche Whisky und setzte dann ihren alkoholdurchtränkten Sari in Brand. Dann schloß er sie, brennend, in ihrem Zimmer ein, damit sie nicht auf die Straße laufen und Hilfe erhalten konnte. Ein Nachbar hörte sie jedoch schreien und polterte so lange an die Tür, bis man ihn hereinließ. Mit einer Decke löschte er die Flammen. Aber die Familie schaltete schnell. Sie packten Shalina ins Auto, und dann fuhren sie so lange mit ihr ziellos durch die Straßen, bis sie schwor, ihre Verbrennung als Selbstmord auszugeben. Erst dann durfte sie in ein Krankenhaus.

Bei der Einlieferung war sofort klar, daß Shalina keine Überlebenschance mehr hatte, zu hochgradig waren ihre Verbrennungen. Der Arzt, Freund eines engagierten Filmemachers, rief das Videoteam herbei. Und Shalina war schon jenseits ihrer lebenslangen Rücksicht, ihrer Angst vor Skandalen und einem schlechten Ruf. Sie konnte, mit ihren letzten Worten, die Wahrheit sagen.

Viel hat es nicht genützt. Eine "Aussage auf dem Sterbebett" ist zwar nach indischem Recht ein unwiderlegbares Beweisstück. Es gab auch Zeugen und Beweise für die vorangegangenen Mißhandlungen und Bedrohungen. Aber Verurteilungen gibt es in solchen Fällen selten. Brautverbrennung, das ist Alltag, eine Privatangelegenheit. "Alle Leute sagen mir, daß ich die Sache vergessen soll", sagt Herr Chhabra. "Sie sagen, daß ich mir bloß noch größere Probleme aufbürde, wenn ich einen Skandal mache. Daß sich dann niemand finden wird, der meine andere Töchter nimmt. Aber ich muß doch versuchen, eine Verurteilung zu erreichen. Nicht nur für Shalina, auch für die Tausende anderer Mädchen, die sonst noch umgebracht werden. Ich habe selbst vier Mädchen, ich vertrete die Väter von Töchtern."

Uns tut Herr Chhabra leid. All die Väter, die wir treffen und die den Verlust einer Tochter beklagen, tun uns leid. Sie haben alle denselben Gesichtsausdruck: eine Art ratloses Unverständnis. Die meisten von ihnen sind Geschäftsmänner; bis jetzt haben sie über Bilanzen und Schrauben und Motoren nachgedacht, sich als indische Patriarchen und Familienoberhäupter wohl gefühlt, ihre Töchter geliebt und sie der Sitte und dem Brauch entsprechend an einen Ehemann abgegeben. Und nun sind diese Töchter tot, und all die Orientierungsgrößen, an die sie ein Leben lang geglaubt haben, geraten in Zweifel: die Justiz, die Politiker, die ganze Gesellschaft.

Statt dessen stehen sie ganz plötzlich auf einer Seite, die ihnen wildfremd ist. Herr Chhabra kramt in seinem dicken Adreßbuch, um zwischen den Namen der Lieferanten und Speditionen und Autofirmen die Telefonnummer seiner neuen Bündnispartner für uns herauszusuchen: die Feministische Aktionsgruppe Gegen Mitgift, die Frauengruppe Saheli. Die Väter tun uns leid, obwohl ihr Anteil an den Tragödien so deutlich ist. Sie waren es, die diese Ehen arrangiert haben, oft gegen den Willen ihrer Töchter. Sie waren es, die der Tochter zu Langmut und Gehorsam rieten und sie zurückschickten zu ihren Peinigern. Noch heute dominieren sie das Geschehen, beantworten sie alle Fragen, beherrschen sie jedes Gespräch, während ihre Frauen, die Mütter der Mädchen, schweigend neben ihnen sitzen. Noch während sie um die älteste Tochter trauern und sich Vorwürfe machen, steht für sie fest, daß auch die nächste Tochter in eine arrangierte Ehe geschickt wird. Was denn sonst? So macht man es eben.

Manchmal sprechen die Mütter zu uns. Hastig, wenn die Männer aus dem Zimmer sind. "Ich weiß", sagt die Mutter eines Mädchens, "bei euch ist es anders. Ihr habt es gut, ihr könnt euch eure Männer selbst aussuchen." Manchmal sprechen die jüngeren Töchter zu uns. "Wie gefällt Ihnen Indien?" fragt unvermittelt die Schwester eines Opfers. Wir halten es für eine Höflichkeitsfrage und stammeln eine passende Antwort: Gewiß, ein sehr interessantes Land. Das Mädchen schweigt kurz. "Ich hasse dieses Land", sagt die dann. "Es ist ein schreckliches Land." Dann kommt ihr Vater ins Zimmer zurück, und sie ist wieder still. (. . .)

"Ich bin der Mörder meiner Tochter", sagt Narindar Singh, der Vater von Areen. Strenggenommen stimmt das natürlich nicht; strenggenommen ist sein Schwiegersohn der Mörder, denn dieser hat Arven erwürgt.

Aber Herr Singh ist, wie er nur zu gut weiß, daran nicht unbeteiligt. Er hat die Tochter unter Druck gesetzt, einen Mann zu heiraten, der ihr auf den ersten Blick (ein zweiter wurde ihr sowieso nicht erlaubt) nicht gefiel. Er hat seine Frau überstimmt, die von einem Besuch bei den zukünftigen Schwiegereltern mit alarmierenden Botschaften über deren Habgier zurückkehrte und auf Auflösung der Verlobung drängte. Und dann hat er noch die herzzerreißenden Briefe ignoriert, in denen seine Tochter um Wiederaufnahne im Elternhaus flehte und ihr Unglück auf endlosen tränenverwaschenen Seiten schilderte.

Diese Briefe trägt Herr Singh heute mit sich herum, um sich damit zu geißeln. Er zeigt sie allen Menschen, die ihm über den Weg laufen; er drängt sie, die Briefe zu lesen, und dann sollen sie ihm sagen, ob er nicht ein Mörder ist. "Wirf mich nicht weg, Papa", steht in den Briefen. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie schlecht es mir hier geht. Laß mich heimkommen, Papa, bitte, sonst muß ich hier sterben."

Die späteren Briefe sind nicht mehr an den Vater adressiert, sondern an die Mutter, "Sonst ist er wieder böse auf mich." "Warum war sie nur so brav!" flucht der Vater heute. "Hätte sie sich doch geweigert, ihn zu heiraten, statt mir zu gehorchen! Hätte sie doch nur darauf bestanden, ihn zu verlassen!" Das sagt er heute. Auf ihre Anrufe, auf ihre Briefe hatte er damals eine andere Antwort: Er riet der Tochter zur Geduld, Er riet ihr, ein Kind zu bekommen, um die Familie milder zu stimmen. Sogar diesen letzten Rat hat sie noch brav befolgt und der Familie damit ein weiteres Erpressungsopfer geliefert. Heute sagt der Schwiegersohn, daß Arveens Eltern das Enkelkind haben können - wenn sie die Mordanklage zurückziehen.

"Ich habe nichts als Fehler gemacht", sagt Narindar Singh und muß sich kurz abwenden, um seine Tränen wegzuwischen. Wir sitzen, wieder einmal, in einem Wohnzimmer. Diesmal in Bombay, in einem Appartement im Luxusviertel der Emporkömmlinge und Neureichen, für das spöttische Zungen den Namen "Follywood" erfunden haben, Wir trinken wieder einmal Tee, und eine stumme, resignierte Mutter bringt uns Kekse und serviert uns Äpfel in dünnen Scheiben.

Ein Jahr ist es her, seit Arveen getötet wurde, und ihre Familie hat sich scheinbar für immer in einem Mausoleum eingerichtet. Ein übergroßes Porträt der Tochter ziert den Couchtisch, Die Kleider des Enkelsohns, vor langer Zeit gekauft für einen erhofften Besuch, sind fein säuberlich in einem Koffer verstaut; ohne sie erhalten zu haben, ist er ihnen längst entwachsen. Es gibt auch das obligate Hochzeitsvideo, auf dem wir Arveen in schillernden Kleidern sehen; der Bräutigam steht, mit einer Girlande aus Geldscheinen um den Hals, neben ihr. Und noch ein Bild von Arveen, aus dem gerichtsmedizinischen Institut, mit einer Girlande aus Würgemalen um den Hals.

Das Speisezimmer ist zur Kommandozentrale für Arveens Rächer geworden. Akten, Zeitungsausschnitte, Schreiben an Politiker stapeln sich auf dem Eßtisch, ihr Bruder verhandelt telefonisch mit Anwälten in Delhi, Während er früher Werbekampagnen entwarf, arbeitet Herr Singh heute an einer besonderen Anzeigenkampagne: "Meine Tochter ist tot. Sie wurde ermordet von ihrem Mann und ihren Schwiegereltern." Diese Botschaft soll an die Öffentlichkeit, nach einem sorgfältigen Plan, der genau danach kalkuliert ist, den Schwiegereltern die größtmögliche Peinlichkeit zuzufügen. Sein Sohn und Assistent in dieser Kampagne ist verlobt. Wir sehen das Verlobungsvideo. Seine Braut hat ein glitzerndes Kleid an, und seinen Hals ziert eine Girlande aus Geldscheinen.

Bis jetzt kennen wir die Mädchen nur über ihren Nachlaß: Familienalben, glitzernde Hochzeitfotos, flehentliche Briefe und zum Abschluß ein Polizeifoto von der Leiche. Deshalb ist uns ganz besonders daran gelegen, mit "Bebi" zu sprechen. Sie hat, nach 78 Stunden im Koma, einen Mordversuch überlebt. Es ist ein beeindruckendes Haus, vor dem unser Taxifahrer hält. Mehrere teure Autos stehen davor, der schattige Garten ist von einer Mauer umgeben. Bebis Bruder, der uns öffnet, ist adrett, modern; er studiert in England und ist nur zu Besuch da. Bebi ist nicht zu Hause; sie ist mit ihrem Vater beim Anwalt. Außerdem gibt es ohne "Daddy" ohnehin kein Gespräch; er muß entscheiden, ob die Familie mit uns spricht oder nicht.

Während uns das alles erklärt wird, kommen Bebis Mutter dazu, ihre jüngere Schwester und ihr anderer Bruder, ein interessierter Nachbar und auch der Taxifahrer, der über diesen Fall in der Zeitung gelesen und dazu eine eigene Meinung hat. Und schon wird ausführlichst erzählt, im Garten, während Millionen Moskitos unsere Beine zerstechen und wir uns dringend in einen bodenlangen Sari hineinsehnen. Und dann, viel später, werden wir freundlich verabschiedet und gebeten, morgen früh wiederzukommen, wenn Daddy da ist.

Am nächsten Morgen ist Daddy noch im Bad. Aber es wäre zu unhöflich, uns erneut auf der Straße stehenzulassen, also empfängt Bebi uns im modernen Wohnzimmer. Sie ist ein schönes Mädchen: lange, schwarze Haare, ein weiches Gesicht, ein eleganter blitzblauer Sari, eine sanfte Stimme, eine gewählte Ausdrucksweise. Sie war auf der Uni, hat studiert. Ihre Brüder gehen beide in London zur Schule. Sie aber mußte, nach ihrer Diplomprüfung, traditionsgemäß verheiratet werden.

Der erste Kandidat hätte Bebi gut gefallen. Aber der war dem Vater zu modern; er trug keinen Turban mehr und hatte sich den Bart rasiert, beides Dinge, die ein frommer Sikh nicht tun darf. Der nächste Kandidat kam aus einer strenggläubigen Familie, durfte daher auch Ansprüche stellen. Er war bereit, Bebi zu heiraten. Aber ihr Vater mußte ihm ein Auto kaufen, das Mädchen sollte keinerlei Kontakt mit ihrem Elternhaus mehr pflegen, und sie durfte keinen Beruf ausüben. Statt dessen sollte sie eine gefügige, demütige indische Braut sein und sich ganz an ihre neue Familie anpassen.

Kein Wunder, daß Bebi mit einem flauen Gefühl im Magen ihren Hochzeitstag begann. "Ich habe den ganzen Tag davon geträumt, daß mein Vater die Zeremonie unterbricht und sagt: ,Komm, Bebi, wir gehen wieder heim.'"

Er sagte nichts dergleichen. Und Bebi zog mit ihrem neuen Mann zu seinen Eltern, seiner Schwester und seinen drei Brüdern. Dort hatte jedes Familienmitglied Anweisungen für sie. Ihre Kleider waren häßlich. Sie saß komisch da. Ihr Englisch war nicht gut genug. Sie war nicht schön genug. Sie sollte nicht sprechen. Worum es wirklich ging, war Geld.

Bebis Vater war wesentlich wohlhabender als diese Familie, und er sollte mit zusätzlichen generösen Geschenken eine bessere Behandlung seiner Tochter erkaufen. Als sie es gar nicht mehr aushielt, flüchtete Bebi zu ihren Eltern. Die Mutter wollte sie gerne dabehalten, aber Daddy schickte sie zurück; die Schmach einer Trennung, das war undenkbar. Eine Frau verläßt ihren Mann nicht. Er schickt sie zurück, und wenige Tage später versuchte ihr Mann, sie mit dem Schal ihres Saris zu erdrosseln. Dann kam Bebi ins Krankenhaus, auf die Intensivstation. Und ihr Mann kam ins Gefängnis.

Bebi ist eine ordentliche, liebe, intelligente junge Frau. Ihre Brüder sind aufgeschlossen, Anteil nehmend, besorgt. Ihre Mutter ist liebevoll, kultiviert, nachdenklich. Die Stimmung ist gut. Bebi lächelt sogar, und wir sprechen von ihrer Zukunft. Es werden einige Ideen entwikkelt. Sie könnte mit ihren Brüdern in London leben, dort weiterstudieren. Sie könnte zu ihren Verwandten nach Delhi ziehen - auch so könnte sie dem Skandal ausweichen. Sie könnte, ihr lebenslanger Traum, die Hotelfachschule besuchen und dann am Empfang eines großen Hotels arbeiten, eines Hilton, eines Interconti. Dort machen viele indische Mädchen aus guter Familie Karriere, das gilt als respektabel.

Aber nun kommt Daddy. Frisch gebadet, im strahlendweißen neuen Turban, schreitet er diktatorisch im Wohnzimmer ein. Und Daddy hat einen anderen Plan. Er hat, gerade eben, mit seinem Anwalt organisiert, daß der Schwiegersohn auf Kaution freikommt. Seine Tochter wird sich einige Wochen lang erholen, denn sie ist sehr "nervös". Und dann wird er die "jungen Leute versöhnen". Denn eine junge Braut gehört zum Ehemann, und Probleme kann es am Anfang einer Ehe immer geben. Den eigenen Ehemann dagegen anzeigen, sich scheiden lassen - das ruiniert den Ruf eines Mädchens, ihrer Schwester und ihrer Familie endgültig. Das kann Daddy nicht zulassen. (. . .)

Ashas Familie läßt uns herein. Es sind viele Leute da, denn sie ist erst gestern gestorben. Erst vorgestern hat sie geheiratet. Wir werden auf das Sofa gesetzt und bekommen Tee. Wir sehen das Familienalbum. Es ist ein ärmerer Haushalt, aber ein Videogerät gibt es auch hier, sorgfältig eingewickelt in eine Wolldecke. Es wird ausgepackt, und wir sehen das Hochzeitsvideo. Asha ist schön, auffallend schön: schlank und graziös, mit sehr gleichmäßigen Gesichtszügen. Der Bräutigam ist weniger schön. Es ist ihr Onkel, und ihn haben wir gleich zweimal vor uns. Einmal live, im Wohnzimmer, und einmal auf dem Bildschirm, herausgeputzt mit einer Halskette aus Geldscheinen, die Arme bis zum Ellbogen mit Okker gelb gefärbt.

Asha wollte ihn nicht heiraten, erfahren wir im Lauf der Erzählung, aber "bei uns ist das so". Wenn ein düsterer, feister Onkel das Mädchen haben will, hat er Vorrang. Also hat Asha ihn geheiratet, am Montag. Und am Dienstag hat sie sich umgebracht.&blt;

Wir betrachten den Bräutigam mit Interesse. Wie fühlst du dich, wenn du weißt, daß eine Frau lieber tot ist, als noch eine zweite Nacht mit dir zu verbringen? Wenn er etwas fühlt, zeigt er es nicht. Ohne sichtliche Rührung sieht er auf den Bildschirm, betrachtet die tanzenden, johlenden Hochzeitsgäste, die stille Braut und sich selbst. Im Film hat Asha kiloweise Goldschmuck auf dem Kopf. In den zahlreichen Zeremonien tut sie alles, wozu sie angewiesen wird, aber ihr Gesicht ist dabei ausdruckslos, ihre Augen sind verzweifelt. Sie geht hierhin, sie geht dorthin. Sie taucht ihre Augen in gelben Ockerstaub. Sie setzt sich, sie steht auf. Als sie tanzen soll, bewegt sie sich nicht. Zwei Verwandte nehmen daraufhin ihre Arme und schubsen sie, einen Tanz simulierend, nach rechts und nach links.

Diese Braut war verzweifelt; das sieht man, und ihre Familie spricht davon mit großer Unbefangenheit. Sie erzählen offen, daß das Mädchen diesen Mann nicht heiraten wollte. Sie erzählen es ohne Bedauern, denn sie wissen ja, daß ihr Tod eine ganz andere Ursache hatte. Die Ursache liegt darin, daß ihre ältere Kusine vor zehn Jahren einen Mann heiraten mußte, den sie nicht wollte, und sich danach umgebracht hat.

Und der böse Geist dieses Mädchens hatte sich nun Ashas bemächtigt und sie gezwungen, dasselbe zu tun. Eigentlich hatte Asha selber schuld, denn sie hätte im Haus dieser Kusine niemals etwas zu sich nehmen dürfen, aber in der Woche vor der Hochzeit war sie dort zu Besuch, und sie hat ein Glas Wasser getrunken. In diesem Wasser steckte der böse Geist, der Asha nun geholt hat.

Nach der Filmvorführung dürfen wir hinaufgehen in den oberen Stock, in Ashas Zimmer. Dort stehen wir vor dem, was von ihr in diesem Haus noch übrigblieb: ein verkohlter Umriß auf dem Boden. Hier hat Asha sich verbrannt, gestern nacht. Vorgestern nacht stand sie noch in diesem Zimmer und dachte daran, daß sie jetzt mit ihrem verhaßten Onkel verheiratet war, für immer und ewig, und daß es kein Entkommen mehr gab. Und dann fiel ihr doch noch ein Entkommen ein. Hat sie sehr lange gezögert? Hat sie noch über diesen Balkon geschaut, hinunter auf die staubige enge Straße, bevor sie sich mit Benzin übergoß und mit einem Zündholz in Brand setzte?

Neben dem Umriß ihres Körpers, der den Punkt markiert, wo sie dann brennend zu Boden fiel und liegenblieb, steht eine kleine Tonschale auf dem Boden. Eine Schale mit Öl, ein Gedenklicht. Vier Wochen lang muß es brennen, so will es die Sitte, und auf die Sitte wird hier großer Wert gelegt.

62 Quadratmeter für 3000 Patienten Riederwälder Arztpraxis klagt über Platzmangel / Kaum Gewerberaum im Viertel

RIEDERWALD. "Wegen Raummangel können wir leider keine weiteren Patienten mehr aufnehmen." So oder ähnlich könnte von Herbst an das Schild an der Tür der Arztpraxis von Ulrich Seibert und Susanne Lieber in der Raiffeisenstraße 77 aussehen. Denn die beiden Allgemeinmediziner klagen schon seit einiger Zeit darüber, daß ihre Praxis mit 62 Quadratmetern viel zu klein für die Behandlung von Kranken sei. Seibert: "Wir haben hier nur ein Beratungszimmer, das Wartezimmer und den Anmeldungsraum mit zwei Kabinen. Wenn einer von uns Sprechstunde hält, muß der andere Hausbesuche machen."

Ein Problem, das sich den Ärzten bereits seit Jahren stellt, und das sie schon seit geraumer Zeit versuchen, in den Griff zu bekommen. Zuerst wie jeder andere privatwirtschaftliche Betrieb in Eigeninitative. "Wir haben gesucht und gesucht, aber im Riederwald gibt es eine Festschreibung von Wohnraum, kaum Gewerbegebiet, hier kann nichts wachsen", klagen die Ärzte, die weit mehr als 100 Patienten am Tag behandeln wollen und etwa 3000 Namen in ihrer Kartei führen. Für 5000 Einwohner einschließlich der Pendler (so das statistische Bundesamt) im Riederwald ist neben den beiden Allgemeinmedizinern nur noch ein praktischer Arzt in der Rümelinstraße zuständig.

Nach dem Bedarfsplan der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KV) ist damit der Riederwald zwar ausreichend mit Ärzten versorgt (im Riederwald müssen laut Statistik 1,9 Allgemeinmediziner praktizieren). Doch diese Statistik habe nach Aussage der Gemeinschaftspraxis Lieber/Seibert "nun einmal nichts mit der Realität im Riederwald zu tun". Dort wohnten überwiegend ältere Menschen, denen eine Fahrt in andere Stadtteile nicht zuzumuten sei, und die auch öfter einen Arzt benötigten als der Durchschnitt der Bevölkerung.

Deshalb haben sich die Ärzte an den Ortsbeirat 11 gewandt. "Die Politiker", stellt sich Seibert vor, "könnten vielleicht über den Magistrat dafür sorgen, daß wir größere Räume im Riederwald bekommen." Eine Umwidmung von Wohn- in Gewerberaum wäre eine Möglichkeit, meint Seibert. Die andere wäre, daß das Liegenschaftsamt der Gewerkschaft der Polizei (GdP) neue Räume zuweist. Denn die GdP ist bereit, ihre etwa 110 Quadratmeter große Geschäftsstelle in der Schäfflestraße 16 für die Gemeinschaftspraxis aufzugeben, wenn sie im Gegenzug eine andere Unterkunft bekäme. Diese Räume müßten zwar nicht im Riederwald liegen. "Aber dennoch müssen sie für die Gewerkschafter akzeptabel sein", weiß Seibert, "und von allein fangen die verständlicherweise auch nicht an zu suchen." Peter Reinwart (SPD), Ortsvorsteher des Ortsbeirates 11, sagt zu der Situation der Gemeinschaftspraxis: "Wir haben eine Anregung an die Stadtverordnetenversammlung geschickt, den beiden Ärzten bei der Suche nach geeigneten Räumen behilflich zu sein." Mehr könnten auch die Politiker nicht für ein privatwirtschaftliches Unternehmen tun. "Wir haben nur die Pflicht, uns darum zu kümmern, daß die ärztliche Versorgung im Stadtteil gewährleistet bleibt." Ob dem Riederwald im Herbst eine ärztliche Unterversorgung droht, bleibt dennoch fraglich. Peter Horst, stellvertretender Geschäftsführer der KV: "Zugegebenermaßen ist die Praxis Lieber/Seibert recht klein. Doch im Riederwald gibt es laut Bedarfsplan eine gute Versorgung mit Ärzten. Die Suche nach größeren Räumen ist zu hundert Prozent Privatsache der Unternehmen. Raumprobleme haben gerade in Frankfurt noch viel mehr Ärzte." mug

Einfach alle drei Feste hintereinander Die Bergen-Enkheimer Kleingärtner bieten ihren Gästen eine Sommerfest-Tournee

BERGEN-ENKHEIM. Es ist alles ein wenig komplizierter bei den Kleingärtnern in Bergen-Enkheim: "Also noch einmal", sagt Jürgen Hofmann, Obmann der Anlage "Hinter der Burg", und legt drei Bierdeckel vor sich auf den Tisch im Vereinshaus des Kleingärtnervereins (KGV) von 1950. "Die drei Bieruntersetzer sollen für unsere drei Anlagen stehen: Dorfelder Weg, Hinter der Burg und Möllers Wäldchen." Eingeweihte jedoch benutzen nur die Kürzel "DW", "HdB" und "MW".

"Diese drei Anlagen haben jedes Jahr ihr eigenes Sommerfest, also insgesamt drei im gesamten Verein", erklärt Hofmann weiter. "Es gibt aber nur einen gemeinsamen Frühschoppen, und der wechselt jedes Jahr von Anlage zu Anlage." Alles klar - so kompliziert ist es ja nun auch wieder nicht. Bei ihrem Prominentenfrühschoppen haben sie also alle gemeinsam gefeiert, berichten die drei Obleute von "DW", "HdB" und "MW".

Vertreter der Ortsbeirats-Fraktionen 16 waren da, und dann natürlich noch Karl Götz, Komponist von 837 Schallplatten, darunter unter anderem der Schlager "Tanze mit mir in den Morgen hinein". Götz ist "Mitglied aus Passion" bei den Bergen-Enkheimer Gärtnern. "Bei den Menschen hier fühle ich mich wohl", sagt der Millionär, "das entspricht meiner Mentalität." Einen Garten hat er allerdings nicht, so daß ihm die Entscheidung zwischen den drei Sommerfesten der einzelnen Anlagen erspart blieb: Er besuchte einfach alle hintereinander.

Bei den HdBlern konnte er zuerst auf den Zauberer "Boscha" treffen, der aus einer Flasche Sekt vier Sorten Wein ausschenkte, danach die Flasche zerschlug und Tauben hinausflattern ließ. "Diese Attraktion war in erster Linie für die Kinder gedacht", sagte Hofmann, der zudem die vorbildliche Arbeit von Brigitte Petery lobte, die das Kinderfest seit Jahren organisiert. Akkordeonmeister Klaus Scharfe sorgte für musikalische Unterhaltung; Pommes frites, Würstchen und Ketchup für die Kinder gab es kostenlos.

Ein "wahres Kinderparadies" gab es auch in der Anlage "Möllers Wäldchen". Obmann Klaus Neumann drehte dort das Glücksrad. Erster Preis: ein Fahrrad. Schubkarrenrennen und Kordelziehen waren weitere Attraktionen, und an der Kinderbar gab es freie Getränke.

Gerhard Petery, Kassierer des Gesamtvorstandes des KGV Bergen-Enkheim, zog Bilanz: "Alles in allem waren es sehr schöne Sommerfeste, bei denen besonders auf die ehrenamtliche Arbeit aller Helfer hingewiesen werden muß." Unter den 250 Mitgliedern seien besonders viele junge Familien, die keinen eigenen Garten hätten. "Denn in Bergen-Enkheim wohnen nicht nur Millionäre." In den drei Anlagen gebe es genügend Grün für Kinder. "Zumal sich der Ortsbeirat 16 bemüht hat, uns hinter den Anlagen Dorfelder Weg und Hinter der Burg neue Gärten zuzuweisen." 30 bis 40 neue Gärten sollen dort entstehen. Petery: "Eine gute Gelegenheit, um über den Eintritt in unseren Verein nachzudenken." mug

Hochzeitsgeflüster - in der SPD Die Ortsvereine der Nordweststadt wollen fusionieren / Behutsame Annäherung

NORDWESTSTADT. In der Nordweststadt-SPD ist Hochzeitsgeflüster zu vernehmen: Die SPD-Ortsvereine I und II liebäugeln seit geraumer Zeit mit Fusionsplänen. Noch ist der Wunsch nach Vereinigung allerdings von behutsamen Annäherungsversuchen und vorsichtigem Herantasten geprägt. Oder mit den Worten des Vorsitzenden vom Ortsverein II, Helmut Gärtner: "Vor jeder Heirat gibt es erst einmal eine Verlobung - die kann man im Notfall auch leichter wieder auflösen."

Auch der Verlobungstermin wurde vorläufig noch einmal verschoben. Auf der jüngsten Mitgliederversammlung des Ortsvereins II haben die Genossen entschieden, daß zunächst alle Kräfte darauf konzentriert werden müssen, die anstehenden Kommunalwahlen vorzubereiten. Bis dahin - also bis März 1993 - "ist das Thema Fusion nicht akut", betonte Gärtner.

Dennoch sind die beiden Gruppierungen grundsätzlich geneigt, enger zusammenzuarbeiten. Als erster Schritt sollen von nun an vierteljährlich gemeinsame Sitzungen der geschäftsführenden Vorstände stattfinden. Darüber hinaus soll das Für und Wider einer Fusion in beiden SPD-Gruppen noch ausführlich diskutiert werden.

Die Idee einer Zusammenlegung der SPD-Ortsvereine kommt nicht von ungefähr. Das Phänomen einer allgemeinen Parteienverdrossenheit macht sich auch an der Basis bemerkbar: Die Ortsvereine verzeichnen schwindende Mitgliederzahlen. Deshalb wird nach 15 Jahren über eine Umkehr der Trennung nachgedacht - damals entstand die Teilung der SPD Nordweststadt in die Ortsvereine I, II und III, weil der Verein so groß war, daß die verschiedenen Belange innerhalb der Nordweststadt nicht mehr von einem Vorstand bewältigt werden konnten.

Heute zählen die Ortsvereine I und II jeweils 120 Köpfe, im Ortsverein III sind es unter 100 Mitgliedern.

Dennoch gibt es innerhalb der Ortsvereine Bedenken wegen einer Fusion, die "nicht immer rationale Hintergründe haben", gab Helmut Gärtner zu. Er führte ein paar der nachvollziehbaren Argumente zu Pro und Contra einer Zusammenlegung an: Beispielsweise seien in der jetzigen Konstellation in den Ortsvereinen I und II je 15 Genossen im Vorstand tätig. Ein gemeinsamer Vorstand müßte sich auf maximal 20 Mitglieder beschränken - damit blieben zehn Leute übrig, die man "möglicherweise vor den Kopf stößt". Die Punkte "Mehrarbeit" und "längere Wege für die Mitglieder" sind ebenfalls auf der Contra-Seite aufgelistet.

Für eine Fusion sprechen vor allem die Mitgliederzahlen: "Je größer der Verein, desto größer die Schlagkraft", lautet Gärtners Formel. Mit zusammen 240 Leuten sei es auch einfacher, Neigungsgruppen zu bilden, eine Frauen-AG zu organisieren oder die Ortsvereinszeitung auf Vordermann zu bringen. All diese Vor- und Nachteile wollen die beiden SPD-Gruppen im Laufe des nächsten Jahres gründlich abwägen. Die Tendenz für eine enge Zusammenarbeit sei da, betonte Gärtner, doch man wolle sich den Rückzug so lange wie möglich offen halten. Oder wie Schiller dichtete: "Drum prüfe, wer sich ewig bindet . . ." *rea

Etwas "Repräsentatives" Landwirtschaftlicher Verein bebaut den Ex-Ponyhof

NIEDERURSEL. Die letzten Tage der alten Scheune im Krautgartenweg neben der Gaststätte "Zum lahmen Esel" sind gezählt. "Lieber heute als morgen", so Dieter Himmelreich, will der Frankfurter landwirtschaftliche Verein das Gebäude abreißen lassen und den Neubau eines vereinseigenen Hauses in Angriff nehmen. Das geplante Gebäude soll dem Verein als Firmensitz dienen, Büroräume wird es dort geben und eventuell auch einen Versammlungsraum.

Über das Volumen sowie die endgültige Gestaltung des Neubaus wird zur Zeit noch verhandelt. Sobald von der Stadt "Grünes Licht" gegeben und die Baugenehmigung erteilt wird, soll mit den Arbeiten begonnen werden. Zu dem Grundstück, das der landwirtschaftliche Verein vor drei Jahren erworben hat, gehören auch die Wiesen, die sich von der Seibertsgasse bis zum Krautgartenweg erstrecken.

Früher diente das Gelände als Ponyhof, noch bis vor wenigen Wochen waren dort Pferde und Ziegen untergestellt. Diese Nutzung sei "mehr oder minder illegal" gewesen, betonte Dieter Himmelreich, Geschäftsführer des landwirtschaftlichen Vereins.

Das gilt vor allem für die Hütten und Holzverschläge, die dort im Laufe der Jahre gezimmert wurden. Denn das gesamte Areal ist als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.

"Wir werden dieses Grundstück als Landschaftsschutzgebiet erhalten", versicherte Himmelreich. Er kann sich vorstellen, die Wiesen als Parkanlage zu gestalten. Die Hütten werden in jedem Fall entfernt. Abgerissen werden soll auch die Scheune links neben der Gaststätte, da das Gebäude baufällig sei. Der geplante Neubau soll jedoch im Volumen und auch in der äußeren Gestaltung der Umgebung landschaftlich angepaßt werden.

Einzelheiten wollte der Geschäftsführer des landwirtschaftlichen Vereins zwar noch nicht preisgeben, aber soviel steht fest: in Verbindung mit dem "Lahmen Esel" - der in seiner Nutzung erhalten bleibt - wird wieder ein U-förmiger Baukomplex entstehen. Etwa drei Millionen Mark will der Verein in das Projekt investieren. Jedenfalls soll es etwas "Repräsentatives" werden, sagte Himmelreich, etwas, "worauf die Niederurseler stolz sein können". rea

Streit über Rahmentarifvertrag Arbeitgeber wollen Lohn der Baustelle für Ossis kippen

cri FRANKFURT A. M. Zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern der Baubranche ist ein heftiger Streit über den Mitte Mai erzielten Tarifabschluß entbrannt. Strittig ist ein Passus im Bundesrahmentarifvertrag (BRTV), der damals - für Ost und West gemeinsam - ausgehandelt wurde. Demzufolge müssen seit Anfang Juni ostdeutsche Baukräfte, die zum Beispiel für ihre Firma aus Frankfurt/Oder im Rhein-Main-Gebiet einen Auftrag erfüllen, den im Westen üblichen Lohn erhalten und sich nicht mit 77 Prozent begnügen. Denn Paragraph 5, Abschnitt 6 besagt: "Es gilt der Lohn der Arbeitsstelle . . . Ist der Lohn der auswärtigen Baustelle höher, so haben sie (die Beschäftigten) Anspruch auf diesen Gesamttarifstundenlohn, solange sie auf dieser Arbeitsstelle tätig sind". Daß diese im Westen seit langem verankerte Bestimmung nun auch für Ostdeutsche gelten soll, wollen die Unternehmer vereiteln. "Wir suchen eine Regelung, um da rauszukommen", heißt es beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie.

Begründet wird der Vorstoß damit, daß die Ost-Unternehmer derzeit noch keine so hohen Löhne wie im Westen zahlen könnten und ihnen mit dem Wegfall der Lohndifferenz ein wichtiger Wettbewerbsvorteil genommen würde.

Der bis Ende 1995 gültige BRTV trägt - wie alle anderen Tarifvereinbarungen auch - die Unterschrift von Gewerkschaft und Arbeitgebern. In dem ersten bundeseinheitlichen Paragraphenwerk wurden zwar an einigen Stellen Ausnahmen für die neuen Länder angebracht, nicht so allerdings in punkto Lohn der Arbeitsstelle.

Über die Folgen dieses Abschnitts sei man sich wohl Mitte Mai "nicht so ganz im klaren gewesen", versucht Hans-Rudolf Kehrl, Geschäftsführer des Bauindustrieverbands Hessen-Thüringen, zu erklären. Nun sei man klüger. Vor allem für Betriebe, die auf eigenen Füßen stehen oder noch am Tropf der Treuhand hängen, sei der BRTV-Passus eine Katastrophe. Einige von ihnen ließen nämlich die Hälfte ihrer Belegschaften Aufträge im Westen ausführen. Hinzu komme, daß der Abschnitt im BRTV nicht für allgemeinverbindlich erklärt werden solle, was zu Wettbewerbsverzerrungen führe.

Die Gewerkschaft soll nun davon überzeugt werden, die geltende Bestimmung im BRTV so zu ergänzen, daß für eine Übergangszeit die neuen Länder davon ausgenommen würden. "In zwei Jahren brauchen wir uns darüber sowieso nicht mehr zu unterhalten", sagt Kehrl.

Von derartigen Ansinnen will die IG Bau-Steine-Erden jedoch nichts wissen. "Wir bleiben bei der bisherigen Regelung", betont der stellvertretende Bundesvorsitzende Ernst-Ludwig Laux. Der vermeintliche Konkurrenznachteil zwischen den Ost-Firmen sei durch eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung des Bonner Arbeitsministers leicht zu beseitigen.

"EG" im Schrebergarten Der KGV Westhausen feierte ein internationales Fest

WESTHAUSEN. "So eine bunte Anlage gibt es sonst nirgends in Frankfurt", ist Wolfgang Wiemann, Vorsitzender des Kleingartenvereins (KGV) Westhausen, stolz. Was Wiemann "bunt" nennt, bezeichnen andere mit dem Begriff "multikulturell": In der Anlage an der Ludwig-Landmann-Straße kommen die Hobbygärtner aus aller Herren Länder. Aus der Türkei, Spanien und Polen stammen die Kleingärtner, auch Iren, Mexikaner, Jugoslawen und Italiener pflanzen und ernten beim KGV Westhausen.

Auf dem Sommerfest der Gärtner war die nationale Vielfalt des Vereins schon von weither sichtbar: Zur Feier des Tages wurde in jeder Parzelle "geflaggt", die verschiedenen Landesfahnen flatterten über der gesamten Anlage.

"Do it yourself" ist eine Parole, die die "Schreber" längst verinnerlicht haben. Es gibt kaum eine Aufgabe, die sie nicht selbst bewältigen: So wurde vor kurzem das Vereinshaus komplett in eigener Regie renoviert. Auch Strom haben sich die Kleingärtner selbst gelegt - die Stadt mußte nur noch die ordnungsgemäß installierte Elektrik abnehmen.

"Bei den Arbeiten muß jeder ran", duldet Vorsitzender Wiemann keine Ausnahmen. Zu fünf Stunden Arbeit pro Jahr wird jedes Mitglied "verdonnert": Zäune reparieren und Wege pflegen gehören zu den Sachen, die regelmäßig anfallen.

Doch eine Tätigkeit ist bei allen Kleingärtnern gleichermaßen beliebt: die Vorbereitung und Durchführung des Sommerfestes. "Mit Bierzapfen seine Pflichtstunden absolvieren - das laß ich mir gefallen", grinste Klaus Schönhoff.

Die Gäste der Feier profitieren von diesem Arbeitseifer: Beispielsweise hatte einer der Kleingärtner - von Beruf Koch - eine exquisite Speisekarte zusammengestellt: Zur Auswahl standen frische Champignons mit Schweinefleisch, Chili, Grüne Soße, Hackbraten und ein bunter Salatteller. Auf dem Grill brutzelten Würstchen und Steaks, und wem der Sinn nach Süßem stand, der wurde an der reichhaltigen Kuchentheke fündig.

Der Nachmittag des Sommerfestes gehörte wie immer den kleinen Gästen, die sich auch von Regenschauern den Spaß nicht verderben ließen: Für die Kinder hatten die Westhausener Kleingärtner verschiedene Spiele vorbereitet und am Abend zogen die Kleinen mit Lampions durch die Gartenanlage.

Erst danach waren die Großen dran: Im "regensicheren" Saal konnten die Kleingärtner bis spät in den Abend tanzen. Das Hobby der drei Bandmitglieder: Natürlich Kleingärtner. rea

"Papa, hol mich zurück"

Hilferufe einer jungen indischen Ehefrau

Mein lieber Vater

Viele Grüße von Deiner Tochter, ich hoffe es geht Dir gut, und hoffentlich nimmst Du auch Deine Medizin. Ich möchte Dich gesund wiederfinden, wenn ich Dich besuche, und das wird hoffentlich bald sein. Vater, ich vermisse Dich sehr. Das Leben ist gar nicht leicht.

Ich weine sehr viel, und auch jetzt, wenn ich Dir schreibe, muß ich wieder weinen. Hier ist alles so fremd und so schwierig. Sie mögen mich gar nicht und wollen einfach alles an mir verändern. Vielleicht wollen sie eine leblose Puppe, aber mich wollen sie ganz bestimmt nicht. Papa, Du kannst Dir nicht vorstellen, wie die Tage hier für mich sind. Ich bin hier eine Gefangene, und es ist einfach nicht auszuhalten hier, Papa.

Ich kann nicht einmal telefonieren, weil Mami dann sofort kommt und mir direkt ins Gesicht schaut und jedes Wort mit anhört. Und mit wem rede ich schon, ohnehin nur mit meiner Kusine. Ich darf auch nirgends hingehen, wenn mein Mann nicht dabei ist, aber der ist ja den ganzen Tag in der Arbeit. Sie sind auch so gierig, sie haben nicht genug Geld, und sie haben das Geld genommen, das ich dem Onkel geben sollte. Sei bitte nicht böse, ich konnte es dem Onkel nicht geben, weil Loveli es gefunden und mir weggenommen hat.

Papa, sei nicht böse, versteh mich doch bitte, ich bin hier so eingeschränkt. Wie soll ich das ein ganzes Leben lang aushalten? Ich bin gar nicht glücklich, zwing mich bitte nicht, hier zu bleiben. (. . .)

Laß mich doch zurückkommen, ich werde Euch nicht so teuer kommen. Ich schwöre bei Deinem Leben, daß ich hier nicht überleben werde, Du mußt mich heimkommen lassen. Antworte mir doch, Papa, sag etwas, hol mich bitte zurück, ich flehe Dich an, ich kann nicht hier bleiben, nimm mich zurück.

Deine einzige Tochter, Deine liebende Tochter, Arveen.

(Brief an Herrn Singh von seiner Tochter Arveen, die vom Ehemann kurz darauf erwürgt wurde.)

Im Usinger Land raucht bislang der einzige türkische Backofen im Hochtaunuskreis Immer mehr stehen auf Lahmacun Täglich etwa 200 Brote

USINGEN. Das schmucke Aushängeschild löst mehr Fragen aus, als es Antworten gibt. "Bäckerei - Lahmacun + Pide - Inhaber Karakaya" ist darauf zu lesen. Doch nichts an dem neurenovierten Fachwerkhaus, an dem die Messingtafel hängt, läßt auf eine Bäckerei schließen. Kein großes Geschäftsfenster, keine Ladentür, keine Auslage. Auch "Lahmacun, Pide und Karakaya" helfen nicht weiter.

Dennoch ist hinter dem Fachwerk eine Bäckerei zu Hause: Die einzige türkische Bäckerei im Hochtaunuskreis. Sie ruft zwei Reaktionen hervor, wenn Unwissende, möglicherweise auf der Suche nach einem süßen Tortenstückchen, das Wohnhaus betreten: Entweder macht der Kunde sofort auf dem Absatz kehrt, oder er stellt überrascht fest, daß die salzigen Stückchen ausgezeichnet schmecken. Wie "Lahmacun", die Pizza-Spezialität aus dem Südosten der Türkei mit Hackfleisch, Zwiebeln, Petersilie und scharfen Gewürzen.

Zum Kundenkreis, der seine Erwartung schlagartig ändert, gehören die "Großstadtmenschen". Die Schwester des Inhabers, Seyma, die hinter der Theke steht, erkennt sie immer schnell. Sie kommen auch am Samstag morgen, um statt Brötchen "pide" zu holen, das türkische Fladenbrot. Im Sommer, wenn Grillfest-Wetter ist, steigt der Anteil der großstädtischen Kundschaft sogar auf 80 Prozent. Aus dem Umkreis kommen auch viele Türken. Außerdem beliefert der Usinger Bäcker die Lebensmittelgeschäfte und Kebabstände seiner Landsleute in Usingen, Schmitten und Grävenwiesbach.

Freitags backt Irfan Karakaya über 600 "pide" und türkische Weißbrote, dreimal so viel wie an den restlichen Wochentagen. "Wir sind keine Großbäckerei, wie in Frankfurt. Wir sind ein Familienbetrieb", sagt der 32jährige Türke, der als Elfjähriger mit seinen Eltern nach Neu- Anspach kam und dort aufwuchs.

Bäcker wollte er eigentlich nie werden. Zehn Jahre lang zog er als Messebaumonteur durch ganz Europa. Irgendwann, spätestens mit seiner Heirat vor fünf Jahren, fiel ihm auf, "daß alle Hauptstädte langweilig werden". Er beschloß, sich selbständig zu machen und kaufte zusammen mit seiner Familie das heruntergekommene Fachwerkhaus in Usingen. "Wir haben die Bruchbude komplett runtergerissen und neu hochgezogen", erzählt er stolz. Doch sein Traum, eine kleine, türkische Gaststätte einzurichten, scheiterte: "Die Stadt hat es nicht erlaubt, wegen der fehlenden Parkplätze und der Nachbarschaft."

Eine Bäckerei war hingegen gestattet, und so wurde Karakaya Bäcker. Türkische Bäckereien, so weiß er, haben sich in den letzten acht Jahren verzehnfacht. Brot ist für die Türken das Hauptnahrungsmittel. Es wird zu allen Mahlzeiten gegessen, auch als Beilage zu Nudeln und Reis. Nach Auskunft des Usinger Bäckers bestehen die Zutaten nur aus Weizenmehl, Wasser, Hefe und Salz. "Es muß spätestens am Abend gegessen sein", sagt der Fachmann. Nicht nur wegen der Haltbarkeit. "Frisch schmeckt es am besten." In der Türkei wird daher, wie in Frankreich, mehrmals täglich frisch gebacken.

In Usingen ist Karakaya froh, daß er einmal am Tag backen kann. Ein halbes Jahr lang übte er, zusammen mit einem türkischen und einem deutschen Meister, bis Form und Geschmack stimmten. Im vergangenen Oktober öffnete der Laden, der allerdings wegen des Denkmalschutzes nicht wie ein solcher aussehen darf. Wenn der Bäcker sich daran erinnert, vergißt er den Stolz über die eigene Bauleistung. "Käfig", nennt er dann sein Haus. In Usingen, so meint er, sei es manchmal schwierig, schwieriger als in Neu-Anspach: "Die Neu-Anspacher sind offener, da kann man Sachen auch anders machen. In Usingen kann man sie nur so oder gar nicht machen. Da kann man dann seine Schlüsse ziehen." Ob er zu dem Schluß kommt, aus Usingen wegzuziehen? Vielleicht. Den Traum von der kleinen Gaststätte hat er noch nicht aufgegeben: "Richtiges türkisches Essen", schwärmt er, "habe ich bisher nur in zwei türkischen Gaststätten gefunden, in Ingolstadt und Hannover." Abgesehen von seiner eigenen Küche.

Der Unterschied zum üblichen deutsch- türkischen Kochangebot ist für ihn so klar zu schmecken wie "zwischen deutschem und türkischem Brot".

CLAUDIA NENNINGER

Broschüren der Stadt liegen aktualisiert vor

Zwei Broschüren des Presse- und Informationsamtes zur Stadt Frankfurt sind jetzt aktualisiert erschienen: "Daten, Fakten, Zahlen" und "Stadtkontakte". Das 20seitige Faltblatt "Daten, Fakten, Zahlen 1992" informiert unter anderem über die neuesten Einwohnerzahlen, die Wirtschaftskraft Frankfurts und Besonderheiten der Stadtentwicklung.

Die "Stadtkontakte" sollen helfen, den richtigen Ansprechpartner in den Ämtern der Stadt zu finden. Beide Heftchen können in der Bürgerberatung Römer, Römerberg 32, abgeholt werden. wob

Mini-Umzug zum Auftakt Oberräder Kerb: Prominenz gab sich ein Stelldichein

OBERRAD. "Die Leute sind im Urlaub", mußte Manfred Dehm feststellen. So verlief die Stadtteilkerb dieses Mal in einem kleineren Rahmen : der traditionelle Festumzug, an dem sich sonst annähernd 25 Vereine beteiligen, fiel aus. Als Alternative organisierte der Veranstalter, die Karnevalgesellschaft "Wespen" (1887), gemeinsam mit der "Kerbegesellschaft Sachsenhausen" und der Freiwilligen Feuerwehr Oberrad einen Mini-Umzug mit etwa 40 Beteiligten: vom Forsthaus, auf die Buchrainstraße, über die Offenbacher Landstraße und Balduinstraße in die Georg-Treser-Straße.

Am Samstagnachmittag nahte dann der große Augenblick: unter der wohlgesonnen Laudatio des Stadtbezirksvorsteher Erich Schlauch wurde der Kerbebaum mit Mannes- und Maschinenkraft aufgerichtet. Etliche Meter tief in den Boden verankert, "damit er bei dem heutigen Sturm nicht umfällt", so Dehm.

Die "Baumnot" im Frankfurter Forst schlägt schon seit drei Jahren zu Buche: "Der Förster übergibt uns eine Fichtenspitze", erklärte der Wespen-Vorsitzende, die an der Spitze des etwa 30 Meter langen Baumstammes befestigt wird. "Der Baumstamm muß alle fünf Jahre ausgetauscht werden", sagte Dehm. Die Mini- Fichte wird jährlich erneuert. Die Zeiten, in denen die Kerbeburschen selbst in den Wald zum Baumschlagen gingen, sind vorbei.

"Für erfolgreiche zehnjährige Zusammenarbeit" (Dehm) schenkten sich die "Wespen" und der Musikverein aus Bad Orb gegenseitig zwei Silberteller mit dem jeweiligen Vereinsemblem. Unter der Leitung des Dirigenten Josef Dembinski gehört die Bad Orber Musikkapelle zur Oberräder Kerb wie das Popcorn zur Kirmes: nach wie vor ein kleiner Leckerbissen zum traditionellen Frühschoppen.

Mit Regenschirmen und guter Laune ausgestattet besuchten etwa 300 Oberräder den Kerbetanz und den Frühschoppen. Zum ersten Mal spielten "Die Colibris" aus Friedrichsdorf auf der Stadtteilkerb.

Prominenz aus Politik und Vereinsleben tummelte sich die drei Tage auf dem Stadtteilfest. Zum Frühschoppen griff Manfred Dehm in die Unterhaltungskiste. Drei Tage verdrehte Welt, "denn sonst unterhalten uns immer die Politiker", sagte der Mitorganisator. Ob SPD- Vorstandsmitglied Christian Neckel, Stadtrat Bernhard Mihm oder Ernst Bräker (CDU) vom Ortsbeirat 5 - sie alle (und mehr) waren als Gäste willkommen. "Reden wollten wir aber keine halten", erklärte der Vorsitzende.

Die Jugend indes feierte auf dem Kirmesplatz, versuchte bei Disco- und Technoklängen Autoscouter zu steuern und zarte "Liebesbande" unter verregnetem Himmel zu knüpfen. tin (siehe auch nebenstehenden Kasten)

Wie viele Wohnungen am Tor zum Taunus leerstehen, vermag derzeit niemand zu sagen Auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen Die komplizierten Verfahren ziehen sich lange hin Von Monika Kappus OBERURSEL. Der Briefkasten ist zugeklebt, kein Namensschild an der Klingel. Die Rolläden sind monatelang tagaus, tagein geschlossen. Dahinter verbirgt sich freier Wohnraum, ein knapp gewordenes Gut, nach dem in Oberursel viele lechzen. Wie viele Wohnungen am Tor zum Taunus leerstehen, vermag niemand zu sagen. Doch wer von einer weiß, sollte sich nicht scheuen, den Mund aufzumachen, sprich beim Ordnungsamt der Stadt anzurufen. Denn auch leerstehender Wohnraum fällt nach Auskunft von Sozialdezernent Gerd Krämer (CDU) unter die seit Anfang Dezember auch für Oberursel gültige "Wohnraumzweckentfremdungs-Verordnung". Jemanden, der kontrolliert, ob Wohnungen in Büros umgewandelt werden oder leerstehen, gibt es bei der Stadt indes nicht. "Das würde einen immensen Personalaufwand bedeuten", winkt Krämer ab. Im Rathaus sei man eben auf konkrete Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Immerhin "mindestens zehn bis 15 Fälle" hat der zuständige Mitarbeiter im Ordnungsamt derzeit in der Mangel. Die komplizierten Verfahren mit diversen Anhörungen können sich laut Krämer über Monate hinziehen. Noch keiner der Vorgänge sei bislang erfolgreich ad acta gelegt worden. Darunter sei auch ein Fall, in dem ein ganzes Haus leersteht. "Von einem Eigentümer, der in Oberursel als Spekulant keinen guten Ruf hat", weiß der Sozialdezernent. Vermutlich werde sich der Vorgang hier sogar "über Jahre hinziehen, weil sich wohl Gerichte damit befassen werden".

Und solange bleibt der Wohnraum weiter ungenutzt? Keine Möglichkeit, Wohnungssuchenden über eine einstweilige Verfügung Zugang zu verschaffen? Krämer: "Wir werden es versuchen, wenn wir eine Chance sehen, damit durchzukommen." Allerdings müsse die Stadt abwarten, ob der Eigentümer tatsächlich klagt.

Bislang sei die Stadt bei der Verfolgung der Zweckentfremdung stark auf die Erfahrungen anderer Kommunen angewiesen. So stehe das Oberurseler Ordnungsamt in Verbindung mit Frankfurt.

Die vom Land herausgegebenen Richtlinien würden jetzt erst auf örtliche Verhältnisse umgestrickt. Der Sozialdezernent: "Wir stecken noch in den Kinderschuhen." Indessen mehren sich laut Krämer bei der Stadt vor allem Anfragen von Bauinteressenten und Geschäftsleuten, die wissen wollen, unter welchen Umständen sie eine Wohnung gewerblich nutzen dürften. "Einer zum Beispiel will in der Innenstadt umwandeln. Das genehmigen wir nur, wenn er ersatzweise gleichwertigen Wohnraum schafft", erzählt Krämer.

Gleichwertig bedeute nicht nur gleich groß, sondern auch gleich teuer oder billig. Theoretisch gebe es noch eine zweite Chance: die Wohnung durch Einzahlung auf die Stadtkasse "abzulösen". "Das ist aber für mich kein gangbarer Weg", so Krämer.

Entgegenkommender zeige sich die Stadt, wenn beispielsweise ein Entwickler von Computerprogrammen im Kinderzimmer seinen Rechner aufstellen wolle. In solchen Fällen gebe sie grünes Licht, "solange die Wohnung nicht überwiegend gewerblich genutzt wird". Entsprechende Kontrollen sollten das sicherstellen. Krämer meint, daß noch mehr Hinweise aus der Bevölkerung auf Zweckentfremdungen kommen könnten. Sie würden streng vertraulich behandelt und jeder einzelnen Meldung "in jedem Fall nachgegangen".

Keine juristische Möglichkeit sieht er, wenn einzelne beispielsweise riesige Häuser bewohnten. Die Stadt gewähre zwar Umzugshilfen und helfe beim Tausch von Sozialwohnungen, könne ansonsten aber nur an die Vernunft appellieren. Manche Häuser könnten aber auch nur durch erhebliche Umbauten in getrennte Wohnungen unterteilt werden.

Was aber, wenn sich eine Rentnerin das nicht leisten kann? Würde die Stadt bei der Investition helfen und sich den Kredit über die Miete zurückholen? Krämer: "Wenn ein solcher Fall an uns herangetragen würde, würden wir sehr wohlwollend prüfen, wie wir helfen können."

Frankfurt-Infos in Neuausgabe

FRANKFURT A. M. Das Presse- und Informationsamt hat zwei seiner Broschüren aktualisiert: "Daten, Fakten, Zahlen" und "Stadtkontakte". Das Faltblatt "Daten, Fakten, Zahlen 1992" umfaßt 20 Seiten und gibt Auskunft über Einwohnerzahlen, Wirtschaftskraft und Besonderheiten der Stadtentwicklung. Besucher wie Bürger erfahren wichtige Zahlen aus der Geschichte Frankfurts und erhalten Auskunft über Freizeit- und Kultureinrichtungen.

Die "Stadtkontakte" helfen, den richtigen Ansprechpartner in den Ämtern der Stadt zu finden. Von A bis Z führt diese Broschüre durch den "Dschungel" der öffentlichen Verwaltung. Die beiden Hefte können in der Bürgerberatung am Römer, Römerberg 32, abgeholt werden. sil

Neuer Laden ohne Fleisch und Brötchen

PRAUNHEIM/WESTHAUSEN. Die "Hochzeit des Jahres" der Einzelhandelsketten Schade-Markt und Tengelmann bescherte den Bewohnern der Heinrich-Lübke-Siedlung eine unangenehme Überraschung. Das "Hochzeitsversprechen" - mehr Auswahl, Frische und Qualität - wurde nicht eingelöst, beschweren sich die Leute zwischen Praunheim und Westhausen - im Gegenteil.

Der bisherige Schade-Markt im Einkaufszentrum an der Ludwig-Landmann-Straße mit Frischfleischtheke und Bäckerei wurde zu einem Plus-Markt umfunktioniert, und in diesen Märkten gibt es weder eine Metzgerei noch eine Bäkkerei. Für die Bewohner, besonders der nahen Altenwohnanlage, ist dies ärgerlich. Sie sind nicht motorisiert, und bis zum nächsten Metzger müssen sie gut 700 Meter laufen.

Bei Rudi Gesell, Stadtbezirksvorsteher und "Mädchen für alles", steht das Telefon nicht mehr still. Er weiß zwar, daß er Unternehmensentscheidungen bei den Einzelhandelsriesen nicht beeinflussen kann, dennoch will er versuchen, mit den Tengelmann-Managern ins Gespräch zu kommen. Er will auf die Bevölkerungsstruktur hinweisen und betont, daß die Metzgerei und Bäckerei im früheren Schade-Markt ja nicht nur von den Bewohnern der Altenwohnanlage genutzt wurden.

Schließlich wohnen in diesem Einzugsbereich auch viele sogenannte "Gutverdienende" und Hausbesitzer, die ihr Schnitzel nicht abgepackt kaufen wollen. Ein moderner Markt mit gutsortiertem Angebot hätte hier schon seinen Kundenkreis, meint der Stadtbezirksvorsteher und will dies den Tengelmann-Managern erläutern. rw

Keine Gefahr für Oberräder Festzug

OBERRAD. Feste sind die besten Umschlagplätze für Neuigkeiten. So wurde der Vorsitzende der "Wespen" auf der Kerb mit einem neuen Beschluß der Frankfurter Stadtwerke überrascht: im Mai hatten diese nämlich beschlossen, daß Veranstalter ab 1993 für die Kosten von Umleitungen der Straßenbahnen und Busse selbst aufkommen müssen.

Manfred Dehm sah plötzlich den traditionellen Oberräder Festumzug gefährdet. Doch Monika Salzmann, Pressesprecherin der Stadtwerke, gab Entwarnung. Der Beschluß sei allgemein gültig, "tritt aber nur in Kraft, wenn die Straßenbehinderung hohe Kosten verursacht". Das sei beispielsweise bei Marathonläufen oder Radrennen der Fall. Dann nämlich würden ganze Linien lahmgelegt werden.

Die erheblichen Mehrkosten für Umleitungen, Ersatzverkehr, Fahrgastinformationen, Haltestellenverlegung und zusätzliches Ordnungspersonal trugen die Stadtwerke bisher selbst. In Zukunft soll eine Direktleitung zwischen dem Ordnungsamt und den Stadtwerken eingerichtet werden. "Auf dem Amt kann man relativ schnell abschätzen, wie groß ein Fest wird und dementsprechend reagieren", sagte Salzmann. Der Oberräder Festumzug, meinte sie, sei von der Neureglung jedoch nicht betroffen. tin

"Schamlos"

Zu unserem Artikel "Der rote Filz" in der Stadtteil-Rundschau Nord vom 9. Juli schrieb uns jetzt Lilli Pölt, Erste Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Eckenheim, folgenden Leserbrief: Auch wenn es dem Eckenheimer CDU-Vorsitzenden Max-Josef Meier gelingt, im "Sommerloch" seine unberechtigten Anschuldigungen gegen die Eckenheimer SPD in die Presse zu bringen - wahr sind seine Behauptungen deshalb noch lange nicht. Im Gegenteil! Die Zustände, die er beklagt, hat er selbst herbeigeführt. Vor einigen Monaten war im Ortsbeirat 10 ein neuer Schiedsmann zu wählen. Die SPD nominierte einen geeigneten und engagierten Eckenheimer Bürger, der zufällig CDU-Mitglied war. Er wurde auch vom Ortsbeirat 10 mehrheitlich gewählt, wenn auch nicht von der CDU-Fraktion. Meier setzte den gewählten Schiedsmann - unter anderem mit der Androhung eines Parteiausschlußverfahrens - so unter Druck, daß dieser sein Amt nicht antrat. Der Grund: Von SPD und Grünen dürfe sich kein CDU-Mitglied wählen lassen! Aus dieser Erfahrung hat die Eckenheimer SPD den Schluß gezogen, daß sie die Ämter mit geeigneten Personen aus den eigenen Reihen besetzen muß. Nach wie vor haben aber auch noch CDU-Mitglieder Ämter im Bereich des Ortsbeirats 10, zumal alle Parteien, Vereine und Verbände doch zuwenig Mitglieder haben, die bereit sind, sich gegen eine kleine Aufwandsentschädigung für Porto, Telefon und Fahrtkosten für die Menschen in ihrem nahen Umfeld zu engagieren.

Die rot-grüne Mehrheit im Ortsbeirat 10 ist deshalb nach wie vor prinzipiell bereit, auch CDU-Mitglieder in Ämter hineinzuwählen, wenn sie kompetent sind und die Gewähr bieten, daß sie auch für die Bürger aktiv werden. Sie handelt damit völlig anders als zu den Zeiten, in denen noch die CDU im Ortsbeirat 10 die Mehrheit hatte; damals wurden rigoros alle SPD-Mitglieder bis zum letzten Sozialpfleger aus den Ämtern herausgewählt ohne Rücksicht auf das bestehende Vertrauensverhältnis zwischen ihnen und denjenigen, die sie betreut haben.

"Schamlos" ist nicht die Ämterbesetzung im Ortsbeirat 10, sondern Meiers Vorgehen. Er untersagt Mitgliedern seiner Partei die Kandidatur oder die Annahme der Wahlämter und beschuldigt die Eckenheimer SPD in der Öffentlichkeit des "roten Filzes".

Damit hat Meier den Vorwahlkampf eingeleitet. Die SPD in Eckenheim stellt sich darauf ein, daß ihr politischer Gegner die Wähler nicht mit Argumenten für eine bessere Stadtteilpolitik für sich einnehmen will, sondern mit falschen Legendenbildungen und der Wiederbelebung alter Klischees.

Mehr als überfällig

Die Entgegnung Gernot Rotters war mehr als überfällig. In der Tat ist es rufschädigend, die aus seinen Büchern abgekupferten Texte in einem "Konzelat" aus Banalitäten - verkauft als "Sachbuch" - verewigt zu sehen. Mich hat immer schon gewundert, daß die sogenannten Orientexperten, die noch nicht mal arabische Eigennamen fehlerfrei aussprechen können, ihre nicht selten rassistischen Äußerungen so unwidersprochen verbreiten konnten.

Es geht doch darum, das durch solche Autoren entstandene Orient-, das mangels eines anderen zum Feindbild gemacht wird, zu korrigieren.

Man muß schon ein ganz schlichtes Gemüt haben, aus der Rotter-Entgegnung nichts anderes herauszulesen, als "daß Ali Baba kein Räuber war", wie der Leserbrief (FR vom 11. 7. 1992 "Kein Räuber") glauben machen will.

Claudia Karas, Frankfurt am Main

Dissidenten setzen Zeichen

PEKING, 19. Juli (AP). Drei chinesische Dissidenten sind dem Vorstand einer in New York ansässigen Menschenrechtsorganisation beigetreten. Wie die Gruppe "Menschenrechte in China" jetzt mitteilte, sind die Neumitglieder Wang Ruoshui, Yu Haocheng und Guo Luoji bekannte Intellektuelle, die ihren Wohnsitz weiterhin in China haben werden.

Die Organisation wurde von chinesischen Studenten und Stipendiaten in den USA gegründet und dokumentiert Menschenrechtsverletzungen in China in einer Zeitschrift. Diese erscheint sowohl in Chinesisch als auch in Englisch. In der Vergangenheit wurden Chinesen, die Kontakt zu einer Menschenrechtsorganisation aufgenommen hatten, in ihrer Heimat festgenommen. Im Zuge der erneuten wirtschaftlichen Öffnung Chinas fordern Intellektuelle verstärkt auch eine politische Liberalisierung.

Über 3700 Morde in Kolumbien

BOGOTÁ, 20. Juli (dpa). In Kolumbien sind 1991 mindestens 3760 Menschen aus politischen Gründen getötet worden. Dies geht aus einer Bilanz der US-Menschenrechtsorganisation Americas Watch hervor. Hauptopfer der vor allem von paramilitärischen Terrorgruppen und linken Rebellen verübten Morde seien vor allem Lehrer, Gewerkschafter und Polizisten, heißt es in dem Bericht, der auf einer Tagung von Juristen in Bogotá vorgelegt wurde.

Zwar sei in den vergangenen zwei Jahren unter Präsident Cesar Gaviria die Strafverfolgung verbessert worden. Die meisten Delikte blieben aber ungesühnt, was mit den gravierenden Mängeln innerhalb der Justiz zusammenhänge.

Sondermülltausch gewünscht

DRESDEN, 20. Juli (AFP). Sachsen will mit Thüringen Verhandlungen zum Austausch von Sondermüll aufnehmen. Der Freistaat sei bereit, schwach radioaktive Stoffe aus Thüringen in einer Landessammelstelle aufzunehmen, sagte Regierungssprecher Michael Sagurna in Dresden. Im Gegenzug müsse Thüringen schadstoffhaltige Abfälle sowie Reste von Pflanzenschutzmitteln aus Sachsen entsorgen, da dem Freistaat entsprechende Verbrennungsanlagen fehlten.

Die radioaktiven Abfälle, vorwiegend Klein- und Verbrauchsmaterial aus Laboratorien und Kliniken, sollen Sagurna zufolge auf dem Gebiet des ehemaligen Kernforschungszentrums Rossendorf bei Dresden abgelagert werden. Zu diesem Zweck sei der Verein Kernverfahrenstechnik und Analytik Rossendorf e.V. gegründet worden. Die Aufnahme von stark radioaktivem Material wie beispielsweise Kernbrennstäben sei im Freistaat jedoch nicht vorgesehen.

Das klingt wirklich traumhaft

Was Michael Heise über die Möglichkeiten des Strafvollzugs schreibt, klingt wirklich traumhaft (FR vom 6. Juli 1992 "Einmal hin und zurück in den hessischen Strafvollzug"). Ein verbessertes Bildungsangebot in deutschen Justizvollzugsanstalten mag wünschenswert sein, ein wesentlich breiteres Angebot an Therapie-, Selbsterfahrungs- und Selbsthilfegruppen hingegen halte auch ich für dringend erforderlich.

Zu fragen bleibt, ob bestimmte Einrichtungen in den USA gerade deshalb so gut funktionieren, weil die Gefängnisse so viel größer (und brutaler) sind als bei uns. Selbst wenn der deutsche Weg anders aussieht und kostspieliger ist, sollen unbedingt massive Bemühungen unternommen werden, die "Persönlichkeitsdefizite" der Strafgefangenen zu behandeln, um ihre Lebenschancen und damit auch ihre Resozialisierungsmöglichkeiten zu vergrößern.

Den eigenen Lebensweg annehmen lernen, die persönliche Vergangenheit aufarbeiten und die Zeit im Knast für das innere Wachstum nutzen, diese Gelegenheit sollten auch deutsche Gefangene haben.Wolfgang Fischer, Wiesbaden

Künftig putzt nicht nur Mutter Beimer elektrisch

Die Glosse von Peter Tomuscheit über unsinnnige Stromanwendung hat uns sehr gut gefallen (FR vom 27. 6. 1992 "Mutter Beimer putzt ihre Fenster elektrisch"). Auf der jüngsten Hauptversammlung der Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen AG (VEW) haben wir von Vorstandsmitglied Diether Imhoff jetzt auch aus erster Hand erfahren, wie die Zauberformel der Stromkonzerne lautet, um den Stromverbrauch trotz drohender Klimakatastrophe in die Höhe zu treiben: "Immer mehr Anwendungen für Strom, aber immer weniger Strom pro Anwendung." Die Sinnhaftigkeit einer Anwendung ist dabei offensichtlich völlig uninteressant. Wir machen deshalb folgenden Vorschlag: Den Familienbenutzer von Loriot gab es bisher nur in mechanischer Ausführung, der ohne Stromversorgung auskam. Für den modernen Haushalt empfehlen wir daher die Entwicklung eines elektrisch betriebenen Familien-Anwenders. Er sollte wie sein Vorgängermodell völlig zweckfrei sein.

Der vorhandene Stromanschluß würde es aber erlauben, den Familien-Anwender zu beleuchten. Damit wäre es dann auch bei Dunkelheit völlig problemlos, den elektrisch betriebenen Komfort-Familien-Anwender zu bedienen. Durch eine eingebaute Stand-by-Schaltung könnte ein Gebrauch zu jeder Zeit gewährleistet werden. Bei einer Dauerleistungsabnahme von nur 30 Watt hätte man eine zusätzliche Anwendung mit einem relativ geringen Stromverbrauch vor Anwendung.

Unterstellen wir, daß sich jeder bundesdeutsche Haushalt einen beleuchteten Komfort-Familien-Anwender anschafft, dann wären ca. 40 Millionen Geräte im Betrieb.

Das ergäbe eine zusätzliche Leistungsabnahme bei den Stromversorgungsunternehmen von 1200 Megawatt. Endlich hätten die bundesdeutschen Stromkonzerne eine Begründung, ein neues Atomkraftwerk zu bauen.

Deshalb lautet unser Appell an die Industrie: Der elektrisch betriebene Komfort-Familien-Anwender muß auf den Markt.

Kurt Berlo (Energiewende-Komitee), Dortmund

Von staatlicher "Gewaltfreiheit"

Mit ihrer Auffassung in der "Auseinandersetzung" mit dem neuen Rassismus "keine antifaschistischen Gruppen und Aktionen zu unterstützen", weil "diese Aggressionen und Ängste in der gleichen stereotypen Form" wie rechtsextreme Gruppen austrügen, drücken die Politologen Änne Ostermann und Gert Krell von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) den politischen Mainstream der liberalen Öffentlichkeit aus (FR vom 30. 6. 1992 "Konfliktforscher lehnen Aktionen ,antifaschistischer' Gruppen ab"). Jene hat an den rassistischen Ausschreitungen des neofaschistischen Mobs zu bemängeln, daß er nicht gewaltfrei von statten geht.

Die liberale Öffentlichkeit liefert schon seit Jahr und Tag dem Staat die Rezepte seiner Politik, wie dies in totalen Staaten keine Stasi je so gut vermochte. Und also ist ihr Subjekt, der liberale Staatsbürger, der sich mal grün, mal rot, mal schwarz kleidet und inzwischen wieder so liberal ist, daß er auch Jörg Haider diskutabel findet (so z. B. die FDP), ein Apologet der Gewaltfreiheit, d. h. der Freiheit des Staates zur Gewalt. Daher fordert er, daß Politik, Justiz und Polizei Rassismus und Antirassismus in die Hand zu nehmen haben.

Krell: "Der Gewalt muß ein klares Nein entgegengesetzt werden, das heißt: Die gefährdeten Ausländer müssen geschützt werden." Die Praxis ihrer Ausgrenzung muß allein dem Staat überlassen bleiben, der daher die § 16, 116 GG ändern solle.

Für das Wesen des Staates an und für sich hat der nationalsozialistische Staat ein für allemal gezeigt, was unter staatlicher "Gewaltfreiheit zu verstehen ist, nämlich die rechtliche, politische und polizeiliche Ausübung des Terrors, die keine Röhmsche SA neben sich duldet. Und der NS-Staat hat auch demonstriert, wie Volk und Staat zu Fremden und Juden stehen. Denn um die Homogenität seiner "Gedankenfreiheit", der "liberalen" Öffentlichkeit - in aller Kürze: des Volkes - zu garantieren, ist alles Heterogene auszuschließen und auszumerzen. Und wenn den "Anderen" ihre Fremdheit nicht auf den ersten Blick anzusehen ist, wie den assimilierten Juden Deutschlands, dann wird "der Jude" erfunden. Das "Fremde" dient dem Volk als die Differenz zum Selbst, welches sich dadurch als Subjekt bestimmen kann. Der Staat bedarf eines Volkssouveräns und daher amalgamiert er die in seinem Territorium lebenden Menschen zum Volk, dessen Subjektivität durch Ausschluß der Fremden konstituiert wird.

Deshalb ist die Forderung, den Staat "Antirassismus" praktizieren zu lassen, identisch mit der Forderung Lager und Abschiebungen zu organisieren (was nur eine Vorform des Massenmords darstellt und in einzelnen Fällen bereits Mord ist).

Die SA war alles andere als eine staatsfeindliche Organisation. Vielmehr praktizierte sie nur die Staatsgewalt, der der Staat aufgrund demokratischer Zustände selbst noch Fesseln anlegte. Die Existenz des Mobs zeigt, wie der Staat in der Krise mit seiner Rolle unzufrieden wird, wie er den Begriff des Gewaltmonopols zu seinem terroristischen Ende vorantreiben will.

Das ist auch der Sinn der Vorschläge, die die passionierten Staatspolitologen der HSFK unterbreiten: "Wenn ich diese Leute den Mob, D. S. jetzt ausgrenze und stigmatisiere, dann verstärke ich eher ihren Versuch, in den rechtsextremen Gruppen Anerkennung zu finden."

Die Skinheads und Hools, die Schläger und ihre Zuschauer, die inzwischen schon so manchen Menschen umgebracht haben, sollen nicht stigmatisiert werden. In dieser Verwässerung der banalsten moralischen Grundlagen menschlichen Zusammenlebens, zeigt sich, wie der deutsche Staat, der hier mit der Zunge der HSFK redet, den Mob, der die Insignien der tausendjährigen Vergangenheit trägt, in sich aufzunehmen gedenkt, um zu sich selbst zu kommen. Politik und Mob, Volk und Haß: Das sind die identischen Momente des Rassismus.

Diesen Zusammenhang im pädagogischen und politologischen Geschwätz zu verschleiern, verfolgt eben (ob gewollt oder ungewollt) das Ziel, seine Konsequenzen einzufordern.

Dierk Spreen, Freiburg

Stilles Mitgefühl und engagiertes Handeln

Mit Entsetzen las ich auf Seite 3 der FR vom 10. Juli 1992 den Artikel: "Die Polizei hielt den Sicherheitsabstand ein - zum Tod."

Als Ehefrau eines ausländischen Mannes und Mutter einer kleinen Tochter kann ich mir das Spießrutenlaufen, dem die deutsche Partnerin des ermordeten Antonio Amadeu täglich ausgesetzt ist, lebhaft vorstellen.

Ich kenne auch das Desinteresse der Umstehenden/Umsitzenden, wenn man Opfer rassistischer Pöbeleien und Angriffe wird und die bittere Enttäuschung darüber.

Noch immer ist es für die meisten Menschen bequemer, nichts zu sagen, um bloß nicht aufzufallen.

Im stillen Kämmerlein kann man sich allenfalls von solchen Übergriffen distanzieren - aber bitte doch nicht öffentlich.

Und wie sollte es der Bürger/die Bürgerin auch lernen, sich engagiert einzusetzen, wenn die Polizei in Antonio Amadeus Fall (und nicht nur da) aus sicherer Entfernung dem Mord zusah? Wenn ein Richter nicht in der Lage ist, das Opfer als Opfer zu benennen und sich konsequent jeglichen rassistischen Sprachgebrauchs zu enthalten?

Als Geschäftsführerin des Verbandes bi-nationaler Familien und Partnerschaften weiß ich, daß rassistische Übergriffe und Pöbeleien gegen bi-nationale Familien in den alten und neuen Ländern gleichermaßen zunehmen.

Betroffene stützen sich in den Gesprächskreisen der IAF gegenseitig und geben sich die Solidarität, die ihnen der größte Teil ihrer Umwelt versagt. Wir werden immer mehr, und wir werden immer wütender.

Wo bleiben die deutlichen Signale aus der Politik, die Rassismus ächten? Die Lebensgefährtin des Antonio Amadeu und ihr Kind verdienen nicht nur stilles Mitgefühl, sondern engagiertes politisches Handeln.

Sabine Kriechhammer-Yagmur, Frankfurt am Main

Zur Sache: Buße heimst die Stadt ein

OBERURSEL. Wer in Oberursel Wohnungen leerstehen läßt oder als Kanzleien, Büros oder Praxen nutzt, muß seit 4. Dezember mit Geldstrafen und einem Verwaltungsverfahren rechnen. Die klingende Buße soll dabei laut Sozialdezernent Gerd Krämer "den wirtschaftlichen Nutzen aus der Zweckentfremdung übersteigen".

Das gerichtliche Strafhöchstmaß liege zwar bei 20 000 Mark, doch könne es auch überschritten werden, wenn der Gewinn aus der Entfremdung darüberliege. Das Geld heimst die Stadt ein.

Auch müsse der Entfremder nachweisen, daß er die Wohnung wieder ordnungsgemäß nutze, beispielsweise durch Vorlage eines Mietvertrages. Wer kontrolliert nach, ob drei Monate später der Mieter tatsächlich noch da ist? "Wir", antwortet Krämer schlicht.

Wer dem Rathaus einen Hinweis auf leerstehenden oder gewerblich genutzten Wohnraum übermitteln will, kann sich direkt an Stefan Schnierer, den Leiter des Ordnungsamtes, Tel. 502 - 282, wenden.

Krämer bittet dabei um möglichst konkrete Angaben, die "streng vertraulich" behandelt werden. mk

Kunstforum bietet ein Documenta-Seminar

KRIFTEL. Hunderte von Bildern, Skulpturen und andere Kunstwerke von 200 Künstlern sind derzeit in Kassel zu sehen: Zur "documenta 9" haben selbst Ex- perten völlig unterschiedliche Ansichten.

Wer die Ausstellung, die bis 20. September dauert, besichtigen oder etwas darüber wissen will, erfährt am Freitag, 7. August (20 bis 22 Uhr), und Samstag, 8. August (10 bis 18 Uhr), mehr. Das "Kunstforum Raum 1" lädt in den Raum III des Rat- und Bürgerhauses ein.

Der Clou des Documenta-Seminars: Es kommen Künstler zu Wort, die auch selbst in Kassel ausstellen.

Bisher wollen U We Claus (Wiesbaden), der Krifteler Thilo Götze Regenbogen und Jo Achermann (Düsseldorf) ihre Arbeiten vorstellen. Und das auf vielfältige Weise: mit Dia, Video, Vor- trag oder Performance. Das Trio hat sich über Kriftel hinaus bereits mit Vorträgen im "Raum 1" einen Namen gemacht. pms

Ein türkisches Dorf sitzt auf dem Trockenen Bewohner hoffen auf Hilfe aus Hanau für einen Bewässerungsanlage

HANAU. Akcay ist ein kleines Dorf im Landesinnern der Türkei, nur 60 Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt gelegen. Früher wurden dort fruchtbare Apfelbaumplantagen betrieben. Sie sicherten die wirtschaftliche Existenz und den bescheidenen Wohlstand der rund 3000 Einwohner.

Als Großgrundbesitzer vor einigen Jahren zwei Seen in der Umgebung für den Anbau weiterer Bäume trokkenlegen ließen, war es vorbei mit der Blüte der Plantagen: Die Region leidet unter Trockenheit und Wassermangel.

Hilfe für Akcay hat sich seit dem vergangenen Jahr ein Hanauer Verein zum Ziel seiner Arbeit gesetzt. Die vorwiegend jugendlichen Vereinsmitglieder lernten die Not der Dorfbevölkerung vor zwei Jahren während einer Bildungsreise durch die Türkei kennen. Das Jugendbildungswerk der Stadt Hanau hatte die Reise organisiert, deren bleibender Eindruck "die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Türken war", erinnert sich Vereinsmitglied Annette Baake.

Die Klein-Auheimer Schatzmeisterin des Vereins war unter den Gründungsmitgliedern, die nach ihrer Rückkehr aus der Türkei im März 1991 den Verein "Hilfe für Akcay" aus der Taufe hoben. Gemeinsam mit den anderen 18 Mitgliedern, die aus der Region von Frankfurt bis Steinau stammen, wollen sie versuchen, "von hier aus zu helfen". Gleichzeitig möchten sie einen Beitrag zur Verständigung und Integration der ausländischen Bevölkerung leisten. Angesicht der steigenden Fremdenfeindlichkeit und der Zunahme rechtsradikaler Bewegungen spricht Annette Baake von "antirassistischer Arbeit".

Seit der Abreise aus Akcay im Herbst 1990 unterhält der Verein Kontakt zum Dorf. Da sich der schriftliche Kontakt jedoch als schwierig erwiesen hat, reist eine Deutsch-Türkin in den nächsten Wochen erneut dorthin.

Vordringliches Entwicklungshilfe- Projekt ist für den Verein der Bau eines Bewässerungssystems, für das sie derzeit Spenden sammeln. In Akcay selbst fehlt es dafür an den finanziellen Mitteln und dem technischen Know-how. Der Verein hat einen Senior-Entwicklungsdienst angesprochen, der sich aus pensionierten Ingenieuren und Technikern rekrutiert und die bei Projekten wie diesen zur Seite stehen. Kontakte zu anderen Hilfs-Organisationen werden noch gesucht.

Die Vereinsmitglieder wollen beim Bau ebenfalls Hand anlegen und planen daher im nächsten oder übernächsten Jahr einen Workshop in Akcay - sofern bis dahin genug Spenden zusammengekommen sind. Bislang haben sie rund 1500 Mark gesammelt.

Beim Ausländerfest am 14. und 15. August in Hanau wird der Verein mit einer Fotoausstellung und einer Diaschau vertreten sein, um das Projekt publik zu machen. Im September ist außerdem ein Seminar geplant in Zusammenarbeit mit dem Ausländerbeirat Hanau. Thema ist die wirtschaftliche und politische Entwicklung der Türkei in den vergangenen zehn Jahren. Seit einigen Monaten hat sich auch eine türkische Frauengruppe dem Verein angeschlossen.

Die Stadt in Gestalt ihres Schuldezernenten Klaus Remer hat sich ebenfalls für die Vereinsarbeit interessiert. Insbesondere für die schon vielfach gelobte Diaschau über Akcay und die Probleme der Region. Diese könnte, meint Annette Baake, im Schulunterricht gezeigt werden.

Das Interesse an der Arbeit von "Hilfe für Akcay" ist vorhanden, doch beim tatkräftigen Engagement bleiben die Vereinsmitglieder bislang meist noch unter sich. Annette Baake hofft, daß sich das bald ändern wird.

Der Verein "Hilfe für Akcay" trifft sich in regelmäßigen Abständen in der Main-Kinzig-Halle in Hanau. Ansprechpartner sind Achim Jeschke, Jugendbildungsreferent der Stadt Hanau, Telefon: 06181/295956, oder Annette Baake, Telefon: 06181/69981. alu

Die Öffnungszeiten der Hanauer Museen

Museum Großauheim, Pfortenwingert 4, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.

Hessisches Puppenmuseum, Parkpromenade 4, Hanau-Wilhelmsbad, Telefon 0 61 81 / 8 62 12, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr; Eintritt: Erwachsene 1,50 Mark, Kinder 0,50 Mark, Schüler, Studenten und Behinderte eine Mark.

Deutsches Goldschmiedehaus, Altstädter Markt 6, Telefon 0 61 81 / 29 54 30, geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr.

Museum Schloß Philippsruhe, Philippsruher Allee 45, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr durchgehend.

Museum Schloß Steinheim, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.

Eine Rast am Bildstock An der Homburger Landstraße steht ein Kulturdenkmal

ECKENHEIM. "Willst du ins Unendliche schreiten, geh nur im Endlichen nach allen Seiten. Willst du dich am Ganzen erquicken, so mußt du das Ganze im Kleinsten erblicken", schrieb einst Johann Wolfgang von Goethe. Vielleicht ahnte er, daß der Blick der Menschen sich nur noch auf Großes und Mächtiges richten und niemand Zeit für die kleinen und unwichtigen Dinge des Lebens haben würde.

In der heutigen Zeit erwacht wieder der Wunsch, seine Umwelt und die damit verbundene Geschichte zu ergründen. Geleitet von diesem Gedanken, erstellte das Presse- und Informationsamt für die Frankfurter Bürger eine Auswahl von Kulturdenkmälern.

Sie liegen abseits der Touristenattraktionen, sind aber trotzdem sehenswert. Die Broschüre "Verborgene Kostbarkeiten" stellt 21 unauffällige, aber interessante Wegweiser auf dem Pfad der Geschichte vor.

Der alte Bildstock an der Homburger Landstraße in Eckenheim ist einer dieser geheimen Stätten. Er war einst ein Rastplatz für Landbewohner, die mit ihren schweren Lasten zum Markt nach Frankfurt zogen. Dort, wo jetzt das Haus Nummer 87 steht, ließen sich die müden Händler nieder, ruhten sich aus und beteten. Regen, Wind und Luftverschmutzung zerstörten im Laufe der Zeit die Skulpturen des Bildstocks, aber die Jahreszahl 1516 ist trotz der Verwitterung zu erkennen. Unklar bleibt, was die Buchstaben E. und H. bedeuten. Sie könnten auf den Stifter der Betsäule hinweisen oder den Standplatz Eckenheim kennzeichnen.

Die Geschichte lebt und begleitet uns sogar im Alltag. Der Name der Oberen Kreuzäckerstraße gibt den Hinweis auf ein Kreuz, das bereits 1383 erwähnt wurde und dem Bildstock weichen mußte. Auch der Straßenname "An den drei Steinen" ist mit der Geschichte des Steinmals verknüpft. Bis Ende der 20er Jahre lagen zwei große Basaltblöcke neben ihm. Die Bewohner der Gegend nannten den Platz daher: "On de drei Staa".

Die Steine waren Bestandteil einer Ruhebank, die mit Eisenringen versehen war. Hier konnten die vorbeiziehenden Händler, Wäscherinnen oder Weinbergsarbeiter die Tragetiere anbinden und ein wenig ausruhen. Die Bänke standen damals überall im Stadtgebiet. Einige stehen noch heute, beispielsweise an der Kennedyallee, am Oberforsthaus und im Palmengarten.

Wer den historischen Rundgang fortsetzen möchte, kann einen Besuch auf dem Hauptfriedhof anschließen. 1828 wurde er, ursprünglich weit ab von besiedeltem Raum, eröffnet. Einige Persönlichkeiten und alte Frankfurter Familien fanden hier die letzte Ruhe. Der Stadtgärtner Sebastian Rinz legte das Gelände im englischen Stil an. Friedrich Rumpf gestaltete das Portal und die Gruftenreihe, zur gleichen Zeit entstand der jüdische Friedhof. Ein zweiter wurde 1929 eingerichtet.

Seit dem Beginn des Jahrhunderts dehnte sich der Hauptfriedhof immer weiter nach Norden und Osten aus, ein neues Portal entstand. Als Kulturdenkmal ist er, wie der Bildstock, nicht gleich zu erkennen. Doch ob Friedhof, Brunnen oder Säule: alle kleinen Schätze dieser Stadt sind einen Blick wert.

Die Broschüre "Verborgene Kostbarkeiten" gibt es kostenlos bei der Bürgerberatung, Römerberg 32. Die Öffnungszeiten sind: montags bis freitags, jeweils von 8 bis 16.30 Uhr. sil

AW-Station . . .

Fortsetzung von Seite 1 ambulante Pflege bereitgestellt werden. "Der Kontakt zur Arbeiterwohlfahrt fällt den Menschen leichter, als der Kontakt zum Sozialamt der Stadt", sagte Ute Rasim. Allerdings heißen die Sozialämter der Stadt in den Sozialbezirken ebenfalls Sozialstationen. "Wir sind nicht mit den Sozialstationen der Stadt zu verwechseln", betonte Ute Rasim ausdrücklich.

Die beiden Sozialarbeiterinnen Petra Fischer-Thöns und Ulrike Stichling koordinieren nach dem Umzug in der neuen AW-Sozialstation die Arbeit von 16 Zivildienstleistenden. Acht "Zivis" fahren für "Essen auf Rädern", die anderen jungen Männer werden im "Mobilen Sozialen Hilfsdienst" (MSHD) eingesetzt.

Mit einem Hausbesuch ermitteln die Sozialarbeiterinnen den Pflegebedarf. Dabei wird auch geklärt, wie die Hilfeleistungen oder die ambulante Pflege bezahlt werden können. Obwohl die Kosten für die Zivildienstleistenden des MSHD ausgesprochen günstig sind - einschließlich der An- und Abfahrt kostet eine Stunde nur 15 Mark - stellte Sozialarbeiterin Petra Fischer-Thöns fest: "Die meisten haben das Geld nicht."

In den Fällen gehen die AW-Mitarbeiterinnen gemeinsam mit dem Sozialamt die Sache an. "Wir arbeiten ganz toll mit dem Sozialamt Obermain zusammen, das läuft in dringenden Fällen auch ganz unbürokratisch", lobte Petra Fischer-Thöns.

Doch auch die Angehörigen von Alten und Behinderten erhalten bei der AW-Sozialstation Hilfe durch Rat und Tat: "Wenn beispielsweise die Tochter ihren alten Vater pflegt, hat sie einmal im Jahr einen Anspruch auf Urlaub. Die Kosten für die Pflege werden getragen, und wir helfen, eine Pflegekraft zu finden."

"Unser Problem ist die unzureichende psychosoziale Betreuung der Alten. Es gibt mehr und mehr körperlich gesunde Leute, die einfach nur eine Ansprache brauchen", sagte Altenhelferin Ute Rasim. Für die alten Menschen gäbe es viel zu wenig Angebote und auch die Sozialstationen seien zu dieser zeitintensiven Arbeit nicht imstande, berichtete sie weiter. So fehlen auch in der AW-Sozialstation Obermain Zivildienstleistende.

Von den acht Stellen im Bereich des MSHD konnten letztlich nur noch fünf besetzt werden. Und darunter leidet die Betreuung der Hilfsbedürftigen: Früher sei es schon einmal möglich gewesen, einem HiFi-begeisterten Sehbehinderten zu Saturn-Hansa zu begleiten oder den Blinden vorzulesen, erläuterte Rasim weiter. "Jetzt können wir nur noch Notdienste machen."

Die Sozialstation ist montags bis donnerstags von 8.30 bis 16 Uhr geöffnet. Freitags wird die Station schon um 14 Uhr geschlossen. Unter den Telefonnummern 44 20 86 oder 44 20 88 sind die Mitarbeiterinnen der AW jederzeit erreichbar: Denn es ist ein Anrufbeantworter angeschlossen. kan

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine

Theater / Musik / Literatur

Dietzenbach. Jazz-Konzert mit Bakalar Brass Band und Rodgau Brass Band, Sa., 20 Uhr vor dem Bürgerhaus; Frühschoppen, So., 11 Uhr, im Waldschwimmbad. Kinos / Filme

Seligenstadt. Turmpalast: Batmans Rückkehr (Sa., So., 14, 16.15, 20.15 Uhr); Der Club der toten Dichter (Sa., 22.30 Uhr). - Turmstudio: Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (Sa., So., 14, 16 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa., 20, 22.30 Uhr; So., 20 Uhr).

Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (Sa., So., 17, 20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Batmans Rückkehr (Sa., So., 20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Schlafwandler (Sa., 20.30 Uhr; So., 17, 20.30 Uhr).

Parteien / Parlamente

Rödermark. SPD-Waldfest, So., 11 Uhr, Blockhütte in Waldacker.

Vereine / Organisationen

Rodgau. KZV-Jügesheim: Waldfest, So., 10 Uhr, Heinrich-Roßbach-Anlage.

Tennisclub Blau-Weiß: Kartoffelfest, So., 10 Uhr, Vereinsplatz in Dudenhofen.

Rodgau-Tramps: Waldfest, So., 10 Uhr, Festplatz in Hainhausen.

SKV-Hainhausen: Drei-Waffen-Turnier, So., 10 Uhr, im Sportzentrum.

Ärzte

Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale im Seniorenzentrum Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.

Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.

Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.

Babenhausen. Sa. u. So.: Dr. Ott, Schaafheim, Frankenweg 12, Tel. 0 60 73 / 92 24.

Dieburg. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK, Henri-Dunant-Straße, zu erfragen, Tel. 0 60 71 / 27 55.

Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr (Sprechstunden: Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Im östlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Dr. Wanders, Hainburg, Kirchstr. 1, Tel. 0 61 82 / 6 01 23; priv. 0 61 82 / 6 89 53.

Apotheken

Dietzenbach. Sa.: Starkenburg-Apotheke, Starkenburgring 12, Tel. 2 73 28; So.: Stern-Apotheke, Taunusstr. 24, Tel. 2 69 50.

Rodgau. Sa.: Nikolaus-Apotheke, Jügesheim, Hintergasse 11, Tel. 36 66; So.: Rochus-Apotheke, Weiskirchen, Hauptstr. 105, Tel. 37 30.

Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Greifen-Apotheke, Hainstadt, Offenbacher Landstr. 52, Tel. 46 67 und Tannen- Apotheke, Zellhausen, Pfortenstr. 19, Tel. 2 51 00; So.: Palatium-Apotheke, Seligenstadt, Palatiumstr. 3, Tel. 37 68.

Babenhausen. Sa. und So.: Schloß-Apotheke, Babenhausen, Bahnhofstr. 34, Tel. 52 94.

Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: Marien-Apotheke, Dieburg, Steinstr. 20, Tel. 2 23 48; So.: Apotheke am Rathaus, Münster, Mozartstr. 6, Tel. 3 23 63 und Adler-Apotheke, Groß-Zimmern, Jahnstr. 3, Tel. 4 11 56. Krankentransporte

Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73 (im Notfall 112).

Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110, Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Rettungshubschrauber Tel. 0 69 / 44 10 33.

Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit Tag und Nacht unter Adresse und Tel. Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Rodgau 3 (Nieder-Roden), Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35.

Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Gemeindeschwestern

Dietzenbach. Sa. u. So.: Ingeborg Farris, Tel. 2 95 17. Ohne Gewähr)

Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Konzert der OFFJAZZGROUP, Sa., 17.30 Uhr, Bootshaus Undine, am Mainufer.

Konzert: F.P. Swing Paraders featuring Geraldine Blecker, So., 11 Uhr, im Garten des Stadtmuseums. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Batman's Rückkehr (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Palast: Peter Pan (Sa., So., 15 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa., So., 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.15 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen (Sa., So., 15.15 Uhr); Der Rasenmähermann (Sa., So., 17.45, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Rex: Wayne's World (Sa., So., 15.15, 17.45, 20 Uhr; Sa., 22.15 Uhr).

Broadway: Die Abenteuer des Pico und Columbus (Sa., So., 15.30 Uhr); Basic Instinct (Sa., So., 17.45, 20.30 Uhr); Switch die Frau im Manne (Sa., 22.45 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Batmans Rückkehr (Sa., So., 15.45, 18, 20.15 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa., 22.30 Uhr). - Zeitlos: Die Hand an der Wiege (Sa., 17.45, 19.45 Uhr; So., 19.45 Uhr); Der Gefallen, die Uhr und der sehr große Fisch (Sa., So., 22 Uhr). Parteien / Parlamente Offenbach. Sommerfest der SPD-Ortsvereine Bürgel-Rumpenheim und Fechenhein: Wir kommen rüber, Sa., ab 14 Uhr, an der Fähre am Mainbogen. Verschiedenes Offenbach. Gemaa-Tempelsee: Stadtteil Kerb, Sa. und So., ab 14 Uhr, Nasses Dreieich.

Großes Pfarrfest und Wallfahrtsfest, Sa., ab 20 Uhr, So., ab 10 Uhr, Heilig- Kreuz, Waldheim. Vereine / Organisationen

Offenbach. Tanzclub Maingold-Casino: Treffen zum Clubausflug ins Blaue, Sa., 13.30 Uhr, ab Parkplatz Ledermuseum.

Beratungen / Offene Treffs

Obertshausen. "Offene Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit", Albert-Einstein-Str. 7, zweiter Stock (an der Post): Gesprächstreff (GesKa e. V.), So., 18 bis 19.30 Uhr.

Ärzte

Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.

Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Rathaus, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.

Mühlheim. Ärztliche Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation im Rathaus, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr.

Zahnärzte

Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Offenbach. Sa. und So.: Olf Kehr, Offenbach, Berliner Str. 50-52, Tel. 88 54 92; priv. 0 60 74 / 2 98 55.

Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr: Dr. von Rhein, Offenbach, Jaques-Offenbach-Str. 14, Tel. 84 64 28.

Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Dr. Trillig, Obertshausen-Hausen, Tel. 0 61 04 / 7 54 70 und Dr. Linneweber, Obertshausen, Tel. 0 61 04 / 4 35 00. Apotheken Offenbach. Sa.: Rosen-Apotheke, Wilhelmsplatz 11, Tel. 88 36 03 und Goethe- Apotheke, Goethestr. 50, Tel. 88 41 64; So.: City-Apotheke zum Löwen, Frankfurter Str. 35, Tel. 81 36 85 und Lauterborn-Apotheke, Hugo-Wolf-Str. 10/12, Tel. 84 29 99.

Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Rathaus-Apotheke, Hausen, Schubertstr. 5, Tel. 7 35 36.

Mühlheim. Sa. u. So.: Markus-Apotheke, Schillerstr. 2, Tel. 7 18 26. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73 (im Notfall 112). Telefonseelsorge Frankfurt/Offenbach. Tel. 0 69 / 1 11 01 und 1 11 02. Elektro-Notdienst Bereitschaftsdienst für Stadt und Kreis Offenbach, Sa. 6 bis Sa. 6 Uhr: Elektro- Bauer, Rodgau-6, Hauptstr. 147, Tel. 0 61 06 / 6 31 91.

(Ohne Gewähr)

Heute ins Kino zu Tante Julia

Bruder und Schwester lieben einander; nein, nicht platonisch. Aus Reue geht der Bruder ins Kloster, während die Schwester ein blondes Ekelpaket heiratet. Doch da ist sie schon vom Bruder schwanger, der, wie sich zuguterletzt herausstellt, gar nicht ihr Bruder ist . . . Und das blonde Ekelpaket war ihr schon die ganze Zeit untreu.

Keine Angst, das ist nicht die Handlung von "Julia und ihre Liebhaber". Solch haarsträubende Geschichten denkt sich Hörspiel-Schreiber Pedro Carmichael (Peter Falk) aus, der damit höchst erfolgreich ist - wenn man davon absieht, daß einige Hörer das Haus des Senders in Brand stekken. Die Inspiration für seine Seifenopern holt sich Carmichael in der Realität - und hilft auch mal ein bißchen nach, um der Handlung den gewünschten Dreh zu geben.

Und hier kommt Julia (Barbara Hershey) ins Spiel. Deren Neffe (Keanu Reeves) verliebt sich nämlich in die schöne (angeheiratete und wieder freie) Tante. Die Familie ist empört. Und Pedro hat viel zu tun, um Neffe und Tante doch zu verkuppeln.

Jon Amiel verfilmte mit "Julia und ihre Liebhaber" auf höchst amüsante und leichthändige Art einen Roman von Mario Vargas Llosa. Peter Falk darf hier sämtliche Register seines komödiantischen Könnens ziehen. Er allein macht diesen Film schon sehenswert. (In Frankfurt im "Gamma".) sy

Ferien für Daheimgebliebene (XXVI): zu Besuch beim Deutschen Wetterdienst Und nun: Das Wetter von morgen Immer ein Gesprächsthema

Das Wetter ist überall, und auch der Deutsche Wetterdienst ist ganz schön weit verbreitet: 3150 Mitarbeiter/innen befassen sich in 158 Dienststellen mit dem Thema, das niemanden kalt läßt (ausgenommen vielleicht einige Eskimos) und das immer Gesprächsstoff abgibt. Die Zentrale der Meteorologen residiert in Offenbach, direkt an der Grenze zu Frankfurt. Und dort können interessierte FR-Leser morgen vormittag einen Blick hinter die Kulissen werfen, sich ein ganzes Paket an Informationen schnüren lassen. Sie treffen dort auf einen ebenso sachkundigen wie prominenten Führer: Uwe Wesp, bekannt vom Wetterbericht der ZDF-Sendung "heute".

40 Jahre alt wird der Wetterdienst im kommenden November. Diesen Anlaß werden die Meteorologen gebührend feiern. Doch bis dahin herrscht der meteorologische Alltag, und der besteht in einer unvorstellbaren Flut von Daten, die tagtäglich verarbeitet und zu möglichst brauchbaren Vorhersagen interpretiert werden müssen. Rund 44 Millionen mal, so steht es im Jahresbericht, wurden die Prognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) 1990 per Telefon abgerufen.

FR-Leser, die an der morgigen Führung teilnehmen, bekommen einen Eindruck von Ausmaß und Methodik dieser Arbeit. Diplom-Meteorologe Uwe Wesp, der den Fernseh-Job in Mainz nur nebenher und gelegentlich macht und im Hauptberuf Pressesprecher des DWD ist, steht am Dienstag, 21. Juli, um 10 Uhr am Haupteingang bereit und geleitet die Besucher dann in den Hörsaal im Erdgeschoß. Nach einer Einführung zeigt er einen Film über die Aufgaben des DWD. Wesp wird die aktuelle Klima-Problematik und den Ozongehalt unserer Luft ansprechen. Auf den neusten Werten dieses Tages aufbauend, wird er seinen Zuhörern die Wetterlage der kommenden sieben Tage vorhersagen.

Im Gebäude des Wetterdienstes werden sich die Gäste nicht weiter umsehen. Teils - zum Beispiel im Rechenzentrum - ist es verboten, teils sind sie zu klein oder zu uninteressant, wie ein x-beliebiges Büro mit Computern vollgestellt. Spannend wird es dagegen vor dem Haus: Dort steht entweder ein Meßzug - eine Art Möbelwagen, der bis oben gefüllt ist mit Meßgeräten, die Daten für kleinräumliche Klimagutachten sammeln - oder ein kleinerer Profilmeßwagen, der - etwa auf der Fahrt vom Feldberg nach Frankfurt - Aussagen über die Temperaturverteilung macht. Welches Fahrzeug zu sehen ist, wird davon abhängen, welches gerade im Einsatz ist.

Dann schauen die Wetter-Zaungäste in eine Wetterhütte, die ebenfalls viele Meßgeräte zur Wetterbeobachtung enthält, und erleben einen Ballonaufstieg, dessen Radiosonde vom Start weg Daten über Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windstärke und Windrichtung nach unten sendet, auf entsprechenden Geräten sofort abzulesen. Der heliumgefüllte Ballon hat einen Durchmesser von einem Meter und steigt innerhalb einer Stunde bis auf zehn, elf Kilometer. Dann hat er sich so stark ausgedehnt, daß die Hülle platzt. Die Radiosonde fällt an einem Fallschirm hernieder. Wenn die Wetterkundler Glück haben, wird sie gefunden und - da mit Absender versehen - nach Offenbach zurückgeschickt. Sechs bis acht von zehn Sonden, je nach Jahreszeit, kommen so an den Startort heim, erzählt Edwin Bommer, Mitarbeiter der Pressestelle und Flugwetterberater.

Meßballons starten jeden Tag in Offenbach, neben den kleinen auch solche mit sieben Metern Durchmesser. Sie tragen die Geräte bis in eine Höhe von 35 Kilometern. Klar, daß die Aufstiege mit dem Flugverkehr abgestimmt werden - Offenbach liegt in der Rhein-Main-Einflugschneise.

Zwar steht die allgemeine Wetterprognose im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, aber darüber hinaus bietet der DWD zahlreiche spezielle Dienstleistungen, beispielsweise Wirtschafts-, Flug-, See- und Agrarwetterdienst, Klimagutachten, medizin-meteorologische Berichte und Unwetterwarnungen. Außerdem widmet er sich der Forschung und der Ausbildung (letzteres in einer Schule, die auf dem Gelände der Bundesanstalt für Flugsicherung in Langen steht).

Der Wetterdienst residiert in Offenbach, Frankfurter Straße 135. Nahe heran führen die Straßenbahnlinien 16 und 17; von der Haltestelle Stadtgrenze sind es 200 Meter weiter in Richtung Offenbach, immer den Schienen entlang, und dann links. tom

Wo einst Baumaterial industriell gewonnen wurde, ist jetzt wieder die Natur auf dem Vormarsch. Die Rede ist von den Weilbacher Kiesgruben bei Flörsheim, die rekultiviert worden sind und jetzt ein Naturschutzhaus, einen Lehrpfad und ein großes Naturschutzgebiet beherbergen. Dort gibt es am Donnerstag eine Führung, die wir morgen hier genauer ankündigen.Der Mayon von Marburg spuckt fast täglich

MARBURG. Ein bedrohliches, langsam anschwellendes Grummeln und Rumpeln erfüllt den Raum. Als es in tosendes Donnern übergeht und Rauchschwaden über den Kraterrand des Vulkans quellen, hält sich ein Knirps im Publikum ängstlich die Ohren zu. Aber voller Neugier lugt er vorsichtig hinter Vaters Hosenbein hervor und bestaunt das Schauspiel aus sicherer Entfernung.

Etliche hundert Vulkanausbrüche hat Marburg in den letzten Wochen erlebt. Schäden sind nicht zu beklagen, handelt es sich doch um das angeblich weltweit erste Modell eines tätigen Vulkans. Das Zugpferd der kleinen Ausstellung "Vulkane und ihre Produkte" beschert dem Mineralogischen Museum der Uni Marburg seit Ende April unerwartete Publikumsgunst, bis jetzt schon über 2000 Besucher.

Wegen des nicht nachlassenden Besucherinteresses soll die Sonderausstellung statt bis Ende Juli noch bis zum letzten Septembertag dauern. Auf Knopfdruck wird bis dahin das Modell des philippinischen "Mayon" mit Donnerhall und Rauchfahne vor allem den jüngsten Besuchern Schauer über den Rücken jagen.

Das Original des perfekt symmetrischen Bergkegels ragt knapp 2500 Meter hoch in den blauen Himmel über der Meeresbucht von Albay. Der Mayon gilt als einer der aktivsten Vulkane des philippinischen Archipels und zeichnet seit 1615 für dreißig Ausbrüche verantwortlich. Eine der größten Eruptionen sorgte 1814 in der Stadt Cagsawa für eine ähnliche Katastrophe wie in Pompeji, das bekanntlich vom Vesuv (vielmehr seinem "älteren Bruder" Somma) unter meterdicken Lava- und Ascheschichten begraben wurde. Der letzte große Ausbruch des philippinischen Mayon war 1968. Sein Marburger Modell ist hingegen ständig im Einsatz.

Nicht nur wegen des "netten Gags", sondern vor allem in didaktischer Absicht hat Schöpfer Paul-Gerhard Turk (37), wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Marburger Mineralogie, mehr als 500 Arbeitsstunden in den detaillierten Nachbau mit seinem ausgetüftelten kabelstrotzenden Innenleben gesteckt. Eine knifflige Mechanik aus unterschiedlich schnell rotierenden rotgefärbten Lichtröhren sorgt für den sich nach unten verlangsamenden simulierten Lavafluß. Und ein Dampfgenerator erhitzt den bei jedem Ausbruch aufsteigenden Theaternebel. Nach Beobachtung von Saalaufsicht Sybille Hilberg sind viele Besucher begeistert, "sogar Lehrer und Schulklassen aus dem Odenwald waren da".

Nach mehrfach ausgelösten Eruptionen nutzt sich zwar die Faszination des Modells ab, dafür ist das Interesse geweckt, und die Kinder und Jugendlichen bombardieren ihre erwachsenen Begleiter mit Fragen, die sie häufig auch erst nach dem Gang durch die Ausstellung und dem Studium der schmalen Begleitbroschüre beantworten können. Anschauungsmaterial ist reichlich vorhanden. Da gibt es bunt schillernde Schlacke und bizarr geformte Lava-Stalaktiten vom "Kilauea" auf Hawaii ebenso wie isländisches Vulkangestein oder Lavabrokken von den rastlosen italienischen Feuerspuckern Ätna und Stromboli.

Ein Stück Vesuvlava mit halbeingeschlossener Münze verdeutlicht die Gefahren des für den Menschen unbeherrschbaren Vulkanismus ebenso wie durchlöcherter Bims oder Olivin- Bomben aus den Vulkanfeldern der Eifel, dem jüngsten Vulkangebiet Mitteleuropas, das vor zehntausend Jahren zum letzten Mal aktiv war. Noch viel älter sind die tertiären Vulkanite aus der Gegend zwischen Vogelsberg und Westerwald, die nun ganz und gar harmlos in den Vitrinen liegen.

Rund 520 potentiell feuerspeiende Berge gibt es auf der Erde, allerdings sind nur knapp 40 dauernd oder zur Zeit aktiv. 90 Prozent aller Vulkane finden sich - fast wie Perlenschnüre aufgereiht - an den Rändern der sechs großen und einigen kleineren Platten, aus denen die bis zu 70 Kilometer dicke kontinentale und ozeanische Erdkruste (Lithosphäre) besteht. Ähnlich wie Eisschollen "schwimmen" diese Platten auf tieferen Erdschichten (Asthenosphäre) und verschieben sich gegeneinander. Wo eine Platte unter die andere abtaucht, wird Erdkruste zu Magma aufgeschmolzen, das an anderer Stelle durch Vulkanismus wieder zutage gefördert wird. Vielfach für den Menschen unsichtbar, denn der submarine Vulkanismus "übertrifft an Menge der Förderprodukte und Ausdehnung den der Kontinente und Inseln um ein Vielfaches", erklärt Kay Schürmann, der Leiter des Mineralogischen Museums.

Auch für Nicht-Fachleute sind die in Marburg zusammengetragenen Exponate hochinteressant und oft schön anzusehen. Sei es nun magmatisches Gestein in Form eines hellgrauen "Schriftgranits", der aussieht, als sei er mit kuriosen, fast arabisch anmutenden Schriftzeichen übersät, oder ein "Schneeflocken-Obsidian" aus den USA, dessen schwarze Masse mit grauem Feldspat und Cristobalit durchsetzt ist.

Als Kuriosität mag "Peles Haar" gelten, Produkt eines hawaiianischen Vulkans, dessen in gewaltigen Mengen ausgeworfene Lava gelegentlich in haarfeinen, meterlangen Fäden erstarrt. Magisch angezogen werden die Blicke aber auch von den riesigen vulkanischen "Bomben". Bei der Eruption emporgeschleudert, wird das von der Erde ausgespieene, noch zähflüssige Material durch die Rotation im Flug oder austretende Gase manches Mal in skurrile Formen gebracht und erkaltet etwa als "Brotkrustenlava" oder als "Stricklava", die aussieht wie zusammengeschobene Puddinghaut.

Öffnungszeiten des Mineralogischen Museums, das gleich hinter der Elisabethkirche im ausgebauten Kornspeicher des früher in Marburg ansässigen Deutschritterordens untergebracht ist: Mittwoch von 10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr, Donnerstag und Freitag von 10 bis 13 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 15 Uhr. Eintritt frei. ANDREA TERSTAPPEN

Leser-Forum

Neuer Badeführer für Rheinland-Pfalz

In Frankfurts weiterer Nachbarschaft gibt es allerlei, teils auch weniger bekannte Stätten zum Schwimmen und Wassersport. Einen Führer zum "Badespaß in Rheinland-Pfalz" (Titel) an über 80 Seen, Flüsse, Bäder hat Elisabeth Regge zusammengestellt, der freie Seeufer, Strandbäder an Seen, kleine Badeweiher, Naturfreibäder ebenso wie Schwimmpaläste oder unaufwendige Freibäder verschiedener Ausflugsorte enthält.

Wassersportler jeglicher Richtung finden im Nachbarland außerdem eine Menge Freizeitflüsse zum Surfen, Segeln, Rudern, Motorboot- und Kanufahren, für Wasserski und Angeln, die alle in ihrer speziellen Eigenart vorgestellt werden. Das Wasserbuch weist auch auf Sehenswürdigkeiten, Attraktionen der jeweiligen Umgebung, sonstige Sport- und Spielgelegenheiten hin und enthält Tips, Fremdenverkehrs- und Ansprechadressen.

"Badespaß in Rheinland-Pfalz" über 80 Seen, Flüsse, Bäder", 164 Seiten, 19,80 Mark. Verlag Michael Weyand, 5501 Aach/Trier. FR

Saison endete mit Verlust KTC muß ein unerwartetes Loch in der Kasse stopfen

FRANKFURT A. M. Lebhaft diskutierten die Mitglieder des 1. Frankfurter Karneval- und Theater-Clubs 1898 während der gut besuchten Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus Bornheim über den Jahresbericht des Ersten Vorsitzenden Horst Hormel und des Schatzmeisters Gerd Bergk. Hauptthemen waren die allgemeinen Kostensteigerungen sowie die Absage der Kampagne 1991 infolge des Golfkonfliktes. Beides riß Löcher in die Vereinskasse, mit denen der Klub nicht rechnen konnte und die der Verein nun wieder schließen muß.

Vorsitzender Hormel sieht darin jedoch "kein gravierendes Problem", denn durch die finanzielle Unterstützung einiger Vereinsmitglieder, Freunde und Gönner hielt sich der Verlust im Rechnungsjahr 1991 in Grenzen. In diesem Zusammenhang dankte Vorsitzender Hormel allen, die mit dazu beigetragen haben.

Erfolgreich sei die vergangene Kampagne '92 verlaufen, berichtete er. Alle Aktiven hätten sich großartig engagiert. Auch der Neuaufbau der Kinder-Tanzgarde sowie einer Juniorengarde habe die Erwartungen des Vorstandes erfüllt. "Unsere Trainerin Anne Büttner leistet vorbildliche Arbeit", lobte der Vorsitzende.

Wie die Mitglieder die Arbeit des Vorstandes beurteilten, spiegelte sich bei den Neuwahlen wider: Horst Hormel blieb Vorsitzender und Hermann Vollmer Zweiter Vorsitzender. Wiedergewählt wurden außerdem Maria Regenfuß (Zweite Kassiererin), Helgard Hormel (Erste Schriftführerin), Heinz Regenfuß (Zweiter Schriftführer), Erika Kniss (Ministerpräsidentin) sowie die Archivare Udo Büttner und Hermann Vollmer. Einzig die Position des Schatzmeisters mußte neu besetzt werden, da Gerd Bergk aus Altersgründen auf eine erneute Kandidatur verzichtet hatte. Bergks Nachfolger wurde Wolfgang Büttner.

Der Vorstand gab bekannt, daß der Verein mit seiner Sitzung in der Kampagne '93 wieder im Zoo-Gesellschaftshaus gastieren wird. Die dafür bereits angekurbelten Vorbereitungen würden nach der Sommerpause verstärkt.

Der Vorsitzende ehrte außerdem Maria Regenfuß für ihre langjährige Mitarbeit als Zweite Kassiererin und überreichte ihr ein Präsent. Sie hält den 98ern seit vier Jahrzehnten die Treue. *dixi

Rock und Heimspiele

KRONBERG. Alle Sinne sollen angeregt und der Berliner Platz als Open-air Bühne genutzt werden: Kronberg im Sommer, kurz K.I.S genannt, präsentiert sich am Freitag, 24. Juli, ab 19 Uhr, erstmals im Stadtmittelpunkt. Den Auftakt machen "Root 66", die seit Ende des vergangenen Jahres zusammen spielen. Die fünf Jungs machten schon vorher als die "Medleys" Rock'n' Roll. Überzeugter Beatles-Fan in der Truppe ist Oliver Mauder, der an der Rhythmusgitarre dem Rock von "Root 66" die nötige Durchschlagskraft verleiht.

Durchatmen heißt es danach, gut Luft holen: Denn für 20 Uhr ist ein Anschlag auf die Lachmuskeln geplant. "MMK" - dahinter verbirgt sich das Dreiersyndikat Frank Müller, Jens Müller und Stephan Kunz, die ihr Publikum mit wechselnden Mundarten und gnadenlosem Humor in die Zange nehmen. Die atemlose Jagd durch die Fettnäpfchen schließt Tips für den Rundumschutz mit dem Tütchen und ein Ehe-Quiz ein.

Der Abend schließt mit einem Heimspiel: "Spilling the juice" aus Kronberg wollen nach dem Kabarett dem Publikum noch einmal richtig einheizen. Die sechs Jungs, die vorher schon unter dem Namen "Roxane" nicht nur durch den Taunus tourten, stehen um 20.30 Uhr auf dem Programm.

Die Veranstalter hoffen, daß dieses Open-Air-Konzert, das gegen 22 Uhr zu Ende sein soll, der Auftakt zu weiteren Veranstaltungen sein kann. Die Kulturgesellschaft Kronberg jedenfalls plant, "K.I.S." mit Musik, Kabarett und Kino auch in Zukunft zu veranstalten. ca

1

Kleine FR

SPD-Senioren tagen BAD VILBEL. Die Seniorengruppe der SPD trifft sich am Donnerstag, 30. Juli, um 15 Uhr mit ihren Freunden im Kurhaus-Café.Gottesdienst zum Schulanfang BAD VILBEL. In der evangelischen Christuskirchengemeinde werden am Montag, 3. August, zwei Gottesdienste den Schulkindern gewidmet. Für alle Schülerinnen und Schüler ist der Gottesdienst um 8.30 Uhr gedacht, speziell für die Schulanfänger lädt die Gemeinde zum Gottesdienst um 18 Uhr. Eltern und Familien sind von diesen Veranstaltungen nicht ausgeschlossen.

Die Mitglieder des Angelsportvereins Steinheim haben sich Umweltschutz und Erhaltung der Fischarten aufs Panier geschrieben Klar ruht

der

Hadriansee

Von Pamela Dörhöfer

STEINHEIM. Eher mit Mißtrauen begegneten insbesondere Tierschützer noch vor einigen Jahren den Angelsportlern. Die "Petrijünger" mußten sich zum Teil harsche Kritik wegen ihres Freizeitvergnügens gefallen lassen. Inzwischen hat sich jedoch das Selbstverständnis mancher Hobbyfischer entscheidend gewandelt.

Wie sehr, dafür liefert der Angelsportverein Steinheim (ASV) ein beeindrukkendes Beispiel. Dort hat man sich inzwischen den Umweltschutz sowie die Erhaltung der Fischarten zur Hauptaufgabe gemacht, hat Taten folgen und es nicht bei hehren Worten bewenden lassen.

Einen entscheidenden Schritt zur Bekämpfung der Gewässerverschmutzung ist dem ASV mit der Installierung einer eigenen Phosphatfällungsanlage gelungen, die seit knapp zwei Jahren den Steinheimer Hadriansee vor übermäßiger Algenbildung bewahrt.

In dieser Form war das von den beiden Mitgliedern Horst Sunke und Bernd Heckele entwickelte Projekt in Deutschland einzigartig. Tatsächlich hat sich die Wasserqualität des Hadriansees durch die Anlage deutlich gebessert: Der Teich ist wieder klar, auf seiner Oberfläche gedeihen Wasserpflanzen, die in den Jahren zuvor dort keine Lebensgrundlage mehr gefunden hatten. Vor allem aber geht es den Fischen besser. Sie können auch in den tieferen Regionen des Hadriansees wieder atmen. Dabei wurde dem Gewässer vor nicht allzu langer Zeit schon einmal prognostiziert, es werde in naher Zukunft keine Fische mehr beheimaten.

Der Grund für den scheinbar nicht mehr aufzuhaltenden Niedergang des Sees lag in einer verstärkten Algenbildung, die das Wasser trübte und ihm eine häßliche, kaffeebraune Färbung verlieh. Auf seinem Grund hatten sich durch Laub und andere Umwelteinflüsse Schlammablagerungen gebildet, die an manchen Stellen eine Dicke von 1,20 Metern erreichten. Dort war der Gehalt an Sauerstoff extrem niedrig, der an Phosphat jedoch hoch - ein idealer Nährboden für Algen, die massenhaft zu wuchern anfingen und wiederum Sauerstoff verbrauchten. Ein Teufelskreis.

Die Folge: Fische konnten in der Tiefe nicht mehr atmen, während sich gleichzeitig oben der Säurewert in den alkalischen Bereich verschob und deshalb auch dort kaum noch Leben möglich war.

Zusätzlich verstärkt wurde die Belastung des Hadriansees durch den Zufluß von dem durch industrielle und häusliche Abwässer geschädigten Main. Bei Hochwasser, wenn Main und Hadriansee eine Fläche bilden, gelangten die Schadstoffe regelmäßig in den Teich, wo sie einen drastischen Anstieg der Phosphatwerte bewirkten. Der Hadriansee drohte völlig umzukippen und avancierte beim ASV zum Sorgenkind Nummer eins. Zwar waren Möglichkeiten zur Reinigung des Sees bekannt, doch hätten sie alle bei weitem den finanziellen Rahmen des Vereins gesprengt. Nach langer Beschäftigung mit der Problematik schließlich kam Bernd Heckele und Horst Sunke die rettende Idee einer Wasseraufbereitungsanlage, welche die Algen aufsaugen, zu Flocken verarbeiten und kompostieren sollte.

Parallel zum Bau der Anlage pflanzten die ASV-Mitglieder zunächst Kolben- und Rohrschilf an, denn diese beiden Gewächse ziehen das Phosphat aus dem Wasser. Die großen Weiden wurden gestutzt, damit nicht zuviel Laub in den See fallen konnte. Außerdem installierten die Steinheimer Angelsportler eine Art Whirlpool zur Oberflächenbelüftung. Er sollte das Wasser der unteren Seeregion nach oben transportieren.

Die Phosphatfällungsanlage selbst, das Herzstück der Rettungsaktion, entfernt Trübstoffe und Phosphat aus dem See. Über einen Saugkorb fördert eine Pumpe das Teichwasser in einen Aufbereitungstank, dessen Wände aus Stahlplatten geschweißt sind. Dort wird dem Wasser mittels Dosierpumpen das Flokkungsmittel "Povimal" beigegeben. Das Gemisch fließt innerhalb des Containers in einen zweiten Behälter, wo es zur erwünschten Reaktion kommt: Phosphat und Trübstoffe werden gebunden. Als muffige grüne Masse schwimmen diese Algen auf der Wasseroberfläche und werden von dort alle drei Tage mit einem Spaten abgetragen. Im Teich unerwünscht, gibt der Seetang auf einem Komposthaufen direkt neben dem Container dann noch einen guten und unschädlichen Dünger ab.

Bereits einige Monate nach der Inbetriebnahme der Anlage untersuchte der Angelsportverein die Qualität des Wassers. Vorstandsmitglied Holger Hackendahl: "Die Werte waren schon wieder so gut, daß wir Forellen einsetzen konnten."

Seither arbeitet die Pumpe im Hadriansee jährlich von April bis September. 2500 Arbeitsstunden und 12 000 Mark haben seinerzeit der Bau und die Installation der Anlage gekostet. Es war ein riskantes Unternehmen, denn da keine vergleichbare Anlage in Deutschland existierte, konnte der ASV auf keine Erfahrungswerte zurückgreifen. Doch ihre Bewährungsprobe hat die Anlage inzwischen längst bestanden.

Leser-Forum

ordneten Ochs, der hier das Umgehen von städtischen Vorgaben vermutet. Tatsache ist, daß auf dem angesprochenen Grundstück durch die Entstehung von sechs Familienwohnungen ein lebenswerter Platz geschaffen wird.

Der Hauptteil des von Herrn Ochs so rührend bezeichneten Ensembles (laut Duden eine künstlerische Gruppierung städtischer Bauten) war ein insbesondere aufgrund von Feuchtigkeit nicht mehr bewohnbares Haus.

Vielleicht hätte sich der Stadtverordnete Ochs vor der öffentlichen Äußerung seiner Vermutungen gründlicher informieren sollen; ein Gespräch mit den Bauherren hätte hier bestimmt manche Zweifel vom Tisch räumen können. Oder spricht ein Stadtverordneter nicht mit den Bürgern?

Zu den (geschäftsschädigenden) Aussagen von Herrn Ruhbaum, der dem Architektenbüro Bernhard und Rahlwes hinsichtlich der Kommunikation mit seinem Beratungsbüro unterstellt, bleibt von meiner Seite nur zu sagen, daß ein laufender Kontakt zur zuständigen Baubehörde besteht.

Unabhängig von "unserem" Fall darf es angesichts der vielzitierten Wohnungsnot keinen Denkmalbann geben; das heißt: in diesem Zielkonflikt muß dem Wohnungsbau Priorität eingeräumt werden. Hier zeigt sich auch wieder, daß sowohl prominente Politiker als auch Politamateure die den Bürger quälende Wirklichkeit durch tertiäre Probleme verdrängen wollen. Ist dies eine Kapitulation vor der Wirklichkeit?

Kirdorf soll kein Vorbild sein: Tennisvereine wollen nicht bis 1995 vertröstet werden Stadt spielt bei der Platzverteilung auf Zeit Trübe Aussichten speziell für Oberstedten Von Monika Kappus OBERURSEL. Der Tennisclub Oberstedten mit seinen annähernd 400 Mitgliedern dürfte frühestens 1995 zum ersehnten Aufschlag auf eigenem Platz kommen. Auch die von allen fünf Oberurseler Tennisvereinen angepeilte Halle wird vorher kaum hochgezogen werden. Der Bebauungsplan 141 "Sportstätten Oberstedten / Am Urseler Weg" ist zwar seit Dezember "rechtsverbindlich" - das Umlegungsverfahren aber wurde erst jetzt eingeleitet. Vor seinem Abschluß, mit dem Stadtrat Gerd Krämer erst in zweieinhalb bis drei Jahren rechnet, dürften Oberstedter Anhänger des weißen Sports kaum ein rotes Sandkorn auf die Wiesen an der B 455 streuen. Genau das aber streben sie mit einem Schreiben ans Rathaus an. Der 1989 gegründete Tennisclub Oberstedten hat laut seinem Vorsitzenden Wolfgang Michler erfahren, daß der Stadt bereits etwa ein geschlossenes Drittel der für die Sportstätten eingeplanten Fläche gehört. Das Gelände liege in der Planmitte, genau da, wo der Club ohnehin seine Matchs unter freiem Himmel austragen wolle. Gebe die Stadt grünes Licht, könnten dort schon im Sommer '93 drei Plätze bespielt werden, meint Michler.

Doch Stadtrat Krämer schmettert ab: Die Stadt könne ihre Verhandlungsmasse nicht vor der Umlegung verplanen. "Die Dinge sind im Fluß, der endgültige Zuschnitt der Sportflächen steht noch nicht fest." Nur wenn im Umlegungsverfahren "möglichst viel bei der Stadt hängen bleibt, können die Freiplätze und die Halle realisiert werden". Wenn das Grundstück-Grundstück-Wechsel-Dich zwischen Rathaus und Privatleuten optimal läuft, seien 14 000 bis 15 000 Quadratmeter für die Stadt drin. Die Stedter Steffi- und Boris-Jünger hätten allein 12 500 Quadratmeter für sich reklamiert. "Wahrscheinlich ein bißchen hochgegriffen", vermutet Krämer.

Es könnte eng werden: Der Stedter Club will acht Plätze bauen, pro 50 Mitglieder einen. 380 hat er derzeit, 20 stehen auf der Warteliste. Auch an ein Clubhaus ist gedacht. Die Halle soll nochmal fünf Plätze beherbergen, "für jeden Club ideell einen", sagt Michler.

Krämer hatte im Gespräch mit der FR angedeutet, daß das Hallenprojekt vielleicht an mangelnder Bereitschaft der einzelnen Vereinsmitglieder, Bausteine zu kaufen, scheitern könnte. Bislang sei es nur von der Mitgliederversammlung des Tennisclubs Oberursel abgesegnet worden. Krämer: "Jetzt sind die Vereine am Zug." Sind sie auch. Michler berichtet von einem zweiten Brief, den alle fünf Vorsitzenden gerade unterzeichnet hätten. Wie der TC Oberstedten erbitten auch sie vom Rathaus detaillierte Informationen zum weiteren Procedere. Sie wollen wissen, bis wann sie an welcher Stelle mit wieviel Fläche rechnen können, zu welchen Konditionen die Stadt ihnen Grund und Boden überläßt und wie hoch ihr Projekt bezuschußt wird.

Nur auf letzteres weiß Krämer eine Antwort. Nach allgemeinen Förderrichtlinien würden bei investiven Vereinsmaßnahmen 15 Prozent aus der Stadtkasse fließen. Die anderen Fragen ließen sich erst nach dem Umlegungsverfahren beantworten. Bislang gebe es lediglich eine "Wunschvorstellung" der Verwaltung über den endgültigen Zuschnitt.

Mit dem Abschluß des Grundstückshandels rechnet Krämer erst in zweieinhalb bis drei Jahren. Elf Privateigentümer seien involviert, möglicherweise über Sonderrechte wie Grundschulden auch noch Banken. Der erste Schritt zum Umlegungsverfahren sei schon früher als üblich gemacht worden, nämlich bevor der Bebauungsplan rechtsgültig geworden sei. "Das Verfahren läßt sich nicht mehr zusätzlich beschleunigen", versichert Stadtrat Gerd Krämer.

Bis Ende August haben die Beteiligten nun Zeit, gegen die Einleitung des Verfahrens Einspruch zu erheben. Danach erfolgen die Abmarkungen, denen wiederum widersprochen werden darf. Eine dritte und letzte Widerspruchschance bietet sich Betroffenen noch, wenn das gesamte Terrain neu kartiert ist.

Krämer weiß von einem Umlegungsverfahren mit acht Beteiligten in der Freiligrathstraße zu berichten. Nach zweieinhalb Jahren stehe es jetzt vor dem Abschluß.

Drei Jahre nach Clubgründung keine guten Aussichten für Oberstedtens Tennisfans, die auf kommerziellen Plätzen einen provisorischen Spielbetrieb laufen haben. Michler unkt: "Der Kirdorfer Verein mußte neun Jahre auf seinen Platz warten. Aber er muß ja kein Vorbild sein."

"Hanauer lernen Hanau kennen"

HANAU. Einen Rundgang durch Hanau-Kesselstadt bietet das Verkehrsbüro für Samstag, 25. Juli, an. Die Führung ist Bestandteil des Programms "Hanauer lernen Hanau kennen". Treffpunkt ist um 14 Uhr am Haupteingang von Schloß Philippsruhe, das mit der Buslinie 1 der Hanauer Straßenbahn AG zu erreichen ist.

Nach der Besichtigung des Barockschlosses führt der Rundgang durch die Gassen Kesselstadts zu den markanten Bauten bis zur Reinhardskirche und zum alten Friedhof.

Karten für die Führung gibt es zum Preis von zwei Mark beim Verkehrsbüro am Marktplatz. alu

Lebenshilfe gründet Verein zur Betreuung Und zieht damit Konsequenzen aus neuem Gesetz

WETTERAUKREIS. Die Lebenshilfe Wetteraukreis e. V. wird einen Betreuungsverein gründen, der geistig und körperlich behinderte Menschen berät und betreut. Das wurde auf der Jahreshauptversammlung des Vereins beschlossen. Die Lebenshilfe will damit auf das neue Betreuungsgesetz reagieren, das im Januar 1992 in Kraft getreten ist und die bisherigen Formen von Entmündigungen, Vormundschaften und Pflegschaften außer Kraft setzt. Wie hoch die Kosten sein werden und wieviel Geld der Verein dann vom Kreis und Land erhalten wird, ist noch nicht geklärt.

Nach dem neuen Gesetz weist das Vormundschaftsgericht hilfsbedürftigen Menschen einen Betreuer zu, der bei seiner Arbeit (hauptsächlich "Papierkrieg") dessen Wünsche beachten muß. Ein persönlicher Kontakt mit dem Betreuten soll durch die Möglichkeit des Richters gefördert werden, sich durch Hausbesuche vor Ort zu informieren. Auch der Betreuer selbst muß zweimal jährlich "seinen Fall" persönlich aufsuchen. Die Betreuer werden grundsätzlich auf ehrenamtlicher Basis arbeiten, erhalten aber eine jährliche Pauschale von 300 Mark, zuzüglich anderer Kosten für die in Zusammenhang mit der Betreuung entstandenen Kosten. Hans Peter Naumann, wiedergewählter Vorsitzender der Lebenshilfe, rechnet mit 15 bis 20 Personen, die von dem Verein betreut werden könnten. Vorher müssen jedoch noch einige Dinge geklärt werden. So ist für den geplanten Betreuungsverein der Lebenshilfe mindestens eine Fachkraft vorgeschrieben, die vom Land, dem Wetteraukreis und der Lebenshilfe bezahlt werden muß. Das Finanzierungsmodell der Landesregierung ist erst in Arbeit und die genaue Kostenverteilung noch nicht abzuschätzen.

"Bei knapp 5000 Betreuungsfällen im Kreisgebiet, wird auch mit weiteren Betreuungsvereinen eine Abdeckung aller Fälle nicht möglich sein. Der Kreis müßte daher jede Vereinsgründung auch finanziell fördern, weil er selbst damit entlastet wird", erklärt Naumann . Die Zahl der ehrenamtlichen Betreuer wird letztendlich darüber entscheiden, welche Dimension der Betreuungsverein haben wird. Die Gründung eines neuen Verein neben der Lebenshilfe ist notwendig, um Interessenkollisionen zu vermeiden. So darf der Betreuer beispielsweise nicht von derselben Einrichtung kommen, die den Behinderten in anderen Gebieten betreut. Im Herbst soll die Gründungsversammlung für den Betreuungsverein stattfinden. ub

Im Fußball wie im Leben Ein Gefühl der Zweitklassigkeit beherrscht die Rostocker

Am Samstag, dem 16. Mai, so etwa gegen 17.15 Uhr, ereilte die Hansestadt Rostock ein Nackenschlag besonderer Stärke. Im tiefen Westen hatte man dazu ausgeholt, in Bochum. Dort hatte exakt um diese Zeit die heimische SG Wattenscheid 09 das Team von Borussia Mönchengladbach mit 3:2 besiegt. Anstelle der Bochumer Vorstädter mußten die Kicker des FC Hansa Rostock den bitteren Weg in die 2. Liga antreten. Man erinnere sich: Der letzte DDR-Oberligameister hatte - es war im Herbst 1991 - kurzfristig sogar an der Spitze der wiedervereinten Bundesliga gestanden. "Eine ganze Region", so hatten die Vereinsoberen in diesen sportlich besseren Zeiten getönt, gewänne damit an Selbstbewußtsein - allen Werftenkrisen, Entlassungs- und Abwicklungswellen zum Trotz.

Und nun die Zweitklassigkeit.

Wenn es denn je Aufgabe eines Fußballvereins war, das Lebensgefühl seiner Anhänger einigermaßen getreu auf die allmontägliche Fußballtabelle zu projizieren, dann haben die Mannen des FC Hansa einen Volltreffer gelandet: Drei von vier Rostockern fühlen sich "als Deutscher zweiter Klasse", drei von vier Rostockern fühlen sich als Ostdeutsche "von den Westdeutschen bevormundet", neun von zehn Rostockern begegnen als Ostdeutsche "vielen Vorurteilen". Das jedenfalls ist das Ergebnis einer in dieser Form erstmals in Ostdeutschland vorgenommenen sozialwissenschaftlichen Studie. Verantwortlich zeichnen das PIW, das Progress-Institut für Wirtschaftsforschung Bremen, und das BÜSTRO, das Büro für Strukturforschung Rostock. Die Umfrageforscher schauten zwischen Ende Januar und Anfang April diesen Jahres 860 Rostockern repräsentativ in die Seelen, um Einblicke in die Gemütslage einer Bevölkerung zu erhalten, deren Lebensverhältnisse in den vergangenen zwei Jahren "nahezu vollständig umgewälzt worden" seien.

Das hat deutliche Spuren hinterlassen: Immerhin 41 Prozent der Hansestädter stimmen der These "ganz oder teilweise" zu, daß die Verhältnisse "so kompliziert geworden" sind, "daß ich mich nicht mehr zurechtfinde". Ebenso viele haben "Angst vor der Zukunft", in der Altersgruppe zwischen 45 und 65 Jahren ist es sogar fast jeder zweite. Daß diese Zukunft schon bald wirtschaftlich einigermaßen rosig aussieht, daran glaubt an der Ostseeküste fast keiner mehr. Nur ein Viertel der Befragten rechnet damit, daß es bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre den Ostdeutschen ähnlich gut gehen wird wie den Brüdern und Schwestern im Westen. Über die Hälfte glaubt, daß es zwischen sechs und zehn Jahren dauern wird, bis die Lebensverhältnisse angeglichen sind - und jeder fünfte ist der Ansicht, daß es auch dann nicht soweit sein wird.

Das wäre genug Zeit, um sich auf das "Ankommen" im neuen Deutschland vorzubereiten: Zwar sind 32 Prozent "ganz" und 37 Prozent "teilweise" froh, "endlich Bundesbürger zu sein". Doch meinen nur zwölf von hundert Befragten, daß es "keinen Unterschied zwischen Ostdeutschen und Westdeutschen" gibt. Weitere 17 Prozent stimmen dieser Ansicht "teilweise" zu.

Bei dem Ausmaß der wirtschaftlichen Misere in der krisengeschüttelten Küstenregion ist die Suche nach Sündenböcken ein leichtes. Die Rostocker entdeckten eine ganze Palette von Verantwortlichen für die stetig steigende Arbeitslosigkeit in ihrer Stadt. Den Spitzenplatz unter den Buhmännern nimmt die "sozialistische Planwirtschaft" (59 Prozent) ein, knapp gefolgt von der Treuhand (56 Prozent) und der Bundesregierung (43 Prozent). Immerhin 35 Prozent der Befragten haben die "Marktwirtschaft" im allgemeinen im Visier, 33 Prozent die "westdeutschen Großunternehmen" im besonderen.

Ändert sich nicht bald etwas an der Situation auf dem Arbeitsmarkt, dann könnte es durchaus sein, daß das zu DDR-Zeiten mit Hilfe von Plattenbauten von 90 000 auf 220 000 Einwohner aufgeblähte Rostock zu schrumpfen anfängt. Eine latente Abwanderungsbereitschaft hat die Studie festgestellt, relativ gering bei denen, die arbeitslos sind; relativ hoch bei denen, die noch Arbeit haben. "Ja, ich glaube, ich würde in den Westen gehen", sagen 17 Prozent aller erwerbstätigen Männer. Weitere 36 Prozent spielen mit dem Umzugsgedanken, "aber nur als letzte Möglichkeit". AXEL VORNBÄUMEN

Heimatverein besichtigt historische Parkanlagen

LANGENSELBOLD. Der Heimat- und Geschichtsverein Langenselbold unternimmt am Samstag, 15. August, eine Halbtagesfahrt nach Aschaffenburg. Besichtigen wollen die Teilnehmer die dortigen Parkanlagen, die allesamt vor mehr als 200 Jahren angelegt wurden. Schwerpunkt der Besichtigung historischer Gartenanlagen ist der Park "Schönbusch".

Treffpunkt ist um 13 Uhr an der Sparkasse in der Gelnhäuser Straße. Die Rückfahrt ist gegen 19 Uhr vorgesehen. Der Teilnehmerbeitrag liegt bei zehn bis zwölf Mark. Gäste sind willkommen.

Anmeldungen nimmt Herr Krauskopf unter der Rufnummer 0 61 84 / 77 68 entgegen. alu

Odenwald-Wanderkarte wurde neu aufgelegt

Die 40. überarbeitete Neuauflage der offiziellen Wanderkarte des Odenwaldklubs ODENWALD (1:100 000) ist jetzt im Ravenstein-Verlag erschienen.

Die Karte zeigt bei eimem Papierformat von etwa 75 mal 75 Zentimetern ein Gebiet von Babenhausen im Norden bis Wiesloch bzw. Bad Wimpfen im Süden, sowie Worms im Westen bis Walldürn im Osten. Das hervorgehobene Netz der Bundesautobahnen und Bundesstraßen, der reichhaltige topographische Inhalt - und vor allem der Eindruck der offiziellen Wegemarkierungen un den Originalfarben bieten dem Wanderer eine zuverlässige Orientierungshilfe.

Eine zusätzliche tabellarische Aufstellung der Wanderwege des Odenwaldklubs mit Angabe von Streckenverlauf und Streckenlänge stellt eine nützliche Ergänzung zu dieser Karte dar.

Die Wanderkarte ODENWALD für 11,80 Mark ist ab sofort im Buch- und Schreibwarenhandel, in den Kaufhäusern und an Tankstellen erhältlich.

Bücher zum Thema

Marienkäfer, Fischer-Nagel, Kinderbuch Verlag Luzern.

Käfer aus der Reihe "sehen - staunen - wissen", Gerstenberg Verlag.

Marienkäfer, Tessloff Verlag.

Natur pur: Wandern in der Rhön Bis in den September hinein Führungen und geführte Touren

Nun ist die Rhön nicht mehr nur eine herrliche Landschaft, sondern ein von der UNESCO geschütztes "Biosphärenreservat". Und da haben sich die Fremdenverkehrsleute etwas ausgedacht, ihren Gästen die Natur pur anzubieten. Ob zu den Hochmooren, bizarren Felspartien, den Rhönschafen und ihren buntblumigen Weiden, überhaupt zu Stellen, an denen es viel artenreicher wächst und blüht als anderswo - es gibt bis in den September hinein jede Woche Führungen und darüber hinaus geführte Wanderungen nach Vereinbarung, die meist zwei Stunden Laufzeit nicht überschreiten.

Allwöchentlich dienstags beginnt am Parkplatz Moordorf an der Bundesstraße 278 Wüstensachsen-Bischofsheim um 10 Uhr die Wanderung ins Naturschutzgebiet "Rotes Moor", wo das vom Aussterben bedrohte Birkwild noch in "Karpaten"-Birkwäldern überlebt und sich Wiesen mit seltenem Borstgras, Goldhafer, Trollblumen, Knöterich, Hochstauden und dazwischen kleine Sümpfe ausbreiten.

Donnerstags 11 Uhr ist am Naturschutzzentrum "Hohe Rhön" in Oberelsbach in der bayerischen Rhön Treffpunkt für den allerdings fünfstündigen Besuch der ebenfalls gefährdeten Schafrasse, die das Bild dieser Landschaft über Jahrhunderte nicht nur durch seine Anwesenheit, sondern auch seinen Appetit geprägt hat. Das Rhönschaf hat dieses höchste, nun in der Mitte Deutschlands gelegene Mittelgebirge erst zu diesem "Land der offenen Fernen" gemacht. Bei dem Marsch wird natürlich auch gerastet zur Brotzeit vom Lamm mit Selbstgebackenem.

Jeweils samstags um 10 Uhr wird vom Steinernen Tor am Dreiländereck zwischen Ehrenberg-Seiferts, Fladungen und Birx zum größten Hochmoor, dem "Schwarzen Moor", und seinen seltenen Moorpflanzen gestartet.

Fachkundige Führungen werden außerdem auch nach Vereinbarung unternommen. Zum Beispiel in das Naturschutzgebiet "Schafstein" in der Hoch-rhön, in dessen Urwald und Basaltblockschuttmeer. Auch über die Hilderser und Simmershäuser Hute zum "Kreuz des Ostens", von wo der Blick weit über Kuppen- und Vorderrhön bis zum thüringischen Inselsberg reicht. Besonders prachtvolle alte Hute- und Wetterbuchen sind dabei zu sehen. Außerdem kann eine Wanderung zu den Huteflächen rund um Ehrenberg- Wüstensachsen unternommen werden.

Eine botanische Besonderheit für Liebhaber der Eibe ist der Besuch des "Ibbengartens" von Kloster Zella im thüringischen Kaltensundheim (vermittelt durch die Thüringische Biosphärenreservatsverwaltung Kaltensundheim, Telefon: 00 37 - 6 76 96 / 7 53 oder 0 36 - 9 46 / 7 53.

Wer all das gebündelt haben will, kann vom 13. bis 20. September an der "Natur-Erlebnis-Woche" teilnehmen oder vom 17. bis 25. Oktober an der "Aktionswoche des Biosphärenreservats Rhön" auch mit Erarbeitung zahlreicher Themen zur Naturerhaltung. Auskunft: Verein "Natur- und Lebensraum Rhön", Rathaus, 6414 Ehrenberg-Wüstensachsen, Telefon: 0 66 83 - 12 06 oder beim Fremdenverkehrsverband Rhön, Wörthstraße 15, 6400 Fulda, Telefon: 06 61 - 60 06 / 3 05 oder 3 18. er

Proben + Treffen

Akkordeon-Musikverein "Heiterkeit" Griesheim: Unterricht für Akkordeonschüler und -schülerinnen ist jeden Donnerstag (ab 14 Uhr), im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57 (Clubraum 3). Und das Orchester des Vereins probt im Clubraum 1 in Griesheim jeden Dienstag, von 19 bis 20.30 Uhr. wpt

Arbeitskreis Bockenheimer Senioren: Mitgliedertreffen zum Vereinsnachmittag jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Sozialstation am Rohmerplatz (Parterre). wpt

Athletik-Sportverein 1990 Griesheim: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme im Gewichtheben nach vorheriger Anmeldung jeden Montag, Mittwoch und Freitag (jeweils ab 18 Uhr) in der Griesheimer Sporthalle, Linkstraße 86-88. Kontakt: Klaus Samer (Tel. 37 19 74) und Hugo Zingel (Tel. 38 42 27). wpt

Bockenheimer Männerchor 1837: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Dienstag, 20 Uhr, im Gemeindesaal der evangelischen St. Jakobskirche, Grempstraße 41. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer können unverbindlich an dieser Probe teilnehmen. Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Vorsitzender Wolfgang Ochs (Tel. 76 67 43). wpt

Bockenheimer Zitherkranz 1886: Die Aktiven des Vereins proben jeden Dienstag (ab 20 Uhr) im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28. Am Zitherspiel Interessierte erhalten nähere Auskunft von Rudi May (Tel. 77 15 43). wpt

Brieftaubenverein "Sport" Frankfurt: Die Mitglieder treffen sich zum Vereinsabend an jedem Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone" in Seckbach, Wilhelmshöher Straße 165. Am Brieftaubensport interessierte Gäste sind willkommen. wpt

Chorgemeinschaft 1857 Griesheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Donnerstag, 20 Uhr, im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenberg 57. In den Chor werden noch Frauen und Männer aufgenommen. Weitere Auskunft gibt Alfred Krebs (Tel. 31 20 28). wpt

DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Taining im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt Tel. 58 66 23. Auskunft kann außerdem jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden Tel. 28 05 12. wpt

FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69 in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Kontakt über Manuela Koch, Tel. 0 61 87 / 34 56. wpt

Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel- Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Nähere Informationen über den Kanu-Verein gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). wpt

Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot- Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim" in der Schwälmer Straße 28. wpt

Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Kontakt: Vorsitzender Hans Riebartsch (Tel. 31 34 61). wpt

Frankfurter Musikverein: Zur Orchesterprobe treffen sich die Spielleute donnerstags, um 20 Uhr in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Leiter des Blasorchesters (Big Band-Sound): Norbert Natho (Tel. 46 12 85); Dirigent: Hans-Joachim Eberhardt, Tel. 42 65 02. wpt

Frankfurter Stadtgarde: Zum Training treffen sich die Mitglieder des Rambasballetts des 1. Frankfurter Damen-Fanfarencorps und des Spielmannszuges jeden Mittwoch (20 Uhr) im "Haus Gallus", Frankenallee 111. wpt

FTG 47 Frankfurt: Judo für Kinder bietet die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 jeden Freitag (Kinder von sechs bis zehn Jahre), und jeden Montag (Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren), jeweils von 16 bis 18 Uhr, im FTG-Sportzentrum in Bockenheim in der Marburger Straße 28. Kontakt über die FTG-Geschäftsstelle Tel. 77 49 29. wpt

Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Das Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein ist jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg" (Nordend), Glauburgstraße 80. wpt

Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Yoga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Auskunft zu den Angeboten gibt Hannelore Kehlmann, Tel. 39 17 78. wpt

Die Leichtathletikabteilung der Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest sucht Nachwuchs (ab zehn Jahren). Übungsstunden montags, mittwochs und freitags von 17.30 bis 19.30 Uhr auf dem Sportplatz der Ernst-Reuter-Schule I. Interessierte können sich an Trainer Helmut Terstegen während der Übungsstunden wenden. Die Abteilung bietet Schülerinnen und Schülern auch eine Talentförderung im Stabhochsprung an. Auskunft über Karl Terstegen, Tel. 57 19 74. wpt

Männerchor Liederkranz Praunheim: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Montag, 20 Uhr, im Gemeindehaus Christ-König, Damaschkeanger 158. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte junge Männer können sich über den Männerchor bei Wilfried Roth informieren (Tel. 57 42 71). wpt

Männerchor Liederkranz Praunheim: Die Frauen des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden ersten Montag im Monat, 20 Uhr, im Gemeindehaus von Christ-König, Damaschkeanger 158. wpt

Post-Sportverein Blau-Gelb Frankfurt: Der Verein lädt ein zum "Ginnheimer Lauftreff" an jedem Dienstag um 18.30 Uhr. Ausgangspunkt: Parkplatz am Stadion (Am Ginnheimer Wäldchen). wpt

Rödelheimer Neuner: Der Chor probt jeden Dienstag (20.30 Uhr) im Rödelheimer Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt

Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden können mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag (20 bis 22 Uhr) in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Kontakt: Horst Lozar (Tel. 76 13 37). wpt

Sängerchor der Lokbediensteten 1919 Frankfurt: Zur ihrer Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag, 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. wpt

Schützenverein Freischütz Rödelheim: Die Aktiven des Vereins trainieren jeden Sonntag (von 10 bis 12.30 Uhr) und jeden Dienstag (von 19.30 bis 22 Uhr), auf den Ständen im Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt

Sportanglerclub Anker Hausen: Die Mitglieder und Freunde des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden Dienstag, 20 Uhr, im Vereinsheim am Hausener Weg. wpt

Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Mitspielerinnen und Mitspieler für eine gemischte Volleyballgruppe. Training ist jeden Donnerstag (18 bis 20 Uhr) in der Anne-Frank-Schule, Fritz-Tarnow-Straße 29. Weitere Auskunft unter Tel. 0 61 07 / 6 12 69. wpt

Turngemeinde Römerstadt: Der Verein bietet nach Ende der Schulferien Übungsstunden in der Leichtathletik und Turnen für Jungen und Mädchen (sechs bis neun Jahren) an: Dienstags von 15 bis 16.30 Uhr, in der Geschwister-Scholl- Schule Im Burgfeld 7. Weitere Auskunft gibt Constanze Spitz (Tel. 58 86 32). wpt

Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Kurse in Wirbelsäulengymnastik in der Turnhalle, Weißkirchener Weg 12, jeden Donnerstag (16 und 17 Uhr), Samstag (9.30, 10.30 und 11.30 Uhr) und Montag 9 Uhr). Belegwünsche nimmt die Geschäftsstelle an jedem Dienstag und an jedem Donnerstag von 17 bis 19 Uhr entgegen, Tel. 58 10 23. wpt

Turn- und Sportverein 1878 Ginnheim: Der gemischte Chor der Gesangsabteilung des Vereins probt jeden Freitag von 20 bis 22 Uhr im Clubhaus Ginnheim, Am Mühlgarten 2 (kleiner Saal). wpt

Turn- und Sportverein 1860 Hausen: Der Verein bietet "Schwimmen für jedermann" immer freitags von 20 bis 22 Uhr in der Schwimmhalle der Liebigschule in Westhausen (Kollwitzstraße). Weitere Informationen über den Verein gibt Rudi Litzinger, Tel. 76 35 50. wpt

Verein für Briefmarkenkunde Rödelheim: Die Mitglieder treffen sich zum Vereins- und Vortragsabend jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat ab 19.30 Uhr im Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. wpt

Verein Wassersport Westend: Der Verein bietet an Schwimmunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene jeden Donnerstag (18 bis 21 Uhr) in der Berthold- Otto-Schule, Kiefernstraße 18 a (Griesheim). Nähere Informationen über die Angebote des Vereins gibt Günter Gronemann (Tel. 39 57 49). wpt

Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr im "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Informationen dazu gibt Wolfgang Frey unter Tel. 51 10 91. wpt

Volkschor "Frohsinn" Rödelheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Mittwoch, 19.30 Uhr, im Rödelheimer Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. wpt

Randgruppen in den Sport integrieren

FRANKFURT A. M. "Der Sport muß noch mehr in die gesellschaftliche Offensive gehen, denn bisher haben sich viele Vereine bei der Erfüllung sozialer Aufgaben bewährt und ein hohes Maß an Anerkennung erworben." Heinz Fallak, Präsident des Landessportbundes Hessen (LSBH), wies in einer Presseerklärung auf die Schwerpunkte seines Verbandes in der Arbeit der kommenden zwei Jahre hin. Fallak hob die angestrebte "soziale Offensive" hervor.

Mit dieser Aktion verstärke der Landessportbund die Integration gesellschaftlicher Randgruppen in den Sport, heißt es in der Mitteilung weiter. Gleichzeitig sorge der LSBH für eine verstärkte öffentliche Anerkennung der sozialen Arbeit, die im Verein geleistet werde. "Die Sportorganisationen", so Fallak, "haben nicht nur dafür Sorge zu tragen, daß bewährte Sporttraditionen gepflegt werden, sondern müssen auch bereit sein, neue Herausforderungen anzunehmen und auf Wandlungen zu achten."

Weitere Schwerpunkte wird der Landessportbund in der Zeit bis zur nächsten Vorstandswahl Ende 1994 auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, eine Stärkung der Leistungsfähigkeit von Vereinen und den Bereich "Sport und Gesundheit" legen.

Ein Katalog mit den Schwerpunkten der gesamten Vorstandsarbeit, die für die kommenden Jahre geplant ist, kann für 1,40 Mark beim Referat Öffentlichkeitsarbeit des LSBH, Otto-Fleck-Schneise 4, bestellt werden.. *fs

Jugend und Gemeinde streitet um Bauwagen

WEHRHEIM. Eine klare Angelegenheit für Helmut Michel: Der alte Bauwagen, den Wehrheimer Jugendliche renoviert haben und als eine Art "mobiles Jugendzentrum" in ein Feld nahe dem Schwimmbad stellten, verstieß gegen die Landschaftsschutzverordnung. "Der Wagen mußte weg, so leid es mir tut", beteuert der Wehrheimer Bürgermeister im Gespräch mit der FR.

Die junge Neu-Anspacherin Manuela Stasch hingegen bezeichnet die Idee mit dem Bauwagen als "genial, denn es gab keine Anlieger, die sich gestört fühlten." Außerdem hatten die Jugendlichen endlich einen Platz, wo sie auch spontan grillen und feiern konnten. Und schließlich: "Das Jugendzentrum ist doch nur an zwei Tagen in der Woche geöffnet", argumentiert sie.

Manuela Stasch ist noch über etwas anderes erbost: Der neue Platz am Stockborn, den die Wehrheimer Jugendlichen zum Grillen gefunden hätten, sei von den städtischen "Oberhäuptern" dem Erdboden gleichgemacht worden. Die Wehrheimer Jugend frage sich inzwischen, warum es in der Gemeinde so viele Erwachsene gibt, die tatsächlich vergessen haben, daß sie selbst auch einmal jung waren. "Man kann nur hoffen, daß sich die Jugendlichen nicht entmutigen lassen", sagt Manuela Stasch.

Aber auch hier sieht Helmut Michel sich gerechtfertigt: Am Stockborn sei es zu Trinkgelagen gekommen - mit entsprechender Hinterlassenschaft, betont der Bürgermeister. Erschwert wird die Angelegenheit aus seiner Sicht auch dadurch, daß der Ortsteil Pfaffenwiesbach über eine homogene Jugendgruppe verfügt, während sich in Wehrheim zumindest zwei Strömungen "befehden". Ein Jugendlicher aus Pfaffenwiesbach erklärt: "Mit denen aus Wehrheim wollen wir nichts zu tun haben."

Einig ist man sich nur in der Kritik an den Öffnungszeiten des Jugendzentrums: Dort werde um Punkt zehn Uhr geschlossen, "auch wenn man noch fünf Minuten vorher sein Bier bekommen hat. Dann ist es doch kein Wunder, wenn draußen die Flaschen herumliegen." Den jetzigen Standort des renovierten Bauwagens werde man deshalb auch "auf keinen Fall" preisgeben: "Wir warten erstmal ab", lacht ein Jugendlicher. jd

Neulich früh bestieg ich den Bundesbahn-Linienbus 5114 in Wölfersheim. Dem Fahrer entbot ich einen guten Morgen. Und bat ihn um eine Sechserkarte nach Friedberg. Die kostet 24 Mark, ist pro Fahrt also 40 Pfennig billiger als die Einzelkarte. Zum Bezahlen zückte ich einen Hundertmarkschein. "Das kann ich nicht wechseln", sagte der Fahrer. Also war ich gezwungen, mein letztes Fünfmarkstück für die Einzelkarte zu opfern. "Wußte gar nicht, daß die Bahn so knapp bei Kasse ist", bemerkte ich. Den Fahrer regte das auf. Er polterte: "Damit Sie das mal wissen - ich bin nur verpflichtet, auf zehn Mark zu wechseln! Nur zu Ihrer Information!"

Betreten entschuldigte ich mich und nahm schnell einen Sitzplatz ein. Warum wurde der Chauffeur so schnell wütend? Weil er cholerisch veranlagt ist? Aus einer schlechten Laune heraus? Die wäre verständlich, da dieser kräftig gebaute Herr doch all seine Arbeitstage eingezwängt in der engen Kabine verbringen muß. Dazu verdammt, in freundlichstem Tone den oft schwerhörigen oder begriffsstutzigen oder des Deutschen nicht mächtigen Fahrgästen krumme Münzbeträge abzuknöpfen und dafür kleine bedruckte Zettelchen herauszugeben - die von den meisten Leuten gleich achtlos weggeschmissen werden.

Was nützt dem Busfahrer das "Hausrecht" in seinem Gefährt, wenn er unsympathische Menschen dennoch befördern muß? Was nützt ihm der Komfort-Sessel gegen die Einsicht, doch nur ein winziger Teil der großen Bus-Maschinerie zu sein?

Der Linienverkehr macht die Fahrer fertig, sann ich an meinem Fensterplatz. Jahrelang stets zur gleichen Zeit dieselbe Straße zu fahren, an derselben Haltestelle zu halten - wie schwer muß das einem freiheitsliebenden Lenkrad-Halter doch fallen! Was hilft es, wenn er auf freier Strekke zwischen Dorheim und Fauerbach endlich Gas geben kann - sie ist nicht frei. Links der Mittelstreifen. Rechts die Begrenzungspfähle. Abweichungen wären fatal.

Geht es nicht allen so? Da bewegen wir uns unterm weiten Himmel, rutschen durchs grüne Land. Und sind trotzdem auf die schmalen Linien unserer Verkehrswege fixiert. Nehmen die großartige Natur um uns herum gar nicht mehr wahr. Wir haben den Tunnelblick. Und merken es kaum.

Würde mich nicht wundern, wenn der Busfahrer von Linie 5114 nach Dienstschluß einen der recht zahlreichen Allrad-Jeeps besteigt, um nach Hause zu kommen. Die Dinger sind so hochglanzpoliert und teuer, daß ihre Besitzer sie niemals wirklich durch Schlaglöcher und Matschwiesen jagen. Doch nachts, davon bin ich fest überzeugt, träumt mein Busfahrer von wilden, spontanen Querfeldeintouren. Dann schrillt der Wecker, und der Träumer nimmt seinen Liniendienst wieder auf, mit einer diffusen Wut im Bauch. KLAUS NISSEN

Denn die Sterne lügen nicht... Astrologe wählt für Urlauber Reiseziele nach Horoskop aus

Hinter Harald Zittlau-Geißler liegen stapelweise Tourismus-Prospekte. Plakate von nördlichen Fjorden, südlichen Palmenstränden und viel Sonne, Sand und Meer sollen das Fernweh der Kunden noch weiter anheizen. Ein ganz normales Reisebüro eben. Doch der Verkauf von Last-Minute-Angeboten ist nur das "weltliche Standbein"; die wahre Passion Harald Zittlau-Geißlers liegt in den Sternen. Der Astrologe berät all jene, die das Horoskop in ihre Urlaubsplanung einbeziehen wollen.

Nicht, daß sich jemand mit solch ausgefallenen Wünschen bisher ins Reisebüro im Nordend verirrt hätte. "Aber ich habe schon auf Astro-Seminaren darüber Vorträge gehalten", betont Zittlau-Geißler. Die Seminarteilnehmer waren denn auch eher geneigt, ihrem Urlaub einen astrologischen Ansatz zu geben. Doch was sollen sich diejenigen unter einem Astro-Urlaub vorstellen, die höchstens mal ihr fünf-Zeilen-Horoskop in der Fernsehzeitung überfliegen? Rät Zittlau-Geißler Wassermännern und Krebsen zu Kreuzfahrt oder Segeltörn, Steinböcken zum Gebirgsaufenthalt, Löwen zur Safari in Afrika und den "luftigen" Zwillingen zu einem Kurs im Drachenfliegen oder Fallschirmspringen?

Die Wahrheit ist viel komplizierter. "Wichtig ist das Geburtsprofil nach der Weltzeit", erläutert Zittlau-Geißler. Im Klartext: Wo hätten die Sterne gestanden, wenn der sternengläubige Urlauber nicht in Frankfurt, sondern in Kapstadt oder Rio das Licht der Welt erblickt hätte? Das Horoskop würde ganz anders aussehen, andere Sterne würden ihren Einfluß geltend machen. Denn der Stand der Sterne hat Auswirkungen auf die "Grundausdruckskräfte der Persönlichkeit", beteuert der Astrologe. Wer sein Reiseziel nach dem Horoskop wähle, könne Merkmale fördern, die bisher eher zurückgedrängt worden seien, weil der für sie zuständige Stern zur Geburtszeit den falschen Stand hatte.

"Viele Männer haben zum Beispiel Probleme mit ihrer Männlichkeit, weil Mars bei ihrer Geburt einen niedrigen Horizont hatte." Mars also ist schuld daran, wenn die Männer ihrem wahren Ich hinterherlaufen, aber Zittlau-Geißler weiß Rat: Es gelte, an einen Ort zu fahren, an dem Mars zur Geburtszeit ganz oben gestanden hätte. Vor allzu hohen Erwartungen warnt er jedoch. Der gewünschte Effekt könne sich erst nach einem längeren Zeitraum unter dem Einfluß der Gestirne einstellen und selbst dann werde "aus einem Mauerblümchen kein Partylöwe." Ein Pauschalrezept könne er den Astro-Reisenden nicht geben, "das hängt davon ab, welche energetische Grunderfahrung sie machen wollen." Wer aber erst mal die Defizite seiner Persönlichkeit erkannt hat, darf hoffen. Denn wie heißt es doch: Sterne lügen nicht... ek

Mit der Bank kommt auch neuer Verkehr Die BfG zieht um nach Nieder-Eschbach

NIEDER-ESCHBACH. Wenn die BfG-Bank bis Ende kommenden Jahres mit einem Großteil ihrer Belegschaft von der Innenstadt nach Nieder-Eschbach umgezogen ist, kommen auf den Stadtteil im Frankfurter Norden vermutlich große Verkehrsprobleme zu. Wie mehrfach berichtet, plant das Kreditinstitut eine solche Verlagerung, die dem Unternehmen jährlich eine Kosteneinsparung von zwölf Millionen Mark einbringen soll. 1000 Beschäftigte werden dann täglich zusätzlich nach Nieder-Eschbach pendeln.

Der Pressesprecher der Bank, Hans Detmar, versicherte allerdings auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau, daß die Bank möglichen Verkehrsproblemen entgegenwirken möchte. So soll beispielsweise ein täglicher Pendelbusverkehr vom Frankfurter Hauptbahnhof aus BfG-Angestellte zu ihren neuen Büros im Industriegebiet des nördlichen Stadtteils bringen. Außerdem werde ein Teil der Verkehrsbelastung sogar entfallen, da einige der Angestellten direkt aus dem Taunus nach Nieder-Eschbach kämen und so die Frankfurter Innenstadt entlasteten.

"Trotzdem", räumte Detmar ein, "der Verkehr in Nieder-Eschbach wird bald dichter." Die Bank selbst biete ihren Angestellten zinsgünstige Kredite zur Anschaffung eines Autos oder für einen Umzug in den Frankfurter Norden an. Sie sollen durch den Umzug des Geldinstituts "nicht benachteiligt" werden.

Untergebracht werden die BfG-Mitarbeiter teilweise in Räumen des TZN (Technisches Zentrum Nieder-Eschbach), daß die Bank dort schon seit etwa 15 Jahren betreibt, oder in angemieteten Bauten. Langfristig plant die BfG, auf ihrem Grundstück selbst weiter zu bauen.

Ortsvorsteher Karl Herrmann (SPD) sieht dem Einzug der Bank in "seinen Stadtteil" nicht besonders skeptisch entgegen. Nur wenn der Schlachthof "doch nach Nieder-Eschbach kommt, wird der Verkehr zusammenbrechen". Das jedoch will er verhindern: "50 Millionen Mark zu dieser Zeit für den Umzug des Schlachthofes auszugeben ist doch Unsinn", sagte der Kommunalpolitiker.

Die Ansiedlung der BfG sei dagegen eine große Chance. Herrmann: "Im Endeffekt kommt die Bank mit Arbeitsplätzen zu uns, die etwa in der Wohnsiedlung Am Bügel dringend benötigt werden." Und der Verkehr? "Nieder-Eschbach bekommt möglicherweise eine neue Anschlußstelle an die A 661", meinte der im Straßenbauamt beschäftigte Nieder-Eschbacher Ortsvorsteher. Wenn der Autobahnanschluß nicht wegen "Mittelknappheit" doch wieder aus den Plänen gestrichen wird, sei das "die Lösung" für den Stadtteil.

Überhaupt sei die BfG als Bank dem "schonenden Gewerbe" zuzurechnen - im Gegensatz zum Schlachthof, der ja ebenfalls Arbeitsplätze in den Norden verlagern würde. "Wenn die Bank kommt, bitteschön - wir haben nichts dagegen. Aber den Schlachthof will hier keiner haben", meinte der Ortsvorsteher.

Die BfG jedenfalls spart "bis zu 60 Mark pro Quadratmeter an Mietkosten", erklärte ihr Sprecher. Von den 1600 derzeit in der Zentrale und den Frankfurter Filiale Beschäftigten sollen 600 in das neue Hochhaus an der Mainzer Landstraße umziehen, der Rest verläßt die Innenstadt gen Industriegebiet Nieder-Eschbach. Der "alte" BfG-Turm am Theaterplatz gehört bereits seit einigen Jahren einer schwedischen Immobiliengruppe. col

Diesmal mit Miß Beachparty Sport, Spiel, Wasserspaß im Langener Freibad

LANGEN. Am Sonntag, 26. Juli, dreht sich im Langener Freibad wieder alles ums Wasser. Der Stadtjugendring, die Kanugilde Dreieich und die Hessische Sportjugend laden ein zur diesjährigen Beachparty.

Von 10 bis 13 Uhr stehen Schnuppertauchen und Schnupperpaddeln auf dem Programm. Unter Anleitung von erfahrenen Tauchern dürfen Jugendliche und Erwachsene das Tauchen mit den Preßlufttauchgeräten ausprobieren. Wer auf der Wasseroberfläche bleiben will, kann in einen Kanadier oder Kajak steigen. Die Dreieicher Kanuten werden auch Eskimorollen mit ihren Booten zeigen.

Um 13.30 Uhr eröffnet die "Bahama-Pool-Bar". Dort werden exotische Drinks, Shakes und Fruchtcocktails gereicht; fürs richtige Beach-Feeling.

Von 14 Uhr an heißt es dann Spiele ohne Grenzen auf dem Wasser und auf der Wiese. Die "Supernessie" und ihre Schwester, die Seeungeheuer von Loch Ness, laden die Kleinen zu einer Rundfahrt ein. Im großen Becken treibt eine Riesenseeschlange ihren Wasserspaß mit Badenden. Auch Nachwuchstarzane, Krokodile und Delphine sollen in dem Becken sein. Bei einem Hindernistauchen locken CDs als Gewinne. Auf einer großen Wasserrutsche im großen Becken dürfen auch Erwachsene ihren Mut beweisen. Wettkämpfe in Rasenhockey und Volleyball sind geplant und als Höhepunkt ein Wasserballturnier.

Neu in diesem Jahr: die Wahl der Miß Beachparty 1992. Der "Schönsten" ist ein gut dotierter Reisegutschein sicher. Die musikalische Moderation besorgen die "mobilen Musikspezialisten von der Disco 2001".

Wer dabeisein will, muß den üblichen Eintrittspreis fürs Freibad bezahlen; ohne Aufschlag für die Beachparty, sagen die Veranstalter. dok

Mit Radar auf Raserjagd Kinder kontrollierten Autos in der Landmann-Straße

PRAUNHEIM. Mit einer Pistole auf Autos geschossen haben die Kinder der Kindertagesstätte der evangelischen Wicherngemeinde in Praunheim. Scharf geladen war die Waffe allerdings nicht. Vielmehr handelte es sich um eine Radarpistole, mit deren Hilfe die Kleinen, unter Aufsicht der Erzieherinnen und Erzieher, die Geschwindigkeiten der Autofahrer auf der "Rennstrecke" der Ludwig-Landmann-Straße im Bereich Praunheim ermittelten.

63, 65, 70, 80 und sogar 95 Kilometer pro Stunde notierten sie auf ihrer Liste. "Und dann wird auch schon mal bei Rot durchgerauscht", stellten die Kinder fest. Erlaubt aber sind auf diesem Abschnitt der Schnellstraße gerade mal 50 Kilometer pro Stunde.

Irritierend für die Autofahrer aber sind auch die verschiedenen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Ludwig-Landmann-Straße. Aus Richtung Hausen oder der Autobahn A 66 kommend, dürfen die Autos zunächst 70 Stundenkilometer fahren, am Einkaufszentrum Heinrich-Lübke-Straße wird dann die Geschwindigkeit auf 50 beschränkt, und die Autos müssen, ohne ausreichende Vorwarnung, abrupt abbremsen.

Für die Kinder ist die Kreuzung Am Ebelfeld / Ludwig-Landmann-Straße jedenfalls eine "mulmige Sache", wie die Erzieherinnen und Erzieher der Kindertagesstätte berichten.

Vor einigen Jahren wurde der kleine Daniel an dieser Kreuzung von einem Auto angefahren. Damals hatte eine Elterninitiative darauf gedrungen, in der Fahrbahn der Ludwig-Landmann-Straße Schwellen einbauen zu lassen. Doch die bremsen die Raser nicht - wie die Erfahrung zeigt.

Für die Autofahrer, die mitunter plötzlich abstoppten, als sie die Kinder mit der Radarpistole am Straßenrand sahen, bleibt diese Geschwindigkeitskontrolle ohne Konsequenzen. Es waren ja nur Kinder, die auf die überhöhten Geschwindigkeiten hinwiesen. Die "interessante Statistik der Schnellfahrer" aber soll als "50 Kilometer" Arbeitsmaterial Eingang in den Verkehrsunterricht der Kindertagesstätte finden.

Stadtbezirksvorsteher Rudi Gesell dagegen nahm die Aktion der Kinder zum Anlaß, um an das Ordnungsamt zu schreiben. Er verweist darin auf eine Anregung des Ortsbeirats 7, auf der gesamten Ludwig-Landmann-Straße die Geschwindigkeit auf 50 Kilometer pro Stunde zu beschränken. Außerdem solle auf dieser Schnellstraße die Polizei regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen durchführen. Die überhöhten Geschwindigkeiten seien nicht nur eine zusätzliche Lärmquelle, sondern auch ein Gefahrenpunkt für Fußgänger und Autofahrer, besonders an den Auf- und Abfahrten zur Autobahn A 66, schreibt Gesell. rw

Fragen über Buchenwald

WEIMAR, 19. Juli (dpa). Mit Fragebögen, die an ehemalige Häftlinge verschickt werden, will die Gedenkstätte Buchenwald (Thüringen) Hinweise über die Zeit des sowjetischen Internierungslagers in den Jahren 1945 bis 1950 sammeln. Die Historiker wollten herausfinden, welcher Personenkreis nach dem Zweiten Weltkrieg von der sowjetischen Besatzungsmacht in die Lager gebracht wurde, teilte die Leitung der Gedenkstätte mit.

Das "Speziallager 2" war von den Sowjets auf dem ehemaligen Konzentrationslager-Gelände eingerichtet worden, wo nach ersten Erkenntnissen nicht nur Täter und Mitläufer der Nazi-Herrschaft gefangengehalten wurden, sondern auch Unschuldige und politisch mißliebige Personen. Über die zweite Geschichtsepoche Buchenwalds nach 1945 gibt es bisher kaum Forschungsergebnisse.

Anti-Terrorgesetze in Ägypten

KAIRO, 19. Juli (AFP). Das ägyptische Parlament hat jetzt eine Reihe von Anti- Terrorgesetzen im Grundsatz gebilligt. Den Angaben des ägyptischen Fernsehens zufolge weiten die neuen Regelungen die Befugnisse der Sicherheitskräfte aus und verschärfen die Strafen für Terrorakte. Danach steht künftig bereits auf die Planung terroristischer Anschläge die Todesstrafe. Gleichzeitig wird die Meinungsfreiheit erheblich eingeschränkt. Seit der Ermordung von Präsident Anwar el Saddat 1981 sind in Ägypten Notstandsgesetze in Kraft, die der Exekutive bereits weitreichende Machtbefugnisse einräumen. Angesichts der wachsenden Gewalt islamischer Fundamentalisten plädiert die Regierung jedoch für eine weitere Verschärfung der staatlichen Repressionsmöglichkeiten.

Kulturelles Leben

Aschaffenburger Bachtage Der Windsbacher Knabenchor unter Leitung von Karl-Friedrich Beringer eröffnet am 30. Juli mit Chormusik vom Frühbarock bis zur Romantik die Aschaffenburger Bachtage. Weltliche Bachkantaten präsentiert das Frankfurter Instrumentenensemble "La Stagione" am 31. Juli im Theater der Untermainstadt. Den Schlußpunkt setzt am 2. August das Orchester "London Baroque", das in der Wallfahrtskirche Schmerlenbach mit Kammermusik von Johann Sebastian Bach und seinen Söhnen gastiert (Telefon 06 021 / 93 411). Festival im Steinbruch Zwischen Idstein und Wörrstadt findet vom 24. bis 26. Juli ein Steinbruch-Festival statt: am Freitag ab 21 Uhr Open- air-Disco; am Samstag spielen ab 14 Uhr die Gruppen Eggstobit, The Stick, Ballhaus, Crazy 'bout Kinski, Rausch und Frewaky Fukin Weirdoz; am Sonntag ab 11 Uhr folgen The Road, Bang Bags, Stetson Power, Hot Trace, Tülay, Hendrike von Sydow und Dieter Thomas. Kartenvorverkauf (Festival 25 Mark plus Gebühr) in Frankfurt am Liebfrauenberg 52-54. Radio-Sinfonie-Orchester Prag Im Rahmen der 32. Bad Hersfelder Festspielkonzerte tritt das Radio-Sinfonie-Orchester Prag zweimal unter der Leitung Vladimir Valeks auf. Am 25. Juli werden in der Stadtkirche Werke von Mice, Mendelssohn-Bartholdy und Beethoven aufgeführt, am 26. Juli Musik von Dvorak, Sibelius und Vorisek. Solist ist beide Male der Geiger Christian Ostertag. Beginn jeweils 16.30 Uhr. Orgelkonzert in Nieder-Moos Organist Edgar Krapp spielt am 26. Juli um 18 Uhr in der Barockkirche der Vogelsberggemeinde Nieder-Moos Kompositionen süddeutscher Meister und Johann Sebastian Bachs (Telefon 0 66 44 / 77 33). Wolga-Kosaken auf dem Schiffenberg Die Wolga-Kosaken sind am 27. Juli um 20.30 Uhr vor dem Augustiner-Chorherrenstift auf dem Schiffenberg bei Gießen zu hören (Telefon 06 41 / 79 12 20). Orgelkonzert in Wiesbaden In der Wiesbadener St.-Bonifatius-Kirche gibt die "Scola Gregoriana" aus Brügge am 27. Juli um 20 Uhr ein Konzert. Fulda: zweimal Musik beim Straßenfest Mit einem Jazzfrühschoppen, untermalt von "Papa Hieber", beginnt am Samstag, 25. Juli, 11 Uhr, in Fulda das Karl-/Kanalstraßenfest. Ab 19.30 Uhr spielt die südamerikanische Gruppe "Nahual" auf. Haydn und Eybler in Wetzlar Im Wetzlarer Dom führt das Alsfelder Vokalensemble am 26. Juli Joseph Haydns "Missa Cellensis" und Joseph L. Eyblers "Requiem" auf.

Steuertips für Behinderte

Behinderte, die nur wenig über die für sie geltenden steuerrechtlichen Vergünstigungen wissen, können sich steuerliche Tips direkt beim Finanzamt holen. Die Ämter geben kostenlos eine 46seitige Broschüre "Steuerwegweiser für Behinderte" ab, der nach Angaben des Finanzministeriums in einer Neuauflage erschienen ist.

Lehrer sollen sich in Körperpflege fitmachen

WIESBADEN. Das hessische Institut für Lehrerfortbildung wird vom Schuljahr 1992/93 an Berufsschullehrern die Möglichkeit einer pädagogischen, didaktischen, fachlichen und betrieblichen Qualifikation im Berufsfeld Körperpflege anbieten. Wie das Kultusministerium in Wiesbaden mitteilte, sollen in die Fortbildungsangebote geeignete Betriebe und Institute einbezogen werden.

Steigendes Gesundheitsbewußtsein, höhere Anforderungen an die Hygiene, Verantwortung für die Umwelt und stärkere Anforderungen an den Umweltschutz erforderten "ein Weiterdenken" über das Gesamtkonzept der Fortbildung, sagte Staatssekretärin Christiane Schmerbach (SPD). Auch die Verwendung moderner Techniken im Berufsfeld Körperpflege erforderten eine Reaktion.

Schwerpunkte der Fortbildung sollten die Bereiche Gesundheit und Hygiene, Präparate, Technik sowie Mode sein. lhe

David Hasselhoff beim Fest der Kinderhilfe

David Hasselhoff und Micky Maus sind bei der großen Kinder-Party zu Gast, die die Frankfurter Kinderhilfe Stiftung am 8. August zu ihrem zehnjährigen Bestehen feiert. Unter dem Motto "Ein Kindertraum. Circus Circus Circus" treten Clowns, Hochseilakrobaten und Bärenbändiger in der Festhalle auf. "1000 Wunder" verprechen die Veranstalter des Festes, dessen künstlerische Gestaltung der Chef des "Traumtheaters Salome", Harry Owens, übernommen hat.

Der Erlös der Geburtstagsparty soll dem Bau des Zentrums der Kinderheilkunde der Frankfurter Uni-Klinik zugute kommen. lhe

FDP inspiziert Gelände

OBERURSEL. Die Liberalen wollen sich - einem schriftlichen "Hilferuf" des Tennisclubs '89 Oberstedten folgend - das Gelände für die geplanten Spielfelder ansehen. Mandatsträger treffen sich am Donnerstag, 23. Juli, um 18 Uhr vor dem Einkaufsmarkt in der Mittelstedter Straße 30. Bei ihrer Ortsbegehung wollen sie auch die Stedter Streuobstwiesen in Augenschein nehmen, "die nach den Plänen des Magistrats teilweise den neu zu schaffenden Kleingärtenanlagen weichen müssen". Außerdem wollen die FDPler mit ihrer Stedter Ortsbeirätin Marlies Boin über die Folgen der geplanten Sperrung des Heidegrabens sprechen. mk

Frech wie Oskar

Ausgerechnet der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine hat die Dreistigkeit, vom Bund einen 7,6-Milliarden-Mark-Zuschuß zu fordern (FR vom 9. 7. 1992 "Lafontaine will Milliardenhilfe"). Man hätte erwarten dürfen, daß Lafontaine nach seiner Pensionsaffäre erst einmal für einige Monate in sich gegangen wäre. Der Minister leistet sich den teuersten öffentlich-rechtlichen Koch der Republik, schiebt den Saarbrücker Oberbürgermeister in die völlig überflüssige saarländische Landeszentralbank ab, um Platz für einen weiteren Versorgungsfall zu schaffen, seine Minister eilen von einem Skandal zum nächsten, wobei das Geld immer die herausragende Rolle spielt - und schließlich greift der Minsterpräsident höchstselbst in öffentliche Kassen, wo immer er die Zugriffsmöglichkeit hat. Aber es stimmt schon, der Mann ist "frech wie Oskar".

Maik Kröttel, Stadecken-Elsheim

70 Jahre Fortschritt

Zu Ihrem Bericht "Die Polizei hielt den Sicherheitsabstand ein - zum Tod" (FR vom 10. Juli 1992) über den Prozeß um die Ermordung eines jungen Angolaners in Eberswalde fallen einem unwillkürlich die Worte wieder ein, die Kurt Tucholsky 1922 anläßlich des Mordanschlags auf den Publizisten Maximilian Harden und seine juristische "Aufarbeitung" niederschrieb:

"Das muß man gesehen haben. Da muß man hineingetreten sein. Diese Schmach muß man an sich haben vorüberziehen lassen: Dieses Land. Diese Mörder. Diese Justiz."

Deutschland 1922 - Deutschland 1992. 70 Jahre Fortschritt der Gesellschaft und der Rechtspflege. Weiterer Kommentar: überflüssig.

Benjamin Weiske, Tübingen

Anti-Atom-Forum nährt gefährliche Illusion

Das Programm zum Ersatz der Kernkraftwerke in den GUS-Staaten, vorgestellt anläßlich des Münchner Weltwirtschaftsgipfels, liest sich wirklich schlüssig und einleuchtend, bis man anfängt nachzurechnen und Fakten und Wunschdenken trennt (FR vom 7. 7. 1992 "Auch westliche Technik kann marode Reaktoren nicht entschärfen").

Laut Anti-Atom-Forum (AAF) werden die Nachrüstkosten für 72 Atomreaktoren der GUS von der "West-Atomlobby" - gemeint sind wohl staatliche Stellen und von diesen beauftragte Gutachter - mit 13-16 Milliarden DM angenommen. Das entspricht rund 200 Millionen DM pro Kraftwerk. Da sich die Restaurierung von nicht sanierungsfähigen Altanlagen und der Tschernobyl-Typen verbietet, verteilen sich diese 16 Mrd. auf die neueren bzw. in Bau befindlichen 52 Anlagen.

Hiervon dürften die 20 in Bau befindlichen den geringsten Aufwand benötigen, so daß für die ertüchtigungsfähigen Reaktoren ca. 300-400 Mio. DM pro Anlage zur Verfügung stehen. Dies scheint sicher realistisch, wenn man bedenkt, daß in der GUS die Arbeitsstunde und auch das Material weniger als ein Zehntel des bei uns Üblichen kosten. Zum Vergleich: Laut AAF wären in Greifswald 1000 Mio. DM erforderlich geworden.

AAF schlägt vor, die 72 Kernkraftwerke durch Gasturbinen-Container-Kraftwerke zu ersetzen. Hierfür wären laut AAF-Rechnung mindestens DM 65 Milliarden für 65 000 MW erforderlich. Sie wollen es jedoch mit nur 10 MW für 10 Milliarden DM schaffen. Damit unterschreiten sie zwar den Geldbedarf für die Kernkraftwerksertüchtigung, erklären jedoch nicht, wieso dies ausreichend und für die Bevölkerung der GUS akzeptabel sein soll.

Sinnvoll wäre doch, die 16 Milliarden in die Ertüchtigung zu stecken, damit der ohnehin schon nicht verwöhnten Bevölkerung nicht noch mehr Verzicht zugemutet werden muß, zusätzlich Geld in Energiesparmaßnahmen zu stecken und Gasturbinen-Kraftwerke dort vorzusehen, wo ihr sinnvoller Einsatz möglich ist (fehlende Stromversorgung oder wo fehlende Leitungsnetze Großkraftwerke ohnehin sinnlos machen). Bloß woher dieses zusätzliche Geld kommen soll, geht wiederum aus dem AAF-Memorandum nicht hervor.

Ansonsten kommt mir das Memorandum schon fast zynisch vor, wenn AAF vorschlägt, die Gasturbinen-Container-Kraftwerke auch nur teilweise in der GUS fertigen zu lassen. Hierbei handelt es sich um high-tech, zu der jegliche Infrastruktur (Personal, Ausbildungsstand, Qualitätsbewußtsein, Fertigungsanlagen usw). in der GUS noch auf Jahre fehlen dürfte.

Mir kommt es so vor, als sollten die Tatra-Ingenieure statt stabiler Lastkraftwagen ohne erforderliche Maschinen und know-how ab morgen erfolgreich in der Formel-1 agieren.

Werner Falkhof, Bonn

Phönix-Haus nicht geschlossen Neues Konzept für Drogenfachklinik: Individuelle Therapie

SINDLINGEN. Das Phönix-Haus muß aller Voraussicht nach nicht geschlossen werden. Nach Monaten der Ungewißheit einigten sich Vertreter der hessischen Landesversicherungs-Anstalt (LVA) und des Trägervereins der Sindlinger Drogenfachklinik, nach welchem Stufenplan wieder bis zu 30 Patienten aufgenommen werden dürfen.

Somit kann Leiter Klaus Paul sofort beginnen, sein neues Therapiekonzept Schritt für Schritt umzusetzen: Künftig soll die Arbeit mit den gerade "clean" gewordenen Drogenabhängigen mehr auf den einzelnen abgestimmt werden. Die Zeit ist offenbar vorbei, in der "Sünder" nach einem Verstoß gegen die Hausordnung schon mal über Stunden auf einem Stuhl sitzen bleiben mußten.

"Das Ende der Probleme ist in Sicht." Gerd Schneider von der LVA in Frankfurt ist vorsichtig geworden, wenn er eine Prognose über die Zukunft des Phönix- Hauses abgeben soll. Allzu häufig mußte er in der Vergangenheit Aussagen wieder zurücknehmen.

Mittlerweile verhandelt er mit der in München ansässigen Phönix-Haus-Gesellschaft seit 1989 darüber, welche räumlichen und personellen Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit die LVA für die Patienten in Sindlingen die Pflegekosten übernimmt - immerhin rund 120 Mark pro Person und Tag.

Erst im Spätsommer vergangenen Jahres entschloß sich die Landesbehörde erneut dazu, keine Neuaufnahmen mehr zuzulassen. Doch das Ende Boykotts ist nahe: Bereits im August, so Schneider, können im Phönix-Haus zunächst bis zu zehn Patienten auf Kosten der LVA therapiert werden.

"Selbsthilfe unter professioneller Anleitung" ist das Motto in der ehemaligen Meister-Villa, seit sie 1983 zur Rehabilitationsklinik "umfunktioniert" wurde. An diesem Grundsatz möchte auch Klaus Paul nichts ändern, der zu Jahresanfang Kreative Kurse geplant die Leitung des Hauses übernommen hat: "Wir wollen unsere Leute weiterhin dazu bringen, für sich und andere Verantwortung übernehmen zu können. Immer ein klein wenig mehr."

Was der 34jährige Psychologe in einem Satz zusammengefaßt hat, sieht im Alltag so aus: Wer im Phönix-Haus anruft, hat zuerst einen Patienten an der Strippe. Die Verwaltung des Hauses, der Papierkram und auch der Telefondienst sind Sache derjenigen, denen geholfen werden soll. Auch wer sich schriftlich um einen Therapieplatz bewirbt, dem antwortet ein Patient; nämlich jener, der gerade für die "Außenkontakte" zuständig ist.

Essen kochen, den weitläufigen Garten pflegen, im Gewächshaus arbeiten, Reparaturen im Hauptgebäude mit seinen rund 40 Zimmern - für all das gibt es keine dienstbaren Geister; diese Aufgaben sind Teil der Arbeitstherapie. Wer sich anderweitig betätigen möchte, kann zwischen dem Fotolabor, der Holz- und der Tiffany-Werkstatt wählen.

Neu hinzukommen sollen bald Kreativ- Kurse, die, so Pauls Idee, von Studenten geleitet werden könnten: "Es ist bestimmt gut, wenn die Patienten Menschen erleben, die sich für eine Sache total begeistern."

Weniger starr als bislang möchten Klaus Paul und sein elfköpfiges Betreuerteam mit dem therapeutischen Stufenmodell umgehen. Zwischen den vier Phasen - von der Eingewöhnung bis hin zur Außenorientierung - sollen die Übergänge flexibler gehandhabt werden: "Es kommt nicht mehr auf Zeiten an, sondern darauf, wie weit der einzelne in sich gefestigt ist." Gerade weil sich die Patienten in der ersten Phase ohnehin einer strengen Hausordnung unterwerfen müssen, hat Paul das berüchtigte "auf dem Stuhl sitzen" bereits abgeschafft.

Je höher die ehemaligen Drogenabhängigen die Stufenleiter emporklettern, um so mehr dürfen sie ihren Tagesablauf selbst bestimmen, Verantwortung übernehmen, Neulinge, sinnbildlich ausgedrückt, an die Hand nehmen - und ihnen damit zeigen, was auch nach einer Drogenkarriere noch möglich ist. "Giving back" nennt das Klaus Paul. leo

Eröffnung von Spielplatz und Kommunikationspark

DIETZENBACH. Mit einem kleinen Grillfest soll der neue Kinderspielplatz mit Kommunikationspark am Starkenburgring am Samstag, 8. August, um 15 Uhr eröffnet werden. In Zusammenarbeit mit den Anwohnern, dem Ausländerbeirat und den Fachausschüssen des Stadtparlaments wurde das Gelände hergerichtet.

Vom Kommunikationspark aus können die Eltern ihre Kinder auf dem Spielplatz beobachten. Die Ausbaukosten belaufen sich auf etwa 105 000 Mark. fin

Idylle für Roß und Reiter Der Verein Reiterhof Oberrad besteht seit 15 Jahren

OBERRAD. Leises Wiehern ertönt und im schummrigen Licht des Stalls zeichnet sich der Kopf eines Pferdes ab. Es schaut kurz auf und wendet sich dann wieder seinem Heu zu. Friedlich kauend steht es da und läßt sich nicht mehr stören.

"Biene" ist eines der acht Pferde im Reiterhof Oberrad im verlängerten Hansenweg. Vor 15 Jahren übernahm Herbert Wolf den Stall. Doch nicht die Liebe zu den Pferden war der Grund. Seine Frau berichtet lächelnd: "Eigentlich wollten wir hier Baugeräte abstellen. Erst nach dem Kauf des Grundstücks haben wir erfahren, daß der Stall stehen bleiben muß." So sei die Familie - völlig pferdeunerfahren - Hofbesitzer geworden. Heute steht ein eigenes Pferd im Stall und der Sohn betreibt mit Leidenschaft Springreiten.

Vier Pferde hat Herbert Wolf 1977 übernommen. Er vergrößerte den Hof und kann nun 16 Pferde in Außen- und Innenboxen beherbergen. Ein Sandplatz und zwei Koppeln gehören ebenfalls zum Gelände. Abends kommen die Besitzer der wertvollen Tiere. Es sind Freizeitreiter aus dem Frankfurter Raum, die sich bei einem Ritt durch den Stadtwald mit seinen insgesamt 80 Kilometern Reitwegen entspannen.

Auf dem Reiterhof werden Pferde und Besitzer verwöhnt. Jedes Tier hat eine eigene Betreuerin, die sich um alles kümmert. "Die Besitzer brauchen nicht mal zu striegeln, die Mädchen machen einfach alles", sagt Renate Wolf. Ein Ritt mit dem Liebling sei Belohnung genug.

Mensch und Tier fühlen sich wohl auf dem Reiterhof in Oberrad. Im Sommer organisiert der Verein Grillfeste und im Winter eine Weihnachtsfeier. In der kleinen Hütte, gleich neben dem Stall, geht es dann zu wie in einer großen Familie. "Der Nachteil an unserem Hof", meint die Besitzerin, "ist die fehlende Reithalle." Dort könne man, wenn es draußen zu kalt sei, reiten, und damit Pferd und Reiter schonen. "Außerdem wäre eine Möglichkeit zum Springen geschaffen", fügt sie hinzu. Doch die Stadt habe bis jetzt das Projekt nicht genehmigt.

Auch der Schulbetrieb wurde wegen des unbeständigen Wetters eingestellt. Oft kam es vor, daß Schulpferd und Lehrer allein vor dem Stall standen, weil die Schüler nicht erschienen. Nun stehen also nur noch Privatpferde in den Boxen. Ein Stallmeister sorgt dafür, daß die Warmblüter, unter ihnen Halbaraber und Holsteiner, täglich ihre Ration Heu bekommen.

"Pferde sind sehr intelligente Tiere", meint Renate Wolf zum Abschied. "Sie bemerken gleich, ob ein Mensch sie mag. Manchmal sind sie mir fast unheimlich." Ein Blick aus großen braunen Pferdeaugen trifft sie. "Ich jedenfalls", scheinen sie zu sagen, "fühle mich hier wohl." sil

Pakistan sucht Entspannung

Auch wenn nach dem Kollaps der Sowjetunion die ethnisch-nationalen Konflikte an Zahl und Intensität dramatisch zugenommen haben: Die Devise für zwischenstaatliche Beziehungen überall sonst heißt Entspannung. Das trifft sogar auf die verfeindeten beiden Koreas und den Nahen Osten zu. Nur an einer Grenze der Welt stehen sich nach wie vor zwei Armeen bis an die Zähne bewaffnet gegenüber: an der Grenze zwischen Indien und Pakistan. Neuerdings will Islamabad aber aus dem Konfrontationskurs ausscheren - falls Delhi mitzieht.

Beide Staaten betreiben einen Rüstungswettlauf, der in gar keinem Verhältnis zu ihren finanziellen Möglichkeiten steht und die bitterarme Bevölkerung um ihre Fortschrittschancen bringt. Dessen Absurdität hat sogar die Entwicklungshilfegeber bewogen, ihre finanziellen Zuwendungen zu kürzen - nun, da ihnen die alte Ost-West-Rivalität um die Gunst der Dritten Welt nicht mehr im Nacken sitzt. Pakistan wie Indien leisten sich ein kostspieliges Atomprogramm: bloß zu friedlichen Zwecken, wie beide beteuern. Beide Länder erproben Kurz- und Mittelstreckenraketen, die militärisch nur dann einen Sinn haben, wenn sie atomar bestückt werden.

In den Vereinigten Staaten wird Südasien als eines der gefährlichsten Spannungsgebiete dieser Erde angesehen, wobei ein atomarer Konflikt zwischen beiden Staaten - etwa über Kaschmir - nicht für unmöglich gehalten wird. Um so beharrlicher drängen deshalb die US-Amerikaner sowohl Pakistan wie Indien, den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen. Doch Delhi weigert sich mit der Begründung, der Vertrag diskriminiere die neuen Atomstaaten gegenüber den alten, die keinen Beschränkungen unterworfen würden. Dabei blickt man in Delhi vor allem nach Peking, das kürzlich ausgerechnet beim Eintreffen des indischen Präsidenten, der auf Freundschaftsvisite gekommen war, eine ungewöhnlich große Atombombe zündete: So, als wolle man noch einmal klarstellen, wer der größere und mächtigere der beiden Drittwelt-Rivalen sei.

Bei den dringend benötigten Hilfs- und Handelspartnern im Westen ist es dennoch bei dem beherrschenden Eindruck geblieben, daß von den bisherigen acht Möchtegern-Atom-Nationen sich fünf wohl aus dem Rennen zurückgezogen haben - Brasilien, Argentinien, die beiden Koreas und Südafrika -, daß aber von den drei übriggebliebenen die eine Israel und die beiden anderen eben Pakistan und Indien sind. Daß Islamabad sich vor kurzem aufraffte und zugab, nuklear zu rüsten, war denn auch weniger eine Enthüllung als eine Bestätigung dessen, was ohnehin alle Welt wußte.

Eingebracht hat das Eingeständnis den Pakistani vorerst nichts. Im Gegenteil: Washington hat ihnen schon vor zwei Jahren wie nach plötzlicher Einsicht die milliardenschwere Militär- und Wirtschaftshilfe wegen des Atomprogramms gestrichen. Immerhin war Pakistan nun als Frontstaat gegen Afghanistan nicht mehr vonnöten. Aufgeben mochte man in Islamabad das Programm aus Argwohn gegenüber Indien dennoch nicht, obwohl Militärs beider Seiten unter der Hand zugeben, daß Krieg keine glaubwürdige Option mehr darstelle. Doch nicht nur militärisch, auch geopolitisch ist Pakistan ins Abseits geraten, nachdem sich in den nun unabhängigen ehemaligen islamischen Sowjetrepubliken ein neues Kraftzentrum in Zentralasien bildet und nach dem Ende des Afghanistan-Krieges der Wettlauf dorthin begonnen hat.

Diese Erkenntnis, gekoppelt mit der Tatsache, daß Islamabad finanziell das Wasser bis zum Halse steht, hat offensichtlich zu einer Kehrtwende in der bisherigen Konfrontationspolitik geführt. Pakistan kann sich Hochrüstung nicht weiter leisten: Bei den Staatseinnahmen bleiben nach Abzug von 5,1 Milliarden Mark für Rüstung und 5,78 Milliarden für den Schuldendienst, sowie der Vier-Milliarden-Überweisung an die Provinzen noch ganze 220 Millionen Mark für alle anderen Ausgaben übrig.

Pakistan braucht Entspannung, und es braucht für seine neue Politik Unterstützung. Nach ähnlichen Missionen in Washington und London schickte deshalb Premier Nawaz Sharif nun seinen höchsten Beamten im Außenministerium, den Foreign Secretary Sharyar Khan, nach Deutschland. Sein Auftrag: Pakistans Glaubwürdigkeit aufzupolieren, die in den langen Jahren der Militärdiktatur und unter dem fragwürdigen Manöver, das zum Sturz Benazir Bhuttos führte, schwer gelitten hatte. Die Zivilisten, so scheint es, gewinnen gegenüber dem Präsidenten und dem Militär an Selbstvertrauen. Zu allem ist Pakistan bereit, ist den Worten Sharyar Khans zu entnehmen. Zu Verhandlungen, die zur Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrags führen; zu gleichzeitiger, ausgewogener Reduzierung der Streitkräfte; zu einer Ächtung biologischer und chemischer Waffen; zu jedweden vertrauensbildenden Maßnahmen; ja selbst zur Akzeptierung der Unabhängigkeit Kaschmirs, sollten sich die Kaschmiris in einer von Islamabad geforderten Volksbefragung dafür aussprechen.

Voraussetzung jedoch: Indien zieht mit. Aber in Delhi ist das alte Mißtrauen so stark, daß man den neuen Tönen nicht glauben mag. Die eingefahrenen politischen Verhaltensmuster sind so in Fleisch und Blut übergegangen, daß ein Kurswechsel nicht vorstellbar erscheint. Delhi spreizt und sträubt sich. Könnte da der Westen nicht ein bißchen mit Druck zu besserer Einsicht verhelfen, überlegt man sich in Islamabad. Schließlich brauche Indiens bedrängte Regierung den Frieden und die Entspannung nicht minder.

Daß Pakistan nun auf der Seite der Vernunft stehe, habe es bereits in Afghanistan unter Beweis gestellt, als es den lange gepäppelten Fundamentalisten Gulbuddin Hekmatyar fallenließ, gab der geschickte Sharyar Khan den Bonnern zu bedenken. Und dann, an die wachsende Phobie des Westens vor dem islamischen Fundamentalismus anknüpfend, der entscheidende Hinweis: Das moderate, aufgeklärte Pakistan sei bereit, eine Brückenfunktion zwischen dem Westen und dem islamischen Asien zu übernehmen. Das könnte es in der Tat, zu beiderseitigem Vorteil. Voraussetzung freilich ist, daß die Vernunft sich tatsächlich durchsetzt. Nach Pakistan hoffentlich in der ganzen Region.

Hoechst'e Erotik läßt in Höchst keinen kalt Sex-Shop an der Bolongarostraße steht möglicherweise Klage des Chemiekonzerns ins Haus

HÖCHST. Tummelt sich der Weltkonzern Hoechst neuerdings auf freizügigem Terrain, weil die Chemiekonjunktur allzu sehr erschlafft ist? Oder engagiert sich das Unternehmen auch in diesem Fall als Sponsor, um noch mehr im Gespräch zu sein? Monika Mörchen findet derlei Fragen höchst anregend, zeigen sie doch gesteigertes Interesse an ihrem Laden. "Hoechst'e Erotik" heißt das kleine Geschäft, in dem sie seit Mitte Mai alles feilbietet, was zu Hause beim geschlechtlichen Miteinander nicht nur die Stimmung heben soll.

"Ich freue mich natürlich, daß die Leute darüber rätseln, was es mit dem ,oe' auf sich hat", sagt die Inhaberin von drei Sex-Shops. Mehrere Kunden hätten sie bereits gefragt, ob Hoechst seinen Beschäftigten denn jetzt eine weitere, besonders reizvolle Sozialleistung anbiete - etwa in Form eines Firmenrabatts. Möglicherweise steht der Geschäftsfrau wegen des neckischen Firmennamens gerichtlicher Ärger ins Haus. Nach Auffassung von Rechtsanwalt Karlheinz Weimar ist das keine Utopie.

Wenn sich die Hoechst AG durch Monika Mörchens Verkauf von Lust-Utensilien "in ihren geschäftlichen Aktivitäten behindert" fühle, könne sie dagegen privatrechtlich vorgehen, meinte der ehemalige hessische Umweltminister und derzeitige Landtagsabgeordnete auf Anfrage der FR: "Aber die müßten ja besoffen sein, so etwas wirklich zu tun."

Ob die Manager des Chemieriesen versuchen werden, der "Hoechst'en Erotik" durch einen hochrichterlichen Akt die Spitze zu nehmen, darüber beraten derzeit, so Pressesprecher Hans- Bernd Heier, die juristischen Experten des Konzerns. Er versicherte: "Selbstverständlich sind wir an diesem Unternehmen in keiner Weise finanziell beteiligt." Zwar erregt das Sex-Kaufhaus nicht die öffentlichen Gemüter, es läßt jedoch auch die wenigsten völlig kalt.

Der Höchster "Bürgermeister" Alfons Kaiser hält den Laden für "wahrlich keine Bereicherung des Stadtteils". Renate Grossbach von der Bürgervereinigung Altstadt sieht darin gar einen wenig schmeichelhaften Hinweis auf die "Qualität" der Bolongarostraße. Dagegen ist SPD-Ortsbeirat Norbert Wildhirt, der wenige Meter entfernt in der Königsteiner Straße wohnt, davon überzeugt, "daß es in Höchst einen Bedarf dafür gibt".

Worauf die Höchster besonders scharf sind, verriet Monika Mörchen. Unter all den Magazinen, Videos, Kondomen und Scherzartikeln seien vor allem "Party-Puppen" und vibrierende Massage-Stäbe gefragt. Die Zeit, in der sich die Kunden mit hochgeschlagenem Mantelkragen näherten, die sei lange vorbei: "Mein Schaufenster findet viel Beachtung. Die Höchster wissen genau, was sie wollen." leo

Fürs Wasser ist trotz aller Einigkeit nichts getan Die Verwirrung ist schön aufgebaut, und die Posse gewinnt an Kraft und Tempo

KRONBERG. Vorhang auf zum zweiten Akt. "Ein deutsches Trauerspiel" hatte Grünen-Fraktionschef Herbert Pons angekündigt, doch die Laienschauspieler auf der Bühne des Kronberger Polit-Sommertheaters zeigen weiter eine Posse. Wobei jetzt die CDU auf Lacher hofft - auf Kosten von Pons und des Magistrats.

Was bisher geschah: Pons prangert den "hausgemachten Wassernotstand" an. Die Hauptrollen schiebt er CDU und FDP zu. Sie hatten im Stadtparlament verhindert, einen Dringlichkeitsantrag zum Wassersparen zu beraten.

Regie führte in seinem Szenario die christdemokratische Stadtverordnetenvorsteherin Gisela Bretz, "ehrlichen Leuten" wie ihrer Parteifreundin Regina Sell blieben unter ihr nur Rollen als "umweltpolitische Glühwürmchen". Ende des ersten Aktes.

"Diese Oppositionsschelte ist ein glatter Rohrkrepierer", betritt CDU- Fraktionschef Stephan Ruegg nun die Bühne. Er bringt Schwung in den zweiten Akt: "Herr Pons hat ein weiteres Vollzugsdefizit des Magistrats und der ihn tragenden Parteien SPD/ UBG/Die Grünen entdeckt."

Hat es doch schon vor einem Jahr geheißen, der Magistrat habe die gewünschten Schritte zum Wassersparen in die Wege geleitet, erinnern sich die Christdemokraten und bereichern die Posse mit Hohn und Spott. "Die CDU-Fraktion erlaubt sich daher die Frage, welche Schritte hat denn der Magistrat unternommen?" - und souffliert sogleich die Antwort: "Es können keine großen Schritte gewesen sein, denn sonst hätten SPD/ UBG/Die Grünen nicht erneut einen Dringlichkeitsantrag einbringen müssen." Auftritt des verunglimpften Glühwürmchens: Vor einem Jahr hatten die Mehrheitsparteien einen "besser durchdachten Antrag der CDU" "mit ziemlich fadenscheinigen Begründungen abgelehnt", erinnert sich Regina Sell.

Er wurde damals laut dem Stadtparlamentsprotokoll als "Schauantrag" abgelehnt - die gleiche Mehrheit wittert nun in ihrem Antrag keineswegs ein Schau-, aber in seiner Ablehnung ein bürgerliches Trauerspiel. Die "Rot-Grünen" hätten doch einfach dem alten CDU-Antrag zustimmen können, erinnert das angebliche Glühwürmchen ans Vorspiel: "Warum sich an die Kopie halten, wenn es ein Original gibt?" Aber die Mehrheitsvertreter im beratenden Ausschuß hätten sich wohl gar nicht mehr ans Original erinnert, mutmaßt Regina Sell.

Herbert Pons hat auch allen Grund, es schnell zu verdrängen, glaubt man Stephan Ruegg. Schließlich hat Pons den CDU-Antrag damals erst ausdrücklich begrüßt, zitiert der christdemokratische Fraktionschef Ausschußprotokolle, dann habe er sich im Ausschuß der Stimme enthalten - und ihn im Stadtparlament "auf Geheiß seiner Koalitionsvorturner" abgelehnt. Applaus, Vorhang. Ende des zweiten Akts. Die Posse gewinnt an Kraft und Tempo. Die Verwirrung ist schön aufgebaut. Fürs Wasser ist trotz aller Einigkeit nichts getan. Nun wartet das staunende Publikum nur noch auf den Deus ex machina im dritten Akt, der alles zum guten Ende bringt. stk

Den Hochheimer PEKiP-Kursen des DRK für Mütter und Kleinkinder droht das "Aus" Umzug nach Flörsheim? Schuld ist Raummangel

HOCHHEIM. Leas einstmals blaues T-Shirt zieren grüne Farbspritzer, Steffens Arme sind bis über die Ellenbogen mit roter Farbe verschmiert. Nun greift der Einjährige nach dem Töpfchen mit der blauen Fingerfarbe, dreht es um und beobachtet die Lache, die sich auf dem mit braunen Packpapier geschützten Fußboden bildet. Fest umklammert seine Faust den Pinsel, mit dem er die zähe Flüssigkeit zu bizarren Mustern verteilt. Doch plötzlich springt Steffen auf, läuft in die andere Ecke des Zimmers: Eine lange Bambusstange weckte seine Neugierde - Pinsel und Farbe sind vergessen. "In diesem Alter können sich Kinder noch nicht lange auf eine Sache konzentrieren," sagt Mechtild Pfeiffer, Leiterin einer von vier Mutter-Kind-Gruppen, die das Deutsche Rote Kreuz (DRK) derzeit in Hochheim anbietet. "Vor allem haben sie einen unglaublichen Bewegungsdrang." Turnen steht daher in jeder der zehn Kursstunden auf dem Programm. Während einige Mütter ihre Sprößlinge noch von den gröbsten Spuren der Malorgie säubern, improvisieren andere aus bunten Matratzen, einer Stehleiter, einem Tisch und einer Holzplatte eine Landschaft zum Toben, Hüpfen und Rutschen. Auch Cornelius, der sich beim Malen noch etwas schüchtern in der Nähe seiner Mutter hielt, lacht und jauchzt jetzt, rutscht mal auf dem Bauch, mal auf dem Po übers Brett und übt sich an der Leiter mit den anderen Kindern im Drängeln.

Pädagogische Grundlage der vier DRK-Gruppen - sowohl der Bewegungsgruppen für Säuglinge von sechs Wochen bis zu einem Jahr als auch der Kontaktgruppen für Kleinkinder bis zu drei Jahren - ist das Prager Eltern-Kind-Programm (PEKiP). Dieses Konzept bietet nicht nur den Kindern vielfältige Spiel- und Bewegungsangebote, sondern will vor allem auch die Probleme der Eltern berücksichtigen. Sie haben in der Gruppe und bei Elternabenden Gelegenheit, über ihre Sorgen zu sprechen. Neben den typischen Erziehungsfragen wie Stillen und Sauberkeit kommen auch die Isolierung in der Kleinfamilie und die Doppelbelastung der Mütter durch Beruf und Familie zur Sprache.

Verschiedene Erziehungsratgeber - zu Hause gelesen - werden später kritisiert. Mit der Idee, daß Kinder selbst entscheiden sollen, wann sie schlafen möchten, können sich die Hochheimer Mütter zum Beispiel nicht anfreunden. Abends - so die einhellige Meinung - seien die Kleinen so aufgedreht, daß man schon etwas nachhelfen müsse, um sie langsam zur Ruhe zu bringen.

Im Gegensatz zu den Spielgruppen, die Mütter in eigener Regie organisieren, werden die DRK-Kurse von Pädagoginnen oder Erzieherinnen mit einer PEKiP- Zusatzausbildung geleitet. Viele Krankenkassen haben die Kurse deshalb inzwischen als Beitrag zur Gesundheitserziehung anerkannt und übernehmen einen Teil der Gebühr von 65 Mark pro zehn Stunden.

Dennoch: In Hochheim könnten die laufenden Kurse die letzten ihrer Art sein. Raummangel ist der Grund: Aus dem Zimmerchen hinter der evangelischen Kirche müssen die Frauen raus. Es ist ohnehin zu klein und vor allem zu kühl; die Babys können nicht nackt umherkrabbeln, wie im PEKiP eigentlich vorgesehen.

Die Stadt bietet derzeit keinen Ersatzraum an: "Erst wenn das alte Rathaus fertig renoviert ist, sollen wir dort unterkommen", sagt Mechtild Pfeiffer. Doch so lange wollen sie und ihre Kollegin Marion Überfeld nicht warten: Sie haben die Mütter angeregt, Briefe an Bürgermeister Harald Schindler zu schreiben, doch ihre Aussichten auf eine "Unterkunft" in Hochheim schätzen die Frauen gering ein. "Wahrscheinlich werden wir unsere Kurse künftig in Flörsheim abhalten müssen, obwohl die Nachfrage hier enorm ist und nicht alle Mütter ein Auto haben." BARBARA HELFRICH

Behinderte stellen aus Gemälde im Hochheimer Rathaus

HOCHHEIM. "Freies Malen" ist der Titel einer Ausstellung im Foyer des Hochheimer Rathauses. Dort sind vom 6. bis zum 28. August Bilder von Malgruppen der Schule für Körperbehinderte am Antoniushaus zu sehen.

Kinder besäßen eine Fähigkeit, die Erwachsene längst verlernt haben, heißt es in der Ankündigung: Sie können frei malen. Diese Fahigkeit zu fördern sei das Ziel der Malgruppen am Antoniushaus. In der Ausstellung wird eine Auswahl von Gemälden gezeigt, die in den vergangenen vier Jahren entstanden sind. Wer Interesse hat, kann eines der Werke kaufen. Mit dem Erlös sollen Farben, Pinsel und Rahmen gekauft werden. Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, 6. August, um 16.30 Uhr von Bürgermeister Harald Schindler. kkü

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batmans Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Batmans Rückkehr (17.15 Uhr); Die Schlafwandler (20 Uhr).

Kinderkino: Oliver und Olivia (15 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Hand an der Wiege (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Basic Instinct (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Hand an der Wiege (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Vater der Braut (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Waynes World (20.15 Uhr).

Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 9 bis 11 Uhr.

Sprechstunde des Kinderschutzbundes, Neue Mauerstr. 16, 16 bis 18 Uhr, Tel. 2 00 44.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72/73 13 00.

Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.

Elternberatung der Stadt, Altes Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr, Tel. 50 24 58.

Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 15 bis 17.30 Uhr, Tel. 50 23 68.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Königstein. Turnhalle Taunus-Schule: Übungsabend der Behindertensportgemeinschaft, 20 Uhr. Parteien/Parlamente Wehrheim. SPD, Bürgerhaus, Diskussion über Umweltgipfel von Rio, 20 Uhr. Vereine/Organisationen Friedrichsdorf. Arbeitskreis Asyl, evangelische Kirche Friedrichsdorf, Taunusstraße 16, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf. Senioren-Singkreis Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 - 17 Uhr.

Senioren-Singkreis Burgholzhausen, Alte Schule, 15 bis 17 Uhr; Tanz, 19.30 bis 22 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 14.30 bis 17 Uhr.

Oberursel. Altes Hospital: Basteln, 14 bis 16 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kurhausgarten, vormittags.

Jugendclub am Wingertsportpark: Ab 16 Uhr Hausaufgabenhilfe.

Friedrichsdorf. BUND-Jugend Friedrichsdorf: "Auf den Spuren des Schlappermühlgeistes", für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren, Treffpunkt: Parkplatz, Restaurant Schlappermühle, Straße zwischen Burgholzhausen und Ober-Erlenbach, 10 bis 16 Uhr.

Oberursel. Straßencafé "Durchblick" der Jugend- und Drogenberatung Hochtaunus, Adenauerallee, ab 17.30 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Kurhausvorplatz (Bushaltestelle), Treffpunkt zur Taunuswanderung, Strecke ca. 15 km, 13.17 Uhr.

Katholisches Bildungswerk Hochtaunus: Limeswanderung, Treffpunkt Eingang Saalburg, 14 Uhr.

Kronberg. Gisela Barths Gesprächsrunde, Altkönigstift Café, 15.30 Uhr, Tel. 41 70.

Wasser der Lahn als Weiterbildungsobjekt

HATTERSHEIM. "Flußökologie mit Booten" ist der Titel eines Bildungsurlaubs der Akademie für Weiterbildung. Vom 10. bis 14. August werden die Teilnehmer auf der Lahn paddeln.

Zwischen Löhnberg und Diez sollen Gewässerproben untersucht und Verursacher von Verschmutzungen ausfindig gemacht werden. Außerdem gibt es Informationen darüber, mit welchen Methoden ein Fluß sauberzuhalten ist.

Die Seminarkosten belaufen sich bei Zeltunterbringung auf 245 Mark. Information und Anmeldung unter der Rufnummer 0 61 90 / 7 18 23 (ab 15 Uhr). kkü

Ein Bruch mit fast allem, was den Menschen vertraut war Die Bürger in Ostdeutschland werden bevormundet und ausgegrenzt / Diskussionsplattform des "Komitees für Gerechtigkeit"

I.

Das gemeinsame Anliegen der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des Appells ist bestimmt von Humanismus und Demokratie, von der Notwendigkeit ökologischer Umgestaltung, sozialer Gerechtigkeit, Abschaffung von Armut, Elend und Unterdrückung auf dieser Welt und von Auffassungen über eine Gesellschaft, in der Bildung und Kultur einen hohen Stellenwert besitzen.

Die Verfasserinnen und Verfasser dieses Diskussionsangebotes gehen davon aus, daß sich der deutsche Einigungsprozeß praktisch leider so vollzieht, daß die Chancen für ein neues Deutschland, das dem oben genannten Anliegen entspricht, vertan werden. Wir alle müssen erleben, wie den Menschen in den neuen Bundesländern mit Ver- und Mißachtung, Fremdbestimmung, politischer, sozialer und kultureller Ausgrenzung begegnet wird. Am demütigendsten für sie ist das scheinbare Mitleid für ihr Leben in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten, mit dem sie nicht nur für armselig, sondern zugleich für unfähig und unwissend erklärt werden.

Die Geschichte der DDR wird, ohne sie in die historischen Zusammenhänge zu stellen, auf ihren repressiven Charakter reduziert. Zugleich wird versucht, die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger der neuen Bundesländer mit dem zweifellos vorhanden gewesenen repressiven Charakter der DDR so in Verbindung zu bringen, daß ihr Selbstwertgefühl immer weiter zerstört wird.

Die jüngere deutsche Geschichte beginnt aber spätestens mit dem Ersten Weltkrieg und ist ohne die Verbrechen des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges sowie seinen Folgen, einschließlich der Zeit des "Kalten Krieges", nicht gerecht, differenziert und den historischen Zusammenhängen entsprechend aufzuarbeiten.

II.

Die Wirtschaft in den neuen Bundesländern wird für die Wirtschaft in den alten Bundesländern paßgerecht gestaltet. Damit sind eine einzigartige Deindustrialisierung und Massenarbeitslosigkeit verbunden. Die Landwirtschaft wird in den neuen Bundesländern so stark reduziert, bis sie keine Konkurrenz für die der alten Bundesländer mehr darstellt. Das bedeutet, daß bereits hunderttausende Frauen und Männer auf dem Lande ihre Arbeit verloren haben und ganze Gegenden veröden.

Hunderttausende werden aus Verwaltung, medizinischen Einrichtungen, Schulen, Fachschulen, Hochschulen, Universitäten, Forschungseinrichtungen verdrängt. Notwendige Erneuerungen von innen wurden kaum zugelassen, statt dessen wurde von außen "westlich" bestimmt, und zwar in personeller und inhaltlicher Richtung.

Politische Ausgrenzung erfolgt in der Regel ohne Nachweis individueller Schuld.

Fachliche Ausgrenzung vollzieht sich anmaßend. Professoren aus den alten Bundesländern, die niemand auf ihre fachliche Eignung hin überprüft, entscheiden willkürlich, ob Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der ehemaligen DDR heruntergestuft oder gekündigt werden.

Ob in Wirtschaft, Medien, Kultur, Politik, Verwaltung oder Justiz, überall erklären Menschen aus den alten Bundesländern denen aus den neuen, was sie zu tun oder zu unterlassen, zu denken oder zu fühlen haben. Damit wird ein Zusammenwachsen in Deutschland immer schwieriger, wenn nicht unmöglich gemacht. Soweit Persönlichkeiten aus der ehemaligen DDR öffentlich wirksam sind, eigenständig und nicht unterwürfig auftreten, werden sie häufig demontiert und verleumdet. Diese Vorgänge werden nicht dadurch besser, daß sich auch Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen DDR daran beteiligen. Wir wissen auch, daß es nicht wenige Menschen in den alten Bundesländern gibt, die dort oder in den neuen Bundesländern engagiert und aufrichtig um die Lösung in Ostdeutland entstandener Probleme ringen. Wir verkennen nicht die großen ökonomischen, ökologischen, politischen und moralischen Probleme, die durch die Realitäten in der DDR entstanden sind.

Dennoch ist der Ansatz falsch, die neuen Bundesländer lediglich als Anschlußgebiet der Bundesrepublik Deutschland zu betrachten und deshalb nur zu überlegen, wie die Menschen und Gegebenheiten in den neuen Bundesländern denen in den alten angepaßt werden können. Es gab Beziehungen, Werte, Leistungen in der DDR, die Respekt verlangen, die sogar fortschrittlich für die BRD gewesen wären. Ein Vereinigungsprozeß hätte erfordert, gegenseitig genau hinzusehen und nicht den neuen Bundesländern ein ihnen fremdes System einfach überzustülpen, hätte verlangt, zum Teil neue Lösungen für beide Seiten zu finden.

In der Bundesrepublik Deutschland hatte sich ein bestimmtes Spektrum von Parteien, Gewerkschaften, Vereinigungen und anderen Organisationen herausgebildet. Adäquate Organisationen in der DDR wurden seit dem Herbst 1989 gebildet, beziehungsweise politisch reaktiviert und erneuert. Mit der deutschen Einheit haben sie zumeist Partner in der BRD gefunden und mit ihnen fusioniert. Das Ergebnis ist, daß sie nur begrenzt in der Lage sind, die spezifischen ostdeutschen Interessen zu artikulieren, einzubringen, geschweige denn durchzusetzen. Sie sind sämtlichst westdominiert bis in die Kirchen hinein. Ostdeutsche Organisationen sind selten geworden und spielen - soweit es sie noch gibt - nur eine relativ geringe öffentlichkeitswirksame Rolle.

III.

Die Situation in den neuen und alten Bundesländern kann in wesentlichen Zügen wie folgt unterschieden und beurteilt werden:

1. Die Deindustrialisierung in den neuen Bundesländern setzt sich ebenso fort wie der Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion. Ungeklärt sind die sogenannten Altschulden für die Betriebe und die Wohnungen in den neuen Bundesländern.

Die zunächst einsetzende Konjunktur in den alten Bundesländern läßt deutlich nach.

2. In den neuen Bundesländern herrscht Massenarbeitslosigkeit. Besonders betroffen sind Frauen und Alleinerziehende. Über die Hälfte der Arbeitsplätze in der ehemaligen DDR ist bereits vernichtet. Das führt dazu, daß viele Menschen aus dem Osten ihre Chance auf dem Arbeitsmarkt im Westen suchen, wodurch sich die Konkurrenz zwischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in ganz Deutschland erhöht.

3. Immer mehr Arbeitslose, viele Rentnerinnen und Rentner sowie Menschen mit Behinderungen in den neuen Bundesländern erleben erstmalig die sozial demütigende Stellung als Sozialhilfeempfängerin und Sozialhilfeempfänger. Deren Zahl steigt auch in den alten Bundesländern. 4. Die Unterschiede zwischen den Einkünften der Menschen in den alten und neuen Bundesländern sind nach wie vor erheblich. Das gilt für alle Arten von Bezügen, obwohl die Waren in den neuen Bundesländern häufig sogar teurer angeboten werden. Lediglich Wohnungsmieten und ähnliche Kosten sind in den neuen Bundesländern noch niedriger.

Menschen aus den alten Bundesländern, die in den neuen in der Regel die gutbezahlten Posten in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Verwaltung, Justiz und Kultur übernehmen, erhalten Westlöhne und Zuschläge, so daß die sozialen Unterschiede noch künstlich forciert und erlebbar gestaltet werden.

5. Wohnungsnot herrscht in den neuen und alten Bundesländern. Die Mieten in den neuen Bundesländern sind bereits beachtlich gestiegen und sollen ab Januar 1993 weiter steigen, obwohl die Entwicklung der Einkünfte eine soziale Verträglichkeit nicht möglich macht. Die Mieten in den alten Bundesländern sind bereits für viele sozial völlig unverträglich. 6. Soziale, kulturelle, wissenschaftliche und sportliche Einrichtungen in den neuen Bundesländern werden entweder geschlossen oder in ihren Angeboten reduziert und teurer.

Die Zahl der Lehrerinnen und Lehrer wird verringert, Klassenfrequenzen werden dadurch erhöht und das Bildungsniveau damit gesenkt. Die Forschungseinrichtungen in Betrieben werden ausgegliedert und zumeist geschlossen. Von den über 50 Universitäten und Hochschulen der DDR sollen mehr als die Hälfte geschlossen werden. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer wird bei steigender Studentenzahl reduziert. Die Schließung von Orchestern und Theatern, von Kulturhäusern, Jugendklubs und anderen Freizeiteinrichtungen wird fortgesetzt.

In den alten Bundesländern bleiben die bisherigen Einrichtungen im wesentlichen noch erhalten, an ihren Ausbau wird mit Ausnahme von Kindergärten aber nicht gedacht.

7. Vermögensbildung fand und findet ausschließlich in den alten Bundesländern statt, so daß im Rahmen der Privatisierung von früherem "Volkseigentum" der DDR praktisch kaum Anbieter aus den neuen Bundesländern auftreten. Bürgerinnen und Bürger sowie Firmen aus den neuen Bundesländern wird die Aufnahme von Krediten erheblich erschwert. Firmen aus den neuen Bundesländern werden selbst durch Kommunen bei der Vergabe von Aufträgen benachteiligt.

8. In den neuen Bundesländern müssen Hunderttausende um ihr Eigentum an Grund und Boden, an Wohn- und Wochenendhäusern, um ihre Nutzungs- und Mietrechte fürchten. Sogenannte Alteigentümer aus den alten Bundesländern sind gesetzlich berechtigt worden, nicht nur früheres "Volkseigentum", sondern Grundstücke und Häuser zurückzufordern, die seit Jahren oder Jahrzehnten von Bürgerinnen und Bürgern der ehemaligen DDR erhalten, gepflegt und genutzt werden, zum Teil sogar deren Eigentum geworden sind. Was für Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen DDR existenzbedrohend ist, ist für die sogenannten Alteigentümer beziehungsweise in den meisten Fällen inzwischen für deren Erben eine Art "Geschenk", mit dem sie nicht mehr gerechnet hatten.

9. Durch die Neuregelung des § 218 StGB tritt vielleicht eine gewisse Verbesserung der Lage von Frauen in den alten Bundesländern ein, mit Sicherheit aber eine Verschlechterung für die Frauen in den neuen Bundesländern.

Jede einzelne dieser Erscheinungen reicht nicht aus, um den Unmut, die Unzufriedenheit und die Verzweiflung der Menschen in den neuen Bundesländern zu erklären, es ist die Summe all dieser Phänomene, es ist der Bruch mit fast allem, was den Menschen bisher vertraut und bekannt war.

Die drastischen Folgeerscheinungen zeigen sich in der steigenden Zahl von Selbstmorden, von zerrütteten Familien, in der anwachsenden Kriminalität und nicht zuletzt im Sinken der Geburtenrate.

IV.

Zu einer wirksamen Veränderung der Politik müssen die Ostdeutschen ihre Interessen selbst aussprechen und wahrnehmen. Dazu wurde in dem Appell zur Bildung von Komitees für Gerechtigkeit aufgerufen.

Es müssen für einen bestimmten historischen Zeitabschnitt, das heißt für eine Übergangsphase, die spezifischen Interessen der Menschen in den neuen Bundesländern wesentlich besser gewährleistet werden. Dies dient dem Zusammenwachsen in Ost und West.

Die Einwohnerinnen und Einwohner der alten Bundesländer, deren Abgeordnete und Vertreter im Bundestag und Bundesrat, bilden stets eine Mehrheit, die die Zweidrittelgrenze weit übersteigt. Selbst 20 Prozent der Stimmen aus den neuen Bundesländern bei einer Bundestagswahl würden nicht ausreichen, um die Interessenvertretung auch nur durch einen einzigen Abgeordneten zu sichern.

Es bedarf deshalb für eine bestimmte Phase Sonderregelungen, um diese Interessenvertretung zu ermöglichen. Soweit es Abgeordnete aus den neuen Bundesländern gibt, treten sie in der Regel als Parteipolitikerinnen und Parteipolitiker etablierter Westparteien auf, wodurch ihre Rolle häufig auf die Durchsetzung traditioneller Bonner Parteipolitik beschränkt bleibt.

Deshalb sollte Gegenstand rechtlichpolitischer Prüfung sein, ob den Bürgerinnen und Bürgern der neuen Bundesländer eine Interessenvertretung in einer eigenen Körperschaft gewährt werden könnte, die Kontroll- und Initiativrechte erhält. In diese Körperschaft könnten von den Bürgerinnen und Bürgern Persönlichkeiten gewählt werden, denen sie vertrauen, und die nicht den Parteien, sondern unmittelbar den Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet sind.

Die Körperschaft sollte dafür sorgen können, daß Bundesgesetze und Beschlüsse der Bundesregierung so gestaltet sind, daß sie den Verhältnissen in den neuen Bundesländern entsprechen und Diskriminierungen der Bürgerinnen und Bürger der neuen Bundesländer verhindert werden. Wichtig wäre sicherlich auch eine Kontrollfunktion gegenüber der Treuhandanstalt und bei der Vergabe finanzieller Mittel in den neuen Bundesländern, damit in erster Linie Arbeit und nicht Arbeitslosigkeit, wirtschaftlicher Aufschwung (einschließlich Förderung des Mittelstandes), ökologische Umgestaltung und sozial notwendige Leistungen finanziert werden.

Verhindert werden müssen Rechtsvorschriften, die zum Beispiel politisches Strafrecht ins Rentenrecht einführen, Leistungen der Menschen in den neuen Bundesländern aus früheren Jahren im Rentenrecht unberücksichtigt lassen, die den Menschen aus den neuen Bundesländern erworbene Rechte entziehen oder sie politisch ausgrenzen.

Bei alledem ist zu berücksichtigen, daß es einen Einigungsvertrag gibt, aber seit dem 3. Oktober 1990 ein Partner des Vertrages untergegangen ist, der auf Einhaltung bestehen, Weitergehendes vereinbaren und sich gegen benachteiligende Interpretationen wenden könnte. Das gilt entsprechend für den Vertrag über die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion. Dort waren bekanntlich Anteilscheine für Bürgerinnen und Bürger der DDR vorgesehen, die nun niemand einfordert.

Die Komitees für Gerechtigkeit sollten sich für mehr soziale Gerechtigkeit für alle Bevölkerungsschichten, für die Erhaltung sozialer, schulischer, wissenschaftlicher, kultureller und sportlicher Einrichtungen, für die Beseitigung von Benachteiligungen für Frauen, für Perspektiven für Kinder und Jugendliche, gegen politische Ausgrenzungen, rassistische und ausländerfeindliche Stimmungen einsetzen. Sie sollten einerseits diesbezügliche Aktivitäten und Aktionen von Gewerkschaften, Parteien und sozialen Vereinigungen unterstützen und andererseits selbst entsprechende Aktionen durchführen. Nur dann, wenn die Menschen im Osten Deutschlands sich in großer Zahl solidarisch, selbstbewußt und selbstbestimmt für ihre Rechte und Interessen einsetzen, werden sie das gegenwärtige Ohnmachtsgefühl überwinden.

Die Befreiung vom repressiven Charakter der ehemaligen DDR im Herbst 1989 war das Werk von Millionen Menschen, sie haben keinen Grund, nun depressiv, verzweifelt und ohnmächtig zuzusehen, wie ihre Würde und ihre Interessen verletzt werden.

Wie sich aus dem Appell ergibt, richtet sich das Anliegen keinesfalls gegen die Menschen in den alten Bundesländern, da auch ihre Zukunft nicht unwesentlich von der Lösung ostdeutscher Probleme abhängt. Die globalen Probleme bedrohen die Existenz der Menschheit täglich zunehmend. Die Bereitschaft der Menschen in den neuen Bundesländern, global zu denken und zu handeln, wird in dem Maße wachsen, in dem sie ihre psychische Beeinträchtigung dadurch verlieren, daß ihnen Gerechtigkeit in der Bundesrepublik Deutschland widerfährt.

Dr. Peter-Michael Diestel, Rechtsanwalt, Mitglied des Landtages Brandenburg; Dr. Gregor Gysi, Rechtsanwalt, Mitglied des Bundestages; Stephan Hermlin, Schriftsteller; Stefan Heym, Schriftsteller; Walter Janka, Schriftsteller; Heiner Müller, Schriftsteller und Präsident der Akademie der Künste der ehemaligen DDR; Manfred Müller, Vorsitzender des Landesverbandes Berlin der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen; Claus-Jürgen Warnick, geschäftsführender Vorsitzender des Mieterbundes im Land Brandenburg.

Scheitert die Erweiterung der Jugendherberge an Karl Lohwasser? Stadt will Nachbargrundstück kaufen / SPD und FDP wünschen sich ein Jugendgästehaus / Kämmerer hat finanzielle Bedenken

BAD HOMBURG. Die SPD erneuert ihre Forderung, die Jugendherberge in der Stadtmitte zu erweitern und zu modernisieren. "Ein attraktives Jugendgästehaus nützt auch der Kur- und Kongreßstadt, der es an preiswerten Übernachtungsmöglichkeiten für junge Menschen fehlt", betont die SPD-Fraktionsvorsitzende Beate Fleige.

Die Äußerung von Stadtkämmerer Karl Lohwasser (CDU), die Stadt könne "nicht auch noch die Finanzen des Jugendherbergswerks sanieren", bezeichnet die SPD-Politikerin als "Zynismus". Ein Jugendgästehaus unter der Leitung des Jugendherbergswerks befürwortet auch die FDP. Fraktionschef Wolfgang Hof versichert: "Wir fordern das für die nächste Legislaturperiode."

Hintergrund der wieder aufgeflammten Diskussion über die Jugendherberge ist, daß die Stadt das Nachbargrundstück einer Firma im Mühlweg kaufen will. In der nächsten Stadtverordnetenversammlung sollen die Parlamentarier über eine entsprechende Vorlage des Magistrats entscheiden. Der Preis für das Gelände beträgt 3,3 Millionen Mark. Auf dem Gebiet der Firma wäre ein Erweiterungsbau der Jugendherberge möglich. Nach einem Zeitungsbericht hat Stadtkämmerer Lohwasser darauf jedoch zurückhaltend bis ablehnend reagiert und auf eine finanziell schwierige Lage der Stadt hingewiesen. Er äußerte, daß das Gelände auch für andere Objekte günstig sei.

Nach Aussage von Peter Kraft, stellvertretender Geschäftsführer des Jugendherbergswerks in Frankfurt, ist das Herbergswerk aufgrund seines preisgünstigen Übernachtungs- und Verpflegungsangebots "grundsätzlich nicht in der Lage, größere Investitionen allein zu tätigen". Neben Unterstützung von Seiten des Bundes und der Länder für den gemeinnützigen Verein, helfen in vielen Fällen auch Kreise und Kommunen finanziell. "Wir hoffen natürlich, daß sich die Stadt Bad Homburg an den entstehenden Kosten beteiligt", sagt Kraft. Interessiert sei das Herbergswerk an einer Erweiterung und Modernisierung seiner Anlage in Bad Homburg auf jeden Fall.

Die Freien Demokraten favorisieren eine Lösung unter dem Dach der Kommune. "Die Stadt soll das Gebäude der jetzigen Jugendherberge vom Herbergswerk kaufen, auf dem Gelände der Firma Lang erweitern und als Betreiber wieder das Jugendherbergswerk einsetzten", schlägt Wolfgang Hof vor. Dem Jugendherbergswerk einfach einen Zuschuß zu bezahlen, lehnt der FDP-Politiker ab.

Beate Fleige von der SPD fragt mit Blick auf die ablehnende Haltung von Stadtkämmerer Lohwasser rhetorisch: "Was in anderen Städten gang und gäbe ist, nämlich eine Beteiligung der Gemeinde, soll bei der Stadt Bad Homburg nicht möglich sein?" jom

Ferien für Daheimgebliebene (XXVII): Naturschutz in den Weilbacher Kiesgruben Spiele und Rätsel in der Natur Neuer Lehrpfad informiert

Wo einst industriell Kies abgebaut wurde, ist jetzt wieder die Natur auf dem Vormarsch. Und mit ihr kommen die Spaziergänger, die Pflanzen- und Tierfreunde. Ein Großteil der Kiesgruben in der Nähe des Flörsheimer Stadtteils Weilbach steht seit sechs Jahren unter Naturschutz und bietet sich mit einem Naturlehrpfad, dem Naturschutzhaus und Biotopen zu einem "Besuch in wiedergewonnener Landschaft" - so der Titel einer Broschüre - an. Auch naturliebende FR- Leser können einen solchen Besuch machen: Am Donnerstag, 23. Juli, werden sie von zwei Expertinnen bei einem Rundgang informiert.

Hinter dem Gelände, der Broschüre und den dortigen Möglichkeiten steckt die Abkürzung GRKW: Die Stadt Flörsheim, der Main-Taunus-Kreis und der Umlandverband Frankfurt gründeten 1980 die "Gesellschaft zur Rekultivierung der Weilbacher Kiesgrubenlandschaft". Der Name ist Programm: Ein Areal, durch Kiesabbau, Müll- und Schuttablagerungen großflächig zerstört, sollte saniert und für Naturschutz, Aufforstung, landwirtschaftliche Nutzung und Naherholung gewonnen werden. Diese Ziele sind mittlerweile im wesentlichen erreicht, auch wenn noch nicht alles fertig ist, die Natur mit ihrem Wachstum noch nicht alle Scharten ausgewetzt hat.

Pflanzen und Tiere breiten sich mehr und mehr in ihrem neuen Reich aus. Mehr als 13 Millionen Mark hat die GRKW in Grunderwerb, Bauten und Pflanzen gesteckt. Im südlichen Teil stehen rund 60 Hektar unter Naturschutz. Im Frühjahr 1991 wurde das Naturschutzhaus als informatives Zentrum eröffnet und das Naherholungsgebiet freigegeben; im Mai 1992 wurde der Naturlehrpfad fertig.

Um diesen Pfad geht es beim Besuch der FR-Leser am Donnerstag. Die Route wendet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, aber Eltern oder Erwachsene ohne Kinder können ebenso davon profitieren. Rosita Teipel und Martina Haas, Biologie-Lehrerinnen und Angestellte der GRKW, stehen um 10 Uhr am Naturschutzhaus bereit. Bis zu 40 "Mitläufer" können sie bewältigen; kommen deutlich mehr, könnten einige - am besten die ohne Kinder - die Broschüre zur Hand nehmen und auf eigene Faust durchs Gelände (48 000 Quadratmeter groß) streifen. Das Mitmachen ist kostenlos.

Gezieltes Beobachten und das richtige, nämlich dezente Verhalten in der Natur sind die Lernziele. Dazu gibt es diverse Spiele und Rätsel, gilt es Pflanzen und Tiere zu entdecken. Entlang des Lehrpfades sind Stationen den Schwerpunkten gewidmet, zum Beispiel den Lebensräumen Hecke und Teich. Stein- und Geröllhalden, ein Bienenhaus, verschiedene Beobachtungshütten und Böschungen lassen mit etwas Geduld die jeweils eigene Flora und Fauna erkennen. 47 Vogelarten hat Martina Haas bereits gezählt. Außerdem leben Eidechsen, Blindschleichen, Frösche, Kröten, Wasserinsekten und markante Pflanzen dort.

An einem Hang öffnet sich ein Fenster in die Erdgeschichte. Hier läßt sich an den verschiedenen Erd- und Gesteinsschichten ablesen, daß vor zwei Millionen Jahren der Main ein viel größerer Fluß als heute war, sein Bett immer wieder veränderte und auch an Weilbach vorbeifloß.

Zum Schluß des Rundgangs können die Jüngeren Samen und Früchte sammeln und daraus ein Bild zusammenlegen - das Ergebnis kann dann jede/r mit nach Hause nehmen. Fragen und überhaupt jegliche Resonanz auf die Gesamtanlage sind erwünscht. Neben Rosita Teipel und Martina Haas kümmern sich ein Zivildienstleistender und - als freie Mitarbeiter - einige Studenten um die ehemaligen Kiesgruben.

Dem Bereich mit dem Lehrpfad gegenüber liegt das Naturschutzgebiet, wo sich Tiere und Pflanzen völlig ungestört entwickeln können: Hier ist Besuchern der Zugang verwehrt; es gibt lediglich einen umlaufenden Weg und fünf Beobachtungspunkte. Selbstverständlich sind Hunde, wenn sie überhaupt mitgebracht werden, an der Leine zu führen.

Wer sich für die Anlage interessiert, aber nicht zur Führung kommen kann: Das Areal samt Naturschutzhaus ist montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr, freitags von 9 bis 12 Uhr, mittwochs zusätzlich bis 18 Uhr und bis Oktober jeden ersten Sonntag im Monat von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Weilbach liegt zwischen Flörsheim und Hofheim; von der Hauptstraße des Stadtteils ist der Weg zur "Kiesgrubenlandschaft" ausgeschildert. Per Fahrrad könnte man auf dem neuen Mainuferweg bis Eddersheim und von dort nach Weilbach fahren. Eddersheim wäre auch die Haltestelle, wenn man die S 1 (Frankfurt- Wiesbaden) nimmt. tom

Von der Natur zum Geld: Als nächstes steht die Deutsche Bundesbank in Frankfurt, zentrale Hüterin von Geld und Gold, auf unserem Ferienprogramm. Morgen beschreiben wir, wie man dort am Montag und Mittwoch der kommenden Woche immensen Werten ein Stück näherkommen kann. Allerdings gelten für die beiden Besuche eine telefonische Anmeldung und bundesbank-typische scharfe Sicherheitsvorkehrungen.

CDU feiert Geburtstag

FRIEDRICHSDORF. Ihr 25jähriges Bestehen feiert die CDU Seulberg am Sonntag, 16. August, um 11 Uhr im Gasthaus "Zum Taunus" in der Oberbornstraße. An diesem Ort fand auch die Gründungsversammlung vor einem Vierteljahrhundert statt.

Im Mittelpunkt der Feier steht die Ehrung langjähriger Mitglieder. c

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen

Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Betriebsferien.

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Wayne's World (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Van Gogh (19.30 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der sehr große Fisch (22 Uhr). Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: Geschlossen bis 15. August.

Rüsselsheim. Stadtbücherei, Am Treff 5: Alles über Dinosaurier, vom Bilderbuch zum Sachbuch, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 31. Juli.

Museum in der Festung, Hauptmann- Scheuermann-Weg 4: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.

Opel-Forum, Bahnhofsplatz 1: Holzzeichen - Lebenszeichen, von Birgid Vietz, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis 31.Juli.

Groß-Gerau. Kulturcafé im Alten Amtsgericht: Linolschnitte von Andreas W. Schmitt, zu den Café-Öffnungszeiten, bis 31. Juli.

Biebesheim. Heimatmuseum Biebesheim, Rheinstraße 44: Geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr.

Nauheim. Heimatmuseum, Schulstraße 6: Geöffnet jeweils sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Gruppentreffen 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.

Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Rentnergemeinschaft "Sonnenschein": Treffen, 15 bis 18 Uhr, SKG-Heim Walldorf. Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Amtsärztlicher Dienst: Besuchszeit 7.30 bis 11.30 Uhr, im Kreisgesundheitsamt, Tel. 0 61 52 / 12-206.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, von 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Kreisjugendamt: Sexualberatung, 8 bis 12 Uhr, Landratsamt.

Rüsselsheim. Caritas: Beratung für Suchtkranke, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10; Sprechstunden des Caritas-Verbandes in der Waldstr. 34, 9 bis 12 u. 15 bis 16.30 Uhr, und nach telefonischer Anmeldung (Tel. 0 61 42 / 6 21 09).

Pro Familia: Beratung 9 bis 15 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstraße 10 und in der Altentagesstätte St. Christophorus, Waldweg.

Raunheim. Wildwasser-Beratungsstelle: 10 bis 12 Uhr, im Frauentreff, Frankfurter Straße 13, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00.

(Ohne Gewähr)

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen

Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: 1. Sinfoniekonzert, 20.15 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen, Fichtestraße 50. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr). - Viktoria: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Pünktchen und Anton (10 Uhr); Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20 Uhr). - Fantasia: Wayne's World (15, 17.30, 20 Uhr).

Neues UT-Kino: Sneak Preview (22.30 Uhr). Vereine / Organisationen Dreieich. DRK-Blutspendetermin, 15 bis 20 Uhr, Bus am Sprendlinger Bürgerhaus. Langen. Turnverein 1862: Seniorenwanderung, 14.15 Uhr, ab Forsthaus. Ausstellungen Neu-Isenburg. Stadtbücherei, Frankfurter Straße: Ausstellung der Verbraucherberatung: Obst und Gemüse haltbar machen, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 1. August.

Quartier IV, Luisenstraße 18: Bilder von Hannelore Jung und Elsa von Blanc , montags und mittwochs bis freitags, 14 bis 18 Uhr, bis 4. September.

Stadtwerke, Frankfurter Straße 89: Ausstellung zum Thema Wassersparen, zu den normalen Geschäftszeiten, bis 24. Juli.

Galerie im Hotel Kempinski, Gravenbruch: Malerei von Anneliese Müller-Nisi, zu den üblichen Öffnungszeiten, bis 30. August.

Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Öffnungszeiten: Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils 9 bis 17 Uhr.

Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Alte Musikinstrumente und Kupferstiche der Comedia dell' Arte (bis 20. September), Eröffnung heute 19.30 Uhr; sowie Deutsche Porzellan- und Spielpuppen im Wandel der Zeit (bis 9. August), dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr.

Bürgerhaus Sprendlingen, Fichtestraße: Werke von Angelika Schwindt, montags bis samstags 17 bis 19 Uhr, sonntags 10 bis 12 Uhr, bis 31. Juli.

Stadtbücherei Sprendlingen, Fichtestraße 50: Ölbilder und Antiquitäten von Romana Swrschek, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 31. Juli.

Langen. Altes Rathaus, Wilhelm- Leuschner-Platz: Sommerpause bis 2. August. Restaurant Merzenmühle im Langener Mühltal: Dauerausstellung mit Arbeiten des Langener Malers und Graphikers Eginhard Schick, zu den Restaurant-Öffnungszeiten. Egelsbach. Fahrzeug-Veteranen- Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre, sonntags 10-12 und 14-17 Uhr.

Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.

Verein für ältere Bürger, Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75-79.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke": Beratung, 11.30 bis 12.30 Uhr; Gymnastik und Frühstück, 10 bis 12 Uhr, Löwengasse 8.

Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr.143: Offener Treff für alle, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.

Sprechstunde von Pro Familia, 14.30 bis 16.30 Uhr, Ludwigstraße 75, Telefon 2 65 25.

Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: Sprechstunden 14 bis 16 Uhr, für den Ostteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Gravenbruch, Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstr. 75-79, Tel. 2 36 47.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Beratung, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstr. 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und deren Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstrasse 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 17 Uhr; Beratung von Zivildienstleistenden, 17 bis 19 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.

Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Baby-Treff für Babys ab vier Monaten und deren Eltern, 15 bis 16.30 Uhr, Christuskirchengemeinde in Sprendlingen, Fichtestraße 31.

Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Beratungsstunden des Vorstands, 10 bis 12 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 /5 33 44.

Sprechstunde für Senioren, Arbeiterwohlfahrt, 10 bis 12 Uhr, altes Feuerwehrhaus. Kinderschutzbund, Fahrgasse 2, Beratung 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.

Laienhilfe: Gespräche mit Menschen mit seelischen Problemen von 15 bis 17.30 Uhr, Südliche Ringstraße 107. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine

Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Turmstudio: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).

Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Ausstellungen Dietzenbach. Heimatmuseum, Darmstädter Straße 11: Geöffnet sonntags 10 bis 12 Uhr.

Bürgerhaus, Offenbacher Straße: "Aqui está Masaya" - Eine Partnerstadt stellt sich vor, montags, mittwochs, freitags 9 bis 12 u.15 - 19 Uhr, dienstags u. donnerstags 15 bis 20 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 11 bis 20 Uhr, bis 15.August.

Galerie Wagner, Schäfergasse 16. Dauerausstellung: Malerei und Grafik - Sammlung zeitgenössischer Kunst, Montag bis Samstag (außer Mittwoch) von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.

Feuerwehrmuseum, Rathenaustraße 16: Feuerwehrgeschichte ab 1876, sonntags 10 bis 12 Uhr.

Rödermark. Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, sonntags 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.

Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: Ständige Ausstellung der Prozellan-Sammlung, sonntags bis freitags 10 bis 15 Uhr.

Galerie Lou ihr Milljöh, Ober-Roden, Dockendorffstraße 8: In den Sommerferien nur von 9.30-11.30 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung.

Seligenstadt. Rathaus, Am Marktplatz: Kleinplastiken und Zeichnungen von Gotthelf Schlotter, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 6. September.

Kreismuseum der Heimatvertriebenen, Frankfurter Straße 13: Geöffnet samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr.

Mühlgarten der Klosteranlage: Freiluftausstellung - Skulpturen von Gotthelf Schlotter, tägl. 8-19 Uhr, bis 6. September.

Führungen in der früheren Benedektiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).

Galerie im Keller, Uhlandstraße 14: Aquarelle, Ölbilder und Holzschnitte von Klaus Dittrich, zu den üblichen Öffnungszeiten. Dieburg. Kreis- und Stadtmuseum, Eulengasse 7: geöffnet freitags und samstags 14 bis 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.

Schloß Lichtenberg im Fischbachtal: Alte Hüte - neuer Hut, mittwochs und freitags 14 bis 17 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 10 bis 17 Uhr, bis 27. September. Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß geöffnet: Mittwoch 16 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 19 Uhr.

Otzberg. Museum Otzberg, Spielzeugmuseum und Veste Otzberg: Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen, mittwochs und samstags 14 und 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.

Odenwälder Kunstkabinett, Hanauer Gasse 3: Geöffnet mittwochs und samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstraße 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF): Beratung, 13 bis 19 Uhr, Ober-Roden, Trinkbrunnenstr. 20, Rufnummer 0 60 74 / 9 67 59.

VEF-Kinder- und Jugendtelefon, Direktkontakt mit Frau Krüger-Degenhardt, 13 bis 14 Uhr, Tel. 0 60 74 / 91 12 67.

Kinderschutzbund: Beratungsstunden,16 bis 18 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Urberacher Frauentreff: Frauencafé, 10 Uhr; offener Treff, 20.30 Uhr, Borngasse 29.

Kleinkinderspielkreis (Krabbelalter bis drei Jahre) des Vereins für Erziehungs- und Familienfragen, ab 15 Uhr in der Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Sprechstunde, 16 bis 19 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Kinderschutzbund, Beratungen, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr, City Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen

Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (17.30, 20 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen, Teil 2 (15.15 Uhr); Schlafwandler (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Wayne's World (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Oliver und Olivia (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Zeitlos: Das Wunderkind Tate (19.45 Uhr). Parteien / Parlamente Obertshausen. Treffen der Jusos, 19.30 Uhr, im Rathaus. Ausstellungen Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: 70 Drucke der Edition Wolfgang Tiessen (bis 23. August); sowie: Ständige Ausstellung - Schriftgießerei Karl Klingspor und Sammlung Guggenheim, montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.

Stadtmuseum, Parkstraße 60: Sonderausstellung: Skelette erzählen - Anthropologische Forschungen (bis 25. Oktober); Spielzeug-Ausstellung (bis auf weiteres); Sonderausstellung: Elfenbeinschnitzereien (bis auf weiteres); Dauerausstellungen: Offenbacher Fayencen sowie Alois Senefelder und die Notenfabrique André, geöffnet dienstags, donnerstags bis sonntags, 10-17 Uhr, mittwochs 14-20 Uhr.

Deutsches Ledermuseum / Schuhmuseum, Frankfurter Straße 86: Geöffnet täglich 10 bis 17 Uhr.

Rathaus, Stadthof 15: Ausstellung von Keramik-Objekten in Raku-Technik der Volkshochschule Offenbach, täglich 8 bis 17 Uhr, bis Ende Juli.

Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler; Bilderausleihe dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.

Restaurant Dino, Luisenstraße 63: Karikaturen von Klaus M. Puth, zu den Restaurant-Öffnungszeiten, bis Ende August. Heusenstamm. Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen und Vorstellung neuer Exponate, jeweils sonntags von 10 bis 12 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 9 bis 16 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Bellavista, Kontaktladen und Drogenberatung, Berliner Straße 118: 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.

Aids-Hilfe Offenbach: Beratung, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 48, Tel. 88 36 88.

Mütterberatung in Bürgel, 13.30 bis 15.30 Uhr, Uhlandschule, Stiftstr. 25.

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach für Eltern, Kinder und Jugendliche, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 -23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas für Eltern, Kinder und Jugendliche, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstraße 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 14 bis 18 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 8 00 12 99.

Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, 19 bis 20.30 Uhr, Städtische Kliniken, Haus F, (Beschäftigungstherapie). DFG-VK: Kriegsdienstverweigerungs- und Zivildienst-Beratung, 18 Uhr, Zentrum III, Frankfurter Straße 63 (HH).

Rheuma-Liga, Beratung, Friedrichsring 2 (AOK-Haus), 10 bis 12 Uhr.

Beratung "Energieeinsparungsmöglichkeiten an Haus und Heizung", Rathaus, Berliner Straße 100, 15 bis 18 Uhr.

Beratung und Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 -22 19.

Aktionsbündnis gegen Rassismus: Treffen, 19 Uhr, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus). Mühlheim. Beratung der Stadtwerke zum Energie- und Wassersparen, 13.30 bis 18 Uhr, im Rathaus, Tel. 0 61 08 / 60 19 53.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle für Familien, Erzieher und Jugendliche des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 /20 01.

(Ohne Gewähr)

Tiefkai in Sachsenhausen wird nun abends bewacht Wirte organsisieren Parken am Ebbelweiviertel

Zertrümmerte Scheiben, aufgeschlitzte Reifen, geklaute Autoradios, demolierte Kotflügel - Besucher des Alt-Sachsenhäuser Ebbelweiviertels, die ihren Wagen am Tiefkai des Deutschherrnufers abstellten, erlebten bislang relativ häufig solche bösen Überraschungen nach dem abendlichen Kneipenbummel. Seit kurzem aber ist das Parken dort sicherer geworden: Zwischen Obermain- und Flößerbrücke gibt es einen bewachten Platz für 180 Fahrzeuge. Kassiert wird am Schrankenhäuschen an der Einfahrt gegenüber dem "Haus der Jugend". Fünf Mark kostet die Gebühr; dafür haben werktags von 18 bis 3 Uhr, samstags / sonntags von 6 Uhr morgens bis 3 Uhr nachts Wachleute das Auto im Blick.

Ansonsten bleibt die Barriere oben, kann jedermann gratis seinen Wagen - dann allerdings unbewacht - auf dem Tiefkai lassen.

Stark gemacht haben sich für die bewachte Park-Zone die Wirte von der "Interessengemeinschaft der Gastronomen Alt-Sachsenhausens". Vier von ihnen - Wolfgang Schlagmüller ("Lorsbacher Tal"), Bruno Faust ("Borsalino"), Dietrich Schneider ("Altänchen") und Götz Elsässer ("Grauer Bock") - betreiben auch den Platz.

Die Stadt gab der Wirte-Gemeinschaft einen "Überlassungsvertrag" für den Kai-Abschnitt.

Der Kontrakt ist auf ein Jahr befristet, "und falls das Ufer hier mit einer Grünanlage oder ähnlichem neu gestaltet wird, dann gilt er nicht mehr", sagt Stadtrat Achim Vandreike (SPD), Dezernent für öffentliche Ordnung.

Der Vertrag werde zudem bald in einem Punkt nachgebessert. Anwohner vom Deutschherrnufer, die bislang ihre Autos dort abstellten, haben nämlich bei Stadtrat Vandreike heftig dagegen protestiert, "ihre" Fläche zum Kneipen-Parkplatz zu machen. Sauer stieß den Einheimischen vor allem die per Handzettel übermittelte Drohung auf, "Ihr Fahrzeug abzuschleppen".

"Das ist ein falscher Zungenschlag", räumt der Stadtrat ein, "es wird vorerst kein Abschleppen geben." Man werde mit jedem Anwohner, der sich beschwere, reden: "Denen wollen und müssen wir ein Stück entgegenkommen."

Auf Gespräche setzt Vandreike auch bei seinem vor einem Jahr proklamierten politischen Ziel, das Image des durch Randale und Nepp heruntergekommenen Viertels aufzubessern. Ohne die Bewohner und Wirte Alt-Sachsenhausens laufe da nämlich nichts. "Unsere Aktionen haben zu einer jetzt schon sichtbaren Verbesserung und Beruhigung geführt", bilanziert der Ordnungsdezernent.

Wobei aber auch durchaus "eingeschritten" wurde: drei Kneipen geschlossen, 50 Bußgeldverfahren wegen Lärmbelästigung, 18 Zwangsgelder, weil gegen Bau- und Sicherheitsbestimmungen verstoßen wurde.

Einigen Wirten wurden solch massive Umbau-Auflagen gemacht, daß sie die Schürze an den Nagel hängten. Jüngstes Beispiel: Der "Gorjelschwenker", von Brandschützern als "Mausefalle" beschrieben, ist zu. Vandreike will allerdings "weg von der Schließungs- und Verrottungsdebatte", möchte "positive Schlagzeilen". So werde ab Dezember täglich Markt auf dem Paradiesplatz sein.

Und demnächst wolle man, um der herrschenden Straßensuff-Tristesse zu begegnen, den Gassenverkauf von Flaschenbier untersagen. peh

Pension als Zwischenlösung Hilfe für obdachlose Frauen soll schnell Erfolg haben

"Also ich würde sofort hier einziehen", urteilte die Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, Esther Gebhardt, während der offiziellen Eröffnung von Frankfurts erster Pension für obdachlose Frauen. Gebhardt freute sich besonders, daß man mit diesem Projekt "nicht in einer Problemzone wie dem Bahnhofsviertel oder dem Ostend gelandet" sei, sondern "in einem schönen Stadtteil", in Eschersheim.

Die sechs Doppelzimmer und zwei Einzelzimmer der Pension sind jedoch längst vergeben. Zwei 19jährige Freundinnen werden sich ein Zimmer teilen, ebenso eine 40jährige Mutter mit ihrem Säugling. Für "psychisch instabile Frauen" sei die Einrichtung nicht gedacht, machte Conrad Skerutsch vom Evangelischen Verein für Wohnraumhilfe deutlich, der die Einrichtung betreibt. Nicht länger als ein halbes Jahr sollen die Frauen Pensionsgast spielen , dann - so hofft man - wird man für sie eine richtige Wohnung gefunden haben.

Einschließlich der Menschen, die in Heimen und Billighotels untergebracht sind, wird die Zahl der Obdachlosen in Frankfurt auf 4000 bis 4500 Personen geschätzt. Der Anteil der Frauen ist in den letzten Jahren ständig gestiegen und beträgt derzeit etwa 20 Prozent. Während früher hauptsächlich die Unterschicht von Obdachlosigkeit betroffen war, werde Wohnsitzlosigkeit auch in der Mittelschicht mehr und mehr zu einem Problem, erklärte Sozialdezernent Berg.

Bindungen - "das muß nicht immer eine Ehe sein" - gingen häufiger auseinander als vor zwanzig Jahren. Da trennt sich zum Beispiel ein unverheiratetes Paar, der Mietvertrag wurde vom Mann unterschrieben, die Frau muß sich eine neue Wohnung suchen und findet keine - solche Fälle seien typisch, ergänzte Skerutsch. Derzeit hat das Sozialamt nur die Möglichkeit, diese Frauen in billigen Hotels unterzubringen, wo sie oft belästigt oder angefeindet werden.

In der Pension "Haus Geneve" sollen die "Selbsthilfekräfte" der Frauen gestärkt werden. Leiterin Alexandra Gabriel wird - unterstützt von einer Mitarbeiterin - den Weg in die Selbständigkeit ebnen helfen. Wie sich der Alltag gestalten wird, ist noch weitgehend offen. Leiterin Gabriel wünscht sich "eine familiäre Atmospäre". Eine "strenge Nachtruhe" sei sicher notwendig, viele Frauen seien berufstätig. Besuchsmöglichkeiten seien auch recht bescheiden.

An Gemeinschaftseinrichtungen gibt es einen Keller mit Waschmaschine und Trockner, eine Wohnküche, die in einen Wintergarten übergeht. Ein kleiner Garten gehört ebenfalls zu dem Gebäude, das zuvor als Hotel betrieben wurde und für 80 000 Mark umgebaut wurde. ft

Wo das Vernügen für Wanderer , Radler und Angler grenzenlos ist Das Dreiländereck Maas-Rhein ist seit 1976 eine "Euregio", aber nicht alle bürokratischen Hürden sind überwunden Von Reinhard Voss (Aachen)

Wer nicht sorgfältig auf die Straßenschilder achtet zwischen Elmpt, Maasniel und Maasbracht - die Dörfchen liegen kaum 30 Kilometer auseinander und könnten in diesem Dreiländereck auch durch beliebig andere Orte ersetzt werden -, der merkt am ehesten an der Zahl und am Zustand der Radwege, in welchem Land Europas er sich befindet. Sind sie selten und schlecht, ist man in der Bundesrepublik Deutschland. Sind sie hervorragend, befindet man sich im vielgepriesenen Radfahrer-Eldorado Holland. Sind sie zwar nicht so gut wie in den Niederlanden, aber noch wesentlich besser und zahlreicher als in Deutschland, radelt man über belgisches Territorium.

Wer mit dem Auto unterwegs ist, hat diese Hilfsmarken für seine Orientierung nicht. Ehe er sich versieht, braust er, ungehindert von Kontrollen und Grenzbäumen, durch dieses Dreiländereck, das, je nach Sprache, in den Akten der Eurokraten als Euregio Maas-Rijn, Maas-Rhein oder Meuse-Rhin gekennzeichnet ist. Selbst Ausländer aus Nicht-EG-Staaten, die vielleicht Stempel für ihre Pässe sammeln, um in der fernen Heimat zu zeigen, wo überall sie gewesen sind, gingen leer aus: Wo es hier noch Grenzhäuschen gibt, sind sie zumindest an den Wochenenden unbesetzt. Kontrollen finden nicht statt. Die Maas, in deutscher Hybris einst besungen als ewige deutsche Westgrenze, hat ihre Trennschärfe längst verloren. Holländische, belgische und deutsche Wanderer, Radfahrer, Wassersportler und Angler bevölkern die Ufer beiderseits des Flusses einträchtig und in Scharen, wann immer das Wetter es zuläßt - ein europäischer Normalzustand, der keiner spektakulären Gipfel und Verträge bedarf.

Dabei liegt Maastricht, dieses neue Synonym für das erhoffte oder befürchtete neue Super-Europa, fast genau im Zirkelmittelpunkt der Euregio Maas-Rhein. Als im Jahre 1976 die beiden belgischen Provinzen Limburg und Lüttich, der südliche Teil der Provinz Niederländisch- Limburg sowie Aachen, Düren, Euskirchen und Heinsberg auf deutscher Seite diesen europäischen Regionalzusammenschluß gründeten, konnten die verantwortlichen Politiker noch nicht wissen, daß in "ihrem" Maastricht ein Vierteljahrhundert später das vereinte Europa ausgehandelt würde. Anders als andere grenzüberschreitende Zusammenschlüsse in der EG ist Maas-Rhein eine Arbeitsgemeinschaft von den drei Provinzgouverneuren auf der belgischen und niederländischen Seite und des Regierungspräsidenten von Köln. Eine parlamentarische oder verwaltungstechnische Verankerung "nach unten" fehlt hier.

Den rund 3,5 Millionen Menschen, die in der Region zu Hause sind, dürfte das relativ gleichgültig sein. Und ob sehr viele von ihnen wissen, daß in ihrer engeren Heimat seit April vergangenen Jahres nun auch eine niederländische "Stichting", eine Rechtspersönlichkeit, vergleichbar dem deutschen eingetragenen Verein, die europäischen Belange koordiniert, ist auch noch durch keine Meinungsumfrage festgestellt worden. Viel wichtiger ist ihnen, daß nun - um nur ein Beispiel zu nennen - der Umweltschutz nicht mehr an den jeweiligen Staatsgrenzen endet: An Maas und Rhein werden vielmehr 52 Prozent aller gemeinsam ausgegebenen Gelder in den Aktionsbereich Umweltschutz/Landwirtschaft investiert. Das beginnt bei gemeinsamen Tagungen von Umweltschützern aus den drei Ländern, setzt sich fort bei grenzüberschreitenden Maßnahmen zur Gewässerreinhaltung und endet bei - noch nicht spruchreifen - Planungen für eine grenzübergreifende Abfallentsorgung.

Noch spürbarer wird das zusammenwachsende Europa für die Menschen in diesem Grenzgebiet durch (nur auf den ersten Blick nebensächliche) Neuerungen wie die grenzüberschreitenden Radwege. Ein erster offizieller - inoffizielle gibt es schon lange mehrere - verläuft seit Anfang Juni zwischen Schloß Rimburg bei Aachen und Rimburg in Holland. 25 Kilometer lang ist die Strecke entlang der Wurm. Zwischen Aachen, Venlo, Kerken und Nettetal werden zur Zeit ähnliche landschaftlich reizvolle Routen vorbereitet, die mehrfach die Grenzen überspringen.

Die vier Partner der Euregio Maas- Rhein zahlen derzeit jährlich je 100 000 Gulden in eine gemeinsame Kasse für solche und andere europäischen Mini- Projekte. In der deutschen Zweigstelle am Aachener Theaterplatz warnt man allerdings davor, die Effektivität der grenzüberschreitenden Arbeitsgemeinschaft allein an der Höhe dieses eher bescheidenen Etats zu messen. Viel aufschlußreicher sei ein Blick in den Veranstaltungskalender der Euregio für 1992. Da gibt es Wanderungen über die drei Grenzen mit besonderem Blick auf die Umweltsituation diesseits und jenseits; da gibt es Seminare für Polizisten, Schulleiter und Katastrophenschützer; da gibt es die Euregionale Sommerakademie mit Künstlern aus der Region; da gibt es gemeinsame Sport-, Musik- und Spieltage - die alle den gleichen Zweck haben: ganz einfach die Menschen einander näherzubringen. Ohne, oder vielleicht sogar trotz Brüssel.

In der Hinsicht ist noch einiges zu tun. Nicht umsonst gibt es im Aachener Euregio-Büro eine "Grenzgängerberatungsstelle". Bis vor kurzer Zeit hieß die noch "Beschwerdestelle" und wurde nur aus Gründen der europäischen Wortkosmetik umgetauft. Fragt man Ingeborg Sinn, die Leiterin der Beratungsstelle, nach den Ärgernissen, mit denen sie sich täglich herumplagen muß, gleicht ihre Reaktion einem gerade geöffneten Stauwehr: Es sprudelt und strömt mächtig über die europäischen Klippen. Wegen der unterschiedlichen Rechtslage in Belgien, den Niederlanden und Deutschland haben Grenzgänger, die in einem der drei Länder wohnen, im anderen aber arbeiten, jede Menge Nachteile: beim Arbeitslosen- und beim Kindergeld, Behindertenausweise werden nicht anerkannt, es gibt Benachteiligungen beim Steuerrecht und bei den Pensionen. Das Melderecht ist in den drei Ländern so unterschiedlich und für die Betroffenen so unübersichtlich gefaßt, daß Grenzgänger nach den Erfahrungen von Ingeborg Sinn immer wieder wegen An- und Abmeldungen und der Benennung von Erst- und Zweitwohnsitz in juristische Schwierigkeiten geraten.

Unstimmigkeiten gibt es auch bei der Anerkennung von Zeugnissen. Nach Schätzung der Aachener Beratungsstelle wohnen allein in der Euregio "mehrere tausend" deutsche Familien im grenznahen Ausland - unter anderem deshalb, weil dort die Mieten und die Bodenpreise nicht so hoch sind wie in Deutschland. Solange ihre Kinder klein sind, schicken diese Familien ihren Nachwuchs auf eine der nahen holländischen oder belgischen Grundschulen. Wenn die Kinder dann eine weiterführende deutsche Schule besuchen wollen, gibt es oft Ärger, weil die bis dahin erworbenen Schulabschlüsse nicht immer anerkannt werden. Ähnliches gilt für Berufsanfänger. "Das trifft gerade solche Menschen, die, ermutigt durch die verbalen Vorgaben der Politiker vom europäischen Binnenmarkt ihren Arbeitsplatz oder Wohnsitz im Nachbarland wählen und nun plötzlich vor mehr als doppelt so vielen Gesetzen und Verordnungen wie vorher stehen", ärgert sich Ingeborg Sinn.

Und immer geht es an den Grenzkontrollstellen auch nicht reibungslos zu. Denn noch gibt es Grenzer in allen drei Ländern. Und die picken sich, beispielsweise, gern mal aus deutschen Bussen türkische Kinder heraus, die mit ihren deutschen Schulkameraden einen der beliebten Freizeitparks in Holland besuchen wollen. Die türkischen Mädchen und Jungen brauchen dafür im Gegensatz zu den deutschen Kindern ein Visum, dessen Ausstellung lange Aufenthalte verursacht. Ingeborg Sinn: "Es ist bereits vorgekommen, daß diese kleinen Türken im Bus unter den Sitzen versteckt wurden, um den lästigen Aufenthalt und die Kontrollen zu vermeiden."

Wunde Knie auf der Expo TGS-Sportler warben in Sevilla für die Gymnastrada

BORNHEIM. Die Expo-Besucher in Sevilla wissen schon jetzt, was sie erwartet - falls sie auch zur "Weltgymnastrada" 1995 nach Frankfurt reisen: Denn als Abgesandte des Austragungsortes am Main fuhren 18 Mitglieder der Turngesellschaft Bornheim 1879 zur Weltausstellung nach Sevilla. Die Gruppe, die aus Turnern, Rhönradlern und Gymnastinnen bestand, startete mit zwei Betreuern nach Malaga. Ein Bus brachte sie in ihr Quartier. Dort ließen sie den Abend bei Sekt und Weißbrot mit der Hamburger Showgruppe ausklingen, die für das Deutsche Turnfest in Hamburg im Jahre 1994 warb.

Am nächsten Tag allerdings funktionierte vieles nicht so wie geplant. Erst um zwölf Uhr konnte die Chefhostess die Gäste aus Frankfurt begrüßen und ein Frühstück für die ausgehungerten Sportler organisieren: Der ganze Terminplan hatte sich verschoben, weil dem Fahrer Busschlüssel und Expo-Eintrittskarten gestohlen worden waren. Am Nachmittag fehlte dann der Barren für die Turner, die Bühne war zu klein und der Bodenbelag zu hart. Doch die Sportler, die vier Tage lang jeweils um 14 und um 21 Uhr auftraten, ließen sich nicht beirren. Der Applaus des Publikums entschädigte sie dann auch für wunde Knie und aufgerissene Füße.

Am folgenden Tag lud der Chef des deutschen Pavillons die Frankfurter Gruppe in die VIP-Etage zum Cocktail ein. Zusammen mit der niederländischen Königin Beatrix und dem französischen Staatspräsidenten François Mitterrand bewunderten die Frankfurter anschließend das weltberühmte niederländische Tanztheater.

Manchmal ruhten sich die Sportler von den anstrengenden Vorführungen auf dem Expo-Gelände aus, oder besuchten die Vertreter anderer Nationen. Zum Abschluß ließ sich die lustige Gruppe noch etwas Besonderes einfallen. Nach der Verabschiedung stürzten sie sich auf der Suche nach Abkühlung in den Brunnen des deutschen Pavillons. Die Repräsentanten der Weltgymnastrada konnten viele positive Eindrücke in Sevilla sammeln. Sie freuen sich, als Vertreter ihrer Heimatstadt dabei gewesen zu sein. sil

Zwischen Mande und More, Hausa und Kanuri Ein Projekt der Uni Frankfurt zur Erforschung afrikanischer Sprachen

"Mein heimlichster Wunsch wäre es, eine Oralothek einzurichten, in der Sprichwörter, Sagen, Märchen, Gesänge und Worte, nach Stichworten sortiert, abrufbar sind". Der das sagt, Rudolf Leger, ist Linguist für afrikanische Sprachen an der Universität Frankfurt und beteiligt am Projekt "Kulturentwicklung und Sprachgeschichte im Naturraum Westliche Savanne" im Norden Nigerias und in Burkina Faso.

Das interdisziplinäre Forschungsprojekt wurde 1989 im Rahmen eines Partnervertrags zwischen der hiesigen Universität und der Universität Maiduguri, im Nord-Osten Nigerias, vereinbart. Neben Linguisten sind Ethnologen, Geographen und Archäologen dabei. Zweimal jährlich fliegen die Wissenschaftler in die Savannenregion der beiden westafrikanischen Staaten, studieren die ökologischen Veränderungen, untersuchen die Bodenbeschaffenheit und die Bewirtschaftungsmethoden, rekonstruieren frühe Wanderbewegungen, vergleichen sprachliche und kulturelle Verwandtschaftsgrade und sammeln Wörter und Laute.

Bis auf die großen Verkehrssprachen der Savannenregion - in Nigeria sind es Hausa, Kanuri und Fullfulde, in Burkina More und Mande - sind alle Sprachen weder orthographisch noch grammatikalisch erfaßt. In Nigeria gibt es alleine 450 verschiedene Sprachgruppen, die verschiedenen Dialekte nicht mitgezählt. Einige werden heute nur noch von wenigen hundert Menschen benutzt.

An der Universität von Maiduguri wird Hausa oder Englisch gesprochen; die Sprachen der umliegenden Region sind weder für den Wissenschaftsbetrieb der Stadt noch für deren Politiker von besonderem Interesse. So will es die Ironie der Geschichte, daß heute, mehr als 100 Jahre nach der "Aufteilung" des afrikanischen Kontinents, die Europäer die damals mitverursachten Sprachhierarchien wieder etwas abzumildern trachten: "Wir versuchen, den Menschen Selbstbewußtsein zu vermitteln und ermuntern sie, ihre Sprachkultur zu pflegen", sagt Herrmann Jungraithmayr, einer der Leiter des Projekts. Er und sein Kollege Leger sind Wortsammler. Sie fragen nach Bezeichnungen, Umschreibungen, Symbolen; sie vergleichen, dokumentieren, systematisieren, was sie hören.

Dabei haben sie viele Tonaufnahmen gesammelt, von Geschichten, Sprichwörtern, Liedern, Zungenbrechern, Mythen und Märchen. Rudolf Leger hat inzwischen mehr als 200 Kasetten "Oral-Literatur", die der Auswertung harren. Doch er hat kein Geld, um dafür Studenten einzustellen. Er weiß, daß seine Schätze wahrscheinlich ungehört im Archiv liegen bleiben werden.

Eine "Oralothek" könnte diese Wort- Schätze wenigstens einer breiteren Öffentlichkeit verfügbar machen - "Träume", sagt Rudolf Leger. Denn die 10 000 Mark, die dem Projekt von der Deutschen Forschungsgesellschaft, der Universität und dem Land Hessen zur Verfügung gestellt werden, reichen gerade aus, um die Reisen der Wissenschaftler zu bezahlen und einige Gastprofessoren und Doktoranden nach Frankfurt einzuladen. Es ist noch nicht einmal möglich, umgekehrt Studierende zur Partneruniversität in Maiduguri zu schicken.

So gestaltet sich die Partnerschaft der beiden Universitätsstädte etwas einseitig: "Wir helfen den Ländern, ihre Geschichte und Kultur aufzuarbeiten", sagt Herrmann Jungraithmayr, er hält das für einen wichtigen Akt des Nord-Süd-Austausches, "von dem auch wir profitieren, indem wir Einzelheiten über eine uns völlig fremde Kultur erfahren". Dabei vergißt er allerdings, daß - abgesehen vom Kreis seiner Kollegen - kaum jemand an den Ergebnissen des Projekts teilhat. Und so bleibt dieser Kulturaustausch (vorerst) eine akademische Angelegenheit. ANGELIKA BURKHARD

Pit hat sich geschnitten, Ruths Knie ist aufgeschürft - was könnt Ihr nun tun? 15 solcher Notfälle sind in einem "Hosentaschenbüchlein" aus dem Coppenrath Verlag Münster mit kurzen Texten und vielen Bildern beschrieben. Das Buch, zusammengestellt von Kristina Franke, nennt sich "Erste Hilfe für Kinder". Bestimmt kann auch mancher Erwachsene aus dieser Zusammenstellung nach dem neuesten Stand der Erste-Hilfe-Regeln und geprüft vom Deutschen Roten Kreuz noch was lernen. FR

Hunderte von Kindern haben sich im vergangenen Jahr am Kinderschreibwettbewerb der Zeitschrift "metall" beteiligt und geschildert, wie sie ihren Alltag nach dem Fall der Mauer erlebt haben. Wir berichteten darüber auch auf der Kinderseite. Die interessantesten Äußerungen, die zum überwiegenden Teil aus den neuen Bundesländern stammen, hat Regina Rusch jetzt zu einem Buch zusammengestellt. Es heißt "Plötzlich ist alles ganz anders" und ist im Eichborn Verlag Frankfurt erschienen. Es hat 128 Seiten und kostet 16.80 Mark. FR

40 Leute folgten Aufruf Initiative will Flüchtlingen in Kaserne helfen

HÖCHST/UNTERLIEDERBACH. Pfarrer Hans-Georg Döring von der evangelischen Christophorusgemeinde ist hochzufrieden. 40 Menschen folgten seinem Aufruf, eine Flüchtlings-Initiative zu gründen. Döring: "Für die Ferienzeit eine beachtliche Zahl."

Hintergrund der Initiative: In die Höchster McNair-Kaserne sollen im Spätsommer 200 Asylsuchende einziehen (die FR berichtete). Und Seelsorger Döring befürchtet, die darauf nicht vorbereiteten Anwohner könnten sich "radikalisieren. "Viele der Menschen fühlen sich hier übergangen und lehnen Asylsuchende in der Kaserne ab." Der Flüchtlings- Arbeitskreis hat sich daher jetzt vorgenommen, Information und Begegnungen zwischen Nachbarn und Asylsuchenden zu ermöglichen. "Kontakte können drohende Konflikte verhindern oder entschärfen", hofft Döring.

Zu dem Gründungstreffen der Initiative waren auch Ortsbeirat Norbert Wildhirt (SPD), die Leiterin des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten, Rosi Wolf-Almanasreh, Vertreter des Sozialamtes und der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge (HGU) in Schwalbach gekommen.

Es bildeten sich zwei Arbeitsgruppen: Aufgabe des Arbeitskreises 1 wird es sein, die gründliche Information der Anwohner vorzubereiten.

Arbeitskreis 2 soll sich darum kümmern, daß die Flüchtlinge wirklich "menschenwürdig" untergebracht werden. Das bedeutet nach Pfarrer Dörings Vorstellungen beispielsweise, den Kindern genügend Spielfläche zu bieten. Und er will verhindern, daß am Ende nicht 400 oder gar 600 statt 200 Menschen in die Kaserne kommen.

Auch die Betreuung der Mädchen und Jungen, die mit ihren Eltern als Asylsuchende nach Höchst sollen, beschäftigt die neue Flüchtlings-Initiative. Denn solange die Kleinen von der künftigen HGU-Dependance Höchst aus noch nicht auf hessische Kommunen und Gemeinden verteilt sind, dürfen sie nicht die Schule besuchen.

Problematisch könnte nach Dörings Einschätzung auch werden, daß Asylsuchende und Bundesgrenzschutzbeamte gemeinsam auf dem ehemaligen US- Areal unterkommen. "Bestimmt keine einfache Situation. Denn die kennen sich ja bereits."

Wie berichtet, werden außer Studenten noch Grenzschützer in die Kasernen einziehen. Auch hier will die Initiative vermitteln. Sorge bereitet den Helferinnen und Helfern zudem die Vorstellung, das Land könne für die Asylunterkunft in der McNair-Kaserne einen privaten Betreiber beauftragen, "der damit nur Geld machen will".

Die Arbeitsgruppen, die für Interessierte jederzeit offen sind, trafen sich Anfang der Woche im Saal der Christophorusgemeinde. Die gesamte Initiative kommt am Montag, 27. Juli, im Gemeindesaal zusammen. tos

HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II

. . . stieg eine Frau mit einem vollreifen Limburger in den Bus. Hinter ihr rief einer: "Eujeujeujeujeu!" Vor ihr rief eine: "Der is awwer ghud dorrsch!" Von ganz vorne rief eine: "Dorrscher kann en Kees net sei!" Von ganz hinten rief einer: "Der lääft schneller, als wie deß de Fahrer fährt!" Die Frau mit dem Limburger sagte: "Zwaa Mack finfunneunzich! Un unnerhält de ganze Bus!"

. . . sagte der Mann, der morgens um halb sechs an der Haltestelle stand: "Morrjestund hat Gold im Mund un Blei in de Knoche!", und der Mann, der neben ihm stand, sagte: "Awwer kaa Klaageld in de Dasch ferr de Kärtchesautomat!"

. . . begegneten zwei Männer einem Typ, der ein T-Shirt trug mit dem Aufdruck: BUTTON YOUR FLY! Fragte der eine Mann den anderen Mann: "Ei, was soll dann des haaße: Buddon jur Flei?" - "Des? Des haaßt uff ghud deutsch: Knöbb dein Hoselatz zu!" Dademit kanner mich net maane! Ich hab en Zibb!"

. . . saßen zwei Männer auf einer Bank und schauten stumm vor sich hin, bis der eine den anderen fragte: "An was denkste dann, Hoinz?" - "Ich? Ich denk an en Dibbe voll Erbsesubb mit viel Worscht drin! Un du? An was denkst du? - "Ich? Ich denk an nix!" - "Dann haste aach kaan Hunger!"

FR-Interview mit Christopher Reitz, einziger Zweitliga-Spieler im deutsche n Hockey-Aufgebot für Barcelona "Vor einem halben Jahr hätte ich jeden für verrückt erklärt In vier Jahren möchte der Ex-Offenbacher bei Olympia die Nummer eins im Tor sein / Nicht gut auf "Pauker" zu sprechen

Die größte Überraschung bei der Bekanntgabe des Olympia-Kaders der deutschen Hockey-Nationalmannschaft war die Nominierung des 19jährigen Torwarts Christopher Reitz (Bild). Der Keeper des Rüsselsheimer RK ist der einzige Zweit-Bundesligaspieler im 16 Akteure umfassenden Kader von Bundestrainer Paul Lissek. Am Montag flog der im Elternhaus in Neu-Isenburg wohnende gebürtige Frankfurter von Rhein-Main aus nach Barcelona. Erst kurzfristig gelangte Reitz noch für den argen Leistungsschwankungen unterworfenen Mühlheimer Markus Steinwachs in das Aufgebot, ist allerdings klar die Nummer zwei hinter Stammkeeper Michael Knauth vom Limburger HC. Der Freude des frischgebackenen Nationalspielers Reitz tut dies jedoch keinerlei Abbruch, wie er in einem Interview gegenüber FR- Mitarbeiterin Ina Schneider bekannte.

FR: Wann haben Sie erfahren, daß Sie in Barcelona dabei sein werden, und wie war ihre erste Reaktion?

Reitz: "Nach unserem Turniersieg im Juni in England nahm mich der Bundestrainer in Birmingham zur Seite. Ich hatte mir zwar schon Hoffnungen gemacht, dennoch war ich überrascht, weil ich ja erst seit kurzer Zeit zum Kader gehöre. Die Freude war riesengroß. Wenn mir vor einem halben Jahr jemand gesagt hätte, ich würde bei Olympia dabeisein, hätte ich ihn für verrückt erklärt."

Was genau, glauben Sie, gab den Ausschlag zu ihren Gunsten gegenüber Markus Steinwachs?

"Man muß sagen, daß dies besonders für Torhüter ein hartes Geschäft ist. Mein Verhältnis zu Markus ist nach wie vor sehr gut. Den Ausschlag gaben wohl meine beständigeren und konstanteren Leistungen. Auch mein Alter und die damit verbundenen Perspektiven werden eine Rolle gespielt haben."

Seit wann gehören Sie dem Nationalkader an, wie wurden Sie aufgenommen?

"Mein erstes A-Länderspiel machte ich am 1. April in Hamburg gegen die GUS vor 2000 Zuschauern. Ich hatte keinen einzigen Ballkontakt. Das war ein optimaler Auftakt. Anfangs hatte ich noch großen Respekt vor den etablierten Spielern, aber ich bin sehr gut aufgenommen worden. Die Stimmung in der Mannschaft ist super und ich werde absolut gleichberechtigt behandelt."

Schildern Sie bitte den Verlauf ihrer Karriere. Wer hat Sie sportlich am meisten geprägt?

"Ich spiele Hockey seit meinem fünften Lebensjahr. Meine Eltern spielten beide und haben mir diesen Sport nahegebracht. Ich begann beim Offenbacher Ruderverein, der eine gute Jugend hat. 1983 gelangte ich in die Hessenauswahl, 1986 in die Jugend-Nationalmannschaft. Ab da war klar, daß ich auch höherklassig spielen kann. Ich wechselte zunächst 1988 zum Wiesbadener THC, 1990 dann zum RRK. Im selben Jahr etablierte ich mich in der Jugend-Nationalmannschaft als Keeper Nummer 1. Zum großen Coup auf überregionaler Ebene hat es bislang noch nicht gereicht. Am meisten prägten mich meine Eltern, die mich immer unterstützten und - in den letzten beiden Jahren - mein Trainer Berti Rauth."

Wie läßt sich Ihr sportliches Engagement mit der Schule vereinbaren?

"Das Abi hat auf jeden Fall darunter gelitten. Aber es hat dennoch gereicht und ich konnte mich auf Hockey konzentrieren. Besonders dieses Frühjahr war die Doppelbelastung allerdings hart, als ich fast fünf Wochen in Sachen Hockey unterwegs war. Aber man muß Prioritäten setzen und ich habe mich für Hockey entschieden, zumal meine Punkteinbußen in der Schule nicht zu groß waren. Schließlich ist Olympia für einen Sportler das größte und schönste, was man erleben kann. Enttäuscht war ich von manchen Lehrern, die das nicht akzeptieren wollten und versuchten, mir eine Entscheidung zwischen Hockey und Abi aufzuzwingen, obwohl auch beides geht."

Wird sich die Olympia-Teilnahme für Sie finanziell auszahlen?

"Nein, das kann ich ganz bestimmt sagen. Im Hockey ist - bis auf wenige Ausnahmen - kein Geld zu verdienen. Es gibt wohl ein Medaillengeld vom NOK, aber ich weiß nicht genau, wieviel."

Werden Sie zum Einsatz kommen?

"Anders als in der Vergangenheit, gibt es dieses Mal eine absolute Nummer eins und die ist zurecht Michael Knauth. Mein Wunsch ist, eventuell gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner oder bei einer hohen Führung zu einem kurzen Einsatz zu kommen. Ich bin aber auch als Nummer zwei völlig zufrieden."

Wie lauten ihre sportlichen und auch beruflichen Ziele über Olympia hinaus?

"Mit dem RRK mittelfristig Erste Bundesliga, längerfristig, um die deutsche Meisterschaft mitzuspielen. Mit der Junioren-Nationalmannschaft möchte ich bei den Europameisterschaften im August in Holland und den Weltmeisterschaften 93 in Spanien erfolgreich sein. Im A-Nationalkader will ich mich natürlich etablieren und 1996, bei Olympia in Altlanta, will ich die deutsche Nummer eins sein. Ich hoffe weiterhin, von Verletzungen verschont zu bleiben. Nach meiner Bundeswehrzeit werde ich Medizin studieren und würde später gerne Sportarzt werden."

Würde es ihrer Karriere nicht guttun, in einem Erstliga-Klub zu spielen?

"Diese Frage habe ich schon oft gehört. Man macht sich schon Gedanken, aber solange es in Rüsselsheim ein gutes Konzept gibt, das darauf abzielt, wieder eine Hockeymacht zu werden, gibt es keine Veranlassung zu wechseln. Als junger Spieler ist man in einem Verein, der nach vorne schaut, gut aufgehoben. Zudem ist der Leistungsunterschied zwischen Erster und Zweiter Liga nicht so groß, wie auch ich befürchtet hatte."

Werden auch Rüsselsheimer Anhänger oder Spieler nach Barcelona reisen?

"Zum einen sind dort ja fünf Spielerinnen unserer Rüsselsheimer Frauen-Mannschaft. Das Verhältnis beider Rüsselsheimer Teams ist ausgesprochen gut. Auch aus meinem Team werden wohl einige Spieler anreisen. Trainer Berti Rauth ist über zwei Wochen dabei. So kommt schon eine richtige kleine Fangemeinde zusammen, von etwa zwanzig Leuten. Meine Eltern möchten auch kommen. Allerdings hat sich mein Vater den Arm gebrochen."

Werden Sie bei Ihrer Rückkehr eine Medaille im Gepäck haben?

"Das hoffe ich doch. Wir sind nach unseren jüngsten Erfolgen und einer guten Serie in einer tollen Euphorie. Die Goldmedaille ist unser aller Ziel."

CDU lädt ein, und der Bademeister zeigt das Bad

KRONBERG. Zu einer Besichtigung des Kronberger Waldschwimmbades lädt die CDU für Mittwoch, 22. Juli, ein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen sich um 18 Uhr am Eingang. Bademeister Stefan Horz zeigt ihnen das Bad und erläutert Neuerungen der letzten Jahre, beispielsweise zum Energiesparen. Anschließend wollen die Christdemokraten über Verbesserungen wie ein Kinderplanschbecken sprechen - und das Bad praktisch testen. stk

Ein Fotolehrgang speziell für Frauen

FRIEDBERG. In der Reihe "Frauen und Technik" bietet das FrauenzentrumFriedberg einen Fotokursus an. Im ersten Teil werden die Teilnehmerinnen über Kamerapflege und Fototechnik informiert, im zweiten Teil geht es um Bildgestaltung. Dazu sollen Fotoausrüstung, Bildmaterial, Papierbilder und Dias mitgebracht werden.

Am 7. August um 20 Uhr veranstaltet das Frauenzentrum zu dem Kursus einen Informationsabend. Der Lehrgang wird im Rahmen eines Wochenendseminars am 15. und 16. August im Frauenzentrum Friedberg, Usagasse 8, unter der Leitung von Ingeborg Klump stattfinden. ub

Wenn Menschen Spielball der Geschichte werden Deutsche Schicksale in Masuren: ein junges polnisches Filmemacher-Ehepaar bricht ein Tabu

WARSCHAU. Die Handlung ist rasch erzählt: Die Deutsche Hilda und ihre alte Mutter Augusta verbringen ihren Lebensabend in einem masurischen Altersheim. Die Tochter hat den Wunsch der Mutter, vor ihrem Tod noch einmal in ihr früheres Haus zurückzukehren, nie besonders ernst genommen. Aber eines Tages findet sie Augusta mit gepackten Koffern. Die beiden Frauen machen sich auf den Weg . . .

Nach dem Willen der jungen polnischen Regisseure Magdalena und Piotr Lazarkiewicz soll "Abfahrt" von Menschen erzählen, die zwischen zwei Kulturen leben und in die Räder der Geschichte geraten sind. Aber sie berühren ein Thema, das in Polen noch niemals öffentlich diskutiert wurde: "Abfahrt" ist der erste polnische Film über Deutsche, die dablieben, als der Krieg zu Ende war.

Das Signal zur "Abfahrt" kommt aus dem Radio: aufgeregt erzählt es von der Öffnung der Berliner Mauer. Aber die Mitbewohner der beiden Deutschen teilen deren Freude nicht. Mit hämischen Sticheleien versuchen sie immer wieder, den Außenseiterinnen ihren Lebensabend zu vergällen. Besonders der einarmige Gozdek, ein von Woiciech Siemion mit überzeugender Widerlichkeit dargestellter ehemaliger Musikgeschäftsbesitzer, tut alles, um den beiden Frauen das Leben zur Hölle zu machen. Das große verfallene Haus, in dem auch ein junger Behinderter ohne Rollstuhl sein Dasein fristen muß, dokumentiert ganz nebenbei die triste polnische Wirklichkeit in Einrichtungen dieser Art: Fortschritt und Veränderung ziehen in weiter Ferne an den Heiminsassen vorbei.

"Abfahrt" ist ein Film über zwei masurische Lebensläufe, die trotz oder gerade wegen der Häufung von schicksalhaften und tragischen Verwicklungen für viele andere stehen könnten. Der Zuschauer lernt sie Stück für Stück in Rückblenden kennen, die sich nicht nach der Chronologie der Ereignisse, sondern nach den Assoziationen der beiden Frauen richten. "Abfahrt" ist auch ein Film über eine schwierige, doch zugleich zärtliche Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Das stille Verstehen, das sich zwischen den einstigen Rivalinnen mit den Jahren entwickelt hat, wird in vielen Szenen deutlich. Besonders anrührend ist der einsame Tanz der alten Augusta in der Wiese unter den Weiden, die nicht nur die masurische Landschaft charakterisieren, sondern Symbol der Trauer sind.

"Abfahrt" ist schließlich ein Film über die wechselhafte Geschichte der Masuren: Über Naziterror und Vertreibung, über Weggefahrene, Dagebliebene und Neusiedler, über Feigheit, Zivilcourage und Sichdurchmogeln - ein Film über ganz normale Menschen, die nie Helden sein wollten und plötzlich gezwungen wurden, sich zu entscheiden.

Anerkennung verdient die detaillierte Ausarbeitung der Nebenrollen, bei denen jede platte Vereinfachung vermieden wurde. Auch der unangenehme Gozdek weckt andere Gefühle, wenn man in einer der Rückblenden sieht, wie seine jüdische Frau vom braunen Mob in den Tod gehetzt wird. Besonders gelungen ist die von Henryk Bista gespielte Rolle des Naziaktivisten von Litzki, der aus einer überraschenden Regung von Mitgefühl heraus den letzten Flüchtlingstransport verpaßt und sich unter den neuen Herren im Handumdrehn in den polnischen Parteigenossen Lidzki verwandelt: Eine Entwicklung, wie sie in Masuren und auch in Schlesien nicht selten anzutreffen war.

Das Grundmotiv von zwei alten Frauen, die durch Masuren reisen und nach Hause wollen, entstammt einer Skizze des polnischen Reisereporters Ryszard Kapuscinski aus dem Jahre 1962 (auf deutsch ist sein Buch "König der Könige" über den Schah von Persien erschienen). Sie enthält keine Einzelheiten, aber die Tatsache, daß sie vor 30 Jahren - kaum bemerkt - in einem kleinen Büchlein mit "Reportagen aus dem polnischen Busch" veröffentlicht werden konnte, ist durchaus beachtlich; vor allem, wenn man bedenkt, welche Schwierigkeiten Magdalena und Piotr Lazarkiewicz noch zwanzig Jahre später überwinden mußten.

Die deutsche Vergangenheit in Polen und die Probleme von nationalen Minderheiten waren im kommunistischen Volkspolen tabu gewesen. Erst der Beginn der Solidarnosc-Bewegung ließ die Behandlung solcher Themen möglich erscheinen. Ursprünglich wollten die Lazarkiewiczs die Geschichte gleich nach ihrem Studienabschluß im Jahr 1981 als einstündigen Fernsehfilm realisieren. Aber dann kam das Kriegsrecht, und mit ihm der Fernsehboykott, an dem die meisten Künstler teilnahmen. Auf Vorschlag des bekannten Regisseurs Krzysztof Zanussi bauten die beiden Filmemacher ihr Drehbuch zu einem Kinofilm aus, aber es wurde von der Zensur abgelehnt. Als sich Ende der achtziger deren Fesseln lockerten, machten Kostensteigerung und galoppierende Inflation erneut einen Strich durch die Rechnung.

Schließlich gelang es im vergangenen Jahr dank der Zusammenarbeit des polnischen Filmstudios ZODIAK mit dem WDR, der ein Viertel der Produktionskosten einbrachte, das anspruchsvolle Vorhaben zu realisieren. Sowohl die polnische als auch die deutsche Premiere ist für September geplant. Piotr und Magdalena Lazarkiewicz ist es gelungen, für ihren ersten gemeinsamen Film die polnische Charakterdarstellerin Teresa Budzisz-Krzyzanowska für die Hauptrolle zu gewinnen, die etwa als "Hamlet" in einer Wajda-Inszenierung bekannt geworden ist. Sie spielt nicht nur Hilda im Altenheim, sondern auch Augusta in der Rückschau, während die junge Hilda von Grazyna Jedras dargestellt wird - ein dramaturgisches Element, das in Verbindung mit den zahlreichen, zeitlich ungeordneten Rückblenden zur Verwirrung des Zuschauers beiträgt.

Der Detailreichtum des Ganzen, der die Herkunft der Regisseure aus dem Dokumentarfilm verrät, ist Bereicherung und Problem zugleich: es verlangt viel Aufmerksamkeit, alle Personen zu identifizieren und alle Handlungsstränge zu verstehen. Die beiden Regisseure wollen ihr Werk auch nicht als Film "nur" über Masuren verstanden sehen. Sie glauben, daß er das Schicksal von Minderheiten generell betrifft - nicht nur das von Masuren, sondern auch von Schlesiern, Kurden, von Polen in Litauen. "Wir wollten keinen Film über Masuren machen, sondern über Menschen, die plötzlich zum Spielball der Geschichte werden. Das Thema Masuren ist gewissermaßen nur ein Vorwand", meint Magdalena Lazarkiewicz.

Dieser Satz erklärt eine weitere Schwäche des Filmes: Masuren selbst ist darin zweitrangig, die Bedeutung von Heimatverbundenheit und Heimatverlust wird nicht begreifbar. Hier fehlt die Einsicht, daß das Allgemeine nur im Besonderen Ausdruck finden kann. Problematisch ist sicherlich auch die Überladung des Filmes mit den persönlichen Schwierigkeiten der beiden Frauen, die sich mit Nazigreulen, Krieg und Vertreibung zu einer unwahrscheinlich anmutenden Mischung potenzieren.

Magdalena Lazarkiewicz beruft sich darauf, daß das alles ja in Wirklichkeit noch viel schlimmer war - und folgt damit ungewollt ihrer Schwester Agnieszka Holland, die mit dem gleichen, künstlerisch nicht überzeugenden Argument die Anhäufung von Unwahrscheinlichkeiten in ihrem vieldiskutierten Film "Hitlerjunge Salomon" rechtfertigte. Der Gerechtigkeit halber muß man hinzufügen, daß der Film der beiden Lazarkiewiczs ansonsten jedoch nicht mit "Salomon" zu vergleichen ist. "Abfahrt" ist ein leiseres, weniger spektakuläres, dafür tiefgründigeres Werk. Die Lazarkiewiczs haben bewußt darauf verzichtet, einen kommerziellen Film zu machen; was sie zeigen, ist für Zuschauer hüben wie drüben viel zu unbequem. Dem polnischen Regisseurspaar ist es nicht nur gelungen, ein Tabu zu brechen. Sie haben mit bescheidensten Mitteln einen eindrucksvollen und sehr menschlichen Film geschaffen.

EDITH HELLER

Der Kleinkrieg der Kleingärtner Die Frankfurter "Kratzdistler" gestalten eine ökologische Anlage Von unserem Redaktionsmitglied Friederike Tinnappel Ordnung muß sein - auch und gerade im deutschen Kleingarten. Die Wege wie mit dem Lineal gezogen, kein Baum so hoch, daß sein Schatten in des Nachbars Garten fiele - wo Tausende dicht an dicht ihre Freizeit verbringen, muß sich jeder an die Spielregeln halten. Nun haben sich in diesem Jahr hinter dem Bockenheimer Friedhof die "Kratzdistler" eingenistet, um Frankfurts erste ökologische Kleingartenanlage zu schaffen. Prompt macht in den umliegenden Gärten das Wort vom "Unkrautflug" die Runde. Das Unkraut aber ist der schlimmste Feind des Gärtners, in der städtischen Kleingartenordnung steht schwarz auf weiß: "Der Garten darf nicht brachliegen oder verwildern." Ein "Kleinkrieg der Kleingärtner" scheint unausweichlich. Wo hört die Natur auf, wo beginnt dieGartenkultur: Die "Kratzdistel e. V.", entstanden aus einem Arbeitskreis des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschlands (BUND), will ihre Anlage nach eigenen Gesetzen gestalten. "Naturnah" soll das 1,6 Hektar große Areal bewirtschaftet werden. "Wir wollen keinen glatten englischen Rasen", so der Vereinsvorsitzende Frederick Hertter (27). Doch der Vorwurf vom "Unkrautflug" sei absurd: "Was auf unserer Streuobstwiese wächst, sind nicht dieselben Pflanzen, die das Gemüsebeet verunkrauten."

Nicht nur die Distel, die dem Verein den Namen gab, auch die Brennessel wird als "ökologisch wertvoll" geradezu verehrt. "Wir haben viel zu wenig Brennnesseln", bedauert Ulli Hahn (35). "Als ich einen Sud zubereiten wollte (zur Bekämpfung von Blattläusen, Anm. d. Red.), habe ich kaum welche gefunden." Konventionellen Gärtnern wie dem Vorsitzenden des Vereins "Nidda-Ufer", Horst Gerhard, sind Brennesseln und Disteln dagegen mehr als ein Dorn im Auge.

Der Konflikt schwelte; am Tag des Gartens, Mitte Juni, brach er offen aus. Ohne daß die Öko-Kleingärtner den hohen Besuch auch nur geahnt hätten - das nächste Mal werden sie sich den Termin rot anstreichen - spazierten rund 200 Natur- und Gartenfreunde durch die Anlage, darunter auch Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne), der - drei Jahre ist der Mann nun Stadtrat - tatsächlich "die ordnende Hand" vermißte.

Ärger noch fiel das Urteil von "Nidda- Ufer"-Chef Horst Gerhard aus: "Eine Anlage sollte nicht verkommen aussehen, so wie bei den Kratzdistlern." Und: "Der Verein ,Ginnheimer Wäldchen' - der sieht das genauso." "Es wächst alles, nur nicht das, was wachsen soll", befand auch der Vorsitzende aller Frankfurter Kleingärtner, Dieter Steinhauer. "Entweder wollen die, daß da Gemüse wächst oder Unkraut."

Seitdem der Verein auch noch fälschlicherweise mit wilden Parties und Heroinspritzen in Zusammenhang gebrachtwurde, setzen sich die "Kratzdistler" - von solchen Anfeindungen ebenso überrascht wie entsetzt - zur Wehr: Jeder,der lesen möchte, was wirklich in der Anlage passiert, findet am Eingang der Anlage eine lange Erklärung. Wichtigster Hinweis: Man habe gerade erst mit der Gestaltung der Anlage begonnen. Ein Großteil sei eben noch Baustelle. "Das richtige Bild wird sich erst in einem Jahr ergeben", so Wohlrad Lang vom BUND-Frankfurt.

Das hat sich inzwischen auch im Umweltdezernat herumgesprochen. Dem grünen Stadtrat, der nach seinem Amtsantritt ein gutes Jahr benötigte, um sich mit den Kleingartenvereinen anzufreunden, bescheinigte seiner eigenen Referentin, Dagmar Beckmann, "vorschnell" geurteilt zu haben. "Das Gartenamt hat die Vorwürfe nicht bestätigt", erklärte Beckmann.

Vielleicht ist alles gar nicht so wild, wie es aussieht? "Ein Ortstermin mit allen Betroffenen Anfang August" (Beckmann) soll die Fronten aufweichen. Dem Stadtgruppenvorsitzenden Steinhauer ist an einer Eskalation nicht gelegen, er will, daß alles harmonisch zusammenwächst. Gönnerhaft erklärt er: "Das ist eine neue Anlage, die braucht Hilfe."

Erstmals wird die "Kratzdistel" dann der breiten Kleingärtner-Öffentlichkeit ihr Konzept vorstellen: Nur ein einziger Zaun ist vorhanden - und der führt um die Anlage herum. Heimische Gehölze wie Hasel, Weißdorn, Schlehe und Pfaffenhütchen, die gerade einen halben Meter hoch gewachsen sind, sollen ihn einst völlig verdecken. An zwei Flanken der Anlage entsteht unter reger Beteiligung der Vogelwelt eine Benjes-Hecke: in langgestreckten Reisighaufen tummeln sich die Vögel, ihr Kot enthält den Samen vieler Pflanzen und Sträucher. Später sollen hier auch Igel Unterschlupf finden. Schon jetzt durchpflügen die Stacheltiere schmatzend und schnaufend das Gelände. "Hätten wir hier drinnen Zäune, ginge das nicht", versichert Birte Sterf (30).

Der Hauptweg, der im wesentlichen einer Diagonalen folgt, führt um die Bäume herum. "Das gibt ihm Schwung", sagt Frederick Hertter. Die einzelnen Pfade, über die man zu den 30 Parzellen von durchschnittlich 300 Quadratmeter Größe gelangt, sind verschlungen, was an Pflanzen den Schritten standhält, wird als "Trittvegetation" geduldet.

Entlang des Hauptweges sollen sechs Doppelhütten für jeweils fünf Parzelleninhaber entstehen: Platz für Geräte und einen Gemeinschaftsraum mit Kompost-Klo. Ein Prototyp steht bereits auf dem Gelände und hat sich bewährt: "Es riecht überhaupt nicht." Die vielen Kinder im Verein dürfen sich auf einen "Matschsandkasten" freuen. Alles in allem soll eine Gartenlandschaft "mit lokkerer Struktur" und ohne die übliche "Zersiedelung durch Hütten" entstehen.

Chemisch-synthetische Dünge- und Spritzmittel sind verpönt. Beim Unkraut wird zwischen gut und böse unterschieden - die "bösen" Kräuter fallen Hacke oder Mulche zum Opfer - die guten, siehe Brennessel, dürfen stehen bleiben.

Der Chemielaborant Ulli Hahn, der Biologiestudent Frederick Hertter und die Umweltberaterin Birte Sterf gehören zu den ersten, die in diesem Jahr schon ernten können: "Mit unseren Zucchini hätten wir die Preise in Frankfurt drükken können", so reichlich war der Segen. Die Kartoffeln genießen in der Verwandtschaft hohes Ansehen. Langsam kriegen die Tomaten rote Backen und der Knollenfenchel dürfte auch bald soweit sein.

Eine Reihe Rote Beete, eine Reihe Schwarzwurzeln - die Pflanzen müssen sich vertragen, auf "gute Nachbarschaften" wird bei Mischkulturen ein besonderer Wert gelegt. Dabei soll zwar alles ökologisch sinnvoll sein, aber "Ausreißer" sind auch erlaubt: Obwohl eigentlich nur solche Obstbäume willkommen sind, die in unseren Breitengraden beheimatet sind, haben sich Birte Sterf und Ulli Hahn "einen Traum erfüllt" und - einen Pfirsichbaum gepflanzt. Der Vereinsvorsitzende Hertter: "Wir sehen das alles nicht so dogmatisch."

Bedenken gegen Kino-Center Ärger im Römer und in Frankfurter Lichtspielhäusern

Frankfurt und seine kleine nordwestliche Nachbarstadt Sulzbach haben Streit - ein geplantes riesiges Kinozentrum entzweit die Kommunen.

Denn auf dem Gelände des Main-Taunus-Einkaufszentrums, unmittelbar an der Gemarkungsgrenze zur Stadt Frankfurt, will Sulzbach einen großen Trakt mit zwölf Lichtspieltheatern für insgesamt 3800 Zuschauer genehmigen - im Jahr wären das nach Berechnung der Frankfurter Stadtplaner eine Million Besucher.

In einem Schreiben an den Kreisausschuß des Main-Taunus-Kreises äußerte Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) jetzt "erhebliche Bedenken" - der Stadtrat ließ erkennen, daß er durch die Kino- Fans einen Zusammenbruch des Verkehrs befürchtet.

An dieser Stelle gebe es nämlich kein leistungsfähiges öffentliches Verkehrsmittel und die Autobahnknotenpunkte Frankfurt-Höchst und Eschborn der A 66 seien längst "überlastet".

Tatsächlich führt zum Main-TaunusZentrum nur eine einzige Buslinie - ansonsten bleiben die Besucher des künftigen Kino-Dutzends auf das Auto angewiesen. Zu dem Einkaufszentrum gelangt man direkt nur über die Königsteiner Straße von Unterliederbach oder Bad Soden aus. Stadtrat Wentz prophezeite deshalb: "Die bereits heute unüberwindlich erscheinenden Erschließungsprobleme im Bereich Eschborn-Süd dürften sich weiter verschärfen." Die Stadt Sulzbach hatte dem Vorhaben dennoch zugestimmt.

Wentz forderte den Kreisausschuß auf, das Kino-Projekt mit der Stadt Frankfurt zu erörtern. Auch müßten die "zuständigen Landesinstanzen", also etwa das Ministerium für Raumordnung in Wiesbaden, die Angelegenheit "begleiten" - schließlich wirke sich das Kino-Zentrum erheblich auf den Verkehr auf der Autobahn A 66 aus.

Negativ vermerkte Wentz, daß die Stadt Sulzbach den großen Gebäudekomplex lediglich nach Paragraph 34 des Baugesetzbuches genehmigen will - dabei kommt es lediglich darauf an, daß ein Neubau mit der Umgebung in Einklang zu bringen ist.

Eine öffentliche Bürgerversammlung, bei der Bedenken und Anregungen laut werden können, gibt es nicht. Anders wäre das, wenn die Stadt Sulzbach ein förmliches Bebauungsplan-Verfahren einleiten würde.

Ulrich Geissler, Referent von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, berichtete noch von anderem Protest: Im Römer ist ein Brief von privaten Kinobesitzern eingegangen. Sie fürchten eine übermächtige Konkurrenz im Main-TaunusZentrum. Das Projekt ist mit Kosten von rund 35 Millionen Mark veranschlagt.

Nicht nur Kinoeigentümer und die Stadt Frankfurt haben sich dagegen ausgesprochen, auch die CDU-Mittelstandsvereinigung und die örtliche SPD äußerten Kritik. jg

Namen + Notizen

HORST BUNZENTHAL und HANS-DIETER STEHR kamen beim Bläserschießen auf die ersten Plätze. Das Jagdhornbläserkorps des Wetterauer Jagdclubs lädt dazu jedes Jahr auf die Schießanlage im Bad Nauheimer Goldsteinwäldchen ein. Die sicherste Hand und ein scharfes Auge stellte HANS-DIETER STEHR beim Schuß mit der Bläserwaffe unter Beweis. Den Wanderpokal für den besten Schützen mit der eigenen Waffe erhielt HORST BUNZENTHAL.

DORLE MARX, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Bad Vilbel, schimpft per Pressemitteilung über "Ewiggestrige Tiefflieger in der Bundesregierung". Die Regierungsmehrheit habe dem Bundestag empfohlen, Tiefflüge und Luftkampfübungen über bewohntem Gebiet nicht zu verbieten. Das hatten Marx und andere SPD-Politiker beantragt. Dorle Marx: "Kein normaler Mensch kann einsehen, warum wir in der geänderten Weltlage noch Luftkampfübungen über bewohnten Gebieten brauchen." Sie seien Schikane, die zu Gesundheitsschäden führe.

Schülerhilfe bald auch in Bad Nauheim

BAD NAUHEIM. Die Schülerhilfe eröffnet am 11. August ihre dritte Niederlassung im Wetteraukreis. Nach Friedberg und Nidda wird die Nachhilfeschule dann auch im Bad Nauheimer Ernst-Ludwig-Ring 10 vertreten sein.

Ziel der Schülerhilfe ist es, Nachhilfe in kleinen Gruppen bis zu fünfmal wöchentlich anzubieten. Die Schüler werden nach Alter, Klasse und Schwäche in verschiedene Kurse eingeteilt und können in diesen nicht nur ihre Hausaufgaben unter Betreuung erledigen, sondern auch gezielt gefördert werden.

Die Schülerhilfe arbeitet mit Lehrern und Lehramtsanwärtern. Eine Unterrichtsstunde kostet 7,50 Mark. ub

BITTE WEITERLEITEN AN IHRE SPORTREDAKTION =

Kurzbedienungsanleitung INFONET

-------------------------------

und wichtige Telefonnummern in Spanien

--------------------------------------

Stellen Sie Ihre Kommunikationsparameter wie gewohnt auf

8 Datenbits

1 Stopbit

Keine Parität

Nur Carriage-Return

XON/XOFF aktiv

Vollduplex

Bei der Einwahl über Infonet dürfen Sie sich nicht von unleserlichen Zeichen auf Ihrem Schirm verwirren lassen. Führen Sie die nachfolgenden Eingaben aus, ohne die Antworten zu berücksichtigen:

"CR"

(1 Sekunde warten)

"CR"

(2 Sekunden warten)

c"CR"

(1 Sekunde warten)

cbx1"CR"

Die INFONET-Nummern in Spanien lauten:

PAD Barcelona: 300/1200/2400 MNP 03/4300202 Helpdesk Barcelona:

03/4394262

PAD Madrid: 300/1200/2400 MNP 01/3581951

01/3583531 Helpdesk Madrid (24 Stunden)

01/3581151

Wenn nichts mehr läuft

0749-30-2611545

Ihre COM.BOX

Kinderwünsche auf großen Plakaten

Kinder melden sich zu Wort - in großen Lettern: Auf 90 000 Großflächen und Litfaßsäulen sollen bundesweit die dringlichsten Wünsche der Jungen und Mädchen plakatiert werden. Als Initiatoren dieser mehrwöchigen Aktion firmieren der Fachverband Außenwerbung, die Ruhrgas AG und der von der Spielwarenbranche geförderte Frankfurter Verein "Mehr Zeit für Kinder".

Die dringlichsten Anliegen der Kinder waren während einer Befragung von rund 15 000 Jungen und Mädchen im Alter zwischen vier und 14 Jahren beim Deutschen Kindertag am 31. Mai ermittelt worden. Demnach wünschen sich 91 Prozent der Befragten, daß ihre Eltern ihnen in Ruhe zuhören. 87 Prozent fordern ein Mitspracherecht, wenn es um die Gestaltung des Wochenendes geht.

Auch Umweltschäden sind den Jungen und Mädchen nicht verborgen geblieben. So sind laut Umfrageergebnis 92 Prozent der Kinder bereit, einen Teil ihres Taschengeldes in den Umweltschutz zu investieren. sar

Wir gratulieren

. . . Friedrich W. Nestle am heutigen Montag zu seinem 80. Geburtstag. Der Jubilar wohnt in Dreieich.

Ausbildungsangebote für ausländische Frauen

Ausländischen Frauen, die bislang ungelernte Tätigkeiten ausüben, bietet der Internationale Bund für Sozialarbeit die Möglichkeit, einen Berufsabschluß nachzuholen. Innerhalb von zwei Jahren können sich Ausländerinnen, die über gute Deutschkenntnisse verfügen, zur Arzthelferin, Friseuse oder Textilreinigerin ausbilden lassen. Diese Dienstleistungsberufe haben nach Angabe der Organisation gute Arbeitsmarktchancen.

Die Schulungskurse beginnen im kommenden August. Weitere Informationen gibt das Berufsbildungszentrum des Bunds für Sozialarbeit unter der Telefonnummer 75 80-06 22. sar

Hilfe für Partnerkreis in Thüringen

Der Kreis Limburg-Weilburg will seinem Partnerkreis Greiz in Thüringen helfen, ein Jugend- und Senioren-Ferienheim zu erwerben. Wie Landrat Manfred Fluck (SPD) mitteilte, fehlen Kreis und Stadt Greiz das Geld, die Kölbel-Mühle zu kaufen. Im Gespräch seien etwa 600 000 Mark für das Anwesen. Die Liegenschaft wurde in DDR-Zeiten als Freizeitstätte mit 65 Betten genutzt.

Verfassungsgemäße Bewertung von Kindererziehungszeiten?

So lobenswertes ist, daß das Bundesverfassungsgericht (BVG) vor einigen Tagen in einem Urteil zur Frage der Verfassungsmäßigkeit der seit 1. 1. 1986 wirksamen Anrechnung von Kindererziehungszeiten (KEZ) in der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) den Gesetzgeber auferlegt hat, in Zukunft die KEZ höher zu bewerten, so enttäuschend ist es, daß nach wie vor im bestehenden Recht über die Anrechnung der KEZ in der GRV grobe Verstöße gegen den Verfassungsgrundsatz der Gleichbehandlung (Grundgesetz Art. 3, Abs. 1) vorliegen (FR vom 8. 7. 1992 "Verfassungsgericht wertet Leistung von Müttern auf").

So ist es Tatsache, daß z. B. eine nach dem 31. 12. 1920 geborene Frau eines gutverdienenden Ehemannes, die nie einen Beitrag zur GRV geleistet und fünf Kinder geboren hat, ab Vollendung des 65. Lebensjahres etwa im Dezember 1991 ab 1. 1. 1992 eine Altersrente von 155,88 DM monatlich erhält, während die gleichaltrige Arbeiterfrau, die ebenfalls fünf Kinder entbunden hat und stets darauf angewiesen war, versicherungspflichtig tätig zu sein und jeweils im Jahr nach der Geburt eines Kindes mindestens 75 % des Durchschnittsbruttolohnes aller Versicherten verdiente, keinen Pfennig für ihre KEZ zugesprochen erhält.

Im Einzelnen ist es so, daß die Mutter, die im Jahre nach der Geburt des Kindes entweder gearbeitet und Versicherungsbeiträge auf der Basis eines Bruttoentgeltes von mindestens 75 % des Durchschnittsentgeltes geleistet oder freiwillige Beiträge in gleicher Höhe abgeführt hat, für ihre KEZ nichts erhält, während die Mutter, die im Jahr nach der Geburt ihres Kindes weder gearbeitet und Pflichtversicherungsbeiträge noch freiwillige Beiträge geleistet hat, z. Z. monatlich rund 32,- DM zusätzlich zur Altersrente verbuchen kann.

Im Allgemeinen sieht das bestehende und vom BVG bisher nicht beanstandete Gesetz über KEZ vor, daß der Rentenanteil, den eine Mutter im Jahr nach der Geburt eines Kindes durch Pflicht- oder freiwillige Beiträge erworben hat, voll auf den Rentenanteil angerechnet wird, den sie erhalten würde, wenn sie im Jahr nach der Entbindung weder Pflicht- noch freiwillige Beiträge geleistet hätte, und dieser Rentenanteil beträgt z. Z. rund 32,- DM monatlich.

Wenn also der im Jahre nach der Geburt eines Kindes aus eigenen Beiträgen erworbene Rentenanteil monatlich 32 Mark oder mehr beträgt, wirkt sich die KEZ überhaupt nicht aus.

Eine ähnliche Ungerechtigkeit entsteht dadurch, daß KEZ, die vor dem 1. 1. 1957 liegen, bei der Berechnung der sogenanten pauschalen Ausfallzeit mitberücksichtigt werden. Z. Zt. ist beim Sozialgericht Frankfurt ein Verfahren über einen Rentenbescheid anhängig, bei dem infolge der Miteinbeziehung von zwölf Monaten KEZ vor dem 1. 1. 1957 in die Berechnung der pauschalen Ausfallzeit eine Rentenerhöhung von weniger als 2,- DM monatlich resultiert. Wäre das Kind in diesem Falle nach dem 30. 11. 1956 anstelle mehr als ein Jahr vor dem 1. 1. 1957 geboren worden, erhielte die Mutter heute einen Altersrentenmehrbetrag von rund 32,- DM monatlich.

Diese ekklatanten Verstöße gegen Art. 3 Abs. 1 Grundgesetz sind sicherlich sowohl den Versicherungsträgern als auch dem Gesetzgeber bekannt; dennoch ist zu befürchten, daß der Gesetzgeber wie im genannten Fall der beim Sozialgericht Frankfurt anliegenden Klage der Versicherungsträger die Kühnheit besitzt, zu behaupten, "daß sich alles nach Gesetz und Recht vollziehe".

Warum - so fragt sich der loyale Bürger - greift das BVG solche unbestreitbaren Verstöße gegen Art. 3 Abs. 1 Grundgesetz nicht von sich aus auf, und warum muß der betroffene Bürger sämtliche Instanzen des Rechtsweges durchkämpfen, um die Verfassungsschützer in Karlsruhe auf den Plan zu rufen?

Vielleicht könnte die von Frau Dr. Hamm-Brücher ins Leben gerufene Initiative für mehr Mitwirkung des Bürgers in der Demokratie die Forderung aufnehmen, daß das BVG gehalten ist, einleuchtenden Vermutungen von Verfassungsverstößen, die ihm ein Bürger vorträgt, nachzugehen und den Sachverhalt aufzuklären, so wie z. B. die Staatsanwaltschaft sogar auf die anonyme Anzeige eines Verbrechens hin, tätig werden muß.

Friedrich A. Klug, Hofheim/Ts.

Aus der Belziger Gerüchteküche

Da wird ein "geplatzter" Prozeß wegen sexuellen Mißbrauchs in Köln zum Anlaß genommen ein alternatives Projekt in Belzig (Brandenburg) in Mißkredit zu bringen. Mit einem Foto durch den Zaun werden Assoziationen zur Kolonia Dignidad vermittelt.

Über eine Spalte lang werden in sensationsheischender Manier die Machenschaften des Otto Muehl in der AAO-Kommune zitiert um anschließend das Dementi der Belziger Projektbetreiber, in irgend einem Zusammenhang zur AAO zu stehen, als taktisch begründete Distanzierung abzutun (FR vom 8. 7. 1992 "Janosch mit dem Plastikschwert und ein Kinderladen in Verdacht").

Eine Reihe von Anfragen bei Sektenbeauftragten etc. hat offensichtlich nicht Vorwerfbares zu Tage gebracht. Dennoch werden diese Anfragen so ausführlich dargestellt, daß all zu deutlich wird, was die Autorin damit bezweckt: Es soll suggeriert werden, in Belzig seien "Seelenfänger" am Werk.

Im übrigen ist offensichtlich ausführlich (aber leider ausschließlich) in der Belziger Gerüchteküche recherchiert worden, da werden Bürgermeister, Pastoren und Kommunalbeamte zitiert, die wiederum von Verdächtigungen berichten, die ihnen von anderer Seite zugetragen wurden. Kein einziges Wort ist anscheindend mit den Bewohnern des Projektgeländes selbst gewechselt worden.

Es macht mich wirklich sehr betroffen, daß die FR einen so schlecht und einseitig recherchierten Beitrag abdruckt und sich damit zum Instrument macht für die Denunziation von Außenseitern und Andersdenkenden.

Meine Kritik richtet sich gegen den journalistischen Stil, desse Motiv nicht die Suche nach Wahrheit sondern das sensationslüsterne Rühren in der Gerüchteküche ist.

Ein Urteil über das Belziger Projekt steht mir nicht zu, denn alles was ich davon kenne, sind zwei Bücher aus dem dort ansässigen Meiga-Verlag und einige Veranstaltungsprogramme des ZEGG. Nur soviel möchte ich behaupten: Die mutigen Bekenntnisse einiger Autorinnen des Buches "Rettet den Sex" aus dem Meiga-Verlag zur Prostitution mit der Folgerung, daß Prostitution die notwendige Kehrseite einer die Sexualität verdrängenden Moral sei, stehen in wohltuendem Kontrast zu dem in der Gerüchteküche zubereiteten, nach Sexskandal heischenden Beitrag.

Norbert Seidel, Oldenburg

Da kann man nur alles Gute wünschen

Dem Leserbrief "Wir müssen mit Kriminalität leben lernen" (FR / FRA vom 13. 7. 1992) von Jürgen Korell (Kritische PolizistInnen) kann ich voll und ganz zustimmen. Und der Schlußsatz trifft den Nagel auf den Kopf, und zwar, daß die Ursachen der Kriminalität beseitigt werden müßten. Herr Korell ist sich hoffentlich im klaren darüber, daß dies eine grundsätzliche Veränderung der Gesellschaft hin zur Vermenschlichung bedeuten würde, woran alle etablierten Statthalter und Nutznießer unserer Gesellschaft kein Interesse haben könnnen, schon aus egoistischem Selbsterhaltungstrieb.

Wer immer eine solche Veränderung versucht, ist leider zum Scheitern verurteilt, er/sie wird mit unüberwindbaren Hindernissen konfrontiert, die so vielfältig sind, daß sie sich nicht in ein paar Sätzen zusammenfassen lassen.

Ich bin kein Pessimist, nur Realist. Wenn Herr Korell und seine MitstreiterInnen jedoch genügend Mut und Kraft aufbringen, ihr Ziel konsequent zu verfolgen, kann man ihnen nur alles Gute wünschen.Robby Wildgruber, Heusenstamm

Was gefährlich ist, wurde offengelassen

Artikel 2 der in Rio de Janeiro vereinbarten Klima-Rahmenkonvention definiert das Ziel aller Bemühungen der Staaten, nämlich die Stabilisierung der THG-Konzentration in der Atmosphäre auf einem Niveau, das gefährliche mensch- liche Eingriffe in das Klimasystem verhütet. Das Niveau soll in einem Zeitraum erreicht werden, der u. a. den ökologischen Systemen die Anpassung erlaubt.

Diese Passage ist von einigen Vertretern der deutschen UNCED-Delegation als ein revolutionärer Durchbruch betrachtet worden, da sich die Staaten faktisch zu den Zielen der Enquete-Kommission Erdatmosphäre des Deutschen Bundestages bekannt hätten, ohne daß es ihnen aufgefallen wäre. Denn der Artikel 2 wird von ihnen so interpretiert, daß die atmosphärische Konzentration der THG nicht mehr über das heutige Niveau hinausgehen darf.

Daraus wäre der Schluß zu ziehen, daß die THG-Emissionen zumindest in den Industrieländern um 80 Prozent sinken müßten. Diese Argumentation hat auch Eingang in die Artikel von Joachim Wille gefunden (FR vom 14. Juli 1992 "Öko-Logisch-Fortschrittspanther").

Bei der Ermittlung von Sinn und Zweck von Rechtssätzen wird in der Juristerei auf die sprachliche und die teleologische Interpretation, die sich in historische, soziologische und systematische Interpretation untergliedert, zurückgegriffen. Wendet man diese Methodik trotz aller spezifischen Probleme, die bei der Auslegung zwischenstaatlicher Verträge entstehen, auf den Artikel 2 der Klima- Rahmenkonvention an, so zeigen die sprachliche und die teleologische Auslegung des Textes, daß eine so weitreichende Intepretation nicht das wiedergibt, was vereinbart wurde.

Wie schon in der Präambel des Vertrages ist auch in Artikel 2 das entscheidende Wort gefährlich ("dangerous"), denn nur eine solche und nicht jede anthropogene Veränderung des Klimas soll vermieden werden. Was gefährlich ist und bei welcher Konzentration von THG solche Gefahren eintreten, ist offengelassen. Hätte man ein revolutionäres Ziel angestrebt, so wäre in der Konvention eine eindeutige Festlegung eines Grenzwertes zu finden, etwa in der Art, daß die (äquivalenten) CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre nicht den heutigen Wert von 370 ppm (parts per million) überschreiten dürfen.

Aus dem Ablauf der Verhandlungen, den Diskussionsbeiträgen etc. ist zu erkennen, daß sich dies kein Staat zu eigen machen wollte. Ebenso unklar muß sein, was mit Anpassung der Ökosysteme gemeint ist, denn weder der Begriff selbst noch der einer (erfolgreichen) Anpassung ist definiert.

Schließlich darf man nicht vergessen, daß es im Gegensatz zu den nationalen Rechtssystemen im zwischenstaatlichen Recht keine Institutionen gibt, die einen Text verbindlich auslegen und die Interpretation auch durchsetzen kann. Man wird in der internationalen Politik mit dem Argument, die Staaten hätten eben das "Kleingedruckte" übersehen, nicht weit kommen.

So bleibt nur, daß diejenigen, die glauben, man habe in Rio quasi versehentlich die Klima-Revolution ausgerufen, mit ihrer Interpretation des Vertrages die eigene Regierung quälen.

W. Fischer, Jülich

Es handelt sich um ein ökonomisches Desaster

Es ist schon erstaunlich, wie mit vielen Worten der Raubbau am natürlichen Wasserhaushalt des Hessischen Ried verschleiert werden kann (FR vom 11. 7. 1992 "Wenn Häuserrisse die Not einer Region zeigen").

Da erscheint eine der reichsten europäischen Städte mit ihrem ökologisch ausgelaugten Umland plötzlich als notleidende Region - Mezzogiorno läßt grüßen. Es ist pure Nebelwerferei, wenn geschrieben wird: "Das Gleichgewicht der Wasserbilanz droht in ein ökologisches Desaster umzukippen: . . .", obwohl es sich tatsächlich um ein ökonomisches Desaster handelt.

Den Wachstumswahn der unersättlichen Metropole Frankfurt am Main und seiner ökologisch blinden ökonomischen Ansprüche an den Naturhaushalt des großräumigen Umlandes - ob Vogelsberg oder Hessisches Ried, ob Taunus, der Raum Limburg oder Hanau, ob Verkehr, Fluglärm oder Wohnen oder eben Wasserraubbau, Frankfurt zehrt an den sozialen, ökologischen und gesundheitlichen Grundlagen Südhessens in einer auch ökonomisch nicht mehr rationalen Art und Weise.

Es gehört offenbar zum Journalismus des Nebelwerfens, daß der Autor es auf drei Spalten nicht für nötig hält, diese Zusammenhänge und das Wort Frankfurt auch nur zu erwähnen.

Im Gegenteil: das "gebeutelte Heppenheim wird wegen seiner geologischen Lage unter die Lupe genommen. Wird nämlich sein "torfiger und sensibler Boden allmählich entwässert, setzt er sich leicht ab".

Daß die dem Hessischen Ried jährlich entnommenen 190 Millionen Kubikmeter Wasser ausreichen, um den Haushaltsbedarf von rund 3 Millionen Einwohnern zu decken, also mehr als die Hälfte der hessischen Bevölkerung versorgen könnten - die ja nun wahrlich nicht im Hessischen Ried wohnt -, was kümmert's?

Auch das geologische Gutachten des Landesamtes für Bodenforschung soll nebulös bleiben: zunächst wird mal vor alleiniger Schuldzuweisung an die Wasserwerke gewarnt, um zwei Absätze später dann doch "die ungebremste Grundwasserentnahme (durch wen? - für wen?) für die Setzrisse verantwortlich zu machen".

Daß die Symptomkuriererei an den 489 gemeldeten Schäden pro Fall rd. 70 000 DM kosten soll, ohne eine Spur an den ursächlichen Wasseransprüchen zu ändern, ist ein Armutszeugnis hessischer Umwelt- und Wasserpolitik.

Die Brisanz indessen ist seit über 15 Jahren bekannt: Ihren Hinweis auf frühere FR-Berichte zum "Wassernotstand" (gemeint -raubbau) fehlen die einschlägigen Folgen der FR vom 26. 10. 1976: "Zum Schutz des Grundwassers im Ried" und vom 3. 5. 1979: "Der langsame Tod der starken Bäume im Ried". Darin hieß es damals schon: "Heute weiß man es besser."Paul Fledermaus, Würzburg

Richtige Lobbyisten für Ostdeutschland?

Unsere ostdeutschen Landsleute brauchen offensichtlich eine stärkere Lobby (FR vom 13. 7. 1992 "Ostdeutscher Unmut organisiert sich").

Ihre Bundestagsabgeordneten können sich jedenfalls bisher der Regierung Kohl gegenüber zu wenig durchsetzen, zumal sie sich z. T. wie Frau Merkel dazu hergeben, ostdeutsche Probleme herunterzuspielen und nach fadenscheinigen Kompromissen zu suchen. Das liegt wohl - wie man vor Ort immer wieder feststellen kann - vor allem an den autoritären Verhältnissen, in denen man in der ehemaligen DDR großgeworden ist und eigene Interessen nicht öffentlich artikulieren durfte.

Die Folge davon ist, daß man auch heute noch öfters lieber einem offenen Meinungsstreit aus dem Wege geht, weil einem die Streitfähigkeit fehlt. Dazu gehört, daß man nicht resigniert und in Wehleidigkeit verfällt, wenn die eigenen Vorstellungen nicht sogleich akzeptiert werden.

Ob nun die "Komitees für Gerechtigkeit" zur geeigneten Lobby für die neuen Bundesländer werden, muß man schon aufgrund ihrer Leitfiguren bezweifeln. Werden Künstler und Intellektuelle nicht nur ihre Befindlichkeit austauschen, sondern auch praktische Vorschläge erarbeiten?

Einige von ihnen lassen befürchten, daß sie nach wie vor das Grundübel nicht etwa in der 40jährigen Diktatur sehen, sondern dem bankrotten System auch noch nachweinen.

Manche ihrer Hinweise, beispielsweise auf die größere Zahl an Kindergartenplätzen in der DDR (und da haben sie zu unserer Schande ja auch noch recht) und die damalige Vollbeschäftigung erinnern an Diskussionen nach dem Kriege, wo viele Westdeutsche Hitler nicht abschwören wollten, weil er doch so schöne Autobahnen bauen ließ und die Arbeitslosigkeit beseitigte. Diese Leute fragten damals ebenfalls nicht nach den Gründen.

Woher sollen aber nun die richtigen Lobbyisten für Ostdeutschland kommen, die wie die CSU Regionalinteressen durchsetzen können?

Vielleicht lassen sich einerseits die umstrittenen Diestel und Gysi bald ersetzen (als Trommler waren sie wohl sogar die richtigen) und werden andererseits die etablierten Parteien aus Angst von Wählerverlusten etwas "ostdeutscher".

Dr. Conrad Listemann, Moers

Burkhardtgrube: Uferschwalben sind wieder da Naturschützer befürchteten, wegen der Kanalarbeiten würden die Zugvögel nicht zurückkommen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Uferschwalben sind wieder da. Entgegen der Befürchtungen von Naturschützern, daß die Steilwandbrüter, die seit einigen Jahren an der rückwärtigen Seite der Burkhardtgrube ihre Nistplätze in die Sandwand graben, ob der im Frühjahr durchgeführten Kanalarbeiten nach ihrer Rückkehr aus dem Süden auf Nimmerwiedersehen vertrieben würden, waren unbegründet. Das ließ jetzt Stadtrat Dirk Treber (Grüne) wissen.

Der Burkhardt-Grube, mitten im Mörfelder Industriegebiet gelegen und einst eine Kiesgrube, halfen vor Jahren der BUND und die Stadt in gemeinsamer Regie ökologisch auf die Sprünge. Und "seit fünf Jahren ist das ein richtiges Biotop", sagte Treber nicht ohne Stolz.

Doch das ökologische Kleinod kam in leichte Schwierigkeiten, als Anfang des Jahres im Zuge der Erweiterung im Industriegebiet neue Kanal- und Wasserleitungen verlegt werden mußten. Dabei wurde auch der rückwärtige Teil der Burkardt-Grube in Mitleidenschaft gezogen: Baumaschinen beschädigten die Anpflanzungen.

Doch der Schaden, so sagte Stadtrat Treber, sei insgesamt nur geringfügig gewesen. Die Firma habe den angerichteten Schaden im Rahmen der Gewährleistungspflicht inzwischen längst behoben. "Das sieht jetzt alles wieder so aus wie vorher."

Das fanden wohl auch die Uferschwalben, die mit Beginn der Brutzeit wieder in der fünf Meter tief abfallenden Sandwand ihre Nistlöcher graben. Für Stadtrat Treber ist die Rückkehr der Zugvögel auch ein sicheres Zeichen dafür, daß das ökologische Gleichgewicht der Burkhardt-Grube wieder völlig im Lot ist. "Die Uferschwalben fühlen sich so heimisch wie vorher auch", ist er überzeugt. wal

Es bedarf eines ganz anderen Ansatzes

Man kann Günther Anders verstehen und es gleichwohl ablehnen, wenn er angesichts des machbaren Weltuntergangs vor dem Aufruf zur Gewalt nicht zurückschreckt. Aber es besteht kein Anlaß, seine Warnung weniger ernst zu nehmen. Daß die Katastrophe eine Atempause eingelegt hat, daß sie vielleicht nicht die Form des Dritten Weltkrieges annimmt, widerlegt ihren Propheten noch nicht.

Fromme Wünsche wie der, "daß die Welt bei der Widerlegung seiner Philosophie weitere Forschritte macht" (T. Assheuer "Der Katechont / Zum 90. Geburtstag von Günther Anders", FR vom 11. 7. 1992), helfen allerdings auch nicht weiter. Es bedarf eines ganz anderen Ansatzes, um deren Evidenz aus den Angeln zu heben. Auch und gerade, weil Anders sich von anderen Kritikern der Aufklärung - von Heidegger und Adorno bis zu Weizsäcker - in seiner grundsätzlichen Einstellung zu Wissenschaft und Technik nicht unterscheidet.

Weil sie alle das Unheil von der Technik ausgehen sehen, während es doch in einem falschen Weltbild seinen Ursprung hat, wird das Ende der Zivilisation sich so kaum noch aufhalten lassen. Um so mehr, weil das traditionelle und doch katastrophale abendländische Weltverständnis sich durch weltweite Erfolge bei erfolgssüchtigen Menschen plausibel macht.

Es scheint aber, daß die verbreitete Dämonisierung der Technik nur ein weiterer Aspekt der seit Jahrtausenden anhaltenden Rationalisierungsarbeit ist, die vor allem der abendländische Mensch zu leisten gezwungen ist, um die monströse Verkrüppelung seines eigenen Wesens nicht wahrnehmen zu müssen, die als das eigentlich Bedrohliche gelten muß. Welch ein Irrtum, von der Vermehrung der Angst die Aufhebung ihrer Verdrängung zu erwarten.

Wenn die Technik nur Machtzeug im Dienste eines verhängnisvollen Selbstverständnisses ist, das ihre Gewalt erst so bedrohlich macht, dann muß allerdings erst der Mensch sich ändern. Denn nicht Technik und Naturwissenschaft "hat sich zum Herrn oder Welt aufgeworfen", sondern der christlich aufgeklärte Mensch, der sich "die Erde untertan" macht, weil er an der selbstgestellten Aufgabe verzweifelt, sich selbst zu unterwerfen.

Es wäre an der Zeit nicht nur die Aufklärung, sondern auch ihre Freunde und Verächter über sich selbst aufzuklären.

Alfred Flacke, Borgloh

Montag, 20. Juli: Spiele mit dem Spielmobil, Kurhausgarten, 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr, Kinderworkshop "Buttons basteln". Café Melange am Froschkönigteich mit den Lahntal-Schrammeln, 15 bis 17 Uhr.

Musik und Gebabbel beim Äppelwoi Auf der Weed (Altstadt), mit Erich Gunkel und "Adam und den Mickeys", 18 bis 22 Uhr.

Ein tektonisches Beben zerreißt die politische Oberfläche zwischen dem Balkan und der chinesischen Grenze. Das Gefüge der Staaten, das im Gefolge des Ersten Weltkrieges geschaffen worden war, ist aufgebrochen (Jugoslawien, Sowjetunion) oder kommt zunehmend unter Druck (Län- derdreieck Türkei-Irak-Iran). Konflikte und Instabilität sind fürs erste die Folgen und werden noch lange anhalten.

Das Ausmaß an Gewalttätigkeit, von dem dieses Beben weithin begleitet wird, ist bezeichnend für das Ausmaß an Gewalt, mit dem die "heile Welt" der letzten Jahrzehnte erhalten wurde. Dabei geht es in der ganzen Region um nichts Elementareres, als daß sich Menschen selbst finden und zugleich politisch organisieren müssen. Im Hinblick darauf zeigen Nation und Nationalstaat gegenwärtig die größte Anziehungskraft.

Die Suche nach einer eigenen Identität, verbunden mit der Neuzeichnung der politischen Landkarte, hat schon jetzt zur Herausbildung eines neuen politischen und kulturellen Großraums zwischen dem Bosporus im Westen und dem Hindukusch im Osten geführt - zwei Jahre, nachdem der Kollaps der Sowjetunion unabwendbar wurde. Mit dem Entstehen der Staaten zwischen Aserbaidschan und Kirgisien (die kleinen christlichen Staaten Georgien und Armenien nehmen eine Sonderstellung ein) ist zugleich die Frage der Ordnung der Beziehungen dieser neuen Staaten untereinander gestellt.

Denn geographische Nachbarschaft, sprachliche Nähe sowie religiöse und kulturelle Verwandtschaft sind bestimmende Züge. Aber nicht nur das: Transkaukasien und Zentralasien sind geschichtliches, kulturelles und sprachliches Vorland jener Region, die bis zum Ende des Kalten Krieges als der "nördliche Gürtel" bezeichnet wurde; gemeint waren insbesondere die Türkei, Iran, Afghanistan und Pakistan. In der Dimension von Geschichte und Kultur aber sind insbesondere die beiden erstgenannten Länder nicht von den aus der südlichen Konkursmasse der Sowjetunion entstehenden Räumen zu trennen.

Die Vorstellung eines "nördlichen Gürtels" zeigt die Deformation, der die Betrachtung dieser Großregion insbesondere seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ausgesetzt war. Die Sowjetunion erschien als ein monolithischer Akteur und war zugleich die Führungsmacht des "östlichen" Militärbündnisses. Dem stand das westliche Militärbündnis gegenüber, das über die CENTO (Central Treaty Organization; Mitglieder Türkei, Iran, Pakistan) die Eingrenzung (containment) der Sowjetunion im Süden, an deren "weichem Unterleib", abschloß.

Der "nördliche Gürtel" sollte die Ausbreitung sowjetischer Macht und sowjetischen Einflusses in den Nahen Osten, wirtschaftlich (Öl) und strategisch westliches Interessengebiet, verhindern. Die Grenze zwischen diesem "Gürtel" und der "Sowjetunion" war jahrzehntelang undurchlässig. Die weiten, wenig bevölkerten, weithin agrarisch bestimmten und islamischen Republiken auf der anderen Seite waren Teil dieser Sowjetunion, nur eben ihr "weicher Unterleib".

Diese Perzeption gehört der Vergangenheit an. Die Nordgrenze der Türkei und Irans ist nicht mehr die Südgrenze eines Staates namens Sowjetunion; aus ihren Teilrepubliken haben sich selbständige Staaten gebildet (Ende 1991 hatten alle ihre Unabhängigkeit erklärt). Die Entfaltung der Beziehungen zwischen den jungen Staaten im Kaukasus und in Zentralasien und den im Süden angrenzenden etablierten Mächten Türkei, Iran und Pakistan ist der auffallendste Zug geopolitischer Veränderung seit dem Ende der Sowjetunion. Der "nördliche Gürtel" und der "weiche Unterleib" haben aufgehört zu bestehen.

Der Zusammenbruch des russischkommunistischen Imperiums öffnet wieder den Blick in historische Dimensionen. Der Islam und die islamische Kultur gelangten nach Zentralasien in ihrer persischen Ausprägung. Städte wie Buchara, Taschkent und Samarkand stehen für Höhepunkte der persisch-islamischen Kultur. Wenn auch - mit Ausnahme der Tadschiken - ethnisch zu den Turkvölkern gehörend, war die Kultursprache der Menschen in Dichtung und Wissenschaft Persisch (und Arabisch).

Persisch-türkische Zweisprachigkeit war geradezu ein Charakteristikum der zentralasiatischen Zivilisation. Namen wie der des Philosophen Avicenna (geboren 980 in Buchara) und des Dichters Nizami, Verfasser berühmter Epen (geboren 1141 im aserbaidschanischen Gandscheh), stehen für die Blüte iranischer Kultur in Transkaukasien und Zentralasien. Die Türken auf der anderen Seite, deren Geschichte bis ins 6. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann, betrachten das mittelasiatische Gebiet, das von den Gebirgen Altai und Sajan an der sibirisch-mongolischen Grenze, Tienschan an der Grenze zwischen Sowjetisch- und Chinesisch-Turkestan, Altyn Dagh an der Nordwestgrenze Tibets und Chingan in Nordostchina eingefaßt wird, als ihre Urheimat. Von hier aus sollen die verschiedenen Turkvölker zu ihren späteren Wohnsitzen gezogen sein.

Im Großraum zwischen ihrer alten Heimat im Osten und dem Kaspischen Meer im Westen gründeten die Türken eine wechselnde Folge von Staatswesen. Sprachlich bildeten und bilden sie trotz der weiten Ausdehnung des Lebensraumes - von zum Teil erheblichen Eigentümlichkeiten des Dialekts abgesehen - weitgehend eine Einheit. Sie gestattet es auch heute, die Türkei-Türken in den ethnischen und sprachlichen Kontext "der Türken" insgesamt zu stellen.

Jahrhundertelang sind die Türken auf ihrem Weg in die Kernlande der islamischen Welt durch das iranische Hochland gezogen und haben dort kleinere und größere Herrschaften gegründet. Noch der Gründer des neuzeitlichen persischen "Nationalstaates" der Safawiden, Schah Ismail (1501-1524), hat im aserbaidschanischen Dialekt seiner türkischen Muttersprache gedichtet.

In das bis dahin byzantinische Anatolien sind die Türken schließlich seit Ende des 11. Jahrhunderts eingewandert und haben es nach und nach unterworfen. Das Osmanische Reich, das sich seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts ausbildete, umfaßte in seiner Blütezeit weite Gebiete nördlich des Schwarzen Meeres und Transkauksiens. Mit dem (schiitischen) Safawiden-Reich lagen die Osmanen nicht nur in einer bilateralen Dauerfehde, sondern rivalisierten auch um Einfluß nördlich des Kaukasus und in Mittelasien. Zwar wurden die Nachfolgestaaten der mongolischen Goldenen Horde, die Khanate Kazan (1552), Astrachan (1554) und Krim (1783) schon früh in das Moskauer Reich eingegliedert, doch blieb die Einheit des Lebensbereichs der muslimischen Völker erhalten und wurde erst durch den kolonialen Vorstoß Moskaus im 19. Jahrhundert zerrissen.

Nach und nach wurde die Grenze der Machtausübung Petersburgs beziehungsweise Moskaus bis zur Grenze der späteren Sowjetunion mit der Türkei, Iran und Afghanistan vorgeschoben. Sie trennte seither die nördlich und südlich dieser willkürlichen Grenze lebenden Aserbaidschaner, Tadschiken, Usbeken, Kirgisen und Turkmenen, das heißt ethnisch zusammengehörende Völker. Trotzdem haben die getrennten Völker ihre gemeinsame islamische Identität bis zur Gegenwart nicht aufgegeben.

Ihr religiöses Bewußtsein wurde vielmehr durch eine bis dahin in der gesamten islamischen Gemeinschaft durchaus unbekannte nationale Komponente erweitert und sogar gestärkt: Das Bekenntnis dieser ethnischen Minderheiten zum Islam war weitgehend mit dem Bewußtsein identisch, nicht zum europäisch-russischen Staatsvolk zu gehören. (. . .)

Der sich beschleunigende Niedergang des Osmanischen Reiches ließ eine Debatte um die geistigen und politischen Grundlagen, auf denen das Imperium erneut würde gefestigt werden können, aufleben. Gab es so etwas wie eine osmanische Staatsbürgerschaft, gleichermaßen für Muslime und Nicht-Muslime? Dabei würde freilich den Rechten der Türken möglicherweise nicht angemessen Rechnung getragen. Oder sollte die Zugehörigkeit zum Islam Grundlage einer "Staatsbürgerschaft" im Reich sein?

Im Falle eines solchen "Pan-Islamismus" aber würden die Nicht-Muslime Bürger zweiter Klasse. Für eine dritte Gruppe war ein Pan-Türkismus die "raison d'être" des neuen Gemeinwesens: Ihr Votum, unter ihrem vielleicht einflußreichsten Ideologen, Yusuf Akçura, ging in Richtung auf eine "nationale" Einheit aller Türken als eines "geschlossenen Zirkels" mit der Türkei als seinem politischen und kulturellen Mittelpunkt.

Zum ersten Mal wurde der Nationalismus als eine kohärente Alternative zu Osmanismus und Pan-Islamismus aufgeboten. Alles in allem blieb der Pan-Turkismus (oder auch Pan-Türkismus beziehungsweise Pan-Turanismus) bis zum Ende des Osmanischen Reiches eine Randerscheinung. Unter den Türken außerhalb des Reiches aber war es eine einflußreiche Bewegung. Namentlich aserbaidschanische und tatarische Intellektuelle engagierten sich in ihm.

Das Ende der zaristischen Herrschaft durch die Revolution von 1917 und der anschließende Verfall des Reiches schienen einer Vereinigung der Türken für einen Augenblick eine neue Perspektive zu eröffnen. Doch wurde dieser Enthusiasmus von den Führern eines entstehenden türkischen Nationalstaates, namentlich von Mustafa Kemal (Atatürk), nicht unterstützt. Für sie war das kleinasiatische Rechteck der geographische Ort eines türkischen Nationalstaates des zusammengebrochenen Vielvölkerstaates.

Auch suchten sie in ihrem eigenen Kampf um Selbstbehauptung die Unterstützung der bolschewikischen Führung in Moskau. Den Bemühungen, das zerfallene Imperium im Zeichen des Kommunismus militärisch wieder zu vereinen, wollte Ankara kein Hindernis entgegensetzen, solange es sich selbst vielen inneren und äußeren Feinden gegenübersah.

Als Enver Pascha, Mitglied des Triumvirats in Istanbul, das 1914 das Osmanische Reich an der Seite Deutschlands in den Krieg eintreten ließ, und engagierter Pan-Türkist, 1922 in Usbekistan im Kampf gegen die bolschewikischen Truppen fiel, war der romantische Versuch gescheitert, diesen ein "Turkestan" abzukämpfen. Während das Osmanische Reich bei aller Schwäche bis zu seinem Ende eine politische Ausstrahlung in den Raum jenseits des Kaukasus bis nach Zentralasien entfaltete, war die Geschichte Persiens dort mit der Abtretung Aserbaidschans nördlich des Kaukasus an ihr Ende gekommen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Land zum Spielball Rußlands und Englands.

Daran änderte sich auch nicht viel, als 1926 Reza Khan als Begründer des Hauses Pahlawi in Teheran eine neue Dynastie gründete. Nach dem Vorbild Atatürks konzentrierte er sich darauf, das Land nach westlichem Muster zu modernisieren und die Grundlagen eines neuen iranischen Nationalstaates zu schaffen. 1941 wurde er auf Betreiben der Sowjetunion und Großbritanniens unter dem Vorwurf einer zu deutschfreundlichen Politik abgesetzt. 1945 entstand auf iranischem Boden, gefördert von Moskau, ein kurzlebiger aserbaidschanischer Staat, der erst nach Abzug der sowjetischen Truppen im November 1946 wieder gewaltsam eingegliedert wurde. Im Zeichen des sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ausbildenden Kalten Krieges wurden die Türken und Iraner nunmehr das Herzstück des "nördlichen Gürtels". Die so geschichtsträchtig verbundenen Gebiete in seinem Norden aber waren davon als der "weiche Unterleib" der sowjetischen Großmacht hermetisch abgeriegelt.

Aserbaidschan ist auch gleichsam das Tor, durch das die Geschichte in jüngster Zeit eingedrungen ist, die historischen Deformationen zu überwinden. Zugleich freilich ist der transkaukasische und zentralasiatische Raum eine Arena neuer Konflikte geworden. In einem Raum, in dem national- beziehungsweise territorialstaatliche Strukturen allenfalls ansatzweise bestanden, gilt es, diese erst zu finden. Im Inneren der neuen Gebilde sind die alten, noch immer kommunistisch geprägten Ordnungen zu überwinden. Und schließlich: Wie verstehen sich die Menschen eigentlich, nachdem eine Identifikation als "Sowjetbürger" in einem geschichtlich, kulturell und religiös so andersartigen Raum niemals wirklich Wurzeln gefaßt hat? Der Tatbestand der wirtschaftlichen Unterentwicklung macht die Beantwortung dieser Fragen und den Prozeß der Selbstfindung zusätzlich schwieriger. (. . .)

Die dramatischen Entwicklungen in Aserbaidschan Anfang 1990 haben den Prozeß der historischen Umgestaltung in Gang gesetzt. Zwar hatte der bereits Anfang 1988 ausbrechende Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan, als die armenische Mehrheit in Berg-Karabach den Anschluß ihres autonomen Gebietes an Armenien forderte, die Aufmerksamkeit der türkischen Öffentlichkeit in zunehmendem Maße erregt.

Doch mehr noch markierte der Einmarsch sowjetischer Truppen in Baku am 19. Januar 1990 das Einsetzen einer Wandlung, die das Gesicht der Region innerhalb kürzester Zeit verändern sollte. Seit dem Ausbruch nationaler Konflikte in der Sowjetunion und dem Beginn sich ausprägender Unabhängigkeitsbestrebungen der einzelnen Teilrepubliken war es das erste Mal, daß die Zentralregierung die Herausforderung ihrer Autorität mit einer militärischen Besetzung und der Verhängung des Kriegsrechts beantwortete: Unter der Begründung, den Schutz der armenischen Bevölkerung Bakus zu garantieren, ging die Armee teilweise mit brutalen Mitteln gegen unbewaffnete Menschen vor.

Die Opfer von Baku lösten bei der Bevölkerung Empörung aus. Diese aber machte nicht an den Grenzen der Sowjetunion halt, sondern setzte sich in den Nachbarländern Türkei und Iran fort. Nachdrücklich wurde hiermit dokumentiert, daß die Zeit, in der Vorgänge in der Sowjetunion, die das Verhältnis der durch willkürliche Grenzziehungen getrennten Völker betreffen, endgültig vorbei war.

Von Anfang an freilich waren die der Empörung zugrundeliegenden Motive und Interessen beider Länder an Aserbaidschan unterschiedlicher Natur. Während in der Türkei die aserbaidschanische Oppositionsbewegung nur als eine türkisch-nationale Bewegung verstanden wurde, sah man sie in der Islamischen Republik Iran ausschließlich als islamische Widerstandsbewegung. Die iranische Regierungspropaganda betonte, daß die Bewegung religiös und nicht ethnisch begründet sei, darauf bauend, daß die Aseris in der Sowjetunion wie deren Landsleute in Iran Schiiten sind, im Gegensatz zu den sunnitischen Türken.

In der Türkei wurde diese Tatsache heruntergespielt; statt dessen wurden die gemeinsamen kulturellen und historischen Wurzeln von aserbaidschanischen und anatolischen Türken hervorgehoben.

Die entschlossene Parteinahme Ankaras auf seiten Aserbaidschans hat Teheran stärker alarmiert, als dies vielleicht an der Oberfläche sichtbar wird. Politische Gründe spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Rivalität zwischen zwei konträren Entwicklungskonzepten islamischer Staaten. (. . .)

Ethnische Bande (die Aseris sind Türken; ihre Sprache ist dem Türkei-Türkischen recht verwandt) und religiöse Gemeinsamkeiten (die Aseris sowohl in Iran wie in der Republik Aserbaidschan sind wie die Iraner selbst Schiiten), genügen nicht, um politische Verbundenheit zu begründen. Der iranische Vorwurf, daß "Großturkestan" im Sinne türkischer Interessen instrumentalisiert werde, läßt sich so nicht halten.

Die Regierung in Ankara wird nicht müde zu betonen, daß es sich bei der Gestaltung der Beziehungen zur türkischen Welt im Nordosten um Beziehungen zwischen unabhängigen Staaten handele, die auf politischen Interessen, insbesondere aber auch dem Anliegen nach wirtschaftlicher Zusammenarbeit gegründet seien. Unübersehbar ist freilich, daß auf der politischen Rechten, insbesondere unter den militanten türkischen Nationalisten, der Traum vom pan-türkischen Reich wieder an Boden gewonnen hat.

Über die Medien, über Stiftungen und politische Vereinigungen suchen sie die Idee zu propagieren. Aber daß ethnische Verwandtschaft, sprachliche Gemeinsam-

Planer und Architekten des Consiliums: Den Main mit viel Grün ins Stadtleben einbeziehen Die Mauern vor dem Fluß sollen fallen Wohnen statt Lastkähnen Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert

Die "Hafen I" schaukelt mächtig, dreht sich dann mitten auf dem Fluß. Vor der städtischen Barkasse ragt jetzt die gepflasterte Mauer des Theodor-Stern-Kai empor, oben zeichnen sich Auto-Silhouetten und die Gebäude der Universitätskliniken vor dem verblassenden Abendhimmel ab. Vielbefahrene Straßen oder Industriegelände halten die Bürger sehr oft in Frankfurt noch vom Main fern - jetzt soll die Stadt sich zum Fluß wieder öffnen. Mit durchgängigen, grünen Park-Zonen an beiden Ufern zwischen Main-Neckar-Brücke im Westen und Deutschherrnbrücke im Osten, mit aufgeschüttetem Land vor dem Kai, einem Freizeit-Hafen - nach knapp zwei Jahren haben die Planer und Architekten des 1990 vom rot-grünen Magistrat berufenen "Consiliums Stadtraum Main" 21 abschließende Empfehlungen erarbeitet. Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), der sich viele der Ratschläge zu eigen macht, spricht von einem "Jahrhundertwerk".

Richtig ist: Die jahrzehntelange Fehlentwicklung, die die Stadt und ihre Menschen vom Fluß abschnitt, läßt sich nicht über Nacht korrigieren. Es braucht aber auch den politischen Willen, um über Jahre hinweg das verlorengegangene Terrain wieder einzufordern. Der Züricher Planer Peter Steiger und der Wiener Stadtbaurat Bruno Domany, beide Mitglieder des fünfköpfigen Consiliums, legen der Kommune nahe, einen Beirat zu berufen, der in Zukunft die Umsetzung der Consiliums-Empfehlungen überwacht. In der Donaustadt Wien, sagt Domany und blickt über die Reling auf die Häuser am Untermainkai, hat man damit gute Erfahrungen gemacht. Im November liegt der Abschlußbericht des Consiliums nach insgesamt acht jeweils dreitägigen Sitzungen erst einmal dem Frankfurter Magistrat vor.

Gerade taucht die "Hafen I" in den Schatten unter der Friedensbrücke ein. Ein Donnern über den Köpfen signalisiert stadtauswärts fließenden Pendlerverkehr. Mit den Ergebnissen des Consiliums zum Verkehr wird sich der Magistrat, das zeichnet sich ab, am schwersten tun. "Eine gravierende Lärmbelastung der Grün- und Freiflächen auf beiden Mainufern" stellten die Fachleute fest, verursacht durch Verkehr auf Brücken und Kais. Sie empfehlen Umbauten und verkehrslenkende Maßnahmen mit dem Ziel, den Lärmpegel am Ufer auf maximal 60 Dezibel zu senken - "die Voraussetzung für Wohlbefinden". Wentz-Referent Michael Kummer hält "eine gewisse Verkehrsbelastung" der Uferstraßen für unvermeidbar - eine "Umorientierung der Verkehrsströme" will die Stadt aber dem weiteren Konzept des Planers Bernhard Winkler überlassen, der für den Magistrat die "urbane Innenstadt" erarbeitet - frühestens nach der Kommunalwahl im März 1993 werden die Bürger wissen, ob bisher vermißte Konsequenz bei der Verkehrsberuhigung in der City nachgeholt wird.

Das Consilium sieht die Mainuferstraßen künftig als "Erlebnis- und Erholungsraum", als Sphäre "für experimentelle Nutzungen, die sich auch als sozialer Prozeß entwickeln können" - immer vorausgesetzt, die Stadt sperrt die Asphaltbänder "als ersten Schritt an den Sonntagen". Die beratenden Planer denken sich die Straßen als Flächen "zum Skateboard-, Rollschuh- oder Fahrradfahren", für Auftritte von Künstlern und "Gaststättenfunktionen". In der Wirklichkeit gab es 1991 eine Sperrung von sechs Wochen während der Sommerferien nur auf der nördlichen Mainuferstraße - es blieb damals auch beim nackten Asphalt, ohne kommunikatives Beiwerk.

1992 haben die Automobile wieder völlig freie Fahrt - mit der unverständlichen Begründung des Magistrats, wegen des demontierten Eisernen Steges fehle es an Fußgängern auf dem Ufer. 1993 aber, versprechen die städtischen Planer, werden sie den Gedanken an Rückeroberung der Uferstraßen wieder aufgreifen.

Die "Hafen I" dreht mit kleiner Bugwelle bei. Wunsch und Wirklichkeit: Beim Stadtraum Main liegen sie noch weit auseinander. Das gilt auch für die Öffnung der Ufer als grüne Parkzonen. In Höchst etwa stößt der Spaziergänger am nördlichen Flußsaum auf eine unüberwindliche Barriere: das Werksgelände des Chemiekonzerns Hoechst AG. Mit dem will die Stadt verhandeln, damit auch innerhalb des Fabrik-Areals ein Rad- und ein Fußgängerweg am Wasser entlangführen.

Insgesamt 2,4 Kilometer lang soll die Zone des "Mainufer-Parks" sich eines schönen Tages zwischen Deutschherrnbrücke und Niederräder Brücke erstrekken. Als erstes Teilstück kommt wohl die Weseler Werft am nördlichen Ufer zwischen Flößerbrücke und Honsellbrücke an die Reihe.

Nach langer, scharfer Debatte hat sich im Consilium die Empfehlung durchgesetzt, auch jene Mainufer zum geordneten Park umzugestalten, auf denen heute Grün noch frei wuchert. Beispiel: die Strecke am Südufer zwischen Schlacht- hof und Oberräder Rudererdorf. Oberstadtbaurat Domany aus Wien: "Die ökologische Zielsetzung muß hinter der Nutzbarkeit zurückstehen." Heute kämen Fußgänger nicht über den Parkplatz am Tiefkai östlich der Flößerbrücke hinaus - er wird "als Sperre empfunden, gerade von Frauen" (Planer Steiger aus Zürich).

Wo das Wasser des Mains noch an aufragende Kaimauern stößt, wollen Consilium und Stadtplaner ein grünes Vorland aufschütten lassen. Beispiel: der Theodor- Stern-Kai in Höhe der Universitätskliniken, der durch eine 30 Meter weit in den Main hineinragende Grünzone ergänzt werden soll. Hinter dem Kai entstehen auf einem dreieckigen Brachgrundstück 300 Wohnungen, vor allem für ärztliches Personal. Dem Fluß bliebe an der Stelle noch eine Breite von 150 Metern.

Auch den Tiefkai am Deutschherrnufer möchte das Consilium in Übereinstimmung mit der Stadt zum Park umformen. Da steht sich der Magistrat selbst im Wege: Gerade ist dort ein Parkplatz für Sachsenhäuser Kneipenbesucher eröffnet worden - den werden Autofahrer nicht gern wieder hergeben.

(Siehe auch rechts: "Kein Luxus . . . ")

Der Müllberg wird nicht kleiner Nur die Quote wiederverwertbarer Stoffe hat sich verbessert

RÖDERMARK. Ihrem erklärten Ziel, die Müllmengen spürbar zu reduzieren, ist die Stadt im vergangenen Jahr nicht nennenswert nähergekommen. Positiv bewertet der Erste Stadtrat Alfons Maurer allein die Tatsache, daß die Wiederverwertungsquote innerhalb von zwölf Monaten von 31,7 auf rund 37 Prozent gestiegen ist. Das ist in erster Linie dem Altpapier zu verdanken, das zunehmend für die monatlichen Sammlungen am Straßenrand bereitgestellt wird.

Wuchs der Papierberg von 1990 bis 1991 um rund 360 auf nunmehr 1488 Tonnen, so blieb die in den Containern gelandete Menge an Altglas nahezu konstant: zuletzt 745 Tonnen in einem Jahr. Das gleiche gilt für Metall und Gartenabfälle, während es keine Vergleichszahlen für Styropor und Kunststoffe gibt. Immerhin ermutigen die 700, im vergangenen Jahr erstmals beim Bauhof abgelieferten Kubikmeter zum Weitermachen.

Als Schritt in die richtige Richtung wird der deutliche Rückgang des Sperrmüll-Volumens gewertet. Das Quantum sank um über ein Drittel oder 500 Tonnen auf "nur" noch 1011 Tonnen. Maurer führt das auf das dichter gewordene Netz bei der Einsammlung recycelbarer Stoffe zurück, aber auch auf die nur noch vier, statt bisher sechs Termine, an denen Sperrmüll abgeholt wurde. Von einer Einsammlung "auf Abruf", wie in Rodgau geplant, hält man in Rödermark wenig: Da könnte zuviel Unrat bei Nacht und Nebel wieder in freier Natur landen.

Der Hausmüll ist in Rödermark eine feste Größe geblieben: 5903 Tonnen 1991 gegenüber 5872 Tonnen ein Jahr zuvor. Angesichts einer gestiegenen Zahl von Haushalten ein zu vernachlässigendes Wachstum.

Ein Problem stellt noch das Verpakkungsmaterial von Handel und Gewerbe dar, das entgegen neuer Verordnungen noch immer gern samstags auf den Festplätzen "untergemogelt" wird. In Verhandlungen mit dem Gewerbeverein soll eine Lösung angestrebt werden, die nutzlos gewordenen Verpackungen auf privater Basis entsorgen zu lassen.

"Wahrscheinlich im Oktober" rechnet Alfons Maurer mit der Einführung des Dualen Systems in Rödermark und der Auslieferung von gelben Mülltüten für alles, was einen "grünen Punkt" trägt. Der Erste Stadtrat steht diesem System kritisch gegenüber: Der "grüne Punkt" suggeriere den Verbrauchern, sich umweltbewußt zu verhalten, reduziere aber nicht wirklich die Abfallmengen. ttt

Kleine FR

Hallenbad öffnet heute wieder OBERURSEL. Das Oberurseler Hallenbad ist ab heute, Dienstag, wieder geöffnet. Es wurde gewartet. CDU besucht Gymnasium OBERURSEL. Das Gymnasium Oberursel besuchen die Kreistags- und die Stadtverordnetenfraktionen der CDU am Mittwoch, 22. Juli, 17 Uhr. Sie wollen sich dabei eine Bild über den Fortschritt der Arbeiten am Erweiterungsbau der Schule machen. Fernbedienung verloren STEINBACH. Eine Fernbedienung wartet im Steinbacher Fundbüro auf ihre Besitzer. Im Juni wurden außerdem unter anderem sieben Fahrräder, ein Goldarmband, eine Uhr und diverse Kleidungsstücke gefunden. Rathaus wartet auf Luftballonkarten KÖNIGSTEIN. Das Königsteiner Rathaus wartet jetzt auf die Antwortkarten des Luftballonwettbewerbs beim Volksfest. Bis Mittwoch, 5. August, können die Karten zu dem Weitflugwettbewerb in den Zimmern 5 und 6 des Rathauses abgegeben werden. Die ersten sind bereits eingegangen.

Rot-Weiss und FSV Frankfurt sind die großen Favoriten Fußballerischer Mittelstand hat keine Überlebenschance Oberliga finanziell aufwendig / Zweiklassengesellschaft droht Von Jörg Hanau und Christian Frommert

Droht der hessischen Fußball-Oberliga etwa Langeweile? Wenn es nach den Trainern der 17 Vereine geht, die in der Saison 1992/93 um Punkte streiten werden, wird es wohl nicht dazu kommen. Unisono haben sich die Herren von der Trainerbank auf zwei Mannschaften festgelegt, die die Meisterschaft unter sich ausmachen werden: Rot-Weiss Frankfurt und der FSV Frankfurt. Die Lokalrivalen haben im Vorfeld der Spielzeit kräftig investiert, wollen unbedingt als Branchenführer die Landesfarben in der Aufstiegsrunde zur Zweiten Fußball-Bundesliga vertreten. Rot-Weiss Frankfurts neuer Trainer Robert Jung und sein FSV-Kollege Herbert Dörenberg wollen von dieser Favoritenbürde aber freilich nichts wissen. "Die Mannschaft braucht noch Zeit zur Reife", hat der Mathematik-Lehrer Jung rationell erkannt. Lehrer-Kollege Dörenberg kann seine pädagogische Studien auch auf sportlicher Ebene nicht verleugnen: "Wir müssen noch lernen", bringt er seinen "gehorsamen" Kickern bei. Und noch etwas haben die beiden gemein. Auch wenn offiziell der Druck Meister zu werden negiert wird, so stehen von den Vereinsvertretern doch maßgebliche Forderungen an: "Wir wollen die zweite Kraft in Frankfurt hinter der Eintracht werden." Wohl dem, der Ziele hat!

Aber auch anderenorts wurde kräftig gepuscht. Die zuletzt desillusionierten Kicker des SV Wehen wollen mit ihrem neuen Trainer Heinz Wulf und profierfahrenen neuen Spielern ebenso ein Wörtchen bei der Vergabe des Titels mitreden wie etwa Kickers Offenbach. Ein Jahr nachdem ein gewisser Herr Schmalhans in der OFC-Kantine herumbruzzelte, versprechen sich die Kickers mit dem neuen Chefkoch Lothar Buchmann wieder Gaumenfreuden. Die freilich erwartet die SG Egelsbach auch vom angeheuerten neuen Trainer Herbert Schäty, der vollmundig Offensivfußball propagiert und sich nach eigenen Angaben alleine an der Tabellenspitze orientieren will.

Auch im östlichen Teil des Landes regt sich was. Borussia Fulda ließ sich die neue Saison einiges kosten, verpflichtete mit Werner Dressel (Aschaffenburg) und Michael Drube (Kassel) zwei der besten Oberliga-Akteure der vergangenen Saison. Lediglich auf dem Sessel des Cheftrainers sitzt eine Notlösung. Anstatt Werner Lorant, der bereits im Januar diesen Jahres einen Vertrag mit den Borussen abgeschlossen hatte, aber dann doch zum TSV 1860 München in die Bayernliga wechselte, wird nun der ehemalige Mönchengladbacher Torwart Uli Sude als Spielertrainer das Zepter schwingen.

An klein gebackene Brötchen werden sich langfristig gesehen wohl auch drei Mannschaften gewöhnen müssen, die in der letzten Saison noch ganz oben rangierten. Meister Viktoria Aschaffenburg fehlt wie dem Zweiten, der Spvgg. Bad Homburg, der finanzielle Hintergrund, um auch in diesem Jahr oben mitzumischen. Wirtschafliche Engpässe muß seit Jahren auch der KSV Hessen Kassel immer wieder meistern. Alle drei Klubs stehen vor einem Umbruch. Der Aderlaß war groß. Beinahe die kompletten Kader mußten runderneuert werden. Viktorias neuer Trainer, Jürgen Strack, sein Bad Homburger Nachfolger Harald Faust und auch KSV-Trainer Karl-Heinz Wolf, der Hans-Ulrich Thomale ablöste, werden beweisen müssen, ob sie auch mit eher unerfahrenen Akteuren in der Liga bestehen können.

Der finanziell immer aufwendiger agierenden Oberliga Hessen droht derweil eine Zweiklassengesellschaft. Selten war die Diskrepanz zwischen meisterschaftsambitionierten Mannschaften und vermeintlichen Absteigern größer. Der fußballerischer Mittelstand scheint in Hessen keine Überlebenschance zu besitzen. Entweder um die Meisterschaft oder gegen den Abstieg spielen, lautet die Devise.

Dies gilt vor allem für die drei Aufsteiger, die allesamt von erfahrenen Trainern im Amateur-Oberhaus geführt werden. Mit Peter Rübenach reifte Bad Vilbel zum Oberligisten, Niko Semlisch und Timo Zahnleiter sprangen in Neukirchen und Marburg allerdings erst auf den Zug, als der bereits in den Oberliga-Bahnhof eingefahren war. Mehr als der Klassenerhalt kann das Ziel für alle drei nicht sein. Gerade die Euphorie in den ersten Monaten könnte dabei wichtige Weichen für den Verbleib stellen. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß gerade die Aufsteiger in der Rückrunde mächtig Federn lassen. Deshalb gilt: Wer früh punktet, hat später einen längeren Atem.

Bis auf den SV Wiesbaden werden wohl auch die im Umbruch befindlichen Rot-Weißen aus Walldorf und der VfR Bürstadt, Eintracht Haiger sowie die Amateure der Frankfurter Eintracht, gegen die drei letzten Tabellenplätze ankämpfen müssen. Zu mehr dürfte es trotz vielfältiger Anstrengungen wohl nicht reichen.

Aber auch diesen Klubs bleibt ein ganz profaner Trost: Abgerechnet wird erst im Mai 1993, am 32. und letzten Spieltag. Also blickt der geneigte Oberliga-Freund nicht nur mit Spannung auf die Sonnenseite der Tabelle, sondern auch in die eher schattigen Gefilde des 17er-Klassements. Nun darf dort der Fußball-Ästhet nicht gerade Kreativität in Reinkultur erwarten. Vielmehr ist Kampf angesagt.

Kämpfen will auch die neuformierte Oberliga-Interessengemeinschaft (IG), die sich vor dieser Saison massiv um die Belange ihrer Schäflein kümmert. Angeführt von Otmar Schork und Rückkehrer Gert Trinklein, versucht die IG eigene Richtlinien zu etablieren, insbesondere im Hinblick auf Vereinswechsel, Ablösesummen, Einführung des Torverhältnisses und Änderungen im Spielbetrieb der Pokalwettbewerbe.

Da kann der Oberliga doch wohl keine Langeweile drohen!

Kleine Lokalrundschau

Sprechstunde HOFHEIM. Vom Bundesversorgungs- über das Heimkehrer- bis hin zum Bundeserziehungsgeldgesetz wird am Dienstag, 21. Juli, informiert. Das Versorgungsamt Frankfurt bietet seine Sprechstunde von 14 bis 18 Uhr im Zimmer 2 des Rathauses an. Seniorentreff EPPSTEIN. Kaffee und Kuchen, Grillwurst und dazu Musik von Karl Steyer werden am morgigen Dienstag, 21. Juli, allen älteren Eppsteinern geboten. Die Seniorinnen und Senioren können sich von 15 bis 18 Uhr im Theodor-Fliedner- Haus treffen. Kindergeschichten von Eltern HATTERSHEIM. Wie war das, als Mama und Papa noch klein waren? Welche Streiche haben die damals anderen gespielt? Antwort auf diese und andere Fragen bekommen Kinder ab sechs Jahren in der nächsten Vorlesestunde am Mittwoch, 22. Juli, um 15 Uhr in der Stadtbücherei im Alten Posthof. Kino am Mainufer HATTERSHEIM. Nicht im Schwimmbad - wie angekündigt - sondern am Mainufer in Eddersheim läuft an diesem Mittwoch, 22. Juli, der Film "Dick Tracy". Beginn der Kinonacht unter freiem Himmel ist um 22 Uhr. Disco im Freien HATTERSHEIM. Zur fetzigen Musik tanzen und dabei in die Sterne gucken - das können Jugendliche bei der Open-air- Disco am Freitag, 24. Juli, in Okriftel. Die Fete beginnt um 19 Uhr an der Radfahrerhalle, der Eintritt ist frei. Aquarelle zu sehen HOCHHEIM. Die Resultate eines Aquarellkurses des Volksbildungswerkes sind demnächst im Rathaus, Burgeffstraße 30, zu bewundern. Die Hobbymaler/innen zeigen dort bis zum 28. August ihre Werke. Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, 30. Juli, um 18 Uhr vom Ersten Stadtrat Wilfried Simon (CDU).

Spielkreis für Alleinerziehende

HATTERSHEIM. Ein neues Angebot macht der Treffpunkt Alleinerziehende: Im Grünen Haus am Weiher, Untergärtenweg 1, gibt es künftig einen Spielkreis. Das erste Treffen ist am Samstag, 1. August, von 15 bis 17 Uhr sowie künftig an jedem ersten Samstag im Monat. Informationen erteilt Monika Kessler, Telefon 0 61 45 / 3 41 61.

DAK berät individuell in Ernährungsfragen

HOFHEIM. Zu viele Rettungsringe um den Bauch? Speckfalten an den Oberschenkeln? Oder Angst, sich während der Schwangerschaft falsch zu ernähren? Wer Probleme rund ums Essen hat, kann sich ab Dienstag, 4. August, an die Bezirksgeschäftsstellen der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) im gesamten Main-Taunus-Kreis wenden.

Wer sich einen Sprechstunden-Termin für diesen Sonderservice reservieren will: In Hofheim (Tel. 0 61 92 / 70 26), Hochheim (0 61 46 / 14 35), Schwalbach (0 61 96 / 8 10 34), Bad Soden (0 61 96 / 2 70 44), Kelkheim (0 61 95 / 40 15), Eschborn (0 61 96 / 4 85 55) wird "Individuelle Ernährungsberatung" angeboten. DAK-Versicherte bekommen die Tips kostenlos, Nichtmitglieder zahlen 15 Mark. pms

FDP fragt nach den Kosten "Für Tempo-30-Zone kein Geld im Etat eingeplant"

OBERURSEL. Wie die Stadt die neue Tempo-30-Zone für Bommersheim bezahlen will, interessiert die Oberurseler FDP. Für das Projekt sei kein Geld im Etat eingeplant, so die Liberalen. Sie verweisen zudem auf die 20prozentige Haushaltssperre und auf das Fehlen eines rechtzeitigen Nachtragsetats.

"Der Magistrat hat der Öffentlichkeit mitgeteilt, daß im September feierlich eine Tempo-30-Zone im Stadtteil Bommersheim eingerichtet wird", schreibt die FDP. Sie klingt ob der Ankündigung leicht verärgert, wenn sie betont, daß weder der Finanz- noch der Bauausschuß des Stadtparlaments bisher über die Tempo-30-Zone informiert worden seien.

In einer Parlamentsanfrage erkundigt sich die FDP daher jetzt außerdem nach den offiziellen Kosten für die Verkehrsberuhigung. Der Magistrat hat sie vor einem Monat auf 10 000 bis 15 000 Mark beziffert, da auf große Umbauten verzichtet wird (wir berichteten).

Die neue Tempo-30-Zone soll ganz Bommersheim umfassen. Sie wird am Samstag, 5. September, übergeben. stk

Briefe an die Redaktion "Prüfungsdruck auf die Frau wird abgeschafft"

In dem Artikel "Situation der Frau bleibt unverändert" vom 10. Juli wurde die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruches unter der alten 218-Fassung im Wetteraukreis thematisiert. Ärzte und Beraterinnen hatten sich zu ihren Erfahrungen mit der Situation von Frauen vor und nach einem Abbruch geäußert. Im Ergebnis wurde festgestellt, daß sich auch durch eine Gesetzesänderung die wirkliche Situation der Frauen nicht ändern läßt, da allgemeine persönliche und gesellschaftliche Hemmnisse die eigentlichen Konfliktursachen sind. Zu diesem Thema schrieb uns die SPD-Bundestagsabgeordnete Dorle Marx:

"In Ihrem Artikel vom 10. 07. 1992 'Situation der Frau bleibt unverändert - Ärzte und Beraterinnen halten den neuen Paragraph 218 für Augenwischerei' vermisse ich den Bezug der Überschrift zum Text.

Frau Bender beschreibt die bisherigen Erfahrungen von Beratungsstellen und Ärztinnen und Ärzten im Wetteraukreis mit der derzeit noch geltenden alten §- 218-Regelung. Prognosen der Befragten zu den Auswirkungen des neuen Gesetzes finden sich an keiner Stelle des Artikels.

Es wird aber z. B. den von Frau Bender beschriebenen Spießrutenlauf der Frau von der Beratungsstelle über den Arzt, der die Indikation bescheinigt, zu der Stelle, die den Abbruch vornimmt, künftig nicht mehr geben. Denn innerhalb der ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft kann eine Frau immer dann einen Abbruch vornehmen lassen, wenn sie eine Bescheinigung darüber vorlegt, daß sie bei einer anerkannten Beratungsstelle an einer Beratung teilgenommen hat. Damit wird der - von Sachverständigen in der Anhörung zum neuen Gesetz immer wieder negativ beurteilte - Prüfungsdruck auf die Frau abgeschafft, der sie in der bisherigen Beratungssituation oft gegen das Überdenken einer vorher gefaßten Entscheidung zum Abbruch taub gemacht hat.

Im Artikel wird berichtet, daß Frauen häufig gegen ihren Willen von den Partnern zu einem Abbruch gedrängt würden. Verständnisvolle Partner und Familien kann der Bundestag natürlich auch künftig nicht gesetzlich vorschreiben. Aber das Ende Juni mit der Novellierung des § 218 beschlossene Schwangeren- und Familienhilfegesetz sieht eine wesentliche Erweiterung sozialer Hilfen für Mütter und Familien vor. Dazu gehört die künftige Garantie eines Kindergartenplatzes und die Verbesserung der Betreuungsmöglichkeit für schulpflichtige Kinder ebenso wie z. B. die vorrangige Berücksichtigung von Müttern und Familien mit Kindern bei der Errichung und Vergabe öffentlich geförderter Wohnungen. Damit sollen wenigstens materielle Sorgen vermindert werden. Und nur eine kinderfreundliche Gesellschaft, für die wir alle verantwortlich sind, kann es doch einer Frau erleichtern, sich auch einmal gegen den Willen des Erzeugers für ihr Kind zu entscheiden."

Dorle Marx

Mitglied des Deutschen Bundestages

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Büttenreden leicht gemacht Karnevalisten-Ausbildung

"Wolle mer'n reilasse?" Man kennt sie ja, die Frage. Und im Saal ruft es feuchtfröhlich: "Jaaa!" Ob Fastnacht, Fasching oder Karneval: Die Büttenredner haben nach dem 11.11., 11.11 Uhr wieder das Sagen. Da wird dann allzuoft "platt"-deutsch geredet, da müssen die Kalauer herhalten, da werden die Stammtisch-Themen ausgebreitet, reim dich oder ich freß dich, gegen Grüne, Rote, seltener Schwarze, dafür aber öfter gegen Ausländer und Asylanten.

Wie ja überhaupt der unausgegorene Redefluß zumeist aus der erzkonservativen Ecke zäh in den Saal vordringt, so, daß man sich manchmal sogar als Zuhörer verkriechen möchte. Ordnung und Sauberkeit, so steht das ungeschriebene Motto wie ein Menetekel über der Szene.

Und dann die Art des Vortrages. Nur wenige beherrschen das brillante Wortspiel, die meisten fechten lieber mit dem Degen denn mit dem Florett, bleiben hängen oder holpern verbal über die Runden. Unterbrochen vom Tusch der Kapelle, tätä,tätä,tätäää...

Die städtische Saalbau, Betreiberin der Bürgerhäuser, in denen die meisten der 62 Frankfurter Karnevalsvereine ihre närrischen Sitzungen abhalten, möchte da Abhilfe schaffen und Nachhilfestunden geben. Ein erster Modellversuch sei erfolgreich gewesen, heißt es vom Veranstalter.

Gelehrt wird dort Vortragsgestik, -mimik und -akustik. Es werden Beispiele und Hilfen in der hohen Kunst des Reimens angeboten. Es wird vermittelt, daß Lacherfolge eben nicht durch plumpen Griff in die Klamottenkiste oder auf Kosten von Randgruppen erzielt werden sollten. Daß es nicht unbedingt das Schlüpfrige ist, was "ankommt". Sondern Leute mit Mutterwitz. Bloß: Wer hat den noch?

Wer sich "berufen" fühlt, kann sich anmelden. Die Kurse sind jeweils dienstags, ab dem 15. September, im Klubraum 6 des Bürgerhauses Nordweststadt. Beginn 17.30 Uhr für Jugendliche und Kinder, ab 20 Uhr für Erwachsene. Die "Lehrherren" sind "Spitzen der Frankfurter Fastnacht", wie Karl Oertl, Corinna Orth oder Klaus-Peter Musch. Anmeldungen an die Saalbau, Eschersheimer Landstraße 23, Frankfurt/M. 1, Telefon 15 308 - 301. -vau

Beim Fasching in Glossop Stadtkapelle war in England / Gegenbesuch im nächsten Jahr

BAD VILBEL/GLOSSOP. Nach fünf Jahren Pause besuchte die Stadtkapelle Bad Vilbel die englische Partnerstadt Glossop Anfang Juni zum dritten Mal. Sinn der Reise war die Teilnahme am Karnevalsumzug der Stadt, die Fasching nach englischer Tradition im Sommer feiert - allerdings nicht mit der Bedeutung und in dem Umfang wie in Deutschland.

Angeführt von der Stadtkapelle zogen die Karnevalisten und Narren durch Glossop, wobei sich auch einige Vereine aus Bad Vilbel mit ihrem Motivwagen präsentierten. Gemäß des englischen Faschingsgedankens standen dabei weniger Kommerz als Spendenaktionen im Vordergrund. Die Zugteilnehmer sammeln nämlich während der "Prozession" Geld für soziale Zwecke von den Zuschauern ein.

Die Mitglieder der Stadtkapelle wohnten während der drei Tage bei den Mitgliedern der "Glossop Old Band", einem befreundetem Orchester der Stadtkapelle. Mit einem Kulturprogramm, Besuchen in Manchester und Chester wurden die Kontakte vertieft. Im nächsten Jahr erwartet der Musikverein den Gegenbesuch aus Glossop. ub

Fußball-Landesliga Süd: Trend zu kürzerer Winterpause zeichnet sich ab SGK Bad Homburg beklagt das Fehlen von echten Derbys Eintrittsgeld von sieben Mark bleibt unverändert / Wenn es normal läuft, dann gibt es am Rundenende vier Absteiger

Die SGK Bad Homburg, einziger Hochtaunus-Verein in der Fußball-Landesliga Süd, startet definitiv am 9. August (bei der Spvgg. 03 Neu-Isenburg) in die Saison 92/93. Mit der Partie gegen den Ex-Oberligisten Spvgg. Dietesheim, dem Gastgeber der Vorrunden-/Terminbesprechung, soll die erste Halbserie für die Kirdorfer am 29. November enden und am 5. Dezember wollen sie gegen die Isenburger in die Rückrunde starten.

Dem Team um Spielertrainer Frank Diergardt steht den Wünschen der Vereinsvertreter nach eine verkürzte Winterpause ins Haus, denn nach dem 13. Dezember sollte eigentlich bis zum 28. Februar 93 der Spielbetrieb ruhen. Die Klubs scheuen jedoch die drei Wochentagsspiele in der Rückrunde und spielen offenbar lieber bereits am 7. und 14. Februar 93 weiter, zumal am 21. Februar wegen Fasching (Pokalspiele genießen dann Priorität) wieder pausiert werden muß. Die Entscheidung hierüber soll im Rahmen der Rückrundenbesprechung in Alzenau gefällt werden.

Für die Homburger kein relevantes Thema, dennoch interessant: Die Landesliga-Vereine wollen geschlossen gegen die fehlende Relegationsrunden-Möglichkeit zur Oberliga Hessen (gemeinsam mit den Klubs der Staffeln Mitte und Nord) vorgehen. Unter der Federführung von Konrad Heermann (KSV Klein-Karben) ist eine Resolution an den Verbandsfußballwart Adam Schade (Witzenhausen) geplant. Die Chancen sind derzeit offenbar gering, zumal die Oberligisten selbst nicht "nach oben" relegieren können (dort hat nicht einmal der Meister ein direktes Aufstiegsrecht) und daher auch nicht einer Relegation "nach unten" (zur Landesliga) zustimmen werden. Freilich könnten sie vom Verbandsspielausschuß dazu gezwungen werden.

"Keine Entscheidungsspiele/-Runden vor der Relegation" lautet das Motto in vielen Amateurklassen. Das Torverhältnis soll zählen. Das bedarf einer Satzungsänderung im Sommer 93 auf dem Verbandstag in Grünberg. Die Landesliga Süd-Vereine sind offenbar geschlossen für eine diesbezügliche Änderung, womit eine Gleichstellung mit den anderen Landesverbänden erreicht wäre.

Wichtig für die SGK 1890: Es steigen vier Klubs ab. Nur bei Unterschreitung der Zahl 18 müssen drei Klubs direkt absteigen. Der über diesen Fix-Absteigern plazierte Klub relegiert mit den Bezirksoberliga-Zweiten aus Darmstadt sowie Frankfurt-West und -Ost.

Für einen von den Fans nicht verwöhnten Klub wie die SGK Bad Homburg bedeutet die Beibehaltung von sieben Mark Eintritt (die Abstimmung lautete 9:8) eher einen Gewinn, in den Gesamtrahmen paßt das schlecht vorbereitete Abstimmungsergebnis nicht. Die Oberliga nimmt jedenfalls zehn Mark für den Stehplatz, die beiden Frankfurter Bezirksoberligen sind mit sechs Mark ebenfalls nach oben gegangen. Zumindest zog der Osten zum Westen auf diese Größenordnung nach, wurden die "Billig-Tarife" (Frauen, Rentner, Jugendliche etc.) auf vier Mark angehoben.

Die mit hochkarätigen Kickern durchsetzte Landesliga Süd verkauft sich zweifelsohne unter Wert. Andererseits stellen die Platzeinnahmen bei Halb-Millionen- Etats bei manchen Klubs nur den berühmten "Tropfen auf den heißen Stein" dar. Das Kirdorfer Aufgebot dürfte allerdings etwas kostengünstiger sein. Die "echten Zahlen" legt bekanntlich kein Amateurfußballverein auf den Tisch.

Neu für den einzigen Hochtaunuskreis- Vertreter: Der FV Progres Frankfurt (Sportanlage der SKG, Hahnstraße/Bürostadt Niederrad), Germania Klein-Krotzenburg (Fußballkreis Offenbach/Gemeinde Hainburg, Sportplatz Triebweg), der 1.FC Germania 08 Ober- Roden (Rödermark, Sportanlage Frankfurter Straße), die SG Riedrode (Stadtteil Bürstadts/600 Einwohner/Tennenplatz) sowie Übersiedler FC Bayern Alzenau (Mainfranken/ Sportanlage Martin-Luther-Straße). Damit spielen die Kirdorfer gegen sechs Klubs aus dem Bezirk Darmstadt, zehn Frankfurter Bezirksvereine und eine Mannschaft vom bayerischen Fußballverband. Obgleich die Klasse durch Auf- und Abstieg interessanter geworden sein dürfte, fehlen den Kickern vom Wiesenborn weiterhin die Derbys.

Die Frankfurter Klubs FC Italia und FV Progres sowie das Star-Ensemble aus Bernbach sollten noch die meisten Fans in Homburgs Norden locken. Zumal sich vermutlich einige von der Spielvereinigung 05 abwenden und zu anderen Klubs orientieren werden. Das ist zumindest die Hoffnung bei den Landes- und Bezirksoberligisten. Das Saisonende ist für 23. Mai vorgesehen. Anschließend ist bis Pfingsten (30./31. Mai) Zeit für Entscheidungsspiele, bevor die Tretmühle der Relegation losgehen wird. hdp

Seit Inbetriebnahme der Strecke Fulda-Würzburg bekommt Robert Buchhold keinnen ICE mehr zu Gesicht Hin und wieder rumpelt eine Diesellock vorbei Durch Jossa fährt vornehmlich nur noch Güterverkehr Von Jörg Andersson SINNTAL. Über den riesigen Glasscheiben des Dienstraumes hängen die Erinnerungsfotos. Farbige Aufnahmen jüngeren Datums. Sie zeigen die letzte Abfahrt von Gleis 7 - ein knappes Dutzend Fahrgäste, gruppiert um den roten Triebwagen der Baureihe VT 95, der zwischen Jossa und Wildflecken verkehrte. Das war am 27. Mai 1988. Ein Bild über dem Ausgang ist drei Jahre älter und dokumentiert dennoch eine ganz andere Eisenbahngeneration. Am 20. Oktober 1985 brauste der erste ICE am Bahnhofsgebäude vorbei. "Bis vor zwei Jahren haben die hier regelmäßig Kopf gemacht", erzählt Robert Buchhold (53). Auf seinen Probefahrten Richtung München stoppte der Intercity-Experimental, wie er damals noch hieß, in Jossa. Der Lokführer wechselte hier das Führerhaus und fuhr in die entgegengesetzte Richtung zurück.

Seit die Neubaustrecke zwischen Fulda und Würzburg in Betrieb ist, bekommt der Bundesbahnbahnhauptsekretär Buchhold den ICE an seinem Arbeitsplatz nur noch auf dem Foto zu Gesicht. Gleichzeitig wurden damals die letzen D-Züge aus dem Fahrplan gestrichen, von denen zuletzt noch zwei täglich in Jossa gehalten hatten. Aus dem 700-Einwohner- Ort Non-Stopp bis Hamburg oder per Kurswagen nach Westerland - auch das ist vorbei.

Zwar ist die historische Strecke Elm- Gemünden auch weiterhin dicht befahren, doch die Bundesbahn nutzt die Strecke an Jossa vorbei vornehmlich für den Güterverkehr. "Rund 200 sind es täglich", schätzt Buchhold, als gerade ein Güterzug durch den Bahnhof rattert. 43 752, wie er im Fahrplan vermerkt ist, hat zahlreiche fabrikneue Nobelkarossen geladen, die er von Kornwestheim nach Seelze bei Hannover transportiert. Das steht ebenfalls in dem Heft.

Ein vorbeirauschender Zug beinhaltet für den Beamten stets den gleichen Arbeitsablauf. Die Zugnummern werden in den Computer eingegeben, in ein Buch eingetragen und die Durchfahrt telefonisch an die umliegenden Bahnhöfe in Sterbfritz und Burgsinn weitergemeldet.

Zwölf Eilzüge halten noch täglich in Jossa, dazu kommen werktags für Berufspendler acht Nahverkehrsverbindungen nach Gemünden. Vom Bahnhofsvorplatz führen drei Buslinien in die nähere Umgebung. Nach Gemünden, Schlüchtern und Bad Brückenau, beziehungsweise Wildflecken. So gesehen ist Jossa im Spessart sogar noch ein Verkehrsknotenpunkt. In den Morgenstunden bedeutet das für Buchhold und seine Kollegen, Jochen und Werner Zeller sowie Erwin Bachmann, die sich rund um die Uhr den Schichtdienst in Jossa teilen, mitunter Hektik. Denn die Fahrdienstleiter "sind Mädchen für alles", wie Buchhold betont.

Sie müssen Fahrkarten verkaufen, Auskünfte geben und über Funk mit den Busfahrern Kontakt halten, damit die Fahrgäste nach Möglichkeit den Anschlußzug noch erreichen.

Die Zeiten, als auf dem Bahnhof Jossa noch mehrere Beamte beschäftigt waren, sind längst vorbei. Als Ende der 60er Jahre das Spurplanstellwerk in Betrieb genommen wurde, waren etliche Arbeitsplätze überflüssig geworden.

21 Weichen kann Buchhold, seit 33 Jahren Eisenbahner, von seinem Platz aus bedienen. Sei es nun, um sie für Wartungsarbeiten kurz zu sperren, oder um einen Zug auf die alte Strecke Richtung Bad Brückenau zu leiten, was allerdings nur noch selten passiert, seit der Personenverkehr dort eingestellt wurde.

Immerhin: Hin und wieder rumpelt noch eine Diesellok über die Trasse. Die Anhänger beladen mit Holz oder Mineralwasser aus dem Brunnenbetrieb in Wernarz. In solchen Fällen muß dann ein paar Kilomter weiter Hand angelegt werden. Das Stellwerk in Altengronau-Süd funktioniert noch mechanisch. Dort muß Bundesbahnssekretärin Birgit Gabel alte Weichen- und Signalhebel umlegen - eine museumsreife Leistung.

Zurück nach Jossa. Die Strecke zum Bahnhof kennt Robert Buchhold im Schlaf. Seit 1971 arbeitet er hier. Zuvor hat er acht Jahre in dem Gebäude gewohnt, in dem derzeit fünf Familien leben. "Allerdings kein Eisenbahner mehr", wie der 53jährige, der sich auf der anderern Seite des Dorfes ein Haus gebaut hat, bedauert.

Es ist halb elf. Soeben fährt der E 3281 ein. "Jossa, Jossa", verkündet der Fahrdienstleiter. Keine zehn Leute sitzen im Zug. Immerhin: Zwei, ein junger Mann und eine ältere Schwester, steigen aus. Wenige Minuten später hält überraschend ein weiterer Zug - ein Güterzug.

Wieder steigt jemand aus, der Lokführer. Er braucht von Buchhold eine "Fahrplanabweichung", weil die Lok mit ihren schwer beladenen Anhängern auf der abschüssigen Strecke nur schwer zum Stillstand zu bringen ist.

Zwei Bremshundertstel fehlen, bis Mittelsinn muß langsamer gefahren werden.

"Wolftänzer" open-air im Alten Wasserschloß

HOFHEIM. Mit sieben Oscars, drei Golden Globes und dem Silbernen Berlinale-Bär wurde "Der mit dem Wolf tanzt" ausgezeichnet. Der dreistündige Filmhit ist am Donnerstag, 23. Juli, beim Open- air-Kino im Alten Wasserschloß am Kellereiplatz zu sehen. Der Western, der mit atmenberaubenden Naturaufnahmen aufwartet (Hauptrolle und Regie: Kevin Costner), beginnt gegen 22 Uhr. Bei Regen ziehen die Cineasten in die Stadthalle um. Eintritt: Zwei Mark. pms

Ein neuer Weg: Pflegeeltern auf Abruf Dann müssen Kinder nicht ins Heim verwiesen werden / Lob für das Pilotprojekt

KREIS OFFENBACH. Wohin mit einem Kleinkind, wenn die alleinerziehende Mutter plötzlich über Nacht ins Krankenhaus muß? Wohin mit einem noch schulpflichtigen Ausreißer, der es zu Hause bei den Eltern nicht mehr auszuhalten meint? Der Kreis Offenbach will beiden den scheinbar unumgänglichen Aufenthalt in einem Heim ersparen und sucht deshalb Ersatz-Eltern, die einen der beiden fiktiven Heranswachsenden oder einen ihrer Schicksalsgefährten vorübergehend bei sich aufnehmen.

Dazu ermutigt hat den Ersten Kreisbeigeordneten und Sozialdezernenten Frank Kaufmann sowie den Kreisjugendamtsleiter Albert Merget ein bisher in Hessen einmaliges Pilotprojekt: Von März bis Mitte Juni hat es - unbemerkt von der Öffentlichkeit - so etwas wie einen Probelauf gegeben.

Drei Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren sowie fünf ein- bis vierjährige Kinder sind in dieser Zeit unbürokratisch bei ihnen bis dahin völlig fremden Familien aufgenommen worden. Ihre "Gastspiele" reichten von einer Übernachtung bis zu fünf Wochen Aufenthalt. In allen Fällen waren die Beteiligten mit der Lösung hochzufrieden.

Zehn Adressen hatte das Kreisjugendamt ursprünglich an der Hand - neun Paare und eine Alleinerziehende. Sie hatten sich in einem Wochenendlehrgang und abendlichen Seminaren auf die auf sie zukommenden Aufgaben vorbereitet. Anschließend waren vier potentielle Gasteltern abgesprungen; aufgrund einer Schwangerschaft hatte sich für das Interessenten-Duo Nummer fünf eine weitere Teilnahme von selbst erledigt.

Dafür, daß sie sich fortan in Bereitschaft hielt, hatte jeweils eine Familie 500 Mark pro Woche und 50 Mark für eine Übernachtung bekommen. Ein hübsches Sümmchen für die Haushaltskasse aber nicht viel angesichts der sage und schreibe 50 000 Mark, die der Kreis Offenbach im Jahr für einen einzigen Platz in einem Übergangswohnheim in Niederhöchstadt im Taunus zahlt - ob der nun in Anspruch genommen wird oder nicht. Für Kleinkinder blieb bisher das kreiseigene Kinderheim im Hanauer Stadtteil Steinheim, vor der Gebietsreform zum Kreis Offenbach gehörend, als letzter Ausweg.

Die Probleme der acht kurzfristig unterzubringenden Kinder in den dreieinhalb "Probemonaten" waren vielfältig: Da gab es den "streunenden" Vierzehnjährigen ebenso wie die beiden zwei und vier Jahre alten Geschwister, die in völlig verwahrlostem, unterernährtem Zustand in einem wenig empfehlenswerten Zuhause angetroffen wurden.

Während Geschwister zusammenbleiben sollen, wird im Prinzip nur ein Kind pro "Not- oder Bereitschaftspflegestelle" "vergeben". Der Polizei sind die entsprechenden Namen und Adressen bekannt, die Familien sind mit City-Rufgeräten ausgestattet, um auch bei kurzer Abwesenheit von zu Hause erreichbar zu sein. Sie mußten auch darauf gefaßt sein, notfalls nachts aus den Betten geklingelt zu werden, mithin Flexibilität und Improvisationsfähigkeit beweisen.

Jugendamtsleiter Albert Merget: "Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, daß die Bereitschaftspflege, die in dieser Form einmalig für Hessen ist, ein gut funktionierendes, gleichzeitig dringend notwendiges Angebot im Katalog der Kinder- und Jugendhilfeleistungen im Kreis Offenbach darstellt."

Der Kreis Offenbach sucht jetzt weitere Familien, um das Projekt auf breiterer Basis fortzuführen. Sozialdezernent Frank Kaufmann bittet Interessenten, sich zu überlegen, ob sie sich beteiligen wollen. Von den bisherigen fünf Gasteltern werden vier weitermachen - das fünfte Paar hat den ihm anvertrauten Schutzbefohlenen auf Dauer bei sich behalten. ttt

Aktion "Knopf ab" für Schlußverkauf der Eidgenossen-Armee

Obwohl der Schweizer Verteidigungsminister Kaspar Villiger mit einem selbst europaweit konkurrenzlos preisgünstigen Kleiderangebot in den Sommerschlußverkauf geht, bleibt er voraussichtlich auf seinen 500 Tonnen überflüssiger Uniformen sitzen.

Hose, Jacke und Mütze in traditionellem Feldgrau der eidgenössischen Landesverteidiger zu je einem symbolischen "Fränkli" (1,20 Mark), Mantel für einen Schweizer "Fünfliber" (sechs Mark), zu diesen Tiefstpreisen verschleudert das eidgenössische Militärdepartement in Bern über seine Kleiderlager (Zeughäuser) in den 26 Kantonen die gewaltigen Vorräte ausgedienter Kriegsklamotten.

Grund der Sonderaktion: Bern rüstet ab und verkleinert sein Milizheer von derzeit über 670 000 Wehrpflichtigen auf rund 420 000 Waffenträger ab dem Jahre 1995. Für das modernisierte Heer des (noch) neutralen Alpenlandes sind aber bereits topmoderne Kampfanzüge bestellt worden. Um diese "Ausrüstung der Jahrtausendwende" einlagern zu können, benötigt Generalstabschef Heinz Häsler vor allem Platz - und den kriegt er nur, wenn er alte Ware los wird.

Anfänglich hofften die Militärs, ihren Uniformen-Überschuß, der in den Jahren 1949 und 1972 beschafft wurde, lastwagenweise an Altstoffhändler verramschen zu können. Doch deren Interesse an den unverwüstlichen Soldatenkleidern aus "Fichten- und Buchenholz", wie Schweizer Wehrmänner jeweils zu spotten pflegten, wenn der sackgrobe Stoff auf der Haut zu kratzen begann, interessierte selbst die Altkleiderhändler nicht mehr. Auch Hilfswerke winkten ab und meinten, noch sei die Not noch nirgendwo so groß, daß man den Menschen zumuten müßte, die abgelegten Uniformen der Schweizer Soldaten auszutragen. Nicht einmal zu Putzlappen läßt sich das unverwüstliche Zeug verarbeiten, und einfach verbrennen wie Kehricht mochte Häsler die Ausschußware vorläufig auch nicht.

Also suchte man allen ernstes Käufer mit ausgefallenen Modewünschen. Denn noch vor rund zwanzig Jahren galten Militärkleider unter Schweizer Jugendlichen als der letzte Schrei für Mofafahrer. Als die Armee-Oberen noch nach Verboten riefen, von Mißbrauch des Ehrenkleides sprachen und vor allem darauf achteten, daß keine Rang- und Gradabzeichen auf zivilen Schultern mehr prangten, da wurden für Uniformstücke sogar Phantasiepreise bezahlt. Ganz anders heute: kaum 200 potentielle Käufer meldeten sich bisher in den Armee-Verkaufsstellen, und die meisten zogen auch noch enttäuscht von dannen. Denn die am reichhaltigsten verhandenen Größen 36 und 50 passen nur entsprechend gertenschlanken oder dann besonders "umfänglichen" Zeitgenossen. Höchstens ein paar Dutzend Wald- und Forstarbeiter sowie Bergbauern scheinen von der Gelegenheit profitieren zu wollen, für einmalig billiges Geld zu Arbeitskleidung zu kommen, die schon ihre Väter trugen und mit der sie noch selber der Kälte trotzen können, wenn sie schon Großväter sein werden.

Um die Verbrennungskosten der Uniformen von schätzungsweise 50 000 Schweizer Franken (rund 60 000 Mark) möglichst senken zu können, hat Bern nun Weisung erteilt, einen Teil der unverkäuflichen Kleidervorräte "zu zivilisieren": Knöpfe und Abzeichen werden entfernt, das Tuch umgefärbt, und dann geht die Ware zu Spottpreisen für beliebige Weiterverwendung nach Polen und in die Ukraine. "Wir wollen sicherstellen, daß unsere Jacken und Mäntel mit dem Schweizer Kreuz auf den Knöpfen nicht plötzlich auf fremden Kriegsschauplätzen auftauchen", begründete Urs Peter Stebler, Sprecher des Generalstabschefs, die Aktion "Knopf ab" für den Uniformexport in Richtung Osten. PETER AMSTUTZ (Bern)

Hessens Giftmüllkutscher streben ins ausgebeutete Bergwerk Die Untertagedeponie Herfa-Neurode könnte helfen, den Abfall-Export nach Schönberg in Mecklenburg zu drosseln

HERFA. Etwas abrupt stoppt der junge Bergbauingenieur seinen dachlosen Geländewagen: "Schon zu unserer eigenen Sicherheit", wiederholt Deponieführer Jörg Glienke unablässig die Firmen-Philosophie und weist auf den unter der nur zwei bis drei Meter hohen Salzdecke montierten Brandmelder, scheue man beim Betrieb in der unterirdischen Giftmüllkippe Herfa-Neurode jegliches Risiko. Penibel und kontrolliert, eben wie geleckt, geht es zu in den Deponiefeldern des bald 100 Jahre alten Bergwerks, das in vermeintlich unerschütterbaren Salzschichten der Zechstein-Epoche liegt. Da muß, glaubt man dem Ingenieur von Kali und Salz, die Biosphäre doch erst recht geschützt sein vor den heiklen Stoffen.

In 700 bis 800 Meter Tiefe, in den ausgebeuteten Grubenfeldern des 240 Millionen Jahre alten Salinars, sind schon heute eine Million Tonnen Giftmüll gelagert Gefährliche Erblast - das meiste davon auf Nimmerwiedersehen. Eine gefährliche Erblast der Industriegesellschaft, angeblich schadlos im 300 Meter mächtigen, sogar gasdichten Steinsalzpaket eingekapselt: Die in zwei bis drei Lagen gestapelten, zum Teil mehrwandigen Fässer (insgesamt fünf Millionen Stück) ruhen hinter Ziegelmauern, "eine offene Ablagerung", etwa von Kieselrot, "mache ich nicht mit", bekräftigt Glienke.

Schnüffelrohre zur Kontrolle von Gasbildung hier, eine unterirdische Kammer für zahllose Rückstellproben dort, eine staubtrockene, jeglichen Rost verhindernde Luft, nirgendwo auch nur ein Tropfen Kalilauge, dazu meterdicke Zementdämme zwischen Deponie und Salzgewinnungszone - was soll da schon schiefgehen, strahlen die Bergleute achselzuckend, zumal der Untergrund in den letzten 20 Millionen Jahren keinen Mucks mehr machte.

Damals allerdings schoß mit gewaltiger Energie Basalt ins Gebirge. Dieser vorläufig letzte vulkanische Ausbruch aus dem Erdinnern hinterließ das, was die Bergleute heute Störungszone nennen, neben der sich kein Salz (das ist "vertaubt") gewinnen und folglich auch kein Müll lagern läßt.

Der Landtagsabgeordnete der Grünen, Horst Burghardt, und seine kleine Delegation mögen die selbstüberzeugten Worte der Deponiebetreiber Mitte vergangener Woche bei einer Besichtigung vor Ort mit Wohlwollen gehört haben. Denn nach dem sich abzeichnenden endgültigen Aus für die seit zwei Jahrzehnten geplante Sondermüllkippe in Mainhausen im Kreis Offenbach und einem immer noch nicht völlig gewissen Bau des dritten Ofens in Biebesheim im Kreis Groß-Gerau gerät Hessens Landesregierung immer mehr in die Bredouille, wenn weiter das Ziel gelten soll, den horrenden hessischen Sondermüllexport von 190 000 Tonnen pro Jahr endlich wirksam zu drosseln. In dieser Situation kommt immer häufiger der Salzstock im Osten des Bundeslandes ins Visier, wo immerhin schon seit 20 Jahren die giftigsten Abfälle der Industrie Hessens und anderer Länder sowie des angrenzenden Auslands tief im Berg verschwinden. Doch mit dieser (Müll-)Schatzkammer war man bisher eher vorsichtig umgegangen, hatte sie allein für die hochtoxischen Produktionsreste reserviert, um nicht unnötig wertvollen Lagerplatz mit zwar lästigem, aber - folgt man der herrschenden Meinung - durchaus auch gefahrlos oberirdisch lagerbarem Abfall zuzustellen.

Das könnte sich nun ändern, die Politik schwenkt um, stößt die Tür nach Herfa- Neurode ein wenig auf. Zumindest Teile der heute auf den Exportweg geschickten Frachten seien nach Osthessen umzulenken, heißt es. Die Kippe Schönberg in Mecklenburg-Vorpommern, die frühere Devisen-Quelle der DDR, soll nicht länger bequemes Schlupfloch für den Dreck aus Hessen sein. Das Land will aus der Rolle des Müllkutschers heraus.

Das mächtige unterirdische Gebirge an der Grenze zu Thüringen soll dafür den Rettungsanker spielen. Zwar schreibt die derzeit geltende Technische Anleitung (TA) Abfall genau vor, welcher Stoff wie zu behandeln und wo zu entsorgen ist. Doch die Vorschrift legt letztlich nur den Mindeststandard fest, eine "noch sicherere Verwahrung", so auch der Sprecher der Hessischen Industriemüll GmbH, Hubertus Hess, sei damit keineswegs ausgeschlossen. So sehen denn auch Umweltpolitiker in Hessen schon angesichts des Exportüberhangs einen Spielraum und glauben, auch ohne eine Änderung der TA Abfall mehr Sondermüll nach Herfa schleusen zu können. "Die Macht der Realität", so jedenfalls sieht es der Grüne Burghardt, zwinge dazu, mit einem Erlaß des Umweltministers für verschiedene Müllarten, die teilweise allerdings vorbehandelt werden müßten, den Weg nach Herfa-Neurode freizumachen.

Und dort ist der Industriemüll durchaus willkommen. Denn in der Firmenleitung von Kali und Salz schauen die Kassenwarte ungern auf eine Tendenz, die sich in der letzten Zeit eingestellt hat: Schnellte die Kurve angelieferter Tonnagen des nach Herfa transportierten Giftmülls und damit der Gewinn in den ersten 15 Jahren des Betriebs beharrlich nach oben, kippte dies jetzt um. Die 70 Deponie-Beschäftigten haben immer weniger zu tun. "Dabei haben wir immer geglaubt, in Herfa-Neurode sei gar kein Platz mehr vorhanden", faßt der Landtagsabgeordnete Burghardt die in Wiesbaden gängige Meinung zusammen. Doch das Gegenteil ist der Fall, und dabei handelt es sich keineswegs, wie behauptet, um eine wundersame Vermehrung. Denn Raum für den Giftmüll der kommenden 100 Jahre, sagt der Chef der Untertagedeponie, Hans-Joachim Kind, gebe es bereits heute in seinem Berg. Und es kommt ständig neuer Platz dazu.

Und das ist logisch: Denn der Kaliabbau in Osthessen steht trotz der Absatzprobleme auf dem Weltmarkt keineswegs still. Die heute per anno geförderten acht bis neun Millionen Tonnen Salz schaffen jedes Jahr, rechnet Kind vor, eine weitere Deponiekapazität für wiederum sechs bis sieben Jahre. Der Müll kann problemlos untergebracht werden, denn auf "Wunsch von Hessen", so der Betriebsleiter, habe Kali und Salz die Schachtanlage ausgebaut, um jährlich 200 000 Tonnen Müll per Faß oder Container unter Tage zu verbringen. Doch im vergangenen Jahr waren es gerade 150 000 Tonnen, die per Lastwagen (15 bis 20 am Tag) oder perGüterwaggon (sechs oder sieben täglich) nach Herfa kamen, in diesem Jahr wird die Fracht gar auf 120 000 Tonnen sinken. "Wir sind nur zu 60 Prozent ausgelastet", bedauert Kind die Auftragslage.

Schuld daran ist unter anderem ein bisheriger Hauptkunde, die Frankfurter Ersatz für Mainhausen? Müllverbrennungsanlage. Die schickt ihre Rückstände nämlich nicht mehr alshochtoxischen Rest nach Herfa-Neurode, sondern als Wertstoff in ein altes Bergwerk in Baden-Württemberg, wo mit den Verbrennungsresten die Stollen verfüllt und damit stabilisiert werden sollen. Eine Praxis, die in Herfa auf Skepsis stößt.

Die Untertagedeponie ein Ersatz für Mainhausen? Von den 80 000 bis 100 000 Tonnen, die einmal auf die umstrittene Kippe bei Mainhausen jährlich gefahren werden sollten, "könnte ein Großteil auch bei uns gelagert werden". Und das zu günstigen Preisen: In Herfa kostet die Tonne Müll 400 Mark, weniger als etwa auf der niedersächsischen Deponie Münchehagen (480 Mark) oder der baden- württembergischen Kippe Gerolsheim, wo 700 Mark berechnet werden. Freilich, ergänzt Kind, müßten zum Beispiel Giftschlämme vorbehandelt werden, um Untertage als lagerfähig zu gelten. Abfälle, die in Herfa ruhen, dürfen nicht ausgasen und keine freie Flüssigkeit haben. Ergo: Die Feuchtigkeit muß entzogen werden. Das aber solle nicht bei Kali und Salz, sondern vor der Anlieferung geschehen. Schon aus diesem Grund scheint dem Betriebsleiter eine anfängliche Umlenkung von 10 000 bis 20 000 Tonnen pro Jahr realistischer.

Doch Kali und Salz könnte Konkurrenz bekommen. Denn auch im benachbarten Thüringen gibt es seit langem Pläne, ins Geschäft mit dem Giftmüll einzusteigen. Doch die Fachleute von Kali und Salz halten die Grube Merkers/Springen, obwohl in derselben geologischen Schicht gelegen, für risikoreich. Die wesentlich kleineren Pfeiler, die vor drei Jahren in einem der Bergwerke gleich Dominosteinen umknickten und zu einem Gebirgsschlag führten, seien nur ein Problem. Mindestens ebenso gefährlich seien jene 150 Liter Lauge, die pro Minute in der geplanten thüringischen Deponie aus dem Untergrund in die Stollen sprudelten. Derartige Laugenaustritte gebe es auf hessischer Seite nicht, allenfalls stießen die Bergleute hin und wieder auf ein paar Kubikmeter "Urlauge" in einer kleinen Blase.

Die Ingenieure von Kali und Salz halten ihren Betrieb für den sichereren und auch für einen modernen: Denn selbst unter Tage gilt der Grundsatz des Recyclings. Siebenmal in den vergangenen Jahren ließen sich Firmen ihren Dreck wieder ans Tageslicht holen, um ihn aufzuarbeiten - er war es wieder wert geworden. Entleerte, früher mit Polychlorierten Biphenylen gefüllte Transformatoren werden zum Beispiel gleich in Nähe des Schachtes deponiert, weil man davon ausgeht, daß sie bald zwecks Verwertung die Deponie wieder verlassen werden.

Ob sich das bei anderen, irgendwo in den Kammern längs des kilometerlangen Deponienetzes abgestellten und vermauerten Chargen immer lohnt, das ist eine reine Frage der Kalkulation. "Wir rechnen das gerne jedem Kunden aus", sagt Glienke. Rückholbar ist auch im Endlager alles. STEPHAN BÖRNECKE

Zuerst wird die Bude gezimmert

LANGEN. "Es ist schöner als Geburtstag, weil es jeden Tag ist und auch länger dauert", sagt Yves, acht Jahre alt, aktiver Ferienspieler auf dem Gelände An der Rechten Wiese. Es ärgert den kleinen Jungen schon, daß sein Geburtstag immer nur einmal im Jahr ist und dann auch noch nur einen Tag dauert. Das bestätigen ihm auch Christian und Philipp, die sich mit Hammer und Nagel in der Hand zu einer kleinen Verschnaufpause zu ihm gesellen, um zu berichten, was ihnen eigentlich an den diesjährigen Langener Ferienspielen besonders Spaß macht und was sie vermissen.

Das Bauen der Buden, die eigentlich Zirkuswagen darstellen sollen, aber zuweilen wie Piratenschiffe ausschauen, sei besonders "klasse", sagen sie. Zwar habe sich Philipp schon auf den Daumen geschlagen, auch ein Holzsplitter mußte aus dem Finger gezogen werden, doch das sei ja "normal" bei solch handwerklichen Arbeiten, erklären die Jungen der Truppe "Feuerspucker".

Die 17 Betreuer (15 Honorarkräfte und zwei Hauptamtliche) haben nämlich die 120 Kinder von sieben bis zehn Jahren in acht Gruppen aufgeteilt, und jede Gruppe muß sich erst einmal ihren Zirkuswagen bauen, bevor der eigentliche Zirkus losgeht - das Motto der Ferienspiele.

Jongleure, Clowns, Wildwest oder auch Schlangenbande kann man an den hölzernen Buden lesen, an denen aber noch kräftig gehämmert und gesägt wird.

"Ach, wäre das schön, wenn wir hier jede Nacht auch schlafen könnten", meint Yves und überlegt angestrengt, ob er dann auf dem Dach oder im Inneren der Bude in seinem Schlafsack nächtigen würde. Er entscheidet sich fürs Dach, das sei aufregender, und hofft, daß die Betreuer ihm das auch genehmigen. Denn eine Übernachtung mit vorheriger Grillparty ist bei den Ferienspielen geplant. Auch Wanderungen, das Basteln von Drachen, Radtouren und Besuche im Schwimmbad sollen in den drei Wochen für Abwechslung sorgen.

Außerdem werden Wettspiele wie Brennball oder Völkerball veranstaltet, und jede Zirkusgruppe muß ihren Auftritt für die Abschlußgala am Donnerstag, 30. Juli, vorbereiten. Dann wird sich zeigen, was die Feuerspucker, Dompteure, Jongleure, Akrobaten oder Fakire so drauf haben.

Yves jedenfalls weiß schon, wie er als Feuerspucker das Publikum begeistern wird. "Eigentlich soll es geheim bleiben", flüstert er, "aber wir werden angezündete Bananen und Mandeln spucken." Die Schlangenbande will eine Stelzennummer einstudieren. Die Stelzen müssen noch gezimmert werden.

Auch in diesem Jahr sind wieder drei behinderte Kinder mit dabei - die sich, so Sozialarbeiter Uwe Aldinger, gut integrieren und mitmachen. Aldinger: "Es macht Spaß zuzuschauen, wie sich die Kinder aneinander herantasten."

Die Essensversorgung hat eine von der Stadt beauftragte Fremdfirma übernommen. Jeden Tag um 12.30 Uhr bringt sie die Speisen, und dann werden im Zelt, das auch bei Regen genutzt werden kann, die hungrigen Mäuler gestopft.

Jedes Kind trägt übrigens ein Button an seiner Kleidung, worauf Name und Adresse stehen. Dadurch weiß jeder Betreuer zu welchen Bus das jeweilige Kind am späten Nachmittag geschickt werden muß. Denn Busse der Stadtwerke bringen die Mädchen und Jungen jeden Morgen hin zu den Spielen und jeden Abend wieder zurück nach Hause. Uwe Aldinger: "Das klappt prima."

Normalerweise sind die Ferienspiele in den ersten Wochen der Sommerferien. Doch wegen des frühen Ferientermins in diesem Jahr wurden sie verschoben. "In den ersten Wochen hätten wir keine Honorarkräfte bekommen", sagt Aldinger. Denn die meisten der 15 Mitarbeiter sind Studenten, und zu Beginn der großen Schulferien war ihr Semester noch nicht vorbei. DOROTHE KNIPP

Berlin Es ist Krieg. Nein, die Rede ist hier nicht von Rest-Jugoslawien, nicht von Armenien oder Aserbaidschan. Wir verwenden - ausnahmsweise - an dieser Stelle die Sprache des Boulevard-Journalismus. Danach herrscht Krieg in Berlin, "Taxi- Krieg".

Es gab einen Toten, den 35jährigen Ost-Berliner Taxifahrer Uwe Bischof. Er wurde ermordet. Eine ungeschriebene Regel der Zunft besagt, daß in solch einem Fall die Kollegen den Verstorbenen eine Zeitlang mit Trauerflor an ihren Droschken ehren. So war das auch diesmal - doch nur im Osten. Die Taxifahrer im Westteil der Stadt verzichteten weitgehend auf die schwarzen Schleifen. Und die darüber erbosten Ostkollegen mußten sich zu allem Überfluß auch noch die (West-)Berliner Schnauze, Abteilung Zynismus, gefallen lassen: "Das war ja bloß ein Ossi", sollen die Wessis gesagt haben.

Seit dem Fall der Mauer kracht in der Hauptstadt öfter zusammen, was nun notgedrungen zusammengehört. Die Westtaxler neiden den Ossis, daß sie keine Prüfung für den Westteil der Stadt machen mußten, den Osttaxlern geht die Arroganz der Wessis auf die Nerven. Die Wessis wiederum klagen, die Ossis nähmen ihnen die Kunden weg. Wenig Innigkeit bei der Taxi-Innung im vereinten Berlin. Vbn Niedersachsen Seit vielen Jahren schmücken Grafiken des Surrealisten Paul Wunderlich den Senatssaal der Universität Oldenburg. Doch jetzt nahm die Senatskommission für Frauenfragen daran Anstoß. Ein Teil der Kommissionsmitglieder bewertete die Bilder als "sexistisch". Gerügt wurde zum Beispiel die Darstellung eines "Penis erectus mit blutrotem Hirschgeweih". Universitätspräsident Michael Daxner will nun den Fachbereich Ästhetik/Kommunikation bitten, den Saal im nächsten Jahr mit anderen Bildern "zu versorgen". Gegenüber der Frauenkommission äußerte Daxner allerdings, er lehne "jede Form der Beeinträchtigung von Kunst im öffentlichen Raum, insbesondere auf Grund der deutschen Erfahrung, strikt ab". Die FDP-Fraktion im niedersächsischen Landtag empörte sich über die "feministische Bilderstürmerei". Die Abgeordnete Gudrun Kopp forderte: "Die Grafik ,Penis erectus' muß hängenbleiben."

In Braunschweig fiel inzwischen die Entscheidung, aus der Eingangshalle der Staatsanwaltschaft die Plastik "Exil" zu entfernen, die Anfang des Jahres aufgestellt worden war. Das Werk des Objektkünstlers Denis Stuart Ross - Gestalten mit Koffern tasten sich an eine Wellblechwand heran - sollte an die inhumane Justiz der Nazi-Zeit erinnern. Zwei Oberstaatsanwälte, mit der Suche nach einem geeigneten Kunstwerk beauftragt, hatten gemeint, genau das Richtige gefunden zu haben. Doch Generalstaatsanwalt Heinrich Kintzi riet dem zuständigen Staatshochbauamt dringend davon ab, die Plastik zu kaufen; dabei berief er sich auf eine "fast einhellige Ablehnung bei den Bediensteten". Ross soll das Objekt in den nächsten Tagen abholen und sich mit einem geringen Entgelt für die zeitweilige Ausleihe begnügen. sp Saarland Wer sagt es denn, daß sich Politiker eisern an einmal eingeführte Privilegien klammern müssen. Zumindest im Saarland gibt es einen "Verzichtspolitiker", der sich zur freiwilligen Privilegien-Teilaufgabe bekennt. Dabei geht es nicht um das in bar ausgezahlte Sitzungsgeld, saarweit sinnigerweise "Sackgeld" geheißen, 50 Mark, die es selbst für Führungen von Besuchergruppen durch den Landtag gibt, sondern um die bevorzugte Behandlung in der landtagseigenen Garage.

Nachdem der Rechnungshof diese jahrelang gewährte staatliche Zusatz-Dienstleistung für Abgeordnete ("einmal Tanken, Waschen und Ölwechsel"), moniert hatte, verzichtete nun ein Mandatsträger auf die "Schmierdienste". Der FDP-Mann Joachim Kiefaber, seinen Kollegen schon durch ein Nein zur jüngsten Anpassung der Diäten (interne Häme über den "Unsolidarling": "Der kassiert mehr trotz Nein") unangenehm aufgefallen, schrieb Landtagspräsident Heinz Krieger einen ganz persönlichen Verzichtsbrief. Schon aus Sicht liberaler Wirtschaftspolitik, "die sich gerade dem Mittelstand und dem Handwerk besonders verpflichtet fühlt", wolle er künftig nur noch auf private Anbieter der notwendigen Serviceleistungen rund ums Auto zurückgreifen. Bislang habe ihm keiner darlegen können, weshalb das Sonderangebot der Landtagsgarage "im Hinblick auf die Mandatsausübung der Abgeordneten notwendig bzw. unverzichtbar ist".

Allerdings ist die Kiefaber-Verzichtsposition selbst in der dreiköpfigen FDP- Fraktion nicht mehrheitsfähig. Die anderen beiden wollen weiter den Service im Landtagsinnenhof nutzen - liberale Wirtschaftspolitik hin, Mittelstands- und Handwerkspflege her. Dagegen hat Kiefaber inzwischen um "abschließende Rechnungserstellung" für den offiziell letzten Abschmierdienst gebeten. gra Brandenburg Die Geschichtsbereinigung im neuen Deutschland macht weiter Fortschritte. Zum Beispiel in Birkenwerder, einer Art Vorort Berlins mit Landhäusern, Arbeitervierteln und einer Gedenkstätte für die kommunistische Frauenrechtlerin Clara Zetkin. Dort haben die Bürger dieser Tage Post von der Gemeindeverwaltung bekommen. Über zehn neue Straßennamen soll die Bevölkerung bis zum 14. August schriftlich abstimmen.

Klarer Fall: Als erstes stehen die Kommunisten Karl Marx und Friedrich Engels zur Disposition. Was vorbei ist, ist vorbei, schwarz auf weiß auf Straßenschildern weglesbar. Doch wenn schon Vergangenheitsbewältigung, dann bitte schön gründlich. Abgeschafft werden soll nämlich per Volkes Stimme beispielsweise auch die Erich-Mühsam-Straße; der anarchistisch-widerborstige Schriftsteller starb 1934 schrecklich im Konzentrationslager Oranienburg, nebenan sozusagen. Verschwinden aus dem Straßenbild soll der Name der Geschwister Scholl; sie wurden nach einer Flugblattaktion gegen das NS-Regime im Februar 1943 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und noch am selben Tage hingerichtet.

Neue Namen sucht der Ort. Ersatz für die von den Straßenschildern verschwindenden Personen hat eine lokale Arbeitsgruppe ausgearbeitet. Die heißen unter anderem "Viktoriastraße" oder "Nibelungenplatz". Eine Kaiser-Wilhelm-Allee ist nicht dabei, dazu ist der Flecken zu klein, auch kein "Kohlplatz". Den will keiner. Dennoch, das neue Straßenschilderbild schmiegt sich den Zeitläuften geschmeidig an. Manche mögen sich künftig richtig wohlig fühlen in Deutschland, wenn sie durchs politisch neu gestylte Birkenwerder fahren. War ja schließlich mal ein Kurort: Tradition verpflichtet. ojw.

Auftritt für Fisch und Band namens Wanda

FLÖRSHEIM. Die Aale im Main werden ihre helle Freude haben: "Ein Fisch namens Wanda" läuft am Freitag, 24. Juli, beim Flörsheimer Filmsommer im Stadtgarten. Bevor die britische Komödie über die Leinwand flimmert, gibt es Musik. Auf der Bühne steht, passend zum nachfolgenden Film, "Eine Band namens Wanda". Der Abend beginnt um 20.30 Uhr; der Eintritt ist frei. Bei schlechtem Wetter ziehen Musiker und Filmvorführer in den Flörsheimer Keller um. kkü

Park-Tour zum "Colyrus" Palmengarten-Freunde erkundeten Hochschulgarten

FRANKFURT A. M. Was verbirgt sich hinter den seltsamen Namen "Taxodium ascens Bronga", "Acer cissifolium" und "Quercus turneri"? Nichts weiter als die südostasiatische Sumpfzypresse, der zissusblättrige Ahorn, der aus Japan stammt, und die wintergrüne Eiche. Dies und vieles mehr erfuhren 60 Besucher, die auf Einladung der "Gesellschaft der Freunde des Palmengartes" in den Park der philosophisch-theologischen Hochschule St. Georgen gekommen waren.

Pater Rainer Koltermann, Naturphilosoph und Zoologe, leitete durch die 8,3 Hektar große abgegrenzte Anlage, zeigte ihnen die unterschiedlichen Bäume, erklärte Fachliches und lieferte einen historischen Abriß über die Hochschule und den Park. 1780 war es ein Landgut, das dem Bankkaufmann Johann Jakob Hollweg gehörte. Dieser verkaufte es 1803 an den Kurfürstlichen Hofbankier Heinrich Mühlhenz, der dort einen gesellschaftlichen Treffpunkt einrichtete. Nach dem Tod seiner Gattin erwarb die älteste Tochter Marianne das Landgut, bis es schließlich 1840 in die Hände von Johann Georg Konrad von St. George überging.

St. George erwarb das Frankfurter Bürgerrecht durch die Heirat mit einer Bethmann-Hollweg. Im gleichen Jahr, 1840, legte der berühmte Gartenbaudirektor Sebastain Rinz den schönen Park so an, wie er auch jetzt noch erhalten ist. Zeugnis legt beispielsweise eine 150 Jahre alte Blutbuche, "Fagus sylvatica L." ab, die majestätisch ihre knorrigen Arme ausbreitet. Der Park ist in seiner jetzigen Form seit 1866 erhalten.

1892 erwarb Moritz Eduard von Gronelius den schloßartigen Prunkbau, in dessen Räumen heute über 300 Stundenten unter anderem aus Nigeria, Korea, Indien, Vietnam und Polen studieren. Im Jahr 1926 ging die "Villa Gronelius" samt Park in den Besitz des Bistums Limburg über. Seitdem werden dort Pfarrer und Theologen ausgebildet.

Professor Koltermann pflegt den Park selbst. Zwei Gärtner unterstützen den Hobbybotaniker bei seiner Arbeit. Die Gäste, die trotz des Regens gekommen waren, staunten während des Gangs über kleine Pfade immer wieder über die Vielfalt der natürlichen Schönheit und folgten aufmerksam den Erklärungen Koltermanns, etwa wenn er den Unterschied zwischen Rot- und Blutbuche erläuterte.

Und schon bald hatten sie keine Schwierigkeiten mehr mit abenteuerlichen Namen wie "Gingko biloba" oder "Colyrus colurna" - die nämlich kann Koltermann bei Baumschulen in der näheren Umgebung kaufen. *jot

81jähriger ging im Tagesheim "verloren" Über 15 Stunden hilflos im Park des Hufelandhauses Von unserer Mitarbeiterin Eva Krafczyk Mehr als 15 Stunden verbrachte der 81 jährige Rudolf W. hilflos im Gestrüpp auf dem Parkgelände eines Tagespflegeheimes. Er war während eines Spaziergangs gestürzt und buchstäblich "verloren" gegangen. Seine 75 Jahre alte Ehefrau Juliane erhielt am späten Nachmittag des 5. Juli einen Anruf aus dem Hufelandhaus, in dem ihr an der Alzheimerschen Krankheit leidender Mann an drei Tagen in der Woche betreut wurde. Er sei nicht mehr im Heim, hieß es.

Juliane W. bat darum, Haus und Park noch einmal abzusuchen, "denn vielleicht wurde er versehentlich irgendwo eingeschlossen." Auch am Abend kam der 81jährige nicht nach Hause. Der von seiner beunruhigten Mutter alarmierte Sohn kam aus München, benachrichtigte die Polizei, rief in allen Krankenhäusern an und suchte bis spät in die Nacht die umliegenden Straßen und die Umgebung des Heims ab - ohne Erfolg.

Am nächsten Morgen erkundigte sich die Heimleitung gegen acht Uhr, ob der Vermißte inzwischen zu Hause sei. Noch einmal bat Juliane W., das Heimgelände zu durchsuchen.

Schließlich kam die beruhigende Nachricht: Ihr Mann sei gefunden und in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Außer Prellungen und leichten Kratzwunden hatte der 81jährige eine leichte Unterkühlung. Trotz des glimpflichen Ausgangs ist Juliane W. "völlig mit den Nerven am Ende." Sie kann sich nicht erklären, wieso ihr Mann nicht schon bei der Suche am Nachmittag gefunden werden konnte. "Wenn er nicht in guter körperlicher Verfassung wäre, hätte er das womöglich nicht überlebt", vermutete sie.

Seit diesem Vorfall ist Rudolf W. zu Hause. "Ich kann ihn nicht mehr dahingeben, da käme ich mir ja jämmerlich vor", erzählte die 76jährige.

Zudem stehe ihr Mann noch immer unter Schock und fange an zu weinen, wenn das Heim erwähnt werde.

"Ich weiß, daß die Angehörigen sehr aufgeregt sind", sagte die Leiterin der Tagespflegeeinrichtung im Hufelandhaus. In der "völlig offenen Einrichtung" könne der Mann aber nicht festgehalten oder "verfolgt" werden, wenn er das Gelände verlassen wolle. "Das ist die Gratwanderung zwischen Aufsichtspflicht und Freiheitsberaubung." Zudem habe W. das Gelände schon einmal verlassen und sei mit dem Bus nach Hause gefahren. Die Mitarbeiter hätten bei ihrer Suche am Nachmittag bereits alles Notwendige getan. Der Mann sei bisher nie in der Nähe des Fundorts am äußersten Ende des Geländes spazierengegangen. Es gebe zwar "immer ein gewisses Risiko bei pflegebedürftigen Menschen", aber eigentlich hätte Herr W. auf die Rufe der suchenden Mitarbeiter reagieren müssen.

Die Heimleiterin vertrat zudem die Ansicht, daß sich die Familienangehörigen am Morgen noch einmal selbst an das Heim hätten wenden oder in der Nacht den Pförtner über den Stand der Dinge informieren sollen.

Juliane W. reagierte fassungslos: "Wieso sollen wir schuld sein, wenn das Heim am Nachmittag nicht in der Lage war, meinen Mann zu finden?"

Stille Zuflucht am "duftenden Wasser" Im Chinesischen Garten findet der Großstädter Ruhe - zwei Minuten von der City

FRANKFURT A. M. Richter und Staatsanwälte aus dem nahen Gerichtsviertel verbringen hier ihre Mittagspause, Studenten suchen in der Stille bei der Lektüre eines Buches Kraft zu neuem Denken und Rentner füttern die unendlich vielen Goldfische im "Jaspisgrünen Teich". "Für mich ist es hier wie in einer anderen Welt" - dieser Satz kehrt immer wieder, wenn man die Besucher des Chinesischen Gartens im Bethmannpark nach ihren Eindrücken fragt. Der Garten lädt mit seiner Idylle inmitten der lauten Großstadt zum Verweilen ein.

Nach der chinesischen Inschrift am Haupttor heißt der Park eigentlich "Frühlingsblumen-Garten". Zur Erinnerung an das Massaker an Tausenden von friedlichen Demonstranten auf Pekings "Platz des Himmlischen Friedens" im Juni 1989 wurde der zu diesem Zeitpunkt gerade fertiggestellte Park jedoch in "Garten des Himmlischen Friedens" umbenannt.

Auch wenn die Planer in Frankfurt bei der Anlage des Gartens an politische Symbolik nicht gedacht hatten, spielt sie doch im Ursprungsland bei der Gestaltung chinesischer Gärten oft eine Rolle. Denn in einem Land, in dessen Sprache, Schrift und Kunst alles mehrere Bedeutungen haben kann, verschieden voneinander und doch in Beziehung zueinander, verfließen die Grenzen zwischen Philosophie, Religion und Politik.

Der Chinesische Garten will Stille und Abgeschiedenheit bieten, ein Platz zum Nachdenken sein: Vom Felsen im rechten Teil der Anlage schweift der Blick über zierliche Pavillons mit filigranen Ornamenten zu einer geschwungenen Brücke, die sich über einen Bach zieht, und zu den zahlreichen exotischen Bäumen und Pflanzen. Das Zwitschern der Vögel vermischt sich mit dem leisen Rauschen des Wasserfalls und dem Rascheln des Windes, der die Bambussträucher immer in Bewegung hält.

Das Paradies liegt nur wenige hundert Meter von der Zeil entfernt, Deutschlands umsatzstärkster Einkaufsstraße; einige Schritte nur sind es von der weißge- Das Ganze im kleinen tünchten Mauer bis zur vierspurigenFriedberger Anlage, auf der Tag und Nacht der Straßenverkehr tost.

Aus den Gelben Bergen der Provinz Anhui, auf halben Weg zwischen Peking und Kanton in Chinas Osten gelegen, stammte der Großteil des Baumaterials für Deutschlands dritten chinesischen Garten (neben Duisburg und München). Die Gestaltung des 4000 Quadratmeter großen Grundstücks im Oktober 1989 war aufwendig: Natursteine aus rotem Granit, weißer und grauer Marmor, Holzschnitzereien aus Gingko- und Kiefernholz - insgesamt 400 Tonnen empfindlichen Materials aus fünf Produktionsstätten in Anhui mußten nach Frankfurt transportiert werden. 15 chinesische Bau-Künstler arbeiteten Monate an der "Brücke des halben Bootes", dem "Wasserpavillon des geläuterten Herzens" und der "Galerie des duftenden Wassers".

Die Kraft des großen Ganzen aus der Wiedergabe im Kleinen zu schöpfen, steckt als Absicht hinter der mehr als 2000 Jahre alten chinesischen Gartenkultur - der Garten als eine Landschaft en miniature, in dem die Harmonie der Welt konzentriert ist. Jedes Teil und jede Pflanze haben Bedeutung: Kiefer und Bambus, die Immergrünen, stehen für Treue, Chrysanthemen symbolisieren langes Leben, und der Lotus neben der Reinheit der Seele die Unbestechlichkeit des Beamten.

Der Park wird tagsüber bewacht; nachts ist das Haupttor geschlossen, um "böse Geister" in Gestalt zerstörungswütiger Menschen fernzuhalten. Viel Schaden ist bisher allerdings noch nicht angerichtet worden - nur eine bunte, freundlich dreinblickende Kuhherde ziert an einer Stelle die Außenwand der Mauer. Graffitti-Künstler hatten sie in einer Nacht- und Nebelaktion an die Wand gesprüht.

Nach anfänglicher Aufregung haben sich nun auch die Stadt und das Gartenamt an die komisch anmutende Alpenromantik in fernöstlicher Umgebung gewöhnt. Den Frankfurter Bürgern - besonders den Kindern - gefällt's schon lange. *KAREN WEISSHAAR

Spielplatzfest mit "Brausepauls Zauberei"

FLÖRSHEIM. Tollen ohne Ende ist angesagt für Flörsheimer Kinder beim Spielplatzfest. Von 14 bis 17 Uhr geht es am Samstag, 25. Juli, hoch her in der Gustav-Stresemann-Anlage. Mitmachen können Kinder ab sechs Jahren. Außer allerlei Spaß und Spiel gibt es auch was zum Zuschauen: "Brausepauls Zauberei" heißt das Theaterstück, das an diesem Nachmittag aufgeführt werden soll. kkü

"Malende Spätzchen" im Krifteler Rathaus

KRIFTEL. Die kleinsten Künstler sind erst vier, die Ältesten "schon" zwölf Jahre alt: Die "Malenden Spätzchen" haben sich über Hofheims Grenzen hinaus einen Namen gemacht als eine Kindergruppe, die unter den Fittichen von Hildegard Eckelmann schon recht gekonnt mit Pinsel und Farbe umgeht.

Was dabei herauskommt, konnte schon bei verschiedenen Ausstellungen bewundert werden. Die nächste beginnt am Dienstag, 4. August: Im Krifteler Rat- und Bürgerhaus zeigen die Nachwuchstalente ihre Arbeiten. Und auch erwachsene Kursteilnehmer der Marxheimerin stellen bis 27. August im Rathausfoyer aus. Die Stadtverwaltung erhofft sich von der Schau "viel Farbe und eine fröhliche Atmosphäre". pms

Kleine FR

Chor-Sommerfest mit Gospels und Pop NEU ANSPACH. Der "Junge Chor Neu- Anspach", der Gospels, Spirituals, Pop und Jazz als Repertoire pflegt, begeht am Samstag, 25. Juli, sein Sommerfest. In der "Nadelmühle", zwischen Burgholzhausen und Ober-Erlenbach wird ab 16 Uhr gesungen und gefeiert. Tag der offenen Tür NEU-ANSPACH. Die evangelische Diakoniestation lädt für Sonntag, 9. August, zu einem "Tag der offenen Tür" ein. Die Veranstaltung wird mit einer Andacht um 11 Uhr eröffnet; nach einem gemeinsamen Mittagessen lädt die Station zur Besichtigung ein. Für die Kinder stehen Spiele und ein Luftballonwettbewerb auf dem Programm. Entsorgung von Kühlschränken GRÄVENWIESBACH. Wer seinen ausrangierten Kühlschrank entsorgen möchte, kann das Gerät noch bis Freitag, 31. Juli, beim Bauhof abgeben. Die Entsorgung kostet 30 Mark. Die nächste Annahme ist für November vorgesehen.

Die Werkstätten wachsen 240 neue Arbeitsplätze für Behinderte in Frankfurt

FRANKFURT A. M. 240 betreute Arbeitsplätze für Behinderte haben die Praunheimer Werkstätten mit ihrer Zweigwerkstatt in der Wächtersbacher Straße in Fechenheim eingerichtet. Dort hat die gemeinnützige Organisation für mehr als 14 Millionen Mark einen Komplex von Werkstätten, Lagerräumen, Küche und Speisesaal sowie einen bepflanzten Innenhof angelegt. Die Büros, die Verwaltungsräume und ein Teil der Werkstätten sind in einem Gebäude untergebracht, das ein Elektrogeräte-Hersteller nach Auflösung der Firma verkauft hatte.

Die Bauarbeiten hatten bereits im Frühjahr 1987 begonnen. Zwei Jahre später konnten 100 Behinderte aus dem bis dahin aufgegebenen Werk Fechenheim in der Gründenseestraße an ihren neuen Arbeitsplatz umziehen. Im Mai dieses Jahres nahmen die Praunheimer Werkstätten die Anlage offiziell in Betrieb. Zu dieser Zeit waren dort 160 Behinderte beschäftigt. Metall- und Holzverarbeitung, Malen, Siebdruck - die Arbeitsbereiche sind vielfältig. Dazu kommen Büro- und Lagerarbeiten sowie das Verpacken und der Versand des berühmten "Praunheimer Holzspielzeugs" mit dem charakteristischen roten Punkt, das mit 800 000 Mark etwa ein Fünftel des Jahresumsatzes ausmacht. Mit Dienstleistungen und eigener Produktion konnte die Organisation im Jahre 1991 rund vier Millionen Mark umsetzen. Von knapp 13 Millionen Mark, die für die Finanzierung des Neubaus in Fechenheim gesichert sind, übernehmen die Praunheimer Werkstätten etwa 18 Prozent aus eigenen Mitteln. 27 Prozent kommen vom Bund, 16 Prozent zahlt das Hessische Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung. Weitere Träger der Einrichtung sind der Landeswohlfahrtsverband, das Landesarbeitsamt, die Stadt Frankfurt und mit fünf Prozent die "Aktion Sorgenkind".

Lange Zeit hatten sich die Praunheimer Werkstätten um einen geeigneten Standort für eine neue Produktionsstätte bemüht, nachdem die 180 Plätze des "Stammwerks" in Praunheim mit insgesamt 230 behinderten Arbeitnehmern überbelegt waren. Die Kapazität der im Jahre 1984 neugebauten Werkstatt in Höchst war mit 180 Beschäftigten von Anfang an voll ausgeschöpft. Im selben Jahr stieß man auf die Liegenschaft in Fechenheim.

Für das bestehende Fechenheimer Werk in der Gründenseestraße sollte der Mietvertrag bis 1987 auslaufen. Zudem galt die Lage der mit 100 Plätzen recht kleinen Werkstatt als ungünstig, ein Arbeitstrainingsbereich konnte dort wegen der geringen Größe beispielsweise nicht eingerichtet werden.

Mit der neuen Anlage in Fechenheim bieten die Praunheimer Werkstätten jetzt insgesamt 600 Stellen an, womit die Nachfrage nach betreuten Arbeitsplätzen für Behinderte nach Auskunft der Organisation in Frankfurt "quantitativ voll befriedigt" sei - zumindest vorübergehend. Bis zum Jahr 2000, so rechnet man dort, wird sich der Bedarf jedoch um weitere 120 Plätze in Behindertenwerkstätten erhöhen. *gap

Eine kleine Adelstochter korrigierte die Geschichte Archäologen des Denkmalamtes legten bei Ausgrabung im Boden des St. Bartholomäus-Dom Grabstätte frei

FRANKFURT A. M. Eine kleine Adelstochter ist schuld daran, daß die Ursprungsgeschichte der Stadt Frankfurt am Main möglicherweise neu geschrieben, mit Sicherheit aber korrigiert werden muß. Bei Grabungsarbeiten im Boden des St.-Bartholomäus-Doms nämlich legten Archäologen des städtischen Denkmalamtes die Grabstätte eines etwa vier- bis fünfjährigen Kindes frei, dessen Ausstattung es ganz offensichtlich als Sprößling einer reichen und bedeutenden Familie ausweist.

Die eigentliche Sensation besteht darin, daß sich mit Hilfe der Kostbarkeiten, Gold- und Silberschmuck, welche die Eltern einst ihrer so früh verstorbenen kleinen Tochter mit in ihre letzte Ruhestätte legten, das Alter dieses Fundes bestimmen ließ (die FR berichtete).

Wie die Wissenschaftler erklären, handelt es sich bei dem Kindergrab im Kaiserdom ziemlich eindeutig um ein klassisches Holzkammergrab aus der späten Merowingerzeit zwischen 650 bis 720. Demnach muß man im Gegensatz zu früheren Erkenntnissen davon ausgehen, daß also schon um das Jahr 700 eine Steinkirche an diesem geschichtsträchtigen Ort gestanden hat - ein Geheimnis, das die tieferen Schichten von St. Bartholomäus, die schon manches Interessante freigaben, bisher gut gehütet hatten. "Kirchenbauten vor rund 13 Jahrhunderten", erklärte die Leiterin der archäologischen Grabungen, Dr. Andrea Hampel, "sind grundsätzlich selten nachgewiesen und dokumentieren besonders als Steinbauten stets ein entsprechendes Macht- und Geldpotential vor Ort, mit dem zugehörigen Umfeld an Untergebenen und Einrichtungen."

Fort also mit der irrigen Ansicht, Frankfurt sei bis zu jenem denkwürdigen Jahr 794, als Kaiser Karl der Große es mit seiner Einladung zur Kirchensynode und Reichsversammlung erstmals namentlich aus dem dunkel der Geschichte hob, nur ein unbedeutendes, kleines Provinznest mit ein paar Holzbauten gewesen! Nicht nur älter muß es sein, sondern offenbar auch viel früher schon ein wichtiger Platz.

Besorgte Vermutungen, ob nach diesem aufregenden Fund, mit dem sich nichts in der Stadt und ihrer Umgebung vergleichen läßt, nun etwa die für 1994 geplante, aufwendige 12-Jahr-Feier ausfallen werde, zerstreute Oberbürgermeister Andreas von Schoeler allerdings mit dem Hinweis darauf, daß man ohnehin die erste schriftliche Erwähnung der Stadt feiern wolle. Und Schriftliches ließ sich im Kindergrab im Vorgängerbau des heutigen Domes in der Tat nicht nachweisen. Selbst vom Skelett des kleinen Mädchens hat der aggressive Mainsand des Bodens nicht viel unzerstört gelassen.

In der in vier Metern Tiefe ausgehobenden Grube an der Westmauer der nun entdeckten ältesten Steinkirche ließe sich lediglich anhand es Schädels und Resten von Armknochen seine Lage an der nördlichen Kammerwand mit Blick nach Osten rekonstruieren. Eine unter dem Kopf des Kindes gelegene Amulettkapsel bildete offenbar einigen Schutz gegen die zersetzenden Einflüsse von Zeit und Erde.

Im Dommuseum hatte man für die erste öffentliche Vorstellung des unverhofft aufgetauchten "Schatzes" auf Karton die Silhouette eines Mädchens in der Tracht jener Zeit skizziert und an den entsprechenden Stellen mit dem aufgefundenden Schmuck belegt. Wenn man wohl auch niemals den Namen des Kindes oder die Ursache für seinen frühen Tod erfahren wird, so läßt sich aber davon ausgehen, daß es zur Adelsschicht gehörte, möglicherweise zu der Familie, die an diesem Ort einst die Kirche stiftete.

Reich geschmückt wie ein Fürstenkind haben die Eltern ihre offenbar tief betrauerte kleine Tochter auf den Weg in die Ewigkeit geschickt. Goldene, granulierte Ohrringe, in denen wahrscheinlich Perlen saßen, und eine diademartige Stirnkette mit goldenen und gläsernen Perlen und verschieden geformte Goldplättchen lagen noch in der Nähe des Kopfes. Silber- und Bronzearmreifen zierten die Handgelenke, an den Fingern trug die Kleine goldene Ringe, auf der Brust Gold in Form einer kleinen Scheibenfibel. An einer eisernen Gürtelkette hingen wohl kleine Gegenstände des täglichen Bedarfs, ein beinerner Kamm oder ein eisernes Messer - nicht alle Funde konnten bisher schon näher bestimmt werden. Vorn auf dem Kleid war mit Goldbrokatfäden ein ziemlich großes Kreuz aufgenäht oder gestickt.

Trotz dieses christlichen Symbols muten andere Beigaben für die letzte Reise der kleines Adelsdame eher heidnisch an. Schließlich dürften sich in jener Epoche die religiösen Vorstellungen der Menschen noch gemischt haben. Zwar setzte sich das Christentum östlich von Mainz bereits durch, doch erschlug man noch im Jahr 689 in Würzburg den dort missionierenden Heiligen Kilian. So finden sich im Kindergrab Keramiktöpfe mit Resten von Fisch und Hühnerfleisch für die Reise ins jenseits. Woher ein kleiner blaugrüner Glasbecher stammt, weiß man noch nicht genau. In Höhe der Arme war eine Fleischgabe mit deutlichen Schnittspuren am Knochen niedergelegt.

Bei so vielen, phantasieanregenden Einzelheiten ist es fast prosaisch, daß all das im Zusammenhang mit der geplanten Heizungsanlage im Dom und den dafür notwendigen Ausschachtungsarbeiten zutage kam.

Das Denkmalamt nutzte die günstige Gelegenheit zu Untersuchungen über die frühe Baugeschichte des Gotteshaues, das eigentlich gar kein Dom im Sinnes eines Bischofssitzes ist, sondern erst seit den Krönungen deutscher Kaiser und Könige in Frankfurt den Namen Kaiserdom trägt. Mehrere Bauphasen konnten seither ergraben werden, bis man nun die wohl ältesten Kirchenfundamente unter dem Langhaus fand.

Bei der erwähnten Reichssynode von 794, zu der Karl der Große Erzbischöfe, Bischöfe und andere Würdenträger aus ganz Westeuropa geladen hatte, stand dem Frankenherrscher also offensichtlich mehr als nur eine bescheidene Holzkirche auf dem Hügel am Main zur Verfügung. Eigentlich wäre es ja auch verwunderlich gewesen, wenn er zu einer so glänzenden Versammlung, bei der es um bedeutende Reichs- und Kirchenbeschlüsse ging, ausgerechnet an einen völlig unbekannten Platz gerufen hätte. Zumal er noch im selben Jahr 794 in einer anderen Urkunde vom "loco celebri, qui dicitur Franconfurd" (in den berühmten Ort, Frankfurt genannt) spricht.

Überdies standen dem Kaiser in seinem weitläufigen Reich prächtige Pfalzen zur Verfügung, während in Frankfurt - heute muß man sagen: vermutlich - nur ein Haus mit Wirtschaftshöfen gestanden haben soll. Ob Karl besondere Beziehungen zu der Stadt hatte, die ihn bis heute als ihren Schutzheiligen verehrt, steht dahin. Immerhin starb hier - ebenfalls 794 - seine vierte Frau, die "stolze, hochmütige und grausame Fastrada". Vielleicht lassen sich solche Ungereimtheiten in der frühen Stadtgeschichte im Licht neuer Entdeckungen irgendwann einmal schlüssiger erklären.

Der unweigerlich auftauchenden Spekulation, ob bei weiteren Grabungen im Domboden vielleicht noch andere Gräber und Funde auftauchen, begegnet Andrea Hampel sekptisch: "Eine solche Sternstunde erlebt ein Archäologe meist nur einmal in seinem Berufsleben." Im Sommer sollen die Funde aus dem Kindergrab im Kaiserdom im Dommuseum öffentlich ausgestellt werden. *pia

"Narren-Kongreß" 1993 in Fechenheim

FRANKFURT A. M. Mit dem Vorsitzenden Klaus-Jürgen Koch geht der Frankfurter Karnevalverein 1911 und seine Maagard in die Kampagne 1992/93, in deren Mittelpunkt wieder der "Kongreß der Narren" stehen wird. Dabei überrascht der Vorstandsbeschluß, mit der Veranstaltung im Januar 1993 in die Fechenheimer Turnhalle zu gehen.

Bei der Jahreshauptversammlung 1992 standen die Neuwahlen im Vordergrund. Neben dem Vorsitzenden Koch wurden Eckhart Demel (Zweiter Vorsitzender), Inge Zitouni (Erste Kassiererin), Willi Lindenfeld (Zweiter Kassierer), Gabriele Gilg (Erste Schriftführerin) sowie Archivar Theo Müller wiedergewählt.

Neu im Vorstand sind: Waltraud Hofmann (Zweite Schriftführerin), Gerfried Gatzka (Archivar) sowie als Archivarinnen Ingrid und Katharina Koch. Hans- Uwe Diehl blieb Gardekommandeur (Stellvertreter: Egon Koch), Manuela Koch Gardekommandeuse. *dixi

Frankfurt-Infos in Neuausgabe

FRANKFURT A. M. Das Presse- und Informationsamt hat zwei seiner Broschüren aktualisiert: "Daten, Fakten, Zahlen" und "Stadtkontakte". Das Faltblatt "Daten, Fakten, Zahlen 1992" umfaßt 20 Seiten und gibt Auskunft über Einwohnerzahlen, Wirtschaftskraft und Besonderheiten der Stadtentwicklung. Besucher wie Bürger erfahren wichtige Zahlen aus der Geschichte Frankfurts und erhalten Auskunft über Freizeit- und Kultureinrichtungen.

Die "Stadtkontakte" helfen, den richtigen Ansprechpartner in den Ämtern der Stadt zu finden. Von A bis Z führt diese Broschüre durch den "Dschungel" der öffentlichen Verwaltung. Die beiden Hefte können in der Bürgerberatung am Römer, Römerberg 32, abgeholt werden. *sil

Ski-Akrobatik auf nassem Quarzsand

FRANKFURT A. M. Erfolgreicher als das Herrenteam der "Mainhattan Snowboarders" schlugen sich die Frauen bei den 2. Sandboard-Weltmeisterschaften in Hirschau bei Amberg.

Barbara Röschinger schaffte zwei dritte Plätze im Slalom und Riesenslalom, Kerstin Weitmann belegte zweimal den fünften Platz unter insgesamt 200 Teilnehmerinnen.

Für die Herren der "Mainhattan Snowboarders" waren Matthias Lenz, Stefan Köstner, Markus Eckhard, Ralf Widmann und Jörg Aumüller am Start. Sie alle konnten sich im Riesenslalom unter den 90 Besten behaupten. Matthias Lenz schlitterte als erfolgreichster Teilnehmer der Frankfurter Snowboarder nur knapp an der Qualifikation für die besten 32 Sportler vorbei.

Ausgetragen wurde der Wettbewerb allerdings nicht auf Schnee, sondern auf Sand. Das Abfallprodukt einer Quarzsandhalde war Schau- und Sportplatz der Sandboard-Weltmeisterschaften.

In Amberg wird auf einem 150 Meter hohen Kaolinsandhügel, "Monte Kaolino" genannt, gestartet. Denn: Sandboard, das dem Surfen und dem Snowboard-Fahren verwandt ist, braucht feinsten, nassen Sand als "rutschfähigen" Untergrund.

Nach den Rennen herrschte drei Tage lang Partystimmung bei hunderten von "Snowboardfreaks", die gekommen waren, um ihre Mannschaften lautstark zu unterstützen. *orf

Steinbach hat Netz für Jugendaustausch geknüpft

STEINBACH. Steinbach ebnet der ostdeutschen Partnerstadt Steinbach-Hallenberg immer mehr den Weg zu internationalen Kontakten. So treffen jetzt zehn Jugendliche aus Steinbach-Hallenberg beim internationalen Jugendaustausch in Saint Avertin mit 15- bis 17jährigen Gleichaltrigen aus den Steinbacher Partnerstädten Pijnacker und Saint Avertin zusammen.

Auch aus Steinbach reiste eine zehnköpfige Gruppe an, sie brach am letzten Freitag auf. Kürzlich hatten Steinbacher bereits (wie berichtet) ostdeutsche Partner an einem Volksfest-Stand in Saint Avertin beteiligt.

Die Jugendlichen bleiben zehn Tage in Frankreich, erhalten zwischendurch jedoch Besuch aus der Heimat. Bürgermeister Edgar Parnet nimmt den Jugendaustausch als Anlaß für seinen ersten Antrittsbesuch in einer Partnerstadt. Besuche im holländischen Pijnacker und in Steinbach-Hallenberg folgen im August und September. stk

Was dem Amerikaner sein Deo, das ist dem Japaner seine Tageszeitung. Yomiuri, das auflagenstärkste und dennoch als seriös geltende Blatt der größten Industrienation Asiens, hat letzte Woche eine Beilage verbreitet, die eine mit Orangen gefüllte Schale zeigt; wenn man daran reibt, dann riecht es auch nach Orangen. Natürlich ein Reklamegag. Geworben wird für Kühlschränke. Darin bewahrt man Südfrüchte aber eigentlich nicht auf.

Fisch gehört in den Kühlschrank. Nun, in Japan vielleicht nicht; der Japaner ißt Fisch fangfrisch und naturbelassen, also roh. In diesem Zustand wirkt er nicht auf die Nase ein.

Aber angenommen, die Werbebeilage hätte die Duftmarke trotzdem ausgewählt; angenommen, einer riebe versehentlich in der Tokioter U-Bahn an der Zeitung von voriger Woche - sofort würde der Japaner schnuppern und schlußfolgern: ein Brite. Der Brite wickelt Fisch in den Guardian ein, tut Chips dazu und ißt das dann auf, die Zeitung wird späterer Verwendung zugeführt.

Der Japaner tut so etwas nicht. Er ißt keine Chips. Er baut sie in Computer ein. Darin ist er unschlagbar. Aber

wie riecht ein Computer? Digital? Olfaktorisches product placement hat Zukunft: Stammtisch-Aroma im Bayernkurier. Das Auto-Fachblatt vom Kraftfahrerverein mit dem Odeur von Schmieröl und Dreiwege-Kat (aber Vorsicht, wenn es Gebrauchtwagen-Reklame ist). Der Duft der weiten Welt, auf Anraten des Gesundheitsministeriums jedoch durch einen vollen Aschenbecher dargestellt. Ein Hauch von Hasch im Lokalblatt aus Kabul (das hierzulande nur in Apotheken Non olet und nicht an Jugendliche abgegeben werden darf).

Die Kaufbedürfnisse erzeugende Branche hat, die ihr eigene Phantasie vorausgesetzt, eine Fülle neuer, erregender Möglichkeiten vor sich. Nur die Banken werden leider nicht mithalten können bei diesen neuen Strategien. Das wissen wir schon seit Vespasians Zeiten: pecunia non olet, Geld stinkt nicht. CAROLUS

Frauen-Ferien am Diemelsee

BAD HOMBURG. Einen Urlaub für alleinerziehende Mütter hat das Frauenbüro für die Herbstferien, 4. bis 9. Oktober, vorbereitet. Die Reise geht nach Diemelsee-Heringshausen im Sauerland.

Das Hotel verfügt über Schwimmbad und Sportanlagen, die Umgebung ist ideal für Wanderungen und Radtouren. Anmeldungen ab sofort im Frauenbüro im Stadthaus, Zimmer 130,Tel. 0 61 72 / 100 420 und 100 230.

Kinder werden von zwei Fachkräften betreut. s

Eine kleine Adelstochter korrigierte die Geschichte Archäologen des Denkmalamtes legten bei Ausgrabung im Boden des St. Bartholomäus-Dom Grabstätte frei

FRANKFURT A. M. Eine kleine Adelstochter ist schuld daran, daß die Ursprungsgeschichte der Stadt Frankfurt am Main möglicherweise neu geschrieben, mit Sicherheit aber korrigiert werden muß. Bei Grabungsarbeiten im Boden des St.-Bartholomäus-Doms nämlich legten Archäologen des städtischen Denkmalamtes die Grabstätte eines etwa vier- bis fünfjährigen Kindes frei, dessen Ausstattung es ganz offensichtlich als Sprößling einer reichen und bedeutenden Familie ausweist.

Die eigentliche Sensation besteht darin, daß sich mit Hilfe der Kostbarkeiten, Gold- und Silberschmuck, welche die Eltern einst ihrer so früh verstorbenen kleinen Tochter mit in ihre letzte Ruhestätte legten, das Alter dieses Fundes bestimmen ließ (die FR berichtete).

Wie die Wissenschaftler erklären, handelt es sich bei dem Kindergrab im Kaiserdom ziemlich eindeutig um ein klassisches Holzkammergrab aus der späten Merowingerzeit zwischen 650 bis 720. Demnach muß man im Gegensatz zu früheren Erkenntnissen davon ausgehen, daß also schon um das Jahr 700 eine Steinkirche an diesem geschichtsträchtigen Ort gestanden hat - ein Geheimnis, das die tieferen Schichten von St. Bartholomäus, die schon manches Interessante freigaben, bisher gut gehütet hatten. "Kirchenbauten vor rund 13 Jahrhunderten", erklärte die Leiterin der archäologischen Grabungen, Dr. Andrea Hampel, "sind grundsätzlich selten nachgewiesen und dokumentieren besonders als Steinbauten stets ein entsprechendes Macht- und Geldpotential vor Ort, mit dem zugehörigen Umfeld an Untergebenen und Einrichtungen."

Fort also mit der irrigen Ansicht, Frankfurt sei bis zu jenem denkwürdigen Jahr 794, als Kaiser Karl der Große es mit seiner Einladung zur Kirchensynode und Reichsversammlung erstmals namentlich aus dem dunkel der Geschichte hob, nur ein unbedeutendes, kleines Provinznest mit ein paar Holzbauten gewesen! Nicht nur älter muß es sein, sondern offenbar auch viel früher schon ein wichtiger Platz.

Besorgte Vermutungen, ob nach diesem aufregenden Fund, mit dem sich nichts in der Stadt und ihrer Umgebung vergleichen läßt, nun etwa die für 1994 geplante, aufwendige 12-Jahr-Feier ausfallen werde, zerstreute Oberbürgermeister Andreas von Schoeler allerdings mit dem Hinweis darauf, daß man ohnehin die erste schriftliche Erwähnung der Stadt feiern wolle. Und Schriftliches ließ sich im Kindergrab im Vorgängerbau des heutigen Domes in der Tat nicht nachweisen. Selbst vom Skelett des kleinen Mädchens hat der aggressive Mainsand des Bodens nicht viel unzerstört gelassen.

In der in vier Metern Tiefe ausgehobenden Grube an der Westmauer der nun entdeckten ältesten Steinkirche ließe sich lediglich anhand es Schädels und Resten von Armknochen seine Lage an der nördlichen Kammerwand mit Blick nach Osten rekonstruieren. Eine unter dem Kopf des Kindes gelegene Amulettkapsel bildete offenbar einigen Schutz gegen die zersetzenden Einflüsse von Zeit und Erde.

Im Dommuseum hatte man für die erste öffentliche Vorstellung des unverhofft aufgetauchten "Schatzes" auf Karton die Silhouette eines Mädchens in der Tracht jener Zeit skizziert und an den entsprechenden Stellen mit dem aufgefundenden Schmuck belegt. Wenn man wohl auch niemals den Namen des Kindes oder die Ursache für seinen frühen Tod erfahren wird, so läßt sich aber davon ausgehen, daß es zur Adelsschicht gehörte, möglicherweise zu der Familie, die an diesem Ort einst die Kirche stiftete.

Reich geschmückt wie ein Fürstenkind haben die Eltern ihre offenbar tief betrauerte kleine Tochter auf den Weg in die Ewigkeit geschickt. Goldene, granulierte Ohrringe, in denen wahrscheinlich Perlen saßen, und eine diademartige Stirnkette mit goldenen und gläsernen Perlen und verschieden geformte Goldplättchen lagen noch in der Nähe des Kopfes. Silber- und Bronzearmreifen zierten die Handgelenke, an den Fingern trug die Kleine goldene Ringe, auf der Brust Gold in Form einer kleinen Scheibenfibel. An einer eisernen Gürtelkette hingen wohl kleine Gegenstände des täglichen Bedarfs, ein beinerner Kamm oder ein eisernes Messer - nicht alle Funde konnten bisher schon näher bestimmt werden. Vorn auf dem Kleid war mit Goldbrokatfäden ein ziemlich großes Kreuz aufgenäht oder gestickt.

Trotz dieses christlichen Symbols muten andere Beigaben für die letzte Reise der kleines Adelsdame eher heidnisch an. Schließlich dürften sich in jener Epoche die religiösen Vorstellungen der Menschen noch gemischt haben. Zwar setzte sich das Christentum östlich von Mainz bereits durch, doch erschlug man noch im Jahr 689 in Würzburg den dort missionierenden Heiligen Kilian. So finden sich im Kindergrab Keramiktöpfe mit Resten von Fisch und Hühnerfleisch für die Reise ins jenseits. Woher ein kleiner blaugrüner Glasbecher stammt, weiß man noch nicht genau. In Höhe der Arme war eine Fleischgabe mit deutlichen Schnittspuren am Knochen niedergelegt.

Bei so vielen, phantasieanregenden Einzelheiten ist es fast prosaisch, daß all das im Zusammenhang mit der geplanten Heizungsanlage im Dom und den dafür notwendigen Ausschachtungsarbeiten zutage kam.

Das Denkmalamt nutzte die günstige Gelegenheit zu Untersuchungen über die frühe Baugeschichte des Gotteshaues, das eigentlich gar kein Dom im Sinnes eines Bischofssitzes ist, sondern erst seit den Krönungen deutscher Kaiser und Könige in Frankfurt den Namen Kaiserdom trägt. Mehrere Bauphasen konnten seither ergraben werden, bis man nun die wohl ältesten Kirchenfundamente unter dem Langhaus fand.

Bei der erwähnten Reichssynode von 794, zu der Karl der Große Erzbischöfe, Bischöfe und andere Würdenträger aus ganz Westeuropa geladen hatte, stand dem Frankenherrscher also offensichtlich mehr als nur eine bescheidene Holzkirche auf dem Hügel am Main zur Verfügung. Eigentlich wäre es ja auch verwunderlich gewesen, wenn er zu einer so glänzenden Versammlung, bei der es um bedeutende Reichs- und Kirchenbeschlüsse ging, ausgerechnet an einen völlig unbekannten Platz gerufen hätte. Zumal er noch im selben Jahr 794 in einer anderen Urkunde vom "loco celebri, qui dicitur Franconfurd" (in den berühmten Ort, Frankfurt genannt) spricht.

Überdies standen dem Kaiser in seinem weitläufigen Reich prächtige Pfalzen zur Verfügung, während in Frankfurt - heute muß man sagen: vermutlich - nur ein Haus mit Wirtschaftshöfen gestanden haben soll. Ob Karl besondere Beziehungen zu der Stadt hatte, die ihn bis heute als ihren Schutzheiligen verehrt, steht dahin. Immerhin starb hier - ebenfalls 794 - seine vierte Frau, die "stolze, hochmütige und grausame Fastrada". Vielleicht lassen sich solche Ungereimtheiten in der frühen Stadtgeschichte im Licht neuer Entdeckungen irgendwann einmal schlüssiger erklären.

Der unweigerlich auftauchenden Spekulation, ob bei weiteren Grabungen im Domboden vielleicht noch andere Gräber und Funde auftauchen, begegnet Andrea Hampel sekptisch: "Eine solche Sternstunde erlebt ein Archäologe meist nur einmal in seinem Berufsleben." Im Sommer sollen die Funde aus dem Kindergrab im Kaiserdom im Dommuseum öffentlich ausgestellt werden. *pia

"Narren-Kongreß" 1993 in Fechenheim

FRANKFURT A. M. Mit dem Vorsitzenden Klaus-Jürgen Koch geht der Frankfurter Karnevalverein 1911 und seine Maagard in die Kampagne 1992/93, in deren Mittelpunkt wieder der 1956/57 aus der Taufe gehobene "Kongreß der Narren" stehen wird. Dabei überrascht der Vorstandsbeschluß, mit dieser bedeutenden Veranstaltung im Januar 1993 in die Fechenheimer Turnhalle zu gehen.

Bei der Jahreshauptversammlung 1992 standen die Neuwahlen im Vordergrund. Neben dem Vorsitzenden Koch wurden Eckhart Demel (Zweiter Vorsitzender), Inge Zitouni (Erste Kassiererin), Willi Lindenfeld (Zweiter Kassierer), Gabriele Gilg (Erste Schriftführerin) sowie Archivar Theo Müller wiedergewählt.

Neu in den Vorstand zogen ein: Waltraud Hofmann (Zweite Schriftführerin), Gerfried Gatzka (Archivar) sowie als Archivarinnen Ingrid und Katharina Koch. Hans-Uwe Diehl blieb Gardekommandeur (Stellvertreter: Egon Koch), Manuela Koch Gardekommandeuse (Stellvertreterin: Tanja Himmelein). *dixi

Frankfurt-Infos in Neuausgabe

FRANKFURT A. M. Das Presse- und Informationsamt hat zwei seiner Broschüren aktualisiert: "Daten, Fakten, Zahlen" und "Stadtkontakte". Das Faltblatt "Daten, Fakten, Zahlen 1992" umfaßt 20 Seiten und gibt Auskunft über Einwohnerzahlen, Wirtschaftskraft und Besonderheiten der Stadtentwicklung. Besucher wie Bürger erfahren wichtige Zahlen aus der Geschichte Frankfurts und erhalten Auskunft über Freizeit- und Kultureinrichtungen.

Die "Stadtkontakte" helfen, den richtigen Ansprechpartner in den Ämtern der Stadt zu finden. Von A bis Z führt diese Broschüre durch den "Dschungel" der öffentlichen Verwaltung. Die beiden Hefte können in der Bürgerberatung am Römer, Römerberg 32, abgeholt werden. *sil

Kein Luxus auf der Mole Westhafen-Investor mußte seine Pläne kräftig abspecken

"Im Spätsommer", verspricht Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), erfahren die Bürger, wie das künftige Wohn- und Geschäftsviertel Westhafen aussehen wird. Die Gespräche zwischen Stadt und dem privaten Investor "International Properties Limited" verliefen "sehr konstruktiv und mit gutem Fortschritt". Hinter dieser dekorativen Leerformel verbirgt sich, daß die IPL ihre ursprünglichen Zielvorstellungen kräftig abspecken mußte. Es gibt etwas mehr als 1200 Wohnungen, dafür bleibt es bei 60 000 Quadratmetern gewerblicher Fläche und 60 000 Quadratmetern Büroraum - allerdings in verträglicher Form.

Mehr als vier bis fünf Geschosse dürfen die neuen Häuser nicht aufragen am Wasser - diese Grenze zogen die Architekten und Planer vom "Consilium Stadtraum Main". Ein Gebäude an der westlichen Grenze des Hafens zum Heizkraftwerk West hin, das unter anderem die heute verstreut liegenden Teppichlager aufnehmen wird, ist mit 19 Metern Höhe kalkuliert.

Stadt und IPL ringen noch um die Zukunft der schmalen, langgestreckten Westhafen-Mole. Die Immobilien- Gesellschaft möchte lukrative Wohnungen durchsetzen, wo heute noch die Bagger von Sehring Kies aufhäufen. Das Consilium will auf dem begrenzten Raum - nur acht Prozent der Nutzfläche des künftigen Viertels - allenfalls öffentliche Nutzungen zulassen, von Läden bis Kneipe. Denn die Planer fürchten ein isoliertes Luxus-Quartier am Fluß, dessen Bewohner mit den Armen, Alten, Ausländern des nahen Gutleutviertels nichts zu tun haben wollen.

Für die Firma Sehring hält die Stadt ein Alternativ-Gelände "im direkten Umfeld des Flußhafens" bereit. Klar ist, daß IPL nur das hintere Drittel des Westhafen-Beckens verfüllen darf - im vorderen Teil entsteht ein Bootshafen für Freizeit-Kapitäne.

Das neue Stadtviertel soll nahtlos ins Gutleut übergehen - die Planer denken daran, die heutige Gutleutstraße einfach bis zum Mainufer weiterzuführen. Der Anlegeplatz für Flußschiffe, die Kohle für das Heizkraftwerk bringen, bleibt in jedem Fall erhalten. Auch wenn der Brennstoff längst vor allem per Zug ankommt, will die Stadt eine "Option" - für ein mögliches Wachstum des Verkehrs auf dem Wasser. jg

Wozu Regenwasser so alles gut ist

FRIEDRICHSDORF. "Nutzung von Regenwasser - Empfehlungen zur Nutzung in privaten und öffentlichen Gebäuden" heißt eine Broschüre des hessischen Umweltministeriums, auf die Horst Burghardt, Landtagsabgeordneter der Grünen und Stadtverordneter in Friedrichsdorf, aufmerksam macht. Die Nutzung von Regenwasser sei angesichts der Trinkwasserknappheit im Hochtaunuskreis eine wichtige Sparmaßnahme.

Die Broschüre des Umweltministeriums gibt praktische Tips. Sie kann kostenlos bestellt werden beim Umweltministerium, Postfach 3109, 6200 Wiesbaden. s

Pläne für Behinderten-Wohnanlage in "Phase 4" Praunheimer Werkstätten wollen renovieren / Kosten: etwa drei Millionen Mark / Finanzierung noch unklar

FRANKFURT A. M. Auf dem Grundstück der ehemaligen Mühle in Praunheim, die erstmals 1396 urkundlich erwähnt wurde, stehen heute die Geschäftsstelle der Praunheimer Werkstätten (PW) und eine Wohnanlage für Behinderte. "Diese wunderschöne Wohnanlage, bestehend aus drei Gebäuden, gleicht zunehmend potemkinschen Dörfern. Die Fassaden stehen und sehen gut aus. Bloß darf niemand dahinterblicken", erklärt Lothar W. Andres, Geschäftsführer der PW: "Um diesen Zustand zu verändern, benötigen wir drei Millionen Mark!"

Beispiele für den Zustand: Seit geraumer Zeit wird das Holzhaus nur noch zum Teil genutzt; von den insgesamt sieben Zimmern sind nur vier bewohnt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erbaut, gleicht das Gebäude eher einer Hütte; ohne Keller oder Fundament, mit dünnen Wänden ("Energiesparen unmöglich!") und kleinen Zimmern. Unter dem Dach sind die Räume im Schnitt sechs Quadratmeter klein. Andres: "Heute entspricht solch ein Raum nicht mehr den veränderten Bedürfnissen der Behinderten. Ganz zu schweigen von Richtlinien wie beispielsweise dem Brandschutz."

Bad oder Toiletten gibt es im hölzernen Wohnhaus überhaupt nicht. Über den Hof, im gegenüberliegenden Haus, sind die sanitären Anlagen untergebracht. Auch dort herrscht kein Luxus. Zwei Badewannen für 25 Behinderte und die einzige behindertengerechte Naßzelle (Toilette, Dusche und Alarmanlage; Kosten: 60 000 Mark).

Ein Konzept sieht vor, die Praunheimer Mühlen zu modernisieren und 45 Behinderten (statt wie bisher 25) in Wohngruppen mit Familien-Charakter ein Zuhause zu geben. In den Gebäuden sollen Wohngruppen leben, die je eine Küche und ein Bad gemeinsam benutzen. "Mit den dazugehörigen Zimmern können wir dann unserer Klientel eine individuellere Gestaltung ihres Lebens ermöglichen", hofft Andres. Pläne für eine Renovierung seien vorhanden, und es könne sofort mit dem Umbau begonnen werden.

Die Pläne wurden von der Frankfurter Aufbau-Aktiengesellschaft (FAAG) ausgearbeitet. "Sie sehen einen gründlichen Umbau vor. Fassaden- und Grundrißänderungen sind in dem Plan genauso enthalten wie der Umbau der Großküche in Wohn- und Schlafräume mit Küche und Bad", erläuterte Friedrich Schmitt, Technischer Direktor und Vorstandsmitglied der FAAG. "Die Pläne für den Umbau sind bereits in Phase 4 (die Phasen im einzelnen: 1. Grundlagenermittlung oder auch Gespräch mit Bauherrn; 2. Entwurf; 3. Rücksprache mit Bauherrn; 4. Baugesuch bei den zuständigen Ämtern, Anm. d. Red.) und haben bisher etwa 100 000 Mark gekostet. Für die gesamten Planungskosten rechnen wir mit 500 000 Mark," erläuterte er. "Die drei Millionen Mark zu beschaffen, dürfte allerdings das größere Problem sein."

Aus Erfahrung weiß er, wie schwierig es ist, solch einen Betrag zusammenzutragen. Doch wäre ein Umbau in Etappen möglich. Das erwähnte Holzhaus könnte in einem ersten Schritt für etwa 400 000 Mark renoviert werden.

Andres: "Eine Renovierung der gesamten Einrichtung ist dringend erforderlich, da wir in naher Zukunft etwa 120 Wohnplätze für Behinderte in Frankfurt benötigen (siehe Kasten). Außerdem müssen wir unseren Mitarbeitern akzeptable Arbeitsbedingungen bieten, sonst laufen sie uns weg. Die Mitarbeiter haben in den letzten Jahren durch kleine Reparaturen zwar immer wieder versucht, das Schlimmste zu verhindern, aber mehr als Stückwerk kam dabei leider nicht heraus," erklärt er. Denn: Immer wieder entstanden neue Schäden; hier eine feuchte Wand, dort ein kaputter Boden.

Die Liste der Mängel ist lang, doch die Finanzierung des Umbaus ist noch nicht abgeschlossen (siehe Kasten). *ara

Kindergarten ade

STEINBACH. Mit Schlaf- und Schmusegepäck ziehen 29 Kinder am Freitag, 24. Juli, in Steinbach gen Kindergarten. Sie feiern ihr Abschiedsfest, die 29 Mädchen und Jungen gehen ab August zur Schule. Die Erzieherinnen des städtischen Kindergartens organisieren für die Schulanfänger ab 16 Uhr einen lustigen Nachmittag mit Kasperletheater und Gegrilltem. Anschließend verbringen die Kinder die ganze Nacht im Kindergarten mit Spuk und Geistern und einer Gutenachtgeschichte zur Beruhigung. stk

Praunheimer Werkstätten: Etat 1991 umfaßte 20 Millionen Mark

Frankfurt A. M. Die Praunheimer Werkstätten GmbH (PW) sind eine privatrechtlich organisierte gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Frankfurt und haben die Aufgabe, geistig und mehrfach behinderte erwachsene Menschen aus Frankfurt und Teilen des Main-Taunus-Kreises beruflich und sozial einzugliedern.

In den Behindertenwerkstätten der PW stehen 600 Plätze zur Verfügung, die derzeit alle belegt sind (in Praunheim sind das 180 Plätze, in Höchst 180 und in Fechenheim 240). Die PW bietet noch über 100 Plätze in Wohneinrichtungen, die in kleineren Einheiten über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. 20 behinderte Menschen werden zusätzlich ambulant in Einzelwohnungen betreut.

1991 hatte die PW einen Etat von 19,5 Millionen Mark. Davon entfielen 15,5 Millionen Mark auf Betreuungsmaßnahmen, die im wesentlichen durch staatliche Pflegesätze und Zuwendungen finanziert wurden. Spenden der Aktion Sorgenkind und anderer Einrichtungen machen etwa zwei Prozent des Etats aus. Die restlichen vier Millionen erwirtschaftete die PW durch Industriedienstleistungen und Lohnfertigung (drei Millionen Mark) sowie Eigenproduktionen (vorwiegend Holzspielzeug) und Dienstleistungen an den Endverbraucher (etwa eine Million Mark, davon durch den Verkauf von Holzspielzeug 800 000 Mark).

Von den 190 Mitarbeiter-Planstellen der PW entfallen 30 auf Zivildienstleistende. "Bis zum Jahr 2000 wird sich die Nachfrage nach Plätzen in Behindertenwerkstätten im Einzugsbereich der PW voraussichtlich auf 720 erhöhen. Derzeit gibt es 600 bei der PW. Mittelfristig ergibt sich ein Fehlbetrag von 120 Plätzen", erklärte Andres. Nach den Worten des Geschäftsführers sieht es im Bereich "beschützter Wohnraum" nicht besser aus. "Mittelfristig werden 360 Wohnplätze benötigt. Derzeit gibt es erst 185. Die Werkstätten haben zwar weitere 55 Plätze geplant, trotzdem werden in Zukunft etwa 120 Plätze fehlen."

Derzeitige Wohnplätze im einzelnen: 100 Plätze der PW, 65 bei kooperierenden Trägern, 20 Plätze in ambulant betreuten Einzelwohnungen. *ara

Biebricher FV 02, Fußball-Landesliga Mitte Ludewig übernimmt Trainerjob Das Ziel ist ein Spitzenplatz / Jubiläums-Match gegen Athen

So ganz vergessen hat der frühere Eintracht-Star, ehemalige Nationalspieler und bei der WM 1970 als "bester Auswechselspieler der Welt" titulierte Jürgen Grabowski seinen Heimatverein FV 02 Biebrich noch nicht. Bei Weihnachtsfeiern, Festen oder gelegentlichen Kicks mit der Traditionself läßt sich "Grabi" immer einmal im Wiesbadener Arbeiter-Stadtteil blicken. Bis 1964 war der Filigrantechniker für den FV 02 auf Torejagd gegangen und sein Wechsel zu Eintracht Frankfurt läutete eine Talfahrt der Biebricher ein. Von der Hessenliga, der damaligen höchsten Amateurklasse, rutschte der FV 02 bis in die A-Liga ab. Auch größere Investitionen nach dem Weggang von Grabowski und Gerd Klier, der beim Hamburger SV Karriere machte, konnten den sportlichen Niedergang nicht verhindern und trieben den Club in finanzielle Nöte.

Als der heutige Vorsitzende Horst Klee die Führung 1971 übernahm, galt es für ihn zunächst, den Schuldenberg abzutragen. So mußten die Biebricher Fans bis zum Jahr 1978 auf den Aufstieg in die Bezirksliga warten. Nur zwei Jahre später zogen die Biebricher in die Landesliga ein, und dort haben sie sich bis heute etabliert. Mit 14 Landesligajahren ist der FV Biebrich der "dienstälteste" Verein der Landesliga Mitte. Nachdem das Team in den Jahren 1990 und 1991 in der Spitzengruppe mitmischte, nahmen sich die Verantwortlichen für das Jahr des 90. Vereinsjubiläums den großen Coup vor: Der Oberligaaufstieg sollte gelingen. Doch die Biebricher mußten erkennen: Mit Gewalt geht es meist doch nicht. Trotz größerer Investitionen geriet das "Jubel-Jahr" zu einer "völlig verkorksten Saison", wie der 2. Vorsitzende Heinz-Jürgen Hauzel unumwunden zugesteht. Nach einem krassen Fehlstart fand das Team nie zu seiner Form und durfte am Ende mit 28:32 Zählern auf Rang zehn zufrieden sein, dem Abstieg entronnen zu sein.

Besonders große Hoffnungen hatten die Biebricher in Ex-Hessenauswahl- und Oberligaspieler Andreas Ludewig gesetzt, der von TuS Medenbach nach Biebrich kam. Doch Ludewig durfte sein Können nur drei Spiele in den Dienst des FV stellen, dann zog er sich einen Kreuzbandriß zu. Gelegentlich ließen die Biebricher zwar auch ohne Ludewig ihr Können aufblitzen, besiegten die Top-Teams Marburg und Herborn, doch katastrophale Niederlagen gehörten ebenso zum wechselhaften Saisonverlauf. Die Zuschauer, die zu Oberligazeiten noch zu Tausenden nach Biebrich strömten, hatten von derartigen Kapriolen auch genug - zur Jahresmitte kamen etwa 230 Besucher zu den Heimspielen. Für einen versöhnlichen Saisonabschluß sorgten die Biebricher im Kreispokalendspiel gegen Oberligist SV Wiesbaden und stellten dem Favoriten zum zweiten Mal ein Bein.

Ein weiterer freudiger Höhepunkt des Fußballjahres war die Bezirksmeisterschaft der A-Jugend, die damit in die Landesliga aufsteigt. Auf ihren Jugendbereich können die Biebricher ohnehin stolz sein: Auch die B- und C-Jugend gehen in der Bezirksliga an den Start und insgesamt vertreten 220 Jugendliche in 14 Teams die Farben des FV 02. Damit hat Biebrich die umfangreichste und auch die erfolgreichste Jugendabteilung des Fußballkreises Wiesbaden vorzuweisen. Das der Ausländeranteil im Jugendbereich im Arbeiterstadtteil bei über 60 Prozent liegt, macht beim FV Biebrich niemandem Probleme. Im Gegenteil: "Die jungen Ausländer sind viel leichter für den Fußball zu begeistern und werden bei uns reibungslos integriert", freut sich Hauzel. Diskussionen oder Anfeindungen gibt es in Biebrich nicht, höchstens wenn ein Jugendteam in ländlichen Gegenden antritt, kommt es ab und zu Intoleranz- Beweisen gegnerischer "Fans". Mit dem Fußball-Leckerbissen des Jubiläumsjahres, dem Spiel gegen den mehrfachen grieschichen Meister Panathinaikos Athen am 29. Juli (19 Uhr), wollen die Biebricher gerade ihren griechischen Mitgliedern und Anhängern eine Freude bereiten. Eine vierstellige Besucherzahl erwartet Vorstandsmitglied Hauzel zu diesem Fußballfest. Der Kontakt zu den Griechen, die in der Erbismühle ihr Trainingscamp absolvieren, kam über FV-Ehrenmitglied Lothar Meurer zustande, der Generalsekretär der Union Europäischer Fußballtrainer ist.

Die Weichen für die neue Saison sind bereits gestellt, Andreas Ludewig wird den Trainerposten von Franz März übernehmen und soll für "jugendlichen Elan" sorgen. So werden auch eigene Nachwuchskräfte in das Team eingebaut, einziger hochkarätiger Neuzugang ist Ralf Christoph von Viktoria Sindlingen. Ein Platz in der Spitzengruppe ist das Ziel, und Hauzel gibt die Marschroute für das kommende Spieljahr aus: "Hauptsache ist, daß wir schönen und attraktiven Fußball spielen." Damit wird sicher auch Fußball-Ästhet Jürgen Grabowski einverstanden sein. INA SCHNEIDER/jbp

Praunheimer Werkstätten: FAAG-Pläne sind noch nicht bezahlt

FRANKFURT A. M. Die Situation im Behinderten-Wohnheim "Praunheimer Mühlen" wurde von den Verantwortlichen schon vor langer Zeit als "schwierig" erkannt und deshalb 1990 Pläne für den Umbau beim hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales eingereicht. "Für das Jahr 1991 konnten wir das Projekt nicht mehr in unseren Etat aufnehmen. Aber im laufenden Jahr sollen Mittel dafür bereit gestellt werden, wenn Gespräche aller Beteiligten stattgefunden haben", erklärte Gerhard Schaller, Referatsleiter beim hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales.

Die anderen Beteiligten sind der Landeswohlfahrtsverband, der Bund (dort das Ministerium für Ausgleichsabgaben), das Landesarbeitsamt, die Stadt Frankfurt (dort das Dezernat für Soziales) und der Träger selbst.

"Die Gespräche müssen geführt und alle Richtlinien geprüft werden, bevor die Mittel genehmigt werden können", erläuterte Peter Furth, Referent für Planung, Investitionen und Einrichtungen beim Landeswohlfahrtsverband. Über einen Zeitpunkt für konkrete Ergebnisse könne er derzeit keine Angabe machen.

"Unser Problem ist folgender Teufelskreis: Ein Umbau erfordert Geld, das wir von den zuständigen Ämtern und Behörden nur bekommen, falls wir Pläne zum Umbau vorlegen, die selbst wieder Geld kosten, das wir nicht haben", erklärte Lothar Andres, Geschäftsführer der Praunheimer Werkstätten. Promptes Dilemma: Die Pläne, die von der Frankfurter Aufbau-AG (FAAG) erarbeitet wurden, sind noch nicht bezahlt. "Da die Praunheimer Werkstätten ein ,alter Kunde' sind, haben wir den kleinen Auftrag angenommen", erklärte Friedrich Schmitt, technischer Direktor und FAAG-Vorstandsmitglied.

Die Aufbau-AG hat ein Volumen von etwa 500 Millionen Mark an Bauabwicklungen pro Jahr. "Außerdem haben wir vom hessischen Sozialminister eine mündliche Zusage für die Finanzierung des Projekts. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir unser Geld bekommen werden", erläuterte Schmitt weiter. *ara

Terem Quartett

Der Applaus im Mailänder Teatro Orfeo will kein Ende nehmen: Immer wieder werden die vier Musiker mit ihren Balalaikas und Akkordeons vom Publikum auf die Bühne zurückgeklatscht. Den Frack hinten hochgeschlagen, die aufrechte Sitzhaltung eingenommen, fallen sie gleich wieder über die Saiten her, mit einer Geschwindigkeit, die man sonst eher vom Speed- und Trash-Metal her kennt. Nur sind die akkurat gekleideten Virtuosen nicht so laut: Das Terem Quartet aus St. Petersburg (Foto) intoniert vorzugsweise russische Folklore und Klassik - aber ziemlich eigenwillig.

In Mailand waren sie mit drei anderen Bands von Peter Gabriels "Real World"- Label aufgetreten. Der Ex-Genesis-Sänger hatte die vier Musiker 1991 kennengelernt, unter Vertrag genommen und gleich ihre erste LP "Terem" (Virgin) mit ihnen produziert. Auf der Platte überraschen sie mit einer humorvollen Interpretation von Tschaikowskys "Schwanensee", laden mit anrührenden Folklore- Balladen zum Träumen ein, nur um diese mit ausufernden, unberechenbaren Improvisationen gleich wieder zu zerstören. Wer russische Folklore bisher nur mit den Donkosaken oder Ivan Rebroff in Verbindung gebracht hat, muß umdenken.

Was auf der Platte noch vergleichsweise harmlos klingt, wird auf der Bühne zu einer ebenso zügellosen wie amüsanten Performance. Manchmal hat man den Eindruck, die Marx-Brothers säßen dort oben, ständig darüber nachgrübelnd, ob sie nun wirklich spielen können oder nicht. Da sitzen sie dann, wie Schauspieler, die den Text vergessen haben, doch von einem Moment auf den anderen schalten sie von der Trance aufs Inferno um, treiben sich mit ihren schnellen Saitenläufen buchstäblich bis zum Exzeß. Wenn Pete Townsend an der Stelle von Mikhail Dziudze stünde, würde er die gewaltige Baß-Balalaika nach einer derartigen Raserei wohl mit Wucht zerstören. Die Terems aber wissen, was sich gehört und verbeugen sich auch naßgeschwitzt mit Anstand vor ihrem Publikum.

Am Samstag, 25. Juli, spielt das Terem Quartet mit Ex-Zupfgeigenhansel Thomas Fritz, Ralf Olbrich, Toca Bonito und Anne Haigis (siehe Szene) im Frankfurter Grüneburgpark. Das Festival beginnt um 15 Uhr. art

"Hinter 75 Prozent der Fälle verbergen sich Fehlentscheidungen" Harte Kritik der "Tu was"-AG an Sozialämtern / Besonders Ausländer werden benachteiligt / Fast 100 Ratsuchende im Monat

FRANKFURT A. M. Mehr als 55 000 Soziahilfeempfänger gibt es in Frankfurt. Die Anzahl der Bedürftigen steigt, die Probleme sind bekannt: hohe Mieten, Arbeitslosigkeit, Verschuldung, Krankheit werfen täglich Familienväter, Alleinerziehende, Ausländer, "Menschen wie du und ich" aus der Bahn. Ob und wieviel Anspruch auf Sozialhilfe besteht, wissen die wenigsten. Auf dem Sozialamt erhalten die Antragsteller oft nur unzureichend Auskunft oder werden - bewußt oder aus Nachlässigkeit - falsch informiert.

Diesen Mißstand hat Rainer Roth vom Fachbereich Sozialarbeit der Fachhochschule Frankfurt (FH) schon vor 17 Jahren erkannt. Damals gründete er die Arbeitsgruppe "Tu was", um Sozialhilfeempfängern und solchen, die vorhaben, Sozialhilfe zu beantragen, mit kompetenter Beratung und Rechtsbeistand zu helfen.

Zusammen mit Studenten des Studiengangs Sozialarbeit der FH bietet Rainer Roth eine wöchentliche Beratungsstunde sowie schriftliche und telefonische Auskunft für Ratsuchende an. Die Arbeitsgruppe (AG) besteht aus etwa 25 Studenten, die vor allem die Erfahrung mit der rauhen Wirklichkeit dazu bewegt, bei "Tu was" mitzuarbeiten. "Ein Paragraph im Bundessozialhilfegesetz sieht harmlos aus. Was er aber in der Realität für einen Antragsteller bedeuten kann, wurde mir erst durch die Arbeit in der AG klar", sagt Studentin Ursula Herzberg.

Im Monat beraten die ohne Bezahlung arbeitenden Studenten 80 bis 100 Menschen aus Frankfurt, dem Umland und in jüngster Zeit auch aus Ostdeutschland. Durch die praktische Arbeit kann "mancher Student jedem Sachbearbeiter auf dem Amt was vormachen", meint Roth.

Die meisten Anfragen kommen per Brief oder Telefon. Anhand des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) kann ein Großteil der Probleme in Sitzungen der AG rasch gelöst werden. Innerhalb von ein bis zwei Wochen werden die von den Studenten selbständig verfaßten Antworten verschickt. "Viele gehen vom Sozialamt mit dem Gefühl, da stimmt doch was nicht' weg. Fast immer ist es dann so, daß wir Fehlentscheidungen des Amtes entdecken, wenn diese Leute zu uns kommen", sagt Rainer Roth. "Da werden Zahlungen unterschlagen, verwirrende Rechnungen aufgestellt und falsche Informationen an die Klienten weitergegeben."

Etwa hinter 75 Prozent der Fälle, die die AG bearbeitet, verbergen sich nach Schätzungen des "Tu was"-Leiters "krasse Fehlentscheidungen, die als Rechtsbrüche anzusehen sind". Vor allem die Sozialämter der umliegenden Landkreise sind ihm durch knauseriges Verhalten aufgefallen. "Es wird ein Sparkurs gefahren. Ich habe noch nie erlebt, daß jemand wegen eines Irrtums zuviel Sozialhilfe erhalten hätte", erzählt Anita Köbler, die in der Gruppe mitarbeitet. Besonders Ausländer würden von Sachbearbeitern immer wieder vertröstet, um eine Entscheidung über die Gewährung von finanzieller Hilfe zu verzögern.

"Muß mir das Sozialamt ein Bett für mein Kind bezahlen?" fragt eine alleinerziehende Mutter; "Wieviel Geld darf die Bank monatlich vom meinem Konto pfänden?" fragt der verschuldete Arbeiter; "Bin ich für meinen Sohn unterhaltspflichtig?" möchte der geschiedene Ehemann wissen. Mit solchen speziellen Fragen beschäftigt sich die Arbeitsgruppe bei ihrer wöchentlichen Beratungsstunde. In Zweifelsfällen begleiten Studenten die Ratsuchenden beim Gang zur Behörde. "Erfahrungsgemäß bearbeiten die Beamten dann Fälle viel schneller und unkomplizierter", weiß Anita Köbler.

Zusätzlich zur Sozialberatung stellt die AG einen Leitfaden her, in dem das Sozialhilferecht überschaubar erklärt ist. Das Nachschlagewerk wurde inzwischen rund 100 000mal verkauft. Auch künftig will die AG "Tu was" aktiv bleiben. Es gab Tiefpunkte während der vergangenen 17 Jahre, ans Aufgeben hat Roth jedoch nie gedacht: "Wir sind so bekannt, daß der Druck von außen viel zu hoch wäre, um den Laden zu schließen."

Die Beratungsstunde der AG "Tu was" ist - außer in den Semesterferien - montags von 17 bis 19 Uhr im Raum 10 der Fachhochschule Nordweststadt. *hen

Auf dem Drahtesel von Höchst bis nach Hochheim: Die FR testete den vom Umlandverband beworbenen "Mainufer-Radwanderweg" Immer schön auf dem Holzweg bleiben Idylle und Irre zugleich: Beschilderung ist lückenhaft, doch die Pfadfinderei lohnt Von Klaus Kühlewind (Text) und Jörg Kuropatwa (Bilder) MAIN-TAUNUS-KREIS. Renate keucht. "Dieser Scheißberg", flucht sie, tritt in die Pedale, zieht im Kriechgang vorbei an Reben. Ute hat mehr Übung - und 21 Gänge auf dem Ritzel. Spielend strampelt sie den Neubergweg hinauf nach Hochheim. "Mensch, da gibt's Riesling", lechzt sie einem fruchtigen Schluck und dem Etappenziel entgegen. 32 Kilometer liegen hinter uns - und der stete Versuch, dem "Mainuferweg" zu folgen. Doch einmal mehr sind wir von Fluß und Weg abgekommen, radeln hoch über dem Wasserlauf durch die Weinberge. Mit uns drei junge Männer aus Frankfurt. In die Bretagne wollen sie, und schon auf dem ersten Stück gibt's Probleme: Seit Höchst haben sie sich viermal verfahren. Und auch jetzt sind sie wieder auf dem Holzweg. Die Ketten sind eingefettet, die Regencapes umgeschnallt und die Streckenkarte des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) steckt griffbereit in der Jackentasche. Vom Mainuferweg aus, lobt sie, "kann man heute als Radfahrer dieses abwechslungsreiche Panorama im Vorbeifahren genießen." Nun ja, der Genuß beschränkt sich zunächst auf Dämpfe der Hoechst AG und Dieselschwaden eines Kleinlasters. Doch der Main, die Wiesen, Bäume und Felder links und rechts davon - diese Idylle soll in greifbarer Nähe liegen, verspricht die UVF-Karte. Aber bitteschön, wo geht's hier zum Main? Wir drehen die dritte Runde um den Sindlinger Kreisel, halten vergebens Ausschau nach einem hölzernen Wegweiser. Jürgen nimmt sich die Karte vor. "So sehen die Dinger aus", deutet er auf ein Foto. "Wie ein Marterpfahl", kommentiere ich. Und Renate stöhnt: "Wie weit isses noch?"

Aber wir sind ja erwachsen, kennen die Himmelsrichtungen und sind auf schnöde Schilder beileibe nicht angewiesen. "Der Main ist da", deutet Herbert gen Süden. Wir steigen in die Sättel, lassen die Räder durch Huthmacher- und Zehnthofgasse rollen. Und da ist er: "Old main river" liegt uns zu Füßen, trüb und braun wie eh und je in diesen Jahrzehnten.

Vor unseren Nasen zwei Schilder, doch keines vom Umlandverband: "Camping verboten, Spazierengehen erlaubt", interpretiere ich die Straßenverkehrsordnung. Radfahrer sind ausgespart. Das stört uns wenig; wir radeln am Drängelgitter vorbei und stehen 50 Meter weiter vor dem Nichts: Der Weg endet im satten Grün einer Wiese. "Wo geht's hier weiter?" Kollektives Schulterzucken, spähende Blicke. Irgendwer deutet zur Friedhofsmauer am Feierabendweg: Unter Ästen lugt er hervor, der Wegweiser des Umlandverbandes. "Mach gleich mal ein Minus für deinen Bericht", diktiert Ute.

Bis Okriftel bleibt der Stift stecken. Angler halten Schnüre samt Haken ins Wasser. "Ich weiß ja nicht", vergeht Herbert jeglicher Appetit bei der Vorstellung von pochiertem Mainfisch. Gelüsten anderer Art gedenkt Jürgen: "Weißt Du noch", spricht er Herbert von der Seite an, rollt dabei durch eine Pfütze. Herbert weiß noch. Ja, die "Krone". Ja, damals. Nichts weist mehr Heiße Musik, laue Nächte. Doch die Schmusesongs sind längst verklungen, die Rolläden lange schon verrammelt.

Das alte Phrix-Gelände reißt beide aus ihren Träumen. Nach Eddersheim geht's rechts ab, weist der Pfahl des UVF den Weg in die Kirchgrabenstraße. 100 Meter weiter weist gar nichts mehr. Links und geradeaus geht nicht: Einbahnstraße. Also rechts abbiegen. Und wo geht's hier zum Mainuferweg? Die Antwort: Immer der Nase und erstmal die Rheinstraße lang. "Noch ein Minus", meint Ute.

"Bieg nur links ab", frotzelt Jürgen. Recht hat er: Das Werkstor ist unüberwindlich, also weiter auf der Straße. Die macht eine Kurve, heißt fortan Klarabergstraße. Links und rechts münden Feldwege. Dann ein Pfahl des UVF, 200 Meter entfernt an der Schutzhütte am Pfuhlweg. Wir fahren hin und vermissen die ausgestreckte Zunge und ein Ätsch: es war die falsche Richtung. Wir hätten nicht rechts, sondern links abbiegen müssen - wieder ein Minus.

Eddersheim naht mit jedem Tritt ins Pedal. "Wann machen wir Pause?" meldet sich Renates Magen. Die Wolken am Himmel indes haben mehr Überzeugungskraft genug: "Frühestens in Flörsheim gibt's was zu essen." Das gäbe es hier wie dort: "Mönchshof" und "Fischerstube" in Eddersheim, Ruderverein und "Hirsch" in Flörsheim - einkehren läßt sich überall. Und im Gegensatz zum Mageninhalt weisen die UVF-Schilder auf diesem Abschnitt keine Lücken auf.

Dafür aber weiter westwärts. Oder lag's am Gespritzten? "Ne", sagt Ute, "ich hab' auch kein Schild gesehen." Wir stehen am Ufer, vor uns jede Menge Main, drumherum das Tanklager. Hinter uns machen drei Radler kehrt. Wir holen sie ein - in der nächsten Sackgasse. Auf der Liebigstraße geht's eben nur ins Industriegebiet und nicht nach Hochheim. Doch die drei wollen noch weiter: Die Bretagne ist ihr Ziel.

Sind wir vom Umlandverband und allen guten Schildern verlassen? Nein. Eins steht, reichlich spät allerdings, an der Bachstraße, weist gen Keramag. Das zweite übersehen wir, radeln durch die Siedlung und biegen vorm Bahnübergang rechts ab. Statt Mainufer nun die Bergprüfung, hinauf nach Hochheim eben. Dort lockt der Riesling, stehen Tür und Tor zum Einkehren offen.

Renate schnaubt: "Ich fahr keinen Berg mehr hinauf." Müssen wir auch nicht. Zum Main geht's ausschließlich talwärts. Und dort empfängt uns wieder ein Schild des UVF. Den Weg zurück fänden wir aber auch ohne. "Ist doch ganz einfach: Wir müssen einfach auf dem Holzweg bleiben", sagt Renate und tritt in die Pedale.

Anne Haigis Anne Haigis, kürzlich im Vorprogramm von Curtis Stigers in der Music-Hall, kommt am heutigen Samstag, 27. Juli, zur zweiten Veranstaltung der "Lieder im Park"-Reihe im Frankfurter Grüneburgpark (ab 15 Uhr, Eintritt frei). "Cry Wolf" heißt das mittlerweilen siebte Album der schwäbischen Sängerin, die zunächst als Jazzinterpretin auf sich aufmerksam machte, dann vier Platten mit deutschsprachigem Pop produzierte, um nun nach langer Odyssee mit neuen englischen Titeln aufzuwarten. Produziert wurde "Cry Wolf" (BMG Ariola) von Keyboard-Veteran Berry Beckett und dem Melissa Etheridge-Bassisten Kevin McCormick; die beiden sollen internationalen Standard garantieren. US-Mainstream-Rock heißt die Devise, mit vielen Stücken, die man auch auf einer Platte von Robin Beck finden könnte. Die erkleckliche Anzahl schöner Balladen läßt Raum für Annes leicht kratzig-rauchigen Gesang. Doch obwohl Stimme und Songs eine Einheit eingehen: Die Persönlichkeit Anne Haigis' wird auch diesmal nicht wirklich greifbar. dk

Liebe, Lügen und Jazz Love, Lies & Loneliness verweigern sich der Popformel

Für die Sängerin Tülay, mit ihrem Debütalbum gerade selbst in den Schlagzeilen, hat Stefan Buchner "eine der charmantesten Stimmen, die ich kenne". Sie schätzt Steven als Freund und Kollegen, als jemanden, "der ständig etwas in Bewegung bringen muß" und dessen Optimismus ansteckend ist. Steven sang für Tülay Chor auf "Tülay's Song", "Ain't That Life" und "Nasty Candy". Sie revanchierte sich, als sich Steven und Markus Schubert, sein Piano-Partner, entschieden, ihr Love, Lies & Loneliness-Bühnenprogramm in erweiterter Besetzung für eine CD aufzunehmen.

Ein paar Proben und zwei Aufnahmesessions Anfang Dezember letzten Jahres genügten Steven, Markus und den Musikern Stefan Mümpfer (Kontrabaß), Gunther Ziebart (Schlagzeug), Mathias Baumgart (Gitarre), Bastian Fiebig (Saxophon), Tülay und Anna Nikolaewa (Gesang), um mit "Small Hours" (Revenge Music Force) eine unterhaltsame Platte mit Partycharakter zu produzieren: Spontan, unprätentiös, direkt aufs Band gespielt. "Spätere kosmetische Korrekturen waren absolut tabu", erkärt Steven. "Es sollte einfach die Intensität und das Gefühl des Augenblicks eingefangen werden."

Wer Buchner als extrovertierten Rock'n'Roller mit Steven Café, Kiss Me Red und zuletzt The Blitz kennengelernt hatte, rieb sich zunächst die Augen, als er und Markus als Duo - nur mit Stimme zu Klavier und einem Repertoire mit Klassikern und Standards - die Frankfurter Clubszene belebten. Zwei Musiker, die mit Blues und Rock'n'Roll aufgewachsen sind, widmeten sich zu Zeiten von Hip Hop und House in der Techno-Hochburg Frankfurt der Musik, zu der ihre Eltern einst schwoften.

"Markus und ich sind ganz alte Freunde. 1984 hatten wir eine gemeinsame Band, verloren uns dann aus den Augen und trafen uns erst sechs Jahre später wieder, um dann festzustellen, daß uns beide eine heimliche Liebe verband", erzählt Steven. Die zum Big Band Jazz der Vierziger nämlich.

Als es allerdings darum ging, die passenden Songs für Love, Lies & Loneliness auszusuchen, beschränkte man sich nicht nur auf eine Dekade. Buchner als geborener Entertainer suchte sich Titel aus, die er leben und vor allem mit sparsamen Mitteln inszenieren konnte. Darunter auch Musical- und Filmmelodien, ohne Angst vor großen Namen, ohne falschen Respekt, aber andererseits auch ohne den Ehrgeiz, mit Frank Sinatra, Dean Martin und Louis Armstrong konkurrieren zu wollen. Da wäre die Bauchlandung genauso programmiert gewesen, als würde man versuchen, Songs wie "Over The Rainbow", "Hello Dolly", "Strangers In The Night" oder "Everytime We Say Goodbye" einfach nur nachzuempfinden.

"Wir wollten keine Vorbilder kopieren, sondern eine eigene Interpretation versuchen und dabei einen ganz eigenen Sound schaffen", betont der klassisch geschulte Pianist Schubert. Love, Lies & Loneliness sollte nicht als Nostalgietrip in die "gute alte Zeit" mißverstanden werden, aber durchaus an Musik erinnern, bei der Handwerk und Kreativität, Spielwitz und Emotionalität, Intuition und Leidenschaft eine weit größere Rolle spielten als bei den heute oft blutleeren, auf die Charts zugeschnittenen, kalkulierten Popformeln.

Daß Songs der Beatles, Bangles und Police wie selbstverständlich ihren Platz im Programm zwischen den Hits von einst gefunden haben, bestätigt nur die Ausnahmen von der Regel: "Ticket To Ride", "Eternal Flame" und "Bring On The Night" sind längst selbst Klassiker.

Am Montag, 10. August, laden Love, Lies & Loneliness zur Party ins Cooky's ein. DETLEF KINSLER

Le Mystère Des Voix Bulgares Le Mystère Des Voix Bulgares, der traditionelle A-cappella-Chor aus Sofia, als Nummer 1 in den italienischen Radiocharts? Eine echte Überraschung. Des Rätsels Lösung: Der erklärte Lieblingschor von Musikern wie Brian Eno und Bobby McFerrin haben zusammen mit der Popband Elio & Le Storie Tese den Sommerhit "Pipppero" eingesungen. Der über Generationen überlieferte, harmonisch und melodisch interessante und ungewöhnliche Gesang zu modernen Discobeats und rapähnlichem Sologesang - wahrlich ein Kuriosum, das es nun auch in Deutschland auf Platte gibt (JARO). Bei ihrem Auftritt am Sonntag, 26. Juli, im KUZ in Mainz gibt es die mysteriösen Stimmen wieder wie gewohnt ganz pur zu hören. dk

Kriegsdenkmal bietet schöne Aussicht Über Kaisertempel wacht Archäologin Marga Weber vom Verschönerungsverein

EPPSTEIN. "Ich lasse keine Stümperarbeiten zu." Marga Weber ist streng, wenn es um "ihren" Kaisertempel geht. Seit zwei Jahren ist die resolute Dame Vorsitzende des Eppsteiner Verschönerungsvereins. Und der hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Aussichts-Tempel hoch über der Burgstadt in Schuß zu halten (siehe auch Kasten). Keine leichte Aufgabe, denn das Geld ist knapp.

Aber Marga Weber ist als Kopf des Vereins die richtige Fachfrau an der richtigen Stelle: Die promovierte Archäologin hat sich als Dozentin an der Frankfurter Uni jahrzehntelang mit Architektur und Tempeln beschäftigt. Und auch heute - nach ihrer Pensionierung - kann sie von ihrem Hobby, der auch zum Beruf wurde, nicht lassen. Demnächst erscheint von ihr im Beck-Verlag das Buch "Antikes Badewesen der Griechen und Römer".

Seit Marga Weber den Vorsitz des Verschönerungsvereins übernommen hat, ist die Mitgliederzahl sprunghaft angestiegen: von 30 auf 100. "So viele Mitglieder brauchen wir auch, denn es gibt eine Menge am Kaisertempel zu reparieren." Als gebürtige Eppsteinerin kann sie ihre Beziehungen in der Stadt spielen lassen. Viele Handwerker erinnerten sich ihrer Vorfahren, die den Aussichtspunkt von 1892 bis 1894 gebaut hätten: "Du Magga, mein Großvadder hat schon da obbe des Gebälk errichtet." Idealer Anknüpfpunkt für die Archäologin, ein bißchen preiswerter an Reparaturen für das Tempelchen zu kommen.

Im vergangenen Jahr mußte der Terrazzo-Fußboden erneuert werden. Er saugte Regenwasser auf, daß durch das halboffene Gebäude hereinregnete. Auch die Wände zogen Feuchtigkeit und drohten zu verschimmeln. "Das war sehr aufwendig, die kleinen Marmorteilchen zu vergießen, und hat 20 000 Mark verschlungen", erinnert sich Frau Weber.

Vor zehn Jahren wurden die Treppenstufen erneuert, die etwa fünf Meter vom Tempel zu einem Aussichtspunkt führen. Arbeit gibt's auch in diesem Jahr: Bei einem Träger im Giebel - dem sogenannten Sima - brachen Stücke aus. "Jetzt müssen wir schauen, ob das Dach noch in Ordnung ist."

Am 13. September startet der Verschönerungsverein wieder sein Fest, zu dem alle Interessierten eingeladen sind - natürlich am Kaisertempel. Denn genau 98 Jahre davor wurde der Pavillon der Öffentlickeit übergeben. Anlaß zum Bau des Gebäudes mit griechisch-dorischen Elementen war der kriegerische Triumph über Frankreich und die zweite Reichsgründung durch Bismarck im Jahr 1871.

Nachdem dann die Eisenbahnlinie von Frankfurt nach Eppstein gebaut worden war, blühte der Fremdenverkehr in der Schloßstadt auf. "Tausende kamen damals und wanderten hoch zum Kaisertempel", erzählt die Vorsitzende. Den Nutzen hatten die Gastronomen und Hoteliers, denn natürlich wollten die Ausflügler aus dem Umland auch in Eppstein essen, trinken und übernachten.

Bis zum "100. Geburtstag" des Tempels in zwei Jahren hat Marga Weber noch viel zu organisieren: "Denn das gibt ein Riesenfest." THOMAS GRETHER

Lauter alte Bekannte The Mission sind auf "Masque" leicht zu verwechseln

Der Weg vom Kult- zum Pop-Star ist beschwerlich. Mission-Frontmann Wayne Hussey läßt sich davon immer noch nicht abschrecken. Mögen ihn die Fans auch weiterhin als Gruftie-Papst verehren und ihn die Kritiker abwechselnd als Led Zeppelin- oder U 2-Epigonen einmachen, das Ziel bleibt der Aufstieg in die Rock-Oberliga. Seit er vor sechs Jahren mit Bassist Craig Adams die düsteren Sisters Of Mercy verließ und kurz darauf The Mission gründete, war er dabei ein gutes Stück vorangekommen. LPs wie "Children" (1988) oder "Carved In Sand" (1990) zeigten, daß hinter den Zitaten gute Songschreiber steckten. Während der letzten Aufnahmesessions vor zwei Jahren hatten sie gar zu viele Songs geschrieben, die sie nur sechs Monate später auf der LP "Grains Of Sand" nachschieben konnten.

Hört man das neue Album "Masque", fragt man sich allerdings, wo der Elan geblieben ist. Die Missionare aus Leeds fallen in jene Zeit zurück, als man ihnen vorwarf, andere nachzuäffen. Kaum haben U 2 auf ihrem aktuellen Album "Achtung Baby" den Dancefloor entdeckt, versuchen sich The Mission ebenfalls auf dem Tanzboden und liefern mit Songs wie "Shades Of Green" und "Even You May Shine" plumpe Kopien der U 2-Hits "The Fly" und "Mysterious Ways" ab.

Fällt ihnen wirklich nichts Besseres ein? "Mit solchen Kommentaren haben wir gerechnet, aber das hören wir nicht zum erstenmal", meint Schlagzeuger Mick Brown ein wenig gelangweilt. Auch Bassist Craig Adams möchte das Thema nicht unbedingt vertiefen: "Diese Sounds sind derzeit sehr populär, Du hörst das ständig und baust sowas unbewußt in Deine Musik mit ein." Musik liegt in der Luft, so einfach ist das. Natürlich würde niemand denken, sie hätten die irischen Erfolgsrhyhthmen bewußt abgekupfert.

Doch U 2 sind nicht die einzigen, die immer wieder durchschimmern: Bei der rockigen Folk-Nummer "Like A Child Again" wird man an mehreren Stellen an R.E.M. erinnert. Doch genug davon, solche Bemerkungen quittiert die Band mit demonstrativer Gleichgültigkeit.

Sie würden viel lieber darüber sprechen, wie sie trotz des überraschenden Ausstiegs ihres Gitarristen Simon Hinkler ihre letzte Tour zu Ende brachten und anschließend im Trio, so glauben sie, ganz neue Ideen entwickelt hätten. Simon sei "fucked up" gewesen. "Nach dem ersten Gig in Kanada war er einfach weg. Gott sei Dank hatten wir noch einen Gast-Gitarristen dabei, der mußte an einem Tag die ganzen Songs lernen", erinnert sich Mick Brown. "Simon fehlt uns nicht. Durch die Trio-Form ergaben sich im Studio für jeden neue Möglichkeiten, vorher war alles so festgefahren."

Im Trio haben sie eine Vorliebe für orientalische Melodien entdeckt und für einen Song Abdel Aboud All, einen Violinisten am Hofe König Husseins von Jordanien, eingeflogen. Nur haben die dazugehörigen Songs wie "The Spider & The Fly" oder "Sticks And Stones" außer schwülstigem Pathos wenig zu bieten. "Masque" ist eine LP, auf der viel zitiert und probiert wird, aber nur wenig zusammenpaßt. Wenn sie so weitermachen, werden sie ihre Mission zwischen Kult und Pop bald beenden müssen. art

Grillhütte wurde in 150 Stunden gezimmert

GRÄVENWIESBACH. Die Feste sind um eine Attraktion reicher: Die Grillhütte an der Lehmkauthalle im Kittelbachtal ist fertig. Rund 100 Grillfreunde finden in dem Holzbau mit Ausblick ins Grüne Platz. Bei schönem Wetter bietet sich das Grillen vor der Hütte an; wenn es regnet, kann in der Lehmkauthallen-Küche nebenan gebrutzelt werden. Um Müll zu vermeiden, stehen in der Halle Geschirr und Besteck zur Verfügung.

"Wir hoffen, daß die von Rowdies demolierte Grillanlage am "Wolfsloch" jetzt wieder an die Natur zurückgegeben wird und dieser Schandfleck verschwindet", sagte Klaus Berghöfer vom Ortsvereinsring. Der Dank des Ortsvereinsrings gilt besonders den "Zimmerleuten", unter anderem aus dem Musikzug, die in rund 150 ehrenamtlichen Arbeitsstunden das Werk vollbrachten. cn

Von Prüfungsangst und dem privaten Knatsch Die vielgefragte Zentrale Studienberatung fürchtet bald selbst Unterstützung nötig zu haben

DARMSTADT. Die Figur auf dem Titelblatt verschwindet kopfüber fast im Schneckenhaus, zappelt hilflos und sucht sich im dunklen Gehäuse zurechtzufinden: "Orientierungshilfen" für Anfangssemester an der TH Darmstadt steht auf der dicken Broschüre, die die Zentrale Studienberatung (ZSB) jedes Jahr aktualisiert und verteilt - in einer Auflage von 12 000 Exemplaren. Wer Hilfe und Antworten braucht bei Fragen zum Numerus clausus, zu Studiengängen und Prüfungsängsten, der ist an der richtigen Adresse bei den fünf Männern und Frauen in den ZSB-Büros in der Alexanderstraße. Nun fürchtet das Team aber, bald selbst Unterstützung nötig zu haben: Es prophezeit, beim Gerangel um Stellen und Geld den kürzeren zu ziehen.

Seit den siebziger Jahren gibt es an allen zehn Unis und Fachhochschulen des Landes eine ZSB; ihre Aufgaben sind verankert im Hessischen Hochschulgesetz. Existenznöte hatten die Berater nie, denn ihre Arbeit war im Landeshaushalt immer mit eigenen Titeln abgesichert; sie fühlten sich deshalb "von Verteilungskämpfen innerhalb des Hochschulhaushalts entlastet".

Seit Anfang des Jahres ist dies anders: Mit Ausnahme der Unis Frankfurt und Gießen sind die Einzelposten der Studienberatungsstellen im Landesetat (die TH Darmstadt bekommt 455 000 Mark) mit den allgemeinen Geldtöpfen der jeweiligen Hochschulen vermengt worden. Und weil sich die ZSB-Einrichtungen weder der Forschung und Lehre noch der Verwaltung zuordnen können und wollen, glauben die Angestellten "keine entsprechend starke Lobby" innerhalb der Hochschulen zu haben.

Die Arbeitsgemeinschaft der hessischen StudienberaterInnen (ARGE) argwöhnte deshalb schon im Frühjahr, der "David" ZSB mit ohnehin schon schmalem Haushaltsportemonnaie könne künftig die Begehrlichkeiten der vielen "Goliaths" in den Fachbereichen wecken.

Ein nicht gerade freundlicher Ort im Hochparterre des Gebäudes 12 der TH Darmstadt: Der Gang ist lang und duster wie der eines Sozialamtes, die bunt angestrichenen Wände sind verdreckt, wirken schäbig und trist. Und doch ist hier das ganze Jahr über Betrieb: Ob es kurz vor Weihnachten die Bauchschmerzen sind, die den Architekturstudenten hertreiben, weil der Pflichtbesuch bei den Eltern bevorsteht, oder ob bei einem anderen in den ersten Januartagen die Depressionen zurückkehren, weil der gute Vorsatz, das eigentlich unsinnige Germanistikstudium doch nicht abzubrechen, schnell den Bach runtergegangen ist. Egal ob Prüfungsängste vor Klausuren im Sommer, ob Knatsch mit der Freundin - "es gibt keine Tabus, die nicht angesprochen werden", sagt Beraterin Veronika Nitschko.

Aber im Flur sammeln sich "nicht ausschließlich Problemfälle". Eine will ihr Auslandsstudium vorplanen und sucht einen Gönner für das Stipendium, ein Maschinenbaustudent aus Aachen will klären, welche Formalitäten er für den Wechsel nach Hessen erledigen muß - Hochschul-business as usual.

Statistiken über die Zahl der Ratsuchenden führen weder die Darmstädter Studienberater noch ihre Kollegen anderswo, "das ist doch völlig unsinnig". Unzählige rufen an, Tausende wenden sich schriftlich an die ZSB. An die 5000 pro Jahr mögen es sein, die persönlich anklopfen, darunter oft "enorm verunsicherte" Schüler, die wegen der Diskussion um Zulassungsbeschränkungen verschreckt sind oder von "mangelnden Zukunftsperspektiven" geplagt sind, sagt Beraterin Nitschko. Da ist manchmal Seelenmassage nötig, damit die Jungen "nicht gleich die Flinte ins Korn werfen".

Mit "klaren Antworten", welche Studienwahl wohl am besten ist, "gehen die meisten eher zufrieden nach Hause", sagt Berater Armin Eikenberg. Aber das will man in der ZSB gar nicht unbedingt: Wie oft ist die Frage nach dem "optimalen Studienfach" nur der "Aufhänger" im Gespräch, und heraus kommen ganz andere Sorgen, weiß das Team.

Die Anlaufstelle, "wo sich an Fragen und Problemen alles bündelt", muß mit stagnierendem Etat auskommen. Alle ZSB-Stellen im Lande haben "keinen finanziellen Spielraum mehr", stellt die hessische Arbeitsgemeinschaft der StudienberaterInnen klipp und klar fest. Die gewachsene Nachfrage aus den neuen Bundesländern macht den ZSB zu schaffen; die sozialen und persönlichen Schwierigkeiten der Studenten nehmen mehr zu denn ab - jeder der Angestellten muß immer mehr Beratungstermine im Kalender eintragen. Und immer mehr Geld muß intern umgeschichtet werden, um den Riesenbedarf an schriftlichem Material zu befriedigen. Etwa nach dem "Magister-Info Germanistik" oder den 126 Seiten "Orientierungshilfe", einem Kompaß durch den Hochschuldschungel: Wie lese ich das Vorlesungsverzeichnis, was macht der Förderverein Frauenhaus, was ist bei der Krankenversicherung zu beachten, gibt es Krabbelstuben für Kinder von Studenten, wo finden Libanesen einen Ausländerverein, wo lerne ich Rock'n'Roll?

Die ZSB eben als Dienstleistungsunternehmen: "Manchmal ist uns der Unterschied zur Arbeitsamtsberatung selbst nicht ganz klar", sagt Armin Eikenberg lachend. An einigen Unis bieten seine Kollegen Kurse über Lernstrategien an, rufen Prüfungsangst-Gruppen ins Leben, veranstalten Bewerbertraining.

In Darmstadt bangt die direkt dem Präsidenten unterstellte ZSB um ihren Status, der nach Ansicht der ARGE "tendenziell" in anderen Hochschulen schon zum Schlechteren verändert worden sei: In Kassel gebe es "fließende Grenzen" zur Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, in Marburg sei die ZSB in Zeiten rückläufiger Studentenzahlen benutzt worden, um bei den Schülern auf dem Land die Werbetrommel zu rühren.

Hinzu kommt, daß die ZSB an der Uni Frankfurt einem Dezernat der Hochschulverwaltung zugeschlagen wurde. Beratung brauche aber ein "Vertrauensverhältnis, das eine bestimmte Unabhängigkeit dieses sensiblen Bereichs voraussetzt", kritisiert der hessenweite ZSB-Zusammenschluß den Frankfurter Schritt. Nur so gewinne man leichter das Vertrauen der Studierenden, sagt Veronika Nitschko und nennt ein Beispiel: Mit der heiklen Frage, ob sein Nebenjob Auswirkungen aufs Bafög hat, platze ja wohl kein "Studi" zum Studentensekretariat hinein.

Die ARGE fordert die alte, "bewährte" Haushaltsstruktur zurück. Dazu meint der Sprecher des Wissenschaftsministeriums, Reinhart Raack: "Man kann mit uns darüber reden, wenn es wieder so gewollt wird" - und wundert sich im übrigen, weil die Veränderung doch "auf eigenen Wunsch" der ZSB geschehen sei. In Darmstadt glaubt man nicht recht zu hören: "Wir haben uns vehement dagegen gewehrt."

Der Präsident der Darmstädter TH hat zwar den Fortbestand der "Schutzfunktion" versprochen. Aber der ZSB ist dennoch davor bange, wenn die Hochschule (ebenso wie die FH Wiesbaden) ohne Dreinreden aus Wiesbaden den ersten "Globalhaushalt" selbst auseinandertüfteln darf. Zählt die ZSB dann zu den Verlierern der neuen Hochschulautonomie, fragt sich Andras Gemes, einer der ARGE-Sprecher? JÖRG FEUCK

Der Fahrstuhl rückt näher Bürgerstiftung gibt 10 000 Mark / Stadtfest im September

STEINBACH. Der Fahrstuhl für die Steinbacher Geschwister-Scholl-Schule rückt näher. Die Bürgerstiftung "Bürger helfen Bürgern" unterstützt den behindertengerechten Ausbau der Schule mit 10 000 Mark. Zudem steht das Programm für das Stadtfest bereits weitgehend, das die Vereine zugunsten des Fahrstuhls kreiert haben. Es steigt am Sonntag, 20. September, an der Weiheranlage im Wingertsgrund. Der Schulträger Hochtaunuskreis sieht sich, wie mehrfach vermeldet, außerstande, die 45 000 Mark zu zahlen, die der Einbau eines Lifts kostet. Der Fahrstuhl ist nötig, um behinderten Kindern den Schulbesuch zu erleichtern.

"Nicht um den Kreis aus seiner Verpflichtung zu entlassen", so Bürgermeister und Stiftungsratsvorsitzender Edgar Parnet (SPD), sondern im Interesse der Schüler habe der Stiftungsrat von "Bürgern helfen Bürgern" seine 10 000-Mark- Zuwendung beschlossen. Zudem käme der Lift auch anderen behinderten Steinbachern zugute, die mittags Angebote der Volkshochschule, der Musikschule oder des Roten Kreuzes in den Klassenzimmern nutzen. Die Spende stockt die Summe auf, die Aktionen der Schuleltern und der Bürgerschoppen des Vereinsrings bereits erbracht haben. Weitere Einnahmen soll das Stadtfest im September beisteuern. Der Vereinsring hat es eigens ins Leben gerufen, um den Behindertenfahrstuhl zu finanzieren (wir berichteten). Derzeit basteln die Vereine und die Geschwister-Scholl-Schule am Programm.

Fest steht bereits, daß das Fest von 10 bis 13.30 Uhr mit einer Blaskapelle eröffnet wird und ab 16 Uhr mit Western- Country-Musik ausklingt. Für die Musik sorgt die Stadt ebenso wie für Verkaufsbuden rund um den Weiher für die Vereine. Für die Kinder ist an ein Spielmobil gedacht.

Künstler aus den Partnerstädten und Spezialitäten von dort sollen für internationales Flair sorgen - vor allem aber setzt die Stadtverwaltung auf die aus dem Ausland stammenden Steinbacher.

Die ausländischen Einwohner sollen mitfeiern und "die Palette der Leckereien und Köstlichkeiten so groß wie möglich" werden lassen. Die Programm-Gestalter sind sich schon jetzt sicher: "Das Stadtfest geht über das Bratwurstniveau ein ganzes Stück hinaus." stk

keit und kulturelle Nähe eine besonders intensive Motivation für die rasche Ausgestaltung der Beziehungen darstellen, ist unüberseh- und unüberhörbar. Das Bewußtsein (das auch vom Ausland immer häufiger unterstützt wird), Angelpunkt einer türkischen Staatenwelt zu sein und damit internationale Aufwertung zu erfahren, läßt türkische Politiker und Kommentatoren bisweilen in wahre Euphorie verfallen.

Tatsächlich wird der Prozeß des Aufbruchs tatkräftig und materiell unterstützt, soweit dies bei den begrenzten Kapazitäten des (bestenfalls) Schwellenlandes Türkei möglich ist. Die 1991 ihre Unabhängigkeit erklärenden Staaten wurden umgehend anerkannt und diplomatische Vertretungen eingerichtet. Handelsverträge wurden abgeschlossen, Schritte zur Verbesserung der Kommunikation unternommen.

Der Argwohn des iranischen Radikalen Mohtashami, der Eifer Ankaras habe auch etwas mit einer Kampagne gegen den "Fundamentalismus" zu tun, ist nicht ganz unberechtigt. Die türkische Führung macht keinen Hehl daraus, daß sie die Entwicklung der neuen türkischen Staaten auf der Grundlage des eigenen westlichen Entwicklungskonzepts fördert. Export des Kemalismus also mit allem, was dazugehört, insbesondere Säkularisierung sowie zivilisatorische und kulturelle Verwestlichung.

Symptomatisch dafür ist die nachdrückliche Propagierung der Einführung des lateinischen Alphabets als Nachfolger des kyrillischen im Zuge der Rückdrängung der russischen Sprache und der Schaffung nationaler Kulturen. Die Entscheidung des aserbaidschanischen Parlaments für die Einführung des lateinischen Alphabets kann zu Recht als eine wichtige Vorentscheidung der kulturellen Ausrichtung der Republik angesehen werden. Mit der Einführung des lateinischen Alphabets auch in anderen Republiken könnte eine wichtige Weiche gestellt werden, das Türkei-Türkische zur lingua franca zwischen den verschiedenen Turksprachen zu machen, die zum Teil doch erheblich voneinander abweichen.

Auch die Einführung eines Satellitenfernsehprogramms durch das türkische staatliche Fernsehen dürfte in dieser Richtung beträchtliche Wirkung ausüben: Seit dem 1. April 1992 werden täglich elf (Samstag und Sonntag vierzehn) Stunden türkische Programme, das heißt Nachrichtensendungen sowie Unterhaltungs- und Kulturprogramme, ausgestrahlt, die in allen sechs zentralasiatischen Staaten empfangen werden können.

Bei den in den meisten Republiken an der Macht befindlichen postkommunistischen Eliten kommt das säkularistische Entwicklungsmodell gut an. Für den kirgisischen Präsidenten Askar Akajew ist die Türkei der "Morgenstern, der den Turk-Republiken den Weg weist". Der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew nennt die Republik Atatürks "das einzige Vorbild". Und der Usbeke Islam Karimov kündigt an, sein Land werde "auf der türkischen Straße" in die Marktwirtschaft marschieren.

Die Mischung aus pan-türkischem Enthusiasmus, asiatischer Folklore und wirtschaftlichen Abmachungen, die der türkische Ministerpräsident Süleiman Demirel auf seiner Reise in die fünf türkischen Republiken im April hinterließ, ist auch dann noch eindrucksvoll, wenn man einräumt, daß in der Wirklichkeit die Bäume nicht in den Himmel wachsen werden.

In Teheran wird das türkische Ausgreifen nach Zentralasien mit kaum verhohlener Skepsis, wenn nicht Feindseligkeit beobachtet. Tatsächlich hatte das religiöse Regime den Islam gegen den maroden Kommunismus schon zu einer Zeit ausgespielt, als dies noch eher als Donquichotterie erscheinen mußte. Anfang 1989 hatte Ayatollah Khomeiny eine Delegation nach Moskau entsandt, um dem sowjetischen Präsidenten Gorbatschow eine persönliche Botschaft zu überbringen. Darin hatte es unter anderem geheißen, daß "der Kommunismus in Zukunft in den Museen der politischen Weltgeschichte zu suchen sein" werde. Zugleich bat er ihn, "in ernsthafter Weise" über den Islam nachzudenken und ihn zu erforschen. Kein geringerer als der sowjetische Außenminister Schewardnadse überbrachte dann bei einem vielbeachteten Besuch in Teheran Ende Februar die Antwort: Darin drückte Gorbatschow zwar seine Unterstützung für die iranische Revolution von 1979 aus, verteidigte aber das sowjetische System "trotz grober Irrtümer". (. . .)

Im "Wettlauf der Systeme" ist die Ausgangsposition Irans schwieriger als die der Türkei. Nur Tadschikistan ist persisches Sprachgebiet; doch sind die Tadschiken Sunniten. Und nur die Aserbaidschaner sind Schiiten. Unter diesen Umständen ist es schwierig, die spezifische Form eines islamischen Systems außerhalb Irans zu errichten. Die "Herrschaft des anerkannten Gottesgelehrten" als des Statthalters des "12. Imam", der als Erlöser (Mahdi) am Ende der Zeit kommen wird, ist im sunnitischen Raum nicht nachzuvollziehen. Und selbst unter den Schiiten Iranisch-Aserbaidschans ist es nach Khomeinys Revolution zu Widerständen gegen das religiöse Regime Teherans gekommen.

Die Instrumente, mit denen Teheran auf die Prozesse politischer Gestaltung und kultureller Selbstfindung Einfluß zu nehmen sucht, sind denen der Türkei ähnlich: Aufnahme politischer Beziehungen, wirtschaftliche Kontakte und die Verbesserung der Verkehrsverbindungen stehen im Vordergrund. Und natürlich bemüht sich das religiös-politische Regime, auf die rudimentären religiösen Parteien, namentlich die fundamentalistischen unter ihnen, Einfluß zu nehmen. Doch erwachsen ihm auf diesem Gebiet Rivalen in Saudi-Arabien und Pakistan, das - selbst ein Staat auf sunnitisch-islamischer Grundlage - an politischem Einfluß und wirtschaftlicher Zusammenarbeit interessiert ist.

Welche Ausformung der zentralasiatische Islam nehmen wird, ist unklar. Ob sich ein laizistisches Islamverständnis durchsetzen wird wie in der Türkei, oder die Menschen sich einem traditionalistischen Islam öffnen werden, wie ihn Saudi-Arabien propagiert, dies sind Fragen, die zwei Jahre nach der Öffnung der Region zu ihrer eigenen Geschichte hin nicht zu beantworten sind. Daß die Region eine Replik einer islamischen Republik wird, kann bereits ziemlich kategorisch ausgeschlossen werden.

Der beachtliche politische, wirtschaftliche und kulturelle Input - wiewohl keineswegs gleichgerichtet -, den die Türkei und Iran zu geben vermögen, läßt aber schon jetzt Konturen eines neuen Großraums erkennen, eines Dreiecks zwischen dem Bosporus, dem Industal und den tatarischen Gebieten um Kazan, eine autonome Region innerhalb der Russichen Föderation.

Für den südöstlichen Teil des Dreiecks, das umkämpfte Afghanistan, haben sich diese Veränderungen stabilisierend ausgewirkt. Iran und Pakistan, lange aktive Teilnehmer am Konflikt, favorisieren angesichts ihrer neuen Interessenlage in Zentralasien beide eine Beilegung des Konflikts in und um Kabul. Dabei dürften weder der paschtunische Fundamentalist Hekmatyar, lange von Islamabad unterstützt, noch gar die schiitische Minderheit, für die sich Teheran seit dem Ausbruch des Konflikts eingesetzt hat, einen Sieg davontragen.

Im Südwesten dagegen entsteht im Dreieck Türkei - Aserbaidschan (Armenien) - Iran eine neue Wetterecke. Hier überlagern sich historische Animositäten, ethnische Spannungen, Grenzprobleme, religiöse Gegensätze (christlich-islamisch; sunnitisch-schiitisch) und machtpolitische Rivalitäten. Nicht zuletzt aber steht über dem Gegensatz zwischen der Türkei und Iran die Frage nach der Relevanz der von beiden verfolgten Entwicklungskonzeptionen für die Zukunft der islamischen Welt.

Mehrere mögliche Konfliktkonfigurationen überlagern sich: Ein aktives Engagement Ankaras auf aserbaidschanischer Seite brächte einen Konflikt mit Iran, das verhindern möchte, daß die Türkei Aserbaidschan auf seine Seite zieht, könnte dies doch Konsequenzen für die Zukunft Iranisch-Aserbaidschans mit sich bringen. Stärker als Ankara versucht Teheran deshalb, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. Eine Konfrontation mit Armenien könnte darüber hinaus auch alte Erinnerungen heraufbeschwören und zu einer Unterstützung Armeniens durch westliche Mächte führen. Ein christlich (westlich)-islamischer Konflikt zöge da am Horizont herauf.

Schließlich stößt die Türkei im Norden und Nordosten ihrer Grenzen auf russische Interessen. Noch immer (und gerade erst wieder - im Rahmen eines multilateralen Verteidigungsbündnisses) sind Rußland und Armenien verbunden; russische Truppen befinden sich in der Region. Und auch die russischen Bevölkerungsteile (in Kasachstan 40 Prozent) sowie starke wirtschaftliche Interessen binden Moskau an seine ehemaligen Republiken im Süden. Behutsamkeit auf allen Seiten ist also am Platze.

Ob eine solche erwartet werden kann, ist fraglich. Die "Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" (KSZE), der alle Akteure in der Region bis auf Iran angehören, hat sich auch in den Konflikten im Kaukasus als fast wirkungslos erwiesen. Wen wundert's: Die Konflikte in der Region sind von anderer Art als in Europa. Der Aufbruch der Region steht im Lichte der Geschichte ebenso wie der Zukunft. Denn, wie die türkisch-iranische Rivalität zeigt, gestellt ist auch die Frage nach der Zukunft des politischen und entwicklungspolitischen Paradigmas der islamischen Welt zwischen Säkularismus, Nationalismus und Fundamentalismus. Große Reiche sind noch nie sang- und klanglos auseinandergebrochen; und weitreichende geopolitische und kulturelle Verwerfungen und Neugestalungen waren allemal von Konflikten begleitet.

Mit dem Bau einer Volière fing alles an 38 Langener engagieren sich seit zwei Jahren in der Förderung behinderter Kinder

LANGEN. Nur eine Mutter, die selbst ein behindertes Kind hat, macht mit im "Förderer-Verein für Behinderte Kinder", der sich vor zwei Jahren gegründet hat. Alle anderen 37 Mitglieder sind dem Verein beigetreten, weil sie behinderte Kinder fördern und pflegen, Hilfestellung bei Ferien- und Freizeitgestaltung geben sowie die ortsansässigen Organisationen unterstützen wollen. Um die 20 behinderte Kinder leben in Langen, soweit bekannt ist. Vermutlich sind es mehr, sagt Vereinsvorsitzender Edgar Schöppner. Noch immer würden Eltern aus falscher Scham ihre behinderten Kinder zu Hause verstekken.

Dabei sei es so wichtig, daß Kinder mit größeren oder kleineren Behinderungen in die "normale" Gesellschaft integriert werden, Freunde finden, das Leben genießen lernen, Spaß haben und so ihr Handikap vergessen, meint Schöppner, der vor zwei Jahren den Verein ins Leben gerufen hat.

Er selbst ist seit mehr als 20 Jahren in dieser Sache aktiv - und das aus sehr persönlichen Gründen. "Ich hatte eine sehr schlechte Kindheit und Jugend. Kurz und knapp: Mir hat die Liebe gefehlt", beschreibt der Langener seine Beweggründe. Seine Eltern ließen sich nach dem Krieg scheiden. Er wurde in acht verschiedenen Kinderheimen groß, bis seine Mutter erneut heiratete. "Bei meinem Stiefvater erging es mir noch schlechter als bei meinen Pflegeeltern, aber durch ihn kam ich zum Geflügelzuchtverein in Langen", erzählt er.

Das war wichtig: Die Mitarbeit dort brachte zufällig den Stein ins Rollen für sein Engagement für behinderte Kinder. Der Geflügelzuchtverein half nämlich der Sonderkindertagesstätte Schloß Wolfsgarten, eine Vogelvolière zu bauen. "Das Zusammensein mit den Kindern ließ mich nicht mehr los; es war mir ein Bedürfnis, zu helfen", sagt Schöppner. In jeder freien Minute ging er der damaligen Leiterin der Sonderkindertagesstätte, Gertraud Schenkel, zur Hand; was auch ihm selbst persönlich geholfen hat.

Später, als Langen die Partnerschaft mit Long Eaton (Großbritannien) einging, engagierte er sich auch privat für eine dortige Behindertenschule. Vor zwei Jahren kam dann die Idee auf, einen Behindertenaustausch zwischen Langen und Long Eaton zu versuchen. Schöppner: "Das konnten wir aber allein nicht finanzieren, und um an europäische Fördermittel zu kommen, muß ein Verein da sein. Deshalb beschlossen dann 14 Langener, diesen zu gründen."

Den eingetragenen Verein gab es nun, aber der Austausch fand nicht statt. Er war nicht durchführbar, weil manche Kinder zu schwere Behinderungen hatten.

Auch wenn die europäische Sache nicht klappte, ist der Verein in Langen selbst sehr rege. Mit Veranstaltungen wie dem musikalischen Abend mit Franz Lambert oder dem Country-Open- Air-Fest mit Alleinunterhalter Thommy Scharf erwirtschaftete der Verein Geld, das gezielt notwendigen Ausstattungen in Behinderteneinrichtungen zufließt.

So half der Förderer-Verein bei der Finanzierung eines Praktikanten für die Janusz-Korczak-Schule, eines Betreuers für die Ferienfreizeit dieser Schule und er unterstützte das Behindertenwohnheim in Offenbach. Im vergangenen Jahr konnten auf Initiative des Förderer-Vereins erstmals vier behinderte Kinder bei den städtischen Ferienspielen mitmachen. Der Verein bezahlte die zusätzlichen Betreuer. In diesem Jahr sind wieder drei behinderte KInder dabei.

Die Mitglieder zahlen pro Jahr einen Beitrag von 60 Mark in die Vereinskasse. Um an noch mehr Geld für seine guten Zwecke 'ranzukommen, will der Verein jetzt Mitglied beim Paritätischen Wohlfahrtsverband werden. Schöppner: "Die Verhandlungen laufen."

Doch abgesehen davon schaut der Förderer-Verein gespannt auf seinen diesjährigen Veranstaltungshöhepunkt in der Stadthalle: Für Dienstag, 25. August, konnte er das Marinemusikkorps Nordsee aus Wilhelmshaven zu einem Benefizkonzert verpflichten. Wiederum durch einen Zufall kam dieser Kontakt zustande. Schöppner lernte bei seinem Kuraufenthalt an der Nordsee im November vergangenen Jahres einen Marinesoldaten aus Wilhelmshaven kennen, der bei der Musiktruppe das Horn bläst. Die weiteren Fäden spann dann Vereinsmitglied Bernhard Päslack, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Langen / Seligenstadt. 60 Musiker werden unentgeltlich an diesem Dienstag abend im August klassische Musik und Glenn Miller-Rhythmen spielen. Der Eintritt kostet 25 Mark. DOROTHE KNIPP

Ferien für Daheimgebliebene (XXVIII): Zweimal zur Deutschen Bundesbank in Ginnheim Milliarden in Gold ganz nah Sicherheitsbestimmungen

James-Bond-Freunde erinnern sich noch an "Goldfinger": Bösewicht Gert Fröbe organisierte den Generalangriff auf die amerikanischen Goldreserven in Fort Knox zu Lande und aus der Luft, doch 007 konnte "natürlich" das Schlimmste verhindern. Ein solches Szenario wäre in Frankfurt, wo das deutsche Gold lagert, absolut undenkbar, wird ernsthaft in der Bundesbank versichert; die Sicherheitsvorkehrungen sind viel zu ausgefuchst. FR-Leser, die den Sachwerten zumindest nahe kommen wollen, werden es merken: Sie dürfen zwar rein in die langgezogene Scheibe am Fernmeldeturm, werden vorher aber mehrfach durchgecheckt. Doch das läßt sich in Kauf nehmen, denn die zwei Besuche bei der Deutschen Bundesbank versprechen hoch interessant zu werden.

Zwei nicht identische Aktionen sind vorbereitet. Sie beginnen am Montag, 27. Juli, und Mittwoch, 29. Juli, jeweils um 14 Uhr. Am Montag können 30 Personen das Geldmuseum besichtigen, sich anschließend über die Organisation und Aufgaben der Deutschen Bundesbank informieren und diskutieren. Hier müssen Teilnehmer wegen des Museums, das sich im Tresortrakt befindet, mindestens 18 Jahre alt sein. Am Mittwoch gibt es lediglich den zweiten Programmpunkt, den Vortrag und die Diskussion über das Institut - das Museum war schon ausgebucht. Dafür sind hier 60 Teilnehmer zugelassen, und die Alters-Untergrenze sinkt auf 15 Jahre.

In beiden Fällen geht es nicht ohne telefonische Anmeldung, auch aus den erwähnten Sicherheitsgründen. Wir brauchen diesmal neben Name und Adresse auch die Ausweisnummer Ihres Passes oder Personalausweises. Die Bundesbank bekommt die Angaben durchgefaxt und überprüft sie. Wer bekanntermaßen ein Golddieb ist, wird vermutlich am Start des Besuchs zurückgehalten. Hier die Details der Anmeldung: Wer sich für den Montags-Termin (27. Juli, mit Geldmuseum, mindestens 18 Jahre alt, Dauer zweieinviertel Stunden) interessiert, muß am morgigen Donnerstag, 23. Juli, zwischen 10 und 12 Uhr unter 2199 323 anrufen. Wer lieber am Mittwoch, 29. Juli (anderthalb Stunden), kommen möchte, meldet sich morgen zwischen 14 und 16 Uhr unter 2199 577 (in beiden Fällen bitte Ausweise parat halten).

Man sieht, die Sache ist aufwendig. Aber wie oft kann man schon die "heiligen Hallen" unserer Währungshüter betreten. Allein das Bewußtsein, daß unter den Füßen jede Menge Bares schlummert - und knapp 300 000 Goldbarren, mithin 3700 Tonnen des Edelmetalls . . . Dieses Gold entspricht einem Bilanzwert von 13,7 Milliarden Mark; sein Marktwert ist allerdings viel höher.

Das Geldmuseum, das dem "Allerheiligsten" schon recht nahe liegt, enthält zwei Sammlungen: ein Münzkabinett, das 800 teils einmalige, sehr wertvolle Münzen zeigt - als schwerstes Stück ein Steingeld, das von einer Südseeinsel namens Yap stammt und 97 Kilogramm wiegt - und eine Kollektion von Geldscheinen, hauptsächlich deutsche Banknoten seit 1875 samt einer Reihe von Fälschungen. Besonderheit: ein chinesischer Geldschein aus dem 14. Jahrhundert, der durch seine beachtliche Größe auffällt.

Im Geldmuseum bekommt die Gruppe einen speziellen Führer; ansonsten aber ist Gerhard Schneider von der Abteilung für Presse, Information und Öffentlichkeitsarbeit der Gastgeber der Besucher. Ein Hinweis an Hobby-Fotografen: Es herrscht Fotografierverbot, natürlich "aus Sicherheitsgründen". Insgesamt zählt die Bundesbank 18 000 Beschäftigte, davon 3000 in Frankfurt. Das Gebäude in Ginnheim reicht schon längst nicht mehr; ein Teil des Personals residiert im Hochhaus am Grüneburgpark. Im Herbst werden, wie berichtet, diese Mitarbeiter/innen und weitere aus dem Ginnheimer Haus in den Messeturm umziehen.

Bei den Informationen über die Bundesbank stehen die vier Funktionen dieser Einrichtung im Mittelpunkt: die Notenbank, die als einzige das Recht hat, Banknoten herauszugeben; die Bank der Banken, die sich Bargeld und Guthaben durch Geschäfte mit der Bundesbank beschaffen; die Bank des Staates, also gewissermaßen die "Hausbank" der Bundesrepublik, und schließlich die Verwalterin der Währungsreserven.

Ein Kapitel dabei wird den neuen Banknoten, ihren umfangreichen Sicherheitsmerkmalen, den "Blüten" und dem "Lebenslauf" eines Geldscheins gelten. Themen sind die Frage, wie die Bundesbank Einfluß auf die ökonomische Entwicklung nehmen und Inflation verhindern kann, und die deutsche Position zur europäischen Währungsunion.

Pünktlichkeit ist bei diesen beiden Besuchen, vor allem am Montag, wo es zum Geldmuseum geht, oberstes Gebot. Die Ausweiskontrollen werden ihre Zeit brauchen. Deshalb empfehlen wir den Gästen, sich bereits um 13.45, 13.50 Uhr am Haupteingang der Bundesbank in der Wilhelm-Epstein-Straße 14 einzufinden. Der 34er-Bus hält fast vor der Haustür. Alternative ist die U 1 bis 3, Haltestelle Dornbusch, und von dort zehn Gehminuten. tom

Morgen wird es an dieser Stelle wieder sportlich: Bewegungshungrige Leser können nämlich am Freitag im Zentrum für Hochschulsport bei einer Einführung in den American Football mitmachen. Details dazu in der nächsten Folge.

Stadtteil-Fenster

Trachtenverein "Almrausch" Bornheim: Zur Plattlerprobe treffen sich die Mitglieder am Freitag, 24. Juli (20 Uhr), sowie am Samstag, 25. Juli (19.30 Uhr), im Clubhaus im "Berger Ried" (Nähe Leonhardsgasse). od/29

Turn- und Sportgemeinschaft 1860 Fechenheim: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Freitag, 24. Juli (18 bis 20 Uhr), auf der Bezirkssportanlage Fechenheim in der Pfortenstraße. Platzobmann ist Gerhard Götze (Tel. 42 31 82). od/29

SPD-Ortsverein Nordend I: Der "Arbeitskreis Theorie" trifft sich jeden Sonntag, ab 19.30 Uhr, im "Club Voltaire", Kleine Hochstraße 5. po

Sportkreis Frankfurt: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Dienstag, 28. Juli (17.30 bis 19.30), auf der Sportanlage Seckbach-Süd, Hochstädter Straße. Platzobmann ist Ernst Degen (Tel. 53 25 52). od/29

VdK Bergen-Enkheim: Gartenfest für die Mitglieder am Mittwoch, 29. Juli, 15 Uhr, in der Kleingartenanlage "Hinter der Burg". od/29

Die Kammeroper Frankfurt zeigt die Burletta per musica "Untreue lohnt sich nicht" von Joseph Haydn in der Kastanienallee (Nordend). Termine der Freilichtaufführung: Freitag, 24. Juli (Premiere), Samstag, 25. Juli, Sonntag, 26. Juli (jeweils 20.30 Uhr). ml/29

Obstbaumschnitt in Theorie und Praxis

BAD VILBEL. Der Obst- und Gartenbauverband Wetteraukreis führt am 1. August einen Schnittlehrgang an Obstbäumen durch.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen sich Samstag morgens um 9 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses in der Parkstraße 15 von Bad Vilbel. Dort werden sie zunächst von 9 bis 10.30 Uhr theoretisch auf den anschließenden Lehrgang vorbereitet.

Der praktische Teil beginnt danach in der städtischen Obstanlage hinter dem Friedhof in der Lohstraße. Dort sollen bis 13 Uhr Schnittübungen erfolgen. ub

Beispiel für Rückzug der Bahn Vor 120 Jahren rollte der erste Zug durch das Sinntal

SINNTAL. Die Königliche Eisenbahn- Direktion der Bebra-Hanauer Bahn läutet auf der Grundlage eines Staatsvertrag zwischen Kurhessen und Bayern vom 14. Dezember 1865 das Eisenbahnzeitalter im Sinntal ein. Der Bau der eingleisigen Linie zwischen Elm und Jossa gestaltet sich aufgrund der großen Höhenunterschiede schwierig. Insgesamt sind zwischen dem einstigen Eisenbahnknotenpunkt Elm und Jossa sechs Tunnel erforderlich, der längste ist mit 1094 Metern der Sterbfritzer Tunnel. Im Mai 1872 wurde die Verbindung feierlich eröffnet.

Erst 1937 wurde die Strecke zweigleisig ausgebaut. Einen enormen Arbeitsaufwand erforderte die Elektrifizierung vom Dezember 1959 bis Mai 1964. Durch die Fahrleitung mußten sämtliche Tunnels abgesenkt werden, was beim felsigen Untergrund und dem starken Wasseranfall im Sterbfritzer Tunnel durch Sprengungen erfolgte. Jahrzehntelang war die Strecke vorbei an Sterbfritz und Jossa eine zentrale Nord-Süd-Achse im Eisenbahnnetz. Ihre Bedeutung für den Personenverkehr verlor sie Ende der 80er Jahre durch die nur wenige Kilometer entfernt verlaufende Neubaustrecke Fulda-Würzburg. Seitdem wird die alte Trasse vorwiegend für den Güterverkehr genutzt.

Markantes Bauwerk auf dem Weg durch das Sinntal ist der Viadukt bei Jossa, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Ursprünglich hatte er vier Bögen, in den 50er Jahren wurde er mit nur noch drei Öffnungen wieder aufgebaut.

Von Jossa aus zweigt eine Nebenstrecke in die Rhön nach Wildflecken ab, die nicht elektrifiziert ist. Die letzten Fahrgäste auf diesem Abschnitt wurden am 27. Mai 1988 befördert. Seitdem rollen an Altengronau vorbei auf der fast parallel zu bayerisch-hessischen Grenze nach Bad Brückenau verlaufenden Bahnlinie nur noch ganz selten einige Güterzüge.

Die Stillegung ist symptomatisch für den Rückzug der Bahn im ländlichen Raum. Auch die beiden Bahnhöfe Sterbfritz und Jossa blieben davon nicht verschont. Zuletzt strich die Bahn im Mai 1989 den Reisegepäck-Service in Jossa, vier Monate später machte sie den Güterbahnhof in Sterbfritz dicht.

Parallel dazu wurde der Fahrplan immer weiter ausgedünnt. Zwölf Eilzüge halten täglich noch in den Bahnhöfen, in Jossa gibt es zusätzliche Nahverkehrsanschlüsse nach Gemünden. Ob die Verbindung von Gleis 9 die Bahnreform langfristig übersteht, ist zumindest fraglich. Möglicherweise fahren auch dort, wie Richtung Bad Brükkenau, bald künftig nur noch Buslinien.

Das Gegenteil hofft der Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs in Hessen BFS / Pro Bahn erreichen zu können, der sich zuletzt sogar für eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf dem stillgelegten Strekkenabschnitt zwischen Jossa und Wildflecken ausgesprochen hat und die "Sinntalbahn" auch am Wochenende speziell für Ausflügler verkehren lassen möchte. Sprecher Christian Behrendt setzt sich zudem für eine Regionalschnellbahn auf der Linie Fulda-Würzburg ein, deren Züge auch im ehemaligen Fernbahnhof Elm wieder halten sollten.

Das Angebot für den Personennahverkehr, insbesondere für Schüler und Berufstätige auf dieser Strecke attraktiver zu gestalten, hatte vor ein paar Monaten auch Sinntals Bürgermeister Hans-Eberhard Priemer von der Bahn gefordert. Nach der Regionalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs fällt diese Aufgabe allerdings auch in seinen Verantwortungsbereich. Kommunen und Kreise sollen sich künftig an den Kosten beteiligen. jan

Pläne für Umgehung liegen nicht mehr auf Eis Wiesbaden prüft Umweltverträglichkeit der umstrittenen Trasse von Freigericht nach Hasselroth

FREIGERICHT. Die Planung der umstrittenen Umgehungsstraße von Freigericht nach Hasselroth kommt offenbar langsam voran: Freigerichts Bürgermeister Manfred W. Franz (CDU) hat dieser Tage einen Brief aus dem hessischem Verkehrsministerium erhalten, der über den aktuellen Stand informiert.

Wie aus dem Schreiben hervorgeht, sind Fachleute derzeit mit der Umweltverträglichkeitsprüfung der etwa 6,5 Kilometer langen Trasse beschäftigt.

Darüber hinaus arbeiten Spezialisten an einer Verkehrsuntersuchung, deren Ergebnisse im letzten Quartal dieses Jahres vorliegen sollen.

Die Zählungen stehen in Zusammenhang mit der Beseitigung der schienengleichen Bahnübergänge bei Niedermitt- lau und Meerholz. Wenn die Resultate der Erhebungen vorliegen, soll nach Worten von Manfred W. Franz, der zugleich Vorsitzender der kommunalen Arbeitsgemeinschaft "Umgehungsstraße" ist, über das eingeleitete Abweichungsverfahren entschieden werden.

Sofern ein Konsens mit den Beteiligten zu erzielen sei, heißt es im Brief aus Wiesbaden, könne mit der Erstellung eines neuen Entwurfsplanes begonnen werden.

Nach Genehmigung dieses Vorentwurfes würden die Unterlagen zur Einleitung des Planfeststellungsverfahrens erarbeitet werden.

Für die alte Trasse, die zur Entlastung der Freigerichter Ortsteile Neuses, Altenmittlau, Somborn und Gondsroth schon vor Jahren gebaut werden sollte, wurde seinerzeit keine Genehmigung erteilt.

Einsprüche einiger Gruppen, die laut den Bestimmungen zum Genehmigungsverfahren angehört werden müssen, verhinderten den Bau der Straße.

Die Ablehnung wurde damals mit der erwarteten Zerschneidung landwirtschaftlicher Flächen und mit dem erheblichen Eingriff in die umliegende Natur begründet.

Außerdem ist die Trasse der Umgehungsstraße noch immer kein Bestandteil der Regionalen Raumordnung. Zwei Zeichen der Bewegung entsprechende Anträge des Hessischen Straßenbauamtes sind in den 80er Jahren abgelehnt worden.

Bürgermeister Manfred W. Franz wertet das Schreiben aus Wiesbaden "nach Jahren der vermeintlichen Stagnation" als Zeichen der Bewegung in dieser Sache. Allerdings enthielten die genannten Verfahrensschritte noch einige Unwägbarkeiten. Kurz oder mittelfristig Fortschritte zu erhoffen, sei deshalb vermessen. "Jetzt rächt sich, daß vor etwa zehn Jahren das Projekt nicht nur gebremst, sondern aus politischen Erwägungen gar auf Eis gelegt wurde", sagt Franz, der die Freigerichter Sozialdemokraten Herbert Reck und Albert Hof der Mitverantwortung für die Verzögerung zeiht.

Die beiden SPD-Männer haben der Interpretation der Christdemokraten widersprochen. "Die SPD Freigericht ist und war nie gegen eine sinnvolle, finanziell verkraftbare und landschaftsschonende Umgehungsstraße", schreiben Rech und Hof.

Die Sozialdemokraten hätten deshalb eine Ostumgehung von Altenmittlau über das Kalksteinwerk Schmitt bis Niedermittlau mit Anschluß Autobahn Rothenbergen vorgeschlagen. Der Vorteil dieser Lösung sei ein geringerer Landschaftsverbrauch und Kostenaufwand.

Die Großumgehung hat die SPD nach Worten der beiden Parlamentarier wegen der Durchschneidung der Landschaft abgelehnt. Darüber hinaus hätte die Gefahr bestanden, daß es an der Bundesstraße 43 bei Neuenhaßlau nach dem Bau der alten Trasse zu einem Verkehrschaos gekommen wäre. schu

Grävenwiesbacher Mütter werden wieder beraten

GRÄVENWIESBACH. Die Mütterberatung in der Gemeinde wird wieder eingeführt. Der erste Termin ist für Dienstag, 11. August, von 14 bis 15 Uhr im Bürgerhaus Grävenwiesbach vorgesehen.

Der Sozialausschuß des Hochtaunuskreises hatte beschlossen, die eingestellten Beratungen für ein Jahr wieder anzubieten. Danach soll auf der Grundlage des Bedarfs aufs Neue über die Zukunft der Einrichtung entschieden werden.

Die Mütterberatungen werden künftig regelmäßig jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat von 14 bis 15 Uhr im Bürgerhaus Grävenwiesbach für alle Ortsteile angeboten. cn

Kleine FR

SPD-Senioren treffen sich LANGEN. Die Einrichtungen des Langener Roten Kreuzes können sich die Senioren der SPD am Freitag, 24. Juli, anschauen. Anschließend ist Grillnachmittag. Anmeldungen und genaue Uhrzeit unter Telefon 2 95 92 oder 7 37 29. Pappel wird gefällt DREIEICH. Die auf dem Grundstück Gleisstraße 6 stehende 30 Meter hohe Pappel muß gefällt werden, weil sie stark geschädigt ist und sich erheblich Richtung Bahnstraße neigt. Nach Auskunft der Stadt kann eine ausreichende Standsicherung des sterbenden Baumes nicht mehr gewährleistet werden.

Deutsch büffeln für den Job in der Klinik Englische Pflegerinnen verstärken das Personal in den Frankfurter Krankenhäusern

SACHSENHAUSEN. Auf wackeligen Gartenstühlen sitzen sie im Garten einer alten Villa in der Darmstädter Landstraße bei Pizza, Chips und Coke und haben Heimweh. Zwanzig Krankenschwestern aus England, Schottland und Irland wollen von August an in Frankfurter Krankenhäusern arbeiten. Noch sprechen sie kaum Deutsch, und auch von Frankfurt haben Pauline, Ann-Marie, Vicki, Harjit, Dawn und die anderen noch nicht viel gesehen.

Yvonne Stringham, die seit zehn Jahren in Frankfurt lebt und aus den Vereinigten Staaten stammt, kennt viele der Probleme aus eigener Erfahrung. Und da sie Englischlehrerin ist, die lange Zeit Kurse für deutsches Pflegepersonal an Krankenhäusern gegeben hatte, kam ihr vor einem Jahr der Gedanke, in Frankfurt eine englische Sprachschule für Krankenschwestern auf die Beine zu stellen. "Center for Communication in Health Care" (Zentrum für die Kommunikation in Pflegeberufen, Red.) heißt die kleine Schule in der Darmstädter Landstraße 109.

Der Mangel an Nachwuchs-Pflegepersonal in deutschen Krankenhäusern auf der einen und die Stellenknappheit in englischen Hospitälern auf der anderen Seite macht eine solche Einrichtung nicht nur sinnvoll, sondern auch notwendig. Und so kommt es, daß die Ankömmlinge aus Fife, Widdlesbrough, Surrey, Nottingham, Kildare und anderen Teilen von Großbritannien bis zu ihrem Arbeitsbeginn in Intensiv-Sprachkursen sechs Stunden am Tag vor allem eines festzustellen: daß die deutsche Sprache eine schwere Sprache ist.

Den beiden Fionas im Nachmittagskurs von Frau Beckermann fällt das Lernen heute besonders schwer. Am Tag zuvor hatten sie ihren Geburtstag mit einigen Mitschülerinnen ausgiebig gefeiert. Als die Lehrerin dazu auffordert, eine Tätigkeit mimisch darzustellen, die von den anderen dann auf Deutsch beschrieben werden soll, legt Emma den Kopf auf den Tisch. "Emma schläft", errät eine Kursteilnehmerin. Daß ihre Schülerin tatsächlich müde aussieht, bemerkt auch Frau Beckermann: "Wann sind Sie denn ins Bett gegangen?" Für die knappe Antwort reicht Emmas Deutsch auch nach ein paar Tagen schon aus: "Kein Bett."

Ihren Humor brauchen die jungen Frauen aus dem Commonwealth, wenn sie ihren Dienst im Krankenhaus beginnen. "In den angelsächsischen Ländern sind Krankenschwestern und Pfleger viel mehr anerkannt als in Deutschland", sagt Schulleiterin Yvonne Stringham. Für manche britische Schwester wurde der Alltag in deutschen Kliniken schon zur kalten Dusche. Die Sprachbarriere macht am Anfang alles noch schwieriger. Deshalb gilt Yvonne Stringhams Satz: "Je besser man Deutsch kann, desto besser kann man's mit Humor nehmen."

Aber nicht alle Schwestern haben schlechte Erfahrungen in Frankfurt gemacht. Manche hatten Mitte des letzten Jahres einen sechsmonatigen Aufenthalt geplant - sie sind immer noch hier.

Nicht nur die schlechten Berufschancen auf dem englischen Arbeitsmarkt - durch die Privatisierungspolitik der vergangenen Jahre sind viele Stationen einfach geschlossen worden - treiben die Schwestern nach Frankfurt, manche kommen auch aus Neugier auf ein fremdes Land, eine neue Sprache. Dabei verdienen sie in Deutschland weniger als in ihren Heimatländern, obwohl sie hier händeringend gesucht werden. Britische Agenturen inserieren für deutsche Krankenhäuser in Zeitungen. Die englischen Krankenschwestern melden sich bei den Agenturen, die wiederum führen Auswahlgespräche und vermitteln sie an deutsche Krankenhäuser.

Die stellvertretende Pflegedienstleiterin in der orthopädischen Universitätsklinik "Friedrichsheim", Renate Fahrenbruch, ist begeistert von ihren englischen Krankenschwestern: "Das englischsprachige Personal ist sehr gut ausgebildet, und die Arbeit läuft rasch an. Vor allem ist die englische der deutschen Mentalität recht ähnlich - auch in dieser Hinsicht gibt es nur wenig Probleme. Die Schwestern sind uns schnell eine große Hilfe." orf

Vier englische Krankenschwestern und Krankenpfleger suchen von Samstag, 1. August bis Montag, 31. August, eine Unterkunft mit Frühstück und einer warmen Mahlzeit am Tag (Vergütung 750 Mark). Sie werden im "Center for Communication for Health Care" auf ihre Arbeit an deutschen Krankenhäusern vorbereitet. Nähere Auskunft unter Rufnummer 61 87 53. ml

Kinder freuten sich über Schokolade Liljana Schmidt organisiert Hilfstransporte für Bulgarien / Katastrophale Not

GRIESHEIM. "Solange es meine Kräfte erlauben, werde ich alles tun, um zu helfen." Liljana Schmidt nimmt ihre Aufgabe ernst. Allein begann sie vor zwei Jahren, eine Hilfsaktion für Bulgarien zu organisieren. Inzwischen hat Schwester Lilli einige Menschen gefunden, die sie bei ihrer Arbeit unterstützen.

Schon drei Transporte konnte die Krankenschwester a. D. in ihre Heimatstadt Kjustendil, 85 Kilometer südlich von Sofia, schicken. Die bulgarische Fluggesellschaft übernahm die Lieferung der ersten Pakete im Sommer 1990, seitdem unterstützt eine humanitäre Organisation in Bulgarien die Aktion und sendet Lkw und Fahrer kostenlos nach Deutschland.

Die Ladung besteht hauptsächlich aus medizinischen Hilfsmitteln wie Spritzen, Kathetern und Rollstühlen. Damit werden Alten- und Kinderheime sowie das städtische Krankenhaus versorgt. Die ehemalige Gemeindeschwester der evangelischen Pfingstkirchengemeinde Griesheim begleitet die Lastwagen stets und sorgt für eine gerechte Verteilung.

Wie sich das Engagement von Lilli Schmidt erklärt? 1990 war sie zum ersten Mal nach langen Jahren wieder in ihre Heimatstadt gekommen - und erschüttert von den katastrophalen Verhältnissen. Sie beschloß zu helfen. Die Pfingstkirchengemeinde förderte sie sehr zu Beginn ihres Projektes, mittlerweile leistet auch die Kelkheimer Pfarrgemeinde Sankt Martin gute Dienste. "Ich werde großartig unterstützt", sagt Schwester Lilli dankbar, "fremde Leute drücken mir Geld in die Hand oder stellen Körbe mit Spenden vor die Tür."

Jürgen Habicht und Klaus Estlinger von einer Recyclingfirma helfen Lilli nach besten Kräften. Habicht erreichte, daß die Firma Sherwood-Medical medizinische Geräte stiftete, die in Deutschland nicht mehr auf dem Markt erscheinen dürfen, aber trotzdem qualitativ gut sind.

Lilli Schmidt hat auch ermöglicht, daß in einem Pflegeheim in Kjustendil eine Kapelle gebaut wurde. Ikonen, Kreuze und Kerzen sendete sie in die Stadt. "Eigentlich brauchen diese Menschen alles, von der Matratze bis zu Lebensmitteln wie Öl und Margarine. Stellen Sie sich mal ein Altenheim vor, in dem es kein Bad gibt", klagt die Frau. Was in Deutschland normal sei, wäre in Bulgarien ein Wunder, ein Luxus, der für die Menschen momentan nicht erreichbar sei.

Jetzt startete der vierte Hilfstransport mit einer Ladung im Wert von 70 000 Mark. Während eines Zwischenstopps in Ludwigsburg wurden zusätzlich die Waren aufgeladen, die dort Ursula Bender für Bulgarien gesammelt hatte. Dann wurde er versiegelt und begann seine Reise über Polen, die GUS und Rumänien. Schwester Lilli reist nun mit dem Flugzeug nach und sorgt dafür, daß die Ladung ihren Bestimmungsort erreicht.

Eines der schönsten Erlebnisse für die Schwester: 240 Kilogramm Schokolade an Kinder eines Waisenhauses zu verteilen. Die Kinder hatten noch nie in ihrem Leben Schokolade gegessen, sie freuten sich wie die Könige. Lilli legt viel Wert darauf, alten und kranken Menschen zu zeigen, daß sie nicht vergessen werden. Dafür scheut sie sich auch nicht, in den Ministerien und bei öffentlichen Ämtern Hilfe zu erbitten.

Der Erfolg gibt ihr Mut. "Wir haben schon Hilfe aus Stuttgart und Hamburg erhalten", sagt sie stolz. Sie wünscht sich, daß noch viele Menschen auf ihre Aktion aufmerksam werden und sie unterstützen. Schwester Lilli hat ein Sonderkonto (Volksbank Griesheim, BLZ 501 904 00, Kontonummer 129 500 04) eingerichtet. Mit den Spenden kauft sie Lebensmittel und schickt sie an die Ärmsten ihrer Heimatstadt.

"Als Kind", sagt sie leise, "besaß ich nie eine Puppe, weil meine Eltern so arm waren. Damals nahm ich mir vor, später einmal ein großes Haus zu bauen und alle armen Kinder einzuladen und zu beschenken." Das habe sie nie erreicht, meint sie dann lächelnd. Sie gibt, ohne zu nehmen. Wer ihr selbstloses Werk unterstützen möchte, kann sie unter der Telefonnummer 39 14 75 erreichen oder im Denisweg 226 besuchen. sil

DRK bittet um Spenden für Kroatien

STADT UND KREIS OFFENBACH. Angesichts der Not in Kroatien und der seit 17 Jahren bestehenden Freundschaft mit dem Zagreber Roten Kreuz, ruft der DRK-Kreisverband zu Geld- und Sachspenden auf. Er bittet vor allem um Geld, "weil mit gezielten Großeinkäufen der am dringlichsten benötigen Güter eine durchgreifende Unterstützung möglich ist". Unter den Kennwort "Hilfe für Zagreb" hat das DRK bei der Sparkasse Langen-Seligenstadt, BLZ 506 521 24, ein Sonderkonto mit der Nummer 26 012 609 eingerichtet. Bislang hat das Offenbacher DRK 50 000 Kilo Hilfsgüter im Werte von rund 800 000 Mark an das Kroatische Rote Kreuz geliefert. lz

Die Bundesgartenschau "in Auflösung" treibt Außenstände ein Das Besucher-Desaster könnte zu Offenbarungseid führen: Betreiber eines Verkaufsstandes schuldet noch die Miete

"Wenn ich den Offenbarungseid leisten muß, gebe ich auf", sagt Dieter J., "dann hat die Stadt statt eines Schuldners einen Sozialhilfeempfänger mehr." Das offene Eingeständnis seiner Zahlungsunfähigkeit vor Gericht, den Offenbarungseid also, soll Dieter J. am Mittwoch, 22. Juli, leisten, da er bei der städtischen Bundesgartenschau-Gesellschaft mit mehr als 60 000 Mark in der Kreide steht.

Ein Angebot, seinerseits die Schulden in Form monatlicher Raten - 1000 Mark pro Monat zuzüglich Zinsen - abzubezahlen, will der zuständige Mann bei der "Gartenschau", Peter Ansorg, nicht akzeptieren - "das wären ja 67 Monate lang 1000 Mark".

Zur Vorgeschichte: Dieter J. hatte 1989 während der Bundesgartenschau einen Stand, an dem er T-Shirts und Buttons verkaufte. Wegen der unerwartet schlechten Besucherzahlen - statt 8 Millionen Menschen kamen nur 2,5 Millionen - war es ihm jedoch nicht möglich, die Miete von 12 000 Mark monatlich zu begleichen. Mit den Kosten fürs Personal habe er "jeden Monat ungefähr 20 000 Mark Miese" gehabt.

Nach einer Verhandlung vor Gericht wurde Dieter J. zur Zahlung von 46 000 Mark verurteilt - doch der säumige Schuldner habe nicht zahlen wollen, erklärt Geschäftsführer Ansorg.

Inzwischen will Ansorg keine Zugeständnisse mehr machen, "das sind ja schließlich alles Steuergelder". Es drückt ihn mittlerweile auch die Terminnot: "Wir sollen die Gartenschau doch auch mal abrechnen."

Für Dieter J. bedeutet diese harte Position "den beruflichen Ruin". Denn nach Ablegen des Offenbarungseids dürfe er als selbständiger Geschäftsmann nicht mehr weiterarbeiten. Seine Schulden abzubezahlen, sei für ihn dann unmöglich, zumal er auch noch aus früheren Zeiten Außenstände in Höhe von 300 000 Mark hat, die dann fällig würden. Das Vorgehen der Stadt versteht er nicht: "Ich komm' doch dann nie wieder hoch."

Die vorgeschlagenen Ratenzahlungen des Schuldners will Gartenschau-Geschäftsführer Ansorg auch deshalb nicht akzeptieren, weil er kein Vertrauen mehr hat. "Er sagt mir jetzt, wir sollen den Termin platzen lassen, aber wer sagt, daß er auch zahlt?"

Für Dieter J. eine unverständliche Argumentationsweise: "Man muß einem auch eine Chance geben. Wenn ich nach drei Monaten nicht gezahlt habe, kann er mich ja immer noch zum Offenbarungseid zwingen." Doch Geschäftsleiter Ansorg sieht nur eine Chance für den säumigen Schuldner: Er muß mindestens 10 000 Mark bringen bis Dienstag, erst dann signalisiert Ansorg wieder Gesprächsbereitschaft. wob

Eppsteiner Verein mit Tradition Freiwillige Gaben

EPPSTEIN. Von den 24 Mark, die der Eppsteiner Verschönerungsverein pro Kopf und Jahr an Mitgliedsbeiträgen erhebt, kann die Kasse nicht voll werden. "Wir sind auf Spenden angewiesen", sagt denn auch die Vorsitzende Marga Weber.

Es sei erstaunlich, wieviel Geld durch den "freiwilligen Eintritt" hereinkäme: Am Eingang des Kaisertempels, den der Verein hegt und pflegt, hängt ein Emaille-Schild aus den 40iger Jahren. Jeder möge 30 Pfennig spenden, fordert die Inschrift alle Besucher auf.

"Die meisten Leute freuen sich, daß die Gabe freiwillig ist und werfen viel mehr in den Metallkasten, der darunter hängt", freut sich Marga Weber. Neben dem Kaisertempel kümmert sich der Verschönerungsverein auch noch um fünf weitere Objekte: allesamt Tempel aus Holz, die um die Jahrhundertwende gebaut wurden.

Marga Weber ist die erste Frau, die im Verein den Vorsitz bekleidet. Und nicht nur damit hat sie eine alte Tradition gebrochen. Seit der Vereinsgründung im Jahr 1878 ist der Vorsitzende auch der Geschäftsführer der Eppsteiner Stanniolfabrik gewesen. So war auch Josef Heinrich Flach, Initiator des Verschönerungsvereins, der Boß des Eppsteiner Unternehmens. Zweiter Vorsitzender der Stadtverschönerer war von jeher der Bürgermeister. Das ist auch heute noch so.

Im zweitältesten Verein der Stadt war früher die "Prominenz" des Ortes vertreten: Der Arzt (zehn Reichsmark Jahresbeitrag) war genauso dabei wie der Schulrektor (zwei Reichsmark). Die Honoratioren ließen von dem Kaisertempel-Architekten Conrad Steinbrinck aus Frankfurt zunächst ein Holzmodell zimmern, das sie auf den vorgesehenen Platz stellten und von der Stadt aus begutachteten. Die Enttäuschung war groß, als ein Sturm die Konstruktion in tausend Stücke zerfetz- te. "Aber auch ganz Eppstein hat daran teilgenommen", weiß Marga Weber.

Daß die Eppsteiner heute noch stärker "an ihrem Kaisertempel teilnehmen" und Vereinsgmitglieder werden, hofft die Archäologin. Denn heute sei der Verschönerungsverein kein exklusiver Club für Honoratioren mehr. gre

Der Aufsteiger FV Bad Vilbel geht sachlich korrekt an eine große Herausforderung in der hessischen Fußball-Oberliga Rübenach ist realistisch und verzichtet auf den kleinen Prince Torjäger Werner Pross soll weiter auf die Pauke hauen / Ein Mitglied der Familie Yeboah als Amateur / Erfahrene Neuzugänge

Alleine der Name läßt den Fußballkenner erstaunt aufhorchen. Yeboah? Den kenn' ich! Nun hat Oberliga-Aufsteiger FV Bad Vilbel keinesweges den dicksten Coup in der Geschichte des Amateur- Fußballs gelandet. Nein. Trainer Peter Rübenach darf vielmehr den kleineren Repräsentanten afrikanischer Spielkultur in der südlichen Wetterau begrüßen. Prince Yeboah heißt der Mann. Klingt vornehm, ja sogar adelig und überhaupt sehr geheimnisvoll.

Weniger geheimnisvoll ist das, was sich der Trainer als Ziel für den Einstieg in die höchste Amateurklasse gesetzt hat: den Klassenerhalt. Klassenerhalt? "Alles andere wäre Utopie", versucht der erfahrene Coach die euphorischen Stimmen im Vorfeld ruhig zu halten. Rübenach als Gralshüter des Realistischen. Aber auch als Antreiber im internen Kreis. Nicht wenige Spieler stöhnen über eine harte Vorbereitung. Doch als allzu strapaziös wird sie nicht angesehen. Richtig dosiert sei sie, ist aus oberligaerfahrenen Mündern zu hören - eben dem großen Ziel adäquat angepaßt.

Eine ähnliche Rolle, wie sie die SG Egelsbach als Aufsteiger in der vergangenen Saison spielte, weist Rübenach weit von sich. "Wir haben drei wichtige Stützen verloren. Unsere Neuzugänge rekrutieren sich bis auf Edgar Nix vornehmlich aus Spielern, die bei anderen Vereinen nicht mehr benötigt wurden", sagt Rübenach, ohne groß zu lamentieren, denn eine dieser verlorenen Stützen hatte vor versammelter Mannschaft eigentlich seine Zusage gegeben: Albert Repp. Doch den ebenso eigenwilligen wie exzellenten Fußballer zog es zurück zum Landesligisten Bernbach.

Für Rübenach ein schwerer Schlag, zumal er seine Planungen für das erstmals in Angriff genommene Abenteuer Oberliga schon abgeschlossen glaubte. Eine begonnene Arbeit nicht abzubrechen, das ist Rübenachs Prinzip und insofern dürfte er von Repps Abgang geradezu in seinen Grundfesten erschüttert gewesen sein. Rübenach selbst trug sich auch schon mit Abwanderungsgedanken, als ihn Rot-Weiss Frankfurt als neuen Trainer anheuern wollte. Doch eine Aktion der Mannschaft auf der Weihnachtsfeier und Prinzipientreue veranlaßten ihn, den Einstieg in eine altbekannte Klasse afzuschieben. Aber eben nicht auszuschließen.

Das Comeback gelang im Zuge eines Bad Vilbeler "Drei-Jahres-Planes" eigentlich 365 Tage zu früh. Aus der Bahn werfen wird dies freilich niemanden. Vielmehr herrscht gespannte Vorfreude auf die neue Herausforderung, die am Freitagabend im Heimspiel gegen die Eintracht-Amateure beginnt. Bereits hier soll das zum Tragen kommen, was Rübenach als eines der Erfolgsrezepte ansieht. Der Sinn fürs Reale schließt in Bad Vilbel nämlich längst nicht lockeres und selbstbewußtes Angehen der diffizilen Aufgaben aus. Euphorie innerhalb und außerhalb des Rasenrechtecks, da ist sich der Neuling sicher, bedingt stürmische und entfesselte Zeiten.

Mannschaftliche Geschlossenheit soll ein weiterer Garant für erfolgreiches Abschneiden sein. Mit der Mischung aus erprobten Landesligakickern und erfahrenen Oberligaspielern, die dem Trainer zur Verfügung stehen, will Rübenach - ganz seiner Mentalität entsprechend - sachlich und korrekt im Konzert der etablierten Oberliga-Größen mitspielen.

Eine Klasse höher soll schließlich auch Torjäger Werner Pross auf die Pauke hauen. In den kreativen Reihen hat der FV Bad Vilbel mit Nix, Weber und Webert erfahrene Akteure gewinnen können. Zupacken und defensive Stärke sollen derweil Torhüter Rühl und Dirk Haigis offenbaren. Deuerling, Wrage, Dörk und Krohm komplettieren das Feld der Neuzugänge. Halt! Da fehlt doch einer. Richtig. Auch das Geheimnis um Prince Yeboah ist gelüftet. Er wird weder auf dem heimischen Nidda-Sportfeld, noch auf den auswärtigen Oberliga-Schauplätzen für Furore sorgen können. Der kleine Prince soll sich erst einmal in der zweiten Mannschaft und da in der Bezirks- Oberliga profilieren. "Wenn ihm das gelingt, wäre das eine gute Sache", klärt Peter Rübenach auf. CHRISTIAN FROMMERT

An der Uni fehlen Lehrlinge Schlechtere Bezahlung als bei Stadt oder privaten Firmen

Frankfurts Universität hat Nachwuchssorgen - nicht in jenen Disziplinen, die einen akademischen Grad verheißen. Vielmehr geht es um solche Ausbildungsgänge, welche der Nachwuchs nach erfolgreicher Absolvierung mit einem Gesellenbrief in der Tasche seines Blaumanns verläßt. Die Universität als Ausbildungsstätte - deren Spektrum ist weitreichender, als das jeweilige Semesterangebot augenscheinlich werden läßt.

Die akademische Institution qualifiziert auch in solchen Berufen, die in keinem Vorlesungsverzeichnis registriert sind: An Frankfurts Universität können sich junge Männer und Frauen zum Feinmechaniker oder Elektroinstallateur, zum Schreiner oder Imker ausbilden lassen oder ihr Gesellenstück in der universitätseigenen Schreinerei oder Schlosserei fertigen.

Und weil die Institution eben nicht nur rund 300 Arbeiter im handwerklich-technischen Bereich und etwa 2000 Angestellte in ihrer Verwaltung beschäftigt, sondern diese auch ausbildet, hat die Johann Wolfgang Goethe-Universität mit Problemen zu kämpfen wie die freie Wirtschaft auch, wenn es um die Rekrutierung von jungen Berufsaspiranten geht.

Dabei ist die Universität, heißt es in ihrer Personalabteilung, klar im Nachteil. Denn: "Mit der Bezahlung hinken wir hinterher." Was die von der ÖTV ausgehandelten Tarife an Vergütung garantierten, sei eben weniger als das, was die freie Wirtschaft biete. Und auch mit dem Arbeitgeber Stadt kann die Einrichtung nicht konkurrieren. Während die Stadt ihren Beschäftigten solche Bonbons wie Job-Ticket und Ballungsraumzulage biete, von denen letztere nicht auf die Vergütung angerechnet werde, verrechne das Land Hessen als Arbeitgeber solche Extras mit Lohn und Gehalt. Auch die beitragsfreie Altersversorgung, früher exklusiv nur im öffentlichen Dienst zu haben, sei heute auch in der Privatwirtschaft durchaus üblich.

Und weil aus diesen Gründen der Nachwuchs sich rar macht, setzt die Universität auf die Jugendlichen, die im kommenden Jahr die Schule verlassen. Wer dann als Azubi anfangen will, kann sich schon heute bewerben bei der Personalabteilung der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Senckenberganlage 31, 6000 Frankfurt 11. sar

Im Mai 1993 wieder eine

Gewerbeschau in Dreieich

DREIEICH. Der Gewerbeverein plant für den 15. und 16. Mai 1993 eine Gewerbeschau auf dem Parkplatz am Burgweiher in Dreieichenhain. Diesen Beschluß faßte der Vorstand des Gewerbevereins und beauftragte die Werbeagentur Konzept & Werbung mit der Organisation und Abwicklung der Informations- und Verkaufsausstellung. Zum letzten Mal fand solch eine Schau im Mai 1990 statt.

Das geplante Ausstellungsgelände soll ein Fläche von 4000 Quadratmetern, eine Zelthalle sowie Freigelände haben. Der Gewerbeverein will in den nächsten Wochen an alle Dreieicher Firmen und an die Teilnehmer von 1990 Anmeldeformulare verschicken. Anmeldeschluß ist der 30. November 1992. dok

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 23. Juli in Milligramm je Kubikmeter

Stoffe und Grenzwerte*

WI-Mitte WI-Süd

SO2 0,01 (0,01) 0,01 (0,01)

NO2 0,03 (0,02) 0,02 (0,01)

Staub - (0,01) 0,02 (0,01)

O3 0,13 (0,08) 0,13 (0,08)

(in Klammern Wert vom Vortag)

Hier veröffentlichen wir, wie stark die Wiesbadener Luft verschmutzt ist. Die Werte werden an zwei Meßstellen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) im gesamten Stadtgebiet gemessen. SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. O3 steht für Ozon.

(Alle Angaben ohne Gewähr)

Zur Sache: Mainufer-Radwanderweg

Selbst wenn die Schilder nicht immer gut sichtbar sind und an einigenStellen gar fehlen, selbst wenn man nicht immer mühelos zurück zum Fluß findet - eine Radtour entlang des Mainuferweges lohnt sich. Steigungen fallen flach - außer ein Abstecher in die Hochheimer Altstadt ist geplant. Ansonsten läßt sich's locker radeln, zumindest von Sindlingen bis Hochheim und von dort sogar bis nach Mainz-Kostheim.

Aber auch längere Touren sind möglich. Der Umlandverband Frankfurt (UVF) hat den Weg beidseits des Mains bis zur bayerischen Grenze bei Aschaffenburg in den vergangenen Jahren ausgebaut - zusammen mit dem Gemeinden. Die Kosten dafür befliefen sich insgesamt auf 2,6 Millionen Mark.

Für drei Kilometer Radweg auf Hattersheimer Gemarkung wurden mehr als 200 000 Mark ausgegeben. So wurde ein Abschnitt zwischen Sindlingen und Okriftel hochwasserfest gemacht: mit Asphalt. Auf hohem Niveau läßt sich's von Eddersheim bis zur Flörsheimer Gemarkungsgrenze radeln: Der Weg wurde auf den Maindamm gelegt (Kosten 87 000 Mark).

Wer näheres über den Mainuferweg wissen will, kann beim UVF (Am Hauptbahnhof 18, 6000 Frankfurt) eine Broschüre samt der Streckenkarte anfordern. kkü

Wintersemester Numerus clausus leicht ausgeweitet

WIESBADEN. Die Zulassungsbeschränkungen (Numerus clausus) an den hessischen Hochschulen bleiben im kommenden Wintersemester 1992/93 gegenüber dem Vorjahr weitgehend unverändert. Nur in einigen neuen Studiengängen sowie im Fach Volkswirtschaftslehre (hier bundesweit) wird es einen neuen Numerus clausus geben. Die im vergangenen Winter nach kontroversen Diskussionen erstmals eingeführten Beschränkungen für das Fach Sozialpädagogik an Fachhochschulen bleiben auf Antrag der betreffenden Hochschulen bestehen. Das teilte das Wiesbadener Wissenschaftsministerium auf Anfrage mit.

Daß nach der Betriebswirtschaftslehre jetzt auch die Volkswirtschaftslehre bundesweit von Zulassungsbegrenzungen betroffen ist, wird an den hessischen Universitäten zu einer deutlichen Senkung der Anfängerzahlen führen. Hatten sich 1991/92 noch landesweit 352 Abiturienten neu in diesem Fach einschreiben können (ein Teil von ihnen wechselt erfahrungsgemäß später ins begehrtere Fach Betriebswirtschaft über und "umgeht" so dessen Beschränkungen), so werden bei den Volkswirtschaftlern 1992/93 jetzt nurmehr 220 Erstsemester aufgenommen.

Genehmigt hat das Ministerium Begrenzungen für drei neue Studiengänge - vor allem, weil man sich hier in der Anfangsphase zunächst unsicher über die zu erwartende Nachfrage sei und überraschende Engpässe vermeiden wolle. 40 Plätze stehen an der Fachhochschule Wiesbaden schon seit dem Sommersemester für das neue Fach "International Business Administration" zur Verfügung. 60 Studierende dürfen 1992/93 erstmals an der Uni Marburg mit dem Studium der Informatik beginnen; 40 Plätze gibt es an der Uni Frankfurt im neuen Studiengang "Theater, Film und Medienwissenschaft".

Hochschulintern hat es an den Universitäten in Gießen und Frankfurt außerdem Diskussionen über einen möglichen Numerus clausus im Fach Jura gegeben. In Frankfurt gab es dafür aber nicht einmal ein Votum des betroffenen Fachbereichs; in Gießen scheiterte ein entsprechender Wunsch aus dem Fachbereich in den zentralen Uni-Gremien. Das Ministerium mußte also gar nicht erst entscheiden und beurteilt die Studienbedingungen auch nicht als derart miserabel, daß von Landesebene aus vorsorglich Zulassungsbeschränkungen hätten verhängt werden müssen. me

Frauen in vielen Teilen der Welt leben in Rechtlosigkeit und unter menschenunwürdigen Zuständen. In den vergangenen Jahren haben sich vermehrt und mit großem Mut die Opfer zu Wort gemeldet. In dem Buch der Sozialwissenschaftlerinnen Cheryl Benard und Edit Schlaffer "Das Gewissen der Männer" (rororo-Aktuell), kommen Frauen aus verschiedenen Ländern zu Wort, deren Leben auch heute noch von Unterdrückung geprägt ist. Wir dokumentieren die Reportage der Forscherinnen "Eine Reise nach Indien" in leicht gekürzter Fassung sowie einen Brief aus der Dokumentensammlung des Buches. Schlaffer und Benard leiten in Wien die "Ludwig Boltzmann-Forschungsstelle für Politik und zwischenmenschliche Beziehungen".

Die Szene wird nie Heimat - Drogenabhängige mißtrauen sich Ergebnisse einer Befragung von 237 Betroffenen, die von der Kommune in Auftrag gegeben wurde / Kaum eigene Wohnungen

Der "Durchschnitts"-Abhängige, der in der offenen Drogen-Szene verkehrt, ist 28 Jahre alt, männlich und deutsch. Seit vier Jahren kommt er täglich drei bis vier Stunden in die Taunusanlage. Eine eigene Wohnung oder ein eigenes Zimmer hat er nicht, statt dessen wohnt er bei den Eltern, der Freundin oder auf der Straße. Bereits elfmal hat er vergeblich versucht auszusteigen.

Was sind das für Menschen, die sich hinter dem Begriff "Szene" verbergen? - Das Drogenreferat wollte es wissen und gab eine Studie in Auftrag, die jetzt vorliegt.

Die Untersuchung, die auf einer Befragung von 237 Drogenabhängigen beruht, macht die zentrale Bedeutung der Wohnraum-Frage deutlich und widerlegt die Annahme, daß die "Szene" für Süchtige eine Art Heimat sein kann.

Zwar gehen die Befragten regelmäßig in die Taunusanlage, um dort "Geschäfte abzuwickeln", Spritzen zu tauschen und Leute zu treffen. "Man kennt sich. Das heißt aber nicht, daß man über oberflächlige Beziehungen hinaus miteinander in Kontakt ist." Gegenüber den anderen herrsche Mißtrauen vor, nur auf ein bis zwei Personen glauben die Befragten sich verlassen zu können. "Im Endeffekt heißt das, daß die Drogenkonsumenten auf sich allein gestellt sind, auch wenn sie die anderen dort kennen und mit ihnen seit Jahren zu tun haben."

Die Studie bestätigt Beobachtungen der Polizei, wonach es immer weniger "klassische" Opiatabhängige gibt, sondern Mehrfachabhängigkeiten überwiegen. Welche Drogen konsumiert werden, hängt in großem Maß davon ab, was die Dealer anbieten. Nur so lasse sich die Zunahme des Kokain-Konsums erklären.

Die "Einkaufsmöglichkeiten" auf der offenen Szene werden als "sehr gut" bis "gut" bezeichnet. Allerdings wurde die Befragung im vergangenen Herbst vorgenommen, also zu einem Zeitpunkt, als die Polizei die Szene nicht so oft räumte wie in diesen Tagen. Der "Stoff" wird zwar immer billiger, aber auch schlechter, heißt es in der Studie. Das bedeutet, daß die Süchtigen in immer höheren Dosen Drogen schlechter Qualität einnehmen. "Die Risiken für die Gesundheit sind offensichtlich."

36 Prozent der Befragten leiden an Leberstörungen und Hepatits, 33 Prozent an Zahnschäden und ebenso viele an Depressionen, 16 Prozent an Abszessen. Einen Aids-Test haben fast alle (90 Prozent) machen lassen, bei einem Fünftel wurde der Virus festgestellt.

Entgegen landläufiger Meinungen geben die Hälfte der Drogenabhängigen an, gesundheitlich gehe es ihnen sehr gut oder gut. Ein Viertel - darunter vor allem obdachlose Junkies - empfinden den eigenen Zustand als schlecht oder sehr schlecht.

Die Haupteinnahmequellen der Süchtigen sind Erwerbstätigkeit und staatliche Unterstützung. Es folgen Einnahmen aus Prostitution und Straftaten. Jeder zehnte gibt zu, selbst zu dealen. 25 Prozent sind berufstätig, 70 Prozent erwerbslos. 52 Prozent haben einen Hauptschulabschluß, 55 Prozent eine abgeschlossene Berufsausbildung.

"Ganz eindeutig" belegt die Studie die Wohnungsnot der Junkies. Ein fester Wohnsitz aber sei von zentraler Bedeutung, wenn es um eine Veränderung des Lebensstils gehe, heißt es. Wer kein eigenes Zimmer habe, reagiere auf Hilfsangebote "eher mit Mißtrauen und Ablehnung".

Die Untersuchung weist auch den hohen Anteil auswärtiger Drogenabhängiger nach: 40 Prozent der Befragten waren in Frankfurt polizeilich gemeldet, 60 Prozent in einer anderen Gemeinde oder gar nicht. Aus der unmittelbaren Umgebung Frankfurts, dem Einzugsbereich des S-Bahn-Netzes, stammen laut Studie 17 Prozent. ft

Badminton und Baseball sind neu im Angebot

Selbst dem IOC dämmert, daß die Grenzen des olympischen Wachstums erreicht sind, doch die Probleme sind hausgemacht. In den 80er Jahren hat die Organisation regelmäßig neue Wettbewerbe ins Programm aufgenommen. Blieb zwischen 1972 und 1984 die Zahl der Sportarten konstant bei 21, so kamen in Seoul Tennis und Tischtennis neu hinzu, während in Barcelona anläßlich der XXV. Spiele auch 25 Sportarten geboten werden, denn Baseball und Badminton geben ihren Einstand.

Stieg die Zahl der vergebenen Goldmedaillen zwischen 1972 und 1984 "nur" um 26, so sind allein seit Seoul 20 dazugekommen, womit in Barcelona 257 Mal Athletinnen oder Athleten zur Siegerehrung gerufen werden. Analog zu den Männern bekamen die Frauen sieben Judo-Klassen zugeteilt; erstmals steht für Frauen Gehen (10 Kilometer) auf dem olympischen Programm, die 3000-Meter-Einzelverfolgung auf der Radrennbahn sowie Surfen und die Segel-Klasse Europe. Die Männer spielen Baseball. Frauen und Männer bekamen je einen Einzel- und einen Doppel-Wettbewerb im Badminton. Vier Wettbewerbe im Kanu-Slalom kommen hinzu, eine Wassersportart, die bisher lediglich 1972 auf dem Programm gestanden hatte.

In drei weiteren Sportarten stellen die Teilnehmer ihr Können nur demonstrativ zur Schau: Taekwondo sowie Rollhockey und Pelota. Diese beiden Wettkämpfe spielen in Spanien eine große Rolle. ah

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Wayne's World (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Grand Canyon (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr).

Kino 3: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Basic Instinct (20 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Wayne's World (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).

Hochheim. Galerie Rosemarie Jäger, Wintergasse 13: Werke von Laura Hickman, nach telefonischer Vereinbarung, Tel. 0 61 46 / 22 03 (bis 25. 7.).

AOK, Wilhelmstraße 16: "Menschen, Architektur, Landschaft, Technik, Freizeit, Table-Top, Akt", Fotos von Helge Sulzer, zu den Öffnungszeiten der Geschäftsstelle (bis 23. 7.).

Sulzbach. Rathaus, Hauptstraße 11: "Stopp die Müll-Lawine", 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr (bis 7. 8.). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", 19 bis 22 Uhr. Parteien / Parlamente Eschborn. CDU: Sprechstunde, 18 bis 20 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 21 50. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Flörsheim. AL-Anon-Familiengruppen: Treffen, Jugendhaus der Josefkirche, Kolpingstraße, 19.30 Uhr.

Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Diakonisches Werk: "Café Ambet", Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 17 bis 20 Uhr.

Gesundheitsamt des MTK, Am Kreishaus 1-5: Mehrfachschutzimpfung und Mütterberatung, 14 bis 15.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 50 oder 20 11 51.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: Sprechzeit, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- Besorgungs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Termine unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96. Vereine / Organisationen Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.15 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.

Sportgemeinschaft: "Herzsport", Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 Uhr; Auskunft unter Tel. 0 61 96 / 2 54 83.

DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).

Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Cafétreff, 15 Uhr; Stillgruppe, 15 Uhr; Englisch-Gesprächskreis, 15.15 Uhr. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Stereokonzert Wolfgang Amadeus Mozart, Vortragsraum, 16.30 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Skat und Spiele, 13 bis 17 Uhr.

Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Tanzkreis, Bürgerhaus, Gruppenraum 1 und 2, 14.30 Uhr.

Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67. Sonstiges Hofheim. Fußball-Stadtmeisterschaft der Aktiven, Sportplatz Heide (bis 27. 7.). WESTLICHE STADTTEILE

Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06-54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.

Caritas: Sozialdienste für Spanier und Italiener, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 15.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.

Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfen und Tips für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Kasinostraße 15.

Evangelischer Regionalverband: Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, 18.30 Uhr, Johannes-Busch-Haus, Hospitalstraße 42.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeit, 9 bis 15 Uhr.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7: Sprechzeit, 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Höchst. Dart-Club: Treffen, 19 Uhr, Gasthaus "Zum Bären", Schloßplatz.

Nied. Männergesangverein: Singstunden, 19.30 Uhr, Colleg I, Haus Nied, Luthmerstraße.Senioren Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße 11. WIESBADEN

Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (14.30, 17, 19.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Peter Pan (13.30, 15.30 Uhr); Roter Drache (18, 20.30 Uhr).

Alpha: Feivel II - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); The Player (17, 20 Uhr).

Beta: Unter Verdacht (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Gamma: Stephen King's Schlafwandler (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Liebenden von Pont-Neuf (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Harry und Sally (15.15, 17.30, 19.45, 22 Uhr). Ausstellungen Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).

Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "Die fähigen Weiber von Dresden", 10 bis 17 Uhr (bis 26. 7.). Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung, 16 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratungsstelle, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: "Sorgentelefon für Kinder", Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 14 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.

Landesversicherungsanstalt Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 15 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.

Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Räume der Boje-Gemeinde, Dotzheimer Straße 107 (Hinterhaus), 19.30 Uhr. Sonstiges Wiesbadener Waldfest, Schloßpark Freudenberg: Familientag, 12 bis 23 Uhr.

- ohne Gewähr -

Fast eine Milliarde für das Recht am Bild

Der Verkauf der Fernsehrechte macht den mit Abstand größten Posten auf der Einnahmeseite des Organisationskomitees aus. Ein gutes Drittel aller in die Kassen fließenden Peseten stammen aus den Etats der TV-Stationen aus aller Welt. 610 Millionen Dollar (vor kurzem waren das noch etwa eine Milliarde Mark) kassieren die Organisatoren, wovon wiederum zwei Drittel von NBC kommen, dem Sender, der sich die Exklusiv- Rechte für den USA-Markt sicherte.

Bemerkenswert ist, daß die US-Station im Vergleich zur Seoul-Gebühr ihren Beitrag noch einmal um ein Drittel steigerte, obwohl die Veranstaltungszeiten bei weitem nicht so günstig liegen wie in Südkorea. Im Gegensatz zu den Seoul-Veranstaltern ließen sich die Barcelona-Macher nicht zur drastischen Verlegungen (dem Geld der Nordamerikanern zuliebe legte man 1988 beispielsweise das 100-Meter-Finale der Männer auf 13 Uhr).

Bedeutsamer für die Zukunft allerdings ist, daß der US-Anteil an den Fernseheinnahmen sinkt. Die EBU, die Vereiningung der öffentlich-rechtlichen und staatlichen europäischen Anstalten, zahlte 1988 ungefähr 28 Millionen Dollar, muß aber für Barcelona schon 90 Millionen Dollar anlegen, und für 1996 in Atlanta ist eine Summe von einer Viertelmilliarde im Gespräch. Das australische Fernsehen wird um 34 Millionen Dollar erleichtert, also mehr als die EBU noch für Seoul abzugeben hatte; die japanische NHK legt 62,5 Millionen Dollar hin. Das südafrikanische SABC zahlt mit sechs Millionen Dollar mehr als Mexiko-Stadt 1968 insgesamt durch den Verkauf der TV-Rechte erlöste. ah

Im Keller entdeckt: Grabstein mit geballter Faust Der Fund stammt aus dem 15. Jahrhundert / Beim Abriß des alten Feuerwehrhauses freigelegt

BABENHAUSEN. Beim Abriß des alten Feuerwehrhauses in der Fahrstraße in Babenhausen sind Mitarbeiter des Abbruchunternehmens auf zugeschüttete Kellergewölbe gestoßen, in die der gemauerte Kanal im Stadtgraben integriert war. Der Kanal verband einmal die beiden Stadtgrabenhälften. Viel ist davon heute nicht mehr zu sehen, sie wurden fast überall zugeschüttet.

Das jetzt abgebrochene Feuerwehrgerätehaus war am 8. August 1870 als "Spritzenhaus mit Schulsaal und Lehrerwohnungen" seiner Bestimmung übergeben worden. Ria Fischer, Leiterin des Stadtarchivs in Babenhausen, hat inzwischen alle Unterlagen in ihrem Hause durchgearbeitet und in einem Aufsatz im Ortsblatt die historischen Hintergründe des Baus dargelegt.

In der Abbruchgrube kamen weitere interessante Fakten zutage, so daß die Arbeiten vorläufig eingestellt wurden. Es handelt sich um Bruchstücke eines alten Grabsteines. Weitere derartige Steine wurden im vorigen Jahrhundert zum Ausmauern benutzt. Sie lassen sich beim Blick in das an einer Stelle freigelegte Kellergewölbe erkennen und sollen nun geborgen werden.

Wilhelm Mohrhardt, Vorstandsmitglied des örtlichen Heimat- und Geschichtsvereins, hat sich um die Herkunft der gefundenen Bruchstücke des alten Grabsteins, der noch Schriftteile und eine geballte Faust zeigt, gekümmert. Er hat dabei herausgefunden, daß es sich um das Signet der Familie Schelle von Umstadt handelt; ein gleiches Zeichen ist an der Kirche in Klein-Umstadt erhalten.

Die Schelles von Umstadt waren im 15. Jahrhundert Burgmannen in Babenhausen und hatten auch Besitz in der Gersprenzstadt. Noch nicht geklärt ist, ob die gefundenen Reste dem Grabstein eines Burgmannen aus der Familie Schelle aus dem 15. Jahrhundert zuzuordnen sind oder lediglich dem eines Verwandten - beides ist möglich.

Von welchem Begräbnisort der Grabstein stammt, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die vom Geschichtsverein Babenhausen noch untersucht werden. sch

Weiter Streit um Schießplatz

MAGDEBURG, 19. Juli (AP). Die Colbitz-Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt soll nach dem Willen von Ministerpräsident Werner Münch (CDU) nur zivil genutzt werden. Münch sprach sich in einer Regierungserklärung vor dem Landtag in Magdeburg erneut gegen die Pläne von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) aus. Dessen Konzept sieht vor, daß in der Heide ein Gefechtsübungszentrum mit bis zu zwei Panzerbataillonen eingerichtet wird.

Sollte Rühe auf seiner Position beharren, scheue er nicht vor "öffentlichem Streit" zurück, sagte Münch. Wenn die Streitkräfte der Westgruppe der GUS-Truppen die Heide 1994 verlassen, werde sich zeigen, daß gegen den Willen von Landtag und Landesregierung, von Kreistagen und Gemeinderäten, von Bürgerinitiven und einer großen Mehrheit der Bevölkerung ein derart einseitiges Nutzungskonzept nicht durchsetzbar sei.

Bhopal-Manager vor Gericht

BHOPAL, 19. Juli (AP). Neun führende Mitglieder der indischen Tochtergesellschaft des US-Chemiekonzerns Union Carbide müssen sich jetzt wegen des katastrophalen Giftgasunglücks im Werk Bhopal verantworten, das 3730 Menschen das Leben kostete. Es ist der erste Strafprozeß im Zusammenhang mit dem Unglück, bei dem 1984 durch ein Leck im Pestizidwerk große Mengen von hochgiftigem Methylisozyanat entwichen waren. Die neun Manager, darunter auch der Vorstandsvorsitzende von Union Carbide India, Keshub Mahindra, und der geschäftsführende Direktor Vijay Gokhale, sind der fahrlässigen Tötung angeklagt.

Präsident darf nicht zum Gipfel

CARACAS, 20. Juli (dpa). Der venezolanische Präsident Carlos Andres Perez darf nach einem Beschluß des Senats seines Landes nicht am iberoamerikanischen Gipfel am 23. und 24. Juli in Madrid teilnehmen. Zuvor hatte bereits Perez' Partei Accion Democratica (AD) angesichts der derzeitigen Krise auf der Präsenz des Staatschefs im Land bestanden, obwohl Perez auf die Bedeutung des Gipfels in der spanischen Hauptstadt hingewiesen hatte. Venezuela befindet sich in der schwersten politischen Krise der letzten drei Jahrzehnte. Im vergangenen Februar war ein Putschversuch des Militärs gescheitert.

"Schock durch Rio-Vertrag"

OLDENBURG/BONN, 19. Juli (dpa). Die "genaue Lektüre" der beim Umweltgipfel in Rio verabschiedeten Konventionen wird bei den Unterzeichnerstaaten nach Ansicht von Experten nachträglich eine "Schockwirkung" haben. Diese Auffassung des von der Bundesregierung eingesetzten wissenschaftlichen Beirats "Globale Umweltveränderungen" gab der Physiker Hans-Joachim Schellnhuber jetzt in Oldenburg bekannt. Als Beispiel nannte er die Verpflichtung auf eine Stabilisierung des Treibhauseffektes. Dies bedeute weltweit eine Reduzierung der derzeitigen Kohlendioxid-Emissionen um 60 bis 80 Prozent.

Der dem Forschungs- und dem Umweltministerium zugeordnete zwölfköpfige Beirat, den Schellnhuber mit dem "Rat der Wirtschaftsweisen" verglich, soll die Umsetzung der Rio-Beschlüsse in Deutschland begleiten.

BERNHARD VOGEL, Ministerpräsident von Thüringen (CDU), sieht das "Tal der Ahnungslosen" von Dresden nach Bonn verlagert. Viele Bundespolitiker seien weiterhin nicht informiert über die Situation in Ostdeutschland, meinte der Unionspolitiker in Suhl. So werde am Sitz von Bundesparlament und -regierung kaum eine thüringische oder sächsische Zeitung gelesen und kein Fernsehen aus dieser Region gesehen. Als "Tal der Ahnungslosen" wurde einst der Südosten der DDR bezeichnet, wo kein Westfernsehen empfangen werden konnte. (dpa)

Belgien billigt Euro-Vertrag

BRÜSSEL, 19. Juli (dpa/D). Mit großer Mehrheit hat die belgische Abgeordnetenkammer am Wochenende dem Vertrag von Maastricht für eine Europäische Union mit gemeinsamer Währung zugestimmt. Lediglich die Partei der flämischen Nationalisten (Volksunie), der rechtsextreme Flämische Block und die Grünen votierten mit zusammen 33 Stimmen gegenüber 146 Ja-Stimmen dagegen.

Die Annahme durch die Abgeordneten ist der erste und wichtigste Schritt im Ratifizierungsprozeß, der formell erst nach der Sommerpause abgeschlossen werden kann, weil noch die Zustimmung des Senats fehlt. Umstritten war in der Debatte vor allem das Wahlrecht, das nach dem Vertrag allen EG-Bürgern künftig bei Kommunal- und Europawahlen zustehen soll.

Fonds für Schwangere erhöht

BONN, 20. Juli (dpa). Der "Hilfsfonds für schwangere Frauen in Not" hat nach Angaben des Bundesfamilienministeriums von Oktober 1990 bis Mitte dieses Jahres rund 12 700 Frauen in den neuen Bundesländern unterstützt. Hilfen für die Baby-Erstaustattung wurden 9300 Frauen, Mittel zur kindgerechten Wohnraumsanierung durch Selbsthilfe wurden 3400 Frauen bewilligt, sagte Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch (CDU) in Bonn. Die insgesamt 33 000 gestellten Anträge entsprächen etwa 20 bis 25 Prozent aller Schwangeren oder jungen Mütter in Ostdeutschland.

Aufgrund der "Antragsflut" von bis zu 600 Anträgen pro Woche sei der Fonds in diesem Jahr auf 80 Millionen Mark verdoppelt worden. Ende 1992 laufe der Hilfsfonds aus, danach werde die Bundesstiftung "Mutter und Kind - Schutz des ungeborenen Lebens", ausgestattet mit einem Gesamtvolumen von 180 Millionen Mark, auch auf die neuen Länder ausgedehnt.

Rußland Gefängnis für Geschäftsleute

Weil er 70 Dollar auf dem Schwarzmarkt gekauft hatte, sitzt der russische Student Oleg Tritow seit drei Jahren im Gefängnis. Wie rund 100 000 andere Häftlinge in der ehemaligen Sowjetunion büßt er als "Wirtschaftskrimineller" noch immer für eine Straftat, die es nach dem wirtschaftspolitischen Wandel in der GUS nicht mehr geben dürfte. Für ihre Amnestierung setzt sich ein "Fonds für die Verteidigung von Geschäftsleuten" ein, der von Menschenrechtsorganisationen in Rußland gegründet wurde. Nach dessen Angaben gab es 1990 noch in der Ex-UdSSR 127 000 Häftlinge, die wegen "Wirtschaftsverbrechen" verurteilt worden waren. Inzwischen seien nur wenige auf freiem Fuß.

Von einer "absurden Situation" spricht Konstantin Borowoj, Präsident der Partei für wirtschaftliche Freiheit, die sich an dem Fonds beteiligt hat. So seien die insgesamt elf Gesetzesartikel über Wirtschaftskriminalität aus der Breschnew-Zeit immer noch in Kraft. Danach drohen in Rußland bei Handel mit ausländischen Währungen oder auf bei Devisenspekulationen drei bis 15 Jahren Haft. Seit Anfang des Jahres wurden laut Borowoj noch rund 1000 Geschäftsleute aufgrund der alten Bestimmungen angeklagt. Solche "Wirtschaftsverbrechen" sind jedoch durch den politischen und ökomischen Wandel im Land "de facto legalisiert". Der Fonds fordert daher eine Generalamnestie. Die russische Führung könne sich nicht auf der einen Seite für eine freie Marktwirtschaft aussprechen und andererseits Gesetze beibehalten, die vor dreißig Jahren erlassen worden seien.

"Heute ist in Rußland ein Geschäftsmann gezwungen, bei seiner Arbeit diese Gesetze zu brechen, und doch kann er von der Justiz verfolgt werden, wenn seine Aktivitäten auf Mißfallen stoßen", erklärt Borowoj weiter. Auf diese Weise wolle der Staat, in dem die alte kommunistische Nomenklatura ihre Macht erhalten habe, sein Monopol verteidigen.

Einen ersten Erfolg kann der Fonds bereits melden. Vor einem Jahr wurde die Todesstrafe für Wirtschaftsverbrechen abgeschafft. Rechtliche Hilfe für die einsitzenden "Wirtschaftskriminellen" soll nun aus dem Westen kommen. Der Beistandsfonds will die Akten von mehreren hundert Verurteilten an Fachleute in Europa und in den USA senden, die juristische Gutachten abgeben sollen. AFP

Listeriose-Tote in Frankreich

PARIS, 19. Juli (AFP). In Frankreich sind innerhalb von drei Monaten 29 Menschen an einer Listerien-Infektion gestorben. Wie das Gesundheitsministerium am Freitag in Paris mitteilte, wurden seit 18. April 121 Krankheitsfälle registriert, die zu 29 Todesfällen sowie sieben Fehlgeburten führten. Die Epidemie hat sich auf 53 der 98 Departements ausgeweitet. Ihre Ursachen sind trotz eingehender Nachforschungen bislang ungeklärt.

Die verhältnismäßig seltene Listeriose, die durch verseuchte Lebensmittel verursacht werden kann, gefährdet vor allem Personen mit geschwächtem Immunsystem, alte Leute und Neugeborene. Ein hohes Risiko besteht auch für Schwangere. Das französische Gesundheitsministerium appellierte an Ärzte und Bevölkerung, bei ersten Fiebersymptomen sofort zu reagieren und Nahrungsmittel tierischen Ursprungs sorgfältig zu kochen."Pflegeversicherung muß bald eingeführt werden"

FRANKFURT A. M. Der hessische Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner Deutschlands (VdK) hat die baldige Einführung der Pflegeversicherung gefordert und sich gegen unbezahlte Karenztage ausgesprochen. 1996 sei viel zu spät, so der Vorsitzende des Landesverbandes, Wilhelm Kremer, in Frankfurt.

Schon heute nehme die Familienpflege ab, und die Sätze der Pflegeeinrichtungen von 3000 bis 4000 Mark bedeuteten für viele den Verlust der wirtschaftlichen Eigenständigkeit. Als einen "untauglichen Beitrag zum Bonner Sommertheater" bezeichnete Kremer die "Schnapsidee", die Pflegeversicherung mit der Wiedereinführung der Karenztage zu finanzieren. Die Bundesregierung übersehe offenbar, daß der soziale Frieden in Deutschland allmählich auf der Kippe stehe. lhe

Erste Treuhand-Filiale schließt Firmenverkauf ab

SCHWERIN (rtr). Die erste der 15 Niederlassungen der Treuhandanstalt ist "ausverkauft". Rund 22 Monate nach Arbeitsbeginn im Oktober 1990 privatisierte die Schweriner Niederlassung jetzt die letzten beiden ihrer einst 343 Firmen. Treuhand-Präsidentin Birgit Breuel spricht von einem "großen Tag" für die Privatisierungsbehörde. Damit sei die erste Arbeitsphase beendet. Es blieben aber noch viele Aufgaben. Dazu zählt Frau Breuel Verkäufe aus liquidierten Firmen oder den Verkauf und die Verpachtung von Äckern und Forsten. Auch müsse die Einhaltung der mit den Investoren geschlossenen Verträge überwacht werden.

Bis zum Jahresende würden voraussichtlich fünf weitere Niederlassungen, darunter die in Neubrandenburg, Halle, Rostock und Cottbus ihr operatives Geschäft beenden, kündigt die Treuhand- Chefin an. Die Niederlassungen würden dann als Geschäftsstellen weitergeführt. Die Abwicklung liquidierter Firmen, das Vertrags-Controlling und die Verwertung der Immobilien nähmen noch mehrere Jahre in Anspruch. Da auch die Treuhand-Zentrale bis Ende 1993 die meisten ihrer Firmen veräußert haben will, wolle man das Personal bis Anfang 1994 um 1500 auf rund 2500 reduzieren.

Von den einst 343 Firmen und Betriebsteilen wurden laut Niederlassungsleiter Karl-Heinz Rüsberg 70 liquidiert, 14 an frühere Eigentümer und einige an die Kommunen zurückgegeben. Der Rest sei privatisiert. Damit seien 21 700 Arbeitsplätze gesichert und Investitionen von 1,3 Milliarden Mark vereinbart worden. Aus dem Verkauf von Firmen und Grundstükken habe die Niederlassung 406 Millionen erlöst. Mit 72 Prozent sei das Gros der Firmen an Ostdeutsche vergeben worden. Westdeutsche hätten in 26 Prozent der Fälle den Zuschlag erhalten, Ausländer in zwei Prozent.

IBM will noch mehr Stellen abbauen

NEW YORK (rtr). Der Computer-Gigant IBM will im laufenden Jahr trotz steigender Gewinne mehr als die zunächst genannten 20 000 Stellen abbauen. "Wir erwarten, über das (ursprüngliche) Ziel hinauszugehen", sagte ein IBM-Sprecher in New York. Genaue Zahlen könne er nicht nennen. Zuvor hatte IBM eine Verfünffachung des Reingewinns im zweiten Quartal auf 714 Millionen Dollar bekanntgegeben. In den Sparten Dienstleistungen und Software habe es die größten Zuwachsraten gegeben, hieß es.

Trotz schwieriger Weltkonjunktur und hohem Konkurrenzdruck bei den Preisen habe IBM in allen Regionen Zuwächse verzeichnet, sagte IBM-Chef John Akers. Die Quartalseinnahmen stiegen seinen Angaben zufolge auf gut 16 Milliarden Dollar. Dabei schnellten die Einnahmen im Dienstleistungssektor um fast die Hälfte auf 1,9 Milliarden Dollar und im Software-Geschäft um ein Achtel auf 2,7 Milliarden Dollar hoch.

Im Halbjahr ergab sich damit ein Reingewinn von 1,3 Milliarden Dollar, nachdem in der Vergleichsperiode des Vorjahres noch 1,6 Milliarden Dollar Verlust gemacht worden waren. Der Umsatz stieg im ersten Semester um 6,7 Prozent auf 30,3 Milliarden Dollar.

Nach den letzten Veränderungen und durch die Streichung von vier Handballern hat sich die Zahl der deutschen Olympiateilnehmer in Barcelona mittlerweile von 493 auf 489 Sportler dezimiert. Neben den US- Amerikanern (591) stellt damit auch die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (498) eine größere Athletenzahl. Die meisten der 489 deutschen Olympiateilnehmer sind Leichtathleten (84), das zweitgrößte Kontingent stellen die Ruderer (60). Es folgen Schwimmen (34), Handball, Hockey und Kanu (je 32), Schießen (24) und Fechten (20). Über zehn Athleten und Athletinnen stellen auch Radsportler (19), Segler (18), Ringer (17), Reiter (14), Turner (14), Judoka (13), Wasserballer (13), Boxer (12), Basketballer (12). Über die kleinsten Teams im katalanischen Barcelona verfügen Gewichtheben (10), Wasserspringen (7), Tennis (6), Tischtennis (5), Badminton (4), Moderner Fünfkampf (4), Synchronschwimmen (2) und Rhythmische Sportgymnastik (1). Enthalten sind in diesen Zahlen auch die jeweiligen Ersatzleute in den Sportarten Rudern (8), Segeln (3) und Kanu- Rennsport (3).

Tja, der Poet und seine Biermösl Blos'n

Wenn schon so viele Fragen, wie am Schluß der Glosse von Peter Henkel in seinem "Brief aus Stuttgart", (FR vom 11. 7. 1992) dann dazu auch eine passende Antwort von mir. Vorneweg - so ändern sich die Zeiten:

Vor knapp anderthalb Jahrzehnten schrieb mann noch vom "Schaffen beim Daimler", heute Gourmet-Journaille vom Rübenpreis aus Stuttgart . . . Schwäbisch gefragt: War es wenigstens ein "Sau-Rübenpreis" oder bloß eine ganz gemeine Rübenauszeichnung?

Tja, der Polt und seine Biermösl Blos'n - nicht schlecht, aber ein Preisträger in der Preisklasse mußte es ja wohl auch sein. Allein des Fressens und Saufens wegen wären vermutlich nicht so viele (Journalisten) gekommen.

Hätte nämlich der Meisterkoch, z. B. dem Schriftsteller Hellmut G. Haasis für dessen urschwäbischen Roman, "Em Chrisdian sei Leich" den Rübenpreis verliehen, dann hätte es bei der Präsentation vielleicht nicht so viel zu lachen gegeben wie beim Polt - und einigen Schickimickis, soweit des Schwäbischen mächtig, wären Gänseleber oder Ochsenzunge im Hals steckengeblieben (falls so etwas möglich ist).

Lieber, ansonsten geschätzter Peter Henkel, ich antworte folgendermaßen: Ihr Hingehen zu dem "Schlemmeressen" das Schreiben darüber (ohne Preisgabe des Lokalnamens) und die "Verunsicherung" was denn nun schreiben und überhaupt, hat sich dann gelohnt und läßt sich rechtfertigen wenn Sie es schaffen, daß sich beim nächsten Rübenpreis mal ein Preisträger vom Schlage des bereits erwähnten Hellmut G. Haasis durchsetzt. Der dann dem Stuttgarter Meisterkoch und seinen Honoratioren-Schwaben den ungeschminkten Schwabenspiegel vorhält.

Und dann darüber berichten - des währ ah Gaude! Gell?

Manfred Dombrowski, Bad Schwalbach

Ohne Chance

Die Bundesregierung scheint sich nicht darüber im klaren zu sein, was eine Abschaffung der überbetrieblichen Ausbildung von benachteiligten Jugendlichen tatsächlich bedeutet (FR vom 10. 7. 1992 "Bundesanstalt für Arbeit braucht Geld"). Damit beraubt man die betroffenen Jugendlichen der einzigen Chance, die viele von ihnen überhaupt haben.

Dabei haben sie häufig schon jahrelang unter Arbeitslosigkeit gelitten - unter der ihrer Eltern nämlich.

Wenn die Gesellschaft sie jetzt wieder ohrfeigt, statt ihnen helfend die Hand entgegenzustrecken, wird sie früher oder später dafür zahlen müssen. Und das wird vermutlich teurer werden, als wenn man ihnen zur rechten Zeit eine Ausbildung finanziert hätte.

Wolfgang Lütjens, Hamburg

Zwei Schlüsselfiguren wanken in Nicaragua Ein Bestechungsskandal und ein mysteriöser Todesfall Von Rita Neubauer (Mexiko-Stadt)

Als vor zwei Jahren Nicaraguas Präsidentin Violeta Chamorro den früheren sandinistischen Verteidigungsminister, Humberto Ortega, als Heereschef im Amt behielt, aktivierte sie eine Zeitbombe. Sie entschied sich damit zwar für Realpolitik, brachte aber gleichzeitig die Parteienkoalition UNO, mit deren Hilfe sie die Sandinisten besiegt hatte, gegen sich auf. Denn ihre einstigen politischen Alliierten lassen seitdem nichts unversucht, Ortega aus dem Amt zu hebeln.

Damit könnten sie nun zum ersten Mal Erfolg haben. Denn die Chamorro-Regierung wird inzwischen nicht nur zu Hause wegen ihrer Allianz mit den Sandinisten in die Zange genommen. Das samstägliche Gekungel von Ortega und Chamorros Präsidialminister und Schwiegersohn, Antonio Lacayo, stört sogar die Geister in Washington.

So benutzen die USA ihre Wiederaufbauhilfe, um einen Keil zwischen die linksgerichteten Sandinisten und die konservative Regierung zu treiben. Sie froren ganz unverhohlen 116 Millionen Dollar ein. Das Argument: Eigentum von US-Bürgern in Nicaragua, das die ehemalige sandinistische Regierung enteignete, müsse erst zurückgegeben werden. Als sich die Regierung diesem Diktat beugte, wurden Personalveränderungen in Armee und Polizei gefordert. Humberto Ortega, der Bruder von Ex-Präsident Daniel Ortega, und Polizeichef René Vivas führen die "schwarze Liste" an.

In die Defensive geriet Doña Violeta auch, als im Juni Gerüchte über angebliche Schmiergeldzahlungen in Höhe von 400 000 Dollar aus ausländischen Geldmitteln auftauchten. Diese Summe soll der ehemalige Vize von Lacayo, Antonio Ibarra, an sieben Abgeordnete gezahlt haben, damit diese gegen ein Dekret stimmten, das das sogenannte "pinata- Gesetz" kippen sollte. Damit hatten sich die scheidenden Sandinisten Häuser, Land und ganze Fuhrparks gesichert. Dieses Dekret, von Chamorros Gegner, dem Präsidenten der Nationalversammlung, Alfredo César, vorangetrieben, schmetterte Chamorro dann in der Tat mit Hilfe einiger "abtrünniger" UNO-Mitglieder ab.

Nun hat sich neuer Zündstoff gefunden. Die Geschichte begann vor zwei Jahren. Damals kam auf mysteriöse Weise ein junger Nicaraguaner, Jean Paul Genie, ums Leben. Er hatte nächtens angeblich eine Wagenkolonne von Humberto Ortega überholen wollen. Sein Wagen wurde später wiedergefunden - von 51 Schüssen getroffen und durchsiebt. Der Verdacht fiel sofort auf die Leibgarde von Ortega, die in offenen Jeeps durch die Stadt zu kurven pflegt.

Die Untersuchung des Vorfalls wurde zunächst einmal über Monate verschleppt. Erst das Beharren der Familie des Opfers und "ausländischer Interessen" (damit werden in Nicaragua meist diejenigen der US-Botschaft umschrieben) führte dazu, daß nun doch ein militärisches Gerichtsverfahren gegen Ortega und seine Leibwächter angeordnet wurde.

Auch wenn die Regierung jede offizielle Stellungnahme vermied, so forderte die Tageszeitung La Prensa, die unter anderem Chamorro-Tochter Cristiana, die Ehefrau von Antonio Lacayo, herausgibt, den Rücktritt des Verteididungsministers. Diese Forderung hat es in sich; denn Ortega galt bislang als Garant für eine gewisse Stabilität in Nicaragua. Ganz zum Ärger der UNO, die vielmehr der Regierung vorwirft, Gefangener der in den Wahlen unterlegenen Sandinisten zu sein.

Mit der Möglichkeit, daß Ortega vor ein Militärgericht gestellt wird, und Lacayo durch die Vorwürfe gegen seinen Vize weiter in Bedrängnis gerät, stecken genau die beiden Männer in der Bredouille, auf deren Unterstützung die politisch reichlich unbedarfte Staatschefin am meisten angewiesen ist. Sie hat immerhin mit Hilfe von Ortega problemlos die Armee halbieren können, und Lacayo schaffte es, die Währung zu stabilisieren und die Inflation zu drükken.

Der Unternehmer, der auch unter den Sandinisten im Geschäft geblieben war, während viele seiner Kollegen ins Exil gingen, gilt als der eigentliche Herrscher im Präsidentenpalast. Lacayo wählte das Kabinett aus, manövrierte den reaktionären Vize-Präsidenten Virgilio Godoy ins Abseits und überzeugte seine Schwiegermutter von der Notwendigkeit, Ortega im Amt zu halten. Kritik an seiner Allianz mit den Sandinisten weist er mit einem starken Argument zurück: "Zumindest bringen wir uns nicht mehr gegenseitig um."

Was würden sie tun?

Früher habe ich mir nach dem Lesen von Berichten über Mord und Totschlag eine Menge Gedanken über die Täter und deren Motive oder Beweggründe für ihre Taten gemacht. Seit dem Bericht über die bestialische Ermordung des Angolaners Amadeo Antonio durch eine Bande von Skinheads, seit ich über die ausgesprochen miese Art und Weise der Prozeßführung gelesen habe, und darüber wie die Lebenspartnerin und das Kind des Opfers auch nach deren Tod noch schikaniert werden (Hakenkreuze auf dem Kinderwagen usw.), wollen mir die Gedanken an das Opfer, die Frau und das Kind nicht mehr aus dem Kopf (FR vom 10. 7. 1992 "Die Polizei hielt den Sicherheitsabstand - zum Tod").

Ich bin selbst mit einem Afrikaner verheiratet und habe zwei Kinder, die nur ein paar Monate älter sind, als der kleine Amadeo. Wenn mein Mann später als erwartet nach Hause kommt, bekomme ich Angst.

An dieser Stelle möchte ich all die vielen Leute fragen, die ihre Begeisterung und ihr Entzücken lautstark kundtun, wenn sie meine "zwei süßen Lockenköpfchen" bewundern:

Was würden sie tun, um zu verhindern, daß ein Neonazi Hakenkreuze auf unseren Kinderwagen malt?

Was würden sie tun, wenn sie sehen würden, wie mein Mann tätlich angegriffen würde, nur weil er sich erlaubt, mit seinem schwarzen Gesicht auf der Straße herumzulaufen?

Yvonne Färber, Bad Homburg

Am 14. Juli zog Hitler mit seinem Hauptquartier nach Ostpreußen in die Anlage "Wolfschanze" bei Rastenburg. Am selben Tag wurden Fromm (General Friedrich Fromm verhaftete die Verschwörer nach dem Attentat; d. Red.) und (Claus Schenk Graf von) Stauffenberg für den 15. dorthin bestellt. Fromm, Stauffenberg und Klausing flogen kurz nach 7 Uhr von Berlin ab und trafen etwa um halb zehn auf dem Flugplatz südlich der "Wolfschanze" ein, fuhren mit einem Auto des Hauptquartiers ins Kasino "Kurhaus" im Sperrkreis II und frühstückten mit dem Hauptquartier-Kommandanten und drei Offizieren seines Stabes, Stauffenberg telephonierte von hier aus mit Stieff (General Helmuth Stieff wurde nach dem Attentat als Verschwörer hingerichtet; d. Red.) und Fellgiebel (General Erich Fellgiebel, ebenfalls als Verschwörer hingerichtet; d. Red.). Gegen 11 Uhr ließen sich Fromm, Stauffenberg und Klausing in den Ostteil des Sperrkreises I zu Keitel (Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Vertrauter Hitlers; d. Red.) fahren. (. . .)

Der Bunker, die "Lagebaracke" und eine Baracke für Hitlers Leibwache lagen seit März 1944 in einem besonderen Sperrbezirk im inneren Sperrkreis I. Besucher, die nicht von autorisierten Bewohnern des Sperrkeises I begleitet waren, brauchten einen Sonderausweis für den "Führersperrkreis".

Die Abläufe des 6., 11. und 15. Juli und das Attentat vom 20. Juli waren darauf aufgebaut, daß Stauffenberg keine sofort wirkende Zündung verwenden konnte, weil er den Anschlag überleben mußte, falls die Erhebung gelingen sollte. Beck (General Ludwig Beck, nach dem Attentat erschossen; d. Red.) befahl nach dem Bericht eines nah Beteiligten Stauffenberg geradezu, das Attentat zu unterlassen, wenn er es nicht überleben könne, weil nur er den Staatsstreich durchzuführen hoffen konnte. Die objektiven Umstände der Vorgänge des 15. und 20. Juli in Berlin zeigten, daß die Auffassung, nur Stauffenberg könne in Berlin für den Erfolg sorgen, richtig war. Olbricht (General Friedrich Olbricht, nach dem Attentat standrechtlich erschossen; d. Red.) fehlte revolutionäre Tatkraft, Mertz' Stellung und Autorität reichten nicht aus, vom Befehlshaber des Ersatzheeres konnte man allenfalls Gewährenlassen erwarten. Verweigerte er auch das, so mußte er verhaftet werden. Stauffenberg durchschaute die Befangenheiten und Grenzen der Menschen, die sich im Widerstand trafen, auch die Becks, Olbrichts und der übrigen, noch weniger tatkräftigen Generäle. Ganz anderes Vertrauen setzte er in Julius Leber, er schien ihn als seinen eigentlichen Gefährten in der Lenkung des Reichs nach der Erhebung anzusehen. (. . .)

Die Besprechungen am 15. Juli galten insbesondere der Aufstellung von fünfzehn "Sperrdivisionen" für die Ostfront durch das Ersatzheer, die von der SS ausgebildet werden sollten. Der stenographische Dienst im "Führerhauptquartier" unterschied in einer Aufzeichnung vom 22. Juli drei Besprechungen des 15. Juli, an denen Stauffenberg mit Fromm teilnahm: die Lagebesprechung von 13.10 bis 13.40 Uhr, eine "Sonderbesprechung" über Stellungsbau und Auffangorganisationen von 13.40 bis 14.20 Uhr und eine "Sonderbesprechung" von 14.20 bis 14.25 Uhr.

Wenn Stauffenberg nicht wußte, von welchem Zeitpunkt an Hitler im Besprechungsraum war, konnte er den Zeitzünder seiner Sprengladung nicht vor Beginn der Besprechung in Gang setzen. Wenn er selbst vortragen mußte, brauchte er eine Aktentasche mit seinen Unterlagen, die nicht gut mit dem Sprengstoff zusammengepackt werden konnten. Berthold Graf Stauffenberg berichtet, sein Bruder habe ihm am 19. Juli die Aktentasche mit dem Sprengstoff gezeigt, auf dem ein Hemd lag. Beim Vorlegen von Unterlagen in einer Besprechung konnte sich Stauffenberg wahrscheinlich angesichts seiner insgesamt drei Finger fremder Hilfe nicht erwehren. Es hat also vermutlich zwei Aktentaschen gegeben.

Auch wenn außer dem Sprengstoff und dem Hemd noch Akten in der Tasche Platz hatten, konnte Stauffenberg nicht daran denken, die chemische Zündung in der Besprechung in Gang zu setzen, indem er mit seinen drei Fingern unter dem Tisch in die Aktentasche griff. Der Zünder mußte also vorher in Gang gesetzt werden oder Stauffenberg mußte unter einem Vorwand mit seiner Aktentasche hinausgehen, einen Raum finden, in dem er allein sein konnte, um die Zündung zu betätigen, oder er brauchte einen Gehilfen, der das tat und mit ihm dann die Taschen tauschte - vielleicht war dies die geplante Rolle Stieffs, die in den Quellen so geisterhaft wirkt. Klausing hatte keinen Zutritt zum "Führersperrkreis", er wartete mit dem Auto für die auf das Attentat folgende Fahrt zum Flugplatz.

Wenn der Ablauf der drei Besprechungen berechenbar war, hätte die Übergabe der Aktentasche mit dem Sprengstoff und in Gang gestetzen Zünder durch einen Gehilfen, Stieff, für eine Pause geplant sein können. Bei Verwendung eines Zünders für zehn Minuten Verzögerung, wäre es zu unsicher gewesen, ob Hitler innerhalb viereinhalb Minuten, der geringsten berechenbaren Verzögerung wieder oder noch in der Besprechung gewesen wäre und ob Stieff Zeit zum Ingangsetzen des Zünders gehabt hätte; bei Verwendung eines Zünders für dreißig Minuten Verzögerung wäre die Gefahr zu groß gewesen, daß die Besprechung nicht lange genug dauerte oder inzwischen jemand die stehengebliebene Aktentasche bemerkte und wegbrachte. Stauffenberg zog aus diesen Umständen die Lehre für das nächste Mal: Er mußte seinen Abgang zur Lagebesprechung verzögern, bis er wußte, daß Hitler dort war, den Zünder in Gang setzen und dann mit der Aktentasche voll Sprengstoff in die Lagebesprechung gehen.

In Berlin ordnete Mertz fast im selben Augenblick, als Stauffenberg zur "Wolfschanze" abflog, wenigstens fünf Stunden vor dem möglichen Attentattermin, "Walküre" Marschbereitschaft für die Heeresschulen an. Stauffenberg war also entschlossen, am 15. Juli das Attentat mit oder ohne Anwesenheit Görings und Himmlers auszuführen. Während er aber zum "Führerhauptquartier" unterwegs war, ließen ihn die mitverschworenen Generale darüber im unklaren, daß sie ihn das Attentat nicht ausführen lassen wollten, wenn Himmler fehlte. (. . .)

Wegen der höchstens Stunden vor der Lagebesprechung an Stauffenberg ergangenen Anweisung, auf keinen Fall ohne Himmlers gleichzeitige Anwesenheit zu zünden, mußte Stauffenberg alles vorher Geplante zunächst umstoßen. Der 15. Juli war aber kein unverbindliches Experiment, sondern der Tag, an dem Stauffenberg und Mertz mit dem Attentat und der Erhebung rechneten. Stauffenberg mußte wissen, daß die Panzertruppen bei Berlin mehrere Stunden vor dem voraussichtlichen Termin des Attentats alarmiert waren. Die Krampnitzer Panzerlehrtruppen sollten überdies innerhalb der nächsten fünf Tage nach Ostpreußen abtransportiert werden. Nun hinderten ihn Stieff, Fellgiebel und Wagner am Attentat. Er fühlte sich verraten.

Stauffenberg telefonierte während der n Besprechungen zweimal mit der Bendlerstraße (Berliner Sitz der Verschwörer; d. Red.), um sich Handlungsfreiheit zu sichern auch bei Himmlers Abwesenheit. Die bekam er nicht. Als er sie sich im Einvernehmen mit Mertz nahm, da waren die Besprechungen zu Ende. Hitler war weggegangen. (. . .)

Am nächsten Morgen - Sonntag, dem 16. Juli - mußte Siebeck nach dem Frühstück zum Zug, Mertz zum Amt. Ehe Siebeck nach Hirschberg zurückfuhr, begleitete er Mertz zu Stauffenberg, der sofort auf ihn zeigte und fragte: "Wer ist das?" Mertz verbürgte sich für Siebeck. Stauffenberg sprach vom Mißlingen am Samstag wegen Himmlers Fehlen. Er war sich einig mit Mertz, daß er bei der nächsten Gelegenheit darauf keine Rücksicht nehmen werde; das bedeutete, daß er und Mertz entschlossen waren, auch ohne Zustimmung ihrer Mitverschworenen zu handeln. (. . .)

Zum Abendessen war Stauffenberg bei Mertz im Harnackhaus. Frau von Mertz, die Stauffenberg zum ersten Mal sah, fand in ihm einen ganz ungewöhnlichen Menschen: "Umfassendes Wissen, lebhafter Geist, große Klugheit, Charme, dominierend in allem, aber in keiner guten Nervenverfassung. So hatten seine Züge nicht das Zusammengefaßte, das Zielbewußtheit und Sicherheit Ausstrahlende, das ihm sonst sicher eigen war. Keine politischen Gespräche den ganzen Abend, wohltuend, wenn auch kaum zu glauben." Frau von Mertz bemerkte auch die unbedingte Gegenseitigkeit der Bindung unter Soldaten, die dem Nichtsoldaten so scharf bewußt macht, daß er nicht dazugehört.

Stauffenbergs Anspannung - "Nerven" - sahen auch andere. Rudolf Fahrner, der nie Negatives über Stauffenberg sagte, ließ doch einmal erkennen, daß er Ende Juni Stauffenbergs Ermüdung und Überspannung bemerkte: Stauffenberg habe viel von seiner Dynamik vom Oktober 1943 eingebüßt. Damals habe er "noch" einen Schwung gehabt: Im Oktober 1943 war Stauffenberg "noch so frisch und frei von den vielen Verbindungen, da hatte er einen tollen Zug", wenn da das Attentat gelungen wäre, hätte er "sicher einen tollen Erfolg gehabt".

Am selben Abend des 16. Juli kamen bei Stauffenberg in Wannsee Berthold Graf Stauffenberg, Fritz-Dietlof Graf Schulenberg, Trott, Hofacker, Mertz, Schwerin und Hansen zusammen. Sie sprachen über die Lösung, der bei den bisherigen Attentatanläufen aufgetretenen Schwierigkeiten und über die Frage, ob der Staatsstreich mit der Öffnung der Westfront ("Westlösung") begonnen werden könnte. Die Suche nach einer Alternative zum Attentat lag nahe nach den bisherigen Fehlschlägen und Enttäuschungen. Doch schien die "Westlösung" nicht ratsam, weil zu erwarten war, daß Hitler ohne Zögern SS und Heerestruppen gegen die eigene Westfront einsetzen würde. (. . .)

Am 17. Juli wurde Rommel durch einen feindlichen Fliegerangriff auf sein Auto schwer verletzt. Am selben Tag wurde im Reichssicherheitshauptamt die Verhaftung Goerdelers beschlossen. Am 18. Juli erschien Goerdeler in Berlin und erfuhr von seiner bevorstehenden Verhaftung. Gleichwohl schlug er Stauffenberg vor, er wolle mit Beck zu Kluge fliegen, um die "Westlösung" zu veranlassen, worauf Stauffenberg nicht einging. Im Laufe des 18. Juli ergab sich, daß Stauffenbeg am 20. wieder in die "Wolfschanze" sollte, um Hitler vorzutragen. Am selben Tag erfuhr Stauffenberg durch Kranzfelder von dem in Berlin umlaufenden Gerücht, das "Führerhauptquartier" werde demnächst "in die Luft gesprengt". Er sagte Kranzfelders Aussage zufolge: "Da gibt es keine andere Wahl mehr. Der Rubikon ist überschritten."

Während Stauffenberg am Nachmittag des 19. Juli zwei Stunden lang eine Besprechung mit etwa dreißig Offizieren seiner Dienststelle abhielt, benachrichtigten die Verschwörer, wie schon am 14. Juli, Generalfeldmarschall von Witzleben, Generaloberst Hoepner, Generalleutnant von Hase, die zuverlässigen Offiziere des Grenadier-Ersatz-Bataillon 9 in Potsdam und Major von Leonrod in der Panzertruppenschule in Krampnitz mit möglichst unverfänglichen Stichworten, daß der kommende Tag entscheidend sein werde. Hase und Olbricht besprachen noch einmal die vorgesehenen Maßnahmen.

Stauffenbergs Fahrer Schweizer mußte bei Oberstleutnant Fritz von der Lancken in Potsdam eine Aktentasche abholen, in die Tristanstraße 8 in Wannsee bringen und für den nächsten Morgen bereithalten. Sie enthielt zwei verschnürte Pakete, wie sich Schweizer erinnerte. Es war die Tasche mit dem Spengstoff, die Lancken zwischen den Attentatanläufen verwahrte. (. . .)

Stauffenbergs Frau Nina war am 18. Juli mit den Kindern nach Lautlingen gefahren. Er hatte sie am 16. gebeten, nicht zu fahren, aber sie hatte die Fahrkarten schon, und er konnte ihr den Grund seiner Bitte nicht sagen. Er wollte sie am Abend vor dem Tag des Attentats, der nur zu wahrscheinlich sein letzter Lebenstag sein würde, noch sprechen. Als er am 19. abends versuchte, sie in Lautlingen zu erreichen, waren wegen einiger in Ebingen gefallener Bomben die Leitungen dort gesperrt. Am 20. Juli gegen 7 Uhr fuhr Schweizer die beiden Stauffenbergs zum Flugplatz Rangsdorf. Haeften wartete schon auf dem Flugplatz, Stieff flog mit. Haeften (Hans Bernd von Haeften, als Mitverschwörer nach dem Attentat hingerichtet; d. Red.) befahl Schweizer, sich in der Kleiderkammer in Spandau eine neue Uniform zu holen. Die Kuriermaschine flog wegen Nebel erst etwa um 8 Uhr ab und landete um 10.15 Uhr in Rastenburg.

Wie am 15. Juli wurde Stauffenberg mit einem Auto der Hauptquartierkommandantur abgeholt und zum Kasino des Kommandanten im Sperrkreis II gebracht. Stieff ließ sich nach "Mauerwald" fahren, Haeften fuhr mit. Stauffenberg frühstückte mit Angehörigen des Stabes des Kommandanten, darunter dessen Adjutant, Rittmeister von Möllendorf. Gegen 11 Uhr ließ er sich in den Sperrkreis I zu General Buhle fahren, dem Chef des Heeresstabes beim OKW, seinem früheren Vorgesetzten aus der Organisationsabteilung, und besprach mit ihm und Generalleutnant von Thadden, dem Chef des Generalstabes beim Kommandierenden General des Stellvertretenden Generalkommandos 1 (Wehrkreis 1, Königsberg) die Aufstellung der "Sperrdivisionen". Bis dahin trug ein begleitender Ordonanzoffizier vom Stab des Kommandanten die Aktentasche Stauffenbergs, Haeften hatte die mit dem Sprengstoff. Etwa um 11.30 Uhr gingen Stauffenberg, Buhle, Thadden, Oberstleutnant i. G. Lechler, der für Organisation zuständige Mitarbeiter Buhles, und der inzwischen wieder zu Stauffenberg gestoßene Haeften in Keitels Amtsbaracke zu einer weiteren Vorbesprechung. (. . .)

Gegen 12 Uhr rief Hitlers Diener Linge an und erinnerte Keitel, daß die "Morgenlage" um 12.30 Uhr beginne: sie war vorverlegt worden, weil Mussolini mit seinem Sonderzug zur "Wolfsschanze" unterwegs war und am frühen Nachmittag erwartet wurde. Etwa um 12.25 Uhr wurde Keitel gemeldet, Generalleutnant Heusinger, der Chef der Operationsplanabteilung des Generalstabes des Heeres, sei mit dem Triebwagen von "Mauerwald" angekommen; Keitel wurde unruhig und drängte zur Eile. Nun mußte Stauffenberg, nach den Erfahrungen des 15. Juli, ruhig bleiben und womöglich warten, bis es nicht mehr ging oder bis er wußte, daß Hitler in der "Lagebaracke" sei.

Noch ehe die Besprechung ganz zu Ende war, fragte Stauffenberg John, wo er das Hemd wechseln und sich frisch machen könne; das Wechseln des Hemdes motivierte die Zuziehung Haeftens, mit dem Stauffenberg in einen Aufenthaltsraum nahe dem Barackenausgang ging, wo sich beide mit den Aktentaschen und deren Inhalt beschäftigten - das Hemd war da und konnte als Alibi dienen.

Johns Ordonnanz Oberfeldwebel Vogel folgte seinem Vorgesetzten vor die Baracke und bemerkte beim Vorbeigehen, wie Stauffenberg und Haeften im Aufenthaltsraum an einemn Gegenstand hantierten. Keitel, Buhle, John sowie Lechler und Thadden, die nicht zur "Lage" gingen, warteten vor dem Eingang des Gebäudes auf Stauffenberg.

Da rief Fellgiebel in Keitels Baracke an und wollte Stauffenberg sprechen. John nahm das Gespräch an und schickte Oberfeldwebel Vogel zu Stauffenberg mit der Mitteilung, Fellgiebel habe angerufen, und der Aufforderung, Stauffenberg möge sich beeilen für den Gang zur Lagerbaracke. Vogel ging zum Aufenthaltsraum, öffnete die Tür und stieß damit an Stauffenbergs Rücken. Er sah, wie sich Stauffenberg und Haeften hastig mit einem Gegenstand beschäftigten, er entledigte sich seines Auftrages, Stauffenberg antwortete erregt und abrupt, er komme sofort.

Zur selben Zeit rief John vom Ausgang: "Stauffenberg, so kommen Sie doch!" Vogel blieb noch einige Sekunden an der Tür zum Aufenthaltsraum stehen und sah hinein, tat ein paar Schritte in Richtung seines Dienstzimmers, da stürzte Stauffenberg aus dem Zimmer und aus der Baracke. Vogel hatte nicht bemerkt, was Stauffenberg mit Haeften tat, aber Stauffenberg konnte dies nicht wissen.

Vor der Baracke blickten sich John und Stauffenberg wütend an. John wollte Stauffenbergs Aktentasche nehmen, hatte schon die Hand am Griff, Stauffenberg entriß sie ihm. Vogel staunte über die Energie des Schwerversehrten.

Stauffenberg und Haeften hatten zwei Packungen von je 975 Gramm Plastiksprengstoff deutscher Herstellung mit je zwei englischen Übertragungsladungen. In einer Packung enthielt jede Übertragungsladung einen englischen Zünder für nominell 30 Minuten Zündverzögerung, in der anderen war nur ein Zünder für dieselbe Verzögerungszeit.

Stauffenberg mußte darauf ausgehen, alle in der Lagebesprechung Anwesenden zu töten, da er nicht wissen konnte, wie weit Hitler im Augenblick der Explosion von der im Besprechungsraum zurückgelassenen Aktentasche entfernt sein würde. Die Quellen belegen diese Absicht auch unabhängig von der Logik der Umstände. Nach dem Urteil der Fachleute hätten die beiden Packungen zur Tötung aller in der Lagebesprechung Anwesenden genügt. Stauffenberg ging aber nur mit einer der beiden Packungen in der Aktentasche zur Lagebesprechung, die andere ließ er bei Haeften zurück. Die Nichtverwendung dieser Hälfte des mitgebrachten Sprengstoffs ist als Fehler in der Ausführung des Planes anzusehen, der der Störung durch Vogel und der dadurch erhöhten Entdeckungsgefahr und Nervenbelastung zuzuschreiben ist.

Der Vortrag der Lage an der Ostfront durch General Heusinger war im Gang, Göring und Himmler waren nicht gekommen. Hitler und General Warlimont drehten sich bei Stauffenbergs Eintritt um und sahen ihn an. (. . .)

Keitel meldete Hitler Oberst Graf Stauffenberg, der über die Neuaufstellungen vortragen werde. Hitler gab Stauffenberg die Hand. John bat einen Teilnehmer, Stauffenberg seinen Platz am Kartentisch zu überlassen, so daß nur noch der vortragende Heusinger zwischen Hitler und Stauffenberg stand, und stellte Stauffenbergs Tasche vor diesen hin.

Stauffenberg schob sie so weit wie möglich in die Nähe Hitlers, doch trennte schließlich der massive rechte, quer zur Länge der Tischplatte und dem ganzen Tisch verlaufende Sockel die Tasche von diesem. Stauffenberg murmelte etwas, gab John ein Zeichen und verließ mit ihm den Raum. Draußen bat er John um eine Telefonverbindung zu General Fellgiebel. John gab dem Telefonisten den Auftrag, Stauffenberg nahm den Hörer, John ging ins Lagezimmer zurück, Stauffenberg legte den Hörer hin und ging weg.

Koppel und Mütze ließ er zurück, ging zum Adjutanturgebäude (813 auf der Karte), wo er Fellgiebel und Haeften fand. Er trat sogleich mit Fellgiebel vor die Barakke, und während er mit ihm sprach, erfolgte in der Lagebaracke eine Detonation.

Es war zwischen 12.40 und 12.50 Uhr. Fellgiebel sagte später aus, er und Stauffenberg hätten gesehen, wie ein unter dem Umhang des "Führers" liegender Verletzter herausgetragen wurde, und hätten daraus geschlossen, daß Hitler tot sei. Stauffenberg war davon überzeugt; denn fünfeinhalb Stunden später, als er in sein Zimmer in der Bendlerstraße trat, sagte er, Hitler sei tot, er habe gesehen, wie man ihn hinausgetragen habe.

Auf die Detonation hin entfernten sich

Container-Fahrzeug hat sich bereits bewährt

SELIGENSTADT. Ein Fahrzeug für Kleincontainer, das die Stadt kürzlich für den Einsatz auf den Friedhöfen kaufte, hat sich bereits bewährt. Das berichtet Erster Stadtrat Hartmut Wurzel. So lasse sich der Grünabfall an mehreren Stellen in den Behältern sammeln und dann zu einem Großcontainer fahren. Durch das getrennnte Erfassen dieser Abfälle und den Abtransport in einem Container könne die Stadt erhebliche Kosten sparen.

In diesem Zusammenhang weist Wurzel darauf hin, daß kein Hausmüll in die Kleincontainer auf den Friedhöfen geworfen werden darf. Wer dabei ertappt wird, muß mit einer Anzeige rechnen. fin

Zentrum der Spiele ist der Montjuic

In 41 Wettkampfstätten werden die Wettbewerbe in den 25 offiziellen und drei Demonstrations-Sportarten ausgetragen. Basketball und Boxen geht in Hallen der Nachbarstadt Badalona über die Bühne, ansonsten finden außerhalb Barcelonas nur Entscheidungen unter freiem Himmel statt wie Straßen-Radrennen, Rudern, Kanu, Schießen oder Hockey.

In Barcelona konzentrieren sich die Austragungsorte auf vier Gebiete. Das Olympia-Stadion, der Palau Sant Jordi (Turnen, Handball, Volleyball), das Schwimmstadion und die Hallen für Ringen, Fechten und Gewichtheben liegen auf dem Berg Montjuic im Stadtzentrum. Direkt am Olympischen Dorf, das am Meer liegt, wird Badminton und Tischtennis gespielt und gesegelt. An der Diagonal, in der Nähe des Stadions Camp Nou (in der Arena des FC Barcelona findet das Fußball-Endspiel statt) tragen Judoka und Reiter ihre Entscheidungen aus, und am nordwestlichen Stadtrand im Vall d'Hebron gehen Tennisspieler, Bogenschützen und Bahn-Radfahrer ihrer Tätigkeit nach.

Das Olympia-Stadion ist relativ klein (65 000 Zuschauer). Außer dem Palau Sant Jordi (17 000) hat unter den Hallen nur noch der Palau d'Esports (12 000) für die Basketballer ein Fassungsvermögen von mehr als 10 000 Zuschauern. Die größten Freiluft-Plätze sind (abgesehen von Fußball-Stadien) das Schwimmstadion (10 700), das Reiter-Stadion (17 000) und das Hockey-Stadion (10 200). ah

Zwei Feste auf einen Schlag Kerb und 40 Jahre Stadtrechte werden gemeinsam gefeiert

KELSTERBACH. Die Kerb - das Traditionsfest in der Stadt - soll in diesem Jahr eine besondere Note und Dimension erhalten, die über Gewohntes hinausreicht. Denn verbunden mit dem immer am ersten Septemberwochenende gefeierten Kirchweihfest wird 1992 das kleine Jubiläum "40 Jahre Stadtwerbung von Kelsterbach" gefeiert. Entsprechend wird vom 4. bis 7. September in Kelsterbach ungewöhnlich viel für groß und klein geboten.

"Wir erwarten etwa 40 aktive Kerweborsche zur Kerb und zur Feier des 40jährigen Bestehens der Stadtrechte in Kelsterbach", erklärte Friedel Hufnagel, Chef der Altkerweborsche. Mit den Kerweborschen als eigentlichen Trägern der Kerb - auch Kommune und Vereinsring helfen tatkräftig mit - steht und fällt letztlich das ganze Unternehmen. An ihrem Engagement liegt es, daß in Kelsterbach kein von oben verordnetes Fest gefeiert wird, sondern möglichst viel Engagement aus der Bürgerschaft selbst kommt.

Zum einen gibt es da die aktiven Kerweborsche, meist Jugendliche und jüngere Männer. In diesem Jahr sind es anstelle der üblichen 25 mit 40 erheblich mehr an der Zahl. Zum anderen gibts noch die Alt-Kerweborsche, die zwar vom Alter, aber keineswegs vom Spaß an der Freude her der unmittelbaren Mitwirkung bei solch schweißtreibenden Aktivitäten wie dem Kerbbaumaufstellen entwachsen sind.

Als Altkerweborsche treten im Jubiläumsjahr 65 Mistreiter an, sagt ihr Chef Hufnagel. Mit von der Partie sind auch die früheren "Gickelsmädchen". Bei einer Zusammenkunft am Freitag, 31. Juli, 19.30 Uhr, im "Michaelsaal" werden Programmdetails besprochen. Der grobe Rahmen steht schon:

Offizielle Eröffnung der Kerb ist Samstag, 5. September. Auf dem Schloßplatz wird gegen 16 Uhr der Kerbbaum aufgestellt und ab 20 Uhr zum Kommers gebeten. Höhepunkt soll am Sonntag ab 14 Uhr der Festzug von Kelsterbachs Süden zum Festgelände am Schloßplatz im Norden sein. Fest steht schon jetzt, daß in diesem Jahr mehr Vereine, sowie Kapellen und Spielmannszüge mitwirken werden.

Größer als in Vorjahren wird auch der auf Freitag, 4. September, 20 Uhr, vorgezogene Bunte Abend im Festzelt an der Mehrzweckhalle Nord ausfallen. Im Zusammenhang mit den Jubiläumsfeierlichkeiten hat sich die Kommune nicht lumpen lassen und Künstler wie Costa Cordalis verpflichtet. Die Kerb klingt am Montag, 7. September, ab 10 Uhr, mit Frühschoppen und Gickelschlag aus. cas

Beim Spielen auch an andere gedacht

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die städtischen Ferienspiele sind zwar längst gelaufen, doch gibt's jetzt noch eine positive Nachricht von den Abschlußfesten zu vermelden: In beiden Stadtteilen wurde nicht nur gefeiert, sondern auch gesammelt, und zwar kräftig. Jeweils 800 Mark kamen aus dem Verkauf von Salaten, Würstchen, Brezeln und Eis zusammen.

Geld, für das sich die Mörfelder und Walldorfer Ferienspielkinder allerdings unterschiedliche Empfänger ausgesucht haben. Während die Walldorfer den Festerlös der Friedensinitiative zur Verfügung stellte, die Geld für eine Blutzentrifuge für das Krankenhaus in Bychow sammelt, unterstützt der Mörfelder Nachwuchs die Kinder-Aids-Hilfe. wal

Karsten Witt pflegt seine Frankfurter Beziehungen

Karsten Witt, ehemals Geschäftsführer des Ensemble Modern und der Deutschen Kammerphilharmonie in Frankfurt, ist auch jetzt als Generalsekretär der Wiener Konzerthausgesellschaft Frankfurt eng verbunden. So beeinflussen seine Beziehungen das Programm des Wiener Konzerthauses. Dort tauchen Frankfurter Ensembles und Künstler und solche, die Witt durch seine Arbeit hier kennengelernt hat, jetzt verstärkt auf: die Deutsche Kammerphilharmonie, die Junge Deutsche Philharmonie, das Ensemble Modern und die Dirigenten und Komponisten Gielen, Metzmacher, Holliger, Inbal, Zender und Zappa. wp

Zuschuß angemeldet für Erlenbach-Renaturierung

WEHRHEIM. Die Gemeinde will ihr "Landschaftspflegeprojekt Erlenbach" für Förderprogramme der Hessischen Landesregierung zur Landschafts- und Naturschutzpflege anmelden.

Das Projekt sieht die Ausweitung der Bachparzelle um das Dreifache auf 15 Meter vor. Die geplante Renaturierung hängt allerdings von der stockenden Flurbereinigung ab und kann erst greifen, wenn die neuen Flächen verteilt sind. Die Finanzhilfe aus Wiesbaden soll trotzdem schon vorab beantragt werden.

"Da die EG großes Interesse hat, erhebliche Flächen aus der landwirtschaftlichen Produktion herauszunehmen, können für solche Projekte inzwischen drei bis fünf Geldtöpfe angezapft werden", sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Peter Hartherz anläßlich seines Antrittsbesuches bei der neuen Wehrheimer Gemeindespitze. Hartherz stufte das Projekt als "ausgesprochen förderungswürdig" ein.

Bürgermeister Helmut Michel (CDU) will sich außerdem dafür einsetzen, daß das Projekt im Usinger Land nicht nur auf die Wehrheimer Gemarkung beschränkt bleibt. "Der Erlenbach fließt auch in Anspach."

Von der Quelle bis an die Köpperner Grenze ist der Erlenbach rund fünf Kilometer lang. cn

Die Kachinapuppen der Hopi-Indianer

HANAU. Ursprung, Bedeutung und Entwicklung von den Kachinapuppen der Hopi-Indianer stehen im Mittelpunkt eines Lichtbildervortrags am Sonntag, 9. August. Er findet im Hessischen Puppenmuseum statt.

Dr. Gisela Stappert, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums, zeichnet für das Referat verantwortlich. Es beginnt um 15 Uhr in den Räumen des Museums in Hanau-Wilhelmsbad. jur

Südliches Niederrad wird jetzt beruhigt Arbeiten sollen bis Mitte August beendet sein / Verkehrsführung bleibt unverändert

NIEDERRAD. Weit über ein Jahr ist es her, daß der Ortsbeirat 5 die Tempo-30- Zone "Südliches Niederrad" beschlossen hat: Nun endlich haben die Bauarbeiten begonnen. Sie sollen laut Gabriele Dehmer, persönliche Referentin von Baudezernent Hanskarl Protzmann, bis Mitte August abgeschlossen sein.

Die erste in Niederrad eingerichtete Zone erstreckt sich von der Galopprennbahn (Schwarzwaldstraße) bis zur S-Bahn-Linie westlich der Waldfriedsiedlung sowie vom Rand des Stadtwaldes (Waldfriedstraße) bis zur Adolf-Miersch- und Triftstraße im Norden. Die Verkehrsführung im Quartier bleibt unverändert. Aufpflasterungen und verengte Straßen sollen zu einer Verlangsamung des Verkehrs in dem von Wohnbebauung geprägten Viertel sorgen. Wie die beiden Niederräder SPD-Ortsbeirätinnen Johanna Hoffmann und Elke Tafel berichteten, sei die "mitunter hemmungslose Raserei" das Hauptproblem in dem Gebiet gewesen. Von untergeordneter Bedeutung sei dagegen der Schleichverkehr aus der Bürostadt Niederrad. Selbst in den Verkehrsspitzenzeiten hätten sie nur etwa 200 Wagen gezählt, die durch das Viertel zur Mörfelder Landstraße gefahren wären.

Das Vorhaben im einzelnen: Auf der platzartigen Kreuzung Reichsforst-, Gerauer und Waldstraße wird die Fahrbahnfläche deutlich verkleinert, der verbliebene Bereich aufgepflastert. Schmalere Einmündung und eine aufgepflasterte Fläche in der Mitte der Fahrbahn (Berliner Kissen) zwingen auch an der Ecke Gerauer Straße / Güntherstraße zu vorsichtiger Fahrweise. Mit vorgezogenem Bürgersteig verengen die Straßenbauer die Kreuzung Schwarzwald- / Rennbahnstraße, eine der Zufahrten zur Tempo-30-Zone. Vorsichtiger fahren müssen die Autos demnächst auch an der Kreuzung Königslacher- / Waldstraße: Dort werden die Trottoirs ebenfalls verbreitert.

Eine Pollerreihe vor der Pizzeria an der Ecke Adolf- / Schwarzwaldstraße soll die recht schmale Straße als Zufahrtsweg für die Feuerwehr sichern: Bisher parkte nach Beobachtung der beiden Ortsbeirätinnen dort meist die Laufkundschaft der Pizzabäcker und versperrte die Durchfahrt für größere Fahrzeuge.

In einer ganzen Reihe von Straßen werden die Fahrbahnen schmaler: Die Parkplätze werden vom Gehweg in den Straßenraum verlegt. Durch Schrägparkplätze oder Längsparkstreifen werden ausreichend Stellflächen geschaffen. So kleben die Arbeiter auf der ganzen Gerauer Straße neue Markierungsstreifen für die Parkbuchten; auch die Waldstraße wird enger. Zusätzlich zu den (teilweise versetzt angeordneten) Parkwannen kommen in die Herbert-Boehm- und in die Schwarzwaldstraße Berliner Kissen.

Zwei Zebrastreifen in der Gerauer Straße sollen den Passanten zukünftig mehr Schutz bieten. Ein (zudem aufgepflasterter) Überweg kommt vor den Supermarkt; der zweite befindet sich an der Ecke zur Güntherstraße. Dort queren vor allem Schul- und Hortkinder die Fahrbahn.

Bereits vor sieben Jahren hatten die Verantwortlichen den Verkehr in der Heinrich-Seliger-Straße verlangsamt. Nachdem ein Kind überfahren worden war, hatte der Ortsbeirat versetzt angelegte Parkbuchten gefordert.

Hoffmann und Tafel begrüßten die jüngst vorgelegten Pläne unisono. Sie erklärten darüber hinaus, als nächstes stünde die Zone Niederrad-Nord auf dem Programm: Um die Verkehrsführung im Gebiet zwischen Kelsterbacher- und Bruchfeldstraße bürgernah zu gestalten, wollen die Sozialdemokraten demnächst mit einer Umfrage unter den Anwohnern beginnen.

Davon unabhängig will sich der Ortsverein Gedanken machen, wie der Verkehr - vor allem zur Bürostadt - auch von den Grundnetzstraßen fernzuhalten ist. Wenn etwa auf der Adolf-Miersch- Straße "Tempo 80" normal sei, dann "müssen prinzipielle Änderungen ins Auge gefaßt werden", sagte Elke Tafel. Eine Möglichkeit sei, pflichtete Johanna Hoffmann bei, den Durchgangsverkehr auf die Mainuferstraße zu drängen. ask

Hilfe für Rumänien Der Verein bittet um Unterstützung

SACHSENHAUSEN. "Den Rumänen ein Lächeln ins Gesicht zaubern" ist das Motto des Sachsenhäuser Vereins "Hilfe für rumänische Kinder". Damit das Lächeln aber nicht einfriert, darf es nicht bei sporadischen Aktionen bleiben. Das Ehepaar Trautmann hat deshalb den nächsten Transport für Ende September geplant. Dafür brauchen sie noch Spenden, auch tatkräftige Helfer sind willkommen. Vor allem aber fehlt es an medizinischen Gütern - der Verein hofft, für die jetzt schon sechste Reise nicht nur Privatspender zu haben, sondern endlich auch bei den Frankfurter Unternehmen deutlich mehr Unterstützung zu finden.

Das Konto mit der Nummer 61 58 15 ist bei der Frankfurter Sparkasse 1822 (Bankleitzahl: 500 501 02) eingerichtet; Trautmanns sind unter der Telefonnummer 62 15 96 in der Oppenheimer Landstraße 72 zu erreichen. ask

Der Mini-Kader stieg ab SG 1946: Den Kickern klebte das Pech an den Schuhen

GRIESHEIM. Wenn's einmal läuft, dann läuft's: Eine Binsenweisheit unter Fußballern. Und doch haben die Kicker von der Sportgemeinschaft (SG) Griesheim 1946 eine unangenehme Erfahrung damit machen müssen: Was in der abgelaufenen Saison schieflaufen konnte, das ging auch prompt daneben.

Abgestiegen ist die SG von der Bezirksliga in die Kreisklasse A. Dafür machen Schriftführer Norbert Riepl und Norbert Tewes (Spielausschuß) zu einem großen Teil auch die miserablen Platzverhältnisse verantwortlich: Zahlreiche Verletzte gab es nach Trainings- und Wettkampfunfällen - Bänderrisse und Zerrungen waren an der Tagesordnung, sogar ein Lungenriß war dabei. Schon in der Hinrunde fehlten Trainer Peter Düring wochenlang sieben Stammspieler der Ersten Mannschaft. Resultat: Zu Weihnachten lagen die Griesheimer fast schon aussichtlos hinter den 17 anderen Teams ihrer Liga zurück. Als im Frühjahr - immer noch ohne die Dauerverletzten - dann gleich zwei Spiele gegen abstiegsgefährdete Konkurrenten verloren gingen, "war der Ofen ganz aus", erinnert sich Tewes. Am Ende standen 13:55 Punkte und 41:125 Tore auf dem Konto, auf den Vorletzten betrug der Abstand am Ende der Runde elf Zähler.

Zwölf Spieler haben den Verein jetzt verlassen. Und das sei nicht nur auf den Abstieg zurückzuführen, meinen die Funktionäre: "So wie der Platz und die sanitären Anlagen aussehen, das ist kaum zumutbar." Ob die "46er" die Lükken schließen können, müssen die kommenden Monate zeigen. Die Spielerdecke für Erste Mannschaft und Reserveteam ist jedenfalls ganz dünn geworden, Neuzugänge konnten die Verantwortlichen bisher nicht vermelden.

"Wie sollen wir die Leute denn noch motivieren?", fragen sich Tewes und Riepl. Die Fußballabteilung hat zwar 140 Mitglieder, 70 davon sind Aktive, doch die Zahl ist rückläufig; so ging vor wenigen Jahren die Jugend zum Nachbarklub Spvgg 02 Griesheim. Am härtesten aber trifft den Verein, daß wegen der tristen Sportanlage kein Sponsor mehr Lust hat, auch nur ein paar Mark in zu investieren. Da hilft auch die "gute Kameradschaft" (Riepl) früherer Tage nicht mehr.

Dennoch: Die Verantwortlichen gehen optimistisch in die kommende Saison, ein vorderer Platz ist angepeilt. So hoffen sie zunächst auf Hilfe vom Sport- und Badeamt: Container mit Duschen sollen die maroden sanitären Anlagen bis zum Neubau des Funktionsgebäudes ersetzen. Zerschlägt sich das jedoch und kommt zur Platzmisere noch der sportliche Mißerfolg hinzu, dann dürfte in Griesheim wohl bald Frankfurts größtes Distelfeld blühen (siehe Bericht). ask

Rund um den Hartplatz blühen Disteln SG Griesheim klagt über marode Sportanlage / Zähe Verhandlungen mit der Stadt

GRIESHEIM. "Wenn sich da nichts bessert, dann erlebt unser Verein den 50. Geburtstag nicht mehr." Mit bekümmerter Miene stehen die beiden Funktionäre Norbert Tewes (Spielausschuß) und Norbert Riepl (Schriftführer) der Sportgemeinschaft (SG) Griesheim 1946 auf dem Spiel- und Trainingsgelände an der Lärchenstraße und schauen über den staubigen und tristen Hartplatz.

Blühte dort vor Jahren noch ein Verein mit mehreren Abteilungen in fröhlicher Kameradschaft, so blühen hier jetzt nur noch die üppigen Distelfelder rings um den Platz herum.

Doch das ungemähte "Biotop" ist nur eines der Probleme: In mehreren Duschen läuft das Wasser neben den veralteten Armaturen aus der Wand - breite Rost- und Kalkspuren zieren die Kacheln. Unangenehm muffig riecht's im veralteten Vereinsheim. In den Umkleidekabinen fehlt seit über einem Jahr eine Scheibe, notdürftig ist das Loch mit Sperrholz verschlossen. Davon wissen die Verantwortlichen im Sport- und Badeamt. Zuletzt konnte sich auch Sportdezernentin Sylvia Schenk - im April 1991 - vom Zustand der Anlage überzeugen.

Schon seit über fünf Jahren steht die SG Griesheim mit der Behörde in Verhandlung wegen neuer Spielfelder und Funktionsgebäude - wobei das Verb "steht" die Situation am treffendsten umschreibt: Seit dem ersten Kontakt 1986 türmen sich immer neue Hindernisse auf, nirgends geht es voran. Ursprünglich hieß es, für den maroden Hartplatz kämen zwei neue Spielfelder.

Doch der Plan scheiterte: Auf einmal war es nicht mehr möglich, das dafür notwendige Terrain, einen Schrottplatz, vom Nachbarn zu pachten. Der hatte zwar, nach Aussage von Beteiligten, eine Ausnahmegenehmigung für die Randbebauung seines Grundstücks erhalten, doch als im Gegenzug der Sportplatz erweitert werden sollte, war das nach Ansicht der Amtsjuristen plötzlich nicht mehr möglich. Begründung laut Willi Baier, im Sport- und Badeamt für Bauangelegenheiten zuständig: "Mit der Konstruktion würden wir vor jedem Gericht verlieren - falls die Nachbarn sich irgendwann einmal zu einer Klage wegen Lärmbelästigung entschlössen."

Neuen Aufschub erfuhr das Projekt durch den Quecksilberskandal in Griesheim Ende der achtziger Jahre. Die Untersuchungen ergaben zwar, daß das Sportgelände nicht betroffen war, doch der SG lief weiter die Zeit davon.

Schließlich einigten sich Amt und Verein auf (wie bisher) einen Platz - allerdings mit Kunstrasenbelag. Für diese Lösung mußten dann erneut die Pläne des Funktionsgebäudes umgezeichnet werden. Mit allen Konsequenzen: Der lange Marsch durch die prüfenden Behörden begann nochmals. War also 1992 als Endpunkt des "stacheligen" Weges ins Auge gefaßt, so müssen sich die "46er" nun auf 1993 einrichten - "bei normalem Ablauf", fügte Baier hinzu.

Das betrifft nur das Funktionsgebäude. Der Kunstrasenplatz ist frühestens im Haushalt 1994 aufgeführt und dürfte wohl erst - so ein Spötter - rechtzeitg zum Jubiläum 1996 fertig werden. Bei der Zeitspanne wundert sich der Verein um so mehr, wie die Konkurrenz 500 Meter weiter, die Spvgg 02 Griesheim in der Eichenstraße, es innerhalb kürzester Zeit schaffte, ihren Hartplatz in einen prächtigen Rasen umwandeln zu lassen.

Zwei Gründe fallen dazu den Verantwortlichen in der Behörde ein: "Einerseits gehört das Grundstück in der Lärchenstraße dem Land, und nicht, wie andere Sportanlagen, der Stadt", was die ganze Sache erschwert hätte. Zum anderen sei die SG selbst "ein bißchen mitschuld". Sie habe sich für die Entscheidung ob Rasen oder Kunstrasen "eine kleine Auszeit erbeten".

Im Verein dagegen hat man das Gefühl: "Hier wird mit zweierlei Maß gemessen." So klingt Norbert Tewes (Spielausschuß) und Schriftführer Norbert Riepl noch die Bemerkung eines Amtsdieners im Ohr, der im Januar den Hartplatz in Augenschein nahm, weil der Verein Reparaturen gefordert hatte. Sein Kommentar: "Was wollen Sie, der Platz ist doch hin. Da machen wir nix mehr dran" - die Disteln lassen grüßen.

Und noch etwas stößt der SG Griesheim sauer auf: Die Stadt ist knauserig. Als der Verein privat die Duschen ausbesserte, erhielt er von den 300 Mark Materialkosten nur die Hälfte zurück. Seit Anfang des Jahres ist die Platzwartin krankgeschrieben. Was zu tun war, haben die Griesheimer auf eigene Rechnung machen lassen; etwa 5000 Mark haben sie vorgestreckt. Auf eine Überweisung der Stadt warten sie noch immer. ask

"Der vergessene Norden Rumäniens" Das Ehepaar Trautmann hilft armen Kindern in der Bukowina / Verein gegründet

SACHSENHAUSEN. "16 Quadratmeter ist der Raum groß. Darin schlafen die neun Kinder mit ihren Eltern und auch die Feuerstelle befindet sich da drin." Susanne und Hermann Trautmann können ihre Erschütterung kaum in Worte fassen. Fünf Mal haben sie bereits Konvois mit Hilfsgütern in die Bukowina, den Norden Rumäniens gefahren. Elend haben sie gesehen, bitterste Not. Doch die Eindrücke ihrer letzten Fahrt übertreffen zuvor Gesehenes. "Umgerechnet 20 Mark verdient der Vater im Monat. Das ist weg, wenn er zweimal richtig was zu essen für die Familie kauft."

Die Bukowina: Einst ein blühendes Land, war sie touristisch ein attraktives Ziel mit alten Schlössern und Klöstern, den rauhen Karpaten (der Heimat Draculas) am Horizont. Doch heute: "Der vergessene Norden Rumäniens", wie das Ehepaar Trautmann sagt. Von Ceaucescu zugrunde gerichtet - Landwirtschaft in Monokultur; Verfall, wohin der Reisende schaut. Auch die internationale Hilfe rollt am Norden vorbei, die Gütertrecks fahren nach Siebenbürgen, ins Banat, nach Bukarest.

"Durch Zufall" kamen sie auf den Norden Rumäniens: Die Mutter einer Arbeitskollegin kommt von dort", erläutert Hermann Trautmann. In deren Heimatstadt Radauti fuhr das Sachsenhäuser Ehepaar im Februar 1990 den ersten Hilfskonvoi. Mittlerweile haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, zweimal im Jahr in die Bukowina zu kommen. Und ihre private Initiative hat Unterstützung gefunden: Im vergangenen November als Verein angemeldet, stehen nun schon 50 Mitglieder hinter der "Hilfe für rumänische Kinder".

Gut fünf Tonnen Hilfsgüter sind bei der jüngsten Fahrt transportiert worden, außer den Trautmanns waren dabei: Luise und Josef Dörr aus Sachsenhausen, Joachim Talmon-Groß und der junge Gerhard Heller aus der Nordweststadt, der sich, einem Zeitungsaufruf folgend, spontan zur Mitreise entschlossen hatte.

Die neuntägige Tour war strapaziös und von Hindernissen aller Art begleitet. Die überraschenden Schneefälle bei der Überquerung der rumänischen Pässe (etwa 1300 Meter hoch) waren da fast noch das geringste Problem. Viel schlimmer empfanden die Reisenden die Schikanen an der ungarischen Grenze: 4000 Mark verlangten die Zöllner als "Kaution" für die Waren, damit hatten die Trautmanns nach den Erfahrungen der letzten Jahre nicht gerechnet. Auf der Rückreise, bei der Auslösung der Schuldscheine, behielten die Ungarn schließlich 240 Mark ein - jetzt liegt dem magyarischen Botschafter in Bonn ein geharnischter Protestbrief des Vereins vor.

Zwei Tage nach dem Zwischenfall kam der Konvoi an. "Wenn man die strahlenden Gesichter sieht, vergißt man vieles", beschreibt Susanne Trautmann die Gefühle beim Wiedersehen. Bekannt sind sie mittlerweile in Radauti und Umgebung, auf ihre Hilfe - fast ausschließlich von privaten Spendern aufgebracht - warten die Menschen dort.

In Falcau beispielsweise wurden 800 Kilo Lebensmittel, über eine Tonne Kleidung, 500 Tüten Sämerein, eine Näh- und zwei Schreibmaschinen entladen. Oder das Krankenhaus in Radauti: Dort blieben Medikamente und Sachspenden im Wert von etwa 40 000 Mark, darunter 14 000 Einwegspritzen, 7500 OP-Handschuhe und fünf große Kartons Medikamente. Die Kindersanitäts-Station Fratautii schließlich erhielt Spenden im Wert von 10 000 Mark.

Über all die Begeisterung, mit der die Deutschen empfangen wurden, vergessen die Trautmanns aber auch nicht die Kritik. Die richtet sich, zu einem geringen Teil, auch an die Betroffenen: "Apathisch sind sie. Die Menschen da unten bringen es manchmal kaum fertig, die mitgebrachten Samen auszusäen." Doch dieses Verhalten sei nur ein Reflex auf die jahrzehntelange Unterdrückung. Die Rumänen können kaum anders. Und das schlimmste: Viele der alten Strukturen existieren immer noch.

Um dem Land und seinen Bewohnern dennoch eine Zukunft zu ermöglichen, haben die Trautmanns auch schon an den Bundesaußenminister geschrieben. Er soll sich für internationale Hilfe stark machen. Über zwei Monate ist es her, daß sie ihm vom Elend im nördlichen Rumänien berichteten. Auf eine Antwort warten sie noch immer. ask

Musik und gute Laune beim Tennisverein

GROSSKROTZENBURG. Die Kapelle "Fancy" spielt beim Sommerfest des Tennisvereins auf, das am Samstag, 25. Juli, um 20 Uhr auf dem Vereinsgelände beginnt. Der Eintritt für alle Interessierten ist frei.

Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Gute Laune müssen die Gäste alledings selber mitbringen, heißt es in der Ankündigung des Vorstandes. jur

Kleine FR

Jahrgang 1920/21 bekommt Besuch GROSSKROTZENBURG. Zu einer Wanderung um die Gemarkung trifft sich der Jahrgang 1920 / 21 am heutigen Montag, 20. Juli, um 15 Uhr am Rathaus. Anlaß ist der Besuch des Schulkollegen Pater Willi Vollert, heißt es in der Ankündigung. Die Schlußrast im Bürgerhaus steht für 16.30 Uhr auf dem Programm.

Versehrtengemeinschaft kegelt

GROSSKROTZENBURG. Ihren nächsten Kegelnachmittag richtet die Versehrtengemeinschaft am Dienstag, 21. Juli, zwischen 16 und 18 Uhr in den "Taunusstuben" aus. Bis zum Ende der Sommerpause im Hallenbad treffen sich die Mitglieder außerdem jeweils freitags um 19.30 Uhr an der Kreissparkasse zu einem Spaziergang. Schweine werden gezählt

MAINTAL. Nach dem Gesetz über Agrarstatistiken steht am Montag, 3. August, in Maintal eine "repräsentative Schweinezählung" an. Auskunftspflichtig sind die Viehhalter.

Kleine FR

Keine Verpackungen vom Gewerbe GROSSKROTZENBURG. Aufgrund der neuen Verpackungsordnung nehmen die Ortsvereine bei den monatlichen Altpaiersammlungen keine Verpackungsmaterialien von Gewerbebetrieben mit. Dies teilt die Gemeinde mit. Weitere Informationen erteilt die Abteilung Abfallwirtschaft des Main-Kinzig-Kreises.

Umweltmarkt in Nidda: Gutes Obst und viele Tips

NIDDA. Ehrengast des sechsten Niddaer Umweltmarktes am 15. August wird der hessische Minister für Forsten und Naturschutz, Jörg Jordan (SPD), sein. Der Minister will sich selbst bei einem Rundgang über das örtliche Engagement für den Umwelt- und Naturschutz informieren. Veranstalter ist erneut der Ortsverband Nidda/Ranstadt des BUND.

Mit über 35 Anmeldungen sieht Marktleiterin Marion Drott der Veranstaltung sehr optimistisch entgegen, weil erfahrungsgemäß noch mit einigen Nachzüglern gerechnet werden kann. Unter dem Motto "Konsequent ökologisch orientiert" möchte der BUND ein abwechslungsreiches Programm rund um das Thema Umwelt- und Naturschutz für Groß und Klein bieten.

Reichlich Informationen zu den Themen Bauen, Wohnen, Haushalt, Müll, Frieden, Verkehr Babys, Kosmetik, Hobby, Freizeit, Tiere, Wald und Artenschutz erhalten die Besucher von den teilnehmenden Naturschutzgruppen und Vereinen. Weiterhin wird eine reichhaltige Produktpalette an umweltfreundlich erzeugten Waren angeboten. Für die kleinen Marktbesuchern gibt es viele interessante Tiere zu sehen.

Ein besonderer Schwerpunkt ist die biologisch arbeitende Landwirtschaft mit einem großen Angebot an gesunden Nahrungsmitteln. Obst, Saft, Gemüse, Brot, Käse, Wurst, Steaks, Kuchen und vieles mehr, alles garantiert biologisch erzeugt, machen sicherlich Appetit und laden zum Verweilen auf dem Markt ein. Besonders freut es die Mitglieder der BUND-Ortsgruppe, daß sogar ein Winzer vom Rhein mit seinen biologisch erzeugten Weinen kommen will. str

Presleys Salon: Friseure zur Rettung bereit

FRIEDEBERG. Bleibt der Friseur-Salon in der Friedberger US-Kaserne, in dem Elvis Presley während seiner Rekrutenzeit Stammkunde war, womöglich doch im Lande und wird die seit Kriegsende unverändert gebliebene Einrichtung gerettet, ehe das Presley-Museum in Memphis (USA) die unersetzlichen Erinnerungsstücke an die Soldatenzeit des King of Rock'n'Roll aufkauft? Barber- Shopmanager Karl Heinz Stein und mit ihm zahllose Elvis-Fans dürfen hoffen, daß zumindest wesentliche Teile des Friseurladens in den Ray-Barracks in Friedberg auf deutschem Boden verbleiben. Der Bericht in unserer Lokal-Rundschau vom 4. Juli hat bis in die Dachorganisation des Friseurhandwerks und auf die Schreibtische von Museums-Direktoren Wellen geschlagen. Sie haben inzwischen an Karl Heinz Stein appelliert, vorerst von seinem Plan, die Salon-Einrichtung in die USA zu verkaufen, Abstand zu nehmen. Der Pressesprecher des Zentralverbandes des Deutschen Friseurhandwerks in Köln, Müller, erklärte, schon aus kulturhistorischer Sicht gelte es, die Einrichtung des Frisier-Salons, die seit Kriegsende unverändert blieb, zu erhalten. Der Zentralverband werde alle Hebel in Bewegung setzen, damit der Salon an anderer Stelle rekonstruiert werde. Er sei ein lebendiges Zeugnis der Entwicklung des Friseur-Handwerks. Gestern hat auf Grund der Initiativen des Zentralverbandes das "Haus der Geschichte" in Bonn sein Interesse bekundet.

Die Direktion wird noch an diesem Wochenende Gespräche mit Stein aufnehmen. Dem ist bereits der berühmte Stein vom Herzen gefallen. Er hätte nämlich Hals über Kopf das Inventar entfernen müssen, weil die Modernisierungsarbeiten schon im Laufe des Monats August geplant sind. Lieber wäre ihm natürlich, wenn sich in Friedberg oder Bad Nauheim ein geeigneter gewerblicher Raum finden ließe, in den er seinen Nostalgie- Laden von der Kaserne verlagern könnte. Ein Elvis-Presley-Salon - er könnte sich zu einer Fan- und Touristenattraktion für die Kreis- oder die Kurstadt entwickeln; denn welcher Elvis-Presley-Fan wollte nicht einmal auf dem Frisierstuhl Platz nehmen, auf dem schon sein Idol bedient wurde? ler

Die Anfänge der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland hat Claus Schenk Graf von Stauffenberg mit Sympathie begleitet, Mitglied der NSDAP ist er freilich nie gewesen. Auch seine Kriegsbegeisterung wurde erst 1942 nachdrücklich erschüttert. Bei einem Fliegerangriff 1943 erlitt Stauffenberg schwerste Verletzungen, verlor ein Auge, die rechte Hand und zwei Finger der linken Hand. In der Folge dieser Zäsur wird Stauffenberg zum Aktivposten der Verschwörung gegen Hitler. Als er 1944 zum Stabschef befördert wird, hat er ungehinderten Zugang zum Führerhauptquartier. Am 20. Juli 1944 zündete Stauffenberg die Bombe, die den Diktator töten und als Fanal der Verschwörung dienen sollte. Aber Hitler überlebte das Attentat, und Stauffenberg wurde wie andere Widerstandskämpfer hingerichtet. Die Äußerungen Stauffenbergs lassen darauf schließen, daß er nach der Beseitigung Hitlers an die Errichtung eines ständestaatlichen Gemeinwesens gedacht hat. Peter Hoffmann, Professor an der McGill-Universität in Montreal, hat jetzt eine fast 700 Seiten starke Biografie mit dem Titel "Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Brüder" vorgelegt, die die Deutsche Verlags- Anstalt (Stuttgart) im August auf den Markt bringt. Wir dokumentieren das Kapitel, das sich mit der Planung und Ausführung des Attentates befaßt, in gekürzter Fassung.

Kaum Züge für Fahrräder Bahn: Zielgruppe im Fernverkehr sind Geschäftsleute

An der Kundenfreundlichkeit der Bundesbahn hat FR-Leser Volker P. so seine Zweifel. Der Student wollte Freunde in Hannover besuchen und deshalb sein Fahrrad im Zug mitnehmen. Doch an der Fahrplanauskunft erfuhr er, daß nur wenige Züge zwischen Frankfurt und Hannover verkehren, in denen man ein Fahrrad mitnehmen kann - und kein einziger zwischen 16.21 und 22.25 Uhr. Zähneknirschend stimmte er einer Zugkombination zu, die viereinhalb Stunden braucht, zwei Stunden länger als ein ICE.

"Warum ist es nicht möglich, im Intercity das Fahrrad mitzunehmen?", wundert sich P.

"Unsere Zielgruppe im Fernverkehr sind Geschäftsleute", betont Bundesbahn-Sprecher Walter Henss.

"Und die reisen nun mal nicht mit Fahrrad." Urlauber mit Fahrrädern seien eine Minderheit. Henss: "Die haben keinen relevanten Marktanteil; und wir sind nun einmal ein Massenverkehrsmittel."

Insgesamt ist die Fahrradbeförderung in der Bahn in den letzten Jahren eingeschränkt worden, "trotz des Fahrradbooms", wie Henss sagt.

Schon vor längerer Zeit sind die meisten alten Gepäckwagen abgeschafft worden, denn die konnten oft nicht schneller als 20 Stundenkilometer fahren - und neue Wagen werden nicht gebaut.

Immerhin ist es seit Ende Mai möglich, das Fahrrad im Interregio, der Luxus-Version des D-Zugs, mitzunehmen. Nötig ist dafür neben einer Fahrradkarte für 8,40 Mark eine Reservierung (3,50 Mark). "In den nächsten Jahren richten wir Fahrradabteile in allen Interregios ein", verspricht Henss.

Die Umrüstung von Intercitys auf Fahrräder ist nicht geplant. "Ein- und Ausladen dauern so lange, dann müßten wir vier statt einer Minute halten", erklärt der Bahn-Sprecher. Und das koste die Bahn Reisende. Henss: "So einen Intercity wollen wir nicht."

Für Ausflügler setzt die Bahn verstärkt auf eine Alternative: "Wir werden mehr Fahrräder zum Ausleihen an den Bahnhöfen anbieten." ert

Namen + Notizen

KAY SCHNEIDER, Koch in Hochheim, bestand die Generalprobe: Beim Weinfest hatte er bereits den Ausschank des Weingutes der Stadt Frankfurt übernommen. Nun will er den lange Jahre verwaisten Gutsausschank dauerhaft pachten. Die Mainmetropole will noch vor Jahresende eine Entscheidung fällen. Zuvor soll aber geprüft werden, wie aufwendig eine Renovierung des Anwesens ist.

"Zumindest bringen wir uns nicht mehr gegenseitig um."

"Wenn sie uns hier erwischen, bekommen wir nur Ärger."

"Gaza nähert sich bedenklich einer Libanon-Situation"

Spielmobil kommt ans Schwimmbad

HATTERSHEIM. Das Spielmobil legt Station am Schwimmbad ein. Von Dienstag bis Donnerstag, 21. bis 23. Juli, ist das Team des Gefährts jeweils von 14 bis 17 Uhr für Jux und Tollerei zu haben.

Kinder können sich an den drei Tagen jede Menge Spielsachen ausleihen. Außerdem gibt's Aktionen: So sollen sämtliche Mülleimer im Schwimmbad einen neuen Anstrich bekommen. Mit Farbe rücken Jungs und Mädchen auch ihren T-Shirts auf die Baumwolle. Handwerkliches Geschick kann beim Bauen von Bumerangs bewiesen werden. kkü

Decani ersetzt Schlatter KÖNIGSTEIN. Hans-Joachim Decani zieht für die CDU ins Königsteiner Stadtparlament ein. Er rückt für Claus Schlatter nach, der sein Stadtverordnetenmandat niedergelegt hat.

Seminar vermittelt musikalischen Ausdruck

Unter dem Motto "Musik und Klänge" veranstaltet die Frankfurter Spiel- und Theaterwerkstatt, eine Initiative von freiberuflich arbeitenden Theaterpädagogen, ein Seminar im evangelischen Bildungszentrum Kloster Höchst im Odenwald. Der Musiker und Bewegungspädagoge Moshe Budmor, USA, leitet den Kurs.

Teilnehmen kann jeder, der nach Möglichkeiten sucht, sich musikalisch auszudrücken. Notenkenntnisse sind nicht erforderlich.

Das Seminar findet statt vom 3. bis 7. August. Information und Anmeldung unter Rufnummer 5 30 22 48. ki

Nennen wir ihn Gottfried. Gottfried aus Hanau also möchte Urlaub machen. Nicht nur so in den Bayerischen Wald oder an die Ostseeküste fahren. Nein, etwa Stil und den Hauch des Exotischen soll es schon haben. Aber was das kostet!

Gottfried blickt dennoch zuversichtlich in die finanzielle Zukunft. Denn er ist versichert. Privat. Mit Tagegeld. Vier Wochen Krankenhaus machen ihn möglich, den exklusiven Trip in den Süden. Dafür legt er sich unbestimmte Schmerzen im Oberbauch zu. Die hatte schon Josef Offenbach, weiland Familienoberhaupt bei den Unverbesserlichen. Kaum zu diagnostizieren, was dahinter steckt. Mit den Untersuchungen, einem guten Buch und vielen Kreuzworträtseln vergehen die Kliniktage wie im Flug. Und derweil schwillt das Spesenkonto. Denn Gottfried ist ja gut versichert.

Nicht jedes Krankenhaus, nicht jeder Arzt macht so etwas mit. Wenn nicht in Hessen, dann darf es ja vielleicht ein benachbarter Freistaat, dessen Namen wir nicht preisgeben wollen, sein. Dort gibt es auch ein Sommerloch, weil viele potentielle Patienten gemeinerweise im Urlaub weilen. Deshalb ist Gottfried gerne gesehen. Er bringt Geld. Ob er die Versicherung betrügt, interessiert niemanden. Gottfried geht ins Krankenhaus So wie es die Verwaltung auch nicht interessiert, ob die Beiträge explodieren. Hauptsache der Schnitt stimmt.

Wer weiß denn, ob Gottfrieds Verhalten nicht sogar zur Kostendämpfung beiträgt: Erst die streßfreien Tage im Hospital, dann der damit erworbene "Freizeitanspruch". Jedes Magengeschwür wird da im Keim erstickt. Sollten wir es nicht alle machen wie Gottfried?

PS: Jede Ähnlichkeit mit verstorbenen oder noch lebenden Personen ist rein zufällig. Oder vielleicht auch nicht. hein

Ein großer Runder Tisch zur Verkehrsberuhigung Großkrotzenburger CDU wirft den Sozialdemokraten Desinteresse vor

GROSSKROTZENBURG. Desinteresse an einer Verkehrsberuhigung wirft die Großkrotzenburger CDU den örtlichen Sozialdemokraten vor. Als Anlaß zu diesem Vorwurf nimmt CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Noll die Verkehrskonferenz, die das Parlament auf Antrag der Sozialdemokraten im April beschlossen hatte.

Bei dem Treffen Ende Juni saßen zusammen: Der Vorsitzende der Gemeindevertretung Alfred Euler (CDU), Vertreter des Straßenverkehrsamtes des Main- Kinzig-Kreises, ferner Vertreter der Polizei, des Straßenbauamtes Aschaffenburg, des Landratsamtes Aschaffenburg, des Hessischen Straßenbauamtes, des Stadtplanungsamtes Hanau, des Hessischen Landesamts für Straßenbau, des Planungsbüros, der Gemeindeverwaltung, der neue Großkrotzenburger Bürgermeister Klaus Reuter und Mitglieder des Gemeindevorstandes sowie der CDU, listet Noll die Runde der Teilnehmer penibel auf.

Sowohl SPD als auch FDP, GWG und die Grünen hätten einen Sprecher geschickt, was "eine blanke Verhöhnung der Behördenvertreter und der Gemeindevertretung" darstelle, meint Noll. "Wer den Bürgern draußen vorgaukelt, sich für ihre Belange einsetzen zu wollen und wortgewaltige Schauanträge stellt, wenn es aber an die Umsetzung geht, das Weite sucht, der hat das Vertrauen der Bürger verspielt."

Nach Ansicht des Christdemokraten zeige sich somit schon zu Beginn der Amtszeit des neuen Bürgermeisters, "daß die neue bunte Koalition ihre Verantwortung in Sachen Verkehrsberuhigung gar nicht ernst nimmt".

Die Teilnehmer des Arbeitstreffens hatten sich geeinigt, zunächst "verkehrslenkende Maßnahmen" in Form von Beschilderungen auf der Hauptstraße anzustreben. Da es sich dabei um eine Landesstraße handelt, muß das Hessische Straßenbauamt dazu seine Genehmigung erteilen.

Als Vorbedingung foderte das Amt genaues Zahlenmaterial an. Die Anwesenden kamen außerdem zu der Erkenntnis, daß eine Umgehungsstraße im Nordwesten Großkrotzenburgs angesichts des geringen Nutzens politisch nicht durchsetzbar sei. jur

CD gegen Ausländerhaß Das "Ich bin ein Ausländer"-Festival im November vergangenen Jahres war ein erster Protest von deutschen und internationalen Rock-Bands gegen den zunehmenden Fremdenhaß in der Bundesrepublik. Das Engagement dauert an: "Nur Mut" hat sich das Rough Trade-Label gesagt und unter diesem Titel eine CD gegen Ausländerfeindlichkeit herausgebracht. 19 Bands, darunter Phillip Boa, Fury In The Slaughterhouse, M. Walking On The Water und Myrna Loy, sind auf diesem auch musikalisch außergewöhnlichen Sampler vertreten. Von jeder verkauften CD gehen fünf Mark an Pro Asyl, eine Organisation, die sich bundesweit für die Rechte der Asylbewerber und gegen Ausländerfeindlichkeit einsetzt. Eigenartig ist allerdings, daß sich bei solchen Aktionen bisher lediglich jüngere Bands beteiligt haben. Von deutschen Rock-Großverdienern, die einst mit kritischen Songs zur "Kristallnaach" aufhorchen ließen, war zu dem brisanten Thema bislang wenig zu hören. art

Der neue Spielepark der Stadt Langenselbold bietet Attraktionen am laufenden Band / Eröffnung am 5. August Treffpunkt für Jung und Alt

Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Insgesamt 14 Spielplätze gibt es in der Gründausstadt. Seit zwei Jahren werden in Langenselbold die Kinderspielplätze systematisch erneuert, ergänzt oder gänzlich neu angelegt. Dabei sind Abenteuer- und Erlebnisspielplätze wie am Dragonerbau mehr gefragt, als das herkömmliche Dreierlei von Sandkasten, Wippe und Schaukel. Entlang der Gründau, am sogenannten Rentnerschnellweg, entstand in mehrmonatiger Planung jetzt für 150 000 Mark die neueste Spiellandschaft. Konzipiert ist sie als genertionsübergreifender Freizeitpark für Jung und Alt. Es ist noch früh am Morgen, doch die ersten Väter sind mit dem Nachwuchs schon unterwegs. Während der kleine Blondschopf im Sand vor der Riesenrutsche buddelt, sitzt Papa im Schatten der Bäume und schaut zu. Offiziell eröffnet wird der Spielepark zwar erst am 5. August, doch seitdem die ersten Geräte montiert sind, hat die Anlage schon täglich ihre Fans.

Auch die Arbeiter des Bauhofes, die vor wenigen Tagen eine der Hauptattraktionen des Parks, einen meterhohen Kletter- und Rutschenturm, aufgebaut haben, sind von ihr angetan. Die Nachricht, daß der Turm nun endlich spielbereit ist, sprach sich schnell im Ort herum und schon kurz danach herrschte Hochbetrieb. "Die ersten, die gerutscht sind, waren jedoch die Bauhof-Arbeiter", schmunzelt Bernd Kaltschnee, der Jugendarbeiter der Stadt.

Er hat zusammen mit seiner Kollegin vom Jugendamt die Spielgeräte für den Park an der Gründau ausgesucht. Die Planungen dafür laufen seit Ende vergangenen Jahres. "Viele Dinge, die hier stehen, mit denen hätte ich früher gerne selbst gespielt, aber da gab es so etwas noch nicht", bedauert Kaltschnee.

Konzipiert ist der Spielplatz am "Rentnerschnellweg" als Treffpunkt für alte und junge Menschen. Beginnend "Am Brühl" zieht sich der Platz entlang des Flusses vorbei am jüdischen Friedhof und dem lauschigen Gründau-Wehr. Dort lädt eine Sitzgruppe dirket am Wasser zu einer kurzen Rast ein. Die Spielelandschaft endet nach gut 500 Metern am Gründauweiher, wo demnächst Ruderboote dümpeln.

Unterteilt ist der Park in einen Mutter- und Kind-Bereich für Kleinkinder. Dort stehen Schaukeln, Wipptiere, eine Rutsche und ein Kinderhauslabyrinth. Der begehrte Kletter- und Rutschturm mit seinem Sandspielbereich gehört zum Areal der Kinder ab sechs Jahre. Zwischen Gründau und dem alten jüdischen Friedhofportal können vom 5 . August an die Jugendlichen herumtollen. Viele sind trotz der Sommerferien schon jetzt dort anzutreffen. Hauptanziehungspunkt ist die "Free-Climbing" Kletterwand. Dem Alter entsprechend wurden auch Tischtennisplatten aufgebaut.

Die Gründau gleich nebenan wollen die Planer vorerst uneingezäunt lassen. Bedenken seien wegen des Wassers als Gefahrenquelle für die Kinder geäußert worden, sagt Bernd Kaltschnee. Aber: "Hier haben immer schon Kinder gespielt". In unmittelbarer Nähe steht die neue Grillhütte, umgeben von hölzernen Sitzgruppen und Spieletischen für Schach, Mühle und "Mensch ärgere dich nicht". Dort können sich jung und alt zum gemeinsamen Essen und Spielen treffen. Es ist der erste Grillplatz in der Stadt, der entsprechend eifrig von den Langenselboldern auch schon vor der offiziellen Eröffnung benutzt wird.

Der Gründauweiher, demnächst mit Ruderbooten und einer Seilbahn zu überqueren, schließt sich am Ende des "Rentnerschnellweges" als weiteres neues Freizeitzentrum an. Dort wurde für den Bau der Seilbahn extra der Uferbereich abgeflacht, damit die Wassertiefe nicht zur Gefahr wird. Die Kabine wird allerdings erst zum 5. August aufgehängt. Bernd Kaltschnee: "Wir hatten in der kurzen Zeit seit der Installation der meisten Geräte im Juni schon jede Menge Beschädigungen". Die Stadt hofft, daß sich das nach der offiziellen Eröffnung des Platzes ändern wird.

Im Rathaus ist man mächtig stolz auf den neuen Spielepark. "Wir wollten etwas schaffen, was sich von herkömmlichen Plätzen unterscheidet. Und das ist uns, glaube ich, gelungen", meint Langenselbolds Jugendpfleger. Er glaubt, daß der Langenselbolder Park Schule machen könnte. "Allerdings hat nicht jede Kommune so ein ideales Gelände wie hier an der Gründau".

Damit der Park von überall gut zu erreichen ist, soll ein Fußweg zum Neubaugebiet an der Ringstraße angelegt werden. Das neue Stadtviertel Langenselbolds, das immer mehr expandiert, ist vor allem von Familien mit Kindern bewohnt. Sie sind Zielgruppe des neuen Spielplatzes. Eine Verbindung in Form eines Steges über die Gründau soll aber auch demnächst zum Brauhausgarten führen, damit ebenso der alte Ortskern angebunden ist. Einige der direkten Anlieger haben schon überlegt, die Trennung ihrer Gärten vom Spielepark durch einen selbstgebauten Steg zu überwinden.

Die zentrale Lage der Spiellandschaft soll Verbindungen schaffen: Nicht nur zwischen Jung und Alt, sondern auch zwischen den Alt- und Neubürgern der Gründaustadt.

Eröffnet wird der Spielepark an der Gründau am 5. August, um 15 Uhr. Mit von der Partei ist ein Gaukler, der Zauber- und Jongliertricks vorführen wird.

1

1

1

1

1

1

Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 8 32 96.

Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

ALL Obst- u. Gartenbauberatung, ab 10 Uhr, Homburger Str. 17, Tel. 0 60 31 / 6 00 80.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 8 82 19.

Bürgeraktive - Treffen der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Karben. Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher- von-Braun-Str. 41, Groß-Karben.

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Der Regenmacher", Komödie von R. Nash, 20.15 Uhr, Wasserburg.

Nidda. Karl-Werner Röber: Klavierkonzert, 19.30 Uhr, Parksaal Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine

Ferienveranstaltungen Bad Vilbel. TV Massenheim 1905: Training für Kinder und Jugendliche: 14.30-16 Uhr Turnen und Spielen f. Jungen ab 8 J.; 16-17.30 Uhr Turnen und Spielen f. Mädchen ab 9 J.; 19.30-21.30 Uhr Sport u. Spiel f. Männer ab 18 J.

Karben. Karbener Kinderplanet, für Kinder bis 13 J., ab 9.30 Uhr (bis 31.07).

Ortenberg. Landfrauenverein Usenborn: Fensterbilder und Drehfiguren aus Tonkarton basteln. Verschiedenes Bad Nauheim. Sing mit, Kurgastsingen mit Karen Ennulat, 16 Uhr, Trinkkuranlage.

Karben. Eröffnung der neuen Poststelle in Rendel, ab 10 Uhr, Klein-Karbener-Str. 9. Abfallsammlung Friedberg. Altpapiersammlung in Kernstadt Bezirk I (Hausmüll Mo. u. Di.). Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).

Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Batmans Rückkehr (15, 20.15 Uhr) - Blende: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr) - Studio: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Keller: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: John F. Kennedy (19 Uhr).

Butzbach. Bambi + Capitol: Sommerpause bis 23. Juli, keine Vorstellungen.

Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Die Hand an der Wiege (20 Uhr) - Princess: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Basic Instinct (19.45 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der Sehr Große Fisch (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Nuit et jour (19.30 Uhr); The murder of Fred Hampton (21.45 Uhr). (Ohne Gewähr)

Schilderklau im Oeder Weg Autofahrer montierten Platz-Reservierung für Anwohner ab

Straßenschilder lassen sich leicht abmontieren. Das mußten im letzten Monat auch die Anwohner des Oeder Wegs und der Holzhausenstraße feststellen: Denn hier verschwanden mit schöner Regelmäßigkeit die städtischen Schilder, die besagen, daß nur mit einem Anwohnerausweis geparkt werden darf. "Das Spielchen geht nun schon seit vier Wochen so", empörte sich eine Anwohnerin. Der Oeder Weg gehört zu den Gebieten, die erst seit Anfang Mai 1992 zur Parkplaketten-Zone erklärt wurden. Hans-Georg Richter vom städtischen Straßenbauamt vermutet deshalb, daß es sich bei den Schilder-Dieben "um Leute handelt, die es gewohnt sind, da zu parken - und die sich nun auf den Schlips getreten fühlen."

Die fehlenden Schilder, sagt Rolf Menzer, der Leiter des Ordnungsamtes, seien "eine dumme Sache, wegen der daraus entstehenden Rechtsunsicherheit". Werde in diesem Bereich ein Falschparker aufgeschrieben, so könne er den Strafzettel anfechten.

Viel ausrichten läßt sich gegen den grassierenden Schilder-Klau anscheinend nicht. Amtsleiter Menzer: "So jemanden zu erwischen wäre sicherlich ein außergewöhnliches Ergebnis". Bislang erstattete die Stadt lediglich "Anzeige gegen unbekannt."

Ganz tatenlos zuschauen wollen die Fachleute der Kommune trotzdem nicht. Die Hilfpolizei werde, so heißt es im Straßenbauamt, in Zukunft in dieser Gegend die Schilder verstärkt überwachen. Ob es etwas hilft, bleibt fraglich - zu einfach ist das Abmontieren.

Doch die Hinweistafeln lassen sich laut Menzer nicht anders sichern, "die kann man eben nur anschrauben und das wär's dann." wob

"Umsturzgefahr": Stadt läßt eine Esche fällen

KÖNIGSTEIN. Eine rund 70 Jahre alte Esche läßt die Stadt im Kurpark fällen. Vorsorglich weist sie auf die Fällaktion am Mittwoch und Donnerstag, 22. und 23. Juli, hin.

Fortgeschrittene Fäulnis im Stammfußbereich des Baumes und sich ausbreitende Kernfäule in der Krone machten die Fällung "dringend notwendig", erläutert die Stadtverwaltung: "Es besteht Umsturzgefahr, da die Statik des Baumes inzwischen als riskant eingestuft werden muß."

Die Esche steht gegenüber dem Eingangsbereich des Kurhauses. stk

Immer noch Männersache In der Musik-Szene hat sich in den letzten drei Jahrzehnten vieles verändert, nur eines nicht: Rock ist immer noch Männersache. Das jedenfalls ergab eine Studie des Wuppertaler Zentrums für Musik- und Kommunikations-Technologie. Demnach waren nur acht Prozent der insgesamt 1461 befragten Mitglieder von 406 Rockbands aus Köln, Münster und dem Märkischen Kreis weiblichen Geschlechts. Wie sang doch James Brown einmal: "It's A Man's Man's Man's World." Die Studie brachte noch mehr an den Tag. So sei Rockmusik heute keine "proletarische Sache" mehr: Rund die Hälfte der Musiker besitze die Fachhochschulreife oder das Abitur. art

Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-Ost: Die neuen Mannschaften auf einen Blick Die Sportfreunde Seligenstadt sind favorisiert Zu den Titelkandidaten zählt noch ein weiteres halbes Dutzend / Am 8. August geht's los

Was erwartet die Fußballfreunde in der bevorstehenden Runde der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost, was erwarten die Vereine von den Fans? Zunächst soll es ab 8. August eine spannende Serie geben. Top- Favoriten sind nicht auszumachen, wenngleich die Sportfreunde Seligenstadt am höchsten gehandelt werden. Auch die SG Nieder-Roden, der TSV Lämmerspiel, Spvgg. Seligenstadt sowie der FC Hanau 93, SG Bruchköbel und Germania Niederrodenbach gelten als vermeintliche Meisterschaftsanwärter. SG NIEDER-RODEN, Abgänge: Rene Glasenhardt (OFC Kickers), Kraske (Spvgg. Weiskirchen, Ring (Laufbahn beendet). - Zugänge: Rössler (BSC 99 Offenbach), Reichenauer (Kikkers-Viktoria Mühlheim), Schildbach (Vikt. Aschaffenburg II), Klein (TSV Dudenhofen), Schmitt, Hasler (beide SV Jügesheim), Jörg Glasenhardt (FC Wallernhausen), Ungefroren (Kickers Offenbach) sowie vier Jugendspieler. - Trainer: Frank Laber (neu). - SAISONZIEL: Mittelfeldplatz. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 200 pro Heimspiel. - MEISTERSCHAFTSFAVORIT: Sportfreunde Seligenstadt. SG BRUCHKÖBEL, Abgänge: Wesenberg, Erbe, Redmann (alle SG Marköbel), Blees (VfB 1900 Gießen), Unger (SKG Rüdigheim), Kurjak, Beyer (hören auf). - Zugänge: Drefs (Spvgg. 1910 Langenselbold), Gottfried (Eintr. Frankfurt/A-Jugend), Rieth (Sportfr. Ostheim), Th. Unbehaun (Spvgg. Roßdorf), Bode (Werder Bremen Amateure). - Trainer: Wolfgang Knapp (für Günter Klein-Alstädde). - SAISONZIEL: Platz 5 bis 8. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 250 bis 300. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: TSV Lämmerspiel, Sportfr. Seligenstadt.

SPORTFREUNDE SELIGENSTADT, Abgänge: Di Falco (Spvgg. Dietesheim), Hofmann (Viktoria Kleestadt). - Zugänge: Huth (SV Bernbach), Gotta (Germania Klein-Krotzenburg), Frühauf (FC Hanau 93), Reisert (TuS Klein-Welzheim) sowie drei Jugendspieler. - Trainer: Dieter Krapp (wie bisher). - SAISONZIEL: "Unter den ersten Fünf". - ZUSCHAUERERWARTUNG: 250. - MEISTERSCHAFTSFAVORIT: Keine Angabe (!). VFB OBERNDORF, Abgänge: keine. - Zugänge: Röder, Christian Korn, Dirk Korn, Jörg Winheim (alle eigene Jugend). - (Spieler-)Trainer: Gerd Paulus (wie bisher). - ZUSCHAUERERWARTUNG: ca. 300. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Keine Angabe.

FC GERMANIA NIEDERRODENBACH, Abgänge: Chr. Wiesmeier (TSV Niederissigheim), Franz (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Frey, Strutt (beide Spvgg. 1910 Langenselbold), Marchhauser (SSV Lindheim), Rimac (TSV 1860 Hanau), Orta (SV Bernbach). - (Spieler-) Trainer: Martin Kirchner (wie bisher). - SAISONZIEL: Spitzengruppe. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 300. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Sportfr. Seligenstadt, Oberndorf.

1.FC HANAU 93, Abgänge: Brecht (Spvgg.12 Selignestadt), Frühauf (Sportfr. Seligenstadt), Senler (Türk Spor Seligenstadt), Hock (SV Jügesheim), Griesenbruch und Stumpf (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Antonio und Francesco Iglesias, Alami (alle TSV Lämmerspiel), Fernandez (Alemannia Klein-Auheim), Munoz (OFC Kickers II), Essadik (Hellas Frankfurt), Kostic (Spvgg. Oberrad), Hitzel (TG Ober-Roden), Köhler (reaktiviert), Pongrantz, Thorn, Voit (eigene Junioren). - Trainer: Willi Kern (wie bisher). - SAISONZIEL: Spitzengruppe. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 150 bis 200. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Sportfr. Seligenstadt, SG Nieder Roden, Germania Niederrodenbach. TSV LÄMMERSPIEL, Abgänge: Francesco und Antonio Iglesias, Alami (alle FC Hanau 93), Vasic (TSV Dudenhofen), Weikum (SKV Hainhausen), Hirschel (Kickers-Viktoria Mühlheim), Thüringer (Spvgg. Dietesheim II), Wolf (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Bihn (Alem. Klein-Auheim), Schweiger (SV Langd), Knipp und Schmidt (beide SV 80 Mühlheim), Linares (Kickers-Viktoria Mühlheim), Alonso (Rotweiß Frankfurt II), Weber (Spvgg. Hainstadt), List (SV Jügesheim). - (Spieler-)Trainer: Ernst List (für Herbert Schmitt). - SAISONZIEL: Vorjahresplatz (7) verbessern. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 250. - MEISTERSCHAFTSFAVORIT: SG Bruchköbel.

FSV RAVOLZHAUSEN, Abgänge: Köhler (TSV 1860 Hanau), Pfannmüller ( FSV Hailer), del Rivero (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Heck, Waas (beide Sportfr. Ostheim), Hensler, Körner (beide FSV Waldsiedlung Altenstadt), Rüffer (SV Waldensberg), Lassonczyk (Blau- Weiß 90 Berlin). - (Spieler-)Trainer: Julio Alvarez (wie bisher). - SAISONZIEL: Mittelplatz. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 150 bis 180. - MEISTERSCHAFTSFAVORIT: SG Bruchköbel.

FSV BAD ORB, Abgänge: Hartmann, Schneeweiß (beide Germ. Wächtersbach), Kurt Zeller (FV 19 Steinau). - Zugänge: Giesl (SV Sotzbach), Bott (Borussia Fulda /A-Jugend), Meyer (FSV Geislitz) sowie zwei Jugendspieler. - (Spieler-) Trainer: Reinhold Jessl (wie bisher). - SAISONZIEL: Mittelfeld. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 150. - MEISTERSCHAFTSFAVORIT: Germania Niederrodenbach.

FC TEUTONIA HAUSEN, Abgänge: Winter (SG Rosenhöhe Offenbach), Roman Döbert (Türk Spor Seligenstadt). - Zugang: Tkaltschewitsch (Spvgg. Weiskirchen). - Trainer: Werner Orzechowski (wie bisher). - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 350. - MEISTERSCHAFTSFVAORIT: Sportfreunde Seligenstadt.

SPVGG. WEISKIRCHEN, Abgänge: Tkaltschewitsch (FC Teutonia Hausen), Marton, Bock, Massoth (alle SV 1910 Steinheim), Erber (FC Germania Ober-Roden), Dennis Coleman (Spvgg. 1910 Langenselbold). - Zugänge: Feuerbach, Schroth, Backhaus (alle SV Gemaa Tempelsee Offenbach), Schittler (SV Jügesheim), Kraske (SG Nieder Roden), Biemel (SV Jügesheim), Agnetelli (FC 03 Gelnhausen). - Trainer: Harry Roth ( für Daniel Coleman). - SAISONZIEL: "Vorderes Mittelfeld, mit Tendenz nach oben". - ZUSCHAUERERWARTUNG: 100. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: FC Hanau 93, SG Bruchköbel, Spvgg. Seligenstadt. SV BIRSTEIN, Abgänge: Herrmann (SG Büdingen), Glück, Holger Kuft (beide SV 13 Salmünster), Stegemann (SV Wirtheim), Walther (unbekanntes Ziel), Heil (KSG Radmühl), Gerd Guhlke (KSG Wüstwillenroth). - Zugänge: Lohrey (KSG Hettersroth/Hitzkirchen), Gören (1. FC Mönchengladbach), Koch (KSG Wüstwillenroth), Steiper (SV Lißberg), Schulz (Germania Wächtersbach). - Trainer: Peter Fritz (wie bisher). - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 150 bis 180. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: SG Nieder Roden, Sportfr. Seligenstadt, SG Bruchköbel, Germania Niederrodenbach.

TSV 07 HÖCHST, Abgänge: Nix (SG Bad Soden/Ahl), Wiederspahn (TSV Haingründau), Strangfeld (SG Haitz). - Zugänge: Thomas Klöckner (TSG Lütter), Patrick Klöckner (JFC Vorspessart) sowie zwei Jugendspieler. - Trainer: Karl-Heinz Trageser (für Richard Nix). - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 200. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Sportfr. Seligenstadt, TSV Lämmerspiel. SV MELITIA ROTH, Abgänge: Thomas Kling (TSV Kassel), Schmidt (TSG Kälberau), Wolfgang Kling (Germania Rothenbergen), Ewald Kling (Laufbahn beendet, will notfalls einspringen). - Zugänge: Hoffmann, Kämmererer (beide 1.FC 03 Gelnhausen), Ockert (Germania Wächtersbach), Wilhelm ( FSG Burg-Gräfenrode), Stuckmann (KSV Eichen). - Trainer: Michael Kuhn (SV Wirtheim) für Ewald Kling. - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 300. - MEISTERSCHAFTSFVAORITEN: "Wir geben nie Prognosen ab."

SC EINTRACHT-SPORTFREUNDE WINDECKEN, Abgänge: Goldermann (TSV Klein-Auheim), Kohl (Germ. Steinheim), Schwank (Viktoria-Preußen Frankfurt), Mainschäfer (Westfalen), Lind (Victoria Heldenbergen), Puschkasch (Laufbahn beendet). - Zugänge: Böker (Sportfr. Friedrichsdorf), Richter, Brühl (beide 1860 Hanau), Lehr (Germania Horbach). - Trainer: Karl-Dieter Weitzel (wie bisher). - SAISONZIEL: Mittelfeld. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 250. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Sportfr. Seligenstadt und FC Hanau 93.

KSG 1921 OBER-SEEMEN, Abgang: Loder (FSV Meerholz). - Zugänge: Ulrich (Germania Ortenberg), Brill (VfR Hainchen), Zaroukian (SV Blau-Weiß Schotten), Eller ( SV Merkenfritz), Kuvvet (OFC Kickers II) sowie vier Jugendspieler. - Trainer: Günter Heil (für Frank Loder). - SAISONZIEL: Klassenerahlt. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 300. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: "Keine Angaben, da als Neuling keine Urteilsfähigkeit."

SPVGG. 1912 SELIGENSTADT, Abgänge: keine. - Zugänge: Brecht (FC Hanau 93), Schließmann, Sticher (beide SV 1910 Steinheim), Burde (TV Hausen), Kaminski (KSV 1888 Urberach), Skutnik (SG Götzenhain). - Trainer: Hellmuth Zajber (wie bisher). - SAISONZIEL: Platz 1 bis 6. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 400 (Höchstmarke). - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Keine Angabe (!).

FV GERMANIA BIEBER, Abgänge: Bako (Kickers Obertshausen), Assion, May (beide SV 1980 Mühlheim), Veit (unbekanntes Ziel), Gramskopf, Herrmann (beide SV 1980 Mühlheim). - Zugänge: Köstler (Kewa Wachenbuchen), Mesquita (KSV Klein-Karben), Ehlert, Böff (beide BSC 99 Offenbach), Ruwe, Holik, Vogel, Schmidt (alle SV Gemaa Tempelsee Offenbach). - Trainer: Gerd Kossytorz (Kewa Wachenbuchen) für Hermann Nuber. - SAISONZIEL: Mittelfeld. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 200. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: Sportfr. Seligenstadt, Spvgg. 1912 Seligenstadt. HANS-DIETER PUTH

FR-Ferienserie: Morgen zu den Meteorologen

OFFENBACH. Alle reden vom Wetter; wir gehen hin: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach ist am Dienstag, 21. Juli, um 10 Uhr Gastgeber für FR-Leser, die sich einmal genauer über die Arbeit der Meteorologen informieren wollen. Geführt werden sie von Uwe Wesp, Diplom-Meteorologe und Pressesprecher des DWD. Dieser hat insgesamt 3150 Mitarbeiter/innen in 158 Dienststellen; in Offenbach ist die Zentrale. Im November feiert der Deutsche Wetterdienst sein 40jähriges Bestehen. tom "Ferien für Daheimgebliebene:" Morgen: Wetterdienst in Offenbach (Bericht in der Stadtrundschau).

Unter der "Linde" wird in Gemünden schon seit 90 Jahren gefeiert Draußen sitzen bis ein Uhr Lokalgeschichte(n)

WEILROD. Wie ein riesiger Schirm wölbt sich der große, alte Baum über den Garten. Kaum ein Geräusch dringt durch die dichte grüne Haube nach draußen auf die Straße. Und auch von dort erlaubt das wuchtige Gewächs mit grünem Gewand keinen Blick auf den Garten. Wäre sie nicht, gäbe es das Gasthaus wohl nicht: Im Weilroder Ortsteil Gemünden steht mitten im Ort eine über 90 Jahre alte Linde, unter der das Lokal "Zur Linde" fast völlig verschwindet.

"Sie bekommt jetzt schon ihre Tücken", sagt Rosemarie Lather-Schäfer über den Baum, von dem niemand so genau weiß, wie alt er denn nun eigentlich ist. Gepflanzt wurde die Linde "so 1910 oder 1912", meint die Besitzerin des Gasthauses, "doch damals muß sie ja auch schon ein paar Jahre alt gewesen sein". Rosemarie Lather-Schäfer, die das Gasthaus zusammen mit ihrem Mann Willi und ihrer Schwester betreibt, erinnert sich, daß Gartenlokale im Taunus sie als Kind den Baum noch umarmen konnte. "Später mußte man dann schon zu zweit sein", erzählt sie. "Und heute geht es gar nicht mehr."

Bei aller Liebe macht der Baum den Besitzern der "Linde" aber auch Sorgen. Die Wurzeln, die sich ihren Weg durch die Erde suchen, sorgen dafür, daß alle zehn Jahre die Treppe erneuert werden muß. "Da können sie die Uhr nach stellen", lacht die Inhaberin und würde trotzdem nie etwas an der Linde verändern wollen. Nicht nur, weil der Baum mittlerweile so eine Art Wahrzeichen geworden ist - in dem Gemündener Lokal, in dem vor 30 Jahren der Naturpark Hochtaunus gegründet wurde, macht der Baum einen großen Teil der Gemütlichkeit aus.

Natürlich liegt das auch an den Inhabern, die, wie es scheint, jeden kennen, und, wenn es die Zeit erlaubt, eine Runde drehen, um sich mit den Gästen zu unterhalten. "Die meisten sind Stammgäste", bestätigt auch Rosemarie Schäfer, die in der fünften Generation den Familienbetrieb fortführt.

Diese Stammgäste kommen jedoch immer weniger aus dem eigenen Ort. Die Besitzerin erinnert sich noch an den Stammtisch, der früher eine feste Einrichtung in Gemünden war, und den keiner verfehlen konnte, da die Linde mitten im Dorf liegt. Ende der achtziger Jahre fand der Stammtisch jedoch sein Ende: "Damals kam nämlich Kabelfernsehen ins Dorf", hat Rosemarie Schäfer festgestellt. Doch auch der Wandel der Urlaubsgewohnheiten hat der Linde weniger Gäste und Übernachtungen beschert. "Heute macht doch keiner mehr vier Wochen Urlaub im Taunus." Geblieben sind die Wanderer, die Jahr für Jahr wieder in den Taunus und in die "Linde" kommen.

Daß sie ein Gasthaus sind, nehmen die Besitzer der "Linde" wörtlich. Deshalb nehmen sie es mit der Zeit auch nicht so genau. Ein früher Frühstücksgast ist genauso willkommen, wie jemand, der abends um 23 Uhr noch etwas essen möchte. Da die Linde den Lärm abschirmt und "wir auch keine lauten Besucher haben", können die Gäste in Gemünden auch so lange draußen sitzen, bis das Gasthaus schließt: bis ein Uhr. "Es hat sich jedenfalls noch keiner beschwert."

Dazu gibt es auch wenig Grund. Denn unter dem Dach des Baumes kann man einen richtig gemütlichen Abend verbringen. Sogar der Traktor, der durch das Dorf knattert und den Heuballen wie eine Trophäe vor sich her trägt, verstärkt die Idylle nur. Am lautesten ist der Hund, "der jetzt schon eine halbe Stunde bellt, weil da vorhin das Auto vorbei gefahren ist", läßt sich Willi Lather vernehmen. Der Metzgermeister sorgt dafür, daß viel Deftiges auf dem Speiseplan der Linde steht. Aber immer ist es ganz sorgfältig zubereitet und fein angerichtet. "Ich will nicht nur gutbürgerlich kochen, sondern die Leute sollen sich was richtig Gutes gönnen", betont die Inhaberin. So gibt es nicht nur die hessischen Spezialitäten, in denen sich die Lathers gut auskennen (für Nicht-Hessen werden die Übersetzungen auf Anfrage nachgeliefert), sondern auch die Abteilung "Vegetarisch und gesund". Damit liegt die Linde genau so im Trend, wie mit der Möglichkeit, draußen zu sitzen. "Das ist wieder stärker geworden", hat Rosemarie Lather-Schäfer beobachtet. "Es gab mal eine Zeit, da mochten die Leute das nicht so, draußen zu sitzen. Vielleicht weil es ihnen unangenehm war, daß da auch mal was runterfiel vom Baum oder so. Dabei ist das doch natürlich." Ein Blick nach oben: die Linde hat es wohl nicht gehört. Auch besser so. Denn schließlich soll sie noch lange Schatten und Ruhe spenden, und wieder zehn Jahre warten, bis die Treppe neu gemacht werden muß. "Aber das kriegen wir schon hin. Schließlich müssen wir uns doch um die alte Dame kümmern." CONSTANZE ANGERMANN

Nicht alle Terminänderungen ließen sich während der Vorrundenbesprechungen im Fußballkreis Hanau klären

Schiedrichter auch für Gesundheit der Spieler verantwortlich Dörnigheim zieht sich nach Termin-Unstimmigkeit aus Pokalrunde zurück / Eintritt zu Bezirksliga-Spielen auf fünf Mark erhöht

Ein Verein (Safak Spor Hanau /A-Liga) glänzte durch Abwesenheit, andere hatten Vertreter "ohne Prokura" nach Roßdorf (Bezirksliga ) beziehungsweise Hüttengesäß (Kreisliga A) zur turnusgemäßen Vorrunden-/Terminbesprechung entsandt. Hierdurch bedingt, konnten nicht alle Terminänderungen an Ort und Stelle geregelt werden, blieben manche Fragen unbeantwortet. Besonders ärgerlich für Pokalspielleiter Otto Berg (Niederdorfelden), der seine restlichen Pokalspiele der ersten Runde terminlich endlich geklärt wissen wollte. Manchmal mußte der (bezahlte) Trainer vom (ehrenamtlichen) Vorstandsmitglied noch konsultiert werden, in anderen Fällen war die Platzfrage ein Hindernis, konnten Wochentagstermine nicht adhoc bestätigt werden. Fast zum Eklat kam es im Falle des geplanten Pokalspiels Germania Dörnigheim gegen FC Langendiebach, denn die Maintaler weigerten sich an den vorgegebenen Termin zu spielen , sprachen von Wettbewerbsverzerrung (Spielausschuß-Vorsitzender Norbert Glock) und zogen nach fehlendem Konsens ihre Teilnahme zurück. Berg ließ sich von der großen Fluktuation im Maintaler Stadtteil nicht beeindrucken, beharrte (zurecht) auf seiner Terminvorgabe.

Wundersame Dinge ereigneten sich in der Bezirksliga, denn offenbar wurde ein Reservespiel mit dem Hinweis des Schiedsrichters " der Platz ist zu naß, die Spieler werden krank", nicht angepfiffen. Daraufhin kickten die Mannschaften ohne geprüften Schiedsrichter, was jedoch satzungswidrig war. " ich habe die Endphase dieser Partie gesehen, kein Spieler war mehr in seiner verschlammten Spielkleidung vom anderen zu unterscheiden", verteidigte Kreis-Schiedsrichterobmann Thomas Kaden die Entscheidung des Referees, der auch für die Gesundheit der Spieler die Verantwortung trägt. Zumal Spiele der Reservemannschaften prinzipiell nur als Bewegungstherapie dienen, denn im Kreis Hanau spielen sie weiterhin nicht in Konkurrenz, gibt es nur Freundschaftsspiele (ohne Auf- und Abstiegsmöglichkeit). Entsprechend lax geht es überwiegend zu, wandern immer mehr Kicker zu anderen Sportarten ab. Die Zeichen der Zeit wurden auf diesem Gebiet nur im Kreis Friedberg erkannt, wo die zweiten Mannschaften in Konkurrenz (C-Liga) antreten. Dafür dürfen die zweiten Mannschaften, die "just for fun" dem runden Leder nachjagen, fortan vier Spieler auswechseln.

Das trifft selbstverständlich in der Kreisliga A nicht für die Landesliga- Reserve der Spielvereinigung 1910 Langenselbold zu, denn diese spielt in Konkurrenz. Zur Erläuterung: Bis dato spielen nur Reserve-Teams der Ober- und Landesligavereine im Hessenland in Konkurrenz, die Weiterführung bei den Bezirksoberligisten steht ins Haus und soll danach auch auf die Kreisebene übertragen werden. Damit würden die Spiele sportlich eine Aufwertung erhalten, würden nicht rund 20 Prozent ausfallen beziehungsweise mit 0:0 Toren und 1:1 Punkten gewertet werden.

Die Bezirksliga Hanau, die durch die Absteiger Germania Dörnigheim und Sportfr. Ostheim sowie die populären Aufsteiger KSV Eichen und TSG Niederdorfelden aufgewertet wurde, verlangt fortan fünf Mark Eintritt (Rentner, Frauen, Jugendliche zahlen drei Mark). Dieser Erhöhung lag eine Kampfabstimmung von 9:8 zugunsten des neuen Höchstpreises (eine Mark höher als der Vorjahrestarif) zugrunde. Die A-Ligisten lehnten eine kleine Anhebung ( von 3,50 Mark auf vier Mark) mit 10:6 Stimmen ab. Eine Entscheidung, die bei Zuschauerzahlen unter 100 pro Spiel den Gegenheiten entspricht. Beide Spielklassen gehören 17 Klubs an, im Ober- und Unterhaus des Kreises Hanau soll jeweils am 16. August gestartet werden. Erstaunlich: Kein einziger Klub bietet seinen Fans zum Auftakt ein Samstagspiel an, womit höhere Kulissen nahezu ausgeschlossen werden. Alle Kreise im Bezirk Frankfurt leben es (erfolgreich) vor, in der Bezirksliga Hanau sind gerade sieben (!) Samstagspiele in der gesamten Vorrunde geplant, in der A-Klasse sind es sogar nur vier. Der Vorrundenabschluß ist für 29. November 92, der Rückrundenstart für 6. Dezember und das Saisonende für 23.Mai 93 geplant. Die Winterpause soll ab dem 14. Dezember bis zum 7. Februar 93 dauern. Die Bestrafungen 91/92 stiegen in der Bezirksliga (51 gegenüber 30 Einzelrichterurteilen im Bereich der 1. Mannschaft) exakt um 70 (!) Prozent an, bei den Reserven (42 gegenüber 20) war eine Steigerung von mehr als 100 Prozent festzustellen. Die Kreisliga A (insgesamt 46 Einzelrichterurteile durch den Staffelleiter Hans Wolafka) glich hingegen fast bereits einem "braven Mädchenpensionat".

Dort blieb der SV 1930 Langenselbold straffrei, in der Bezirksliga waren alle Klubs an den Urteilen beteiligt. Paragraph 22 der Strafordnung (Bedrohung und Beleidigung) dominierte mit 25 Vergehen (Bezirksliga) beziehungsweise 20 (A-Klasse) das Geschehen.

In der Bezirksliga trat zudem der Bezirks-Rechtsausschuß siebenmal in Aktion, verhängte Geldstrafen in Höhe von 2625 Mark, eine Platzsperre von zwei Monaten für Eintracht Oberrodenbach (muß erstes Punktspiel in Niederrodenbach absolvieren) und bürdete den Klubs Verhandlungskosten in Höhe von 1375,50 Mark auf. dip

Bezirksoberliga-Neuling: SV Melitia Roth Buhlen um die Vorherrschaft In Gelnhausen nur Klassenrivalen Höchst / In der Liga bleiben

Am heutigen Dienstag (19 Uhr, Sportplatz an der Kinzigmühle) ist Fototermin, am 25. Juli (17 Uhr) folgt das erste Spiel um den Fürstenpils-Pokal gegen den VfR Meerholz - beim neuen Fußball-Bezirksoberligisten SV Melitia 1911 Roth läuft fortan alles in einer höheren Ebene ab. Vom 27. Juli bis 2. August sind die Gelnhäuser Stadtmeistermeisterschaften in Höchst die erste Plattform, um in der Barbarossastadt zu belegen, wer die Nummer eins im Fußball ist. Die beiden Aufsteiger Melitia Roth und TSV 07 Höchst buhlen um die Vorherrschaft.

Das erste Pflichtspiel folgt am 4. August (19 Uhr) im Gelnhäuser Kreispokalwettbewerb in Spielberg oder Großenhausen. Der Punktspielstart erfolgt am 12. August (19 Uhr) gegen den Offenbacher Vertreter FV Germania Bieber. Was erwartet die Melitia-Fans? Nach Ende der Kling-Ära setzen sie auf die in dieser Klasse erprobten ehemaligen GFC-Kikker Stepahn Kämmerer und Bernd Hofmann, während Burkhard Waitz trotz Zusage doch beim Lokal- und Klassenrivalen TSV Höchst blieb. Trainer Michael Kuhn muß daher großteils auf die Meistermannschaft setzen. Da es keine spektakulären Verstärkungen gab, gilt der Klassenerhalt als einziges Ziel. Vorsitzender Karl Breitenbach und Spielausschuß- Chef Peter Limburg kalkulieren auch mit der Unterstützung von 300 Fans pro Heimspiel, setzen auf eine geschickte Termingestaltung, denn nicht nur Bieber, sondern auch anschließend das Derby gegen den VfB Oberndorf (Samstag, 22. August, 16 Uhr) wurden aus dem Sog des Sonntags herausgezogen. Das gleiche trifft am 19. September (16 Uhr) auf den Knüller gegen die SG Bruchköbel zu. Das Lokalderby findet zunächst in Höchst (25. Oktober, 15 Uhr) statt, wobei der TSV 07 bisher keine Anstalten unternahm, ebenfalls vom Sonntag wegzugehen. Folgendes Aufgebot soll den Röthern den Klassenerhalt ermöglichen: Peter Hufnagel, Andy Sorrell (Tor); Peter Bräuer, Reiner Günther, Bernd Hoffmann, Frank Ockert (Ewald Kling) in der Abwehr; Uwe Fuchs, Martin Horst, Claudio Mustillo, Dietmar Slavik, Stephan Kämmerer, Rüdiger Wilhelm, Rüdiger Stuckmann (Mittelfeld), Werner Brendel, Holger Hofmann, Robert Kling (Angriff). hdp

Neue Schriftenreihe über Homburger Historie

BAD HOMBURG. In einer neuen Schriftenreihe werden die im Rahmen der Vortragsserie "Aus dem Stadtarchiv" vorgestellten Ergebnisse lokalgeschichtlicher Forschung veröffentlicht. Soeben ist der erste, mit Fotos und Dokumenten illustrierte Band erschienen. Barbara Dölemeyer berichtet darin über die Besitzungen der früheren Homburger Landgrafen in Ostdeutschland. Gerta Walsh hat die Anfänge der Industrie in der Kurstadt untersucht, und Brunhilde Hoffmann dokumentiert die Wurzeln der Arbeiterbewegung im Taunus.

Die Stadt will mit der Schriftenreihe das Wissen über die Lokalgeschichte erweitern und einen Anreiz schaffen, daß einzelne Bürger selbst forschen. Die drei soeben erschienenen Texte sind von Sprache und Inhalt her durchaus für ein größeres Publikum geschrieben und wenden sich nicht nur an akademische Zirkel. Der 80 Seiten dicke Band kostet fünf Mark und ist sowohl in der Cafeteria im Gotischen Haus, beim Kulturamt als auch in Buchhandlungen erhältlich. jom

Frankfurter Straße wird morgen gesperrt

KRIFTEL. Ab morgen, Dienstag, ist die Durchfahrtsstraße K 822 zwischen dem Lindenplatz und der Kreuzung Bleichstraße/Am Mühlbach/Kapellenstraße dicht: Die Fahrbahn wird saniert. Überholungsbedürftig ist die Kreisstraße vor allem an der Ecke Goethe-/Kirchstraße und der Einmündung Immanuel-Kant-/ Frankfurter Straße. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis Freitag, 27. Juli.

In Richtung Hofheim wird der Verkehr über die Richard-Wagner-Straße und in Richtung Zeilsheim über die Straßen Am Mühlbach, Schiller- und Bahnhofstraße umgeleitet. Auch die Haltestellen der Buslinie 810 werden verlegt. Für die Fahrtrichtung MTZ/Eschborn hält der Bus in der Straße Am Mühlbach gegenüber der Einmündung der Backhausstraße. Die Busse Richtung Hofheim halten in Höhe des Kindergartens Bleichstraße.

Bereits heute wird der Parkplatz an der Galeriepassage ausgebessert. Mit Behinderungen muß gerechnet werden. pms

Cassius Baloyi und Louis van Winkel, ein schwarzer und ein weißer Boxer aus Südafrika, auf dem Weg nach Barcelona In der Duschkabine baumelt neben der Brause der Sandsack Der eine steigt im "Homeland" in den Ring, dem anderen wird das Training schon mal als Polizeidienst angerechnet Von unserem Korrespondenten Johannes Dieterich (Johannesburg)

Das Straßenschild an der Abzweigung nach Malamulele fehlt natürlich. Ein paar Kilometer weiter geradeaus kommt schon der Zaun zum Krüger Nationalpark, das Ende jeder Zweibeiner-Zivilisation. Malamulele gehört zu Gazankulu, einer jener so nett "Homeland" genannten Deponien am äußersten Rand Südafrikas, auf denen die einheimische Bevölkerung nach dem Willen der weißen Gesellschaftsplaner endgelagert werden sollte.

Am Rand des Sportplatzes von Malamulele steht ein kleines Häuschen mit zwei Räumen: Duschen eigentlich. In einer Dusche baumelt neben dem Brausenkopf ein dicker, blauer Sack von der Decke. Um die wuchtige Wurst mit dikker Plastikhaut an den soliden Dachbalken befestigen zu können, wurde die Sperrholzdecke etwas aufgerissen. Ein kleines zerbrochenes Milchglasfenster spendet Licht. Eric Baloyi quetscht sich in seiner Polizeiuniform an die Wand des engen Raums, um den Faustschlägen seines 18jährigen Sohnes aus dem Weg zu gehen. "Ähh, ähh, ähh", stöhnt der hagere Junge gepreßt, während er auf den dicken Plastiksack eindrischt. Cassius Boloyi trainiert für Olympia.

Cassius ist nicht etwa sein Spitzname. "Als er 1974 geboren wurde", erzählt sein Vater, "hatte Cassius Clay gerade George Foreman besiegt." Nach diesem Kampf entwarf der Vater das Leben seines Sohnes: "Ich fuhr in die nächste größere Stadt, um dem Baby kleine Boxhandschuhe zu kaufen. Cassius sollte einmal einer der größten Boxer im Malamulele-Distrikt werden".

Der Distrikt hat sich für Cassius bereits gewaltig ausgedehnt: Mitte Juli ist der Bantam-Gewichtler mit dem südafrikanischen Olympia-Team nach Barcelona geflogen, um sich dort mit der Weltspitze zu messen. Nachdem er Anfang Juni bei der Box-Gala in Berlin eine Goldmedaille gewonnen hat, gilt er sogar als Titel-Aspirant.

"Mit den Handschuhen kaufte ich auch ein paar Bücher über das Boxen", erzählt der Homeland-Polizist, der selber früher Gewichtheber war: "Die Bilder in diesen Büchern zeigten mir, wie man boxt - wie man angreift und verteidigt." Noch heute ist Vater Baloyi Cassius' einziger Trainer. An den Wänden des Duschraums hängen die aus den Box-Büchern gerissenen Bilder.

Der scheue Sohn läßt gewöhnlich lieber seinen Vater reden, doch wenn Cassius in den Boxring steigt, verschwindet die Zurückhaltung schlagartig: In den 48 Kämpfen seiner bisherigen Laufbahn schlug er zweiundzwanzigmal seinen Gegner k.o. und verlor nur viermal nach Punkten. Selbst ging er nie zu Boden. Seit 1984 reiste der Vater mit dem Sohn jährlich zu den Meisterschaften des schwarzen Box-Verbands "South African National Amateur Boxing Organisation" (Sanabo), wo sich Cassius langsam aber sicher zum Champion hochboxte. Vor zwei Jahren hatte er's geschafft. Nur 1987 fiel die Sanabo- Meisterschaft für die Baloyis ins Wasser: das Innenministerium des Homelands konnte die Fahrtkosten nicht bezahlen.

Seit Cassius im Juni aus Berlin zurückkehrte, ist in Malamulele das Box- Fieber ausgebrochen, erzählt Eric Baloyi: "Früher sagten die Eltern: Boxen ist nicht gut für unsere Kinder. Sie können dabei sterben. Aber nun sehen sie, daß Cassius immer noch am Leben ist, und sagen: Nein, Mann! Boxen ist gut." Er könnte jede Menge gute Boxer machen, meint der Polizist, wenn nur genügend Ausrüstung und Räumlichkeiten zur Verfügung stünden. Im Berea- Sportclub in Pretoria dagegen hängen zwölf Säcke von der Decke. Neunjährige Kerle schlagen auf sie ein. Die Nachwuchs-Faustkämpfer sind alle weiß. "Zu unserem Club gehören auch Schwarze", sagt der Mittelgewichtschampion Louis van Winkel, "aber sie kommen nicht regelmäßig, weil sie oft Transportprobleme haben." Das schwarze Township Mamelodi ist mehr als zwanzig Kilometer von der weißen Stadt entfernt.

Boxen ist wie Fußball und Marathon eher eine "schwarze" Sportart. Von den rund 20 000 Boxern in Südafrika sind nach Louis van Winkels Schätzungen nur zehn Prozent Bleichgesichter. Auch im Olympia-Team ist das Verhältnis untypisch günstig für die Sportler dunkler Haut: zwei sind schwarz und einer weiß. Dennoch, sagt Champion van Winkel, "schneiden die weißen Boxer im Durchschnitt besser ab, weil sie bessere Trainer haben." Immer mehr schwarze Boxer suchten sich inzwischen die besser ausgebildeten weißen Trainer.

Louis ist der vierte von sechs Söhnen. Sein Vater war Arbeiter in der tiefsten Goldmine der Welt. Um die Lausbuben wenigsten zeitweise loszuhaben, schickten die Eltern sie so oft wie möglich in den Boxclub: Fünf der Brüder wurden schließlich südafrikanische Landesmeister. Louis van Winkel gewann den Titel gar seit 1982 mit einer Ausnahme ohne Unterbrechung: insgesamt zehnmal. Seine drei älteren Brüder haben die Boxhandschuhe aus Langeweile an den Nagel gehängt. Mehr als Landesmeister war in dem sportisolierten Staat nicht zu gewinnen - und ein Ende des Sportboykotts nicht abzusehen.

"Ohne die südafrikanische Polizei wäre ich nicht, wo ich heute bin", sagt der Beamte einer "Turnschuh"-Einheit, der in Zivil auf Streife geht. Sein Training wird ihm als Dienstzeit angerechnet - wann immer er ins Trainingslager geht, bekommt er frei. "Es ist für mich wie Arbeit: ich boxe für sie, und ich muß gut sein. Und deshalb bin ich gut." Bis vor zwei Jahren gab es noch eine eigene Polizei-Liga, doch seit ein neuer Wind im Kapland wehen soll, ist der Polizeisport in den zivilen integriert. Das sei das Ergebnis einer Kampagne gegen die Polizei gewesen, meint der Turnschuh-Detektiv: "Dabei würde - wenn es die Polizei nicht gebe - in den schwarzen Townships keiner mehr am Leben sein: Die Schwarzen hätten sich schon längst gegenseitig umgebracht."

Überhaupt versteht der Boxmeister das gegenwärtige Gerede vom "neuen Südafrika" nicht ganz: "Es war immer, wie es heute ist. Im Sport gab es immer Schwarze und Weiße. In unseren Städten gab es immer Schwarze und Weiße."An dieser Stelle hält Louis van Winkel jedoch ein: "Das kann mich in eine Menge Schwierigkeiten bringen, denn ein Polizist darf nicht über die Situation in Südafrika sprechen." Der Maulkorb gilt nicht fürs Private: Louis erzählt, daß seine Frau, der ein Kind eigentlich genug war, in einer schwachen Stunde versprach, Louis würde seine vier Wunsch-Kinder bekommen, wenn er mit einer Olympia-Medaille nach Hause käme. "Jetzt kriegt sie es mit der Angst zu tun", lacht Louis: "Sie weiß nämlich, daß ich es schaffe."

FDP kümmert sich um die Tennisspieler

BAD SODEN. Tennisspieler aus der Kurstadt können Vereinsfrust, Schwierigkeiten, Bedürfnisse, Wünsche und was ihnen sonst noch alles einfällt, am Donnerstag, 23. Juli, ab 12.30 Uhr, vor der Delegation des FDP-Ortsvereins "abladen".

Sommerpause, Vorwahlkampf - Zeit für Politiker, sich auf die Basis und das "direkte Gespräch" mit dem Bürger zu besinnen. . . Für Julia Kappel, die Ortsvorsitzende der Sodener Freidemokraten, scheint es es noch einen anderen Grund zu geben: Kommunalpolitiker diskutierten häufig "im Nichts", weil sie im Grunde nicht wüßten, worum es geht. "Wir können nur vernünftige Kommunalpolitik betreiben, wenn wir direkt mit den Bürgern sprechen."

Eine Erkenntnis, die die Kurstädter FDP zumindest bei der organisierten Bürgerschaft ihrer Stadt umsetzen wird. Peu à peu sollen mit jedem Verein die "speziellen Probleme" erörtert werden. ana

Freizeitspaß raubt Anwohnern den letzten Nerv Lärm vom Basketballfeld einer amerikanischen Wohnsiedlung ist kaum auszuhalten

ERLENSEE. Plopp-plopp, Plopp- plopp, Schepper, Flupp, Schrei, Brüll. Und Plopp- plopp . . . So geht das seit fünf Jahren fast den ganzen Tag, klagt die Familie Spahn aus Erlensee, und mit ihr beschweren sich noch etliche andere Anwohner. Dabei hatten ihnen die idyllischen Straßennamen doch etwas ganz anderes versprochen. Buchen-, Eichen- und Lindenstraße signalisierten Ruhe und Beschaulichkeit. Doch die vermissen die Spahns schmerzlich.

Mehr noch als der Hubschrauberlärm des nahen Fliegerhorstes stört sie eine unscheinbare Einrichtung auf dem benachbarten, gepflasterten Hof einer Wohnanlage, in der hauptsächlich US-Staatsangehörige untergebracht sind. Es ist ein Mast mit einem Basketballkorb. Ein Ahnungsloser, der nichts Böses dabei denkt. So jedenfalls stellen die Familien, die rundherum wohnen, den Fall dar. Denn ständig hält sich dort eine kleinere oder größere Schar von Kindern und Jugendlichen auf, die einer der amerikanischen Lieblingssportarten frönen, dabei kreischen und jubeln und schon mal den Radiorekorder auf höchster Lautstärke mitlaufen lassen.

Den Spahns, den Hühns, den Zipfs und wie sie alle heißen, raubt dieser Freizeitspaß den letzten Nerv. Das monotone Auftupfen des Balls auf dem Beton mit dem anschließenden Scheppern des Mastes, wenn der Ball gegen das blecherne Zielviereck klatscht, ist allein schon schlimm genug, berichten sie. Aber dabei bleibt es nicht. Die nachbarlichen Zäune werden niedergetreten, die gepflegten Gärten von der jugendlichen Bande in Beschlag genommen, beschwert sich Gerhard Zipf. Und als man sie zur Ordnung rufen wollte, hätten sich die Rangen extra T-Shirts mit der Aufschrift drucken lassen: "Wenn du das nicht magst, dann leck mich am . . ."

Und wenn sie aufhören zu spielen, dann fangen sie an zu schreien, nur um uns zu provozieren, klagt eine andere Nachbarin. Selbst den Amerikanern sei der Lärm schon zuviel geworden, wird erzählt. Eine Frau aus der dortigen Wohnanlage habe den Mast schon einmal umgesägt. Mittlerweile steht er wieder. Sogar die Behörden haben sich schon mehrfach mit dem Unruheherd befaßt. Die Polizei schritt ein, verhängte eine lärmfreie Zone für mittags und abends. Der Kommandant der US- Streitkräfte am Fliegerhorst versprach Abhilfe. Immer wieder gab es Briefwechsel. Aber es änderte sich nichts, sagt Familie Spahn.

Den Anwohnern reicht's. Dietmar und Elisabeth Praschak haben inzwischen einen Rechtsanwalt beauftragt, für Abhilfe zu sorgen. Der stellte der Häuserverwalterin ein Ultimatum. Das lief vor Wochenfrist ab ab, ohne daß sie auf die Forderungen reagierte.

Auch der Gemeindeverwaltung ist der Knatsch aus dem "Waldviertel" bekannt. "Wir haben an die Amerikaner appelliert, die Ruhezeiten einzuhalten", sagt Bürgermeister Manfred Heller. Und: "Die Polizei hat sogar eine Wurfsendung auf Englisch herausgegeben. Aber viel mehr können wir nicht tun. Das ist Privatgelände. Wir haben dort nichts verloren."

Der Rathauschef nimmt die Beschwerden ernst, kann sich vorstellen, daß das jugendliche Spiel eine wirkliche Belästigung für die Anwohner darstellt. Deshalb will er mit den Verantwortlichen der Militärgemeinde reden, ob für die Basketballfreaks nicht eine Ausweichmöglichkeit auf dem Fliegerhorstgelände gefunden werden kann. Denn ein gemeindliches Gelände in der Nähe steht nicht zur Verfügung.

Der zuständige Army-Vertreter, Oberstleutnant Neely, hat den klageführenden Briefschreibern zwar schon versprochen, der Mast komme weg. Jetzt schränkte er aber ein, er wolle sich das Treiben seiner Landsleute vor Ort ansehen. Ein Termin werde noch gesucht, teilte Pressesprecher Wolfgang Niebling auf Anfrage mit. Im übrigen sehe er überhaupt keinen Grund, warum sich die Leute mit ihrem Anliegen an die Presse gewandt hätten. hein

Wir gratulieren

Herrn Heinz Sievert, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag; Frau Josephine Weinmann, Petterweil, zum 80. Geburtstag; Frau Maria Schneider, Petterweil, zum 91. Geburtstag; Frau Margarete Zimmermann, Ilbenstadt, zum 78. Geburtstag.

1

1

Israel hat den relativen Wasserverbrauch beider Seiten nach 1967 nicht verändert, sagt das Außenministerium. Es gibt aber zu, daß der Pro-Kopf-Verbrauch der israelischen Siedler im Gaza-Streifen dreimal höher liegt als jener der Palästinenser. Arabern ist das Bohren von Brunnen nicht erlaubt, bei den Siedlern fragt niemand.

Zwangspause am Sindlinger Mainufer: Herbert, Gitte, Ute und Jürgen (unten, von links) geht's wie vielen andern Radlern, die den Mainuferweg suchen. Campen verboten, für Fußgänger frei, sagen die Schilder, vom Radweg ist keine Rede. Wer trotzdem weiterfährt, steht 50 Meter weiter auf der Wiese. Der asphaltierte Weg endet jäh (links). Da hilft auch der Blick auf die Karte des Umlandverbandes nicht weiter. Weiter geht's ein Stückchen später: An der Friedhofsmauer steht der Wegweiser, gut getarnt im dichten Grün. Wer suchet, der findet eben.

Ferien für Daheimgebliebene (XXIX): Einführung in die Welt des American Football Tips für den Kampf ums Ei Freitag im "ZfH"

Der Kampf ums Ei nimmt stetig zu. Das Ei, das ist der Ball, um den sich beim American Football alles dreht. Diese Sportart, die vor einigen Jahren den Atlantik übersprungen hat, wird hierzulande nicht erst seit "Frankfurt Galaxy" praktiziert; aber der gewaltige Werberummel um das in der Weltliga spielende Team hat Football in der Zuschauergunst weit vorangebracht. Und das wirkt wiederum auf den Spielbetrieb zurück. Längst hat sich ein System von Ligen gebildet, und immer mehr junge Menschen stoßen zu diesem Sport mit dem komplizierten Regelwerk dazu. Lesern der FR-Ferienserie bietet das Zentrum für Hochschulsport (ZfH) der Frankfurter Uni am morgigen Freitag eine praktische Einführung in Football an.

"Dieser Sport paßt in die Zeit, ist ,in'", sagt Dr. Rolf Krischer, der Leiter des Hochschulsports. Bei dieser Aufwärtsentwicklung will das in Ginnheim ansässige Zentrum seinen Beitrag leisten. Im Sommersemester bot das Programm erstmals Football an, und anfangs kamen 80 Interessenten, von denen rund 60 als festerStamm geblieben sind - ein beachtliches Ergebnis für einen neuen Kurs. Im bevorstehenden Wintersemester wird weitergemacht.

Die Leitung bei diesem Angebot - und bei der FR-Aktion morgen - hat Alexander Schulz (24), Sportstudent im fünften Semester und seit vier Jahren Spieler bei den Bad Homburger "Falken", die derzeit in der 1. Bundesliga Süd auf Platz zwei liegen. Markus Geis (24) und Holger Sukup (22) assistieren Schulz, der sich im Doppelstudium für das Lehramt an Gymnasien und den Magister in Sportmedizin qualifiziert.

Alexander Schulz fing als 15jähriger mit Football an und durchlief eine Reihe von Vereinen, ehe er sich dem Bad Homburger Club anschloß. Der hat in jeder Saison ein Wort bei der Titelvergabe mitzureden. Schulz hat einen Stammplatz in der Verteidigung: "Ich bin da sehr glücklich", bekennt er. Im Schnitt kommen zu den Begegnungen im Sportzentrum Nordwest 1500 Zuschauer, und der Rekord gegen den Tabellenführer München liegt gar bei 4000 - Zahlen, von denen die Homburger Fußballer nur träumen können.

Alexander Schulz, dessen Freizeit neben dem Football auch das Mountainbike bestimmt, beginnt seine Einführungs-Trainerstunde am Freitag um 15 Uhr auf dem Rasenplatz des ZfH. Da das Gebäude ferienbedingt geschlossen ist, muß man vom Parkplatz (zwischen Haus und Ginnheimer Landstraße) rechts an dem Trakt mit Hallen, Seminar- und Sanitärräumen vorbeigehen und erreicht so den Sportplatz. Treff ist an der rechten Seite bei den Bäumen.

Was Schulz mit seinen sportbegeisterten Gästen vorhat, wird zunächst ohne die football-typische Ausrüstung stattfinden; aber bewegungsfreundliche Klamotten, die auch einen Grasfleck vertragen, sollte man schon dabeihaben. Besonders wichtig: Noppen- oder Stollenschuhe, die einen guten Halt geben, denn beim Football kommt es auf Standfestigkeit an.

Um Verletzungen vorzubeugen, steht am Anfang eine Aufwärmphase mit Dehnübungen, Gymnastik und Krafttraining. Dann werden die Regeln erklärt, die Linien und die einzelnen Positionen. Werfen, Fangen, Paßspiel, Laufen, zum Schluß ganze Spielzüge können geübt werden. Zudem will Schulz auch mit einigen seiner Uni-Kursteilnehmer vorführen, worum es beim American Football geht. Auf etwa drei Stunden sollte sich einstellen, wer mitmachen möchte. Alexander Schulz plant ein besonderes "Bonbon": Er möchte Otto Kofler mitbringen, den Trainer der "Falken". Trotz des deutschen Namens ist der 60jährige Kofler Amerikaner und dort einer der bekannten College-Trainer. Kofler weiß alles über Football.

Immer mittwochs steht während des Semsters im ZfH auf dem Rasenplatz Football an. Der Hochschulsport, nicht zu verwechseln mit dem an gleicher Stelle stattfindenden Lehrbetrieb für Sportstudenten, ist ein studienbegleitendes Angebot für die gesamte Universität, also für Studenten und Mitarbeiter (und auch Gäste). Nach Rolf Krischers Angaben kommen pro Woche 8000 Menschen. Bei rund 40 000 Studenten und Mitarbeiter könnte der Sportboom noch weit stärkersein, doch die räumlichen und personellen Kapazitäten sind begrenzt. Ausbaupläne, so bedauert Krischer, gibt es derzeit aus Geldmangel nicht.

Dennoch, das ZfH ist mit fast 50 Sportarten, sechs hauptamtlichen Sportlehrern und mehr als 50 nebenamtlichen Übungs- leitern "hessenweit die Einrichtung mitdem breitesten Sportangebot", wie der Leiter vermerkt. Dabei bietet es sich - neben der Gelegenheit zur sportlichen Betätigung - auch als sozialer Treffpunkt an.

Die Adresse des ZfH: Ginnheimer Landstraße 39. Die Straßenbahnlinie 16 hält nahebei, in der Franz-Rücker-Allee, Station Frauenfriedenskirche, der 34er Bus noch näher, "Uni-Sportanlagen". tom

Im Kindermuseum geht die Ferienspielaktion in ihre letzte Woche. Noch einmal laden Werkstätten und "Betriebe" Jungen und Mädchen zum Mitmachen ein. Abschließender Höhepunkt ist am Freitag, 31. Juli, ein großer Jahrmarkt. Einzelheiten dazu stehen hier in der morgigen Ausgabe.

Stauffenberg und Haeften und fuhren zum Flugplatz - nicht ganz ohne Schwierigkeiten, da wegen der Explosion sofort alle Ausfahrten gesperrt wurden. Am ersten von zwei bewachten Durchlässen kam Stauffenberg mit Kaltblütigkeit und militärischer Barschheit durch. Am zweiten, einer Außenwache am Weg zum Flugplatz, kam er erst weiter, nachdem er mit Rittmeister von Möllendorf telephoniert und dieser den Wachhabenden ermächtigt hatte. An dem schmalen Sträßchen zum Flugplatz warf Haeften das zweite Sprengstoffpaket aus dem Wagen in den Wald.

Der Generalquartiermeister hatte seine "He 111" zur Verfügung gestellt, Stauffenberg hätte sonst auf einen Kurierflug warten müssen. Stauffenberg und Haeften stiegen ein und flogen um 13.15 Uhr ab. (. . .)

Einer der Adjutanten Hitlers, der den Anschlag im Lagezimmer in der "Wolfsschanze" miterlebt und Hitler nur leicht verletzt gesehen hatte, eilte sofort zum gegenüber dem "Führersperrkreis" liegenden Vermittlungsbunker und bemühte sich um die Kontrolle der Nachrichtenwege. Der Wehrmacht-Nachrichten- Offizier des Hauptquartiers wurde herzitiert, Fellgiebel ging gemessenen Schrittes ebenfalls zum Vermittlungsbunker. Hier fielen seine Absichten mit denen der bisherigen Machthaber zusammen. Er brauchte nur die Nachrichtensperre zu bestätigen, für die sein Chef des Stabes, Oberst Hahn, von "Mauerwald" aus schon vor 12 Uhr vorbereitende Weisungen gegeben hatte.

Die Sperre der Nachrichtenverbindungen dauerte dann zwischen zwei und drei Stunden, war jedoch auch in dieser Zeit nicht lückenlos. Fellgiebel, General Wagner, Generalfeldmarschall Keitel, Himmler und andere konnten telefonieren, aber der sonstige Telephon- und Fernschreibverkehr ruhte. Dann sah Fellgiebel, auf dem Sträßchen vor dem "Führersperrkreis" auf- und abgehend, Hitler innerhalb der Umzäunung spazieren gehen. Fellgiebel ging zurück zum Nachrichtenbunker und gab die Nachricht vom Attentat und vom Überleben Hitlers an Generalleutnant Thiele durch.

Für den Fall eines offenbargewordenen, aber mißlungenen Attentats war anscheinend nichts vereinbart. Aus den Vorgängen des 15. Juli ist zu schließen, daß Stauffenbergs Mitverschwörer sich für diesen Fall nicht festlegen wollten. Die Vorgänge des 20. Juli zeigen, daß sie hofften, in diesem Fall sich selbst zu retten.

Als Thiele kurz nach 13 Uhr von Fellgiebel und wenig später auch von Oberst Hahn die telefonische Meldung vom Attentat und seinem Mißlingen erhielt, beschloß er mit Olbricht, es wäre das beste, zunächst gar nichts zu tun, sondern wie gewöhnlich zum Mittagessen zu gehen. Olbricht und Thiele nahmen zunächst Querverbindung zum Generalquartiermeister in Zossen auf, der die Nachricht vom ausgeführten Attentat, von dabei Verwundeten und vom Überleben Hitlers von Oberst Hahn vor 13.30 Uhr erhielt. Sie beschlossen mit General Wagner, das beste sei, sich so zu verhalten, als wisse man von nichts. So fuhren sie alle zum Mittagessen und kamen erst etwa um 15 Uhr wieder zurück. Der Sinn solchen Verhaltens konnte nur sein, den Anschein der Mitwisserschaft zu vermeiden. (. . .)

Mertz muß die Nachricht vom Attentat zur selben Zeit wie Olbricht erhalten haben. Daraufhin bemühte er sich sofort, die "Walküre"-Truppen der Panzerschule in Krampnitz nach Berlin zu bringen.

Major i. G. von Oertzen gab den Alarmbefehl gegen 14 Uhr im Auftrag des Allgemeinen Heeresamtes an den Kommandeur der Schule durch. Er befahl Marschbereitschaft und Aufklärung gegen die SS-Kasernen Lichterfelde und Lankwitz. Major Rode, Kommandeur der Lehrgruppe II, fuhr mit zwei Achtrad-Spähpanzern der Lehrtruppe, die als Fahrschulfahrzeuge getarnt waren, nach Lichterfelde bis in Sichtweite des Kasernentors, meldete, alles sei ruhig, und fuhr dann auf weiteren Befehl zur Siegessäule.

Die Infanterie-Schule Döberitz erhielt ihren "Walküre"-Befehl auch schon gegen 14 Uhr.

Mertz befahl weiter seinem Sachbearbeiter für Alarmvorbereitungen in den Stellvertretenden Generalkommandos und Wehrkreiskommandos, Major i. G. Harnack, sofort telefonisch und durch Fernschreiben die "Walküre-Maßnahmen in allen Wehrkreisen auszulösen. Aber es war kein Schwung in den Maßnahmen, sie wurden nur halbherzig ausgeführt.

Inzwischen ließ Mertz die Generalstabsoffiziere des Stabes des Allgemeinen Heeresamts zu sich kommen und gab bekannt, Hitler sei einem Attentat zum Opfer gefallen; die Wehrmacht habe die vollziehende Gewalt übernommen, um Ruhe und Ordnung zu gewährleisten und an den Fronten weiterzukämpfen; über die Eingliederung der Waffen-SS in das Heer werde verhandelt; Generalfeldmarschall von Witzleben sei neuer Oberbefehlshaber der Wehrmacht; Generaloberst Beck habe die Führung des Reiches übernommen. (. . .)

Inzwischen ließ Mertz die Befehle hinausgeben: "Walküre 2. Stufe" für alle Wehrkreise "unter Rückgriff auf sämtliche Bestände des Feld- und Ersatzheeres", X-Zeit 20. Juli 18 Uhr; und das Fernschreiben an alle Wehrkreisbefehlshaber, territorialen Befehlshaber, die Oberkommandos der Wehrmachtteile und die diesen unmittelbar unterstehenden Kommandobehörden, das mit den Sätzen begann: "Der Führer Adolf Hitler ist tot! Eine gewissenlose Clique frontfremder Parteiführer hat es unter Ausnutzung dieser Lage versucht, der schwerringenden Front in den Rücken zu fallen und die Macht zu eigennützigen Zwecken an sich zu reißen." Der erste Befehl war mit "Mertz" unterzeichnet, der zweite mit "Witzleben", als Oberbefehlshaber der Wehrmacht und mit der Paraphe "M". (. . .)

Als Stauffenberg und Haeften um 16.30 Uhr in Stauffenbergs Zimmer kamen, warteten hier Berthold Stauffenberg in seiner Marineuniform, Fritz-Dietlof Graf Schulenburg, Oberst Jäger (Ritterkreuzträger, Kommandeur der Panzertruppen XXI), Oberleutnant von Kleist und Hauptmann Fritzsche. Stauffenberg teilte mit: "Er ist tot. Ich habe gesehen, wie man ihn hinausgetragen hat." Dann gingen er und Haeften sofort zu Olbricht, der die Nachricht auch von Stauffenberg selbst hören wollte. Stauffenberg versicherte ihm, es sei eine Detonation wie von einer 15-cm-Granate gewesen, da könne kaum noch jemand am Leben geblieben sein.

Als Olbricht sagte, Fromm wolle Mertz verhaften, gingen Olbricht und Stauffenberg zu Fromm. Olbricht meldete, Stauffenberg habe ihm soeben den Tod Hitlers bestätigt, Fromm entgegnete, das könne nicht sein, Keitel habe ihm soeben das Gegenteil versichert. Stauffenberg wiederholte, er selbst habe gesehen, wie man Hitler tot hinausgetragen habe; Keitel lüge wie immer. Olbricht fügte hinzu, deshalb habe man - er sagte "wir" - "Walküre" ausgelöst. Fromm schlug mit der Faust auf den Tisch und schrie, das sei Hochverrat, darauf stehe die Todesstrafe, wer den Befehl gegeben habe?

Olbricht antwortete, das habe sein Chef des Stabes getan, Mertz wurde herbeigeholt um es zu bestätigen, Kleist und Haeften begleiteten ihn. Fromm erklärte alle für verhaftet, aber Stauffenberg erklärte sehr ruhig, vielmehr sei Fromm verhaftet. Er selbst, Stauffenberg, habe die Bombe gezündet und wisse sicher, daß Hitler tot sei. Fromm stellte noch einmal fest, das Attentat sei mißlungen. Stauffenberg müsse sich erschießen.

Dieser lehnte kühl ab. Da ging Fromm mit erhobenen Fäusten auf ihn los, Kleist und Haeften traten dazwischen, Kleist drückte Fromm den Lauf seiner Pistole in den Bauch und Fromm beruhigte sich. Stauffenberg gab ihm fünf Minuten Bedenkzeit für die Entscheidung, die Erhebung mitzumachen. Nach Ablauf der Frist ging Olbricht wieder zu Fromm, der ihm sagte, er betrachte sich als von seinen Befehlsbefugnissen entbunden, worauf er mit seinem Ordonnanzoffizier in einem Nebenzimmer festgesetzt wurde. (. . .)

Inzwischen trafen weitere Verschworene in der Bendlerstraße ein: Generaloberst Beck mit Graf Schwerin von Schwanenfeld, Oppen, Ludwig von Hammerstein; Hoepner war schon früher gekommen. Gisevius kam mit Helldorf und dem Potsdamer Regierungspräsidenten Gottfried Graf von Bismarck, Helldorf und Bismarck gingen nach ihrer Einweisung wieder. Als nach 18 Uhr Gerstenmaier eintraf, war die Stimmung in der Bendlerstraße schon etwas gedrückt. Aber Stauffenberg telefonierte unablässig mit den Kommandostellen im Reich, beantwortete Anfragen und Rückfragen wegen Hitlers Tod und wegen der ausgegebenen Befehle, suchte den Umsturz voranzubringen. (. . .)

Generalleutnant von Hase, befahl den Kommandeur des Wachbataillons, Major Remer, zu sich sowie die Kommandeure der Heeres-Feuerwerkerschule, der Heeres-Waffenmeisterschule und der in Berlin liegenden Landesschützen-Bataillone. Remer erhielt den Befehl, das Regierungsviertel vom Potsdamer Platz über die Saarlandstraße - Anhalter Straße - Wilhelmstraße - Kochstraße - Friedrichstraße - Dorotheenstraße - Hermann-Göring-Straße und wieder bis zum Potsdamer Paltz mit drei Kompanien hermetisch abzusperren, was Remer sofort veranlaßte. Um 18.30 Uhr war die Absperrung des Regierungsviertels vollzogen. (. . .)

Um 18.30 Uhr meldete der Rundfunk, daß Hitler ein Attentat überlebt habe und später zum Volk sprechen werde. Es war der Erhebung nicht gelungen, die Rundfunkeinrichtungen so unter ihre Kontrolle zu bringen, daß solche Meldungen der bisherigen Machthaber unterblieben.

Darauf kam alles, was angelaufen war, erst ins Stocken und wurde dann rückläufig.

Unabhängig davon hatte der "Nationalsozialistische Führungs-Offizier" des Wachbataillons, Leutnant Hagen, Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Vorgänge bekommen. Er ging zu Goebbels, sprach ihm seine Zweifel aus und brachte Remer zu ihm. Remer machte sich Hagens Zweifel nicht sofort zu eigen.

Goebbels stellte daraufhin eine Telefonverbindung mit Hitler her, ließ Remer selbst mit dem "Führer" sprechen, der ihm vor kurzem persönlich das Ritterkreuz verliehen hatte und ihn nun fragte, ob er seine Stimme erkenne. Remer sagte: "Jawohl". Hitler übertrug ihm Vollmacht zur Unterdrückung des Aufstandes, bis Himmler, der zum Befehlshaber des Ersatzheeres ernannt sei, einträfe. Remer stellte sich gegen seine bisherigen Befehlshaber, die er als Meuterer ansehen mußte.

So mancher Versuchsballon, der in diesen Tagen in Bonn losgelassen wird, könnte unversehens Anlaß fürs gefürchtete Sommertheater sein: Bei diesem alljährlich wiederkehrenden Spektakel handelt es sich in der Regel um ein Thema, das mittels verbalen Schlagabtauschs diverser Interessenvertreter in den Medien für Schlagzeilen sorgt und dann mit Ende der parlamentarischen Sommerpause ganz plötzlich wieder verpufft. Dieses Mal könnten es die Pläne von Bundesverkehrsminister Günther Krause zur Verteuerung des Verkehrs auf der Straße sein.

Krause bemühte sich zwar eilig zu versichern, eine Mineralölsteuererhöhung werde es vorläufig nicht geben, aber womöglich kann er auf diese lukrative Einnahmequelle gar nicht verzichten: Der Verkehrsminister braucht nämlich Geld, vor allem für die Privatisierung von Bundesbahn und Reichsbahn und die damit verbundene Notwendigkeit, spätestens von 1995 an die Altschulden der Bahn Sommer-Löcher von etwa 60 Milliarden Mark abtragen zu müssen. Solange dieses Problem nicht gelöst ist, verdient Krauses Bahn-Konzept die Bezeichnung "Sanierung" nicht.

Das Fatale an der Angelegenheit ist, daß eine Erhöhung der Mineralölsteuer der richtige Schritt wäre - ganz im Gegensatz zur von Krause propagierten Vignette, einer Form der Straßenbenutzungsgebühr. Offenkundig kennt CDU-Mann Krause das Wörtchen "Verkehrsvermeidung" nicht: Statt darüber nachzudenken, wie der ungebrochene Trend zum Auto gestoppt und auf öffentliche Verkehrsmittel umgelenkt werden könnte, fördert Krause den Individualverkehr auch noch: Wer sich künftig für die Straßenbenutzung eine Vignette kaufen muß, wird natürlich eher mehr als weniger fahren, damit sich die Investition auch lohnt. Der Preis für die Vignette bleibt nämlich gleich, ganz egal, ob jemand viel oder wenig fährt.

Eine verkehrspolitische Lenkungswirkung mit ökologischem Nutzen ist auf diese Weise also nicht zu erreichen. Das wäre durch eine deutliche Erhöhung der Mineralölsteuer viel eher zu bewirken: Wer viel fährt, zahlt viel, wer wenig fährt, zahlt weniger. Krause begegnet solchen Vorschlägen mit wenig schlüssigen Gegenargumenten: Es gelte, den ausländischen Verkehr - vor allem den Güterverkehr - an den Wegekosten in der Bundesrepublik zu beteiligen. Dies sei aber mit einer Mineralölsteuererhöhung nicht möglich, weil der Transitverkehr nicht zwangsläufig in der Bundesrepublik tanken müsse. Dagegen spricht, daß im Zuge des EG-Binnenmarktes die Steuern überall in Europa angeglichen werden müssen und Lkw außerdem Diesel tanken, für das ein ermäßigter Mineralölsteuersatz gilt. In Wahrheit geht es Krause wohl weniger um eine verkehrsvermeidende und damit auch umweltpolitisch sinnvolle Politik als vielmehr darum, Finanzlöcher zu stopfen.

CHARIMA REINHARDT

Nach Bilanzprüfung ins Mittelfeld abgerutscht Irrtum der Stadtwerke verwässerte Verbrauchsspiegel Von Stefan Kuhn OBERURSEL. "An der Spitze zu stehen ist normalerweise schön, jedoch in diesem Fall würden wir es bedauern, wenn es so wäre." Ein FR-Artikel hat die Oberurseler Stadtwerke aufgeschreckt. Die Oberurseler wollen nicht Spitzenreiter beim Pro-Kopf-Verbrauch von Trinkwasser im Kreis sein - und sind es auch nicht. Die Stadtwerke überprüften ihre Unterlagen und lieferten neue Zahlen. Statt 184 Litern verbraucht demnach jeder Einwohner am Tag nur zwischen 160 und 138 Liter. Das reicht im kreisweiten Vergleich für einen soliden Platz im Mittelfeld. Die zweifelhafte Spitzenposition fällt nun an Kronberg mit einem täglichen Pro-Kopf-Verbrauch von 180 Litern. "Wenn die Stadtwerke uns falsche Zahlen nennen, können wir nichts dafür", hatte das Regierungspräsidium Kritik an seiner Wasserbilanz von vornherein zurück nach Oberursel geleitet.

Die FR hatte anhand dieser Wasserbilanz Mitte Juni den Wasserverbrauch der Einwohner aller Städte und Gemeinden im Kreis verglichen. Ergebnis: Oberursel stand mit 184 Litern pro Kopf und Tag eindeutig an der Spitze. Zur Verwunderung der Stadtwerke und von Bürgermeister Thomas Schadow: "Diese Zahlen sind mir neu."

Doch die Stadtwerke haben sie selbst an das Regierungspräsidium geliefert. Sie sind dabei jedoch einem Irrtum unterlegen, wie hausinterne Recherchen jetzt ergaben.

So meldeten sie für 1990 eine verkaufte Wassermenge von gut 3,1 Millionen Kubikmeter weiter - rechneten in diese Summe aber die Fremdabgabe an andere Städte von 233 258 Kubikmetern und Verluste (etwa durch Rohrbrüche) in Höhe von 126 840 Kubikmetern mit ein. Das Regierungspräsidium hingegen erwartet bei der verkauften Wassermenge die reine Abgabe an Privathaushalte und Gewerbe - ohne Fremdabgabe und Verluste.

Wird der Pro-Kopf-Verbrauch nun mit den neuen, um Verluste und Fremdabgabe verminderten Zahlen errechnet, ergibt sich ein täglicher Pro-Kopf-Verbrauch von 160 Litern.

Die Stadtwerke reduzieren die Summe zudem noch um gut 80 000 Kubikmeter für nötige Leitungsspülungen und "kommunalen Eigenbedarf" wie Schwimmbad und Feuerwehr. Außerdem gehen sie anders als das Regierungspräsidium nicht von der Einwohnerzahl des statistischen Landesamtes (40 180 Einwohner für 1990), sondern von den Zahlen des Einwohnermeldeamts aus, zuzüglich der Army-Angehörigen im Camp King (45 033 Einwohner).

Sie kommen so auf einen Pro-Kopf- Verbrauch von nur 138 Litern. Diese Rechnung ist allerdings für den von der FR angestellten Vergleich ohne Belang. Denn dann müßten Eigen- und Spülungsbedarf auch bei allen anderen Gemeinden im Kreis abgezogen und überall die höheren Zahlen der Einwohnermeldeämter angesetzt werden - an der Reihenfolge änderte sich also wenig.

Der Stadtwerke-Irrtum bei Fremdabgabe und Leitungsverlusten dagegen ist entscheidend. Andere Gemeinden können sich nicht auf den gleichen Irrtum berufen - sie liefern kein Wasser an ihre Nachbarn. "Was die anderen Orte nicht trifft, ist: Oberursel liefert Wasser an Dritte", erklären die Stadtwerke-Chefs Jürgen Funke und Richard Dreefs, "das sind Durchlieferungen und Lieferungen, die andere nicht haben".

Auch in Oberursel verwässern die Weiterlieferungen künftig nicht mehr die Bilanz. Neue Formulare sorgen ab sofort für rundum wasserdichte Zahlen.

Belasten Abwässer der Kali-Produktion Flüsse?

FULDA/KASSEL. Die Staatsanwaltschaft Fulda hat Vorermittlungen gegen den Kasseler Konzern "Kali + Salz" aufgenommen, um herauszufinden, ob ein "strafrechtlich relevanter" Zusammenhang zwischen der Versenkung von Abwässern der Kali-Produktion und dem Anstieg des Salzgehaltes in einigen osthessischen Flüssen besteht.

Kali und Salz betreibt zwei Kali-Werke im Kreis Hersfeld-Rotenburg. In deren Umgebung war kürzlich verstärkt salzhaltiges Wasser aus der Erde ausgetreten. Der Salzgehalt der kleinen Flüsse Breitzbach und Solz stieg stark. Indirekt trägt dies auch zur Salzbelastung von Fulda und Weser bei.

Der Wasserrechtsdezernent beim RP Kassel, Haag, sagte, daß die jüngste Genehmigung für die Abwässerversenkung mit der Auflage verbunden worden sei, bis zum 30. September deren ökologische Unbedenklichkeit nachzuweisen. pid

"Rückenschule" gegen Kreuz mit dem Kreuz

BAD SODEN. Immer mehr Menschen haben ihr Kreuz mit dem Kreuz, weiß die Deutsche Angstellten-Krankenkasse. Ihre "Rückenschule", ein Gymnastikkursus, der sich - wie berichtet - über zehn Abende erstreckt, soll gegensteuern.

Ab Samstag, 4. August, um 19 Uhr im Neuenhainer Bürgerhaus zeigt die Krankengymnastin Barbara Birkner, wie durch richtiges Sitzen, Bewegen und Arbeiten die Bandscheiben erst gar nicht verschlissen werden.

Interessierte sollten sich sputen: Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anmeldung unter Tel. 0 61 96 / 2 70 44. ana

Wunderbare Gelassenheit Das Semester-Abschlußkonzert der Frankfurter Uni

Der Schlußakkord ging im Beifall unter. Stehende Ovationen für die russische Pianistin Rimma Bobritzkaja - und für Chopins f-Moll-Klavierkonzert. Beim Semester-Abschlußkonzert der Johann- Wolfgang-Goethe-Universität der Höhepunkt. Aber auch Orchester und Chöre unter Leitung von Christian Ridil brauchten sich nicht zu verstecken: Was Studentinnen und Studenten leisteten, war alles andere als Vorprogramm für die Moskauer Virtuosin.

Herausragend dabei der 21köpfige Kammerchor: Vor allem die spätromantischen Motetten von Max Reger und Richard Wetz glänzten durch sorgfältig herausgearbeitete Artikulation und enorme dynamische Differenzierung. Der Hörer verfolgte beinahe atemlos, wie der Kammerchor es fertigbrachte, bis zur allerletzten Note Spannung zu erzeugen. Gegen diese Stimmkultur hatte es das Collegium Musicum Vocale mit Madrigalen der Renaissance schwer. Der Gesang des großen Chors war nicht ganz so ausgefeilt, aber Schwung und Überzeugung machten vieles wett.

Gespannt warteten viele auf die Uraufführung von Christian Ridils geistlichem Konzert "Et hi tres unum sunt". Ein Motiv aus Monteverdis Marienvesper hatte Ridil zu seiner Komposition für drei Solobratschen und Streichorchester inspiriert. Ausgehend vom Grundton G breiten sich erst ruhige, clusterartige Klänge aus; nach einem schnellen, rhythmisch verschachtelten Mittelteil mit interessanten Flageolett-und Pizzicatoeffekten kehrt das dreiteilige Stück dann wieder in die konzentrierte Ruhe des Anfangs zurück, um auf dem Ton G im Pianissimo zu verlöschen.

Volle Konzentration verlangte Frederic Chopins f-Moll-Klavierkonzert vom Collegium Musicum Instrumentale. Vier b-Vorzeichen machen es vor allem Streichern schwer, sauber zu intonieren und einen unauffälligen Klangteppich für die Melodien des Soloklaviers zu legen. Das Collegium Musicum Instrumentale zog sich achtbar aus der Affäre, dabei imponierten vor allem die Holzbläser. Schon die ersten Takte der Pianistin Rimma Bobritzkaja zogen das Publikum in ihren Bann. Trotz hochkonzentriertem Spiel war sie souverän genug, jederzeit aufmerksam auf Orchester und Dirigent zu reagieren, denn einige Male drohte die Balance zu kippen: Energisch brachte die Solistin, in Deutschland bisher nur wenig bekannt, die Sache wieder ins Lot.

An Rimma Bobritzkaja faszinierte nicht allein, wie brillant und beinahe selbstverständlich sie technische Probleme in den Ecksätzen meisterte; suggestive Kraft, geschmackvolle Rubati und wunderbare Gelassenheit im Larghetto wiesen sie als Pianistin hohen Rangs aus. Das Publikum brachte ihr stehende Ovationen, und erst nach zwei Chopin-Walzern als Zugabe wurde sie aus der Aula entlassen. bai

Diskussionsvorschläge für den "Bürgerkeller"

HANAU. Themenvorschläge für ihre Vortrags- und Diskussionsreihe zu pädagogischen und psychologischen Fragen sucht das Team des Freizeittreffs "Bürgerkeller" in Großauheim. Seit rund einem Jahr existiert das Angebot.

Jeweils zwischen 30 und 40 Interessierte haben die vergangenen acht kostenlosen Vorträge besucht. Viele holten sich Rat, brachten ihre eigenen Erfahrungen ein. "Oft gingen die Gespräche oder Diskussionen bis weit nach Mitternacht." Um den Bedürfnissen der Bevölkerung weiterhin Rechnung tragen zu können, bittet das Hanauer Freizeitamt um Vorschläge unter der Rufnummer 29 55 45. jur

Langen will die Frauen fördern Stadt beschloß rechtsverbindlichen Frauenförderplan

LANGEN. Nach Mühlheim hat jetzt Langen als zweite Kreiskommune einen rechtsverbindlichen Frauenförderplan beschlossen. Er ist von jetzt an gültig. Mit diesem Plan soll der "Verfassungsauftrag der Gleichberechtigung von Mann und Frau" in Langen auch tatsächlich umgesetzt werden.

Denn auch in der Stadtverwaltung von Langen ist in vielen Bereichen das Verhältnis der beschäftigten Frauen und Männer nicht ausgewogen. So sind Frauen gerade in den höheren Stellen unterrepräsentiert; eine Amtsleiterin gibt es beispielsweise nicht. Von den insgesamt 426 Beschäftigten im öffentlichen Dienst sind 216 Frauen. Die meisten von ihnen arbeiten als Angestellte, wie etwa Sachbearbeiterin oder als Erzieherin in städtischen Kindergärten. Durch einen Frauenförderplan soll ihnen jetzt der Sprung in höhere und besser bezahlte Positionen ermöglicht werden. Bürgermeister Dieter Pitthan sagt: "Wir wollen schlicht und einfach erreichen, was das Grundgesetz Artikel drei, Absatz zwei vorsieht." Der Plan soll nicht Frauen bevorzugen, sondern Benachteiligung aufheben. In der Dienstvereinbarung ist geregelt, daß in Bereichen und Positionen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, die Stellenausschreibung eine Formulierung erhalten wird, die Frauen besonders zur Bewerbung motivieren und ansprechen soll. Bis das Ziel - ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern in allen Lohn-, Vergütungs- und Besoldungsgruppen - erreicht ist, sollen Frauen bei Umsetzungen und Stellenneubesetzungen vorrangig berücksichtigt werden.

Zwar werden nach dem Plan grundsätzlich Vollarbeitsplätze angeboten, doch es soll auch möglich sein, diese Arbeitsplätze zu teilen. Ebenso will die Stadt offen sein für flexible Arbeitszeit, die auch mit Kindererziehung und Fortbildung zu vereinbaren ist. Außerdem wurde festgelegt, daß durch die Übernahme von Urlaubs- und Krankheitsvertretungen beurlaubten Berufstätigen die Möglichkeit geboten werden soll, Verbindung zum Beruf aufrechtzuerhalten. Vor der Wiederaufnahme einer länger ausgesetzten Berufstätigkeit soll die Teilnahme an Fortbildungsangeboten gefördert werden. dok

Hilfspolizist streift nun durch den Ort

WEHRHEIM. Der erste Hilfspolizist der Gemeinde, Joachim Odermath, hat seinen Dienst angetreten. Ein Schwerpunkt der Tätigkeit des 35jährigen Beamten ist die Verkehrsüberwachung: dazu gehören Geschwindigkeitskontrollen und das Vorgehen gegen Parksünder. Die Überwachung diverser Gesetze zum Natur-, Feld-, Forst- und Tierschutz und zur Abfallbeseitigung zählt ebenso zu seinen Aufgaben wie die Kontrolle der Gewerbe- und der Zeltplatzverordnung.

Die Gemeinde war den Worten des Ersten Beigeordneten Edwin Seng (SPD) zufolge zu dem Schluß gekommen, "daß unzweifelhaft Handlungsbedarf besteht". Das Resultat der Beratungen mit Fachbehörden: "Im Sinne der Sicherheit von uns allen ist eine Überwachung der gesetzlichen Bestimmungen durch einen Hilfspolizisten wahrzunehmen." cn

Bianca Weiß

Glücksbringer für eine Medaille

Wenn die gelernte Reiseverkehrs- Kauffrau Bianca Weiß am Mittwoch um 10.15 Uhr in Richtung Barcelona abhebt, dann hat dies keinen beruflichen Hintergrund. Vielmehr reist die in Mainz gebürtige und wohnhafte Sportlerin als Torfrau Nummer zwei der deutschen Hockey-Nationalmannschaft in die spanische Küstenstadt. Die 24jährige holte sich bei der Universiade im vergangenen Jahr in Sheffield bereits einen Vorgeschmack auf die Olympia- Teilnahme und hält diese - trotz der in letzter Zeit aufgekommenen Diskussionen - immer noch für "das größte Erlebnis in einer Sportler-Karriere". Die 1,67 Meter große, schmächtige Torhüterin des Rüsselsheimer RK wird allerdings in Barcelona eine Reservistenrolle einnehmen. An der deutschen Stammkeeperin Susi Wollschläger (RTHC Leverkusen) führt "kein Weg vorbei", meint sie realistisch.

Seit ihrem neunten Lebensjahr steht Bianca Weiß im Tor des RRK. Steter Begleiter und wichtigster Förderer in ihrer Karriere war und ist RRK-Trainer Berti Rauth, der für sie "schon fast ein großer Bruder ist". Auch Rauth wird in Barcelona dabei sein, ebenso Biancas Mutter und Schwester. Partner Holger Schneidt hingegen ist unabkömmlich, denn der Fußballer steht in Diensten des Oberligisten Rot-Weiß Frankfurt und muß dem runden Leder nachjagen. Als Glücksbringer wird Bianca Weiß beim Abflug einen Stoff-Seehund im Gepäck haben, der eigens für Olympia angeschafft wurde. Wenn er seinen Zweck erfüllt, meint Bianca, dann bringt sie vielleicht eine Medaille mit zurück: "Egal welche, Hauptsache irgendeine." jbp

Tanja Dickenscheid

Die Familie ergänzt das Betreuer-Team

Beim Rüsselsheimer RK geht Tanja Dickenscheid in der Bundesliga in der Regel als Mittelstürmerin auf Torejagd. Im Nationalteam, dem die 23jährige Biologie-Studentin seit 1989 angehört, hat sie eine Stammposition im linken oder mittleren Mittelfeld inne und wurde auf dieser Position im deutschen Dreß 1991 Vize-Europameisterin. Das erklärte Ziel in Barcelona heißt "Halbfinal-Teilnahme". "Alles, was darüber hinausgeht, wäre wirklich super", meint die Gau-Algesheimerin, die in Mainz geboren ist - aber zum Beispiel mit der " Fassenacht" nichts am Hut hat.

Trotz der bereits erzielten Erfolge - Europa- und Weltmeisterin mit dem C-Nationalteam, mehrfache deutsche Meisterin mit dem RRK - stellt Olympia den "vorläufigen Höhepunkt" ihrer Laufbahn dar. Vom Olympia-Verlauf will sie unter anderem abhängig machen, ob sie sich "aufrafft", weitere vier Jahre im Nationalteam "dranzuhängen". Sie zieht eine internationale Pause in Erwägung, zumal die 1,75 Meter große Spielerin möglichst bald ihr Biologie-Studium beenden möchte. Dieses hat unter ihrem sportlichen Engagement bislang gelitten.

Mit dem Rüsselsheimer RK ist das Ziel klar abgesteckt: "Uns fehlt noch ein Titel auf dem Feld." Von RRK-Coach Berti Rauth bekam sie das Rüstzeug für ihre Karriere und hat bei ihm "bis heute nicht ausgelernt". Neben ihrem Coach und Mannschaftsbetreuer Thomas Blivier werden sie in Barcelona ihre Eltern, ihr Bruder und wahrscheinlich ihr Lebensgefährte unterstützen. Da kann doch eigentlich nichts schiefgehen, oder? jbp

Susanne Müller

"Eine Geschichte für meine Enkel"

Die Koffer von Susanne Müller stehen schon seit mehreren Tagen bereit, so gespannt erwartet die 20jährige Hanauerin den Olympiastart. "Olympia, das soll einmal eine Geschichte sein, die ich meinen Enkeln erzähle", träumt die Allround-Spielerin. Ihre Freude war um so größer, da sie noch nicht zu den etablierten Nationalspielerinnen gehört. Seit dem vergangenen Jahr erst steht sie im A-Kader.

Die sportlichen Perspektiven hatten vor einem Jahr den Ausschlag für den Vereinswechsel vom Hanauer THC zum RRK gegeben, den sie bis heute nicht bereut. "Ich habe zwar noch viele Freunde in Hanau, aber sportlich war der Wechsel für mich sehr wichtig", meint die angehende Krankengymnastin. Großen Anteil an ihrer Entwicklung spricht sie denn auch, neben RRK- Coach Rauth, den Hanauer Jugendtrainerinnen Kirsten Salein und Evi Eckert zu. Einige der Hanauer Freunde und ehemaligen Mannschaftskameradinnen werden nach Barcelona reisen, nicht zuletzt, um Susi zu unterstützen. Die Eltern entschieden sich bereits vor 18 Monaten für den Barcelona-Trip, was für Susanne natürlich eine zusätzliche Motivation bedeutete, den Sprung in den Kader zu schaffen.

Das "Nesthäkchen" unter den Rüssels- heimer Olympia-Teilnehmerinnen hofft darauf, als Einwechselspielerin zum Ein- satz zu kommen. Zugute kommt ihr ihre Vielseitigkeit: Sie ist auf einigen Positionen einsetzbar. Doch auch mit der Rolle Ersatzspielerin ist sie, getreu dem olympischen Motto, volllauf zufrieden. Zumal sie in ihrem jungen Alter noch einiges vor sich hat: Bis zu Olympia 1996 möchte sie sich einen Stammplatz sichern. jbp

Vizelandrat Pipa wundert sich Beigeordneter unterstellt FR-Bericht "politischen Hintergrund"

MAIN-KINZIG-KREIS. Der alte, neue Abfalldezernent und Erste Kreisbeigeordnete Erich Pipa hat in Form einer Pressemitteilung "sein Unverständnis über die AHU-Verstimmung" bekundet und damit auf den Exklusivbericht der FR über den Gutachterstreit zur Kreismülldeponie reagiert. Im Artikel vom vergangenen Freitag mit dem Titel "Aachener Ingenieure sind auf den Landrat schlecht zu sprechen" hatte die FR aus der jüngsten Stellungnahme des Ingeneurbüros zu dem Gegengutachten der Gemeinde Ronneburg zitiert. In einem Begleitbrief hatten sich die Fachleute mehrfach über das Verhalten der Verantwortlichen im Kreis beschwert und von Landrat Eyerkaufer Klarstellungen verlangt.

Die Berichterstattung der FR nennt der Vizelandrat nun eine "Schau mit eindeutig politischem Hintergrund", ohne weiter auszuführen, um welchen politischen Hintergrund es sich dabei handeln soll. Im folgenden spricht Pipa von einer "angeblichen Verstimmung zwischen dem Ingenieurbüro und der Verwaltungsspitze" und einem "angeblich gestörten Vertrauensverhältnis". Daß dieses Verhältnis aber nicht nur angeblich gestört ist, belegt beispielsweise eine Stelle aus dem Begleitbrief aus Aachen, in der sich die Gutachter fragen, ob das "erforderliche Vertrauensverhältnis (. . .) noch gegeben ist". Daß das Büro verärgert über den plötzlichen Meinungsumschwung im Landratsamt zugunsten des Gegengutachtens von Dr. Hug ist, dokumentiert der Kreisbeigeordnete unbeschadet seiner ersten Behauptung in den nächsten Absätzen seiner Mitteilung übrigens selbst. Da äußert er wieder "Unverständnis", allerdings nicht gegenüber dem FR- Bericht, sondern gegenüber "der Reaktion AHU's auf das Tätigwerden des Dr. Hug. Schließlich lebe man ja in einem freien Land und müssen jedem das Recht zuzugestehen, "die Unumstößlichkeit des Beschlusses (für den Müllstandort "Hohestein / Eckenberg"-Süd, die Red.) zu hinterfragen". Diesen Vorgang werte AHU "gleichsam als Majestätsbeleidigung", schreibt ein verwunderter Pipa.

Weiter verlautbart der Kreisbeigeordnete zum "Schau-Artikel" der FR über das nur angeblich gestörte Vertrauensverhältnis, er könne nicht verstehen, "daß AHU offenbar beleidigt sei, daß der Kreis seinerseits einen unabhängigen Gutachter bestellt habe, der beide Gutachten, das des Dr. Hug und die Stellungnahme von AHU dazu, überprüfen solle". Das sei schließlich das gute Recht des Kreises und dabei könne er "keine Rücksicht auf Eitelkeiten nehmen".

Zu den unterschiedlichen Auffassungen von AHU und dem Hug'schen Büro Geoconsult schreibt der Vizelandrat abschließend: "Wir werden uns auch hinsichtlich der Fließwasserrichtung (gemeint ist die Grundwasserfließrichtung, die Red.) auf dem Areal Hohestein-Ekkenberg nicht mit Vermutungen zufrieden geben. Ein ,mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit' kann uns in diesem Fall nicht genügen. Gegebenenfalls werden wir eben erneut bohren müssen, um eindeutig Klarheit zu schaffen." hein (Siehe auch Kommentar)

Dienstag, 21. Juli Aerobic-Time(Thai-Sala im Kurpark), 9 bis 10 Uhr.

Spiele mit dem Spielmobil, Kurhausgarten, 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr, Modenschau mit Verkleiden und Schminken.

Lyrik im Park mit Eugenie von Bremen, Marion Sikor und Oliver Timme: Gereimtes und Ungereimtes, Froschkönigteich, 16 bis 17.15 Uhr.

Cinema-warm-up mit den "Stumble Beats", Konzertmuschel, 20 bis 22 Uhr.

Musik zum Träumen am Brunnen im Kurhausgarten mit Felix Mantel und Ludger Schmidt am Flügel, 21.30 bis 22.30 Uhr.

Open-air-Kino: "Taxi Driver", Brunnenallee, 22 bis 23.30 Uhr.

Mittwoch, 22. Juli Spielmobil, Kurhausgarten, 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr: Kinderworkshop Selbstbildnisse.

Dampfbahn für Kinder vor dem Kurhaus, 14 bis 15.30 und 16.30 bis 18 Uhr.

Frisbee mit Dizzy, Werfen, Lernen, Mitspielen, Jubiläumspark, 15 bis 18 Uhr.

Theater Pappmobil: "Die Jagd nach der gerupften Gurke vom Nil" - ein Abenteuer für Menschen ab fünf Jahren. Kurhausgarten, 15.30 bis 16.30 Uhr.

Kabarett: "Das Bio tobt" mit Hendryke von Sydow und Dieter Thomas, Café im Kurpark, 20 Uhr.

Donnerstag, 23. Juli Aerobic-Time(Thai-Sala im Kurpark), 9 bis 10 Uhr.

Spielmobil, Kurhausgarten, 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.

Märchenstunde mit "Des Kaisers neue Kleider", Merkur-Theater, Wesel, Konzertmuschel im Kurpark, 15.30 bis 16.30 Uhr.

Rockfeuerwerk auf der Schloßgarage mit Holy-Pipe-Connection, 19.30 bis 22 Uhr.

Eine Idee feiert Richtfest Verein "Hilfe für krebskranke Kinder" baut in Niederrad

Noch wühlt der Baukran im brachliegenden Garten, noch finden die Regentropfen, wie an einer Kette aufgereiht, den Weg durch die betongegossene Zwischendecke. Frankfurt-Niederrad, Komturstraße 3: Hier feiert eine Idee Richtfest. Hier ist nach viermonatiger Bauzeit als Rohfassung realisiert, was einmal ein Domizil sein soll für Menschen, die hier gemeinsam eine traumatische Phase ihres Lebens bewältigen wollen. Noch Ende dieses Jahres soll der dreigeschossige Bau ein Zuhause auf Zeit den Eltern bieten, deren an Krebs erkrankte Kinder im nahe gelegenen Universitätsklinikum stationär behandelt werden.

Bauherr des mit 2,9 Millionen Mark veranschlagten Projekts ist der Verein "Hilfe für krebskranke Kinder", eine von betroffenen Eltern 1983 gegründete Initiative, die sich ausschließlich aus Spenden finanziert. Das Haus soll mit seinen elf Einzelzimmern und zwei Appartements ein "Ort der Begegnung, des Austausches und des Trostes" sein, wie es die Vereinsvorsitzende Helga von Haselberg beim Richtfest formulierte. Wie wichtig ein solches Elternhaus gerade auch für auswärts lebende Familienangehörige ist, machte Professor Bernhard Kornhuber deutlich. Die Einrichtung, so der Leiter für Hämatologie und Onkologie am Kinderheilzentrum, entlaste nicht nur die Kinder und ihre Familien, sondern auch die unter Raumnot leidende Klinik, die nun ihre Patienten zwischen den einzelnen stationären Therapiephasen in das kliniknahe Haus "entlassen" könne. Es habe sich gezeigt, daß es nicht ausreiche, allein den Müttern als Bezugspersonen für die Dauer der Therapie die Nähe zu ihrem Kind zu ermöglichen. Vielmehr litten viele nicht in Frankfurt beheimatete Kinder unter der Abwesenheit der Väter und Geschwister.

Wohl auch in Hinblick auf die unbürokratische Hilfe der Stadt, deren Liegenschaftsamt das Baugrundstück in Erbpacht zur Verfügung stellte, lobte Sozialdezernent Martin Berg das Haus als "ein Beispiel dafür, daß man weniger reden und mehr handeln sollte". sar

Freitag, 24. Juli: Spielmobil, Kurhausgarten, 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr: Kartoffeldruck auf Leinentaschen.

Frisbee mit Dizzy, Jubiläumspark, 15 bis 18 Uhr.

Cinema Warm-Up mit "History of Art", Konzertmuschel, 20 bis 22 Uhr.

Open-air-Kino mit Roger Rabitt, Brunnenallee, 22 bis 23.30 Uhr.

Mit Babys und Kindern spielen

BAD HOMBURG. Kurse für Eltern und Kleinkinder bietet die Arbeiterwohlfahrt als Ersatz für die Elternschule im Vereinsraum im Feuerwehrgerätehaus Ober- Eschbach an.

Ein Mütter-Baby-Treff steht vom 5. August bis zum 30. September jeden Mittwoch zwischen 15 und 16.30 Uhr auf dem Programm. Er wendet sich an Eltern mit Kindern zwischen sechs und neun Monaten und wird zwischen 21. Oktober und 16. Dezember wiederholt.

Ein Spielkreis für Eltern mit Kindern im Alter zwischen ein und zwei Jahren beginnt am 6. August und endet am 1. Oktober.

Jeden Donnerstag zwischen 16 und 17.30 Uhr wird spielend die Zeit verbracht. Wiederholt wird der Kurs vom 22. Oktober bis zum 17. Dezember.

Anmelden zu den Kursen können die Eltern sich unter der Bad Homburger Telefonnummer 7 83 38. jom

Mitten im Sommer stürmen plötzlich 40 Schlittenhunde die Praxis Die FR begleitete einen Tierarzt im Usinger Land bei der Geburt einer Kuh / Das Autotelefon steht bei ihm immer neben dem Bett

HOCHTAUNUSKREIS. Der Mann fackelt nicht lange. Eben noch hat er einer Charolais-Kuh in Wernborn die wulstige Narbe vom Kaiserschnitt versorgt. "Das passiert, wenn die Bullen viel zu groß für die Kühe sind. Leider lassen immer mehr Bauern ihre Kühe künstlich besamen, und ich muß es ausbaden." Nach einer flotten Fahrt betätigt er sich schon wenige Minuten später als Geburtshelfer in Eschbach - und steht sofort "oben ohne" im Stall: lieber textilfrei unter dem Plastikcape als in Fruchtwasser getränkte Klamotten auswringen. "Das ist echte Knochenarbeit, sensible Naturen wären hier fehl am Platz", sagt Tierarzt Georg "Leider lassen immer mehr Bauern ihre Kühe künstlich besamen, und ich muß es ausbaden." Hartmann (Name wegen des ärztlichen Werbungsverbotes geändert).

Während die "Kolleginnen" links und rechts in den Boxen ungerührt ihren Geschäften nachgehen, greift Hartmann zum Geburtshelfer: das ist eine Metallstange, die mit Hebelkraft arbeitet und das Kalb an Stricken um die Vorderhufe herauszieht. Ein heute unentbehrlicher Apparat. Im Notfall waren früher schnell fünf Nachbarn zur Stelle, heute jedoch gibt es immer weniger Vollerwerbsbauern im Usinger Land - vor zwei Jahrzehnten zählten sie 38, heute gerade noch fünf. Hartmann kann sich deshalb nicht mehr auf allzu viele helfende Hände verlassen. "Ich benutz' das Ding nicht gerne, weil sich die enormen Kräfte nur schlecht dosieren lassen." Diesmal aber kommt er nicht umhin. Das Kalb hat seinen Kopf verdreht, Hartmann muß die lebensgefährliche Fehlstellung im Mutterleib korrigieren. "Nur gut, daß ich so lange Arme habe."

Georg Hartmann arbeitet routiniert und nüchtern. Die Geburt verläuft ohne weitere Komplikationen, die Bäuerin wäscht anschließend noch schnell das Cape ab. Kaum liegt das Kalb auf dem Gitterrost im Stall, sitzt Hartmann schon wieder im Auto.

Noch nicht einmal zu einem Glüchwunsch-Kaffee bleibt Zeit; so etwas gebe es höchstens noch bei Pferdegeburten. Und so pendelt der Veterinär munter zwischen Eppstein, Camberg und Höchst durch den gesamten Vorder- und Hintertaunus - tagaus, tagein rund 200 Kilometer.

Georg Hartmann ist Realist. "Wir sind ein Dienstleistungsbetrieb und müssen uns nach den Wünschen der Kunden richten." Er hat sich mit seiner Praxis darauf eingestellt. Rinder und Schweine machen nur noch zwanzig Prozent der Patienten aus, der Rest sind Kleintiere wie Hunde, Katzen und Vögel. Und natürlich Pferde. Das sei der "reine Wahnsinn". In manchem Reitstall seien fünf Tierärzte beschäftigt, obwohl es nur 30 Pferde gebe. Reiter nennt er deshalb auch eine "eher schwierige Klientel".

Die Kleintier-Liebhaber sind da schon umgänglicher - wenn sie bisweilen auch mit kuriosen Wehwehchen ankommen. Hunde mit Allergien ("das werden immer mehr"), Sterilisationen und kleinere OPs sind schon Alltag. Dann jedoch stürmen plötzlich 40 Schlittenhunde zum Impfen in die Praxis, und Kinder bringen auf der Straße aufgelesene Vögel mit Flügelbrüchen. Sogar Rattenliebhaber scheint es im Usinger Land zu geben. Eine der flinken - und offensichtlich zahmen - Nager hatte eine Geschwulst und war bei Georg Hartmann an der richtigen Addresse. "Kleintierpraxen boomen. Fast 70 Prozent aller Studenten der Tiermedizin seien weiblich und der Knochenarbeit mit Großtieren nicht gewachsen", sagt Hartmann. Außerdem nähere sich die Kleintiermedizin immer mehr der menschlichen Medizin an - und das sei entsprechend lukrativ.

Für Georg Hartmann kommt das nicht in Frage. Selber auf dem Bauern- "Die Bauern hier und ihre Tiere haben nämlich einen sehr eigenwilligen Zeitplan." hof aufgewachsen, will er auch weiterhin mit allen "kleinen und großen Tieren" zu tun haben - wenn auch im Eiltempo übers Usinger Land. So hatte er heute Gelegenheit, ganz nebenbei den Weilroder Ortsteilen Mönstadt und Winden sowie Schmitten-Brombach einen Besuch abzustatten. Diese Rundfahrt übers Usinger Land dauerte nur zwei Stunden und wird abends nach der Praxis-Sprechstunde oft fortgesetzt.

Ein Arbeitstag ist auf diese Weise manchmal erst um 22 Uhr beendet. Und das bei einer Sieben-Tage-Woche. "Freie Tage sind selten in unserer Zunft, ich hab mein Autotelefon immer neben dem Bett. Die Bauern hier und ihre Tiere haben nämlich einen sehr eigenwilligen Zeitplan." Jürgen Dickhaus

Wir gratulieren

Frau Elisabethe Schreiner aus Maintal- Bischofsheim zum 85. Geburtstag am Montag, 20. Juli.

Herrn Wilhelm Kreß aus Erlensee zum 80. Geburtstag am Montag, 20. Juli.

Friedberger Feuerwehr feiert 130. Geburtstag

FRIEDBERG. Die Freiwillige Feuerwehr Friedberg feiert in diesem Jahr ihr 130jähriges Bestehen und ist damit die älteste Feuerwehr im Wetteraukreis. Aus diesem Anlaß soll an einem Tag der offenen Tür am Sonntag, 9. August, ab 10 Uhr im Feuerwehrhaus, Am Dachspfad 24, gefeiert werden.

Neben Informationen über die Feuerwehr werden der Musikzug und ein Alleinunterhalter für Spaß und Unterhaltung sorgen. Spiele und Überraschungen vervollständigen das Programm. ub

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Mein böser Freund Fred (15, 17.30, 20.30 Uhr).

Central: Die Hand an der Wiege (15.15, 18, 20.15 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I, Kino II, Kino III: keine Meldung.

Palette: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (14.30, 16.15, 18, 20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Basic Instinct (19.45 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der sehr Große Fisch (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Batman's Rückkehr (20.15 Uhr).

Zeitlos: Das Wunderkind Tate (19.45 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Batman's Rückkehr (15.30 und 20.15 Uhr).

Casino: Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Kultursommer: Wiener Masken- und Musiktheater "Zwölf Visionen der Nacht", 21 Uhr im Fronhof. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde Pro Familia, 9 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 17 Uhr, Telefon 1 58 56.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius- Leber-Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.

Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen, Telefon 2 68 67.

Sprechstunde der "Lawine", Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 14 bis 16 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung 9 bis 17 Uhr Sandeldamm 21,Telefon 1 40 51.

Treff für Jugendliche in Berufsnot, 17 bis 19 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.

Erlensee. Treffen der Selbsthilfe Körperbehinderter, 15 bis 19 Uhr Erlenhalle, Langendiebach.

Maintal. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, 13 bis 16.30 Uhr Maintalhalle Dörnigheim.

Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 9 bis 12 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.

Schlüchtern. Rosengarten Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen 9 bis 12 und 15 bis 20 Uhr, Weitzelstraße 11,Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Vereine/Organisationen Hanau. Treffen des Aktionsbündnisses gegen Rassismus, 20 Uhr im türkischen Arbeiterverein, Alfred-Delp-Straße 10.

Rodenbach. Hanauer Single-Treff, 20 Uhr Hanauer Landstraße 31, Gaststätte Da Raffaele. Verschiedenes Maintal. Seniorengymnastik 9.15 und 10.30 Uhr Bürgerhaus Bischofsheim.

Bruchköbel. Seniorentreff, 15 Uhr Seniorentreffen im evangelischen Gemeindehaus Niederissigheim.

Langenselbold. Seniorentreff: 14.30 bis 17 Uhr Senioennachmittag, 14 Uhr offener Betrieb, Sozialstation in der Uferstraße. Erlensee. Das Spielmobil ist in der Zeit von 14 bis 17 Uhr auf dem Gelände des Vereins für Deutsche Schäferhunde.

Schöneck. Spiel- und Krabbelgruppe 15 bis 17 Uhr evangelisches Gemeindehaus Büdesheim.

Großkrotzenburg. Seniorentanz 15 bis 18 Uhr Bürgerhaus.

Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße, 15 bis 22 Uhr.

Gelnhausen. Wissens- und Hobbybörse, 14 bis 18 Uhr in der SEKOS, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 53 00.

Frauenzentrum Kuhgasse 8, 14.30 bis 17 Uhr Treff ausländischer Frauen mit Kinderbetreuung.

Der Kommentar

Daß sich Politiker in zwei aufeinander folgenden Sätzen widersprechen, ist an sich nichts Aufregendes, weil Bekanntes. Dies aber noch schriftlich niederzulegen, wie in der jüngsten Pressemitteilung des Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa geschehen, entwickelt schon tragische Züge. Da beschwert er sich über einen angeblich tendenziösen Bericht der FR zu dem gespannten Verhältnis des Aachener Büros für Hydrogeologie und Umwelt GmbH (AHU) zum Main-Kinzig-Kreis, das doch in Wirklichkeit prima sei. Und läßt sich dann über eine Seite lang über die nicht gestörte Vertrauensbasis aus.

Dabei beläßt es Pipa allerdings nicht, sondern schenkt den Wissenschaftlern kräftig ein: Die hätten beleidigt auf das Gegengutachten reagiert, sähen nicht ein, daß sich der Kreis nach allen Seiten hin absichern müsse und seien deswegen in ihrer Eitelkeit verletzt. Dabei ging es den Aachenern nicht um das Gegengutachten an sich, sondern darum, daß der Kreis so plötzlich in den Chor der AHU-Kritiker einstimmte, die doch schon immer gewußt hatten, daß die sogenannten Experten schlampig gearbeitet haben.

Daß es sich bei der Stellungnahme des von der Gemeinde Ronneburg beauftragten Dr. Hug keineswegs um sichere Erkenntnisse, sondern um vage und ganz vorsichtig formulierte Vermutungen handelt, die lediglich in der Forderung gipfeln, weitere Untersuchungen, die im Planfeststellungsverfahren eh' vorgeschrieben sind, seien angebracht, darauf geht Pipa mit keinem Wort ein.

Ebenso unerwähnt läßt er die Fachkritik - nicht nur von AHU - daß die Hug'sche Dreiecksberechnung bei den vorliegenden geologischen Verhältnissen nicht zulässig ist. Wenn der Vizelandrat stattdessen behauptet, Hug sei in einigen Punkten zu "abwei-

Pipas Eiertanz um die "Deponie 2000"

chenden Ergebnissen gelangt", ist das schlichtweg falsch. Der Gegengutachter ist überhaupt (noch) nicht zu Ergebnissen gelangt, und das schreibt er auch. Für AHU, das ja vom Kreis beauftragt wurde, aber kommt es noch dicker. Denn Pipa betont, jetzt werde Klarheit geschaffen, weil der Kreis nunmehr einen "unabhängigen" Gutachter bestellt habe. Wie bitte? Demnach also wäre das Aachener Büro nicht unabhängig. Folglich hätten auch die Bürgerinitiativen recht, die behaupten, die Expertise sei schon immer auf die Areale "Hohestein" beziehungsweise "Gaulschinder" hin getürkt gewesen. Oder was will der stellvertretende Landrat damit sonst bekunden? Noch einen letzten Pfeil schießt er ab, um die "angeblich gestörte Vertrauensbasis" endgültig zu zerrütten: "Wir werden uns nicht mit Vermutungen zufriedengeben", schreibt er. Dabei hat AHU nichts vermutet, sondern hält frühere Aussagen "uneingeschränkt aufrecht", daß nämlich eine Gefährdung der Trinkwasserbrunnen, ob in Ronneburg oder im Marköbeler Wald, "völlig ausgeschlossen" ist.

Was Erich Pipa mit seiner Presseerklärung letztendlich bezwecken will, kann an dieser Stelle nur vermutet werden. Da spielt möglicherweise die Absicht mit, im Nachhinein all' das zu desavouieren, was der geschaßte und gehaßte Dr. Harald Friedrich aufgebaut hatte, um dem Kreis endlich zu einer dringend gebrauchten Deponie zu verhelfen.

So wurden nach dessen Degradierung die mit der Bauausführung befaßten Planungsbüros, darunter die renommierte Firma Dywidag, für nicht vertrauenswürdig und unseriös erklärt. Jetzt droht den Standortgutachtern das gleiche Schicksal. Es scheint, als wolle sich die politisch bedrängte Kreisspitze mit fadenscheinigen Argumenten von der "Deponie 2000" verabschieden oder sogar hin zu einer Müllverbrennungsanlage. Die könnte dann in Wölfersheim gebaut werden und würde im Main-Kinzig- Kreis keine Wählerstimmen kosten.

WOLFGANG HEININGER

Britta Becker

Übergepäck an Talismännern

Britta Becker ist eine Hockeyspielerin mit Leib und Seele. Ihren sportlichen Ehrgeiz bezeichnet die "Senkrecht-Starterin" als eine ihrer ausgeprägtesten Charaktereigenschaften. Bereits als Zwölfjährige erzielte sie ihren ersten deutschen Meistertitel. Mit dem Rüsselsheimer RK, wo sie ihre Karriere 1981 begann, schlug sie 1986 mit einer nominellen B-Jugend-Mannschaft sämtliche Teams der A-Jugend-Konkurrenz. Die Erfolgsliste der 19jährigen Rüsselsheimerin ist sehr lang: mehrmalige hessische und deutsche Meisterin in der Jugend, Junioren-Weltmeisterin, deutsche Meisterin, Europacupsiegerin und Europameisterin der Frauen.

Mit 16 Jahren feierte sie bereits ihren Einstand im A-Nationalteam. Auch Spanien hat sie bereits kennengelernt, liebt die "Paella", bevorzugt als Urlaubsländer jedoch Frankreich und Italien. Dennoch erfüllt sich in Barcelona für "Single" Britta Becker ein Traum.

Ob es dort zu einer Medaille reicht, wird nicht zuletzt von ihrer eigenen Leistung abhängen. Im rechten Mittelfeld spielt die Stammspielerin eine wichtige Rolle im Spielaufbau. Eine Medaillenchance sieht sie durchaus gegeben, aber "es ist alles möglich, auch daß wir vorzeitig ausscheiden". Zwar will sie auch bei Olympia 96 noch dabei sein, dennoch hofft sie bereits in diesem Jahr - mit etwas Glück - auf ein erfolgreiches Abschneiden. Kein Wunder, daß die frischgebackene Abiturientin viele Talismänner hat: "Ich nehme alles mit, was mir schon einmal Glück gebracht hat." Angesichts der bisherigen Erfolge dürfte das eine ganze Menge sein . . . jbp

Badminton siegte über politischen Schlagabtausch Korruptionsaffäre gab dem Sozialdemokraten Georg Komma für sein Hobby keinen neuen Motivationsschub

NEU-ANSPACH. Vor zwölf Jahren erhielt das Selbstverständnis von Georg ("Schorsch") Komma als ehrenamtlicher Kommunalpolitiker zum ersten Mal einen Knacks. Der junge Sozialdemokrat und "Neubürger", der erst seit drei Jahren die Gemeindeparlamentsbank drückte, glaubte, auf einen Skandal gestoßen zu sein: Die ehemalige Neue Heimat, Bauträger des Neubaugebietes Hochwiese, nutzte die günstigen Grundstückspreise im Rahmen der Anspacher Entwicklungsmaßnahme aus, um Profit zu machen. Die Sache war ihm aufgefallen, weil er sich selbst ein Haus kaufen wollte und Preisvergleiche angestellt hatte.

"Es hat unheimlicher Überzeugungsarbeit bedurft und ein Jahr gedauert, bis die Gemeinde und die Partei das nicht nur ernstgenommen, sondern auch geglaubt haben", erinnert sich der 43jährige heute. "Es paßte nicht ins Konzept." Die Genossen konnten den Konflikt damals rechnerisch lösen: Unterm Strich stellte sich der Gewinn als Rechtens heraus. FR-Porträt Doch an dieser Art "Gemein-Nützigkeit" hat Komma, der voller Idealismus über seine "persönlichen Leitbilder" Peter Hartherz und Professor Eugen Ernst zur SPD und Gemeindepolitik gestoßen war, lange genagt.

Ein Gedanke ist ihm damals nie in den Sinn gekommen: aufzuhören. Nach dem Motto "Jetzt erst recht" löste die Erfahrung einen Schub aus, sich etwas gegen Mißbrauch einfallen zu lassen. Und der Neuling kniete sich tiefer in die Politik: Er übernahm kurz darauf den Vorsitz im Haupt- und Finanzausschuß und wurde stellvertretender Fraktionsvorsitzender.

Jetzt hat Georg Komma mit der Politik aufgehört. Nach 15 Jahren. Die Entscheidung, so erzählt er, ist im Herbst letzten Jahres gefallen, als sich ihm eine neue berufliche Herausforderung bot. Komma sah sich vor die Wahl gestellt, eines seiner beiden Ehrenämter aufzugeben.

Neben der Kommunalpolitik hatte der ehemalige Sportlehrer mit seinem ausgeprägten Sinn für soziale Gerechtigkeit Badminton für sich entdeckt. Das Ballspiel begeisterte ihn, "weil jeder es kann." Komma wurde Hauptinitiator der Badminton-Abteilung der SG Anspach und ist heute stolz darauf, daß die Hälfte der Vereinsmitglieder Freizeitspieler sind. Sein Training mit Jugendgruppen wurde in den letzten Jahren von wachsendem Erfolg gekrönt. Bisheriger Höhepunkt: die Deutsche Schülermeisterschaft 1988. "Das stärkt ungemein."

Politik oder Badminton? Das war für ihn die Frage. Komma, der sich zum stellvertretenden Leiter im Studienseminar Hochtaunus hochgearbeitet hat, entschied sich gegen die Politik. "Nicht aus Frust", beteuert er. Doch wenn er den Unterschied zwischen Sport und Politik erklärt, ist seine Enttäuschung nicht zu überhören. "Im Sport kann ich mehr bewegen als in der Politik, wo man stärker in eine Marschroute eingebunden ist. Bei der Kommunalpolitik kommt der Punkt schneller, wo sich vieles wiederholt."

Im Herbst letzten Jahres kam auch "die Sache mit Born". Will heißen: Die Verhaftung des ehemaligen Bürgermeisters im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre. Sie löste eine der größten Krisen in der Geschichte der Neu-Anspacher SPD aus. "Es war klar, daß ich da noch nicht zurücktreten konnte. Jeder mußte nochmal ran, die letzte Kraft investieren und auf dem Weg zur Wahrheit seinen Teil beitragen." Der Skandal löste keinen Schub mehr aus wie vor zwölf Jahren. Im Gegenteil: Komma mußte sich "die letzte Kraft" abringen.

Die SPD stand in dieser Zeit auch vor einer Personalentscheidung. Die Stelle des Ersten Beigeordneten war neu zu besetzen. Hatte Komma Ambitionen, hauptberuflich Politiker zu werden? "In früheren Zeiten", sagt er, "habe ich darüber nachgedacht. Aber die Möglichkeiten, sich in meiner Dienststelle weiterzuentwickeln, haben mir die Kraft und die Einsicht gegeben, hier nein zu sagen."

Zur Einsicht hat wohl noch ein anderer Neu-Anspacher Aspekt beigetragen: der Altbürger / Neubürger - Konflikt. Obwohl Politiker kaum eine Gelegenheit auslassen, sein Ende schönrednerisch zu verkünden, gehören diese Spannungen zum Gemeindealltag. Komma kam 1970 in die Gemeinde, als die Entwicklungsmaßnahme beschlossene Sache war. Er erlebte den Wandel vom Dorf zur Großgemeinde von Anfang an mit. "Neubürscher bist du kaaner. Du bist hier aber aa net geborn'." Das sagen die Altbürger zu ihm.

Komma, der die "Schmerzgrenze der Altbürger" versteht, gibt andererseits zu, "daß Neubürger es schon hart haben." Auch in der Kommunalpolitik. "Sie müssen lange Zeit zuhören, um die Möglichkeit zu haben, sich in verantwortlicher Position zu bewähren." - 15 Jahre sind anscheinend noch nicht lange genug. CLAUDIA NENNINGER

Seniorengymnastik beginnt heute wieder

MAINTAL. Die Seniorengymnastik beginnt in Maintal-Dörnigheim nach der Sommerpause wieder am heutigen Mittwoch. Die Gymnastikgruppe trifft sich dazu in der Maintalhalle. Sie wird geleitet von Helga Münzfeld.

Jeweils mittwochs werden zwei einstündige Kurse angeboten. Der erste beginnt um 9.15 Uhr, der zweite um 10.30 Uhr. Das Gymnastikangebot wendet sich an Frauen und Männer gleichermaßen. Ul

"Jazz im Grünen" mit Powerhouse Band

FLÖRSHEIM. Erinnerungen an New Orleans werden am Sonntag, 9. August, in der Gustav-Stresemann-Anlage wach. Dort tritt beim "Jazz im Grünen" die Power-House Jazz Band" um 11 Uhr auf.

Das Ensemble aus Bad Homburg hat mehrere stilistische Wurzeln. Die Musiker orientieren sich an King Oliver ebenso wie an Kid Ory und den klassischen Stil aus New Orleans. Besetzung: die Brüder Karlheinz (Trompete) und Rudi Möbus (Tuba), Wolfgang Zöll (Klarinette), Michael Fink (Piano), Heribert Wüst (Banjo) und Andrea Drechsler (Schlagzeug).

Den Frühschoppen zum Jazz zapft das Team der Freiwilligen Feuerwehr. kkü

Bei Ausweisung auf Verdacht keine Abschiebehaft 19jährige Polin nach Verwarnung wegen versuchten Diebstahls wieder auf freien Fuß gesetzt

Nach einer Verwarnung durch das Frankfurter Amtsgericht ist eine wegen Diebstahls verhaftete Polin wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Um zu verhindern, daß die als Touristin auftretende 19jährige in die Illegalität abtaucht, war zuvor von der Ausländerbehörde vergeblich versucht worden, sie in Abschiebehaft zu nehmen.

In dem dieser Tage bekanntgewordenen Fall - Aktenzeichen: 43 Js 19355.3/92 - hatte man die Angeklagte Ende April dieses Jahres in Frankfurt beim Versuch eines Handtaschendiebstahls erwischt und festgenommen. Nach kriminalpolizeilichen Erkenntnissen sollte sie seit 1988 bereits in vier Fällen wegen Verdachts von Diebstählen in der Bundesrepublik "in Erscheinung getreten sein". Anläßlich ihrer polizeilichen Überprüfung hatte die junge Frau sechs verschiedene Namen angegeben. Vor diesem Hintergrund konnte die Ausländerbehörde in puncto Ausweispflicht nicht sogleich mit der erforderlichen Sicherheit feststellen, ob die Polin den erlaubnisfreien Zeitraum ihres Touristenaufenthalts schon überschritten hatte.

Um sicherzustellen, daß die 19jährige im Falle eines Falles ausgewiesen werden konnte, beantragte die Ausländerbehörde drei Tage nach der Festnahme - die Frau war inzwischen in U-Haft - die sogenannte Abschiebehaft (amtlich: Vorbereitungshaft). Zur Begründung hieß es, bevor über die Ausweisung letztlich entschieden werden könne, müsse noch der Ausgang des Strafverfahrens abgewartet werden.

Doch mit dieser Argumentation kam die Behörde beim Amtsgericht nicht durch. Wie der zuständige Haftrichter entschied, darf Abschiebehaft "nicht dazu dienen, ein laufendes Ermittlungsverfahren abzuwarten und sich erst danach schlüssig zu werden, ob eine Ausweisung erfolgen soll". Damit war der Antrag abgelehnt.

In diesem Zusammenhang verwies der Haftrichter auf zwei 1988 ergangene Beschlüsse des Frankfurter Oberlandesgerichts - Aktenzeichen: 20 W 34/88 und 20 W 100/88 -, die in der Praxis des Ausländerrechts heftig umstritten sind. Wie das OLG fordert, müssen der Ausländerbehörde erst konkrete Anhaltspunkte über das künftige Verhalten eines Ausländers vorliegen, ehe Abschiebehaft in Betracht kommt. Möglicher Personalmangel dürfe dabei nicht zu Lasten des Betroffenen gehen.

Nach eigenen Angaben hatte die Polin vor ihrer Festnahme in der Bundesrepublik weder Diebstähle begangen noch falsche Personalien verwendet. Was den versuchten Diebstahl betraf, legte sie ein Geständnis ab. Als sie nach sieben Wochen, die sie in Untersuchungshaft gesessen hatte, ihren Prozeß vor dem Jugendgericht bekam, beließ es der Richter bei einer Verwarnung und setzte sie nach der Verhandlung auf freien Fuß. Lepp

Tagestip: Reisekrankenschutz Arztrechnung genügt als Beleg

Rechtzeitig zum Beginn der Urlaubszeit werben Reisekrankenversicherungen wieder auf Hochglanzprospekten mit "rundum Sicherheit" an südlichen Stränden. Der Abschluß einer solchen Police vor Urlaubsbeginn kann prinzipiell durchaus sinnvoll sein, denn die gesetzlichen Kassen erstatten Arzt- oder Hospitalkosten im Ausland nur noch in bestimmten Fällen. Zumindest auf dem Papier sind die Leistungen der privaten Konkurrenz also wesentlich umfassender.

Erkrankt der Globetrotter unter tropischen Palmen jedoch tatsächlich, dann sieht bisweilen manches ganz anders aus. Schlimmstenfalls droht dem Pechvogel nach der Rückkehr ein endloser Papierkrieg mit der Assekuranz.

Besondere Schwierigkeiten ergeben sich immer dann, wenn die Privatversicherung die vorgelegten Arztrechnungen anzweifelt und zusätzliche Beweismittel verlangt. Daß sich der Kunde dabei jedoch keineswegs alles gefallen lassen muß, belegt ein Urteil des Oberlandesgerichts Köln.

In dem konkreten Fall hatte ein Karibik-Urlauber für einen mehrwöchigen Trip in die Dominikanische Republik eine Reisekrankenpolice abgeschlossen. Kaum angekommen, holte sich der Weltenbummler eine Lungenentzündung, zu der sich bald auch noch eine Nierenerkrankung gesellte. Ein dreiwöchiger Krankenhausaufenthalt war unausweichlich.

Als der Tourist jedoch wenig später in Deutschland die Rechnung in Höhe von 4823 Mark vorlegte, schaltete die Gesellschaft auf stur: Die vom Hospital in Santo Domingo erstellten Unterlagen seien zu ungenau. Zudem wisse man ja gar nicht, ob die Papiere echt seien. Eine Erstattung sei deshalb erst möglich, wenn der Klient eine Bestätigung der Rechnung durch die dominikanische Ärztekammer oder das dortige Außenministerium nachreiche, bedauerte die Assekuranz.

Solche Mühen indes muß der gebeutelte Urlauber nicht auf sich nehmen. Nach dem Urteil der Kölner Richter (Az.: 5 U 22/90) kann eine Assekuranz nur solche Unterlagen verlangen, die sich im "für den jeweiligen Versicherungsfall entsprechenden angemessenen Rahmen" halten. Die Forderung nach amtlichen Belegen von der anderen Seite des Ozeans sprenge diesen jedoch bei weitem. Die Assekuranz, entschieden die Juristen, muß zahlen. Wer im Urlaub krank geworden ist, sollte sich also daheim nicht einfach abwimmeln lassen. uw

Zuschuß fürs Behindertenwerk

MAIN-KINZIG-KREIS. Mit einer Investitionshilfe von 50 000 Mark soll die Arbeit des Behindertenwerks Main-Kinzig mit geistig und mehrfach Behinderten unterstützt werden. Der Zuschuß des Kreises, so Sozialdezernent Erich Pipa, ist für den Erwerb einer Liegenschaft in Rodenbach gedacht.

Bauernverband: Neue Sätze für Altersgeld

MAIN-KINZIG-KREIS. Neue Sätze gelten für das landwirtschaftliche Altersgeld; darauf hat der Geschäftsführer des Kreis-Bauernverbandes, Hermann Michel, hingewiesen.

Ab dem 1. Juli wurden sie um 2,87 Prozent angepaßt. Die monatlichen Grundbeträge des normalen und des vorzeitigen Altersgelds werden dadurch für Verheiratete auf 674 und für Alleinstehende auf 449 Mark heraufgesetsetzt.

Verheiratete landwirtschaftliche Unternehmer, die vom 1. Oktober 1957 (seit Bestehen der landwirtschaftlichen Alterskasse) bis 30. September 1992 Beiträge bezahlt haben, erreichen damit ab Oktober ein Altersgeld von 1078 Mark.

Hinterbliebenengeld und Übergangshilfe werden in Höhe des einem alleinstehenden Berechtigten zustehenden Altersgelds gezahlt.

Das Altersgeld für ehemalige mitarbeitende Familienangehörige beläuft sich laut Michel grundsätzlich auf die Hälfte des Altersgelds für Alleinstehende.

Da die Landabgaberente für Verheiratete 175 Mark und für alleinstehende 115 Mark mehr als das Altersgeld beträgt, werden sich auch die Zahlungen für die Empfänger(innen) von Landabgaberente erhöhen.

Ebenso wird nach Angaben des Kreisbauernverbandes der Grundbetrag der Produktionsaufgaberente angepaßt. (Ul

Treuhand in der Klemme

Mit ihrer Strafanzeige gegen die ehemalige leitende Mitarbeiterin der DDR-Außenhandelsfirmengruppe "Kommerzielle Koordinierung" (KoKo), Waltraud Lisowski, hat sich die Berliner Treuhandanstalt selbst in die Klemme und das aufsichtsführende Bundesfinanzministerium in Verlegenheit gebracht. Lisowski hatte in der von DDR-Staatssekretär Alexander Schalck-Golodkowski geleiteten KoKo von 1976 bis 1989 die Auslandsfirmen der SED gelenkt und beaufsichtigt. Danach gründete sie die Effect Vermögensveraltungsgesellschaft, die 1990 von der Treunhand übernommen wurde. Lisowski blieb zunächst Geschäftsführerin, im August 1991 wurde ihr ohne Angabe von Gründen von der Treuhand gekündigt.

Nun wird ihr vorgeworfen, Ende 1989 dem DDR-Staatshaushalt zehn Millionen Mark entzogen zu haben. Später habe sie, so steht in der von der Treuhand erstatteten Strafanzeige, weitere Millionensummen veruntreut, teilweise gemeinschaftlich mit anderen. Noch im Januar 1992 habe Lisowski auf 1,8 Millionen niederländische Gulden verzichtet, um eine andere Vermögensmanipulation zu verdecken. An dieser erst jetzt bekanntgewordenen Information ist bemerkenswert, daß Lisowski offenbar noch 1992 Zugriff auf Konten der West-Berliner KoKo-Firma Simpex (einer Durchlaufstation für Provisionen) hatte, obwohl sie von der Treuhand längst entlassen war.

Schon 1990 hatten das Bundesamt für Vefassungsschutz und das Bundeswirtschaftsministerium warnend darauf hingewiesen, daß bei der Veräußerung einstiger SED-Firmen Vermögen verschleiert werde. Diese Hinweise blieben jedoch bei der Treuhand und im Bundesfinanzministerium unbeachtet, vielmehr wurde die Beschäftigung Lisowskis gerechtfertigt. Dem Schalck-Untersuchungsausschuß des Bundestags ist es bisher nicht gelungen, aufzuklären, was Lisowski im Juni 1990 mit Schalck am Münchner Flughafen besprach - ein Treffen, das in die fragliche Zeit fiel.

HELMUT LÖLHÖFFEL (Bonn)

Neues "Netzwerk" fordert Hilfe für die Drogenszene Zusammenschluß als Gegengewicht zu Stadt und Polizei

Für eine Fortsetzung der liberalen Drogenpolitik will sich das "Netzwerk Rhein-Main - Hilfsangebote statt Zerschlagung der Szene" einsetzen, das im Ökohaus von 14 Gruppen und Vereinen sowie 30 Einzelpersonen gegründet wurde. "Bislang wird die Debatte durch die Stellungnahmen des Oberbürgermeisters und der Polizei geprägt. Wir wollen ein Gegengewicht setzen", erklärte Frank Männicke vom Verein "Akzept Hessen". Außer "Akzept" gehören auch die Frankfurter Aids-Hilfe, die Jungsozialisten und - als Privatperson - der grüne Stadtverordnete Sebastian Popp zu den Gründern.

Gemeinsamer Grundsatz ist, den Drogengebraucher so zu akzeptieren, wie er ist, und Hilfsangebote nicht an Bedingungen zu knüpfen - wie etwa die Bereitschaft zum Ausstieg aus der Sucht. "Durch die tägliche Vertreibung aus der Taunusanlage werden unsere Konzepte ad absurdum geführt", klagt Männicke. "Es ist grundfalsch, was da passiert."

Die Drogenabhängigen würden über alle Stadtteile zerstreut, seien nicht mehr erreichbar, Hilfsangebote wie die Vergabe der Ersatzdroge Methadon und die Aids-Prophylaxe könnten unter solchen Voraussetzungen nicht greifen. Das von der Polizei prophezeite Anwachsen der Szene auf über 1000 Personen bezeichnete Männicke als "das geringere Übel", auch wenn ein offener Treffpunkt "für Passanten natürlich unangenehm" sei.

"Eine Beseitigung der Szene - das ist praktisch nicht möglich. Das sehen wir in Zürich, Hamburg, Berlin und Bremen." Eine Folge der Vertreibung werde sein, daß die Krisenzentren zu "Handelszentren" für Heroin und Kokain werden, befürchtete Männicke. "Dem sind die Mitarbeiter nicht gewachsen."

"Jede Kommunalwahl braucht ihren Sündenbock, damit sich Sauberfrauen und -männer profilieren können: 1989 waren es die Ausländer; sollen es 1993 die Drogenabhängigen werden?" wird in dem "Frankfurter Appell gegen repressive Drogenpolitik" gefragt. Aus den Anfängen einer liberalen Drogenpolitik nach der Devise "leben mit Drogenabhängigen" sei ein "ohne Drogenabhängige leben" geworden, heißt es darin weiter.

Gefordert werden Methadon "für jeden, der es will", ausreichende Therapiemöglichkeiten, Abbau der Obdachlosigkeit, Verbesserung der medizinischen Versorgung und "Orte streßfreien Konsums". ft

Kinder bauen sich am Weiher ihre Traumstadt

HOCHHEIM. Eine Oase in der Wüste soll das Gelände am Weiher sein. Dort beginnen heute, Montag, die Hochheimer Ferienspiele. Und die Devise für die folgenden 14 Tage lautet: Fata Morgana.

140 Kinder im Alter zwischen sechs und dreizehn Jahren lassen ihrer Phantasie freien Lauf. Sie sollen sich - so das Konzept der Sommerfreizeit - ihre Traumstadt bauen. Dabei wird gehämmert, gesägt, geschraubt, gedübelt und natürlich gestrichen. So soll die "Fata Morgana" Wirklichkeit werden und nicht nur ein Märchen bleiben.

Außer dem gemeinsamen Werkeln gibt es auch verschiedene Gruppen. Die Kinder werden mit dem Fotoapparat durch die Stadt ziehen und leckere Mahlzeiten kochen, schwimmen gehen, mit Pappmaché basteln und T-Shirts bedrucken. Ein großes Fest wird zum Abschluß der Ferienspiele steigen: Am Freitag, 31. Juli, geht es ab 11 Uhr rund um das DLRG- Haus am Mainufer hoch her. kkü

Müll-Revolution?

Töpfers Abfallpläne klingen fast revolutionär: Er propagiert die Abkehr von der Wegwerfmentalität. Und die gehört zu den zwar kritikwürdigen, gleichwohl unverwechselbaren Kennzeichen einer Konsumgesellschaft. Der Vorstoß Töpfers basiert auf der Erkenntnis, daß Rohstoffe nicht grenzenlos verfügbar und Abfälle nicht in beliebiger Menge schadlos zu beseitigen sind. Insofern ist es sinnvoll, auf lange Sicht sogar unumgänglich, mit bisher allzu leichtfertig als Abfall deklariertem Gut sorgfältiger umzugehen. Das ist gut so, reicht aber nicht aus.

Die Pläne des Umweltministers haben den Nachteil, daß sie weiterhin vom Bau neuer Müllverbrennungsanlagen ausgehen. Natürlich kann der Export des hier produzierten Abfalls ins Ausland keine Lösung sein. Es wäre lediglich eine Verlagerung des Problems an einen anderen Ort. Wirkungsvoll für die Vermeidung von Müll wären Verbote umweltschädlicher Stoffe in der Produktion. Davor aber scheut Töpfer zurück.

Zumindest unausgereift erscheinen die im Gesetzentwurf angepeilten Rücknahmeverpflichtungen von Herstellern und Händlern. So steht nicht fest, ob etwa ein Einzelhändler nur exakt die Produkte zurücknehmen muß, die er verkauft hat, oder ob es dem Verbraucher möglich sein wird, ein Alt-Produkt in jedem beliebigen Geschäft einer Branche abzugeben.

Wie so häufig kommt es diesmal wieder auf die Ausführungsverordnungen an, die dem Gesetz folgen müssen. Der Ansatz stimmt. Entscheidend ist jedoch, ob er in die Praxis umgesetzt werden kann. rei (Bonn)

Baseler Platz 1992: Jeden Tag 80 000 Autos

Verständigung auf dem Trottoir nur schreiend

In knapp zwei Metern Abstand brüllt der abendliche Verkehr vorbei. Lastwagen, Busse, Autos Stoßstange an Stoßstange. Ein Gespräch mit Hans-Jürgen Czerwon auf dem Bürgersteig ist nicht möglich, nur ein Geschrei. Für den Besitzer vom Radioladen Gutleut am Baseler Platz eine alltägliche Situation. "Von jetzt an gibt's noch mehr Stau", ruft Czerwon gerade. Denn just vor dem Wochenende eröffnete die Stadt die neue Behelfsbrükke, die unmittelbar westlich der Friedensbrücke für mindestens zweieinhalb Jahre über den Main führen wird - derweil sanieren Arbeiter die von Schadstoffen marode gemachte Friedensbrücke selbst.

Und um die Behelfsbrücke zu erreichen, muß der Verkehr vor dem Main scharf nach rechts abknicken - das verlangsamt den zäh kriechenden Strom noch mehr. Der Rückstau reicht, soweit das Auge schauen kann - vom Baseler Platz aus verschwindet er nach links in der Gutleutstraße. Dabei sind doch Sommerferien. Ein schwüler Mief von Abgasen liegt in der Luft. Wie lebt es sich mit täglich 80 000 Fahrzeugen vor der Ladentür? Czerwon hat eine bestimmte Form von Fatalismus entwickelt. "Einmal jede Woche" reinigt er die Schaufenster von dem zähen grauen Schmierfilm, der sich immer wieder neu auf ihnen bildet. Seit sieben Jahren macht er das so. Dem Friseur zehn Meter weiter geht es nicht anders. Bis September 1993 will die Stadt Frankfurt die östliche Hälfte der Friedensbrücke erneuert haben, bis September 1994 die westliche. Im Stau vor der Behelfsbrücke will ein Autofahrer die Spur wechseln und wird von seinem Nachbarn zur Linken wüst beschimpft. Hupen. Nur zwei Meter rechts vom Autostrom liegt ein ausgebleichtes, dreieckiges Stück Brachland, auf dem Disteln wuchern und das bei Hundebesitzern und ihren Tieren augenscheinlich gleichermaßen beliebt ist. Auf das schauen die Autofahrer.

Hans-Jürgen Czerwon verkauft nicht nur Radios und "Fernsehersatzteile", er ist auch ein Video-Liebhaber. Und deshalb hat er vorhin, als die Behelfsbrücke geöffnet wurde und sich der tägliche Nachmittagsstau noch verlängerte, gleich seine Videokamera hervorgeholt. "Ich hab' schon einen Film gedreht", sagt er stolz. Damit die Nachwelt weiß, wie das war, am Baseler Platz, Sommer 1992. jg

Zeltlager in Sachen Umwelt Jugendliche der drei Partnerstädte treffen sich in Holland

LANGENSELBOLD. Nachdem Jugendliche der Stadt Langenselbold und der beiden Partnerstädte in den vergangenen Jahren im französischen Mondelange und am Langenselbolder Kinzigsee gecampt haben, soll in diesem Jahr das internationale Zeltlager in der holländischen Partnerstadt Simpelveld veranstaltet werden. Insgesamt 45 Jugendliche und zehn Betreuer aus Langenselbold und den beiden Partnerstädten der Gründaustadt kommen vom 27. Juli bis 2. August in Bocholtz zusammen.

Thema des Zeltlagers ist diesmal der Umwelt- und Naturschutz. Während der einen Woche sollen die Jugendlichen die Natur in Simpelveld und Umgebung und auch ihre Probleme erleben. Entspannung und Vergnügen, so die Veranstalter, sollen dabei jedoch nicht zu kurz kommen. Es werden auch Ausflüge nach Maastricht, Aachen und in einen Freizeitpark unternommen.

Wie unterschiedlich die Erfahrungen mit der Natur, die Umweltschäden und Problembewältigungen in Mondelange, Langenselbold und Simpelveld gehandhabt werden, das sollen Videofilme dokumentieren, die die Jugendlichen der Partnerstädte noch vor der Abreise ins Zeltlager drehen sollen. Sie werden dann in Simpelveld einer Jury zur Beurteilung vorgeführt und auch beim Abschlußfest mit den Dorfbewohnern gezeigt.

Während des Zeltlagers proben die Jugendlichen außerdem für ein Umweltkabarett, bereiten eine Ausstellung vor und unternehmen Wanderungen und Ausflüge unter dem Aspekt des Umweltschutzes. alu

Intercity verdrängt S-Bahn-Stopp in Steinheim

HANAU. Die Bundesbahndirektion Frankfurt hat dem Hanauer SPD-Landtagsabgeordneten Ronald Battenhausen gegenüber den Wegfall des Zughaltes um 7.30 Uhr auf der S-Bahn-Strecke Richtung Frankfurt mit der zeitgleichen Durchfahrt eines Intercity in der Gegenrichtung begründet. Aus Sicherheitsgründen habe der IC Vorrang. Eine zeitliche Verlegung sei wegen der Gleisbelegung im Frankfurter Hauptbahnhof nicht möglich gewesen.

Die Bundesbahndirektion Frankfurt will im Jahresfahrplan 1993/94 jedoch versuchen, das morgendliche Nahverkehrsangebot für den Bahnhof Steinheim zu verbessern. Das hält Battenhausen, der selbst ständiger Bahnkunde ist, auch für eine "erforderliche Wiedergutmachung", weil sich der Verkehr auf der neuen S-Bahn-Linie von 1994 auf 1995 verschiebe. him

502. Brunnenfest Die Vorbereitungen sind in vollem Gang

SACHSENHAUSEN. Immer kürzere Schatten wirft das 502. Sachsenhäuser Brunnenfest, das - in Verbindung mit der Kerb - vom 15. bis 18. August gefeiert wird. Seit Wochen laufen die Vorbereitungen der Sachsenhäuser Kerbegesellschaft auf Hochtouren.

Kerbepräsident Wolfgang Stumpf und seine Kerbeburschen sind unter anderem mit der Reinigung verschiedener Brunnen beschäftigt. So säubern sie beispielsweise den Carolus-Brunnen am Wendelsplatz, dessen Wasserbecken von Passanten immer wieder als "Abfalleimer" benutzt wird. Allzu häufig werden die Brunnen in Sachsenhausen auch mutwillig beschädigt.

Im Zuge der umfangreichen Vorbereitungen wurde mittlerweile auch eine neue Brunnenkönigin nominiert. Sie wird am Montag, 27. Juli, im kleinen Carolussaal der Binding Brauerei zunächst der Presse vorgestellt und eine Woche später gekürt. Damit endet die Regentschaft der noch amtierenden Majestät Anja I., deren improvisierter Sitz seit der Schließung ihres Stammhauses "Sachs" der Klubraum der Kerbegesellschaft im Affentorhaus ist. dixi

Germania 06 lädt ein zur Sportwerbewoche

SCHWANHEIM. Insgesamt 48 Mannschaften aus Frankfurt und dem Rhein- Main-Gebiet beteiligen sich an der traditionellen Sportwerbewoche des Fußballclubs Germania 06 Schwanheim vom Samstag, 25. Juli, bis einschließlich Sonntag, 2. August. Auf dem Programm stehen vier Turniere. Turnierauftakt auf der Sportanlage an der Schwanheimer Bahnstraße ist am Samstag, 25. Juli, 11 Uhr.

Auf Kleinfeld spielen Altherren-Vertretungen aus Schwanheim, Goldstein, Niederrad, Griesheim, Seckbach, Rüsselsheim, Sindlingen, Hattersheim, Hornau, Niederems, Bickenbach und Nieder- Erlenbach. Die ersten Spiele bestreiten Schwarzweiß Griesheim und Opel Rüsselsheim auf Platz eins, die Spielvereinigung 02 Griesheim und Sportfreunde Schwanheim auf Platz zwei. Ermittelt werden zunächst vier Gruppensieger, die dann die Endrunde bestreiten.

Schwanheims Vereine tragen am Sonntag, 26. Juli, die fünfte Stadtteil-Fußballmeisterschaft aus. Los geht es um 10 Uhr mit der Begegnung Tennisclub gegen 1. Pistolenclub. Mit von der Partie beimTurnier sind noch die Freiwillige Feuerwehr, die Kegler, St. Mauritius, Musikzug Blau- Gold, Gesangverein "Frohsinn", Polizei- und Schutzhundeverein, die Aquarienfreunde, Turngemeinde, der Dart-Club sowie die Biologische Gesellschaft.

Von Montag, 27. Juli, bis Mittwoch, 29. Juli (jeweils ab 17.45 Uhr), sind die Gruppenspiele des Seniorenturniers. Der Sieger wird am 2. August ermittelt. Einen Tag zuvor präsentieren die Schwanheimer Brandschützer den "1. Fußballtag der Freiwilligen Feuerwehren" des Stadtkreisfeuerwehrverbandes Frankfurt. dixi

Sparkasse: Für Banklehre frühzeitig bewerben

In der Stadt der Banken ist der Beruf des Bankkaufmanns gefragt. Allein in der Frankfurter Sparkasse haben jetzt 88 Berufsanwärter ihre Kenntnisse über Diskontsatz und Investmentfonds demonstriert und mit einem Diplom ihre zweijährige Ausbildung beendet.

Derzeit bildet das Geldinstitut 157 und damit ein Sechstel aller angehenden Bankkaufleute in Frankfurt aus. Weil die Nachfrage nach diesen Ausbildungsplätzen so groß ist, appelliert die Frankfurter Sparkasse an alle Interessenten, bereits ein Jahr vor Schulabgang ihre Bewerbungsunterlagen einzureichen. Adressat ist die Frankfurter Sparkasse, Abteilung Aus- und Weiterbildung, Postfach 10 08 22, 6000 Frankfurt 1. sar

Umweltmobil sammelt den Sondermüll ein

DREIEICH. Das Umweltmobil der Firma Knöß & Anthes sammelt Ende dieser Woche an verschiedenen Stellen in Dreieich wieder Abfälle ein, die nicht in den Ausguß, in die Toilette oder die Mülltonne gehören. Zu diesen Sonderabfällen zählen insbesondere Farben und Lackrückstände, Lösemittelreste, Holz- und Pflanzenschutzmittel, Chemikalien aus dem Hobbybereich, Kleinbatterien, Altmedikamente sowie PCB-Kondensatoren und PCB-kontaminierte Leuchten und Leuchtstoffröhren. Die Termine sind:

Dreieichenhain: Samstag, 25. Juli, Odenwaldring/Ecke Kennedystraße von 9 bis 10 Uhr; Parkplatz am Einkaufszentrum Heckenweg (10.30 bis 12 Uhr); Parkplatz am Untertor Fahrgasse (12.30 bis 13.30 Uhr).

Götzenhain: Dienstag, 28. Juli, Bahnhof von 11 bis 12.30 Uhr; Festplatz Frühlingsstraße (13 bis 14.30 Uhr).

Offenthal: Dienstag, 28. Juli, Parkplatz Einkaufszentrum Borngartenstraße von 15 bis 16.30 Uhr.

Buchschlag: Mittwoch, 29. Juli, Feuerwehrhaus Buchschlag von 15.30 bis 16.30 Uhr; Weg zum Tennisplatz an der Hainer Trift (17 bis 18 Uhr).

Sprendlingen: Mittwoch, 29. Juli, Parkplatz B 3 am Kurt-Schumacher-Ring von 10 bis 11 Uhr; Pestalozzistraße Ecke Offenbacher Straße (11.30 bis 13 Uhr); Lindenplatz (14 bis 15 Uhr). In Sprendlingen wird auch noch am Donnerstag, 30. Juli, gesammelt: An der Grünanlage Liebknecht-/Ecke Nelkenstraße (11 bis 12.30 Uhr); Hegel-/Ecke verlängerte Ulmenstraße (13 bis 14.30 Uhr); Wilhelmsplatz (15 bis 16.30 Uhr).

Aus technischen Gründen können nur Sonderabfälle bis zu 100 Kilogramm oder Behälter, die höchstens 20 Liter fassen, angenommen werden. Ausnahmen dazu: PCB-haltige Kondensatoren werden nur in einer Menge bis maximal zehn Kilogramm und von Leuchtstoffröhren höchsten zehn Stück abgenommen.

Die Stadt weist noch einmal darauf hin, daß die Abfälle nur persönlich beim Sammelpersonal abgegeben und nicht einfach auf den Gehweg oder an der Sammelstelle plaziert werden sollen. Denn sonst könnten Kinder, wie auch die Umwelt, unnötig gefährdet werden. dok

"Es gibt keine andere Wahl. Der Rubikon ist überschritten" Wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg das Attentat auf Hitler plante und ausführte / Von Peter Hoffmann

Briefe

"Den Glauben an Jesus ernst nehmen" Auf eine mißverständliche Formulierung im FR-Bericht vom 17. Juli über seinen Vortrag "Das Christentum aus jüdischer Sicht" weist der Theologe Professor Fritz A. Rothschild hin:

Die Antwort, daß die Juden von Jesus "gar nichts" denken, war nicht Rothschilds Antwort, sondern die, die ein katholischer, in Jerusalem lebender Theologe seinen europäischen christlichen Zuhörern erzählte. Rothschilds Plädoyer war ganz im Gegenteil ein Versuch, programmatisch festzulegen, daß Juden in Zukunft die christlichen Antworten einschließlich ihres Glaubens an Jesus als Erlöser ernst nehmen müßten und daß der jüdische Theologe Franz Rosenzweig soweit gegangen sei, zu schreiben, daß für die Heiden der Weg zum Vater durch den Sohn führe (Johannes 14,6). Auch Heschel und Rothschild betrachten das Christentum als eine praeparatio messianica, während die Christen das Judentum, vor allem das Alte Testament, bisher meistens als eine praeparatio evangelica, eine Vorbereitung auf das Evangelium, angesehen haben.

Ohne den Unterschied zwischen dem Glauben an Jesus und dem Glauben an das jüdische Religionsgesetz aufzugeben, sei es trotzdem möglich und sogar notwendig, daß Juden und Christen sich gegenseitig in ihren Differenzen ernst nähmen. Das sei die Forderung für eine künftige jüdisch-christlich Zusammenarbeit. Prof. Fritz A. Rothschild New York (USA) z.Z. 6380 Bad Homburg

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Immer mittwochs geht's

in den "Mini-Treff"

LANGEN. Neun Monate lang freuen sich die künftigen Eltern auf ihren Nachwuchs, bereiten zu Hause für das neue Familienmitglied alles vor. Wickeltisch, Kinderwagen und Babykleidung werden angeschafft - sie haben an alles gedacht.

Doch wenn der oder die Kleine dann da sind, treten oftmals Fragen auf, die junge Eltern vor ungeahnte Probleme stellt. Wie reagiere ich denn in Situationen, wenn das Kind permanent schreit, ist es krank oder was hat es denn? fragen sie sich verunsichert.

Statt alleine über die Lösungen nachzubrüten, sollten sie sich mit Gleichgesinnten austauschen.

Das können Eltern im "Mini-Treff" der Evangelischen Petrusgemeinde, Gemeindehaus, Bahnstraße 46, jeden Mittwoch von 9.30 bis 11 Uhr. Da treffen sich im Jugendraum Eltern mit Kindern im Krabbelalter beim gemeinsamen Spiel, Singen, Basteln und tauschen Erfahrungen über Erziehungsfragen oder Probleme im Kleinkinderalter aus.

Pfarrerin Gudrun Olschweski erzählt mehr dazu unter Telefon 06074 / 55 88. dok

Homöopath wies Kranke nicht ins Hospital ein Lebensgefährlicher Abszeß / Staatsanwälte ermitteln

"Weil er die Grenzen seiner Naturheilkunde nicht erkannte" und ein elf Jahre altes, lebensbedrohlich erkranktes Mädchen nicht in ein Krankenhaus einwies, hat die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen homöopathischen Kinderarzt aus dem Main-Taunus-Kreis erhoben. Fahrlässige Körperverletzung wirft die Sonderdezernentin der Frankfurter Staatsanwaltschaft für medizinische Kunstfehler, Dr. Ursula Goedel, dem 55 Jahre alten Arzt vor.

Wie sie und Oberstaatsanwalt Hubert Harth der Presse berichteten, war das Mädchen seit ihrem dritten Lebensjahr bei dem Homöopathen in Behandlung. Von Geburt an leidet sie an einem schweren Herzfehler, mit der Folge, daß sie verstärkt zu Thrombosen neigt und besonders gefährdet ist bei bakteriellen Infektionen.

Als die Elfjährige Ende Dezember 1989 plötzlich an einer einseitigen Lähmung litt, diagnostizierte der Arzt denn auch fälschlicherweise einen thrombosebedingten Schlaganfall. Er übersah nach Ansicht der Staatsanwaltschaft jedoch, daß es sich dabei um eine bakterielle Infektion handelte und daß bei dem allgemeinen Krankheitsbild des Mädchens generell mit Hirnabszessen zu rechnen ist.

"Gerade weil er die Krankheitsgeschichte des Mädchens so gut kannte", so Staatsanwältin Goedel, "wäre es zwingend gewesen, eine weiterführende Diagnostik mit Hilfe eines Computertomographen einzuleiten." Vor allem hätte der Arzt aber die bakterielle Infektion mit Antibiotika stoppen müssen. Laut Anklage hatte der Homöopath dies alles aber unterlassen. Er habe den Eltern sogar ausdrücklich abgeraten, ihr Kind in eine Klinik zu bringen. Obwohl der Arzt dies abstreite, ergebe sich dies aus den glaubwürdigen Aussagen der Eltern sowie den Unterlagen des Arztes selbst, erläuterte Staatsanwältin Goedel ihre Anklage.

Statt dessen habe er dem Mädchen Schlangengift und Turnen verordnet, eine übliche Therapie bei Schlaganfällen, und sich ansonsten nur telefonisch um sie gekümmert. Obwohl sich der Gesundheitszustand des Mädchens immer mehr verschlechterte, so die Anklage weiter, sei er Anfang Januar zu einem Kongreß gefahren, ohne seinen Vertreter über die Krankheit des Mädchens zu informieren.

Als das Kind zwei Tage später lebensbedrohliche Krämpfe bekam und ins Koma fiel, brachten es die Eltern nach Gießen in die Universitätsklinik. Dort diagnostizierten die Ärzte den Gehirnabszeß. Das Mädchen wurde sofort notoperiert. Wie sich herausstellte, hatte der Abszeß schon solche Ausmaße angenommen, daß er Teile des Gehirns verdrängt hatte.

Es ginge in diesem Fall keineswegs darum, die Naturheilkunde anzuklagen, sagte Staatsanwältin Goedel. Schließlich habe der Homöopath das Mädchen acht Jahre lang erfolgreich behandelt. Aber er habe die Grenzen seiner Medizin nicht erkannt, als sich ihr Krankheitsbild auffällig von den bisherigen Symptomen unterschied. Ein Verhandlungstermin ist bislang noch nicht festgesetzt. sol

1

Leser

Fahrradabstellplatz City Ich finde es sehr gut, daß Herr Blöcher sich mit dem Standardgeländertyp vorm Kaufhof gegenüber den Stadtplanern (Standardesigner der Straßenmöblierung) durchgesetzt hat.

Funktional erste Wahl, ästhetisch second Hand; ersteres sollte in der Metropole der Langfinger allemal wichtiger sein: Voll geschweißt, anstatt als Bausatzelement per Schlüssel lösbar, ermöglicht diese Bauform ein Anschließen per Bügelschloß sowohl des Rahmens als auch der Reifen.

Ästhetisch erste Wahl, funktional absolut ein Flop; die neuen Druckfederwendeln vor dem Gerichtsgebäude Kurt-Schumacher-Straße! Sie ermöglichen nur ein Anschließen des Vorder- oder Hinterreifens, was absolut ungenügend ist. Sie entsprangen mit Sicherheit einem Public-Design-Katalog und sind vermutlich auch unter dem Posten Kunst am Bau finanziert worden. Sie eignen sich allenfalls FAG intern zum Parken der Dienstfahrräder in den Flughafenabfertigungshallen.Carlos Navara, Frankfurt

Geht es ohne FCKW? Ein heißer Streit um kühle Schränke

Von Marcel Keiffenheim

Es war einmal: im reichen Westen eine mächtige Elektroindustrie und eine noch mächtigere chemische Industrie. Die wollten partout keinen Eisschrank auf den Markt bringen, der das Ozonloch nicht noch weiter aufreißt. Und es war einmal, im Osten Deutschlands, ein kleines, aber kluges Kälte-Unternehmen, das, Konkurrenz und Treuhand zum Trotz, in wenigen Monaten ein ökologisches Kühlmöbel entwickelt hat. Ein Märchen?

Das Märchen ist wahr geworden, verkündete Ende vergangener Woche stolz die Ost-Firma dkk Scharfenstein. Und präsentierte gemeinsam mit Greenpeace den umweltfreundlichen Kühlschrank: ohne FCKW oder kaum minder schädliche Ersatzstoffe. Die etablierte Kühl- Konkurrenz läßt der Wunderschrank aus Sachsen freilich kalt: "Eine Ente", urteilt man beim Bundesverband der chemischen Industrie. Ein Kühlschrank ohne Ozon-Killer

Der Frankfurter Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie (ZVEI) kennt den Öko-Kühler. Harry Rosin, Professor für medizinische Mikrobiologie in Düsseldorf und Leiter des Hygiene-Instituts Dortmund, nervte die deutschen Kühlschrankhersteller schon seit Jahren mit Plänen für einen FCKW-freien Eisschrank. Der soll laut Rosin statt des Ozonkillers ein fürs Klima harmloses Propan-Butan-Gemisch als Kältemittel nutzen. Der Zentralverband ließ einen Prototyp testen und kam zu dem Urteil: Der Propan-Butan-Schrank verbraucht 40 Prozent mehr Strom als moderne FCKW- Kühler und sei so nicht marktgerecht.

Professor Rosin sieht jedoch einen "Verbund von chemischer und Elektroindustrie" am Werke, der aus schierem Profitinteresse einem umweltschonenden Kühlschrank keine Chance geben wolle. Rosin: "Ich biete seit Jahren einer Weltmacht die Stirn!" Diese Weltmacht wolle zwar auch das erwiesenermaßen ozonschädigende FCKW aus den Kühlsystemen verbannen, doch durch einen Stoff ersetzen, der laut Rosin und Greenpeace kaum minder gefährlich ist: Fluorkohlenwasserstoff FKW 134 a. Als dessen Abbauprodukt entstehe aber möglicherweise die hochgiftige Monofluoressigsäure. Für den Greenpeace-Atmosphäre-Experten Wolfgang Lohbeck hat FKW 134 a zudem "ein Treibhauspotential in gleicher Größenordnung" wie FCKW. Schließlich sei für den Ersatzstoff ein hoher technischer Aufwand nötig. Die Industrie verschleiere jedoch Gefahren und Schwierigkeiten, um ihr neues Produkt als "ozonfreundlich" verkaufen zu können.

Da wittern Lohbeck und Rosin ein Milliardengeschäft. 500 Millionen Mark habe der Chemiegigant Du Pont bereits in die Produktion von FKW 134 a investiert. Die Gewinnerwartung liege bei "zehn Milliarden Mark" - wenn nicht jemand komme und mit umweltfreundlichen Alternativen diese Hoffnungen zerstöre.

Vor dieser Aussicht zittert Franz Nader, beim Bundesverband der chemischen Industrie für Kältemittel zuständig, keineswegs. Propan/Butan habe keine Chance am Markt, sagt er. Das liege nicht an einer Verschwörung von chemischer und Elektroindustrie - "wir haben schließlich keine Einflußmöglichkeit darauf, für welches Kühlmittel sich ein Kühlschrank-Hersteller entscheidet" -, sondern an den unbefriedigenden Eigenschaften des Gasgemischs: Propan/Butan habe nicht nur eine schlechte Energiebilanz - es brenne auch, wie man ja an Campingkochern und Gasfeuerzeugen jederzeit ausprobieren könne.

Ein Scheinargument, wehrt sich Lohbeck. Es gehe bloß um "eine Größenordung von drei, vier Feuerzeugfüllungen". Die "untere Explosionsschwelle" werde allenfalls erreicht, "falls man seinen Kühlschrank im Kleiderschrank einschließt und für eine plötzliche, vollständige Leckage des Kühlschranks sorgt". Die TÜV-Genehmigung sei kein Problem.

Das sieht der ZVEI anders. "Die Mengen sind so", beharrt ein Sprecher, "daß Verpuffungen möglich sind." Wenn so ein Propan-Schrank aber mal in die Luft fliegt, "wird das sicherlich peinliche Haftungsfragen aufwerfen". Deshalb und weil "weltweit auf FKW 134 a gesetzt wird und wir keine Kirchturmpolitik betreiben wollen", habe Propan/Butan keine Zukunft. Zur Neuentwicklung des Ost-Außenseiters dkk Scharfenstein sagt der Verbandssprecher: "Wir werden uns hüten, die Nachteile herauszuposaunen" - und läßt durchblicken, daß die Sachsen einen veritablen Flop landen werden.

"Es kann eben nicht sein, was nicht sein darf", sieht sich dkk-Sprecher Siegfried Schlottig "an DDR-Zeiten erinnert". Wenn die Produktion des Öko-Kühlschranks Anfang 1993 anlaufe, werde die Energieeffizienz nicht schlechter als bei herkömmlichen Kühlern sein. Die letzten Optimierungsarbeiten liefen. Auch Greenpeace, das im Frühjahr einen Entwicklungsauftrag für den FCKW-freien Kühlschrank an dkk Scharfenstein vergeben hatte und nun den Verkauf mit einer eigenen Bestellaktion unterstützen will, ist sicher, daß die Sachsen "einen Renner" im Angebot haben werden. Ein Strich durch die Öko-Rechnung?

Wenn nicht die Treuhand einen Strich durch die Rechnung macht. Denn auf die Öko-Blütenträume, die möglicherweise an der TÜV-Zulassung scheitern werden, wollen sich die nüchternen Rechner in Berlin nicht verlassen. Treuhand-Direktor Ludwig Tränkner: "Wir werden dkk Scharfenstein stützen, wenn Verluste in einem überschaubaren Zeitraum berechenbar sind." Momentan machten die Sachsen jedoch monatlich drei Millionen Mark Miese. Bis Mitte August soll das Unternehmen ein Konzept aufzeigen, wie es sich aus der Misere befreien will.

Doch auch wenn die Sachsen das nicht schafften, sieht Tränkner noch nicht schwarz für die Firma. Nachdem frühere Verhandlungen gescheitert waren, hätten sich neue West-Interessenten gemeldet, die dkk Scharfenstein kaufen wollten. Die gute Nachricht für die Arbeitsplätze dürfte jedoch eine schlechte für den Öko- Kühlschrank sein. Denn welcher Interessent auch den Zuschlag erhält - er kommt aus der Phalanx derer, die die Propan-Butan-Technik ablehnen. "Was für einen Kühlschrank er bei dkk baut", stellt Tränkner klar, "werden wir einem Investor natürlich nicht vorschreiben."

Falken auf der Fensterbank Flüge rund ums Fernmeldeamt

Der Pförtner weiß von nichts. "Falken, hier bei uns?" Er schüttelt den Kopf, die Tür im Fernmeldeamt 1 an der Großen Eschenheimer bleibt zunächst verschlossen. "Augenblick mal." Kurzes Gespräch mit dem "wachhabenden Kollegen", der weiß schon mehr: "Es stimmt, daß hier Falken brüten. Wenn jeder sie sehen kann, haben wir bald keine mehr."

Über Jahre hinweg gehörten die Turmfalken vom Fernmeldeamt zu den bestgehütesten Geheimnissen der "Telekom". Nur ein kleiner Kreis von Eingeweihten hatte Kenntis von dem luftigen Treiben und hütete dieses Wissen wie einen kostbaren Schatz.

Erwin Euker, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, zählt zu dem Kreis der Eingeweihten und - er ist stolz auf "seine Falken". "Da oben hockt manchmal einer", sagt er und deutet über den Hof nach oben.

Nach oben geht es dann mit dem Lift, zunächst ins 9. Stockwerk. Eine Passantin glaubt, auf einer Fensterbank einen Jungvogel gesichtet zu haben. "Ja, die fliegen hier rum, manchmal ganz nah an der Scheibe vorbei, sieht toll aus." Jürgen Hannemann mag die Falken. Sie bringen ein Stück Natur in den grauen Büroalltag.

Zwei Stockwerke weiter, 11. Stock, Endstation in Vogelflughöhe. "Hier vorne hat einer draufgesessen", berichtet Erwin Trümmer und deutet auf eine Fensterbank. "Das war wohl ein Junges. Kommt angeflogen und setzt sich dahin. Da guckt man schon mal."

Geguckt hat Trümmer, der zu allem Überfluß noch Vogelkundler ist, wenn auch nur als Amateur - geguckt hat er auch, als am vergangenen Donnerstag ein Reiher vorbeigeflogen kam. Und da drüben, das Nest zwischen dem dritten und vierten Fenster der Börse . . . Nein ohne Fernrohr lasse sich wirklich nicht sagen, wem das zuzuordnen sei.

Wo die Falken vom Fernmeldeamt brüten, hat noch keiner herausgefunden. Es will niemand suchen - das könnte die Vögel ja vergraulen. Die Brutstätte dürfte nicht leicht zu finden sein. Turmfalken bauen kein Nest, das sparen sie sich. Auf den blanken Stein legen die die Eier, vielleicht fallen deshalb so viele Junge herunter.

In der zweiten Junihälfte baten gleich zwei Polizeireviere den Falkner vom Feldberg, Dieter Koschorreck, um Hilfe. In Fechenheim und in Eschersheim war jeweils ein Jungfalke heruntergepurzelt.

"Es gibt immer mehr Falken", hat Koschorreck beobachtet. 50 Paare soll es in Frankfurt geben. Und von Paaren zu sprechen ist sogar angemessen: Turmfalken gelten als treu. Zu "95 Prozent" ernähren sie sich von Mäusen, die sie in den Parkanlagen oder im Umland finden. Daß Falken Tauben schlagen, ist dagegen ein Gerücht. "Der Falke hat zu kleine Fänge, damit kann er keine Taube halten."

Nicht nur der Bestand an Falken hat sich erhöht, sondern die Zahl der Greifvögel insgesamt. Dies liegt zum einen daran, daß die Landwirte mit Herbiziden und Isektiziden bewußter umgehen als früher. Zum anderen dürfen Raubvögel das ganze Jahr über nicht geschossen, gefangen und "ausgehorstet" werden.

Immer häufiger wenden sich ratlose Bürger an den Falkner: "Bei meiner Mutter schläft ein Falke auf dem Fensterladen und kleckert alles voll." Oder der Raubvogel überwintert im Dachgestühl - auch da nicht ganz folgenlos. Jedoch: "All dies muß zum Schutz der Vögel geduldet werden", betont Kosschorreck. ft

Schwarz-weiße Zeichen auf grauem Grund Die Landschaftsaufnahmen der "Süddeutschen Fotografenliga" in der L. A. Galerie

Der Verbandsname "Süddeutsche Fotografenliga" ist nicht nur ironisch gemeint. Natürlich wollen sich die Ligisten Ralph Baiker, Martin Eberle und Jochen Manz damit vom Pathos vormaliger "Künstlergruppen" abheben. Dennoch benennt der Name der Liga sehr genau das künstlerische Programm: Den süddeutschen Landschaften, besonders der schwäbischen, gilt die ganze Aufmerksamkeit der drei jungen Fotografen. Ihre Bilder beschreiben diese Landschaft als mysteriöse, unergründliche Welt, die sich letztlich auch dem Zugriff der Lichtbildner entzieht. Die Frankfurter L. A.-Galerie zeigt jetzt Beispiele der unheimlichen Naturbilder.

Mit Eberle und Baiker eröffnete die Galerie vor zwei Jahren ihren Betrieb. Seither haben sich die Gemeinsamkeiten der Fotografen offenbar noch verstärkt: Die Ausstellung fördert den Eindruck einer sehr kohärenten Bildauffassung innerhalb der "Liga". Schwarz-Weiß wird der Farbe meist vorgezogen; die Landschaften sind meist menschenleer; auf spektakuläre Ansichten wird verzichtet, ebenso auf dramatische Lichteffekte; der Gesamteindruck bietet ein Alltagsgrau-in-Grau des Gewöhnlichen.

Hinter dieser formalen Zurückhaltung steht das Bemühen, einen "moralischen Impetus" zu vermeiden. Die Liga "besteht nicht auf der Unzweideutigkeit der Fotografie", heißt es erläuternd. Damit wird der uralte Anspruch des Fotografen aufgehoben, die Welt mit Hilfe seiner Abbildungsmaschine erklären zu können.

Anstelle einer vermeintlich exakten Aufnahme und Ausdeutung der Natur sollen diese Bilder eine individuelle Sichtweise fördern. Also sehen Baiker, Eberle und Manz, jeder für sich genau hin, ganz nach ihrem Motto: "Die Augen aufs Land spreizen."

Dabei dient die Schärfe allen Dreien als technische Metapher für den gewünschten Scharfblick. Fast alle Bilder zeichnen sich durch eine geringe Tiefenschärfe aus. Durch diese sind einzelne Details gleichsam herauspräpariert; der Rest der Landschaft versinkt im Grauschleier. Ranken, Blüten, Blätter stehen so wie kalligraphische Zeichen auf grauem Grund - halb Arabeske, halb rätselhafte Schrift.

Doch entziffern läßt sich diese Geheimsprache nicht. Bewußt verzichten die Ligisten auf die Ästhetik der grandiosen Landschaftspanoramen, mit denen US- Fotografen wie Ansel Adams erhabene Naturbilder mit quasi-religiösen Untertönen schufen. Aber auch die Tradition des pittoresken Natur-Ausschnitts, des hübsch arrangierten Details, läßt diese neue Generation der Landschafts-Fotografen hinter sich.

Was bleibt, ist das Eingeständnis und die Hoffnung, daß wir die wilde Natur nie restlos einfangen, zähmen und enträtseln können, schon gar nicht mit der Kamera - sondern nur aufmerksame Beobachter und Bewunderer werden können.

("Augen aufs Land spreizen", L. A.-Galerie, Fahrgasse 87, bis 29. Juli.)

THOMAS A. WOLFF

"Design-Horizonte" im August in Frankfurt

Die "Design Horizonte" tun sich in Frankfurt wieder auf, vom 21. bis 24. August. Die Präsentation regionaler wie auch internationaler Gestaltungskunst soll dem Publikum "die faszinierende Vielfalt" des Designs vermitteln - so kündigt der Initiator Georg C. Bertsch die Veranstaltungsreihe an. Das Motto für die diesjährige Ausgabe: "Unbekannte - Bekannte".

Im vergangenen Jahr zeichnete sich am Horizont noch wenig konzeptionelle Linie ab. Diesmal definiert sich die Design-Schau vor allem über das, was sie nicht sein will: Sie behaupte nicht, "epochale Themen zu präsentieren, wirbt nicht für Designer-Ideologien", kündigt Bertsch an. Statt dessen sind Diskussionen und Fachgespräche erwünscht.

Mehrere Museen und andere Kultureinrichtungen beteiligen sich an den "Horizonten". So zeigt das Museum für Kunsthandwerk "Goertz Design" aus New York; im Karmeliterkloster stellt das Amt für Wissenschaft und Kunst den Frankfurter Designer Wilhelm Zimmermann vor; im Haus des "Rats für Formgebung" ist eine Präsentation des Motorradwerks Zschopau angekündigt. An anderen Orten werden Schmuck, Möbel und Design-Fotografien gezeigt.

Eine "audiovisuelle Diskussionsrunde" mit Volker Albus, im Deutschen Architekturmuseum, beschließt die Reihe; einige Ausstellungen werden allerdings auch nach den Frankfurter "Design-Horizonten" - manche noch bis Oktober - zu sehen sein. two

Ein Liebeslied vom Herrn über 270 Löschfahrzeuge 80 Kinder ukrainischer Feuerwehrleute flogen mit Aus Kiew berichtet Hannes Mathias

"Es ist unmöglich, meine Stadt Kiew nicht zu lieben." Diesen Kehrreim eines ukrainischen Liebeslieds sang mit kräftiger Tenorstimme ein Mann, von dem man das nicht erwartet hatte, noch dazu an einem ungewöhnlichen Ort und zu ungewohnter Stunde. Das einschmeichelnde Liedchen sang Oberst Nikolaj Choroschok in der VIP-Lounge des Flughafens Borispol der ukrainischen Hauptstadt Kiew vor Feuerwehrleuten aus Frankfurt. Der 52jährige Herr über 270 Feuerwehrautos in der Drei-Millionen- Stadt, der Gebieter über 33 Feuerwachen und 2870 Feuerwehrfrauen und -männer, stand jedenfalls nicht erkennbar unter dem Einfluß des nur für deutsche Begriffe reichlich genossenen vierzigprozentigen Korns der Marke Okowata. Ein Dolmetscher verriet, die lyrisch veranlagten Ukrainer vermöchten es, auch über einen Brandeinsatz in Versen zu berichten.

Oberst Choroschok hatte schon im Mai vorigen Jahres Frankfurts Branddirektor Günther Burbaum in Kiew bei den Feierlichkeiten zum 150jähriigen Bestehen der dortigen Feuerwehr beeindruckt. Als in diesem Jahr auf verschlungenen Wegen am Main bekannt wurde, daß der VDA, Verein zur Unterstützung des Deutschtums im Ausland, Hilfsgüter nach Kiew schaffen wollte und die gecharterte Lufthansa-Maschine leer zurückfliegen sollte, wurde der Plan geboren, den Rückflug kostengünstig zu nutzen: um 80 Kinder dieser bei der Tschernobyl-Katastrophe eingesetzten Kiewer Feuerwehrleute zu einem dreiwöchigen Erholungsaufenthalt ins Rhein-Main-Gebiet zu holen.

Drei gestandene Führungskräfte der Brandwache sechs in der Mörfelder Landstraße, Gerhard Stengel, Walter Meinel und Kurt Weihe, setzten seit dem Frühjahr alles daran, diesen Erholungsaufenthalt zu organisieren. Nun war es soweit. Die drei flogen um 6 Uhr morgens mit einer Boing 727 der Lufthansa nach Kiew, um die Kinder abzuholen.

Ein Stadtbummel fiel wegen Zeitmangels aus. Während die Mannen um Choroschok den Frankfurter Gästen den oben geschilderten "musikalischen Imbiß" kredenzten, legte die sechsköpfige Crew von Flugkapitän Achim Siebenkort selbst Hand an, um die von VDA beschafften zehn Tonnen Zucker, die Erbsen, Radios, Südfrüchte und Kindergartengrundausstattungen auszuladen. Man wollte ja gegen 15 Uhr wieder im 1600 Kilometer entfernten Frankfurt sein.

Die 81 Mädchen und Jungen im Alter von acht bis 16 Jahren und ihre zehnköpfige Betreuerschar wurden noch am Spätnachmittag in der Feuerwache sechs fürstlich bewirtet. 51 Kinder und sieben Betreuer werden jetzt bis Montag, 10. August, im Landschulheim der Stadt Frankfurt "Wegscheide" betreut, die restlichen wurden in Bad Vilbel von Gasteltern in Empfang genommen. Höhepunkt des Aufenthalts wird ein Kinderfest auf dem Messegelände am Samstag, 8. August, sein.

In Kiew waren sich die Brandschützer beider Seiten schnell einig darüber geworden, daß mit diesem Besuch ihre freundschaftlichen Beziehungen nicht enden sollten. Die Gesangskünste des Obersten Choroschok lassen erkennen, wie es weitergehen könnte.

Die Kiewer Berufsfeuerwehr nämlich verfügt über einen konzertreifen großen Männerchor - und der könnte in Frankfurt einen großen Saal füllen und damit Beziehungen fördern zwischen Frankfurt und Menschen, die noch immer unter ihrem Einsatz bei der Reaktorkatastrophe des 140 Kilometer nördlich von Kiew gelegenen Tschernobyl zu leiden haben.

Geld aus Wiesbaden für Görlitz und Ocotal

WIESBADEN. Finanzielle Hilfe gewährt Wiesbaden seinen Partnerstädten Görlitz und Ocotal. Auf Anregung von Professor Dr. Wolfgang Remmele von der Dr.-Horst-Schmidt-Klinik erhält das Klinikum Görlitz 155 000 Mark für dringend nötige klinische Geräte. 15 000 Mark bekommt das Naturschutzzentrum Niederspree zur Verfügung gestellt, um einen Bus zu kaufen.

Der Verein Nueva Nicaragua hat um Unterstützung für das Hospital in Ocotal gebeten, das der Kinderarzt Dr. Weimar im Mai besucht hatte. 4000 Mark sind nötig für die Erneuerung der Elektroinstallation, 9200 Mark für die Reparatur des defekten Dachs. Für weitere 4800 Mark soll Kindernahrung für ein Jahr beschafft werden, 2000 Mark erhält das Krankenhaus zusätzlich, um Material für das Labor zu kaufen. maf

Stadt läßt jetzt 14 Straßen neu teeren

WIESBADEN. In dieser und in der nächsten Woche werden 14 Straßen in der Stadt ausgebessert. Sie erhalten eine neue Asphalt-Feinschicht. Während der Arbeiten gilt jeweils ein Halteverbot.

Betroffen sind folgende Straßen: Armenruhstraße, Mühlhausenstraße, Ostring von der Hunsrückstraße bis zum Ortsende, Mathildenstraße, Kirchenhügelstraße, Platzwies-Straße, Mittelweg, Rilkestraße, Schellingstraße, Bregenzer Straße, Luisenstraße, Mönchhofstraße, Mühlbergstraße und Hauptwache. maf

Teil 1

Brienz von seg für Reiseredaktion. Fast in der Mitte der Schweiz. Ein Alternativ-Titel wäre: Im Modelleisanbahnland Unterzeile: Brienz und Umgebung Teil 1

Sie lieben die Bahn. Sie malen die Loks und Waggons bunt an, mal rot, mal grün, mal blau mit gelben Türen. Sie haben keine eigene Automarke (schon das spricht für sie), aber sie haben das Krokodil gebaut, das jeder, der mal Märklin oder Fleischmann oder Trix gefahren ist, gerne auf seiner HO-Anlage gesehen hätte. Und sie sind zu recht stolz auf den Glacier-Expreß, denn sie sind, zwangsläufig, Meister des Bahnbaus. Ob durch, über, um oder auf den Berg: Den Schweizern ist kein Weg zu weit, kein Hügel zu hoch, keine Streckenführung zu krumm, als daß sie nicht irgendwo noch ein Schienchen hinlegen könnten.

Wie etwa bei der Brünigbahn: 500 Meter rauf, 500 Meter runter. Da braucht es ein bißchen mehr als nur die Geleise: Für die Steigung nach Brünig-Hasliberg auf rund 1000 Meter Höhe muß sich der Zug an Zahnräder halten. Dafür ist dann auch die Spur breiter: 1 Meter. Und bei der Fahrt vom malerisch am Endmoränensee gelegenen Lungern nach Brünig fragt sich der Reisende beim Blick auf die plötzlich schräg stehenden Kühe, ob er nicht doch in der Achterbahn sitzt und gleich mordsmäßig werde bergab sausen müssen. Keine Bange. Nach Meiringen hinunter wird es es recht gemütlich. Und wenn man sehen will, wie hoch man nun gerade ist, sagen sie es einem aber wirklich ganz genau: 'Oberried: 588,87 m Schienenhöhe'.

Die Brünigbahn verbindet Luzern mit Interlaken, mit ihr kommt man durch die Zentralschweiz. In den knallroten Waggons sind zwischen den Sitzen Täfelchen mit der Streckenführung angebracht; ein kleines Schweizer Wappen zeigt da die geographische Mitte der Eidgenossenschaft an: irgendwo zwischen Flüelen-Ranft, Giswil und Melchsee-Frutt.

Ein Land wie die Idylle von der Modelleisenbahn. Hier bedient es vielleicht am besten die Klischees, von denen die Tourismus-Industrie zehrt. Eine wunderbar austarierte Landschaft mit Hochgebirge, grünen Matten und eisblauer Seenplatte. Die Orte sind im Kern noch einigermaßen harmonisch erhalten, es blüht die Geranie am Holzhaus; die Schnitzerei als altes Handwerk verleiht hier Dörfern wie Menschen die verlockende und darum einträgliche Aura des Bodenständigen.

Und wo es auch sei, natürlich bringt uns die Bahn hin. Es bahnt sich ein Gleis nicht nur nach Brünig, nein auch zu den Reichenbachfällen bei Meiringen, zur Schynige Platte im Berner Oberland und auf's vergletscherte Jungfraujoch. Es bahnt sich mit Zahnrad, Dampf oder Diesel, und manchmal mit allen dreien, wie bei der Brienzer Rothorn-Bahn, die eben hundert Jahre alt wurde. Ein lokomotives Exemplar (die Lok Nummer zwei) stammt noch aus jener Zeit, als auch am Brienzer See das Reisen zum Fremden-Verkehr verkam.

Im Juni haben sie in Brienz das hundertjährige Stahlviech und Tourismus-Kapital gefeiert, Anfang Juli kam die 'Schwesterbahn' aus Oigawa in Japan, wie unter Verwandten nun mal so üblich, zum Geburtstags-Besuch. In der Confiserie im Dorf verkaufen sie zur Jubelfeier 'Rothorn-Bähnli-Schoggi', und selbst der örtliche Bügeleisenhändler fühlt sich zu patriotischer Reklame aufgerufen: 'Auch wir fahren mit Dampf'.

Dabei bringt das, was da aus dem Kamin der acht Dampf-Lokomotiven rauskommt, die Leute vom Verkehrsverein manchmal in Erklärungs-Notstand: Sie versichern dann, daß der Umweltschaden sich in Grenzen halte. Weil die dunkle Wolke überm Zug immer noch romantischer aussieht als der Qualm der drei Diesel-Getüme, soll der 'Anteil der mit Dampf' beförderten Gäste sogar erhöht werden', verspricht die Werbung.

Die einstündige Fahrt mit den schräg gebauten Loks, die ihre mit Glaskuppeln versehenen Waggons über 1800 Höhenmeter hinauf nicht schieben, nein: 'stoßen', gewährt denn auch atemberaubende Aussichten (besonders bei Hochbetrieb, wenn man im hinteren von zwei nacheinander den Berg nehmenden Zügen sitzt: Dann kann man den 'Dampf' nämlich schmecken, volles Rohr sozusagen).

Angestellte hatte die Überstunden erfunden Gericht: Kündigung der Buchhalterin war rechtens

Die 2. Kammer des Landesarbeitsgerichts Frankfurt (LAG) hat jetzt die ordentliche Kündigung einer 52 Jahre alten Lohnbuchhalterin für rechtens erklärt. Die langjährige Mitarbeiterin, die in ihrem Betrieb eine absolute Vertrauensstellung genoß, hatte sich über Jahre hinweg monatlich zwischen 20 und 40 gar nicht geleistete Überstunden selbst gutgeschrieben und auszahlen lassen.

Der Schwindel flog erst auf, als sie 1989 eine eigene Firma aufmachte und der verärgerte Arbeitgeber einen Blick in ihre Überstundenabrechnungen warf.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Buchhalterin die eigene Akte in ihrem Schreibtisch aufbewahrt. Selbst bei einer Beschäftigungsdauer von rund zehn Jahren - meinten die Richter - sei eine fristgerechte Kündigung sozial gerechtfertigt (/Az.: 2 Sa 682/91).

Die heute 52jährige Frau arbeitete laut Arbeitsvertrag zunächst 25 Stunden, ab 1987 wöchentlich 27,5 Stunden. Als Lohnbuchhalterin war sie allein-verantwortlich. Gemeinsam mit einem anderen Mitarbeiter war ihr eine Bankvollmacht eingeräumt worden. Ihr Gehalt für die Teilzeit-Arbeit war auch nach Einschätzung der LAG-Richter großzügig. Zuletzt verdiente sie monatlich 4800 Mark brutto.

Die Geschäftsführung der Firma tat ein Übriges für ihre geschätzte Arbeitnehmerin: Sie mußte die üblichen Bürostunden nicht einhalten, war also faktisch kaum zu kontrollieren. Der Chef zahlte ihre Heilpraktikerrechnungen und als ihr Ehemann 1986 starb, half er der Frau mit Geld.

Ihren bevorzugten Arbeitsplatz, von dem andere nur träumen, nutzte die Buchhalterin weidlich aus. Geld für nicht geleistete Überstunden floß in Fülle auf ihr ohnehin nicht schmales Gehaltskonto. In den Monaten vor ihrer Kündigung im Jahr 1989 hatte sie den Anteil der entgoltenen, aber nicht genehmigten und auch nicht geleisteten Überstunden auf über ein Viertel ihres regelmäßigen Monatsverdienstes gesteigert.

Die LAG-Richter sahen keine Gründe, die Revision zum Bundesarbeitsgericht in Kassel zuzulassen. Die Bestätigung der Kündigung ist damit endgültig. enk

"Zur Linde" Hessisches Menü

Gasthaus "Zur Linde", Weilrod, Gemünden. Öffnungszeiten: Täglich von morgens bis nachts um ein Uhr, montags Ruhetag.

Angebote: Unter der Linde finden 25 Personen Platz. Drinnen gibt es außer der Gaststube einen großen Gesellschaftssaal und zwei Nebenräume.

Der Ebbelwoi kostet 1,80 Mark; Wasser und Cola sind für zwei Mark zu haben. Säfte gibt es für zwei bis drei Mark. - Die Speisekarte bietet ein hessisches Menü für 19,50 Mark oder auch eine Fischpfanne für 18,50 Mark. Das Rumpsteak kostet 20,50 Mark. Die "Wetzstaa" (für Nicht- Hessen: das sind rohe Kartoffelklöße) sind für 9,50 Mark zu haben. Für den noch kleineren Hunger gibt es den Tomatensalat mit Schafskäse (10,50 Mark). Kinder können einen Kinderteller bekommen.

Toiletten: sind im Innern des Hauses. Die Frauen müssen etwas weiter laufen (in den ersten Stock).

Bus: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sieht es in Gemünden schlecht aus. Während der Ferienzeit kann die Gaststätte zumindest am Wochenende mit dem Ferienbus des Hochtaunuskreises angesteuert werden.

Salmonellen in Baseler Klinik 27 Fälle / NRW-Umweltministerium will Seuchengesetz ändern

BASEL/BIELEFELD, 19. Juli (AP). Im Kantonsspital von Basel sind zahlreiche Salmonellen-Erkrankungen aufgetreten: 27 Menschen sind erkrankt, einige davon schwer, wie die Krankenhausleitung am Wochenende bekanntgab.

Die Herkunft der Bakterien war zunächst unbekannt. Im einzelnen wurde mitgeteilt, in den letzten Tagen seien 23 Patienten sowie vier Mitarbeiter an Salmonellose erkrankt. Die Krankheit sei von dem in den letzten Jahren in Europa zunehmenden Typ Salmonella enteritidis verursacht worden, der hauptsächlich durch Nahrungsmittel übertragen wird und in der Regel zu Durchfall führt. Zusätzlich können auch Bauchkrämpfe und Fieber auftreten. Ein Sprecher sagte, bei einigen Erkrankten sei der Zustand "sehr ernst". Es handele sich um Personen, die bereits andere Leiden hätten.

Zur Eindämmung des Anstiegs von Salmonellen-Infektionen fordert das nordrhein-westfälische Umweltministerium, das Bundesseuchengesetz zu ändern.

Die regelmäßigen jährlichen Untersuchungen der Beschäftigten der Nahrungs- und Genußmittelindustrie müßten wieder zur Pflicht werden, sagte Ministerialrat Heiner David dem Bielefelder Westfalen-Blatt. Auch Mitarbeiter in Großküchen und Kantinen sollten sich der Kontrolle unterziehen, um mögliche Krankheitserreger frühzeitig feststellen zu können.

DRK will Aussiedler-Quote

OSNABRÜCK, 19. Juli (AP). Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat die Einführung einer Quote für Aussiedler gefordert. DRK-Präsident Botho Prinz zu Sayn-Wittgenstein sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, der Auswanderungsdruck habe entgegen offiziellen Darstellungen nicht nachgelassen. Derzeit stauten sich 600 000 unerledigte Anträge. Die Begründungen, mit denen Anträge abgelehnt würden, seien zum Teil unwürdig, warf er der Bundesregierung vor. Die Einführung einer Quotenregelung sei fairer und ehrlicher als indirekter Zwang durch bürokratische Maßnahmen oder die Drosselung von Lastenausgleichs-Ansprüchen.

Die Quote sollte bei etwa 100 000 Menschen im Jahr liegen, meinte der DRK- Chef. "Wenn wir den Menschen vor Ort helfen und sie merken, daß sie nicht vergessen sind, dann können wir ihnen gleichzeitig sagen: Wir wollen zur Zeit nur eine begrenzte Zahl in Deutschland aufnehmen, und zwar aus verschiedenen sachlichen Gründen." Änderungen wie die Streichung von Mitteln für Integration oder Sprachunterricht könnten den Ausreisedruck nicht beseitigen.

Westeuropäische Grenzen werden später, aber weiter geöffnet Freier Reiseverkehr erst Mitte 1993 / Schweiz und Österreich wollen mitmachen / London und Kopenhagen zögern noch

BONN, 19. Juli (AP). Der Wegfall der Grenzkontrollen in Westeuropa wird nach den Worten des Staatsministers im Bundeskanzleramt, Bernd Schmidbauer, etwas später Wirklichkeit als bislang geplant. Dafür könnten die Bürger jedoch auf Reisefreiheit in weit größerem Ausmaß als bisher hoffen. Trotz der Zeitverzögerung "hat sich die Qualität verbessert", sagte Schmidbauer (CDU) am Samstag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP in Bonn.

Das Schengener Abkommen sieht den freien Reiseverkehr ohne Grenzkontrollen zwischen Deutschland, den Benelux- Staaten, Frankreich, Italien, Spanien und Portugal vor. Griechenland hat bereits seinen Beitritt zugesagt. Als Ausgleich für die wegfallenden Kontrollen an den inneren Grenzen sollen die Kontrollen an den Außengrenzen verschärft werden. Zudem sind eine vereinheitlichte Visa-Politik und ein zentraler Fahndungscomputer in Straßburg vorgesehen.

Österreich und die Schweiz seien daran interessiert, parallel zu ihren Beitrittsverhandlungen mit der EG in der Praxis die Vereinbarungen des Schengener Abkommens einzuführen, so daß der Reiseverkehr durch diese Länder wahrscheinlich auch erleichtert werde, sagte Schmidbauer. Beitreten könnten sie allerdings erst als EG-Mitglied. Die Gemeinschaftsmitglieder Dänemark und Großbritannien zögerten dagegen zwar noch, dem Vertrag beizutreten, seien aber an einer Zusammenarbeit vor allem wegen des Fahndungscomputers interessiert. Allerdings könnten diese beiden Staaten "nicht nur am positiven Teil teilhaben", sagte der Staatsminister.

Ursprünglich war geplant gewesen, die Grenzkontrollen bereits in diesem Jahr wegfallen zu lassen. Nun sei es wahrscheinlicher, daß das Abkommen Mitte kommenden Jahres in Kraft treten könne, sagte Schmidbauer. Der Schengener Vertrag wurde bisher lediglich von Frankreich, Spanien und Luxemburg ratifiziert. In Deutschland verzögert sich die Ratifizierung durch die von der Union gewünschte Kopplung des Schengener Abkommens mit der Änderung des Asylrechts im Grundgesetz.

Nach den Worten des Staatsministers werden die technischen Vorarbeiten für das Abkommen voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 1993 weitgehend abgeschlossen werden können. "Wenn man die normale Realisierung von europäischen Regelungen beobachtet, ist Schengen wirklich ein ICE", sagte Schmidbauer. Inzwischen hätten sich auch alle Vertragsstaaten darauf verständigt, bis Dezember kommenden Jahres die Flughäfen so umzubauen, daß Reisende bei Flügen innerhalb der zunächst acht und später mit Griechenland neun Staaten nicht mehr kontrolliert würden. Volksabstimmungen angeregt

HANNOVER (dpa). Der deutsche EG-Kommissar Martin Bangemann tritt dafür ein, die Bürger in allen Staaten der Gemeinschaft über die geplante politische Union abstimmen zu lassen. Der FDP-Politiker sagte der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, es gebe eine "historische Chance", den Bundesstaat Europa zu schaffen. Dabei gehe es nicht darum, die Nationalstaaten abzuschaffen, sondern ihre Kompetenzen in Bereichen zu beschränken, in denen man gemeinsam besser handeln könne.

Indianer heben Blockade auf

ALBANY, 19. Juli (AP). Ein Berufungsrichter im US-Staat New York hat am Wochenende ein Urteil vorläufig aufgehoben, mit dem es den Seneca-Indianern in den Cattaraugus- und Allegany-Reservaten verboten worden war, Tabakwaren und Benzin steuerfrei an Kunden zu verkaufen, die nicht zu ihrem Stamm gehören. Die Seneca, die zum Volk der Irokesen zählen, sind der Auffassung, sie seien eine unabhängige Nation, und so habe der Staat New York kein Recht, ihnen Steuern abzunehmen. Nach Bekanntwerden des neuen Urteils gaben die Indianer die Blockade von Autobahnen auf, die sie aus Protest begonnen hatten.

Ein Berufungsgericht soll nun über den Fall im Herbst endgültig verhandeln. Das räume dem Staat und den Indianern genügend Zeit ein, um doch noch eine Lösung zu erarbeiten, sagte Leigh Hunt vom Verbindungsbüro für Indianerfragen beim Gouverneur.

Stau über 100 Kilometer Länge

FRANKFURT A. M., 19. Juli (AP). Auf der Autobahn zwischen Frankfurt am Main und Nürnberg hat sich am Samstag der bisher längste Stau dieses Sommers gebildet. Mehrere stehende Fahrzeugkolonnen bis zu 45 Kilometern Länge summierten sich zum Rekordstau von über 100 Kilometer.

Wie der zentrale Verkehrslagedienstes in Düsseldorf weiter berichtete, konzentrierte sich der Ferienverkehr im Norden auf der A 7 zwischen Hamburg und Flensburg, wo ein Stau von 60 Kilometern entstand. Die Überlastung der Autobahnen war wegen des Ferienbeginns im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen und in Sachsen-Anhalt programmiert.

Kliniken befürchten Defizite

MÜNCHEN, 19. Juli (AP). Die kommunalen Krankenhäuser in Bayern befürchten infolge des von Bundesminister Horst Seehofer (CSU) geplanten Gesundheitsstrukturgesetzes im nächsten Jahr ein Milliardendefizit. Die Betriebskostendefizite würden von derzeit 600 Millionen auf rund eine Milliarde Mark steigen, sagte der Vorsitzende der bayerischen Krankenhausgesellschaft, Konrad Regler, am Samstag im Bayerischen Rundfunk.

Das Gesetz werde eine entsprechende Verlagerung von Kosten der Krankenversicherung auf die kommunalen Haushalte nach sich ziehen, sagte Regler, der Landrat in Eichstätt ist. Für freigemeinnützige Krankenhäuser stelle sich im Falle größerer Defizite die Existenzfrage.

Regler kritisierte besonders, daß nach den Plänen Seehofers Chefartzabgaben in Zukunft in voller Höhe den Krankenkassen gutzuschreiben wären. Bisher hätten diese Mittel zum Teil dazu beigetragen, Defizite auszugleichen und Investitionen zu finanzieren.

Kohl verteidigt die Parteien Kanzler wendet sich gegen Kritik des Bundespräsidenten

BONN, 19. Juli (AP/dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl hat die Parteien gegen "pauschale Herabsetzung" verteidigt. Vor dem Hintergrund der Kritik von Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der den Parteien Machtbesessenheit vorgeworfen hatte, schrieb der CDU-Vorsitzende in einem Beitrag für die Zeitung Welt am Sonntag, wer heute leichtfertig über Parteien herziehe, tue gerade auch den vielen ehrenamtlichen Mitgliedern Unrecht. Ohne sich ausdrücklich auf Weizsäcker zu beziehen, mahnte Kohl alle, "die in höchsten Staats- und Parteiämtern stehen", sich bewußt zu machen, daß sie ihre Stellung dem Vertrauen und dem Engagement unzähliger Menschen in den Parteien verdankten.

Zugleich wandte sich Kohl gegen eine Anpassung an populistische Strömungen. "Wer populistisch redet, neigt zu opportunistischem Handeln." Heute sei nicht weniger, sondern mehr parteipolitisches Engagement das Gebot der Stunde. "Gerade in schwierigen Zeiten können wir uns einen Rückzug ins Private nicht leisten", schrieb er. Das Grundgesetz habe den Parteien ganz bewußt eine bedeutende Rolle bei der politischen Willensbildung des Volkes zugewiesen. Nach den Erfahrungen der Weimarer Republik hätten die Mitglieder des Parlamentarischen Rates gewußt, daß starke Parteien eine wichtige Voraussetzung für demokratische Stabilität seien.

Kohl räumte ein, daß es in allen Parteien auch Mißstände wie "Filz", "Verbonzung" und manche Verkrustung gebe. Viele würden gerade deswegen politisch aktiv, um solchen Entwicklungen entgegenzutreten. In diesem Sinne sei Parteienkritik oft innerhalb der Parteien am schärfsten.

Die Bürger erwarteten zu Recht von den Repräsentanten des Staates ein beispielhaftes Verhalten, meinte Kohl: "Grundsatztreue, Standfestigkeit gegenüber dem Zeitgeist, Bekennen eigener Fehler und Offenheit gegenüber Neuem gehören zur geistigen Orientierung, nach der viele verlangen. Mehr - und dies ist schon schwer genug - kann auch geistige Führung in der Politik nicht bedeuten."

(Kommentar auf Seite 3)

Zu Kriegsschiffen umgebaut? Bremer Werft verkaufte Küstenschutzboote an Taiwan

HAMBURG/BONN, 19. Juli (AP). Zivile Schiffe einer Bremer Werft sollen unter deutscher Mitwirkung in Taiwan zu Kriegsschiffen umgebaut worden sein. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte am Samstag in Bonn einen Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel, wonach das deutsche Unternehmen 1990 und 1991 mit offizieller Ausfuhrgenehmigung zivile "Mehrzweck-Küstenschutzboote" in die nationalchinesische Inselrepublik geliefert hat. Über eine Umrüstung lagen in Bonn zunächst keine Erkenntnisse vor.

Der Spiegel schrieb, die Boote seien unter Beteiligung von Mitarbeitern der deutschen Werft in Taiwan für ihre militärische Aufgabe umgerüstet worden. Dies wäre ein Verstoß gegen deutsche Bestimmungen zur Verhinderung von Kriegswaffenexporten. Bei dem Unternehmen handele es sich um die Werft Abeking & Rasmussen in Lembwerder an der Weser, die als eine der führenden Firmen in der Konstruktion von Minensuch- und Minenjagdbooten gelte. In ihrem Exportantrag habe sie als Auftraggeber die Chinese Petroleum Corporation auf Taiwan angegeben.

Nach Auslieferung der Schiffe seien dann mehrere Dutzend Mitarbeiter der Werft monatelang in der taiwanesischen Hafenstadt Kao-hsiung gewesen, um die Umrüstung und Endabnahme gemeinsam mit taiwanesischen Militärs zu überwachen, hieß es im Spiegel weiter.

Das Militärregime in Taipeh bekommt auf offiziellem Weg keine Waffen aus Deutschland. Erst im Januar scheiterte die geplante Lieferung von Korvetten und U-Booten am Einspruch des Bundessicherheitsrates.Blutiger Protest gegen Urteile Auch am Wochenende Kämpfe in Algerien / Neues Kabinett

ALGIER, 19. Juli (AP/AFP). Nach einem Tag schwerer Zusammenstöße zwischen Anhängern der fundamentalistischen Islamischen Heilsfront (FIS) und der Polizei in Algier und anderen algerischen Städten hatte sich die Lage auch am Samstag noch nicht beruhigt. In einem ostalgerischen Waldgebiet lieferten sich einer Meldung des algerischen Rundfunks zufolge FIS-Anhänger und Polizisten ein Feuergefecht. Bei den Unruhen am Freitag waren in Algier vier Menschen getötet und mindestens 15 verletzt worden, als Sicherheitskräfte im Stadtviertel Bab el Oud versucht hatten, Demonstranten am Bau von Barrikaden zu hindern.

Der in den Untergrund abgetauchte Informationschef der FIS, Abderrazk Radjam, hatte zu den Demonstrationen aufgerufen. Die algerische Bevölkerung solle "mit allen Mitteln" gegen die Verurteilung des FIS-Präsidenten Abassini Madani und seines Stellvertreters Ali Belhadj zu zwölf Jahren Gefängnis wegen Anstiftung zum Aufruhr protestieren.

Der neue algerische Ministerpräsident Belaid Abdesslam gab am Sonntag abend die Mitglieder seiner neuen Regierung bekannt. In dem Kabinett, das aus 22 Ministern besteht, übernimmt der 64jährige Abdesslam die Ressorts Wirtschaft und Finanzen. Den Schlüsselposten des Innenministers, der mit der Verwaltung des am 9. Februar verhängten Ausnahmezustandes beauftragt ist, übernimmt der Zivilist und bisherige Regierungssprecher Mohammed Hardi von Generalmajor Larbi Belkheir. Generalmajor Khaled Nezzar, Mitglied des Hohen Staatskomitees, behält seinen Posten als Verteidigungsminister, den er seit Juli 1990 innehat. Auch der seit Juni 1991 amtierende Außenminister Lakhdar Brahimi bleibt im Amt.

Die beiden Frauen der Ghozali-Regierung, Leila Aslaoui im Jugend und Sport-Ministerium sowie Zahiua Mentouri im Gesundheitsministerium, wurden durch zwei Männer ersetzt. Es ist die erste Regierungsbildung seit der Ermordung von Präsident Mohammed Boudiaf am 29. Juni und der Ernennung von Ali Kafi als dessen Nachfolger.

Aufgespießt

"Bestimmte Sozialdemokraten singen auf dem Klo die Internationale, und wenn sie rauskommen, treiben sie Provinzpolitik." Der SPD-Bundestagsabgeordnete Erwin Horn in einem Interview der Welt am Sonntag zu Bundeswehreinsätzen.

Drogenkartelle ausgedehnt?

LA PAZ, 20. Juli (ap). Die kolumbianischen Drogenkartelle aus Medellin und Cali haben nach den Worten des Innenministers in La Paz, Gonzalo Torrico, ihre Aktivitäten auf Bolivien ausgeweitet. Torrico sagte dies am Samstag bei der Bekanntgabe der Verhaftung zweier mutmaßlicher Rauschgifthändler. Die beiden Kolumbianer hätten Kontakte zwischen den kolumbianischen Drogenkartellen und Bolivianern vermittelt. Sie seien verantwortlich für den Schmuggel von jährlich acht Tonnen Kokain von Bolivien nach Kolumbien.

Evolution der Arten

NEW YORK, 19. Juli (dpa). Zu einem Schrumpfen von Fischen kann die Anglerregel führen, nach der die ausgewachsenen Exemplare in den Eimer, die kleinen aber zurück ins Wasser wandern. Langfristig verändere das Aussortieren der Fische nach ihrer Größe die genetischen Merkmale, warnte jetzt der Meeresfischereidienst der USA in Miami. Acht der zehn wichtigsten Tiefseefische im Südatlantik sollen bereits "geschrumpft" sein. Als Lösung empfehlen die Fachleute, statt der kleinen große Fische ihrem nassen Element zurückzugeben - und vor allem 10 bis 20 Prozent der Küstengewässer für Angler und Berufsfischer zu sperren.

"Doppel-Bezüge verbieten"

WIESBADEN, 19. Juli (dpa). Politische Mandatsträger und Wahlbeamte in Bund, Ländern und Kommunen sollten Übergangsgelder und Pensionen vor dem 60. Lebensjahr nur dann kassieren dürfen, wenn sie nicht gleichzeitig über andere Einkommen verfügen, auch aus einer Tätigkeit in der freien Wirtschaft. Dafür hat sich der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Fraktionen von CDU und CSU in den 16 Landtagen, Franz Josef Jung, ausgesprochen.

Jung, parlamentarischer Geschäftsführer der hessischen CDU-Landtagsfraktion, sagte am Samstag in Wiesbaden in einem dpa-Interview, angesichts der zunehmenden Parteienverdrossenheit der Bürger müßten alle Parteien in der Bevölkerung wieder um "neues Vertrauen in Politik und Politiker" werben. Voraussetzung für neues Vertrauen in die Politik seien "Klarheit und Allgemeinverständlichkeit von politischen Entscheidungen". Unübersichtliche Verfahren bei Pensions- und Übergangsregelungen seien "dem Vertrauen abträglich".

Griechen ohne Führerschein

ATHEN, 19. Juli (dpa). Mehr als 36 000 Griechen, die keinen Führerschein besitzen, sind in der ersten Hälfte des Jahres von der Polizei beim Autofahren ertappt worden. "Diese Menschen sind äußerst unverantwortlich; sie sind für sich selbst, aber auch für ihre Mitmenschen eine große Gefahr", sagte der Chef der griechischen Polizei, Stefanos Makris, am Sonnabend.

Makris hat allen Polizeistationen des Landes den Befehl erteilt, die Führerscheinkontrollen auf den Straßen drastisch zu erhöhen. Eine der Maßnahmen ist die vorbeugende Kontrolle derjenigen, die in der Vergangenheit die "Neigung" gezeigt haben, ohne Führerschein zu fahren. Die Polizei soll sie systematisch verfolgen. Das Fahren ohne Führerschein hat besonders in den Provinzen zugenommen. Dort fährt nach Angaben des Ministeriums für öffentliche Ordnung jeder dritte Grieche ohne Führerschein. Durch Beziehungen und Bekanntschaften werden die meisten Fälle nicht bestraft.Eichel sagt auf Dauer sinkende Einkommen voraus

WIESBADEN, 19. Juli (dpa). Steigende private Einkommen wird es für die Bundesbürger in den nächsten Jahrzehnten nach Ansicht von Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) nicht mehr geben. Angesichts des Aufbaus im Osten Deutschlands, der Entwickung in Osteuropa, der Umweltprobleme und des Hungers in der Dritten Welt sei damit zu rechnen, daß die Einkommen real sinken, sagte Eichel am Samstag im Hessischen Rundfunk. Er warf der Bundesregierung in der Vergangenheit eine falsche Verteilung vor. Um die Entwicklung nun einigermaßen sozialverträglich zu steuern, müßten die Besserverdienenden weiterhin den Solidarbeitrag leisten.

(Weiterer Bericht auf Seite 4)

Tote bei Ballon-Abstürzen

MINDEN/NAIROBI, 19. Juli (dpa/Reuter). Beim Absturz eines Fesselballons auf eine Hochspannungsleitung am Rande des Weserberglandes bei Petershagen in der Nähe von Minden sind am Sonntag zwei Niederländer ums Leben gekommen. Drei weitere Mitfahrer wurden schwer verletzt. Nach Angaben der Polizei war der Ballon bei der Landung in eine Hochspannungsleitung geraten und fing sofort Feuer.

Bei einem Safari-Ausflug im Heißluftballon stürzten elf Touristen über dem Wildreservat Massai Mara in Kenia ab. Wie die Rettungsorganisation AMREF am Sonntag in Nairobi mitteilte, kam eine britische Urlauberin ums Leben. Die zehn anderen Insassen, darunter sieben Deutsche, wurden verletzt. Das Unglück ereignete sich nach Angaben der Zeitung Sunday Nation, als der Ballon aus ungeklärter Ursache explodierte und in Flammen aufging.

Polens Regierung sagt nein Selbst unter Streikdruck keine Bevorzugung der Bergleute

WARSCHAU, 19. Juli (dpa). Die Verhandlungen zwischen der polnischen Regierung und vier großen Gewerkschaften über Steuervorteile für die Kohleindustrie und daraus resultierende Einkommensverbesserungen für die Arbeitnehmer sind am Wochenende gescheitert. Die an den Gesprächen beteiligten Fachminister der neuen Regierung von Ministerpräsidentin Hanna Suchocka waren nicht bereit, der Kohleindustrie weitgehende Steuervorteile zu gewähren, die erhebliche Lohnerhöhungen für die Bergleute ermöglicht hätten. Nach ihrer Einschätzung sind die zwischen den Direktoren und den Betriebsgruppen der Gewerkschaften von 63 Gruben erzielten Lohnvereinbarungen unrealistisch, da sie die finanziellen Möglichkeiten der meisten Zechen überschreiten, von denen viele vor dem Bankrott stehen.

Erst am Freitag waren mehrtägige Streiks in den Bergwerken nach dieser Einigung zu Ende gegangen. Der stellvertretende Ministerpräsident Henryk Goryszewski hat den Direktoren jener Gruben mit der Entlassung gedroht, die Lohnzusagen gemacht haben, obwohl sie nicht über die notwendigen Mittel verfügen. Nach Auffassung der Regierung würden sich die erheblichen Lohnerhöhungen vor allem auf den Kohlepreis niederschlagen und somit die Absatzkrise verschärfen. Eine Bevorzugung der Bergleute würde überdies entsprechende Forderungen in anderen Branchen auslösen. Wegen der Weigerung der Regierung hat die Gewerkschaft für den heutigen Montag neue Streiks angekündigt.

Die 46jährige Juristin Hanna Suchocka verfügt am Anfang ihrer Amtszeit als Ministerpräsidentin Polens über einen erheblichen Vertrauensvorschuß in der Bevölkerung. Wie aus einer in der Zeitung "Zycie Warszawy" veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungszentrums OBOP hervorgeht, wird ihre Wahl von fast zwei Dritteln der Befragten eindeutig begrüßt, obwohl sie noch vor einer Woche den meisten Polen kaum bekannt war. 57 Prozent stehen mit Sympathie zur neuen Regierungschefin und ersten Frau in diesem Amt. Nur bei vier Prozent weckt sie Abneigung.

"Amazonas-Gebiet nutzen"

RIO DE JANEIRO, 19. Juli (dpa). Brasiliens neuer Staatssekretär für Umwelt, Flavio Perri, will die Rohstoff-Reichtümer des Amazonas-Urwaldes produktiv nutzen. Zwar gebe es am Amazonas Gebiete, die man nicht antasten dürfe, sagte Perri am Samstag in einem Interview der Zeitung O Globo. Der Großteil des Gebietes könne jedoch genutzt werden.

"Der Amazonas ist im höchsten Maße reich", sagte der neue Staatssekretär wenige Tage nach seiner Ernennung. "Wir müssen es verstehen, dieses Potential der Reichtümer herauszuholen, indem wir die Umwelt schonen", sagte Perri. Damit unterscheidet sich sein Konzept deutlich von dem seines Vorgängers Jose Lutzenberger, den Staatspräsident Fernando Collor Ende März wegen unterschiedlicher Auffassungen entlassen hatte. Lutzenberger hatte den Schwerpunkt auf Naturerhaltung und Naturschutz gesetzt.

Fischerprotest gegen EG

NORDDEICH, 19. Juli (dpa). Rund 70 Fischkutter haben am Samstag im Hafen von Norddeich (Niedersachsen) den Fährverkehr zu den ostfriesischen Inseln behindert, um gegen die von der Europäischen Gemeinschaft (EG) ausgesprochene Mengenbeschränkung beim Fang von Seezungen zu protestieren. Die Fischer sehen dadurch ihre Existenz gefährdet. Sie drohten mit einer Hafenblockade, falls in Brüssel keine Aufstockung der Fangquoten erreicht wird.

Pflichtstunde über den Osten?

SCHWERIN, 19. Juli (dpa). Mecklenburg-Vorpommerns CDU-Landesvorsitzender, Bundesverkehrsminister Günther Krause, hat einen umfassenden Ost- West-Austausch von Lehrern gefordert, um die deutsche Einigung voranzutreiben. Auf einer Parteiveranstaltung in Lübtheen forderte Krause am Samstag die Einführung einer Pflichtstunde in westdeutschen Schulen, in denen ostdeutsche Lehrer die Verhältnisse in der ehemaligen DDR darstellen könnten. Umgekehrt müßten Lehrer aus dem alten Bundesgebiet an ostdeutschen Schulen unterrichten. Ein solcher Vorschlag sei bereits mit Bundesbildungsminister Rainer Ortleb (FDP) abgestimmt.

Austauschbedarf bestehe auch beim Sprachenunterricht. Während in den neuen Bundesländern zu wenige Englischlehrer unterrichteten, habe der Russischunterricht in den alten Bundesländern einen zu geringen Stellenwert.

Nach der schwachen Saison: Honda denkt über Rückzug nach

Honda überlegt seinen Ausstieg aus der Formel 1 nach dieser Weltmeisterschaftssaison. Eine offizielle Entscheidung liegt aber noch nicht vor. Der japanischen Zeitung Asahi Shimbun erklärte ein Vertreter des japanischen Automobilkonzerns am Samstag: "Wir studieren die Möglichkeiten unseres Rückzugs. Wir müssen künftig mehr in die Sicherheitsentwicklung und den Umweltschutz investieren als in die Entwicklung neuer Motoren." Angeblich soll Honda jährlich etwa 120 Millionen Mark in seine Sportabteilung stecken.

Spekulationen über einen Rückzug des erfolgreichsten Motorenlieferanten der Formel 1 der letzten Jahre gab es in den letzten Monaten häufiger. Neben wirtschaftlichen Gründen angesichts der rezessiven Entwicklung im Automobilbereich wurde auch das schwache Abschneiden der Japaner mit ihrem englischen Chassis-Partner McLaren, der exklusiv die V 12-Motoren erhält, in dieser Saison als Hintergrund für einen derartigen Schritt angegeben.

McLaren-Honda konnte in bisher neun Rennen erst zwei Grand-Prix-Siege durch Weltmeister Ayrton Senna (Brasilien) in Monaco und Gerhard Berger (Österreich) in Kanada feiern. dpa

Achtjähriger Junge erstochen Leiche wurde bei Speyer entdeckt / Keine Spur vom Täter

LUDWIGSHAFEN/CELLE/MAINZ, 19. Juli (dpa/AP). Ein achtjähriger Junge aus Speyer ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Spaziergänger fanden die Leiche am Samstag morgen in einem Waldstück an einer Straße zwischen Schifferstadt und Speyer. Nach Angaben der Polizei Ludwigshafen wurde das Kind erstochen, Hinweise auf ein Sexualdelikt gebe es nicht. Von dem Täter fehlt jede Spur.

Der Junge war am Freitag nachmittag zuletzt lebend gesehen worden. Zu dieser Zeit trug er Bermudashorts, ein weißes T- Shirt mit der Aufschrift "I love Kenia", weiße Sandalen und weiße Socken. Bis auf die Bermudashorts ist die Kleidung des Kindes verschwunden. Das Fahrrad des Jungen wurde in der Nähe der Leiche gefunden. Die Polizei bat Zeugen, die den Achtjährigen mit seinem auffallend lilafarbenen BMX-Rad mit hochgezogenem schwarzem Lenker am Freitag gesehen haben, sich zu melden.

Der rheinland-pfälzische Justizminister Peter Caesar (FDP) hatte erst am Freitag vor dem Landtag mitgeteilt, daß derzeit als Konsequenz aus dem Mord an der sechsjährigen Shari Weber in Rheinland- Pfalz die Akten aller Sexualstraftäter überprüft werden, die auf Bewährung in Freiheit sind. Davon seien 305 Personen betroffen. Shari Weber war am 10. Juni von einem auf Bewährung entlassenen Sexualtäter mißbraucht und ermordet worden, der von der Polizei gefaßt werden konnte.

Der rechtspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Georg Adolf Schnarr, kritisierte die mangelhafte Betreuung des 23jährigen Täters während seiner Bewährungszeit. Caesar wies die Vorwürfe zurück und betonte, daß die Zahl der Planstellen von Bewährungshelfern seit seinem Amtsantritt 1987 von 78 auf 99 gestiegen sei.

Von den Mördern des sechs Jahre alten Michael Reinecke aus Sanne in Sachsen- Anhalt und des neun Jahre alten Rudolf Bröckel aus Altencelle (Kreis Celle) gibt es immer noch keine heiße Spur. Bei der Überprüfung von 245 Menschen in 209 Fahrzeugen am Freitag im Kreis Celle konnte die Kriminalpolizei keine neuen Erkenntnisse gewinnen, teilte die Kripo nach der rund fünfstündigen Kontrollaktion mit. Michael Reinecke war am 9. Juni tot in einem Wald bei Celle entdeckt worden. Nur wenige Kilometer entfernt war Ende März die Leiche von Rudolf Bröckel aufgefunden worden.

Zschocke bleibt Präsident des TK

Der Berliner Karl-Heinz Zschocke ist am Samstag auf dem Kongreß des Internationalen Turner-Bundes (ITB) in Salou/Spanien als Präsident des Technischen Komitees (TK) für weitere vier Jahre gewählt worden. Zschocke ist schon seit 1984 Vorsitzender dieses Gremiums und seit 1968 im TK tätig.

British Open der Golfer Nick Faldo hat die Konkurrenz im Griff

Der Anhausener Golfprofi Bernhard Langer schloß die British Open in Muirfield mit einer 73er-Schlußrunde auf dem Par 73-Kurs ab. Der 34jährige Schwabe weist nun insgesamt 291 (70+72+76+73) Schläge auf und dürfte sich damit kaum verbessert haben (die Veranstaltung dauerte bei Redaktionsschluß noch an). Am Samstag hatte der Masterssieger von 1985 mit einer 76er-Runde die letzten Chancen verspielt, in den Titelkampf noch einzugreifen und fiel da schon vom 44. auf 66. Rang zurück.

Der Engländer Nick Faldo verteidigte vor fast 40 000 Zuschauern seine Führung souverän mit 199 Schlägen nach Runden von 66+64+69. Der Weltranglisten-Zweite hatte bereits 1987 die letzten "Open" auf diesem schweren Muirfield-Platz gewonnen und den Sieg 1989 in St. Andrews wiederholt. Im Kampf um den 280 000 Mark-Siegerscheck folgen mit je 203 Schlägen vor der letzten Runde die beiden US-Profis John Cook (66+67+70) und Steve Pate (64+70+69). sid/dpa

Alarmruf von den Hochschulen An Universitäten wird mit Streiks gerechnet / "Lage unhaltbar"

KÖLN, 19. Juli (AFP). An den Universitäten in Deutschland stehen im kommenden Wintersemester Streiks und Demonstrationen bevor. Dies sagt der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Hans Uwe Erichsen, voraus. Der Kölner Zeitung Express sagte der Professor am Wochenende, Bonn müsse umgehend Schritte zur Entspannung der "unhaltbaren Situation" einleiten.

Erichsen beklagte insbesondere, daß der von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) angekündigte "Bildungsgipfel" noch nicht stattgefunden habe. Er forderte jährlich neun Milliarden Mark mehr für die Hochschulen, um den Studierenden eine "qualitativ vertretbare Ausbildung" bieten zu können. So müßten die Zahl der Studienplätze von gegenwärtig 900 000 auf etwa 1,3 Millionen ausgebaut und 30 000 Wissenschaftler sowie 20 000 zusätzliche Mitarbeiter in Technik und Verwaltung eingestellt werden.

Der Rektorenpräsident sprach sich auch dafür aus, "Bummelstudenten" notfalls zu exmatrikulieren. Voraussetzung dafür sei aber, daß das "Studium so aufgebaut ist, daß es tatsächlich innerhalb einer bestimmten Frist abgeschlossen werden kann". Nach seiner Auffassung muß auch die Schulzeit von jetzt 13 auf 12 Jahre begrenzt werden. Zur Begründung führte er an, daß die deutschen Schüler und Studierenden schon bald in noch härterer Konkurrenz mit den Absolventen in den anderen Staaten der Europäischen Gemeinschaft stehen werden. Dann hätten sie schlechtere Aussichten, wenn sie erst mit 30 Jahren oder noch später in den Beruf kämen.

Erichsen forderte außerdem eine Reform des Abiturs. So müßten die Absolventen wieder wie früher in fünf festgelegten Fächern ihre Prüfung ablegen, nämlich in Deutsch, Mathematik, Geschichte, einer Naturwissenschaft und einer Fremdsprache.

Lohnkonflikt in Guatemala

GUATEMALA-STADT, 20. Juli (AFP). Der Konflikt zwischen den Angestellten des öffentlichen Dienstes und der Regierung in Guatemala spitzt sich zu. Rund 15 000 Angestellte und Arbeiter demonstrierten am Wochenende in Guatemala- Stadt für höhere Löhne. Die Arbeiter skandierten Parolen gegen die Regierung.

Am Wochenbeginn hatten mehr als 170 000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes die Arbeit niedergelegt. Die Regierung schlug daraufhin am Donnerstag Lohnerhöhungen zwischen 18 und 22 Prozent vor und erklärte den Arbeitskampf für beendet. Der Gewerkschaftsverband der Beschäftigten im öffentlichen Dienst (FENASTEG) lehnte den Vorschlag der Regierung jedoch ab. Ihr Generalsekretär drohte für den heutigen Montag mit einem 48stündigen Generalstreik, falls die Regierung die Lohnverhandlungen nicht wieder aufnehme. Die Gewerkschaft fordert angesichts der hohen Inflation eine Erhöhung der Bezüge um 83 Prozent.

Zur Person:

IGNAZ KIECHLE, Bundeslandwirtschaftsminister,will nicht mehr für den nächsten Bundestag kandidieren. Im Hessischen Rundfunk kündigte der CSU-Politiker an, er wolle seinen Wahlkreis Kempten im Allgäu bei der Bundestagswahl abgeben. Zur Begründung sagte Kiechle, er sei dann 65 Jahre alt und bereits jetzt seit 25 Jahren im Bonner Parlament. Der Verzicht bedeute aber nicht den Rücktritt von seinem Amt als Landwirtschaftsminister. Er sei nicht amtsmüde. Er könne aber verstehen, wenn die CSU und der Bundeskanzler sich überlegten, ob sie noch einmal mit einem Minister in den Wahlkampf ziehen wollten, der von 1995 an nicht mehr im Bundestag sein werde. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und CSU-Chef Theo Waigel habe er bei der Kabinettsbildung von seinen Plänen informiert. (AFP)

Dos Santos in Angola nominiert

LISSABON, 19. Juli (AFP). Der angolanische Präsident José Eduardo dos Santos ist von seiner Partei, der Volksbewegung für die Befreiung Angolas (MPLA), als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen im September nominiert worden.

HELMUT SCHÄFER, Staatsminister im Bonner Außenministerium (FDP), wird am heutigen Montag zur Erinnerung an das Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 in Rastenburg in Polen eine Gedenktafel enthüllen. Die Anbringung der Tafel war in der gemeinsamen deutsch- polnischen Erklärung vom November 1989 vereinbart worden, teilte das Außenministerium mit. Die Inschrift der Gedenktafel lautet: "Hier stand die Baracke, in der am 20. Juli 1944 Claus Schenck Graf von Stauffenberg ein Attentat auf Adolf Hitler unternahm. Er und viele andere, die sich gegen die nationalsozialistische Diktatur erhoben hatten, bezahlten mit ihrem Leben." Bundeskanzler HELMUT KOHL erklärte zum 20. Juli 1944, dieser Tag sei "Teil des unzerstörbaren ethischen Fundaments unseres rechtsstaatlichen und demokratischen Gemeinwesens". Das Opfer der Widerstandskämpfer mahne uns zu Dank und bleibender Erinnerung. (AFP/AP)

Hindus trotzen Bauverbot

NEU-DELHI, 19. Juli (AFP). In Ayodhya im zentralindischen Bundesstaat Uttar Pradesh bauen militante Hindus ungeachtet eines gerichtlichen Verbots und staatlicher Appelle weiter an einem Tempel direkt neben einer alten Moschee. Ein Führer der radikalen Hindu-Partei Vishwa Hindu Parishad (VHP) sagte am Samstag, seine Leute seien auf einen "langen Kampf" vorbereitet. Er warnte die Behörden davor, den gerichtlich verfügten sofortigen Baustopp mit Gewalt durchzusetzen

Rund 10 000 Gläubige beteiligen sich nach Angaben des VHP-Sekretärs an dem Bau des Tempels für den Hindu- Kriegsgott Rama in der Kleinstadt Ayodhya. Täglich träfen neue Freiwillige an der Baustelle ein. Die Regierung des Distrikts Faizabad hatte unmittelbar zuvor an die VHP appelliert, den am 9. Juli begonnenen Bau des Tempels gemäß der gerichtlichen Anweisung zu stoppen.

Der Tempel soll nur 30 Meter neben der 1528 gebauten Moschee errichtet werden. Die Hindus sind der Ansicht, die Moschee stehe auf dem Geburtsplatz des Hindu-Gottes Rama, und der Moghulen- Kaiser Babar habe für die Errichtung der Moschee einen Hindu-Tempel abreißen lassen. Die indischen Moslems bestreiten diese Geschichtsdarstellung. Schon vor zwei Jahren hatte der Versuch eines Tempelbaus an derselben Stelle blutige Unruhen entfacht, in deren Verlauf Hunderte von Menschen getötet wurden. Die 100 Millionen indischen Moslems sind die stärkste religiöse Minderheit im Land.

RUDOLF SEITERS, Bundesinnenminister

(CDU), hat der türkischen Regierung nach Informationen der Kölner Zeitung Express eine Bitte abgeschlagen, türkische Polizeibeamte durch die deutsche Antiterror-Einheit "GSG 9" ausbilden zu lassen. Der Bonner Minister fürchte offenbar, daß Ankara diese Spezialeinheiten auch gegen Kurden einsetzen könnte, schrieb das Blatt. In der Vergangenheit habe die Bundesregierung ähnlichen Bitten der Türkei entsprochen. (AFP)

Kurz gemeldet: Rechtsextremist in Tirol verhaftet

WIEN, 19. Juli (AFP). Die österreichische Polizei hat den italienischen Rechtsextremisten Gabriele Adinolfi verhaftet, der seit Jahren wegen verschiedener Gewalttaten auf den internationalen Fahndungslisten steht. Der 38jährige wurde in einem Ferienhaus in Soell in Tirol gefaßt und soll nach Italien ausgeliefert werden.

Wegen Dürre Bars angegriffen

NIAMEY, 19. Juli (AFP). Eine aufgebrachte Menschenmenge hat in Zinder, 750 Kilometer östlich der nigrischen Hauptstadt Niamey, Bars und Bordelle verwüstet und dabei nach Angaben der örtlichen Polizei drei Menschen verletzt. Marabuts (islamische Heiler) in Niger machen seit Wochen "Ausschweifung" und "Sittenlosigkeit" von Frauen dafür verantwortlich, daß der dringend benötigte Sommerregen noch immer ausbleibt.

Wie die amtliche nigrische Nachrichtenagentur ANP berichtete, zogen nach dem Freitagsgebet Hunderte Menschen mit dem Ausruf "Allah Akbar" (Gott ist groß) durch die Straßen. Sie plünderten vier Bars, zerstörten mehrere Häuser und mißhandelten ihre Bewohner. Zwei Prostituierte und ein Barbesitzer seien verletzt worden. Die Sicherheitskräfte zerstreuten schließlich die Menge, nahmen fünf Personen fest und verhängten während der Nacht den Ausnahmezustand."Beobachter nach Libanon"

PARIS, 19. Juli (AFP). Etwa hundert französische Abgeordnete und Senatoren haben den UN-Sicherheitsrat zur Entsendung einer internationalen Kommission nach Libanon aufgefordert, die über die ersten Parlamentswahlen des Landes seit 20 Jahren wachen soll. In einem am Samstag von der Pariser Zeitung Le Monde veröffentlichten Appell geben sie zu bedenken, daß die Wahlen zahlreiche Probleme aufwerfen, da es noch fremde Truppen in Libanon gebe und die Staatshoheit noch bei weitem nicht über das ganze Land wiederhergestellt sei. Zumindest müsse die Neutralität der fremden Truppen "gewährleistet und kontrolliert werden".

Weiter fordern die Unterzeichner Wahlrecht für alle Libanesen, die aufgrund der Kriegswirren ihre Wohnorte verlassen mußten und in anderen Regionen oder im Ausland leben. Das libanesische Parlament hatte am Donnerstag ein von der pro-syrischen Regierung vorgelegtes Gesetz über die Wahlen verabschiedet. Die Vorlage wurde gegen den Widerstand des christlichen Lagers angenommen. Die Parlamentswahlen sollen noch in diesem Sommer stattfinden.

Vertrag Athens mit Albanien

ATHEN, 19. Juli (AFP). Griechenland und Albanien haben ein Sicherheitsabkommen geschlossen, demzufolge beide Länder bei der Bekämpfung von Terrorismus, Drogenhandel, Waffenhandel und organisiertem Verbrechen eng zusammenarbeiten wollen. Griechenland geht es bei dieser Zusammenarbeit vor allem um die Minderung des Stroms von Flüchtlingen aus Albanien. Seit Anfang Juli wurden 9000 Albaner an der griechischen Grenze gefaßt und nach Albanien abgeschoben. Im Juni und Mai waren insgesamt 50 000 Albaner abgeschoben worden. Zahlreiche Albaner arbeiten schwarz in Griechenland.

Ex-König soll kandidieren

BUKAREST, 19. Juli (AFP). Der Vorsitzende der National-Liberalen Partei Rumäniens, Radu Campeanu, hat am Samstag Ex-König Michael als Präsidentschaftskandidaten seiner Partei vorgeschlagen. Der Vorschlag sei auf der Sitzung des Vorstandes von den "meisten Anwesenden" mit Beifall aufgenommen worden, berichtete die amtliche rumänische Nachrichtenagentur Rompres. Campeanu selbst will für die Präsidentschaftswahlen am 27. September nicht kandidieren.

Nach Angaben von Rompres soll eine Abordnung der Partei in Kürze zum Exilsitz des ehemaligen Monarchen in die Schweiz reisen und ihm den Vorschlag unterbreiten. Der heute 70jährige Michael von Hohenzollern hatte Ende 1947 unter Druck der Kommunisten abdanken müssen. Im vergangenen April war er erstmals zu einem 48stündigen Besuch in sein Heimatland zurückgekehrt. Dort hatte er eine künftige politische Betätigung ausgeschlossen.

Toter in Nähe des Domes gefunden

LIMBURG. In einer Parkanlage am Limburger Dom ist am Samstag die Leiche eines etwa 30 bis 35 Jahre alten Mannes gefunden worden. Die Identität des Toten sei noch nicht geklärt, teilte die Polizei mit.

Der Tote hatte eine aufgezogene Einwegspritze in der Hand. In seinen Taschen fand die Polizei drei Fläschchen mit einem rezeptpflichtigen Schmerzmittel. Da die Todesursache zunächst nicht einwandfrei festgestellt werden konnte, wurde eine Obduktion angeordnet. lhe

Die Erbacher feiern neun Tage lang

ERBACH. Mit dem Erbacher Wiesenmarkt hat am Samstag eines der größten Volksfeste im Odenwald begonnen. Ein Festzug unter dem Motto "Europa zu Gast in Erbach" eröffnete das Programm, zu dem neben dem Jahrmarkt auch Reit- und Fechtturniere sowie die 40. Odenwaldausstellung mit Gütern aus Industrie und Handwerk gehören.

Die Polizei rechnet während der neuntägigen Veranstaltung mit rund 500 000 Besuchern. Das Fest endet am 26. Juli mit einem großen Feuerwerk.

Der Wiesenmarkt wurde erstmals im Jahre 1802 in Eulbach, dem Jagdsitz der Erbacher Grafen, gefeiert. 1824 wurde er in die Residenzstadt Erbach verlegt. lhe

Räuber überfiel Familie im Schlaf

WIESBADEN. Ein maskierter Räuber hat am frühen Samstag morgen eine Familie im Wiesbadener Stadtteil Mainz- Kastel überfallen und ausgeraubt.

Wie die Wiesbadener Polizei berichtete, drang der etwa 25 bis 28 Jahre alte Mann durch das offene Schlafzimmerfenster des 15jährigen Sohnes ein. Er bedrohte den Jungen mit einer Pistole, fesselte ihn und zwang ihn, mit ihm zum Schlafzimmer der Eltern zu gehen.

Das im Schlaf überraschte Ehepaar mußte sich auf den Boden legen und wurde ebenfalls gefesselt. Den 46jährigen Geschäftsmann forderte der Räuber danach auf, ihm zu sagen, wo er Geld und Wertgegenstände finden könne. Gleichzeitig verletzte er den Überfallenen mit Tritten in den Bauch und gegen den Kopf. Aus einer Geldkassette im Arbeitszimmer raubte der Unbekannte schließlich Bargeld in Höhe von fast 60 000 Mark sowie wertvollen Schmuck.

Der unbekannte, etwa 1,70 Meter große Mann, flüchtete mit einem älteren Personenwagen. Die Familie ließ er gefesselt zurück. Der 15jährige Sohn konnte sich wenig später befreien. Der Räuber trug eine blaue Trainingshose, eine braune Wildlederjacke und war mit einem Pulloverärmel maskiert. Nach der Sprache könnte er italienischer oder slawischer Abstammung sein. lhe

Prozeß gegen Zhao-Berater

HONGKONG, 19. Juli (Reuter). Der frühere Berater des abgesetzten chinesischen Ministerpräsidenten Zhao Ziyang, Bao Tong, soll am morgigen Dienstag vor Gericht gestellt werden, wie die in Hongkong erscheinende Zeitung Ming Pao berichtete. Das Verfahren werde unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden. Bao Tong ist der bisher ranghöchste Funktionär, dem seit der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 der Prozeß gemacht wird. Ihm wird Anstiftung zur Konterrevolution und der Verrat von Staatsgeheimnissen vorgeworfen.

Dem Bericht zufolge hatte die Frau von Bao Tong sich bis zuletzt vergeblich darum bemüht, daß Familienangehörige, Freunde und Journalisten zum Verfahren zugelassen werden. Der 59jährige Bao Tong, Ex-Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, war im Mai 1989 unter dem Vorwurf, mit den demonstrierenden Studenten sympathisiert zu haben, festgenommen worden. Nach Angaben seiner Frau durfte sie ihn seitdem nicht ein einziges Mal im Gefängnis besuchen. Ministerpräsident Zhao, der ebenfalls Verständnis für die Studenten gezeigt hatte, war im Verlauf der Proteste von orthodoxen Kräften in der Partei gestürzt worden.

Daimler steuert Airbus alleine Ausstieg Bonns perfekt / Streit mit Amerikanern beigelegt

BONN/MÜNCHEN (rtr/FR). Als einen "wichtigen Beitrag zur Verbesserung des internationalen Handelsklimas" begrüßt Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann die volle Privatisierung der Deutschen Airbus. Entsprechend der Bonner Übereinkunft mit dem Daimler-Benz-Konzern (siehe FR vom 13. Juli) hat dessen Tochter Deutsche Aerospace (Dasa) zum Wochenschluß die restlichen 20 Prozent an der hiesigen Produktionsfirma des Eurovogels vom Bund übernommen. Gleichzeitig wurde die staatliche Absicherung des Wechselkursrisikos aufgehoben.

Die Währungshilfe durch die Bonner Regierung hatte immer wieder Zündstoff zwischen den USA und Europa im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (Gatt) geliefert. Die erzielte Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und Daimler sieht vor, daß der Stuttgarter Technologieriese, der indirekt bereits 80 Prozent der Airbus-Anteile besitzt, das restliche Fünftel vier Jahre früher als ursprünglich geplant übernimmt. Als Ausgleich tritt der Staat rückwirkend zum 1. Januar 1992 nicht mehr für Wechselkursgefahren ein.

Bei der Daimler-Übernahme des Luft- und Raumfahrtkonzerns Messerschmitt- Bölkow-Blohm (MBB) hatte die Bundesregierung zugesagt, Währungsrisiken bei Dollarkursen unter 1,80 Mark bis 1,60 Mark abzudecken. Die aus dem niedrigeren Wechselkurs entstehenden Verluste der Airbus GmbH wurden aus dem Staatshaushalt ausgeglichen. Das hatten die USA als unzulässige Subvention der deutschen Flugzeugindustrie verurteilt.

Negative handelspolitische Reaktionen der USA hätten nicht mehr ausgeschlossen werden können. Deshalb sei die Dasa bereit, vorzeitig die Wechselkursvereinbarungen aufzuheben, wenn eine entsprechende wirtschaftliche Kompensation erreicht werde, sagte Dasa-Chef Jürgen Schrempp: "Wir wollen damit verhindern, daß unser auf der ganzen Welt erfolgreicher Airbus die Beziehungen zu den USA belastet." Durch die vorgezogene Privatisierung erlange sein Haus nunmehr die volle unternehmerische Handlungsfähigkeit beim deutschen Anteil des Eurofliegers. Die Deutsche Airbus hat im vergangenen Jahr erstmals einen Gewinn von 421 Millionen Mark erzielt, nachdem 1990 noch ein Minus von 376 Millionen Mark in der Bilanz stand.

Supertanker kollidierten

SINGAPUR, 19. Juli (Reuter). Nach dem Zusammenstoß zweier Supertanker in der Straße von Malacca rund 100 Kilometer südlich von Singapur ist ein Brand an Bord eines der Schiffe gelöscht worden. Nach Angaben der Behörden in Singapur war die Lage am Wochenende unter Kontrolle. Öl sei nicht ausgetreten.

Bei der Kollision mit der unter liberianischer Flagge fahrenden, 155 662 Tonnen großen "Argo Hebe" sei an Bord der 21 626 Tonnen großen, unter griechischer Flagge fahrenden "Radwan" Feuer ausgebrochen. Ein Besatzungsmitglied der "Radwan" sei getötet worden. Ein Sprecher der US-Marine sagte, das US-Marine-Rettungsschiff "USS Beaufort" sei den Havaristen zu Hilfe gekommen und habe 14 der 29 Besatzungsmitglieder der "Radwan" aufgenommen. Auch weitere 15 zunächst als vermißt gemeldete Seeleute seien wohlauf.

21 Ukrainer starben an Pilzen

KIEW, 19. Juli (Reuter). In der Ukraine sind in den vergangenen beiden Wochen 21 Menschen, darunter zehn Kinder, an Pilzvergiftung gestorben. In einer vom örtlichen Fernsehen verbreiteten Mitteilung des Gesundheitsministeriums wurde die Bevölkerung aufgerufen, bis auf weiteres auf den Verzehr wildwachsender Pilze zu verzichten.

Wirtschaftsinstitut sieht Talsohle in Ostdeutschland erreicht Zwei von fünf Arbeitsplätzen nach Einheit weggefallen / Lambsdorff fordert "Lastenverteilungsbeitrag" für Hochverdienende

KÖLN/HAMBURG, 19. Juli (Reuter/ AFP). In Ostdeutschland sind seit Einführung der Wirtschafts- und Währungsunion Mitte 1990 zwei von fünf Arbeitsplätzen weggefallen. Das berichtet das Institut der Deutschen Wirschaft (IW) am Samstag in Köln. In Landwirtschaft und Industrie gebe es inzwischen sogar nur noch ein Drittel der damaligen Stellen. Vieles spreche dafür, daß die Beschäftigung in Ostdeutschland nun die Talsohle erreicht habe. Eine Entwarnung bedeute dies für die Arbeitsmarktpolitik aber keineswegs.

Es sei zu beachten, daß es neben den offiziell gemeldeten 1,3 Millionen Arbeitslosen in Ostdeutschland zwei Millionen nicht regulär Beschäftigte gebe, berichtete das IW weiter. Deren Abrutschen in die Arbeitslosigkeit sei bisher durch subventionierte staatliche Maßnahmen verhindert worden. Darüber hinaus entlasteten rund 500 000 Ost-West-Pendler den Arbeitsmarkt in den neuen Bundesländern. Angesichts dieser Situation sei es dringend erforderlich, das breite Spektrum der Arbeitsmarktpolitik durch ein tragfähiges Investitions-Fundament zu ersetzen.

FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff schlug zur Mitfinanzierung der deutschen Einheit einen "Lastenverteilungsbeitrag für wirklich Hochverdienende" vor. Dieser solle auf zwei Jahre beschränkt werden, schrieb Lambsdorff in Bild am Sonntag. Wer keine Geldleistung erbringen wolle, solle eine niedrig-verzinsliche Anleihe Ostdeutschland zeichnen können.

"Das spricht nicht gegen eine für später geplante und auf Dauer angelegte Unternehmenssteuerreform und Senkung des Spitzensteuersatzes auf maximal 46 Prozent", meinte der FDP-Chef. Ohne die Senkung der Spitzensteuersätze drohe dem Wirtschaftsstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb "massive Gefahr". Der "Lastenverteilungsbeitrag" bringe mehr Solidarität und Gerechtigkeit. Er sei ein Beitrag zur sozialen Stabilität, "nicht mehr und nicht weniger". Stolpe warnt vor einem "Jammertal" BERLIN (AFP). Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) fordert von der Bundesregierung jährlich 14 Milliarden Mark für die neuen Länder. "Wir brauchen mehr ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen) und Strukturhilfe für die neuen Länder", sagte Stolpe in einem Gespräch mit der "Sonntagspost". Dann werde sich die Situation binnen zwölf Monaten spürbar verbessern. Stolpe äußerte die Befürchtung, daß die neuen Länder sehr schnell zu einem Jammertal werden könnten, wenn der Aufschwung nicht bald geschafft werde. Er sehe mit großer Sorge, wie schwer sich die Politik mit der Gründung des Komitees für Gerechtigkeit tue. Er sehe auch mit Entsetzen, mit welchen Vorurteilen das aufgenommen werde. "Ich habe die Hoffnung, daß die Politik durch die sachliche Auseinandersetzung mit den Forderungen endlich wachgerüttelt wird", sagte Stolpe. 220 000 Mark Schuldzinsen pro Minute KÖLN (AP). Pro Minute zahlen die öffentlichen Haushalte nach Berechnungen des Steuerzahlerbundes 220 000 Mark Zinsen für ihre Schulden. Die designierte Präsidentin des Bundes der Steuerzahler, Susanne Tiemann, wies in der Kölner Tagszeitung Express am Samstag ferner darauf hin, daß die gesamten Staatsschulden bereits 44 Prozent des Bruttosozialproduktes ausmachen. Tiemann verlangte deshalb massive Einsparungen bei Staat und Bürokratie: "Wir brauchen weniger Beamte, die effektiver arbei- ten."

Honecker erwägt Rückkehr

BONN, 19. Juli (Reuter). Margot Honecker hat nach einem Bericht der in Berlin erscheinenden "Sonntagspost" Verhandlungen über eine Rückkehr des früheren DDR-Staats- und Parteivorsitzenden Erich Honecker nach Deutschland bestätigt. Bedingung sei, daß keine entwürdigende Behandlung ihres Mannes erfolge, erklärte sie nach Angaben der Zeitung vom Samstag in einem Telefongespräch mit dem Blatt. Dazu gehöre auch eine Haftverschonung. Wenn es keine Zusagen in diesem Sinne gebe, "werden wir ganz offiziell um Asyl in Rußland bitten", zitiert die Zeitung aus dem Gespräch. Ein solches Verfahren könne sich ziemlich lange hinziehen.

VfB Leipzig - FC Homburg 2:0 (0:0)

Leipzig: Kischko - Lindner - Edmond, Kracht - Heidenreich, Hecking, Bredow, Däbritz (83. Trommer), Gabriel - Rische, Hobsch (73. Anders).

Homburg: Famulla - Marmon - Finke, Kluge - Korell (89. Schmidt), Wruck, Cardoso, Landgraf, Jurgeleit - Müller (19. Dudek), Maciel.

Schiedsrichter: Stenzel (Forst).

Tore: 1:0 Rische (53.), 2:0 Hobsch (65.).

Zuschauer: 3100.

Beste Spieler: Däbritz, Heidenreich - Jurgeleit, Cardoso

Gelbe Karten: Kracht, Lindner, Hobsch - Corell, Finke.

Hansa Rostock - Mannheim 1:1 (1:1) Rostock: Hoffmann - Sänger - März, Werner - Wahl, Lange, Weilandt, Persigehl, Dowe - Kubala (83. Reif), Schlünz (64. Schulz).

Mannheim: Laukkanen - Nachtweih - Wohlert, Dickgießer - Hecker, Schanda, Lasser (74. Freiler), Schmäler, Stohn - Pehr (46. Hofmann), Schnalke.

Schiedsrichter: Haupt (Berlin).

Tore: 0:1 Schanda (5.), 1:1 Lange (17.).

Zuschauer: 4000.

Beste Spieler: Lange - Schmäler, Schanda.

Gelb-Rote Karten: März wegen wiederholten Foulspiels (50.).

Gelbe Karten: Schlünz, Lange, Wahl, Weilandt - Stohn.

VfB Oldenburg - Chemnitz 1:0 (1:0) Oldenburg: Brauer - Wawrzyniak - Kliche, Malchow - Schnell, Gerstner, Linke, Steinbach (75. Brand), Machala - Claaßen (62. Jeminez) , Drulak.

Chemnitz: Hiemann (42. Schmidt) - Illing - Seifert, Laudeley - Bittermann (55. Renn), Keller, Köhler, Heidrich, Mehlhorn, Zweigler - Boer.

Schiedsrichter: Habermann (Weißensee).

Tore: 1:0 Drulak (3.).

Zuschauer: 5835.

Beste Spieler: Drulak, Steinbach - Zweigler, Boer.

Gelbe Karten: Steinbach - Zweigler, Köhler.

Stuttgarter Kickers - Wolfsburg 0:0 Stuttgart: Reitmaier - Neitzel - Krause, Novodomsky - Tattermusch, Wörsdorfer (72. Bobic), Schwartz, Imhof - Palumbo, Shala, Berkenhagen (86. Jovanovic).

Wolfsburg: Kick - Ballwanz - Ewen (56. Okkert), Kleeschätzky - Geiger, Trautmann, Akrapovic, Holze (77. Koschinat), Dammeier - Reich, Frackiewicz.

Schiedsrichter: Amerell (München).

Zuschauer: 4500.

Beste Spieler: Reitmaier, Berkenhagen - Geiger, Dammeier.

Gelbe Karten: Schwartz - Reich.

Braunschweig - FC St. Pauli 0:2 (0:1) Braunschweig: Lerch - Köpper - Probst, Möller (46. Aden) - Lux, Metschies, Löchelt, Buchheister, Butrej - Cirocca, Kretschmer (46. Mahjoubi). St. Pauli: Thomforde - Kocian - Nikolic, Schwinkendorf - Olck, Surmann, Knäbel, Sievers, Gatti - Driller (61. Jeschke), Aertken (74. Ottens).

Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren).

Tore: 0:1 Aertken (21.), 0:2 Ottens (89.).

Zuschauer: 9089.

Beste Spieler: Lerch, Köpper - Knäbel, Sievers. Gelbe Karten: Möller, Probst, Lux - Gatti, Ottens, Thomforde

Wuppertal - SV Meppen 0:1 (0:0) Wuppertal: Albracht - Pusch - Straka (69. Juracsik), Balewski - Glavas, Ksienzyk, Kober (64. Müller), Bieber, Pröpper - Hwang, Tönnies.

Meppen: Hülswitt - Böttche - Vorholt, Deters - Helmer, Brückner (77. Schulte), Gartmann, Marell, Menke - Rauffmann (79. Zimmer), Thoben. Schiedsrichter: Strigel (Korb).

Tor: 0:1 Thoben (77.).

Zuschauer: 9000

Beste Spieler: Hwang - Böttche, Menke, Thoben

Gelbe Karten: Bieber - Deters, Zimmer, Schulte

Fortuna Köln - MSV Duisburg 0:0 Köln: Zimmermann - Niggemann - Schneider, Hupe - Seufert, Brandts, Köhler, Pasulko (85. Mink), Lottner - Präger, Deffke (70. Röhrich).

Duisburg: Rollmann - Gielchen - Nijhuis, Struckmann - Steininger, Westerbeek, Minkwitz, Harforth (68. Becker), Tarnat - Preetz, Sailer (60. Papic).

Schiedsrichter: Boos (Eschborn).

Zuschauer: 9000.

Beste Spieler: Niggemann, Hupe - Gielchen, Nijhuis.

Rote Karte: Struckmann wegen einer Tätlichkeit (38.)

Fortuna Düsseldorf - FC Jena 2:2 (1:1) Düsseldorf: Schmadtke - Loose - Quallo, Huschbeck - Hutwelker, Stefes (46. Gärtner), Breitzke, Strerath, Drazic - Degen (72. Trienekens), Winter.

Jena: Bräutigam - Szangolies - Wentzel, Bliss (46. Röser) - Gerlach, Celic, Raab, Holetschek, Fankhänel - Akpoborie, Schreiber.

Schiedsrichter: Leimert (Ludwigshafen).

Tore: 0:1 Szangolies (15.), 1:1 Winter (41.), 2:1 Hutwelker (63.), 2:2 Szangolies (72., Foulelfmeter). Zuschauer: 5300.

Beste Spieler: Breitzke - Akpoborie, Szangolies. Gelbe Karten: Drazic, Huschbeck, Breitzke - Szangolies.

Unterhaching - FSV Mainz 05 0:1 (0:0) Unterhaching: Häfele - Pfluger - Braun, Bucher - Beck, Bergen, Emig (75. Lemberger), Urosevic (56. Leitl), Niklaus - Löbe, Garcia.

Mainz: Kuhnert - Kasalo - Janz, Schäfer - Herzberger, Schuhmacher, Weiß, Buvac (89. Greilich), Zampach - Wagner (72. Diether), Klopp.

Schiedsrichter: Hauer (Celle).

Tore: 0:1 Kasalo (74.).

Zuschauer: 3000

Beste Spieler: Emig, Bucher - Schäfer, Zampach. Gelbe Karten: Löbe - Herzberger, Diether, Klopp, Weiß.

Finale: Deutschland (Nr. 1) - Spanien (Nr. 2/Titelverteidiger) 2:1. - Huber (Heidelberg) - ta Martinez, 6:3, 6:7 (0:7), 6:1, Graf (Brühl) - Sanchez 6:4, 6:2, Huber/Rittner (Heidelberg/Leverkusen) - Sanchez/ Martinez 1:6, 2:6.

Halbfinale: Deutschland (Nr. 1) - USA (Nr. 6) 2:1. - Huber (Heidelberg) - Fernandez 7:5, 6:3, Graf (Brühl) - McNeil 6:0, 6:3, Rittner/Hack (Leverkusen/München) - Shriver/Graham 2:6, 2:6.

Spanien (Nr. 2/Titelverteidiger) - Australien 3:0. - Martinez - McQuillan 6:1, 6:4, Sanchez - Provis 6:0, 6:3, Sanchez/Ruano - Stubbs/Byrne 6:3, 6:3.

SCHWIMMEN

B-LÄNDERKAMPF Deutschland gegen Italien in Grünwald, erster Tag, Männer, 50 m Freistil: 1. Günzel (Bonn) 23,94 Sekunden, 2. Zikarsky (Würzburg) 24,03, 3. Ricci (Italien) 24,32.

100 m Rücken: 1. Kalenka (Heddesheim) 59,01, 2. Jahnke (Halle) 59,58, 3. Tiano (Italien) 59,74.

400 m Freistil: 1. Longo (Italien) 4:03,45, 2. Rüthemann (Essen) 4:04,37, 3. Pieper (Karlsruhe) 5:05,08.

100 m Schmetterling: 1. Sawalla (Bonn) 56,47, 2. Alberto-Laeva (Italien) 56,55, 3. Brinkhoff (Paderborn) 56,88.

200 m Lagen: 1. Seibt (Berlin) 2:04,86, 2. Ullwer (Füssen) 2:08,80, 3. Bennuci (Italien) 2:10,08.

4x100 Freistil-Staffel: 1. Deutschland (Günzel, Rüthemann, Jahnke, Zikarsky) 3:31,79, 2. Italien 3:33,62.

Frauen, 50 m Freistil: 1. Hollemann (Hildesheim) 26,71 Sekunden, 2. Ramm (Düren) 27,13, 3. Copariu (Italien) 27,27.

100 m Rücken: 1. Jäke (Burghausen) 1:04,90, 2. Cocchi (Italien) 1:06,15, 3. Krause (Berlin) 1:06,27.

400 m Freistil: 1. Kynast (Halle) 4:20,93, 2. Borgato (Italien) 4:21,50, 3. Pennati (Italien) 4:22,17.

100 m Schmetterling: 1. Sievert (Leipzig) 1:03,59, 2. Jäke (Burghausen) 1:03,74, 3. Copariu (Italien) 1:04,23.

200 m Lagen: 1. Herbst (Magdeburg) 2:20,25, 2. Felotti (Italien) 2:25,10, 3. Schmeisser (Berlin) 2:26,09.

4x100 Freistil-Staffel: 1. Deutschland (Ramm, Seifert, Kynast, Hollemann) 3:55,19, 2. Italien 3:56,08.

ADAC-Rallye Deutschland Erwin Weber steuert auf EM-Titelkurs

Nach seinem eindeutigen Sieg bei der Deutschland-Rallye, dem ranghöchsten Lauf zur Europameisterschaft, fährt Erwin Weber (Neufahrn) mit starkem Rükkenwind auf Titelkurs zu seiner ersten Europameisterschaft. Mit seinem vierten EM-Sieg erhöhte er sein Punktekonto im europäischen Championat auf 1400 Punkte und damit auf 650 Zähler Vorsprung vor dem französischen EM-Zweiten Pierre-Cesar Baroni, der am Nürburgring nicht antrat.

Nach 1147 Kilometern und 33 Prüfungen über 384 Kilometern beendete der 33jährige Erwin Weber im Werks-Mitsubishi die größte deutsche Rallye in einer Gesamtzeit von 3:37:05 Stunden und mit einem souveränen Vorsprung von 2:29 Minuten auf seinen unmittelbaren Verfolger Michael Gerber (Lich) im Werks- Toyota. Gerber konnte sich mit der Wiederholung seines Vorjahresergebnisses in der DM-Tabelle nun auf den zweiten Platz verbessern.

Dritter mit einem Rückstand von 3:26 Minuten wurde der zweimalige Sieger der Deutschland-Rallye, der Belgier Robert Droogmans (Ford Sierra Cosworth). Spitzenreiter im deutschen Championat bleibt der niedersächsische Ford Sierra- Pilot Dieter Depping (Wedermark), der beim vierten DM-Lauf den vierten Rang (Rückstand: 7:03 Min) erzielte. sid

REITEN

DEUTSCHE MEISTERSCHAFTEN der Viererzüge in Meissenheim, zweite Prüfung, Gelände- und Streckenfahrt über 23 km: 1. Sandmann (Hüren) 83,2 Strafpunkte, 2. Böhler (Starnberg) 88,6, 3. Freund (Neu-Isenburg/Titelverteidiger) 89,2, 4. Bauer (Seligenporten) 94,4, 5. Auracher (Waldhausen) 97,6, 6. Knell (Darmstadt) 98,6. - Gesamtwertung: 1. Sandmann 121,2 Strafpunkte, 2. Freund 126,4, 3. Böhler 138,0, 4. Michael Quinkler (Wuppertal) 139,6, 5. Bauer 146,2, 6. Auracher 148,2.

Gelände- und Streckenfahrt, Ponys: 1. Kneifel (Wunstorf/Titelverteidiger) 90,4 Strafpunkte, 2. Wörner (Groß-Umstadt) 105,4, 3. Knapp (Neu-Isenburg) 107,0, 4. Unmüssig (St. Märgen) 107,0. - Gesamtwertung: 1. Kneifel 138,6, 2. Unmüssig 158,4, 3. Knapp 168,0, 4. Wiemer (Welver) 168,4, 5. Wörner 170,2, Schmelz (Lauterbach) 171,0.

MOTORSPORT

INT. ADAC-RALLYE DEUTSCHLAND auf dem Nürburgring, Ergebnisse nach der dritten Etappe: 1. Weber/Hiemer (Neufahrn/München) Mitsubishi Galant 3:37,05 Stunden, 2. Gerber/Thul (Lich/Trier) Toyota Celica 2:29 Minuten zurück, 3. Droogmans/Joosten (Belgien) Ford Sierra Cosworth 3:26, 4. Depping/Wendel (Wedemark/Augsburg) Ford Sierra Cosworth 7:03, 5. Moosleitner/Rausch (Surheim/Neu Anspach) Toyota Celica 19:47, 6. Sivik/Houst (CSFR) Lancia Delta Integrale 25:07. - Europameisterschafts-Wertung: 1. Weber (Deutschland) 1.400 Punkte, 2. Baroni (Frankreich) 850, 3. Bublewicz (Polen) 630, 4. Beguin (Frankreich) 600, 5. Droogmanns (Belgien) 540. - Deutsche Meisterschaft, Fahrerwertung nach 4 von 7 Läufen: 1. Depping/Wendel 123 Punkte, 2. Gerber/Thul 106, 3. Wetzelsperger/Wicha 100, 4. Moosleitner/Rausch 65, 5. Holzer/Seiter 44, 6. Langshausen/Jacobi 43, 7. Schlesack/Schneppenheim 38, 8. Gassner/Schrankl 37, 9. "Jigger"/ Stefanis (Griechenland), 10. Burkhard/Schaller 31. - Markenwertung nach 4 von 7 Läufen: 1. Toyota 284 Punkte, 2. Mitsubishi 106.

RADSPORT

TOUR DE FRANCE, 13. Etappe von St. Gervais/Mt. Blanc nach Sestriere (254,5 km): 1. Chiappucci 7:44:51 Stunden (32,849 km/h), 2. Vona (beide Italien) 1:34 Minuten zurück, 3. Indurain (Spanien) 1:45, 4. Bugno (Italien) 2:53, 5. Hampsten (USA) 3:27, 6. Fignon (Frankreich) 5:51, 7. Theunisse (Niederlande) 7:36, 8. Delgado (Spanien) 7:51, 9. Rooks (Niederlande) gleiche Zeit, 10. Mauleon (Spanien) 7:53, 11. Millar (Schottland) 8:17, 12. Heppner (Gera) 8:45, 13. Breukink (Niederlande) 8:55, 14. Rue (Frankreich) 9:17, 15. Unzaga (Spanien) 10:22, 21. Lino (Frankreich) 10:33, 35. Bölts (Heltersberg) 26:30, ... 50. Maier (Österreich) 34:02, 51. Krieger (Karlsruhe) gleiche Zeit, ... 90. Kummer (Erfurt) 40:19, ... 126. Ludwig (Gera) 49:38, ... 139. Kappes (Kirchzarten) 50:07, ... 147. Gölz (Bad Schussenried) 54:09. - Gesamtwertung: 1. Indurain 63:34:54 Stunden (40,239 km/h), 2. Chiappucci 1:42 Minuten zurück, 3. Bugno 4:20, 4. Lino 7:21, 5. Delgado 8:47, 6. Roche 9:13, 7. Fignon 10:11, 8. Hampsten 11:16, 9. Perini (Italien) 12:43, 10. Heppner 13:11, ... 40. Maier 48:38, 41. LeMond 50:53, ... 49. Bölts 57:58, ... 59. Krieger 1:07:20 Stunden, ... 76. Kummer 1:24:30, ... 96. Ludwig 1:36:28, ... 117. Gölz 1:56:07, ... 140. Kappes 2:29:29. - Punktewertung: 1. Museeuw (Belgien) 182 Punkte, 2. Jalabert (Frankreich 174, 3. Chiappucci 117, 4. Ludwig (Gera) 117, 5. Ghirotto (Italien) 116, 6. Konyshev (GUS) 91, 7. Indurain 79, 8. Kelly (Irland) 77, 9. Roche (Irland) 72, 10. Bugno 65. - Bergwertung: 1. Chiappucci 318 Punkte, 2. Virenque (Frankreich) 167, 3. Chioccioli (Italien) 139, 4. Indurain 94, 5. Murguialday (Spanien) 93, 6. Bugno 83, 7. Gölz (Bad Schussenried) 63, 8. Claveyrolat (Frankreich) 59, 9. Roche 56, 10. Hampsten 56.

Internationale Reitturniere in Dublin und Luxemburg Luther und Schepers siegten Beim Preis der Nationen kam deutsche Auswahl auf Rang drei

Einen deutschen Doppelsieg durch Hauke Luther aus Wedel und Thomas Schepers gab es im Grand Prix beim Reit- und Spring-Turnier CSIO in Dublin. Luther überwand den Parcours auf Gaylord fehlerfrei in 50,08 Sekunden vor Schepers auf Al Capone, der ebenfalles keinen Abwurf hatte. Dritter wurde der Brite Nick Skelton auf Everest Werra mit drei Fehlerpunkten. Lokalmatador Gregory Mangan auf Lahorna Queen (48,30 Sekunden) als Vierter hatte ebenso einen Abwurf wie sein Landsmann Paul Darragh auf Killylea (49,02) als Fünfter.

Beim internationalen Reit- und Springturnier in Luxemburg gewann am Samstag Anatoli Timchenko (GUS) auf Prints den Preis der Bayerischen Bank. Der Sieger blieb im Stechen in 41,30 Sekunden ohne Fehler und verwies den für Österreich startenden Hugo Simon auf Apricot in 42,12 Sekunden auf den zweiten Platz. Dritter wurde der Brite Robert Smith mit Clover in 42,17 Sekunden ohne Fehler. Bester Deutscher war Sören von Rönne aus Neuendeich auf Wilma als Sechster in 47,80 Sekunden mit acht Fehlern.

Beim gleichen Turnier belegte Sabine Brucker aus Illingen im Zeitspringen auf Primo Zaro nach einem fehlerlosen Ritt den dritten Platz. Die beiden Olympia- Teilnehmer Sören von Rönne auf Taggi erreichte den zehnten Rang. Einen Platz dahinter kam Franke Sloothaak mit John Blunt. Sieger des Wettbewerbes wurde der Schweizer Markus Fuchs auf Interpane Rosee Des in 55,77 Sekunden vor dem ebenfalls fehlerlosen Belgier Eric Wouters auf Malesan D Paris.

Den dritten Platz belegten die deutschen Olympia-Reiter am Freitag im Preis der Nationen im Rahmen des Internationalen Springreitturniers in Luxemburg. Mit 20,25 Fehlerpunkten rangierte das deutsche Quartett hinter Sieger Frankreich (11,00) und Belgien (11,50).

Bester Starter im Team von Bundestrainer Herbert Meyer bei der Probe für die Spiele in Barcelona war Mannschafts- Vizeweltmeister Otto Becker. Der Mühlener kam auf Leandra nach einem Abwurf im zweiten und letzten Durchgang auf insgesamt vier Fehlerpunkte. 0,25 Zähler mehr hatte Sören von Rönne aus Neuendeich auf Taggi nach einem Zeitfehler im ersten und einem Abwurf im zweiten Umlauf auf dem Konto, während Tjark Nagel aus Friedrichskoog auf Leroy Brown insgesamt zwölf Fehlerpunkte (4,00+8,00) aufwies. sid

Schweiz

SCHWEIZ (1. Spieltag): FC St. Gallen - FC Lugano 1:1, FC Sion - Xamax Neuchatel 3:2, Young Boys Bern - FC Zürich 4:1, Grasshopper Zürich - Lausanne Sport 1:1, FC Chiasso - FC Aarau 1:1, FC Bulle - Servette Genf 2:1. - Die Tabellenspitze: 1. Young Boys Bern 4:1 Tore/2 Punkte, 2. FC Bulle 2:1/2, 3. FC Sion 3:2/2, 4. FC Aarau 1:1/1, FC Chiasso 1:1/1, Grasshopper Zürich 1:1/1, Lausanne Sport 1:1/1, FC Lugano 1:1/1, FC St. Gallen 1:1/1.

Seehofer erwägt weitere Schnitte Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen sollen ausgedehnt werden

KÖLN/DÜSSELDORF, 19. Juli (AP/ dpa). Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) hält es für möglich, daß die von ihm geplanten Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen im Herbst weiter verschärft werden. Der CSU-Politiker hielt den Ärzten am Sonntag im Deutschlandfunk vor, trotz des Defizits der Krankenkassen werde "munter zusätzlich verschrieben". Ende des Jahres werde es ein Defizit von zehn Milliarden Mark geben und der Beitragssatz im Schnitt bei 13 Prozent liegen. Diese "hochdramatische Entwicklung" zwinge zum Handeln.

Als mögliche Maßnahme, die bisher nicht in seinem Sparkonzept enthalten ist, nannte Seehofer in einem Zeitungsinterview die Einführung von Elementen aus der privaten Krankenversicherung. So könnten Beiträge zurückerstattet werden, wenn der Versicherte die Kassen nicht mehr als eine bestimmte Summe im Jahr koste. Außerdem solle es bei Arzneien, Heilmitteln und Kuren Regel- und (privat zu bezahlende) Wahlleistungen geben wie bereits jetzt beim Zahnersatz. "Bagatell-Sachen muß der Versicherte in Zukunft selbst übernehmen. Nicht jedes Aspirin, jedes Heftpflaster, jede Bandage und jede Kur kann in Zukunft von den Kassen bezahlt werden", meinte er. Wer gesund lebe und nicht rauche, solle einen Beitrags-Bonus bekommen, schlug der Vorsitzende des Bundestags-Gesundheits- ausschusses, Dieter Thomae (FDP) vor. Seehofer solle sich "mit den Ärzten und Krankenkassen zusammensetzen und ein Bonussystem entwickeln, das alle belohnt, die vernünftig leben. Nikotin- und Alkoholmißbrauch läßt sich vom Arzt leicht feststellen, das gleiche gilt für gefährliches Übergewicht."

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte Seehofer davor, den "Patienten Gesundheitswesen" erneut auf Kosten der Kranken therapieren zu wollen. Statt über neue Belastungen der Versicherten nachzudenken, müsse die Regierung die seit Jahren angekündigten und beschlossenen Einsparungen bei Ärzten, Arzneimittelherstellern und Krankenhäusern konsequent durchsetzen, sagte DGB-Sprecher Hans-Jürgen Arlt am Sonntag in Düsseldorf. Daß der medizinische Fortschritt mit stabilen Beitragssätzen in der Krankenversicherung nicht finanzierbar sei, nannte Arlt eine Schutzbehauptung zur Absicherung überdurchschnittlicher Einkommen der Leistungsanbieter im Gesundheitswesen.

Abtreibungspille bleibt verboten Oberstes US-Gericht gab beschlagnahmte RU 486 nicht frei

WASHINGTON, 19. Juli (AP). Im Streit um die Freigabe der Abtreibungspille RU 486 in den USA haben die Befürworter eine Niederlage erlitten. Der Oberste Gerichtshof in Washington lehnte am Wochenende die Rückgabe der RU 486 ab, die eine Frau ins Land bringen wollte und die vom amerikanischen Zoll beschlagnahmt wurde. Die Abtreibungspille ist in den Vereinigten Staaten bisher nicht zugelassen.

In einem Eilverfahren entschied der Supreme Court mit sieben gegen zwei Richterstimmen, die 29jährige Leona Benten habe nicht schlüssig darlegen können, daß ihre Klage begründete Aussicht auf Erfolg hätte. Damit gilt weiterhin das Urteil eines Berufunsgerichtes, wonach die Beschlagnahmung rechtens war.

Die erste Instanz hatte dagegen entschieden, der Zoll müsse die Pillenpakkung herausgeben. Diese Pillen waren am 1. Juli - bei der Rückkehr von Frau Benten aus Frankreich - auf dem New Yorker Flughafen Kennedy beschlagnahmt worden. Die Reise der jungen Frau, die im zweiten Monat schwanger ist, war von Abtreibungsbefürwortern arrangiert worden. Diese informierten auch die Zollbehörden, daß Frau Benten die RU 486 im Gepäck habe. Mit der Aktion wollten sie eine neue Diskussion über die Freigabe der Pille in den USA erzwingen. Nach Ansicht der Abtreibungsgegner wird das Verbot der RU 486 von der ablehnenden Haltung der Regierung des Präsidenten George Bush zu Schwangerschaftsabbrüchen bestimmt. Die Lebensmittel- und Medikamentenbehörde (FDA) argumentiert dagegen, die Herstellerfirma habe nicht die geltenden Vorschriften eingehalten.

Frau Benten zeigte sich enttäuscht über den Richterspruch, erklärte aber, sie habe damit gerechnet. Abtreibungsbefürworter sagten, die Entscheidung sei auf Druck der Regierung zustande gekommen. Das Justizministerium hatte in den vergangenen Tagen erklärt, die beschlagnahmten RU 486 dürften nicht zurückgegeben werden, da sie von der FDA nicht genehmigt und eine Einfuhr daher verboten sei.

Vorsprung Clintons wächst Präsidentschaftskandidat profitiert vom Verzicht Perots

WASHINGTON/DALLAS, 19. Juli (AP/AFP/dpa). Der Vorsprung des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bill Clinton vor dem Amtsinhaber George Bush wird immer größer. Eine am Sonntag vom US-Nachrichtenmagazin "Newsweek" veröffentlichte Meinungsumfrage besagt, daß der Gouverneur von Arkansas mit 27 Prozentpunkten vor Bush in Führung liegt. 59 Prozent der Befragten wollten dem demokratischen Politiker ihre Stimme geben und 32 Prozent sagten, sie würden sich für den Republikaner Bush entscheiden.

Ein am Samstag von der Zeitung "New York Times" veröffentlichtes Umfrageergebnis hatte Clinton mit 55 Prozent unangefochten an der Spitze gesehen. Für Bush entschieden sich 31 Prozent.

"Newsweek" zufolge profitiert Clinton auch weit stärker als Bush vom Verzicht des texanischen Milliardärs Ross Perot auf die Präsidentschaftskandidatur.

Bushs Wahlkampfmanager Bob Teeter sagte in Washington, man habe zwar damit gerechnet, daß Clinton nach dem Wahlparteitag der Demokraten erheblichen Auftrieb erhalten werde, aber nicht damit, daß er so stark ausfallen würde. Er sei jedoch zuversichtlich, daß es Bush gelingen werde, den Abstand in den kommenden Monaten zu verringern.

Die Anhänger Perots sind entschlossen, sich als politische Bewegung zu formieren. Ziel sei es, eine Organisation zu bilden, die für eine "neue Ethik" der Regierung sorge, sagte der Koordinator von Perots Wahlkampagne im US-Bundesstaat Ohio, Cliff Arnebeck, am Samstag in Dallas. Perot, der auf eine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen verzichtet hatte, solle die "moralische Kraft" der geplanten Organisation sein. Die Bewegung der Perot-Anhänger will ein eigenes Programm aufstellen, Parteitage abhalten und bei Wahlen den Kandidaten einer der beiden großen Parteien unterstützen.

Im US-Fernsehsender CNN hatte Perot darauf hingewiesen, daß seine Anhänger eine "entscheidende Rolle" bei den Präsidentschaftswahlen im November spielen könnten. Er lehnte es ab, sich für einen der beiden Kandidaten auszusprechen.

Jelzin will freie Presse schützen Besorgt über Umwandlung der "Iswestija" zum offiziellen Organ

MOSKAU, 19. Juli (AP/dpa/Reuter). Besorgt hat sich der rusissche Präsident Boris Jelzin am Wochenende über den Beschluß des Parlaments geäußert, die unabhängige Tageszeitung Iswestija zum offiziellen Organ des Kongresses der Volksdeputierten zu machen. Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Interfax sagte Jelzin, er werde alle notwendigen gesetzlichen Schritte unternehmen, um die freien Medien zu schützen.

Mit knapper Mehrheit hatten - wie in einem Teil unserer Auflage berichtet - die Abgeordneten des Obersten Sowjet am Freitag eine Resolution verabschiedet, in dem sie das Justizministerium aufforderten, die Registrierung des Blattes entsprechend zu ändern. Sie beschworen damit einen öffentlichen Streit um die Pressefreiheit herauf.

In der Erklärung, die Jelzins Sprecher Wjatscheslaw Kostikow herausgab, äußerte der Präsident seine Betroffenheit über den Beschluß und bezeichnete das Anliegen des von kommunistischen Abgeordneten dominierten Obersten Sowjet als Versuch, Kritik zu unterdrücken. Er nannte die Iswestija eine der angesehensten und konsequent demokratischen Zeitungen.

Der Chefredakteur der Iswestija, Igor Golembiowski, sprach von einem unrechtmäßigen Parlamentsbeschluß und kündigte an, die Redaktion werde auch künftig ein unabhängiges Blatt machen. Nur ein Gericht, das Presseministerium oder die Belegschaft könne den Status der Zeitung ändern, sagte Golembiowski. Er kündigte ferner an, er werde beim Verfassungsgericht Beschwerde gegen den Parlamentsbeschluß einlegen.

Die Redaktion forderte alle Mitarbeiter der Iswestija schriftlich auf, nicht unter der Aufsicht des Parlaments zu arbeiten. Die Unternehmer wurden gebeten, keine Anzeigen mehr in der Zeitung zu veröffentlichten. Die Leser sollten das Blatt boykottieren, indem sie es nicht mehr kaufen, schrieb die Redaktion weiter.

Der russische Parlamentsvorsitzende Ruslan Chasbulatow bekräftigte unterdessen in einem Fernsehinterview am Samstag abend seine Medienkritik. Nach Chasbulatows Auffassung benutzen einige Zeitungen und Fernsehprogramme "die Waffe der Pressefreiheit" zum Kampf gegen das Parlament. Wenn im Strafgesetzbuch die Verantwortung der Journalisten festgelegt wäre, müßte sich das Parlament nicht mit dieser Frage beschäftigen, meinte Chasbulatow.

Zu Zeiten der kommunistischen Alleinherrschaft in der damaligen Sowjetunion war die Iswestija das offizielle Organ des Obersten Sowjet und galt als außenpolitisches Sprachrohr der sowjetischen Regierung. Jetzt gehört die Iswestija, die eine tägliche Auflage von 3,8 Millionen hat und auch in anderen Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion vertrieben wird, zu den wenigen Zeitungen, die die Reformpolitik Jelzins unterstützen. Sie war in der Vergangenheit mit kritischen Artikeln über konservative Reformgegner hervorgetreten, die im Parlament die Mehrheit haben.

Zeitplan für CSFR-Auflösung

PRAG, 19. Juli (AP). Über einen Zeitplan für die Auflösung der Tschechoslowakei haben die Präsidenten der Parlamente beider Landesteile am Wochenende Beratungen aufgenommen. Milan Uhde, der Präsidident der tschechischen Volksvertretung, und sein slowakischer Kollege Ivan Gasparovic trafen sich in Brünn. Am Freitag hatte das Parlament in Preßburg (Bratislava) die Souveränität der Slowakei proklamiert, unmittelbar danach Staatspräsident Vaclav Havel für den heutigen Montag seinen Rücktritt angekündigt.

In seiner letzten Rundfunkansprache als Staatspräsident der Tschechoslowakei sprach sich Havel am Sonntag noch einmal für die Erhaltung des bisherigen Bundesstaates aus, akzeptierte aber zugleich das slowakische Unabhängigkeitsstreben: "Die Emanzipationsbestrebungen der Slowaken sind stärker als die Bemühungen der Föderalisten. Das haben wir zu respektieren". Jetzt gehe es darum, den Auflösungsprozeß schnell, mit Würde und annehmbar zu gestalten. Havel wandte sich gegen den Vorwurf, mit seinem Rücktritt den gemeinsamen Staat zerstört zu haben. (Berichte auf Seite 3 und im Feuilleton)

Erste "Komitees für Gerechtigkeit" in Ostdeutschland gegründet In Dresden 200, in Berlin etwa 60 Teilnehmer / Organisationsform noch unklar / Diestel wünscht sich Ausschluß aus der CDU

BERLIN/DRESDEN, 19. Juli (AP/dpa). Eine Woche nach dem offiziellen Gründungsaufruf haben sich am Wochenende in Ostdeutschland die ersten regionalen "Komitees für Gerechtigkeit" formiert. Mehr als 200 Menschen nahmen am Freitag abend an der Gründungsversammlung in Dresden teil. In Berlin-Marzahn schlossen sich am Samstag rund 60 Menschen zusammen. Beide Komitees sind lediglich lose organisierte Gruppen. Der CDU-Politiker und Mitinitiator der Ostbewegung, Peter-Michael Diestel, drohte allerdings die Gründung einer Ostpartei an, falls die Probleme in den neuen Ländern nicht schnell gelöst würden.

Bei den Gründungstreffen in Dresden und im Berliner Bezirk Marzahn sprach sich die überwältigende Mehrzahl der Teilnehmer gegen die Gründung einer Partei aus. In welcher Form sich die Komitees schließlich organisieren werden, blieb offen. Deutlich wurde bei beiden Versammlungen, daß vor allem die Themen Arbeitslosigkeit, Renten und Mieten die Teilnehmer bewegen.

In Dresden beschlossen die Kundgebungsteilnehmer, Arbeitsgruppen für Aktionen gegen Mieterhöhungen, für höhere Renten sowie gegen Arbeitslosigkeit zu bilden. Die meisten Anwesenden schrieben sich in entsprechende Listen ein. Die Mehrheit schloß sich auch dem Vorschlag des Versammlungsleiters Heiko Hilker an, ein Komitee im eigentlichen Sinne solle später gewählt werden. In Anlehnung an die früheren Montagsdemonstrationen der Bürgerbewegungen beschloß das Dresdener Komitee, die Tradition aufzugreifen und bei einer Freitags-Demo "öffentlich mit der großen Politik in Bonn abzurechnen".

Das Berliner Komitee will nach den Worten von Sprecher Karl-Heinz Gensikke zunächst einen Aufruf verfassen, in dem alle Bewohner des Bezirks Marzahn zur Mitarbeit aufgerufen werden. Die Teilnehmer kamen den Angaben zufolge aus allen Altersklassen. "Lediglich die ganz Jungen bis 25 haben gefehlt", sagte Gensicke. Auch Mitglieder der Grünen, des Bündnisses 90 und der SPD nahmen nach seinen Angaben an der Veranstaltung teil.

Diestel sagte in einem Interview der Illustrierten Bunte, er fände es "toll", wenn man ihn aus der CDU ausschließen würde: "Ein besseres Podium für eine radikale Auseinandersetzung mit der maroden Politik meiner Partei kann es gar nicht geben." Zugleich drohte er damit, notfalls eine ostdeutsche Partei zu gründen.

Die Regierung von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) müsse endlich begreifen, daß die ostdeutschen Probleme gesamtdeutsche Probleme seien, meinte der letzte DDR-Innenminister. Anlaß für die Gründung der Komitees sei die Unzufriedenheit der Bevölkerung in den neuen Bundesländern gewesen. Im Osten seien 40 Prozent der Menschen ohne Vollbeschäftigung, es gebe fortschreitende soziale Verunsicherung und einen Identitätsverlust durch Ermüdung. "Darum müssen wir uns hier selber kümmern. Und dazu haben wir die Komitees gegründet." Wenn sich das deutsche Politiksystem nicht ändere, werde man Partei werden müssen, ob man wolle oder nicht, sagte Diestel. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Angela Merkel warnte die ostdeutschen Parteimitglieder vor aktiver Mitarbeit in den Komitees. Die Bundesfrauenministerin sagte in einem Interview des Sender Freies Berlin, wer sich in dieser Bewegung mehr engagiere als in der eigenen Partei, habe das Recht auf weitere CDU-Mitgliedschaft verwirkt. Dies entschieden jedoch die Ortsverbände, Richtlinien der Bundespartei seien nicht notwendig. Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) dagegen forderte seine Partei auf, Ruhe zu bewahren.

Bonn läßt Zug mit Bosnien-Flüchtlingen ins Land Zuvor öffneten Österreich und Italien die Grenze / Kinder im Konvoi aus Sarajewo evakuiert

SARAJEWO/BONN, 19. Juli (AP). Die Bundesregierung will mithelfen, die Not der in Zügen an der slowenisch-kroatischen Grenze festsitzenden bosnischen Flüchtlinge zu beenden. Nachdem Österreich am Samstag einen der Züge mit 824 Menschen aufgenommen hatte, erlaubte das Auswärtige Amt in Bonn einem weiteren Teil die Einreise nach Deutschland. Im norditalienischen Triest traf am Sonntag ein Zug mit mehr als 500 Flüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina ein.

Im Kontakt mit dem österreichischen Außenministerium soll die Fahrt eines Flüchtlingszugs nach Deutschland organisiert werden. Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) habe sich über das Schicksal der Flüchtlinge tief betroffen gezeigt, berichtete Außenamtssprecher Hanns Schumacher. Zuvor hatte Kinkel mit dem Düsseldorfer Minister Herbert Schnoor (SPD) gesprochen, der Bonns Umgang mit den Flüchtlingen aus dem zerfallenen Jugoslawien scharf kritisiert hatte. Schnoor forderte die Bundesregierung dringend auf, Kriegsflüchtlinge befristet aufzunehmen, damit sie keine Asylanträge mehr stellen müssen.

Kinkel sagte dem Berliner Sender Rias, die Bundesregierung bemühe sich auch, verletzte Kinder aus dem bosnischen Kriegsgebiet zu evakuieren. Bisher hätten die UN-Truppen aus Sicherheitsgründen aber noch keine Rettungsflüge genehmigt.

Der bosnischen Hilfsorganisation "Botschaft der Kinder" gelang es, einen Konvoi mit 120 Kindern, unter ihnen viele Waisen, aus der belagerten Hauptstadt Sarajewo herauszubringen. Ziel war die Küstenstadt Split. Am Abend trafen die Kinder in Mailand ein.

Ein Teil der Kinder soll nach Angaben des Landtagsabgeordneten Jürgen Angelbeck in Sachsen-Anhalt untergebracht werden. Angelbeck, der als Gast der CDU-Fraktion angehört, und der CDU- Abgeordnete Karsten Knolle hatten bei einem Besuch in Sarajewo kürzlich bereits versucht, Kinder zu evakuieren. Die Besatzung deutscher Hilfsflugzeuge sei bereit gewesen, die Kinder auszufliegen, teilten die Abgeordneten mit. Die UN-Truppen in Sarajewo hätten jedoch die Sicherung des Transports vom Flughafen zur Stadt abgelehnt.

Die Nachbarstaaten des ehemaligen Jugoslawien sehen sich zunehmend überfordert mit der Aufnahme der Flüchtlinge. Bei einem Treffen in Wien forderten Delegierte aus Österreich, Italien, Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Kroatien und Slowenien die Vereinten Nationen (UN) auf, sie bei der Versorgung von Flüchtlingen zu unterstützen. Der österreichische Kanzler Franz Vranitzky sagte, die Nachbarstaaten sowie Slowenien und Kroatien hätten bereits Hunderttausende von Flüchtlingen aufgenommen. Ihre Kapazität sei erschöpft. Vranitzky kündigte an, Zelte für 100 000 Obdachlose nach Kroatien zu schicken.

Hunderttausende neuer Flüchtlinge werden nach Einschätzung der Göttinger Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in den nächsten Tagen in Kroatien Schutz suchen. "Allein im Nordwesten Bosniens sind 320 000 Moslems und Kroaten eingekesselt", sagte der Vorsitzende Tilman Zülch im Saarländischen Rundfunk. "Wenn die westeuropäischen Staaten ihre Grenzen nicht öffnen, dann müssen sie hier sehr schnell mindestens eine halbe Milliarde Mark zur Verfügung stellen. Sonst wird es eine Katastrophe geben", sagte Zülch. Er sprach von einer bevorstehenden Völkervertreibung der Muslime aus Bosnien-Herzegowina.

Sondervollmachten für Militär

ISLAMABAD, 19. Juli (AP). Die Regierung in Islamabad hat den pakistanischen Streitkräften erweiterte Rechte zur Aufrechterhaltung der Ordnung in der von Nationalitätenunruhen erschütterten Provinz Sindh eingeräumt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur PPI am Sonntag berichtete, hat Staatspräsident Ghulam Ishaq Khan das Strafgesetz dahingehend geändert, daß das Militär Waffen beschlagnahmen und Verdächtige verhaften kann, was bisher ausschließliche Aufgabe der Polizei gewesen sei.

In Sindh gibt es seit etwa zehn Jahren gewalttätige Auseinandersetzungen, in deren Verlauf mehr als 3000 Menschen getötet wurden.

Irak will "neutrale" Experten

NIKOSIA, 19. Juli (AP). Irak will "neutralen" Fachleuten Zutritt zum Landwirtschaftsministerium in Bagdad gewähren, das seit zwei Wochen UN-Inspektoren versperrt ist und daher von ihnen "belagert" wird. Wie die amtliche Nachrichtenagentur INA am Sonntag meldete, erklärte der stellvertretende Ministerpräsident Tarik Asis dem UN-Beauftragten Rolf Ekeus, seine Regierung sei bereit, "Experten auf dem Gebiet der nuklearen, chemischen und biologischen Waffen aus bündnisfreien Ländern oder neutralen Ländern, die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sind, das Landwirtschaftmsiniserium besuchen und inspizieren zu lassen".

Vor dem Gebäude in Bagdad harren seit dem 5. Juli Inspektoren der Vereinten Nationen, die bisher nicht eingelassen wurden und die im Ministerium Unterlagen über das irakische Raketenprogramm vermuten. Diese Inspektorengruppe wird von einem Major der USA geleitet, ihr gehören auch Russen und Briten an.

Autobombe in Palermo tötet Polizisten

PALERMO, 19. Juli (AP). Bei der Explosion einer Autobombe sind in Palermo drei oder vier Polizisten getötet und zahlreiche Menschen verletzt worden. Ein Polizeisprecher sagte in der sizilianischen Hafenstadt, möglicherweise seien vier Beamte bei dem Anschlag ums Leben gekommen, auch das staatliche Fernsehen RAI sprach von drei oder vier Todesopfern.

Der Anschlag wurde vor dem Haus der Mutter eines Richters verübt, der mehrere Mafiamitglieder verurteilt hatte. Erst vor zwei Monaten waren der Mafiajäger Giovanni Falcone, seine Frau und drei Polizisten einem Autobombenanschlag in Palermo zum Opfer gefallen.

Heinz Galinski in Berlin gestorben

BERLIN, 19. Juli (AP). Im Alter von 79 Jahren ist der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, am Sonntag abend im Deutschen Herzzentrum in Berlin gestorben.

Er hatte sich vor einem Monat einer Herzoperation unterzogen, von der er sich nicht mehr erholte, wie die Jüdische Gemeinde in Berlin mitteilte. Galinski stand dieser Gemeinde seit 1949 und dem Zentralrat seit 1988 vor.

Die Beisetzung findet Informationen der Gemeinde zufolge Ende der Woche statt.

Radwechsel endete tödlich

MAILAND, 19. Juli (dpa). Bei einem schweren Verkehrsunfall in der Nähe von Mailand, bei dem eine deutsche Familie mit ihrem Wagen in zwei auf dem Seitenstreifen stehende Autos raste, sind am Samstag abend fünf Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Polizei vom Sonntag hatte eine vierköpfige italienische Familie ihren Wagen wegen einer Reifenpanne am Fahrbahnrand abgestellt. Als ein weiteres Fahrzeug stoppte, um beim Radwechsel zu helfen, raste der aus Deutschland stammende Mercedes plötzlich in die Gruppe. Die fünf Italiener starben noch an der Unfallstelle. Die drei Deutschen sowie eine 16jährige Italienerin wurden leicht verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert.

Waigel: Keine zollfreie Weißwurst auf der Donau

DEGGENDORF (dpa). Der zweite deutsche Binnenfreihafen nach Duisburg ist von Bundesfinanzminister Theo Waigel und Bayerns Wirtschaftsminister August Lang (beide CSU) an der Donau in Deggendorf eröffnet worden. Auf dem mit Zäunen abgeriegelten, 90 000 Quadratmeter großen Gelände können in Zukunft Import-, Export- und Transitgüter zollfrei gelagert und in beschränktem Umfang veredelt werden. Waigel nannte die Fertigstellung des Zollfreihafens, zwei Monate vor Fertigstellung des Rhein-Main-Donau-Kanals, einen "wichtigen Impulsgeber für Handel und Gewerbe im gesamten ostbayerischen Raum".

Nach Angaben der Hafenverwaltung sind bereits ein Drittel der Freihafenflächen verpachtet. Mit der Eröffnung der zollfreien Zone sei Deggendorf in den Mittelpunkt der Wasserverkehrsachsen Nordsee-Schwarzes Meer gerückt und zum Verkehrsknotenpunkt erster Ordnung geworden. Lang und Waigel verteidigten bei der Einweihung erneut Sinn und Nutzen des sechs Milliarden Mark teuren Rhein-Main-DonauKanals, den der frühere bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß in seiner Bedeutung dem Suez- und Panama-Kanal gleichgestellt hatte.

Dem Ansinnen von Touristikunternehmen, den Hafen für den zollfreien Einkauf mit Passagierschiffen anzulaufen, wurde bereits vor der Hafeneröffnung ein Riegel vorgeschoben. Butterfahrten und "zollfreie Weißwürste auf der Donau" werde es nicht geben, meinte Waigel.

Vier Verkehrstote an Baustelle

HILDESHEIM, 19. Juli (dpa). Ein Unfall innerhalb einer Autobahnbaustelle bei Drispenstedt (Kreis Hildesheim) hat am frühen Sonntag morgen vier Menschenleben gefordert. Ein Auto aus Wolfenbüttel war nach Angaben der Polizei aus unbekannter Ursache mit hoher Geschwindigkeit auf einen vorausfahrenden Personenwagen aufgefahren. Danach wurde das Fahrzeug auf die Gegenfahrbahn geschleudert. Dort stieß der Wagen mit einem entgegenkommenden, mit zwei Ehepaaren besetzten Auto aus dem Kreis Northeim zusammen. In diesem Auto starben zwei Männer und eine Frau noch an der Unfallstelle. Der Fahrer aus Wolfenbüttel erlag später im Krankenhaus den schweren Verletzungen.

"Uns Wehrpflichtige hat keiner gefragt"

Die Deutsche Pressegentur berichtete am Sonntag morgen über ein Gespräch, das sie telefonisch mit einem der Wehrpflichtigen auf dem deutschen Zerstörer "Bayern" führte. Der Soldat widerrief später, bei einem Telefonat im Beisein des Schiffskommandanten Ingo Splettstößer, die hier zitierten Äußerungen. dpa blieb jedoch bei der Darstellung des ersten Gesprächs. "Die Stimmung ist ruhig, aber angespannt. Keiner weiß so richtig, was auf ihn zukommt, und wir kriegen hier keinerlei Nachrichten mit." Der Wehrpflichtige Ulf Körschner (23) aus Hildesheim hat am Sonntag morgen Telefonwache auf dem deutschen Zerstörer "Bayern" und macht seinem Herzen Luft. Denn am heutigen Montag morgen um 7 Uhr soll es für die über 260 Mann auf der "Bayern" ernst werden: Auslaufen in die Adria, um sich im Verband mit sieben anderen NATO-Schiffen an der Überwachung des UN-Embargos gegen Serbien und Montenegro zu beteiligen.

Eins brennt dem Vertrauensmann der Mannschaft, zu der 96 Wehrpflichtige gehören, besonders auf der Seele: "Was die da im Fernsehen über uns gezeigt haben, ist eine echte Sauerei. Wir sind nicht gefragt worden, ob wir nach Hause fahren wollen. Wenn einer gekommen wäre und hätte gefragt, wollen Sie nach Hause fahren? - es wären alle nach Hause gefahren", sagt Körschner in einem Telefongespräch mit dpa.

Das steht im klaren Gegensatz zu den Wehrpflichtigen, die im ZDF bekundet hatten, sie wollten nicht nach Hause zurück. Körschner: "Meine Mutter hat ja dann an dem Abend angerufen und meinte zu mir, daß ich doch verrückt sei, daß ich unbedingt hier auf dem Schiff bleiben will und nicht nach Hause. Da habe ich nur gesagt, das stimmt nicht, von uns wurde keiner gefragt." Schließlich sei die Mannschaft seit drei Monaten auf See und habe sich echt auf zu Hause gefreut. Er selbst sei sogar schon seit dem 15. Januar auf See, "und das ist eine enorme Belastung".

Dazu komme die Ungewißheit, ob der Adria-Auftrag vom Grundgesetz gedeckt sei oder nicht. Von der gegenwärtig in Deutschland heftig geführten Verfassungsdebatte bekomme die Mannschaft zwar kaum etwas mit, so Körschner, da sie nur einmal am Tag fünf Minuten lang per Lautsprecherdurchsage Nachrichten höre. Aber ganz generell wisse man von der Diskussion. "Dieses Loch, diese Ungewißheit ist echt furchtbar. Es muß endlich entschieden werden, was wir dürfen und was wir nicht dürfen", betont der Wehrpflichtige. Die Mannschaft sei "sauer auf die Parteien", weil vor ihrem See-Einsatz vor drei Monaten nichts klar gewesen sei, "und dann wird man einfach da hingeschickt".

Ein "normaler Einsatz" sei das nicht. Die Mannschaft kriege über den Telex- und Funkverkehr ja auch die möglichen Gefahren mit. "Und die einzige Gefahr, die es für dieses Schiff gibt, wenn wir in Küstennähe patroullieren, ist, daß sich irgendwo Minen lösen oder Flugzeuge. Und da kann es natürlich sein, daß man eventuell mal mit denen in Konflikte kommt", sagt der 23jährige. Bis jetzt mache sich keiner ernsthafte Gedanken über möglicherweise angreifende Flugzeuge. Vor allem eins mache den Gedanken an den bevorstehenden Einsatz erträglich, meint Körschner: "Am Ende des Monats ist es vorbei. Dann werden wir von der Fregatte ,Niedersachsen' abgelöst." (dpa)

Friedensplan für Dnjestr-Gebiet Moldawiens Grenzen und Achtung der Menschenrechte garantiert

MOSKAU, 19. Juli (dpa/AFP). Rußland und Moldawien haben sich über die Grundlagen für eine friedliche Lösung des Dnjestr-Konflikts verständigt. Wie die Russische Informationsagentur RIA am Sonntag meldete, paraphierte auch die Führung der mehrheitlich von Russen und Ukrainern bewohnten Dnjestr- Republik das Abkommen. Nach Angaben der Agentur wollen die Präsidenten Rußlands und Moldawiens, Boris Jelzin und Mircea Snegur, diese Vereinbarung in dieser Woche unterzeichnen.

Nach Angaben des russischen Fernsehens kamen bei Kämpfen am Dnjestr ungeachtet des vereinbarten Waffenstillstandes auch in der Nacht zum Samstag sieben Menschen ums Leben, 24 wurden verletzt. Das links des Dnjestrs liegende Gebiet kämpft gegen eine Vereinigung Moldawiens mit Rumänien.

Wie die Nachrichtenagentur Itar-Tass unter Berufung auf einen Berater Snegurs berichtete, werden in dem Dokument unter anderem die territoriale Einheit Moldawiens, die Unantastbarkeit seiner Grenzen und die Einhaltung der Menschen- und Minderheitenrechte garantiert. Beide Seiten verpflichten sich zum vollständigen Abzug ihrer Streitkräfte von der Gefechtslinie innerhalb von sieben Tagen. Außerdem wurde die vollständige Neutralität der in der Dnjestr-Region stationierten 14. russischen Armee vereinbart.

Der Kommandeur der 14. Armee, General Alexander Lebed, bewertete das Abkommen als "ausschließlich positiv". Nach seiner Auffassung müssen nun in allen bislang umkämpften Gebieten der Dnjestr-Republik russische Einheiten als "Friedenstruppen" stationiert werden. Der Präsident der Dnjestr-Republik, Igor Smirnow, verlangt von Moskau "Härte bei der Erfüllung des Abkommens". Er habe Zweifel, daß die moldawische Seite die Vereinbarung einhalte, sagte Smirnow.

Mehr als 12 000 Angehörige ethnischer Minderheiten haben nach Angaben des tadschikischen Präsidenten Rahmon Nabijew in den vergangenen sechs Monaten Tadschikistan verlassen. Sie hätten Angst vor den "Nationalisten", die vor allem in den großen Industriebetrieben und Kraftwerken des Landes psychischen und physischen Terror ausübten, sagte Nabijew nach Angaben von Itar- Tass am Samstag in Duschanbe auf einer gemeinsamen Sitzung des Parlaments, der Regierung und der geistigen Würdenträger. Nabijew forderte neue gesetzliche Garantien für die Rechte der Minderheiten. Gleichzeitig kündigte er die Entsendung von Einheiten der neugegründeten GUS-Friedenstruppen in die ehemalige zentralasiatische Sowjetrepublik an.

Von den 5,2 Millionen Landesbewohnern sind 60 Prozent Tadschiken, mehr als 20 Prozent Usbeken und 7,6 Prozent Russen; die restlichen 12,4 Prozent sind Ukrainer, Kirghisen und Turkmenen. Seit mehreren Monaten versucht die mehrheitlich moslemische Opposition, die letzte kommunistische Regierung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten zu stürzen.

Zwei Remis und zwei Niederlagen für Deutsche Handballer Ein kämpferisches Kollektiv Weltmeister Schweden lobte die Einstellung beim DHB-Team

Der Knoten ist geplatzt. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft von Bundestrainer Horst Bredemeier hat sich eine Woche vor dem Start beim Olympischen Turnier in Barcelona mit zwei Remis und zwei äußerst knappen Niederlagen innerhalb von 24 Stunden gegen Weltmeister Schweden das nötige Selbstbewußtsein in Skandinavien geholt, um am 27. Juli im Auftaktspiel gegen den Medaillenkandidaten GUS für jede Überraschung zu sorgen.

Zwei Punkte in Karlshamm (19:19) und Karlskrona (20:20) für das Selbstvertrauen - zwei durch eklatante Nervenschwäche verlorene Partien in Karlshamm (21:22) und Hamar (24:26) als Vorbeugung gegen eventuell aufkeimende Überheblichkeit. "Das Team weiß, was es leisten und wie es auch gegen einen Weltmeister bestehen kann." Der olympische Funke ist nach dem Aufwind nicht nur bei Bredemeier und seinem Co-Trainer Dietrich Späte übergesprungen.

Selbst ein distanzierter Kritiker eigener Leistungen wie Torwart Andreas Thiel hat nach seiner Rückkehr in den Olympia-Kader wieder das Feuer gefangen, das bei ihm nach dem boykottbegünstigten olympischem Silber in Los Angeles sowie Absturz 1989 in die Drittklassigkeit schon erloschen schien. "Wenn wir das unter hohem Druck in Barcelona wiederholen können, kommen wir ins Halbfinale. Der Sprung aufs Treppchen wäre nicht unrealistisch."

Dabei lebt der 32 Jahre alte künftige Richter eher von der Zurückhaltung und dem Understatement und haßt geradezu jede unnütze körperliche Anstrengung. Mit seinem unglaublich ehrgeizigen Engagement bei der olympischen Trainingsform in den vergangenen Wochen aber steht er für eine neue Selbstverständlichkeit in einer Mannschaft, in der es "keine lauten Superstars von einst mehr gibt", sondern in der ein kämpferisches Kollektiv den Ton angibt.

Selbst der schwedische Mannschaftskapitän und zur Zeit wohl weltbeste Kreisläufer Per Carlen, mit dem Thiel schon seit 1978 "unzählige Länderspiele ausgefochten hat", zollte der DHB-Auswahl höchsten Respekt, den er aus alter Antipathie gegen überhebliche deutsche Nationalspieler bisher immer zurückgehalten hatte: "Diese Mannschaft lebt vom Kollektiv. Bredemeier hat es geschafft, daß sie sich untereinander helfen. So sind sie für jede Überraschung gut."

Bergsteiger kam in Italien um

BOZEN, 19. Juli (dpa). Ein deutscher Bergsteiger ist am Samstag am Sasso Nero in den italienischen Dolomiten in 2900 Metern Höhe tödlich verunglückt. Auf einer Eisplatte rutschte der 61jährige Mann aus Leverkusen aus und schlug mit dem Kopf gegen einen Fels. Auch eine von einer nahegelegenen Berghütte aus alarmierte Rettungsmannschaft konnte nicht mehr helfen: Der Mann war bereits seinen Verletzungen erlegen.

Opposition formiert sich in Mönchengladbach "Ein Trauerspiel ohnegleichen" Größte Krise der Vereinsgeschichte / Rüßmann-Comeback?

Der Rücktritt von "Klubchef-Methusalem" Helmut Beyer bei Borussia Mönchengladbach hat, wie in einem Teil der Auflage berichtet, beim einstigen Vorzeige-Klub der Fußball-Bundesliga die größte Führungskrise der Vereins-Geschichte besiegelt. "Das Ganze ist ein Trauerspiel ohnegleichen", meinte der ehemalige Geschäftsführer Helmut Grashoff kopfschüttelnd zu dem unsäglichen Sommertheater im ehemals als Oase von Eintracht und Harmonie gefeierten Traditionsklub.

Mit der Demission des dienstältesten Bundesliga-Präsidenten nach 30 Jahren, zwei Monaten und 22 Tagen, in die fünf Meistertitel, zwei UEFA-Cup- und ein DFB-Pokalsieg fielen, ist das einst glorreiche Triumvirat mit Beyer, Grashoff und Ex-Schatzmeister Alfred Gerhards, das gemeinsam über fast drei Jahrzehnte für Konstanz und Einigkeit stand, endgültig passé. Ruhe und Ordnung sind dem zuletzt immer heilloseren Chaos gewichen, dem Beyer nun entnervt entfloh. Er zog damit auch die Konsequenz aus der anhaltenden Empörung von Klub- Beirat, -Sponsoren und -Fans über die überraschende Entlassung von Manager Rolf Rüßmann am 8. Juli, für die die Führungscrew bisher keine Begründung abgeben wollte - oder konnte?

Seinen eigenen Rücktritt begründete der 66jährige offiziell damit, "im Rahmen unseres Konzeptes Fohlenelf 2000 einem jüngeren Kandidaten Platz machen" zu wollen. Freunden gegenüber deutete der von der Kritik spürbar getroffene Klubchef jedoch an, daß er sich "nicht demontieren lassen" wolle. Gladbachs Coach Jürgen Gelsdorf brachte dafür großes Verständnis auf: "Daß Herr Beyer, den ich als integeren Mann kennengelernt habe, nach gut 30jähriger Amtszeit so niedergemacht wurde, empfinde ich als ungerecht und undankbar."

Das Rest-Präsidium mit den Vize-Präsidenten Hans-Peter Moll und Dieter Frantzen wird die Geschicke bis zur Präsidenten-Neuwahl auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 27. August leiten. An diesem Tag sollen auch die Gründe offengelegt werden, die zu dem vor allem von Frantzen betriebenen Rüßmann-Rauswurf geführt haben. Der 41jährige Ex-Nationalspieler, dem, wie durchsickerte, kaufmännische Mängel und Führungsschwäche vorgehalten werden, hat den Dortmunder Anwalt Reinhard Rauball mit der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragt. Immerhin kann der angeblich schlechte Kaufmann darauf verweisen, die bisher nicht gerade üppig geflossenen Sponsorengelder von jährlich 1,6 auf rund 3,5 Millionen gesteigert zu haben.

Derweil formiert sich am Bökelberg eine Opposition. Wolfgang Hartung, der schon einmal gegen Beyer um das Amt des Klubchefs antreten wollte, gilt nun als dessen möglicher Nachfolger. "Aber nicht mit Moll in einem Gremium", ließ der Rechtsanwalt bereits durchblicken. Neue Turbulenzen scheinen programmiert, denn mit einem neuen "Chef" steigen auch die Chancen, daß der beliebte Rolf Rüßmann zum Bökelberg-Klub zurückkehren könnte. "Kein Kommentar", lautete dessen Aussage zum allgemeinen Tohuwabohu, "da ist mir noch zuviel in der Schwebe." Möglicherweise stellt sich auch der nach über 20 Jahren als Konditionstrainer gefeuerte Karl-Heinz Drygalski für einen Posten zur Verfügung.

Ex-Schatzmeister Alfred Gerhards, der seine Rücktrittserklärung als Vorsitzender des Beirates und des Ehrenrates am vergangenen Freitag bereits formuliert hatte, nahm davon zunächst Abstand: "Ich denke, daß ich noch hilfreich sein kann bei der Bewältigung der Krise, damit wir uns aus dem Dilemma heraus und wieder in ruhiges Fahrwasser kommen", sagte er in der Hoffnung auf bessere Zeiten. dpa

,Veraltete Ansätze aus den 80er Jahren bestimmen Umgang mit Aids' US-Experte Mann erneuert Kritik an WHO / Im Jahr 2000 über hundert Millionen HIV-Infizierte? / Weltkongreß in Amsterdam

AMSTERDAM, 19. Juli (dpa). Konzeptionslosigkeit beim Umgang mit der Immunschwäche-Krankheit Aids, hat anläßlich der Eröffnung des Welt-Aids-Kongresses in Amsterdam der Tagungspräsident Professor Jonathan Mann beklagt. Noch immer seien veraltete Ansätzen aus den frühen 80er Jahren bestimmend für den Umgang mit Aids.

Er erhoffe sich von dem Kongreß eine globale neue Marschroute, sagte der US- amerikanische Seuchenexperte. Die mutmaßliche Zahl der Aids-Infizierten im Jahr 2000 schätzt Mann mit 110 Millionen weltweit fast dreimal höher ein als die Weltgesundheitsorganisation WHO.

Mann war von 1986 bis 1990 Direktor des WHO-Aidsprogramms. Er trat von dem Amt zurück, weil er der WHO Bürokratentum und Untätigkeit vorwarf.

Bis kommenden Freitag wollen in Amsterdam 9000 Aids-Experten aus der ganzen Welt über Strategien zur Eindämmung der Seuche beraten und eine Bestandsaufnahme vorzunehmen. Da weder ein Impfstoff noch Medikamente zur Heilung von Aids in Sicht sind, sehen Experten in Information und Aufklärung der Bevölkerung zunächst noch die schärfsten Waffen und fordern deshalb weitaus mehr Mittel für entsprechende Kampagnen.

Wie schnell Hoffnungen zerplatzen können, machte gerade eine Meldung über US-Wissenschaftler deutlich, die große Erwartungen mit einer Substanz namens "Nonoxynol 9" verbunden hatten. Durch Laborversuche ermutigt, wurde dieser Stoff, der in einem Schwämmchen vaginal eingeführt die HIV-Übertragung beim Geschlechtsverkehr verhindern sollte, bei einer Gruppe kenianischer Prostituierter getestet. Die Untersuchungsergebnisse bestätigten die Laborversuche jedoch nicht.

Der Welt-Aids-Kongreß sollte ursprünglich in Boston stattfinden, wurde aber wegen des US-Einreiseverbots für Aids- Kranke nach Amsterdam verlegt. Mit mehreren 100 Vorträgen und zahlreichen Arbeitsgruppen stellt diese Tagung in erster Linie eine riesige Informationsbörse dar. Erstmals nehmen an ihr auch Vertreter der von der Aids-Ausbreitung besonders bedrohten "Dritten Welt" gleichberechtigt teil.

Aus deutschen Telnehmerkreisen wurde vor der Gefahr gewarnt, die schockierende Aids-Ausbreitung in Entwicklungsländern rechnerisch auch auf Europa zu übertragen. Wenn auch zur Sorglosigkeit kein Anlaß bestehe, so könne man die Entwicklungen jedoch keinesfalls miteinander vergleichen. Kritisiert wurde im Vorfeld des Kongresses auch, daß die der WHO zur Verfügung gestellten Mittel im vergangenen Jahr nicht der Ausbreitung der Seuche entsprechend zunahmen, sondern sogar um 40 Prozent zurückgingen. Zahl HIV-infizierter Kinder wächst

SAARBRÜCKEN (AP). In Deutschland leben nach Angaben der Kinder-Aids-Hilfe rund 1600 mit der Immunschwäche infizierte Kinder. Weil immer mehr infizierte Mütter, vor allem Drogenabhängige, Kinder bekämen, werde die Zahl aber immer größer, sagte die Vorsitzende Lis Spans im Saarländischen Rundfunk. Sie beklagte, daß Aidskranke immer noch diskriminiert würden. Zugleich sinke das Interesse der Öffentlichkeit an den Problemen der betroffenen Menschen. Die Aids-Hilfe sei wegen der unsicheren Finanzierung auf Privatspenden angewiesen, doch gingen diese immer mehr zurück.Cruise Missile gewann Zuchtrennen

Einen niederländischen Sieg gab es im mit 58 000 Mark dotierten Elmshorner Traber-Zuchtrennen. Der siebenjährige Hengst Cruise Missile gewann das Rennen mit dem Berufsfahrer Cornelis Loman.Platz zwei belegte Turbo Clöving (Lars Erik Glad) vor Graf Impish (Rolf Dautzenberg).

Anschläge auf Asylbewerber

BITTERFELD/BUCHHOLZ, 19. Juli (dpa/Reuter). Eine Gruppe von Skinheads hat in der Nacht zum Samstag ein Asylbewerberheim in Sachsen-Anhalt überfallen. Wie die Polizei mitteilte, drangen die Angreifer in das Gebäude ein, schlugen auf die Bewohner ein und zerstörten das Mobiliar. Zwei Heimbewohner seien verletzt worden, einer habe zur stationären Behandlung ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Die Täter entkamen.

Bei einem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Buchholz bei Hamburg ist eine zehnköpfige Familie nach Polizeiangaben vom Sonntag mit dem Schrecken davongekommen. In der Nähe des Tatortes seien vier bekannte rechtsradikale Skinheads gesehen worden, hieß es. Bei dem Anschlag war ein Müllbehälter neben der Unterkunft in Brand gesteckt worden. Die Feuerwehr konnte ein Übergreifen auf das Haus verhindern.

Dunkerbeck vor Weltcup-Gesamtsieg

Beim Grand Slam vor El Medano/Teneriffa verteidigten die Geschwister Dunkerbeck am vorletzten Wettkampf-Tag in der Disziplin Slalom ihre Gesamtführung. Bei den Damen verwies Britt Dunkerbeck Vorjahrs-Weltmeisterin Jutta Müller (Roxheim) in den Läufen drei und vier zweimal auf Platz zwei.

Wieder Kämpfe in Kabul

KABUL, 19. Juli (dpa/AFP). Nach mehrtägigen schweren Kämpfen in der Hauptstadt Kabul haben am Sonntag die rivalisierenden afghanischen Milizen einen Waffenstillstand vereinbart. Bei den erneuten ethnisch und religiös motivierten Kämpfen wurden nach unbestätigten Berichten über 60 Menschen getötet und 100 verletzt. Nach Angaben von Mudjaheddin-Kreisen kam die Feuerpause durch die Bemühungen von Verteidigungsminister Ahmed Schah Massud und Innenminister Ahmad Schah zustande.

Nach Tagen der Ruhe waren die Kämpfe am vergangenen Donnerstag zwischen schiitischen Hazara und sunnitischen Paschtunen erneut entbrannt. Am Samstag hatten die Auseinandersetzungen an Heftigkeit zugenommen, als Truppen des Verteidigungsministers versuchten, entführte Geiseln aus der Hand schiitischer Kämpfer zu befreien. Die Schiiten, die nach vorsichtigen Schätzungen inzwischen mehr als 20 Prozent der afghanischen Bevölkerung stellen und massiv aus dem benachbarten Iran unterstützt werden, versuchen seit mehreren Wochen, auch politisch stärkeren Einfluß in Afghanistan zu gewinnen.

Flüchtlinge zwischen Fronten

NAIROBI, 19. Juli (dpa). Zehntausende hungernder Flüchtlinge werden von Rebellen der Sudanesischen Befreiungsarmee (SPLA) daran gehindert, sich vor den Bürgerkriegskämpfen über die Grenze nach Uganda in Sicherheit zu bringen. Nach Rundfunkberichten von Sonntag waren bis zu 150 000 Menschen zwischen den Fronten der sudanesischen Regierungstruppen und der SPLA regelrecht eingeschlossen.

Hilfsorganisationen warfen der SPLA vor, die Flüchtlinge als lebenden Schutzschild zur Abwehr der Regierungssoldaten zu mißbrauchen. Die Rebellen, die seit neun Jahren gegen die Regierung in Khartum Krieg führen, befinden sich auf dem Rückzug, seit die Armee eine Großoffensive gestartet hat.

MOTORSPORT

500-ccm-Klasse: 1. Rainey (USA) Yamaha 45:05,182 Minuten (152,7 km/Std.), 2. Gardner (Australien) Honda 6,6 Sekunden zurück, 3. Kocinski (USA) Yamaha 8,6, 4. Garriga (Spanien) Yamaha 11,6, 5. Lawson (USA) Cagiva 33,9, 6. Mackenzie (Großritannien) Yamaha 45,7. - WM-Stand nach zehn von 13 Rennen: 1. Doohan (Australien) Honda 130 Punkte, 2. Rainey 93, 3. Schwantz (USA) 87, 4. Chandler (USA) 72, 5. Kocinski 67.

Everest-Besteigung wird teurer

KATMANDU, 19. Juli (dpa). Für den Schutz der Natur am höchsten Berg der Welt, dem Mount Everest, werden Bergsteiger bald drastisch zur Kasse gebeten. Wie das nepalesische Tourismusministerium am Sonntag in Katmandu mitteilte, muß eine fünfköpfige Expeditionsgruppe ab Herbst kommenden Jahres 50 000 US-Dollar für den Aufstieg zum 8848 Meter hohen Gipfel zahlen. Für zwei weitere Teilnehmer müssen noch einmal 20 000 Dollar hingeblättert werden.

Bislang hatten neunköpfige Gruppen nur 10 000 Dollar für den Gang auf den höchsten Berg der Welt bezahlen müssen. Zudem müssen die Gipfelstürmer künftig für die Entsorgung ihres Mülls sorgen: Das Ministerium ordnete nämlich auch an, daß die Kletterer ihren Abfall wieder mit in ihre Herkunftsländer nehmen müssen. Nach Schätzungen der nepalesischen Bergsteiger-Vereinigung haben Expeditionen allein oberhalb des Everst-Basiscamps über 50 Tonnen Müll zurückgelassen.Tennis-Turnier in Stuttgart Medwedew siegte im Finale gegen Ferreira

Der 17 Jahre alte Qualifikant Andrej Medwedew hat die versammelten Medaillenfavoriten aller Herren Länder düpiert und völlig überraschend den Sieg beim letzten großen Test vor Olympia davongetragen. Nachdem sich alle fünf angetretenen Top-Ten-Spieler einschließlich der deutschen Stars Michael Stich (Elmshorn) und Boris Becker (Leimen) vorzeitig verabschiedet hatten, nutzte der hochtalentierte Rechtshänder aus Kiew die Gunst der Stunde und krönte die erfolgreichste Woche seiner Laufbahn am Sonntag beim Stuttgarter Weissenhof-Turnier mit einem hart erarbeiteten 6:1, 6:4, 6:7 (5:7), 2:6, 6:1-Finalsieg gegen den Südafrikaner Wayne Ferreira.

In einem spannenden, aber nicht unbedingt hochklassigen Finale rackerte sich Medwedew in 2:51 Stunden zu seinem zweiten Turniersieg nach dem Erfolg in Genua und kletterte so bei seinem neunten Auftritt auf der ATP-Tour von Rang 100 unter die besten 40 der Welt. 371 Punkte sowie 141 500 Dollar waren der Lohn für seine glänzenden Leistungen, die schon im Viertelfinale mit dem Sieg gegen den topgesetzten Stefan Edberg (Schweden) einen Höhepunkt erreicht hatten. An dem 20 Jahre alten Weltranglisten-16. Ferreira lief das Endspiel über weite Phasen völlig vorbei. Der exzellente Hobby-Golfer aus Johannesburg kam überhaupt nicht in Schwung und leistete sich viel zu viele sogenannte unerzwungene Fehler.

"Ich bin nicht so cool, wie es auf dem Platz aussieht", hatte der eloquente Medwedew nach seinem 6:2, 6:2-Halbfinalsieg gegen den Österreicher Thomas Muster behauptet. Doch am Sonntag begann er in der Gluthitze des Centre Courts, als sei ein Endspiel bei einem mit 1,04 Millionen-Dollar-Turnier für ihn die normalste Sache der Welt. In nur 19 Minuten hatte er den ersten Satz in der Tasche, wobei er mit zwei Breaks rasch mit 4:0 in Führung gegangen war. Der Serve-and-Volley-Spezialist Ferreira, der sich mit einem 6:3, 6:2 gegen Karel Novacek (CSFR) durchgesetzt hatte, wurde erst nach einem abgewehrten Matchball bei 3:5-Rückstand im dritten Durchgang etwas sicherer.

Im Tiebreak machten Medwedew die Nerven einen Strich durch die Rechnung; im vierten Satz schien er dann mit den Kräften am Ende zu sein. Das erste Fünfsatz-Match seiner Karriere drohte ihm zu mißglücken. Doch er fand wieder auf den Siegeskurs zurück und machte mit seinem zweiten Matchball den ersten Turniersieg eines Qualifikanten in diesem Jahr perfekt. dpa

LEICHTATHLETIK

INT. SPORTFEST in Ingolstadt, Männer, 100 m: 1. Berger (Österreich) und Tuffour (Ghana) beide 10,32 Sekunden, 3. Little (USA) 10,38, 4. Tolbert (USA) 10,40, 5. Johnson (Kanada) 10,40.

400 m Hürden: 1. Vorster (Südafrika) 49,27 Sekunden, 2. Henderson (USA) 49,31, 3. Caristan (Frankreich) 49,53, 4. Köhrbrück (Halensee) 50,11.

Frauen, 100 m: 1. Vorster (Südafrika) 11,22 Sekunden, 2. Opara (Nigeria) 11,28.

400 m Hürden: 1. Rieger (Hinte) 57,19.

MOTORSPORT

250-ccm-Klasse: 1. Reggiani (Italien) Aprilia 44:37,434 Min., 2. Chili (Italien) Aprilia 0,257 Sek. zurück, 3. Cadalora (Italien) Honda 9,606, 4. Schmid (Backnang) Yamaha 10,049, 5. Cardus (Spanien) Honda 27,497, 6. Puig (Spanien) Aprilia 35,884. - WM-Stand nach zehn von 13 Rennen: 1. Cadalora 167 Punkte, 2. Reggiani 117, 3. Chili 87, 4. Puig 68, 5. Bradl (Zahling) Honda 67, . . . 9. Schmid 38.

US-Soldat in Mainz getötet

MAINZ, 19. Juli (dpa). Ein 19jähriger US-Soldat ist am frühen Sonntag morgen nach einem Diskothekenbesuch in Mainz von mehr als zehn mit Messern bewaffneten Männern verfolgt und erstochen worden. Das berichtete die Mainzer Polizei.

Die Bewaffneten hätten den 19jährigen bis zu einer Bushaltestelle verfolgt, niedergeschlagen und mit mehreren Messerstichen getötet, hieß es im Polizeibericht. Das Motiv für die Tat ist unklar. Möglicherweise sei der Soldat in der Diskothek in einen Streit zwischen Amerikaner und Türken geraten. Die Polizei nahm acht Türken, zwei Jugoslawen und einen Marokkaner fest, die möglicherweise mit der Tat in Verbindung stehen. Ein weiterer Verdächtiger sei entkommen.

Die Situation in der Zweiten Fußball-Bundesliga SC Freiburg Spitzenreiter Pokalsieger arg gerupft / Spiel mit dem Knie wird bestraft

Die Hetzjagd durch die Marathon- Runde der 2. Fußball-Bundesliga liefert weiter Überraschungen am Fließband und bringt vier Trainer schon nach dem dritten Spieltag in die Schlagzeilen: Michael Lorkowski arbeitet beim FC St. Pauli noch immer in "Hannover-Pokalform", Jürgen Sundermann erweist sich beim VfB Leizpig wieder als "Wundermann", Uwe Erkenbrecher tritt beim Aufsteiger VfL Wolfsburg nach Anfangserfolgen keineswegs auf die Euphoriebremse, und Volker Finke hat den SC Freiburg erneut in eine achtbare Frühform gebracht. Freiburg grüßt nach dem 4:0 über Pokalsieger Hannover 96 aufgrund der besseren Tordifferenz bei 5:1 Punkten als Tabellenführer.

In den drei Sonntag-Treffen triumphierte der SC Freiburg durch ein hohes Anfangstempo bei Temperaturen von über 30 Grad. Eine geschlossene Mannschaftsleistung zeichnete das Team von Trainer Volker Finke aus, der den Gegner nicht nur aus seiner Zeit beim TSV Havelse kannte, sondern den Pokalsieger auch in Stuttgart aufmerksam beobachtet hatte. Das zahlte sich aus, denn Hannover 96 war zeitweise nur ein Sparringspartner. Der VfL Osnabrück erreichte mit dem 1:1 gegen FC Remscheid den ersten zählbaren Heimerfolg in dieser Saison. Und in Darmstadt blühten die "Lilien". Hertha BSC wurde 3:0 bezwungen, die Berliner auf ihrem Höhenflug empfindlich gestört.

Mit der Rückpaß-Regel haben sich Trainer, Spieler, Schiedsrichter und Zuschauer noch immer nicht abgefunden. "Wir wollen kein Fachchinesisch auf dem Platz", forderte Otto Rehhagel von Werder Bremen, der neue Diskussionen um diese umstrittene Regel nach Beginn der Bundesliga-Saison am 15. August erwartet.

Weil eine "Rechtsunsicherheit" vorlag, konnte der Kölner Jürgen Niggemann nach der "Knie-Rückgabe" im Spiel gegen Mainz 05 am Samstag gegen den MSV Duisburg wieder mitwirken. Nach Rücksprache des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) beim Weltverband FIFA wird in Zukunft der Rückpaß mit Knie oder Kopf als "unsportliches Umgehen der Regel" mit der Gelben Karte bestraft.

In Leipzig jubeln die Fans über den "Traumstart" der Sundermann-Mannschaft, die nach dem 2:0 beim FC Homburg auch noch ohne Gegentreffer ist. Am Millerntor in Hamburg versucht Trainer Lorkowski die gleiche Masche, mit der er in Hannover so viel Erfolg hatte. Er macht in Understatement: "Der Aufstieg und die Zukunft interessieren mich im Augenblick nicht. Wir müssen uns auf das nächste Spiel konzentrieren, das am Dienstag gegen den VfB Leipzig schwer genug wird." Uwe Erkenbrecher fühlt sich mit seinem VfL Wolfsburg schon wie im "siebten Himmel" und feuert seine Spieler so an: "Wenn ihr 40 Punkte geschafft habt, dann könnt ihr machen was ihr wollt. Der Klassenerhalt ist dann gesichert." Das 0:0 beim Bundesliga-Absteiger Stuttgarter Kickers feierten die "Wölfe" jedenfalls wie einen Sieg und erhoffen sich beim Gastspiel des SC Freiburg nun Rekordbesuch.

Fortuna Düsseldorf befindet sich wie in der vergangenen Saison in der ersten Liga auf Talfahrt. Das Köppel-Team wartet nach dem 2:2 gegen Carl Zeiss Jena weiter auf den ersten Sieg, während sich der SV Meppen über den ersten Erfolg mit 1:0 beim Aufsteiger Wuppertaler SV freute. dpa

Großer Motorrad-Preis von Frankreich Waldmann schlich von dannen In der 500-ccm-Klasse siegte US-Amerikaner Wayne Rainey

Ralf Waldmann muß um seine Führung in der Motorrad-Weltmeisterschaft bangen. Der Honda-Pilot aus Ennepetal belegte am Sonntag beim Großen Preis von Frankreich in Magny Cours nur den zehnten Platz in der Klasse bis 125 ccm und hat in der WM-Wertung mit 102 Punkten nur noch einen Zähler Vorsprung vor seinem Verfolger Ezio Gianola aus Italien (Honda), der seinen vierten Saisonsieg feierte.

Pech hatte der Zahlinger Helmut Bradl. Der in der Gesamtwertung der Viertelliter-Klasse auf Platz fünf rangierende Honda-Fahrer mußte nach einem Trainingssturz auf den zehnten WM-Lauf verzichten. Nur Jochen Schmid aus Backnang konnte zufrieden sein: Der Yamaha-Pilot war als Vierter dieser Klasse der beste deutsche Fahrer am Sonntag im französischen Magny Cours.

Ralf Waldmann schlich nach dem Rennen völlig abgekämpft und traurig von dannen. Nach dem Start aus der vierten Reihe hatte er zwar zunächst einige Positionen gutmachen können, fiel zum Rennende hin aber wegen technischer Probleme ebenso rapide zurück und rettete als Zehnter gerade noch einen WM- Punkt. Hintergrund von Waldmanns Schwierigkeiten war ein teaminterner Streit, der zur Entlassung des Technikers und Teamkoordinators Herbert Kainzinger geführt hatte.

In der WM-Wertung rangiert der Italiener Alessandro Gramigni (Aprilia) mit 95,4 Punkten als Dritter hinter Waldmann und Gianola. Dirk Raudies aus Biberach (Honda/9,1) belegt nach seinem siebten Platz bei dem Rennen am Sonntag im Gesamtklassement Rang sieben.

Jochen Schmid hätte in der 250-ccm- Klasse um ein Haar den Weltmeister besiegt. Erst in einer Schlußattacke hievte sich der Italiener Luca Cadalora (9,606 Sek. zurück) noch als Dritter hinter seinen überlegenen Landsleuten Roris Reggiani (44:37,434 Minuten) und Pierfrancesco Chili (0,257/beide Aprilia) auf das Siegerpodest und machte den italienischen Dreifach-Triumph perfekt. Cadalora führt in der Weltmeisterschaft mit 167 Punkten vor Reggiani (117) und Chili (87).

In der Halbliterklasse buchte der US-Amerikaner Wayne Rainey auf seiner Yamaha in 45:05,182 Minuten nach langer Durststrecke den zweiten Sieg der Saison vor dem Australier Wayne Gardner (Honda/6,682) und dem US-Amerikaner John Kocinski (Yamaha/8,687). dpa

Leichtathletik-Wettkämpfe in Ingolstadt, Lindau und in Gateshead Santa Monica Track Club ersprintet sich Auto Heike Henkel überspringt 2,03 m / DLV-Staffel läuft ohne Katrin Krabbe Jahres-Weltbesttzeit

Die deutschen Leichtathleten sind eine Woche vor den Spielen in Barcelona noch keineswegs in olympischer Hochform. Lediglich Hochsprungweltmeisterin Heike Henkel aus Leverkusen und die Frauen-Sprintstaffel des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) reizten ihr Können voll aus. Heike Henkel meldete sich beim Sportfest in Ingolstadt mit übersprungenen 2,03 m zurück, die 4x100- m-Staffel stellte in 42,57 Sekunden am Samstag in Lindau sogar eine Weltjahresbestzeit auf.

Carl Lewis (USA) wurde für seinen Auftritt in Ingolstadt mit der in 38,12 Sekunden siegreichen Staffel des Santa Monica Track Clubs (Mark Witherspoon, Leroy Burrell, Carl Lewis, Mike Marsh) mit einem Oberklasse-Automobil entlohnt. "Carl der Große", in Barcelona nur im Weitsprung am Start, lief im Gegensatz zu allen seinen früheren großen Staffelrennen nicht am Schluß, sondern in der zweiten Kurve. Sein einstiger Erzrivale Ben Johnson war ein guter Startmann der in 39,34 Sekunden allerdings klar besiegten kanadischen Nationalstaffel.

Nach ihrer Niederlage vor elf Tagen in Lausanne gegen die bulgarische Weltrekordlerin Stefka Kostadinova ging es für Heike Henkel vor allem darum, ihre lädierte Achillessehne zu testen: An der neuen deutschen Rekordhöhe von 2,06 m scheiterte die Goldhoffnung am Sonntag vor 7000 Zuschauern zweimal nur knapp. Für eine gute Leistung sorgte danach auch noch die Dortmunderin Silke Knoll, die sich über 200 m auf 22,29 Sekunden steigerte.

Mit 42,57 Sekunden hatte am Samstag die 4x100-m-Staffel der Frauen auch ohne die Neubrandenburger Doppel-Weltmeisterin Katrin Krabbe mit einer neuen Weltjahresbestzeit überrascht. Das DLV- Quartett mit Andrea Philipp (Schwerin), Silke Knoll (Dortmund), Andrea Thomas (Sindelfingen) und Sabine Günther (Jena) war damit wesentlich schneller als die US-Staffel (42,86) in dieser Saison. "Da sieht man, was herauskommen kann, wenn eine Staffel sich gut versteht", sagte zufrieden Sprint-Cheftrainer Wolfgang Thiele.

Seinen Olympia-Test vor 4000 Zuschauern absolvierte der ehemalige Europameister Thomas Schönlebe (Chemnitz) aus dem Training heraus. Die 400 m lief er in ansprechenden 45,58 Sekunden. Europameister Dietmar Haaf (Kornwestheim) mußte sich im Weitsprung mit 8,01 m und Platz zwei begnügen. Sieger wurde sein Vereinskamerad Christian Thomas, der im letzten Versuch immerhin 8,06 m schaffte. Der Olympia-Dritte von Seoul, Larry Myricks (USA), erreichte nur 7,99 m.

Ein Gegenwind von 1,1 m/Sek. machte dem deutschen Hürdenrekordler Florian Schwarthoff (Heppenheim) zu schaffen. Er mußte sich über 110 m Hürden mit 13,54 Sekunden zufriedengeben. Das Fernduell mit Schwarthoff gewann der EM-Dritte über diese Strecke, Dietmar Koszewski (Berlin).

Olympia-Konkurrent Colin Jackson (Großbritannien) distanzierte beim Meeting in Gateshead in 13,17 Sekunden den Amerikaner Tony Dees (13,48). Bei demselben Meeting warf der Brite Steve Backley den Speer auf 87,12 m und sein Landsmann John Regis erreichte in 31,67 Sekunden über die selten gelaufenen 300 m eine europäische Bestzeit. 100-m-Weltrekordler Carl Lewis (USA) kam im Weitsprung auf 8,23 m.

Nach langer Verletzung siegte Karin Forkel (Halle) in Lindau im Speerwurf mit guten 67,20 m vor der Australierin Louise McPaul (62,18). Den Hochsprung der Männer gewann Jack Jacoby (USA) mit 2,30 m vor Carlo Thränhardt (Leverkusen) und dem erneut enttäuschenden Ralf Sonn (Weinheim), die beide nur 2,25 m übersprangen.

Rechtzeitig in Form scheint sich der Kugelstoß-Olympiasieger Ulf Timmermann (Berlin) gebracht zu haben. Bei den "Norddeutschen" in seiner Heimatstadt schaffte er im fünften Versuch 20,56 m. 800-m-Olympiasiegerin Sigrun Grau (Neubrandenburg) bewältigte die Stadionrunde in 51,94 Sekunden. dpa

Richter bei Attentat in Palermo getötet

PALERMO, 19. Juli (dpa/Reuter/AFP). Der Richter Paolo Borsellino, Mitarbeiter und Freund des ermordeten Mafia-Jägers Giovanni Falcone, ist am Sonntag nachmittag bei einem Bombenattentat in der sizilianischen Hauptstadt Palermo getötet worden. Wie die Polizei berichtete, fanden fünf weitere Menschen den Tod. Das Fahrzeug des Richters und zwei Wagen seiner Eskorte wurden von der Bombe voll getroffen, als dieser seine Mutter und Schwester besuchen wollte.

Dutzende Verletzte wurden in Krankenhäuser gebracht. Die Explosion war kilometerweit zu hören. Sie riß die Straße auf einer Länge von 200 Metern auf.

Eine Organisation "Bewaffnete Phalanx" bezichtigte sich in Anrufen bei der italienischen Nachrichtenagentur Ansa in Turin und Rom zu dem Anschlag. Die geheimnisvolle Gruppe hatte sich bereits mehrfach zu Attentaten bekannt.

Borsellino war als möglicher Nachfolger Falcones an der Spitze der nationalen Anti-Mafia-Behörde im Gespräch gewesen. Vor zwei Monaten war der Richter und Mafia-Jäger Falcone in Palermo zusammen mit seiner Frau und drei Leibwächtern einem Attentat der Mafia zum Opfer gefallen.

Kanu-Junioren gewannen Welt-Cup

Die deutschen Kanu-Junioren gewannen in Hamburg den erstmals ausgetragenen Welt-Cup, an dem sich 600 Kanuten aus 33 Ländern beteiligten.

Podlesch zum dritten Mal Meister

Carsten Podlesch wurde zum dritten Mal hintereinander Deutscher Meister der Steher. Nach zwei Finalläufen über 25 Kilometer, die er hinter Schrittmacher Dieter Durst souverän gewann, verteidigte der 22jährige Berliner auf der Nürnberger Radrennbahn unangefochten seinen Meistertitel.

Volleyball-Frauen ohne Chance

Mit 3:0 (15:6, 15:11, 15:11) besiegten die Volleyball-Frauen Japans die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) in Freiburg und demonstrierten den knapp 700 Zuschauern Volleyball in Vollendung. Bundestrainer Siegfried Köhler, mußte allerdings erneut auf einige Stammspielerinnen verzichten.

Kontakte zu Marseille Tapie bestätigte Gespräche mit Maradona

Diego Maradona hat Kontakte zum französischen Fußballmeister Olympique Marseille. Marseilles Präsident Bernard Tapie bestätigte Sonntag, daß sich ein Mitarbeiter von Maradonas Manager Marcos Franchi in der französischen Hafenstadt aufhält, um mit den Verantwortlichen des Klubs Gespräche über einen möglichen Transfer des Argentiniers zu führen. Maradona, dessen Sperre wegen Kokainmißbrauchs am 1. Juli auslief, wird auch mit den spanischen Vereinen Real Madrid und Sevilla in Verbindung gebracht.

"Solange Herr Ferlaino, der Präsident des SSC Neapel, nicht der Verkäufer ist, ist es utopisch sich vorzustellen, daß Maradona in Sevilla, bei Real, in Marseille oder sonstwo spielt", sagte Tapie. Der argentinische Stürmer hat beim italienischen Erstligisten Neapel noch einen Vertrag bis zum Juni 1993. dpa

a

NORWEGEN: Brann Bergen - Hamarkameratene 3:1, Kongsvinger IL - Mjöndalen IF 6:2, Lyn Oslo - Rosenborg BK Trondheim 1:3, Sogndal IL - IK St. Kristiansans 1:2, Viking FA Stavanger - Lilleström SK 0:2.

British Open der Golfer Faldo gewinnt, und Langer enttäuscht

Erst nach einem dramatischen Endkampf auf den letzten vier Löchern hat Nick Faldo vor über 35 000 Zuschauern auf dem schottischen Küstenplatz von Muirfield zum dritten Mal die British Open gewonnen, die älteste und bedeutendste Golfmeisterschaft der Welt.

Einen Tag nach seinem 35. Geburtstag kassierte der damit wieder Weltranglistenerste aus England einen Siegerscheck über 280 000 Mark von dem umgerechnet 2,8-Millionen-Mark- Preisgeld insgesamt für seine 272 Schläge. Faldo hatte die British Open bereits 1987 und 1989 gewonnen.

Er spielte Runden von 66+64+69+73 bei Par 71 und verpaßte damit am letzten Tag bei Sturmböen und Regenschauern den Rekord, einmal der erste Spieler zu sein, der dieses Turnier mit vier Runden unter 70 Schlägen gewinnt.

Doch der Engländer blieb nervenstark genug, als er auf dem 15. Grün erstmals die Führung an den US-Amerikaner John Cook verloren hatte, nachdem Nick Faldo mit einem beruhigenden Vorsprung von vier Schlägen auf die letzten 18 Löcher gegangen war.

Doch Cook vergab dann seine große Siegchance, als er am letzten Loch den Schlag zum Grün in die Zuschauergalerie verzog. Der eine Schlag Unterschied zum Gewinn ist rund 60 000 Mark teuer, denn John Cook wurde als Zweiter für seine 273 Schläge (66+67+70+70) "nur" noch mit rund 225 000 Mark honoriert. Dritter wurde der Spanier José-Maria Olazabal mit 274 (70+67+69+68) vor Steve Pate aus den Vereinigten Staaten mit 276 (64+70+69+73).

Für Deutschlands einzigen Weltklassegolfer Bernhard Langer bleibt der Gewinn der British Open auch nach dem 15. Anlauf weiterhin ein Traum, nachdem der US-Masters-Gewinner von 1985 schon viermal den Sieg zum Greifen nahe hatte - er war bereits jeweils Zweiter 1981/1987 und jeweils Dritter 1985/1986. Mit 291 Schlägen nach Runden von 70+72+76+73 belegte der derzeitige Weltranglisten-Fünfte nur den 59. Rang unter den nur 75 Konkurrenten, die sich von den 156 Teilnehmern noch für die beiden letzten Runden qualifiziert hatten.

"Ich kam in den starken und ständig wechselnden Böen vor allem mit den alten und sehr schwer zu lesenden Grüns in erster Linie nicht zurecht, denn meine besten Chancen habe ich im kurzen Spiel auf den Grüns vertan", stellte Bernhard Langer enttäuscht fest. dpa

Heinz Galinski in Berlin gestorben

BERLIN, 19. Juli (dpa). Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist am Sonntag im Alter von 79 Jahren in Berlin gestorben. Das bestätigte die Jüdische Gemeinde in Berlin am Sonntag abend.

Galinski habe sich von einer Herz-Operation am 16. Juni im Deutschen Herzzentrum Berlin nicht mehr erholt. Die Beisetzung finde Ende der Woche in Berlin statt.

Mazedonien beharrt auf Namen

SKOPJE, 19. Juli (AFP/Reuter). Der britische Außenminister Douglas Hurd hat die Führung Mazedoniens nicht bewegen können, den Namen der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik, wie von Griechenland gewünscht, zu ändern.

"Ich habe das Ziel meines Besuches nicht erreicht, aber ehrlich gesagt habe ich auch nicht geglaubt, so schnell dieses schwierige Namensproblem lösen zu können", sagte Hurd, dessen Land derzeit die EG-Präsidentschaft innehat, am Samstag abend nach einem Gespräch mit dem mazedonischen Präsidenten Kiro Gligorov in Skopje.

Mazedoniens Präsident Kiro Gligorov beauftragte den sozialdemokratischen Politiker Petar Gosev mit der Regierungsbildung. Wie die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug weiter berichtete, hat der frühere Kommunist 20 Tage Zeit, ein Kabinett zu benennen. Im Parlament der ehemals jugoslawischen Republik habe er sich bereits eine breite Mehrheit gesichert.

Nächtliche Unruhen in Bristol Nach Tod zweier Jugendlicher Plünderungen und Brände

LONDON, 19. Juli (AFP/AP). In der britischen Stadt Bristol ist es auch in der Nacht zum Sonntag wieder zu Ausschreitungen von Jugendlichen gekommen. Nach Polizeiangaben wurden 60 Menschen festgenommen. Jugendliche hätten mehrere Autos in dem armen Stadtteil Hartcliffe in Brand gesetzt.

Es war die dritte aufeinanderfolgende Nacht, in der Jugendliche auf den Straßen für Unruhen sorgten. Nach Polizeiangaben verlief die Nacht jedoch ruhiger als die beiden vorherigen, in denen es zu Plünderungen gekommen war und die Beamten mit Molotowcocktails angegriffen worden waren. Das Polizeiaufgebot war am Samstag verstärkt worden. Die Gaststätten hatten geschlossen.

Die Unruhen in dem Viertel hatten in der Nacht zum Freitag begonnen, als zwei junge Männer, die ein Polizeimotorrad für eine Spritztour gestohlen hatten, beim Zusammenstoß mit einem Polizeiauto getötet wurden. Freunde der jungen Männer beschuldigten die Polizei, den Unfall absichtlich provoziert zu haben. Die beiden Polizisten, die in dem Polizeiauto saßen, wurden inzwischen vom Dienst suspendiert, bis das Ergebnis einer von der Polizei eingeleiteten Untersuchung des Vorfalls vorliegt.

Die Polizei bestreitet allerdings, daß die Unruhen eine direkte Reaktion auf den Zwischenfall seien und bezeichnete sie als bloßen Vandalismus. Ein Drittel der festgenommenen Jugendlichen stamme nicht aus Hartcliffe. Am Todestag der beiden jungen Männer war in Hartcliffe bekanntgeworden, daß die Regierung die Bewilligung von Subventionen für das heruntergekommene Viertel abgelehnt hatte.

Im Herbst vergangenen Jahres war es im Zusammenhang mit dem Tod zweier "Joyrider" - das sind Jugendliche, die Autos stehlen, um damit riskante Rennen zu fahren - in Oxford und North Shields zu schweren Unruhen gekommen.

Tabakriese will Thatchers Hilfe

LONDON, 19. Juli (AFP). Die US-Tabakfirma Philip Morris will die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher als "Beraterin für internationale Politik" verpflichten. Dafür solle die jüngst in den Adelsstand erhobene Eiserne Lady eine Million Dollar (1,47 Millionen Mark) bekommen, berichtet die britische Wochenzeitung The Sunday Times in ihrer neuen Ausgabe unter Berufung auf Philip Morris. Thatcher, selbst Nichtraucherin, solle dem weltweit größten Zigarettenproduzenten helfen, die Märkte in Osteuropa und den Entwicklungsländern zu erobern. Der Vertrag solle "sehr bald" unterzeichnet werden.

Ein Sprecher der Labour-Opposition forderte Thatcher noch am Wochenende auf, sofort von dem Vertrag zurückzutreten. Es beschmutze das Amt des Premierministers, wenn sie Geld von der Tabak- Industrie nehme, um ihre Mitmenschen in ein Laster zu treiben. Vor drei Jahren hatte die damals amtierende Premierministerin eine Kampagne gestartet, um die Zahl der Raucher unter Jugendlichen zu halbieren.

Zeitung unter Druck gesetzt

FREETOWN, 20. Juli (AFP). Die Wochenzeitung New National im afrikanischen Sierra Leone soll gezwungen werden, ihre Informanten preiszugeben, denen zufolge die Militärregierung sich mit russischen Rüstungsgütern eindeckte, um die Rebellen des liberianischen Bürgerkriegs vom Staatsgebiet Sierra Leones zu vertreiben. Das Boulevardblatt müsse sein Erscheinen bis zur Herausgabe der Informationen einstellen, teilte Informationsminister Julius Maada Bio am Samstag in Freetown mit.

Der Herausgeber der Zeitung, Vandi Kallon, sagte in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP, er sei "geschockt" von der Entscheidung. Die Veröffentlichung sei in "nationalem Interesse" gewesen.

Ohne HIV-Infektion an Aids erkrankt

NEW YORK, 19. Juli (AFP). Mindestens elf Menschen sind nach Informationen der US-Zeitschrift Newsweek weltweit an Aids erkrankt, obwohl sie nicht mit dem HIV-Virus infiziert waren. Dies weise darauf hin, daß es möglicherweise einen neuen Virus-Typ gebe, schreibt das Blatt.

Von den elf Fällen seien sechs in den USA bekanntgeworden. Alle sechs litten an typischen Aids-Symptomen, ohne HIV-positiv zu sein. Sollte es tatsächlich einen weiteren Aids-Erreger geben, müsse dringend eine neue Testmethode entwickelt werden, hieß es weiter.

(Weiterer Bericht siehe "Aus aller Welt")

Sirenen riefen zur Wahl

HANOI, 19. Juli (AFP). In Vietnam haben am Sonntag die Parlamentswahlen begonnen. Gellende Sirenen erinnerten die 37 Millionen Wähler am Morgen an die Öffnung der Wahlbüros. Nach dem neuen Wahlgesetz konnten sich erstmals auch von den herrschenden Kommunisten unabhängige Kandidaten bewerben. Von den 40 Interessenten wurden aber lediglich zwei zugelassen. Neu ist ferner, daß Organisationen wie der kommunistische Jugendverband oder die Frauenvereinigung eigene Kandidatenlisten aufstellen durften, anstatt nur die Vorschläge der größten Massenorganisation, der "Vaterländischen Front", zu übernehmen.

Am Sonntag traten 601 Kandidaten für das auf 395 Sitze verkleinerte Parlament an. Die kommunistische Führung leitete vor fünf Jahren wirtschaftliche Reformen ein, will aber alleine an der politischen Macht festhalten. Unter den abgelehnten unabhängigen Kandidaten war Verlautbarungen zufolge auch die Schriftstellerin Duong Thu Huong, die im vergangenen Jahr sieben Monate unter Hausarrest gestanden hatte.

Hoher Besuch aus Nordkorea

SEOUL, 19. Juli (AFP). Der stellvertretende nordkoreanische Regierungschef Kim Dal Hyon ist am Sonntag zu einem einwöchigen Besuch in Südkorea eingetroffen. Offiziellen Angaben zufolge will Kim während seines Aufenthaltes einen ersten Einblick in die südkoreanische Marktwirtschaft gewinnen. Bei seiner Ankunft rief Kim zur Zusammenarbeit zwischen Nord- und Südkorea in gemeinsamen Projekten auf.

Die beiden Staaten hatten im Februar einen Versöhnungsvertrag unterzeichnet. Die Verhandlungen zwischen beiden Ländern waren jedoch danach wegen der vermuteten Entwicklung von Atomwaffen in Nordkorea ins Stocken geraten. Kim sagte, er werde während seines Besuch die Frage der Atomwaffen nicht erörtern und sich in den Gesprächen hauptsächlich auf wirtschaftliche Fragen konzentrieren.

Kim wird auch mit dem südkoreanischen Präsidenten Roh Tae Woo zusammentreffen.Demonstration vor Kubas Küste

KEY WEST, 19. Juli (AFP). Eine Schiffsflotte von Exilkubanern hat sich am Samstag bei einer Protestaktion gegen die kommunistische Regierung von Fidel Castro bis auf 20 Kilometer der Küste Kubas angenähert. Die 25 Schiffe ankerten außerhalb der kubanischen Hoheitsgewässer, an einer Stelle, von wo aus die Hauptstadt Havanna in Sicht war. Das berichteten Teilnehmer der Demonstration.

In einem symbolischen Akt warfen die Demonstranten eine kubanische Fahne aus Blumen und Holzkreuzen ins Meer. Die US-Küstenwacht patrouillierte unterdessen mit Unterstützung eines Flugzeugs in der Umgebung. Kein kubanisches Schiff ließ sich während der Protestaktion blicken. Allein seit Freitag hat die US-Küstenwacht nach eigenen Angaben 49 Kubaner gerettet, die in kleinen Booten von der Insel geflüchtet waren.

Noch mehr Kindermorde in Rio

RIO DE JANEIRO, 19. Juli (AFP). Im brasilianischen Rio de Janeiro werden weitaus mehr Straßenkinder von Killerkommandos umgebracht, als bislang angenommen. Nach einer am Wochenende veröffentlichten Studie wurden zwischen Juni 1991 und Mai 1992 in nur vier von 13 Bezirken der Stadt 371 Minderjährige ermordet. Dabei wurde in den ersten fünf Monaten dieses Jahres ein Anstieg der Kindermorde um 40 Prozent festgestellt. In die von einem Jugendrichter der Stadt in Auftrag gegebene Untersuchung wurden die bevölkerungsreichen und unter einer hohen Kriminalitätsrate leidenden Bezirke Sao Goncalo, Sao Joao de Meriti und Nilopolis nicht einbezogen.

Die neue Studie zeigt, daß die Zahl der Kindermorde in Rio deutlich höher liegt als bislang vermutet. Die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) hatte in ihrem letzten Bericht 139 ermordete Kinder in der gesamten Stadt im ersten Halbjahr 1991 registriert.

Die Minderjährigen, die auf der Straße leben und sich mit kleineren Diebstählen durchschlagen, werden meist von Killerkommandos ermordet. Diese setzen sich aus Polizisten, Privatagenten oder auch aus Mitgliedern von Verbrecherbanden zusammen, die die Armenviertel der Stadt, die Favelas, kontrollieren.

Ölpest in Kolumbien

BOGOTA, 19. Juli (AFP). Nach dem Anschlag von Rebellen auf eine Ölpipeline im westlichen Kolumbien ist eine Umweltkatastrophe ausgebrochen. 45 000 Barrel Öl strömten bislang in drei Flüsse und gelangten auf diesem Weg in die ausgedehnten Sumpfgebiete der Region von Magdalena Medio (400 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Bogotá), wie die staatliche Ölgesellschaft Ecopetrol am Wochenende mitteilte.

Tausende von Fischarten seien durch die Ölpest bedroht. Auch in der Landwirtschaft der Region sei mit schweren Schäden zu rechnen. Die Flüsse Ite und Cimitarra, in die sich das Öl ergoß, versorgen die Bananen-, Mais- und Maniokpflanzungen in den Ortschaften San Pablo und Cantagallo mit Wasser. Es sei fast unmöglich, die Ausbreitung des Ölteppichs zu stoppen, sagte ein Ecopetrol-Ingenieur. Weil die Guerilleros weiter in dem Gebiet aktiv seien, könne das Leck in der Pipeline zunächst nicht repariert werden, so daß weiter Öl ausströmte.

Streikverzicht in Argentinien

BUENOS AIRES, 20. Juli (AFP). In Argentinien haben die peronistischen Gewerkschaften ihre Streikankündigung zurückgenommen und sich zu weiteren Verhandlungen mit der Regierung bereiterklärt. Das teilten Führer der Gewerkschaftsorganisation CGT am Wochenende mit. Die Regierung strebt ein Abkommen mit den Gewerkschaften über den Verzicht auf Arbeitskampfmaßnahmen bis zum Ende der Amtszeit von Präsident Carlos Menem in drei Jahren an.

In den ersten drei Jahren der Regierung Menems, der selbst der peronistischen Gerechtigkeitspartei (PJ) angehört, hat die CGT bislang noch keinen Streik ausgerufen. In der Regierungszeit seines Vorgängers Raul Alfonsin hatte sie hingegen 13 Generalstreiks organisiert.

Streit gibt es zwischen der Regierung und der CGT unter anderem um die Kontrolle über die Finanzierung der Sozialleistungen. Die traditionell von den Gewerkschaften verwalteten Sozialleistungen wurden der staatlichen Kontrolle unterstellt.Gewalt-Serie in Belgien

BRÜSSEL, 19. Juli (AFP). In Belgien sind am Wochenende drei entlaufene Häftlinge wieder festgenommen worden, die in den vergangenen Tagen eine Serie von Morden und anderen Gewalttaten begangen haben sollen. Einer der Männer wurde von der Polizei gefaßt, die beiden anderen stellten sich freiwillig, teilte die Polizei mit.

Einer der drei jungen Männer war am Mittwoch entkommen, als er von dem Gefängnis von Lantin bei Lüttich in die 30 Kilometer entfernte Haftanstalt von Huy überführt werden sollte. Die zwei Polizisten, die ihn begleiteten, wurden später erschossen auf einem Parkplatz gefunden. Der 29jährige Flüchtling, der Mitglied einer Verbrecherbande in Lüttich war, stellte sich am Sonntag morgen.

Den beiden anderen Männern im Alter von 28 und 21 Jahren wird vorgeworfen, mindestens einen Mann getötet und seine Begleiterin vergewaltigt zu haben. Ein weiterer junger Mann und eine junge Frau, die von den beiden Männern überfallen worden sein sollen, wurden den Polizeiangaben zufolge noch vermißt. Der 28jährige wurde in der Nacht zum Samstag in Angleur bei Lüttich gefaßt. Bei einer ersten Vernehmung bestritt er sämtliche Vorwürfe. Sein Komplize stellte sich in der folgenden Nacht im Gefängnis von Verviers.

Zuversicht für Nahost US-Außenminister sieht neue Möglichkeiten im Friedensprozeß

JERUSALEM, 19. Juli (AFP). Durch den Regierungswechsel in Israel sieht US-Außenminister James Baker neue Möglichkeiten im Nahost-Friedensprozeß. Baker traf am Sonntag nachmittag in Tel Aviv zu einem Israel-Besuch ein. Auf dem Flug hatte Baker Ministerpräsident Yitzhak Rabin zu seiner Entscheidung beglückwünscht, Bauvorhaben in den besetzten Gebieten auszusetzen. In Jerusalem, der ersten Station von Bakers Nahostreise, traf die Polizei am Sonntag strenge Sicherheitsvorkehrungen. Der Hörfunk hatte berichtet, daß ultrarechte Gruppierungen ein Attentat auf Baker planen. Die daraufhin besonders überwachte ultrarechte Kach-Bewegung bestritt Attentatspläne, doch demonstrierten etwa 20 ihrer Mitglieder gegen die geplanten Konzessionen der Regierung.

Das israelische Kabinett bestätigte am Sonntag die am Donnerstag angekündigte Unterbrechung noch nicht begonnener Wohnungsbauvorhaben in den besetzten Gebieten. Die USA hatten einen völligen Baustopp zur Bedingung für die Freigabe von Kreditgarantien in Höhe von zehn Milliarden Dollar gemacht. Auch die Palästinenser fordern ein Ende der Besiedlung der besetzten Gebiete. Von der am Donnerstag angekündigten Unterbrechung der Bauvorhaben sind aber nur 5000 Wohnungen im Westjordanland und Gaza-Streifen betroffen. Derzeit sind etwa 14 000 weitere Wohnungen in den besetzten Gebieten im Bau.

Die israelische Regierung bestätigte am Sonntag ägyptische Berichte, wonach Rabin am Dienstag nach Kairo reisen wird. Wie aus ägyptischen Regierungskreisen verlautete, soll dort ein Dreiertreffen zwischen Rabin, Baker und dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak stattfinden. Neben Ägypten und Israel wird Baker auch Syrien und Jordanien besuchen. Ziel der Reise Bakers ist es, dem Friedensprozeß im Nahen Osten neue Impulse zu geben.

(Kommentar auf Seite 3)

Mafia verübt erneut Attentat auf Richter

PALERMO / ROM, 20. Juli (AFP / Reuter). Weniger als zwei Monate nach dem Attentat auf den italienischen Richter Giovanni Falcone hat die Mafia am Sonntag erneut einen hochrangigen Mafia-Jäger ermordet. Der Untersuchungsrichter Paolo Borsellino, ein enger Freund und Mitarbeiter Falcones, wurde bei einem Sprengstoffanschlag im sizilianischen Palermo getötet.

Neben dem 54jährigen Borsellino kamen fünf seiner Leibwächter um, darunter eine junge Frau. Fünfzehn Menschen wurden bei der Explosion verletzt, mehrere schweben in Lebensgefahr.

Der Untersuchungsrichter von Palermo galt nach Falcone als die Nummer zwei in der italienischen Mafia-Bekämpfung. Er war als möglicher Nachfolger Falcones an der Spitze der nationalen Anti- Mafia-Behörde gehandelt worden. Falcone, seine Frau und drei Leibwächter waren am 23. Mai auf der Autobahn zum Flughafen von Palermo ebenfalls bei einem Sprengstoffattentat getötet worden, das der Mafia zugeschrieben wird.

Das neue Attentat wurde in Italien verurteilt. In Palermo und der sizilianischen Stadt Trapani sowie in weiteren italienischen Städten kam es am Abend zu spontanen Protestkundgebungen. Kurz nach dem Attentat rief der italienische Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro im Fernsehen die Italiener zur völligen Einigkeit auf, "um die Schlacht gegen die Mafia zu gewinnen". Angesichts der beiden "grausamen Verbrechen" forderte Scalfaro die Italiener auf, die Kriminalität und Gewalt zu bekämpfen, mit der die Demokratie gedemütigt werden solle.

An die Adresse aller politischen und sozialen Kräfte gerichtet, sagte der Staatspräsident, nun sei die Stunde gekommen, die "Glaubwürdigkeit der Institutionen zu verteidigen". Regierungschef Guiliano Amato sagte nach dem Anschlag, der Staat werde der Mafia zu antworten wissen. "Die zerfetzten Toten erfüllen uns mit Schmerz, bekräftigen aber unsere Entschlossenheit", sagte Amato weiter. Obwohl sich eine Organisation "Bewaffnete Phalanx" in Anrufen bei der italienischen Nachrichtenagentur ANSA in Turin und Rom zu dem Anschlag bekannte, steht nach Ansicht der italienischen Behörden außer Zweifel, daß es sich um ein Werk der Mafia handelte. Nach ersten Ermittlungen könnte es sich bei dem Sprengstoff um denselben Typ handeln, mit dem auch Falcone ermordet worden war. Nach Ansicht vieler Einwohner Palermos handelte es sich um ein "angekündigtes Attentat". Ein Mafia-Mitglied hatte während des Prozesses gegen seinen Clan ausgesagt, die Mafia bereite einen Anschlag gegen Richter Borsellino vor. Der Untersuchungsrichter von Palermo gehörte seit einigen Jahren mit Falcone zu den bedeutendsten italienischen Mafia-Jägern. Mit Falcone verband ihn seit der Kindheit eine Freundschaft.

Nach Angaben der Polizei waren das Fahrzeug des Richters und zwei Autos seiner Eskorte um 17 Uhr von der Explosion einer Autobombe voll getroffen worden. Borsellino war auf dem Weg zu seiner Mutter und seiner Schwester, denen er einen Besuch abstatten wollte. Der völlig verkohlte Körper Borsellinos, dem der rechte Arm abgetrennt worden war, wurde von den Rettungskräften aus dem zerstörten Fahrzeug gezogen. Der Körper der jungen Leibwächterin sei von der gewaltigen Detonation in einen Baum geschleudert worden, hieß es weiter. Die Straße wurde durch die Wucht der Explosion auf einer Länge von mehreren Dutzend Metern buchstäblich umgepflügt. Die umliegenden Gebäude wurden mehrere Etagen hoch beschädigt. Nach ersten Ermittlungen war die Sprengladung in einem geparkten Auto versteckt gewesen.

Die drei einflußreichsten italienischen Gewerkschaften kündigten für den Tag der Beisetzung Borsellinos einen Generalstreik auf Sizilien an. Einige sizilianische Leibwächter kündigten ferner an, sie wollten ab heute in Streik treten. Sie sagten, sie seien nicht dazu bereit, sich "abschlachten" zu lassen. Begleitschutz sei in ihren Augen sinnlos geworden, weil der Staat offenbar die Kontrolle über die Region an die Mafia verloren habe, sagte ein Sprecher im Fernsehen.

Beiräte und Beauftragte für Behinderte? Die Einführung von Behindertenbeiräten und Behindertenbeauftragten in hessischen Städten, Gemeinden und Landkreisen hat der Reichsbund der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen gefordert. Nachdem mit der letzten Änderung der Gemeinde- und Landkreisordnung die Errichtung von Ausländer- und Frauenbeiräten und -beauftragten zwingend vorgeschrieben worden sei, bildeten die Schwer- und Schwerstbehinderten die letzte Minderheitsgruppe, deren Belange nicht auf dieser Ebene berücksichtigt werde, sagte Reichsbund-Landesgeschäftsführer Alexander Martin. Bald 16 000 Beratungen jährlich Mehr Landesmittel zum Ausbau der Familienberatungsdienste in Hessen hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) von der Landesregierung gefordert. Wenn die Beratungsstellen ihrer nach der Reform des Paragraphen 218 vorgeschriebenen umfassenden Beratungsverpflichtungen nachkommen sollen, müßten sie erheblich ausgebaut werden, sagte DGB-Landesvorsitzender Karl Heinz Jungmann. Nach seinen Informationen hatten im vergangenen Jahr alle Familienberatungsdienste im Durchschnitt 14 000 Beratungen im Jahr geleistet. Nach Einschätzung dieser Dienste werde die Zahl bei Ausschöpfung der neuen Möglichkeiten des Paragraphen 218 auf mindestens 16 000 steigen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müßten sie aus dem nächsten Haushalt des Landes rund 1,4 Millionen Mark bekommen. Weniger Strom-, mehr Gasverbrauch Im Winterhalbjahr 1991/92 wurden in Hessen 0,3 Prozent weniger Strom, aber 2,1 Prozent mehr Gas als im entsprechenden Vorjahreszeitraum verbraucht. Wie das Statistische Landesamt in Wiesbaden mitteilte, seien von Oktober 1991 bis einschließlich März 1992 rund 16,6 Milliarden Kilowattstunden Strom und 39,6 Milliarden Kilowattstunden Gas aus dem öffentlichen Netz entnommen worden. Als Grund für diese "günstige Verbrauchsentwicklung", so das Landesamt, nannte die Behörde den milden Winter, denn die mittlere Temperatur in den sechs Monaten habe 4,2 Grad Celsius betragen.Selbstverteidigungskurs für Blinde Als Modellversuch wird in Kassel ein Selbstverteidigungskurs für blinde und sehbehinderte Frauen angeboten. Das teilte der Verein zur Förderung der Autonomie Behinderter (fab) in Frankfurt mit. Da die üblichen Selbstverteidigungskurse hauptsächlich auf optische Wahrnehmungen angelegt seien, hätten die Initiatoren ein Konzept erarbeitet, das Kenntnisse ohne optische Informationen vermittele.

Reifenschaden - ein Toter, vier Verletzte

IDSTEIN. Ein Toter und vier Verletzte sind die Bilanz eines Verkehrsunfalls, der sich am Samstag abend auf der A 3 bei Bad Camberg (Kreis Limburg-Weilburg) ereignet hatte.

Wie die Autobahnpolizei in Idstein gestern mitteilte, hatte sich an einem Auto, das in Richtung Frankfurt unterwegs war, die Lauffläche des linken Hinterreifens gelöst. Der Wagen geriet ins Schleudern und überschlug sich mehrmals, bevor es auf einem Acker zum Stehen kam.

Die 26jährige polnische Beifahrerin starb beim Transport ins Krankenhaus. Ein 85jähriger Insasse wurde schwer, die 22jährige Fahrerin und ihre Eltern leicht verletzt. lhe

Feuer in Eissporthalle: 100 000 Mark Schaden

VIERNHEIM. Rund 100 000 Mark Schaden sind am Samstag bei einem Brand der Gaststätte in der Viernheimer Eissporthalle (Kreis Bergstraße) entstanden. Das berichtete die Heppenheimer Polizei am Sonntag, die von Brandstiftung ausgeht. Das Lokal und die Sporthalle waren zum Zeitpunkt des Brandes menschenleer.

Das Feuer griff von einem brennenden Holzstapel auf die Halle über, beschädigte die Dachkonstruktion des Lokals und die Kunstoffverkleidung an der Außenseite der Halle.

Die Freiwillige Feuerwehr konnte ein weiteres Ausbreiten der Flammen verhindern. lhe

US-Soldat von der Ehefrau erstochen

DARMSTADT. Eine 23jährige Amerikanerin aus Darmstadt hat am Samstag gestanden, ihren ein Jahr jüngeren Ehemann mit einem Messerstich getötet zu haben.

Wie die Darmstädter Polizei am Sonntag mitteilte, ging nach Aussage der Frau dem tödlichen Stich ein Streit zwischen den Eheleuten voraus, in dessen Verlauf der US-Soldat seine schwangere Frau auch geschlagen haben soll.

Bei ihrer ersten Vernehmung hatte die Frau zunächst ausgesagt, ihr Mann sei am Freitag morgen mit einer Stichwunde in der Brust nach Hause gekommen. Er habe sie gebeten, ihn zum Arzt zu bringen, sei aber beim Verlassen der Wohnung zusammengebrochen und noch vor Eintreffen des Notarztes gestorben. lhe

US-Soldat erstochen: elf Verdächtige

WIESBADEN / MAINZ. Ein 19jähriger US-Soldat ist am frühen Sonntagmorgen nach einem Discothekenbesuch in Mainz von mehr als zehn mit Messern bewaffneten Männern verfolgt und erstochen worden. Das berichtete die Mainzer Polizei. Die Bewaffneten hätten den in Wiesbaden stationierte Amerikaner bis zu einer Bushaltestelle verfolgt, niedergeschlagen und dann mit mehreren Messerstichen getötet.

Die Polizei nahm acht Türken, zwei Jugoslawen und einen Marokkaner fest, die möglicherweise mit der Tat in Verbindung stehen. lrs

München 99 wieder in Regionalliga

Der SV München 99 und VW Mannheim kehren wieder in die Wasserball- Regionalliga Süd zurück, während der TSV 1850/09 Korbach (Hessen) und das saarländische SV Neunkirchen den Aufstieg beim Viererturnier in Mannheim am Wochenende verpaßten. Für die Münchener ist es ein Jahr nach dem Abstieg bereits die fünfte Rückkehr in die höchste Süd-Liga.

Zwei Tote bei Frontalzusammenstoß

FRANKENBERG. Beim Zusammenprall zweier Personenwagen sind am Sonntag nachmittag in der Nähe von Frankenberg (Kreis Waldeck-Frankenberg) zwei Menschen getötet worden. Vier wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Nach Auskunft der Frankenberger Polizei war ein 34jähriger Autofahrer infolge zu hoher Geschwindigkeit und Alkoholgenusses mit seinem Wagen zunächst nach rechts von der Fahrbahn abgekommen und dann auf die Gegenfahrbahn geschleudert.

Dort prallte er frontal in das entgegenkommende Fahrzeug einer fünfköpfigen Familie aus Dietzhölztal im Lahn-Dill- Kreis. In diesem Wagen starben der 40jährige Fahrer und sein im Fond sitzender Vater.

Die Ehefrau und die beiden Kinder des 40jährigen erlitten zum Teil lebensgefährliche Verletzungen.

Der 34jährige Unfallverursacher wurde schwer verletzt. lhe

Feuerpause mehrfach gebrochen Gefechte in Bosnien / Belgrader Premier Panic besucht Sarajewo

SARAJEWO, 19. Juli (Reuter/dpa). Ungeachtet der für Sonntag vereinbarten Waffenruhe in Bosnien-Herzegowina gingen Feuergefechte und Artillerieangriffe in der Republik auch am Abend weiter. Serben und Moslems beschuldigten sich gegenseitig die Feuerpause zu brechen. Der Premier Rest-Jugoslawiens, Milan Panic, traf in Sarajewo zu Friedensgesprächen mit dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic zusammen. Dabei bot er Gespräche über eine Beendigung des Krieges an und verlangte eine schnelle Antwort Bosniens.

Radio Sarajewo berichtete am Sonntag abend von ununterbrochenem serbischen Artilleriebeschuß auf viele Stadtteile. Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug stellte dagegen, Moslems hätten das Hauptquartier der Vereinten Nationen (UN) angegriffen. In Rundfunkkommentaren verschiedener Sender in den Konfliktregionen, vor allem in Sarajewo und Belgrad, wurden die Erfolgschancen für eine Waffenruhe - die für 18 Uhr festgelegt worden war - äußerst pessimistisch beurteilt.

Nach der in der vergangenen Woche unter EG-Vermittlung in London ausgehandelten Waffenruhe zwischen den drei kriegführenden Parteien in Bosnien - Serben, Kroaten und Moslems - sollten alle Seiten ihre schweren Waffen während der 14-tägigen Feuerpause der UN- Kontrolle überstellen.

Noch wenige Stunden vor Inkrafttreten des Waffenstillstandes hatten serbische Verbände mit neuen, heftigen Angriffen auf die ostbosnische Stadt Gorazde offensichtlich versucht, vollendete Tatsachen zu schaffen. "Es ist die Hölle los, und der Himmel brennt", beschrieb ein Reporter von Radio Sarajewo die Lage aus der bombardierten Stadt. Es werde "Mann gegen Mann auf Leben und Tod gekämpft". Angeblich aber konnten die Moslems ihre Stellungen gegen die waffentechnisch überlegenen serbisch-montenegrinischen Angreifer halten. Tanjug zufolge wurden serbische Einheiten bei Gorazde beschossen. Ihre Kommandeure hätten befohlen, das Feuer zu erwidern, wenn die Angriffe nicht bis zum frühen Sonntag nachmittag aufhörten. Radio Sarajewo berichtete, in der Nacht und am Sonntag morgen sei in den Städten Visoko, Breza und Ilijas nordwestlich Sarajewos gekämpft worden.

In der Nacht zum Sonntag war auch in Sarajewo geschossen worden. Die Rundfunkjournalistin Jasna Ducic berichtete, am schwersten betroffen sei der Stadtteil Dobrinja in der Nähe des Flughafens.

Auch aus anderen Gebieten, so aus Bosanski Brod an der Grenze zu Kroatien, waren serbische Artillerieangriffe gemeldet worden; die auf dem gegenüberliegendem Ufer der Save kroatische Stadt Slavonski Brod wurde auch beschossen.

Der neue Regierungschef von Rest-Jugoslawien, Milan Panic, sprach am Sonntag in Sarajewo mit dem bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic. Nach einem fast dreistündigen Treffen mit Izetbegovic erklärte er, die serbische Seite sei bereit, diesen "dummen, unglaublichen und gewissenlosen Krieg" zu beenden und ihre schweren Waffen unter UN-Kontrolle zu stellen. Er werde in der bosnischen Hauptstadt ein Sammellager eröffnen, in dem die Waffen gelagert werden sollen, versprach Panic. Dabei gab er Izetbegovic aber nur eine "sehr kurze Zeit" zur Antwort. Wenn er nicht zustimme, werde die Welt wissen, welche Seite den Krieg fortsetzen wolle.

Der Weltsicherheitsrat forderte UN-Generalsekretär Butros Ghali auf, einen Bericht über die Umsetzung der Londoner Vereinbarung vorzulegen. Er soll auch prüfen, ob dazu die UN-Truppen verstärkt werden müssen. (Weiterer Bericht auf Seite 2)

Dollar nähert sich Rekordtief

NEW YORK (rtr). Der Kursverfall des Dollar, der am Freitag in New York erst unter 1,46 Mark zum Stillstand kam, wird sich nach Expertenmeinung wahrscheinlich weiter fortsetzen. Für viele Devisenhändler ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann der "Greenback" an sein historisches Tief von 1,4430 Mark herankommt, das er im Februar 1991 erreichte. Allerdings könne es kurzfristig zu einer leichten Erholung oder zumindest einer langsameren Abwärtsbewegung als in den letzten Handelstagen kommen, heißt es im New Yorker Devisenhandel.

"Ich wäre nicht überrascht, wenn wir unter das historische Dollartief gehen", sagt Robert Ryan, Vizepräsident der Bank of New York. Das Hauptproblem für die US-Währung seien weiterhin die hohen deutschen Zinsen.

Nach der Diskontsatzerhöhung durch die Bundesbank vom Donnerstag erhielt der "Greenback" am Freitag einen neuen Schlag, als das US-Handelsdefizit für Mai bekanntgegeben wurde. Es lag mit 7,4 Milliarden Dollar über den Erwartungen der Analysten, wobei sowohl Importe als auch Exporte rückläufig waren. Nach der Veröffentlichung verringerten Analysten ihre Prognose für das Wachstum der US- Wirtschaft im zweiten Quartal.

In New York schloß der Dollar vor dem Wochenende mit 1,4588/98 Mark, verglichen mit 1,4700/05 Mark bei Eröffnung und einem Frankfurter Freitagsfixing von 1,4718 Mark.

"Lohnnebenkosten begrenzen"

BONN, 19. Juli (Reuter). Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm hat die Einführung eines Karenztages zur Finanzierung der Pflegeversicherung erneut abgelehnt, zugleich der Bundesregierung aber eine Zusammenarbeit zur Begrenzung der Lohnnebenkosten angeboten. "Ich bin dafür, daß wir uns gemeinsam den gesamten Bereich der Lohnnebenkosten anschauen, aber nicht solche, die tarifvertraglich vereinbart sind", sagte der SPD- Chef dem Handelsblatt.

Engholm lehnte die Einführung eines Karenztages mit dem Hinweis ab, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sei in zwei Drittel bis drei Viertel aller Tarifverträge abgesichert. Wenn jemand an diesen Vereinbarungen rütteln wolle, dann könnten dies nur Gewerkschaften und Arbeitgeber autonom beschließen. "Nach Ansicht Engholms muß für eine längere Zeit gewährleistet werden, daß die Lohnnebenkosten nicht weiter explodieren. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nicht zu gefährden, müsse da ein Deckel rein.

Nestlé muß in Brüssel noch mehr Wasser lassen

BRÜSSEL (rtr). Die EG-Kommission wird die Übernahme der Sprudel-Quelle Perrier durch den Schweizer Nestlé-Konzern nach Angaben von EG-Vertretern an neue Bedingungen knüpfen. Die Kommission, deren Entscheidung am Mittwoch erwartet wird, werde ihre Zustimmung nur geben, wenn Nestlé acht kleinere Mineralwassermarken an einen einzigen Interessenten verkaufe.

Nach EG-Fusionsregeln kann die Kommission die Übernahme blockieren. Die Fachabteilung hat in einem vorläufigen Bericht moniert, die Allianz bringe Nestlé eine zu starke Position am französischen Mineralwassermarkt.

Nestlé hat bereits zugesichert, die Perrier-Marke Volvic an die französische Nahrungsmittelgruppe BSN zu veräußern. Damit sinke der Nestlé-Anteil am französischen Markt auf knapp 37 Prozent, während BSN auf 31 Prozent komme. EG-Wettbewerbskommissar Leon Brittan glaubt aber, daß Nestlé und BSN ein derart starkes Duopol wären, daß sie den Wettbewerb einschränken könnten.

Sollte die Kommission sich tatsächlich für den Verkauf der acht Marken an einen Dritten aussprechen, wäre dies das erste Mal, daß die Behörde in einem Duopol eine Wettbewerbsgefahr ausmacht.

Skandinavischer Militärpakt?

STOCKHOLM, 19. Juli (Reuter). Eine Verteidigungsallianz der skandinavischen Staaten hat der Oberkommandierende der schwedischen Streitkräfte ins Gespräch gebracht. In der Zeitung "Sydsvenska Dagbladet" wurde Kommandeur Bengt Gustafsson am Sonntag mit den Worten zitiert, es sei denkbar, daß sich die skandinavischen Länder den wirtschaftlichen Strukturen der Europäischen Gemeinschaft (EG) anschlössen, aber einen eigenen Militärbund gründeten. Schweden solle neutral bleiben, fügte Gustafsson hinzu.

Der EG-Beitritt Schwedens wird für 1995 erwartet. Die Regierung in Stockholm hat den Maastricht-Vertrag über die Schaffung einer Europäischen Union im Prinzip gebilligt. Die Frage einer Mitgliedschaft Schwedens in der Westeuropäischen Union (WEU), die zur verteidigungspolitischen Organisation der Gemeinschaft werden soll, ist bisher aber noch nicht geklärt.

Heinz Galinski ist tot "Ein wichtiger Mahner"

BERLIN, 20. Juli (Reuter). Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist am Sonntag abend im Alter von 79 Jahren gestorben. Er erlag den Folgen einer Herzoperation, der er sich am 16. Juni unterzogen hatte. Der Tod sei am Sonntag um 19.55 Uhr eingetreten, teilte ein Sprecher des Zentralrats mit. Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) sagte: "Wir betrauern den Tod eines wichtigen Mahners für Gegenwart und Zukunft und werden sein Andenken in Ehren halten." Galinski (Bild: dpa) hinterläßt seine Frau Ruth und seine Tochter Evelyn. Seine Eltern und seine erste Frau fielen den Judenverfolgungen des Dritten Reichs zum Opfer. Er war in den Konzentrationslagern Auschwitz und Buchenwald und wurde 1945 aus dem KZ Bergen-Belsen befreit.

Der am 28. November 1912 im westpreußischen Marienburg geborene Kaufmannssohn wurde nach dem Besuch des Gymnasiums zum Textilkaufmann ausgebildet. Gleich nach Ende des Zweiten Weltkrieges setzte er sich nachdrücklich dafür ein, daß die im Dritten Reich rassisch Verfolgten den Widerstandskämpfern in ihren Rechten gleichgestellt wurden. Die Ausarbeitung der ersten Entschädigungs- und Versorgungsgesetze für rassisch, politisch und religiös Verfolgte wurde von ihm maßgeblich beeinflußt. Zugleich widmete er sich dem Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde in Berlin.

Im April 1949 wurde Galinski zum Vorsitzenden des Gemeindevorstands gewählt. (Bericht auf Seite 2)

LEICHTATHLETIK

INT. SPORTFEST in Lindau, Männer, 100 m (Gegenwind 0,6 m): 1. Tuffour (Ghana) 10,34 Sekunden, 2. Bringmann (Mannheim) 10,49, 3. Ratzenberger (Österreich) 10,58.

200 m: 1. Schütz (Sieg) 21,32 Sekunden, 2. Semeraro (Schweiz) 21,32, 3. Renner (Österreich) 21,38.

400 m: 1. Schönlebe (Chemnitz) 45,58 Sekunden, 2. Amagatchor (Ghana) 46,12 3.

1.000 m: 1. Chesang (Kenia) 2:18,59 Minuten, 2. Spivey (USA) 2:18,67, 3. Marai (Kenia) 2:18,92.

110 m Hürden (Gegenwind 1,1 m): 1. Schwarthoff (Heppenheim) 13,54 Sekunden, 2. Kaiser (Wasserburg) 13,82, 3. Edorh (Köln) 14,02.

Hochsprung: 1. Jakoby (USA) 2,30 m, 2. Thränhardt (Leverkusen) 2,25, 3. Sonn (Weinheim) 2,25.

Stabhochsprung: 1. Holl (Herlazhofen) 5,55 m, 2. Sucharew (Rußland) 5,55, 3. Diebler (Jena) 5,40.

Weitsprung: 1. Thomas 8,06 m, 2. Haaf (beide Kornwestheim) 8,01, 3. Myricks (USA) 7,97.

Frauen, 100 m (Gegenwind 1,4 m): 1. Thomas (Sindelfingen) 11,52 Sekunden, 2. Opara (Nigeria) 11,58, 3. Günther (Jena) 11,60.

400 m: 1. Kaiser (USA) 50,60 Sekunden, 2. Lock (Australien) 50,87, 3. Rücker (Jena) 52,31.

800 m: 1. Kießling (Dresden) 2:03,17 Minuten.

4x100 m: 1. DLV I: Philipp/Schwerin, Knoll/Dortmund, Thomas /Sindelfingen, Günther/Jena 42,57 Sekunden (Jahres-Weltbestezeit), 2. DLV II: Roth/Mannheim, Schmidt/Ulm, Gebhardt/Ulm, Fahrendorf/ Sindelfingen 45,03, 3. Thailand I 45,13.

100 m Hürden (Gegenwind 0,5 m): 1. Patzwahl (Leipzig) 13,26 Sekunden, 2. Roth (Mannheim) 13,28, 3. Jung (Mannheim) 13,36.

Speer: 1. Forkel (Halle) 67,20 m, 2. McPaul (Australien) 62,18, 3. Damaske (Rostock) 55,08.

INT. SPORTFEST in Gateshead/Großbritannien, Männer, 100 m 1. Christie (GB) 10,32 Sekunden, 2. Marsh (USA) 10,39.

200 m: 1. Christie 20,47, 2. Burrell 20,47, 3. Bates 20,53, 4. Heard (alle USA) 20,67.

300 m: 1. Regis (Großbritannien) 31,67 Sekunden, 2. S. Lewis (USA) 31,82.

400 m: 1. Everett (USA) 44,59, 2. Morris (Trinidad) 44,81, 3. Daniel (Trinidad) 45,03.

800 m: 1. Sharpe 1:45,09, 2. Heard 1:45,27, 3. McKean (alle GB) 1:45,33.

1.500 m: 1. Crabb 3:37,17, 2. Borul (Kenia) 3:37,48.

4x100 m: 1. Großbritannien (Livingstone, John, Adam, Cristie) 38,84.

110 m Hürden: 1. Jackson (GB) 13,17, 2. Dees (USA) 13,48.

400 m Hürden: 1. Wallenlind (Schweden) 49,18.

Weitsprung: 1. C. Lewis (USA) 8,23 m, 2. Forsythe (GB) 7,93 m.

Dreisprung: 1. Edwards (GB) 17,09 m.

Hochsprung: 1. Reilly 2,31 m, 2. Grant (beide GB) 2,28 m.

Speer: 1. Backley (GB) 87,12 m, 2. Petranoff (Südafrika) 78,66.

Frauen, 400 m: 1. Stevens (USA) 50,93.

1.500 m: 1. Steely (USA) 4:06,37, 2. McColgan (GB) 4:07,29, ... 7. Hoffmann (Berlin) 4:16,24.

3.000 m: 1. Meyer (Südafrika) 8:39,11, 2. Chalmers (Kanada) 8:43,73, 3. Wyeth (GB) 8:48,24.

100 m Hürden: 1. Tolbert (USA) 12,94.

400 m Hürden: 1. Buford (USA) 54,76, 2. Retchakan (GB) 55,01, 3. Batten (USA) 55,01.

4x100 m: 1. Jamaika (Russell, Dulaney, Rose, Jackson).

Hochsprung: Inverarity (Australien) 1,96 m, 2. Bradburn (USA) 1,88 m.

Speer: 1. Sanderson (GB) 63,34 m.

INT. SPORTFEST in Hechtel/Belgien, Männer, 100 m: 1. Thomas (USA) 10,30 Sekunden.

3.000 m: 1. Ngugi (Kenia) 7:41,52 Minuten.

400 m Hürden: 1. Hense (Dortmund) 49,01 Sekunden (deutsche Jahresbestzeit).

3.000 m Hindernis: 1. Boinett (Kenia) 8:17,88 Minuten, ... 3. Brand (Wattenscheid) 8:19,41 (deutsche Jahresbestzeit).

Frauen, 800 m: van Langen (Niederlande) 1:56,92 Minuten.

Leichtathletik-Wettkämpfe in Ingolstadt, Lindau und im britischen Gateshead Lewis-Staffel lief fast Jahres-Weltbestzeit Heike Henkel schaffte 2,03, scheiterte an der Höhe von 2,05 m / Sprinterinnen in guter Form

Heike Henkel beseitigte am Sonntag mit einem Sprung über 2,03 m alle Zweifel an ihrer Olympia-Form. Beim letzten Test für Barcelona in Ingolstadt nahm die 28jährige Hochsprung-Weltmeisterin aus Leverkusen diese Höhe im ersten Versuch, riß im zweiten knapp die deutsche Rekordhöhe von 2,06 m. Auch im dritten Anlauf scheiterte sie an dem Vorhaben, der bulgarischen Weltrekordlerin Stefka Kostadinowa die Jahres-Weltbestmarke (2,05 m) wieder zu entreißen.

"Ich fühle mich toll, nur ein bißchen matt in den Beinen", meinte Heike Henkel, die ihre Achillessehnen-Probleme der beiden vergangenenen Wochen offenbar überwunden hat. Sie konnte entgegen der Ankündigung von Trainer Gerd Osenberg, der Tage zuvor zum kurzen Anlauf geraten hatte, sogar mit dem gewohnt langen Anlauf springen.

Umjubelt war wenig später auch 100- m-Weltrekordler Carl Lewis, der mit dem Santa Monica Track Club in 38,11 Sekunden fast die vereinseigene Jahres-Weltbestzeit (37,97) erreichte. Mark Witherspoon, Ex-Weltrekorlder Leroy Burrell, der nicht für den olympischen Sprint qualifizierte Lewis und Mike Marsh waren dabei so schnell wie keine andere Staffel im Olympiajahr.

Vize-Weltmeisterin Ilke Wyludda (Halle) sagte ihren Start ab mit der Begründung, sie sei leicht verletzt. Die weltbeste Diskuswerferin hatte am Vortag Vorwürfe dementiert, sie sei in der früheren DDR Mitarbeiterin des Staatssicherheitsdienstes gewesen. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk meinte die Olympia-Mitfavoritin, sie könne mit reinem Gewissen sagen, daß sie in keiner Weise etwas mit den Stasi-Verdächtigungen zu tun habe.

Eine Woche vor dem Olympia-Auftakt in Barcelona erzielte die deutsche Sprinterinnen-Staffel auch ohne Katrin Krabbe Jahres-Weltbestzeit. "Wir wollten eigentlich nur Wechsel testen. Ich dachte nie, daß wir so schnell wären", wunderte sich die Dortmunderin Silke Knoll nach den 42,57 Sekunden am Samstag in Lindau. Bisheriger Saison-Spitzenreiter war eine amerikanische Staffel in 42,85.

In dem völlig neuformierten 4x100-m- Quartett stand keine Athletin, die im Vorjahr am WM-Bronze von Tokio (42,33) beteiligt war. Nach ihrem Olympiaverzicht fehlte auch Grit Breuer (Neubrandenburg) und Heike Drechsler (Jena). In Lindau lief Knoll an zweiter Position hinter der früheren Junioren-Weltmeisterin Andrea Phillip (Schwerin), es folgten Andrea Thomas (Sindelfingen) und Sabine Günther (Jena).

Zwei deutsche Jahres-Bestzeiten fielen im belgischen Hechtel. Olaf Hense (Dortmund) steigerte sich über 400 m Hürden auf 49,01 Sekunden und der auf 3000 m Hindernis umgestiegene Steffen Brand (Wattenscheid) bestand seinen Olympiatest ebenfalls in persönlicher Bestzeit von 8:19,41 Minuten. Ellen van Langen (Niederlande) lief über 800 m in 1:56,22 eine Zeit, die im Olympiajahr keine andere außer ihr unterbot.

In Berlin meldete Olympiasieger Ulf Timmermann (Berlin) mit 20,56 m Medaillenansprüche für Barcelona an. In Olympiaform präsentierte sich auch der EM-Dritte über 110 m Hürden, Dietmar Koszewski (LAC Halensee). In 13,43 Sekunden lief der 24jährige die zweitschnellste Zeit seiner Karriere und war damit schneller als der deutsche Rekordler Florian Schwarthoff in Lindau. Bei Gegenwind erreichte der Heppenheimer vor 4000 Zuschauern nur 13,54.

Olympiaform demonstrierte in Lindau auch Karen Forkel (Halle) mit 67,20 im Speerwerfen. Allerdings nicht Hallen- Weltmeister Dietmar Haaf (Kornwestheim), der sich im Weitsprung mit 8,01 m seinem nicht für Barcelona qualifizierten Klubkameraden Christian Thomas (8,06 m) geschlagen geben mußte. Mit 2,25 m schlug der 35jährige Carlo Thränhardt im Hochsprung Olympia-Teilnehmer Ralf Sonn (Weinheim).

Beim Meeting im britischen Gateshead sorgte Südafrikas Olympiahoffnung Elana Meyer in 8:39,11 Minuten über 3000 m für das überragende Resultat und verpaßte die Jahres-Weltbestzeit nur um 2,48 Sekunden. Gute 44,59 Sekunden rannte US-Trails-Sieger Danny Everett über 400 m, Commonwealth-Rekord über 300 m der Brite John Regis in 31,67 beim Erfolg über 400-m-Olympiasieger Steve Lewis (USA/31,82).

Enttäuschend war in Gateshead allerdings die Vorstellung von Carl Lewis, der zwei Tage vor seinem Staffel-Start in Ingolstadt nach etlichen Fehlversuchen im Weitsprung nur bei 8,23 m landete.

B-Länderkampf der Schwimmer Robert Seibt überzeugte über 400 m Lagen

Beim Schwimm-Länderkampf der B- Nationalmannschaft gegen Italien im pfälzischen Grünstadt führt der Deutsche Schwimm-Verband nach den ersten Konkurrenzen des zweiten Tages weiterhin deutlich mit 164:100 Punkten. Für die besten Leistungen im ersten Wettkampf- Abschnitt des Schlußtages sorgten über 400 m Lagen der Berliner Robert Seibt in 4:30,63 Minuten und über 200 m Rücken Lars Kalenka (Heddesheim) in 2:05,96.

Bereits nach dem ersten Tag des B- Länderkampfes führten die deutschen Schwimmer klar mit 92 gegen 48 Punkte. Den Gästen gelang nur ein Sieg bei den Männern durch Matteo Longo über 400 m Freistil.

Zehn Einzelrennen und zwei Staffeln standen in Grünwald auf dem Programm, und die Starter des Deutschen Schwimm- Verbandes (DSV) erkämpften sich neun Erfolge. Besonders überraschend war der Sieg der Hildesheimerin Simone Hollemann über 50 m Freistil. Sie verwies in 26,71 Sekunden Nicola Ramm aus Düren (27,13) und die stark eingeschätzte gebürtige Rumänin Livia Copariu (27,27) auf die Plätze.

Die Staffeln über 4x100 m Freistil gewannen bei den Frauen Nicole Ramm (Düren), Birgit Seifert (Chemnitz), Carola Kynast (Halle) und Simone Hollemann (Hildesheim) in 3:55,19 Minuten.

SCHWIMMEN

Zweiter Tag, Männer, 200 m Freistil: 1. Sawalla (Bonn) 1:55,10 Minuten, 2. Rüthemann (Essen) 1:55,65, 3. Zorzan (Italien) 1:55,68.

100 m Brust: 1. Hartl (Essen) 1:05,93 Minuten, 2. Civallero (Italien) 1:06,05, 3. Feix (Karlsruhe) 1:06,27.

200 m Rücken: 1. Kalenka (Heddesheim) 2:05,96 Minuten, 2. Jahnke (Halle) 2:08,61, 3. Sorrentino (Italien) 2:14,35.

400 m Lagen: 1. Seibt (Berlin) 4:30,63 Minuten, 2. Ullwer (Füssen) 4:36,45, 3. Ricci (Italien) 4:37,47.

4x100 m Lagen: 1. Deutschland (Kalenka, Feix, Sawalla/Jörn Zikarsky/Würzburg) 3:52,52 Minuten, 2. Italien 3:53,56.

Frauen, 100 m Freistil: 1. Vallorini (Italien) 58,59, 2. Pautasso (Italien) 58,97, 3. Hollmann (Hildesheim) 59,04.

800 m Freistil: 1. Künast (Halle) 8:54,40, 2. Ferrarini (Italien) 8:57,45, 3. Pennati (Italien) 9:10,41.

200 m Brust: 1. Kowalewski (Berlin) 2:39,11, 2. Pescatori (Italien) 2:40,03, 3. Giordano (Italien) 2:43,15.

200 m Schmetterling: 1. Herbst (Magdeburg) und Jäke (Burghausen) beide 2:17,48 Minuten, 3. Franci (Italien) 2:18,66.

4x200 m Freistil: 1. Italien 8:28,34 Minuten, 2. Deutschland (Künast, Seifert/Chemnitz, Gärtner/Halle, Schmeisser/Berlin) 8:29,81.

DSV verzichtet auf vier Hannoveraner Wasserballer verloren das Spiel gegen Ungarn

Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) verzichtet für die nächsten vier Jahre auf eine internationale Berufung der vier Wasserballer Michael Meyer, Lars Tomanek, Dirk Schütze und Jürgen Vogt aus der Bundesliga-Mannschaft von Waspo Hannover-Linden. Nach Streichung der Sporthilfe wird außerdem ein Disziplinarverfahren für den nationalen Spielbetrieb eingeleitet. Diese Maßnahmen verkündete DSV-Wasserballwart Eckhard Bade (Isernhagen) in Weinheim nach der 9:10-Niederlage beim letzten Olympiatest der Nationalmannschaft gegen Ungarn.

Drei der vier Hannoveraner hatten nach der Berufung in die Olympiamannschaft am 5. Juli in Lünen demonstrativ ihren Verzicht verkündet.Im Zusammenhang mit der Nachnominierung für das Olympiaaufgebot warf Bade seinem Bundestrainer Karl-Heinz Scholten Fehler vor, weil er durch das NOK unter Zeitdruck gestanden habe: "Er war mit den Nerven fertig, doch ich habe ihm jederzeit Rückenstärkung gegeben."

Im Falle einer günstigen Plazierung will der DSV-Wasserballwart Scholten "aus nationalem Interesse" mit einer Vertragsverlängerung beglücken. Nach dem derzeitigen Stand wechselt dieser nach Ablauf seines einjährigen Kontraktes am 1. September in seiner Heimatstadt Duisburg in den Schuldienst zurück. sid

Deutsche Meisterschaft der B-Junioren Kaiserslautern und Leverkusen im Finale

Die B-Junioren von Bayer Leverkusen sind am kommenden Sonntag Gastgeber des 1. FC Kaiserslautern im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. Das Bayer- Team trennte sich nach dem 2:0 im Hinspiel vom gastgebenden FC Schalke 04 2:2 (1:1). Kaiserlautern dominierte erneut 2:0 (1:0) im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart.

Vor 1100 Zuschauern ging Kaiserslautern in der 15. Minute durch Wendling in Führung. Für die Entscheidung sorgte Lautenschläger nach 65 Minuten durch das 2:0. Der Nachwuchs aus Kaiserslautern hat somit die Chance auf die Doppel- Meisterschaft, denn zuvor hatten sich die A-Junioren den nationalen Titel gesichert.

Den B-Junioren aus Leverkusen genügte ein 2:2 (1:1) beim FC Schalke 04, um erstmals das Finale zu erreichen. Rund 1600 Besucher in Gelsenkirchen sahen in der 24. Minute die Führung der Leverkusener durch Voike. Schalke drehte zwischenzeitlich durch zwei Treffer von Dammentas (29. und 58.) den Spieß um. Zwei Minuten vor dem Spielende erzielte dann Stalmad den Treffer zum 2:2-Endstand. sid

MOTORSPORT

"GROSSER PREIS VON FRANKREICH", 10. von 13 Läufen zur Motorrad-Weltmeisterschaft in Magny Cours, Klasse bis 125 ccm (25 Runden 106,25 km): 1. Gianola (Italien) Honda 45:37,526 Minuten, 2. Ueda (Japan) Honda 45:42,796, 3. Martinez (Spanien) Honda 45:42,972, 4. Sakata (Japan) Honda 45:43,454, 5. Gramigni (Italien) Aprilia 45:44,379, 6. Casanova (Italien) Aprilia 45:46,128, 7. Raudies (Biberach) Honda 45:46,635, 8. Wakai (Japan) Honda 45:54,057, 9. Spaan (Niederlande) Aprilia 45:57,374, 10. Waldmann (Ennepetal) Honda 45:58,765, . . . 12. Stief (Dorsten) Aprilia 0:23,505 Minuten zurück, 13. Koch (Furtwangen) Honda 0:27,183, . . . 24. Abold (Dillingen) Honda 1:37,443. - WM-Stand: 1. Waldmann 102 Punkte, 2. Gianola 101, 3. Gramigni 95, 4. Gresini (Italien) Honda 88, 5. Casanova 78, 6. Debbia (Italien) Honda 58, 7. Raudies 51.

Schröder gleich zweimal im Endspiel

Thomas Schröder vom TV Hüde hat bei den Jugend-Europameisterschaften im Tischtennis im tschechoslowakischen Topolcany gleich zwei Endspiele erreicht. Der 14jährige steht sowohl im Finale des Schüler-Einzels gegen den dänischen Abwehrspieler Martin Pedersen als auch im Doppel zusammen mit Zoltan Fejer-Konnerth (NF Rhedyt) gegen Pedersen und dessen Landsmann Morten Knudson.

Prominente raten Becker von Olympia ab Feldhoff: Barcelona kein Kaffee-Termin

Der Missions-Chef der deutschen Olympiamannschaft in Barcelona, Ulrich Feldhoff, schüttelt über Tennis-Star Boris Becker nur den Kopf. "Olympia ist kein Kaffee-Termin", meinte er, nachdem Bekker im ZEIT-Magazin gesagt hatte, er wolle nicht in erster Linie wegen des Erfolges, sondern wegen "des olympischen Flairs" nach Barcelona kommen.

Deutsche Olympiasieger hatten Becker laut BILD am Sonntag von einer Teilnahme am Olympischen Tennisturnier in Barcelona abgeraten. Kritisiert wurde vor allem Beckers Aussage, er wolle "Kaffee trinken mit den anderen Athleten, zum Beispiel mit dem Carl Lewis, und so weiter". Feldhoff in Barcelona: "Diesen Termin kann ich Boris Becker nicht besorgen."

"Boris soll zu Hause bleiben, wenn er nicht in Form ist", rät Heide Rosendahl, die 1972 in München zweimal Gold gewann. "Wenn du Olmpia als Kaffeekränzchen siehst, dann laß' doch lieber einen anderen an deiner Stelle fahren", sagt Fechter Alexander Pusch. sid

TENNIS

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Stuttgart (1,04 Millionen Dollar), Einzel, Finale: Medwedew (Ukraine) - Ferreira (Südafrika) 6:1, 6:4, 6:7 (5:7), 2:6, 6:1. - Halbfinale: Ferreira - Novacek (CSFR)6:3, 6:2, Medwedew - Muster (Österreich) 6:2, 6:2.

Doppel, Finale: Layendecker/Talbot (USA/Südafrika) - Rosset/J. Sanchez (Schweiz/Spanien) 4:6, 6:3, 6:4.

GRAND-PRIX-TURNIER in Washington (625 000 Dollar), Einzel, Halbfinale: Korda (CSFR) - Washington (USA) 7:6 (7:1) 6:0, Holm (Schweden) - Rostagno (USA) 6:4, 6:3. - Viertelfinale: Korda (CSFR) - Mansdorf (Israel) 7:6 (10:8), 6:2, Holm - Lendl (USA) 3:6, 6:3, 6:3, Washington - Raoux (Frankreich) 7:6 (7:4), 7:6 (10:8), Rostagno - Muller (Südafrika) 6:1, 6:7 (7:9), 7:6 (7:5).

EINLADUNGSTURNIER der Frauen in Mahwah/New Jersey (150 000 Dollar), Einzel, Halbfinale: Seles (Jugoslawien) - Keller (USA) 6:0, 6:3, Capriati (USA) - Whitlinger (USA) 2:6, 6:3, 6:4.

CHALLENGER-TURNIER der Männer in Tampere/Finnland (100 000 Dollar), Einzel, Finale: Carlsen (Dänemark) - Wuyts (Belgien) 4:6, 7:6 810:8), 7:6 (7:3). - Halbfinale: Wuyts - Carbonell (Spanien) kampflos an Wuyts, Carlsen - Gorriz (Spanien) 7:6 (12:10), 4:6, 6:2. - Viertelfinale: Wuyts - Prinosil (Amberg) 2:6, 6:3, 6:4, Carlsen - Fetterlein (Dänemark) 3:6, 7:5, 6:4, Gorriz - Jonsson (Schweden) 6:4, 7:5, Carbonell - Fernandez (Mexiko) 6:3, 7:6 (7:2).

Doppel, Finale: Donar/Bjoerkman (Schweden) - Mortensen/Gunnarsson (Dänemark/Schweden) 6:4, 6:4. - Halbfinale: Donar/ Bjorkman - Prinosil/Winnink (Amberg/Niederlande) 6:1, 6:1, Mortensen/Gunnarsson - Paloheimo/Engel (Finnland/Schweden) 6:3, 3:6, 6:3.

VfL Osnabrück - FC Remscheid 1:1 (1:1)

Osnabrück: Dreszer - Wijas - Gellrich, Hetmanski - da Palma, Becker, Karp (46. Meinke), de Jong, Wollitz - Klaus (62. Hoffmann), Grether.

Remscheid: Stocki - Jakubauskas - Schiermoch, Kosanovic - Kröning, Sturm, Schmidt (83. Callea), Hausen, Bridaitis - Pröpper, Boakye (46. Gemein).

Schiedsrichter: Best (Kämpelbach).

Tore: 1:0 da Palma (23.), 1:1 Pröpper (24.).

Zuschauer: 5500.

Beste Spieler: Hetmanski, da Palma - Jakubauskas, Pröpper.

Gelbe Karten: Karp, da Palma - Jakubauskas, Pröpper, Kröning, Boakye, Sturm, Bridaitis.

SC Freiburg - Hannover 96 4:0 (1:0)

Freiburg: Eisenmenger - Schmidt - Kohl, Ruoff - Braun, Todt, Zeyer, Heidenreich, Buric (ab 78. Käfer) - Fincke (ab 62. Rraklly), Seeliger.

Hannover: Sievers - Raickovic (ab 12. Heemsoth) - Klütz, Sundermann - Sirocks, Daschner, Kuhlmey, Kretzschmar, Schönberg - Djelmas, Koch (ab 62.).

Schiedsrichter: Dr. Fischer (St. Wendel). Tore: 1:0 Kohl (34.), 2:0 Braun (62.), 3:0 Rraklly (79.), 4:0 Heidenreich (83.).

Zuschauer: 8200.

Beste Spieler: Zeyer, Heidenreich - Sievers.

Gelbe Karten: Todt - Daschner.

14. Etappe der Tour de France Hampsten gewinnt, und Indurain bleibt vorne

Der Triumph von Miguel Indurain wurde zur bitteren Niederlage für Weltmeister Gianni Bugno. Der 28jährige Indurain machte bei der Hitzeschlacht von Alpe d'Huez seinen zweiten Tour-Sieg nach 1991 fast perfekt, der Italiener verlor dagegen den Anschluß an den Vorjahressieger. Indurain verteidigte durch seinen sechsten Platz auf der 186,5 km langen 14. Etappe sein gelbes Trikot erfolgreich. Sieger wurde Andrew Hampsten (USA) bei Temperaturen von über 30 Grad Celsius nach 5:41:58 Stunden.

Vor Indurain fuhr der Italiener Claudio Chiapucci mit einem Rückstand von 3:15 Minuten auf den fünften Rang. Bugno verlor 9:02 Minuten auf den Sieger. Bester Deutscher in der Gesamtwertung bleibt Jens Heppner, der 7:54 Minuten hinter Hampsten zeitgleich mit Udo Bölts (Heltersberg) kam, der als 20. bester Deutscher in der Tageswertung war.

Auf dem von der Sonne aufgeweichten Asphalt wurde wie einen Tag zuvor in Sestriere Franco Vona (Italien) Zweiter mit einem Rückstand von 1:17 Minuten, Rang drei belegte Eric Boyer (Frankreich). Das Stundenmittel von Hampsten betrug 32,772 km/h. Am Fuß des Anstieges nach Alpe d'Huez hatte eine fünfköpfige Spitzengruppe mit Andrew Hampsten (USA), Franco Vona (Italien), Jesus Montoya (Spanien), Jan Nevens (Belgien) und Eric Boyer (Frankreich) mit vier Minuten Vorsprung vor dem Feld an der Spitze gelegen. sid

SV Darmstadt 98 - Hertha BSC 3:0 (2:0)

Darmstadt: Huxhorn - Bakalorz - Heß, Kleppinger - Hoffmann, Sanchez, Simon, Täuber, Ouedraogo (68. 13 Trautmann) - Eichenauer, Weiß (68. 12 Berry).

Berlin: Junghans - Bayerschmidt - Seckler, Scheinhardt, Winkhold, Zernicke - Basler, Gries, Gowitzke (46. 13 Feinbier) - Lünsmann (79. 14 Meyer), Demandt.

Schiedsrichter: Theobald (Wiebelskirchen).

Tore: 1:0 Ouedraogo (9.), 2:0 Ouedraogo (34.), 3:0 Simon (73.).

Zuschauer: 4500.

Beste Spieler: Huxhorn, Ouedraogo - Winkhold, Zernicke.

Gelbe Karte: Bakalorz.

RADSPORT

BUNDESLIGA, Großer Preis von Mannheim (172 km): 1. Blochwitz (Cottbus) 4:39:17, 2. Audehm (Nürnberg) gleiche Zeit, 3. Baldinger (Stuttgart) 2:16 Minuten zurück, 4. Voigt ( Berlin) 2:29, 5. Reuss (Frankfurt/Main) 6:12, 6. (Stuttgart) 6:13.

Deutschland gewinnt Federation-Cup

FRANKFURT A. M., 19. Juli (FR). Fünf Jahre nach Vancouver 1987 haben die deutschen Tennisfrauen erneut den Federation-Cup gewonnen. Im Endspiel des 30. Turniers in Frankfurt schlugen sie die Spanierinnen 2:1.

(Ausführliche Berichte im Sport)

GOLF

INT. DEUTSCHE AMATEURMEISTERSCHAFTEN in Neuburg/Donau, Männer: 1. Zerman (Italien) 282 (68+71+69+74) Schläge, 2. Brizay (Frankreich) 286 (68+71+72+75), 3. Mazur (Braunschweig) 287 (71+73+74+69), 4. de Naeghel (Belgien) 291 (74+74+76+67), Eckhardt (St. Eurach) 291 (71+73+73+74) und Gortana (Italien) 291 (70+70+74+77), ... 26. Schapmann (Wuppertal/TV) 299 (76+76+74+73).

Frauen: 1. Heuser (Wuppertal) 307 (75+75+78+79) Schläge, 2. Jansen (Berlin) 309 (76+76+80+77), 3. Vincs (Belgien) 310 (77+75+81+77), 4. Gabler (St. Eurach) 311 (77+77+77+80), 5. Coluso (Frankreich) 312 (78+81+74+79), Alsuguren (Frankreich) 312 (77+78+81+76) und Kolbe (Hubbelrath) 312 (77+77+81+77).

SCHWIMMEN

B-LÄNDERKAMPF Deutschland gegen Italien in Grünwald, Männer, 50 m Freistil: 1. Günzel (Bonn) 23,94 Sekunden, 2. Björn Zikarsky (Würzburg) 24,03, 3. Ricci (Italien) 24,32.

100 m Freistil: 1. Björn Zikarsky (Würzburg) 52,01 Sekunden, 2. Günzel (Bonn) 53,24, 3. Huez (Italien) 53,70.

200 m Freistil: 1. Sawalla (Bonn) 1:55,10 Minuten, 2. Rüthemann (Essen) 1:55,65, 3. Zorzan (Italien) 1:55,68.

400 m Freistil: 1. Longo (Italien) 4:03,45, 2. Rüthemann (Essen) 4:04,37, 3. Pieper (Karlsruhe) 5:05,08.

1.500 m Freistil: 1. Pieper (Karlsruhe) 15:54,48 Minuten, 2. Rubaudo (Italien) 16:03,67, 3. Seibt (Berlin) 16:10,88.

100 m Rücken: 1. Kalenka (Heddesheim) 59,01, 2. Jahnke (Halle) 59,58, 3. Tiano (Italien) 59,74.

200 m Rücken: 1. Kalenka (Heddesheim) 2:05,96 Minuten, 2. Jahnke (Halle) 2:08,61, 3. Sorrentino (Italien) 2:14,35.

100 m Brust: 1. Hartl (Essen) 1:05,93 Minuten, 2. Civallero (Italien) 1:06,05, 3. Feix (Karlsruhe) 1:06,27.

200 m Brust: 1. Hartl (Essen) 2:21,11 Minuten, 2. Ullwer (Füssen) 2:23,30, 3. Cagelli (Italien) 2:24,68.

100 m Schmetterling: 1. Sawalla (Bonn) 56,47, 2. Alberto-Laeva (Italien) 56,55, 3. Brinkhoff (Paderborn) 56,88.

200 m Schmetterling: 1. Sawalla (Bonn) 2:04,68 Minuten, 2. Brinkhoff (Paderborn) 2:05,19, 3. Ricci (italien) 2:06,47.

200 m Lagen: 1. Seibt (Berlin) 2:04,86, 2. Ullwer (Füssen) 2:08,80, 3. Bennuci (Italien) 2:10,08.

400 m Lagen: 1. Seibt (Berlin) 4:30,63 Minuten, 2. Ullwer (Füssen) 4:36,45, 3. Ricci (Italien) 4:37,47.

4x100 m Freistil-Staffel: 1. Deutschland (Günzel, Rüthemann, Jahnke, Björn Zikarsky) 3:31,79, 2. Italien 3:33,62.

4x200 m Freistil-Staffel: 1. Deutschland (Rüthemann, Jahnke, Kalenka, Sawalla) 7:50,07 Minuten, 2. Italien 7:53,09.

4x100 m Lagen: 1. Deutschland (Kalenka, Feix, Sawalla, Björn Zikarsky) 3:52,52 Minuten, 2. Italien 3:53,56.

Frauen, 50 m Freistil: 1. Hollemann (Hildesheim) 26,71 Sekunden, 2. Ramm (Düren) 27,13, 3. Copariu (Italien) 27,27.

100 m Freistil: 1. Vallorini (Italien) 58,59, 2. Pautasso (Italien) 58,97, 3. Hollmann (Hildesheim) 59,04.

200 m Freistil: 1. Kynast (Halle) 2:05,06 Minuten, 2. Borgato (Italien) 2:05,22, 3. Vallorini (Italien) 2:05,62.

400 m Freistil: 1. Kynast (Halle) 4:20,93, 2. Borgato (Italien) 4:21,50, 3. Pennati (Italien) 4:22,17.

800 m Freistil: 1. Kynast (Halle) 8:54,40, 2. Ferrarini (Italien) 8:57,45, 3. Pennati (Italien) 9:10,41.

100 m Rücken: 1. Jäke (Burghausen) 1:04,90, 2. Cocchi (Italien) 1:06,15, 3. Krause (Berlin) 1:06,27.

200 m Rücken: 1. Jäke (Burghausen) 2:18,55, 2. Morgantini (Italien) 2:20,82, 3. Krause (Berlin) 2:22,12.

100 m Brust: 1. Schober (Aachen) 1:13,34, 2. Kowalewski (Berlin) 1:15,06, 3. Brigleti (Italien) 1:15,41.

200 m Brust: 1. Kowalewski (Berlin) 2:39,11, 2. Pescatori (Italien) 2:40,03, 3. Giordano (Italien) 2:43,15.

100 m Schmetterling: 1. Sievert (Leipzig) 1:03,59, 2. Jäke (Burghausen) 1:03,74, 3. Copariu (Italien) 1:04,23.

200 m Schmetterling: 1. Herbst (Magdeburg) und Jäke (Burghausen) beide 2:17,48 Minuten, 3. Franci (Italien) 2:18,66.

200 m Lagen: 1. Herbst (Magdeburg) 2:20,25, 2. Felotti (Italien) 2:25,10, 3. Schmeisser (Berlin) 2:26,09.

400 m Lagen: 1. Herbst (Magdeburg) 4:56,25, 2. Kynast (Halle) 5:00,24, 3. Felotto (Italien) 5:01,26.

4x100 Freistil-Staffel: 1. Deutschland (Ramm, Seifert, Kynast, Hollemann) 3:55,19, 2. Italien 3:56,08.

4x100 m Lagen-Staffel: 1. Deutschland (Jäke, Schober, Sievert, Hollemann) 4:20,55 Minuten, 2. Italien 4:27,31.

4x200 m Freistil: 1. Italien 8:28,34 Minuten, 2. Deutschland (Kynast, Seifert, Gärtner, Schmeisser) 8:29,81.

Sach-Brüder segelten auf und davon

Bei optimalen Bedingungen begann die 103. Travemünder Woche, an der in der Lübecker Bucht 860 Boote aus 13 Nationen teilnehmen. Herausragende Sieger am Eröffnungstag waren die in der Olympia-Qualifikation gescheiterten Brüder Helge und Christian Sach aus dem schleswig-holsteinischen Zarnekau in der Tornado-Klasse.

LEICHTATHLETIK

DEUTSCHES LEICHTATHLETIK-MEETING in Ingolstadt, Männer, 100 m (0,1 m Gegenwind): 1. Tuffour (Ghana) 10,32 Sekunden, 2. Berger (Österreich) 10,32, 3. Little 10,38, 4. Tolbert (beide USA) 10,40, 5. Johnson (Kanada) 10,40.

200 m: 1. Heard 20,38 Sekunden, 2. Burrell 20,40, 3. Ogilvie (Kanada) 20,46.

800 m: 1. Kersh 1:44,43 Minuten, 2. Davis 1:45,43, 3. Ole-Marai (Kenia) 1:45,87, 4. van Helden (Niederlande) 1:45,93.

1 500 m: 1. Chesang (Kenia) 3:40,02 Minuten, 2. Frerker (USA) 3:40,66, 3. Meyer (Hamburg) 3:40,86.

3 000 m: 1. Omwoyo (Kenia) 7:56,65, 2. Dandane (Südfrika) 7:58,43, 3. Franke (Kornwestheim) 8:01,29.

400 m Hürden: 1. Vorster (Südafrika) 49,27, 2. Henderson (USA) 49,31, 3. Caristan (Frankreich) 49,53, 4. Köhrbrück (Berlin) 50,11.

4x100 m: 1. Santa Monica Track Club ( Witherspoon, Burrell, C. Lewis, Marsh) 38,12 Sekunden, 2. Kanada (Johnson, Ogilvie, Gilbert, Wilson) 39,34, 3. Österreich I (Pstinger, Renner, Ratzenberger, Berger) 39,50.

Speer: 1. Rybin (GUS) 80,26 m, 2. Hecht (Wattenscheid) 79,58 m, 3. Linden (Koblenz) 76,94, 4. Hadwich (Magdeburg) 76,88 m, ... 7. Tafelmeier (Leverkusen) 73,24 m.

Frauen, 100 m: 1. Vorster (Südafrika) 11,22 Sekunden, 2. Opara (Nigeria) 11,28, 3. Kowtsun (GUS) 11,30, 4. de Klerk (Südafrika) 11,36.

200 m (0,7 m Rückenwind): 1. Knoll (Dortmund) 22,29 Sekunden (deutsche Jahresbestzeit), 2. Thomas (Sindelfingen) 22,81, 3. Vorster (Südafrika) 23,03.

800 m: 1. Halliday (USA) 1.59,57 Minuten, 2. Paulavicienne (Litauen) 1:59,83, 3. Wachtel (Neubrandenburg) 1:59,83, ... 6. Zwiener (Stuttgart) 2:02,53.

1 500 m: 1. Chambers (Kanada) 4:06,72, 2. Griffith (Südafrika) 4:08,14, 3. Neljubowa (GUS) 4:08,42.

400 m Hürden: 1. Rieger (Hinte) 57,19, 2. Wolf (Sindelfingen) 57,45, 3. Schneeweis (Gelnhausen) 57,95.

4x100 m: 1. Deutschland I (Phillip/Schwerin, Knoll/Dortmund, Thomas/Sindelfingen, Günther/Jena) 43,01, 2. USA 45,57.

Hochsprung: 1. Henkel (Leverkusen) 2,03 m, 2. Bolschowa 1,93, 3. Ponikarowski (beide GUS) 1,90 m, 4. Demming 1,90 m, 5. Goldkamp (beide Leverkusen) 1,85 m.

Kugel: 1. Neimke (Magdeburg) 19,16, 2. Kleinert (Magdeburg) 15,28 m.

Diskus: 1. Dietzsch (Neubrandenburg) 62,54 m, 2. Drobachowa (GUS) 61,06 m, 3. Reinsch (Potsdam) 58,46.

SEGELN

TRAVEMÜNDER WOCHE, olympische Klassen, erste Wettfahrt, Flying Dutchman: 1. Bongers/ Dieckmann (Hamburg), 2. Hanisch/Hallensleben (Berlin), 3. Genthe/Kramer (Hamburg), 4. Heinecke/Schneider (Leibertingen), 5. Hartung/Kölbel (Bad Schwartau), 6. Schreiber/Bahr (Berlin).

Tornado: 1. H. und Ch. Sach (Zarnekau), 2. Hansen/Orsted (Dänemark), 3. Knall/Luterbach (Schweiz), 4. Splieth/Martens (Kiel), 5. Finke/ Bundesmann (Berlin), 6. K. und F. Bendig (Hamburg).

Starboot: 1. Haase/Borowy (Essen), 2. J. und D. Theben (Fahrdorf), 3. Heinzmann/Kaste (Malente), 4. Plump/Sellig (Bremen), 5. J. und S. Paust (Hamburg), 6. W. und W.-P. Kahl (Hamburg).

Europe Frauen: 1. Lau (Hamburg), 2. Ledder (Warnemünde), 3. Uzarek (Berlin), 4. Engel (Bad Segeberg), 5. Sach (Lübeck), 6. Unkelbach (Mülheim).

Frentzen in Donington Vierter

Nach langer Durststrecke feierte Rennfahrer Heinz-Harald Frentzen (Mönchengladbach) wieder ein Erfolgserlebnis. Mit seinem britischen Partner Philippe Andrews belegte der 24jährige Deutsche beim vierten Lauf zur Sportwagen-Weltmeisterschaft in Donington in einem Lola den vierten Platz.

RADSPORT

TOUR DE FRANCE, 14. Etappe von Sestrière nach Alpe d'Huez (186,5 km): 1. Hampsten (USA) 5:41:58 Stunden (32,722 km/h), 2. Vona (Italien) 1:17 Minuten zurück, 3. Boyer (Frankreich) 2:08, 4. Nevens (Belgien) 2:46, 5. Chiappucci (Italien) 3:15, 6. Indurain gleiche Zeit, 7. Unzaga (beide Spanien) 3:28, 8. Virenque (Frankreich) 4:04, 9. Theunisse 4:13, 10. Breukink (beide Niederlande) 4:42, 11. Lino (Frankreich) 5:10, 12. Chioccioli (Italien) 6:03, 13. Montoya gleiche Zeit, 14. Delgado 6:06, 15. Mauleon (alle Spanien) 6:26, ... 21. Bölts (Heltersberg) 7:55, 22. Heppner (Gera) gleiche Zeit, ... 26. Bugno (Italien) 9:04, ... 57. Krieger (Karlsruhe) 28:32, ... 76. Jaermann 29:10, ... 79. Müller (beide Schweiz) 29:47, 80. Maier (Österreich) 30:04, ... 107. Kummer (Erfurt) 32:49, ... 122. Ludwig (Gera) 34:47, ... 136. Kappes (Kirchzarten) 37:18. - Gesamtwertung: 1. Indurain 69:20:07 (39,590 km/h), 2. Chiappucci 1:42 Minuten zurück, 3. Hampsten 8:01, 4. Lino 9:16, 5. Bugno 10:09, 6. Delgado 11:38, 7. Breukink 15:48, 8. Perini 15:56, 9. Vona 16:41, 10. Heppner 17:51, ... 38. Bölts 1:02:38 Stunden, ... 49. Maier 1:15:27, ... 59. Krieger 1:32:37, ... 64. Jaermann 1:41:06, ... 78. Kummer 1:54:04, ... 86. Müler 1:58:19, ... 96. Müller 2:08:00, ... 132. Kappes 3:03:52. - Punktewertung: 1. Museeuw (Belgien) 182 Punkte, 2. Jalabert (Frankreich) 174, 3. Chiappucci 129, 4. Ludwig 117, 5. Ghirotto (Italien) 116, 6. Konyshev (GUS) 91, 7. Indurain 89, 8. Kelly (Irland) 77, 9. Nevens 75, 10. Roche (Irland) 72. - Bergwertung: 1. Chiappucci 386 Punkte, 2. Virenque 217, 3. Chioccioli 189, 4. Indurain 138, 5. Hampsten 132, 6. Bugno 113, 7. Vona 112, 8. Murguialday (Spanien) 96, 9. Boyer 88, 10. Fignon 83.

Sabine Brucker Vierte in Luxemburg

Den vierten Platz belegte die deutsche Vize-Meisterin Sabine Brucker aus Neunkirchen/Saarland im Großen Preis beim CSIO von Luxemburg in Oberanven. Auf Aberdeen verwies die deutsche Amazone ohne Abwurf im Stechen Frankreichs Weltmeister Eric Navet auf Waiti Roxane Gruchy auf den fünften Platz.

Saarbrücken bleibt Gruppenzweiter

Durch ein 1:1 (1:1) beim niederländischen Ehrendivisionär SVV Dordrecht 90 bleibt Fußball-Bundesligist 1. FC Saarbrücken auf Platz zwei der Gruppe 8 der Intertotorunde und wahrte damit seine Chancen auf den Gesamtsieg. Der Aufsteiger ging vor 500 Zuschauern durch ein Eigentor des Niederländers Wilstermann in der zweiten Minute in Führung. Den Ausgleich erzielte Schmidt fünf Minuten vor der Halbzeit. Das Spiel stand auf niedrigem Niveau und war geprägt durch eine Vielzahl von Fehlpässen. Bei Saarbrücken zeigten nur Lange und Stickroth eine ansprechende Leistung. Neuzugang Arno Glesius feierte in der ersten Halbzeit ein gelungenes Comeback nach seiner Sprunggelenksverletzung. Zwei Spieltage vor Schluß ist in der Gruppe 8 noch keine Entscheidung gefallen. Der Aufsteiger kann am kommenden Mittwoch durch einen Sieg bei Aalborg BK mit dem Tabellenführer gleichziehen.

British Open der Golfer Faldo siegte wieder, Langer enttäuschte

Auch im 15. Anlauf hat der Anhausener Golfprofi Bernhard Langer bei den mit 2,85 Millionen Dollar dotierten British Open im schottischen Muirfield den erhofften Sieg verpaßt. Der 15malige Nationale (11) und Internationale (4) Deutsche Meister enttäuschte bei der 121. Turnier-Auflage auf der ganzen Linie und belegte am Ende mit insgesamt 291 Schlägen und 19 Schlägen Rückstand auf den englischen Sieger Nick Faldo nur den 59. Platz im noch verbliebenen 75köpfigen Teilnehmerfeld.

Bereits am Samstag hatte sich der 34jährige Schwabe nach seinem schwachen Auftreten ziemlich ratlos gezeigt. Der US-Masters-Sieger von 1985 vermutete in den alten, schwer lesbaren Grüns einen wesentlichen Grund für seinen Absturz in die Mittelmäßigkeit. Auf dem Par-71-Kurs mußte sich der frühere Junioren-Weltmeister auch am Schlußtag mit mäßigen 73 Schlägen begnügen, nachdem er zuvor 70-, 72- und 76er-Runden gespielt hatte. sid

Überraschender Amateur-Erfolg

Der Berliner Fußball-Amateuroberligist Türkiyemspor kam am Sonntag in einem Freundschaftsspiel gegen den türkischen Pokalsieger und Meisterschafts-Vierten Trabzonspor zu einem überraschenden 2:2 (1:1). In einer temperamentvollen Partie vor 5000 Zuschauern im Berliner Jahn-Sportpark traf auch der ehemalige Mönchengladbacher Bundesliga-Profi Thomas Herbst.

a

SCHWEDEN (18. Spieltag): Djurgarden Stockholm - IFK Göteborg 0:0, GAIS Göteborg - IFK Norrköping 0:2, Malmö FF - AIK Stockholm 2:0, Västra Frölunda - Östers Växjö 2:3, Örebro SK - Trelleborg FF 1:1. - Die Tabellenspitze: 1. IFK Norrköping 37:19 Tore/36 Punkte, 2. Östers Växjö 35:27/29, 3. Trelleborg FF 20:20/28, 4. AIK Stockholm 24:18/27, 5. Malmö FF 22:16/26, 6. IFK Göteborg 25:23/24.

Basketball-Länderspiel Knappe Niederlage gegen die GUS

Deutschlands Basketballer verloren sechs Tage vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Barcelona das letzte Test-Länderspiel. Die Schützlinge von Bundestrainer Svetislav Pesic unterlagen am Sonntag abend in Hagen der Auswahl der GUS unglücklich mit 96:98 (55:52). 800 Zuschauer in der restlos überfüllten Karl- Adam-Halle sahen trotz tropischer Temperaturen ein hochklassiges Spiel.

Die Entscheidung fiel erst mit der Schlußsirene, als Beeresznoi mit einem Dreipunktewurf den Sieg für die GUS perfekt machte. 5,7 Sekunden vor der Schlußsirene hatte Detlef Schrempf (Indiana Pacers) zwei Freiwürfe vergeben. Der US-Profi war trotzdem Deutschlands bester Schütze mit 21 Punkten. Stark waren zudem Michael Jackel (17 Punkte), Kapitän Hansi Gnad (16), Henrik Roedl und Stefan Baeck (beide 10). Erfolgreichster Werfer der Partie war Beeresznoi mit insgesamt 26 Punkten. sid

Italien erster U-22-Europameister

Italiens Basketball-Nationalmannschaft "Unter 22 Jahren" (U 22) ist erster Europameister. Am Sonntag abend bezwangen die Italiener in der Athener Sporthalle "Frieden und Freundschaft" Gastgeber Griechenland mit 65:63. Zuvor hatte sich Frankreich den dritten Platz mit einem 63:60-Erfolg über Israel gesichert. Für die Junioren-Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) blieb bei der erstmals ausgetragenen U 22-Europameisterschaft nur der zwölfte und letzte Platz.

Bilanz vorgelegt IOC vermarktet Olympia zu hohen Preisen

Wer auch immer in den in den 257 Disziplinen der bevorstehenden Sommerspiele siegen wird, mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) steht der große Gewinner von Barcelona bereits fest. Am Ende der olympischen Tage wird das IOC 1,9 Milliarden Dollar eingenommen haben. 133 Millionen Dollar davon wird es als Gewinn behalten. Diese Zahlen sind in einer am Sonntag in Barcelona veröffentlichten 23seitigen Dokumentation enthalten, in der das IOC erstmals umfassend über das Geschäft mit Olympia berichtet.

Gut 93 Prozent der Einnahmen gibt das IOC an seine "Tochterunternehmen" weiter. Es sind dies die beiden Organisationskomitees in Barcelona und Albertville, die Nationalen Olympischen Komitees (NOK) und die Internationalen Verbände mit olympischen Sportarten. Die restlichen sieben Prozent, eben jene 133 Millionen Dollar, behält das IOC für sich.

Von diesem Geld muß der olympische Konzern mit Sitz in Lausanne, wo 87 Angestellte arbeiten, seine laufenden Ausgaben begleichen. Sie betragen für 1992 rund 25 Millionen Mark, einschließlich einer Aufwandsentschädigung von einer halben Million Mark für IOC-Chef Juan Antonio Samaranch. Nach jüngsten, allerdings nicht offiziell bestätigten Veröffentlichungen verfügte das IOC im Mai über ein Vermögen von 204,6 Millionen Mark, davon 70,3 Millionen in bar und 89,7 Millionen Mark als Dollar-Festgeld.

Mit 935 Millionen Dollar haben die Einkünfte aus dem Verkauf der Fernseh-Rechte für Barcelona (625 Millionen) und Albertville einen Anteil von etwa 50 Prozent an den Gesamteinnahmen. 61 Prozent davon gehen an die Organisationskomitees, je 13 Prozent genehmigt das IOC sich selbst, den NOKs und den Verbänden. "Früher betrug der Fernseh- Anteil 90 Prozent der Gesamteinnahmen, davon kamen 90 Prozent vom US-Fernsehen. Das war nicht gut. Wir mußten ein Gleichgewicht finden, um nicht völlig abhängig vom Fernsehen zu sein", erklärt der Kanadier Dick Pound.

In seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Kommission zur Erschließung neuer finanzieller Recourcen ist der Kanadier der Geburtshelfer der TOP-Programme. Das IOC verkauft das Recht zur Nutzung Olympischer Ringe an weltweit operierende Unternehmen. So brachten neun Konzerne in das TOP 1-Programm (1985 bis 1988) 95 Millionen Dollar ein, zwölf Multis ließen das TOP 2-Programm auf 175 Millionen Dollar steigen. Allein Coca Cola als olympischer Hauptsponsor ließ sich die weltweite Nutzung der Olympischen Ringe etwa 30 Millionen Dollar für die letzten vier Jahre kosten und darf in Barcelona - wie die anderen elf Unternehmen auch - erstmals bei Sommerspielen massiv für das eigene Produkt werben. 50 Prozent aus dem TOP-Topf gehen an die beiden Organisationskomitees, 42 Prozent an an 169 NOKs, acht Prozent verbleiben beim IOC.

Daneben steht noch ein Sponsoring- Programm, das das IOC im Zusammenwirken mit den Organisationskomitees der jeweiligen Spiele betreibt. So bringen 94 Unternehmen dem COOB in Barcelona 500 Millionen Dollar ein (in Seoul: 150 Millionen). Dieses Geld dürfen die Spanier ebenso ganz für sich behalten wie die Einnahmen aus dem Eintrittskarten- Verkauf. Und dann läßt sich das IOC noch von drei "offiziellen Ausrüstern" beliefern, zu denen Mercedes zählt. dpa

Tagung des IOC-Exekutivkomitees in Barcelona Serbien-Entscheidung vertagt Fachverbände und NOKs an Olympia-Vergabe beteiligt

Hinter den Kulissen ist ein heftiges Tauziehen zwischen dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und dem UN-Sicherheitsrat um die Teilnahme von Rest-Jugoslawien an den bevorstehenden Sommerspielen in Barcelona entbrannt. Um den Athleten aus Serbien und Montenegro einen Olympia-Start als Einzelpersonen doch noch zu ermöglichen, erwägt das IOC als Entgegenkommen an die UN den Ausschluß von Rest-Jugoslawien von der Eröffnungs- und Schlußfeier am 25. Juli und 9. August.

Damit entfiele ein Bedenken der UN, die bisher nicht zur Aufhebung ihrer Sanktionen gegen Rest-Jugoslawien bereit sind. Wie IOC-Generaldirektor François Carrard am Sonntag nach Abschluß der Sitzungen des Exekutivkomitees erklärte, ist mit einer endgültigen Entscheidung in der Jugoslawien-Frage nun am Dienstag zu rechnen.

Das IOC-Exekutivkomitee beschloß am Sonntag einstimmig eine Änderung des Wahlmodus für Olympia-Städte. Danach soll bereits der Ort für die Sommerspiele 2000 am 23. September in Monte Carlo neben den (gegenwärtig 93) IOC-Mitgliedern auch von je fünf Vertretern der Nationalen Olympischen Komitees (NOK) und der Internationalen Verbände bestimmt werden. Wird dieser Antrag von der ab Dienstag in Barcelona tagenden Vollversammlung angenommen, so nähme das IOC von seiner Tradition Abschied, die Austragungsorte allein durch seine eigenen Mitglieder auswählen zu lassen.

Das IOC beantwortete am Sonntag einen Brief der UN, in dem der Sanktionsausschuß des Weltsicherheitsrates genau Auskunft zu einem Start der Sportler aus Serbien/Montenegro haben will. "Die UN will sicherstellen, daß das Team nicht als Repräsentant des Landes empfunden wird", sagte François Carrard.

Außerdem will die UN Auskünfte über die geplante Anreise der Sportler haben, die nach dem Wunsch des IOC als "Unabhängige Mannschaft" antreten sollen. Aus Belgrad wurde bekannt, daß der von dort nach Barcelona geplante Flug mit einer Chartermaschine der jugoslawischen Fluglinie "JAL" inzwischen abgesagt wurde. Die 109 für Barcelona nominierten Sportler sollen sich nun für einen Flug am Mittwoch mit einer rumänischen Maschine aus Temesvar (Rumänien) bereithalten.

Vorläufig festhalten will das Internationale Olympische Komitee an seinem Vorhaben, auch die vier qualifizierten Mannschaften aus Rest-Jugoslawien (Handball Männer und Frauen, Basketball Frauen, Wasserball) in Barcelona an den Start zu bringen. Vorsorglich hat das IOC jedoch die betroffenen Internationalen Verbände aufgefordert, Mannschaften als Reserve bereitzuhalten.

Unabhängig vom Ausgang der UN-Entscheidung über Rest-Jugoslawien steht die Teilnahme von Mannschaften aus Bosnien-Herzegowina und Mazedonien fest, nur über die Form will das IOC am Dienstag noch entscheiden. dpa

Military-Dressur in Del Montanya

Auch die Dressur-Prüfungen der Olympischen Military am 27. und 28. Juli finden wie der Geländeritt am 29. Juli im 70 Kilometer von Barcelona entfernten Urlaubsort Del Montanya statt. Das hat der Vielseitigkeitsausschuß der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) beschlossen.Erinnerung an einen unzeitgemäßen Manieristen Die Galerie Schamretta richtet eine Abschiedsausstellung für den Maler Karl Kunz aus, dessen Nachlaß nach Augsburg geht

Schon in seinen ersten Ausstellungen nach dem Krieg, die die Pfälzische Sezession mit illustren Gästen wie HAP Grieshaber, Werner Gilles oder Edvard Franck im unzerstörten Speyer veranstaltete, war Karl Kunz - er lehrte damals an einer Kunstschule in Saarbrücken - ein Außenseiter, einer, der Anlaß gab, sich zu entrüsten, über ihn zu diskutieren. Es war die seltsame und seltsam eindringliche Art und Weise, wie er Historisches Surrealem gegenüberstellte, Katholisch- Religiöses mit Ketzerischem konfrontierte, wie er Flächen durch wilde Ornamente zerstörte, Kubistisches und Dekoratives mengte, wie er in seinen Ölbildern Farbe und Schwarzweiß in Einklang zu bringen suchte.

Für viele haftete ihm von Anfang an der Ruch des Lästerlichen an. Andere wiederum rückten ihn bedenkenlos in die Nähe von Dali. Manchen Blättern des frühen Grieshaber konnte man ablesen, daß er damals, nach den Vernissagen, wohl nächtelang auch mit Kunz diskutierte. Oder war es Kunz, der von Grieshaber profitierte?

Kunz malte Akte, Szenen, Architekturen, die ihre Wurzeln in der Antike hatten, aber er malte sie mit Brüchen: Der Kubismus hat bei ihm seine Spuren hinterlassen, freilich ohne ihn zu vereinnahmen. Ornamente, wild verschlungene, deren Ursprung man teils im Jugendstil, teils bei den Präraffaeliten oder bei den Surrealisten finden kann, wurden ähnlich wie bei Max Ernst zu Symbolen, die schwer lesen, zu entziffern waren.

Kunz, 1905 in Augsburg geboren, begann als Autodidakt, bildete sich in München, Berlin und Halle weiter und wurde ein vorzüglicher Techniker. Im sogenannten Dritten Reich gehörte er zu den "Entarteten". Nach der Zeit in Saarbrücken fand er den Weg in bekannte Galerien: ins Frankfurter Kunstkabinett, in den Kunstverein, zur Galerie Appel und Fertsch, in die Kunsthalle Darmstadt oder zu Wolfgang Ketterer in München. 1954 war er auf der Biennale in Venedig. 1957 nahm er sich ein Atelier in Frankfurt, in dem er bis zu seinem Tod 1971 wirkte.

Die Tatsache, daß dieses Atelier, von einem seiner Söhne in der Merianstraße bis zum heutigen Tag in Ehren gehalten, jetzt aufgelöst und von Kunz' Heimatstadt Augsburg übernommen wird, hat die Galerie Schamretta, Kantstraße 16, bewogen, eine Art Abschiedsausstellung einzurichten. Karl Kunz, von dem gesagt wurde, sein "pathetischer Effekt" sei ohne Tiefendimension, der "Manierist" Kunz (er hat diesen Begriff nie als Vorwurf betrachtet, sondern sich selbst als solcher bezeichnet), dieser Maler hat heute noch, so scheint es mir, mehr als zwanzig Jahre nach seinem Tode, mehr malerische und künstlerische Qualitäten als Dutzende heute Hochgelobter.

Die Galeristin hat die Absicht, die Ausstellung mit einer Finissage zu beenden, bei der das Atelier des Malers Karl Kunz besichtigt werden soll, bevor es aufgelöst wird. (Bis zum 5. September, geöffnet Dienstag und Freitag von 17 bis 20 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung, 069 / 4 93 02 06.) WERNER PETERMANN

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Wayne's World (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Grand Canyon (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr).

Kino 3: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Wayne's World (20.15 Uhr).

Schwalbach. Kino im Bürgerhaus: Rebeccas Töchter (20 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).

Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", 18 bis 22 Uhr (bis 25. 7.).

Hochheim. Galerie Rosemarie Jäger, Wintergasse 13: Werke von Laura Hickman, nach telefonischer Vereinbarung, Tel. 0 61 46 / 22 03 (bis 25. 7.).

AOK, Wilhelmstraße 16: "Menschen, Architektur, Landschaft, Technik, Freizeit, Table-Top, Akt", Fotos von Helge Sulzer, zu den Öffnungszeiten der Geschäftsstelle (bis 23. 7.).

Sulzbach. Rathaus, Hauptstraße 11: "Stopp die Müll-Lawine", 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr (bis 7. 8.).

Vorträge / Kurse

Hofheim. DRK, Schmelzweg 5: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", 18 bis 22 Uhr.

Beratung / Selbsthilfe

Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).

Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Versorgungsamt Frankfurt: Bürgersprechtag, Rathaus, Chinonplatz 2, 14 bis 18 Uhr.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

DAK, Kirschgartenstraße: Ernährungsberatung, 9.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 26 (oder jede andere DAK-Geschäftsstelle).

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Anonyme Alkoholiker: Treffen, Gemeindezentrum der evangelischen Paulusgemeinde, Gustav-Adolf-Straße, 19 Uhr, Infos Tel. 0 69 / 5 97 42 74, 18 bis 20 Uhr.

Katholisches Bezirksamt, Kirchplatz 6: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 18 Uhr. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Seniorentreff, 14.30 Uhr.

Kelkheim. Kontaktstelle für Senioren: Halbtagesfahrt zum Wiesensee / Westerwald, Abfahrt: Altenburger Weg, 12 Uhr; Görlitzer Straße, 12.05 Uhr; Bahnhof Kelkheim, 12.10 Uhr; Alte Schule, Hornau, 12.15 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Jugendtreff Eddersheim, Kreuzstraße: Treffen des Videoteams, Keller des Begegnungshauses, 15.30 bis 17.30 Uhr.

Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.

Jugendzentrum, Mainzer Landstraße 36: Eiscafé, 16 bis 21 Uhr.

Schwimmbad: Spielnachmittag für Kinder mit dem Spielmobil, 14 bis 17 Uhr.

Sonstiges

Hofheim. Fußball-Stadtmeisterschaft 1992: Sportpark Heide, ab 18.30 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Beratung / Selbsthilfe

Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.

Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Pfarrheim, Schleifergasse 2.

DRK, Hostatostraße 35: Beratung für hilfesuchende Menschen, 9 bis 11 Uhr.

Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 15 bis 17 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86.

Vereine / Organisationen Höchst. Bowling-Sport-Verein Höchst: Schnupperspiele unter fachkundiger Leitung, Rebstock Bowling Center, Am Römerhof 18, 17 bis 18.30 Uhr.

Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, 19.30 Uhr, Clubhaus Labbeduddel. WIESBADEN

Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (14.30, 17, 19.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Peter Pan (13.30, 15.30 Uhr); Roter Drache (18, 20.30 Uhr).

Alpha: Feivel II - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); The Player (17, 20 Uhr).

Beta: Unter Verdacht (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Gamma: Stephen King's Schlafwandler (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Liebenden von Pont-Neuf (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Brazil (14, 17.15, 20.30 Uhr).

Ausstellungen

Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, 14 bis 18.30 Uhr (bis 22. 8.).

Beratung / Selbsthilfe

Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 14 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.

Verein Soziale Hilfe, Bismarckring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Kastellstraße 11, Käthe-Kollwitz-Schule (Kellereingang), 10 bis 13 Uhr; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 5 19 12.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.

Pro Familia, Langgasse 3: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, 14 bis 17 Uhr.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.

(ohne Gewähr)

Acht Tage lang ging es um Fußball: Sportwerbewoche in Langenbergheim Nur wer kostenlos kam, durfte am Fußball-Turnier teilnehmen Leider nach den alten Regeln gespielt / Mädchen, Jugend und Alte Herren kamen zum Zuge / Wer wollte, durfte "VIP" sein

Der Kultur- und Sportverein (KSV) 1947 Langenbergheim, der nach dem Kriege die örtliche Fußballtradition - eingeleitet durch die vor exakt 70 Jahren gegründete und 1933 bereits wieder verbotene "Viktoria" - fortsetzt, beruft sich nicht nur auf verkrustete Spielformen.

Der Hanauer Bezirksligist, der im Hammersbacher Ortsteil weiterhin ein Eigenleben führt, hat mit seiner Sportwerbewoche über acht Tage seit Jahren Erfolg. Basis hierfür sind die in Eigenhilfe geschaffenen Rahmenbedingungen, denn die locker für 200 bis 250 Zuschauer ausreichenenden überdachten Plätze, die zudem optimale Bewirtungsmöglichkeiten für die Besucher bieten, suchen in dieser Form ihresgleichen. In kleinem, familären (und preisgünstigen) Stil gehalten, entspricht dieser Vorraum am großzügig ausgebauten Vereinsheim einer "VIP-Lounge für den Otto-Normal-Verbraucher". Die Sportwoche, die anfangs mit einem Turnier in bekannter Form abgehalten wurde, war den "Machern" zu pflichtgemäß. Es wurde zu sehr um den schnöden Mammon oder um Sachpreise gefeilscht. Jetzt bieten die Langenbergheimer jeden Abend Spiele mit sorgfältig ausgewählten Vereinen, die kostenfrei "An den Seedamm" kommen, dort ihr Vorbereitungsspiel austragen, einen Kasten Bier (alkoholfrei?) vom Gastgeber erhalten und sich dann (auf eigene Rechnung) an den "Köstlichkeiten des Gastgebers laben". Die "dritte Halbzeit", die zu intensiven Gesprächen zwischen Spielern, Funktionären, Trainern, Besuchern und Pressevertretern genutzt wird, ist oftmals interessanter als das vorhergegangene Testspiel selbst.

Das macht dem Gastgeber wenig aus. Er läßt Teams aus dem direkt angrenzenden Fußballkreis Büdingen sowie aus dem Kreis Hanau gegeneinander antreten - zudem kommen auch einmal die Mädchenmannschaft, Jugendteams, Alte Herren etc. zum Zuge -, begrüßt dabei täglich rund hundert Fußballfreunde und macht ohne organisatorische Klimmzüge "seinen Schnitt".

Mit einem glatten 4:0 des KSV Langenbergheim gegen den gleichrangigen Büdinger Vertreter Sportfreunde Oberau wurde die Sportwerbewoche eingeleitet, Eintracht Windecken und Landesligist Spvgg. 1910 Langenselbold (1:2) sowie 1860 Hanau und die SKG Rüdigheim (x:x) beschlossen am Wochenende den Reigen.

Dazwischen gab es einige hochinteressante Treffen, wobei der SV Kilianstädten mit 2:4 gegen den SV Orleshausen den kürzeren zog, der 1. FC Hochstadt den SC Viktoria Nidda mit 3:2 bezwang und der Rest keinen Sieger fand: 3:3 hieß es zwischen Eintracht Oberrodenbach und dem SV Calbach sowie jeweils 2:2 bei VfB Höchst - FC Langendiebach, FSV Ravolzhausen - SG Marköbel und Sportfr. Ostheim - Spvgg. Roßdorf.

Nicht verständlich: Alle Spiele wurden nach den alten Regeln gepfiffen, eine Eingewöhnungsphase für die Akteure blieb damit ungenutzt. "Wir haben damit begonnen, aber nach einem Treffer aus einer derartigen Situation wollte der betroffene Verein danach nicht mehr weiterspielen, und es ging nach dem alten Regelwerk weiter", gab Pressewart Peter Hoffmann eine wenig plausible Erklärung hierüber ab.

Offenbar fehlte den Schiedsrichtern eine klare Anweisung, zumal bei anderen Veranstaltungen bereits nach der neuen Regel (offiziell im Amateurbereich ab 24. Juli relevant) gespielt wird. Eine Randerscheinung "Am Seedamm", wo eben alles anders ist. Mehr nicht . . . hdp

Eva Hagenbäumer

"Der Höhepunkt meiner Karriere"

Mit dem großen "Open Air Festival" auf der Loreley, aber auch einer internen Hockey-Fete des Rüsselsheimer RK, vertrieb sich Eva Hagenbäumer die letzten Tage vor Barcelona. Die 25 Jahre alte Krankengymnastin, die seit genau zwei Jahrzehnten Hockey spielt, freute sich zunächst einfach nur über ihre Nominierung, machte sich keine größere Gedanken, aber in den letzten Tagen kamen doch mehr Gefühlswallungen auf. "Die Aufregung ist größer geworden. Man macht sich seine Gedanken und sucht nach Ablenkung", sehnt sie den Abflug am morgigen Mittwoch (10.15 Uhr/Rhein-Main) herbei.

Die im Bundesligateam des RRK im Mittelfeld Regie führende Eva Hagenbäumer spielt in der Nationalmannschaft (Innenverteidigung) einen anderen Part, fühlt sich jedoch auf beiden Positionen wohl. Die mit dem Sohn des Rüsselsheimer Hockey-Idols Fritz Schmidt (Fritz Schmidt junior) liierte Spielerin, die mit fünf Lenzen beim Wiesbadener THC begann und seit 1985 in Rüsselsheim aktiv ist, betrachtet Barcelona als absoluten sportlichen Höhepunkt ihrer Karriere, wenngleich sie bereits Junioren-Europameisterin (88) und Europameisterschafts-Zweite mit der Frauen-Nationalmannschaft werden konnte. "Eine Medaille wäre das Optimum. Das Halbfinale wollen wir auf jeden Fall erreichen", strahlt sie Optimismus aus. Zumal nicht nur Eva Hagenbäumer bereits vor einer 30 000er-Kulisse (beim Länderspiel im Londoner Wembley-Stadion) gepielt hat. Da auch ihre Eltern und Freund Fritz Schmidt persönlich in Barcelona die Daumen drücken werden, dürfte sie sich im Olympiaort gut aufgehoben fühlen. hdp

Fußball-Landesliga Mitte Familien-Treffen der Muster-Klasse

Die Fußball-Landesliga Mitte steht der hessischen Oberliga in puncto Freitag- und Samstag-Spielen in nichts nach. Aufgrund der geografischen Lage tragen die "Vereine vom flachen Land" dem Freizeit-Verhalten der Fans Rechnung und sind fast vollzählig vom Hauptspieltag (Sonntag) abgewichen. Einige Klubs aus dem Ballungsgebiet spielen weiterhin am Sonntag, vom Frankfurter Stadtteil-Trio durch den VfB Unterliederbach (würde ansonsten mit dem FC Viktoria Sindlingen "kollidieren") praktiziert.

Oberliga-Absteiger SG 01 Höchst ist ebenso wie der Verein vom Kreisel (wie bereits in Oberligatagen) auf den Samstag fixiert. Um die Terminflut in dem auf 19 Klubs aufgeblähten Feld in Griff zu bekommen, muß der kommissarische Klassenleiter Hans-Jürgen Heckelmann (Aarbergen), der den erkrankten Hermann Klaus (Beselich) vertritt, nicht nur mit dem Wochenende 7. bis 9. August in die neue Runde starten, sondern auch am 25./26. August sowie am 15./16.September zwei komplette Wochentagsrunden integrieren, um am 28./29. November die Vorrunde abschließen zu können. Die zweite Halbserie ist ab 5./6. Dezember sowie nach der Winterpause (ab 31. Januar oder 7. Februar 93) anberaumt. Saisonende soll am 23. Mai 93 sein.

Die genauen Regularien hinsichtlich der zweiten Halbserie sollen am 9. November bei der Rückrundenbesprechung im Vereinsheim der SG 01 Höchst fixiert werden.

Der Startschuß in die neue Saison fällt am 7. August (Freitag, 18.30 Uhr) mit dem Spiel FSV Steinbach (bei Gießen) gegen Sportfreunde Burkhardsfelden. Tags darauf (8. August, 15.30 Uhr) fällt am Sindlinger Kreisel mit dem Nachbarschaftstreffen zwischen dem FC Viktoria Sindlingen und dem VfB Unterliederbach der Vorhang für die Spielzeit 92/93. Am 9. August (17 Uhr) hofft die SG 01 Höchst, die allgemein als der große Titel-Anwärter gehandelt wird, auf gutes Wetter in Wetter: Beim Neuling VfB Wetter will die Schroda-Elf gleich ihren Weizen blühen sehen.

Auf dem finanziellen Sektor hoffen die Sindlinger nach ihrer Dürreperiode 91/92 auf den großen Reibach, denn nicht nur Unterliederbach, sondern die SG 01 Höchst gibt in der Vorrunde (3. Oktober, 15 Uhr) am Kreisel ihre Visitenkarte ab. Der Saisonauftakt beziehungsweise die besondere Brisanz zwischen den langjährigen Oberliga-Rivalen Sindlingen und Höchst sollte jeweils für mehr als 500 Zuschauer garantieren.

Der dritte Frankfurter Lokalschlager ist acht Tage nach dem Meeting am Kreisel am 10. Oktober (15 Uhr) im Stadtpark mit dem Treffen der Höchster und Unterliederbacher fällig. Diese Partie könnte - den Erwartungen beider Klubs nach - zum absoluten Vorrunden-Höhepunkt avancieren. Die Landesliga wurde damit zur neuen Plattform für die Spitzenteams aus dem Fußballkreis Main-Taunus (wozu kurioserweise auch die Frankfurter "West-Klubs" gehören) aufrückte. Mit sieben Mark (anstatt bisher sechs Mark) sind die Fans in der zweithöchsten Klasse dabei. Bis auf Niederbrechen haben alle 19 Vereine Rasenplätze vorzuweisen.

Was die Klubs aus Frankfurt besonders interessiert: Auch 92/93 hat nur der Meister eine Aufstiegsmöglichkeit, guckt der Rangzweite in die Röhre, da die Relegation zur Oberliga Hessen erst ab 93/94 (laut Verbandsspielausschuß-Entscheid) greifen soll. Vier Klubs steigen direkt ab. Sollte die Gesamtzahl 18 durch Auf- und Abstiegs-Regularien überschritten werden, muß sogar der Fünftletzte "ins Gras beißen". Das hätte zur Konsequenz, daß der Sechstletzte die Relegationsspiele gegen die Bezirksoberliga-Zweiten aus Wiesbaden und Gießen/Marburg (2) absolvieren müßte. Eine Regelung, die aufgrund des 19er-Klassements unvermeidlich ist, zumal der Verbandssppielausschuß die von einigen Klubs angeregte Aussetzung der Relegationsrunde verständlicherweise ablehnte. "Es kann nicht angehen, in einem Jahr Relegationsspiele zu absolvieren und im anderen Jahr nicht", stellt Heckelmann zu diesem Komplex fest.

Es gab trotz diesbezüglicher Anfragen keinerlei Diskrepanzen in Gießen, wo der Gastgeber VfB 1900 für den entsprechenden Rahmen garantierte. Im Gegensatz zur Oberliga oder der Landesliga Süd kommen die Meetings in der Staffel Mitte fast bereits einem Familien-Treffen gleich, steht ein großzügiger Imbiß bereit, wird fair und sachlich miteinander umgegangen. Sie gilt daher längst als hessische Musterklasse. HANS-DIETER PUTH

Fußball-Bezirksoberliga Wiesbaden: Terminbesprechung der Vorrunde Man kommt ohne Wochentagsspiele aus Bei den Eintrittsgeldern wurde nur der sogenannte "Billig-Tarif" um eine Mark angehoben

Bedingt durch den Doppelaufstieg (der SV Wehen II zog aufgrund des Amateur- Schutzparagraphen den 1. FC 1911 Alemannia Niederbrechen mit in die Landesliga Mitte) muß Bezirksfußballwart Helmut Klärner (Heidenrod) 92/93 in der Bezirksoberliga Wiesbaden nur noch mit einem 17er-Klassement arbeiten. Von den Spieltagen her (34) ist die Gestaltung mit einem 18er-Feld identisch, muß der Startschuß wie gewohnt am zweiten August- Wochenende (8./9.) fallen.

Am "Frühstart" ist von den Main-Taunus-Vereinen nur der Aufsteiger 1.FC Eschborn (8. August, 15.30 Uhr, bei Germania Wiesbaden) beteiligt. Der Wiesbadener Aufsteiger SV Erbenheim muß an diesem Termin gleich in den Westerwald fahren, wo er von der SG Hausen/Fussingen empfangen wird.

Ferner beginnen die Spvgg. Eltville un die TSG Wörsdorf bereits an diesem Samstag-Termin. Der SV 07 Kriftel und die Spvgg. Hochheim starten am 9. August (15 Uhr) gleich mit einem Kreisderby in die neue Runde. Die SG 01 Höchst II trifft auf die SG Walluf, der FC Sportfreunde Schwalbach auf den SV Frauenstein, während der SV 1910 Hattersheim zunächst spielfrei ist und erst am 16. August (15 Uhr) gegen Germania Wiesbaden "einsteigen" wird.

Die Termingestaltung löste keine gravierenden Diskrepanzen aus. In der Bezirksoberliga Wiesbaden, die ohne Wochentags-Runde auskommt, sind insgesamt nur 16 Begegnungen (von 136) verlegt worden. 15 davon sollen am Samstag, eine (Walsdorf - Ahlbach/13. August, 19 Uhr) an einem Donnerstag absolviert werden. Das Vorrunden-Ende ist für 29. November terminiert. Nach zwei Rückrundenspieltagen (6./13. Dezember) ist eine Winterpause bis 7. Februar 93 geplant, während am 16. Mai die 272 Spiele der Saison 92/93 über die Bühne sein müssen. Danach stehen Entscheidungs- beziehungsweise Relegationsspiele ins Haus.

Im Gegensatz zu ihren "Kollegen" aus dem Bezirk Frankfurt - die dortigen Bezirksoberliga-Staffeln verlangen jeweils sechs Mark Eintritt - beschlossen die Wiesbadener Bezirksoberligisten, den alten Satz (fünf Mark) beizubehalten, dafür jedoch den "Billigtarif" für Rentner, Frauen und Jugendliche auf vier Mark anzuheben. Damit ist der erste Schritt zur "Gleichberechtigung der Geschlechter" und zur Aufhebung der Altersklassen-Begrenzung getan.

Weitere Zahlen aus dieser Klasse überraschen, wenngleich sie nicht als einmalig zu bezeichnen sind: Immerhin 71 rote Karten mußten 91/92 im Einzelrichter-Urteil durch Staffelleiter Helmut Klärner abgeurteilt werden, dazu der Bezirks-Rechtsausschuß zweimal tagen. Neben der Flut an Spielersperren konstatierte Klärner einen Betrag von fast 2000 Mark Strafgeldern, zu welchem die Klubs verurteilt wurden.

Zwei Teams hielten sich aus den verschiedenen Delikten raus: Meister SV Wehen II und der FSV Winkel, die für ihre faire Gangart jeweils mit einem Ball belohnt wurden.

Die Zielsetzungen der sechs Main-Taunus-Vereine sind höchst unterschiedlich, die Palette reicht zwischen einer Spitzenposition (FC Sportfreunde Schwalbach/SV 1910 Hattersheim) bis zum Klassenerhalt (SG 01 Höchst II/SV 07 Kriftel). Dazwischen wollen die Spvgg. Hochheim und der 1.FC Eschborn "landen". Die spektakulärsten Spielerwechsel vermeldete - wie bereits in der FR berichtet - Schwalbach, das mit Michael Reichardt (VfB Unterliederbach), Christoph Reusch (VfR Limburg) sowie Nico Tedde (zuletzt FSV Steinbach) drei Akteure mit Landesliga-Erfahrungen verpflichtete.

Interessant ist das Trainer-Aufgebot: Jürgen Weninger (Hattersheim) profilierte sich lange Jahre beim FSV Frankfurt und Viktoria Sindlingen in der Oberliga Hessen. Das gleiche gilt für den Schwalbacher Holger Trimhold, den Höchster Michael Gabriel (Eintracht Frankfurt Amateure, zuletzt FV Bad Vilbel), den jetzigen Eschborner Coach Rolf Gehrke (früher Vikt. Schwalbach/SG Höchst) sowie Jochen Rebsch, der von der Okrifteler Straße in Walldorf zum Wasserturm nach Hochheim wechselte. hdp

Schützen: Gaubezirk Maingau und Main-Taunus-Kreis Kriftel fiel zwei Plätze zurück Bei Standartgewehrschützen ist eine Vorentscheidung gefallen

Während die Taunus-Vereine innerhalb der Gauklasse gerade Halbzeit machen, haben die Standardgewehrschützen im Schützenkreis Main-Taunus ihre Rundenkämpfe abgeschlossen. In der Gauklasse sind vier von sechs Klubs aus den Taunusgefilden vertreten, die erste Geige spielt nach der Vorrunde jedoch der Offenbacher Kreisverein SG Tell Dietzenbach, der mit 9:1 Punkten vor der SG Bad Homburg und dem Schützenverein Kriftel die Tabelle anführt.

"In dieser Klasse ist eine Vorentscheidung gefallen, denn die Gewehrschützen vom SV Kriftel haben nach zwei Niederlagen in Folge zunächst einmal mit dem Meisterschaftsausgang nichts mehr zu tun", bilanziert Gau-Presserefrent Josef Brandmeier (Kriftel). In beiden Spitzenkämpfen patzte der vorherige Spitzenreiter Kriftel (1039:1047 Ringe in Bad Homburg, 1056:1065 gegen Dietzenbach) und fiel damit bei drei Zählern Rückstand auf Rang drei zurück. Des weiteren setzte sich Dietzenbach in Bad Homburg mit 1083:1076 Ringen durch und gilt jetzt als Titelfavorit. Zumal der Tabellenführer sowohl Bad Homburg als auch Kriftel in der Rückrunde an eigenen Ständen empfangen darf. Andere Sorgen hat die Schützengesellschaft Eschborn, die ohne ihr Aushängeschild Jutta Majowski-Ludwig (wurde inzwischen Mutter) den Blick nach hinten richten muß. Lediglich den direkten Vergleich mit Schlußlicht SV Oberursel (1040:972) konnte sie für sich entscheiden. Diese 68 Ringe Unterschied sollten Eschborn zum Klassenerhalt genügen, denn Oberursel traut niemand einen Sieg mit einem Unterschied von 69 Ringen gegen den Taunusrivalen zu.

Die mit Abstand beste Vorrundenleistung vollbrachte Alexander Hess (SV Kriftel), der mit überragenden 288 Ringen alle Mitbewerber deutlich hinter sich lassen konnte. Ralf Wurm (Dietzenbach/280) sowie der Krifteler Jürgen Schwamb (279) folgen mit klarem Abstand. Lutz Voigt (276), Peter Suchomil und Wolfgang Schüler (alle SG Bad Homburg) kamen jeweils auf eine Höchstmarke von 275 Zählern, welche auch der Krifteler Gerd Schleifenbaum auf seinem Konto vereinte. Roland Repp (274) war bester Oberurseler.

SCHÜTZENBEZIRK MAINGAU, STANDARDGEWEHR, Vorrundentabelle: 1. SG Tell Dietzenbach 9:1 Punkte / 5329 Ringe, 2. Schützengesellschaft Bad Homburg 8:2 / 5262, 3. SV Kriftel 6:4 / 5288, 4. SG 1961 Neu-Isenburg 5:5 / 5296, 5. Schützengeselslchaft Eschborn 2:8 / 5153, 6. SV Oberursel 0:10 / 5052.

Der Schützenverein Hofheim hofft, sich in der Aufstiegsrunde mit seiner Standardgewehr-Mannschaft ebenfalls für die Gauklasse qualifizieren zu können. Der Meister des Schützenkreises Main-Taunus kam in der abgelaufenen Runde auf makellose 20:0 Punkte und erzielte dabei 10430 Ringe. Neben Hofheim sorgte die SG 06 Flörsheim (mit 20:0 Punkten und 10165 Ringen Grundklassensieger) sowie die SG Okriftel (Grundklasse II) für klare Verhältnisse in ihren Klassen. In der höchsten Kreisklasse dominierte der SV Hofheim stets das Geschehen. Auch im entscheidenden Rückrunden-Spitzenkampf hatte der Meister knapp mit 1045:1038 Ringen gegenüber der Schützengemeinde Münster die Nase vorn. Kurios: Aufsteiger SV Sulzbach erzielte mit 10018 Ringen die drittbeste Gesamtzahl und muß dennoch absteigen. Daran änderte auch der abschließende 1019:982 Sieg gegen Diedenbergen (Vorletzter) nichts mehr.

In der Einzelwertung war der Hofheimer Wulf Baltruschat mit einem Mittelwert von 276,250 Ringen der mit großem Abstand erfolgreichste Einzelschütze. Sein Kontrahend Walter Hufnagl (SV Sulzbach) brachte es auf eine Quote von 267,750 Ringen pro Kampf. Dieter Janke (264), Michael Jankov (262,375 / beide SGeM Münster) sowie der Hofheimer Lutz Viertel (261,375) folgten in der Schützenklassenskala. Die Juniorin Alexandra Leicher (SG 06 Flörsheim) ist mit 262,750 insgesamt die Nummer vier im Kreis, auch Altersklassenschütze Rudolf Schwenk (Diedenbergen / 262,00) hatte den Bogen besonders gut raus. Auf dem Nachwuchssektor überragten die Hofheimere Brüder Tobias Höhn (mit 253,625 bester Junioren-Schütze) und Sascha Höhn, der bei der Jugend mit 246 Ringen die konstanteste Saisonleistung erzielte. SCHÜTZENKREIS MAIN-TAUNUS, STANDARDGEWEHR-KREISKLASSENABSCHLUSSTABELLE: 1. SV Hofheim 20:0 Punkte / 10430 Ringe, 2. Schützengemeinde Münster 16:4 / 10269, 3. SG Eschborn 8:12 / 9872, 4. SV Neuenhain 6:14 / 9907, 5. SV Diedenbergen 6:14 / 9796, 6. SV Sulzbach 4:16 / 10018. - GRUNDKLASSE I: 1. SG 06 Flörsheim 20:0 Punkte / 10165 Ringe, 2. SV Edelweiß Flörsheim 16:4 / 9887, 3. SGem Münster II 12:8 / 9948, 4. SV Hofheim II 6:14 / 9635, 5. SV Weilbach 6:14 / 9319, 6. SG Eschborn II 0:20 / 9385. - GRUNDKLASSE II: 1. SG Okriftel 16:0 Punkte / 7965 Ringe, 2. SV Diedenbergen II 11:5 / 7282, 3. SV Hofheim III 9:7 / 7582, 4. Edelweiß Flörsheim II 4:12 / 7005, 5. SV Ruppertshain 0:16 / 7021. dip

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Das Schweigen der Lämmer (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Grand Canyon (20.15 Uhr).

Open-air-Kino am Mainufer, Eddersheim: Dick Tracy (22 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr).

Kino 3: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: bis 3. 8. wegen Renovierung geschlossen.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Die Commitments (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).

Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", 18 bis 22 Uhr (bis 25. 7.).

Hochheim. Galerie Rosemarie Jäger, Wintergasse 13: Werke von Laura Hickman, 16 bis 19 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 0 61 46 / 22 03 (bis 25. 7.).

AOK, Wilhelmstraße 16: "Menschen, Architektur, Landschaft, Technik, Freizeit, Table-Top, Akt", Fotos von Helge Sulzer, zu den Öffnungszeiten der Geschäftsstelle (bis 23. 7.).

Sulzbach. Rathaus, Hauptstraße 11: "Stopp die Müll-Lawine", 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr (bis 7. 8.). Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.

Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr.

AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Kelkheim. Malteser soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und kranke Menschen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr; Sprechstunde, Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe bei Alkoholproblemen, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr.

Offene Treffs

Schwalbach. Stillgruppe: Treffen, katholisches Gemeindezentrum St. Martin, Badener Straße 23, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Vereine / Organisationen

Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg 1, 15 Uhr.

Kelkheim. Sportgemeinschaft: Sportliches Gehen der Wandergruppe, Treffpunkt Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr.

Senioren

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Puppen- und Hexenbastelei, Volksbildungsraum, 10 Uhr; Musikgruppe mit der "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr.

Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Bastelgruppe, Seniorenwohnanlage, Marktplatz 46 A, Gruppenraum 4, 14.30 Uhr; Singkreis, Bürgerhaus, Gruppenraum 1 und 2, 17 Uhr.

Kinder / Jugendliche

Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof, Hauptstraße 48: Vorlesestunde für Kinder ab sechs Jahren, " . . . und jeden Samstag baden", Geschichten von früher, 15 Uhr.

Schwimmbad: Kindernachmittag mit dem Spielmobil, 14 bis 17 Uhr.

Jugendzentrum, Mainzer Landstraße 36: Eiscafé, 16 bis 21 Uhr.

Sonstiges Hofheim. Fußball-Stadtmeisterschaft 1992: Sportpark Heide, ab 18.30 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33: Sprechstunden, 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.

Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.

Guttempler: Gesprächsgruppe für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, AW-Zentrum, Königsteiner Straße 49 H.

Caritas: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 15.

Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, 17 Uhr, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2 - 4.

Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Kasinostraße 15.

Institut für Legastheniker-Therapie: Telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.

Nied. Selbsthilfegruppe für Drogen- und Medikamentenabhängige: Treffen, Gemeindehaus, Dürkheimer Straße 35, 20 Uhr.

Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau, Kellerskopfweg 28: Krabbelgruppe, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck).

Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, 16 bis 18 Uhr, Wed 13.

Senioren

Höchst. Senioren-Initiative, Gebeschusstraße 44: Gesprächskreis "Älter werden, was muß ich wissen, was will ich tun?", 15 Uhr.

Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße.

Kinder / Jugendliche

Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN

Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Wayne's World (14.30, 17, 19.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Peter Pan (13.30, 15.30 Uhr); Roter Drache (18, 20.30 Uhr).

Alpha: Feivel II - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); The Player (17, 20 Uhr).

Beta: Unter Verdacht (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Gamma: Stephen King's Schlafwandler (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Stille Tage in Clichy (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: The Wall (15.15, 17.30, 19.45, 22 Uhr).

Ausstellungen Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, 14 bis 18.30 Uhr (bis 22. 8.).

Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "Die fähigen Weiber von Dresden", 10 bis 17 Uhr.

Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: geschlossen bis 9. August.

Beratung / Selbsthilfe

Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Telefon-Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 13 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 10 bis 12 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

- ohne Gewähr -

Tips und Termine für den MTK, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Wayne's World (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: keine Vorstellung.

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr).

Kino 3: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).

Open-air-Kino, Altes Wasserschloß, Kellereiplatz: Der mit dem Wolf tanzt (21 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.

Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: keine Vorstellung. Ausstellungen Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).

Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", 18 bis 22 Uhr (bis 25. 7.).

Hochheim. Galerie Rosemarie Jäger, Wintergasse 13: Werke von Laura Hickman, nach telefonischer Vereinbarung, Tel. 0 61 46 / 22 03 (bis 25. 7.).

AOK, Wilhelmstraße 16: "Menschen, Architektur, Landschaft, Technik, Freizeit, Table-Top, Akt", Fotos von Helge Sulzer, zu den Öffnungszeiten der Geschäftsstelle (letzter Tag).

Sulzbach. Rathaus, Hauptstraße 11: "Stop die Müll-Lawine", 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr (bis 7. 8.). Vorträge / Kurse Kriftel. Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Herr Fetscher).

Hattersheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Erbsengasse 12 (Altmünstermühle), 19.30 bis 21.30 Uhr.

Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe, 9 bis 12 Uhr; Kontakt Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Beratungen, Kuren und Erholung; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 16 bis 18 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Pflege, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20.15 bis 21.30 Uhr, Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49. Vereine / Organisationen Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).

Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Gesprächskreis Literatur: "Der Fuchs im Hühnerstall" von Ephraim Kishon, Vortragsraum, 16 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.

Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.

Jugendzentrum, Mainzer Landstraße 36: Eiscafé, 16 bis 21 Uhr.

Schwimmbad: Kindernachmittag mit dem Spielmobil, 14 bis 17 Uhr. Sonstiges Hattersheim. Abfuhr von kompostierfähigen Gartenabfällen, ab 7 Uhr.

Hofheim. Fußball-Stadtmeisterschaft 1992, Sportpark Heide, ab 18.30 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Ev. Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychol. Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 und 17 bis 19 Uhr.

Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 0 69 / 5 97 42 74.

Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86.

Vereine / Organisationen Zeilsheim. Kreis für alleinerziehende Mütter / Väter mit Kindern: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt-Zeilsheim 18 - 20, 16 bis 18 Uhr. WIESBADEN

Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20, 23 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Rasenmäher-Mann (14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Alpha: Peter Pan (12.45, 14.45 Uhr); Ricochet - Aufprall (16.45, 19.15, 21.45 Uhr).

Beta: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); The Player (17, 20 Uhr).

Gamma: Eine ausgeflippte Familie (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Liebenden von Pont-Neuf (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Der Kontrakt des Zeichners (15, 17.45, 20.30 Uhr). Ausstellungen Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (bis 31. 8.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, 14 bis 18.30 Uhr (bis 22. 8.).

Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "Die fähigen Weiber von Dresden", 10 bis 17 Uhr (bis 26. 7.). Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Deutsche Friedensgesellschaft, Marcobrunnerstraße 7: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 19 Uhr, Tel. 4 73 80.

Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.

Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19.30 Uhr.

Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 16 bis 22 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Vereine / Organisationen Evangelische Ringkirchengemeinde, Kaiser-Friedrich-Ring 5: Eltern-Kind- Treff, 10 bis 13 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff, Römerberg 24: Mädchencafé, 16 bis 21 Uhr.

- ohne Gewähr -

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Orchesterkonzert mit dem Streichorchester des städtischen Schönborn-Gymnasiums Würzburg, Stiftstheater, 20 Uhr.

Hofheim. Kleinkunst im Hof: "Teleflax", Kabavue mit der Gruppe "Panoptikum", Altes Wasserschloß, Kellereiplatz, 20 Uhr.

Schwalbach. Reihe Sommertreff: Jazz- Dämmerschoppen mit den "Dreamboat Serenaders", hinter dem Jugendz. (bei Regen im Parkhaus Mutter Krauss), 20 Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Wayne's World (20 Uhr).

Flörsheim. Open-air-Kino mit Live-Musik, Stadtgarten: Ein Fisch namens Wanda (20.30 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Stop! Oder meine Mami schießt (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Batman's Rückkehr (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr).

Kino 3: Wayne's World (15, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Str. 1: keine Vorstellung.

Ausstellungen

Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", 9.30 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr (bis 25. 7.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hattersheim. Zahnarztpraxis Dr. Herzog, Okriftel, Taunusstraße 6 a: "Kunst in der Praxis", Bilder von Anita Kaleja, zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 7.).

Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", 18 bis 22 Uhr (bis 25. 7.).

Hochheim. Galerie Rosemarie Jäger, Wintergasse 13: Werke von Laura Hickman, nach telefonischer Vereinbarung, Tel. 0 61 46 / 22 03 (bis 25. 7.).

Sulzbach. Rath., Hauptstr. 11: "Stop die Müll-Lawine", 9 bis 12 Uhr (bis 7. 8.).

Beratung / Selbsthilfe

Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 17 Uhr.

DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr.

Vereine / Organisationen

Flörsheim. Winzerverein: Festliche Weinprobe mit dem Direktor der Staatsweingüter Eltville, Goldbornhalle, 20 Uhr.

Hofheim. Reitsportgr. Roßhof: Reitturnier, Roßhof Diedenbergen, ab 10 Uhr.

Senioren

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Musikgruppe "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 10 Uhr; Café, 15 bis 18 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.

Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche

Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 18 bis 21.30 Uhr.

Jugendzentrum, Mainzer Landstraße 36: Eiscafé, 16 bis 21 Uhr.

Open-air-Disco, Okriftel, an der Radfahrerhalle, 19 Uhr.

Kelkheim. Jugendtreff Mitte, an der Stadthalle: Sommerfest, 16 Uhr. Sonstiges

Hattersheim. Wochenmarkt, Marktplatz, 14 bis 18 Uhr.

Hofheim. Fußball-Stadtmeisterschaft 1992, Sportpark Heide, ab 18.30 Uhr.

WESTLICHE STADTTEILE

Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.

Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Offener Treff, 14 bis 18 Uhr, Tel. 30 32 14.

Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 16.

Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Vereine / Organisationen

Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.

Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr. Kinder / Jugendliche

Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.

JuZ, Café Libertad, Palleskestraße 2: Englisches Sprachcafé "Tea time" für Jugendliche ab 13 Jahren, 15 bis 18 Uhr.

Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: 18 bis 23 Uhr, Hunsrückstraße 11.

Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Taunusblick, Gemeindehaus, Rombergstraße 63: "Treffpunkt", Jugendgruppe für 14- bis 16jährige, 20 Uhr. WIESBADEN

Theater / Konzerte "Theater-Donner" - Festival der Freien Wiesbadener Theatergruppen: Eröffnungsfeier auf dem Neroberg, 20.30 Uhr.

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: Sommertheater: "Total verrückt", Komödie von Sascha Guitry, 20.15 Uhr. Filmspiegel Wiesbadener Open-air-Filmnächte: Reisinger-Anlagen, Hauptbahnhof (22 Uhr).

Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (14, 17, 20, 23 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (14.15, 17.15, 20.15, 23 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Rasenmäher-Mann (14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (13, 15.30, 18, 20.30, 22.45 Uhr).

Alpha: Peter Pan (12.45, 14.45 Uhr); Ricochet - Aufprall (16.45, 19.15, 21.45 Uhr).

Beta: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (13, 15 Uhr); The Player (17, 20, 22.45 Uhr).

Gamma: Eine ausgeflippte Familie (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Liebenden von Pont-Neuf (14, 17, 20, 22.45 Uhr).

Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Allein mit Onkel Buck (14.30 Uhr); Queen - We will rock you (17.30, 20, 22.30 Uhr). Ausstellungen Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", Eröffnung: 15 Uhr (bis 31. 10.).

Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 13 Uhr (bis 31. 8.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, 14 bis 18.30 Uhr (bis 22. 8.).

Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "Die fähigen Weiber von Dresden", 10 bis 23 Uhr; Führungen mit Ausstellungsmacher Wolfgang Grätz zwischen 17 und 23 Uhr (bis 26. 7.).

Beratung / Selbsthilfe

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 9 bis 12 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 15 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.

Landesversicherungsanstalt Hessen, Scharnhorststr. 24: Sprechst., 8 bis 12.

Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.

Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 17 bis 19 Uhr.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

Sonstiges

Katzelöcher Kerb, Bergkirchenviertel.

- ohne Gewähr -

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Samstag

Theater / Konzerte Bad Soden. Reihe "Jazz am Heimatmuseum": Konzert mit den "Dreamboat Serenaders", " Tribute to Loni Abt" Zum Quellenpark, 11 Uhr.

Schwalbach. Reihe Sommertreff: "Die Musikanten sind da!" Volkstümlicher Frühschoppen mit den Schwalbacher Musikanten, Marktplatz (bei Regen im Bürgerhaus), 11 bis 14 Uhr.

Sulzbach. Western- und Country-Fest mit Musik-Bands und Squaredance-Gruppe, Parkanlage im Ortskern, ab 16 Uhr. Parteien / Parlamente Hochheim. CDU-Stadtverband: Fahrrad-Informationstour, Treffpunkt: Küsterhaus, 10 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. SG DJK: Weinfest, Alter Posthof, Innenhof, Hauptstraße 48, 18 Uhr.

Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Kinder / Jugendliche Flörsheim. Spielplatzfest: Spiele, Spaß und "Brausepauls Zauberei", Gustav-Stresemann-Anlage, 14 Uhr. Sonstiges Eppstein. Einsammlung von Problemmüll, Parkplatz Rathaus I, Eppstein-Vokkenhausen, 9 bis 12 Uhr.

Hofheim. Reitsportgruppe Roßhof: Reitturnier, Roßhof Diedenbergen, ab 9 Uhr.

Fußball-Stadtmeisterschaft 1992, Sportpark Heide, ab 11 Uhr; Spiel um den dritten Platz, 16 Uhr; Endspiel, 17.15 Uhr.

Sonntag

Theater / Konzerte Hattersheim. Alter Posthof, Hauptstraße 48, Innenhof: "Die Post geht ab . . . ", Jazz und Dixie mit der Frankfurter "Main Jazz Gang", 11 Uhr.

Sulzbach. Western- und Country-Fest mit Peter Faas, "Westend", "Southern Blend", "Country Youngsters" und "FS- Crew"; Parkanlage im Ortskern, 16 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Jugendzentrum, Mainzer Landstraße 36: Eiscafé, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Hofheim. Reitsportgruppe Roßhof: Reitturnier, Roßhof Diedenbergen, ab 8.30 Uhr. Filmspiegel

Wochenende Bad Soden. Kur-Theater: Wayne's World (Sa., So.: 17.30, 20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Stop! Oder meine Mami schießt (Sa., So.: 16, 20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Batman's Rückkehr (Sa., So.: 15, 17.30, 20.15 Uhr).

Kino 2: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (Sa., So.: 15 Uhr); Basic Instinct (Sa., So.: 17.30, 20.15 Uhr).

Kino 3: Wayne's World (Sa., So.: 15, 17.30, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: keine Vorstellung.AusstellungenWochenende Bad Soden. Galerie Sander, Haus "Sans Souci", Alleestraße 6: Bilder von Knut Schulz, "Lanzarote - Landschaften, Fundsachen", Sa.: 9.30 bis 13 Uhr.

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Ständige Ausstellung "Historische Fahrzeuge und Mode", Sa., So.: 10 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Stadthalle Hattersheim, Karl-Eckel- Weg: "Drei Gemeinden - Eine Stadt", Sa.: 18 bis 22 Uhr (letzter Tag).

Hochheim. Galerie Rosemarie Jäger, Wintergasse 13: Werke von Laura Hickman, Sa.: 11 bis 14 Uhr (letzter Tag).

Hofheim. Rathaus, Chinonplatz, Foyer: Ölbilder von Gudrun Wille-Schäfer, Ölbilder und Federzeichnungen von Georg Hofmann, Eröffnung: 11 Uhr (bis 12. 8.). WESTLICHE STADTTEILE

Samstag

Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, 10 bis 13 Uhr.

Vereine / Organisationen Höchst. Bowling-Sport-Verein: Schnupperspiele unter fachkundiger Leitung, Rebstock Bowling-Center, Am Römerhof 18, 15 bis 17.30 Uhr. Ausstellungen

Wochenende Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16, und Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm, Eröffnung, So.: 10 Uhr (bis 13. 9.).

Nied. Heimatmuseum: "Das Leben in Nied von der Jahrhundertwende bis nach dem Zweiten Weltkrieg", Dokumentation des Heimatvereins mit 107 Schwarz-Weiß- Fotos, So.: 10 bis 12 Uhr und auf Anfrage.

WIESBADEN

Samstag

Theater / Konzerte "Theater-Donner" - Festival der Freien Theater Wiesbaden: Mime Classico: "Der Schiri ist los", Pantomime auf dem Mauritiusplatz, 11 Uhr; GOJ T-A-TR: "Puschkins schwachsinnige Söhne", Nerotal, Talstation der Nerobergbahn, 21 Uhr (bis 5. 8.).

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: Sommertheater: "Total verrückt", Komödie von Sascha Guitry, 20.15 Uhr. Sonstiges Initiative Waldstraße: Waldstraßenfest, Hof der Diesterwegschule, ganztägig.

Kurbetriebe: Stadtrundgang "Wiesbaden erleben zu Fuß", Treffpunkt: Theaterkolonnade, 15 Uhr.

Hallenbad Kleinfelden, Hollerborn / Nixenstraße: "Beach-Party", 20 bis 23 Uhr.

Katzelöcher Kerb, Bergkirchenviertel, ganztägig. Sonntag

Theater / Konzerte "Theater-Donner" - Festival der Freien Theater Wiesbaden: Figurentheater: "X und das Märchen von nix", 15 Uhr; Theatergruppe "Baustelle": "Der dritte Tag", 20 Uhr, Nerotal, Talstation der Nerobergbahn. Kurpark: Jazzfrühschoppen mit "Spiegle Willcox und Band", 11 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Sonstiges Initiative Waldstraße: Waldstraßenfest, Hof der Diesterwegschule, ganztägig.

Aktion "Schöneres Frauenstein '92": Großes Abschlußfest, Freizeitgelände hinter dem Sportplatz, 14.30 Uhr.

Katzelöcher Kerb, Bergkirchenviertel, ganztägig.

Filmspiegel

Wochenende Wiesbadener Open-air-Filmnächte, Reisinger-Anlagen am Hauptbahnhof (Sa.: 22 Uhr).

Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Batman's Rückkehr (Sa., So.: 14, 17, 20, 23 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Basic Instinct (Sa., So.: 14.15, 17.15, 20.15 Uhr; Sa.: 23 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Rasenmäher-Mann (Sa., So.: 14.30, 17, 19.30, 22 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Die Hand an der Wiege (Sa., So.: 13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Wayne's World (Sa., So.: 13, 15.30, 18, 20.30 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).

Alpha: Peter Pan (Sa., So.: 12.45, 14.45 Uhr); Ricochet - Aufprall (Sa., So.: 16.45, 19.15, 21.45 Uhr).

Beta: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (Sa., So.: 13, 15 Uhr); The Player (Sa., So.: 17, 20 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).

Gamma: Eine ausgeflippte Familie (Sa., So.: 12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Liebenden von Pont-Neuf (Sa., So.: 14, 17, 20 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).

Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Allein mit Onkel Buck (Sa., So.: 14.30 Uhr); Queen - We will rock you (Sa.: 17.30, 20, 22.30 Uhr); Amadeus (So.: 17, 20.30 Uhr). Ausstellungen

Wochenende Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", Sa.: 9 bis 12.30 Uhr (bis 31. 10.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder von Peter Sehringer, Sa.: 11 bis 14 Uhr (bis 22. 8.).

Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "Die fähigen Weiber von Dresden", Sa., So.: 10 bis 17 Uhr (letzter Tag).

- ohne Gewähr -

Sommerloch, oder was? Ein Streifzug über den Hanauer Marktplatz Von Joachim Haas-Feldmann

HANAU. "Das ist jedes Jahr dasselbe Loch im Sommer." Marktbeschicker Adi Heeg aus Mömbris nimmt es gelassen, daß der Kundenstrom in diesen heißen Julitagen abflaut. Nicht nur an der Urlaubszeit liegt das. Viele bauen auch selbst Gemüse im Garten an.

Wer zu ihm kommt, legt Wert auf Obst und Gemüse, das ohne Kunstdünger- und Pestizideinsatz heranwuchs. Sein Markenzeichen "Demeter" für biologisch-dynamisch hergestellte Produkte sei bekannter geworden, hat er festgestellt - "auch unter Ausländern in Hanau".

"Eigene Erzeugnisse - nicht gespritzte Ware" steht auf der Tafel des Bruchköbeler Gärtners Heinz Steinke. Eine Kundin hegt Zweifel, ob die üppigen Gurken tatsächlich nicht mit Gift in Berührung gekommen sind. Steinke wird leicht ungehalten. Sie könne das am Landratsamt überprüfen lassen, sagt er. Und wenn seine Aussage nicht stimme, komme ihn das teuer zu stehen.

Die Nachfrage nach Naturreinem wünscht sich der alte Mann mit dem originellen Strohhut stärker. Daß viele "lieber Gespritztes aus dem Ausland" mögen, ruft bei ihm nur Kopfschütteln hervor: "So blöd sind die Menschen. Die wollen schnell ins Krankenhaus. Die Krankenhäuser sind doch voll von Krebspatienten. Woher kommt das wohl?" Er meint die Frage eher rethorisch und zeigt auf die Steigen mit Tomaten, von denen ein Junge gerade mindestens zehn zum benachbarten Container bringt, wo die verdorbene Ware am Marktende landet.

Eine anderer Junge, Dirk Rau aus Weimar, hilft seinem Hanauer Cousin beim Melonenverkauf. Dort, wo sonst Topfblumen an die Kundinnen gehen, gibt er das Stück zu zweifünfzig ab. Er traue sich noch nicht so recht wie sein Cousin Sven Eberhard, der die Kundschaft lautstark lockt. Die Rufe muß dieser aus dem Repertoire von Karl Winkler haben, einem der Hanauer Markt-Originale gleich gegenüber.

An derselben Marktecke bindet eine Kahlgründerin gerade einen Trockenstrauß. Ob die denn im Sommer Absatz fänden, heißt die Frage. Es sei "nicht immer eine gute Zeit auf dem Markt", klagt sie. Sie kommt schon seit 25 Jahren hierher. Im Herbst gehe das Geschäft besser. Die Olivenstand-Betreiber aus dem Marburger Raum müssen auch an diesem Samstag in Spitzenzeiten wieder wahre Käuferschlangen bedienen. Fast scheint es, als sei der Drang der Liebhaber südlicher Spezialitäten an diesem Stand zur Urlaubszeit noch größer als sonst.

Was lockt mehr als Wasser, wenn es warm ist. Das scheint sich auch ein neuer Topfpflanzen-Verkäufer inmitten des Wochenmarkts gesagt zu haben. Er hat einen kleinen Brunnen aufgestellt und verkauft seine Ware billig. Das Ergebnis: Viele bleiben zumindest bei ihm stehen, der Absatz läßt für ihn nicht zu wünschen übrig.

Wenige Meter weiter drängen sich zum Marktende hin türkische Familien, um billiger an ganze Steigen voll Nektarinen zu kommen. Ehe das Obst verdirbt, was gerade im Sommer oft der Fall ist, verkaufen es viele Marktbeschicker am Schluß lieber zu Schleuderpreisen. Was dennoch im städtischen Müllcontainer landet, spottet Hohn. Am Brüder-Grimm-Denkmal macht es sommers wie winters keinen Unterschied, es ist für Kinder immer ein beliebter Kletterplatz. Am nächsten Stand zeugen eindeutig die Sonnenblumensträuße davon, welche Jahreszeit ist. Und auch der junge Mann an einem Verkaufstresen, der einer hübschen Langbeinigen hinterherpfeift, ist im Winter kaum denkbar.

In diesen Sommertagen scheint halt manche(r) das Leben leichter zu nehmen. So auch die Bedienungen im Marktcafé. Auf ihren schwarzen T- Shirts steht in weißer Schrift hinten "und weg" geschrieben, vorne "und tschüß". Ein Gag solle das sein, sagen sie. Nur Humorlose könnten dahinter vermuten, Gäste seien unerwünscht.

Abschreckend scheint das wahrlich nicht zu wirken. Denn wie beliebt Hessens größter Wochenmarkt ist, das spiegelt sich auch an den Sitzreihen des Cafés wider. Und an den vielen Kahlgründer Marktbeschickern, die seit Jahr und Tag ins Hessische kommen, auch wenn in Aschaffenburg samstags inzwischen ein attraktiver Bauernmarkt mit selbstgebranntem Schnäpsen als ernstzunehmende Konkurrenz zu betrachten ist.

Adi Heeg weiß, warum Hanau attraktiver ist als Aschaffenburg: "Das Einzugsgebiet hier ist viel größer."

Obst und Gemüse als Kunstobjekte

RÖDERMARK. Unter dem Titel "Blühen - Werden - Sein" zeigt der Frankfurter Künstler Wolfgang Schaub vom 1. bis 29. August in der Ober-Röder Galerie "Lou ihr Milljöh" in Öl-Kreide-Technik gemalte Blumen-, Getreide- und Gemüsesorten - Kohlrabi, Gurken, Broccoli, Bohnen, Borretsch, Tomaten -, wie er sie sieht, also auch in ihrer Vergänglichkeit, verdorrt oder erfroren beispielsweise. Arbeiten des 49jährigen waren kürzlich auch im Frankfurter Palmengarten ausgestellt. ttt

Computer vergibt Grabstätten Im Rodgauer Rathaus flimmern inzwischen 101 Bildschirme

RODGAU. Im Umweltamt der größten Stadt des Kreises wird in Kürze ein Computer-Programm eingesetzt, das in Zusammenarbeit mit der Hessischen Landesanstalt für Umwelt entwickelt wurde und das helfen soll, die Problematik von Altlasten und früheren Deponie-Standorten in den Griff zu bekommen.

Es handelt sich um ein Pilotprojekt des Landes Hessen, mit dem der hohe Standard im Rathaus von Rodgau auf dem Gebiet der elektronischen Datenverarbeitung anerkannt wird.

Kontinuierlich hat die Stadt in den zurückliegenden Jahren ihre EDV-Anlage ausgebaut. Mittlerweile sind 101 Bildschirmgeräte - einschließlich Personalcomputer - und 46 Drucker an den städtischen Rechner angeschlossen. Die bereits 1986 entwickelte Konzeption, die Datenverarbeitung auf drei Ebenen zu verlagern, hat sich nach Ansicht von Bürgermeister Paul Scherer mittlerweile bewährt.

Danach werden im Kommunalen Gebietsrechenzentrum Frankfurt die Verfahren des Hessischen Datenverbundes genutzt. Auf dem Stadtrechner dagegen werden spezifische Programme der Stadtverwaltung wie beispielsweise Textverarbeitung, Bürokommunikation sowie das Rats- und Informationssystem abgewickelt. Individuelle Lösungen am Arbeitsplatz schließlich - so zum Beispiel das Standesamtprogramm - werden mit dem Personalcomputer entwickelt.

Die neuerliche Ausstattung von 19 Arbeitsplätzen mit Bildschirmen hat jetzt nicht nur die Erweiterung des Stadtrechners erforderlich gemacht, sondern auch rund 250 000 Mark gekostet. Mit dieser Investition wird vornehmlich die Bürokommunikation in der Stadtverwaltung sozusagen flächendeckend umgesetzt: Viele Informationen zwischen den einzel- Rationelle Abläufe nen Dezernaten und Abteilungen sind via Bildschirm abrufbar, Verwaltungsabläufe gehen rationeller und weniger zeitraubend vonstatten.

Neu ist auch die automatisierte Friedhofsverwaltung - der Computer belegt und verwaltet Grabstätten. Routineschreiben und Gebührenbescheide erledigt die EDV.

Zuständig für die Entwicklung und Betreuung des Systems ist Abteilungsleiter Heinz Carl mit seinen Mitarbeitern Achim Fischer und Uli Biemel, die - so Heinz Carl wörtlich - mit der Betreuung der verschiedenen Programme "vollauf beschäftigt" sind. ttt

Bei Ivanovic weigerte sich Desanka nicht Ein Dietzenbacher arrangierte für seinen Freund die Roma-Hochzeit Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Nottrott DIETZENBACH. Der in Frankreich aufgewachsene Ivanovic David hat sich am Wochenende in Dietzenbach die in Wien groß gewordene Desanka Marinkovic zur Frau genommen. Etwa zwei Dutzend Familien aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Österreich haben die Hochzeit in einem eigens im Stadtpark aufgeschlagenen Zelt nach alter Väter Sitte ausgiebig gefeiert - drei Tage lang. Es war ein Fest, wie es wohl nur Zigeuner zu feiern verstehen: geprägt von hinreißender Musik und überschäumender Lebensfreude. Wenn Roma - dazu zählen sich die Brautleute und ihre Gäste - Hochzeit feiern, dann hat das europäische Dimensionen. Zwar hat die Mehrzahl der nach Dietzenbach gekommenen Verwandten und Freunde des jungen Paares jugoslawische Pässe in der Tasche, auf die Situation auf dem Balkan angesprochen, haben sie aber nur Schulterzucken übrig. Sie scheinen froh zu sein, das Völkermorden diesmal aus sicherer Distanz zu beobachten. Wenn Roma Hochzeit feiern, dann steht natürlich auch bei ihnen die Braut im Mittelpunkt. Desanka, 15 Jahre jung, hat sich denn auch von keiner die Schau stehlen lassen. Gekrönt mit einem Diadem, gewandet in einen Traum aus weißer Seide, durfte sie zumindest am Samstag nicht müde werden, sich mit ihrem Ivanovic und den Freunden beider Familien im Tanze zu drehen, nicht etwa nur zu zweit, sondern im Kreise vieler.

Eine Hochzeit ohne Musik - unter Roma unvorstellbar. Aus Wien waren sie angereist die Musikanten mit Fiedel und Akkordeon, und sie spielten so teuflisch gut, daß sich auch nichtsahnende Dietzenbacher vom Stakkato der Saiten anlocken ließen.

Derweil bogen sich die Tische unter der Last von Salami und Schinken, Gläsern und Flaschen. Wo sonst auf dem Grillplatz Würstchen brutzeln, standen riesige Kessel unter Dampf, drehten sich Spanferkel und Lämmer über dem Feuer.

Zur Vorgeschichte. Vater David sucht für seinen Filius eine angemessene Partie, besinnt sich seines in Dietzenbach schon fast seßhaft gewordenen Freundes Trifun Milanovic. Der weiß Rat, arrangiert einen Besuch bei der Sippe der Marinkovics. Mehr oder weniger heimlich mustern Senior und Junior, dieser auch gerade erst 15 geworden, die Tochter des Hauses. Die Väter, wieder unter sich, einigen sich auf den Preis: 170 Golddukaten, ein jeder im Wert von 300 Deutschmark. Dazu das Hochzeitsfest.

Die Braut darf diesmal ein Wörtchen mitreden. "Wer seine Tochter liebt, der gibt sie nicht gegen ihren Willen her", mag Trifun Milanovic den beiden Alten eingehämmert haben. Denn Desanka war schon einmal einem anderen versprochen, hatte sich verweigert.

Die Zeiten haben sich geändert, weiß der Dietzenbacher Mittler, Vater von fünf Kindern. Wer hübsche Töchter hat, wird ein reicher Mann, doch bei der Brautschau für die Söhne zerrinnt das kassierte Brautgeld zwischen den Fingern.

Dennoch: Roma wie auch Sinti halten an uralten Sitten fest, pflegen ihre eigene Gerichtsbarkeit, achten streng darauf, eine unberührte Schwiegertochter zu bekommen, die auch dem Familienoberhaupt Gehorsam schuldet.

Wenn die Partnersuche schon in ein Alter fällt, bei dem hierzulande noch von Kindheit gesprochen wird, so deshalb, weil hübsche Mädchen rar und jungfräulich nicht ewig sind. Daß Ivanovic und Desanka an ihrem Ehrentag eine Menge Geld als Geschenke zugesteckt bekommen, hat auch etwas mit dem Nomadentum ihrer Vorfahren zu tun: Wie hätten die Geschirr und Besteck im Überfluß, dazu Wäsche und einen kompletten Hausstand mit auf ihre nie endende Wanderschaft nehmen sollen!? Die Sehnsucht nach Seßhaftigkeit mag sich auch bei dem Brautpaar die Waage halten mit dem Urinstinkt des Weiterziehens über die so unwohnlich und lebensfeindlich gewordenen Straßen Europas.

Bis in den frühen Morgen hat die Hochzeitsgesellschaft getanzt und geschmaust und Erzählungen ausgetauscht in einer Fremden unzugänglichen Sprache, die gleichwohl weltweit denen eine Verständigung erlaubt, die sie ihren Müttern abgelauscht haben.

Dann sind sie in ihren Wohnwagen und Zelten verschwunden, ehe Sonntag früh Desanka in einem befleckten Unterrock erschienen ist, mit ihrem Ivanovic getanzt und jedem Gelegenheit gegeben hat, sich zu vergewissern, daß ihr Mann der erste war, der mit ihr schlafen durfte.

Nachbarn halfen in tiefer Nacht Qualm blockierte Flucht Von Heitken Schwarzenau

KÖNIGSTEIN. Die Nachbarn waren schnell zur Stelle, als aus allen Fenstern und Türen eines Wohnhauses an der Hölderlinstraße in der Nacht zum Samstag kurz nach drei beißender Qualm quoll: Sie stellten Leitern an den Balkon, so daß die Bewohner hinunterklettern konnten.

Als die Feuerwehr eintraf, standen noch zwei Männer auf dem Balkon, die dann die Feuerwehrleiter hinunterstiegen. Durch das Treppenhaus hätten sie das Gebäude nicht mehr verlassen können. Es war voll Rauch, der aus der Souterrainwohnung nach oben quoll.

Im Wasch- und Abstellraum war dort, so ermittelte die Kripo inzwischen, durch ein defektes Elektrogerät Feuer ausgebrochen. Es griff schnell in die Wohnräume im Keller über, und der Rauch stieg durch das Treppenhaus hinauf bis zur Dachwohnung. Die Königsteiner Feuerwehr rief die Falkensteiner Kollegen zu Hilfe, da befürchtet wurde, das gesamte Wohnhaus mit drei Wohnungen könne ein Raub der Flammen werden. Die Wehren rückten mit sechs Fahrzeugen und 26 Mann an und hatten den Brand schnell unter Kontrolle, verletzt wurde niemand.

In dem Waschraum, von dem aus das Feuer sich ausbreitete, waren auch eine Gastherme für die Heizung und sämtliche elektrischen Zentralkabel für das Haus installiert. Das Gaswerk wurde verständigt, um die Hauptanschlüsse zu sichern. Die elektrische Installation ist verschmort, das Wohnungsinventar verbrannt und das gesamte Treppenhaus verrußt.

Wehrführer Ferdinand Haub, der den Einsatz leitete, schätzt den Schaden auf 200 000 Mark. Die Kripo spricht von 50 000 Mark Gebäudeschaden.

BAD HOMBURG. Auf einige tausend Mark schätzt die Ober-Eschbacher Feuerwehr den Schaden, der am Samstag nachmittag bei einem Brand in der Küche einer Wohnung an der U-Bahn-Haltestelle Ober-Eschbach entstand. Ein Topf mit Pommes frites hatte Feuer gefangen, als die Köchin eingeschlafen war. che

Frau Pfarrerin heiratete, und ganz Oberstedten kam in die Kirche So voll wie an Weihnachten Job-Sharing auf der Kanzel

OBERURSEL. "Die Hochzeit ist ein großes Fest, ganz Oberstedten ist geschmückt und die Kirche so voll wie an Weihnachten", freute sich Pfarrer Herbert Lenz, und die Hochzeitsgäste in der Kirche lachten leise. Denn der bunte Straßenschmuck hatte eher mit der Kerb zu tun als mit der Hochzeit von Pfarrerin Margit Bonnet. Doch die Stedter Bürger haben stets ein Gespür dafür, Ereignisse miteinander zu verknüpfen, die zunächst wenig miteinander zu tun haben.

Historisches Bewußtsein und moderne Aufgeschlossenheit trafen sich an der Kirchentür, als die Kerbeburschen, der "Wortwin" von Stedten und Damen in Kostümen von Anno dazumal der jungen Pfarrerin und ihrem Mann Michael Glück wünschten. Das historische Ereignis ist der 1175. Geburtstag Oberstedtens, das moderne die Tatsache, daß just zu diesem Geburtstag erstmals eine Frau in der langen Tradition der evangelischen Gemeinde auf der Kanzel steht.

Der Kirchenvorstand bewies bei der Berufung der Pfarrerin neue Aufgeschlossenheit: Margit Bonnet, die ihr Amt am 1. Juni antrat, teilt sich die Pfarrstelle mit der Kollegin Eva Reiß, die mit ihrer Familie auch am 1. Juni nach Oberstedten kam.

Eine ideale zeitgemäße Kombination, findet Eva Reiß. Job-Sharing auf der Kanzel. nau

Kleine FR

Orgelvesper BAD HOMBURG. Zu einer Orgelvesper lädt die evangelische Erlöserkirchen-Gemeinde für Samstag, 25. Juli, 17 Uhr, ein. Hayko Siemens spielt auf der neuen Bach-Orgel. Pfarrerin Ulrike Fritz-Lauer gestaltet die Liturgie. Dillinger Kerb FRIEDRICHSDORF. Wegen der "Dillinger Kerb" wird die Dillinger Straße vom 22. bis 28. Juli zwischen den Einmündungen "An den 30 Morgen" und "Grüner Weg" für den Durchgangsverkehr gesperrt. Der Stadtbus wird umgeleitet.

Namen + Notizen

HEIDI JOST leitet seit Anfang Juli die Friedrichsdorfer Stadtbibliothek im Institut Garnier. Sie ist Nachfolgerin von Walburga Kandler, die das Amt der Frauenbeauftragten übernommen hat.

Institut für jüdische Musik

HANNOVER. An der Hochschule für Musik und Theater wird ein Europäisches Zentrum für jüdische Musik eingerichtet. Der Bund und das Land Niedersachsen zahlen für drei Jahre rund 1,4 Millionen Mark. Diese Mittel sollen hauptsächlich dazu dienen, das Notenmaterial zu sichten und möglicherweise neu zu edieren, um die Musik der Synagogen, wie sie sich besonders während der vergangenen drei Jahrunderte in Deutschland entwickelt hat, wiederzubeleben. sp

47. Musiktage Hitzacker HITZACKER. Mit Werken Sofia Gubaidulinas werden am 25. Juli die 47. Sommerlichen Musiktage an der Elbe eröffnet. In mehreren Kammermusikkonzerten werden neben weiteren Werken der russischen Komponistin auch das Erste Streichquartett und das Flötentrio des Pragers Erwin Schulhoff zu hören sein, der in einem Nazi-KZ umgebracht wurde. Am 29. Juli gastiert die Polnische Kammerphilharmonie unter dem Dirigenten Wojciech Rajski. fr

Rossini-Festivale in Pesaro PESARO. Das diesjährige Rossini-Festival in der Geburtsstadt des Komponisten findet vom 31. Juli bis zum 18. August statt. Es wird mit dem "Barbier von Sevilla" in einer Inszenierung Luigi Squarzinas eröffnet. Am 1., 4., 7. und 10. August steht "Semiramis" auf dem Programm, am 3., 5., 7. und 9. August "Die seidene Leiter" und am 16. und 18. August "Die Reise nach Reims". (Telefon 07 21 / 30 161.) fr

Folkwang-Preise für Nachwuchskünstler ESSEN. Die Folkwang-Preise für Nachwuchskünstler wurden in diesem Jahr vergeben an das Rossignol-Trio, die Geigerin Annette-Barbara Vogel und die Darstellerin Ingeborg Waldherr. fr

"Don Giovanni" in Aix-en-Provence AIX-EN-PROVENCE. Mit einer zwiespältig aufgenommenen Neuinszenierung des "Don Giovanni" durch Giorgi Marini sind die Opernfestspiele von Aix-en-Provence eröffnet worden. Andreas Schmidt sang die Titelrolle. Sie dauern bis zum 31. Juli, auf ihrem Programm stehen außerdem Strawinskys "Rake's Progress" und Brittens "Ein Sommernachtstraum". dpa

Paul Hubschmid wird 75 BERLIN. Der Schweizer Schauspieler Paul Hubschmid wird am heutigen Montag 75 Jahre alt. Er verlebt den Tag in Berlin. fr

Kaschnitz-Preis an Gerhard Roth TUTZING. Der Marie-Luise-Kaschnitz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing wurde dem in Wien lebenden Schriftsteller Gerhard Roth für sein gesamtwerk, vor allem für den siebenteiligen Romanzyklus "Die Archive des Schweigens" zuerkannt. fr

Gijs van Tuyl nach Wolfsburg WOLFSBURG. Der Niederländer Gijs van Tuyl wird Gründungsdirektor des im Bau befindlichen Kunstmuseums in Wolfsburg. Er war früher Kurator am "Stedelijk Museum" Amsterdam und niederländischer Kommissar für die Biennalen von Venedig und São Paulo. fr

UNESCO-Zentrum für Weltkulturerbe PARIS. Der Deutsche Bernd von Droste und zu Hülshoff soll Direktor des neugegründeten UNESCO-Zentrums für Weltkulturerbe werden. Es soll dazu dienen, daß Denkmalschützer, Juristen und Kommunikationsfachleute Projekte zum Schutz erhaltenswerter Stätten erarbeiten. dpa

Andersen-Preis für Kinderbücher BERLIN. Den Hans-Christian-Andersen-Preis für Kinder-und Jugendbücher soll im September im Rahmen des Kongresses des "International Board of Books for young people" an die amerikanische Schriftstellerin Virginia Hamilton und die tschechische Illustratorin Kveta Pacovska erhalten. fr

"Scala" eröffnet mit "Don Carlos"

MAILAND. Mit Giuseppe Verdis "Don Carlos" in einer Inszenierung Franco Zefirellis mit Riccardo Muti am Pult eröffnet die Mailänder "Scala" traditionsgemäß am 7. Dezember ihre neue Saison; Luciano Pavarotti singt die Titelrolle. Die beiden weiteren neuen Produktionen sind Bellinis "Beatrice di Tenda" mit Cecilia Gasdia in der Hauptpartie und Giordanos "Fedora" (Regie: Lamberto Ugelli); Placido Domingo soll mit José Carreras alternieren. Wiederaufgenommen werden Mozarts "Don Giovanni", Webers "Oberon", Rossinis "Tancred", Verdis "Falstaff", Leoncavallos "Bajazzo" und Aldo Clementis "Carillon". fr

"Orchester Oberhausen" gegründet OBERHAUSEN. Die bisherigen Orchestermitglieder des aufgelösten Musiktheaters Oberhausen, die durch den Beschluß der städtischen Gremien arbeitslos geworden sind, haben sich zu einem "Orchester Oberhausen e. V." zusammengeschlossen. Sie werden sich erstmals am 9. Oktober in der Stadthalle vorstellen. Der bisherige Generalmusikdirektor Hilary Griffiths hat sich als Dirigent zur Verfügung gestellt. Irgendwelche Unterstützung durch die Stadtverwaltung erfolgt nach Angaben der Vereinssprecherin Gisela Rindle nicht. fr

Semjon Bychkov nach Florenz FLORENZ. Das "Teatro Comunale" hat den aus Rußland stammenden Dirigenten Semjon Bychkov, der weiter Chef des "Orchestre de Paris" bleibt, zum Hauptgastdirigenten ernannt. Er wird den "Maggio Musicale" im Mai 1993 mit Leos Janaceks "Jenufa" eröffnen. fr

Ionesco statt Goldoni NÜRNBERG. Wegen zahlreicher Erkrankungen im Ensemble muß das Nürnberger Theater Goldonis "Der Krieg" vom Spielplan absetzen. Der Regisseur Alexander Stillmark wird statt dessen für den 29. Juli zusammen mit Tamara Kafka Ionescos "Unterrichtsstunde" und "Die kahle Sängerin" inszenieren. fr

Steidl bleibt in Moers MOERS. Der Vertrag zwischen der Stadt Moers und dem Intendanten des Schloßtheaters, Rupert J. Seidl, ist bis zum 31. August 1996 verlängert worden. fr

Pläne des Schloßtheaters Moers MOERS. Mit der "Elektra" in der Nachdichtung Hugo von Hofmannsthals beginnt das Schloßtheater Moers am 30. September seine nächste Spielzeit. Weiter sind vorgesehen Sören Kierkegaards "Tagebuch des Verführers" in einer Bühnenfassung, John M. Synges "Die Quelle der Heiligen", Ferdinand Bruckners "Rassen" und Shakespeares "König Johann". fr

Der Sommerkurs und das Thema Massenmedien

MARBURG. Die Marburger Universität erwartet vom heutigen Montag an 95 Studenten, junge Wissenschaftler und Lektoren aus 30 Ländern zu ihrem internationalen Sommerkurs.

Neben Sprachkursen werden sich die Nachwuchswissenschaftler bis zum 14. August in Vorträgen und Exkursionen auch mit dem Thema "Massenmedien in Deutschland" beschäftigen.

Die meisten Teilnehmer kommen in diesem Jahr aus Italien, Ägypten, Bulgarien, Polen und Finnland. Durch Sonderstipendien können erstmals auch drei junge Leute aus Estland, Lettland und Litauen beim Ferienkurs inklusive geselligem Beiprogramm und attraktiven Freizeitangeboten dabei sein.

Schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts veranstaltet, ist der Marburger Sommerkurs nach Auskunft von Uni-Präsident Dietrich Simon einer der ältesten Ferienkurse dieser Art in Deutschland. "Gefestigte Grundkenntnisse" der deutschen Sprache sind Voraussetzung für die Teilnahme. tap

Hinter den leisen Tönen ein Anklang von Bedrohung Die Bonner Ministerin Angela Merkel besichtigte vom Bund geförderte Jugendeinrichtungen in Sachsen-Anhalt

Irgendwann, ganz leise, waren die Schüler verschwunden. Saßen die Ministerin, die Sozialarbeiter und einige Journalisten mit dem Grüppchen mehr oder weniger Kahlgeschorener allein im Raum. Nicht, daß ein konkurrierendes Freizeitangebot die Jugendlichen gelockt hätte; das gibt es einfach nicht in der Plattenbau-Monotonie von Halle-Neustadt, wo 100 000 Menschen in genormten Zwei- und Dreiraumzellen wohnen. Die Schüler haben sich denn auch nicht weit Von Astrid Hölscher entfernt, in den Garten der Begegnungsstätte "Dornröschen". Während drinnen "die anderen" den Ton angeben, die Altersgenossen, die sich selbst als "Rechte" definieren, Anlaß der stillen Absetzbewegung an die frische Luft.

Der Ton auch drinnen ist leise, eher gehemmt denn auftrumpfend. Das mag an der Anwesenheit der Bonner Jugendministerin Angela Merkel liegen, die an diesem Tage in Sachsen-Anhalt Projekte besucht, die der Bund im Rahmen eines "Aktionsprogramms gegen Aggression und Gewalt" fördert. Oder auch an der bieder-bürgerlichen Atmosphäre in dieser Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt: lichte Räume, frisch geweißt, auf den Tischen Wassergläser und Keksschalen. Da haut man nicht mit der Faust dazwischen. Die Rollenverteilung ist klar: Merkel fragt, die Jungen antworten. Knapp, einsilbig, ein Gespräch will sich nicht entwickeln.

Was sie wollen? "Unterstützung von Bonn, daß wir hier nicht so rumhängen." Einen einzigen "rechten Jugendklub" gäbe es in Halle, klagt der 19jährige Falko, nach abgeschlossener Maurerlehre arbeitslos, "aber der hat Sommerpause". Was sie da machen? "Musik hören, Bier trinken, ooch nur die Langeweile vertreiben." Früher, sagt der junge Maurer, der sich seit seinem 14. Lebensjahr als "Rechter" fühlt (was er darunter versteht, bleibt unter gestanzten Floskeln nach der Art "Ausländer sind eben krimineller als Deutsche" verborgen), also zu DDR-Zeiten sei es besser gewesen. Der Staat habe sich "mehr um die Jugend gekümmert". Und heute, was erwarte er nun? "Die sollen uns unser Ding alleene machen lassen. Und wenn wir Scheiße bauen, sollen sie's uns wieder wegnehmen."

Liegt es an den kargen, abgehackten Sätzen, daß sich ein Eindruck latenter Aggression aufdrängt? Oder erwächst die Beklemmung aus dem Widerschein von Furcht auf den Gesichtern der Schüler, als Thomas auftritt, stadtbekannt, erstmals Gast im "Dornröschen". Der junge Mann mit der (von der Freundin aufgenähten) Reichskriegsflagge an der Hose, der nach LPG-Lehre "wichtigeres" zu tun hat, als sich "für 800 Mark, Unterkunft und Verpflegung" in der Landwirtschaft abzurackern, ist unmittelbarer Anlaß der Schülerflucht. Thomas gilt als Boß der rechten Szene, geistert als "Gauleiter" durch Halles Presse, sei "mehr als gewaltbereit", wie ein Sozialarbeiter dezent umschreibt. Dennoch - als eine Streetworkerin ihn von der Seite anpflaumt, ob er sich nun "als Star" im Raume fühle, läuft Thomas rot an vor Verlegenheit, wirkt der Kinderschreck mit einem Male selbst recht kindlich.

Die Arbeiterwohlfahrt will in dem geräumigen Flachbau inmitten der Trabantenstadt ein offenes Haus führen. Die Palette ist umfassend: vom Spielkreis für Fünfjährige bis zur Senioren-Skatrunde, von Ferienfreizeiten bis zur Therapie straffällig gewordener Jugendlicher. "Wir versuchen", erklärt die Pastorin und AWO-Kreisvorsitzende Christine Günther, "so ein bißchen die Kirche im Dorf zu sein." Und in der ist jeder willkommen, unabhängig von Glauben und Weltanschauung, so er die gewaltfreie Hausordnung wahrt. "Wenn erst eine Stigmatisierung einsetzt und keiner mehr mit denen zu tun haben will", sagt Christine Günther, "dann bleiben ihnen doch noch nur die rechtsextremen Parteien."

Also hat eben die Clique um Falko (von rechts und links mögen die "Dornröschen"-Mitarbeiter nicht reden, das heißt hier nüchtern Gruppe eins und zwei) an Kraftgeräten die Muskeln trainiert, während sich ein paar Kellerräume weiter die Schüler, die sich später im Garten einfinden, am Schlagzeug abarbeiteten. "Und im Treppenhaus begegnen sie sich dann", lautet die optimistische Version der Sozialarbeiter, die draußen unter den Bäumen etwas anders nuanciert klingt. "Wir sehen zu, daß wir denen aus dem Weg gehen", sagt Flo, Schüler der 12. Klasse, der sich "beileibe nicht" als Linker fühlt. "Wenn die sich als Rechte bezeichnen, ist das deren Problem", verweigert sich eine Mitschülerin jeder Schubladen-Sortierung. Und Flo wehrt den Seitenblick auf seine pink-türkisfarbene Haartolle ab: "Was bringt mir das, wenn ich mich als Punk oder so bezeichne."

Was in Halle-Neustadt geprobt wird, das Nebeneinander (wenn schon nicht Integration) verschiedener Jugendgruppen, ist in Halberstadt gescheitert. Dort haben sich "Bunte" (wie sie sich selbst ob ihrer rot-grün-lila Haarsträhnen titulieren) zusammengetan, einen freien Verein namens Zora gegründet und ein heruntergekommenes ehemaliges Kloster-Wirtschaftsgebäude zunächst besetzt, das ihnen die Stadt jetzt offiziell vermietet. Ursprünglich, berichtet eine Zora-Mitarbeiterin, hätten sie alle ansprechen wollen, aber: "Wenn hier fünf oder sechs des rechten Spektrums abends ins Café kommen, das geht einfach nicht gut. Alle sitzen dann wie auf glühenden Kohlen."

Anders als in Halle war es in Halberstadt nicht nur ein beklemmendes Gefühl, das die Begegnung "auf neutralem Boden" unmöglich machte. Die Wurfgitter an den Fenstern im ersten Stock des Fachwerkhauses zeugen von ganz realer Bedrohung. 21mal wurde das Jugendzentrum im vorigen Jahr von rechtsradikalen Jugendlichen angegriffen, mit Molotow-Cocktails und Steinen. "Neid" auf die seit 1990 aktive Initiative, die sich ein eigenes Domizil geschaffen hat, nennt die für die rechte Szene zuständige Sozialarbeiterin Annett Bischof die "offizielle Begründung"; aber auch "Lust an Gewalt", fügen die Zora-Leute an. Ob sie sich selbst an der Gewalt beteiligt hätten, will Angela Merkel wissen. "Also, es ist nicht so, daß wir uns nur die Steine ins Haus haben schmeißen lassen", kommt die freimütige Antwort des 24jährigen Vereinsvorsitzenden (einstimmig gewählt, wie er nicht ohne Stolz sagt). Verteidigt hätten sie sich schon, sonst stünde das Gebäude nicht mehr. Heute aber erschienen die Besucher "um ein, zwei Kilo leichter" zu den Veranstaltungen als im Herbst, als sich keiner ohne schwere Waffen in die Gegend getraut habe.

Deeskalation durch getrennte Wege. "Bunte" und "Rechte" haben sich, wie Zora-Chef Jörg Hartung erzählt, "buchstäblich im Sandkasten" auf dem Klosterhof zusammengesetzt und verabredet, einander "erst mal in Ruhe zu lassen". Die Zora-Leute werkeln am Haus, einer Baustelle, die Arbeit für Jahre verheißt, haben ein Café, eine Bibliothek, Buchbinder- und Fahrradwerkstätten eingerichtet, veranstalten Malkurse und Rockkonzerte, ein Kinderladen ist geplant. Einen Rückschlag erlebten sie bislang nur mit ihrer Medien- und Computerwerkstatt; da wurde, von wem auch immer, vor zwei Wochen eingebrochen - "alles futsch, und bis die Versicherung zahlt . . ." Die rechte Szene bekommt, was auch ihre Hallenser Gesinnungsfreunde gern hätten, "was eigenes". Viele Jugendgruppen grenzten sich eben voneinander ab, sagt Annett Bischof achselzuckend, "ist vielleicht auch ein Stück Identitätsbildung".

Die Ministerin aus Bonn läßt sich ein, stellt Fragen, hört zu, notiert Sorgen. Daß etwa in Halberstadt 24 Leute ein Haus sanieren und nicht wissen, ob sie nicht hinausgeworfen werden, wenn der Mietvertrag ausläuft - "wir haben ein bißchen auf die Zukunft gebaut, und nicht auf fünf Jahre" (Hartung). Das Bundesprogramm "gegen Aggression und Gewalt", das im Herbst 1991 unter dem Eindruck der Ausschreitungen im sächsischen Hoyerswerda entwickelt wurde und 144 Einzelprojekte an dreißig "regionalen Gewalt-Brennpunkten" betreut, ist gar auf nur drei Jahre befristet. Sukzessive und ab 1995 endgültig, so das Konzept, soll die Verantwortung an die neuen Bundesländer und Kommunen übergehen. Eine Prognose, die mehr Optimismus voraussetzt, als selbst die hoffnungsfrohen "Dornröschen"-Mitarbeiter von Halle- Neustadt aufzubringen vermögen.

Kuckucksei des Columbus Das Collagen-Theater

HANAU. Faule Eier stinken gewaltig. Das Ei des Columbus wäre heute zirka 500 Jahre alt und röche nicht mehr, hätte es das halbe Jahrtausend überstanden. Das Münchner Collagen- Theater meint es mehr symbolisch: "Das faule Ei des Columbus" - so sein neuestes Programm - steht für die Schrecken der Kolonisation, die Gewaltherrschaft über die Ureinwohner und die Ausbeutung des amerikanischen Subkontinents. In Form einer "Entdeckungsrevue" mit Rockmusik und viel Gesang entwickelt es seine Message zum Jubiläumsjahr, rankt sie um die schurkische Unternehmerfigur C. C. und weitet sie baritonal zum tragischen Helden.

Das Ambiente um die historischen Ereignisse ist modern. Schließlich will die Truppe den Bogen von 1492 bis 1992 spannen. Isabella von Spanien täuscht mit sportlicher Eleganz über ihre leeren Staatskassen hinweg, Columbus schindet im italienischen Maßanzug Eindruck wie ein Handelsvertreter, die Indios stecken in roten Overalls. Folkloristische Anklänge sind allein den Musikern erlaubt, was eine ausgesprochen kluge Idee ist. Weniger gut sind die plakativen Dialoge, gewisse Textunsicherheiten und das dilettantisch-chargenhafte Spiel der Sänger und Sängerinnen, inklusive analer und genitaler Entgleisungen. Was daran "fetzig", "bitterbös" und "satirisch" sein soll (Zitate aus dem Programmheft) bleibt Sache des Geschmacks und des Intellekts. Störend auch die Turnerei der Mimen um Mikrophone und meterlange Kabel.

Das Spektakel, das auch als Open- air-Veranstaltung ablaufen kann, ist vom technischen wie vom akustischen Aufwand im kleinen Comoedienhaus fehl am Platz. Eine Fehleinschätzung ist auch die Zielgruppe: die Aufbereitung des Themas und die Aufmachung in der Version der Collage-Leute mag für jugendliches Publikum zwischen zwölf und 16 Jahren angemessen sein, für Kultursommerfans erweist sie sich als Kuckucksei. RUTH DRÖSE

Eindeutigkeit ist jetzt gefragt KAG legt neue Forderungen für Einigung über HIM vor

RIEDSTADT/BIEBESHEIM. Begonnen haben die Bemühungen, doch noch eine gütliche Einigung über den umstrittenen dritten Ofen der HIM-Sondermüllverbrennungsanlage Biebesheim zwischen der Hessischen Industriemüll GmbH, der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KAG) und dem Land Hessen zu erreichen. Ein erster Anlauf mit einem Vertragstext dazu war gescheitert: Die in der KAG zusammengeschlossenen Kreise und Kommunen hatten die Abmachungen als nicht "zustimmungsfähig" zurückgewiesen.

Jetzt soll nachverhandelt, in wichtigen Punkten eindeutig und verbindlicher formuliert werden, damit die Kommunen nicht aus ihrer Sicht am Ende über den Tisch gezogen werden können. Die KAG hat nach Auskunft ihres Vorsitzenden Wolfgang Stork eine Reihe von Forderungen als "Eckpunkte" für eine Einigung auf den Tisch gelegt.

Danach soll sich ein Vertrag lediglich auf die künftige Entwicklung der Biebesheimer Sondermüllverbrennungsanlage beziehen. Wörtlich: "Die Aufnahme der Altanlage in die vertraglichen Regelungen mit dem Ziel, mit dem Abschluß dieses Vertrags auf alle Rechtsbehelfe, Rechtsmittel und sonstigen Maßnahmen gegen die Öfen I und II zu verzichten - Lex Riedstadt -, ist nicht akzeptabel."

Über die im bisherigen, von der Arbeitsgemeinschaft abgelehnten Vertrag festgeschriebene Jahreskapazität von 90 000 Tonnen in Biebesheim zu verbrennendem Sondermüll durch das vorhandene Drehrohrofen-System müsse neu verhandelt werden. Eine neue Zahl zur Jahrestonnage nennt die KAG aber nicht - fest steht nur, sie muß wohl erheblich niedriger liegen, um politisch in den Mitgliedskommunen und -kreisen durchsetzbar zu sein. Sonst fürchten Kommunalpolitiker im Ried, bei der Kommunalwahl 1993 ob des Bürgerzorns baden zu gehen.

Unbefriedigend geklärt sei im früheren Vertragswerk auch, präzisierte die KAG, wenn durch die Landesregierung oder nach EG-Recht außerhessischer Sondermüll zur Entsorgung nach Biebesheim gebracht werde. Eindeutige Absprachen müßten dies ausschließen. Besser formuliert werden müßten auch die Zusammenhänge der Sondermüll-Entsorgung mit der hessischen Raumordnungsplanung, damit die Kommunen mehr Einfluß nehmen könnten. Verbindlich festgeschrieben werden muß laut KAG der Ausstieg aus der von ihr als überholt angesehenen Drehrohrofen-Entsorgung und der notwendige Wechsel zu moderneren, umweltverträglicheren Systemen.

In jüngster Zeit erhobene Vorwürfe, die KAG sei zu kompromißbereit, seien falsch gewesen; zumindest voreilig und oberflächlich, sagt Stork. Die Kommunen ließen sich nicht vom Weg der Sachlichkeit und Wahrnehmung regionaler Interessen abbringen. Stork: "Es wird weder einen Weg des St. Florians-Prinzips, noch einen des Parteibuchgehorsams gegenüber der Landesregierung geben." cas

SKV-Fest: Kleine Künstlerinnen am Werk

MÖRFELDEN-WALLDORF. Kleine Künstlerinnen (Bild) waren am Samstag nachmittag beim Kinderfest der Handballabteilung der Sport- und Kulturvereinigung Mörfelden beim Großflächenmalen am Werk. Auf das Gelände des "Goldenen Apfels" hatte die rührige SKV-Abteilung zu ihrem Sommerfest geladen und konnte an beiden Tagen ein lebhaftes Echo bei jung und alt verbuchen.

Buntes, quirliges Leben herrschte in Mörfeldens "Gud Stubb". Der "Apfel"-Hof vor dem Museum war in ein großes Freiluftrestaurant verwandelt worden. Während die Großen sich dort bei kühlen Getränken, Gegrilltem sowie Kaffee und Kuchen laben oder am Abend heißer Musik lauschen konnten, warteten rund um die Remise auf die kleinen Besucher verschiedene Attraktionen: Neben der Malaktion konnten sie an der Bonbon-Wurfmaschine Treffsicherheit testen oder sich phantasievoll schminken lassen.

(cas/FR-Bild: Keber)

Computer gestohlen

KELSTERBACH. Computer im Wert von 125 000 Mark wurden in den zurückliegenden Wochen aus dem Frachtlager einer lokalen Speditionsfirma gestohlen. Dabei handelt es sich nach Auskunft eines Polizeisprechers um fünf Personalcomputer der Marke IBM mit Tastaturen und Festplatten. cas

Wohnungsinhaberin mit einem Messer bedroht

MÖRFELDEN-WALLDORF. Mit dem Messer bedrohte ein Einbrecher, der eine Strumpfmaske trug, in der Nacht auf Sonntag in der Siemensstraße eine Wohnungsinhaberin und beraubte sie. Der Mann war nach Auskunft der Polizei gegen 23 Uhr über ein Flachdach und den Balkon in die Wohnung eingedrungen. Von der Frau erzwang er die Herausgabe von 220 Mark Bargeld. Gerade als er die Schmuckkassette der Überfallenen öffnen wollte, klingelte es an der Wohnungstür; der Mann suchte das Weite.

Er soll 19 bis 23 Jahre alt, etwa 1,85 Meter groß und schlank sein. Bekleidet war er mit einem weißen T-Shirt mit Aufdruck, Jeansjacke mit Ärmeln sowie weißen "Reebok"-Turnschuhen. Außerdem trug er Einweghandschuhe. cas

Einbruch ins Obdachlosenheim

GROSS-GERAU. Das für Obdachlose und Durchwanderer gedachte Übernachtungsheim des Diakonischen Werks in der Henry-Dunant-Straße war in der Nacht auf Samstag Ziel eines Einbruchs. Unbekannte brachen im Verwaltungsbüro alle Schränke auf, stahlen alle Stempel und Bargeld. Insgesamt entstand ein Schaden von 1300 Mark. cas

in Ebingen gefallener Bomben die Leitungen dort gesperrt. Am 20. Juli gegen 7 Uhr fuhr Schweizer die beiden Stauffenbergs zum Flugplatz Rangsdorf. Haeften wartete schon auf dem Flugplatz, Stieff flog mit. Haeften (Werner von Haeften, Adjudant Stauffenbergs, als Verschwörer hingerichtet; d. Red.) befahl Schweizer, sich in der Kleiderkammer in Spandau eine neue Uniform zu holen. Die Kuriermaschine flog wegen Nebel erst etwa um 8 Uhr ab und landete um 10.15 Uhr in Rastenburg.Einbrecher rief von der Badewanne aus an

GROSS-GERAU. Sinn für Gemütlichkeit hatte ein Einbrecher, der in der Nacht auf Samstag in das Gebäude einer Firma in der Schlesischen Straße eindrang. Er ließ sich erst mal eine Badewanne vollaufen, benutzte diese auch und führte aus der Wanne heraus mehrere Telefongespräche. Außerdem bediente sich der nächtliche Besucher aus dem Kühlschrank. Gestohlen wurde offensichtlich nichts. Der geplante Diebstahl eines Autos mißlang ihm dann aber. cas

Stadt Frankfurt will Verdienstgrenze für Sozialwohnungen nicht um jeden Preis beachten Im Notfall auch gegen das Gesetz Wohnungsamt unter Druck Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert

Wer morgens aus dem Aufzug tritt im zehnten Stock des Amtes für Wohnungswesen, der steht bald eingekeilt in einer Warteschlange. 1992 wird die Zahl der registrierten Wohnungssuchenden in Frankfurt zum ersten Mal deutlich die Marke von 13 000 Haushalten übersteigen - im vergangenen Jahr verwaltete die Behörde etwa 12 500 "Fälle". Trotz dieser fast verzweifelten Situation probt Sozialdezernent Martin Berg (SPD) jetzt den kalkulierten Gesetzesverstoß: Antragsteller in "besonderen Härtefällen" sollen eine Wohnung vermittelt bekommen, auch wenn ihr Einkommen die gesetzliche Marke von 1800 Mark brutto monatlich für Alleinstehende überschreitet. Der Stadtrat will "ausloten, wo die Schmerzgrenze ist" - und öffentlich ein Zeichen setzen für die dringend notwendige Änderung der Einkommenslimits: Nur noch 35 Prozent der Wohnungssuchenden haben nach derzeitiger Bemessung Anrecht auf eine Sozialwohnung.

Den offiziellen Auftrag, gegen das Wohnungsbindungsgesetz zu verstoßen, erteilte Berg das Frankfurter Stadtparlament: Am 14. Mai beschloß die rot-grüne Mehrheit den umfangreichen Grundsatz-Antrag "Neue Initiativen zur Wohnungspolitik" - darin heißt es, daß die Stadt "in besonderen Härtefällen" künftig auch Sozialwohnungen vergeben darf, wenn die Einkommensgrenzen des sozialen Wohnungsbaus überschritten werden. Damals fragten sich die Mitarbeiter des Amtes für Wohnungswesen, wie sie den Beschluß umsetzen sollten. Stadtrat Berg zum Verfahren: "Ich lasse mir Beispiele vorlegen und entscheide im Einzelfall."

Erleichterung bei den betroffenen Beamten der Behörde: "Ich finde es gut, daß der Stadtrat persönlich dafür geradesteht - wir als Beamte dürften schließlich nicht bewußt gegen das Gesetz handeln." Die Fachleute erinnern auch an die jährliche Kontrolle durch städtische Rechnungsprüfer.

Das Gesetz, gegen das Stadtrat Berg jetzt so demonstrativ streitet, war 1983 zuletzt geändert worden - von der Bundesregierung, der das alleine obliegt. Vor neun Jahren erfaßten die jetzt noch gültigen Bemessungsgrenzen knapp 70 Prozent aller Wohnungssuchenden. Seither sind die Löhne und Gehälter gerade in mittelständischen Familien gestiegen, ohne daß die Marken des Gesetzes angepaßt wurden. Die Folge, auch in Frankfurt: Viele junge Beschäftigte in relativ schlecht bezahlten Berufen - klassische Beispiele sind Polizeibeamte oder Krankenschwestern - verdienen bereits zuviel, um noch ein Anrecht auf eine Sozialwohnung zu besitzen. Aber andererseits steht ihnen bei weitem nicht genug Geld zur Verfügung, um auf dem freien Wohnungsmarkt in Frankfurt mit seinen horrenden Mieten noch mitbieten zu können.

Die CDU/FDP-Bundesregierung in Bonn rang sich bisher nicht zu einer Gesetzesinitiative durch. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler forderte bereits am 10. Oktober 1991 in einem Brief an Bundeswohnungsbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) eine Umkehr der "strukturellen Fehlentwicklung". Sie zu demonstrieren, hält der OB ein schönes Beispiel parat: Von Zehntausenden Beschäftigten der Hoechst AG besitze keiner mehr Recht auf eine Sozialwohnung.

Stadtrat Berg nennt Beispiele aus der Praxis für Ausnahmen vom Gesetz: Wenn etwa eine kranke oder behinderte Person versorgt werden muß und in unmittelbarer Nachbarschaft wäre eine Sozialwohnung für Pfleger oder Pflegerin frei. Oder aber die Familie mit drei Kindern, die seit 1988 als wohnungssuchend registriert ist, ohne daß ihr bisher eine Unterkunft vermittelt werden konnte. Jetzt droht plötzlich die Zwangsräumung. Die Behörde beschafft den fünf Menschen eine Wohnung, obwohl der Haushalt das zulässige Einkommen um zwölf Prozent überschreitet. Der Sozialdezernent: "Die Alternative wäre eine teure Unterbringung der Familie im Hotel gewesen." Dort leben in Frankfurt schon weit über 2000 amtlich eingewiesene Personen.

"Wir nehmen das Risiko auf uns", so Stadtrat Berg, "daß jemand sagt: Wir sind zu weit gegangen." Theoretisch könnte jeder Wohnungssuchende, der durch eine Ausnahme benachteiligt wird, vor Gericht ziehen. In der Praxis ist es schwieriger: Nur durch Zufall erfahren Außenstehende von der Vergabe einer Wohnung. Dennoch: Der rot-grüne Parlaments-Beschluß und sein Vollzug bleiben eine gefährliche Gratwanderung - mit mehr politischem als praktischem Nutzen: Berg schätzt die Zahl der künftigen Gesetzesüberschreitungen auf 50 im Jahr. Aber was wäre, wenn die CDU/FDP-Bundesregierung dem Drängen Frankfurts und vieler anderer Kommunen nachgeben und tatsächlich die Einkommensgrenzen im Wohnungsbindungsgesetz verändern würde? Schon bei einer Anhebung um nur 40 Prozent rechnen die Fachleute damit, daß sich die Zahl der registrierten Wohnungssuchenden in Frankfurt mindestens verdoppelt - auf dann 26 000 Haushalte. Bereits jetzt können wenig Sozialwohnungen vermittelt werden - der Wohnungsbau kommt nicht nach, die Versäumnisse in den 80er Jahren waren gewaltig. Waltraud Meier-Sienel, Abteilungsleiterin Kommunale Wohnungsvermittlung, verfügt noch nicht über Zahlen für das zurückliegende Jahr 1991. Die Daten aus dem Jahre 1990 sind wenig ermutigend: Damals verschaffte das Amt 3294 Bewerbern eine Unterkunft. Vier Jahre zuvor, 1986, gab es noch 4807 Vermittlungen.

Sozialdezernent Berg glaubt dennoch, daß eine Änderung der Einkommensgrenzen der richtige Weg ist: "Wir müssen parallel den Wohnungsbau weiter ankurbeln - und vor allem versuchen, preiswerte Wohnungen in Frankfurt zu erhalten!" Ein schwieriger Wettlauf.

(Siehe auch oben: "Viele haben . . .")

Ist ein Wettrennen die Unfallursache?

RÜSSELSHEIM. Vermutlich ein Wettrennen zwischen zwei bislang unbekannten Autofahrern führte am Freitag gegen 23 Uhr auf der Adam-Opel-Straße zu einem Unfall mit Fahrerflucht. Ein in Richtung Königstädten fahrender Personenwagen wurde bei der Walter-Köbel- Halle von einem nachfolgenden Wagen im Heck gerammt, so daß 5000 Mark Schaden entstanden. Nach dem Aufprall suchte der Unfallverursacher, der vermutlich ein schwarzes Fahrzeug benutzte, das Weite. Sein Fahrzeug müßte vorne rechts stark beschädigt sein, erklärte ein Polizeisprecher. Der Unbekannte soll sich laut Zeugenaussagen mit einem dritten, bislang ebenfalls unbekannten Autofahrer ein Wettrennen geliefert haben. cas

"Terre des hommes" stellt sich im Verkehrsbüro vor

OFFENBACH. Das internationale Kinderhilfswerk "Terre des hommes" wird 25 Jahre alt. Deshalb präsentiert es sich im Pavillon des städtischen Verkehrsbüros, Stadthof, bis zum 25. August in einer kleinen Sonderausstellung.

"Terre des hommes" bedeutet "Erde der Menschlichkeit". Der Titel eines Kinderbuches von Saint-Exupéry war dem Schweizer Edmond Kaiser als Berichterstatter des Algerienkrieges recht, als er die Hilfsorganisation gründete.

Heute unterstützt der deutsche Zweig von "Terre des hommes" in Asien, Afrika und Lateinamerika kleinere, auf die örtlichen Gegebenheiten angepaßte Projekte, die die Situation von Kindern verbessern.

Ansprechpartner für Terre des hommes in Offenbach ist Günter Alm, von-Behringstraße 116, Telefon 86 26 49. lz

Motorrad geriet bei Unfall in Brand

TREBUR. Verletzt wurde bei einem Unfall ein Motorradfahrer am Samstag gegen 11.40 Uhr: Beim Abbremsen an der Haupt-/Taunusstraße kam der Motorradfahrer zu Fall und rutschte über die Straße, wie die Polizei sagt. Sein Fahrzeug geriet in Brand. Der Fahrer mußte ins Krankenhaus gebracht werden; Sachschaden 30 000 Mark. cas

Sturz auf dem Feldberg-Gipfel Hubschrauber brachte 33jährige Radfahrerin ins Krankenhaus

HOCHTAUNUSKREIS. Eine 33 Jahre alte Radfahrerin stürzte aus unbekannten Gründen am Sonntag nachmittag auf dem Plateau des Feldbergs. Sie zog sich schwere Verletzungen zu und wurde mit dem Rettungshubschrauber ins Bad Homburger Krankenhaus geflogen.

OBERURSEL. Bei einem Sturz verletzte sich ein Motorradfahrer am Samstag gegen 16 Uhr. Er war unterwegs zum Sandplacken und machte, so vermutet die Polizei, hinter der "großen Kurve" einen Fahrfehler. Er rutschte mit dem Motorrad in den Straßengraben. Der Mann wurde zur stationären Behandlung ins Kreiskrankenhaus gebracht. Am Motorrad entstand ein Schaden von 6000 Mark.

OBERURSEL. Ein Radfahrer stieß in der Nacht zum Samstag frontal mit einem in der Ebertstraße geparkten Auto zusammen. Er verletzte sich am Kopf, sahen Zeugen, fuhr aber weiter. Der Eigentümer des Autos, so berichtet die Polizei, hatte zwischen 1 und 2 Uhr in der Nacht "ein lautes Geräusch vernommen".

SCHMITTEN. Vermutlich weil es zu schnell fuhr, geriet am späten Freitag abend ein Auto auf der Landesstraße 3025 zwischen Rotem Kreuz und Niederreifenberg in einer scharfen, unübersichtlichen Rechtskurve ins Schleudern. Beim Gegenlenken stellte sich der Wagen quer und überschlug sich.

Den Schaden beziffert die Polizei auf 15 000 Mark. Fahrer und Beifahrer blieben unverletzt. Den Fahrer nahm die Polizei zur Blutprobe mit.

GRÄVENWIESBACH. Noch nicht ganz geklärt ist der Hergang eines Unfalls, bei dem am Samstag morgen eine Autofahrerin leicht verletzt wurde.

Die Frau war mit ihrem Wagen auf der L 3063 in Richtung Heinzenberg unterwegs. Hinter dem Ortsausgang Wilhelmsdorf wollte sie einen Lastwagen überholen. Dabei, zitiert die Polizei, sei der Lastwagen ebenfalls nach links ausgeschert. Das Auto der Frau geriet auf den unbefestigten Seitenstreifen, kam von der Straße ab und rollte 50 Meter weit durch ein Feld. Der Schaden wird auf 10 000 Mark geschätzt. che/nau/orb

Grenzschützer in die Homburg-Kaserne

HANAU. In die von US-Soldaten geräumte Hessen-Homburg-Kaserne in der Hanauer Lamboystraße sollen "zunächst" 100 Bundesgrenzschützer einziehen, und zwar so lange, bis sie ein neues Quartier in Frankfurt beziehen können. Das meldet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer Sonntagsausgabe. Danach sei es denkbar, daß sowohl die vierte Abteilung der Hessischen Bereitschaftspolizei von der südlichen auf die nördliche Lamboystraße umziehen (die FR berichtete) als auch 400 bis 500 Asylbewerber/innen des Erstaufnahmeverfahrens dort unterkommen könnten.

Dies sagte Manfred Racky, Referatsleiter der Flüchtlingsabteilung im zuständigen hessischen Ministerium von Ministerin Iris Blaul. Eine Entscheidung über die endgültige Verwendung der Kaserne will das Ministerium voraussichtlich bis zum Herbst 1992 getroffen haben.

Entgegen der ersten Bekundungen von Ministerin Blaul ist nach Rackys Worten keineswegs sicher, daß die Asylbewerber/ innen nur bis Ende 1993 in Hanau bleiben. Denn die eigentlich für sie vorgesehene Ernst-Ludwig-Kaserne in Darmstadt räume die US-Armee möglicherweise erst 1995. Für die vom Hanauer Magistrat vorgeschlagenen Asylbewerber-Container am Hauptbahnhof sieht Racky "momentan keine Chance", solange in Hanau eine andere Unterbringungsnmöglichkeit bestehe.

Die CDU-Landtagsfraktion und der Hanauer Magistrat befürworten hingegen den Umzug der Polizei in die Hessen- Homburg-Kaserne. Eine Flüchtlingsunterkunft schließen sie dort wegen der problematischen Sozialstruktur aus. him

Räuber flüchtete mit 46 000 Mark Familie wurde nachts überfallen

WIESBADEN. Im Schlaf überraschte ein Einbrecher eine Familie am frühen Samstag morgen in Mainz-Kastel. Der maskierte Ganove ließ Eltern und Sohn gefesselt zurück und entkam mit 46 000 Mark Bargeld und wertvollen Schmuckstücken.

Nach Angaben der Polizei war der Mann am Samstag gegen 3.15 Uhr über eine Mauer auf das Dach eines Bungalows in der Nähe der Boelcke- Straße geklettert. Von dort stieg der Unbekannte durch ein offenes Fenster ins Schlafzimmer des 15jährigen Sohnes. Er weckte den Jungen, bedrohte ihn mit einer Pistole und fesselte ihm mit einer Schnur die Hände auf den Rücken. Anschließend zwang er den 15jährigen, ihn ins Schlafzimmer der Eltern zu führen.

Der Einbrecher schreckte den 46jährigen Geschäftsmann und seine Frau aus dem Schlaf, zwang sie, sich auf den Boden zu legen. Außerdem drohte er damit, Vater oder Sohn "kaputt zu machen", wenn er nicht gesagt bekäme, wo Geld oder Schmuck zu finden seien. Seine Drohung unterstrich der Täter mit Tritten gegen Kopf und Bauch des 46jährigen.

Nachdem er erfahren hatte, wo die Familie ihre Wertsachen aufbewahrt, zwang er Eltern und Sohn, ihn ins Arbeitszimmer zu begleiten. Dort sackte der Maskierte eine Geldkassette mit etwa 46 000 Mark Bargeld, Devisen im Wert von zirka 10 000 Mark und wertvollen Schmuck ein, durchsuchte das Zimmer und fesselte seine Opfer anschließend mit Krawatten. Das Haus verließ er über einen Balkon.

Der 15jährige Sohn befreite sich schnell und hörte noch, wie ein Auto angelassen wurde. Es soll sich um einen älteren Wagen kleinerer Bauart handeln. Das Auto sei in Richtung Boelcke-Straße gefahren.

Der Räuber soll zwischen 25 und 28 Jahre alt, etwa 1,70 Meter groß und rund 70 Kilo schwer sein. Unter seiner Maske erkannten die Opfer zudem blonde Augenbrauen und graublaue Augen. Zur Tatzeit trug er eine blaue Trainingshose aus Ballonseide und eine braune Wildlederjacke.

Hinweise nimmt die Polizei in Wiesbaden unter der Telefonnummer 06 11 / 345-321 entgegen. kkü

Gemütlich, familiär, aber eng: Der Taunus-Ferienbus ist zum Renner geworden FR fuhr mit: Naturgenuß ohne Streß, aber mit kluger Begleitung/Schon in Oberursel kann Busfahrer Jörg nicht mehr alle Wartenden zusteigen lassen: Überfüllt

HOCHTAUNUSKREIS. "Meine Damen und Herren: Ich darf Sie trotz des nicht so schönen Wetters im Ferienbus des Hochtaunuskreises herzlich willkommen heißen. Als Busbegleitung möchte ich Ihnen die eine oder andere Information zu Orten und Sehenswürdigkeiten geben. Sollte es Ihnen zuviel werden, dann schalten Sie einfach auf Durchzug."

Aenne Garbers Begrüßung wird mit freundlichem Applaus bedacht. Das Mitglied der Wandergruppe des Deutschen Frauenrings begleitet diesmal den Ferienbus des Hochtaunuskreises. Unter dem Motto "Ohne Streß Naturgenuß, natürlich mit dem Ferienbus" drehte der auch am vergangenen Wochenende seine Runden.

Grau und diesig präsentiert sich der Samstag morgen. Den Feldberg-Gipfel verhüllen dicke Wolken. Trotzdem haben sich am Bad Homburger Bahnhof mehrere Dutzend zumeist ältere Ausflügler eingefunden. Etliche sind aus Frankfurt angereist. Gut, daß die Abfahrtzeit des Busses mit der Ankunft der S-Bahn abgestimmt ist. Nur an Informationen zu kommen sei etwas schwierig gewesen, sagt Elfi Heidenreich. Sie will mit Mann Heinz zur Ziegelhütte: "Im Bahnhof wußte niemand Bescheid. Aber beim Ver "Nette Leute" kehrsverein sind die Leute sehr nett gewesen."

Als der Bus anrollt, sind die meisten Plätze besetzt. "Er ist eigentlich immer gut belegt", sagt Jörg Wachner. Auch für den 22jährigen Gothaer ist es etwas Besonderes, den Bus durch den Taunus zu steuern: "Die Leute sind freundlich und zuvorkommend, im Gegensatz zu den gestreßten Pendlern im Berufsverkehr. Und ich lerne so die Gegend kennen."

"Bad Homburg hat 51 400 Einwohner . . ., beginnt Garbers ihre Erläuterungen. Sie und der Busfahrer - "nennen Sie mich ruhig Jörg" - geben einen familiären Ton für die nächsten dreieinhalb Stunden vor. Aus dem Radio rieselt Pop-Musik: "I am the one and only . . ." Nächste Station: Kurhaus. Ein Wandersmann steigt - ganz in Grün - mit Frau und Tochter zu. Ebenso eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Der Kinderwagen kommt in den Kofferraum.

Bei der Abfahrt wirft Jörg einen besorgten Blick nach hinten in den Fahrgastraum: "Das wird eng." Recht hat er: Als der Bus in Oberursel die mit einer grünen Banderole markierte Haltestelle anfährt, stehen dort acht Leute - zwei mehr, als Sitzplätze vorhanden sind. Gefeilsche. Ein Ehepaar und seine Besucher bleiben zurück. Garbers spendet Trost: "Dafür halten wir Ihnen morgen vier Plätze frei." Im Vorbeifahren ein kurzer Blick auf den Oberurseler Flohmarkt: "Oh je, guck mal!" Ein einziges Gewusel.

Rechts wird es nun ländlich: Wald, Wiesen, Schafe auf der Weide. Kronberg und Falkenstein sind zu sehen. Links in der Ferne grüßt grau in grau die Frankfurter Skyline. "Jetzt kommen wir gleich am Reiterhof von Lieselotte Linsenhoff Schafe und Skyline vorbei", erzählt Garber. Ein Anwesen mit mehreren Fachwerkhäusern huscht vorbei. Dann geht es hinunter nach Bad Soden. Von den vieren, die warten, dürfen nur zwei zusteigen: Der Bus ist voll; im Gang zu stehen, ist nicht erlaubt. Den beiden älteren Frauen, die zurückbleiben, sagt Garber für Sonntag reservierte Plätze zu. Hilfloses Lächeln. Wo wollten sie hin? "Das wäre uns egal gewesen. Morgen regnet es bestimmt." Irrtum.

Kronberg und Königstein sind die nächsten Ziele. "Erfahrungsgemäß steigt jetzt niemand mehr zu", weiß Garber. "Wer im Taunus wohnt, der braucht da nicht mehr hinzufahren." Die Hügelkette des Taunus fest im Blick. "Der Berg mit dem runden Buckel ist der Altkönig", erläutert sie. Die Frau neben mir ist eingenickt. Hinter ihr versucht "H. G." seine Beine am Einschlafen zu hindern. Allzu bequem ist der Bus nicht. Später wird er mit Frau und Eltern spontan entscheiden, in Gemünden auszusteigen. "Der Bus ist schon eine tolle Sache", findet der 34jährige. "Er müßte nur von Frühjahr bis Herbst fahren. Und schön wäre auch eine zweite Route, so Richtung Braunfels und Weilburg." NORBERT GLASER

Zur Sache Noch vier Runden

HOCHTAUNUSKREIS. Noch viermal dreht der Ferienbus des Hochtaunuskreises in diesem Jahr seine Runde: an den Wochenenden 25./26. Juli und 1./2. August. Der Bus startet jeweils samstags und sonntags um 10.40 Uhr vom Bad Homburger Bahnhof aus. Von dort geht es über Oberursel, Bad Soden, Kronberg und Königstein zum Feldberg. Weitere Stationen sind Schmitten, die Vogelburg Hochtaunus, Gemünden und Usingen. Über Hessenpark und Lochmühle geht es zum Ausgangspunkt.

Die Fahrt - Preis neun Mark - kann jederzeit unterbrochen werden. Auf der Rückfahrt - Start: 15.40 Uhr - werden die Ausflügler dann wieder eingesammelt. Weitere Auskünfte gibt es bei der Touristen-Information des Hochtaunuskreises, Telefonnummer 0 61 72 / 1 78-3 52. orb

"Am Tage im Kinderzimmer bitte nur leise schimpfen, sonst wird der Hamster wach" Zwischen Kleinkunst und Kindervergnügen: Mit einem Flohmarkt auf der Brunnenallee im Kurpark begann Bad Homburgs kultureller Feriensommer 1992

BAD HOMBURG. "Aber ja nicht hergeben." Mit bittender Stimme reicht die Frau ihr Schnäppchen und das dazugehörige Geld dem Ehepaar hinter dem Campingtisch. "Ich hole es ganz bestimmt ab." Vieles gibt es zu erwerben: Schallplatten von anno dunnemals, eine "Ehe auf krummen Beinen" oder ein Paar Skier für 40 Mark. Doch das Auge der Frau war auf etwas noch viel Schöneres gefallen: eine aus Sperrholz ausgesägte und angemalte Gans. Liebe auf den ersten Blick.

Traditionsgemäß eröffnete auch in diesem Jahr wieder ein Flohmarkt den "Bad Homburger Sommer". Und es schien, als Gans aus Sperrholz hätten die Beteiligten dafür wieder Speicher und Keller geplündert. Kaum etwas, was in den vergangenen Jahrzehnten auf den Markt geworfen wurde und dort nicht zu finden war: Am Tisch Nummer 45 wartete ein geflochtener Korb mit Plastikobst auf einen neuen Besitzer. Am Stand daneben: Heidi-Kassetten, Bücher - von "Angelique" bis "Der Arzt von Stalingrad" - und "Küchenkräuter aus dem eigenen Garten", das Bund für eine Mark. Etwas weiter konnten sich Vorausdenkende mit einem Pelzmantel für den nächsten Winter wappnen.

"Kennen Sie die Titel von Ihren Büchern?" Die neugierige Flohmarktgängerin weiß, was sie will: Bücher über Ägypten. Doch die Frau hinter dem Stand mit den vielen Bücherkisten schüttelt den Kopf: "Nein!" Also hilft nur stöbern.

In der Konzertmuschel, wo sonst das Kurorchester spielt, stimmt sich eine Musikgruppe ein und vermischt sich mit der Musik eines Leierkastens, der ein Stück weiter dudelt. Um das "Duo Mecanico" hat sich schnell eine Schar Neugieriger gruppiert. Roboterhaft bewegt sich eine Figur in schwarzer Hose, schwarzem Frack und ebensolchem Zylinder. Ruckartig und mit unbeweglicher Miene steuert sie einen Mann an, schüttelt ihm die Hand. Doch etwas scheint nicht zu stimmen. Die Puppe will nicht mehr loslassen. Schließlich greift der Musiker ein, stellt die Figur zur Seite. Einem kleinen Jungen will das gar nicht gefallen: "Mama!", redet er irritiert auf die regungslose Figur ein und greift nach der Hand, die kraftlos herunterbaumelt. "Mama!"

Zufriedenheit herrscht am Stand des Kinderschutzbundes: "Taschen, Bücher und unsere selbstgemachten Marmeladen sind sehr gut gegangen. Und viele Leute haben etwas gespendet, was man sonst nicht so gewohnt ist." Reißenden Absatz findet auch die "Kinderzimmer-Ordnung". Regel Nummer 1: "Beim Eintritt in das Kinderzimmer bitte ein freundliches Gesicht aufsetzen." Und: "Am Tage bitte nur ganz leise schimpfen, weil sonst der Hamster wach wird."

Was man alles zwischen Lenker und Vorderrad eines Fahrrads unterbringen kann, zeigt Mario Goma: Aus zwei Lautsprechern tönt "Hit the road, Jack", dazu bewegt sich im Scheinwerferkegel eine rothaarige Puppe, die noch von einem Schwein "Helmut" dreiköpfigen Chor unterstützt wird, der auf der Vorhangstange sitzt.

Ganz anders zieht Dieter Schetz vom "Zirkus Liberta" die Besucher an: Wenn die Katze mit der Maus auf dem Rücken durch den Feuerreifen springt, das Schwein Helmut dem Schäferhund Jokkel zeigt, was "Platz" heißt, oder sich die Ente Max zur Melodie "Spiel mir das Lied vom Tod" schnatternd ins Wasserbassin stürzt, kann er sicher sein, daß Beifall aufbrandet. Schade fanden viele nur, daß er lediglich einmal auftrat. NORBERT GLASER

HfG modernisiert ihre alte Filmausrüstung

OFFENBACH. Die Hochschule für Gestaltung (HfG) konnte ihre Film- und Videaurüstung erheblich verbessern und modernisieren. Professorin Dr. Evelies Mayer, Ministerin für Wissenschaft und Kunst, schickte der Kunsthochschule für diesen Zweck 100 000 Mark aus dem Reinvestitionsfonds der Landeskasse.

Rektor Kurt Steinel hatte die Ministerin bei ihrem Besuch in Offenbach Anfang des Jahres dringend um dieses Geld gebeten. Der sehr geräteaufwendige und reparaturanfällige Lehrbetrieb Film besteht seit zehn Jahren an der HfG. So alt sind auch mittlerweile die Geräte, größtenteils sogar älter, weil sie damals "gebraucht" angeschafft wurden, argumentierte Steinel. lz

Tribüne

Seine Exzellenz geruhen dem ersten Haus am Platze in seiner Heimatstadt Barcelona während der Olympischen Sommerspiele die Ehre zu erweisen. In der 250 Quadratmeter großen Luxus-Suite des Fünf- Sterne-Hotels "Princesa Sofia", die extra für ihn ausgebaut wurde, fehlt es Juan Antonio Samaranch an nichts. Da fragt sich dann nicht nur derjenige, der sich für "Königs" interessiert, wie denn der echte Rey, Juan Carlos, untergebracht würde, wenn der zum Beispiel aus seinem Schlößchen in Barcelona wegen eines Wasserrohrbruchs oder ähnlichem gezwungen wäre, auch ins Hotel zu ziehen. Müßte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees dann den Luxus-Schuppen räumen? Der echte König, so heißt es, würde sich bescheiden. Noblesse oblige.

Die Stadt Barcelona läßt sich jedenfalls den Ruf eines guten Gastgebers rund 12,7 Millionen Mark kosten, die nur für die Unterbringung der IOC-Mitglieder und ihres Anhanges berappt werden müssen, Extrawünsche nicht eingerechnet. Für die 94 Damen und Herren des IOC ist das Beste nämlich gerade gut genug. Schließlich hat man sich ja nun herumzuplagen mit Stadionbesuchen und Partys, Siegerehrungen und offiziellen Einladungen.

Zwar sind die 92er Spiele noch nicht eröffnet, aber Weitsicht ist gefragt, und die Entscheidung, wer das Spektakel im Jahr 2000 bekommt, will gut vorbereitet und überlegt sein. Wir regen uns über Politiker auf, die sich in Bonn einen Leibkoch halten, ihre Diäten ständig erhöhen, sich mit 40 Jahren schon Rentenbezüge verpassen und ständig durch die Gegend fliegen. Und Sportfunktionären wollen wir Luxus nicht gönnen? Schließlich verausgaben sie sich doch auch, wie unsere Politiker, im Dienst des Allgemeinwohls: Den Geist Olympias in Zaire oder Benin, Angola oder Afghanistan verbreitet zu haben, muß nämlich belohnt werden: Die offiziellen Vertreter dieser Länder dürfen dafür Annehmlichkeiten und Bevorzugung genießen, und zu Hause den meist armen Landsleuten als Beweis der olympischen Begegnung auch mal einen Fußball spenden.

Und weil es um eine gute Sache geht, ist es auch recht und teuer, Olympische Spiele zum Höchstpreis zu vergeben. Am Geschäft für das Super-Sepktakel profitieren Ausrichter, IOC und, wie nicht nur Ober-Olympier Samaranch immer wieder stolz betont, auch die NOKs aus der sogenannten Dritten Welt und dem devisenschwachen Ost-Europa, denen zum Beispiel Reise und Aufenthalt bei den Spielen bezahlt werden. Doch das ist nur Augenwischerei. Der Großteil des Geldes ist gewinnbringend angelegt oder wird für Reisen oder andere Aktionen des Präsidenten ausgegeben.

Die feine kleine Gesellschaft, die sich um Baron Pierre de Coubertin geschart hatte, um die olympische Idee wiederzubeleben, gibt es schon lange nicht mehr. "Die Elite", die auch humanistische Ideale hatte, wie der deutsche NOK-Präsident Willi Daume schwärmt, ist dahin. Die olympischen Ideale von Frieden, Freundschaft, Ein Leben im Luxus ist das IOC-Ideal Fairneß sind nur noch Lippenbekenntnisse einer IOC-Gesellschaft, die zum Großteil aus verhinderten Politikern, Technokraten, Managern, Aufsteigern und Neureichen besteht, die den Sport als Macht- und Image-Faktor entdeckt und genutzt haben. Die Sprößlinge aus alten Fürstenhäusern sorgen für den Hauch von Exklusivität.

Doch die Vornehmheit läßt zu wünschen übrig: Manche im Hofstaat des IOC-Präsidenten benehmen sich ziemlich daneben, nutzen ihr Pöstchen für eigene Geschäfte und Privatangelegenheiten. Und der Rest der Welt läßt sich das bieten. Es wirkt peinlich, wie gestandene Herrschaften wie Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen sich zum Bückling degradieren, Samaranch und die Seinen hofieren, um die Chancen für die Bewerbung um die Olympischen Spiele zu erhöhen. "Das wollen die so", antwortete Daume auf die Frage eines Fernsehreporters, ob denn gesperrte Straßen, Polizeieskorte, roter Teppich und ein Abendessen vor dem Pergamon-Altar unbedingt sein müssen, und Ausgaben in einer Stadt entstehen, die jede Mark für Wohnungsbau und andere soziale Aufgaben braucht.

Wer sich auf das Bewerberkarussell schwingt, der muß nicht nur ständig die Konkurrenz mit neuen Einfällen ausstechen, sondern vor allem eine dicke Brieftasche haben. Und um nicht zuviel Geld in den Sand zu setzen, sollte man vorbereitet sein - und schießt übers Ziel hinaus, wie die Berliner: Die Dossiers über die IOC-Mitglieder und ihre besonderen Vorlieben sorgten für viel Aufregung. Doch so neu kann die Idee mit dem "Informations-Sammeln" nicht sein. Denn wie konnten 1986 bei der Vergabe der Spiele 1992 in Lausanne die Präsentatoren der Bewerberstädte etwa wissen, daß die Frau eines IOC-Mitglieds gestickte Handtäschchen sammelt oder ein Mitglied ein Faible für exklusive Weine hat, wenn da nicht rumgeschnüffelt wurde?

Nicht die Präsentation der potentiellen Olympiakandidaten, sondern die Präsente scheinen in den letzten Jahren den Ausschlag bei der Vergabe von Olympischen Spielen gegeben zu haben. Und kleine Geschenke reichten da nicht mehr. Die Bewerber um die Spiele haben sich mit ihren großzügigen Zugaben überschlagen und damit die Preise verdorben - es wird mittlerweile als Selbstverständlichkeit angesehen, daß Gunst erworben sein will.

Nach Lausanne gelobte das IOC Besserung: Man wolle die Geschenkflut beenden. Doch die "Raffke- und Schnorrermentalität" setzte sich weiter durch. Die Sponsoren machen das Spiel der Olympioniken mit, sie wissen, was sie an ihnen haben. Den Herrschaften wird jeder Wunsch von den Augen abgelesen.

Und in den Kreis der beschenkten olympischen Familie werden auch die Journalisten miteinbezogen. Kugelschreiber oder Rucksack als "Erinnerungsstück" sind mega-out. Auch hier darf's ein bißchen mehr sein. Bescherte sind milder in ihrer Kritik. Selbst Unbestechliche könnten, da sie vom Team Olympia, Daimler/Baden-Württemberg und den allgegenwärtigen Sportartiklern allabendlich zum Essen und Trinken geladen, schwach werden - aber man muß ja, wegen der Informationen. Auch in Barcelona ist nämlich das olympische Motto "Dabei sein ist alles" eine Sache der jeweiligen Interpretation. BIANKA SCHREIBER-RIETIG

Wie Frauen wohnen wollen In der Studie stellt Ilona Hakert ein Offenbacher Beispiel vor

OFFENBACH. Das Darmstädter Institut "Wohnen und Umwelt" (IWU) hat eine Dokumentation herausgegeben, die die besonderen frauenpolitischen Anforderungen an den Sozialen Wohnungsbau untersucht. Mitgeschrieben an dieser Dokumentation hat die Offenbacher Frauenbeauftragte Ilona Hakert.

Sie beschreibt den untersuchten Personenkreis und die Bedürfnisse der Frauen so: "Es sind vor allem Frauen, die für den Lebensbereich Familie zuständig sind, und es sind in erster Linie Frauen, von denen man erwarten kann, daß sie die Familienaufgaben mit den Anforderungen des Erwerbslebens in Einklang bringen. Die Möglichkeiten der Vereinbarung von Familie und Beruf hängen vom Wohnungsstandort, bezogen auf mögliche Arbeitsorte und Kinderbetreuungs-Einrichtungen und von der Erschließung des Wohngebietes durch den öffentlichen Nahverkehr ab, auf den Frauen viel stärker als Männer angewiesen sind, weil meist der Mann das Familienauto benutzt."

Mit ihrer Dokumentation wollen sich die Autorinnen in die wohnungspolitische Diskussion in Hessen einmischen mit der Absicht, daß der öffentlich geförderte Wohnungsbau in Zukunft besser den Bedürfnissen der Frauen und der Familien gerecht wird.

Ilona Hakert beschreibt darin beispielsweise die Veränderung einer Offenbacher Wohnanlage, die von der Gemeinnützigen Baugesellschaft (GBO) erstellt wurde. Dort wurden mit Hinblick auf eine hohe Anzahl "Ein-Eltern-Familien" das Außengelände kinder- und bewohnerinnenfreundlich gestaltet sowie ein Gemeinschaftsraum eingerichtet.

• Die Dokumentation gibt es beim Institut Wohnen und Umwelt in Darmstadt, Annastraße 15, und im Offenbacher Rathaus im Frauenbüro. lz

Die Kontakte des "roten Klaus" bringen nichts mehr ein Maschinenbau-Region Magdeburg leidet unter Kollaps der Ostmärkte / Ex-Paradebetrieb Sket muß weiter schrumpfen

Magdeburgs größter Arbeitgeber läßt schon an der Stadtgrenze grüßen. Hochaufgereckt glitzert die silberne Metallsäule mit der Aufschrift "Sket" in der Sonne, kaum beachtet von den vorbeipreschenden Autofahrern. Was einst als augenfälliges Symbol für die Wirtschaftskraft einer ganzen Region aufgepflanzt wurde, wirkt heute fast bemitleidenswert. Denn das "Schwermaschinenkombinat Ernst Thälmann", mit mehr als 30 000 Beschäftigten einst Paradebetrieb der DDR, steckt tief in der Krise. Wie kaum eine andere Region leidet die Maschinenbau- Hochburg Magdeburg mit ihren Großunternehmen Sket und SKL unter dem Zusammenbruch der Ostmärkte. Wo vor der Wende mehr als 12 000 Arbeiter im Sket- Stammhaus im Süden der Hauptstadt Sachsen-Anhalts vom Walzwerk bis zum Kraftwerks-Kran fast jede Art von Schwermaschine für die Comecon-Märkte bauten, werkelt heute gerade noch ein Drittel der früheren Belegschaft mehr oder weniger gut beschäftigt herum.

Nun sollen weitere 1600 "Sketler" gehen. So wollen es Treuhandanstalt und Geschäftsführung. Seit aber der Betriebsrat Wind von dem geplanten neuerlichen Personalabbau bekommen hat, herrscht in Magdeburg Kampfstimmung. "Die Schmerzgrenze ist endgültig erreicht" - unter diesem Motto marschierten jüngst 5000 Metaller durch die Innenstadt. Die größte Protestkundgebung seit der Wende zeigte Wirkung. Das Land machte zur Beruhigung der Demonstranten erst einmal einen Forschungsauftrag für Sket über 2,3 Millionen Mark locker, unter anderem zur Demontage von Altautos. Und Wirtschaftsminister Horst Rehberger (FDP), der sich eigentlich an der Spitze des Protestmarsches setzen wollte, dann aber in einer "dringlichen Sache" nach Bonn mußte, gab quasi eine Bestandsgarantie für das Unternehmen ab: "Die Sket AG", so Rehberger in einem Brief an Konzernbetriebsrats-Chef Claus-Jürgen Wieblitz, "muß das führende Unternehmen des Magdeburger Anlagen- und Schwermaschinenbaus bleiben."

Bei der IG Metall mag man solchen Versprechungen nicht so recht trauen. Jörg Meding von der Verwaltungsstelle Magdeburg findet es "traurig, daß immer erst der Druck der Straße nötig ist, bis sich die Politiker überhaupt bewegen". Von 1,4 Millionen Erwerbstätigen im Land ist, so die IG Metall, nur noch die Hälfte in unbefristeten Arbeitsverhältnissen, und auch in der hiesigen Metallindustrie hat sich die Zahl der Jobs auf nur noch 100 000 halbiert. Statt der verfehlten Sozial- und Wirtschaftspolitik der Bundesregierung und den "Kahlschlagprogrammen der Treuhandanstalt" brauche man daher endlich eine sozial verträgliche regionale Strukturpolitik, fordern die Gewerkschafter. Ziel: "Der industrielle Kern muß erhalten bleiben - und dazu gehört der Magdeburger Maschinenbau".

Sket-Personalvorstand und Arbeitsdirektor Hans-Werner Reckstadt sieht die Dinge nüchterner: "Ich bin nicht hierher gekommen, um alles plattzumachen. Wenn Sket aber überleben will, muß der Betrieb wettbewerbsfähig sein." Danach sah es zunächst auch aus. Der inzwischen über seine sozialistische Vergangenheit gestolperte Ex-Kombinats-Chef Klaus Oberländer leistete ganze Arbeit, stieß schon kurz nach der Wende zehn von 18 Unternehmenssparten ab, setzte eine Holding über die Gruppenfirmen, konzentrierte die Fertigung auf Kabel- und Verseiltechnik, Warmwalzwerke sowie Kran- und Zementanlagen und plante für 1994 den Gang an die Börse. Die Treuhand genehmigte sein Unternehmenskonzept, das sich vor allem auf die traditionellen GUS-Märkte stützte. Mehr als 300 Walzwerke und 2000 Großmaschinen haben die Magdeburger den sozialistischen Brüdern zu Comecon-Zeiten hingestellt: Da durfte der "rote Klaus" auf Anschlußaufträge und einträgliche Reparatur- und Wartungsgeschäfte hoffen.

Indes, die Hoffnung auf flotten Osthandel und rentable Tauschgeschäfte trog. Hatten die Magdeburger im Jahr nach der Wende noch Überstunden gemacht, um die noch in Transferrubel abgewickelten Ostaufträge abzuarbeiten, "brach 1991 der Osthandel geradezu dramatisch zusammen, weil Bonn die dann nötigen Hermesbürgschaften nicht erteilte", so Betriebsrat Peter von Pokrzywnicki. Im laufenden Jahr stellt sich die Situation fast noch schlimmer dar: Von den geplanten 600 Millionen Mark Umsatz sollte noch die Hälfte mit den GUS-Staaten erzielt werden, tatsächlich aber wird das Sket-Stammhaus insgesamt gerade auf 400 Millionen Mark kommen - und dabei einen dreistelligen Verlust einfahren.

Die mächtige Schneidemaschine in einer der Sket-Großhallen steht geradezu als Sinnbild für das Hin und Her, unter dem die Belegschaft nun seit über zwei Jahren zu leiden hat. Als Teil eines Walzwerks, das für das Metallurgische Kombinat Makejewa in der Ukraine bestimmt ist, wurde die Maschine zunächst in einer "richtigen Feuerwehraktion" zusammengebaut, erzählt Sket-Mann Bernhard Rikke. "Wir haben rund um die Uhr gearbeitet, alles stand Gewehr bei Fuß." Kurz bevor das Teil fertig war, kam die Entwarnung: Die Hermes-Bürgschaften waren blockiert, weil die Ukraine nicht bereit war, einen Teil der sowjetischen Staatsschulden zu übernehmen. "Und so stehen die Maschinen nun seit einem halben Jahr rum, wir haben viel Geld für die elektronische Steuerung und die Hydraulik bezahlt, müssen nun die Zinsen auf die Kredite finanzieren - und selbst bekommen wir keine müde Mark." Inzwischen hat man sich über die Zahlungsbedingungen geeinigt. Die Maschine wird derzeit demontiert und dann in die Ukraine geliefert.

Nebenan warten Ölmaschinen für 180 Millionen Mark auf die Lieferung nach Aserbaidschan und Rußland. Auch hier fehlen die Hermes-Bürgschaften. Eine Halle weiter, wo früher die Spezialkräne für den Bau sowjetischer Kraftwerke zusammengebastelt wurden, verlieren sich gerade noch zwei, drei Arbeiter. Das Geschäft ist völlig zum Erliegen gekommen. Im Walzmaschinenwerk in Halle 13 ein ähnliches Bild: "Wir haben früher hier 15 plus zwei gearbeitet", erzählt der Meister der Großdreherei. 1000 Arbeiter arbeiteten in drei Schichten rund um die Uhr, hinzu kamen zwei Wochenendtermine. "Heute haben wir noch eine Schicht." Trotzdem wird hier neu investiert: Arbeiter bauen gerade ein Fräswerk für rund zehn Millionen Mark auf. "Wenn der Markt wieder anspringt und die Aufträge kommen, brauchen wir diese Technik", sagt Betriebsrat Klaus Proksch.

Der Sket-Eigentümer, die Berliner Treuhandanstalt, steht aber für weitere Investitionen in die hochdefizitäre Produktion nur gerade, wenn das bisherige Unternehmenskonzept, das sich viel zu stark auf die GUS-Märkte stützte, "überarbeitet wird", wie es der zuständige Direktor Oltmann Siemens ausdrückt. Erneut haben sich daher die Gutachter von McKinsey im Auftrag der Unternehmensleitung mit Sket beschäftigt. Sket-Vorstand Reckstadt stellt sich hinter das abgeänderten Konzept: Bis 1995 sollen die Magdeburger demnach ihre "Randbereiche" an anderen Standorten abstoßen. Das Geschäft soll auf das Stammhaus und Kernaktivitäten rund um das Draht- und Walzgeschäft konzentriert werden. Den Umsatz will man bis in drei Jahren bei 500 Millionen Mark stabilisieren, bei einem GUS-Exportanteil von nur noch 25 bis 30 Prozent. Bis dahin sollen neue Märkte im Westen erschlossen sein.

Für diese Planung aber braucht Sket, so die McKinsey-Gutachter, nach Branchenmaßstäben nur noch einen Personalstamm von rund 2000 Leuten. Deshalb sollen von den derzeit 3800 Beschäftigten noch 400 in diesem, 800 im nächsten, 700 im übernächsten und 100 im Jahr 1995 gehen. Gleichzeitig soll Sket in Magdeburg seine Produktion auf einem Viertel des bisherigen Geländes konzentrieren. Für die veranschlagten Umzugskosten von 123 Millionen Mark will die Treuhand geradestehen. Das Land, so hat Wirtschaftsminister Rehberger kürzlich in Gesprächen mit der Unternehmensleitung signalisiert, will Bürgschaften für weitere 200 Millionen Mark an Investitionskrediten übernehmen. In eine Landesbeteiligung, wie sie die Arbeitnehmer mit Blick auf das thüringische Engagement bei Jenoptik fordern, will sich der FDP-Mann aber nicht drängen lassen.

Sket-Vorstand Reckstadt sieht das ähnlich. Der Westimport, der 22 Jahre bei Saarstahl Erfahrung mit Strukturkrisen sammelte und gleich nach der Wende nach Magdeburg kam, hofft, Betriebsrat und Gewerkschaften überzeugen zu können, daß ein weiterer Stellenabbau unvermeidlich ist. Reckstadt hat dabei gute Karten. Denn er genießt bei der Belegschaft einen guten Ruf, nicht zuletzt deshalb, weil er es schaffte, den bisherigen "Sturzflug in der Personalreduzierung" sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen zu meistern. In einem "Personaleinsatzbetrieb" wird Kurzarbeit organisiert, werden Umschulung und Weiterbildung angeboten, neue Arbeitsverhältnisse vermittelt, ABM-Programme umgesetzt. Sechs dieser Betriebe sind bisher gegründet, insgesamt 6000 Beschäftigte landeten dadurch nicht sofort auf der Straße. Weitere 1200 "Sketler" arbeiten in der Beschäftigungsgesellschaft Gise, die der Betrieb zusammen mit der Treuhand und der Kreishandwerkerschaft gründete und die von der Bundesanstalt für Arbeit finanziert wird.

Für die Gise-Leute gibt es mehr als genug zu tun: Sie beseitigen Altlasten auf dem Firmengelände, reißen alte Gebäude ab, bauen die alte Gießerei zur Schulungsstätte um und betreiben eine Recyclinganlage für den Bauschutt der ganzen Stadt. Reckstadt will mit der Gise praktisch das gesamte Gelände sanieren und neu erschließen: Gewerbeparks sollen entstehen, Markthallen, und dort, wo die Firma Gruson Mitte des 19. Jahrhunderts begann und später den Hartschalenguß erfand, wo später Krupp dicht daneben Panzer baute und hinten an einer Mauer noch ein Schild mit der Aufschrift "SAG" (Sowjetische Aktiengesellschaft) von der wechselvollen Geschichte der Firma zeugt, soll in dem Ziegelsteingemäuer ein Industriemuseum eingerichtet werden.

So manchem Sket-Arbeiter leuchten die hochfliegenden Päne noch nicht recht ein, mag nicht in den Kopf, daß viele traditionelle Firmensparten nun umziehen, andere wie die Schmiede und die Gießerei ganz dichtmachen sollen. Daß man es noch verhindern kann, glaubt aber kaum jemand. "Wer gehen konnte, ist ohnehin längst gegangen, ob in den Westen oder in den Ruhestand", meint einer. Und ein anderer trauert der Solidarität und dem Kampfeswillen der Kollegen nach: "Die Brigadefeiern am laufenden Band sind längst vorbei. Und auch der Zuammenhalt unserer Notgemeinschaft wird immer schwächer."

THOMAS WÜPPER

Praktizierte Partnerschaft: Studentin Veronique aus Sarcelles jobbt als Aufsicht im Hattersheimer Schwimmbad Deutsch lernen am Beckenrand Beim Fest war viel los Von Klaus Kühlewind

HATTERSHEIM. "Es ist einfach schlimm", sagt Veronique Robin. Acht Quadratmeter mißt ihre Wohnung unterm Dach, die Decken sind so schräg, daß sie nicht überall aufrecht stehen kann, es gibt keine Dusche, die Toilette ist im Treppenhaus, und trotzdem muß sie viel Miete zahlen. Schwierige Zeiten für Studenten auch in Frankreich. Veronique studiert dort Jura an der Sorbonne. Doch das Paragraphen-Pauken hat jetzt Pause. Die 21jährige aus der Hattersheimer Partnerstadt Sarcelles patrouilliert derzeit am Becken des Freibades. Für zwei Monate jobbt sie hier als Aufsicht - Zeit, ihr Deutsch zu verbessern, Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen und zu erfahren, daß die Studenten in Frankfurt ähnliche Probleme haben wie ihre Kommilitonen in Paris. Und das, sagt sie, ist das Gute an der Jumelage: "Wir können voneinander lernen."

Ein paar Meter weiter am Beckenrand: Achim, mit Notizblock unterm Arm, steht inmitten einer kleinen Schar von Kindern. Michael zuckt mit den Schultern. Sein Nachname? - "Weiß ich nicht", sagt der Fünfjährige und grinst. Achim Wahl, einer von vier Teamern, die mit Musik und Spielen so richtig was losmachen wollen beim Schwimmbadfest, notiert auf seiner Liste für die verschiedenen Wettbewerbe einstweilen mal Michaels Vornamen; unter der Spalte Nachnamen klaffen da noch mehrere Lücken. Doch das Papier wird von Minute zu Minute voller. Achim freut's. Das Schwimmbadfest kommt allmählich in Gang. Der Wolkenvorhang ist aufgerissen, die Sonne glitzert auf dem Wasser, immer mehr Kinder wollen beim Grasskilaufen mitmachen. "Wenn genug Leute da sind, dann läuft's von selbst", sagt Achim Wahl.

Veronique steht am Beckenrand, beobachtet eine Schwimmerin, die abseits des Trubels unbeirrt ihre Bahnen zieht. "Das fehlt mir", kommt die junge Französin auf ihre Wettkampfzeiten zu sprechen. Delphin war ihre Disziplin, aber auch im Kraulen war sie gut. "Ich habe viele zweite und dritte Plätze belegt", sagt sie. Doch das ist einige Jahre her. "Ich hatte die Wahl: lernen oder schwimmen." Veronique entschied sich für die Schule - nach dezentem Drängen der Eltern. Dreimal Training pro Woche, jedes Wochenende Wettkämpfe, das war auf Dauer zuviel. Eine Freundin blieb beim Schwimmen; sie startet jetzt bei den Olympischen Spielen in Barcelona. "Das stimmt mich schon traurig, aber die Wahl war richtig."

Das Schwimmbecken hat sich inzwischen geleert. Jung und alt sitzen auf der Wiese, gucken dem Wettlauf zwischen "Hase und Igel" zu. Der Hase alias Thomas Ruff präsentiert sich als Tennis- Crack, wirft mit französischen Vokabeln um sich. Trottoir spricht er perfekt aus, sagt es aber stets an der falschen Stelle. Die Kinder glucksen vor Vergnügen.

Veronique genießt die Pause. Zuvor hatte sie am Luftkissen Spalier gestanden, aufgepaßt, daß die jungen Hüpfer nicht herunterfallen. "Heute haben wir nicht viel zu tun", sagt sie, ohne das "H" auszusprechen. Selbst nach acht Jahren Deutsch in der Schule hat sie mit diesem Buchstaben oft noch Probleme. Das liegt auch am Unterricht: "In der Schule lernen wir Grammatik, Vokabeln und so", doch erst der tägliche Umgang mit der fremden Sprache an Ort und Stelle bringe einen weiter, ist sie überzeugt.

In drei Jahren will Veronique ihr Jura- Studium abschließen. Dann möchte sie "etwas Soziales machen", Strafgefangenen nach der Haft helfen, wieder Fuß in der Gesellschaft zu fassen. Doch das sei nichts fürs ganze Leben, sagt sie. "Es ist zu anstrengend, es gibt viele Mißerfolge."

Der Hase hat derweil eine Schlappe erlitten: Die beiden Igel haben das Rennen gewonnen. Achim Wahl greift wieder zum Mikrofon, sagt das nächste Spiel an: Mit Luftmatratzen und Paddeln geht es quer durchs Bassin. Veronique verfolgt den Wettkampf. "Es macht mir Spaß, mit Kindern zu spielen. Ich bin selbst wie ein großes Kind." Kann sie da als Badeaufseherin ernst bleiben? "Oh, ich kann auch schimpfen." Neulich erst, als einige Jungs Unfug machten, ist sie laut geworden. Doch die Lümmel wollten sie nicht verstehen, äfften statt dessen ihren Akzent nach. Chefin Silke Schwenn sprach daraufhin ein Machtwort. "Sie ist sehr nett", sagt Veronique und bezieht Kollegen und Gasteltern in das Kompliment ein.

Und was hat sie in Hattersheim jetzt noch vor? "Ich will mir einiges ansehen", zählt sie etliche Städte auf. Natürlich will sie auch ins Kino oder ins Theater gehen und Frankfurt besichtigen, obwohl "mir die Stadt gar nicht gefällt". Aber dort gibt's jede Menge Sehenswertes. Und Gerichte. "Vielleicht", sagt Veronique, "schau ich mir mal einen Prozeß an." Und bestimmt wird sie auch Studenten treffen, wird erfahren, daß die viel zuviel Miete für eine winzige Wohnung bezahlen.

Burgfestspiele Dreieich: Ein Gespräch mit Musikern der Lettischen Philharmonie Riga "Wir sind ein bißchen Patrioten"

Von Dorothe Knipp DREIEICH. "Ich bin manchmal so entzückt, daß ich vergesse zu spielen", sagt Ieva Zarina, die Pianistin bei der Lettischen Philharmonie Riga, wenn sie an die Orchesterproben zu dem Musikdrama "Salome" von Richard Strauss denkt. Die Musik zur Oper Salome studierte ein Teil des 110köpfigen Orchesters in Riga extra für die Burgfestspiele in Dreieichenhain ein. Für Zarina, die verheiratet ist mit dem Ersten Geiger Valdis Zarinsch, gehört Musik zu ihrem Leben, wie das tägliche Essen und Trinken. Ihre Eltern und Großeltern waren ebenfalls Musiker, und auch ihre zwei Kinder sind dabei, es zu werden. Zum zweitenmal ist sie nun in Dreieich und genießt die Zeit diesmal aus vollen Zügen. Denn im vergangenen Jahr war das den Letten nicht möglich: Der Putsch in Moskau überschattete ihren Aufenthalt in Dreieich.

Während der Festspiele ist nie das gesamte Orchester aus Riga in Dreieich. Denn von den 110 Mitgliedern haben 80 Musiker aus Riga die verschiedenen Stücke in "Kollektiven" einstudiert, wie Reinis Galenieks vom Orchestervorstand erzählt.

In Etappen reisen dann je nach Spielplan die "Kollektive" an. Orchesterintendant und Flötist Vilnis Strautins sagt: "Jeder will natürlich mitfahren, und dann ist es sehr schwierig auszuwählen. Wir versuchen es aber zu ermöglichen, daß jedes Mitglied mindestens einmal im Jahr zu einem Gastspiel ins Ausland mitkommt." An Angeboten mangelt es der Lettischen Philharmonie nicht. Denn sie ist das bekannteste Sinfonieorchester des baltischen Staates und gilt als eines der besten in der GUS. Gründer und erster Leiter war der lettische Musiker Arvid Papus. Konzerte von Rigaer Operndirigenten und Gästen wie Stravinsky und Kleiber brachten dem Ensemble Ansehen weit über die Grenzen der GUS hinaus. Auftritte im lettischen Rundfunk und Fernsehen folgten mit in- und ausländischen Meistern am Dirigentenpult. Das Orchester zeigte sein Können beim ersten Internationalen Festival für zeitgenössische Musik 1981 in Moskau, war erfolgreich bei der Teilnahme 1984 am zweiten Moskauer Festival und erlangte den ersten Preis beim neunten Musikfestival in Berlin.

Seit 1990 steht Paul Mägi, der Dirigent der Nationaloper Estland "Estonia", als künstlerischer Leiter und Chefdirigent dem Staatlichen Sinfonieorchester Lettlands vor. Mägi wird auch in Dreieich das zweite und dritte Sinfoniekonzert (26. Juli und 2. August) dirigieren.

Neben ihrer Mitwirkung an den Opern Carmen (nur noch bis 26. Juli in Dreieich zu sehen) und Salome (31. Juli bis 7. August) zeigen die Musiker im Rahmen der vierteiligen Konzertreihe die breite Palette ihres Könnens bei den Burgfestspielen. "Hier spüren wir richtig, wie wichtig diese Art von Musik für die Leute ist", sagt Reinis Galenieks, denn er hat den Eindruck, daß hier klassische Musik gern gehört wird und die Abende in der Burg für die Besucher immer ein Ereignis darstellen. Die Akustik sei zwar nicht so gut wie im Konzertsaal, aber die Atmosphäre unter freiem Himmel würde das gewisse Extra bieten. Den Zuhörern legen sie die Konzerte schon deshalb ans Herz, weil da sehr gute Solisten aus ihren Reihen zum Zuge kommen. Dirigent Herbert Gietzen, der musikalische Leiter der Festspiele, sagt: "Valdis Zarinsch gehört beispielsweise dazu. Unter anderen politischen Verhältnissen hätte er unter Garantie längst Weltruhm erlangt."

Die politische Umwälzung in der ehemaligen Sowjetunion macht den Musikern zu schaffen. Keiner von ihnen kann von dem Orchestergehalt existieren, alle engagieren sich noch in anderen Gruppen. "Alle reden von Weltpreisen für Lebensmittel, aber von der Weltbelohnung spricht niemand", sagt Pianistin Zarina. Mittlerweile werden nur noch die großen Theater vom Staat unterstützt; die kleinen bleiben außen vor. Diese Entwicklung hält Gietzen für äußerst problematisch: "Kultur muß mehrere Bäche haben, damit es ein Fluß wird. Sonst gehen gute Musiker ins Ausland." Aus dem Sinfonieorchester hat jedoch niemand diese Chance - obwohl sie da ist - ergriffen. Die Letten wollen in ihrer Heimat bleiben. Galenieks begründet dies damit: "Wir sind alle ein bißchen Patrioten. Man muß schwere Zeiten zu Hause durchstehen." Cellist Juris Lakutis bestätigt: "Ich spiele gerne im Ausland, aber Lettland ist meine Heimat."

Alle Orchestermusiker sprechen sehr gut Deutsch oder auch Englisch. Galenieks sagt: "Beide Sprachen sind Pflichtfächer bei uns am Konservatorium, und wir hatten einen strengen Lehrer, er war fast fanatisch."

Außerdem hatten sie im Fach Musiktheorie viele deutschsprachige Bücher aus der ehemaligen DDR als Pflichtlektüre. Galenieks: "Ich repariere sogar meinen Lada nach einem deutschen Handbuch."

Lob vom Präsidenten des Weltverbandes, hohe Einschaltquoten und offiziell 38 000 verkaufte Karten Gute Bilanz ist für Sylvia Schenk der Schub für kommende Jahre Frankfurter Sportdezernentin ist mit dem Verlauf des Federation-Cups zufrieden / Turnier mit Werbeeffekt für die Stadt

"Wichtig war, das Finale so hingekriegt zu haben." Für die Frankfurter Sportdezernentin Sylvia Schenk war am Samstag abend der Federation-Cup des Jahres 1992 schon gelaufen, nachdem sich die deutsche Mannschaft für das Endspiel am Sonntag gegen Titelverteidiger Spanien qualifiziert hatte. Nun kann man der früheren Deutschen Meisterin über 800 Meter weder Genügsamkeit mit Vize-Titeln unterstellen, noch steht die SPD-Politikerin andererseits im Verdacht der Deutschtümelei.

Nein, die Stadträtin beurteilte die Finalpaarung ganz pragmatisch in ihrer Funktion als Amtsinhaberin: Die deutsche Endspiel-Beteiligung sorge noch einmal für hohe Einschaltquoten, bringe somit einen weiteren Werbeeffekt zum einen für die Stadt Frankfurt, zum anderen auch für die bei einer sportlichen Großveranstaltung unverzichtbaren Sponsoren. Sylvia Schenk: "Das gibt uns einen Schub für nächstes Jahr."

Einen zusätzlichen. Denn aufgrund der positiven Bilanz, die Stadträtin und Veranstaltungsmanager Dieter Hochgesand von der Stadion GmbH gemeinsam zogen, könnten die Frankfurter Verantwortlichen des Federation-Cups 1992 gleich durchstarten zur Mannschaftsweltmeisterschaft der Tennisspielerinnen im kommenden Jahr, die ja wiederum im Waldstadion ausgetragen wird. Da hält zum einen das Pauschallob von Tennis-Weltverbandspräsident Brian Tobien für eine gelungene Organisation sowie die zufriedenen Worte der Spielerinnen als psychologisches Moment das für eine weitere Tennis-Zukunft nützliche Vehikel Federation-Cup im Rollen, und da sorgten insgesamt 38 000 verkaufte Karten dafür, daß die neue Tennis-Bewegung in Frankfurt nicht gleich wieder zum Stillstand kommt. Daß die tatsächliche Zuschauerzahl um einiges niedriger lag, weil Sponsorenkarten nicht in Anspruch genommen wurden oder weil Besucher sich während der Vorrundenspiele lieber in den beiden VIP-Zelten oder dem Buden-Village aufhielten, hatte auch keine bremsende Wirkung auf die dynamische Entwicklung, gehören beide Phänomene doch ebenso zum Weltklasse-Tennis der neunziger Jahre wie der Siegerscheck.

Diese Dollars - und viele mehr - müssen erlöst werden, weshalb wichtiger als Schulterklopfen die Einnahmen sind. Die offiziell 38 000 Zuschauer an den Spieltagen sorgten einerseits für jene lockere Atmosphäre, die sich Sylvia Schenk für Sportveranstaltungen dieser Größenordnung wünscht, andererseits und nicht zuletzt aber dafür, daß über die Hälfte des reinen Organisationsetats von 2,6 Millionen Mark durch Eintrittsgelder gedeckt werden konnte (eine weitere Million zahlten Sponsoren, der Rest soll durch den Logen-Verkauf erlöst worden sein). Ferner hat die Stadt Frankfurt die vergleichweise geringe Summe von 350 000 Mark - zusätzlich 200 000 Mark an Zuschauer-Mehreinnahmen - an den DTB gezahlt, um den Federation-Cup ins Waldstadion zu bekommen. Daß dennoch eine Unterdeckung bleibt, versteht sich bei den Investitionskosten von über 16 Millionen Mark für den Umbau des Waldstadions zur drittgrößten Tennis- Anlage Deutschlands von selbst. "Wir verdienen mit dem Federation-Cup kein Geld, sondern wir geben Geld aus. Aber wenn man den Wert der Investitionen sieht und den Werbeeffekt für die Stadt, der nicht mit Millionen zu bezahlen ist, rechnet es sich", verteidigte Sylvia Schenk die angesichts leerer Kassen nicht unumstrittenen Ausgaben.

Ohnehin waren die Kosten als Investition für die Zukunft gedacht. Das wichtigste sei gewesen, so die Sportdezernentin, daß sich Frankfurt mit der Anlage habe profilieren können, um ins internationale Geschäft mit dem Filzball einzusteigen. Denn wenn nach 1994 der Federation-Cup in seiner jetzigen Form als einwöchiges Nationen-Turnier nicht mehr gespielt werden wird, soll das Waldstadion mit einem eigenen Turnier im Veranstaltungskalender des Tennis-Zirkus vertreten sein.

Indessen bereitet eine der vielen Erfahrungen der Premierenveranstaltung, die sich insgesamt kostengünstig für die kommenden Jahre auswirken werden, Sylvia Schenk auch Sorgen: "Ein Teil des Publikums muß lernen, daß der Federation-Cup nicht nur Steffi Graf ist." Ein Erziehungsprozeß, der not tut vor dem Hintergrund, daß einerseits die Weltranglisten-Zweite selbst schon laut über die zusätzliche Belastung durch die Mannschaftsweltmeisterschaft klagte, andererseits es gemeinhin Jahre dauert, bis ein eigenes Tennis-Turnier sich zu einem Großereignis mausern kann, bei dem die Weltspitze teilnimmt. Der Frankfurter Zuschauer unterscheidet sich diesbezüglich kaum von seinen Landsleuten, die in der Mehrzahl nur Top-Ereignisse goutieren. Dem durchschnittlichen Tenniszuschauer im Waldstadion ist auch das von Sylvia Schenk so geschätzte "olympische Flair", das auf den Nebenplätzen und auf den Anlagen der Patenvereine für die 31 ausländischen Teams (Schenk: "Eine optimale Verknüpfung mit der Bevölkerung") anzutreffen gewesen sei, weniger wichtig als ein Auftritt von Steffi Graf. Insofern ist es zwar aus atmosphärischen Gründen zu bedauern, daß im nächsten Jahr statt 32 Mannschaften nur noch 24 um den Silberpokal spielen werden. Sportlich aber erfährt der Federation-Cup durch die Reduzierung der teilnehmenden Nationen sicherlich eine Aufwertung, die aber auch schon wieder jenen Konflikt programmiert, der die Veranstalter bereits in diesem Jahr vor die größte Herausforderung stellte: daß das deutsche Team aufgrund des Regelwerks mindestens einmal auch anderen favorisierten Mannschaften den Centre Court überlassen und mit dem wesentlich kleineren Platz Nummer 1 Vorlieb nehmen muß. Den bei einem Tennis-Turnier wichtigsten Zuschauer, nämlich der vor dem Fernseher, tangiert dieses Problem freilich ebensowenig, wie ihn das "olympische Flair" schert. Für ihn ist nur wichtig, daß die deutsche Mannschaft spielt - möglichst lange, möglichst spektakulär, möglichst auch im Finale. Darüber würde sich auch Sylvia Schenk freuen. REINHARD SOGL

Ost-Betriebsräte marschieren gen Bonn Protest beim Kanzler nach den Ferien / Sprengstoff für die DGB-Gewerkschaften

wüp BERLIN. Unmittelbar nach Ende der Parlamentsferien am 7. September wollen ostdeutsche Betriebsräte mit einem großen Protestmarsch zum Bonner Kanzleramt gegen die Politik der Treuhandanstalt und den dramatischen Stellenabbau in den neuen Ländern demonstrieren. Man werde auf jeden Fall ein Gespräch mit Kanzler Helmut Kohl verlangen, und, "falls er seinen Staatssekretär vorschickt, es eben beim Bundespräsidenten Weizsäcker versuchen", kündigt Eberhard Wagner, Gesamtbetriebsrat der Deutschen Seereederei Rostock, an.

Wagner, einer der Hauptorganisatoren des außergewerkschaftlichen Protests ostdeutscher Beschäftigter, rechnet damit, daß Belegschaftsvertreter aus 250 bis 300 ostdeutschen Betrieben an der Demonstration vor dem Regierungssitz teilnehmen. Der Protestmarsch sei eine Reaktion auf das jüngste, sehr enttäuschend verlaufene Gespräch ostdeutscher Betriebsräte mit der Präsidentin der Treuhandanstalt, Birgit Breuel, das den Arbeitnehmervertretern nach heftigen Protesten vor der Berliner Behörde gewährt wurde. "Es gab nicht das geringste Zugeständnis", so Wagner.

Bei den Hauptforderungen der Betriebsräte - wie einem Entlassungsstopp in Treuhandbetrieben oder der Entwicklung von Strukturkonzepten zum Arbeitsplatzerhalt - habe man ohnehin nicht mit einem "sofortigen Entgegenkommen" gerechnet. Man werde nun der Empfehlung von Frau Breuel folgen und sich mit den Forderungen an Bonn wenden. Für weiteren Druck auf die Politiker soll auch die dritte Konferenz ostdeutscher Betriebsräte am 3. Oktober sorgen.

Brieflich werden die in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossenen ostdeutschen Betriebsräte außerdem die Chefs aller 16 DGB-Einzelgewerkschaften "um eine klare Position" zu der ostdeutschen Protestbewegung bitten. Bisher lägen nur Solidaritätsbekundungen von vier Gewerkschaften (ÖTV, HBV, IG Medien und IG Bau Steine Erden) vor. Vor allem die IG Metall in Frankfurt sieht die Aktionen der Ostbetriebsräte bekanntlich mit Skepsis und fürchtet, daß daraus eine Ostgewerkschaft entstehen könnte. Wagner erwartet, daß "der Ruf nach einer Ostgewerkschaft lauter werden wird", falls man im Westen weiterhin kein Verständnis für die ostdeutschen Protestaktionen zeige und wie bei der IG Metall nach "unpolitischen Betriebsräten verlangt, die jede Aktion haargenau mit der Gewerkschaftszentrale abstimmen sollen".

Nach Wagners Ansicht haben sich die Gewerkschaften viel zu wenig gegen den dramatischen Arbeitsplatzabbau in Ostdeutschland gestemmt. Treuhand-Chefin Breuel habe sogar die Privatisierung der Stahlindustrie der Ex-DDR, die nur ein Zehntel der Jobs übrig ließ, ohne große Proteste als "ihr größtes Erfolgserlebnis" bezeichnen können.

Statt diskreter Gewinne gibt es handfesten Ärger Schweizer Wirtschaftsredakteure im Zwielicht: Presserat fordert "gläsernen" Journalisten

"Eine riesengroße Dummheit" habe er begangen, meinte reumütig der Zürcher Wirtschaftspublizist Andreas Zgraggen, Chefredakteur und Geschäftsführender Herausgeber des erfolgreichen Monatorgans "Bilanz", als die üble Sache publik wurde. Zgraggen hatte vom - inzwischen in einem Konkurs- und Strafverfahren steckenden - Schweizer Immobilinhändler Hans P. Huber nicht nur Geschenke und Reiseeinladungen in alle Welt angenommen, wie so viele seiner Kollegen, er hatte sich auch 500 Aktien schenken lassen. Die damals zu 83 000 Schweizer Franken gehandelten Papiere hatte Zgraggen später für rund 170 000 Franken weiterverkauft. Diese Großzügigkeit erwies der Immobilienkaufmann auch dem Chefredakteur der angesehenen Züricher Fachzeitung "Finanz und Wirtschaft", Peter Bohnenblust: diesem gab er die Papiere zu einem Vorzugspreis, womit der Journalist in der Lage gewesen wäre, durch Verkauf vor dem Firmenkonkurs rund 90 000 Franken Gewinn zu machen.

Doch statt diskreter Privatgewinne gab es jetzt Ärger. Angesichts seiner angeschlagenen Glaubwürdigkeit als Medienmann und im Interesse seiner Fachzeitschrift legte Zgraggen alle Funktionen nieder. Anders der mitbetroffene Bohnenblust: er meinte, Börsentätigkeit sei für Wirtschaftsjournalisten praxisnaher Anschauungsunterricht, weshalb Medienleute zu solchem Engagement sogar zu ermuntern wären: "Nur wer am eigenen Leibe erfährt, was Baisse und Hausse bedeuten, was Transaktionskosten ausmachen, wie komplexe Konstruktionen zu handhaben sind, kann darüber kompetent schreiben."

Ganz anders sieht der Presserat des Verbandes der Schweizer Journalisten (VSJ) die Problematik. Die Kontrollinstanz für medienethische Fragen, welche der frühere "Tagesanzeiger"-Redakteur und heutige Publizistikprofessor der Universität Bern, Roger Blum, leitet, fühlte sich veranlaßt, umgehend Vorschläge zur Wiederherstellung des journalistischen Ansehens zu entwickeln. Man habe "gründlich nachgedacht, inwieweit der Vermögensbesitz von Journalisten die Objektivität der Berichterstattung beeinflussen könne", meinte Blum zu den Bemühungen, den laut "Schweizer Handels-Zeitung" diskreditierten Berufsstand insbesondere der Wirtschaftsjournalisten wieder aus dem Sumpf herauszuziehen. Die Problematik reiche von kleinen Geschenken an Pressekonferenzen über Reiseeinladungen in alle Welt bis hin zu eigentlicher passiver Bestechung, steckte der Presserat das Aktionsfeld ab. Es sei deshalb dringend geboten, die Journalisten, Verlage, aber auch ganze Wirtschaftszweige und Fachverbände "zu sensibilisieren, damit die gebotene Distanz zu Themen und Personen zur Gewohnheit wird und materielle sowie personelle Verfilzung als verwerflich gelten", meinte Blum, als er die "Empfehlungen des Presserates" für mehr Ethik zur Beurteilung vorlegte. Einsehbare Register

Im wesentlichen sieht der Schweizer Presserat die Lösung darin, wie für Politiker künftig auch für Journalisten ein öffentlich einsehbares Register der (finanziellen) Interessenbindungen zu führen. Medienleute, die Wertpapiere besäßen, müßten ihre privaten Besitzverhältnisse gegenüber der eigenen Redaktion offenlegen. Presseratspräsident Blum dazu: "Die Redaktionen sollen die entsprechenden Verzeichnisse in regelmäßigen Abständen, beispielsweise alle vier Jahre, veröffentlichen." Wer Wertpapiere einer Publikumsgesellschaft erworben habe, dürfe über die entsprechende Branche insgesamt und über die Firma nicht mehr berichten.

Veranstaltern von Firmenpressekonferenzen will der Presserat dringend raten, auf die Abgabe von Geschenken und jegliche Art von Vergünstitungen zu verzichten - und Schweizer Journalisten sollten sich verpflichten, "individuelle und exklusive Leistungen von Veranstaltern" grundsätzlich abzulehnen. Gemeint sind damit in erster Linie die Automobil- und Reisebranche, aber auch Wirtschaftsverbände und Großkonzerne. "Journalisten sind in erster Linie dem Publikum verpflichtet", begründet Presseratspräsident Blum die harte Linie. Und weiter: "Dem Publikum gilt die Loyalität, und diese Loyalität läßt nichtoffengelegte Abhängigkeiten von Menschen und Institutionen, die Gegenstand journalistischer Berichterstattung sein können, nicht zu."

Zur Umsetzung seiner Vorstellungen in die Praxis möchte der Schweizer Presserat erreichen, daß die ethischen Richtlinien künftig zu zwingenden Bestandteilen der Arbeitsverträge für Redakteure erklärt werden. Dazu gehörte auch folgende Grundsatzempfehlung, die Medienschaffenden und Exponenten des öffentlichen Lebens mehr Anlaß zum Schmunzeln als zum Diskutieren gibt: "Journalistinnen und Journalisten kann nicht verboten werden, Freundschaften mit interessanten Menschen aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Showbusiness und Sport zu pflegen. Bei aller Freundschaft sollten die Medienschaffenden aber eine gewisse Distanz wahren."

PETER AMSTUTZ

SCHLUSSWORT

"Ist Indurain ein Mensch?" Überschrift in der französischen Zeitung "Journal du Dimanche", nachdem Miguel Indurain auf dem letzten Kilometer der Alpen-Etappe Schwierigkeiten hatte.

Ein vorerst letzter Sommerabend im barocken Büsinghof Palais schließt zum Jahresende / Kulturamt denkt über künftige kulturelle Nutzung nach / Kultursommer geht trotzdem weiter

OFFENBACH. Fast tausend Besucher tummeln sich am Samstag abend im Hof des Büsing-Palais. Gastronom Aldo Repeci und seine Helferinnen schwitzen tüchtig beim Bierzapfen. Es sind fast doppelt so viele gekommen, wie das Kulturamt erwartet hat. Es hatte so für diese Veranstaltung geworben: "Das Saltarello-Spektakel ist eine außergewöhnliche Impression mittelalterlicher Szenarien mit unterstützender moderner Technik. Imposant wie atemberaubend reihen sich musikalische, theatralische und artistische Mosaiksteinchen zu einer Fantasy-Bühnenshow aneinander, die in einem bengalischen Inferno gipfelt."

Einige Besucher beklagen allerdings die zu leise Tonlange. Sie können die Einlösung dieses Versprechens nur bruchstückhaft wahrnehmen: "Von Mönchsgesängen über Tavernenlieder spannt sich ein kulturell höchst interessanter Bogen zu den musikalischen und technischen Elementen unserer Zeit: Minnerock und Spielmannspunk ertönen im gleißenden Licht der farbigen Scheinwerfer; Mystik aus der Vergangenheit wird getragen von den kraftvollen Klängen des Synthesizers und der E-Gitarre."

Vor zwei Jahren gastierte die Truppe aus Solingen schon einmal beim "Offenbacher Kultursommer" im Hof des Büsing-Palais. Die Besucher jetzt sind aber wohl nicht nur wegen des damaligen Erfolgs des Ensembles hierhergekommen. Einige jedenfalls sagen: "Wir sind gekommen, weil es schön hier ist, weil es an diesem Sommerabend überhaupt ein kulturelles Angebot gibt, und weil wir hier Freunde und Bekannte treffen wollen."

Ähnlich gut besucht sind am Sonntag der Oldie-Frühschoppen der Gruppe "Wheap", das nachmittägliche Kindertheater um den Räuber Hotzenplotz und das abendliche Konzert des "El Duo Flamenco". Kulturamtsleiterin Lydia Gesenhus fiel ein Stein vom Herzen. Besorgt hatte sie in den vergangenen Tagen den Wetterbericht verfolgt, denn bei Regen hätte die nicht in den Saal zu verlegende Supershow der Saltarello-Gruppe ausfallen müssen.

"Es wird wohl vorerst das letzte Mal sein", sagt Günter Doll vom städtischen Kulturamt mit Wehmut in der Stimme, "wir wissen noch nicht, wie es mit dem Offenbacher Kultursommer weitergehen wird. Wir suchen jedenfalls nach Alternativen." Zum Jahresende wird das Büsing- Palais erst einmal geschlossen. Die Münchener Investoren-Gruppe Schörghuber hat das Palais von der Stadt gepachtet. Sie wird es dann in das neue Hotel-, Kongreß-, Büro- und Wohnzentrum beiderseits der Herrnstraße integrieren. Im Pachtvertrag ist festgeschrieben, daß das Büsing-Palais der Stadt an 30 Tagen im Jahr für eigene Veranstaltungen zur Verfügung steht. Darüber hinaus können Vereine und Verbände das Haus dann vom Pächter mieten. Aber auch die Schörghuber-Leute wissen noch nicht genau, wie das Büsing-Palais während der Bauzeit öffentlich genutzt werden kann.

So war das lange Kulturwochenende vorerst eine Abschiedsveranstaltung vom barocken Ambiente des Büsinghofes.

Der "Offenbacher Kultursommer" findet trotzdem noch statt. Am nächsten Sonntag, 26. Juli, ist Jazz-Frühschoppen im lauschigen Museumsgarten im Dreieichpark. Am Samstag davor gibt ab 17.30 Uhr die OFFJAZZ-GROUP im Bootshaus Undine ein Konzert. Im August dann finden sonntags Rock-Konzerte in der "Suppenschüssel" des Leonhard-Eisnert-Parkes statt. Den Reigen der multikulturellen Sommerfeste der sport- und kulturtreibenden Vereine eröffnet die SPD am Samstag, 1. August, im Schlachthof an der Buchhügelallee.

Zum Trost: Auch dieses Gebäude steht unter Denkmalschutz und verbreitet den Charme gekonnter Industrie-Architektur der Jahrhundertwende und der Gründerjahre. Zur Zeit läuft allerdings ein Investoren-Wettbewerb. Nach dessen Ergebnissen soll aus dem Schlachthof, der nicht mehr in die EG-Vorschriften paßt, ein Kultur- und Vereinszentrum entstehen. Auf den Flächen drumherum werden preiswerte Wohnungen gebaut.

SIEGFRIED SCHOLZ

Auf einen Blick

Seite II USINGER LAND. Mitten im Sommer stürmten 40 Schlittenhunde die Praxis: Die FR begleitete einen Tierarzt bei der Arbeit.

USINGER LAND. Die Mahnungen fruchten: Bürger gehen sparsamer mit Trinkwasser um. Seite III OBERURSEL. Leerstehende Wohnungen sind zwar verboten - aber keiner weiß, wo sie sind.

KRONBERG. Der Posse zweiter Teil: Für das Wasser ist trotz aller Einigkeit nichts getan. Seite IV SPORT. Einziger Fußball-Landesliga- Vertreter aus dem Hochtaunus-Kreis SKG Bad Homburg vermißt die Einnahmen aus den Derbys.

Auf einen Blick

Seite II NEU-ANSPACH. Gedeihen, ohne zu ackern: Hausener Bauern wollen eine Pflegegemeinschaft. Seite III OBERURSEL. Sondierung: Zieht Mercedes-Vogler aus Bad Homburg auf das Faudi-Gelände? Seite IV SPORT. Die Reifenberger Tennis-Senioren verkürzten ihren Urlaub und wurden mit dem Aufstieg belohnt.

Lustwandeln, sehen, schmecken 14. Waldfest im Schloßpark Freudenberg geht heute zu Ende

WIESBADEN. Sekt-Banane oder lieber Gin Fizz? Tequila Sunrise oder Piña Colada? Longdrinks ab fünf Mark, cremig-schaumig oder klar schillernd, mit zerstoßenem Eis und Strohhalm. Elena Wondres, den Shaker in der Hand, halb verdeckt von vielen Flaschen, schenkt ihre Kreationen begeistert aus. Die Frau aus Eltville hat sich auf "Tropical Drinks" spezialisiert. Und ihr Cocktail- Stand, nur einen Steinwurf vom Freudenberger Schloß entfernt, ist eine exotische Besonderheit inmitten des üblichen Wein-, Bier- und Kaffeeangebots.

Beim 14. Wiesbadener Waldfest, der Kerb mit Fahrgeräten, vielen Ständen, Lauben und Bänken zum Verweilen, amüsieren sich jung und alt gleichermaßen. Während Papa sein Glück an der Losbude versucht und Mama am Weißherbst nippt, steht der Nachwuchs am Auto-Scooter Schlange oder starrt auf den Hawaii-Swing. Musikfans kommen beim Fest im Schloßpark ebenfalls auf ihre Kosten. Zu den Rhythmen von "Dizzy Lizzy" wippen überall Knie mit, und die Country-Fans werden von "Johnny Reb and the Rebels" beglückt.

Lustwandeln, sehen, schmecken - Rausch der Sinne mitten im Schloßpark. Die Gäste, doppelt beschirmt von Bäumen und bunten Plastikplanen, kommen per pedes, oft in Grüppchen, in den Wald. Gyros? Kartoffelpuffer? Kuchen? Das letzte Geld für einen Ohrring ausgeben oder doch für Sekt? Wie Hunger und Durst zu stillen sind, darum ranken sich die meisten Diskussionen.

Am heutigen Montag endet die Fete im Grünen mit einem Familientag: Vergnügungen zum halben Preis von 12 bis 20 Uhr am vierten Festtag. Endspurt auch für Tropical-Shakerin Elena Wondres, die von sich sagt: "Ich bin bekannt auf allen Plätzen." Unter ihren 30 Drinks, wirbt sie, seien einige alkoholfrei und dennoch lecker. Das sei kein Tribut an den Familientag, sondern Teil des Konzepts. Sie lächelt zufrieden: "Viele wollten mich schon kopieren. Aber so ein Mix-Händchen wie ich hat halt niemand sonst." pms

Auf einen Blick

Seite II NEU-ANSPACH. Von Born zu Badminton: Wegen der Korruptionsaffäre stieg Georg Komma aus der Politik aus. Seite III FR-MEHRKAMPF '92 - ein Spiel zum Mitmachen und Gewinnen. Seite V OBERURSEL. Die Oberurseler sind doch nicht Spitzenreiter im Trinkwasser-Verbrauch.Seite VI KULTURSPIEGEL TAUNUS. "Homburger Sommer" im Zeichen Thalias.

Und die Moral von der Geschichte: "Indianer sind Menschen wie wir" Im Hessischen Puppenmuseum haben Sechstkläßler der Geibelschule das Leben und Leiden der Rothäute dargestellt

HANAU. "Die Kirchenbänke sind verschwunden. Eine Glocke war auch drin." Frithjof Augustin hat das Kirchendach des Siedlungsmodells heruntergenommen, um den Miniaturaltar zu zeigen, der zumindest die Jahre seit 1980 unbeschadet überstanden hat. Damals entstanden "Indianerlager, Western-Fort und Siedlung" mit ihm als Werklehrer (und Rektor) in der sechsten Klasse der Hanauer Geibelschule. Heute sind sie unter diesem Titel bis zum 16. August (täglich außer montags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr) im Wilhelsmbader Puppenmuseum zu sehen. Die Westernfiguren und Behausungen stehen in den Fensternischen, in denen stets sogenannte Nachbarschaftsausstellungen Platz finden.

Ein Faible fürs Indianerleben hatte der heute 72jährige Augustin von klein auf. Er bewahrte sich das bis in die Zeit, wo er als Gemeinschaftskundelehrer im Werkunterricht das Thema Prärieindianer umsetzen konnte. "Heute würde man das Projekt nennen", sagt er süffisant.

Die Arbeiten, an die sich die ehemaligen Geibelschüler und -schülerinnen beim Museumsbesuch sicher gerne zurückerinnern, wollte Augustin der Nachwelt erhalten - zum größten Teil jedenfalls. Jahrelang lagerten die gekauften Figuren und die selbstgebastelten Behausungen bei ihm in Dörnigheim im Keller. Vor einigen Monaten vermachte er sie dem Puppenmuseum. Zum Vermächtnis gehört auch ein farbiger Schülerkatalog von damals, der im Museum leider nur in schwarzweiß zu sehen ist, weil die Leiterin Gertrud Rosemann berechtigterweise Angst hat, das Unikat könnte verschwinden. Der Katalog beginnt mit einer Landkarte. Darauf sind verschiedene Indianerstämme und ihre Lebensgebiete eingezeichnet. Auf den folgenden Seiten beschäftigten sich die Schüler/innen vor allem mit der Indianerkleidung. Dort findet sich auch ein Kleidungsstück, das in unseren Tagen ein Verkaufsrenner ist: Leggings. Ein Kapitel ist überschrieben mit "Die Indianer heute". Dort ist zu erfahren, daß sich die Indianerreservate über 26 US- Staaten verteilen. Probleme wie der Kampf der Indianer gegen den teils tödlichen Uranabbau in ihren Gebieten waren damals noch kein so aktuelles Thema wie heute - erst recht nicht für Sechstkläßler. Die Moral von der Unterrichtsgeschicht' lautet: "Indianer sind Menschen wie wir . . ."

Die ausgestellten Anlagen bestehen aus einem Western-Fort mit Soldaten der US-Armee, einem Western-Dorf mit Siedlern und Fahrzeugen und einem Indianerlager mit seinen Bewohnern, Kanus, Lagerfeuern und Stangenzelten (Tipis). Die sind teils aus Leinwand, teils aus Filz, teils aus Kunstleder gefertigt.

Detailliert wird das Leben der Prärieindianer, Siedler und Soldaten im 19. Jahrhundert rekonstruiert. Jedes Hausdach ist abnehmbar, um die Miniatur-Inneneinrichtung zu bestaunen.

In der Ankündigung des Museums steht zu lesen, daß jede Szene verdeutliche, wie wenig friedlich das Zusammenleben von Indianern und Weißen in dieser Zeit gewesen sei. Die Ausstellung zeige sicher manches verbreitete Klischee aus Westernfilmen, Büchern und der Spielzeugindustrie, heißt es selbstkritisch weiter - beredtes Zeugnis dafür sind Szenenfotos aus Winnetou-Filmen mit Pierre Brice. Die historischen Fakten würden aber keineswegs verdeckt: Viele Indianerstämme seien durch Vertreibung, Kriege und eingeschleppte Krankheiten von den Weißen "ausgelöscht" worden.

Die kritischen Anmerkungen stammen von Gisela Stappert, derzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin im Hessischen Puppenmuseum. Sie kennt sich aus eigener Anschauung in Nordamerika mit der Materie aus. Gisela Stappert zeigt am Sonntag, 9. August, um 15 Uhr im Museum einen Lichtbildervortrag über "Kachinapuppen der Hopi-Indianer - Ursprung, Bedeutung und Entwicklung". him

Feuer vernichtet ganzes Wohnhaus

OFFENBACH. Bis auf die Grundmauern ist am frühen Samstag nachmittag ein eingeschossiges Wohnhaus im Offenbacher Brielsweg niedergebrannt. Ein Nachbar hatte die starke Rauchentwicklung entdeckt - im Haus hielt sich zu dem Zeitpunkt niemand auf - und die Feuerwehr alarmiert. Die Brandursache ist noch unbekannt, der Schaden wird auf 100 000 Mark geschätzt. ttt

Götter helfen bei der Flucht aus Kubas Alltag

Es scheint, als verteile der heilige Lazarus selbst Visitenkarten in Guanabacoa, einem Stadtteil von Havanna. Erst auf den zweiten Blick fällt dem Gast von Enrique Hernández Armenteros dessen Namenszug neben dem Bildnis des mildtätigen katholischen Heiligen auf.

Das papierne Präsent des alten Mannes weist so dezent darauf hin, daß "Enriquito", wie er auch genannt wird, etwas Besonderes ist: "babalawo", Oberpriester, der afrokubanischen Santería- Religionsgemeinschaft, einer weltweit einzigartigen Verbindung von spanisch- katholischem und afrikanischem Glauben an die beseelten Naturkräfte, in welcher St. Lazarus alias Babalú Ayé heilende Macht besitzt. Vor dem Hintergrund der wachsenden wirtschaftlichen Probleme, die sich dem sozialistischen Inselstaat Kuba stellen, erfahren nicht nur die Santería, sondern auch die verwandten Zweige Regla Conga und Abakuá immer mehr Zulauf - weswegen ein babalawo jetzt schon Visitenkarten braucht. Gut drei Millionen, mehr als 25 Prozent der Kubaner, bekennen sich mittlerweile offen dazu, ein Santero, eine Santera zu sein. Die neue Frömmigkeit, von der übrigens auch die traditionellen christlichen Kirchen profitieren, erklären sich selbst Funktionäre nicht nur mit der im Oktober 1991 von Fidel Castro auf dem 4. Parteikongreß verkündeten weitgehenden Religionsfreiheit. Sie machen vielmehr auch den abbröckelnden Glauben an die Revolution dafür verantwortlich. Da die Hilfe aus den ehemaligen Bruderländern ausbleibt, fehlt es im Moment an Erdöl und Treibstoff, an Strom, Papier, Seife und teilweise schon an Grundnahrungsmitteln. Not als Nährboden für Religiosität: Als die ersten Sklaven vom Stamm der Yoruba (Westafrika) im 16. Jahrhundert auf die Zuckerinsel gekommen waren, hüllten diese ihre Naturgottheiten "oríshas" in die Schutzmäntelchen katholischer Heiliger und entwichen so nach getaner Arbeit unbehelligt ihren spanischen Peinigern - zumindest im Geiste. Den Zwangsarbeitern ihre Religion zu nehmen, das hatten sie sich denn doch nicht getraut. So konnten sich die afrokubanischen Kulte rasch und ungehindert ausbreiten.

Der Realitätsflucht dienen die bunten, rauschähnlichen Riten auch heute, hat doch das Fernsehen, das etwas Abwechslung in den Alltag bringen könnte, wegen der Stromknappheit die Sendezeit um knapp ein Drittel vermindert und stehen vor den wenigen Kinos in Havanna häufig mehrere hundert Meter lange Schlangen Wartender.

Drei Tage und Nächte begleitet das Dröhnen der heiligen Trommeln in den Häusern der Oberpriester die rot-weiß gewandeten Tänzer, wenn dem Gott Changó (Feuer und Krieg) gehuldigt werden soll, der auf den farbenprächtigen Santería-Altaren durch eine Statue der heiligen Barbara dargestellt wird. Fünf Stufen haben die Schreine, nehmen zumeist eine ganze Zimmerwand ein. Auf den Stufen, befrachtet mit Blumengestecken und Tierfiguren, stehen bei systemtreuen Santeros manchmal auch Bilder von "modernen Heiligen": Kubas Revolutionsheld Che Guevara prangt da schon einmal gleichberechtigt neben der Jungfrau Maria. Dies ist die Ausnahme - was unabdingbar zum Schrein dazugehört, sind Porzellanterrinen, mit buntbestickten Tüchern vor neugierigen Blicken geschützt, in denen Steine, Muschelketten oder Meeresschnecken Gewißheit geben über die Anwesenheit der Naturgottheiten. Deren Seele ist trotz des katholischen Korsetts aber zutiefst afrikanisch, irdisch, geblieben: Sie leben, hassen, lieben, schlafen, essen, trinken - weswegen ihnen die Santeros auch gebackene Bananen, Schüsseln voller Reis und natürlich reichlich Rum opfern.

Auch Ochún, die kubanische Nationalheilige, gehört zu den eher lebenslustigen Göttern, liebt Tanz und Fröhlichkeit. Sonnengelb ist ihre Farbe, während Yemayá (Jungfrau von Regla) als Symbol des Meeres blau gekleidet ist.

Religion als Opium fürs Volk: Von Jahr zu Jahr pilgern mehr Kubaner in der Nacht zum 17. Dezember zur Kapelle des heiligen Lazarus in der Nähe Havannas, wo sie dem Babalú Ayé kleine Säcke voller Geldmünzen, Früchte und vor allem Rum opfern, um sich von dem einen oder anderen Leiden befreien zu lassen. Castros Genossen tolerieren die neue Religiosität mittlerweile nicht nur, sie verdienen neuerdings auch ziemlich gut daran: Die afrokubanische Nacht ist schon in jedem Hotel buchbar. Im mondänen Nachtklub "Tropicana" in Havanna treten auch Trommler und ein Santeros-Chor auf. WOLFGANG VEIT

Viele haben keine Chance Nicht nur Einkommen als Hindernis vor der Sozialwohnung

Nicht nur die gesetzliche Einkommensgrenze schließt viele Bürger von der Vermittlung des Amtes für Wohnungswesen aus. Die derzeit gültigen Registrier- und Vergaberichtlinien der Stadt - verabschiedet 1990 - berücksichtigen von vorneherein alle Auswärtigen nicht, die keine oder eine weniger als ein Jahr dauernde "Bindung" an Frankfurt haben. Als "Bindung" gilt ein Arbeits- oder Ausbildungsvertrag, auch ein Studienplatz.

Pendler "mit Wohnungen in zumutbarer Entfernung" - das sind 50 Kilometer - und verkehrsgünstiger Anbindung durch Busse und Bahnen haben ebenfalls keine Chance. Draußen vor bleiben schließlich alle "Alleinstehenden und Familien, die ausreichend mit Wohnraum versorgt sind".

Wer als Wohnungssuchender diese Zugangshürden überwindet, findet sich in einer von sechs Dringlichkeitsstufen der Vermittlung wieder. Stufe 1: Wohnungslose, Personen, denen durch Räumung der Verlust der Unterkunft droht oder Mieter, die gekündigt sind und "alle Möglichkeiten zum Erhalt der Wohnung ausgeschöpft haben". Stufe 2: Wohnungsnotstand. Zum Beispiel Familien mit drei Personen und einem Gesamtwohnraum von bis zu 27 Quadratmetern. Oder Aussiedler und Zuwanderer, die "noch in Lagern untergebracht sind".

Stufe 3 umfaßt zum Beispiel Untermieter, deren Wohnrecht durch Auflösung des Hauptmietvertrages plötzlich endet oder Personen mit "rechtswirksamen" Kündigungen. Stufe 4 registriert Bürger, die wegen familiärer Veränderungen oder Behinderung, Krankheit und Alter ihre Wohnung verlieren.

In der Stufe 5 finden sich alle, die eine billigere, öffentlich geförderte Wohnung freimachen oder für eine größere Familie ihr Heim freiwillig räumen. Und die Gruppe 6 schließlich birgt alle übrigen Wohnungssuchenden.

Bürger, die ein Jahr lang den Stufen 3 bis 6 angehört haben, rücken in die jeweils dringlichere Gruppe auf - geholfen ist ihnen damit zumeist noch längst nicht. jg

Grüne haben Finanznöte NRW-Landesverband kürzt Stellen und verkauft Druckerei

vs DÜSSELDORF, 19. Juli. Durch Entlassungen, Stellenkürzungen und der Privatisierung der bisher parteieigenen Druckerei wollen die nordrhein-westfälischen Grünen einen finanziellen Kollaps des mit rund 9000 Mitgliedern stärksten Landesverbandes der Partei abwenden. Landesvorstandssprecher Wolfgang Schmitt begründete das Finanzmanöver mit der Notwendigkeit, "die Ausgabepraxis den Einnahmen anzupassen". Wegen sinkender Mitgliederzahlen, ausbleibenden Spenden und des Urteils des Landesverfassungsgerichts, das die Parteienfinanzierung in Nordrhein-Westfalen für verfassungswidrig erklärt hatte, müssen die Grünen in den kommenden drei Jahren rund zwei Millionen Mark einsparen.

Die Grünen selbst hatten das Verfassungsgericht in Münster angerufen, um gegen die Praxis der Parteienfinanzierung an Rhein und Ruhr zu klagen. Ihr Erfolg bringt die Partei nun ebenso wie SPD und CDU aber selbst in Schwierigkeiten. Die Grünen hatten zwar einen Teil der ihrer Ansicht nach zu hohen Wahlkampfkostenpauschale auf einem Sperrkonto deponiert, um das Geld bei einem Sieg in Münster zurückzahlen zu können. Die Finanzexperten der Partei aber bauten ihre mittelfristige Finanzplanung dennoch auf den verworfenen erhöhten Sätzen auf. Schmitt bezeichnete dies als ein "kontrolliertes Risiko", das jetzt entschärft werden müsse, um die Handlungsfähigkeit des Landesverbandes zu sichern.

Den für sie auch ideologisch schmerzhaftesten Schnitt macht die Partei durch den Verkauf ihrer Druckerei, die nach Angaben des Vorstandes "zu weit weg war von der Rentabilität". Die beiden Drucker sollen entlassen werden. Der Vorstand will künftig bei Privatdruckereien arbeiten lassen. Weitere Kürzungen betreffen den Ökofonds, das Ökologiereferat im Vorstand und die innere Verwaltung. Der Vorschlag des Vorstandes, auch das Frauenreferat der Parteizentrale durch die Kürzung um eine viertel Planstelle zu straffen und dadurch in den kommenden drei Jahren 45 000 Mark zu sparen, scheiterte am Widerstand der Frauen. Schmitt nannte diese Niederlage des Vorstandes im Landesparteirat "ärgerlich". Es wäre besser gewesen, wenn alle Gruppierungen sich an den neuen Lasten beteiligt hätten, meinte er.

Muntermacher

Natürlich richtet er seine in Allerweltswahrheiten gewickelte Replik nicht frontal gegen den Präsidenten. Natürlich taucht der Name Weizsäcker in dem Beitrag für die Welt am Sonntag nicht auf, in der Helmut Kohl die Kritik an den Parteien auf seine Weise zu relativieren versucht. Sie geht, wie leicht zu dokumentieren wäre, einem Teil der politischen Klasse auf die Nerven - vor allem, weil sie durch Beiträge des Staatsoberhauptes an Glaubwürdigkeit gewonnen haben. Gegen den präsidialen Querdenker führt der CDU-Chef nun die Opposition an.

Wieviel Druck mag auf dem Bundeskanzler gelastet haben, bevor er mit der Autorität seines Amtes den als verheerend empfundenen Bewertungen entgegentrat, in den Parteien herrsche "Machtversessen-" und "Machtvergessenheit"? Wieviel pfälzische Injurien der besonderen Art mögen Helmut Kohl nach dem Präsidentengespräch mit Zeit-Journalisten insgeheim entschlüpft sein, als der von ihm mißtrauisch beäugte Widerpart im Regelsystem des Grundgesetzes mal wieder Schlagzeilen gemacht hatte?

Des Kanzlers "Wort am Sonntag" ist darauf angelegt, die Dinge ins Lot jener Ausgewogenheit zu bringen, die vieles zugibt und alles bestreitet. Auf keinen Fall findet eine Auseinandersetzung mit Thesen und Erfahrungen der Kritiker statt, selbst wenn es so aussieht. Auf eine intellektuelle Bereitschaft, zugespitzt und zugleich differenziert zu reden, wird mit einem kapitalen Muntermacher für verstörte Parteiarbeiter geantwortet: Verbrämungen, mehr nicht. Auf diesem Sektor kennt sich der CDU-Vorsitzende aus. rr

Nie der richtige Augenblick Albrecht von Kessels "Aufzeichnungen aus dem Widerstand"

Er konnte sich gerade noch einmal mit Adam von Trott zu Solz in Venedig treffen. Dann fuhr er, mühselig genug, zurück nach Rom. Bald wurde die italienische Hauptstadt von amerikanischen Truppen besetzt. Albrecht von Kessel aber war an der deutschen Botschaft beim Vatikan tätig und so konnte er sich in die Vatikanstadt zurückziehen, dort das Ende des Krieges abwarten und zwischen September 1944 und April 1945 gefahrlos Aufzeichnungen aus dem Widerstand gegen die Nationalsozialisten niederschreiben. Erst jetzt, 16 Jahre nach dem Tode des Verfassers, sind sie veröffentlicht worden, der Berliner Historiker Peter Steinbach hat sie herausgegeben und mit spärlichen Anmerkungen versehen: so wie sie niedergeschrieben wurden, so wie es der Diplomat damals wissen konnte. Einige heikle Betrachtungen über Ost- und Westjuden und über das deutsch-polnische Verhältnis, auch über mögliche Kriegsziele wurden nicht gestrichen. Gut so. Das Buch ist damit eine der wenigen authentischen Quellen - auch Shirers Berliner Tagebuch, bei Kiepenheuer in Leipzig erschienen, zählt dazu - , die unmittelbar die Stimmung jener Hitler-Jahre aus der Sicht eines kritischen Beobachters und aktiven Widerständlers widergeben. Albrecht von Kessel, auf einem schlesischen Gut geboren, war ein unabhängiger Denker. Das bewies er auch später, als er als Diplomat der Bundesrepublik Deutschland wirkte. Er sollte 1958 als Botschafter nach Oslo gehen. Statt dessen trat er zurück, die Ostpolitik der Regierung Adenauer mochte er nicht länger vertreten. Statt dessen wirkte er publizistisch, wurde ein aufmerksam gelesener Kommentator.

Mit Ostpolitik hat er sich früh beschäftigt, begann seine Laufbahn an den deutschen Generalkonsulaten im Kattowitz und Memel. Seine erste Station war damals allerdings Rom, wo damals Ernst von Weizsäcker, der Vater des heutigen Bundespräsidenten, Botschafter in Italien war.

Mit Weizsäcker hat er wiederholt zusammengearbeitet, saß in dessen Vorzimmer, setzt dem späteren Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, der dann der letzte Botschafter Hitlers beim Vatikan war, mit dieser Niederschrift geradezu ein Denkmal. Um ihn hätten sich zahlreiche jüngere Attachés geschart, da sie in ihm ihren geistigen Führer sahen. "Und wohl niemals in der Geschichte des Auswärtigen Amtes hat ein Staatssekretär über eine so feste Phalanx von Anhängern verfügt. Ein Teil dieser Gruppe ließ sich indessen an dieser Unterstützung der Friedenspolitik nicht genügen, sondern schloß sich mit meinem Freundeskreis zusammen, um auf den Sturz des Regimes hinzuarbeiten. Von da an gab es im Auswärtigen Amt immer einen Kreis von Illegalen."

Als enger Mitarbeiter des Staatssekretärs hatte Albrecht von Kessel zeitweise Einblick in den engsten Führungszirkel des "Dritten Reiches", begleitete Ernst von Weizsäcker mehrfach in das Haus des "Führers" auf dem Obersalzberg, besonders der Zeit der Okkupation erst des Sudetenlandes und dann der Rest-Tschechoslowakei. Für einige Wochen war er persönlicher Referent des "Reichsprotektors" von Böhmen und Mähren, Konstantin von Neurath, des ehemaligen Reichsaußenministers, dem vor allem seine persönliche Bequemlichkeit lieb war. "Da ich an dem Posten, den ich bei ihm innehatte, keineswegs hing, es ihm aber sehr unbequem gewesen wäre, mich zu verlieren, weil er sich dann nach einem Nachfolger umsehen mußte, versuchte ich die einzige Methode, die mit eventuell Erfolg zu versprechen schien: ich wurde ihm lästig. Im Laufe des Tages habe ich ihm meine These sicher vier- oder fünfmal in verschiedenen Variationen wiederholt und ihm dabei klar zu machen versucht, daß jede Grausamkeit oder Greueltat, die von Himmlers Schergen in Böhmen und Mähren begangen werden sollte, auf sein Haupt zurückfallen werde. Es war ihm offensichtlich peinlich, in dieser Form gestellt zu werden. Und doch war alles vergebens - als ich ihn nach Schluß seiner langen Unterredung mit Hitler sprach, ließ er sich huldvoll zu einem neuen Amt gratulieren; als ich mich jedoch erkundigte, ob er sein Verhältnis zu Himmler geklärt habe, meinte er - halb verlegen, halb leichthin - er sei noch nicht dazu gekommen, werde es aber nachholen . . ." So wie er handelten viele, die keine Nationalsozialisten waren. Konstantin von Neurath hat für dieses Versäumnis viele Jahre im Spandauer Kriegsverbrecher büßen müssen.

Und so entstehen Kriege. Hitlers Außenminister Joachim von Ribbentrop, später in Nürnberg gehängt, wartete auf die Zustimmung des italienischen Faschistenführers Mussolini. Fünf direkte Leitungen gab es nach Rom. Alle waren besetzt. Plötzlich war die Verbindung hergestellt, Ribbentrop riß den Hörer an sich, verlangte seinen Kollegen Graf Ciano (später auf Befehl Benito Mussolinis erschoßen): der war am Strand in Ostia. Der Minister knallte den Hörer hin und verkündete mit bedeutsamer Miene: "Dann machen wir den Krieg ohne die Italiener."

Der Widerstand gegen Hitler hatte zahlreiche Anhänger, noch mehr heimliche Mitwisser, die allerdings, wenn es Zeit gewesen wäre, loszuschlagen, gerade nicht parat waren. Da gab es dann immer Gründe, sich bedeckt zu halten. Zum Schluß meint Albrecht von Kessel, der am 20. Juli 1944 in relativer Sicherheit in Rom war, 1941/43 lebte er in Genf - und dies ist sicher nicht falsch - habe die Forderung der Allierten nach bedingungsloser Kapitulation Deutschlands nicht wenige gehindert, sich an der Beseitigung der Nationalsozialisten zu beteiligen. Wobei er gleichzeitig daraufhinweist, daß die Widerständler sich zu sehr an England orientiert hätten, über Lösungen im Osten kaum nachgedacht hätten.

HORST KÖPKE

Albrecht von Kessel: Verborgene Saat - Aufzeichnungen aus dem Widerstand 1933 - 1945. Herausgegeben von Peter Steinbach. Ullstein Verlag Berlin 1992, 296 Seiten, 58 DM.

Freudiges Ereignis im Opel-Zoo: Etoscha, das Giraffenkind

Ein tiefer Sturz ins junge Leben

Das Baby ist schon zwei Meter groß

KRONBERG. Am 16. Juli stürzte es aus zwei Meter Höhe ins Leben: Etoscha, das Giraffenbaby, kam im Opel-Zoo so zur Welt, wie es bei Giraffenmüttern natürlich ist: sie gebären im Stehen, denn in freier Wildbahn wäre es lebensgefährlich, würden sie sich zur Entbindung hinlegen.

"Die Gefahr, daß die Giraffe von einem anderen Tier angegriffen wird, ist zu groß - und es dauert eine Weile, bis das große Tier aufgestanden ist", sagt dazu Peter Fendt, zoologischer Leiter des Opel-Zoos. Der Zwei- Meter-Sturz erfüllt auch gesundheitliche Funktionen: Das Atemzentrum des Neugeborenen wird angeregt, und die Nabelschnur reißt.

"Etoscha" - benannt nach der unter Afrika-Freunden berühmten gleichnamigen Salzpfanne im Südwesten des Kontinents - steht noch etwas wackelig auf den Beinen, ist aber sonst rundum gesund. Die Eltern des Giraffenmädchens, ein dreijähriger Bulle und ein sechs Monate älteres Weibchen, leben erst seit Juli 1991 im Kronberger Gehege. Sie stammen aus dem Zoo in Olmütz in der Tschechoslowakei, wo sie auch geboren sind. Die Großeltern von "Etoscha" haben noch in freier Wildbahn gelebt, wo die Rothschild- oder Uganda-Giraffen - so die Artenbezeichnung - vom Aussterben bedroht sind. Deshalb bemühen sich Zoos in aller Welt, zur Arterhaltung Nachwuchs zu züchten.

Als das Giraffenpärchen in Kronberg eintraf, waren sich die Fachleute noch nicht sicher, ob es bei den beiden mit dem Nachwuchs klappen würde. Dabei war die Sorge schon damals unbegründet. Giraffenmütter haben eine Tragezeit von 15 Monaten, die Mutter hat "Etoscha" vor zwölf Monaten also wohl schon nach Kronberg mitgebracht. Ob ein Giraffenweibchen trächtig ist, bemerken auch erfahrene Tierexperten erst sehr spät. Peter Fendt: "Erst in den letzten drei Monaten ist es zu sehen, wir haben es dann auch bemerkt."

Im Opel-Zoo ist "Etoscha" jetzt jeden Tag von 9 bis 16 Uhr im Freien, vom Publikum wird das fast zwei Meter große "Baby" allerdings noch etwas ferngehalten. Zumal es erst noch durch einen Trennzaun geschützt werden muß: Die Zebras, die im gleichen Gehege leben, behandeln die neue Mitbewohnerin noch nicht sehr freundlich.

Giraffen brauchen sich ansonsten nicht vor anderen Tieren zu fürchten. Bis zu 700 Kilogramm schwer, schlagen sie Feinde mit den Vorderhufen meist erfolgreich in die Flucht. nau

Toter bei Feuer in Northeim

pid GÖTTINGEN, 19. Juli. Bei einem Großbrand in der Altstadt von Northeim ist am Samstag morgen ein junger Mann ums Leben gekommen. Ein Fachwerkhaus brannte vollständig aus, ein zweites wurde stark beschädigt.

Das Feuer war in einem dreistöckigen Haus am Marktplatz in der Northeimer Innenstadt kurz vor fünf Uhr aus noch nicht geklärten Gründen ausgebrochen. Als die Feuerwehrleute anrückten, schlugen bereits Flammen aus dem Dachstuhl, und aus der Eingangstür quoll Rauch. Im zweiten Stock stand eine Frau im Fenster und rief, daß noch ein weiterer Mann im Haus sei, den sie nicht mehr wecken konnte. Die 37jährige Frau konnte mit einem Sprungpolster gerettet werden. Für den 24 Jahre alten Mann, der von den Flammen offenbar im Schlaf überrascht wurde, kam dagegen jede Hilfe zu spät - er konnte nur noch tot geborgen werden. Nach ersten Ermittlungen der Kripo war das Feuer in seiner Wohnung im zweiten Stock des Hauses ausgebrochen.Die Krise der britischen Linken

Von Peter Nonnenmacher (London)

Mit John Smith hat sich die britische Labour Party am Wochenende einen neuen Vorsitzenden gegeben. Ob es eine gute Wahl war, wird sich zeigen. Daß Smith seiner Partei ein vertrauenswürdiges, ein respektables Aushängeschild sein wird, daran hegt niemand Zweifel: Die Tories fürchten im täglichen Konkurrenzkampf keinen Labour-Politiker so sehr wie den Anwalt aus Edinburgh, mit seinem bürgerlichen Habitus, seiner wirtschaftspolitischen Kompetenz und seinem tiefverwurzelten Sinn für soziale Gerechtigkeit.

Ob Smith allerdings langfristig das festsitzende Schiff der linken Volkspartei im Königreich wieder flott bekommt, ist eine ganz andere Frage. Mit Pragmatismus und Respektabilität allein ist es bei diesem Unternehmen nämlich nicht getan - im Zweifelsfalle ist die Tory-Partei noch immer die pragmatischere, die respektablere politische Kraft im Lande gewesen. Was Labour dieser Tage vor allem braucht, sind neue Ideen: Ideen, die der Partei helfen, aus ihrem Dornröschenschlaf zu den Realitäten der britischen 90er Jahre zu erwachen; Ideen, die die Labour Party transformieren - bevor ihr hinter der Dornenhecke einer unbegriffenen historischen Entwicklung die Luft ausgeht.

Denn die Krise der britischen Linken reicht tiefer, als es sich die meisten Labour-Leute eingestehen. Die Labour Party ist auf dem Weg in eine permanente Diaspora. Vier Wahlniederlagen hintereinander haben die Partei nicht nur demoralisiert, sondern auch ein deutliches Fragezeichen hinter ihre Zukunft gesetzt. Die letzte Niederlage war die schmerzlichste, die katastrophalste: Diese Wahl, die Wahl in diesem Frühjahr, mitten in einer Rezession und gegen eine durchaus schwache Regierung, hätte Labour gewinnen müssen. Wie, fragt man sich in England, wolle Labour jemals wieder Wahlen gewinnen, wenn die Partei bei dieser goldenen Gelegenheit so kläglich abschnitt?

Die bittere Wahrheit ist, daß Labour es selbst nicht weiß. Seit die Partei in den 70er Jahren den Anschluß an die britische Gesellschaft verlor, hat sie diesen Anschluß nicht wieder gefunden. Gewohnt, von der Strömung der Geschichte getragen zu werden, hat sich die Partei zu lange auf ihre traditionellen Wählerschichten verlassen und neue Strömungen, neue Entwicklungen ignoriert. Die Thatcher-Ära, nun von John Major fortgesetzt, belegte und besiegelte die zunehmende Ausgrenzung Labours aus dem Kräftefeld der Macht.

Anders als die an eine glorreiche Vergangenheit sich klammernde Opposition, wußten die Tories die Zeichen der Zeit zu lesen und sich gesellschaftliche Veränderungen zunutze zu machen. Die "konservative Revolution" der Margaret Thatcher verstand es, in einer komplexeren sozialen Realität zu operieren, neue individualistische Bedürfnisse aufzugreifen, den wachsenden Widerwillen gegen Staat, Bürokratie, öffentliche Dienste in ihrem Sinne zu beeinflussen. Die Labour Party begab sich ihres Einflusses, indem sie, statt auf diese Umbrüche mit neuen Ideen zu reagieren, trotzig Restauration einer vergangenen Gesellschaftsordnung verlangte - mit wenig Konzepten für die Zukunft, und mit dem schweren Mühlstein der Gewerkschaften um den Hals.

Zwar rang sich die Partei, unter Smiths Vorgänger Neil Kinnock, im Laufe der 80er Jahre zu bemerkenswerten Reformen durch. "Modernisierung" war das Stichwort jener Jahre. Programme wurden angepaßt, Verstaatlichung ging über Bord, Marktwirtschaft kam zu Ehren, die Isolation in Europa wurde - endlich - aufgehoben. Parteitage wurden stromlinienförmig gestaltet und Wahlkämpfe professionell geführt. Und doch war Labour bei allem, was sie tat, ein paar Schritte hinter den Tories her: Die Linke reagierte auf die Aktionen der Rechten, teils gezwungenermaßen, teils aus später Einsicht. Die Konservativen aber gaben den politischen Ton an. Sie formten die Tagesordnung, stellten die Weichen. Labour keuchte, atemlos und gedankenlos, dem Zug der Zeit hinterher.

Kann Labour diesen Zug, muß man sich mittlerweile fragen, je wieder erreichen, je wieder selbst die Weichen in Britannien stellen? Eine enorme Kraftanstrengung wäre nötig, weit über die bisherigen Reformansätze hinaus. Die endgültige, die radikale organisatorische Lösung von den Gewerkschaften wäre geradezu Vorbedingung. Eine Verbreiterung der Partei- und der Wählerbasis, eine Öffnung für neue Strömungen - für grüne Ideen, für anti-zentralistische Impulse, für drastische institutionelle Reformen - wäre Sache größter Dringlichkeit. Koalitionspläne und ein Wahlpakt mit den Liberalen wären, um endlich das Tory-Monopol der Macht zu brechen, unumgänglich.

Hat Labour die Vision für eine solche neue Politik? Viel Zeit bleibt der Partei nicht, um sich zu regenerieren. Ihre soziale Basis schrumpft weiter im Rekordtempo; und baldige Wahlkreis-Änderungen werden die Vormacht der Konservativen weiter zementieren. Für Labour heißt die Devise: Radikale Erneuerung oder sicherer Untergang. Als linker Abklatsch, als bloßer Schatten der Tories hat John Smiths Partei keine Zukunft.

Streit um Mahnmal für Homosexuelle

Auf Kritik ist am Sonntag die Auffassung des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der CDU im Römer, Wolfgang Stammler, gestoßen, das in der Schäfergasse vorgesehene Mahnmal für Homosexuelle werde nicht gebraucht. Stammler hatte dafür plädiert, "die Stadt Frankfurt sollte auf diese Veranstaltung verzichten". Schließlich würden "nur noch wenige die naive Hoffnung teilen, die in Stein geschlagene Mahnung könnte ein wirksamer Beitrag übergreifender pädagogischer Bemühungen sein".

Doch in dieser Absage an das Mahnmal, das vom Magistrat ausdrücklich bejaht worden ist, "fehlt jegliche inhaltliche Auseinandersetzung", bemängelte gestern Hans-Peter Hoogen. Das Mitglied der "Initiative Mahnmal Homosexuellenverfolgung" (IMH), die das Konzept für den Ort des Gedenkens erarbeitet hatte, kritisierte vor allem, daß Stammler wie auch die CDU "sich nicht auf eine inhaltliche Diskussion einlassen". Wiederholt habe die IMH der Fraktion angeboten, das Konzept vorzustellen. Zudem, bemerkte Hoogen, sollten sich die Christdemokraten gerade nach ihrer Position in der Debatte um den Börneplatz "bedeckter halten".

In seinem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" war Stammler davon ausgegangen, daß "50 Jahre nach der Tat und bei andauernd vorhandener Kenntnis des Tatbestandes heute für den Zeitpunkt der Errichtung des Denkmals die besondere emotionale Erregung fehlt". Um so stärker, schrieb Stammler weiter, "wird der Wille der Initiatoren sichtbar, dauerhaft öffentlich eigenen Edelmut zu demonstrieren". Das sei, kommentierte Hoogen, "eine Diffamierung engagierter Leute", nichts anderes als "ein wahltaktisches Manöver". ing

"Aids geht uns alle an" 1000 protestierten gegen Diskriminierung Homosexueller

Rund 1000 Menschen haben am Samstag gegen die Diskriminierung Homosexueller protestiert und an der Katharinenkirche mit einem "Die in" - einem simulierten Massensterben - an die 427 Aids-Opfer erinnert, die bislang in Frankfurt an den Folgen der Immunschwäche verstorben sind. Zugleich setzten sie sich für den Erhalt und den Ausbau des seit über einem Jahr bestehenden lesbisch- schwulen Kulturhauses ein. Mit dem zweieinhalbstündigen Protestmarsch durch die Innenstadt ging am Wochenende auch die lesbisch-schwule Kulturwoche zu Ende.

Kurz vor 12 Uhr wurde der Demonstrationszug an der Hauptwache gestoppt. Etwa 400 Menschen legten sich auf die Straße und bedeckten sich mit weißen Krepptüchern, als die Glocken der Katharinenkirche läuteten - zum Gedenken an die Aids-Toten, als Erinnerung an "Erich, Holger, Peter, Gertrud" und alle anderen Verstorbenen. Denn es sei notwendig, wie ein Sprecher der Gruppe "Act Up" während der Trauerfeier sagte, "die Trauer öffentlich zu machen", um zu zeigen, daß über die an Aids Verstorbenen nicht länger geschwiegen werden dürfe: "Aids geht uns alle an."

Eine knappe Viertelstunde später: Der Protestzug setzte sich weiter in Richtung Eschenheimer Turm in Bewegung. Nächste Station: Die Schäfergasse, wieder ein Ort des Gedenkens, diese künftige Stätte für das Mahnmal wider das Vergessen. Ein Monument gegen die Intoleranz und die Verachtung, das voraussichtlich Mitte nächsten Jahres entstehen und an die Verfolgung Homosexueller während der Nazi-Zeit erinnern soll.

Schließlich, betonte Herbert Gschwind, Sprecher der "Initiative Mahnmal Homosexuellenverfolgung", "ist es an der Zeit, uns das Denken und das Erinnern nicht länger verbieten zu lassen". Es bestehe "aller Grund, uns diese Geschichte wieder anzueignen". Mit der Zustimmung des Magistrats zu dem Projekt, erklärte Gschwind, sei "ein unüberhörbares und unübersehbares Zeichen gesetzt worden".

Ein weiteres Indiz dafür, fand auch Stephan Grütering, daß "sich politisch schon etwas getan hat". Etwa, daß es möglich wurde, das lesbisch-schwule Kulturhaus einzurichten: "Das war unsere Ackerei", sagte der Organisator der Kulturwoche, "das wir das kriegen." Denn gesehen werden müsse auch, "daß wir inzwischen ein Kulturveranstalter sind", eine feste Größe im kulturellen Leben der Stadt: Eine Woche lang brachten sie Theaterstücke auf die Bühne, lieferten Informationen über Lesben- und Schwulen-Projekte und unterhielten das Publikum mit Chansons. Für die Buchmesse im Herbst, kündigte Grütering an, werde die Vergabe des ersten Deutschen Schwulen-Buch-Preises vorbereitet.

"Die Stadt", vermutete der Organisator, "ist sich der Einzigartigkeit des Kulturhauses gar nicht bewußt." Noch werde ignoriert, daß es "unser Ziel ist, keine Getto-Kultur zu machen", sich nicht zu verschließen: "Wir wollen uns öffnen, damit gegenseitige Vorurteile abgebaut werden." Deswegen sei es nötig, neben den beiden Stockwerken im Kulturhaus in der Klingerstraße weitere Räume zu bekommen. Nicht zuletzt, weil das ein Ort ist, "wo wir hingehören", ein Platz, "der zum schwulen Dreieck gehört".

Durch das "Quartier der Subkultur" führte auch der Rundgang "durch die schwule Geschichte Frankfurts" am Samstag nachmittag: Am Gericht vorbei lenkte Christian Setzepfant den historischen Streifzug durch den Anlagenring zum "ehemaligen anderen Ufer", dem früheren Schwulenzentrum in der Mercatorstraße. Nach drei Stunden endete der Rundgang am Dominikanerkloster, denn die Dominikaner, meinte Setzepfant, "waren die miesesten Verfechter der Inquisition". ing

"Linkswende" gegen die Jugoslawien-Politik

"Gegen die Einmischungspolitik der Bundesregierung im zerfallenden Jugoslawien" haben am Samstag vormittag auf der Zeil Mitglieder der Gruppe "Linkswende" protestiert. Sie warfen der Bonner Politik vor, den dortigen Konflikt "von Anfang an zu benutzen, um ihre wirtschaftliche Macht in politische und nunmehr auch in militärische Autorität zu verwandeln".

Werden deutsche Soldaten in das Krisengebiet geschickt, sei das "ein entscheidender Schritt, zukünftig uneingeschränkte Souveränität als Weltmacht zu genießen". ing

"Es klemmt eigentlich fast überall" Stadt verspricht Abhilfe bis Mitte der 90er Jahre Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Auf dem Hof der Hanauer Hauptfeuerwache steht schon seit zwei Jahren ein Container mit der Aufschrift "Einsatzleitung". In den umliegenden Gebäuden ist kein Platz dafür. Die Feuerwehrzentrale, mittlerweile auch Leitstelle für den Main-Kinzig-Kreis, platzt aus den berüchtigten Nähten. Pläne, die für Abhilfe sorgen, sollen nach Aussage von Stadtbaurat Jürgen Dressler bis Jahresende gereift sein. Er steht bei der Feuerwehr im Wort, auch wenn das Hochbauamt mit Kindergarten- und Schulbauten derzeit fast überlastet ist. Bis zum Baubeginn müssen sich die 35 haupt- und 50 ehrenamtlichen Blauröcken aber noch bis 1995 gedulden. Dann erst, so sagt Stadtbrandinspektor Gerhard Reichhardt im Gespräch mit der FR, sei der Bewilligungsbescheid des Landes zu erwarten. Um dennoch so rasch wie möglich über mehr Platz verfügen zu können, sei es wichtig, noch in diesem Jahr einen Antrag zu stellen. Für den wiederum ist die Planung Voraussetzung, und die will Dressler in der eigenen Bauverwaltung verwirklichen lassen.

"Aufstocken und Dachausbau" heißt die Devise des Stadtbaurats, für den aber der insgesamt 2,5 Millionen Mark teure neue Stützpunkt in Wolfgang noch höhere Priorität besitzt. Das bleibt auch die einzige Möglichkeit, weil auf dem von vornherein engen Gelände der Feuerwehrzentrale auf dem Boden kaum noch Ausbaumöglichkeiten bestehen - außer in der kleinen Flucht zwischen Funkzentrale und Mannschaftsräumen. Die letzte verbliebene kleine Grünfläche wollen die Feuerwehrmänner verständlicherweise nicht opfern. Dort haben sie sich einen Volleyballplatz und eine Grillstelle angelegt. Ihr Alltag kann aber beispielsweise bedeuten, daß die Freiwillige Feuerwehr den Vereinsraum abends nutzt und dabei nicht mucksmäuschenstill sein kann, während nebenan die Hauptamtlichen im Ruheraum liegen. Daher strebt Stadtbrandinspektor Reichhardt eine größere Trennung mit mehr Platz für Haupt- wie Nebenamtliche an. Bisher ist der Platz für die Freiwilligen "auf ein Minimum reduziert". Für sie ist ein neues Stockwerk über der Werkstatt vorgesehen.

Nach Reichhardts Vorstellung könnte das bestehende Gebäude am Wallweg für die Atemschutzwerkstatt unterkellert, und darüber sei im Erdgeschoß ein Umkleideraum denkbar. Die Spinde der Blauröcke befinden sich jetzt teils in der Fahrzeughalle, teils in Flur und Treppenhaus. Für Reichhardt ist das "das größte Manko".

Der bestehende Jugendraum ist schon seit zehn Jahren ein Provisorium. Verständlicherweise will die Wehrleitung auch das verbessern, will sie sich nicht Nachwuchsprobleme einhandeln, die es in Hanau - im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen - bisher nicht gibt.

Wenn Reichhardt sagt, "es klemmt eigentlich überall", meint er vorrangig auch die Werkstätten und Fahrzeughallen. Das bestehende Haus soll zum Hof hin ausgebaut werden. Nur ein Fahrzeug in einem engen Raum reparieren zu können, erscheint reichlich antiquiert für Spezialisten, die sich im Laufe der vergangenen Jahre auf immer mehr Unglücksfälle haben einrichten müssen. In einen Werkstattraum paßt ein Großfahrzeug nicht hinein. Als Reparatur-Alternative bleibt dann nur der Hof. In den Fahrzeughallen stehen Geräte, die dort eigentlich nicht hingehören.

Und daß Fahrzeuge hintereinander geparkt werden und beim Rausfahren vorher rangiert werden müssen, hat bei Einsätzen bisher glücklicherweise noch nicht zu erheblichen Verzögerungen geführt. Denn noch ist der Ablauf zumindest so organisiert, daß in der sogenannten Alarmhalle nichts im Weg steht und sofort ausgerückt werden kann.

Betreuer setzen Signal gegen Sammellager

"Wir wollten ein Signal setzen, damit sich die Stadt Stuttgart bemüht, die Sache wieder besser in den Griff zu bekommen", sagt Pfarrer Hermann Mittendorf von der Evangelischen Gesellschaft (Eva). Das Signal ist die Kündigung eines Vertrages über die soziale Betreuung von Asylbewerbern in der größten Stuttgarter Massenunterkunft zum 30. September. Mittendorf zur Begründung: "Ein Lager mit 600 Asylbewerbern ist nicht mehr durch Sozialarbeit betreubar." Das Faß bei Eva lief endgültig über, nachdem der Stadtkämmerer bei den Zahlungen für die Betreuer des Wohnheims in einem Industriegebiet mit 300 000 Mark in Rückstand geraten war. Kaum hatte Mittendorf in den Medien die Summe angemahnt, gingen mehr als zwei Drittel des Betrages bei der Gesellschaft ein.

Mittendorf betont, daß Eva um der betroffenen Asylbewerber willen wieder in den Vertrag einsteigen würde, wenn es eine klare Vereinbarung mit der Stadt und einen vertretbaren Stellenschlüssel gebe. Zwölf Kräfte hält Mittendorf für die Betreuung der Erwachsenen und der mehr als 200 Kinder für notwendig. "Wir können keine Maximalforderungen stellen, weil die Stimmung in der Öffentlichkeit ohnehin gegen uns ist." Viele Bürger hielten jede Asylantenbetreuung für überflüssig.

Auf diese Stimmung hatte sich die frühere CDU-Landesregirung verlassen. "Seit sechs Jahren haben wir ständig Verbesserungsvorschläge gemacht und bekamen statt dessen Verschärfungen präsentiert", klagt Volker Kaufmann, der zuständige Abteilungsleiter beim Diakonischen Werk in Württemberg. Ende 1991 sah die Liga der Freien Wohlfahrtsverbände, die seit 1981 in den staatlichen Sammelunterkünften Baden-Württembergs die Betreuung organisiert hatte, die Schmerzgrenze überschritten.

Die Betreuung weiterer Massenunterkünfte, wie sie das neue Asylverfahrensgesetz vorsieht, lehnt die Liga ab. Das Diakonische Werk Baden zog sich gleichzeitig aus der Zentralen Anlaufstelle in Karlsruhe zurück. Kaufmann: "Mit den Großlagern hat die Landesregierung die vertragliche Grundlage verlassen." Unterkünfte mit mehr als 200 Plätzen hält der Flüchtlingsexperte "nur durch Ordnungsmaßnahmen beherrschbar". Bei größeren Einheiten steige das Konfliktpotential deutlich - was viele Vorkommnisse der letzten Monate zeigten.

Das Desaster in der Betreuungsarbeit liegt schon über ein halbes Jahr zurück, ohne eine sichtbare Reaktion des Landes. Immerhin will die neue schwarz-rote Regierung noch im laufenden Jahr die staatliche Zahl von 20 000 Plätzen in staatlichen Sammelunterkünften erreichen (derzeitiger Stand gut 8000). Bis Ende des Jahres, kündigt der Sprecher des Innenministeriums an, soll ein neues Betreuungskonzept vorliegen. Den Ausstieg der Liga-Verbände führt das Ministerium auf die steigenden Kosten zurück. 90 Prozent der Personalkosten erstattet das Land.

Zu absurden Folgen führen die Finanzierungensreglungen in den kommunalen Sammellagern. Den Gemeinden werden als Betreuungspauschale 250 Mark je Asylberwerber jährlich erstattet. Zudem übernimmt das Land die Sozialhilfeaufwendungen für alle Antragsteller. Deshalb drängen viele Gemeinden die Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien, Asylanträge zustellen. Für den FDP-Landtagsabgeordenten Ernst Pfister ist dies klarer Mißbrauch, da "diese Menschen keine Asylbewerber im Sinne des Grundgesetzes sind". Pfister forderte die Landesregierung auf, den Landkreisen "im Wege der Rechtsaufsicht zu untersagen, Flüchtlinge in Asylverfahren zu treiben". 48 Prozent aller 29 000 Asylbewerber, die im ersten Halbjahr 1992 in Baden-Württemberg registriert wurden, stammen aus dem Gebiet des früheren Jugoslawien.

Da in Stuttgart seit Jahren viele Jugoslawen leben, melden sich hier auch besonders viele Flüchtlinge aus den Bürgerkriegsgebieten. Auf 10 000 schätzt Fritz Weller von der Stuttgarter Caritas allein die Zahl derer, die keinen Asylantrag gestellt haben. Für diese hat der Kämmerer bisher 30 Millionen Mark ausgegeben. "Das Land hat keinen Pfennig erstattet", rügt der katholische Betreuer. Die Stadt wiederum belege mangels Alternativen die Asylunterkünfte mit Kriegsflüchtlingen und gerate bei der Aufnahme von wirklichen Asylbewerbern in Verzug, beschreibt Weller die bitteren Folgen eines gelobten Konzeptes.

PETER REINHARDT (Stuttgart)

Auf der "Königsetappe" der Tour de France wurde die Spreu vom Weizen getrennt Claudio Chiapucci nahm sich ein Herz und fuhr in den Alpen allen flott davon Lino gab das Gelbe Trikot an Indurain ab / Für Bugno waren die beiden Alpentage reine Schreckenstage / Debakel für LeMond / Gölz disqualifiziert

Die Tour hat das Gröbste hinter sich. Die Alpen sind überwunden mit ihren gigantischen Bergriesen Iseran (2770 Meter) und Galibier (2640 Meter) und den Bergankünften in Sestrier, wo die Italiener ihren Claudio Chiapucci frenetisch feierten und Alpe D'Huez, wo der Amerikaner Andrew Hampsten - schon Giro- und Tour de Swisse-Sieger - auch endlich einmal in der Tour de France glänzte. Dieser bravouröse Sieg hievte ihn auf den dritten Platz der Gesamtwertung nach vorne.

Der souveräne Miquel Indurain aber fährt nun wie erwartet in der letzten Woche im Gelben Trikot, und nur der entfesselte Claudio Chiapucci sitzt ihm mit 1:42 Minuten RüÜckstand noch im Nakken. Schon Hampsten hat mehr als acht Minuten Rückstand auf dem Konto. Nach Chiapuccis toller Leistung am Samstag kam er am Sonntag Seit an Seit mit Indurain ins Ziel.

Für Chianno Bugno, den vermeintlich gefährlichsten Gegner von Indurain, in dem viele sogar seinen Bezwinger sahen, weil der Weltmeister sich ganz auf diese Tour de France konzentriert hatte, waren die beiden Alpentage Schreckenstage. Am Samstag wurde er abgehängt, am Sonntag griff er mutig an, wurde von einem unachtsamen Zuschauer umgerissen, verlor den Rhythmus und weitere sechs Minuten auf Indurain. Aber er ist wenigstens noch im Rennen. Der Favorit Nummer drei, Greg LeMond aus Kalifornien, ist ausgeschieden. Die 50 Minuten Rückstand, die er am Samstag einstecken mußte, haben ihn zutiefst getroffen. Was war nur mit Miguel Indurain auf den letzten zwei Kilometern vor dem Ziel der 13. Tour-Etappe in Sestriere los? Als sie begann, fuhr er noch 50 Sekunden hinter dem entfesselten Claudio Chiapucci. Als sie endete, waren es 1:45 Minuten. Fast eine Minute war auf den letzten zwei Kilometern verlorengegangen. Der Italiener Franco Vona, den Indurain schon abgehängt hatte, wie er auch den Hauptrivalen, Gianni Bugno, abhängte, rollte wieder an ihm vorbei. "Ich war ein wenig müde", sagte Indurain, der sich gleichwohl endlich das Gelbe Trikot überstreifen konnte.

Hunderttausende italienischer Zuschauer umjubelten Chiapucci als "Campione". Er hatte es verdient. Er hatte in der großen Alpen-Etappe mit den fünf Gipfeln, mit dem 2770 Meter hohen L'Iseran als "Dach der Tour" eine ganz ungewöhnliche Leistung vollbracht, eine, die der des Miguel Indurain im Zeitfahren von Luxemburg ebenbürtig war. Bei Kilometer 30 setzte sich der Italiener mit einer klitzekleinen Spitzengruppe ab, bei Kilometer 130 schon fuhr er ganz allein, und noch waren es 124 Kilometer bis zum Ziel. Am Ende blieben Chiapucci von mehr als fünf Minuten Vorsprung noch eineinhalb, und er ist damit einziger Rivale des hohen Favoriten Miguel Indurain. In der letzten Woche besteht die Tour de France nur noch aus diesem Zweikampf zwischen dem kleinen Lombarden mit der Boxernase und dem Modellathleten mit dem melancholischen Blick aus Navarra.

Daß Indurain in der zweiten Tour-Woche irgendwann das Gelbe Trikot überstreifen würde, war seit Montag klar, als er in Luxemburg im Rennen gegen die Uhr die gesamte Konkurrenz deklassiert hatte. Die Statistiker rechneten sofort vor, daß noch nie ein Zeitfahren in der Tour mit einem solchen Schnitt (49 Stundenkilometer) gefahren worden ist, und nicht mit einem solchen Vorsprung gewonnen wurde, auch nicht von Jacques Anquetil, Eddy Merckx oder Bernard Hinault. Aber man muß dazu auch sagen, daß sich mit der Zeit auf dem Sektor Radtechnik (Scheibenräder, Horn- und Triathlonlenker, windschlüpfrige Speichen, Sattelstütze und Helme) allerlei getan hat. Als Fausto Coppi, der legendäre "Campionissimo", ein Zeitfahren mit sieben Minuten Vorsprung vor Bartali 1949 gewann, da war dieses Zeitfahren 132 Kilometer lang, und Coppi fuhr einen Schnitt von 37,5 km/h. Bis zum Samstag verteidigte Pascal Lino das Gelbe Trikot mit Klauen und Zähnen. Selbst dort versuchte er noch, sich mit einem Angriff dem Zugriff von Indurain zu entziehen - es war vergeblich. Nach elf Tagen in Gelb ist Pascal Lino wieder ein "normaler" Rennfahrer im Feld, aber er hat die Geschichte dieser Tour mitgeschrieben.

Auf der "Königsetappe" des Samstags erlebte ein früherer Tour-"König" vielleicht das Ende seiner Karriere: Greg LeMond. Auf der Etappe nach Valkenburg hatte der US-Amerikaner noch einen guten Eindruck gemacht, aber als die Tour in die Höhe ging, ging es mit LeMond steil bergab. 50 Minuten nach Chiapucci quälte sich LeMond ins Ziel von Sestriere. So einen Einbruch hat der smarte US- Boy in seiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt.

Zu Beginn des Alpen-Abschnitts der Tour hatte sich zur maßlosen Enttäuschung aller Radsportfans aus den neuen Bundesländern auch Uwe Ampler verabschiedet. Der dreimalige Sieger der Friedensfahrt und Amateur-Weltmeister galt einmal als ein Mann, der in der Tour de France eine Rolle spielen könnte. Welch großer Irrtum. Der unzugängliche, von Selbstzweifeln geplagte, introvertierte Sachse ist mit dem Erwartungsdruck nicht fertig geworden. Drei Jahre ist er nun Profi und hat allen Kredit verspielt. Nurmehr sechs der 14 gestarteten deutschen Profis sitzen noch auf dem Rad. Nach Marcel Wüst, Falk Boden, Bernd Gröne, Rolf Aldag und Remig Stumpf, die wegen Verletzungen oder Krankheit aufhörten, nach Ampler und Olav Jentzsch, der die Zeit überschritt, ist nun auch noch Rolf Gölz aus dem Rennen. Er blieb zwar in Sestriere gerade noch 52 Sekunden unter dem Limit, doch die Tour-Leitung disqualifizierte ihn anschließend, da er sich an einem Mannschaftswagen festgehalten haben soll.

Ganz groß herausgekommen in dieser Tour de France ist Jens Heppner aus Gera, der in Koblenz Zweiter des Gesamtklassements war, sich im Zeitfahren vehement wehrte, in den Vogesen ein Tief überwand und am Alpentag als Zwölfter großartig plaziert ins Ziel kam. Völlig erschöpft war er, aber er hatte Platz zehn im Gesamtklassement erobert.

Das war genau das, was man einmal von Ampler erhoffte, der Heppner als seinen Adjutanten in die Mannschaft Telekom geholt hatte. Nun hat der Adjutant den vermutlichen General weit, weit überrundet. Aber noch hat Heppner es nicht geschafft; möglich daß er die Strapazen an den nächsten Tagen zu spüren bekommt, die er auf den Alpen-Gipfeln auf sich nahm. HELMER BOELSEN

Es kriselt in der Koalition Besonders bei den türkischen Sozialdemokraten macht sich Ernüchterung breit

Die türkische Hauptstadt Ankara versinkt dieser Tage allmählich in den alljährlichen Halbschlaf. Man flieht aus dem heißen anatolischen Hochland und sucht Zuflucht an den kühleren Gestaden der Mittel- oder Schwarzmeerküsten. Seit Mitte Juli befinden sich auch die Abgeordneten in der Sommerpause. Manche Parlamentarier aber finden keine rechte Ruhe: sie werden von Zweifeln geplagt und mit bohrenden Fragen konfrontiert, wenn sie nun ihre Wahlkreise aufsuchen.

Insbesondere für die Fraktionsmitglieder der Sozialdemokratischen Volkspartei (SHP) ist dies kein sorgenfreier Sommer. Sie müssen sich und ihren Wählern Rechenschaft ablegen. Vor sieben Monaten hat die konservativ-sozialdemokratische Koalitionsregierung ihre Amtsgeschäfte Von Gerd Höhler (Ankara) aufgenommen - hat sich das Bündnis für die Sozialdemokraten gelohnt? Haben sie ihre Wahlversprechen einlösen können, sind sie sich und ihren Wählern treu geblieben?

Wohl den wenigsten Sozialdemokraten kommt auf diese Frage ein vorbehaltloses Ja über die Lippen. Es kriselt in der türkischen Regierungskoalition, die noch bei ihrem Antritt von vielen als "historisches Bündnis" bejubelt wurde. Viele setzten auf diese Regierung große Hoffnungen. Die Koalition versprach, mit Folter und Mißhandlungen, mit eingeschränkter Presse- und Versammlungsfreiheit Schluß zu machen, der Knebelung von Gewerkschaften und politischen Vereinigungen ein Ende zu setzen, das Streikrecht zu erweitern und die Selbstverwaltung der Hochschulen zu sichern.

Sieben Monate später macht sich insbesondere bei den türkischen Sozialdemokraten Ernüchterung breit. Die allermeisten ihrer Versprechungen blieb die Regierung bisher schuldig. Weder zeichnet sich der versprochene Wirtschaftsaufschwung ab, noch gibt es nennenswerte Erfolge bei der Inflationsbekämpfung. Auch die Ankündigung des konservativen Premiers Süleyman Demirel, die Wände der türkischen Polizeiwachen würden in Zukunft "aus Glas" sein, blieb bisher unerfüllt. Türkische und ausländische Menschenrechtsorganisationen erheben den Vorwurf, Folter und Mißhandlungen hätten unter der neuen Regierung zugenommen.

Mit seinem Versuch, die türkische Strafprozeßordnung zu liberalisieren, ist der sozialdemokratische Justizminister Seyfi Oktay fürs erste gescheitert. Die von vielen Parteifreunden als viel zu zögerlich empfundene Reform scheiterte am Veto des Staatspräsidenten Özal, dem die neuen Bestimmungen zu lasch waren. Danach können "Verdächtige" in der Türkei weiterhin bis zu dreißig Tage lang von der Polizei inhaftiert werden, ohne Kontakt mit der Außenwelt, einem Rechtsanwalt oder den Justizbehörden.

Dies ist nicht die einzige nicht zustandegekommene Reform. Die Überlegungen zu einer Überarbeitung der Verfassung, die aus der Zeit der Militärdiktatur stammt, sind vorerst ad acta gelegt worden. Noch in der Koalitionsvereinbarung wurde die Verfassungsänderung als eine der dringlichsten Reformen hingestellt.

Vor allem aber einige Schachzüge des konservativen Ministerpräsidenten in jüngster Zeit haben unter den Sozialdemokraten den Verdacht geweckt, Demirel denke daran, die Koalition aufzukündigen und sich mit einem neuen Partner einzulassen. Verdächtig kommt den Sozialdemokraten vor, daß sich Demirel seit einiger Zeit intensiv um das Wohlwollen eines alten Freundes bemüht, des Neofaschisten Alparslan Türkesch. So nahm er den rechtsextremen Oppositionspolitiker, Chef der "Nationalistischen Partei der Arbeit", auf eine ausgedehnte Reise durch die ehemals sowjetischen Turk-Republiken mit - ausgerechnet: Türkesch propagiert ein türkisches Großreich von der Adria bis zur Mongolei.

Kaum zurückgekehrt von der Rundreise durch Mittelasien, erwies Demirel seinem Freund Türkesch, der ihm schon in den siebziger Jahren als Chef der faschistischen "Partei der Nationalistischen Bewegung" und Koalitionspartner Hilfestellung gab, einen weiteren Gefallen: bei der Abstimmung über ein Gesetz, das die Wiederzulassung der nach dem Militärputsch von 1980 verbotenen Parteien betraf, brachte Demirel in letzter Minute einen Änderungsparagraphen ein, der vorsieht, das gesamte Vermögen der 1980 von den Militärs verbotenen "Partei der nationalistischen Bewegung" Türkesch persönlich zu übereignen.

Kurz darauf ließ Demirel ein weiteres Reformvorhaben scheitern, das den Sozialdemokraten besonders am Herzen gelegen hatte. Während bisher der Staatspräsident das Recht hatte, die Rektoren der türkischen Universitäten einzusetzen und zu entlassen, sollten die Hochschulchefs künftig vom Lehrkörper gewählt werden. Das jedenfalls sah der Gesetzentwurf der Regierung vor. Doch in letzter Minute brachten konservative Abgeordnete einen Änderungsantrag ein, mit dem in der Praxis alles beim alten bleibt. Staatschef Özal und der vor zehn Jahren von den Militärs eingesetzte Oberste Hochschulrat YÖK bestimmen weiterhin, wer Universitätsrektor wird. Die Konservativen paukten diese Gesetzesänderung gegen die Stimmen ihres sozialdemokratischen Partners mit Unterstützung der Neofaschisten und der oppositionellen "Vaterlandspartei" (ANAP) durch.

Der konservative Premier beteuerte zwar im Kabinett, bei der Änderung des Hochschulgesetz-Entwurfes habe es sich um einen Handstreich von Hinterbänklern seiner "Partei des wahren Weges" gehandelt. Aber viele Sozialdemokraten sind davon überzeugt, daß der Premier bereits neue Mehrheiten erprobt. Demirel, so heißt es, erwarte spätestens im Herbst rund dreißig Überläufer aus der ANAP- Fraktion. Die 1983 von Turgut Özal gegründete Partei befindet sich, zumal nach der katastrophalen Niederlage bei den Kommunalwahlen Anfang Juni, in einer schweren Krise. Tatsächlich könnte mancher ANAP-Abgeordnete auf die Suche nach einer neuen politischen Heimat gehen. Mit diesen Dissidenten und den 19 Abgeordneten der Türkesch-Partei hätte Demirel eine rechte Mehrheit beisammen. Auf die Sozialdemokraten wäre er dann nicht mehr angewiesen.

Eine Karawane zieht durchs Völkerkundemuseum

Kinderprogramm wird nach Ferien fortgesetzt / Spielerisch Interesse an Ausstellungen wecken

SACHSENHAUSEN. "Richtig Gold waschen können wir noch nicht" - da müssen Andrea Roh und Dr. Rudolf Gerharz noch viel üben. Eigentlich ist das auch nicht ihr Ziel. Vielmehr wollen die beiden freien Mitarbeiter Kindern im Alter von sieben bis zwölf Jahren den Museumsbesuch schmackhaft machen. In den Sommerferien bietet das Völkerkundemuseum mittwochs eine "Schatzsuche" an: im Haus und im Park. Zwei aktuelle Ausstellungen werden in das abenteuerliche Versteckspiel miteinbezogen: "Fremdes Geld" und "Gold aus Mali".

Wie kann man Kindern eine Ausstellung erklären, ohne daß sie von den Informationen erschlagen werden? "Wissenschaftlich darf man an das Problem nicht herangehen", stellte Rudolf Gerharz fest. Die Hemmschwellen müßten abgebaut werden, sagte Andrea Roh. Und das gelingt am besten durch Spiele.

Mit einem "Mini-Etat" von 150 Mark kauften die beiden Mitarbeiter das nötige Material ein, um in Afrika auf Goldsuche zu gehen: Siebe und Plastikeimer, bunte Tücher, Perlenketten. Nuggets gibt es auch: klein und golden, "schöne Imitationen aus Blei" (Gerharz). Den Kindern reichen die spärlichen Untensilien, um ihre Phantasie in Schwung zu bringen. Für zwei Stunden werden sie zu Goldsuchern, Karawanentreibern, Händlern oder Kamelen. Dann ziehen sie als Karawane durchs Museum, waschen Gold und lauschen Erzählungen aus fremden Ländern.

"Wir wollen die Kinder zunächst mit dem Material Gold vertraut machen", erklärte Rudolf Gerharz das pädagogische Konzept. Wie Gold entsteht, wie es abgebaut wird und welchen Wert es hat - alle diese Fragen werden im Laufe der "Schatzsuche" beantwortet. Die Kinder dürfen die falschen Nuggets drehen, wenden und wiegen. Exponate werden ihnen erklärt, ein bißchen afrikanische Geschichte vermittelt.

Doch nicht immer gelingt es den beiden Museumsführern, die Kinderschar mit abenteuerlichen Erzählungen zu fesseln. "So einiges ist schon in die Hose gegangen", zog Gerharz Bilanz. Kinder seien eben unberechenbar, die Gruppen sehr verschieden gewesen. "Da muß man flexibel sein", sagte Andrea Roh.

Am Ende der Sommerferien wird der Probelauf gemeinsam mit der Museumspädagogin Dr. Gerda Kroeber-Wolf ausgewertet. Denn schon jetzt steht fest: "Das Kinderprogramm im Völkerkundemuseum wird auch nach den Ferien fortgesetzt", sagte Gerharz.

Nächste und vorläufig letzte "Schatzsuche" ist am Mittwoch, 29. Juli, 11 und 15 Uhr. Anmeldungen unter Telefonnummer 21 23 59 13. tin

Im Blickpunkt: Exkommunizierte Vorbilder

HATTERSHEIM. Unter seinen Anhängern galt er als "Verteidiger des Glaubens, der Kirche und des Papsttums": Marcel Lefebvre, gestorben am 25. März 1991. Der 1988 von Papst Johannes Paul II. exkommunizierte Erzbischof hatte im November 1970 die Priesterbruderschaft St. Pius X. in der Schweiz gegründet. Warum er in Rom als Abtrünniger, als Kirchenspalter galt: Lefebvre und seine Priesterbruderschaft waren nicht bereit, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils von 1962 bis 1965 zu akzeptieren. Die Dekrete über das Verhältnis der Katholiken zu den Nichtchristen, zur Ökumene oder zur Welt insgesamt waren nach Ansicht Lefebvres zu modernistisch, kurz: eine Verwässerung des katholischen Glaubens und eine Selbstzerstörung der Kirche.

Dieser Ansicht war auch Pfarrer Hans Milch (1924 bis 1987), Begründer der Hattersheimer St.-Athanasius-Gemeinde. Milch wirkte von 1962 an als katholischer Priester in der Mainstadt, wurde aber 1979 vom damaligen Limburger Bischof Kempf suspendiert. Der hochintellektuelle und sehr konservative Geistliche war wie sein Freund Lefebvre nicht bereit, die Beschlüsse des Konzils mitzutragen und im Gemeindeleben umzusetzen, bekämpfte die "verderbliche Ideologie des Fortschritts" mit Macht.

Der wortgewaltige Priester, ein über Hattersheim hinaus beliebter Mann, der eine treue Schar Gläubiger um sich hatte, gründete deshalb seine eigene Gemeinde. Ein symbolträchtiger Namensgeber, denn St. Athanasius, Bischof in Alexandria, gab dem "Irrglauben" ebenfalls nicht nach. Da die von der Amtskirche abgespaltene Gruppe keinen Anspruch auf Kirchensteuer hatte, wurden Spenden für den Bau einer kleinen Kirche in der Schulstraße gesammelt - und im Oktober 1982 reiste Lefebvre höchstpersönlich nach Hattersheim, um den Altar des Gotteshauses zu weihen. Rund 200 Gläubige aus dem ganzen Rhein- Main-Gebiet gehören der Gemeinde seit deren Gründung an; mitunter ging ein Riß durch Hattersheimer Familien, weil etwa der Mann die Messe in St. Athanasius feierte, seine Frau aber weiter den Gottesdienst in St. Martinus besuchte.

Pfarrer Milch hatte 1972 auch die "Actio Spes Unica" (Aktion einzige Hoffnung) gegründet, deren 20jähriges Bestehen am 18. Oktober in Mainz gefeiert wird. Diese Bewegung setzte sich für den "Glauben der Väter" und die "Rückkehr zur Tradition" ein.

Das tragische Ende des Hattersheimer Pfarrers machte Schlagzeilen: Er wurde am 8. August 1987 mit einem 40 Zentimeter langen Holzpflock in der Brust tot in seiner Wiesbadener Wohnung gefunden. Sein Mörder war Luigi "Gino" Zito, ein damals 31 Jahre alter Italiener, der geistig verwirrt war und sich als "Befreier der Menschheit" sah. Seit Milchs Tod betreuen Priester der Bruderschaft St. Pius X. die Gemeinde St. Athanasius. pms

Montag, 20. Juli

Theater Keine Vorstellungen Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours. Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hank English Solo.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Megalomaniax / Beck Session Group.

Palmengarten: 20 Uhr, 4. Zykluskonzert - Radio-Sinfonieorchester Prag mit Werken von Dvorak. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil. Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge Tango Café, Ka Eins, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, "Die Entwicklung von Tangotanz und -musik von 1900 bis heute". Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.). Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Schach-Treff im Bethmannpark, Friedberger Anlage: ab 18 Uhr, Schach für alle, Blitzturniere, Freilandschach.

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Basteln, Brentano-Haus. Single-Treff: 20 Uhr, "Nanu", Falltorstr./Ecke Berger Straße, Info Tel. 06102 / 3 85 43.

Briefmarkensammler-Verein Ffm.-Nord: 18 Uhr, Tauschabend, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.

Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 21.7., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Di., 21.7., 15.30 bis 20 Uhr, Bornheim, DRK-Heim, Burgstr. 95. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke an der Hauptwache, Schillerstraße 2-4, Tel. 28 48 35.

Bahnhof-Apotheke, Münchener Straße 60, Tel. 23 29 05.

Erlen-Apotheke, Alt-Erlenbach 59, Tel. 0 61 01 / 4 46 75.

Europa-Apotheke, Nordweststadt, Hammarskjöldring 73 b, Tel. 57 86 26.

Insel-Apotheke, Rödelheim, Rödelheimer Landstraße 143, Tel. 78 72 74.

Kant-Apotheke, Berger Straße 49, Tel. 49 59 90.

Luthmer-Apotheke, Nied, Luthmerstraße 12, Tel. 39 62 57.

Mendelssohn-Apotheke, Mendelssohnstraße 56, Tel. 74 25 43.

Neue Apotheke, Preungesheim, Weilbrunnstraße 5, Tel. 5 48 19 59.

Spessart-Apotheke, Fechenheim, Pfortenstraße 26, Tel. 41 56 57.

Textor-Apotheke, Sachsenhausen, Textorstraße 11, Tel. 62 33 94. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Ute Müller, Alt-Eschersheim 29, Eschersheim, Tel. 52 52 01; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01-4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr-

Montag, 20. Juli

Theater

Keine Vorstellungen

Musik

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Hank English Solo.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Megalomaniax / Beck Session Group.

Palmengarten: 20 Uhr, 4. Zykluskonzert - Radio-Sinfonieorchester Prag mit Werken von Dvorak.

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.)..

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wg. Umbau geschlossen bis 15. 8.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 2. und 16. August. Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; E. R. Nele - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 20. 7.); Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Ikon, Deutschherrenufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).

Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Uhr Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).

Galerie Fenster, Dürerstr. 10: Mi. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Sa., 10 bis 12.30 Uhr; Architekturklasse der Städelschule - "Entwürfe 'Galopprennbahn Niederrad'" (bis 25. 7.).

Büchergilde Gutenberg, BFG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25. 7.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).

Galerie Loehr, Alt-Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bsi 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).

Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert-Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).

Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).

Galerie Raphael, Grüneburg Weg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).

Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August). Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).

Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.). Ausstellungen Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20, Tel. 72 60 56: Mo. bis Mi., 9 bis 12 Uhr, Mi. 15 bis 18 Uhr; Aquarelle und Gouachen. Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Listen im Portikus (bis 26. 7.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).

Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Wenn einer mit der Gewalt kokettiert Vordergründige Virtuosität: Der Geiger Valdis Zarinsch bei den Burgfestspielen Dreieichenhain

Geigerische Urgewalten strömten uns entgegen, nachdem wir am Ende einer wahren Odyssee durch Sprendlingen den rechten Konzertsaal im Bürgerhaus doch noch gefunden hatten. Angekündigt war das Konzert ursprünglich in einer für uns nicht auffindbaren Kirche.

Valdis Zarinsch, Konzertmeister des Lettischen Nationalorchesters, das zur Zeit bei den Burgfestspielen Dreieichenhain gastiert, und die Pianistin Ieva Zarinja, der das Programmheft keinerlei biographische Notiz einräumt, stellten zunächst Giuseppe Tartinis Sonate g-Moll in die trocken-hauchige Akustik des Sprendlinger Bürgerhauses.

Zarinsch ging auf die hochbarocke Gestur im Kopfsatz jener legendären "Teufelstriller-Sonate" mit unverhohlenem Sentiment, romantisierendem nämlich, schmelzend im Piano, zu. Dabei zeigte er sich großzügig, schon in der Tempo-Disposition: "Schöne Stellen" kostete er in momentan sich zurücknehmender Gangart - wie es schien: genüßlich - aus: "Ein Zigeuner braucht zum Weinen seine Geige", soll der Kabarettist Helmut Qualtinger bei einer vergleichbaren Gelegenheit geäußert haben.

Zarinsch ließ sich unversehens schnell auf dynamische Eskalationen ein. Noch nie habe ich es erlebt, daß ein Geiger derart schnell wie unverblümt auf volle "180" geht, da, wo "mezzoforte" den Affekt garantiert abgedeckt hätte.

Gewaltsame Eskalation, daneben, wie es scheint unverzichtbarer, Piano- Schmelz, das bekam diesem Tartini - und jenen, die geduldig zuhörten - überhaupt nicht. (Zumal die Hauptstelle, jener berüchtigte Triller im Finalsatz - und auf den wartet man ja - intonatorisch, rhythmisch und auch vom Ton her jedwede Erwartung enttäuschen mußte.)

Die Pianistin ging dem allen getreulich nach, behutsam und ohne nennenswerte mitgestaltende kammermusikalische Initiative.

Mit herben Crescendi, unökonomisch, nicht spannend und in wiederum wegrutschenden Tempi ging es dann weiter mit Beethovens Violinromanzen, Zarinsch spielte sie beide in stereotyp-addierten, somit unflexiblen Bewegungsmustern. Gestalterische Eingebungen, gestalterische Fantasie, die zu einer Interpretation führen könnte, gestand er seinem Publikum nicht zu. So fanden sich Sequenzen (Motivwiederholungen) häufig auf eine einzige dynamische Linie gestrafft.

Zarinsch bewies Virtuosität ohne Hintergrund. Zu erleben war eine Zurschaustellung tonlicher, dynamischer und technischer Parameter, die immer übers selbe Schema abspulten. Im Grunde war alldies kaum mehr als nur geigerisch-kokett.

Kokett mit Konsequenz: Auch Aram Katschaturians "Sonate - Monolog für Violine" war aus solchem Holz geschnitzt. Daueraffekt, klangliche Uniformierung, geigerisches Ungestüm - weitgehend ungeformt - auch hier.

Als wir erfuhren, Zarinsch wolle nach der Pause Tschaikowsky spielen, haben wir kurzerhand das Bürgerhaus verlassen. Denn wer weiß, mit welchen neuerlichen Urgewalten der Künstler aus Riga solches erst ausgestattet hätte.

ALEXANDER ULLMANN

Nächste Spiele

Die nächsten Spiele: Mainz 05 - Hansa Rostock, Meppen - Fortuna Köln (beide Di., 19.00 Uhr), Duisburg - Unterhaching (19.30 Uhr), St. Pauli - VfB Leipzig (20.00 Uhr), Chemnitzer FC - Stuttgarter Kickers (Mi., 18.00 Uhr), Mannheim - Düsseldorf, Remscheid - Oldenburg, Wolfsburg - SC Freiburg (alle Mi., 19.00 Uhr), Hertha BSC Berlin - Braunschweig, Homburg - Wuppertal, Carl Zeiss Jena - Osnabrück, Hannover - Darmstadt 98 (alle Mi., 20.00 Uhr).

Alltagsbilder, listenweise Kunst und Literatur-Empfehlungen im Portikus

Text und Bild zueinander in eine neue, produktive Beziehung zu setzen: Diesen Anspruch versucht die Rezensionszeitschrift "Listen" zu verwirklichen. Die ungewöhnliche Konfrontation von Literatur-Besprechungen mit künstlerischen Beiträgen - zumeist Grafiken und Fotografien - bietet Alternativen zu den üblichen Zeitschiften-Layouts: Nicht als Illustration zum Text, nicht als bildliche Erklärung oder gar Wiederholung des Geschriebenen werden die Bilder in "Listen" präsentiert, auch nicht als beziehungslose "Schmuckfotos". Die Bilder wahren ihre künstlerische Autonomie - und korrespondieren dennoch oft auf überraschende Weise mit den Texten.

Diese Wechselwirkungen von Text und Bild bestimmen nun auch die Ausstellung der "Listen"-Künstler im Portikus. Dort ist die Kunst gleichsam eingeschlossen von der Literatur: Die Wände der kleinen Ausstellungshalle sind mit den Heftseiten der sieben "Listen"-Jahrgänge tapeziert, während die Bilder sich auf sieben Säulen in der Raummitte wiederfinden. Die (schmalen) Zwischenräume dürfen jetzt die Leser und Betrachter füllen.

Daß die Mehrzahl der 28 Künstlerinnen und Künstler aus der Region stammt, ist zwar eher auf praktische Gründe zurückzuführen. "Listen" ist eine Publikation, die ihre Existenz dem Engagement einiger Frankfurter Buchhändler verdankt. Das bietet den Besuchern der Ausstellung die Chance, einen Einblick in das regionale Kulturschaffen zu bekommen. Und da lassen sich, auch ohne ausgewiesenes Programm, durchaus einige Gemeinsamkeiten herauslesen.

Bemerkenswert ist die Konzentration auf eine sehr analytische Arbeit mit der Schwarzweiß-Fotografie. Das äußert sich in einer Reihe von Bildern, die sich mit den Bedingungen ihrer Entstehung auseinandersetzen. Mit den Grundelementen "Licht und Schatten" (so auch der Titel) spielt eine Bildserie von Jean Louis de la Fontaine. Die Fotogramme von Vollrad Kutscher veranschaulichen den Prozeß der Projektion - nicht nur von Lichtstrahlen auf Foto-Papier, sondern von inneren Bildern nach außen.

Solche selbstreflexiven Gedanken werden allerdings nie allzu prominent ins Bild gerückt. Sie stellen meist nur eine der vielschichtigen Bedeutungs-Ebenen der Bilder dar. Genau das ist es, was viele der gezeigten Fotografien verbindet. Oft handeln sie von unspektakulären Dingen des Alltags, bedienen sich einer sehr diskret und nüchtern wirkenden Bildästhetik. Dennoch steht der Betrachter diesen Alltagsbildern verunsichert gegenüber: Die subtile Regie der Fotografen läßt stets Zweifel an der vordergründigen Bildaussage aufkommen; die Bilder tragen die Ahnung in sich, daß hinter der schlichten Oberfläche sich noch ganz andere, letztlich unergründliche Bedeutungsschichten verbergen.

Diese ein Stück weit ans Licht zu holen, hat sich unter anderem Laura Padgett zur Aufgabe gemacht. In ihre Fotosequenzen verbindet sie Bilder und Texte, um die Dinge zum sprechen zu bringen: Die kurzen Kommentare, teils direkt auf die Fotos gedruckt, wirken halb wie Bemerkungen eines Off-Erzählers, halb wie Äußerungen der Abbildungs-Gegenstände selbst. Gleichzeitig gehören Padgetts Bilder zu den Arbeiten, die den literarischen Kontext der "Listen" reflektieren - aber auch das gehört wohl zu den zufälligen Übereinstimmungen.

Daß die gemeinsame Ausstellung der Textmassen und Bilder auf so kleinem Raum nicht den Eindruck eines Sammelsuriums hinterläßt, ist ebenfalls zu den Überraschungen zu zählen. Die Ausstellungs-Architektur von Charly Steiger spiegelt vielmehr noch einmal das Grundkonzept der "Listen": eine Aufforderung zum Dialog, unter den Künstlern, unter den Autoren, und nicht zuletzt zwischen den Bildern, den Texten und ihren Rezipienten. (Portikus, bis 26. Juli)

THOMAS A. WOLFF

In Gelnhausen begann die Kampagne gegen den Karenztag / Weitere Aktionen in Maintal und Langenselbold Main-Kinzig-DGB will Bonn den Marsch blasen Informationsstände sollen die Arbeitnehmer aufklären Von Jürgen Schultheis GELNHAUSEN. "So stinkig auf die Kohl-Regierung habe ich die Leute selten erlebt", sagt Ferdinand Hareter, DGB-Mann in Gelnhausen. Am Samstag vormittag hat der Gewerkschafter zusammen mit neun Kollegen an der Kinzigbrücke in der Unterstadt über die beabsichtigte Einführung eines Karenztages für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer informiert. Die Empörung über den Plan der christlich-liberalen Regierung, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag auszusetzen, treibt auch die Beschäftigten im Altkreis Gelnhausen um. Die Mehrzahl der Arbeitnehmer fühlt sich nach den Erfahrungen Hareters von der Bonner Regierung zunehmend hinters Licht geführt. "Die Leute sagen, daß es ihnen jetzt langt", faßt der DGB-Mann die Stimmen zusammen, die deutlichen Unmut über das Finanzierungsmodell der Kohl-Mannschaft äußern. Dabei war für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach zähem Ringen hinter verschlossenen Türen die kostenintensivere Variante vom Tisch genommen worden. Nach Vorschlägen der Wirtschaftsliberalen innerhalb der FDP sollten die Beschäftigten zunächst allein für die Finanzierung einer Pflegeversicherung aufkommen.

Doch Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) setzte sich mit seinem Modell der Sozialversicherung nach dem Umlageverfahren durch, wobei der Beitrag je zur Hälfte von Arbeitnehmer und Arbeitgeber getragen werden soll. Um aber die Betriebe zusätzlich zu entlasten und die höheren Lohnnebenkosten etwas zu senken, ist nach dem Bonner Plan der Karenztag Teil des Finanzierungsmodelles der Pflegeversicherung.

Kritik üben Unternehmerverbände und Gewerkschaften jetzt gleichermaßen am notwendigen, bislang aber wenig geliebten Projekt. Kurz vor Aufhebung des 7,5prozentigen Solidarzuschlags für die Finanzierung der deutschen Einigung droht den Beschäftigten neuer Kaufkraftverlust. "Die Einbußen werden längst nicht mehr durch Lohnerhöhungen aufgefangen", sagt Ferdinand Hareter. Und das mache sich inzwischen bemerkbar. "Der Eindruck kommt zunehmend auf, daß sich die Leute als die ewig Dummen vorkommen, die ständig zur Kasse gebeten werden", beschreibt der Gewerkschafter die Lage an der Basis.

Der DGB sieht mit dem vorliegenden Plan die Errungenschaft des Arbeitskampfes Ende der 50er Jahre gefährdet. "Nun gibt es die Befürchtung bei den Menschen, daß, wenn erst mal der erste Tag weg ist, irgendwann auch der zweite oder dritte Tag ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle ist." Die Interessenvertretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer führt deshalb während der Sommerpause mit verschiedenen Kampagnen die Informationspolitik über das Modell der Pflegeversicherung fort. Von heute an werden Vertreter der Einzelgewerkschaften auch in den Betrieben über den Plan der Kohl-Regierung berichten und die Beschäftigten über die finanziellen Auswirkungen aufklären. Darüber hinaus ist für den 8. August eine Demonstration mit Kundgebung in Maintal geplant, bei der unter anderem DGB-Chef Sepp Sigulla, Rolf Knecht, Betriebsratsvorsitzender bei Honeywell in Maintal, und Herbert Hept vom Ortskartell des DGB sprechen werden. Am 14. August steht eine weitere Demonstration mit anschließender Kundgebung in Langenselbold im Terminkalender. Die Aktion ist zugleich der Auftakt für den Landesjugendtag des DGB. Für September planen die Gewerkschafter eine zentrale Veranstaltung in Wiesbaden, und im Oktober wollen die Arbeitnehmervertreter zum Marsch auf Bonn blasen. "Die Regierung Kohl kann sich warm anziehen", sagt Ferdinand Hareter.

Zunächst wollen die Gewerkschafter aus dem Altkreis aber noch weitere Informationsstände in Wächtersbach und Schlüchtern aufbauen. Denn Beifall findet die Aktion des DBG nicht bei jedem. "Manche Leute sagen, das sei nicht richtig, weil es ja genügend Krankfeierer gebe, die mal einen blauen Montag einlegten." Hareter mag solchen Einwand nicht gelten lassen: "Nur weil manche die Arbeitslosenversicherung mißbrauchen, schaffen wir die Sicherung ja auch nicht gleich ab." Außerdem gebe es Fälle, bei denen Beschäftigte eine Woche krankgeschrieben seien, nach einem Tag aber schon wieder zur Arbeit gingen.

Weit mehr enttäuscht den DGB-Mann die Tatsache, daß ein überraschend hoher Teil der Bevölkerung uninformiert sei, "obgleich es doch viele von ihnen betrifft"."Kampf gegen die Phantasielosigkeit" Sat 1 will Fußballatmosphäre vermitteln: "ran" / Fehlgriff bei Namensfindung: Titelschutz verletzt

"ran" ist der Titel für die Sendungen von Sat 1 mit der Berichterstattung über die Fußball-Bundesliga. Der Mainzer Privatsender beginnt zum Bundesliga-Saisonstart am 14. und 15. August mit den "ran"-Sendungen, die die ARD-"Sportschau" in Sachen Erstberichterstattung ablösen werden. Die ARD hat nur noch regionale Zweitverwertungsrechte (offiziell: Zwischenrechte). Freitags und samstags sowie bei Englischen Wochen am Dienstag und/oder Mittwoch wird der vollständige Name der Sat 1-Bundesliga- Sendungen "ran-Sat 1-Fußball" heißen. Am Samstag wird Sat 1 als Erstverwerter zwischen 18.00 und 19.20 Uhr von jedem Spiel berichten. Am Dienstag, Mittwoch und Freitag wird der Fußball ebenfalls zuerst in Sat 1 - 15 Minuten nach Abpfiff der Spiele - jeweils von 22.00 bis 23.00 Uhr gezeigt.

Der Name "ran" für eine Sportsendung "mag auf den ersten Blick ungewöhnlich klingen", meinte Sat1-Sportchef Reinhold Beckmann, "doch wir wollen damit den Kampf gegen die Phantasielosigkeit in diesem Bereich aufnehmen. Ein platter Ausdruck aus dem Sport-Lexikon wie 'Doppelpaß' oder 'Libero' käme als Name für die Fußballsendung "nie in Frage". Beckmann meint, daß der Name "ran" "echte Fußballatmosphäre vermittelt".

Der Sat 1-Sportredaktion war offenbar nicht bekannt, daß es bereits seit Oktober 1970 eine Zeitschrift mit dem Titel "ran" auf dem Markt gibt. Diese monatlich erscheinende Publikation, die aus der 1948 gegründeten Zeitschrift "Aufwärts" hervorging, ist ein politisches Jugendmagazin des Deutschen Gewerkschafts-Bundes (DGB). "ran"-Chefredakteur Klaus- Jürgen Eichhoff hat bei dem Privatsender protestiert: "ran" sei ein geschützter Titel. Man werde sich "mit allen Mitteln gegen den Titelklau von Sat 1 zur Wehr setzen". Eichhoff: "Als man bei Sat 1 von unserer Zeitschrift hörte, war man sprachlos. Man wußte wohl einfach nicht, daß es sie gibt." Ob es das Blatt weiterhin geben wird, scheint in der Schwebe. Beim DGB wurde jüngst über eine Einstellung von "ran" diskutiert. Eichhoff gab sich zuversichtlich, daß es "ran" - Auflage 60 000 Exemplare - weiter geben wird. Ob der Titel "ran" von Sat 1 genutzt werden kann, ist offen.

Sat 1 hat sich außerdem die Erstverwertungsrechte für die italienische Fußball-Liga gesichert. Deren Spiele werden ab dem 6. September jeweils am Sonntag bei Sat 1 zu sehen sein. Für die entsprechende Sendung lautet der Titel - auch hier gab sich Sat 1 wortschöpferisch - "ranissimo - Sat 1-Fußball-Show". Sie wird sonntags zwischen 18.30 und 19.20 Uhr ausgestrahlt. Darüber hinaus hat sich der Sender auch für die gerade gegründete Premiere League in England die Rechte gesichert, macht aber bisher keine Angaben, wann über den englischen Fußball berichtet wird. In den Sonntagssendungen, hieß es, gebe es ausführliche Analysen zum Bundesliga-Wochenende sowie die Top-Spiele aus der Zweiten Bundesliga und Studio-Gäste.

Zudem will der Sender von Montag bis Freitag in kurzen Sendungen mit dem Titel "dran - Sat 1-Sport" - ab dem 31. August 1992 jeden Abend zwischen 19.00 und 19.10 Uhr "die neuesten Bilder, Geschichten und Nachrichten" aus der Fußball-Bundesliga zeigen. "früh dran - SAt 1-Sport" ab dem 17. August stelle außerdem den täglichen Bundesliga-Beitrag im Frühstücks-Fernsehen "Guten Morgen mit Sat 1" dar. Dann gebe es zwischen 6.00 und 8.30 Uhr jeweils zwei eigenständige Sport-Blöcke, in denen aber auch über Sport-Ereignisse aus aller Welt berichtet werde. FK

Die ARD muß ihre "Sportschau" neu gestalten. Zwar wird das "Erste", wie der Intendant des Bayerischen Rundfunks Albert Scharf als Verhandlungsführer, sagte, weiterhin Bundelsiga-Fußball bieten. Doch nach der Einigung, wie sie zwischen der ARD und ISPR, einer Rechtehandelsfirma im Besitz der Springer AG und des Münchner Medienunternehmens von Leo Kirch nach langem Verhandlungspoker erreicht wurde (die FR berichtet in ihrem Sportteil), darf das "Erste" am Samstag erst ab 19.20 Uhr auf die Bilder der Fußball-Begegnungen zurückgreifen. Die Zeit von 18 bis 19.20 Uhr ist Sat 1 für seine Exclusiv-Bundesliageberichterstattung zugesichtert worden. Der Mainzer Privatsender, an dem Springer und Kirch ebenfalls maßgeblich beteiligt sind, soll für die Bundesliga-Erstrechte der nächsten fünf Jahre rund 700 Millionen Mark bezahlt haben.

Die ARD wird künftig "regional ausgesucht und gewichtet" berichtet: In technisch auseiandergeschalteten Regionalfenstern werden dann jeweils vier Spiele (WDR fünf) mit Mannschaften gezeigt, die aus dem jeweiligen Sendegebiet kommen. Einen Schwerpunkt will die ARD künftig bei der Zweiten Liga setzen.

Rund 30 Millionen Mark müssen die Landesrundfunkanstalten für die Nachauswertung der Bundesliga auf den Tisch der ISPR blättern. Zwar darf auch das ARD-Morgenmagazin die Bilder vom Geschehen in den diversen Stadien noch einmal zeigen, doch Friedrich Nowottny appellierte an die Ministerpräsidenten, den Rundfunkanstalten künftig die Möglichkeit einzuräumen, "den Erwerb von Sportlizenzen durch Werbung zu refinanzieren". Unterstützung erhielt der WDR- Intendant und derzeitige ARD-Vorsitzende aus dem Kölner Rundfunkrat: Der Wettbewerb sei auf dem Sportrechtemarkt "faktsich aufgehoben". Deswegen müsse das Werbeverbot nach 20 Uhr zumindest bei exklusiv erworbenen Sportübertragungen aufgehoben werden, hieß es. FR / epd

Der Kölner Privatsender RLT plus, der bislang über die ufa Film- und Fernseh Gmbh Zugriff auf die Erstübertragungsrechte hat, kündigte eine eigene Sendung zum Bundesligastart am 14. August an. Sie soll gestützt auf Kurzberichte freitags von 22.00 bis 22.15 Uhr und Samstags von 17.30 bis 17.45 Uhr jeweils vor den Beiträgen des Konkurrenzsenders Sat 1 laufen. "Wir haben die Sendung mit dem Titel Anpfiff Extra bereits in das Programm gehoben. Die Beiträge sollen mit eigenen Teams erstellt werden", sagte eine Sprecherin des Senders. Nach Angaben von Sportchef Burkhard Weber will sich RTL plus bei der Auswahl der 90-Sekunden-Beiträge auf die Top-Begegnungen eines Spieltages konzentrieren. RTL plus will damit offensichtlich als erster Fernsehsender die juristisch umstrittene kostenlose 90-Sekunden-Regel auch bei Fußball-Übertragungen anwenden. Das dürfte zu Konflikten mit dem Rechteinhaber ISPR und den Bundesliga-Vereinen führen. dpa

Nachrichten-Börse

Rußland zahlt Gehälter mit Gold Das Präsidium des russischen Parlaments hat beschlossen, eine neue Zehn- Rubel-Münze in Gold zu prägen und damit der russischen Regierung zu ermöglichen, einen Teil der Gehälter mit Goldstücken zu bezahlen. Moskau will für die Herstellung der Münzen im Wert von monatlich vier Milliarden Rubel auf die Goldreserven zurückgreifen. Hektik an der Terminbörse Die Optionsumsätze an der Deutschen Terminbörse (DTB) haben am vergangenen Freitag einen neuen Rekord er- reicht. Bis zum Geschäftsschluß wurden insgesamt 232 584 Kontrakte gehandelt. Der bisherige Rekord war am 20. Mai mit 212 549 Kontrakten aufgestellt worden. IWF will Sambia wieder helfen Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat sich mit Sambia auf ein wirtschaftliches Reformprogramm geeinigt und will das von einer schweren Dürre heimgesuchte Land wieder mit Krediten unterstützen. Der afrikanische Staat kann zunächst "Anrechte" auf eine finanzielle Hilfe bis zu 1,2 Milliarden Dollar erwerben.

Polen regelt Autoimporte neu Der polnische Außenhandelsminister Andrzej Arendarski hat das diesjährige zollfreie Kontingent für Importwagen aus der EG neu verteilt. Fiat, General Motors und Volkswagen sollen zusammen 12 000 Fahrzeuge zollfrei einführen können. Die gleiche Zahl wird unter anderen EG-Produzenten entsprechend ihren Marktanteilen vergeben. Über die restlichen 6000 Karossen soll später entschieden werden. Ursprünglich hatte Warschau die Quote den drei oben erwähnten Konzernen zuschustern wollen. Dagegen hatte insbesondere Frankreich protestiert. Wall Street in trüber Stimmung Mit einer schwächeren Tendenz ist die New Yorker Aktienbörse ins Wochenende gegangen. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte sank am Freitag von 29,99 auf 3331,64 Punkte. Lettland läßt eigenen Rubel rollen In Lettland rollt vom heutigen Tag an der lettische Rubel: Als zweite Baltenrepublik führt das Land eine eigene Währung ein. Estland hatte bereits die Krone zum Zahlungsmittel gemacht. Die Umstellung der Währung soll zum Kurs eins zu eins erfolgen.

HEUTE LESEN SIE

............................. .............................. Seite 2

Leitartikel .............................. Seite 3

............................. .............................. Seite .

............................. .............................. Seite .

............................. .............................. Seite .

............................. .............................. Seite ..

............................. .............................. Seite ..

............................. .............................. Seite ..

............................. .............................. Seite ..

............................. .............................. Seite ..

Freie Aussprache Seite .

Fernsehen und Funk Seite ..

Roman Seite ..

SPORTRUNDSCHAU ............................. .............................. Seite .

............................. .............................. Seite .

............................. .............................. Seite .

Auf einen Blick

Leichtathletik

Schnelle DLV-Staffel S. 22

Motorsport

Waldmann rettete WM-Führung S. 22

Rallye

Weber gewann am Nürburgring S. 22

2. Bundesliga

Darmstadt schlägt Hertha S. 23

Oberliga Hessen

Terminliste und Spielerwechsel S. 25

Tour de France

Indurain bleibt vorn S. 26

Olympia

Serbien-Entscheidung vertagt S. 26

WASSERBALL

TEST-LÄNDERSPIEL der Männer in Weinheim: Deutschland - Ungarn 9:10 (2:4, 5:1, 2:4, 0:1).

REGIONALLIGA SÜD, Aufstiegsturnier: VW Mannheim - SV Neunkirchen 16:9, SV München 99 - TSV 1850/09 Korbach 18:1, Mannheim - Korbach 11:2, München - Neunkirchen 18:7, Neunkirchen - Korbach 9:7, München - Mannheim 10:8.

Mann fuhr ohne Helm und starb nach Unfall

DREIEICH. Ein 23 Jahre alter Kradfahrer starb Freitag, 21 Uhr. Er war mit dem Auto eines 31 Jahre alten Fahrers auf der Otto-Hahn-Straße zusammengestoßen. Wie die Polizei sagt, wollte der Autofahrer von dem Gelände einer Tankstelle an der Otto-Hahn-Straße nach links in Richtung B 46 abbiegen. Der Kradfahrer trug keinen Helm. dok

BASKETBALL

JUNIOREN-EUROPAMEISTERSCHAFT in Athen, Zwischenrunde: Deutschland - Türkei 70:104 (39:60).

Neuer Labour-Chef Smith will die Partei reformieren

PN LONDON, 19. Juli. Der neugewählte Vorsitzende der britischen Labour Party, John Smith, hat tiefgreifende Reformen seiner Partei angekündigt. In seiner Antrittsrede in London sagte Smith am Samstag, er wolle dafür sorgen, daß das Blockstimmrecht der Gewerkschaften, das Gewerkschafsführern enorme Macht in der Partei an die Hand gibt, bis zum Herbst 1993 abgeschafft wird.

Der 53jährige schottische Anwalt hat starken Rückhalt in der Partei: Bei der Wahl des Vorsitzenden besiegte er seinen Mitbewerber Bryan Gould mit 91 Prozent der Stimmen. Stellvertreterin wurde Margaret Beckett; sie erzielte 57 Prozent.

(Kommentar auf Seite 3)

Bad Vilbel: Ganoven machen fette Beute

BAD VILBEL. Summa summarum Beute im Wert von fast 68 000 Mark machten Diebe bei insgesamt 17 Autoeinbrüchen und Fahrraddiebstählen in Bad Vilbel am vergangenen Wochenende. Wertvollstes Diebesgut: ein rotes Wohnmobil VW California, Kennzeichen F - S 3399, das auf einem Verkaufsgelände abgestellt war. Aus den anderen Autos ließen die unbekannten Täter Cassettenrekorder, Lautsprecher und einen Aktenkoffer mitgehen. Bei einem Autoaufbruch in Karben erbeuteten sie zwei Damenlederjacken und 13 Jeanshosen. cor

GOLF

BRITISH OPEN in Muirfield/Schottland (2,85 Millionen Mark/Par 71), Stand nach der dritten Runde: 1. Faldo (England) 199 (66+64+69) Schläge, 2. Pate (USA) 203 (64+70+69), Cook (USA) 203 (66+67+70), 4. Els (Südafrika) 205 (66+69+70), Hammond (USA) 205 (70+65+70), Brand (Schottland) 205 (56+68+72), . . . 66. Langer (Anhausen) 218 (70+72+76).

INT. DEUTSCHE MEISTERSCHAFTEN der Amateure in Neuburg, Stand nach der dritten Runde, Männer: 1. Zerman (Italien) 208 (68+ 71+69), 2. Brizay (Frankreich) 211 (68+71+72), 3. Gartana (Italien)214 (70+70+72), 4. Eckhardt (St. Eurach) 217 (71+73+73) und Brandt (Oftersheim) 217 (71+71+75).

Frauen: 1. Heuser (Wuppertal) 228 (75+75+ 78), 2. Galder (St. Eurach) 231 (77+77+77), 3. Jansen (Berlin) 232 (76+76+80), 4. Colosso (Frankreich) 233 (78+81+74) und Vincx (Belgien) 233 (77+75+81).

Drei Jungen zündelten: Feld stand in Flammen

FLÖRSHEIM. Das Spiel mit dem Feuer endete mit einem Großeinsatz der Feuerwehr. Drei Jungs hatten am Freitag abend in einem Flörsheimer Feld gezündelt. Das trockene Stroh fing im Nu Flammen, binnen kurzem brannte das etwa 1000 Quadratmeter große Feld nahe der Opel-Brücke lichterloh.

Ernst wurde die Lage nach Angaben der Polizei, als das Feuer auf benachbarte Häuser überzugreifen drohte. Doch die Feuerwehr hatte die Flammen bald unter Kontrolle. Das Feuer richetete Schaden von rund 3000 Mark an. Nun sucht die Polizei die drei Jungs im Alter zwischen neun und zehn Jahren. kkü

Ölgemälde und englische Porzellanuhr gestohlen

KRONBERG. Ein Ölgemälde und eine antike englische Porzellanuhr wurden Beute von Einbrechern, die zwischen dem 15. und 17. Juli in ein Wohnhaus an der Königsteiner Straße einstiegen.

Sie hatten zunächst ein Kellerfenster aufgehebelt, berichtet die Kripo, und die Kellerräume durchsucht. Da sie von dort aus nicht in die Wohnung gelangen konnten, stiegen sie später durch das Wohnzimmerfenster nochmals ein. Über die Höhe des Schadens gab die Kripo gestern keine genaue Auskunft.

KÖNIGSTEIN. Während die Bewohner am Samstag abend ein Konzert besuchten, brachen Diebe die Terrassentür ihres Hauses an der Friedrich-Stoltze-Straße auf und durchsuchten sämtliche Räume. Die Einbrecher erbeuteten Geld und Schmuck im Wert von 1000 Mark, berichtet die Kripo. Die Täter entkamen unerkannt. s

Ohne Fernglas Lieder im Park

Hartgesottene Open-air-Fans dürften enttäuscht sein: Kein Gerangel um ein Stückchen Wiese, keine kilometerlange Schlange am Bierausschank und auch die Bühne ist ohne Fernglas zu sehen. Nicht einmal für eine teure Eintrittskarte reicht es. "Lieder im Park" - umsonst und draußen.

Wenigstens mit der Aussteuerung hapert es hin und wieder, doch ansonsten hat der Nachmittag im Grüneburgpark mit den Monster-Veranstaltungen in den Fußballstadien wenig gemein. Und auch der Etat hält sich in vergleichsweise familiärem Rahmen: Ganze 56 000 Mark für drei Veranstaltungen.

Die Organisatoren Diether Dehm und Brotfabrikler Sebastian Rottner-Hönicke machen aus der Not eine Tugend - und so sind es vor allem die unbekannten Namen, die hier eine Auftrittschance bekommen. Bei den ersten Liedern im Park sind es die australisch-deutsche Band "Sweets of Sin" und die Liedermacherin Stefanie Bechtold. Doch nicht die Newcomer locken das Publikum in den Grüneburgpark, sondern bewährte Größen des Musikgeschäfts: Posaunist Albert Mangelsdorff und die Frankfurter Gustav Rabe Band.

"5000 Leute sind bestimmt da", schätzt Moderator Diether Dehm. Wenn's um Publikumszahlen geht, ist man gern großzügig. Doch ob dreieinhalb oder fünf, wer vorher vor höchstens fünfzig Zuschauern gespielt hat, dem ist das einerlei. Die Knie werden weich, die Stimme zittert.

Stefanie Bechtold kommt dennoch glänzend zurecht: nach der ersten Nummer, dem jazzig gesungenen "Summertime", ist von Nervosität nichts mehr zu spüren und ihre eigenen Songs laufen wie geschmiert. Sogar das Publikum wacht langsam aus der Samstagnachmittag-Lethargie auf.

"Sweets of Sin" hatten noch vergeblich dagegen angespielt, zufrieden sind die Musiker aus Berlin trotzdem. "Unser erster Gig in Frankfurt und gleich vor einem so großen Publikum." Der australische Drummer schwärmt von alten Zeiten in Sydney, wo sie jede Woche gespielt haben. "In Berlin ist der Markt enger." Sänger Frank Mankyboddle treibt zur Eile. Abends treten "Sweets of Sin" noch in Köln auf.

Nervenflattern haben vor allem die Amateurparodisten, die die kurzen Umbaupausen zwischen den Musikern überbrücken. Und keine Gitarre, an der sie sich festhalten können. Gerald Kollek verlangt gar nach einem Stuhl, daß keiner sieht, wie ihm die Knie schlottern.

Es sind die Besten aus der "Paroparade" des Hessischen Rundfunks. Die Jungs - es sind tatsächlich nur Männer - parodieren nicht schlecht, doch man mag es langsam nicht mehr hören: Kohl, Blüm, Boris Becker und Franz Josef, selig - nicht gerade umwerfend originell.

Die Lokalmatadoren sind in die Jahre gekommen. Seit 1977 spielt die Gustav Rabe Band zusammen. Geradliniger, eingängiger Rock mit Jazz-Elementen und fetzigen Bläsersoli. Es sind wohl doch die dunklen Wolken über dem Grüneburgpark, weshalb das Publikum plötzlich in Scharen aufbricht.

Am nächsten Samstag, 25. Juli, stehen bei gutem Wetter ab 15 Uhr Ex-Zupfgeigenhansel Thomas Fritz, Anne Haigis, die Salsa-Formation "Toca Bonito" und das Petersburger Balalaika-Ensemble "Terem" auf der Bühne im Grüneburgpark. Bei schlechtem Wetter ist das Konzert in der Brotfabrik.

ECKART BAIER

"Der beste Marktplatz weit und breit" - zu nackt Kronbergs Berliner Platz im Meinungsstreit: Kein Schatten, aber ein freier Blick auf den Ritter

KRONBERG. "Isch find 'n eifach zu naggisch, es fehlt noch ebbes": Die Kronbergerin, die mit dem Einkaufskorb zwischen den Marktständen auf dem Berliner Platz steht, schränkt ihren Kommentar ein: "Ich meine nicht am Samstag, wenn Markt ist, aber sonst unter der Woche, es fehlt noch etwas Grünes und Buntes."

Der Platz mitten in der Stadt, auf dem einst Autos dicht an dicht parkten und der zwei Jahre lang Baustelle war, hat seine Feuertaufe als Festplatz bei der Kerb bestanden. Ob er auch zum Bürgertreffpunkt wird, darüber sind sich am Samstag morgen die Marktbesucher nicht einig: "Wenn es heiß ist, gibt es keinen Schatten", wird geklagt.

Mit dem roten Kies, der zwischen den Aufpflasterungen als Bodenbelag gestreut ist, können sich einige überhaupt nicht anfreunden. "Das ist ja wie auf dem Tennisplatz, und das Zeug bleibt an den Schuhen hängen", kritisiert ein alter Herr. Er freut sich aber auch darüber, daß "ich mich bei meinem Spaziergang jetzt hier hinsetzen und auf die neue Stadthalle schauen kann, ohne Autos dazwischen". Die stehen jetzt in der Tiefgarage unter dem Platz. Für Hanna Feldmann gehört der Marktbesuch am Samstag zum Pflichtprogramm für ihre Arbeit als Lokalhistorikerin: "Da weiß ich genau, daß ich Leute treffe, die mir Neuigkeiten erzählen." Und sie weiß auch, daß die Sache mit dem Tennis-Rotgrant Sinn macht: "Da kann das Regenwasser besser versickern. Und überhaupt: wir müssen uns erst dran gewöhnen, daß hier keine Autos mehr stehen, das muß sich entwikkeln."

Für die Markthändler ist die Sache bereits klar, sie halten diesen Marktstandort für ideal. Ob die Blumenhändlerin aus Steinfurt oder der Gemüsemann aus dem Main-Taunus-Kreis, alle sind sich einig: "Der Platz ist gut anzufahren, groß genug, und vor allem stehen keine Autos dazwischen, es ist der beste Marktplatz weit und breit."

In die große Brunnenschale vor der Stadthalle plätschert Wasser: Wenige Meter daneben fließt ständig - via Direktleitung - das Wasser der Kronthalquellen aus einem Edelstahlrohr. Zapfstelle für die Bürger, denen der Kaffee am besten schmeckt, wenn er mit dem Quellenwasser gekocht ist. Sie können jetzt den weiten Weg ins Tal sparen, um das Wasser zu holen. Doch das hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Vielleicht deshalb, weil die meisten nicht wissen, daß alle Kronberger das Recht haben, das Quellenwasser kostenlos zu schöpfen: "Viele trauen sich nicht, so in aller Öffentlichkeit die Flaschen zu füllen."

Die Sitzplätze auf dem Bürgerplatz sind an den Rand verbannt: Nur dort stehen fest installierte Stühle aus Metall, unverrückbar, "wahrscheinlich, weil sie sonst geklaut werden". Neue Bäume sind hinter die Stühle gesetzt. "Die bringen später ja Schatten, wenn sie gewachsen sind", hofft die ältere Dame, die sich mit der Einkaufstasche zum Ausruhen niedersetzt, "aber dann kann ich den Ritter Hartmut auch nicht mehr sehen." Das Ritterdenkmal, das bis vor zwei Jahren dem Blick der Bürger entzogen war, weil es von hohen Bäumen eingekreist war, wird nicht lange freistehen, vermutet sie: "Erst sind die Bäume gefällt worden, damit man ihn sehen kann, aber schon haben sie einen neuen direkt davorgepflanzt, da verschwindet der Ritter später doch wieder." HEITKEN SCHWARZENAU

Trainer Dragoslav Stepanovic: Mit Eggen unzufrieden Wetterau-Auswahl - Eintracht Frankfurt 0:6 (0:2)

Bundesligist Eintracht Frankfurt konnte vor fast 3000 Zuschauern im 1300 Seelen-Ort Wenings (Wetteraukreis) selten überzeugen. Zufriedenstellend verliefen beim 6:0 (2:0)-Erfolg gegen eine Wetterauauswahl allenfalls die ersten Versuche von Uwe Bein. Ihm fehlte nach seiner Knieverletzung verständlicherweise die Spritzigkeit, dafür traf er zweimal ins Tor der Auswahlmannschaft, die sich fast ausschließlich aus Bezirksligaakteuren zusammensetzte.

Gute Ansätze verriet Heinz Gründel in der ersten Halbzeit, später gefiel Nachwuchsmann Dirk Wolf im Mittelfeld am besten. Bis auf wenige Ausnahmen (Stein anstelle von Ernst) (Studer für Gastspieler Eggen) entsprach die Aufstellung der ersten Halbzeit einer Art Stammformation für die neue Saison.

"Es ist unklar, ob die Eintracht noch investiert, aber wenn schon, sollte ein fertiger Bundesligaspieler verpflichtet werden", sagte Trainer Dragoslav Stepanovic und machte damitz deutlich, daß er mit der Leistung des Norwegers Dan Eggen (spielte zuletzt bei Frem Kopenhagen) nicht zufrieden war. Der 22 Jahre alte Gastspieler entsprach nicht den Wünschen des Trainers, zumal er vom Langenbergheimer Bezirksligastürmer Bernhard Quanz (1,90 m groß und etwa 100 kg schwer) oftmals vorgeführt wurde. Der bullig wirkende Auswahlspieler verunsicherte die gesamte Abwehr der Riederwälder, fiel mehr auf als alle Eintracht- Stürmer. Torwart Ernst mußte einige Male kräftig zupacken, um Gegentreffer zu vermeiden.

Libero Manni Binz setzte bei seinem ersten Einsatz keinerlei Akzente, auch Falkenmayer blieb blaß. Die eingewechselten Spieler waren agiler als ihre Vorgänger, die verletzten Yeboah, Rahn und Bindewald wurden vermißt. hdp.

Eintracht Frankfurt: Ernst; Binz, Roth (70. Kientz), Eggen, Klein, Gründel (46. Wolf), Falkenmayer (46. Studer), Weber, Bein (72. Schlösser), Schmitt (46. Anderson), Kruse. - Tore: 0:1 Schmitt (16.), 0:2 Bein (29.), 0:3 Anderson (65.), 0:4 Bein (69.), 0:5 Wolf (70.), 0:6 Kruse (72.). - Schiedsrichter: Kessler (Usenborn). - Zuschauer: 3000 in Wenings.

Friedens-Reisen

Es wird mächtig spekuliert in Nahost, was der Politiker Reiselust bringen mag. US-Außenminister Baker jettet wieder einmal durch die Region. Und Israels Regierungschef Yitzhak Rabin nutzt das günstige Klima, das sein zwischenzeitlicher Baustopp zwecks Inventur in der Westbank sowie im Gazastreifen geschaffen hat, zu einem Trip nach Kairo.

Baker beabsichtigt sicher mehr, als nur Rabins für August geplanten USA-Besuch vorzubereiten. Er will endlich konkrete Zahlen über Israels Bautätigkeit in den besetzten Gebieten haben und wissen, was Rabins Unterscheidung zwischen "politischen" und "sicherheitsrelevanten" Siedlungen im Klartext bedeutet. Dafür gibt's dann die lange ersehnten Kreditgarantien für Israels marode Wirtschaft. Rabin will die Ägypter stärker in den Friedensprozeß einbinden und von seinem Freund aus USA erfahren, welche Sicherheiten Washington zu geben bereit wäre, sollte er im Verlauf der Friedensverhandlungen Konzessionen machen, die Israels Sicherheitsbelange berühren.

Optimisten glauben gar, die beiden wollten den Arabern neue Verhandlungsvorschläge unterbreiten. Pessimisten hingegen sehen Bakers Besuch nur als Wahlkampfgag, mit dem die Republikaner der demokratischen Konkurrenz ein paar der zwei Millionen Stimmen jüdischer US-Wähler abjagen wollen.

Als wahrscheinlich einziges konkretes Ergebnis wird am Ende der Reiserei das Datum der nächsten Runde der Nahost- Friedensverhandlungen stehen: Ende August oder Anfang September trifft man sich in Rom wieder. wz (Jerusalem)

Schirmherr Eichel spurtete mit dem Schirm zum rettenden Festzelt

BAD NAUHEIM-STEINFURTH. Mit einem Donnerwetter wurde am Freitag das 33. Steinfurther Rosenfest eingeleitet. Gelegenheit für Hessens Ministerpräsident Hans Eichel, den Beweis zu liefern, daß er das Ehrenamt eines Schirmherrn nicht nur symbolisch versieht. Auf dem Wege zur Eröffnungsfeier überraschte ihn ein Platzregen. Geduckt unter einem Regenschirm rettete er sich im Sturmlauf ins schützende Festzelt. Rosenkönigin Andrea Hofmann nebst Prinzenpärchen Antje Michel (9) und Tobias Arnoldi (12) hatten Mühe, dem spurtstarken Landesvater zu folgen. Allerdings war die Rosenkönigin schon wegen ihrer bis zum Boden reichenden weißen Robe arg gehandicapt.

Bevor sich der Schirmherr ins Goldene Buch der Stadt Bad Nauheim eintragen konnte, mußten Helfer den Tisch mit dem dicken Wälzer von der Bühnenrampe wegrücken . . . auf Wunsch der Fotografen. Die fürchteten, beim Knipsen über die Kante zu stürzen.

Ein vielköpfiges Publikum wohnte der von Darbietungen des örtlichen Gesangvereins "Frohsinn" und dem Musikzug der Friedberger Feuerwehr umrahmtenZeitplan geriet mal wieder aus den Fugen

Festeröffnung bei. Gut die Häfte davon Ehrengäste, vor allem politische Prominenz. Bad Nauheims Erster Stadtrat Dr. Werner Flach versuchte, die Promis namentlich vorzustellen, so daß der penibel ausgearbeitete Zeitplan für die Feierstunde völlig aus den Fugen geriet. Flach nannte nämlich auch jene, die zwar eingeladen, aber nicht erschienen waren.

Die Rosenschau im und rund um den Rosensaal wurde für jeden Festbesucher zum unvergeßlichen Erlebnis. Kaum hatte die Rosenkönigin ein Band durchschnitten und die Prominenz zum ersten Rundgang animiert, drängte die Masse der Schaulustigen ungeduldig nach, vor sich ein Fantasieland aus 100 000 Blüten und fast 700 Sorten. Unter den ersten Bewunderern war auch der 88jährige Ehrenbürgermeister Heinrich Thönges, der während seiner aktiven Zeit mit fast lyrischen Ansprachen zur Festeröffnung brillierte. "So schön", schwärmte er mit Tränen in den Augen, "war die Schau noch nie."

Etliche Schaubesucher sah man in Kotau-Haltung lustwandeln, die Nase dicht über den Blütenkelchen. Es wird behauptet, ein wahrer Rosenfreund erkenne mit geschlossenen Augen seine Lieblingssorte am Duft. So schillernd wie die Farben und verwirrend die Düfte sind auch die Namen der Rosensorten. Gleich in der Nachbarschaft zur "Pfälzer Gold" die "Helmut Schmidt" und daneben "Christel von der Post". Auch "Pavarotti", "Ingrid Bergmann" und "Herzog von Windsor" geben sich im Rosensaal ein Stelldichein. Für "Mozart" ist ein Ehrenplatz reserviert. Man kann sich aber auch die "Königin Augusta Viktoria", die "Mainzer Fastnacht" oder den "Aachener Dom" in eine Vase stecken.

Mit dem Rosenfest, versicherte Rosenkönigin Andrea, verfolgten Steinfurths Rosenzüchter und -anbauer nicht nur kommerzielle Interessen. Sie investierten viel Idealismus, um die Menschen an der Schönheit der Rose teilhaben zu lassen und herauszutragen aus der Öde des grauen Alltages. Die Beschäftigung mit der Rose vermittele in einer Zeit des Materialismus und der Nüchternheit einen willkommenen Ausgleich. Der Ministerpräsident zeigte sich davon beeindruckt, daß es die Steinfurther geschafft hätten, die Rose weltweit bekannt zu machen. Weniger bekannt wird hingegen sein, daß Steinfurths Rosenzüchter weder auf Rosen gebettet sind noch rosigen Zeiten entgegensehen. Wurden in der Boomzeit um 1979 noch 13 Millionen Rosen verkauft, sind es heute nur noch fünf Millionen. Die Zahl der Anbau- und Zuchtbetriebe ging von einst 226 auf nur noch 60 zurück.

Das Steinfurther Rosenfest ruft auch die Fachwelt zu ernsthaften Diskussionen auf den Plan. In der "Steinfurther Rosenrunde" stand die umweltfreundliche Rose, resistent gegen tierische und Rosenzüchter sind nicht auf Rosen gebettet pflanzliche Schädlinge, im Mittelpunkt. In der Zucht von Sorten, die ohne chemische Spritzmittel existieren, haben die Steinfurther beachtliche Fortschritte vorzuweisen. Klimatisch gestählte Sorten aus Schottland und Dänemark trugen dazu bei. Erstmals begrüßte das Rosendorf auch Rosenzüchter aus den neuen Bundesländern. So wurde denn auch der "Steinfurther Rosenring" für besondere Verdienste um die Rosen dem Leiter des Rosariums Sangernshausen in Sachsen-Anhalt, Ingomar Lang, verliehen.

Gestern fand das Steinfurther Rosenfest seinen spektakulären Höhepunkt mit einem farbenprächtigen Rosenkorso. Zehntausende waren begeistert von den Prunkwagen, ein Gemeinschaftswerk der Ortsvereine. Für jeden der Motivwagen wurden bis zu 50 000 Rosenblüten verarbeitet, und zwar kostenlos, wie auch die 100 000 Blüten der Rosenschau von den einheimischen Rosenfachbetrieben zur Verfügung gestellt wurden.

HORST SCHÜSSLER

Letzte Testspiele der hessischen Oberligisten Kickers-Sieg über Dresden Erfolge auch für den FSV Frankfurt und Bad Homburg

Eine Woche vor dem Punktspielstart, der bereits am Freitag (24. Juli) mit drei Begegnungen eingeläutet werden soll, stand am Wochenende für einen Großteil der hessischen Oberligisten die Generalprobe auf dem Plan. Zu den Höhepunkten zählte der 1:0-Erfolg von Kickers Offenbach über den Bundesligisten Dynamo Dresden, während die SG Egelsbach im Oberliga-Vergleich 2:2 gegen die TSG Pfeddersheim spielte. Standesgemäß setzten sich der FSV Frankfurt (2:1 bei Borussia Mönchengladbach Amateure), Spvgg. Bad Homburg (3:1 in Neu-Isenburg), SV Wiesbaden (4:0 gegen Viktoria Griesheim), SV Wehen (2:1 beim VfR Limburg) und der FV Bad Vilbel (2:0 in Steinbach) durch. Borussia Fulda kam über ein 3:3 gegen den Landesligisten SV Bernbach nicht hinaus.

Vor 1500 Zuschauern zeigte der OFC Kickers gegen Dynamo Dresden eine kompakte Mannschaftsleistung und siegte gegen den zwei Klassen höher angesiedelten Gegner hochverdient. Sempruch (17.) erzielte nach Vorarbeit von Hartmann und Behlil mit einem satten 18-m- Schuß die Entscheidung. Der Torschütze und Behlil ließen vor dem Wechsel weitere Chancen verstreichen. Trainer Lothar Buchmann, der Kutzop, Figas und Schneider (leicht angeschlagen) für das Auftaktspiel am Freitag gegen Viktoria Aschaffenburg schonte, setzte insgesamt 14 Akteure ein. Die stabile OFC-Abwehr ließ keine klare Dresdener Torgelegenheit zu.

Der FSV Frankfurt siegte zum Abschluß seines Trainingslagers in Brüggen (Niederrhein) sicher mit 3:1 (1:0) Toren gegen Borussia Mönchengaldbach Amateure. Schäfer, Conrad und Duzel trafen für die bis auf den verletzten Traupel komplett angetretenen Bornheimer.

Die Spvgg. Bad Homburg zeigte sich beim 3:1-Sieg in Neu-Isenburg läuferisch klar überlegen und war im Abschluß durch Röder (7.), Stoll (23.) und Sassenroth (61.) konsequenter. Radtke (73./FE) traf für den Landesligisten, der durch Abarkane und Adam ebenso wie Haub beim Gast klare Möglichkeiten ausließ. Torwart Sahlfeld, Giebitz, Abarkane (N) sowie Stoll, Ziegler und Haub traten hervor. Vor 200 Zuschauern legten Müller (24.) und Aleksic (35.) zwei Egelsbacher Treffer gegen den Südwest-Oberligisten Pfeddersheim vor, Daunke (40./FE) und Krychten (70./FE) egalisierten beim kurzfristig für Eintracht Trier eingesprungenen Gast. Michel und Gaidas hatten die beiden Elfmeter verursacht. Schmidt, Löwel und Skaricha fehlten bei der SGE.

Der SV Wiesbaden zeigte beim 4:0 gegen Griesheim seine bisher beste Vorbereitungsleistung. Weidner (7./35.), Halter (31.) und Mudeyi (65.) erzielten die Tore. Beim tags zuvor nicht überzeugenden 2:2 (0:1) in Rockenhausen waren Marthinsen und Krüger erfolgreich. Bis auf Markus Weidner, für den Walldorf eine "utopische Summe" (so Spielausschuß-Vorsitzender Kern) fordert, sind alle Wiesbadener beim Oberligastart dabei. Der FV Bad Vilbel wirkte beim 2:0 (1:0) in Steinbach (Bezirksliga) etwas müde. Haigis (43.) und Becker (48.) schossen nach ständiger Überlegenheit die Tore. Bis auf den verletzten Doerk wurden alle Neuzugänge getestet. Der bereits ausgewechselte Weber mußte nach einer Blessur von Haigis später wieder aufs Feld.

Borussia Fulda hatte große Mühe, um gegen den erheblich verstärkten Landesliga-Titelaspiranten SV Bernbach ein 3:3 (1:2) zu erreichen. Die Freigerichter führten durch Bangert und Rieth bereits 2:0, bevor Hack und Dressel egalisierten. Baydar schoß den SVB wiederum in Führung, Popowitsch markierte den Endstand. Rieth (B) zielte einen Elfmeter neben das Borussia-Tor. Torwart Parizon, Borchers und Lachmann (B) sowie Hack, Schick und Hirsch (F) ragten hervor.

Der SV Wehen gewann beim VfR Limburg mit 2:1 Toren. Brummer und Sauer (W) sowie Menger (L) hießen die Torschützen. hdp

Handball-Bundesliga Grün-Weiß hat alle Frauen an Deck

Frauen-Handball-Bundesligist Grünweiß Frankfurt hat seine personellen Dispositionen für die Saison 92/93 abgeschlossen. Neben den ehemaligen DDR- Nationalspielerinnen Liane Voge (DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden) und Sabine Quednau (SC Leipzig) wurde als dritter Neuzugang die bulgarische Internationale Irena Staneva (früher Hajduk Split, zuletzt bei Lokomotive Zagreb unter Vertrag) verpflichtet.

Heike Murrweiss (TV Lützellinden), Tünde Hajdu (Eintracht Wiesbaden) und Anja Keller (hörte auf) stehen dem neuen Trainergespann Volker Ligges und Norbert Gwiozda definitiv nicht mehr zur Verfügung. "Die Verpflichtung von Kathrin Mietzner und Christine Herrmann (beide Wiesbaden) scheiterte an zu hohen Forderungen der Spielerinnen", erklärte der für den Spielbetrieb einstehende Willi Koller.

Mit einem Kader von zehn Feldspielerinnen und zwei Torfrauen visieren die Grünweißen in der eingleisigen Bundesliga Platz vier bis sechs an. "Wir haben jetzt ausschließlich bundesligataugliche Spielerinnen im Aufgebot", begründet Koller die Zuversicht im Grünweiß-Lager. Die heiße Vorbereitungsphase wird am 3. August beginnen. hdp

Jugendliche finden's "unheimlich toll" Eckenheimer Treff wurde vor vier Monaten eröffnet / Mitarbeiter-Bilanz positiv

ECKENHEIM. Die Wände haben inzwischen den einen oder anderen Fleck abbekommen, das grüne Billardtuch ist aufgerissen. Der Geruch von Hamburgern und Zigaretten liegt in der Luft, aus den turmhohen Lautsprechern tönt Techno und Rap - dazwischen flätzen sich Jugendliche an Chromtischen. Noch keine vier Monate ist es her, daß das "Café Skyline" seine Pforten öffnete - und inzwischen ist der Jugendtreff in Eckenheim bekannt.

"Sehr positiv" sieht die Bilanz aus, die Werner Krone und Thomas Hesse in diesen Tagen ziehen können. Schon kurz nach der Eröffnung am 2. April konnten die beiden Pädagogen Abend für Abend 60 bis 70 Jugendliche in den Räumen an der Sigmund-Freud-Straße zählen. Jetzt sind Ferien, und trotzdem schauen jede Woche etliche Halbwüchsige vorbei - "besser", sagt der Sozialpädagoge Werner Krone, "könnte es nicht laufen".

Den reibungslosen Start hat das neue Jugendbüro nicht nur den beiden Betreuern, sondern auch dem Engagement der 15- bis 18jährigen zu verdanken. Die führen das "Café Skyline" - Herzstück des Jugendtreffs - inzwischen "fast selbständig". Lediglich bei der "Menüauswahl" reden Krone und Hesse noch ein Wörtchen mit, meist jedoch ohne Erfolg: "Hamburger, Pizza und Pommes" setzen sich immer wieder durch.

"Unheimlich toll" sieht es auch in den anderen Bereichen aus: Zwei Fitneßgruppen schwitzen regelmäßig im Keller des Jugendbüros, die hauseigene Band hat zwar noch immer keinen Namen, dafür aber bereits den ersten Auftritt im Jugendhaus Bornheim hinter sich. Die Videogruppe schreckt mittlerweile vor nichts mehr zurück, der bisherige Höhepunkt der Filmarbeit: Eine Persiflage auf den "Levis"-Werbespot im Billardsalon.

Auch ihre Idee, monatlich thematische Schwerpunkte zu setzen, konnten Krone und Hesse verwirklichen: Nach "Beruf" und "Freizeit" rückten "Aids und Sexualität" in den Mittelpunkt. Fachleute aus Ämtern, Vereinen und anderen Institutionen standen den Jugendlichen aus Ekkenheim, Preungesheim und vom Frankfurter Berg Rede und Antwort. Das Thema erwies sich als so interessant für die Jungen und Mädchen, daß es im August erneut auf der Tagesordnung stehen wird. Der "Beratungsansatz" hat sich nach Ansicht von Werner Krone ebenfalls hervorragend bewährt: In dem kleinen, gemütlichen Raum neben dem Café werden permanent Einzelprobleme besprochen. Die Bandbreite reicht von "Wie krieg ich den Frankfurt-Paß?" bis "Kommst du mit zum Gericht?". Dank der Hilfe aus dem Jugendbüro konnten einige Jugendliche den Schulabschluß nachholen oder eine Lehrstelle finden.

Bei allem Grund zur Freude gibt es in dem neuen Treffpunkt aber nach wie vor ein entscheidendes Problem: Die dritte Planstelle ist bis heute nicht besetzt worden. Händeringend suchen Krone und Hesse nach einer Betreuerin, die sich gerade auf Mädchenarbeit spezialisieren soll - derzeit wird der Job notgedrungen von zwei Honorarkräften erledigt.

Die Zahl der Überstunden nimmt bei Krone und Hesse unterdessen immer mehr zu, die Fülle der Angebote läßt ihnen keine andere Wahl. Aber auch das Problem, da ist sich Werner Krone sicher, müßte sich über kurz oder lang lösen doch lassen. ind

Schnelligkeit war nicht genug Beim Spielfest in Dortelweil siegten die Geschicktesten

BAD VILBEL. Hand an Fuß und Fuß an Hand robbten bäuchlings zwei Menschenschlangen aus Vater, Mutter, Kind am Samstag nachmittag über den Fußballrasen am Dortelweiler Sportgelände. "Los, Ilka, lauf." Angefeuert von den weniger Spiellustigen kämpften die beiden Mannschaften um jeden Meter, galt es doch, möglichst viele Punkte zu sammeln, um als Sieger aus dem "Spiel ohne Grenzen" des Spielfestes der Sport- und Kulturgemeinschaft hervorzugehen.

Klaus Rotter, Susi Schäfer und Thomas Goller von der KSG-Leichtathletikabteilung hatten den Freizeitspaß, der erstmals mit einem Grillfest verbunden war, vorbereitet. Geschicklichkeit war bei den insgesamt zwölf Spielen mehr gefragt als Schnelligkeit. Denn ein flinker Renner, der beim Balanceakt mit wassergefüllten Plastikbecher am Ziel keinen Tropfen mehr in die bereitgestellten Flaschen abfüllen konnte, war seiner Mannschaft wenig dienlich. Doch ob groß oder klein: In Dortelweil zogen alle am gleichen Strang - zumindest beim Tauziehen. "Hau ruck" und noch ein Stück, "hau ruck" und "geschafft". Der Jubel war weithin zu hören.

"Wir machen das hier aus Spaß an der Freud", kommentierte Helga Lutz vom Vorstand das Geschehen. Rund 150 Jungen und Mädchen gehören den drei Abteilungen Tischtennis, Tanz und Leichtathletik der KSG an. Das Spielfest, so Helga Lutz, sei eine gute Gelegenheit, Kinder an den Verein heranzuführen, zum Mitmachen anzuspornen. Konkurrenz gab es dort kaum. Daß weniger Kinder als erwartet zum Spielfest gekommen waren, führte Helga Lutz jedoch ein wenig auf Konkurrenz zurück: Zur gleichen Zeit wurde in der Wasserburg das Theaterstück "Jim Knopf und die wilde 13" aufgeführt.

Die drei Steppkes im kühlen Festzelt kümmerte das ebensowenig wie der Stelzenlauf, das Büchsenwerfen und der Kisten-Turmbau. Sie gingen ungerührt einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nach: Pommes essen und Limo trinken. cor

Main-Piraten blasen zum Angriff Abenteuerspielplatz: Ferienspiele im Park und auf dem Main

SACHSENHAUSEN. "Alles klar machen zum Entern!" Mit verblüffender Regelmäßgikeit wird Frankfurt nun schon seit mehreren Tagen zum Raubobjekt kleiner Piraten. Mit ihrem Fährboot tukkern sie den Main hoch und runter. Alle in Schwimmwesten gepackt, die einen mit, die anderen ohne tatkräftige Unterstützung ihrer Eltern. Bisher konnte ihnen noch nicht das Handwerk gelegt werden. Die "Piraten auf dem Main" blasen weiterhin zum Angriff.

Als Bootsausflug getarnt laden die Mitarbeiter des Abenteuerspielplatz Riederwald unregelmäßig zur Fahrt aufs Fährboot ein. "Man muß sich durchfragen", sagte Spielmobilleiter Eberhard Roth, denn die Tage der Piraterei auf dem Main werden geheimgehalten. Täglich zwischen 11 und 12 Uhr ist Treffen an der Piratensammelstelle, auf der Wiese hinter dem Völkerkundemuseum. Wenn der "Seegang" ungünstig ist, vergnügen sich die kleinen Räuber auf dem Festland.

Das Spielmobil hat im Museumspark Spielsachen deponiert. Es gibt Lagerfeuer und eine Hüttenbauaktion. Wer den ganzen Tag verbringen will, kann sich Essen mitbringen. Während der Sommerferien betreuen die Pädagogen des Abenteuerspielplatzes Riederwald (montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr) die Kinder, die auch spontan an der "Schatzsuche" im Völkerkundemuseum teilnehmen können. tin

Sein Zauberwort ist Geschwindigkeit Martin Zabel, Westend-Stadtteilberater: "Noch nicht Hopfen und Malz verloren"

WESTEND. Das Westend hat wieder einen Stadtteil-Berater: Ende April hat Martin Zabel seine Arbeit aufgenommen. Einmal pro Woche, jeweils dienstags zwischen 15 und 18 Uhr, hält er im Bürgertreff Westend in der Ulmenstraße 20 seine Sprechstunden: Dann können ihn Bewohner des Stadtteils zu allen Dingen, die mit Bau und Planung zu tun haben, befragen. Dabei liegt der Schwerpunkt nach wie vor bei den Fällen von Wohnraumzweckentfremdung. Zabel versteht sich als "Schaltstelle", als Bindeglied zwischen Bürger und Verwaltung: "Mein Ziel ist, auf möglichst kurzem Wege tätig zu werden, damit dringliche Probleme auch schnell gelöst werden können."

Seit seinem Amtsantritt wurde Martin Zabel immer wieder mit der Frage konfrontiert, wozu das Westend jetzt noch einen Stadtteil-Berater brauche, da inzwischen doch alles "gelaufen" sei: Die Büros hätten schon vor Jahren ihren Siegeszug angetreten und sich im Westend eingenistet, die Mietpreise hätten die Schmerzgrenze längst überschritten. Der Druck nach weiteren Gewerbeflächen verlagere sich allmählich in andere Stadtteile, was sich vor allem im Gallus zunehmend bemerkbar mache.

Diesen Beobachtungen stimmt Martin Zabel nur teilweise zu. Er hat sich freiwillig für die Stelle gemeldet, findet die Aufgabe "schwierig, aber reizvoll". Seiner Meinung nach ist im Westend noch nicht "Hopfen und Malz verloren". Er setzt seine Hoffnungen vor allem auf die rechtlichen Möglichkeiten, die die Erhaltungssatzung der Stadt in die Hand gibt. Seit 1989 gibt es für das Viertel diese Satzung, die die städtebaulichen Eigenarten und die Struktur der Wohnbevölkerung erhalten soll - sozusagen ein Milieuschutz. Die Satzung liegt sämtlichen Genehmigungsverfahren der Bauaufsicht zugrunde, "damit läßt sich einiges machen", erläuterte der Stadtteil-Berater.

Zabel selbst ist fest in die Verwaltung eingebunden. Er hat jahrelang in der Abteilung Stadterneuerung gearbeitet und hat Erfahrungen mit Bebauungsplanverfahren. Inzwischen hat er sein Büro im neunten Stock des Technischen Rathauses und ist dort als Sachbearbeiter im Planungsamt, Bezirk Westend, tätig. Er beurteilt Bau-Anfragen aus dem Westend und sämtliche Fälle von Zweckentfremdung landen automatisch auf seinem Schreibtisch. Eine "ideale Voraussetzung" für seine neue Aufgabe als Stadtteil-Berater, findet er. Denn gerade im Bereich Bau und Planung gebe es in den Ämtern die "klassische Trennung zwischen Entwurf und Vollzug". Und wenn ein Fall von Behörde zu Behörde wandern muß, gehe oft zuviel Information verloren, kritisiert er. Hier will Zabel neue Wege einschlagen: Abgegrenzt für ein Gebiet - eben das Westend - will er diese Trennung aufheben und "an allen Fäden gleichzeitig ziehen".

Geschwindigkeit heißt das Zauberwort des Stadtteil-Beraters. Im Prinzip, sagt er, kümmert er sich um dieselben Aufgaben, für die sich sonst die Aktionsgemeinschaft Westend (AGW) eingesetzt hat - "aber ich kann schneller die richtigen Stellen ansprechen". Deshalb sieht er den kommenden Verfahren zur Wohnraumzweckentfremdung "durchaus optimistisch" entgegen.

Die Sprechstunden von Martin Zabel sind dienstags von 15 bis 18 Uhr im Bürgertreff Westend (Clubraum 7), Ulmenstraße 20. Darüberhinaus ist er im Technischen Rathaus (Zimmer 942), Braubachstraße 15, montags und donnerstags von 8 bis 12 Uhr, sowie telefonisch unter der Nummer 2 12-4 04 95, zu erreichen. rea

Die Mauern vor dem Fluß . . .

(Fortsetzung von Seite 13) der "als ersten Schritt an den Sonntagen". Die beratenden Planer denken sich die Straßen als Flächen "zum Skateboard-, Rollschuh- oder Fahrradfahren", für Auftritte von Künstlern und "Gaststättenfunktionen". In der Wirklichkeit gab es 1991 eine Sperrung von sechs Wochen während der Sommerferien nur auf der nördlichen Mainuferstraße - es blieb damals auch beim nackten Asphalt, ohne kommunikatives Beiwerk.

1992 haben die Automobile wieder völlig freie Fahrt - mit der unverständlichen Begründung des Magistrats, wegen des demontierten Eisernen Steges fehle es an Fußgängern auf dem Ufer. 1993 aber, versprechen die städtischen Planer, werden sie den Gedanken an Rückeroberung der Uferstraßen wieder aufgreifen.

Die "Hafen I" dreht mit kleiner Bugwelle bei. Wunsch und Wirklichkeit: Beim Stadtraum Main liegen sie noch weit auseinander. Das gilt auch für die Öffnung der Ufer als grüne Parkzonen. In Höchst etwa stößt der Spaziergänger am nördlichen Flußsaum auf eine unüberwindliche Barriere: das Werksgelände des Chemiekonzerns Hoechst AG. Mit dem will die Stadt verhandeln, damit auch innerhalb des Fabrik-Areals ein Rad- und ein Fußgängerweg am Wasser entlangführen.

Insgesamt 2,4 Kilometer lang soll die Zone des "Mainufer-Parks" sich eines schönen Tages zwischen Deutschherrnbrücke und Niederräder Brücke erstrekken. Als erstes Teilstück kommt wohl die Weseler Werft am nördlichen Ufer zwischen Flößerbrücke und Honsellbrücke an die Reihe.

Nach langer, scharfer Debatte hat sich im Consilium die Empfehlung durchgesetzt, auch jene Mainufer zum geordneten Park umzugestalten, auf denen heute Grün noch frei wuchert. Beispiel: die Strecke am Südufer zwischen Schlacht- hof und Oberräder Rudererdorf.

Oberstadtbaurat Domany aus Wien: "Die ökologische Zielsetzung muß hinter der Nutzbarkeit zurückstehen." Heute kämen Fußgänger nicht über den Parkplatz am Tiefkai östlich der Flößerbrücke hinaus - er wird "als Sperre empfunden, gerade von Frauen" (Planer Steiger aus Zürich).

Wo das Wasser des Mains noch an aufragende Kaimauern stößt, wollen Consilium und Stadtplaner ein grünes Vorland aufschütten lassen. Beispiel: der Theodor-Stern-Kai in Höhe der Universitätskliniken, der durch eine 30 Meter weit in den Main hineinragende Grünzone ergänzt werden soll. Hinter dem Kai entstehen auf einem dreieckigen Brachgrundstück 300 Wohnungen, vor allem für ärztliches Personal. Dem Fluß bliebe an der Stelle noch eine Breite von 150 Metern.

Auch den Tiefkai am Deutschherrnufer möchte das Consilium in Übereinstimmung mit der Stadt zum Park umformen. Da steht sich der Magistrat selbst im Wege: Gerade ist dort ein Parkplatz für Sachsenhäuser Kneipenbesucher eröffnet worden - den werden Autofahrer nicht gern wieder hergeben.

(Siehe auch rechts: "Kein Luxus . . . ")

Gefährliche Bauchlage

Der plötzliche Säuglingstod ist ein Schreckgespenst: Abends wird das offensichtlich ganz gesunde Baby ins Bettchen gelegt - Stunden später ist es tot. Inzwischen handelt es sich hier um die häufigsten Todesfälle von Säuglingen innerhalb der ersten zwölf Lebensmonate. Jährlich fallen allein in den alten Bundesländern über tausend Babies diesem anscheinend unerklärlichen Tod zum Opfer.

Zwar haben die Kinderärzte einige Risiken ausfindig gemacht, die den plötzlichen Säuglingstod begünstigen. Das sind beispielsweise Komplikationen während der Schwangerschaft und der Entbindung, ein niedriges Geburtsgewicht des Kindes sowie Infektionen seiner Atemwege. Jetzt glaubt ein namhafter deutscher Kinderarzt, einer weiteren, vermutlich sehr wichtigen Ursache für solche Todesfälle auf die Spur gekommen zu sein. Dringend warnte Professor Dr. Gerhard Jorch (Universitäts-Kinderklinik Münster) davor, Kinder während des ersten Lebensjahres auf den Bauch zu betten. Die unlängst noch vielfach empfohlene Bauchlage könne sich nämlich als tödliche Falle für den Säugling erweisen, erklärt der Kinderarzt in der medizinischen Fachzeitschrift "Medical Tribune". Professor Dr. Jorch nennt die Gründe, warum es sich bei einer Warnung an die Eltern und die Kinderärzte keineswegs um Panikmache handelt, sondern um einen Ausdruck berechtigter Sorgen.

Seit Anfang der 70er Jahre die Bauchlage generell empfohlen wurde, nahm die Zahl plötzlicher Säuglingstodesfälle auffallend zu. In Osteuropa und Asien, wo man die Säuglinge nach wie vor zum Schlafen auf den Rücken legt, ist die Zahl plötzlicher Todesfälle um das Zehnfache niedrigger als in den westeuropäischen Ländern. Sämtliche Studien zur Erforschung des plötzlichen Kindestods ergaben, daß rund 80 Prozent der Säuglinge in Bauchlage starben.

Warum es vor rund zwanzig Jahren als besonders fortschrittlich galt, ein Baby bäuchlings schlafen zu lassen, ist heute nicht mehr genau bekannt. Eine Rolle mag dabei gespielt haben, daß Babies in der Bauchlage früher lernen, ihr Köpfchen zu heben und die Welt um sich herum wahrzunehmen. Auch glaubten viele Mütter, daß ihr Kind einen schöner geformten Hinterkopf bekomme, wenn es diesen während des Schlafes nicht "plattlegen" kann. Tatsächlich sind ja die weichen Schädelknochen des Säuglings lange Zeit schon allein infolge des eigenen Körperdrucks auf manchmal viel zu harten Matratzen verformbar.

Druck auf SPD wegen Adria-Einsatzes Politiker von Koalition und Opposition fordern endgültige Klärung der Rechtslage Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt

BONN, 19. Juli. In der Diskussion über die deutsche Beteiligung an der militärischen Embargo-Überwachungsaktion in der Adria haben Politiker von CDU/CSU und FDP am Wochenende den Druck auf die Sozialdemokraten verstärkt, einer Grundgesetzänderung zuzustimmen und damit den Weg für Bundeswehr-Einsätze außerhalb der NATO freizumachen. Koalitions- und Oppositionspolitiker sprachen sich für eine Klärung der umstrittenen Rechtssituation aus.

Nach Ansicht des Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Schäuble (CDU), ist der Adria-Einsatz der Bundeswehr vom Grundgesetz gedeckt. Der am Mittwoch in der Sondersitzung des Bundestages zu beratende SPD-Entwurf, der eine Grundgesetzänderung mit Begrenzung von Bundeswehreinsätzen außerhalb der NATO auf Blauhelm-Aktionen vorsieht, sei "weniger als das Grundgesetz jetzt schon erlaubt", sagte Schäuble der Welt am Sonntag. Trotzdem halte er eine Klarstellung im Grundgesetz für "wünschenswert". Der parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Jürgen Rüttgers, warf der SPD im Kölner Express vor, mit ihrer zögernden Haltung mache sie sich "mitschuldig am Tod von Tausenden unschuldiger Menschen".

Nach Ansicht von Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) sollten deutsche Soldaten bereits im nächsten Jahr an Blauhelm-Missionen der Vereinten Nationen teilnehmen können. Voraussetzung dafür sei allerdings eine verfassungspolitische Klarstellung.

In der SPD hielt die Diskussion über die geplante Verfassungsklage gegen die Adria-Aktion an. Der rechtspolitische Sprecher der Fraktion, Hans de With, riet seiner Partei im Saarländischen Rundfunk von einer Klage ab. Die Verfassungsrichter könnten den Einsatz für "in Ordnung" befinden und damit den Druck auf die SPD für eine weitergehende Grundgesetzänderung verstärken, "die wir nicht wollen".

SPD-Chef Björn Engholm hält die Klage dagegen für notwendig, weil die Regierung den Verfassungsauftrag seines Erachtens verlassen hat. Ohne rechtliche Klärung könne die Bundesregierung "immer neue Variationen durchprobieren und ihren Spielraum immer mehr erweitern", sagte Engholm der Nachrichtenagentur AP. Die SPD-Politiker Horst Niggemeier und Erwin Horn drängten ihre Partei, auch Kampfeinsätzen der Bundeswehr im UN-Auftrag zuzustimmen.

Die rheinland-pfälzischen Grünen kritisierten am Samstag einen Vorschlag der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Grüne für eine Änderung des Grundgesetzes, die Blauhelm-Missionen unter UN-Kommando ermöglichen soll. In einem in Mainz veröffentlichten Schreiben warfen sie den Bonner Parteifreunden vor, mit dieser Linie den bisherigen pazifistischen Minimalkonsens der Grünen aufzukündigen. Bei dem Vorstoß handele es sich um einen "friedenspolitischen Sündenfall ersten Grades".

Der Vertrauensmann der Wehrpflichtigen auf dem Zerstörer "Bayern" in der Adria, Ulf Körschner, kritisierte am Sonntag morgen in einem Gespräch mit der Deutschen Presseagentur (dpa), daß die Soldaten nicht nach ihrem Einverständnis mit dem Einsatz gefragt wurden. Hätte jemand gefragt, ob die Wehrpflichtigen nach Hause wollen, dann "wären alle nach Hause gefahren", sagte er am Sonntagmorgen. Bei einem weiteren Telefonat in Anwesenheit des Kommandanten der "Bayern", Ingo Splettstößer, widerrief er seine Äußerungen. Körschner, der die dpa-Meldung vom Morgen noch nicht kannte, sagte, er fühle sich nicht richtig wiedergegeben. Die dpa blieb jedoch bei der Darstellung des Gespräches. (Bericht auf Seite 4)

Strenggläubige Christen von St. Athanasius pochen auf Tradition Ein Dorn im Auge der Amtskirche Katholischer als der Papst Von Petra Mies

HATTERSHEIM. Frauen mit Schleier knien auf Holzbänken, Schwaden von Weihrauch ziehen durch die Kirche. Vorn am Altar steht Pfarrer Michael Weigl in weißer Kutte, darüber ein grünes Meßgewand - und singt im Wechsel mit den Ministranten das Gloria. Weigls Stimme klingt tonlos, nur am Ende jeder Formel senkt und hebt sie sich. Die Liturgie der tridentinischen Messe, deren Ablauf auf das Konzil von Trient im 16. Jahrhundert zurückgeht, die lateinischen Worte - das alles weckt Phantasien christlicher Mysterienspiele, trägt mittelalterliche Züge.

Tradition schreckt die 200 und mehr Gläubigen, die zu Rosenkranzgebeten, Hochämtern oder Heiligen Messen nach Hattersheim kommen, keineswegs. Im Gegenteil: Weihwasser, klassische Kommunion, bei der die Hostie direkt in den Mund der Gläubigen gelegt wird - auf das alles legen sie größten Wert. Und um die Gottesdienste so und nicht anders zu zelebrieren, sind sie angereist. Autos aus Offenbach, Darmstadt oder Mainz parken in der Schulstraße vor St. Athanasius.

Die fundamentalistischen Christen, der römischen Amtskirche ein Dorn im Auge, fühlen sich katholischer als der Papst. Den Schwenk des Vatikans zur Öffnung gegenüber der Welt tragen sie nicht mit. Die Frau, die ihren Rosenkranz an sich drückt, der Mann, dessen Hände sich beim Gebet fest aneinander pressen - sie halten starr an der Tradition fest.

Warum ist die lateinische Liturgie wichtig? "Weil sie die Glaubenspraxis aus dem Profanen heraushebt", sagt Weigl. "Da kann man nicht weghören wie beim Radio." Wer sich nicht mit dem Katechismus beschäftigt habe, "wer nicht weiß, was in der Messe passiert, für den bleibt auch die deutsche Liturgie sinnentleert".

Der gebürtige Österreicher, ausgebildet im Seminar der Priesterbruderschaft St. Pius X. in Zaitzkofen, ist Nachfolger des legendären Gemeindegründers Milch. Der 32jährige lebt nur donnerstags bis sonntags in Hattersheim, ansonsten bei Glaubensbrüdern in Saarbrücken. Der Gemeinde schade das nicht: "Dadurch, daß ich meinen Glauben regelmäßig bestärke, bleibe ich ein eifriger Priester."

Für den Pfarrer belegen die "toten Augen vieler" die Richtigkeit seines Glaubens. "Alles ist erlaubt, aber die Menschen haben ihr Ziel verloren." Seine Schäflein jedoch nicht; selbst junge Gläubige, organisiert in der Katholischen Jugendbewegung, auch mal mit Weigl beim Fußball ("den kann ich unter der Soutane verstecken"), kommen noch in die Kirche. Oftmals gehe das mit Verlusten von Freunden, immer mit dem Nein zum vorehelichen Verkehr einher. Dennoch: Meßdiener zuhauf, volle Bänke - von der Krise, die Weigl bei der christlichen Konkurrenz beobachtet, offensichtlich keine Spur. "Wir sind verpflichtet, die Kirche, die Herr Jesus eingerichtet hat, auch zu leben." In St. Athanasius geschehe das getreu den biblischen Quellen.

Für den Lefebvre-Anhänger ist die Moderne "vom Glauben abgefallen. Alle haben immer etwas zu tun, fühlen aber nur Leere". Und dabei, missioniert Weigl mit leuchtenden Augen, sei der Mensch doch "für unendliche Glückseligkeit im Angesicht Gottes geschaffen".

Aus der chauvinistischer Perspektive Marcel Reich-Ranicki sprach in der Bad Vilbeler Wasserburg über "Literatur heute"

BAD VILBEL. Wenn einer viel gelesen hat, dann kann er viel erzählen. Mag's Wahrheit oder Dichtung sein. Nicht jedem aber sind soviele geneigt zuzuhören wie Marcel Reich-Ranicki, dem Bestseller der Literaturkritiker. So waren zur Matinée in der Wasserburg Bildungshungrige von nah und fern in stattlicher Zahl - an die 800 mögen es wohl gewesen sein - gekommen, um den Worten des "Literaturpapstes" zu lauschen.

Ehrfurcht sprach da aus den Begrüßungsworten von Bürgermeister Günther Biwer, der sich sicher war, daß Reich-Ranicki "geistige Hilfe für die Stadt" bringe. So sah sie aus: Gewohnt süffisant und sprachgewandt plauderte der langjährige Leiter des Feuilletons der FAZ über "Literatur heute". "Lesen", so Reich-Ranicki, "können Sie ja schließlich selber."

Beispielsweise sein neuestes Buch "Der doppelte Boden". Darin führt er en detail aus, was er dem Publikum in der Wasserburg en passent erklärte: Journalismus darf nicht, aber Literatur muß einen doppelten Boden haben. Ihre Botschaft soll zwischen den Zeilen, im Verborgenen oder wie die Germanisten sagen: in der Zeichenhaftigkeit stecken. Da ist der Leser, die Leserin, gefordert, aus einem Roman, einem Drama, einem Gedicht zu machen, was in ihm steckt.

Die Welt verändern könne Literatur heute nicht mehr, dozierte Reich-Ranicki. Das habe sie den schnellen Medien, dem Fernsehen, dem Funk, der Presse, überlassen müssen. Auch seien moderne Werke durch neue Ausdrucksmittel zunächst nur für eine Minderheit verständlich, sagt der Kritiker, dem es lieber ist, daß ein wenig talentierter Schriftsteller einen Preis bekommt, als das einer der Zunft Not leiden muß. Reich-Ranicki hat Verständnis für die Menschen, denen "Schreiben ein Bedürfnis" ist, einzig er vermißt bei den meisten das Talent dazu. Daraus hat der 72jährige nie ein Hehl gemacht, das genau hat ihm Publicity und Popularität eingebracht. Sein Kommentar zu Gabriele Wohmann: "Gott möge ihr ihre Romane verzeihen." Autoren dürfen eben nicht wehleidig sein.

"Literatur muß auch heute ihre Freiheit verteidigen", fordert Reich-Ranicki. Besonders vor ihren Kritikern, meint die Rezensentin. Vor allem dann, wenn diese vorgeben, "Heuchelei und Verlogenheit auf allen Ebenen bekämpfen zu wollen (Reich-Ranicki)", gleichzeitig aber nicht aus ihrer chauvinistischen Perspektive herauskommen.

Dringend auf der Suche nach einem Tabu, über das nicht geredet, nicht geschrieben werden darf, glaubt ReichRanicki, er habe es gefunden: "Man begibt sich in Gefahr, wenn man die Rolle der Frau kritisiert." Er sei einer, der Literatur nicht nach Geschlechtsteilen bewerte. Wie aber kommt es dann, daß Herr Reich-Ranicki nicht mehr Stil, Ausdruck oder Inhalt der Werke einzelner Autorinnen kritisiert, sondern pauschal urteilt: Gedichte können Frauen zwar noch schreiben ("es mag mit ihrer Emotionalität zusammenhängen"), Romane kaum, geschweige Dramen.

Und das Publikum hört weiter artig zu, schließlich ist es ja etwas anderes, wenn "so einer so etwas sagt". Es ist eben nichts anderes.

CORINNA WILLFÜHR

Piraten erobern den Main Spielschiff "Roter Falke" bietet Platz für 15 Kinder

FRANKFURT A. M. Ahoi, die Flußpiraten kommen! Die Totenkopfflagge knattert im Wind, daneben flattern bunte Wimpel. An Bord winken zehn fröhliche Piraten, ein schwarzes Tuch in Freibeutermanier um den Kopf gebunden und eingepackt in dicke Schwimmwesten. Stolz zerschneidet der "Rote Falke" die Wellen des Mains, als Kapitän Eberhard Roth Richtung Ufer steuert. Ein gekonntes Anlegemanöver, Leinen fest - geschafft, die Jungfernfahrt des Spielschiffes vom Verein Abenteuerspielplatz Riederwald ist beendet. Die Piraten, vier- bis zehnjährige Jungen und Mädchen, haben wieder festen Boden unter den Füßen.

Nach den Spielmobilen, die überall dorthin rollen, wo es zuwenige Spielplätze für Kinder gibt, nun ein Spielschiff. "Der Gedanke liegt eigentlich nahe", erklärte Betreuer Roth: "Der Main fließt mitten durch die Stadt, aber die Kinder können ihn nicht erfahren, höchstens mal mit dem Tretboot." Mit dem "Roten Falken" können Frankfurter Kinder nun über die Mainwellen reiten, um Fluß und Stadt zu erkunden. "Die Kids waren ganz aufgeregt, als sie merkten, daß es auch auf dem Main richtige Wellen gibt und es ganz schön schaukelt, wenn man quer liegt", berichtete Roth von den ersten Erfahrungen von Kindern und Betreuern.

Zwölf Meter lang und knapp drei Meter breit ist das dieselgetriebene Flußboot. Gebaut als Personenfähre für die Fahrt zwischen Fechenheim und Offenbach war das Schiff später als Forschungsfahrzeug der Senckenberggesellschaft im Dienst. Nachdem es dort ausgemustert worden war, gehörte es erst einem Privatmann, schließlich kaufte der Abenteuerspielplatz das Boot für 10 000 Mark. Ebensoviel war für die gründliche Überholung des "Roten Falken" fällig.

15 Kinder mit zwei Betreuern passen ins Boot. "Aber ohne Schwimmweste kommt kein Kind an Bord", versicherte "Käpt'n" Roth. Das Spielschiff soll als zusätzliches Angebot immer dort festmachen, wo auch das Spielmobil gerade steht: In Fechenheim. Dort macht das Spielmobil von Montag, 27. Juli, bis Freitag, 31. Juli, auf dem Burglehen Station. Von montags bis donnerstags, jeweils zwischen 13 und 18 Uhr, sind Ausflüge mit dem Spielschiff geplant. Dazu gehören nicht nur Rundfahrten, sondern auch Gewässeruntersuchungen. Die Biologiestudentin Annette Kiehl will zusammen mit Kindern herausfinden, was alles im Main schwimmt.

Bei der Jungfernfahrt war es jedoch vor allem das Schiff selbst, das die Kinder begeisterte. Sofort hatten sie das Boot erobert, wie sich das für richtige Piraten gehört. "Käpt'n" Roth mußte erklären: wie das Ruder funktioniert oder die beiden Gashebel. Jungen und Mädchen rannten durch die Kajüte oder kletterten übers Deck. Isabella (vier Jahre) und Sabrina (acht Jahre) hatten aber bald ihren Lieblingsplatz entdeckt: vorne am Bug, wo es besonders schön schaukelt und manchmal Wasser über die Reling spritzt. "Das ist viel schöner als mit dem Tretboot", lachte Sabrina. big

Hier fühlen sie sich "heimisch" CDU-Frauengruppe trifft sich regelmäßig im Haus Dornbusch

DORNBUSCH. Eigentlich sei es schwer, sich in einer großen Partei wirklich "heimisch" zu fühlen, sagt Gisela Zalewski. Sie leitet die Frauengruppe der CDU, die sich einmal im Monat im Café des "Haus Dornbusch" trifft. In dieser Gruppe jedoch, sagt sie, gebe es die familiäre Atmosphäre noch.

Darum nimmt sich der Kreis auch nur dann ein festes Thema vor, wenn ein Gastredner eingeladen ist und einen Vortrag hält. "Sonst reden wir über alle möglichen politischen Themen", erklärt Frau Zalewski: "Über alles, was uns interessiert." Schließlich seien die 30 Damen, die regelmäßig zu den Treffen kommen, "politisch sehr beschlagen" und "gut informiert".

So beschäftigt auch die Kommunalpolitik die engagierten Frauen, die aus verschiedenen Stadtteilen kommen. Ein wichtiges Thema ist die Verkehrsberuhigung. So werde es den Autofahrern in der Stadt so schwer gemacht. Die Unsicherheit in U- und S-Bahnen, in der Innenstadt und am Bahnhof macht den Frauen zwischen 50 und 85 Jahren zu schaffen. "Viele ältere Menschen trauen sich ja nicht mehr auf die Zeil", macht Frau Zalewski deutlich.

Gelegentlich organisiert der Kreis auch Ausflüge und Besichtigungen: Demnächst soll es in die BASF-Fabrik gehen, eine Fahrt nach Hofheim steht an. Im September wird die Gruppe wie jedes Jahr einen Flohmarkt vor dem "Haus Dornbusch" organisieren. Geschirr, Kleidung, Bücher - alles, was über das Jahr hinweg gespendet wird, bietet der Frauenkreis zum Verkauf an. Der Erlös geht auch diesmal an den Verband "Weißer Ring".

Weitere Informationen gibt Gisela Zalewski, Telefon 47 38 08. sen

Wohin mit dem Bolzplatz? Ortsbeirat 7 bemängelt Pläne für Niddatal-Spielplatz

HAUSEN. Die Frage ist nicht ob, sondern wo die Kinder und Jugendlichen aus dem Stadtteil Hausen auf dem künftigen Spielplatzgelände "Am Niddatal" Fußball spielen werden. Für den etwa 800 000 Mark teuren Umbau des Geländes zwischen der Nidda und der Willi-BrundertSiedlung liegen die Pläne vor, nach denen der Bolzplatz vom Rand des Spielgeländes, wo er sich heute befindet, in die Mitte verlegt werden soll.

Ganz anders sieht es eine Mehrheit des Ortsbeirats 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim, Westhausen), die in diesem Fall aus SPD, CDU und FDP besteht und die gegen die Verlegung des Fußballfeldes ist. "Die Verletzungsgefahr, die von dem Bolzplatz an neuer Stelle ausgehen würde, ist zu groß. Ansonsten stimmen wir dem Umbau zu", erläuterte Horst Hofmeister, Fraktionsvorsitzender der SPD, die Position seiner Partei.

Als einzige Partei im Ortsbeirat 7 unterstützen die Grünen die Umbaupläne ohne Vorbehalte. "Der neue Bolzplatz wird zwar in der Mitte liegen, aber die Verletzungsgefahr ist durch die Entfernung zu den anderen Spielgeräten praktisch nicht vorhanden", erklärte Peter Gärtner, Fraktionsvorsitzender der Grünen, und fügte hinzu: "Ansonsten ist die naturnahe Gestaltung hervorzuheben."

"Auf dem 30 000 Quadratmeter großen Gelände in der Nähe der Nidda soll nach den Plänen der Hannoveraner Garten- und Landschaftsarchitektinnen Christine Früh und Dörthe Büttner eine Art Spielpark entstehen", erläuterte Thomas Maertens, städtischer Landschaftsplaner beim Garten- und Friedhofsamt. Im Frühjahr des vergangenen Jahres hatte die Stadt einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben, den die beiden Planerinnen aus Hannover für sich entscheiden konnten.

Deren Entwurf sieht vor, mehr "aktive" Spielgeräte aufzustellen und Kies, Sand und Holz zum Spielen und Bauen anzubieten. Für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren sind Rutschbahnen, Kletterfelsen und eine Seilbahn vorgesehen, die sich auf einem durch Hecken abgegrenzten Gebiet befinden werden. Jugendliche können sich zukünftig auf dem Gelände für BMX-Fahrräder vergnügen oder dem runden Leder auf der Bolzwiese hinterherjagen. Denn: Aus dem derzeitigen Aschenplatz wird ein Rasenplatz, dessen Boden nach den Worten von Thomas Maertens "besonders belastbar" angelegt werden soll.

Der Umbau ist für das kommende Frühjahr geplant. "Bis dahin bleibt noch Zeit, etwaige Fragen zu klären und auf die Ablehnung des Ortsbeirats 7 einzugehen", kommentierte Landschaftsplaner Maertens. Nach seinen Angaben wird im September Umweltdezernent Tom Koenigs die Umbaupläne mit den Stadtteil- Politikern diskutieren. ara

Gefährliche Bauchlage 2

Auch Professor Dr. Karl H. P. Bentele (Universitäts-Kinderklinik Hamburg-Eppdendorf) ist der Meinung, daß die Bauchlage vor allem den Eltern einen ruhigeren Schlaf erlaubt, weil die Säuglinge seltener aufwachen und weniger schreien. Liege indessen nur die geringste gesundheitliche Beeinträchtigung vor, so könne die Bauchlage lebensbedrohlich werden. Gefährlich ist es vor allem, wenn das Kind auf dem Gesicht liegt. Preßt es Nase und Mund fest auf die Unterlage und ist noch nicht kräftig genug, sich aus dieser Situation durch Rollen auf die Seite zu befreien, droht ihm Gefahr. Das gilt ebenfalls, wenn es einen Schnupfen oder einen grippalen Infekt hat. Manchmal liegen auch Störungen in den Atemwegen vor.

Der gefürchtete Krupp- oder Pseudo-Krupp-Husten gehört gleichermaßen zu den Risikofaktoren wie schlechte und stickige Luft. Außerdem ist das zu warme Einbetten des Kindes mit seitlich abschirmenden Kopfkissen falsch, weil es so zu wenig Luft bekommt und insbesondere in Bauchlage leicht ersticken kann. Auch ein Wärme- und Hitzestau durch zu warme Bekleidung und zu schwere Dekken schadet manchem Kind.

Ob die Vermutung zutrifft, daß Säuglinge, die gestillt werden, weniger anfällig für den plötzlichen Kindestod sind als Babies, die Flaschennahrung bekommen, muß erst noch geklärt werden. Jedenfalls rät Professor Dr. Jorch vorerst allen Eltern, ihren Säugling sicherheitshalber zum Schlafen nicht mehr auf den Bauch, sondern auf den Rücken zu legen. Das Köpfchen kann abwechselnd zur rechten oder linken Seite gewendet werden, damit das Kind beim Schlafen keine einseitige Körperhaltung einnimmt. Sobald es selbst die Fähigkeit zum Herumdrehen entwickelt hat, ist die gelegentliche Bauchlage nicht mehr so gefährlich wie in den ersten Lebensmonaten. Kinderärzte müssen den Eltern sagen, daß die Bauchlage für Neugeborene und Säuglinge nach neuesten Erkenntnissen ein Fehler sein kann, den das Kind unter unglücklichen Umständen sogar mit dem Leben bezahlt. Dr. med. HANNS H. WENK

24 Kinder aus Bychow sind eingetroffen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die lang erwarteten 24 Ferienkinder aus der weißrussischen Stadt Bychow sind eingetroffen. Nachdem sie in ihrer Heimat gegen vier Uhr morgens aufgebrochen waren, erreichten sie mit Bus und Flugzeug am späten Freitag abend Mörfelden-Walldorf. Dort wurden sie im Naturfreundehaus "Waldheim Artur Wolf" in Mörfelden untergebracht. Die Jungen und Mädchen - elf bis 16 Jahre jung - kamen im Rahmen einer Freizeitaktion der Friedensinitiative (FI); mit Unterstützung der Stadt und des Kreises. Die jungen Besucher stammen nach Auskunft von FI-Sprecherin Claire Linke aus sozial schwächeren Familien aus jenem Bereich der früheren UdSSR, der besonders stark durch die Katastrophe im Atomkraftwerk von Tschernobyl betroffen ist.

"Es lief völlig problemlos", berichtete Claire Linke gestern über die aufregenden ersten Stunden der durch viel ehrenamtliches Engagement möglich gewordenen Aktion. Die Kinder hätten sich schon ganz gut eingelebt und seien eigenem Bekunden nach sehr zufrieden. Am Samstag wurden die Jungen und Mädchen zunächst ein wenig über die Umgebung und das Programm informiert, am Sonntag ein kleiner Ausflug unternommen. Darüber hinaus blieb reichlich Zeit für eigene Aktivitäten. So konnten die einen nach Herzenslust auf dem Freigelände am Naturfreundhaus herumtollen, die Größeren veranstalteten am Samstag abend spontan eine Disco-Party. Schon die ersten Erfahrungen dieser Begegnung berechtigen laut Claire Linke zur Hoffnung: "Es wird Spitze." cas

Taschenrechner wird zu einer "heißen Spur" Neue Erkenntnisse im Mordfall Blanka Zmigrod Von unserem Mitarbeiter Matthias Arning Eine neue Spur verfolgt die Mordkommission im Fall Blanka Zmigrod: Die 68jährige, die in der Nacht zum 23. Februar durch einen Pistolenschuß in den Kopf auf dem Weg zu ihrer Wohnung im Westend getötet worden war, könnte von einem Drogenhändler umgebracht worden sein. Bislang ist es der Polizei nicht gelungen, berichtete Oskar Schaub, der Leiter der Mordkommission, am Sonntag auf Anfrage der FR, "den Mann zu identifizieren". Auf die Spur des bislang Unbekannten kam die Mordkommission im Fall Blanka Zmigrod, die als Garderobiere im Restaurant "Mövenpick" am Opernplatz gearbeitet hatte, bei der Befragung einer Kollegin: Sie war am 21. Februar von Frau Zmigrod bei einem Gespräch hinzugezogen worden, bei dem der Verdächtige Frau Zmigrod beschuldigte, ihm einen Taschenrechner gestohlen zu haben. "Sehr aggressiv", berichtete Schaub, habe sich der Mann verhalten und in die Handtasche von Frau Zmigrod gucken wollen. Bereits drei Tage zuvor hatte er in dem Restaurant angerufen und erklärt, daß ihm aus seinem Mantel, den er an der Garderobe abgegeben hatte, ein Taschencomputer entwendet worden sei. Bei seinem persönlichen Erscheinen am 21. Februar kündigte er an, daß er drei Tage später, also am 24. Februar, wieder kommen werde. Daß er intensiv nach dem Computer suchte und für dessen Fund 200 Mark Belohnung aussetzte, mache deutlich, sagte Schaub, daß "der Rechner eine besondere Bedeutung hat".

Deswegen habe sich die Mordkommission mit den Kollegen vom Rauschgiftkommissariat in Verbindung gesetzt. Ergebnis: "Rechner dieser Art werden im gehobenen Milieu gebraucht", sagte Schaub, etwa um ausstehende Zahlungen zu registrieren und Telefonnummern zu speichern. Kurzum: Die Computer dienen den Rauschgifthändlern "für ihre eigene Logistik".

Also könnte Blanka Zmigrod umgebracht worden sein, weil der Täter in ihrer Handtasche den Rechner vermutete? Möglich, schätzte Schaub, denn "eigenartig" sei es doch, "wie aggressiv er Nachforschungen nach dem Rechner angestellt habe". Zudem sei es für einen Straßenraub ungewöhnlich, daß das Opfer erschossen werde: Kurz nach Mitternacht war es zu der Bluttat gekommen. Blanka Zmigrod hatte die Fahrbahn des Kettenhofweges überquert. Nur Sekunden danach, so berichtete später ein 57jähriger Zeuge der Polizei, habe er einen Schuß gehört und gesehen, wie ein junger Mann sich über die am Boden liegende Frau gebeugt habe, ihr die Handtasche entriß und mit dem Fahrrad in Richtung Bokkenheimer Landstraße flüchtete.

Da der mögliche Täter mit einem Rad unterwegs war, wird von der Polizei nach wie vor eine zweite Spur verfolgt: Gesucht wird nach einem Straßenräuber, der verdächtigt wird, im Bereich des Opernplatzes zahlreiche Überfälle auf ältere Frauen begangen zu haben. Zudem gibt es bei dem Verdacht gegen den Rauschgifthändler "sicherlich einen Unsicherheitsfaktor", erklärte Schaub, denn die Beschreibung des Tatzeugen unterscheide sich von der, die die Kollegin geliefert habe: Nach ihrer Beschreibung soll der Mann 35 Jahre alt und 1,70 Meter bis 1,75 Meter groß sein. Er hatte dunkles Haar, ein blasses Gesicht und schmale Lippen. Er trug einen Trenchcoat und einen flachen Hut mit runder Krempe. Der Tatzeuge hatte ihn als 30- bis 40jährigen schlanken Mann beschrieben.

Trotz der verschiedenen Beschreibungen, sagte Schaub, werde der Spur gefolgt, da es vorkomme, daß Täter unterschiedlich beschrieben würden. Zugleich falle der Mord aus der Reihe anderer Überfälle raus, da das Opfer getötet wurde: "Hätte er nur geraubt, hätte die Frau ihn identifizieren können." Hinzu komme, daß der Mann, der sich als Schwede ausgegeben habe, nicht - wie angekündigt - am 24. Februar in das Restaurant zurückgekehrt sei. Hinweise werden von der Polizei unter den Nummern 75 54 011 und 75 54 040 entgegengenommen.

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 19. Juli (FR). Im Küstenbereich anfangs wolkig, im übrigen Bundesgebiet Sonne und Temperaturen bis 35 Grad, sagt das Wetteramt vorher. Weitere Aussichten: aufkommende Gewitter, sehr schwül. (Siehe auch Lokalteil)

Im "Zipfel": Zwei Pfeiler bleiben als Mahnmal

WILDECK-OBERSUHL. Samstag, 16.10 Uhr. Mit einem gewaltigen Knall explodieren im Richelsdorfer Tal an der Autobahn A 4 (Bad Hersfeld- Eisenach) im "Thüringer Zipfel" 696 Kilogramm Sprengstoff. Es war das programmierte Ende eines unvollendeten Überbleibsels. Von den sieben sandsteinverblendeten 23,90 Meter hohen Pfeilern der einst an dieser Stelle von den Nazis geplanten Autobahnbrücke fielen vier um. Für den 5. Pfeiler war eine Nachsprengung um 20.05 Uhr erforderlich. Die Pfeiler Nummer sechs und sieben bleiben stehen - aus Gründen des Denkmalschutzes und als Mahnmal für einige hundert Zwangsarbeiter, die während der siebenjährigen Bauzeit (1938-1945) ums Leben kamen.

Vielen Millionen Autofahrern, die in den vergangenen zwei Jahren auf der Autobahn im hessisch-thüringischen Grenzgebiet durch den Thüringer Zipfel fuhren, waren die sieben Pfeiler ein vertrautes Bild. Eine Zeitlang bestand die Hoffnung, sie beim geplanten Bau einer modernen Spannbetonbrücke über das Richelsdorfer Tal nahe Wildeck (Hessen) und Gerstungen (Thüringen) miteinbeziehen zu können. Doch gründliche Untersuchungen machten bald deutlich, daß die Pfeiler den Belastungen einer modernen sechsspurigen Autobahnbrükke nicht gewachsen wären.

Die glattgesägten Sandstein-Quader - pro Pfeiler etwa 1000 Quadratmeter Fläche - waren von den Nationalsozialisten aus Frankreich herbeigeschafft und übereinandergebaut worden. Das Innere der Ummauerung wurde dann jeweils mit rund 2400 Kubikmeter qualitativ sehr unterschiedlichem Beton ausgegossen.

Die Vorbereitungen für den "Tag X" bedeuteten für Sprengmeister Jürgen Nöllke (Eschwege) und seine Mitarbeiter zehn Tage Knochenarbeit. Im Sockelbereich der fünf Pfeiler wurden einseitig jeweils 87 Löcher (Durchmesser 51 mm) bis zu vier Meter Tiefe gebohrt. Nach der Formel "Reihenabstand mal Bohrlochabstand mal Bohrlochtiefe mal spezifischem Sprengstoffwert mal Verdämmwert und etwas Fingerspitzengefühl" rechnete Nöllke pro Loch 1,6 Kilogramm Industrie-Sprengstoff (Ammongelitt II) aus - insgesamt 696 Kilogramm.

Nur den wenigsten Menschen ist wohl bekannt, unter welchem Umständen diese steineren Riesen in der Zeit des Nazi-Terrors entstanden. Deutsche und Österreicher machten 1938 im Rahmen des Reichsarbeitsdienstes den Anfang. Doch schon bald nach Kriegsausbruch wurden in der nahen Umgebung von Obersuhl, Untersuhl und Richelsdorf Lager mit Kriegsgefangenen aus Polen, Italien und der Sowjetunion eingerichtet und diese verstärkt beim Brückenbau eingesetzt.

Fritz Buchenau, ein heute pensionierter Eisenbahner aus Wildeck- Obersuhl, kann sich noch an diese Neue Brücke soll im Juni 1994 fertig sein Zeit erinnern und hat den Brückenbau mit vielen Fotos aus seiner "Box" dokumentiert. "In der Bevölkerung wurden die Gefangenenbaracken auch Seuchenlager genannt, weil viele Menschen krank waren und Tbc hatten", berichtet er der FR.

Viele hundert Zwangsarbeiter verhungerten, starben an Krankheiten oder kamen bei Unfällen auf der Baustelle ums Leben. Während die russischen Opfer bereits Anfang der fünfziger Jahre von der DDR ins nahe Untersuhl umgebettet wurden und ein Ehrenmal erhielten, konnten 80 italienische Tote erst nach dem Fall der Grenze im Oktober 1990 von Angehörigen der italienischen Armee exhumiert und in ihre Heimat überführt werden. Weil noch viele Opfer vermißt werden, sollen die zwei restlichen Pfeiler - so vereinbarten es die Länder Hessen und Thüringen - auch als Mahnmal dort stehenbleiben.

Die Brückensprengung am Samstag entwickelte sich fast zu einem Volksfest. An den Hängen des Richelsdorfer Tales standen dichtgedrängt die Menschen, sehr viele mit Fotoapparaten, Videokameras. Großeinsatz auch für Polizeibeamte aus Bad Hersfeld und Eisenach, die mit der Sicherheit im 300-Meter-Umkreis jedoch keine Probleme hatten. Der Verkehr auf der Autobahn mußte für etwa 15 Minuten gestoppt werden.

Innerhalb von 6,7 Sekunden war dann alles vorbei - und eine kilometerlange, riesige Staubwolke wurde vom Wind in Richtung vieler hundert Zuschauer getrieben, die fluchtartig davonliefen. Doch Pfeiler Nummer 5 blieb unprogrammgemäß stehen. Wie sich bei einer Untersuchung herausstelle, gab es im Innenraum einen unbekannten Kontrollgang, in dessen Hohlraum ein großer Teil der Sprengstoffladung verpuffte. Knapp vier Stunden später lag aber auch er nach einer Sondersprengung mit 50 Kilogramm auf dem Boden.

Die 12 000 Kubikmeter Altbeton werden recycelt und für den Feldwegebau genutzt, ein Teil der Sandsteine soll auch verkauft werden. Für die Autofahrer auf der Autobahn A 4 durch den Thüringer Zipfel wird die Brükkensprengung zunächst keine Auswirkung haben, sie müssen weiterhin mit Tempo 40 durch die Z-Kurve im Talgrund fahren und auf spürbare Erleichterung warten. Gebaut wird über den Talgrund auf neun Doppelpfeilern die neue "Talbrücke Richelsdorf" als Balkenbrücke in Spannbeton: 584 Meter lang, 40 Meter hoch und 32 Meter breit mit drei Fahrspuren in jede Richtung. Kosten: rund 42 Millionen Mark. Auf jeder Fahrbahnseite wird es eine 1,20 Meter hohe Lärm- und Spritzschutzwand geben. Die beiden Widerlager sollen übrigens mit Sandstein-Quadern verblendet werden, die von den gesprengten alten Brückenpfeilern stammen.

Die nördliche Hälfte der modernen Brücke soll übrigens schon im September 1993 zur Verfügung stehen, während am 15. Juni 1994 - so der "feste Termin" des Autobahnamtes - die sechsspurige Talbrücke fertig sei.

MARTIN ANGELSTEIN

"Aids geht alle an"

(Fortsetzung von Seite 13)

Ein weiteres Indiz dafür, fand auch Stephan Grütering, daß "sich politisch schon etwas getan hat". Etwa, daß es möglich wurde, das lesbisch-schwule Kulturhaus einzurichten: "Das war unsere Ackerei", sagte der Organisator der Kulturwoche, "das wir das kriegen." Denn gesehen werden müsse auch, "daß wir inzwischen ein Kulturveranstalter sind", eine feste Größe im kulturellen Leben der Stadt: Eine Woche lang brachten sie Theaterstücke auf die Bühne, lieferten Informationen über Lesben- und Schwulen-Projekte und unterhielten das Publikum mit Chansons. Für die Buchmesse im Herbst, kündigte Grütering an, werde die Vergabe des ersten Deutschen Schwulen-Buch-Preises vorbereitet.

"Die Stadt", vermutete der Organisator, "ist sich der Einzigartigkeit des Kulturhauses gar nicht bewußt." Noch werde ignoriert, daß es "unser Ziel ist, keine Getto-Kultur zu machen", sich nicht zu verschließen: "Wir wollen uns öffnen, damit gegenseitige Vorurteile abgebaut werden." Deswegen sei es nötig, neben den beiden Stockwerken im Kulturhaus in der Klingerstraße weitere Räume zu bekommen. Nicht zuletzt, weil das ein Ort ist, "wo wir hingehören", ein Platz, "der zum schwulen Dreieck gehört".

Durch das "Quartier der Subkultur" führte auch der Rundgang "durch die schwule Geschichte Frankfurts" am Samstag nachmittag: Am Gericht vorbei lenkte Christian Setzepfant den historischen Streifzug durch den Anlagenring zum "ehemaligen anderen Ufer", dem früheren Schwulenzentrum in der Mercatorstraße. Nach drei Stunden endete der Rundgang am Dominikanerkloster, denn die Dominikaner, meinte Setzepfant, "waren die miesesten Verfechter der Inquisition". ing

Auch heute noch ist der Limeswall fest in der Hand der Militärs "FR-mobil" auf Schusters Rappen entlang eines 2000 Jahre alten Denkmals / "Rollende Redaktion" ist heute in Karben

WETTERAUKREIS. Durch einen Krieg spazierten die FR-mobil-Wanderer am Samstag. Er kam recht überraschend: Gerade hatte das Grüppchen aus FR-Lesern, Redakteuren und Mitgliedern des Taunus-Clubs noch Heidelbeeren genascht. Man kraxelte den stillen, waldigen Anstieg zum Steinkopf hinauf, freute sich bereits auf die Jause im Forsthaus Winterstein. Dann kam das Gipfelplateau: Linker Hand überragte ein Fernsehturm die Wanderer. "Radio Link Site of Deutsche Bundespost. Parking Prohibited" drohte ein Schild am verrammelten Eingang. Davor tummelten sich US-Soldaten mit Stahlhelm und Sturmgewehr. Tief brummte es an fünf oder sechs Stellen im Walde: Generatoren versorgten die Einsatz-Computer in den gut getarnten Gefechtszelten mit Strom. Wer hier wohl bekämpft wird? Die Kriegsleute sagten es nicht. August Will vom Taunusclub floh mit den Wanderern 200 Meter abseits, auf einen altersgrünen Turm aus Eichenstämmen. Da oben rauschte nur noch der Wind, und der Blick schweifte bis zum Gießener Dünsberg, über die halbe Wetterau zum Vogelsberg. Weiß und rot leuchteten die winzigen Häuser aus den Spielzeugdörfern zum Winterstein herauf. Der Krieg am Fernsehturm ließ sie unberührt. Gott sei Dank!

Die Wanderung durch Krieg und Frieden kam im Zuge der zweiwöchigen FR- mobil-Aktion zustande. Darin sucht die Redaktion auf vielfältige Weise direkteren Kontakt zur "Wirklichkeit" und zur Leserschaft. Am Freitag besuchte sie beispielsweise Kleingärtner in Bad Vilbel. Am heutigen Montag taucht das FR-mobil-Team in den Arbeitsalltag der Karbener Büromöbel-Fabrik König + Neurath ein. Die samstägliche Taunuswanderung mit dem Limes-Experten August Will und konditionsstarken FR-Leserinnen und -Lesern brachte allen einen tüchtigen Hunger. Und die Einsicht, daß der Waldspaziergang eine spannende Sache ist. Wenn man Augen, Ohren und Nase offenhält.

Wieso die Nase? Der Wald überwältigt sie mit ungewohnten Gerüchen. Mal duften die Nadeln der sterbenden Fichten, dann ein Kraut mit unbekanntem Namen. In der nächsten feuchten Niederung modert der Boden und lockt ein Pilz mit dem Namen Stinkmorchel die Insekten mit seinem Aasgestank. Auf daß sie seine Sporen in alle Welt verstreuen. Etwa zehn Kilometer wanderte die Gruppe am Samstag, vom Gasthof Winterstein (oberhalb der Raststätte Wetterau) am Limes entlang bis zur Kapersburg und zurück. Die Tour dauerte fünf Stunden. Wegen der wilden Kirschen am Wegesrand, der Him- und Heidelbeeren. Und wegen der vielen Details, die August Will den Mitwanderern am Limes zeigte.

Nicht weit vom Gaulskopf wischte er das alte Buchenlaub zwischen zwei Stämmen beiseite. Drei Meter vor dem Hauptwall verlief hier die römische Palisade. Noch immer sind die 1900 Jahre alten Pfostenlöcher zu sehen - als dunkle Flecken im Waldboden. 50 Meter von hier, schräg hinterm Hauptwall, liegt ein kleiner Hügel im Wald. Dort stand ein Holzturm, auf dem fünf oder sechs Soldaten der 22. Legion nach feindlichen Chatten Ausschau hielten. Diese Ur-Hessen schoren sich angeblich nur dann die Bärte, wenn sie jemanden umgebracht hatten. Kein Wunder, daß die Römer beim Auftauchen bewaffneter Chatten-Trupps gleich Alarm schlugen. Vom (1923 rekonstruierten) Steinturm auf den Gaulskopf holten die Licht- oder Lautsignale via Kapersburg und Johannisberg Verstärkungskohorten aus der Saalburg und der Friedberger Kaserne herbei. Am Limes war der Wald zwecks besserer Übersicht gerodet. Auch am Ockstädter Kastell, das sich heute hinter Fichtenschonungen versteckt. Etwa 150 Mann von der taktisch selbständigen provinzialen Hilfstruppe der Römer lebten einst im Klein-Kastell mit seinem Flechtzaun und dem sechsekkigen Steinturm. Es wurde um 100 nach Christus durch die Kapersburg ersetzt. Am jetzt mit Eichen bestandenen Viereck fanden die Wanderer am Samstag eine Militär-Taschenlampe mit verrosteten Batterien. In der Nähe liegt eine Patriot-Raketenstellung der US-Armee, außerdem das etwa 150 Hektar große US- Munitionsdepot Wehrheim-Köppern. Und das riesige Winterstein-Truppenübungsgelände. Der 150 Millionen Jahre alte Quarzitrücken am Wetterau-Westrand ist immer noch Soldatenland. Die Wandergruppe passierte so manche Fichte und Lärche mit durchscheinender Krone und aufgerissener Rinde. "Diese Bäume sind alle hinfällig", sagte August Will. Bodenverdichtung und Motorenöl aus den Manövern haben ihnen zugesetzt.

Doch früher wurde der Wald noch viel stärker geschädigt, erfuhren die Wanderer. Zwischen der Kapersburg und Rosbach erstreckte sich bis 260 nach Christus auf dem kahlgeschlagenen Hang die Zivil-Siedlung der Kaserne. Unterhalb davon sieht man noch die flachen Randwälle der römischen Äcker. Und die tiefen Rinnen der einst über den Taunus laufenden Fernstraßen vom Süden in den Norden. Sobald eine Wegschneise zu tief wurde, trampelte man daneben einfach eine neue.

Der Wald ringsum wurde auch nach der Römerzeit gerodet. Die Nauheimer brauchten jede Menge Feuerholz, um das Salz aus ihrer Sole herauszusieden. Vor 150 Jahren war der Taunus fast kahl. Nur noch Büsche wuchsen dort.

Danach beuteten Forstwirte das Mittelgebirge mit Fichten-Monokulturen aus. Inzwischen wachsen auch Ebereschen, Buchen und Eichen, stellten die Wanderer erfreut fest. Etwas unterhalb vom Winterstein fanden sie sogar einen großen Eßkastanien-Baum. Der Standort wird nicht verraten. Denn seine Maronen reichen nicht für alle. KLAUS NISSEN

Mit seinem Rücktritt stahl Havel den Slowaken die Schau Die Entscheidung des Staatspräsidenten und die Souveränitätserklärung in Bratislava läuten das Ende der CSFR ein

Der vorläufig letzte Akt im tschechoslowakischen Scheidungsdrama geriet zum Fernduell. Kaum hatte der slowakische Premier Vladimir Meciar die ledergebundene Souveränitätserklärung der Slowakei unmittelbar nach ihrer Annahme durch das Parlament in Bratislava (Preßburg) mit nur mühsam verhohlenem Triumpf den Kameras der Fernsehteams aus aller Welt präsentiert, verbreiteten die Presseagenturen aus Prag die Nachricht vom Rücktritt Vaclav Havels als Präsident der CSFR.

Selbst mit dem endgültigen Eingeständnis seiner Niederlage im Ringen um die Föderation hatte Havel den Bemühungen seines Gegenspielers noch einmal einen Dämpfer versetzt. Würdigungen des scheidenden Staatsoberhaupts als Symbolfigur des beharrlichen Kampfes um Demokratie und Menschenrechte überlagerten am Wochenende die Reaktionen der Öffentlichkeit auf den Von Ulrich Glauber (Prag) slowakischen Parlamentsbeschluß, der laut Meciar ein "Signal an die europäischen Länder" sein sollte, daß die Slowakische Republik von ihnen künftig als "Gleicher unter Gleichen" behandelt werden will.

Unprätentiös wie gewohnt begründete Vaclav Havel am Freitagabend seinen Landsleuten in einer zehnminütigen Fernsehansprache seinen Entschluß. Nach der Entwicklung, die der slowakische Emanzipationsprozeß nun genommen habe, könne er seinen Eid auf die Verfassung der CSFR nicht mehr angemessen erfüllen. In seiner politischen Arbeit werde er jedoch fortfahren, "wo das meiner Ansicht nach Sinn hat und wo mir dazu Gelegenheit gegeben wird", kündigte der erste Anwärter auf das noch zu schaffende Amt eines tschechischen Präsidenten an. Mit dieser Formulierung bekräftigte Havel indirekt seine Absicht, die Funktion des tschechischen Staatsoberhauptes nur dann zu übernehmen, wenn damit über rein repräsentative Pflichten hinaus politischer Einfluß verbunden ist.

Nachdem sich Havel demonstrativ mit "Auf Wiedersehen" von den Zuschauern verabschiedet hatte, erklang - vermutlich zum letzten Mal - die Hymne des Staatspräsidenten der CSFR. Auch wenn der Rücktrittsentschluß angesichts der jüngsten Entwicklung keine Überraschung bedeutet, mag manchem der tschechischen und wohl auch der slowakischen Zuschauer beim Hören der Fanfarenklänge ein Schauer über den Rükken gelaufen sein. Zweieinhalb Jahre nach der umjubelten Wahl des ehemaligen Dissidenten zum Staatsoberhaupt müssen sich viele Bürger erst noch an den Gedanken gewöhnen, daß der in beiden Republiken immer noch sehr beliebte, international renommierte Havel der letzte Präsident in der fast 75jährigen Geschichte der Tschechoslowakei gewesen ist.

Verantwortlich für den Zerfall der Föderation kann den Mann, der in den ersten Monaten nach dem Sturz des verhaßten Regimes im November 1989 die unangefochtene Integrationspersönlichkeit war, niemand machen. Frühzeitig hat Havel die Gefahr der verschleppten Reform einer widersprüchlichen Verfassung erkannt, die aus der kommunistischen Ära übernommen worden war. Mit Intiativen zu einer Parlamentsreform und für eine Veränderung der Rolle des CSFR-Präsidenten versuchte er gegenzusteuern. Gescheitert ist er vordergründig an der Blockade-Politik vor allem der slowakischen Abgeordneten im Föderalparlament. Gescheitert ist der differenziert denkende und tolerant handelnde Humanist vor allem an der Sehnsucht seiner Landsleute nach unkomplizierten Lösungen, die sich die Slowaken mehrheitlich von der Selbständigkeit ihrer Republik und die meisten Tschechen von der radikalen Verwirklichung eines neoliberalen Reformkonzepts erwarten.

Nach Havels Rücktritt ist die Suche nach einem Kandidaten für das Amt eines CSFR-Präsidenten, dessen Wahl nach bisheriger Planung am 30. Juli erneut auf der Tagesordnung steht, endgültig zur Farce geworden. Die verfassungsgemäße Weiterführung der Geschäfte bei der Auflösung der Föderation ist allerdings gesichert: Die Funktionen des Staatsoberhaupts gehen auf die vor wenigen Tagen vom Parlament bestätigte Föderalregierung und deren Chef Jan Strasky über. Entsprechend gelassen reagierten die tschechischen Spitzenpolitiker auf Havels Entscheidung. Auch Meciar gab sich nach außen versöhnlich. Staatsmännisch dankte der slowakische Kabinettschef seinem Intimfeind, dessen Pläne er so wirkungsvoll durchkreuzt hat, für seine Tätigkeit als CSFR-Präsident und fügte großherzig hinzu, er habe Havel sogar in die Slowakei eingeladen. Da muß sich die britische Tageszeitung The Guardian wohl geirrt haben. Sie merkte in einem Kommentar sarkastisch an, außer den kubanischen Kommunisten seien die slowakischen Nationalisten die einzigen, die etwas gegen Vaclav Havel hätten.

In krassem Gegensatz zur Einstufung der Souveränitätserklärung als politische Willensbekundung ohne konstitutionelle Bedeutung hatte am Freitag die schwülstige Feierlichkeit bei der parlamentarischen Verabschiedung der Deklaration gestanden, mit der - so der Einleitungssatz - ". . . das tausendjährige Streben der slowakischen Nation nach Eigenständigkeit vollendet wurde". Der 17. Juli 1992 werde als "historischer Tag" in die Geschichte der Nation eingehen, verkündete Parlamentspräsident Ivan Gasparovic. Zuvor hatte er unter anderem Vertreter der Vereinigung für die Unabhängigkeit Norditaliens und eine Parlamentsdelegation aus dem ebenfalls vom Nationalitätenkonflikt geprägten Belgien begrüßt.

CSFR-Parlamentspräsident Michael Kovac, führender Mitstreiter Meciars in dessen Bewegung für eine demokratische Slowakei HZDS, griff als Gastredner zu der Formulierung, die Slowakei werde "am Firmament der demokratischen Staaten durch Fleiß, Friedfertigkeit und gegenseitiges Verständnis erstrahlen". Vladimir Meciar erinnerte an das Blut, das die Vorfahren für die slowakische Unabhängigkeit vergossen hätten, und rief zur Einheit aller Slowaken auf, bevor er der Kirche für ihre Rolle im Unabhängigkeitskampf dankte. Stehend und mit rythmischem Applaus wurden die Redner von der Abgeordnetenmehrheit gefeiert - für viele Bürger der Noch-Föderation nach drei Jahren ein Déjà-vu- Erlebnis.

Den 2000 Demonstranten, die die Verabschiedung der Deklaration vor dem Parlamentsgebäude frenetisch feierten, waren Assoziationen an die jüngste Vergangenheit wohl fremd, oder zumindest nicht unangenehm. Unter dem begeisterten Beifall der durch Fahnen und T-Shirts ausgewiesenen nationalistischen Hardliner übergab Meciar eines der ersten Exemplare der Souveränitätserklärung an den Vorsitzenden des Slowakischen Weltkongresses, Marian Stastny. Der Exilorganisation waren in der Vergangenheit enge Verbindungen zu emigrierten früheren Repräsentanten des autoritären und antisemitischen Tiso-Regimes in der unabhängigen Slowakei der Jahre 1939-1945 nachgesagt worden. "Ich grüße Euch, freie Bürger einer freien Slowakei", beschloß der slowakische Regierungschef sein Bad in der Menge. Davor hatte er seine Bewunderer um "kultivierten Umgang" mit den oppositionellen Christdemokraten gebeten, die um Polizeischutz beim Verlassen des Parlaments angesucht hätten. Es blieb dann bei wütenden Pfiffen und Buhrufen für die Nein-Sager bei der Abstimmung.

Am Abend läuteten in der gesamten Slowakei zur Feier der historischen Stunde die Kirchenglocken und die nationale Kulturorganistion Matica Slovenska (Mutter Slowakei) ließ auf Bergspitzen im ganzen Land Freudenfeuer entbrennen. Auf der Burg Devin über der Mündung des tschechisch-slowakischen Grenzflusses Morava (March) in die Donau - das Kulturdenkmal ziert die (noch) gemeinsame 500-Kronen-Noten - hatte die Feier am Feuer allerdings eher den Anstrich eines geruhsamen Familienfestes. Zum Lodern der Flammen wurden Volkslieder angestimmt, vereinzelt knallten Sektkorken, einige Schüsse Leuchtmunition krachten in den Abendhimmel. Nach 20 Minuten wanderten viele der wohl tausend Versammelten bereits wieder ab, vorbei an einem fliegenden Händler, der am Fuß des Burghügels vermutlich das Geschäft seines Lebens machte. Seine Auto-Aufkleber mit dem "SO" als Nationalitätenkennzeichen für die Slowakei fanden reißenden Absatz.

Im Alltagsleben von Bratislava war - abgesehen davon, daß die meisten Straßenbahnen mit slowakischen Wimpeln geschmückt waren - von großen Emotionen in der "historischen Stunde" wenig zu spüren. Da oder dort wurden auch skeptische Stimmen laut. "Jetzt sind wir also souverän. Dann können wir ja brynzove halusky exportieren", machte sich der Portier im Hotel Danube mit Blick auf die wirtschaftlichen Probleme der Slowakei voller Ironie für die Ausfuhr der kulinarischen Spezialität stark - einem Auflauf aus Schafskäse und Spätzle. Das Management des Danube scheint die Zeichen der Zeit ohnehin noch nicht ganz begriffen zu haben. Selbst am Tag der Souveränitätserklärung wurden die Gäste beim Frühstück im Speisesaal des Hotels am Ufer der Donau mit der Tondichtung "Die Moldau" des Komponisten Bedrich Smetana berieselt - bekanntlich ein Tscheche.

Der Konnkurrenz gelassen entgegenblicken ARD-Aktuell-Chefredakteure geben sich nach ihrem ersten Jahr zufrieden: Innovationsschübe

"Und sollten Sie noch immer nicht Gerhard Fuchs und Ulrich Deppendorf kennen, heute gibt es Gelegenheit", sagte der Stadtwecker der "Hamburg-Welle". Etwas später im Konferenzraum des NDR-Fernsehens zogen die beiden Chefredakteure von ARD-Aktuell ein Resümee ihrer bisherigen zwölfmonatigen Arbeit bei "Tagesschau" und "Tagesthemen".

Gerhard Fuchs nannte vor allem die "halbjährlichen Innovationsschübe" der Redaktion. Dazu zählen die Tagesthemen am Wochenende (seit Januar), die zusätzlichen Nachrichten im Morgenmagazin seit Mitte Juli und das Tagesthemen-Telegramm, das während des Golfkriegs eingeführt und beibehalten wurde. Für den Januar 1993 ist der Start einer "Vorabend"-Tagesschau um 18.30 Uhr geplant.

"Wir haben die Zeit zwischen 18.25 Uhr und 20.00 Uhr viel zu lange der Konkurrenz überlassen", meint Ulrich Deppendorf. Die neue Tagesschau um 18.30 Uhr ist "als erste große Hauptnachrichtensendung des Abends" gedacht und soll nicht einfach ergänzend dazugeschaltet werden. Geplant ist, zehn Minuten, lieber noch 15, "fortgeschriebene Nachrichtenlagen aktuell und attraktiv zu gestalten".

"Dieses Jahr hat uns auch Spaß gemacht", sagt Gerhard Fuchs. "Aufregend und spannend" fand es Ulrich Deppendorf: "Wir hatten gleich nach ein paar Wochen in Sachen Gorbatschow-Boom einen Crash Course, wo wir fast rund um die Uhr Berichte machten, und hatten mit Gerd Ruge einen exzellenten Mann in Moskau, mit dem wir die Konkurrenz mehr als nur abgehängt haben." Einiges, was in Krisenzeiten eingeübt wurde, soll beibehalten werden: mehr Live-Schaltungen, mehr Studiogäste sowie Tagesthemen-Extra-Sendungen.

Neu an der Berichterstattung von ARD-Aktuell sind Themen "zur Sache" mit täglichen Beiträgen wie im Fall der Hochschulpolitik und des Weltwirtschaftgipfels. Der bayerische Polizeikessel dagegen führte zu Kontroversen. Der Bericht aus München wurde als zu kurz kritisiert. Gerhard Fuchs fand ihn "vertretbar", Ulrich Deppendorf dagegen nicht und "eine Fehleinschätzung des ersten Abends - aber so etwas kann passieren".

Die weiteren Nachrichten des Jahres kamen in Kürze: Das Studio Bonn wurde von beiden Chefredakteuren als hervorragend bewertet - die Bilder türenschlagender Limousinen inbegriffen. Die Tagesschau erhält ein neues Outfit, doch nach wie vor im "unverwechselbaren ARD-Blau", und die ARD-Aktuell-Redaktion 1998 ein eigenes Redaktionsgebäude.

Der Konkurrenz wird gelassen entgegengeblickt. Tagesschau und Tagesthemen liegen nach dem "Drombusch-Schock", den das ZDF ausgelöst hatte, zum Jahresanfang wieder vorn, wie Medienforscher Manfred Darschin belegte. Er brachte auch Zahlen zum Frühstücksfernsehen mit. Dort sahen in der Kernzeit zwischen acht und neun rund 350 000 Zuschauer zu, doppelt so viele wie bei den privaten Sendern. Tagesschau und Tagesthemen stabilisierten sich wieder bei einer durchschnittlichen Einschaltquote von 20 Prozent (ZDF-"heute" 18 Prozent). "Tagesthemen" erreichen neun Prozent ("heute-journal" elf Prozent).

Die Konkurrenz der geplanten Nachrichtenkanäle "Vox" und "ntv" "mit einer zu erwartenden Zuschauerschaft von einem Prozent" war in Hamburg kaum ein Thema. Die internationale Entwicklung dagegen wird interessiert verfolgt: "Die BBC geht mit Sky-TV zusammen; CNN sucht neue europäische und russische Partner, und auch über einen öffentlich-rechtlichen Informationskanal kann man sich eines Tages Gedanken machen", sagte Ulrich Deppendorf.

Der Trend gehe zum 24-Stunden-Einsatz der Nachrichtenredaktion, wenn auch die "Verdichtung" heute schon als das Hauptproblem ist, wie Gerhard Fuchs sagte. Der Streß verhindere eine Gesamtkontrolle des "Produktes Tagesschau", so daß den Zuschauern gelegentliche Stilblüten wie der CDU-Parteitag, der zu "Offenheit, Solidarität und Geschlossenheit" aufrief, weiterhin erhalten bleiben dürften. HEIDE MARIE GÖBBEL

Motorrad rast in einen Kleinbus

JOSSGRUND. Ein 36 Jahre alter Motorradfahrer hat sich am Sonntag vormittag bei einem Unfall auf der Spessarthöhenstraße bei Villbach schwer verletzt. Wie ein Polizeisprecher gestern mitteilte, fuhr der Mann mit seinem Krad um 10.40 Uhr von der Flörsbacher Höhe in Richtung Villbach. Etwa 300 Meter vor dem Ortsschild des Jossgrunder Ortsteiles kam der 36jährige in einer Rechtskurve vermutlich wegen zu hoher Geschwindigkeit ins Schleudern und geriet auf die linke Fahrspur. Dort stieß der Motorradfahrer mit einem entgegenkommenden Kleinbus zusammen.

Der Zweiradfahrer erlitt dabei schwere Kopfverletzungen. Der Rettungshubschrauber brachte den 36jährigen in eine Fuldaer Klinik. schu

In den Titus Thermen Disco-Tänze im Badeanzug

NORDWESTSTADT. "Mein Süßer wird am Samstag mit mir tanzen gehn" - und zwar ins Schwimmbad. So könnte - in Abwandlung eines berühmten Schlagers - das neue Motto für die Freizeitgestaltung im Nordwesten der Stadt Frankfurt lauten.

Zum dritten Mal gab es jetzt in den vor kurzem eröffneten Titus Thermen eine Disconacht mit dem HR 3-Moderator Heinz Günther Heygen. Unterhalb einer Brüstung hatte er seine Musik-Anlage aufgebaut und legte drei Stunden lang flott und sehr vergnügt alte und neue Scheiben auf.

Die Reihe "Summertime in den Titus Thermen", finanziert durch Stadion GmbH und die städtische Saalbau GmbH, ist als Freizeitprogramm für die Daheimgebliebenen gedacht. Angesprochen werden sollten aber vor allem die Jugendlichen.

Doch die trauten sich nicht so recht auf die Tanzfläche; lieber turnten sie am Beckenrand herum oder saßen in der Snack-Bar bei Fisch und Chips (ganz wie die Engländer) und einer Cola.

Ganz anders die Älteren: Ein Ehepaar - er in schmucken Bermudas, sie im blauen Badeanzug - swingte über die weißen Kacheln zu Chubby Checkers "Let's twist again" und den souligen Melodien des berühmten Barry White.

Andere Schwimmbad-Besucher ließen sich durch die dröhnende Musik nicht beirren und zogen gleichmäßig ihre Bahnen im Schwimmbecken, gemäß dem Motto "Training ist alles".

Der Rundfunk-Moderator animierte zwar stetig zum Mitmachen und forderte die Besucher auf, ihren persönlichen Plattenwunsch zu äußern: Das Publikum aber gab sich mehr der Beschaulichkeit hin, schaute versonnen in das blaurot leuchtende Wasserspiel und schleckte lieber ein kühles Eis am Stiel.

Die geruhsame Unterhaltung stand an diesem Abend in den Titus Thermen eindeutig im Vordergrund: Wenn da nicht die älteren Thermen-Besucher wie bei "Baby come back" von den "Equals" getanzt hätten - die Tanzfläche wäre glatt leer geblieben.

Großen Spaß an der Disco-Nacht hatten wohl aber dennoch alle Besucher. jot

Die Junkies drängen in Wohngebiete Anwohner fühlen sich bedroht / Kritik an der Vertreibung aus der Taunusanlage

BAHNHOF. Münchner Straße. Eine Frau fährt mit dem Kinderwagen an einem Einkaufsmarkt vorüber. Davor stehen Dealer und Junkies; sie streiten sich. Plötzlich fliegt ein Heroinbesteck knapp am Wagen vorbei auf den Asphalt. Was wäre gewesen, wenn es das zweijährige Kind getroffen hätte? Wütend spricht die Mutter einen vorbeikommenden Polizisten an. Der jedoch weist sie darauf hin, sie könne ja einen anderen Weg nach Hause einschlagen.

Die Mutter ist verängstigt und wütend. Und sie hat auch gleich die Schuldigen für diesen Vorfall ausgemacht. "Die Vertreibungsaktionen der Polizei führen dazu, daß die Junkies in die Wohngebiete gedrängt werden. Ich wohne seit zehn Jahren im Bahnhofsviertel und fühle mich hier wohl. Aber jetzt fürchte ich, daß ein normales Leben, vor allem für Kinder, nicht mehr möglich ist", beklagt sich Kirsten W. Sie habe nichts gegen die Drogensüchtigen, aber die Gefährdung könne sie nicht mehr hinnehmen. "Das Viertel wird zur sozialen Müllhalde".

Im Juni begannen Polizeibeamte damit, die Drogensüchtigen aus der Taunusanlage zu vertreiben. Hintergrund ist der Plan von Stadtregierung und Polizei, die Szene zu zerschlagen. Vor allem auswärtige Junkies sollen durch diese Aktionen davon abgehalten werden, nach Frankfurt zu kommen.

Gleichzeitig haben Magistrat und Drogenreferat ein Hilfsprogramm für einheimische Süchtige in Bewegung gesetzt, um die Lage zu entschärfen und den Drogenabhängigen zu helfen. In drei Krisenzentren und einer Ambulanz in der Friedberger Anlage sollen sie Methadon erhalten und medizinisch versorgt werden.

Gerd Fürst, stellvertretender Amtsleiter im Drogenreferat, hat Verständnis für die Sorgen der Mutter: "Aber es ist mit einem enormen Aufwand verbunden, die Hilfsangebote bereitzustellen. Wir müssen Gebäude anmieten, Personal anstellen und das Hilfsprogramm finanzieren. Wir bemühen uns nach Kräften, aber können nicht vermeiden, daß Drogensüchtige in Wohngebieten auftauchen." Die Polizei hat, so Fürst, dem Drogenreferat versichert, daß sie genügend Kräfte hat, um die Situation in den Wohngebieten unter Kontrolle zu halten.

Eugen Stendebach, Leiter des 4. Polizeireviers am Wiesenhüttenplatz, bestätigt diese Einschätzung. "Unsere Leute sind ständig im Einsatz, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Aber ganz ausschließen kann man solche Vorfälle nicht."

Er hat sich bei Kirsten W. für die Reaktion des Polizisten entschuldigt, wirbt aber gleichzeitig um Verständnis für die Beamten. "Die Lage ist angespannt, die Beamten sind einer großen Belastung ausgesetzt, da kann das mal passieren." Die Situation in der Taunusanlage habe die Polizei zum Eingreifen gezwungen, erklärt Stendebach. Die Szene wachse bedrohlich an, und bald könne man nichts mehr unternehmen. Einig ist man sich bei Polizei und Drogenreferat darüber, daß die Polizei die Szene lediglich verlagern kann. Um aber das Problem zu lösen, bedarf es dringend sozial- und gesundheitspolitischer Maßnahmen.

Kirsten W. wird damit leben müssen, daß Junkies in den Wohngebieten auftauchen. Die Vertreibung zieht diesen Effekt nach sich. Gerd Fürst: "Wichtig ist, daß die Bevölkerung akzeptiert, daß in dieser Stadt Drogenabhängige leben. Es hat keinen Zweck, sie zu verleugnen." Das Drogenreferat setzt darauf, daß die anlaufenden Hilfsangebote, insbesondere das Methadonangebot, Wirkung zeigen. jot

Ohne Bezahlung werden künftig Lebensretter fehlen Bei anderen Organisationen gibt es Geld: Bergen-Enkheimer Wache muß Prinzip der Ehrenamtlichkeit aufgeben

BERGEN-ENKHEIM. Der Rettungsdienst wandelt sich immer mehr zu einem professionellen Gewerbe. Das spürt jetzt auch die Rettungswache in Bergen-Enkheim, die zwar laut Statut noch ein gemeinnütziger Verein ist, längst aber vorwiegend mit hauptamtlichen Kräften arbeitet. Grund dafür ist das 1990 ratifizierte und gerade in Kraft getretene hessische Rettungsdienstgesetz. Jede Fahrt wird mit den Krankenkassen abgerechnet, die die Kosten von etwa 350 Mark übernehmen.

Der Gesetzgeber stellt hohe Anforderungen an das Personal. Zwei Jahre dauert die Ausbildung zum Rettungssanitäter. Im zweiten Jahr werden die Azubis zu einer Rettungswache abgeordnet. Der Haken an der Sache: Die künftigen Lebensretter müssen im ersten Jahr Schulgeld bezahlen. Das hat zur Folge, daß die Zahl der Bewerber für diesen Beruf abnimmt. Matthias Füllner, Technischer Leiter der Bergen-Enkheimer Rettungswache, beklagt dies: "Die Krankenkassen sind nach wie vor nicht bereit, eine Ausbildungsvergütung zu bezahlen. Das schreckt viele ab." Druck auf politischer Ebene ist nach seiner Meinung erforderlich, um diesem Zustand abzuhelfen.

Früher war es möglich, neben dem Beruf abendliche Schulungen zu besuchen; die Arbeit wurde vor allem von ehrenamtlichen Mitgliedern des Vereins geleistet. Inzwischen ist es zumindest an Wochenenden schwierig, Rettungssanitäter zu finden. Denn viele überlegen sich, ob sie in Bergen-Enkheim Dienst leisten oder lieber für den "Arbeiter Samariter Bund" oder die "Johanniter Unfallhilfe" fahren. Denn die bezahlen für jeden Einsatz. Geschäftsführer Walter Barthelmes meint dazu: "Wir werden nicht darum herumkommen, ehrenamtliche Mitarbeiter künftig als Teilzeitbeschäftigte anzustellen und sie zu entlohnen."

Bundesweit fehlen etwa 10 000 Stellen im Rettungsdienst. Die Situation spitzt sich, ähnlich wie in den Pflegeberufen, dramatisch zu. In der Rettungswache Bergen-Enkheim gibt es nach Angaben von Barthelmes bislang - mit Ausnahme des Wochenendes - keine Engpässe. Ein Rettungswagen ist rund um die Uhr im Einsatz, zwei andere fahren von montags bis freitags. Damit leisten die Bergen-Enkheimer fünf Prozent des öffentlichen Rettungsdienstes der Stadt. "Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen", erklärt der Technische Leiter.

Doch das Vereinsleben leidet unter der Professionalisierung. Bis auf Jahreshauptversammlung, Weihnachtsfeier und gelegentliche Unternehmungen geschieht nichts mehr. Das sei bis vor drei Jahren anders gewesen, klagt der Geschäftsführer. Die Zahl der Freiwilligen nehme immer weiter ab. So engagieren sich im Florianweg in Bergen-Enkheim nur noch 15 der 40 ehrenamtlichen Helfer: Tendenz weiter fallend.

Immerhin arbeiten acht bis neun Zivildienstleistende in der Rettungswache. Voraussetzung ist für sie ein vierteljährlicher Kurs. Doch auch hier ist der Trend negativ: Wegen der im Vergleich zur Gesamtdienstzeit langwierigen Ausbildung erklären sich immer weniger Kriegsdienstverweigerer dazu bereit.

Viel zu spät habe man mit der kontinuierlichen Jugendarbeit begonnen, übt Barthelmes Selbstkritik. Seit zwei Jahren gibt es eine Gruppe von etwa zehn Jungen und Mädchen, denen ehrenamtliche Helfer theoretisches Wissen vermitteln.

Die Professionalisierung hat zwei Seiten. Zum einen werden die Bürger zwar von qualifizierten Sanitätern gerettet, zum anderen wird es immer schwieriger, ehrenamtliche Helfer zu finden. So ist sich Walter Barthelmes sicher, "daß die Bezahlung kommen wird". jot

Stadt denkt an Umzug Der Betriebshof versperrt Weg in Brentanopark

RÖDELHEIM. Der Betriebshof in Rödelheim soll in mittelfristiger Zukunft verlegt werden. Dies ist der Wunsch von Stadtentwässerungsamt, Stadtplanern und Bürgern.

Zwei Gründe sprechen dafür: Der nach dem Zweiten Weltkrieg gebaute Hof entspricht nicht mehr den räumlichen und sanitären Einrichtungsvorschriften, so sind die Sozialräume für die Mitarbeiter zu klein. Zudem versperrt das Gelände den freien Zugang zum Brentanopark von Alt-Rödelheim aus.

Ortsbeirat 7 und Bürger des Stadtteils schlugen eine Verlegung vor und plädierten für eine Neugestaltung des Geländes. Roland Kammerer, Leiter der Abteilung Betrieb, Kanalisation und Wasserläufe im Stadtentwässerungsamt, hat nichts gegen diesen Plan: "Wir haben uns bereits nach Alternativen umgesehen und favorisieren den "Sonnenhof" in Sossenheim, eine ehemalige Kiesgrube.

Weitere mögliche Standorte liegen in Fechenheim und an der Homburger Landstraße. Probleme bereiten nur die Altlasten auf dem Gelände in Rödelheim. Kammerer: "Die müssen umweltgerecht entsorgt werden."

Die Entscheidung des Magistrats über den Umzug läßt noch auf sich warten. Zudem steht die Stellungnahme des Regierungspräsidenten in Darmstadt aus. Nach Ansicht Kammerers besteht aber kein dringender Handlungsbedarf. Besucher des Brentanoparks müssen lediglich einen Umweg von 50 bis 100 Metern in Kauf nehmen, um dorthin zu gelangen. Und schließlich seien die zwanzig Mitarbeiter des Betriebshofes auch am Rödelheimer Wehr für das Wohl der Bürger zuständig.

Ihre Aufgaben umfassen Flußreinigung, Überwachung der Wasserqualität und naturnaher Rückbau. Wichtigste Aufgabe ist nach Worten Kammerers der Hochwasserschutz. Denn durch die Ansammlung von Müll an Wehren tritt das Wasser leicht über die Ufer und gefährdet Wohnhäuser.

Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die Bürger über den Wehrsteg in den Brentanopark spazieren können. Die Finanzierung ist noch nicht geklärt, und bei der derzeitigen Sparpolitik des Magistrats bleibt es zweifelhaft, ob gerade in dieses Projekt investiert wird. jot

Motorradfahrer prallt gegen Personenwagen

FREIGERICHT. Bei einem Verkehrsunfall in Neuses ist am Samstag nachmittag ein 38 Jahre alter Motorradfahrer erheblich verletzt worden. Ein 55jähriger hatte dem Mann nach Angaben der Polizei an einer unübersichtlichen Straßeneinmündung mit seinem Auto die Vorfahrt genommen. Der Motorradfahrer versuchte vergeblich, mit einer Vollbremsung den Zusammenstoß zu verhindern. Dabei prallte der 38jährige mit seinem Krad gegen den Personenwagen.

Der Motorradfahrer wurde ins Krankenhaus nach Gelnhausen gebracht. Beim Unfall entstand Schaden in Höhe von 15 000 Mark. schu

Kein Thriller, nicht "dangerous", aber "bad" Zum Gähnen: Michael Jacksons Welttournee-Auftakt

Das kleine Mädchen springt begeistert auf und schwenkt selig ein Feuerzeug, das es sich hastig vom Papa geliehen hat. "Das ist ja noch viel besser als im Video", schwärmt das Töchterchen. Der Papa nickt gütig und zieht, den euphorischen Taumel um sich herum ignorierend, ruhig an seiner Zigarette. Sein skeptischer Gesichtsausdruck sagt mehr als viele Worte: Warum nur geraten die Leute um ihn herum derart aus dem Häuschen? Auf der pompösen, gut 300 Meter entfernten Bühne sieht man jedenfalls nichts, außer zuckenden Lichtblitzen, die unangenehm in den Augen stechen.

Die 70 000 Fans im Münchener Olympiastadion scheint das nicht zu stören. Sie wissen: Irgendwo in dem Dickicht aus Nebel und Stroboskopen steckt er - Michael Jackson, das androgyne Wesen aus einer anderen Welt.

Und er ist tatsächlich da, tanzt, kiekst, stöhnt sich mehr schlecht als recht durch seine zweistündige Show. Es war der Auftakt seiner Welttournee - aber kein glanzvoller. Die Schlagzeilen von der triumphalen Live-Rückkehr des Pop-Kings blieben diesmal aus. Nun kennt Jackson den Liebesentzug der Medien schon aus den vergangenen Jahren. Mit einem Unterschied: Bisher mußte der 33jährige Pop-Sonderling lediglich für seine Schönheitsoperationen, Sponsor-Millionen, Affenliebe und andere Marotten Häme einstecken - sein Status als Entertainer und Pop-Star für die große Masse wurde nicht angezweifelt.

Das hat sich geändert. Die aktuelle "Dangerous"-LP ist nicht mehr als ein lauwarmer Aufguß der erfolgreichen Vorgänger. Jacksons Traum, den Rekord seiner "Thriller"-Platte mit weltweit 45 Millionen verkaufter LPs zu brechen, ist einmal mehr geplatzt - die neue LP wurde "nur" 14 millionenmal verlangt.

Nach der Münchener Premiere ging es nun ans Eingemachte. Er sei zwar der Größte, aber nicht mehr der Beste und komme weder in seiner Show noch in seiner Musik voran, urteilte der Londoner Guardian nach dem Auftakt in Bayern. "Epiphanie eines Stars oder Agonie im selbstgewählten Vakuum von Raum und Zeit?" fragte sich die FAZ und blieb die Antwort schuldig. Die Süddeutsche Zeitung sah eine Show, die ebenso heil- und konzeptlos zusammengefügt sei wie die Musik, "die meisten Kleintheater stemmen Originelleres auf die Hinterzimmerbühnen".

Michael Jackson bringt heute keinen "Thriller" mehr auf die Bühne, ist kein bißchen "dangerous", sondern diesmal "bad" im ursprünglichen Sinn des Wortes. Was er in München abspulte, hatte man so schon auf seiner Tournee vor vier Jahren gesehen - nur besser. Die Tatsache, daß von der neuen LP nur drei Songs in der Show vertreten waren, sprach für sich selbst: Einzig die flotte Rock-Nummer "Black Or White" konnte sich gegenüber den alten Hits behaupten, mechanische Tanz-Songs wie "Jam" oder das schwülstige "Heal The World" wirkten saft- und kraftlos wie überhaupt die ganze Vorstellung.

Über die fehlende Substanz konnten auch die Special Effects nicht hinwegtäuschen. Ein Michael Jackson, der hier verschwindet und dort wieder auftaucht, umherirrende Zombies, herabgelassene Engel und ein fliegender Raketen-Mann - auf große Entfernung bekam man die Details ohnehin nicht mit. Daran änderten auch die Video-Wände oft nichts, die - nomen est omen - als Einstieg zu den Songs manchmal tatsächlich vorproduzierte Videos zeigten oder in Momenten, wo man wirklich mehr hätte sehen können, das Stadion mit expressionistischen Farbklecksen ausleuchteten.

Immer wieder trat der Mann mit dem schwebenden Moonwalk auf die Bremse, verharrte minutenlang im Scheinwerferlicht und ließ sich feiern. Stop-and-go in einem fort, die Dramaturgie blieb auf der Strecke. Nein, dieses Spektakel war gewiß nicht das "Konzert des Jahres".

Selbst der Rummel um seine Person hat an Unterhaltungswert eingebüßt. Der scheue Star vor ausgewählter VIP-Schar in der als Jahrmarkt ausgeschmückten Münchner Olympiahalle oder unter Ausschluß der Öffentlichkeit im Fantasialand bei Köln - alles schon mal dagewesen. Die Berichte in den Klatschspalten lesen sich denn auch wie Pflichtübungen, exklusiv sind solche Enthüllungen längst nicht mehr. Da mag das Management noch so viele "Waschzettel" mit den immensen Produktionskosten dieser angeblich aufwendigsten Rock-Tournee aller Zeiten (ein Superlativ, den im übrigen jeder Mega-Star regelmäßig in Anspruch nimmt) verteilen. Die in zwei Jumbo-Jets und 65 Lastzügen herbeigeschafften 1000 Tonnen Equipment beweisen nur eines: Die Tournee ist sündhaft teuer und wäre ohne die Millionen des Sponsors kaum zu finanzieren.

Dennoch: Die Risse in der Fassade der Legende, sie werden sich vornehmlich in den Bilanzen seiner Plattenfirma bemerkbar machen. Sein Tour-Veranstalter dürfte sich, glauben die Insider, im Spätsommer über zehn ausverkaufte Stadion-Open-airs freuen können. Ob Jackson gut oder schlecht ist - wen kümmert's: Dabeisein ist alles. Das gilt vor allem für jene Teenager, die vor vier Jahren noch zu jung für einen Konzertbesuch waren, jetzt aber mit den Eltern als Begleitschutz, ausnahmsweise etwas länger Ausgang haben. Das kleine Mädchen aus München fand den Michael jedenfalls "super", der Papa wirkte eher erleichtert, daß er's hinter sich hatte.

Am Freitag, 28. August, spielt Michael Jackson im Frankfurter Waldstadion. Weitere Auftritte in: Bremen (8. August), Hamburg (9.), Hameln (11.), Ludwigshafen (30.), Bayreuth (2. September), Berlin (4. September) und Gelsenkirchen am 6. September. MARTIN SCHOLZ

Vor vier Jahren wurde er in maßloser Überschätzung als der Größte unter den Mega-Stars hochgejubelt, heute ist Michael Jackson nur noch ein Pop-Produkt mit überschrittenem Verfallsdatum. "Es hätte niemanden überrascht, wenn Jackson auf der Bühne durch eine riesige Pepsi-Dose ersetzt worden wäre", schrieb der Londoner Guardian in Anspielung auf Jacksons Sponsor nach der Tour-Premiere in München. Die aktuelle "Dangerous"-LP eine Enttäuschung, das Konzert nur ein Abklatsch seiner 88er Shows - der 33jährige im Kampf mit dem eigenen Mythos.

SPD will Raser bremsen

Schranken an der Hofhausstraße weiterhin umstritten

FRANKFURT-NORDOST. Der Streit um die Schranken im Frankfurter Nordosten ist noch nicht beendet. Der Beschluß des Regierungspräsidenten (RP) in Darmstadt, daß Hofhausstraße und Heiligenstockweg künftig wieder ungehindert befahren werden können, wollen die Preungesheimer Sozialdemokraten nicht tatenlos hinnehmen. "Wir werden abwarten, ob die Entscheidung endgültig ist", kündigte Jörg Stelzer (SPD) gegenüber der Stadtteil-Rundschau an - "und wenn ja, werden wir andere Schritte in die Wege leiten."

Der "Schrankenkrieg" am Frankfurter Stadtrand hatte in den vergangenen Monaten immer weitere Kreise gezogen. Autofahrer aus Berkersheim, Preungesheim, Seckbach und Bad Vilbel, die partout keine Umwege in Kauf nehmen wollten, waren den Sperren mit immer rabiateren Methoden zu Leibe gerückt: Mit Sägen, Hämmern, Klebstoff und Kaugummis schufen sie sich während der "rush-our" ihr eigenes Recht.

Gleichwohl hielt der rot-grüne Magistrat, allen voran die SPD-Dezernenten Hanskarl Protzmann (Bau) und Martin Wentz (Planung), an der Maßnahme fest, um den "Schleichverkehr" aus den Stadtteilen fernzuhalten. Den absurden Streit beendete nun der Regierungspräsident: Die Verkehrsbelastung der Hofhausstraße und des Heiligenstockweges, so verlautete aus Darmstadt, sei nicht groß genug, als daß die Sperrung gerechtfertigt wäre.

Zudem handele es sich bei den Strekken um "Ortsverbindungsstraßen" und nicht um Schleichwege.

Die Entscheidung des RP stößt vor Ort auf ein geteiltes Echo: Während die SPD nach wie vor die Schrankenlösung favorisiert, sehen sich Bürgerinitiativen (BI) aus Berkersheim und Preungesheim ebenso wie die Christdemokraten im Ortsbeirat 10 voll bestätigt. "Der RP hat die Sache so gesehen, wie sie ist", glaubt etwa BI-Sprecher Franz Flügel. Durch die Schranken seien "eine Handvoll" Anwohner entlastet worden, während sich der Verkehr auf der Homburger Landstraße "bis sonstwo gestaut" habe.

Es sei einfach "unbegreiflich", daß "gewachsene Verbindungen" zwischen Stadtteilen gekappt wurden - die Leidtragenden seien "Anwohner und nicht Pendler" gewesen. Die SPD, findet Flügel, sollte daher schleunigst mit ihrem "Geheule" aufhören.

Die Sozialdemokraten denken aber gar nicht daran. Nur durch die Schranken, glaubt Jörg Stelzer, der auch stellvertretender Vorsteher des Ortsbeirats 10 ist, könne Preungesheim wirksam beruhigt werden. In einigen Jahren würden schließlich Preungesheim-Ost und das Kasernengelände am Frankfurter Berg bebaut: "Und dann wird es mit Sicherheit noch mehr Verkehr geben als jetzt."

Die Hofhausstraße und der Heiligenstockweg seien lediglich "besser ausgebaute Feldwege", die von zahlreichen Pendlern genutzt würden. Die Hofhausstraße zwischen Preungesheim und Seckbach, auf der Ende März über 4000 Fahrzeuge gezählt wurden, sei dabei "der eigentliche Knackpunkt", erklärte Stelzer.

Sollte der Regierungspräsident seine Entscheidung nicht zurücknehmen, müsse diese Straße "in anderer Weise beruhigt werden". Wie genau das geschehen soll, weiß derzeit niemand. Eines aber ist für Jörg Stelzer schon jetzt klar: "Es wird in Zukunft erheblich schwieriger werden, da entlang zu rasen." ind

Im Blickpunkt: Gedenken an Holocaust Mahnmal mit Vergangenheit

Die Bürgerinnen und Bürger der südniedersächsischen Stadt Hannoversch Münden sind für den heutigen Montag zu zwei Gedenkfeiern aufgerufen, die gleichzeitig stattfinden und den gleichen Anlaß haben: die Deportation der letzten fünf Mündener Juden am 20. Juli 1942 nach Theresienstadt. An der Rotunde, einem alten Torturm am Stadtrand in Richtung Kassel, werden sich die einen treffen, am Rathaus im Stadtzentrum die andern. Die einen halten nämlich das Rathaus für den falschen Ort, die anderen die Rotunde. Wegen dieses Streits werden die Mündener getrennt gedenken. Leni Wurm-Aaltenburg, eine in der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit engagierte Bürgerin, hatte die Idee, am 50. Jahrestag der totalen "Arisierung" der Stadt eine mahnende Tafel am Rathaus anzubringen. Der vorgeschlagene Text endet mit dem Wunsch für die Zukunft, "daß wir nicht schweigen, wenn Menschen neben uns entwürdigt werden". Der Stadtrat stimmte einmütig zu. Nur in einem Punkt hatte die Stadtverwaltung Bedenken, mit denen sie sich durchsetzte. Das Rathaus, fand sie, sei nicht der geeignete Ort. Die Juden seien doch nicht vom Rathaus aus deportiert worden, und die Verantwortung habe doch auch nicht bei der Stadtverwaltung gelegen, wurde argumentiert. Bis auf eine Sozialdemokratin entschieden sich alle Ratsmitglieder für den Alternativvorschlag: Rotunde statt Rathaus.

Doch die Rotunde hat seit dem Jahre 1937 für die Mündener eine ganz eigene Bedeutung. Damals wurde der Innenraum des Torturms mit 60 Pfund schweren Bronze-Schwertern dekoriert. Über dem Eingang steht seitdem der Spruch: "Sie sanken - ihr Ruhm aber lebt - ein ewiger Mahner uns zur Pflicht." Zur Einweihung des Ehrenmals am "Heldengedenktag" 1937 marschierten Soldatenbund, Marinebund, Kriegskameradschaften, Wehrmachtsabteilungen, SA, SS, Reicharbeitsdienst, Luftschutz, Feuerwehr, HJ, BDM, Schulen und Kreishandwerkerschaft auf.

Das Göttinger Ehrenmal überstand Kriegs- und Nachkriegsjahre. 1966 ließ die Stadt an der Rückseite ein bronzenes Stacheldrahtgeflecht anbringen, in dem sich stilisierte Menschenleiber hochwinden, gewidmet "den Opfern der Gewalt 1933-1945". Seitdem legt Stadtdirektor Karl Wilhelm Lange, örtlicher Vorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, alljährlich am Volkstrauertag zunächst einen Kranz vorn und später einen zweiten Kranz hinten nieder. Er versteht das als einen Akt der Versöhnung und beruft sich auf Fritz Michalski, einen ehemaligen Nazi-Verfolgten, der 1966 Mündener Landrat war: dieser unverdächtige Mann habe an der Lösung mitgewirkt, "die deutsche Geschichte an einem Punkt zusammenzufassen".

Schon damals regte sich freilich innerhalb der Mündener SPD Protest, der jetzt verstärkt wieder ausbrach. Neben der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die deswegen beim niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder intervenierte, versuchten auch der Partnerschaftsverein, der die Beziehungen zu Holon (Israel) und Chelmno (Polen) pflegt, der Bund der Antifaschisten, der Arbeitergeschichtsverein, das DGB-Ortskartell und die Grünen im Kreistag, den Stadtrat von seiner Entscheidung abzubringen - vergeblich. Hans Bichler, Fraktionsvorsitzender der SPD, tat im Stadtrat die Beschwerden vieler Bürger mit dem Hinweis ab, einen unstrittigen Platz gebe es nicht, weil sich "mit jedem Ort Geschichte im guten und im weniger guten Sinne verbindet". Denjenigen, die sich nicht bemühten, Trennung zu überwinden, lastete er die Verantwortung dafür an, daß neue Gräben entständen. Gerade mit diesen Überlegungen aber nährte Bichler Befürchtungen, es gehe um eine Geschichtsvermanschung, die notwendigem politischem Unterscheidungsvermögen entgegenwirke. Am Ende werde nur das vage Gefühl bleiben, die Vergangenheit sei irgendwie tragisch verlaufen.

ECKART SPOO (Hannover)

Junioren-EM in Nordbayern Rückpaß verunsichert Fußball-Funktionäre

Zwei Tage vor Beginn der Europameisterschaft der Junioren in Nordbayern haben der Fußball-Weltverband FIFA und seine Sub-Organisation UEFA Verwirrung gestiftet, für Ratlosigkeit und Verärgerung bei den Trainern und Funktionären gesorgt. Die neue Rückpaß-Regel, die in der Zweiten Bundesliga bereits praktiziert wird, und eigentlich erst ab 25. Juli für alle Bereiche vorgesehen war, wird bereits ab heutigen Montag Anwendung finden, wenn der Europameister ausgespielt wird.

UEFA-Begründung für die kurzfristige Übernahme der neuen Regel: die Weltmeisterschaft im März werde auch nach der neuen Regel gespielt und da sei es sinnvoll, auch jetzt schon Erfahrungen zu sammeln. Diese Argementation wurde allerdings von DFB-Jugendirektor Bernd Pfaff kritisiert. "Bei den A-Mannschaften hätten sich die Verantwortlichen eine solche kurzfristige Einführung der neuen Regel bestimmt nicht erlaubt."

Die betroffenen Fußballer allerdings nahmen die Situation gelassen hin. Schließlich haben sie sich innerhalb ihrer Vereine schon mit der neuen Regel ausgiebig befaßt.

Im Blickpunkt: Südafrika nach der UN-Debatte Viel Schmutz - kein Sieger

Die Debatte des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen hat in Südafrika eher Scham als neuen Schwung ausgelöst. Zwei Tage lang und live konnten Kapländer auf dem Fernsehschirm verfolgen, wie sich die Repräsentanten ihrer jeweiligen Organisationen auf dem internationalen Parkett mit Schmutz bewarfen - "Inkatha"-Präsident Mangosuthu Buthelezi schwang sogar drohend den hölzernen Regentenstab, um aller Welt klarzumachen, daß er nie von seiner traditionellen Waffe lassen werde. Außenminister Pik Botha habe den besten Eindruck hinterlassen, sagen Beobachter; britische und US-amerikanische UN-Diplomaten hätten den politischen Überlebenskünstler aus der Apartheidzeit regelrecht bewundert. Die Rechnung der beiden Oppositionsbewegungen Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) und Panafrikanischer Kongreß (PAC), das UN-Gremium einmal mehr als Druckinstrument gegenüber der weißen Regierung in Pretoria einzusetzen, ist in der Tat nicht aufgegangen. Auch wenn sich alle Lager nach der Schlammschlacht einmütig zu Siegern deklarierten - die weiße Minderheitsregierung ist diesmal so glimpflich wie noch nie davongekommen.

Genauso deutlich wie der südafrikanischen Regierung die Verantwortung für die Eindämmung der Gewalt zugeschrieben wurde, forderte der UN-Sicherheitsrat alle politischen Akteure zur Wiederaufnahme der Verhandlungen auf; ein Signal an ANC und PAC, ihren Gesprächsboykott so schnell wie möglich zu beenden. Vor allem innerhalb des ANC stößt dieser UN-Appell allerdings nicht bloß auf Ablehnung: dem moderaten Flügel der Oppositionsbewegung wird so die Möglichkeit zur Rückkehr an den Verhandlungstisch eröffnet, ohne daß er gegenüber der militanteren Basis das Gesicht verliert. Noch, sagt die ANC- Spitze allerdings, ist an eine Wiederaufnahme der Gespräche nicht zu denken. Erst einmal müsse der UN- Sonderbeauftragte Cyrus Vance ins Land gekommen sein.

Eigentliche Aufgabe des ehemaligen US-Außenministers, der am kommenden Dienstag in Südafrika erwartet wird, soll die Untersuchung der Hintergründe der anhaltenden Gewalttätigkeiten sein. Vor dem Sonderbeauftragten standen bereits eine Delegation der Vereinigung für Afrikanische Einheit (OAU), mehrere südafrikanische Untersuchungskomissionen sowie amnesty international vor dieser Aufgabe. Mit unterschiedlicher Gewichtung kamen sie alle zu dem Ergebnis, daß sowohl (oder: vor allem) die Sicherheitskräfte im Verein mit "Inkatha", als auch (oder: in zweiter Linie) der ANC für die Gewalt verantwortlich zu machen seien. Überraschungen sind von Cyrus Vance kaum zu erwarten. Der ANC hofft allerdings darauf, daß der Sonderbeauftragte eine ständige UN-Präsenz zur Beobachtung der Gewalt in die Wege leiten wird, was vorbeugende Wirkung haben könnte.

Die südafrikanischen Hauptakteure wissen, daß sie auf sich selbst gestellt sind. Völlig unbeeinflußt von jeder internationalen Vermittlung haben am Wochenende zwei der wichtigsten Kontrahenten ein bislang beispielloses Abkommen in die Wege geleitet: Spitzenvertreter des Gewerkschaftsdachverbandes Cosatu und der Arbeitgebervereinigung Saccola entwarfen einen "Sozial-Pakt", der - wenn er von den jeweiligen Gremien der Organisationen am Dienstag gutgeheißen wird - die darniederliegende Wirtschaft des Landes vor einem Generalstreik bewahren und dem Verhandlungsprozeß neuen Auftrieb geben könnte. Ausgerechnet die von der Regierung als "Scharfmacher" gegeißelten Gewerkschaften zogen der Massenaktionskampagne des ANC den Zahn, die in dem einwöchigen Generalstreik gipfeln sollte. Andererseits gewannen die Gewerkschaften den Unternehmerverband zur Unterstützung ihrer Forderung nach Einsetzung einer Übergangsregierung und der Vorbereitung von Wahlen für eine verfassunggebende Versammlung im nächsten halben Jahr: so ist der Verhandlungspoker indirekt bereits wieder in vollem Gange.

JOH. DIETERICH (Johannesburg)

Limes: Gute Tips und Bücher vom Taunusklub

Von der Kapersburg zum Butzbacher Hausberg, weiter nach Grüningen, südöstlich nach Echzell, Altenstadt und Limeshain zieht sich in der Wetterau der einstige römische Grenzwall. Ein Wanderweg führt von Bad Ems bis zur Donau an ihm entlang; als Markierung dient die schwarze Silhouette eines römischen Wachtturms. Viele kürzere Wanderrouten hat der Taunusklub in einem Wanderführer dokumentiert. Das Buch gibt es für 12 Mark beim Taunusklub e.V., Taunusstraße 89 in Liederbach 2 (Frankfurter Postgirokonto 9095-602). Telefonische Auskünfte gibt der Taunusklub unter 06196 / 2 33 22. Gute Wanderkarten und geschichtliche Erläuterungen über Limes und Taunus enthält auch der Wanderführer des Naturparks Hochtaunus in der Pestalozzistraße 2 in 6390 Usingen.

14. Internationale Wandertage Tausende erwartet der Volkssportverein

FRANKFURT A. M. Zum festen Programm in Frankfurt gehören seit 13 Jahren die Internationalen Volkswandertage des Volkssportvereins 1977 Frankfurt. Am Start in der Goldsteiner Carl-von- Weinberg-Schule erwarten die Gastgeber am Wochenende (25./ 26. Juli) tausende Wanderlustige nicht nur aus Hessen.

Der Volkssportverein ist auf den Massenbesuch gut vorbereitet und bietet unter anderem einen Verpflegungs- und Informationsservice. Zwei Strecken stehen zur Auswahl (elf und 20 Kilometer), die fast nur durch den Stadtwald führen und gut ausgeschildert sind, sagt Wanderwart Thomas Ecetersky.

Start (ohne Zeitlimit) vom Hof der Schule aus: Samstag von 7 bis 14 Uhr, Sonntag von 7 bis 13 Uhr (Zielschluß: 17 Uhr). Angeboten wird am Samstag auch eine 11-Kilometer-Abendwanderung von 16 bis 18 Uhr (Zielschluß: 21 Uhr). Startgebühr beträgt zwei Mark je Teilnehmer einschließlich Teeversorgung und Versicherung.

Wird eine Auszeichnung gewünscht, sind von Nachzüglern 8,50 Mark zu entrichten. Zur Erinnerung an eine erfolgreiche Teilnahme wird diesmal der Stoffaufnäher "500 Jahre Amerika" vergeben.

Auskunft über die Volkswanderung geben Wanderwart Thomas Ecetersky (Rufnummer 35 54 46) oder der Zweite Vorsitzende Eric A. Sanders, der unter Telefon 45 09 / 8 60 77 zu erreichen ist. dixi

Als zweite Frau den Kanal bezwungen Schwimmerin Anni Weynell leistete Außergewöhnliches / DLRG pflegt das Grab

FRANKFURT A. M. "Ein ehrendes Andenken an die einst ebenso ungewöhnliche wie vielseitige Sportlerin Anni Weynell zu bewahren, ist für uns Verpflichtung": Horst Maier, Vorsitzender der Frankfurter Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), versprach, die DLRG werde die Dauergrabpflege auf dem Hauptfriedhof übernehmen.

Zunächst wird die DLRG-Ortsgruppe Nieder-Eschbach die letzte Ruhestätte der 1991 im Alter von 87 Jahren Verstorbenen herrichten. Auf Dauer werde sich dann der DLRG-Bezirk Frankfurt um das Grab kümmern, kündigt Maier an. Der Grund: Es gibt keine Angehörigen.

Anni Weynell gehörte der DLRG 66 Jahre an, war Anfang der dreißiger Jahre als ausgebildete Schwimmeisterin in Breslau tätig, bevor sie 1938 als Turn-, Sport- und Schwimmlehrerin in den Dienst der Stadt Frankfurt trat. Unzähligen Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern hat sie das Schwimmen beigebracht und 25 Menschen vor dem Ertrinken gerettet.

Die DLRG-Ortsgruppe Nieder-Eschbach hatte ihr 1977 die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Sie war unter anderem seit 1949 auch Mitglied in der Turngemeinde 1860 Bornheim, für die sie bei Deutschen Turnfesten und Meisterschaften Erfolge errang. So in Köln, Hannover, Osnabrück, Hagen und Hamburg. 1955 beteiligte sie sich letztmals für die Turngemeinde Bornheim an einem Wettbewerb: Sie gewann das 30-Kilometer-Stromschwimmen im Main in achteinhalb Stunden, mittlerweile 51jährig.

Mit dieser großartigen Leistung krönte sie damals eine ungewöhnliche sportliche Schwimm-Karriere: Anni Weynell umschwamm im Juli 1927 die Insel Helgoland bei Windstärke 7 in vier Stunden und acht Minuten, durchquerte einen Monat später das "Frische Haff" von Pillau nach Brandenburg als erste Deutsche (rund 23 Kilometer) in neun Stunden und 21 Minuten. Im Breslauer Hallenbad stellte sie im Mai 1928 einen Weltrekord im Dauerschwimmen auf (25 Stunden) und schwamm im gleichen Jahr Rhein-Rekord in 18 Stunden und 30 Minuten (130 Kilometer von St. Goar nach Köln). Im August 1928 startete sie in Calais (Frankreich) beim Kanalschwimmen. Als zweite Deutsche nach der Berlinerin Gertrude Ederle überquerte Anni Weynell 1931 im zweiten Versuch den Ärmelkanal von Cap Grize Nize bei Calais zur englischen Hafenstadt Dover in einer Rekordzeit von dreizehn Stunden und drei Minuten. 1938 schwamm die Gerarer Ärztin Dr. Poma Wendl die gleiche Strecke, erst 37 Jahre später zog es wieder eine Deutsche an den Kanal: Angela Hofmann vom Schwimm-Sport-Club "Sparta" Frankfurt. Ihr Versuch scheiterte jedoch - am ungenügendem Schutz vor der Kälte des Wassers.

Inzwischen hatte Anni Weynell ihre sportliche Laufbahn beendete. Die mehrfache Meisterin im Schwimmen, Kunstspringen und in der Leichtathletik verabschiedete sich vom Sport nach 52 Jahren beim Deutschen Turnfest 1973 in Stuttgart. Dort errang sie im Mehrkampf noch einmal eine Bronzemedaille. dixi

Vier Verletzte bei Werder

Bei Werder Bremen zog sich nach den Spielern Beiersdorfer, Otten und Borowa auch Dieter Eilts eine Verletzung zu. Die Zerrung bedeutet eine mehrwöchige Pause für den Mittelfeldspieler. Maradona darf ausreisen Der argentinische Fußballspieler Diego Maradona hat nach eigenen Angaben von der argentinischen Justiz die Erlaubnis erhalten, das Land zu verlassen, wenn er seine Karriere in Europa fortsetzen wolle. Wegen Drogenmißbrauchs war in Argentinien im vergangenen Jahr ein Verfahren gegen ihn eingeleitet worden, verbunden mit einer Aufenthaltsbeschränkung.Trainer in Kenia gestorben Der österreichische Fußballtrainer Gerry Saurer, bis vor kurzem Coach der kenianischen Nationalmannschaft, ist im Alter von 48 Jahren überraschend in Nairobi gestorben. Reichert zum ASV Durlach Peter Reichert, bis vor kurzem Stürmer des Bundesligisten Karlsruher SC, wird in der neuen Saison für den nordbadischen Verbandsligisten ASV Durlach spielen. Peter Müller verletzt Fußball-Zweitligist FC Homburg muß voraussichtlich sechs Wochen auf Peter Müller verzichten. Der Stürmer zog sich am Wochenenede bei der 0:2-Niederlage gegen den VfB Leipzig einen Innanbandabriß zu. Venison nach Newcastle Liverpools Starverteidiger Barry Venison wechselt für umgerechnet 1,42 Millionen Mark vom FC Liverpool zu Newcastle United. Drei Treffer von McInally Beim 14:0 des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München im Freundschaftsspiel gegen den SV Rangendingen empfahl sich der Schotte Alan McInally mit drei Treffern. Er feierte damit einen guten Wiedereinstand nach langer Verletzungspause.Von der Heimat erholen 80 Jugendliche aus Kiew sind zu Gast bei der Feuerwehr

FRANKFURT A. M. Die Feuerwehrmänner der Feuerwache 6 in der Mörfelder Landstraße in Sachsenhausen haben ungewöhnliche Gäste: Etwa 80 Kinder und Jugendliche aus der ukrainischen Stadt Kiew kamen am Freitag nach Frankfurt, um hier einen dreiwöchigen Erholungsurlaub zu verbringen. Ermöglicht wurde der Aufenthalt am Main durch die Partnerschaft, die seit 1990 zwischen der Feuerwehr Frankfurt und den Kollegen in Kiew besteht.

Angefangen hatte alles mit einer Geschenkaktion, die die Frankfurter zu Weihnachten organisiert hatten. "Damals gab jeder Feuerwehrmann etwa 20 Mark, und wir konnten einige Pakete mit Lebensmitteln nach Kiew schicken", erinnert sich Walter Meinel, Wachleiter der Feuerwache 6.

Bei der Organisation des Aufenthalts ergab sich die Möglichkeit, 30 Kinder mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Bad Vilbel dort bei Familien unterzubringen. Für die übrigen 50 Jugendlichen sowie die Betreuer und Dolmetscher mietete die Frankfurter Feuerwehr für 30 000 Mark Unterkünfte im Schullandheim Wegscheide in Bad Orb. "Der gesamte Aufenthalt in Deutschland und die Reisekosten wurden nur aus Spenden der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehr Frankfurt finanziert", berichtet Günther Burbaum, der Amtsleiter der Branddirektion Frankfurt.

Am frühen Freitagmorgen war Burbaum mit seinem Kollegen Walter Meinel nach Kiew geflogen, um die Gäste abzuholen. Um die Stadt zu besichtigen blieb zwar nicht genug Zeit, doch für ein kurzes Gespräch mit den Kollegen in Kiew reichte es. Einige Wehrleute aus Kiew waren auch an den Löscharbeiten während der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahre 1986 beteiligt.

Früher als geplant konnte die Gruppe dann den Weg nach Frankfurt antreten. Walter Meinel: "Alles ist reibungslos gelaufen, und so waren wir schließlich eine ganze Stunde früher in Frankfurt als geplant." In der Feuerwache 6 wurden die Besucher dann mit einem Essen empfangen. Nachdem sich die jungen Besucher die italienischen Nudeln mit Soße und den gemischten Salat hatten schmecken lassen, dürften sie nach Ansicht einer der Dolmetscherinnen "endgültig satt" gewesen sein, da sie im Flugzeug schon reichlich versorgt worden waren.

In den kommenden drei Wochen haben die Feuerwehrmänner für die acht bis 16 Jahre alten Gäste einiges geplant. Besichtigungen, Spiele und Ausflüge, ein Besuch im Zoo und ein Nachmittag im Schwimmbad sind vorgesehen. Walter Meinel: "Ich hoffe, wir werden den Kindern einmal etwas nicht Alltägliches bieten können. Doch wollten wir uns auch nicht zu viele Programmpunkte ausdenken, um keinen Streß zu produzieren." jan

Das Wetter

Wetterlage

Eine Hochdruckzone, die sich von Polen zum westlichen Mittelmeer erstreckt, bestimmt das Wetter in Deutschland. An ihrer Westseite wird subtropische Luft nach Mitteleuropa geführt.Vorhersage bis Dienstag früh

Im Küstenbereich vorübergehend wolkig, sonst allgemein sonnig und trocken und Erwärmung auf 28 bis 33 Grad, im Süden zum Teil bis 35 Grad, Tiefsttemperaturen zwischen 18 und 22 Grad. Schwacher, tagsüber auflebender Wind aus südlichen Richtungen.Weitere Aussichten für Dienstag

Anfangs sonnig, im Tagesverlauf von Westen aufkommende Gewitter. Sehr schwül.

Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr

Ausland

Ort Wetter Grad

Amsterdam, leicht bewölkt 26 Ankara, wolkig 24 Athen, leicht bewölkt 33 Barcelona, leicht bewölkt 29 Belgrad, wolkig 25 Bordeaux, leicht bewölkt 28 Bozen, leicht bewölkt 30 Brüssel, leicht bewölkt 27 Budapest, wolkig 26 Casablanca, leicht bewölkt 34 Dublin, wolkig 20 Innsbruck, leicht bewölkt 27 Istanbul, leicht bewölkt 23 Kairo, leicht bewölkt 31 Larnaka, leicht bewölkt 30 Las Palmas, wolkenlos 29 Lissabon, leicht bewölkt 24 London, bedeckt 21 Madrid, leicht bewölkt 32 Malaga, wolkenlos 30 Mallorca, leicht bewölkt 30 Moskau, wolkig 21 Nizza, leicht bewölkt 26 Palermo, leicht bewölkt 27 Paris, leicht bewölkt 28 Prag, wolkig 23 Reykjavik, leicht bewölkt 16 Rom, leicht bewölkt 27 St. Petersburg, wolkig 24 Stockholm, wolkig 21 Tel Aviv, leicht bewölkt 29 Tunis, wolkenlos 29 Venedig, leicht bewölkt 29 Warschau, wolkig 21 Wien, leicht bewölkt 25 Zürich, leicht bewölkt 27

Deutschland

Ort Wetter Grad

Aachen, leicht bewölkt 27 Arkona, leicht bewölkt 21 Augsburg, wolkenlos 25 Berlin, leicht bewölkt 24 Bremen, leicht bewölkt 26 Brocken, wolkenlos 17 Cottbus, leicht bewölkt 24 Cuxhaven, leicht bewölkt 24 Dresden, leicht bewölkt 23 Düsseldorf, leicht bewölkt 23 Erfurt, wolkenlos 24 Feldberg/Schw., leicht bewölkt 19 Feldberg/Ts., leicht bewölkt 21 Fichtelberg, leicht bewölkt 18 Frankfurt/M., wolkenlos 28 Freiburg, leicht bewölkt 27 Freudenstadt, leicht bewölkt 23 Garmisch, leicht bewölkt 25 Hamburg, leicht bewölkt 25 Hannover, leicht bewölkt 26 Helgoland, leicht bewölkt 20 Karlsruhe, wolkenlos 29 Kassel, wolkenlos 25 Kempten, leicht bewölkt 25 Köln-Bonn, leicht bewölkt 28 Konstanz, leicht bewölkt 28 Leipzig, leicht bewölkt 25 Lübeck, leicht bewölkt 26 Lüchow, leicht bewölkt 26 Magdeburg, wolkenlos 26 Mannheim, wolkenlos 29 Mühldorf, wolkenlos 25 München, leicht bewölkt 25 Münster/Osnabr., leicht bewölkt 27 Neubrandenburg, leicht bewölkt 23 Norderney, leicht bewölkt 24 Nürnberg, wolkenlos 25 Oberstdorf, leicht bewölkt 26 Passau, leicht bewölkt 24 Rostock/Warnem., leicht bewölkt 25 Schleswig, leicht bewölkt 23 Schwerin, leicht bewölkt 25 Stuttgart, wolkenlos 26 Sylt, wolkig 20 Wasserkuppe, wolkenlos 22 Wittenberg, leicht bewölkt 24 Würzburg, wolkenlos 26 Zugspitze, leicht bewölkt 10

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips,unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.

Sonnenaufgang 5.39 Uhr

Sonnenuntergang 21.24 Uhr

Mondaufgang 23.08 Uhr

Monduntergang 11.42 Uhr

Büdingen: Drei Verletzte durch Frontalkollision

BÜDINGEN. Fünf Menschen mußte die Büdinger Feuerwehr am späten Samstagabend aus zwei zertrümmerten Autowracks bergen. Drei von ihnen liegen nun schwer verletzt im Krankenhaus. Ein Büdinger Autofahrer hatte vor einer Linkskurve zwischen Büches und Büdingen einen anderen Wagen überholt und war frontal gegen ein entgegenkommendes Auto geprallt. Der Büdinger blieb unverletzt. Die Polizei kassierte seinen Führerschein. nes

Tips für Symi

BESTE REISEZEIT: Mai/Juni und September/Oktober für Individualisten, die die Stille lieben. Der Frühling und Herbst können allerdings auch sehr rauh und kühl sein. Und manches Mal muß man einen Zusatztag einkalkulieren, falls Schiffe wegen zu starkem Seegang nicht fahren können.

ANREISE: Mit der Fähre von Rhodos oder inselspringend über die Kykladen, bzw. den Dodekanes kommend. Die beiden Inseln mit Flughäfen, die Symi am nächsten liegen, sind Rhodos und Kos.

UNTERKUNFT: In den vergangenen Jahren wurden auf Symi einige sehr schöne Hotels und Appartements im traditionellen Inselstil gebaut. Empfehlenswert: Hotel Village-Symi im Oberdorf. Preise: 60 Mark pro Doppelzimmer in der Vor- und Nachsaison, 75 Mark in der Hauptreisezeit. Es gibt jedoch auch preisgünstigere, kleine Appartements. Ganz spartanisch und billig kann man sich in den Mönchszellen des Klosters Panormitis einmieten. Zu erfragen in der einzigen Reiseagentur im Hafen: Symi Tours (siehe Auskunft).

ESSEN UND TRINKEN: Symi ist, verglichen mit anderen Inseln, recht teuer, pflegt aber eine ausgesprochen gute, noch sehr typische Küche. Vor allen Dingen gibt es viel Fisch. Besonders hervorzuheben ist die Taverne "O Meraklis" bei Sotiris, die ausgezeichnete, ausgefallene Menüs zusammenstellt, sowie "I Neraida" für Fischspezialitäten. Beide finden sich im Hafen. Für rund 50 Mark ist ein Zweipersonen-Essen schon üppig, Wein inklusive. In Griechenland bezeichnen die Kategorien A, B und C für Restaurants im allgemeinen nicht die Essensqualität, sondern die Ausstattung, Mobiliar, Größe. Erst 1993/94 sollen die "Sterne" auch dort Einzug halten.

VERANSTALTER: Symi wird von verschiedenen Veranstaltern, oft im Paket mit anderen Inseln des Dodekanes, angeboten. Jahn-Reisen, München, beispielsweise hat Symi in Verbindung mit Rhodos im Programm mit schönen Hotels und Studiowohnungen. Auch Attika-Reisen, München, ist auf Symi mit kleinen Kontingenten vertreten.

VERKEHRSMITTEL: Am besten mit dem Schiff oder zu Fuß. Von Symi-Hafen verkehren mietbare Ausflugsboote zu kleinen, abgelegenen Buchten. Für Mietwagen gibt es nicht genug Straßen.

KLEIDUNG: Windjacke und mindestens ein dicker Pullover sollten dabei sein.

AUSKUNFT: Griechische Zentrale für Fremdenverkehr, Neue Mainzer Str. 22, 6000 Frankfurt am Main, Tel. 069 / 23 65 62, oder direkt: Symi Tours, Travel Agency, Rent a House, Tel. 02 41 / 7 16 89 / 7 13 07.

Soldaten und Polizisten fanden vermißten Jungen

BUTZBACH. Eine Nacht und einen Tag irrte am Wochenende ein elfjähriger amerikanischer Junge durch den Ebersgönser Wald. Er hatte am Freitag auf dem Heimweg vom Schrenzerbad die Orientierung verloren, meldete später die Butzbacher Polizei. Sie hatte am Samstag gemeinsam mit der US-Militärpolizei, Soldaten, deutschen Polizisten und einem Helikopter nach dem Jungen gesucht. Erst gegen 17 Uhr am Samstag wurde er gefunden. nes

Nächste Station Amerika 2

Knapp 1500 Menschen leben heute auf den Aran-Inseln, 900 davon auf Inishmore und jeweils etwa 300 auf den kleineren Inseln Inishmaan und Inisheer. Die Fernsehantennen und Satellitenschüsseln allerorten deuten an, daß Dallas und Denver auch in diesem Winkel der Erde nicht unbekannt geblieben sind.

Der Tourismus hat Geld gebracht, und einige wenige haben es mit dem Verkauf der typischen dicken Wollpullover, durch die kein Regenguß dringt, sogar zu Wohlstand gebracht. Früher hatte jede Familie ihr eigenes Muster - die Leichen von ertrunkenen Fischern, die oft erst nach Wochen angeschwemmt wurden, konnten so leichter identifiziert werden.

Recht weit entfernt vom Festland liegen die Inseln. Zu weit, um heute das tägliche Pendeln zur Arbeit auf dem Festland zu gestatten. Weit genug, um im letzten Jahrhundert das Übergreifen der Kartoffelfäule zu verhindern - die Hungerkatastrophe, der Hunderttausende zum Opfer fielen, blieb hier aus. Einige tausend Menschen flüchteten sich damals auf die Inseln und überlebten.

Denkmalschutz für ein "wahres Kleinod" Ein Parkpflegewerk für den Goldsteinpark

GOLDSTEIN. Der Vorschlag, den Goldsteinpark mit seinem beeindrukkenden Baumbestand als Kulturdenkmal für kommende Generationen zu bewahren, hat in jüngster Zeit neuen Auftrieb erfahren und namhafte Befürworter gefunden (die FR berichtete). Im Herbst soll ein zweiter Antrag auf Denkmalschutz gestellt werden. Das Vorhaben voranzutreiben, wird unterdessen immer dringlicher: Nach mehreren sehr trockenen Jahren leiden die Gehölze zusehends unter Wassermangel.

Frank Blecken, der Leiter des städtischen Referats "Übergeordnete Grün- und Freiflächenplanung", nennt die Frankfurter Parks ein "Kapital der Stadt" - die Anlage in Goldstein verdiene zudem ein besonderes Interesse, da sie auf den Frankfurter Gartenarchitekten Heinrich Siesmayer zurückgehe. Unterstützt wird die Idee vom "Naturkundlichen Arbeitskreis im Taunusklub Stammklub in Frankfurt", der kürzlich unter Leitung des bekannten Baumkundlers Heribert von Esebeck den Gehölzbestand des etwa sechs Hektar großen Parks aufnahm. Ranghöchster Pate des Vorhabens ist Oberbürgermeister Andreas von Schoeler; er bezeichnete die Anlage bei einem Besuch als "wahres Kleinod".

Die Idee zum Denkmalschutz stammt aus Goldstein selbst. Sogar ein Club wurde 1989 eigens zu diesem Zweck gegründet: der Verein Kultur und Natur. Vorsitzender Karl Leißner bezeichnete es als ersten großen Erfolg, daß zu Beginn des Jahres im Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim und westliche Stadtteile) ein parteiübergreifender Antrag auf den Weg gebracht wurde, der die Unterschutzstellung verlangt.

Frank Blecken, bis vor wenigen Monaten noch Leiter des Garten- und Friedhofsamtes, hat das Ganze zur Chefsache in seinem Referat gemacht. Zur Zeit läßt er Parkpflegewerke erstellen: außer für den Goldsteinpark auch für den Rothschild- und Brentanopark. Sie sollen eine Grundlage für Erhalt und Pflege der grünen Oasen sein. Die Pflegewerke entwikkeln Konzepte, "um den Charakter der historischen Parks zu erhalten und zu verstärken".

Wichtig ist zum einen, die Geschichte der Parks nachzuzeichnen. So sind die Daten über das um 1860 angelegte Gelände im Herzen Goldsteins bisher noch recht spärlich. Aufklärung erhofft sich Blecken nun durch die Arbeit des Instituts für Landschaftsarchitektur der Technischen Universität Dresden. Drei Studentinnen sichten die Frankfurter Archive und wurden auch schon fündig: Eine alte Aufstellung des Baumbestandes - wahrscheinlich noch von Siesmayer selbst angefertigt - liegt jetzt vor. Damit lassen sich neue Aussagen über das Gelände machen, das 1933 in städtischen Besitz überging, aber schon im 13. Jahrhundert - zusammen mit dem Hofgut Goldstein - erstmals erwähnt wurde.

Zweiter Bestandteil der Parkpflegewerke ist eine Liste des aktuellen Bestandes. Damit betraut wurde der Naturkundliche Arbeitskreis des Taunusklubs, bei dessen Arbeit Blecken "ins Schwärmen gerät": "Soviel Engagement und Sachkenntnis kostenlos zur Verfügung zu bekommen, das ist ein Glücksfall."

628 Bäume haben die Mitglieder in mehr als 50 Arbeitsstunden im Goldsteinpark begutachtet, bestimmt und in einem Lageplan verzeichnet. Gut 70 davon sind "von der Art her wertvoll und besitzen einen bemerkenswerten Umfang" - eine der Blutbuchen bringt es auf stolze 4,70 Meter. Sie und einige Eichen, Linden und Eiben dürften noch aus der Gründungszeit des Parks stammen.

Als echte Rarität sind eine Reihe von Flatterulmen entlang des ausgetrockneten Schwarzbachbettes anzusehen. Ebenfalls von Interesse sind eine Reihe exotischer Nadelhölzer, ein Geweihbaum und einzeln stehende Blutbuchen, zwischen denen sich herrliche Durchblicke auf die sanft gewellten Rasenflächen und die dichter bestandenen Randzonen des Parks öffnen.

Mit dem Parkpflegewerk als Gutachten will Blecken im Herbst über das Denkmalamt einen zweiten Antrag auf Schutz als Kulturdenkmal und - für einzelne Bäume - auf Naturschutz stellen. Damit, so hofft er, "können wir die Kollegen von Unterer und Oberer Naturschutzbehörde überzeugen".

Das ist allerdings auch "dringend notwendig", sagte Vereinsvorsitzender Leißner. Seitdem der Park 1960 drainiert wurde, leiden die Bäume unter Wassermangel: "Die Blutbuchen sind jetzt schon braun." Ist der Park erst einmal unter Schutz gestellt, könnten die drei, für Teilstücke des Geländes verantwortlichen Behörden (Gartenamt, Stadtentwässerungsamt und Untere Naturschutzbehörde) auch einen gemeinsamen Plan für den Wasserhaushalt des Parks ausarbeiten: Dann, so glaubt Leißner, wird wieder Wasser im Schwarzbach fließen, der kleine Weiher werde wieder Heimat für Wasservögel, und die Bäume könnten neu austreiben. ask

Nächste Station Amerika 3

Mit dem Boot aus Galway kommend, sieht man die drei Inseln aus dem Atlantik auftauchen: Grau und nebelverhangen sehen sie aus. Wie drei große Walfische liegen sie im Meer vor der irischen Westküste - nicht gerade einladend. Doch sie wirken auch geheimnisvoll, faszinierend, verwunschen - Relikte der Vergangenheit. Aber während die Inseln im Meer nur so aussehen, ist Dun Aengus, das größte und spektakulärste Steinfort Irlands, ein wirklicher Zeuge der Vergangenheit. Niemand weiß, wer die Festung gebaut hat - zweitausend Jahre alt soll sie sein. Wer hat sich hier, am Ende der Welt, gegen welchen Feind verteidigt? Wer fürchtete sich vor wem so sehr, daß er diese gewaltigen Mauern aufgetürmt hat? Drei Festungsringe aus Kalkstein umschließen das eigentliche Fort, davor ein Ring von scharfen Steinen, die wie spanische Reiter wirken und wohl die Angreifer aufspießen sollten. Die Mauern der inneren Festung sind bis zu vier Metern dick, der Festungsring durchmißt fast 50 Meter. Vom obersten Rand der Mauer bietet sich ein atemberaubender Anblick: In der Ferne die Berge der irischen Westküste, näher die beiden anderen Aran-Inseln. Und direkt am Rand der Festung die ungeheuren Klippen der Steilküste mit den grauen Wellen des Atlantiks, die weit unten schäumend anbranden. Ganz Inishmore ist von hier aus zu überschauen.

Früher gingen die Männer hierher zum Fischen - sie setzten sich auf den Rand der Klippen, banden sich die Schnur um den Fuß und angelten damit nach den Fischen in der Brandung. Mehr als eine Familie verlor dabei nicht nur die Hoffnung auf eine Fischmahlzeit, sondern auch den wagemutigen Fischer.

Stoisch ruhig seien die Bewohner der Aran-Inseln, heißt es, ein wenig versponnen, fatalistisch und den Naturgewalten demütig ergeben. Davon merken wir wenig, als es auf dem Weg zurück nach Kilronan zu regnen beginnt - Eoghan flucht, wie man es von einem Kutscher erwarten kann. Und selbst auf Gälisch hat seine Schimpfkanonade Unterhaltungswert. "Heute wird niemand mehr in der Kutsche fahren wollen", sagt er, und findet seine Lebensmaxime bestätigt: "Das Leben ist schwer - it's hard to make a pound these days!"

HOLGER G. EHLING

Kinder lebten und tanzten wie Indianer Ferienspiele auf dem Abenteuerspielplatz

BOCKENHEIM. Dumpf dröhnen die Indianertrommeln über Bockenheim. Ein kleiner Kreis von Tänzern formiert sich ums Lagerfeuer. Ein Tänzer schnappt sich ein ausrangiertes Autofell: Der Medizinmann. Er fleht die Götter um ihre Gunst für die Jagd an. Dann tanzen die Krieger. Immer schneller wird der Rhythmus, die Füße stampfen auf die Erde. Das Jahr war schlecht, jetzt muß die Jagd gut werden, sonst . . .

Nun, überleben wird es der Stamm vom Abenteuerspielplatz Bockenheim schon: Schließlich waren es nur Freizeit-Indianer, die eine Woche lang auf dem Gelände hinter der Häuserzeile an der Ginnheimer Landstraße so "hautnah" wie möglich das Leben ihrer nordamerikanischen Vorbilder nachempfanden. Dennoch, die "Kriegstrommel" wollen die beiden Betreuer Margit Schmidt und Wolfgang Pohl schon schlagen: Das Jahr und der geplante Umzug auf das neue Gelände verliefen für den Bockenheimer Spielplatz alles andere als angenehm. Nach den Ferien wollen sie deshalb von den Verantwortlichen "endlich Klarheit über unsere Zukunft".

Angesichts solcher Sorgen "tat die eine Woche Ferienspiele richtig gut". 15 Kinder hatten sich angemeldet, sie durften ihr Zeltdorf auf dem Grundstück Tag und Nacht bewohnen. Über ein Dutzend "Rothäute" stieß jeden Tag noch dazu. "Wir wollten einfach mal ausprobieren, wie man sich nur ganz auf sich und die Natur gestellt durchschlagen kann. Das war für die Kinder eine völlig neue Erfahrung", erzählten die beiden Diplompädagogen.

Viele Kinder hätten beispielsweise noch nie einen Saunagang gemacht. Nun konnten sie es einmal probieren, und richtig urig dazu: Ein kleines Tippi aus Zweigen, mit Fellen und Decken abgedichtet, als "Ofen" glühende Feldsteine - da war für Stimmung gesorgt.

Begeistert nahmen die kleinen Indianer auch die Bastelarbeiten in Angriff. Schmuck stellten sie her, Kleidung und Lendenschürze entwarfen sie. Und selbstverständlich durften auch Pfeil und Bogen nicht fehlen. Als dann die aus Stroh geflochtene Zielscheibe fertig war, stöhnte "Stammeshäuptling" Wolfgang: "Jetzt fallen mir gleich die Finger ab." Dem konnte Margit Schmidt nur zustimmen, bei dem Naturleben sei vor allem eine Erfahrung zu machen: "Da steckt überall wahnsinnig viel Handarbeit drin."

Da es allen Beteiligten viel Spaß gemacht hat, ist das "wilde Leben" noch lange nicht vorbei: Bis zum Ende der Ferien werden beispielsweise Messer gebastelt und Mokassins genäht. Zudem dürfen auch andere Kinder nochmals auf dem Spielplatz übernachten: Von Donnerstag, 30. Juli, auf Freitag, 31. Juli.

"Bei der Indianerwoche haben wir unser neues Gelände zum erstenmal richtig genutzt", stimmten die beiden Betreuer überein. Zufrieden sind sie mit dem Terrain jedoch (noch) nicht. Schon für den Winter hatte das Gartenamt die Fertigstellung versprochen. Bis heute fehlen das Spielhaus sowie Klettergestelle; der Wasseranschluß ist nicht verlegt - ganz zu schweigen von Kanalisation und Toiletten.

Mit dem "sehr zögerlichen Fortschritt" könnten die beiden Pädagogen leben. Doch für ein "ganz dickes Ding" halten sie, daß ihre Gehaltszahlungen nicht mehr gesichert sind. "In den letzten Jahren war es immer klar, das Geld für die zweite Stelle ist da." Das jedoch scheint beim aktuellen Sparkurs der Stadt nicht mehr gewährleistet. Deshalb wollen die beiden Bockenheimer zusammen mit ihren Kollegen von den anderen Abenteuerspielplätzen voraussichtlich im September "mit diesem Mißstand" an die Öffentlichkeit gehen. Denn: Obwohl der Job viele (unbezahlte) Überstunden kostet - im vergangenen Jahr in Bockenheim 41 Überstundentage - machen ihn die meisten gern. Doch wenn nun die Gehaltszahlungen zum Glücksspiel werden, haben selbst die ausdauerndsten Pädagogen "keinen Bock mehr". ask

Die Überraschung

Daß Vorfreude stimuliert, daß das Gehirn - wie der Magen vorm Festmahl - besondere Säfte ausschüttet, die dem Menschen angenehme Gefühle bereiten, weiß jeder, der einmal die schönen Kataloge der Reiseunternehmer in Händen hielt. Da prickelt schon beim Anblick der bunten Bilder die Sonne auf der Haut, da duften die Wiesen, weht eine Brise, brutzelt's überm Grill - die Wonnen der Fremde sind eigentlich die Wonnen des Vertrauten. Ist die Entscheidung gefallen, wird die Vorstellung konkret: Auf jenem Balkon wird man sich sonnen, auf dieser Terrasse seine Brötchen schmieren . . .

Die Republik Polen ist in diesem Jahr das Land meiner Wahl, zumal viele unserer neuen Nachbarn ein "domek letniskowy", ein Häuschen im Grünen, besitzen sollen, das sie sommers gern vermieten; so weit die polnische Putzfrau meiner Nachbarin. (Natürlich besitzt sie selber keins). So weit, so gut. Doch das Reisebüro um die Ecke hat wegen zu geringer Nachfrage weder Angebot noch Katalog. Man verweist auf die polnische Dependance. Da hängen an den Wänden Plakate von Gdansk und Gdingen, bunte Prospekte füllen die Regale. Trotz sommerlichen Wetters trägt der Geschäftsführer einen eleganten Anzug mit Krawatte. Das wirkt solide.

Verdächtig lange kramt der junge Mann in seinen Unterlagen, nachdem ich meinen Wunsch, in einer Hütte an einem kleinen stillen sauberen See im einstigen Pommmern die Ferien zu verbringen, geäußert habe. Schließlich findet er ein Formular, auf dem er sogleich Namen und Reisezeit einträgt. Ein fragender Augenaufschlag: Typ A oder B? Und die Erklärung, daß A groß, B klein sei. Ob er denn nicht vielleicht ein Bild hätte, wage ich zu fragen und entscheide mich für Typ B. Wieder längeres Suchen. Von einem schlecht kopierten Blatt starren mich in hartem Schwarzweiß zehn Häuser an. Da Typ A jetzt wegfällt, reduziert sich die Auswahl auf fünf Häuser. Die Frage, welches denn von diesen fünf und ob denn überhaupt eines davon, provoziert nur ein Achselzucken: Ob das denn so wichtig sei. Längst habe ich das Gefühl, daß ich zu wählerisch, zu anspruchsvoll und womöglich irgendwie unverschämt bin. Vielleicht hat er ja sogar recht. Ich buche, zahle.

Als ich die Reiseunterlagen abhole, ist da nichts als eine Bestätigung der Überweisung. Durch meinen Kopf zieht jetzt eine Reihe detaillierter Lagepläne. Grundrisse, auf denen jeder Sessel, jedes Regal ihren Platz haben, liebevolle Wegbeschreibungen vom Besitzer (bei den rosa gestrichenen Fensterläden rechts um die Ecke und dann geradeaus, der Schlüssel liegt unter der Matte). Zum letzten Mal der schüchterne Versuch, doch noch ein paar Informationen zu bekommen, ohne als fordernder, mäkliger, nie zufriedener Wessi dazustehen. Die genaue Adresse möchte ich doch ganz gerne haben. "Da fahren Sie einfach hin", sagt der junge Mann, und malt mit Kugelschreiber ein Kreuz auf die Polenkarte an der Wand, zwei Fingerbreit oberhalb von Slupsk. Ein kleines Kreuz im hellen Blau der Baltischen See. Rowy heißt der Ort an der Ostseeküste, aber da sei es nicht, sondern etwas weiter östlich. Ich bin zu beeindruckt, um zu erwähnen, daß ich eigentlich an einen stillen pommerschen Binnensee wollte.

Eine Buchung mit sieben Siegeln. Rowy (früher: Rowe) finde ich immerhin in Graf Krockows "Reise nach Pommern" erwähnt. Rowy war einmal ein weltabgeschiedenes Fischerdorf, es war idyllisch, das heißt bitterarm, mit strohgedeckten Fischerkaten zwischen Dünen, mit malerischen Ansichten, die jetzt im Museum hängen, weil Schmidt-Rottluff und Pechstein sie malten.

Und das Rowy von heute? Warten wir es ab. Daß ein reich bebilderter Hochglanzkatalog Urlaubsgefühle provoziert, wußte ich lange. Daß Überraschung und Nichtwissen auch Vorfreude auslösen können, ist eine neue Erfahrung. Polen sei's gedankt. "Typ B" demnächst an Ort und Stelle in Augenschein zu nehmen - ich kann es kaum erwarten. ELISABETH GÖBEL

Jule Reiner Flaschenpost ans arme Helenchen Symi zwischen Tradition und modernem Tourismus

"Kleines, armes Helenchen", seufzt ein gestandener Hellene, auf die Reling gestützt, und schaut so gepeinigt wie Sisyphos, auf den wuchtigen Steinhaufen längsseits des Bootes. Kurz vor dem Ende Griechenlands und dem Anfang der Türkei schaukeln wir an der verlorenen Tochter des großen Hellas entlang. Ein scheinbar tragischer Felsbrocken, der, aller Phantasie nach nur von einem stinkbetrunkenen, wütenden Zyklopen an einem seiner schlechtesten Tage in grauer Antike von der lykischen Küste abgebrochen und mit Karacho ins gottverlassene Meer gedonnert worden sein kann.

Symi heißt der unansehnlich zerraspelte und außergewöhnlich steil aufragende Geröllberg, dessen bizarr klaffende, menschenleere Felsküste nicht Baum noch Strauch trägt. Wellenschaum umspült den kleinen Elendshaufen so gemein, als gäbe es keine einzige Bucht, in die ein Boot jemals einlaufen könnte. Das armselige Helenchen lungert da graphitfarben unter, zu allem Überfluß, verhangenem Matschhimmel. Regen will ins Meer prasseln und wird doch gleich von schaumspuckenden Wellenkämmen verschluckt.

Plötzlich ist Reisen beschwerlich und fremd, kaum ähnlich jetzt den Auslagenfotos in heimatlichen Reisebüros, kein Katalog, der davor gewarnt hätte. Das Boot, eins von zweien, die eine Stunde zuvor von der mondänen Schwester Rhodos ausgelaufen sind, vollgepackt mit Menschen in weißen Shorts und Ringelhemden. Mit neuem Hunger auf mal was anderes wollten die, bei zwangloser Butterfahrt auf dem Sonnendeck, dem kleinen Symi entgegenbraten. Die Grautöne aber pferchen sie eng ins Bootsgehäuse, und der Hunger schafft sich zunächst in Bierdurst Luft. In rundlichen Gesäßtaschen drücken sich noch rundere und vertrauenerweckende Geldbörsen ab, Brustbeutel schwingen entschlossen über mitunter beeindruckenden Vorbauten teutonischer Körpersäulen. Heureka, wir fahren . . . in die weite Welt - mit Geld.

Im Hafen von Symi brechen unterdessen die olympischen Spiele im Teller- und Gläserwerfen aus. Wie Diskusscheiben fliegen Eßgefäße und Zubehör auf blumengeschmückte Tische, wedeln aufgeregte Kellner mit Handtüchern den Straßenstaub von den Stuhlreihen. Markisen werden aus den Verankerungen gekurbelt. Handkarren, mit Gewürzpäckchen beladen, bringt man eilig in stolpergarantierte Position. Stickereiwaren, Teppiche, Taschen vermehren sich auf wunderbare Weise vor weitgeöffneten Ladentüren. Und in der Hafenkurve vor den Tavernen wird jetzt auch Dinos, der Schwämmehändler, rege.

Einige Späher beschleunigen schon ihren Schritt in Richtung Mole am äußersten Zipfel der umfriedeten Hafenbucht, welche die Sicht auf die Bugspitze der ankommenden Dampfer erst in letzter Minute freigibt. Gerade dies aber birgt einen hübschen Überraschungseffekt, weil sich jetzt nach langer Umrundung bizarren Gesteins ein kaum vorgestelltes kleines Meisterwerk der Architektur und künstlerischer Verwegenheit vor Augen auftut. Wer baute so etwas in den steilen, bösen Berg? Neoklassische Häuschen mit Satteldächern aus roten Keramikschindeln, in die Farben venezianischer Meister getaucht, schweben fast im Hang, schmiegen und ducken sich eins übers andere hoch hinauf, und jedes genießt das Sonnenlicht im Gesicht und den Blick auf das tiefblaue Hafenbecken. Ein Schachteldorf der Ausgewogenheit ist Symi, prätentiös und eigen. Erst mit dem zweiten Blick nimmt man inmitten dieses hingemalten Stillebens auch gesichtslos gähnende Ruinen aus braunroten Steinen wahr und mag die Kehrseite der Vollkommenheit erahnen. Von Dinos, dem Schwammhändler, dessen Familie die Insel nie verlassen hat, kann - wer sich für Zyklopen und andere Geschichten interessiert - erfahren, wer den Symianern das schöne Leben in purer Ästhetik verpfuscht hat.

Andrang beim Kinderfest der Niederräder SPD

"So viele Besucher waren's noch nie." Elke Tafel, Kinderbeauftragte im Ortsbeirat 5 und Mitglied bei den Sozialdemokraten in Niederrad, freute sich "riesig" über den Zuspruch beim Kinderfest des Ortsvereins am Samstagnachmittag. Für die Feier auf der Fröbelwiese hatten sich die Streiter um den Vorsitzenden Dankwart Breithaupt aber auch etwas Neues einfallen lassen: Das Spielmobil der Falken war mit Rollenrutsche, Riesenhüpfkissen und vielen anderen Überraschungen angerückt. Vergnügt tobten die weit über 70 Jungen und Mädchen über den Rasen, derweil die Eltern mit den Politikern bei "Weck und Woi" die Zeit verplauschten: "Urgemütlich", hieß es. "Und so erholsam, wenn die Kinder mal alleine toben!"

Doch Hüpfen und Rollenrutsche waren schnell vergessen, als Puppenspieler Otto Bausch zum Kasperletheater klingelte. Über so viel Begeisterung staunte sogar Forstdirektor Werner Ebert, vor Jahren selbst Vorsitzender der Niederräder Genossen: "Richtig lebendiges Theater, das ist doch mal was anderes als das ewige Fernsehen."

Und Dankwart Breithaupt pflichtete bei, so mache ihm das Fest Freude: Ein "kleines Bonbon" für die in den Ferien Daheimgebliebenen sei es. ask

Mainkrokodile: Jeder ist willkommen Integrativer Hort eröffnete in Sachsenhausen / Stadt Frankfurt gewährt Zuschuß

SACHSENHAUSEN. Ein bißchen angedotzt sehen sie schon aus, die Möbel im Aufenthalts- und Bastelraum des Kinderhorts. Gar nicht so, wie sich die meisten das wohl bei einer Neueröffnung vorstellen. Doch dieses "etwas andere" - die Möbel wurden billig aus Beständen anderer Horte erworben - ist für die "Mainkrokodile" nichts Ungewöhnliches, ja sogar Programm: Der 1987 gegründete Verein leistet integrative Arbeit, behinderte und nicht-behinderte Kinder spielen und toben zusammen. Und das Improvisationstalent der Verantwortlichen lobte Schuldezernentin Jutta Ebeling bei der Eröffnung des Horts (die FR berichtete) ausdrücklich: "Integrative Arbeit wird durch hochgeschraubte Forderungen oftmals geradezu verhindert. Hier ist das zum Glück anders."

Ungewöhnlich an sich ist schon der Hort. Er ist der erste seiner Art in Frankfurt, der von einem freier Träger unterhalten wird. Entsprechend groß ist auch das Einzugsgebiet: Die Kinder kommen aus der halben Stadt. Werden von den meisten Organisationen integrative Gruppen bisher nur bis zum Kindergartenalter angeboten, so bietet der Verein unter Trägerschaft des Bundes Deutscher Pfadfinder mehr: Jeder im Alter von ein bis zwölf Jahren ist in der Schifferstraße 42 und im Abtsgäßchen 9 willkommen.

Im Abtsgäßchen hat auch alles angefangen. Dort fand der Verein 1987 mit seiner integrativen Krabbelstube ein erstes Quartier. Eine Kindergartengruppe schloß sich zeitlich nahtlos an: "Wir wußten, wie wichtig es für die behinderten Kinder ist, kontinuierlich von denselben Personen betreut zu werden", erläuterte Geschäftsführer Bernd Niedergesäß das pädagogische Konzept.

Mit diesem Wissen hielten es die Verantwortlichen für sinnvoll, die Betreuung über das bisher übliche Alter hinaus fortzusetzen und für die Jungen und Mädchen auch nach Schulschluß da zu sein. Die Stadt, um Geld für neue Räume gebeten, sprang bereitwillig ein. Durch das unter der rot-grünen Regierung aufgelegte Sofortprogramm für freie Träger standen 75 000 Mark zur Verfügung. Das Land Hessen beteiligte sich mit weiteren 44 700 Mark am Umbau der Gewerberäume im Hinterhaus in der Schifferstraße. Auf 350 Quadratmeter können sich die Kinder nun im Gruppen- und Werkraum oder im "Toberaum" ausleben. Und in der Küche wird für die Kindergartenbesucher gekocht. Geöffnet ist von 8 bis 17 Uhr.

Insgesamt vier Gruppen mit 46 Jungen und Mädchen betreuen die Mainkrokodile. In allen wird integrativ gearbeitet. Sind bei den beiden Krabbelstuben mit acht Kindern jeweils zwei Behinderte dabei, so sind es in der je 15köpfigen Kindergarten- und Hortgruppe sogar ein Drittel. Dabei achten die Verantwortlichen bei der Besetzung darauf, sie für Erzieher wie Besucher gleichermaßen "verkraftbar zu machen", wie Niedergesäß erläuterte. Und das Konzept scheint zu stimmen: Sowohl körperlich als auch geistig Behinderte nehmen rege am Gruppenleben teil, die Erzieher können kontinuierliche Fortschritte feststellen. Lernprozesse gibt es auch bei den Nicht-Behinderten: "Sie können mit der Verschiedenheit ganz locker umgehen."

Zahlen nach dem üblichen Modell die Eltern als Träger zwei Drittel der laufenden Kosten, so übernimmt bei den Mainkrokodilen diesen Anteil die Stadt: Mit 535 Mark pro Monat und Platz bezuschußt die Stadt die Einrichtung. Solche Summen seien notwendig, erläuterte Jutta Ebeling, da Kinder in Großstädten heutzutage nicht mehr "familienergänzend" sondern regelrecht "familienersetzend" betreut werden müßten. Sie forderte angesichts "der ungeheuren und nicht mehr tragbaren Belastung der Stadt" Land und Bund zu finanziellem Ausgleich auf. ask

Grüne Soße kommt frisch vom "Teller" Im Süden Oberrads wird in der Tellersiedlung seit 1926 Erwerbsgärtnerei betrieben

OBERRAD. Die "Grie Soß" frisch auf den Teller - frisch direkt vom "Teller": Das ist tatsächlich ein ungewöhnlicher Name, den die kleine Gärtnersiedlung südlich Oberrads führt: "Im Teller". Und wer nicht gerade aus dem Südosten Frankfurts kommt, der runzelt zuerst einmal verwundert die Stirn: "Wo soll das denn bitte sein? Und was ist das?"

So und ähnlich lauten die typischen Repliken der "Innenstädter". Das ist aber auch kein Wunder: Sie versteckt sich fast, die kleine Siedlung mit den 20 kleinen einstöckigen Flachdachhäusern, und gerät deshalb schnell in Vergessenheit. Von Oberrad aus nur über schmale Asphaltwege zu erreichen, liegt sie noch jenseits des Waldfriedhofs; nur wenige Spaziergänger kommen bis dorthin. Wahrhaft Einschneidendes jedoch ereignete sich für die Teller-Bewohner 1966: Da begann der Bau der Autobahn A 661 und der ehemals lebendige Kontakt nach Offenbach fand ein jähes Ende.

"Da schimpfen wir jetzt noch drüber", berichtete einer, der es wissen muß. Seit 1927, als die Erwerbsgärtner in die Siedlung Einzug hielten, lebt er dort. Er hat die ganze Geschichte miterlebt, die wirtschaftliche Krise, in die der Gartenbau wenige Jahre nach dem Siedlungsbau schlidderte, die immensen Zerstörungen im Krieg, den Aufbau und den Wandel, der sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat.

Begonnen hat alles mit der zunehmenden Not im deutschen Erwerbsgartenbau. Der Markt sei von ausländischen Produkten überschwemmt, jammerte ein zeitgenössischer Schreiber. Da den kleinen Gärtnereien Geld und Boden fehlte, um kostengünstig unter Glas zu produzieren, halfen Stadt und Land nach. Der "Teller" war so ein Projekt.

1926 errichtete die eigens für den Bau gegründeten Gärtnersiedlungsgenossenschaft "Teller" auf dem etwa 7,4 Hektar großen Gelände zehn Doppelhäuser in Ziegelbauweise. Hinzu kamen auf jeder der 37 Ar großen Parzellen eine Treibhausanlage von etwa 300 Quadratmetern sowie 150 Mistbeetfenster.

Architekt der von Stadtrat Ernst May geförderten Siedlung war Franz Roeckle, ein Vertreter der Frankfurter Moderne. 28 000 Mark kostete jedes Anwesen, davon übernahm die Stadt 15 000 Mark und das Landwirtschaftsministerium 10 000 Mark.

Die knapp bemessenen Grundrisse galten damals als wegweisend, ebenso die kleinen hochliegenden Fenster - das sparte Heizkosten. Heute haben die meisten Gärtner ein wenig umgebaut: "Wir mußten ja auf einen Stuhl klettern, um richtig rauszuschauen". Auch die ursprünglich streng T-förmigen Grundrisse der zehn Doppelhäuser sind mittlerweile durch Anbauten "verwaschen".

Der Anfang war hart für die Siedler. Strenge Winter minderten die Erträge; Pachtkosten mußten trotzdem weiter an die Stadt gezahlt werden. "Zwei Pfennig haben wir 1934 für das Pfund Tomaten auf dem Markt bekommen." Doch sie wurschtelten sich durch, Sanierung und Entschuldung halfen.

Die Bombenangriffe auf Oberrad 1943 trafen auch den "Teller". Den Aufbau bewerkstelligten die Gärtner in Eigeninitiative. So konnte bei der Feier zum 25jährigen Bestehen im Juli 1951 Stadtrat Georg Treser immerhin schon wieder auf 22 000 Quadratmeter überglaste Beete schauen, ein Drittel weniger als vor der Zerstörung.

Im "Wirtschaftswunderland" blühten dann Salat und Tomaten, Karotten und Blumenkohl oder Rettiche und Kohlraben richtig auf. Der Rückschlag kam Mitte der sechziger Jahre. Wieder war es der Konkurrenzdruck aus dem Ausland, die Gärtner brauchten Treibhäuser und mußten automatisieren. Daraus entstand eine kuriose Situation: War die Genossenschaft zum Bau der Siedlung notwendig, so stand sie nun dem weiteren Wohl im Wege. Sie wurde aufgelöst, nun konnten die Siedler auf ihre Grundstücke Hypotheken aufnehmen. Doch manch einer hängte da die Gärtnersschürze an den Nagel.

Heute hat sich das Bild weiter gewandelt: Eine Friedhofsgärtnerei verkauft Blumen und Kränze, die Erwerbsbetriebe stellen zunehmend auf die Grüne Soße um - "das lohnt sich am meisten in Frankfurt", erklärte der Bewohner, der seinen Namen nicht nennen wollte. - A propos: Namen. "Im Teller" stammt wohl von der alten Flurbezeichnung von einem mit Erlen (Ellern) bewachsenen Waldstück. Nach "Im Deller" hieß es ab 1730 "Im Teller". Und wenn die Siedlung in unserer hektischen Zeit ein wenig vergessen ist, so finden die Bewohner das mitunter auch ganz angenehm: Dann schaut ihnen nicht jeder über den Tellerrand (siehe auch Kasten). ask

Bethmann-Studienpreis für Geschichts-Arbeit

Zum neunten Mal wird in diesem Jahr der zur Förderung junger Wissenschaftler bestimmte Johann-Philipp-von-Bethmann-Studienpreis ausgeschrieben. 4000 Mark bekommt die Verfasserin oder der Verfasser einer Studienarbeit, die die "wissenschaftliche Basis zur Erforschung der Frankfurter Geschichte" erweitert. Ein Arbeitsergebnis soll erkennbar, die Arbeit jedoch noch nicht abgeschlossen sein. Dem Bewerbungsschreiben soll ein ausführliches Exposé und eine Empfehlung des betreuenden Hochschullehrers beiliegen.

Bewerbungen für den Studienpreis sind bis 17. September an die Geschäftsführung der Frankfurter Historischen Kommission, Karmelitergasse 5, 6000 Frankfurt 1, zu richten. Die Preisverleihung ist im Dezember. fr

Nächste Station Amerika Ein Besuch auf den Aran-Inseln vor der Küste Irlands

"Das Leben ist schwer - it's hard to make a pound these days!" Ob er Touristen aufsammelt für eine Rundfahrt oder ein Schwätzchen hält mit seinen Kollegen, wieder und wieder rasselt Eoghan seinen Spruch herunter. Eoghan fährt Touristen spazieren in seinem Pferdewagen, und am Hafen von Kilronan, dem Hauptort von Inishmore, der größten der drei Aran-Inseln, sind wir bei ihm eingestiegen. In gemütlichem Zuckeltrab fährt er uns zur anderen Seite der Insel, zur Festung Dun Aengus. Etwa eine Stunde dauert die Fahrt zur "Burg des Angus" - durch eine karge Landschaft unter bleiernen Regenwolken. Und Eoghan nutzt die Zeit, uns die Landschaft von Inishmore zu erklären und einen Schnellkursus abzuhalten in der Geschichte der Aran-Inseln.

Er ist hier geboren und aufgewachsen. "Ich kenne hier jeden Stein mit Vornamen", sagt er und grinst dabei. Dann muß er ein gutes Gedächtnis haben, denn Steine und Felsbrocken bestimmen die Landschaft. Die Felder sind übersät mit Geröll, auf den Weiden scheint der hellgraue Kalkstein durch das Gras, und auch die Begrenzungen der Felder sind aus Stein - Drahtzäune gibt es nicht auf den Aran-Inseln.

Die Feldmauern, fast mannshoch, bilden Gevierte, die den Wind abhalten sollen. Wie ein riesiges Fischernetz überziehen sie die Insel. Kaum wohnzimmergroß sind die Felder. "Die müssen so klein sein, sonst würde der Wind den Boden abtragen", erklärt Eoghan. "Der Boden ist über die Jahrhunderte aufgeschüttet worden", sagt er. "Seetang haben meine Vorfahren dafür gesammelt und dann mit zerstoßenen Steinen und Sand gemischt." Fruchtbar ist der Boden nicht - nur Kartoffeln gedeihen hier gut. Aber auf vielen Feldern wachsen nur noch Gras und Gestrüpp. Viele Bewohner haben die mühsame Arbeit aufgegeben. "Leben könnte heute sowieso keiner mehr von dem, was die Felder hergeben", erklärt Eoghan. "Und Lebensmittel werden jeden Tag mit dem Schiff hergebracht."

Früher lebten die Menschen auf den Aran-Inseln von Kartoffeln, Fischen, und Seetang, den sie sammelten, verbrannten und zur Jod-Produktion aufs Festland verkauften. Heute leben die meisten Bewohner der Aran-Inseln vom Tourismus. Aber das Geschäft floriert nur im Sommer. "Im Winter ist hier nichts los", sagt Eoghan. "Die Touristen bleiben aus, es ist kalt und es gibt nichts zu tun. It's hard to make a pound these days!" Auch seine Felder liegen brach - im Sommer kutschiert er Touristen, im Winter arbeitet er in einer Fischfabrik auf dem Festland, drei Kutterstunden entfernt.

Die Straße zur Festung führt vorbei an Feldern und Katen, viele von ihnen verlassen und verfallen. Weggezogen von der Insel sind viele Menschen, andere haben ein neues Haus gebaut und das alte dem Verfall überlassen. Grau und geduckt stehen die Ruinen im Wind, die bunten Farben von Fenstern und Türen sind bei den meisten schon abgeblättert.

"Aran-Häuser hatten immer zwei Eingangstüren, und zwar an den gegenüberliegenden Enden des Hauses", erzählt Eoghan. "Tagsüber stand die Tür auf der windgeschützten Seite offen, damit Licht ins Haus kam. Und wenn der Wind drehte, dann wurde eben die eine Tür geschlossen und die andere geöffnet." So asketisch geht es auf den Aran-Inseln schon seit Jahren nicht mehr zu. Eoghan erzählt von seinem neuen Haus: Zentralheizung hat es statt des alten Torfofens und ein Dach aus Ziegeln. Einen Kamin hat er zwar auch eingebaut, aber "der ist nur da, weil es schön ist, am Abend vor dem Feuer zu sitzen."

Tips für Aran-Inseln

BESTE REISEZEIT: Von Mai bis August, obwohl dann die Hauptinsel Inishmore recht überlaufen ist. Ruhiger ist es auf den beiden kleineren Inseln. Pullover und Regenkleidung gehören zur Standardausrüstung.

ANREISE mit dem Boot ist wegen des Seegangs ein Abenteuer für sich, auch bei ruhigem Wetter. Täglich fahren Boote von Galway, Doolin und Rosaveel. Im Sommer ist Reservierung am Tag vor der Fahrt zu empfehlen. Alle drei Inseln werden von Carnmore - vier Kilometer von Galway - angeflogen. Auskunft gibt Aer Arann in Galway (Tel. 00353-91-65119).

UNTERKUNFT auf den Aran-Inseln spärlich und mit nur mäßigem Komfort. Es sollte frühzeitig reserviert werden.

AUSKUNFT: Irische Fremdenverkehrszentrale, Untermainanlage 7, 6000 Frankfurt/M. 1, Tel. 069 / 23 64 92.

Freundschaftsspiele

FREUNDSCHAFTSSPIELE: Kickers Offenbach - Dynamo Dresden 1:0, SV Edenkoben - Bayer Uerdingen 0:0, Rotweiß Essen - Trabzonspors/Türker 1:1, FC Wangen - VfB Stuttgart 1:4, VfL Salder - Werder Bremen 2:10, FV Rangendingen - Bayern München 0:14, Erle 08 - SG Wattenscheid 0:4, RWO Alzey - FC Kaiserslautern 1:3, Bezirksauswahl Wetterau/Büdingen - Eintracht Frankfurt (in Wenings) 0:6.

DEUTSCHE B-JUGENDMEISTERSCHAFT, Halbfinale, Rückspiele: Schalke 04 - Bayer Leverkusen 2:2 (Hinspiel 0:2), Kaiserslautern - VfB Stuttgart 2:0 (Hinspiel 2:0).

Flaschenpost 2

Doch zuvor schallt jetzt der Ruf der Späher: "Sie kommen!" Fremdenführer Nikos mit den Italienern wird ausgemacht - die kaufen nicht. Schade. Aber die Deutschen - ja es sind genug an Deck! Und jetzt aufgepaßt, los geht's. Wie jeden Tag trollt sich Dinos geschwind ans Hafenbecken und führt an immer denselben, schon bleichen Schwämmen dem ganzen Jahrmarkt vor, was ein gescheiter Schwämmebleicher ist. "Original Symi Schwämme", preist er die Badeteilchen den vorbeischwappenden Ausflüglern an. Und sie kaufen. Und er hält somit immerhin die Erinnerung an die Schwammtaucherei aufrecht, von der das Helenchen einst sein Auskommen hatte. Heute leben nur noch zwei Familien - über kleinere Wege des Importgeschäfts zugegeben - von der Besonderheit der ehemals blühenden Inselperle.

Ja, wenn man nur am Rad der verworrenen Geschichte ein wenig dreht, gebiert das gute alte Symi sich täglich selbst. das gut Original symische Gewürze - Ingwer, Pfeffer, Koriander, Muskat und dazwischen auch etwas griechischer Rigani - lassen die alten Handelsbeziehungen mit Alexandria, Konstantinopel, Genua, Brüssel, Paris neu erstehen. Und die Fischauslagen in den olympischen Ta-

vernen möchten von einem Symi der Seefahrer zeugen, die gar nicht anders konnten, als dieser Bestimmung zu folgen: Gott Glaukos, "der Meergrüne", Erbauer der Argo und Weggefährte der Seefahrer, Taucher und Bootsbauer, entführte Symi, die Tochter des Königs Jalyssos, hierher und gab so der Insel den Namen und ihren Bewohnern die Profession. Die stammten aus Kleinasien und hatten vermutlich leichtes Spiel, die vier kurzen Seemeilen vom Wurfplatz des Zyklopen bis zum Steinberg im Meer zu überwinden. Und ringsum waren die Fischgründe üppig, bald wuchs Wald auf den Bergen, den sie für ihre Boote abholzen konnten . . . und so weiter. Und wenn sie Lykier waren, werden sie gegen Troja gezogen sein. Auch dort taucht ein Glaukos auf, unklar, ob Gott oder Sterblicher, in dessen respektabler Ahnenkette auch der windige Äolos ebenso wie Sisyphos und dessen Sohn Glaukos Platz halten. Eine nette Gesellschaft, der man gestalterischen Einsatz auf Symi gerne zutraut. Verworrenes Spinnrad der Mythen, an dem zu drehen dies verwehte Inselstück herausfordert, weil es so steinalt ist und pur die Frage nach dem Anfang aufwirft.

Das vorläufige Ende liegt in der Neuzeit. Viele Okkupatoren sind über das schwache Helenchen hinweggegangen. die Symianer haben ihnen, immer mit scheinbarer Anpassung und Unterwerfung, die Wucht des Anschlags genommen. Mit den türkischen Herren hielten sie über 200 Jahre lang Handelskooperation und zahlten keine Abgaben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahmen sie dann die Italiener als einer Art lästige Schutzmacht hin, die ihnen allerdings den ersten Schlag versetzte. Enteignungen führten zum Erliegen des Handelslebens und eine erste Auswanderungswelle kam ins Rollen, weshalb man heute die Bauten der römischen Herren acht- und teilnahmslos dahinrotten läßt wie Schandflecke der Niederlage. Denn Symi der Fels war ins Schlingern geraten und sollte sich über den dann zupackenden Zweiten Weltkrieg nicht mehr zentrieren können. Aber wen von den Touristen interessiert schon Dinos Vater, wie er, seit Jahr und Tag auf seinem Stuhl zwischen den Schwammkörben sitzend, immer noch den Berg vor seinem inneren Auge in die Luft fliegen sieht. Wie den Deckel eines Vulkankegels hätte es den Gipfel weggeblasen, als die Deutschen ein Munitionsdepot der Alliierten oberhalb der letzten Kirche gesprengt haben. Und die Symianer duckten sich unter dem Zorn der fremden Krieger. Wie Steinschlag wären die Bomben dann vom Himmel in die Keramikdächer geprasselt. Und danach - kam nie mehr Auf- sondern Abbau. Stein um Stein, Fenster um Tür, haben die Menschen den Rest ihrer Häuser demontiert und zum Materialwert verkauft, um eine Passage nach Amerika oder Australien zu ergattern. Zurückgeblieben sind gähnende Ruinen im Dorfgemälde und 2500 von ehemals 30 000 Einwohnern.Applaus

In Offenbach, unserer Nachbarstadt, sind sie am Wochenende wieder aus einem kleinen Korb in die Tiefe gesprungen. Männer und Frauen in freiem Fall. 40, 50 Meter. Nur gebremst von einem Gummizug. Bungee-Jumping, genau. Diesmal am Mainufer.

Gerade wurde wieder einer am Gummi-Seil festgemacht. Der junge Mann lachte und rief was zu seiner Freundin rüber. Der Kran zog den Korb mit ihm und einem Helfer hoch, bis sie nur noch ein dicker schwarzer Punkt waren am gleißenden Sommerhimmel. Volksfest-Stimmung. Männer hoben Kinder auf die Schultern, Fotografen brachten Teleobjektive in Anschlag.

Und dann geschah nichts mehr. Nur der Korb wackelte ein bißchen. Stille, minutenlang. Die Fotografen ließen erschöpft die Objektive sinken. "Der springt ja gar nicht!", rief ein Junge. Pfiffe. Langsam senkte sich der Korb wieder herab. Der junge Mann taumelte raus mit hochrotem Kopf, blickte keinen an. Plötzlich Klatschen in der Menge. Erst nur ein paar Leute, dann immer mehr. Ihr Bastian

Liebe Kinder

Ihr kennt ihn alle den roten, runden Käfer mit den schwarzen Punkten, der - so sagt man - auch noch Glück bringen soll! Gemeint ist der Marienkäfer, der mit den sieben Punkten. Kein Wunder, denn sieben ist ja auch eine Glückszahl. Wir finden ihn aber auch mit nur zwei Punkten oder schwarz mit roten Punkten, auch gelbe sind nicht ungewöhnlich. Es gibt fast 4000 verschiedene Marienkäferarten auf der ganzen Welt, bei uns in Europa sind es 80 verschiedene Arten. Sie alle haben gemeinsam, daß ihre Hauptnahrung aus Blattläusen besteht und sie somit zu den erfolgreichsten Schädlingsbekämpfern für die Pflanzenwelt zählen. Bis zu 3000 dieser Plagegeister können sie in ihrem Leben vertilgen. Ein Jahr lang dauert dieses Leben, wenn er nicht das Glück hat, zu jener Generation zu gehören, die den Winter schlafend überdauert, um im Frühjahr für Nachkommen zu sorgen. In Frankreich wird der Marienkäfer zu Tausenden gezüchtet und weltweit zur Schädlingsbekämpfung verschickt.

Insofern ist seine Entdeckung tatsächlich ein großes Glück und sicher einleuchtender, als wenn sein Ruf als Glücksbringer nur auf seine Schönheit und Punktzahl zurückzuführen ist.

Dennoch könnt ihr ihn als Glücksbringer aus Schokolade oder als Kuscheltier, meist in Kombination mit einem vierblättrigen Kleeblatt, überall kaufen. Solche Kulleraugen wie die Nachbildungen hat er freilich nicht. Seine Augen sieht man auf den ersten Blick gar nicht, wird man doch von den großen weißen Flekken zunächst von ihnen abgelenkt. Erst bei genauerer Betrachtung sehen wir die unscheinbaren schwarzen Facettenaugen, mit denen er seine Umwelt erfaßt.

Aber wißt ihr eigentlich, daß sich ein Marienkäfer auf wunderbare Weise entwickelt? Er schlüpft als häßliche, schwarze Larve aus dem Ei, wird nach vier Wochen zur Puppe und schlüpft nach einer Ruhezeit schließlich aus. Noch ist er gelb gefärbt, doch innerhalb von Stunden bekommt er seine richtige Farbe und seine artentsprechende Punktzahl. Das ist schon ein kleines Wunder, die Natur nennt es "Metamorphose". Eine Metamorphose machen viele Insekten durch, so zum Beispiel auch die Schmetterlinge. Wenn ihr mehr über den Marienkäfer lesen wollt, hier auf dieser Seite haben wir euch einiges Wissenswerte zusammengetragen.Die Redaktion

(Das sind Ulla, Ingrid und noch ein paar Leute).

Ein Glücksbringer frißt sich durch Warum Marienkäfer so nützlich sind

Biologische Schädlingsbekämpfung ist nach wie vor immer ein brandaktuelles Thema. Doch wer weiß, daß wir in unserem kleinen, jedem bekannten Marienkäfer mit den tüchtigsten Helfer auf diesem Gebiet haben? Und wer ahnt schon, daß einst ein ganzer Wirtschaftszweig in den USA seine Existenz diesem fleißigen Läusevertilger zu verdanken hatte? Dies war vor 102 Jahren, als die Zitrusplantagen der kalifornischen Farmer von einer aus Australien eingeschleppten Schildlaus so befallen wurden, daß sie drohten einzugehen. Da es noch keine giftigen Insektizide gab, mußte man sich um eine natürliche, biologische Bekämpfung der Läuseplage bemühen.

Ein Phänomen war es zunächst, daß diese Schildlaus in den Zitrusplantagen ihrer australischen Heimat niemals als bedrohlicher Schädling in Erscheinung getreten war, und es stellte sich die Frage, wer oder was das wohl verhinderte. Der deutsche Insektenforscher Albert Koebele reiste schließlich nach Australien und fand nach einiger Zeit heraus, daß es niemand anders war als eine Marienkäferart, die die Schildlaus immer wieder so dezimierte, daß sie keinen Schaden verursachen konnte. Ein Gleichgewicht zwischen Räuber und Beute also.

129 von den Marienkäfern Rodolia cardinalis, wie er mit wissenschaftlichem Namen heißt, sammelte Koebele ein und sandte sie nach Kalifornien. Dort wurden sie gezüchtet und schließlich zu Hunderttausenden über die Zitrusplantagen verteilt - die Pflanzungen und mit ihnen die davon lebenden Menschen waren gerettet.

Auch unser europäischer Glückskäfer ist ein eifriger Läusevertilger, und derjenige, der über seine verlausten Rosen im Garten einige von ihnen laufen sieht, sollte den Griff zur Giftspritze vergessen, weil die kleinen, roten Käfer mit den sieben schwarzen Punkten sehr schnell die unliebsamen Läuse beseitigt haben werden. Nicht nur, daß ein einziger Marienkäfer in seinem Leben etwa 3000 Läuse verzehrt, er sorgt an geeigneter Stelle auch noch für eine reichliche Nachkommenschaft. Zu je 20 bis 40 Stück klebt das Marienkäferweibchen seine gelben Eier an Blätter und Stiele von Pflanzen, die von Läusen befallen sind (siehe Zeichnungen 1-6). Bereits nach zehn Tagen schlüpfen die winzigen, zunächst durchsichtigen, sich aber schnell schwarz färbenden Larven aus den Eiern und begeben sich umgehend auf die Jagd. Hat eine Larve erst einmal eine Laus entdeckt und sich an ihr festgebissen, dann hilft auch meist kein Wehren mehr.

Marienkäferlarven verfügen über einen sehr nützlichen und wirkungsvollen Mechanismus, sich an Pflanzen festzuhalten: Sie sondern einen klebrigen Tropfen aus ihrem Hinterleib ab, der es ihnen erlaubt, sich an jeder Unterlage festzusaugen oder besser - festzukleben. Rund 100 Blattläuse verzehrt die gefräßige Larve während ihrer Entwicklung, und es ist kein Wunder, wenn sie bei dieser nahrhaften Kost schnell wächst und bald das erste Mal buchstäblich aus den Nähten platzt.

Ist die alte Haut am Kopf aufgeplatzt, kriecht sie einfach in ihrem neuen Gewand heraus, um sofort weiter auf Blattlausjagd zu gehen. Drei solche Häutungen muß die Larve durchmachen, ehe sie ausgewachsen ist. Dann erst ist sie reif, um sich zu verpuppen. Dazu heftet sich die Marienkäferlarve wiederum an ein Blatt fest. Bereits nach zehn bis 14 Tagen beginnt sich die Puppe mit pumpenden Bewegungen zu rühren. Dies signalisiert das Ausschlüpfen des Marienkäfers.

Kaum ist die Puppenhülle aufgeplatzt, schiebt sich auch schon der kleine schwarze Kopf des Käfers hervor. Unmittelbar danach folgen die Beine, die sich nach unten freistrampeln und nach Halt suchen. Nun schiebt sich auch der übrige Käferkörper aus der Puppenhaut. Doch kommt nicht der erwartete rote Käfer mit den sieben Punkten zum Vorschein, sondern ein goldgelber Käfer ohne jeden schwarzen Punkt!

Der Käfer sucht sich ein sonniges Plätzchen, um die Flügel zu trocknen. Dabei wird das Gelb der Flügeldecken kräftiger, dunkler, und schemenhaft, wie durch einen Schleier hindurch betrachtet, erscheinen die sieben, später ganz schwarzen Punkte. Ungefähr zwei Stunden dauert das Trocknen der Flügel und genauso lange benötigen auch die Punkte, um intensiv schwarz zu werden. Das Rot der Flügeldecken ist dann allerdings immer noch nicht ganz da, sondern vorläufig noch dunkelgelb. Im Laufe eines Tages färben sich die Flügel ganz rot. Doch schon, bevor er originalrot leuchtet, begibt sich der junge Käfer auf Nahrungssuche und rennt eilig über die Pflanzen. Sobald er eine Blattlaus findet, saugt er sie aus und frißt sich so blitzschnell durch ganze Blattlauskolonien hindurch. Der Weg vom Ei bis hin zum ausgewachsenen Käfer ist aber auch für einen Marienkäfer nicht ganz ohne Gefahren, denn es gibt zahlreiche Tiere, die sich wenig darum kümmern, ob eine Marienkäferlarve nun nützlich ist oder nicht. H. FISCHER-NAGEL

Das Vorbild ist Dänemark Zum Thema: Kinderbetreuung in Europa

Kinder vermitteln einem das Gefühl, gebraucht zu werden. Dieser Meinung sind nach einer Untersuchung des Deutschen Jugendinstitutes in München immerhin 94 Prozent der Deutschen. Dieses deutliche Bekenntnis zu einem Leben mit Kindern wird für 73 Prozent der Befragten jedoch durch die Erkenntnis getrübt, daß Kinder infolge fehlender Betreuungseinrichtungen zwangsläufig auch eine Einschränkung der Berufstätigkeit der Väter oder der Mütter mit sich bringt.

Daß es sich hierbei nicht nur um ein Problem der deutschen Gesellschaft handelt, zeigt die Untersuchung "Kinderbetreuung in der Europäischen Gemeinschaft 1985-1990", die die Kommission Europäisches Netz der Kinderbetreuungsformen der Europäischen Gemeinschaften vorgelegt hat. In allen Staaten der Europäischen Gemeinschaft ist es immer noch so, daß die Frauen einen zu großen, die Männer, die Arbeitgeber und die Gesellschaft einen zu kleinen Teil der Arbeit und Verantwortung im Bereich der Kinderbetreuung tragen.

In ihrer Analyse macht die Kommission zugleich deutlich, daß die Möglichkeit der Vereinbarung von Familie und Beruf und damit auch die Gewährleistung der Chancengleichheit zwischen Mann und Frau eine der größten Herausforderungen des Europas der 90er Jahre ist. Eine schlecht organisierte Kinderbetreuung verhindert eine volle Eingliederung der Frauen in den Arbeitsmarkt - was eine Verschwendung wirtschaftlicher Ressourcen und verfügbarer Arbeitskräfte bedeutet. Sie wirkt sich nachteilig auf die Lebensbedingungen und den Ablauf des Familienlebens aus und beeinträchtigt die Entwicklung und die Lebensqualität der Kinder, da sie zu einer Einschränkung der Erfahrungsmöglichkeiten der Kinder führt. Bei ihrer Betrachtung geht die Kommission davon aus, daß es keinen Interessenkonflikt zwischen der Berufstätigkeit von Frauen und den Bedürfnissen der Kinder gibt. Die Berufstätigkeit der Mutter ist auch für Kinder unter drei Jahren nicht schädlich, solange die richtigen Voraussetzungen im Bereich der Kinderbetreuung, des Berufslebens und der Familie geschaffen werden.

Darmstadt 98 - Herta BSC Berlin (2:0)

Darmstadts Spielführer Henrik Eichenauer richtete sich schon vor Spielbeginn auf eine wahrhaft heiße Partie ein. "Die Bedingungen sind zwar alles andere als optimal, aber in den Heimspielen waren wir imer gut - wir werden zwei Punkte holen." Der Mann hat Ahnung. Denn der Gast aus Berlin, immerhin Punktsiegergegen St. Pauli und Hannover, flößte den "Lilien" keinen sonderlich großen Respekt ein. Vielmehr waren die Gastgeber gewillt, ihrem mäßigen Heimdebüt bahnbrechendere Fußballerkenntnisse folgen zu lassen. Also spielte der SV Darmstadt 98 keck drauflos und erzielte just in dem Moment die frühe Führung, als das ausgelassene Völkchen auf der Tribüne mit rhythmischem Geklatsche Stimmung ins weite Rund brachte. Nach einer Flanke von Yvo Hoffmann impfte Stefan Täuber die eklatante Kopfballschwäche der Herta-Defensive, eröffnete zunächst Thomas Weiß die Chance, und als der aus vier Metern an Walter Junghaus scheiterte, sprang Quedraogo im Darmstädter Fankreisen "Zico" genannt, als Vollstrecker ein, schob den Ball zum 1:0 über die Linie und tanzte seinen Anhängern gleich noch etwas vor. Die beste Möglichkeit der Gäste fand knapp neben dem Pfosten des Darmstädter Tores ihr Ende, als Täuber einen Schrägschuß von Basler noch abfälschte. Dies sollte nicht der einzige Nervenkitzel für Torhüter Huxhorn bleiben, denn Darmstadts Abwehr sah sich auch auf Grund fehlender Entlastung Schwerstarbeit ausgesetzt. Als Marco Zernicke aus zehn Metern abzog, verließ sich Darmstadts Schlußmann dann schließlich auf sich selbst. Als dann also die Führung in Gefahr geriet, erinnerte sich Eichenauer wohl an seine optimischen Worte vor der Partie und ließ den technischen Leckerbissen folgen. Herrlich lupfte er den Ball mit dem Außenrist in den Lauf von Täuber, der umspielte Junghans und die Flanke drückte erneut die afrikanische Bereicherung in Darmstadts kreativen Reihen, Zico, ein. Der obligate Tanz folgte ebenso wie weitere Darmstädter Kostproben spielerischer Güte. Kleppinger schloß nach erneuter Vorarbeit von Täuber mit einem Volleyschuß aus 16 Metern über das Tor ab.

Das Vorbild ist Dänemark 2

Das mit Abstand am besten ausgebaute Betreuungssystem, und zwar für Kinder aller Altersgruppen, kann innerhalb der Europäischen Gemeinschaft Dänemark vorweisen. Für fast die Hälfte (48 Prozent) aller Kinder unter drei Jahren sind Plätze in den von der öffentlichen Hand finanzierten Betreuungseinrichtungen vorhanden. 60 Prozent der Kinder werden dabei durch einen organisierten Tagesmutterdienst betreut, 28 Prozent besuchen Krippen und 12 Prozent verschiedene altersübergreifende Betreuungseinrichtungen.

In der Altersgruppe der Drei- bis Sechsjährigen ist für 85 Prozent der dänischen Kinder eine Betreuung durch Kindergärten, Tagesmütterdienst oder andere Betreuungseinrichtungen gegeben. Gleichzeitig erhalten alle Sechs- und einige Fünfjährige eine tägliche dreistündige vorschulische Erziehung an den Grundschulen des Landes. Dänemark ist darüber hinaus auch das einzige Land innerhalb der EG, das für einen größeren Teil (29 Prozent) der Grundschulkinder eine Betreuung außerhalb der Schulstunden anbietet.

Das nach Dänemark am besten ausgebaute Kinderbetreuungssystem können Frankreich und Belgien aufweisen. Hier sind jeweils für 20 Prozent der unter Dreijährigen und für 95 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen entsprechende Betreuungseinrichtungen vorhanden. Beachtenswert ist dabei auch, daß sich in Frankreich in den letzten Jahren die Kinderbetreuung nicht nur zahlenmäßig, sondern auch qualitativ verbessert hat.

Nach Frankreich und Belgien ist Italien das Land, das die nächsthöhere Dichte an Betreuungseinrichtungen für Kinder aufweist. Für fünf Prozent der unter Dreijährigen und immerhin 85 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen wird hier ein Platz zur Verfügung gestellt. Deutschland weist mit Angeboten für drei Prozent der unter Dreijährigen und 65 bis 70 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen die gleiche Dichte an Kinderbetreuungseinrichtungen auf wie Griechenland und Spanien.

Die am wenigsten entwickelten Kinderbetreuungssysteme weisen Portugal, Großbritannien, Irland und überraschenderweise auch die ansonsten bei den Sozialleistungen in Europa eigentlich führenden Niederländer auf. Klassische Kinderbetreuungseinrichtungen sind hier so gut wie gar nicht vorhanden. Kinder unter vier Jahren können lediglich einige Stunden in der Woche Spielgruppen besuchen, für die Hälfte der älteren Kinder stehen lediglich den Schulen angeschlossene vorschulische Angebote zur Verfügung.Flaschenpost 3

Mit nun noch volleren Bäuchen und etwas weniger im Brustbeutel bewegt sich der Shortstreck zurück aufs Schiff, um das Kloster Panormitis auf der anderen Inselseite zu besichtigen. Symi ist wieder mit sich allein, und im Hafen läßt man die Arme sinken, kehrt zurück ins vormittägliche Gleichmaß und räkelt sich in der Ruhe nach dem Sturm. Im meertürkisen Holzdekor der schönsten Taverne, versteckt im Gassenwinkel hinter dem großen Fremdenbazar, läßt Sotiris jetzt kleine Tellerchen mit Köstlichkeiten des Meeres über süßduftenden Rosensträußen einschweben. Und da sind - original und ganz ausgefallen für eine Handvoll einzelgängerischer Touristen - die kleinen symianischen Garnelen, die man gegrillt mit Haut und Füßen aufißt. Dazu Wein und eine unerwartete Vielfalt aus dem Küchenreich. Fünfhundert ausgewetzte Steinstufen höher werden sich im Dorf gleich die Nachbarn vor ihre Häuser setzen und über Nichtsnutziges streiten.

Im Kloster Panormitis drängeln sich die Massen nun ins kleine Museum und sehen nichts, nur den Sonnenhut des Kopfes vor dem eigenen. Die Geschichte vom Kloster soll nun aber beginnen, wenn sie alle weg oder noch nicht da sind. Sie soll einen Ort der ungeheuren Ruhe und inneren Einkehr beschreiben, den man erfahren mag, wenn man sich ihm anders nähert. Zu Fuß vielleicht. Oder auch mit einem Auto und an einem weiteren Regentag. Der Weg vom Hafen über den klotzigen Berg ist einsam, holprig und geschüttelt strapaziös. Man hört auf, die Kirchen der Schutzheiligen zu zählen, die entlang dieser staubigen Wegsamkeit zur Fürbitte für gute Ankunft einladen. Vielleicht hört man hier auch endlich auf, zu denken, zu kategorisieren und alles wissen zu müssen, sieht nur Meer und grauen Fels mit lichtem Zedernwald. Bis plötzlich - und wieder ganz unerwartet - ein umfriedeter Olivenhain wie eine Insel auftaucht mit lieblich grünem Gras, das nun vom Regen satt geworden ist. Und da ahnt man den Glaukos wieder, der die entführte Symi so gerne in diesem Oasenteppich aus Grün liebkost hätte. Wenn, dann hier. Nebenan verläuft die alte "Egnatia", die Römerstraße. Bis weit in die neue Zeit pilgerten die Symianer darauf zu Fuß und auf Eseln zum Kloster - eine Tagesreise auf einem Steinpfad. Panormitis, das noch immer Ziel tausender griechischer Wallfahrer ist, wenn das Fest des Schutzpatrons Michael gefeiert wird, ist an einem solchen Tag so still wie der Anfang aller Dinge.

Was alle Seefahrer seit dreihundert Jahren tun, sollte man auch versuchen, nachdem man einmal die Kapelle besucht hat mit ihren verblaßten, ganz mythischen Deckenfriesen, mit der goldenen Ikone des heiligen Michael, an der Bündel von Devotionalientäfelchen angelagert wurden. Und nachdem man einmal draußen in dieser vollkommenen Ruhe am Klosterhafen stand: Ja, man sollte eine Flaschenpost abschicken, damit sie von einem heimwehkranken Seemann aufgefischt und zurückgesandt wird. Im Museum des Klosters ist alles gesammelt, was mit Kirche und Seefahrt verbunden ist, darunter Flaschen aus alter Zeit mit Streichholzschiffen im Bauch. Auch neuzeitliche Plastikbehältnisse gewisser Getränkehersteller hebt man, der alten Tradition verpflichtet, auf, selbst wenn sich nur die Visitenkarte eines Strandhotels darin befindet. Ja, eine Flaschenpost zum armen Helenchen schikken, c/o Panormitis!

Vom Kloster wieder zurückgeschüttelt, wird der Reisende dann vielleicht in der blauen Stunde am Hafen vor den verwaisten olympischen Tavernen einkehren und seine Gedanken endgültig in der angehaltenen Zeit zerrinnen lassen. Es ist die Stunde, da vor jedem Sonnenhäuschen im Hang eine Laterne aufglimmt und dies Gebilde im Berg leuchtet wie ein wunderbar lebendiger Friedhof am Allerseelentag. Und der Fremde könnte in diesem Augenblick seiner völligen Nichtsnutzigkeit die fünfhundert Stufen hinaufschlurfen, durchatmen, innehalten, sich auf den regennassen und noch warmen Stein setzen und den Versuch eines letzten bedeutungsvollen Gedankens wagen. In etwa, ob er jetzt vielleicht angekommen sei.

&blt; Billie im Park

In der Summertime-Reihe gastiert das "Tanztheater Billie" am heutigen Dienstag um 21 Uhr im Brüningpark in Höchst mit der Musical-Show "Billie", die vom Leben der Jazz-Sängerin Billie Holliday inspiriert ist. Die Choreographie ist von Debbie Marley. Der Eintritt ist frei. &blt; Radierungen von Walter Stöhrer Die Frankfurter Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstraße 8, zeigt bis zum 28. August neue Radierungen von Walter Stöhrer. Ausstellungseröffnung ist am Dienstag, 21. Juli, von 18 bis 21 Uhr. Geöffnet ist die Galerie Montag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr, Samstag von 11 bis 14 Uhr. &blt; "The Ukrainians" im Negativ Die englische Band "The Ukrainians" ist am heutigen Dienstag im Frankfurter "Negativ" (Walter-Kolb-Straße 1) zu hören. Einlaß ab 20 Uhr. &blt; Ausstellung verlängert Die Ausstellung "Jazz Posters" des Schweizer Grafikers Nikolaus Troxler im Amerika-Haus Frankfurt (Staufenstraße 1) ist verlängert worden bis zum 28. August. Noch bis zum 14. August sind im Amerika-Haus Bilder des dpa-Fotografen Georg Lopata zu sehen aus Atlanta, Georgia. Beide Ausstellungen sind montags bis freitags von 9 bis 17.30 Uhr geöffnet.

Das Vorbild ist Dänemark 3

In Großbritannien und Irland sind staatlich finanzierte Kinderbetreuungseinrichtungen ebenfalls so gut wie unbekannt. Statt dessen werden die Kinder früh, teilweise schon mit vier Jahren, zur Grundschule zugelassen oder besuchen Spielgruppen. Solche Spielgruppen nehmen die Kinder jedoch nur für fünf bis sechs Stunden pro Woche auf und werden von der öffentlichen Hand auch nicht finanziert. Großbritannien und Irland sind aber auch dahingehend Ausnahmefälle, daß sie die Kinder von berufstätigen Eltern nicht vorrangig bei der Aufnahme von öffentlich finanzierten Kinderbetreuungseinrichtungen aufnehmen. Solche Kinderbetreuungseinrichtungen werden dort als sozialer Dienst für "gefährdete Kinder" oder "Familien mit Schwierigkeiten" betrachtet.

Trotz teilweise schlechter oder nicht vorhandener Kinderbetreuungsmöglichkeiten hat die Zahl der berufstätigen Mütter in allen Mitgliedsstaaten der EG in den letzten Jahren zugenommen. Den höchsten Beschäftigungsstand von Müttern mit Kindern im Alter bis zu neun Jahren weisen Dänemark (79 Prozent) und Portugal (62 Prozent), den niedrigsten Spanien (28 Prozent) und Irland (23 Prozent) auf. Deutschland hat mit 38 Prozent ebenso wie Luxemburg einen relativ geringen Beschäftigungsgrad von Frauen mit Kindern. Da innerhalb der Europäischen Gemeinschaft im Gegensatz zu rund einem Drittel der Frauen nur zwei Prozent der Männer teilzeitbeschäftigt sind, können hier Rückschlüsse sowohl auf eine Doppelbelastung wie auf eine schlechtere Entlohnung der Frauen gezogen werden.

In sieben Ländern gibt es Elternurlaub, Belgien gewährt einen allgemeineren Urlaub, der zur Kinderbetreuung genutzt werden kann. Die Urlaubsdauer umfaßt einen Zeitraum von zehn Wochen (Dänemark) und drei Jahren (Frankreich und Deutschland). In Dänemark, Italien und Deutschland erhalten alle, in Frankreich einige Eltern eine bestimmte Beihilfe für die gesamte oder einen Teil dieser Zeit. Außer in Dänemark ist dieser Betrag jedoch geringer als das normale Gehalt. Dänemark ist auch das einzige Land, das einen bezahlten Vaterschaftsurlaub in der Gesetzgebung eingeführt hat. Einen bezahlten Urlaub zur Pflege kranker Kinder gibt es in Dänemark, Portugal und Deutschland.

Trotz nicht zu übersehender Entwicklungen in einigen Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft fehlt in allen Staaten immer noch ein umfassendes Programm, das die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung, Berufstätigkeit und Chancengleichheit sicherstellt.

Umfassende Informationen zu dem Thema gibt das Sonderheft 31 von "Frauen Europas" mit dem Titel "Kinderbetreuung in der Europäischen Gemeinschaft 1985-1990". Das Heft kann kostenlos bezogen werden von: Kommission der Europäischen Gemeinschaften - Generaldirektion Information, Kommunikation, Kultur, Fraueninformation - Rue de la loi 200, B-1049 Brüssel (Belgien).

DIETHARD GEBER

Nicht immer reizlos Im Test: Deodorants

Schweiß an sich ist mehr oder weniger geruchlos. Unangenehmer wird's erst, wenn Bakterien der Hautflora ihn zersetzen. Dann entstehen die typischen Schweißgerüche - beim einen mehr, beim anderen weniger.

Nach wie vor sind Wasser und Seife das erste - und billigste - Mittel der Wahl, um unangenehme Düfte erst gar nicht aufkommen zu lassen. Aber es gibt eben nicht wenige, die im Laufe des Tages dann doch ins Schwitzen kommen und deshalb morgens vorsorglich zum Deo greifen.

Deodorierende Hilfsmittel findet man in mehreren Varianten, von Deo-Seifen über Pumpzerstäuber bis zu Deo-Rollern. Im Grunde geht es dabei immer darum, die Bakterien auf die eine oder andere Weise an ihrer zersetzenden Arbeit zu hindern und gegebenenfalls vorhandene Gerüche durch Duftstoffe zu überlagern. Bei der Deo-Wirkung gibt es zwei Wege:

• Eine bakterienhemmende Wirkung haben vor allem die sogenannten Bakteriostatika. Aber auch diverse Duftstoffe zeigen diesen Effekt, ebenso Alkohol, der in den meisten Deos als Lösungsmittel enthalten ist.

• Ganz anders wirken Antitranspirantien, nämlich durch Aluminiumsalze, die die Schweißdrüsenausgänge auf der Haut verengen. So können sie den Schweiß um 20 bis 50 Prozent verringern. Dazu kommt noch eine leicht bakteriostatische (bakterienhemmende) Wirkung.

Über Aluminiumsalze allein wirkt nur der Deo-Stein. Bei allen anderen Produkten macht das Zusammenspiel weiterer Ingredienzien wie Alkohol und Parfümöle die Wirkung aus. 80 Männer und Frauen benutzten jeweils eine Woche lang die Prüf-Deos. Das Ergebnis: Wer unter Körpergeruch leidet, kann mit Deos einiges erreichen. Die Produkte mit kombinierter Deo- und Antitranspirantwirkung hatten insgesamt leicht die Nase vorn. Hier gab es immerhin zweimal ein "Sehr gut" in der Wirksamkeit, für Irischer Frühling und Lanosan med. Wobei Irischer Frühling mit rund 1,60 Mark je 100 Anwendungen deutlich billiger ist, allerdings hin und wieder Flecken auf dem Stoff hinterließ. Lanosan hingegen, das als einziges Produkt insgesamt ein "Sehr gut" einheimste, hat den Nachteil, mit 4,50 Mark je 100 Anwendungen das mit Abstand teuerste Produkt im Test zu sein.

Da Deos nicht bei jedem gleich wirken und ja auch nicht jeder eine gleich starke Geruchs- und/oder Schweißreduzierung nötig hat, kann es durchaus sein, daß Sie auch mit einem Roll-on zufrieden sind, das in der Wirksamkeit "gut" abschnitt. Das trifft beispielsweise auf das bei weitem billigste Test-Produkt zu, den Lidl Cien Deo Roll-on. Preisliche Mittelklasse (pro 100 Anwendungen) ist der Deo-Stein, der in der Wirksamkeit nur auf "zufriedenstellend" kam.

Die Hautverträglichkeit beurteilten die Prüfpersonen im täglichen Gebrauch. In drei Fällen (Bac, CD, Fa) gab es gelegentlich Klagen über leichtes oder stärkeres Brennen nach dem Auftragen. Die meisten Produkte kamen unbeanstandet über die Runden. Das schließt aber nicht aus, daß Sie nicht vielleicht doch Probleme bekommen können. Denn jeder Mensch reagiert anders.

Erfreuliches ist von der Deklaration zu vermelden. Denn inzwischen haben sich die meisten Anbieter zu einer vollständigen Inhaltsangabe entschlossen. Beim Prüfpunkt Abfallbelastung war kein Deo besser als "gut". Denn selbst Glasbehälter mit den wenig umweltbelastenden Kunststoffkappen und -kugeln sind letztlich eine Belastung für den Hausmüll.

Der vollständige Test ist in der Zeitschrift "test" erschienen. Erhältlich bei der Stiftung Warentest, Vertrieb, Postfach 81 06 60, 7000 Stuttgart 80 (Test-Ausgabe 6/92).

Alles auf eine Card

Die Bahn-Card ist da! So heißt das neue Angebot, mit dem Bundesbahn und Reichsbahn ihre Kunden vom Herbst an locken. Über Vor- und Nachteile dieser Bahn-Card soll hier gar nicht geurteilt werden. Was stutzig macht, ist ihr Name. Wieso Card? Wieso nicht einfach Karte? Oder Paß?

Erstens, weil es Paß schon gab. Und weil ein Paß zwar mehr wert ist als eine schlichte Fahrkarte, eine Card aber zehnmal mehr wert ist als ein Paß.

Weil es, zweitens, nämlich nach etwas Besonderem klingt, dieses Wort Card, nach der großen weiten Welt irgendwie oder zumindest wie der Schlüssel dazu, wie ein Sesam-öffne-dich.

Weil es, drittens, englisch ist und modisch-eingängig wie viele solche englischen Ausdrücke und Begriffe.

Bahn-Card. Das macht an. Das leuchtet ein. Das reizt aber vor allem zur Nachahmung. Darum wird es bald in anderen Bereichen auch von solchen Cards wimmel, ja, es wird gar nirgends mehr abgehen ohne eine Card.

In besseren Lokalen bringt der Ober dann die Menü-Card, worauf ein echt deutscher Streit darüber entbrennen wird, ob diese Speise-Card französisch, menüh, oder englisch, menjuh, ausgesprochen werden muß.

Im Fußballsport gibt es künftig bei groben Regelverstößen die gelbe Card oder sogar die rote Card - bis sich auch da das Englische mit Yellow Card und Red Card endgültig durchgesetzt hat.

Im Fernsehen folgt nach der letzten Ausgabe der Tagesschau allnächtlich die Wetter-Card.

Wenn es darum geht, sprachlich auf der Höhe der Zeit zu sein, setzen wir fortan alles auf eine Card. Und zur Hebung unseres Ansehens lassen wir uns auch gern in die Cards sehen.

Es gibt die Abo-Card für Oper und Konzert ebenso wie für das städtische Schwimmbad. Wenn wir Glück haben, bekommen wir sogar einmal eine Frei-Card.

Wenn wir anderswo Erholung suchen, wandern wir zunächst mit dem Finger über die Land-Card, suchen uns dann die beste Reiseroute auf der Auto-Card heraus - sofern wir nicht lieber eine Flug-Card nehmen - oder eben die - selbstverständlich längst in unserem Besitz befindliche - Bahn-Card benützen, die ja um so günstiger wird, je öfter man sie zückt.

Hoffentlich hält diese Card - wie alle anderen - dann auch wirklich, was sie so werbewirksam verspricht. Sonst haben wir eben auf die falsche Card gesetzt. DIETER HÖSS

Als alle Milliardäre waren . . .

Im Frühjahr 1917, vor genau 75 Jahren, zeigte die Inflation im Ersten Weltkrieg Spuren. Die Preise für Nahrungsmittel stiegen empfindlich an. Im Sommer 1922, vor 70 Jahren, wurden die ersten Geldscheine zu 10 000 Mark gedruckt. Der höchste je ausgegebene Geldscheinwert lautete auf 100 Billionen Mark - eine 1 mit 14 Nullen.

Die Preise für Schweinefleisch waren 1917 gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent, die von Butter sogar um 67 Prozent gestiegen. Das Defizit im deutschen Staatshaushalt betrug im dritten Kriegsjahr 553 Prozent. Die Geldmenge wuchs ständig. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte sie noch bei 3,1 Milliarden Mark gelegen, im August 1918 schon bei 22,2 und vier Monate später bei 32,9 Milliarden. Bis zum Jahr 1921 behalf man sich trotz wachsender Entwertung der Mark mit Noten der bisherige Nennwerte bis zu 1000 Mark. Darunter war auch ein 50-Mark-Schein mit einem breiten schwarzen Rand, den man deshalb im Volksmund "Trauerschein" nannte.

Reichsbank und Reichsdruckerei konnten den Bedarf bald nicht mehr befriedigen. Vor 70 Jahren, im Sommer 1922, druckte man schon Banknoten, ähnlich wie Zeitungen, auf Rotationsmaschinen von großen Papierrollen. 1923 war der Höhepunkt der Inflation erreicht. Neben der Reichsdruckerei, die allein 7500 Personen für die Geldherstellung beschäftigte, arbeiteten 144 weitere Druckereien unmittelbar und mittelbar für die Papiergeldversorgung.

Gedruckt wurden 1923 zehn Milliarden Geldzeichen im Nennwert von 3877 Trillionen Mark. Der höchste Wert war ein Schein im Nennwert von 100 Billionen Mark mit einem Bild von Albrecht Dürer. Diese Geldscheine kamen kurioserweise erst nach der Währungsumstellung am 15. November 1923 - eine Billion Mark gleich eine Rentenmark - in Umlauf. Nach dem geltenden Bankgesetz mußten bis August 1924 alle Geldscheine noch auf Mark lauten. 100 Billionen Mark waren dann nur noch 100 Rentenmark wert.

Zu diesem Staatspapiergeld kamen weitere 400 bis 500 Trillionen Mark an Papiermark-Notgeld und 114 Trillionen Papiermark der Reichsbahn. 5849 Ausgabestellen, darunter Städte, Gemeinden, Kreise, Post, Eisenbahn und Tausende von Industrieunternehmen waren an der Notgeld-Ausgabe beteiligt. Ursprünglich geschaffen, um dem Mangel an Zahlungsmitteln, vor allem an Kleingeld, zu begegnen, wurde das Notgeld für viele öffentliche und private Stellen zu einem billigen Finanzierungsmittel, das den Währungszusammenbruch wesentlich beschleunigte. MANFRED PFEFFERKORN

Zehntausende in den Freibädern Dafür 35 Kilometer Stau auf der Autobahn A 5 nach Süden

Wochenende und Sonnenschein, niemand blieb im Freibad allein. Am Sonntag kletterten die Quecksilbersäulen bis zur 32-Grad-Celsius-Marke und die Frankfurter ins kühle Naß: Über 30 000 Besucher meldeten die Freibäder bis zum späten Nachmittag.

"Hier San Francisco." Also falsch verbunden. "Am Apparat Lieutenant Kojak." Wie bitte ? Einsatz in Manhattan und nicht am Rand des Schwimmbeckens in Nieder-Eschbach ? "Oh'", sagt der Schwimmeister, wäre halt ein Spaß gewesen, er habe gedacht, der Kollege sei am Apparat. Vielleicht der Kerl, der einen Lolly vorbei bringen sollte ? Wäre nicht schlecht gewesen, bei diesem Wetter.

"Die Wiese ist voll", berichtete Schwimmeister Herbert Plietz aus Bergen-Enkheim: 5000 Menschen tummelten sich rund um den Beckenrand. Ähnlich viele wie in Eschersheim und in "San Francisco", pardon, in Nieder-Eschbach. Wird dort die Temperatur des Wassers konstant bei 25 Grad gehalten, hat das erfrischende Naß in dem Eschersheimer Becken inzwischen eine Temperatur um 23 Grad erreicht.

Ein Grad weniger als im Brentanobad: In dem weitläufigen Freibad in Hausen hat sich das Wasser bereits auf 24 Grad erwärmt und allein am Sonntag 10 000 Besucher angelockt. "Aber wir haben noch Platz", zeigt sich der leitende Schwimmeister Roland Kreuker gelassen. Schließlich fasse das Bad 23 000 Gäste. Abwarten, was der Sommer noch bringen wird: Im vergangenen Jahr wurden an besonders heißen Tagen bis zu 18 000 Besucher gezählt.

Während sich also Männer in knapp geschnittene Badehosen zwängten und mit ihrer Süßen am Sonntag baden gingen, war das Wochenende für viele Urlaubsreisende alles andere als entspannend. Zumindest dann, wenn sie mit ihren Wagen in Richtung Süden unterwegs waren: 35 Kilometer Stau wurden am Samstag von der Autobahn A 3 in Richtung Bayern gemeldet. Auf dem Stück zwischen Seligenstadt und Rohrbrunn kam der Verkehr zum Stehen. ing

150 Meter für den Fluß

"FR-mobil" bei den Kleingärtnern am Ritterweiher: Für viele ein kleines Glück auf 60 000 Quadratmeter Wenn der Sellerie die Grenze überwuchert Und andere Geschichten aus dem ruhigem, doch nicht langweiligem Schreberleben

BAD VILBEL. Die Kirschen in Nachbars Garten, für Bad Vilbels Kleingärtner am Ritterweiher sind sie tabu. Bei "Moni und Franz", den Müllers und Kinnels wird nur geerntet, was in der eigenen Parzelle wächst, vom bis zu zehn Pfund schweren Kohlrabi, über den Meerrettich, so scharf wie kein anderer, bis zu Apfel, Kirsch und Mandelkern. 60 000 Quadratmeter kleines Glück im Grünen, frei von Herbiziden und Pestiziden. Und darauf sind sie stolz, die Männer und Frauen um Vereinsvorsitzenden Hermann Duplois. Per Satzung haben sie die chemischen Keulen von Gemüsebeet und Obstbaum verbannt. Was jetzt noch gegen Blattlaus und Kohlfliege aus der Spritze kommt, ist biologisch einwandfrei: Jauche von Brennessel, Tomatengrün oder Schachtelhalm. Nicht länger als 21 Stunden eingeweicht, sonst stinkt die Brühe. Das könnte den Nachbarn in seiner Laube stören und so unterbleibt's.

Denn Ruhe und Frieden soll herrschen in der Laubenkolonie. Ordnung muß auch sein: Wer da den Rasen nicht mäht, sich nicht um wucherndes "Unkraut" sorgt, wird abgemahnt und bekommt, ist dies dreimal geschehen, die Kündigung. Doch das ist selten. Denn der Kleingärtner hütet, was gut und dennoch nicht teuer ist. Pro Quadratmeter müssen pro Jahr nur zehn Pfennig Pacht gezahlt werden, und der Jahresbeitrag für den Verein ist auch erschwinglich: 24 Mark.

Tips gibt es umsonst, über den Zaun oder drahtlos. Vom kleinen Garten in die große weite Welt sendet Hermann Luy Funksignale. Einen ständigen Kanal unterhält er mit Namensvetter Hermann aus Friedrichsdorf. Der weiß Rat, wenn Luy mit seinem Latein am Ende ist. Beispielsweise als sich die Pfirsichbaumblätter braun kräuselten. Hermanns Ferndiagnose: "Das ist die Johannisbeerlaus. Dagegen hilft Nikotinbrühe. Nimm bloß nichts Chemisches, schließlich willst Du die Pfirsiche ja noch essen."

Hermann Luy hat es sich gemütlich gemacht auf seiner Parzelle. Gardinen hinter dem Fensterglas seiner Laube halten fremde Blicke fern, über'm grünen Sofa röhrt der Zwölfender. Wenn dem gelernten Elektriker der Magen knurrt, braucht er nur den Gasherd neben dem Küchenschrank anzudrehen und in den Topf zu werfen, was der Garten hergibt. Gerstensaft und Stöffche, der kühle Schluck zum Nachspülen, kommen aus kühlem Grund, aus einem Schacht. Und weil Hermann Luy weiß, daß Gelegenheit Diebe macht, hat er eine Alarmanlage Marke Eigenbau installiert.

Der Frührentner ist ein Tüftler. Den Saft für die Laubenlampe, das Radio und als Fernziel einmal für den Kühlschrank liefert die Sonne. Viel von dem, was Hermann Luy weiß, weiß er von Otto Kinnel, seinem Schwiegervater. Der 90jährige ist der älteste Aktive in der Kolonie und bei schönem Wetter "öfter hier als daheim". Wind und Wolken beobachtet er penibel, bemerkt selbst mitten im Gespräch drin in der Hütte, daß der Regenschauer abrupt aufhört. Den Kopf hoch nach oben in Richtung lieber Gott gereckt, sagt er: "Eben hat er abgestellt."

Schon in der dritten Generation sind es die Schwiegersöhne, die Erdbeeren, Bohnen und die Familientradition pflegen. Das will gelernt sein. "Noch heute kommt die Rede drauf", gesteht Hermann Luy, wie er bei seiner Feuertaufe glattweg durchfiel. Petersilie hatte die Schwiegermutter geordert. Doch Hermann Luy brachte Gras.

Von solch bittren Erfahrungen blieb Heinrich Götz verschont. Dem Schreber, der seine Vorzeigeparzelle präzise in Nutz- und Ziergarten geteilt hat, wird angedichtet, daß er schon seinen Zaun versetzen mußte, "weil der Sellerie sooo dick wurde." Hinter der kleinen Palisade beginnt das Private. Im Schutz mannshoher Bohnenranken räkelt sich Ehefrau Herta im Liegestuhl, während Gatte Heinrich kurzbehost über welke Blätter, ihren Sinn und Nutzen für den Kompost fachsimpelt.

Karl Leiß versteht sich als eine Art Unternehmer unter den Kleingärtnern. Stolz nennt er die Würmer "meine Mitarbeiter". Damit sie ihren Aufgaben gerecht werden können, bleibt der Spaten bei Karl Leiß im Schuppen. Der Sauzahn, ein gebogener Metallhaken an einem Holzstiel, ist sein bevorzugtes Gartenwerkzeug. Wer umgrabe, stelle die Natur auf den Kopf, sagt Leiß. Schließlich gehörten die Regenwürmer nicht an die Oberfläche, sondern ins Erdreich.

"Wir sagen den Vereinsmitgliedern nicht, das müßt ihr so oder so machen, wir lassen sie auch ein bißchen gewähren", betont Hermann Duplois. Keiner murrt, wenn die Jungekrügers ihre Beete mit Verbundsteinen trennen und den Garten lieber zum Ausruhen als zum Graben nutzen. Die kleine Freiheit hört freilich auf, wenn lebende Hecken die Grenze zum Nachbarn markieren sollen. Das bedarf "beidseitigen Einverständnisses und der Genehmigung der Gartenkommission". Ganz und gar tabu, ist der gewerbliche Handel mit Obst und Gemüse. Absatzsorgen für seinen Meerrettich braucht sich Hermann Duplois dennoch nicht zu machen. Handgerieben serviert der Vereinsvorsitzende die scharfe Wurzel einer Freundesrunde.

Frisch auf den Tisch kommt die Paprika bei Hans Müller: "Wenn die Kinder da sind, ist alles schnell weg." Länger halten die Brom- oder Himbeeren. Sie werden nach Großmutters Art zu Marmelade oder Konfitüre eingekocht.

Der Kleingärtner ist ein Bekenner. Bunte Fahnen flattern hoch über der Laube, sobald er eingetroffen ist. Die eine schwarz-rot-gold. Die andre grün- gelb-weiß: Symbole für Sommer, Herbst und Winter. BERND SALZMANN

Max ist kein Flaschenkind Alkohol kann gefährlich werden

Es war wieder mal so ein langer gemütlicher Fernsehabend. Frau Schmitz war zwischen Familienshow und Mitternachtsfilm eingeschlafen, Herr Schmitz unterdessen wühlte sich noch durch ein paar Kanäle. Gerade hatte er die Fernbedienung aus der Hand gelegt, da klingelte das Telefon. Frau Schmitz fuhr erschrokken vom Sofa hoch und nuschelte verschlafen: "Wer ist das denn um diese Zeit?" Herr Schmitz fluchte: "Wahrscheinlich irgend so ein Besoffener, der die Zahlen nicht auf die Reihe kriegt!"

Energisch hob er den Hörer ab: SCHMIITZ!!! "Hier ist das städtische Krankenhaus, Notaufnahme. Herr Schmitz, können Sie mal vorbeikommen und Ihren Sohn abholen? Ihr Sohn hat da eine kleine Dummheit gemacht und zuviel über den Durst getrunken, nun liegt er hier, aber er hat sich übergeben und es besteht zum Glück keine Vergiftungsgefahr mehr." - Herr Schmitz wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Ja, Ja, wir kommen sofort." - "Wohin?" fragte die Mutter verwirrt? Und dann erklärte Herr Schmitz mit einigen Worten das Drama ihres betrunkenen Kindes. Frau Schmitz fiel schwer auf das Sofa zurück: "Aber er hat doch gesagt, er geht ins Kino mit Timm. Der Max im Krankenhaus, betrunken? Du lieber Himmel, der ist doch erst vierzehn Jahre alt?" "Ja, ja, deine freizügige Erziehung", muffelte Herr Schmitz, "der hat dich schon immer um den kleinen Finger gewickelt. Aber jetzt ist Schluß. Jetzt übernehme ich den Burschen."

Auf dem Weg zum Krankenhaus sprachen Herr und Frau Schmitz kein Wort miteinander. Eine sehr nette junge Krankenschwester empfing die verstörten Eltern, und als sie die unglücklichen Augen von Frau Schmitz sah, flüsterte sie ihr ins Ohr: "Nehmen sie das nicht so tragisch, so etwas passiert öfter in diesem Alter." "Als ich so alt war, hat es sowas nicht gegeben", schnauzte Herr Schmitz die nette Krankenschwester an. Die Schwester öffnete eine weiße Tür, und da lag Max auf einem Bett. "Hier stinkt es ja wie in einer Schnapsbrennerei", brüllte der Vater, "He Max!" Der lag da wie eine Schnapsleiche, zerzauste Haare, schmutzige Finger, ein Loch in den Jeans. Und er stank erbärmlich. "Gott sei dank hat er sich erbrochen", flüsterte die sanftmütige Krankenschwester. "Dem hau ich hinter die Löffel, dann kommt er wieder zu sich%, schimpfte der Vater. Da wurde die freundliche Krankenschwester energisch. "Herr Schmitz, Sie kennen ihren Sohn besser als ich, aber ich sagte bereits, so etwas kann passieren bei Jugendlichen in diesem Alter, Max ist nicht der erste Fall, der hier liegt. Also lassen sie ihn in Ruhe, bis er wieder aufgewacht ist."

Drei Stunden liefen Herr und Frau Schmitz nervös im Krankenhausflur auf und ab. Frau Schmitz hatte grauenvolle Bilder im Kopf: Max flog von der Schule: Alkohol im Unterricht. Max flog aus der Lehrstelle: Alkohol am Arbeitsplatz. Max bei minus zehn Grad nachts auf einer Parkbank mit einer Zwei-Liter-Flasche billigem Schnaps, Max im Knast, Einbruch in einen Weinladen. Max mit 100 000 Mark Schulden, sein ganzes Erbe im Alkohol ertränkt. Frau Schmitz war fertig mit den Nerven.

"So, Sie können ihn jetzt mitnehmen", sagte eine Stimme mit weißem Kittel, "er ist jetzt halbwegs bei Bewußtsein, zu Hause wird er seinen Rausch dann richtig ausschlafen." Herr Schmitz schäumte vor Wut. Aber Max war nicht ansprechbar. Er torkelte in der Mitte zwischen seinen Eltern mühsam nach Hause, Herr und Frau Schmitz mußten ihn von beiden Seiten stützen.

Max schlief dann genau vierzehn Stunden am Stück. Die Mutter verordnete ihn eine Dusche und servierte ihm ein kräftiges Essen. Max hatte ziemlich dunkle Ringe unter den Augen und sprach kein Wort. Wenn er alleine war in seinem Zimmer, hörte man ihn bis auf den Flur schluchzen. Er weinte ganz fürchterlich. Der Schock saß ihm noch in den Knochen. Dieses weiße Zimmer, das weiße Bett, der weiße Schrank, der weiße Nachtkasten, dann dieser Monitor, der unablässig seine Herzschläge aufkritzelte, es war ein furchtbares Erwachen im Krankenhaus. Dann die traurigen Augen seiner Eltern. Ja, er hatte gelogen. Aber eigentlich wollte er wirklich mit Timm ins Kino. Sie waren schon unterwegs, da sagte Timm: "Laß uns mal schnell den Benjamin besuchen." Benjamin ist drei Jahre älter als Max, der hat Erfahrung, sagt er immer, mit Alkohol und Mädchen. Max hatte überhaupt keine Erfahrung. Als Britta ihm neulich einen Liebesbrief zugesteckt hatte, traf ihn der Schlag. Seine Knie zitterten dermaßen, daß er auf dem Heimweg von der Schule neben Britta über jeden Kieselstein stolperte. "Jetzt mußt du ein Kerl werden", hatte Benjamin ihm gesagt: "Hier, trink mal einen Schluck, das macht dich stark, dann sind dir die Weiber egal, dann schaffst du alles bei ihnen."

Liebe Kinder

es hat ja keinen Zweck, wir müssen auch mal über dieses Thema sprechen. Am liebsten würden wir sagen: laßt ganz einfach die Finger weg vom Alkohol. Aber das wäre wirklich albern, wenn wir so tun würden, als gäbe es das Problem nicht. Also: irgendwann werdet Ihr auch in Versuchung kommen, oder irgendeiner wird euch in Versuchung bringen, und dann ist es haargenau so, wie das der Onkel Pit in unserer Geschichte auf dieser Seite zu Max sagt: In diesem Augenblick mußt du wissen, wie man mit dem Teufelszeug umgeht. Denn die Folgen werdet ihr ganz alleine tragen. Ja, das ist hart, aber so ist nun mal die Wirklichkeit. Die Krankenschwester in unserer Geschichte hat übrigens auch recht: Sowas kann mal passieren, daß ein Mädchen oder Junge sich mit Alkohol total vollaufen läßt. Also man muß daraus kein Drama machen, wenn es einmal (höchstens zweimal) passiert. Sehr wichtig ist die Frage, warum Ihr trinkt. Geschieht es aus Angeberei, damit Ihr in Eurer Clique mithalten könnt? Geschieht es aus Neugierde, nach dem Motte: Mal sehen, was dann passiert? Geschieht es, weil Ihr manchmal ein bißchen Hemmungen habt und Euch Mut antrinken wollt? Oder trinkt Ihr Alkohol, weil da ein Freund ist, der Euch sagt, los, nimm auch einen Schluck! Und Ihr traut Euch nicht "Nein" zu sagen?

In Wahrheit ist es so: Man braucht wirklich keinen Alkohol im Leben, schon gar nicht aus den gerade genannten Gründen. Alkohol macht das Leben nicht eine Spur leichter, höchstens schwerer, wie Ihr ja auch an der Geschichte mit Max gesehen habt. Der hat sich mit seiner Sauftour richtig fertig gemacht. Und noch etwas: Wenn Ihr Alkohol trinkt, dann kümmert sich niemand um die Folgen, die habt Ihr ganz alleine auszutragen, auch Eure guten Freunde, die immer sagen: "Hier, nimm auch einen Schluck", werden sich nicht kümmern, wenn es Euch richtig schlecht geht. Und es gibt viele Geschichten von Menschen, die richtige Alkoholiker wurden und keinen einzigen Freund mehr auf dieser Welt haben.

Deshalb meinen wir: wenn Ihr schon glaubt, Ihr müßtet den Alkohol probieren, dann tut es zu Hause, damit Ihr nicht betrunken in ein Auto rennt oder auf der Straße liegenbleibt oder mit anderen Leuten aneinandergeratet, denn wer zuviel getrunken hat, verliert seinen klaren Kopf. Und überlegt Euch genau, warum Ihr trinkt. Ist es Eure Lust oder Neugierde - oder sind es die andern, die wollen, daß Ihr mitmacht? Prüft auch einmal nach, ob Alkohol wirklich so stark macht, wie so mancher es phantasiert. Und noch ein Tip von uns; wenn es einmal passiert, daß Ihr richtig auf den Putz haut, das ist nicht tragisch, da sind wir mit der netten Krankenschwester einer Meinung, aber wenn es mehrmals vorkommt, daß Ihr Euch betrinkt, wenn es gar zur Regel wird, jedes Wochenende mit Freunden, in der Disco oder anderswo, dann solltet Ihr unbedingt mit einem erwachsenen Menschen, dem Ihr vertraut, sprechen, wirklich unbedingt!! Der Alkohol hat zwei Gesichter. Alkohol ist Gift, er kann Euch umbringen, krank machen, das Leben ruinieren. Alkohol ist, wie Onkel Pit sagte, ein wildes Tier. Wenn ihr nicht lernt, dieses Tier zu bändigen, seid Ihr diejenigen, die von diesem wilden Tier eines Tages gefressen werden.

Und nun kommt die andere Seite: Alkohol ist auch ein Genußmittel. Es kann Spaß machen, in Gesellschaft bei einem guten Essen ein gutes Glas Wein zu trinken, mal ein Bier oder auch mal einen Whisky. Aber die echten Profis wissen immer ganau, wieviel sie trinken können, damit aus dem Genuß kein Horrortrip wird, und sie trinken nie zuviel. Sie trinken nicht, um stark zu sein oder weil sie Kummer haben und glauben, danach würde alles besser. Nein, glaubt uns, danach wird alles schlimmer.

Also, liebe Kinder, verzeiht uns, daß wir heute so streng sind, aber wir wissen aus Erfahrung, daß irgendwann der Tag kommt, da hält Euch einer ein Glas oder eine Flasche unter die Nase und sagt: Komm trink. Und Ihr ganz allein müßt entscheiden, was Ihr tut, denn Ihr ganz allein werdet auch die Folgen tragen müssen. Und Neinsagen (auch wenn die andern lachen) ist wunderbar und ein Riesenschritt zum Erwachsenwerden. Wir wünschen Euch dazu viel Mut - auch ohne Alkohol. Die Redaktion (Das sind Doris, Ulla und noch ein paar Leute)

Firmen-Telegramm

BMW-Chef geht zum Jahresende BMW-Chef Eberhard von Kuenheim verläßt das Unternehmen angeblich zum Jahresende. Einer Meldung des Spiegel zufolge will der 63jährige Manager "auf dem Höhepunkt seiner Karriere abtreten". Im laufenden Jahr werde die bayrische Karossenschmiede voraussichtlich einen Rekordgewinn einfahren und erstmals mehr Autos als Mercedes produzieren. Beste Aussichten als Nachfolger habe der derzeitige Finanzvorstand Volker Doppelfeld. Philips will Betriebe verkaufen Der niederländische Elektronikkonzern Philips plant einem Bericht seiner Mitarbeiterzeitung zufolge, in großem Umfang Betriebseinheiten zu veräußern. Durch die Verkäufe solle dem Unternehmen eine Summe von mehreren Milliarden Gulden zufließen. VW fährt in Polen vor Der Autokonzern VW wird sich nach polnischen Zeitungsberichten mit voraussichtlich 91 Prozent an einem Gemeinschaftsunternehmen zur Fertigung eines Kleintransporters in Polen beteiligen. Darüber hätten die Wolfsburger mit ihrem Partner Tarpan einen Vertrag geschlossen. Volkswagen fasse Investitionen von mindestens 50 Millionen Dollar ins Auge. Ein endgültiger Vertragsabschluß sei für September vorgesehen. Noch nicht geklärt ist offenbar, wer die Kosten für die Behebung der Umweltaltlasten in der Umgebung des Tarpan- Werks trägt.

HEUTE LESEN SIE

Südafrika Echo auf UN-Debatte Seite 2

Leitartikel Die Krise der britischen Linken Seite 3

Asyl-Sammellager Betreuer auf Gegenkurs Seite 4

Wirtschaft Ost-Betriebsräte machen Druck Seite 7

Dokumentation Stauffenberg und das Attentat Seite 8

Medienrundschau Sat 1 geht "ran" Seite 9

Feuilleton Gespräch mit Oshima Seite 12

Frankfurt Heiße Spur im Mordfall Seite 13

Kulturspiegel "Listen"-Künstler stellen aus Seite 17

Hessen Pfeiler im "Zipfel" gesprengt Seite 18

Aus aller Welt Achtjähriger ermordet Seite 20

Fernsehen und Funk Seite 10

Filmspiegel Seite 11

Roman Seite 11

Freie Aussprache Seite 16

SPORTRUNDSCHAU 2. Bundesliga Darmstadt schlägt Hertha Seite 23

Oberliga Hessen Terminliste und Spielerwechsel Seite 25

Tour de France Chiapuccis tolles Solo Seite 26

Olympia Serbien-Entscheidung vertagt Seite 26

Lieber Herr Minister,

bereits Ihren Erlaß zur Streichung der Brauchtumstage vom 26. 11. 1991 konnte sich nur einer ausgedacht haben, der zum Lachen in den Keller geht. Schließlich ist nichts weiter entfernt als kölscher Karneval und unterrichtsfreie Zeit. Ihr neuester Versuch, uns mit einem weiteren Erlaß zu verpflichten, ab sofort auf Rosenmontag einen Ferientag zu legen und ihn von den Sommerferien abzuzwacken, zeigt nur, daß Ihnen in Düsseldorf wirklich nichts anderes mehr einfällt als mit preußischen Mitteln Rheinländer zu schikanieren. In Westfalen mag das ja klappen - hier nicht.

Nun nehmen wir ja jeden Jeck ernst und deswegen erkläre ich es Ihnen auch gerne noch einmal, warum es nicht so kommt, wie Sie sich das wünschen. Sie erscheinen ja nur gelegentlich in unserem Bezirk, wo der rheinische Karneval seinen Ursprung hat, und überlassen den Besuch von Schulen unserem eigentlichen Präsidenten Franz-Josef. Das ist auch gut so. Ihre Vorstellung, mit erst einem und jetzt noch einem Erlaß das Brauchtum abzuschaffen bzw. in die Ferien zu verlegen, ringt uns nämlich nur ein müdes Lächeln ab. Vielleicht werden wir Ihnen dazu einen Karnevalswagen widmen - vielleicht auch nicht.

Schließlich hält die Welt für die Rheinländer derzeit größere Herausforderungen bereit. Zum Beispiel den Umzug von Bonn nach Berlin. Jetzt wo es darauf ankommt, die Kultur und überhaupt alles Schöne in unserer Region zu fördern, da verbieten Sie quasi das Brauchtum, indem Sie es in die Ferien verlegen. Die Preußen mit ihrem Reichstag und dem dort wieder eingebuddelten König lachen sich ins Fäustchen, wie Sie denen in die Hände arbeiten.

Köln ist bekanntlich die nördlichste Mittelmeerstadt und hier ergeben - anders als Sie das aus Düsseldorf kennen - allgemeine Trunkenheit und karnevalistischer Stechschritt nicht die Summe rheinischer Fröhlichkeit. Die Schull- und Veedelszöch, die alternative Stunksitzung, der neue Geisterzooch, die Bläck Föös, die Nubbelverbrennung und all das, was die Kölschen den Kölschen wieder grün werden läßt, was menschlich-allzumenschlich Toleranz für das ganze Jahr schafft - das kann nicht in den Ferien stattfinden.

Wir freuen uns also schon auf die Düsseldorfer Pappnasen, die Karneval 1993 im Bezirk Köln zur Kontrolle ausschwärmen. Wir wissen zwar nicht, wieso ausgerechnet Düsseldorfer Ministeriale, die ja selbst an Rosenmontag - zusätzlich zum Urlaub - frei haben, dafür infrage kommen sollen, aber: Eine bessere Chance, Euch eins auszuwischen und Euch zu zeigen, was wir von all Euren neuen obrigkeitsstaatlichen Versuchen halten, die Schule von oben und ohne unsere Beteiligung "grundzusanieren", könnt Ihr uns gar nicht geben.

Brief des Rheinlandlehrers Peter Fischer, aus "Neue deutsche Schule", Juli 1992.

Litauen Keine Visa an der Grenze

Reisende, die das baltische Litauen besuchen wollen, müssen sich das nötige Visum nun bereits in Deutschland bei der entsprechenden Botschaft besorgen: An den Grenzen stellen die litauischen Behörden neuerdings keine Visa mehr aus. Die beiden anderen baltischen Staaten Estland und Lettland hingegen behalten - nach Auskunft des baltischen Fremdenverkehrsamts - die alte Regelung bei: Auch weiterhin bekommen die deutschen Touristen die benötigten Visa an den Grenzen und internationalen Flughäfen der beiden Länder. tdt

FH-Wohnheim bald in neuen Händen

Das Studentenwohnheim der Fachhochschule (FH) Frankfurt wird voraussichtlich ab 1993 von einem neuen Träger unterhalten. Das Land Hessen verhandelt derzeit mit dem Frankfurter Studentenwerk über eine mögliche Übernahme - ein Ergebnis wurde noch nicht erzielt. Das dreizehnstöckige Hochhaus in der Nordweststadt ist eines der letzten hochschuleigenen Wohnheime in Hessen.

Der Landesrechnungshof hatte den designierten FH-Kanzler Reiner Frey kürzlich aufgefordert, das Gebäude - in dem 120 Frauen und Männer leben - dem Studentenwerk anzubieten. "Das Wohnheim", sagt Frey, "ist für uns zu teuer", zudem sei es seit Jahren bereits renovierungsbedürftig. Fünf Millionen Mark stünden dafür aus einem "Bund-Länder-Topf" zur Verfügung - die aber könnten nur abgerufen werden, "wenn der Träger nicht mit dem Land identisch ist".

Ob das Studentenwerk als neuer Träger einspringen wird, ist noch völlig offen. Denn der "Wohnheimrat" will sich mit allen Mitteln dagegen wehren, daß die Regeln des Studentenwerks künftig auch in der Nordweststadt gelten. Dort wohnen derzeit 50 Prozent Ausländer, zahlreiche Zimmer sind mit Studenten über 30 Jahren und aus dem FH-Bereich belegt. In den Wohnheimen des Studentenwerks dagegen werden diese Frauen und Männer nur "in Einzelfällen" geduldet, die Ausländerquote beträgt dort 30 Prozent.

Daran würde sich wohl auch nach der Übernahme des FH-Hochhauses nichts ändern: "Wir haben unsere Grundsätze", bestätigte Christian Francke-Weltmann, der Geschäftsführer des Studentenwerks, auf Anfrage, "und die halten wir auch für notwendig." Die 1720 Wohnheimplätze in Frankfurt seien bereits jetzt restlos überfüllt, deswegen seien "bestimmte Grenzen" unvermeidbar.

FH-Kanzler Frey ist dennoch "optimistisch", daß sich die Situation seiner Studenten "nicht verschlechtern wird" - in den kommenden Verhandlungen will er die strittigen Fragen lösen. Eines scheint aber jetzt schon sicher: Der ursprünglich geplante Übergabe-Termin 1. Januar 1993 wird sich verzögern. ind

Max ist kein 2

Max verabscheut Alkohol. Er kann das Bier und den Wein zu Hause nicht riechen. Er haßt es auch, wenn sein Vater raucht. Dann verläßt Max immer das Wohnzimmer, weil er den Gestank in seinen Kleidern nicht ausstehen kann. "Komm her Max, davon spürst du nichts," hatte Benjamin gesagt und ihm ein Glas Coca Cola unter die Nase gehalten, ist nur ein bißchen Whisky drin, davon merkst du nicht so viel." Naja, und dann zog Max sich die harten Sachen rein. Irgendwann mußte er ja auch mal zu den tollen Kerlen gehören. Und Timm auch. Der becherte tüchtig mit. Whisky, Wodka, immer gut verdünnt, damit man den Alkohol nicht schmeckt.

Aber im Blut war er trotzdem. Das merkte Max erst, als er mit Timm an der Kinokasse stand. Da drehte sich plötzlich das Häuschen der Kassiererin um Max, dann wurde ihm kochendheiß, und zugleich lief ihm der kalte Schweiß über den Rücken. Panik erfaßte ihn. Er zitterte und torkelte, fühlte sich durch die Luft gewirbelt und irgendwo begegneten ihm auch noch die Blicke von Britta. Und als er das rasende Karussell anhalten wollte, fand er die Bremse nicht. Es gab nämlich keine. Da riß der Film, Max fiel um, mitten in der Kinohalle und wachte erst Stunden später wieder in besagtem weißen Zimmer auf. Wie er dorthin kam? Die Kassiererin im Kino hatte einen Krankenwagen gerufen, und der brachte Max mit Blaulicht in die Klinik.

Max brach schon wieder in Tränen aus. Du lieber Himmel, er schämte sich so entsetzlich. "Ich hasse Alkohol", schrieb er in fetten Buchstaben auf ein Blatt Papier. Nie wieder Alkohol. Und als er sich gerade erholt hatte, traf ihn die nächste Keule des Schicksals. Britta rief bei Max an: "Du Max, vergiß meinen Brief, es ist aus zwischen uns, wenn du glaubst, du kannst nur im betrunkenen Kopf die Mädchen anbaggern, dann bist du bei mir an der falschen Adresse. Besoffene Typen finde ich ekelhaft. Tschüs." Peng!

Max hatte keine Tränen mehr. Er fühlte sich leer und ausgepumpt. Seltsamerweise benahmen sich seine Eltern sehr rücksichtsvoll. Bis jetzt hatte die Mutter auf Vorwürfe und der Vater auf Moralpredigten verzichtet. Wird wohl noch kommen. Statt dessen kam an diesem wunderbaren Sommersonntag Onkel Pit, ein alter Freund der Familie. Max mochte ihn sehr. Nun saßen sie im Garten. Vater, Mutter und Onkel Pit. "He Max, jetzt komm mal runter zu uns, ich hab Kuchen mitgebracht", rief Onkel Pit. Max schlich die Treppe hinunter. Hoffentlich würden seine Eltern ihn nicht bei Onkel Pit verpfeifen. Aber die sagten kein Wort, verrieten seine Missetaten nicht. Irgendwie lernte Max in diesen schweren Stunden seine Eltern richtig schätzen. Dankbarkeit stieg in ihm auf, und Britta konnte ihm gestohlen bleiben. "Das kann schließlich mal passieren", hatte die nette Krankenschwester doch auch gesagt.

Onkel Pit war in Bestlaune, zog ein Fläschchen Sekt aus der Tasche und wollte anstoßen. Er hatte nämlich einen kleinen beruflichen Erfolg zu feiern. Die Mutter holte drei Gläser. "Drei? Wieso denn drei?" fragte Onkel Pit erstaunt, "Max, du trinkst doch ein Gläschen mit, bist doch allmählich alt genug?" - Pause. Die Eltern schwiegen. "Nein danke", sagte Max, "ich trinke keinen Alkohol." "Mensch, hast du einen braven Sohn", lachte Onkel Pit und guckte den Vater an. "Weißt du noch, wir beide, damals, neunzehnhundertund . . ., Mensch, wie alt waren wir da eigentlich, naja auf jeden Fall noch keine fünfzehn. Also weißt du noch, wie wir den Whisky aus dem Schrank deines Vaters in die Mineralwasserflasche umgefüllt haben, und in die Whiskyflasche haben wir kalten Kaffee geschüttet, damit dein Vater nichts merkt. Aber er hat es trotzdem gemerkt, als dieser Professor Dingsda kam und dein Vater ganz stolz über Schottland, alte Fässer und diesen Whisky erzählte, mein Gott, und dann war es kalter Kaffee . . ."

Onkel Pit lachte, daß sich die Balken der Gartenbank bogen, auf der der Vater von Max nun unruhig hin- und herrutschte. "Ein Glück", fuhr Onkel Pit fort, "daß dein Vater uns nicht gefunden hat", und dann drehte sich Onkel Pit zu Max, schlug ihm auf die Oberschenkel und gröhlte mit hochrotem Kopf: "Wir lagen nämlich im Kuhstall vom Nachbarn, völlig besoffen, und über unseren Köpfen baumelten die Euter der Kühe . . ." Und Onkel Pit lachte und lachte und lachte.

Da bekam Max plötzlich wieder Farbe ins Gesicht, und auch er lachte und lachte und lachte, genauso wie Onkel Pit. "Also mein Junge", sagte Onkel Pit dann "wenn du mal neugierig auf Alkohol bist, dann rate ich dir, mach es zu Hause, nicht unterwegs, draußen im Dunkeln auf der Straße, womöglich noch, wenn es kalt ist. Das ist gefährlich. Und dann paß auf mit harten Sachen. Überhaupt: denke immer, der Alkohol ist wie ein wildes Tier, du mußt es zähmen, und das kannst du nur, wenn du lernst, damit umzugehen." - "Mensch Pit", sagte der Vater, "willst du Max zum Alkoholiker machen?" "Eben nicht", sagte Onkel Pit, "euer Max ist kein Milchflaschenkind mehr, diese Zeiten sind vorbei, jetzt packt er andere Flaschen an. Und da muß er wissen, was er tut. Max wird erwachsen."

"Verstehe ich nicht", winkt der Vater verärgert ab. "Verstehst du mich, Max?" fragte Onkel Pit. "Ja, ich verstehe dich", antwortet Max. DORIS WEBER

FV Bad Vilbel setzt die Fans in Bewegung Freitag werden 2000 erwartet Heute abend letzter Test vor dem Oberliga-Start

Unglaublich: Fußball-Oberliga-Aufsteiger FV 1919 Bad Vilbel lockte bei seiner Mannschaftsvorstellung am Sonntagvormittag 300 Fans auf das Niddasportfeld und mittags 600 zum Freundschaftsspiel in Burggräfenrode gegen KSV Klein-Karben. Eine Größenordnung, die oftmals kaum bei Punktspielen anzutreffen war. "Ohne sie, das Publikum, hätten wir's nicht geschafft", verteilte Trainer Peter Rübenach artig Komplimente an die Treuesten der Treuen. Er versprach ihnen, daß seine Mannschaft alles geben würde, um die Klasse zu erhalten, verwies jedoch auf die erhöhten Anforderungen: "Mit der Oberliga Hessen erwartet uns ein völlig anderes Metier, was allein durch die große Pressevertreterschar belegt wird", ergänzte der Coach. "Wir benötigen bei großen Spielen mindestens 20 Ordnungskräfte, haben aber erst sechs an Land gezogen", appellierte Pressewart Bernd Feik an die Besucher.

Fast bereits vorsichtig rechnet Spielausschuß-Vorsitzender Rolf Brauburger mit 800 Fans pro Heimspiel, glaubt an etwa 1000 am Freitag (19.30 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt Amateure. "1500 wären für mich bereits eine Traumzahl", weiß er das Interesse nicht genau auszuloten.

Allen Erfahrungen nach dürfte das erste Oberligaspiel in der 73jährigen Vereinsgeschichte - zumal mit Eintracht Frankfurts Amateuren eine spielstarke Formation aufkreuzen wird - eine Kulisse von 2000 Fans in Bewegung setzen. Neben dem Fußballhunger nach der Sommerpause, dem Neuland von der Klasse her und den Neuverpflichtungen gilt der Freitagabend in der Sommerzeit als Fußballtermin Nummer eins. Und bei 2000 Zuschauern würden bereits die angesprochenen 20 Ordnungskräfte benötigt. Mit der Ordnung auf den Rängen gab es bis dato beim reinen Fußballverein keinerlei Probleme, mit der Ordnung im Umfeld und Finanzbereich in den letzten Jahren auch nicht. Unter der Regie von Werner Schmidt wurde ein grundsolides Gebilde erstellt. "Wir schöpfen aus dem Bereich Zuschauereinahmen etwa 20 bis 25 Prozent unseres Etats und haben bereits ohne die Spenden zirka 75 Prozent unserer Kosten abgedeckt", zeigt Brauburger den sicheren Grundstock beim FVB auf. "Notfalls müßte der Vorstand selbst einspringen", ist das Hineinreiten in rote Zahlen am Niddasportfeld kein Thema.

Die PR-Aktionen des Oberliga-Aufsteigers bescherten mit dem Drei-Jahres-Vertrag (plus zwei Jahre Optionsrecht) mit der Firma Brother einen potenten Hauptsponsor. Für die Dauerkarte, die auch die Bezirksoberligaspiele der zweiten Mannschaft einschließt, müssen die Fußballanhänger aus der Wetterau und Umgebung 200 Mark bezahlen, die Tageskarte kostet im Amateur-Oberhaus zehn Mark, der Billigtarif (für Frauen, Rentner, Jugendliche etc.) sieben Mark. Am Sonntag kostete die Mannschaftsvorstellung sowie das Bier, die Steaks und Würstchen gar nichts, durften sich die Besucher als geladene Gäste fühlen. Und bereits um 14 Uhr trat der FVB in Burg- Gräfenrode gegen seinen Landesliga-Erzrivalen KSV Klein-Karben (4:4) an. Wiederum waren die Veranstalter überrascht: 600 Zuschauer fanden sich im Rahmen des Karbener Stadtpokals zu diesem Einlagespiel ein. Torjäger Werner Pross (2), Stefan Erk und Michael Dueerling trafen für die Vilbeler, Josef Sarroca, Harald May, Sven Reuter und Frank Braunwart für den KSV. Am heutigen Dienstag (19.15 Uhr) steht für die Rübenach-Schützlinge bei der Spvgg. 03 Fechenheim der letzten Test vor der Oberligapremiere am Freitagabend gegen Eintracht Frankfurt (19.30 Uhr, Niddasportfeld) ins Haus. HANS-DIETER PUTH

Reiserecht Richtig reklamieren

Deutschlands Gerichte müssen sich in diesem Jahr auf eine wahre Reklamationsflut gefaßt machen. Grund: das Reisefieber der Bundesbürger - 1992 werden sie voraussichtlich rund 32 Millionen Pauschalreisen antreten - treibt gleichzeitig auch die Zahl derjenigen in die Höhe, deren Ferien nicht hielten, was die Reisegesellschaften vollmundig versprachen. Mit mindestens 300 000 Reklamationen, von denen sich erfahrungsgemäß 90 Prozent außergerichtlich beilegen lassen, rechnet die Branche in diesem Jahr - rund 30 000 erboste Pauschalurlauber werden dennoch 1992 vor den Kadi ziehen. Dabei lohnt sich dieser Gang nicht in jedem Fall: nach einer Untersuchung des Amtsgerichts Hannover verläuft nur jede vierte Klage erfolgreich.

Weil richtig reklamieren und prozessieren jedoch gelernt sein will, gaben Deutschlands Verbraucher-Zentralen vor zwei Jahren erstmals die Broschüre "Aus der Traum vom Traumurlaub?" heraus. "Wir mußten inzwischen 20 000 Exemplare nachdrucken", freut sich Ferdi Keuser von der Verbraucher-Zentrale Nordrhein- Westfalen über die Resonanz auf den Ratgeber, der darüber informiert, wann sich bei getrübter Urlaubsfreude eine Klage lohnt und mit welchen Entschädigungen zu rechnen ist. Wichtigster Tip: Mängel sollten bereits vor Ort dem Reiseleiter schriftlich angezeigt werden, Regreßansprüche müssen gegenüber dem Veranstalter spätestens vier Wochen nach Reiseende geltend gemacht werden.

Die in der Broschüre nachgedruckte "Frankfurter Tabelle", anhand der sich für konkrete Mängel jeweils prozentuale Abzüge vom Reisepreis ermitteln lassen, ist allerdings für kein deutsches Gericht verbindlich. Ulrich Warncke, Justitiar des Deutschen Reisebüro-Verbandes (DRV), hält sie gar für irreführend und gefährlich: "Da stützen sich dann Reisende und deren Anwälte, die nur in den seltensten Fällen Reiserechtexperten sind, oft auf völlig überzogene Minderungsforderungen, so daß selbst bei einer gewonnenen Klage die Prozeßkosten nicht selten über dem Erstattungsbetrag liegen." tdt

Gasleitungen werden verlegt GROSSKROTZENBURG. Die Arbeiten zur Verlegung der Gasleitungen in der Taunusstraße dauern noch bis zum 31. Juli.

Dies teilt die Gasversorgung Main- Spessart mit.

Neben bunten Bauklötzen steht ein kleiner lila Computer Ein Modellversuch in Hannover: Aus dem Alltag einer Vorschulgruppe für hochbegabte Kinder

HANNOVER. Sie sehen weder aus wie Klein-Einstein noch haben sie einen Seitenscheitel und tragen eine Nickelbrille. Hochbegabte Kinder sind ganz normal. Allerdings verschlingen sie außer Pommes mit Ketchup auch massenweise Sachbücher, und während sie ihre Cola schlürfen, halten sie einen Vortrag über die Entstehungsgeschichte der Erde.

In dem kleinen Raum, der zur Bothfelder Grundschule gehört, geht's rund. Niklas spielt hinten am Fenster mit den Autos. Er hat eine Autorennbahn aufgebaut und läßt die Flitzer laut brummend um die Kurve schießen. Yasmin und Friederike haben alte Kleider aus einer Kiste gezogen und verkleiden sich. Marc will auch mitmachen, doch die Mädchen wollen allein sein. Lautes Geschrei. Marc ist beleidigt, stampft auf den Boden. Brigitte Politt, die Erzieherin, kommt und muß schlichten.

Matthias und Julia, die an dem großen Tisch in der Mitte des Zimmers sitzen, lassen sich nicht stören. Sie malen in aller Ruhe weiter. Auf den ersten Blick sieht hier alles aus wie in einem "normalen" Kindergarten.

Doch oben auf dem Blatt, das Julia und Matthias anmalen, steht "blue". "That's all blue" - das ist alles blau, sagt der Fünfjährige auf Englisch und zeigt auf das blaue Meer und das blaue Boot, das er gerade angemalt hat. Matthias weiß auch schon, wie Rot und Gelb und Weiß auf Englisch heißen. Schreiben kann er die Worte sowieso. Auch die anderen Kinder, alle zwischen vier und sieben Jahre alt, haben mit dem Abc keine Schwierigkeiten. "Das ist für die Kinder nichts Besonderes", sagt Brigitte Politt. "Manche können schon, seit sie drei oder vier sind, schreiben - und lesen natürlich auch."

In der Ecke steht ein großes Gehege mit Dinosauriern und anderem Gummigetier. "Wenn Annika noch da wäre, könnte Sie Ihnen jetzt sagen, welches der Megalsaurus oder der Brachiosaurus ist, wann sie gelebt und was sie gefressen haben", erinnert sich die Erzieherin. Annika geht jetzt zur Schule.

Regale voll mit Sachbüchern über Flugzeuge und Lokomotiven stehen an der Wand. Schautafeln über die Geschichte der Erde, ein Poster von einem Flug- Großer Wissensdurst zeugcockpit hängen zwischen selbstgemalten Bildern. Neben den bunten Bauklötzen stehen eine ausgediente Schreibmaschine und ein kleiner lila Kinder- Computer. Zwischen den Wachsmalstiften liegen verstreut einzelne Schachfiguren.

Also doch kleine Einsteins, die hier in Bothfeld, einem Stadtteil von Hannover, in der bundesweit einzigen Vorschulgruppe für hochbegabte Kinder "gezüchtet" werden? Mit einem lächelnden "Nein" begegnet die Erzieherin diesem Vorurteil. "Die Kinder haben von sich aus einen ungeheuren Wissensdurst. Sie brauchen viele verschiedene Anregungen."

Die Spielsachen liegen herum. Wer Lust hat, kann Bauklötze stapeln, eine Partie Schach spielen oder sich in die Ecke zurückziehen und lesen.

Gegen zehn Uhr wird gefrühstückt. Alle setzen sich an den großen Tisch. Die Malsachen werden ein-, die Butterbrote ausgepackt. Die Kinder sind zufrieden. Kaum zu glauben, daß die meisten von ihnen einst verstört zur Tür hereinkamen. Matthias, der heute voller Konzentration am Papier sitzt und Schiffe "blue" anmalt, hätte noch vor einem dreiviertel Jahr keinen Stift in die Hand genommen. "Er hatte plötzlich im Kindergarten wieder angefangen einzunässen, saß meist still in der Ecke und weinte viel. In den Kindergarten wollte er gar nicht mehr", erzählt Brigitte Politt.

Die Gruppenleiterin erinnert sich auch noch an Wolf, der jetzt eingeschult wurde. "Wolf kam anfangs nie ohne sein Kopfkissen. Er lag meistens still unter dem Tisch und nuckelte an seinem Finger." Dabei war Wolf Vulkanexperte. Er wußte, wann und wie sich Vulkane bilden, wie es zur Explosion kommt und daß der Begriff Vulkan vom römischen Gott Vulcanus stammt. Doch das hat Wolf erst lange Zeit später erzählt, als er in der Bothfelder Gruppe wieder Selbstvertrauen und ein paar Freunde gefunden hatte.

Oder die kleine Julia, die neben Matthias sitzt. Sie litt an Schlafstörungen, erbrach oft und war völlig in sich zurückgezogen. Heute sitzt sie am liebsten an dem kleinen Computer. "Hier bin ich nämlich immer Sieger", sagt sie. "Wie nennt man den Sohn von einem König?" fragt das Elektronengehirn. P-R-I-N-Z tippt die Vierjährige - ohne lange zu überlegen - ein. "Ich möchte den Kindern helfen, wieder Mut zu fassen. Sie brauchen Selbstvertrauen. Und das geht nur, wenn sie ihre Fähigkeiten erproben können und auch zeigen dürfen", sagt Brigitte Polit. Dazu haben sie in einem "normalen" Kindergarten oft keine Chance.

Von klein an sind hochbegabte Kinder ihren Altersgenossen ein Stück voraus. Anette Heinbokel, Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind mit Sitz in Berlin, beschreibt in ihrem Buch "Hochgegabte" typische Merkmale: "Sie überspringen teilweise Entwicklungsstufen, lernen früh lesen, manchmal ohne fremde Hilfe. Sie haben ein sehr gutes Gedächtnis, beobachten genau, denken logisch, haben einen reichen Wortschatz und geben sich nicht mit ausweichenden Antworten zufrieden."

Constanze Behrens-Hussby, die zusammen mit Brigitte Politt die zwölf Vorschulkinder in Hannover betreut und selbst Mutter einer überdurchschnittlich begabten Tochter ist, bestätigt: "Die Kinder fragen mir Löcher in den Bauch. Besonders wenn es um abstrakte Dinge wie Tod oder Leben geht." Eltern freuen sich anfangs noch über den zwar anstrengenden, aber aufgeweckten Nachwuchs. "Denn in den ersten Jahren in der Familie gibt es eigentlich nie große Probleme", weiß Erika Sommer, Zahnärztin in Heilbronn-Kirchhausen. Die tauchen erst auf, wenn der Nachwuchs in den Kindergarten kommt. Hier merken die intelligenten Kinder schnell, daß sie anders sind. Wenn die Erzieherin etwas vorliest, langweilen sie sich. Sie können schließlich selbst schon lesen. Einfache mechanische Arbeiten wie Papierfiguren ausschneiden, machen sie oft nicht mit. Dafür sind sie hoch konzentriert, wenn sie etwas organisieren oder kombinieren können. Brigitte Politt: "Das heißt nicht, daß hochbegabte Kinder nie malen oder mit Bauklötzen spielen. Aber sie langweilen sich eben, wenn es nicht genügend neue Anregungen und Aufgaben gibt".

Auf die frustrierende Unterforderung antwortet jedes Kind auf seine Weise. Die einen fangen an zu stören und werden aggressiv. Andere reagieren mit körperlichen Beschwerden, werden häufig krank, verkriechen sich. Die Begabung kann für viele hochbegabte Kinder zur Behinderng werden. Die Eltern sehen ratlos zu. "Und die Erzieherin beschwert sich über das Kind, das wohl schlecht erzogen ist", erinnert sich Erika Sommer an die erste Zeit, als ihr Sohn Christian im Kindergarten immer mehr Schwierigkeiten machte.

In der Grundschule verschärfen sich die Probleme. Die Klasse lernt Lesen und Schreiben. Alle machen Fortschritte. Nur das hochbegabte Kind nicht. Es hat schließlich schon im Kindergarten ganze Bücher verschlungen. Es quatscht dazwischen oder schaltet ab, weil der Lehrstoff nicht seinen Fähigkeiten entsprechend angeboten wird. Schnell gilt das Kind mit den besonderen Ansprüchen als verhaltens- oder lerngestört. Die Altersgenossen meiden den Sonderling, er gerät in eine soziale Isolation und landet oft genug in der Sonderschule.

Die zwölf in der Bothfelder Vorschulgruppe hatten Glück. Durch aufgeschlossene Erzieher und Eltern wurde ihre besondere Begabung erkannt. "Doch meistens merken die, die dafür ausgebildet sein müßten, gar nichts", klagt Erika Sommer. Statt dessen werden die Probleme immer größer, die Eltern immer unsicherer. Oft stellt sich erst bei einem Psychologen die Hochbegabung des Kindes heraus. Erika Sommer: "Doch davon wird die Situation nicht besser. Die Lehrer sind skeptisch. Nichts schlimmeres als ehrgeizige Eltern. Man wird schräg angeschaut, weil man das Kind angeblich zu etwas drillen will."

"Leider sind die meisten Pädagogen mit hochbegabten Kindern überfordert. Sie haben nie gelernt, auf solche Schüler zu achten, weil die Hochbegabten-Problematik in den pädagogischen Ausbildungen heute noch viel zu kurz kommt", bestätigt die Psychologin Christa Hartmann, die die Bothfelder Vorschulgruppe betreut.

Hilfe versucht die "Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind" zu organisieren. In regionalen Beratungstellen sollen sich die Eltern informieren können. So fand die Heilbronner Zahnärztin schließlich eine Möglichkeit, ihrem Sohn zu helfen. Christian (16) geht heute in das Jugenddorf-Christophorus Internat in Braunschweig. Das Gymnasium ist mit einer Zweigstelle in Altensteig (Schwarzwald) im gesamten Bundesgebiet die ein- Und in der Schule? zige Schule, wo Hochbegabte in besonderen Klassen speziell gefördert werden - allerdings erst ab der neunten Klasse.

Wohin aber mit den Hochintelligenten von Brigitte Politt, wenn sie für die Vorschulgruppe zu alt geworden sind? Bislang klafft zwischen der vorschulischen Betreuung in Hannover und dem Braunschweiger Internat eine riesige Lücke. Es gibt keine Grundschule, die auf die Bedürfnisse der Heranwachsenden eingestellt ist. Und wäre Brigitte Politt nicht, dann würde es auch die Bothfelder Vorschulgruppe nicht mehr geben.

1985 wurde der Kindergarten versuchsweise eingerichtet, und zwar Jahre lang vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft finanziell unterstützt. Dann war die engagierte Sozialpädagogin auf sich alleine gestellt. Unermüdlich setzte sie sich für das Projekt ein, arbeitete sogar unentgeltlich. Dann sprang die Deutsche Gesellschaft ein. Das nötige Geld kam von der "Karg-Stiftung zur Förderung hochbegabter Kinder und Jugendlicher", vor drei Jahren von Adelheid und Hans-Georg Karg gegründet. Das Ehepaar, selbst kinderlos, stellte zunächst 100 000 Mark bereit. Vor zwei Jahren hat das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) die Trägerschaft der Vorschulgruppe übernommen.

Die Kargs haben aber zusammen mit Brigitte Politt und dem CJD noch mehr vor. In Hannover soll ein Bildungs- und Beratungszentrum für Hochbegabte eingerichtet werden. Geplant sind zwei Vorschulgruppen und eine Grundschule mit speziellen Förderangeboten. An ein individuelles Beratungsangebot für hilfesuchende Eltern ist ebenfalls gedacht. Darüberhinaus sollen Lehrer und Mitarbeiter sozialpädagogischer und psychologischer Einrichtungen die Möglichkeit haben, sich umfassend zu informieren.

Brigitte Politt hofft: "Wenn sich die Pädagogen mehr engagieren, bekommen vielleicht auch die Kinder eine Chance, die wir sonst nie erreicht hätten, die heute noch in irgendeiner Sonderschule verlorengehen." MARTINA ARNOLD

Interrail-Tickets Länder steigen aus

Während sich die einzelnen Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) mit Verwirklichung des Binnenmarktes vor allem wirtschaftlich näherkommen, rükken vier Länder im kommenden Jahr für Europas Jugend in weite Ferne: Frankreich, Spanien, Italien und Portugal gewähren - neben dem nordafrikanischen Marokko - ab Januar 1993 Reisenden mit einem "Interrail"-Ticket keine freie Fahrt mehr. Grund: Die Bahnen wollen nach Ansicht von Fachleuten die wenig ertragsreiche Kundschaft - junge Leute unter 26 Jahre können bislang nach Kauf des 510 Mark teuren Fahrscheins einen Monat lang umsonst mit der Eisenbahn kreuz und quer durch Europa reisen - aus den im Sommer ohnehin meist gut gebuchten Zügen drängen. Pro Jahr werden in Europa rund 360 000 "Interrail"-Tickets ausgestellt, davon 17 Prozent in Deutschland. tdt

Steinfurth in der Wetterau - seit 1868 im Namen der Rose Zehntausende beim 33. Rosenfest / Ein Korso mit zwölf Prunk- und Motivwagen / Rosenschau und viele Fachgespräche

STEINFURTH. Das "Rosendorf der Wetterau", Steinfurth, drohte am Wochenende aus den Nähten zu platzen. Mehrere zehntausend Blumenfreunde drängten in den Bad Nauheimer Stadtteil und wurden von der gastlichen Gemeinde sprichwörtlich zum 33. Steinfurther Rosenfest auf Rosen gebettet.

In einer großartigen Schau im Steinfurther Rosensaal entfalteten die örtlichen Züchter mit phantastischen Arrangements aus 100 000 Blüten und annähernd 700 Sorten ihre ganze Produktpalette. Am gestrigen Sonntag erlebte das Steinfurther Rosenfest bei strahlendem Sonnenschein seinen spektakulären Höhepunkt. Ein Korso von 12 Prunk- und Motivwagen, jeder bestückt mit durchschnittlich 50 000 Blüten, gestaltet von den Ortsvereinen, begeisterte eine unübersehbare Zuschauermenge.

In einer Eröffnungsfeier am Freitag wies Rosenkönigin Andrea Hofmann den Gedanken zurück, ausschließlich kommerzielle Interessen stünden hinter dem Fest. Die Veranstalter investierten ein hohes Maß an Idealismus, damit die Menschen teil hätten an der Schönheit der Rose.

Hessens Ministerpräsident Hans Eichel, Schirmherr der Veranstaltung, bescheinigte den Steinfurthern, die Rose weltbekannt gemacht zu haben. Die Rosenfelder rund um Steinfurth prägten die Wetterauer Landschaft. Den einheimischen Züchtern und Anbauern wünschte er für die Zukunft viel Erfolg, doch scheint die Zukunft der Steinfurther Rosen nicht eben rosig. Vorbei die Jahre, als über 15 Millionen Rosen in alle Welt geliefert wurden. Die einstmals 226 Steinfurther Anbaubetriebe schrumpften auf heute noch 80. Nur noch knapp fünf Millionen Rosen werden abgesetzt.

Heinrich Schultheis, ältester Sohn eines Gutspächters, von England in seinen Heimatort zurückgekehrt, gründete 1868 hier die erste deutsche Rosenbaumschule, legte damit den Grundstein für das aufstrebende Rosendorf. Die erste Rosenzeitung erschien in Steinfurth.

Schultheis gab den ersten farbigen Rosenkatalog heraus, verschaffte kleineren Rosenschulen am Ort Aufträge, so daß im Laufe der Zeit die Anbaufläche auf mehr als 100 Hektar anwuchs und schließlich bis zu 40 Betriebe in den umliegenden Gemeinden den steigenden Bedarf an Rosen decken halfen. 1972 jedoch dämpfte eine Absatzkrise alle Expansionsvorhaben, Steinfurths Rosenanbauer kämpfen gegen die (Billig-)Konkurrenz auf dem europäischen Markt.

Zum Rosenfest gibt sich auch die internationale Fachwelt ein Stelldichein. Die traditionelle "Steinfurther Rosenrunde", mit Podiumsdiskussion und Fachvorträgen angesehener Experten, hatte heuer die umweltfreundliche Rose als zentrale Thematik. Steinfurths Rosenzüchter haben sich auf die Gegebenheiten eingestellt, züchten Rosensorten, die ohne chemische Spritzdüse existieren und pflanzlichen wie tierischen Schädlingen paroli bieten. Zum Zuchterfolg haben sogar klimagestählte Sorten aus Schottland und Dänemark beigetragen.

Erstmals erlebten zahlreiche Rosenliebhaber und Fachleute aus den neuen Bundesländern das Steinfurther Fest, informierten sich in Expertengesprächen über Zuchtergebnisse und Marktsituation. So ging denn der Steinfurther Rosenring, der für besondere Verdienste um die Rose verliehen wird, an den Leiter des Rosariums Sangershausen in Sachsen-Anhalt, Ingomer Lang.

Das Steinfurther Rosenfest klingt heute mit einem Brillant-Feuerwerk (gegen 22.30 Uhr) über dem Festplatz aus. Die Rosenschau im Rosensaal kann noch bis 22 Uhr besichtigt werden. HORST SCHÜSSLER

Morsleben blockiert

sp HANNOVER, 19. Juli. Jungsozialisten aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt haben am Samstag gemeinsam mit örtlichen Umweltschützern symbolisch die Atommüll-Deponie Morsleben blokkiert, die nach einer Entscheidung des Bezirksgerichts Magdeburg geschlossen ist, aber nach einem von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) erwirkten Revisionsurteil des Bundesgerichtshofs demnächst wieder in Betrieb genommen werden soll. Die jungen Sozialdemokraten warfen den Bundesrichtern vor, die Gefahren verkannt zu haben, die der ganzen Region bei weiterer Einlagerung von Atommüll drohten. Im Gegensatz zum geltenden deutschen Atomrecht, nach dem bisher noch kein Endlager genehmigt ist, habe es für diese aus DDR-Zeiten stammende Deponie nie ein Genehmigungsverfahren mit Bürgerbeteiligung gegeben.

Pfarrer aus benachbarten Gemeinden versandten inzwischen in der braunschweigischen Landeskirche einen Rundbrief mit der Frage "Honecker-Recht nun bei uns?".

Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefahn (parteilos) beanstandete in einer Presseerklärung, für Morsleben gebe es bisher keine umfassende Sicherheitsanalyse.Zwei Frauen am Strand Galerie an der Galluswarte zeigt eine Accrochage

GALLUS. Alte Bekannte trifft man derzeit in der Galerie an der Galluswarte. Arbeiten von Künstlern, die aus der Galerie nicht mehr wegzudenken wären: die Bilder Elke Ulrichs hängen dort mit schöner Regelmäßigkeit aus, und auch Inge Jastram ist kein unbeschriebenes Blatt. Die Sommer-Accrochage der Galerie bietet nun Gelegenheit, den Besuchern Arbeiten vor Augen zu führen, für die es in vorangegangenen Ausstellungen keinen Platz gab.

Doch auch völlig neue Kunstwerke gibt es zu bewundern: Die experimentierfreudige Elke Ulrich hat einmal mehr eine andere Technik ausprobiert: den Laser-Kopierer. Ihre vierteilige Serie "Kind auf der Flucht" war ursprünglich eine Collage, die die Künstlerin nun dem Medium der Copy-Art zugute kommen ließ. Das Resultat waren vier unterschiedliche Bilder: Durch veränderte Farbkompositionen erkennt man erst auf den zweiten Blick, daß hinter diesen Unikaten eine einzige Vorlage steckt.

Die "Tänzerin" und "Zwei Frauen am Strand" sind weitere geglückte Versuche mit der Kopiermaschine. Ergänzt wird die Reihe durch zwei Original-Collagen mit den sinnigen Titeln "Ostblick" und "Westblick". Der tiefere Sinn der Benennung sei dem Betrachter überlassen.

Gänzlich andere Sujets und Techniken wählte dagegen Inge Jastram. Ihre Radierungen und Zeichnungen beschäftigen sich mit dem menschlichen Körper, spiegeln jedoch auch Zeitkolorit wider: Die nackte Dame mit Halskette und kurzen Locken ist sicherlich in den 20er Jahren einzuordnen, während die "Umarmung" eine zeitlose Geste ist.

Vielleicht ist es das, was die Arbeiten von Inge Jastram so faszinierend machen: Es sind nicht bloße Aktzeichnungen und erotische Momentaufnahmen, sondern Bilder, die die Phantasie anregen. Umfeld und Situation der Figur auf dem Papier werden automatisch mitgedacht.

Der dritte Künstler, den die Galerie präsentiert, ist eine Neuentdeckung. Hans-Ruprecht Leisz kehrte mit seinen Bildern zum ersten und sicherlich nicht zum letzten Mal ein in die Mainzer Landstraße 269. Seine bunten Farbstiftzeichnungen auf Karton runden die abwechslungsreiche Schau ab. "Teufel in Kopf" heißen seine Zeichnungen, "Rollstuhlmann" oder "Reptil mit Äpfeln". Dahinter steckt eine quasi-realistische Abbildung technischer Konstruktionen; der Rollstuhlmann etwa ist ein vollautomatischer Roboter. Bei genauerem Betrachten erweist sich die Maschinerie als nicht funktionstüchtig: Die Roboter-Teile sind Teilstücke aus anderen Konstruktionen.

Noch extremer ist die "Kleine Konferenz", ein turmähnliches Gebilde auf dem Rücken eines Nashorns. Hier sind die Bausteine Türgriffe, Trompeten und Tische. Auch glaubt man darin Zitate aus der Malerei zu finden: Dürer, Max Enst ode Hironymus Bosch standen bei der einen oder anderen Idee Pate. So entfaltet sich ein Sammelsurium von Kuriositäten, Scheinkonstruktionen, exotischen Tieren und ungewöhnlichen Stilleben mit beängstigendem Realitätsbezug.

Die bunte Mischung ist noch bis 13. August zu sehen. Die Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstraße 269, ist dienstags bis freitags von 15 Uhr bis 19 Uhr und samstags von 10 Uhr bis 14 Uhr geöffnet (Telefon 7 30 60 00). amo

Aus dem Geschäftsleben: Die "Kleingartenkantine" Oase an der Bundesbank

GINNHEIM. Daß der Wirt Manfred Schiele seine Wirtschaft am Ginnheimer Stadtweg direkt unter dem Fernsehturm "Kleingartenkantine" nennt, ist nur eine der vielen Untertreibungen des bescheidenen Mannes: Der Koch und seine gutbürgerliche Küche sind stadtbekannt, und sowohl alteingesessene Ginnheimer und Bockenheimer als auch die Mitarbeiter der nahen Bundesbank lassen sich gerne von Schiele und seiner Frau Bärbel bewirten.

Beim Edelgastronomen Steigenberger in die Ausbildung gegangen, war Schiele dann erst einmal Küchenchef im Henninger Turm, bevor er sich mit dem Florastübchen in Bockenheim selbständig machte. Im Juni 1983 übernahm er dann das Vereinslokal in der Kleingartenanlage Marbachweg.

Rund 250 Essen gehen an sonnigen Wochenendtagen über den Tresen, und natürlich unzählige Liter Bier und Apfelwein. Einige seiner Stammgäste feiern auch Hochzeiten, Taufen und andere Familienfeierlichkeiten bei Schiele oder lassen sich sich einfach seine Büfetts ins Haus bringen.

"Viele Gäste kommen nur wegen unserer ausgezeichneten Hähnchen", berichtet Bärbel Schiele stolz und erntet mit dieser Bemerkung die anerkennenden Blicke der Gäste am Tresen. "Hier stimmt noch das Preis-Leistungsverhältnis", fügt ein anderer Gast hinzu, der gerade einen riesengroßen Haspel verdrückt hat.

Daß Manfred Schiele nur ein "Zugezogener" ist, haben seine Stammkunden dem gebürtigen Bayer vom Chiemsee längst verziehen. Immerhin wohnt der Wirt bereits seit 1963 in Frankfurt. "Bayrisch spreche ich nur noch zu besonderen Anlässen", lacht Manfred Schiele. Außerdem gefalle es ihm bei den Kleingärtnern, es gäbe keine Probleme mit dem Verein, und für seine beiden kleinen Kinder sei das abgeschlossene Gelände im Grünen ideal.

Wie überall in der Gastronomie haben auch die Schieles auch mit Personalproblemen zu kämpfen. In diesem Jahr kündigte der langjährige, beim Publikum sehr beliebte Kellner. Ersatz war nur mit großer Mühe zu finden. "Man muß in diesem Job mit Leib und Seele dabeisein", erläutert Bärbel Schiele. "Die Gäste merken sofort, ob es einer gerne macht, oder ob er nur Dienst nach Vorschrift schiebt."

Momentan besteht die Mannschaft der Wirtsleute aus einem festangestellten Kellner, einer Aushilfe, und einem Buffetier. Da ist besonders am Wochenende oftmals Rekordarbeit verlangt.

Das macht der quirligen Bärbel Schiele aber gar nichts aus: Haushalt, Familie und Restaurant bringt sie ohne Probleme unter einen Hut. "Wenn's so richtig rappelt im Karton, dann lebe ich erst auf."

Die Gartenwirtschaft in der Anlage "Marbachweg" ist täglich ab 11.30 Uhr geöffnet, am Wochenende schon ab 10 Uhr. Montag ist Ruhetag. aar

Erste Hilfe in schwierigen Lebenslagen "Scivias"-Verein berät in Fechenheim / "Selber machen" war das Gründungsmotto

FECHENHEIM. Wer sich im Zentrum Fechenheims auf die Suche nach dem Verein "Scivias" begibt, muß erst einmal der lateinischen Bedeutung des Namens Rechnung tragen: "Scivias" heißt "Kenne die Wege", und ohne ausreichende Ortskenntnis fällt es dem Besucher tatsächlich schwer, das kleine Backsteinhaus in der Baumertstraße 57 auszumachen.

Kein Schild, sondern nur der handgeschriebene Name neben dem unscheinbaren Klingelknopf weisen auf die Existenz der psychosozialen Beratungsstelle hin. "Uns fehlt sogar das Geld für ein ordentliches Türschild", erklärt Thomas Venado, Vorstandsmitglied von Scivias, mit einem ironischen Lächeln. Mit dem einmaligen Zuschuß der Stadt von 50 000 Mark habe man gerade die drei Räume in dem 80 Quadratmeter großen Haus herrichten können.

Der seit 1988 bestehende Verein will die sogenannte psychosoziale Versorgung in Fechenheim verbessern. Die 13 Mitglieder - meist selbst in sozialen Berufen tätige Fechenheimer - wollen helfen, die vielen Mängel in ihrem Stadtteil zu beheben. "Wenn nichts dagegen unternommen wird, dann machen wir es eben selber", war das Motto der ersten Stunde.

Wegen des fehlenden Geldes waren zu Beginn der Vereinsarbeit nur begrenzte ehrenamtliche Angebote wie Supervision (Hilfestellung in Krisen und Gespräche mit Erzieherinnen, Red.) in Kindergärten und informierende Gespräche möglich.

Anfang 1990 gab es dann in Absprache mit der Sozialstation Bergen-Enkheim eine provisorische Lösung: Zu vereinbarten Zeiten konnte der Verein zwei Räume in Alt Fechenheim 62 kostenlos nutzen. Die Therapiekosten der Kinder wurden - je nach Fall - vom Jugendamt übernommen. Diese Regelung ermöglichte es dann dem Verein, erstmals auch Fachkräfte für die therapeutische Arbeit einzusetzen.

In den neuen, weiß und rosa gestrichenen Räumen bietet Scivias jetzt auch sozialpädagogische Schularbeitenhilfe in Kleingruppen und Erwachsenenbildung an. Bei der Kindertherapie werden die Eltern in den psychotherapeutischen Prozeß miteinbezogen, und wo es allen Beteiligten nötig erscheint, machen die Mitarbeiter Hausbesuche und arbeiten auch intensiv mit den Schulen und den Ärzten zusammen.

Fechenheim gilt mit seinem hohen Anteil an Sozialhilfeempfängern (8,7 Prozent), Ausländern (21,3 Prozent) und nichtehelichen Kindern und Jugendlichen (14 Prozent) als "sozialer Brennpunkt". Den vielfältigen Bedürfnissen der Bevölkerung stehen jedoch nur wenige Einrichtungen gegenüber: So hat der Stadtteil nur eine Kinderärztin, es gibt keine Erziehungsberatungsstelle und lediglich eine in Privatinitiative entstandene Kinderkrippe mit sehr begrenzter Kapazität.

Der Betreuungsbereich der zuständigen Sozialstation Bergen-Enkheim ist nach Ansicht der Scivias-Gruppe mit den Stadtteilen Riederwald, Seckbach, Bergen-Enkheim und Fechenheim viel zu groß; viele Kinder befänden sich "auf Warteschleife" für einen Beratungsplatz. "Wir können zwar nicht die Aufgaben der Stadt übernehmen, aber vielleicht in vielen Bereichen sozusagen Erste Hilfe leisten", erklärt Thomas Venado das Anliegen seines Vereins. aar

Umgehung Riederwald: Vandreike wich aus

"Dazu wollte ich mich nicht ausgiebig äußern": Mit diesen Worten zog sich Personaldezernent Achim Vandreike beimDämmerschoppen des SPD-Ortsvereins Riederwald am Wochenende aus der Verantwortung. Es ging um ein Reizthema: Die umstrittene "Südumgehung Riederwald". Die Verbindung der Autobahnen A 66 und der A 661 sei unvermeidbar, sagte Vandreike auf dem SPD-Talk in der Kleingartenanlage "Im Graben". Der Dezernent forderte eine "offene Debatte". Doch damit war das Thema "Südumfahrung Riederwald" für den Stadtrat auch schon beendet.

Auf festerem Boden bewegte sich Vandreike dann, als es um die Frage der Sicherheit in der Stadt und die politischen Errungenschaften der rot-grünen Koalition ging. Die Zusammenarbeit zwischen der "Polizei und dem Magistrat ist gut und harmonisch wie nur in wenigen anderen Städten", meinte der Dezernent. Die Anzahl der Sicherheitskräfte sei wesentlich aufgestockt worden und "aktuelle Probleme werden in gemeinsamen Arbeitsgruppen angegangen." Zufrieden äußerte sich Vandreike auch über die Schaffung von 1500 zusätzlichen Kindergartenplätzen, die städtische Förderung von Betreuungsschulen, die Finanzierungvon 1500 neuer Wohneinheiten jährlich sowie über den Ausbau des öffentlichen Verkehrssystems - alles Verdienste, die sich Vandreikes Ansicht nach der rot-grüne Magistrat zuschreiben kann.

Die Bemerkung einer Zuhörerin, daß der "Riederwald keine Autobahn verträgt und deshalb die Alternativen bis zum Erbrechen diskutiert werden müssen", stieß beim Stadtrat auf taube Ohren. tin

Das ist Gegenaufklärung im Kant'schen Sinne

Wolfgang Thierse schlüpft in die Rolle des oft zitierten Innungsmeisters des Bäckereihandwerks, der glauben machen möchte, er dächte allen Ernstes über Alternativen zu Brötchen und Broten, gar über deren Abschaffung nach (FR vom 11. 7. 1992 "Wir brauchen die Einsicht in die Grenzen der Politik"). Erkennbar mit bester Absicht, bietet er im Grunde auch nur eine Anhäufung propagandistischer Phrasen, die mit der Verengung des Politischen auf die politischen Parteien (". . .Politik ist nicht alles . . .", ". . . Einsicht in die Grenzen der Politik . . .") auf die Festschreibung der Bevormundung durch die Parteien hinauslaufen, tendenziell antiemanzipatorisch sind und nichts bewirken können als die Zementierung der bestehenden Privilegienstrukturen.

Das ist Gegen-Aufklärung im Kant'schen Sinne, denn Autonomie im Denken und Handeln als Prinzip kann Thierse, der Nachdenklichkeit suggeriert, aber seinen Demokratiebegriff stur mit der Existenz der erstarrten Parteienstruktur verknüpft, nicht im Sinn gehabt haben. Sonst hätte er zumindest den Versuch unternommen, in die vermeintlich "selbstkritische Überprüfung der Parteien selbst" auch eine radikale Sprachkritik als wesentliches Element politischen Handelns miteinzubeziehen und sich um die Wiederherstellung des ursprünglichen Sinngehalts der Werte und Begriffe zu bemühen.

Folgerichtig setzt er beispielsweise a priori, daß Parteien "den Pluralismus" lebten - ein Ammenmärchen, wie nicht erst die gegenwärtige Diskussion nahelegt. Denn zu einer weniger oberflächlichen, modischen und nur phänomenologisch bestimmten Erörterung, wie auch Thierse sie kultiviert, gehörte die Berücksichtigung jener fundamentalen und auf weitaus höherem Niveau als zur Zeit angelegten Pluralismus- und Parlamentarismuskritik, wie sie schon seit den zwanziger und dreißiger Jahren bis hin in die Sechziger geführt wurde, von - "rechts" - Carl Schmitt bis - "links" - Agnoli und Brückner. So "neu" ist das alles nicht, und geändert hat sich, positiv, kaum etwas, ganz im Gegenteil.

Daß die Unterschiede zwischen den großen Parteien nicht nur in der "Wahrnehmung" der Bürger verschwunden sind, belegt Sozialdemokrat Thierse als Verfechter des Parteiensystems schlechthin gleich selbst, bekräftigt durch die Ahnungslosigkeit, die sich - auch mit Churchill-Zitat - in der rhetorischen Frage ausdrückt, ob nicht "eine Anfechtung der parlamentarischen Demokratie an sich" Platz griffe, eine "Demokratiekrise" gar in Erscheinung getreten sei. Tatsächlich "ist die Lage zu ernst", als daß selbstgefällige Klagelieder à la Wolfgang Thierse fortgeführt werden sollten, ungeachtet dessen, daß er zu den vergleichsweise glaubwürdigsten und bemühtesten Bundespolitikern der Gegenwart gezählt werden muß.

Ist der Westen wirklich der "Sieger des Systemkonflikts"? Ein Blick auf die Realitäten dieser Welt müßte ehrlicherweise jede Siegerlaune vertreiben. Mit solcher Wunschperspektive, zu der - eher nebenrangig - auch der Trugschluß gehört, mit dem Ruf nach "Seiteneinsteigern" sei diesen (gerade in der SPD!) bereits die Tür geöffnet, wird kein einziges existenziell dringliches Problem zu lösen sein. Begonnen werden könnte damit, daß, wie Oskar Negt und Alexander Kluge es formuliert haben ("Maßverhältnisse des Politischen") von Politik nicht mehr als von "einem Sachgebiet und einer professionellen Tätigkeit" die Rede ist, sondern als von einem "Rohstoff", der "in jedem Lebenszusammenhang versteckt ist". Gerade als "Leser, Fernsehzuschauer, Familienmitglied, Nachbarn zum Beispiel".

Peter Michel, Riedhausen

Reichsbund fordert Beiräte für Behinderte

Die Einführung von Behindertenbeiräten und Behindertenbeauftragten in hessischen Städten, Gemeinden und Landkreisen hat der Reichsbund der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten, Sozialrentnern und Hinterbliebenen gefordert. Nachdem mit der letzten Änderung der Gemeinde- und Landkreisordnung die Errichtung von Ausländer- und Frauenbeiräten und -beauftragten zwingend vorgeschrieben worden sei, bildeten die Schwer- und Schwerstbehinderten die letzte Minderheitsgruppe, deren Belange nicht auf dieser Ebene berücksichtigt werde, sagte Reichsbund-Landesgeschäftsführer Alexander Martin am Sonntag in Frankfurt.

Um alle Probleme, die diese Menschen betreffen, verbindlich regeln zu können, müßten auch aus ihren Reihen Beiräte gebildet und die Regelungen mit Hilfe von Beauftragten in die Tat umgesetzt werden. Der Reichsbund appellierte an die Landesregierung, mit einer weiteren Änderung der kommunalrechtlichen Vorschriften auch den Schwerstbehinderten auf Gemeinde- und Landkreisebene eine Lobby zu verschaffen. lhe

Eine merkwürdige Geschichtsphilosophie ausgebreitet

Der Artikel von Werner Rügemer "Im Indianer-Paradies herrschten Diktatur und Kannibalismus" (FR vom 2. Juli 1992) ist bemerkenswert - bemerkenswert schlecht.

Dennoch sollte man ihn mehrmals lesen, denn mit jedem Mal entpuppt er sich als unakzeptabler. Meine folgende Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Das erste Lesen - eine Apologie der Eroberung: Welch eine merkwürdige Geschichtsphilosophie breitet Rügemer aus, in der es darum geht zu bewerten, abzuwerten, aufzurechnen, um schließlich zu dem Schluß zu kommen, eine Kultur (nein, es sind sogar mehrere) habe nichts Besseres verdient, als erobert zu werden. Eine solche Art des "Bilanzierens" müßte konsequenterweise das folgende historische Kapitel (Conquista und Kolonialzeit) mit "in Rechnung stellen", um den Rechenvorgang fortzusetzen.

Wo findet er seinen Abschluß, und was wäre damit gewonnen? Bestimmt keine tiefere Einsicht in die Lebensentwürfe anderer Kulturen in anderen historischen Epochen.

Das zweite Lesen - schlechtes Handwerk: Es ist einfach ärgerlich, in einem Artikel mit derartig vielen, als Fakten bzw. einmütiger Interpretationen dargestellte Aussagen konfrontiert zu werden, ohne eine einzige Quelle genannt zu bekommen. Als einziger "Autoritätsverweis" fällt der Name Harris. Vermutlich ist Marvin Harris gemeint - schön und gut. Man mag zu seinen kulturmaterialistischen Interpretationen stehen, wie man will; zweierlei ist Harris jedoch mit Sicherheit nicht: Er hat sich weder intensiv mit Anthroppphagie beschäftigt, noch ist er ein ausgewiesener Altamerikanist, Ethnohistoriker oder sonstwie eine fachliche Autorität für aztekische Kultur. Selbst von Rügemer kann man so viel Achtung vor Azteken, Inka-, Maya- oder sonst irgendeiner Kultur erwarten, die einen sorgfältigen Umgang mit Quellen (primären und sekundären) gewährleistet.

Als Einführung in den Quellendschungel sei ihm der von U. Köhler herausgegebene Band "Altamerikanistik. Eine Einführung in die Hochkulturen Mittel- und Südamerikas", Berlin: Dietrich Reimer Verlag 1990, empfohlen.

Das dritte Lesen - inhaltlich widersprüchliche Behauptungen: So wenig Zeit Rügemer dem Quellenstudium gewidmet hat, so wenig hat er offenbar auch seinen eigenen Text einer genauen Überprüfung unterzogen. Oder wie sonst kann man es sich erklären, daß in einem Satz von "ökologisch, religiös und sozial erstarrte(n) Klassengesellschaften . . ." die Rede ist, deren Verhältnisse im übernächsten(!) Satz als ". . . nach innen wie außen sehr differenziert und flexibel" charakterisiert werden? Wie paßt die Behauptung "Die (aztekische, E. B.) Gesellschaft war hochgradig zentralistisch organisiert und verstaatlicht" mit dem Resumée im Abspann zusammen, die amerikanischen Hochkulturen seien eine "in viele isolierte Einzelkulturen parzellierte Gesellschaft" (man beachte den Singular) gewesen? Was macht im übrigen der Verweis auf "ökologische Unterlegenheit", die die amerikanischen Kulturen den Spaniern gegenüber wehrlos gemacht habe, für einen Sinn, wenn die Ökologie Spaniens doch gar nicht mit im Ring stand?

Diese wenigen Beispiele zeigen v. a. eines: daß Rügemer keine Vorstellung davon hat, was er eigentlich beschreiben möchte.

Das vierte Lesen - Projektionen: Rügemer war angetreten, "Paradies-Projektionen" auf die Verhältnisse in verschiedenen Kulturen Süd- und Mittelamerikas vor der Ankunft von Columbus, Cortés, Pizarro und anderen Herren zu kritisieren und - als Projektionen eben - an den rechten Platz zu rücken. Ein löbliches Unterfangen - nur erfahren wir nichts darüber, wer solche "Mythen" kolportiert, und sehr wenig ist über die Funktion solcher Projektionen ausgeführt. Statt dessen setzt Rügemer der "Paradies-Projektion" eine "Inferno-Projektion" entgegen: kannibalistische Diktatur, um den Proteinbedarf der Aristokraten zu decken, Eroberung, Polygamie, Ausbeutung u. v. a. m., das geeignete scheint, unseren Abscheu (und was noch?) zu wecken. Was ist damit gewonnen?

Eine Beschäftigung mit anderen als der eigenen Kultur, seien es historische oder rezente, wird immer von Projektionen begleitet. Sollen sie einem nicht den Blick vernebeln, wird man sich mit ihnen beschäftigen müssen. Und man kann sogar etwas dabei lernen - weniger über "die anderen" als über sich selbst. Oder, um ein Rügemer-Zitat leicht abzuwandeln: "Inferno-Projektionen sind immer nur die Kehrseite der Unfähigkeit, die Kritik der eigenen, unzulänglichen Wirklichkeit zu leisten."

Elisabeth Bergner (Institut für Ethnologie), Hamburg

"Gegenrede" nicht ins Leere gegangen

Kontroversen innerhalb der Friedensforschung sind gut und nützlich, denn nur durch den Austrag solcher Kontroversen können optimale Erkenntnisse gewonnen werden. Schon aus diesem Grunde kann die "Gegenrede" einiger FriedenswissenschaftlerInnen auf die Veröffentlichung des Friedensgutachtens 1992 nicht "Ins Leere gegangen" sein (FR / FRA vom 15. 7. 1992).

Egon Bahrs Vermutung, die UnterzeichnerInnen dieser Gegenrede könnten das Gutachten vielleicht nicht gelesen haben, geht - was mich betrifft - in jedem Fall ins Leere, denn ich war nicht nur bei Egon Bahrs (und der anderen Herausgeber) Pressekonferenz anwesend, sondern habe vor Unterschriftsleistung die entsprechenden Passagen und Beiträge genau gelesen. Den anderen UnterzeichnerInnen wurden die entsprechenden Textpassagen zugefaxt beziehungsweise telefonisch vorgelesen.

Nur zwei Zitate: "Deshalb sollte der KSZE ermöglicht werden, nicht nur über Blauhelme, sondern auch über multinationale Eingreiftruppen zu verfügen." (Schlußsatz Empfehlung 4.) "Deutschland sollte sich auch künftig militärischen Aktionen verweigern, die lediglich auf einer Ermächtigung durch den UN-Sicherheitsrat beruhen (Beispiel Golfkonflikt)." (Schlußsatz Empfehlung 5.)

Für jeden, der lesen kann, bedeutet der erstzitierte Satz, daß militärische Aktionen - unter Beteiligung Deutschlands, das ja Mitglied der KSZE ist! - geplant werden sollen und folglich militärischem Denken Vorschub geleistet wird.

Die zweitzitierte Empfehlung schließt zwar eine ganz bestimmte Intervention aus, aber rechtfertigt eben dadurch ausdrücklich die Beteiligung der Bundeswehr an militärischen UN-Interventionen - und nicht nur an Blauhelmeinsätzen.

Karlheinz Koppe, Leiter der Arbeitsstelle Friedensforschung Bonn

Wenn wir Demokratie ernstnehmen . . .

Zwei Ereignisse der letzten Wochen geben mir als Bürger dieser Republik reichlich zu denken: das Verhalten verschiedener Parteien in bezug auf die Abstimmung zum Paragraphen 218 und auf die Gründung der Sammlungsbewegung Ost (FR vom 13. 7. 1992 "Ostdeutscher Unmut organisiert sich").

Wenn wir Demokratie ernstnehmen, dann sind Initiativen wie das "Komitee für Gerechtigkeit" etwas Begrüßenswertes, denn in ihnen lebt und erlebt sich eine tolerante und offene Gesellschaftsform. Ächtung und heftige Kritik durch die etablierten Parteien lassen deren Beziehung zu den Grundgedanken der Volksherrschaft äußerst zweifelhaft erscheinen und demonstrieren weiterhin Gewissenlosigkeit und Arroganz gegenüber den Bürgern der neuen Bundesländer.

Die Noch-Verantwortlichen in Bonn und anderswo entlarven sich zu deutlich. Es paßt nicht in ihren "Heim-ins-Reich- Gedanken", sollte auch nur ein Fünkchen Eigenständigkeit oder Selbstbewußtsein unserer Landsleute im Osten aufblitzen. So weit zu gehen, daß hier billige Parteienpolemik über eine Jahrhundertsache gestellt wird, zögere ich hier mehr als beim Verhalten der CSU und Teilen der CDU in punkto Fristenregelung.

Gegen eine in demokratischen Staatsformen heilige Mehrheit versuchen die zwei größten Regierungsparteien vorzugehen und demonstrieren, daß ihr Mäntelchen einer demokratischen Gesinnung kaum noch dazu reicht, die nötigsten Blößen zu decken.

Dieter Wittbrodt, Frankfurt am Main

Geschäftsleben "Querlenker" bietet Räder für Vielfahrer

SACHSENHAUSEN. "Eigentlich ist der neue Laden mit dem alten Geschäft garnicht zu vergleichen", stellt Jürgen Girnus, Inhaber des Fahrradgeschäfts "Querlenker" fest. Mußte sich der Sachsenhäuser Fahrradhändler drei Jahre lang mit einem viel zu kleinen Laden in der Kranichsteiner Straße zufrieden geben, so konnte er dieser Tage in die neuen Geschäftsräume in die Mörfelder Landstraße 78 umziehen. Jürgen Girnus hieß seine Kunden bei einem Glas Sekt oder Apfelwein in den neuen großen und hellen Räumen willkommen.

"Das alte Geschäft, hatte ich als ,Fahrradladen Sachsenhausen' von dem ehemaligen Besitzer übernommen, dessen Vater es 1925 gegründet hatte", erzählt Jürgen Girnus. Seinem Konzept ist Girnus treu geblieben. Auch in Zukunft will er Räder an Leute verkaufen, die Vielradler sind und das Fahrrad für die verschiedensten Besorgungen und Alltagsgeschäfte benutzen.

So können die Kunden aus einem Angebot von 60 Fahrrädern wählen, wobei sich die Preisspanne im allgemeinen von 700 bis 1300 Mark bewegt. Wer auf Individualität Wert legt kann sich allerdings auch sein "Wunschrad" zusammenstellen lassen. Dienstags bis freitags von 11 Uhr bis 18 Uhr und samstags von 9.30 Uhr bis 13.30 steht Jürgen Girnus für Beratungen zur Verfügung. jan

Am Böllenfalltor freuten sich die "Lilien" über kämpferischen Einsatz und überraschende spielerische Akzente Nicht nur nach afrikanischen Showeinlagen sah Berlin schwarz Mittlere Katastrophe für die Gäste / Quedraogo traf zweimal / Täuber als Wegbereiter / Darmstadt 98 - Hertha BSC 3:0 (2:0)

Uwe Wiesinger, beim SV Darmstadt 98 der Mann für alle Fälle und als solcher auch als Schatzmeister aktiv, hätte wohl am liebsten die Krücken weggeworfen, mit denen er sich durch das Stadion am Böllenfalltor schleppte. Seiner Freude körperlichen Ausdruck verleihen konnte er freilich nicht. Doch sein verschmitztes Lächeln und seine Erklärungen hernach ließen keine Zweifel aufkommen: Der Mann war stolz auf die Mannschaft, die am dritten Spieltag der Zweiten Fußball-Bundesliga ihren ersten Sieg errungen und damit den Kritikern, die schon zu dem frühen Zeitpunkt in der Saison Ungemach auf den Verein zukommen sahen, ganz kräftig eine Nase gedreht hat. Mit dem verdienten 3:0-Erfolg bewiesen die "Lilien" nämlich nicht nur, daß sie in kämpferischer Manier durch den Zweitliga-Alltag wandeln können, sondern vermochten auch ganz beachtliche spielerische Akzente zu setzen.

Und dabei durfte sich der Gastgeber unter anderen bei einem gewissen Herrn Kassoum Quedraogo bedanken. Nie gehört? Zugegeben, der Mann vom schwarzen Kontinent, genauer aus Burkina Faso, ist besser bekannt unter seinem Künstlernamen, der da ebenso schlicht wie vielversprechend "Zico" heißt. Doch diese Wertschätzung, die ihm während seiner Zeit in Tunesien zuteil wurde, hört er gar nicht so gerne. Ganz unspektakulär setzte er sich dann auch gegen die Hertha in Szene, schob sich ob seiner zwei Tore freilich derart in den Vordergrund, daß kleine afrikanische Showeinlagen nicht ausbleiben konnten. Nach jedem seiner beiden aus kürzester Distanz erzielten Treffer tanzte er der Tribüne einen vor, und das Volk war begeistert.

Weniger rhythmisches Talent zeigte Stefan Simon während der Partie, gefiel aber nicht minder beim sportlichen Vortrag. Konsequent in der Defensive, fand er auch noch Zeit, sich um die stürmischeren Elemente in Darmstadts Spiel zu kümmern. Im dritten Einsatz nach langer Verletzungspause imponierte auch die zweite Leihgabe von Eintracht Frankfurt.

Ebenso wie Thomas Weiss, Stefan Täuber, Gerhard Kleppinger und Spielführer Henrik Eichenauer. Der richtete sich schon vor Spielbeginn auf eine wahrhaft heiße Partie ein. "Die Bedingungen sind zwar alles andere als optimal, aber in den Heimspielen waren wir immer gut - wir werden zwei Punkte holen." Recht gehabt. Denn der Gast aus Berlin konnte den "Lilien" keinen sonderlich großen Respekt einflößen. Vielmehr waren sie gewillt, bahnbrechende Fußball-Erkenntnisse vorzuweisen. Also spielte Darmstadt keck drauflos. Quedraogo brauchte zur frühen Führung nach Hoffmanns Flanke, Täubers Kopfballvorlage und Weiss' Fehlversuch nur noch einzuschieben. Die beste Möglickeit der Gäste fand knapp neben dem Pfosten des Darmstädter Tores ihr Ende: Täuber fälschte einen Schrägschuß von Basler ab.

Eichenauer ließ schließlich den technischen Leckerbissen folgen. Herrlich lupfte er den Ball mit dem Außenrist zu Täuber, der umspielte Junghans, und die Flanke aus spitzem Winkel drückte erneut die afrikanische Bereicherung in Darmstadts kreativen Reihen ein.

Darmstadts Trainer Rainer Scholz mußte die "spielerisch überraschend starke Partie" seiner Mannschaft wie ein Gedicht vorgekommen sein, während sich sein Kollege aus Berlin, Bernd Stange, zahlreichen Ungereimtheiten ausgesetzt sah. "Für uns bedeutet diese klare Niederlage eine mittelschwere Katastrophe, weil sie nicht im Plan stand." Im Plan standen ganz gewiß auch nicht die eklatanten Schwächen der Berliner Hintermannschaft - ob mit Fuß oder Kopf -, um die sich besonders Erich Seckler verdient machte, das ideenlose Gekicke im Mittelfeld, sowie das mangelnde Durchsetzungsvermögen der Angreifer. Dennoch sah Stange die Niederlage als zu hoch an. "Es hat wohl jeder gesehen, daß das Ergebnis nicht ganz dem Spielverlauf entsprach." Doch da irrte er. Es war die Quittung für Berliner Versäumnisse, und verdeutlichte adäquat die Spielanteile, vor allem den Willen zum Engagement.

Harmlos kickten die Berliner in allen Mannschaftsteilen und verhalfen Darmstadt damit zur Entscheidung. Simon startete nach einem Doppelpaß mit Berry ein gar munteres Solo, setzte sich im gegnerischen Strafraum gegen zwei Gegenspieler durch und sein aufsetzender Ball sprang über den darniederliegenden Junghans hinweg zum dritten Mal ins Berliner Tor. Schockiert über solch fahrlässiges Agieren vermochte Berlins Trainer Bernd Stange nicht ein einziges Mal sein Bänkchen zu verlassen - vielleicht war's ihm aber auch einfach nur zu heiß.

CHRISTIAN FROMMERT

Darmstadt: Huxhorn - Bakalorz - Heß, Kleppinger - Hoffmann, Sanchez, Simon, Täuber, Ouedraogo (68. Trautmann) - Eichenauer, Weiß (68. Berry).

Berlin: Junghans - Bayerschmidt - Seckler, Scheinhardt, Winkhold, Zernicke - Basler, Gries, Gowitzke (46. Feinbier) - Lünsmann (79. Meyer), Demandt.

Schiedsrichter: Theobald (Wiebelskirchen).

Tore: 1:0 Quedraogo (9.), 2:0 Quedraogo (34.), 3:0 Simon (73.). Zuschauer: 4500.

2. Halbzeit

Mit äußerlichen Zeichen der Zufriedenheit quittierten zumindest die Darmstädter Fans die deutliche Pausenführung, die adäquate Spielanteile, vor allem aber den Willen zum Engagement widerspiegelte. Während die Lilien neben geschicktem Einsatz auch Ideen vorzuweisen hatten, paßte sich die Hertha den äußeren Umständen an, praktizierte Sommerfußball mit allen sorglosen Konsequenzen. Zu Chancen kamen die Gäste nur, wenn die Darmstädter im Mittelfeld zu nachlässig agierten. Dennoch rappelten sich die Gäste nach und nach dazu auf, den eigentlichen Sinn des Spieles, Tore zu erzielen, zu forcieren. Die Darmstädter verlegten sich indes auf ihr kämpferisches Rüstzeug und verzichteten fortan auf die bis dahin effizienten Dienste von Weiß und Zico. Die Lilien warteten auf Konter und hatten ansonsten keine großen Schwierigkeiten, den Lohn der ersten Hälfte über die Zeit zu bringen. Denn als Hertha BSC Berlin zum Angriff blies, mußten sich wohl einige im Ton vergriffen haben - harmlos kickten die Berliner weiter in allen Mannschaftsteilen und verhalfen damit den Platzherren zur Entscheidung. Der starke Stephan Simon startete ein gar munteres Solo, setzte sicnh auch gegnerischen Strafraum gegen drei Gegenspieler durch und sein aufsetzender Ball sprang über den darniederliegenden Junghans hinweg zum drittenmal ins Berliner Tor. Schockiert über solch fahrlässiges Agieren vermochte Berlins Trainer Bernd Stange nicht ein einziges Mal sein Bänkchen zu verlassen - vielleicht war's ihm aber auch einfach nur zu heiß.

Arrogante Haltung

Der Kommentar von Rita Neubauer spiegelt die einseitige, desinformierende, um nicht zu sagen arrogante Haltung westlicher BerichterstatterInnen und KommentatorInnen gegenüber Staaten der "Dritten Welt" wider (FR vom 14. 7. 1992 - "Castro wird noch mächtiger").

Anstelle die Verfassungsänderung Kubas als das zu werten, was sie ist, nämlich der Versuch, die erreichten sozialen Errungenschaften zu erhalten, der Artikel: "Castro wird noch mächtiger".

Mit keinem Satz wird auf die Situation Kubas eingegangen: Auswirkungen der Blockade durch USA, EG und BRD; Wegfall des Außenhandels mit den ehemaligen Ostblockstaaten; permanente militärische Bedrohung durch die USA. Statt dessen wird von paramilitärischen Milizen gesprochen, über die Fidel Castro im Falle des Notstandes das Kommando hat.

"Paramilitärische Milizen" - Frau Neubauer wirft in ihrer Beschäftigung mit Lateinamerika wohl etwas durcheinander. Wer käme z. B. auf die Idee, bewaffnete Schweizer als "paramilitärische Milizen" zu bezeichnen, und gibt es nicht selbst in der BRD Notstandsgesetze, auch ohne militärische Bedrohung? Etwas mehr Objektivität tut not.

So ist mit keinem Wort von dem kubanischen Volk die Rede, von den positiven Aspekten der kubanischen Revolution, verglichen mit der gesellschaftlichen Lage in den anderen lateinamerikanischen Staaten. Nach 500 Jahren der Ausbeutung und Unterdrückung der "Dritten" durch die "Erste Welt" verdient Kubas Versuch, einen eigenständigen Weg aus den Verelendungsmechanismen zu finden, eine etwas gerechtere und differenziertere Betrachtung.

"Ich habe Kuba nie mit dem Paradies verwechselt. Warum sollte ich es jetzt für die Hölle halten?" fragte Eduardo Galeano in einem am 9. 5. 1992 in der FR veröffentlichten Essay. Anstelle zu scherzen, sollten europäische Beobachter lieber lernen, über ihren eurozentristischen Horizont hinauszuschauen.

Frank Beuerbach, Marburg

Stadt prüft Vorwurf des Ortsbeirats 10

ECKENHEIM. Die rot-grüne Stadtregierung prüft derzeit, ob die Einfamilienhäuser in der Steinkleestraße 14 b, d, e und f zweckentfremdet werden. Auch die Bauaufsichtsbehörde will den Fall bald "baurechtlich bewerten", so ein Magistratsbericht an den Ortsbeirat 10. Dieser hatte vor einigen Monaten erfahren, daß in den Häusern teilweise bis zu 16 ausländische Bauarbeiter wohnen müssen (die FR berichtete). Der Eigentümer, so hatten Anwohner beobachtet, pferche die Männer auf engstem Raum zusammen, in den Häusern gebe es jeweils nur eine Toilette - die Zustände seien mithin menschenunwürdig.

Grund genug für den Ortsbeirat, genauer nachzufragen. Der Magistrat, so hieß es in dem Antrag, solle prüfen, ob für die Nutzung der Häuser eine "genehmigungsrechtliche Grundlage" existiere. Andernfalls sollte die Stadt "die notwendigen Schritte einleiten, um die Häuser wieder der normalen Nutzung als Einfamilienhäuser zuzuführen".

Sollte in Eckenheim tatsächlich ein Gesetzesverstoß vorliegen, wird der Magistrat dem Wunsch des Ortsbeirats folgen. Die Rechtslage wird derzeit jedoch noch in einem "Pilotverfahren" geklärt. "Vom Ausgang dieses Verfahrens", so der Magistrat, "ist die weitere Vorgehensweise des Amtes für Wohnungswesen abhängig." ind

Kämpfe vor vereinbarter Waffenruhe Gefechte in Bosnien / Belgrader Premier Panic besucht Sarajewo

Durch die Siege von Anke Huber und Steffi Graf war nach dem Einzel bereits alles entschieden Mannschaftsgeist als Grundlage für Erfolg im Federation-Cup Arantxa Sanchez fand kein Rezept gegen das Spiel der Brühlerin / Die Wimbledonsiegerin freut sich heftiger als 1987 Aus dem Waldstadion berichtet unser Redaktionsmitglied Reinhard Sogl

Die Szene kam einem gar nicht spanisch vor. Als Steffi Graf am Sonntag um 15.58 Uhr den Matchball, der beim Federation-Cup Championship-Ball heißt, zu ihren Gunsten entschieden hatte, suchte die so standfeste junge Dame eilends Halt. Das hatte sie bereits vor fünf Jahren in ähnlicher Weise getan, als sie an der Seite von Claudia Kohde-Kilsch sensationell das Doppel beim Federation- Cup in Vancouver gewann und damit erstmals Deutschland die Mannschaftsweltmeisterschaft der Frauen.

1992 nun wiederholte die vom Vorzeigemädchen zur Vorzeigefrau des deutschen Tennis gereifte Brühlerin in Frankfurt diesen bislang einmaligen Erfolg, der im Gegensatz zu Vancouver schon nach den beiden Einzeln des Finales feststand, weil zunächst Anke Huber die Spanierin Conchita Martinez 6:3, 6:7, 6:1 besiegte, ehe Steffi Graf beim 6:4, 6:2 gegen die Weltranglisten-Fünfte Arantxa Sanchez-Vicario einen weiteren eindrucksvollen Beweis ihrer einsamen Klasse lieferte. Mangels Partnerin also warf sich Steffi Graf in die starken Arme von Teamchef Klaus Hofsäss.

Arm in Arm ließen sich Steffi Graf und Anke Huber von den 5800 Zuschauern auf dem Centre Court feiern, und für die minutenlange Standing Ovation durch das Publikum hätte es der heftigen Gestik von Klaus Hofsäss gar nicht bedurft.

Den Überschwang des Publikums zahlten Steffi Graf und Klaus Hofsäss mit gleicher Münze heim. "Vielen Dank, es war echt super, es hat wahnsinnig Spaß gemacht, ich freue mich wirklich auf nächstes Jahr", ließ Steffi Graf ihre Fans in Frankfurt wissen. Und der Team-Kapitän setzte diesen Streicheleinheiten noch eins drauf: "Kompliment an das Publikum, es ist das beste Deutschlands."

Vermutlich hätten Steffi Graf und Anke Huber diesen Federation-Cup-Triumph, der zusätzlich zum kolossalen Silberpokal mit 100 000 Dollar versilbert wird - mit "Nebengeräuschen" streicht die Brühlerin allein eine knappe halbe Millione Mark ein - , auch in der Fremde gewonnen. Denn die Weltranglisten-Zweite und die -Zehnte waren ihren Gegnerinnen letztlich deutlich überlegen, wobei sich auf dem auf 53 Grad Celsius aufgeheizten Centre Court die bessere Kondition von Anke Huber und das zusätzlich zur Athletik überragende Können von Steffi Graf auszahlten.

Wenn im Endeffekt das Ergebnis von 1987 und 1992 also auch gleich sein mag, Unterschiede zwischen den beiden Federation-Cup-Siegen gibt es zuhauf. Der wichtigste ist, daß der erste Triumph schon deshalb überraschte, weil die beiden besten deutschen Spielerinnen, also Steffi Graf und Claudia Kohde-Kilsch, sich erst zu einem Team zusammenraufen mußten. "Dieses Mal freue ich mich um einiges mehr als 1987. Denn dieses Mal war es eine Super-Mannschaft, das war ein tolles Gefühl", schwärmte die 23 Jahre alte "Seniorin" Steffi Graf von dem Team 1992, in dem mit Anke Huber (17), Barbara Rittner (19) und Sabine Hack (22) keine gravierenden Altersunterschiede auftraten. Wie sehr Steffi Graf Gefallen gefunden hat an ihrer Rolle als Mannschaftsführerin läßt sich daraus ablesen, daß sie im abschließenden, unbedeutenden Doppel, das Huber/Rittner gegen Sanchez/Martinez mit 1:6 und 2:6 verloren, in der Rolle von Klaus Hofsäss als Coach fungierte. Und Hofsäss freute sich diebisch über "die beste Mannschaft, die ich je hatte. Sie war noch erfolgreicher als vor fünf Jahren, weil wir kein Einzel verloren haben. Es hat noch nie so viel Spaß gemacht, auch weil Steffi Führungsaufgaben übernommen hat."

Wie gegen die beiden Spanierinnen zu spielen ist, weiß schließlich keine besser als die Wimbledonsiegerin. Nach einer knappen Stunde hatte sie zum vierten Mal in diesem Jahr der Sandplatzspezialistin Sanchez die Grenzen aufgezeigt. Zwar mußte Graf, die am Samstag beim 6:0, 6:3 über Lori McNeil aus den USA eine Tennis-Demonstration geboten hatte, im ersten Satz zweimal das eigene Service gegen das katalanische Perpetuum mobile abgeben, breakte ihrerseits aber dreimal, so daß sie 6:4 gewann. Im zweiten Durchgang diktierte Steffi Graf dann eindeutig das Geschehen, ging vorentscheidend 4:2 in Führung, ehe das Break zum 6:2 dann schon den Gewinn des Federation-Cups bedeutete.

Schon nach dem ersten Spiel des Finaltages hatten die 5800 Zuschauer, die dem Endspiel einen grandiosen Rahmen verliehen, den Sieg von Anke Huber über Conchita Martinez wie den Gewinn der Silberschüssel gefeiert. Die Weltranglisten-Zehnte aus Karlsdorf, der für die weitere Zukunft nur zu wünschen ist, entweder das von Monica Seles bekannte unsägliche Stöhnen abzulegen oder wegen der medialen Folgen nie den Sprung nach ganz oben zu schaffen, bewies in dem 139-Minuten-Marathon gegen die zwei Plätze höher notierte Katalanin den längeren Atem. Das Spiel war ein treffliches Beispiel dafür, daß auch im Frauen- Tennis die konditionellen Fähigkeiten dann entscheidend zum Tragen kommen, wenn zwei spielerisch gleichstarke Opponentinnen sich über den normalen Zeitraum hinaus gegenüberstehen und, verschärfend, die Sonne unerbittlich brennt. In der Gluthitze auf dem Centre Court aber bewies Anke Huber einen kühlen Kopf. Als die Deutsche den Tie-Break des hartumkämpften zweiten Satzes, in dem sich die Spielerinnen nicht weniger als jeweils viermal gegenseitig den Aufschlag abgenommen hatten, mit 0:7 abgab, befürchteten viele schon den psychischen Zusammenbruch. Daß sie aus dieser Bedrängnis heraus aber wieder zurück zur Konzentration fand, daß sie sich auch von den für ein WM-Finale bedenklich zahlreichen umstrittenen Linienrichter-Entscheidungen nicht irritieren ließ, spricht für ihre mentale Stärke.

Anke Huber, die in dieser Woche durch Siege über die Neuseeländerin Hana Guy, die Niederländerin Nicole Muns-Jagerman, die Polin Magdalena Mroz und schließlich im Halbfinale beim 7:5, 6:3 gegen Gigi Fernandez, die 25. der Weltrangliste aus dem Team der USA, bewies, daß sie ihre monatelange Formkrise nach der Bänderverletzung vom Februar überwunden hat, strahlte nach dem dritten, schließlich verwandelten Matchball wie ein Honigkuchenpferd. Zwar meinte sie nach getaner Arbeit, daß sie "nichts zu verlieren" gehabt hätte gegen die Weltranglisten-Achte, der Druck der Verantwortung war aber im zweiten Satz zu spüren. Wie befreit wirkte denn auch ihr Lachen nach dem vielleicht wichtigsten Sieg ihrer noch jungen Karriere.

Ein klares Nein der Riederwälder SPD Lietz: "Südumgehung ist ein alter Hut" / Wentz soll zu einer Anhörung kommen

RIEDERWALD. "Eine Autobahn verträgt der Riederwald nicht, deshalb sollte man die Alternativen bis zum Erbrechen diskutieren", empörte sich eine Besucherin des SPD-Dämmerschoppens. Der aktuelle Stand der Diskussion über die A 66 und A 661 beschäftigte die etwa 40 Besucher am meisten. Personaldezernent Joachim Vandreike umschiffte diese Klippe jedoch lieber: "Dazu wollte ich mich nicht ausgiebig äußern." Die Verkehrssituation im Riederwald sei auf die Dauer nicht hinnehmbar, und deshalb "ist eine Verbindung der Autobahnstümpfe unvermeidbar", sagte der Dezernent lediglich.

Was derzeit vom rot-grünen Magistrat als neue Lösung präsentiert wird, "ist ein alter Hut", erklärte der Riederwälder SPD-Stadtverordnete Heinz Lietz. Vor Jahren schon sei versucht worden, den Anwohnern die Südumgehung schmackhaft zu machen. Würde sie gebaut, "müßten 50 Gärten des KGV-Ostend, 35 Anlagen des Geflügelzuchtvereins, ein Teil des Riederwälder Forstes und des Licht- und Luftbades geopfert werden."

Lietz machte deutlich, daß die Vertreter des SPD-Arbeitskreises Ost, dem die Ortsvereine Bornheim, Ostend, Fechenheim, Seckbach, Riederwald und Bergen- Enkheim angehören, die "Südumgehung Riederwald" ablehnen. Und der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Winfried Naß mahnte, daß sich vor Wahlen niemand davor drücken könne, Stellung zu beziehen: "Der Planungsdezernent muß zu einer öffentlichen Anhörung kommen."

Unter dem Titel "Kommunalpolitik zum Anfassen" nutzte Dezernent Vandreike die Chance zum Vorwahlkampf. Kinder seien ein "wichtiges Kapital", und durch die Förderung von Elterninitiativen "wurden 1000 neue private Kindergartenplätze geschaffen." In städtischen Tagesstätten gebe es mittlerweile 1500 neue Plätze. Vandreike. Der Magistrat strebe auch eine enge Zusammenarbeit mit Firmen an, um betriebliche Kindergärten einzurichten. Inzwischen gebe es außerdem zehn Betreuungsschulen, und bis Februar 1993 sollen sechs weitere eröffnet werden.

Mit 254 Millionen Mark jährlich fördert die Stadt den Wohnungsbau. "Wir haben bei Null angefangen", meinte Vandreike. Mittlerweile liegen Bauanträge für 1500 Wohnungen vor. Oberstes Ziel sei es, Wohnraumzweckentfremdung zu verhindern und Altbausubstanz zu erhalten.

Zufrieden stellte der Dezernent fest, "daß wir das CDU-Programm zur schienenfreien Innenstadt eingestellt haben." Bus und Bahn hätten eine "wichtige Entlastungsfunktion vom individuellen Autoverkehr." Geplant sei auch ein Park-and-Ride-System in der Nähe des Südbahnhofs: "Je öfter die Autos von der Stadt fernbleiben, desto besser." Bis 1994 sollen die S-Bahn-Verbindungen nach Hanau und Darmstadt ausgebaut sowie vier neue Nachtbuslinien eingerichtet werden. Als "Bombenerfolg" bezeichnete Vandreike das Umwelt- und das Job-Ticket.

Die "Sicherheitspolitik" des Magistrats unterstützt der Dezernent vollständig. Die Zahl der City-Streifen seien erhöht, das Wachpersonal "unter der Erde" aufgestockt worden. Vandreike: "Raubdelikte sind wesentlich zurückgegangen." Zahlen nannte der Politiker nicht. So wurden zum Beispiel zur Bewachung des Flughafens Beamte des Bundesgrenzschutzes eingesetzt und die dort "ehemals beschäftigten 120 Polizisten in die Innenstadt verlegt", erklärte der Dezernent.

Zu den Erfolgen zählte Vandreike die Vertreibung der Straßenprostitution aus dem Westend und die der Hütchenspieler aus dem Bahnhofsviertel. Und "nur noch die Hälfte der ehemaligen Bewerber erhielten eine Nachtkonzession". Dagegen verteidigte der Dezernent die Duldung der Prostitution im Bahnhofsviertel: "Damit vermeiden wir eine Verteilung in andere Stadtgebiete."

Abschließend forderte Winfried Naß, daß die Haltestelle der Linie 12 - jetzt am Ratsweg/Am Bornheimer Hang - zur Saalburgallee/Kettelerallee verlegt werden müsse. Damit "könnte eine unmittelbare Umsteigebeziehung zwischen der U 7 und der Straßenbahnlinie 12 hergestellt werden", sagte auch Heinz Lietz. Für die Verlegung macht sich vor allem der Elternbeirat der Pestalozzi-Schule stark. tin

Nicht immer treibt zuviel Kochsalz den Blutdruck nach oben Kompliziertes Zusammenspiel im Körper / Versteckte Natriumchlorid-Zufuhr / Eine Untersuchung in Berlin

Schätzungsweise bis zu acht Millionen Menschen leiden in Deutschland an erhöhtem Blutdruck, der Hypertonie. Nur bei einem von fünf Betroffenen ist der Bluthochdruck die Folge einer anderen Krankheit, etwa der Nieren. Bei den anderen Hypertonikern ist die Krankheit als "essentiell", also eigenständig anzusehen. Trotz intensiver Forschung ist es für die Mediziner immer noch rätselhaft, wie die Krankheit eigentlich entsteht. Eine Arbeitsgruppe am Klinikum Steglitz der Freien Universität (FU) Berlin hat kürzlich unter der Leitung von Armin Distler, Professor für Innere Medizin, etwas Licht ins Dunkel gebracht.

Geklärt ist inzwischen, daß die erbliche Veranlagung für den Bluthochdruck sehr wichtig ist. Doch darüber hinaus spielt die individuelle Lebensführung eine große Rolle: Bewegungsmangel und Übergewicht, seelische Anspannung und Streß sind Risikofaktoren. Alkohol, Rauchen ebenso wie fett- und salzreiche Ernährung treiben den Blutdruck hoch. Das Gewicht zu reduzieren, bringt in vielen Fällen schon gute Heilungserfolge, denn Übergewichtige leiden nach den Erkenntnissen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) bis zu viermal häufiger an erhöhtem Blutdruck als normalgewichtige Personen.

Hoher Blutdruck ist vor allem deswegen gefährlich, weil sich die Krankheit lange nicht bemerkbar macht. Erfahrungsgemäß weiß nur etwa jeder zweite Betroffene, daß er unter Bluthochdruck leidet. Die ausgeprägte Hypertonie hat eine ganze Reihe negativer Folgen. So wird die Arterienverkalkung beschleunigt, das Herz muß eine größere Pumpleistung vollbringen und erschlafft früher. Je höher der Blutdruck, um so größer das Risiko einer Erkrankung der Herzkranzgefäße, stellte die DGE dazu fest. Aber auch die Gefahr eines Gehirnschlages wächst, Nieren und Augen können Schaden nehmen.

Ein sehr wichtiger Faktor aus dem Ursachenbündel ist die individuell unterschiedliche Verarbeitung von Kochsalz im Körper. In mehreren Studien zeigte sich ein direkter Zusammenhang zwischen hohem Salzkonsum und Bluthochdruck: Bei "salzempfindlichen" Personen steigt der Blutdruck, wenn sie viel Salz essen, und sinkt bei geringem Salzverbrauch. Es gibt jedoch auch "salzresistente" Menschen, bei denen der Blutdruck von der verzehrten Salzmenge unabhängig ist.

Wie FU-Mediziner Arya Mitra Sharma feststellte, ist etwa jeder zweite Hypertoniker salzempfindlich. Doch auch Menschen mit normalem Blutdruck, sogenannte "Normotoniker", können salzsensitiv sein. Die Sensibilität gegen Salz wird gewissermaßen in die Wiege gelegt. Dies belegt auch die Statistik. Demnach sind zwei Drittel der Normotoniker, deren Eltern an Bluthochdruck leiden, salzsensitiv. Bei Familien, in denen kein hoher Blutdruck vorkommt, ist dagegen nur jeder Fünfte salzempfindlich.

Um Entstehung und Verlauf des Bluthochdrucks zu entschlüsseln, wollte Salzexperte Sharma wissen, was sich in Abhängigkeit von der aufgenommenen Salzmenge im menschlichen Körper abspielt. Er testete dies jedoch ausschließlich an Kandidaten, die normalen Blutdruck haben. Denn bei Vergleichen zwischen Hypertonikern und Normotonikern - wie sie sonst in der Wissenschaft üblich sind - kann man oft nicht genau zwischen Ursache und Wirkung unterscheiden. Ist etwa Arterienverkalkung die Ursache für den Bluthochdruck, oder wird dieser körperliche Defekt erst durch die Hypertonie hervorgerufen?

Um die Salzsensitivität der Testpersonen zu bestimmen, mußte der Salzkonsum genau bekannt sein. Die Nahrung der Steglitzer "Versuchskaninchen" unterschied sich deshalb während der Experimente nur in der Kochsalzmenge. Zwei Wochen lang gab es "standardisiertes" kochsalzarmes Essen und dazu jeweils eine Woche entweder 13 Gramm Kochsalz oder ein Placebo. Am Ende der kochsalzreichen und der kochsalzarmen Woche wurde der Blutdruck gemessen.

Die Versuche ergaben, daß die salzsensitiven Normotoniker besonders stark auf bestimmte körpereigene Substanzen reagieren. Dazu gehören beispielsweise die Hormone Noradrenalin oder Angiotensin II, die blutdruckerhöhend wirken. Dieser Vorgang ist auch bei Hypertonikern bekannt. Darüber hinaus war der Blutzukkerspiegel gestört, was die Entstehung von Gefäßschäden begünstigt. Damit scheint geklärt, daß die Beeinträchtigung des Kohlehydratstoffwechsels nicht etwa die Folge von Hypertonie ist, sondern bereits vorher auftritt. Die Störung wird geringer, wenn weniger Kochsalz aufgenommen wird. "Eine insulinbedingte, verminderte Kochsalzausscheidung könnte somit eine der Ursachen des Bluthochdrucks bei salzsensitiven Personen sein", überlegt Sharma.

Als weitere Besonderheit ergab sich, daß das Blut bei salzsensitiven Personen etwas saurer ist als bei den salzunempfindlichen Probanden. Darunter kann die Nierenfunktion leiden. Auch hier finden sich Parallelen zu Hypertonikern, ohne daß die genauen Zusammenhänge bisher aufgeklärt werden konnten. Die Berliner Blutdruckforscher wollen sich in Zukunft vorrangig mit diesem Problem beschäftigen. Vielleicht können die jetzt gewonnenen Erkenntnisse einmal dabei helfen, Bluthochdruck frühzeitiger zu erkennen. Doch an einfache und schnelle Testverfahren sei noch lange nicht zu denken, schränkt Sharma ein.

Weitere Forschung ist also notwendig, um das Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren bei der Entstehung der Krankheit aufzuklären. Die Fachleute sind sich beispielsweise keineswegs einig, welche Bedeutung Spurenelementen wie Natrium, Chlorid, Kalium, Kalzium oder Magnesium zukommt. Ernährungswissenschaftler Hans-Joachim Holtmeier von der Universität Stuttgart-Hohenheim etwas meint, daß große Kochsalzmengen in der Nahrung nur bei besonders salzempfindlichen Personen zum Bluthochdruck führen könnten.

Doch die Ergebnisse der Berliner Forscher scheinen den Experten der DGE recht zu geben. Diese empfehlen nach dem Motto "Weniger Salz ist mehr Gesundheit" den Salzkonsum "auf vernünftige Mengen" zu reduzieren. "Fünf Gramm Salz für einen gesunden Erwachsenen ist normalerweise ausreichend", sagt DGE-Expertin Eva Leschick. Doch die Deutschen nehmen täglich schätzungs- weise mehr als die doppelte Menge zu sich. Eva Leschick: "Oft wird übersehen, daß in vielen Speisen eine Menge Kochsalz versteckt ist." Nicht nur Laugenbrezeln, gesalzene Nüsse, geräucherte Fleischwaren und marinierter Fisch, Wurst und Käse, sondern auch Fertiggerichte und Gemüsekonserven sind sehr salzhaltig. Auch Mineralwasser ist nicht "ohne".

Da nach Meinung der Ernährungswis-senschaftler in erster Linie das im Kochsalz enthaltene Natrium den Blutdruck hochtreibt, empfehlen sie Würzmittel mit dem Vermerk "natriumarm" als Ersatz. Diese bestehen meist aus Kaliumchlorid. Doch auch der Ersatzstoff Natriumglutamat entlastet den Bluthochdruck. Allerdings kann der reichliche Verzehr dieses Mittels zum sogenannten China-Restaurant-Syndrom mit Taubheitsgefühlen im Nacken, Schwächegefühl, Herzklopfen und Kopfschmerzen führen.

Salzexperte Sharma ist darüber hinaus der Meinung, daß solche Ersatzstoffe geschmacklich nicht mit Kochsalz konkurrieren können. "Für den Salzgeschmack sind die beiden Bestandteile Natrium und Chlorid wichtig", sagte der FU-Mediziner. Nur Natrium schmecke wirklich salzig, könne seine Wirkung jedoch nur im Zusammenspiel mit Chlorid entfalten. Nach Sharmas Erfahrung fällt es für Patienten deshalb leichter, sich gleich an salzarmes Essen zu gewöhnen.

Doch kochsalzarme Lebensmittel und Diätsalze sind nicht billig und können manche Haushaltskasse stark beanspruchen. Da wäre es nach Meinung der Bonner Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) sinnvoller, Grundnahrungsmittel wie Brot, Käse oder Wurst mit weniger Kochsalz herzustellen. Immerhin nimmt der Durchschnittsbürger rund 30 bis 40 Prozent des gesamten Kochsalzes mit Brot und Backwaren auf, ein weiteres Drittel mit Fleischerzeugnissen und fast 20 Prozent durch Milchprodukte. Wer jedoch auf Salz nicht verzichten wolle, soll, so die DGE, ausschließlich jodiertes Speisesalz verwenden. Damit könne man dem Kropf und anderen Schilddrüsenerkrankungen vorbeugen. Schließlich ist Deutschland immer noch "Jodmangelgebiet", warnte der Arbeitskreis Jodmangel. Nach Angaben dieser Vereinigung von Ärzten und Ernährungswissenschaftlern fehlen hierzulande durchschnittlich etwa 100 Mikrogramm (millionstel Gramm) des wichtigen Spurenelements an der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Tagesration von 150 Mikrogramm.

PAUL JANOSITZ

Kollision mit Auto: Radler schwer verletzt

Lebensgefährlich verletzt worden ist bei einem Unfall am Samstag vormittag ein Radfahrer. Er mußte nach Angaben der Polizei nach der Kollision mit einem Auto in ein Krankenhaus gebracht werden.

Zusammengestoßen war der Radfahrer mit dem Wagen eines 21jährigen Mannes aus Rodgau: Er war gegen 9.25 Uhr auf der Eckenheimer Landstraße in Richtung Innenstadt unterwegs und wollte nach links in die Kaiser-Sigmund-Straße einbiegen. Dabei kam es zum Unfall mit dem Radfahrer, der bei dem Zusammenprall zu Boden stürzte. Bei dem Pedalisten veranlaßte die Polizei die Entnahme einer Blutprobe. ing

Computerraupenorgasmus . . . in der Stephen-King-Verfilmung "Der Rasenmäher-Mann"

FRANKFURT A. M. Der erste Amerikaner im All war bekanntlich ein Affe, und wenn man dem Szenario glauben will, das Brett Leonards Film "Der Rasenmäher-Mann" entwirft, dann wird auch der erste im virtuellen Raum einer sein. Aufgehängt an Drähten, gehüllt in einen schweren "data suit", der seine Bewegungen in Computerbefehle übersetzt, zappelt der Schimpanse meterhoch über dem Boden, während vor seinen Augen eine Art hyperstilisierter 3D-Film abläuft.

Der Wissenschaftler Lawrence Angelo (Pierce Brosnan) ist überzeugt davon, daß seine Software den "Schlüssel zur Entwicklung des Bewußtseins" darstellt; er versucht den Beweis der These unter der Ägide einer Firma anzutreten, die im Dienst der Rüstungsindustrie steht. Die Einmischung des Militärs läuft quer zu Angelos "humanistischem" Anspruch und hat fatale Folgen: Sowohl das Versuchstier als auch der nächste Proband, der geistig zurückgebliebene Gärtner Jobe (Jeff Fahey), schießen übers Ziel hinaus und laufen Amok. Nachdem er im Zeitraffer die Phylogenese rekapituliert hat, versucht der junge Mann sogar, den Rasenmäher mit dem Keyboard vertauschend, via EDV die Weltherrschaft zu übernehmen.

"Der Rasenmäher-Mann" entstand aus der Verschmelzung einer anspruchslosen Kurzgeschichte von Stephen King mit einem überfrachteten Originaldrehbuch, das unter dem Titel "Cybergod" in den Entwicklungsabteilungen kursierte und Kapital aus einem modischen Gegenstand zu schlagen sucht. Experimente mit der "virtuellen Realität", Versuche, die Interaktion zwischen Computer und Benutzer so zu perfektionieren, daß sich letzterem das Gefühl aufdrängt, er werde ins künstliche Bild "hineingezogen", sind seit einigen Jahren das Thema auf Fachmessen, und als "Cyberpunk" setzt sich die Beschäftigung mit den Implikationen einer angeblich bahnbrechenden Technologie in Film und Literatur fort.

Steven Lisbergers "Tron", Douglas Trumbulls "Brainstorm" oder zuletzt James Camerons "Terminator 2" versuchten mit wechselndem Erfolg, die Entwicklungen auf dem Sujet zu integrieren oder aus dem Verfahren der digitalen Bilderzeugung selbst den kinematographischen Funken zu schlagen. Bei Cameron ersetzt die Computeranimation im Grunde nur den klassischen optischen oder mechanischen Trick, wenn auch das Ausmaß, in dem die Technik sich sozusagen unsichtbar macht und die Grenzen zwischen "realem" und künstlichem Bild verwischt werden, Gelegenheit zu Meditationen über filmischen Schein und Betrug am Zuschauer gibt.

Im "Rasenmäher-Mann" stehen dagegen Computersequenzen und Spielfilmhandlung über weite Strecken unverbunden nebeneinander; allenthalben scheinen Warnschilder dem Zuschauer zu bedeuten, daß nun der virtuelle Raum betreten wird. Das ungebremste sendungsbewußtsein, mit dem der Film auf der esoterischen Vorstellung beharrt, hinter dem Bildschirm, im Land der Bits und Bytes, eröffneten sich dem modernen Menschen grenzenlose Weiten, dementiert er schließlich selbst: Die Animation wirkt trotz ihrer handwerklichen Brillanz so poppig-naiv wie ein Video-Clip der späten Siebziger.

Sogar der digitale Orgasmus, den die "User" als Höhepunkt ihrer phantastischen Reise ins Innere des Chips erleben, trägt den Charakter des Vorgefertigten, Standardisierten, ist doch weder den Erfindern noch dem Programm etwas Originelleres eingefallen, als aus der Kopulation zweier Raupen einen psychedelisch bunten Schmetterling entstehen zu lassen. "Eine der großen Illusionen über die Fähigkeiten des Computers besteht darin, zu glauben, man könnte nicht-technische Probleme mit technischen Mitteln lösen", schrieb neulich ein Beobachter der High-Tech-Szene im "Zeit-Magazin". Einen guten Film zu machen, scheint jedenfalls nach wie vor eine Sache der menschlichen Intelligenz zu sein.

(Turm 1, OF Turm 4) SABINE HORST

Autofahrer floh vom Unfallort

Geflüchtet ist nach einem Unfall an der Kreuzung Wittelsbacher Allee / Saalburgallee der 20 bis 30 Jahre alte Fahrer eines VW Golf mit Hanauer Kennzeichen. Die Kollision mit dem Fahrer eines Motorrollers ereignete sich nach Angaben der Polizei am Samstagabend gegen 20 Uhr.

Auf der linken von drei Fahrspuren war der Unbekannte unterwegs, ein 43jähriger fuhr mit seinem Motorroller auf der Spur rechts neben ihm. Im Bereich der Kreuzung kam es zu dem Unfall: Dort wird die linke Spur als Linksabbiegerspur weitergeführt, der Fahrer des Golfs fuhr aber geradeaus weiter. Bei dem Zusammenprall wurde der Fahrer des Motorrollers verletzt. ing

Polizeibeamte stellten nachts einen Dieb

Ein Telefaxapparat, sechs Diktiergeräte, ein Walkman sowie ein Ohrenspiegelungsgerät sind in der Nacht zum Samstag aus der Landesversicherungsanstalt an der Städelstraße in Sachsenhausen gestohlen worden. Der Dieb wurde am frühen Samstagmorgen von der Polizei geschnappt, das Diebesgut sichergestellt.

Gegen 7.25 Uhr war Streifenbeamten ein Mann aufgefallen, der mit zwei überfüllten Plastiktüten in Richtung Flohmarkt unterwegs war. Der 32jährige Drogenabhängige, der nach Angaben der Polizei ohne festen Wohnsitz ist, leugnete zunächst den Diebstahl, den er später dann zugab. ing

Das Wetter

Wetterlage

Eine Hochdruckzone, die sich von Polen zum westlichen Mittelmeer erstreckt, bestimmt das Wetter in Deutschland. An ihrer Westseite wird subtropische Luft nach Mitteleuropa geführt.

Vorhersage bis Dienstag früh

Im Küstenbereich vorübergehend wolkig, sonst allgemein sonnig und trocken und Erwärmung auf 28 bis 33 Grad, im Süden zum Teil bis 35 Grad, Tiefsttemperaturen zwischen 18 und 22 Grad. Schwacher, tagsüber auflebender Wind aus südlichen Richtungen.Weitere Aussichten für Dienstag

Anfangs sonnig, im Tagesverlauf von Westen aufkommende Gewitter. Sehr schwül.

Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr

Ausland

Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 32 °ree; Amsterdam

leicht bewölkt 26 °ree; Athen

leicht bewölkt 33 °ree; Barcelona

leicht bewölkt 29 °ree; Bordeaux

leicht bewölkt 28 °ree; Brüssel

leicht bewölkt 27 °ree; Budapest

wolkig 26 °ree; Bukarest

bedeckt 18 °ree; Dublin

wolkig 20 °ree; Helsinki

wolkig 18 °ree; Innsbruck

leicht bewölkt 27 °ree; Istanbul

leicht bewölkt 23 °ree; Kairo

leicht bewölkt 31 °ree; Larnaka

leicht bewölkt 30 °ree; Las Palmas

wolkenlos 29 °ree; Lissabon

leicht bewölkt 24 °ree; Locarno

leicht bewölkt 27 °ree; London

bedeckt 21 °ree; Madrid

leicht bewölkt 32 °ree; Malaga

wolkenlos 30 °ree; Mallorca

leicht bewölkt 30 °ree;

Moskau

wolkig 21 °ree; Nizza

leicht bewölkt 26 °ree; Paris

leicht bewölkt 28 °ree; Rom

leicht bewölkt 27 °ree; St. Petersburg

wolkig 24 °ree; Stockholm

wolkig 21 °ree; Tunis

wolkenlos 29 °ree; Varna

Regenschauer 23 °ree; Venedig

leicht bewölkt 29 °ree; Warschau

wolkig 21 °ree; Wien

leicht bewölkt 25 °ree; Zürich

leicht bewölkt 27 °ree;

Deutschland

Ort Wetter Grad

Berlin

leicht bewölkt 24 °ree; Dresden

leicht bewölkt 23 °ree; Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 19 °ree; Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 21 °ree; Frankfurt/M.

wolkenlos 28 °ree; Freiburg

leicht bewölkt 27 °ree; Hamburg

leicht bewölkt 25 °ree; Köln-Bonn

leicht bewölkt 28 °ree; Leipzig

leicht bewölkt 25 °ree; München

leicht bewölkt 25 °ree; Norderney

leicht bewölkt 24 °ree; Rostock/Warn.

leicht bewölkt 25 °ree; Sylt

wolkig 20 °ree; Zugspitze

leicht bewölkt 10 °ree;

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies.

Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.

Sonnenaufgang 5.36 Uhr Sonnenuntergang 21.26 Uhr Mondaufgang 22.34 Uhr Monduntergang 9.31 Uhr

SPD diskutiert über eine neue Verfassung

Was wird aus dem Recht auf Wohnung oder dem Recht auf Arbeit, wenn es eine neue Verfassung geben wird? Eine der Fragen, mit denen sich die Sozialdemokraten des Unterbezirks Frankfurt in die Debatte um eine neue Verfassung einschalten wollen: Am Donnerstag, 6. August, werden sie darüber mit der hessischen Ministerin für Frauen, Arbeit und Sozialordnung, Heide Pfarr, diskutieren.

Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Club Voltaire in der Kleinen Hochstraße 5. ing

Bergen-Enkheim: Fest für Daheimgebliebene

Spanien, Griechenland, Italien - diese Urlaubsziele konnten die Besucher des traditionellen "Festes für Daheimgebliebene" des Bergen-Enkheimer Verkehrsvereins gar nicht reizen. Statt an überfüllten Stränden zu braten, setzten sich die rund 120 Gäste am vergangenen Wochenende lieber ins "Frankfurter Grüne": im Vereinshaus des Kleingartenvereins Dorfelder Weg feierten die, die es in diesem Sommer nicht ins Ausland zog, bis in den späten Abend hinein.

"Man kann auch zu Hause viel Spaß haben", fand nicht nur Karl Halbow, Vorsitzender des Verkehrsvereines. Mit Kaffee und Kuchen, Gegrilltem und vielen Spielen verbrachten Mitglieder und Gäste den Nachmittag gemeinsam. Immer wieder im Gespräch: die neue Apfelweinkönigin Sandra I. Offiziell wird sie erst Ende August auf dem großen Berger Marktfest gekrönt. "Doch heute haben wir sie unseren Besuchern schon einmal exklusiv vorstellen können", freute sich Halbow. Mit von der Partie war auch die noch amtierende Apfelweinkönigin Caroline I. "Ein wahrhaft königliches Fest", bemerkte wohl deshalb auch eine ältere Dame, die mit ihren Freundinnen zu der Veranstaltung des Verkehrsvereines gekommen war.

Halbow: "Wir als Verkehrsverein setzen uns nicht nur für die Förderung des Fremdenverkehrs im Osten von Frankfurt ein." Auch die Organisation von Heimatfesten gehöre zum Aufgabenfeld des Vereins. "In erster Linie wollen wir für hessisches Brauchtum eintreten." mug

CDU: Magistrat hat Wohnungen verschenkt

"Seit drei Jahren auf der Stelle" tritt der Magistrat nach Ansicht der CDU bei den Plänen für ein neues Nutzungskonzept für den nördlichen Teil des früheren "Naxos"-Geländes zwischen Wittelsbacher Allee, Waldschmidtstraße und Wingertstraße. Auf diesem Areal, monierte der Stadtverordnete Edwin Schwarz nach einem Rundgang mit der CDU-Ferienfraktion, werde auf den Bau von Wohnungen verzichtet.

Verschenkt worden sei "die kurzfristige Möglichkeit", an diesem Standort "annähernd 200 Wohnungen zu schaffen". "Unverständlich" nannte es Schwarz, daß nicht ähnlich wie auf dem Teil des Areals südlich der Wittelsbacher Allee der Bau von Mietwohnungen zugelassen worden sei. "Immer noch ungenutzt" seien auch die angemieteten Räume des alten Schulgebäudes auf dem Gelände. Sie könnten dazu genutzt werden, etwa der Herderschule mit ihren Raumproblemen zu helfen. ing

Eine seltsame Totenstarre Das Reha-Zentrum Rödelheim zeigt Bilder Isac Levys

RÖDELHEIM. Mit 84 Jahren ist "Gick" Isac Levy ein seltenes Energiebündel. Vor zehn Jahren erst begann er zu malen. Levy ist Autodidakt. In mühsamer Kleinstarbeit hat er sich in die Kunst der Farbenlehre und Federführung eingelesen, geübt, geprobt. Er arbeitet immer an mehreren Bildern gleichzeitig und ziert sich nicht, ein Werk als "nicht gelungen" zu bezeichnen. Dann wird eben das Konzept verworfen und wieder von neuem begonnen. Manche Bilder schwirren dem Hobbymaler jahrelang durch den Kopf, bevor er sie auf Leinwand fixiert. Derzeit sind Werke Levys im Reha-Zentrum Rödelheim, Alexanderstraße 94, zu sehen.

Als einen seiner Vorbilder nennt der 1908 geborene Bulgare den niederländischen Maler Vincent van Gogh. Dessen ungestüme Art zu malen, die Bewegung in seinen Werken, die typische Impulsivität begeistern Isac Levy. Er versuchte es, dem Niederländer gleichzutun, was ihm jedoch nicht gelang. "Ich bin zu sehr Ingenieur", spielt der Offenbacher auf seinen erlernten Beruf an.

Levys Bilder haben nichts von aufbrausender Emotionalität. Seine Werke strahlen Ruhe aus. Meistens verwendet der Hobbykünstler gedeckte Farbtöne. Er arbeitet mit Öl- und Acrylfarben. Neben Stilleben und Landschaftsbildern sind Porträts seine Spezialität. Das Charakteristische an einem Menschen vermag der Freizeitmaler durchaus herauszuarbeiten, auch wenn manche Bilder nicht in die Tiefe gehen. Beispielsweise die "Skatspieler und Äppelwoi" - eine Sachsenhäuser Kneipenszene. Die drei Kartenspieler bleiben plakativ. Levy deutet kaum Bewegung an, läßt die Männer in eine Art seltsame Totenstarre verfallen.

Der "Alte Fischer in Tracht" dagegen strahlt eine erfrischende Lebensfreude aus. Und Levys monatelange Auseinandersetzung mit dem Werk "Sebastian Bach und seine Welt" fand Ausdruck in einer verspielten Collage: der Komponist im Zentrum, um ihn herum Notenblätter geklebt, Musiker mit antiquierten Instrumenten, die ihn engelsgleich bezirzen.

Seit 1963 lebt Isac Levy wieder in der Bundesrepublik, nachdem er in den 30er Jahren vor den Nationalsozialisten flüchten mußte. Eine Hommage an Frankfurt zeigt seine tiefe Verbundenheit mit seiner Wahlheimat. Auf Sperrholz (53 auf 120 Zentimeter) malte der Hobbykünstler das "Frankfurter Panorama" in Öl: die Skyline der Mainmetropole, der Eiserne Steg in der Bildmitte und das nächtliche Lichtermeer. Ein wenig schimmert Postkartenidylle - Frankfurt bei Nacht etwa - durch dieses Werk.

Es ist ein bewußter Entschluß von Isac Levy, lediglich peripher soziale und politische Probleme auf seinen Exponaten zu thematisieren. Sein Bild "Dritte Welt", nicht in der aktuellen Ausstellung zu sehen, ist so ein Beispiel. Isac Levy reist viel, verarbeitet malerisch seine Eindrükke, liebt ausgefallene Landschaften - er ist ein Schöngeist.

Noch bis Ende Oktober ist im Rehabilitationszentrum Rödelheim, Alexanderstraße 94 ein Teil des Werkes ausgestellt. Die 25 Exponate können montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr besichtigt werden. CHRISTINE PETERS

Naturschutzwettbewerb für Städte geht zu Ende

Der Kommunalwettbewerb 1992 "Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz" geht demnächst zu Ende: Noch bis zum 31. Juli können Städte und Gemeinden ihre Unterlagen einreichen, um mit ihnen zu dokumentieren, was im Bereich Natur- und Umweltschutz geleistet worden ist.

Erlangen und Nettersheim haben in den beiden vergangenen Jahren den Wettbewerb gewonnen, der von der Deutschen Umwelthilfe gemeinsam mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund sowie Naturschutzverbänden und unterstützt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ausgeschrieben wird.

Unterlagen für den Wettbewerb können bei der Deutschen Umwelthilfe in Radolfszell, Güttinger Straße 19, Telefon 0 77 32-30 28 angefordert werden. ing

10 000 Zeugen Jehovas treffen sich in Frankfurt

Zwei Bezirkskongresse der Zeugen Jehovas sind an den kommenden beiden Wochenenden in der Festhalle vorgesehen. Die erste Veranstaltung, zu der etwa 10 000 Delegierte erwartet werden, beginnt am Freitag, 24. Juli, um 11 Uhr mit einem Vortrag. Der Kongreß mit dem Titel "Lichtträger" endet am Sonntag, 26. Juli.

Zu der zweiten Zusammenkunft der Jehovas Zeugen von Freitag, 31. Juli, an bis Sonntag, 2. August, sind 8000 Delegierte aus Frankfurt und Südhessen eingeladen. Auch diese Veranstaltung beginnt am Freitag um 11 Uhr. ing

E-TAB

GRUPPE 9, vierter Spieltag: Bayer Leverkusen - Slavia Prag 1:3 (1:0). 1. Slavia Prag 4 3 1 0 10:3 7:1 2. Maccabi Petah Tickva 4 1 2 1 6:7 4:4 3. Bayer Leverkusen 4 1 1 2 4:6 3:5 4. Maccabi Nathanya 4 0 2 2 3:7 2:6

Viele Schwammspinner fliegen im Stadtwald

In diesen Tagen können die Besucher des Stadtwaldes ungewohnt viele grau- braune und weiße Schmetterlinge beobachten. Es handelt sich dabei um den Schwammspinner (Lymantria dispar). Besonders die Eichenbestände in Goldstein und Schwanheim, aber auch die in Fechenheim und Niederrad wurden in den vergangenen Monaten von den Raupen zum Teil kahlgefressen. Eine Ursache für die erstmals seit 25 Jahren in dieser Intensität auftretende Massenvermehrung des Forstschädlings ist im vergangenen milden Winter und dem folgenden überdurchschnittlich trockenen Sommer zu sehen.

Die unscheinbaren graubraunen männlichen Schmetterlinge fallen wegen ihrer Flugaktivität viel eher auf als die größeren, kaum fliegenden Weibchen mit ihren weißen, dunkel quergebänderten Flügeln. Die Eiablage erfolgt an der Rinde von Laubbäumen, und während die Falter nach etwa 14 Tagen sterben, entscheidet der nächste Winter darüber, in welchen Massen die Raupen im folgenden Jahr die Eichen (und vielleicht sogar die Buchen und Obstbäume) befallen.

Nur mit massivem Chemie-Einsatz wäre eine nachhaltige Bekämpfung der Schädlinge möglich, worauf im Stadtwald aber verzichtet wird. Das Forstamt vertraut statt dessen auf eine klima- bzw. wetterbedingte Regulierung des Schwammspinnerbestandes. FR

Nach Weimar mit Kirchen-Bildungswerk

Mit einer Zweitagesfahrt nach Weimar am 8. und 9. August beginnt das neue Programm "Fahrten und Führungen" beim Katholischen Bildungswerk Frankfurt. Im Oktober führt eine Fahrt nach Amsterdam und zum Kröller-Müller- Museum bei Arnheim. Museumsbesuche in Frankfurt werden unter speziellen Themen stattfinden, der Aspekt "Theologie in der Kunst" dabei hervorgehoben, sowie eine Vortragsreihe zur Domrestaurierung angeboten.

Das vollständige Programm "Fahrten und Führungen" für den Zeitraum bis Dezember 1992 wird auf Wunsch zugeschickt vom Katholischen Bildungswerk, Eschenheimer Anlage 21, Frankfurt 1, Telefon 1501-160. FR

"Medaillen-Regen" für den Wein der Stadt

Das Weingut der Stadt Frankfurt in Hochheim ist bei der Landesweinprämierung mit insgesamt sechs Gold- und drei Silbermedaillen für eigene Weine der Jahrgänge 1989, 1990 und 1991 ausgezeichnet worden. Das Weinbauamt in Eltville vergab die Gold- und Silberprädikate für drei Spätburgunder- und sechs Riesling-Weine. Besonders stolz sind die Mitarbeiter des Gutes auf die Gold-Auszeichnung der Riesling-Auslese des Frankfurter Lohrberger Hanges, Jahrgang 1990. Erwerben kann man die prämierten Weine beim Städtischen Weingut in der Limpurger Gasse 2 (Römer), und zwar montags bis donnerstags von 7.30 bis 12.30 Uhr und von 13 bis 16 Uhr, freitags von 7.30 bis 13 Uhr. Insbesondere die Goldmedaille für den 91er Reichestaler Spätburgunder Weißherbst bezeugt die Kunst und das Geschick des Kellermeisters, Hans-Rainer Klenk. FR

Wolfgang Klausewitz wird heute 70

Am heutigen Montag, 20. Juli, begeht Professor Wolfgang Klausewitz, ehemals stellvertretender Direktor des Forschungsinstitutes und Naturmuseums Senckenberg sowie Vorsitzender des Deutschen Museumsbundes, seinen 70. Geburtstag. Im Senckenberg ist er nicht nur auf dem Gebiet der Ichthyologie wissenschaftlich tätig, sondern hat auch zum 175jährigen Jubiläum der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft in den vergangenen Monaten die Geschichte der letzten 25 Jahre dieser Institution in einer Chronik geschrieben.

Auch bleibt Klausewitz im Museumswesen weiterhin aktiv, ist als Redakteur für die Zeitschrift Museumskunde, dem Fachorgan des Deutschen Museumsbundes, verantwortlich und gehört dem Vorstand im Deutschen Nationalkomitee des Internationalen Museumsrates an. FR

Studienpreis zur Stadtgeschichte

Der 1984 von Johann Philipp Freiherrn von Bethmann gestiftete Studienpreis wird zum neuntenmal ausgeschrieben. Mit ihm sollen junge Wissenschaftler gefördert werden, die sich mit einer umfangreichen, längerfristigen, noch nicht abgeschlossenen Studienarbeit befassen, die in ihrem Ergebnis geeignet ist, die wissenschaftliche Basis zur Erforschung der Frankfurter Geschichte zu erweitern. Der Preis ist mit 4000 Mark dotiert und wird im Dezember verliehen.

Bewerbungen für den Johann-Philipp- von-Bethmann-Studienpreis 1992 sind bis zum 17. September 1992 an die Geschäftsführung der Frankfurter Historischen Kommission, Karmelitergasse 5 (Institut für Stadtgeschichte), 6000 Frankfurt am Main 1, zu richten. Dem Bewerbungsschreiben sind ein ausführliches Exposé über Thema, Gliederung, Quellenlage, Forschungsplan und eine Empfehlung des betreuenden Hochschullehrers beizufügen. Ein temporäres Arbeitsergebnis soll erkennbar, die Arbeit jedoch noch nicht abgeschlossen sein.

Die Juroren treten im November zur Preisfindung zusammen. Der Preisträger wird durch die Frankfurter Historische Kommission benachrichtigt. Die Preisverleihung erfolgt durch die Frankfurter Historische Kommission im Zusammenwirken mit dem Stifter. Die Wettbewerbsentscheidung ist unanfechtbar. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. FR

Montag, 20. Juli

Vorträge Tango Café, Ka Eins, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, "Die Entwicklung von Tangotanz und -musik von 1900 bis heute". Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.). Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Schach-Treff im Bethmannpark, Friedberger Anlage: ab 18 Uhr, Schach für alle, Blitzturniere, Freilandschach.

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch; 14 Uhr, Basteln, Brentano-Haus. Single-Treff: 20 Uhr, "Nanu", Falltorstr./Ecke Berger Straße, Info Tel. 06102 / 3 85 43.

Briefmarkensammler-Verein Ffm.-Nord: 18 Uhr, Tauschabend, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 21.7., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Di., 21.7., 15.30 bis 20 Uhr, Bornheim, DRK-Heim, Burgstr. 95. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke an der Hauptwache, Schillerstraße 2-4, Tel. 28 48 35.

Bahnhof-Apotheke, Münchener Straße 60, Tel. 23 29 05.

Erlen-Apotheke, Alt-Erlenbach 59, Tel. 0 61 01 / 4 46 75.

Europa-Apotheke, Nordweststadt, Hammarskjöldring 73 b, Tel. 57 86 26.

Insel-Apotheke, Rödelheim, Rödelheimer Landstraße 143, Tel. 78 72 74.

Kant-Apotheke, Berger Straße 49, Tel. 49 59 90.

Luthmer-Apotheke, Nied, Luthmerstraße 12, Tel. 39 62 57.

Mendelssohn-Apotheke, Mendelssohnstraße 56, Tel. 74 25 43.

Neue Apotheke, Preungesheim, Weilbrunnstraße 5, Tel. 5 48 19 59.

Spessart-Apotheke, Fechenheim, Pfortenstraße 26, Tel. 41 56 57.

Textor-Apotheke, Sachsenhausen, Textorstraße 11, Tel. 62 33 94. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Ute Müller, Alt-Eschersheim 29, Eschersheim, Tel. 52 52 01; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01-4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -

AMERICAN FOOTBALL

BUNDESLIGA, Gruppe Süd: Regensburg Royals - Bad Homburger Falken 12:23, Badener Greifs - Darmstadt Diamonds 59:20, Noris Rams - Kempten Comets 17:34, Stuttgart Scorpions - Munich Cowboys 6:36.

BUNDESLIGA, Gruppe Nord: Düsseldorf Panther - Berlin Adler 29:31, Berlin Rebels - Dortmund Giants 61:27.

Hessische Meisterschaften der Reiter in Pfungstadt Helfrich war einfach mal dran Als einziger ohne Strafpunkte / Dressur-Titel nach Darmstadt

Einer, der schon so oft nahe dran war, hat es am gestrigen Sonntag in Pfungstadt endlich geschafft: Gerhard Helfrich vom Reit- und Fahr-Verein Viernheim wurde auf Footloose hessischer Meister im Springreiten. Er blieb als einziger in beiden Umläufen ohne Strafpunkte, womit sich ein Stechen erübrigte, was bei Windstille und brütender Hitze vor allen Dingen den Vierbeinern zugute kam.

Die letzte Entscheidung der dreitägigen Meisterschaft auf der Reitanlage im Sport- und Freizeit-Zentrum Pfungstadt-Süd, die von 2500 Zuschauern besucht wurden, war gleichzeitig der sportliche Höhepunkt. Die 30 besten Reiterinnen und Reiter aus den beiden Qualifikationen der Vortage waren am Sonntag in den ersten Umlauf dieser Springprüfung der Klasse S um den Mercedes-Benz- Preis gegangen, wovon die bessere Hälfte anschließend auch den zweiten Umlauf bestritt. Michael Most vom Reit- und Fahrverein Guxhagen-Dörnhagen hatte mit Georgie zwar ebenfalls keinen Abwurf in beiden Durchgängen, doch eine Verweigerung kostete ihn drei Strafpunkte und damit unter Umständen den Titel. Auf den dritten Platz kam Jürgen Christ vom Pferdesportverein Dreieich auf Gucci nur aufgrund der besseren Zeit gegenüber Dietmar Koch vom Reit- und Fahr- Verein Langen auf Le Yakimour (125,10 Sekunden zu 123,80, beide je vier Strafpunkte im zweiten Umlauf).

Der Landestitel bei den Senioren in der Dressur war unter nur fünf Starterinnen und Startern in der abschließenden Intermediaire I-Prüfung an Paul Schmidt auf Ad Finitum vom Darmstädter Reitverein gegangen. Auf den anderen Medaillenplätzen landeten Frank Rühl (Heftrich) und Wiebke Lippert auf Furiano von der Reitergruppe Büttelborn.

In der Kategorie Junge Reiter setzte sich in der Dressur Oliver Klinnert vom Darmstädter Reitverein auf Tranquilo durch, der in der Bundeswehr-Sportschule in Warendorf Dienst tut.

In der abschließenden Springprüfung der Jungen Reiter, die Daniel Kircher (Reit- und Fahr-Verein Pfungstadt) auf Anatevka als Landessieger sah, kam es zum einzigen Unfall der Reitertage von Pfungstadt, als Nicole Weber vom Reit- und Fahr-Verein Usingen nach einem Sturz, am Boden liegend, von ihrem Pferd verletzt wurde. hgs

RW Walldorf schon in der Pflicht

Zum Abschluß ihres Trainingslagers setzten sich die Amateure von Eintracht Frankfurt mit 4:2 (3:1) Toren beim VfR Mannheim (Oberliga Baden-Württemberg) durch. Becker (2) sowie die nigerianischen Ballkünstler Okocha und Omaji erzielten die Treffer der Eintracht-Amateure, die am Abend zuvor in ihrem Trainingsort Mudau schon mit 7:0 die Oberhand behalten hatten. Okocha (2), Balzer, da Silva, Komljenovic, Würzburger und Omaji zeigten sich dabei treffsicher.

Nur wenig Widerstand mußte die Offenbacher Kickers am Sonntag beim SV Wixhausen (Kreisliga A) brechen: Hartmann (3), Zekmanov, Gramminger, Behlil (alle 2) sowie Peter Kriegsch zeichneten für den 10:0(4:0)-Erfolg verantwortlich. Vor 400 Zuschauern setzte Trainer Lothar Buchmann seinen kompletten zwanzig Spieler umfassenden Kader ein.

Der FSV Frankfurt wirkte nach seinem Trainingslager nicht ganz frisch und mußte sich beim Südwest-Oberligisten Wormatia Worms mit einem torlosen Remis bescheiden. In Anbetracht der großen Hitze schickte auch FSV-Trainer Herbert Dörenberg seinen kompletten Oberliga-Kader ins Rennen. Torchancen blieben auf beiden Seiten Mangelware, das Resultat entsprach den gezeigten Leistungen.

Brisanz war im Wetterau-Derby zwischen dem FV Bad Vilbel und dem KSV Klein-Karben, das phasenweise Punktspielcharakter aufwies. Vor erstaunlicher Kulisse (600 Zuschauer in Burg-Gräfenrode) gab es ein 4:4(1:1)-Unentschieden. Die Tore: 1:0 Erk (11.), 1:1 Sarroca (42.), 1:2 May (47.), 2:2 Pross (62.), 3:2 Pross (67., Foulelfmeter), 3:3 Reuter (80.), 4:3 Deuerling (84.), 4:4 Braunwarth (85.).

Das einzige Pflichtspiel mußte Rot- Weiß Walldorf absolvieren: In der zweiten Runde des Groß-Gerauer Kreispokals kam es zum interessanten Vergleich mit der eigenen Reservemannschaft, den die Geinzer-Elf vor 400 Zuschauern nur mühsam mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Fiederer (19.) brachte die Kreisklassenvertretung der Rot-Weißen mit einem Foulelfmeter (19.) in Führung, ebenfalls mit einem Strafstoß egalisierte Andreas Zwilling (30.), bevor Manndecker Ralph Zimmer (43.) nach einem Doppelpaß das Siegestor gelang. Rot-Weiß Frankfurt setzte sich in einem weiteren Vergleich zwischen zwei Oberligisten beim Südwest-Vertreter Sportfreunde Eisbachtal mit 2:1 (1:0) durch.

Die Spvgg. Bad Homburg und Landesligist FV Progress Frankfurt trennten sich mit einem 2:2(1:2)-Unentschieden. Liebe (8., Foulelfmeter) und Traband (90.) trafen für Homburg, Karajcic (25.) und Macho (40.) für die Frankfurter, deren Torwart Raduikovic (73.) nach einer "Notbremse" die rote Karte erhielt. hdp

VOLLEYBALL

LÄNDERSPIEL der Männer, Deutschland - Brasilien 3:2 (10:15, 9:15, 16:14, 15:11, 15:13).

LÄNDERSPIEL der Frauen in Freiburg: Deutschland - Japan 0:3 (6:15, 11:15, 11:15).

BASEBALL

LÄNDERSPIEL in Kassel: Auswahl Deutschland/Niederlande - Kuba 1:26.

Auf der Galopp-Rennbahn zu Niederrad standen die Pferde zunächst nicht im Blickpunkt Zuckende Falten in einem asketischen Gesicht Medienrummel um Star-Jockey Lester Piggott / Disqualifikation rettete ihm den dritten Platz

Wo ist Piggott? Die Suche nach einem lebenden Denkmal gestaltet sich gar nicht so einfach. In den Geschäftsräumen des Rennklubs war er nicht. Auf der VIP-Anlage war er nicht und in den Umkleidekabinen auch nicht. Dann, ja dann - woher auch immer - kam er doch. Schließlich wurde es eine halbe Stunde vor dem Start des Hauptrennens auch Zeit. Eleganten Schrittes schwebte er in den Führring, blickte aus tiefliegenden Augen in die surrenden Kameras und aufblitzenden Fotoapparate. Ein Profi durch und durch! Die zuckenden Falten in dem asketischen Gesicht verrieten ihn: Er war genervt. Medienrummel nicht um den Ammerschläger-Frankfurt-Pokal, nein, Medienrummel um ihn. Scheußlich!

Wer ist Piggott? Der Mann, Vorname Lester, Alter 57 Jahre, ist Legende, seine Erfolge Legion. Über 5000 Erfolge hat der Engländer angehäuft. Zuletzt siegte er zum zehnten Mal bei den Julystakes, einem renommierten Gruppe Eins-Rennen im englischen Newmarket. Reputation genug, um bei diesem "Paria-Rennen" in Niederrad locker den Rahm abzuschöpfen; dachte sich der Stall "NOR" aus Norwegen. Also: Engagiert. Fragen wehrte Piggott mit unverständlichem britischen Idiom, dafür mit unmißverständlicher Geste ab. "Der muß sich konzentrieren", ließ Trainer Terje Dahl die Journalisten abprallen. Dann letzte Vorbereitungen für das Hauptrennen, bei dem insgesamt 138 000 Mark zu gewinnen waren. Silvestro, siebenjähriger Nestro im Feld der acht Vollblüter, wurde gesattelt, startete, kam ins Ziel, aber:

Wo war Piggott? Die Auflösung: Das Duo Silvestro/Piggott wurde Dritter und das nur aufgrund einer Disqualifikation. Am Ende der 2000 Meter dieses Gruppe- Drei-Rennens hatte Sugunas die Nase vor Le Jardin, beides Hengste und vier Jahre alt. Der Rennverlauf war durchaus überraschend, denn die Dreijährigen sollten die große Geige spielen. Beide vergeigten. Iron Fighter, der Steigenberger-Pokalgewinner kam nach langer Führungsarbeit als Letzter an. Jockey Andy Riding hatte dem Pferd zuviel Stehvermögen zugetraut. Knapp davor, aber weit hinter der Spitze die einzige Stute im Feld: Longa, Preis der Diana-Siegerin in Mülheim.

Besser als die beiden: Pacaran. Beim dichten Einlauf drückte sich der Hengst als Dritter über die Linie. Einigen der zehntausend Zuschauer kam ihr Freudenschrei über die Dreierwette in Form der Protestsirene bitter zurück. Pacaran hatte unlauter gekreuzt. Disqualifikation, Ehrenrettung für Lester Piggott, dritter Platz und 14 000 Mark Prämie für den Stall NOR. Die und mehr dürften gleich auf Piggotts Konto weitergeleitet werden. Legenden haben ihren Preis.

Zu einer solchen möchte Andreas Bochert, 22jähriger Stalljockey bei Andreas Wöhler in Bremen, noch werden. Bei bisher 249 Siegritten dauert das aber noch. Er ritt Sogunas, eines von drei Pferden aus dem Gestüt Fährhof, im Feld souverän an die Spitze. Und das "obwohl er etwas früh in Führung gegangen war. Mein Gefühl war heute gut, ich habe nur Longo und Iron Fighter gefürchtet", sagte er. Nicht alle hatten dieses gute Gefühl für Soguna, was 165 für zehn Mark auf Sieg und 11 230 Mark in der Dreierwette verdeutlichten. Den zweiten Tageshöhepunkt entschied ein Frankfurter Pferd für sich. Den mit 15 450 Mark dotierten Rennquintett-Ausgleich brachte Tout- a-Tout von Wilfried Kujath trainiert, nach Hause. Einer hatte da schon längst die Bahn wieder verlassen: Lester Piggott. Denn, für Zuschauer gibt's kein Geld. STEFAN EULER

Im Notfall auch . . .

(Fortsetzung von Seite 13)

Aber was wäre, wenn die CDU/ FDP-Bundesregierung dem Drängen Frankfurts und vieler anderer Kommunen nachgeben und tatsächlich die Einkommensgrenzen im Wohnungsbindungsgesetz verändern würde?

Schon bei einer Anhebung um nur 40 Prozent rechnen die Fachleute damit, daß sich die Zahl der registrierten Wohnungssuchenden in Frankfurt mindestens verdoppelt - auf dann 26 000 Haushalte. Bereits jetzt können wenig Sozialwohnungen vermittelt werden - der Wohnungsbau kommt nicht nach, die Versäumnisse in den 80er Jahren waren gewaltig.

Waltraud Meier-Sienel, Abteilungsleiterin Kommunale Wohnungsvermittlung, verfügt noch nicht über Zahlen für das zurückliegende Jahr 1991.

Die Daten aus dem Jahre 1990 sind wenig ermutigend: Damals verschaffte das Amt 3294 Bewerbern eine Unterkunft. Vier Jahre zuvor, 1986, gab es noch 4807 Vermittlungen.

Sozialdezernent Berg glaubt dennoch, daß eine Änderung der Einkommensgrenzen der richtige Weg ist: "Wir müssen parallel den Wohnungsbau weiter ankurbeln - und vor allem versuchen, preiswerte Wohnungen in Frankfurt zu erhalten!" Ein schwieriger Wettlauf.

(Siehe auch links: "Viele haben . . .")

Flughafen: Wertsachen aus dem Auto ins Depot

Radios und Telefone erfreuen sich bei Autoknackern großer Beliebtheit. Besonders mobile Autotelefone sind, läßt man das Auto einige Zeit unbeaufsichtigt stehen, häufig das Ziel von Autoknackern. Um Langfingern den leichten Zugriff auf das begehrte Objekt unmöglich zu machen, wird am Frankfurter Flughafen jetzt ein zusätzlicher Service angeboten: Garagennutzer können ihre Autotelefone, aber auch Autoradios, Koffer oder andere Wertgegenstände zur Aufbewahrung abgeben.

Zuständig ist die ACS Airport Car Service GmbH, Telefon 690-27 90, die die Wertsachen entgegennimmt und gegen eine Gebühr im gesicherten Garagenbereich aufbewahrt. In diesem durch Rolltore abgeschotteten Parkbereich - er kann über Einfahrt P 4 Tag und Nacht angefahren werden - sind natürlich auch Autos selbst besonders sicher aufgehoben. Für sie ist Parkreihe 228 auf der Ebene 2 reserviert. FR

"Doppelte Schlange" am Flughafen gerügt

Der Parlamentarische Gschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, Franz Josef Jung, hat den hessischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Welteke (SPD) aufgefordert, dafür zu sorgen, daß auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen keine Passagiere mehr doppelt Schlange stehen müssen, um die Sicherheitsgebühr an einem separaten Schalter zu entrichten. So sollen alle Fluggesellschaften "mit Nachdruck" veranlaßt werden, daß von allen Passagieren - gleichgültig, mit welcher Gesellschaft sie fliegen - die Gebühren entweder gleichzeitig mit dem Ticketverkauf oder beim Einchecken entrichtet werden können.

Jung verwies darauf, daß sich derzeit täglich rund 80 000 bis 100 000 Passagiere im Frankfurter Flughafen aus Sicherheitsgründen einer Fluggast-Sicherheitskontrolle unterziehen müssen, für die eine Gebühr zu entrichten sei. Während die Linien-Gesellschaften diesen Betrag gleichzeitig mit dem Ticket-Verkauf einzögen, gebe es Charter-Gesellschaften, deren Passagiere die Gebühr getrennt zu entrichten haben, berichtete Jung. Dies führe insbesondere in der Ferienzeit zu erheblichem Ärger. FR

TURF

RENNTAG in Frankfurt-Niederrad, 1. Rennen: Just Incredible, Fatinizza, Song of Georgia; Sieg: 17, Plätze: 11, 20, 15, ZW: 329, DW: 2325. - 2. Rennen: Ideal de Gruchy, Panon, Calippo; Sieg: 27, Plätze: 12, 15, 19, ZW: 80, DW: 578. - 3. Rennen: Kronengold, Auenkrone, Momosa; Sieg: 23, Plätze: 12, 12, 13, ZW: 44, DW: 199. - 4. Rennen: Kronenhirsch, Calibur, Gawain; Sieg: 20, Plätze: 13, 33, 25, ZW: 314, DW: 3105. - 5. Rennen: Lilac Dance, Talysheva, French Air; Sieg: 37, Plätze: 14, 13, 14, ZW: 110, DW: 391. - 6. Rennen: Sugunas, Le Jarding, Silvestro; Sieg: 165, Plätze: 38, 29, 21, ZW: 1438, DW: 11 230. - 7. Rennen: Unhold, Upper Heights, Arrigo; Sieg: 101, Plätze: 37, 14, 18, ZW: 611, DW: 3526. - 8. Rennen: Tout a Tout, Nomination, Pepper's Hope; Sieg: 57, Plätze: 26, 40, 47, ZW: 1011, DW: 13 505. - 9. Rennen: Macedon, Wiener City, Albany; Sieg: 114, Plätze: 33, 18, 39, ZW: 537, DW: 5611. - 10. Rennen: Excorte, Lilie, Melville; Sieg: 26, Plätze: 17, 21, 20, ZW: 404, DW: 1342.

GOLF

BRITISH OPEN in Muirfield/Schottland (2,85 Millionen Dollar), Endstand nach vier Runden: 1. Faldo (England) 272 (66+64+ 69+73) Schläge, 2. Cook (USA) 273 (66+ 67+70+70), 3. Olazabal (Spanien) 274 ( 70+67+69+68), 4. Pate (USA) 276 (64+70+ 69+73), ...59. Langer (Anhausen) 291 (70+ 72+76+73).

Mit Spiel und Spaß gewinnen

Nicht Siegen, Dabeisein ist wichtig. Mag sein, daß die olympische Devise den Stars und Sternchen in Barcelona nicht einmal mehr ein müdes Lächeln wert ist: Beim FR-MEHRKAMPF '92 gilt sie allemal.

Barcelona schwitzt, doch daheim sind Spiel und Spaß angesagt. Zu lösen sind Aufgaben, bei denen Sie uns, die Redaktion der LOKAL-RUNDSCHAU, ein bißchen auf den Arm nehmen können. Oder auch nicht, ganz wie Sie, liebe Leserinnen und Leser, es wollen.

Wirklich ernst gemeint ist beim FR- Mehrkampf nur eines: Die Liste der attraktiven Preise, die auf Sie warten.

Egal, ob Sie ihren kreativen Tag haben oder nicht, egal, welche Antworten Sie auch immer herausfinden - jedermann und jedefrau, die uns diese Seite ausgefüllt zurückschicken, nehmen an der Auslosung teil.

Nur zwei Dinge müssen stimmen:

• Ihr Name und Ihre Anschrift (egal, wo Sie wohnen, wie Sie heißen und wie alt Sie sind),

• der Einsendeschluß 10. August 1992 (egal, ob Sie diese Seite zu Fuß zum FR-mobil tragen, bei Ihrem täglichen Ausritt zu Pferd in die Redaktionen in 6380 Bad Homburg, Louisenstraße 117, oder 6370 Oberursel, Kumeliusstraße 8, bringen oder der gelben Bundespost anvertrauen).

Am 13. August 1992 losen wir unter allen Einsendern die 20 Gewinner der 20 Preise aus (unter Beachtung höchster Gerechtigkeit, aber unter Ausschluß des Rechtswegs).

Und das gibt es zu gewinnen:

• ein Leder-Reiseset bestehend aus drei Koffern,

• eine Kleinbildkamera "Canon Prima Junior",

• ein Radio-Weltempfänger "Philipps",• zwei Buchkassetten "Wandern, Sehen, Erleben im Lande Hessen" aus dem Nest-Verlag,

• fünf Wanderbücher "Wandern, Sehen, Erleben im Lande Hessen" und

• zehn FR-Tassen, ein Geheimtip für Sammler!

Sie brauchen nur noch mitzuspielen. Ihre originellsten Antworten und die Gewinnernamen wollen wir nachher veröffentlichen. Ihre FR-Redaktion

FR kommt Ihnen näher Redaktion fährt auf FR-mobil ab - zu Ihnen

Was Sie uns schon immer mal sagen wollten, jetzt können Sie es ganz direkt loswerden: Das FR-mobil kommt zu Ihnen. Zwei Wochen tourt es zwischen Steinbach und Grävenwiesbach durch den Taunus. Zwei Wochen machen FR-Mitarbeiter "vor Ort" Station, klappen Stühle und den hoffentlich nötigen Sonnenschirm auf und stehen Ihnen Rede und Antwort.

Ob Ihnen in Ihrer Umgebung ein Arzt, eine Kneipe oder ein Gemüseladen fehlen, ob Ihnen der Verkehr zuviel oder die Straßen zu wenig sind, ob Sie per Bus, Bahn oder Fahrrad zur Arbeit und zum Einkaufen gelangen können? Oder auch, ob Sie einen Ort suchen, an dem Sie sich abends mit Freunden treffen können, ob Ihnen der Bürgermeister zusagt und die FR gefällt, oder ob sie Sie ärgern?

Sagen Sie es uns. Nur was wir wissen, können wir vielleicht ändern.

An folgenden Orten wird das Auto mit dem grün-schwarzen FR-Logo in den nächsten Tagen vorfahren:

Am Mittwoch, 29. Juli, im Kronberger Receptur-Hof zum Gespräch mit Jugendlichen (19.30 Uhr), am Donnerstag, 30. Juli, um 19 Uhr beim Gauklertreck in Altweilnau, am Samstag, 1. August, um 14 Uhr beim "Bad Homburger Mehrkampf" im Jubiläumspark, am Mittwoch, 5. August, in der Mittagspause im Foyer der NUR-Verwaltung in Oberursel und am Samstag, 8. August, beim Open-air-Konzert auf der Königsteiner Burg.

Damit Sie nicht gemeinsam mit uns im Regen stehen, sind Änderungen bei schlechtem Wetter möglich. Und weil wir ein paar Überraschungen vorhaben, kommt noch eine Reihe weiterer Termine dazu. Zum Beispiel in Friedrichsdorf, Neu-Anspach und Usingen. Versprochen!

P.S. Wenn Sie nicht zum FR-mobil kommen wollen, oder Ihnen erst nachher etwas Wichtiges einfällt, Sie können die LOKAL-RUNDSCHAU natürlich wie bisher jederzeit anrufen: die Redaktion in Bad Homburg unter Tel. 0 61 72 / 2 51 92 und die Redaktion in Oberursel unter Tel. 0 61 71 / 5 10 12.

Eintracht trifft wieder Binz gefiel / Reichelsheim - Eintr. Frankfurt 0:18 (0:5)

"So langsam spielen wir uns ein", freute sich Trainer Dragoslav Stepanovic nach dem 18:0 (5:0)-Sieg seiner Mannschaft beim A-Klassenverein KSV Reichelsheim. "Manfred Binz ist aus dem Urlaub zurück, die meisten Verletzungen sind überwunden und solche Spiele sind ja dazu da, die Spielfreude zu fördern. Ich glaube, heute haben alle Freude gehabt."

Es war munter, locker, leicht gespielt, in trefflichen Kombinationen, und die 18 Tore hätten leicht noch verdoppelt werden können. Uwe Bein dirigierte nur eine Halbzeit, aber auch ohne ihn ging das muntere Toreschießen weiter. Gründel und Binz, die 90 Minuten lang dabei waren, waren die überragenden Akteure, Andersen, Edgar Schmidt und der nur 23 Minuten eingesetzte Yeboah die sichersten Schützen.

Der Norweger Eggen, der im ganzen Spiel noch einmal gestest wurde, wird wohl keinen Vertrag bei der Eintracht bekommen. Von den Stammspielern fehlte nur noch Falkenmayer, der eine Pause brauchte, und Bindewald sowie Neuzugang Uwe Rahn. boe

Eintracht: Ernst - Binz - Roth (46. Kienz), Eggen - Klein, Gründel, Bein (46. Studer), Weber, Wolf (62. Schlösser) - Andersen (67. Yeboah), Kruse (46. Schmitt)

Tore: 0:1 Andersen (14.), 0:2 Kruse (24.), 0:3 Gründel (26.), 0:4 Kruse (32.), 0:5 Andersen (44.), 0:6 Andersen (46.), 0:7 Klein (50.), 0:8 (51.), 0:9 (53.) beide Schmitt, 0:10. Gründel (57.), 0:11 Andersen (59:). 0:12 Binz (61.), 0:13 Yeboah (71.), 0:14 Schmidt (73.), 0:15 Yeboah (76.), 0:16 Gründel (79.), 0:17 Schmidt (85.), 0:18 Klein (87.)

Zuschauer: 2000.

Bundesliga als letzter Test für Barcelona Ersatzmann radelte sich vor Steffen Blochwitz gewinnt Großen Straßenpreis von Mannheim

War das nun die Rache des Steffen Blochwitz? Der 23jährige Cottbusser, 1989 Weltmeister im Bahnvierer und Dritter der Verfolgs-WM, 1990 dann nach einem lebensgefährlichen Sturz in den Niederlanden schon fast im Rollstuhl, gewann am Sonntag das wohl schwerste der elf Bundesligarennen, den Großen Straßenpreis von Mannheim über 178 Kilometer vor dem Nürnberger Gerd Audehm, der zwei Tage vorher die Rheinland-Pfalz- Rundfahrt als Sieger beendete und dem jungen Stuttgarter Talent Dirk Baldinger, der genau wie sein Begleiter Jens Voigt (TSC Berlin) durch ein Begleitmotorrad gestürzt war und dadurch zwei Minuten verlor.

Blochwitz war zwei Wochen vorher nach dem Höhentraining des Straßenvierers zum Ersatzmann des Olympiakaders erklärt worden. Genau wie vor einem Jahr, als er vergeblich versuchte, in der Bahn-Nationalmannschaft Eingang zu finden. Da hatte der frühere DDR-Spitzenfahrer Schwierigkeiten, sich den neuen Verhältnissen anzupassen. Jetzt meinte der Bundestrainer der Straßenfahrer, Peter Weibel, zur Nichtnominierung von Blochwitz: "Wir haben etliche Tests gemacht, Uwe Pechel und Michael Rich waren sowieso sichere Kandidaten für den Vierer, Christian Mayer und der erfahrene Bernd Dittert waren bei diesen Tests besser als Blochwitz."

Für die Barcelonaer Fahrer war das Rennen der letzte Test. Doch die Viererkandidaten ließen das Rennen aus, Andreas Lebsanft wurde einer Verletzung wegen geschont, Steffen Wesemann gab auf, und nur Erik Zabel bot als Elfter des Rennens eine ansprechende Leistung.

Das Rennen ging 35 Kilometer hinüber zum Odenwald, dort wurden neun Runden zu zwölf Kilometern mit zwei giftigen Steigungen gedreht, ehe die 35 Kilometer zurück nach Mannheim in Angriff genommen wurden. Bald bildete sich eine zehnköpfige Spitzengruppe, die erst in der letzten Runde in zwei Teile zerfiel. Vorne Blochwitz, Audehm, Baldinger und Vogt, sechs Minuten dahinter eine Fünfergruppe mit Jörn Reuß von der RSG Frankfurt, der diesen Spurt gewann, Uwe Winter (Stuttgart), Uwe Preißler (Dortmund), Patrick Moster (Pfalz) und Michael Schlickau (Köln).

Die RSG Frankfurt stellte mit Lutz Lehmann auch den Spurtsieger des ersten Feldes, das elf Minuten zurücklag, brachte alle sechs Mann ins Ziel (21. Wartenberg, 23. Zemke, 33. Lungershausen, 63. Ulzen), aber diese Mannschaftsleistung brachte weniger ein als die Funktionäre der RSG Frankfurt erhofften.

Die RSG Nürnberg, Olympia Dortmund, der SC Cottbuss, TSC Berlin und die LG Stuttgart standen im Tagesklassement besser da, und die diesmal weit schlechteren Rivalen aus Frankfurt an der Oder und vom HRC Hannover wurden noch Neunter und Zehnter im Tagesklassement hinter der RSG Wiesbaden, die Frank Egner (17.) und Bergmeister Jürgen Rodenbeck (28.) im ersten, sowie Axel Rust (48.) im zweiten Feld ins Ziel brachte. boe

Jawort 700fach

GUADALAJARA, 20. Juli (AP). Auf einer Massenhochzeit in der mexikanischen Stadt Guadalajara haben 700 Brautpaare den Bund fürs Leben geschlossen, wie die Nachrichtenagentur Notimex am Sonntag meldete. Nach Angaben der Behörden sollte mit der Veranstaltung Paaren Mut gemacht werden, ihren Beziehungen auch formalen Charakter zu verleihen.

HALLE, 20. Juli (AP). Die Bundesländer Saarland, Bremen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Berlin sind für eine Abschaffung der Kraftfahrzeugsteuer und plädieren statt dessen für eine Anhebung der Mineralölsteuer um 20 bis 25 Prozent. Das ergab eine Umfrage des in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Express (Montagsausgabe). Sie fol- gen damit einem Vorschlag des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Erwin Teufel (CDU), der eine entsprechende Bundesinitiative angeregt hatte.

Der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) nannte die Umlegung der Kfz- auf die Mineralölsteuer einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer gerechteren und ökologisch sinnvolleren Besteuerung der Autofahrer. Für Berufspendler, Behinderte und Halter landwirtschaftlicher Fahrzeuge müsse aber ein sozialer Ausgleich erfolgen.

Eine solche Sonderregelung befürwortet auch der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Rudolf Scharping (SPD). Er bezeichnete Teufels Plan als "ein diskussionswürdiges Denkmodell".

Der Berliner Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) hob vor allem den Umweltschutzaspekt des Vorschlages hervor. Seiner Ansicht nach sollten allerdings Sonderregelungen für sogenannte Vielfahrer der mittelständischen Wirtschaft gefunden werden, "weil es hierbei ja auch um dringend benötigte Arbeitsplätze geht".

Der Ministerpräsident von Hessen, Hans Eichel (SPD), nannte den Vorstoß prinzipiell unterstützenswert. "Bei der Erhöhung der Mineralölsteuer muß auch ein fester Länderanteil festgeschrieben werden, der in die Förderung des öffentlichen Personennah- und Regionalverkehrs fließen muß." Dieser Meinung ist auch Bremens Finanzsenator Volker Krönig (SPD), der den Teufel-Plan als "einen interessanten Vorschlag" bezeichnete.

Wolkenkratzer für Schanghai

HONGKONG, 20. Juli (AP). In Schanghai soll der höchste Wolkenkratzer Chinas entstehen. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Montag berichtete, soll das 88 Stockwerke hohe Gebäude 220 000 Quadratmeter Nutzfläche für Gewerbe und Wohnungen haben. Es soll innerhalb von drei Jahren mit einem Aufwand von einer Milliarde Yuan (knapp 300 Millionen Mark) im neuen Stadtteil Pudong entstehen.

Um ausländische Investitionen anzulocken, hat die chinesische Regierung diesem neu erschlossenen Gebiet Sonderrechte eingeräumt. Dem Bericht zufolge hat Schanghais bisher höchstes Gebäude 50 Stockwerke. Chinas höchster Wolkenkratzer ist das GITIC Plaza Hotel in Kanton mit 63 Stockwerken. Der höchste asiatische Wolkenkratzer steht in Hongkong: Der 78 Stockwerke und 374 Meter hohe Plaza Central Tower hat auf seiner Spitze einen 68 Meter hohen Mast.

Falsche Bombe war ein Krimi

SAARBRÜCKEN, 20. Juli (AP). Schwarzen Humor bewies ein Bankräuber, der in Saarbrücken mit einer Bombenattrappe 35 000 Mark erbeutete. Nach Angaben der Kriminalpolizei betrat der unmaskierte Mann am Montag kurz nach der Öffnung eine Bankfiliale und schob dem Kassierer einen Zettel mit der Aufschrift zu: "Dies ist ein Überfall - ich habe eine Bombe in der Tasche - Geld her".

Der etwa 35 bis 40 Jahre alte Täter stopfte sich daraufhin die Scheine, die ihm der Angestellte übergab, in die Jakkentasche und flüchtete zu Fuß. In der Bank hinterließ er ein kleines Paket mit einigen Drähten. Sprengstoffexperten des Landeskriminalamtes öffneten das Päckchen. Als Inhalt fanden sie lediglich ein Taschenbuch. Beziehungsreicher Titel des Thrillers: "Unter Anwendung von Gewalt".Rönsch will Familienhotels

BONN, 20. Juli (AP). Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch (CDU) hat das Gast- und Hotelgewerbe in der Bundesrepublik zu mehr "Familienfreundlichkeit" aufgefordert. Es solle beachten, daß insbesondere kleinen Kindern das Warten auf die Speisen lang werde. Deshalb seien Spielmöglichkeiten einzurichten, riet die Ministerin am Montag in Bonn. Sie ließ eine Liste mit Vorschlägen erstellen, die Hotels- und Gaststätten anfordern können.

"Familien sind für den Fremdenverkehr eine interessante Kundengruppe", heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. 73 Prozent der Familien reisten. Für den Fremdenverkehr lohne es sich daher, Rücksicht auf die Bedürfnisse von Familien zu nehmen. Dazu gehörten "preiswerte Mehrpersonenmenüs mit Familienschüsseln, aus denen sich die ganze Familie bedienen kann". Familienfreundliche Gaststätten erkenne man auch daran, daß es preiswerte nichtalkoholische Getränke in großen Flaschen gebe.

Nur Bademoden heiß begehrt Ansonsten Einbußen in der Bekleidungsbranche / Stellenabbau

DÜSSELDORF (AP/dpa). Der Traumsommer in Deutschland hat dem Textileinzelhandel seine bisher beste Bademodensaison mit einem Umsatzplus von schätzungsweise 20 Prozent beschert. Doch ansonsten erlebte das hiesige Geschäft mit der Bekleidung spürbare Einbußen. Die höhere Steuer- und Abgabenbelastung sowie konjunkturelle Unsicherheiten hätten die Lust auf Mode stärker als erwartet gebremst, berichten Branchensprecher anläßlich der ersten Ordermesse für Frühjahr und Sommer 1993, den Düsseldorfer Collections Premieren (2. bis 4. August).

Bei den Unternehmen der Damenoberbekleidungsindustrie sei der Umsatz im ersten Quartal im Vorjahresvergleich um 3,3 Prozent auf 4,4 Milliarden Mark gesunken, so der Geschäftsführer des zuständigen Verbandes, Roman Schubert. Gleichzeitig seien die Belegschaften um sieben Prozent auf 73 627 Arbeitnehmer abgebaut worden. Die Zahl der Betriebsstätten ging Schubert zufolge sogar um acht Prozent auf 962 zurück und fiel damit erstmals unter die "magische" Marke von 1000. Besonders der starke Anstieg der Löhne habe zu einer weiteren Produktionsverlagerung ins Ausland geführt.

Der Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie meldet für die ersten vier Monate sogar ein Minus von acht Prozent auf 2,9 Milliarden. Auch hier ging der Stellenabbau weiter. Nach Angaben von Verbandsgeschäftsführer Hans-Joachim Jorke sank die Zahl der Beschäftigten um fünf Prozent auf 45 686. Die Branche hoffe jedoch auf eine leichte Nachfragebelebung im zweiten Halbjahr.

Dagegen konnten ausländische Hersteller hierzulande weiter zulegen. Die Importe von Damenoberbekleidung stiegen laut Schubert im ersten Quartal um sechs Prozent auf 3,5 Milliarden Mark. Die höchsten Steigerungsraten hätten dabei Hersteller in Dänemark, der Schweiz und den USA verzeichnet.

Die Kunden profitieren von dem harten Wettbewerb. Im kommenden Jahr werden sie nach Einschätzung des Bundesverbandes des Deutschen Textileinzelhandels für Mode kaum tiefer in die Tasche greifen müssen als 1992. Geschäftsführer Joro Hertwig erwartet bei Damenoberbekleidung lediglich Preissteigerungen von einem bis zwei Prozent. Darin sei die Erhöhung der Mehrwertsteuer zum Jahreswechsel schon enthalten. Denn erfahrungsgemäß gelinge es dem Einzelhandel nicht, den stärkeren Zugriff des Fiskus sofort voll auf die Kunden abzuwälzen. Für das laufende Jahr erwartet der Textileinzelhandel bei der Damenoberbekleidung ein Umsatzplus von einem bis zwei Prozent. 1991 war ein Zuwachs von vier Prozent auf 36,7 Milliarden Mark herausgesprungen.

Zyprer gedachten der Invasion

NIKOSIA, 21. Juli (AP). Während die Zyperngespräche bei den Vereinten Nationen (UN) in New York weitergehen, haben Hunderttausende griechischer Zyprer der türkischen Invasion vor 18 Jahren gedacht, die die Teilung der Mittelmeerinsel besiegelte. Bei einer Messe gedachte Erzbischof Chrysostomos der über 4000 Toten und 1600 Vermißten, die der türkische Einmarsch 1974 gekostet hat, und betete für die Wiedervereinigung Zyperns.

Der griechische Ministerpräsident Konstantinos Mitsotakis hat in einer Erklärung den Führer der Zypern-Türken, Rauf Denktasch, für die bisherige Erfolglosigkeit der von den UN vermittelten Gespräche verantwortlich gemacht. Denktasch weigere sich, auch nur eine der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates zu erfüllen, sagte der Premier. Diese verlangen den Abzug der 35 000 türkischen Soldaten aus Nordzypern, die Rückkehr von rund 45 000 dort widerrechtlich angesiedelten Festlandstürken in die Türkei und die Heimkehr der 200 000 vertriebenen Griechen in ihre Heimatorte im türkisch besetzten Teil Zyperns.

Kurz gemeldet: Weizsäcker in Irland

DUBLIN, 20. Juli (AP). Bundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU) ist am Montag zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Irland eingetroffen. Er wurde auf dem Dubliner Flughafen von Staatspräsidentin Mary Robinson und Premierminister Albert Reynolds begrüßt.

Mehr Seezungen im Netz

HANNOVER, 20. Juli (AP). Die Europäische Gemeinschaft (EG) hat den seit Tagen in Norddeich demonstrierenden Küstenfischern eine höhere Fangmenge für Seezungen bewilligt. Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Karl- Heinz Funke sagte am Montag, die EG habe ein kurzfristig verhängtes Fangverbot wieder aufgehoben. Die für die deutschen Fischer vor kurzem von 1800 auf 1665 Jahrestonnen verringerte Menge sei wieder um 170 Tonnen aufgestockt worden.

Funke schloß nicht aus, daß die Fischer ihre Proteste trotz der Brüsseler Zugeständnisse fortsetzen werden. Die jetzt bewilligte Aufstockung reiche nur für wenigen Wochen aus. Um die Existenz der Fischer langfristig zu sichern, müsse ihnen der Fang von mindestens 2200 Tonnen Seezunge pro Jahr erlaubt werden.

Olympia-Urteil Trotz Klage kein Ticket nach Barcelona

Auch mit Hilfe der Justiz ist es dem Speerwerfer Peter Blank und dem Kanusportler Detlef Hofmann nicht gelungen, sich noch eine Fahrkarte zu den Olympischen Spiele in Barcelona zu sichern. Wie aus am Montag veröffentlichten Beschlüssen des Frankfurter Oberlandesgerichts hervorgeht, gibt es an der Entscheidung des Nationalen Olympische Komitees (NOK), die beiden Sportler nicht zu nominieren, rechtlich nichts zu beanstanden.

Was die Beurteilung der Leistungsstabilität sowie des Abschneidens im Direktvergleich mit den Mitbewerbern betrifft, besitzt das NOK nach Auffassung des Gerichts einen Ermessensspielraum, der in den vorliegenden Fällen nicht verletzt worden sei.

Gegen Hofmann war Mitte Juni dieses Jahres wegen Verstoßes gegen Dopingbestimmungen vom deutschen Kanuverband zunächst zwar eine zweijährige Wettkampfsperre verhängt worden, die jedoch aufgrund einer Einstweiligen Verfügung des Duisburger Landgerichts wieder aufgehoben werden mußte. Daß sich das Nationale Olympische Komitee sich bei seiner Nichtnominierung jetzt doch auf das damalige Dopingverfahren bezogen hat, stellt dem Frankfurter Gerichtsbeschluß zufolge gleichwohl "keine offenbare Unbilligkeit" dar.

Gleiches gelte für Blank, dessen Leistung möglicherweise kaum schlechter sei als die des gemeldeten Teilnehmers, der als einziger von drei möglichen Deutschland nun im Speerwerfen vertreten soll. Das Gericht weist darauf hin, nähere Umständen hätten in beiden Fällen nicht mehr geklärt werden können, da die Nominierungsfrist ablaufe. AP

Zurück bei den Ex-Untertanen

ANKARA, 20. Juli (AP). Fast sieben Jahrzehnte nach seiner Exilierung hat der letzte Abkömmling der osmanischen Herrscherfamilie die Staatsbürgerschaft der Türkischen Republik erhalten. Das berichtete die Istanbuler Zeitung Hürriyet am Montag.

Der kränkelnde Greis sagte der Zeitung: "Ich habe fast mein ganzes Augenlicht verloren, meine Lungen sind krank und müssen drei Monate jährlich im Krankenhaus behandelt werden, und zu allem Überfluß ist mir kürzlich noch eine junge Frau mit ihrem Auto über den Fuß gefahren. Aber die türkische Staatsbürgerschaft läßt mich alles vergessen."

Die Monarchie war 1922 von der türkischen Nationalbewegung unter Mustafa Kemal Pascha abgeschafft worden. Zwei Jahre später mußten alle Mitglieder des Hauses Osman die Türkei verlassen.

Auch Somalia will UN-Hilfe

GENF, 21. Juli (AP). Die Vereinten Nationen sollen in Somalia "dieselben Dinge verrichten wie in Jugoslawien". Dies forderte Ministerpräsident Omar Arteh Ghalib in einem Appell an die UN: 10 000 Blauhelme sollen Hilfsgüter verteilen. Ghalib berief sich in seinem dramatischen Aufruf auf Schätzungen von privaten Hilfsorganisationen, daß innerhalb der nächsten sechs Monate ein Drittel der Bevölkerung - 1,5 bis zwei Millionen Menschen - verhungern könnte.

"Wir fordern eine Friedenstruppe, damit sie bei uns die gleichen Dinge verrichtet wie in Jugoslawien", sagte Ghalib auf einer Pressekonferenz in Genf. Während der Weltsicherheitsrat die Entsendung von 15 600 Blauhelmen nach Jugoslawien gebilligt hat, schickte er lediglich 50 Beobachter nach Mogadischu.

. . . und außerdem Auto der Zukunft fährt mit Strom

Einen Autoingenieur drückt ein Alptraum: Auf den Einfallstraßen in die großen Städte haben die Behörden wegen Luftverpestung überall Fahrzeugsperren aufgebaut. Aber dann erlöst ihn ein Wunschtraum: Mit einem kleinen Schalter knipst er den Benzinmotor seines Autos aus und schnurrt mit amtlichem Segen elektrisch an der Kolonne der Gestoppten vorbei.

Beide Träume könnten nach Einschätzung des Automobilkonzerns Ford in Ballungszentren schon in acht bis zehn Jahren Wirklichkeit sein. Damit die Deutschen auch nach der Jahrtausendwende noch Freude an ihrem liebsten Spielzeug haben, entstand bei der deutschen Tochter in Köln wie bei anderen Herstellern die Idee eines Hybridautos, das auf Landstraßen mit Benzin, in den Städten aber mit elektrischem Strom betrieben wird.

Eine solche Kombination hat allerdings ihre Tücken, denn ein herkömmlicher Viertakt-Motor füllt samt seiner Nebenaggregate schon allein den Platz unter der Haube eines kleinen Stadtfahrzeugs aus und läßt für andere Antriebe und Batterien nichts übrig. Ford fand eine spezielle Lösung, Raum zu schaffen, und die heißt Zweitakt. Ein neukonstruierter Motor dieses Systems, nicht größer als ein Aktenkoffer und leichter als vergleichbare Vorgänger, läuft bereits - in Versuchswagen vom Typ "Fiesta" in England bei Polizei und Privaten.

Der Unterschied zwischen Zwei- und Viertakter ist wie in der Tanzmusik: Was der Viertakter nur in vier komplizierten Schrittfiguren schafft, erledigt der Zweitakter in zwei einfachen Marschtritten. Daß alle Benziner - außer den Oldtimern von DKW und Goliath und natürlich dem Trabbi - vom aufwendigeren Viertakter bewegt werden, hat gute Gründe. Denn der Marschierer verbrauchte bisher zuviel Benzin-Öl-Gemisch, verbreitete blaue Wolken öligen Gestanks und gab oft vorzeitig den Geist auf.

Diese Nachteile glauben die Ford-Leute in Zusammenarbeit mit dem australischen Lizenzgeber Orbital Engineering Company endlich in den Griff bekommen zu haben. Dem von ihnen entwickelten Winzling brachten sie so gute Manieren bei, daß er nun auf leisen Pfoten daherschleicht. Ihr Zweitakter zaubert aus drei in Reihe stehenden Zylindern mit 1,2 Liter Hubraum bei 5800 Umdrehungen 80 Pferdestärken (60 kW) und verbraucht zehn bis 15 Prozent weniger Kraftstoff als ein vergleichbarer Viertakter.

Außerdem ist er um 38 Prozent kleiner und spart mit 30 Kilogramm ein Drittel Gewicht ein, weil er auf den vierten Zylinder verzichtet und aufwendige Ventiltechnik, Ölwanne und allerlei Zusatzaggregate nicht braucht. Und Wartung brauche er auch nicht, sagen seine Konstrukteure.

Im "Fiesta" bewegt sich der Kraftstoffverbrauch zwischen 5,9 und 6,1 Litern im gemischten Betrieb. Bei konstantem Tempo 90 laufen 4,8 Liter Superbenzin durch die vollelektronisch gesteuerte Einspritzung. Der Ölvorrat von fünf Litern reicht für 20 000 Kilometer. Die gemischte Benzin/Öl-Brühe, wie sie Mopeds, manche Motorräder und vor allem der Trabbi schlucken müssen, braucht das neue Ford-Aggregat nicht. Das wird getrennt betankt, und die luftunterstützte Direkteinspritzung mit einem Druck von etwa sechs bar sorgt für eine Verwirbelung des Kraftstoffs in unvorstellbar kleine Tröpfchen von zehn Mikrometern Durchmesser. (Zum Vergleich: Die eingespritzten Kraftstofftröpfchen beim Dieselkraftstoff messen zwischen 30 und 65 Mikrometer.)

Gleichzeitig kann bei Fords Zweitakter das Verhältnis von Benzin und Öl im Treibstoff zwischen 1:100 und 1:450 variiert werden. Dies verhindert, daß bis zu 40 Prozent des Gemisches nutzlos durch den Auspuff verschwinden und wachsende Rückstände an den Auslaßschlitzen hinterlassen, was den Motor beschädigen kann. Schließlich werden 30 Prozent des zum Schmieren eingespritzten Öls vom Boden des Kurbelgehäuses zurückgewonnen und dem Ölkreislauf wieder zugeführt.

Wie sie das Lebensdauer-Problem in den Griff bekommen haben, hüten die Fordingenieure als Geheimnis. Fragen neugieriger Journalisten förderten nur Hinweise auf neuartige Stoffe zutage. So war zu erfahren, daß die Zylinderbohrungen im Aluminium-Zylinderblock mit Nikasil beschichtet seien. Was aber darunter genau zu verstehen ist, blieb im dunkeln. DIETER LECHNER (dpa)

"Gorbatschow plante Ausnahmezustand"

MOSKAU, 20. Juli (AFP/dpa). In seiner Funktion als sowjetischer Staatspräsident soll Michail Gorbatschow im April vergangenen Jahres selbst den Befehl gegeben haben, alles für die mögliche Ausrufung eines Ausnahmezustandes über die UdSSR vorzubereiten.

"Auf einigen Sitzungen, besonders im April vergangenen Jahres, gab Gorbatschow den zuständigen Vertretern der Staatsorgane den Befehl, Dokumente verschiedener Art für die Ausrufung des Ausnahmezustandes vorzubereiten", sagte der Putschistenführer Gennadi Janajew, der bis August vergangenen Jahres sowjetischer Vizepräsident war, in einem am Sonntag abend ausgestrahlten Interview des russischen Fernsehens. Er ist derzeit in einem Moskauer Gefängnis inhaftiert. Orthodoxe Kommunisten unter Führung Janajews hatten im August selbst den Ausnahmezustand erklärt und Gorbatschow für abgesetzt erklärt. Nach dem Scheitern des Staatsstreichs wurde gegen 14 Putschisten Anklage wegen Verschwörung erhoben.

Nach Angaben von Janajew hat das von den Putschisten gebildete Komitee für den Ausnahmezustand bei der Verbreitung von Dokumenten in der Nacht vom 18. auf den 19. August 1991 auf Entwürfe zurückgegriffen, die zuvor auf Gorbatschows Weisung hin vorbereitet worden seien. "Ich erfuhr am 18. August im Kreml, daß eine Gruppe unserer Genossen zu Gorbatschow geflogen war, und zwar nicht, um ihn zu isolieren", sagte Janajew, "sie flogen mit der ehrlichen Überzeugung: Gorbatschow wird unsere Argumente verstehen und sich mit jenen Methoden einverstanden erklären, die in seinem Auftrag ausgearbeitet wurden." Janajew erklärte: "Da man aber wußte, daß Gorbatschow unentschlossen ist, daß er diese Entscheidung nicht sofort treffen wird, wurde damals diese vielleicht nicht korrekte Handlung unternommen, für einige Tage alle Verbindungen Gorbatschows (mit der Außenwelt) abzuschalten."

Janajew betonte in dem Fernsehinterview, daß er weder das Vaterland verraten, noch durch eine Verschwörung die Macht habe an sich reißen wollen. "Ich habe diese Art des Handelns gewählt, um das Land mit den möglichst mildesten Mitteln zu retten", sagte er. Während des Putsches sei niemals geplant gewesen, das russische Parlamentsgebäude in Moskau zu stürmen. Dies habe auch der russische Präsident Boris Jelzin gewußt, der mit Janajew am 20. August telefoniert habe.

Flamengo ist Meister 60 Verletzte im Maracana-Stadion

Mehr als 60 Verletzte gab es am Sonntag beim Endspiel um die brasilianische Fußballmeisterschaft, als in dem mit 145 000 Zuschauern besetzten Maracana-Stadion von Rio de Janeiro, dem größten Stadion der Welt, kurz vor Beginn ein Absperrgitter der Tribüne unter dem Druck der Fans abbrach.

An die 20 Menschen stürzten mit dem brechenden Gitter mehrere Meter in die Tiefe auf die darunter stehenden Zuschauer. Viele wurden durch die abstürzenden Eisenteile so stark verletzt, daß sie in Krankenhäusern behandelt werden mußten. Mehrere erlitten Knochenbrüche. Es war der erste Zwischenfall dieser Art in der 48jährigen Geschichte des Maracana-Stadions.

Brasilianischer Meister wurde der Rio- Club Flamengo durch ein 2:2 (1:0) gegen den Ortsrialen Botafogo. Flamengo errang nach 1980, 1982 und 1983 damit zum viertenmal den Titel und wurde damit Rekordmeister. Der Erfolg Flamengos war vorprogrammiert, denn aufgrund der Vorergebnisse hätte Botafogo das Endspiel mit einem Vorsprung von drei Toren gewinnen müssen, um Flamengo die Meisterschaft streitig machen zu können. Die Tore für Flamengo erzielten Junior und Julio Cesar. Die Tore fuer Botafogo schossen Pichetti und Valdeir (Elfmeter).

"Bonn mit Flüchtlingen allein gelassen"

KÖLN/MÜNCHEN, 20. Juli (dpa). Der bayerische Innenminister Edmund Stoiber (CSU) hat den Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) vorgeworfen, Deutschland bei der Bewältigung der Probleme der Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina alleine zu lassen. Die Bundesrepublik habe bei den Verhandlungen vor einer außerordentlich hartherzigen und nicht zu verstehenden Situation gestanden, sagte Stoiber am Montag im Deutschlandfunk. Es entspreche kaum dem Gedanken der geplanten Europäischen Union, wenn außer Deutschland nur Österreich und Italien Flüchtlinge aus Bosnien aufnehmen wollten. "Stocksauer und empört" zeigte sich Stoiber in der Münchner "Abendzeitung" über England und Frankreich, die keine Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina aufnehmen wollen.

In Lettland gilt nur der lettische Rubel

RIGA, 20. Juli (dpa). Seit Montag gilt in Lettland nur noch der lettische Rubel. Bankguthaben und Bargeld von Bürgern, Unternehmen und Institutionen wurden in den vergangenen Tagen zum Kurs von 1:1 des russischen zum lettischen Rubel kostenlos umgestellt beziehungsweise umgetauscht. Der russische Rubel gilt nun als ausländische Währung, für den Umtausch wird eine Gebühr erhoben. Damit ist Lettland als zweite baltische Republik nach Estland aus dem Geltungsbereich des russischen Rubels ausgeschieden. Der lettische Rubel ist eine Übergangswährung, um die Geldmenge in der Baltenrepublik besser kontrollieren zu können. Wann die endgültig neue Währung - der Lat - eingeführt wird, steht noch nicht fest.

Kinkel warnt vor zu großer Hoffnung BADEN-BADEN (dpa). Für Bundesaußenminister Kinkel (FDP) kann die Europäische Gemeinschaft im jugoslawischen Bürgerkrieg nur beschränkt etwas ausrichten. Die Erwartungshaltung, die die Welt habe, könne von der EG allein nicht erfüllt werden, sagte Kinkel am Montag im Südwestfunk. "Die EG hat getan, was sie kann. Wir haben nicht mehr sehr viele weitere Pfeiler im Köcher sitzen, das muß man deutlich und klar sehen."

Der Einsatz von Militär sei das allerletzte Mittel, um eine Lösung des Konflikts herbeizuführen. Falls es zu einem militärischen Einsatz käme, müßte der unter Schirmherrschaft der Vereinten Nationen stehen. Der UN-Sicherheitsrat als Inhaber des Gewaltmonopols müßte dann weitere Sanktionen beschließen, unterstrich Kinkel.

"Mahner wider das Vergessen" Kanzler Kohl kommt zur Trauerfeier für Heinz Galinski

BERLIN, 20. Juli (Reuter/dpa/AFP/AP/ KNA). Politiker aller Parteien sowie führende Vertreter aus Kirchen und Gesellschaft haben am Montag tiefe Trauer und Betroffenheit über den Tod des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, geäußert. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) werde an der Trauerfeier am Freitag in Berlin teilnehmen, sagte ein Sprecher der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Galinski war am Sonntag an den Folgen einer Herzoperation gestorben.

Bundespräsident Richard von Weizsäkker schrieb in einem Beileidstelegramm, klarsichtig habe Galinski seine Stimme für Toleranz und Humanität erhoben. Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) würdigte den Berliner Ehrenbürger als einen "entschiedenen und unbequemen Kämpfer wider das Vergessen". Jahrzehntelang habe sich Galinski für Versöhnung und die Erinnerung an die Nazigreuel eingesetzt. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth würdigte Galinski als einen Mann, der sich nach der Nazidiktatur entschieden für einen demokratischen Neuanfang eingesetzt habe. Solidarität mit Israel habe er nachdrücklich eingefordert. Der Ministerpräsident von Brandenburg, Manfred Stolpe (SPD), sagte, das deutsche Volk trauere um einen wichtigen Mahner. Der PDS-Vorsitzende Gregor Gysi sagte, künftig werde eine "unüberhörbare und mutige Stimme gegen deutschen Größenwahn, gegen Rassismus, wachsende Ausländerfeindlichkeit, militanten Rechtsradikalismus und den stärker werdenden Antisemitismus fehlen".

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Klaus Engelhardt, erklärte, die Kirche sei Galinski dankbar, daß er sich für das Zusammenleben von Juden und Christen eingesetzt habe. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann, sagte, die Katholiken wüßten sich dem Auftrag verpflichtet, allen Tendenzen zu begegnen, die an den "Ungeist des Nationalsozialismus und aller totalitären Systeme" erinnerten. Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats der Sinti und Roma, meinte, mit Galinski sei eine der bedeutendsten moralischen Persönlichkeiten der Welt gestorben. (Nachruf auf Seite 3)

Besucheraustausch auf Korea

SEOUL, 20. Juli (dpa). An dem Besucheraustausch auf der geteilten koreanischen Halbinsel sollen 241 Süd- und 241 Nordkoreaner vom 25. bis 28. August teilnehmen dürfen. Darauf einigten sich am Montag die Rote-Kreuz-Vertreter beider Länder. Aus Anlaß der Befreiung von Japans Herrschaft sollen getrennt lebende Familien zusammengeführt und Künstlergruppen im anderen Landesteil auftreten dürfen. Seit der Teilung Koreas vor 47 Jahren in den kommunistischen Norden und kapitalistischen Süden gab es erst einen Besucheraustausch.Bodenschwellen waren zu hoch

KÖLN, 20. Juli (dpa). Bodenschwellen, mit denen Autofahrer vor allem in Wohngebieten zu langsamerem Tempo gezwungen werden sollen, dürfen nach einem Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Köln höchstens zehn Zentimeter hoch sein. Außerdem muß die zuständige Gemeinde mit eindeutigen Warnschildern auf das Hindernis hinweisen, heißt es in einer Entscheidung des 7. OLG-Zivilsenats, die am Montag von den Verkehrsrechts-Anwälten im Deutschen Anwalt- Verein (DAV) veröffentlicht wurde (Az.: 7 U 192/91).

In dem Fall sprachen die Kölner Richter einem Busunternehmer in dessen Rechtsstreit gegen eine Gemeinde 75 Prozent Ersatz seines Schadens zu. Zweimal hatten Busse des Klägers auf den um bis zu vier Zentimeter überhöhten Schwellen aufgesetzt. Außerdem meinte der Senat, in einer Tempo-30-Zone reiche es nicht aus, vor Hindernissen nur das Schild "unebene Fahrbahn" aufzustellen: Dann müßten die Schwellen so gestaltet sein, daß ein Überfahren bei 30 Stundenkilometern gefahrlos möglich sei.

Steuerregel für Betriebsfeiern

MÜNCHEN, 20. Juli (dpa). Bei Betriebsveranstaltungen ist für den Arbeitgeber ein einheitlicher Höchstbetrag von 150 Mark je Arbeitnehmer steuerfrei. Das hat der Bundesfinanzhof jetzt entschieden (Az: VI R 85/90). Wird diese Grenze überschritten, so ist der Gesamtbetrag in vollem Umfang als steuerpflichtiger Arbeitslohn anzusehen.

In die Berechnung der 150 Mark müssen die Kosten für den äußeren Rahmen der Veranstaltung wie Saalmiete oder Ausgaben für eine Musikkapelle einbezogen werden. Bei Arbeitnehmern, die Angehörige und Gäste mitbringen, müssen die auf diese Personen anfallenden Kosten mitangesetzt werden. Begünstigt sind laut Urteil des Bundesfinanzhofes vom Montag allerdings nur eintägige Betriebsveranstaltungen, wenn sie nicht öfters als zweimal im Jahr vorkommen.

CSU denkt an Urlaubskürzung

ANSBACH, 20. Juli (dpa). In der CSU gibt es Überlegungen, die Freizeit von Arbeitnehmern zu reduzieren. Angesichts der "notwendigen Stärkung der Wirtschaftskraft Deutschlands" dürften die Freizeitansprüche vieler Deutscher nicht als "heilige Kuh" betrachtet werden, sagte Carl-Dieter Spranger, Vorsitzender des mittelfränkischen CSU-Bezirks und Entwicklungshilfeminister in Bonn, am Montag nach einer Sitzung seiner Partei in Ansbach.

Die CSU müsse den Mut haben, auch unpopuläre Überlegungen anzustellen, meinte Spranger. Über weniger Urlaub beziehungsweise weniger Feiertage müsse man diskutieren.

In Deutschland betrage die durchschnittliche Jahresarbeitszeit etwa 1600 Stunden, während in den USA 1900 und in Japan sogar 2100 Stunden gearbeitet werde, sagte Spranger. Die westdeutschen Arbeitskosten seien weltweit die höchsten, was auch durch hohe Arbeitsproduktivität und Effizienz nicht ausgeglichen werden könne.

In Dänemark, dem Land mit der zweitkürzesten Jahresarbeitszeit, werde fast vier Tage länger gearbeitet als in Westdeutschland, fügte der Minister hinzu. In Frankreich, Italien und Großbritannien seien es sogar 16 Tage mehr als in den alten Bundesländern.

Unbekannte wüteten im Zoo

BERLIN, 20. Juli (dpa). Unbekannte Täter haben im Berliner Tierpark Friedrichsfelde wertvolle Tiere regelrecht abgeschlachtet. Insgesamt seien mehrere tote Schafe sowie elf erschlagene Vögel - darunter drei der in der Natur ausgerotteten Hawaii-Gänse - gefunden worden. Die Gänse und Störche seien offensichtlich zu Tode getrampelt worden, sagte der stellvertretende Tierparkdirektor Wolfgang Grimmt am Montag.

Wie die Polizei mitteilte, fehlt jede Spur von den Tätern. Es werde generell ermittelt, da jegliches Motiv für die Tat fehle, sagte ein Sprecher. Man gehe von zwei Tätern aus, die auch die Gehege verwüsteten. Sie hätten entweder den Zaun überstiegen oder sich am Abend zuvor einschließen lassen, hieß es weiter. Einer der beiden Pinguine, die seit Samstag vermißt wurden, wurde am Montag völlig verstört in einem Gebüsch nahe der Pinguin-Anlage gefunden, sagte Grimmt. Das Tier vergnüge sich aber inzwischen wieder mit seinen Artgenossen im Wasserbecken.EKD tritt für Frauen ein

HANNOVER/BERLIN, 23. Juli (dpa). Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat seine Zustimmung zur Wahl von Frauen in Bischofsämter bekräftigt. Wie die EKD in Hannover bekanntgab, habe ein Gutachten des Tübinger Theologieprofessors Dietrich Rössler ergeben, daß es "in geistlicher Hinsicht" in der evangelischen Kirche keinen Unterschied zwischen Mann und Frau geben könne. Die EKD reagierte damit nochmals auf die Kritik an der Wahl der Hamburger Pastorin Maria Jepsen zur Bischöfin der nordelbischen Landeskirche.

Rössler kommt in seinem Gutachten zu dem Schluß, daß die Kritiker der Wahl von Frau Jepsen den "Boden der evangelischen Kirche" verlassen, wenn sie zwar der Frauenordination zustimmen, eine Bischöfin aber ablehnen. Auch belaste die Wahl einer Frau in das Bischofsamt nicht den ökumenischen Dialog, wie gelegentlich behauptet werde.

Psychologen warnen vor Krise

BERLIN, 22. Juli (dpa). Alarmzeichen für eine angespannte psychische Lage vieler Deutscher und Signale für den Beginn einer schweren gesellschaftlichen Krise glaubt der Berufsverband Deutscher Psychologen auszumachen. Anzeichen dafür seien eine Verschlechterung der Stimmungslage in Ost und West, das Anwachsen eines öffentlichen Protestpotentials, die Ratlosigkeit der etablierten Parteien gegenüber Politikverdrossenheit sowie die Hilflosigkeit der Justiz, heißt es in der jüngsten Ausgabe des Verbands-Fachblattes.

Zur psychischen Hinterlassenschaft des SED-Regimes gehöre ein weitreichender Vertrauensverlust, der bis in familiäre Beziehungen hineinreiche. Zusammen mit den langwierigen wirtschaftlichen Problemen könne dies die seelische Befindlichkeit ganzer Bevölkerungsgruppen gravierend schädigen. Die Folge seien permantente Nörgelei, Depressionen bis hin zu einem "Totstellreflex", aber auch Aufbegehren und Gewalt.

Mordverdächtige vor Gericht Aber noch keine Anklage wegen Massakers von Boipatong

JOHANNESBURG, 20. Juli (dpa/AP). Einen Monat nach dem Massaker in der südafrikanischen Schwarzensiedlung Boipatong hat die Staatsanwaltschaft am Montag 77 Verdächtige zu einem ersten Gerichtstermin vorgeführt. Sie werden beschuldigt, für die Ermordung von mindestens 39 Menschen am 17. Juni in Boipatong (60 Kilometer südlich von Johannesburg) verantwortlich zu sein.

Eine Anklage wurde zunächst nicht erhoben, da die Untersuchungen noch nicht beendet sind. Das Gericht in Vereeniging, einer "weißen" Stadt in der Nähe von Boipatong, ordnete die Fortdauer der Untersuchungshaft an und setzte einen neuen Termin für den 10. August fest. Die 77 Männer und ein anderer Beschuldigter, der wegen Krankheit nicht erschien, bewohnten ein Arbeiterheim in Boipatong. Von dort aus war der Überfall verübt worden. Das Heim wird von Anhängern der Inkatha-Freiheitspartei (IFP) des Zulu-Häuptlings Mangosuthu Buthelezi kontrolliert. Der Machtkampf zwischen der IFP und der großen Befreiungsbewegung Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) hat seit 1984 mehr als 13 000 Menschenleben gefordert.

Bei einem Feuergefecht zwischen Trauergästen von zwei verschiedenen Beerdigungen wurden auf dem Friedhof von Evaton bei Johannesburg drei Menschen getötet und mindestens vier verletzt. Wie die Polizei am Montag berichtete, wurden bei der einen Beerdigung zwei Polizisten und bei der anderen ein Mitglied des linksradikalen Pan African Congress (PAC) beigesetzt.

Aus den PAC-Trauergästen heraus sei auf die Polizisten geschossen worden, die darauf das Feuer erwidert hätten, sagte eine Polizeisprecherin. Ein PAC-Sprecher sagte dagegen, die Polizei habe völlig unprovoziert das Feuer eröffnet. Bei einem weiteren Zwischenfall in Alexandra wurden vier weitere Menschen erschossen.

Unerwartete Klasse bringt den Klubs Kasse In der Zweiten Liga ist Musik Schlager in Wolfsburg / SV Darmstadt 98 auf Nord-Tournee

In der Zweiten Fußball-Bundesliga ist weiter Musik: Der ungewöhnliche Saisonverlauf liefert dem Profi-Unterhaus am vierten Spieltag zwei unerwartete Schlager. Tabellenführer SC Freiburg gibt am Mittwoch beim Überraschungs-Vierten VfL Wolfsburg sein Gastspiel. Am Hamburger Millerntor treffen einen Tag zuvor mit dem FC St. Pauli und dem VfB Leipzig der Zweite und Dritte aufeinander. Trotz der Ferien im Volkswagen-Werk hoffen die Wolfsburger mit rund 11 000 Zuschauern auf ein ausverkauftes Stadion. Ebenfalls mit vollem Haus rechnen die Hanseaten: Rund 20 000 Besucher sollen für den gefürchteten "Millerntor-Roar" sorgen.

"Wer jetzt zu rechnen anfängt, hat einen Schuß", bleibt Freiburgs Trainer Volker Finke nüchtern angesichts des guten Saisonstarts mit 5:1 Punkten. Für den Aufschwung steht vor allem ein Name: Maximilian Heidenreich. Der 25 Jahre alte Spielmacher, der vom FC Basel kam und zuvor bei Hannover 96, Eintracht Frankfurt und München 1860 den Durchbruch nicht schaffte, galt lange Zeit als ewiges Talent. Nach etlichen Rückschlägen scheint jetzt der Knoten zu platzen. "Er weiß, daß es seine letzte Chance ist", meinte Finke, der Heidenreich noch aus dessen Tagen bei Hannover 96 kannte.

Eine Wiederauferstehung als "Wundermann" feiert derzeit auch Trainer Jürgen Sundermann beim VfB Leipzig. "Meine Mannschaft hat den Respekt vor den West-Teams abgelegt", erklärte der 52jährige die bisher starke Vorstellung. Mit Trainer Michael Lorkowski vom FC St. Pauli ist die gefürchtete Atmosphäre ans Millerntor zurückgekehrt. "Das gibt es nicht mehr, daß die Mannschaft sich auf ihren Erfolgen ausruht. Von Spiel zu Spiel wird ehrliche Arbeit abgeliefert", kündigte Lorkowski an. Vor der Partie gegen die Leipziger gab es am Montag lange Schlangen vor den Kassenhäuschen am Klubheim. In den kommenden Tagen soll bereits die 4000. Dauerkarte verkauft werden.

Richtungsweisende Spiele gibt es in den unteren Regionen. Für den Drittletzten Chemnitzer FC und den Vorletzten Stuttgarter Kickers gilt es am Mittwoch im direkten Aufeinandertreffen, möglichst nicht zu verlieren. Das punktlose Schlußlicht SpVgg Unterhaching hat die fast unlösbare Aufgabe, am Dienstag beim Bundesliga-Absteiger und Top-Favoriten MSV Duisburg mindestens einen Zähler zu holen.

Der SV Darmstadt 98 gastiert beim Pokalsieger Hannover 96 und will dort an seine bislang überraschend guten Leistungen anknüpfen. Weil das Team von Trainer Rainer Scholz zudem am Samstag in Braunschweig spielt, bleiben die Hessen gleich im Norden. dpa

Bonn bedauert Havels Rücktritt

BONN, 20. Juli (dpa). Die Bundesregierung und die SPD-Opposition bedauern den Rücktritt des tschechoslowakischen Präsidenten Vaclav Havel. Bundesaußenminister Klaus Kinkel sagte am Montag, er finde dies "sehr, sehr traurig". Havel sei in ganz besonderer Weise eine moralische Institution gewesen, die "auch Symbol war für eine neue Tschechoslowakei und für positive Veränderungen in der Region".

SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose nannte Havels Rücktritt auf doppelte Weise bedauerlich. Zum einen zerbreche in der unmittelbaren Nachbarschaft ein weiteres Staatswesen. Zum anderen müsse bedauert werden, daß mit Havel ein Mann - hoffentlich nicht auf Dauer - abtrete, der international ein hohes Ansehen genieße und viel zur Verständigung zwischen Deutschen und Tschechoslowaken beigetragen habe.

In seiner letzten Rundfunkansprache als Staatspräsident der CSFR hat sich Havel am Sonntag noch einmal für die Erhaltung des bisherigen Bundesstaates ausgesprochen, zugleich aber das slowakische Unabhängigkeitsstreben akzeptiert.(Siehe Interview auf Seite 12)

Kurz gemeldet: Deutsche Zeitschrift in der Slowakei

POPRAD, 20. Juli (dpa). Erstmals nach 47 Jahren ist am Montag in der Slowakei wieder eine deutsche Zeitschrift erschienen. Die Monatspublikation Karpatenblatt wird vom Bund der Karpatendeutschen, der Organisation der in der Slowakei lebenden Deutschen, herausgegeben.

"Iswestija" vor Gericht

MOSKAU, 20. Juli (dpa). Das russische Informationsministerium hat sich am Montag geweigert, die Tageszeitung "Iswestija" dem Parlament zu unterstellen. Dieses hatte am Freitag beschlossen, das Blatt zur "Zeitung der Deputiertenräte" (Parlamente) zu machen und das Informationsministerium aufgefordert, die entsprechende Umregistrierung vorzunehmen.

Wie die amtliche Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass am Montag berichtete, sieht das Ministerium den Beschluß als juristisch nicht haltbar an. Deshalb solle das russische Verfassungsgericht die Entscheidung des Parlamentes auf seine Verfassungsmäßigkeit überprüfen.

Kurz gemeldet: Tumor des Papstes war gutartig

ROM, 20. Juli (dpa). Der am vorigen Mittwoch bei Papst Johannes Paul II. entfernte Tumor war gutartig. Das haben die Untersuchungen endgültig ergeben, hieß es am Montag in einem ärztlichen Bulletin. Die Genesung des Papstes schreite voran.

Zeitgemäß Neue Aufgaben für Sprach-Institut

MANNHEIM. Das Mannheimer Institut für Deutsche Sprache (IDS) wird sich künftig auch mit der Erforschung der neueren Geschichte des Deutschen und mit der Sprachentwicklung in der Gegenwart befassen. Diese "zeitgemäße Erweiterung des Arbeitsspektrums" wurde durch die Übernahme von 22 Mitarbeitern des ehemaligen Instituts für Sprachwissenschaft an der Akademie der Wissenschaft in Ostberlin ermöglicht, wie das baden-württembergische Wissenschaftsministerium in Stuttgart mitteilte. Das Kuratorium des vom Land mitfinanzierten Instituts hatte die neuen Aufgaben zuvor in einer Satzungsänderung beschlossen.

Die neuen Forschungsgebiete werden in sechs Abteilungen zusammengefaßt. Die "Historische Lexikologie und Lexikographie" wird unter anderem am "Deutschen Fremdwörterbuch" weiterarbeiten. Die "Sprachentwicklung in der Gegenwart" befaßt sich mit dem Projekt "Eurotexte" und dem sogenannten "Wende-Korpus", der maschinenlesbaren Sammlung von Texten der Wiedervereinigung. Die Abteilung "Erforschung und Dokumentation gesprochener Sprache" wird den Spracherwerb und -wandel bei rußlanddeutschen Aussiedlern untersuchen. dpa

"KGB-Journalist" gestorben

LONDON, 20. Juli (dpa). Der russische Journalist Viktor Louis, der von der sowjetischen Führung benutzt wurde, um westlichen Medien wichtige Nachrichten zuzuspielen, ist am Samstag im Alter von 64 Jahren in London gestorben. Dies wurde am Montag bekannt. Louis (Bild: dpa) hatte sich nach einem Krebsleiden vor zwei Jahren in London einer Leberverpflanzung unterzogen.

Obwohl Louis immer abgestritten hat, ein sowjetischer Agent oder Spion gewesen zu sein, machte sich der Geheimdienst KGB offenbar die ausgezeichneten Kontakte zu nutze, die der Journalist zu westlichen Korrespondenten in Moskau geknüpft hatte. In der Folge übermittelte Louis den Medien immer wieder zum Teil sensationelle Informationen.

In der Vor-Gorbatschow-Ära gab er vor allem Berichte über Dissidenten weiter, die diese entweder diskreditieren oder zeigen sollten, daß sie in Wirklichkeit gut behandelt würden. Er sorgte auch für die Veröffentlichung von Büchern wie den Memoiren des ehemaligen KP-Chefs Nikita Chruschtschow und Swetlana Stalin oder Alexander Solschenizyns "Krebsstation" im Westen.

Minister verzögert Aufklärung

EBERSWALDE, 20. Juli (dpa). Das Potsdamer Innenministerium verzögert im Prozeß um die Tötung des Angolaners Amadeu Antonio weiter die Aufklärung des umstrittenen Polizeieinsatzes in Eberswalde in der Tatnacht. Wie der Vorsitzende Richter des Bezirksgerichts Frankfurt/Oder, Hartmut Kamp, am Montag mitteilte, hat das Ministerium dem Einsatzleiter bisher keine Aussagegenehmigung erteilt. Bis zu diesem Dienstag solle sich der Chef der Polizeibehörde von Eberswalde erneut beim Ministerium bemühen, eine solche Genehmigung für den Beamten zu erhalten.

In der Nacht zum 25. November 1990 hatten Anhänger der rechten Szene Eberswalde den Angolaner angegriffen, der an den Folgen des Überfalls starb. In dem Prozeß sind fünf Mitglieder der rechten Szene wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder hatte vor rund einer Woche ein Ermittlungsverfahren gegen zwei Beamte eingeleitet, die bei der Tötung Antonios nicht eingeschritten sein sollen.

Hoch bringt Hitze über 30 Grad Rekordtemperaturen erwartet / Fernsicht auf Alpengipfeln

HAMBURG, 20. Juli (dpa/AP). Bruthitze über Deutschland: Das Hoch "Justus" trieb die Temperaturen auf Werte weit über 30 Grad. Einen neuen deutschen Hitze-Rekord könnte es nach Ansicht der Meteorologen am heutigen Dienstag geben, wenn "Justus" seine volle Kraft entfaltet. Bisherige Höchsttemperatur in der Bundesrepublik sind jene 37,7 Grad, die am 5. August 1990 in Karlsruhe die Menschen unter der Hitze stöhnen ließen.

In München kletterte die Quecksilbersäule am Montag erstmals in diesem Jahr über die 30-Grad-Marke. In Magdeburg wurden schon am Montag mittag 31,3 Grad gemessen. Im Raum Erfurt wurde in den Mittagstunden 31 Grad ermittelt. Unter der brütenden Hitze litten auch viele Hannoveraner, wo schon am frühen Nachmittag fast die bisherige diesjährige Rekordmarke von 30,5 Grad erreicht war.

Die Wetterscheide lag am Montag über der Lüneburger Heide. Vom Flugzeug und von Berggipfeln aus hatte man eine Fernsicht wie selten. Auf der Zugspitze waren es rekordverdächtige 200 Kilometer.

Trotz zehn Grad Wärme liegt auf Deutschlands höchstem Berg immer noch mehr als ein Meter Schnee. In den Alpen stieg das Quecksilber in 2000 Meter Höhe zum ersten Mal in diesem Jahr bis nahe 20 Grad. (Wetterbericht siehe Lokales)

Spiel des Jahres gewählt

BERLIN, 20. Juli (dpa). Das Gesellschaftsspiel "Um Reifenbreite" wurde am Montag in Berlin als "Spiel des Jahres 1992" ausgezeichnet. Wegen des Spielwitzes, der Originalität und der verschiedenen Schwierigkeitsstufen habe man sich für dieses Spiel entschieden, sagte der Sprecher der aus neun Fachjournalisten bestehenden Jury, Bernward Thole, in Berlin.

Bei dem Spiel aus dem Jumbo-Verlag Herscheid (Nordrhein-Westfalen) schikken bis zu sechs Spieler ihre Fahrer ins Radrennen. Mit Tücke und Taktik gilt es dann, unter Schonung der eigenen Kräfte eine Reihe von Hindernissen zu überwinden. Der Sonderpreis Kinderspiel 1992 ging an "Schweinsgalopp" aus dem Otto Maier Verlag Ravensburg (Baden-Württemberg).Kaiserslautern spielt früher

Das Erstrunden-Hinspiel des 1. FC Kaiserslautern im UEFA-Cup bei Fram Reykjavik ist um 24 Stunden vom 16. auf den 15. September vorverlegt worden.

Deutsche sind europamüde

MÖLLN, 20. Juli (dpa). Die Deutschen gehen immer mehr auf Distanz zur Europäischen Gemeinschaft (EG). Nur noch 48 Prozent der Bundesbürger sehen derzeit einen Vorteil für das eigene Land durch die EG-Mitgliedschaft. Im Herbst 1990 waren es noch 78 Prozent, ein Jahr später allerdings schon nur noch 53 Prozent.

Auch die Zustimmung zur europäischen Einigung sank gleichermaßen in den alten wie den neuen Bundesländern im Vergleich zum Herbst 1991 um sieben auf 73 Prozent. Dies sind Ergebnisse einer repräsentativen europaweiten Umfrage Eurobarometer, für die in der Bundesrepublik das Sample Institut in Mölln (Schleswig-Holstein) im März und April dieses Jahres in Ost- und Westdeutschland jeweils 1000 Bundesbürger befragt hat.

Vaclav Havel zurückgetreten

PRAG/BONN, 20. Juli (dpa). Der tschechoslowakische Staatspräsident Vaclav Havel ist am Montag abend von seinem Amt zurückgetreten. Havel hatte am vergangenen Freitag, kurz nach der Verabschiedung der Souveränitätserklärung der Slowakei durch das slowakische Landesparlament, das Präsidium des Bundesparlaments von seiner Entscheidung unterrichtet. Er könne nicht mehr den Verpflichtungen seines Amtseides als Präsident der CSFR und deren Verfassung folgen, lautete seine Begründung.

Die Bundesregierung und die SPD-Opposition bedauern Havels Rücktritt. Bundesaußenminister Klaus Kinkel sagte am Montag, er finde dies "sehr, sehr traurig". Havel sei in ganz besonderer Weise eine moralische Institution gewesen. SPD- Fraktionschef Hans-Ulrich Klose sagte, es müsse bedauert werden, daß mit Havel ein Mann - hoffentlich nicht auf Dauer - abtrete, der international ein hohes Ansehen genieße und viel zur Verständigung zwischen Deutschen und Tschechoslowaken beigetragen habe.

(Siehe auch Interview auf Seite 12)

Aktenkopie muß Justiz genügen

BERLIN, 22. Juli (dpa). Die Berliner Justiz darf nach einer Entscheidung des Kammergerichts keine Akten bei der Gauck-Behörde beschlagnahmen. Ein Rückgriff auf die Originalakten in einem Strafprozeß sei "nur in seltenen Ausnahmefällen" notwendig. In der Regel genügten beglaubigte Kopien. (Az: 1 OJs 60/91).

Die Staatsanwaltschaft hatte die Durchsuchung der Behördenräume und die Beschlagnahme von Operativ-Unterlagen von drei Beschuldigten beantragt, weil die Behörde nur Kopien herausgeben wollte. Nach Ansicht der Richter müßten die Führungsoffiziere der Beschuldigten in einem Spionage-Prozeß ohnehin als Zeugen vernommen werden, da schriftliche Äußerungen nicht genügten. Außerdem habe die Gauck-Behörde "naturgemäß ein erhebliches berechtigtes Interesse daran", die Originalakten für die Betroffenen zusammenzuhalten.

FUSSBALL

FREUNDSCHAFTSSPIELE: SSV Ulm 46 - FC Bayern München 1:0 (1:0), FC Memmingen - 1. FC Köln 1:6 (0:3).

Bayern verlor blamabel mit 0:1 in Ulm

Riesenblamage für den FC Bayern: Der Fußball-Bundesligist aus München verlor am Montag ein Testspiel beim baden-württembergischen Oberligisten SSV Ulm 1846 mit 0:1 (0:1). Das Tor schoß Verteidiger Dieter Märkle in der 20. Minute.

TURNIER IN Kitzbühel, Einzel, 1. Runde: Naewie (Mannheim) - Karbacher (München) 3:6, 6:1, 6:3, Saceanu (Köln) - Knowle (Australien) 6:4, 5:7, 7:6 (7:2), Baur (Köln) - Davin (Argentinien) 7:6 (8:6), 6:3.

Bush holt Baker

als Wahlkampfhelfer

WASHINGTON, 20. Juli (dpa). US-Präsident George Bush hat Außenminister James Baker gebeten, sich von seinem Amt beurlauben zu lassen und eine führende Rolle im Präsidentschaftswahlkampf zu übernehmen. Nach Informationen aus dem Weißen Haus könnte dieser Schritt kurz vor dem Wahlparteitag der Republikaner erfolgen, der am 17. August in Houston (US-Staat Texas) beginnt.

Die Spekulationen, daß Baker seinem altem Freund Bush erneut als Wahlkampfstratege dienen würde, hatten sich nach den jüngsten Meinungsumfragen über die wachsende Popularität des demokratischen Herausforderers von Bush, Bill Clinton, verstärkt. Clinton liegt in einigen Umfragen in der Wählergunst mit 24 Punkten vor Bush.

Für die Zeit, die Baker in den Wahlkampf einsteigt, soll der stellvertretende Außenminister Lawrence Eagleburger die Amtsgeschäfte übernehmen.

Baker war schon bei der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren in einer ähnlich kritischen Situation für Bush als Retter aufgetreten. Damals hatte er sein Amt als Finanzminister niedergelegt.

Elfmeter-Krimi bei tropischem Wetter Kaiserslautern im Fuji-Cup-Finale

Kaiserslautern - Dortmund 6:5 (1:1, 1:0).

Einen Elfmeter-Krimi nach einer 90minütigen Hitzeschlacht gab es am Montag abend zum Auftakt des 6. Fuji-Cups in Neunkirchen zwischen dem deutschen Fußball-Vizemeister Borussia Dortmund und dem 1. FC Kaiserslautern. Die Pfälzer gewannen vor 9000 Zuschauern nach rund 100 heißen Minuten mit 6:5 Toren (1:1, 1:0), nachdem Rummenigge und Povlsen ihre Strafstöße am Tor vorbeigeschossen hatten. Auf der Gegenseite war auch Kuntz gescheitert.

Die Pfälzer retteten sich bei tropischen Temperaturen in der zweiten Halbzeit regelrecht ins Elfmeterschießen, denn ihren 1:0-Vorsprung durch Kuntz (42.) machten die in diesem Spielabschnitt haushoch überlegenen Dortmunder durch einen Treffer des eingewechselten Sippel (87.) wett. Die Dortmunder hatten bis dahin ein halbes Dutzend hochkarätiger Chancen vergeben.

Die Tore im Elfmeterschießen für die Lauterer erzielten Haber, Kadlec, Ritter, Roos und Hotic, während für die Dortmunder Reuter, Frank, Chapuisat und Zorc erfolgreich waren. dpa

Klose: Klage gegen Adria-Einsatz BONN (dpa). Trotz wachsender Distanz in den eigenen Reihen hält SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose an der Absicht fest, gegen den Einsatz der Bundesmarine in der Adria vor das Verfassungsgericht in Karlsruhe zu ziehen.

Zwar werde es in der SPD-Fraktion an diesem Dienstag heftige Diskussionen geben, doch erwarte er, daß die Fraktion am Ende die in der letzten Woche vom Vorstand empfohlene Verfassungsklage beschließen werde, meinte Klose am Montag vor Journalisten in Bonn.

Ein solcher Einsatz der Bundeswehr zur Überwachung einer Blockade sei eine sehr bedeutsame Frage, die nicht in der rechtlichen Grauzone bleiben dürfe. Allerdings wäre es ihm lieber, wenn die Klärung im Bundestag erfolgen könnte. Dafür gebe es aber nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit, es sei denn, die SPD würde auf den Regierungskurs einschwenken. Deshalb sei der Gang nach Karlsruhe notwendig. Die sehr komplizierten formaljuristischen Fragen würden in der Fraktion noch geprüft.

Klose sagte, der deutsche Marineeinsatz in der Adria verstoße nicht nur gegen das Grundgesetz, sondern sei "absolut verrückt, blödsinnig". Denn die dort übernommenen Überwachungsaufgaben könnten auch anders, etwa mit Satelliten, erledigt werden, zumal der meiste militärische Nachschub nicht über See, sondern aus dem Hinterraum, vor allem über die Donau, komme. Dies alles beweise, daß es der Bundesregierung mit diesem Einsatz in erster Linie gar nicht um die Menschen im früheren Jugoslawien gehe, sondern "um eine Demonstration deutscher Bündnisfähigkeit und endlich erreichter militärischer Normalität".

Klose verteidigte auch die von der SPD durchgesetzte Sondersitzung des Bundestages am Mittwoch in den Sommerferien. Zwar werde dabei in der Sache nichts entschieden, aber eine solche Grundsatzfrage müsse das Parlament "vor der und für die Öffentlichkeit diskutieren".

Zur Person:

KLAUS LENNARTZ, SPD-Bundestagsabgeordneter und umweltpolitische Sprecher seiner Fraktion, sieht eine Kluft zwischen den Bonner Ankündigungen umweltpolitischer Maßnahmen und deren Umsetzung. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) finde für seine Politik mehr Verständnis bei der SPD als bei seinen Kabinettskollegen, sagte Lennartz. "Die Töpfersche Umweltpolitik stirbt langsam vor sich hin." Mehr Durchsetzungsfähigkeit forderte Lennartz insbesondere bei der bereits vom Bundesrat verabschiedeten Verordnung zur Minderung der Kohlenwasserstoff-Emissionen beim Tanken, bei den Novellen zum Bundesnaturschutzgesetz, Bundesbodenschutzgesetz und zum Atomgesetz sowie bei der Festsetzung von Kraftstoff-Verbrauchsbegrenzungen. Einen "Rückzieher" Töpfers erwartet Lennartz beim Abfallgesetz. Zeichen für einen "Prioritätenwandel" seien die Pläne der Regierung, den Verkehrshaushalt im kommenden Jahr um elf Prozent aufzustocken, dagegen die Mittel im Umweltbereich um 3,5 Prozent zu kürzen. (dpa)

SPD verlangt Klarheit über "Lastenverteilungsbeitrag"

BONN, 20. Juli (dpa). Die SPD hat die FDP aufgefordert, den von ihrem Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff vorgeschlagenen "Lastenverteilungsbeitrag für wirklich Hochverdienende" zu konkretisieren. "Die FDP beginnt allmählich zu begreifen, daß es mit der unsozialen und wirtschaftspolitisch verfehlten Steuerpolitik der Bundesregierung so nicht weitergehen kann", meinte der finanzpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Joachim Poß, am Montag in Bonn. Finanzminister Theo Waigel (CSU) dagege verkenne völlig die "steuer- und finanzpolitischen Notwendigkeiten". So wolle er über die Senkung des Einkommensteuer-Spitzensatzes "neue milliardenschwere Steuergeschenke vor allem an Minister, Manager, Spitzensportler, Schlagersänger, Ärzte und Zahnärzte verteilen".

Poß bemängelte, daß Lambsdorff mit seinem Vorschlag eines auf zwei Jahre befristeten Beitrags speziell von "Hochverdienenden" zur Finanzierung des Aufbaus Ostdeutschlands wieder nicht konkreter werde und die von der SPD verlangte Ergänzungsabgabe ablehne.

In der CDU/CSU-Fraktion hieß es auf Anfrage, Lambsdorffs Vorschlag sei als "Beitrag zum Sommertheater" einzustufen. Sämtliche Sonderabgaben seien von der Koalition bisher mit gutem Grund verworfen worden.

"Lohndifferenzierung in Ex-DDR ratsam"

BERLIN, 20. Juli (AFP). Für eine zeitlich befristete Außerkraftsetzung der Tarifverträge in den neuen Bundesländern hat sich Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) ausgesprochen. Der Staat könne "nicht auf Dauer die negativen Folgen einer falschen Lohnpolitik" durch "immer neue Subventionen" auffangen, schreibt der Minister in einem Gastkommentar der "Berliner Zeitung". Er trat dafür ein, in einzelbetrieblichen Notfällen die geltenden Tarifverträge "durch Betriebsvereinbarungen zeitlich befristet" aufzuheben. Solche Notfälle seien beispielsweise dann gegeben, wenn "Arbeitgeber ihre Interessen zum Zeitpunkt der Tarifabschlüsse nicht in einem angemessenen Rahmen zum Ausdruck bringen konnten oder die wirtschaftliche Entwicklung falsch eingeschätzt haben".

Verletzte bei Feuerwerk

LAS PALMAS, 20. Juli (AFP). Bei einem Feuerwerk im Hafen von Las Palmas auf Gran Canaria sind am Sonntag abend elf Menschen durch die Explosion von Knallkörpern verletzt worden. Wie die Polizei der Kanarischen Insel mitteilte, landete eine Feuerwerksrakete in einem Fischerboot und löste die Explosion der dort in einer Schachtel liegenden Knallkörper aus. Die Insassen, allesamt Spanier, seien mit zum Teil schweren Verbrennungen in mehrere Krankenhäuser eingeliefert worden. Die Fischer auf den Kanarischen Inseln feierten am Sonntag das Fest ihrer Schutzpatronin Carmen, der Jungfrau vom Berg Karmel.

BERNDT SEITE, Ministerpräsident von Mecklenburg- Vorpommern, hat Bundeskanzler Helmut Kohl und der Unionsführung mangelnde Präsenz in den neuen Bundesländern vorgeworfen. Daher würden die Probleme der Ostdeutschen und ihr Frust in Bonn nicht verstanden, sagte Seite (CDU) der Tageszeitung Die Welt. "Ich wünsche mir, daß Helmut Kohl hier einfach präsent ist, daß er nicht nur zweimal nach Brandenburg fährt, um Werke einzuweihen, sondern daß er bei uns in Mecklenburg-Vorpommern an einer Regionalkonferenz teilnimmt und sieht, wie die Probleme bei uns wirklich sind", sagte Seite. Er beklagte, daß die CDU-Führung nach dem verheerenden Ergebnis für die Union bei den jüngsten Bezirkswahlen im Ostteil Berlins offenbar zur Tagesordnung übergegangen sei, obwohl bereits in gut zwei Jahren Landtagswahlen in den fünf neuen Ländern anstünden. (AFP)

Baker hofft auf Frieden für Nahost

TEL AVIV, 20. Juli (AFP). Optimistisch über die Friedensaussichten für den Nahen Osten hat sich US-Außenminister James Baker am Sonntag in Jerusalem, der ersten Station seiner neunten Nahostreise binnen 18 Monaten, gezeigt. In dieser Frage teile er die Einstellung des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin, teilte Baker nach einer ersten Unterredung mit Rabin mit.

Rabin bedauerte seinerseits, daß die Präsidenten Syriens, Jordaniens und Libanons seine Initiative zu einem Gipfeltreffen zurückgewiesen hatten. Dies sei kein ermutigendes Zeichen.

Baker kündigte an, er werde auf seiner Rundreise den Arabern zu verstehen geben, daß die neue israelische Regierung "ernsthaft entschlossen" sei, die Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten einzuschränken. Rabin erneuerte seine Unterscheidung zwischen "politischen" Siedlungen, die gestoppt, und "Sicherheitssiedlungen", die weitergebaut werden sollten. Anders als sein Amtsvorgänger Yitzhak Schamir hatte Rabin sich zumindest für einen zeitlich befristeten Teilstopp der Besiedlung ausgesprochen. Washington schloß sich dagegen der Forderung der Palästinenser und der arabischen Staaten nach einem vollständigen Stopp aller Siedlungen in den besetzten Gebieten an.

Die Sprecherin der palästinensischen Delegation bei den Nahostfriedensverhandlungen, Hanan Aschrawi, erneuerte vor der für den heutigen Montag vorgesehenen Unterredung mit Baker die Forderung nach einem völligen Siedlungsstopp. Die israelische Regierung hatte bei ihrer ersten Sitzung am Sonntag ihr Vorhaben bestätigt, alle neuen Bauverträge für Wohnungen in den besetzten Gebieten einzufrieren. Dort leben 1,7 Millionen Palästinenser. Baker wollte am Dienstag nach Jordanien und anschließend nach Syrien und Ägypten weiterreisen.

Ein gemeinsames Treffen zwischen Baker, Rabin und dem ägyptischen Staatschef Hosni Mubarak am Mittwoch in Kairo wurde von einem Sprecher der israelischen Botschaft in der ägyptischen Hauptstadt ausgeschlossen. Der für Dienstag vorgesehene Besuch Rabins in Ägypten werde "nur einige Stunden dauern", sagte der Sprecher.

Der jordanische Ministerpräsident Seid ben Schaker sagte, Baker bringe auf seiner Nahost-Rundreise "neue Ideen" mit. Schaker warnte jedoch zugleich vor einem "Übermaß an Optimismus". Ein Führungsmitglied der Palästinenserorganisation Volksfront für die Befreiung Palästinas (DFPL), Abu Ali Mustapha, äußerte in Tunis die Sorge, Baker wolle Druck auf die arabische Seite ausüben und sie zu neuen Zugeständnissen bewegen. Der Wahlsieg Rabins sei den USA sehr gelegen gekommen, sagte Mustapha vor einer Sitzung des Direktoriums der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), in der die DFPL Mitglied ist.

Mont-Blanc-Massiv Tote bei Lawinenunglücken

CHAMONIX, 20. Juli (AFP). Bei mehreren Lawinenunglücken sind im Mont- Blanc-Massiv am Sonntag sechs Bergsteiger und ein Mitglied der Rettungsmannschaften getötet worden. Dies teilte die Hochgebirgsgendarmerie von Chamonix mit. Die Identität der Opfer wurde zunächst nicht bekanntgegeben. Bei zweien soll es sich um Italiener handeln. Das 35jährige Mitglied der Rettungsmannschaft, ein Vater von drei Kindern, erlag am Sonntag abend im Krankenhaus von Chamonix seinen schweren Verletzungen.

Mehrere Alpinisten waren am Sonntag vormittag in 3000 Meter Höhe auf der normalen Bergtour-Route von einer Lawine mitgerissen worden und in eine Gletscherspalte gefallen. Eine Rettungsmannschaft, die sofort aufgebrochen war, wurde wenig später an gleicher Stelle von einer weiteren Lawine begraben. Ein zweiter Rettungstrupp konnte erst nach mehreren Stunden drei Tote, darunter die beiden Italiener, sowie zwei Kollegen lebend aus den Schee- und Geröllmassen bergen. Einer der beiden Bergwachtleute war unverletzt geblieben. Etwas früher hatten sich Sonntag vormittag drei weitere tödliche Unfälle am Mont Blanc ereignet. Nach Mitteilung der Hochgebirgsgendarmerie in Chamonix kam ein junger Student auf 3200 Meter Höhe bei einem Gesteinsabgang ums Leben. Im Couloir du Gouter stürzte ein Bergsteiger 600 Meter in die Tiefe. Zudem wurden im Couloir des Italiens und nahe der Schutzhütte des Mont Pourri ein Bergwanderer durch herabstürzendes Gestein getötet und zwei weitere verletzt.

Nach Angaben der Bergwacht von Chamonix ereignen sich Lawinenunfälle in den Sommermonaten häufig, da sich Geröll, das in der Nacht durch den Frost festgehalten werde, in den Morgenstunden löse. Die Lawinen könnten aber auch durch Wanderer ausgelöst werden.

Luftbrücke nach Sarajewo gestoppt

SARAJEWO, 20. Juli (AP/AFP). Wegen der neuen schweren Angriffe auf Sarajewo haben die Vereinten Nationen (UN) am Montag die Luftbrücke für die bosnische Hauptstadt bis auf weiteres eingestellt. Ein Sprecher des britischen Verbindungsbüros für die Hilfsflüge teilte mit, die Sicherheit des Flughafens könne nicht länger gewährleistet werden. Wann die Lufttransporte von Nahrungsmitteln und Medikamenten wiederaufgenommen werden können, konnte der Offizier nicht sagen.

Der am Sonntag abend um 18 Uhr in Kraft getretene Waffenstillstand für Sarajewo war nicht eingehalten worden. Nachdem sich die Lage gegen 19.30 Uhr zunächst beruhigt hatte, brachen gegen 22 Uhr wieder heftige Gefechte aus. Nach Angaben von Korrespondenten wurde mit schweren Maschinengewehren und Sturmgewehren sowie mit Kanonen und Mörsern gekämpft. Auch aus Kroatien wurden Gefechte gemeldet. Das Zentrum der Gefechte in Sarajewo lag in der Gegend der Präsidentschaft und des Hauptquartiers der bosnischen Territorialverteidigung. Die Kämpfe dehnten sich aber auch auf Außenbezirke aus.

Am Abend hatten sich der Ministerpräsident der Föderativen Republik Jugoslawiens (FRJ), Milan Panic, und der bosnische Präsident Alija Izetbegovic in Sarajewo getroffen. Das Treffen verlief offenbar in einer gespannten Atmosphäre. Izetbegovic sagte, er bezweifele, daß Panic in der Lage sei, seine Friedensversprechen einzulösen. Panic sagte im Anschluß an die zweistündige Unterredung, er habe Izetbegovic "eine sehr kurze Frist gesetzt", in der er zeigen müsse, ob er für oder gegen den Frieden sei. Izetbegovic und er seien "übereingekommen", die "schweren Waffen" aus Gorazde, der umkämpften Stadt im Osten der Herzegowina, zurückzuziehen. Dort sind rund 70 000 Bewohner und Flüchtlinge seit Wochen ohne Strom und Trinkwasser eingeschlossen.

Es sei schwierig, diese Waffen unter UN-Aufsicht zu stellen, da diese weder ein Mandat für Gorazde noch für das übrige Bosnien-Herzegowina hätten, sagte Panic weiter. Die UN seien nur für den Flughafen der bosnischen Hauptstadt und einige Korridore zum Transport der Hilfsmittel in die Stadt verantwortlich. Er fügte hinzu, daß die Waffen der serbischen Milizen vor Gorazde in das derzeitige Jugoslawien abgezogen würden, also nach Serbien und Montenegro. Panic sagte zudem, daß alle Kanonen, die um Sarajewo stationiert seien, den UN übergeben werden sollten, nicht nur die der serbischen Milizen.

Am Montag flog Panic zu politischen Gesprächen am Sitz der Vereinten Nationen nach New York. Nach einer Meldung der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug wollte er mit UN-Genralsekretär Butros Ghali und dem UN-Sonderbeauftragten für Jugoslawien, Cyrus Vance, zusammentreffen. Anschließend werde Panic voraussichtlich nach Washington weiterreisen, um der US-Regierung seinen Vorschlag einer Entmilitarisierung der Republik Bosnien-Herzegowina zu erläutern, meldete Tanjug.

Ungeachtet der Gefechte beteiligte sich Saudi-Arabien am Sonntag erstmals an der Luftbrücke nach Bosnien-Herzegowina, um Sarajewo mit Hilfsgütern zu versorgen. Das erste Flugzeug habe am Sonntag Saudi-Arabien verlassen, teilte Prinz Salman Ben Abd el Asis in Riad mit. Saudi-Arabien ist besorgt über das Schicksal der moslemischen Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina. Unterdessen meldete die kroatische Nachrichtenagentur Hina, ein Teil der aus Bosnien-Herzegowina evakuierten Kinder sei in der kroatischen Hafenstadt Split eingetroffen und in zwei Flugzeugen nach Mailand gebracht worden.

Die Europäische Gemeinschaft kann nach den Worten von Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) im jugoslawischen Bürgerkrieg "nur beschränkt etwas ausrichten". Die Erwartungshaltung, die die Welt habe, könne von der EG allein nicht erfüllt werden, sagte Kinkel am Montag im Südwestfunk. "Die EG hat getan, was sie kann. Wir haben nicht mehr sehr viele weitere Pfeiler im Köcher, das muß man deutlich und klar sehen." Der Einsatz von Militär ist für den Minister das allerletzte Mittel, um eine Lösung des Konflikts herbeizuführen. Falls es zu einem militärischen Einsatz komme, müsse dieser unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen stehen. Der UN-Sicherheitsrat als Inhaber des Gewaltmonopols müßte dann weitere Sanktionen beschließen, unterstrich der Minister.

Airbus und Boeing kämpfen um Osteuropa McDonnell Douglas abgeschlagen / Zahlreiche Lieferungen trotz hoher finanzieller Risiken

Im Wettlauf der Flugzeugbauer um Aufträge für die Modernisierung der osteuropäischen Fluggesellschaften haben der US-Riese Boeing und das AirbusKonsortium die Nasen vorn. McDonnell Douglas konnte dagegen noch keine verbindlichen Bestellungen entgegennehmen. Zur Zeit wird in den Staaten des ehemaligen Comecon noch überwiegend mit Tupolew- und Iljuschin-Maschinen geflogen. Um aber im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, wollen auch die osteuropäischen Airlines ihre Flotten modernisieren. Größtes Problem für die Staatsunternehmen ist dabei die Finanzierung, denn sie sind durchweg knapp bei Kasse.

Die polnische Lot hat einen Teil ihrer sowjetischen Flugzeuge an die Ukraine verkauft und setzt bereits vier Boeing 767 und zwei Boeing 737 ein. Bis Ende des Jahres sollen für den West-Verkehr vier weitere Boeing zur Verfügung stehen. Außerdem hat Lot zehn Exemplare des französisch-italienischen Kurzstreckenflugzeugs ATR 72 bestellt, von denen vier mittlerweile im Dienst sind.

Ebenfalls zur Ablösung der Tupolew 154 hat die tschechoslowakische CSA fünf Boeing 737 gemietet. Seit dem Frühjahr fliegt die Gesellschaft außerdem nach Nordamerika und Fernost mit zwei gemieteten Airbus A 310. Auch vier ATR als Alternative zu den alten Jakowlew 40 bereichern die Flotte. Die Prager bemühen sich ferner um den Abschluß weiterer Mietkauf-Verträge mit den drei Flugzeugbauern Boeing, Airbus und McDonnell Douglas, um nach und nach die alten Tupolew und Iljuschin aus dem Verkehr zu ziehen. Diese Jets sind extrem laut und verbrauchen rund die doppelte Treibstoff-Menge wie moderne Maschinen.

Auch die ungarische Fluggesellschaft Malev will längerfristig die Tupolew 134 und 154 aus ihrer Flotte verbannen und setzt seit dem Frühjahr vier Boeing ein. Drei vom Typ 737 wurden bei der irischen Guinness Peat Aviation geleast. Eine Langstrecken-Maschine 767 lieferte Boeing im Mai aus, ihr soll eine zweite bis zum Ende des Jahres folgen.

Die rumänische Tarom hat drei Langstreckenflugzeuge Airbus A 310 gekauft, von denen zwei bis Ende August, das dritte im nächsten Jahr übergeben werden. Ein Konsortium, gebildet von französischen, britischen und deutschen Banken, garantiert die Finanzierung dieser Maschinen. Die Tarom möchte gerne ihre gesamte Flotte ausrangieren, die ausnahmslos aus alten sowjetischen Flugzeugen besteht, und durch 25 Maschinen westlicher Bauart ersetzen. Verhandlungen über den Kauf von Boeing sind bereits im Gange.

Schon seit Ende 1990 jettet die bulgarische Balkan-Air auf ihren europäischen Linien mit zwei Boeing 737. Insgesamt sollen sechs Flugzeuge dieses Typs innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre auf der Basis von Mietkauf-Verträgen erworben werden, damit die alten sowjetischen "Vögel" verschwinden können. Außerdem setzt Balkan Air seit Dezember einen Airbus A 320 ein. Vier weitere sollen noch in diesem Jahr hinzukommen. Nicht zuletzt die Russian International Lines, eine Tochter der Aeroflot, will sich mit Flugzeugen des europäischen Konsortiums eindecken. Die Airbus-Leute kündigten Ende vergangenen Monats an, in allernächster Zeit fünf A 310 nach Moskau zu liefern, wobei das finanzielle Risiko allerdings ausschließlich bei ihnen hängenbleibt. Und schließlich möchte die britisch-russische Air Russia bis 1994 sieben Boeing 767 leasen.

Um all diese Investitionen auch finanzieren zu können, bieten sich die osteuropäischen Fluggesellschaften immer stärker westlichen Partnern an. Auf Interesse stoßen vor allem die tschechoslowakische CSA und die ungarische Malev. Air France beteiligte sich Anfang des Jahres mit 40 Prozent an der CSA. Mit der ungarischen Malev verhandeln die niederländische KLM, die Lufthansa und die British Airways über ein Engagement von reichlich einem Drittel. AFP

Fünf Dörfer sollen zurück Das Wanfrieder Abkommen und seine Spätfolgen

WANFRIED. Bei den amerikanischen Besatzungstruppen in Deutschland häuften sich im Sommer 1945 die Meldungen über Störungen auf der "Whisky-Wodka-Linie". Diese Bahnstrecke von Bremen über Hannover und Göttingen ins hessische Bebra gehörte zu den wichtigsten Versorgungslinien der Amerikaner. Doch auf dem Weg von den Nordseehäfen nach Süddeutschland mußte der Nachschub auf einer Länge von vier Kilometer die sowjetische Besatzungszone im thüringischen Eichsfeld (Kreis Heiligenstadt) passieren.

Die Bahnstrecke östlich der nordhessischen Gemeinde Witzenhausen wurde damit zur Achillesferse der amerikanischen Versorgung, weil die Sowjets immer wieder Versorgungszüge auf ihrem Territorium anhielten. Tod eines Lokführers Die monatelangen Muskelspiele gipfelten im Tod eines deutschen Lokführers, erschossen von sowjetischen Soldaten. Am 17. September 1945 legten der amerikanische Brigadegeneral Sexton und sein sowjetischer Kollege Generalmajor Askalepow mit ihren Unterschriften unter das "Wanfrieder Abkommen" den Streit bei - und pflanzten den Samen neuen Unfriedens, der mit dem Fall der Mauer zur Blüte kam.

Das nach dem hessischen Grenzort Wanfried benannte Abkommen war ein Tauschhandel, bei dem die beiden thüringischen Dörfer Werleshausen und Neuseesen dem amerikanisch besetzten Hessen zufielen.

Im Gegenzug mußten die fünf hessischen Gemeinden Asbach, Sickendorf, Hennigerode, Vatterode und Weidenbach ins sowjetische Thüringen wechseln.

Nach dieser Grenzkorrektur verlief die problematische Bahnstrecke ausschließlich auf "amerikanischem" Gebiet und für ein knappes halbes Jahrhundert kehrte Ruhe ein.

Doch mit dem Sturz des DDR-Regimes regte sich lange unterdrückter Unmut in den fünf nach Osten abgeschobenen ehemals hessischen Dörfer. Die insgesamt gerade 280 Einwohner zählenden Gemeinden klagen seither wieder lauthals über Heimweh und halten mit Bitten, Beschwerden und Briefen die Behörden in Kreis, Land und Bund auf Trab.

Doch Bundespräsident, Bundesinnenminister und Petitionsausschuß des Bundestags konnten bisher nur viel Verständnis und Aufrufe zur Geduld anbieten, mehr nicht.

Inzwischen machte der kollektive Ausreiseantrag der unfreiwilligen Thüringer jedoch Schule. Andere grenznahe Gemeinden in der Nachbarschaft der fünf rückkehrwilligen Orte haben ihr hessisches Herz entdeckt und wollen die Gunst des Augenblicks nutzen, um mit hinüberzuwechseln.

Mit Wahlhausen, Dietzenrode und Lindenwerra sind es nun rund 600 Menschen, die Thüringen den Rücken kehren wollen.

In einer Umfrage sprachen sich 83 Prozent der Einwohner für eine Eingliederung nach Hessen aus. Freimütig begründeten 70 Prozent davon diesen Wunsch auch mit der Hoffnung auf wirtschaftliche Verbesserung. 50 Prozent wollten immerhin auch "landmannschaftliche Gefühle" für die Hessen empfinden.

Den Thüringer Innenminister Willibald Böck (CDU) überzeugt das nicht. "Hier werden handfeste wirtschaftliche Interessen mit Heimatidealen verkleistet", argwöhnt er. Seiner Meinung nach ist diese Begehrlichkeit "typisch für das überzogene Anspruchsdenken im Westen und die Unfähigkeit zum Teilen".

Dennoch unterbreitete der Landesinnenminister der hessischen Regierung im Frühjahr ein Angebot, das den Ex-Thüringern dort den Schrekken in die Glieder fahren ließ: Man solle das Wanfrieder Abkommen einfach für ungültig erklären, schlug Böck vor, die fünf hessischen Gemeinden aus Thüringen entlassen und dafür die beiden Thüringer Orte aus Hessen zurückschicken.

Dort freilich sind die thüringischen Wurzeln sehr viel schneller abgestorben. "Wir wollen bleiben, wo wir sind", wehrt selbst eine 82jährige Bewohnerin des ehemals thüringischen Werleshausen mit erhobenen Händen ab. Nach 45 Jahren fremd "Nach 45 Jahren sind die da drüben uns doch längst fremd." 92 Prozent der Werleshausener wollen einer Umfrage zufolge in Hessen bleiben. Aus dem Rücktausch wird nichts.

Für die 280 hessischen Thüringer wird es aber doch ein Happy-End geben. Im Rahmen der Gebietsreform will Thüringen die zeitweiligen Landsleute 1993 ziehen lassen, entschied das Innenministerium jetzt.

Schlechte Nachrichten hat Böck jedoch für die "Möchtgern-Hessen", wie er sie nennt. Hier wird das Ministerium hart bleiben - das Beispiel könnte sonst Schule machen.

STEFFEN HENGST (AFP)

Ross Perot widersteht seinen Fans

DALLAS, 20. Juli (AFP). Anhänger des texanischen Milliardärs Ross Perot haben am Sonntag vergeblich versucht, diesen von seinem Entschluß abzubringen, auf eine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen am 3. November in den USA zu verzichten. "Er hat seine Meinung nicht geändert", teilte ein Sprecher Perots am Sonntag in Dallas mit. Die Bewegung der Perot-Anhänger hatte zuvor angekündigt, sie wolle ein eigenes Programm aufstellen, Parteitage abhalten und bei Wahlen den Kandidaten einer der beiden großen Parteien unterstützen. Perot hatte am Freitag erklärt, er werde sein Anliegen trotz seines Verzichts auf eine Kandidatur weiter vertreten.

Gorbatschow beschuldigt

MOSKAU, 20. Juli (AFP/dpa). In seiner Funktion als sowjetischer Staatspräsident soll Michail Gorbatschow im April vergangenen Jahres selbst den Befehl gegeben haben, alles für die Verhängung des Ausnahmezustands über die UdSSR vorzubereiten. Dies sagte der Anführer des Putsches gegen Gorbatschow im August 1991, Gennadi Janajew, am Sonntag im russischen Fernsehen.

"Auf einigen Sitzungen, besonders im April vergangenen Jahres, gab Gorbatschow den zuständigen Vertretern der Staatsorgane den Befehl, Dokumente verschiedener Art für die Einführung des Ausnahmezustandes vorzubereiten", sagte Janajew. So habe das von den Putschisten gebildete Komitee für den Ausnahmezustand bei der Verbreitung von Dokumenten in der Nacht vom 18. auf den 19. August 1991 auf Entwürfe zurückgegriffen, die zuvor auf Gorbatschows Weisung hin vorbereitet worden waren. Der Ex-Vizepräsident, der in einem Moskauer Gefängnis inhaftiert ist, sagte, daß während des Putsches niemals geplant gewesen sei, das russische Parlamentsgebäude zu stürmen.

50 Verletzte bei Tribüneneinsturz in Rio

RIO DE JANEIRO, 20. Juli (AFP). Mindestens 50 Menschen sind am Sonntag im Maracanan-Stadion in Rio de Janeiro verletzt worden, als eine Tribüne einstürzte und die Fußballfans vier Meter in die Tiefe fielen. Wie die Polizei mitteilte, erlitten drei Menschen schwere Verletzungen. Eine der oberen Tribünen des Stadions war eingestürzt, nachdem es dort zu einem Gedränge gekommen war, bei dem die Fans die Absperrungen durchbrochen hatten. Im Maracanan-Stadion wurde zum Zeitpunkt des Unglücks das Endspiel der brasilianischen Meisterschaft zwischen Flamengo und Botafogo ausgetragen. Das Spiel wurde trotz des Zwischenfalls fortgesetzt.

25 Tänzer bei Busunfall getötet

GUATEMALA-STADT, 20. Juli (AFP). Bei einem Busunfall in Guatemala sind am Sonntag abend 25 Mitglieder einer mexikanischen Tanzgruppe getötet worden, 22 Tänzer wurden verletzt. Nach Angaben der Feuerwehr stürzte der Bus, in dem die Gruppe unterwegs war, in der Nähe von Guatemala-Stadt in eine Schlucht. Die Folkloretänzer, die auf einer Tournee durch Guatemala waren, sollten abends in Antigua, 50 Kilometer westlich von Guatemala-Stadt, auftreten. Die Behörden machten keine Angaben über die Ursache des Unfalls.

Rebellen bekommen Land

SAN SALVADOR, 20. Juli (AFP). Die salvadorianische Regierung will umgerechnet 141 Millionen Mark für die Wiedereingliederung der entwaffneten Soldaten und Rebellen in die Gesellschaft bereitstellen. Das geht aus einer in San Salvador veröffentlichten Regierungsmitteilung hervor. Von dem Geld, das aus ausländischen Finanzhilfen stammt, sollen insgesamt 250 000 Familien profitieren.

Die ehemaligen Kämpfer der Guerillabewegung Nationale Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) sollen Land zugeteilt bekommen. Außerdem sollen entwaffnete Soldaten und Rebellen günstige Kredite erhalten. Die FMLN hat seit der Unterzeichnung des Friedensvertrags im Februar ein Fünftel ihrer Mitglieder entwaffnet. Die zweite Phase der Entwaffnung soll am 31. Juli beginnen. Die Regierungstruppen wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums um 20 000 Soldaten verringert.

Auslandsvorwahl einheitlich

BONN, 20. Juli (AFP). Von Mittwoch an gilt bei Anrufen aus dem Ausland auch für die neuen Länder die Vorwahl 49. Die noch aus DDR-Zeiten stammende internationale Kennzahl 37 wird dann durch die neue bundeseinheitliche Nummer ersetzt, teilte die Telekom am Montag in Bonn mit. Eine Ansage unter der alten Vorwahl soll in den ersten Monaten auf die neue Nummer hinweisen.

"Bayern" auf Adria-Patrouille

GLÜCKSBURG, 20. Juli (AFP/AP). Der Zerstörer "Bayern" hat seine umstrittene Patrouillenfahrt zur Überwachung des UN-Embargos gegen Serbien und Montenegro in der Adria aufgenommen. Das Flottenkommando der Bundesmarine in Glücksburg teilte am Montag mit, das Schiff sei um 7 Uhr aus dem süditalienischen Hafen Bari ausgelaufen und gegen Mittag zum Mittelmeerverband gestoßen, der in der Nähe der Straße von Otranto kreuzt. Das Kriegsschiff solle bis zum 28. oder 29. Juli auf See bleiben.

Von Elmas auf Sardinien startete am Montag zum zweiten Mal ein Aufklärungsflugzeug der Bundesmarine zu einem Kontrollflug über der Adria. Insgesamt sind drei deutsche Flugzeuge zur Seefernaufklärung im Einsatz.

(Weitere Berichte auf Seite 4)

Klose erwartet "heftige Diskussion" in SPD vor Verfassungsklage Fraktionschef droht bei Waffengewalt in der Adria mit Antrag auf Einstweilige Anordnung in Karlsruhe / Hoffnung auf Mehrheit

BONN, 20. Juli (AFP/dpa/AP/Reuter/ FR). Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Klose rechnet damit, daß es unter den sozialdemokratischen Bundestagsabgeordneten eine Mehrheit für die geplante Verfassungsklage gegen den Bundeswehr-Einsatz in der Adria geben wird. Einen Tag vor der entscheidenden Sondersitzung des Bundestags sagte Klose am Dienstag vor Journalisten in Bonn, er erwarte "heftige Diskussionen". Am Ende werde es aber wie im Fraktionsvorstand eine Mehrheit für die Klage geben.

Klose kündigte an, die SPD werde dann vor dem Verfassungsgericht eine Einstweilige Anordnung beantragen, wenn dies zur Vermeidung eines akuten Schadens nötig sei. Dies trete seiner Meinung nach ein, wenn das Embargo gegen Serbien und Montenegro mit Waffengewalt durchgesetzt werden sollte.

Der SPD-Rechtsexperte Willfried Penner meinte in einem dpa-Gespräch sogar, die SPD-Abgeordneten würden sofort eine Einstweilige Anordnung beim Karlsruher Gericht gegen die Teilnahme der "Bayern" zur Überwachung des UN-Embargos gegen Serbien und Montenegro beantragen. Wenn dem Antrag stattgegeben würde, müßte das Schiff sofort das Mittelmeergeschwader verlassen.

Laut Fraktionschef Klose steht die "ganz große Mehrheit" der SPD hinter dem "Kompromiß" des Bremer Parteitags, auf dem sich die Sozialdemokraten im Mai 1991 auf eine Grundgesetzänderung zur Beschränkung auf UN-Blauhelm-Missionen festgelegt haben. Er persönlich sei darüber hinaus auch für eine Beteiligung an Blockade-Maßnahmen, sagte Klose.

Der SPD-Entwurf zu einer Verfassungsänderung für Blauhelm-Einsätze soll am heutigen Mittwoch in der Sondersitzung des Parlaments in erster Lesung behandelt werden. Außerdem wird Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) eine Regierungserklärung zum Bundeswehr-Einsatz bei der Überwachung des UN-Embargos gegen Serbien und Montenegro abgeben.

Mehrere SPD-Abgeordnete wie der Rechtsexperte Hans de With hatten ihrer Fraktion in den vergangenen Tagen von einer Verfassungsklage abgeraten, weil sie befürchten, die Karlsruher Richter könnten das Vorgehen der Bundesregierung billigen und Spielraum für weitergehende Maßnahmen aufzeigen. Klose betonte, der Adria-Einsatz verstoße nicht nur gegen das Grundgesetz, er sei darüber hinaus "völlig verrückt und blödsinnig". Informationen über mögliche Embargo-Verstöße ließen sich auch über Satellit sammeln und erfolgten zudem vor allem über die Donau.

Der Bundesregierung gehe es in Wahrheit um eine "Demonstration endlich erreichter militärischer Normalität". Scheibchenweise solle eine neue Militärpolitik vollzogen werden. Dies dürfe jedoch nicht ohne Debatte im Parlament geschehen und erfordere eine eindeutige rechtliche Grundlage. Da es für diese keine Zweidrittelmehrheit gebe, müsse das Gericht angerufen werden.

Über eine Organklage kann die SPD-Fraktion nach Angaben ihrer Pressestelle mit einfacher Mehrheit entscheiden, für eine Normenkontrollklage hingegen bräuchte sie ein Drittel aller Stimmen des Bundestags.

Die parteiinterne Diskussion um die Zulässigkeit einer SPD-Klage vor dem Verfassungsgericht hat der SPD-Abgeordnete Ludwig Stiegler kritisiert. Wer aus politischen Gründen keine Klage wolle, solle das politisch begründen. "Ein Ende haben" müsse jedoch die Methode, "mit juristischen Bedenkenträgereien" politische Einstellungen zu verschleiern, meinte Stiegler.

CSU-Chef Theo Waigel hat die SPD ermutigt, in der Frage des Adria-Einsatzes der Bundesmarine das Verfassungsgericht anzurufen. Eine Überprüfung durch das oberste Gericht würde Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr klären helfen, sagte Waigel am Montag in München. FDP will mit Union Grundgesetz ändern Die FDP kündigte an, in diesem Herbst gemeinsam mit CDU/CSU den Antrag zu einer Verfassungsergänzung vorzulegen, der über Blauhelm-Einsätze hinaus eine Bundeswehr-Beteiligung an Kampfeinsätzen unter dem Befehl der Vereinten Nationen (UN) vorsieht. Das bekräftigte das Parteipräsidium. Eine Teilnahme der Bundeswehr an vom UN-Sicherheitsrat beschlossenen Maßnahmen solle der Zustimmung der Mehrheit des Bundestages - der sogenannten Kanzlermehrheit - bedürfen, sagte die stellvertretende Parteivorsitzende Irmgard Schwaetzer. In der Diskussion um den Adria-Einsatz stellte sich die FDP-Spitze hinter die Bundesregierung, die den Marine-Einsatz als verfassungsgemäß bezeichnet hat. Schwaetzer warf den Sozialdemokraten eine "konfuse Diskussion" vor. Zum Griechenland-Boykott aufgerufen Die SPD-Abgeordnete Lilo Blunck hat zum Boykott griechischer Produkte und zum Verzicht auf Urlaubsreisen nach Griechenland aufgefordert. Solange Kriegsgerät- und Öllieferungen über Griechenland das UN-Embargo unterliefen, sollten die Bundesbürger keine Produkte aus Griechenland mehr kaufen.

Griechenland und Rumänien brechen angeblich den Boykott. Über entsprechende Informationen verfüge der Bundesnachrichtendienst, berichtet die Süddeutsche Zeitung am heutigen Dienstag.

Athen hatte am Montag die Vorwürfe der SPD-Politikerin zurückgewiesen. Ein Sprecher des griechischen Außenministeriums betonte nach einer Mitteilung des griechischen Generalkonsulats in Hamburg, "daß sein Land mit besonderer Sorgfalt die Einhaltung der Sanktionen überwacht".

AOK lehnt Bonus-System ab

BONN, 20. Juli (AFP). Die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) im Gesundheitswesen sind weiter umstritten. Der Präsident der Berliner Ärztekammer, Ellis Huber, warf Seehofer am Montag vor, mit seiner Politik Patienten und Ärzte zur Kasse zu bitten anstatt die Krankenversicherung wirklich zu reformieren. Der Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) wandte sich das vom FDP-Abgeordneten Dieter Thomae geforderte Bonus-System für gesundheitsbewußtes Verhalten.

Den Vorschlag für ein Bonus-System bezeichnete der AOK-Vorsitzende Wilhelm Heitzer im Saarländischen Rundfunk als "ausgesprochen unsozial". Wer krank sei, dürfe nicht zusätzlich belastet, und Gesunde dürften nicht mit Rückzahlungen belohnt werden. Die Kranken würden bei der geplanten Gesundheitsreform ohnehin schon mit zehn Milliarden Mark zusätzlich belastet. Heitzer forderte feste Honorarsätze für die Behandlung bestimmter Krankheiten und wies die Proteste der Ärzte gegen die Sparpläne im Gesundheitswesen zurück.

Tote bei armenischer Offensive

ERIWAN/MOSKAU, 20. Juli (AFP). Bei einer armenischen Offensive in Berg Karabach sind am Sonntag mindestens 88 Menschen getötet worden. Dies teilte das armenische Verteidigungsministerium am Montag mit. Bei den Kämpfen seien 80 aserbaidschanische Soldaten und acht Armenier ums Leben gekommen. Die Armenier meldeten die Einnahme mehrerer Ortschaften. Mit dieser Offensive gelang es ihnen offenbar, Teile der Gebietsverluste wettzumachen, die sie bei der letzten Großoffensive der aserbaidschanischen Verbände im Juni hatten hinnehmen müssen.

Treibnetz-Verbot ohne Wirkung Greenpeace: Hunderte Schiffe fischen illegal im Mittelmeer

HAMBURG, 20. Juli (AFP). Das von der Europäischen Gemeinschaft (EG) beschlossene Fischverbot mit Treibnetzen über 2,5 Kilometer Länge wird im Mittelmeer nach Informationen der Umweltschutzorganisation Greenpeace sträflich mißachtet.

Dort seien derzeit Hunderte von italienischen, marokkanischen, türkischen, griechischen und koreanischen Treibnetzfischern mit Netzen von zehn bis zu 90 Kilometern Länge unterwegs, teilte Greenpeace am Montag in Hamburg mit. In diesen "Wänden des Todes" sterbe alles, vom Schwertfisch bis zu Delphin und Wal.

"Die Fischer scheren sich offensichtlich einen Teufel um die EG-Beschlüsse, die deshalb wohl nicht mehr wert sind als das Papier, auf dem sie gedruckt wurden", sagte Greenpeace-Fischereiexpertin Wiebke Schwarzbach. Ursache dafür seien fehlende Kontrollen. Bei der jüngsten Fahrt des Greenpeace-Schiffs "MV Sirius" im Juni und Juli im westlichen Mittelmeer seien alle untersuchten italienischen Treibnetze länger als 2,5 Kilometer gewesen.

Über 700 italienische Treibnetzfischer mit durchschnittlich zehn und 15 Kilometer langen und bis zu 25 Meter hohen Netzen seien zur Fangsaison im Mittelmeer unterwegs. Die französische Marine habe Mitte Juli sogar ein südkoreanisches Schiff mit einem Treibnetz von 90 Kilometern Länge entdeckt.

Baker ist zuversichtlich Treffen mit Palästinensern / Israel hofft auf US-Kredit

JERUSALEM, 20. Juli (AFP). US-Außenminister James Baker hat am Montag in Jerusalem drei Stunden mit fünf Vertretern der Palästinenser aus den von Israel besetzten Gebieten verhandelt. Palästinensersprecherin Chanan Aschrawi unterstrich nach dem Treffen, die Palästinenser hätten in der Vergangenheit weiter verhandelt, während die Israelis in den besetzten Gebieten weiter Siedlungen gebaut, Häuser zerstört, Menschen deportiert und getötet hätten. Jetzt forderten die Palästinenser, daß Israel einen ähnlich guten Willen der Verhandlungsbereitschaft zeige.

Die Palästinenser-Delegation unter Leitung von Faisal Husseini habe Baker eine Liste mit ihren "klassischen" Forderungen übergeben, so Aschrawi. Darin hieß es, die Nahost-Verhandlungen sollten noch im August in Rom fortgesetzt werden. Zudem erwarte die palästinensische Seite nach dem neuen Ton der Rabin-Regierung effiziente Maßnahmen. Dazu gehöre der absolute Siedlungsstopp, die Einhaltung der 4. Genfer Konvention in den besetzten Gebieten sowie "die Freilassung der politischen Gefangenen, die Aufhebung der Zensur, der Stopp der Folterung und Mißhandlung palästinensischer Gefangener."

Baker hatte zuvor gesagt, nach dem von der neuen Regierung unter Ministerpräsident Yitzhak Rabin verkündeten Teil-Baustopp in den besetzten Gebieten erwarte er von den Palästinensern "neue Signale" für die Nahost-Friedensverhandlungen. Die US-Regierung hatte die Bewilligung neuer Kreditgarantien an Israel im Umfang von zehn Milliarden Dollar (15 Milliarden Mark) innerhalb von fünf Jahren unter der früheren Likud-Regierung von Yitzhak Schamir von einem völligen Baustopp bei den Siedlungen abhängig gemacht. Der US-Außenminister meinte, daß in der Siedlungsfrage nun ein Kompromiß gefunden werden könne.

Über die Bürgschaften wurde bei einem Treffen Bakers mit Ministerpräsident Rabin, Außenminister Schimon Peres, Finanzminister Avraham Schochat und dem Gouverneur der Bank von Israel, Jaakov Frenkel, gesprochen. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums sagte, seine Regierung sei zuversichtlich, daß mit Baker Fortschritte in der Frage der Kreditgarantien erzielt würden.

Fortschritte bei Aids-Impfstoff Deutscher Forscher zuversichtlich / Doch nur zwei Virus-Typen?

AMSTERDAM, 21. Juli (Reuter/AFP/ dpa). Wesentliche Fortschritte bei der Entwicklung eines präventiven Aids- Impfstoffs sind nach Angaben eines deutschen Wissenschaftlers bereits im kommenden Jahr zu erwarten. Bis zum nächsten Aids-Kongreß im Juni 1993 in Berlin werde man bei der Bekämpfung der Immunschwäche-Krankheit beträchtlich weiter gekommen sein, kündigte Karl- Otto Habermehl, Leiter des Instituts für Klinische und Experimentelle Virologie an der Freien Universität Berlin, am Dienstag in Amsterdam an. Habermehl nimmt an der Achten Internationalen Aids-Konferenz in der niederländischen Hauptstadt teil.

Der Virologe, der auf der Neunten Konferenz in Berlin den Vorsitz führen wird, sagte weiter, ein präventiver Impfstoff sei leichter zu entwickeln als ein therapeutischer für Personen, die bereits mit dem HIV-Virus infiziert seien. Wissenschaftler auf dem Amsterdamer Kongreß warnten jedoch, selbst wenn ein Durchbruch in der Aids-Bekämpfung erzielt werde, werde es noch Jahre dauern, bis ein entsprechendes Medikament auf den Markt gelange.

Mutmaßungen über die Entdeckung eines dritten Aids-Virus neben dem HIV-1 und dem HIV-2 wies Professor Luc Montagnier vom Pariser Pasteur-Institut auf dem Aids-Kongreß zurück. Wie er sagte, sei ein von französischen Wissenschaftlern ein mutiertes Virus isoliert worden, bei dem es sich um eine dem HIV-1 nahe Variante handele. Seines Wissens nach sei bisher aber kein drittes Aids-Virus identifiziert worden. Ähnlich äußerten sich in Amsterdam auch andere Wissenschaftler. Montagnier hatte 1983 mit seiner Arbeitsgruppe den Erreger der Immunschwächekrankheit entdeckt. Auch US-amerikanische Forscher hatten bei einer Reihe von Patienten mit charakterischen Aids-Symptomen keines der beiden bisher bekannten Aids-Viren feststellen können.

Aids breitet sich explosionsartig unter männlichen Gefängnisinsassen aus: Nirgendwo sonst sei die HIV-Infektionsrate so hoch wie in vielen Strafanstalten, berichteten Experten auf dem Aids-Kongreß. Trotz einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 1987 würden den meisten Gefangenen keine Kondome zur Verfügung gestellt. Der Grund: Sex zwischen Gefangenen sei verpönt. Nach Angaben der Forscher werden nur in jedem zwanzigsten Gefängnis in den USA Kondome ausgegeben.

Anklage wegen Verschwörung

ADDIS ABEBA, 21. Juli (AFP). Elf Personen, die der äthiopische Menschenrechtsrat (ERCHO) als vermißt gemeldet hatte, sind Ende Mai festgenommen und an einem geheimen Ort gefangengehalten worden. Wie der Chef der Polizei und der Haftanstalten Montag mitteilte, wird den Gefangenen, unter denen sich acht Militärs und drei Zivilisten befinden, vorgeworfen, einen bewaffneten Umsturz geplant zu haben.

Einer der Gefangenen, Oberst Daniel Tessema, erklärte am Montag vor Journalisten, sie hätten die Absicht gehabt, einen Teil des Stadtgebiets unter ihre Kontrolle zu bringen, um mit der Übergangsregierung über bessere Pensionszahlungen für die Soldaten zu verhandeln. Daniel Tessema hatte sich bereits 1973 und 1974 an Umsturzversuchen gegen Kaiser Haile Selassie und 1989 an einem Putsch gegen Oberst Mengistu Haile Mariam beteiligt.

Zugüberfälle in Georgien

MOSKAU, 21. Juli (AFP). In Georgien haben sich in den vergangenen Monaten Überfälle von bewaffneten Banden auf Züge gehäuft. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax am Montag unter Berufung das georgische Innenministerium berichtete, wurden dabei Güter im Werte von zehn Milliarden Rubel (etwa 108 Millionen Mark) geraubt. Am Sonntag wurde nach Angaben des Ministeriums der Zug von Tiflis nach Moskau überfallen. Die Insassen wurden im Bahnhof von Ingiri ausgeraubt.

Die georgischen Behörden wollen den Schutz der Züge in Zukunft verstärken. Sie haben angeordnet, daß auf jeden Angreifer ohne Vorwarnung geschossen werden soll.

Kurz gemeldet: Schweiz möchte UN-Umweltsekretariat

BERN, 21. Juli (AFP). Die Schweiz hat den Vereinten Nationen für einen Zeitraum von fünf Jahren rund 1,7 Millionen Mark jährlich angeboten, um die Einrichtung des UN-Umweltsekretariates in Genf zu ermöglichen.

Bayern fordert Härte gegenüber Mafia

MÜNCHEN, 21. Juli (AFP). Angesichts möglicher Mafia-Aktionen in Deutschland hat der bayerische Innenminister Edmund Stoiber (CSU) verbesserte Gesetze, eine entsprechende Ausrüstung der Polizei und mehr internationale Zusammenarbeit gegen das organisierte Verbrechen gefordert. Stoiber sagte am Montag abend im Rundschau-Magazin des Bayerischen Fernsehens, die deutsche Polizei sei zwar im Grunde darauf vorbereitet, aber die Mafia und das organisierte Verbrechen arbeiteten international. Deshalb sei neben einer besseren Ausrüstung der Sicherheitskräfte auch ein verbessertes internationales Zusammenwirken im Kampf gegen die Mafia und ähnliche Organisationen nötig. Speziell in Deutschland sei es daher verhängnisvoll, daß verdeckte Ermittler nicht mehr Einsatzmöglichkeiten hätten als bisher. Dies sei aber Schuld von FDP und SPD.

34jährige erstach Lebensgefährten

ASSMANNSHAUSEN, 20. Juli (lhe). Eine 34jährige Frau hat am Sonntag nachmittag in Assmannshausen (Rheingau-Taunus-Kreis) ihren Lebensgefährten mit mehreren Messerstichen tödlich verletzt. Nach Mitteilung der Wiesbadener Polizei vom Montag starb der 40jährige kurz nach seiner Einlieferung in ein Koblenzer Krankenhaus. Nach den ersten Ermittlungen war es zwischen dem Paar zu einem Streit gekommen, in dessen Verlauf die Frau zu einem Fleischermesser griff und dem Mann in den Rücken stach. Auf der Treppe stach die Frau erneut auf den Flüchtenden ein. Die von Anwohnern alarmierte Polizei nahm die Frau noch auf der Straße fest.

Übersiedler ertrank in Nidda-Stausee

SCHOTTEN, 20. Juli (lhe). Ein 36jähriger Übersiedler aus Kasachstan ist am Samstag abend im Nidda-Stausee bei Schotten (Vogelsbergkreis) ertrunken. Wie die Polizei am Montag mitteilte, hatte der in Büdingen (Wetteraukreis) lebende Mann versucht, den See zu durchschwimmen. Nach Berichten von Augenzeugen war er in der Mitte des Sees plötzlich untergegangen. Der 36jährige konnte nur noch tot geborgen werden. Über die Ursache des Badeunfalls konnte die Polizei noch keine Angaben machen.

Nasennatter und eine Erdnatter gefangen

HANAU. Eine 70 Zentimeter lange mittelamerikanische Nasennatter hat am Sonntag abend in Hanau für Aufregung gesorgt. Wie die Polizei mitteilte, hatte eine Bewohnerin eines Mehrfamilienhauses die Schlange vor der Eingangstür entdeckt und zunächst für eine Imitation aus Gummi gehalten. Als sie das gelbe, schwarz-rot gestreifte Tier aufheben wollte, bewegte sich das Reptil.

Weil bis zu diesem Zeitpunkt nicht sicher war, um welche Schlangenart es sich handelte, fingen Polizisten und Feuerwehrleute die Schlange mit äußerster Vorsicht ein, die später von einem Tierpfleger des Frankfurter Zoos als ungiftige Nasennatter identifiziert wurde. Woher das seltene Tier kam, ist noch unbekannt. "Es ist schwer vorzustellen, daß jemand eine solche Schlange zu Hause gehalten hat, denn sie ernährt sich fast ausschließlich von Eidechsen", hieß es.

PFUNGSTADT. Eine 1,50 Meter lange Erdnatter haben Polizisten in der Nacht zum Montag in Pfungstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg) aus einem Gartenbaum geholt. Wie das Polizeipräsidium Darmstadt mitteilte, hatte sich das ungiftige Reptil dort zur Ruhe niedergelassen. Aus einer Zeltstange und einem Seil hatten die Beamten ein Fanggerät gebaut. lhe

Olympia live auf deutschen Bahnhöfen

FRANKFURT A. M., 20. Juli. Reisende brauchen während der Olympischen Spiele in Barcelona nicht auf aktuelle Informationen zu verzichten. Auf zehn deutschen Großstadt-Bahnhöfen werden in dieser Woche Videowände aufgestellt, die ab Samstag täglich von 6.00 Uhr bis 22.30 Uhr in Betrieb sind. In Hamburg, Hannover, Berlin, Dresden, Leipzig, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Frankfurt/Main und Stuttgart werden die Gäste in Zusammenarbeit mit Reichsbahn, Bundesbahn sowie der Stiftung Deutsche Sporthilfe auch an Verkaufsständen, mit Gewinnspielen, Talkshows und Autogrammstunden unterhalten.

Junge ermordet

Polizei hat

erst wenige

Hinweise

SPEYER, 20. Juli (lrs). Zu der Aufklärung des Mordes an dem achtjährigen Jungen aus Speyer sind bei der Polizei erst wenige Hinweise eingegangen.

"Wir hatten etwa 50 Anrufer, bisher gibt es aber noch keine Spur", sagte der Ludwigshafener Polizeisprecher. Polizei und Staatsanwaltschaft rechnen in den nächsten Tagen mit mehr Hinweisen, weil die Regionalzeitungen in ihren Montagsausgaben in großer Aufmachung über den Fall berichten. Das Motiv liegt noch immer im dunkeln, gesucht wird auch noch nach der Waffe.

Der Junge war am Samstag in einem Waldstück bei Speyer erstochen aufgefunden worden. Er trug nur noch seine Bermuda-Shorts. Seine weißen Sandalen und Socken sowie ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift "I love Kenia" waren verschwunden. Neben der Leiche lag das lilafarbene BMX-Rad des Jungen. Die Obduktion hatte keine Hinweise auf ein Sexualverbrechen ergeben.

(Siehe auch Seite 20, Aus aller Welt)

Physiker und die Übergangsmetalle

Neue metallische Werkstoffe können die Kapazität von Computerspeichern um das Zwei- bis Dreitausendfache steigern. Diese Ansicht vertreten die Organisatoren eines Kongresses über die Physik der Übergangsmetalle, zu dem am Montag rund 300 Wissenschaftler aus aller Welt in Darmstadt zusammengetroffen sind. Übergangsmetalle - zu ihnen zählen unter anderem Vanadium, Eisen, Nickel, Platin - sind die größte Gruppe der Metalle und zeichnen sich dadurch aus, daß sie viele komplexe Verbindungen bilden.

Zwei Frauen wurden mit Messerstichen getötet

BAD WILDUNGEN. Tödlich endete in der Nacht zum Montag ein Ehestreit im nordhessischen Bad Wildungen (Kreis Waldeck-Frankenberg). Nach tagelangem Streit zwischen den 39jährigen Ehepartnern hatte der Mann am Sonntag abend zunächst versucht, sich mit einem Messer zu töten, berichtete die Polizei. Als seine Ehefrau dies verhindern wollte, habe der 39jährige sie im Verlauf einer Rangelei mit zwei Messerstichen so schwer verletzt, daß sie noch in der Nacht im Krankenhaus starb. Der Mann wurde den Angaben zufolge schwer verletzt.

ASSMANNSHAUSEN. Eine 34jährige Frau hat am Sonntag nachmittag in Assmannshausen (Rheingau-Taunus-Kreis) ihren Lebensgefährten mit mehreren Messerstichen tödlich verletzt.

Nach Mitteilung der Wiesbadener Polizei vom Montag starb der 40jährige kurz nach seiner Einlieferung in ein Koblenzer Krankenhaus. Nach den ersten Ermittlungen war es zwischen dem Paar zu einem Streit gekommen, in dessen Verlauf die Frau zu einem Fleischermesser griff und dem Mann in den Rücken stach. Auf der Treppe stach die Frau erneut auf den Flüchtenden ein. Die von Anwohnern alarmierte Polizei nahm die Frau noch auf der Straße fest. lhe

Anstieg der Geburten hält auch 1992 an

WIESBADEN. Der Anstieg von Geburten hält in Hessen an: In den ersten drei Monaten dieses Jahres seien 14 300 Kinder zur Welt gekommen - 2,6 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, berichtete das Statistische Landesamt in Wiesbaden.

Von den lebend Geborenen seien 7 300 Jungen und 7 000 Mädchen. Die Zahl der ausländischen Kinder sei um zehn Prozent auf 2 200 gewachsen, die der deutschen um 1,4 Prozent auf 12 100.

Gestorben sind nach Angaben des Amtes von Januar bis März rund 16 000 Menschen, 2,5 Prozent mehr als im ersten Vierteljahr 1991. lhe

Kunst aus Genua in der Schirn

Etwa 210 Exponate aus den Bereichen Malerei, Skulptur und Kunsthandwerk umfaßt die Ausstellung "Kunst in der Republik Genua 1528 - 1815", die in der Frankfurter Schirn Kunsthalle vorbereitet wird. Vom 5. September bis 8. November soll ein umfassender Überblick über den künstlerischen Reichtum der "Gegenspielerin Venedigs" gegeben werden.

Zu den Stücken, die in der Schirn gezeigt werden sollen, gehören manieristische Fresken des römischen Malers Perino del Vaga, Arbeiten der flämischen Meister Peter Paul Rubens, Antonis van Dyck und Cornelius de Wael sowie Künstlern aus der Region Genua und aus Frankreich, die für die Kunstgeschichte der Republik maßgebend waren. fr

Leiche aus dem Wald bei Hanau identifiziert

HANAU. Die Identität des am Donnerstag vor zwei Wochen in einem Waldstück bei Hanau mit zertrümmertem Schädel gefundenen Toten ist geklärt. Die Leiche sei als der 40jährige Grzegorz Bakala aus Polen identifiziert worden, teilte die Hanauer Polizei am Montag mit.

Ermittlungen ergaben, daß der 40jährige einem Verbrechen zum Opfer fiel. Bakala sei mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf und den Oberkörper geschlagen und dabei getötet worden, berichtete die Polizei. Ein Lastwagenfahrer hatte die stark verweste und teilweise skelettierte Leiche in der Nähe von Hanau gefunden. Der Pole habe zusammen mit einem Landsmann in Deutschland Arbeit gesucht.

Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, hat die Hanauer Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 5000 Mark ausgesetzt. lhe

Stadion-Unglück in Rio

RIO DE JANEIRO, 20. Juli (Reuter). Nach einem Gedränge auf einem oberen Rang im Maracana-Fußballstadion in Rio de Janeiro sind am Sonntag über 50 Personen durch Sturz von der Tribüne zum Teil schwer verletzt worden. Augenzeugen berichteten, es sei wie ein Wunder, daß es keine Toten bei dem Unglück gab.

Den Berichten zufolge kam es zu dem Zwischenfall in dem mit 150 000 Zuschauern besetzten, weltgrößten Stadion kurz vor Spielbeginn, als ein Sicherheitszaun vor der Tribüne von Zuschauern weggedrückt wurde, die offenbar dem Ansturm von hinten nachdrängender Fans ausweichen wollten. Das 1950 gebaute Maracana-Stadion soll erneut auf seine Sicherheit überprüft werden.

Ein Journalist berichtete, die Menschen seien von der Tribüne etwa fünf Meter tief auf die unteren Sitzreihen herabgestürzt, einer nach dem anderen. Die Verletzten wurden teils mit Hubschraubern ausgeflogen, teils ambulant versorgt.Kanadische Frauen zeigten sich barbusig

OTTAWA, 20. Juli (Reuter). Rund 100 Frauen haben im kanadischen Ottawa am Sonntag einen Protestmarsch zum Parlament gegen ein Gesetz über "unanständige Entblößung" veranstaltet. Nach Angaben der Polizei hatten die Frauen, denen in Kanada im Gegensatz zu Männern verboten ist, den nackten Oberkörper zu zeigen, barbusig antreten wollen. Doch nur vier der hundert Demonstrantinnen hätten sich oben freigemacht, nachdem 3000 männliche Zuschauer erschienen seien, die zum Teil ihre Videokameras mitgebracht hätten. Mit dem Protest hatten die Frauen auch an die Bestrafung einer Studentin vor einem Jahr erinnern wollen, die in Guelph (Ontario) mit nacktem Oberkörper von der Polizei angetroffen und zu einer Geldbuße verurteilt worden war.

Aids-Experten mahnen die Forscher

AMSTERDAM, 20. Juli (Reuter). Experten der Achten Internationalen Aids-Konferenz in Amsterdam haben zu intensiveren Forschungsbemühungen um Entwicklung eines Impfstoffes gegen die tödliche Immunschwäche-Krankheit Aids aufgerufen. Am heutigen Montag wollen Wissenschaftler vor den rund 11 000 Delegierten Einzelheiten über den Forschungsstand zu Impfstoffen und über klinische Tests mit rund 15 Mitteln berichten. Der Vorsitzende der Konferenz, Jonathan Mann, sagte, die Bemühungen der Medizin zeigten bei der raschen Weiterverbreitung von Aids bislang kaum Wirkung. Allgemein wird nicht damit gerechnet, daß vor Ende des Jahrhunderts ein Impfstoff gegen den HIV-Virus auf dem Markt sein wird. Aids-Aktivisten hatten am Sonntag gegen Diskriminierung und ihrer Ansicht nach ungenügende Aktivitäten zur Bekämpfung von Aids demonstriert.

Schärferes Einwanderungsgesetz

CANBERRA, 20. Juli (Reuter). Australien will härter gegen illegale Einwanderer vorgehen. Wie Einwanderungsminister Gerry Hand am Montag in Canberra ankündigte, sieht ein Gesetzespaket vor, daß künftig neben Flüchtlingen auch Immigranten festgenommen werden können, deren Visa abgelaufen sind.

Blutige Razzia in Istanbul

ISTANBUL, 20. Juli (Reuter). In Istanbul hat die türkische Polizei bei einer Razzia am Sonntag drei mutmaßliche linksgerichtete Untergrundkämpfer erschossen. Wie das türkische Fernsehen am Montag weiter berichtete, waren die drei, darunter eine Frau, der Aufforderung nicht nachgekommen, sich zu ergeben. In der Wohnung der Untergrundkämpfer in einem Wohnbezirk der Bosporus-Metropole stellte die Polizei den Angaben zufolge Gewehre und Handgranaten sicher.

Schwarze bei Feuergefecht getötet

JOHANNESBURG, 20. Juli (Reuter). In Südafrika sind bei einem Schußwechsel mit der Polizei am Sonntag drei Mitglieder der Schwarzenorganisation Panafrikanischer Kongreß (PAC) getötet worden. Nach Angaben der Polizei eröffneten Angehörige einer PAC-Trauergemeinde das Feuer auf einem Friedhof der Schwarzensiedlung Evanston südlich von Johannesburg. Die Polizisten seien anläßlich der Beerdigung zweier Kollegen dort gewesen. Einheiten der PAC führen einen bewaffneten Kampf gegen Südafrikas weiße Regierung unter Präsident Frederik Willem de Klerk.

Trauer um Galinski im In- und Ausland

BERLIN, 20. Juli (Reuter). Bestürzt und betroffen haben sich Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland über den Tod des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, geäußert. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) habe sich "tief betroffen" über das Ableben des 79jährigen geäußert und werde persönlich an der Trauerfeier am kommenden Freitag in Berlin teilnehmen, sagte ein Sprecher der jüdischen Gemeinde zu Berlin am Montag.

Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) würdigte den Berliner Ehrenbürger als einen "entschiedenen und unbequemen Kämpfer wider das Vergessen". Jahrzehntelang habe sich Galinski für Versöhnung und die Erinnernung an die Nazi-Greuel eingesetzt.

Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth würdigte Galinski als einen Mann, der sich nach der Nazi-Diktatur entschieden für einen demokratischen Neuanfang eingesetzt habe. Galinski, dessen Eltern und erste Frau in den Jahren der Nazi-Diktatur zu Tode kamen, habe sich immer wieder gegen neuen Antisemitismus und Rassismus gewandt. Solidarität mit Israel habe er nachdrücklich eingefordert. Vielen Menschen sei er ein unbequemer Mitbürger gewesen.

Noch in der Nacht hätten sich auch viele Menschen aus Israel, den USA, Großbritannien, Frankreich und Belgien gemeldet, um ihrer Trauer und Bestürzung Ausdruck zu verleihen, sagte der Vorsitzende des Gemeindeparlamentes der jüdischen Gemeinde, Michael Zehden. Galinski war seit 1949 Vorsitzender der Gemeinde gewesen, die inzwischen wieder - vor allem durch Zuzüge aus der früheren Sowjetunion - auf rund 9000 Mitglieder angewachsen ist. Die Nationalsozialisten hatten die einst 173 000 Mitglieder umfassende Gemeinschaft fast völlig ausgelöscht. Krieg und NS-Diktatur hatten nur rund 1500 Berliner Juden überlebt.Bergarbeiterstreiks in Polen

WARSCHAU, 20. Juli (AP/Reuter). Tausende von polnischen Bergarbeitern sind am Montag in den Streik getreten. Im südschlesischen Kohlerevier kam es zu zweistündigen Warnstreiks. Die Bergarbeiter wollten damit ihren Lohnforderungen Nachdruck verleihen, nachdem Tarifverhandlungen mit der Regierung am Samstag gescheitert waren.

Die Belegschaft der Kupfergesellschaft, die insgesamt 40 000 Menschen beschäftigt, legte um sechs Uhr die Arbeit nieder. In 26 Kohlebergwerken fanden am Morgen Massenkundgebungen statt. Darauf folgte in 18 Minen ein zweistündiger Warnstreik, in sieben ruhte die Arbeit für eine Stunde. Ein Kohlebergwerk ist dem polnischen Rundfunk zufolge in einen unbefristeten Ausstand getreten.

Die Regierung hat den Streikenden für Mittwoch neue Verhandlungen angeboten. Sie meint, die Lohnforderungen der Bergarbeiter nicht erfüllen zu können.

Warnstreiks in NRW-Radios

KÖLN, 20. Juli (Reuter/AFP). In Nordrhein-Westfalen haben sich am Montag morgen die Beschäftigten von acht Lokalradios an einem halbstündigen Warnstreik beteiligt. Dabei seien zwischen sieben und 7.30 Uhr Nachrichten- und Werbesendungen in Sendern in Bonn, Bochum, Dortmund, Duisburg, Recklinghausen, Unna, Soest und Bottrop-Gelsenkirchen ausgefallen, teilte die Industriegewerkschaft Medien in Köln und in Stuttgart mit. Ein Versuch der Arbeitgeber, den Warnstreik durch eine einstweilige Verfügung zu untersagen, sei vor dem Amtsgericht Köln gescheitert.

Mit dem Warnstreik wollten die Redaktionen der Lokalradios nach Gewerkschaftsangaben die Forderung der IG Medien unterstützen, mit dem Arbeitgeberverband Arbeitsgemeinschaft privater Rundfunk (APR) neben einem Manteltarifvertrag auch einen Entgelttarifvertrag abzuschließen.

UN setzen erstmals Luftbrücke ins umkämpfte Sarajewo aus

Granaten schlugen in Nähe des Flughafens ein / Vereinbarte Waffenruhe für Bosnien-Herzegowina hielt keine zwei Stunden

SARAJEWO, 20. Juli (Reuter/AP/AFP). Die Vereinten Nationen (UN) haben am Montag erstmals ihre Luftbrücke nach Sarajewo eingestellt, da trotz der vereinbarten Waffenruhe Granaten in der Nähe des Flughafens einschlugen.

Aus der Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas und anderen Teilen des Landes wurden schwere Verletzungen der Feuerpause gemeldet, die am Sonntag um 18 Uhr hätte in Kraft treten sollen. Wie der Befehlshaber der UN-Truppen in Sarajewo, der kanadische Generalmajor Lewis MacKenzie, mitteilte, hielt die Waffenruhe nur eine Stunde und 40 Minuten.

MacKenzie sagte, anscheinend seien die Kampfeinheiten nicht mehr unter politischer Kontrolle. Es sei nicht klar, wann die Hilfsflüge wieder aufgenommen werden könnten. Im Moment sei es unverantwortlich, Maschinen landen zu lassen. Der Beschuß der Umgebung des Flughafens begann, MacKenzie zufolge, am Sonntag abend und wurde am Montag morgen verstärkt. Bis zum frühen Morgen hätten immer wieder Detonationen einschlagender Granaten die noch von 300 000 Menschen bewohnte bosnische Hauptstadt erschüttert.

Ein Sprecher des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge (UNHCR) teilte mit, bisher seien täglich etwa 200 Tonnen Hilfsgüter mit 15 bis 20 Flugzeugen nach Sarajewo gebracht worden. Die Flüge waren am 5. Juli aufgenommen worden.

Der bosnische Rundfunk meldete, bei dem Beschuß Sarajewos seien am Montag 15 Zivilisten getötet und mehr als 100 durch serbische Granaten verletzt worden, unter ihnen zwei UN-Soldaten. Die Geschosse hätten in der Nähe des Präsidentenpalastes und des Krankenhauses eingeschlagen. UN-Angaben zufolge wurde auch das Gebäude des Staatspräsidiums von Granaten getroffen. Serbische Einheiten hätten auch die nordwestlich der Hauptstadt liegenden Orte Visoko und Breza angegriffen. Nach Berichten von Radio Zagreb wurde die ostbosnische Stadt Gorazde von serbischen Einheiten beschossen. Ferner seien das nordwestlich von Sarajewo gelegene Bugojno und weitere Städte angegriffen worden.

Das von der bosnischen Regierung eingerichtete Krisenzentrum teilte mit, in Sarajewo seien bisher 1467 Menschen getötet worden. In ganz Bosnien-Herzegowina habe es seit Beginn des Bürgerkrieges 7846 Tote gegeben.

Serbiens Präsident Slobodan Milosevic wies eine Verantwortung Serbiens für die Angriffe auf Sarajewo zurück. Sein Land habe mit dem Krieg in Bosnien nichts zu tun, es gebe dort keinen einzigen serbischen oder jugoslawischen Soldaten, sagte er der Pariser Tageszeitung Figaro. Die Aggression gehe von Kroatien aus, das 42 000 Mann seiner Streitkräfte in Bosnien stationiert habe. Der Ministerpräsident des nur noch aus Serbien und Montenegro bestehenden Jugoslawien, Milan Panic, flog am Montag zu Gesprächen mit UN-Generalsekretär Butros Ghali nach New York.

Kroatien will künftig alle arbeitsfähigen männlichen Bürger Bosnien-Herzegowinas wieder in "befreite und sichere Gebiete" Bosniens zurückschicken. Wie die kroatische Nachrichtenagentur Hina berichtete, sieht das Flüchtlingsbüro der Regierung die Rückführung von zunächst 4000 Männern vor, die über den Hafen von Split nach Bosnien zurückgebracht werden sollen.

Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren könnten nicht als Flüchtlinge in Kroatien bleiben, weil sie aufgrund der kürzlich ausgerufenen Mobilmachung der Republik Bosnien verpflichtet seien, sich an der Verteidigung ihres Landes zu beteiligen, hieß es.

Schäuble fordert Zivilcourage Gedenkveranstaltung zum Jahrestag des Attentats auf Hitler

BERLIN, 20. Juli (Reuter/dpa). In einer Gedenkveranstaltung für die Mitglieder des deutschen Widerstandes gegen Hitler hat der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Schäuble, mehr Zivilcourage und Engagement für das Gemeinwesen angemahnt. Aus Anlaß des 48. Jahrestages des Attentats vom 20. Juli 1944 sagte Schäuble am Montag in Berlin: "Der Widerstand gegen Hitler lehrt uns, daß Menschenwürde, Freiheit, Gerechtigkeit unseres Einsatzes bedürfen." Die Männer und Frauen des Widerstandes hätten Maßstäbe gesetzt, "und sie haben es uns Deutschen ermöglicht, unsere Würde wiederzuerlangen."

Während im Widerstand gegen Hitler das Leben und in der Opposition gegen die SED-Herrschaft die persönliche Freiheit auf dem Spiel gestanden hätten, sei heute lediglich Zivilcourage, Engagement und die Bereitschaft gefordert, neben eigenen Interessen auch die Notwendigkeit der Gemeinschaft zu sehen, sagte Schäuble. Zugleich warnte er vor Selbstgerechtigkeit bei der Beurteilung der Menschen und ihres Verhaltens in 40 Jahren SED-Herrschaft. Nur aus dem Mut zur Wahrheit wachse die Kraft zur Versöhnung, "ohne die wir nach soviel Elend, Diktatur und Teilung nicht zusammenfinden", sagte Schäuble.

Totalitäre Regime verstünden es, das normale Sozialverhalten der Menschen so zu manipulieren, daß sie deren Leistungen, insbesondere auch die sittlichen Leistungen im nichtpolitischen Alltag, auf die Mühlen ihrer Zwecke leiteten und als Zustimmung zu ihrer Herrschaft hinstellten, sagte der CDU-Politiker. Es sei deshalb die Beschäftigung mit dem totalitären Sozialismus und der Teilung erforderlich, was allerdings ohne den zeitlichen Abstand besonders schwierig sei, räumte Schäuble ein.

Auch Berlins Bürgermeisterin Christine Bergmann (SPD) forderte dazu auf, aus dem außergewöhnlichen Engagement der Männer des 20. Juli zu lernen. "Wir sind gefragt, heute, unter ganz anderen Bedingungen als vor 50 Jahren, im besten Sinne republikanische Tugenden wie Mut und Zivilcourage unter Beweis zu stellen", sagte sie.

UN-Mitarbeiter in Irak verletzt

BAGDAD, 20. Juli (Reuter). Im Norden Iraks sind am Montag nach Angaben aus UN-Kreisen zwei Mitarbeiter der Vereinten Nationen bei der Explosion einer Autobombe leicht verletzt worden. Wie es in den Kreisen in Bagdad hieß, detonierte der Sprengsatz in der Nähe eines von den UN genutzten Hauses in der Stadt Sulaimanija. Die beiden Mitarbeiter seien in dem Gebäude von Glassplittern getroffen worden und hätten ambulant behandelt werden müssen. Ein Sprecher der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) hatte zuvor in Ankara erklärt, die Bombe sei in einem UN-Fahrzeug explodiert.

UN-Vertreter helfen im Nordirak bei der Verteilung von Hilfsgütern an die kurdische Bevölkerung. Am vergangenen Donnerstag war ein UN-Wachmann von den Fidschi-Inseln dort getötet worden. Die Regierung in Bagdad hat jede Verantwortung für den Vorfall zurückgewiesen und erklärt, der Anschlag sei im Kurden-Gebiet verübt worden, über das sie keine Kontrolle habe.

Aktien und Dollar auf rasanter Talfahrt Außer Zinssorgen drückt auch Mafia-Mord die Kurse / Notenbanken greifen ein

FRANKFURT A. M. (rtr/dpa). Die Aktienbörsen in Fernost und Europa wurden zum Wochenbeginn von starken Kurseinbrüchen heimgesucht. Händler führten als Gründe übereinstimmend allgemeine Sorgen über die Entwicklung der Weltkonjunktur, der Zinsen und der Wechselkurse nach der deutschen Diskonterhöhung an. Daneben trugen nationale Faktoren wie der neue Mafia-Mord in Italien zu dem Rückgang bei, der teilweise die Ausmaße eines Crashs hatte. In Mailand lag der Börsenindex schon bei Beginn des Handels um fast acht Prozent unter dem Schlußstand vom Freitag. Gleichzeitig ging die rasante Talfahrt des amerikanischen Dollar weiter. Beim "Fixing" in Frankfurt lag die US-Währung mit 1,4565 (Freitag 1,4718) Mark nur noch marginal über der historisch niedrigsten amtlichen Notierung von 1,4535 Mark am 12. Februar 1991. Im Interbankenhandel war damals das bisherige absolute Tief von 1,4430 Mark erreicht worden. Am Nachmittag fiel er gestern zunächst weiter unter 1,45 Mark. Dann griffen die Notenbanken, darunter die Bundesbank, mit konzertierten Stützungskäufen ein, wodurch der Dollar plötzlich auf über 1,48 Mark in die Höhe schoß. Im Europäischen Währungssystem (EWS) geriet nach der deutschen Zinserhöhung die italienische Lira unter Druck.

An der Frankfurter Wertpapierbörse fiel das Kursbarometer Dax gestern um mehr als drei Prozent auf den tiefsten Stand seit gut sechs Monaten, nachdem es bereits am Freitag ein Minus von 2,2 Prozent gegeben hatte. In Tokio war der Börsenindex Nikkei zuvor sogar um gut vier Prozent gepurzelt. In Hongkong ging es wegen Sorgen über die Finanzierung des geplanten Flughafens und die Erneuerung eines Handelsabkommens zwischen China und den USA ebenfalls abwärts (minus 2,3 Prozent). Diese negativen Vorgaben aus Fernost nahmen dann die europäischen Märkte auf. In Frankfurt wiesen Marktteilnehmer vor allem auf die Diskonterhöhung und den Dollarverfall hin. "Damit sind alle Phantasien in Richtung Zinssenkung oder Konjunkturerholung in weite Ferne gerückt", hieß es auf dem Parkett. In Italien war die Rede von "panikartigen Verkäufen" aufgrund des Attentats auf einen Mafia-Ermittler und seine Leibwächter.

Die Entwicklung des Dollar sorgt in der deutschen Wirtschaft für Freude wie Kummer. Regierung und Bundesbank dürfte der Kursverfall wegen der inflationsdämpfenden Wirkung über gedrückte Einfuhrpreise recht sein. Immerhin wird gut ein Fünftel der deutschen Importe in Dollar abgerechnet. Die großen Exportbranchen Maschinenbau und Autoindustrie bekommen dagegen die Dollarschwäche negativ zu spüren. Insbesondere für den im Konjunkturtief steckenden Maschinenbau wirkt sich der extrem niedrige Kurs der US-Währung - verbunden mit der jüngsten Diskonterhöhung - knüppeldick aus. Die USA sind der zweitstärkste Absatzmarkt der deutschen Renommierbranche.

Binnen Jahresfrist hat der Dollar gegenüber der Mark nun ein Fünftel an Wert eingebüßt. Banker schließen einen weiteren Rückgang auf 1,30 Mark nicht mehr aus. Ursachen sehen sie in dem auf rund sechs Prozentpunkte vergrößerten Zinsgefälle zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten sowie in den "wirtschaftlichen und politischen Ungewißheiten in den USA". Im Präsidentschaftsrennen zwischen George Bush und Bill Clinton liegt letzterer laut jüngsten Meinungsumfragen um mehr als 20 Punkte vorne. In der Wall Street werden für den Fall seines Wahlsieges noch größere Etatdefizite befürchtet. Ferner zeigt die US-Konjunktur nach einem Wachstum von 2,7 Prozent im ersten Quartal inzwischen wieder deutliche Schwächezeichen. Die meisten Wirtschaftsforscher erwarten zwar eine Fortsetzung des ausgesprochen langsamen Aufschwungs. Einige befürchten jedoch einen dritten Einbruch seit Beginn der Rezession 1990.

Roma-Häuser verseucht?

KÖLN, 20. Juli (Reuter). Bei den im Rahmen eines Sonderprogramms der nordrhein-westfälischen Landesregierung errichteten Unterkünften für Roma-Familien in Skopje in Makedonien ist offenbar Asbest-Baumaterial eingesetzt worden. In Bauplatten sei von einem Umweltlabor ein Anteil von 55 Prozent des hochgiftigen Chrysotil-Asbest festgestellt worden, teilte die Initiative Rom e.V. am Montag in Köln mit. Der Verein wolle juristische Schritte einleiten, sagte sein Sprecher Kurt Holl.

Im Rahmen des Ansiedlungsprogramms sind nach Angaben der Staatskanzlei in Düsseldorf inzwischen 300 Roma nach Skopje übergesiedelt. Hierfür wurden rund 60 Wohneinheiten zu einem Stückpreis von rund 55 000 Mark errichtet. Das Projekt war auf Kritik Betroffener und von Roma-Initiativen gestoßen.

Siemens greift nach Philips-Kabel

MÜNCHEN (rtr). Siemens verhandelt mit dem Philips-Konzern über den Kauf der weltweiten Kabel- und Glasfaseraktivitäten. Dies bestätigte ein Firmensprecher. Nicht bestätigen wollte er hingegen einen Bericht des Spiegel, nach denen beide Multis ihre entsprechenden Sparten in eine gemeinsame Firma unter Mehrheit von Siemens einbringen wollen.

Das hätte für die Beteiligten den Vorteil, daß nicht mehr das Bundeskartellamt, sondern die EG-Kommission zuständig wäre. Brüssel zeigt bei Fusionen eine deutlich großzügigere Haltung als die Berliner Behörde. Diese hatte vor kurzem mit den Beteiligten ein Vorgespräch geführt und dabei klargemacht, daß sie den Deal wettbewerbspolitisch "kritisch" sieht. Grenze der Zuständigkeit beider Behörden ist ein relevanter Umsatz von 500 Millionen Mark. Das Philips-Kabelgeschäft allein läge knapp darunter, womit Berlin zuständig wäre. Bringt Siemens seine Sparte (Umsatz: 1,5 Milliarden Mark) ein, wandert der Fall nach Brüssel.

IM-Dokumentation vorgelegt

BERLIN, 20. Juli (Reuter). Die Gauck- Behörde hat eine über 1000 Seiten umfassende Dokumentation zum Einsatz "Inoffizieller Mitarbeiter" (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR veröffentlicht. Die Veröffentlichung umfasse sämtliche wichtigen dienstlichen Bestimmungen, die das MfS in knapp 40 Jahren zur Arbeit mit geheimen Informationen erlassen habe, teilte die Gauck- Behörde am Montag in Berlin mit. Die meisten Bestimmungen trügen die Unterschrift des früheren Ministers für Staatssicherheit, Erich Mielke, der sich jetzt in Untersuchungshaft befindet.

Das älteste Dokument ist der Mitteilung zufolge die "Richtlinie über die Erfassung der geheimen Mitarbeiter, der Informatoren und der Personen, die konspirative Wohnungen unterhalten" aus dem Jahre 1950. Zur Frage, ob ein IM schriftlich zur Mitarbeit verpflichtet werden müsse, zitiert die Gauck-Behörde eine Anweisung von 1952, wonach in bestimmten Fällen darauf habe verzichtet werden können.

Die Dokumentation ist für 20 Mark bei der Gauck-Behörde in Berlin erhältlich.

Frachter sank vor Norwegen

OSLO, 20. Juli (Reuter). Bei der Kollision eines norwegischen Frachters und eines dänischen Trawlers vor Südnorwegen sind wahrscheinlich sechs Seeleute ums Leben gekommen. Ein Mitarbeiter des Rettungszentrums in Oslo teilte am Montag mit, die Suche nach Überlebenden sei aufgegeben worden. Es gebe nichts mehr, was gefunden werden könne. Es sei davon auszugehen, daß die sechs - der norwegische Kapitän und fünf polnische Besatzungsmitglieder - tot seien.

Die norwegische "Kamilla" war nach der Kollision mit der "Isafold" am Sonntag nachmittag im Skagerrak sofort gesunken. Ein polnischer Seemann des Frachters war auf ein Rettungsfloß gegangen und von dem Trawler gerettet worden. Während des Unglücks herrschte in dem Gebiet gutes Wetter. Die Ursache des Zusammenstoßes war zunächst nicht bekannt.

Menschen flüchten in Kabul

KABUL, 20. Juli (Reuter). Hunderte von Einwohnern der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Montag vor den schweren Kämpfen zwischen verfeindeten Moslem-Milizen aus ihren Stadtvierteln geflohen. Frauen und Kinder, die ihre Habe in Plastiktüten bei sich trugen, strömten aus den Schiiten-Vierteln im Westen Kabuls ins Zentrum. Die Gefechte hielten auch am Montag an, waren jedoch nicht so heftig wie an den Vortagen. Am Wochenende waren nach Angaben von Ärzten und Einwohnern mindestens 20 Menschen getötet und mehrere hundert verletzt worden.

Beobachter machten vor allem die schiitische Hesb-i-Wahdat und die sunnitische Ittehad-i-Islami für die Kämpfe verantwortlich. Die Übergangsregierung der Mudschaheddin, die im April die Macht von den Kommunisten übernommen hatte, hatte am Wochende vergeblich versucht, die Kämpfe zwischen den Milizen zu beenden.

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse zeigte der Trend am Montag steil nach unten. Während der ersten Stunde des Handels fiel der Dow-Jones- Index für 30 Industriewerte um 37,28 auf 3294,36 Punkte im Vergleich zum vergangenen Freitag.

Vorausgegangen war ein Kurseinbruch in Japan. Der Nikkei-Index fiel um 663,59 auf 15 884,48 Punkte.

Flutwelle auf den Philippinen

MANILA, 20. Juli (Reuter). Auf den Philippinen sind bei schweren Überschwemmungen am Montag amtlichen Angaben zufolge mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen. Hunderte Familien mußten in Kirchen, Schulen und Regierungsgebäuden Zuflucht suchen, als haushohe Flutwellen in eine Reihe Dörfer der Nordinsel Luzon einbrachen. Wie der Gouverneur einer der betroffenen Provinzen weiter mitteilte, wurden rund 50 Dörfer von den Wassermassen völlig abgeschnitten.

Rund 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt Manila sei ein Bus von einer Flutwelle mitgerissen worden und in einen Fluß gestürzt, sagte der Gouverneur. Nach seinen Worten kamen in dem mit rund 50 Passagieren besetzten Bus 15 Menschen ums Leben.

Frachtflugzeug stürzte auf Wohnblock in Tiflis

MOSKAU, 20. Juli (Reuter). Ein georgisches Frachtflugzeug ist am Montag nachmittag in der Hauptstadt Tiflis auf einen fünfgeschossigen Wohnblock gestürzt. Die Besatzung und eine noch unbekannte Anzahl Bewohner seien ums Leben gekommen, teilte das Luftfahrtministerium Georgiens am Montag mit. Das mit Tee beladene Flugzeug habe nach dem Start in Tiflis keine Höhe gewinnen können. Die TU-154 habe der Luftverkehrsgesellschaft der früheren Sowjetrepublik gehört. Die diplomatische Vertretung Georgiens in Moskau teilte ergänzend mit, das Flugzeug sei zum südrussischen Kurort Mineralnje Wodi unterwegs gewesen.

Baker-Besuch brachte Fortschritt

JERUSALEM, 20. Juli (Reuter). US-Außenminister James Baker hat nach israelischen und palästinensischen Angaben Fortschritte bei seinen Bemühungen erzielt, die Nahost-Friedensverhandlungen wiederzubeleben. Israels neuer Außenminister Schimon Peres erklärte nach einer Unterredung mit Baker am Montag in Jerusalem, nach seinem Eindruck habe es bedeutsame Fortschritte gegeben. Auch die Palästinenser- Politikerin Hanan Aschrawi sagte nach einer getrennten Begegnung mit Baker, man sei vorangekommen bei dem Bemühen, die Verhandlungen wiederaufzunehmen und zu beschleunigen.

Baker will auf seiner ersten Nahost- Reise seit der Madrider Friedenskonferenz im Oktober vor allem erreichen, daß die in Rom geplante siebte Runde der Verhandlungen zwischen Israel und den Arabern rasch beginnen kann. Die Voraussetzungen für die Wiederbelebung des Dialoges haben sich durch den Regierungswechsel in Israel verbessert, denn Ministerpräsident Jitzhak Rabin hat die Überprüfung des Siedlungsbaus in den besetzten Gebieten angeordnet.

Frau Aschrawi, die an einer dreistündigen Begegnung mit Baker teilgenommen hatte, erklärte anschließend vor der Presse, die Palästinenser-Delegation habe nicht darauf bestanden, daß vor den Verhandlungsbeginn in Rom die jüdische Besiedlung der besetzten Gebieten total gestoppt werden müsse. "Wir haben verhandelt", sagte sie. Ihr Kollege Faisal el Husseini hatte vor dem Treffen mit Baker erklärt, die von der neuen israelischen Regierung beschlossene Überprüfung aller geplanten Siedlungsneubauten reiche noch nicht aus.

Wie die USA sehen die Palästinenser in der Ansiedlung von bisher rund 100 000 Juden im 1967 eroberten Westjordanland und Gaza-Streifen das Haupthindernis für den Friedensprozeß. Der seit knapp einer Woche amtierende Regierungschef Rabin hatte im Wahlkampf erklärt, er wolle nur noch den Bau strategisch notwendiger Siedlungen zulassen. Am Sonntag beschloß das Kabinett die Überprüfung aller Entscheidungen zum Neubau von Siedlungen.

Baker wollte am Dienstag zunächst nach Jordanien und später nach Syrien weiterreisen. Am Mittwoch wird der US-Außenminister in Kairo erwartet, von wo aus er nach Saudi-Arabien weiterfliegen will. Rabin fliegt bereits am Dienstag zum ersten israelisch-ägyptischen Spitzentreffen seit sechs Jahren nach Kairo.

Prinz entführte seine Kinder

KUALA LUMPUR, 21. Juli (Reuter). Ein malaysischer Prinz, der seine Kinder nach einem Besuch bei seiner geschiedenen Frau in Australien entführte, hat nach islamischer Gesetzgebung das Sorgerecht für seine Kinder. Malaysias Justizminister Syed Hamid Albar teilte am Montag im Fernsehen mit, unter dem islamischen Familiengesetz verlöre eine Mutter automatisch ihr Sorgerecht, wenn sie zu einer anderen Religion übertrete. Wenn die betroffene Frau ihre Kinder wiedersehen wolle, müsse sie nach Malaysia kommen.

Ein islamisches Gericht hatte Raja Bahrin Schah am 28. Juni das Sorgerecht für seinen neunjährigen Sohn Iddin und seine siebenjährige Tochter Shah zuerkannt. Die Kinder dürfen Malaysia vor dem 18 Lebensjahr nicht verlassen. Nach einem einwöchigen Australien-Besuch hatte der Prinz, Neffe eines der neun Fürsten Malaysias, seine Kinder am 12. Juli nicht wieder bei ihrer Mutter in Melbourne abgeliefert. Unklar ist, wo er sich derzeit mit den Kindern aufhält.

Algerischer Polizist getötet

ALGIER, 21. Juli (Reuter). Vor einer Moschee der ostalgerischen Stadt Constantine hat eine Gruppe bewaffneter Männer einen Polizisten getötet. Wie der algerische Rundfunk berichtete, wurde der Polizeibeamte angegriffen, als er nach dem Nachmittagsgebet die Moschee verließ. Einzelheiten über den Hergang der Tat lagen nicht vor. Seit Februar sind in Algerien rund 80 Mitglieder der Sicherheitskräfte ermordet worden.

Die Behörden machen für die Anschläge Anhänger der verbotenen fundamentalistischen Islamischen Heilsfront (FIS) verantwortlich.

Flugzeugabsturz in Tiflis Mehr als 40 Menschen tot

MOSKAU, 21. Juli (Reuter/AFP). Beim Absturz einer georgischen Transportmaschine in der Hauptstadt Tiflis kamen nach Rundfunkangaben mehr als 40 Menschen ums Leben. Beim Absturz eines senkrecht startenden Flugzeugs des Typs "V-22 Osprey" im US-Bundesstaat Virginia starben sieben Menschen. Radio Rußland meldete, etwa 30 Bewohner des Stadtteils, in dem die Maschine vom Typ TU-154 gestern niedergegangen war, seien bei dem Unglück ums Leben gekommen. Zuvor hatte die georgische Polizei mitgeteilt, alle 13 Menschen an Bord des überladenen Flugzeuges seien getötet worden.

Die Nachrichtenagentur Nega berichtete, das Frachtflugzeug habe kurz nach dem Start ein Gebäude in der Nähe des Flughafens gestreift, sei dann in eine Wohngegend gestürzt und explodiert. Der Moskauer Agentur Itar-Tass zufolge wurde eine Untersuchung des Unglücks eingeleitet. Ein Polizeisprecher hatte in Tiflis gesagt, die TU-154 sei abgestürzt, weil sie überladen gewesen sei.

Das Flugzeug sollte mit einer Ladung Tee in den südrussischen Kurort Mineralnje fliegen. Es gehörte der Luftverkehrsgesellschaft der früheren Sowjetunion. Ein Prototyp des senkrecht startenden Flugzeugs "V-22 Osprey" der US-Luftwaffe stürzte gestern beim Anflug auf eine Armeebasis in Quantico im US-Bundesstaat Virginia ab. Offenbar seien alle sieben Menschen an Bord umgekommen, teilte Kommandant Barry Moore vom US-Verteidigungsministerium in Washington mit.

Zunächst sei noch unklar, wie es zu dem Unglück gekommen sei. Bis kurz vor dem Absturz habe es offenbar keinerlei Probleme gegeben. Erste Untersuchungen ließen auf "eine Art Explosion" schließen.

Sportler ließen sich impfen Im Segelrevier besteht nun Infektionsgefahr

Am Strand vor dem Olympischen Dorf endet der Spaß, das Wasser des Mittelmeers vor Barcelona ist eine einzige Katastrophe. Die Windsurfer waren die ersten, die von benutzten Kondomen, toten Ratten und versenkten Kühlschränken in ihren Revieren berichteten. Inzwischen folgten zahlreiche Mannschaften - auch die deutsche - dem Vorbild der Norweger, die sich eigens für die Olympischen Spiele mit Gammaglobulin zur Erhöhung ihrer Abwehrkräfte impfen ließen. Aus der braunen Brühe droht Infektionsgefahr.

"Wenn man hier Wasser in den Mund bekommt, weiß man, was dreckig heißt", berichtete der Norweger Per Gunnar Haugen. Baden zu gehen traut sich am neuangelegten Sandstrand niemand. Selbst auf den Regattakursen weit draußen fanden die deutschen Jollensegler im Training Öllachen auf dem kühlen Naß. "Da draußen schwimmt alles von Seetang bis zu Damenbinden", meinte der Grieche Nikolaos Kaklamankis angewidert.

Schon bei den vorolympischen Testregatten vor Jahresfrist hatten sich die Sportler über das versiffte Element beschwert. Der Weltverband IYRU forderte Abhilfe. Um den neuen Olympiahafen herum wurden vier Verbindungen zu einer chemischen Kläranlage installiert, deren Kapazität man verdoppelte. Nun behauptet Jaime Guardiola, der verantwortliche Leiter des Parc de Mar, die Wasserqualität liege sehr wohl innerhalb der von der Europäischen Gemeinschaft vorgegebenen Richtwerte.

Schuld an der Schweinerei ist angeblich der große Regen, der bis vor zehn Tagen auf Barcelona und Umgebung niederging. Der soll den Dreck aus der Stadt und von den Hügeln in die Flüsse und von da aus ins Meer gespült haben. sid

"Werde mit Baggio gut harmonieren" Möller von Turiner Stimmung beeindruckt

"Ungeheuer beeindruckt" von der "tollen Stimmung" bei Juventus Turin zeigte sich Andreas Möller nach der Vorstellung des Teams für die neue Saison bei Italiens Fußball-Rekordmeister. Dabei hatten am Sonntag mehr als 10 000 Tifosi im Stadion "Delle Alpi" die Stars und Zugänge bejubelt. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", meinte der ehemalige Frankfurter.

Trotz mancher Spekulation um seine Zukunft im "Juve"-Team zeigte sich der deutsche Nationalspieler sehr selbstbewußt und zuversichtlich: "Ich weiß, daß ich jetzt ein sehr wichtiges Trikot trage. Aber ich bin bereit und will zeigen, was ich kann. Ich glaube, daß ich mit Roberto Baggio gut harmonieren werde."

Möller hat in Turin das Haus von Stefan Reuter übernommen, der nach Dortmund in die Bundesliga zurückkehrte, und hofft bei seiner Integration ins Juventus-Team auf die Hilfe von Jürgen Kohler. sid

Doppelsieg für Dunkerbeck-Geschwister

Weltmeister Björn Dunkerbeck und seine Schwester Britt wurden bei dem mit 180 000 Dollar dotierten Grand Slam der Windsurfer vor Teneriffa Gesamtsieger mit 2,1 Punkten.

Europameisterschaft der "U-18" DFB-Jungs nach erstem Spiel schon im Abseits

Deutschland - Portugal 0:4 (0:1)

Die Junioren des Deutschen Fußball- Bundes (DFB) sind bei der "U 18"-Europameisterschaft aus dem Rennen um den Titel: Nach der 0:4 (0:1)-Auftaktniederlage im Viertelfinalspiel gegen Portugal im Nürnberger Frankenstadion trifft das Team von Trainer Rainer Bonhof nun am Mittwoch auf Polen, das gegen England 1:3 verlor, und kann bestenfalls noch Platz fünf erreichen. Bei einer weiteren Niederlage wären die Deutschen nicht für die "U 20"-Weltmeisterschaft im März 1993 in Australien qualifiziert.

Vor 48 000 Zuschauern wurde schon bald die Unterlegenheit des DFB-Teams vor allem auf spielerischer Ebene sichtbar. Während die Portugiesen immer wieder gefällige Kombinationen vortrugen und durch zwei Treffer des gefährlichen Mittelstürmers Cassama 2:0 (25. und 72. Minute) in Führung gingen, scheiterten die Deutschen ein ums andere Mal am eigenen Unvermögen. sid

Deutschland: Wache (Leverkusen) - Schwiderowski (Schalke) - Eberl (Bayern München), Protzel (Bayern München) - Lieberknecht (Kaiserslautern), Thiele (Dortmund), Ramelow (Hertha Berlin/59. Breitenreiter (Hannover 96), Nowotny (Karlsruhe/ 50. Hager Bayern München), Jörres (Köln) - Reis (Eintracht Frankfurt), Ziegler (VfB Stuttgart)

Schiedsrichter: Kelly (Irland)

Tore: 0:1 Cassama (25.), 0:2 Cassama (72.), 0:3 Cardoso (75.), 0:4 Fortes (90.)

Zuschauer: 48 000 in Nürnberg.

FUSSBALL

EUROPAMEISTERSCHAFT der Junioren "Unter 18 Jahren", Endrunde in Deutschland: Viertelfinale, in Nürnberg: Portugal - Deutschland 4:0 (1:0), in Regensburg: England - Polen 3:1 (2:1), in Nördlingen: Türkei - Ungarn 3:0 (1:0), in Haßfurt: Norwegen - GUS 4:4 (4:4, 1:2) nach Verlängerung, 3:1 im Elfmeterschießen.

Halbfinale: Mittwoch Portugal - England in Schweinfurt, Türkei - Norwegen in Schwandorf. Platz 5 bis 8 (Qualifikation zur "U 20"- Weltmeisterschaft im März 1993 in Australien): Mittwoch: Deutschland - Polen in Bamberg, Ungarn - GUS in Vestenbergsgreuth.

Walther Tröger will ins IOC-Präsidium

Walther Tröger will als fünfter Deutscher der Geschichte in das Präsidium des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) aufrücken. Seine offizielle Bewerbung für den Sitz in der elfköpfigen Exekutive bestätigte der 63 Jahre alte Generalsekretär des NOK für Deutschland am Montag mittag.

AMERICAN FOOTBALL

BUNDESLIGA; Gruppe Süd: Badener Greifs - Darmstadt Diamonds 59:20, Regensburg Royals - Bad Homburg Falken 12:23, Noris Rams - Kempten Comets 17:34, Stuttgart Scorpions - Munich Cowboys 6:36. Gruppe Nord: Düsseldorf Panthers - Berlin Adler 29:31, Berlin Rebels - Dortmund Giants 61:27. AUTOMOBILSPORT US-CART-SERIE, 9. von 16 Läufen in Toronto (103 Runden): 1. Andretti (USA) Lola-Ford-Cosworth (157,517 km/h), 2. Rahal (USA) Lola- Chevrolet 20,8 Sekunden zurück, eine Runde zurück: 3. Sullivan (USA) Galmer-Chevrolet, 4. Andretti (USA) Lola-Ford-Cosworth, 5. Andretti (USA) Lola-Chevrolet, zwei Runden zurück,

Gesamtstand: 1. Rahal 134 Punkte, 2. Michael Andretti 100, 3. Junior (USA) Galmer-Chevrolet 91, 4. Fittipaldi (Brasilien) Penske-Chevrolet 82.

REITEN EUROPAMEISTERSCHAFT der Junioren in Mons/Belgien, Mannschaftsfinale: 1. Deutschland (Ehning/ Ahlmann/Marl, Nagel/Friedrichskoog, Fervers/Kaarst-Büttgen) 12 Punkte, 2. Belgien 15, 3. Niederlande 19,75.

TENNIS TURNIER der Frauen in Mahwah/New Jersey (150 000 Dollar), Einzel, Finale: Seles (Jugoslawien/Nr. 1) - Capriati (USA/Nr. 2) 6:1, 6:4.

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Toronto (1,2 Millionen Dollar), Einzel, erste Runde: Kühnen (Bamberg) - Damm (CSFR) 7:6 (7:4), 6:3, Masur (Australien/Nr. 10) - Braasch (Hagen) 4:6, 6:3, 6:4, Bloom (Israel) - Pozzi (Italien/Nr. 11) 6:1, 6:3, Stark (USA) - Shelton (USA/Nr. 12) 7:6 (7:4), 7:5, Stolle (Australien) - Schapers (Niederlande/Nr. 14) 7:5, 6:4, Weiss (USA) - Lareau (Kanada) 6:0, 6:2, Pridham (Kanada) - Sznajder (Kanada) 6:1, 7:6.

15. Etappe der Tour de France Chioccioli siegte im Alleingang Spanier Indurain weiter in Gelb / Dritter italienischer Erfolg

Franco Chioccioli sorgte bei der 79. Tour de France für den dritten italienischen Etappensieg. Auf dem 198 km langen 15. Teilstück von Boury d'Oisans nach St. Etienne hatte der 33 Jahre Radprofi einen Vorsprung von 42 Sekunden auf den zweitplazierten Dimitri Konyschew (GUS), der im Spurt den Italiener Giancarlo Perini den dritten Platz verwies.

Den Spurt des Haupfeldes gewann der Franzose Franzose Laurent Jalabert. In der Gesamwertung führt weiter der spanische Vorjahressieger Miguel Indurain mit 1:42 Minuten Vorsprung vor Claudio Chiapucci und dem US-Amerikaner Andrew Hampsten, der einen Rückstand von 8:01 Minuten hat.

Rund 50 km vor dem Ziel unternahmen der Österreicher Harald Maier und Fabio Roscioli (Italien) einen Ausreißversuch. Zwischenzeitlich wuchs dieser auf rund viereinhalb Minuten an. Aber das Hauptfeld, in dem Indurain ständig in der Führungsgruppe vorzufinden war, holte das Duo 35 km vor dem Ziel ein. Zu den aktivsten Fahrern zählte auch der Erfurter Mario Kummer aus dem PDM-Team, der in der Gesamtwertung rund zwei Stunden hinter dem führenden Indurain zurückliegt.

Die Entscheidung wurde rund 25 km vor dem Ziel eingeläutet, als der 1.200 m hoch gelegenen Col de la Croix erklommen werden mußte. Als erster ergriff Franco Chioccioli die Initiative. Der Italiener baute seinen Vorsprung zwischenzeitlich auf 65 Sekunden aus und gewann die Bergwertung, bei der Udo Bölts aus Heltersberg Dritter wurde. Auch auf der Abfahrt, wo die Fahrer von plötzlich einsetzendem Regen überrascht wurden und der Ire Stephen Roche stürzte, ließ sich der Italiener den Vorsprung nicht mehr abjagen.

Für Greg LeMond scheint die Tour de France inzwischen ein abgeschlossenes Kapitel zu sein. Einen Tag nach seinem Ausstieg auf der "Königsetappe" nach Alpe d'Huez erklärte der dreimalige Tour- Sieger in seiner belgischen Wahlheimat Kortrijk, nicht mehr bei der Frankreich- Rundfahrt starten zu wollen. Auch der für dieses Jahr geplante Angriff auf den Stunden-Weltrekord des Italieners Francesco Moser soll auf die nächste Saison verschoben werden. Dann will Greg LeMond sich ausschließlich auf die Eintagesfahrten und Klassiker konzentrieren.

Die 16. Etappe führt am Dienstag über 212 km von St. Etienne nach La Bourboule mit zwei Bergwertungen der zweiten Kategorie. sid

Vollversammlung des IOC Keine Entscheidung über Serbien-Montenegro

Fünf Tage vor Beginn der Sommerspiele hat IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch bei der Eröffnung der 99. Session des Internationalen Olympischen Komitees die Führungsrolle des IOC und seines Präsidenten als Bannerträger des Weltsports vehement verteidigt. Im Palau de Musica Barcelonas begrüßte der IOC- Führer die Rückkehr der drei baltischen Staaten und Südafrikas in den Kreis der olympischen Familie, bedauerte das Leid der bosnischen Hauptstadt Sarajevo, wo 1984 die Winterspiele stattfanden, vermied aber jede Stellungnahme zur Teilnahme serbischer Sportler, über die in New York der UN-Ausschuß beriet. Das IOC-Exekutive will in einer Sondersitzung über den Start der Sportler aus Serbien/Montenegro beraten. Bis Dienstag früh wird eine Antwort der UN erwartet.

Mit Stolz verwies Samaranch auf das Wachstum der olympischen Bewegung in seiner zwölfjährigen Präsidentschaft. Mit Kuba und Nordkorea werden sich auch die "letzten Boykotteure" der Spiele 1984 und 1988 wieder in die Olympia-Familie eingliedern. Die Rekordzahl von 172 Mannschaften wird in Barcelona erwartet, in Atlanta 1996 dürften es nahezu 200 sein: "Es zeichnet das IOC aus, daß unabhängig gewordene Länder als einen ihrer ersten Schritte die Aufnahme in unseren Kreis beantragen."

Gleichzeitig seien die Sommerspiele an ihre organisatorischen Grenzen gestoßen. "Wir müssen und können dieses Problem lösen. Wir sind der Ansicht, daß eine Teilnehmerzahl von 10 000 Sportlern nicht überschritten werden sollte", erklärte Samaranch in einem überraschenden Appell. In Barcelona wird diese Zahl fast erreicht. Einschließlich Betreuer und Offizielle werden rund 15 000 Personen im olympischen Dorf erwartet.

Die ungebrochene Attraktivität der Spiele dokumentiert auch ihre Fernseh- Ausstrahlung in 175 Länder, ebenfalls ein neuer Rekord. Aus Übertragungsrechten und Vermarktung kassiert das IOC für die olympische Periode 1989 bis 1992 von 1,9 Milliarden Dollar, drei Milliarden Mark. Fast 2,8 Milliarden davon werden allerdings wieder an Ausrichter, NOKs und Fachverbände abgegeben. Mit Nachdruck wies Samaranch Vorwürfe der Kommerzialisierung zurück: "Das IOC giert nicht nach Geld. Während der Spiele wird es in und um die Stadien keine aggressive Werbung geben."

Als zweites größtes Problem "auf dem Weg ins dritte Jahrtausend" fürchtet Samaranch neben dem Gigantismus offensichtlich die immer stärkere Rolle der internationalen Fachverbände, die mit ihren Weltmeisterschaften den Spielen ernsthafte Konkurrenz machen können, wie die Beispiele Fußball (Olympiabegrenzung auf 23 Jahre) und Leichtathletik (WM nun alle zwei Jahre) zeigen.

"Dieses Problem ist sehr ernst", bekannte der IOC-Präsident. Die persönliche Ernennung des Leichtathletik-Weltpräsidenten Primo Nebiolo (Italien) sei ebenso ein Signal zur Einbindung der Fachverbände wie der Vorschlag der Exekutive an die derzeit 93 IOC-Mitglieder, die Wahl künftiger Olympiastädte nicht mehr allein durchzuführen, sondern zehn Repräsentanten der NOKs und Federationen einzubeziehen: "Das IOC weiß, daß es ihre Unterstützung braucht. Die Sportbewegung braucht ihre Einheit. Das IOC muß ihr traditioneller Schildträger bleiben." sid

RADSPORT

79. TOUR DE FRANCE, 15. Etappe, Bourg d'Oisan-Saint-Etienne (198 km): 1. Chioccioli (Italien) 4:43:59 Stunden (41,833 km/h), 2. Konyshev (GUS) 0:42 Minuten zurück, 3. Perini (Italien) 0:43, 4. Jalabert (Frankreich), 5. Chiappucci (Italien), 6. Lino (Frankreich), 7. Ghirotto (Italien), 8. Unzaga (Spanien), 9. Alcala (Mexiko), 10. Rooks (Niederlande), 11. Kvalsvoll (Norwegen), 12. Bugno (Italien), 13. Simon (Frankreich), 14. Roche (Irland), 15. Indurain (Spanien) alle gleiche Zeit, . . . 27. Jens Heppner (Gera) 1:20, . . . 32. Udo Bölts (Heltersberg) gleiche Zeit, . . . 37. Dominik Krieger (Karlsruhe) 3:18, . . . 55. Mario Kummer (Erfurt) 7:46, . . . 89. Olaf Ludwig (Gera) 15:13.

Gesamtwertung: 1. Indurain 74:04:55 Stunden, 2. Chiappucci 1:42 Minuten zurück, 3. Andy Hampsten (USA) 8:01, 4. Lino 9:16, 5. Bugno 10:09, 6. Pedro Delgado (Spanien) 11:38, 7. Erik Breukink (Niederlande) 15:48, 8. Perini 15:50, 9. Roche 18:03, 10. Heppner 18:22, . . . 36. Bölts 1:03:09 Stunden zurück, . . . 54. Maier (Österreich) 1:29:51, . . . 56. Krieger 1:35:06, . . . 66. Jaegermann 1:55:30, . . . 73. Kummer 2:01:01, . . . 88. Müller 2:12:43, 97. Ludwig 2:22:24, . . . 131. Kappes 3:20:11.

Reynolds startet nicht bei Olympia

Harry "Butch" Reynolds (USA) wird in Barcelona nicht an den Start gehen. Mike Morgan, ein Sprecher des Nationalen Olympischen Komitees der USA (USOC): "Das Nein des Internationalen Olympischen Komitees hat die Debatte beendet."

Ein OB ging, der Puff blieb Breite Gasse 1: Musterbeispiel für Politikersprüche

August 1990: "OB Hauff hat die Ämter aufgefordert, alle zur Verfügung stehenden rechtstaatlichen Mittel anzuwenden, um gegen das Bordell in der Breite Gasse 1 vorzugehen." September 1990: "OB will nicht hinnehmen, daß Kinder in einem Haus wohnen, wo der Prostitution nachgegangen wird." März 1991: "Magistrat will gegen den bordellähnlichen Betrieb in der Breite Gasse vorgehen - von Schoeler kündet Schließung an." Juni 1991: "Gericht erlaubt Prostitution in der Breite Gasse 1."

Das ist nur eine Auswahl der Schlagzeilen, die einem auch für Frankfurt bemerkenswerten Fall rüder Vertreibung langjähriger Mieter durch skrupellose Geschäftemacher galten. Nach einer Änderung der Sperrgebietsverordnung liegt das Haus Breite Gasse 1 unterdessen in einem rechtlich geschützten Wohngebiet - wo Prostitution verboten ist. Ob wieder Mieter einziehen werden, steht noch dahin. In der vergangenen Woche entschied der Verwaltungsgerichtshof in Kassel erst einmal, daß eine Normenkontrollklage des Hausbesitzers aufschiebende Wirkung hat.

Die miese Geschichte an der Breite Gasse begann vor zwei Jahren mit dem überraschenden Einzug einzelner Prostituierter in eine freiwerdende Wohnung des Eckhauses Breite Gasse / Allerheiligenstraße sowie mit handfesten Auszugsaufforderungen des Vermieters Arnold Düll an die anderen Bewohner.

Sie fand ihre Fortsetzung in einer Entscheidung des von zwei hartnäckig ausharrenden Bewohnern angerufenen Frankfurter Verwaltungsgerichts - zugunsten des rabiaten Hausbesitzers.

Die markigen Sprüche der Politiker gerieten damit zum hohlen Geschwätz. Die mediengerecht empörte Römerriege hatte sich für den Fall ohnehin erst interessiert und wenig begeisterte Mitarbeiter von Ordnungsamt und Bauaufsicht in Marsch gesetzt, als die Zeitungen über die mit rüden Methoden betriebene Umwandlung des Achtfamilienhauses in einen florierenden Puff berichteten.

Später waren die Verwaltungsrichter zu der Auffassung gelangt, daß die Juristen der Stadt die Gefährdung der Anwohner durch den Bordellbetrieb im Wohnhaus nicht überzeugend dargelegt hätten. Weil das Areal um die Breite Gasse Mitte des vergangenen Jahres noch als Toleranzzone für die Prostitution ausgewiesen war, standen die Wohnungen im sogenannten "Kerngebiet" nicht unter Schutz. Unterdessen sind alle Mieter längst vertrieben, die Fenster der ehemaligen Kinderzimmer, Küchen und Wohnräume werden rot angestrahlt.

Seit Ende 1991 ist das Areal um die Breite Gasse auf Wunsch der rot-grünen Römer-Koalition vom Regierungspräsidenten in Darmstadt rechtskräftig als Sperrgebiet für die Prostitution ausgewiesen. Diese Entscheidung rückt auch das Haus Breite Gasse 1 in ein rechtlich geschütztes Wohngebiet. Der Regierungspräsident setzte den Bordellbetrieben in diesem Bereich eine Frist bis zum 1. September 1993. Bis dahin sollen die Häuser von den Frauen geräumt sein. Späte Genugtuung für die vertriebenen Mieter?

Über die Normenkontrollklage von Arnold Düll gegen die neue Sperrgebietsverordnung ist beim Verwaltunsgericht in Kassel noch nicht entschieden. In der vergangenen Woche stellte der Hof erst einmal fest, daß die Klage des Bordelliers aufschiebende Wirkung für die Verordnung hat. cg

Spatenstich wäre ja schon etwas Feuerwehr Friedrichsdorf wartet auf Neubau / Keiner weiß, wo

FRIEDRICHSDORF. "Wenigstens der erste Spatenstich für ein neues Feuerwehrgerätehaus sollte 1994 beim Jubiläum stattfinden", wünscht sich Horst Bender, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Friedrichsdorf. Die Unterkunft in der Taunusstraße, das ist unbestritten, ist zu eng geworden, und die Politiker stehen seit Jahren bei der Wehr im Wort: Bis zum 100. Geburtstag in zwei Jahren, wenn auch der hessische Feuerwehrtag in Friedrichsdorf stattfindet, sollte das neue Gerätehaus stehen. Nur wo, das weiß derzeit keiner so richtig.

Die Idee, das neue Gebäude im Rahmen des Bebauungsplanes Petterweiler Holzweg zu verwirklichen, ist geplatzt, die Ausweisung eines Baugebiets im Landschaftsschutzgebiet vom Regierungspräsidenten gestoppt. Die Stadt hat zwar Widerspruch eingelegt, über den aber, wie Bürgermeister Gerd Schmidt bestätigt, noch nicht entschieden ist.

Daß das Verfahren noch lange dauern kann, darüber ist sich der Bürgermeister im klaren. In seinem Kopf existieren bereits Ersatzpläne für die Feuerwehr: "Aber darüber möchte ich jetzt noch nichts sagen".

Die Feuerwehr, so Horst Bender, denkt da schon lauter: Das Gelände neben dem Schützenhaus bietet sich nach Ansicht der Wehr als Ersatz an. Horst Bender: "Das ist mit 700 Quadratmetern zwar kleiner als das ursprünglich vorgesehene, aber immerhin dreimal so groß wie das in der Taunusstraße."

Die Feuerwehr mache "immer wieder Druck", um eine Entscheidung herbeizuführen, sagt Bender: "Wir sprechen mit allen Fraktionen im Stadtparlament, denn alle haben sich für ein neues Gerätehaus ausgesprochen, das ist parteienübergreifend".

Mit Sicherheit ohne neues Feuerwehrhaus feiert die Friedrichsdorfer Wehr bereits im nächsten Jahr ein kleines Jubiläum: 20 Jahre besteht dann die Jugendfeuerwehr. Das Fest findet nach den Sommerferien 93 statt, gleichzeitig damit eine Vorstellung eines neuen Löschfahrzeuges (LF 8), das bereits bestellt ist. nau

Asche landet nicht mehr auf Deponien

SINDLINGEN. Rund 11 300 Kubikmeter Asche sind im vergangenen Jahr in der Sindlinger Schlammentwässerungs- und -verbrennungsanlage angefallen. Das geht aus einem Bericht des Magistrates an die CDU-Stadtverordnetenfraktion hervor.

80 Prozent der Asche wurden als "Zuschlagsstoff" bei Rekultivierungen in Nordrhein-Westfalen verarbeitet, der Rest ging nach Wiesbaden und Hanau. Dort wird die Asche in Kläranlagen bei der Schlammbehandlung verwendet.

Bis Mitte 1990 mußte die bei der Verbrennung von Klärschlämmen übrig bleibende Asche noch vollständig auf Hausmülldeponien gefahren werden. tos

1

Praunheimer Kerb Familienfest an der Nidda

PRAUNHEIM. Eine frisch gemähte Wiese in der Niddaaue, umschlossen von den Wasserläufen des Flüßchens, und mächtige Bäume in Hintergrund: Das ist die idyllische Kulisse der Praunheimer Kerb an der Niddabrücke zwischen Hausen und Praunheim. Auch Petrus hatte in diesem Jahr Gefallen an dem kleinen Volksfest und schickte warmes Sommerwetter auf den Rummelplatz.

Gleich am Eingang verführte eine Lokomotive mit vielen süßen Sachen kleine und große Besucher zum Naschen. Schräg gegenüber vermischte sich der Duft von gebrannten Mandeln mit dem von frischem Heu. Wenn auch die heutige Kerb der Schausteller zu den Festen und der Geschichte des alten Dorfes an der früheren Römerstraße (der Heerstraße) keine Beziehung mehr hat, so ist sie doch ein Treffpunkt für die Daheimgebliebenen.

Der große Andrang beim Autoscooter, am Kinderkarussell oder den Schieß-, Wurf- und Glücksbuden blieb freilich aus: An diesem Wochenende fanden die Besucher vielmehr einen Juxplatz ohne Hektik in gemütlicher Atmosphäre vor.

Radfahrer auf ihrer Wochenendtour durchs Niddatal machten hier einen kurzen Abstecher. Sei es zum Karussellfahren, zum Beinevertreten oder zu einer kurzen Rast in der Gartenwirtschaft der Wurst- und Spießbraterei im Schatten der Bäume des Nidda-Altarms - für viele junge Familien war die Praunheimer Kerb das Ziel eines Nachmittagsspaziergangs. Auch für die Rentner ist die Kerb eine willkommene Abwechslung. Statt auf der Bank am Fluß erinnerten sie sich bei Bier vom Faß am Getränkerondell an die Kerb von früher.

Lange Zeit war dieser Rummel auf der Niddawiese das einzige Volksfest des Stadtteils gewesen. Heute dagegen haben das Blumenfest der evangelischen Auferstehungsgemeinde oder das Zehntscheunenfest des Bürgervereins und viele Straßenfeste der Kerb längst den ersten Rang abgelaufen.

Die Schausteller kommen folglich "gerade so" auf ihre Kosten. Trotzdem kommen sie gerne an die Nidda nach Praunheim, der gemütlichen und überschaubaren Atmosphäre wegen. Eine geruhsame Verschnaufpause vor dem großen Mainfest in der Innenstadt. rw

Üppig wucherndes Grün muß entfernt werden

OBERURSEL. Allzu üppig wucherndes Grün kann Grundstückseigentümer jetzt teuer zu stehen kommen. Wo lauschiges Blätterwerk Passanten vom Bürgersteig zwingt oder über Verkehrsschilder wächst, muß die Gartenschere ran: Wer seine ausufernden Hecken bis 31. August nicht zurechtgestutzt hat, hat laut Stadtrat Gerd Krämer damit zu rechnen, daß von der Stadt angeheuerte Gärtner die Arbeit übernehmen - auf Kosten des Grundherrn. Besonders warnt Krämer diejenigen, die ein Vorfahrtsschild "begrünen". Dem Rankwerk ist fristlos zu Leibe zu rücken. mk

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Stern-Apotheke, Bad Homburg, Frankfurter Landstraße / Ecke Haberweg, Tel. 4 21 15.

Oberursel/Steinbach. Holzweg-Apotheke, Oberursel, Holzweg 13, Tel. 5 19 55.

Usinger-Land. Apotheke im Ärztehaus, Neu-Anspach, Schubertstraße 32, Tel. 0 60 81 / 88 30; Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2, Tel. 0 60 81 / 4 87.

Kronberg/Königstein. Park-Apotheke, Kronberg, Hainstraße 2, Tel. 0 61 73 / 7 90 21; Falkenstein-Apotheke, Königstein-Falkenstein, Alt Falkenstein 47, Tel. 0 61 74 / 16 26.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batmans Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Die Schlafwandler (20 Uhr); Batmans Rückkehr (17.15 Uhr); Kinderkino: Oliver und Olivia (15 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Hand an der Wiege (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Keine Vorstellung.

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Hand an der Wiege (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Vater der Braut (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Wayne's World (20.15 Uhr).

Theater/Musik Bad Homburg. Serenadenkonzert mit dem Posaunenquintett Berlin im Schloßhof des Landgrafenschlosses (bei schlechtem Wetter in der Schloßkirche), 19.30 Uhr.

Oberursel. Jugendring Oberursel: Müller-Müller-Kunz, Kabarett, 19.30 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

DRK-Zentrum, Promenade 5: Offener Gesprächskreis für pflegende Angehörige, 19.30 bis 21 Uhr.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 28.

Sprachheilberatung des Kreisgesundheitsamtes, Taunusstraße 3, 14 bis 16 Uhr (nach Vereinbarung).

Frauenzentrum Bad Homburg, Tel. 2 44 34.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde, 10 bis 13 Uhr; Rückbildungsgymnastik, 10.30 Uhr und ärztliche Sprechstunde, 16 bis 18 Uhr.

Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstraße 22 a, 10 bis 12 Uhr.

Usingen. Gesundheitsamt, Obergasse 23: Mütterberatung, 11 bis 12 Uhr sowie Sprachheilberatung, 14 bis 16 Uhr, Tel. 6 69 66.

Neu-Anspach. Beratung im Frauentreff, Schubertstr. 32, 16 bis 18 Uhr.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstraße 29, 9 bis 11 Uhr, Telefon 2 52 41.

Gymnastik der Osteoporose-Selbsthilfegruppe, Ferdinand-Balzer-Haus, 9 Uhr.

Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.

Straßencafé Durchblick, Adenauerallee: Offenes Treffen für Jugendliche, 16-21 h.

Königstein. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Ev. Gemeindezentrum, Wolfsweg (am Kreisel), Kontakt-Telefon: 0 61 73 / 48 70 .

Steinbach. Ev. Gemeindehaus: DRK- Kontaktstelle zur Krebsnachsorge, 17 bis 19 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Sporthalle Landgraf- Ludwig-Schule: Budokan-Karatetraining, 18 bis 20 Uhr.

Neu-Anspach. Spielabend des Skatclubs, Bürgerhaus Neu-Anspach, 19.30 h.

Usinger Land. Freundeskreis des Flüchtlingsheimes Grävenwiesbach: Wanderung zum Schließen neuer Bekanntschaften, Treffpunkt: Heim im Forstweg 4, 14 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gymnastik und Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Straße 92, Atem- und Sitzgymnastik, 9 bis 10 Uhr; Wassergymnastik im Tatjana-Gerdes-Haus, Weinbergsweg 21, Gruppe 1: 10 bis 10.45 Uhr, Gruppe 2: 11.15 bis 12 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Keramikarbeiten, 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Seniorengymnastik: Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, 9 bis 10 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kurhausgarten, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.

Jugendclub am Wingertsportpark: Computerkurs für Anfänger (Videodigitalisierung), 19 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Sommerprogramm des katholischen Bildungswerkes: "Was ist der Mensch?", Treffpunkt Frankfurt, Senckenbergmuseum, Hauptportal, 14.30 Uhr.

Unterschriftenaktion für Laden auf altem Bauhof

KÖNIGSTEIN. Die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) startet jetzt eine Unterschriftenaktion, mit der sie "in letzter Minute" erreichen will, daß ein Lebensmittelmarkt aus der Innenstadt an die Limburger Straße verlegt wird.

Als Standort hat die unabhängige Wählergemeinschaft den ehemaligen Bauhof ausgeguckt. Sie hofft laut Pressemitteilung, daß dadurch die stinkende und lärmende Blechkarawane, die alltäglich durch die Kernstadt zieht, ausgedünnt werden könnte.

Den Bewohnern von Haderheck, Parkstraße, Ölmühlweg, Rombergweg und Umgebung würde endlich eine Einkaufsmöglichkeit erschlossen, die "ohne Autofahrt in die Innenstadt zu erreichen ist".

Der Vorschlag der Aktionsgemeinschaft, so ihr Sprecher Robert Rohr, habe in der Bevölkerung eine "ungeahnte Welle der Zustimmung ausgelöst". Viele Bürger hätten sich begeistert über die Idee geäußert - aber eben nur mündlich. Jetzt will die ALK es schwarz auf weiß haben, um den anderen Volksvertretern Volkes Stimme zu vermitteln.

Die ALK vermißt nämlich für ihren Vorschlag Unterstützung in Magistrat und Parlament. Dort scheine der Zug für eine Nutzung des Ex-Bauhofgeländes zum sozialen Wohnungsbau oder für ein Altersheim abgefahren.

Die Alternative der ALK: Über dem Supermarkt an der Limburger Straße könnten Wohnungen und Büros entstehen. Für ältere Mitbürger sollten Wohnungen auf dem ehemaligen Milchhof am Burgweg gebaut werden. Die Nähe zu Fußgängerzone und Kurpark verspreche Senioren eine höhere Wohn- und Lebensqualität als die Lage zwischen Limburger Straße und B 8.

Diejenigen, die die Pläne der Wählergemeinschaft unterstützen wollen, fordert Rohr auf, in ihrem Bekanntenkreis Unterschriften zu sammeln. Entsprechende Formulare gibt's bei Annette Kollmann, Limburger Straße 11, Tel. 2 20 68. Die Aktionsgemeinschaft selbst will an den beiden ersten Samstagen im August (1. und 8.) zwischen 10 und 13 Uhr in der Fußgängerzone die Unterschriftenliste verlängern. mk

Abschied vom Stabilitätskonsens

Von Bernd Wittkowski

Es ist fast ein Ritual, daß geldpolitische Bremsmanöver der Bundesbank von SPD und Gewerkschaften wegen des möglichen Schadens für Investitionen und Arbeitsplätze kritisiert werden. Erst recht gilt dies, seit die Bundesrepublik um den wirtschaftlich darniederliegenden Osten gewachsen ist. Auch die Vorwürfe aus dem Ausland folgen auf deutsche Leitzinserhöhungen längst so sicher wie das Amen in der Kirche. Andere EG-Länder wollen mit niedrigeren Zinsen das Wachstum ankurbeln, können das aber nicht, weil sie im Europäischen Währungssystem am deutschen Gängelband hängen. Betroffen von der Frankfurter Hochzinspolitik sind in der verflochtenen Weltwirtschaft aber auch die außereuropäischen Handelspartner: Es kann für sie nicht ohne Folgen bleiben, wenn in einem führenden Industriestaat der Diskontsatz oder ähnliche Werkzeuge wie ein Holzhammer eingesetzt werden, um auf die Konjunktur einzuprügeln.

Gleichwohl konnte Bundesbankvizepräsident Hans Tietmeyer kürzlich befriedigt feststellen, daß es "noch einen Stabilitätskonsens" gebe. Zwar stehe sein Haus wegen der hohen Zinsen international unter einem gewissen Druck. Aber zumindest im Inland gebe es bei aller Kritik bisher keine ernsthafte Opposition gegen die Politik der Währungsbehörde.

Mit ihrer neuerlichen Verschärfung des monetären Kurses in der vorigen Woche hat die Mehrheit der Hardliner im Zentralbankrat nun den Abschied von diesem Stabilitätskonsens provoziert. Derart massive Reaktionen wie nach der Erhöhung des Diskontsatzes auf das Rekordniveau von 8,75 Prozent sind der Bundesbank schon sehr lange nicht mehr entgegengeschlagen. Und man kann sich kaum erinnern, jemals einen so vielstimmigen Chor der Kritiker gehört zu haben. Im Ausland reicht die Tonfolge der Vorwürfe von Alleingang bis "Zinskrieg", was stark über das normale Maß der Attacken hinausgeht. Hierzulande fängt die Ablehnung, wie gewohnt, bei Gewerkschaften und SPD an, setzt sich, was Seltenheitswert hat, über Wirtschaftssachverständige und Banken fort und endet - das kommt ebenfalls nicht alle Jahre vor - bei der Bonner Regierung, die deutlich auf Distanz zur Bundesbank geht, statt zumindest das übliche "Verständnis" aufzubringen.

Erinnerungen werden wach an den 23. Mai 1956. Damals hatte Konrad Adenauer eine Diskonterhöhung als "Fallbeil" für die Konjunktur gegeißelt. Die scharfe Rede des ersten Bundeskanzlers gilt als Dokument des Musterbeispiels für die immer mal wieder auftretenden Konflikte zwischen der Macht am Rhein und jener am Main. Sein Enkel Helmut Kohl hat, soweit bekannt, noch nicht vom "Fallbeil" gesprochen. Aber daß die Leitzinsanhebung dessen Wirkung haben könnte, muß die Regierung befürchten. Eine Rezession, wenngleich von der Bundesbank erklärtermaßen nicht gewollt (wie könnte sie sich auch zu diesem Ziel bekennen!), droht in Deutschland, und sie droht vor den nächsten Wahlen.

Aufgabe der Bundesbank ist, den Geldwert stabil zu halten. Nicht zu ihren Obliegenheiten gehört es dagegen, wie der Hamburger Wirtschaftssenator Hans-Jürgen Krupp zu Recht feststellt, die Regierung Kohl zu stürzen; dies bleibe "dem Wähler vorbehalten". Ernstzunehmende Analysen kommen zu dem Ergebnis, die Frankfurter Währungsbehörde habe durch ihre extrem restriktive Geldpolitik schon früher das vorzeitige Ende von Bundesregierungen (im Herbst 1966 und Anfang der achtziger Jahre) herbeigeführt oder wenigstens wesentlich dazu beigetragen. Spielt das Haus Schlesinger jetzt wieder "Außerparlamentarische Opposition"? Angesichts der überwiegend konservativ-wirtschaftsliberalen Besetzung des Zentralbankrates (in dem übrigens gewerkschaftliche Positionen so gut wie gar nicht mehr vertreten sind) mag man eine solche Absicht kaum unterstellen. Aber im Ergebnis könnte die Diskonterhöhung darauf hinauslaufen.

Nun wird niemand ernsthaft von der Bundesbank erwarten wollen, daß sie bei geldpolitischen Entscheidungen parteipolitische Wünsche oder Wahltermine ins Kalkül zieht (würde der Zentralbankrat das tun, wäre er reif für den kollektiven Rücktritt). Was man allerdings von ihr erwarten muß, ist, daß sie ihrem Gesetzesauftrag gerecht wird, auch die allgemeine Wirtschaftspolitik zu unterstützen. Es spricht viel dafür, daß die Hüter der Mark mit der jüngsten Zinserhöhung diese Pflicht verletzt haben. Und dabei unterliegen die 18 Ratsherren praktisch keiner Kontrolle; sie müssen vor keinem Parlament Rechenschaft ablegen. Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel spricht deshalb von einem "Staat im Staate".

Es war und bleibt durchaus richtig, die Bundesbank mit geldpolitischer Unabhängigkeit auszustatten. Aber wer die Welt nur mit dem Preis-Auge sieht, zugleich jedoch für Konjunktur, Arbeitsmarkt oder Wohnungsnot blind ist, mißbraucht seine Autonomie und gefährdet sie letztlich. Geldwertstabilität mag ein hohes wirtschaftspolitisches Ziel sein, das einzige ist es mit Sicherheit nicht. Eine "demokratische Reform" der Bundesbankpolitik, wie von IG-Metall-Chef Franz Steinkühler in seinem persönlichen Abschied vom Stabilitätskonsens gefordert, ist wirklich dringend vonnöten.

Manche zweifelten bis zuletzt, ob sie fahren dürfen Kinder aus Bychow machen Ferien in Mörfelden-Walldorf: Von Heimweh keine Spur/Jeder erhielt ein Fahrrad

MÖRFELDEN-WALLDORF. Solchen Trubel hat der Mörfelder Bauhof noch nicht erlebt. 24 Kinder und Jugendliche aus dem weißrussischen Bychow, die seit Freitag für sechs Wochen Ferien in Mörfelden-Walldorf machen, stürmten auf Kommando los, sich unter den 36 aufgereihten Zweirädern das passende Gefährt auszusuchen. Die Übergabe klappte - sogar ein russisch sprechender Bauhof-Mitarbeiter war da, um eventuelle sprachliche Klippen zu umschiffen. Doch lange Erklärungen waren gar nicht gefragt: Binnen kurzem hatte jeder sein Bike, und die ganze Schar, zwischen elf und 16 Jahre alt, kurvte probeweise ein paar Runden, bevor sie unter Führung von Dina Schwerber und Claire Linke ins Waldschwimmbad radelte.

Die jungen Russen haben sich offensichtlich gut eingelebt. Von Heimweh keine Spur. Im Gegenteil: "Es gefällt mir sehr gut", meint der 15jährige Andrej. Vor allem die Leute, findet er, seien sehr nett zu ihnen. Die gleichaltrige Olga nickt zustimmend. Unisono erklären sie: Wir freuen uns riesig, daß wir hierher fahren konnten.

Für Olga und Andrej und die meisten anderen in der Gruppe, die am Wochenende erstmals die Umgebung erkundeten, ist es nicht nur der erste Aufenthalt in Deutschland, sondern überhaupt das erste Mal, daß sie aus Bychow wegkommen. Das Ziel des sechwöchigen Aufenthaltes: Die Kinder sollen sich erholen von den enormen radioaktiven Belastungen, die auch heute noch - sechs Jahre nach der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl - in ihrer in der zweiten Strahlenzone gelegenen Heimatstadt gemessen werden.

Zustande kam die Aktion durch die örtliche Friedensinitiative (FI), die schon mehrfach Hilfstransporte nach Bychow organisierte. Die Idee stieß auf große Resonanz: Nicht nur Stadt und Kreis zogen mit, auch zahlreiche Privatpersonen ließen sich einspannen.

Die Fahrrad-Aktion bewies es einmal mehr: Kaum hatte die FI kundgetan, daß sie Räder für die Kinder suche, trudelten jede Menge Drahtesel am Bauhof ein. Sogar ein Anhänger wurde gebracht. "Das war eine tolle Resonanz", freut sich Lieselotte Gahn von der Helfergruppe.

Bis jetzt, sagt Claire Linke, habe alles wunderbar geklappt - wenn auch die Anreise beinahe schiefgegangen wäre. Der Busfahrer, der die Kinder von Bychow zum Minsker Flughafen kutschierte, verfranste sich, so daß die Truppe zu spät kam und erst nach einigem Hin und Her noch in die Maschine mit Kurs auf Berlin-Schönefeld einsteigen konnte. Dort gelandet, ging's per Bus nach Mörfelden-Walldorf.

Wer kommen durfte, das entschieden die Verantwortlichen in Bychow. "Wir haben denen gesagt, was wir wollen und wie wir uns das vorstellen, und die haben dann die Kinder benannt. Aber wir waren sicher, daß wir die ,richtigen Kinder' kriegen", erzählt Linke. Seitens der FI gab es da konkrete Vorstellungen: Es sollen Bychower Kinder sein und es sollten vor allem die zum Zuge kommen, die aus ärmeren Verhältnissen stammen, mithin geringere Aussichten haben, herauszukommen. Zumal Erholungsreisen innerhalb der ehemaligen Sowjetunion nicht mehr so einfach sind: "Das ist ja jetzt auch alles Ausland", sagt Linke, die plant, die Aktion im nächsten Jahr mit einer neuen Gruppe wieder durchzuführen.

Daß sie fahren dürfen, daran wagten manche bis zuletzt fast nicht zu glauben. Denn meist sind es Minsker Kinder, die die größten Chancen haben, obwohl es auch anderswo viele Probleme gibt. Ludmilla Boyko, die die jungen Weißrussen zusammen mit den Lehrerinnen Nadejda Sennikova und Irina Lapteva betreut und für die Organisation verantwortlich ist, bestätigt das.

Sie hat schon mehrfach versucht, Erholungsaufenthalte für weißrussische Kinder zu organisieren und erlebte dann oft, daß ihr vor allem im eigenen Land Knüppel zwischen die Beine geworfen wurden. "Diese Aktion hier", ist sie überzeugt, "läuft nur deshalb, weil soviel privates Engagement auf beiden Seiten dahinter steht." Engagement, dem sich auch Privatleute nicht verschließen. "Es kommen viele Leute auf uns zu, die fragen, ob sie nicht was tun können, ob wir für die Kinder irgendwas brauchen", weiß Lieselotte Gahn. Gebraucht wird immer was: Im Augenblick sind es zum Beispiel Kappen mit Sonnenschild, die gesucht werden. Spender können sie im Naturfreundehaus abgegeben.

Andere waren sofort zur Stelle, als es darum ging, je zwei Kinder für drei Wochen in die eigene Familie aufzunehmen. Sogar von außerhalb gab's Meldungen. Mit dem Ergebnis, daß vier Kinder nach Trebur kommen. Dem habe man aber nur zugestimmt, weil man die Leute, die außerdem fließend russisch sprechen, kenne und sich der Gastvater bereit erklärt habe, die Kinder immer nach Mörfelden-Walldorf zu fahren, wenn hier etwas stattfindet.

Daß die Kinder nicht von Anfang an in Gastfamilien kommen, hat seinen Grund: "Die sollen erst einmal beisammen bleiben, damit der Übergang nicht so kraß wird", sagt Claire Linke. Wenn es dann in die Gastfamilie geht, kenne man sich etwas, und die Kinder seien schon an die neue Umgebung gewöhnt. wal

Kulturspiegel

Vom 22. bis 28. Juli

MÖRFELDEN-WALLDORF. In der Reihe "Open-Air-Kino" wird am Samstag, 25. Juli, ab 20 Uhr, auf dem Freigelände an der Bertha-von-Suttner- Gesamtschule zunächst Musik geboten. Es spielt die Gruppe "What about". Anschließend flimert über die große Leinwand "Cinema Paradiso".

GROSS-GERAU. Country & Western-Fans kommen am Sonntag, 26. Juli, beim städtischen Sommermatinee auf ihre Kosten: Ab 11 Uhr wird die Gruppe "Hawk" im Hof der alten Dornheimer Schule aufspielen.

GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Die "6. Ginsheimer Super-Oldie-Night" findet am Samstag, 25. Juli, ab 19 Uhr, in einem großen Zelt auf dem Freigelände an der Gesamtschule Mainspitze statt. Angesagt sind dazu: Desmond Dekker an the aces mit "Israelites", Mungo Jerry an Band mit "In the Summertime", The Fortunes mit "Freedom come, Freedom go" und The Tremoloes mit "Silence is golden". Special guests: Welkebach Group. cas

Klärbeitrag: Es bleibt dabei SPD bestätigt Beschluß / Kreis stützt Position der Gemeinde

NAUHEIM. Nichts Neues gibt es nach einer Sondersitzung der Gemeindevertreter wegen des umstrittenen Klärbeitrags. Es bleibt bei der Absicht der Kommune, mit diesem von den Bürger einmalig aufzubringendem Obolus die Modernisierung der Kläranlage zu finanzieren.

Bei der bewegten Sitzung sprach sich die SPD, die über die absolute Mehrheit verfügt, erneut für den Klärbeitrag aus. Sie lehnte Änderungsanträge von CDU und Grünen ab, die eine Finanzierung der Kläranlagenmodernisierung über Gebühren wollten.

Vor dem Hintergrund vieler Zwischenrufe - wie "Aufhören" und "Heuchler" - aus den Reihen der etwa 200 Zuhörer bestätigte das Gemeindeparlament somit seine frühere Position: gestaffelt nach Grundstücksgröße und Geschoßfläche wird ein Klärbeitrag erhoben, der bis zu mehreren tausend Mark betragen kann. Nach der Gemeindevertretersitzung haben nun wohl Gerichte das letzte Wort. Verfahren sind bereits vor dem Verwaltungsgericht Darmstadt anhängig.

Daß die geplante Erhebung eines Klärbeitrages rechtens ist, wurde dem Gemeindevorstand um Bürgermeister Rudolf Zaich vom Ersten Kreisbeigeordneten Baldur Schmitt bestätigt. Er verweist darauf, daß Nauheim laut Kreisrechnungsprüfungsamt eine der "finanzschwachen" Gemeinden ist.

Grundsätzlich stehe Kommunen nach Entscheid des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes Kassel vom 15. März 1992 ein Ermessen "zur Erhebung von Beiträgen und Gebühren" zu. Diese Auswahlmöglichkeit könne jedoch bei einer finanzschwachen Kommune "bis zum Nullpunkt schrumpfen". In diesem Fall habe eine Kommune den Investitionsaufwand für ihre Kläranlage allein durch Beiträge und nur die laufenden Kosten durch Benutzungsgebühren zu decken. cas

FR-Ferien-Serie: Pflanzen und Tiere in alten Kiesgruben

FLÖRSHEIM. Schauplatz Weilbacher Kiesgruben: Das frühere Industriegelände und heutige Naturschutzgebiet stellt sich im Rahmen der FR-Serie "Ferien für Daheimgebliebene" bei einer Führung am Donnerstag, 23. Juli, vor. Die Aktion, die um 10 Uhr beginnt, wendet sich vorrangig an Kinder; aber natürlich können sich auch Erwachsene in dem rekultivierten Gelände umsehen, das für immer mehr Pflanzen und Tiere zur Heimat wird. Eine ausführliche Ankündigung finden Sie im Frankfurter Lokalteil der heutigen Ausgabe. tom

Molotow-Cocktail auf Polizeigelände geworfen

RÜSSELSHEIM. In den Unterschenkel schoß ein Polizist in der Nacht zum Montag einem 40hährigen Mann, der sich nach einem Brandanschlag auf die Rüsselsheimer Polizeistation der Festnahme mit Gewalt widersetzte. Ein Motiv für die Tat war gestern noch nicht bekannt.

Gegen 0.20 Uhr hatte der Mann einen Molotow-Cocktail über den Zaun der Polizeistation in der Eisenstraße geworfen. Doch der Brandsatz landete auf dem Rasen vor dem Gebäude und richtete keinen großen Schaden an. Bei der sofort eingeleiteten Fahndung stellten Polizeibeamte an der nahen Walter-Köbel-Halle einen Verdächtigen, der sich aber Kontrolle und Festnahme mit zwei Messern und einer Schlagkette widersetzte.

Auch die Androhung von Schußwaffengebrauch beeindruckte nach Auskunft des Polizeisprechers nicht; der Mann griff einen Beamten an und verletzte ihn mit der Kette leicht am Arm. Daraufhin habe der andere Polizist einen "gezielten Schuß auf die Beine des Uneinsichtigen" abgegeben. Die Kugel habe den Unterschenkel des Rüsselsheimers ohne festen Wohnsitz durchschlagen, der dennoch versucht habe, davonzulaufen. Wenig später habe er aber doch überwältigt werden können. cas

Mädchen können in neue Rollen schlüpfen

RÜSSELSHEIM. Noch Plätze frei sind am Wochenende 28./29. Juli bei einem Workshop im Sommerprogramm des Mädchentreffs Rüsselsheim. Jeweils von 11 bis 15 Uhr können Mädchen unter Anleitung einer Maskenbildnerin sich verwandeln und in eine andere Rolle schlüpfen. Das Ergebnis wird fotografisch festgehalten.

Mitmachen können Mädchen zwischen 13 und 18 Jahren. Ansprechpartner für Interessentinnen ist der Mädchentreff, Weisenauer Straße 19, Tel. 0 61 42 / 68 44 2. cas

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 22. Juli, bis Dienstag, 28. Juli

NEU-ISENBURG. Die Main Swingers mit Sängerin Heike Schneider am Mikrophon treten beim Jazz im Schoppenhof auf am Sonntag, 26. Juli, von 11 bis 14 Uhr; Hotel Gravenbruch Kempinski.

DREIEICH. Georges Bizets Oper Carmen steht noch bis einschließlich Sonntag, 26. Juli, um 20.15 Uhr täglich auf dem Programm der Burgfestspiele. Die tragische Liebesgeschichte zwischen der Zigeunerin Carmen und dem Sergeanten Don José spielt um 1820 in Sevilla und Umgebung. Die Uraufführung der Oper am 3. März 1875 fiel mit Pauken und Trompeten beim Publikum durch. Erst Jahre später, in der veränderten Fassung von Ernest Guiraud, der Bizets Dialogoper zu einer Opernrezitation umschrieb, eroberte "Carmen" die Opernbühnen der Welt.

Olga Bolotova von der Lettischen Nationaloper Riga spielt in Dreieich die Rolle der Carmen. Als Don José wechseln sich Voctor Svetovido und Vladimir Eknadjosov ab. Sopranistin Ines Galante singt die Micaela. Am Donnerstag, 23. Juli, sowie am Sonntag, 26. Juli, wird Alexander Vilumanis, der derzeit am Kirow-Theater in St. Petersburg einen Großteil der Ballett- und Opernproduktionen dirigiert, am Pult stehen. Die anderen Abende hält Karajanpreisträger Herbert Gietzen den Taktstock in der Hand.

Zu einem Liederabend im Rahmen der Festspiele lädt Leili Tammel, eine der großen Mezzosopranistinnen des estnischen Staatstheaters "Estonia", am Samstag, 25. Juli, in die Kirche St. Stephan, Am Wilhelmshof, Sprendlingen, ein; Beginn 20.15 Uhr. Im ersten Teil des Abends singt sie sechs Lieder auf Gedichte von Théophile Gautier von Hector Berlioz. Den zweiten Teil bestreitet sie mit Liedern zu der Musik von Schubert, Tschaikowsky, Rachmaninoff, Gavrilin sowie dem Ave Maria von Sink.

Paul Mägi, Chefdirigent der Lettischen Philharmonie Riga, leitet das zweite Sinfoniekonzert am Sonntag, 26. Juli, zur Matinéezeit um 11 Uhr, in der Burg. Das Orchester spielt die Ouvertüre "Wilhelm Tell" von Geaoacchino Rossini und Melodien von Johann Strauß, dem Vater und dem Sohn: Kaiserwalzer, Tritsch Tratsch Polka, Ouvertüre zur Fledermaus, Donner und Blitz, "An der schönen blauen Donau", Radetzky-Marsch.

Karten für die Veranstaltungen der Festspiele gibt es bei der Kartenzentrale, Max-Planck-Straße 13, Dreieich-Sprendlingen, Telefon 06103 / 37 80 37, und an der Tageskasse von 16 Uhr an unter der Rufnummer 06103 / 37 80 34. Zum Vormerken: NEU-ISENBURG. Das Spott-Licht-Theater präsentiert im Rahmen der zweiten Deutschen Äppelwoi-Festspiele (30. Juli bis 6. September) am Donnerstag, 30. Juli, 20 Uhr, das total verrückte Revue-Musical "Hannibal Sternschnuppe - der unmögliche Weihnachtsmann". Das musikalische Spektakel wird im überdachten Theaterhof in der Neu-Isenburger Altstadt geboten. Karten kosten 20 Mark, und sie gibt es im Vorverkauf bei Buchhandlung Gaber, Frankfurter Straße 152, Telefon 06102 / 2 59 51 oder an der Theaterabendkasse unter der Rufnummer 06102 / 3 88 75. dok

Boykotteure werden angehört Termin ist der 22. September

USINGEN. Der nächste Schritt im Widerspruchsverfahren, das 31 Usinger Bürgerinnen und Bürger gegen den letzten Abwasser- und Wasser-Gebührenbescheid der Stadt in Gang gesetzt haben, ist in Sicht: Die Sitzung des Anhörungsausschusses ist für den 22. September als Sammeltermin geplant.

Die Ladungen an alle Beteiligten sollen im August verschickt werden. Das teilte der Leiter der Hauptabteilung "Allgemeine Landesverwaltung" im Landratsamt und Vorsitzende des Anhörungsausschusses, Karsten Trebst, auf Anfrage mit.

Die Anhörung ist ein Gütetermin vor dem Widerspruchsbescheid. Diesen muß die Stadt als zuständige Widerspruchsbehörde erteilen, da kommunale Abgaben unter die Selbstverwaltung der Gemeinde fallen. Bei der Anhörung haben die Gebühren-Boykotteure und die Stadt die Möglichkeit, "Auge in Auge" (Trebst) ihre Standpunkte vorzubringen und zu einer gütlichen Einigung zu kommen. Gelingt letzteres nicht, schließt der Anhörungsausschuß seine Aufgabe mit einer Rechtsempfehlung - keiner Entscheidung - ab.

Trebst legt Wert auf die Feststellung, daß Widerspruch gegen Gebührenbescheide nach Ablauf der dafür vorgesehenen Frist formal unzulässig ist. Die Bürgerinitiative "Ehrliche Gebühren" hatte von einem Fall erfahren, bei dem die Stadt den Widerspruch nachträglich angenommen hatte. Der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann bestätigte den Fall: "Das war nur kurz nach dem Ende der Frist, da wollten wir nicht so formalistisch sein."

Unabhängig von der Widerspruchsklage läuft auch das Vollstreckungsverfahren gegen die Bürger weiter, die Teile ihrer Gebühren nicht gezahlt haben. Die erste Mahnung ist schon erfolgt. "Ich hoffe, daß es nicht zur Vollstreckung kommt", sagte Ortmann. "Wir haben allen mitgeteilt, daß sie aus Gründen der Gleichbehandlung aller Gebührenzahler ihre Zahlungen leisten mögen. Wenn die Klage Erfolg hat, dann müssen sämtliche Bescheide überprüft werden und wir würden an alle zurückzahlen." cn

Fußball-Mainpokal in Klein-Krotzenburg, Halbzeit-Bilanz Bisher zwei große Verlierer TuS Klein-Welzheim und Spvgg. Hainstadt ohne Pluspunkt

Teilweise kommen bis zu 1000 Zuschauer pro Tag, nach Abschluß des ersten Turnierblockes vom Montag bis Samstag bilanzierte Gastgeber SG Germania Klein-Krotzenburg beim Mainpokal-Turnier bereits rund 4000 Zuschauer. "Wir haben inzwischen 700 bis 800 Dauerkarten abgesetzt", frohlockte Bernd Krebs vom Spielausschuß. Damit ist der finanzielle Erfolg dieser Veranstaltung bereits jetzt abgesichert.

Bisher vermeldet das 19. Mainpokal- Turnier nur zwei große Verlierer: TuS Klein-Welzheim (Gruppe I) und die Spvgg. Hainstadt (Gruppe II), die jeweils mit 0:6-Punkten die rote Laterne tragen. Für die beiden Gruppenletzten dürfte es am heutigen Dienstagabend in ihrem letzten Spiel kaum etwas zu gewinnen geben: Im Seligenstädter Lokalderby gilt Spitzenreiter Sportfreunde Seligenstadt (bisher 3:0 gegen Froschhausen und 4:2 gegen Zellhausen) gegen Klein-Welzheim (19.25 Uhr) ebenso wie die Spvgg. 1912 Seligenstadt in der Staffel II gegen Hainstadt (18.15 Uhr) als Favorit. Der Bezirksoberliga-Aufsteiger Spvgg. 1912 Seligenstadt war zunächst über ein torloses Remis gegen die Überraschungs-Mannschaft vom FC Alemannia Klein-Auheim (führt mit 5:1 Zählern die Gruppe II an) nicht hinausgekommen, kanzelte jedoch zuletzt die TSG Mainflingen mit 4:0 Toren ab. Das war der bis dato höchste Turniersieg überhaupt.

Die Spannung in der Gruppe II ist besonders groß, denn neben Alemannia Klein-Auheim und der Spvgg. 1912 Seligenstadt ist auch Gastgeber Germania Klein-Krotzenburg (4:2 Punkte) noch gut im Rennen. Allerdings kann es der gastgebende Landesligist aus eigener Kraft allein nicht mehr schaffen. Das 0:1 gegen Klein-Auheim hängt wie ein Klotz am Bein. Bei einem Minuszähler des Hanauer Stadtteilvereins am Mittwoch gegen Mainflingen (18.15 Uhr) käme es allerdings am Donnerstag (18.15 Uhr) zum Gruppen-Endspiel SG Germania gegen Spvgg. 1912. Bei dem allseits zu erwartenden Sportfreunde-Sieg heute abend gegen Klein-Welzheim droht der Staffel I Langeweile, Zellhausen (morgen gegen Froschhausen/19.25 Uhr) muß dann auf einen Ausrutscher des Abonnementsiegers Sportfreunde am Donnerstag (19.25 Uhr) gegen den Türkischen SV Seligenstadt hoffen.

Der Donnerstag soll insgesamt einen echten Höhepunkt bescheren, zumal eventuell beide Seligenstädter Teams ins Endspiel huschen dürfen. "Dann werden wir wieder leergetrunken", rechnet Krebs mit einem erneut ausverkauften Getränke-Potential. Das ist bereits am Freitag passiert. "Bis auf den letzten Tropfen war alles weg. Das haben wir noch nie erlebt", funkten die Platzherren SOS.

Inzwischen hat man sich besser auf die große Fan-Kulisse und den großen Durst bei den hohen Temperaturen, die sich dieser Tage auf über 30 Grad Celcius belaufen, eingestellt.

19. MAINPOKAL-TURNIER in Klein-Krotzenburg, Ergebnisse und Tabellen (nach dem sechsten Spieltag - Gruppe I: Zellhausen - Türkischer SV Seligenstadt 3:0, Klein-Welzheim - Froschhausen 0:1, Sportfr. Seligenstadt - Zellhausen 4:2, Türkischer SV - Klein-Welzheim 1:0, Froschhausen - Sportfreunde 0:3, Zellhausen - Klein-Welzheim 2:0.

Tabelle: 1. Sportfr. Seligenstadt 4:0 Punkte/7:2 Tore, 2. SV Zellhausen 4:2/7:4, 3. Türkischer SV 2:2/1:3, 4. Froschhausen 2:2/1:3, 5. Klein-Welzheim 0:6/0:4.

Gruppe II: Alem. Klein-Auheim - Klein- Krotzenburg 1:0, Hainstadt - Mainflingen 0:1, Spvgg. 1912 Seligenstadt - Alem. Klein-Auheim 0:0, Klein-Krotzenburg - Hainstadt 2:1, Mainflingen - Spvgg. 1912 0:4, Alem. Klein- Auheim - Hainstadt 2:0.

Tabelle: 1. FC Alemannia Klein-Auheim 5:1 Punkte/3:0 Tore, 2. Spvgg. 1912 Seligenstadt 3:1/4:0, 3. Germ. Klein-Krotzenburg 2:2/2:2, 4. TSG Mainflingen 2:2/1:4, 5. Spvgg. Hainstadt 0:6/1:5. hdp

FV Alemannia 08 Nied, Fußball-Turnier Favorit Kriftel tat sich am Anfang schwer

Am gestrigen Montag herrschte Ruhepause. Das mit stolzen 3000 Mark dotierte Fußball-Turnier des FV Alemannia 08 Frankfurt-Nied soll am heutigen Dienstag mit den Spielen Olympia Frankfurt gegen Germania Schwanheim (18 Uhr) sowie FV Alemannia Nied I gegen DJK Rot-Weiß Zeilsheim (19.15 Uhr) auf der Sportanlage am Denisweg fortgesetzt werden.

Das einst sogar mit Ober- und Landesliga-Mannschaften durchsetzte Teilnehmerfeld wird dieses Mal von der Spielklasse her vom SV 07 Kriftel (Bezirksoberliga Wiesbaden) dominiert. Dem stehen drei Main-Taunus-Bezirksligisten (SV 19 Zeilsheim, VfB Unterliederbach II und Gastgeber FV Alemannia Nied) sowie ein gleichrangiger Frankfurter Vertreter (FC Sportfreunde) gegenüber.

"Aller Anfang ist schwer". Dieses Sprichwort traf auch auf den Topfavoriten SV Kriftel im Eröffnungsspiel gegen die Reserve des Ausrichters (2:1) zu. Am morgigen Mittwoch (18 Uhr) kommt es in der Gruppe I zum richtungsweisenden Match, denn der Bezirksliga-Aufsteiger SV 19 Zeilsheim (2:1 gegen seinen Klassenkameraden VfB Unterliederbach II und 1:0 gegen den BSC 47 Kelsterbach) will auch dem Cupverteidiger ein Bein stellen. Schließlich fließen dem Sieger immerhin 900 Mark zu, kassiert der Zweitplazierte 550 Mark. Mit 1:5-Punkten ist die zweite Garnitur des Gastgebers bereits aus dem Rennen, während die "Erste" 3:0 gegen Germania Schwanheim siegte und heute abend (19.15 Uhr) im Schlagertreffen auf die DJK-Sportgemeinschaft Rot-Weiß Zeilsheim (4:1-Sieger gegen Olympia Frankfurt) stoßen wird. Sportfreunde Frankfurt - die "Speuzer" siegten 5:1 gegen Olympia und spielten 2:2 gegen Germania Schwanheim - sind ebenfalls noch glänzend im Rennen um die vorderen Ränge, zumal auch Platz drei (450 Mark), Rang vier (350) und fünf (300) noch kräftig versüßt werden.

Der Gesamtablauf bescherte an den ersten drei Tagen keine negativen Begleiterscheinungen (Verletzungen, rote Karten etc. blieben aus), der Gastgeber war mit rund 400 Zuschauern zufrieden. Diese wiederum waren mit der neuen Regelauslegung nicht immer einverstanden, zeigten Unverständnis hierüber. Die Schiedsrichter drückten jedoch bei kniffligen Situationen oftmals ein Auge zu, wodurch keine unnötige Hektik aufkam. Zumal das neue Regelwerk offiziell erst ab diesem Wochenende in Hessen Anwendung finden wird. "Es wird keineswegs reiner Sommerfußball geboten. Das Niveau ist recht gut", freut sich FV-Vorsitzender Manfred Sonntag. Die Favoriten schälen sich mit SV Kriftel, SV Zeilsheim (Gruppe I) sowie Sportfreunde Frankfurt und Alemannia Nied (Gruppe II) immer deutlicher heraus, die großen Highlights sind jedoch erst am Samstag (Gruppenspielabschluß) beziehungsweise Sonntag (Finalspiele - ebenfalls ab 14.30 Uhr) zu erwarten. Das Abendprogramm (bis einschließlich Freitag) wird jeweils um 18 Uhr eingeläutet.

FV ALEMANNIA 08 NIED, Wanderpokalturnier, Ergebnisse und Tabellen: SV Kriftel - Alem. Nied II 2:1, SV 19 Zeilsheim - VfB Unterliederbach II 2:1, Sportfr. Frankfurt - Olympia Frankfurt 5:1, Alem. Nied I - Germania Schwanheim 3:0, Alemannia II - BSC Kelsterbach 1:4, Sportfr. Frankfurt - Germ. Schwanheim 2:2, Olympia - DJK Rot-Weiß Zeilsheim 1:4, Alemannia II - Unterliederbach II 2:2, SV 19 Zeilsheim - Kelsterbach 1:0.

Tabelle der Gruppe I: 1. SV 19 Zeilsheim 4:0- Punkte/3:1-Tore, 2. SV 07 Kriftel 2:0/2:1, 3. BSC 47 Kelsterbach 2:2/4:2, 4. VfB Unterliederbach II 1:3/3:4, 5. FV Alem. Nied II 1:5/4:8.

Gruppe II: 1. Sportfr. Frankfurt 3:1-Punkte/7:3, 2.DJK Rot-Weiß Zeilsheim 2:0/4:1, 3. FV Alemannia 08 Nied I 2:0/3:0, 4. Germania Schwanheim 1:3/2:5, 5. Olympia Frankfurt 0:4/2:9. dip

Zweckverband erweitert und erneuert Wassersystem

KREIS OFFENBACH / ALTKREIS DIEBURG. Der Zweckverband Gruppenwasserwerk Dieburg wird in diesem Jahr 3,8 Millionen Mark in die Erweiterung und Erneuerung von Ortsnetzen sowie von Hausanschlüssen investieren. Auch mit dem Bau des neuen Hochbehälters "Tannenhof" bei Schaafheim soll begonnen werden. Beim Wasserwerk in Hergershausen stehen neue Labor- und Gemeinschaftsräume für knapp eine Million Mark an, wovon die Hälfte dieses Jahr finanziert wird.

Dem Zweckverband Gruppenwasserwerk Dieburg gehören die Kommunen des Altkreises Dieburg einschließlich Rödermark und Rodgau sowie Roßdorf an. Der Verband beliefert rund 100 000 Menschen mit Wasser. sch

Germania Ober-Roden, Fußball-Turnier Heute ein neuer Zuschauerrekord?

Der Auftakt beim 16. Rödermark-Fußballpokalturnier ist gelungen: 1000 Zuschauer verfolgten am Samstag und Sonntag die beiden ersten Begegnungen an der Frankfurter Straße in Ober- Roden, wo der Landesliga-Aufstieg des 1. FC Germania 08 offenbar einen Boom ausgelöst hat. Zwar erreichen die Rödermarker nicht ganz den Zustrom vom Main-Pokal (in Klein-Krotzenburg), aber für Ober-Röder Verhältnisse herrschte damit eine tolle Kulisse vor. Dabei hatte der Topfavorit im Eröffnungsspiel gegen die Turngemeinde 08 Ober-Roden große Mühe, um mit 2:1 (0:1) Toren zu gewinnen.

Die Einstellung einiger Spieler stimmte nicht, der Favorit wackelte zunächst bedenklich. Das 0:1 durch Tuscher (32.) stellte eine kalte Dusche bei hochsommerlichen Temperaturen dar, führte zu einem kräftigen Donnerwetter in der Kabine. Die "freundlichen Worte" von Trainer Jürgen Rödler fruchteten offenbar, denn Frank Schallmayer sorgte mit einem Doppelschlag (57./66.) für einen Paukenschlag. Die jetzt konsternierten Bezirksliga-Gegner waren am Ende dennoch einem Unentschieden nahe. Baltusch scheiterte an Torwart Ralf Rott. Auffallend: Neuzugang Rene Hartfiel (Rotweiß Frankfurt). Er gilt bereits jetzt als wertvollste Verstärkung. Der erst 18 Jahre alte Patriuck Lippusch (Darmstadt 98/Jugend) zeigt im Angriff ebenfalls gute Ansätze, während es Oliver Erber (Weiskirchen) auf dem Libero-Posten schwer haben dürfte, da er etwas zu schwer ist. Er dürfte Jörg Spamer auf diesem Posten kaum verdrängen können.

Im zweiten Ortstreffen besiegte Viktoria Urberach den KSV 1888 Urberach nach dramatischem Verlauf knapp mit 4:3 (1:0) Toren. Weißbrodt (26.) sowie der dreifache Schütze Dutine (50./53./74.) trafen für den Sieger, Uwe Kuhl (49.), Bruderherz Bernd Kuhl (60.) sowie Fenn (Eigentor/76.) für den KSV. Beide Teams wollen es in der Bezirksliga Darmstadt- Ost, wohin der KSV 1888 nach kurzem Gastspiel wieder zurückmußte, wissen. Ex-Profi Bernd Kuhl (KSV) gegen Ex- Profi Achim Thiel (FC Viktoria) lautete der Vergleich in dieser Partie, wird er auch in den nächsten Wochen und Monaten lauten. Der ehemalige Darmstädter will die Tore zum Titel erzielen, der Ex- Offenbacher Thiel - auch bereits beim KSV 1888 aktiv - sie in aller Regel verhindern.

Am heutigen Dienstag (18.30 Uhr) kommt es bereits zum ersten großen Schlager zwischen den beiden Eröffnungssiegern 1.FC Germania 08 Ober-Roden und dem FC Viktoria Urberach. Der Verlierer dürfte im kleinen Fünfer-Feld (es spielt jeder gegen jeden) vorzeitig aus dem Rennen sein, kann es zumindest aus eigener Kraft nicht mehr packen.

Ein absoluter Zuschauerrekord dürfte am heutigen abend an der Frankfurter Straße in Ober-Roden garantiert sein. 700 gelten als Untergrenze. Rekordgewinner 1. FC Germania 08 (gewann acht von 15 Turnieren) gilt trotz aller Urberacher (Viktoria-)Hoffnungen als klarer Favorit.

Weiter spielen: FC Germania - Viktoria Urberach (heute, 18.30 Uhr), KSV Urberach - Turnerschaft (Mittwoch (18.30 Uhr), Turngemeinde 08 - Viktoria Urberach (Donnerstag, 18.30 Uhr), Germania Ober-Roden - KSV Urberach (Freitag, 18.30 Uhr). ppa

Die FR ist wieder dabei Täglich eigene Berichte aus Barcelona

Die Sportredaktion der "Frankfurter Rundschau" ist - wie zuletzt auch bei den Olympischen Winterspielen in Albertville und der Fußball-EM in Schweden - wieder dabei, wenn in den nächsten zwei Wochen die besten Athleten der Welt in Barcelona um die Medaillen kämpfen.

An den zahlreichen Wettkampfstätten sind unsere Redaktionsmitglieder CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER (links) und HARALD STENGER ständig im Einsatz, um die Sportler zu beobachten und die spannendsten Ereignisse zu schildern. Dabei werden die FR-Redakteure von unserem Spanien- Korrespondenten WERNER HERZOG unterstützt, der sich vor allem den politischen und wirtschaftlichen Aspekten dieser Spiele widmen wird.

Als Mitarbeiter werden im sportlichen Bereich außerdem JOSEF-OTTO FREUDENREICH, MICHAEL MAURER, THOMAS VÖGELE und ROBERT HARTMANN für uns tätig. Über die "Neben-Schauplätze" in der Stadt und am Rande Barcelonas schreiben NICOLE SCHMIDT und MICHAEL WULZINGER.

Die Frankfurter Zentralredaktion kann zur Ergänzung der Berichterstattung dieser Reporter-Crew auf die Nachrichten des Sportinformationsdienstes (sid), der bedeutendsten Spezialagentur Europas, sowie auf dpa, AP, AFP und Reuters zurückgreifen. Die Bildfunk-Geräte der Weltagenturen liefern dazu ständig die interessantesten Bilder vom Wettkampf-Geschehen. FR

Dem japanischen Honda-Konzern wird die Formel 1 zu teuer Rückzug aus der "Königsklasse" des Autorennsports angedeutet / Vergeblich auf das Duell mit Mercedes gewartet

Japans nobelstes Automobilunternehmen tritt im Renn-Geschäft auf die Bremse. Wie die japanische Zeitung Asahi schreibt, wird Honda im kommenden Jahr nicht mehr beim Formel-1Zirkus mitmachen und den Ausstieg in Kürze offiziell bekanntgeben. Für die Gründe dieses Schrittes, über den schon seit geraumer Zeit spekuliert wird, liegt noch keine offizielle Stellungnahme vor. Tatsache ist aber, daß es dem Konzern finanziell derzeit nicht gerade blendend geht und daß die sportlichen Erfolge in dieser Saison mit nur zwei Siegen in Monaco (Ayrton Senna) und vierzehn Tage später in Kanada (Gerhard Berger) hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind (siehe auch FR-Sport von gestern).

Für das abgelaufene Geschäftsjahr 1991/92 weist Honda, dessen Motoren bis zum vergangenen Jahr sechsmal hintereinander die Konstrukteur-Weltmeisterschaft für die Teams Williams und McLaren einfuhren, einen Gewinnrückgang von mehr als einem Fünftel aus. Und bis in die jüngste Zeit hinein muß die Tokioter Firma nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch im eigenen Land Absatzeinbußen ihrer Fahrzeuge hinnehmen, die preislich stets leicht über dem Niveau der Konkurrenz liegen.

Wieviel sich Honda die Formel 1 kosten läßt, gehört zu den bestgehüteten Geheimnissen. Das letztjährige Weltmeister-Team McLaren-Honda bezifferte zwar den Preis für einen der rot-weißen Flitzer, die im Augenblick den WilliamsRenault weit hinterherfahren, auf rund 800 000 Mark, wobei das Zwölfzylinder- Aggregat mit 300 000 Mark zu Buche schlägt, doch das ist nur ein Bruchteil des Gesamtaufwandes. Mehrere Dutzend Honda-Techniker sind ausschließlich für die Formel 1 abgestellt. Einschließlich der gewaltigen Kosten für die Entwicklung und die permanente Verbesserung der Triebwerke dürfte in nur einem einzigen Jahr eine stattliche dreistellige Millionenzahl zusammenkommen.

Bisher war den Konzern-Gewaltigen für den Geschwindigkeitsrausch kein Preis zu hoch. Die Nummer 3 unter den japanischen Automobilherstellern debütierte am 2. August 1964 beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring in der "Königsklasse" des Rennsports. Vier Jahre später war wegen der mäßigen Erfolge schon wieder Schluß, bis dann 1983 die Rückkehr mit allem, was das Unternehmen zu bieten hatte, gewagt wurde. Vor allem der legendäre Firmengründer Soichiro Honda galt als rennverrückter Fan, der seine Teams zu immerhin 68 Siegen bei Weltmeisterschaftsläufen antrieb. Sicher nicht zufällig wurde Nippons einzige Grand-Prix-Strecke in unmittelbarer Nachbarschaft des Honda- Testgeländes auf der ostjapanischen Halbinsel Ise errichtet.

Seit dem Tod des Patriarchen im vergangenen Jahr setzt das Management andere Akzente. Dem Vernehmen nach will sich Honda mehr dem Ausbau seines Kleinwagen-Programms widmen, das bisher zugunsten der Sport- und Luxusfahrzeuge vernachlässigt wurde. Die neuen Steuerleute sehen in der Formel 1 nicht mehr den imagefördernden Publikumsmagneten vergangener Jahre. Offenbar, so wird kolportiert, habe sich an der Führungsspitze die Ansicht durchgesetzt, daß der Rennsport zu einer sinnlosen Materialschlacht mit Show-Charakter verkommen und auch keineswegs für die Entwicklung zeitgemäßer "Alltag-Autos" nötig sei. Und vieleicht spielt bei dem Entschluß auch ein wenig mit, daß ein Kalkül der Japaner nicht aufgegangen ist. Sie hatten inständig auf den Einstieg von Mercedes in die Formel 1 gehofft, um die Stuttgarter auf diesem Feld besiegen zu können. RAINER KÖHLER/FR

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese. Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 10 Uhr Atemgymnastik am Gradierbau; 16.30 Uhr Autogenes Training, Anm. Ludwigstr. 22.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.

Nidda. Frauen-Notruf: Sommerpause bis 31.07, in dringenden Fällen Tel. 0 60 43 / 44 71 (Kontaktaufnahme über Anrufbeantworter).

Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.

Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.

Altenstadt. Caritas: Außensprechstunde der Allgemeinen Lebensberatung, 15-16 Uhr, Fritz-Kress-Str. 7.

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Nauheim. Jazz-Konzert, 19.30 Uhr, Platanenhof Kurhaus (bei schlechtem Wetter im Café).

Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Dame Kobold" v. Calderòn de la Barca, 20.15 Uhr, Wasserburg.

Nidda. Kurkonzert, 15.30-17 und 19.30-21 Uhr Sonderkonzert: Musikalisches Allerlei, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Deutscher Frauenring: Fahrt zu den Burgfestspielen nach Bad Vilbel ("Dame Kobold"), Abfahrt: 18.15 Uhr, Bushaltestelle Parkstraße, 18.30 Uhr ab Friedberg.

Jagdclub: Zusammenkunft, 20 Uhr, Schützenhaus.

Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-10 J. 15-16.30 Uhr, Turnhalle; Kinder von 10-12 J. 16.30-17.30 Uhr, Mittelschule; Kinder von 13-15 J. 17.30-18.30 Uhr; Erwachsene, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.

23.

Bad Vilbel. Spielhaus: Spiele und Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.

Butzbach. Hausfrauenverband: Tagesfahrt zum Biggesee.

Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeetreff, ab 15 Uhr Selzerbrunnenhof. Evang. Luth. Kirchengemeinde St. Michaelis Klein-Karben: Müttercafé, 15 Uhr, Am Lindenbaum 6, Groß-Karben.

Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.

Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.

Altenstadt. BUND: Monatstreffen, 20 Uhr, Emma-Hof.

Nidda. Oberh. Philatelistenvereinigung Büdingen: Briefmarkentausch, 20 Uhr, Bürgerhaus.

Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.

Hirzenhain. VfR: Flutlichtturnier, Sportplatz.

Ferienveranstaltungen

Bad Vilbel. Bad Vilbel unter'm Sonnenschein: Fahrt zum Freizeitpark Lochmühle f. Kinder 6-8 J.

TV Massenheim 1905: Taekwondo für alle, 15-17 Uhr; Trampolinspringen für alle 17-19 Uhr, Turnhalle Homburger Str. 180.

Karben. Karbener Kinderplanet, ab 9.30 Uhr.

Verschiedenes

Nidda. Stadtführung, Treffpunkt: 14.30 Uhr, Rathaus. Vorträge / Kurse

Bad Vilbel. Alte Mühle: Figürliches Arbeiten mit Ton, 10 Uhr, Lohstr. 13. Parteien / Parlamente Büdingen. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Café Hell. Abfallsammlung Friedberg. Altpapiersammlung in Kernstadt Bezirk I (Hausmülltour Mo. u. Di.). Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).

Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Batmans Rückkehr (15, 20.15 Uhr) - Blende: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr) - Studio: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Keller: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: John F. Kennedy (19 Uhr).

Butzbach. Bambi + Capitol: Sommerpause bis 23. Juli, keine Vorstellungen.

Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal + Princess: Ruhetag, keine Vorstellungen.

Schöneck. Sternpalast: Basic Instinct (19.45 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der Sehr Große Fisch (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Nuit et jour (19.30 Uhr); The murder of Fred Hampton (21.45 Uhr). (Ohne Gewähr)

Internationales A-Jugend-Turnier Stein und Stepanovic spielten Glücksfee

"Absoluter Schwachsinn", ärgerte sich Uli Stein, Torwart des Fußball- Bundesligisten Eintracht Frankfurt, über die utopischen Ablösesummen, die mittlerweile im Profi-Fußball beinahe schon zum Alltagsgeschäft gehören. "Wo soll das denn noch hinführen?" Wohin weiß niemand, aber wie ein Verein, zumal wenn sein Präsident nicht Berlusconi oder Agnelli heißt, dem entgegenwirken kann, ist für ihn kein Geheimnis: durch entsprechend gute Jugendarbeit.

Zu dieser Erkenntnis kam der Eintracht-Kapitän bei der Auslosung zum zweiten internationalen A-Jugend- Turnier von Rot-Weiß Frankfurt am 8./9. August. Zusammen mit Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic und zwei A-Jugendlichen der "Roten" loste Stein die Gruppen aus.

In der Gruppe 1 spielen Mainz 05, Eintracht Frankfurt, Grashopper Zürich, Dynamo Dresden und Waldhof Mannheim um den Einzug ins Halbfinale. Die Gegner werden in Gruppe 2 ermittelt. Dem Deutschen Meister und Titelverteidiger 1. FC Kaiserslautern wurden Rot-Weiß Frankfurt, Kickers Offenbach, Darmstadt 98 und der 1. FC Nürnberg zugelost. hu

Stadt an ehemaligen Schalterräumen interessiert Hattersheimer Postamt hat seit gestern eine neue Adresse: Briefmarken gibt's am Marktplatz

HATTERSHEIM. "Bis alle Unebenheiten beseitigt sind, wird's noch ein paar Tage dauern", kommentierte Betriebsleiter Herbert Wittig den Umzug des Hattersheimer Postamtes. Das öffnete gestern um Punkt acht an neuer Adresse seine Pforten. Die 27 Beschäftigten haben fortan am Marktplatz 11 - 13 ihr Domizil, verkaufen dort Briefmarken, nehmen Telegramme an und sortieren die Post.

"Es hat alles gut geklappt", sagte Herbert Wittig. Am Samstag hatte das Team der Behörde eine Sonderschicht eingelegt - nach Schalterschluß um 12 Uhr. Die Bediensteten zogen mit Sack und Pack um. Möbelpacker schleppten Schreibtische und Schränke von der Untertorstraße zum Marktplatz. Anschließend war Einräumen angesagt. Am frühen Abend stand dann auch das letzte Stempelkissen an seinem neuen Platz.

Den hätten die Postler bereits vor Monaten einnehmen sollen: Der Umzug war - wie berichtet - bereits für das vergangene Frühjahr vorgesehen, scheiterte aber immer wieder.

Ursache: Der Lastenaufzug war nicht von der Technischen Überwachung abgenommen. "Und da wir den Aufzug nicht benutzen durften, machte auch der Umzug keinen Sinn."

Gestern schnurrte der Aufzug, mit Prüfsiegel versehen. Für die Bediensteten begann zugleich die Eingewöhnungsphase. "Es wird einige Zeit dauern, bis jeder weiß, wo was steht", sagte Wittig. Die Ferienzeit kommt da gelegen: Vor den Schaltern gibt es keine Schlangen, die Postsäcke sind nur spärlich gefüllt.

Mehr Platz zum Sortieren haben die Bediensteten in den neuen Räumen. Die sind mit etwa 700 Quadratmeter knapp ein Viertel größer als im ehemaligen Postamt in der Untertorstroße. Dort wurden im Jahresschnitt etwa fünf Millionen Briefsendungen und 500 000 Zeitungen durchgeschleust. Unklar indes ist, was aus dem verwaisten Postamt wird. Eigentümer ist der Postdienst. Die Oberpostdirektion bestätigte Pläne, das Gebäude für die Postreklame zu nutzen. Aber auch die Stadt Hattersheim hat Interesse angemeldet: Der Verwaltung ist es in ihren bisherigen Amtsstuben zu eng. kkü

Literatur unter Aufschub Momentaufnahmen vom Chef der "Literaturnaja Gaseta"

Ardeliy Udalzov, ein Diplomat im Dienst der Sachlichkeit, ist Chefredakteur der russischen Zeitschrift "Literaturnaja Gaseta", einem "gesellschaftspolitischen Wochenblatt", wie es im Buche steht. Hier lebten Literatur und Politik mal in friedlicher, mal in erpreßter Koexistenz zusammen. Als der Kommunismus groß und stark war, war es auch "Literaturnaja Gaseta". Heute ist sie zwar noch das einflußreichste Geister-Schiff neben "Nowiyj Mir", doch inzwischen müssen sich beide gegen die Konkurrenz von "Djen" wehren, dem publizistischen Panzerkreuzer der scharf rechten Intelligenz. Fünfhundertzehntausend Leser, unvorstellbar, kaufen oder abonnieren das 1929 gegründete Traditionsblatt, doch vor zwei Jahren waren es noch viereinhalb Millionen. Der Abdruck der "Kinder vom Arat" und andere Frechheiten ließen damals die Zensur stramm stehen: das waren, schwärmt Udalzov, noch Zeiten. Up and down geht das russische Pendel; das Wohl und Wehe von "Litgaseta" gleicht einer Fieberkurve: Erst wurde man von der Partei und dem Schriftstellerverband geliebt, dann gegängelt, schließlich gehaßt und gefürchtet. Früher kämpfte man um Ideen, heute nur noch ums Geld. Die jungen Leser gehen fremd mit erotischer Literatur, Science Fiction und anderem Klimbim. "Seriöse Belletristik" und mit ihr die "allerersten Poeten" des Landes sind gelähmt und kriegen nichts auf Papier, das es ohehin nicht gibt. Die wissenschaftliche Literatur, "der einstige Stolz des Landes", stirbt vor sich hin. Für siebzig Prozent aller Zeitungen ist das Todesurteil gesprochen, sie werden dieses Jahr nicht überleben, denn das Fernsehen dominiert alles. Auch "Literaturnaja Gaseta" hängt am Tröpfler: Geld kommt ( noch) vom Staat, oder was von ihm übrig geblieben ist. Es muß sein. Seitdem sich die Papierpreise verzehnfacht haben, macht man mit jedem Exemplar vier Rubel Verlust. Früher, sagt Ardelij Udalzov, der Chronist eines perforierten Imperiums, früher waren "wir vom Schriftstellerverband abhängig, heute von den Geldsäcken." Dies Agonie zu nennen wäre Schönfärberei.

Vor kurzem noch, als die russischen Intellektuellen Gorbatschows Revolution den Weg bereiteten, waren sie die Helden des Übergangs, und manchmal hat man sie sogar verfolgt. Heute sind sie die Prototypen einer überflüssigen Existenz, auf die niemand mehr hört, denn wer zu früh kommt, den bestraft das Leben: Intellektuelle, auch wenn er das so nicht sagt, sind derzeit die Vollidioten des Weltgeistes, der nicht mehr weiß, was er will. "Das ist die Tragödie des russischen Intellektuellen".

Nein, es geht schlecht, sagt Udalzov, der Deutschland bereist, Edzard Reuter die Hand geschüttelt hat, ein Projekt mit der Frankfurter Messe-und Austellungs-GmbH plant und sich die "Lufthansa" als Sponsor wünscht. Es geht schlecht, denn es herrscht Krieg. "Früher war Ordnung", heute drohe die "faschistische Konterrevolution". Tausend Parteien kämpfen um die Macht, dreißig Millionen nicht registrierte Waffen sind im Umlauf, die Mafia gedeiht prächtig und Söldnertruppen dienen sich den Bürgerkriegsparteien an. "Kann man in dieser Situation normal leben?", fragt Udalzov und lacht. Seinem Humor sitzten die Dämonen der Zukunft im Nacken. "Früher war Ordnung..." Er ruft nicht nach dem Großinquisitor, aber Ausmaß und Tempo des Zerfalls verbreiten Furcht und Schrecken. Modernisierung, unbedingt, aber langsamer: "Wir müssen einen Weg finden, der Rußland angemessen ist: Nicht alles muß so gemacht werden wie in Deutschland nach 1945". Deshalb begleite man Jelzins Politik nur mit "weicher Opposition", denn Jelzin sei die letzte Verbindung zwischen allen Völkern Rußlands. Stürzt er, wird die radikale Rechte die Macht ergreifen. War Gorbatschow ein Held des Rückzugs, so ist Jelzin der Held des Aufschubs.

Dialektik des Fortschritts, Regel des Zufalls. Für Udalzov, dem (in seiner Abwesenheit) ein Redaktions-Putsch die Federführung über die "Literaturnaja Gaseta" brachte, teilt sich diese Erfahrung ganz lebenspraktisch mit. So verfügt die Redaktion neuerdings über ein Faxgerät mit teurem, schwer aufzutreibendem Papier. Meterweisen laufen jetzt unerwünschte Botschaften aus aller Welt ein und fressen die Papierrollen - Irrläufer der Telekommunikation, zum Beispiel Angebote kuwaitischer Ölscheichs für preiswerte Komplettversorgung des russischen Reiches. "Zufälle kann man nicht ausschließen."

Alexander Herzen, ein Umstürzler des 19. Jahrhunderts, hat damals schon die nachrevolutionäre Ernüchterung und Gewalt, die die alte Sowjetunion heute flächendeckend überzieht, hingebungsvoll beschrieben. Die Enttäuschten, liest man, seien hasenfüßig und hätten gern ihre "alte Ruhe wieder"; es seien Leute mit "schwachen Nerven, denen der Hunger noch vor dem Mittagessen vergangen sei". Auch Ardeliy Udalzov hat schwache Nerven, ein wenig sehnt er sich nach der alten Ruhe und der Appetit ist ihm auch vergangen. Warum? In seinem Land gebe es nicht nur die alten Bonzen, sondern auch die alten Bomben. Gewiß, die Vernunft könne über die Atomwaffen siegen. "Aber Zufälle kann man nicht ausschließen." ass

Schmuck und Münzen aus Haus entwendet

KÖNIGSTEIN. Taschenuhren, Manschettenknöpfe sowie anderen Schmuck und Münzen schleppte ein Einbrecher Samstag nacht aus einem Haus in der Friedrich-Stoltze-Straße. Er hatte laut Kripo zunächst versucht, die Terrassentür aufzuhebeln, was aber mißlang. Beim Terrassenfenster hatte der Eindringling offenbar mehr Erfolg.

Die Kripo schätzt den Schaden auf 10 000 Mark. mk

Die Verhübschung des Staates Ein Gespräch über den Niedergang des Regionalismus

Der Revolte der Studenten gegen das Establishment folgte das Aufbegehren in der Provinz: Wie unmündige Kinder fühlten sich Badener, Bretonen, Basken, Elsässer, Okzitanier, Katalanen und Korsen von den Instanzen des Zentralstaates behandelt. Mitte der siebziger Jahre zogen die Bewohner westeuropäischer Provinzen die Konsequenz und formulierten ihren Anspruch auf Autonomie. Sie beriefen sich auf ihre eigene Geschichte, ihre Sprache, ihre Kultur. Der Regionalismus der siebziger Jahre war oppositionell und antiautoritär.

Am vergangenen Sonntag konnten Lothar Baier und Hazel Rosenstrauch nur noch das Ableben der Bewegung feststellen. Im Bornheimer Buchladen "Land in Sicht" diskutierten sie mit dem etwa zwanzigköpfigen Publikum über das "Europa der Regionen". "Der 'neue Regionalismus' der siebziger Jahre hat sich in schwindelerregendem Tempo überlebt", sagte Lothar Baier. Was als Versuch begonnen wurde, die kulturelle Eigenart einer Region zu erhalten und, so Baier, "Einspruch gegen den Mythos nationaler Einheitlichkeit zu erheben", ist inzwischen in die Privilegierung bestimmter wohlhabender Gebiete eingemündet.

Reiche Regionen dürfen sich die Extravaganz bestimmter Eigenheiten, wie etwa zweisprachige Ortsschilder leisten und setzen ihr Idiom werbewirksam ein. Wirtschaftlich schwächere Gebieten müssen indessen auf regionale Ehrenzeichen verzichten. Lothar Baier brachte das auf die Formel: "Ein ewiges Lombardentum oder Schwabentum soll dafür verantwortlich sein, daß in der Lombardei oder in Württemberg mehr erwirtschaftet wird als anderswo."

Die in Wien lebende Autorin Hazel Rosenstrauch ("Aus Nachbarn werden Juden") beobachtet seit fünf bis zehn Jahren, wie regionale Eigenheiten zunehmend von der staatlichen Kulturpolitik instrumentalisiert und geglättet werden. "Der Genußwert von Kultur dient als Garnierung, als Verhübschungsmittel." Mehr noch: "Humanistische und ideelle Werte werden von kulturpolitischen Programmen oftmals geschluckt."

Das "grandiose Scheitern" der von vier europäischen Tageszeitungen herausgegebenen Literaturzeitschrift "Liber" nennt Baier als Beispiel für das jeweils eher oberflächliche Interesse an der Kultur der europäischen Nachbarn.

Ein weiteres Indiz für den Gebrauch kultureller Eigenarten einzelner Regionen und Nationen als folkloristisches Make-up sind für den Schriftsteller besonders Festivals und Star-Veranstaltungen. Keine Frage: Ein Pavarotti-Konzert wirkt nationenübergreifend. Weniger bequeme und bekannte Italien-"Importe" hätten es zweifellos schwerer. "Das Festival- Star-Veranstaltungskarussell funktioniert. Aber wo's um Inhalte und Bewußtseinsveränderung geht, läuft nichts."

Ganz so finster sah Hazel Rosenstrauch die Lage nicht. "Es gibt ja die Pausengespräche. Und da finden Kontakte und Kommunikation statt."

Hazel Rosenstrauch kritisierte, daß es an räumlichen, organisatorischen und finanziellen Möglichkeiten für einzelne Künstler, für private Kulturinitiativen, für Experimente fehle. Internationale Programme für Kultur, die vergleichende Kulturforschung, den Erfahrungsaustausch über Organisations- und Finanzierungsmodelle und Publikationsorgane ermöglichen sollen, wünscht sich Rosenstrauch. MARION LÖHNDORF

Europa lebt noch "aus dem Bauch"

Die Meinungen der EG-Bürger über ihre Europäische Gemeinschaft gehen teilweise wild durcheinander, und sie sind naturgemäß von Land zu Land unterschiedlich. Dennoch gibt es - wie die jüngste repräsentative "Eurobarometer"-Umfrage beweist - auch Meinungstendenzen, die dem gängigen Vorurteil diametral zuwiderlaufen.

So unbeliebt die "Brüsseler Bürokratie" sein mag, ihr Einfluß wird bei den Bürgern als gar nicht besonders groß eingeschätzt. Die Regierungen Deutschlands, Belgiens und Italiens haben sich bei den Verhandlungen zum Maastrichter Unions-Vertrag abgestrampelt, um dem armen Straßburger Europa- Parlament künftig noch mehr Rechte zu verschaffen. Aber auf die Frage, wer in der Gemeinschaftsgesetzgebung den größten Einfluß habe - EG-Kommission, Ministerrat oder das Parlament - meinten die meisten Deutschen, Belgier, Griechen, Spanier, Italiener und Portugiesen, die Straßburger EG-Parlamentarier hätten hauptsächlich das Sagen. Die befragten Franzosen, Niederländer und Briten schätzen den Einfluß von Ministerrat und Parlament gleich hoch ein. Die Wirklichkeit scheinen nur die Luxemburger, Dänen und Iren zu kennen, die den Ministerrat für das einflußreichste Gremium halten.

Dabei fühlen sich nur die Dänen, die Ostdeutschen, die Spanier, Franzosen, Italiener, Niederländer und Briten auffällig unzureichend über die Gemeinschaftsangelegenheiten unterrichtet, wie aus den Umfrageergebnissen auch hervorgeht. Auffällig ist, daß in allen zwölf Nationen - außer in Irland, Luxemburg und Portugal - die Bürger ihre EG-Kenntnisse überwiegend aus Fernsehen und Presse beziehen, während die Politiker wenig beitragen. Zum Beispiel wird in Westdeutschland, Belgien, Dänemark, Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien selbst die "EG-Unterrichtung" durch die Arbeitgeberfirmen noch höher eingeschätzt. Spielt da mit, daß die nationalen politischen Parteien ihren Einflußverlust kaschieren wollen?

Aber was ist eigentlich los, wenn in Westdeutschland genau wie in Spanien und Großbritannien 38 Prozent der Bürger - trotz der starken Firmenunterrichtung - meinen, ihr Land hätte von der Europäischen Gemeinschaft "nicht profitiert"? Das scheint bei der deutschen Exportabhängigkeit genauso unerklärlich, wie die Meinung von 43 Prozent der Belgier, daß es ihnen nichts ausmachen würde, wenn die EG aufgelöst würde. Dabei hat das Landeszentrum Brüssel in den vergangenen 30 Jahren ganz erheblich an Umsatz und Beschäftigung durch den Magnetismus der EG-Institutionen auf die Ansiedlung multinationaler Firmenzentralen und Lobbygruppen sowie diplomatischer Vertretungen gewonnen. Umfrageantworten aus dem Bauch statt aus dem Kopf?

Das gleiche gilt wohl auch für die Diskussion über den Maastricht-Vertrag. Denn: mit Ausnahme von Dänemark, Griechenland, Irland und Großbritannien ist in praktisch allen EG- Ländern eine knappe bis Zweidrittelmehrheit dafür, daß Sicherheitspolitik und Verteidigung eine "Gemeinschaftsaufgabe" sind. In Westdeutschland sind nach der Umfrage fast 60 Prozent dieser Meinung, in Ostdeutschland sogar 69 Prozent.

Umweltschutz wird sogar von den Bürgern aller zwölf Länder mit Zweidrittel- bis über Dreiviertelmehrheiten der Befragten als Aufgabe der EG betrachtet. Offenbar verkennen die Brüsseler Kommission und manche EG-Regierungen ihre Zustimmungschancen und verhalten sich zu zögernd. Ganz entgegen der Londoner Regierungspolitik sind weit über die Hälfte der Briten auch für eine "soziale Dimension" des EG-Binnenmarktes, die in den anderen Mitgliedstaaten mit Ausnahme Belgiens und Dänemarks noch populärer scheint.

Daß nur etwas mehr als ein Drittel der Deutschen den Binnenmarkt für eine "gute Sache" hält, ist bei der großen Exportnation wieder ein fast unerklärliches Phänomen. Vielleicht hat es mit der deutschen zeitgenössischen Neigung zu Ängsten vor Veränderungen zu tun.

Niemand kann überrascht sein, wenn für die geplante Gemeinschaftswährung am Ende des Jahrzehnts nur 40 Prozent der befragten Deutschen in der Umfrage votierten, während 45 Prozent dagegen waren. Frappierend ist aber doch, daß in Ostdeutschland - wo man die Wiedervereinigung nach volkstümlichem Glauben angeblich "nur wegen der D-Mark" gewollt hatte - immerhin 47 Prozent für die künftige EG-Währung wären. Doch weil die Umfrager keinerlei konkrete Voraussetzungen für die Währungsunion erwähnten, ist auf beiden deutschen Seiten wohl auch mehr "aus dem Bauch statt aus dem Kopf" geantwortet worden.

Wie bei allen EG-Themen in allen EG-Ländern zeigt sich: die Europäische Gemeinschaft ist eine komplizierte Veranstaltung, in der es den Bürgern schwerfällt, die Zusammenhänge zu durchschauen. ERICH HAUSER (Brüssel)Sechs Länder wollen Kfz-Steuer abschaffen

Sparappelle lindern Wassernot Schlechte Beispiele: Neubürger

HOCHTAUNUSKREIS. Sei es die Strafandrohung, der Sparappell oder die offizielle Sparverordnung: Seit Ausrufung des Wassernotstandes Anfang Juni wird in Usingen, Wehrheim und Neu-Anspach weniger Wasser verbraucht. Um über zehn Prozent sank der durchschnittliche Verbrauch.

Die nackte Zahl verrät nicht, daß die Bürger ihre Sparsamkeit am Wochenende nach Kräften wieder wettzumachen suchen: Speziell an Samstagen schnellt der Pegel nach oben.

Auffällig ist außerdem, daß zusammen mit den Temperaturen seit letzter Woche auch der Wasserverbrauch wieder stieg. Die momentane Hitzewelle dürfte sich kaum in hektoliterweisem Durst - beziehungsweise Duschwasser infolge Reinlichkeitsbedürfnis - niederschlagen; eher setzen sich liebgewordene Gewohnheiten wie das Rasenbesprengen wieder durch.

"Kann gut sein, daß die Leute so etwas im Schutz der Dunkelheit in ihrem Garten machen", erklärt Reinhold Schlicht, Geschäftsführer des Wasserbeschaffungsverbandes Usingen. Bußgeldbescheide habe man aber noch nicht erteilt.

Was Schlicht jedoch Kummer bereitet, ist die "mangelnde Sensibilität" von Bewohnern in Neubaugebieten. Dort werde oft extrem viel Trinkwasser verbraucht.

Wer keinesfalls auf sein Wasser verzichten mag, hat ohnehin rechtzeitig seine Lehren aus dem vergangenen Jahr gezogen. Auf der Anlage des Usinger Tennis-Clubs am Hattsteinweiher zum Beispiel sorgt Regenwasser aus zwei jeweils 3000 Liter großen Auffangbottichen für allzeit klare Sicht auf den Sandplätzen - und verhindert ganz nebenbei Staublungen. jd

Viele Medaillen ,kassiert' Schwimmsenioren zogen erfolgreiche Halbjahresbilanz

FRANKFURT A. M. Für Frankfurts Seniorenschwimmer zog in diesen Tagen Karl Herber vom Schwimm-Sport-Club "Sparta" Halbjahresbilanz. Die Frauen und Männer der Frankfurter Schwimmvereine, Clubs oder Schwimmabteilungen, vereint in einer Startgemeinschaft, gehören nach wie vor zu den leistungsstärksten Vertretungen in Deutschland.

Die Ergebnisse von Januar bis Juni 1992 bestätigen das. Bei nationalen und internationalen Schwimmfesten sowie Meisterschaften zahlreichen Städten der Bundesrepublik belegten die Seniorinnen und Senioren 113 erste, 64 zweite und 31 dritte Plätze. Außerdem schwammen sie 32mal auf die Plätze vier bis sechs ein.

Herausragende Leistungen schaffte die Frankfurter Frauenstaffel bei den internationalen deutschen Meisterschaften in Wuppertal in der 4x200-Meter-Freistilkonkurrenz. Die Frankfurterinnen schwammen in der A-Klasse in 11:10,3 Minuten deutschen Rekord in der Besetzung Annerose Trobisch, Irmgard Nix, Micaela Gröber und Iris Teckentrupp.

In den Einzeldisziplinen bedeuteten die 4:56,37 Minuten von Hans-Joachim Habrecht über 400 Meter Freistil in der A- Klasse ebenfalls deutschen Rekord. Die meisten Medaillen "kassierten" die Unentwegten bei den Landesmeisterschaften in Darmstadt: 45 Gold-, 31 Silber- und 15 Bronzemedaillen. Die größten Erfolge dabei verbuchten Hans-Joachim Habrecht (14mal Gold und je einmal Silber und Bronze), Iris Teckentrupp (11-6-2), der mehrfache Weltmeister und Weltrekordler Walter Minnich (zwölf Goldmedaillen), Micaela Gröber (zehnmal Gold), Hermann Lüning (9-2-0), Annerose Trobisch (siebenmal Gold), Susanne Wortmann (5-5-2), Harald Knüppel (5-5-2), Irmgard Nix (3-5-0), Alfred Schmidt (3-3-0), Gernot Endreß (2-5-0), Hans-Thomas Geidt (2-3-1) und der Vorsitzende des Ersten Frankfurter Schwimm-Clubs, Michael Wolski (6-2-1).

Gold, Silber oder Bronze errangen außerdem Udo Keil, Wolfgang Rotermund, Fritz Vollmar, Rolf Willmanns, Hans-Peter Ewert, Heike Lewak, Uwe Gröber, Heike Finster, Wolfgang Müller, Nadja Khalil, Elke Lais, Luciano Scapin, Reinhold Schnabel, Axel Widmer, Sebastian Moll, Trainer Hans Nix, Christine Wichert, Holger Hofmann und "Wettermacher" Karl-Heinz Nottrodt. dixi

12 000 Mark Schaden

OBERURSEL. Etwa 12 000 Mark dürfte die Reparatur der beiden Blechkarossen kosten, die in der Nacht zum Sonntag am Ortsrand von Oberstedten zusammenkrachten. Eine Autofahrerin wollte von der Kreisstraße kommend an der Anschlußstelle Oberstedten auf die B 455 Richtung Bad Homburg einbiegen. Dabei beachtete sie nach Polizeiangaben einen Wagen nicht, der schon auf der Bundesstraße gen Kreisstadt unterwegs war. Dessen Lenker versuchte noch, den Unfall durch Abbremsen abzubiegen. mk

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Musik am Palais: Tango Five, 20 Uhr, Palais Verna, Ludwig-Dörfler-Allee 4.

Kinos / Filme

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Schlafwandler (20 Uhr). - Bambi: Eiskalte Leidenschaft (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Wayne's World (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Feivel im Wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Der gebrochene Pfeil (15 Uhr); Basic Instinct (19.30 Uhr); Blues Brothers (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Medicine Man (20 Uhr).

Parteien / Parlamente

Groß-Gerau. Sitzung des Bau- und Planungsausschusses, 19 Uhr, Rathaus Dornheim.Beratungen / Offene Treffs

Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Sprechstunde 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.

Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 12 und 17 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Mütter- und Baby-Café, 15 bis 17 Uhr, Katholisches Gemeindezentrum Walldorf.

Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstr.5.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Wildwasser-Beratungsstelle: 13 bis 15 Uhr, in der Beratungsstelle des Vereins Frauen helfen Frauen, Schöneckenstraße 2, nach Absprache: Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Mütterberatung, 14 bis 15.30 Uhr, in der Nordschule.

Caritas: Sprechstunden für Suchtkranke, 13.30 bis 16.30 Uhr, Raum 4 im Kreiskrankenhaus (0 61 52 / 1 32 29), Sprechstunden des Caritasverbandes in der Waldstraße 34: 9 bis 12 Uhr und nach telef. Vereinbarung, 0 61 42 / 6 21 09.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Tel. 0 61 52 / 78 35.

Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.

Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Guttempler-Gemeinschaft: Gesprächskreis, 19 Uhr, Seniorentreff in der Frankfurter Straße 12.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Theater für Kinder, 15 und 17 Uhr, im Palas neben dem Burggarten; Carmen, 20.15 Uhr, Burg Dreieichenhain. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr). - Viktoria: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Batmans Rückkehr (20 Uhr). - Fantasia: Wayne's World (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien. Vorträge / Kurse Neu-Isenburg. Vortrag: Regenwassernutzung in Haus und Garten, 19.30 Uhr, Stadtwerke, Frankfurter Straße 89.

Dreieich. Diavortrag: Von der Saar bis zum Bayerischen Wald, 15 Uhr, August-Wienand-Haus, Sprendlingen. Parteien / Parlamente Dreieich. Treffen der CDU-Senioren- Union zum Thema Altenbetreuung, Pflegeplätze, 19 Uhr, "Alt-Sprendlingen".

Langen. Koordinationsgespräch der Grünen: Hilfe für Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina, 19.30 Uhr, im Mütterzentrum, Zimmerstraße. Verschiedenes Neu-Isenburg. Treff im Quartier IV: Fahrrad-TÜV, 15 Uhr, Luisenstraße 18. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Str. 11, 12 bis 18 Uhr, Tel. 1 74 15.

Verein Hilfe für ältere Bürger, Sprechstunden 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75-79.

AW, Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8-19 Uhr, Kronengasse, Tel. 3 37 77.

Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr.143: Informationen für EinsteigerInnen, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.

Psychosoziale Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30-12.30 Uhr, Löwengasse 8.

Kinderschutzbund, 14 bis 16 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Bürgersprechstunde der Johanniter- Unfall-Hilfe e.V., 18 Uhr, Rheinstr.2-

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde, 9 bis 17 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 13 bis 19 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Guttempler-Gemeinschaft, 19.30 Uhr, in der guten Stubb', Dreieichenhain.

Langen. AW, Essen auf Rädern/Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr; Senioren-Cafe, ab 14.30 Uhr, Wilh.-Leuschner-Platz 5, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 5 33 44.

Kinderschutzbund: 14 bis 17 Uhr, Fahrgasse 2, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.

Guttempler-Gesprächskreis, 19 Uhr, Bürgerhaus.

Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Turmstudio: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).

Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Parteien / Parlamente

Dietzenbach. SPD-Ferienveranstaltung: Besichtigung der Bio-Kompostierungsanlage Maintal, Bus-Abfahrt 15.45 Uhr, am Bürgerhaus. Vereine / Organisationen

Rodgau. DRK-Blutspendetermin, 17 bis 20.30 Uhr, im Bürgerhaus Dudenhofen.

Verschiedenes Dietzenbach. Geselliger Nachmittag mit Musik und Tanz, 17 Uhr, Seniorenzentrum Steinberg. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Beratung des Sozialdienstes für Türken, 9 bis 12 Uhr, Hausaufgabenhilfe, Robert-Koch-Straße 11.

Pro Familia, Friedensstraße 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.

Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Kinderschutzbund: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.

Mütterberatung, 14 Uhr, Bürgerhaus Froschhausen.

Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Straße 1, Tel. 2 91 92: Sprechstunde 14 bis 17 Uhr, telefonische Anmeldung unter 0 61 06 / 7 40 99.

Selbsthilfegruppe "Kopf Hoch": Treffen 18.30 bis 20 Uhr, Dudenhöfer Straße 10, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.

Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme

Offenbach. Kino-Center: Gloria: Batman's Rückkehr (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (17.30, 20 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen (15.15 Uhr); Der Rasenmähermann ( 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Wayne's World (15.15, 17.45, 20 Uhr).

Broadway: Die Abenteuer des Pico und Columbus (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr); Abyss (22.45 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Batman's Rückkehr (15.45, 20.15 Uhr). - Zeitlos: Die Hand an der Wiege (19.45 Uhr); Der Gefallen, die Uhr und der sehr große Fisch (22 Uhr).

Parteien / Parlamente

Obertshausen. Treffen der Grünen Jugend, 20 Uhr, Rathaus Beethovenstraße, alle 14 Tage.

Beratungen / Offene Treffs

Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 81 65 57.

Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Aids-Beratungsstelle im Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24: 13.30 bis 15.30 Uhr, auch Beratungen nach Absprache, Telefon 0 69 / 80 65-24 31.

Aids-Hilfe Offenbach: Beratung 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Frankfurter Straße 48, Tel. 88 36 88.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 13 bis 16 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.

Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach für Eltern, Kinder und Jugendliche, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas für Eltern, Kinder und Jugendliche, Kaiserstraße 67: Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 9 bis 16 Uhr; Selbsthilfegruppe für junge Alkoholiker, 19 bis 21 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.

BellaVista, Kontaktladen und Drogenberatung: geöffnet 14 bis 19 Uhr, Berliner Straße 118, Telefon 81 84 02.

Diabetiker-Selbsthilfe, Treffen 19 Uhr, Andréstr. 102, jeden 2. Donnerstag.

Mieter helfen Mietern: Sprechstunde, 16.30 bis 18 Uhr, Tucholsky-Buchladen, Mittelseestr. 14, Tel. 82 46 40.

Bürgerinitiative gegen Atomanlagen, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus), 20 Uhr.

Guttempler-Orden, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10: Beratungen und Gesprächstreff, 20 Uhr.

Schiedsmann, Sprechstunden, 16.30 bis 17.30 Uhr, Rathaus Saal 5.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65-22 19.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach für Familien, Erzieher und Jugendliche, Paulstraße 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS), Treffen, 14 bis 16 Uhr, in den Räumen der Elternschule der Arbeiterwohlfahrt.

Mühlheim. Interessengemeinschaft für Behinderte Mühlheim/Offenbach-Land, Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Fährenstraße 2: Treff, 14.30 Uhr.

(Ohne Gewähr)

Kleine FR

Heirat mit Computer SELIGENSTADT. Das Standesamt der Stadt wurde mit einem Personalcomputer augestattet. Dadurch sollen "Personenstandsangelegenheiten" - also Beurkundugen von Geburten oder Sterbefällen, Eheaufgebote und -schließungen - künftig schneller bearbeitet werden. Die Bediensteten wurden für den PC geschult, "so daß mit einem optimalen Einsatz der Geräte in Kürze gerechnet werden kann", schreibt der Magistrat. Tanz und Musik für Senioren DIETZENBACH. Der Seniorenbeirat lädt für Donnerstag, 23. Juli, 17 Uhr, zum geselligen Beisammensein mit Musik und Tanz ins Seniorenzentrum Steinberg ein. Getränke und Imbiß werden gereicht. Dietzenbacherinnen und Dietzenbacher, die einer Fahrhilfe bedürfen, sollen sich mit der Arbeiterwohlfahrt in Verbindung setzen: Tel. 2 97 02. "Erste Hilfe am Kind" DIEBURG. Ein Kursus "Erste Hilfe am Kind" der Johanniter-Unfallhilfe (JUH) beginnt am Donnerstag, 6. August, und umfaßt fünf Doppelstunden. Anmeldungen bei der JUH in Dieburg, Güterstraße 26, Telefon 0 60 71 / 2 30 01. Waldfest der SPD RÖDERMARK. Rund um die Blockhütte in Waldacker feiert die Rödermärker SPD am Sonntag, 26. Juli, ihr Waldfest. Nicht nur Kinder werden am Nachmittag an der Jongleurgruppe "Kabolöri" ihre helle Freude haben. Ab 15 Uhr sorgt die Band "Heed the Call" für Live-Musik. Wanderung verschoben RODGAU. Auf den 16. August verschoben hat der Wanderclub "Edelweiß" Dudenhofen seine für den 2. August vorgesehene Wanderung in den Vogelsberg. Wahlen mit Blick aufs Jubiläum RODGAU. Vorstandswahlen stehen im Zentrum einer außerordentlichen Generalversammlung des Wanderclubs "Edelweiß" Dudenhofen am 3. September. Mit Blick auf das 1993 zu feiernde 70jährige Bestehen soll der Vorstand schon dann bestimmt werden, zumal der Vorsitzende Heinrich Klein aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kandidieren wird.

Wir gratulieren

Frau Maria Sommer aus Hanau-Steinheim, zum 90. Geburtstag, am Dienstag, 21. Juli.

Viel Spaß: Seit Montag dreht sich der Karbener Kinderplanet auf dem Selzerbrunnenhof Bist du Maus oder Ameise?

Von Ulrike Bender KARBEN. "Bist du Maus oder Ameise?" Am Eröffnungstag der Ferienspiele ist noch alles neu und aufregend, auch wenn viele der 326 Kinder schon mehrmals in den vergangenen Jahren teilgenommen haben. Die Sechs- bis Achtjährigen erkundigen sich als erstes nach ihren Gruppen, die durch Tiernamen gekennzeichnet sind. "Für die jüngeren Kinder ist es besser, in festen Bezugsgruppen zu sein. Da sind sie unter ständiger Aufsicht, gerade mittags, wenn die Kleineren Konditionsschwierigkeiten bekommen," erklärt Herbert Götz, Jugendpfleger und langjähriger Organisator des Karbener Kinderplaneten die neue Organisation der Ferienspiele. Vielfältig ist das Programm für die Älteren, an dem auch die "Mäuse" und "Ameisen" nach Absprache teilnehmen können. Eine Videogruppe will den Bürgermeister interviewen, aus Holz soll eine Windmühle gebaut werden. Kochen, basteln, Fußball spielen und arbeiten mit Ton: so groß die Auswahl auch ist - keine fünf Minuten nach der Eröffnung am Montag, zu der sich Bürgermeister Detlev Engel telefonisch aus Termingründen entschuldigen ließ, haben fast alle Kinder ihre Beschäftigung für die nächsten zwei Wochen gefunden. Die 30 Betreuerinnen und Betreuer, von denen einige selbst als Ferienspielkinder vor mehreren Jahren am Kinderplaneten teilnahmen, sind sofort umringt.

Und auch in der "stillen Ecke" - einige überdachte Bänke und Tische, die eigentlich zum Erholen und Abschalten anregen sollen - herrscht zunächst buntes Treiben. Exkursionen sind ebenfalls geplant. So wird der Kinderplanet zur Lochmühle rollen und am offiziellen Ruhetag des Karbener Freibades die Wasserbekken und Liegewiesen füllen. Immer wieder erscheinen auch Mütter mit ihren Kindern am Tor des Selzerbrunnenhofes, um sie noch nachträglich im Kinderplaneten unterzubringen. Das ist dieses Jahr aber nicht mehr möglich. "Wir haben einen Termin als Anmeldeschluß genannt, und an den halten wir uns auch. Im vergangenen Jahr gab es bis zu 150 Nachmeldungen, und eine solche Zahl bringt unsere ganze Organisation durcheinander," erklärt Herbert Götz.

Um die Sicherheit der Kinder auf dem Weg zum Gelände des Selzerbrunnenhofes zu gewährleisten, fährt ein Bus durch die Stadtteile Karbens und bringt die Kinder direkt vors Tor. Eine Ampelanlage, die noch angebracht werden muß, soll dann die Autofahrer bremsen, damit die Kinder ungefährdet die Straße überqueren können.

Am letzten Tag der Ferienspiele werden die Eltern zu Kaffee und Kuchen geladen und können dabei all die Werke ihrer Kinder in kleinen Ausstellungen bewundern. Die Kinderplanet-Zeitung, über deren eigentlichen Titel noch diskutiert wird, soll als Sprachrohr der Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Eltern das "Leben auf dem Kinderplaneten" schildern.Eine reine Zweckgemeinschaft Über die Schwierigkeiten, ein gemeinsames Team aufzubauen

Gewollt hatte die gesamtdeutsche Mannschaft Anfang der 60er Jahre eigentlich nur noch einer: der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Avery Brundage. Der endgültige Abschied von einem gemeinsamen deutschen Team hatte sich bereits am 13. August 1961 mit dem Mauerbau angedeutet, doch das IOC wollte die politische Entwicklung ignorieren. Und es gelang: 100 Verhandlungstage, ein zähes Ringen und bittere Auseinandersetzungen lagen hinter den Vertretern der Nationalen Olympischen Komitees aus Deutschland Ost und West und dem IOC, als 1964 in Innsbruck und Tokio jeweils eine deutsche Olympiamannschaft einzog, die kein Team mehr war. Mißtrauen herrschte, vier Jahre später begann dann die Ära der "doppelten Deutschen", auch wenn es mit "Freude schöner Götterfunken" noch eine gemeinsame Hymne gab.

28 Jahre später zieht am Samstag wieder eine vereinigte deutsche Mannschaft hinter der schwarzrotgoldenen Fahne ins Olympiastadion. Doch eine Mannschaft, die Kameradschaft pflegt und bester Laune ist, wird in Spanien (noch) nicht antreten. Es ist eher eine Zweckgemeinschaft, eine Symbiose, denn von mannschaftlicher Geschlossenheit im Sinne einer gemeinsamen Identität kann keine Rede sein, auch wenn Funktionäre die Realität schönen und den Teamgeist mit starken Worten und dem Hinweis auf die historische Bedeutung beschwören.

Sport soll völkerverbindend sein, Freundschaften fördern. Das mag für andere gelten, nicht für die Deutschen. Seit der Vereinigung hat man auch hier den Eindruck, daß die Gräben zwischen "Ossis" und "Wessis" tiefer geworden sind, als sie selbst zu Zeiten des Kalten Krieges waren. Zumindest gilt das für den Großteil des Hochleistungssports, exemplarisch etwa an der Leichtathletik oder dem Schwimmen zu messen. Emotionen auf beiden Seiten gehen hoch. Jahrzehntelang wurde den jungen Athleten hüben wie drüben eingebleut, daß sie nicht nur gegen den Konkurrenten, sondern gegen den Klassenfeind und den "schlechteren" Deutschen antreten. Diese Gedanken gehen, bei vielen sicher im Unterbewußtsein, noch mit an den Start.

Sich um das aus dem Gleichgewicht geratene Seelenleben der Sportler zu kümmern, dazu hatten die Funktionäre keine Zeit. Athleten sollen spur(t)en und siegen. Schließlich möchte der deutsche Sport gerne nach Barcelona als strahlende Nummer eins dastehen. Auch bei den Athleten macht sich keine große Lust zur Verbrüderung mit den jeweils "anderen" Deutschen breit. Den Westlern droht in einer Reihe von Sportarten harte Konkurrenz, für die Ostler war der Sport die Existenzgrundlage, die es zu verteidigen gab. Und da sorgen dann die leidigen Themen Doping und Stasi-Vergangenheit für weiteren Streß und Mißtrauen.

Angesichts dieser Voraussetzungen wird Barcelona für den deutschen Sport zu einer Bewährungsprobe: Nicht über Medaillen wird am Ende zu reden sein, sondern ob die Ära der "doppelten Deutschen" wirklich zu Ende gegangen ist, und ob die Sport-Einheit nicht nur ein Funktionärs-Märchen bleibt.

BIANKA SCHREIBER-RIETIG

Dienstag, 21. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 85 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei schlechtem Wetter im Volkstheater).

Summertime Festival: 21 Uhr, Tanztheater Billie; Brüningpark Höchst.

Campus Universität Frankfurt: 21 Uhr, Michael Quast - "Unter Geiern - Lovesongs".

Figurentheater Gingganz: 15 Uhr, "Bremer Stadtmusikanten" (ab 4 J.); Jugendcafé Oberrad, Wiener Str. 57.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours. Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, The Ukrainians.

Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Joseph Beuys: Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 18 im Anzeigenteil. Kinder Merian-Spielplatz, Nordend: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Schach-Treff: ab 18 Uhr, Bethmannpark, Friedberger Anlage.

Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.

KOZ, Uni Campus: 21 Uhr, Kneipenabend.

Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, offener Abend.

English Speaking Club: 19.30 Uhr, Quiz Evening; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Märkte Dornbusch: Di., 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl-Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Eschenheimer Turm, Am Eschenheimer Tor 1, Tel. 28 11 71 und 28 35 00; Apotheke an der Post, Höchst, Hostatostraße 21, Tel. 30 42 32; Bock-Apotheke, Leipziger Straße 71, Bockenheim, Tel. 77 94 13; Dornbusch- Apotheke, Eschersheimer Landstraße 240, Tel. 5 60 14 33; Elch-Apotheke, Griesheim, Zum Linnégraben 18, Tel. 39 46 19; Flora-Apotheke, Sachsenhausen, Dreieichstraße 59, Tel. 62 30 16; Greif-Apotheke, Waldschmidtstraße 69, Tel. 44 59 74; Harheim-Apotheke, Harheim, Alt- Harheim 7, Tel. 0 61 01 / 4 12 74; Lohrberg-Apotheke, Seckbach, Wilhelmshöher Straße 137, Tel. 47 24 54; Nordwest-Apotheke, Nordweststadt, Thomas-Mann-Straße 6, Tel. 57 02 14; Rhein-Main-Apotheke, Kaiserstraße 50, Tel. 25 23 43. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 u. Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst

19 bis 23 Uhr Dr. Ute Müller, Alt-Eschersheim 29, Eschersheim, Tel. 52 52 01; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst in Strafsachen

(24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen

Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Namen + Notizen

THEODOR NOZINSKI, Ortsgerichtsschöffe und stellvertretender Ortsgerichtsvorsteher, Stadtältester und 22 Jahre als parteiloser Stadtverordneter und ehrenamtlicher Stadtrat kommunalpolitisch in Königstein aktiv, begeht heute sein 25jähriges Dienstjubiläum im öffentlichen Dienst. Der seit Kriegsende in der Kurstadt lebende Wahlkönigsteiner, der im vergangenen Dezember seinen 80. Geburtstag feierte, war bis vor etwa zehn Jahren freiberuflich als Grafiker tätig. Daß er dennoch heute sein 25jähriges Dienstjubiläum im öffentlichen Dienst feiern kann, verdankt er seinem ehrenamtlichen Engagement. "In den zu ehrenden Zeitraum von 25 Jahren", so der Direktor des Königsteiner Amtsgerichtes, Axel Rohrbeck, "fallen bei dem Ortsgerichtsschöffen fünfeinhalb Jahre Kriegsdienst und Gefangenschaft sowie zwölfeinhalb Jahre ehrenamtliche Tätigkeit für die Stadt Königstein im Taunus als Stadtrat und seit Dezember 1984 seine Mitgliedschaft in dem Ortsgericht Königstein I und damit als Ehrenbeamter der Justiz des Landes Hessen." In einer kleinen Feier im Rathaus wird Bürgermeister Bertram Huke die Verdienste des Kommunalpolitikers würdigen, der sich als Begründer des Jugendzentrums und der Ferienspiele der Jugend besonders verpflichtet fühlte. Rohrbeck wird ihm im Namen des Landes Hessen eine Urkunde und ein Geldgeschenk überreichen mit Dank und Glückwünschen der Hessischen Justizverwaltung. Der Amtsgerichtsdirektor: "Der Jubilar hat sich in außerordentlicher Weise für die Gemeinschaft und seine Stadt verdient gemacht und ein hohes Maß an demokratischer Gesinnung gezeigt."Weltschmerz unter der Sonne Werke von Antonin Dvorák im Palmengarten

Es klingt grotesk, aber manchen Musikwerken bekommt die Sonne nicht. So entfalten sich die feierliche Würde, der tiefe Ernst und das romantisierende Pathos zahlreicher Orchester-Kompositionen des Böhmen Antonin Dvorák wohl nur im Konzertsaal.

Die Open-air-Aufführung seines Cello-Konzertes h-Moll und seiner Siebten Sinfonie, der "Tragischen", im Palmengarten hatte daher, zumindest in übermusikalischen Kategorien gedacht, paradoxerweise ausgerechnet unter dem schönen Wetter zu leiden.

Damit sei die Leistung des Sinfonie-Orchesters des tschechoslowakischen Rundfunks Prag unter Vladimir Valek freilich keineswegs geschmälert. Mit großer Stilsicherheit erspürte das Ensemble die Feinstrukturen des sehr eigenständig konzipierten Orchestersatzes im sinfonie-artigen Cello-Konzert.

Die sich aus der prägnanten Kopfmotivik des eröffnenden Sonatensatzes entwickelnde Melodienvielfalt nutzte Jiri Hosek als Solist, um mit gertenschlankem Ton unter Verzicht auf jegliche Übertreibung die kraftvolle Natürlichkeit zu verkörpern, die Dvorák bei der Entstehung 1894/95 in New York vorgeschwebt haben muß. Der Weltschmerz troff, und man glaubte Hosek jedes - nun verbale - Wort.

In die beschauliche Dur-Idylle des Adagio, wo das Cello nicht viel mehr als Stukkatur am Prachtbau ist, läßt Dvorák unvermittelt abgründiges Moll einbrechen und wieder verschwinden. Virtuoser Vortrag dominierte das eng mit dem ersten Satz verbundene Finale, in dem Hosek an den Anforderungen der rasenden Arpeggien und Läufe sichtlich wuchs, so daß auch der vom Orchester im wahrsten Sinne des Wortes etwas vergeigte Schluß den abgerundeten facettenreichen Gesamteindruck nicht trüben konnte, zumal mit Carl Maria von Webers spritzigem Rondo für Violoncello eine beifallheischende Zugabe gewählt wurde.

Ganz in die Tradition mitteleuropäischer Sinfonik reiht sich Dvoráks Siebte Sinfonie ein, wobei fatalistischer Pessimismus sich auch hier als dominante Grundstimmung erweist.

Vladimir Valek ließ zwar nur kontrollierte Gefühlsausbrüche zu, dennoch erlaubte es inspirierte Gliederung in Sinnabschnitte und bei aller Gefühlswallung transparente Präsentation, den Dvorákschen Personalstil wieder- oder neu zu entdecken.

Prägnante Akzentuierungen beim wahrhaft doppelbödigen Scherzo und der aufgewühlte Ingrimm der Staccati des Finalsatzes im Verbund mit den deutlich zutage tretenden dynamischen Entfaltungsmöglichkeiten des Orchesters schienen zu fragen: Wie kann die Sonne angesichts solcher Tragik unbekümmert scheinen?

Glücklicherweise fungierten im Anschluß daran zwei als Zugabe gespielte slawische Tänze als versöhnendes Bindeglied zwischen Dvorák und Wetter.

CHRISTIAN KNATZ

Luftbrücke gestoppt

Verzicht auf Asyl im Zelt

geg POTSDAM, 22. Juli. Asylbewerber müssen in Ostdeutschland derzeit nicht mit einer Unterbringung in Zeltlagern rechnen. Die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam, die als erste ostdeutsche Kommune Zelte für Flüchtlinge aufbauen wollte, hat diese Pläne jetzt aufgegeben. Die im Magistrat ohne Gegenstimmen getroffene Entscheidung beruht darauf, daß man das vorgesehene Asyl-Camp unweit des Sitzes des Landesregierung auch als Provisorium für "unzumutbar" hielt. Statt dessen sollen im Süden Potsdams feste Räumlichkeiten in möglichst kurzer Zeit errichtet werden, sagte die Pressereferentin des Magistrats, Rita Haack, der FR.

Seit Anfang Juli bringen in regelmäßigen Abständen Busse aus dem zentralen Aufnahmelager in Eisenhüttenstadt Flüchtlinge in verschiedene Städte Brandenburgs. Potsdam hat eigenen Angaben zufolge in dieser Zeit 200 Menschen aufgenommen.Kulturspiegel · Kulturspiegel

Vom Mittwoch, 22. Juli, bis Dienstag, 28. Juli

DIETZENBACH. Wenn's nicht regnet, wird der Film Rain Man am Freitag, 24. Juli, um 22 Uhr unter freiem Himmel vor dem Bürgerhaus gezeigt. Der Streifen mit Dustin Hofmann handelt von der Beziehung zweier Brüder. Der ältere ist Autist und lernt seinen jüngeren Bruder erst recht spät kennen. Aus der zufälligen Begegnung entwickelt sich eine Freundschaft, die indes mit Schwierigkeiten verbunden ist.

Schon bei der tschechoslowakischen Kulturwoche sorgten beide Bands in Dietzenbach für Stimmung, jetzt wollen sie bei einem Jazz-Konzert auf der Terrasse des Bürgerhauses erneut mit Dixieland und Swing unterhalten: Die Bakalar Brass Band aus Dietzenbachs Partnerstadt Rakovnik und die Rodgau Brass Band spielen am Samstag, 25. Juli, von 20 Uhr an open air. Die Musikgruppe aus Rakovnik hat sich erst vor kurzem gegründet und präsentiert dem Publikum bekannte Traditionals. Die Band spielt einen Tag später gleich noch einmal zum Frühschoppen auf. Los geht's mit den Dixieland-Klängen am Sonntag, 26. Juli, 11 Uhr, im Waldschwimmbad. Zum Vormerken

HAINBURG. Sein Sommernachtsfest feiert der Country- & Western- Club "Laredo" vom 31. Juli bis 2. August auf dem Sportplatz der Freien Turnerschaft Hainstadt. Es spielen am Freitag von 19 Uhr, am Samstag von 15 Uhr und am Sonntag von 10 Uhr an "Canyon", "Main Country", "Pacely" sowie "Nashville Music Company". Beim Hufeisenwerfen am Samstag und Sonntag winkt dem Sieger ein Pokal. aim / ttt

Eine Fritz-Walter-Gedächtnishose als Entschuldigung für die gelegentlichen Stolpereinlagen Beim Turnier zwischen dem Berber-Team "Halt drauf" und den Zivildienstleistenden vom 1. FC "Heftig-Deftig" Linsengericht stand einzig die Freude am Fußballspiel im Vordergrund

FREIGERICHT. Am Spielende streift Peter, der Berber, dem Schiedsrichter protestierend eine Blindenbinde über den Arm. In seiner "Erste-Hilfe-Tasche" befindet sich auch ein Fleischklopfer - so schlecht war die Schiedsrichterleistung aber auch wieder nicht. Eine Luftpumpe liegt daneben. "Wenn einem aus meiner Mannschaft die Luft ausgeht", begründet Peter spitzbübisch. Nicht zu vergessen die Flasche Bier, "wenn einer partout nicht mehr aufstehen will".

Dieses Fußballspiel auf dem Bolzplatz am Somborner Hallenbad ist kein gewöhnliches. Peter coacht den Berber-Sportverein (BSV) "Halt drauf", bestehend aus Nichtseßhaften des Hanauer Franziskus-Hauses. Gegner sind in mehreren Begegnungen die Zivildienstleistenden des 1. Fußballclubs "Heftig Deftig" Linsengericht, im Gegensatz zu den ,Pennern' ein mehr oder minder eingespieltes Team, und Besucher des Somborner "Café Woytila".

Das Ergebnis betrachten alle Beteiligten als nebensächlich. Wichtiger ist das, was Berber Peter Maria so ausdrückt: "Die Initiative für dieses Fußballspiel ging von uns aus, wir tragen die Organisation. Das beweist, daß wir nicht so lebensuntüchtig sind, wie wir oft dargestellt werden."

Für Nichtseßhafte und Zivis gleichermaßen ist das Fußballspiel eine Mordsgaudi. Die einzige Nichtseßhafte, die von den Männern im Franziskus- Haus stets umsorgte Brigitte, erhält den Chauvi-Hinweis, beim Trikot- tausch werde es für sie sicher schwierig. Sie zieht es vor, nicht mitzuspielen.

Richtige Trikots haben die Berber auch nicht - nur einer hat sich aufs T- Shirt den Vereinsnamen "BSV Halt drauf" geschrieben. Mit Stirnbändern setzen sich die Nichtseßhaften, die seßhaft zu werden versuchen, gegen die "Heftig-Deftig"-Mannschaft ab, die teils Trikots trägt und ihrem Namen nur dadurch gerecht wird, daß sie zig Torchancen heftig vergibt.

Ein Berber zieht es vor, den "Ehrenspielführer" zu machen, dann müsse er nur anfangs auflaufen und nicht mitspielen. Auch ein Juxspiel verlangt bei Temperaturen um 30 Grad einiges an Kondition ab. Typisch umweltbwußt, ist aus einem Zivimund zu hören, sein Augentränen hänge sicher mit dem Ozonschock zusammen.

Ein anderer Nichtseßhafter hat eine Fritz-Walter-Gedächtnishose angezogen. "Dann hast du immer eine Ausrede, wenn du stolperst", flachst ein Mitbewohner aus dem Franziskus- Haus.

Beifallbegleitet läßt sich Sozialarbeiter Manfred Giersch einwechseln. Manni, der Libero, blockt fast alle gegnerischen Pässe ab, die ihm vor die Füße kommen. Das haben ihm einige wohl nicht zugetraut, so wie er das Spielfeld betrat: wohlbeleibt, mit Rauschebart, das Haar gezopft und vorher noch eine Zigarette inhalierend.

Aber die beiden Schienbeinschoner, die er angezogen hat, ließen schon vorher darauf schließen, daß er seinen Einsatz ernster nimmt als vermutet.

Zu den 58 Menschen, die sich am Somborner Bolzplatz zusammenfinden, zählen nicht nur zwei Sachbearbeiterinnen aus dem Hanauer Sozialamt, sondern auch Passanten aus Somborn, die sich vom Hallo am Hallenbad haben anlocken lassen und beim anschließenden Grillfest gerne mehr zahlen als verlangt. Mit diesen Spenden will der "BSV Halt drauf" das nächste Fußballspiel organisieren. Der guten Stimmung unter Zivis und Berbern kann auch der schlechte Zustand des Bolzplatzes keinen Abbruch tun. Das hohe Gras wäre eher für eine Kuhweide geeignet denn für ein Fußballspiel. Aber auch das tragen die Beteiligten mit Humor. Einer sagt zu Beginn: "Wenn wir fertig sind, ist das Gras nicht mehr so hoch wie jetzt."

JOACHIM HAAS-FELDMANN

Passant half Verletztem

BAD HOMBURG/FRIEDRICHSDORF. Hilfsbereit zeigte sich ein Autofahrer: Er brachte einen Mann, der bei einem Ausweichmanöver auf der Straße zwischen Burgholzhausen und Ober-Erlenbach mit seinem Wagen ins Schleudern gekommen war und sich dabei verletzt hatte, in das Krankenhaus. Schaden: 3000 Mark. orb

SPD-Polit-Bistro über "neue Schulen im Land"

RÖDERMARK. "Neue Schulen braucht das Land" ist Thema des Polit-Bistros der SPD am Freitag, 7. August, um 20 Uhr in der Kleinkunstbühne der Halle Urberach.

Referentin ist die Schuldezernentin des Kreises Offenbach, Adelheid D. Tröscher, als Moderatorin wirkt die Landtagsabgeordnete Judith Pauly-Bender mit. ttt

Bus stürzte in Schlucht

GUATEMALA-STADT, 20. Juli (AFP). Bei einem Busunfall in Guatemala sind am Sonntag abend 25 Mitglieder einer mexikanischen Tanzgruppe getötet worden, 22 Tänzer wurden verletzt. Nach Angaben der Feuerwehr stürzte der Bus, in dem die Gruppe unterwegs war, in der Nähe von Guatemala-Stadt in eine Schlucht. Die Folkloretänzer, die auf einer Tournee durch Guatemala waren, sollten am Sonntag abend in Antigua, 50 Kilometer westlich von Guatemala-Stadt, auftreten. Die Behörden machten zunächst keine Angaben über die Ursache des Unfalls.

Namen + Notizen

ANGELIKA MUNCK (38) ist die neue Vorsitzende der Freien Wählergemeinschaft Hochheim. Sie tritt die Nachfolge von RUDI IMHAUSEN an, der sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung stellte. Munck gehört seit sieben Jahren der FWG- Fraktion im Stadtparlament an, ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende und seit einem halben Jahr auch Vize- Chefin im Parlament.

Brandanschlag auf Asylbewerber-Unterkunft

MARBURG. Ein versuchter Brandanschlag wurde gestern in den frühen Morgenstunden auf eine Asylbewerber- Unterkunft im Marburger Stadtteil Schröck verübt. Der oder die Täter sind bisher unbekannt.

Nach Auskunft der Kripo Marburg wurden ein Tonrohr und eine Glasflasche mit brennbarer Flüssigkeit gefüllt gegen die Eingangstür des Wohnhauses geworfen. Das Feuer erlosch von selbst, so daß laut Polizeibericht "lediglich Sachschaden an der Eingangstür" entstand.

Ein Heimbewohner habe kurz nach der Tat einen Personenwagen in Richtung Schröck davonfahren sehen. Sachdienliche Hinweise nimmt die Kripo Marburg unter Tel. 06421/4060 entgegen. tap

Ein Fliegenpilz auf 300 000 Litern Wasser Schweizer Kleinzirkus bietet besonderes Programm

Der liebenswerte Kleinzirkus ist gefragt. Die großen haben ihre Schwierigkeiten, selbst, wenn sie anspruchsvolle Programme bieten. Doch nach "Roncalli" oder auch dem "Traumtheater Salome" (das ja auch weitgehend circensische Höchstleistungen bringt und gegenwärtig in Mainz auf dem Rhein als schwimmende Insel vertäut liegt) ist alles anders.

Auch der Schweizer Zirkus "Fliegenpilz" hat eher so etwas wie Kammerspiel-Charakter. Er schlägt sein rotweiß gepunktetes Zelt vom 29. Juli bis zum 30. August auf dem Platz am Bockenheimer Depot auf. Also dort, wo zuletzt der chinesische Nationalzirkus gastierte.

Was den Fliegenpilz bei vielen Zuschauern so attraktiv macht: Nach der Pause findet der zweite Teil des Programms "im Wasser" statt. Das ist, erstmals seit 1952, für Frankfurt eine Premiere besonderer Art. Innerhalb von 20 Minuten wird die kleine Manege umgebaut, in der Folienhaut wächst ein künstlicher See, gefüllt mit 300 000 Liter Wasser, das aus dem überdimensionierten Maul eines Neptunkopfes stürzt.

Und mittendrin steht dann eine kleine Insel. Ein kompliziertes Stück Technik, mit Wasserpumpen, die beleuchtete Fontänen sechs Meter hoch sprudeln lassen. Mit 48 farbigen Unterwasser-Scheinwerfern, welche die Artisten ins rechte Licht rücken. Dazu gehören die schöne Pfauenprinzessin im Seerosenboot, die Schlangenmenschen in täuschend echten Reptilienkostümen. Oder die kalifornischen Seelöwen Neptun und Lulu, vorgeführt von Beatrix Hölscher, die zusammen mit ihrem Mann Bodo das Unternehmen leitet.

Das Wasser kommt übrigens aus drei Tankwagen und einem Vorratsbecken hinter dem Chapiteau. Nach der Vorstellung wird es wieder angesogen und für die nächste Vorstellung aufbereitet. Sonst wäre die Rechnung auf Dauer doch zu teuer, von der Verschwendung mal abgesehen.

Doch auch der "trockene Teil" kann sich sehen lassen. Da sorgt Charles Knie aus der berühmten Zirkusdynastie für Heiterkeit, wenn er dressierte Ziegenbökke vorführt. Da gibt es die gewagte Rola- Rola-Schau von Nicky Viva, Brick und Brack, die komischen Kaminkehrer aus Holland, und Pip und Gaston, zwei Clowns mit einigem Anspruch. Zebras sind auch dabei, Exoten ohnedies.

Vorstellungen täglich 16 und 20 Uhr, außer montags. Vorverkauf nur an den Zirkuskassen von 11 bis 12 Uhr. Telefon für Reservierungen: 707 59 47/8. -vau

Das ist weder komisch noch lustig Bad Vilbels Burgfestspiel-"Regenmacher" in der widersprüchlichen Rezension

Zweimal bereits wurde in der FR die Burg-Festpiel-Inszenierung des "Regenmachers" besprochen - nach der Premiere auf der Seite Kulturspiegel und am 14. Juli in der Lokal-Rundschau. Die Meinungen über Inhalt des Stücks und Art der Inszenierung gehen in der Redaktion weit auseinander. Wir sind für Meinungsvielfalt, darum hier die dritte Rezensierung:

BAD VILBEL. Erst schliefen die Füße ein - wegen der doch recht unbequemen Sitzposition auf der Tribüne - dann, fast, der Kopf: Auf der Bühne plätscherte der "Regenmacher" vor sich hin, und das einzig Aufregende an dem Theaterabend in der Bad Vilbeler Burg war das Frauenbild, das durch das Stück vermittelt wird. Ganz im Schick der 50er Jahre kommt es daher und macht wütend, fehlt doch der Inszenierung der Abstand, der kritische Ansatz oder wenigstens, bitteschön, ein klitzekleines Augenzwinkern.

Die Botschaft kommt glatt rüber: Die Bestimmung der Frau ist die Ehe, sie muß heiraten, will selbstverständlich heiraten, Intelligenz schadet ihr nur, vor allem wenn ihr IQ weit über dem des tumben Ehe-Kandidaten liegt, dem im übrigen wegen seines mangelnden Einfühlungsvermögens die erste Frau davongelaufen ist. Die ehemannlose Alternative - so werden wir belehrt - ist Trübsal, ein Leben ohne Sinn und Inhalt. Frau hat die Wahl zwischen dem Hemdenflicken für Vater und Brüder und dem für einen Ehemann. Aha. Ein Theaterstückchen also fernab unserer Realität, dennoch keineswegs märchenhaft, sondern dümmlich und zumindest in diesen Breitengraden seit dem Ende der miefigen Adenauer- Nachkriegszeit glücklicherweise überholt und überstanden.

Ein völliger Mißgriff, dieses Trauerspiel, das sich "romantische Komödie" nennt, auf die Bühnenbretter zu bringen. Unterhaltsam ist das nicht einmal ansatzweise, auch nicht komisch, schon gar nicht lustig.

Es ist schlichtweg ärgerlich, dazu auf eine hölzerne Art inszeniert, ohne Tempo, ohne bemerkbaren Höhepunkt - selbst ein Mittelstufen-Schülertheater hat mehr Schwung. JULIANE KUGLIN

Vision von einer besseren Region Gewerkschafter diskutierten Zukunft des Rhein-Main-Gebietes

HOCHTAUNUSKREIS. Die Arbeit ist zu den Menschen gekommen und nicht mehr umgekehrt. Die Orte sind Idyllen. Es wird in kleinen, umweltfreundlichen Betrieben gearbeitet. Tante Emma-Laden, Bäcker und Metzger sind um die Ekke. Wer doch noch längere Wege zurücklegen muß, fährt mit Bahn, Bus oder Fahrrad. Die Autobahn ist wieder zur Wiese geworden. Die Menschen leben in preiswerten Wohnungen in phantasievollen, abwechslungsreich gebauten Energiesparhäusern. - Fernab der Metropole, inmitten herrlichster Natur an der Twistetalsperre entwickelten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter jetzt in einem Bildungsurlaubsseminar des DBG ihre Visionen für das Rhein-Main-Gebiet.

19 Frauen und Männer und 13 Kinder aus dem Hochtaunuskreis und der Wetterau vereinten eine Woche lang Bildung und Urlaub an jenem von Menschenhand geschaffenen See, der als einer der saubersten Deutschlands gilt. Die im Rhein-Main-Gebiet vergangene Idylle mag ihre Phantasie zusätzlich beflügelt haben. Während EG-Strategen die Region mit ihrem darniederliegenden Wohnungsmarkt und täglich kollabierenden Individualverkehr weiter wachsen lassen wollen, wählten die Teilnehmer des Bildungsurlaubs den entgegengesetzten Weg: sie entflohen der Metropole.

Die Konzentration der Arbeitsplätze in und um Frankfurt ist nach ihrer Ansicht die Wurzel des Übels, sprich: von Verkehrschaos und Wohnungsnot. Gelingt es, die Arbeitsplätze zu den Menschen zu bringen, wären alle Probleme gelöst, die aus den täglichen Pendlerströmen und dem harten Kampf um preiswerte Wohnungen entstehen.

Ihre Ideen entwickelten die Bildungsurlauber im formalen Korsett einer "Zukunftswerkstatt". Die Arbeitsweise einer solchen "Zukunftswerkstatt" einzuüben, war ein weiteres Anliegen des Seminars mit dem Titel "Zukunftswerkstatt - Ideen - Vorstellungen - Vision für die Region Rhein/Main".

Jene "Werkstätten" arbeiten nach einer in den 70er Jahren vom Zukunftsforscher Robert Jungk entwickelten Methodik, die speziell die "Sprachlosen der Gesellschaft" einbeziehen soll. In weiten Phasen der "Zukunftswerkstatt" ist deshalb Diskussion ausgeschlossen und die Kommunikation auf Stichworte beschränkt. Die diskussionsgewohnten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter rieben sich denn auch stark an diesem Diskussionsverbot.

Die "Zukunftswerkstatt" muß auf möglichst konkrete Projekte, beispielsweise die Gestaltung einer Straße oder eines Wohngebietes angewendet werden. Dann ist sie gut geeignet, die Erfahrungen und Vorstellungen bislang sprachloser Bürgerinnen und Bürger nutzbar zu machen. Diese Bilanz zogen die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter am Ende ihres Seminars. ieb

Mit der SPD hüpfen und Tore schießen

BAD HOMBURG. Mit einem großen Fest für alle Bürger wollen die Sozialdemokraten aus dem Sommerloch starten. Am Sonntag, 16. August, wird es von 12 bis 22 Uhr im Jubiläumspark rundgehen.

Zehn Vereine ausländischer Mitbürger präsentieren Folklore und servieren typische Gerichte aus ihrer Heimat. Kinder können in einer Hüpfburg herumtollen oder auf eine Torwand schießen.

Die örtlichen SPD-Arbeitskreise zu den Themen Kinder, Ältere und Verkehr stellen sich vor. Stadtverordnete sind neugierig auf Anregungen und Kritik. Abends ab 19 Uhr rocken die drei Homburger Schülerbands Gardenfields, The Real Jack und Baken Love Cake. jom

Luftbrücke gestoppt

(Fortsetzung von Seite 1) fügte hinzu, daß die Waffen der serbischen Milizen vor Gorazde in das derzeitige Jugoslawien abgezogen würden, also nach Serbien und Montenegro. Panic sagte zudem, daß alle Kanonen, die um Sarajewo stationiert seien, den UN übergeben werden sollten, nicht nur die der serbischen Milizen.

Am Montag flog Panic zu politischen Gesprächen am Sitz der Vereinten Nationen nach New York. Nach einer Meldung der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug wollte er mit UN-Genralsekretär Butros Ghali und dem UN-Sonderbeauftragten für Jugoslawien, Cyrus Vance, zusammentreffen. Anschließend werde Panic voraussichtlich nach Washington weiterreisen, um der US-Regierung seinen Vorschlag einer Entmilitarisierung der Republik Bosnien-Herzegowina zu erläutern, meldete Tanjug.

Ungeachtet der Gefechte beteiligte sich Saudi-Arabien am Sonntag erstmals an der Luftbrücke nach Bosnien-Herzegowina, um Sarajewo mit Hilfsgütern zu versorgen. Das erste Flugzeug habe am Sonntag Saudi-Arabien verlassen, teilte Prinz Salman Ben Abd el Asis in Riad mit. Saudi-Arabien ist besorgt über das Schicksal der moslemischen Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina. Unterdessen meldete die kroatische Nachrichtenagentur Hina, ein Teil der aus Bosnien-Herzegowina evakuierten Kinder sei in der kroatischen Hafenstadt Split eingetroffen und in zwei Flugzeugen nach Mailand gebracht worden. Die Europäische Gemeinschaft kann nach den Worten von Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) im jugoslawischen Bürgerkrieg "nur beschränkt etwas ausrichten". Die Erwartungshaltung, die die Welt habe, könne von der EG allein nicht erfüllt werden, sagte Kinkel am Montag im Südwestfunk. "Die EG hat getan, was sie kann. Wir haben nicht mehr sehr viele weitere Pfeiler im Köcher, das muß man deutlich und klar sehen." Der Einsatz von Militär ist für den Minister das allerletzte Mittel, um eine Lösung des Konflikts herbeizuführen.

Falls es zu einem militärischen Einsatz komme, müsse dieser unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen stehen. Der UN-Sicherheitsrat als Inhaber des Gewaltmonopols müßte dann weitere Sanktionen beschließen, unterstrich der Minister.

Kulturspiegel

OFFENBACH. Der Juli gilt als idealer Monat für Open-Air-Festivals. Der Museumsgarten an der Parkstraße wird am Sonntag, 26. Juli, zwischen 11 und 13 Uhr zur Bühne für Jazz- und Swingmusiker. Verbunden ist die Matinee mit einem Frühschoppen.

Kulturamt und Museum laden ein zu Jazz und Swing mit den "Swing Paraders", die als Sängerin Geraldine Blecker vorstellen. Das Quartett spielt vor allem Swing im Stil der vierziger Jahre in der Besetzung Stefan Rodjo (Klarinette, Saxophon und Flöte), Dirk Raufeisen (Piano), Götz Ommert (Baß) und Frank Präder (Schlagzeug). hf

Heute in Friedberg Tango-Erotik im Museumshof

FRIEDBERG. Tango-Erotik gibt es heute abend im Hof des Wetterau- Museums. Die Gruppe "Arrabal" gastiert beim Sommerkulturprogramm "Sommersprossen" mit dem Stück "Volver".

Die vierköpfige Gruppe - ein Spanier, eine Deutsche, ein Argentinier und eine Argentinierin - erzählt in ihrem Tanzstück die Geschichte der Emigranten, die um 1900 ihre Heimat Galicien in Spanien verließen, um in Südamerika ihr Glück zu suchen. Eine Frau überquert das Meer voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Nachdem sie ihr Glück auf dem argentinischen Land versucht hat, kommt sie in der Weltstadt Buenos Aires. Wie viele Schicksalsgenossinnen landet sie in einem Salon, von denen es zu jener Zeit an jeder Ecke einen gab, und schlägt sich als Prostituierte und Tänzerin durch.

Während heute eher ältere Zeitgenossen auf ihre Kosten kommen, ist morgen der Nachwuchs dran. Um 15 Uhr gastiert Stefan Schöner mit "Das Abenteuer im Weltraum". Die phantastische Reise ins All beginnt mit dem Besuch eines Marsmännchens, dem der Kaffee im Raumschiff ausgegangen ist. Die Kugelwesen Flips und Flaps sind mit von der Partei und da ist noch der verwirrte Junge, der die Realität der Welt mit dem Geschehen in seinem Spielcomputer verwechselt. ieb

Wir gratulieren

Frau Margarete Brod, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.

Frau Gerda Wolf, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Agnes Schwob, Okarben, zum 85. Geburtstag.

Herrn Walter Reschabek, Assenheim, zum 78. Geburtstag.

Frau Elly Vetter, Kaichen, zum 71. Geburtstag.Viag geht bei Schering leer aus Amerikaner erhalten Zuschlag für chemisch-technische Sparte

cri FRANKFURT A. M. Beim Buhlen um die Sparten Industrie-Chemikalien und Naturstoffe der Schering-Gruppe hat der Viag-Konzern das Nachsehen. Der konkurrierende Bieter Witco aus den USA hat die Bonner ausgestochen. Für 660 Millionen Mark erhielt das New Yorker Unternehmen den Zuschlag. Die Unterlegenen wollen sich zu dem Coup nicht äußern und verweisen auf Schering. An der Spree hält man sich bedeckt. Eine Sprecherin betont aber, daß "der Preis nicht das Entscheidende" gewesen sei.

Witco gehört mit 2,6 Milliarden Mark Umsatz und 6900 Beschäftigten zu den führenden Herstellern von Chemikalien. Mit der jüngsten Akquisition fassen die Amerikaner auch in Deutschland Fuß. In Europa ist Witco bisher mit Töchtern in Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden vertreten. Weltweit unterhält die Gruppe 55 Produktionsstätten.

Die veräußerten Sparten sollen noch im Herbst dieses Jahres auf Witco übertragen werden. "Alle Mitarbeiter werden übernommen", betont die Schering-Sprecherin. In der Abteilung Industrie-Chemikalien, die auf Oberflächenschutz, Klebstoffe und Kunstharze für die Autoindustrie spezialisiert ist, arbeiteten im vergangenen Jahr 820 Männer und Frauen. Sie erwirtschafteten einen Umsatz von 454 Millionen. Größter Standort ist das Werk Berkamen in Nordrhein-Westfalen.

Die Abteilung Naturstoffe fertigt Rohstoffe für Wäscheweichspüler und Kosmetika und führt rund 1000 Namen auf den Lohn- und Gehaltslisten. Davon arbeiten 287 bei Rewo im hessischen Steinau. Ingesamt wurden im vergangenen Jahr 440 Millionen Mark umgesetzt.

Schering will das beim Verkauf erlöste Geld dazu verwenden, den seit langem geplanten Ausbau der ertragsstarken Gebiete Pharma und Pflanzenschutz anzugehen. Sie steuern bislang die Hälfte beziehungsweise knapp ein Viertel zum Gesamterlös des Konzerns bei.

Oeder Weg ist ruhiger geworden Linksabbieger fehlt noch

NORDEND. Das Experiment hat begonnen, die Zufahrt zum Oeder Weg ist gesperrt: Vor knapp zwei Wochen ist die Rechtsabbiegespur am Eschenheimer Turm abgeriegelt worden. Jetzt können nur noch Radfahrer von der Großen Eschenheimer Straße in den Oeder Weg gelangen, auf einer eigenen Fahrspur. Autofahrer, die von der City aus in den unteren Oeder Weg wollen, können die Straße über den Anlagenring erreichen. Nach dem Willen des Ortsbeirates 3 soll die Sperrung zunächst für sechs Monate auf Probe gelten.

Die ersten Reaktionen der Geschäftsleute und Anwohner des Oeder Weges sind zurückhaltend bis positiv. "Es ist noch zu früh, um die Konsequenzen richtig beurteilen zu können", betonte Anna Graßl, Sprecherin der Gewerbetreibenden. Zwar sei zur Zeit tatsächlich "tote Hose" in den Geschäften, aber das könne ebensogut an den Sommerferien liegen. Dem stimmte auch Irene Ploch zu, die ein Schmuckgeschäft in dem betroffenen Bereich führt. "Erst mal abwarten", lautete ihre Devise. Annemarie Polley begrüßte die neue Verkehrsregelung: Früher seien an der Buchhandlung ganze Autokolonnen vorbeigebraust, "das ist schlagartig besser geworden".

Allerdings soll jetzt auch die Forderung, eine Linksabbiegespur in die Jahnstraße einzurichten, "schnellstens erfüllt werden", verlangte Anna Graßl. Das war die Bedingung, die die Geschäftsleute an ihr Einverständnis zu der Zufahrtssperrung geknüpft hatten: Jahnstraße und Blumenstraße sollten befahrbar bleiben, damit Autofahrer, die von oben in den citynahen Teil des Oeder Wegs wollen, nicht den riesigen Umweg über den Anlagenring machen müssen. Bislang war es möglich, die Schleife über die Querstraße Forsetzung auf Seite 2

Kleine Lokal-Rundschau

Jazz am Jugendzentrum SCHWALBACH. Die Dreamboat Serenaders sind beim Dämmerschoppen am heutigen Freitag von 20 bis 23 Uhr hinter dem Jugendzentrum (bei Regen: Parkdeck bei "Mutter Krauss") zu Gast. Am Samstagmorgen spielen die Schwalbacher Musikanten von 11 bis 14 Uhr auf dem Parkplatz. Bei Regen: Bürgerhaus. Abgabetermin für Bauschutt EPPSTEIN. In der Müll- und Sperrgutabfuhr ist kein Platz für Bauschutt. Am Samstag, 25. Juli, können kleine Mengen davon auf dem Parkplatz des Rathauses I in Vockenhausen (Hauptstraße 99) abgegeben werden. In den Container dürfen allerdings maximal zehn Eimer à zehn Liter entleert werden. Pro Eimer kostet's eine Mark. "Monster Nr. 13" kommt HATTERSHEIM. Kinder mit starken Nerven sind gesucht, wenn am Mittwoch, 29. Juli, die Geschichte vom "Monster Nummer 13" erzählt wird. Die Vorlesestunde in der Stadtbücherei am Markt ist für Kinder ab acht Jahren gedacht. Gruselbeginn ist um 15 Uhr. "Hexenzauber" aus der Kiste ESCHBORN. Kinder bis 15 können sich auf das Stück "Hexenzauber" freuen, mit dem das Theater "Fliegende Kiste" am Dienstag, 28. Juli, auf dem Spielplatz am Bach hinterm (bei Regen: im) Bürgerzentrum Niederhöchstadt auftritt. Zauberer Zaubinelli und Hexe Nudeltraud tricksen darin ab 15 Uhr um die Wette. Eine Rallye durch die Stadt HATTERSHEIM. Die Stadt erkunden, markante Punkte suchen - darum geht es in einer Stadtrallye, die von der städtischen Jugendpflege organisiert wird. Start ist am Mittwoch, 29. Juli, um 16 Uhr am Jugendkeller in Eddersheim. Fitzcarraldo läuft HOFHEIM. Werner Herzogs Streifen "Fitzcarraldo" läuft am Donnerstag, 30. Juli, ab 21 Uhr im Open-air-Kino im Wasserschloß am Kellereiplatz. Kulturamt und Jugendpflege der Stadt haben den Abend gemeinsam organisiert. Der Eintritt kostet zwei Mark. Sprechtag des Versorgungsamtes HOCHHEIM. Einen Sprechtag hält das Versorgungsamt Wiesbaden am Donnerstag, 30. Juli, von 14.30 bis 17.30 Uhr im Hochheimer Rathaus (Burgeffstraße). Wäschefresser is(s)t da HATTERSHEIM. Jimmy hat zu Hause ein wäschefressendes Tier. Warum das seiner Mutter überhaupt nicht gefällt, erfahren Kinder ab vier Jahren im Bilderbuchkino der Stadtbücherei am Markt. Die Vorlesestunde beginnt am Freitag, 31. Juli, um 15 Uhr. Anschließend können die Kinder das wäschefressende Riesen- Haustier gemeinsam basteln. Beratung für Sprachbehinderte MAIN-TAUNUS-KREIS. Zwei Sprechstunden für Sprachbehinderte bietet das Kreis-Gesundheitsamt an den Montagen 3. und 17. August an, jeweils von 14 bis 16 Uhr im Kreishaus. Telefonische Anmeldungen unter Tel. 06192 / 201-146. Schmökerrunde für Senioren HATTERSHEIM. Verstärkung sucht die Schmökerrunde des Seniorenzentrums Altmünstermühle. Die Nasen in die Bücher gesteckt werden wieder am Freitag, 7. August, 10 Uhr, in der Stadtbücherei am Markt.

Die wissenschaftlichen Arbeiten von Karl W. Deutsch gehören zur Standardlektüre von Politikwissenschaftlern. Heute vollendet der Politologe sein 80. Lebensjahr. Deutsch wurde in Prag geboren und promovierte an der dortigen Karls-Universität. Von einer Reise in die USA kehrte er 1938 nicht nach Europa zurück. Dort lehrte er bis 1983 als Professor. 1977 übernahm er das Amt des Direktors am Internationalen Institut für Vergleichende Gesellschaftsforschung des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB). Besondere Anerkennung erhielt Karl W. Deutsch als Initiator des GLOBUS-Modells, anhand dessen internationale wirtschaftliche und politische Abhängigkeiten erforscht wurden. Wir dokumentieren den Beitrag von Udo E. Simonis, Forschungsprofessor am WZB unter anderem für Umweltpolitik, der in den WZB-Mitteilungen im Juni 1992 erschienen ist.

Nacheichstelle auf Rädern KÖNIGSTEIN. Kurstädter, die ihre Meßgeräte richtig einstellen lassen wollen, haben dazu zwischen Montag, 27. Juli, und Mittwoch, 5. August, Gelegenheit. Das Eichamt Frankfurt parkt seine Nacheichstelle auf Rädern in dieser Zeit auf dem ehemaligen Wirtschaftshof, Limburger Straße 26. mk

"FR-mobil" ist heute in Roggau Was bringt das Dorferneuerungsprogramm Burg-Gräfenrode?

Burg-Gräfenrode soll schöner werden. An einem Dorferneuerungsprogramm für den Karbener Stadtteil arbeitet seit nunmehr zwei Jahren das Planungsbüro Winchenbach und Scheu aus Hünfelden- Dauborn. Das FR-mobil will sich heute ab 10.30 Uhr überzeugen, wieweit Planungen und konkrete Projekte bereits gediehen sind. Auf ihrem Rundgang (Beginn am Alten Rathaus) begleiten die beiden FR- Redakteure Klaus Nissen und Corinna Willführ weiterhin Karbens Bürgermeister Detlev Engel, Ortsvorsteher Karl Vollmar sowie ein Vertreter vom Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung in Friedberg. Und hoffentlich viele Bürgerinnen und Bürger aus Roggau. Denn sie sollen anschließend ab 13 Uhr am FR- mobil (Parkplatz vor dem Altenclub) Gelegenheit haben, Fragen an die Experten zu stellen.

Von Karben fährt das FR-mobil morgen nach Bad Nauheim, um mit dabei zu sein, wenn um 11 Uhr im Usa-Wellenbad der Weltrekord im Dauerschwimmen gebrochen werden soll. FR-Redakteur Bruno Rieb wird das Spektakel vom Beckenrand verfolgen.

Zur feucht-fröhlichen Tour tritt das Team vom FR-mobil am Donnerstag an und berichtet von der Lust im Freien zu Trinken und zu Speisen - sei es am Forsthaus Winterstein bei Bad Nauheim oder "Im kühlen Grund" in Friedberg. Ab 18 Uhr sind FR-Leserinnen und FR-Leser zum Stammtisch in den "Rendeler Hof" nach Karben-Rendel eingeladen. cor

Ohrwürmer von einem Zombie Alt-Star Dave Dee fledderte in Höchst sein Repertoire

ALTENSTADT-HÖCHST. "Zabadak", hauchte der Alt-Star ins Mikro, "Schai, schai, Zabadak!" Und schon passierte das Malheur. Ein Ohrwurm nistete sich nach zwanzigjähriger Abwesenheit in den Hirnen der 600 Zuhörer ein. Für 23 Mark Eintritt gab der Sänger einen drauf: "Bend it, bend it, just a little bihit ... Singt mit!" rief er den Fans zu. "If You can't find the text: lalala!" Auf Anweisung hoben fast alle brav die Hände über den Kopf und klatschten den Rhythmus. Der Alt-Star lächelte selbstzufrieden. In den Charts macht er gegen Sting, Prince und Michael Jackson keinen Stich mehr. Aber hier, auf dem Schotterplatz des VfB Höchst, hier ist er noch wer. "I am Dave Dee from the Sixties!" rief er, proudly presented by himself.

Ein bißchen füllig und grau ist der 48jährige geworden. Aber die Frisur, der Nietengürtel, die metallverzierte Lederjacke und die Stimme klangen Freitag abend ganz wie früher. Und als hätte er sich nicht schon 1969 von ihnen getrennt, kündigte der Mann ganz ungeniert "this next song from Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich" an: "Save me, save me, save me from myself nohow . . ." Die vier ebenfalls legendären Herren von "Marmalade" zupften dazu die Gitarren und hüpften in die Höh. Von ihnen, nicht etwa von Howard Carpendale, ist "Obla-di Obla-da" bekannt. Und "Reflektions of my Life" - ein Song mit einst hohem Gefühlswert für Leute, die in den fünfziger Jahren geboren wurden. Auch ein paar Sechzigjährige zündeten in Höchst bei diesem Lied die Feuerzeuge an.

Ansonsten swingte das Publikum eher gehemmt. "Früher haben wir hysterisch geschrien", erinnerte sich meine Begleiterin. "Wir waren bleich geschminkt, mit dicken Lidstrichen und giftgrünen, knallengen Pullovern." Aber jetzt sind Dave Dee, Dozy, Beaky; Mick und Tich Geschichte; und ihre Lieder lösen nur blasse Erinnerung an wilde Jahre aus. Es kann nicht anders sein, denn der Mensch verändert sich im Laufe der Zeit.

Stehengebliebene, musikalische Untote wie Dave Dee werden zu Grusel-Gestalten. Leider gibt es noch mehr Alt-Stars, die ihre eigenen Leichname fleddern und sich zombimäßig durch die Musikszene der Provinz schleppen. KLAUS NISSEN

Soul, gargekocht Curtis Stigers in der Music-Hall

Draußen im Sommergarten meckert ein Gast, man solle die Lüftung abstellen, sie blase die warme Luft doch erst herein. Drinnen im Saal stehen dicht gedrängt 1400 Leute wie in einer Sardinenbüchse auf der Schnellkochplatte. Droben auf der Bühne versucht Curtis Stigers, 28, Fassung und Fasson zu wahren: ein Hoch auf deutsche Autos, ein Hoch auf deutsche Frauen, aber diese Klimaanlagen . . .! Wie hieß es doch auf den Werbezetteln der an diesem Abend ausverkauften Music-Hall? "Feel the summer heat." So kann Werbung nach hinten losgehen.

Aber es ist immer wieder spannend und unterhaltsam anzusehen, wie Debütanten mit solchen Extremsituationen umgehen. Curtis Stigers hat bisher nur eine LP veröffentlicht, sein eigenes Repertoire reicht also gerade mal für eine Stunde. Dennoch verstand er es im Schweiße seines Angesichts, ein vollwertiges Soul-Konzert abzuliefern - im besten Sinne prätentiös, mit einer hervorragend eingespielten siebenköpfigen Band (dr, b, g, keyb/weiß, keyb + voc/schwarz, 2 x voc/schwarz).

Es gibt nur wenige weiße Soul-Stimmen, die vor einem mehrkehligen schwarzen Chor bestehen. Stigers' Stimme gehört dazu wie zum Beispiel die von Steve Winwood oder die von Michael McDonald (Ex-Doobie-Brothers). Manchmal singt er auch so rauchig wie Tom Waits. Und selbst auf die Gefahr hin, für diese Reihung gerüffelt zu werden: Neil Diamond singt bei ihm auch irgendwo mit.

Stigers' Musik ist also kein "reiner" Soul. Der positive Rassismus sei aber erlaubt: Da lugt Marvin Gaye genauso durch die Phrasierungen wie gelegentlich James Brown. Stigers' Diktion ist schwarz, selbst bei seinem weltweit erfolgreichen Schnulzen-Hit "I Wonder Why", der wohl inzwischen überall die Top Ten erklommen hat.

Sein Bühnenauftritt ist dagegen reinweiß, rockmäßig. Längst nicht so gepudert und gekämmt wie auf der Hülle seines Erstlings-Werkes, sondern in Fledderjeans und Hippiemähne erledigt er ein enormes Lauf- und Hüpfpensum, bläst gelegentlich recht hörenswert in sein Saxophon und kommuniziert ohne großspurige Posen mit seinem Publikum. Newcomer, Debütanten sind eben noch cluberfahren.

Wenn auch das echte Blech weitgehend fehlte (die Bläser-Sätze kamen leider nur aus dem Synthesizer, dafür gab's eine herrlich echte Hammond-Orgel zu hören), erleben wir bei Konzerten wie diesem doch eine kleine Renaissance: Da ist das ehrliche Bemühen von Musikern zu spüren, Musik darzubieten, egal unter welchen Umständen. Daß es gegen Schluß und bei den Zugaben etwas verflachte, war bei den Saunaverhältnissen kein Wunder, im Gegenteil: Die Band bot fast zwei Stunden lang guinnessverdächtigen Hochleistungssport (Sparte: Dauer-Rock bei 40 Grad Celsius und 95 Prozent Luftfeuchtigkeit). Saturierte(re) Stars hätten das Konzert wahrscheinlich früher beendet.

Trotz der Vielzahl von Hits, die inzwischen aus dem ersten Album ausgekoppelt wurden: Wenn er so weitermacht, wird Curtis Stigers sich nicht als jene Promenadenmischung aus Ohrwurm und Eintagsfliege erweisen, mit der erfolgsbesessene Produzenten heute so gern die Fans beglücken. Der Mann kann mehr, und er kann reifen. Er ist trotz Mangel an Bruststimme, trotz Hit und Pop und Top Ten und trotz seiner immer etwas schnulzigen Love-Texte ein begnadeter weißer Soul-Sänger.

WOLFGANG SPINDLER

Ortsgerichte und die Ansprechpartner

KÖNIGSTEIN. Einige Ortsgerichte der Kurstadt haben keine festen Sprechzeiten. Wer dennoch dort vorsprechen will, muß sich mit ihren Vorstehern oder deren Stellvertretern in Verbindung setzen. Das sind am Ortgericht Falkenstein Walter Krimmel, Le-Mêle-Straße 37, Tel. 44 23, und Karl-Erich Giese, Alt-Falkenstein 47, Tel. 44 14; in Mammolshain: Walter Bommersheim, Am Heideplacken 42, Tel. 0 61 73 - 59 88, und Wolfgang Höpfner, Am Heideplacken 21, Tel. 0 61 73 - 55 97; in Schneidhain Georg Gregori, Am Wallgraben 3, Tel. 37 00, und Gerhard Mühlbauer, Wiesbadener Straße 200, Tel. 44 31. mk

Zur VHS der Sprache wegen Deutschkurse für Deutsche und für ausländische Bürger

RODGAU. Eine Fülle von Sprachkursen bietet die städtische Volkshochschule (VHS) in ihrem am 7. September beginnenden Herbst-Winter-Semester an.

In vier Kursen können ausländische Bürger als Anfänger oder auch Fortgeschrittene "Deutsch als Fremdsprache" belegen.

Für die Weltsprache Englisch sind insgesamt 36 Kurse vorgesehen. Neben den normalen Offerten für Anfänger oder Fortgeschrittene - allein sechs Kurse für "Newcomer" ohne Vorkenntnisse - gibt es einen Vorbereitungs-Lehrgang für das Englisch-Zertifikat, Englisch für Touristen, Konversation und auch "Englisch für Kinder im Alter von vier bis fünf Jahren". In sechs Anfängerkursen kann Französisch erlernt werden. Außerdem gibt es sechs Kurse für Teilnehmer mit Vorkenntnissen und einen Kursus "Französisch-Konversation". Fünf Angebote macht die VHS Italienisch-Anfängern. In weiteren acht Kursen werden Fortgeschrittenen zusätzliche Kenntnisse vermittelt.

Im Kolumbus-Jahr stehen Anfängern vier Kurse in Spanisch offen, weitere sechs Kurse sind fortführender Natur. Eine spezielle sprachliche Betätigung für Freunde des Spanischen bietet Maria- Francisca Groneck-Blanco in ihrer Vorlesung "Spanisch-Literatur" an.

Mit den Alltagsproblemen der deutschen Rechtschreibung befaßt sich Gisela Pasquay in "Deutsch für Deutsche - Hauptschwierigkeiten in Theorie und Praxis".

Für alle Kurse werden Anmeldungen mit Erscheinen des roten Arbeitsplanes - voraussichtlich am 28. Juli - angenommen. Vorherige Auskünfte erteilt das Anmeldebüro unter der Rufnummer 0 61 06 / 69 32 25 oder die VHS-Leitung, Telefon 1 47 50. ttt

Wenn die Seniorenband die Saiten zupft

HATTERSHEIM. Die Seniorenband zupft die Saiten, die Tanzgruppe dreht sich im Dreiviertel-Takt und an der Tombola gibt's allerlei zu gewinnen beim Sommerfest im Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12. Die Fete am Samstag, 1. August, beginnt um 14 Uhr. Neben Spiel und Spaß gibt es auch Schmackhaftes vom Grill. Für Gäste aus den Stadtteilen fährt ein Sonderbus. Abfahrt ist in Eddersheim um 13.40 Uhr am katholischen Kindergarten und in Okriftel um 13.45 Uhr am Rathaus. Zurück geht es ab 17 Uhr. kkü

Tagestip: Erziehungsurlaub Teilzeit-Job möglich

Paare, die im kommenden Jahr Nachwuchs erwarten, können sich über eine gesetzliche Änderung freuen: Für Kinder, die nach dem 31. Dezember 1992 geboren werden, verlängert sich der Bezug des Erziehungsgeldes von bisher 18 auf 24 Monate. Für die künftige Lebensplanung ist aber nicht nur die Verlängerung des Leistungsbezugs wichtig, auch die bereits Anfang dieses Jahres in Kraft getretenen Änderungen beim Erziehungsurlaub sollten dabei berücksichtigt werden. Dazu gehört insbesondere dessen Ausweitung auf 36 Monate.

Nach wie vor bleibt aber auch in Zukunft eine zeitliche Lücke von einem (derzeit: anderthalb) Jahren, in denen zwar der Job ruhen kann, die finanzielle Unterstützung jedoch ausgelaufen ist. Mütter und Väter, die den vollen Erziehungsurlaub und damit die Zeit bis zum Kindergarten-Eintritt ausschöpfen wollen, müssen sich unter Umständen also andere Einkommensquellen suchen. Zur Hilfe kommt dabei möglicherweise eine neue Bestimmung: Auch bisher schon durfte das Elternteil, das den Erziehungsurlaub wahrnimmt, beim alten Arbeitgeber nebenher bis zu 19 Stunden wöchentlich arbeiten. Neu ist jetzt, daß dieser Teilzeit-Job auch bei einem anderen Arbeitgeber geleistet werden kann - unter der Voraussetzung, daß der bisherige Chef zustimmt. Diese Zustimmung darf allerdings nur verweigert werden, wenn der Beschäftigung in der anderen Firma betriebliche Interessen entgegenstehen (zum Beispiel, wenn es sich um einen direkten Konkurrenten handelt). Der Arbeitgeber muß seine Ablehnung innerhalb von vier Wochen nach Zugang des Antrags schriftlich begründen.

Eine andere gesetzliche Änderung soll helfen, die Betreuung des Kindes besser zwischen Vater und Mutter aufzuteilen: Der Erziehungsurlaub kann nämlich jetzt auch in Einzelabschnitten genommen werden. Ein Wechsel ist dabei dreimal möglich. Man kann also diese Periode aufteilen und zwischenzeitlich eine volle Erwerbstätigkeit ausüben. In jedem Fall muß aber mit der Erklärung über den Erziehungsurlaub - spätestens vier Wochen vor seinem Beginn - dem Arbeitgeber mitgeteilt werden, wann er im einzelnen genommen werden soll. rb

Zum Anhängen/Einbauen Flüchtlinge

Nach Angaben aus dem hessischen Innenministerium hat eine Schaltkonferenz der Innenressorts von Bund- und Ländern am Montagmorgen Einigkeit darüber erbracht, daß im Laufe der kommenden Wochen "mehrere Tausend" Flüchtlinge aus Bosnien in der Bundesrepublik aufgenommen werden sollen. Dabei solle es sich aber nicht um Menschen handeln, die bereits in Flüchtlingslagern untergekommen sind, sondern um "Notfälle" - etwa wie die Kriegsflüchtlinge aus den "steckengebliebenen" Eisenbahnzügen. Strittig sei zwischen Bund und Ländern noch die Kostenübernahme für die Unterbringung außerhalb des Asylverfahrens. Der saarländische Innenminister solle im Auftrag der Länder versuchen, darüber schnell einen Konsens mit dem Bund auszuhandeln. Für die Zahl der aufzunehmenden Menschen solle bundesweit eine "Höchstgrenze" festgelegt werden.

Hessen selbst ist wie andere Länder zur Aufnahme bereit, vermeidet bislang aber die Festlegung auf eine Zahl. Es sei jedoch "überhaupt keine Frage", daß "alle aufgenommen werden, die kommen", sagte die Sprecherin des für Flüchtlingsunterbringung zuständigen Wiesbadener Familienministeriums, Barbara Bussfeld. "Notfalls" müsse das dann eben "auf Kosten der Standarts der Unterbringung gehen". Hessen hatte sich schon im April für den Verzicht auf den Visumszwang für Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien eingesetzt und zwischenzeitlich tausend Plätze in Zeltstädten bereitgestellt, die aber teilweise wieder abgebaut werden mußten, weil keine Flüchtlinge ins Land gelangen konnten. Der Wiesbadener Regierungssprecher Erich Stather (SPD) forderte auf Anfrage jetzt vom Bund die sofortige Bereitstellung leerstehender Bundeswehr-Kasernen in Wiesbaden-Schierstein und Kassel.

Im Posthof geht die Post ab

HATTERSHEIM. Baß und Banjo, Klavier und Klarinette werden am Sonntag, 26. Juli, im Hattersheimer Posthof fetzigen Dixie intonieren. Unter dem Titel "Die Post geht ab" spielt um 11 Uhr die "Main Jazzgang". Die Frankfurter Gruppe ist über die Grenzen der Region hinaus bekannt für ihren kraftvollen, mitreißenden Stil. Der Eintritt zu dem Jazz-Frühschoppen ist frei. kkü

Leserbrief "Nicht bedeutungslos"

Leserbrief zum FR-Artikel "Freigericht-Meisterschaften, Bernbach beklagte kleinen Platz" vom 17. Juli.

Der o.a. Hofbericht über den SV Bernbach (oder besser Trainer Haas) strotzt vor Arroganz und Falschheit. Der "verkürzte" Platz hat eine Länge von 88 Meter (nicht 80) und ist somit nur sieben Meter kürzer als der Bernbacher Platz. Die Klage über ein Spiel auf dem Hartplatz ist gegen jede Vernunft, nach stundenlangem Dauerregen war der Rasenplatz absolut unbespielbar. Bis auf Trainer Haas hat dies auch jeder eingesehen. Bei städtischen Anlagen ist es vielleicht üblich, Rasenplätze gewaltsam umzupflügen, beim SV Altenmittlau jedenfalls nicht. Sollten sich die sportlichen Ziele des SV Bernbach nicht erfüllen, wird Trainer Haas gehen (müssen), unser Rasenplatz bleibt jedoch an gleicher Stelle.

Daß die restlichen Spiele "bedeutungslos" sind, nur weil Bernbach vorzeitig Freigericht-Meister wurde, ist unrichtig. Bernbach als Meister war für jeden ohnehin klar, aber die restlichen Plazierungen sind völlig offen. Wie dem auch sei, den Spielern und Anhängern aus Bernbach hat es offensichtlich in Schilda (Altenmittlau) ganz gut gefallen. Dem SV Altenmittlau hat's auch Spaß gemacht.

Walter Dehm, 1. Vorsitzender SV Altenmittlau.

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Lebenslänglich für den Mord an einer Rentnerin Gericht verurteilt 25 Jahre alten Drogenabhängigen Von Wolfgang Heininger HANAU / FLÖRSBACHTAL. Zu einer lebenlangen Freiheitsstrafe hat die Erste Große Strafkammerdes Hanauer Landgerichts am Montag den 25 Jahre alten tschechoslowakischen Staatsangehörigen Rene V. wegen Mordes in Tateinheit mit schwerem Raub verurteilt. Erstmals sprach die Kammer eine Zukunftsprognose für den jungen Mann aus. Alles in allem habe es sich bei seiner Tat um einen "durchschnittlichen" Mord gehandelt. Daher könne die Freiheitsstrafe bei entsprechendem Verhalten des Mannes nach 15 Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden. Offensichtlich unbewegt hörte der Angeklagte, der dem Plädoyer des Staatsanwaltes noch höhnisch Beifall gespendet hatte, den Schuldspruch und seine Begründung. Der drogenabhängige Mann war am 26. November vergangenen Jahres unter einem Vorwand in die Wohnung der 83jährigen Hermine S. in Flörsbachtal eingedrungen, um sie zu berauben und sich anschließend neuen Stoff zu besorgen. Als die alte Frau um Hilfe schrie und sich wehrte, hielt er ihr zunächst den Mund zu, schlug sie, rang sie zu Boden und stopfte ihr ein Geschirrtuch mit brachialer Gewalt in Mund und Rachen. Anschließend fesselte er sein Opfer. Hermine S. erstickte nach minutenlangem Todeskampf, während Rene V. sich in der Wohnung umsah, Sparbücher, Bargeld und Schmuck einsammelte.

Eine lebenslange Freiheitsstrafe kommt nur dann in Betracht, wenn ein besonders verwerflicher Fall und niedrige Beweggründe vorliegen, begründete der Vorsitzende Richter Heinz Frese den Schuldspruch der Kammer. Der Angeklagte habe aus Habgier, zur Ermöglichung und Verdeckung eines Raubes gehandelt und somit diesen Tatbestand erfüllt. Aufgrund der erheblichen Verletzungen des Opfers sei erwiesen, daß V. spätestens zu diesem Zeitpunkt den Tod der Frau billigend in Kauf genommen habe. Dessen Aussage, Hermine S. sei bereits zusammengebrochen, als er ihr den Mund zuhielt, sei durch das gerichtsmedizinische Gutachten widerlegt.

Frese führte weiter aus, daß der Angeklagte wohl bei der Planung des Raubes vermindert steuerungsfähig gewesen sein könnte, weil er eine Ersatzdroge eingenommen habe. Dieser Zustand gelte aber nicht mehr für die Ausführung der Tat. Er habe sehr wohl zwischen einer "normalen Knebelung" und seiner tatsächlichen grausamen und brutalen Vorgehensweise unterscheiden können. Somit sei der Kammer keine Alternative zu dem Urteil "lebenslänglich" geblieben.

Gemäß einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Juni dieses Jahres stellte die Kammer, erstmals in Hanau, eine Gesamtwürdigung des Falles an. Dem Angeklagten sei zugute zu halten, daß er seine Täterschaft von Anfang an zugegeben und er unter dem Zwang gestanden habe, sich Drogen zu beschaffen. Ebenso sei zu berücksichtigen, daß der Mann unehelich geboren sei, seine alkoholkranke Mutter mit ihm aus der Tschechoslowakei geflüchtet war, er nur die Sonderschule besucht und keinen ordentlichen Beruf erlernt hatte.

Andererseits habe er eine verwerfliche und kaltblütige Gesinnung gezeigt und eine hilflose alte Frau skrupellos getötet. Insgesamt sei die Tat, "so schrecklich es klingt", wie Richter Frese einräumte, als "durchschnittlicher" Mord zu werten. Die Möglichkeit, die Strafe nach 15 Jahren zur Bewährung auszusetzen, sei auch wegen des Alters des 25jährigen vertretbar. Er könne jetzt im Strafvollzug die Grundlagen dafür schaffen, sei zukünftiges Leben neu zu ordnen.

Müllwerker unterwegs in Kronberg

KRONBERG. Die Müllwerker sind in den letzten Julitagen wieder in Kronbergs Gassen unterwegs, das Altpapier abzuholen. Am Dienstag, 28. Juli, werden die Tonnen für altes Blätterwerk im Bezirk 1 geleert. Bezirk zwei ist mittwochs dran, die Bezirke drei und vier donnerstags und freitags. Wer noch nicht weiß, zu welchem Abholbezirk seine Straße zählt, sollte sich im Rathaus den Abfallkalender besorgen. Jetzt um Teil II ergänzt, gibt er auch einen Überblick über die Abfuhrtermine für die diversen anderen Wertstoffe. mk

Umwelttag rund ums Wasser Heusenstamm plant Theater, Quiz und Diskussionen

HEUSENSTAMM. Bei hochsommerlichen Temperaturen lernt so mancher das Wasser erst recht zu schätzen, das immer noch recht wohlfeil aus dem Hahn sprudelt oder aus der Dusche rauscht. Im Zeichen knapper werdender Ressourcen steigt auch hierzulande mit den Preisen das Interesse am Thema Wasser. Kein Wunder also, daß die Stadt Heusenstamm dem lebensspendenden Element im Oktober ihren zweiten Umwelttag widmet.

Vor zwei Jahren hatte die Kommune ihren Bürgerinnen und Bürgern beim ersten Umwelttag das Thema "Kompostierung" nahegebracht, zusammen mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Diesmal dreht sich am 28. Oktober alles ums Wasser. Die Vorbereitungen für das Programm haben bereits begonnen. Das Ziel: jede Menge Informationen, die auf unterhaltsame Weise geboten werden.

Zwei Tage soll im Oktober das Wasserwerk Hintermark seine Türen öffnen, vor allem für Realschüler und Gymnasiasten. Die Landesfilmstelle schickt für den Unterricht einen ergänzenden Film.

Den Kleinen bietet die Stadt ein sogenanntes "Wassertheater" mit der Naturlandstiftung Wetzlar. Zu den Vorstellungen im Rathaus sind Grundschulen und Kindergärten eingeladen.

Wertvolle Preise kann man bei einem Umweltquiz zum Thema Wasser gewinnen. Außerdem zeigt die Naturlandstiftung eine Ausstellung, bei der unter dem Motto "Wassersparen im Haushalt" Handwerk und Handel praktische Tips geben und Geräte vorstellen.

Höhepunkt und Abschluß zugleich wird eine Podiumsdiskussion sein, bei der Vertreter des Wasserzweckverbandes und der Stadt mit Wasser-Experten über die augenblickliche Situation und die Zukunft der Wasserversorgung debattieren. Alles in allem wird der Umwelttag die Stadt rund 1200 Mark kosten. hf

"Selbsthilfe" bietet in der Buchbinderei Ex-Drogenabhängigen Einstieg in neue Existenz Hier wird mit viel Liebe gewerkelt Job gibt Lebensinhalt Von Tobias Schwab

HÖCHST. Vor Johannes (Name geändert) stapeln sich Ausgaben der Neuen Juristischen Wochenzeitschrift. Mit dem Gesetz ist der 27jährige schon früh in Berührung gekommen. Die zehnjährige Drogenkarriere, die der Bremer hinter sich hat, führte ihn mehrfach in den Knast. Heute ist Johannes "clean", braucht kein Heroin mehr und arbeitet in der Höchster Buchbinderei der "Selbsthilfe im Taunus e. V.". Die juristischen Blätter auf seinem Tisch bindet er mit Leim und Leder zu einem Jahresband.

"Ich hab' jetzt wieder ein Ziel vor Augen", sagt der Ex-Junkie: "Ich will auf eigenen Beinen stehen und mich aus dem therapeutischen Rahmen lösen, in dem ich mich noch bewege."

Die Buchbinderei an der Königsteiner Straße, einer von mehreren Zweckbetrieben der Selbsthilfe, ist für Johannes eine Art Schleuse. Noch wird den fünf ehemals Drogenabhängigen, HIV-Infizierten oder Aids-Kranken hier ein "Stück Schutz geboten", dennoch sollen sie sich mit ihrer Arbeit Schritt für Schritt "marktwirtschaftlich" behaupten lernen.

"Immerhin fährt der Betrieb bereits die Regiekosten ein", sagt Bernhard Fielenbach, Vorsitzender der Selbsthilfe. Was zum Beispiel Bürobedarf, Telefon, Heizung und Versicherungen jährlich kosten, kann durch den Ertrag "guter handwerklicher Arbeit" gedeckt werden.

Auftraggeber sind Kommunen, Galerien, Museen und Schulen, die Bücher und Zeitschriften binden oder cellophanieren lassen. Auch mancher bibliophile Privatmann läßt bisweilen Kostbares in der Werkstatt "liften". Da arbeitet der Chef, Buchbindermeister Anton Hofmann, auch schon mal mehrere Tage an einer dickleibigen Bibel Dr. Martin Luthers aus dem Jahre 1534, "repariert", klebt und heftet die biblischen Blätter des Reformators neu.

Ein Geheimtip ist der Betrieb im Hinterhof der Königsteiner Straße 41 auch für Liebhaber verspielter Formen in Papier und Pappe. Schachteln, Kästchen, Schatullen, marmorierte Kladden, Kunstmappen fertigen die ehemaligen Junkies auf individuellen Wunsch.

Um die Rentabilität der Buchbinderei zu steigern, hat der Verein jetzt neue Geräte angeschafft. Fielenbach: "Die industrielle Buchbinderei soll neben dem Handwerk unser zweites Standbein werden." Prunkstück des Betriebs ist jetzt die neue, mehr als 80 000 Mark teure Falzmaschine. "Das Modernste, was es zur Zeit auf dem Markt gibt", betont Meister Anton Hofmann stolz. Ein Großteil der Kosten dafür hat der Landeswohlfahrtsverband übernommen. Denn die neue Technik ist behindertengerecht, so daß in der Buchbinderei jetzt neben ehemaligen Drogenabhängigen und HIV-Infizierten auch Schwerbehinderte beschäftigt werden können.

Mit den Maschinen sollen nun auch die größeren Aufträge reinkommen. Hofmann: "Wir können kurzfristig für Drukkereien einspringen, denen die Kapazitäten fehlen, um ein Projekt fristgerecht abzuschließen." Der Buchbindermeister mit 45jähriger Berufserfahrung zweifelt nicht daran, daß er mit seiner Crew auch hier bald ins Geschäft kommen wird. "Wir arbeiten sauber, genau und pünktlich." Erst jüngst hat Johannes ein dickes Kompliment eingeheimst. Als er eine Ladung frisch gebundener Bücher in der Städelschule ablieferte, lobte deren Leiter: "Denen sieht man an, daß sie mit Liebe bearbeitet worden sind."

Nach einer Metzgerlehre, Jobben auf dem Bau und eintöniger Maloche im Knast hat der 27jährige Ex-Junkie nach einjähriger Entziehung in Höchst eine Arbeit gefunden, "für die es sich lohnt, auf Heroin zu verzichten". "Du brauchst ein Ziel", sagt er, "sonst ist schnell Ende der Vorstellung." Johannes will jetzt eine richtige Lehre machen. Wird der Betrieb bald als Ausbildungsstätte anerkannt, kann er sich demnächst an sein Gesellenstück machen.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Haltungsgymnastik; 14 Uhr geführte Wanderung in die Umgebung Bad Nauheims mit M. Montag; 15 Uhr Kurseelsorge, Freies Malen; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Kohlenhydrate - Leistung - Ausdauer. Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.

Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 0 61 01 / 87 134.

Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.

Nidda. Frauen-Notruf: Sommerpause bis 31.07, in dringenden Fällen Tel. 0 60 43 / 44 71 (Kontaktaufnahme über Anrufbeantworter). Kulturmix Friedberg. Sommersprossen: Arrabal - Tango-Erotik, 21 Uhr, Wetterau- Museum.

Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Dame Kobold" v. Calderòn de la Barca, 20.15 Uhr, Wasserburg.

Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17 Uhr Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Hirzenhain. Puppentheater Der Vogelsberger Kasper: "Die Zauberziehharmonika", Vorstellung für Kinder, 15 Uhr, Märchenland Merkenfritz. Gruppen / Vereine Friedberg. Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.

Bad Nauheim. Mütterzentrum: Yoga am Morgen (mit Kinderbetreuung), 10-11 Uhr, Alte Feuerwache.

Johanniter Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16 Uhr, Rettungswache.

Jugendfeuerwehr: Übung, 18 Uhr, Feuerwache, Schwalheimer Str.

Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.

Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.

Bad Vilbel. Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.

Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. Karben. Ev. Kirchengemeinde GroßKarben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.

Mütterzentrum e.V.: Zwergentreff f. Kinder v. 1-3 J., 15-17 Uhr, Selzerbrunnenhof. Altenstadt. VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.

Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz. Ferienveranstaltungen Wölfersheim. Tennis-Schnupperkurs mit verschiedenen Spielen, Treffpunkt: 9 Uhr, Tennis-Anlage (bitte Tennisschuhe mitbringen).

Florstadt. Fahrt zum Panorama-Park im Sauerland, Traffpunkt: 8 Uhr, Messeplatz Nieder-Florstadt (Rückkehr ca. 19.30 Uhr).

Karben. Kinderplanet (bis 31.07). Vorträge / Kurse Ortenberg. AOK-Rückenschule: Kursbeginn, 20 Uhr, Effolderbach. Verschiedenes Bad Nauheim. Tanzabend, 19 Uhr, Kurhaus. Nidda. Tanz im Kursaal, 19-22 Uhr, Bad Salzhausen.

Abfallsammlung Friedberg. Altpapiersammlung in Bauernheim, Dorheim und Ossenheim. Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).

Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Batmans Rückkehr (15, 20.15 Uhr) - Blende: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr) - Studio: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Keller: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: John F. Kennedy (19 Uhr).

Butzbach. Bambi + Capitol: Sommerpause bis 23. Juli, keine Vorstellungen.

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Die Hand an der Wiege (20 Uhr) - Princess: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Basic Instinct (19.45 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der Sehr Große Fisch (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Das Land hinter dem Regenbogen, anschließend Diskussion mit dem Regisseur Herwig Kipping (19.30 Uhr).

(Ohne Gewähr)

Zweigstelle der Sparkasse überfallen: Kunden mit Pistole und Messer bedroht Zwei Unbekannte verschwanden mit 23 000 Mark

SCHÖNECK. Zwei unbekannte Männer haben am Montag morgen gegen 9.40 Uhr die Zweigstelle der Hanauer Sparkasse in Schöneck-Büdesheim überfallen und dabei 23 000 Mark geraubt. Mit Pistole und Messer bedrohten die Täter anwesende Kunden. Wie ein Sprecher der Hanauer Kriminalpolizei mitteilte, wurde unmittelbar nach dem Überfall ein blauer Opel-Kadett-Kombi von Zeugen gesehen, der mit hoher Geschwindigkeit durch Büdesheim fuhr. Unter Umständen steht dieses Auto in Verbindung mit dem Raub.

Weiter wurde beobachtet, daß sich nach der Tat zwei Männer in der zur Sparkasse angrenzenden Feldgemarkung an der Froschbachstraße umzogen, Motorradbekleidung überstreiften und sich mit dem Motorrad in Richtung Bad Vilbel / Frankfurt davon machten. Beide trugen dunkle Helme. Von der Maschine ist nur bekannt, daß sie blau verkleidet war.

Nach der vorliegenden Personenschreibung soll einer der Täter etwa 1,80 Meter groß sein und einen braunen Vollbart tragen. Sein Kumpan soll ungefähr 1,65 Meter messen. Laut Polizeibericht ließ sich dieser Mann mit Ali anreden. Hinweise nimmt die Hanauer Kripo unter der Telefonnummer 0 61 81 / 10 04 70 entgegen. hok

Müllvermeidung steht bei der Messe obenan

Die vor drei Wochen ausgeschriebene Stelle des Umweltbeauftragten bei der Frankfurter Messe GmbH scheint heiß begehrt. "Nach 14 Tagen hatten sich schon 120 Interessenten gemeldet", berichtet Messesprecher Rolf-Hardy Pulina, "wir nehmen an, daß sich insgesamt zwischen 150 und 200 Leute bewerben werden." Favorisiert würden Naturwissenschaftler; man wolle die neugeschaffene "Position noch in diesem Jahr besetzen".

Der Umweltbeauftragte soll sich - so Messechef Eike Markau - vor allem um "künftige Umweltfragen" kümmern, hierbei "Vorsorge treffen, Risiken frühzeitig erkennen und Haftungen ausschließen". Aktuell müsse er sich zudem um Müllvermeidung kümmern - die Messe produziert mit 6500 Tonnen die jährliche Abfallmenge einer 25 000-Einwohnerstadt - und sich auch Gedanken über die Schonung von Ressourcen machen. So werden beispielsweise für die beiden "Interstoff"- Termine 160 000 Quadratmeter sogenannter "Einwegteppich" für 1,6 Millionen Mark ausgerollt und nach drei Tagen weggeworfen. peh

Das DRK offeriert zwei Hatha-Yoga-Kurse

OBERURSEL. Das Rote Kreuz in Oberursel startet Ende August zwei Hatha-Yoga-Kurse. Vermittelt wird laut Ankündigung "ein System konzentrativer, körperlicher Übungen". Dabei wechseln Ruhe und Entspannung mit gezielten und bewußten Bewegungen im natürlichen Atemfluß ab. Das Hatha-Yoga soll gleichzeitig die körperlichen und die geistig-seelischen Kräfte stärken. Das Angebot des DRK richtet sich vor allem an Ältere und Ungeübte. Die Übungen will Yoga-Lehrerin Emmy Lojewski auf die Möglichkeiten eines jeden Teilnehmers abstimmen. Beide Kurse beginnen am Dienstag, 25. August, im DRK-Haus, Marxstraße. Einer findet vormittags von 9.30 bis 11 Uhr, der andere abends von 20 bis 21.30 Uhr statt. Die Gebühr von 60 Mark erstatten AOK, DAK und BEK bei regelmäßiger Teilnahme zur Hälfte. Teilnehmen können pro Kurs nur zwölf Personen. Anmeldungen nimmt Emmy Lojewski, Tel. 0 61 71 - 5 21 92, entgegen. mk

TV Okriftel verabschiedet sich aus 2. Faustball-Bundesliga Schlagmann war gehandikapt Ausschlaggebende Oberschenkel-Verletzung Michael Bittners

Für den TV Okriftel heißt es Abschied nehmen aus der 2. Faustball-Bundesliga. Bei der abschließenden Qualifikationsrunde in Stromberg erreichten die Okrifteler nur den vierten Rang der Fünfergruppe. Der TV Weisel, Landesligist Klarenthal II und die SG Darmstadt sicherten sich die ersten drei Plätze und damit auch die Teilnahme an der kommenden Saison der 2. Bundesliga. In der Gruppe B qualifizierten sich Oberweiher, Hausen und Blickweiler. Der TV Okriftel wird in der kommenden Feldrunde in der Landesklasse an den Start gehen müssen. Ausschlaggebend für den Abstieg war die Verletzung von Michael Bittner. Der Schlagmann war durch seine Oberschenkelblessur doch noch stark gehandikapt und beschränkte sich fast ausschließlich auf die Durchführung der Angaben. "Wir haben keinen gleichwertigen Ersatz für Bittner", gesteht Abteilungsleiter Schöppner ein.

Der Start verlief für die Okrifteler noch gut: Gegen Klarenthal II lagen sie zur Pause mit 15:11 vorn. Doch in der zweiten Hälfte bekam der Landesligavertreter Oberwasser und erzielte am Ende noch einen knappen 31:29-Erfolg. Nun standen die Okrifteler im zweiten Spiel gegen den TV Weisel bereits unter Zugzwang. Und diese Partie geriet völlig daneben. Zahlreiche Versuche, durch Umstellungen das Spiel zu ordnen, fruchteten nicht. Am Ende hatte der TV Weisel die Okrifteler mit 40:20 förmlich deklassiert. Im dritten Spiel des Tages, der letzten Chance für die Okrifteler, nutzten die Darmstädter konsequent die Schwäche der Gegner respektive die Verletzung ihres Schlagmannes und siegten mit 28:25. Im Sonntagspiel gegen Landesligist Oppau ging es bereits um nichts mehr, der Abstieg des Bittner-Teams war schon besiegelt. Der abschließende 27:11-Sieg dürfte den Okriftelern kaum Trost spenden. "Wenn die Mannschaft so zusammenbleibt haben wir berechtigte Hoffnungen auf den direkten Wiederaufstieg in der kommenden Saison", gibt sich Schöppner optimistisch. Ein wenig unglücklich kam der Abstieg des TV schon zustande, denn die Verletzung von Bittner konnte gerade in der Aufstiegsrunde nicht kompensiert werden.

Bevor es jedoch in der Landesliga losgeht starten die Okrifteler in der Hallenrunde ab 17. Oktober. Dort gilt es erneut, die 2. Bundesliga zu erhalten und man hofft auf mehr Erfolg als unter freiem Himmel. Zunächst jedoch haben alle Spieler Gelegenheit sich von der langen Feldsaison zu erholen und - was besonders wichtig sein dürfte - Michael Bittner kann endgültig seine Oberschenkelverletzung auskurieren. In der Halle liegt eine ebenso schwierige Spielzeit vor den Okriftelern, denn auch dort wird die Klasseneinteilung neu gestaltet. Daher werden auch unter dem Dach im Anschluß an die Punktrunde Qualifikationsspiele nötig werden. Mitte August wird Trainer Mario Schleith seine Spieler wieder zum Training bitten, um gut vorbereitet an die schwierige Aufgabe heranzugehen. Und den Oberschenkel von Michael Bittner werden die Okrifteler sicherlich hüten wie ihren eigenen Augapfel. jbp

Die Gemeinde will einen Obstbaum, das Umweltamt eine Eiche Behörden uneins: Welcher Ausgleich muß her, wenn eine Pappel gefällt wird? / "Grünflächen auf Reserve" bisher nicht erlaubt

MAINHAUSEN. Zwischen dem Umweltamt des Kreises und der Gemeinde Mainhausen ist ein offener Streit entbrannt, in den sich jetzt auch Landrat Josef Lach eingeschaltet hat. Es geht um die Frage, wie die Kommunen im allgemeinen und Mainhausen im besonderen für versiegelte Flächen einen natürlichen Ausgleich beispielsweise durch Neuanpflanzungen schaffen können.

Die Städte und Gemeinden haben in den vergangenen Jahren hier und da - unabhängig von der Bebauung - neue Grünflächen angelegt. Einige Bürgermeister wollen diese Investitionen für die Umwelt jetzt bei aktuellen Bauprojekten als Ausgleich geltend machen. Doch gegen diese "Grünflächen auf Reserve" wehrt sich die Untere Naturschutzbehörde des Kreises.

Laut Gesetz sei dies nicht Rechtens. Erst werde gebaut, danach müsse für die Versiegelung ein Ausgleich geschaffen werden. So grundsätzlich sieht das auch die Untere Naturschutzbehörde beim Kreis so, auch wenn der Leiter Jörg Nitsch von einer möglichen Aufweichung dieses Passus spricht.

Besonders verärgert darüber, daß die Fachleute des Umweltamtes im Kreishaus diese "alten Grünanlagen" als Ausgleich für neue Häuser nicht anerkennen, ist Mainhausens Bürgermeister Dieter Gröning. Er zeichnet düstere Prognosen für die Ökologie und schätzt, daß die Kommunen wegen dieser Entscheidung der Naturschutzbehörde künftig freiwillig keine Grünanlagen mehr schaffen.

Neuanpflanzung werde es künftig wohl nur noch geben, wenn sie im Zusammenhang mit einem Bauprojekt als Ausgleich anerkannt werden, vermutet Gröning. Aus anderen Kommunen im Kreis, etwa Rodgau oder Dreieich, kommt ähnliche Kritik am Vorgehen des Umweltamtes.

Der Leiter des Umweltamtes der Gemeinde Mainhausen, Jörg Nachtigall, sagt, daß die zuständige Behörde des Kreises mit dieser strikten Auslegung des Naturschutzgesetzes am Ziel vorbeischieße. Er nennt als Beispiel eine Feldholzinsel, die die Gemeinde 1988 angelegt hat. Diese Anlage wurde von seiten der Gemeinde als Ausgleich für eine spätere Flächenversiegelung vorgeschlagen, doch das Umweltamt habe abgelehnt.

Bürgermeister Gröning führt ein weiteres Beispiel für die seiner Meinung nach überzogenen Forderungen des Kreises an: Die Gemeinde beantragte, 19 Pappeln in der Wiesenstraße fällen zu dürfen, da die Bäume "altersbedingt Hiebreife erreicht hätten". Als Ausgleich dafür wollte die Gemeinde Winterlinden mit einem Stammumfang von zwölf bis 14 Zentimeter pflanzen. Die Untere Naturschutzbehörde entschied aber, daß Bäume mit einem Umfang von mindestens 18 bis 20 Zentimeter in die Erde kommen sollten. Dafür muß die Gemeinde nach Darstellung des Bürgermeisters jetzt 7000 Mark mehr als geplant auf den Tisch legen.

Ähnliche Probleme mit dem Kreis habe die Gemeinde bei einer schiefstehenden Kiefer am Kindergarten in Zellhausen gehabt. Da der Baum umzustürzen drohte, sollte er weg und durch einen hochstämmigen Obstbaum ersetzt werden. Diese Neuanpflanzung habe die Untere Naturschutzbehörde abgelehnt. Gefordert wurde statt des Obstbaumes eine Eiche, die 500 Mark kostete, nur schwer "aufzuziehen" war und bei der es auch heute noch Wachstumsschwierigkeiten gebe, so Bürgermeister Gröning. Über den Ton und den Inhalt der Kritik Grönings am Umweltamt ist Landrat Josef Lach irritiert. Die Vorwürfe seien haltlos. Bei den Pappeln beispielweise habe es keine überzogenen Forderungen der Behörde gegeben. Der Kreis sei durch das Naturschutzgesetz verpflichtet, "einen maximal möglichen Ausgleich festzulegen". Dies sei keine willkürliche Entscheidung der Behörde, was ebenso für die neue Eiche am Kindergarten gelte. Dafür hätte sich das Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung in Usingen stark gemacht, so Lach.

In einem Brief an Bürgermeister Dieter Gröning unterstreicht der Landrat, daß der Kreisausschuß sich für eine Politik einsetzen möchte, die dem Naturschutz im Interesse der Menschen und der Zukunft der Kinder hohe Priorität einräume. Falls Mainhausens Verwaltungschef den Eindruck erwecken möchte, Kreisbehörden verhalten sich willkürlich und überzögen die Kommunen mit unbegründeten Forderungen, sollte sich Gröning künftig etwas zurückhalten, sagt der Landrat. aim

Spvgg. Hattstein, Fußballturnier Mit den neuen Regeln noch auf Kriegsfuß Schiedsrichter drückten jedoch ein Auge zu / Sonnenschutzmittel mehr gefragt als Getränke

In den Mittelpunkt des Hattsteiner Fußballturniers rückte angesichts der hochsommerlichen Temperaturen die Sonnenölflasche in allen Formen und Größen. "Einen ordentlichen Sonnenbrand gab es bei uns als Gratis-Zugabe", bemerkte Turnierleiter Dieter Wietschorke und bewunderte die Akteure, die trotz der Hitze ansehnliche Leistungen boten. 400 Zuschauer verfolgten - meist im Schatten angesiedelt - die Anstrengungen der Kicker, die darauf abzielten, den Hattsteiner Wanderpokal und die Siegprämie in Höhe von 250 Mark einzustreichen. Dies gelang der Spvgg. 05 Bad Homburg II, die in einem spannenden Finale Titelverteidiger FSV Friedrichsdorf besiegte, welcher immerhin noch 175 Mark in gekühlte Getränke umsetzen durfte. Zwar hatte Thomas Reichert den FSV mit 1:0 nach vorn gebracht, doch kurz nach der Pause stellte Maric Zorom die alte Ausgangsposition wieder her. Der Siegtreffer gelang Bad Homburgs Aydulik Muammer wenige Minuten vor dem Abpfiff. Wie in der Punktrunde der Bezirksliga Hochtaunus, wo Bad Homburg II als Zweiter und der FSV als Vierter abgeschlossen hat, behielt auch beim Hattsteiner Turnier die Oberliga-Reserve die "Nase" vorn. Die gastgebende Spvgg. Hattstein, in der Bezirksliga auf Rang drei zwischen diesen Teams angesiedelt, präsentierte sich vor eigenem Publikum nicht in Bestverfassung und schied mit 1:5 Punkten bereits in der Vorrunde aus. Als Entschuldigung führt Wietschorke das gerade absolvierte Trainingslager an, welches den Spielern sichtlich in den "Knochen steckte".

Positiv vermerkte man jedoch bei der Spielvereinigung die gute Einfügung von Thomas Riegel (A-Jugend Spvgg. Bad Homburg), Patrick Krieger (reaktiviert), Christoph Beyring und Torwart Mathias Hubel (beide eigene A-Jugend).

Weniger gut kam dagegen die neue Regelung des HFV bezüglich des Rückpasses zum Torhüter an. Die Schiedsrichter Wolf (Hausen), Meyer (Hattersheim) und Bongartz (Usingen) griffen denn auch nicht gar so rigoros durch und drückten öfter mal ein Auge zu. "Im Punktspielbetrieb gibt das eine einzige Katastrophe", prophezeit Wietschorke, denn die Unparteiischen selbst haben auch noch ihre Probleme mit der Auslegung. Immerhin machten die Sportler in Hattstein den "Männern in Schwarz" nicht allzu viel Arbeit und verhielten sich meist fair. Rote Karten wurden in Hattstein nicht gezückt - wie erwähnt gab es lediglich eine Reihe roter Nasen zu sehen.

Überraschend stieß B-Ligist Rot-Weiß Sindlingen ins Halbfinale vor, wo sie vom späteren Turniersieger jedoch mit 7:0 abgefertigt wurden. Im Spiel um Platz drei schlugen sich die Sindlinger gegen den Offenbacher A-Ligisten SV 80 Mühlheim jedoch wieder recht wacker. Ein durch Eric Staffen verwandelter Foulelfmeter besiegelte dennoch ihre knappe Niederlage. Immerhin strichen die Rot-Weißen noch einen "Blauen" ein, der SV Mühlheim besserte seine Kasse mit 125 Mark auf. Die Turnier-Organisatoren Wietschorke und Kinkel waren mit dem Verlauf ihrer Veranstaltung zufrieden. Was man beim nächsten Mal noch besser machen könnte: einen Verkaufsstand mit Sonnenschutzmitteln einrichten . . .

SPVGG. 05 BAD HOMBURG II: Holger Voigt, Klaus Albert, Stefan Zahn, Maik Weber, Jörg Württemberger, Slobodan Skeldczik, Maric Zoran, Onofrio Vitiello, Sascha Höhn, Stefan Kranzk, Matthias Schmidt, Rainer Brüssow, Aydulik Muammer, Stefan Ost.

ALLE RESULTATE DES HATTSTEINER FUSSBALLTURNIERS: Tabellen nach der Vorrunde, Gruppe A: 1. Spvgg. Bad Homburg II 5:1 Punkte/9:1 Tore, 2. SV Mühlheim 4:2/4:2, 3. Spvgg. Hattstein 2:4/1:5, 4. SG Weilrod 1:5/0:5.

Gruppe B: 1. FSV Friedrichsdorf 6:0/4:0, 2. Rot-Weiß Sindlingen 2:4/2:2, 3. FC Reifenberg und BSC SChwalbach jeweils 2:4/3:5.

HALBFINALE: Spvgg. Bad Homburg II - Rot-Weiß Sindlingen 7:0, SV Mühlheim - FSV Friedrichsdorf 0:1.

SPIEL UM PLATZ DREI: SV Mühlheim - Rot-Weiß Sindlingen 1:0.

FINALE: Spvgg. Bad Homburg II - FSV Friedrichsdorf 2:1 jbp

Freigericht-Meisterschaft Horbach wurde Zweiter

Nachdem Landesligist SV Bernbach sich den Titel des Freigericht-Meisters zum wiederholten Male bereits vorzeitig gesichert hatte, erspielte sich der FC Germania Horbach den zweiten Rang. Gegen die schwache Vertretung des SV Somborn gelang den Horbachern ein müheloser 5:1-Erfolg. Angesichts einer 2:3-Niederlage gegen den SV Neuses schlossen die Somborner das Turnier ohne Punktgewinn auf dem fünften und letzten Platz ab. Der SV Neuses deklassierte im Abschlußspiel Gastgeber Altenmittlau mit 4:0 und sicherte sich hierdurch den dritten Rang (4:4 Punkte). Die Platzherren mußten sich auf ihrem Hartplatz mit Rang vier begnügen. Für das kommende Jahr gilt es einen neuen Wanderpokal zu beschaffen, denn die bisherige Trophäe findet nach drei Turniersiegen in Folge einen festen Platz in der Vitrine des SV Bernbach. ppa

Der Rechner kennt den schnellsten Weg Rödermarks Freiwillige Feuerwehr: 90 Aktive, elf Fahrzeuge und 3000 Hilfsmittel

RÖDERMARK. Freiwillige Feuerwehr - der erste Teil des Begriffs suggeriert Eigenschaften wie "ehrenamtlich", "unentgeltlich", "ohne Zwang". Angesichts von elf teuren Fahrzeugen und einer Inventurliste mit rund 3000 Geräten, Werkzeugen und anderen Einzelteilen ist aber professionelle Wartung und Pflege vonnöten. Die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Roden stützt sich auf 90 Aktive und drei hauptamtliche Kräfte, die eine 38,5-Stunden-Woche in der Wache verbringen und keinen Müßiggang kennen.

Da sind zunächst einmal Waldemar Schrod, seines Zeichens Stadtbrandinspektor, Peter Gotta, sein Stellvertreter, sowie Rüdiger Römer, seit zwei Jahren dabei und gelernter Holzmechaniker. Natürlich ist das Trio in allererster Linie einmal einsatzbereit, wenn es brennt. Dann übernimmt einer den Telefondienst in der Einsatzzentrale, ein zweiter läßt den Motor des Fahrzeugs an, das innerhalb der nächsten drei bis vier Minuten mit den ersten sechs Mann ausrücken wird. Sobald der erste Freiwillige auf der Bildfläche erscheint, löst er den Diensthabenden am Telefonhörer ab, damit der sich vor Ort nützlich machen kann.

Das Kommando übernimmt in jedem Fall Waldemar Schrod oder - in seiner Abwesenheit - Peter Gotta. Einer von beiden hält sich, wöchentlich wechselnd, auch nachts oder an Wochenenden bereit.

Der Alltag im Gerätehaus aber ist weniger spannend, wenn auch abwechslungsreich. Die Chemikalienschutzanzüge beispielsweise, 23 an der Zahl und das Stück 6000 Mark teuer, müssen absolut funktionstüchtig sein und bedürfen deshalb regelmäßig der Überprüfung. Die Strahlenschutzgeräte wollen peinlich genau gehandhabt werden, während die Rettungsschere schon etwas robuster ist.

Bis hin zum letzten Hammer sind es 3000 Posten, die in verschiedenen Zeitabständen immer wieder auf ihre Einsatzbereitschaft untersucht werden. Die elf Fahrzeuge stellen allein schon einen Millionenwert dar, für die Drehleiter bekommt man ein Einfamilienhäuschen.

Klar, daß die Stadt Rödermark als Finanzier ein lebhaftes Interesse daran hat, daß dieser Fuhrhof samt Werkstatt in Schuß gehalten wird. Und während seine beiden Kollegen ölen und putzen, pinseln und hämmern, heckt Waldemar Schrod neue Anschaffungen aus, die die Schlagkraft der Wehr erhöhen und den Etat der Stadt zwangsläufig belasten. Das gilt vor allem für die geplante Stützpunkt-Feuerwache am Rödermarkring, für die im Herbst der erste Spatenstich erfolgen soll. Schrods Platz ist denn auch vornehmlich am Schreibtisch, wo er den Haushaltsplan für die 90-Mann-Truppe ausarbeitet, das Rechnungswesen abwikkelt mit der Finanz- oder Hauptabteilung im benachbarten Rathaus und sich Gedanken über vorbeugenden Brandschutz macht.

Der Computer will programmiert sein mit den günstigsten Anfahrtswegen zu jeder nur denkbaren Brandstelle, die Einsatzpläne kennen, jeden Hydranten und sonstigen Wasseranschluß. Er muß wissen, ob Gifte oder andere Gefahrenherde in der Firma X oder dem Industrieunternehmen Y lauern.

Je genauer die Informationen schon zum Zeitpunkt des Alarms vorliegen, desto wirkungsvoller und erfolgreicher kann die Bekämpfung des "roten Hahns" vonstatten gehen. Noch ist es Zukunftsmusik, aber Waldemar Schrod tüftelt daran, daß beim Eintreffen einer Feuermeldung auf der Wache nicht nur erkennbar wird, wo der Knopfdruck erfolgte, sondern daß der Rechner im Einsatzleitwagen auch gleich den optimalen Gegenschlag ausdruckt.

Die Entscheidung und letztlich die Verantwortung aber bleibt immer beim Stadtbrandinspektor als Einsatzleiter. Und neben dem Holzmechaniker Rüdiger Römer und dem Werkzeugmacher Peter Gotta hat Waldemar Schrod, ehe er wie seine beiden Kollegen auf die Gehaltsliste der Stadt kam, bis vor zehn Jahren einen Beruf mit Köpfchen ausgeübt. Rödermarks oberster Feuerwehrmann ist von Haus aus Friseur. ttt

Oberhemden en masse bei Einbruch erbeutet

SELIGENSTADT. Bei einem Einbruch in einen Textilmarkt in der Steinheimer Straße haben unbekannte Täter am Wochenende etwa 190 Herrenoberhemden und an die zwanzig bunte Damen-T-Shirts erbeutet. Das teilt die Kriminalpolizei Offenbach gestern mit. Der entstandene Schaden wird auf 8900 Mark beziffert. ttt

Höflicher Brief hatte Erfolg Massa-Markt nahm rechtsextreme Zeitung aus dem Sortiment

SCHÖNECK / MAINTAL. Prompt reagiert hat der Massa-Markt Maintal dieser Tage auf einen höflichen Brief der von Schöneck aus arbeitenden Initiative "Multikultur International": Mit sofortiger Wirkung hat der Verbrauchermarkt die rechtsextreme "Deutsche Wochenzeitung (Deutscher Anzeiger)" aus dem Sortiment seines Schriftenstands genommen. Ohne Wissen und Einfluß der Geschäftsleitung sei die Zei- tung dort durch die in Frankfurt ansässigen Pressevertriebs-Gesellschaft plaziert worden.

Kamran Khandan Nemati, Initiator von "Multikultur International", hatte an Massa geschrieben, der Verkauf dieser Zeitung bedeute "indirekt" Unterstützung für deren "menschenverachtende Kampagne gegen Ausländer und Asylsuchende". In dem Markt selbst aber, so verwies er, seien viele ausländische Mitbürger(innen) beschäftigt, die "bestimmt keinen guten Eindruck von ihrem Arbeitgeber gewinnen", wenn sie dort solche Zeitungen entdecken. Ausländische Kund(inn)en würden sich überlegen, ob die Angebote des Marktes nicht am besten woanders besorgt werden sollten.

Offensichtlich lag Khandan Nemati richtig, als er in seinem Protestbrief mutmaßte, "es dürfte nicht in ihrem Interesse liegen, als ausländerfeindlich gekennzeichnet und von vielen Bürgern boykottiert zu werden": Die Antwort von Massa-Vertreter "F.-J. Hoffmann ist eindeutig. "Wir haben uns aufgrund Ihres Schreibens umgehend mit der Presse- Vertriebsgesellschaft in Verbindung gesetzt und erreicht, daß die besagte Zeitung sofort ausgelistet wird." Um die feste Absicht zu unterstreichen, lag auch die schriftliche Bestätigung seitens der Frankfurter Pressevertreiber bei. Ul

Stadtteil-Fenster

Die Bücherei der katholischen Gemeinde Herz Jesu in Fechenheim ist bis zum Ferienende an folgenden Tagen geöffnet: sonntags von 10.30 bis 12 Uhr; donnerstags von 17 bis 18 Uhr. Weitere Auskunft unter Tel. 41 21 24. sm/29

Der erste Härtetest für die Fußball-Gesellschaft Seckbach 02 ist das Riedturnier am Samstag und Sonntag (25. / 26. Juli). Die FG Seckbach tritt gegen folgende Mannschaften an: FSV Frankfurt II, Juz Fechenheim, Hessisch Massenheim, TG Weiskirchen. Die Spiele beginnen an beiden Tagen um 12 Uhr, Austragungsort ist die Sportanlage Seckbach Süd, Hochstädter Straße. sm/29

Der FDP-Ortsverband Bergen-Enkheim nominierte seine Kandidaten für den Ortsbeirat 16 zur Kommunalwahl im März 1993. Albert Kuhl, Hilde Carda, Thomas Fröhlich und Dr. Paul Reisen stehen auf den ersten vier Plätzen. Ein ausführliches Programm soll die Bürger demnächst über die Ziele der Liberalen in Bergen-Enkheim informieren. sil

SPD: Neue U-Bahn ist nur ein Sommertheater

BAD HOMBURG. Die SPD lehnt die neuen Vorschläge von Stadtbaurat Wolfgang Weber (CDU) für eine Weiterführung der U-Bahn in die Stadtmitte (die FR berichtete) ab. Nach Aussage von Udo Fröhlich, Vorsitzender der Bad Homburger Sozialdemokraten, wird sich seine Partei nicht in einen "Glaubenskampf in Sachen U-Bahn" verwickeln lassen, solange kein klares Konzept vorliegt.

Die neue Trasse sei weder bis zum Eichenstahl durchdacht worden, noch würden in den Vorschlägen der Stadt Aussagen zur Finanzierung durch Bund und Land gemacht, kritisierte Fröhlich am Montag. Außerdem fehlten Alternativplanungen, Aussagen über die Auswirkungen auf den Fahrplan bei einer einspurigen Bahn und über die nötige Umweltverträglichkeitsprüfung. Die SPD sei zwar im Grundsatz für eine Verlängerung der U-Bahn, sagte Fröhlich, aber es müßten alle Aspekte einer neuen Trasse diskutiert werden. "Die Vorschläge der Stadt sind nur ein U-Bahn-Sommertheater", ist sich der SPD-Politiker sicher. jom

Kleingärtner verzichten auf chemische Keulen freiwillig Schreber ernteten bei "FR-mobil" Lob von Naturschützern

BAD VILBEL. Die Kleingärtner sind viel besser als ihr Ruf. Präziser: Die Blumenfreunde und Gemüsezüchter in den Schreberanlagen haben sich erheblich gewandelt. Längst haben sie die heimtückischen Folgen des mühelosen Gärtnerns mit Hilfsmitteln aus der Giftküche der chemischen Industrie erkannt und sich lernwillig den Propheten uralter Lehren des Gartenbaues zugewandt. Lob ernteten sie am Freitagabend bei einem öffentlichen Fachgespräch unter dem erst den Regen und dann die Sonne abschirmenden Nußbaum vor dem Vereinshaus der Kleingärtner am Ritterweiher in Bad Vilbel - und zwar von den anerkannten Naturschutzverbänden. Elke Rühl von der Naturschutzgesellschaft Bad Vilbel beispielsweise bekannte: "Ich bin angenehm überrascht, daß in den Kleingärtern keine Pestizide eingesetzt werden dürfen". Und Peter Paul als Vertreter des örtlichen Bundes für Umwelt und Naturschutz räumte gerne ein, daß er sein altes Bild von den giftspritzenden Hobbygärtnern als längst überholt betrachten müsse. Er sprach von einer beginnenden Kooperation zwischen den Natur- und Umweltschutzverbänden und den Kleingärtnern und davon, daß es ab sofort keine Berührungsängste mehr geben werde. Allein dieses Ergebnisses wegen hat sich das von der Frankfurter Rundschau im Rahmen ihrer Aktion "FR-mobl" initiierte Gespräch gelohnt.

Unter dem üppig Früchte bildenden Nußbaum wurde auch deutlich, daß sich die amtlichen Berater nicht als verkappte Agenten der in Hessen zahlreichen Firmen verstehen, die (meist teure) chemische Produkte zur gesicherten Ernte herstellen. Also auch hier wurden Fehlurteile korrigiert. Dr. Joachim Dalchow vom Hessischen Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Landesentwicklung/Pflanzenschutzdienst

Frankfurt beschrieb sein Ziel: Den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verhindern oder so gering wie möglich zu halten und gleichzeitig zu überzeugen, daß es bewährte und wirkungsvolle alternative Methoden im Kampf gegen tierische und pflanzliche "Schädlinge" gibt. Aus der Politik wollte er sich heraushalten, konnte sich aber nicht die Bemerkung verkneifen, daß alle hessischen Landesregierungen seit 1978 versprochen haben, die Zahl der in Hessen tätigen hauptamtlichen Pflanzenschutzberater von jetzt zwei auf fünf zu erhöhen. Bis heute sei dieses Gelöbnis aber nicht erfüllt worden, dennoch: "Wer heute und in Zukunft Rat und Hilfe braucht, der bekommt sie".

Ulrich Groos, Gartenbauberater beim Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung Usingen, beruhigte mit den Erfahrungen, die er bei seinen Besuchen von Erwerbs-Gartenbaubetrieben gemacht hat: "Die sparen doch auch mit dem Einsatz von Herbiziden und anderen Mitteln. Der Tomatenanbau kommt bei uns fast ohne chemischen Pflanzenschutz aus". Er bestätigte damit, was zuvor schon Hermann Duplois von den Kleingärtnern als einfachen Lehrsatz verkündet hatte: "Die Natur bietet uns genügend natürliche Mittel an."

Dennoch, Zufriedenheit bremst den weiteren Fortschritt. Einige der Besucher dieses Fachgesprächs wollten wissen, weshalb durch gezielte Subventionen der klassische ökologische Gartenbau (etwa von Bioland oder Demeter) nicht mehr gefördert wird. Dahinter stand die Sorge, daß diese Unternehmen schärfer werdenden Konkurrenzdruck in einem grenzenlosen EG-Europa nicht gewachsen sein könnten. Bei dieser Frage mußten die Experten passen: "Das ist eine Sache der Politik", meinte Dalchow. Und der Verbraucher und Verbraucherintiativen, die "bereit sein müßten, für Erdbeeren aus dem ökologischen Landbau den doppelten Preis zu zahlen".

Ulrich Groos sah sein amtliches Wirken für eine möglichst giftarme oder -freie Produktion von Obst, Gemüse und Getreide in der Bilanz erfolgreicher bei den konventionellen Betrieben als in der weiteren Förderung der ohnehin ökologisch wirtschaftenden Unternehmen des Landbaues. Er setzt auf den sogenannten "integrierten Landbau", was soviel bedeutet, wie die chemische Keule erst dann einzusetzen, wenn alle sanfteren Mittel im Kampf gegen Pilze, Käfer und Läuse versagt haben und betriebswirtschaftlich der Einsatz von Pestiziden geboten ist. Offen blieb, ob die Verwendung von Herbiziden oder Fungiziden in jedem Fall auch sozialverträglich ist, also unseren nicht unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu taxierenden Naturhaushalt zu unser aller Nachteil schwer schädigt.

PETER GWIASDA

Aufgeschweißter Tresor gab nicht viel Beute her

DIETZENBACH. Für sie wertlose Geschäftsunterlagen fanden Panzerknacker im Safe einer Firma in der Carl-Zeiss- Straße, den sie am Wochenende zu nächtlicher Stunde aufgeschweißt hatten. Schon eher etwas anfangen konnten sie mit dem Schlüssel für einen Firmenwagen, mit dem sie denn auch Kleinbildkameras und Objektive abtransportierten genau bis zu einem benachbarten Unternehmen, auf dessen Gelände sie ihre Beute in einen dort bereitgestellten Wagen umluden.

Den Maschendrahtzaun hatten sie aufgeschnitten und anschließend wieder zugebunden, so daß bei oberflächlicher Betrachtung keine Beschädigung zu bemerken war. Der Schaden wird von der Polizei auf mehrere 10 000 Mark taxiert. ttt

Im Blickpunkt: Knollenblätterpilz Auffällig viele Vergiftungen

Die Vergiftungszentralen warnen Jahr für Jahr Pilzsammler davor, ohne ausreichende Kenntnisse Pilze zu sammeln. Besonders bei dem hochgiftigen Knollenblätterpilz kommt es derzeit häufig zu Verwechslungen mit dem eßbaren Champignon. Auffallend viele Vergiftungen durch Knollenblätterpilze beobachten die Vergiftungszentralen in diesem Jahr. Professor Herbert Koop, Oberarzt an der Marburger Universitätsklinik, behandelt derzeit zwei Familien aus Kasachstan wegen einer Knollenblättervergiftung. "Diese Häufung ist ungewöhnlich, und erstaunlich ist, daß beide Familien Aussiedlerfamilien sind", sagt Koop. Er vermutet, daß der Giftpilz im Herkunftsland der Familien unbekannt ist. Koop gibt an, daß zwei vergiftete Personen schwere Leberschäden davongetragen hätten, die anderen seien außer Lebensgefahr. Voraussichtlich sei bei einer Patientin sogar eine Lebertransplantation nötig.

Auch in den Vergiftungszentralen in Mainz, Berlin und München bestätigen Experten, daß Knollenblätterpilzvergiftungen in diesem Jahr überdurchschnittlich häufig auftreten. Der weiße Knollenblätterpilz werde häufig mit dem Champignon verwechselt, erklärt Thomas Ziller, Professor für Klinische Toxikologie am Münchner Klinikum Rechts der Isar. "Dabei sind die Lamellen bei Champignons rosa oder dunkelbraun, die des Knollenblätterpilzes jedoch blütenweiß", sagt Ziller. Sammlern, die keine ausreichenden Kenntnisse haben, empfiehlt er, sich an Pilzberatungsstellen zu wenden oder ganz auf das Sammeln von Lamellenpilzen zu verzichten.

Nach Angaben von Zilker handelt es sich in diesem Jahr um ein "besonders gutes Pilzjahr". Erstaunlich früh könnten die Sammler bereits sehr viele Pilze im Wald finden. Es seien in diesem Jahr auch wieder deutlich mehr Pilzsammler unterwegs, denn, so der Experte, "der Reaktorunfall in Tschernobyl gerät inzwischen in Vergessenheit". In den vergangenen Jahren hatte der hohe Anteil von radioaktivem Cäsium in Pilzen dazu geführt, daß viele nicht mehr in den Wald gingen. Der Knollenblätterpilz kommt in Europa und Asien vor. Nach Beobachtung von Edmund Garnweidner, Vorsitzender des Münchner Pilzkundevereins, der seit zwanzig Jahren in einer Pilzberatungsstelle tätig ist, haben in den Jahren seit dem Reaktorunfall überwiegend ausländische Mitbürger und Aussiedler weitergesammelt. "Sie haben scheinbar die Warnung vor der radioaktiven Belastung ignoriert", erläutert Garnweidner. Er glaubt, man könne so erklären, daß deshalb auch jetzt unter den Pilzvergifteten so viele Aussiedler sind. GEMMA PÖRZGEN

Kultur-Kalender

In der Reihe "Kulturbuffet" der Nordweststadtbücherei am Nidaforum 6 (im Nordwestzentrum) heißt es am Dienstag, 28. Juli, 19.30 Uhr: "Frankfurt - Indien, ohne Anschnallen". In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule (VHS) und der Katholischen Familienbildungsstätte Nordwest serviert die Stadtbücherei Musik, Literatur und kulinarische Genüsse, die Kultur und Alltag in Indien vermitteln sollen. Der Eintritt ist frei. sm/29

Arbeiten von Gerald Domenig und Thomas Bechinger sind noch bis zum 31. Juli in der Galerie Loehr in der Straße Alt-Niederursel 41 zu sehen. kn/30

Ferien für Daheimgebliebene (XXX): Spielaktionen und Jahrmarkt im Kindermuseum Redaktion und Kneipe laden ein Ende Juli - 1892

Kennen Sie den Klamottenladen "Jakke wie Hose"? Die "Werkstatt Sausebraus" auch nicht? Und weder die Kneipe "Blauer Hecht" noch die "Frankfurter Zeitung"? Vielleicht liegt's daran, daß wir uns im Frankfurt des Jahres 1892 befinden. Den Zugang dazu und zu den vier genannten Stätten bietet das Kindermuseum im Historischen Museum: "Reise in die Vergangenheit" ist das Motto seiner Ferienspiele, die auch in der dritten und letzten - der kommenden - Woche noch offen sind für Kinder ab acht Jahren. Höhepunkt und Abschluß des Spektakels ist am Freitag, 31. Juli, ein großer Jahrmarkt.

Dies sind die Zeiten, zu denen die kleinen Gäste im Kindermuseum aktiv sein können: Dienstag, 28. Juli, bis Freitag, 31. Juli, jeweils von 10 bis 14 Uhr. An jenem Freitag beginnt der Jahrmarkt um 13 Uhr. Zu ihm kann man ohne Anmeldung kommen, aber für die einzelnen Tage und Spielangebote bittet das Museum Interessenten um vorherigen Telefonanruf: Für die letzte Woche kann man sich am Montag, 27. Juli, von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 15.30 Uhr unter 2123 5154 anmelden. Am liebsten wäre es Ursula Kern, der Chefin des Kindermusems, wenn sich die Kinder für die ganze Woche festlegen, weil das das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt; aber es werden auch Anmeldungen für einzelne Tage angenommen.

Die Aktion geht auf Ideen und die Planung von Ursula Kern zurück. Die Leitung vor Ort hat die Museumspädagogin Susanne Gesser. Kosten für Teilnahme und Materialien fallen nicht an; allerdings sollten Eltern ihren Kleinen 2,50 Mark für das Mittagessen mitgeben, das die Küche des "Blauen Hechts" täglich zubereitet.

Womit wir schon beim Programm wären. Die Kneipe hat sich auf Frankfurter Gerichte spezialisiert; die "Arbeit" beginnt schon beim Planen und Einkaufen, nicht erst beim Kochen. Die Werkstatt "Sausebraus" wartet auf die handwerklichen Talente, die mit ihren Werken die Stadt verschönern möchten: Da wird gesägt und gehämmert, gebohrt und gepinselt, da entstehen Wirtshausschilder, Kulissen und Spielbretter.

Im Textilgeschäft "Jacke wie Hose" wird zugeschnitten, genäht, gestickt und gestrickt. Es entstehen natürlich keine Jeans, sondern Kleidungsstücke, wie sie früher "in" waren: Wamse, Kleider, Häubchen, Gewänder und Bändchen. Es wird auch auf Bestellung gearbeitet. Die "Frankfurter Zeitung" schließlich ist jeden Tag hautnah dran am aktuellen Geschehen. Themen sind politische Ereignisse, Sensationen und sonstige Neuerungen. Und, so Ursula Kern: "Wir erfinden täglich neue Skandale." Kinder recherchieren, schreiben, fotografieren und zeichnen. Das Blatt erscheint immer freitags.

Das Abschlußfest am letzten Ferien- Freitag hat die Gestalt eines Jahrmarkts. Hier steuern die vier Gruppen ihre Ergebnisse bei. Es beginnt um 13 Uhr mit einer Modenschau. Außerdem werden Moritaten und kleine Theaterstücke aufgeführt. Von 13.30 bis 14 Uhr werden die Gäste verpflegt, gibt es Führungen durch die Werkstätten, können an Verkaufsständen die Erzeugnisse der Kinder, darunter die Zeitung oder auch Bethmännchen, erworben werden. Von 14 bis 15 Uhr schließen sich diverse Spiele an: Stelzenlaufen, Sackhüpfen, Tauziehen, Eierlaufen, Blindekuh, Himmel und Hölle. Das Haus, in einem Steinflügel des Historischen Museums untergebracht, hat die Adresse Saalgasse 19, ganz nahe am Römerberg. Die U 4 fährt hin (Haltestelle Römer), die Straßenbahn 11 (Römer/ Paulskirche), und auch von der Hauptwache (U 1-3 und S-Bahnen) sind es nur wenige Minuten. tom

Hoffen wir, daß es schön, aber auch nicht zu heiß ist: Am Sonntag, 26. Juni, lädt der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) zu vier Radtouren ein. Je nach Alter und Fitness der Teilnehmer kann sich jeder aus den Angeboten seine Strecke aussuchen. Diese sportlich-fröhliche Aktion kündigen wir morgen ausführlich an.

Der RK Rüsselsheim stellt das halbe National-Team im Frauen-Hockey beim olympischen Turnier von Barcelona

Vergleiche mit dem Fußball drängen sich zwangsläufig auf, wenn von der Dominanz der Rüsselsheimer Hockey-Spielerinnen in der Nationalmannschaft die Rede ist. 1954 standen fünf Spieler des 1. FC Kaiserslautern in jener Elf, die in Bern Fußball-Weltmeister wurde. Im Team für Olympia ist der RK Rüsselsheim ebenfalls fünfmal vertreten. Zudem flog gestern Torhüter Christopher Reitz als einziger Zweitliga-Mann mit dem Männer-Team in die spanische Olympia-Stadt. Nachfolgend stellen wir Bianca Weiß, Tanja Dickenscheid, Susanne Müller, Britta Becker und Eva Hagenbäumer in Wort und Bild vor. Ein FR-Interview mit Christopher Reitz folgt in der Freitag-Ausgabe. FR

Kleine FR

Geburtstagsfeier OBERURSEL. Senioren, die im Juli Geburtstag haben, sind für Donnerstag, 23. Juli, um 15 Uhr zu einem gemeinsamen Wiegenfest in die Seniorentagesstätte im Alten Hospital eingeladen. Mieterberatung OBERURSEL. Der Mieterverein Oberursel und Umgebung hält seine nächste Beratung am Freitag, 24. Juli, von 18.30 bis 20 Uhr im Alten Hospital (Hospitalstraße 9) ab. Lauf-Treff KÖNIGSTEIN. Der Lauf-Treff der TSG-Falkenstein für jedermann startet am Samstag, 25.Juli, um 15 Uhr vom Parkplatz am Falkensteiner Friedhof.

Im Blickpunkt: Albanien Auf Hilfe angewiesen

Am Mittwoch werden Vertreter von 24 Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in der albanischen Hauptstadt Tirana zusammentreffen, um über weitere Hilfsmaßnahmen für das ärmste Land Europas zu beraten. In keinem anderen ehemals kommunistischen Land Osteuropas ist die Wirtschaftslage so verzweifelt schlecht wie in Albanien. Das Land wird auf Jahre hinaus massive Hilfe des Auslandes benötigen, wenn die Menschen nicht verhungern sollen. Seit dem Frühjahr amtiert in Tirana die erste nicht-kommunistische Regierung. Aber auch Präsident Sali Berischa und sein Regierungschef Alexander Meksi haben es bisher nicht fertiggebracht, die Talfahrt der Wirtschaft zu bremsen. Die Lage ist katastrophal. Bereits im vergangenen Jahr ging die Industrieproduktion um vierzig Prozent zurück, für 1992 wird mit einem weiteren Rückgang um sechzig Prozent gerechnet. Auch die landwirtschaftlichen Erträge werden immer geringer: vergangenes Jahr fielen sie um achtzig Prozent, dieses Jahr rechnet man mit einem weiteren deutlichen Rückgang. Die Weizenernte wird allenfalls 250 000 Tonnen erbringen, halb so viel wie im Vorjahr. Um alle 3,3 Millionen Albaner mit Brot zu versorgen, müßten aber mindestens 950 000 Tonnen geerntet werden.

Die Arbeitslosenquote könnte nach Schätzungen von Fachleuten bis zum Jahresende auf siebzig Prozent klettern. Die Inflationsrate, vierhundert Prozent im vergangenen Jahr, hat vierstellige Größenordnungen erreicht. Nicht nur stehen in zahllosen Fabriken die Maschinen still, auch das Transportwesen ist weitgehend zusammengebrochen, so daß die wenigen erzeugten Waren und Lebensmittel nur unter größten Schwierigkeiten verteilt werden können. In frühestens drei Jahren, so schätzen albanische Wirtschaftsexperten, wird wieder der ohnehin höchst bescheidene Lebensstandard des Jahres 1989 erreicht sein.

In einem heillosen Zustand befinden sich auch die Staatsfinanzen: nur zwanzig Prozent der Haushaltsausgaben werden durch Steuereinnahmen gedeckt. Die katastrophale Wirtschaftslage, Hunger und Arbeitslosigkeit haben die Kriminalität stark ansteigen lassen. Die Anzahl der Eigentumsdelikte, aber auch Gewaltverbrechen wie Mord, Entführungen und Vergewaltigungen haben sich während der beiden vergangenen Jahre mehr als verdoppelt.

Wie hoffnungslos viele Albaner trotz des Regierungswechsels vom Frühjahr die Lage einschätzen, zeigte sich Anfang Juli, als erneut Tausende versuchten, in der Hafenstadt Durres Schiffe zu kapern und nach Italien zu fliehen. In Albanien fehlt es an allem: Zucker und Mehl, Reis, Fleisch und Milch sind ebenso Mangelware wie Treibstoffe, Glühbirnen, Fensterglas und Seife.

Hilfslieferungen von rund 300 000 Tonnen haben allein die EG-Staaten für dieses Jahr zugesagt. Der tatsächliche Bedarf, so schätzen Fachleute, liegt zwar bei mindestens 450 000 Tonnen, aber schon jetzt bereitet es enorme logistische Probleme, die Hilfsgüter anzuliefern und zu verteilen. Weil die Umschlagsmöglichkeiten in den albanischen Häfen bei weitem nicht ausreichen und im Lande selbst auch keine ausreichenden Transportkapazitäten vorhanden sind, läuft ein Großteil der EG-Hilfe inzwischen über Griechenland: 130 Lastwagen hat die Athener Regierung für die Albanienhilfe eigens bereitgestellt. Sie pendeln nun pausenlos zwischen den griechischen Häfen und den albanischen Dörfern.

Wie lange es dauern wird, bis das Land wieder einigermaßen auf eigenen Füßen stehen kann, ist völlig ungewiß. In keinem anderen osteuropäischen Land ging mit dem Bankrott der alten politischen Ordnung ein so totaler Zusammenbruch der Volkswirtschaft einher wie in Albanien. Nur ein "Wirtschaftszweig" floriert einigermaßen: der Export von Arbeitskräften. Rund 150 000 Albaner arbeiten zur Zeit in Griechenland, fast alle illegal. Von dem Geld, das sie heimschicken, leben in Albanien über hunderttausend Familien.

GERD HÖHLER (Athen)

1

Albert-Einstein-Schule: Der Neubau soll im April nächsten Jahres fertiggestellt sein 7 Millionen will Maintal investieren

MAINTAL. Insgesamt rund sieben Millionen Mark wird die Stadt Maintal für den Bau eines neuen Traktes der Albert-Einstein-Schule in Bischofsheim investieren. Eigentlich ist der Main-Kinzig-Kreis der Schulträger und somit auch zuständig für die Projektförderung. Doch im Fall Albert-Einstein-Schule betritt Maintal Neuland. Die Stadt hat sich selbst zum Erweiterungsbau entschlossen. Erster Stadtrat Dr. Karl-Heinz Schreiber begründet dieses nicht gerade üblich Verfahren damit, daß die Stadt "den Ausbau und Erhalt der ortsansässigen Schulen als einen Teil der kommunalen Daseinsfürsorge begreift".

In den städtischen Gremien reifte diese Entscheidung heran, weil die Albert-Einstein-Schule schon seit Jahren unter Raumproblemen zu leiden hat. Die nunmehr zur Ferienzeit begonnene Einrichtung der Baustelle signalisiert nach außen hin, daß Unterbringungsnöte bald ein Ende haben.

Entstehen sollen 26 neue Klassenräume samt Lehrerzimmer und Nebenräume. Der bereits bestehende Teil der Albert-Einstein-Schule soll für Werk- und Funktionsräume genutzt werden. Der städtische Bauausschuß hat mittlerweile den Beschluß gefaßt, die Bauleitung für dieses Projekt einem Generalunternehmer zu übergeben. Dabei handelt es sich um die BBH, Hoch-, Tief- und Stahlbetonbau GmbH und Co. KG mit Sitz in Friedrichsdorf (Taunus).

Läuft alles nach Plan, wird der Schulneubau Stadtrat Schreiber zufolge im April 1993 fertiggestellt sein. Nicht in die Investitionskosten von sieben Millionen Mark einkalkuliert wurde die Installation eines Behindertenaufzuges im bestehenden Schulgebäude. Die Kosten sind auf 200 000 Mark veranschlagt. Dazu wird ein Landeszuschuß erwartet.

Die Planungen für den Neubau an der Albert-Einstein-Schule gehen in den September vorigen Jahres zurück. Damals konzipierte der Architekt Winfried Stratmann das avisierte Projekt. Der Entwurf sieht einen dreigeschossigen Riegel vor. Er verläuft nahezu parallel zum bestehenden Gebäudekomplex. Hinzu kommt ein zweigeschossiger Verbindungsteil zwischen Alt- und Neubau. Durch diese Art der Anordnung ent- steht ein Innenhof, umsäumt vom Schulgebäude.

Mit der Entscheidung für die hohe Investition will die Stadt einen Beitrag dazu leisten, Maintal als "attraktiven und vielfältigen Schulstandort zu erhalten", beteuert Schreiber. Der Erste Stadtrat fühlt sich in seiner Argumentation durch die Entwicklung der Schülerzahlen der vergangenen Jahre bestätigt. Besuchten 1991 noch 530 Schüler die Albert-Einstein-Schule, sind es nun schon 640. Erwartet wird ein weiterer Anstieg auf 960 Schüler. 95 Prozent der Jugendlichen kommen aus Maintal, der Rest aus Schöneck und Niederdorfelden.

Ein Wermutstropfen im Freudenbecher: Noch ist nicht klar, wie es mit dem Mobiliar für den neuen Trakt aussieht und wer dafür die Kosten übernimmt. hok

Integration ohne Assimilation war die Leitlinie Ein Jude in Deutschland / Zum Tode von Heinz Galinski

"Ich gehöre zu den vielen, die von dem Getriebe der Tötungsmaschinerie erfaßt wurden, und zu den wenigen, die die Vernichtungslager wieder lebend verlassen haben", hat Heinz Galinski über sich gesagt. Dürre Worte eines Mannes, der die Judenvernichtung als einziger seiner Familie überlebt hat. Er hat selten davon gesprochen: Sein Vater, zu 80 Prozent kriegsbeschädigt, starb kurz nach seiner Verhaftung auf einer Polizeistation; seine Mutter und seine erste Frau kamen im Konzentrationslager Auschwitz um. Der am 28. November 1912 im westpreußischen Marienburg (heute Malbork/Polen) geborene Kaufmannssohn selbst, die KZ- Nummer 10 44 12 unauslöschlich in den linken Arm eingegraben, überlebte nach schwerer Zwangsarbeit wie durch ein Wunder Auschwitz, Buchenwald und Bergen-Belsen, wo ihn britische Soldaten befreiten. Dieser Leidensweg hatte ihn unangreifbar gemacht, als Galinski als einer der wenigen Juden gleich nach der Befreiung vom Faschismus in das zerbombte Berlin kam, bewußt als Jude in Von Otto Jörg Weis (Berlin) Deutschland. Hierher war er ein Jahrzehnt zuvor aus Westpreußen geflohen in der vergeblichen Hoffnung, im Dickicht der Großstadt der nationalsozialistischen Verfolgung zu entgehen. Hierher kehrte der ausgemergelte Mann nun mit der ebenfalls vagen Hoffnung zurück, vielleicht doch noch überlebende Verwandte zu finden. Doch die Synagogen waren niedergebrannt, die Jüdische Gemeinde Berlin, mit 173 000 Mitgliedern bis 1933 eine der größten der Welt, war auf 1400 Personen geschrumpft, die ganze "Juden- Frage" war nicht nur in Berlin damals von einer schier undurchdringlichen Mauer des Schweigens umgeben. "Hätten wir doch, was geschehen war, nicht zum Tabu erklärt, über das man nicht sprechen wollte", hat er später wiederholt geklagt. Der Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde wurde danach sein eigentliches Lebenswerk. 1945 bereits fand wieder der erste jüdische Gottesdienst in der ehemaligen Reichshauptstadt statt. 1949 wurde Galinski zum ersten Gemeindevorsitzenden gewählt, der er bis zuletzt blieb, auch wenn sein Führungsstil intern nicht immer unumstritten war, weswegen auch keiner zu sehen ist, der in seine Fußstapfen treten könnte. "Integration ohne Assimilation" war seine Leitlinie; etwas anderes war nach der leidvollen Geschichte der Juden in Deutschland wohl kaum denkbar. In den vergangenen Jahren galt das besondere Augenmerk der Eingliederung des Zustroms osteuropäischer Juden. Daß die Berliner Jüdische Gemeinde heute wieder mehr als 7000 Mitglieder hat, über beachtliche Sozialeinrichtungen und sogar über eine eigene Volkshochschule verfügt, ist maßgeblich das Verdienst dieses unermüdlichen alten Mannes.

Das andere Verdienst, das ihn im Laufe von vier Jahrzehnten zu einer "Institution" (so der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen) hat werden lassen: Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde mischte sich ein. Wie wenige hat er die Tabuzone unbewältigter deutscher Vergangenheit attackiert. Schon unmittelbar nach dem Krieg erfolgreicher Vorkämpfer für die Entschädigung und Versorgung der rassisch Verfolgten, gab es bald kein Thema mehr, das die jüdische Vergangenheit und Gegenwart berührte, zu dem er nicht unerbittlich Stellung bezog. Das blieb beileibe nicht auf Berlin beschränkt. Er mußte nicht erst 1988 Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland werden (wo er die finanziellen Unregelmäßigkeiten unter seinem Vorgänger Werner Nachmann rigoros offenlegte), um die Probleme aller deutscher Juden zu seiner Sache zu erklären. Sei es bei Diskussionen über eine Verjährung nationalsozialistischen Unrechts, die makabre Gedenkstunde von Ronald Reagan und Helmut Kohl auf dem Bitburger Soldatenfriedhof oder in seinen beharrlichen Warnungen vor einem neuen Antisemitismus. Immer wieder trat er jenen entschieden entgegen, die meinten, es müsse endlich Schluß sein mit der "Holocaust"-Debatte in Deutschland. Nicht, solange er lebe . . .

Sein Einfluß auf die Politik wurde von außen häufig unterschätzt. Der Gemeindevorsitzende gab nicht nur öffentliche Erklärungen ab. Er verfolgte seine Ziele - vor allem das Verhältnis zwischen Juden und Deutschen - mit großer Hartnäckigkeit auf allen Ebenen. Er war in den vielfältigsten Gremien präsent. Die Zeitungslektüre gehörte zu seinen morgendlichen Leidenschaften. Wenn sich aus seiner Sicht einer der staatlichen Würdenträger problematisch ausgedrückt hatte, griff er schon am frühen Vormittag zum Telefon; selbst Bundeskanzler können davon ein Lied singen (die er aber auch gelegentlich gegen maßlose Angriffe beispielsweise der Rechten in Israel öffentlich in Schutz nahm). Fühlte er sich - nicht frei von Eitelkeiten - in einer der Gazetten nicht zutreffend wiedergegeben oder dargestellt, meldete er sich umgehend zu Wort; manch Journalist ist dabei mit dem cholerischen Temperament des 79jährigen zusammengestoßen.

Besonders in den letzten Jahren, als sich zunehmend Züge der Verbitterung zeigten. Der kleine Mann, zäh und in seiner ledernen Haut scheinbar unverletzlich, war hochempfindsam, so sehr er dies nach außen hin zu verbergen suchte. Die innenpolitische Entwicklung in Deutschland bedrückte ihn, nach der Wende erst recht. Nur einmal im Gespräch hat er davon erzählt, wie sehr sich die Zahl der Morddrohungen und Schmähbriefe gegen ihn gesteigert habe. Nicht einmal in seiner kleinen Neubauwohnung in einer Wilmersdorfer Seitenstraße konnte er mit seiner Frau Ruth ohne Polizeischutz wohnen - ein Auschwitz-Insasse als einer der bestbewachten Menschen in Berlin.

"Unbequem" heißt die Einschätzung über Galinski, die am häufigsten zu hören ist. Ein Ehrentitel, wenn einer ein entschiedener Demokrat ist und das Augenmaß nie verliert. "Ich habe durch Zufall überlebt, und wenn mein Leben einen Sinn haben sollte, mußte ich kämpfen", hat er einmal gesagt. Im Mai mußte er sich einem schweren Herzeingriff unterziehen. An den Folgen starb Heinz Galinski am Sonntagabend in einem Berliner Herzzentrum.

Sondergesetz gegen die Mafia Sechs Tote bei Anschlag auf Richter Borsellino in Palermo Von unserem Korrespondenten Horst Schlitter

ROM, 20. Juli. Auf die Ermordung des Untersuchungsrichters Paolo Borsellino und der fünf Polizisten seiner Eskorte wird der Staat in Kürze mit einem Sondergesetz gegen die Mafia antworten. Das kündigte Ministerpräsident Giuliano Amato in einer ersten Stellungnahme an. Wie vor genau acht Wochen sein Freund und Amtskollege Giovanni Falcone war der erfolgreiche Mafiajäger am Sonntag nachmittag von einer Sprengladung zerrissen worden. Killer der Mafia hatten die Bombe in einem am Straßenrand geparkten Kleinwagen versteckt.

Borsellino war wie zuvor Falcone dazu ausersehen, als Leiter einer Sonderbehörde den Kampf gegen die Mafia zentral zu leiten; in beiden Fällen kam der Mordanschlag vor der Ernennung.

Aus Protest gegen das Blutbad, von dem Justizminister Claudio Martelli sagte, es sei vorhersehbar gewesen, weigerten sich sizilianische Polizisten, die als Leibwächter eingesetzt werden, zunächst, solche Einsätze zum Schutz von Prominenten zu leisten. Sie kehrten in ihre Kasernen zurück. Ein Sprecher: "Entweder führt der Staat endlich Krieg gegen die Mafia, oder wir müssen diese Aufgabe mit einer geheimen Organisation selbst übernehmen."

In der sizilianischen Hauptstadt Palermo wurden bittere Vorwürfe gegen Innenminister Nicola Mancino und Polizeichef Vincenzo Parisi laut. Der sozialdemokratische Parteiführer Carlo Vizzini drohte damit, die Regierungskoalition zu verlassen, wenn nicht umgehend Sondermaßnahmen gegen die Mafia beschlossen werden.

Die italienische Regierung kündigte am Montag eine massive Verlegung von Truppen nach Sizilien an. Die rund 800 Soldaten und paramilitärischen Carabinieri sollen Gefängnisse bewachen, in denen Mafiosi einsitzen.

(Weiterer Bericht auch Seite 2 und Kommentar auf Seite 3)

EdF will Bauprogramm für Atommeiler fortsetzen

wef PARIS. Nach einer Pause von fünf Jahren, bedingt durch die zu hoch angesetzte Bedarfsplanung, möchte die Electricité de France (EdF) ihr Bauprogramm für Atommeiler fortsetzen. Der Verwaltungsrat beschloß, bei Framatome einen Reaktor mit einer Leistung von 1400 Megawatt in Auftrag zu geben. Als Standort ist Civaux in Südostfrankreich vorgesehen, wo schon ein erster Block der gleichen Dimension steht. Das neue Werk soll 1999 in Betrieb gehen. Die EdF, die nach der ersten Ölpreiskrise von 1973 im Interesse einer größeren Energie-Unabhängigkeit 15 Jahre lang den Ausbau der Kernkraft forcierte und inzwischen 56 Reaktoren betreibt, plant außer in Civaux die Errichtung eines weiteren Blocks. Dafür sind drei Standorte in der engeren Wahl. Der Staatskonzern, der trotz der auch in Frankreich stärker gewordenen Anti-Atom-Bewegung der Elektrizitätserzeugung per Kernspaltung weiter Vorrang gibt, begründet seine Pläne mit der zu erwartenden Zunahme des Stromverbrauchs. EdF rechnet bis zur Jahrhundertwende mit einer Steigerung von im Schnitt 2,1 Prozent pro anno.

Das letzte Wort über den Ausbau hat allerdings die Regierung. Da im Frühjahr 1993 die Wahl zur Nationalversammlung ansteht, gilt es als wahrscheinlich, daß die Sozialisten, die auf die Stimmen der Grünen hoffen, ihre Zustimmung erst einmal versagen.

Alternativen für Geldanleger Taunus-Sparkasse bastelt an neuen Angeboten / Geschäft floriert

an FRANKFURT A. M. Mit "alternativen" Anlageformen will die Taunus-Sparkasse ihren Kunden die Möglichkeit bieten, eventuelle Nachteile aus der Anfang 1993 zu erwartenden neu geregelten Zinsbesteuerung zu mildern. So sollen etwa abgezinste Sparbriefe wie auch -verträge mit Bonusausschüttung am Ende der Laufzeit variiert werden, sagt Vorstandsvorsitzender Hans-Georg Pilz. Er warnt jedoch davor, bestehende Vereinbarungen übereilt zu kündigen. Mehr will das Geldinstitut für die Schulung seiner Angestellten tun, um die Beratung zu verbessern.

Im zweiten Jahr nach der Fusion präsentiert sich das aus den Geldhäusern des Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreises hervorgegangene Institut selbstbewußt: "Auch in Frankfurt ist die Taunus- Sparkasse ein ernst zu nehmender Faktor im Wettbewerb", lobt Pilz sein Haus. Der Marktanteil im Geschäftsgebiet der Sparkasse wird mit "deutlich über 30 Prozent" angegeben. Mitverantwortlich für die Stärke des Instituts seien auch die diversifizierte Wirtschaftsstruktur und die Einkommensstärke der Bevölkerung in der Region, betont der Manager.

Das "gute Betriebsergebnis" von 50 Millionen Mark des vergangenen Geschäftsjahres meint die Sparkasse auch im laufenden Jahr wieder erreichen zu können. Bereits im ersten Semester seien die Kundeneinlagen um fast 370 Millionen Mark oder elf Prozent gestiegen. Anlagefavoriten seien Inhaberschuldverschreibungen und Termingelder. Bei den Darlehen wurden 247 Millionen ausgezahlt, 22 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Die Taunus-Sparkasse gehört mit einem Bilanzvolumen von rund fünf Milliarden Mark zu den 50 größten Sparkassen Deutschlands. Sie verfügt über ein Netz von 73 Geschäftsstellen, bei denen derzeit 107 000 Girokonten geführt werden.Motorradfahrer flüchtete: 82jährige angefahren und schwer verletzt

BAD VILBEL. Schwer verletzt wurde eine 82 Jahre alte Frau aus Niedererlenbach am Freitag mittag gegen 12.15 Uhr. Die Fußgängerin wollte die Landesstraße 3008 am Ortseingang von Massenheim überqueren, als sie von einem Motorrad gestreift und zu Boden geschleudert wurde. Die Frau erlitt so schwere Verletzungen, daß sie mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden mußte.

Der Motorradfahrer hatte laut Polizeibericht, von Obererlenbach kommend, trotz Überholverbotes und der Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 km/h mit hohem Tempo ein vor ihm fahrendes Auto und ein Motorrad überholt und dann die Frau gestreift. Er setzte seine Fahrt mit unverminderter Geschwindigkeit in Richtung Massenheim fort.

Hinweise auf den Fahrer, der eine blau-weiße "schwere" Maschine mit FB-Kennzeichen gefahren hat, erbittet die Polizei in Frankfurt unter der Rufnummer 0 69 / 7 55 51 15. kg

Auch die Eintracht-Adler ließen Federn Die Spvgg 02 Griesheim blickt auf eine ereignisreiche Vereinsgeschichte zurück

GRIESHEIM. "Es ist kein Verein in Europa, der die Eintracht schlagen kann." So lautete ein selbstbewußter Spruch der Frankfurter Fußballfans gegen Ende der 20er Jahre. Bei einem Privatspiel gegen die Spielvereinigung (Spvgg) 02 Griesheim im Jahr 1928 mußte sich die "launische Diva" vom Riederwald dann doch mit 3:4 eines Besseren belehren lassen. Fortan hieß es: "Es ist kein Verein in Europa, der die Eintracht schlagen kann - außer Griesheim."

Eine schnurrige Geschichte, aber sie zeigt doch, welch guten Fußball die Griesheimer in den vergangenen 90 Jahren, so alt werden die "02er" dieser Tage, boten. Gegründet wurde der Club am 4. Mai in der Wirtschaft "Zur guten Quelle". Den Anstoß hatten Rödelheimer Kollegen gegeben, die sich nur wenige Wochen zuvor zum 1. Rödelheimer Fußballclub zusammengerauft hatten. Unter dem Namen Fußball-Club Alemannia lieferten die in grün-weiß-rot spielenden Griesheimer dann schon wenig später auf "ihrem" Platz, dem Griesheimer Exerzierplatz, den Rödelheimern die erste Partie.

1903 traten die Alemannen dem Verband Süddeutscher Fußballvereine bei; verstärkt hatten sie ihr Team mit zwei Legionären aus dem (damaligen) Kicker- Dorado England. In den Jahren bis 1920 ging es beständig bergauf: Bis zur ersten Hessen-Liga schaffte es der Griesheimer FC. In diese Periode fiel die Eröffnung des neuen Sportfeldes an der Eichenstraße, wo der Verein heute noch sein Domizil hat. Ehrenmitglied Jean Ickstadt erinnert sich an das Eröffnungsspiel gegen den SV Wiesbaden: "Zur Halbzeit hieß es 5:0, am Ende stand's 6:6."

Fußballerisch mußten die Griesheimer zurückstecken. 1923 "zwangen wirtschaftliche und finanzielle Ereignisse zu einer Vereinigung mit dem FV Viktoria 07 Griesheim", schreibt der Chronist über jene Zeit. Damals entstand der noch heute gültige Name Spvgg 02 Griesheim.

Obwohl sich die "02er" fortan in die Siegerlisten ihrer Ligen eintrugen, rutschten sie aus finanziellen Gründen bis in die Kreisliga ab. Da erklärten sich Vereine wie die Eintracht, der FSV, Union Niederrad oder Neu-Isenburg bereit, dem gebeutelten Konkurrenten mit Privatspielen aus der Patsche zu helfen - und verloren so manche Partie. 1932 errang Griesheim mit einem 4:3 über die Union den Frankfurter Goldpokal.

In den Kriegsjahren verlor die Spvgg zahlreiche Mitglieder. Der Wiederaufbau danach ging nur zögerlich voran. 1950 stieg der Club dann doch in die Landesliga auf und mußte erst 1961 wieder den Weg zurück in die Frankfurter Amateurliga antreten; kurz zuvor war man noch knapp am Aufstieg in die Regionalliga Süd gescheitert. Dafür stellten die Griesheimer 1962 - der Chronist vermeldet's stolz - "mit Erwin Stein erstmals in der Vereinsgeschichte einen Spieler für die Nationalelf". Allerdings spielte Stein da schon für die Eintracht.

Nach neun Jahren Zugehörigkeit zur A-Klasse gelang der Sprung in die Bezirksliga, die Meisterschaft im Jahr darauf (1973) berechtigte zur Gruppenliga Süd. Der Rückschlag kam prompt, danach ging es zwischen Bezirks- und Kreisklasse beständig auf und ab.

Ein "Zitterjahr" war 1990. Nach der Hälfte der Punkterunde standen gerade mal 10:24 Zähler auf dem Konto. Doch der neue Trainer, Metin Cangör, machte das "kleine Fußballwunder vn Griesheim" möglich und die Mannschaft erreichte noch den 6. Platz (29:31 Punkte).

Ein Höhepunkt fiel ins Jahr 1988. Da feierte die Spvgg ihren neu angelegten Rasenplatz. Ehrengast Borussia Mönchengladbach bescherte den Gastgebern prompt eine saftige 0:9-Niederlage.

Erfreut kann der Verein auf die jüngste Entwicklung im Jugendbereich blikken: Mit 130 Aktiven wurde der höchste Spielerbestand seit zwölf Jahren erreicht. Zu Zeiten, da andere Vereine händeringend nach Nachwuchs suchen, ist das eine gute Basis für die Zukunft. ask

Angler und Hundesportler stehen vor dem Aus: Beide Vereine sollen ihre Grundstücke in Hochheim räumen Die Kündigung kam aus heiterem Himmel Besitzerin stur / Nein zu Tausch-Offerte der Stadt Von Klaus Kühlewind

HOCHHEIM. Salvatore Milito und Achim Reisinger haben einiges gemein: Beide sind Vorsitzende von Vereinen, beide haben mit ihren Mitgliedern ein Domizil auf Hochheimer Gemarkung und beiden steht die Kündigung ins Haus. Hildegard Hocheder, Besitzerin der Grundstücke, hat dem Verein für Deutsche Schäferhunde und dem Angelsportverein gekündigt - fristgerecht und ohne einen Grund zu nennen. "Das kam aus heiterem Himmel", sagt Angler-Chef Reisinger. Und auch Bürgermeister Harald Schindler (SPD) kann nicht nachvollziehen, warum Hildegard Hocheder die Vereine vor die Tür setzen will. Die Ant- wort bleibt die Grundstücksbesitzerin, wohnhaft in Bad Reichenhall, weiterhin schuldig. "Ich gebe telefonisch prinzipiell keine Auskunft", sagte sie auf Anfrage der FR.

"Wir lassen uns nicht unterkriegen", hat Salvatore Milito die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Seit sechs Jahren ist der Schäferhunde-Verein auf dem Gelände am Langgewann neben der Autobahn. Auf dem Areal ließ Josef Hocheder dereinst den Schutt vom Autobahnbau kippen. "Mit den Händen haben wir hier aufgeräumt, haben viel Zeit und Opfer gebracht", ist Milito stolz auf das Werk der 100 Mitglieder. Die haben den Boden geebnet, Rasen gesät, Bäume gepflanzt und sogar einen Kredit für den Bau des Vereinshauses aufgenommen. Die Schulden sind noch lange nicht bezahlt, da droht der Abriß. Bis zum November soll der Verein das Areal verlassen haben.

Als Grund für Kündigung mutmaßt Milito finanzielle Gründe. Hildegard Hocheder wollte die Jahrespacht von 1000 auf 6500 Mark anheben. Doch das kann sich der Verein nicht leisten. "Wir haben doch keine Sponsoren." Auch die Stadt Hochheim mag da nicht mehr in die Presche springen. Einen derart hohen Zuschuß lehnte Bürgermeister Schindler ab: Er sehe einen Widerspruch gegen die Gleichbehandlung aller Vereine.

Allerdings bot der Magistrat einen Deal anderer Art an: Beide Vereins- areale gegen landwirtschaftlich ge- nutzte Flächen. Hildegard Hocheder lehnte den Tausch ab. Es gehe ihr nicht ums Geld, ließ sie wissen. Doch der Versuch, mit ihr zu sprechen, sie in Bad Reichenhall zu besuchen, scheiterte. Schindler erhielt keine Antwort auf sein Angebot.

Den Weg nach Bad Reichenhall haben die Hundesportler Anfang Mai auf sich genommen. Und zu seiner Überraschung, sagt Milito, "hat sie uns höflich empfangen", sei "sehr höflich und entgegenkommend" gewesen. Der Vorsitzende wähnte sich eines Kompromisses sicher. Aus Bayern aber kam seither kein Signal. Milito hofft nun auf Hilfe der Stadt.

Schindler allerdings sieht kaum mehr eine Chance, den Vereinen den Verbleib auf ihren Grundstücken zu ermöglichen. "Alles was wir tun können, haben wir ausgeschöpft." Nun beginne die Suche nach Ersatzgelände. Und das wird schwierig.

"Wo sollen wir denn hin?", fragt Achim Reisinger. Schließlich entstehe ein neues Gewässer nicht über Nacht; und die vorhandenen stünden entweder unter Naturschutz oder seien von anderen Vereinen belegt. Seit 21 Jahren ist der Angelsportverein am Silbersee zu Hause; Ende des Jahres sitzen die 120 Mitglieder auf dem Trockenen.

Reisinger macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: "Sie müßten gesehen haben, wie das früher hier aussah." Tausende von Stunden schufteten die Angler und pflanzten Büsche und Bäume. "Und jetzt", sagt er, "können wir dichtmachen." Ihn wurmt besonders, daß Hildegard Hocheder nun eine alte Vereinbarung bricht. Vor sieben Jahren hatte der Vereinsvorstand unter dem damaligen Vorsitzenden Oswald Schellheimer ein Gespräch mit den Hocheders, mit von der Partie war auch Erster Stadtrat Wilfried Simon (CDU). Dem Verein wurde dabei ein langfristiger Pachtvertrag zugesichert, denn "Hocheder sei der Stadt Hochheim sehr verpflichtet". Der Verein brauche zudem keine einseitige Kündigung zu befürchten. Ein entsprechendes Gesprächsprotokoll trägt die Unterschrift aller Beteiligten. Doch heute will die Witwe des Kiesgrubenbesitzers Josef Hocheder nichts mehr davon wissen.

"Wir wären ja bereit, Zugeständnisse zu machen", zeigt sich Reisinger gesprächsbereit. Auch über die Pacht (derzeit 600 Mark) für das 2,5 Hektar große Areal ließe sich reden. Doch Hildegard Hocheder überhörte bisher jede Offerte. Auch die Bitte um eine Gnadenfrist ließ sie unbeantwortet.

"Ich frage mich, was soll das", hat Reisinger wenig Hoffnung auf Erfolg. Dabei kann Hildegard Hocheder wenig mit dem Silbersee anfangen. Im Gegenteil: Sie halst sich eine Menge Arbeit auf. Gemäß des Fischereigesetzes müssen regelmäßig Hege- und Besatzpläne erstellt werden, muß das Areal gepflegt werden. "Wir kontrollieren auch regelmäßig die Wasserqualität", nennt Reisinger eine weitere Auflage und fragt, ob Hildegard Hocheder weiß, auf was sie sich einläßt.

Und wie könnte sie den Silbersee sonst nutzen? "Vielleicht will sie ihn ja verfüllen", mutmaßt Reisinger. Aber dafür, sagt Schindler, gibt es nie und nimmer eine Genehmigung. Und auch auf dem Areal der Hundesportler kann sie wenig machen: Dessen Nutzung ist in einem Bebauungsplan festgeschrieben - als Übungsgelände für den Verein.

Die "Kickers" kommen Spvgg 02 Griesheim feiert eine Woche lang Jubiläum

GRIESHEIM. Ihr 90jähriges Bestehen feiert die Spielvereinigung (Spvgg) 02 Griesheim mit einem großen Jubiläumsprogramm. In einer akademischen Feier am Samstag, 1. August, um 11 Uhr im Bürgerhaus Griesheim (Schwarzerlenweg) werden Stadträtin Sylvia Schenk sowie Prominenz aus Wirtschaft und Vereinen die Festreden halten. Zudem stehen viele Ehrungen, auch durch den Hessischen Fußballverband, auf dem Programm; für die Musik sorgt der Akkordeon-Verein "Heiterkeit".

Schon am Vorabend (Freitag, 31. Juli, 19.15 Uhr) tritt die Erste Mannschaft gegen den FV Stierstadt an. Ort dieser wie auch aller anderen Begegnungen: dDer Rasenplatz an der Eichenstraße. Richtig zur Sache geht es am Sonntag, 2. August: Ab 10 Uhr laufen die F-Schüler-Mannschaften zum Wettstreit um den Frankfurter Sparkassen-Cup auf. Für 13 Uhr ist das Finale der Ersten Mannschaften um den Sparkassen-Cup angesetzt.

Am Montag, 3. August, bestreitet die Reserve der "02er" um 19.30 eine Partie gegen die SG Griesheim. Tags darauf will es die "Erste" gegen die Offenbacher Kikkers wissen (Anpfiff um 19 Uhr). Der Mittwoch, 5. August, gehört den Damen. Um 19 Uhr zeigt die SG Praunheim (1. Bundesliga) ob sie sich gegen die Kickerinnen vom Zweitligisten TSG 1951 Frankfurt durchsetzen kann. Am Donnerstag, 6. August, tragen die "Ehemaligen" der Spvgg eine Partie aus (19 Uhr). Montags bis donnerstags, jeweils für 17 Uhr, sind zudem Jugendspiele angesetzt.

Freitags (7. August) mißt sich die Reserve mit der SG Westend (17.45 Uhr) und die erste Mannschaft wird um 19 Uhr versuchen, sich gegen den Landesligisten FC Italia achtbar aus der Affäre zu ziehen. Für Samstag ist ein Altherren- Turnier angesetzt (ab 10 Uhr), am Abend gegen 19 Uhr ist Musik im Festzelt angesagt, das auch unter der Woche geöffnet ist. Den Abschluß macht am Sonntag, 9. August, das A-Jugend-Turnier zum Gedächtnis von Rainer Raab, Beginn ist um 10 Uhr. Ab 16 Uhr öffnet die Disco im Festzelt. ask

Rödelheimer Pflaster war stets hart 1. FC 02 feierte Jubiläum

RÖDELHEIM. Der Sekt im Jubeljahr schmeckt schal in Rödelheim: Die Feiern zum 90jährigen Bestehen des 1. Rödelheimer Fußballclubs (FCR) 02 waren gerade vorbei und die Punktrunde beendet, da verließen 14 Spieler den Verein. Dabei ist der FCR nicht einmal abgestiegen. Die Erklärung ist ganz einfach: Der Verein versteht sich als "Amateurclub reinsten Wassers" und ist deshalb nicht in der Lage Summen zu zahlen, die laut Aussage des Vorsitzenden Manfred Struck selbst in den tieferen Klassen schon über den Tisch gehen.

Der Aderlaß trifft die Rödelheimer im Jubiläumsjahr besonders hart, vor allem, nachdem der Abstieg aus der Bezirksoberliga Frankfurt-West gerade noch abgewendet werden konnte - der neunte Rang am letzten Spieltag täuscht über die Dramatik der Saison ein wenig hinweg. Struck hofft im Blick nach vorn, mit den verbliebenen Spielern dennoch "die kommende Runde gut zu überstehen".

Dabei mag ihn ein Blick in die Chronik der vergangenen 90 Jahre bestärken. Sie zeigt, daß die Rödelheimer schon mit ganz anderen Miseren fertig wurden: Am 12. April 1902 riefen zwölf Kicker im Gasthaus Taunus den 1. Rödelheimer Fußballclub 02 ins Leben. Mit mannigfaltigen Schwierigkeiten hatten die Kicker zu kämpfen: In der "Hausener Kuhle" mußten die Tore jedesmal neu aufgestellt werden und den Ball hatte man zwar billig beim SC 1880 erworben, doch er war "rund" wie ein Ei. Immerhin: Die Rödelheimer Bevölkerung fand nach anfänglicher Skepsis langsam aber sicher Gefallen an dem "neuartigen Sporttreiben". Schließlich bekam der FCR 1907 auch einen Sportplatz an der Sossenheimer Landstraße.

1919 wurde ein neuer Platz an der Westerbachstraße bezogen - es sollte nur eine der Stationen in den folgenden Jahren sein. Sportlich taten sich die Rödelheimer, die 1908 im Südwestdeutschen Fußballverband Mitglied wurden, nicht sonderlich hervor. Zum "runden" Geburtstag 1932 fusionierte der FC mit dem Fußballclub Wacker Rödelheim. Trotz des größeren Spielerkaders verlief der Weg nach unten bis in die Kreisklasse.

1938 fanden sich die Spieler des 1. FC Wacker 02 als Fußballabteilung im VfL Rödelheim wieder. Damit begann - kurioserweise - der sportliche Aufstieg. Der Chronist vermerkte zudem, in jener Zeit sei für namhafte Gegner wie Union Niederrad, Rot-Weiß oder Germania 94 "das Rödelheimer Pflaster stets sehr hart gewesen".

Als der Spielbetrieb 1944 / 45 fast darniederlag, sorgten die Brüder Heini und Jean Opper für frischen Wind. 1946 nannte sich der Verein wieder 1. Rödelheimer FC und konnte prompt seine erfolgreichste Periode einläuten. Dem Aufstieg in die Landesliga folgten weitere gute Plazierungen. Der Durchbruch bis zur Spitze, in die Süddeutsche Oberliga, gelang jedoch erst 1948. Dort kam es, wie es kommen mußte: Eine Niederlage nach der anderen. Dem stand mancher Überraschungssieg gegenüber - die Rödelheimer hatten deshalb ihren Spitznamen als "Totoschreck" schnell weg. Ebenfalls in diese Zeit fiel ein Match gegen eine Fortsetzung auf Seite 5

Die "Luftnummer" fiel aus Beim Kinderfest der SPD war Spiel und Spaß Trumpf

NIEDERRAD. "Das muß ich doch auch mal probieren." Verlockend liegt es da, das knallrote Riesenhüpfkissen, geradezu einladend. Fünf auf fünf Meter groß, dick mit Preßluft aufgeblasen: Ein (Kinder-)Traum. Und wie es sich da drauf springen läßt! Also: "Das muß ich jetzt auch mal probieren." Dankwart Breithaupt, Vorsitzender des Niederräder SPD-Ortsvereins und immerhin schon 54 Jahre alt, ist von seiner Idee nicht mehr abzubringen. Da. Jetzt sind die Kinder mal runter von dem Springkissen: Schuhe aus und nichts wie rauf. Endlich. Doch nach ein paar vorsichtigen Hüpfern am Rand - Ende der Vorstellung. Auf die enttäuschten "Ohs" der Genossen, die ihrem Vorstand gern bei der "Luftnummer" zugesehen hätten, winkt er ab: "Zu gefährlich."

Zur Ehrenrettung: Breithaupt war nicht der einzige unter den Erwachsenen, der mit der roten Riesen-Luftmatratze beim Kinderfest des Ortsvereins heftig liebäugelte. "Die anderen haben sich nur nicht getraut", stellte keck ein Kind fest.

Aber auch ohne den großen Sprung des Vorsitzenden war beim Fest auf der Fröbelwiese für beste Unterhaltung gesorgt. Die Falken hatten das Spielmobil vom Abenteuerspielplatz Riederwald mitgebracht. Hauptattraktion außer dem Hüpfkissen: die Rollenrutsche. Mit viel Geschrei ging's in kleinen Plastikwannen das zehn Meter lange "Förderband" runter - und das pausenlos. Wer es ruhiger mochte, durfte seine Phantasien am Schminktisch ausleben.

"Wenn wir das Fest mitten in die Sommerferien legen, so ist das Absicht", klärte Dankwart Breithaupt auf. Es sei für die gedacht, die keinen Urlaub haben buchen können - ein kleines Bonbon, um ihnen das Zuhausebleiben zu erleichtern.

Elke Tafel, Mitglied im Ortsverein und Kinderbeauftragte im Ortsbeirat 5, freute sich über die Resonanz: "So viele Besucher hatten wir noch nie." Vielleicht läge das am Spielmobil, das zum ersten Mal in den neun Jahren, die es das SPD- Kinderfest gibt, dabei war.

Aber Rollenrutsche und Schminke waren schnell vergessen als Puppenspieler Otto Bausch zum Kasperletheater läutete. Und als die berühmte Frage kam: "Seid ihr alle da?" da fehlte keiner von den weit mehr als 70 Jungen und Mädchen. "Er ist ein echter Künstler", zollte Breithaupt ihm Bewunderung. Seit 44 Jahren ist Bausch mit den Puppen auf Achse, der Familienbetrieb ist sogar schon mehr als 100 Jahre alt. "Ein richtig schönes, altmodisches Figurentheater", waren sich da die Erwachsenen einig.

Sie saßen derweil bei Ebbelwei und Gebäck im Schatten der Birken und plauschten. Die Eltern informierten sich bei den Stadtteilpolitikern über neue Vorhaben. "Was wird denn mit der Tempo-30-Zone?" und wie das mit der Villa Manskopf denn weiterginge. Oder sie lauschten den Geschichten, die Forstdirektor Werner Ebert - er war selbst fünf Jahre lang Vorsitzender der Niederräder SPD - zu erzählen wußte. Der genoß es, das Kinderfest nach neun Jahren einmal mit viel Muße zu verbringen: War er doch in früheren Jahren als Spiel-Organisator stets der gefragteste Mann Fest. ask

Wettrennen

MÜHLHEIM. Ein Jaguar und ein BMW jagten über die Offenbacher Straße in Richtung Mühlheim. Die Fahrer hupten wild, zeigten sich die Fäuste und jede Menge Vögel bei diesem Grand Prix der ungewöhnlichen Art.

Vor der roten Ampel an der Ecke Friedenstraße/Bieberer Straße hielt der BMW-Fahrer, der im Jaguar setzte sich davor: Da fuhr der BMW dem Jaguar in die Seite. Dann stiegen die Herren aus ihren Nobelkarossen und krempelten die Ärmel hoch. "Die unfallaufnehmenden Beamten hatten alle Hände voll zu tun, um die Kontrahenten zu trennen", berichtet die Polizei. lz

Kostenfrage bringt eine neue Kunstdebatte Über Nidderauer Rathausskulptur noch nicht entschieden / Werden Entwürfe abgespeckt?

NIDDERAU. Der Bau ist bald ein Jahr in Betrieb, die "Kunst am Bau" will aber nicht gedeihen. Wird denn noch eine Skulptur den Vorplatz des Nidderauer Rathauses zieren, oder warten die Bürger(innen) vergeblich auf die kulturelle Bereicherung beim Weg ins Paß- oder ins Sozialamt? Kunst ist immer noch beabsichtigt, hört man aus dem Rathaus. Doch welche? Die Entscheidung darüber scheint erneut offen zu sein.

Als Favorit des Magistrats lag bisher ein Entwurf der in Heldenbergen ansässigen Dagmar Mundhenke im Rennen. Je konkreter die Gespräche über seine Verwirklichung, in desto weitere Ferne scheint diese nun zu geraten, Grund: Die Kosten laufen davon. Erster Stadtrat Heinz Appel spricht von 200 000 Mark für die von Mundhenkes erstem Entwurf vorgesehenen Materialien und deren Bearbeitung.

Das letzte Wort hier ist noch nicht gesprochen, betonen sowohl der Baustadtrat als die Heldenbergerin. Man könne noch darüber reden, etwa das Wasserbecken wegzulassen, in das sie ihre Arbeit gern stellen wollte. Appel denkt, es könne eventuell auch eine "abgespeckte Variante" realisiert werden. Die Kugeln aus verschiedenem Granit und Metall könnten ja eventuell auch auf einem nur verkleideten, also nicht-massiven Sockel liegen. Wenn nun die meisten der am Entscheidungsprozeß Beteiligten wieder aus den Ferien zurückkommen, will die Stadt darüber Gespräche aufnehmen.

Interessant ist, daß der Stadtrat von sich aus in diesem Zusammenhang wieder auf die Skulptur des inzwischen verstorbenen Hubert Seelig zu sprechen kommt. Nach einer Ausstellung der Kunstwerkstatt im Ostheimer Bürgerhaus vor mehr als anderthalb Jahren lag sie zerbrochen in einer Ecke des städtischen Bauhofs herum.

Anfang vorigen Jahres war die Plastik von der Kunstwerkstatt als "kostensparende Lösung" angeboten worden. Allerdings sollte sie nicht in rostigem Rohstahl, sondern als in Bronze gegossene Arbeit in einem Bassin vor dem Rathauseingang stehen. Der von den Berufskünstler(inne)n veranschlagte Kostenrahmen blieb im fünfstelligen Bereich. Seelig wollte damals sogar noch auf ein Honorar verzichten. Für eine vergleichbare Arbeit hatte die Kunstwerkstatt mit 50- bis 60 000 Mark kalkuliert.

Stadtrat Appel hat selbst nie einen Hehl daraus gemacht, daß die scharfkantige Seelig-Skulptur ästhetisch nicht ganz nach der Nase ist. Er erweckt nun aber den Eindruck, als könne ihn die Ökonomie vielleicht doch noch mit der Arbeit des Verstorbenen versöhnen. Jedenfalls hat er schon einen Gedanken darauf verwendet, daß es vielleicht sogar im Sinn des Künstlers wäre, die Arbeit in ihrer vorhandenen, rostigen Fassung zu belassen, also auf einen schönenden Bronzeguß zu verzichten.

Dann fügt er aber an: "Ich hab's zum Glück nicht zu entscheiden" und verweist auf den Kulturausschuß der Stadtverordnetenversammlung. Ob der allerdings die Seelig-Arbeit so roh akzeptieren wird, wie sie nun nach der Reparatur der gebrochenen Schweißstelle auf dem Bauhof steht, ist mehr als fraglich.

Angeblich hatte es, während der Künstler das Werk öffentlich präsentiert hatte, in Ostheim böse Reaktionen aus der Bevölkerung gegeben, wiewohl diese damals noch keinen Pfennig dafür aufgewendet hatte.

Die bislang städtischerseits nur aus Kostengründen in Frage gestellte Dagmar Mundhenke vertritt die Auffassung, daß eine Arbeit, für die, welche sie täglich betrachten müssen, keine ästhetische Beleidigung sein dürfe. Etwas Angenehmes soll es vielmehr sein; als Künstler(in) könne man sich nicht alles erlauben. Deswegen hätte sie es - gerade in einem kleinen Rahmen wie in Nidderau - "besser" gefunden, wenn man das Volk hätte abstimmen lassen. Ein Vorschlag, wie ihn voriges Jahr auch Bürgermeister Otfried Betz schon einmal in die Debatte geworfen hat.

Ob das Volk sich in seinem Empfinden letztlich mehr vom Auge, vom Portemonnaie oder gar vom Sachverstand leiten ließe als die befaßten Politiker(inn)en? Möglicherweise würde auch der Favoritin dabei nochmals Konkurrenz erwachsen: Auch ein Ostheimer Bürger habe noch einen Vorschlag für die Platzgestaltung vor dem neuen Rathaus gemacht, wie Stadtrat Appel zu verstehen gibt. Ul

Brief an die Redaktion "Kellers Alternative zur B 275 a ist Unfug"

Über Sinn und Unsinn der geplanten großräumigen Umgehung Ober-Mörlens und Bad Nauheims durch die Bundesstraße 275a diskutierten in einem FR-Streitgespräch der Bad Nauheimer hauptamtliche Stadtrat Peter Keller (SPD), die Ober-Mörler Bürgermeisterin Erika Schäfer (SPD), Walter Baar, Sprecher der Bürgerinitiative für die B 275a in Ober-Mörlen, Professor Dr. Wilfried Hausmann, Vorsitzender der Naturschutzgruppe Bad Nauheim, und Ernst Kronich, stellvertretender Leiter des Straßenbauamtes in Gießen. Wir berichteten am 16. Juli 1992 unter der Überschrift "Über Abgase, neues Denken und 'geheime' Studien" über dieses Gespräch. FR-Leser Philipp Rippel, Sprecher der Bürgerinitiative "Abgas- und Lärmnotwehr" in Bad Nauheim, schreibt uns dazu:

"Das FR-Streitgespräch über die geplante Umgehungsstraße B 275a beweist einmal mehr, zu welch unhaltbaren Konsequenzen eine Opposition ohne wirkliche Alternative führt. Zunächst freilich fällt auf, daß die hier zu Wort kommenden Trassengegner beide Bad Nauheimer sind, während die zwei Befürworter, die sich von der B 275a eine dringend benötigte Verkehrsentlastung versprechen, in Ober-Mörlen wohnen. Daß hingegen aufgrund zahlreicher Gutachten und unüberhörbar geäußerter Bürgermeinungen das Bad Nauheimer Stadtparlament seit 1982 mit großer Mehrheit hinter der B-275a- Planung steht, spricht eher für die Übereinstimmung zwischen den beiden Nachbargemeinden. Es ist daher nicht nur unzutreffend, sondern auch beschämend, wenn der das Heilbad vertretende Gesprächsteilnehmer, Stadtrat Peter Keller, erklärt: 'Ober-Mörlen will seine Probleme auf Nauheimer Kosten lösen'.

Wenig glaubwürdig ist auch Kellers Berufung auf den Naturschutz, mit der er seine neue Ablehnung der B 275a zu begründen sucht: als Alternative zur geplanten Trasse bietet er lediglich die noch im Bau befindliche B 3a-Umgehung an. Diese solle den starken Verkehr zwischen Friedberg und dem Usinger Tal aufnehmen, der zur Zeit den Schleichweg durch das Bad Nauheimer Wohnviertel am Hochwald nimmt und hinter Ober- Mörlen das Usa-Tal erreicht. Durch die Schließung dieser kurzen Verbindung will Keller Tausende von Autofahrern auf den langen Umweg östlich und nördlich um Bad Nauheim (bis über die Römerhöfe an der B 3 zwischen Nieder-Mörlen und Nieder-Weisel) schicken und anschließend zusätzlich der überlasteten Ortsdurchfahrt von Ober-Mörlen aufbürden. Das ist gegenüber der fünf Kilometer langen B 275 a eine Fahrtstrecke von 15 Kilometern! Zur Überprüfung genügt die gleichfalls in der FR vom 16. Juli 1992 wiedergegebene Planskizze im Maßstab 1 : 50.000 (2 cm = 1 km). Am einfachsten legt man einen Faden auf die beschriebene Strecke, anfangend am B 275 a-Anschluß 'Am Pfaffenbrunnen' und endend an der B 275 a-Abzweigung im Usa-Tal gegenüber dem Maiberg, und mißt dann die Fadenlänge.

Der Unfug einer solchen Verkehrsführung würde nicht nur eine unverantwortliche Mehrbelastung für die Anwohner der Ortsdurchfahrt in Ober-Mörlen mit sich bringen, sondern auch durch die dreimal längere Fahrtstrecke die Umwelt mit dem Dreifachen an Abgasemissionen schädigen. Auch wer dann die relative Abkürzung durch das Bad Nauheimer Kurviertel wählte, würde hier in Staus geraten und die Abgase noch vermehren. Kellers 'Alternative' steht daher im krassen Widerspruch zu dem weltweit anerkannten Gebot einer Verminderung des Ausstoßes von Kohlendioxid. Daß die um zwei Drittel kürzere B 275 a über 600 Meter von den Waldteichen Bad Nauheims entfernt wäre und dort durch einen Geländeeinschnitt verliefe, der sie dem Blick entziehen würde, scheint der Stadtrat gar nicht zu wissen."

Philipp Rippel

Sprecher der Bürgerinitiative "Abgas- und Lärmnotwehr"

Benekestraße 10

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.) 6350 Bad Nauheim

Reklame und Buddhismus Der Manager des 5. Museumsuferfests, Harry Owens, hat bekanntgegeben, daß er auf dem Fest eine fünf Kilometer lange Leine mit "Gebetsfahnen" von den Besuchern schmücken lassen will - siehe FR vom 14. 7. 1992. Wie man weiter hört, soll diese Gebetsfahnenleine dann, gesponsort von der Zigarettenmarke Peter Stuyvesant, im Duft der großen weiten Welt "in Tibet oder der Chinesischen Mauer" ausbleichen. Was für eine Geschmackslosigkeit! Da wird der tibetische Buddhismus mal eben als Zigarettenreklame verramscht und jede Sensibilität gegenüber dem seit mehr als 40 Jahren von China besetzten Tibet vergessen. Was stört es den Traumtheatermacher Harry Owens, daß in Tibet seit 40 Jahren Menschen brutal mißhandelt und buddhistische religiöse Symbole wie Gebetsfahnen und Mani-Steine in den Dreck gezogen werden. Gerade hört man, daß die Klosterburg des Dalai Lamas in Lhasa, der Potala, auf zerstörerische Weise "renoviert" wird, wobei u. a. Jahrhunderte alte Fresken übermalt werden. Man hört von der Verhaftung und Folterung von sieben tibetischen Nonnen und Mönchen, die am 20. März diesen Jahres gewaltlos für die Freiheit Tibets demonstierten. Und erst am 11. 7. 1992 veröffentlichte die FR einen Bericht über das schreckliche Schicksal des Tibeters Dorje Wangdu, der wegen religiöser Aktivitäten in einem chinesischen Konzentrationslager gelandet ist.

Es ist mehr als traurig, daß das Volk der Tibeter, dessen gewaltloser Freiheitskampf von der Öffentlichkeit permanent ignoriert wird, es andererseits mit ansehen muß, daß seine Kultur auf banalstem Niveau vermarktet wird: Harry Owens hat ein billiges Spektakel und die Zigarettenindustrie einen blödsinnigen Werbe-Gag. Es ist schön, Feste zu feiern, aber dabei sollte man nicht auf den Gefühlen anderer, ihre Problemen ignorierend, herumtrampeln. Jürgen Gabel, Initiative "PRO TIBET", Hanau "Blüte der Verkehrskultur" Der Artikel "Tausende Falschparker von Taxi-Sheriffs angezeigt" (FR vom 25. 6.) und die Rechtfertigung dieser Vorgehensweise durch Herrn N. Brinkmann, Taxi Avanti GmbH Frankfurt (Leserbrief, FR 14. 7.), ist eine weitere Blüte der deutschen "Autofahr- und Verkehrskultur" schlechthin. Da treten die Taxifahrer als Wächter der Ordnung auf und beklagen sich ihrer beraubten Erwerbsmöglichkeit, doch bedeutet ein (fast) weißes Auto zu fahren, nicht gleichzeitig auch eine (fast) weiße Weste zu haben.

Wer wurde denn noch nicht auf dem Weg zum Flughafen rechts von einem Taxi mit überhöhter Geschwindigkeit überholt, mußte zusehen wie Taxis das Busspursignal als das ihre deuteten oder durfte vom Fahrrad absteigen, weil das Taxi Radwege als Belade-, Entlade- und Wartezone begreift? Eine Liste die sich beliebig verlängern ließe. Von solch vorbildlichen Verkehrsteilnehmern lasse ich mich dann auch gern einmal anzeigen, wenn ich mein Auto in einer leeren Taxibucht am Samstagmorgen mit vier großformatigen Bilderrahmen belade. Da weiß man was man hat! Ich hoffe nur, daß mit den Einnahmen durch solche Strafmandate der Einsatz von Hilfspolizisten finanziert wird, denn deren Urteilsvermögen wird geschult. I. Pilari, Frankfurt Projekt Arbeitsmarkt Die Werkstatt Frankfurt leistet mit ihrem "Projekt Arbeitsmarkt" sicherlich verdienstvolle Arbeit, indem sie eine Teilgruppe von Langzeitarbeitslosen dem Arbeitsmarkt zuführt und damit ein primäres Bedürfnis vieler (nicht aller) Langzeitarbeitsloser erfüllt: die Rückkehr in die Arbeitswelt. Dieses Ziel erreicht jedoch nur ein Teil der Langzeitarbeitslosen. Nach bislang unveröffentlichten Ergebnissen einer Untersuchung des Instituts für Polytechnik und Arbeitslehre der Universität Frankfurt sind dies maximal 50 Prozent.

Die Frage muß daher lauten: Was passiert mit den übrigen, also jenen auf den ersten Blick wirklich "aussichtlosen Fällen"? Davon ausgehend, daß "Spontanheilungen" in der beschriebenen Art und Weise nicht die Regel, sondern trotz allergrößtem Engagement professioneller Helfer die Ausnahme sind, ergibt sich als gesellschaftspolitischer Auftrag für Arbeitsloseninitiativen die längerfristige Betreuung derer, die zunächst weder in den ersten noch den zweiten Arbeitsmarkt zu vermitteln sind. Für sie gilt es, durch persönlichkeitsstabilisierende Maßnahmen den Nährboden dafür zu schaffen, daß ein behutsames Herantasten - und kein Sprung ins kalte Wasser der Arbeitswelt - ermöglicht, in vielen besonders krassen Fällen: menschenwürdiges Dasein erst wieder lebbar wird.

Diese Aufgabenstellung liegt jenseits des allgegenwärtigen Kosten-Nutzen- Denkens, ist aber im Sinne der Betroffenen unerläßlich. Spektakuläre Erfolge, wie in Ihrem Artikel beschrieben, prägen weit weniger den Alltag unserer Arbeit als Rückschläge, Enttäuschungen, Resignation und Hoffnungslosigkeit seitens der Betroffenen. Mittelkürzungen der ohnehin alles andere als üppig ausgestatteten Initiativen bürden jenen eine neue Last auf, die durch massive Einschränkungen ihrer Lebensqualität bereits ihren Preis für diese Gesellschaft zahlen: die Arbeitslosen. Wolfgang Leiberg, Beratungsstelle für Arbeitslose, Biedenkopf

Wird für Wehrpflichtige "ungewisse Zukunft wieder Gesetz"? KDV-Zentralstelle besorgt über Entwurf der Hardthöhe zur Einberufung / Höchstalter soll - mit Ausnahmen - 25 Jahre sein Von unserem Redaktionsmitglied Pitt von Bebenburg

FRANKFURT A. M., 20. Juli. Die vom Verteidigungsministerium eingesetzte "Kommission Konzeption Wehrersatzwesen" hat einen Gesetzentwurf vorgeschlagen, mit dem das Einberufungshöchstalter von 28 auf 25 Jahre herabgesetzt werden soll. Besorgt über den Kommissions- Entwurf hat sich die "Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer" in Bremen geäußert, obwohl sie dessen Ziel ausdrücklich begrüßt.

Die Zentralstelle befürchtet, daß die vorgeschlagene Novellierung genau das Gegenteil des Beabsichtigten bewirken könnte, indem für bestimmte Gruppen junger Männer das Höchstalter für die Einberufung zu Wehr- oder Zivildienst "in Wirklichkeit" von 25 auf 28 Jahre heraufgesetzt werde.

Derzeit dürfen Wehrpflichtige laut Gesetz bis zur Vollendung des 28. Lebensjahres einberufen werden. Als "administrative Ausnahme" wurde jedoch festgeschrieben, daß junge Männer nur bis zum vollendeten 25. Lebensjahr gezogen werden. Dadurch werden derzeit - von wenigen Ausnahmen wie Medizinern und Sanitätern abgesehen - Männer nicht eingezogen, wenn sie älter als 25 sind.

Dem Kommissions-Entwurf zufolge soll künftig 25 als Einberufungshöchstalter gelten. Davon ausgenommen werden sollen jedoch all jene, die als "vorübergehend nicht wehrdienstfähig" eingestuft werden. Diese Männer müßten deshalb bei einer Verabschiedung der Kommissions-Vorlage drei Jahre länger als bisher in der Unsicherheit leben, ob sie nicht doch zum "Bund" müssen, fürchtet die Bremer Zentralstelle. Damit seien schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbunden.

Besonders hart getroffen würden Kriegsdienstverweigerer (KDV), meint die Zentralstelle. Denn während die Bundeswehr ohnehin nicht alle jungen Männer eines Jahrgangs unterbringen könne, werde jeder verfügbare Zivildienstleistende einberufen.

Zu den betroffenen Ausnahmegruppen gehören im einzelnen:

• Studenten und Auszubildende, die zwei Drittel ihrer Mindestausbildungszeit absolviert haben,

• Auszubildende, die ohne Abitur eine erste Berufsausbildung machen, während der gesamten Dauer ihrer Ausbildung,

• Schüler, die auf dem zweiten Bildungsweg Haupt- oder Realschulabschluß oder Abitur/Fachabitur machen, und

• Dienstpflichtige, die durch Krankheit oder Unfall vor Vollendung des 25. Lebensjahres "vorübergehend nicht verwendungsfähig" werden.

Die Bremer KDV-Lobby bemängelt, daß für diese Gruppen "ungewisse Zukunft wieder Gesetz" werde. So werde etwa "derjenige, der gesundheitliche Beeinträchtigungen hat, in der Praxis gegenüber dem gesunden Wehrpflichtigen schlechter gestellt".

Die Zentralstelle folgert: "Das, was nach unserem Eindruck von den verschiedenen Bundestagsfraktionen politisch gewollt wird, wird mit dem Formulierungsvorschlag der Administration zumindest unterlaufen, wenn nicht ins Gegenteil verkehrt."

Was Kinder und Lehrer an den Schulen kaputtmachen, repariert Gerhard Königsamen "Es ist nicht

schlimmer

als früher"

Von Siegfried Scholz

OFFENBACH. Eine Tugend, die nach dem Polit-Philosophen und Soziologen Max Weber jeder Politiker haben sollte, nämlich die Geduld zum Durchbohren dicker Bretter, pflegt Gerhard Königsamen jeden Tag in seiner Kellerwerkstatt der Eichendorff-Schule. Der 50jährige gelernte Schreiner hat als städtischer Mitarbeiter einen ungewöhnlichen und einmaligen Arbeitsplatz: Er ist Schulschreiner. Zur Ferienzeit ist bei ihm Hochkonjunktur.

Wieso braucht man einen Schulschreiner? Veredelt er Holzköpfe? Verziert jenen Bretter, die man vor dem Kopf hat? Gerhard Königsamen repariert vornehmlich die Gegenstände, die irgendwie kaputtgegangen sind, und zwar für alle Offenbacher Schulen. Außerdem baut er für Schulfeste und Projektwochen zusammen mit Schülern und Lehrern jede Mengen Stände, Gerüste und Bühnen.

"Durch Herrn Königsamens Können und Fachkenntnisse spart die Stadt viel Geld", sagt Bodo Zinser, stellvertretender Schulamtsleiter und damit Koordinator für Schulrenovierungen und -neubauten; in diesem Jahr waren das schon 50 000 Mark. Was Gerhard Königsamen nicht wieder in Ordnung brächte, müßte an Firmen vergeben werden. Die steuersparende Planstelle des Schulschreiners gab es schon immer, berichtet Zinser. Königsamen hat den Job seit sechs Jahren. Er bewarb sich, als sein Vorgänger in den Ruhestand ging.

Einmal im Jahr müssen alle Turn- und Sportgeräte in den Turnhallen auf ihre Sicherheit überprüft werden. Da begutachten die Sicherheitsexperten jedes Sportgerät und suchen nach Schwachstellen, fertigen dann eine lange Liste an. Gerhard Königsamen repariert und/oder ersetzt angeknackste Holmen an Barren, repariert wacklige Schwebebänke, Stühle und Tische, zerborstene Sprungkästen und zerfranste Kletterseile. Er schleift mit Namen und sonstigen Sprüchen verunzierte Tische wieder so glatt ab, daß sie wie neu aussehen. Er baut den Lehrern Schrankwände, Regale und Teeküchen, wechselt auch Türen aus. Zur Zeit hat er Hochkonjunktur, denn zum Schulanfang müssen die Möbel und Sportgeräte wieder gebrauchsfertig sein.

Der gelernte Schreiner Gerhard Königsamen repariert in seiner gut ausgestatteten Werkstatt aber nicht nur, sondern fertigt auch neue Schulmöbel an. Zur Zeit produziert er rund 400 Pinnwände. In Absprache mit den Hausmeistern und den Lehrern besorgt er auch Ersatzteile und Materialien.

Gerhard Königsamen nimmt sich auch der Gegenstände an, die so täglich im Schulalltag kaputtgehen und berät die Hausmeister bei kleineren Reparaturen.

Täglich schlimmer werdender Vandalismus, Zerstörungswut und zunehmende Gewaltbereitschaft in der Schule? Davon hat Gerhard Königsamen noch nichts gemerkt: "Die Kinder machen heute auch nicht mehr kaputt als wir damals", sagt er. Nur einmal hat er sich gewundert, als in der Schillerschule ein massives Treppengeländer aus dickem Eichenholz zerbarst: "Ich versteh' nicht, wie die das kaputtgekriegt haben. Da muß einer unwahrscheinlich viel Kraft gehabt haben."

Die Karnevalisten feiern heute ihr Sommerfest

KRONBERG. Der 11. 11. ist lange vorbei, bis zum nächsten dauert's noch ein Weilchen. Dennoch versammelt sich die Kronberger Carneval-Gesellschaft am Samstag, 25. Juli, ab 17 Uhr, in Schmitt's Klause "In der Schneidhohl 8" (Oberhöchstadt): Das Sommerfest steht auf dem Programm. Michael Arndt soll für musikalischen Schwung sorgen. mk

Zwei Schwerverletzte: Die Fahrkünste überschätzt

GEDERN / NIDDA. Ein Büdinger Motorradfahrer überschätzte am Sonntag seine Fahrkünste. Auf seiner PS-starken Maschine hatte er in der Gederner Gemarkung am späten Nachmittag bei Schönhausen einen Personenwagen überholt, berichtet die Büdinger Polizei.

Er beschleunigte dabei offenbar so stark, daß das Zweirad beim Einordnen nach rechts abhob, quer zur Fahrtrichtung geriet und nach rechts gegen die Leitplanke krachte. Der Fahrer rutschte unter der Leitplanke hindurch und blieb schwer verletzt im Graben liegen. Das Büdinger Krankenhaus nahm ihn stationär auf.

Vier Stunden später ruinierte ein alkoholisierter Autofahrer bei Ober-Lais seine Gesundheit. In einer langen Linkskurve raste er laut Polizeibericht über die rechte Bankette. Das Auto des Kefenröders landete auf dem Dach in einem Maisfeld. Der Fahrer wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. nes

Die Inszenierung von E-Musik Brian Michaels wird den "Gelben Hai" ins Bild setzen

Die ersten Blitze zuckten zwei Stunden vor dem Gewitter: im Frankfurter Hof, als sich Frank Zappa und sein Troß der Presse stellte. Zappa, der sich seit mehr als einer Woche in Frankfurt aufhält, um zusammen mit dem Ensemble Modern die Uraufführung seines Spektakels "The Yellow Shark" in der Alten Oper zu erarbeiten, gab sich Mühe, einiges über die spektakuläre Aufführung zu erzählen, aber doch nicht ganz und gar die Katze aus dem Sack zu lassen.

Dieter Rexroth von der Alten Oper hatte vor zwei Jahren die Idee, den Musiker, der längst die Popszene hinter sich gelassen und zur E-Musik gefunden hat (es gibt eine Platte, auf der kein Geringerer als Pierre Boulez, der designierte Träger des Frankfurter Adorno-Preises, Kompositionen von Frank Zappa dirigiert) zur Zusammenarbeit mit dem Ensemble Modern zu bewegen. Man konnte Zappa mit Einspielungen von Kompositionen von Weill und Lachenmann überzeugen.

Nach ursprünglich anderen Plänen - Zappa sollte eine Komposition für das Ensemble schreiben - einigte man sich auf ein Projekt, bei dem das Ensemble und der Komponist die Arbeit gemeinsam angehen und vollenden sollen: Es wird nun bei der Begegnung mit der Rocklegende Zappa seriöse Musik, Ironie, Zeitkritik, Humor und vor allem: viel Improvisation während der Aufführung von seiten des Orchesters und des Dirigenten geben, eine Arbeit also, die für ein Werk der E-Musik neue musikalische Perspektiven eröffnet.

Peter Rundel wird - neben Zappa selbst - das Ensemble Modern dirigieren. Aber "The Yellow Shark" wird zugleich inszeniert: von Brian Michaels und ein wenig auch von Frank Zappa selbst, der ja bei seinen "Mothers of Inventionen" meist auch die Show choreographiert hat und im September "selbst das Stühlerücken" dirigieren will, wie er verriet. Denn neben der Musik soll es einen Auftritt der Tanzgruppe "Lala Human Steps" und eine "Lightshow" geben.

Verantowrtlich für die Inszenierung des Gesamtkunstwerks "Gelber Hai" ist Brian Michaels. Er ist den Frankfurtern bekannt: Hat er doch vor rund zehn Jahren das "Teatro Siciliano" im Gallusviertel ins Leben gerufen und zum Erfolg geführt. Später war er an der Staatsoper Stuttgart und arbeitet nun als freier Regisseur.

Gleich bei den ersten Proben in der Schwedlerstraße hat Michaels nach seinen Worten erkannt, daß er diese Aufgabe völlig anders angehen muß als in Oper oder Schauspiel. Er muß einen komplizierten Konzertablauf mit mehreren (für ihn zum Teil noch) Unbekannten (Orchester, Soloinstrumente wie elektronische Doppelgeige, Tablas und Percussion und Ballett) arrangieren und optisch wie musikalisch in Beziehung setzen.

Der Regisseur gestand, daß er von Zappa "ganz und gar" beeindruckt sei, von dessen hoher Professionalität wie immenser Konzentration. "Zappa ist ein Mensch ohne alle Allüren", erzählt Michaels, "und es geht ihm überhaupt nicht um seine Person - wie manchen anderen Komponisten unserer Zeit -, sondern einzig und allein um das Werk." Im September werden wir's erleben. wp

Flohmarkt und Basar

OBERURSEL. Ihr Sommerfest mit Flohmarkt und Basar feiern ältere Oberurselerinnen und Oberurseler am Donnerstag, 30. Juli, ab 14.30 Uhr in der Seniorentagesstätte (Altes Hospital).

Beim Schnäppchenbummel können sich Besucher an selbstgebackenem Kuchen und Gegrilltem laben. mk

Zur Post nicht mehr treppauf Die Rendeler haben seit Montag eine neue Poststelle

RENDEL. "Die Rendeler sind ein eigenes Völkchen mit eigenen Ansprüchen, aber mit der neuen Poststelle werden sie wohl zufrieden sein," glaubt Bürgermeister Detlev Engel bei der feierlichen Eröffnung der neuen Poststelle in der Klein-Karbener-Straße 9 am Montag morgen.

Da die Stadt Karben bei den Räumen in der ehemaligen Gemeindeverwaltung Eigenbedarf für ihre Stadtteilbibliothek angemeldet hatte, wurde die Möglichkeit genutzt, in einem ehemaligen Blumengeschäft in zentraler Lage die neue Poststelle einzurichten. Die Post kann in diesem Ortsteil del auf eine lange Tradition zurückblicken: 1883 wurde die "Posthilfsstelle" in Rendel erstmals urkundlich erwähnt.

Hilde Seipel, die seit 1974 die Poststelle in Rendel als ein-Frau-Betrieb in ihrer Hand hat, stehen jetzt außerdem drei Quadratmeter mehr zur Verfügung. Der neue Arbeitsplatz gefällt ihr, auch wenn sie die Ecken bereits nach Möglichkeiten zum Aufstellen weiterer Regale überprüft. Die Poststelle in Rendel ist bereits die fünfte, die im Bezirk Friedberg in neuen Räumen in Betrieb genommen wird. In Wöllstadt sind die Arbeiten nocht in vollem Gang.

Hannelore Guschelbauer wird als erste Kundin in der geschmückten Poststelle mit einem Blumenstrauß überrascht. Michael Seipel erhält als erster Kunde Sonderbriefmarken der Post. Die später kommenden Rendeler nutzen die in modernem Design eingerichtete Post ohne große Worte - kaum hat Hilde Seipel den Schalter eröffnet, werden Briefmarken verkauft und Geld ausgezahlt. An diesem Tag liegen aber kleine Werbegeschenke für die ersten Kunden bereit.

Die Schalterzeiten der neuen Poststelle haben sich nicht geändert. Einfacher wird der Gang in den gelb-grau gehaltenen Raum jedoch für ältere Bürgerinnen und Bürger: Die neue Poststelle liegt fast ebenerdig, und das frühere Treppenerklimmen entfällt. ub

Renovierung gleicht einem Trauerspiel Jugendhaus Frankfurter Berg: Wiedereröffnung wurde immer wieder verschoben

FRANKFURTER BERG. Leitungen baumeln von der Decke, im diffusen Licht, das durch kleine Dachluken fällt, wirken die unverputzten Wände noch kälter. Mörtel und Putz, Reste von Styropor und leere Farbeimer liegen auf dem kahlen Boden, unter einer halbfertigen Pergola stapeln sich kubikmeterweise Bretter und Bauschutt. Vor über einem Jahr wurde im Jugendhaus am Frankfurter Berg Richtfest gefeiert - doch die Bezeichnung Jugendhaus hat der Rohbau an der Julius-Brecht-Straße bis heute nicht verdient. Zigmal mußte der Eröffnungstermin aufgeschoben werden.

1988 mußte das gerade zehn Jahre alte Jugendhaus seine Pforten schließen - Schimmel an den Wänden, ein undichtes Dach und die defekte Heizung ließen den Betreuern keine andere Wahl. Mitte 1989, so hieß es damals, werde der Treffpunkt wieder öffnen, der Umbau werde 600 000 Mark kosten. Doch die Planer irrten.

Ende 1989 hatte noch kein Handwerker seinen Fuß in das Haus gesetzt - der Evangelische Verein für Jugendsozialarbeit hatte schlicht vergessen, bei der Bauaufsichtsbehörde einen entsprechenden Antrag zu stellen. Die Wiedereröffnung wurde nun für Juni 1990 anvisiert - aber auch daraus wurde nichts.

Ungeklärte Grundstücksfragen und der Fund von Asbest sorgten für weitere Verzögerungen - immerhin: Im Herbst 1990 rückten am Frankfurter Berg erstmals Bauarbeiter an. Die Baukosten waren inzwschen auf 1,1 Millionen Mark angestiegen. Im April 1991 wurde in dem Rohbau dann Richtfest gefeiert. "Es geht wieder nach vorne", freute sich Alfred Bender vom Jugendamt. Aber auch mit dieser Prognose lag der Mann falsch. Denn keine zwei Monate später drohte das Dach des Jugendtreffs einzustürzen, die Dämmplatten hatten sich nach starken Regenfällen mit Wasser vollgesogen.

"Im September 1991", sagt Angela Koch, Jugendhaus-Leiterin in spe, "war dann wieder Feierabend": Die beauftragten Baufirmen hatten ihre Arbeit niedergelegt, neue ließen sich nach Ansicht des verantwortlichen Architekten Vitezslav Fara nicht finden.

Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte die Misere im vergangenen Winter: Bauarbeiter hatten nach einem Test vergessen, Wasser aus den neuen Heizungsrohren abzulassen - nach einem Kälteeinbruch platzte die gesamte Anlage. Frau Kochs Kommentar: "Dieser Bau nervt."

Dabei hat der letzte Akt dieses absurden Theaters noch nicht einmal begonnen: Seit Januar 1992 geht es mit dem Umbau zwar "häppchenweise" voran - der Jugendtreff aber sieht noch immer aus wie ein halbfertiges Kartenhaus. Zwar wurde der Eingang planmäßig an die Julius-Brecht-Straße verlegt, zwar wurden bereits Fenster und Toiletten eingebaut. Und auch die Versorgungsleitungen sind nach langem hin und her angeschlossen. Ob das Jugendhaus aber in diesem Jahr noch eröffnet werden kann, erscheint mehr als fraglich.

Die Hauptschuld an der unendlichen Geschichte um das Jugendhaus trägt nach Ansicht von Angela Koch - die derzeit "unter miesesten Bedingungen" provisorische Jugendarbeit leistet - der Architekt Vitezslav Fara. Der arbeite völlig "konzeptionslos" und "ohne sich an Absprachen zu halten". Die Tatsache, daß immer wieder Firmen absprangen, habe Fara selbst zu verantworten - neue habe er erst auf Druck des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit gesucht. Die "stinkenden" Toilettenräume, moniert Frau Koch, habe Fara erst gar nicht renovieren wollen - die Sache haben Jugendliche vom Frankfurter Berg nun selbst in die Hand genommen.

Permanent würden zudem "zwei, drei Bauarbeiter" vorbeischauen, "die etwas machen wollen, aber nicht wissen, was". Das Fazit der Sozialarbeiterin: "Fara unterläuft Absprachen", der "Pfusch am Bau" gehe fast ausschließlich auf das Konto des Architekten.

Der jedoch findet die Vorwürfe "völlig unsinnig". Alle Bauarbeiten am Jugendhaus, beteuerte Fara gegenüber der Stadtteil-Rundschau, "waren abgesprochen" - "ich sehe bei mir keine Schuld".

Vielmehr sei bei dem Projekt am Frankfurter Berg "eines zum anderen gekommen": Unzuverlässige Firmen, nicht vorhersehbare Pannen und eine "enorme Vernichtungswelle" der Jugendlichen selbst. Die hätten im vergangen Sommer durch Vandalismus ganze Tagewerke zerstört. "Der Vandalismus", kontert dagegen Angela Koch, "bestand in einigen, wenigen Schmierereien und drei kaputten Glasbausteinen."

Den Jugendlichen am Frankfurter Berg wird es egal sein, wer die permanenten Verzögerungen zu verschulden hat. Sie müssen seit über vier Jahren ohne Jugendhaus auskommen, aus dem "Café Provisorium" in der Albert-Schweitzer-Schule ist längst eine feste Einrichtung geworden. Wann das Jugendhaus endlich wieder seine Pforten öffnen wird, kann den Jungen und Mädchen derzeit niemand sagen: Architekt Fara ist überzeugt davon, daß er den Bau "Ende August" übergeben kann. Aber auch dieser Termin ist nach Ansicht von Angela Koch "inzwischen überholt". ind

Der tropfende Wasserhahn geht mächtig ins Geld Wenn das bei der Hälfte derer in Neu-Isenburg passierte, gingen jährlich 34 000 Mark verloren

NEU-ISENBURG. Dreißig Grad im Schatten bei drückender Schwüle: Die Ausstellung der Neu-Isenburger Stadtwerke mit dem Thema "Wassersparen" paßt zum Wetter. Denn beim Betreten der Kundenberatung in der Frankfurter Straße 89 wird so manchem Besucher der Mund trocken.

Auf großformatigen Farbfotos sind sprudelnde Wasserhähne, abfließendes Wasser in edelstahl-funkelnden Spülbekken und ein aus einem Duschkopf brausender Strom des köstlichen Naß' zu sehen. Die Ausstellungsmacher scheinen 18 Eimer für die Toilette hier mit Mitteln der funktionalen Ästhetik zu versuchen, das Begehrliche und Kostbare des "lebensnotwendigen Grundnahrungsmittels Wasser", wie Energieberaterin Barb Draeger-Husmann es nennt, darzustellen.

Vor allem informieren und veranschaulichen will Draeger-Husmann. Deshalb hat sie 18 Zehn-Liter-Eimer aufgestellt. Denn ein Vier-Personen-Haushalt spült im Durchschnitt täglich 180 Liter Wasser allein durch die Toilette. "Und dabei sind die angenommenen fünf Klogänge pro Tag und Person noch niedrig gegriffen", sagt die Energieberaterin.

Abhilfe schaffe hier die Installation eines Spülkastens mit Spartaste: die würde den Wasserverbrauch unter den gleichen Bedingungen auf 72 Liter reduzieren.

Auch vom Vollbad wird in der Ausstellung abgeraten: Mit der gleichen Wassermenge könnte man nämlich drei mal drei Minuten lang duschen. 50 Prozent weniger Wasser lassen die nur ein paar Mark kostenden Durchflußbegrenzer für Wasserhahn und Duschkopf durch.

Ein großes Potential zum Wasser- und Energiesparen bieten laut Draeger-Husmann die modernen elektrischen Haushaltsgeräte, also Wasch- und Spülmaschinen.

Wertvolle Tips gibt die Beraterin allen Kunden/innen, die "möglichst vor einer Neuanschaffung" zu ihr kommen. Von bestimmten Marken abraten oder sie empfehlen, das darf die Energieberaterin jedoch nicht.

Daß es kein umweltfreundliches Waschmittel gibt, sondern nur mehr oder weniger umweltbelastende, auch darauf wird in der Ausstellung, mit Blick auf moderne Werbestrategien, aufmerksam gemacht.

Hier gilt es, so die Empfehlung, sich erst einmal nach dem Härtegrad des Wassers zu erkundigen und dann möglichst sparsam zu dosieren. Daß möglichst keine Weichspüler verwendet werden sollten, versteht sich von selbst.

Der Wasserhahn tropft: 34 000 Mark, so hat Energieberaterin Barb Draeger-Husmann ausgerechnet, würden jährlich "den Bach runter gehen", wenn in Neu-Isenburg nur in jedem zweiten Haushalt die weit verbreitete Umweltsünde begangen würde.

• Bis Freitag, 24. Juli, ist die gestern eröffnete Ausstellung noch zu sehen, und zwar täglich von 8.30 bis 13 und von 14 bis 17 Uhr. Am Donnerstag, 24. Juli, informiert um 19.30 Uhr ein zweistündiger Vortrag über die Möglichkeiten der Nutzung von Regenwasser in Haus und Garten. fra

Nach Genehmigung der Toleranzzone wächst der Druck auf Bewohner des Bahnhofsviertels Bordelle verdrängen Mieter "Ersatz-Häuser" begehrt Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Die grelle Mittagssonne treibt den wenigen Passanten in der engen Moselstraße den Schweiß auf die Stirn. Martin Reinel deutet auf das schmalbrüstige Haus mit der Nummer 44: "Hier gehen Wohnungen über die Wupper!" Der Pfarrer der evangelischen Weißfrauengemeinde und der Arbeitskreis Bahnhofsviertel schlugen am Montag Alarm: Drei Wochen nach der offiziellen Genehmigung der neuen Toleranzzone für Prostitution entstehen dort neue Bordelle, die alten Bewohner müssen weichen. Im Haus 44 verhandelt der Besitzer über Auszugs-Termine, im schon leeren Gebäude Moselstraße 42 will Pächter Klaus Mehlhorn Ende August mit städtischer Genehmigung "20 Mädel" unterbringen: "Die Mieter sind freiwillig raus!" Der rot-grüne Magistrat zeigte sich hilflos: Im "Misch-Kern-Gebiet" (mk), ließ Ordnungsdezernent Achim Vandreike (SPD) wissen, sei das Wohnen nicht geschützt. Und Michael Kummer, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), nannte "Wohnen in einer Toleranzzone sehr schwierig". Kummer legte Wert darauf, daß die Stadt vom Namen her keine neuen Bordelle erlaube - offiziell ist von "Dirnenwohnheimen" die Rede. Derweil stehen mehrere ehemalige Bordelle und "Vergnügungs"-Etablissements, die die Kommune seit Ende 1991 außerhalb der neuen Toleranzzone räumen ließ, leer: Von den Häusern Moselstraße 30 und 32 (Ex-"Cabaret Pigalle", Ex-"Lido bei Nacht") bis hin zur Elbestraße 33 und 36. Ob es zumindest hier wieder Wohnungen geben wird, steht in den Sternen: "Was die Eigentümer im einzelnen vorhaben, wissen wir nicht", sagte Vandreikes Referent Lothar Schäfer. Michael Berg vom Arbeitskreis Bahnhofsviertel: "Hier müssen sofort wieder Wohnungen zur Verfügung gestellt werden!"

Pfarrer Reinel und die Bürgerinitiative beklagten, daß die Stadt die verbliebenen Bewohner mit den Folgen der neuen Toleranzzone alleine lasse. Ihre "Minimal- Forderung": Ein "Ombudsmann" in der Stadtverwaltung müsse den betroffenen Bürgern zur Seite stehen, Bordelle dürften nur genehmigt werden, wenn die Besitzer ersatzweise neue Wohnungen schaffen. Und: Die seit zehn Jahren versprochenen Bebauungspläne zum Schutz des Wohnens im Bahnhofsviertel müßten endlich her.

Die Wirklichkeit sieht anders aus. Am 26. Juni hatte der Darmstädter Regierungspräsident Horst Daum (SPD) die rot-grünen Pläne für eine neue Sperrgebietsverordnung gutgeheißen. Die neue Toleranzzone, in der Prostitution zulässig ist, erstreckt sich zwischen Niddastraße, Weserstraße, Taunus- und Moselstraße - sie ist damit etwa ein Drittel kleiner als das frühere "Rotlichtviertel". In diesem Quartier kennt die Stadt derzeit neun Bordelle mit 473 Zimmern, wie Vandreikes Referent Schäfer am Montag sagte. Die Zahl der Prostitiuerten lasse sich nur schwer schätzen.

Nur wenige Tage nach Bekanntwerden der Darmstädter Entscheidung "stand bei uns plötzlich der Vermieter vor der Tür", erzählte gestern einer der Bewohner des Hauses Moselstraße 44. Der Hauseigentümer fragte ganz freundlich - "nach einem Termin für den Auszug". Seither verhandeln beide Seiten "um Abfindung oder Ersatzwohnung". Um ihre Wohnung vor Gericht zu kämpfen, das haben die Mieter nach längerer Überlegung nicht vor: "Das Leben hier inmitten neuer Bordelle wird doch immer schlechter werden." Klaus Mehlhorn, früherer Pächter der Bordelle Elbestraße 36 und Moselstraße 30 ("die hat mir die Stadt ja zugemacht"), legte gestern seine Sicht der Dinge dar: Das Haus Moselstraße 42 sei immer schon zum Teil gewerblich genutzt gewesen - für die Mieter der zwei Wohnungen "habe ich Ersatz besorgt". In die beiden Wohnungen zieht der Pächter nach eigener Darstellung jetzt selbst ein.

Mehlhorn ist im Bahnhofsviertel seit vielen Jahren kein Unbekannter: Interne Akten der Frankfurter Polizei zählen ihn gemeinsam mit acht anderen Personen "zum hochkriminellen nationalen und internationalen Zuhältermilieu". Mehlhorn gehörte nach den Ermittlungen der Poli- zei auch zu den Gesellschaftern der Apart-Hotel-Betriebs-GmbH, die ein geplantes Großbordell in der Breite Gasse unterhalten hätte. Das Projekt kam nicht zustande, nachdem der beteiligte ehemalige "Bordellkönig" Hersh Beker von der Polizei verhaftet worden war. Das Gebäude in der Breite Gasse ist jetzt zu einer Herzklinik umgebaut worden.

Besitzer des Hauses Moselstraße 42 ist nach Mehlhorns Darstellung Horst Hergenröther. Der Pächter beteuert, daß er gerne die beiden früheren Etablissements Elbestraße 36 und Moselstraße 30 weiterbetrieben hätte: "Aber ich durfte ja nicht."

Nach Einschätzung der Stadt werden noch andere Bordell-Betreiber Ersatz-Häuser innerhalb der neuen Toleranzzone eröffnen. Dabei ist die Sperrgebietsverordnung juristisch gesehen noch gar nicht endgültig sicher: Ein Bordellinhaber strengt derzeit vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel noch eine Normenkontrollklage gegen das Paragraphenwerk an. Pächter Mehlhorn meint freilich, daß der Kollege "zurückziehen" wird: "Er darf ja in der neuen Toleranzzone bleiben." Und Lothar Schäfer, Referent von Stadtrat Vandreike, rechnete gestern nicht mit einem Erfolg der Klage in Kassel.

Die Leidtragenden der ganzen Entwicklung aber sind die bisher noch verbliebenen Bewohner des Bahnhofsviertels: "Die ansässige Wohnkultur wird verdrängt", so Pfarrer Reinel - "die Stadt hätte das besser sozial abfedern müssen!" Und an die einflußreichen Herren im Milieu erging der Appell: "Vertreiben Sie keine langjährigen Mieter - unterlassen Sie Drohungen!" Daß sie damit die Adressaten beeindruckt habe, glaubte die Bürgerinitiative aber selbst nicht.

(Siehe auch "Rote Lampen . . . und "Ein OB ging . . .)

Messer im Hosenbund,

Machete in der Autotür

Erfolgreiche Razzia der Offenbacher Drogenfahnder

OFFENBACH. Bis an die Zähne bewaffnet war ein 33jähriger Mann, den die Rauschgiftfahnder der Kriminalpolizei bei einer Razzia rund um eine Werkshalle an der Andréstraße festnahmen: Unter dem Hemd hatte er auf der Brust ein Messer verborgen, ein Wurfmesser steckte im Hosenbund auf dem Rücken, in der Türverkleidung seines Autos fand sich eine Machete. Die Beamten stellten bei vier anderen Männern außerdem elf Gramm Kokain und 50 Gramm Haschisch sicher.

Zugeschlagen hat die Polizei bereits am vergangenen Donnerstag, mit der Berichterstattung jedoch bis gestern gewartet - Nachermittlungen sollten nicht gefährdet werden. Auf die heiße Spur war das Kommissariat durch einen Hinweis gekommen, wonach in der Werkshalle Rauschgiftgeschäfte "laufen" würden.

14 Beamte riegelten das Gelände ab. Sie trugen Schutzwesten, denn in dem heißen Tip war auch von Waffen die Rede gewesen. Zunächst nahmen die Beamten drei Männer im Alter zwischen 32 und 36 Jahren vorläufig fest. Bei ihnen wurden Kokain und Haschisch entdeckt. Wenig später kamen der 33jährige Mieter der Halle und ein gleichaltriger Begleiter mit dem Auto an. Beim Anblick der Polizei versuchten die beiden zu flüchten, kamen jedoch nicht weit. Auch sie wurden überwältigt und festgenommen.

Zusätzlich zu den bereits erwähnten Waffen entdeckten die Beamten in der Halle eine schußsichere Weste und eine Spielzeugpistole. Bei der Untersuchung von Laborgeräten und Chemikalien, die ebenfalls gefunden wurden, stellte sich heraus, daß sie in jüngster Zeit nicht benutzt worden waren.

Die Fahnder stießen in der Halle außerdem auf Motorradrahmen, zwei Blanko-Fahrzeugbriefe und einen Blanko-Fahrzeugschein. Die Ermittlungen sind da noch nicht beendet. Die fünf Festgenommenen wurden inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt. hf

Taunus-Sparkasse kann selbst sparen 19 Millionen Mark für die Rücklage

HOCHTAUNUSKREIS. Anderthalb Jahre nach Fusion der Kreissparkassen des Hochtaunuskreises und des Main- Taunus-Kreises zur Taunus-Sparkasse geht es dem Unternehmen offenbar prächtig: Das Betriebsergebnis wurde auf 50 Millionen Mark gesteigert; das sind fast zehn Prozent mehr als das zusammengefaßte Ergebnis der beiden Vorgängerinstitute. Der Taunus-Sparkasse verbleibt - nachdem sich das Finanzamt bedient hat - für 1991 ein Jahresüberschuß von über 19 Millionen Mark.

"Und das fließt alles in die Rücklagen", sagte Pressesprecher Klaus Clever zur FR. Denn durch Auflagen der Europäischen Gemeinschaft sei das Institut verpflichtet, das Eigenkapital noch um weitere 22 Millionen Mark aufzustocken. Vorstandvorsitzender Hans-Georg Pilz erwartet auch für das laufende Geschäftsjahr wieder ein Betriebsergebnis von 50 Millionen Mark.

Die "Heirat" der beiden Sparkassen hat aber nicht dazu geführt, daß mehr Personal eingestellt wurde. Im Gegenteil: 30 Planstellen wurden gestrichen. Dadurch, beteuert Pressesprecher Clever, sei kein einziger Mitarbeiter arbeitslos geworden.

Seine Kollegen seien alle durch "natürliche Fluktuation" ausgeschieden - also wegen Arbeitsplatzwechsel und Eintritt in den Ruhestand. Bei der Zusammenlegung beider Institute seien einerseits einige Verwaltungsjobs in Stabsabteilungen überflüssig geworden. Andererseitshabe der Vorstand aber neue Stellen zur Kundenberatung geschaffen.

Das Kreditinstitut ist mit einem Bilanzvolumen von fünf Milliarden Mark die drittgrößte Sparkasse in Hessen. Mit 73 Niederlassungen hat die Taunus- Sparkasse das dichteste Geschäftsstellennetz in den beiden Kreisen. Das kommt einem Marktanteil von 30 Prozent gleich. 110 000 Kunden lassen sich inzwischen ihr Girokonto bei der Taunus-Sparkasse führen. gre

"Internationale" en miniature SPD erwartet Gäste aus den Schwesterparteien der Partnerstädte

BAD HOMBURG. Eine Art sozialdemokratische und sozialistische Internationale en miniature wird während des diesjährigen Partnerschaftstreffens in Bad Homburg entstehen. Die SPD hat Vertreter ihrer Schwesterparteien aus allen befreundeten Städten für den 30. und 31. Juli eingeladen. "Im Rahmen der Städtepartnerschaften sollte auch über Politik diskutiert werden", sagt Udo Fröhlich, Vorsitzender der Bad Homburger Sozialdemokraten. "Wir können dadurch mehr über den kommunalen Aufbau in den anderen Ländern erfahren und über die dortige politische Arbeit." Durch parteipolitische Kontakte könnten die Beziehungen zwischen den Städten ebenfalls weiterentwickelt werden.

Zugesagt haben bereits Sozialdemokraten aus Mondorf (Luxenburg), Marienbad (CSFR), Chur (Schweiz), Exeter (Großbritannien), Greiz (Thüringen), Peterhof (Rußland) und Mayrhofen (Österreich). Ob Vertreter aus Cabourg (Frankreich) und Terracina (Italien) anreisen, ist noch offen. Untergebracht werden die Besucher bei SPD-Mitgliedern.

Am Donnerstag abend um 19 Uhr im Vereinshaus Dornholzhausen stellen die einzelnen Ländervertreter ihre Stadt und ihre Partei vor. Zu dieser Veranstaltung sind alle Bürger herzlich eingeladen, die SPD bittet jedoch um Anmeldung (Telefon 3 91 71). Am Freitag soll über die Förderung der Städtepartnerschaften und die Kontakte der sozialdemokratischen Parteien untereinander diskutiert werden. Zum Wochenende hat die SPD ihre Gäste zu den Veranstaltungen des städtischen Partnerschaftstreffens eingeladen.

Offizielle Kontakte unterhält die Homburger SPD bereits zur Partie Ouvrier Socialiste Luxembougeois in Bad Mondorf und zur Labour Party in Exeter. Der Kontakt zum SPD-Ortsverein in Greiz in der ehemaligen DDR soll im Rahmen des Treffens ebenfalls vertraglich festgeschrieben werden. jom

Gäste standen Schlange Kleintierzüchter feierten ein gemütliches Sommerfest

HEDDERNHEIM. Schon früh am Samstag nachmittag - lange vor dem offiziellen Beginn um 16 Uhr - standen die ersten Gäste vor dem Tor der Farmanlage am Zeilweg. Die Heddernheimer Kleintierzüchter hatten zum Sommerfest eingeladen. Das wollten die Freunde des Vereins offensichtlich nicht versäumen.

Bald wurde der Grill angeheizt und die ersten Steaks, Rinds- und Bratwürste und Bratenstücke aufgelegt. Der appetitliche Duft lockte weitere Gäste an. Walter Schmid unterhielt sie mit volkstümlichen Weisen, mit seinem Akkordeon, immer unterwegs zwischen den Tischen.

Inzwischen waren auch die Ehrengäste gekommen, Lokalpolitiker der SPD und der CDU, angeführt von Ortsvorsteher Helmut Gärtner. Geo Wahl, der Vizepräsident des Großen Rates der Frankfurter Narrenzunft, saß am Ehrentisch, neben ihm Alfons Resch, Heddernheims närrischer Statthalter, und sein Prokurator Michael Robra. Vertreter fast aller Heddernheimer Vereine waren unter den Besuchern zu finden.

"Wenn jetzt nicht so mancher im Urlaub würe, würde es eng mit dem Platz", schmunzelte Fritz Hofmann, Vorsitzender der Kleintierzüchter: "Wir sind fürs Gemütliche, das mögen die Leute." Ihm blieb dennoch Gelegenheit für einige ernsthafte Worte mit dem Ortsvorsteher über die Situation des Vereins. Auf seinem jetzigen Standort gekündigt, wartet er auf das von der Stadt versprochene Ersatzgelände. Doch das ist immer noch anderweitig besetzt.

Die Stadt habe, wie Hofmann erklärte, mit Rechtsproblemen zu kämpfen: "So lange hängen wir eben sozusagen in der Luft, das bringt Nachteile. Wir tun uns schwer, neue Mitglieder aufzunehmen, obwohl wir schon viele Interessenten haben. Aber was sollen wir denen sagen, wie sicher ihr Farmplatz ist?"

Solche trüben Gedanken wurden in der allgemeinen gelösten Stimmung auf dem - noch alten und vertrauten - Farmgelände rasch verdrängt. Als der Musikzug der Heddernheimer Turnerschaft 1860 eintraf und seine schmissigen Weisen spielte, schunkelten und sangen alle mit. Bis in die Nacht feierten die Heddernheimer mit den Kleintierzüchtern.

Auch wenn es kein Fest gibt, sondern - am 8. und 9. August - die Jungtierschau zu besichtigen sein wird; mit Kaninchen verschiedener Rassen und diesmal über 500 Stück Geflügel. li

Hausener Bauern wollen Pflegegemeinschaft nach Wehrheimer Vorbild Wer nicht mehr ackert, kann trotzdem gedeihen 300 Mark pro Hektar aus Ökowiesenprogramm/Protest von Landschaftsgärtnern/Gemeinde noch zögerlich Von Claudia Nenninger

Alltag in Hausen, wo es mittlerweile keinen einzigen Vollerwerbsbetrieb mehr gibt: Ein Landwirt, der seine Flächen im Talsuhl an einen Kollegen aus dem Nachbarort verpachtet hat, erhält dafür höchstens achzig Mark pro Hektar. Sein eigener Betrieb mit Maschinenpark, für den er weiterhin Abgaben zahlen und Belastungen abtragen muß, ruht dagegen. "Wie können wir Landwirte bleiben, wenn immer mehr Flächen stillgelegt werden müssen? Wie können wir unsere Kulturlandschaft erhalten und weitergestalten, damit sie nicht versteppt?" Über diese Fragen haben der stellvertretende Hausener Ortslandwirt Ernst Bach und seine Kollegen schon seit längerer Zeit nachgedacht.

Eine Antwort: Bach könnte beim Landwirtschaftsamt seine Grünflächen für das "Ökowiesenprogramm" anmelden und würde pro Hektar 300 Mark bekommen. Die einzige Bedingung ist, er dürfte nur Mineraldünger verwenden. Ist er außerdem bereit, die neue "Ökowiese" nur einmal im Jahr zu schneiden, stehen ihm sogar 100 Mark mehr pro Hektar zu. "Das wäre wenigstens ein besserer Ausgleich und der Landwirt könnte seine Flächen trotzdem nutzen", meint Bach.

Die Förderprogramme, die Bund und Land zur Zeit infolge der EG-Beschlüsse zur Flächenstilllegung anbieten können, sind vielfältig. "Die Mittel sind da, jetzt müssen wir uns sputen, um bei den ersten zu sein", sagt Bach. Aufklärung über die Förderprogramme soll ein Schritt auf dem Weg zur Pflegemeinschaft sein. Das ALL hat sich als Koordinator zur Verfügung gestellt, um alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen. Das erste Treffen ist für Oktober geplant.

"Wir begrüßen Pflegegemeinschaften auf örtlicher Ebene, weil jede Gemeinde ihre besonderen Verhältnisse hat", stellte der Leiter des Usinger ALL, Karl-Heinz Heckelmann, fest. "In Neu-Anspach liegt der Schwerpunkt in der Landschaftsgestaltung der beruhigten Zonen"; im Gegensatz zu Wehrheim, wo es noch viele Vollerwerbsbetriebe gibt. Dort hat sich die Anfang des Jahres gegründete Pflegegemeinschaft zur Aufgabe gemacht, die Pflanzungen, Feldgehölze und fließenden Gewässer in der Gemarkung zu betreuen. Zusätzlich zur örtlichen Ebene wird inzwischen im Kreis auch schon über einen Landschaftspflegeverband auf Kreisebene diskutiert. Das Thema steht am heutigen Mittwoch auf der Tagesordnung der Sitzung des Naturschutzbeirates des Kreises.

Neu-Anspach unterscheidet sich vom Nachbarn Wehrheim noch in einem zweiten Punkt: Die Neu-Anspacher Rathausspitze zeigt in dieser Angelegenheit bislang noch keine Initiative. Der kommissarische Bürgermeister Rudi Rübsamen kann darin kein Versäumnis erkennen. "Das Denkmodell ist noch zu unkonkret." Für Rübsamen ist erst dann die Voraussetzung zum Handeln gegeben, "wenn alle Ortslandwirte die Gemeinde um Unterstützung bitten."

Die Landwirte aus Rod am Berg haben Ernst Bach inzwischen schon Interesse signalisiert. Der Anspacher Ortslandwirt Dietmar Ernst kennt zwar wie Rübsamendie Einzelheiten des Projektes noch nicht, stellte aber trotzdem fest: "Mit Sicherheit ist es nicht negativ für uns."

Genau das aber befürchtet der Vorsitzende der Hausener Vogel- und Naturschützer, Guntram Löffler - zumindest in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer des Garten- und Landschaftsbaus Hessen. Seine Kritik richtet sich gegen die Landwirtschafts- und Subventionspolitik als solche. "Die Landwirte haben Vorteile noch und nöcher. Da wird über die neue Schiene Pflegegemeinschaft versucht, in den gewerblichen Bereich überzuwechseln." Die Landwirte werden seinen Worten zufolge dem Garten- und Landschaftsbau die gewerblichen Aufträge wegnehmen. Die Vogel- und Naturschutzgruppe will unabhängig davon in der Pflegegemeinschaft mitmachen. Vorsitzender Löffler: "Aber von uns sind nicht allzuviele Aktivitäten zu erwarten."

Aus Acker wird Streuobstwiese

Kreis kauft in Sprendlingen Gelände, dem Naturschutz zuliebe

DREIEICH. Der Kreisausschuß des Kreises Offenbach hat beschlossen, ein 4981 Quadratmeter großes Grundstück in Sprendlingen aus Gründen des Naturschutzes für knapp 70 000 Mark zu kaufen. Das Grundstück liegt in der Nähe des Golfplatzes Neuhof im Gewann "Auf der Remise". Es grenzt an eine 128 Hektar große Streuobstwiese, die nach der Kartierung des Kreises als "besonders schützenswürdig" eingestuft wird.

Durch Kauf und Anpflanzung hochstämmiger Obstbäume (75 Prozent Apfel-, zehn Prozent Birn- und 15 Prozent Steinobstbäume) soll die Fläche als Streuobstwiese angelegt werden. Derzeit wird die Fläche noch als Acker genutzt, aber fortan wird sie eine Brücke schlagen zwischen dem Naturschutzgebiet "Oberwiesen" und den angrenzenden Streuobstwiesen.

Umweltdezernent Frank Kaufmann (Die Grünen) sagt: "In einem Kreis, dessen Fläche fast zu 30 Prozent bebaut ist, und dessen Flächenverbrauch weiterhin ständig steigt, wird es immer notwendiger, im Interesse des Naturschutzes Flächen anzukaufen, um diese für Biotopsicherung und Biotopentwicklung dauerhaft zur Verfügung zu stellen." dok

Gericht stützt Erhaltungssatzung Dachausbau in der Dornbusch-Siedlung abgelehnt

Eltern fordern erneut: Stadt soll alle Meßergebnisse offenlegen und die Kita Kronprinzenstraße schließen Streit um Giftwerte geht jetzt vor den Kadi Hessenauer weist "ungehörige" Unterstellungen zurück

WIESBADEN. Argwohn und Verdächtigungen: Das Klima zwischen Elternbeirat und Stadt scheint derzeit schlimmer vergiftet zu sein als die Räume der Kindertagesstätte an der Kronprinzenstraße. Seit Wochen liegen Mütter und Väter mit Sozialdezernent Wolfgang Hessenauer im Clinch. Es geht um Meßergebnisse und Untersuchungsberichte, von denen die Eltern meinen, daß sie ihnen vorenthalten oder - wenn überhaupt - nur geschönt präsentiert werden. "Ungehörig" nennt der Stadtrat diese Unterstellungen und versichert: "Es gibt keinen einzigen für die Kita relevanten Wert, der den Eltern nicht bekannt ist." Der Streit wird bald vor dem Kadi fortgesetzt: Der Elternbeirat und eine Kita-Mitarbeiterin schalteten einen Rechtsanwalt ein, der Ende vergangener Woche ankündigte, die Schließung des Juniorentreffs per einstweiliger Anordnung beim Verwaltungsgericht zu erzwingen.

Ursprünglich konzentrierte sich die Diskussion auf "Altlasten": Der Kindergarten wurde auf dem Gelände eines ehemaligen Gaswerks errichtet. Fachleute stellten Ende vergangenen Jahres in einem Gutachten fest, daß sich in der dort eingelagerten Schlacke Klumpen aus Teerpech gebildet haben, aus denen Umweltgifte (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) in den Boden und in das Grundwasser strömen. Aus diesem Grund wurde der angrenzende Spielplatz bereits geschlossen.

Diese Konsequenz der Stadt aus der Expertise ging den Eltern der Kita allerdings nicht weit genug. Sie fordern seither auch die Schließung des Kindergartens und vorübergehend ein anderes Quartier für die Jungen und Mädchen - so lange, bis die Tagesstätte saniert ist.

Im Verlauf der Auseinandersetzung zwischen Eltern und Stadt wurden immer neue Messungen veranlaßt - und die brachten höchst Unerfreuliches zutage. Vergiftet ist nämlich offenbar auch die Erde der Blumenrabatte, die das Freigelände der Kita umgrenzen; das ergab die Analyse von Bodenproben. Nur stammt diese Belastung mit Sicherheit nicht vom alten Gaswerk. "Da wurde offenbar belasteter Mutterboden für die Pflanzarbeiten hergekarrt", sind sich die Fachleute einig. Die Erde wird in Kürze ausgetauscht, bis dahin bleiben die Beete mit rotweißem Plastikband versperrt.

Damit nicht genug, denn Innenluftmessungen führten zu einigen Irritationen. Die erste Untersuchung des Batelle- Instituts, ob der kontaminierte Boden, auf dem die Kita steht, möglicherweise Gifte "ausdünstet", ergab keinerlei Belastung: "Unter der Nachweisgrenze" - ein Ergebnis, das die Eltern anzweifelten. Daraufhin veranlaßte die Stadt eine zweite Messung. Und die führte auf die Spur von Naphtalin - Mottenkugelsubstanzen - in einer minimalen, aber doch für Kinder inakzeptablen Konzentration.

Jetzt wollte es die Stadt genau wissen und ließ vom TÜV Hessen zum dritten Mal die Raumluft in der Kita prüfen. Die Überraschung war perfekt: null Belastung. TÜV und die Batelle-Nachfolger- Firma verabredeten eine gemeinsame vierte Messung. Egal, was dabei nun herauskommen mag: Sicher ist wiederum: Das Naphtalin kann nicht vom früheren Gaswerk verursacht worden sein. Stadtrat Wolfgang Hessenauer: "Wir werden nach der Quelle forschen müssen."

Ein Schreibfehler brachte schließlich das Faß zum Überlaufen: Das Wasserwirtschaftsamt prüfte das Gutachten von 1991, um dem Regierungspräsidenten in jedem Fall eine Sanierung der Kita zu empfehlen; die Behörde vertat sich beim Auswerten der Meßergebnisse aber und löste so bei den Eltern viel Wirbel aus.

Die Stadt bemühte sich um sofortige Klärung und lud die Eltern zu einer Expertenrunde mit allen betroffenen Ämtern und Fachleuten (darunter auch die Gutachter) ein. Doch der Versuch, die Eltern zu beruhigen, scheiterte. Zwar wurde ihnen versichert, daß in der Kita Kronprinzenstraße nur eine "abstrakte", aber keine "konkrete" Gesundheitsgefährdung bestehe, "und das klang", sagte Elternvertreter Michael Künstler, "für uns Laien zunächst auch ganz plausibel". Doch kaum hätten sie "eine Nacht darüber geschlafen", seien auch schon wieder die alten Bedenken und Befürchtungen gekommen. Schließlich habe auf dem Standort der Kita "keine harmlose Schokoladenfabrik", sondern eben das weit brisantere Gaswerk gestanden.

Die Eltern nehmen es der Stadt nicht ab, daß die 130 Jungen und Mädchen gemeinsam mit ihren 30 Betreuerinnen ungefährdet in der Kita spielen und herumtoben können. Und fordern erneut die "Offenlegung aller Meßergebnisse und Meßprotokolle", damit ein unabhängiger Gutachter sie auswerten könne. Denn die Stadt habe ein begründetes Interesse, "Werte herunterzuspielen", um sich vor der teuren Sanierung zu drücken.

Dieser Vorwurf bringt Stadtrat Hessenauer in Harnisch. Die Ergebnisse des Gutachtens zwingen nach seinen Worten zu keinen besonders eiligen Maßnahmen, eine "konkrete Gefahr" sei aus den Messungen nicht abzuleiten, sofortiger Handlungsbedarf nicht gegeben. Die Stadt werde die nach dem "Altlastengesetz" ohnehin vorgeschriebene Sanierung der Kita dann vornehmen, "wenn uns das Land die dafür benötigten Mittel zur Verfügung stellt". Im übrigen erhielten die Eltern ein Exemplar des Gutachtens, das jede einzelne Messung aufliste. Wolfgang Hessenauer: "Von Geheimhaltung kann keine Rede sein." maf

Kommentar

Eltern mißtrauen Verwaltung und Politikern - eine Skepsis, die immer dann berechtigt erscheint, wenn es um einen heiklen Sachverhalt geht. Überzogen ist allerdings der Argwohn der Mütter und Väter, deren Junioren in der Kindertagesstätte Kronprinzenstraße betreut werden. Sie fühlen sich als Opfer einer "Verschwörung" von Ämtern und Behörden, die Gesundheitsgefahren für ihre Kinder herunterspielen, um kostspielige Sanierungsarbeiten zu vermeiden.

Für ihre Vermutung, daß die Stadt Meßergebnisse zurückhalte oder gar vor deren Veröffentlichung schöne, haben sie keine konkreten Anhaltspunkte. Und so werden aus den Zweifeln üble Unterstellungen - genährt allein aus dem dumpfen Gefühl, daß "denen da oben" ohnehin nicht zu trauen ist.

Wir leben in einer vergifteten Umwelt - die Meßergebnisse von Bodenproben und Raumluftanalysen in der Mit Maximalforderungen ist keinem gedient Kita Kronprinzenstraße belegen diese traurige Wahrheit sehr eindrucksvoll - verschiedenste Schadstoffe aus den verschiedensten Quellen. Würde man in Wohnungen, im Stadtbus, im Einkaufszentrum oder einfach auf der Straße, im Park oder im Wald messen, wäre eine ähnliche Vielfalt gesundheitsschädlicher Stoffe nachzuweisen. Und keiner käme auf die Idee, sämtliche Belastungsquellen sofort zu sperren, zu schließen oder abzureißen. Zu fordern ist der künftige Verzicht auf gesundheitsschädliche Materialien. Und zwar im Idealfall in allen Bereichen des täglichen Lebens mit der Konsequenz, künftig auch vollständig aufs Autofahren zu verzichten, auf die Zigarette und auf das Grillwürstchen.

Mit Maximalforderungen ist keinem gedient - auch nicht den Jungen und Mädchen, deren Eltern die sofortige Schließung der Kita an der Kronprinzenstraße betreiben.

MARGIT FEHLINGER

Zum Sommerfest laden Julis ins Opel-Bad ein

WIESBADEN. Ein "Jonglierakrobatenclownspektakel" samt Musik und Feuerwerk erwartet die Besucher des Opel- Bad-Festes am Freitag, 7. August, von 19 Uhr an auf dem Neroberg. Ausgerichtet wird die Sommerfete von Hessens Jungen Liberalen, die sich auf 2000 Besucher einrichten. Erwartet wird auch die FDP-Polit-Prominenz aus Hessen. Der Eintritt kostet zwölf Mark. maf

Grüne setzen sich für Bauwagen-Bewohner ein

WIESBADEN. Die Grünen-Stadtverordneten haben den Magistrat aufgefordert, den Beschluß zum Thema Wagenburg im Schloßpark Freudenberg zurückzunehmen. Demzufolge sollen die Wagen dort verschwinden. Gemeinsam mit den Wagen-Bewohnern solle sich die Stadt lieber um eine "tragfähige Lösung" bemühen, so die Grünen. Die sei allemal billiger, als die andernfalls "Odachlosen" auf Kosten des Sozialamts in teuren Wohnungen oder Hotelzimmern einzuquartieren.

Im übrigen glaubt die Öko-Partei, daß der Umweltausschuß mit zweierlei Maß messe. Während man "waggonweise hochgiftige chlorierte Kohlenwasserstoffe jahrelang nahe des Trinkwassergewinnungsgebiets Schierstein versickern lasse", werde die vermeintliche Verschmutzung des Schloßparks "mit aller Härte öffentlich gegeißelt". maf

Theater in Butzbach Karten am besten jetzt bestellen

BUTZBACH. Ralf Wolter und Horst Jüssen, Heinz Drache, Johanna von Koczian und andere Schauspieler treten ab 1. Oktober in der neuen Butzbacher Theater-Saison im Bürgerhaus auf. Den Anfang macht das Baseler Dreiländer-Theater mit "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben", einem Volksstück von Kurt Wilhelm. Die Shakespeare- Komödie "Viel Lärm um nichts" mit Wolter und Jüssen in den Hauptrollen ist am 30. Oktober zu sehen. Das Ibsen-Schauspiel "Ein Volksfeind" geht am 20. November über die Butzbacher Bühne. "Der Herr Ornifle oder der erzürnte Himmel" von Jean Anouilh erheitert am 9. Dezember die Gemüter. Es folgt "Miß Daisy und ihr Chauffeur" am 20. Januar und "Die Kaktusblüte" mit Johanna von Koczian am 7. März 1993.

Die Abonnements (maximal 105 Mark für die erste Reihe in allen sechs Gastspielen) können durch ihre Inhaber bis zu 21. August verlängert werden. Einzelkarten kosten 10 bis 22 Mark.

Mit jeweils vier bis fünf Mark Eintritt sind alle Zuschauer beim städtischen Kindertheater dabei. Der musikalische Kinderkrimi "Peter und der Wolf" wird am Mittwoch, 16. September, ab 10 Uhr im Bürgerhaus aufgeführt. Das Märchen-Musical "Der Wasserkristall" folgt am 16. Dezember um 10 Uhr. Am 16. Januar ab 15 Uhr spielt eine Theatergruppe aus Merzenich den "Kleinen Prinzen" nach Antoine de Saint-Exupéry.

Kartenreservierungen bearbeitet Frau Dörrich im Rathaus. Sie ist unter 0 60 33 / 895 133 erreichbar. nes

Johanniter bilden in Erster Hilfe aus

WIESBADEN. Die Johanniter-Unfall- Hilfe bietet an diesem Wochenende, 25./26. Juli, einen Erste-Hilfe-Kursus an. Er beginnt morgen, Samstag, um 9 Uhr im Johanniterhaus in der Homburger Straße 15. Die Ausbildung wird für Auto- und Segelführerscheine anerkannt. Der Lehrgang ist kostenlos, Anmeldungen werden noch erbeten unter der Telefonnummer 80 80 81. maf

Glücksfall Brendel mit Brahms

Ende August des vergangenen Jahres hörte ich Alfred Brendel mit dem B-Dur- Konzert von Brahms, als er bei den Salzburger Festspielen mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Claudio Abbado gastierte. Seine bis an die Wahrnehmungsgrenze nach allen Verborgenheiten spähende und greifende Neuerkundung dieser Partitur, sein gesunder, aber niemals nur muskulöser Elan in den beiden großen Akkord- und Trillerkombinationen des Kopfsatzes, die waghalsige "appassionato"-Steigerung gegen Ende des Scherzos - alles dies, was die Konzertwiedergabe mit den lebhaft mitspielenden, ja mitfiebernden Berlinern so denkwürdig gestaltete, darf man auf dieser Platten-Interpretation in leicht gereinigter Form wiedererkennen und dementsprechend auch begrüßen. Sie entstand nur wenige Tage im Anschluß an die Salzburger Festspiele, und man meint im Bewußtsein dieses Datums, die aufbauenden, formenden Kräfte des konzertanten Glücksfalles in der naturgemäß etwas distanzierten Studioversion weiterpulsieren zu hören.

Die Ganzheitsmethode dieser "Aufführung" ist so tragfähig, daß die verhältnismäßig vorsichtig, fast ein wenig verschlafen eingefädelten Mysterioso-Doppeloktaven im Scherzo und die verschleiert und etwas manipuliert wirkenden Terzen- Schlenker im Finale allenfalls aus klavier-fanatischer Sicht ins Gewicht fallen. Der eine oder andere Spieler mag hier die kompletteren Finger und Hände bewegen, aber dafür mit dem bedeutenden Rest des Werkes unendlich weniger anzufangen wissen. PETER COSSÉ

Brahms, Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 83; Alfred Brendel (Klavier); Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado; Philips 432 975-2 (1 CD).

Nach Präsidiums-Rücktritt steht Aschaffenburg vor Konkurs Keiner weiß, wie's weitergeht Letztes und entscheidendes Gespräch für Mittwoch anberaumt

Rudi Bommer sieht es gelassen. "Alles nichts Neues für mich. Das geht hier schon zwei Jahre so", urteilt der ehemalige Nationalspieler und Kapitän des hessischen Oberligisten Viktoria Aschaffenburg über die jüngste Führungskrise der Mainfranken. Nach dem Rücktritt des erst vor knapp vier Monaten gewählten Präsidiums um Herbert Neumeyer und des Verwaltungsrats (die FR berichtete), droht dem amtierenden Oberliga-Meister wieder einmal der Konkurs.

Matratzenfabrikant Neumeyer war angetreten, um den mit etwa 2,5 Millionen Mark in der Kreide stehenden Verein zu sanieren. Wenn es sein müsse, so seine Überzeugung, auch auf Kosten des sportlichen Erfolges. Diese Haltung war umstritten und entzweite die Viktoria. Hinzu kam, daß Neumeyer zuletzt die Spielergehälter aus eigener Tasche zahlen mußte, um überhaupt über die Runden zu kommen. Ein Zustand, der angesichts größerer Verständigungsschwierigkeiten innerhalb des Vorstandes für Neumeyer keine Dauerlösung darstellen konnte. Der Präsident fühlte sich als "Dukatenesel" mißbraucht, der zwar die nötigen Gelder zuschießen, aber nicht darüber entscheiden dürfe, was mit seiner finanziellen Unterstützung geschehe. Seine Kritiker hielten ihm mangelnden fußballerischen Sachverstand vor.

Um das sinkende Schiff vor dem Untergang zu bewahren, hat Abteilungsleiter Norbert Honer bereits erste Gespräche mit Neumeyer initiiert. Am vergangenen Samstag trafen sich der alte Vorstand, Trainer Jürgen Strack und Honer mit weiteren Vereinsvertretern, um alle Positionen darzulegen und eine weitere Zusammenarbeit zu ermöglichen. Ein Erfolg war dem Treffen nicht beschieden. Ein letztes und entscheidendes Gespräch soll am Mittwoch darüber Aufschluß geben, ob in Aschaffenburg weiterhin Oberliga-Fußball gespielt wird.

Ligakonkurrent Kickers Offenbach sollte sich schon einmal um einen Testspielgegner bemühen. Falls nämlich die Viktoria den Konkurs anmeldet, wären die Kickers als erster Gegner der Aschaffenburger am Freitag spielfrei.

Andere Ufer hat derweil schon Geschäftsführer Helmuth Reuscher erreicht, der nach dem Scheitern der Viktoria in der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga noch mit Tränen in den Augen "seiner" Viktoria die Treue schwor. In der neuen Saison wird er im Management des FSV Frankfurt tätig werden.

Derweil plant der neue Trainer Jürgen Strack lediglich "von Trainingseinheit zu Trainingseinheit. Keiner weiß, wie es hier weitergehen wird", meinte Strack stellvertretend für alle "Neuen" am Schönbusch. Nur die "Alten" bleiben cool. Nichts Neues eben. JÖRG HANAU

Brandstifter zündeten im Keller Möbel an

NIED. Rund 15 000 Mark Schaden hat am Wochenende ein Brand in der Dürkheimer Straße verursacht. Wie die Polizei vermutet, sind für das Feuer im Keller eines Wohnhauses bislang unbekannte Täter verantwortlich. Sie zündeten die Möbel an, die in einem der Holzverschläge abgestellt waren. Die Flammen griffen auf andere Räume über und beschädigten auch die Elektroinstallation.

Offenbar bereuten die Brandstifter ihre Tat: Eine Frau rief beim Höchster Polizeirevier an und meldete das Feuer. Doch beim Nachforschen wurde klar, daß es in Frankfurt weder eine Person mit dem von ihr angegebenen Namen noch die genannte Rufnummer gibt. leo

Frittenfett entzündete sich und setzte Küche in Brand

4500 Mark für ein Sonntagsessen: Teuer zu stehen kommt eine Zeilsheimer Familie der Wunsch, zum Mittag selbst fritierte Pommes frites zu genießen. Kurz vor 12 Uhr hatte die Mutter in der Küche des Wohnhauses das Gericht fertig zubereitet und die Kartoffeln aus dem Kochtopf genommen. Wie sich später herausstellte, vergaß sie danach allerdings, den Gasherd auszuschalten.

Die kostspielige Folge: Das Fett im Topf entzündete sich, und die hochschlagenden Flammen setzten die Gardinen in Brand. Der Familie gelang es mit vereinten Kräften, das Feuer zu ersticken. Als die Feuerwehr eintraf, war alle Löscharbeit bereits getan. leo

Zwei Unfälle mit Motorrädern

BIEBERGEMÜND / GELNHAUSEN. Zwei Schwerverletzte hat ein Zusammenstoß zwischen einem Personenwagen und einem Motorrad in Biebergemünd-Kassel gefordert.

Wie die Polizei erst jetzt mitteilte, war ein Autofahrer am Samstag nachmittag auf der Verbindungsstraße zwischen Kassel und Lanzingen unterwegs und hatte in Höhe "In der Strutt" nach links abbiegen wollen. Dabei übersah er offensichtlich ein entgegenkommendes Motorrad. Beim Zusammenstoß erlitten der Motorradfahrer, ein 23jähriger aus Freigericht, und sein Sozius schwere Verletzungen.

Durch den heftigen Aufprall wurde auch das Fahrzeug des Unfallverursachers total beschädigt. Den Gesamtschaden beziffert die Polizei auf 20 000 Mark.

Etwas glimpflicher verlief am Sonntagabend um 21.15 Uhr für einen Motorradfahrer in Hailer ein Zusammenstoß, der nahezu nach dem gleichen Muster wie in Kassel verlief. Auch hier hatte, so der Polizeibericht, ein Autofahrer, der von der Bundesstraße 43 nach links in die Reinhardstraße abbiegen wollte, das entgegenkommende Zweirad nicht beachtet. Dessen Fahrer erlitt beim Unfall nur leichte Verletzungen. Der Schaden beträgt 5000 Mark. jan

Kein Genre für Phantasielose "S.O.A.P. Dance Theatre" setzte auf experimentelle Stücke

HANAU. Wer Eindeutigkeit liebt, verließ das Comoedienhaus unzufrieden. Insbesondere in den beiden stark experimentellen Stücken läßt das "S.O.A.P. Dance Theatre" den Zuschauer alleine. In ihrem dritten Werk setzt die Truppe des Frankfurter Mousonturms auf optische Effekte: "Made to Measure", das die Company jetzt im Rahmen des Kultursommers zeigte, spiegelt die Entwicklung einer Truppe wider, die zu Beginn ihrer Arbeit im Januar 1991 noch den eigenen abstrakten Bedürfnissen Rechnung trug.

Erstes Stück: Leise dringen Geräusche eines Konzerts aus dem Off. Auf der schwarzen Bühne herrscht Einsamkeit. Arme, gequälte Gestalten winden sich um sich selbst. Sinnlos laufen sie um sich herum, nähern sich erfolglos an, verstoßen sich. Die Rollen sind beliebig. Unterdrücker werden zu Unterdrückten. Noch fremder in der Fremde sucht die Außenseiterin nach Aufnahme in der identitätslosen Gruppe. Am Schluß dirigieren Alltagsgeräusche die willenlose Gesellschaft.

Zweites Stück: Aggressives Spiel der menschlichen Beziehungen. Die roten Matten sind ausgerollt. Kampfschreie setzen die Figuren in Bewegung. Harte Trommelschläge begleiten das Gegeneinander. Und das seltene Miteinander. Stille. Wer auf dem Boden liegt, rappelt sich schnell wieder auf, um nicht zu unterliegen.

"Diving" (Tauchen) lautet der Titel des dritten und neuesten Stücks. Ein Mann sitzt auf einem Sprungbrett und wünscht, "ein Fisch" zu sein. So einer, wie die unter ihm, die sich zwischen blauen Plastikwannen wohl fühlen. Hier kommt die Erotik des Nasses zum tragen. Und plötzlich ergießen sich von der Decke Wasserstrahlen in die runden Behältnisse.

Mit der jüngsten Präsentation versöhnt Choreograph Rui Horta unterhaltungsbedürftige Zuschauer. Geschickte Effekte verlebendigen die Szene. Das Spiel mit dem Urelement weist auf das Leben hin. Wenn auch nicht auf das des Menschen, der neidvoll hinabschaut. jur

Vier Firmen senden Funksignale Kein Ansturm auf E 1-Netz-Lizenz / US-Telefonprofis dabei

doe FRANKFURT A. M. Die Euphorie der Industrie über den Wachstumsmarkt Mobilfunk scheint etwas abzuklingen. Lediglich vier Konsortien haben bislang im Bonner Postministerium Interesse an der Betreiberlizenz für das dritte digitale Plaudernetz (E 1) angemeldet. Bei der Ausschreibung für das auf einer ähnlichen Technik beruhende D 2-Netz vor knapp drei Jahren hatten sich noch zehn Firmenzusammenschlüsse beworben. In der Folge wurden jedoch die enormen Kosten wie auch technische Schwierigkeiten bei der Einführung der neuen Dienste offenbar. Erst Anfang diesen Monats konnten die Telekom (D 1) und der siegreiche private Bewerber Mannesmann (D 2) mit erheblicher Verzögerung ihren öffentlichen Betrieb aufnehmen.

Offiziell endet die Angebotsfrist für das E 1-Netz, das nach Einschätzung von Fachleuten mit billigeren Taschentelefonen den Mobilfunk endgültig zum Massenmarkt machen könnte, zwar erst am 24. September. Doch hatte der Postminister mögliche Bewerber gebeten, ihr Interesse bis zum vergangenen Wochenende zu bekunden. Die Namen der Kandidaten werden vom Haus Schwarz-Schilling noch unter Verschluß gehalten.

Der Autokonzern BMW, der Stromriese Preussenelektra und der Maschinenbauer MAN haben aber bereits bekundet, daß sie (jeweils mit Partnern) zu den Bewerbern gehören. Bei dem vierten Kandidaten soll es sich um ein amerikanisches Unternehmen - jedoch nicht AT & T - handeln. Alle deutschen Konsortialführer haben sich Verbündete unter den US-Telefongesellschaften gesucht. Außerdem gehört nach Angaben von Insidern jedem Konsortium mindestens ein Unternehmen aus den neuen Bundesländern an. Jenoptik-Chef Lothar Späth hatte vor wenigen Tagen erklärt, daß sein Haus im Bund mit MAN stehe.

Die Telekom und Mannesmann sollten nach den ursprünglichen Ausschreibungsbedingungen für vier Jahre von einer E-Netz-Lizenz ausgeschlossen sein, was die beiden Unternehmen als Benachteiligung moniert hatten. Nun wird das Kartellamt 18 Monate nach Betriebsbeginn entscheiden, ob sich bei dem mit 1,8-Gigahertz-Frequenz arbeitenden E- Netz ein anderer Markt als bei den bestehenden D-Netzen (900 Megahertz) entwickelt. Dann dürften die D-Netz-Betreiber in dem Geschäft sofort mitmischen.

Für den Aufbau des E-Netzes sind nach Expertenschätzungen bis zur Jahrhundertwende Investitionen von 5,5 Milliarden Mark (davon zwei Milliarden in der Ex-DDR) erforderlich. Dann könnte der neue Dienst angeblich sechs bis sieben Millionen Teilnehmer haben.

78jährige lief direkt in Fahrrad: schwer verletzt

ZEILSHEIM. Mit einer stark blutenden Kopfwunde mußte am späten Sonntag nachmittag eine 78jährige Zeilsheimerin ins Höchster Krankenhaus eingeliefert und stationär behandelt werden. Zuvor war sie gegen 18.30 Uhr an der Ecke Pfaffenwiese / Neu-Zeilsheim mit einem Radfahrer zusammengeprallt.

Nach Angaben der Polizei stieg die Frau an der Haltestelle "Pfaffenwiese" gerade in dem Augenblick aus einem Linienbus aus, als der 28 Jahre alte Radler auf dem kombinierten Geh- und Fußweg vorbeifuhr. Während sich die 78jährige dabei schwer verletzte, zog sich der Liederbacher lediglich Schrammen an Wange und Knie zu. leo

Einbrecher kletterte am Regenrohr hoch

NIED. Während ein Ehepaar in Orpheus Armen lag und schlief, durchwühlte ein Dieb im Wohnzimmer direkt nebenan sämtliche Schränke. Er wurde fündig und flüchtete anschließend mit Schmuck im Wert von rund 2000 Mark. So geschehen am Wochenende in einem Wohnhaus an der Mumm-von-Schwarzenstein-Straße.

Um trotz der Schwüle und der hochsommerlichen Temperaturen schlafen zu können, hatten die Eheleute während der Nacht die Balkontür ihrer Wohnung im ersten Stock offenstehen lassen. Wie die Polizei vermutet, kletterte der unbekannte Täter am Regenrohr empor und brauchte dann lediglich über den Balkon "einzusteigen". leo

Männergesangverein lädt zum Brat- und Kinderfest

BIRSTEIN. Kurzweil auf dem Schützenberg in Kirchbracht verspricht der Männergesangverein Kirchbracht-Illnhausen für das kommende Wochenende bei seinem Brat- und Kinderfest. Es beginnt am Samstag, 25. Juli, um 20 Uhr mit einem Tanzabend. Eine Kapelle ist dafür engagiert.

Das Programm für Sonntag beginnt mit einem Fußballspiel der Sänger gegen die Freiwillige Feuerwehr Mauswinkel. Anpfiff ist um 9.30 Uhr. Im Anschluß daran werden Ponyreiten, Luftballonwettbewerb, Torwandschießen und etliche Spiele für Kinder angeboten. Einen großen Auftritt sollen am Sonntag die beiden Kinderchöre des Vereins haben. lex

Schubkarrenrennen künftig im Verein

BRUCHKÖBEL. Die Interessengemeinschaft der Schubkarrenrennfreunde im Bruchköbeler Ortsteil Roßdorf hat sich jetzt entschlossen, aus ihrem losen Zusammenschluß einen ordentlichen und eingetragenen Verein zu machen. Die Gruppe, die in jedem Jahr eine der ersten Kirchweihfeiern Mitte Januar veranstaltet, will mit diesem Schritt mehr mitarbeitende und fördernde Mitglieder gewinnen.

Seit 1927 wird am Kerbmontag das traditionelle Schubkarrenrennen rund um den alten Ortskern gestartet. Es hat seit Jahrzehnten immer wieder zahlreiche Zuschauer aus der nahen und fernen Umgebung angelockt.

In der konstituierenden Sitzung wurde der langjährige Mentor und Organisator des Spektakels, Klaus Dieter Werner, erwartungsgemäß zum ersten Vorsitzenden gewählt. Hannelore Krüger erhielt das Vertrauen der Versammlung als seine Stellvertreterin und Kassiererin. Als Schriftführerin fungiert Ingrid Neu.

Neben der Kirchweih will der junge Verein auch andere Aufgaben übernehmen. Unter anderem soll das Schubkarrenrennen bei den jährlichen Hessentagen populär gemacht werden. hein

Sanierung im Osten Nur der schnelle Gewinn zählt

Wie hatte Sachsens Wirtschaftsminister Kajo Schommer noch Ende vergangenen Jahres von seiner Idee geschwärmt? Den "Sachsenfonds" lobte der CDU-Mann damals als einzig vernünftige Alternative zur heftig befehdeten Privatisierungspolitik der Berliner Treuhandanstalt, die tiefe Schneisen in die Industrielandschaft zwischen Leipzig und Bautzen geschlagen hat. Problembetriebe im Land sollte der Fonds, privatwirtschaftlich in Form einer Aktiengesellschaft organisiert, von der Breuel-Behörde übernehmen, sanieren und dann verkaufen. "Wenn man", so Schommer vollmundig in einem Zeitungsinterview aus jener Zeit, "von seiten der Geldgeber nicht nur auf kurzfristige Gewinne setzt, sondern langfristige Ziele anpeilt, kann das sehr interessant sein."

Der Appell hat nichts genutzt. Das Fondsmodell ist, wenn nicht noch ein Wunder geschieht, gestorben. Westdeutsche Banken, Versicherer, Industrie- und Handelskonzerne sind nicht bereit, das nötige Geld dafür bereitzustellen. Warum sollten sie auch? Was in ihrem leidenschaftslosen Kalkül zählt, ist Gewinn - und der läßt sich mit dem Aufpäppeln maroder Firmen in der ehemaligen DDR so schnell nicht machen.

Die Perlen der Treuhand hat sich die westdeutsche Wirtschaft längst unter den Nagel gerissen. Was dem Fonds zur Sanierung bliebe, sind hochverschuldete Betriebe ohne Substanz - und vor allem ohne Absatzmarkt. Erst mittelfristig könnten die Investoren mit Wertsteigerungen rechnen. Da kennen Kreditwirtschaft und Assekuranz rentablere Anlagemöglichkeiten für ihr Kapital. Sie reinvestieren Gewinne, die sie auch und gerade in Ostdeutschland eingefahren haben, lieber anderswo und vorzugsweise im Westen.

Da mag selbst Bundeskanzler Helmut Kohl die Geldhäuser noch so sehr zu stärkerem Engagement drängen - er wird kühl, wie von der Deutschen Bank, mit der Bemerkung abgefertigt: "Wir sind doch keine Pfandleiher."

Natürlich verlangt keiner von Kredit- und Versicherungswirtschaft, Spareinlagen und Beiträge ihrer Kunden in leichtfertigen Ostbeteiligungen aufs Spiel zu setzen. Aber wer sich, wie die großen Banken, an staatlich verbürgten Treuhand-Darlehen goldene Nasen verdient, wer über einen solch riesigen Kapitalstock wie die deutsche Assekuranz verfügt, von dem darf man ein paar tiefere Gedanken darüber verlangen, wie die Jahrhundert-Aufgabe der Deutschen, der Aufbau zwischen Elbe und Oder, zu schaffen ist. Die historische Dimension des Problems verbietet es, nach schlechter, alter Buchhalter-Sitte daranzugehen. Für die neuen Länder sollten wenigstens manchmal andere Maßstäbe gelten als im Westen. wüp

Friedrichsdorfer Ferienkinder lernen, Wasser ohne Eimer 100 Meter weit vom Bach zum Graben zu schleppen In den nassen Spuren des Schlappermühlen-Geists Beim BUND im Spiel ein Stück Natur kennengelernt

FRIEDRICHSDORF. Im zierteichgroßen Kupferkessel, der unter einem Dreistelz hängt, ziehen die Würstchen. Auf dem Holztisch daneben stehen Senf, Mayonnaise und Ketchup. Brotscheiben warten in einem Weidenkorb auf ihren Einsatz. Doch so idyllisch die Mittagstafel in dem kleinen Wäldchen aus Pappeln, Erlen und Weiden am Erlenbach auch sein mag, Sebastian, Monika und die anderen haben dafür momentan kein Interesse. Sie sind völlig mit der Rallye beschäftigt, die die Jugendgruppe des "Bund für Umwelt- und Naturschutz" im Rahmen der Friedrichsdorfer Ferienspiele für sie am Montag organisiert.

"Wir haben 1400 Liter geholt!" freut sich Sebastian und reißt die Arme hoch. In der Tat eine beachtliche Leistung. Ohne irgendwelche Hilfsmittel sollen die Kinder Wasser über die etwa einhundert Meter vom Mühlgraben zum Bachufer befördern. Wie Sebastian das geschafft hat? "Wir haben einfach meine Turnschuhe gefüllt", erzählt er und lacht. Inzwischen hat er sie wieder angezogen. Wie es sich läuft? "Na ja, ein bißchen feucht ist es schon."

21 Kinder (und ihre Eltern) folgten an diesem Morgen den roten Markierungspfeilen mit dem BUND-Emblem zum Ufer des Erlenbachs. Dort nahmen sie Mitglieder des BUND in Empfang. Doch bevor die Entdeckungsreise in Wiese und Bach startete, wurden die Kinder erst einmal eingestimmt: Mit der Geschichte vom Schlappermühlen-Wassermann. Zu Zeiten, als dort noch die Mühlen klapperten, soll er am Erlenbach sein feuchtes Domizil gehabt haben.

Von guten und weniger guten Exemplaren solcher Wassergeister erzählen die Sagen, wobei der hiesige offenkundig der zweiten Kategorie zuzuordnen war: Abgesehen davon, daß er böse und häßlich war, erzählte Stefan Nawrath den gebannt lauschenden Kindern, stellte er auch noch der Müllerstochter nach. Die aber hatte ihr Herz an den Müllergesellen verloren. Dem gelang es schließlich, seinen Kontrahenten matt zu setzen. Mit dem Versprechen, er werde seine Finger längen, damit er ebenso gut Geige spielen könne wie er, bewegte er den Wassermann dazu, seine Hand in den Schraubstock zu legen. Und dann zog er an . . .

So präpariert konnten sich die Kinder auf die Rallye begeben. Dabei gab es manch schwere Aufgabe zu lösen: etwa den Hopfen zu bestimmen, der massenweise am Bach wächst, oder fünf verschiedene Pflanzenfrüchte zu sammeln. Bei einem Fledermauskasten mußten sie erraten, welchem Tier er als Heim dient, und bei einem "Klo-Gewicht", was man damit sparen kann. Die spannendste Aufgabe erwartete die Kinder aber am Ende der Tour: Dort, wo inmitten verwilderter Hecken eine alte Hütte steht, soll sich Schatz des Wassermanns befinden. In einer im Boden vergrabenen Blechschatulle bewahrt er die zu weißen Murmeln gewordenen Seelen der Menschen auf, die er heimtückisch ins Wasser lockte.

Die Beute wird bei Eva abgegeben. Bei ihr auf dem Tisch sammeln sich Mais und grüne Äpfel, Wacholderbeeren und Kräuter. Die Gewinner-Gruppe darf sich später die "Mützenschnecken"-Haube aufsetzen.

Monika ist ungewollt bereits beim Programm des Nachmittags angekommen. Sie hat sich bei der Rallye den Fuß verstaucht. Nun sitzt sie auf einem Limonadenkasten und kühlt ihn im Bachwasser. Den Blick dabei immer auf den Bach und seine Bewohner gerichtet. Köcherfliegenlarven hat sie bereits gesehen, auch Mützenschnecken, Flohkrebse und Schmerlen, erzählt die Zehnjährige. Woher sie das alles weiß: "Ich bin doch Mitglied im BUND." NORBERT GLASER

Roth verteidigt Umwandlungswelle

Zum ersten Mal hat sich am Wochenanfang die Oberbürgermeister-Kandidatin der Frankfurter CDU, Petra Roth, zur Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen geäußert.

Ein Urteil des Gemeinsamen Senats der Obersten Bundesgerichte in Karlsruhe hatte unlängst diese Umwandlung für die Eigentümer wieder erleichtert - mit der Folge, daß innerhalb von zwei Wochen Anträge für fast 600 Eigentumswohnungen im Römer eingingen.

Die Unionspolitikerin verteidigte die derzeitige Umwandlungswelle: "Eine breitere Verteilung des Eigentums" auch bei den Immobilien nannte sie "sehr sinnvoll".

Die Konzentration des städtischen Wohnungsbestandes nutze nur selten den Mietern - als Belege dafür nannte Petra Roth die Neue Heimat und die Verhältnisse in der früheren DDR.

Dem Frankfurter Planungsdezernenten Martin Wentz (SPD) warf Roth "Polemik" und "Falschinformation" vor. Tatsächlich sei ein Mieter rechtlich besser geschützt, wenn seine Wohnung einem privaten Eigentümer gehöre - die Frist für den Kündigungsschutz verlängere sich um fünf Jahre.

Die CDU-Spitzenkandidatin nannte es "ausgesprochen schlechten Stil", die Christdemokraten für das Urteil der Obersten Gerichte verantwortlich zu machen. jg

Massenheimer besuchen den Opel-Zoo

BAD VILBEL. Zu einem Besuch des Opel-Zoos und einem anschließenden Kaffeetrinken im Hintertaunus lädt die Massenheimer Arbeiterwohlfahrt die örtlichen Seniorinnen und Senioren am Montag, 27. Juli, ein. Die Teilnahme an diesem Ausflug ist kostenfrei.

Die Abfahrt erfolgt um 13 Uhr am evangelischen Gemeindezentrum in der Hainstraße, die Rückkehr ist für 22 Uhr vorgesehen.

Um Anmeldung wird während des Seniorentreffs am Mittwoch, 22. Juli, von 15 bis 18 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum gebeten. mu

Wenn der Papagei gassi geht

Viel Freiheit für Lisa

enn der Tag seine Strahlen durch die Lamellenfront der Fenster schickt und Lisa er-

W wacht, stolziert sie mit der Geschäftigkeit eines Kleinkindes über die Daunenberge des Schlafzimmers und nimmt Platz in dieser morgendlichen Federbetten-Intimität. Lisa hat darüberhinaus eine Schwäche für Weintrauben, von denen sie jede einzelne kosten muß, um sie dann angefressen auf dem Küchentisch zurückzulassen. Als hätte hier jemand, der sich mit einem Heißhunger auf Nougat durch einen Pralinenkasten gearbeitet hat, stets nur auf Marzipangefülltes gebissen. Wenn Besuch kommt, bekundet Lisa, unter dem Schreibtisch wie auf einem Späherposten sitzend, lebhaftes Interesse an den Gästen, die zumeist mit nicht eindeutig dekodierbaren, gutturalen Lauten empfangen werden. Allein bei Männerbekanntschaften ist Lisa vorsichtig. Wobei spontan geäußerte Unmutsbekundungen an schmerzlicher Direktheit nichts vermissen lassen. Lisa ist drei, Lisa ist eine Gelbwangen-Amazone.

Lisa, seit drei Jahren in Frankfurt beheimatet, hat eine Option auf Familienanschluß. Weshalb Christiane Reuter ihre Halterin zu nennen, dem herzlichen Verhältnis der beiden zueinander nicht gerecht würde. Für Christiane und Lisa ist die Dauer-Quarantäne, das Leben in einem großzügig Volière genannten Kerker von keineswegs großzügigen Maßen, kein Thema. Vielmehr ist die Stadt wie eine nach allen Seiten offene Volière, in welcher der grüngefiederte Vogel mit den gelb-rot-gesäumten Krummschnabel Christiane Reuter auf ihren Wegen ohne große Worte begleitet. Wobei die vollkommene Freiheit allenfalls für die Dauer des Spaziergangs an eine lange Leine um das Fußgelenk gelegt wird. Das Interesse der Passanten an ihrer Person nimmt Lisa hin - mit der leidenschaftslosen Selbstverständlichkeit einer Diva, für die jeder Schritt zum Auftritt wird. Ein Vogel von stolzer Schönheit, der Fremde wie einen Hofstaat um sich sammelt. Dabei achtet sie auf Distanz. Schlechte Manieren erträgt sie nicht und ahndet sie mit einem Schnabelschlag auf die vorwitzigen Finger. Es gehört zu den Gepflogenheiten von Lisa, Christiane Reuter auf ihren Einkäufen im nahegelegenen Supermarkt zu begleiten. Ablehnung in Form eines Wir-müssen-draußen-bleiben gibt es nicht. Vielmehr erweist sich gerade die Dame am Obststand als außerordentlich kundenfreundlich, welche dem Tier frisches Obst zum Verzehr reicht.

Lisa hat, obwohl erst drei Jahre alt, bereits ein bewegtes Leben hinter sich. So ist sie beim meeting der Pfadfinder ebenso anzutreffen wie auf deren improvisierten Flower Power-Wochenenden. Auch bei langen Wanderexkursionen kneift Lisa nicht. In Kürze verreist sie in das Elsaß. Dort, so ist zu vermuten, dürfte sie wegen ihrer unnachahmlichen Kunstfertigkeit der Stimmenparodie an den bunten Abenden allen die Schau stehlen. sar

Nachrichten-Börse

Jeder fünfte Lehrling hat Abitur In Westdeutschland hat nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) jeder fünfte Lehrling Abitur. Deren Anteil an den Azubis stieg von 1985 bis 1991 um fünf Prozentpunkte. Der DIHT wertet die Entscheidung für eine betriebliche Ausbildung als Beweis für den "Realitätssinn der Schulabgänger", die erkannt hätten, daß eine Lehre attraktive Chancen biete. Der Mangel an Lehrlingen in den alten Bundesländern sei trotzdem nicht behoben. Wenig Masse bei Pleiten Bei Firmenpleiten geht der Großteil der nicht bevorrechtigten Gläubiger meist leer aus. Im Jahr 1990, für das das Statistische Bundesamt erst jetzt Zahlen vorlegt, waren die Verbindlichkeiten der Unternehmen, für die ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde, nur zu knapp sechs Prozent durch Vermögenswerte gedeckt. In rund 10 000 Fällen wurden Konkursanträge mangels Masse von vornherein abgelehnt. Den Gläubigern gingen 8,1 Milliarden Mark durch die Lappen. Mehr "Saft" aus Atomkraft Die deutschen Atommeiler erzeugten im ersten Halbjahr 84,3 Milliarden Kilowattstunden Strom, 10,5 Prozent mehr als von Januar bis Juni 1991. Das Deutsche Atomforum führt das Plus auf die hohe Verfügbarkeit der Reaktoren zurück.

"Unüberbietbare Realitätsferne" bei den Grünen und "teure Frührentner im Landratsamt" Rainer Krätschmer, SPD, kritisiert den einstigen Koalitionspartner und Dr. Friedrich lobt Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa / CDU: Geplante Amtsverlängerung dient nicht der Sache

MAIN-KINZIG-KREIS. Eigentlich, so sollte man meinen, dümpelt der Kreis während des Sommerlochs so vor sich hin, gehen Main-Kinzig-Politiker auf Tauchstation. Der bevorstehende Kommunalwahlkampf und die heftigen Auseinandersetzungen der vergangenen Monate nach dem Bruch der rot-grünen Koalition lassen aber offenbar keine rechte Ferienstimmung aufkommen.

Der SPD-Fraktionschef im Kreistag, der Wächtersbacher Bürgermeister Rainer Krätschmer, sieht beim einstigen Koalitionspartner, den mittlerweile ungeliebten Grünen, "unüberbietbare Realitätsferne", wie er im Pressedienst seiner Partei verkündet. CDU-Kreisvorsitzender Aloys Lenz hat wiederum im Landratsamt "teure Frührentner" ausgemacht.

Krätschmer stellt sich hinter den Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa (SPD). Dessen Wiederwahl steht Ende August auf der Tagesordnung der ersten Kreistagssitzung nach der parlamentarischen Sommerpause. Krätschmer kritisiert mit scharfem Ton Vorwürfe der Grünen, wonach Pipa alles, was "unser Dr. Friedrich" in knapp drei Jahren geschaffen habe, in nur drei Wochen nach Übernahme des Abfallressorts zunichte gemacht haben soll.

Der SPD-Fraktionschef fragt sich, seit wann denn der Beigeordnete für die Grünen wieder "unser Dr. Friedrich" sei. Schließlich habe doch die Rumpf-Vertretung der Grünen im Kreistag den plötzlich so gelobten Dezernenten seit mehr als einem Jahr "ein ums andere Mal ins Messer laufen" lassen.

Krätschmer ruft dem einstigen Koalitionspartner ins Gedächtnis: "Friedrichs persönlicher Referent hatte im Zusammenhang mit der Abstimmung über den Doppelhaushalt der Fraktion sogar noch Tips an die Hand gegeben, mit denen die koalitionsfreundliche Haltung des Dezernenten unterlaufen werden sollte." Auch hätten die Grünen "ihren Dr. Friedrich" bei der Abstimmung über den Deponiestandort Hohestein-Eckenberg "völlig im Regen stehen lassen".

"7,5 Millionen Mark für Gutachten und allerlei Vorplanungen auszugeben" ist für den SPD-Fraktionsvorsitzenden eigentlich das einzige, was Friedrich innerhalb der vergangenen dreieinhalb Jahre tatsächlich zustande gebracht habe. Diese Planungen würden sich "auch aus wissenschaftlicher Sicht als reine Utopie" erweisen.

Krätschmer poltert im Pressedienst seiner Partei: "Solange die Grünen nicht begreifen wollen, daß einfach kein Geld mehr dafür da ist, Wolkenkuckucksheime zu finanzieren und diesbezüglich auch völlig kompromißlos bleiben, ist bedauerlicherweise nicht daran zu denken, weiterhin mit ihnen zusammen Politik zu betreiben - zumindest nicht eine Politik, die sich an Realitäten orientiert." Die "Unfähigkeit des Dr. Friedrich" sei vor allem auch auf die "sture Ignoranz seiner Parteikollegen zurückzuführen".

Dann hält der SPD-Mann eine Lobrede auf seinen Parteifreund Pipa. So habe jener im Gegensatz zu Friedrich unter Beweis gestellt, daß notwendige Vorhaben nahezu problemlos durchgesetzt worden seien. Krätschmer nennt als Beispiele auch das Recycling-Center in Nidderau-Heldenbergen. Dessen Existenz schreibe sich Friedrich gern aufs Panier. Aber das Recycling-Center sei ebenso unter Pipas Planung und Regie entstanden wie die Kompostierungsanlagen in Hohenzell, Gründau und Langenselbold.

CDU-Kreisvorsitzender Lenz mokiert sich wiederum darüber, daß sich der Kreis "teure Frührentner" leiste. Der Unionsabgeordnete: "Während in einigen Hanauer Industriebetrieben der Abbau von Arbeitsplätzen und eine Straffung der Produktion befürchtet wird, diskutiert die SPD im Main-Kinzig-Kreis zeitgleich die Einrichtung einer ,Frühpensionskasse' für den einen und die langfristige Sicherung hoher Bezüge für den anderen Kreisbeigeordneten."

Wen er damit meint, klärt Lenz in seinem jüngsten Rundbrief an die Mandatsträger seiner Partei im Main-Kinzig- Kreis auf. Darin schreibt der CDU-Kreisvorsitzende: "Nach weniger als drei Amtsjahren kann sich der hochverschuldete Main-Kinzig-Kreis mit Dr. Friedrich keinen ,Frühpensionär' leisten, der mit schätzungsweise über 90 000 Mark Jahresbezügen, ohne etwas arbeiten zu müssen, in den ,Vorruhestand' entlassen wird."

Für Lenz deutet weiterhin vieles darauf hin, daß die SPD in geheimer Wahl auf die Stimmen der NPD setze, um mit Erich Pipa einen hochdotierten Sozialdemokraten im Amt zu belassen und ihn finanziell für den Fall einer Niederlage bei den Kreistagswahlen im März 1993 abzusichern. Der CDU-Kreisvorsitzende meint, für die SPD wäre es einfach, die geheim abgegebenen Ja-Stimmen der NPD im nachhinein als "Überläufer" von seiten der CDU oder der Grünen zu deklarieren.

Die CDU will es vielmehr den Wählern im März nächsten Jahres überlassen, wer danach auf Kreisebene politisch die Verantwortung tragen soll, macht Lenz deutlich. Seiner Ansicht nach diene die mit dem Wiederwahlantrag der SPD am 28. August geplante Amtsverlängerung Pipas "nicht der Sache, sondern ausschließlich dem finanziellen Wohlergehen des jetzigen SPD-Amtsinhabers - besonders für den Fall, daß die SPD mit der Wahl keine ausreichende Mehrheit bekommen werde".

Genüßlich zieht Lenz vom Leder, wenn er feststellt, daß der SPD-Fraktionsvorsitzende Krätschmer beim Amtsantritt des Grünen-Beigeordneten jenen noch als herausragenden Wissenschaftler gewürdigt und dessen Wahl zum Abfalldezernenten als "politischen Meilenstein" bezeichnet habe. Dazu erklärt Lenz in seinem Rundbrief: "Heute überlegen Eyerkaufer und die SPD nur noch, wie sie sich dieser unbequemen und lästigen Person entledigen können."

Anstatt darüber zu lamentieren, daß sein einstmals hochgelobter Beigeordneter eine Belastung darstelle, soll sich der Landrat auf seine Pflicht besinnen, "eine ausreichende Beschäftigung für den ,hochqualifizierten' Bediensteten zu finden", rät der CDU-Kreisvorsitzende. Lenz bezieht sich dabei auch auf die Hessische Gemeindeordnung. Danach habe der Landrat die Aufgabe, den hauptamtlichen Beigeordneten durch entsprechende Aufgabenzuweisung mit Arbeit zu versehen. Weiter sei es die "moralische und politische Pflicht" des Landrats, "ihre Erledigung auch zu überwachen". hok

Statt der Kunst gibt es Kohle

BORNHEIM. Eigentlich sollte hier einmal eine Künstlerkolonie entstehen. Doch nun stehen die Räume des ehemaligen Getränke- und Kohlenhandels in der Eichwaldstraße 53 - 55 wieder leer. Im April dieses Jahres hatte Harald Caspari versucht, dort eine Künstlerkolonie zu gründen (die Stadtteil-Rundschau berichtete).

Nachdem Heinz Löffler, der Besitzer des Getränkehandels, in den Ruhestand gegangen war, blieben die Räume lange Zeit unbenutzt. Caspari wollte gemeinsam mit fünf anderen Hobbykünstlern eine "Kunstfabrik in Bornheim" errichten. Der Keller sollte in erster Linie ehemaligen Drogenabhängigen ein Forum bieten, sich mit Kunst ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dazu ist es jedoch nie gekommen.

"Weil Caspari seine Miete nicht mehr bezahlen konnte, haben wir den Keller schließlich zwangsräumen lassen", erklärt Löffler. "Der Mann hat sich einfach nicht mehr bei uns gemeldet, ist untergetaucht." Löffler hat bereits neue Interessenten für den Brennstoffhandel, den es seit 1920 in Bornheim gibt. Erst vor 15 Jahren war eine Getränkeabteilung dazugekommen. "Einen Künstlerkeller wird es dort jedenfalls nicht mehr geben", stellt Löffler klar. Er habe Harald Caspari und seinen Freunden eine Chance geben wollen, sei jedoch stark enttäuscht worden.

"Es ist noch nicht einmal zur Gründung eines Vereins gekommen, so daß natürlich auch keine Zuschüsse von der Stadt kommen konnten. Die haben sich dort wohl alle sofort zerstritten." Chance vertan, dachte sich Löffler und ließ sich die Kaution auszahlen, da sich niemand mehr bei ihm gemeldet hatte. Nachdem er mehrere Wochen nach Caspari gesucht hatte, ließ er "den Krempel, der noch in meinem Laden stand, in Containern abholen". Ein Geschäft, empört sich Löffler, kann doch so nicht geführt werden.

Statt Hobby-Kunst wird es deshalb in der Eichwaldstraße wohl bald wieder Kohlen und Getränke geben. mug

Südhessen vor Wassernotstand

me WIESBADEN, 20. Juli. In Teilen Südhessens wird nach Einschätzung des Umwelt-Staatssekretärs der Landesregierung, Rainer Baake (Grüne), schon bald der Wassernotstand ausgerufen - verbunden mit Verbrauchseinschränkungen.

Baake kündigte am Montag in Wiesbaden an, der Darmstädter Regierungspräsident werde in den kommenden Tagen eine "Gefahrenabwehrverordnung" in Kraft setzen, die erstmals auch überörtlich Einschränkungen und Verbote beim Wasserverbrauch möglich machen soll. Nachdem "klimatische Veränderungen" zu einer angespannten Grundwassersituation in weiten Regionen Hessens geführt hätten, sei mit der sofortigen Anwendung der neuen rechtlichen Verbotsmöglichkeiten zu rechnen, wie Einschränkungen beim Autowaschen, beim Gartensprengen und beim Bewässern in der Landwirtschaft.

(Bericht auf der Hessenseite)

Sperrmülltermine für Rosbach

ROSBACH. Zum dritten Mal in diesem Jahr haben Rosbacher und Rodenheimer die Möglichkeit, sich ihres Sperrmülls zu entledigen. Am 10. und 11. August wird in Ober-Rosbach, am 12. August in Nieder- Rosbach und am 13. August in Rodheim gesammelt. Der Sperrmüll muß bis 6 Uhr morgens bereit gestellt werden, allerdings so, daß der Straßenverkehr nicht beeinträchtigt wird und Fußgänger nicht behindert werden.

Zum Sperrmüll gehören Matratzen, Möbel, Teppiche sowie Fernseh- und Rundfunkgeräte. Kartons, Papier- und Plastiksäcke, Bauschutt, Fenster, Türen und massive Metallteile werden dagegen nicht abgefahren. Diese Dinge können auf dem Bauhof entsorgt oder zu den entsprechenden Fachhändlern gebracht werden. Für die Entsorgung von Kühl- und Gefriergeräten, Öfen, Wasch- und Spülmaschinen ist die Stadtverwaltung, Telefon 8 22 52 oder 82 20, zuständig.

Die Stadtverwaltung weist außerdem darauf hin, daß sperrige Grünabfälle vier mal jährlich kostenlos abgeholt und andere Abfälle von die Wertstoffcontainer gehören. Sonderabfälle des Kleingewerbes werden am 7. August von 13.30 Uhr bis 14 Uhr an der Sporthalle Eisenkrain entgegengenommen. Der Bauhof ist montags und dienstags von 7 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr geöffnet. ub

Anschlag auf Polizei, Täter angeschossen

RÜSSELSHEIM. Nach einem ominösen Brandschlag auf die Polizeistation in der Eisenstraße wurde ein 40jähriger in der Nacht auf Montag gestellt. Dabei stoppte ein Beamter den Mann mit einem gezielten Schuß in den Unterschenkel. Der Mann, so die Polizei, habe die Beamten mit zwei Messern und einer Schlagkette bedroht. Hinweise auf ein Motiv für den Brandanschlag gibt es keine. cas (Bericht auf der Seite Hessen)

Kollision in ,Geister-Achterbahn' 17 Fahrgäste in Düsseldorf wurden verletzt / TÜV prüft Anlage

DÜSSELDORF, 20. Juli (dpa/Reuter). Auf der Düsseldorfer Kirmes sind am Sonntag bei einem Unfall in einer Achterbahn 17 Fahrgäste verletzt worden. Nach Angaben der Polizei war eine Gondel im verdunkelten Teil der Strecke in etwa zehn Meter Höhe offenbar stehengeblieben. Die folgenden Gondeln fuhren mit großer Wucht auf das Hindernis auf.

Das Unglückskarussell "Magic Mountain" feierte auf der Düsseldorfer Kirmes Weltpremiere. Das Fahrgeschäft, halb Achter-, halb Geisterbahn, ist 30 Meter hoch und hat rund 14 Millionen Mark gekostet. Der Gag: Die meiste Zeit rasen die blauen Gondeln mit hoher Geschwindigkeit im Dunkeln an den Horrorszenen einer Geisterbahn vorbei. Dabei stürzen die Gondeln mitunter auch rückwärts in die Tiefe.

Die Achterbahn "Magic Mountain" bleibt nach Angaben der Bauaufsicht Düsseldorf "vorerst" geschlossen. Erst nach einem Gutachten des Technischen Überwachungs-Vereins (TÜV) werde die Anlage wieder freigegeben, sagte Ferdinand Bauer, kommissarischer Amtsleiter der Bauaufsicht Düsseldorf, auf Anfrage.

Aber bereits vor der ersten Genehmigung eines neuen "Fahrgeschäfts", darunter fallen etwa Karussells und Achterbahnen, beschäftigen sich die Technischen Überwachungs-Vereine eingehend damit. Wird ein neues Gerät, etwa eine Achterbahn, gebaut, muß es nach Richtlinien der Landesbauordnung vom TÜV begutachtet werden. Dabei werden Konstruktionszeichnungen und Statik geprüft, stichprobenweise werden Teile aus der Fertigung unter die Lupe genommen. Der TÜV stellt daraufhin ein Prüfbuch (ähnlich einem Kraftfahrzeugbrief) aus.

Je nach "technischem Schwierigkeitsgrad" wird das Fahrgeschäft nach Angaben des TüV Bayern alle ein bis fünf Jahre erneut geprüft. Vor jeder neuen Kirmes macht die örtliche Bauaufsicht zusätzlich eine sogenannte Gebrauchsabnahme. Aber: "Wenn man alle Fehler vorher erkennen könnte, gäbe es nie Unfälle", sagt Bauer. Zumal die Bauaufsicht nur für die bauliche und nicht für die technische Überprüfung zuständig ist. Zudem wird "nach Augenschein" die Standfestigkeit der Anlage geprüft.

"Technisches Versagen wird durch die TÜV-Prüfungen weitestgehend ausgeschlossen. Die Fehler, die durch Bedienung oder mangelnde Wartung auftreten, können natürlich nicht ausgeschlossen werden", sagt Peter Leutenstorfer, Sachverständiger beim TÜV Bayern.

Fabelwesen verzaubern Ostpark Auf das "Theater im Zelt" folgen weitere Kulturveranstaltungen

RÜSSELSHEIM. Märchenhaft war die Szene auf der großen Ostparkwiese: Ungeheuer und bizarre Figuren tobten am Samstag durch Nebelschwaden übers Grün. Eine phantastische Traumwelt mit Ungeheuern und Fabelwesen bescherten den gut 300 Zuschauern neue Seherlebnisse. Der Auftritt des katalonischen Ensembles "Artristras" war ein Höhepunkt beim dreitägigen "Theater im Zelt", das zur städtischen Veranstaltungsreihe "Kultur im Sommer" gehörte.

Rüsselsheim setzte damit neue Akzente im örtlichen Kulturleben. Aber auch die stillen Momente am Rande des Bühnengeschehen, das von Freitag bis Sonntagabend dauerte, hatte an diesen Tagen ihren Reiz: Zur Musik eines Stehgeigers ließ sich mexanisches Bier trinken.

Das von der städtischen Kulturverwaltung zusammen mit Organisationen und Gruppierungen vorbereitete Programm "Kultur im Sommer" bietet in den kommenden Wochen weitere Farbtupfer:

• Am Mittwoch, 27. Juli, 20 Uhr, wird auf der Wiese am Amtsgericht beim Open-Air-Kino "Der König der Fischer" gezeigt. Am nahegelegenen Palais Verna geht es am Donnerstag zur gleichen Zeit weiter mit "Musik am Palais". Die Gruppe Tango Five serviert eine Schlager-, Jazz-, Schnulzen- und Cabaret-Revue.

• Die Clowns Lülü und Hugo kommen am Freitag, 24. Juli, 14 Uhr, zum Sommercafé auf dem Ostpark-Spielplatz mit dem Stück "Brause-Paul". Das Hallenbad ist am selben Abend die Kulisse für die "Stadterkundung II". Zu hören: das "Ensemble Camerata" mit Matthias Warzecha.• Am evangelischen Gemeindehaus in der Markstraße gastiert Michael Stuhlmiller vom "Blauhaus"-Theater mit Kindertheater am Samstag, 25. Juli, 10 Uhr.

• In Kooperation mit dem Konzertveranstalter Rainer Zagovec und dem Gastonomen Gianni Leone wird am Sonntag, 26. Juli, 20 Uhr, vor den Treff am Stadttheater gebeten zu "Concerto all aperto" mit italienischer Folklore.

• Am Dienstag, 28. Juli, 16 bis 18 Uhr, wird in der Turnhalle Parkschule der Rüsselsheim-Zyklus der Sommerwerkstatt mit Hans Diebschlag vorgestellt. cas

Bald Verbote beim Wasserverbrauch Ruft RP Notstand in Südhessen aus? / Zweite Rheinwasser-Infiltrationsanlage

WIESBADEN. In Südhessen wird schon in den kommenden Tagen ortsübergreifend der Wassernotstand ausgerufen werden - verbunden mit Verboten etwa beim Autowaschen, Bewässern von Gärten und anderen Grünflächen. Damit rechnet der Wiesbadener Umwelt-Staatssekretär Rainer Baake (Grüne). Baake kündigte am Montag für den gesamten Regierungsbezirk Darmstadt in den nächsten Tagen den Erlaß einer "Gefahrenabwehrverordnung" an, mit der Einschränkungen und Verbote beim Wasserverbrauch erstmals für ganze Regionen erlassen werden können. Ein von Baake vorgestellten "Fünf-Punkte-Programm" zum besseren Schutz des hessischen Grundwassers umfaßt außerdem neue Fördergrenzen für die Wasserwerke und den Bau einer weiteren Rheinwasser-Infiltrationsanlage in Allmendfeld.

Eine "nachhaltige Störung" des Wasserhaushalts in Teilen des Landes führte Baake auf "klimatische Veränderungen" zurück. Die Grundwasserneubildung liege im südhessischen Regierungsbezirk Darmstadt seit einigen Jahren bereits rund neun Millionen Kubikmeter unter dem Umfang der Wasserentnahme - mit der Folge, daß der Grundwasserspiegel sinkt. Diese Entwicklung soll jetzt gestoppt werden, bei aktuellen Engpässen "wie in diesem Sommer" (Baake) auch mit Verbrauchsvorschriften.

Alle Details der neuen "Abwehrverordnung" für Südhessen wollte der Staatssekretär am Montag noch nicht nennen, mit der Begründung, der Darmstädter Regierungspräsident habe die Verordnung erarbeitet und werde sie deshalb auch öffentlich vorstellen. Klar ist aber, daß es zwei "Verbotsstufen" geben soll. So soll - zum Beispiel - künstliche Beregnung in der Landwirtschaft je nach Engpaß-Situation nur in den Mittagsstunden (Stufe 1) oder während eines größeren Tagesabschnittes (Stufe 2) verboten werden können. Ähnlich abgestuft soll auch bei anderen Einschränkungen (Hausgärten, Industrie- und Gewerbebetriebe) oder Verboten (Autowaschen, Betrieb von Springbrunnen, Bewässern von Hofflächen) verfahren werden.

Bislang konnten solche Verbote nur auf kommunaler Ebene erlassen werden; jetzt sollen sie in gesamten "Verbrauchsgebieten" gelten und damit auch im Ballungsraum Frankfurt, der von weither mit Wasser versorgt wird. Außerdem sollen die Entnahmerechte der Wasserwerke, die bislang an einer bestimmten Kubikmeterzahl geknüpft waren, schnellstens auch an die Einhaltung bestimmter Pegelstände gebunden werden.

Bestehende Förderverträge sollen über nachträgliche Auflagen entsprechend geändert werden. Damit soll künftig ein bestimmter Grundwasserpegel garantiert werden; bei Engpässen sollen die Wasserwerke sich über Verbundleitungen gegenseitig aushelfen. "Grundwasserbewirtschaftungspläne" sollen - zunächst als "Modellprojekt" im südhessischen Ried - die Verteilung des geförderten Wassers besser steuern.

Die Mittel aus der "Grundwasserabgabe", die Hessen in diesem Jahr neu eingeführt hat, sollen laut Baake überwiegend als "Pauschale" an die Kommunen ausgezahlt werden, die damit zweckgebunden Projekte zur Trinkwassereinsparung (etwa: Regenwasseranlagen in Privathaushalten) fördern können. Damit sollten komplizierte Bewilligungsverfahren möglichst vermieden werden.

Politisch besonders brisant ist die jetzt erklärte Bereitschaft der rot-grünen Regierung, eine weitere Anlage zur Rheinwasser-Versickerung zu fördern (Investitionsvolumen: insgesamt rund 30 Millionen Mark). Die Methode, aufbereitetes Rheinwasser im südhessischen Ried zur Anhebung des Grundwasserspiegels einzusetzen, ist von Naturschützern und Grünen vor Ort bislang immer kritisiert worden. Das von den Grünen geführte Umweltministerium begründet sein Ja jetzt mit den Ergebnissen eines erneuten Gutachtens (Kosten: 300 000 Mark), wonach es "keine relevanten Zweifel an der ökologischen Verträglichkeit" (Baake) gebe. Das Gutachten habe sogar ergeben, daß das aufbereitete Rheinwasser direkt "trinkbar" wäre, wobei man ein Versikkern ins Grundwasser aber weiter für die risikoärmere Technik halte.

Die jetzt nach Eschollbrücken (Kreis Darmstadt-Dieburg) geplante zweite Anlage in Allmendfeld (Kreis Groß-Gerau) soll bis zu zehn Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr aufbereiten und versikkern lassen können (Eschollbrücken: sechs bis acht Millionen Kubikmeter pro Jahr). Sie soll in der zweiten Jahreshälfte 1994 in Betrieb gehen. Die Entscheidung über eine dritte, vom "Wasserverband Ried" geforderte Anlage ist laut Baake im Ministerium noch nicht gefallen.

Ebenfalls noch nicht entschieden sei, in welchem Umfang das Land sich an Entschädigungszahlungen für Gebäudeschäden im Ried wegen der Grundwasserabsenkung der vergangenen Jahre beteiligen werde. Die Gesamtschäden durch den rückläufigen Grundwasserspiegel werden in Wiesbaden auf 30 bis 35 Millionen Mark geschätzt. Über Zuschüsse für die Geschädigten vom Land würde in der Regierung noch "diskutiert". me

BUND: Kindergarten zentral bauen

BAD VILBEL. Von "planungspolitischer und landschaftsgestalterischer Konzeptionslosigkeit" zeugt nach Auffassung des Bad Vilbeler Ortsverbandes des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) der geplante Bau eines Kindergartens auf dem Gebiet der Kleingartenanlage "Am Hainwinkel".

Der BUND begrüße grundsätzlich die Schaffung neuer Betreuungsplätze, hebt der Ortsverband hervor. Ein neuer Kindergartenbau sollte aber besser zentral im Stadtgebiet erfolgen. Anstatt 1989 bei der Ausweisung des Neubaugebietes "Am Schöllberg links" gleich einen Kindergarten einzuplanen, werde dieser jetzt am Rande des Vilbeler Waldes, abgeschnitten von öffentlichen Verkehrsverbindungen, geplant.

"Die Erkenntnis, daß eine Bebauung im Übergangsbereich zwischen Wald- und Siedlungsfläche aus landschaftsplanerischer Sicht abzulehnen ist, sollte auch dem hauptamtlichen Magistrat bekannt sein", meint der BUND. mu

Ein Denkmal in Form einer Parkbank

HEUSENSTAMM. Mit einer Bank in Grünanlagen und an Spazierwegen kann sich in Heusenstamm jeder ein kleines Denkmal setzen, der vier- oder fünfhundert Mark übrig hat. Gegen diesen Betrag gibt es bei der Stadt eine stabile Sitzgelegenheit, die an der Lehne mit einem Metallschildchen versehen wird. Darauf steht dann eine Widmung des Spenders und sein Name.

Bei einer Aktion mit Heusenstammer Gewerbetreibenden waren 1990 über 40 Bänke gestiftet worden.

Der Erfolg damals veranlaßte jetzt Bürgermeister Josef Eckstein, sich abermals an die Gewerbetreibenden zu wenden und in einem Rundschreiben um erneute Spenden zu werben. Als Stifter kommt jedoch auch jeder andere Bürger oder jede Bürgerin in Frage.

Angeboten werden zwei Bänke - mit oder ohne Lehne - und zusätzlich ein Tisch, der allerdings nur zusammen mit zwei Bänken als Sitzgruppe für insgesamt 1450 Mark geliefert wird.

Hersteller sind die Westeifel-Werkstätten Gerolstein, in der 320 Behinderte arbeiten. Eine Bestellung, so der Bürgermeister, hilft dort Arbeitsplätze erhalten.

Die jeweiligen Spender/innen können selbst bestimmen, wo "ihre" Bank aufgestellt werden soll. Vor zwei Jahren wählten die Gewerbetreibenden auch Stellplätze im Einkaufszentrum "Alte Linde".

Die Bestellformulare für die Aktion "Park- und Ruhebänke für Heusenstamm" gibt es im Rathaus, Telefon 06104/607-218. Bürgermeister Eckstein hofft auf ein lebhaftes Echo. hf

Sie wollen Tempo 30, aber ohne Holperstraßen "Geld besser anlegen" / Erster Erfolg für neue Bürgerinitiative in Oberlinden

LANGEN. Mit einer "freudigen" Botschaft kam der Geschäftsführer der SPD- Landtagsfraktion, Matthias Kurth, vor kurzem nach Langen gereist. Er hatte 450 000 Mark bei Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) locker gemacht, um Bürgern von Oberlinden Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung anzudienen. 150 000 Mark schoß die Stadt hinzu. Das Parlament beschloß, daß für insgesamt 600 000 Mark die Straßen in Oberlinden zurückgebaut werden sollen. Das paßt vielen Bürger in dem Stadtteil aber nicht. Sie gründeten eine Bürgerinitiative (BI), die "Oberlindener Verkehrsberuhigung".

Die aufgebrachten Anwohner sind nicht gegen Verkehrsberuhigung, sondern gegen die Art und Weise, wie sie gemacht werden soll. Sie sagen: Verkehrsberuhigung ja, Tempo-30-Zonen ja, Straßennachbesserungen im Forstring, in der Straße Im Ginsterbusch und in der Berliner Allee: ja. Aber bitteschön keine Aufpflasterungen und Verengungen für teures Geld. Die 600 000 Mark könnten, so die Gegner, wesentlich sinnvoller für dringende Einrichtungen wie Kindergärten ausgegeben werden.

Damit sie nicht vor vollendete Tatsachen - sprich Holperstraßen - gestellt werden, gründeten sie vor acht Tagen eine Bürgerinitiative; gleich nach dem Meckerschoppen der Freien Wähler, bei dem die Verkehrsberuhigung Oberlinden Thema des Abends war. In nur vier Tagen sammelte die BI an die 300 Unterschriften, brachte sie zu Bürgermeister Dieter Pitthan ins Rathaus und wartet jetzt auf Reaktion. Im Rathaus aber wird derweil schon heftig über die Auftragsvergabe für die geplanten Baumaßnahmen diskutiert, damit die Planungen zügig in die Tat umgesetzt werden.

Paul Karn, Sprecher der BI, sagt: "Hier wird doch das Pferd von hinten aufgezäumt. Wir brauchen in Oberlinden keine Aufpflasterungen, andere Sachen sind viel wichtiger." Seit vor etwa einem halben Jahr auf der zwei Kilometer langen Ringstraße in Oberlinden Tempo-30-Markierungen auf die Fahrbahn gemalt worden seien, hätten sich viele Bürger daran gehalten, sagt Karn. Auch stimme nicht, wie Kurth behauptet habe, daß in dem Wohngebiet fast nur noch junge Familien mit Kindern lebten. Karn: "Mindestens ein Drittel der Oberlindener sind vor 30 Jahren als erste hierher gezogen; sie sind wie ich im Rentenalter."

Sie alle würden sich zusammen mit der radelnden Jugend und den Müttern mit Kinderwagen auf den viel zu engen und holprigen Gehwegen, auf denen der Asphalt meterweise aufgebrochen, die Randplatten abgesunken, Baumwurzeln zu gefährlichen Stolpersteinen geworden seien, drängeln. Da gelte es Abhilfe zu schaffen.

Der Volkszorn bei den Oberlindenern wachse mit jedem Tag, sagt der BI-Sprecher. Karn will nicht nur Basisdemokratie, sondern parlamentarische Demokratie, wo gewählte Volksvertreter sich für die Belange der Bürger einsetzen. "Aber hier ist einiges schief gelaufen, die Politiker befürworten etwas, das die Mehrheit der Betroffenen ablehnt."

Natürlich, so räumt Karn ein, gäbe es auch Befürworter für die Aufpflasterungen. Diese seien jedoch in der Minderheit, und ihn wundere, daß es sich bei den ihnen meist um 20- bis 30jährige handele. Sie kämen mit dem radikalen Argument, sie wollten den schnellen Fahrern ihre Autos kaputtschlagen. Karn: "Das kann doch nicht Sinn der Sache sein. Ich frage sie dann jedesmal, ob dann im Notarztwagen der Patient totgeschlagen werden soll? Dann werden sie meist einsichtig und wechseln auf unsere Seite."

Die BI hofft, daß die Politiker ein Einsehen haben und zum jetzigen Zeitpunkt der Diskussion keine Aufträge vergeben.

Und tatsächlich: Die BI konnte am Dienstag, so Karn, ihren ersten Erfolg verbuchen. Auf der Magistratssitzung am Montag abend wurde der Tagesordnungspunkt Auftragsvergabe erst einmal abgesetzt. Erster Stadtrat Klaus-Dieter Schneider sagte auf Anfrage: "Wir müssen uns jetzt erst einmal die Konsequenzen überlegen. Es hat ja keinen Sinn, hier einen Kleinkrieg zu führen." Der Magistrat sei in der Zwickmühle. Einerseits müsse er den vor drei Jahren einstimmig verabschiedeten Stadtverordnetenbeschluß ausführen, andererseits gäbe es keine Tempo-30-Zonen ohne bauliche Veränderungen. Und schließlich habe das Land vor der Bewilligung der Zuschüsse geprüft, ob das Vorhaben sinnvoll ist.

DOROTHE KNIPP

Friedensforscher warnen Bonn "Kürzungen führen zu wissenschaftspolitischem Kahlschlag" Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Heinz Karisch

FRANKFURT A. M., 21. Juli. Die Friedens- und Konfliktforschung in der Bundesrepublik Deutschland ist durch drohende Kürzungen der Finanzmittel erheblich gefährdet. Darauf hat jetzt Professor Volker Rittberger von der Eberhard-Karls-Universität Tübingen in einem Brief an Bonner Abgeordnete hingewiesen. Er warnte vor einem "drohenden wissenschaftspolitischen Kahlschlag". Die bisherigen Fördermittel von 3,2 Millionen Mark seien vom Haushaltsausschuß des Bundestages für 1992 bereits um eine Million Mark gekürzt worden. Im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung des Bundesforschungsministeriums sollten die Sondermittel bis 1994 nochmals gekürzt und dann ab 1995 ganz gestrichen werden, kritisierte Rittberger.

Rittberger wendet sich gegen das Argumentder Bundesregierung, die derzeitige Abrüstung lasse auch Kürzungen im Bereich Friedens- und Konfliktforschung gerechtfertigt erscheinen. "Die Unübersichtlichkeit der Entwicklung regionaler Konflikte", schreibt Rittberger, "die verstärkten Rückwirkungen der ausbleibenden Entwicklung in der sogenannten Dritten Welt auf Europa" sowie die Notwendigkeit der internationalen Bearbeitung globaler Gefährdungen seien Herausforderungen, auf die die Friedens- und Konfliktforschung diskussionswürdige Antworten von hohem wissenschaftlichem Rang geben könne.

Der Tübinger Friedensforscher weist weiter darauf hin, daß dieser Forschungszweig in den neuen Bundesländern auf Förderung angewiesen sei. Auch in Westdeutschland würde ein Wegfall der gesonderten ForschungsförderungUmfang und Qualität der Lehre sowie die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses erheblich beeinträchtigen. Die Kürzungen seien auch deshalb merkwürdig, weil das Votum des Wissenschaftsrates nicht abgewartet worden sei, der sich für 1993 die Bewertung der Friedens- und Konfliktforschung vorgenommen habe.

Der Tübinger Wissenschaftler stellt fest, daß in den USA die Friedens- und Konfliktforschung intensiv gefördert werde. Der Kongreß habe beispielsweise das US-Institute of Peace (USIP) in Washington gegründet, das sich zu einer von allen politischen Strömungen respektierten Institution entwickelt habe.

(Kommentar auf Seite 3)

Kulturabteilung des Main-Kinzig-Kreises lud am Sonntag zur "Lust auf Lesen" in "Werder's alte Scheune" Überlebenskampf der Wanderjuden Valentin Senger stellte sein kulturgeschichtliches Werk "Die Buchsweilers" vor Von Jürgen Schultheis BAD SODEN-SALMÜNSTER. Das Ergebnis der vielleicht vorzüglichsten Recherche für sein neues Buch verrät Valentin Senger erst auf wiederholtes Drängen: Die Frage nämlich, wie es dem Bandenkapitän David Buchsweiler gelingen konnte, einen bekannten Vogelsberger Räuber aus einem gut bewachten Torturm zu befreien. Die Episode ist ein Beispiel für die zahlreichen Ereignisse aus dem Überlebenskampf einer jüdischen Bande, die um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert die Region unsicher gemacht hat. Sengers neues Buch unter dem Titel "Die Buchsweilers" schildert die Geschichte dieser Männer. Darüber hinaus ist das im vergangenen Herbst erschienene Werk ein kenntnisreicher Beitrag zur Kulturgeschichte der Zeit. Am Sonntag vormittag hat der Journalist und Schriftsteller Valentin Senger das Buch in "Werder's Scheune" im Sodener Stadtteil Katholisch-Willenroth vorgestellt. Die kleine Lesung war Teil einer Veranstaltungsreihe unter dem Titel "Lust auf Lesen", in deren Verlauf die Abteilung Kultur des Main-Kinzig-Kreises Schriftstellerinnen und Schriftsteller in den Osten des Kreises bringen und mit Lesern zusammenbringen will.

Fünf Jahre hat der Autor mit den Recherchen zu seinem Buch zugebracht. Archivarbeiten, zahlreiche Einzelgespräche und der Besuch jener historischen Stätten, die in seinem Roman geschildert werden, waren Teil der umfangreichen Vorbereitungen. Inzwischen trägt die Sisyphos-Arbeit des 73jährigen Mannes unverhoffte Früchte: Die verloren geglaubte Spur des Buchsweiler-Sohnes Saul konnte Valentin Senger in den vergangenen Monaten wieder aufnehmen. Im Frühjahr erreichte den Schriftsteller ein Anruf aus einem Kibbuz in der Negev-Wüste. Am Telefon meldete sich Dr. Nathan Buchsweiler. Der Mann gab sich als Nachfahre jenes Saul Buchsweiler aus, der sich nach dem Tod seines Vaters David der sozial-revolutionären Bewegung des deutschen Vormärz angeschlossen und während der Revolution von 1848 in Frankfurt eine führende Rolle gespielt hatte.

Ein an der Universität Heidelberg lehrender Theologie-Professor hat Senger die Version vor einigen Tagen bestätigt. Beim Treffen eines christlichen-jüdischen Arbeitskreises im südlichen Odenwald war der Theologe als Referent eingeladen. Der Fachmann hatte zur gleichen Zeit an der Jerusalemer Universität studiert wie jener Nathan Buchsweiler - eben aus der Familie stammend, deren Geschichte Senger in seinem Buch erzählt. Die Beschäftigung mit dem Schicksal der sogenannten Ost-Juden hatte Senger auf das Schicksal der Wanderjuden im Deutschland des vergangenen Jahrhunderts aufmerksam gemacht: Nach dem Ersten Weltkrieg waren etwa 10 000 bis 12 000 Menschen jüdischen Glaubens nach Frankfurt gekommen. Der etablierten jüdischen Gemeinschaft blieben sie aber immer fremd. Sie waren "eine völlig isolierte Gruppe". Die Zuwanderer bildeten später eigene Organisationen unter dem Namen jüdischer Arbeiter-Theaterverein oder Kulturverein.

"Zu meiner Überraschung mußte ich feststellen, daß es praktisch keine Unterlagen über diese Gruppen gibt, keine Zeitungsmeldung", sagt Senger zur Vorgeschichte seines Buches. Im Verlauf seiner Recherchen wurde der Autor auf die Wanderjuden aufmerksam, "über die so gut wie gar nichts oder nur wenig bekannt ist".

Zu den Wanderjuden zählten jene Menschen, die keinen Schutzbrief und deshalb keinen festen Wohnsitz hatten. In Dörfern und Städten konnten sich die Männer, Frauen und Kinder während der Wanderschft nur einen Tag aufhalten. Übernachtungen waren nur in "Judenherbergen" möglich. Knapp die Hälfte der Juden des vergangenen Jahrhunderts gehörten den Wanderjuden an. "Diese Menschen lebten so arm und so elend, daß es kaum möglich ist, das darzustellen." Um dem Hungertod zu entgehen, organisierten sich manche in Banden. Eine dieser Gruppen hielt sich unter Führung von David Buchsweiler in der Region auf. Der Bandenkapitän war Sohn eines jüdischen Religionslehrers aus Grebenau, der wegen der zunehmenden Verarmung der Dörfer den Ort verlassen mußte.

Bandenkapitän David Buchsweiler galt als Spezialist für das Öffnen von Schlössern. Vielleicht haben ihn die Kollegen von der Vogelsbergbande deshalb zu Hilfe geholt, als ihr Chef und zwei Kompagnons von fuldaischen Soldaten gefangen und in jenen berühmten Torturm festgesetzt worden waren.

Buchsweiler und seine Männer stahlen und raubten damals mit dem Einverständnis des Freiherrn Christian Wilhelm von Hutten. Der Adelige zog seinen Nutzen aus der Bande: Die Räuber mußten ihrem Freiherrn für ihre Tätigkeit ordentlich Steuern bezahlen. Wie bedeutend solche Einnahmen für die verarmte Ritterschaft der Zeit waren, zeigen Dokumente über eine Ständeversammlung aus dem Jahre 1838. Im Verlauf des Treffens wollten die Stände den obligatorischen Judenzoll abschaffen. Freiherr von Hutten protestierte als Vertreter der Hanauischen Ritterschaft gegen den Plan. Falls der Zoll abgeschafft werden sollte, müßten die Ritter entschädigt werden, weil sonst der Ruin drohe.

Die Krise um die Jahrhundertwende bildet den Hintergrund für die Buchsweiler-Geschichte: Der Übergang von Manufaktur zur industriellen Produktion, die Entstehung des Proletariats und das Aufkommen der sozial-revolutionären Bewegung. So präzise wie möglich hat Senger deshalb versucht, die historischen Ereignisse im Buch zu verarbeiten. Dazu gehört auch, daß alle Namen - mit Ausnahme jenes Eckhardtrother Spitzenhändlers - historische Namen sind. "Es hat Spaß gemacht, ein Kapitel der Geschichte aufzuarbeiten, das kaum bekannt ist", sagt der Frankfurter Schriftsteller. Zumal sich die Arbeit "für mein Selbstverständnis gelohnt hat".

Valentin Senger, Die Buchsweilers, Verlag Luchterhand, 1991, 44 Mark.

Kultur in Butzbach auf einen Blick

BUTZBACH. Einen ausführlichen Kulturkalender für Butzbach haben Magistrat, Musikschule, Weidigschule und die evangelische Markusgemeinde herausgegeben. Das Faltblatt enthält nahezu alle bis einschließlich Dezember geplanten Kulturveranstaltungen. Es ist im Kulturamt des Rathauses am Marktplatz 1 erhältlich. Am Anfang der Liste steht ein Orgelkonzert am 2. August, in dem Christian Rieger ab 20 Uhr in der Markuskirche Werke von Bach, Froberger und Frescobaldi spielt - bei freiem Eintritt. Es folgt ein "mittelalterliches Marktspektakel mit Kramer, Zunft und Kurtzweyl" am 8. und 9. August auf dem Marktplatz und das Festival "Rocking Butzbach" am 15. August. nes

Taschendieb wurde schnell am Kragen gepackt

Zwei Taschendieben ist am vergangenen Samstagabend der Versuch schlecht bekommen, einem 36 Jahre alten Balletttänzer in einem Lokal auf dem Römerberg die Geldbörse aus einer Tasche seiner Jacke zu stehlen, die über der Stuhllehne hing. Der 36jährige, der den Diebstahl sofort bemerkte, rief laut um Hilfe und rannte gemeinsam mit einem der Kellner hinter den Tätern her. Der Tänzer hatte den Taschendieb bereits nach mehreren Metern am Kragen. Vergeblich bot der ihm Geld an, falls er ihn laufen ließe.

Der Kellner konnte zwar dessen Komplizen nicht mehr fangen, aber dem 36jährigen die Geldbörse mit 140 Mark, zwei Kreditkarten sowie den Ausweispapieren zurückbringen. Der Täter hatte sie ihm vor die Füße geworfen, bevor er in der Menge auf dem Römerberg untertauchte.

Wie die Polizei mitteilte, handelt es sich bei dem Festgenommenen um einen 37jährigen, der bereits mehrfach wegen Trick- und Taschendiebstählen in Erscheinung getreten war. Der Haftrichter schickte ihn in Untersuchungshaft. enk

Wir konnten die Kinder doch nicht im Zug lassen Die Kriegsflüchtlinge aus Bosnien und die humanitäre Ungeduld des Herbert Schnoor Von Reinhard Voss (Düsseldorf)

Manchmal verschlägt es auch Herbert Schnoor noch die Sprache angesichts des Hasses und der Hartherzigkeit mancher Menschen hierzulande. Am Montagmorgen gab es wieder so einen Moment, als ihm die Sekretärin die Post vorlegte. Nicht etwa anonym, sondern mit vollem Namen und Adresse beschimpfte ihn da ein Mann als "Du Schweinehund", weil der nordrhein-westfälische Innenminister Ende vergangener Woche "gewagt" hatte, angesichts der Not der Kriegsflüchtlinge aus Bosnien die Öffnung der deutschen Grenzen zu fordern. Der "Schweinehund" Schnoor solle gefälligst deutsche Interessen verfolgen und nicht noch mehr Ausländer ins Land holen, giftete der Kartenschreiber.

Ton und Inhalt dieser Karte waren zwar besonders erbärmlich. Ein Einzelfall ist sie nicht. Meist anonym beschimpfen fast täglich Briefschreiber den Düsseldorfer Innenminister wegen seiner Ausländerpolitik. Die Schreckensbilder im Fernsehen von den Grauen des Krieges in Bosnien-Herzegowina rühren andererseits auch immer wieder Menschen derart an, daß sie sich bereit erklären, persönlich Flüchtlinge bei sich aufzunehmen. "Aber es sind nur wenige", stellt Schnoor trocken fest.

Auf diese persönliche Hilfs- und Opferbereitschaft weniger Menschen kann sich Deutschland nach Ansicht des Düsseldorfer Innenministers aber nicht zurückziehen, wenn es um das Überleben von Hunderten und Tausenden geht, die vor dem Terror flüchten. Nachdem sich der Bund und die Länder bis zum Wochenende nicht auf eine gemeinsame Linie über eine großzügige Aufnahme von Kriegsflüchtlingen hatten einigen können, ordnete Schnoor an, daß Nordrhein-Westfalen zunächst im Alleingang ein Drittel jener Menschen aufnimmt, die nach langem Warten an der slowenisch-kroatischen Grenze in einem Zug nach Österreich weiterfahren durften. Auslöser für diese Entscheidung war ein dringender Appell des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen an Bundesinnenminister Rudolf Seiters mit Durchschlag an alle Innenminister der Länder, doch um Gottes willen rasch die deutschen Grenzen für die Flüchtlinge zu öffnen, weil die direkten Anrainer des Kriegsgebiets in ihrer Aufnahmekapazität erschöpft seien. Schnoor verhehlt nicht, was ihm durch den Kopf ging, als er von diesem Hilferuf erfuhr: "Ich fühlte mich an die Berichte von den Juden erinnert, die während des Dritten Reiches in die Schweiz und nach Palästina und in andere Länder wollten und oft an den Grenzen abgewiesen wurden. Wenn wir Deutsche schon das schreckliche Morden im Rest-Jugoslawien nicht beenden können, dann müssen wir doch wenigstens unsere Grenzen für deren Opfer öffnen."

Nur Konferenzen zu veranstalten oder ein Kriegsschiff in die Adria zu schicken, könne doch wohl nicht der einzige deutsche Beitrag in diesem Krieg auf dem Balkan sein, meinte Schnoor. Noch am Sonntag telefonierte er deshalb mehrmals mit dem Staatssekretär Kroppenstedt im Bonner Innenministerium, der dort "Stallwache" hatte. Schnoor gab zu bedenken, ob nicht im Vorgriff auf eine von der deutschen Innenminister-Konferenz angestrebte europaweit abgestimmte Aktion schon jetzt von Deutschland Kriegsflüchtlinge in größerer Zahl aufgenommen werden könnten.

Schon diese im Mai vereinbarte Europa-Aktion war unter den deutschen Innenministern sehr umstritten und, so Schnoor im Rückblick auf diese Tagung, "nur mit Mühe" gegen die CDU-geführten Landesregierungen durchzudrücken gewesen. Bis Mitte Juli hatten sich die EG- Europäer - erwartungsgemäß, ist man versucht zu sagen - nicht auf eine gemeinsame Linie verständigen können. Während die Italiener spontan zustimmten, zeigten Engländer und Franzosen wenig Bereitschaft zu helfen. Die übrigen EG-Mitglieder verhielten sich abwartend, zeigten keine Eile zu einer gemeinsam zu tragenden Grenzöffnung. Daß Bayerns Innenminister Edmund Stoiber angesichts dieses Verhaltens in London und Paris kürzlich einen (so nennt es Schnoor) "Wutanfall" bekam, fand der nordrhein-westfälische Innenminister sehr sympathisch an seinem Kollegen, mit dem er sonst selten übereinstimmt.

Zurück zu den sonntäglichen Aktivitäten zwischen Bonn und Düsseldorf. Im Bundesinnenministerium war man einem deutschen Alleingang gegenüber nicht abgeneigt. Kroppenstedt bat Schnoor, doch rasch bei den Kollegen nachzufragen, ob sich andere Bundesländer beteiligen würden. Auf die Schnelle stellte sich eine solche flächendeckende Absprache unter den 16 Ländern an einem Sonntag als Ding der Unmöglichkeit heraus. Es wurde deshalb für den gestrigen Montag eine Schaltkonferenz der Innenminister vereinbart, die das Saarland organisieren sollte, weil der Saarbrücker Innenminister derzeit den Vorsitz in der Innenminister-Konferenz innehat.

Herbert Schnoor aber dauerte das zu lange. Er ließ nach Rücksprache mit dem in der Düsseldorfer Landesregierung für Ausländerfragen zuständigen Arbeitsminister Hermann Heinemann den Österreichern mitteilen, daß ein Drittel der Zuginsassen nach Nordrhein-Westfalen weitergeleitet werden könnte. Schnoor zur Rechtfertigung seiner Initiative: "Da gibt es doch nicht viel zu erklären. Wir konnten die Kinder und die alten Leute doch nicht in dem Zug sitzen lassen."

Eine Dauerlösung sind solche humanitären Einzelaktionen natürlich nicht. Die sozialdemokratisch geführten Bundesländer wollen deshalb nach den Worten Schnoors so schnell wie möglich einen neuen Versuch unternehmen, das kürzlich vom Bundestag verabschiedete sogenannte Asylbeschleunigungsgesetz zu ergänzen. Bei dessen Verabschiedung waren die SPD-Länder mit dem Vorstoß gescheitert, einen "Sonderstatus B" im Gesetz unterzubringen, der Kriegsflüchtlingen eine zeitlich begrenzte Aufnahme in Deutschland ohne Asylverfahren ermöglichen würde. Bundesregierung und Bonner Koalition waren dagegen gewesen. Überlegungen der SPD-Länder, wegen dieser Frage den Vermittlungsausschuß anzurufen, waren nicht weiterverfolgt worden aus Furcht, die Bonner könnten den SPD-Ländern eine weitere Verschleppung des Gesetzes anlasten, wofür, so meint Schnoor, die Bevölkerung kein Verständnis gehabt hätte.

Die rot-grüne Koalition in Hannover ist nun von den SPD-Ländern beauftragt worden, eine neue Initiative für die Einführung eines "Sonderstatus B" in das Asylbeschleunigungsgesetz auszuarbeiten. Herbert Schnoor: "Wir sind fest entschlossen, diese Sache erneut vorzubringen. Die Wirklichkeit auf den Schlachtfeldern in Bosnien-Herzegowina beweist, wie dringend notwendig eine solche Regelung ist, die die Asylverfahren nach den jetzigen Zahlen um mindestens 40 Prozent entlasten würde."

Von dem "wilden Haß", der ihm bei seinem Engagement so oft entgegenschlägt, will sich der 65jährige Sozialdemokrat nicht beirren lassen. Er findet dabei neuerdings auch ungewohnte Verbündete. Die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post, die in den zurückliegenden Jahren zu den schärfsten Gegnern des Innenministers bei nahezu allen seinen Aktivitäten zählte, überschrieb ihren Montags-Kommentar über Schnoors Initiative mit der für ihn erfreulichen Schlagzeile "Schnoor liegt richtig".

Domizil fürs "Kuckucksnest" Kleinkinder dürfen mindestens vier Jahre im Bauhof spielen

BAD ORB. Das "Kuckucksnest" hat auf Dauer ein Daheim. Die von einer Elterninitiative getragene Kleinstkinderbetreuung in Bad Orb kann ihr Domizil in den Räumen des städtischen Bauhofes mindestens weitere vier Jahre nutzen. Einen entsprechenden Mietvertrag haben der Magistrat und der Elternverein abgeschlossen, teilte die Stadtverwaltung jetzt mit.

Der Elternverein, der sich um die Betreuung von Kleinkindern im Alter von ein bis drei Jahren kümmert, hatte sich vor drei Jahren gebildet. Die Spiel- und Krabbelgruppe war zunächst in einer Wohnung am Kasselbergweg untergebracht, die jedoch nach einem Jahr bereits wieder geräumt werden mußte. In dieser Situation hatte die Stadt dem Elternverein die Räume im ehemaligen Jugendzentrum zur Verfügung gestellt, dessen Schließung einige Monate zuvor offiziell verkündet worden war.

Die Unterbringung galt zunächst als Provisorium, vereinzelte Jugendliche forderten die Räume für ihre Zwecke zurück. Doch die Rückkehr der Jugendlichen in das Gewerbegebiet ist nun kein Thema mehr, der Elternverein kann sich dort häuslich einrichten. "Die Aufnahme wurde mit einer vertraglichen Vereinbarung in der vergangenen Magistratssitzung für beide Teile rechtlich gesichert", so die offizielle Verlautbarung der Stadt.

Danach ist rückwirkend zum 1. Juli vergangenen Jahres ein Mietvertrag auf die Dauer von fünf Jahren abgeschlossen worden, der dem "Kuckucksnest" die Räume kostenlos überläßt. Der Elternverein, so heißt es, verpflichtet sich im Gegenzug, Bad Orber Kleinstkinder vorrangig aufzunehmen, sich finanziell an eventuellen Umbauarbeiten zu beteiligen und dem Magistrat jährlich einen Rechenschaftsbericht über die Arbeit in der Kinderkrippe vorzulegen.

Der Kontrakt zwischen Verein und Stadt hat noch einen konkreteren Hintergrund. Die Eltern können nun Zuschüsse aus dem Sofortprogramm des Landes Hessen für die Kinderbetreuung beantragen. Das "Kuckucksnest" hofft, aus diesem Förderungsprogramm für zusätzliche Betreuungsplätze Mittel für die Starthilfegründung, einen jährlichen Betriebskostenzuschuß und darüber hinaus auch Gelder für notwendige Umbau- und Erweiterungsarbeiten zu erhalten.

Aus Sicht der Stadt, die den Verein ursprünglich einen monatlichen Zuschuß von 1000 Mark gewährleistet hatte, leistet der Elternverein mittlerweile einen wichtigen Beitrag zur Kinderbetreuung in Bad Orb. Bürgermeister Hugo Metzler spricht in diesem Zusammenhang von einer wertvollen Hilfe, speziell für alleinerziehende Elternteile.

Im "Kuckucksnest" werden derzeit zwölf Kinder betreut. Für die Aufnahme der Kleinsten in der Kinderkrippe muß monatlich ein dreistelliger Betrag bezahlt werden. jan

Postbank-Reform verwirrt Auszüge kosten Geld, doch keiner weiß, ab wann und wieviel

Das "clevere Konto" schafft Verwirrung: Seit letzter Woche verschickt die Postbank Informationsschreiben an ihre Kunden, in denen sie Kosten für die Kontoauszüge in Aussicht stellt. Bisher verschickte die Post nach jeder Kontobewegung einen kostenlosen Auszug an ihre Kunden. Ab 1993 soll das anders sein: Nur ein Kontoauszug ist dann noch frei.

Als Postbank-Kunde Helmut G. dies las, schüttelte er nur den Kopf. "Die Reform ist mit der heißen Nadel genäht", meint er. "Aus dem Schreiben geht weder hervor, was die Auszüge kosten, noch ab wann."

Mit dem Datum hat die Post selbst noch Schwierigkeiten. "Ab Januar 1993 tritt die Regelung in Kraft", teilt die Kundenberaterin der Postbank mit. Kein leichter Job zur Zeit: "Das Telefon klingelt pausenlos, und viele Kontoinhaber protestieren." Doch laut Werner Merkes, Sprecher der Postbank-Generaldirektion in Bonn, gibt es gegenwärtig noch kein Datum für die Reform: "Der 1. Januar ist lediglich der frühestmögliche Zeitpunkt."

Der Kunde hat die Wahl, die Auszüge monatlich, vierzehntägig, wöchentlich oder nach jeder Kontobewegung zu erhalten. "Wir verschicken Kärtchen, auf denen der Kontoinhaber das gewünschte nur ankreuzen muß", kündigt Franz Artler an, Sprecher der Frankfurter Postbank. Schickt der Kunde seine Karte nicht zurück, wird die kostenlose Variante gewählt: der monatliche Auszug.

Jeder weitere kostet dann soviel wie die Portokosten. Wie hoch dieser Betrag sein wird, steht ebenfalls noch in den Sternen. "Vielleicht ist das billiger als die Standardbriefmarke von einer Mark", mutmaßt Artler. "Schließlich ist die Postbank Großkunde bei der ,Gelben Post'".

Werner Merkes glaubt das nicht: "Seit der Dreiteilung der Post von 1989 müssen alle drei Unternehmen Gewinne erwirtschaften." Daher müsse die Postbank - und damit der Kunde - den gesamten Portobetrag an die "Gelbe Post" bezahlen; Merkes: "Sonderkonditionen gibt es nicht für uns."

Wie hoch der Portobetrag sein wird, ist noch aus einem zweiten Grund unklar: "Wir wissen nicht, ob das Porto bald teurer wird", meint Merkes.

Die bisherige Praxis kommt die Postbank jedenfalls teuer zu stehen: 28 Millionen Saldoreports versendet das Unternehmen pro Monat.

Die Postbankkunden beklagen einen dritten Aspekt der Reform: "Nur wer weiterhin nach jeder Buchung einen Kontoauszug will, also bei der teuersten Variante, bekommt die Überweisungsbelege zugeschickt", beklagt Kontoinhaber Detlev S. "Sonst nicht - das ist doch ein Verlust an Transparenz." So unausgegoren die Reform auch sein mag, die Postbank plant weitere Maßnahmen. "In den nächsten Jahren" (Artler) will die Postbank in den Postämtern Kontoauszugsdrucker installieren. Und ab 1993 soll man auch per Telefon seinen Kontostand abfragen können. Vier Millionen Mark kosten die Info-Schreiben der Postbank an die 5,4 Millionen Kontoinhaber in Deutschland. Trotz der Ungewißheiten im Inhalt eine sinnvolle Kundenaufklärung, meint die Postbank. "Würden wir die Schreiben abschicken, kurz bevor die Reform in Kraft tritt, gibt es bloß Proteste", erklärt Merkes. Solche negativen Erfahrungen habe man schon gemacht."Diesmal wollten wir offensiv vorgehen." ert

Nachbar muß die Durchfahrt des Autos dulden Steinheimer Hausbesitzer erstritt sich vor dem Zivilgericht ein "Notwegerecht"

HANAU. Selbst der Frömmste kann bekanntlich nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Diese schmerzliche Erfahrung mußte ein Hausbesitzer im Hanauer Stadtteil Steinheim machen. Fehlte ihm doch eine direkte Zufahrt von der Straße zu seinem Grundstück. Das wäre an sich kein Problem, denn das Areal grenzt an ein Gelände, das ständig von Personen- und Lastwagen befahren wird. Außerdem steht dort einmal in der Woche eine fahrbare Würstchenbude. Doch was für den Worscht- und Weckverkäufer billig ist, war für den Nachbarn noch lange nicht recht: Mit zwei massiven Metalltoren suchte Grundstücksbesitzer A dem Nachbarn B den Weg abzuschneiden.

Da war allerdings das Hanauer Landgericht vor. Die siebte Zivilkammer unter dem Vorsitzenden Richter Peter Strieder entschied jetzt, daß die Tore aufgetan werden müssen. Der isolierte Grundstücksbesitzer bekam weitgehend Recht mit seiner Klage, die Durchfahrt sei für den Nachbarn zumutbar und daher zu dulden. Allerdings muß der Mann dafür Maut bezahlen. Das Gericht sah eine "Notwegrente" von 300 Mark per anno als angemessen an. Außerdem hat sich der Kläger mit einem Drittel an den Prozeßkosten zu beteiligen. Der Besitzer der beiden Nachbargrundstücke hatte in dem Verfahren argumentiert, dem Kläger stehe die Durchfahrt nicht zu. Es sei schon bei dem Erwerb des Grundstückes erkennbar gewesen, daß der Nachbar praktisch von der Außenwelt abgeschnitten sei, jedenfalls was den Kraftverkehr angeht. Eine Zufahrt sei nicht nötig, ein Fußpfad reiche aus. Dem hielt die Kammer berechtigte Sicherheitsinteressen des Klägers entgegen: "Er ist verheiratet und hat ein kleines Kind. Müßte er seine Familie auf der stark befahrenen Straße aussteigen lassen, besteht die Gefahr, daß sie zu Schaden kommt. Diesen Gefahrenzustand braucht er nicht hinzunehmen, da andererseits die Interessen der Beklagten durch seine Benutzung der Grundstükke kaum beeinträchtigt werden."

Das Gericht verweist darauf, daß die umstrittene Fläche häufig von Personen- und Lastwagen frequentiert werde und praktisch als Zufahrt zu dahinter liegenden, anderen Grundstücken diene: Die sporadische Benutzung durch den Kläger sei daher zu verkraften. Außerdem macht die Kammer darauf aufmerksam, daß in diesem Bereich der Steinheimer Altstadt kaum ein Parkplatz zu finden sei. In der Zufahrtsstraße gilt überwiegend ein absolutes Halteverbot. hein

Fachleute prüfen Standort für Faulturm

DIETZENBACH. Die Erweiterung des Klärwerkes und der damit verbundene Bau eines zweiten Faulturmes wird aufgrund der Kritik einiger Bürger von einem Planungsbüro geprüft. Das Umweltamt hat Fachleute beauftragt zu untersuchen, in welchem Umfang und in welche geographische Richtung das Klärwerk in der Nähe des Sportzentrums am besten vergrößert werden kann. Das erfuhr der SPD-Ortsverein jetzt bei einer Besichtigung der Anlage.

Von den Ingenieuren sollen drei Varianten für den Standort des Faulturmes vorgelegt werden. Es gebe folgende Möglichkeiten: zum Bieberbach hin, in Richtung Bolzplatz oder zum Industriegelände östlich der Bahn mit entsprechender Unterführung. Die günstigste Variante soll realisiert werden.

Noch in diesem Jahr soll im Klärwerk auch die neue Anlage für die Phosphatreinigung entstehen. Dafür muß die Stadt rund 400 000 Mark auf den Tisch legen. Derzeit werde die Schmutzfracht in einer Behelfseinrichtung gereinigt. aim

Im Hintergrund: Bei 38 Unfällen wurden 1991 sieben Radler schwer verletzt

OBERURSEL. 38 Radfahrer waren 1991 in Unfälle im Oberurseler Stadtgebiet verwickelt (1990: 42); 26 wurden dabei leicht, sieben schwer verletzt. Diese Zahlen nennt Horst Schill gegenüber der FR. Der Oberkommissar führt in der Oberurseler Polizeistation die Unfallstatistik. In der Altersgruppe der sechs- bis 14jährigen kamen danach im Vorjahr sechs Radfahrer zu Fall, bei den 14- bis 18jährigen waren es 15.

Generell, meint Schill, sei die Zahl der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung "nicht die Welt". Die Statistik weise einen leichten Trend nach unten aus.

Entwarnung also? "Nein", wehrt Schill ab. Besondere Gefahrenpunkte für Oberurseler Pedaleure kann er auf seiner Übersicht zwar nicht erkennen. Generell aber weise Oberursel im Vergleich zu Frankfurt oder anderen Großstädten "recht wenig Radwege" aus. Allgemein formuliert Schill: "Durch das hohe Verkehrsaufkommen sind Radfahrer eigentlich immer gefährdet." Dank der Bundesstraße und zwei Landesstraßen brummten eben "unheimlich viele" Blechkarossen mitten durch die Stadt.

Schill läßt aber die Drahteselreiter nicht ungeschoren davonkommen. Bei Vorfahrtsverletzungen seien sie oft selbst schuld. 70 bis 80 Prozent der Radler seien Ampeln "wurschtegal". Das unfallträchtige Fahren auf Bürgersteigen und in der Fußgängerzone hält er aber für die "größte Unsitte": "Die Radler fahren sich auf den Trotoiren gegenseitig um und verursachen häufig Unfälle in der Fußgängerzone." Doch wollte der Polizeimann den Pedaleuren nicht allein den schwarzen Peter zuschieben: "Die Verkehrsmoral hat allgemein gelitten."

Benutzer des umweltfreundlichen, zweirädigen Vehikels verteidigen ihr regelwidriges Verhalten auf den Straßen mit einer generellen Benachteiligung der schwächeren Drahtesel gegenüber den PS-Kutschen. Eigener Verkehrsraum fehlt häufig. Und die Ampelphasen sind auf Autos abgestellt. Die grüne Welle etwa trägt Radler nicht davon. mk

Babysitter-Kursus im Grünen Weg

BAD VILBEL. Ein Babysitter-Kursus der evangelischen Familien-Bildungsstätte für Jugendliche ab 15 Jahren soll den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Anregungen zur Beschäftigung mit Kleinkindern geben. Außerdem wird über die körperliche und seelische Entwicklung von Kindern bis zu fünf Jahren berichtet.

Der Lehrgang am Montag, 27. Juli, beginnt um 10 Uhr im Grünen Weg 4-6 und endet am 29. Juli. Anmeldungen werden unter der Rufnummer 0 60 39 / 22 09 oder bis 14 Uhr bei der evangelischen Familien-Bildungsstätte unter Telefon 0 60 32 / 3 33 43 entgegengenommen. ub

Wasser soll teurer werden Gemeindeparlament Wöllstadt berät über höhere Gebühren

WÖLLSTADT. Tiefer in die Tasche greifen sollen Wöllstadts Bürger/-innen künftig bei der Nutzung des Trinkwassers. In einer Vorlage für das Parlament, das am Donnerstag, 23. Juli, um 19 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Wöllstadt tagt, schlägt der Gemeindevorstand eine stufenweise Erhöhung der Wassergebühren vor.

Weiterhin befassen sich die Gemeindevertreter mit der vom Land geförderten Renaturierung des Rosbachs, mit der Umwandlung des Baugebietes "Unterm Wiesenweg" in ein allgemeines Wohngebiet und mit der Umgestaltung des Gambrinus-Parkplatzes, die der Gemeindevorstand bis zum Abschluß der Rathaus-Sanierung aussetzen möchte.

Außerdem steht auf der Tagesordnung Straße wird umbenannt unter anderem das Feldwegebauprogramm für dieses Jahr, die Renovierung der Kegelbahn im Bürgerhaus NiederWöllstadt, die Anschaffung eines Einsatzleitfahrzeuges für den Ortsbrandmeister und die Umbenennung des Burg-Gräfenröder Weges in Paul-Hallmann-Straße (nach dem im Mai verstorbenen Altbürgermeister von Wöllstadt). mu

Rendite auf Jahreshoch

FRANKFURT A. M. (FR). Am deutschen Rentenmarkt hat sich die Anhebung des Diskontsatzes zum Wochenbeginn mit Verzögerung, dafür aber nun um so stärker ausgewirkt. Die Kurse öffentlicher Anleihen wurden überwiegend deutlich zurückgenommen, in der Spitze bis zu 0,55 Mark. Die Umlaufrendite sprang dadurch auf ein neues Jahreshoch von 8,41 (Freitag 8,34) Prozent. Im Rentenhandel hieß es, nach der Leitzinserhöhung bevorzugten Anleger offenbar kurzfristige Titel. Dies erscheine derzeit sinnvoller als Engagements "am langen Ende" des Marktes mit Renditen von etwas mehr als acht Prozent. Die Kursregulierer (Bundesbank und "Bahn-Bank") nahmen Papiere für 58,6 (139,5) Millionen Mark aus dem Markt. Auch Mark-Auslandsanleihen tendierten schwach.

An der Aktienbörse gab es ein Kursgemetzel (siehe auch Bericht auf Seite 7). Der Dax-Schlußstand war nur ungefähr zwei Punkte vom Tagestief entfernt. Damit sind die Kursgewinne dieses Jahres weitgehend zunichte gemacht. Die Notierungen liegen auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Januar. Händler halten einen weiteren Rutsch des Kursbarometers in Richtung 1600 Zähler für gut möglich.

Zweistellige Einbußen bei Standardwerten waren gestern an der Tagesordnung. So purzelten BMW um 24, Daimler und MAN Stämme um jeweils 16 und Linde gar um 27 Mark. Auch Kaufhauswerte wurden erneut stark gebeutelt: Karstadt minus 18 und Kaufhof minus 12,50 Mark. Eine Ausnahme bildete der "Spekulationswert" Asko mit einem Plus von zwei Mark.

• 18. bis 20. September: Ökologisches Handeln, Wochenendseminar auf der Insel Pellworm über die Kunst des richtigen Verhaltens in falschen Strukturen. Veranstalter: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung mit Akademie für Umwelt und Natur, Schleswig-Holstein. Ort: Tagungshaus Hooger Fähre, Insel Pellworm. Kosten: 150 Mark. Anmeldung: Tel. 02 02/8 05 30

Die Knoblauchzwiebel im Erdbeerbeet verhindert die Fruchtfäule

BAD VILBEL. Reiche Ernte, welcher Klein- oder Hobbygärtner wünscht sie sich nicht. Doch optimales Wachstum und hochwertige Gartenprodukte können nur erreicht werden, wenn die Pflanzen ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden. Zuviel ist ebenso nachteilig wie zuwenig. So sollte jeder Gartenbesitzer zunächst den Boden untersuchen lassen. Die geeignete Düngerform kann dann nach den jeweiligen Anforderungen der Kultur und des Bodens gezielt ausgewählt werden. Bei organischen Düngern gilt zu beachten, daß sie eventuell Krankheitserreger wie Salmonellen erhalten können. Sie sollten deshalb nicht mit der bloßen Hand und nicht auf ausgereifte Nahrungspflanzen und Wurzelgemüse aufgebracht werden. Gezielt und richtig dosiert, haben mineralische Dünger - am besten in Kombination mit organischen Düngern - keine negativen Wirkungen auf Pflanzen und Umwelt. Als ideale Bodenpflege gilt das Mulchen. Es verhindert, daß die Erde ungeschützt vor Sonne und Regen ist. Bei neu angelegten Gärten und frisch gepflanzten Gehölzen sollte man die Bodenoberfläche unter den Bäumen und Sträuchern mit Grasschnitt, Laub, Stroh oder Rindenmulch abdecken.

Ökologisch verträglich sollte im Garten neben der Düngung auch der Pflanzenschutz sein. Die Anwendung von Herbiziden und Pestiziden ist für Mensch, Tier und Pflanzen gesundheitsgefährdend. Statt "chemische Keulen" einzusetzen, sollte der Gartenfreund die natürlichen Kräfte nutzen. So beugt Knoblauch ins Erdbeerbeet gepflanzt der Fruchtfäule vor, hilft Brennesseljauche gegen Blattläuse und Stofflappen bieten dem Nützling Ohrwurm Unterschlupf. Wer Nistkästen aufhängt, lockt insektenfressende Vögel an.

Auch durch die Kombination verschiedener Kulturen lassen sich Ertrag und Qualität verbessern. So harmoniert Kohl gut mit Bohnen oder Sellerie, Zwiebeln mit Möhren und Tomaten. Hemmende Mischkulturen sind hingegen Kartoffeln mit Erbsen. Wer mehr wissen möchte, kann sich in Bad Vilbel an die Kleingärtner am Ritterweiher (Ansprechpartner: Hermann Duplois), an den Bund für Umwelt und Naturschutz (Ansprechpartner: Peter Paul) oder die Naturschutzgesellschaft (Elke Rühl oder Annette Brähler) wenden. Fragen zum Thema Gartenbau beantwortet Diplom-Ingenieur Ulrich Groos beim Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung Usingen unter der Frankfurter Rufnummer 069 / 77 10 58. Dr. Joachim Dalchow gibt beim Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Landentwicklung 069 / 77 50 51 Auskunft über Pflanzenschutz. cor

"Calypso" spielt bei der Kerb zum Tanz auf

WÄCHTERSBACH. Zur Kerb lädt die Freiwillige Feuerwehr Weilers für das kommende Wochenende ins Festzelt am Gemeinschaftshaus ein. Das Fest beginnt am Samstag, 25. Juli, um 20 Uhr mit einem Tanzabend. Es spielt die Kapelle "Calypso".

Am Sonntag hält Probst Pauli ab 9 Uhr einen Zeltgottesdienst. Ein Frühschoppen mit der Kapelle Tiefentaler schließt sich um 10 Uhr an. Ab 14.30 Uhr werden Kaffee und Kuchen im Festzelt serviert. Ab 16.30 Uhr spielen die "Sonny Boys" zum Tanz auf. Der Eintritt ist frei. lex

Single-Treff

FRIEDBERG. Zu einem Single-Treff lädt die evangelische Familien-Bildungsstätte Friedberg am 25. Juli ein. Treffpunkt ist die Familien-Bildungsstätte in Bad Nauheim, Frankfurter Straße 34, von wo es um 17 Uhr zum Grillplatz Vogeltal nach Langenhain geht. Anmeldung unter Tel. 0 60 83/573. ub

A la Bogart

Es häufen sich in letzter Zeit Beschwerden über harsche Abfuhren von Bürgern in vereinzelten Römer-Verwaltungen.

Von "Verdummungstaktik" ist gar die Rede in einem Beschwerdebrief, der inzwischen auf des Oberbürgermeisters Tisch gelangt ist. Taktik dann, wie der Absender erfuhr, wenn der Angestellte sich plötzlich Abläufen gegenübergestellt sieht, "die er aus Trägheit oder Faulheit" nicht sofort erledigen möchte.

Solches "Abwimmeln" erfuhr jetzt ein Frankfurter beim Standesamt, dem dort einige Schikanen durch eine schlechtgelaunte Angestellte widerfuhren. Im Verlauf des hartnäckigen Wortgefechtes schließlich geriet die Dame offensichtlich aus der Fassung und kommandierte: "Sehen Sie mich gefälligst an, wenn Sie mit mir reden."

Es ist zu vermuten, daß am Abend zuvor der Filmklassiker "Casablanca" lief und die Standesamt-Beschäftigte Defizite bei sich entdeckt hat, wenn es um Blickkontakte geht. Aber wer zum Standesamt geht, pflegt allenfalls seine Angetraute anzusehen und mit Bogart-Timbre in der Stimme zu verkünden: "Ich schau Dir in die Augen, Kleines!" Ihr Bastian

Auch in den Ferien Essen auf Rädern Extra-Service des ASB

WETTERAUKREIS. Der Arbeiter-Samariter-Bund Kreisverband Wetterau weist auf seinen extra Urlaubsservice "Essen auf Rädern" hin. Mit diesem Angebot soll auch während der Urlaubszeit gewährleistet werden, daß trotz der Abwesenheit der Familie, die sich sonst um alte oder kranke Familienmitglieder kümmert, bei diesen ein warmes Mittagessen auf den Tisch kommt. Einmal wöchentlich werden sieben tiefgekühlte Menüs ins Haus gebracht, so daß jeder über die Zeit seines Mittagsmahls selbst entscheiden kann. Die Mahlzeiten sind nach ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen zusammengestellt und umfassen auch leichte Vollkost und vegetarische Menüs.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben die Bestellung ihrem Mahlzeitendienst mit. Für die Zubereitung der tiefgekühlten Mahlzeiten kann ein Umluftherd oder eine Microwelle benutzt werden. Ein Menüaufheizgerät und eine kleine Tiefkühlbox werden bei Bedarf ausgeliehen. Unter der Telefonnummer 0 60 39/80 02 11 beantworten Mitarbeiter des Arbeiter-Samariter-Bundes Fragen zum Urlaubsservice des Mahlzeitendienstes. ub

Ausstellung: Bilder aus Praunheimer Werkstätten

Bilder von Mitarbeitern aus den "Praunheimer Werkstätten" (PW) - in drei Betrieben arbeiten dort 500 behinderte Menschen - werden in einer Ausstellung im "Treffpunkt Rothschildpark", Oberlindau 20, ab Mittwoch, 22. Juli, 11 Uhr, gezeigt. Veranstalter ist das "Institut für Sozialarbeit" (IfS), das auf diesem Wege auch um ehrenamtliche Helfer für die PW-Betreuung werben will. Das IfS: "Viele werden in den ,Praunheimer Werkstätten' seit Jahrzehnten betreut und sind zwischenzeitlich in einem Alter, in dem es besonderer Zuwendung und Ansprache bedarf."

Die PW-Bilder-Ausstellung ist bis Ende September zu sehen und geöffnet jeweils mittwochs bis freitags von 9 bis 12 Uhr und Mittwoch nachmittag von 15 bis 17 Uhr. peh

Vor Feuer im Kinderzimmer hat Anne-Katrin jetzt weniger Angst Freiwillige von drei Wehren zeigten Kindern während der Ferienspiele, was zu tun ist, wenn's brennt / Experimente an der Flamme

KELKHEIM. Zum Glück liegt Anne- Katrins Zimmer direkt neben dem Garagendach. Wenn's da mal brennt, winkt sie gelassen ab, kann sie einfach ins Freie steigen. Trotzdem läßt sich die zehnjährige Kelkheimerin um der Übung willen bereitwillig von einem Feuerwehrmann über ein Geländer 2,50 Meter in die Tiefe abseilen. Schließlich weiß man ja nie, ob man sich nicht doch mal retten lassen muß . . . Anne-Katrin und die 144 anderen Ferienspielkinder probten bei der Freiwilligen Feuerwehr in Kelkheim gestern jedoch nicht nur, wie sich "Opfer" im Notfall richtig verhalten sollen. Den ganzen Montag lang sagten und zeigten ihnen Freiwillige der drei Kelkheimer Wehren sämtliche Eigenheiten und Tücken des feurigen Elements; erklärten, wie man Brände von vorherein verhindern kann, und was zu tun ist, wenn's tatsächlich mal brennt. Feuerwehrfrau Jutta Kroneberger, Kreisbeauftragte für Brandschutzerziehung, hatte die Aktion eingefädelt und gemeinsam mit den drei Kelkheimer Wehren für die Ferienspiele der Stadt organisiert. Ihrer Meinung nach kann Brandschutzerziehung nicht früh genug beginnen: Was die "Youngsters" von heute "intus" haben, machen sie als Hausfrauen und -männer oder Hobbybastler von morgen nicht mehr verkehrt.

Wie schnell aus Unachtsamkeit etwas passiert - gerade in "High-Tech-Haushalten" - hatten die Brandschutz-Zöglinge eindrücklich im "Katastrophen-Kabinett" vom Hornauer Wehrführer Manfred Elsenheimer vor Augen: durchgeschmorte Kaffemaschinen, die über Nacht nicht ausgeschaltet wurden. Verbrannte Bügelbretter als Folge eines überraschenden Telefonanrufs; verätzte Haarspraydosen; eine verschmorte Nachttischlampe aus Plastik, deren ätzende Dämpfe einst ein schlafendes Kind vergifteten. Verkohlte Steckdosen - zu jedem Stück hat Elsenheimer die passende Horror-Story parat.

"Angst machen nach Struwwelpeter- Manier" wollen die Feuerwehrleute jedoch nicht. Im Gegenteil: Die Kinder sollen Gefahren kennenlernen - und was sie dagegen tun können. Für Jutta Kroneberger gibt es keinen besseren Unfallschutz, sollte die zündelnde Verlockung mal wieder alle Verbote der Eltern in Schall und Rauch aufgehen lassen, weil gerade die Puppe auf der echten Herdplatte bekocht werden muß oder sich das Cowboy-und-Indianerspielen nicht ohne echtes Lagerfeuer bewerkstelligen läßt. Kinder rund um die Uhr zu beaufsichtigen, geht nicht: "Besser, sie lernen, sich korrekt zu verhalten, wenn sie schon das Verbotene tun."

So durften die Ferienakteure gestern in der "Forschungsstation" im Feuerwehrhaus denn auch nach Herzenslust zündeln. Zu rein "wissenschaftlichen Zwecken" versteht sich: Versuchstische waren aufgestellt, mit einer feuerfesten Unterlage versehen. Greifzange und ein Wassergefäß zum Löschen standen bereit, gleich daneben die Präparate, deren Entflammbarkeit es zu erkunden galt. Jedes Ergebnis wurde akribisch notiert und besprochen. Schon nach dem ersten Feldversuch ist der zehnjährigen Sabine klar: Zündhölzer werden künftig nur noch vom Körper weg über die Reibefläche der Schachtel gezogen, damit kein Funke das T-Shirt entflammt. Und weil sich zeigt, daß Holzwolle schneller abbrennt, als man schauen kann, wird auch die Spielidee "Brand im Meerschweinchen-Käfig" ersatzlos aus dem Hinterkopf gestrichen.

Insgesamt zehn verschiedene Stationen durften die Kinder bei der Feuerwehr durchlaufen. Dabei Feuer löschen, Wasser pumpen, in ein Feuerwehrauto klettern, Filme schauen oder beim Wissensquiz knobeln und eben Gelerntes testen. Als erfahrene "Feuerwehr-Pädagogin" hatte Jutta Kroneberger streng darauf geachtet, Angebote zum Zuschauen und -hören stets mit solchen abzuwechseln, bei denen die jungen Besucher selbst Hand anlegen mußten.

Bis zum Abend hatten die 145 angehenden Fachleute in Sachen Brandschutz schließlich fast alle "Katastrophen" durch, die einem Feuerwehrmann sonst nur im Laufe eines langen Berufslebens begegnen. Ein Wissen, das verpflichtet: Eltern, Geschwister und Freunde, so der Auftrag zum Abschied, sollen das Neugelernte erzählt bekommen. ana

Briefe an die Redaktion · Briefe an die Redaktion "Kasernen für die Asylbewerber"

Daß Deutschland ohne "Sozialhilfe und andere Zuwendungen" als Einwanderungsland unattraktiv würde, behauptet der folgende Leserbriefschreiber. Er schlägt gegen das "ständig mehr ausufernde Asylantenproblem" vor:

"Als Mitbürger, der täglich in dieser Region viel herumkommt, möchte ich meinen Ärger über das Asylantenproblem einmal auf diese Weise Luft machen und zunächst bedauern, daß unsere Parteien in Bonn ganz offensichtlich noch immer nicht in der Lage sind, eine der wichtigsten und alle Bevölkerungsschichten bewegenden Fragen endlich zufriedenstellend zu lösen. Am Beispiel der schon leerstehenden - und noch, wie geplant, zu räumenden - Kasernen in Hanau, Gelnhausen, wie in ganz Deutschland, läßt sich eine Lösung aufzeigen, die zwar teilweise schon praktiziert wird, aber längst nicht zufriedenstellen kann.

Mein Vorschlag: Die Kasernen sollten in vollem Umfang für Asylbewerber genutzt werden - auch wenn dies manchem Bürgermeister oder Mitbürger nicht angenehm ist -, so daß mit Milliarden-Aufwand an Steuergeldern angemietete Hotels, Pensionen und Privatwohnungen freigemacht werden könnten. Mit diesen Quadratmeterkapazitäten könnte sicher auch ein Teil der Wohnungsnot gelindert werden. In den Kasernen sollten dann Asylbewerber und ihre Familien Schlafstätten und Gemeinschaftsverpflegung zur Verfügung stehen.

Die bisherige Regelung, daß Asylbewerber Sozialhilfe und andere Zuwendungen erhalten, ist der falsche Weg. Ohne diese Gelder wäre Deutschland als Einwanderungsland total unattraktiv, was sich in den Ursprungsländern der weltweiten Wanderungsbewegung sicher schnell herunmsprechen wird. Bei uns könnten die eingeparten Milliarden lokker zur Finanzierung der Pflegeversicherung und anderer im sozialen Bereich dringend notwendiger Aufgaben eingesetzt werden.

Daß ich nicht falsch verstanden werde: Ich bin nicht für Ausländerfeindlichkeit, sondern gegen das ständig mehr ausufernde Asylantenproblem.

Gewährleistet muß auch sein, daß die Asylbewerber bereits bei ihrem Einzug in die Kasernen bis dahin von einer anderen, hoffentlich endlich realisierten weiteren Neuregelung informiert werden. Daß sie nämlich durch Gerichtsverfahren innerhalb von sechs, spätestens jedoch zwölf Wochen Klarheit haben müßten, ob ihr Antrag abgelehnt oder genehmigt wurde. Bei einem negativen Bescheid - der übrigens eine Widerspruchsmöglichkeit ausschließen sollte - müßte vom Gesetzgeber unbedingt dafür gesorgt werden, daß der Asylbewerber in kürzester Frist in sein Heimatland abgeschoben wird. Tatsächlich politisch Verfolgte sollten nicht unter diese Regelung fallen.

Da von all diesen "wohlgemeinten" Vorschlägen in der hohen Politik bisher konkret nichts, aber auch rein garnichts Greifbares zu hören ist, bleibt nur der Aufwach-Appell an Bonn, endlich zu handeln, notfalls mit einer Grundgesetzänderung in Form einer "Großen Koalition" wie beim Paragraphen 218.

Hans-Joachim Pantuschky Großkrotzenburg

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Bürgermeister Bommersheim informiert

WÖLFERSHEIM. Bürgermeister Bommersheim steht der Wölfersheimer Bevölkerung in einer Bürgerversammlung am kommenden Donnerstag (30. Juli) Rede und Antwort. Ab 20 Uhr informiert er in der Wetterauhalle auch über die Fortschreibung des Flächennutzungsplanes.

Geld für Austausch fehlt Stadt kürzt Zuschüsse / Schüler aus Israel empfangen

FRANKFURT A. M. "Wir haben mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, die Stadt hat ihre Zuschüsse um zwei Drittel gekürzt", beklagte Lutz Witkowski, Vorsitzender des "Fördervereins für Familienschüleraustausch zwischen Tel Aviv und Frankfurt am Main" die derzeitige Situation. Es werde zunehmend schwieriger, den jährlichen Schüleraustausch zwischen Israelis und Deutschen zu organisieren. Der Verein habe zwar Verständnis für die gespannte Finanzlage der Stadt. Doch der Fortbestand des Austauschprogramms habe kulturelle und historische Bedeutung.

Ein weiteres Problem für den privaten Förderverein ist die Angst der Eltern auf beiden Seiten, ihre Kinder in das fremde Land zu schicken. Die israelischen Eltern beobachteten mit Sorge die zunehmende Ausländerfeindlichkeit und die gewalttätigen Übergriffe in Deutschland, während den deutschen Eltern die politische Situation Israels zu unsicher erscheine.

Bis 31. Juli halten sich bereits zum 13. Mal wieder 16 junge Israelis der Holtz Technical School in Tel Aviv für zwei Wochen bei deutschen Gastfamilien in Frankfurt auf. Die deutschen Schüler wurden Lutz Witkowski vom Stadtschulamt aus verschiedenen Frankfurter Schulen vermittelt. Die Gruppe wurde am Montag von Stadträtin Ilse Vaupel bei einem Empfang im Kaisersaal im Frankfurter Römer begrüßt.

Auch der Direktor der Holtz School, Eli Brandeis, betonte die Bedeutung des Austauschs: "Beiden Nationen ist durch die Partnerschaft die Möglichkeit gegeben, voneinander zu lernen und sich besser zu verstehen."

Der Förderverein hat auch dieses Jahr wieder ein interessantes Programm für die Schüler zusammengestellt, bei dem unter anderem Besichtigungen des Hessischen Rundfunks, des Flughafens und der Deutschen Bank vorgesehen sind.

Außerdem werden Ausflüge an den Rhein, nach Worms und nach Weimar unternommen. Ein trauriges Kapitel deutsch-jüdischer Geschichte wird den Schülern beim Besuch des Konzentrationslagers Buchenwald in der Nähe von Weimar begegnen. "Auch deswegen muß der Austausch weiterbestehen, damit das deutsche und israelische Volk die Vergangenheit zusammen verarbeiten können", mahnte Witkowski. aar

Im Wortlaut: SPD-Abgeordnete Terborg Schießwütige Kollegen

Die Frage, ob deutsche Soldaten als Blauhelme oder als kämpfende Einheiten an Einsätzen unter UN-Oberbefehl teilnehmen sollen, spaltet auch die SPD. In ihrem Fraktionspressedienst - ansonsten eine Fundgrube für Meinungsvielfalt und Widersprüchliches - soll diese Kontroverse nicht ausgetragen werden, wünscht Fraktionschef Hans-Ulrich Klose. Erstes Opfer war die Abgeordnete Margitta Terborg: ein von ihr am Montag zur Veröffentlichung im Tagesdienst der Fraktion eingereichter Text wurde zurückgewiesen. Unterstützt wurde nur die Publikation unter ihrem persönlichen Briefkopf. Terborg betrachtet dies als "Maulkorb", zumal ihre Position der SPD-Beschlußlage entspreche. Sie greift in dem Text ihre Parteifreunde Erwin Horn und Horst Niggemeier an, ohne diese zu nennen. Diese hatten eine Grundgesetzänderung für Bundeswehr-Kampfeinsätze außerhalb des NATO-Gebietes befürwortet. Terborg schrieb: Der Deutsche Bundestag wird am Mittwoch zu einer Sondersitzung zusammentreten. Ich halte das für berechtigt, das Thema ist wichtig genug.

Unterdessen lese ich aus den Tageszeitungen, was CDU/CSU und FDP von uns erwarten. Nämlich einen Freibrief dafür, daß ohne Verfassungsänderung und ohne Zweidrittelmehrheit des Parlaments die Deutschen in dem Jugoslawienkonflikt aktiv eingreifen. Das, so lese ich, seien wir unserer neugewonnenen Souveränität schuldig.

Was die Herren - von Kohl, Kinkel bis Schäuble - uns mitteilen, ist deren Angelegenheit, ich nehme sie zur Kenntnis. Gleichzeitig aber muß ich in einer Reihe von Zeitungen (zuletzt in der Welt am Sonntag) lesen, was Sozialdemokraten mir in dieser Streitfrage empfehlen.

Ich erlaube mir deshalb eine öffentliche Antwort:

Erstens werde ich persönlich nie einer Verfassungsänderung zustimmen, die es der Bundesregierung erlaubt, junge Deutsche als kämpfende Truppe in Welt- oder Regionalkonflikten einzusetzen.

Zweitens werde ich einem exakt von der Verfassung begrenzten Blauhelm-Einsatz zustimmen.

Drittens werde ich meinen schießwütigen Kollegen in meiner Partei empfehlen, bei der Fremdenlegion oder einem "Friedenskorps" der NATO, der WEU, der KSZE oder sonstwo anzuheuern, damit sie endlich einmal die Chance haben, einen Krieg selbst zu erleben und zu überleben.

Viertens werde ich in meiner Partei und in meiner Fraktion nicht müde werden, dafür zu werben, daß es sehr viel größere Stärke braucht, für den Frieden einzustehen - und entsprechende Voraussetzungen dafür zu schaffen - als einem kriegerischen Abenteuer den Arm zu leihen.

Fünftens wird mein Handeln davon bestimmt sein, daß meine Partei nie in ihrer mittlerweile 125jährigen Geschichte eine Kriegspartei war. Die Oberen könnten das ändern. Mit mir nicht.

Im Stadionbad spritzt die "Feuerwehr"

Ein Feuerwehrauto kommt ins Schwimmbad, aber nirgends brennt es: Am Mittwoch, 22. Juli, ist im Stadionbad das Feuerwehrfahrzeug des Abenteuerspielplatzes Riederwald zu Besuch. Kinder können es zu ausgedehnten Wasserspritzereien nutzen.

Die Aktion dauert von 13 bis 18 Uhr. Damit sich niemand gestört fühlt, wird ein Stück der Wiese für den feucht-fröhlichen Spaß freigehalten. Mit von der Partie sind auch ein Luftkissen und Plastikkrokodile. tom

Präzise Patternwirtschaft Die Kölner Saxophon Mafia und "Itchy Fingers"

Keine Vergleiche. Obwohl sich Vergleiche eigentlich anböten zwischen den zwei derzeit bedeutendsten Saxophon-Ensembles in der EG. Die eine, etwas dienstältere, ist die Kölner Saxophon Mafia, deren in fast elf Bühnenjahren erspielte Popularität in der Sonntagvormittagshitze den Hof des Historischen Museums mit drängender Enge füllte. Die andere, hierzulande gelegentlich mit (in jeder Hinsicht unnötigem: Man spricht sogar deutsch) Ausländer-Bonus hochgelobte Londoner Formation "Itchy Fingers", füllte am lauschigen Sonntagabend das Mainzer Kulturzentrum.

Zwei Unterschiede fallen gleich ins Auge: Die Kölner kommen zu fünft auf die Bühne und haben pro Kopf mehr Instrumente dabei als die Londoner, die nur vier sind. Aber was sagt das schon über die Musik?

Die Kölner Saxophon Mafia kann auf der Bühne aus der akkumulierten Erfahrung von zehn Ensemble-Jahren schöpfen. Das Repertoire ist erprobt und hat eine ganze Reihe verschiedener Schaffensphasen durchlaufen. Die gemeinsame Spielpraxis ist aufgrund der konstanten Beliebtheit der Gruppe immens, das Programm enorm abwechslungsreich. Alle fünf Mafiosi beteiligen sich am Komponieren relativ gleichmäßig, alle fünf verfolgen sehr persönliche, dabei stets von intensiver gegenseitiger Bekanntheit (und dem Wissen, was man sich instrumentaltechnisch zumuten kann) geprägte Handschriften, und keinem sind bisher die Ideen ausgegangen. Eher im Gegenteil.

Optimale Voraussetzungen also - die Saxophon Mafia auf der Höhe ihrer Ideenfülle, Könnerschaft, Originalität, Bühnenpräsenz. So zumindest klang das Konzert am Sonntag. Kleine Ansagen mit unprätentiösem, freundlichem Humor, und dann diese kluge, wendungsreich vertrackte, in allen Parametern gekonnte Musik, ein Gebilde aus übereinandergetürmten Subtilitäten, filigran konstruiert und dynamisch behutsam abgestuft vom feinen Hauch bis zum lärmigen Tutti, mittendrin immer noch Platz für parodistischen Humor. Aus dem Gleichklang von fünf Holzblasinstrumenten holt die Mafia ein Optimum an Differenzierung heraus. Die Energie des Jazz und profunde Vertrautheit mit der zeitgenössischen E-Musik reiben sich funkensprühend aneinander, groovende rhythmische Figuren schieben sich unter flirrende Sopransaxophon-Kantilenen, Piccolo-Flöte und Kontrabaß-Klarinette erklingen unisono, Rhythmuswechsel, Tempowechsel, Stimmungswechsel, schnelles Umspringen von überbordender Kakophonie auf fünfstimmig präzise Patternwirtschaft, lange, weite, hochdifferenzierte Klangflächen - man kann sich gar nicht satthören daran.

Denn bei aller Komplexität der Kompositionstechniken springt immer wieder der legendäre Open-Air-Funke über, obwohl die Mafia wenig Kompromisse schließt mit Sommerwetter und Sonntagvormittag. Zwar erklingen im ersten Set überwiegend leichter faßliche Stücke aus der selbstretrospektiven, anspielungsfreudigen Schaffensphase der Band; im zweiten Set aber, als das Publikum sich eingehört und auch visuell mitgekriegt hat, wie die Musik funktioniert, stehen schwierigere Sachen auf dem Programm, die nicht so sehr auf vordergründige Wirkung abzielen, sondern auf die sorgfältige Entfaltung eines Konzepts von Bühnenkunst als virtuoser Gratwanderung (und enger Verbindung) zwischen inspiriertem, ausgefeiltem Können und Entertainment, das niemanden nötigt, sich unter seinem Niveau zu freuen.

Vieles davon ließe sich genauso auch über das Quartett "Itchy Fingers" sagen. Alles genauso gekonnt, genauso originell, manche Verwandtschaft im Zugang zum Material, in der Freude am Fleddern und Neuzusammensetzen von Musikstilen ist zu entdecken. Vielleicht spielt die Jazztradition hier und da eine etwas größere Rolle. Dabei sind die vier Londoner unverkennbar britisch. Sie lassen sich anders aufs Publikum ein, und ihr Bühnenhumor ist kein gebremster rheinischer, sondern ein dezidiert britischer mit Schwärze und grotesker Grundierung. Vor allem John Graham gibt zuweilen dem Affen reichlich Zucker.

In der Musik aber gibt es keine Ausflüchte. Sie verlangt sowohl in notierten wie in freieren Passagen große Präzision in Atem mit ihrer wechselvollen Reichhaltigkeit, ihren vielen Gesichtern, Vorder- und Rückseiten, ihrer Ideenfülle und Gründlichkeit. Nie wird etwas Halbgekonntes serviert, nie wird ein Gedanke weichgeritten, die Dramaturgie des Konzerts wie die innere Spannung der Musik bewegten sich stets nahe am Optimum.

Wie bei der Saxophon Mafia.

Übrigens gibt es zwar eine natürliche Konkurrenz zwischen den zwei Saxophon-Ensembles, aber keinen Futterneid. Man kennt, mag und schätzt sich. Wahrscheinlich ist in London und in Köln genug Platz für zwei unvergleichliche, dabei gar nicht mal so unterschiedliche Gruppen mit Freude an Reibung und Widersprüchen und der Fähigkeit, Brüche in ein homogenes Ganzes zu integrieren.

HANS-JÜRGEN LINKE

Am Sonntag zwei schöne Touren für Radfreunde

WETTERAUKREIS. Zwei Fahrradtouren durch die Wetterau möchte der Vogelsberger Höhenclub (VHC) am Sonntag (26. Juli) mit möglichst vielen Mit-Radlern unternehmen. Die leichtere Tour führt etwa 25 Kilometer weit von Bruchenbrücken zur Sternbacher Kirche und über das Engelthaler Kloster nach Bruchenbrücken zurück. Eine andere Gruppe radelt von Bruchenbrücken etwa 65 Kilometer weit über den Hessenweg nach Büdingen und via Eichen und Bönstadt zurück. Unterwegs will man einkehren und das Hofgut Wickstadt, die Sternbacher Kirche und das Kloster Engelthal besichtigen. Das Volksradeln beginnt am Sonntag um 9.30 Uhr auf dem S-Bahnhofs-Parkplatz. Nähere Auskünfte erteilt Bernd Köhler unter Tel. 0 60 35 / 17 40. nes

Am Nidda-Ufer finden sich Spaziergänger, Radfahrer und auch mancher Angler Entengeschnatter als Geräuschpegel

FRANKFURT-NORDWEST. Das Wasser der Nidda ist graugrün und fließt träge dahin, in der Mitte tänzelt ein roter Schwimmer auf den Wellen. Die Sonne steht fast senkrecht am Himmel und die Angler vermeiden jede überflüssige Bewegung, sitzen regungslos in den Stühlen und blicken anscheinend gleichgültig auf das Wasser. Dann geht alles blitzschnell: Der rote Schwimmer taucht unter - aufspringen, der Griff mit der Linken zur Angel, die Spule mit der Rechten aufrollen und die Rute schwungvoll nach oben ziehen sind eine Bewegung. Der erfolgreiche Angler strahlt: Ein fetter Karpfen hängt am Haken.

Geübt löst er den glitschigen Fisch vom Haken und packt das zappelnde Tier behutsam in den Setzkescher, den er dann wieder im Fluß versenkt. Diesmal hat der Karpfen Glück gehabt; er endet nicht als Abendschmaus: Denn der Angler mag gar keinen Fisch. "Für mich ist das Angeln nur ein Sport, ich werfe die Fische abends wieder zurück ins Wasser", erzählt er. Manchmal verschenkt er seine Beute auch an Spaziergänger, die gerade vorbeikommen. Und das können gerade an den Sommerwochenenden ziemlich viele sein: Der Nidda-Uferweg ist ein beliebtes Ausflugsziel der Frankfurter.

Ob auf dem Fahrrad oder zu Fuß, allein, zu zweit oder in Gruppen - derzeit herrscht Hochbetrieb entlang der Nidda. Der kleine Fluß, der sich quer durch den Frankfurter Nordwesten schlängelt, hat viele Freunde gefunden, die es genießen, sich an seinen Ufern zu tummeln. Die gut ausgebauten und beschilderten Wege laden ein, dem Lauf der Strömung eine Weile zu folgen. Wer etwa in Heddernheim startet und flußabwärts radelt, kommt zunächst an den Parzellen der Heddernheimer Kleingärtner vorbei. Viele Beerensträucher verlocken immer wieder Spaziergänger, geschwind über den Zaun zu greifen und eine Handvoll Früchte zu stibitzen.

Beliebter Stopp ist auch die Minigolf-Anlage zwischen Heddernheim und Ginnheim. An 18 Bahnen muß die knifflige Aufgabe gelöst werden, den Ball mit einem Schläger in ein kleines Loch zu befördern. Weiter geht's Richtung Praunheim, wo eine der Wehranlagen zu passieren ist - eine gute Möglichkeit, den Fluß zu überqueren.

Die Wehre stauen die Nidda in unterschiedlichen Abständen. An diesen Stellen erhält das gemütliche Flüßchen etwas Gefährliches: Jede Anlage ist mit einem großen Schild - Achtung Wehr! Sogwirkung! Lebensgefahr! - ausgestattet. Tatsächlich hat es an manchen Wehren schon böse Unfälle gegeben, als Kinder bei "Mutproben" von der Brücke ins Wasser sprangen, vom Sog unter Wasser gezogen wurden und ertranken.

Die Wehranlagen muß man übrigens nicht sehen, um sie zu erkennen - man kann sie riechen. An den Stellen, wo der Fluß durch das Aufstauen in kleinen Wasserfällen hinunterrauscht, verbreitet die Nidda ihren typischen Geruch, eine schwer definierbare Mischung aus Flußalgen, Fisch, aufgeschwemmtem Boden und - Dreck, jede Menge Dreck. "Die Nidda ist teilweise eine widerliche Brühe", schimpft Angler Balduin Vogt.

Vor allem an Regentagen würden Bretter, Plastiktüten und leere Flaschen den Fluß heruntergeschwemmt, an manchen Stellen gar komplette Mopeds ins Wasser geworfen. "Manche Leute glauben, der Fluß sei eine Müllkippe", ärgert er sich.

Dabei ist an Mülleimern wirklich kein Mangel: In regelmäßigen Abständen stehen Abfallbehälter am Weg. Und Jugendliche gaben neulich ein Beispiel, als sie auf einer Wiese am Ufer eine Grillparty feierten: sie brachten Müllsäcke mit.

Wer sich dem Trubel entziehen will, der an manchen Stellen des Niddaufers herrscht, wird zwischen Praunheim und Rödelheim fündig - etwa in Höhe des Praunheimer Nachtigallen-Wäldchens, einem ausgewiesenen Vogelschutzgebiet: Dort gibt es noch Plätze, an denen Entengeschnatter die Lautstärke bestimmt. rea

Baseball Wehrheimer Premiere

Auf dem Gelände der US-Army in Bonames bestritten die Baseball-Mannschaften des BC Bad Homburg und der Wehrheimer Racoons ein Freundschaftsspiel, das die Wehrheimer bei ihrem ersten offiziellen Auftritt deutlich mit 33:15 gewannen.

Gespielt wurde über fünf Innings (Spielabschnitte, bei denen jedes Team einmal angreifen und einmal verteidigen muß), wobei die Racoons dank ihres überragenden Pitchers (Werfers) Frank Weber mit 13:1 in Führung gingen. gst

Kommentar

FRANKFURTER BERG. Wichtige Anträge gehen verloren, Firmen pfuschen am Bau, Ämter jonglieren mit Millionen, verantwortliche Planer waschen ihre Hände in Unschuld. Seit vier Jahren ist das Jugendhaus am Frankfurter Berg inzwischen Schauplatz einer beispiellosen Groteske. Keiner weiß, wann sie ihr Ende finden wird und keinen stört's, daß die Jugendlichen aus der Siedlung dabei immer mehr ins Abseits geraten.

Dabei ist es gerade der Frankfurter Berg, der immer wieder genannt wird, wenn es um "soziale Brennpunkte" geht. Jugend ohne Lobby Für die Jungen und Mädchen aus den Hochhäusern gibt es hier - zwischen Kasernen, Kleingärten und Gewerbegebieten - so gut wie nichts. Treffpunkte sind eine Videothek, ein Kiosk oder die Straße. Die Jugend hat hier keine Lobby.

Wer so, wie am Frankfurter Berg, seine Kinder jahrelang auf dem Abstellgleis parkt, der sollte sich nicht wundern, wenn die Halbwüchsigen tatsächlich aggressiver werden. Vier Jahre mögen für Politiker und Planer keine lange Zeit bedeuten, für Jugendliche ist das eine Ewigkeit.

Vielleicht wird der Treffpunkt wirklich in diesem Jahr geöffnet - doch bis dahin ist eine Jugendgeneration erwachsen geworden. JÖRG SCHINDLER

Aus- und Ansichten zweier Trittbrettfahrer

Baumtore sollen Verkehr am Ortseingang bremsen

SELIGENSTADT. Um die Geschwindigkeit der Auto- und Motorradfahrer auf den Durchfahrtsstraßen in Klein-Welzheim und Froschhausen zu verringern, schlägt das Hessischen Straßenbauamt in Frankfurt der Stadt vor, zunächst die Eingangsstraßen in den beiden Orten optisch einzuengen. Für eine Verkehrsberuhigung in den Ortsdurchfahrten hat die Stadt zwar schon auf eigene Kosten Pläne erstellt, deren Realisierung nach Darstellung von Bürgermeister Rolf Wenzel allerdings mit hohen Kosten verbunden sind.

Sogenannte Baumtore wären sicherlich eher zu verwirklichen, meint der Verwaltungschef. Aber auch diese Details müßten in ein Gesamtkonzept passen.

Die Pläne der Stadt sollen jetzt dem Straßenbauamt vorgelegt werden, dann folgen die Anträge für die Baumtore. In den städtischen Gremien soll außerdem geprüft werden, ob an den Ortseingängen Geschwindigkeitsmeßstellen fest installiert werden können. aim

Umzugsprämien zwischen 4000 und 6000 Mark

HANAU. Wer in der Feuerbachstraße 11-13, 15-17, 20-22, in der Lenbachstraße 1-4 und in der Cranachstraße 6, 6a, 8, 8a, 10, 10a, 12, 12a und 14a eine für ihn zu große Wohnung freimacht, dem will der Hanauer Magistrat Umzugsprämien zahlen. Nach einer entsprechenden Stadtverordnetenvorlage sollen diejenigen, die in eine Sozialwohnung umziehen, 4000 Mark erhalten, und diejenigen, die in eine frei finanzierte oder außerhalb Hanaus gelegene Bleibe wechseln, sogar 6000 Mark einstreichen können.

Das Geld für die Prämien soll aus der Etatstelle fließen, auf der sich die Abgaben für zweckentfremdeten Wohnraum sammeln. Die Stadt erwarb die betreffenden Häuser im vergangenen Jahr vom Bundesvermögensamt, um die Einfachwohnungen Schritt für Schritt abzureißen und zu ersetzen gegen Sozialwohnungen, Eigentumswohnungen und Reihenhäuser.

Das Gebäude in der Feuerbachstraße 7-9 ist bereits abgebrochen. Mit Landesfördermitteln sollen dort 1993 insgesamt 18 Sozialwohnungen entstehen. him

Das Fehlen von Krabbe, Drechsler und Breuer verleiht dem Sprint-Quartett scheinbar Flügel Die vier von der neuen Staffel üben den Wechsel in Harmonie Vereint ist auch der Schwache stark / "Am liebsten noch in der Nacht trainiert" / Bronze hinter Jamaika und USA möglich

Von Afrikanern ist man das ja bisweilen gewohnt: Plötzlich steht da eine Weltbestleistung in den Ergebnislisten, und keiner weiß so recht warum. Ähnlich muß es den internationalen Läufern ergangen sein, als sie von den 42,57 Sekunden der deutschen 4 x 100-m-Staffel der Frauen gehört haben, am vorigen Samstag in Lindau. Die Nummer eins in der Welt, kurz vor den Olympischen Spielen, und dies ohne die Asse Katrin Krabbe, Heike Drechsler und Grit Breuer.

Der Bundestrainer Wolfgang Thiele war sehr zufrieden, besonders über seine Geduld. Die Mädchen hatten die Sicherheit, weil er ihnen bereits in München während der Deutschen Leichtathletik- Meisterschaften am 21. Mai einen Freibrief ausstellte. "Ich werde euch nominieren, egal was passiert." Damals hatten immerhin Krabbe und Co. den Londoner Urteilsspruch wegen ihrer Doping-Manipulationen noch vor sich und Ansprüche an die Staffel geltend gemacht.

Ihr Verzicht nach dem verblüffenden Freispruch kann Thiele nicht überrascht haben. Er wußte schon nach den 11,70 Sekunden der Sprint-Weltmeisterin am 13. Juni in Neubrandenburg, wie der Hase wirklich läuft. Damals war Katrin Krabbe von einer gewissen Andrea Philipp aus Schwerin besiegt worden, die jetzt in dem Lindauer Quartett als Startläuferin stand.

Die vier von der neuen Staffel waren vorher auch die 100 m gerannt, und da war ihr aktueller Leistungsstand gut abzulesen. Die Philipp also wurde Fünfte mit der Zeit von 11,76 Sekunden, Andrea Thomas aus Sindelfingen hatte das Rennen in 11,52 gewonnen, Sabine Günther aus Jena war Dritte mit 11,60 geworden.

Gewiß, der Gegenwind von 1,4 m/sec bremste die Läuferinnen um zwei Zehntelsekunden ab; aber über ein überdurchschnittliches Leistungsvermögen verfügt nur die kleine Dortmunderin Silke Knoll, die 24 Stunden später mit 22,29 Sekunden über 200 m in Ingolstadt tatsächlich in den Bereich der Weltbesten hineinsprintete.

"Das Läuferische war sicher nicht das Ausschlaggebende für die Leistung", gab sie dann auch gerne zu. "Das ist einfach ein Team", sagte Thiele, der auch zu seinem Quartett hielt, als die Weitspringerin Heike Drechsler deutsche 100-m-Meisterin geworden war und plötzlich wieder reinwollte in die Staffel. Sie wußte genau, daß der Aufbau der Staffel über die Harmonie laufen sollte, und sie war damit einverstanden, die Tinglerin, die nie genug Zeit gefunden hätte für die Feinmechanik, die einzuschleifen der Mühen mehrerer Trainingslager bedurfte. "Sie hat sich dannach bei mir auch quasi entschuldigt." Thiele hakte das Thema schnell wieder ab.

Die vier und dazu die Hürdensprinterin Gabi Roth als Ersatz erkannten die einmalige Chance und packten sie prompt beim Schopfe. Thiele hatte ihnen schon zu Beginn eine Zeit von 42,60 Sekunden vorgerechnet. Es gelang ihm, allen fünf Heimtrainern die Rolle von Zaungästen schmackhaft zu machen, und den glorreichen Rest besorgten die Sportlerinnen selbst.

Beim Trainingslager in Lindau hätten sie, wie Silke Knoll erzählte, "am liebsten noch in der Nacht trainiert, damit jede weiß, wie die andere ,Hepp' ruft", bei der Übergabe des Staffelstabes von einer Hand in die andere.

Die Krönung an den 42,59 Sekunden war, daß bei der WM in Tokio die damals laufenden Krabbe, Breuer und Drechsler mit 42,33 nicht wesentlich schneller waren. Vereint ist eben auch der Schwache stark. Die Solidarität feierte eine bemerkenswerte Rückkehr. "Die Mädchen waren sogar schneller als die Olympia-Staffel von 1976", sagte Thiele und hatte deren Leistung sofort parat. 42,59 Sekunden für die Westdeutschen - Silber. Das Gold war an die DDR gegangen - 42,55 Sekunden.

Für Barcelona ist Bronze möglich. Hinter Jamaica und den USA. Denn: "Sie wissen, was sie laufen können. Sie wissen aber auch, was sie nicht laufen können, nämlich unter 42."

ROBERT HARTMANN

Preiswert texten,

zeichnen, raten -

Mobile Redaktion

sucht per

FR-Mehrkampf '92

mobile Leser

Basteln Sie sich ihre Zeitung selbst -

und gewinnen attraktive Preise

"Das Pamphlet ist Volksverhetzung"

SPD will Disput über CDU-Rechte

BAD HOMBURG. Eine Auseinandersetzung mit dem vor einigen Wochen bekanntgewordenen Memorandum des erzkonservativen Petersberger Kreises der CDU verlangt die SPD von allen im Stadtparlament vertretenen Parteien.

"Das Pamphlet ist Volksverhetzung", sagt Beate Fleige, die Fraktionsvorsitzende der SPD, zum Memorandum des Kreises, dem der Bad Homburger CDU-Vorsitzende und Landtagsabgeordnete Bernd Hamer angehört: "Da wird in übelster Weise die Argumentation der rechtsradikalen Republikaner nachgebetet." Wie die Vorstände und Mitglieder der Koalitionsparteien CDU und FDP zu diesem Papier stehen, will die SPD wissen.

Im Petersberger Kreis treffen sich Abgeordnete des rechten Flügels der CDU; sie machen etwa ein Viertel der Fraktion aus. In seiner Denkschrift hat der Gesprächskreis die Asylbewerber pauschal zum Sündenbock für Wohnungsnot, Mietpreise, Kriminalität und Staatsverschuldung gemacht. Außerdem wird in dem Papier über eine Zusammenarbeit mit den rechtsradikalen Reps nachgedacht.

Die Bad Homburger Sozialdemokraten wollen Briefe an alle Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung schicken und sie auffordern, sich von den Positionen des Petersberger Kreises zu distanzieren. Gleichzeitig verlangen sie eine Auseinandersetzung über die Ursachen, die den rechtsradikalen Parteien Sympathien bringen. "Die Politiker müssen sich mit den sozialen Problemen wie der Wohnungsnot ernsthaft beschäftigen", betont der SPD-Vorsitzende Udo Fröhlich.

Dies sei um so wichtiger, da die Republikaner angekündigt hätten, bei den nächsten Wahlen auch in Bad Homburg zu kandidieren. Fröhlich warnt vor "billigen Behauptungen und Kurzschlußargumenten, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben". Dadurch werde indirekt nur Stimmung für die Rechtsradikalen gemacht. jom

Sehr schnell selbständig gemacht: Die kleinen Ukrainer in Bad Vilbel haben keine Angst vor der "Fremde" Verständigung klappt mit Hand und Fuß Gastgeberfamilien begeistert von ihrer Aufgabe

BAD VILBEL. Ruslan Poljuchowitch und Ewgenij Krawtschenko haben sich am vergangenen Wochenende in Bad Vilbel sehr schnell selbständig gemacht. Die beiden 13jährigen Jungen, die am Freitag nachmittag aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew angereist waren, haben sich inzwischen mit Fahrrädern die Stadt erobert und sich schon am Samstag ins Kaufhaus "gestürzt". Einer von ihnen kaufte sich für das Taschengeld von fünf Mark gleich einen Taschenrechner. Beide wohnen in der Huizener Straße bei dem Ehepaar Freese. Sie sprechen kaum deutsch. Man verständigt sich mit Händen und Füßen. Ruslan spricht ein paar Brocken französisch und sein Freund englisch. Das babylonische Sprachgewirr bei Freese kann man sich ohne viel Phantasie vorstellen. Sehr hilfreich, wenn auch zeitaufwendig ist das Blättern in einem kleinen Wörterbuch, das den Kindern beim Empfang geschenkt wurde. Die beiden aufgeweckten Großstadtjungen haben sich sehr schnell eingewöhnt, sind mit Badehosen und leichter Sommerkleidung eingedeckt worden und waren am Sonntag und Montag stundenlang im Freibad "verschwunden".

Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel, der den dreiwöchigen Ferienaufenthalt für 30 Kinder in Bad Vilbel und Umgebung organisiert hat und bei dem die Informationen der Gasteltern zusammenlaufen, berichtet davon, daß die Gastgeberfamilien durchaus begeistert seien. Auch kleinere der acht- bis 16jährigen Kinder, die zuerst sehr scheu gewesen seien, würden langsam auftauen.

Lässig "wie die Alten" waren 81 Mädchen und Jungen am Freitag mittag auf dem Flughafen Borispol ihrer Heimatstadt Kiew in die Lufthansa-Boeing 727 geklettert. Viele von ihnen waren schon einmal geflogen. Die Piloten der von den Flugbegleiterinnen "heiße Rita" getauften Maschine hatten es - kaum in die Lüfte entschwebt - gut gemeint mit den Kindern. Sie flogen direkt über Kiew, damit die Kinder aus nur tausend Meter Höhe vielleicht ihr Wohnhaus entdecken konnten. Kapitän Achim Siebenkort fürchtete nur, daß "die Kinder, die links wohnen, auf der rechten Seite sitzen und umgekehrt". Den Mädchen wurde aber erlaubt, auf "ihre Seite" zu gehen. "Keine Angst, die Maschine kippt nicht um", tröstete der Flugkapitän, und Ina, die Dolmetscherin, übersetzte getreulich über die Bordlautsprecher.

Die drei Feuerwehrleute der Frankfurter Brandwache sechs, darunter Gerhard Stengel in seiner Doppelfunktion als stellvertretender Leiter dieser Feuerwache in der Mörfelder Landstraße und Vilbeler Stadtbrandinspektor, hatten am Freitag nur eine Stunde Zeit gehabt, in Kiew Gespräche zu führen. Oberst Nikolaj Choroschok (52), der Chef der Kiewer Feuerwehr, lud im Gegenzug zu dem dreiwöchigen Ferienaufenthalt für 81 Kinder seiner Feuerwehrfrauen und -männer Vilbeler Kinder nach Kiew ein. Im Winter sollten sie kommen, dann gebe es im Unterschied zu Frankfurt in der Ukraine Schnee in jeder Menge.

Die drei Journalisten, die am Freitag mit der Frankfurter Feuerwehrdelegation mit nach Kiew geflogen waren, konnten trotz der Kürze des Aufenthalts ein paar Informationen aufschnappen. Schon beim Landeanflug auf Kiew fielen die großen Seen auf, die vom Dnjepr durchflossen werden. So schön der Ausblick war, ein Mann aus Kiew verriet, welche Zeitbomben dort ticken. In den vergangenen Jahrzehnten seien im Bereich der Großstadt mehrere Staudämme gebaut worden. Der größte ist der Kanew-Stausee mit 150 Kilometern Länge und 30 Kilometern Breite. Dieser Stausee liege flußaufwärts, also oberhalb der Stadt. Die Kiewer lebten in ständiger Furcht, daß dieser Staudamm bricht. Dann gebe es für die drei Millionen Einwohner wohl keine Rettung mehr. Die Dämme, so war weiter zu erfahren, hätten bewirkt, daß der Dnjepr nur noch halb so schnell fließt wie früher. Die Folge: Schlamm habe sich abgesetzt, und dieser sei durch und durch radioaktiv verseucht als Folge der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl, einer Stadt 130 Kilometer flußaufwärts. Insbesondere bei Überschwemmungen nach langer Trockenheit, würden radioaktive Partikel gelöst und den Fluß hinunter transportiert. Auswirkungen auf das aus den Stauseen gewonnene Trinkwasser bleiben nicht aus, sie sind ebenfalls eine ständige Quelle der Furcht. Kiew, die drittgrößte Stadt der ehemaligen Sowjetunion nach Moskau (neun Millionen Einwohner) und St. Petersburg (fünf Millionen) wirbt nach außen hin aber nicht nur mit seinen Kathedralen, sondern auch mit seinen ausgedehnten Grünflächen. In Farbprospekten für Reisebüros nennt sich Kiew "die Gartenstadt".

Über Tschernobyl und die Folgen auf dem Rückflug angesprochen, redeten weder die Kinder noch ihre Betreuer gern. Sergej Jurjewitsch Gogol, der 35jährige Betreuer der ukrainischen Gruppe, ist Feuerwehrmann und arbeitet seit der Katastrophe in Tschernobyl. Er sei im Krankenhaus behandelt worden. Ob er gesund sei, darauf bekommt der Journalist keine klare Auskunft. Er habe jedenfalls einen zweijährigen Jungen, der also nach der Katastrophe zur Welt gekommen ist, und dieses Kind sei völlig gesund. Marina, eine 21jährige Grundschullehrerin, die als Betreuerin mitgeflogen ist, sie hat von der Explosion damals nichts mitbekommen. Ihr Vater, der Oberst Choroschok, habe von Kiew aus den Einsatz seiner Leute in der Reaktorstadt organisiert. Die Geheimhaltung, die damals über die Vorkommnisse verhängt worden ist, sie wirkt noch nach. Marina sagt nichts weiter - vielleicht ist sie gar nicht darüber informiert, was damals geschah. HANNES MATHIAS

"Töchter und Mütter"

OFFENBACH. "Töchter und Mütter - über die Schwierigkeiten einer Beziehung" heißt ein Tagesseminar, zu dem die Beratungsstelle für Frauen und das Frauenzentrum einladen. Es beginnt am Samstag, 15. August, um 10 Uhr im Haus der Beratungsstelle und endet gegen 17 Uhr. Schriftliche Anmeldungen nimmt bis zum 1. August die Beratungsstelle, Kaiserstraße 34, entgegen. hf

Die Chefstelle der Gesamtschule wird Gegenstand eines öffentlichen Parteienstreits Junge Union verurteilt Besetzung mit Sozialdemokraten Gerhard Gleis als Parteibuchwirtschaft / SPD bezichtigt Michael Creß der "demokratischen Unreife"

WÄCHTERSBACH/BRACHTTAL. Noch vor Ferienende lebt der Streit um die Besetzung des Chefpostens in der Gesamtschule Wächtersbach wieder auf. Erstmals greifen Kommunalpolitiker in die bisher auf Schul- und Personalvertretungsebene begrenzte Auseinandersetzung ein. Die Junge Union Wächtersbach verurteilte die Entscheidung für den Brachttaler Sozialdemokraten Gerhard Gleis als Parteibuchwirtschaft und provozierte damit eine heftige Replik der Genossen.

Eltern, Kollegium und Mitglieder der Schulleitung hatten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Gleis als neuen Chef zu verhindern. Schützenhilfe leisteten dabei auch Bezirks- und Hauptpersonalrat. Erst die Einigungsstelle in Wiesbaden als letzte Instanz des personalvertretungsrechtlichen Beteiligungsverfahrens entschied zugunsten des vom Kultusminister ausgewählten 38jährigen Pädagogen aus Brachttal (die FR berichtete).

Die ungewöhnlich heftige Abwehr begründete der Personalrat damit, daß es Gleis sowohl an Integrationsfähigkeit als auch an Schulleitungserfahrung fehle. Ungeklärt blieb bisher, inwieweit Parteienkungeleien bei dem Zwist um den Rektorposten eine Rolle spielen. Anlaß für derartige Theorien bietet zum einen die Tatsache, daß Gleis als SPD-Fraktionsvorsitzender in Brachttal ein profilierter Parteipolitiker ist und an seinem neuen Dienstort Wächtersbach die SPD mit absoluter Mehrheit das Rathaus beherrscht. Zum anderen gehören dem Schulleitungskollegium, das Gleis entschieden ablehnt, zwei tonangebende Christdemokraten an: Otto Schröder, Leiter des Hauptschulzweiges, ist CDU-Fraktionschef im Wächtersbacher Stadtparlament und der Vize-Schulleiter Jürgen Ackermann sitzt gleichfalls als CDU-Stadtverordneter auf der Oppositionsbank.

Zum Gegenstand eines öffentlichen Parteienstreits wird die Chefstelle der Gesamtschule aber erst jetzt, nachdem feststeht, daß Gleis den Zuschlag erhalten hat. Die Auswahl sei nach Parteibuch und nicht nach Qualifikation erfolgt, behauptet die Junge Union und fordert über ihren Sprecher Michael Creß Eltern und Lehrer zu weiterem Widerstand auf.

Die JU-Attacke veranlaßt jetzt die Sozialdemokraten aus Brachttal, die sich bisher in dieser Angelegenheit nicht geäußert hatten, ihrem Fraktionschef beizustehen. Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Dieter Weber sucht die Theorie vom Genossenfilz zu widerlegen: Die Schulleiterstelle in Wächtersbach sei zweimal ausgeschrieben gewesen, und beide Ausschreibungen hätten insgesamt drei Bewerbungen erbracht. Die Frist der zweiten Ausschreibung sei im Dezember 1990, also noch vor der Landtagswahl, zu Ende gegangen. "Hätte das damals von der CDU geführte Kultusministerium den Eindruck gehabt, die Bewerber seien nicht ausreichend qualifiziert", so Weber, "hätte bis zur Regierungsübernahme im April 1991 die Möglichkeit bestanden, die Stelle zum dritten Mal auszuschreiben, was aber nicht geschah."

Gleis sei in einem "rechtsstaatlich einwandfreien Verfahren" ausgewählt worden. Hier von Rechtsbeugung zu sprechen, wie es Creß tue, sei absurd. Es gehe dem Sprecher der Jungen Union nicht um die Sache, sondern um politische Profilierung, kontert Weber. Ein Indiz dafür sei auch, daß er dem Schulleiter Gleis die Qualifikation abspreche, ohne ihn zu kennen. Angesichts der tatsächlichen Qualifikation von Gleis seien die Äußerungen von Creß absurd, meint Weber. Gleis habe nicht nur die Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Haupt- und Realschulen mit "gut" und die Zweite Staatsprüfung "mit Auszeichnung" bestanden. Er habe auch die Pädagogische Diplomprüfung im Schwerpunkt Schule mit "sehr gut" absolviert und erfolgreich ein halbes Jahr lang ein Verwaltungspraktikum beim Regierungspräsidenten in Darmstadt abgeleistet. Dienstvorgesetzte hätten Gleis durchweg mit "gut" bis "sehr gut" beurteilt. Auf "ungenügend" hingegen deutet die Bewertung, die Weber für den Nachwuchspolitiker Creß parat hat. Er sei nicht in der Lage, Entscheidungen zu akzeptieren, die in einem demokratischen Verfahren zustande gekommen seien, und er rede ganz gezielt die Bedrohung des Schulfriedens herbei. Dieses Verhalten zeige "Verantwortungslosigkeit und demokratische Unreife in höchstem Maße". lex

Sieben Tote am Mont Blanc Schnee- und Geröllawinen verschütteten Bergsteiger und Helfer

CHAMONIX, 20. Juli (AFP). Bei mehreren Lawinenunglücken sind im Mont- Blanc-Massiv sechs Bergsteiger und ein Mitglied der französischen Rettungsmannschaften getötet worden. Dies teilte die Hochgebirgsgendarmerie von Chamonix mit. Bei den toten Bergsteigern handelt es sich um zwei Italiener und vier Franzosen. Das 35jährige Mitglied der Rettungsmannschaft, ein Vater von drei Kindern, erlag am Sonntag abend im Krankenhaus von Chamonix seinen schweren Verletzungen.

Mehrere Alpinisten waren am Sonntag vormittag in 3000 Meter Höhe auf der normalen Bergtour-Route von einer Lawine mitgerissen worden und in eine Gletscherspalte gefallen. Eine Rettungsmannschaft, die sofort aufgebrochen war, wurde wenig später an gleicher Stelle von einer weiteren Lawine begraben. Eine zweiter Rettungstrupp konnte erst nach mehreren Stunden drei Tote, darunter die beiden Italiener, sowie zwei Kollegen lebend aus den Schnee- und Geröllmassen bergen. Einer der beiden Retter war unverletzt geblieben.

Etwas früher hatten sich Sonntag vormittag drei weitere tödliche Unfälle am Mont Blanc ereignet. Nach Mitteilung der Hochgebirgsgendarmerie in Chamonix kam ein junger Student auf 3200 Meter Höhe bei einem Gesteinsabgang ums Leben. Im Couloir du Gouter stürzte ein Bergsteiger 600 Meter in die Tiefe. Zudem wurden im Couloir des Italiens und nahe des Schutzhütte des Mont-Pourri ein Bergwanderer durch herabstürzendes Gestein getötet und zwei weitere verletzt.

Nach Angaben der Bergwacht von Chamonix ereignen sich derartige Lawinenunfälle in den Sommermonaten häufig, da sich Geröll, das in der Nacht durch den Frost festgehalten werde, in den Morgenstunden löse. Die Lawinen könnten aber auch unfreiwillig durch Wanderer ausgelöst werden. Deutscher Bergwanderer abgestürzt

INNSBRUCK (dpa). Ein 40 Jahre alter deutscher Bergwanderer ist in den Zillertaler Alpen seinen Verletzungen erlegen, die er sich bei einem 150 Meter tiefen Absturz zugezogen hatte. Der Verunglückte hatte sich trotz seiner schweren Verletzungen noch etwa 100 Meter weit schleppen können. Dann fand ihn ein anderer Wanderer. Als der alarmierte Rettungshubschrauber eintraf, war der Verunglückte aus dem mittelfränkischen Cadolzburg nach Angaben der Polizei jedoch tot.

Wasser-Privileg soll abgeschafft werden

HANAU. Wer bisher auf seinem Grundstück in Hanau jährlich mehr als 80 Kubikmeter Wasser verbrauchte, konnte auf Antrag noch 50 Kubikmeter mehr verbrauchen. Geht es dem Magistrat nach, läuft dieses Privileg zum Jahresende aus. Eine entsprechende Vorlage zur Änderung der Abwassersatzung begründete Kämmerer Norbert Kress mit dem Ziel, Trinkwasser sparen und durch Regenwasser ersetzen zu wollen.

Um das voranzutreiben, zahlen die Stadtwerke maximal 900 Mark für Regenwasser-Auffangbehälter. 1991 gingen durch das Privileg 140 Millionen Liter Trinkwasser verloren, die meist fürs Gießen im Garten verwandt wurden. him

Keine Pause auch bei heißen Jobs Trotzdem warmes Essen

Zwölf Uhr mittags. Bei Temperaturen von etwa 30 Grad hat der Wind nichts Erfrischendes an sich, sondern heizt eher noch mehr ein. Die Passanten, die in der Mittagspause durch die Zeil schlendern, suchen vor allem schattige Plätzchen. In Straßencafés und Eisdielen herrscht Hochbetrieb. Pietro Corazza kann den Wünschen nach Schokoladen- oder Vanilleeis kaum noch nachkommen. Er ist zufrieden: "Vor allem der Straßenverkauf läuft bestens."

Einige Meter weiter steht Toni Giakos an seinem Bratwurstgrill. Die Haare kleben förmlich am Kopf, Schweißtropfen stehen ihm auf der Stirn. Aber während er seine Würstchen wendet, meint er "Die Hitze macht mir nichts aus, außerdem habe ich einen Ventilator, kalte Getränke und Musik." In der Tat, die Klänge aus dem Kassettenrekorder zaubern Griechenland-Atmosphäre zwischen den Bratwurstgeruch. "Natürlich würde ich lieber am Schwimmbad sitzen", räumt Giakos ein. "Aber irgendwer muß die Arbeit ja machen."

In seiner Pizzeria in der Bockenheimer Adalbertstraße fächelt sich Paolo Cimino mit einem Teller Luft zu, während er den Pizza-Nachschub aus dem Ofen holt. Der Appetit auf ein warmes Mittagessen scheint den meisten Kunden dennoch nicht abhanden gekommen zu sein.

Bei einem Schnellimbiß auf der Zeil steigen derweil die Dampfschwaden aus der Fritteuse, die Theke ist schon feucht beschlagen. Die blonde Dauerwelle von Barbara Krawczyk aber ist in Form geblieben. "Ich bin zufrieden mit meinem Arbeitsplatz", sagt sie. "Die Fenster sind offen, es gibt genügend frische Luft - das ist schon in Ordnung."

Auch Renate Schuster ist hitzeresistent. "Der Ofen läuft bis 14 Uhr durch, denn die Leute wollen auch bei 30 Grad warme Brötchen und Brezeln", erzählt die Bäckerin. Wenn der Backofen geöffnet wird, werden zwar 160 Grad warme Luftschwaden freigesetzt, "aber länger als eine Minute darf der Ofen ja eh nicht offen bleiben."

Ulrich Eder, Polier auf einer Baustelle in der Innenstadt, beobachtet dagegen Wetterprobleme: "Auf dem Bau gibt es Stellen, die durch die Kaminwirkung unheimlich kalt sind. Diese ewigen Temperaturunterschiede sorgen bei vielen Kollegen für Erkältungen." Aber nicht nur Schnupfen und Kreislaufprobleme häufen sich: "Die Leistung läßt deutlich nach. Es gibt ja keine Fahrstühle, und wenn bei diesen Temperaturen alles in den sechsten oder siebten Stock getragen werden muß, läuft das einfach nicht so gut wie an normalen Arbeitstagen.

"Der menschliche Organismus hat Probleme, sich von einem Tag auf den anderen an hohe Temperaturunterschiede zu gewöhnen", erklärt der Arbeitsmediziner Ulrich Heidenreich die Gesundheitsprobleme an heißen Tagen. Der hohe Flüssigkeitsverlust belaste den Kreislauf. Doch der Arzt weiß ein Gegenmittel: "Viel trinken - am besten lauwarmen Tee." ek

Fußball am Dienstag

2. BUNDESLIGA: FC St. Pauli - VfB Leipzig, SV Meppen - Fortuna Köln, FSV Mainz 05 - FC Hansa Rostock (alle 19.00), MSV Duisburg - Spvgg. Unterhaching (19.30).

FUJI-CUP: VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt (19.15 in Worms).

FREUNDSCHAFTSSPIELE: Spvgg. Neu- Isenburg - Rot-Weiß Frankfurt (18.30), TSV Wolfskehlen - SV Wiesbaden, SV 07 Bischofsheim - Rotweiß Walldorf, Spvgg. Bad Homburg - SGK Bad Homburg (alle 19.00), Spvgg. Fechenheim - FV Bad Vilbel (19.15).

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 20. Juli (FR). Anfangs überwiegend Sonnenschein, im Tagesverlauf örtlich Wärmegewitter sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 29 und 36 Grad, die Tiefstwerte nachts zwischen 16 und 20 Grad. Weitere Aussichten: zunehmende Bewölkung und Schauer. (Siehe auch Lokalteil)

Fanfarenzug feiert mit Pauken und Trompeten

SELIGENSTADT. Ein echtes Jubiläum ist es nicht, aber gefeiert werden soll es trotzdem: Der Spielmanns- und Fanfarenzug des TuS 1880 in Froschhausen wurde vor vierzig Jahren gegründet. Am Freitag, 14. August, findet deshalb um 20 Uhr im Bürgerhaus eine Geburtstagsfeier statt.

Für Samstag, 15. August, ist um 18.30 Uhr ein Sternmarsch vorgesehen. Einen Tag später geht es morgens mit einem zünftigen Frühschoppen weiter, bevor sich um 14 Uhr ein Festzug durch die Straßen des Ortes bewegt. Anschließend geben zehn Musikvereine im Bürgerhaus eine Probe ihres Könnens. aim

Tip-Vorschau

Stuttgarter Kickers - FC Remscheid 1 FC Hansa Rostock - MSV Duisburg 1 Fortuna Köln - FC Homburg 0 Wuppertaler SV - FC St. Pauli 2 VfB Leipzig - Hertha BSC Berlin 1 Eintr. Braunschweig - Darmstadt 98 1 SC Freiburg - Chemnitzer FC 1 Hannover 96 - VfL Wolfsburg 1 VfB Oldenburg - FC Carl Zeiss Jena 0 VfL Osnabrück - SV Wald. Mannheim 2 Fort. Düsseldorf - FSV Mainz 05 1 6 aus 45 12 - 15 - 20 - 27 - 35 - 42

Etwas weniger Lohn für unfallfreie Fahrt

jk FRANKFURT A. M. Die Autoversicherer haben in diesem Jahr ihren unfallfrei gebliebenen Kunden im alten Bundesgebiet rund 760 Millionen Mark als Beitragserstattung gutgeschrieben oder ausbezahlt. Dies waren 30 Millionen Mark weniger als für das Geschäftsjahr 1990. Wie der HUK-Verband mitteilt, stammen 400 Millionen Mark aus Überschüssen im reinen Versicherungsgeschäft und 360 Millionen Mark aus den Zinserträgen auf die Beitragseinnahmen, die nach einem gesetzlich vorgeschriebenen Schema ermittelt und ausgeschüttet werden müssen.

Während der "Zins-Anteil" diesmal etwa 80 Millionen Mark größer ist als im Vorjahr, fällt die Rückgewähr aus den Gewinnen der Kfz-Assekuranz um 110 Millionen Mark niedriger aus. Das ist die Folge des Schadenverlaufs, der zwar eine wiederum deutlich verringerte Häufigkeit aufweist - von 1000 versicherten Fahrzeugen waren 1991 "nur" noch 105 nach zuvor 109 in einen Unfall verwickelt -, dafür aber von einem erneut höheren Regulierungsaufwand gekennzeichnet ist. Überwiegend bedingt durch die teurer gewordenen Werkstätten kletterte der durchschnittliche Aufwand je Schaden um nahezu sechs Prozent auf 4611 Mark.

In den neuen Bundesländern ist laut HUK-Verband praktisch nichts hängengeblieben, um unfallfreie Fahrer zu belohnen. Der wesentliche Grund dafür ist die Tatsache, daß in Ostdeutschland die Tarife um 20 Prozent unter dem WestNiveau liegen müssen.

Fluchtlinien einer Reise Tafü-Lafö: die Ausstellung

Diese Männer sind von Sinnen. Hören, sehen, tasten, allseitig erfassen sollen wir ihre Phantasie-Produkte. Und mit diesen im Gepäck verreisen: ins "Land des Tafü-Lafö". Unter diesem Titel appellieren drei ostdeutsche Künstler - Wolfgang Krause Zwieback, H.-Christoph Bigalke und Erwin Stache - an unsere Sinne: Fotos, Zeichnungen, poetische Texte und Klangobjekte betören uns in der Ausstellung im Mousonturm. Früher nannte man sowas "Multimedia-Kunst". Aber technische Kategorien wie diese will das Trio ja gerade überwinden, mit spielerischem Ernst und gravierender Leichtigkeit.

Schließlich "ist es ja das Schöne, daß der Mensch größer ist als der Kopf". Also lassen wir die Ratio und das Sinnstiften hinter uns und mobilisieren die sieben Sinne. Die nämlich können was erleben: den rostigen Klang des rotierenden Nagelbretts, den Kathedral-Hall des Eisenrohrs - die Sprache der "elektroakustischen Apparate", die quasi den meditativen Soundtrack zu den Bildern der Ausstellung liefern.

Wie die Bilder den Resonanzboden für die schrägen Klänge bilden. Fotos und skizzenartige Zeichnungen führen die Assoziationen der Musik weiter. Weiter geht die Reise durch verlassene Fabrikhallen, an vergessenen Ecken vorbei, über Feld und Flur ins Ungewisse. Als Reisebegleiter tauchen die Künstler selbst auf, grotesk kostümierte Clowns, seltsam ernst und komisch. Der Ausbruch aus der gewohnten Alltags-Wahrnehmung wird durch die fotografischen Blickwinkel beschleunigt: Schiefwinklig, aus dem Lot und unproportional verzerrt erscheinen die Fluchtlinien der Reisestationen.

Die Bilder sollen ja auch keine genaue Ortsbeschreibung liefern. Das "Tafü-Lafö" ist allenfalls "ein Begriff für das schwer Einzuordnende", ist unbeschreiblich und wohl auch unerreichbar. Das Künstler-Trio gibt uns keinen Ort der Utopie, sondern nur Anstöße zum Aufbruch, Wegweiser für die Reise-Phantasien; der Weg, mit all seinen Irrwegen und Umleitungen, ist hier wieder mal das Ziel. Schließlich "kann man ja wirklich nicht sagen, man habe sich verlaufen, wo man ja gar nicht weiß, wo man ist".

("Das ausgestellte Tafü-Lafö", bis 30. Juli im Mousonturm; Finissage am 30. Juli um 21.30 Uhr auf der Studiobühne: "Der Aufschrei der Aluminiumlöffel im Theater Tafü-Lafö".) two

Fußball-Hessenpokal 1993 Heute abend Start in die erste Runde

Für die 1. Runde des Hessenpokals 1993 stehen folgende Partien an: FSV Mernes - SKG Mittelgründau, 21. Juli (19 Uhr); BSC Spielberg - FSV Großenhausen, Mittwoch, 22. Juli, 19.15 Uhr; Melitia Roth - VfB Oberndorf, Freitag, 24. Juli (19 Uhr). wh

Karl W. Deutsch (Ed.), Ecosocial Systems and Ecopolitics - A Reader on Human and Social Implications of Environmental Management in Developing Countries, Paris: UNESCO, 1977, 368 S.

Karl W. Deutsch, "Itroduction", in: Ecosocial Systems and Ecopolitics, op. cit., S 11-20

Karl W. Deutsch, "Epilogue: Some Problems and Prospects of Ecopolitical Research", in: Ecosocial Systems and Ecopolitics, op. cit., S 359-368

Karl W. Deutsch, "Gesellschaftspolitische Aspekte der Ökologie", Paper, Wissenschaftszentrum Berlin 1979, 23 S.

Karl W. Deutsch, "Zukunftsperspektiven einer Umweltpolitik", in: Rudlf Wildenmann (Hg.), Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft - Wege zu einem neuen Grundverständnis, Stuttgart (1986), S 411-422

Angelruten im Fundbüro

OFFENBACH. Zwei Angelruten und ein Schlaghammer zählen zu den eher ungewöhnlichen Gegenständen, die in den vergangenen Monaten von ehrlichen Findern abgegeben worden sind. Ferner auf der Liste: 20 Fahrräder, zwölf Schmuckstücke, fünf Flaschen Eau de Toilette. Geöffnet ist das Fundbüro, Berliner Straße 76, montags, dienstags, donnerstags und freitags von 8 bis 12 Uhr. hf

33jähriger starb an seiner Rauschgiftsucht

Ein 33jähriger ist am Samstagmorgen in seiner Wohnung in Griesheim an einer Überdosis Heroin gestorben. Wie die Polizei mitteilte, hatte der Mann nach Aussage seiner Frau kurz zuvor Heroin injiziert und war sofort bewußtlos geworden. Ein alarmierter Notarzt konnte wenig später nur noch den Tod des Rauschgiftsüchtigen feststellen.

Der Mann war bei der Polizei insgesamt 46mal wegen Eigentumsdelikten und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz in Erscheinung getreten.

Er ist das 79. Rauschgiftopfer in diesem Jahr im Bereich der Frankfurter Polizei. Im Vergleichszeitraum des Vorjahrs waren 84 Personen ihrer Drogensucht erlegen. enk

CDU will Wallauer vor ICE-Lärm schützen Kommunale Arbeitsgemeinschaft ist für Tunnellösung / Kreistag soll nach Ferien entscheiden

HOFHEIM. Gegen die ICE-Schnellbahntrasse ist kein Kraut gewachsen, meint die CDU aus Stadt und Kreis. Und weil das so ist, sagte gestern Hofheims Bürgermeister Rolf Felix (CDU), seien die Auswirkungen für die betroffenen Menschen so gering wie möglich zu halten. Sprich: "Die Trasse muß in den Tunnel. Den Wallauern ist der Lärm nicht zuzumuten." Im politischen Sommerloch und klimatischen Hitzehoch hatten die Christdemokraten Bürger und Presseleute vor Ort eingeladen - wenigstens Journalisten waren gekommen. Dort, wo jetzt Sonnenblumen blühen und Rüben wachsen, wo Vogelgezwitscher im monotonen Rauschen der nahen A 3 untergeht, dort will die Bundesbahn um die Jahrtausendwende die Züge der Zukunft vorbeirauschen lassen - mit 300 Sachen.

Dagegen hat auch die CDU "im Prinzip" nichts einzuwenden, stellten Felix, CDU-Kreisvorsitzender Horst Lutze und Kreistagsfraktionschef Roland Koch unisono fest. Wer weniger Verkehr auf den Straßen und kaum noch Kurzstreckenflieger in der Luft wolle, müsse auf die Bahn setzen - und sie auch ausbauen. Das klare Nein der Wallauer Bürgerinitiative gegen die Schnellbahn sei deswegen aus ökologischen Gründen falsch.

Indes will sich die CDU nicht gegen die Ängste der Menschen verschließen, die um ihre Ruhe fürchten: "Neben dem Umweltschutz muß der Menschenschutz treten", proklamierte Lutze. Das durchzusetzen, haben sich die Städte Hofheim, Flörsheim, Hattersheim, Kelsterbach, der Umlandverband Frankfurt sowie der MTK in der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (AG) zusammengeschlossen. Die soll die Position der Region gegenüber der Bundesbahn vertreten.

Nach Felix' Worten hat die AG ihre Hausaufgaben gemacht. Ende Juli werde über einen Abschlußbericht inklusive daraus folgenden Forderungen entschieden - für Wallau sei aber schon jetzt ein Erfolg zu verzeichnen. "Seit Juni sind alle für einen Tunnel." Der Superflitzer auf Schienen solle deutlich vor Wallau in den Untergrund rasen und erst hinterm Wiesbadener Kreuz wieder herauskommen.

Damit nicht genug der guten Nachrichten für den Hofheimer Stadtteil. Die AG erwägt, ob die Straßen von Wallau nach Breckenheim und nach Langenhain gekappt werden können; statt dessen sollten die Asphaltpisten an die künftige Umgehungsstraße angeschlossen werden, sagte Felix. Der Clou: Die Züge bräuchten nicht mehr über die stillgelegten Landstraßen hinweggeführt zu werden. "Die bis zu 15 Meter hohe Brücke durch das Klingenbachtal wäre unnötig. Die Bahn kann flach geführt werden; die Tunnellösung ist einfacher machbar."

Felix sagte, die Arbeitsgemeinschaft wolle sich auf einen gemeinsamen Teil im Abschlußbericht einigen; das sei inzwischen auch wahrscheinlich. In einem zweiten Teil könnten die einzelnen Mitglieder ihre zusätzlichen Interessen formulieren. Von allen Kommunen mitgetragen, habe das Schreiben ein "beträchtliches Gewicht" bei Verhandlungen mit der Bundesbahn.

Das Noch-Staatsunternehmen habe schon Wirkung gezeigt und sich "bewegt". Ohne konkrete Punkte zu nennen, verkündete Felix: "Wir werden uns mit der Bahn sicherlich noch in weiteren kleinen Punkten verständigen können."

Druck auf die Bahn soll auch der Kreistag ausüben, meinte CDU-Fraktionschef Roland Koch. Nach seiner Einschätzung kommt das Thema ICE-Trasse schon in der ersten Sitzung nach der Sommerpause auf die Tagesordnung. Koch sagte, er gehe davon aus, daß der Kreistag die Positionen der Arbeitsgemeinschaft "grundsätzlich" übernimmt. Auch Felix erwartet keine gravierenden Meinungsunterschiede mit der SPD.

"Für eine Tunnel- oder tunnelähnliche Lösung bei Wallau darf nicht am Kleingeld gespart werden", meinte Koch. Welche Variante sich schließlich auch durchsetze: Für die CDU-Fraktion sei außerdem entscheidend, daß der öffentliche Personennahverkehr weiter ausgebaut wird. "Fahrtaktverdichtungen für die S- Bahn müssen möglich sein", so Koch. Schnellzüge sollten auf eigenen Gleisen fahren und dem regionalen Verkehr nicht länger die Schienen blockieren. dis

Hip-Hop am Wingert zum Rappen für alle

BAD HOMBURG. Hip-Hop-Musik ist die Leidenschaft von Kepron, Templer, Sam und Jan, die mit ihrer Gruppe Boys'n Effect im Rahmen des Musikprojekt des städtischen Jugendclubs am Wingert-Sportpark in Ober-Erlenbach Studioaufnahmen ihrer Kompositionen herstellen konnten.

Um den Rap und die Hip-Hop-Musik populärer zu machen, bieten die vier Nachwuchsmusiker nach den Sommerferien im Jugendclub am Wingert-Sportpark jeden Mittwoch ab 19.00 Uhr Hip- Hop-Dance an. Jeder, der rappen und tanzen möchte, kann teilnehmen.

Dienstag, 21. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 85 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei schlechtem Wetter im Volkstheater).

Summertime Festival: 21 Uhr, Tanztheater Billie; Brüningpark Höchst.

Campus Universität Frankfurt: 21 Uhr, Michael Quast - "Unter Geiern - Lovesongs". Figurentheater Gingganz: 15 Uhr, "Bremer Stadtmusikanten" (ab 4 J.); Jugendcafé Oberrad, Wiener Str. 57.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours.

Jazz-Kneipe, Berl. Str. 70: 22 Uhr, Piano.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, The Ukrainians.

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.)..

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 2. und 16. August. Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung. Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Ikon, Deutschherrnufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).

Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).

Galerie Fenster, Dürerstr. 10: Mi. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Sa., 10 bis 12.30 Uhr; Architekturklasse der Städelschule - "Entwürfe ,Galopprennbahn Niederrad'" (bis 25. 7.).

Büchergilde Gutenberg, BfG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25. 7.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).

Galerie Loehr, Alt-Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).

Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).

Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).

Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August).

Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).

Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.). Ausstellungen Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Listen im Portikus (bis 26. 7.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).

Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.);Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Zur Person:

BARBARA HALLENSLEBEN, Theologin aus Braunschweig, hat sich als erste Frau in Deutschland an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen im Fach Dogmatik und Dogmengeschichte habilitiert. (KNA)

Ausstellungen Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Listen im Portikus (bis 26. 7.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).

Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.);Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Zwei Menschen ertranken in unseren Badeseen Langwierige Suche / Gewässer gelten als "sicher"

GEDERN/SCHOTTEN. Zwei Menschen kamen am Wochende in Badeseen ums Leben: ein vierjähriges Mädchen aus Bad Soden-Salmünster am Sonntagabend im Gederner See und ein 36jähriger in Schotten wohnender Aussiedler am Samstagabend im Schottener Stausee. Die Leichen der beiden konnten erst nach langer Suche geborgen werden.

Das vierjährige Mädchen war mit Onkel und Tante zum Baden an den Gederner See gefahren. Um 17 Uhr sahen sie das Kind zum letzten Mal. Vergebens suchten sie nach der Kleinen. Gegen 18 Uhr wurde das DLRG Büdingen, der Katastrophenschutz und die Gederner Feuerwehr alarmiert. Eine 50köpfige Jugendgruppe des DRK Main-Taunus, die am Gederner See kampierte, beteiligte sich an der Suche.

Drei Stunden später, gegen 21 Uhr, entdeckte ein Taucher die Leiche des Mädchens etwa 15 Meter vom Ufer entfernt im See. Auch die Leiche des 36jährigen Aussiedlers wurde erst nach langer Suche gefunden. Der Mann war gegen 17.30 Uhr etwa 40 Meter vom Ufer entfernt plötzlich untergegangen. Passanten glaubten zunächst, er würde tauchen. Als er nicht wieder auftauchte, wurden die Feuerwehr Schotten und die Taucher von DLRG und Wasserwacht alarmiert. Die Feuerwehr markierte die Stelle, an der der 36jährige untergegangen war, mit einer Boje. Zwei vierköpfige Gruppen Taucher machten sich auf die Suche. Erst um 20.20 Uhr fanden sie im trüben Wasser des Sees auf dem an dieser Stelle knapp vier Meter tiefen Grund den Toten.

Der Schottener Stausee sei kein "besonders tückisches Gewässer", war von der Kripo des Vogelsbergkreises zu erfahren. Fremdeinwirkung wird bei dem Tod des 36jährigen Aussiedlers ausgeschlossen. Die Todesursache soll durch eine Obduktion ermittelt werden.

Der Gederner See mit seinem flachen Ufer gilt auch als ungefährlicher Badesee. In den 20 Jahren, die er bei der Feuerwehr ist, seien vier Menschen in dem See ertrunken, erinnerte sich ein Feuerwehrmann im Gespräch mit der FR. Zuletzt im vergangenen Jahr ein junger Mann, dem ein Kopfsprung in das flache Gewässer zum Verhängnis wurde. Davor sei zehn Jahre lang nichts passiert. ieb

Neue Einteilung der hessischen Volleyball-Klassen Reduzierung auf vier Bezirke Regelung ab 93/94 / Auch bei Landesligen wird abgespeckt

Keine Mühe durchzukommen hatte der Antrag auf Verschiebung der Bezirksgrenzen und Neueinteilung der Klassen während des Verbandstags des Hessischen Volleyball-Verbands (HVV). In Gründau sprach sich eine überwältigende Mehrheit, drei Viertel der rund 400 Stimmberechtigten, für die Annahme der Neuregelung aus.

Ab der Saison 1993/1994 wird es im HVV statt sechs Bezirken nur noch viergeben: Nord, Süd, Ost und West. Dem Bezirk Darmstadt (Süd) unterliegen dann die Stadt Offenbach und der gesamte Landkreis Groß-Gerau, der bislang nur zur Hälfte dazugehörte. Vereinen, die weiter in ihrem alten Einzugsgebiet wegen geringer Fahrtstreckenbleiben wollen, will der HVV entgegenkommen.

Durch die Verringerung der Bezirke gibt es nur noch vier Vorstände, so daß die dadruch freiwerdenen Amtsträger für andere Tätigkeiten im HVV zur Verfügung stehen. Angesichts immer größer werdenen Personalmangels war dies ein Hauptmotiv für die Neugliederung des Verbandsgebiets.

In Zukunft wrid es neben einer Oberliga nur noch zwei Landesligen (bisher drei) geben. Dagegen werden die Verbandsligen von drei auf vier aufgestockt, um das Pyramidensystem zu gewährleisten. Darunter stehen acht Bezirksligen. Daß in der Oberliga statt zwölf nur noch zehn Mannschaften spielen und die Spieltage auf Einzelbegegnungen reduziert werden sollen, scheint keine Mehrheit zu finden. darüber wird allerdings erst im August eine Spielkommission entscheiden. Fest steht dagegen, daß die Landesliga aus je zwölf Teams, die Verbands- und Bezirksligen aus je neun Mannschaften bestehen.

Weitere Änderungen wurden während des Verbandstages beschlossen: Jugendmannschaften, die bislang keine Meldegebühr zu zahlen hatten, müssen nun einen Obulus von je 30 Mark entrichten. Außerdem ist für Vereine erstmals eine ruhende Mitgliederschaft im HVV mit halben Beitrag des jährlichen Betrags von 200 Mark möglich. Somit haben beispielsweise Clubs, die derzeit keine Mannschaft melden können, die Möglichkeit, dem Verband weiterhin anzugehören. gw

Stadt schießt Geld für Rad-Wirtschaftsweg vor

BAD ORB. Der provisorisch errichtete Radweg zwischen Bad Orb und der Eisernen Hand soll möglichst schnell fertiggestellt werden. Um das Projekt voranzutreiben, wird die Stadt Bad Orb nach eigenen Angaben die zum weiteren Ausbau erforderlichen Gelder bereitstellen, darunter auch jene rund 310 000 Mark, die das hessischen Straßenbauamt anteilig zu tragen habe, heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Rathaus.

Die Summe werde im städtischen Haushalt zur Vorfinanzierung bereitgestellt, damit der Weg "endlich in einen radfahrgerechten Zustand kommt", wie Bürgermeister Hugo Metzler erklärte.

Der Radweg, der die Kurstadt an das Radwegenetz Kinzigtal anschließt, ist bisher eine Schotterpiste.

Die fehlende Teerdecke, so hofft der Magistrat, könne vielleicht ab September aufgetragen werden. Konzipiert wird ein 2,50 bis drei Meter breiter Rad-Wirtschaftsweg. jan

? ? ?

BAD HOMBURG. Trotz des sommerlichen Wetters fanden vorigen Donnerstag nachmittag zahlreiche Redakteurinnen und Redakteure aus den Büros der Frankfurter Rundschau (FR) in Bad Homburg und Oberursel, jung und alt, auf Einladung von Redaktionsleiter Herrn G. Scherf den Weg in die FR-Räume in der Bad Homburger Louisenstraße 117a zu einer Redaktionskonferenz zum Thema "Wie schreibe ich einen Artikel richtig?". Schon vor Beginn der Veranstaltung machten verschiedene Teilnehmer von dem erfreulicherweise zur Verfügung gestellten Kaffee- und Teeangebot Gebrauch, wobei letzterer leider schon früh zur Neige ging, und bewunderten die neuen Becher mit dem Signet der FR, die bei einigen Kennern bereits als Sammlerstücke gelten.

Als der Veranstaltungsleiter und Organisator die vollzählig anwesende Versammlung kurz nach 16.30 Uhr begrüßen konnte, waren die Sitze um den Konferenztisch bis auf den letzten Platz besetzt, und manche der Zuhörer mußten die nachfolgenden interessanten Ausführungen auf der Heizung sitzend aufnehmen. Fast alle Anwesenden hatten eine gute Stimmung und ein reges Interesse an dem brennenden Thema mitgebracht.

Der Versammlungsleiter dankte zunächst einmal den erschienenen Redakteuren für ihr Kommen und den Referenten für ihre Bereitschaft, diese Informationsveranstaltung durchzuführen, wünschte dem Nachmittag einen guten Verlauf und gab dann dem ersten Redner das Wort, was mit höflichem Beifall aufgenommen wurde. Dieser ging dann auf die Probleme ein, die das richtige Schreiben eines Artikels schafft, und kritisierte vor allem, daß manche Berichte nicht mit dem Wichtigsten beginnen, sondern falsch anfangen und Wetter und Begrüßung an den Beginn stellen.

Selbstverständlich durfte auch das Thema Information nicht fehlen. Ein weiterer Referent des Nachmittags ging auf diesen Aspekt sehr ausgewogen ein und erläuterte seinen Zuhörern unter anderem, an welchen Schreibweisen Leserinnen und Leser vor allem ein Interesse haben. Dem eigentlichen Thema stellte er dann die Feststellung voraus, daß es sich hier nicht um eine Deutschstunde handeln kann, denn Redakteure sitzen in der Redaktion, nicht in der Schule.

Nachdem der Referent hervorgehoben hatte, alle Schreiber sollten sich zuerst einmal fragen, ob das, was sie schreiben, das Publikum auch interessiert, wählte er mit dem nötigen Gespür gelungene Beispiele aus, an denen er zeigen konnte, daß ein Bericht möglichst gar keine überflüssige, unnötige und nicht notwendige Füllworte und Adjektive enthalten sollte, und Vornamen zwar erwünscht sind, Titel und viele Amtsbezeichnungen jedoch gestrichen werden sollten.

Zitate sollten einen Text beleben. "Ein semantisch impliziter und syntaktisch einfacher Text wird schlechter reproduziert als ein syntaktisch einfacher Text mit expliziten logisch-semantischen Bezügen", wies der Redner anhand einer wissenschaftlichen Untersuchung darauf hin, daß kurze Sätze mit einfachen Wörtern besser verstanden werden als lange, verschachtelte Sätze mit Fremdwörtern und komplizierten Ausdrücken.

Radtour durch die neuen Bundesländer

HANAU. In Zeiten knapper gewordener Etatmittel verzichtet das Hanauer Freizeit- und Sportamt auf viele Auslandsreisen und bietet als Ersatz bewußt Touren in den neuen Bundesländern an, auch wenn dort die Übernachtungskapazitäten teils noch zu wünschen übrig lassen. So ist die Ostseeküste Ziel, wenn am 21. August in Lübeck in Richtung Rügen gestartet wird, wo die Radler drei Tage verweilen. Die Tagesetappen sollen maximal 80 Kilometer lang sein. Das Gepäck wird extra transportiert.

Hin- und Rückreise erfolgen im Reisebus, die Räder werden in einem Anhänger transportiert. Für Übernachtungen sind Jugendherbergen gemietet. Wer teilnehmen will, muß 690 Mark bezahlen. Anmeldungen nimmt ab sofort das Freizeit- und Sportamt in der Nordstraße 88 entgegen. Telefonische Auskunft ist unter der Nummer 295-292 möglich. him

Der Kinderplanet rollt in Karben, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Ferienspiele wurden am Montag bei sommerlicher Hitze eröffnet (Bild oben). - Das gemeinsame Mittagessen bietet den Ferienspielkindern Gelegenheit zum Ausruhen und Kräfte sammeln. Da werden auch von den Kleinen große Portionen verdrückt (rechts). (FR-Bilder: Eberhardt)

Zur Sache: Naturausgleich, wenn gebaut wird

Kommunen und Privatleute, die beispielsweise durch den Bau eines Hauses eine Fläche versiegeln, sind nach dem Hessischen Naturschutzgesetz angewiesen, für diesen Eingriff in die Natur einen Ausgleich zu schaffen. Der Bauantrag wird vom Kreis geprüft, das Umweltamt legt fest, wie die Ausgleichsmaßnahme auszusehen hat.

Der Eingriff in die Natur muß nach Auskunft des Leiters der Unteren Naturschutzbehörde (Umweltamt), Jörg Nitsch, so minimal wie möglich sein. Ein weiteres Ziel des Gesetzes ist es, den Ausgleich direkt in der Nähe des Baus vorzunehmen, das heißt rund ums Haus Pflanzen in die Erde zu setzen.

Falls dieser direkte Ausgleich nicht verwirklicht werden kann, müssen die Investoren für die Versiegelung der Fläche eine Entschädigung zahlen. Dieses Geld wird dann wieder für Wiesen mit Obstbäumen oder andere Grünanlagen ausgegeben.

Für die Berechnung der Summe gibt es eine sogenannte Biotop-Wertzahl. Je nachdem wie wertvoll das Grundstück aus Sicht der Ökologen ist, steigt die Ausgleichszahlung. Werden beispielsweise auf einem intensiv genutzen Acker von 360 Quadratmeter Größe nun 160 Quadratmeter bebaut, kostet das den Investor rund 1400 Mark. Handelt es sich um ein wertvolleres Biotop liegt die Rechnung bei rund 3200 Mark.

Die Kommunen müssen erst nach dem Bau eine neue Grünfläche schaffen. Das ist nach Auskunft Nitschs seit 1981 im Naturschutzgesetz so festgelegt. Ältere ökologische Verbesserungen werden als status quo angesehen und nicht als neuer Ausgleich für den Eingriff in die Natur.

Diese Regelung, die bei einigen Bürgermeistern auf Kritik stößt, soll jetzt etwas aufgeweicht werden, meint Nitsch. Wenn eine Kommune zum Beispiel schon konkrete Pläne für eine neue Grünanlage habe und wisse, daß demnächst ein neuer Kindergarten gebaut wird, könnte die Versiegelung dadurch ausgeglichen werden. Darüber müsse jedoch im Einzelfall gesprochen werden. aim

Im Bickpunkt: Tennis bei Olympia Böser Bube Boris?

Boris Becker hat mal wieder das gesagt, was er denkt. Und damit die selbsternannten Gralshüter von Olympia ebenso getroffen wie jene, die meinen, die Sportart Tennis sei so etwas wie die Königin der Sommerspiele oder man müsse sie endlich dazu machen. Da gilt es, dem doppelten Netzbeschmutzer auf die Finger zu klopfen, ihn am besten vom Weltfest des Sports gleich auszuschließen.

Dabei hatte der Wimbledon-Sieger - wenn man so will - mit seiner Aussage, er freue sich darauf, auch einmal mit Athleten anderer Sportarten und Länder in Barcelona Kaffeetrinken zu können, eigentlich nur an die ursprüngliche Idee der Spiele erinnert, wonach Dabeisein doch alles sei. Weg von der Forderung nach Medaillen und dem Zählen derselben, von der Nationenwertung. Ganz weit weg von dem Verdacht, Sportmacht Nummer eins in der Welt werden zu wollen, tönten hier die Verbandsoberen auf dem Höhepunkt der Doping-Affären. Selbst auf die Gefahr hin, daß deutsche Athleten in Barcelona hinterherlaufen, schwimmen oder radfahren, schoben sie eilfertig damals noch nach.

So gesehen müßte Boris Becker eher als idealer Olympia-Botschafter denn als Prügelknabe gelten. Aber was kümmert schon Funktionäre ihr Gerede von gestern. Die halten das heute für kalten Kaffee, offenbaren durch ihre Reaktion, daß sie die Medaillen-Zählerei wohl nie lassen können. Geradezu der Lächerlichkeit preis gibt sich auch noch der Chef de Mission, Ulrich Feldhoff, mit der Bemerkung, "Olympia sei kein Kaffee-Termin", und fordert den Tennis-Verband auf, sich den Aufsässigen zur Brust zu nehmen. Da muß man ja an sich halten, um nicht zu vermuten, Feldhoff sei in der früheren DDR zum Sportführer gereift.

Wo es um tiefschürfende Probleme des Sports, zumal in Verbindung mit Olympia, geht, darf Olympier Willi Daume nicht fehlen. Den mittlerweile schon gramgebeugten Zeigefinger erhoben, empfiehlt der NOK-Präsident Boris Becker, sich ein Beispiel an Steffi Graf zu nehmen ("Er wird sich in Barcelona so in das Team einfügen müssen, wie es Steffi in Seoul so vorbildlich getan hat").

Ein Rat zur Güte: Boris soll schon jetzt und nicht erst nach den Spielen, wie geplant, damit an die Öffentlichkeit gehen, daß Bremens größter Kaffee-Röster sein neuer Sponsor ist. Dann versteht man auch sofort seine neueste Vorliebe für den Muntermacher und kann wieder zur Tagesordnung übergehen.

Wenn er nun dort am Mittelmeer Olympiasieger wird, obwohl er dauernd Kaffee trinkt, ist er wirklich der Größte. HANS-GÜNTER SCHMIDT

Wer findet das Lösungswort? In welchem Kreis erscheint die Hochtaunus-Lokalausgabe?

HOCHTAUNUSKREIS. Haben Sie während der Schulzeit im Erdkundeunterricht aufgepaßt? Und bei Medienkunde? Um sich als gute Zeitungsmacherin oder guter -Macher im Rätsel-Mehrkampf zu bewähren, müssen Sie auch die Geographie- und Zeitungsfrage beantworten:In welchem deutschen Landkreis erscheint die Lokalausgabe der Frankfurter Rundschau für den Hochtaunuskreis?

Lösungswort:

H O C H T . U N U . K R . I S.

Damit die Recherche nicht zu schwer fällt, stehen Ihnen drei Hilfsfragen zur Verfügung, um die fehlenden Buchstaben Kleine Tips helfen weiter zu ergänzen. Sie müssen nur jeweils den Buchstaben der richtigen Antwort in das Lösungswort einfügen.

1.) Worüber berichtet der jeden Donnerstag erscheinende Taunus-Kulturspiegel der Lokalrundschau?a) Kultur

b) Quantentheorie

c) Ferienhäuser in Nord-Togo

2.) Wie oft erscheint ein Lokalteil der FR für den Vordertaunus und das Usinger Land an den sechs Wochentagen von Montag bis Samstag?

f) Überhaupt nicht

k) 127mal

s) sechsmal.

3.) Über wen berichtet die Lokal-Rundschau regelmäßig auf den lokalen Sportseiten?

d) Redakteure der FR bei Jogging und Tennisspiel

e) Lokale Sportvereine und ihre Resultate

g) Die zweite Liga des Kampfsports Kurao auf der Insel Ispusa

Alles klar? Wenn nicht, noch ein kleiner Tip. Der gesuchte Landkreis liegt im Taunus und die Buchstaben in der Mitte ergeben ein hessisches Mittelgebirge.

Firmen-Telegramm

Siemens marschiert im Gleichschritt Beim Siemens-Konzern sind in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres (Oktober '91 bis Juni '92) Gewinn und Umsatz im Gleichschritt um jeweils acht Prozent gewachsen. Der Konzernüberschuß nach Steuern lag in diesem Zeitraum bei 1,3 Milliarden Mark. Dahinter zurück blieb der Auftragseingang mit einem Plus von drei Prozent. EG billigt Iberia-Subvention Die EG wird der geplanten Finanzspritze der spanischen Regierung für die Fluggesellschaft Iberia in Höhe von fast einer Milliarde Dollar zustimmen. Madrid will mit dem Geld das Staatsunternehmen umstrukturieren und modernisieren. BMW dementiert Kuenheims Abgang BMW-Chef Eberhard von Kuenheim wird nicht zum Jahresende zurücktreten. An einer entsprechenden Spiegel-Meldung sei "nichts dran", erklärte ein Unternehmens-Sprecher.Altmeister und Newcomer Neuaufnahmen im Genre Streichquartett

Nach einem Wort des späten Goethe ist das Streichquartett ein Instrument der Aufklärung und Gleichberechtigung. Wenn es einen direkten Bezug zwischen der Kunst und der Gesellschaft gäbe, müßten wir in ebenso aufgeklärten wie der Emanzipation förderlichen Zeiten leben. Denn die seit ein paar Jahren auf dem Sektor der Tonkonserve auffällige Blüte der Quartettkunst scheint sich zu einem Dauerzustand zu verdichten. Besonders erfreulich in dem Zusammenhang das Nachwachsen junger Ensembles. Zum derzeitigen Stand der Dinge eine kleine Blütenlese.

Seit über 40 Jahren spielt Robert Mann (ein Linksgeiger wie einst Rudolf Kolisch) die erste Geige im Juilliard-Quartett. Als einziges Gründungsmitglied hat er dem Ensemble über die Jahre hin so etwas wie stilistische Kohärenz zu geben verstanden. Sie prägt auch dessen jüngste Einspielung. Nachdem die Juilliards das Gesamtwerk Elliot Carters für Streichquartett in die Pits gebannt hatten (Sony 47 229; 2 CDs), gingen sie in die Vorvergangenheit der Gattung zurück:

Bach: Die Kunst der Fuge. Juilliard String Quartet. Sony 45 937 (2 CDs)

Bachs konstruktivistisches Spätwerk gilt vielen als reine Augenmusik, als sensualistisches Ereignis wohl dem Cembalo oder der Orgel zugedacht, seit der Uraufführung von Paul Gräners Version im Jahre 1927 auch des öfteren für Orchester gesetzt (es gibt über 50 gedruckte Fassungen!). Die Juilliards nehmen das Grundproblem einer Umsetzung für das Streichquartett ernst: daß der Part des Altus für die zweite Geige oft zu hoch, der Tenorpart für die Bratsche oft zu tief liegt. Also spielt Joel Smirnoff am zweiten Geigenpult die Bratsche, hat sich der Bratscher Samuel Rhodes ein Instrument bauen lassen, das eine Quint tiefer als üblich reicht. Das Ergebnis ist eine wunderbar natürlich Körperhaftigkeit des Klangs, die nie zu Lasten der Autonomie der Einzelstimmen geht. - Die von den Juilliards seit Jahrzehnten gewohnte und als körperlos zu bezeichnende Klanglichkeit bietet dagegen ein anderes Ensemble: Beethoven: Die späten Streichquartette op. 127, 130, 131, 132, 133, 135. Tokyo String Quartet. RCA RD 60 975 (3 CDs)

Von der Urbesetzung des 1969 gegründeten Quartetts sind der Bratscher und der Cellist übriggeblieben. Ähnlich wie die Juilliards haben auch die Tokyoten im Laufe ihrer Karriere Krisen gehabt und ebenfalls mit einem erstaunlichen Gleichmaß der Interpretationshaltung überwunden. Ihre jüngste Aufnahme zeichnet sich durch eine athletisch schlanke Tongebung aus, die das Verhältnis von Zug und Druck eindrucksvoll ausbalanciert. So gewinnen etwa die tumultösen Zuspitzungen im Kopfsatz von op. 135 eine ebenso schwerelose Plastizität wie jene Stellen, an denen Beethoven durchbrochenen Satz, Unisono-Homophonie und dichte Kontrapunktik gegenüberstellt. In der Feinabstufung der artikulatorischen Mittel ist diese Interpretation vorbildlich. Hier wird nicht Ausdruck gebolzt, sondern Filigran gesponnen, dem es nie an Festigkeit fehlt.

Beethoven: Streichquartett F-Dur op. 135. - Schubert: Streichquartett d-Moll D. 810 (Der Tod und das Mädchen). Hagen Quartett. Deutsche Grammophon 431 814

Angefangen hat das Salzburger Hagen- Quartett seine Karriere vor gut einem Jahrzehnt im Medium Tonkonserve mit Schuberts a-Moll-Quartett. Das war eine geschmäcklerisch elegische Lesart mit feinsten Innenabstufungen. Die Neuaufnahme mit dem d-Moll-Quartett zeigt einen gewaltigen Fortschritt: Die Hagen haben nichts am Feinziselur verloren, aber unglaublich viel an Spannkraft dazugewonnen. Ihre Darstellung nimmt es mit den besten der Schallplattengeschichte seit den Tagen des Busch-Quartetts auf und imponiert durch Ausdruckstiefe und Tempokonstanz gleichermaßen. Gegenüber dem Tokyo String Quartet wirkt ihr Beethoven ungleich wuchtiger und ebenso eindrucksvoll. - Der erstaunliche und längst gerechtfertigte Erfolg des Hagen-Quartetts dürfte manch jüngerer Vereinigung Antrieb gegeben haben:

Beethoven: Streichquartette e-Moll op. 59 Nr. 2. - f-Moll op. 95. Petersen-Quartett. Berlin Classics 0120 011

Das nach seiner Primgeigerin benannte Quartett besteht seit 1979, als sich die vier damaligen Studierenden der Ost-Berliner Musikhochschule zusammentaten. 1985 gewann es in Évian, ein Jahr später beim Münchener ARD-Wettbewerb den zweiten, 1986 in Florenz den ersten Preis: unbestreitbare Qualitätsnachweise. Der Beethoven-Ansatz der Petersen ist ausgesprochen kantig, ungeschönt bis hin zur Aggressivität. Da geht schon einmal eine Achtel-Luftpause verloren, insgesamt aber bestechen Intonationsgenauigkeit und rhythmische Impulsivität gleichermaßen. Dieses Diskus-Debüt ist geprägt im Goetheschen Sinn von "jugendlichem Leichtsinn, fröhlicher Mordlust".

Szymanowski: Steichquartette Nr. 1 op. 37 - Nr. 2 op. 56 - Webern: Langsamer Satz für Streichquartett. Carmina-Quartett. Denon CO-79462.

Die zwischen Impressionismus und Expressionismus angesiedelten Quartette des Polen erhalten hier eine Wiedergabe, in der sich klassizistische Formanlage, folkloristische Untertöne und schon irisierende Klangwirkungen auf verblüffend organische Weise mischen. Das 1984 gegründete Quartett, gesponsort von dem Schweizer HiFi-Gerätehersteller Revox, verdient hohe Beachtung. Das im Kulturgeschäft immer üblicher werdende Sponsoring schlägt sich bei einem anderen Newcomer sogar im Namen nieder.

Prokofjew: Streichquartette Nr. 1 op. 50 - Nr. 2 op. 92. Quatuor Manfred Bourgogne. Pierre Vérany PV 791112 (Vertrieb: Teldec Import Service).

Der "Vorname" des Quartetts bezieht sich auf Lord Byrons Helden und seine musikalische Nachwirkung bei Schumann und Tschaikowski. Der für ein Streichquartett ebenso exotische "Nachname" rührt von der Stiftung her, die das 1986 gegründete und schon zwei Jahre später beim Wettbewerb von Évian mit dem ersten Preis ausgezeichnete Quartett unterstützt. Sein Diskus-Debüt mit Prokofjew fällt positiv aus: Intonation, Tempokonstanz und die Vermeidung überstarker Akzente lassen auf beste technische und ästhetische Schulung schließen. Geradezu explosiv kommen diese Tugenden bei einer schon seit Jahren im Musikbetrieb unverzichtbaren Vereinigung zum Tragen, die neben Stükken von Maurice Kagel für Streichquartett (Montaigne 782003) drei kapitale Hauptwerke des modernen Genres vorlegt. Rihm: Streichquartett Nr. 3 - Nr. 5 - Nr. 8. Arditti String Quartett. Montaigne 782001 (Vertrieb: IMS der Polygram).

Es erstaunt immer wieder, wie eruptiv der 1952 geborene Komponist Werke hervorbringt, ohne darob zur Setzmaschine zu werden. Der manchmal schon manische Hang zu repetiven Klangverschärfungen geräuschhafter Art wird von Rihm hier mit dem meist extremen Gegensatz zwischen Stillstand und Vorwärtsdrang spannend austariert: Auch in der Deutung des britischen Quartetts, das zudem von einer optimalen Aufnahmetechnik profitiert. Da sind Aufklärung und Gleichberechtigung zu einer explosiven Einheit gebracht. ULRICH SCHREIBER

Angezündetes Auto brannte völlig aus

Ein etwa 20 bis 30 Jahre alter Mann hat in der Nacht zum Montag in der Dieburger Straße in Fechenheim vor dem Haus Nummer 15 einen dort abgestellten Wagen in Brand gesteckt und ist geflüchtet. Wie die Polizei mitteilte, konnte die Feuerwehr trotz schnellen Eingreifens nicht verhindern, daß das Auto vom Typ BMW 318 i vollständig ausbrannte. Der Schaden wird auf rund 42 000 Mark geschätzt.

Ein Passant hatte gegen 2.40 Uhr beobachtet, wie der mutmaßliche Täter schnell von dem bereits brennenden Auto weglief. Er trug eine helle Hose und ein ebenso helles, kurzes Hemd. enk

Beim Pfarrfest gibt es für jede Anna eine Rose

OFFENBACH. Zum Pfarrfest und zur St.-Anna-Wallfahrt lädt die Gemeinde Heilig Kreuz in Waldheim für Sonntag, 26. Juli, ein. Nach dem Festgottesdienst um 10 Uhr spielen die Egerländer Blasmusikanten beim Frühschoppen, dem Mittagessen folgt eine Andacht.

An der Kaffeetafel gibt es für alle Mädchen und Frauen, die Anna heißen, eine Rose. Mit Musik und Tanz klingt das Pfarrfest aus. hf

Kleine FR

SPD macht Werksbesichtigung DREIEICH. Der SPD Stadtverband Dreieich besichtigt am Donnerstag, 23. Juli, die Firma Dupel Ruppermaid in Dreieichenhain. Treffpunkt ist um 16.15 Uhr am Werkseingang. Altenbetreuung DREIEICH. Die CDU-Senioren-Union trifft sich am Donnerstag, 23. Juli, 19 Uhr, in der Gaststätte Alt Sprendlingen, um dort über Altenbetreuung und Pflegeplätze zu sprechen. Als Gastredner hat Bürgermeister Bernd Abeln zugesagt. Beliebter Grillplatz LANGEN. Der stadteigene Grillplatz neben dem Musikpavillon (An der Rechten Wiese) ist offenbar sehr beliebt: bis September ist er an nahezu allen Wochenenden ausgebucht. Unter der Woche sind jedoch noch Termine frei. Wer dort, für 25 Mark Gebühr, grillen will, ruft unter Telefon 203-169 oder 203-168 an. Ferien mit dem Mountain-Bike NEU-ISENBURG. Bei der von der Stadt organisierten Jugendfreizeit für Mountain-Biker/innen, die vom Samstag, 25. Juli, bis Samstag, 1. August, ins Allgäu führen soll, sind noch Plätze für Teilnehmer/innen zwischen 14 und 17 Jahren frei; Telefon 81 88 oder 241-532. Radtour durch Langen LANGEN. Der SPD Ortsverein lädt am Sonntag, 26. Juli, zu einer Radtour durch die Gemarkung ein. Städtebauliche Maßnahmen und umweltpolitische Erfordernisse sollen im Vordergrund stehen. Treffpunkt ist um 9 Uhr am Langener Rathaus, Südliche Ringstraße.

Siebenfach wird ab August betreut Neue Wege an Grundschulen

HOCHTAUNUSKREIS. Seit März 1992 werden im Hochtaunuskreis Grundschüler vor und nach dem Unterricht betreut. Nach dieser Probephase soll das Programm jetzt im neuen Schuljahr an insgesamt sieben Grundschulen des Kreises das Programm durchgeführt werden. Die Grundschulen Nord, Süd und Stierstadt in Oberursel, die Geschwister-Scholl- Schule in Steinbach, die Grundschule Oberhöchstadt in Kronberg, die Grundschule Seulberg in Friedrichsdorf und die Grundschule Kronberg bieten Schülerinnen und Schülern in Zukunft von 7.30 bis 13.30 Uhr Betreuung an. Was geboten wird, variiert von Schule zu Schule.

Der stellvertretende Leiter des Sport- Schulamtes in der Kreisverwaltung, Alexander Noll, verweist darauf, daß sich die "Betreuungsschule" in erster Linie an die Kinder der ersten beiden Klassen wendet, die noch relativ wenig Unterricht haben, aber auch an Schüler mit berufstätigen Müttern, um diesen bei der Koordination von Beruf und Familie zu helfen.

Die Kosten für die Honorarkräfte, die die Kinder betreuen, teilen sich die jeweilige Gemeinde und der Kreis. Außerdem wird das Projekt vom Land bezuschußt, insgesamt stellt die Landesregierung nach Aussagen des SPD-Landtagsabgeordneten Peter Hartherz 3,85 Millionen Mark für die Betreuung in hessischen Schulen zur Verfügung.

Alexander Noll verweist aber noch auf ein weiteres Modell zur Kinderbetreuung, die "Grundschule mit festen Öffnungszeiten". Dieses vom Land entworfene Konzept sieht für die Betreuung der Kinder zusätzliche Lehrer statt Honorarkräfte vor, die Kosten übernimmt das Land. Für eine etwaige Nachmittagsbetreuung müssen weitere Hilfskräfte eingestellt werden, für deren Kosten dann wieder Gemeinde und Kreis zuständig sind. Für dieses Modell ist bisher nur die Geschwister-Scholl-Schule in Steinbach vorgesehen - wann, das weiß noch niemand. isa

h

Terminverschiebung in der Oberliga

Der siebente Spieltag in der Fußball- Oberliga Hessen (28. bis 30. August) mußte wegen einer Reise der Hessenauswahl ins Baltikum nach Estland und Lettland (24. bis 30. August) auf Dienstag, 8. September, verlegt werden. Die Hessen verdienten sich diesen Trip durch ihren Erfolg beim DFB-Länderpokal.

Bald rücken Bagger an Im Herbst: Abwassersystem für die Tellersiedlung

OBERRAD. Im Herbst ist es soweit: Die Bauarbeiten an der Abwasserleitung für die Oberräder Gärtner-Siedlung "Im Teller" beginnen. Wie der Leiter des Stadtentwässerungsamtes, Volkmar Holzhausen, sagte, seien die Probleme mit dem verseuchtem Erdreich jetzt "so gut wie gelöst", die Behörde warte nur noch auf den Bescheid des Darmstädter Regierungspräsidenten.

Bisher gab es in der 1926 erbauten Siedlung nur ein Grabensystem, mit dem das Regenwasser aufgefangen wurde. Jeder Haushalt hatte zudem eine Grube, in der das anfallende Schmutzwasser sich sammelte; das durften die Gärtner auf die Felder ausbringen. Bei Untersuchungen im Jahr 1989 stellte das Umweltamt fest, die Gruben seien undicht. Um ein weiteres Versickern zu verhindern, gab das Entwässerungsamt den Plan für den Bau eines Rohrsystems samt Pumpstation in Auftrag.

Dann tat sich lange nichts - bei Bodenproben im vergangenen Jahr hatte sich Quecksilber bis in eine Tiefe von 30 Zentimetern gefunden: Der Boden muß somit als Sondermüll behandelt werden. Da nach dem Hessischen Abfallgesetz der Verursacher Sorge für die Lagerung des verseuchten Erdreichs trägt, muß die Stadt die Verhandlungen mit der Hessischen Industriemüll erst zu Ende bringen, bevor die Bagger anrücken können. Wie das Quecksilber ins Erdreich kam, darüber können die Fachleute nur spekulieren. Holzhausen: "Wahrscheinlich ist das mit gebeiztem Saatgut ausgebracht worden."

Das Vorhaben kostet die Stadt etwa 650 000 Mark, teilte Holger Krier mit, der Leiter der Abteilung Bau und Planung beim Entwässerungsamt. Die Kosten seien "mit einem Trick" gesenkt worden: Anstatt Rohre mit großem Umfang zu nehmen, wird eine kleine Pumpstation installiert, die das schmutzige Wasser durch die nur zehn Zentimeter dicken und in geringer Tiefe verlegten Leitungen treibt. Wenn ab Herbst die Gußeisen- und Steinzeugrohre verlegt werden, dann hofft Krier auf einen zügigen Fortgang der Arbeiten: Das Gelände bestehe aus sandigem Boden, richtiger Fels sei erst in einer Tiefe von zwei bis drei Metern anzutreffen. ask

Harte Bandagen im Streit um Bürostadt-Verkehr Initiative kritisiert Brief von OB von Schoeler

Der Ton im Streit um den Verkehrsanschluß der Bürostadt Niederrad wird zusehends schärfer. "Allgemeinplätze, Nichtssagendes wie all die Jahre zuvor!": So beurteilte die Interessengemeinschaft (IG) Bürostadt Niederrad am Dienstag den jüngsten Brief von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler an ihre Adresse. Die IG vertritt über 100 Firmen mit Tausenden von Mitarbeitern. Sie kämpft seit mehr als 20 Jahren um zwei Anschlüsse des Dienstleistungsquartiers an die Autobahn A 5.

Derzeit quälen sich täglich die Automobile in langen Schlangen in das Viertel hinein und abends wieder heraus.

Die IG-Sprecher Christian Papendorf und Klaus Rehmann wehrten sich gestern gegen von Schoelers Vorwurf der "parteipolitisch geprägten Auseinandersetzung". Sie forderten konkrete Aussagen des Oberbürgermeisters über den zeitlichen Ablauf des Planverfahrens für beide Autobahnanschlüsse sowie über die Finanzierung der Projekte: "Sonst fehlt irgendwann einmal das Geld zur Realisierung."

Michael Kummer, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), konterte mit dem Hinweis, daß "die Zeitabläufe bei Planverfahren nicht vom Betreiber bestimmt werden". Die Kritik der Interessengemeinschaft zeuge von einer "tiefen Unkenntnis des deutschen Planungsrechts". Beim beabsichtigten östlichen Autobahnanschluß habe es der frühere CDU-Magistrat versäumt, einen notwendigen Landschaftsplan vorzulegen. "Das Versäumnis nachzuholen, kostete Zeit."

Kummer versprach, daß der Landschaftsplan "bald" den Bürgern zur Einsicht ausgelegt werde.

Beim ins Auge gefaßten östlichen Autobahnanschluß waren nach Darstellung Kummers noch "wasserwirtschaftliche Fragen" offen - "die sind jetzt beantwortet".

Die Interessengemeinschaft erinnerte Oberbürgermeister von Schoeler an seinen sehnlichen Wunsch, die europäische Zentralbank möge sich am Main ansiedeln. "Die Verhinderung eines fließenden Autoverkehrs von und zur Bürostadt Niederrad" entspreche aber nicht "europäischen Maßstäben". In den neuen, vom rot-grünen Magistrat genehmigten Bürohäusern gebe es nur noch Parkfläche für ein Viertel der Mitarbeiter.

Tatsächlich reduziert die Stadt den Parkraum - in der Hoffnung, daß in Zukunft noch mehr Beschäftigte der Bürostadt auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. jg

Vom Fahrradpool blieben nur zwei Räder übrig Verkehrspolitische Wende läßt noch auf sich warten

OBERURSEL. Einen Fahrradpool für die Rathausbediensteten und eine von der Stadt angeleierte Umfrage unter radelnden Schülern hatte Baudezernent Eberhard Häfner im August '91 beim "FR-mobil"-Halt in Oberursel zugesagt. Inzwischen gibt es nach Häfners Angaben gerade mal zwei Fahrräder fürs ganze Rathaus; "die Umfrage hat uns das Gymnasium abgenommen".

Bei der FR-Aktion "Fahrradfahren in Oberursel" hatte Arnold Richter - er ist im Rathaus für Fuß- und Radwege zuständig - gesagt, noch 1991 sollte dem Parlament ein Plan vorgelegt werden, der die Einbahnstraße Henchenstraße in beide Richtungen für Radfahrer öffne. Von einem gesonderten Radweg war die Rede. Getan hat sich indes herzlich wenig. Radler kurven nach wie vor regelwidrig durch die Einbahnstraße. Einen eigenen Weg suchen sie vergeblich. Häfner zu den Ankündigungen Richters ein Jahr später: "Wir haben das vorbereitet gehabt. Aber es gibt noch Probleme im Einmündungsbereich Liebfrauenstraße. Deswegen sind die Pläne noch nicht verwirklicht." Es sei keine grundsätzliche Frage mehr, ob ein Radweg in der Henchenstraße eingerichtet wird. Vorgesehen sei eine "unechte Einbahnstraße". Das heißt: die Asphaltpiste wird in beide Richtungen dem Verkehr freigegeben. Von der Kumeliusstraße aus aber sollen nur Radfahrer über einen etwa fünf Meter langen Radweg einbiegen können. Polizei und Verkehrsbehörde hätten gegen diese Pläne Bedenken geäußert, sagt Häfner. Hauptargument: Wer zügig von der Liebfrauen- in die Henchenstraße einbiege, rechne nicht mit entgegenkommenden Radlern. Deshalb müsse eine Verkehrsinsel in die Fahrbahnmitte, um Rad- und Autofahrer zu trennen. Die aber mache vor allem Lastern mit Anhängern zu schaffen. Der Getränkevertrieb in der unteren Henchenstraße werde aber von solchen zweigespännigen Vehikeln angeliefert. Hier müsse noch verhandelt werden, meint der Baudezernent. Gibt es denn überhaupt Aussicht auf Erfolg? Häfner: Das Projekt Henchenstraße sei "nicht gestorben, nur zurückgestellt". Bis es wieder "vorgestellt" wird, dürften Radler weiter regelwidrig durch die Henchenstraße gen Innenstadt rollen - gänzlich ungeschützt durch "Vorsicht"-Schilder oder Insel.

Die von Häfner angekündigte Umfrage unter Schülern, die zeigen sollte, wieviele Pennäler per pedale zur Schule kommen, auf welche Hindernisse sie dabei stoßen und wie diese Mängel beseitigt werden könnten, habe das Gymnasium der Stadt "abgenommen". Über die Ergebnisse hätten Schüler, Elternbeiräte und Schulleitung im Dezember mit Fachleuten im Rathaus diskutiert. Bei den Vorschlägen aus der Runde, was zu verbessern wäre, fällt Häfner zuerst ein: "Wir haben erklärt, warum das eine oder andere nicht so schnell geht."

Zusagen habe es für eine "Zuwegung" für Weißkirchens Schülerschar gegeben. Die soll von der Oberurseler Straße auf den "eigentlichen Gehweg" am Zimmersmühlenweg umgeleitet und über einenWeg längs der U-Bahn zum Gattenhöfer Pläne und Provisorien markieren die Oberurseler Fahrrad-Politik

Weg geführt werden. Doch dazu müßten erst einige Parkplätze im Zimmersmühlenweg "weggenommen" und der Weg an den Gleisen noch geebnet werden.

Für den Weg, der Radler durch die Urselbachaue sicher zwischen Kurmainzer und Zimmersmühlenweg strampeln lassen würde, sind laut Häfner immer noch nicht alle benötigten Grundstücke in städtischer Hand. Immerhin soll dort noch in diesem Jahr eine Zwischenlösung für Radler und Fußgänger entstehen: ein geschotterter Trampelpfad.

Den ebenfalls seit Jahren geplanten Radlerpfad entlang der Frankfurter Landstraße soll im August angegangen werden. Laut Häfner soll er von Niederursel her östlich der U-Bahngleise im Auftrag des Hessischen Straßenbauamtes entstehen. Planer Arnold Richter hatte vor einem Jahr noch gefordert, bei der Gestaltung des Epinayplatzes müßten Überlegungen zu Fahrradgaragen miteinfließen. Häfner verweist die Frage weiter in die Zukunft: Die Platzgestaltung werde bei dem Projekt als letztes in Angriff genommen. Ob es überdachte Radständer geben werde oder abschließbare Boxen, sei dann zu entscheiden. Allerdings bräuchten Garagen relativ viel Platz, seien teuer und "nicht so schön im Stadtbild". Die unterirdische Unterbringung sei gefährlich. Rampen müßten her. Angemessene Parkplätze für Radler lassen also weiter auf sich warten, während Autofahrer schon wissen, daß sie etwa 160 neue Stellplätze unter dem Platz vorfinden werden. mk

Tunnel für Radler und für Fußgänger

HANAU. Künftig werden Fußgänger/ innen und Radfahrer/innen am S-Bahnhof im Hanauer Stadtteil Steinheim die Bundesstraße gefahrlos unterqueren können.

Nach einer Information des Steinheimer SPD-Landtagsabgeordneten Ronald Battenhausen hat das Land Hessen dafür Etatmittel in Höhe von 1,52 Millionen Mark bewilligt.

Die restlichen 25 Prozent der Bausumme muß die Stadt Hanau aufbringen. him

Verzicht nur mündlich erklärt Grüne Nachrücker: Nun wird geklärt, ob das ein Fehler war

MÖRFELDEN-WALLDORF. Bei der Benennung der grünen Nachrückerinnen ins Stadtparlament wurde ein anderer Weg als üblich beschritten. Wie Hauptamtsleiter Reinhold Jakob, der gestern aus dem Urlaub kam, der FR bestätigte, haben fünf Kanidaten auf der Wahlliste der Grünen Bürgerliste (GBL) ihren Verzicht auf ein Mandat im Parlament ihm gegenüber "auf Ehre und Gewissen versichert" - allerdings nicht schriftlich, sondern am Telefon.

Daraufhin kamen Ursula Kuppert und Marie Krupp zum Zug, die zur Mandatsübernahme bereit sind. Gegen dieses Prozedere hat der Mörfelder Privatmann Werner Kunz Einspruch eingelegt.

Jakob erklärte, er habe zu jedem Verzicht einen Aktenvermerk angelegt. Doch auf die üblicherweise verlangten schriftlichen Erklärungen der Betroffenen habe er diesmal verzichtet, um das Verfahren rasch und unbürokratisch zu erledigen. Jacob prüft derzeit, ob sein Vorgehen trotzdem mit den kommunalrechtlichen Vorgaben in Einklang zu bringen ist.

Jacob glaubt, daß es wohl darauf hinauslaufen werde, daß die fünf Kandidaten, die vor Kuppert und Krupp rangieren, nochmals angeschrieben würden - mit der Bitte, ihrer mündlichen Verzichtserklärung die schriftliche nachzureichen. Die von Antragsteller Kunz geäußerte Hoffnung, daß sich der eine oder andere potentielle Nachrücker ob des mehr als schief hängenden grünen Haussegens seinen Verzicht nochmals überlegt, schließt Jacob nicht aus: "Wie die Schreiben dann ausfallen, weiß ich natürlich nicht."

Bürgermeister Bernhard Brehl, der schon den Städte- und Gemeindetag kontaktierte, kündigte an, die Stadt werde unabhängig von den schriftlichen Verzichtserklärungen eine Stellungnahme einholen, um die Sachlage zu klären. wal

Über 90 neue Romane in der Bücherliste

OFFENBACH. Über 90 Neuerwerbungen umfaßt eine Bücherliste, die jetzt von der Stadtbücherei zusammengestellt wurde. Die Romane sind alphabetisch nach Autorinnen und Autoren geordnet - von Joan Aiken bis Barbara Wood. Der Inhalt jedes Romans wird in wenigen Sätzen zusammengefaßt.

Die Bücherliste gibt es in der Erwachsenenbücherei, Herrnstraße 84, und im Bücherbus. hf

Nur kleinere Mängel in der Tempo-30-Zone Zu wenig Information / Autos parken falsch

NORDEND. Die Einrichtung der Tempo-30-Zone sei "schlecht koordiniert" worden, es habe nur "mangelhafte Informationen" gegeben, die ganze Aktion habe dazu geführt, daß der Verkehr nicht beruhigt, sondern "zu Lasten einiger Anwohner verschoben" worden sei - so lauten die Beschwerden einiger Anwohner. Zwei Wochen nach Errichtung der ersten Tempo-30-Zone im Nordend, im sogenannten Gebiet 8, wird nun Kritik an der Planung und Durchführung der Verkehrsberuhigung laut. Für den SPD-Verkehrsexperten im zuständigen Ortsbeirat 3, Armin Eikenberg, ist das jedoch "kein Grund zur Panik". Beschwerden seien bis jetzt nur vereinzelt aufgetaucht, insgesamt sei man aber mit dem Ergebnis der ersten Tempo-30-Zone "sehr zufrieden", betonte Eikenberg.

Seit zwei Wochen weisen die Schilder mit der rot umringten "30" darauf hin, daß in dem Karree zwischen Friedberger Landstraße, Glauburgstraße, Eckenheimer Landstraße und Eschenheimer Anlage die allgemeinen Verkehrsregeln der Tempo-30-Zonen gelten: Es darf nicht schneller als 30 Stundenkilometer gefahren werden, grundsätzlich gilt rechts vor links.

Um die Gebiete möglichst effektiv zu beruhigen, hatte der Ortsbeirat 3 zusammen mit dem Verkehrsplaner Hannes Uhlig vor allem auf zwei Mittel gesetzt: Zum einen wurden die Richtungen der Einbahnstraßen so gedreht, daß die direkte Durchfahrt durch das Viertel unmöglich wird. Zum anderen sollte der "ruhende Verkehr" vom Bürgersteig auf die Straße verlagert werden, damit die parkenden Autos als "natürliche Hindernisse" die Straße verengen und so ein langsames Fahren erzwingen.

Genau diese beiden Punkte sorgen zur Zeit für einigen Ärger. Eine Anwohnerin der Lenaustraße regte sich darüber auf, daß sich der Verkehr in ihrer Straße seit der Einführung der Tempo-30-Zone "verdoppelt" habe. "Alle Autos, die früher die Neuhofstraße geradeaus durchfahren konnten, müssen jetzt abbiegen und brausen unter meinem Fenster entlang", beklagte sie.

Auch mit der Parkdisziplin hapert es noch. So stellen die Anwohner in der Lortzingstraße und der Lenaustraße ihre Wagen weiterhin auf beiden Seiten längs zur Fahrbahn ab - obwohl die Markierungen deutlich ein einseitiges Schrägparken anzeigen. Allerdings fehlt dort noch die entsprechende Beschilderung - "das wird schnellstens nachgeholt", versprach Eikenberg. Halteverbotsschilder auf der einen, blaue Parkvorschriftsschilder auf der anderen Seite sollen das gewünschte Verhalten herbeiführen.

Umgekehrt in der Gluckstraße: Hier stehen die Autos den Markierungen entsprechend schräg auf dem Bürgersteig. Doch durch einen Planungsfehler bleibt den Fußgängern nur noch ein knapp 90 Zentimeter schmaler Gehweg, auf dem sie sich an den Fahrzeugen vorbeiquetschen müssen. "Wird korrigiert", entschuldigte sich der Verkehrsexperte der SPD. In der Gluckstraße wird demnächst auf beiden Seiten längs geparkt.

"Schlechtes Timing" warf ein Anlieger aus der Eisernen Hand dem Ortsbeirat vor. In dieser Straße wurden die Parkplätze von rechts nach links verlegt. Anfangs habe das zu "völligem Chaos" geführt, weil teilweise auf beiden Seiten Autos standen und so die Straße blokkiert wurde. Schließlich sei ein Wagen, der immer noch auf der "alten Seite" geparkt hatte, abgeschleppt worden. Nicht böse Absicht, sondern der Urlaub sei der Grund dafür, daß das Auto falsch gestanden habe, vermutete der Nachbar. "Das hätte der Ortsbeirat berücksichtigen müssen - immerhin sind Sommerferien", monierte er.

Überhaupt habe es "zuwenig Informationen" gegeben. Er habe nur durch die Skizze in der Stadtteil-Rundschau von den einzelnen Änderungen erfahren. Auch andere Anwohner bemängelten, daß sie keinen Handzettel erhalten hätten. Eine Panne, die sich Armin Eikenberg nicht erklären konnte: Die Wurfzettel seien rechtzeitig fertig gewesen und hätten "theoretisch" an alle betroffenen Haushalte verteilt werden müssen.

Doch Beobachtungen zeigen, daß sich die neue Verkehrsführung allmählich Fortsetzung auf Seite 2

"Mit Musik kommt Leben in die Stadt" Sommerstimmung in umstrittener Fußgängerzone

HOFHEIM. Einen richtigen Namen? Hat sie nicht. Ihr Ruf? Der ist umstritten. Doch jetzt, da ist das alles egal. Die Hauptstraße, Hofheims halbgare "Fußgängerzone", liegt im Sonnenlicht. Eingelullt von lieblichen Klängen, die Jan Kocurek seinem Akkordeon entlockt. Immer wieder bleiben Fußgänger stehen, lauschen den flotten Weisen, die der 29jährige munter mischt: mal Walzer, mal Polka und auch Musette.

"Hier kann ich mich warm spielen, ohne daß es die Nachbarn zu Hause stört", sagt der Musiklehrer aus Mainz, der nachmittags unterrichtet. Und ein paar Mark bringt's auch ein. Liebevoll hat der 29jährige Spätaussiedler aus Böhmen den Koffer seiner Hohner präpariert, eine weiße Decke hineingelegt, am Deckel Strohpuppen drapiert: Da legen die Leute gerne ihr Kleingeld rein.

"Wenn Musik da ist, lebt die Stadt", sagt der Akkordeonspieler, der gewöhnlich montags zwischen zehn und zwölf in der Fußgängerzone gastiert, die eigentlich gar keine ist. Denn nach wie vor steht ein endgültiger Gerichtsbeschluß über den Status der Einkaufsstraße aus. Die Kreisstadt liegt im Clinch mit einem Anwohner, der verhindern will, daß die Hauptstraße zur autofreien Zone umgewidmet wird. Ein Urteil zugunsten der Kommune ist laut Rathaus-Sprecher Ulrich Müller-Braun zwar längst ergangen, doch noch immer muß die Revisionsverhandlung abgewartet werden. "Ein Ende des Rechtsstreits ist nicht abzusehen."

Derweil rettet sich die Stadt mit einer Interimslösung von Monat zu Monat. Bürgermeister Rolf Felix (CDU) hat als "Ortspolizeibehörde" veranlaßt, daß die Straße aus Sicherheitsgründen täglich von 10 bis 18 Uhr für den Durchgangsverkehr gesperrt ist. Nur Anlieger und Lieferanten dürfen übers schwarz-rote Pflaster rollen. Doch das sind eine ganze Menge. "Wir mußten aus rechtlichen Gründen viele Ausnahmegenehmigungen erteilen", betont Müller-Braun.

"Wenn's nur die wären", stöhnt Gastwirt Bernd Mausolf. "Aber ständig fahren da Leute durch, die hier gar nichts verloren haben." Aus seiner Sicht sind die Kontrollen der Stadt einfach zu lax. "Wo kein Kläger, da kein Richter", meint er. Dennoch: Die Tische vor der "Melone" sind fast alle umringt von durstigen Gästen, die es sich bei kühlem Pils oder Cappuccino gutgehen lassen. Ab und an rauscht ein Auto vorbei, doch das stört sie kaum. Aber Mausolf ist unzufrieden. "Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes", schimpft er.

Marion Durakovic, die es sich ein paar Häuser weiter auf einer Bank gemütlich gemacht hat, stimmt ihm zu: "Eine richtige Fußgängerzone wäre viel vernünftiger, denn jetzt fahren hier immer noch zu viele Autos durch." Und da, meint auch Andrea Heinrich, müsse man höllisch auf die Kinder aufpassen. "Die erkennen das hier einfach nicht als Straße, weil es ja keinen Bürgersteig gibt", sagt sie und schielt immer mal wieder rüber zu ihren beiden Kleinen, die an einem Schild herumturnen.

Ab und an fischt die Marxheimerin ein T-Shirt aus dem Kleiderkorb vor Hartmut Hauns Modegeschäft. Doch der ist auf eine autolose Hauptstraße gar nicht gut zu sprechen. Weniger Verkehr, das ist für ihn gleichbedeutend mit weniger Umsatz. "Für eine Fußgängerzone ist hier nicht genug Frequenz. Das Umfeld stimmt eben nicht: Die Parkplätze fehlen." Laut Haun ist das die Meinung der meisten Mitglieder im Gewerbeverein "Industrie - Handel - Handwerk". Sie seien über die Sperrung der Einkaufsstraße während der Geschäftszeiten gar nicht begeistert und klagten samt und sonders über Umsatzrückgänge.

Buchhändlerin Therese Niggemann hat freilich andere Erfahrungen gemacht: "Die Leute schlendern mehr durch die Gegend. Das finde ich schön. Zu leiden haben wir jedenfalls nicht darunter." Aber das mit den Parkplätzen, räumt sie ein, ist ein Problem. "Und wenn die Leute hier nichts finden", fahren sie zum Main-Taunus-Zentrum. Egal, ob Fußgängerzone oder nicht. ULRIKE BAUER

AOK bietet einen Kursus in Yoga an

MAIN-KINZIG-KREIS. Einen Kursus in Yoga bietet das Hanauer Gesundheitszentrum der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) an. Der Lehrgang beginnt am Dienstag, 4. August, 16.30 Uhr, im Mehrzweckraum der Hanauer AOK.

Anmeldungen und Auskünfte unter der Telefonnummer 0 61 81 / 102 - 336.

Nach Angaben der Veranstalter ist Ziel von Yoga, beim Übenden "harmonisierende und gleichzeitig tonisierende Wirkungen" durch Entspannungs-, Körper- und Atemtraining hervorzurufen.

Dadurch wirke sich Yoga positiv auf alle Lebensbereich aus. hok

VfL Altenstadt Sportabzeichen

Der VfL Altenstadt nimmt jeden Dienstag (19-21 Uhr) die Prüfung zum Sportabzeichen auf der Anlage an der Limesschule ab. Information bei Herbert Pöttgens (Tel.: 06047-2045). prd

Technokraten regieren Algerien

ALGIER, 20. Juli (og/AFP/AP/D). Mit einem Kabinett von Technokraten will der neue algerische Regierungschef Belaid Abdesslam die schwere politische und wirtschaftliche Krise des Landes überwinden. Seine Kabinettsliste, die er jetzt vorlegte, zeigt keine Öffnung zu den Parteien an. Abdesslam übernimmt zusätzlich zu seinem Premieramt das Wirtschaftsministerium sowie die Federführung für den Außenhandel, Budget und Schatzamt.

Abdesslam entfernte aus dem Kabinett seines Vorgängers Informationsminister Belkhaid und Innenminister Larbi Belkheir, zwei wichtige Verantwortliche der Politik, die Algerien in den gegenwärtigen Engpaß geführt hat. Neuer Innenminister ist Mohammed Hardi, Verteidigungsminister bleibt General Khaled Nezzar. Der Botschafter bei den Vereinten Nationen, Messaoud Ait Chaalal, wurde auf den neugeschaffenen Posten des Beraters des Regierungschefs berufen. Die beiden Frauen der Ghozali-Regierung, Leila Aslaoui sowie Zahiua Mentouri, wurden durch zwei Männer ersetzt.

Die Behörden gaben bekannt, daß nach den Auseinandersetzungen zwischen Moslems und der Polizei vom Wochenende 77 Personen festgenommen wurden.

Rheinland-Pfalz will mehr Transparenz beim Verfassungsschutz Innenminister nennt erstmals Zahl der Mitarbeiter und Haushaltsmittel / Personalbestand wird um 20 Prozent verringert Von unserem Korrespondenten Michael Grabenströer

MAINZ, 20. Juli. Die rheinland-pfälzische Landesregierung dünnt den Verfassungsschutz aus. 20 Prozent des Personalbestandes des Verfassungsschutzes will Innenminister Walter Zuber (SPD) aufgeben. Statt früher 174 Verfassungsschützer sollen, von Mainz aus dirigiert, zukünftig nur noch 139 den "Gefahren für die staatliche Ordnung" nachspüren. Derzeit sind noch 153 Mitarbeiter beim Verfassungsschutzamt geführt.

Rheinland-Pfalz will sich künftig den eigenen, gedruckten Verfassungsschutzbericht ersparen. Laut Zuber hat er bisher ohnehin weitgehend den "Abklatsch" von Daten und Darstellungen aus dem Verfassungsschutzbericht des Bundes enthalten. Statt dessen will der Minister beim Verfassungsschutz landesspezifische Gesichtspunkte in den Blickpunkt rücken.

Zuber legte am Montag erstmals einen Bericht vor, der "mehr Transparenz" in den Verfassungsschutz bringen soll. Absolute Neuheit für Rheinland-Pfalz war die Bekanntgabe der Anzahl der Mitarbeiter sowie des Etats für den Verfassungsschutz. Dieser beträgt zur Zeit noch 2,765 Millionen Mark. Nach Zubers Darstellung muß der Verfassungsschutz in diesem Jahr mit einer halben Million Mark weniger als 1991 auskommen.

Auch die Sammelwut der Verfassungschützer wurde stark eingeschränkt. Im nachrichtendienstlichen Informationssystem (NADIS) ist der rheinland-pfälzische Verfassungsschutz derzeit noch mit Datensätzen von 14 595 Personen vertreten, knapp 4000 Speicherungen weniger als 1991. Zuber sprach in Mainz von einer "weiter fallenden Tendenz". Er machte darauf aufmerksam, daß allein die Hälfte der gespeicherten Personendaten von Bediensteten der Landes- und Kommunalbehörden stammten, die bei bestimmten Geheimhaltungsstufen vor dem Umgang mit Dienstakten vom Verfassungsschutz überprüft würden. Auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Dienst seien Geheimnisträger weiter gespeichert - eine Praxis, die Zuber überprüfen will. Er kündigte außerdem eine Novellierung des Verfassungschutzgesetzes des Landes an.

Anders als die CDU-Vorgängerregierungen legte Zuber starken Wert auf Erkenntnisse aus der rechten Szene. Er sprach von einem "spürbaren Zulauf" bei rechtsextremistischen und neo-nazistischen Organisationen. In Rheinland-Pfalz sind rund 1950 Rechtsextreme registriert. Gefahren drohten durch die Zunahme gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Gruppierungen. Zuber befürchtet, daß die rheinhessische 500-Einwohner-Gemeinde Biebelsheim zu einem neuen Konfliktherd werden könne. Dort sind bereits mehrfach "bis zu 300" Rechtsradikale aufgezogen, um an einem ehemaligen US-Kriegsgefangenenlager zu demonstrieren. Dort kann es laut Zuber zu gewaltätigen Auseinandersetzungen zwischen Rechten und Linken kommen, wenn die Rechtsradikalen erneut aufmarschieren.

Während Zuber zufolge aus der Sicht des Verfassungsschutzes die Linksparteien weitgehend zu vernachlässigen sind, sieht der Minister in der angewachsenen Anarchisten- und Autonomen-Szene zusätzliche Gefahren. Außerdem müsse der Linksextremismus, der Unterstützeransätze in Mainz, Kaiserslautern, Koblenz, Speyer und Trier erkennen lasse, weiterhin ein wichtiges und ernstzunehmendes Beobachtungsfeld bleiben. Auch Ausländerextremismus zähle weiter zu Aufgaben, während der Bereich "Spionageabwehr" rückläufig sei.

Datenschützer hegen Bedenken Bericht zu Krifteler Unterschlagungsfall vorerst noch geheim

KRIFTEL. Der hessische Datenschutzbeauftragte hat erhebliche Bedenken, daß der Bericht des Kreis-Rechnungsprüfungsamtes zur Unterschlagungsaffäre im Krifteler Rathaus dem Gemeindeparlament vorgelegt werden kann. "Nach meiner Information ist er voll mit personenbezogenen Angaben, die unter den Datenschutz fallen", erklärte gestern Referentin Ulrike Müller auf Anfrage der FR. Grundsätzlich bestehe zwar die Möglichkeit, intime Daten und Firmennamen zu schwärzen, doch erfahrungsgemäß "ist so ein Bericht dann nicht mehr lesbar".

Nach Meinung der Datenschützerin ist es am sinnvollsten, wenn der Akteneinsichtsausschuß für die Gemeindevertreter einen zusammenfassenden Bericht erstellt, aus dem alle wichtigen Informationen hervorgehen, auf Namensnennungen aber verzichtet wird. Daß dieser Ausschuß als "begrenzter Kreis" den gesamten Bericht des Rechnungsprüfungsamtes einsehen kann, hält die Wiesbadener Datenschützerin dagegen für legitim. "Nur so ist die Möglichkeit der Überprüfung gegeben." Die Gefahr, daß personenbezogene Daten dann auch außerhalb des Kontrollgremiums publik werden könnten, schätzt Ulrike Müller relativ gering ein. "Die Mitglieder unterliegen der Schweigepflicht."

Immer noch ziemlich ratlos sitzt trotz dieser Auskunft Bürgermeister Hans- Werner Börs im Krifteler Rathaus: "Ich persönlich neige dazu, so viele Informationen wie möglich nach draußen zu geben." Aber schon jetzt hätten Firmen mit rechtlichen Schritten gedroht, falls ihre Namen im Zusammenhang mit dem Unterschlagungsfall genannt würden. Wie berichtet, wird der verstorbene Amtsrat Peter M. beschuldigt, aus der Gemeindekasse 1,5 Millionen Mark veruntreut zu haben. Wie das überhaupt passieren konnte, lasse sich für Parlament und Öffentlichkeit nur nachvollziehen, wenn auch Details genannt würden, meint Börs. So habe der Kämmereileiter beispielsweise für mehrere Unternehmen Konten zur Gewerbesteuer-Rückzahlung angelegt, von denen diese jedoch nie etwas erfuhren.

"Der Gemeindevorstand muß sich jetzt aber erst einmal klarwerden, wie er sich verhalten soll", sagt der Verwaltungschef. Ehe er dazu nicht genügend Informationen hat, sollen weder der Haupt- und Finanzausschuß als Akteneinsichtsausschuß noch Parlament und Presse die einstweilen geheimen Unterlagen zu Gesicht bekommen.

Börs hat neben dem Datenschutzbeauftragten, der sich aus seiner Sicht "mit dieser Sache schwertut", jetzt auch den hessischen Städte- und Gemeindebund um rechtlichen Rat gebeten. Mit einer konkreten Stellungnahme rechnet er für die morgige Sitzung des Gemeindevorstands aber noch nicht.

Zur Verweigerung aufgerufen

BONN, 20. Juli (epd/Reuter). Friedensgruppen haben angesichts des Bundeswehr-Einsatzes in der Adria deutsche Soldaten zur Kriegsdienstverweigerung aufgerufen, wenn sie mit einem anderen Ziel als der Landesverteidigung eingesetzt werden. Die "neue deutsche Kanonenbootpolitik" sei abzulehnen, heißt es in einer am Montag in Bonn verbreiteten Erklärung, die unter anderem vom "Netzwerk Friedenskooperative" und der katholischen Friedensorganisation "Pax Christi" unterzeichnet wurde.

Von den rund 90 Wehrpflichtigen auf dem Bundesmarine-Zerstörer "Bayern" hat nach Angaben des Flottenkommandos in Glücksburg keiner gegen den Einsatz-Befehl in der Adria Beschwerde eingelegt oder die Wehrpflicht verweigert. Diese Möglichkeiten seien die Voraussetzung, um die Teilnahme an einem Einsatz zu verweigern.

Sprecher Helmut Meyer widersprach zugleich Berichten, wonach alle Wehrpflichtigen auf der "Bayern" nach Hause gefahren wären, wenn man sie befragt hätte. Meyer sagte, der von Journalisten telefonisch interviewte Wehrpflichtige Ulf Körschner habe nur seine eigene Meinung gesagt und sei unzutreffend wiedergegeben worden. Er widersprach auch Mutmaßungen, es habe Druck auf Körschner gegeben, damit er seine Äußerungen klarstellt.

Im Nidderauer Neubaugebiet "Allee-Süd" für 61 Wohneinheiten Verträge abgeschlossen / 1992 fördert der Staat 22 Sozialwohnungen Gegen die Misere beim Wohnen Hofreite Mohr: Ausbau Von Ulrich Gehring NIDDERAU. Für 61 Wohneinheiten (also Reihenhäuser oder Wohnungen) sind von Anfang April bis vorige Woche im Nidderauer Neubaugebiet "Allee-Süd" Verträge abgeschlossen worden. Die Bauarbeiten sollen im September beginnen, heißt es bei der Bauträgerfirma. Der "Allee-Süd"-Kindergarten wird nach Einschätzung des Baustadtrats Ende des Monats wohl im Kreisbauamt genehmigt sein. Neben dem neuen Rathaus hat ein anderer Bauträger die Grube für sein erstes "Stadthaus" ausgehoben. Auch sozialer Wohnungsbau soll laut Stadtrat Appel in Nidderau in den nächsten Jahren Konjunktur haben. Der Staat fördert dieses Jahr 22 Sozialwohnungen. Mehr als 40 Kaufverträge sind im "Allee-Süd"-Gebiet bereits notariell protokolliert, teilt Baustadtrat Heinz Appel mit. Bei der starken Nachfrage könne es durchaus sein, daß die Bauträgerfirma noch dieses Jahr die Option für den zweiten, vertraglich vereinbarten Geländeteil innerhalb des Bebauungsplans "Allee-Süd I" in Anspruch nimmt.

Dies hat die Firma nach Auskunft ihrer Düsseldorfer Zentrale auch vor, habe man doch jetzt schon die zwei ersten Teile ausgeschöpft. Erschließungsbeginn sei im übrigen am 3. August, Beginn der Hochbauten am 1. September, sagt Öffentlichkeitsarbeiterin Marion Canthal-Lorentzen zur Terminplanung der Firma.

"Arkadenhof" nennen sich die "Stadthäuser", welche die Bauträgerfirma Diwo auf der anderen Seite der Bundesstraße 45 / Adenauerallee soeben zu bauen begonnen hat. Der Name soll darauf deuten, daß die Bauten jeweils über einen Innenhof (mit Tiefgarage) und zur Straße hin über einen Wandelgang mit Ladenzeile verfügen werden.

Nach Windecken hin soll der Bau fortschreiten, insgesamt 16 Häuser wird dabei das bundesweit operierende Bauunternehmen Wiemer & Trachte hinstellen. Der letzte Rohbau soll Ende 1993 stehen. Das erste Haus soll um diese Zeit bereits bezogen sein.

Ob man auch hier schon Verträge abgeschlossen hat? Die Firma scheint ihr Projekt auf andere Art zu finanzieren als die in "Allee-Süd" operierende Konkurrentin. Insgesamt werden bei ihrem Vorhaben 8000 Quadratmeter Wohn- und Geschäftsflächen angeboten. Der Preis bei dem jetzt "mit Haus eins" beginnenden Verkauf soll je 3700 bis 3800 Mark betragen. Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen von 60 bis 85 Quadratmetern Größe sind angeboten.

Mit 22 Sozialwohnungen ist die Stadt Nidderau in die staatliche Bauförderung aufgenommen worden. Sie ist über diesen Segen wohl fast überrascht gewesen: Baustadtrat Heinz Appel gibt sich darüber jedenfalls glücklich. Angewiesen wird das Geld für städtische Umbauten am alten Rathaus Ostheim sowie für den Ausbau des Pfaffenhofs im Stadtteil Erbstadt. Bei den sechs Ostheimer Wohnungen sieht Appel auch keine Schwierigkeiten, die sechzehn Bleiben in dem historischen Gemäuer des Erbstädter Ortszentrums werden aber nicht gleich gebaut werden können: Mit dem Landesamt für Denkmalschutz werde man da noch einige Ortstermine haben. Vermutlich birgt das vor Jahrhunderten zugeschüttete Kellergewölbe aus wissenschaftlicher Sicht noch einige "Schätze".

Die Förderung wird gleichwohl voll ausgeschöpft werden, kündigt Appel an. Die Stadt habe dazu das Gelände. In ihrem Etat 1992 steht eine halbe Million Mark dafür. Auch in den nächsten Jahren soll nach dem Willen der SPD-Parlaments-Mehrheit gleichviel städtisches Geld für Sozialbauten ausgegeben werden, so daß Appel voraussagt: "In den nächsten vier, fünf Jahren werden wir aus Neu- und Umbau 50 bis 60 neue Sozialwohnungen haben." Die ministerielle Mindestförderung beläuft sich nach Appels Angaben bei Umbauten auf mindestens 1000 Mark pro Quadratmeter Wohnfläche, bei Neubauten 1500 Mark.

Ebenfalls mit Wohnungsbau-Fördermitteln, aber solchen ohne spätere Sozialbindung wird derzeit am Erbstädter Seitensträßchen "In Winkel" die Hofreite Mohr ausgebaut. Ein hoher Kran schwenkt seinen Arm über dem Rohbau. Nach den drei voriges Jahr noch in Eigenarbeit ausgebauten, kommen nun sechs weitere Mietwohnungen hinzu. Sie entstehen auf den bisherigen Stallungen und Nebengebäuden. Ende '92 sollen sie bezogen sein.

Die Außenwände der alten Gebäude bleiben erhalten, die Dachkonstruktion wird aber völlig ausgetauscht. Ebenerdig entstehen Garagen und Abstellräume der künftigen Mieter(innen). Die 65 bis 90 Quadtratmeter großen Wohnungen sollen, so Renate Mohr, ausschließlich an Familien mit Kindern vermietet werden. Darauf lege sie großen Wert.

Möglich wurde die Baumaßnahme - Stadtplaner sprechen in solchen Fällen gern von "Nachverdichtungen" -, weil die Mohrsche Landwirtschaft mittlerweile komplett an den Ortsrand "umgezogen" ist.

Der Schleichweg wird verleidet Sudetendeutsche Straße in Klein-Auheim wird zurückgebaut

HANAU. Das Hanauer Tiefbauamt will die von vielen Autofahrern als Schleichweg mißbrauchte Sudetendeutsche Straße in Klein-Auheim vor der Erlöserkirche zwischen Lilien- und Fliederstraße, an der sich auch eine Kindertagesstätte befindet, von 10,5 auf fünf Meter Breite zurückbauen. Auf der gewonnenen Fläche soll ein Platz mit Bäumen und ein Kinderspielplatz entstehen. Auf der Kirchenseite soll ein Gehweg behindertengerecht gebaut werden, und vor dem Kindergarten sind sechs Parkplätze geplant. Flankierend sollen vor und hinter dem neuen Platz drei Meter breit gepflasterte Streifen den Verkehr weiter bremsen.

Bisherige Beruhigungsversuche mit Verkehrsinseln, alternierenden Parkmarkierungen und Radwegen stellten nach Auskunft von Stadtbaurat Jürgen Dressler bloße Provisorien dar. Die Ausbaukosten betragen 300 000 Mark, verteilt auf die Etats 1992 und 1993.

Die Anlieger können in diesem Fall nicht zur Kasse gebeten werden, weil es sich nur um eine "punktuelle Maßnahme" handele und nicht um einen Straßenzug. him

Umbauarbeiten am Kreisel in der Berliner Straße beginnen bald

MAINTAL. Ende August wird mit Umbauarbeiten am Kreisel in der Berliner Straße begonnen. Vor dem Hintergrund, daß sich im Kreuzungsbereich Zeppelinstraße / Wilhelmsbader Straße / Berliner Straße ein Unfallschwerpunkt herauskristallisiert hatte, wurde dort 1990 ein provisorischer Kreisverkehr eingerichtet. Das soll sich "im Prinzip bewährt" haben, stellt Erster Stadrat Dr. Karl-Heinz Schreiber fest. Problematisch sei allerdings, daß der Radius des Kreisels wegen Platzmangels nicht den Anforderungen des Lkw-Verkehrs entspreche.

Der Stadt ist es nun gelungen, durch den Ankauf eines Geländestreifens die Voraussetzungen für eine Vergrößerung des Kreisels zu schaffen. Inzwischen hat sich auch der Verkehrsausschuß für die Festschreibung des Kreisverkehrs in der Berliner Straße ausgesprochen. Nach Angaben von Paul-Gerhard Ruhm, Leiter der städtischen Tiefbauabteilung, belaufen sich die Kosten für den Umbau auf 153 000 Mark. Die Stadt hofft, durch einen Landeszuschuß ihren Anteil an dieser Investition senken zu können. hok

Umweltbewegung wohin?

K-Kurze

Deutsche Equipe Europameister Die deutschen Springreiter-Junioren gewannen im belgischen Mons zum dritten Mal hintereinander die Mannschafts-Europameisterschaft.Bologna will Detari abschieben Der italienische Fußball-Zweitligist FC Bologna will seinen ungarischen Star Lajos Detari abschieben. Der frühere Frankfurter hat Kontakte zum Erstliga-Aufsteiger Ancona, der schon die Argentinier Zarate (Nürnberg) und Ruggeri verpflichtete. Seles gewann Finale gegen Capriati Die Weltranglisten-Erste Monica Seles (Jugoslawien) besiegte im Finale des mit 150 000 Dollar dotierten Tennisturniers in New Jersey die US-Amerikanerin Jennifer Capriati mit 6:1, 6:4. Honda bestätigt Rückzugspläne Der japanische Autohersteller Honda Motor Co. (Tokio) hat seine Pläne für einen Ausstieg aus der Formel 1 bestätigt. Ein Firmensprecher erklärte, die Entscheidung darüber werde aber erst im September fallen. "Bislang ist der Ausstieg aus der Formel 1 eine von mehreren Alternativen, über die wir nachdenken." Schockemöhle trägt Hotelkosten nicht Paul Schockemöhle sieht sich nicht als Sponsor seines Reiters Franke Sloothaak (Mühlen) bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Da die Reiterzentrale Warendorf die Spring-Equipe nicht im Athletendorf, sondern in einem Hotel einquartierte, weigerte sich Schockemöhle, dafür die Kosten zu übernehmen. Sollte der Verband für die Kosten nicht aufkommen, "dann ziehe ich auch gerne im olympischen Dorf ein, mir macht das gar nichts aus". Lars Olsen in Belgiens Zweitliga Lars Olsen, Libero des Fußball-Europameisters Dänemark, wechselt vom Spitzenklub Trabzonspor aus der Türkei zum belgischen Zweitligisten FC Seraing. Kühnen in Toronto weiter Der Bamberger Patrik Kühnen hat beim mit 1,2 Millionen Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix in Toronto die zweite Runde erreicht. Er bezwang Martin Damm aus der CSFR 7:6 (7:4), 6:3. Ausgeschieden ist Karsten Braasch (Hagen), der dem Australier Wally Masur (Nummer zehn) 6:4, 3:6, 4:6 unterlag.

Gutes Zeichen

Daß manche Wespen- und Bienenarten vom Aussterben bedroht sind, ist heute auf der dritten Lokalseite zu lesen. Das mag objektiv sicher richtig sein. Subjektiv stellt sich mir das freilich anders dar. Als ich nämlich am vergangenen Wochenende im Hintertaunus vorm Haus saß, bemerkte ich, wie auf einem Baumstumpf etwas krabbelte. Nun krabbelt da oben so einiges, doch dieses Tier fiel schon durch seine Größe auf: eine ausgewachsene Hornisse.

Eine solche Großwespe habe ich dort zuletzt vor gut und gerne 30 Jahren gesehen - da hatten wir manchmal riesige Nester im Holzschuppen. Insektenvernichtungsmittel haben die Tiere, über die ja auch so gerne Horrorgeschichten erzählt werden, seitdem beseitigt. Und nun sind sie wieder da.

Eigentlich ein gutes Zeichen, oder? Ihr Bastian

CDU will Tambourbad bis 22 Uhr öffnen

OFFENBACH. Berufstätige und Gesundheitsbewußte sollen an heißen Sommertagen bis 22 Uhr, statt nur bis 20 Uhr, im städtischen Freibad am Tambourweg baden können. Das schlägt CDU-Fraktionsvorsitzender Günther Hammann vor. Sportdezernent und Oberbürgermeister Wolfgang Reuter findet den Vorschlag gut und läßt nun das städtische Badeamt und den Personalrat prüfen, wie die längeren Öffnungzeiten zu bewerkstelligen sind.

Reuter sagte: "Das ist vor allem eine Personal- und eine Witterungsfrage. Verlängerte Öffnungszeiten kann es nur an den wenigen Tagen geben, in denen es so heiß ist wie zur Zeit. Die Anregung von Herrn Hammann paßt zum augenblicklichen Wetter. Die Anregung ist aber vielleicht nicht mehr aktuell, bis das alles organisiert ist."

Für prüfenswert hält der Sportdezernent auch die Anregung Hammanns, das Lehrschwimmbecken an der Marienschule so herzurichten, damit es auch von Senioren bis in die Abendstunden hinein genutzt werden kann. Die Stadtverordnetenversammlung hatte unlängst beschlossen, als Ersatz für das geschlossene Parkbad und das alte Stadtbad das stillgelegte Schulschwimmbecken für 300 000 Mark zu reaktivieren, damit alle Drittkläßler ihren Schwimmunterricht erhalten können und nicht mit Bussen in die Schwimmbäder der Nachbarschaft gefahren werden müssen.

Hammann argumentiert: "Solange wir aus finanziellen Gründen kein neues Hallenbad errichten können, sollten wir mit Kreativität und gutem Willen Wege suchen, um die vorhandenen Schwimmeinrichtungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen." lz

Oberkrainer Musik mit dem "Alpenecho"

BAD ORB. Oberkrainer Musik erklingt am Donnerstag, 23. Juli, in der Orber Konzerthalle. Um 19.30 Uhr gastiert dort das "Alpenecho", eine Kapelle mit fünf Musikanten und Sängerin.

Eintrittskarten für das volkstümliche Wunschkonzert gibt es zum Preis von 14 bis 20 Mark im Verkehrsbüro oder am Infopavillon Salinenplatz.

Restkarten vertreibt die Abendkasse ab 18.30 Uhr. jan

Ferien für Daheimgebliebene (XXXI): am Sonntag vier Radtouren mit dem ADFC Rauf auf den Taunus und rund um Frankfurt "Leicht" für Kinder / Gangschaltungen empfohlen

Gutes Wetter - das kann unterschiedlich definiert werden. 30 Grad können denen recht sein, die sich gern in ein überfülltes Schwimmbad oder an einen ebensolchen Baggerseee legen und sich in regelmäßigen Abständen im Wasser abkühlen. Für Radfahrer, die pedaltretend eine körperliche Anstrengung vollbringen, wären solche Temperaturen zuviel des Guten. Wer kann schon einen Anhänger mit Kühlbox und eiskalten Getränken mit sich führen? Es liegt also eine gewisse Spannung über dem morgigen Sonntag: Der ADFC-Kreisverband Frankfurt (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) schaut der Hitze mutig ins Gesicht und lädt die Fahrradfreunde unter den FR-Lesern zum Strampeln ein; zur Auswahl stehen vier Touren, von ganz leicht bis sportlich.

Drei Fahrten hat der ADFC eigens für die FR arrangiert, die vierte - die sportliche - ist Teil des Radtourenprogramms '92. Hier ist das Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach im Taunus das Ziel. Zu fahren sind rund 100 Kilometer mit kräftigen Steigungen. Eine ordentliche Gangschaltung ist hier selbstverständliche Voraussetzung. Gestartet wird bereits um 8 Uhr am Römer. Zunächst geht es am Main entlang bis Höchst, von dort an der Nidda bis Kalbach und dann über Oberursel und Schmitten zum Hessenpark. Der Rückweg führt über Bad Homburg. Es entstehen Kosten von neun Mark für den Eintritt zum Hessenpark und die dortige Führung.

Dagegen sind die drei anderen Touren kostenlos, und der Start ist zu einer etwas "zivileren" Zeit, nämlich um 10 Uhr am Römer. Es stehen jeweils zwei erfahrene Leiter bereit; so kann das Feld, sollte es zu groß sein, geteilt werden, und die zweite Gruppe fährt eine Viertelstunde später los. Die Routen führen weitestgehend über autofreie Wege. Für feste und flüssige Verpflegung sollte selbst gesorgt werden; Picknick heißt die Devise.

"Von Weiher zu Weiher durch den Frankfurter Stadtwald" ist das Motto einer Familientour, die auch für kleinere Kinder geeignet ist. Die Strecke mißt 30 Kilometer. Die Gruppe fährt am Main bis zur Gerbermühle und erreicht über Oberrad den Stadtwald. Die dortigen Stationen: Maunzenweiher, Scherbelinoweiher, Kesselbruchweiher, Jacobiweiher (im Volksmund "Vierwaldstädter See"). Eine ausgiebige Pause ist beim Waldspielpark Neu-Isenburg geplant. Zurück geht es über das Königsbrünnchen, den Goetheturm und Sachsenhausen. Die Saalburg auf dem Taunuskamm bei Bad Homburg ist das Ziel der mittelschweren Tour. Sie ist mit 50 Kilometern zwar nicht allzu lang, wartet aber mit einer ordentlichen Steigung auf (Schieben ist natürlich nicht verboten, aber eine Gangschaltung wird empfohlen). Die Route führt mainabwärts bis Höchst und dann niddalängs bis Sossenheim, von dort durch die Felder nach Eschborn, Steinbach und Oberursel, dann durch den Taunuswald hoch zum Römerkastell. Dort darf gerastet werden, wird die Anstrengung abgeschüttelt, und auf dem Heimweg über Bad Homburg geht es nur noch bergab.

Eine abwechslungsreiche Entdeckungstour kündigt der ADFC unter dem Titel "Im Grüngürtel rund um Frankfurt" an. Wesentliche Steigungen gibt es nicht, wohl aber sind rund 75 Kilometer zu absolvieren. Frankfurt wird auf dem immer populärer werdenden Grüngürtel-Radweg umrundet, teils durch die Flußlandschaften an Main und Nidda. Die Mittagsrast ist an der Wasserburg in Bad Vilbel. Dann geht es zum Berger Hang, durchs Enkheimer Ried und durch den Stadtwald zur Gerbermühle.

Soweit die vier angebotenen Touren. Wer sich für mehr Fahrten interessiert, kann im Tourenprogramm '92 nachschauen, das bis in den Oktober hineinreicht und auch mehrtägige Vorschläge enthält. Zentrale Anlaufstelle für alle, die etwas vom ADFC wissen wollen, ist die Geschäftsstelle in der Eckenheimer Landstraße 57 b (Telefon 59 00 56). Sie ist montags bis freitags von 17.15 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 13.30 Uhr geöffnet. Dort gibt es allgemeine Informationen und individuelle Beratung, etwa über Touren, Karten, Versicherungsfragen und aktuelle Veranstaltungstermine.

Zentrales Anliegen des ADFC ist natürlich die politische Arbeit, damit sich die Situation des umweltfreundlichen Radfahrens immer weiter verbessert und die Radler im Straßenverkehr als gleichberechtigte Partner anerkannt werden. Radeln liegt weiter im Trend, und der Mitglieder-Zuwachs entspricht dem. Im Kreisverband gibt es 110 Mitglieder, in Hessen 4200 und bundesweit rund 48 000. Auch in den neuen Bundesländern ist der Club vertreten; die beiden letzten Landesverbände entstanden in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

"Durch eine Mitgliedschaft kann man unsere Arbeit am besten unterstützen", schreibt Johannes Wagner, Tourenreferent im Kreisverband Frankfurt. Das kostet 60 Mark pro Jahr, für Schüler, Studenten und Arbeitslose 39 Mark, für die ganze Familie 78 Mark. Was das alles einschließt, steht in der Broschüre "Rauf aufs Rad". tom

"Bücher im Park" heißt wieder das Motto bei der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek, die kommende Woche von ihrem normalen Domizil im Bürgerhaus Bornheim in den benachbarten Günthersburgpark umzieht. Dort wird vom Dienstag, 28. Juli, an für vier Tage rund um Bücher gespielt. Mehr dazu am Montag.

"Auf meiner Ranch bin ich König . . ." Der Vollblutunternehmer und Patriarch Egon König: offen und direkt

Hemdsärmelig, offen und direkt, so kennen ihn die rund 1400 Beschäftigten von K + N. Egon König ist ein Vollblutunternehmer - manche sagen auch: ein Vollblutkapitalist. Das stört ihn wenig, auch nicht die Bezeichnung "Patriarch". Das ist für den 59jährigen kein Schimpfwort. Die Firma, das ist für ihn wie eine große Familie, und Egon König, das ist das Familienoberhaupt. Ein bißchen betroffener reagiert er da schon auf polemische Äußerungen wie "Karben wird insgeheim von Egon König regiert". Soweit reicht die Macht des Unternehmers König ("Das ist alles Quatsch") denn doch nicht. König ist kein Freund einsamer Entscheidungen, behält aber stets das letzte Wort. Und so weiß jeder K + N-Beschäftigte und auch jeder, der es werden will: Hier hat der Chef das Sagen. Und der nimmt meist kein Blatt vor den Mund.

Wie ein großer Teil der Beschäftigten steht auch Egon König in der Regel punkt sieben "auf der Matte". "Pünktlichkeit am Arbeitsplatz fördert die Qualität" steht auf einem der mahnenden Schilder, die die Geschäftsleitung an einigen Stellen im Betrieb aufhängen ließ. Und um Produktqualität ist der Porsche- und Mercedesfahrer in hohem Maße bemüht. Immer wieder ist der Leiter des Familienunternehmens deshalb auch in der gigantischen Halle des Hauptwerks zu finden, um selbst den Produktionsablauf zu überwachen. "Manchmal muß auch ein hartes Wort gesprochen werden", ist König überzeugt. Der Tonfall in solchen Gesprächen ist denn auch meist "rauh, aber herzlich". Wer freilich den "Chef zu nehmen weiß", kommt mit ihm klar. Egon König, das ist eben kein allerter Manager, sondern eher ein Typ mit Ecken und Kanten. Bei dem man weiß, woran man ist, und der selbst auch klare Verhältnisse bevorzugt. So auch in der obligatorischen Konfrontation von Unternehmensleitung und Gewerkschaft. Deren Vertreter wissen den Umgang mit Egon König zu schätzen. Die "Fronten sind klar", doch immer besteht die Möglichkeit zum Kompromiß. Wer es wie Egon König schafft, über Jahre hinweg zweistellige Zuwachsraten zu erwirtschaften, aus einem bescheidenen Familienbetrieb einen der größten und modernsten Büromöbelhersteller Europas zu schmieden und bei alledem auch noch ernsthafte Auseinandersetzungen mit Betriebsrat und Gewerkschaft zu umgehen, der hat auch im Verband der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie ein gewichtiges Wort mitzureden. Wo die Branche nach vielen "fetten Jahren" beginnt, ein Klagelied anzustimmen, legt König gar noch einen Zahn zu und investiert nach Kräften im deutschen Osten.

"Auf meiner Ranch bin ich König, die weite Welt lockt mich wenig", lautete ein Schlagertext in den Sechzigern. K + N, das ist Egon König, und der baut beharrlich sein Imperium aus. Im Westen, aus Überzeugung, und nicht in asiatischen Billiglohngefilden. Er solle sich einmal folgende Situation vorstellen, forderte das "FR-mobil"-Team den Karbener Unternehmer auf, nachdem dieser den FR-Redakteuren in einer stundenlangen Führung "sein Reich" selbst vorgestellt und alle Produktionsabläufe in den beiden Karbener Werken erläutert hatte: An einem x-beliebigen Punkt im Werk fällt eine Arbeitskraft aus, für die es kurzfristig keinen Ersatz gibt. Könnte Egon König einspringen und damit die Produktion aufrechterhalten? "Ja, natürlich", kommt es ohne zu zögern zurück. JÖRG MUTHORST

Das Wetter

Wetterlage An der Vorderseite eines atlantischen Tiefausläufers wird zunächst noch schwülwarme Tropikluft nach Mitteleuropa gelenkt. Sie wird im weiteren Verlauf von Westen her durch kühlere Meeresluft verdrängt. Vorhersage bis Mittwoch früh Anfangs überwiegend sonnig. Im Westen zunehmende Bewölkung und nachfolgend zum Teil kräftige Gewitter, im übrigen Deutschland im Tagesverlauf örtlich Wärmegewitter.

Höchsttemperaturen 29 bis 36 Grad, Tiefstwerte nachts 16 bis 20 Grad. Von Gewitterböen abgesehen schwacher Wind um Süd. Wochenvorhersage Mittwoch: Stark bewölkt und einzelne Schauer oder Gewitter. In der zweiten Tageshälfte im Westen Wolkenauflockerungen. Höchstwerte 23 bis 28 Grad.

Donnerstag und Freitag: Sonnig. Am Freitag einzelne Wärmegewitter. Höchsttemperaturen um 30 Grad.

Samstag bis Montag: Im Norden Durchzug starker Bewölkung und vorübergehend Regen. Höchsttemperaturen um 20 Grad. Im übrigen Deutschland heiter bis wolkig. Höchsttemperaturen 25 bis 30 Grad. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr

Ausland

Ort Wetter Grad

Amsterdam, leicht bewölkt 26 Ankara, leicht bewölkt 22 Athen, wolkig 29 Barcelona, leicht bewölkt 28 Belgrad, leicht bewölkt 26 Bordeaux, leicht bewölkt 33 Bozen, wolkig 29 Brüssel, leicht bewölkt 27 Budapest, leicht bewölkt 27 Casablanca, leicht bewölkt 27 Dublin, leicht bewölkt 19 Innsbruck, leicht bewölkt 30 Istanbul, wolkig 22 Kairo, leicht bewölkt 31 Larnaka, leicht bewölkt 29 Las Palmas, leicht bewölkt 24 Lissabon, wolkig 26 London, stark bewölkt 22 Madrid, leicht bewölkt 34 Malaga, leicht bewölkt 33 Mallorca, wolkenlos 34 Moskau, Regenschauer 19 Nizza, leicht bewölkt 28 Palermo, leicht bewölkt 22 Paris, leicht bewölkt 31 Prag, wolkenlos 29 Reykjavik, leicht bewölkt 14 Rom, wolkenlos 29 St. Petersburg, leicht bewölkt 21 Stockholm, wolkig 21 Tel Aviv, leicht bewölkt 28 Tunis, wolkenlos 32 Venedig, leicht bewölkt 28 Warschau, leicht bewölkt 26 Wien, wolkenlos 27 Zürich, leicht bewölkt 29

Deutschland

Ort Wetter Grad

Aachen, leicht bewölkt 27 Arkona, stark bewölkt 21 Augsburg, leicht bewölkt 28 Berlin, leicht bewölkt 31 Bremen, wolkig 28 Brocken, wolkig 21 Cottbus, leicht bewölkt 31 Cuxhaven, leicht bewölkt 23 Dresden, leicht bewölkt 30 Düsseldorf, leicht bewölkt 29 Erfurt, leicht bewölkt 29 Feldberg/Schw., leicht bewölkt 21 Feldberg/Ts., leicht bewölkt 25 Fichtelberg, leicht bewölkt 22 Frankfurt/M., leicht bewölkt 31 Freiburg, leicht bewölkt 30 Freudenstadt, leicht bewölkt 27 Garmisch, leicht bewölkt 28 Hamburg, wolkig 26 Hannover, wolkig 30 Helgoland, leicht bewölkt 19 Karlsruhe, leicht bewölkt 32 Kassel, leicht bewölkt 29 Kempten, leicht bewölkt 28 Köln-Bonn, leicht bewölkt 29 Konstanz, leicht bewölkt 28 Leipzig, leicht bewölkt 30 Lübeck, stark bewölkt 28 Lüchow, wolkig 30 Magdeburg, leicht bewölkt 32 Mannheim, leicht bewölkt 31 Mühldorf, wolkenlos 28 München, leicht bewölkt 28 Münster/Osnabrück, wolkig 28 Neubrandenburg, wolkig 29 Norderney, leicht bewölkt 24 Nürnberg, leicht bewölkt 30 Oberstdorf, leicht bewölkt 29 Passau, wolkenlos 29 Rostock, stark bewölkt 23 Schleswig, wolkig 25 Schwerin, wolkig 28 Stuttgart, leicht bewölkt 29 Sylt, stark bewölkt 21 Wasserkuppe, leicht bewölkt 24 Wittenberg, wolkenlos 32 Würzburg, leicht bewölkt 30 Zugspitze, leicht bewölkt 13 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.

Sonnenaufgang 5.40 Uhr

Sonnenuntergang 21.23 Uhr

Mondaufgang 23.27 Uhr

Monduntergang 12.49 Uhr

Heute in die Burg zur "Scheherazade"

Soweit man den Wetterfröschen trauen kann, wird uns heute noch einmal das hochsommerliche Wetter dervergangenen Tage beschert. Gegen Abend sollen ja ein paar Wolken aufziehen, aber das kann uns eigentlich ganz recht sein - etwa wenn wir im romantisch angestrahlten Burggraben von Dreieichenhain sitzen und den Klängen der Lettischen Philharmonie lauschen, die unter der Leitung des Festspieldirektors Herbert Gietzen musiziert.

Keine Angst, es wird keine schwere Kost geboten an diesem warmen Sommerabend: Das erste Klavierkonzert (mit den drei abwärtsführenden Akkordschlägen zu Beginn) ist ja zwar recht effektvoll aufgebaut aber nicht gerade so eindrucksvoll, daß es uns den Genuß am schönen Abend und die Ruhe nehmen könnte, sondern doch eigentlich eine Musik, zu der man die Beine so ganz gemütlich langmachen kann. Flügel-Mann ist der 1. Preisträger des Tschaikaowsky- Wettbewerbs in Moskau, J. Rivkin, ein Künstler also von dem einiges zu erwarten ist. Nicht anders verhält es sich mit Rimskij-Korsakows Sinfonischen Dichtung "Scheherazade" - die Dame die so gut plaudern konnte...

Rimskij-Korsakow war ein Meister der Invention und der Instrumentation (seinem Kollegen Mussorgsky hat er ja den ganzen "Boris Godunow" instrumentiert). Und weil Meister Korsakow schon die impressionistische Auflösungen der Akkorde kannte, ist die "Scheherazade" allein musikgeschichtlich schon ein hochinteressantes Stück, in dem das Orchester alle Hände voll zu tut hat. Ein Stück, bei dem man so bestens zeigen kann, was ein Orchester drauf hat. Da geht ganz schön die Post ab (Beginn um 20. 15 Uhr). wp

KRONBERG/KÖNIGSTEIN. Auf VW- Golfs hat sich offenbar ein Automarder spezialisiert, der zur Zeit in Kronberg und Königstein unterwegs ist. In Oberhöchstadt knackte er nachts immer auf die selbe Art fünf Wagen und nahm die Autoradiorecorder mit. Auf dem Rathausparkplatz in Kronberg wurde am hellen Mittag zwischen 12.30 und 13 Uhr ein Golf aufgebrochen und ebenfalls seines Radiorecorders beraubt. In der Limburger Straße in Königstein fand der Autoknacker nichts, was ihn im Golf zum Mitnehmen gereizt hätte. Außerdem wurde im Ölmühlweg ein Opel-Kadett aufgebrochen, jedoch nichts gestohlen. Die Polizeistation in Königstein bittet um Hinweise. w

Bayernwerk macht für Osteuropa mobil

jk FRANKFURT A. M. Das Bayernwerk hat für die Planung und Umsetzung energiewirtschaftlicher Projekte außerhalb Deutschlands eine neue Tochter mit der Bezeichnung Euro-Bayernwerk gegründet. Sie soll sich vor allem in Osteuropa tummeln und von dort Aufträge auf allen Gebieten der leitungsgebundenen Energieträger Strom und Gas hereinholen. Dabei ist je nach Bedarf an selbständiges Vorgehen oder an eine Zusammenarbeit mit der Electricité de France und der Veba-Tochter Preussenelektra gedacht, mit denen sich die Münchner vor einigen Monaten zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben, um bei der Sanierung und dem Aufbau einer leistungsfähigen Energieversorgung in Osteuropa den Fuß mit in der Tür zu haben.

Die Aufgabe der neuen Euro-Tochter beschränkt sich auf die Planung und Vorbereitung von Vorhaben. Teilhaber an den Projekten wird das Bayernwerk jedoch selbst sein.

Nach Darstellung von Vorstandsmitglied Eberhard Wild machen die Kosten für die Sanierung der osteuropäischen Energieversorgung bis zu 60 Milliarden Mark aus. Alle 68 stromerzeugenden wie auch die 40 im Bau befindlichen Kernkraftwerke seien nach deutschen Standards nicht genehmigungsfähig. Keine Chance für eine Nachrüstung sieht er für die 16 noch arbeitenden "nuklearen Zeitbomben" vom Typ Tschernobyl.

Leichtathletik-Jugendmeisterschaften Völker war schnell

Michael Völker vom Offenbacher LC lief aus heimischer Sicht während der Deutschen Jugendmeisterschaften der Leichtathleten in Mönchengladbach vorneweg. Der 19jährige schrammte als Vierter über 5000 Meter am Medaillenrang vorbei. Den Junioren-EM-Teilnehmer 1991 über 15 Kilometer war's eher eine Kurzdistanz, 14:58,14 Minuten können sich sehen lassen.

Die gleiche Strecke, allerdings gehenderweise legte Michael Stein vom TV Groß-Gerau zurück. In 26:01,61 Minuten blieb er jedoch unter seinen Möglichkeiten und wurde Zehnter. Nicht über den Vorlauf hinaus kam der B-Jugendliche Malte Frees von der LG Seligenstadt. 39,51 Sekunden lieferte er über 300-Meter-Hürden ab, auch er war schon schneller. Vereinskamerad Matthias Kühn steiß in der gleichen Altersklasse die Kugel auf 15,83 Meter. Eine schwereres Gewicht hatte sich der 18jährige Seligenstädter Boris Eckardt mit der A-Jugend-Kugel aufgeladen. Mit 15,81 Metern kann er zufrieden sein. Heike Möller vom Offenbacher LC landete über 3000 Meter auf Rang 20 (10:33,44 Minuten). ih

Fachhochschule in einer Hanauer Kaserne?

HANAU. Stadtbaurat Jürgen Dressler macht sich Hoffnung auf eine Dependance der Fachhochschule Frankfurt in einer der frei werdenden Kasernen des Hanauer Lamboygebiets. Das habe ein Gespräch mit Vertretern der Hanauer Großbetriebe und dem Fachhochschulrektor Johann Schneider ergeben. Großbetriebe und Frankfurter Fachhochschule arbeiteten bereits zusammen auf den Gebieten Vakuum- und Kunststofftechnologie.

Eine eigenständige Hanauer Fachhochschule habe Schneider als schwer finanzierbar bezeichnet, eine Dependance sei realistischer. Dies auch deswegen, weil der Frankfurter FH Räume fehlten.

Dressler setzt auf die Hochschul-Strukturkommission, die die hessische Wissenschaftsministerin Evelies Mayer ins Leben rief, und auf ein weitergehendes Gespräch mit Schneider. Über ideelle Zustimmung hinaus habe die Hanauer Wirtschaft bisher nicht signalisiert, sich auch finanziell an einer FH-Dependance zu beteiligen und damit dem Vorbild von Ruhrgebietsstädten nachzueifern, erklärte Dressler. him

DLRG lädt zur Salmonellen-Party

GROSS-GERAU. Zum "Seefest" lädt fürs kommende Wochenende 24. bis 26. Juli die Groß-Gerauer DLRG-Gruppe an den Hegbachsee ein. Mit dieser "Salmonellen-Party" weisen die Lebensretter alljährlich auf den problematischen Zustand des Gewässers hin, an dem seit über zehn Jahre Badeverbot besteht und noch keine Sanierung in Sicht ist.

Der See liegt je zur Hälfte in der Gemarkung von Groß-Gerau und Nauheim und wird durch Einleitungen im Oberlauf des Hegbaches verschmutzt. Auf dieses Problem will die DLRG hinweisen und die Politiker zur Abhilfe auffordern. cas

36jähriger Übersiedler ertrank im Nidda-Stausee

SCHOTTEN. Ein 36jähriger Übersiedler aus Kasachstan ist am Wochenende im Nidda-Stausee bei Schotten (Vogelsbergkreis) ertrunken. Wie die Polizei am Montag mitteilte, hatte der in Büdingen (Wetteraukreis) lebende Mann versucht, den See zu durchschwimmen. Nach Berichten von Augenzeugen war er in der Mitte des Sees plötzlich untergegangen.

Kurverwaltung beobachtet Trend zum Sole-Wickel

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Als Alternative zu den klassischen Moor- und Fango-Packungen bei chronisch rheumatischen Beschwerden werden in Bad Soden-Salmünster immer mehr Sole-Wickel verabreicht, teilt die Kurverwaltung mit. Sie hätten sich im Heilbad mittlerweile zur beliebtesten Form der Sole-Therapie entwickelt.

Die Wickel kommen insbesondere dort zur Anwednung, wo Sole-Vollbäder nicht zur Erwärmung des gesamten Körpers mit Erhöhung der Kerntemperatur und Schweißabsonderung führen soll. Dies gilt vor allem für Patienten mit Herz- und Kreislaufbeschwerden.

Die Sole-Wickel mit ihren löslichen Natrium-Chlorid-Inhaltsstoffen können auch zur Einzelbehandlung erkrankter Körperteile, wie beispielsweise dem Schulter- Arm-Bereich oder der Wirbelsäule eingesetzt werden. jan

KRONBERG. Durch Beobachtungen von Zeugen hofft die Polizei in Königstein einem Autofahrer auf die Spur zu kommen, der im Kastanienweg in Oberhöchstadt am Montag oder Dienstag vergangener Woche einen geparkten Personenwagen anfuhr und so stark beschädigte, daß die Reparatur mindestens 2 000 Mark kosten wird. Er fuhr davon, ohne sich um den angerichteten Schaden zu kümmern, heißt es im Polizeibericht. w

Keine Bänke auf der Freßgass' Gittersitze wurden abmontiert und nicht wieder aufgestellt

"Vielleicht wollen die, daß man in der Freßgass' gar nicht mehr auf Bänken sitzen kann, ohne was zu verzehren. Vielleicht sollen wir auf diese Weise alle in die Gaststätten getrieben werden?" FR-Leser Heiko G. umschreibt auf solche Weise sarkastisch seinen Zorn über jene fehlenden Drahtgitter-Bänke in der beliebten Innenstadt- Meile, die dort seit Monaten abmontiert sind und, an den Bäumen angelehnt, nutzlos herumstehen.

Auch Heide E. rief in der FR-Redaktion an. Sie vermutet, daß die Bänke den Geschäftsleuten im Wege waren, als diese dort zum Frühlingsfest vom 27. Mai bis 5. Juni ihre Stände und Buden aufstellten. "Irgendeiner muß doch nun zuständig sein, der die Dinger auch wieder anschraubt", sagt Frau E. ärgerlich.

Ihre Bemühungen, im Rathaus fündig zu werden, schlugen fehl. Sie wurde immer weiterverbunden, wie weiland zu München der Buchbinder Wanninger. Und auch am Dienstag warteten die Sitzbänke noch immer darauf, wieder an die flachstehenden Stahlbügel angeschraubt zu werden, die gegenwärtig gern von Radfahrern zum Festmachen ihrer Fahrzeuge zweckentfremdet werden. Es mögen zehn bis 20 Plätze sein, die auf diese Weise fehlen.

Der Lokalredaktion erging es bei den Recherchen nicht viel besser als Heide E.. Ein Vorstandsmitglied der "Fressgass'-Anliegergemeinschaft" erklärte nur, daß er sich nach dem Urlaub ebenfalls an dem Bild der fehlenden Bänke gestört habe. Näheres könne er aber nicht sagen. Man werde das Thema in der nächsten Sitzung besprechen.

Die FR, zuerst vom Gartenamt an das Verkehrsamt, vom Verkehrsamt an das Straßenbauamt verwiesen, erfuhr lediglich, daß letztlich doch das Gartenamt zuständig sei, die betreffenden Leute mit dem nötigen Anschlußwissen aber "erst morgen gehört werden können". Angeblich seien nicht die Anlieger schuld, sondern die Sitzgitter seien wegen der Baustelle abgeschraubt worden. Bei einigen sei auch die Kunstoffbeschichtung beschädigt, so daß sie erneuert werden müßten.

Doch auch dies stimmt nur teilweise. Denn es fehlen auch im mittleren Bereich die Sitzgelegenheiten, dort, wo keine Baustelle war.

Wer immer auch "amtlich" zuständig sein mag: Für die vielen Menschen, die gerade bei der gegenwärtigen Hitze mal eine Rast ohne Gasthaus- und damit Verzehr-Zwang einlegen wollen, vielleicht auch nach einem Einkaufsbummel, sind Bänke, die senkrecht an Bäumen stehen, ein Ärgernis.

Man darf gespannt sein, wie lange die Stadt braucht, um den Zuständigen zu finden, der die grünen Gitter schleunigst wieder funktionsfähig macht und sie ihrer (waagrechten) eigentlichen Bestimmung zuführt. Zumindest bis zum nächsten Fest. -vau

Briefe an die Redaktion "Gute Förderung oder Aufbewahrungsplatz"

In Kriftel droht 20 Jungen und Mädchen nach den Sommerferien keinen Platz im Kindergarten zu bekommen, wie die FR am 17. Juli berichtete ("Platz in Kindergarten reicht erstmals nicht aus"). Streitpunkt ist die Regelung, nicht mehr als 20 Kinder pro Gruppe aufzunehmen. Während Eltern, deren Kinder einen Platz haben, und Erzieher daran festhalten, will die Gemeinde die Einheiten aufstocken, damit alle unterkommen. Zu dem Konflikt schrieb uns der Elternbeirat des "Linsenberg"-Kindergartens:

"Zunächst einmal wundert es uns sehr, daß die genannte Mutter erst jetzt aktiv wird: Seit März 92 ist bekannt, daß das Kigaplatzangebot nicht ausreichen wird. Als wir versuchten, die betroffenen Mütter zu organisieren, meldete sich eine einzige Mutter, nicht jedoch Frau Kühner. Die betroffenen Eltern hielten es, außer einigen Ausnahmen, nicht für notwendig, eine gemeinsame Lobby zu bilden.

Schließlich muß man sich als Eltern aber auch fragen, was man haben möchte: eine gute Förderung für mein Kind oder einen Aufbewahrungsplatz. Im Moment stehen bei einer Erzieherin pro Gruppe zwölf Minuten Zeit pro Kind zur Verfügung. Davon gehen alle Elterngespräche, Telefonate, etc. ab. Jedes weitere Kind pro Gruppe verringert diese Zeit nochmals. Ein pädagogisch gut betreuter Kiga kann so zu einer Aufbewahrungsanstalt degradiert werden. Dies kann auch nicht im Interesse der betroffenen Eltern sein.

Darüber hinaus wird das Problem - zu wenig Kindergartenplätze - nicht das Problem eines Jahrgangs sein, sondern auf Jahre hinaus aktuell bleiben; immerhin werden in Kriftel immer neue Baugebiete erschlossen, während ein neuer Kiga nicht geplant ist.

Die Kindergärten in Kriftel sind nur für eine bestimmte Kapazität zugelassen. Durch weitere Aufnahmen werden diese Kapazitäten überschritten. Aufnahmen sind also im Moment auch rein rechtlich nicht zulässig. Damit wird deutlich, daß es nicht nur an den Trägern, den Eltern und den Erzieherinnen liegt, sondern auch an der rechtlichen Situation. Hätten sich die zitierten Personen vorher informiert oder sich einmal an die Elternbeiräte gewandt, wären ihnen diese Fakten bekannt gewesen. Zu Gesprächen stehen wir selbstverständlich immer noch zur Verfügung."

Birgit Lindner Humboldtstraße 4 Kriftel

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Auf einen Blick

Seite I

"FR-mobil" besuchte Bad Vilbels Kleingärtner am Ritterweiher, die schon lange ökologisch wirtschaften.

Seite III

Kaum angekommen und schon fröhlich unterwegs: die jungen ukrainischen Gäste in Bad Vilbel.

Seite IV

Lokalsport: Realistisch geht der FV Bad Vilbel am Freitag die große Herausforderung Fußball-Oberliga an.

Goldsucher vergiften Pantanal

RIO DE JANEIRO, 20. Juli (epd). Goldsucher haben die Gewässer des Sumpfgebietes Pantanal im Westen Brasiliens nach Untersuchungen von Wissenschaftlern hochgradig mit Quecksilber verseucht. Fische wiesen bis zu 2,5 Milligramm Quecksilber pro Kilo Muskelgewebe auf, Vögel bis zu vier Milligramm, teilte das "Landwirtschaftliche Forschungszentrum des Pantanal" jetzt mit. Damit betrügen die Konzentrationen ein Mehrfaches von 0,5 Milligramm.

Nach Angaben des Agrarwissenschaftlers Luiz Marques Vieira setzten Goldsucher (Garimpeiros), die bis vor kurzem in großer Zahl bei Pocone südlich der Stadt Cuiaba tätig waren, Quecksilber als Scheidemittel ein. Das Quecksilber stellt nach den Worten Marques eine ernste Gefahr für die Gesundheit der Einwohner dar, da Fische zu ihrer täglichen Nahrung gehören.

Namen der Todeskandidaten im Notizbuch

Das Trostloseste an der sizilianischen Szene ist die stumpfsinnige Wiederholung: Vor acht Wochen starb auf der Autobahn zwischen dem Flughafen Punta Raisi und Palermo der Untersuchungsrichter Giovanni Falcone zusammen mit fünf Beamten seiner Eskorte, zerrissen von einer ferngezündeten Bombe. Am Sonntag starb in Palermo vor dem Haus der Via D'Amelio 21 der Untersuchungsrichter Paolo Borsellino (dpa-Bild) zusammen mit fünf Beamten seiner Eskorte, zerrissen von einer ferngezündeten Bombe.

Beide Juristen waren im Herrschaftsbereich der Mafia aufgewachsen. Beide waren Freunde geblieben und hatten die "Ehrenwerte Gesellschaft" das Fürchten gelehrt. In mehreren aufsehenerregenden Prozessen war es ihnen gelungen, Dutzende von Mafia-Bossen hinter Gitter zu bringen. Doch der Staat verstand es nicht, sie vor der Unterwelt zu schützen. "Jetzt ist alles aus. Da helfen keine Untersuchungen mehr, keine anderen Mittel. Was soll ich jetzt noch tun?" fragte Borsellino nach dem Tod des Freundes. Mitte dieser Woche wird auch Borsellino begraben.

Als die schwarze Rauchsäule am Sonntag abend verzogen war, glich die Straße mit den hohen alten "palazzi" einem vom Krieg betroffenen Viertel Beiruts. Der alte Fiat 600, in dessen Bauch die Mafia die 50-Kilo-Bombe gezündet hatte, flog in mehreren Teilen 30 Meter durch die Luft. Die umliegenden Wohnhäuser waren beschädigt bis hinauf zum zehnten Stockwerk. Die Autos im weiten Umkreis hatten nur noch Schrottwert. Zum Glück für die Bevölkerung schlugen die Killer an einem ruhigen Sonntag zu. Sonst wäre die Zahl der Opfer höher gewesen.

Was vom Richter und seinen fünf Begleitern übrigblieb, reichte kaum für ihre Identifizierung. Ein sechster Polizist kam verletzt und schwer geschockt davon. Er hatte die Aufgabe, den Verkehr umzuleiten, während Borsellino in der Wohnung der Schwester seine Mutter besuchte. "Eine offenkundige Nachlässigkeit", rügte Justizminister Claudio Martelli die Sicherheitsbehörden. Wie hatten sie zulassen können, daß der von der Mafia gehaßte Jurist an zwei Dutzend geparkten Autos vorbei zu seinen Angehörigen gehen mußte?

Die Polizeibeamten von Palermo reden nicht mehr durch die Blume. "Wir sind es leid, wie Schlachtvieh umgebracht zu werden", protestieren sie und drohen, künftig den Geleitschutz für gefährdete Politiker zu verweigern. Sie ziehen sich nicht ängstlich zurück, sondern fordern den Krieg gegen die Mafia, am besten gleich mit der Todesstrafe. Der Staat reagiert zunächst mit symbolischen Aktionen. Ucciardone, das große Gefängnis von Neapel, in dem viele zu lebenslang verurteilte "Mafiosi" sitzen, wird seit Montag von Militär bewacht. Doch die Mafia findet noch Zeit, die Diener der Republik zu verspotten. Während die Richter erregt darüber diskutieren, wie es weitergehen soll, kommt telefonisch ein oft gehörter Alarm: "Bombe im Justizpalast". Wie zu erwarten, ergibt eine Routineuntersuchung kein Ergebnis. Doch die Atmosphäre ist gespannt wie noch nie.

Giuseppe Ayala, auch er ein bewährter Antimafia-Richter, der seit drei Monaten allerdings als Deputierter in Rom arbeitet, war einer der ersten am Tatort. Doch er hat sein kühles Urteil nicht verloren. "Die Mafia ist zu solchen Gewaltakten gezwungen", analysiert er. "Wenn wir uns mit Eskorte in gepanzerten Fahrzeugen bewegen, können sie uns nur mit einer Bazooka abschießen oder mit einer Bombe in die Luft sprengen." Von Notstandsmaßnahmen hält er nichts: "Einem Phänomen, das älter ist als die italienische Einigung, müssen wir Tag für Tag in zähem Kampf begegnen. Ein Notstand wird bald wieder aufgehoben, wenn der Druck nachläßt."

Auch die aus Sardinien stammende Emanuela Loi hatte ein solch solides Ringen gegen das organisierte Verbrechen im Sinn. "Ich wußte, daß diese Aufgabe besonders gefährlich ist", sagte die Polizistin in Begleitung Borsellinos. "Doch ich habe den Beruf gewählt, deshalb kann ich mich nicht zurückziehen, wenn es brenzlig wird."

Wie brenzlig es wirklich ist, der Mafia die Stirn zu bieten, weiß niemand besser als Antonino Calderone. Auch er war jahrzehntelang ein "Pate". Weil seine "Familie" aber zu den Verlierern gehört, entschloß er sich vor Jahren schon, mit Falcone und Borsellino zusammenzuarbeiten.

Nach der Ermordung Falcones schilderte er die Macht der "Ehrenwerten Gesellschaft" in dramatischen Tönen: "Ich habe keinen Zweifel, der nächste Schlag kommt bald. Das Opfer kann ein Richter sein, ein Polizist oder ein Minister. Ihre Namen stehen alle in einem Notizbuch und warten darauf, abgehakt zu werden." HORST SCHLITTER (Rom)

Trägerverein der WfB wählt seinen Vorstand

RÜSSELSHEIM. Der Trägerverein der Werkstätten für Behinderte (WfB) Rhein-Main tritt zur Jahreshauptversammlung am Montag, 3. August, 20 Uhr, in den Werkstatträumen, Rüsselsheim- Königstädten, Elsa-Brandström-Allee, zusammen. Der Verein unterhält Werkstätten in Königstädten und Biebesheim. Im Gespräch ist eine weitere Einrichtung in Mörfelden-Walldorf. Bei der Jahreshauptversammlung stehen Berichte und Vorstandswahlen auf der Tagesordnung, war von der Vorsitzenden Herta Max zu erfahren. cas

Blutspendeaktion: DRK: Die größte in Hessen

RONNEBURG / MAIN-KINZIG- KREIS. Die "größte Blutspendeaktion Hessens" - so das Deutsche Rote Kreuz in einer Mitteilung - ist für Sonntag, 9. August, im Jugendzentrum Ronneburg geplant. An der Veranstaltung beteiligen sich auch der Main- Kinzig-Kreis und das Magazin "Motorradfahrer". Von 10 bis 16 Uhr erwartet das Rote Kreuz vor allem Zweiradfahrer als Blutspender. hok

Rote Lampen in den Wohnungen In der Toleranzzone ist den Mietern nicht mehr zu helfen

"Die Stadt", sagt Martin Reinel enttäuscht, "unternimmt gar nichts." - Michael Kummer, der Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), unterdrückt nur mühsam einen Fluch, wenn er das hört. Der Pfarrer der evangelischen Weißfrauengemeinde und der städtische Beamte reagieren gleich emotional beim selben Thema: Es geht um fünf städtische Bebauungspläne, die das bedrohte Wohnen im Bahnhofsviertel sichern sollen. Der weitaus größte Anteil des Quartiers ist rechtlich als "mk"- ("Misch-Kern-") Gebiet beschrieben - und da genießt Wohnraum überhaupt keinen Schutz.

Als Anfang der 80er Jahre die Banken und Dienstleistungskonzerne ein Haus nach dem anderen im Bahnhofsviertel aufzukaufen begannen, versprach der damalige Planungsdezernent Hans Küppers (CDU) die fünf Pläne - in ihnen soll ein Anteil von Wohnraum von 25 Prozent aufwärts rechtlich festgeschrieben werden: Mehr Sicherheit für die Mieter.

Zehn Jahre gingen ins Land, Konzerne kaufen weiter auf, Büros rücken vor - für die fünf Pläne gibt es fünf Aufstellungsbeschlüsse. Zur Rechtskraft der Papiere bleibt ein weiter Weg.

Und seit gestern dürfen zumindest die Bewohner des großen Gevierts Weserstraße / Taunusstraße / Moselstraße / Niddastraße nicht mehr auf Hilfe durch den rot-grünen Magistrat hoffen: Referent Kummer erklärt ganz offiziell, daß der entsprechende Bebauungsplan-Entwurf "auf Eis liegt". Denn die Straßen markieren genau die Grenzen der vor drei Wochen genehmigten Toleranzzone für Prostitution - die aber und ein Wohngebiet schließen sich nach Ansicht der Stadt aus. Mit anderen Worten: Der Umwandlung weiterer Wohnhäuser in Bordelle setzt die Kommune dort nichts entgegen.

Es bleiben übrig die B-Pläne 500 (Elbestraße und Umfeld), 527 (Wiesenhüttenplatz), 528 (Mainluststraße) und 529 (Neckarstraße). Mit ihnen beschäftigt sich im Stadtplanungsamt eine Mitarbeiterin. "Das ist absoluter Luxus, weil die Kollegin sich nur darauf konzentriert", sagt Referent Kummer. Bei den anderen 90 "dringlichen" Bebauungsplänen, die der Magistrat vor sich herschiebt, sei die Lage viel schlechter.

Fazit: Noch 1992, hofft Kummer, präsentiert die Stadt den Bürgern die vier Planwerke in der offiziellen "Offenlage". jg

Wieder Ruhe in Bristol

LONDON, 20. Juli (AFP). Nach drei Nächten gewalttätiger Unruhen ist in Bristol wieder Ruhe eingekehrt. In der Nacht zum Montag habe es keinen Zwischenfall mehr gegeben, teilte die Polizei mit. Die 60 Personen, die am Wochenende festgenommen worden waren, wurden am Montag dem Haftrichter in Bristol vorgeführt.

Die Unruhen in dem Arbeiterviertel Hartcliffe hatten in der Nacht zum Freitag begonnen, nachdem zwei junge Männer, die ein Polizeimotorrad für eine Spritztour gestohlen hatten, beim Zusammenstoß mit einem Polizeiauto getötet wurden. Am Wochenende plünderten daraufhin mehrere hundert junge Leute in Hartcliffe Geschäfte, steckten Fahrzeuge in Brand und bewarfen Polizisten und Feuerwehrleute mit Steinen und Molotow-Cocktails.Erich Pipa bietet wieder Sprechstunde an

MAIN-KINZIG-KREIS. Der Erste Kreisbeigeordnete Erich Pipa bietet am Donnerstag, 30. Juli, ab 17 Uhr in seinem Dienstzimmer (Landratsamt Hanau, Altbau, erster Stock) wieder eine Sprechstunde zu Themen aus dem Sozial- und Bauwesen an.

Anmeldungen nimmt Pipas Vorzimmer unter der Telefonnummer 0 61 81 / 29 22 15 entgegen.

Rekord: 45 000 Menschen erlebten das Rosenfest

BAD NAUHEIM. Mehr als 45 000 Menschen waren am Sonntag nach Steinfurth gekommen, um das Rosenfest zu sehen, teilt die Polizei mit. 9500 Autos und 80 Busse zählten die Beamten. Viele waren aber auch mit der Bahn oder dem Fahrrad nach Steinfurth gekommen, fiel der Polizei auf.

Viele Besucher litten unter der Hitze. Die Hilfsdienste mußten 22 "erhitzten Besuchern Hilfe leisten", so der Polizeibericht.

Zwei Kinder gingen verloren, konnten aber wohlbehalten zu ihren Eltern zurückgebracht werden. ieb

Gartengewerkschaft redet mit IG Bau über mögliche Fusion

ulf FRANKFURT A. M., 20. Juli. Die IG Bau-Steine-Erden und die Gewerkschaft Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft (GGLF) führen zur Zeit Gespräche darüber, ob und wie eine Kooperation beider Organisationen möglich und sinnvoll ist. Die Vorstände beider Gewerkschaften berieten am Montag in Frankfurt am Main auch über Möglichkeiten einer Fusion, wie sie die IG Bergbau und die IG Chemie anstreben. Der Pressesprecher der IG Bau, Werner Köhler, sagte auf Anfrage, die Beratungen würden im Zusammenhang mit der Diskussion über eine Strukturreform des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) geführt. Sie sollten auf Geschäftsführer-Ebene weitergeführt werden.

Nach Köhlers Worten gibt es zwischen beiden Gewerkschaften "durchaus Berührungspunkte", zum Beispiel im Garten- und Landschaftsbau. Mögliche weitere Ansatzpunkte würden nun "im Detail" erörtert. Die IG Bau hat nach eigenen Angaben 750 000 Mitglieder, die GGLF 130 000.

EKD-Männerarbeit wird von Kassel aus organisiert

KASSEL. Die Männerarbeit der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) wird künftig nicht mehr von Frankfurt, sondern von Kassel aus organisiert: Die Geschäftsstelle dieses kirchlichen Arbeitsbereichs, in der drei Referenten und vier Verwaltungsangestellte tätig sind, wird nach Angaben des Evangelischen Pressedienstes am 1. September in der Kasseler Innenstadt (Garde-du-Corps- Straße 7) neu eröffnet.

Die Männerarbeit der EKD ging ursprünglich aus der kirchlichen Erwachsenenbildung hervor. Neben Diskussionen zu politischen und gesellschaftlichen Themen bieten die Landeskirchen heute Gesprächskreise an, in denen Männer ihre Rolle als Ehepartner, Väter und Berufstätige reflektieren können. Die EKD-Geschäftsstelle Männerarbeit unterhält seit 1991 auch Kontakte zu den Kirchen in den neuen Bundesländern.

Als Grund für den Umzug nannte Geschäftsführer Martin Rosowski die Entwicklung von Mieten und Löhnen im Rhein-Main-Gebiet. ebo

Aussiedler müssen warten

sp HANNOVER, 20. Juli. Beim Bundesverwaltungsamt in Köln liegen nach Angaben des niedersächsischen Ministers für Bundes- und Europaangelegenheiten, Jürgen Trittin (Grüne), rund 400 000 unerledigte Anträge von Deutschstämmigen aus Osteuropa, die nach Deutschland einwandern wollen. Seit Juli 1990 wurden, wie Trittin am Montag in Hannover berichtete, insgesamt 880 000 Anträge gestellt, zumeist aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Nur 280 000 davon seien bisher abschließend bearbeitet worden, rund 200 000 befänden sich zur Zeit auf dem Weg durch die Behörden, teilte der Minister mit.

Trittin warnte davor, die leicht rückläufigen Aufnahmezahlen (93 000 im ersten Halbjahr 1992 gegenüber 110 000 im gleichen Zeitraum des Vorjahrs) als Anzeichen einer nachlassenden Aussiedlerbewegung mißzuverstehen; einzige Ursache sei der "in Köln selbstgeschaffene Antragsstau". Trittin warf der Bundesregierung vor, die Öffentlichkeit über den Umfang der bevorstehenden Integrationsaufgaben zu täuschen.

Energiemobil des Kreises: Beratungsteam wieder auf Tour

MAIN-KINZIG-KREIS. Das Energiemobil des Main-Kinzig-Kreises geht im August wieder mit seinem Beratungsteam auf Tour durch die Region. Die Stationen sind: Donnerstag, 6. August, vormittags in Schlüchtern-Gundhelm, nachmittags von 13 bis 16 Uhr in Schlüchtern-Hutten. In der Gemeinde Joßgrund steht das Mobil am Dienstag, 11. August, vor dem Rathaus im Ortsteil Oberdorf.

Am Donnerstag, 13. August, rollt der Beratungsbus auf den Hanauer Marktplatz. Der Platz vor dem Bürgertreff in Schöneck-Kilianstädten wird am Dienstag, 18. August, angefahren. Schließlich macht das Energiemobil am Dienstag, 25. August, in Linsengericht-Eidengesäß vor dem Postamt Station. hok

Die einzige Chance

Es hat den Anschein, als könne niemand diesem Monstrum Mafia etwas anhaben. Lange Zeit galt es für Sizilianer als Ehrensache, die auch "Cosa nostra" genannte Verbrecherorganisation als "unsere Sache" anzusehen. Wer einen Mafioso verpfiff, riskierte nicht nur sein Leben. Er galt unter seinen Landsleuten auch als unehrenhaft.

Diese Einstellung hat sich geändert, seit die "Familien" durch den Drogenhandel an das ganz große Geld gekommen sind, und damit jede Spur von Menschlichkeit verloren haben. Die Mehrheit der Sizilianer wünscht sich einen entscheidenden Schlag gegen die Unterwelt. Doch wer soll diesen Schlag führen? Polizisten, Politiker und Richter, besonders die tüchtigen und anständigen unter ihnen, sind der Mafia immer wieder zum Opfer gefallen.

Und doch ist der Staat in der Lage, das Monstrum zu besiegen, so wie er den Terrorismus besiegte. Der blindwütige Doppelschlag gegen die Richter Falcone und Borsellino läßt aufhorchen. Beide standen sie kurz davor, an die Spitze der Superbehörde zur Bekämpfung der allmächtigen "Familien" gesetzt zu werden. Beide Male waren die Killer schneller. Doch ihre Eile zeigt, daß die Bosse einen zentral gesteuerten Kampf fürchten. Nur durch die Konzentration aller Kräfte, wie Präsident Scalfaro es beschwörend forderte, ist ein Erfolg möglich. sir (Rom)

Nicht nur das Autofahren, auch das Reparieren wird immer teurer Preise zogen nach der Lohnerhöhung an / Gefragt ist in der Werkstatt nicht mehr der Tüftler, sondern der Computer-Spezialist

Nach der Lohnerhöhung im Juli von 6,5 Prozent haben die Preise in vielen Autowerkstätten kräftig angezogen. 100 Mark die Stunde sind keine Seltenheit mehr, wie der Hauptgeschäftsführer der Kraftfahrzeug-Innung, Claus Kapelke, am Montag bestätigte. Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) warnte davor, aus Sparsamkeit Reparaturen selbst vorzunehmen. Dies könne leicht zu Lasten der Sicherheit gehen.

Weil die Autos immer komplizierter werden und nur noch mit teuren Computern untersucht werden können, bleiben die kleinen "freien" Werkstätten auf der Strecke.

122 Mark ohne Mehrwertsteuer werden zum Beispiel bei Mercedes für die Stunde verlangt. In der Hanauer Landstraße, bei BMW, sind es 108 Mark für die "mechanische Instandhaltung", 115 Mark für Spengler- und Lackierarbeiten. Mit 85 Mark pro Stunde, ebenfalls ohne Mehrwertsteuer, gibt man sich in einer VW-Vertragswerkstatt in Höchst beim billigsten Modell, dem Polo, zufrieden. Bei teureren Modellen kostet die Stunde entsprechend mehr, der Durchschnittspreis beträgt 95 Mark.

Mit einem wahren Traumpreis von 40 Mark pro Stunde kann dagegen Jürgen Neumeister in seinem Ein-Mann-Betrieb aufwarten. Allerdings bringt der 52jährige hauptsächlich ältere Wagen bis "Baujahr '85, '86" auf Vordermann. "Ich repariere alles, was kommt. Wenn allerdings jemand mit seinem Mercedes 500 vorfährt und ihn an den Computer hängen will - da muß ich passen."

Nach Einschätzung von Hauptgeschäftsführer Kapelke nehmen die "freien" Werkstätten im Schnitt etwa 70 Mark. Wie viele es im Vergleich zu den Fachwerkstätten gibt, ist nicht bekannt. Insgesamt sind bei der Innung 420 Betriebe registriert.

Bei den Betreibern "freier" Werkstätten handele es sich "teilweise um sehr, sehr gute Handwerker", räumt Kapelke ein. "Sonst könnten die nicht erst einen Opel, dann einen BMW und dann einen Ford reparieren." Doch sobald es an die Elektronik gehe, "kommen die nicht weiter". Da ist dann nicht mehr der Tüftler gefragt, sondern der Spezialist, der mit den teuren Computern und Spezialgeräten umgehen kann.

Für viele Werkstätten war die Lohnerhöhung vom 1. Juli nur der Anlaß, noch einmal nachzukalkulieren. Mit jetzt 15,53 Mark brutto die Stunde im ersten Berufsjahr und einem Monatseinkommen von später maximal 3400 Mark Tariflohn erhält der Kfz-Mechaniker nur ein Bruchteil dessen, was dem Kunden in Rechnung gestellt wird. Mit jedem neuen Modell müssen neue Computer angeschafft werden. "Und die", so Kapelke, "kosten ein Heidengeld."

Auch der Umweltschutz verschlingt hohe Summen. Immer mehr Teile werden "recycelt": "Wir zahlen für jeden Reifen, jeden Kotflügel."

"Selbermachen", so die Experten, kann man an neuen Autos "im Grunde genommen gar nichts mehr." Zündung und Ventile stellen sich bei vielen Modelle automatisch nach, viele Aggregate werden elektronisch gesteuert: "Die Käfer-Zeiten sind vorbei." "Selber schrauben" - davon kann auch Maximilian Maurer vom ADAC in München nur abraten. Er empfiehlt, nicht einmal den Ölwechsel in eigener Regie vorzunehmen, denn: "Wohin mit dem Altöl?" Und an der Bremse sollte sich besser kein Autofahrer vergreifen. Maurer: "Das könnte gefährlich werden."

Ob der Personenwagen als Massenfahrzeug nicht langsam zu teuer werde? Noch deute, so der ADAC-Fachmann, nichts darauf hin. "Die Brot-und Butter-Versionen, also die billigen Varianten eines Fahrzeuges, werden so gut wie gar nicht gekauft." Das zeige, daß offenbar genug Geld da ist fürs Auto. ft

Spvgg. Seligenstadt, Triathlon Premiere ist am 9. August

Das Tria-Team der Sportvereinigung Seligenstadt sieht mit großen Erwartungen dem ersten Triathlon, der am Sonntag, dem 9. August ausgetragen wird, entgegen. Der Triathlon ist eine relativ neue Sportart, die immer noch sehr viel Aufsehen erregt. Was für viele mit einem Kopfschütteln quittiert und als Quälerei abgetan wird, bedeutet für Spitzen-, aber auch für unzählige Freizeit-Sportler Freude an persönlichen Bestzeiten, Zufriedenheit über das gezeigte Durchsetzungsvermögen, aber vor allen Dingen Spaß am regelmäßigen Training, das Schwimmen, Laufen und Radfahren beinhaltet. Bei diesen Sportarten handelt es sich um die sogenannten "Ur- Sportarten" überhaupt, die ohne viel Umstände betrieben werden können und die in kurzer Zeit zu einer guten Kondition und zu einer besseren gesundheitlichen Verfassung verhelfen. Man benötigt zwar ein Rennrad, eine Lauf- sowie Schwimm-Ausrüstung. Hat man sich erst einmal mit dem Triathlon-Virus infiziert, gibt es dann auch so schnell kein Zurück mehr.

Da in diesem Jahr die Sportvereinigung Seligenstadt ihr 80jähriges Jubiläum feiert, möchte das Tria-Team auf besondere Weise gratulieren und ruft alle Sportbegeisterten von nah und fern auf, aktiv bei diesem Treiben dabeizusein. Die Schwimmstrecke beträgt tausend Meter, mit dem Fahrrad müssen 34 Kilometer zurückgelegt werden und die Laufdistanz erstreckt sich über acht Kilometer. Der Startschuß fällt am 9. August am Mainflinger Badesee, wo die ausgesetzten Bojen umschwommen werden müssen. Beim Radfahren gilt die Straßenverkehrsordnung. Es besteht Helmpflicht. Windschatten-Fahren führt zur Disqualifikation. Start auch hier: Badesee Mainflingen, Ziel: Klubhaus Sportvereinigung Seligenstadt. Die Radstrecke ist dreimal zu befahren. Beim Laufen ist der Start am Klubhaus der Spvgg., wo auch ins Ziel eingelaufen wird. Erschöpfte Triathleten können ihre verbrauchten Kräfte schnell wieder im Ziel auffrischen, wo Obst und kühle Getränke auf sie warten. Danach lädt das Tria-Team zur Siegerehrung ein. Bei Kaffee und Kuchen können die gerade gemachten Erfahrungen und Erlebnisse ausdiskutiert werden.

Anmeldungen liegen in den Seligenstädter Sportgeschäften aus. Auskünfte können aber auch von erfahrenen Triathlon-Spezialisten eingeholt werden (Martin Waid, Tel. 06182/28622; Josef Huth, Tel. 06182/25691; Lars Kopatz, Tel. 06182/24222). bst

Panne bei Hoechst: Öl lief in den Main

HÖCHST. Panne bei Arbeiten auf dem Gelände der Hoechst AG: Etwa zwei Liter Hydraulik-Flüssigkeit liefen am Montag morgen in Höhe des Liederbachs in den Main. Ursache für den Zwischenfall um 6.34 Uhr war nach Angaben des Chemiekonzerns ein geplatzter Schlauch an einem auf dem Mainkai der Hoechst AG arbeitenden Bagger.

Die Mitarbeiter des Tiefbau-Unternehmens, das die Bagger-Arbeiten an der Uferbefestigung im Auftrag des Konzerns erledigt, informierten gleich die Werksfeuerwehr.

Die legte dann bereits wenige Minuten später mit ihrem Feuerlöschboot eine Ölsperre auf dem Main aus und nahm die ausgelaufene Hydraulik-Flüssigkeit mit einem Vlies auf.

Die von Hoechst alarmierte Frankfurter Wasserschutzpolizei kontrollierte den Einsatz der Werksfeuerwehr nach Angaben von Unternehmenssprecher Ludwig Schönefeld aus der Luft mit einem Hubschrauber. tos

Ein bißchen Documenta in Neu-Isenburg

NEU-ISENBURG. Die noch bis Ende September in Kassel präsentierte Schau der modernen Kunst, Documenta IX, nimmt die Stadtbücherei Neu-Isenburg zum Anlaß, Werke der modernen Kunst auf einem Büchertisch anzubieten. Bildbände stehen neben informativen Kunstbüchern. Im weitesten Sinne beschränkt sich die Auswahl auf das 20. Jahrhundert. Da gibt es Bücher über zeitgenössische Künstler und Kunstströmungen ebenso wie Betrachtungen über und gerühmte Kunstzweige und -zirkel wie "Blauen Reiter", "Brücke"-Maler oder Bauhaus.

Wer sich einen umfassenden Überblick über die moderne Kunst verschaffen will, dem empfiehlt die Bücherei den Band "Bilder des 20. Jahrhunderts" von Werner Schmalenbach. Kunstlehrer/innen können sich, sollten sie eine Fahrt nach Kassel planen, auf hartnäckige Fragen ihrer Schüler/innen mit dem Katalog zur Documenta IX und einem dazugehörigen Materialienband für Schule und Unterricht vorbereiten. Wer die Frankfurter Ausstellung zu den russischen Avantgardisten verpaßte, oder sich noch einmal genauer und in Ruhe informieren möchte, der kann im dazugehörigen Katalog "Die große Utopie" schmökern. Außerdem liegen zu Beuys und Baselitz, zur japanischen Kunst der 80er Jahre, zu Bildhauerei und Design, Bücher bereit.

• Geöffnet ist die Stadtbücherei in der Hugenottenhalle dienstags, donnerstags und freitags von 11 bis 18, mittwochs von 11 bis 21 und samstags von 11 bis 14 Uhr.

• In der Stadtteilbücherei Zeppelinheim mußten die Öffnungszeiten bis zum Ende der Ferien wegen Personalmangels stark eingeschränkt werden: An den beiden Donnerstagen, 23. und 30. Juli, bleibt die Bücherei in der Kapitän-Lehmann-Straße 2 geschlossen. Geöffnet ist bis August nur noch dienstags von 15 bis 18 Uhr. fra

"Warum mußte ich am Begräbnis eines toten Kindes teilnehmen?" Die Staatsteilung sieht Vaclav Havel aber nicht als persönliche Niederlage / Gespräch mit dem zurückgetretenen CSFR-Präsidenten

Frage: Ihr Rücktritt als CSFR-Präsident war zu erwarten, hat jedoch viele Leute schockiert. Etwas wird definitiv beendet. Haben Sie auch dieses Gefühl?

Havel: Höchstwahrscheinlich wird das 74jährige tschechoslowakische Staatswesen beendet und ein neues beginnt, das wohl - zumindest anfangs - in der Tschechischen Republik eine andere Form als in der Slowakei haben wird. Im bestimmten Sinne wird erst jetzt die Revolution vom November 1989 beendet. Es endet die Zeit, als die Kommunisten für alles Schlimme verantwortlich waren. Es beginnt das harte Leben des demokratischen Staates. (. . .)

Oft taucht der banale Slogan auf, daß die Dissidenten-Ära vorbei ist und die Zeit der Pragmatiker beginnt. Ich meine, daß es nicht so einfach ist. In Deutschland wurden nach dem Krieg die Widerstandskämpfer erst gefeiert und nach einer gewissen Zeit abgeschoben, weil die Gesellschaft sich mit Politikern identifizieren wollte, die ein ähnliches Schicksal hatten wie die normalen Leute: Sie waren weder besonders mit der nationalsozialistischen Macht verflochten, noch standen sie in offenem Widerstand dazu.

Die Gesellschaft war, kurz gesagt, nicht fähig, den moralischen Spiegel zu ertragen. Erst Mitte der 50er Jahre kamen die Widerstandskämpfer in die Politik zurück und haben ein demokratisches Establishment der Gesellschaft gebildet. Kann sein, daß es auch in den postkommunistischen Ländern ähnlich sein wird.

Frage: Sie waren zweieinhalb Jahre tschechoslowakischer Präsident. Was ist Ihnen gelungen und was nicht?

Havel: Es ist ziemlich schwer für mich, die persönlichen Erfolge und Mißerfolge von den allgemeinen Erfolgen und Mißerfolgen zu trennen. Die Tschechoslowakei ist ein unabhängiges demokratisches Land geworden, akzeptiert von der internationalen Gemeinschaft. Kann sein, daß auch ich ein bißchen dazu beigetragen habe. Aber auf keinen Fall ist es nur mein Erfolg. Es ist ein Erfolg von allen, die dafür in ihrem Fach etwas geleistet haben, einschließlich Ihnen, den Journalisten. Ohne Ihr freies Schreiben gäbe es keinen demokratischen Staat.

Wessen Mißerfolg ist es, daß es uns nicht gelungen ist, eine vernünftige und gerechte Föderation aufzubauen sowie eine gute Verfassung eines demokratischen föderativen Staates zu verabschieden? Ist es mein Mißerfolg oder der des Parlaments? (. . .)

Frage: Sie haben sich stark für die Erhaltung des gemeinsamen Staates engagiert. Empfinden Sie dessen Zerfall als persönliche Niederlage?

Havel: Ich habe versucht, unseren Staat nicht nur deswegen zu erhalten, weil es meine Pflicht war, sondern auch deswegen, weil ich die Föderation besser fand als zwei selbständige Staaten.

Gleichzeitig wollte ich aber auch zu ihrer inneren Rechtsordnung beitragen. Wenn wir uns in zwei Staaten aufteilen, werde ich es nicht als meine Niederlage empfinden.

Ich persönlich teile doch diesen Staat nicht, das denke ich wenigstens. Noch nicht einmal Herr Meciar (slowakischer Premier, d. Red.) teilt ihn. Wenn sich der Staat aufteilen wird, dann geschieht es unter dem Druck der historischen Notwendigkeit, so wie es sich die Wähler gewünscht haben. Es scheint, daß das Bedürfnis der slowakischen Gesellschaft, sich auf eigene Füße zu stellen - und zwar mit allen Folgen, die damit verbunden sind - größer ist, als wir, die Vertreter der Föderation, gedacht haben.

Das Gefühl, daß ich die Masaryk-Republik begraben habe, habe ich bestimmt nicht. Im Gegenteil, ich habe alles getan, was ich konnte, um sie zu erhalten. Ich hätte es wahrscheinlich besser machen können. Aber selbst wenn ich es tausendmal besser gemacht hätte, hätte ich die Föderation als Einzelperson nicht erhalten können, wenn sie selbst nicht den allgemeinen Willen hat, sich zu erhalten.

Und diesen Willen hatte sie nicht, sonst könnte sie heute nicht vor einer realen Alternative ihrer Trennung stehen. Mit einem bißchen Demagogie könnte man Ihre Frage umdrehen. Ich könnte dann fragen, warum mußte ich mich am Begräbnis eines toten Kindes beteiligen, das schon bei der Geburt - ohne mein Zutun - zum Tod verurteilt war? Es muß klar sein: Ich denke nicht, daß die Gründung der Tschechoslowakei eine schlechte Idee war. Ich frage nur, ob diese Idee nicht besser zu realisieren gewesen wäre. (. . .)

Die Teilung selbst empfinde ich nicht als tragischen Schicksalsschlag. Wichtiger ist es, ob aus der Tschechoslowakei zwei freie, demokratische, friedliche und prosperierende Staaten entstehen. Wenn ja, dann sehe ich keinen Grund zum Weinen. Wenn nicht, dann erst fängt es an, ernst und traurig zu sein. (. . .)

Frage: Sehen Sie die Möglichkeit, einen Volksentscheid einzuberufen?

Havel: Solch ein Referendum, wofür ich die ganzen zwei Jahre gekämpft habe - nämlich zunächst die Bürger zu fragen, ob sie eine Teilung wünschen - kommt heute wohl nicht mehr in Betracht. Deswegen existiert auch kein Wille, ein Referendum auszurufen. (. . .)

Frage: Glauben Sie persönlich noch an eine Möglichkeit zur Erhaltung der Tschechoslowakei?

Havel: Ich bin immer noch überzeugt, daß der gemeinsame Staat besser ist als zwei Republiken. Ich bin aber ein Realist und sehe, daß für den gemeinsamen Staat heute nicht genügend politischer Wille vorhanden ist. Daraus ziehe ich die Konsequenzen und überlege, was weiter passieren soll.

Frage: Auf welchen Idealen sollte ein tschechischer Staat aufgebaut sein und was sollte er lieber vermeiden?

Havel: In der tschechischen Geistesgeschichte, im tschechischen Staatswesen, gibt es bestimmte Motive, an die man meiner Meinung nach anknüpfen sollte. Dazu gehört der Gedanke, daß "das Tschechische" allein nicht genügt und auch keinen Wert bedeutet, der sich an der obersten Stelle der Werteskala befindet. Er bekommt erst dann einen Sinn, und seine Erfüllung kann nur in dem Maß gelingen, in dem die sogenannten allgemein menschlichen Aufgaben und die Verantwortung für das Menschenschicksal allgemein übernommen werden. Wir sind hier nicht nur für uns selbst da.

Wenn wir grundsätzlich nur unsere eigenen Interessen verfolgen würden, dann würden wir nicht weit kommen. Ich meine, das neue tschechische Staatswesen muß seine geistige und moralische Dimension haben, es sollte sich auf neue Weise an unsere humanistischen Traditionen stützen, die man im Bereich des Denkens, aber auch des Staatswesens finden kann. Es ist die Tradition des Glaubens, der Geisteshaltung, der Toleranz, der Bildung usw. Zu ihren Repräsentanten gehören zum Beispiel Fürst Wenzel, Karl IV., Hus, Chelcicky, Komensky, Jiri von Podebrad, die Böhmischen Brüder und auch Tomas G. Masaryk. Selbstverständlich haben wir auch andere Traditionen, es kann sein, daß sie genauso stark sind, wie beispielsweise die tschechische Kollaboration und die tschechische Streitsucht.

Der schnelle und gründliche Übergang zur Marktwirtschaft ist notwendig, wir wünschen ihn alle, oder besser gesagt, die meisten Bürger wünschen sich ihn. Aber als einziges Programm oder Idee der staatlichen Existenz reicht er nicht aus. Ich glaube, daß gerade die tschechischen humanistischen Traditionen diesem Ziel behilflich sein werden.

Frage: Wie schätzen Sie die Bedeutung und die Rolle des tschechischen Premiers Vaclav Klaus ein?

Havel: Ich schätze Vaclav Klaus wegen seines Fleißes, seiner Ruhe und seiner Entschiedenheit bei der Durchsetzung der Systemveränderungen in unserer Wirtschaft. In der letzten Zeit hat sich gezeigt, daß er auch ein guter Politiker ist: Er wußte eine Partei aufzubauen und hat entscheidend zu ihrem Wahlerfolg beigetragen. Wenn sich unser Staat aufteilen wird, wird Vaclav Klaus in der tschechischen Politik zweifellos eine bedeutende Rolle spielen. An meinem Respekt ihm gegenüber ändert auch die Tatsache nichts, daß ich gedanklich oder mental anders geformt bin als er. (. . .)

Frage: Wie sehen Sie Ihre politische Zukunft nach der Aufteilung der Tschechoslowakei?Havel: Ich habe schon mehrmals gesagt, daß meine Veranlagung mir nicht erlauben wird, aus dem öffentlichen Leben zu verschwinden. Ich habe mich tausendmal in meinem Leben für so ein "Verschwinden" oder wenigstens für "Ferien" entschieden - ich habe es nie eingehalten. Ob meine öffentliche Tätigkeit auch direkt eine politische Arbeit bedeuten wird, das kann ich jetzt schwer abschätzen. Aber ich möchte mich dem nicht von vornherein verschließen.

Frage: Welche Rechte sollte der tschechische Präsident haben? Sind Sie für eine Direktwahl?

Havel: Ich meine nicht, daß bei uns eine Art der Präsidialsysteme eingeführt werden sollte, in dem der Präsident faktisch Chef der Exekutive ist. Der Präsident gehört zwar immer zur Exekutive, aber seine Rolle sollte (. . .) in unserem Fall eine andere sein, als die Rolle der Regierung. Er sollte mehr eine Rolle der Verfassungssicherung im Falle möglicher Krisen spielen, beispielsweise bei Konflikten zwischen Parlament und Regierung. Er sollte ein Recht haben, das Parlament aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben, wenn die Regierung wiederholt das Vertrauen des Parlaments nicht erhält. Gegebenenfalls sollte er das Recht haben, eine Beamtenregierung auf Zeit zu ernennen. Er sollte auch ein Recht haben, die Gesetze dem Parlament zurückzugeben. (. . .)

Wenn der Präsident so eine Funktion haben sollte, von der ich hier gesprochen habe, dürfte er nach meinem Dafürhalten nicht derselben Institution wie die Regierung verantwortlich sein. Wenn das Parlament jederzeit den Präsidenten und auch die Regierung abberufen kann, dann ist der Präsident keine Sicherung mehr. Die Verfassung aus dem Jahr 1920 wußte es: Der Präsident war zwar vom Parlament gewählt, mußte sich ihm aber nicht verantworten und konnte von ihm auch nicht abberufen werden. (. . .)

Frage: Haben Sie Angst vor einer Radikalisierung der politischen Szene nach einem Zerfall der CSFR? Wenn ja, wie wird sich Ihrer Meinung nach diese Radikalität zeigen und wie kann man sich dagegen wehren?

Havel: Wenn sich ein selbständiges tschechisches Staatswesen neu bildet, hoffe ich sehr, daß die verschiedenen politischen Kräfte begreifen, daß man sich in einer so ernsten Situation ein wenig kontrollieren und sich staatsbildend benehmen, oder wenigstens guten Willen zu Verständigung äußern muß. Am vergangenen Freitag sprach ich mit einigen Vertretern der politischen Parteien und bekam den Eindruck, daß es möglich ist.

Sonst hätte es der sich neu zu konstituierende Staat sehr schwer. Selbstverständlich kann auch die schlimme Variante eintreten. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, daß eine Zersplitterung der politischen Szene wie in Polen eintritt oder die Verwechslung des Staates mit politischen Parteien. Was mich beunruhigt ist, daß man mit so einer Gefahr fast nicht rechnet. (. . .) Mir gefällt nicht, daß die Verfassung von Politikern vorbereitet wird, obwohl sie kein Politikum sein darf. (. . .)

Frage: In der Slowakei zeigten sich in den letzten Tagen starke Attacken gegen Ungarn. Haben Föderalorgane irgendwelche Möglichkeit, wie man eventuelle Verletzungen der Menschenrechte von seiten der Regierung in Bratislava verhindern kann? (. . .)

Havel: Solange die Föderation existiert, muß sie die Einhaltung der Menschenrechte auf dem gesamten Gebiet garantieren. Je schwächer die Föderation ist, desto schwerer ist für sie die Einhaltung dieser Pflicht, das ist klar. Die Föderalmacht hat jetzt fast die Position eines Dissidenten. Sie kann zwar protestieren, aber sie kann nur schwer was verändern.

Die slowakische Regierung respektiert in ihrem Programm die Minderheiten und hat bis jetzt nichts unternommen, womit dies praktisch verletzt worden wäre. Bedenklich ist aber, daß bei der Abstimmung über die Souveränität im Slowakischen Nationalrat mit großer Mehrheit der Vorschlag abgelehnt worden ist, wonach die Deklaration auch eine Verpflichtung beinhaltet, daß die Minderheitsrechte auch in der slowakischen Verfassung garantiert werden. Das ist ein ernstes politisches Signal. Bis jetzt ist es noch nicht zu Schritten gekommen, die allerdings drohen: die Änderung des Sprachengesetzes und die Änderung der Bezirksaufteilung in der Südslowakei. Dagegen würde ich protestieren. (. . .)

Frage: Seit zwei Jahren hören wir, daß die Beziehungen zwischen den Tschechen und den Slowaken nicht so sind, wie unter den Völkern des ehemaligen Jugoslawien. Der Konflikt in Jugoslawien entstand aber gerade aus solchen politischen Signalen, deren Zeugen wir heute bei uns sind. Sind wir nicht zu optimitisch, wenn wir sagen, daß es bei uns nicht zu einer "Balkanisierung" kommen wird?

Havel: Selbstverständlich kann man sich die Konfliktsituation, von der Sie sprechen, vorstellen. Tatsache ist aber, daß Tschechen und Slowaken keinen Nationalitäten-Krieg untereinander geführt haben, wie die Kroaten mit den Serben. Zwischen unseren Völkern existierte nie wirkliche Feindschaft. Bei uns gibt es keine Gebiete mit gemischter Nationalität und keinen Streit um Territorien.

Sechs Länder für Wegfall der Autosteuer Als Alternative höhere Mineralölsteuer genannt / Hessen unterstützt den Vorschlag

BONN/HALLE, 20. Juli (ptz/AP). Das Bundesfinanzministerium steht Überlegungen einiger Bundesländer abwartend gegenüber, die Kraftfahrzeugsteuer auf die Mineralölsteuer umzulegen. Für diese Änderung hatten sich bei einer Umfrage des in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Express die Länder Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Berlin und Bremen ausgesprochen. Sie folgten damit einem Vorschlag des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU), der vergangene Woche eine entsprechende Bundesratsinitiative angeregt hatte.

In der Vergangenheit habe es mehrfach Vorstöße für einen Wegfall der Kfz-Steuer gegeben. Diese seien letztlich folgenlos geblieben, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums. Derzeit arbeiteten die Experten an der Umwandlung der Kfz-Steuer in eine am Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid ausgerichteten Schadstoffsteuer. Dies sei in den Koalitionsvereinbarungen vorgesehen.

Die Kfz-Steuer steht den Ländern zu, in diesem Jahr werden Einnahmen von knapp zwölf Milliarden Mark erwartet. Die Mineralölsteuer bringt dem Bund 1992 voraussichtlich 54 Milliarden Mark ein. Sollen dem Fiskus durch die Reform keine Einnahmen verlorengehen, müßte die Mineralölsteuer um gut ein Fünftel erhöht werden. Derzeit lasten auf jedem Liter bleifreiem Benzin 0,82 Mark Mineralölsteuer; bei Diesel sind es gut 54 Pfennig.

Der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) nannte die Umlage der Kfz- auf die Mineralölsteuer einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer gerechteren und ökologisch sinnvolleren Belastung der Autofahrer. Wie sein rheinland-pfälzischer Parteifreund und Kollege Rudolf Scharping forderte er aber einen sozialen Ausgleich für Berufspendler, Behinderte und Landwirte. Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) sagte: "Der Vorschlag ist prinzipiell unterstützenswert." Bei einer höheren Mineralölsteuer müsse aber ein fester Länderteil zur Förderung des öffentlichen Personennah- und Regionalverkehrs festgeschrieben werden. "Fahren finanziell unattraktiv machen"

POTSDAM (AP). Der brandenburgische Umweltminister Matthias Platzeck hat gefordert, daß der Benzinpreis bis zum Jahr 2000 schrittweise auf fünf Mark angehoben wird. Im Gegenzug solle in demselben Zeitraum die Kraftfahrzeugsteuer abgeschafft werden, sagte Platzeck am Montag in Potsdam. Die von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) geplante Einführung einer Benutzungsgebühr für Autobahnen lehnte der Minister vom Bündnis 90 ab.

Nicht der Besitz eines Autos, sondern das Fahren müsse finanziell unattraktiv gemacht werden, begründete Platzeck seinen Vorschlag. Der Benzinpreis müsse so hoch sein, "daß Auto fahren wirklich überlegt wird". Er sehe "ökologisch keine andere Chance". Es müßten "finanzielle Anreize" geschaffen werden, um den Autoverkehr zu reduzieren. Die Einnahmen aus der Mineralölsteuer sollten dem Nahverkehr und der Bahn zukommen. (Kommentar auf Seite 3)

Der gestern aus dem Amt geschiedene CSFR-Präsident Vaclav Havel hat in einem Gespräch mit der renommierten tschechischen Wochenzeitung "Respekt" Bilanz gezogen und einen Ausblick auf seine weiteren politischen Pläne gegeben. Wir dokumentieren eine gekürzte Fassung des Textes. Die Fragen an Vaclav Havel stellten die beiden "Respekt"-Redakteure Ivan Lamper und Vladimir Mlynar.

Alle müssen sparen "Gefahrenabwehrverordnung" vermutlich ab August gültig

DARMSTADT. Von Anfang August an müssen Privathaushalte, Landwirtschafts- und Industriebetriebe in Süd- und Mittelhessen zeitweise die Finger vom Zapfhahn des öffentlichen Trinkwassernetzes lassen. Die gestern in Wiesbaden vorgestellte "Gefahrenabwehrverordnung" wird nach Angaben eines Sprechers des Darmstädter Regierungspräsidiums höchstwahrscheinlich unmittelbar nach der Veröffentlichung im Staatsanzeiger in Kraft treten.

Der "Wasserversorgungs-Notstand" wird laut RP-Sprecher für den Taunus, Vogelsberg, das Hessische Ried, Teile des Odenwaldes, den Main-Kinzig-Kreis, die Regionen um die Städte Hanau, Wiesbaden, Frankfurt am Main verkündet werden.

Verboten sind danach in einer ersten Stufe das Bewässern von Hof- und Straßenflächen, Ziergärten und Parkanlagen (auch der Kommunen), das Autowaschen, Berieseln von Spiel- und Sportplätzen, der Betrieb von Springbrunnen (mit dauernder Frischwasserzufuhr), das Auffüllen künstlicher Teiche.

Spareinschnitte kommen auch auf kommunale Schwimmbäder zu. Industrie und Gewerbe wird das "Kühlen von Anlagen und Anlagenteilen mit fließendem Wasserstrahl" untersagt.

Privatgärtner, Landwirte und Erwerbsgartenbauer müssen von 12 bis 16 Uhr den Hahn abgedreht lassen.

Mit dem Beregnungsverbot soll den immensen Verdunstungsverlusten von bis zu 30 Prozent der tagsüber verrieselten Wassermenge entgegengewirkt werden. Grundsätzlich dürfen die Bauern nur "das zur Ertragssicherung notwenige Mindestmaß" vergießen. Vorgeschrieben sind genaue Buchführung über die "Beregnungseinsatzpläne". Oberfächenwasser allerdings darf weiter verspritzt werden. Kontrolle erwartet der RP durch Polizei wie aufmerksame Nachbarn.

Noch schärfer sind die Beschränkungen der zweiten Stufe: Sie beinhaltet das grundsätzliche Berieselungsverbot von Privatgärten. Landwirte und Erwerbsgartenbauer müssen von 10 bis 18 Uhr auf Wasser für Beete und Felder verzichten. Untersagt ist auch, Wasser auf Vorrat etwa in Kanistern zu sammeln.

Krankenhäuser und medizinische Bäder sind von den Verordnung ausgenommen. Gewerbe und Industrie dürfen nur das Naß verbrauchen, das "zur unmittelbaren Aufrechterhaltung des Betriebs notwendig ist". Ein Verstoß gegen die "Gefahrenabwehrverordnung" wird als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße von bis zu 10 000 Mark geahndet.

Sollten die Verbote nicht greifen, hat der RP noch ein rigideres Mittel - das Festsetzen von "Sperrzeiten", in denen das Wasser für Stunden ganz abgestellt wird. feu

Fahrerin steuerte Wagen gegen geparktes Auto

USINGEN. Einen Schaden von 50 000 Mark richtete eine 53 Jahre alte Frau in der Nacht zum Montag an. Sie prallte aus ungeklärter Ursache von Grävenwiesbach auf der B 456 kommend - 50 Meter nach der Stadteinfahrt - mit ihrem Auto gegen einen vorschriftsmäßig in der Weilburger Straße abgestellten Wagen. orb

"Stammkunden" von der Polizei gefaßt

WÖLLSTADT. Einen 21 und einen 25 Jahre alten einschlägig vorbestraften Einbrecher hat die Polizei in der vorigen Woche im Bürgerhaus Nieder-Wöllstadt festgenommen. Durch lauten Lärm am Bürgerhaus waren Nachbarn am Freitag um 2 Uhr aufmerksam geworden und hatten die Polizei alarmiert. Schutz- und Kriminalpolizisten umstellten das Gebäude und nahmen die beiden "alten Bekannten" (Polizeibericht) fest. Die Männer, die aus Fulda und München stammen, hatten im Wetteraukreis wegen Einbrüchen in Haftanstalten gesessen und wahrscheinlich weiter Einbrüche verübt. Ihnen werden weitere Straftaten angelastet. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnungen wurden größere Mengen Zigaretten und HiFi-Geräte gefunden, die wohl aus Einbruchdiebstählen stammen. hm

Mit der Hitze steigen auch die Ozonwerte

Mit der zunehmenden Hitze und bei geringem Luftaustausch steigen prompt wieder die Ozonwerte. Wie die Hessische Landesanstalt für Umwelt am Montag meldete, lag im Stadtteil Sindlingen der höchste Wert bei 160 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. (Die für menschliche Gesundheit kritische Grenze liegt ab 180 Mikrogramm.)

Es folgen Niederrad mit 155, Frankfurt- Ost mit 151 und Bockenheim mit 146 Mikrogramm.

An der Höchster Station gab es wegen Umbaus keine Messungen.

Mediziner verweisen darauf, daß schon ab 120 Mikrogramm bei gesundheitlich gefährdeten Menschen Beschwerden des Kreislaufs, der Atemwege usw. auftreten können. Anzeichen für hohe Ozon-Konzentrationen sind beispielsweise tränende Augen, Kopfschmerzen und Reizhusten.

Ärzte empfehlen, von Leistungssport und Anstrengungen im Freien von körperlich Ungeübten abzusehen. amm

(Wetterbericht heute auf Seite 15)

Tennis: "Reifenberger open" Es geht um Dollar und Punkte Christoph Back ist der Favorit in Schmitten-Oberreifenberg

Um 5000 Dollar Preisgeld und wertvolle Punkte für die deutsche Rangliste geht es bei den "Reifenberger open", dem zweiten Profi-Tennisturnier in Schmitten-Oberreifenberg, das vom Freitag bis Sonntag, 24. bis 26. Juli, auf der Anlage am Waldhotel stattfindet.

An Nummer eins im 16er-Hauptfeld des Herren-Einzel ist Christoph Back (TC Schwetzingen/DTB 108) gesetzt und an Nummer zwei Siegmar Degler vom TC Waiblingen (DTB 124 A). Vom Hochtaunus-Regionalligisten TV Bad Homburg sind Oliver Kesper und Mannschaftsführer Marcus Nagel dabei, und vom Tennis-Park Rosbach kämpfen Marjan Stamm und Christian Schmitt um die 1200 Dollar für den Turniersieg. 800 Dollar winken den Gewinnern des Herrendoppels.

Die "Reifenberger open" beginnen am Freitag und Samstag jeweils ab 13 Uhr. Der Eintritt ist an allen drei Tagen frei. gst

Räuber fesselten Kassiererin In Neckermann-Hauptkasse mehrere 10 000 Mark erbeutet

Bei einem Überfall auf die Hauptkasse des Versandhauses Neckermann in der Hanauer Landstraße am Oberhafengebiet haben zwei etwa 25 Jahre alte Täter am Montag gegen 12.25 Uhr mehrere 10 000 Mark erbeutet.

Wie Polizeisprecher Manfred Füllhardt erläuterte, sei derzeit noch völlig unklar, wie die Männer in die Hauptkasse des Unternehmens gelangen konnten, die im vierten Stock des Hauptgebäudes untergebracht ist.

An Ort und Stelle bedrohten die beiden Täter die 57 Jahre alte Kassiererin, die sich zu diesem Zeitpunkt allein in dem Raum aufhielt, und fesselten sie. Mit dem Schlüssel der Kassiererin öffneten sie den Tresor und verstauten ihre Beute in einer mitgebrachten Plastiktüte.

Anschließend flüchteten die Räuber unbehelligt mit einem weinroten, älteren Ford Fiesta in Richtung Adam-Opel-Straße.

Die 57jährige Kassiererin wurde wenig später von einem ihrer Arbeitskollegen gefunden und umgehend von ihren Fesseln befreit.

"Die Täter", sagte Polizeisprecher Füllhardt, "kannten sich ganz offensichtlich in dem Haus aus. Wir wissen noch nicht, ob es sich um Betriebsangehörige handelte oder um Dritte, die sich unter einem Vorwand Zugang zu dem Gelände verschaf- fen konnten, an der Pförtnerloge vorbei."

Einer der Männer soll etwa 1,80 Meter groß sein und hat langes blondes Haar, das er beim Überfall zu einem Zopf gebunden hatte. Möglicherweise, so die Einschätzung der Kassiererin, stammt er aus dem ehemaligen Jugoslawien. Der Mann ist schlank und war mit einem grauen T-Shirt sowie einer dunklen Jacke bekleidet.

Sein Komplize ist der Beschreibung der Überfallenen zufolge etwa 1,75 Meter groß, von kräftiger Gestalt, er hat dunkle, kurzgeschnittene Haare und war mit Jeanshosen bekleidet.

Beide Männer trugen bei dem Überfall Sonnenbrillen. enk

Das Wetter

Wetterlage An der Vorderseite eines atlantischen Tiefausläufers wird zunächst noch schwülwarme Tropikluft nach Mitteleuropa gelenkt. Sie wird im weiteren Verlauf von Westen her durch kühlere Meeresluft verdrängt. Vorhersage bis Mittwoch früh Anfangs überwiegend sonnig. Im Westen zunehmende Bewölkung und nachfolgend zum Teil kräftige Gewitter, im übrigen Deutschland im Tagesverlauf örtlich Wärmegewitter.

Höchsttemperaturen 29 bis 36 Grad, Tiefstwerte nachts 16 bis 20 Grad. Von Gewitterböen abgesehen schwacher Wind um Süd. Wochenvorhersage Mittwoch: Stark bewölkt und einzelne Schauer oder Gewitter. In der zweiten Tageshälfte im Westen Wolkenauflockerungen. Höchstwerte 23 bis 28 Grad.

Donnerstag und Freitag: Sonnig. Am Freitag einzelne Wärmegewitter. Höchsttemperaturen um 30 Grad.

Samstag bis Montag: Im Norden Durchzug starker Bewölkung und vorübergehend Regen. Höchsttemperaturen um 20 Grad. Im übrigen Deutschland heiter bis wolkig. Höchsttemperaturen 25 bis 30 Grad. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr

Ausland

Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 37 °ree; Amsterdam

leicht bewölkt 26 °ree; Athen

wolkig 29 °ree; Barcelona

leicht bewölkt 28 °ree; Bordeaux

leicht bewölkt 33 °ree; Brüssel

leicht bewölkt 27 °ree; Budapest

leicht bewölkt 27 °ree; Bukarest

wolkig 25 °ree;

Dublin

leicht bewölkt 20 °ree;

Helsinki

leicht bewölkt 22 °ree;

Innsbruck

leicht bewölkt 30 °ree;

Istanbul

wolkig 22 °ree;

Kairo

leicht bewölkt 31 °ree; Larnaka

leicht bewölkt 29 °ree; Las Palmas

leicht bewölkt 24 °ree; Lissabon

wolkig 26 °ree; Locarno

leicht bewölkt 26 °ree; London

stark bewölkt 22 °ree; Madrid

leicht bewölkt 34 °ree; Malaga

leicht bewölkt 33 °ree; Mallorca

wolkenlos 34 °ree;

Moskau

Regenschauer 19 °ree; Nizza

leicht bewölkt 28 °ree; Paris

leicht bewölkt 31 °ree; Rom

wolkenlos 29 °ree; St. Petersburg

leicht bewölkt 21 °ree; Stockholm

wolkig 21 °ree; Tunis

wolkenlos 32 °ree; Varna

wolkig 26 °ree; Venedig

leicht bewölkt 28 °ree; Warschau

leicht bewölkt 26 °ree; Wien

wolkenlos 27 °ree; Zürich

leicht bewölkt 29 °ree; Deutschland

Ort Wetter Grad

Berlin

leicht bewölkt 31 °ree; Dresden

leicht bewölkt 30 °ree; Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 21 °ree; Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 25 °ree; Frankfurt/M.

leicht bewölkt 31 °ree; Freiburg

leicht bewölkt 30 °ree; Hamburg

wolkig 26 °ree; Köln-Bonn

leicht bewölkt 29 °ree; Leipzig

leicht bewölkt 30 °ree; München

leicht bewölkt 28 °ree; Norderney

leicht bewölkt 24 °ree; Rostock

stark bewölkt 23 °ree; Sylt

stark bewölkt 21 °ree; Zugspitze

leicht bewölkt 13 °ree;

Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz- Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies.

Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.

Sonnenaufgang 5.40 Uhr

Sonnenuntergang 21.23 Uhr

Mondaufgang 23.27 Uhr

Monduntergang 12.49 Uhr

Das Elektroauto entzweit SPD und CDU

WIESBADEN. Die SPD-Landtagsfraktion hat am Montag die Abschaffung der wenigen Elektroautos im Landes-Fuhrpark gefordert - einen Tag, bevor die CDU am heutigen Dienstag mit drei solcher "abgasfreien PKW" vor dem Landtag für die Anschaffung weiterer Elektroautos werben will. Während die Union den (manchmal solargestützten) Elektroantrieb nach wie vor für eine sinnvolle Sache hält und unter der früheren CDU/ FDP-Regierung im Wirtschaftsministerium auch zwei Fahrzeuge angeschafft worden waren, hält die SPD diese Autos für "unrentabel" und "unausgereift".

Der SPD-Abgeordnete Frank Beucker verwies darauf, daß die Elektroautos des Wirtschaftsministeriums in der Praxis "kaum zum Einsatz" kämen. Wenn man die Luftverunreinigung bei der Stromherstellung in großen Kraftwerken einbeziehe, hätten sie sogar "deutlich höhere Emmissionen" aufzuweisen als herkömmliche Autos. Sie allein mit Strom aus Sonnenenergie zu betreiben sei viel zu teuer. So bestehe die Gefahr, daß privat genutzte Elektroautos letztlich mehr Kraftwerke erfordern würden.

Viel umweltschonender sei es, auf verbrauchs- und schadstoffarme konventionelle Autos und eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs zu setzen. me

Keine Spur bei Kindermord

SPEYER/LUDWIGSHAFEN, 20. Juli (dpa). Für die Aufklärung des Mordes an einem achtjährigen Jungen aus Speyer sind bei der Polizei erst wenige Hinweise eingegangen. "Wir hatten etwa 50 Anrufer, bisher gibt es aber noch keine Spur", sagte der Ludwigshafener Polizeisprecher. Der Junge war am Samstag in einem Waldstück bei Speyer erstochen gefunden worden.

Aufgespießt

"Es ist schade, daß Feuerpausen hierzulande gewöhnlich bedeuten, daß dann noch mehr gekämpft wird als sonst." Der Befehlshaber der UN-Truppen in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo, Lewis MacKenzie, laut AP.

Wildwest auf der A 661: ein Jahr kein Führerschein Zudem 1050 Mark Geldstrafe wegen Nötigung verhängt

Weil er mit seinem Wagen auf der Autobahn Wildwest gespielt hatte, ist ein 23 Jahre alter Autofahrer am Montag vom Amtsgericht in Frankfurt zu einer Geldstrafe von 1050 Mark (30 Tagessätze zu je 35 Mark) verurteilt worden. Opfer der Nötigung war eine 24jährige Anwaltsgehilfin aus Bad Homburg, die nachts von dem Verkehrsrowdy so in Panik versetzt wurde, daß sie sich vor einer Schießerei fürchtete.

Schauplatz der Wildwestszenen in der Nacht zum 29. September vergangenen Jahres war die A 661 zwischen dem Anschluß Eschersheim und dem Bad Homburger Kreuz. Unterwegs mit seiner Freundin sowie einem befreundeten Pärchen auf dem Rücksitz, ging es dem Angeklagten in seinem Mercedes offensichtlich nicht flott genug: Bereits im einspurigen Bereich des Zubringers fuhr er so dicht auf den kleinen Wagen der Frau auf, daß sie sich gefährdet fühlte.

Als die 24jährige daraufhin "mal kurz auf die Bremse tippte", um den Verfolger abzuschütteln, eskalierte die Szene. Wütend über das Manöver, das ihn seinerseits zum Bremsen zwang, inszenierte der eine Serie von Schikanen. Er überholte den Kleinwagen, schnitt und bremste ihn aus und zwang die immer nervöser werdende Fahrerin zum Stopp auf der Standspur.

Doch bevor der Mann die Frau zur Rede stellen konnte, war sie schon wieder gestartet. Sofort setzte er nach, und die Schikanen begannen von neuem. Plötzlich wurde das Fenster auf dem Rücksitz heruntergekurbelt und der männliche Mitfahrer lehnte sich hinaus. In der Annahme, man wolle eine Waffe auf sie richten, ging die Autofahrerin in Dekkung, rutschte vom Sitz herunter und landete ein zweites Mal auf der Standspur, während der Mercedes weiterfuhr, als sei nichts geschehen.

Im Prozeß rang sich der Autofahrer zwar zu einer Entschuldigung durch, bestand aber darauf, es sei die Frau am Steuer gewesen, die zuerst "provoziert" habe. Durch ihr "unmotiviertes Bremsen" sei es in seinem Wagen zu einem Aufschrei gekommen, und die eine der beiden Frauen, damals im fünften Monat schwanger, "wäre fast vom Sitz gefallen". Und in dieser Situation habe ihm die Anwaltsgehilfin auch im Vorbeifahren noch den bekannten Mittelfinger gezeigt - "da war ich nicht mehr zu halten".

Obwohl die drei Mitfahrer nach Kräften versuchten, den Angeklagten zu entlasten, sah das Gericht keinen Grund, an den Aussagen der Zeugin zu zweifeln. Daß sie sich ihrerseits auch zu dem "Stinkefinger" bekannt hatte, fand Richter Felix Rupp in der Beweiswürdigung besonders glaubwürdig.

Abgesehen von der Geldstrafe verhängte das Gericht für weitere sechs Monate eine Führerscheinsperre. Bereits mit dem Fortgang der Ermittlungen hatte der Autofahrer - ein aus der Türkei stammender Geschäftsführer einer Boutique - Anfang Januar seine Fahrerlaubnis vorläufig abgeben müssen. Lepp

Soldatentod aufgeklärt

MAINZ, 20. Juli (dpa). Ein 18jähriger Mann hat gestanden, am Sonntag einen 19 Jahre alten US-Soldaten mit einem Messerstich ins Herz getötet zu haben. Dies berichtete der Leitende Oberstaatsanwalt Hans Seeliger am Montag in Mainz. Für die anderen zehn Verdächtigen, die vorübergehend festgenommen worden waren, bestünden somit keine Haftgründe mehr. Der in Wiesbaden stationierte US-Amerikaner war am frühen Sonntag morgen im Anschluß an einen Diskothekenbesuch getötet worden.

Da kann man nichts machen Opernplatz: Parkverbot-Kontrolle scheitert an Personalmangel

Irgendwann wurde Barbara G. der Slalomlauf um die Autos zuviel. Der Fußweg vor ihrer Wohnung über dem Operncafé war ständig zugeparkt. "Zum Glück schleppt die Polizei die Autos ab", meint sie erleichtert. Aber, schränkt die FR- Leserin ein, leider nur bis 18 Uhr: "Wenn nach sechs die Opernbesucher ihre Luxusschlitten vor meinem Haus parken, ist natürlich kein Abschleppwagen mehr zu sehen." Eine Ungleichbehandlung, vermutet sie. Eine Folge des Personalmangels, kontert Werner Blumentritt, stellvertretender Leiter der Verkehrsüberwachung: "Eine Privilegierung der Opernbesucher gibt es nicht." Zwischen 7 und 18 Uhr sind ungefähr 100 Hilfspolizisten in Frankfurt unterwegs, abends aber nur "zwischen vier und zehn". Entsprechend werden von den 100 Falschparkern, die im Schnitt am Tag abgeschleppt werden, lediglich zehn nach 18 Uhr abtransportiert.

Die Luxuskarossen am Operncafé stehen deswegen sicher, weil die wenigen Hilfspolizisten im Einsatz andere Aufgaben haben. "Die müssen die Anwohner-Parkgebiete in Sachsenhausen, im Nordend und im Westend kontrollieren", erläutert Blumentritt. "Nur wer eine Parkplakette hat, darf in diesen Gegenden parken." Die Überwachung der gesamten Innenstadt teilen sich zwei bis vier Hilfspolizisten.

"Natürlich schafft das Animositäten", weiß auch Blumentritt. "Zu Recht, denn in den Parkhäusern sind meistens noch Plätze frei." Doch die Personalsituation sei hoffnungslos. "Wir haben 40 unbesetzte Stellen für Hilfspolizisten, suchen seit zwei Jahren auch in Zeitungsinseraten Personal", bedauert Blumentritt. Es melde sich bloß niemand.

Auch das 1. Polizeirevier - zuständig für das Areal vom Opernplatz zum Zoo - kann den Hilfspolizisten von der Verkehrsüberwachung nicht weiterhelfen. "Zwei Funkstreifen sind zwar abends ständig unterwegs, doch wir haben bei den vielen Lokalen anderes zu tun, als Falschparker aufzuspüren", erklärt Polizeisprecher Jürgen Linker.

Eine Lösung ist nicht in Sicht. "Wir könnten zwar ein Exempel statuieren und mehrere Tage hintereinander verstärkt am Opernplatz kontrollieren", sagt Blumentritt. "Aber anschließend würden wieder die gleichen Probleme auftreten", bedauert Blumentritt. ert

Brandenburger Eltern geben dem Gymnasium die besten Noten Laut einer Umfrage stehen viele dem neuen Schulsystem noch "sehr fremd" gegenüber / Hoch im Kurs: Ethik und Moral Von unserem Redaktionsmitglied Jutta Roitsch

FRANKFURT A. M., 22. Juli. In den neuen Bundesländern ist die Faszination des Gymnasiums, das in den Augen vieler Eltern als die "Abiturschule" schlechthin angesehen wird, überwältigend. Das gilt auch für das Land Brandenburg, das als einziges der neuen Bundesländer nach einer sechsjährigen Grundschule neben dem Gymnasium und der "klassischen" Realschule auch die Gesamtschule plus Oberstufenzentren anbietet. Zu diesem Ergebnis kommen die beiden Bonner Bildungsplaner Wolf Krämer-Mandeau und Hubertus Schober in ihre zweiten größeren Elternbefragung, die sie diesmal im Land Brandenburg durchgeführt und jetzt in einer Kurzfassung veröffentlicht haben.

Bereits aus der Untersuchung über die Elternwünsche und Elternerwartungen im sächsischen Delitzsch (FR vom 10. Februar) ging hervor, daß sich mehr als 40 Prozent der Eltern für ihre Kinder das Gymnasium und das Abitur wünschen. Rund 38 Prozent der befragten Eltern in Sachsen wollten ihre Kinder in diesem Jahr in einem Gymnasium anmelden. Das entspricht den gegenwärtigen Quoten in den westlichen Bundesländern.

Ähnlich fallen die Ergebnisse in Brandenburg aus. Die Bonner Planer der Projektgruppe "Bildung und Region" befragten im April die Eltern von Kindern in fünf Jahrgangsstufen der Klassen 5 bis 9 der Grund- und Gesamtschulen in Bestensee, Halbe, Märkisch-Buchholz und Töpchen (alle im Kreis Königs Wusterhausen südöstlich von Berlin gelegen). Über achtzig Prozent der Eltern schickten die Fragebögen ausgefüllt zurück. "Wenn es allein nach ihren Wünschen ginge", wollen die Eltern ihr Kind nach Abschluß der Grundschule zu 33 Prozent in die Gesamtschule, zu 38 Prozent in das Gymnasium und zu 22 Prozent in die Realschule schicken. Das Abschlußziel "Abitur" streben von diesen befragten Eltern 47 Prozent an.

Am Gymnasium orientieren sich auch die befragten Eltern, deren Kinder jetzt die Klassen sieben bis neun einer Gesamtschule besuchen. 35 Prozent hätten sich eigentlich das Gymnasium, 28 Prozent die Realschule, aber nur 32 Prozent die Gesamtschule gewünscht. Die Schulentwicklungsplaner schließen daraus, daß die Gesamtschule in Brandenburg besondere Schwierigkeiten hat, von den Eltern als "Abiturschule" anerkannt zu werden.

Als einen wichtigen Hinweis auf die Schwierigkeiten der Gesamtschule, die es sonst in keinem der anderen neuen Bundesländer als Regelschule gibt, werten die Planer zwei Ergebnisse. Zum einen ist das neue Schulsystem in Brandenburg 88 Prozent der Eltern insgesamt "noch sehr fremd". 89 Prozent meinen ferner, "vom Land zu wenig Informationen bekommen zu haben".

Aufgeschlüsselt nach den Schulformen, die die Bürger der Ex-DDR erst seit einem Jahr kennen, kreuzten 59 Prozent der befragten Eltern an, "sehr gut " oder "gut" über die Gesamtschule Bescheid zu wissen. Beim Gymnasium sind es nur 51 Prozent und bei der Realschule über 38 Prozent. Über die brandenburgischen Oberstufenzentren, die im Anschluß an die Gesamtschule ebenfalls zum Abitur führen, sind nach der Umfrage lediglich neun Prozent "sehr gut" oder "gut" informiert.

Bemerkenswert fallen die Ergebnisse für die Realschule aus. Diese Schulform wurde auf Drängen des Koalitionspartners FDP in das vorläufige Schulgesetz des Landes aufgenommen. In den Augen der brandenburgischen Eltern hat die Realschule jedoch "die Position einer Hauptschule" (so die Planer) eingenommen. "Von den realschulorientierten Grundschuleltern denkt niemand an das Abitur", schreiben die Autoren in ihrer Kurzfassung. So wollen von den befragten Eltern auch tatsächlich nur 15 Prozent ihr Kind an einer Realschule anmelden, die damit den Charakter einer "Restschule" erhält.

Klare Vorstellungen haben die Eltern über die Bildungsangebote, die die Schule machen soll. "Informatik" halten 90 Prozent der Eltern für "sehr wichtig" oder "wichtig". An zweiter Stelle steht Umwelterziehung, gefolgt von Sprachen und Sport. 97 Prozent der Eltern wünschen sich von der Schule "viel stärker" oder "stärker" als in der Ex-DDR, die auf der polytechnischen Erziehung aufbaute, eine "berufspraktische Vorbereitung" und ein Abitur plus Berufspraxis.

Mit Nachdruck im Unterricht wollen 85 Prozent der Eltern "Ethik und Moral" behandelt sehen, aber nur 23 Prozent "Religion". Dieses Ergebnis stützt nach Ansicht der Projektgruppe die brandenburgische Kultusministerin Marianne Birthler (Bündis 90) in ihrem Beschluß, in einem Modellversuch das Fach "Lebensgestaltung, Ethik, Religion" anzubieten.

Bücherei wird teurer als geplant Magistrat will für Keller 1,5 Millionen Mark lockermachen

ESCHBORN. Wenn die Stadtverordnetenversammlung im August zusammenkommt, steht gleich eine wichtige Entscheidung an: Das neue Domizil für die Stadtbücherei im Rathaus-Erweiterungsbau wird teurer. Die Abgeordneten müssen über einen Antrag entscheiden, der den Etatansatz für die Bibliothek um rund 1,5 auf 2,5 Millionen Mark erhöht. Grund für die Mehrkosten ist ein Keller, der nicht vorgesehen war. Laut Bürgermeister Martin Herkströter lohnt sich die Unterkellerung, weil sowieso Ausschachtungsarbeiten hätten vorgenommen werden müssen. "Dann können wir Lagerkapazitäten schaffen", argumentiert der Rathauschef für die "vernünftigere Lösung". Auf diese Weise entstehe in den Ausleihräumen mehr Platz für kommunikative Elemente. Im Februar 1992 hatte das Parlament entschieden, die Bibliothek zu integrieren, anstatt ein Ladenlokal anzumieten. Für diese Variante, deren Kosten von den Architekten auf eine Million Mark geschätzt wurden, sprach vor allem eine mögliche Belebung des Verwaltungszentrums. Allerdings war sich der Magistrat in seiner jüngsten Sitzung uneins darüber, ob damals nicht bereits von einem Keller die Rede war. Zwar enthält die Magistratsvorlage nur Zeichnungen von Erdgeschoß, erstem und zweitem Stock. Andererseits hieß es in dem Papier auch, durch die Umnutzung "entstehen Kellerräume, die für die Verwaltung dringend benötigt werden".

Für Herkströter ist die Diskussion müßig. Laut Schätzung vom Februar hätte der Kubikmeter umbauter Raum rund 1000 Mark gekostet. Weil nun erheblich mehr Platz entsteht, liege der Preis trotz der Mehrkosten nur bei 800 Mark. set

EG erörtert Militäreinsatz Außenminister beraten über Lage in Bosnien-Herzegowina

ha BRÜSSEL, 20. Juli. Angesichts der erneuten Verletzung des Waffenstillstands in Bosnien-Herzegowina haben die zwölf EG-Außenminister die Notwendigkeit eines militärischen Eingreifens im Auftrag der Vereinten Nationen (UN) am Montag nicht mehr ausgeschlossen. Die Brüsseler Beratungen fanden unmittelbar vor einer neuen Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates statt.

Der amtierende britische EG-Ratspräsident, Außenminister Douglas Hurd, gab seinen Kollegen dem Vernehmen nach einen skeptischen Bericht über das Ergebnis seiner Rundreise durch Ex-Jugoslawien, in deren Verlauf er mit den Führern aller Konfliktparteien gesprochen hatte. Die erneute Waffenstillstandsverletzung sei für ihn keine Überraschung, aber "die nächsten zwei bis drei Tage" würden der eigentliche Test sein.

Die Erwägung, daß eventuell ein Landkorridor zur Versorgung der bosnischen Hauptstadt Sarajewo freigekämpft werden müsse, wurde schon vor Beginn der EG-Sitzung von den Außenministern mehrerer Mitgliedsstaaten geäußert. Luxemburgs Außenminister Jacques Poos sagte, einige EG-Staaten dürften bereit sein, dafür Truppen im Rahmen der NATO oder der Westeuropäischen Union (WEU) zu stellen, sofern es dafür einen Auftrag der Vereinten Nationen gäbe. Der niederländische Staatssekretär Piet Dankert deutete an, seine Regierung sei nicht grundsätzlich gegen ein derartiges Eingreifen. Portugals Außenminister Joao de Deus Pinheiro sagte, dies sei jetzt der 39. Waffenstillstand, der "nicht eingehalten wird".

Auf verschärfte Warnungen und Schritte drängte Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP), wie aus deutschen Delegationskreisen verlautete. Im Südwestfunk sagte Kinkel, die EG könne nur beschränkt etwas ausrichten. "Die EG hat getan, was sie kann. Wir haben nicht mehr sehr viele weitere Pfeiler im Köcher sitzen", sagte der Minister nach Agenturangaben. Der Einsatz von Militär sei das allerletzte Mittel, um eine Lösung des Konflikts herbeizuführen. Falls es hierzu käme, müßte dieser Einsatz unter Schirmherrschaft der UN stehen.

Ein bißchen Hilfe

Welch große Worte für welch kleine Taten. Als einen "Akt der Mitmenschlichkeit" feiert Helmut Kohl seine Ankündigung, die Bundesregierung werde mehr Flüchtlinge aus Bosnien, als bisher geplant, ins Land lassen. Das mag einem kleinen Teil der Betroffenen zugute kommen. Es reicht aber bei weitem nicht aus.

Die Bundesregierung muß grundsätzlich helfen. Sie will aber nicht grundsätzlich helfen. Noch immer hält sie am Visumzwang für die hierher Fliehenden fest. Sie verlangt von diesen Menschen, daß sie mitten in einem tobenden Krieg den schriftlichen Nachweis beschaffen, hier lebende Verwandte oder karitative Organisationen würden für sie sorgen. Das ist nicht nur absurd und unmenschlich. Es ist zynisch.

Die Bundesregierung muß grundsätzlich helfen. Sie will aber nicht grundsätzlich helfen. Weiterhin lehnt sie es ab, den hierher Fliehenden ein eigenes Bleiberecht zu gewähren. Weil die Länder nur Kosten tragen, die Asylbewerber verursachen, und für Bürgerkriegsflüchtlinge vor allem der Bund aufzukommen hätte, verzichtet Bonn auf einen Schritt, der die betreffenden Menschen und die Gemeinden weiterbringen würde.

So wie es jetzt aussieht, werden die Flüchtlinge auch in Zukunft gezwungen sein, Asyl zu beantragen, obwohl viele von ihnen nur für eine vom Ende des Bürgerkrieges begrenzte Zeit in Deutschland bleiben wollen. Das wird die Asylverfahren belasten, wird den Politikern erneut Anlaß zur Hetze gegen den Artikel 16 geben, und den Rechtsextremen zur Hatz auf Flüchtlinge. ff (Bonn)

Nur zu

Nur zu, möchte man den Landespolitikern zurufen, die für den Einbau der Kfz- Steuer in die Mineralölsteuer plädieren. Die Idee ist so alt wie gut. Alles spricht für sie: Wer viel fährt, würde stärker zur Kasse gebeten. Dem ausländischen Transitverkehr könnte so ein höherer Anteil an den Kosten des Straßenbaus und den von allen zu zahlenden ökologischen Folgelasten aufgebürdet werden. Ferner würde durch das Verschwinden einer Abgabenart das Steuersystem übersichtlicher. Aber nicht das: In der Finanzverwaltung könnten dann schätzungsweise 4000 Stellen gespart werden.

All diese Argumente sind bekannt. Passiert ist gleichwohl nichts. Die Länder wollten in ihrer Mehrheit bislang auf die bedeutendste ihnen allein zustehende Steuerquelle nicht verzichten. Aus diesem Grund werkeln Ministerialbeamte derzeit am ökologischen Umbau der Kfz- Steuer. In ihrer Höhe sollen sich der typenspezifische Treibstoffverbrauch, der schädliche Ausstoß von Treibhausgasen und der verursachte Lärm niederschlagen.

Warum so kompliziert? Neuwagenkäufer kommen am Kat bald nicht mehr vorbei; Anreize durch Kfz-Steuer-Vorteile sind dann nicht mehr nötig. Wer langsam fährt, belastet die Umwelt weniger, spart Sprit und Steuern. Berufspendler werden über Entfernungspauschalen entlastet. Nur zu, die Richtung stimmt. ptz (Bonn)

Bildungsurlaub für Frauen über Verhaltensmuster

Die Volkshochschule Frankfurt bietet in Zusammenarbeit mit der hessischen Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein vom 3. bis 7. August einen Bildungsurlaub für Frauen an.

Mit Hilfe praktischer Übungen können die Teilnehmerinnen die Wirkung des eigenen Kommunikationsverhaltens erfahren und weiterentwickeln. Sie sollen sich mit dem Verhalten von Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen auseinandersetzen, alte Rollenmuster und Konfliktvermeidungsstrategien erkennen und in ihrer Bedeutung verstehen lernen.

Ziel des Seminars ist es, wirkungsvolle Verhaltensalternativen und Handlungsstrategien zu erarbeiten. Informationen gibt die Volkshochschule unter Telefon 212-383 83 oder -357 52. FR

150 000 Mark Schaden in Kirche Orgel bei Brand arg verdreckt / St. Johannes bleibt vorerst zu

UNTERLIEDERBACH. Auf mindestens 150 000 Mark beläuft sich der Schaden, der am 30. Juni bei einem Feuer in der Kirche der katholischen Pfarrgemeinde St. Johannes entstanden ist. Das haben nach Angaben von Hans-Peter Krieger, der dem Verwaltungsrat der Kirchengemeinde angehört, die Gutachten der Brandversicherung ergeben.

Zwei neunjährige Mädchen hatten das Feuer mit Kerzen verursacht, die sie in dem Gotteshaus umhertrugen. Ein Wandbehang aus Trevira ging in Flammen auf. Von den Mädchen selbst alarmierte Gemeindemitglieder konnten das Feuer nach Angaben der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Margurit Aßmann "mit Weihwasser" löschen.

Drei Wochen nach dem Kirchenbrand ist das Gotteshaus noch immer geschlossen. Die Wände sind mit Ruß bedeckt, Marmor, Altäre, Figuren, Teppiche von den giftigen Dämpfen mit einer Schmiere überzogen. Am schlimmsten erwischte es das Taufbecken, dessen Metall-Kessel das Feuer beschädigt hat.

Der kostspieligste Schaden entstand wohl an der Orgel. Alle Pfeifen sind auch innen mit Rußpartikeln und der Schmiere belegt. Eine Fachfirma erstellt zur Zeit noch ein Gutachten für die aufwendige Reinigung des Instrumentes. Pfarrgemeinderats-Chefin Margurit Aßmann: "Im schlimmsten Fall wird die Orgel komplett abgebaut, gereinigt und wieder zusammengesetzt."

Der Kirchenraum, erklärte Hans-Peter Krieger gestern, müsse eingerüstet und frisch gestrichen werden. Wie lange das dauern wird, ist zur Zeit noch nicht absehbar. Die Sonntags-Gottesdienste feiert die Pfarrei bis auf weiteres im Saal des Gemeindehauses an der Gotenstraße. Für Hochzeiten und Taufen weicht "St. Johannes" in die altehrwürdige Justinus- Kirche aus. tos

Berufsbegleitender Pneumatik-Lehrgang

Das Berufsbildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer Rhein- Main in Frankfurt bietet vom 22. August erstmals an Samstagen berufsbegleitend einen Pneumatik-Grundlehrgang für Gesellen, Meister, Facharbeiter, Techniker, Ingenieure usw. an. Der 80 Stunden umfassende Fortbildungslehrgang endet am 24. Oktober und beinhaltet praktische Anwendungsmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeit, beschäftigt sich mit den Elementen einer Druckluftanlage wie dem Druckluftrohrleitungsnetz, beinhaltet aber auch Steuerungstechnik und Fehlerbehebung.

Es besteht die Möglichkeit, auf der Basis des Grundlehrgangs Aufbaulehrgänge mit 160 Unterrichtsstunden zu besuchen und die Fortbildungsmaßnahme als Pneumatik-Fachkraft abzuschließen. Für weitere Auskünfte und Anmeldungen steht das Berufsbildungs- und Tech- nologiezentrum der Handwerkskammer Rhein-Main, Schönstraße, Telefon 23 69 61, zur Verfügung. FR

Rentnerin starb nach

Unfall - Fahrer ermittelt

Die 82 Jahre alte Fußgängerin, die am Freitag mittag beim Überqueren der Landestraße 3008 in Ober-Erlenbach von einem Motorradfahrer erfaßt wurde, der anschließend Unfallflucht beging, ist am Montag in einem Krankenhaus an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben.

Wie die Polizei mitteilte, konnten Beamte des Verkehrsunfalldienstes am Montag morgen den Fahrer des Motorrads ermitteln. Es handelt sich um einen 25jährigen aus Bad Vilbel.

Der Mann gab zu, den Unfall verursacht zu haben und dann in Richtung Massenheim geflüchtet zu sein, weil er nur einen Führerschein Klasse 3, aber nicht der Klasse 1 hatte.

Er selbst hatte sich bei dem Unfall einen Arm gebrochen und sich einen Tag später in einem Krankenhaus behandeln lassen. Das Motorrad, eine Suzuki 1100, wurde sichergestellt. enk

1

Jugendliche bauen sich die Skatebord-Bahn selber Neues Übungsterrain entsteht in der Nordweststadt

Die jungen Skateboardfahrer in der Nordweststadt haben bald ein neues Übungsterrain: Seit Dienstag wird auf dem Schwarzen Platz in der Nähe des Einkaufzentrums geklopft, gehämmert und gebastelt. Jugendliche errichten hier unter der Anleitung von Fachleuten eine zwölf Meter lange und sechs Meter breite Skateboard-Bahn, bereits die dritte dieser Art in Frankfurt.

Gleich drei städtische Behörden stehen für diese Aktion Pate: geplant hat das Jugendamt, die Finanzierung übernimmt das Sport- und Badeamt und das Garten- und Friedhofsamt setzt alles in die Tat um.

Fachmännische Hilfe bekommt es da vom Marburger Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Sozialarbeit (BSJ). "Das ist bundesweit bereits die 32. Skater-Bahn, die wir mit Jugendlichen bauen", erzählt Andreas Bostroem vom BSJ. Auch die Bahn in Nieder-Erlenbach ist unter seiner Regie entstanden.

Die Jugendlichen dürfen nicht nur beim Bauen helfen, sondern werden auch in die Planung miteinbezogen. "Wir treffen uns vorher mit den Skatern und überlegen dann gemeinsam, wie die Anlage nachher aussehen soll", erläutert der gelernte Schreiner und Diplom-Sportlehrer. Die Gefahr von Vandalismus sei deshalb auch sehr gering; denn wer etwas mit den eigenen Händen aufbaue, zerstöre es später nicht wieder. Pierre (16), seit vier Jahren begeisterter Skater, nagelt schon seit Stunden Einzelteile für die Bahn zusammen. Der Schreinerlehrling hat sich dafür sogar eine Woche von seinem Meister beurlauben lassen. "Damit das Ding da bald steht", meint er gelassen. Schließlich habe er lange genug drauf gewartet. Früher sei er mit seinem Skateboard immer die Treppen im Nordwestzentrum runtergescheppert. Damit habe er sich allerdings großen Ärger eingehandelt: "Als ich trotz Hausverbotes wieder dort gefahren bin, habe ich eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch bekommen." Aber das sei ja nun vorbei: "Jetzt fährt sicher niemand mehr im Zentrum".

"70 000 Mark mit allem drum und dran", so schätzt Sportdezernentin Sylvia Schenk, "soll die Anlage kosten". Weitere Skateboard-Bahnen in Frankfurt seien vorerst nicht geplant. Zuerst müsse man überlegen, an welchem Ort die bereits abgebaute Anlage bei der Eissporthalle neu errichtet werden könne.

Und was passiert wenn das Skateboardfahren nun aus der Mode kommt? "Das Ding ist für alles zu verwenden, was Räder hat", versichert Andreas Bostroem. Rollschuhe und BMX-Räder seien auch willkommen. Doch auch wenn der große Boom bereits vorbei sei, ist er sich sicher: "Skaten wird nie ganz tot sein". ki

HEUTE LESEN SIE

Ostdeutsche Werften EG billigt Hilfspläne Seite 2

Leitartikel Kritik an der Bundesbank Seite 3

Wehrpflichtige Einberufungsalter strittig Seite 4

Feuilleton Gala für De Filippo Seite 5

Wirtschaft Talfahrt an Finanzmärkten Seite 7

Sport Olympiakader im Überblick Seite 10

Dokumentation Karl W. Deutsch zum 80. Seite 12

Dokumentation Interview mit Vaclav Havel Seite 12

Frankfurt Bordelle verdrängen Mieter Seite 13

Kulturspiegel Sommer-Jazz Seite 17

Hessen Gibt Thüringen Dörfer ab? Seite 18

Aus aller Welt Bergsteigertod am Mont Blanc Seite 20

Börse Seite 8

Freie Aussprache Seite 10

Fernsehen und Funk Seite 11

Roman Seite 15

Filmspiegel Seite 18

Hilfe für ostdeutsche Werften EG-Ministerrat kommt Mecklenburg-Vorpommern entgegen Von unserem Korrespondenten Erich Hauser

BRÜSSEL, 20. Juli. Die Gefahr eines völligen Untergangs der ostdeutschen Werften in Mecklenburg-Vorpommern ist abgewendet. Der EG-Außenministerrat hat das Rettungskonzept für diese Schiffbaubetriebe am Montag endgültig gebilligt und sich dabei über die Forderung des Europa-Parlaments nach noch schärferen Einschränkungen hinweggesetzt. Dänemark wurde in der Ratssitzung überstimmt.

Von den ursprünglich 51 000 Arbeitsplätzen in den ehemals volkseigenen Werften der Ex-DDR können nunmehr den Plänen zufolge 15 300 im Schiffbau und weitere 2000 in anderen Betriebszweigen gehalten werden. Die Brüsseler Kommission hatte im Mai eine Sonderregelung vorgeschlagen, wonach die ostdeutschen Werften bis 1995 Staatszuschüsse bis zu 36 Prozent des Auftragswertes erhalten dürfen, aber bis dahin 40 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität abbauen müssen. Nach geltenden Gemeinschaftsregeln dürfen derzeit für Werften eigentlich nur staatliche Zuschüsse bis zu neun Prozent des Auftragswertes gezahlt werden.

Das Europa-Parlament hatte am 10. Juli mit Mehrheit verlangt, die Kapazität der ostdeutschen Werften müsse um 55 Prozent verringert werden, und die Beihilfen für Schiffbauten vom Bund oder dem Land dürften 1992 allenfalls 27 Prozent des Auftragswertes und ab 1993 nur noch 18 Prozent betragen.

Ausschlaggebend war dabei, daß sich die Werften aller westeuropäischen Länder seit Jahren in einer Krise befinden und bei allen EG-Partnern immer mehr Schiffbau-Arbeitsplätze abgebaut werden mußten. Die Höchstgrenzen für staatliche Beihilfen wurden in der Gemeinschaft von Jahr zu Jahr herabgesetzt.

Fachleute rechnen damit, daß den ostdeutschen Werften jetzt weit mehr als drei Milliarden Mark vor allem für den Ausgleich von Verlusten und für Neuinvestitionen aus den Kassen des Bundes zufließen werden.

Spielnachmittag in den Titus Thermen Zu einem Spielnachmittag im Schwimmbad der Titus Thermen im Nordwest-Zentrum sind Kinder am Dienstag, 21. Juli, um 14 Uhr eingeladen. Kinder aller Altersstufen können unter unterschiedlichen Wasserspielgeräten wählen und nach Herzenslust spielen, planschen und toben. Der Eintritt ins Schwimmbad beträgt 5,50 Mark (Erwachsene 10 Mark). Weitere Informationen gibt's in den Titus Thermen, Telefonnummer: 95 80 50. Tennis-Ausstellung "Das Spiel, das aus der Kiste kam" ist eine Ausstellung im Frankfurter Sportmuseum (Waldstadion, Mörfelder Landstraße 362) überschrieben, die von den Anfängen der Frankfurter Lawn-Tennis- Geschichte berichtet. Die Dokumentation wird Interessenten (auch Gruppen) nach Absprache gezeigt. Anmelden kann man sich unter den Telefonnummern: 67 80 40 oder 67 80 42 06.

Überfall in einer Telefonzelle Die Opfer wurden bei drei Raubstraftaten jeweils verletzt

Innerhalb weniger Stunden wurden am Wochenende in Frankfurt drei Raubüberfälle auf der Straße verübt, bei denen alle drei Opfer verletzt wurden. In der Nacht zum Sonntag überfielen drei Männer am Wendelsplatz in Sachsenhausen einen 26jährigen Iren, der in Offenbach wohnt, und raubten ihm seine Geldbörse, in der etwa 180 Mark steckten. Wie die Polizei mitteilte, traten die Täter auf den bereits am Boden liegenden Mann ein.

Zwei couragierten Passanten im Alter von 20 und 27 Jahren, die gegen 2.25 Uhr den Überfall beobachtet hatten, gelang es, zwei der Täter bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten. Der dritte Komplize war mit der Beute geflüchtet.

Bei den Festgenommenen handelt es sich um zwei Männer im Alter von 20 und 21 Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien, die keinen festen Wohnsitz haben. Der 21jährige ist in Frankfurt bereits wegen Handtaschenraubs in Erscheinung getreten. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl zwecks Abschiebung vor. Beide Männer sollen dem Haftrichter vorgeführt werden.

Besinnungslos geschlagen wurde am Sonntag gegen 18.30 Uhr ein 56jähriger Frankfurter, als er von einer Telefonzelle in der B-Ebene der Konstablerwache aus telefonieren wollte. Ein unbekannter Täter schlug ihm mit einem harten Gegenstand über den Kopf und entriß seinem Opfer einen Briefumschlag, in dem ein Fahrzeugschlüssel steckte. Wegen seiner Prellungen und Platzwunden am Kopf mußte der 56jährige in einem Krankenhaus behandelt werden.

Bereits am Samstag gegen 17.20 Uhr hat ein etwa 20 Jahre alter Täter einer 72 Jahre alte Frau an der Ecke Alte Mainzer Gasse / Seckbächer Gasse die Handtasche mit zehn Mark geraubt. Die Rentnerin hatte vergeblich versucht, ihre Tasche, in der auch ihre Personalpapiere steckten, festzuhalten. Als der Trageriemen riß, stürzte die Frau zu Boden und zog sich Schürfwunden an beiden Knien zu.

Der Täter flüchtete mit seiner Beute in Richtung Untermainkai. enk

Für "Sachsenfonds" fehlt das Geld

wüp BERLIN. Der im vergangenen Jahr groß angekündigte "Sachsenfonds" ist gestorben. Das erste und bisher einzige nennenswerte private Finanzierungsmodell zur Sanierung und zum späteren Verkauf ostdeutscher Betriebe scheiterte an mangelndem Interesse von Investoren. Vor allem Banken, Versicherungen, Industrie- und Handelskonzerne sollten sich an dem Fonds beteiligen, den Sachsens Wirtschaftsminister Kajo Schommer (CDU) aus der Taufe gehoben hatte. Geplant war, im Land ansässige Betriebe durch den Fonds von der Treuhandanstalt in Berlin zu übernehmen, zu sanieren und später mit Gewinn zu verkaufen. Wie bei einem Investmentfonds sollten die Anteilszeichner dabei von der Wertsteigerung profitieren. Ein Teuhandsprecher bedauert, "daß diese privatwirtschaftliche Alternative zur Privatisierung und Sanierung der Anstalt nicht zustande kommt. Sie hätte uns sehr geholfen."

Ein Sprecher der Commerzbank sagt, es sei einfach nicht genügend Geld zusammengekommen, um den Fonds mit dem nötigen Kapital auszustatten. Vorgesehen waren 500 Millionen Mark Grundkapital, von denen nur 250 Millionen sofort hätten eingezahlt werden müssen. "Die Akzeptanz für den Fonds hat einfach gefehlt", heißt es bei der drittgrößten deutschen Bank weiter.

Von der Dresdner Bank und der Industriekreditbank in Düsseldorf, die beide zum Investorenkreis gezählt wurden, war keine Auskunft zu erhalten. Die Deutsche Bank hatte von Anfang an kein Interesse an dem Fonds gezeigt und auf eigene Aktivitäten verwiesen. Der Geldriese hat sich bisher über zwei Beteiligungsgesellschaften bei 15 Ost-Firmen engagiert und dabei 60 Millionen Mark eingesetzt.

Die Verhandlungen über den Fonds waren offenbar zunächst weit vorangetrieben worden, bevor es in den vergangenen Monaten plötzlich sehr still um das neue Privatisierungsmodell wurde. Unternehmen und Organisationen, deren Vertreter den Aufsichtsrat besetzen sollten, waren schon benannt. Darunter befanden sich neben den genannten Banken auch die Industrie- und Handelskammer Frankfurt, die Industrieholding Agiv, die Firma Greifenberger sowie die Treuhandanstalt, deren Vertreter den Vorsitz einnehmen sollte. Geführt werden sollte der Fonds von erfahrenen Managern aus der Privatwirtschaft, die ein Beirat aus Landespolitikern, Verbands- und Gewerkschaftsvertretern unterstützen sollte. Wirtschaftsminister Schommer erhoffte sich von dem Fonds auch regional- und strukturpolitische Hilfe. Gefördert werden sollten vor allem Management-Buy- outs und -Buy-ins (Firmenkäufe durch in- und externe Manager).

Bei der Treuhandanstalt zeigt man sich nicht überrascht über das Scheitern. Schon das umfangreiche Privatisierungsmodell für den Leipziger Stahlbauer Imo habe gezeigt, so ein Manager, daß man "bitten und betteln" müsse, bis westdeutsche Banken bereit seien, mit Bürgschaften und Krediten die Sanierung von Ost-Betrieben zu unterstützen. Den Sachsenfonds habe man dort nur erwogen, um Vorwürfen zu begegnen, man tue nichts für den Aufbau der Wirtschaft im Osten.

Neues Programm ist da Katholische Familienbildungsstätte bietet Exotisches

NORDWESTSTADT. Die katholische Familienbildungsstätte hat ihr Jahresprogramm für 1992/93 vorgelegt. Erhältlich ist es am Tituscorso 1 oder an der Information des Nordwestzentrums. Neu ist eine Reihe für Alleinerziehende. Ein Gesprächskreis ermöglicht den Austauschfür alle, die Kinder ohne Partner erziehen - währenddessen werden die Kleinen versorgt.

Fragen zu Mietangelegenheiten, Sozial- und Arbeitsrecht werden im Kurs "Rechtsansprüche Alleinerziehender" erörtert. Im "Wochenende für alleinerziehende Frauen" gibt es Erfahrungsaustausch.

Eine weitere Reihe ist der Eroberung Amerikas gewidmet, Themen wie "Entwicklungspolitik der BRD" und "500 Jahre Christentum in Lateinamerika" stehen an. Als Einstieg ist ein Vortrag über die "Entdeckung" oder "Eroberung" Lateinamerikas anhand von aktuellen Dias und Filmausschnitten vorgesehen; abschließend gibt's Musik aus Brasilien.

Ebenfalls neu ist "Schwimmen für Kleinkinder", an dem Ein- bis Vierjährige in Begleitung von Vater oder Mutter erste Schwimmversuche unternehmen können. Das Leben mit Kindern ist in den "Montagabendgesprächen" Thema. Probleme wie Mini-Videospiele im Kinderzimmer, Kinder-Ängste oder Allergien werden besprochen. Viele Angebote gibt es unter der Rubrik "Gesundheit": Exotisches wie die "Shiatsu Fingerdruckmassage" ist dort erlernbar, aber auch eine "Fastenwoche" wird angeboten. Wer etwas über die Lebensregeln von Sebastian Kneipp unter dem Motto "Gesünder leben" erfahren will, sollte eine Wolldekke und bequeme Kleidung mitbringen.

Neben herkömmlichen Kursangeboten wie "Rhetorik und Kommunikationstraining" gibt es auch Ungewöhnliches, wie etwa ein Seminar über "Kreatives Streiten". Wer sich für die Moderne in der bildenden Kunst interessiert, kann sich darüber in einem Seminar über die "Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts" informieren (mit Museumsbesuchen).

Auch Literaturliebhaber kommen nicht zu kurz. Im "Treffpunkt für Theaterfreunde" gibt es die Möglichkeit, zwei Theaterstücke gemeinsam anzusehen und sich im Gespräch auseinanderzusetzen. Auch Literaturkreise und Literaturgespräche sind zu finden. Darüber hinaus gibt es breitgefächerte Kursangebote unter Rubriken wie "Religiöse Themen", "Ökologie", "Selbsterfahrung", "Fort- und Weiterbildung", "Erziehung", "Musik", "Gymnastik" sowie "Tanz" und "Kreativwerkstatt". orf

"Einige tausend" dürfen einreisen Bonn und Länder machen bosnischen Flüchtlingen Hoffnung Von Ferdos Forudastan und Richard Meng BONN/WIESBADEN, 20. Juli. Angesichts der zahlreichen Flüchtlinge aus den Gebieten des ehemaligen Jugoslawien ist Deutschland bereit, einige tausend Menschen mehr als bisher aus Bosnien-Herzegowina befristet aufzunehmen. Das ließ Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) am Montag durch seinen Sprecher Dieter Vogel erklären. Kohl sei der Ansicht, daß die Situation in Bosnien eine "europäische Aktion der Menschlichkeit" nötig mache. Die Bundesländer, die die Flüchtlinge aufnehmen müssen, erklärten ihre Bereitschaft dazu. Die bisherigen Maßnahmen reichten nicht aus, sagte Vogel. "Europa hat eine solche Flüchtlingskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt." Die Bundesregierung bestehe allerdings weiterhin auf dem Visumzwang für die Kriegsflüchtlinge. Auch weigert sie sich nach wie vor, diesen Menschen einen eigenen Bleibestatus außerhalb der Asylverfahren zu gewähren.

Wie viele Flüchtlinge Schutz finden sollen, war am Montag noch unklar. Bis zum heutigen Dienstag soll sich der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Franz Kroppenstedt, mit den Ländern über die Aufnahme der Flüchtlinge einigen und das Bundeskabinett darüber beraten. Die Bundesregierung werde einen "angemessenen Anteil" an den Kosten übernehmen, versprach Vogel. Laut Vogel sollen vor allem Frauen und Kinder aufgenommen werden.

Bisher fanden Flüchtlinge aus Bosnien nur in humanitären Ausnahmefällen hierzulande Schutz. Die Konferenz der Innenminister von Bund und Ländern hatte feste Aufnahmekontingente davon abhängig gemacht, daß die Europäische Gemeinschaft sich über solche Kontingente einigt. Angaben des Bonner Innenministeriums zufolge ist eine solche Einigung aber bisher am Widerstand der meisten EG-Partner gescheitert.

Angaben aus dem hessischen Innenministerium zufolge erbrachte eine Schaltkonferenz der Innenressorts von Bund und Ländern am Montag morgen Einigkeit darüber, daß "mehrere tausend" Flüchtlinge aus Bosnien in der Bundesrepublik aufgenommen werden sollen. Dabei solle es sich aber nicht um Menschen handeln, die bereits in Flüchtlingslagern leben, sondern um "Notfälle" - wie etwa die Flüchtlinge aus den "steckengebliebenen" Eisenbahnzügen an den Grenzen zu Kroatien und Slowenien. Deutschland sei bereit, ein Drittel der etwa 15 000 an den Grenzen Wartenden aufzunehmen, sagte der saarländische Innenminister Friedel Läpple laut Nachrichtenagentur Reuter. Die restlichen 10 000 sollten von Italien und Österreich aufgenommen werden.

Strittig zwischen Bund und Ländern sei noch die Kostenübernahme für die Unterbringung außerhalb des Asylverfahrens, hieß es in Wiesbaden. Läpple solle im Auftrag der Länder versuchen, darüber einen Konsens mit dem Bund auszuhandeln. Für die Zahl der aufzunehmenden Menschen solle bundesweit eine "Höchstgrenze" festgelegt werden.

Hessen selbst ist wie andere Länder zur Aufnahme bereit, will sich bislang aber nicht auf eine Zahl festlegen. Es sei jedoch "überhaupt keine Frage", daß "alle aufgenommen werden, die kommen", sagte die Sprecherin des für Flüchtlinge zuständigen Wiesbadener Familienministeriums, Barbara Bussfeld. "Notfalls" müsse das dann eben "auf Kosten der Standards der Unterbringung gehen".

Hessen hatte sich schon im April für den Verzicht auf den Visumzwang für Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien eingesetzt und zwischenzeitlich tausend Plätze in Zeltstädten bereitgestellt, die aber teilweise wieder abgebaut werden mußten, weil keine Flüchtlinge ins Land gelangen konnten. Hessens Regierungssprecher Erich Stather (SPD) forderte jetzt vom Bund die sofortige Bereitstellung leerstehender Bundeswehr-Kasernen in Wiesbaden-Schierstein und Kassel. (Kommentar und weiterer Bericht auf Seite 3)

Stadtteil-Fenster

Einen Ausflug nach Würzburg plant die evangelisch-lutherische Sankt- Pauls-Gemeinde am Samstag, 25. Juli. Nach der Schloßbesichtigung und dem gemeinsamen Mittagessen geht es nach Veitshöchheim. Auch für einen Spaziergang bleibt genug Zeit. Treffpunkt ist um 9 Uhr auf dem Busparkplatz Paulskirche. Anmeldung im Gemeindebüro: Montag bis Mittwoch und Freitag, von 9 bis 12 Uhr, Donnerstag, von 14 bis 17 Uhr. Die Fahrtkosten betragen 17 Mark. sil

Erde, Wasser, Luft und Feuer - die vier Elemente stehen im Mittelpunkt der "Bücher im Park '92", veranstaltet von der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek. Von Dienstag, 28. Juli, bis Freitag, 31. Juli, läuft das Spektakel rund um Bücher, Geschichten, Zaubereien und Spielereien. Kinder ab fünf Jahren sind eingeladen, bei der Ferienaktion mitzumachen. Beginn ist jeweils um 15 Uhr im Günthersburgpark, Eingang Burgstraße. Bei schlechtem Wetter treffen sich alle in der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek, Arnsburger Straße 24. Nähere Informationen gibt es unter Tel. 21 23 36 31. sil

Einen Fotowettbewerb unter dem Titel "Leben in Fechenheim" veranstaltet der CDU-Stadtbezirksverband Fechenheim. Beteiligen können sich alle Fechenheimer Bürger; sie sind in drei Altersgruppen eingeteilt: Kinder bis zwölf Jahre, Jugendliche und Erwachsene bis 24 Jahre und Erwachsene. Den Siegern jeder Gruppe winken Gutscheine im Wert von 150 Mark. Der zweite Gewinn ist eine Tagestour nach Bonn, und die dritten Sieger erhalten einen Buchpreis. Weitere Informationen unter Tel. 41 58 24. sil

Eine kostenlose Krebsberatung bietet die evangelische Epiphaniasgemeinde im Nordend ab sofort an. Jeden Dienstag, von 18 bis 19 Uhr, informiert die Diplompädagogin Evelyn Fomm im Kirchenladen in der Lenaustraße 72 (Tel. 5 97 20 56) Betroffene und Angehörige. fo

Aus den Ortsbeiräten Ebbelwei schwappte in die Tagesordnung

FRANKFURT-NORDWEST. Das Sommerloch scheint einige Politiker zu langweilen. Die Vertreter der Ortsbeiräte 8 (Nordweststadt, Niederursel, Heddernheim), 12 (Kalbach) und Weißkirchen trafen sich jedenfalls zur außerparlamentarischen Sitzung in der Gaststätte "Papiermühle" an der Oberurseler Landstraße. Die 20 Stadtteilpolitiker wollten sich "zwanglos kennenlernen", wie Sozialdemokrat Helmut Gärtner meinte.

Der Ortsvorsteher des "Achters" hatte seine Kollegen aus den anderen Stadtteilen eingeladen. Schließlich hört die Politik ja nicht an den eigenen Gemarkungsgrenzen auf - und der Urselbach schon gar nicht. Deshalb war der Ausbau der Kläranlage an der Krebsmühle auch das Hauptthema zwischen den Frankfurtern und den Weißkirchern um Ortsvorsteher Hans Gerlach (CDU). Geplaudert wurde auch über die Südumfahrung von Steinbach nach Weißkirchen, die Niederurseler Ortsumfahrung und die Verlängerung der U-Bahn-Linie 6 nach Steinbach. Ernsthaft politisiert wurde allerdings nicht - dazu war das Wetter zu schön und der Ebbelwei zu süffig.

Das heiße Eisen, das künftige Neubaugebiet Bonifatiusbrunnen, wollten die Männer und Frauen auch nicht anpakken. Immerhin hatte sich der Ortsbeirat 8 das Gebiet auf Kalbacher Gemarkung unter den Nagel reißen wollen. Die Stadtteilpolitiker aus Kalbach hatten abgelehnt. Die einmalige Chance, die Zukunft der etwa 4500 Neubürger beim Gerippten zu klären, blieb ungenutzt. So mußten Franz Syha (CDU), Ortsvorsteher in Kalbach, und Wolfgang Diel von den hiesigen Grünen ohne Neuigkeiten heimkehren. Aber schließlich wird bis zum ersten Spatenstich am Bonifatiusbrunnen noch einige Zeit vergehen. "Bislang ist da noch nichts geschehen", berichtete Syha.

Die Schnupperrunde mit Ebbelwei soll jetzt regelmäßig eingeläutet werden. Initiator Gärtner: "Schließlich weiß man dann, mit wem man's zu tun hat." cob

WHO befürchtet wachsende Zahl von Aids-Opfern unter Frauen Weltgesundheitsorganisation: Im Jahr 2000 mehr als die Hälfte der Erkrankten / Armen Ländern Asiens droht eine Katastrophe

AMSTERDAM, 20. Juli (AP/dpa). Bis zum Ende dieses Jahrhunderts werden sich nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr Frauen als Männer mit der tödlichen Immunschwächekrankheit Aids infiziert haben. Michael Merson, bei der WHO zuständig für die Aids-Bekämpfung, sagte am Montag auf dem achten internationalen Aids-Kongreß in Amsterdam, derzeit seien fast die Häfte der eine Million Menschen, die sich in diesem Jahre infizierten, Frauen. "Im Jahr 2000 werden mehr als die Hälfte aller neuinfizierten Erwachsenen Frauen sein", sagte Merson.

Die Schätzungen von Merson beruhen auf der Beobachtung, daß Frauen leichter als Männer bei heterosexuellen Kontakten angesteckt werden. Bei den homosexuellen Männern habe sich inzwischen "Safer Sex" durchgesetzt, etwa der Gebrauch von Kondomen. Eka Esu-Williams, Präsidentin der Gesellschaft für Frauen und Aids in Afrika, sagte: "Inzwischen wissen wir, was getan werden muß. Aber soziale Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Gleichgültigkeit untergraben unsere Möglichkeiten, die wir durch unser Wissen haben, und machen uns verwundbarer für Aids."

Tagungsleiter Jonathan Mann erklärte, die wachsende Zahl infizierter Frauen sei ein Beleg für den untergeordneten Status von Frauen in der Welt, insbesondere den Entwicklungsländern. Sie seien oft nicht in der Lage, von ihren Partnern das Tragen von Kondomen zu verlangen. "Von Männern dominierte Gesellschaftsformen sind eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit", sagte Mann.

Anke Ehrhard von der Columbia-Universität in New York forderte, Frauen bräuchten dringendst Verhütungsmittel, die sie selbst kontrollieren könnten. Als Beispiele nannte sie ein Kondom für Frauen und eine Creme, die Viren abtötet. Gerald Myers vom Forschungslabor in Los Alamos im US-Bundesstaat New Mexico berichtete, inzwischen seien fünf verschiedene HIV-Viren entdeckt worden, die die Immunschwäche Aids auslösten. Eine Bekämpfung werde damit immer schwieriger.

Vor allem den armen Ländern Asiens drohe eine Aids-Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes, warnten Experten. Vertreter der Indischen Gesundheitsorganisation berichteten, die Situation sei völlig außer Kontrolle geraten. In den nächsten fünf Jahren würden vor allem Indien und Thailand am schlimmsten betroffen sein.

Die indischen Experten warfen der internationalen Wissenschaft und den Geberländern vor, das Aids-Problem in Asien vernachlässigt zu haben. Die in Bombay ansässige Gesundheitsorganisation appellierte an die reichen Länder, Asien mit 60 Prozent der Weltbevölkerung im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit zu helfen. Etwa 80 Prozent aller HIV-Infizierten auf der Welt leben in Ländern der Dritten Welt.

Die Gründe für die explosionsartige Ausbreitung von HIV-Infektionen in der Dritten Welt sind vielfältig: Drogen, verseuchte Blutkonserven und traditionell freizügiges Sexualverhalten werden ebenso genannt wie Geschlechtskrankheiten, die etwa mit Geschwüren einhergehen und so ein Eindringen des Virus in den Körper erleichtern. Hinzu kommt, daß mangels anderer kostenfreier Verhütungsmethoden in Entwicklungsländern häufig Analverkehr zwischen Mann und Frau ausgeübt wird. Da die Darmschleimhaut weitaus durchlässiger ist als die Schleimhaut der Vagina, liegt hier ein weiteres großes Ansteckungsrisiko.

Aids-Verhütung ist nach Meinung der Experten in erster Linie eine Frage eingesetzter Finanzmittel, beispielsweise für Aufklärung, für den Umtausch von Spritzbestecken und für Kondome. In den USA werden heute zur Aids-Bekämpfung pro Kopf der Bevölkerung 2,70 Dollar (rund vier Mark) ausgegeben, in den Entwicklungsländern sind es nur wenige Pfennige.

Glückskasten

LOTTO: Gewinnklasse 1: unbesetzt/ Jackpot: 11 842 433,60 DM, Kl. 2: 1 213 335,70 DM, Kl. 3: 107 059,00 DM, Kl. 4: 9247,90 DM, Kl. 5: 160,20 DM, Kl. 6: 92,00 DM, Kl. 7: 10,20 DM.

ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: 42 413,60 DM, Kl. 2: 1528,40 DM, Kl. 3: 120,60 DM.

AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 1 197 781,85 DM, Kl. 2: 109 913,50 DM, Kl. 3: 4675,00 DM, Kl. 4: 118,70 DM, Kl. 5: 9,90 DM.

SPIEL 77: Gewinnklasse 1: 1 577 777,00 DM, Jackpot: 66 106,70 DM, Kl. 2: 77 777,- DM, Kl. 3: 7777,- DM, Kl. 4: 777,- DM, Kl. 5: 77,- DM, Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.

6 PLUS: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM, Kl. 2: 10 000,- DM, Kl. 3: 1000,- DM, Kl. 4: 100,- DM, Kl. 5: 10,- DM, Kl. 6: 5,- DM.

RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 1267,20 DM, Kl. 2: 146,20 DM; Rennen B: Kl. 1: 4,80 DM, Kl. 2: entfällt; Jackpot: 7603,40 DM. Kombinations-Gewinn: unbesetzt/Jackpot: 23 125,00 DM.

(Ohne Gewähr)

Hilfe für Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina

LANGEN. Wie kann den Menschen geholfen werden, die auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien sind? Darüber wollen die Langener Grünen am Donnerstag, 23. Juli, im Mütterzentrum an der Zimmerstraße um 19.30 Uhr sprechen.

Außerdem möchten sie die Kampagne unterstützen: "Ein Obdach für die Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina". Diese wurde vom Bund für soziale Verteidigung, anderen Friedensgruppen und den Grünen ins Leben gerufen. Es werden Menschen gesucht, die eine oder mehrere Personen bei sich wohnen lassen. Sobald 1000 Bereitschaftserklärungen vorliegen, wollen die Langener Grünen die Politiker auffordern, Kriegsflüchtlingen ein Duldungsaufenthaltsrecht einzuräumen. Wer Interesse hat, sollte sich an Manfred Sapper (06103 / 2 59 81) oder Klaus Arons (06103 / 2 89 74) wenden. dok

In Sarajewo statt vor Gericht Schöffengericht: Geldstrafe gegen abwesenden Bosnier

Krieg ist Krieg, und da hatte der Angeklagte Wichtigeres zu tun, als wie geladen am Montag vor einem Frankfurter Schöffengericht zu erscheinen, um sich hier wegen einer Sachbeschädigung und der unerlaubten Benutzung eines fremden Autos zu verantworten. "Mein Mandant kämpft zur Zeit in Sarajewo", erklärte der Anwalt des 35jährigen Bosniers und regelte alles weitere stellvertretend.

Entsprechend kurz gestaltete sich denn auch die Verhandlung. Nach einer Viertelstunde schon waren sich alle Parteien einig, verkündete die Schöffenrichterin ihren Beschluß. Denn trotz Abwesenheit zeigte sich der Angeklagte kooperativ. Bevor der Abreise in seine Heimat hatte er nämlich im letzten Gespräch mit seinem Anwalt bereitwillig alles zugegeben, auch wenn er sich konkret an nichts erinnern konnte. Zur Anklage des Staatsanwalts gab es deshalb keine Widerrede von der Verteidigung. Ergebnis war ein Strafbefehl über 3900 Mark. Mit 65 Tagessätze zu 60 Mark galt es nach Ansicht des Gerichts die angeklagte Sachbeschädigung sowie eine sogenannte Gebrauchsanmaßung zu ahnden. Hinzu kam eine fünfmonatige Führerscheinsperre.

Der Angeklagte, Taxifahrer von Beruf, war mit 2,1 Promille Alkohol im Blut und, wie sein Anwalt vermutet, noch dazu mit einer Prise Koks in der Nase am 1. Dezember vergangenen Jahres etwas außer Kontrolle geraten. Gegen 4 Uhr morgens hatte er sich am Blittersdorfplatz hinter das Steuer eines Wagens gesetzt und war losgefahren. Freilich handelte es sich dabei nicht um seinen eigenen Wagen, und auf der Rückbank saßen zwei völlig verdutzte Passagiere, die eigentlich auf jemand ganz anderen gewartet hatten. Wegen der beschlagenen Scheiben im Wagen hatten sie den Mann nicht als Fremden erkannt und auf sein höfliches Klopfen die Fahrertür geöffnet.

Als sie ihn sachte auf den Irrtum aufmerksam machen wollten, drohte ihnen der Angeklagte großspurig, sie sollten ihn ja in Ruhe lassen, sonst . . . Bereits zwei Ecken weiter hielt er, weil ihn wohl ein plötzlicher Hunger gepackt hatte.

Doch nun sah sich der kampfbereite Bosnier ernsthaften Schwierigkeiten gegenüber. Die Pizzeria seiner Wahl hatte bereits geschlossen und man wollte bei ihm auch keine Ausnahme machen. Kurz entschlossen trat er also die Scheibe der Eingangstür ein, um seinen Hunger doch noch stillen zu können. Das wiederum wollte man sich dort nicht gefallen lassen. Man rief die Polizei.

Wann der Angeklagte seine Strafe zur Kenntnis nehmen wird, bleibt einstweilen unklar. Wie seine Frau berichtete, hat sie seit sechs Wochen keinerlei Nachrichten mehr von ihrem Mann. sol

Jugendliche gestanden

Serie von Raubüberfällen

Fahndungserfolg / Schreckschußrevolver als Tatwaffe

Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Schenk

Das Frankfurter Raubkommissariat (K 12) hat jetzt eine Serie von zwölf Raubüberfällen auf Geschäfte, Gaststätten, Spielsalons und Kioske aufgeklärt, die im ganzen Stadtgebiet zwischen dem 14. Mai und dem 23. Juni dieses Jahres begangen worden waren. Die beiden mutmaßlichen Täter, zwei Jugendliche im Alter von 16 und 18 Jahren, wurden in der ersten Julihälfte kurz nacheinander in der Innenstadt festgenommen und sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Bei den Überfällen erbeuteten sie insgesamt rund 11 000 Mark. Sie sind geständig. Mit dem Erlös aus ihrer Beute wollen die aus Serbien stammenden Jugendlichen ihren Lebensunterhalt in Frankfurt bestritten haben.

Begonnen hatte die Serie der Taten mit einem versuchten Raubüberfall am 14. Mai auf einen Lebensmittelmarkt in der Wiener Straße in Oberrad, bei dem keine Beute anfiel. Die jugendlichen Räuber ließen sich nicht entmutigen. Noch am gleichen Tag raubten sie ein asiatisches Lebensmittelgeschäft in der Hanauer Landstraße sowie einen Spielsalon in der Großen Eschenheimer Straße aus und ließen insgesamt 2300 Mark mitgehen. Drei Tage später folgte ein bewaffneter Überfall auf eine Gaststätte in der Ostendstraße (Beute: 2000 Mark) sowie in den folgenden Wochen Überfälle auf Läden, Kneipen und Kioske quer durch Frankfurt.

Wie Polizeisprecher Peter Borchardt am Montag sagte, hatten sich die Kripoleute bereits Mitte Mai dieses Jahres aufgrund der einheitlichen Begehungsweise bei den und der sich zum großen Teil deckenden Zeugenbeschreibungen ein Bild von der gesuchten Tätergruppe machen können.

Langwierige Ermittlungen schlossen sich an. Schließlich wurde der 18jährige, der keinen festen Wohnsitz hat, am 1. Juli gegen zwölf Uhr auf der Zeil festgenommen. Sein mutmaßlicher Komplize wurde am 11. Juli gegen 18 Uhr von Fahndungsbeamten in der Innenstadt entdeckt und festgenommen. Bei der Durchsuchung der Wohnung des 16jährigen in Oberrad fanden die Beamten einen Schreckschußrevolver, der nach Einschätzung der Polizei jeweils als Tatwaffe benutzt worden war.

Der Haftrichter verfügte gegen beide Untersuchungshaft wegen des Verdachts gemeinschaftlichen schweren Raubes. Den letzten Raubüberfall hatten sie am 23. Juni bei einem Überfall auf ein Schreibwarengeschäft in der Wiener Straße in Oberrad verübt und 2000 Mark erbeutet.

Bordelle verdrängen Mieter . . .

(Fortsetzung von Seite 17) zei auch zu den Gesellschaftern der Apart-Hotel-Betriebs-GmbH, die ein geplantes Großbordell in der Breite Gasse unterhalten hätte. Das Projekt kam nicht zustande, nachdem der beteiligte ehemalige "Bordellkönig" Hersh Beker von der Polizei verhaftet worden war. Das Gebäude in der Breite Gasse ist jetzt zu einer Herzklinik umgebaut worden.

Besitzer des Hauses Moselstraße 42 ist nach Mehlhorns Darstellung Horst Hergenröther. Der Pächter beteuert, daß er gerne die beiden früheren Etablissements Elbestraße 36 und Moselstraße 30 weiterbetrieben hätte: "Aber ich durfte ja nicht."

Nach Einschätzung der Stadt werden noch andere Bordell-Betreiber Ersatz- Häuser innerhalb der neuen Toleranzzone eröffnen. Dabei ist die Sperrgebietsverordnung juristisch gesehen noch gar nicht endgültig sicher: Ein Bordellinhaber strengt derzeit vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel noch eine Normenkontrollklage gegen das Paragraphenwerk an. Pächter Mehlhorn meint freilich, daß der Kollege "zurückziehen" wird: "Er darf ja in der neuen Toleranzzone bleiben."

Die Leidtragenden der ganzen Entwicklung aber sind die bisher noch verbliebenen Bewohner des Bahnhofsviertels: "Die ansässige Wohnkultur wird verdrängt", so Pfarrer Reinel - "die Stadt hätte das besser sozial abfedern müssen!" (Siehe auch "Rote Lampen . . . und "Ein OB ging . . .)

"Einige tausend" dürfen einreisen Bonn und Länder machen bosnischen Flüchtlingen Hoffnung

"Einige tausend" dürfen . . .

Erinnerung an Galinski bei Gedenkfeier zum 20. Juli

Als einen Mann, der immer auf der richtigen Seite stand, hat Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch (SPD) den verstorbenen Heinz Galinski auf der Gedenkfeier zum 20. Juli gewürdigt. Galinski, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, war am Sonntag abend in Berlin gestorben. Zu der Gedenkfeier, die an das Attentat auf Hitler im Jahre 1944 erinnerte, waren am Montag morgen rund 150 Besucher in der Paulskirche erschienen.

Von den Gästen begrüßte Busch ausdrücklich die Vertreter der jüdischen Gemeinde und der Bundeswehr. Bevor am Mahnmal für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft Kränze niedergelegt wurden, wies der Stadtverordnetenvorsteher in seiner Rede auf die neugeschaffene Johann-Kirchner-Medaille hin. Mit dieser Medaille wurden in diesem Jahr viele Männer und Frauen ausgezeichnet, die ebenfalls gegen Hitler gekämpft hatten.

Die Frankfurter Sozialdemokratin und Widerstandskämpferin Johanna Kirchner wurde am 9. Juni 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. FR

Taxifahrer über Flohmarkt sauer Stadt: "Sommertheater"

Der Vorsitzende der Frankfurter Taxivereinigung, Horst Kasper, ist empört darüber, daß Taxifahrer während des samstäglichen Flohmarktes am Mainufer Kunden nicht mehr direkt zum Museumsufer bringen können. Die Beschwerden von Kunden und Taxifahrern darüber häuften sich. Die Fahrer könnten zwar die Sperren auf der südlichen Mainuferstraße passieren, aber dann herrsche "das Chaos". Die Fahrspur sei von Anlieferern des Flohmarkts zugestellt, an ein Durchkommen sei nicht mehr zu denken. Taxikunden seien bereits von Flohmarktkunden bedroht worden.

Dabei hätten städtische Vertreter bei einer Besprechung vor einigen Monaten der Taxivereinigung zugesagt, freie Anfahrt an Samstagen zum Museumsufer zu bekommen. Dieses Versprechen sei nicht eingehalten worden. Der Magistrat müsse sich nun entscheiden, was ihm lieber sei: "Der Ramschladen am Mainufer oder der kulturelle Ruf der Stadt".

Den Fahrgästen sei es auch nicht zuzumuten bei der Anfahrt zum Museumsufer in der Metzelerstraße auszusteigen und die rund 100 Meter durch den Park zum Ufer zu laufen. "Die meisten unserer Kunden wollen bis vor den Eingang des Museums gefahren werden und haben schon umkehren lassen, als dies nicht möglich war."

Heinz Berger, Leiter der städtischen Marktbetriebe, zeigte sich am Montag "höchst verwundert" über Kasper. "Zunächst einmal gibt es eine solche Vereinbarung mit der Taxivereinigung nicht. Richtig ist, daß auf der südlichen Mainuferstraße an Flohmarktstagen entlang des Museumsufers ein fünf Meter breiter Sicherheitstreifen für Rettungsfahrzeuge besteht, den auch Taxifahrer benutzen dürfen." Allerdings drängelten sich auf diesem Streifen dort in den Vormittagsstunden Tausende von Menschen und die Anlieferer des Flohmarkts stellten diesen Streifen auch zu. "In Notfällen", so Berger, "habe ich es selbst erlebt, daß der Streifen bei Noteinsätzen im Handumdrehen geräumt war. Taxifahrer allerdings werden dort nicht so gern gesehen."

Für Berger ist es unverständlich, daß Taxi-Chef Kasper nun Alarm schlägt. Zwei Jahre lang habe es keine Beschwerde aus dieser Richtung gegeben. Die Anfahrt zur Metzelerstraße sei zumutbar. Berger: "Ich glaube hier wird ein Sommertheater veranstaltet und Herr Kasper ist schon im Vorwahlkampf für seine Wiederwahl im nächsten Jahr." enk

2000 Liter Öl liefen in den Heizungsraum

WIESBADEN. Schreck in der Morgenstunde für den Fahrer eines Tankzuges: Beim Füllen eines Öltanks im Um- und Übersiedlerheim der Stadt am Chausseehaus liefen laut Polizei 2000 Liter in den Heizungsraum. Die Feuerwehr mußte die Flüssigkeit absaugen. Gegen 8 Uhr war der Mann mit seinem Wagen angerollt. Als der Tank sich füllte, stieg das Öl über die Öffnung des Peilstabes im Schacht und floß über das Schutzrohr in den Raum. Der Fahrer bemerkte das Malheur aber gleich und rief die Feuerwehr an.

Obwohl kein Öl in die Kanalisation floß, ermittelte das Umweltschutzkommissariat der Wiesbadener Polizei. Ursache des Unfalls: Überdruck im Tank, der wegen eines defekten Entlüftungsrohres entstanden war. Die Polizei vermutet, daß spielende Kinder das Rohr mit Sand und Dreck verstopft haben. acw

Briefe

Rolle der Baptisten in Kirchenräten Es sei "dankenswert", daß die FR mit ihrer Reportage "Zehntabgabe statt Kirchensteuer" (Ausgabe vom 16. Juli) über die Baptisten-Gemeinde in Schmitten- Brombach berichtet habe, heißt es in der Zuschrift eines Pastors im Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden. Einen Passus des FR-Berichts möchte er jedoch richtiggestellt wissen:

"In Ihrem Artikel ("Zur Sache", letzter Absatz) heißt es: "Dieser Bund ist im Ökumenischen Rat vertreten, nicht aber im Weltkirchenrat." Der Verfasser ist offenbar in ökumenischen Dingen nicht sehr bewandert, sonst wüßte er, daß der "Ökumenische Rat der Kirchen" und der "Weltkirchenrat" miteinander identisch sind. Das erste ist der offizielle Name, das zweite eine im deutschen Sprachbereich üblich gewordene verkürzte Bezeichnung. Richtig ist, daß der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland zwar der "Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland", nicht aber dem "Ökumenischen Rat der Kirchen" angehört. Wolfgang Müller Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland Neue Schlesingergasse 22 - 24 6000 Frankfurt 1.

Anmerkung der Redaktion: Laut "Handbuch Religiöse Gemeinschaften" (Seite 34; Gütersloh 1979) sind die Baptisten im Ökumenischen Rat vertreten, aber durchaus nicht alle. Dem Weltkirchenrat gehört der Bund Evangelisch- Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland dem Buch zufolge nicht an.

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 21. Juli in Milligramm je Kubikmeter

Stoffe und Grenzwerte*

Königstein

SO2 (1,00) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,03 (0,02) Ozon (0,12) 2,00 (2,00) (in Klammern rechts Werte vom Vortag)

* nach VDI-Richtlinie 2310

Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt auf der Billtalhöhe gemessen.

Für heute werden Ozon-Werte zwischen 0,14 und 2,00 mg erwartet.

SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Mittelwert angegeben.

Die Ozonkonzentrationen liegen meist nachmittags höher; sie werden deswegen zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.

Weingut bittet zur Matinee mit Musik

WIESBADEN. Zwei Wochen vor Beginn des großen Wiesbadener Weinfestes lädt das städtische Weingut zum "Einstimmen" für Samstag, 25. Juli, ab 11 Uhr zur dritten Wiesbadener Wein-Matinee mit köstlichen Weinen und guter Küche in die Kapellenstraße 99 ein. Damit die Besucher in Fahrt kommen, wird das "Bernd-Hans-Gietz-Swingtett", das in der Rheingauer Jazz-Szene bekannt ist, nach 14 Uhr für Musik sorgen. Als "Special Guest" präsentiert die Band den Posaunisten Spiegeke Wilcox aus den USA. Eine originelle Weinetikettensammlung bietet überdies interessante Einblicke in die Rheingauer Weingeschichte.

Das städtische Weingut ist auch mit dem Stadtbus der Linie 8 bis Händelstraße oder mit der Nerobergbahn und einem anschließenden kurzen Spaziergang durch den Wald zu erreichen. maf

Wer wußte Bescheid über die ganzen Abwasser-Geschäfte? Landrat: Kontrolleure sind überlastet / Professor Herbert Alsheimer richtete Anfrage an Jürgen Banzer / Akten sind beim Staatsanwalt

HOCHTAUNUSKREIS. Die Affäre um die Jahresrechnung des Abwasserverbands Oberes Erlenbachtal für das Jahr 1989 wird die Gremien des Hochtaunuskreises beschäftigen. Der Vorsitzende des Haupt- und Finanzausschusses des Kreistags, der Kronberger CDU-Abgeordnete Prof. Herbert Alsheimer, hat Ende vergangener Woche eine Anfrage zu den Begleiterscheinungen der Affäre an Landrat Jürgen Banzer gerichtet. Er will wissen, ob dem Rechnungsprüfungsamt des Hochtaunuskreises tatsächlich "Weisungen und/oder Ratschläge" erteilt worden seien, um eine fachtechnische Kontrolle des Finanzgebarens des Abwasserverbands zu verhindern.

Von solchen Weisungen zur Amtszeit des damaligen Ersten Kreisbeigeordneten Hans-Joachim Galuschka hatte die FR am Donnerstag unter Berufung auf Quellen in der CDU berichtet. Galuschka ist einer der Hauptbeschuldigten in der Korruptionsaffäre im Kreis.

Das Kreis-Rechnungsprüfungsamt hatte nach dem Auffliegen der "Taunus-Connection" aus Tief- und Kanalbauunternehmern, Spitzenpolitikern und Parteifunktionären vor acht Monaten für 1989 erstmals seit langem wieder eine fachtechnische Kontrolle der Buchführung des Abwasserverbands durchgeführt.

In diesem Bericht erheben die Rechnungsprüfer jetzt den Vorwurf, das Ingenieurbüro Niklas habe den Verband - dem Friedrichsdorf, Bad Homburg und Wehrheim angehören - um mindestens 120 000 Mark geschädigt. Außerdem sei kaum einer der zum Teil millionenschweren Bauaufträge des Verbands ordnungsgemäß vergeben worden. Wenn der damals für das Rechnungsprüfungsamt zuständige Vize-Landrat Hans-Joachim Galuschka tatsächlich die Behörde angewiesen hat, auf die Kontrolle des Abwasserverbands durch Bauingenieure zu verzichten, liegt ein folgenschwerer Verdacht nahe: Hat Galuschka von den nach der Auffassung der Rechnungsprüfer unkorrekten Geschäftsbeziehungen zwischen Verband und dessen beratenden Ingenieurbüro Niklas gewußt und dann die Spuren absichtlich getrübt?

Landrat Jürgen Banzer will die insgesamt vier Fragen des Abgeordneten Alsheimer schon in dieser Woche beantworten. Schon am Freitag wies er allerdings darauf hin, daß den Rechnungsprüfungsämtern "überall in Hessen" zu wenig Bauingenieure zur Verfügung stünden, um die fachtechnischen Prüfungen sicherzustellen.

Im Main-Taunus-Kreis beispielsweise gebe es dafür überhaupt niemanden; der Hochtaunuskreis habe bisher zwei Mitarbeiter für diese Arbeit beschäftigt. Ein dritter sei inzwischen eingestellt, ein vierter werde gerade gesucht.

Aus diesem Grund, so Banzer, sei es nicht vermeidbar, den Ämtern Weisungen darüber zu erteilen, wo Schwerpunkte gesetzt und wo Kontrollen auf längere Abstände gestreckt werden sollen. Genau das verbieten allerdings die hessische Gemeindeordnung und die Landkreisordnung): "Der Gemeindevorstand kann keine Weisungen erteilen, die den Umfang, die Art und Weise oder das Ergebnis der Prüfung betreffen" (§ 130 HGO und § 52 HKO).

Ob und wann nach den Enthüllungen über das Jahr 1989 jetzt auch die Bilanzen des Abwasserverbands aus weiter zurückliegenden Jahre kontrolliert werden, ist bisher nicht bekannt. Dem Vernehmen nach hat die Frankfurter Staatsanwaltschaft die Akten bereits beschlagnahmt. Deren Pressesprecher Hubert Harth gab am Freitag noch keine Antwort auf die Frage der FR, ob sie die neuen Erkenntnisse zum Anlaß nehme, ihre Ermittlungen auch auf den Friedrichsdorfer Bürgermeister und Verbandsvorsteher Gerd Schmidt oder andere verantwortliche Politiker und Mitarbeiter des Verbands auszudehnen. Über derartige Details könne man sich im Augenblick nicht äußern, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. GÜNTHER SCHERF

Diesmal ist es ein Allerweltsvogel: Vogelschützer wählten das Rotkehlchen zum "Vogel des Jahres 1992" 275 verschiedene Melodien sind für ihn kein Problem Chemie und saurer Regen bedrohen den rot-braunen Flieger / Rund um den Feldberg sind die kleinen Sänger selten geworden

HOCHTAUNUSKREIS. Jeden Morgen und jeden Abend konnte sich Erlend Martini, Kreisbeauftragter für den Vogelschutz, ein kostenloses Konzert anhören. Ort der Veranstaltungen: sein Garten. Die musikalischen Darbietungen wurden nicht von einem Orchester aufgeführt, sondern von einem unscheinbaren Vogel: Ein Rotkehlchen hatte sich in seinem Garten eingerichtet.

Obwohl nur ein Solist für die Gartenmusik sorgte, bekam Martini eine große Vielfalt von Melodien präsentiert. Schließlich beherrscht das Rotkehlchen bis zu 275 verschiedene. Nicht zuletzt auch wegen dieser Begabung wurde es nun vom Naturschutzbund Deutschland zum Vogel des Jahres 1992 gewählt.

"Da hat man sich einen echten Publikumsliebling ausgesucht", spöttelt Franz-Josef Salzmann von der Wehrheimer Vogelschutzgruppe. Anfangs war er verärgert über die Wahl. Inzwischen hat er eingesehen, daß man nicht immer nur seltene Arten, die keiner mehr kennt, zum Vogel des Jahres machen kann: "Man muß auch mal was für den Normalbürger bieten."

Das ist mit dem Rotkehlchen gelungen. Es kann nämlich nicht nur "wunderbar melancholisch singen", so der schwärmende Salzmann. Es ist auch an seiner rot-braunen Brust gut zu identifizieren - selbst für Leute, die sich mit Vögeln nicht so gut auskennen. Dazu kommt die pummelige Gestalt, der runde Kopf, und die großen Augen.

Vor Menschen hat der kleine Sänger keine Angst. Seit Jahrhunderten fühlt er sich dort wohl, wo sie siedeln. Rotkehlchen machen sich häufig zunutze, was die Menschen achtlos liegen lassen. Wenn's keinen besseren Platz gibt, bauen sie auch schon mal in einer Konservendose oder in einer Gießkanne ihr Nest. Halbvergessene Holzstöße im Garten sind als Quartier beliebt. Auch von der Gartenarbeit profitieren sie. Wer im Herbst seine Beete umgräbt, muß damit rechnen, daß hinter seinem Rücken ein paar Rotkehlchen die Erde nach Regenwürmern absuchen.

Der Meistersinger ist für eine PR-Aktion der Naturschützer bestens geeignet. Denn einerseits entwickeln die Menschen "sehr schnell eine emotionale Beziehung zu dem Vogel", sagt Erlend Martini. Andererseits ist das Rotkehlchen eine Art Öko-Indikator. Es gibt sie fast überall im Hochtaunuskreis. In Steinbacher Gärten bauen sie ihre Nester und legen vier oder fünf Eier rein. Am Wiesbach bei Grävenwiesbach nehmen sie ausgiebige Bäder, um das Gefieder zu reinigen.

Doch es gilt die Faustregel: Je mehr Rotkehlchen in einer Region leben, um so besser ist es um die Natur bestellt. Am Wolfsborn in der Nähe des Wehrheimer Schwimmbades gibt es zum Beispiel besonders viele. Das ist ein im wahrsten Sinne des Wortes naturbelassenes Stück Landschaft.

In den Feldern rund um die Taunusgemeinde gibt es dagegen immer weniger Rotkehlchen. Den Mähdreschern und Traktoren waren schon vor Jahren die Hecken im Weg. Sie wurden abgehauen. Das Rotkehlchen aber braucht sie als Unterschlupf. Und im Herbst frißt es sich an den fleischigen Früchten des Gesträuchs satt.

Noch lieber stillt der Vogel seinen Hunger mit Schmetterlingsraupen, Blattläusen und anderen Krabblern. Doch die Pestizidspritze hat in den vergangenen Jahren das Kleingetier auf den Feldern fast ausgerottet. Hinzu kommt, daß auch der saure Regen dem Rotkehlchen zugesetzt hat: Vogelfreunde haben herausgefunden, daß in Regionen mit besonders ätzenden Niederschlägen die Populationen zurückgehen.

So sind die Rotkehlchen rund um den Feldberg ziemlich selten. Im Harz gibt es Gebiete, wo seit Jahren kein einziges Exemplar mehr gesichtet wurde. 1972 machten sie dort noch 10 Prozent der Vogel-Bevölkerung aus.

"Obwohl es noch nicht akut bedroht ist, gibt es immer weniger Lebensräume", sagt Erlend Martini. Die Bestände sind rückläufig. "Doch jeder, der eigenen Garten hat, kann etwas für das Rotkehlchen tun", weiß Franz Josef Salzmann. Sein Rezept ist ganz einfach: Weg mit geleckten sterilen Gärten, in denen es ordentlich wie im Wohnzimmer aussieht. Es einfach hinterm Haus ein bißchen verwildern lassen. Und aus dem Rasen eine Wiese machen.

In dem hohen Gras fühlen sich Insekten wohl. Einen Reisighaufen einfach liegen lassen, damit Rotkehlchen darin ihre Nester bauen können. Mit exotischen Büschen wie Tuja können die Vögel nichts anfangen. Deshalb lieber heimische Sträucher im Garten pflanzen: Mehlbeere, Haselnuß, Feuerdorn oder Hartriegel. FRANK WENZEL

Georg Hahl aus U-Haft entlassen

HOCHTAUNUSKREIS. Der frühere Schmittener Bürgermeister Georg Hahl (63) ist nach achtmonatiger Untersuchungshaft aus dem Gefängnis entlassen worden. Der erste Strafsenat des Oberlandesgerichts (OLG) Frankfurt verschonte den in Königstein wohnenden Ex-Bürgermeister von der Haft, hielt aber den Haftbefehl gegen ihn aufrecht. Das heißt laut OLG-Pressesprecher Bernard, daß nach Auffassung des Gerichts weiter ein dringender Tatverdacht gegen den früheren CDU-Politiker besteht.

Georg Hahl war im November 1991 mit weiteren Spitzenpolitikern des Hochtaunuskreises verhaftet worden. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt beschuldigt ihn der Bestechlichkeit im Amt. Hahl soll über viele Jahre von diversen Firmen Schmiergelder von über 600 000 Mark kassiert haben. Hahl bestreitet allerdings nach wie vor jede Schuld vehement. che

EG gibt Geld für Notunterkünfte Außenminister erörterten "humanitäre Korridore" in Bosnien

ha BRÜSSEL, 20. Juli. Die zwölf Außenminister der Europäischen Gemeinschaft (EG) haben sich auf eine zusätzliche Hilfe für Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien in Höhe von 240 Millionen Mark geeinigt. Damit soll, wie Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) am Montag in Brüssel berichtete, die "ortsnahe Unterbringung" in Hotels, Pensionen und Notunterkünften sowie die Nahrungsmittelversorgung verbessert werden. Nach Auskunft Kinkels waren andere EG-Partner trotz dringender deutscher Appelle nicht bereit, Deutschland, Österreich und Italien bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu entlasten.

In einer gemeinsamen Erklärung sprachen sich die Außenminister für die "Errichtung humanitärer Korridore" aus, über die die Menschen aus den Wirren des Krieges fliehen könnten. Militärische Aktionen zur Öffnung solcher Korridore bei weiterer Verletzung der in der vergangenen Woche vereinbarten Feuerpause wurden nicht angedroht, obgleich die Außenminister Luxemburgs und der Niederlande vor der Sitzung in Brüssel von dieser Möglichkeit gesprochen hatten. In der Erklärung der Außenminister wird ferner angedeutet, daß die EG-Friedenskonferenz für Ex-Jugoslawien unter Lord Peter Carrington "in enger Konsultation mit der KSZE und den Vereinten Nationen" auf weitere Staaten ausgedehnt werden könnte. Dazu erklärten diplomatische Kreise, schon auf dem Münchner Weltwirtschaftsgipfel habe Frankreich dafür plädiert, an der Friedenskonferenz Nachbarstaaten Jugoslawiens und UN-Sicherheitsratsmitglieder wie die USA und Rußland an der Friedenskonferenz zu beteiligen.

Nicht durchsetzen konnte sich Kinkel mit der Forderung, Serbien und Montenegro als "Restjugoslawien" seines Sitzes in den UN zu entheben. In der Erklärung heißt es nur, die serbisch-montenegrinische Föderation könne "nicht als einziger Nachfolger Jugoslawiens" gelten. Die EG werde sich "der Teilnahme Jugoslawiens" in internationalen Organisationen "widersetzen". Bisher ist lediglich in der KSZE die Teilnahme Belgrads vorläufig aufgehoben worden.

Dienstag, 21. Juli

Kinder Merian-Spielplatz, Nordend: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen.

Sonstiges

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Schach-Treff: ab 18 Uhr, Bethmannpark, Friedberger Anlage.

Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin.

PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 061 01/86 674.

KOZ, Uni Campus: 21 Uhr, Kneipenabend.

Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, offener Abend.

English Speaking Club: 19.30 Uhr, Quiz Evening; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.

Märkte Dornbusch: Di., 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl-Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Eschenheimer Turm, Am Eschenheimer Tor 1, Tel. 28 11 71 und 28 35 00; Apotheke an der Post, Höchst, Hostatostraße 21, Tel. 30 42 32; Bock-Apotheke, Leipziger Straße 71, Bockenheim, Tel. 77 94 13; Dornbusch- Apotheke, Eschersheimer Landstraße 240, Tel. 5 60 14 33; Elch-Apotheke, Griesheim, Zum Linnégraben 18, Tel. 39 46 19; Flora-Apotheke, Sachsenhausen, Dreieichstraße 59, Tel. 62 30 16; Greif-Apotheke, Waldschmidtstraße 69, Tel. 44 59 74; Harheim-Apotheke, Harheim, Alt- Harheim 7, Tel. 0 61 01 / 4 12 74; Lohrberg-Apotheke, Seckbach, Wilhelmshöher Str. 137, Tel. 47 24 54; Nordwest-Apotheke, Nordweststadt, Thomas-Mann-Str. 6, Tel. 57 02 14; Rhein-Main- Apotheke, Kaiserstr. 50, Tel. 25 23 43. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 u. Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst (19-23 h): Dr. Ute Müller, Alt-Eschersheim 29, Eschersheim, Tel. 52 52 01; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden tägl.) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01-4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.- ohne Gewähr -

AMERICAN FOOTBALL

2. BUNDESLIGA-MITTE: Ulm Sparrows - Mannheim Redskins 6:13, Frankfurt Gamblers - Stuttgart Stallions 47:0. Die Tabelle: 1. Hanau Hawks 22:2, 2. Frankfurt Gamblers 20:4, 3. Mannheim Redskins 12:10, 4. Ulm Sparrows 12:12, 5. Schwäbisch Hall Unicor 10:14, 6. Wiesbaden Phantoms 4:18, 7. Stuttgart Stallions 2:22.

Deutscher floh auf Highway

NORFOLK, 21. Juli (AP). Ein 41jähriger Deutscher konnte in den USA einer Geldstrafe wegen Geschwindigkeitsübertretung noch einmal entgehen - und steht dafür jetzt im US-Staat Nebraska auf der Fahndungsliste. Nach Angaben der Behörden war der Mann aus Hamburg wegen zu schnellen Fahrens von Autobahnpolizisten angehalten worden. Er versprach, Geld aus seinem Wagen zu holen, um die Strafe zu begleichen. Statt dessen sprang er aber dann in seinen Mietwagen und raste davon.

Kinder in Iran unterernährt

NIKOSIA, 21. Juli (AP). 32 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren in Iran sind unterernährt. Dies meldete die iranische Nachrichtenagentur INRA unter Berufung auf einen Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums in Teheran. Wie der Ministerialbeamte weiter sagte, könnte sich das Problem noch verschärfen, sollte das Bevölkerungswachstum in Iran weiterhin so rasch fortschreiten wie bisher. Gegenwärtig nimmt die Zahl der Iraner jährlich um 2,7 Prozent zu. Sollte sich daran nichts ändern, wird sich die Einwohnerzahl des 60-Millionen-Volkes in 25 Jahren verdoppelt haben.

Fans wollen Perot verklagen

MIAMI, 21. Juli (AP). Enttäuschte Anhänger des texanischen Milliardärs und ehemaligen inoffiziellen Präsidentschaftsbewerbers Ross Perot wollen ihr politisches Idol per Gerichtsbeschluß zur Kandidatur bei der Wahl im November zwingen. Rechtsanwalt Douglas Stein reichte am Montag im Auftrag einer Gruppe von Perot-Anhängern aus Florida in Miami Klage gegen den parteilosen Geschäftsmann ein, der am Donnerstag erklärt hatte, bei der Präsidentenwahl nicht anzutreten, weil er keine Siegeschance sehe.

In der Klage heißt es, viele amerikanische Bürger hätten sich finanziell verausgabt und ihre Arbeitsstellen aufgegeben, um ihre ganze Energie darauf zu verwenden, Perots Namen auf die Wahllisten in den einzelnen Staaten der USA setzen zu lassen. Wie es weiter heißt, soll Perot gezwungen werden, sein gegebenes Versprechen zu halten. Danach wolle er antreten, wenn seine Anhänger genügend Unterschriften sammeln, um seinen Namen auf die Wahllisten aller US-Staaten eintragen zu lassen.

Bootsflüchtlinge ertrunken

PORT-AU-PRINCE, 21. Juli (AP). Bei dem Versuch, mit einem Segelboot außer Landes zu fliehen, sind möglicherweise 50 Haitianer ertunken. Nach einem Bericht des Senders Radio Metropole befanden sich an Bord des Schiffes insgesamt 58 Flüchtlinge, als das Boot am Sonntag kenterte. Wie es weiter unter Berufung auf die Leiterin des haitianischen Flüchtlingssekretariats, Marlene Dorfeuille, hieß, gelang es acht Menschen an Land zu schwimmen. Bis Montag seien die Leichen von fünfzehn weiteren Insassen an die haitianische Küste gespült worden. Die noch vermißten Passagiere des Flüchtlingsbootes seien vermutlich ebenfalls ertrunken.

Nach Informationen der US-Küstenwache sind seit dem Putsch in Haiti im vergangenen September 37 000 Haitianer per Schiff aus ihrem Land geflohen.

Gesetzentwurf über RU-486

DENVER, 22. Juli (AP). Die Abgeordnete der Demokratischen Partei, Patricia Schroeder, will einen Gesetzentwurf im US-Repräsentantenhaus einbringen, wonach die Benutzung von Abtreibungspillen in den USA legalisiert wird. Nach den Worten der Parlamentarierin aus Colorado stellt die Entscheidung des Obersten Gerichts, das am Freitag die Freigabe der in Frankreich entwickelten Abtreibungspille RU-486 untersagt hatte, eine Diskriminierung dar.

"Wieder einmal werden Frauen unterschiedlich behandelt", sagte Frau Schroeder. Sie fügte an: "Abtreibungen sind legal, aber nur, wenn sie ein Arzt vornimmt." Die Abgeordnete nimmt damit auf den Fall der 29jährigen Amerikanerin Leona Benten Bezug, der die Behörden die Pille bei ihrer Einreise in die USA am 1. Juli beschlagnahmt hatten.

Aufruf zu ,bewaffnetem Streik'

LIMA, 21. Juli (AP). Die kommunistische Guerillaorganisation Leuchtender Pfad hat ihre Terroroffensive gegen die Regierung Perus verstärkt und zu einem "bewaffneten Streik" aufgerufen.

Am fünften Tag fortgesetzter Anschläge auf Wohnviertel der Reichen und öffentliche Einrichtungen explodierte am Montag abend eine Bombe vor dem sozialwissenschaftlichen Institut für Freiheit und Demokratie. Nach Angaben der Polizei wurden mindestens drei Menschen getötet und 14 verletzt. Außerdem wurden zwei Brückenverbindungen zwischen Lima und dem zentralen Andenhochland beschädigt, wo die seit 1980 für die Errichtung einer kommunistischen Gesellschaft kämpfenden Guerilleros ihre wichtigsten Stützpunkte haben.

Am Donnerstag waren bei der Zündung einer Autobombe im Villenviertel Miraflores 25 Menschen getötet und 150 verletzt worden. Neun Bewohner werden noch vermißt.

Kurz gemeldet: US-Interesse an armen Völkern vermißt

AMES, 21. Juli (AP). Der Friedensnobelpreisträger Oscar Arias, ehemaliger Präsident von Costa Rica, hat der Öffentlichkeit in den USA vorgeworfen, die Dritte Welt bereits aufgegeben zu haben. In Ames im US-Staat Iowa sagte er am Montag, er habe im Wahlprogramm der Demokraten kein Wort zur Zukunft der armen Völker entdecken können.

CDU-Politiker fordern Einsatz des Militärs

FRANKFURT A. M., 21. Juli (AP/Reuter/dpa). Der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Karl Lamers, hat die Vorbereitung eines Militärschlags gegen Serbien und Montenegro gefordert.

"Wenn die Serben den Waffenstillstand in Bosnien-Herzegowina bis heute um 24 Uhr nicht einhalten, müssen die EG-Außenminister sofort erneut zusammenkommen und einen schnellen Militäreinsatz zum Schutz der Menschen in Bosnien vorbereiten", sagte der CDU-Politiker dem in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Express.

Den Beschluß der EG-Außenminister, Rest-Jugoslawien aus der UN auszuschließen, bezeichnete Lamers als nicht ausreichend. "Unter dem Kommando der UN müssen alle serbischen Artilleriestellungen vernichtet, ein Landkorridor zur Küste errichtet und der Flughafen freigemacht werden."

Auch der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion Johannes Gerster befürwortete einen militärischen Einsatz in Bosnien-Herzegowina. Der CDU-Politiker sagte im Hessischen Rundfunk: "Wenn ein Angriff, dann schnell. Dann aber keinen Dauerkrieg mit Landtruppen, sondern einen gezielten Schlag gegen Luftwaffe, Flugplätze und gegen die Raketenbasen der Serben." Allerdings könne nur die UN über einen solchen Angriff entscheiden. Nach Gersters Worten hätte mit einem frühen militärischen Schlag eine Eskalation des Krieges verhindert werden können: "Ich behaupte, wenn man früher eingegriffen hätte, wären sowohl die Opfer als auch die Folgekosten geringer, die wir jetzt zu tragen haben."

Entwicklungsminister Carl-Dieter Spranger (CSU) schließt Kampfeinsätze der Bundeswehr-Einheiten außerhalb des Bündnisgebiets auch ohne Verfassungsänderung nicht aus. In der Berliner Tageszeitung B. Z. sagte Spranger: "Wenn sich die SPD weiter einer Verfassungsklarstellung verweigert, dann wird Deutschland irgendwann um solche Kampfeinsätze auch ohne Verfassungsänderung nicht herumkommen. Dann müssen wir es auch dort auf eine Klage der SPD ankommen lassen." Die meisten Verfassungsrechtler seien der Auffassung, daß die Verfassung solche Kampfeinsätze zulasse. Eine Einengung auf "Blauhelm-Einsätze" lehne er "entschieden ab". Zur Ankündigung der SPD, wegen des Einsatzes der Bundesmarine in der Adria vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen, sagte Spranger, "eindrucksvoller kann die SPD ihre staatspolitische Verantwortungslosigkeit gar nicht dokumentieren".

Der außenpolitische Experte der SPD, Norbert Gansel, warf Spranger "politische Hirngespinste" vor. Im Privatsender SAT 1 sagte Gansel: "Wo will Herr Spranger denn deutsche Soldaten zu Kampfeinsätzen hinschicken? Der Bundeskanzler selbst hat erklärt, Jugoslawien komme nicht in Frage. Ja, sollen sie in den Nahen Osten geschickt werden - sollen sie in den Fernen Osten geschickt werden?" Spranger drohe anscheinend ungestraft mit einem weiteren Verfassungsbruch. Gansel fügte hinzu, er finde es entsetzlich, daß europäische Staaten eher bereit seien, Kriegsschiffe und Soldaten nach Jugoslawien zu schicken, als Flüchtlinge aufzunehmen.

Im Deutschlandfunk warf Voigt der Bundesregierung vor, mit der Beteiligung an der internationalen Seeblockade gegen Jugoslawien in der Adria eine "neue Militärpolitik" durchsetzen zu wollen. Um in dieser Hinsicht die Verfassung neu zu interpretieren, würden die Leiden der Menschen in Bosnien-Herzegowina zum Vorwand genommen, kritisierte er.

Die SPD-Fraktion entscheidet am heutigen Dienstag, ob sie gegen den Adria- Einsatz der Bundeswehr Verfassungsklage erheben wird. Fraktionschef Hans-Ulrich Klose sagte, er erwarte heftige Diskussionen in der Fraktion, glaube aber, daß die Abgeordneten der Empfehlung des Fraktionsvorstandes folgen werden, Klage zu erheben. Der ehemalige SPD- Vorsitzende Hans-Jochen Vogel sagte, er erwarte eine "sehr breite Zustimmung" der Fraktion.

Millionenbeute bei Überfall auf Geldboten-Firma

DÜSSELDORF, 21. Juli (AP). Bei einem Überfall auf eine Geldtransportfirma in Düsseldorf haben zwei maskierte Verbrecher in der Nacht zum Dienstag Bargeld in Millionenhöhe erbeutet. Wie die Polizei in Düsseldorf mitteilte, waren die Gangster kurz vor Mitternacht in die Räume einer Sicherheitsfirma im Stadtteil Lierenfeld eingedrungen und hatten dort die Angestellten überwältigt.

Die Firma ist darauf spezialisiert, bei Supermärkten die Tageseinnahmen abzuholen, das Geld zu zählen und dann zu den Banken zu transportieren. Die mit einer Schrotflinte und einer Pistole bewaffneten und mit Sturmhauben maskierten Gangster waren nach den ersten Ermittlungen der Polizei durch ein Fenster in das Gebäude der Sicherheitsfirma eingedrungen. Sie überwältigten die vier anwesenden Angestellten, drei Frauen und einen Mann. Dann fesselten sie die Frauen mit Handschellen und zwangen den 22jährigen Angestellten, das Geld in mitgebrachte Sporttaschen zu packen. Insgesamt habe es sich um einen Betrag zwischen einer und zwei Millionen Mark gehandelt, sagte ein Polizeisprecher.

Danach fesselten die Diebe auch den 22jährigen und flüchteten. Der Angestellte konnte sich nach wenigen Minuten befreien und alarmierte die Polizei. Eine sofort eingeleitete Ringfahndung blieb jedoch erfolglos.

Deutsche spenden weniger

BADEN-BADEN, 21. Juli (dpa/AP). Die Bereitschaft der Deutschen für die Menschen im einstigen Jugoslawien zu spenden, ist in diesem Jahr deutlich gesunken. Das beklagte der Leiter der Auslandshilfe des Deutschen Caritasverbandes, Günter Hölter, am Dienstag in einem Interview des Südwestfunks.

Im vergangenen Jahr seien noch 3,6 Millionen Mark für die Kriegsopfer bei der Hilfsorganisation eingegangen. In diesem Jahr seien es bisher nur 800 000 Mark gewesen.

Hölter nannte zwei Ursachen für den Rückgang der Jugoslawien-Spenden: Viele glaubten, daß die Menschen bei Kriegen, anders als bei Naturkatastrophen, nicht unverschuldet in Not geraten seien. Als weiteren Grund nannte Hölter ein Gefühl der Ohnmacht, das von einem schlechten Informationsstand herrühre. Die Menschen wüßten nicht, wie organisiert geholfen werden könne. Der Caritasverband liefere Nahrungsmittel und Medikamente in das Kriegsgebiet, die dort vor allem in den Pfarreien verteilt würden.

Hessen fordert: US-Wohnungen rasch freigeben

WIESBADEN. Hessen hat die Bundesregierung aufgefordert, mit den Amerikanern über eine sofortige Freigabe der nicht mehr benötigten Wohnungen zu verhandeln. Wie die Wiesbadener Staatskanzlei am Dienstag mitteilte, haben die Streitkräfte allein in Hessen rund 17 000 Wohnungen angemietet. 8000 sollen bis 1994 geräumt werden und könnten der Wohnungsnot abhelfen. Wie Regierungssprecher Erich Stather erläuterte, droht in vielen Gemeinden statt dessen jedoch Wohnungsleerstand.

Die Bundesregierung habe für die amerikanischen Streitkräfte in der Vergangenheit langfristige Verträge mit den Eigentümern abgeschlossen und Mieten vereinbart, die zum Teil deutlich über den ortsüblichen Preisen lägen. Daher würden die Besitzer ihre Wohnungen nun lieber ungenutzt lassen, als sie unterhalb des bisherigen Niveaus neu zu vermieten.

Die hessische Landesregierung forderte den Bund auf, bis zum Auslaufen der Verträge die Differenz zwischen der ortsüblichen und der bisherigen Miete zu tragen, damit die Wohnungen baldmöglichst wieder genutzt werden könnten. ap

Sicherheitsrat erwägt Angriff auf Irak Diplomaten nennen Luftattacke unausweichlich / Verweigerte Inspektion als Grund

NEW YORK, 21. Juli (AP/Reuter). Angesichts der Weigerung Iraks, die Waffenstillstandsbedingungen nach dem Golf- Krieg einzuhalten, ist nach Angaben von Diplomaten aus dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) ein Luftangriff gegen Bagdad unausweichlich geworden. Bei Mitgliedern des Sicherheitsrates herrsche allgemein das Gefühl, keine andere Wahl zu haben, als einen kurzen Luftangriff anzuordnen, um Irak zu zeigen, daß die UN nicht mit sich spielen lassen, sagten die Diplomaten, die nicht genannt werden wollten, am Dienstag.

Die UN-Botschafter der USA und Frankreichs, Edward Perkins und Jean-Bernard Merimee, sprachen von "ernsthaften Konsequenzen", ihr britischer Kollege David Hannay schloß einen Militärschlag nicht aus.

Hintergrund ist die Weigerung Iraks, mit den UN-Inspektoren zusammenzuarbeiten, die das irakische Arsenal an Massenvernichtungswaffen zerstören sollen. Die Inspektoren warten seit Wochen vergeblich vor dem Landwirtschaftsministerium in Bagdad, in dem sie geheime Unterlagen über das irakische Raketenprogramm vermuten. Am Dienstag bekräftigte Bagdad, das Ministerium den Inspektoren zu öffnen.

Im Sicherheitsrat warnte der schwedische UN-Beauftragte zur Vernichtung der irakischen Massenvernichtungswaffen, Rolf Ekeus, die irakischen Behörden vor "tragischen Konsequenzen" für den Fall, daß sie den Inspektoren weiterhin den Zutritt zu dem Ministerium verweigern.

Die UN-Diplomaten sagten nach der Sitzung, ein Militärschlag würde binnen zehn Tagen ausgeführt. Dabei könnten US-amerikanische, französische, britische und saudiarabische Stellen zusammenarbeiten. Nach einem Angriff würde der irakische Luftraum stärker bewacht und das Luftverkehrsembargo verstärkt.

Die 15 Ratsmitglieder hatten zuvor ein Angebot Bagdads verworfen, "neutralen" Fachleuten den Zutritt zum Landwirtschaftsministerium zu gewähren. Vizeministerpräsident Tarik Asis hatte versichert, seine Regierung sei bereit, Experten auf dem Gebiet der atomaren, chemischen und biologischen Waffen aus bündnisfreien oder neutralen Ländern, die Mitglieder des Sicherheitsrates sind, das Ministerium inspizieren zu lassen.

Unterdessen sehen sich Mitarbeiter der UN in Irak zunehmender Gewalt ausgesetzt. Am Montag wurden bei der Explosion einer Autobombe vor dem UN- Hauptquartier in der nordirakischen Stadt Suleimanijeh zwei UN-Soldaten verletzt. Wie der Sprecher der Weltorganisation, Francois Giuliani, in New York mitteilte, wurden auch die Scheiben von einem Büroraum und der Funkstation zerstört. Ein Sprecher der Patriotischen Union Kurdistans machte Agenten der irakischen Regierung für den Anschlag verantwortlich. Es war der dritte Angriff auf UN-Soldaten binnen eines Monats in Nordirak.

Vor dem Landwirtschaftsministerium demonstrierten am Montag abend Tausende Iraker. Laut Rundfunkmeldungen beschimpften sie die UN-Vertreter als "Schurken" und forderten sie auf, Irak zu verlassen.

Kurz gemeldet: "Krieg-der-Sterne"-Test abgesagt

NEW YORK, 21. Juli (AP). Die letzte Erprobung einer atomaren Laserwaffe für die Strategische Verteidigungsinitiative (SDI) der USA, besser bekannt als "Krieg der Sterne", ist abgesagt worden. Wie die New York Times am Dienstag berichtete, hat das Energieministerium den Test wegen neuer Beschränkungen für Atomtestexplosionen eingestellt.

Zur Person:

WOLFGANG SCHÄUBLE, Chef der Unionsfraktion im Bundestag, hat sich gegen Appelle aus der CSU an Bundespräsident RICHARD VON WEIZSÄCKER (CDU) gewandt, dieser solle das vom Bundestag beschlossene Gesetz zur Neuregelung des Abtreibungsparagraphen 218 nicht unterschreiben. Schäuble sagte in Bonn, diese Debatte sei verfassungspolitisch völlig falsch. Die Rechtmäßigkeit des neuen Paragraphen müsse vom Verfassungsgericht und nicht vom Präsidenten entschieden werden. Mehrere CSU- Politiker hatten nach der Bundestagsentscheidung für die Fristenregelung mit Beratungspflicht Weizsäcker aufgefordert, die Ausfertigung des Gesetzes aus verfassungsrechtlichen Gründen zu verweigern. (AP)

Opferbilanz in Tiflis erhöht

MOSKAU, 21. Juli (AP). Bei dem Flugzeugabsturz in Tiflis am Montag sind nach Angaben der Behörden vom Dienstag mindestens 43 Menschen getötet worden. Die Frachtmaschine einer georgischen Fluggesellschaft vom Typ Tupolew-154 war beim Start mit ihrem Fahrgestell gegen Holzhäuser am Rande der Piste gestoßen und abgestürzt. Wie ein Sprecher der Zivilluftfahrtbehörde mitteilte, wurden dabei die siebenköpfige Besatzung und sechs Mann Ladepersonal getötet. Weitere 30 Tote seien in den abgebrannten Häusern gefunden worden. Es sei aber nicht auszuschließen, daß bis zu weitere 22 Personen an Bord der Unglücksmaschine nach Südrußland gewesen seien. Die Zeitung Iswestija meldete, Schlamperei und Mißachtung der Sicherheitsvorschriften seien Schuld am Absturz. Die Maschine sei überladen gewesen und habe bereits den Treibstoff für den Rückflug an Bord gehabt.

Stuttgarter Vorstoß beim Asylrecht

STUTTGART, 21. Juli (AP). Die Landesregierung von Baden-Württemberg will eine Bundesratsinitiative zum Asylrecht starten, die auch eine Änderung des Grundgesetzes einschließen soll. Dies kündigten Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) und sein sozialdemokratischer Stellvertreter Dieter Spöri am Dienstag in Stuttgart an. Im Kabinett bestehe Einvernehmen, Ende August einen Vorschlag zu verabschieden, der über die beschlossene Beschleunigung der Asylverfahren hinausgehe, die bislang noch nichts gebracht habe, sagte Teufel.

Ziel des Stuttgarter Vorstoßes sei es, bei der Zuwanderung für spezielle Flüchtlingsgruppen zu einer anderen Verfahrensweise zu kommen. So sollten diejenigen Bewerber anerkannt oder abgelehnt werden, die einen entsprechenden Bescheid nach der Genfer Konvention bereits in einem anderen europäischen Land unter Einbeziehung Osteuropas erhalten hätten. Wer sich in einem vor Verfolgung sicheren Drittstaat aufhalte, solle zudem in Deutschland nicht noch einmal ein Anerkennungsverfahren betreiben können. Teufel und Spöri versprachen, daß am Individualgrundrecht auf Asyl nicht gerüttelt werde.

Die Politiker sagten weiter, es gebe von ihrer Seite aus keinerlei Festlegung, ob Artikel 16 oder Artikel 24 Grundgesetz geändert werden sollen, damit ihr Ziel erreicht werden kann.

Tschechen wollen Souveränität

PRAG, 21. Juli (AP). Nach dem Rücktritt des tschechoslowakischen Staatspräsidenten Vaclav Havel steuern auch die Tschechen mit größerer Eile die Souveränität an. Führende Politiker des Tschechischen Parlaments sprachen sich noch am Montag in einer Erklärung dafür aus, nun schnell "über die friedliche Schaffung einer unabhängigen slowakischen Republik und einer unabhängigen tschechischen Republik zu verhandeln."

Linke Parteien in der Tschechei deuteten am Dienstag an, daß sie Havel als Präsident der eigenen Republik unterstützen würden. Havel sagte in einem Dienstag veröffentlichten Interview der Zeitung "Respekt": "In gewissem Sinne, ist die Revolution erst jetzt vorbei. Offen gesagt, ist der lustige Teil jetzt vorbei."

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse ist der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte am Dienstag während der ersten Stunde um 9,73 Punkte geklettert. Am Vortag war das Börsenbarometer um 28,64 auf 3303,00 Zähler gefallen.

In Tokio zeigte die Entwicklung wieder aufwärts. Der Nikkei-Index für 225 führende Titel stieg gestern um 117,93 auf 16 002,41 Punkte am Ende.

Iran weist britischen Diplomaten aus

NIKOSIA, 22. Juli (AP). Die iranische Regierung hat nach einer Meldung der Teheraner Nachrichtenagentur IRNA vom Dienstag einen britischen Botschaftssekretär des Landes verwiesen. Es hieß lediglich, er habe "diplomatische Normen" verletzt.

kurz gemeldet Israelischer Soldat in Südlibanon getötet

JERUSALEM, 21. Juli (AP). Bei zwei Anschlägen islamischer Fundamentalisten sind am Dienstag in Südlibanon ein israelischer Soldat getötet und fünf verwundet worden. Die israelische Armee beschoß nach eigenen Angaben zur Vergeltung Stellungen schiitischer Milizen nördlich der von Israel beanspruchten Sicherheitszone.. . . und außerdem Der Hund hat für Kinder immer Zeit

Kinder spielen am liebsten mit anderen Kindern. Fernsehen ist für sie nach Untersuchungen des renommierten Soziologen Erwin K. Scheuch entgegen der landläufigen Meinung weit weniger attraktiv. Es stelle lediglich einen Ersatz dar, wenn Spielkameraden, Geschwister oder Nachbarskinder fehlten, erläutert Scheuch. Kaum irgendwo könnten Kinder auch wie früher zum Spielen spontan auf die Straße gehen. Zumeist müßten sie sich verabreden.

Der Umgang mit Tieren kann nach Scheuchs Ansicht ein Korrektiv für diese Unzulänglichkeiten darstellen. Tiere ermöglichten Kindern zweckfreies Spielen und befriedigten gleichzeitig emotionale Bedürfnisse, sagte Scheuch jetzt bei einem Seminar der Heimtier-Interessenverbände.

Scheuch, Leiter des Instituts für angewandte Sozialforschung der Universität Köln, nannte den Minderheitenstatus des Kindes "ein entscheidendes Problem der heutigen Gesellschaft". Das Kind sei zwar "gehegtes Luxusobjekt", doch werde es ständig überfordert. Die Erwachsenen erwarteten von ihm zu viel Disziplin und Vernunft. Das spontane Spiel bleibe im voll durchorganisierten Alltagsleben allzu oft auf der Strecke.

Eine Untersuchung von Reinhold Bergler, dem Direktor des Psychologischen Instituts der Universität Bonn, untermauert diese Aussage. Seine Studie über die Bedeutung von Hunden für Kinder ergab, daß Kinder in ihnen ideale Spielkameraden und verläßliche Partner sehen, weil sie Zuneigung, Sympathie, Liebe, Schutz und Geborgenheit vermitteln. Kinder hätten beispielsweise gesagt, ihr Hund habe im Gegensatz zu Erwachsenen immer Zeit. Und: "Er hört immer zu", "Er tröstet mich, wenn ich traurig bin" oder "Er nimmt mich für voll".

Hohen Wert mißt Bergler dem erzieherischen Einfluß zu, den Hunde auf Kinder ausüben. Der Hund lasse sich nicht in die Ecke stellen. Er müsse regelmäßig gefüttert und Gassi geführt werden. Solche Aufgaben stärkten Selbständigkeit und Pflichtbewußtsein des Kindes.

Der spielerische Umgang mit einem Hund fördert nach Berglers Erkenntnissen zudem die Fähigkeit des Kindes zu einer genauen Verhaltensbeobachtung. Durch das unbewußte Kommunikationstraining mit dem Hund lernten Kinder, die Feinheiten nonverbalen Verhaltens - Mienen, Gesten und Gebärden - zu beachten. Dies steigere ihre soziale Sensibilität und Wahrnehmungsfähigkeit. Berglers Fazit: Hunde prägen, fordern und fördern Kinder. "Sie sind Lehrer der Kinder, ohne daß dies von den Kindern bemerkt wird." MONIKA BISSWURM (dpa)

Bush holt Baker als Wahlkampfhelfer

WASHINGTON, 21. Juli (dpa). US-Präsident George Bush hat Außenminister James Baker nach Informationen aus dem Weißen Haus gebeten, Urlaub von seinem Amt zu nehmen und ihm bei seiner Wiederwahl zu helfen. Bushs nach dem Golf-Krieg ständig gesunkene Popularität gilt als ein Grund, den wahlkampferfahrenen Baker und langjährigen Freund des Präsidenten wieder zu aktivieren. Baker war in einer ähnlichen Siuation bei der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren als Finanzminister ausgeschieden und hatte für Bush die Wahlkampfführung übernommen. Baker könnte seine Aufgabe kurz vor dem Wahlparteitag der Republikaner antreten, der am 17. August in Houston (Texas) beginnt. Die Amtsgeschäfte solle der stellvertretende Außenminister Lawrence Eagleburger übernehmen.

Der demokratische Spitzenkandidat Bill Clinton vergrößerte seinen Vorsprung in der Wählergunst. Nach einer neuen Umfrage der Fernsehgesellschaft ABC am Montag abend wollen derzeit 58 Prozent der Befragten Clinton wählen und nur 30 Prozent Bush.

In Miami ging eine Wahlhelferin des texanischen Milliardärs Ross Perot, der in der vorigen Woche überraschend seinen Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen erklärt hatte, vor Gericht, um Perot zu zwingen, doch zu kandidieren. Michelle Alexander, die in Florida Stimmen für Perot gesammelt hatte, reichte am Montag eine Klage auf Wortbruch und finanziellen Schadensersatz ein und forderte das Gericht auf, Perot zur Kandidatur zu zwingen.

Frau Alexander erklärte, sie und andere hätten ihren Teil des Versprechens gehalten, nämlich die notwendigen Stimmen gesammelt, damit Perot auf den Wahlzettel kommt. Jetzt solle Perot seinen Teil des Versprechens einlösen, sagte sie. Sie will Schadensersatz von über 50 000 Dollar für ihre Zeit und Mühe.

Bombenanschlag der Mafia Staatsakt für Leibwächter

PALERMO, 21. Juli (dpa/Reuter/AP). Die bei dem Bombenanschlag am Sonntag in Palermo getöteten fünf Leibwächter des italienischen Richters Paolo Borsellino werden heute nachmittag in Anwesenheit von Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro in einem Staatsakt beigesetzt. Die Familien der Polizisten haben darauf bestanden, daß keine Politiker an den Trauerfeierlichkeiten in Palermo teilnehmen. Der bei dem Anschlag ermordete Borsellino, Mitarbeiter und Freund des im Mai getöteten Richters Falcone, wird auf "ausdrücklichen Wunsch seiner Familie" dagegen - vermutlich am Mittwoch - im privaten Kreis zu Grabe getragen. Dies teilten die Behörden in Palermo mit. Präsident Scalfaro werde als Privatmann an der Zeremonie teilnehmen.

Die großen Gewerkschaften des Landes haben in Sizilien zu einem ganztägigen, in Italien zu einem zehnminütigen Generalstreik als Zeichen der Trauer und des Protestes gegen die Macht der Mafia aufgerufen.

Etwa 1300 Mann der italienischen Armee wurden bis heute morgen in Palermo zur Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen - beispielsweise vor Gefängnissen und vor staatlichen Gebäuden - stationiert. Diese seit längerem geplante Aktion zur Entlastung der Carabinieri und der Polizei sei wegen des Anschlags vom Sonntag nun vorgezogen worden, hieß es. Zuvor waren 55 verurteilte Mafiosi vom Gefängnis in Palermo auf die Insel Pianosa vor der italienischen Westküste verlegt worden. Damit soll verhindert werden, daß sie vom Gefängnis aus weiter Straftaten leiten.

Italiens Innenminister Nicola Mancino kündigte einen verstärkten Kampf gegen das organisierte Verbrechen an. In wenigen Monaten werde das Land über eine Anti-Mafia-Behörde von 2000 bis 3000 Mitarbeitern verfügen, sagte er.

Wieder Fischer-Blockade in Norddeich

AURICH, 21. Juli (dpa). Etwa 80 Fischkutter haben am Dienstag morgen erneut mit einer Blockade im Hafen von Norddeich das Auslaufen der Fährschiffe nach Norderney verhindert. Ein Sprecher der Wasserschutzpolizei teilte mit, daß die Kutter das Fahrwasser blokkierten. Eine Fähre, die um 8 Uhr auslaufen sollte, mußte nach kurzer Fahrt wieder umkehren. Mit ihrer Aktion wollen die ostfriesischen Kutterfischer höhere Fangquoten für Seezungen erreichen.

"Zuviel Verpackungsmüll in den Regalen"

DÜSSELDORF, 21. Juli (dpa). In den Regalen von Kaufhäusern, Discountern bis hin zu Luxusparfümerien steht noch immer zuviel Verpackungsmüll. Drei von vier Geschäften umgehen systematisch die Rücknahmeverpflichtung für Umverpackungen. Dies hat die nordrhein-westfälische Verbraucherzentrale bei Untersuchungen herausgefunden, deren Ergebnisse am Dienstag in Düsseldorf veröffentlicht wurden. Bei ihrer "detektivischen Arbeit mit Protokollbogen und spitzem Bleistift" fanden die Verbraucherschützer heraus, daß zwischen Rhein und Weser nur weniger als ein Prozent der Geschäfte "umverpackungsfrei" sind.

Kondolenzlisten für Galinski

BERLIN, 21. Juli (dpa). Die Jüdische Gemeinde zu Berlin nimmt noch bis Donnerstag öffentlich Beileidsbekundungen zum Ableben des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, entgegen. Die Trauerfeier für den am Sonntag verstorbenen Galinski soll am Freitag vormittag im Jüdischen Gemeindehaus beginnen. Zu den Trauergästen gehören Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, Bundeskanzler Helmut Kohl, der Berliner Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen, der israelische Botschafter Benjamin Novon sowie zahlreiche Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland. (Siehe auch Seite 3)

Luftbrücke nach Sarajewo wieder offen

SARAJEWO/GENF, 21. Juli (dpa/AP/ Reuter). Die internationale Luftbrücke nach Sarajewo, die am Montag wegen heftiger Gefechte im Bereich des Flughafens unterbrochen worden war, ist am Dienstag morgen wieder aufgenommen worden. Wie ein Sprecher des Flüchtlingshilfswerkes (UNHCR) in Genf mitteilte, flogen vier Flugzeuge mit Hilfsgütern in die Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina.

Die Zahl der für Dienstag vorgesehenen Flüge wurde von 20 auf 14 reduziert, weil bei den Kämpfen vom Montag fünf Lastwagen des UNHCR beschädigt wurden und so weniger Transportkapazität zur Verfügung steht. Nach Angaben des kroatischen Rundfunks wurde Sarajewo am Montag abend mit Granaten beschossen. Nach Mitternacht hätten die Kämpfe nachgelassen. Am frühen Morgen sei in der Stadt nur noch Maschinengewehrfeuer zu hören gewesen. Reporter von Radio Sarajewo beschrieben die Lage am Morgen als "relativ ruhig".

Angesichts des gescheiterten Waffenstillstands in Bosnien-Herzegowina wird der EG-Beauftragte für Jugoslawien, Lord Carrington, heute nach Belgrad fliegen. Einer Meldung der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug zufolge will er maßgeblichen serbischen Politikern "die bisher schärfste Warnung" übermitteln. Das britische Außenministerium teilte am Montag abend mit, Carrington werde unter anderem mit Präsident Slobodan Milosevic zusammentreffen. Wie es in London hieß, will Carrington in Serbien neben dem Konflikt in Bosnien die Situation in der zu Serbien gehörenden Provinz Kosovo, in der überwiegend Albaner leben, erörtern.

Die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) forderte die bosnischen Serben auf, den vereinbarten Waffenstillstand zu beachten und die Kämpfe in der Balkanrepublik einzustellen. Nach einer in Dschidda veröffentlichten Erklärung begrüßt die OIC die von der EG zwischen den Kriegsparteien vermittelte Feuerpause. Sie forderte insbesondere die Serben auf, die Vereinbarung einzuhalten.

Der UN-Sicherheitsrat setzte in der Nacht zum Dienstag die Beratungen über die Lage in Bosnien-Herzegowina aus. Zunächst solle ein Bericht von UN-Generalsekretär Butros Ghali abgewartet werden, teilten Diplomaten im Anschluß an die Beratungen in New York mit. Darin sollten mögliche neue Aufgaben der UN- Schutztruppen für Jugoslawien (UNPROFOR) für den Fall erörtert werden, daß der von der Europäischen Gemeinschaft vermittelte Waffenstillstand für die bosnische Hauptstadt Sarajewo hält. In dem Waffenstillstandsabkommen war vereinbart worden, alle schweren Waffen unter UN-Aufsicht zu stellen. Dem hatte der UN-Sicherheitsrat am Freitag bereits zugestimmt, ohne den Bericht Ghalis abzuwarten.

Butros Ghali kritisierte den Sicherheitsrat und die Europäische Gemeinschaft (EG) wegen dieses Vorgehens. In einem Schreiben an den Rat stellte er fest, er sei nicht konsultiert worden, bevor die UN-Truppen in Bosnien mit der Überwachung der schweren Waffen der Bürgerkriegsparteien betraut worden seien. Er habe den EG-Vermittler Lord Carrinton am Freitag angerufen und erklärt, daß dieses Vorhaben angesichts des Mandats der UN-Truppen nicht realistisch sei, sagte Butros Ghali. Er wandte sich zugleich dagegen, daß die EG Entscheidungen für die UN treffe und wies darauf hin, seine Zuständigkeit zu beachten. Carrington wies die Kritik unterdessen zurück. Man habe in der Vereinbarung lediglich beschlossen, eine entsprechende Aufforderung an die UN zu richten.

Bosniens Außenminister Haris Silajdzic sprach sich in New York dafür aus, den Waffenstillstand notfalls auch mit Waffengewalt durchzusetzen. Die internationale Gemeinschaft müsse eine Tragödie verhindern, meinte er.

Alle Flüchtlingskinder aus dem ehemaligen Jugoslawien sollten nach Ansicht des Deutschen Kinderschutzbundes in der Bundesrepublik Aufnahme finden. Im Saarländischen Rundfunk sagte Vizepräsident Heinz Hilgers am Dienstag, es sei "ein Skandal, daß diese vielen Kinder aus dem Kriegs- und Krisengebiet nicht sofort ohne lange Bürokratie hier aufgenommen wurden". Die Bundesländer müßten sich jetzt schnell auf eine Aufnahme der Flüchtlingskinder vorbereiten und für geeignete Betreuung sorgen.

UN-Beamter in Kenia getötet

NAIROBI, 21. Juli (dpa). Ein Beamter der Vereinten Nationen ist in Kenias Hauptstadt Nairobi auf offener Straße erschossen worden. Wie die Zeitung "Daily Nation" am Dienstag berichtete, wurde der aus Israel stammende UN-Mitarbeiter überfallen, als er mit seiner Frau in der Nähe des Nationalmuseums einkaufen wollte. Ein UN-Mitarbeiter sagte, die Unsicherheit in Kenia nehme von Tag zu Tag zu. Die Kriminalität ist in Kenia drastisch angestiegen, seit im Nachbarland Somalia jede staatliche Ordnung zusammengebrochen ist und von dort Waffen eingeschmuggelt werden.

Zugleich entschied die Hilfsorganisation Medecins sans frontières (Ärzte ohne Grenzen), ihr medizinisches Personal aus den Flüchtlingslagern im Nordosten Kenias abzuziehen. Die Organisation begründete dies damit, daß Lebensmitteltransporte, die für hungernde Kinder bestimmt waren, von Banditen geplündert worden seien. Ihre Helfer würden immer häufiger überfallen.

Streit um verhaftete Israelis

NAIROBI, 21. Juli (dpa). Der kongolesische Präsident Denis Sassou-Nguesso und die Regierung des Landes streiten sich wegen der Festnahme von drei Israelis. Wie der französische Auslandssender RFI am Dienstag berichtete, waren die Israelis nach Darstellung der Regierung bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen von Brazzaville verhaftet worden, weil sie im Besitz paramilitärischer Ausrüstungen gewesen seien. Demgegenüber ließ der Staatschef erklären, die drei Männer seien Techniker, die gerufen worden seien, um die Fernmeldeanlagen des Präsidialamtes zu reparieren.

Nach Angaben des staatlichen Fernsehens führten die Israelis kugelsichere Westen und Zünder für Sprengsätze mit sich. Die Medien in Brazzaville mutmaßten, daß der Präsident die Israelis möglicherweise als bezahlte Söldner ins Land geholt hat. Zusammen mit ihnen wurden zwei Franzosen festgenommen.

Zahlt Versicherung auch bei Alkohol?

KOBLENZ, 21. Juli (dpa). Ein Betrunkener behält bei einem Verkehrsunfall seinen Versicherungsschutz nur, wenn er nachweisen kann, daß der Unfall auch ohne Alkohol im Blut unvermeidbar gewesen wäre. Das hat das Koblenzer Oberlandesgericht entschieden. Das Gericht kam zu dem Schluß, daß die Versicherung nicht zahlen muß (Aktenzeichen: 10 U 201/91). Der Mann hatte mit 1,45 Promille einen am Fahrbahnrand geparkten Wagen gerammt, weil er nach seiner Darstellung einer Katze ausweichen wollte. Das glaubte die Unfallversicherung, die für seine körperlichen Schäden aufkommen sollte, aber nicht, weil der Anschein dagegen spreche.

Japan will in Rußland das größte Plutonium-AKW bauen

TOKIO, 21. Juli (dpa). Japan will in Rußland den größten mit Plutonium betriebenen Atomreaktor der Welt bauen. Wie die Tageszeitung "Yomiuri Shimbun" am Dienstag berichtete, soll das Projekt des Forschungsministeriums in Tokio und der staatlichen japanischen Nukleargesellschaft Donen die Vernichtung von Plutonium aus den Atomraketen der ehemaligen Sowjetunion übernehmen.

Die japanischen Atombehörden wollen 1993 zunächst allein mit den Planungen für den Reaktor beginnen. In einer späteren Phase sollen sich auch andere Industriestaaten an dem Projekt beteiligen. Die Kosten sind noch unbekannt.

Im Gegensatz zu sogenannten Brut-Reaktoren soll der geplante Meiler lediglich Plutonium verbrennen und nicht zusätzliches produzieren. Japan will dafür eine völlig neue Technik entwickeln. Zwei bis drei solcher Meiler sollen in 30 Jahren die rund 150 Tonnen Plutonium aus ehemaligen russischen Raketen vernichten.

"Soldaten potentielle Mörder" Karlsruhe: Neu verhandeln

KARLSRUHE, 21. Juli (dpa). Das Bundesverfassungsgericht hat die Disziplinarstrafen gegen zwei Offiziere der Bundeswehr aufgehoben, die öffentlich die Aussage "alle Soldaten sind potentielle Mörder" befürwortet hatten. Eine Kammer des Zweiten Senats gab den Verfassungsbeschwerden als "offensichtlich begründet" einstimmig statt, mit denen die beiden Soldaten sich gegen ihre Verurteilung durch den 2. Wehrdienstsenat des Bundesverwaltungsgerichts (Berlin) gewandt hatten. Ein Major war zum Hauptmann degradiert, ein Zeitsoldat mit einem dreijährigen Beförderungsverbot belegt worden, nachdem sie im November 1989 eine Presseerklärung des Arbeitskreises "Darmstädter Signal" unterschrieben hatten, in dem das umstrittene Zitat enthalten war. Das Berliner Gericht muß nun über die Sache neu verhandeln.

In der Erklärung des Arbeitskreises hatten sich die Unterzeichner mit dem Zitat "als inhaltlich richtig" identifiziert. Das Bundesverwaltungsgericht hatte dies als schweres Dienstvergehen bewertet. Nach Auffassung der Berliner Richter erklärten die beiden Soldaten damit ihre Kameraden zu "der Anlage oder Möglichkeit nach gewissenlosen Killern".

Die Karlsruher Richter hingegen wiesen diese "verschärfende" Interpretation zurück - sie verletze die beiden Soldaten unter anderem in ihrem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung. Das Bundesverwaltungsgericht habe die Äußerungen der beiden Offiziere überinterpretiert. Ausdrücklich ließen jedoch die Verfassungsrichter offen, ob die inhaltliche Billigung der Aussage "alle Soldaten sind potentielle Mörder" ein Dienstvergehen ist (Aktenzeichen: 2 BvR 1802/91 und 2 BvR 1857/91 - Beschlüsse vom 10. Juli 1992).

WDR plant für Kinder eigene Nachrichtensendung

Eine eigene Nachrichtensendung für Kinder entwickelt der Westdeutsche Rundfunk (WDR) derzeit in Köln. Nach dem Vorbild des "Tagesthemen-Telegramms" soll voraussichtlich ab Anfang nächsten Jahres ein tägliches "Kinder- Telegramm" gesendet werden. "Wir werden nicht davor zurückschrecken, auch Top-Meldungen für Kinder interessant und verständlich zu machen", sagte Gert Müntefering, Leiter des Tagesprogramms des WDR-Fernsehens. Der kindergerechte Nachrichtenblock soll nach ersten Planungen etwa zwei Minuten dauern und bis zu fünf Meldungen enthalten.

Ob man die Nachrichten von einem Kind oder einem Erwachsenen präsentieren lassen will, ist noch nicht entschieden. Dagegen steht der Sendeplatz für das neue Kinderprogramm schon fest: das seit Juli laufende Frühstücksfernsehen sowie das ARD-Mittagsprogramm. Müntefering hofft, daß die Sendung auch abends in den dritten Programmen zum Zuge kommen wird. Das ZDF sendet seit einiger Zeit die für junge Zuschauer entwickelten "logo"-Nachrichten. dpa

Annäherung in Siedlungspolitik US-Kreditgarantien für Israel rücken näher / Baker nach Syrien

JERUSALEM, 21. Juli (dpa/AP). US- Außenminister James Baker und Israels Regierungschef Yitzhak Rabin haben bei einem Treffen am späten Montag abend in Jerusalem eine Annäherung in der Frage US-amerikanischer Kreditbürgschaften in Höhe von zehn Milliarden Dollar (etwa 15 Milliarden Mark) erzielt. Am Dienstag beendete Baker seinen Israel-Besuch und setzte seine Nahost- Reise mit Besuchen in Amman und Damaskus fort.

Washington hatte eine Zusage über Garantien bislang mit einem völligen Stopp jüdischer Siedlungen in den besetzten Gebieten verknüpft. Rabin hatte dagegen gesagt, er wolle "Sicherheitssiedlungen" im Jordantal, auf dem Golan sowie um Jerusalem weiterbauen. Laut israelischen Presseberichten stoppt Israel nun vermutlich auch den dortigen Siedlungsbau. Unterschiedliche Standpunkte gebe es aber weiter in der Frage, ob in den Vororten Jerusalems gebaut werden dürfe. Einer weiteren Besiedlung des von Palästinensern bewohnten Ost-Jerusalems habe Baker offenbar zugestimmt.

Ernsthaft erwogen wird der Aufbau einer amerikanisch-israelischen Kommission, die den Einsatz der neuen Kredite überwachen soll. Palästinenser-Sprecherin Hanan Aschrawi hatte die Zustimmung zu Kreditgarantien davon abhängig gemacht, daß die Verwendung des Geldes kontrolliert werde. Mit einer Zusage über die Garantien rechnet Israels Außenminister Schimon Peres bei einem Treffen mit US-Präsident George Bush "irgendwann im August".

Nach Syrien nahm der US-Außenminister eine Botschaft Rabins an Staatspräsident Hafis el Assad mit. Wie die israelische Zeitung Yedioth Ahronoth berichtete, schlägt Rabin darin einen Kompromiß in der Frage der von Israel besetzten und annektierten syrischen Golan-Höhen vor. Wie das Blatt erfahren haben will, will Rabin territoriale Zugeständnisse machen, wenn Assad sich öffentlich zu einem Friedensschluß mit Israel bekenne. Doch werde Israel nicht das gesamte Golan-Gebiet an Syrien zurückgeben.

Baker warnte der Zeitung Haaretz zufolge die israelische Regierung davor, Verhandlungen mit Syrien zugunsten einer Bevorzugung der Palästinenser zu vernachlässigen. Ohne Syrien sei auch mit den Palästinensern kein dauerhafter Frieden zu erreichen, zitierte das Blatt den US-Außenminister.

Pitbull tötete Sechsjährigen

DEN HAAG, 21. Juli (dpa). Ein Pitbull- Terrier hat im niederländischen Amersfoort einen sechsjährigen Jungen getötet. Nach Mitteilung der Polizei vom Dienstag gehörte der Hund zur Familie. Er fiel ohne erkennbaren Anlaß über den Jungen her und verbiß sich in dessen Kopf. Auch als der Vater des Jungen auf den Hund einprügelte, ließ das Tier nicht los.

Warmer Regen für die Verbände 2,1 Millionen Mark für EM-Teilnehmer

Die Teilnahme an der Fußball-Europameisterschaft in Schweden hat sich für die acht am Wettbewerb beteiligten Verbände gelohnt. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) entschied nach einer Sitzung des Exekutiv-Komitees in Genf, den Verbänden von Dänemark, Deutschland, Niederlande, Schweden, Schottland, England und Frankreich je 2,1 Millionen Mark als Akontozahlung ihres Gewinnanteils an den Einnahmen der EM-Endrunde zu überweisen. Lediglich der Verband der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ist vorläufig davon ausgeschlossen. Erst wenn die Nachfolge-Organisation der GUS feststeht, will die UEFA den Betrag zahlen. Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt er in der Schweiz eingefroren.

Die UEFA wird Jugoslawien, das kurzfristig von der Europameisterschafts- Endrunde wegen des Krieges ausgeschlossen worden war, die entstandenen Vorbereitungskosten in Höhe von etwa 800 000 Mark ersetzen. Diese Summe soll von dem Betrag an den dänischen Verband abgezogen werden.

Das Exekutiv-Komitee machte noch einmal deutlich, daß Repräsentativ- Mannschaften aus Rest-Jugoslawien die Teilnahme an den UEFA-Nachwuchs- Wettbewerben sowie an der Frauen-EM verwehrt bleiben. dpa

Urlaub "in der Masse" beliebt

HAMBURG, 21. Juli (dpa). Überfüllte Strände, Seen und Touristenattraktionen lösen insbesondere bei jüngeren Urlaubern positive Gefühle aus. Bei einer repräsentativen Umfrage des Hamburger BAT Freizeit-Forschungsinstituts bevorzugten 41 Prozent der Befragten im Alter zwischen 18 und 29 Jahren massentouristische Zentren.

Mit steigendem Alter nimmt aber die Vorliebe für die Menge ab: Von den über 50jährigen bejahten nur noch 20 Prozent die Aussage: "Wo viel los ist, erlebt man auch viel." Viele Vertreter der jüngeren Urlaubsgeneration reizt das "Sehen und Gesehenwerden" (28 Prozent). 19 Prozent der Befragten fühlen sich von Menschenmassen sogar "magisch angezogen". Auf die älteren Urlauber übt der Rummel im Menschenpulk weniger Faszination aus (acht Prozent). Der Leiter der Freizeit-Forschungsinstituts, Prof. Horst W. Opaschowski, erklärte, Massenerlebnisse in der urlaubsmobilen Gesellschaft bekämen eine neue Bedeutung. "Von den Fesseln des Alltags befreit, streben viele Urlauber nur einem Ziel zu: Sie wollen sich selbst als Akteure erleben, wozu sie Zuschauer brauchen."

JÜRGEN HIPPENSTIEL-IMHAUSEN, Ex-Geschäftsführer der Imhausen-Chemie GmbH, muß mit einem weiteren Prozeß rechnen: Die Mannheimer Staatsanwaltschaft hat gegen ihn und zwei frühere leitende Angestellte der Gesellschaft Anklage wegen Betrugsverdachts erhoben. Die drei sollen vier Jahre lang Personalkosten zu hoch ausgewiesen haben. Dadurch soll sich Hippenstiel-Immhausen Fördermittel vom Bundesforschungsministerium in Höhe von 5,9 Millionen Mark zu Unrecht angeeignet haben, so der Tatvorwurf. Es seien Gehalts- beziehungsweise Lohnkosten von mindestens 45 Mitarbeitern berechnet worden, die überhaupt nicht oder nicht im angegebenen Umfang bei dem von Bonn geförderten Imhausen-Projekt gearbeitet haben. Hippenstiel-Imhausen war im Juni 1990 wegen Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz und Steuerhinterziehung zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Die Imhausen Chemie hatte nach Überzeugung des Gerichts wesentliche Teile und Pläne für den Bau einer Giftgasfabrik im libyschen Rabta geliefert. (dpa)

Stier trampelte Bauern tot

LECHBRUCK, 21. Juli (dpa). Ein wütender Stier hat einen Altbauern zu Tode getrampelt, der eine Kuhherde auf seiner Weide in Lechbruck bei Kaufbeuren (Bayern) eintreiben wollte. Nach Angaben der Polizei gelang es dem 72jährigen nicht mehr, sich vor dem angreifenden Bullen über den Zaun zu retten. Er starb, von schweren Huftritten in Brust und Leib getroffen, noch an der Unfallstelle. Der Stier wurde notgeschlachtet.

Gysi hofft auf Dritte Kammer

FRANKFURT/ODER, 22. Juli (dpa/AP). Die "Komitees für Gerechtigkeit" sollen so viel politischen Druck ausüben, daß eine Art "Dritte Kammer" für die neuen Bundesländer gebildet wird. Dies sagte PDS-Chef Gregor Gysi der Märkischen Oderzeitung. Die neue Körperschaft solle ein Veto- und ein Initiativrecht haben, um auf einzelnen Gebieten gesetzliche Änderungen anzuregen oder auch abzublocken, sagte Gysi. Diese Kammer solle neben Bundestag und Bundesrat Einfluß auf die Gesetzgebung des Bundes haben.

In diese Körperschaften sollten nicht Parteien, sondern Personen gewählt werden. Dazu bedarf es nach Auffassung von Gysi einer Ergänzung des Grundgesetzes und der Verabschiedung eines ausführenden Gesetzes. Die Kammer solle ihre Funktionen verlieren, wenn sich die Problemlage der Vereinigung in Deutschland verändert habe.

Etwa 70 Bürger beschlossen am Montag abend in Jena die Gründung eines "Komitees für Gerechtigkeit". Es soll am 7. September gebildet werden, sagte einer der Initiatoren, der parteilose Betriebswirt Dieter Siegel, am Dienstag.

Tumulte in Wilna

WILNA, 21. Juli (dpa). Eine Kundgebung der litauischen Nationalbewegung Sajudis hat am Dienstag vor dem Parlamentsgebäude in Wilna zu Ausschreitungen gegen Abgeordnete geführt. Aus den Reihen der 2000 bis 3000 Demonstranten wurden Deputierte mit Sand und Steinen beworfen und mit Wasser überschüttet. Vereinzelt gab es Handgemenge. Die Sajudis-Anhänger protestierten gegen die Ablösung von Regierungschef Gediminas Vagnorius.

Während der folgenden tumultartigen Parlamentsdebatte gelang es zunächst nicht, wie geplant über einen Nachfolger für Vagnorius zu beraten, der in der vergangenen Woche vom Parlament abgewählt worden war. Nach dem Willen von Parlamentschef Vytautas Landsbergis soll der 36jährige Physiker Alexandras Abisala, der für eine starke Präsidialmacht eintritt, neuer Regierungschef werden. Die linke und liberale Opposition, die die Mehrheit im Parlament innehat, beschuldigte Landbergis, die Proteste initiiert zu haben. Landsbergis ist Ehrenvorsitzender von Sajudis.

Menschen in Mosambik vorsätzlich verstümmelt Bericht über Greueltaten von Rebellen und Regierung im Bürgerkrieg / Vor Hungersnot gewarnt

NAIROBI, 21. Juli (dpa). Der Bürgerkrieg im schwarzafrikanischen Mosambik wird nach Informationen der Menschenrechtsorganisation African Watch mit fast unvorstellbarer Grausamkeit geführt. Die Regierungstruppen und die RENAMO-Rebellen hätten nicht nur Massaker unter der Zivilbevölkerung angerichtet, sondern Menschen auch vorsätzlich verstümmelt.

Das Abschneiden von Ohren, Nasen, Lippen und Geschlechtsteilen gehöre zum Alltag des 17 Jahre dauernden Krieges. In einem Bericht, der am Dienstag in Nairobi veröffentlicht wurde, gibt die anglo-amerikanische Menschenrechtsorganisation den Rebellen der RENAMO (Nationaler Widerstand von Mosambik) die Hauptschuld für die Greueltaten. "Die RENAMO-Rebellen sind seit langem wegen ihrer extremen Brutalität in Verruf geraten. Informationen aus erster Hand beweisen, daß dieser Ruf völlig zu Recht besteht", heißt es in dem 208 Seiten umfassenden Papier. Die Greueltaten hätten auch in diesem Jahr angehalten. Danach haben RENAMO-Kämpfer Eltern gezwungen, ihre eigenen Kinder zu töten.

Entgegen den Behauptungen der RENAMO-Führung gehe die Praxis der Verstümmelung von Zivilisten bis heute weiter. "Dies sind keine Einzelfälle, sondern ein elementarer Bestandteil der RENAMO-Strategie, Präsenz und Stärke zu demonstrieren", heißt es in dem Papier. Die Organisation zwinge Kinder von acht Jahren dazu, sich ihren Truppen anzuschließen und Greueltaten gegen andere zu begehen. Der Krieg habe insgesamt 600 000 Menschen das Leben gekostet. Davon seien viele infolge von Hungersnöten gestorben, die durch die Kämpfe ausgelöst worden seien. Hunderttausende hätten fliehen müssen. Weite Teile des Landes seien in die Steinzeit zurückgeworfen worden. Der Wiederaufbau müsse praktisch bei Null beginnen.

African Watch wirft den Regierungstruppen vor, ebenso wie die Rebellen Angehörige der Zivilbevölkerung willkürlich ermordet zu haben.

Die Soldaten beider Seiten überfielen und plünderten Lebensmittellieferungen aus dem Ausland. In der Provinz Zambezia habe die Armee durch ihre Taktik der "verbrannten Erde" eine Hungersnot ausgelöst. Wegen des Kriegs und der Dürre stünden Millionen von Menschen vor einer Hungersnot noch nie dagewesenen Ausmaßes.

Maradonas Rückkehr wahrscheinlich

Die Rückkehr des argentinischen Fußballstars Diego Maradona auf die europäische Fußball-Bühne wird immer wahrscheinlicher. Der 31jährige Argentinier führt nach Angaben seines Managers Marcos Franchi derzeit Verhandlungen mit dem französischen Meister Olympique Marseille und dem spanischen Erstligisten FC Sevilla. Wie in Buenos Aires bekannt wurde, traf sich Franchi auf einer Segelyacht im Mittelmeer mit Marseilles Präsident Bernard Tapie.

Musikverleger Lucien Ades gestorben

PARIS. Der französische Musikverleger Lucien Ades ist im Alter von 72 Jahren gestorben. AFP

Publizist Jürgen Landeck gestorben

BERLIN. Der Publizist und Übersetzer sowie langjährige Leiter der Bibliothek der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Jürgen Landeck, ist im Alter von 69 Jahren gestorben. Das teilte die "Jüdische Gruppe Berlin", der Landeck angehörte, mit. Landeck war einem breiteren Publikum vor allem durch eine Übersetzung von Joshua Sobols Schauspiel "Ghetto", das der Regisseur Peter Zadek inszenierte, bekannt geworden. Landeck wurde 1923 in Magdeburg geboren und wanderte als 16jähriger 1939 nach Palästina aus. 1964 kehrte er nach Deutschland zurück. dpa

Thurn und Taxis Tafelsilber unter dem Hammer

Eine kleine Auswahl der Kunstsammlung von Thurn und Taxis bringt im November das Londoner Auktionshaus Sotheby's in Genf unter den Hammer. Die Versteigerung, bei der 20 Millionen Franken hereinkommen sollen, sei Teil eines Gesamtplanes, das fürstliche Vermögen neu zu strukturieren und in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen, sagte Horst Schiessl, Sprecher des in Regensburg residierenden Adelsgeschlechts. Gleichzeitig wies der Rechtsanwalt Spekulationen zurück, das Fürstenhaus stecke in Liquiditätsproblemen.

Ein wesentlicher Teil der Erlöse aus der Versteigerung werde für die zu erwartende Erbschaftssteuer in zweistelliger Millionenhöhe verwandt. Schiessl: "Es gibt jedoch keinen Druck von außen, um Geld zu beschaffen." Hauptziel sei eine langfristige Zukunftssicherung des Vermögens des im Dezember 1990 gestorbenen Fürsten Johannes von Thurn und Taxis. Bereits zum 1. Juni 1992 hatte sich das von Fürstin Gloria geleitete Haus, dessen Erbe der neunjährige Fürst Albert ist, von seiner Privatbank getrennt.

Sowohl durch die jahrhundertelange Sammelleidenschaft als vor allem durch die Auflösung von 25 Schlössern in den vergangenen 70 Jahren habe sich ein derartiger Fundus an Wertgegenständen angesammelt, daß die Kosten für Lagerung, Pflege und Versicherung mittlerweile erheblich höher seien als die eventuellen Wertsteigerungen. Insofern sei die jetzt geplante Teil-Veräußerung ein Gebot der kaufmännischen Vernunft, auch im Hinblick auf ein zu verwaltendes "Mündelvermögen", betonte Schiessl. Eine weitere Auktion von Einrichtungsgegenständen und Wein sei für nächstes Jahr im Stammschloß St. Emmeram in Regensburg geplant.

Zur Versteigerung am 16. und 17. November in Genf gelangen 150 Stükke fürstlicher Juwelen aus dem 18. bis 20. Jahrhundert, 50 goldene Tabakdosen aus dem späten 18. Jahrhundert und eine umfangreiche Tafelsilbersammlung. Das auf über zwei Millionen Franken geschätzte wertvollste Stück ist eine brillanten- und juwelenbesetzte Gold- und Edelsteintabakdose, die um 1760 in Berlin für Friedrich den Großen geschaffen wurde, sagte Graf Heinrich von Spreti, Leiter der Münchner Filiale von Sotheby's. Ein Smaragd- und Diamantanhänger wird auf 800 000 Schweizer Franken geschätzt. dpa

Mike Powell sprang 8,99 Meter, Heike Drechsler landete bei 7,63 Meter Weitsprung-Weltrekorde vom Winde verweht In der Höhe von Sestriere fühlten sich die Leichtathleten wie auf Wolken / Sprint-Sieg für Lewis

Heike Drechsler aus Jena ist in bestechender Form. Vier Tage vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Barcelona verwehte allein der Wind im italienischen Wintersportort Sestriere einen neuen Weitsprung-Weltrekord. 7,63 Meter sprang die 27jährige bei 2,10 m/s Rückenwind - Rekord nicht anerkannt. Vom Wind verweht wurden auch der Rekordsprung von 8,99 m des US-"Segelfliegers" Mike Powell sowie tolle Sprints als weitere Glanzpunkte des Sportfestes. Freuen durfte sich der Sponsor: Die als Rekordprämie ausgelobten Ferrari im Wert von 170 000 Mark blieben in der Garage.

Die Weitsprünge standen unter den leistungsfördernden Höhenbedingungen des 2050 Meter hoch gelegenen Sestriere, wo am Sonntag noch die Tour de France zu Gast war, eindeutig im Mittelpunkt. Powell, der im Vorjahr bei der Weltmeisterschaft in Tokio mit 8,95 Meter den 23 Jahre alten Weltrekord in einem denkwürdigen Duell mit Carl Lewis (8,91) ausgelöscht hatte, präsentierte sich bei diesem Test in bester Form. Seine Serie: 8,65 - 8,75 - 8,80 - 8,84 - 8,99 - 8,78.

Bei seinem Siegsprung nur einen Zentimeter unter der ominösen Neun-Meter- Marke verfolgte er gebannt die Weitenmessung und vollführte Freudensprünge. "Die beste Serie aller Zeiten. Dennoch waren die Sprünge noch nicht perfekt. Wenn mal alles passen sollte, sind neun Meter drin", kommentierte Powell seine Leistung. "In Barcelona gilt es, mich zu schlagen. Ich konzentriere mich nur auf mich, obwohl Lewis natürlich auch stark ist", kündigte er an.

Auch Heike Drechsler ist in der Form ihres Lebens und eindeutige Favoritin für Barcelona. Das zeigte sie mit einer ebenfalls bestechenden Serie: 7,24 - 7,39 - 7,04 - 7,63 - 7,47 - ungültig. Die Vizeweltmeisterin hatte bei ihrem Siegsprung den geringsten Rückenwind, der mit 2,10 statt erlaubten 2 m/s nur einen Hauch zu stark war. "Ich bin die Favoritin für Barcelona, jeder erwartet von mir den Sieg. Auch ein regulärer Weltrekord hätte mich nicht belastet. Für mich war dieser Start Training unter Wettkampfbedingungen", sagte sie. Sie spielte ihre Stärke mit schnellem Anlauf und kraftvollem Absprung voll aus. Es war schon mehr als Glück für Galina Tschistjakowa (GUS), daß sie im Besitz des Weltrekordes mit 7,52 Meter bleibt.

In den Sprints können die 19,79 Sekunden von Mike Marsh über 200 Meter und auch die 10,82 Sekunden der Vizeweltmeisterin Gwen Torrence (beide USA) über 100 Meter keinen Eingang in die Bestenlisten finden. Der Superlauf von Marsh, nur sieben Hundertstelsekunden über dem Weltrekord, war von 4 m/s unterstützt, Gwen Torrence hatte 2,8 m/s Rückenwind.

Auch Carl Lewis (USA) meldete sich als Sprinter zurück. Der vielfache Weltmeister und Olympiasieger, der sich bei den US-Ausscheidungen nur für den Weitsprung in Barcelona qualifizieren konnte, siegte über 100 Meter in 9,98 Sekunden vor den Olympia-Qualifikanten Leroy Burrell (10,03) und Mark Witherspoon (10,04). Obwohl auch hier der Wind zu stark war, dürfte die Diskussion um einen 100-Meter-Einzelstart von Lewis in Barcelona weitere Nahrung erhalten.

Regulär verdienen die 44,27 Sekunden von Seoul-Olympiasieger Steve Lewis trotz des böigen Windes über die Stadionrunde, hervorgehoben zu werden. dpa

Kurse etwas erholt

FRANKFURT A. M. (FR). Die deutschen Aktienmärkte zeigten sich am Dienstag nach dem Kurseinbruch am Wochenbeginn in ihren wichtigsten Feldern etwas erholt. Der Dax endete in Frankfurt beim Stande von 1659,77 um 10,10 Punkte höher. Dagegen hatten die Kassakurse noch überwiegend unter dem Niveau des Vortages gelegen.

Händler bezeichneten die Stimmung angesichts des wechselhaften Kursgeschehens aber als weiterhin unsicher. Die am späten Montag nachmittag eingeleitete Dollar-Interventionsrunde seitens führender Notenbanken habe dem Aktienmarkt eine Atempause verschafft, hieß es auf dem Börsenparkett.

Im engeren Feld der Standardwerte standen VW (plus 4,30), Commerzbank und Veba (je plus vier) sowie Bayer (plus 3,40) an der Spitze der Erholungsbewegung. Daimler schwächten sich um 1,50 Mark ab.

Von anderen Papieren konnten Schering (plus 10,40) und Henkel (plus 13) deutlich zulegen. Sehr schwach lagen PWA mit minus 19,50 Mark. Das Unternehmen hatte angekündigt, daß die Dividende für 1992 mindestens halbiert werde.

Auch auf dem Frankfurter Rentenmarkt hat sich am Dienstag die Lage deutlich beruhigt. Die Durchschnittsrendite verharrte bei 8,41 Prozent. Aus den Tagesinterventionen der kursregulierenden Stellen ergab sich ein Abgabesaldo im Nennwert von 103,8 Millionen Mark, nachdem es an den beiden Vortagen zu Käufen von zusammen rund 200 Millionen Mark gekommen war.

Geldfälscher-Ring ausgehoben

WÜRZBURG / WIESBADEN, 21. Juli (dpa). Fahnder des Bundeskriminalamts und des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA) haben gefälschte US-Dollar im Nennwert von fast zwei Millionen Dollar (rund drei Millionen Mark) sichergestellt.

Das LKA faßte am vergangenen Donnerstag an einer Raststätte bei Würzburg einen 45jährigen Schweizer, in dessen Wagen die Blüten hinter dem Rücksitz und in der Mulde des Reserverades versteckt waren, teilte das LKA am Dienstag mit. Weitere Ermittlungen führten zur Festnahme vier mutmaßlicher Komplizen in der Schweiz. Bei einem der Männer fanden sich weitere "Blüten". Das LKA vermutet, daß die 100-Dollar-Scheine, bei denen es sich um "gute Druckfälschungen" handle, in Norditalien hergestellt wurden. Rund 500 000 gefälschte US-Dollar fielen den Fahndern am Freitag in Leipzig in die Hände. Die Verteiler des Falschgeldes, zwei Italiener und ein Deutscher, wurden verhaftet. Wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Dienstag in Wiesbaden berichtete, gelang der Schlag gegen den Verteilerring bei der Übergabe der "Blüten" in Leipzig. Die Italiener seien "Großhändler" gewesen.

Fregatte setzt sich ab

MOSKAU, 21. Juli (dpa). Eine Fregatte der Schwarzmeerflotte hat am Dienstag die Flagge der Ukraine gehißt und sich von seinem Heimathafen Donuslawa auf der Krim Richtung Odessa abgesetzt. Wie die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf ukrainische Marinestellen meldete, wurde das Schiff von einem U-Bootjäger und einem Luftkissenboot verfolgt. Rußland und die Ukraine streiten sich um die Schwarzmeerflotte, hatten sich zuletzt jedoch darauf geeinigt, die Flotte übergangsweise gemeinsam zu unterhalten.

Die Besatzung des Schiffes hatte den Angaben zufolge im Januar den Eid auf die Ukraine abgelegt. Sie begründete ihre Flucht mit Erniedrigungen und Einengungen seitens des Kommandos ihrer Einheit. Der Kommandeur der ukrainischen Marine, Boris Koschin, verurteilte laut Interfax derartige "eigenmächtige Aktionen". Sie trügen nur zu einer Destabilisierung der gespannten Lage in der Flotte bei.

Elf-Deal mit Minol soll perfekt sein

BERLIN (dpa/VWD/FR). Das deutsch- französische Konsortium unter Führung von Elf Aquitaine kann sich offenbar über ein gutes Geschäft freuen. Der Verkauf der ostdeutschen Minol-Tankstellen und der Raffinerie Leuna soll nicht nur perfekt sein, sondern die Franzosen werden auch "rundum gut behandelt", wie es in informierten Kreisen der Treuhandanstalt heißt. Am Donnerstag steht die Unterzeichnung des Vertrages über die zweitgrößte Privatisierungsaktion der Treuhand an. Am Freitag wird sich dann der Verwaltungsrat der Breuel-Behörde mit dem Gesamtkonzept für die Chemieregion in Sachsen-Anhalt befassen.

Bereits im Januar war ein Vorvertrag über den Verkauf der Leuna-Raffinerie, der Minol Mineralölhandel AG und der Hydrierwerke Zeitz an Elf, Thyssen Handelsunion und Deutsche SB Kauf unterzeichnet worden. Strittigster Punkt der Verhandlungen war die Übernahme der 32 Minol-Tankstellen an den Autobahnen durch Elf. Dazu wäre eigentlich eine Entscheidung der Bonner Regierung notwendig, denn nach geltendem Recht wird die Belieferung der von der bundeseigenen Gesellschaft für Nebenbetriebe (GfN) verpachteten Tankstellen nach den Marktanteilen der Mineralöl-Konzerne geregelt. Sollte Elf die lukrativen Objekte ganz übernehmen, müßte das Bundesfernstraßengesetz geändert werden. Dem Vernehmen nach wurde aber eine "GfN- verträgliche Lösung" gefunden. Noch keinen Hinweis gibt es darauf, was mit den von Minol eingegangenen Beteiligungen mit den anderen Ölkonzernen Aral, BP, Dea und Agip, die gegen den Elf-Coup opponiert haben, geschehen wird.

TENNIS

GRAND-PRIX-TURNIER in Kitzbühel, Einzel, 1. Runde: Stankovic (CSFR) - Medwedew (GUS) 6:7 (4:7), 6:4, 7:5, de la Pena (Argentinien) - Windisch (München) 6:3, 6:2, Strelba (CSFR) - Gorriz (Spanien) 6:4, 6:2, Olhowskij (GUS) - Vysand (Estland) 6:3, 6:0, Rikl (CSFR) - Burtscher (Österreich) 6:3, 5:7, 7:5, Perez (Uruguay) - Apell (Schweden) 7:6 (7:4),7:5. - 2. Runde: Filippini (Uruguay) - Skoff (Österreich) 6:3, 6:2, Azar (Argentinien) - Delaitre (Frankreich) 5:7, 6:3, 6:0, Mattar (Brasilien) - Clavet (Spanien) 4:6, 7:6, 6:4, Mancini (Argentinien) - Saceanu (Neuss) 6:3, 4:6, 6:1, Emilio Sanchez (Spanien) - Miniussi (Argentinien) 7:6, 6:4.

Briten verbünden sich mit US Air

LONDON (dpa/vwd/FR). British Airways (BA) kauft sich bei der Fluggesellschaft US Air mit 750 Millionen Dollar ein und erhält dafür eine Beteiligung von 44 Prozent. "Dies ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer weltumfassenden Gruppe", kommentiert BA-Chef Lord King das Geschäft. "Jetzt haben wir die Verbindungen in den USA, die wir so lange gesucht haben." Der Pakt dürfte nicht zuletzt der Lufthansa, die sich seit Monaten vergeblich um eine Liaison mit einer US-Gesellschaft bemüht, auf der hart umkämpften Nordatlantik-Route schwer zu schaffen machen.

US Air zählt zu den sechs größten US- Luftfahrtunternehmen, steckt in den roten Zahlen, hat 1991 rund 6,5 Milliarden Dollar umgesetzt und zählt 47 000 Beschäftigte. Die beiden Partner verfügen zusammen über eine Flotte von 670 Flugzeugen und befördern jährlich etwa 80 Millionen Passagiere. Als ersten Schritt wollen die Briten Rechte für den Linienverkehr zwischen Großbritannien und Charlotte sowie Baltimore an der Ostküste der Vereinigten Staaten beantragen. Mit von US Air gemieteten Maschinen und Crews soll außerdem nonstop nach Pittsburgh geflogen werden. Einschließlich ihrer Tochtergesellschaft US Air Express fliegen die Amerikaner 210 Flughäfen in ihrem Heimatland an. Von diesem dichten Netz profitiert nun künftig auch British Airways, die als die rentabelste Fluggesellschaft in Europa gilt.

Polizei in Eberswalde schaute zu

EBERSWALDE, 21. Juli (dpa). Die Polizei in Eberswalde (Brandenburg) hat wegen mangelnder technischer Ausrüstung und Unsicherheit über die geltende Rechtslage bei dem Überfall auf den Angolaner Amadeu Antonio zu spät eingegriffen. Der Einsatzleiter sagte am Dienstag im Prozeß gegen fünf Angeklagte der rechtsextremen Szene, er habe seine Untergebenen angewiesen, den "Skinhead-Zug" in der Nacht zum 25. November 1990 trotz dessen Bewaffnung nur zu beobachten und Vorkommnisse zu melden. Antonio war an den Folgen der Verletzungen gestorben.

Nach Angaben des Zeugen hatte die Polizei an dem Abend zwar mit "Randale", nicht aber mit Überfällen auf Ausländer gerechnet. Deshalb sollten die Zivilstreifen nicht einschreiten, sondern auf uniformierte Kollegen warten.

Die Polizei habe in jener Nacht "keine Straßenschlacht mit den Skins provozieren" wollen, sagte der Zeuge. Deshalb hätten die Beamten sich nicht vor der Gaststätte postiert, die die Rechten mit Baseballschlägern, Zaunlatten und Gaspistolen überfallen wollten, um "Neger aufzuklatschen".Bonn und Berlin einigen sich auf Hauptstadt-Abkommen

BERLIN/BONN, 21. Juli (dpa). Das Bundeskabinett und der Berliner Senat haben am Dienstag den Entwurf für ein Regierungsabkommen über die Zusammenarbeit zwischen dem Bund und den Ländern Berlin und Brandenburg zum Ausbau Berlins als deutscher Hauptstadt gebilligt. Dem Bund werden damit vor allem Sonderrechte für den zügigen Ausbau von Dienstgebäuden und Wohnungen eingeräumt. Nach dem Abkommen soll sich die Zusammenarbeit auf alle Aspekte der hauptstadtbedingten Aufgaben erstrecken: Unterbringung von Parlament, Regierung und sonstigen obersten Bundesbehörden in Berlin, Wohnungsversorgung der Bundesbediensteten sowie Verkehrsfragen und hauptstadtbedingte Kultur- und Bildungseinrichtungen.

Der Regierende Berliner Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) betonten, daß mit dem Abkommen eine gute, partnerschaftliche Zusammenarbeit vereinbart worden sei. Diepgen unterstrich, "die Verantwortung ist und bleibt in Berlin". Zur Klarstellung seien dem Vertrag ausdrücklich ein Briefwechsel und Protokollnotizen angefügt worden. Bei Streitfragen habe allerdings der Bund das letzte Wort, hieß es aus Bonn. In dem jetzt vorliegenden Vertrag sei der Anspruch Berlins auf Bundeshilfe mitformuliert worden, sagte Diepgen.

IBM darf sonntags produzieren

KASSEL, 23. Juli (dpa). Bei IBM in Sindelfingen darf in der Mikrochip-Produktion nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) weiterhin am Sonntag gearbeitet werden (Az.: 4 AZR 432/91). Damit hat die IG Metall bereits den zweiten Prozeß gegen den Computerhersteller verloren, dem sie eine Betriebsvereinbarung zum wöchentlichen Drei-Schicht-Betrieb kippen wollte. Bereits im Frühjahr war die Gewerkschaft vor dem Bundesarbeitsgericht mit einer ähnlichen Klage gescheitert.

Nach ihrer ersten Niederlage hatte die IG Metall versucht, auf dem Umweg einer Einwirkungsklage die ihrer Ansicht nach unzulässige Einführung von regelmäßiger Sonn- und Feiertagsarbeit bei IBM zu verbieten. Die Klage, befanden die Richter, sei zwar zulässig, aber unbegründet. Als erstes deutsches Großunternehmen war IBM im Juni aus dem Metallarbeitgeberverband ausgetreten. Damit fallen nur noch 7000 der etwa 31 000 IBM-Beschäftigten in Deutschland unter den Tarifvertrag zwischen der IG Metall und den Arbeitgebern.

Berlin will Bund verklagen

BERLIN, 22. Juli (dpa). Der Berliner Senat läßt angesichts der von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) beabsichtigten Kürzung der Bundeshilfe im kommenden Jahr eine Verfassungsklage gegen den Bund vorbereiten. Das teilte der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) am Dienstag nach der Senatssitzung mit. Er erwarte von der Bundesregierung eine Korrektur der Entscheidung, über die zunächst vorgesehene Kürzung der derzeit rund 13 Milliarden Mark betragenden Berlin-Hilfe um zwei Milliarden Mark hinauszugehen und sie auf 10,2 Milliarden Mark zu senken. Die weitere Reduzierung um eine Milliarde Mark stelle Berlin vor besondere Probleme. Die damit verbundenen Einschränkungen des Haushalts seien nicht zu verkraften.

Berlin fährt mit "grünem Pfeil"

BERLIN, 22. Juli (dpa). Der "Grüne Pfeil", der Rechtsabbiegern auch bei "Rot" zeigender Ampel freie Fahrt gewährt, soll in einem Modellversuch in ganz Berlin getestet werden. Zunächst sollen "Grüne Pfeile", die im Bereich des früheren Ost-Berlin bereits demontiert wurden, wieder angebracht werden. Nach der derzeitigen Rechtsgrundlage bleibt der "Grüne Pfeil" in den neuen Bundesländern sowie in Berlin bis Ende 1996 gültig. Gegen eine Übernahme des DDR- Verkehrszeichens auch in Westdeutschland gebe es unter den alten Bundesländern allerdings noch Vorbehalte, sagte der Berliner Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) am Dienstag.

Friedensplan für Moldawien

MOSKAU, 21. Juli (dpa). Die Präsidenten von Rußland und Moldawien, Boris Jelzin und Mircea Snegur, haben am Dienstag einen Plan für die friedliche Beilegung des Nationalitätenkonflikts am Dnjestr unterzeichnet. Dies meldete die Nachrichtenagentur Interfax. Bei der Abschlußzeremonie war auch der Präsident der Dnjestr-Republik, Igor Smirnow, anwesend. In dem Abkommen wird die territoriale Integrität Moldawiens garantiert und der mehrheitlich von Russen und Ukrainern bewohnten Dnjestr-Region ein besonderer Status im Rahmen der Minderheitenrechte zugesprochen.

Jelzin betonte nach der Unterzeichnung, daß nun bereits die zweite Vereinbarung über die politische Beilegung einer Krise in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) erreicht worden sei. Er betonte, das Abkommen über eine friedliche Regelung des Konflikts zwischen Süd-Ossetien und Georgien werde eingehalten. Das jetzige Abkommen sieht einen vollständigen Rückzug der Truppen beider Seiten des Dnjestr innerhalb von sieben Tagen vor. Die in der Region stationierte russische Armee soll strikte Neutralität wahren.

Vukoje trainiert TuRU Düsseldorf

Vladim Vukoje ist neuer Trainer des Handball-Bundesligisten TuRU Düsseldorf. Der 39jährige Kroate unterzeichnete am Dienstag einen Einjahresvertrag mit dem Düsseldorfer Klub. Er tritt die Nachfolge von Uli Weiler an, der zum Deutschen Frauen-Meister TuS Walle Bremen wechselte.

Berliner Eisbären verpflichten Strompf

Als dritten Neuzugang nach Duanne Moeser (Augsburger EV) und Rubert Meister (Hedos München) wird Eishokkey-Bundesligist EHC Eisbären Berlin den Landshuter Verteidiger Ladislav Strompf verpflichten. Der 23jährige, der zuvor bei Eintracht Frankfurt gespielt hatte, unterzeichnete einen Einjahresvertrag beim Aufsteiger.

1300 Schweine verbrannten

ZWEIBRÜCKEN, 22. Juli (dpa). Bei einem Großfeuer in einer Schweinemästerei in Zweibrücken (Rheinland-Pfalz) sind am Dienstag etwa 1300 Schweine verbrannt. Die Halle, in der die Tiere untergebracht waren, sei vollständig zerstört worden, teilte die Polizei mit. Der Gesamtschaden werde auf 1,5 Millionen Mark geschätzt.

Räty warf Speer 90,60 m

Speerwerfer Seppo Räty unterstrich am Dienstag mit 90,60 m beim Olympia- Test der finnischen Leichtathleten in Nurmijaervi seine hervorragende Verfassung.TENNIS

TURNIER in Hilversum: Einzel, 1. Runde: Goellner (Neuss) - Haarhuis (Niederlande) 7:6 (8:6), 7:5, Pionine (Frankreich) - Costa (Spanien) 6:3, 6:3, Novacek (CSFR) - Masso (Belgien) 6:4, 6:4, Koevermans (Niederlande) - Guardiola (Frankreich) 6:4, 6:1, Santoro (Frankreich) - Gilbert (Frankreich) 6:3, 6:3, Gustafsson (Schweden) - Svensson (Schweden) 6:3, 6:3, Arrese (Spanien) - Jonsson (Schweden) 6:7 (4:7), 6:1, 6:4, Tillstroem (Schweden) - Yzaga (Peru) 7:5, 7:5, Wuyts (Belgien) - Mezzadri (Schweiz) 7:5, 2:6, 6:4.

Mann erstach seine Frau im Frauenhaus

ST. AUGUSTIN, 22. Juli (dpa). Ein 39 Jahre alter Mann hat am Dienstag nachmittag seine drei Jahre jüngere Ehefrau in einem Frauenhaus in Sankt Augustin bei Bonn erstochen. Wie die Polizei in Bonn am Abend berichtete, versuchte der Täter danach, sich selbst mit dem Messer umzubringen; er liegt lebensgefährlich verletzt in einem Krankenhaus. Die 36jährige Ehefrau war zusammen mit ihrer dreijährigen Tochter am 15. Juli in das Frauenhaus gezogen, während der 17jährige Sohn beim Vater in der Wohnung geblieben war.

Regierung gegen Verjährung

BONN, 21. Juli (dpa). Der Gesetzesvorstoß des Bundesrates gegen eine Verjährung von SED-Unrechtstaten wird von der Bundesregierung unterstützt. Das teilte Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) am Dienstag nach der Sitzung des Bundeskabinetts mit.

Viele Menschen in den neuen Bundesländern erwarteten, "daß diejenigen, die für 40 Jahre Unrecht, Unterdrückung und vergebene Lebenschancen Verantwortung tragen, jetzt endlich zur Rechenschaft gezogen werden", sagte die Ministerin. Mit dem Gesetzentwurf soll festgeschrieben werden, daß die Verjährung von Straftaten, die in der DDR aus politischen, rechtsstaatswidrigen Gründen nicht verfolgt wurden, während der Zeit der SED-Herrschaft geruht hat. Eine entsprechende Regelung war auch für die NS-Zeit geschaffen worden.

SPD-Fraktion beschließt Verfassungsklage gegen Adria-Einsatz Große Mehrheit für Gang nach Karlsruhe / Kein Antrag, die "Bayern" sofort zurückzuholen / Regierung Heuchelei vorgeworfen

BONN, 21. Juli (dpa/rei) Mit unerwartet großer Mehrheit hat die SPD-Fraktion des Bundestages am Dienstag abend eine Verfassungsklage gegen den Überwachungseinsatz der Bundesmarine in der Adria beschlossen. Wie der Parlamentarische Geschäftsführer Peter Struck nach der rund dreistündigen "sachlichen Debatte" mitteilte, wurde die Empfehlung des Fraktionsvorstandes mit rund 180 Stimmen unterstützt. Es gab neun Gegenstimmen und ebenso viele Enthaltungen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans- Ulrich Klose sagte vor Journalisten, die SPD bleibe bei ihrer Haltung, daß der Bundeswehr durch eine Änderung des Grundgesetzes allenfalls friedenserhaltende Blauhelmeinsätze gestattet werden sollten. Beobachtungsmissionen wie die Entsendung des Zerstörers "Bayern" und der drei Aufklärungsflugzeuge in die Adria gingen über einen solchen Rahmen hinaus und verstießen gegen das Grundgesetz. Klose berichtete, daß die Fraktion auch mit großer Mehrheit der Sondersitzung des Bundestages an diesem Mittwoch zugestimmt habe, weil dieses wichtige Thema öffentlich diskutiert werden müsse. "Alle Redner haben diese Sitzung für politisch notwendig gehalten."

In der Debatte sprachen sich dem Vernehmen nach einige Abgeordnete gegen den Gang nach Karlsruhe aus, weil sie die Gefahr eines Scheiterns fürchteten. Dann würde die Bundesregierung möglicherweise einen vom Verfassungsgericht eröffneten größeren Aktionsrahmen für Missionen der Bundeswehr haben.

Der Fraktionschef erläuterte, daß die SPD keinen Antrag auf eine einstweilige Anordnung stellen wolle, mit der die "Bayern" sofort aus dem NATO-Mittelmeergeschwader herausgezogen werden könnte. Ein solcher Antrag käme nur in Frage, wenn das Leben der Soldaten unmittelbar gefährdet wäre. Klose wollte sich nicht darauf festlegen, wann die SPD-Rechtsexperten die Klageschrift fertiggestellt haben werden. Das werde "einige Zeit dauern". Mit einer Entscheidung in Karlsruhe wird dann im Laufe dieses Jahres gerechnet.

Klose teilte weiter mit, daß die Fraktion zwei Entschließungsanträge gebilligt habe, die am heutigen Mittwoch im Parlament zur Abstimmung gestellt werden sollen. Einmal soll die Bundesregierung dafür gerügt werden, daß sie im Zusammenhang mit ihren Entscheidungen für den Überwachungsauftrag der Bundesmarine die Rechte des Parlaments verletzt und mißachtet hat. Klose sprach von einer "Brüskierung des gesamten Bundestages". Zum anderen wird die Regierung unter anderem aufgefordert, ihre humanitäre Hilfe für die Menschen im früheren Jugoslawien erheblich zu verstärken. Dem Vernehmen nach will auch die Koalition einen Antrag einbringen, in dem die Entsendung der Marineeinheiten für verfassungsmäßig in Ordnung bezeichnet wird. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion Wolfgang Schäuble beschuldigte die Sozialdemokraten, sie wollten die Verfassung "erheblich ändern". Ein Gang nach Karlsruhe sei deshalb "verfassungspolitisch wünschenswert". Am Vorabend der Sondersitzung des Bundestages, die mit einer Regierungserklärung von Außenminister Klaus Kinkel (FDP) eröffnet wird, hatten sich Koalition und Opposition gegenseitig Heuchelei und Handlungsunfähigkeit vorgeworfen. Der SPD-Verteidigungsexperte Karsten Voigt warf der Bundesregierung vor, die Leiden der Menschen in Bosnien-Herzegowina zum Vorwand zu nehmen, am Parlament vorbei eine neue Militärpolitik durchzusetzen. Dahinter stecke "auch ein gewisses Maß an Heuchelei", sagte Voigt im Deutschlandfunk. Die Schiffe in der Adria seien weder Hilfe für die Menschen noch für die Kontrolle des UN-Embargos. Es werde nicht auf dem See-, sondern auf dem Landwege unterlaufen. Voigt schlug vor, Blauhelme an den Grenzen von Rumänien und Griechenland zu stationieren, um Lücken zu schließen.

CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch bezeifelte in Bonn, ob die SPD bereit und in der Lage sein werde, "von ihrem ideologiebefrachteten und pazifistischer Traditionspflege verpflichtetem internationalen Politikverständnis Abschied zu nehmen". Sich "per Weigerung" aus der Mitverantwortung Deutschlands verabschieden zu wollen, dürfe nicht das letzte Wort der SPD sein.

Haitianer ertranken auf der Flucht

PORT AU PRINCE, 21. Juli (AFP). Mindestens 15 Menschen sind ertrunken, als ein Flüchtlingsboot vor der haitianischen Küste kenterte. Wie die Flüchtlingsbeauftragte Marlene Dorfeuille am Montag berichtete, konnten nach dem Unglück vom Sonntag acht Menschen gerettet werden. 35 Personen würden noch vermißt. Die Menschen hätten versucht, den US-Bundesstaat Florida zu erreichen, um sich dort in Sicherheit zu bringen. Ihr Boot sei jedoch bereits nach wenigen Kilometern auf See gekentert. Es war den Angaben zufolge hoffnungslos überfüllt.

Immer mehr Frauen mit Aids-Virus infiziert

AMSTERDAM, 21. Juli (AFP). In den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben sich eine Million Menschen mit dem Aids-Virus infiziert. Fast die Hälfte von ihnen sind Frauen.

Diese Bilanz zog am Montag der Leiter des Aids-Programms der Weltgesundheitsorganisation WHO, Michael Merson, bei der achten internationalen Aids-Konferenz in Amsterdam. Die Zahl der Infizierten werde sich bis zum Jahr 2000 voraussichtlich von bislang schätzungsweise 13 Millionen auf 18 Millionen erhöhen. Auch im kommenden Jahrhundert sei mit einer Zunahme der Zahl der Aids-Infizierten zu rechnen.

Die Hälfte der in diesem Jahr infizierten Menschen lebt den Angaben zufolge im südlichen Afrika und ein Viertel in Asien. WHO schätzt, daß sich bislang weltweit eine Million Kinder mit dem todbringenden Virus angesteckt haben. Die Organisation weist darauf hin, daß die Zahl der Frauen, die sich mit Aids infizierten, stark steige. Möglicherweise werde sie die Zahl der infizierten Männer eines Tages übersteigen. Merson rief am Montag zu Aufklärung und Vorsorge auf, um die Seuche einzudämmen.

Die Filmschauspielerin Liz Taylor warf US-Präsident George Bush in Amsterdam vor, er unternehme nichts gegen Aids. "Ich glaube nicht einmal, daß er Aids buchstabieren kann", sagte Taylor, die der US-Stiftung für Aids-Forschung vorsteht. Zum Auftakt der Konferenz am Sonntag hatten zahlreiche Aids-Infizierte gegen die strengen Einreisebestimmungen für sie in den USA demonstriert.

Zu der fünftägigen Konferenz in Amsterdam waren rund 10 000 Experten aus mehr als 100 Ländern angereist.

NEW YORK, 21. Juli (AFP/AP). Der Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) und besonders seine Mitglieder USA, Großbritannien und Frankreich haben Irak eine ernste Warnung erteilt und einen Militäreinsatz zur Durchsetzung der UN-Resolution 687 nicht ausgeschlossen. Sollte Irak sich weiterhin weigern, sich der UN-Resolution zu unterwerfen, könne dies "ernsthafte Folgen" haben, heißt es in gleichlautenden Erklärungen, die der Rat und die drei Länder in New York veröffentlichten.

Zuvor hatte der Vorsitzende der UN-Kommission zur Vernichtung der irakischen Waffenarsenale, Rolf Ekeus, dem Sicherheitsrat Bericht erstattet. In der Resolution 687 hatte der Rat am 3. April 1991 die Vernichtung der irakischen Massenvernichtungswaffen unter UN-Aufsicht gefordert.

Ekeus hatte sich in Bagdad vergeblich bemüht, einer UN-Delegation Zutritt zum Landwirtschaftsministerium zu verschaffen, wo wichtige Unterlagen über die chemischen und ballistischen Waffen des Irak vermutet werden. Er habe die Führung in Bagdad darauf hingewiesen, daß eine Verletzung der Resolution "unannehmbar" sei, sagte der schwedische Diplomat nach dem Treffen mit dem Sicherheitsrat. Auch wenn die irakische Führung sich noch weigere, den UN-Delegierten Zutritt zum Agrarministerium zu verschaffen, sei die Tür für Verhandlungen allerdings noch nicht zugeschlagen.

Der Botschafter der USA bei den Vereinten Nationen, Edward Perkins, sagte dagegen, von seiten der irakischen Führung gebe es "keinen Hinweis" auf Zusammenarbeit. Bei den derzeitigen Konsultationen werde daher jede Möglichkeit in Betracht gezogen. "Eine militärische Aktion ist nicht ausgeschlossen", bestätigte der britische UN-Botschafter Sir David Hannay. Die Bemühungen von Ekeus seien "am Ende".

Irak weigert sich unter Hinweis auf seine Souveränität, die Inspektion des Agrarministeriums zuzulassen. Seit dem 5. Juli harren die UN-Delegierten vor dem Gebäude aus. Fast täglich demonstrieren Iraker gegen eine Durchsuchung des Ministeriums.

Die 15 Ratsmitglieder verwarfen ein Angebot Bagdads, "neutralen" Fachleuten den Zutritt zum Landwirtschaftsministerium zu gewähren. Vizeministerpräsident Tarik Asis hatte erklärt, seine Regierung sei bereit, Experten auf dem Gebiet der nuklearen, chemischen und biologischen Waffen aus bündnisfreien oder neutralen Staaten, die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sind, das Ministerium inspizieren zu lassen.

Familientragödie nach Kinderstreich

QLAIAAT, 21. Juli (AFP). In dem libanesischen Dorf Qlaiaat ist es nach Polizeiangaben vom Montag zu einer Familientragödie gekommen, nachdem ein neunjähriger Junge der Kuh seines Onkels mit einer Schrotflinte ein Auge ausgeschossen hatte. Der Onkel schwor in seiner ersten Wut, seinem Neffen Ali Chadra die Kehle durchzuschneiden. Davon ließ er sich auch nicht abbringen, als Alis Vater ihm den doppelten Preis für die Kuh bot. Bei dem Versuch zu vermitteln, schlugen die Dorfältesten daraufhin vor, die Tötung Alis nur vorzutäuschen. Doch der Onkel griff plötzlich zu einem Messer und erstach den Jungen. Daraufhin holte der Vater eine Kalaschnikow aus dem Auto und erschoß seinen Bruder sowie dessen Frau und Sohn. Neun der anwesenden Dorfältesten erlitten Verletzungen.

Ex-König Rumäniens liebäugelt mit Thron

BUKAREST, 21. Juli (AFP). Der ehemalige rumänische König Michael würde gern wieder den Thron in Bukarest besteigen. Er ziehe es in Betracht, im Einklang mit dem Gesetz wieder als Souverän an die Staatsspitze zu treten, heißt es in einer am Montag in Bukarest verbreiteten Erklärung Michaels, der 1947 unter dem Druck der Kommunisten abgedankt hatte. Der 70jährige sieht seine Rolle den Angaben zufolge als unparteiischer Garant für die Einheit des Landes. Der Ex-Monarch lebt derzeit im Exil in der Schweiz. Im April hatten ihm Monarchisten in Rumänien einen begeisterten Empfang bereitet.

US-Touristen zieht es in die Ex-UdSSR

MOSKAU, 21. Juli (AFP). Mindestens 20 000 US-Touristen sind in der ersten Hälfte dieses Jahres in die ehemalige Sowjetunion gereist. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag berichtete, waren dies 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Beliebteste Ziele sind Moskau, Sankt Petersburg, ein Ring historischer Stätten um Moskau sowie Reisen mit der transsibirischen Eisenbahn.

Kurz gemeldet: OAS soll reformiert werden

WASHINGTON, 21. Juli (AFP). Die 1948 gegründete Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) soll reformiert werden. Ein OAS-Sprecher teilte in Washington mit, die Schlagkraft der Organisation gegen Staatsstreiche solle erhöht und die extreme Armut auf dem Doppelkontinent wirksamer bekämpft werden.

Titel folgt Untertitel folgt

FRANKFURT A. M., 21. Juli (AFP/AP/Reuter). In der CDU/CSU mehren sich die Stimmen, die für ein internationales militärisches Eingreifen in Bosnien-Herzegowina sowie eine Ausweitung der Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr eintreten. Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Johannes Gerster, und der außenpolitische Sprecher der Union, Karl Lamers, befürworteten einen Militäreinsatz zur Beendigung des Bürgerkriegs. Entscheiden müßten darüber die Vereinten Nationen (UN).

Lamers forderte am Dienstag, einen internationalen Militärschlag gegen Serbien und Montenegro vorzubereiten, wenn die Serben den Waffenstillstand nicht einhielten. Die EG-Außenminister müßten dann sofort erneut zusammenkommen und einen schnellen Militäreinsatz zum Schutz der Menschen in Bosnien vorzubereiten, sagte der CDU-Politiker dem in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Express. Unter UN-Kommando müßten alle serbischen Artilleriestellungen vernichtet, ein Landkorridor zur Küste errichtet und der Flughafen frei gemacht werden.

Eine härtere Gangart verlangte der CDU-Politiker gegen alle Staaten, die den UN-Handelsboykott gegen Serbien und Montenegro brechen. UN-Inspekteure müßten die Handelsbeziehungen von Rußland, Griechenland und Rumänien überprüfen.

Gerster sagte im Hessischen Rundfunk: "Wenn ein Angriff, dann schnell. Dann aber keinen Dauerkrieg mit Landtruppen, sondern einen gezielten Schlag gegen Luftwaffe, Flugplätze und gegen die Raketenbasen der Serben." Er verwies zugleich darauf, daß allein die UN ein Mandat hätten, einen solchen Angriff zu beschließen. Gerster meinte, ein früherer militärischer Schlag hätte die Eskalation verhindern können. "Wenn man früher eingegriffen hätte, wären sowohl die Opfer geringer als auch die Folgekosten, die wir jetzt zu tragen haben."

In New York, wo der Weltsicherheitsrat in der Nacht zum Dienstag mehrere Stunden über die Situation in Bosnien-Herzegowina beraten hatte, sagte Großbritanniens UN-Botschafter David Hannay auf die Frage, ob ein militärisches Eingreifen unter UN-Mandat ausgeschlossen werde: "Nein." Die Regierungen in London, Washington und Paris hatten solchen Plänen bisher härtesten Widerstand entgegengesetzt.

Die SPD wird vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den Einsatz der Bundeswehr bei der Überwachung des UN- Embargos gegen Rest-Jugoslawien klagen. Dies beschloß die SPD-Bundestagsfraktion auf einer Sondersitzung am Dienstag abend nach mehrstündiger "sachlicher Diskussion" mit klarer Mehrheit. Für die Klage stimmten 180 Abgeordnete, dagegen 9. Weitere 9 enthielten sich.

(Weitere Berichte auf Seiten 2 und 4)

Kinderarbeit nahm zu

WASHINGTON, 21. Juli (AFP). Die Kinderarbeit hat nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) weltweit zugenommen. Viele Kinder arbeiteten illegal oder hätten Risikojobs, hieß es in einer in Washington veröffentlichten Untersuchung der IAO. Mehrere hundert Millionen Kinder seien weltweit beschäftigt, erklärte der Leiter der IAO, Michel Hansenne. Der Anteil der Kinder zwischen zehn und 14 Jahren, die arbeiteten, belaufe sich in einigen Ländern auf 25 Prozent. Die Bedingungen, unter denen die Kinder beschäftigt seien, hätten sich dramatisch verschlechtert.

Hansenne kritisierte die "Konspiration des Schweigens", die in den Entwicklungsländern hinsichtlich des Problems der Kinderarbeit herrsche. Die IAO wies in ihrem Bericht auf die gesundheitlichen und psychischen Probleme hin, denen die arbeitenden Kinder ausgesetzt sind.

Der Anteil der arbeitenden Kinder ist in Lateinamerika mit 26 Prozent besonders hoch. In Afrika arbeiten 20 Prozent der Kinder. Auch in den Industrieländern nimmt die Kinderarbeit nach Angaben der IAO zu. In Spanien wird die Zahl der arbeitenden Kinder mit 100 000 beziffert, in den USA stieg ihr Anteil zwischen 1983 und 1990 um 250 Prozent.

Zwei Tote bei Gewittern

ORLEANS, 21. Juli (AFP). Heftige Gewitter haben in der Nacht zum Dienstag den Tod zweier niederländischer Camper in Beaugency an der Loire verursacht. Die beiden Touristen, ein 29jähriger Mann und eine 28jährige Frau, wurden auf dem Campingplatz von einer alten Weide am Loireufer erschlagen, die durch den Sturm entwurzelt wurde und auf ihr Zelt stürzte. Nach Angaben der Gendarmerie mußten außerdem die Kinder mehrerer Ferienkolonien der Gegend wegen Sturmschäden anderweitig untergebracht werden. Im Wald von Fontainebleau wurde eine Autofahrerin durch einen umgestürzten Baum schwer verletzt. Die Unwetter in der Region waren von Sturmböen mit über 100 Stundenkilometern begleitet. Entwurzelte oder abgebrochene Bäume blockierten mehrere Fernstraßen.

Niederländerinnen zur Prostitution gezwungen?

TOKIO, 21. Juli (AFP). Japanische Soldaten sollen während des Zweiten Weltkriegs in Indonesien 35 niederländische Frauen zur Prostitution gezwungen haben. Das berichtete die japanische Zeitung "Asahi Shimbun" am Dienstag. Die Frauen hätten 1944 einen Monat in vier Bordells in Java tätig sein müssen. Das Blatt beruft sich auf Unterlagen eines Kriegsgerichts in Den Haag, das 1948 zwölf Japaner der Zwangsprostitution für schuldig befunden hatte. Während des Prozesses hatten mehrere Frauen ausgesagt, daß hundert Niederländerinnen zur Prostitution in Java gezwungen wurden. Indonesien war bis zur japanischen Invasion 1941 eine niederländische Kolonie.

Kabinettssekretär Koichi Kato sagte am Dienstag, wenn der Bericht stimme, wolle Japan sich entschuldigen. Die japanische Regierung hatte erst im Januar zugegeben, daß die Armee während des Zweiten Weltkrieges Frauen zur Zwangsprostitution verpflichtete.

Chamorro droht mit Rücktritt

MANAGUA, 21. Juli (AFP). Die nicaraguanische Präsidentin Violeta Chamorro hat sich am Montag hinter ihren Präsidialminister und Schwiegersohn Antonio Lacayo gestellt, dem Korruption vorgeworfen wird. Chamorro sagte in Managua, sie werde zurücktreten, sollte sie gezwungen werden, Lacayo zu entlassen. Der Präsidialminister, der als der starke Mann der Regierung gilt, wurde in einem Bericht des obersten Rechnungsprüfers Guillermo Potoy vorgeworfen, strafrechtlich mitverantwortlich für die Veruntreuungen seines früheren Stellvertreters Antonio Ibarra zu sein.

Ibarra, der seit seiner Entlassung im Januar in Miami lebt, soll Staatsgelder in Höhe vom einer Million Dollar aus einem Fonds für sozial Schwache veruntreut haben, der durch europäische Entwicklungshilfe gefüllt wurde.

Kein Kranz am Grab Petains

PARIS, 21. Juli (AFP). Der französische Staatspräsident François Mitterrand will künftig am 11. November keinen Kranz mehr am Grab von Ex-Marschall Philippe Petain niederlegen lassen, um den Sieger von Verdun zu ehren. Diesen Entschluß habe Mitterrand der Vereinigung der Töchter und Söhne jüdischer Deportierter Frankreichs (FFDJF) mitgeteilt, sagte deren Vorsitzender, der Anwalt Serge Klarsfeld, am Dienstag. Die Organisation nehme den Entschluß, der mit "einer von General de Gaulle eingeführten unseligen Tradition" breche, "mit Erleichterung" zur Kenntnis. Die Tradition hatten alle Vorgänger Mitterrands bewahrt.

Zu einer Kontroverse darüber war es kürzlich anläßlich einer Gedenkfeier zum 50. Jahrestag der ersten großen Judenrazzia in Frankreich am 16. und 17. Juli 1942 gekommen, an der Mitterrand teilgenommen und am Mahnmal der Opfer einen Kranz niedergelegt hatte. Der Staatschef hatte es zuvor jedoch abgelehnt, auf einen Aufruf zahlreicher Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens einzugehen und ein Bekenntnis zur Mitveranwortung Frankreichs für das Schicksal der Juden abzulegen.

"Soldatinnen besser schützen"

ULM, 21. Juli (AFP). Der SPD-Wehrexperte Manfred Opel hat Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) nach der Vergewaltigung einer Soldatin durch einen Soldaten derselben Einheit aufgefordert, über den Schutz der Soldatinnen der Bundeswehr nachzudenken. Dem baden-württembergischen Privatsender Radio 7 sagte Opel am Dienstag, der Täter müsse umgehend vom Dienst suspendiert werden, "denn sonst sind die Frauen in der Bundeswehr zuwenig geschützt". Mit 21 Tagen Arrest gegen den Sanitätsrekruten im ostfriesischen Leer könne es nicht getan sein. Vergewaltigung in der Truppe dürfe kein Kavaliersdelikt werden. Frauen müßten sich sicher sein können, respektiert zu werden. Bei der Bundeswehr sind über 800 Frauen beschäftigt, die überwiegende Mehrzahl im Sanitätsdienst.Tote bei Streit um Tempelbau

NEU-DELHI, 21. Juli (AFP). Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems um den umstrittenen Tempelbau in der indischen Stadt Ayodya sind am Montag in der südindischen Stadt Trivanddrum fünf Menschen getötet worden. Zahlreiche andere seien verletzt worden, berichtete die indische Nachrichtenagentur PTI am Dienstag. Inzwischen seien Soldaten in die Stadt einmarschiert, um für Ruhe zu sorgen.

In der westindischen Stadt Malegaon, wo am Sonntag ein Mensch getötet und mehr als 70 verletzt worden waren, ist die Situation offiziellen Angaben zufolge wieder unter Kontrolle. Seit Sonntag seien Dutzende von gewalttätigen Demonstranten, darunter auch Politiker, in den beiden Krisenregionen festgenommen worden, hieß es weiter.

Wieder Unruhen in England

LONDON, 21. Juli (AFP). Bei gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Jugendbanden und Polizisten sind in der Nacht zum Dienstag in einem Arbeiterviertel der nordwestenglischen Stadt Burnley 17 Personen festgenommen worden. Nach Polizeiangaben bewarfen die Jugendlichen die Polizisten mit Molotow-Cocktails, Flaschen und Steinen. Darüber hinaus hätten sie eine Barrikade errichtet und in Brand gesteckt. Die rund 100 Polizisten konnten die Straßenkämpfe erst nach vier Stunden beenden.

Im nordenglischen Carlisle wurden bei einer ähnlichen Konfrontation zwischen einer Gruppe von etwa 20 Jugendlichen und der Polizei ein Sozialzentrum und drei Autos in Brand gesteckt.

Wirtschaftsfachmann neuer Regierungschef der Mongolei

ULAN BATOR, 21. Juli (AFP). Das Parlament der Mongolei hat den Wirtschaftsfachmann Punsagiyn Dschasray zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Das wurde am Dienstag offiziell in Ulan Bator mitgeteilt. Bislang war Dschasray Vorsitzender des Kooperativenverbandes des Landes. Der 59jährige ist Mitglied der Revolutionären Volkspartei, die bei den Wahlen im Juni 71 der 76 Sitze im Großen Schural gewonnen hatte. Es waren die ersten Parlamentswahlen unter der neuen demokratischen Verfassung.

Dschasray wird Nachfolger des seit Juli 1990 regierenden Dasch Byambasuren und soll in den kommenden Tagen seine Regierung bilden. Der neue Regierungschef, der seine Ausbildung in Moskau absolvierte, tritt für eine Fortsetzung der politischen und wirtschaftlichen Reformen ein.

Khmer bereiten ASEAN Sorge Stockenden Friedensprozeß verurteilt / Streit um Spratly-Inseln

MANILA / HANOI, 21. Juli (AFP/dpa). Die Außenminister des Verbandes Südostasiatischer Staaten (ASEAN) haben sich am Dienstag bei ihrem Gipfeltreffen in Manila besorgt über den stockenden Friedensprozeß in Kambodscha geäußert. Es könne nicht angehen, daß eine Seite die Umsetzung des Friedensvertrages unterlaufe, sagte der thailändische Außenminister Arsa Sarasin in Anspielung auf die marxistischen Roten Khmer, die sich weigern, ihre Kämpfer zu entwaffnen.

In ihren Eröffnungsreden forderten die Außenminister alle Beteiligten in Kambodscha auf, den Pariser Friedensvertrag einzuhalten und die Mission der UN zu unterstützen. Am heutigen Mittwoch wollen die Außenminister eine entsprechende Erklärung verabschieden.

Die ASEAN-Minister bekräftigten bei ihrer 25. Konferenz ihre Unterstützung für den Vorsitzenden des kambodschanischen Nationalrates, Prinz Norodom Sihanouk. Der ASEAN, dem Brunei, Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Singapur und Thailand angehören, hatte während des 13jährigen kambodschanischen Bürgerkrieges die Widerstandskoalition um Prinz Sihanouk unterstützt. Die Roten Khmer begründen die Weigerung zur Entwaffnung ihrer Guerilla damit, daß eine große Zahl vietnamesischer Kämpfer in Kambodscha verblieben sei, was Phnom Penh bestreitet.

Die ASEAN-Staaten setzten sich auch für eine friedliche Beilegung des Territorialstreits zwischen China und fünf anderen asiatischen Ländern um die Spratly- Inseln im Südchinesischen Meer ein. Hinter verschlossenen Türen berieten die Außenminister mit ihrem chinesischen Kollegen Qian Qichen, der zu Beratungen an der Konferenz teilnimmt, auch diese Frage. Zuvor hatte Qian gesagt, China sei bereit, die "Frage der Souveränität über die Spratlys" bis auf weiteres zurückzustellen. Sein Land befürworte eine "gemeinsame Ausbeutung" der auf dem Grund des Südchinesischen Meeres vermuteten Ressourcen.

China erhebt Territorialansprüche auf den gesamten Spratly-Archipel. Andere Konfliktparteien sind Vietnam, Taiwan, die Philippinen, Malaysia und Brunei. China hat im Mai den Abschluß eines Vertrags mit einer US-Firma für die Suche nach Erdöl in einem zwischen Peking und Hanoi umstrittenen Seegebiet im Bereich der Spratlys bekanntgegeben. Dagegen hat Hanoi scharf protestiert.

Vogel-Haftbefehl aufgehoben

BERLIN, 21. Juli (AFP). Das Landgericht Berlin hat den Haftbefehl gegen den früheren DDR-Unterhändler Wolfgang Vogel aufgehoben. Wie der Justizsenat am Dienstag mitteilte, gab das Gericht bereits am letzten Dienstag der Haftbeschwerde Vogels statt. Nach Auffassung des Landgerichts sei weder der für einen Haftbefehl erforderliche dringende Tatverdacht auf Erpressung noch eine Fluchtgefahr gegeben. Da sich der Beschuldigte trotz Haftverschonung in den vergangenen Monaten nicht dem Verfahren entzogen habe, wolle auch die staatsanwaltschaftliche Arbeitsgruppe Regierungskriminalität keine Beschwerde gegen die Aufhebung des Haftbefehls einlegen, teilte die Justizbehörde mit. Vogel wird beschuldigt, DDR-Ausreisewillige um ihre Häuser und Grundstücke erpreßt zu haben.

Unwetter in Frankreich

PARIS, 21. Juli (AFP). In Frankreich sind bei heftigen Gewittern am Montag abend und in der Nacht zum Dienstag drei Menschen ums Leben gekommen. In Beaugency nahe von Orleans wurden auf einem Campingplatz am Loire-Ufer ein 29jähriger Mann und eine 28jährige Frau aus den Niederlanden von einer entwurzelten Weide erschlagen, die auf ihr Zelt stürzte. In dem Gebiet mußten außerdem die Kinder mehrerer Ferienkolonien wegen Sturmschäden anderweitig untergebracht werden.

In Araches in den Alpen wurde am Dienstag die Leiche eines Dreizehnjährigen am Ufer eines Bergflüßchens gefunden, das nach heftigen Regenfällen am Montag abend Hochwasser führte. Der Junge wollte vermutlich das Wasser durchwaten und wurde von der starken Strömung fortgerissen. Im Wald von Fontainebleau südöstlich von Paris wurde eine Autofahrerin durch einen umgestürzten Baum schwer verletzt.

Urlauber ertranken im Atlantik

PARIS, 22. Juli (AFP). Innerhalb von fünf Tagen sind an der französischen Atlantikküste neun Urlauber ertrunken. Der Grund war in den meisten Fällen Unvorsichtigkeit. Vor allem im Südwesten sind die Strände wegen der starken Brandung und tückischen Strömungen zum Teil gefährlich. Seit Urlaubsbeginn mahnen die Rettungsdienste unaufhörlich, nicht an unbeaufsichtigten Stellen zu baden.

Selbstbestimmung zugesichert

MOSKAU, 21. Juli (AFP). Die Präsidenten von Rußland und Moldawien, Boris Jelzin und Mircea Snegur, haben am Dienstag im Kreml ein Abkommen zur Beilegung des Dnjestr-Konflikts unterzeichnet. Wie die Moskauer Agentur Itar- Tass meldete, sieht das Abkommen vor, daß die Bevölkerung auf dem linken Ufer des Dnjestr "selbst über ihre Zukunft bestimmen kann, wenn der rechtliche Status Moldawiens geändert wird". Die russischsprachige Bevölkerungsmehrheit hatte eine unabhängige "Dnjestr-Republik" ausgerufen und zur Begründung auf einen möglichen Zusammenschluß Moldawiens mit Rumänien verwiesen. An der Unterzeichnung des Abkommens nahm auch der Präsident der "Dnjestr- Republik", Igor Smirnow, teil. Er erklärte nach der Unterzeichnung, die Vereinbarung sei "wegen der von Rußland gegebenen Garantien" möglich geworden.

Festival entging Unglück

NYON, 22. Juli (AFP). Das Paleo-Festival in Nyon, nach Ankündigung der Organisatoren das größte Open-air-Festival Europas, ist am Dienstag nur knapp von einem Unglück verschont geblieben. Kurz vor dem Eintreffen der Zuschauer wurden am Eingang zum Festival-Gelände am Genfer See und auf der Hauptbühne riesige Metallaufbauten durch Sturmböen umgerissen. Im Moment des Unglücks befanden sich bereits mehrere Personen in unmittelbarer Nähe, die aber unverletzt blieben. Die Metallträger waren für große Werbeflächen installiert worden. Nach diesen "Zeichen des Himmels" ließen die Veranstalter alle Installationen abbauen, die vom Wind bedroht sein könnten und entschieden sich dafür, das Festival auf der Hauptbühne wie geplant anlaufen zu lassen.

Hanauer Polizei sucht radelnden Polen

HANAU, 21. Juli (lhe). Die Hanauer Polizei fahndet bei ihren Ermittlungen zur Aufklärung des Mordes an dem Polen Grzegorz Bakala nach einem Polen, der mit einem Fahrrad im Bundesgebiet unterwegs sein soll. Der Gesuchte heißt Marian Wieckowski und soll mit dem 40jährigen Opfer im Mai aus Belgien nach Deutschland geradelt sein, um Arbeit zu finden. Bakala war am 9. Juli mit zertrümmertem Schädel in einem Wald bei Hanau gefunden worden. Sein Fahrrad lag neben ihm. Der Pole war am 27. Juni in Großkrotzenburg zum letzten Mal lebend gesehen worden. Für die Aufklärung des Verbrechens hat die Staatsanwaltschaft 5000 Mark Belohnung ausgesetzt.

Nach Sprung in See querschnittsgelähmt

GIESSEN. Bei einem schnellen Sprung ins kühlende Naß eines Heuchelheimer Baggersees ist ein 23jähriger Amerikaner im Kreis Gießen schwer verletzt worden.

Wie die Polizei am Dienstag berichtete, sei der leicht alkoholisierte Mann, der am Montag abend zusammen mit Freunden am See gefeiert habe, bei seinem Sprung ins Wasser vermutlich mit dem Kopf auf einen Stein geprallt. Er habe sich dabei einen Halswirbel gebrochen und eine Querschnittslähmung erlitten. gds

Brandanschlag auf Disko: 50 000 Mark Schaden

WETZLAR. Bei einem Brandanschlag auf eine Diskothek in Wetzlar ist am frühen Dienstag morgen Schaden in Höhe von rund 50 000 Mark entstanden. Personen wurden nicht verletzt. Die Feuerwehr habe das Abbrennen des Gebäudes verhindert, lediglich der Thekenbereich sei ausgebrannt, hieß es. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. lhe

Hochschulbau vor ungewisser Zukunft

WIESBADEN. Sorgen um die Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern, den Hochschulbau, macht sich Hessens Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD): Der Bund habe sich geweigert, seine Verpflichtung zu einer 50prozentigen Mitfinanzierung zu erfüllen und gefährde damit das mittelfristige Investitionsprogramm des Landes.

Im Bund-Länder-Planungsausschuß sei der Rahmenplan für den Hochschulbau gescheitert, weil das Kabinett in Bonn jeweils nur 1,6 Milliarden Mark statt der notwendigen zwei Milliarden für 1993 und 2,3 Milliarden Mark von 1994 an bereitstellen wollte, so Mayer am Dienstag in Wiesbaden.

Dies bedeute für Hessen, voraussichtlich nur mit 120 Millionen Mark an jährlichen Zuweisungen rechnen zu können, obwohl nach Einschätzung der Ministerin für das kommende Jahr mehr als 230 Millionen Mark und von 1994 an jeweils über 150 Millionen Mark vom Bund notwendig wären.

Wenn Bonn seine Haltung nicht ändere, könne Hessen über Jahre hinaus keine neuen Vorhaben an den Hochschulen und Hochschulkliniken beginnen. Besonders gefährdet seien damit der Ausbau der Fachhochschulen um 4000 weitere Studienplätze, der Abschluß des Ausbaus der Gesamthochschule Kassel auf 9000 Studienplätze sowie dringliche Sanierungsvorhaben an den Universitätskliniken. zg

Schwiegermutter mit 13 Messerstichen getötet

WETZLAR. Gegen einen 35 Jahre alten Aussiedler aus Kasachstan, der seine Schwiegermutter in einem Wohnheim in Wetzlar erstochen haben soll, ist am Dienstag Haftbefehl erlassen worden.

Wie ein Polizeisprecher berichtete, sei der Vater von fünf Kindern, der sich nach der Tat am Montag nachmittag durch mehrere Messerstiche selbst zu töten versucht hatte, mittlerweile außer Lebensgefahr.

Der deutschstämmige Kasache war laut Polizei zusammen mit seiner Frau und den drei bis elf Jahre alten Kindern sowie seinen Schwiegereltern im Frühjahr in die Bundesrepublik gekommen. Die Großfamilie habe Unterkunft in dem von 100 Aussiedlern bewohnten Heim in Wetzlar-Garbenheim gefunden und dort in zwei Zimmern gelebt. Bisher hatte keiner der Erwachsenen Arbeit gefunden.

Bereits in der Nacht zum 11. Juli hatte es in der Familie Streit gegeben: Der 35jährige hatte sich damals betrunken und seine Frau und die Schwiegereltern verprügelt. Zur Ausnüchterung war er vorübergehend in Polizeigewahrsam.

Zeugen für die Vorgänge vom Montag gibt es nach Aussage der Polizei nicht. Der 35jährige, der nach der Tat geflüchtet und drei Stunden später schwerverletzt bei Wetzlar festgenommen und in ein Krankenhaus gebracht worden war, sei mit der 62 Jahre alten Schwiegermutter allein in einem Zimmer gewesen.

Vermutlich sei er mit der älteren Frau in Streit geraten, bevor er sein Messer zückte und, wie die Obduktion ergab, 13mal auf sein Opfer einstach, so der Polizeisprecher. - Bisher habe sich der 35jährige zu der ihm zur Last gelegten Tat nicht geäußert. gds

Wird Ignatz Bubis Nachfolger von Galinski?

FRANKFURT A. M., 21. Juli (lhe/jg). Die Nachfolge an der Spitze des Zentralrats der Juden in Deutschland ist drei Tage nach dem Tod von Heinz Galinski noch ungeklärt. Inoffiziell fiel am Dienstag in Frankfurt der Name des Vorsitzenden der örtlichen Jüdischen Gemeinde, Ignatz Bubis (65), dem für die Führung des Zentralrats gute Chancen eingeräumt werden. Bubis sagte gegenüber der FR, er werde sich erst am Freitag nach der Beerdigung Galinskis entscheiden.

Offiziell bezogen führende Vertreter jüdischer Gemeinschaften noch keine Stellung über den neuen Mann in ihrem Führungsgremium. Sieben Tage lang wird nach jüdischem Ritus zunächst eine Trauerzeit eingehalten. Bubis dementierte Berichte, daß er 1988 als möglicher Nachfolger des damaligen Ratsvorsitzenden Werner Nachmann angetreten, Galinski aber unterlegen sei. Nach Darstellung von Bubis war genau das Gegenteil der Fall: Er persönlich schlug damals Galinski vor und setzte ihn auch durch. Bubis arbeitet in Frankfurt als Immobilien- Kaufmann und hat den Vorsitz im Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks. Die Frankfurter Jüdische Gemeinde ist mit jetzt 6000 Mitgliedern nach Berlin die zweitgrößte im Bundesgebiet. Schmähungen Jugendlicher

ERFURT (dpa). An der jüdischen Synagoge in Erfurt ist Galinski von Skinheads verunglimpft worden. Am Montag abend hätten vier Jugendliche an der Pforte des Hauses zwei halbe Schweinsköpfe abgegeben, sagte Raphael Scharf- Katz, der Vorsitzende der Thüringer Landesgemeinde, am Dienstag der dpa. Beigefügte Zettel enthielten neben Drohungen gegen die Jüdische Gemeinde auch gegen Galinski gerichtete Schmähungen.

Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) drückte Scharf-Katz unterdessen sein Bedauern über den Zwischenfall aus.

Streit um Wohnrecht: 53jähriger Mieter getötet

FULDA. Ein 32jähriger Arbeitsloser hat gestanden, einen 53jährigen in Fulda im Streit um die Nutzung der gemeinsamen Wohnung getötet zu haben.

Wie die Kriminalpolizei am Dienstag mitteilte, hatten sich der 32jährige, ein 64jährigen Rentner und der 53 Jahre alte Arbeitslose, der die Wohnung gemietet hatte, gestritten.

In der Nacht zum Montag drohte der 53jährige laut Polizei, seine beiden Untermieter aus der Wohnung werfen zu wollen. Der Streit sei eskaliert, der 32jährige habe mit dem Stiel eines Beiles auf den 53jährigen eingeschlagen und ihn dann erwürgt.

Offen ist noch, ob der 64jährige an der Tat beteiligt war. Nach dem Verbrechen gingen die beiden, so die Fuldaer Polizei, in die Stadt, um sich ein Alibi zu verschaffen. Wenige Stunden später verständigten sie die Polizei vom "Fund" der Leiche.

Bei der Vernehmung verwickelten sich die beiden Männer dann in Widersprüche, der 32jährige soll schließlich das Verbrechen gestanden haben. Die Männer sollen zur Tatzeit vermutlich unter Alkoholeinfluß gestanden haben, hieß es abschließend. lhe

215 000 Mark für Eichels Dienstwohnung

WIESBADEN: Die Dienstvilla des hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel (SPD) ist für rund 215 000 Mark umgebaut und renoviert worden. Wie aus einer Vorlage für den Haushaltsausschuß des Wiesbadener Parlaments hervorgeht, gehörten zu den Arbeiten die Einbeziehung der bisherigen Hausmeisterwohnung in die Amtswohnung und die Herrichtung eines Appartements für ein Kindermädchen. Dies berichtete das Fernsehen des Hessischen Rundfunks (hr) am Dienstag.

Eichel könne nun mit seiner Frau und den zwei Kindern rund 200 Quadratmeter bewohnen. Regierungssprecher Erich Stather erklärte dem hr, die Ausgaben hätten um rund 55 000 Mark unter dem ursprünglichen Ansatz gelegen. Außerdem erhalte Eichel, weil er als einziges Regierungsmitglied eine Dienstwohnung habe, nicht die sonst übliche Wohnungsentschädigung. lhe

Fahnder stellten Dealer im Gerichtssaal

Eine überraschende Wendung nahm das Gerichtsverfahren gegen einen 37jährigen aus Lampertheim, der am Montag wegen Hehlerei vor einem Frankfurter Gericht stand. Kaum verurteilt, wurde er noch im Gerichtssaal wegen Kokainhandel festgenommen.

Wie die Polizeidirektion Heppenheim am Dienstag mitteilte, war der Lampertheimer untergetaucht, noch bevor ein Haftbefehl wegen des Verkaufs von 650 Gramm Kokain gegen ihn wirksam wurde. Pech für ihn war jetzt, daß die Offensive Polizeieinheit Heppenheim die Frankfurter Gerichtstermine studierte. Ahnungslos tappte er in die Falle. lhe

DHB-Frauen in guter Form

In einem Testspiel der Frauen-Nationalmannschaft gegen eine hessische Handball-Auswahl gewann das deutsche Team in Bensheim mit 37:26 Toren. Die Partie ging über dreimal 25 Minuten. Haupttorschützen im DHB-Team waren Urbanke (7), Schmitt (6), Mühlner (4), Leonte (4/1), Krüger (3), Palme (3).

US-Testflugzeug abgestürzt

WASHINGTON, 23. Juli (Reuter). Ein Testflugzeug der US-Streitkräfte ist rund 80 Kilometer südlich der Bundeshauptstadt Washington in den Fluß Potomac abgestürzt. Der Kabelsender CNN meldete, vermutlich seien alle sieben Insassen ums Leben gekommen. Wie ein Militärsprecher mitteilte, handelte es sich bei der Unglücksmaschine um einen Senkrechtstarter des Typs V-22 Osprey. Der Prototyp befand sich auf einem Testflug vom Luftwaffenstützpunkt Eglin in Florida zum Marineinfanteriestützpunkt Quantico in Virginia.

Die Osprey kann starten und landen wie ein Hubschrauber. Nach dem Start werden die Triebwerke abgewinkelt, wodurch die Maschine die Eigenschaften eines Flugzeugs annimmt. Laut CNN stürzte der Prototyp ab, als er beim Landeanflug von Flugzeugtrieb auf Hubschrauberbetrieb umgestellt wurde.

PLO: Israel kann den Frieden nicht stoppen

KÖLN, 21. Juli (Reuter). Zuversichtlich über den Friedensprozeß im Nahen Osten hat sich der Vertreter der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) in der Bundesrepublik, Abdallah Frangi, geäußert. Im Deutschlandfunk sagte Frangi am Dienstag, die Entwicklung "in Richtung Frieden" sei nicht aufzuhalten. In die Position Israels sei jetzt in vielerlei Hinsicht Bewegung gekommen.

Der neue israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin meint es nach Einschätzung des PLO-Vertreters im Gegensatz zu seinem Vorgänger Yitzhak Schamir in seiner Haltung gegenüber den Palästinensern "ernst".

Frangi, einflußreicher Berater von PLO-Chef Yassir Arafat, unterstrich, daß Israelis wie Palästinenser zu Kompromissen bereit sein müßten. Es müsse "besser heute als morgen" zu Gesprächen kommen. Die anstehende Begegnung von US- Außenminister James Baker mit dem ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak in Kairo begrüßte Frangi. Israel ringt mit den USA offenbar um einen Kompromiß über die US-Kreditbürgschaften, die der bisherigen konservativen Regierung wegen der Besiedlung der besetzten Gebiete nicht gewährt wurden. Wie ein ranghoher Vertreter des US-Außenministeriums am Montag in Jerusalem mitteilte, stehen die Verhandlungen kurz vor einer Übereinkunft.

Aus informierten Kreisen des israelischen Finanzministeriums verlautete, Israel solle für die kommenden beiden Jahre zunächst Kreditbürgschaften in Höhe von vier Milliarden Dollar zugestanden bekommen. Israel erwartet von den USA Bürgschaften in Höhe von zehn Milliarden Dollar, mit denen die Einbürgerung der Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion erleichtert werden soll.

Die Besiedlung der besetzten Gebiete ist ein Haupthindernis dafür, daß der Nahostfriedensprozeß bislang kaum Fortschritte machte.

Mahnung an die Roten Khmer

MANILA, 21. Juli (Reuter). Thailand hat die kommunistischen Roten Khmer aufgefordert, gemäß dem Friedensplan für Kambodscha ihre Waffen abzugeben. Seine Regierung sei "tief besorgt", daß die kambodschanische Rebellenorganisation dies bislang ablehne, sagte der thailändische Außenminister Arsa Sarasin am Dienstag in Manila. Eine "Untergrabung" des Friedensplans sei "völlig inakzeptabel", sagte der Minister in der philippinischen Hauptstadt zum Auftakt einer Sitzung der ASEAN-Außenminister. Zugleich forderte er die Roten Khmer auf, mögliche Beanstandungen des voriges Jahr in Paris vereinbarten Friedensabkommens vorzubringen.

Die Roten Khmer weigern sich, vereinbarungsgemäß ihre Einheiten unter Aufsicht der Vereinten Nationen (UN) entwaffnen zu lassen und damit die zweite Phase des Friedensprozesses für Kambodscha einzuleiten. Die Rebellen machen zur Bedingung, daß die gegenwärtige Regierung in Phnom Penh zurücktritt und die UN garantieren, daß sich keine vietnamesischen Truppen mehr in Kambodscha aufhalten.

Kurz gemeldet: EG mahnt Birmas Führung

BRÜSSEL, 21. Juli (Reuter). Die Europäische Gemeinschaft (EG) hat die Führung Birmas aufgefordert, das Ausreiseverbot für die unter Hausarrest stehende Dissidentin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi aufzuheben.

Olympia bringt Versicherung ins Schwitzen Münchener Rück trägt Millionen-Risiko der Fernsehübertragung / Auch Rod Stewart Kunde

Wenn am kommenden Samstag das Sportspektakel "Olympia 92" in Barcelona startet, beginnt auch in einem Bürohaus am Englischen Garten in München das große Zittern. Denn sollte irgend etwas passieren, was den störungsfreien Ablauf der Spiele und damit die weltweiten Fernsehübertragungen beeinträchtigt, geht es der Münchener Rück ans Geld. Der genauso stille wie finanzkräftige, weltweit führende "Versicherer der Versicherungen" ist größter einzelner Risikoträger für diese Olympia-Gefahren.

Ans Zittern sollte sich der mit der Allianz verschwisterte Konzern inzwischen allerdings gewöhnt haben. Er betreibt das Geschäft mit den sogenannten "Sonderrisiken" zwar noch nicht so extravagant wie die britische Institution Lloyd's - ein Erpressungs- und Lösegeldrisiko für Boris Becker ist bei der Münchener Rück bislang ebenso wenig versicherbar wie die Augen der Liz Taylor -, doch Exotisches und Besonderes findet inzwischen auch bei den Bayern Platz. Und das, wie Vorstand Klaus Conrad einräumt, obwohl dabei letztlich auch über einen längeren Zeitraum von Gewinnen im Kerngeschäft keine Rede sein kann.

Jedenfalls ist die Gesellschaft dabei, wenn es gilt, Risiken von Künstlertourneen oder Filmproduktionen, auch von Skirennen oder Flugschauen mit abzusichern. Wenn etwa die Reibeisen-Stimme des Pop-Sängers Rod Stewart bei einer Tournee endgültig streikt und fünf Millionen Dollar Schaden entstehen - die Assekuranz zahlt. Auch die Windpocken von Herbert Grönemeyer machen die Versicherungsprofis leidlich betroffen: Das kostet wieder einiges aus ihrer Kasse.

Bei den genannten und ähnlichen Fällen geht es aber zumeist um eher geringere Schadensrisiken in einstelliger, höchstens zweistelliger Millionenhöhe. Olympia '92 dagegen ist ein Spiel in einer weit höheren Liga. Rund 650 Millionen Dollar haben Fernsehgesellschaften rund um den Globus, allen voran die US-Station NBC, gezahlt, um die Spiele übertragen zu können. Versichert davon sind 450 Millionen Dollar, die an das Organisationskomitee der Spiele fließen - ein Drittel des Olympia-Budgets.

Allerdings kassieren die Fernsehanstalten selbst im schlimmsten Fall - falls das Mammutereignis ganz ausfällt oder von ihnen nicht gesendet werden kann - nur 150 Millionen Dollar von den Versicherungen. Dafür müssen sie 4,4 Millionen Dollar berappen.

Noch mehr Risikoabdeckung war an diesem Spezialmarkt, der auf jährlich rund 200 Millionen Dollar geschätzt wird, nicht unterzubringen. Schließlich hat NBC, ohnehin schon mit gut 400 Millionen Dollar größter Einzelzahler für Senderechte, ihre zusätzlich für Olympia entstehenden Kosten von 200 Millionen Dollar auch noch mit 100 Millionen Versicherungssumme abgesichert.

Wenn also bei der Olympiaeröffnung der Bildschirm rieselt, das Fernsehgerät kein Bild zeigt und keinen Ton übermitteln will, dann kommen die Münchener ins Schwitzen. Als "Hauptrisiko" fürchten sie in Barcelona vor allem Terroranschläge der baskischen Untergrundorganisation ETA. Ein Anschlag auf den Fernsehturm in Barcelona oder das internationale Sendezentrum - schon wäre der Versicherungsfall total eingetreten. Die Bayern müßten Millionen berappen. rtr

Sicherheitsfirma überfallen: Riesenbeute

DÜSSELDORF, 21. Juli (Reuter). Bargeld in Millionenhöhe haben zwei maskierte Männer beim Überfall auf eine Sicherheitsfirma in Düsseldorf erbeutet. Die mit einer Schrotflinte und einer Pistole bewaffneten Täter seien kurz vor Mitternacht in die Räume der Firma in einem Vorort Düsseldorfs eingedrungen und hätten die vier Angestellten bedroht und gefesselt, teilte die Polizei am Dienstag morgen mit. Ein Angestellter habe noch helfen müssen, das Geld in mitgebrachte Sporttaschen zu packen. Eine eingeleitete Ringfahndung hatte zunächst keinen Erfolg. Die Sicherheitsfirma holt Geld bei Supermärkten und größeren Einzelhandelsläden ab, sammelt und sortiert es in ihren Räumen und transportiert es dann zu Banken.

Nach Tip Geldfälscher festgenommen

WÜRZBURG, 21. Juli (Reuter). Die Würzburger Polizei ist einem Ring von Geldfälschern auf die Spur gekommen. Nach der Festnahme eines 45jährigen Schweizers vom Donnerstag an der Würzburger Autobahnraststätte, der 1,3 Millionen falsche US-Dollars in seinem Auto versteckt hatte, wurden einen Tag später vier mutmaßliche Komplizen in St. Gallen und Lugano festgenommen. Wie das bayerische Landeskriminalamt am Dienstag mitteilte, hatte die Würzburger Polizei den Tip erhalten, daß der Schweizer "Blüten" in seinem Auto mitführte. Gegen den Mann erging Haftbefehl. Folgeermittlungen über Interpol führten in St. Gallen und Lugano zur Festnahme der vier mutmaßlichen Komplizen. Bei einem von ihnen seien gefälschte Banknoten sichergestellt worden. Es handele sich um "gute" Fälschungen.

Fischer setzten Blockade fort

NORDDEICH, 21. Juli (Reuter). Mehr als 70 niedersächsische Küstenfischer haben am Dienstag mehr als sechs Stunden lang mit einer Blockade des Nordseehafens Norddeich den gesamten Fährverkehr zu den ostfriesischen Inseln Norderney und Juist lahmgelegt. Ein Sprecher der Wasserschutzpolizei sagte, kein Schiff habe die von 21 Kuttern versperrte Hafeneinfahrt passieren können. Die Fischer protestierten mit ihrer Aktion gegen eine von der EG verhängte Mengenbeschränkung zum Fang von Seezungen. Der EG-Ministerrat hatte die deutsche Fangquote um 170 auf 1835 Jahrestonnen heraufgesetzt. Die Fischer fordern dagegen eine Aufstockung um mindestens 500 Tonnen.

Wie der Polizeisprecher sagte, hatten am frühen Morgen noch zwei Fähren den Hafen Richtung Norderney verlassen können. Eine dritte Fähre, die kurz vor acht Uhr auslaufen sollte, habe nach wenigen Minuten wieder umkehren müssen. Von neun Uhr an blockierten zehn Fischkutter auch den Inselhafen Norderney. Dort lag eine Fähre fest, die Richtung Helgoland auslaufen sollte. Die Blockade wurde am Nachmittag beendet.

(Kommentar auf Seite 3)

Dollar berappelt sich wieder über 1,50 Mark

FRANKFURT A. M. (rtr). An den internationalen Börsen haben die Interventionen der Notenbanken den Kursverfall am Dienstag vorerst gestoppt. In Frankfurt, London und Tokio verbuchten die Börsen nach den starken Einbußen der Vortage nur kleine Abschläge. Teilweise zeigte der Trend auch wieder nach oben. "Doch die Lage bleibt anfällig", hieß es unter Frankfurter Händlern.

Mit konzertierten Dollarkäufen hatten die Notenbanken Nordamerikas und Europas den Dollar am späten Montag nachmittag knapp über seinem historischen Tief bei 1,4430 Mark aufgefangen und nach oben getrieben. "Das ist der wesentliche Grund für die Erholung der Aktienkurse, genauso wie die Dollar-Schwäche Ursache ihres Rückgangs war", meinte ein Börsianer. Beim Fixing in der Mainmetrople wurde die amerikanische Devise gestern mit 1,5013 Mark notiert und damit viereinhalb Pfennig mehr als am Vortag. In New York eröffnete der "Greenback" einige Stunden später etwas schwächer mit 1,4994 Mark.

Am deutschen Aktienmarkt lag der Deutsche Aktienindex (Dax) am Dienstag zunächst stabil auf seinem Vortagesniveau von 1650 Punkten, bröckelte dann allerdings einige Zähler ab. Seit der Diskonterhöhung durch die Bundesbank hat das Börsenbarometer rund 95 Punkte eingebüßt. In Tokio stiegen die Kurse um 0,75 Prozent, glichen damit aber die Verluste vom Vortag bei weitem nicht aus.

"Syrien mißhandelt Häftlinge" amnesty berichtet von politischen Gefangenen und "Sippenhaft"

BONN, 21. Juli (Reuter/epd). In Syrien gibt es nach Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) mehrere tausend politische Gefangene, von denen etliche mißhandelt würden. Dutzende der Gefangenen, von denen die meisten niemals ein Gerichtsverfahren erhalten hätten, seien infolge härtester Haftbedingungen und Folter gestorben, heißt es in einem am Mittwoch vorgelegten ai-Bericht zur Menschenrechtssituation in dem arabischen Land. Folterverhöre und jahrelange Isolation von der Außenwelt, fehlende medizinische Versorgung und mangelnde Hygiene gehörten zum Alltag der politischen Gefangenen, teilte ai mit.

Hoffnungen auf eine Besserung der Menschenrechtslage nach der Freilassung von rund 2000 politischen Gefangenen im Dezember 1991 und März 1992 seien durch neue Massenfestnahmen und die fortdauernde Langzeitinhaftierung mehrerer tausend Regimekritiker enttäuscht worden. In Syrien gelten den Angaben zufolge seit 1963 Notstandsgesetze, die die unbegrenzt lange Inhaftierung eines jeden erlauben, der die "Sicherheit und öffentliche Ordnung" gefährdet. So würden Dutzende von Ärzten und Ingenieuren seit einem eintägigen Streik vor elf Jahren festgehalten. Dem Bericht zufolge ist auch "Sippenhaft" verbreitet. Unter den Gefangenen befänden sich Menschen, nur weil sie mit einer der Opposition zugerechneten Person verwandt seien.

amnesty betont, in "eklatant unfairen Prozessen" für politische Gefangene sei den Angeklagten weder eine ordentliche Verteidigung noch ein Berufungsverfahren zugestanden worden. In syrischen Gefängnissen sitzen nach amnesty-Angaben auch eine Reihe mutmaßlicher Regierungsgegner, deren Haftstrafen bereits abgelaufen sind, die aber dennoch nicht freigelassen wurden.

ai forderte die syrische Regierung auf, eine unabhängige Untersuchung der vielen Fälle von Folter und Tod in der Haft zu veranlassen und alle politischen Gefangenen freizulassen.

Tierquälerei "aus Langeweile"

BERLIN, 21. Juli (Reuter). Aus Langeweile haben Jugendliche am Wochenende im Berliner Tierpark Friedrichsfelde gewütet und mehr als ein Dutzend Tiere zu Tode gequält. Die Polizei nahm nach Angaben vom Dienstag in Berlin einen der Täter, einen 16jährigen Jugendlichen, fest. Er habe zugegeben, mit zwei Freunden in der Nacht zum Samstag "aus Langeweile" die Umzäunung des Tierparks überklettert und Zootiere mit einem Messer und Fußtritten traktiert zu haben, sodaß einige von ihnen regelrecht aufgeplatzt seien. Seltene Vögel seien mit dem Kopf auf den Boden geschlagen, Pinguine durch die Luft geworfen worden.

Die Jugendlichen hätten es als eine "sportliche Betätigung angesehen, Tiere zu jagen und zu mißhandeln", hieß es im Polizeibericht weiter. Bei den Vernehmungen habe sich auch herausgestellt, daß die Jugendlichen bereits des öfteren nachts in die Tierpark-Gehege eingedrungen seien.

Großteil der ERP-Mittel fließt wieder gen Osten

BONN (rtr). Mit dem ERP-Sondervermögen will die Bundesregierung auch im kommenden Jahr vor allem den Aufbau eines Mittelstandes in Ostdeutschland fördern. Das Kabinett verabschiedete am Dienstag in Bonn einen Entwurf zum ERP-Wirtschaftsplan, der wie in der abgelaufenen Periode ein Rekord-Kreditvolumen von 14 Milliarden Mark beinhaltet. Mehr als 70 Prozent ist nach Angaben von Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) für die neuen Länder gedacht. Der größte Teil soll für Kredite zur Gründung selbständiger Existenzen zwischen Rostock und Suhl verwendet werden.

Mittels des Europäischen Wiederaufbauprogramms (ERP) würden von 1990 bis 1993 Kredite von insgesamt mehr als 35 Milliarden Mark für Aufbau und Erneuerung eines ostdeutschen Mittelstandes vergeben, erklärte der FDP-Politiker. Damit ließen sich 350 000 neue Existenzen anstoßen. Ferner würden damit Investitionen von schätzungsweise 80 Milliarden Mark unterstützt sowie drei Millionen Arbeitsplätze entweder neu geschaffen oder gesichert.

Die alten Länder erhalten 1993 wiederum ERP-Kredite in Höhe von vier Milliarden Mark. Da die West-Förderung im vergangenen Jahr bereits drastisch beschnitten worden sei, so Möllemann, sei eine zusätzliche Reduzierung kaum mehr möglich. Auch im Westen gebe es nach wie vor wichtige Projekte, vor allem im Umweltschutz.

Rabin beendet "kalten Frieden" Israels Premier zu Besuch in Ägypten / Mubarak eingeladen

KAIRO, 21. Juli (Reuter/AFP/AP). Zum ersten ägyptisch-israelischen Gipfeltreffen seit fast sechs Jahren sind am Dienstag in Kairo Israels neuer Regierungschef Yitzhak Rabin und Ägyptens Präsident Hosni Mubarak zusammengekommen. An dem Gespräch nahmen auch der ägyptische Ministerpräsident Atef Sedki, Außenminister Amr Mussa und Verteidigungsminister Mohamed Hussein Tantawi teil. Ägyptens Präsident Mubarak nahm die Einladung zu einem Staatsbesuch in Israel an.

Mubarak äußerte nach dem Treffen die Hoffnung, Ägypten und Israel könnten den Friedensprozeß voranbringen, doch seien von israelischer Seite noch mehr vertrauensbildende Maßnahmen nötig. Ein nur zeitweiliger Stopp des Siedlungsbaus in den von Israel besetzten arabischen Gebieten reiche nicht aus. Rabins Sprecher Gad Ben Ari unterstrich die Bedeutung Ägyptens im Nahost-Friedensprozeß, den zur gleichen Zeit US-Außenminister James Baker bei seiner Reise in die Region in Gang bringen will.

Die Tatsache, daß Rabins erste Auslandsreise als Regierungschef nach Ägypten führte, werteten Beobachter als Anzeichen für das Interesse der neuen israelischen Führung an guten Beziehungen mit Ägypten. Beide Länder hatten bereits 1979 einen Friedensvertrag miteinander geschlossen.

Rabin legte während seines Besuchs einen Kranz am Grab des früheren ägyptischen Präsidenten Anwar el-Sadat nieder. Während dessen Amtszeit war der Friedensvertrag unterzeichnet worden. Sadat hatte 1977 mit seinem Besuch in Israel den Grundstein für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Ländern gelegt. Die Annäherung war jedoch wieder ins Stocken geraten, als Israel sich weigerte, über die in den Verträgen von Camp David festgelegte Autonomie für die Palästinenser in den besetzten Gebieten zu verhandeln.

In Tunis berieten am Dienstag Spitzenfunktionäre der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) über ihre Reaktion auf die Friedensvorschläge der neuen israelischen Regierung.

(Weitere Berichte auf Seiten 2 und 3)

Maastricht wird konkret

BONN, 21. Juli (Reuter). Das Bundeskabinett hat am Dienstag in Bonn über die innerstaatliche Umsetzung der Maastrichter Verträge zur Schaffung der politischen sowie der Wirtschafts- und Währungsunion in Westeuropa beraten. "Änderungen am Inhalt der Maastrichter Verträge standen nicht zur Diskussion", sagte ein Regierungssprecher. Über die Gesetze soll im Herbst im Rahmen der notwendigen Ratifizierung der Verträge im Bundestag entschieden werden.

Gegenstand der Beratung war ein Gesetzentwurf von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) über künftige Mitwirkungsrechte der Bundesländer im vereinten Europa. Der Entwurf beruht auf Verabredungen in der Verfassungskommission von Bund und Ländern und fand die Zustimmung der Regierung.

Waffenruhe in Kabul

KABUL, 21. Juli (Reuter). Nach den schweren Kämpfen der vergangenen Tage haben sich die Anführer verfeindeter Gruppen in der afghanischen Hauptstadt Kabul nach offiziellen Angaben auf eine Waffenruhe verständigt. Es gehe nun darum, daß diese auch von den Kampfeinheiten selbst respektiert werde, verlautete am Dienstag aus Kabuler Behördenkreisen. In den westlichen Teilen der Hauptstadt, die drei Tage unter heftigem Granatfeuer gelegen hatten, blieb es ruhig. Gleichwohl flüchteten erneut Hunderte Familien. Seit Sonntag haben bereits Tausende Menschen wegen der Kämpfe ihre Häuser verlassen.

Arbeitgeber lehnen Streik ab

JOHANNESBURG, 21. Juli (Reuter). Unter Südafrikas Arbeitgebern ist am Dienstag Streit über ein Abkommen mit den Gewerkschaften ausgebrochen, mit dem sie sich verpflichten sollten, die Demokratisierung zu unterstützen. Ein Sprecher des Landwirtschaftsverbandes sagte, seine Organisation habe sich aus den Verhandlungen zurückgezogen, da sie zu politisch seien.

In Unternehmerkreisen in Kapstadt hieß es, insbesondere gebe es Widerstand gegen Vorschläge, daß die Arbeitgeber einen eintägigen Generalstreik unterstützen sollten, um die Regierung dazu zu bewegen, den Demokratisierungsprozeß zu beschleunigen. Der Chef der Industriekammer von Kapstadt, Colin McCarthy, sagte, es gebe die Sorge, daß sich die Arbeitgeber zu eng mit dem Gewerkschafts-Dachverband COSATU und der Anti-Apartheid-Organisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) verbünden würden. Auch die Industriekammer sei aber für einen Appell, die Verfassungsgespräche fortzusetzen.

(Siehe nebenstehenden Kasten)

Minister funkt Telekom erneut dazwischen

BONN (rtr/FR). Die von dem Fernsprechunternehmen Telekom anvisierten Gebührenerhöhungen für analoge Mietleitungen stoßen auf den Widerstand des Postministeriums. Ziel müßten Preissenkungen für analoge Mietleitungen sein, um spätestens 1995 ein international konkurrenzfähiges Gebührenniveau zu haben, heißt es im Hause Schwarz-Schilling. Die Telekom stelle sich jedoch eine Tariferhöhung vor, die auf die jährliche Preissteigerungsrate weitere bis zu 2,5 Prozent aufschlagen würde. Das Ministerium werde diesen Vorstellungen des Fernsprechriesen nicht folgen und seine Zustimmung verweigern.

Analoge Mietleitungen stellen mit einem Bestand von rund 600 000 in Deutschland mit Abstand den größten Teil des Mietleitungsmarktes dar. Nach Angaben des Ministeriums liegt das geltende Tarifniveau dafür deutlich über dem internationaler Vergleichswege. So berechne die Telekom von August an für den durchschnittlichen Übertragungskilometer eines repräsentativen Bündels von Analogverbindungen 18 Mark pro Monat, während der gleiche Kilometer in Großbritannien nicht einmal elf Mark koste.

Auch bei den digitalen Leitungen hatte die Telekom versucht, höhere Gebühren durchzudrücken, war aber am Ministerium gescheitert. Im vergangenen Jahr hatte Schwarz-Schilling die Telekom zu einer drastischen Vergünstigung der Tarifkonditionen für den Mobilfunk-Wettbewerber Mannesmann genötigt.

Heftige Kämpfe behindern Luftbrücke der UN nach Sarajewo Hilfsflüge mußten erneut unterbrochen werden / General McKenzie: Befriedung der bosnischen Hauptstadt erfordert 40 000 Mann

SARAJEWO, 21. Juli (Reuter/AP/AFP). Die Versorgung der rund 380 000 Menschen in Sarajewo ist weiter stark gefährdet. Zwar konnte am Dienstag morgen die Luftbrücke wiederaufgenommen werden, doch mußten die Hilfsflüge in die eingeschlossene Stadt wenige Stunden später erneut für etwa 80 Minuten unterbrochen werden, nachdem ein Hangar und die Landebahn von Granaten getroffen worden waren.

Zuvor hatten sechs von 14 geplanten Hilfsflügen Sarajewo erreicht, darunter auch ein deutsches Flugzeug. Die Zahl der ursprünglich 20 Flüge pro Tag war nach Angaben der Sprecherin des Hohen UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR), Sylvana Foa, auf vorläufig 14 reduziert worden, weil der Flughafen noch mit Granatsplittern übersät sei und fünf der zwölf UN-Lastwagen für den Transport der Hilfsgüter in die Stadt durch den Beschuß so schwer beschädigt worden seien, daß sie nicht eingesetzt werden konnten. Die UN hatten am Montag erstmals nach Beschuß des Flughafens die Hilfsflüge eingestellt.

Weitere Kämpfe wurden auch aus der ostbosnischen Stadt Gorazde gemeldet. Nach Angaben der bosnischen Nachrichtenagentur wurde die von serbischen Einheiten belagerte Stadt mit Panzern, Kanonen und Mörsern angegriffen.

In Belgrad traf EG-Vermittler Lord Carrington den serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic. Der serbische Politiker sagte nach dem Gespräch, wer immer die neueste Vereinbarung über einen Waffenstillstand breche, begehe ein Verbrechen und sollte, "gleich, ob Moslem, Kroate oder Serbe", bestraft werden. Carrington gab nach dem zweistündigen Gespräch keine Stellungnahme ab.

Der UN-Sicherheitsrat setzte in der Nacht zum Dienstag die Beratungen über die Lage in Bosnien-Herzegowina aus, da zunächst ein Bericht von UN-Generalsekretär Butros Ghali abgewartet werden sollte, teilten Diplomaten im Anschluß an die Beratungen in New York mit. Darin sollten mögliche neue Aufgaben der UN- Schutztruppen für Jugoslawien (UNPROFOR) für den Fall erörtert werden, daß der von der Europäischen Gemeinschaft vermittelte Waffenstillstand für die bosnische Hauptstadt Sarajewo hält. In dem Waffenstillstandsabkommen war vereinbart worden, alle schweren Waffen unter UN-Aufsicht zu stellen.

Zur Beendigung der Kämpfe in Sarajewo wäre nach den Worten des UN-Kommandeurs in der Stadt eine 40 000 Mann starke Truppe der Weltorganisation erforderlich. Auf einer Pressekonferenz in Sarajewo sagte der kanadische General Lewis MacKenzie am Dienstag, daß im Rahmen der UN bislang nur zweimal Truppen zur Friedensschaffung statt zur Friedenserhaltung eingesetzt worden seien: im Korea-Krieg 1950-1953 und im Golf-Krieg 1991. Eine Umwandlung einer Friedenstruppe wie die seine in eine friedensschaffende Truppe sei unmöglich.

MacKenzie beschuldigte die serbischen Belagerer Sarajewos und auch die moslemisch-kroatischen Verteidiger der Stadt, das internationale Kriegsrecht zu brechen. So würden zivile Ziele unter Beschuß genommen und Granatwerfer und Artillerie neben Schulen und Krankenhäusern aufgebaut. "Ich habe noch nie erlebt, daß das Rote Kreuz so mißbraucht worden ist, und zwar von beiden Seiten."

Weiter sagte MacKenzie, die Serben in der Umgebung Sarajewos hätten ein "großes Problem". Wenn sie ihre schweren Waffen abzögen, wären Moslems und Kroaten stark genug, um Gewinne gegen sie zu erzielen. "Wenn sie nun aber mit all ihren schweren Waffen hier bleiben und man sie mit kleinen Angriffen hier und da ,kitzelt', dann antworten sie mit ihrer Hauptwaffe, der Artillerie, und die internationale Gemeinschaft verurteilt sie, weil sie Sarajewo bombardieren."

Der Präsident von Bosnien-Herzegowina, Alija Izetbegovic, traf am Dienstag in Zagreb mit dem kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman zusammen. Nach dem Gespräch sagte er, zwischen ihnen habe es "keinerlei Meinungsverschiedenheiten" gegeben. Ein militärisches Bündnis habe nicht zur Debatte gestanden, sagte Izetbegovic. Allerdings sollten die "militärischen Anstrengungen" im "Widerstand gegen den Angreifer" über die "bestehende Zusammenarbeit" hinaus abgestimmt werden.

Israel-Boykott künftig verboten

BONN, 21. Juli (Reuter). Deutsche Firmen dürfen sich künftig nicht mehr an dem von arabischen Ländern betriebenen Wirtschaftsboykott gegen Israel beteiligen. Das Bundeskabinett beschloß am Dienstag nach Angaben von Regierungssprecher Dieter Vogel eine Änderung der Außen- und Wirtschaftsverordnung, die es Deutschen generell verbietet, sich solchen Boykotts anzuschließen. Solche Praktiken verstießen gegen den freien Welthandel und könnten die auswärtigen Beziehungen stören, begründete Vogel das Verbot, auf das Israel seit langem drängte.

Eine Strafandrohung ist in der Verordnung nicht vorgesehen. Vogel sagte aber, die Ahndung von Verstößen sei im Außenwirtschaftsgesetz vorgesehen. Die USA, Frankreich und die Beneluxstaaten haben bereits ähnliche Regelungen erlassen.Zur Person:

ROLF SCHLIERER, Vorsitzender der Fraktion der rechtsextremen "Republikaner" im baden-württembergischen Landtag, sieht wegen des Verdachts der Unfallflucht einem Ermittlungsverfahren der Stuttgarter Staatsanwaltschaft entgegen. Ein Sprecher der Behörde bestätigte, daß der 37jährige Jurist und Mediziner, der auch stellvertretender Bundesvorsitzender seiner Partei ist, nachts an einem Verkehrsunfall mit erheblichem Sachschaden beteiligt war. Er sei erst am nächsten Morgen bei der Polizei erschienen, um den Unfall zu melden. Schlierer selbst teilte mit, es habe sich um einen "infolge eines Ausweichmanövers" eingetretenen Auffahrunfall gehandelt. Er sei sich "keiner Schuld bewußt".Immerhin habe er den Unfall selber angezeigt. (Reuter)

Protest gegen die Mafia

ROM, 21. Juli (Reuter). Aus Protest gegen den Mafia-Anschlag auf Richter Paolo Borsellino und seine Leibwächter haben Millionen Italiener am Dienstag für mehrere Minuten die Arbeit niedergelegt. Die Bevölkerung von Siziliens Hauptstadt Palermo protestierte mit einem achtstündigen Generalstreik. Die Regierung in Rom verabschiedete eine Vorlage, nach der der Polizei in bestimmten Fällen Durchsuchungen ganzer Häuserblocks ohne richterliche Anordnung gestattet sein sollen. Zuvor hatte Innenminister Nicola Mancino die baldige Schaffung einer wirksamen Anti-Mafia- Behörde von 2000 bis 3000 Mitarbeitern angekündigt.

(Bericht auf der Seite "Aus aller Welt")

Biedenkopf: Waigel mogelt Streit über Höhe der Transferzahlungen nach Ostdeutschland

DRESDEN/BONN, 22. Juli (Reuter/dpa). Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) hat Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) Unehrlichkeit vorgeworfen. In einem vorab veröffentlichten Interview der Monatszeitschrift Blätter für deutsche und internationale Politik (August-Ausgabe) meinte Biedenkopf, der Nettotransfer von West- nach Ostdeutschland im Bundeshaushalt betrage nur 40 Milliarden Mark statt der "berühmten 90 Milliarden DM", die Waigel angegeben habe. "Da mogelt er", sagte Biedenkopf.

Die für die deutsche Einheit erhobenen Steuern würden in Wirklichkeit zum Teil im Westen verbraucht, sagte der sächsische Ministerpräsident weiter. Zahlungen für Kriegsopfer oder Kindergeld seien gesamtstaatliche Aufgaben und dürften nicht als Osttransfer ausgewiesen werden. "Waigel mogelt nicht", konterte ein Sprecher des Finanzministeriums in Bonn. Der Bundesfinanzminister weise als Transferleistungen in die jungen Bundesländer im Jahr 1993 "brutto 92 und netto etwa 55 Milliarden Mark" aus. Soziale Leistungen zugunsten der Bevölkerung im Osten könnten "sehr wohl" den Ost-Transfers zugerechnet werden, sagte der Sprecher des Bundesfinanzministeriums.

Die SPD zweifelt an Äußerungen Waigels, er wolle den Aufbau Ostdeutschlands bis 1995/96 durch strikte Haushaltspolitik, also nicht durch zusätzliche Steuererhöhungen finanzieren. "Wer ständig die Unwahrheit sagt, dem glaubt man nicht, Herr Waigel", schrieb der Finanzsprecher der Fraktion, Joachim Poß, am Mittwoch in einer Presseerklärung.

Müller-Milch darf nicht mit "Kosmetik" werben

MÜNCHEN (rtr). Die Molkerei Alois Müller ("Alles Müller, oder was"), die für ihre aggressive Werbung bekannt ist und zu diesen Zwecken unter anderem Tennis-Crack Boris Becker und "Dallas"-Ekel Larry Hagman (J. R.) vor ihren Karren spannte, darf für ihre Buttermilch-Produkte nicht mehr mit dem Slogan "Kosmetik von innen" auf Kundenfang gehen. In einem Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes wurde das dem Unternehmen mit der Begründung untersagt, diese Werbung verstoße gegen das Verbot der Irreführung des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes. Zugleich bestätigten die Richter mit ihrem Spruch eine gleichlautende Entscheidung des Augsburger Verwaltungsgerichts (Aktenzeichen: 25 B 90.2115).

Der Durchschnittsverbraucher verstehe unter Kosmetik die äußerliche Anwendung eines Mittels. Die Werbung von Müller-Milch vermittle nun den Eindruck, als gebe es eine Art "alternativer Kosmetik", die aus der Aufnahme bestimmter Lebensmittel bestehe, urteilten die bayrischen Richter.

So mache sich die Molkerei aus Aretsried in ihrer Werbung offenbar zunutze, daß viele Verbraucher allzu gerne bereit seien, an versprochene Wunderwirkungen von angebotenen Erzeugnissen zu glauben. Wissenschaftliche Erkenntnisse zur kosmetischen Wirkung von Buttermilch seien dem Gericht aber nicht bekannt.Firmenstudie zum "Jäger 90"

MÜNCHEN, 22. Juli (Reuter). Die vier Partnerfirmen des "Jäger-90"-Projekts untersuchen in einer auf drei Monate angelegten Studie Möglichkeiten, wie und gegebenenfalls in welcher Form das Militärflugzeug-Vorhaben erheblich billiger fortgeführt werden könnte. Das Ergebnis soll im Oktober den vier beteiligten Regierungen in Deutschland, Italien, Großbritannien und Spanien vorgelegt werden, hieß es in einer Mitteilung der "Eurofighter Jagdflugzeug GmbH", die die Untersuchung anfertigt. Zugleich begrüßten die Firmen "nachdrücklich" die Initiative, die Kooperation durch neue Partner erweitern zu wollen.

Nach der EM-Pleite der "U-18" Weise fordert Reform des Jugendfußballs

Im Nürnberger Frankenstadion flimmerte die Luft. Doch daß die ungewöhnliche Sommerhitze von 45 Grad Celsius die Hauptursache für den K.o. gewesen sein soll und die "U 18"-Junioren des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Montag im Viertelfinale der Europameisterschaft nur deswegen gleich mit 0:4 (0:1) gegen Portugal untergingen, wollten selbst die Wohlmeinenden nicht so recht akzeptieren.

Besonders konsterniert stand Dietrich Weise nach dem Debakel in den Stadiongängen. Vor elf Jahren war er verantwortlich für die A-Jugend des DFB, die im eigenen Land Europameister und anschließend Weltmeister wurde. Nun fordert er Systemkritik: "Es ist endlich an der Zeit, grundsätzlich und nicht nur während zwei Tagen über die Problematik im Jugendfußball zu sprechen", erklärte der 57jährige.

Seine Befürchtung: "Wenn das Niveau so bleibt, überträgt es sich bald auch auf die Bundesliga. An unsere künftige Elite müssen wir eben hohe Ansprüche stellen."

Stichwort Konkurrenzkampf in den eigenen Reihen: Noch immer leiste es sich der DFB, in einem großen Landesverband wie Bayern die höchste Jugendliga zweigeteilt zu lassen. "Da haben sie keine ordentlichen Gegner und werden leicht überheblich", glaubt Weise, der sich dereinst viel Meriten in der Arbeit mit dem Nachwuchs in Deutschland verdient hatte.

Verteidiger Max Eberl, einer von immerhin vier Spielern des FC Bayern München im Junioren-Nationalteam und ausgestattet schon jetzt mit einem Zweijahresvertrag beim Deutschen Rekordmeister, ist auch überzeugt, "daß die Liga-Einteilung bestimmt eine große Rolle spielt".

Hermann Gerland, bis vor kurzem Jugendtrainer bei Bayern, fand ebenfalls Nahrung für sein ewiges Thema: "Es ist ein Unding, wenn wir durch eine Jugendsaison ohne einen einzigen Punktverlust kommen, wir brauchen größere Ligen."

Daß nun freilich "wegen einer Niederlage alles schlecht sein soll, was vorher gut war", will auch Gerland nicht akzeptieren: "Das ist sicher nicht der Jahrgang der Überflieger, aber einige Gute sind drin, die auch in der Bundesliga zum Zug kommen werden. Das war doch damals bei Weise nicht anders."

Eine Meinung, der sich der aktuelle DFB-Jugendtrainer Rainer Bonhof anschließt. Und auch der Vorwurf, "wir hätten nur Kraftprotze gezüchtet", sei falsch: "Die Jungs werden in Zukunft beweisen, daß sie auch gute Techniker sind."

Und dazu werden sie in nächster Zeit auch gleich Gelegenheit haben: beim Spiel gegen Polen um die Plätze fünf bis acht am Mittwoch in Bamberg. Denn nur die ersten sechs Fußball-Teams aus Europa fahren zur "U 20"-Weltmeisterschaft im März 1993 nach Australien. Dort wurden Dietrich Weises "Bubis" 1981 Weltmeister. sid

Gut bewachtes Traumteam

Die als Traumteam bezeichnete US- Basketball-Nationalmannschaft mit den Superstars der Profiliga NBA geht auf Nummer sicher. Sowohl ihre Ankunftszeit in Barcelona wie auch ihr Aufenthaltsort sind geheim. Bekannt ist aber, daß die Stars und ihre Familien von 20 eigenen Leibwächtern beschützt werden.

79. Tour de France Roche gewann Bergetappe Indurain weiter in Gelb / Jekimow Zweiter vor Unzaga

Der Spanier Miguel Indurain ist seinem zweiten Tour-Triumph weitere 212 Kilometer nähergekommen. Der Vorjahressieger verteidigte bei der 79. Auflage der Tour de France auf dem 16. Tagesabschnitt von St. Etienne nach La Bourboule, der letzten Bergetappe, das Maillot Jaune als Spitzenreiter der Gesamtwertung ein weiteres Mal erfolgreich. Das Teilstück mit der Bergankunft in 1180 m Höhe gewann der Ire Stephen Roche, der 25 Kilometer vor dem Ziel ausgerissen war.

Den zweiten Platz belegte der Russe Wjatscheslaw Jekimow. Der Weltmeister im Punktefahren verwies mit 46 Sekunden Rückstand den Spanier Jon Unzaga Bombin auf den dritten Rang. Mit 51 Sekunden Verspätung überquerte der in der Gesamtwertung zweitplazierte Claudio Chiappucci als Vierter die Ziellinie, an seinem Hinterrad rollte Indurain, so daß der Abstand zwischen den beiden Spitzenfahrern weiterhin 1:42 Minuten beträgt. In einer Verfolgergruppe um den Franzosen Laurent Fignon, der knapp drei Minuten nach dem Sieger das Ziel erreichte, befand sich der Heltersberger Udo Bölts aus dem Team Telekom.

Der 32jährige Dubliner Roche krönte damit seine guten Leistungen bei der diesjährigen "großen Schleife", die er 1987 ebenso wie den Giro d'Italia sowie die Straßen-Weltmeisterschaft in Villach/Österreich für sich entscheiden konnte. Auf dem siebten Teilstück nach Valkenburg hatte ihm noch der Franzose Gilles Delion den Tagessieg vor der Nase weggeschnappt und ihn auf den zweiten Rang verwiesen. Als Neunter der Gesamtwertung rangierte Roche vor dem Start 18:03 Minuten hinter Indurain.

Letztmals mußte der Tour-Troß größere Berge überwinden. Die schwersten Hindernisse waren der Col de la Croix Morand (1400 m) nach 192 km und der Schlußanstieg zum 1180 m hoch gelegenen Cote de Charlannes in La Bourboule.

Die Etappe am Dienstag war zunächst erneut von sehr großer Hitze gekennzeichnet. Entsprechend ruhig ließen es die noch 133 Fahrer angehen. Erst nach 115 km unternahm der Russe Dimitri Schdanow den ersten Ausreißversuch. Sechs Kilometer später schlossen Jelle Nijdam (Niederlande) und Peter de Clercq (Belgien) zu ihm auf.

Am nebelverhangenen Col de la Croix Morand nahm Roche die Verfolgung auf und zog auch am zwischenzeitlich führenden de Clercq vorbei. Auch auf dem Schlußanstieg zeigte der Ire wiedergewonnene Konstanz und siegte nach 5:52:14 Stunden. sid

Letzte Bergetappe der Tour de France Roche auf aufsteigendem Ast Ire sicherte sich 16. Tagesabschnitt / Indurain vor Gesamtsieg

Der Spanier Miguel Indurain ist seinem zweiten Tour-Triumph weitere 212 Kilometer nähergekommen. Der Vorjahressieger verteidigte bei der 79. Auflage der Tour de France auf dem 16. Tagesabschnitt von St. Etienne nach La Bourboule, der letzten Bergetappe, das Gelbe Trikot erfolgreich. Das Teilstück mit Ankunft in 1180 m Höhe gewann der ehemalige irische Tour-Gesamtsieger Stephen Roche, der 25 Kilometer vor dem Ziel einen Solovorstoß unternommen hatte.

Den zweiten Platz belegte der Russe Wjatscheslaw Jekimow. Der Weltmeister im Punktefahren verwies mit 46 Sekunden Rückstand den Spanier Jon Unzaga Bombin auf den dritten Rang. Mit 51 Sekunden Rückstand überquerte der in der Gesamtwertung zweitplazierte Claudio Chiappucci als Vierter das Ziel, an seinem Hinterrad rangierte Indurain, so daß der Abstand zwischen den beiden Spitzenfahrern weiter 1:42 Minuten beträgt.

Jens Heppner aus Gera hat die Alpen hervorragend bezwungen. Der 23jährige erreichte mit einem Rückstand von nur 2:30 Minuten auf Roche das Ziel, war erneut bester Deutscher und belegte im Tagesklassement den 45. Rang. In der Gesamtwertung rutschte er um eine Position auf Rang elf zurück.

Der 32jährige Dubliner Roche krönte damit seine guten Leistungen bei der diesjährigen "großen Schleife", die er 1987 ebenso wie den Giro d'Italia sowie die Straßen-Weltmeisterschaft in Villach/Österreich für sich entschieden hatte. Auf dem siebten Teilstück nach Valkenburg hatte ihm noch der Franzose Gilles Delion den Tagessieg vor der Nase weggeschnappt und ihn auf den zweiten Rang verwiesen. Als Neunter der Gesamtwertung rangierte Roche vor dem Start 18:03 Minuten hinter Indurain.

Die Etappe am Dienstag war zunächst erneut von sehr großer Hitze gekennzeichnet. Entsprechend ruhig ließen es die noch 133 Fahrer angehen. Erst nach 115 km unternahm der Russe Dimitri Schdanow den ersten Ausreißversuch. Der Leningrader fuhr einen Vorsprung von rund 30 Sekunden heraus. Sechs Kilometer später schlossen Jelle Nijdam (Niederlande) und Peter de Clercq (Belgien) zu ihm auf. Dieses Trio konnte den Vorsprung schnell ausbauen und lag 70 Kilometer vor Schluß bereits mehr als fünfeinhalb Minuten vor dem Peloton. Am nebelverhangenen Col de la Croix Morand nahm Roche die Verfolgung auf und zog an De Clercq vorbei. Auch auf dem Schlußanstieg zeigte der Ire wiedergewonnene Konstanz und siegte nach 5:52:14 Stunden (Schnitt 36,112 km/h).

RADSPORT

TOUR DE FRANCE, 16. Etappe, Saint Etienne - La Bourboule (212 km): 1. Roche (Irland) 5:52:14 Stunden (36,112 km/h), 2. Jekimov (GUS) 0:46 Minuten zurück, 3. Unzaga (Spanien) 0:50, 4. Chiappucci (Italien) 0:51, 5. Rooks (Niederlande), 6. Jalabert (Frankreich), 7. Indurain (Spanien), 8. Bugno (Italien) alle gleiche Zeit, 9. Ghirotto (Italien) 0:55, 10. Breukink (Niederlande) 0:57, . . . 45. Heppner (Gera) 2:30, . . . 50. Bölts (Heltersberg) 2:43, . . . 58. Krieger (Karlsruhe) 3:05, . . . 90. Kummer (Erfurt) 11:45, . . . 107. Ludwig (Gera) 15:41, . . . 120. Kappes (Kirchzarten) gleiche Zeit:

Gesamtwertung: 1. Indurain 79:58:00 Stunden, 2. Chiappucci 1:42 Minuten zurück, 3. Hampsten (USA) 8:07, 4. Lino (Frankreich) 9:22, 5. Bugno 10:09, 6. Delgado (Spanien) 11:50, 7. Breukink 15:54, 8. Perini (Italien) 15:56, 9. Roche 17:12, 10. Vona (Italien) 19:22, 11. Heppner 20:21, . . . 35. Bölts 1:05:03 Stunden, . . . 56. Krieger 1:37:20, . . . 78. Kummer 2:11:55, . . . 96. Ludwig 2:37:14, . . . 129. Kappes 3:35:01.

Starke Leistung gegen den Absteiger Uwe Diether schoß das Tor des Tages

Mainz 05 - Hansa Rostock 1:0 (0:0)

Der kurz zuvor eingewechselte Uwe Diether sicherte dem FSV Mainz 05 am vierten Spieltag der Zweiten Fußball-Bundesliga einen 1:0(0:0)-Sieg gegen Erstliga-Absteiger Hansa Rostock. In der 56. Minute nahm der Mittelfeldspieler den Ball volley und setzte ihn aus vier Metern unhaltbar unter die Latte.

Die Mainzer zeigten über die gesamte Spielzeit eine hervorragende Leistung und boten den knapp 5000 Zuschauern ein nach vorne orientiertes, kombinationsreiches Spiel.

Bereits in der 19. Minute verpaßte Klopp den Führungstreffer, als Hansa- Torwart Hoffmann den Schuß des Mainzer Stürmers gerade noch ablenken konnte. Später vergab Wagner zwei klare Chancen.

Die größte Möglichkeit für die schwache Rostocker Elf vergab Lange aus acht Metern in der 72. Minute. sid

Mainz: Kuhnert - Kasalo - Herzberger, Weiß - Janz, Schuhmacher, Schäfer, Buvac (53. Diether), Hayer (81. Zampach) - Wagner, Klopp.

Rostock: Hoffmann - Sänger - Werner, Alms - Weilandt, Dowe, Persigehl, Schlünz, Lange - Wahl (74. Reif), Schmidt (41. Kubala).

Schiedsrichter: Funken (Heinsberg).

Tor: 1:0 Diether (56.). - Zuschauer: 4900.

Gelbe Karten: Schuhmacher, Hayer, Schäfer, Kasalo - Schmidt, Dowe, Lange, Persigehl, Werner, Hoffmann.

FUSSBALL

ZWEITE BUNDESLIGA: Mainz 05 - Hansa Rostock 1:0 (0:0), SV Meppen - Fortuna Köln 1:1 (1:0), MSV Duisburg - Spvgg Unterhaching 4:0 (3:0), St. Pauli - VfB Leipzig 0:0.

FUJI-CUP, 2. Halbfinale in Worms: Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart 2:0 (1:0). Damit Frankfurt im Endspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern.Deutsches Team in Barcelona eingetroffen Die ersten zogen im olympischen Dorf ein

Seit Dienstag vormittag, 11.09 Uhr, gehört das deutsche Olympia-Team 1992 zur olympischen Familie in Barcelona. Zu den Klägen der Olympia-Fanfare marschierten 68 deutsche Teilnehmer offiziell ins olympische Dorf ein. Bei leicht bewölktem Himmel wurden sie auf dem Platz der Zeremonie im "Parc de Mar" von Bürgermeister Javier Casas begrüßt.

Unter den Klängen der Nationalhymne wurde die deutsche Flagge gehißt. Neben dem Chef de Mission, Ulrich Feldhoff, führten der stellvertretende Generalsekretär des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland, Heiner Hense, und Mannschaftsarzt Prof. Joseph Keul die Abordnung an. Unter den Aktiven waren Turner, Moderne Fünfkämpfer, Hockeyspieler, Wasserspringer, Segler, Radsportler, Handballer, Ringer und Judoka.

"Die ganze Sache verlief zwar kurz und schmerzlos, dennoch war es ein sehr feierlicher Augenblick", kommentierte Segel-Olympiasieger Jochen Schürmann die dreiminütige Zeremonie.

Der Großteil der rund 480 Sportler umfassenden deutschen Mannschaft sowie der 250 Offiziellen trifft am heutigen Mittwoch und Freitag in Barcelona ein. Außer den Deutschen wurden am Dienstag 17 weitere Nationen im "Parc de Mar" begrüßt. dpa

Olympischer Polit-Tourismus

"Dabeisein ist alles", gilt als olympisches Motto auch für Bonner Politiker. Neben Bundespräsident Richard von Weizsäcker zieht es drei Minister, einen Staatsminister, zwei Parlamentarische Staatssekretäre und neun Bundestagsabgeordnete zu den Olympischen Spielen.

Trübe Aussichten für Eröffnungsfeier

Nachdem Sportler und Einwohner bisher unter feuchter Hitze in Barcelona stöhnten, wird ausgerechnet für den Samstag der Eröffnungsfeier mit Abkühlung und Gewitterneigung gerechnet.

Irak feiert Olympia-Teilnahme als Sieg

Der Irak bewertet seine Olympia-Teilnahme in Barcelona wie einen Sieg. "Wir betrachten unsere Anwesenheit hier als Durchbrechen des UN-Embargos. Für uns bedeutet die Teilnahme einen großen Sieg", erklärte der Chef der neunköpfigen Mannschaft des Irak, Saad Aathami.

Samaranch setzt letzte Frist Entscheidung über Jugoslawien vertagt

Das Internationale Olympische Komitee will sich wegen der Teilnahme von Sportlern aus Serbien/Montenegro an den Sommerspielen nicht länger vom UN-Sanktionsausschuß in New York hinhalten lassen. "Mittwoch ist die letzte Frist, drei Tage vor Beginn der Spiele muß das IOC seine eigene Entscheidung fällen", sagte IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch zu Beginn der 99. Session am Dienstag morgen vor den 91 angereisten IOC-Mitgliedern. Demzufolge könnten Sportler aus Serbien/Montenegro nicht bei den Olymischen Spielen in Barcelona an den Start gehen, wenn die UNO bis dahin nicht grünes Licht gegeben hätte.

"Wir versuchen ständig, mit der UNO in Kontakt zu treten. Das ist uns bisher nicht gelungen", sagte IOC-Sprecherin Michele Verdier. Demzufolge konnte das IOC-Exkutivkomitee am Dienstag mittag in einer Sondersitzung keine Entscheidung treffen. Die UNO hatte sich am Montag abend erneut um 24 Stunden vertagt. Sie besteht offenbar auf einen Ausschluß der Sportler aus Serbien/Montenegro vom Einmarsch bei der Eröffnungsfeier am Samstag. Außerdem sollen die vier sportlich qualifizierten Mannschaften Rest-Jugoslawiens nicht an den Start gehen dürfen. Damit will die UNO sicherstellen, daß jeder einzelne Sportler nur sich selbst repräsentiert.

Das IOC steht vor allem aus technischen Gründen vor einem Entscheidungszwang bis Mittwoch. So müßten bei einem Ausschluß von Rest-Jugoslawien die vier Ersatzmannschaften im Handball (Männer: Island, Frauen: Norwegen), Wasserball (CSFR) und Frauen-Basketball (Italien) aktiviert und in das Programm aufgenommen werden. Zudem ist auch die Abreise des Teams aus Serbien/ Montenegro und Bosnien-Herzegowina für den Mittwoch vorgesehen. Serbien/ Montenegro will mit einem rumänischen Flugzeug aus Temesvar nach Barcelona starten, nachdem es nicht die Erlaubnis erhielt, mit der jugoslawischen Linie JAL von Belgrad aus zu fliegen.

Eine 27köpfige Olympia-Abordnung von Bosnien-Herzegowina wird am Mittwoch auf jeden Fall von Sarajevo aus starten. sid/dpa

IOC weitete Winterspiele aus

Mitten im schwülwarmen Barcelona erinnerte sich das IOC an die Weisheit vom nächsten Winter, der bestimmt kommt. In dem von 1998 sollen in Nagano/Japan die Winterspiele stattfinden - mit den neuen Disziplinen Frauen-Eishockey und Mannschafts-Curling. Bereits in Lillehammer 1994 gibt es zwei neue Eisschnellauf(Short-Track)- und zwei zusätzliche Trickski-Wettbewerbe.

Samaranch-Kritiker nicht zugelassen

Die beiden britischen Journalisten Vyv Simson und Andrew Jennings haben nach eigenen Angaben vom IOC keine Erlaubnis erhalten, über dessen Vollversammlung in Barcelona zu berichten. Die beiden haben in ihrem Buch "The Lords of the Rings" IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch heftig angegriffen.

IOC entscheidet erst heute UN erlauben Serben Einzelstart in Barcelona

Die Sportler aus Rest-Jugoslawien dürfen bei den Olympischen Spielen nur als Einzelsportler an den Sport gehen. Ihnen ist jedoch untersagt, in Gruppen und mit Mannschaften aufzutreten. Diese Entscheidung traf am Dienstag der Sanktionsausschuß der UN in New York. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will nach einer Mitteilung seines Generaldirektors François Carrard erst heute reagieren und seine Haltung in der Jugoslawien-Frage festlegen.

"Wir sind noch nicht offiziell unterrichtet. Wir möchten abwarten, wie der Beschluß formuliert ist. Und dann müssen wir noch die Einschätzung der spanischen Regierung abwarten", sagte Carrard. Nach dem UN-Beschluß kann Serbien/Montenegro am Samstag nicht als "Unabhängige Mannschaft", wie vom IOC geplant, bei der Eröffnung einmarschieren. Außerdem ist es Rest-Jugoslawien untersagt, mit seinen vier qualifizierten Mannschaften anzutreten. Deshalb schien am Dienstag in Barcelona schon klar zu sein, daß im Handball Island bei den Männern und Norwegen bei den Frauen, die CSFR im Wasserball und Italien im Basketball der Frauen Rest-Jugoslawien bei den Spielen ersetzen werden.

Offen bleibt, welchen Beschluß nun das IOC-Exekutivkomitee bei seiner für 13 Uhr am Mittwoch angesetzten Sitzung faßt. Das IOC hatte den UN mit einem Verzicht auf den Einmarsch Entgegenkommen signalisiert. Hingegen wollte das IOC den Ausschluß der vier Mannschaften nicht akzeptieren.

Aller Voraussicht nach wird die spanische Regierung den Einzelsportlern aus Serbien/Montenegro die am Mittwoch geplante Einreise gestatten. In Belgrad halten sich 109 Sportler für einen Abflug bereit, der am Mittwoch aus dem rumänischen Temesvar erfolgen sollte. Durch einen Ausschluß der vier Mannschaften reduziert sich die Teilnehmerzahl auf 53.

Das Olympische Organisationskomitee (COOB) sieht sich durch eine Änderung der Teilnahme von Mannschaften vor keine Probleme gestellt.

Unabhängig von der Teilnahme von Rest-Jugoslawien ist ein Olympia-Start von Teams aus Bosnien-Herzegowina und Mazedonien gesichert. Das IOC-Exekutivkomitee muß am Mittwoch lediglich noch über die Form der Teilnahme entscheiden. dpa

1

Alle Ermordeten waren Opfer des Rassenwahns

Es hat zwar nach der Befreiung vom Staatsterrorismus der Nazis gedauert, bis die Wahrheit über den Massenmord an den Juden unserer Bevölkerung bewußt wurde. Noch Jahrzehnte aber waren nötig, uns über den Massenmord an Polen und Angehörigen der Völker der Sowjetunion aufzuklären (mit "zig Millionen" rechneten deutsche Regierung, Parteistellen und Wehrmacht).

Daß "Zigeuner" (Sinti und Roma) ebenso wie die Juden zu einer Rasse von "Volksschädlingen" gezählt wurden, von denen nach Überzeugung der Nazis unser "Volkskörper" zu reinigen sei, vergleichbar mit einer Seuchenbekämpfung, ist noch heute weiten Schichten unserer Bevölkerung nicht bewußt - zu tief sitzt immer noch das negative Vorurteil über "Zigeuner" bis hin zu amtlichen Verordnungen und polizeilichen Maßnahmen.

Dies bedeutet: Für ein Mahnmal zum Gedenken an ermordete Sinti und Roma (von Polen und Russen einmal abgesehen) gibt es keine Lobby; dagegen sind die Unterstützer eines Denkmals für die jüdischen "Opfer" millionenfach in aller Welt vertreten, mit potenten Weltmächten im Rücken.

"Alle . . . Opfergruppen haben ihre eigene Leidensgeschichte und bedürfen des eigenen Erinnerns. Die Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Sinti und Roma würden wir unterstützen . . ." (Leserbrief Dr. Braun in FR/FRA vom 17. 7. 1992 "In Berlin ein Denkmal für ermordete Juden in Europa").

Mit fünf Mark also oder wieviel wollen Sie dabei sein, Herr Dr. Braun? Das ist pure Heuchelei. Weshalb nehmen Sie immer noch nicht zur Kenntnis, daß alle diese Ermordeten Opfer des Rassenwahns waren?

Für die heutigen Rassisten unter uns sind Juden anständige Menschen - Gott sei Dank, weit von uns entfernt! - "Zigeuner" aber immer noch "Pack und Abschaum" - wollen Sie diesen modernen Rassismus fördern?

Theodor Immer, Leer

Basis für ein neues Demokratieverständnis

Wenn man sieht, wie die Bürger/innen in unserem Lande geschröpft werden, dann ist die Bildung von "Komitees für Gerechtigkeit" auch in den "alten Bundesländern" eine durchaus verständliche und richtige Reaktion, natürlich erst recht in den "neuen Bundesländern" (FR vom 13. 7. 1992 "Ökologische Zähmung der widerspenstigen Ökonomie").

Das Stichwort "Krause - Straßenbenutzungsgebühren" ist dabei nur ein Symptom für eine ungerechte und dazu beängstigende Entwicklung in sozialer, ökologischer und politischer Hinsicht.

Bleiben wir nur bei dem Beispiel Straßenbenutzungebühren: Wird für die sozial Schwachen eine erträgliche Alternative angeboten? Nein! Im Gegenteil - öffentlicher Nahverkehr ist zu teuer, Steuern und Abgaben steigen verstärkt, Gesundheit wird immer unbezahlbarer, Preissteigerungen bei Mieten und . . . und . . . und . . .

Unter dem Strich: Sozialabbau- und Umweltzerstörung gehen unvermindert weiter. Auch das ständige Abrüstungsgerede kommt uns weiterhin teuer zu stehen (siehe Jäger-90-Ersatz).

Die Bevölkerung braucht annehmbare, zumindest aber nachdenkenswerte Alternativen zu den menschheitsbedrohenden Entwicklungen. Wachsende Unzufriedenheit und Handlungsbereitschaft erfordern demokratische Entfaltungsmöglichkeiten.

Bleiben wir beim Verkehrsproblem. Was wäre denn so schlecht daran, daß gleichzeitig Verteuerungen im Straßenverkehr mit Verbilligungen im öffentlichen Verkehrsbereich angeboten würden? (Mit einer Privatisierung von Bahn und Nahverkehr ist das jedoch ohne Subventionen kaum vorstellbar!) Oder, wenn mit der Mineralölsteuer (auch einer evtl. Erhöhung) ein dichteres Netz für Berufsverkehr, Radfahrer und Fußgänger angeboten würde? Warum werden überhaupt noch Autos mit Höchstgeschwindigkeiten über 130 km/h gebaut, obwohl die Schädlichkeit hinreichend bekannt ist? Oder, wenn gegen Abgabe der Fahrzeugpapiere 50 Prozent Ermäßigung für alle öffentlichen Verkehrsmittel gewährt würde?

Die Beantwortung solcher Fragen erfordert eine grundlegende neue Denkweise - aber nicht nur für die Masse der Menschen, sondern auch und erst recht für Leute, die sich als "intelligent", "human" oder "demokratisch" bezeichnen oder betrachten und die in politischer Verantwortung stehen. Die Parteien sind offensichtlich nicht (mehr) der richtige Katalysator für berechtigte Ängste und für neue Bewußtseinsstrukturen - aber "Überparteilichkeit" kann nur auf der Grundlage klarer Prinzipien für eine Überlebensstrategie der Menschheit wirksam werden.

"Komitees für Gerechtigkeit" - als Vernunftpotential quer durch alle Parteien und Schichten könnten die Basis für ein neues Demokratieverständnis werden, dessen Motivation nicht Profit und persönlicher Vorteil ist. Mögen die einen diese und die anderen jene Weltanschauung einbringen, die heutige kapitalistische Gesellschaft wird eine solche Demokratie nicht überleben können. Nach dem Scheitern des sogenannten realen Sozialismus scheint die Zukunft keinen Namen mehr zu haben, weil das sozialistische Ideal diskreditiert ist. Vielleicht genügt es ja, wenn die Gesellschaftsordnung der Zukunft einfach "Demokratische Gesellschaft" heißt?

Hermann Krüger, Frankfurt am Main

Internationale Verantwortung übernehmen, gewaltfrei

Noch "blutet das Herz" über das gerade in der Adriastadt Split "in Augenschein genommene" Elend von mehr als 10 000 Kriegsflüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina. Es fehlt an allem, insbesondere an Medikamenten und an Impfstoffen gegen Seuchen. Diese armen Menschen brauchen dringend eine bessere Bleibe.

Hinzu kommt, daß, wie in Split beobachtet, seit neuestem unter den Kriegsflüchtlingen viele muslimanische Männer, zwischen 18 bis zu 50 Jahre alt, von kroatischen Stellen - meist gegen ihren Willen - rekrutiert und als Soldaten nach Bosnien-Herzegowina zurückgeschickt werden - "an die Front".

Die Familien (Frauen, Kinder und Alte) verlieren so den letzten Funken Hoffnung und Hilfe und sind der nackten Not und Verzweiflung preisgegeben. Kroatien - selbst im Krieg -, ist beim besten Willen am Ende seiner Leistungskraft, die Kriegsflüchtlinge vor allem medizinisch und hygienisch zu versorgen (FR vom 17. 7. 1992 "Der Sackbahnhof Kroatien läuft langsam mit Flüchtlingen voll").

Die deutsche Bundesregierung - wie vorschnell hat sie Bosnien-Herzegowina als selbständigen Staat diplomatisch anerkannt - macht die Grenzen für die Kriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina dicht und schickt dafür (vorerst?) ein Kriegsschiff und einige Aufklärungsflugzeuge in das Krisen- und Kriegsgebiet (FR vom 17. 7. 1992 "Vom Versuch, ein Schiff in voller Fahrt zu stoppen"). Eine zynische Großmachtpolitik ohne Gewissen und ohne Verstand.

Wann erwacht der deutsche Michel und rückt diesen Politikern auf den Pelz? Es mag das Gewissen entlasten, den Serben die ganze Schuld in die Schuhe zu schieben. Nicht die Serben, die Kroaten, die Muslimane oder die Albaner sind böse oder gut. Auch im Balkankrieg geht es um die Sicherung oder Erkämpfung der Macht für Eliten auf dem Rücken des Volkes.

Selbstverständlich kann man die Verantwortung für das Gemetzel und phantasielose Zerstörung nicht mit gleichen Maßstäben messen, aber wann je hat es mitten im Krieg eine so große und engagierte Friedensbewegung gegeben, wie zur Zeit in Serbien, vor allem in Belgrad?

Doch mit der jetzt begonnenen "Kanonenbootpolitik" geht es dieser Bundesregierung und den deutschen Militärs auch gar nicht um friedenstiftende Maßnahmen und um humanitäre Hilfe für die geschundenen Menschen in Bosnien-Herzegowina, sondern nach der Versuchung, die bereits der Golf-Krieg "anbot", dient nun der Balkankrieg der Absicht, deutsche militärische Eingreiftruppen im eigenen Lande und in aller Welt salonfähig zu machen.

Wir Deutschen könnten durchaus die seit der Vereinigung immer drängelnder apostrophierte "internationale Verantwortung" übernehmen. Aber gewaltfrei, indem wir ganz auf Militär, Rüstungsproduktion und militärische "Beihilfe" verzichteten und die damit freiwerdende gigantische Geldsumme in eine unbewaffnete "Weltfeuerwehr" steckten, die überall, wo Konflikte und Krisen auftreten, friedenstiftend hülfe, Brände zu löschen, gar nicht erst ausbrechen zu lassen und selbstlose solidarische Hilfe für die Ärmsten der Armen und die Opfer von Katastrophen und Kriegen zu leisten.

Gerade wegen der neuen Weltlage und der neuen kriegerischen Konflikte gibt es m. E. heute erst recht nur eine Alternative, wie sie die Friedensbewegung in Slogans formuliert hat: "Frieden schaffen ohne Waffen" oder "Ohne Rüstung leben" oder "Schwerter zu Pflugscharen".

Ich glaube, wir sind heute mehr aufgerufen als in den letzten Jahrzehnten, die Stimme für einen streitbaren Pazifismus und nicht-militärische Konfliktlösungen zu erheben.

Der erste Schritt in diese richtige Richtung wäre: humanitäre Hilfe, offene Grenzen für Kriegsflüchtlinge, keine Einseitigkeiten, sondern politische, wirtschaftliche und diplomatische Unterstützung zur Verwirklichung von Verständigung und Kooperation - und uns Deutschen ein für allemal ins Stammbuch: Die Waffen nieder! (Bertha von Suttner).

Klaus Vack, Sensbachtal

Tausende Kubikmeter Trinkwasser versickern ungenutzt im Boden Reparatur defekter Leitungen bietet die Chance, Wasserförderung drastisch zu drosseln / In manchen Orten Verluste bis 50 Prozent

WETTERAUKREIS. Um einen Notstand zu vermeiden, darf Trinkwasser im Regierungsbezirk Darmstadt von August an für den Rest des Sommers nicht mehr nach Gutdünken verwendet werden. Weil sich die hessischen Mittelgebirge, unsere wertvollsten Spender, schneller leeren als sich neues Grundwasser bildet, wird beispielsweise das Autowaschen verboten sein, dürfen Ziergärten nicht mehr benetzt werden. Arglos im Umgang mit Wasser sind nicht alleine private Haushalte und Industriebetriebe, sondern auch die Städte und Gemeinden. Weil sie teilweise marode Leitungsnetze unterhalten, muß im Vogelsberg mehr gefördert werden als selbst in einer verschwenderischen Konsumgesellschaft nachgefragt wird. Fachleute beziffern den Transport-Verlust mancherorts auf 50 Prozent.

Um die Qualität der Wasserleitungen scherte sich jahrelang niemand. Bestenfalls dann, wenn ein Bürger im Rathaus meldete, wo im Ort die Straße abgesackt war, ein ziemlich eindeutiger Hinweis auf einen Rohrbruch, "wurde einfach mal gesucht", berichtet Niddatals Stadtrat Dieter Eisenberg. Diese Zeiten sind mittlerweile vorbei.

Die Stadtverwaltung läßt ihr Netz "seit drei, vier Jahren" von Spezialisten aus Usingen mit hochsensiblen elektronischen Geräten, so Eisenberg, "ganz systematisch untersuchen".

In der Wetterau zählt Niddatal, das nach wie vor allerdings noch beträchtliche Summen für Sanierungsarbeiten aufbringen muß, damit eher zu den Ausnahmen. Gang und gäbe ist eine Praxis, wie sie Niddas Stadtrat Georg Wegner beschreibt. In der Vogelsberg-Stadt, wo wie vielerorts noch 70 oder 80 Jahre alte Rohre in der Erde stecken, werden marode Wasserleitungen, handelt es sich nicht gerade um unübersehbare Notfälle, während Kanal- und Straßenbauarbeiten quasi nebenbei ausgetauscht. In der Kreisstadt Friedberg, so Bürgermeister Ludwig Fuhr, werden in den Hochbehältern im 24-Stunden-Turnus die abgegebenen Tagesmengen miteinander verglichen. Treten beachtliche Differenzen auf, machen sich Fachleute "auf die Suche".

Optimale Ergebnisse sind so nicht zu erzielen. Während einer Umfrage der FR bezifferte lediglich Fuhr die Leitungs-Verluste auf "unter zehn Prozent", Wegner spricht von "durchschnittlich 12 bis 15 Prozent", Eisenberg sieht die Verluste in seiner Heimatkommune "irgendwo bei zehn Prozent". Wölfersheims Bürgermeister Herbert Bommerheim ordnet seine Gemeinde ebenfalls auf diesem Niveau ein, Ranstadts Rathauschef Erhard Landmann garantiert eine wenig schmeichelhafte Verlustequote von "unter 20 Prozent " - "auf jeden Fall".

Ins Gerede gekommen sind die fehlerhaften Leitungsnetze der Kommunen in der Debatte über die Grundwasserabgabe, den Aufschlag auf den Wasserpreis, der von diesem Sommer an in Hessen für den Schutz des Lebensquells erhoben wird. Noch sind die Richtlinien nicht heraus, die im Detail bestimmen werden, was mit den Millionen-Beträgen aus der Abgabe geschehen wird. Gertrud Amrein, Referentin von Umweltdezernentin Gila Gertz, weiß bereits, daß Wiesbaden auf die Sanierung der kommunalen Leitungsnetze großen Wert legen wird und dafür große Summen fließen lassen will. Es dürfe nicht länger vorkommen, so Gertrud Amrein auf einer Linie mit der Landesregierung, daß "armdicke Wasserstrahlen" aus defekten Rohren nutzlos im Erdreich versickern.

In Ortenberg ist das der Fall. "Ganz gewaltige Wasserverluste", "bis zu 50 Prozent", registriert Bürgermeister Otto Emrich und ahnt "enorme Kosten in der Zukunft". Praktisch "jedes Wochenende" ereigne sich irgendwo in der Stadt ein Rohrbruch. Kunststoffrohre aus der Pionierphase des PVC erweisen sich mehr und mehr als mangelhaft.

Weil es so nicht weitergehen konnte, kaufte die Stadt im vorigen Jahr für 70 000 Mark ein Lecksuchgerät. Da die moderne Elektronik einer "kleinen Wissenschaft" (Emrich) gleicht, läßt der Bürgermeister derzeit Mitarbeiter an dem Gerät schulen. Irgendwann soll es einmal der Prävention dienen, derzeit ist es jedoch permanent im Einsatz, um Notfälle lösen zu helfen: "Wir kommen gar nicht nach mit den Reparaturen."

Einer, der Emrichs Probleme sehr genau kennt, ist Münzenbergs Rathauschef Erwin Müller. Seine Stadt rangierte einmal ganz oben in der Tabelle der Wasserverschwender. Vor etwa fünf Jahren lagen die Verluste ebenfalls bei 50 Prozent, nach einem Druckversuch sogar bei 70 Prozent. Die erhöhte Wasserkraft hatte die Schwachstellen gesprengt. Da beschlossen die Gremien, das alte Ortsnetz aus den 30iger Jahren total zu ersetzen. Der letzte Abschnitt ist in diesem Jahr dran. Die Stadt bringt dafür die stolze Summe von einer Million Mark auf.

Weil Erwin Müller die peinliche Episode endlich vergessen will, schickt er in Gambach, Ober-Hörgern und Trais-Münzenberg für monatlich 3000 Mark ebenfalls Fachleute des Usinger Unternehmens auf Lecksuche. Die Investition, die er zunächst fünf Jahre lang tätigen will, lohnt sich.

Ähnlich wie in Ortenberg kommen Mitarbeiter des Bauhofes auch in den Münzenberger Stadtteilen mit den Reparaturen schon nicht mehr hinterher. Die Experten orten sogar "stecknadelgroße Löcher". Ihre Trefferquote ist, so Müller, beeindruckend: "Wir haben noch keine Fehlgrabung gemacht."

BERND SALZMANN

Waffenexport in Dritte Welt ging deutlich zurück Noch immer 24,7 Milliarden Dollar Umsatz / USA größter Lieferant / Bericht des US-Kongresses Von unserem Mitarbeiter Walter Pfäffle

NEW YORK, 21. Juli. Die Waffenlieferungen in Länder der Dritten Welt sind 1991 deutlich zurückgegangen und haben mit 24,7 Milliarden Dollar den tiefsten Stand seit sieben Jahren erreicht. Wie aus einer Übersicht des US-Kongresses hervorgeht, haben 1991 die Vereinigten Staaten, die frühere Sowjetunion, Frankreich und China ihre Lieferungen erheblich abgebaut. 1990 habe der Umsatz bei Waffenverkäufen noch 41,1 Milliarden Dollar betragen, heißt es in der Erhebung des Congressional Research Service.

Die USA, die 1990 die Sowjetunion als größten Waffenlieferanten überholt hatten, waren 1991 mit 57 Prozent des Gesamtumsatzes die Nummer eins. Ihre Waffenverkäufe in die Dritte Welt, die 1990 bei 18,2 Milliarden Dollar lagen, sanken um 22 Prozent auf 14,2 Milliarden Dollar. Allein die US-Verkäufe nach Saudi-Arabien übertrafen voriges Jahr den Gesamtwert sowjetischer Waffenverkäufe in die Dritte Welt. Diese verringerten sich von 11,2 Milliarden Dollar im Jahr 1990 auf fünf Milliarden Dollar im vergangenen Jahr - ein Rückgang von etwa 55 Prozent. Dennoch war Moskau der zweitgrößte Waffenlieferant.

Das Kongreßamt berief sich in seinem Bericht auf Statistiken des Pentagon sowie Geheimdienstinformationen. Als Gründe für den Umsatzrückgang wurde an erster Stelle das Ende des Kalten Krieges genannt, doch auch der Niedergang der Sowjetunion, die im Dezember aufgelöst wurde, und die Durchsetzung des Waffenembargos gegen den Irak spielten eine Rolle. Überdies hätten Organisationen wie der Weltwährungsfonds und die Weltbank auf die Entwicklungsländer Druck ausgeübt, ihre Militärausgaben einzuschränken. Frankreichs Waffenverkäufe fielen um 87 Prozent auf 400 Millionen Dollar. 1990 lagen sie noch bei 3,1 Milliarden Dollar. Chinas Verkäufe rutschten von 2,1 Milliarden auf 300 Millionen Dollar ab, ein Rückgang um 86 Prozent. Ein wichtiger Grund für den Rückgang chinesischer Waffenverkäufe war, daß die Sowjetunion China als führenden Waffenlieferanten Irans abgelöst hat. Die Sowjetunion verlor aber zugleich einige Großkunden, darunter Irak, gegen das der Weltsicherheitsrat im August 1990 einen totalen Wirtschaftsboykott verhängt hatte. Weil Moskau außerdem hohe Subventionen einstellen mußte, haben Länder wie Kuba, Vietnam, Syrien und Indien ihre Waffenkäufe drastisch reduziert. Kuba zum Beispiel, das von 1984 bis 1987 sowjetische Waffen im Wert von 11,9 Milliarden Dollar eingekauft hatte, schloß in den folgenden vier Jahren mit Moskau überhaupt keine Kaufverträge ab.

Eigenes Kraftwerk für Hallenbad und Schule

GRIESHEIM. Zwei grundverschiedene Partner haben sich gesucht und gefunden, um das gestern ans Netz gegangene Blockheizkraftwerk in Griesheim (Kreis Darmstadt-Dieburg) künftig zu betreiben: In einer hessenweit bisher wohl einmaligen Konstellation haben das regionale Energieversorgungsunternehmen HEAG in Darmstadt und der Landkreis Darmstadt-Dieburg eine "Nahwärmeversorgungs-GmbH" gegründet.

Die Gesellschaft managte bereits den Bau der 1,35 Millionen Mark teuren Anlage; das Land schoß 20 Prozent der Summe zu.

Drei auf Gasbetrieb umgerüstete Lastwagenmotoren mit Drei-Wege-Katalysator und 400 PS Leistung werden in Griesheim eine Schule, zwei Turnhallen und das benachbarte Hallenbad mit Wärme und Energie versorgen.

Überschüssige Kapazitäten werden ins HEAG-Netz eingespeist. Auf diese Weise würden rund 90 Prozent der Energie verwertet.

Nach Angaben des rot-grünen Kreisausschusses soll bald auch den Kreiskrankenhäusern in Jugenheim und Groß- Umstadt sowie einer Schule und einem Hallenbad in Groß-Zimmern mit der Technik der Kraft-Wärmekopplung "eingeheizt" werden. feu

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batman' s Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Cyrano von Bergerac (17 und 20 Uhr); Kinderkino: Oliver und Olivia (15 Uhr).

KiS, Kino im Schwedenpfad: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: keine Vorstellung.

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Hand an der Wiege (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Vater der Braut (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Commitments (20.15 Uhr). Ausstellungen Oberursel. Vortaunusmuseum am Marktplatz: "Landschaften an Main und Taunus" von Hans Thoma, 10 bis 17 Uhr.

Galerie Stadtbücherei am Marktplatz: Ölbilder von Gogi Lazaraschwil, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr. Parteien/Parlamente Oberursel. CDU-Kreistagsfraktion: Besichtigung des Erweiterungsbaus des Gymnasiums, Schuleingang, 17 Uhr.

Kronberg. CDU-Besichtigung des Kronberger Schwimmbades, Eingang Waldschwimmbad, 18 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe Taunus: 10 bis 14 Uhr, Dorotheenstr. 9-11, Tel. 0 61 92 / 3 90 54.

Sprechstunde der Mütterberatung, Gesundheitsamt, Taunusstraße 3, 11 bis 12 Uhr, Tel. 17 89 10.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Notdienst von 9 bis 13 Uhr, Tel. 2 44 34.

Sprechstunde der Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung, Umweltbüro, Louisenstr. 23, 14 bis 17 Uhr, Tel. 2 09 65.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86 - 90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche, 19.45 Uhr.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Jugend-Sprechstunde 17 bis 19 Uhr, Männer-Sprechstunde 18 bis 20 Uhr.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.

Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Schulstr. 3, Tel. 4 17 72.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58 sowie im Haus Bommersheim, Im Himmrich 9, 9 bis 10.30 Uhr, Tel. 5 18 42.

Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17. Vereine/Organisationen Friedrichsdorf. Skat-Club in der alten Schule Seulberg, 19 Uhr.

Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr.

Kronberg. Kontaktkreis Körperbehinderter in Kronberg, evangelisches Gemeindehaus in Schönberg, Friedrichstraße 50, Grillen, 18 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gedächtnistraining und Spiele, 14 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Video-Gruppe um 10.15 Uhr; ab 14 Uhr: Tischtennis und Billard; Atemschulung, Yoga und Wirbelsäulengymnastik: Gruppe 1, 19 bis 20.15 Uhr; Gruppe 2, 20.15 bis 21.15 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Holzarbeiten, 14 bis 17 Uhr.

Seniorentanz im Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, I. Stock, 15 bis 16 Uhr.

Vereinszentrum Alte Schule Burgholzhausen: Gymnastik 15.30 Uhr und Tanz 16.30 Uhr.

Oberursel. Ferdinand-Balzer-Haus, Schulstraße: Gymnastik 9, 10 und 14 Uhr.

Seniorentagesstätte Altes Hospital: Bridge-Runde ab 14.30 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Jugendclub am Wingert-Sportpark: RAP-Time live ab 18 Uhr.

Zweigst. der Stadtbibliothek Bad Hom- burg, Ober-Erlenbach, Am Alten Rathaus 6, Tel. 06172/457048, "Malen für Kinder".

Friedrichsdorf. Spiel und Spaß des TC Seulberg für 8- bis 16jährige, untere Tennisplätze zwischen Hardtwaldhalle und Sporthalle, 10 bis 15 Uhr.

Oberursel. Straßencafé Durchblick, Adenauerallee, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Kurhausvorplatz Bushaltestelle, Linie 1, 13.20 Uhr, Wanderstrecke ca. 12 km.

Katholisches Bildungswerk Hochtaunus: Sommerprogramm für Daheimgebliebene und Heimgekehrte: Tagesfahrt zum Exotenwald, Treffpunkt: 10 Uhr, Dorotheenstraße 9 bis 11.

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Brunnen-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstraße 163, Tel. 4 52 76; Hardtwald-Apotheke, Friedrichsdorf-Seulberg, Hardtwaldallee 5, Tel. 7 14 80.

Oberursel/Steinbach. Hubertus-Apotheke, Oberursel, Lange Straße/Ecke Burgstraße, Tel. 5 19 77.

Usinger Land. Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13, Tel. 0 60 81 / 6 67 42 und 1 55 33.

Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstraße 9, Tel. 0 61 74 / 48 18 und 2 18 96.

Ein Banküberfall, der gar keiner war

MÖRFELDEN-WALLDORF. Eine Bank in der Langener Straße sei überfallen worden, die mutmaßlichen Täter mit einem roten Kleinwagen geflüchtet. So lautete die Information, die die Polizei am Freitag nachmittag über Notruf erhielt. Die Beamten reagierten schnell und spürten das Auto samt Insassen im Schwimmbadweg auf. Nur - die Bankräuber waren gar keine.

Wie der Sprecher der Polizeidirektion, Dieter Wüst, mitteilte, entpuppte sich der vermeintliche Überfall als eine Verkettung unglücklicher Umstände. Die drei jungen Männer im Auto - allesamt Mitglieder des örtlichen Roten Kreuzes - hatten Geld abgehoben, als urplötzlich die Sirene losging. Das Trio, an schnelle Hilfeleistung gewöhnt, sprintete zum Auto und raste mit quietschenden Reifen davon - und das war beobachtet worden. Jener Zeuge schloß aus dem, was er sah und hörte, messerscharf, daß da ein Überfall geschehen sein mußte.

Der aufmerksame Bürger verfolgte das rote Auto mit den vermeintlichen Bankräubern bis zur Gerauer Straße. Als das Auto anhielt und die Insassen kurz ausstiegen, nutzte er die Gelegenheit, einen Passanten zwecks Alarmierung der Polizei zu verständigen, was der dann auch tat.

Der verhinderte Detektiv verlor das Trio zwar aus den Augen, entdeckte das bewußte rote Auto dann aber erneut an der Kreuzung Vitrolles-Ring / Rüsselsheimer Straße. Dort standen auch schon Fahndungsposten parat, und die Dinge nahmen ihren Lauf.

Die drei jungen Männer, die nach Wüsts Einschätzung vermutlich erst mal "stinksauer" waren, konnten ihren Hilfseinsatz zwar vergessen, doch Polizeisprecher Wüst meinte, daß aus Sicht der einzelnen Beteiligten im Grunde alles optimal gelaufen sei. Den Ärger der Männer könne er zwar verstehen, indes sei die Polizei aber auf aufmerksame Leute wie jenen Zeugen angewiesen, meinte Wüst. wal

Briefe

Der Herbst stoppt die Entwicklung der Marder Die Wandlung vom Marder zum kabelzernagenden Automarder beschrieb die FR am 14. Juli. Der Arbeitskreis Wildbiologie an der Universität Gießen macht dazu eine Ergänzung.

"Ihr Artikel ist sicherlicher einer der besten, die es bislang in der Zeitung über die Automarder zu lesen gab.

Eine kleine Anmerkung am Rande wegen der verlängerten Tragzeit bei verschiedenen Marderartigen: Die Paarungszeit ( = Ranz) liegt beim Steinmarder (wie auch beim Baummarder, Hermelin und Dachs) im Hochsommer (Juni und Juli). Dabei wird die Eizelle befruchtet und entwickelt sich im Anschluß daran bis zu Blastocyste (sehr frühes Entwicklungsstadium der sich in der Teilung befindlichen Eizelle). In diesem Stadium wird die Entwicklung abgestoppt.

Erst im Frühjahr (ca. Januar/Februar) entwickeln sich aus der Blastocyste die Embryonen. Im Laufe des März bekommen die Steinmarder dann ihren Nachwuchs (in der Regel zwei bis drei Junge, nur ausnahmsweise vier), die bei der Geburt ca. 30 Gramm wiegen. Die Jungen kommen blind und mit geschlossenen Augen zur Welt. Mit zrika vier Wochen öffnen sie die Ohren, mit zirka fünf Wochen die Augen, mit zirka acht Wochen fangen die Kleinen an, feste Nahrung aufzunehmen. Gesäugt werden sie rund zehn Wochen. Im Laufe der neunten Lebenswoche verlassen sie erstmals das Nest, mit dreieinhalb Monaten folgen sie der Mutter auf ihren nächtlichen Streifzügen und lernen so das Revier kennen. Im Laufe des Herbst löst sich die Familie auf und die Jungen wandern aus dem mütterlichen Revier ab, während sich die Mutter auf ihren nächsten Nachwuchs vorbereitet."

K. Kugelschafter Arbeitskreis Wildbiologie an der Universität Gießen Heinrich-Buff-Ring 25 6300 Gießen

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

ORB und SFB kündigen Verfassungsbeschwerde an Protest gegen Medienstaatsvertrag, die verlangte Programmkooperation und Frequenzentzug

Der Sender Freies Berlin (SFB) und der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB) wollen mit gleichlautenden Verfassungsbeschwerden gegen den Berlin- Brandenburger Medienstaatsvertrag vorgehen. Wie die Intendanten beider Anstalter, Günther von Lojewski und Hansjürgen Rosenbauer, am Montag vor Journalisten sagten, richten sich die Verfassungsklagen vor allem gegen die beiden Sendern auferlegten Programmkooperationen sowie gegen den geplanten Entzug von Hörfunk- und Fernsehfrequenzen. ORB-Intendant Rosenbauer schlug überraschend einen Verzicht auf die verabredeten gemeinsamen Hörfunkprogramme - eine Jugend- und eine Service- und Informationswelle - vor. Statt dessen sollten beide Hörfunkwellen von jeweils einer Anstalt verantwortet und jeweils in Sendegebieten der anderen mitverbreitet werden.

Nach Ansicht der beiden Intendanten stellt der verordnete Zwang zur Kooperation einen Eingriff in die Programmautonomie und der Frequenzentzug einen Verstoß gegen die Bestands- und Entwicklungsgarantie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dar. Dies habe auch ein Gutachten des Rundfunkrechtlers Wolfgang Bethe (Passau) bestätigt. "Wenn der Satz von der Staatsferne noch gilt, so haben wir keine andere Wahl als zu klagen", sagte SFB-Intendant von Lojewski.

Laut Staatsvertrag sollen ORB und SFB ein gemeinsames Fernsehprogramm für beide Länder ausstrahlen und dafür auf eine ihrer bisher vier Fernseh-Frequenzen verzichten. Im Hörfunk ist ebenfalls der Entzug einer von insgesamt sieben ORB- und SFB-Frequenzen vorgesehen. "Wir reichen die Beschwerde ein, weil wir uns nicht vorschreiben lassen, mit wem wir in welcher Weise zu kooperieren haben", sagte Rosenbauer.

Der gemeinsame Gang zum Bundesverfassungsgericht ist offenbar auch der Hintergrund für Rosenbauers überraschend vorgeschlagenen Verzicht auf die kooperierten Hörfunkprogramme. Nach seinen Worten könnte das Jugendprogramm, das am 1. Oktober starten sollte, nunmehr eigenständig vom ORB und die Service- und Informationswelle vom SFB verantwortet und gestaltet werden. Beide Programme sollten in Berlin und Brandenburg verbreitet werden. Ferner könnte es einen Austausch von jeweils fünf Mitarbeitern unter beiden Anstalten geben. Die SFB-Jugendwelle "Radio 4 U" (sprich: "Radio for you") könnte nach Rosenbauers Ansicht eingestellt werden. SFB-Intendant von Lojewski betonte, daß der Vorschlag Rosenbauers im SFB zunächst geprüft werde.

Während die Programmkooperationen damit wieder in Frage gestellt sind, verabredeten beide Sender weitere Gespräche über eine Zusammenarbeit im Verwaltungsbereich. Denkbar sei ein gemeinsames Rechenzentrum sowie ein gemeinsames Archiv, teilte Rosenbauer mit. Kooperationen könnte es ferner bei der Erhebung der Rundfunkgebühren sowie im Beschaffungswesen geben. Lojewski kündigte ferner eine Zusammenarbeit mit dem ORB beim Videotext an. Eine Absage erteilte von Lojewski dagegen dem Vorschlag seines Kollegen zur Bildung einer "Zukunftskommission", die laut Rosenbauer konkrete Schritte für ein paritätisches Zusammenwachsen beider Rundfunkanstalten machen sollte. UWE-JENS LINDNER

Daß SFB und ORB gemeinsam gegen den Berlin-Brandenburger Medienstaatsvertrag zu Felde ziehen, ist verständlich. Schließlich geht es um das grundgesetzlich verankerte Prinzip der Staatsferne des Rundfunks. Der Staat nimmt zwar Einfluß bei der Gestaltung der Medienlandschaft, indem er Anstalten gründet und Mediengesetze verabschiedet, doch darf dieser Gestaltungsanspruch nicht soweit gehen, daß den Anstalten inhaltliche Vorgaben für das Programm gemacht werden. Die Verfassungsrichter müssen sich nun mit der spannenden Frage befassen, inwieweit die Verordnung zur Zusammenarbeit zweier Landesrundfunkanstalten tatsächlich schon eine Einflußnahme auf das Programm beider Sender darstellt.

Wie notwendig hier eine Klarstellung ist, zeigt das endlose Hickhack zwischen SFB und ORB um die seit langem geplante Zusammenarbeit in Hörfunk und Fernsehen. Rosenbauers neuer Vorschlag, die freiwillig - vor dem Inkrafttreten des Staatsvertrages - verabredeten Kooperationsprogramme im Hörfunk getrennt zu senden, ist das unausgesprochene Eingeständnis, daß beide Sender und ihre Programmacher einfach nicht zusammen können. Angesichts der erfolglosen Versuche, die vereinbarten Kooperationen in die Praxis umzusetzen, wäre es fatal, wenn beide Anstalten per Staatsvertrag zur Ehe gezwungen würden. Attraktivere Programme ließen jedenfalls weiter auf sich warten.

Schade nur, daß beide Intendanten nicht in der Lage sind, die Gründe für das Scheitern der Programmkooperationen klar zu benennen. Statt dessen werden Argumente vorgeschoben, die gar keine sind. Daß sich vor dem Bundesverfassungsgericht schlecht gegen eine "Zwangsehe" klagen ließe, wenn man die Ehe gleichzeitig vollzieht, mußte beiden Intendanten schon klar gewesen sein, als sie die Zusammenarbeit vereinbarten. Daß die Werbeeinnahmen bei kooperierten Programmen halbiert werden, ist ebenfalls keine neue Erkenntnis. Warum eine gemeinsame Jugendwelle und ein Informations- und Serviceprogramm für zwei Länder plötzlich keinen Sinn mehr machen und weshalb im Dritten Fernsehprogramm nur eine Mini-Kooperation zustande kommt, bleibt das Geheimnis der Intendanten. Beide sollten sich fragen, wie lange sie ihren Mitarbeitern das Hickhack noch zumuten wollen. UWE-JENS LINDNER

Autofahrer war am Lenkrad eingeschlafen

OBERURSEL. Hinter dem Lenkrad schlafend brachte ein Autofahrer Montag nachmittag auf der Kanonenstraße einen Motorradfahrer zu Fall. Der übermüdete Wagenlenker blieb offenbar unverletzt.

Laut Polizeiangaben war der Autofahrer auf der geraden Strecke Richtung Sandplacken eingeschlafen. In der folgenden Kurve schlitterte er auf die Gegenfahrbahn. Ein entgegenkommender Motorradfahrer wich aus, stürzte und verletzte sich.

"Nachdem der PKW-Fahrer einen Graben durchfahren hatte, kam er an einer Böschung zum Stillstand und wurde wieder wach", heißt es im Polizeibericht weiter. Der Schaden wird auf 5 000 Mark beziffert. mk

Wird Düngerhalle zum Kühkopf-Treff? Info-Zentrale seit 13 Jahren im Gespräch / Verwalterhaus soll doch erhalten werden Von unserem Redaktionsmitglied Walter Keber STOCKSTADT / RIEDSTADT. Eine unendliche Geschichte scheint bisher das geplante Naturschutz-Informationszentrum auf dem Kühkopf: Seit rund 13 Jahren wird darüber geredet - eröffnet ist es noch immer nicht. Neuester Stand, wie am Montag abend bei einem Ortstermin der CDU-Kreistagsfraktion mit Stockstadts Bürgermeister Klaus Horst (SPD) und dem stellvertretenden Forstamtsleiter in Groß-Gerau, Dietrich Kusch, zu hören war: Vermutlich soll das Zentrum in die frühere Düngerhalle des Hofgutes Guntershausen. Außerdem laufen verschiedene Initiativen, um das Verwalterhaus des Gutes vor dem Abbruch zu retten und darin Ausstellungsräume und einen Treffpunkt in Sachen Naturschutz einzurichten. An der Stockstädter Altrheinbrücke startete am Montag abend die schweißtreibende CDU-Safari in Hessens größtes Naturschutzgebiet. Daß es an diesem Abend heiß wurde, lag keineswegs an Meinungsverschiedenheiten, sondern an den tropisch anmutenden Temperaturen. In der Sache waren sich CDU-Kreispolitiker und SPD-Bürgermeister einig. Auch ansonsten gab's keine Sticheleien - selbst die üblicherweise in den Abendstunden aggressiven Rheinschnaken hielten sich zurück.

Wie im einzelnen von Kusch, Horst und CDU-Politikern zu hören, geht es im Kern um zwei Projekte. Da ist zunächst das nunmehr ins 13. Planungsjahr gehende Projekt Info-Zentrum. Wie Forstmann Kusch berichtete, laufe nach umfangreichen Vorgesprächen und vermutlich nach der Sommerpause umzusetzenden Ergebnissen einer Ausschreibung alles dahin, in einer früheren Düngerhalle das Info- Zentrum unterzubringen.

Für dieses ziemlich nüchterne Bauwerk habe man sich aus zwei Gründen entschieden: Erstens sei es groß genug, das umfängliche Modell des Kühkopfes unterzubringen, auf dem die verschiedenen Hochwasserstände simuliert werden können sollten. Außerdem ist diese Halle im Gegensatz zu anderen Gebäuden des Hofgutes hochwassersicher, damit nicht die Besucher selbst irgendwann nasse Füße bekommen und es beim Thema Hochwasser bei der Theorie bleibt.

Kusch machte deutlich, daß er - selbst wenn das Gebäude nicht ideal scheine - endlich Nägel mit Köpfen gemacht und das Info-Zentrum eingerichtet sehen wolle. Dafür gebe es auch vom Land eindeutige Signale. Daher konnte er sich wenig mit aus der Gemeinde Stockstadt gemachten Vorschlägen anfreuden, das Zentrum im nahegelegenen Trakt des Verwalterhauses des Hofgutes unterzubringen. Aufgeschlossenheit signalisierte er dagegen für Stockstädter Ideen, unabhängig vom Info-Zentrum und ergänzend zu diesem im Verwaltergebäude Ausstellungsräume und einen Treffpunkt über Naturschutz und Landwirtschaft zu installieren. Auch wenn es fürs Verwalterhaus eine frühere Abbruchverfügung gebe, die bisher nur aus Kostengründen nicht ausgeführt worden sei, hielt er eine Verständigung mit den Forst- und Naturschutzbehörden für möglich. Es müsse aber endlich ein Nutzungskonzept auf den Tisch und dabei die Auflagen des "Europa-Reservat"-Status berücksichtigt werden.

Daß beide Projekte - Info-Zentrum und Erhalt des Verwalterhauses - wohl unabhängig voneinander gesehen werden müßten, meinte auch Bürgermeister Klaus Horst. Er wies darauf hin, daß in Stockstadt über Parteigrenzen hinweg bei Kommunalpolitikern, dem Heimat- und Geschichtsverein sowie einer speziell für diesen Anlaß gegründeten Bürgerinitiative Einigkeit herrsche, das Verwalterhaus zu erhalten. Dies werde als wichtiges Zeugnis der Zeitgeschichte angesehen und solle einer neuen Nutzung zugeführt werden.

Dazu liege ein Diskussionspapier auf dem Tisch, das nach der Sommerpause in endgültige Formen gegossen werden und in die Gründung eines Trägervereins münden solle. In dem sollten Stockstadt und Nachbarkommunen, der Kreis sowie im Naturschutz engagierte Organisationen zusammenarbeiten. Vom Land seien für diesen Fall durch Minister Jörg Jordan rund 100 000 Mark Hilfe in Aussicht gestellt worden.

Gedacht ist laut Horst an eine multifunktionale Nutzung: Im Erdgeschoß Räume für ständige Ausstellungen über Belange des Umweltschutzes, der Landwirschaft des Raumes und typisches Handwerk der Region zu installieren. Ins erste Obergeschoß könnten Räumlichkeiten für Versammlungen und Vorträge sowie eine kleine Bibliothek. Hinzu kommen könnten Räume für Laborarbeiten und die TH Darmstadt, die Interesse an einer Außenstelle der Abteilung Zoologie angemeldet habe.

Denkbar seien auch ein, zwei Räume, die Studenten bei längeren Aufenthalten Übernachtungsmöglichkeiten böten. Unter dem Dach sei außerdem noch Platz. Für die Renovierung des Gebäudes gebe es eine erste Kostenschätzung von etwa 600 000 Mark.

Reichlich Stoff zum Nachdenken nahmen die CDU-Kreispolitiker mit auf den Nachhauseweg und gossen die bei der Exkursion gewonnenen Erkenntnisse nach Auskunft von Rudi Haselbach bereits in einen Antrag an den Groß-Gerauer Kreisausschuß: Planungen und Verwirklichung des Info-Zentrums sowie Nutzung des Verwalterhauses sollen vorangetrieben werden. Dazu sollen unter anderem Verhandlungen mit der Landesregierung aufgenommen werden. Es gelte konkret, Belange des Naturschutzes und der Kultur in Einklang zu bringen. Haselbach lobte ausdrücklich die gute Zusammenarbeit in dieser Frage vor Ort in Stockstadt.

Im Hintergrund: Der Kühkopf

Hessens größtes Naturschutzgebiet ist der etwa 2400 Hektar große Bereich Kühkopf-Knoblochsaue im Süden des Kreis Groß-Geraus. Herzstück ist die Altrheininsel Kühkopf zwischen Stockstadt, Riedstadt und Biebesheim. Diese Insel entstand 1828 beim großen Rheindurchbruch.

1952 wurde der Kühkopf Naturschutzgebiet, 1961 Europa-Reservat - dieser Titel wurde 1973 wegen nicht eingehaltener Naturschutzbestimmungen wieder entzogen. Erst 1983 gab's erneut den Europa-Titel.

Eine der Voraussetzungen dafür war, daß der gesamte private Fahrzeugverkehr in diesem Bereich verboten wurde. Hinzu kam, daß die über die Domäne Guntershausen betriebene intensive Landwirtschaft nach zwei großen Hochwässern eingestellt wurde. Seither gehört der Kühkopf wieder der Natur. Spaziergänger sind nur in bestimmten, ausgeschilderten Bereichen zugelassen, um seltene Wasservögel und vor allem deren Brutplätze nicht zu stören.

Seit rund 13 Jahren ist die Einrichtung eines Informationszentrums in Sachen Naturschutz auf dem Kühkopf im Gespräch. Alle Planungen, auch jetzt für das Verwalterhaus, müssen mit dem Status Europa-Reservat verträglich sein, damit der Titel nicht erneut entzogen wird. cas

"In fünf Tagen um die Welt" Zum Ferienausklang: Biebesheimer Kinderwoche startet am Montag

BIEBESHEIM. Zum Ferienausklang bietet die Gemeinde wieder die "Biebesheimer Kinderwoche". Mitmachen werden vom Montag, 27. Juli, bis Freitag, 31. Juli, 100 Jungen und Mädchen von sechs bis zwölf Jahren. Zum nunmehr 14. Mal wird dieses bunte Programm mit vielen Aktivitäten durchgeführt.

Motto ist diesmal: "In fünf Tagen um die Welt". Dazu werden verschiedene Neigungsgruppen mit Malen und Schminken angeboten, können Schmuck und Masken hergestellt oder Tänze gelernt werden. Auch Hüttenbau ist vorgesehen. Thematisch im Hintergrund steht nach Auskunft der Veranstalter auch der 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas.

Am Dienstag, 28. Juli, 15 Uhr, wird eine Theateraufführung mit dem Mitspielstück "Knalli + Balli reisen um die Welt" angeboten. Auch das große Luftkissen des Kinderschutzbundes ist mit von der Partie. In der Nacht vom 29. auf 30. Juli gibt es ein Lagerfeuer und eine Nachtwanderung. Am Freitag, 31. Juli, veranstalten die teilnehmenden Kinder einen Umzug durch die Gemeinde, der von und zur Auktionshalle geht. Dort findet ab 14 Uhr ein Abschlußfest statt, zu dem auch Gäste willkommen sind. cas

Aufmerksame Zeugen: Unfallflucht nutzt nichts

KELSTERBACH. Geschnappt wurde ein Autofahrer, der nach einem Unfall im Grenzweg das Weite gesucht hatte. Der zunächst Unbekannte hatte sich vermutlich beim Überholen verschätzt, mußte einem entgegenkommenden Personenwagen ausweichen und rammte deswegen ein am Fahrbahnrand geparktes Fahrzeug. Es entstanden 500 Mark Schaden. Aufgrund von Zeugenaussagen konnte der Flüchtige später ermittelt werden, berichtet die Polizei. cas

HARALD RINGSTORFF, Fraktionschef der oppositionellen SPD im Schweriner Landtag, hat sich der West-Schelte von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident BERNDT SEITE (CDU) angeschlossen. Seite habe mit seiner Kritik an Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) "endlich den notwendigen Mut bewiesen". Schwerins Regierungschef hatte in scharfer Form moniert, daß sich Kohl und die übrige Unionsführung nur selten in den neuen Bundesländern blicken lassen. Ringstorff übersetzte diese Rüge nun auch auf seine Partei. Auch in der Bundes-SPD gebe es "Defizite bei der Wahrnehmung ostdeutscher Probleme". (Vbn)

"Nehmen wir ein Radiergummi und radieren vierzig Jahre weg" Eine Probe auf den "Abrüstungsernstfall": Rumänische Offiziere inspizieren ein Jagdbombergeschwader in Rheinland-Pfalz Von Michael Grabenströer (Sobernheim)

Der rumänische Offizier trägt seine Botschaft auf dem Uniformärmel: "Verification - Confidence - Security" (Überprüfung, Vertrauen, Sicherheit) steht dort geschrieben. Das Wappen-Motto und mehr noch der moderne Camcorder in der Hand weisen den goldbetreßten Rumänen an diesem Sonnentag auf dem Fliegerhorst der Bundesluftwaffe im rheinland-pfälzischen Sobernheim als Mitglied einer jener kleinen Spezialeinheiten aus, die nach Jahrzehnten der Aufrüstung nun die Abrüstung kontrollieren sollen und sich dafür erst das Instrumentarium schaffen müssen. "Auch Frieden ist eine militärische Übung", sagt einer der Begleiter, auch er Abrüstungsexperte in Uniform, von einer der jüngsten militärischen Dienststellen der Bundeswehr überhaupt, dem Zentrum für Verifikationsaufgaben in Geilenkirchen.

Geübt wird quasi im Vorgriff die Einhaltung des "Vertrages über konventionelle Streitkräfte in Europa" (KSE-Vertrag), der noch nicht von allen Unterzeichnerstaaten ratifiziert ist. Die Rumänen-Visite auf dem Stützpunkt des Jagdbombergeschwaders 35 ist eine der im Vertrag vorgesehenen überraschenden Vor-Ort-Kontrollen. "Eigentlich schon eine richtige Inspektion unter realen Bedingungen", meint Abrüstungskontrolloffizier Georg Hupke, die dennoch als "Probeinspektion" gilt und eine jener "vertrauensbildenden Maßnahmen" ist, in der die Gegner von einst voneinander die Abrüstungsregularien abschauen.

Der Besuch auf dem Flugplatz zwischen Nahe und Hunsrück begann mit der Note Nummer 11/1217 des rumänischen Außenministeriums an die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest. Damit kündigte das Inspektorenteam seine Visite an. Geprobt werden sollte eine Verdachtsinspektion. Das heißt: Die rumänischen Abrüstungsexperten gaben ihren Ankunftsflughafen (Köln/Bonn) an, um danach festzulegen, welche militärische Einrichtung sie in welchem Gebiet überprüfen wollten. Der Überraschungseffekt ist einkalkulierter Bestandteil solcher Überprüfungen, die noch nicht ganz unter realistischen Bedingungen ablaufen, obwohl sich Bundeswehr und selbst mitüberprüfte Amerikaner weitgehend den Inspektionskriterien unterwerfen. Zivile Objekte, die nach dem KSE-Vertrag auch kontrolliert werden können, wenn die "Türen breiter als zwei Meter" sind, sind noch von der Neugier der Friedensüberwacher ausgenommen. Die Zwei-Meter-Regel erklären die Spezialisten der Bundeswehr mit der Möglichkeit, schweres Gerät in solchen Hallen verschwinden zu lassen und vor den Zählern von Panzern, Schützenpanzern, Geschützen, Hubschraubern und Flugzeugen zu verbergen.

Eigentlich sind Inspektionen eine unspektakuläre Angelegenheit. Da wird gezählt, was vorhanden ist. Das wird verglichen mit den offiziellen Angaben über Vorhandenes und den jeweils eigenen Erkenntnissen, was vorhanden sein sollte oder könnte. Die Rumänen hatten sich bei der Bundeswehr fürs "Flugzeuge-Zählen" entschieden. Die Türen aller Bunker und Hangars in Sobernheim-Pferdsfeld waren weit geöffnet, der Flugbetrieb wurde kurzfristig unterbrochen. "Bei solchen Inspektionen kann auch verlangt werden, daß keine Starts und Landungen mehr stattfinden", sagte der Commodore des Jagdbombergeschwaders, Willi Scheer.

Doch an diesem Tag, bei der Einübung von vertrauensbildenden Maßnahmen, starteten noch die Jets des Geschwaders. Zwei Phantoms begleiteten eine Mig 29 der früheren Nationalen Volksarmee zurück in den Luftraum der Ex-DDR. Dies sei nicht erforderlich, um die US-amerikanischen Luftabwehrkräfte auf den Militärbasen in Rheinland-Pfalz von Reaktionen auf das "Feindflugzeug" MIG abzuhalten, sondern habe allein technische Gründe, weil die Maschinen noch nicht mit den üblichen automatischen Erkennungssignalen ausgestattet seien, versichert Scheer. Abflug war auch für den "Postflieger" nach Sardinien. Beim überraschenden KSE-Zählappell übten nämlich gerade 15 der Phantom-Maschinen aus Sobernheim in Italien.

Für Alexander Berger, den Stellvertretenden Leiter des Verifikationszentrums der Bundeswehr, ein ganz undramatischer Vorgang. Die Inspektoren hätten die Möglichkeit, alle Abstellhallen für die Flieger einzusehen, sie könnten aus den Unterlagen der vergangenen Wochen die Bewegungen des Verbandes rekonstruieren und sich so ein glaubhaftes Bild darüber machen, ob die Bundeswehr-offiziellen Zahlen über die Stärke des Jagdbombergeschwaders 35 in Sobernheim mit der Wirklichkeit übereinstimmen.

Der rumänische Oberst Nicolai Corduneanu, die Aktentasche mit Unterlagen, Plänen, Karten und Skizzen immer in der Hand, war zufrieden mit den Erkenntnissen. Der Postflieger konnte nach "Inaugenscheinnahme" unbehelligt von den Inspektoren zum nachmittäglichen Original-Espresso nach Sardinien durchstarten. Unterdessen erklärten der Oberst und sein Major Dragan Andrei, den das umgehängte Fernglas als Kontrolleur auswies, wie zufrieden sie mit der Inspektionsübung seien. Das sei schon fast der "Abrüstungsernstfall", so eng halte man sich an die Regeln des noch nicht in Kraft getretenen Vertrages. Man übe eben die Kontrollmuster ein, lerne das "gegnerische" Kartenmaterial zu lesen und räume "technische Mißverständnisse" aus.

Die Verwunderung ist auf beiden Seiten noch groß. Da stehen doch "Ostblock- Militärs" auf einem früher sicherheitsrelevanten bundesdeutschen Militär-Flugfeld, auf dem 23 von 37 Phantoms, die auch atomwaffentauglich sind, der NATO unterstellt sind, und filmen alle Details. Der Einsatz von Videoaufnahmegeräten im jeweils anderen Kontrollgebiet sei eine wesentliche Prestigefrage, räumen Bundeswehrvertreter ein. Mit den Recordern ließe sich eben alles festhalten und nachher auswerten und rekonstruieren. So sorgen Abrüstung und Vertrauensbildung für den beidseitigen Lückenschluß bei fehlenden Detailinformationen über gegnerische Militärsysteme.

Für die Bundeswehroffiziere vom "Abrüstungsüberwachungsamt" bringt die neue Aufgabe überraschende Erkenntnisse in der militärischen Bürokratie. "Wir kriegen zur Zeit alles bewilligt", räumt ein deutscher Begleiter des rumänischen Teams ein und verweist auf sein Funktelefon der jüngsten Generation. Hubschrauber und "Sprachmittler", wie Dolmetscher in der etwas verqueren Amtssprache genannt werden, stehen für Inspektionseinsätze zur Verfügung. Derweil verständigen sich zwei Offiziere auf Englisch über die Jahrzehnte des gemeinsamen Rüstungswahnsinns, die verhindert hätten, daß man so nah beieinandersteht.

"Nehmen wir ein Radiergummi und radieren die vergangenen vierzig Jahre einfach weg", sagt der Rumäne, der schon zu einer neuen blumigen Sprache gefunden hat. Dann kündigt er an, daß er nun auch bei den Amerikanern nachschauen will, was dort an militärischem Material vorhanden ist. Er sagt nicht "verborgen". Das soll auf einer US-Einrichtung geschehen, die im Raum Pirmasens von den Rumänen ausgesucht werden kann. Oberst Corduneanu freut sich sichtlich auf die Visite, einfach darüber, daß man so ohne weiteres, wenn man sich an die KSE-Regeln hält, nach kurzer Voranmeldung selbst bei den Amerikanern nachschauen darf, was an konventionellen Streitkräften vorhanden ist. Ein Recht, das nicht einmal die gewählten Volksvertreter im rheinland-pfälzischen Landtag haben.

Opel als Sponsor bei Fußball-WM in den USA

RÜSSELSHEIM. Die Adam-Opel-AG wird die Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA sponsern. Das Eröffnungsspiel der Kicker findet im Land des American Football und Baseball am 17. Juni 1994 in Chicago statt.

Das Endspiel soll am 17. Juli im Rose-Bowl-Stadion von Pasadena bei Los Angeles über die Bühne gehen und von weltweit etwa einer Million Menschen über den Fernsehschirm verfolgt werden. cas

Wir gratulieren

Frau Olga Kürkcübasi, Bad Vilbel, zum 90. Geburtstag.

Frau Martha Gabor, Bad Vilbel, zum 89. Geburtstag.

Frau Anna Sommer, Klein-Karben, zum 86. Geburtstag.

Herrn Erwin Nöll, Klein-Karben, zum 72. Geburtstag.

Frau Anna Lanz, Groß-Karben, zum 70. Geburtstag.

Naturfreunde wandern eine Woche in Südtirol

MÖRFELDEN-WALLDORF. Nach Pfelders im Passeiertal in Südtirol geht die Fahrt, die die Naturfreunde für die Zeit vom 29. August bis 12. September organisiert haben. Leute, die Zeit und Lust haben, ebenfalls für knapp zwei Wochen die Wanderstiefel zu schnüren, können auch dann mitfahren, wenn sie kein Mitglied bei den Naturfreunden sind. Auskünfte und Anmeldungen bei Georg Görbig, Telefon 0 61 05 / 37 96. wal

Quasimodo vom Liegestuhl aus Friedliche Freiluft-Filmnächte in den Reisinger-Anlagen

WIESBADEN. 22 Grad zeigte das Thermometer am ESWE-Hochhaus in der Rheinstraße noch am späten Samstag abend. Der Tag war warm gewesen, geregnet hatte es nicht. Ideale Voraussetzungen also für die siebten Wiesbadener Filmnächte in den Reisinger-Anlagen am Hauptbahnhof. Und so strömten sie wieder, sich vom häßlichsten Glöckner der Filmgeschichte gruseln zu lassen oder sich dem skurrilen Humor von Minicellis "Branca Leone" hinzugeben. Nur die Open-air-Profis unter den Zuschauern hatten Klapp- oder gar Liegestühle mitgebracht. Der Rest ließ sich zu einem Sit-in auf dem Boden nieder.

Jeweils um die 2000 Zuschauer, schätzt Initiator Uwe Schriefer, fanden am Freitag und am Samstag den Weg in die Anlagen. Sie nahmen Platz auf jungem Rasen, dessen mangelnde Belastungsfähigkeit zunächst die Filmnächte beinahe verhindert hätte. Zur Erinnerung: Im Herbst vergangenen Jahres durften mit Sondererlaubnis des Magistrats der Eß-Zirkus von Nobel-Koch Hans-Peter Wodarz zusammen mit dem Zirkus Roncalli auf dem Grün gastieren; der Rasen wurde dadurch völlig ruiniert und mußte im Frühjahr neu ausgesät werden. Erst zwei Wochen, bevor der "Glöckner von Notre-Dame" auf der Riesenleinwand seine abscheuliche Fratze zeigen sollte, kam das Okay vom Grünflächenamt, daß der Rasen den Belastungen durch die campierenden Filmenthusiasten gewachsen sei.

Doch die Initiatoren mußten noch mit anderen Schwierigkeiten fertig werden: Seit Jahren hatten Anwohner sich immer wieder über den Lärm beklagt. Dem wird jetzt mit einer "dezentralen" Beschallung abgeholfen, die sich nach Angaben der Veranstalter schon bewährt hat: Die Lautstärke wurde insgesamt reduziert, auch die hinten Sitzenden konnten Quasimodo (vor dessen sprichwörtlicher Häßlichkeit sogar der Film schlapp machte und riß) noch gut hören. Weiteres Zugeständnis ist der Verzicht auf Filme am Sonntag - was Kulturamtsleiter Jürgen Zettlitz bedauert, weil es so auch in Wiesbaden am relativ kulturarmen Sonntag kein Freiluft-Filmprogramm gibt.

Im Gegensatz zu dem Geschehen auf der Leinwand ging es im Publikum sehr friedlich zu. Trotz der großen Menschenansammlung und des Alkoholgenusses (es wurden Gruppen gesichtet, die mit Kühlbox und Bierkasten auf die Wiese zogen) kam es nicht zu Auseinandersetzungen. Uwe Schriefer konnte es kaum fassen, wie wenig Müll diesmal auf dem Rasen liegenblieb. Stattdessen wurden die aufgestellten Mülleimer erfreulich häufig benutzt. Auch das erstmals erhobene Pfand für die Plastikbecher scheint sich bewährt zu haben.

Um die Bewässerung der Grünanlagen rund um die Wiese braucht sich das Grünflächenamt in den nächsten Wochen wohl keine Sorgen zu machen: Überall im Dunkeln waren die Rücken von Männern zu sehen und vertraute Geräusche zu hören.

(Wiesbadener Filmnächte in den Reisinger-Anlagen am Hauptbahnhof gibt's bis zum 8. August jeweils freitags und samstags um 22 Uhr). dia

Polizei war schneller: Autoklau geplatzt

BISCHOFSHEIM. Auf frischer Tat ertappte die Polizei in der Nacht zum gestrigen Dienstag zwei junge Männer, 22 und 23 Jahre alt, die gegen halb vier morgens in der Platanenstraße versuchten, ein Auto zu klauen.

Die beiden aus Wiesbaden stammenden Diebe wurden von den Polizeibeamten festgenommen. Die Täter waren von Zeugen beobachtet worden, die dann daraufhin auch die Polizei informierten hatten. wal

Fußball-Turnier der SG Marköbel um den Auto-Schäfer-Cup Die Sodener wollen ihre Neuzugänge vom Balkan präsentieren Auch Landesliga-Süd-Neuling Bayern Alzenau dabei / Für viele Teams ein wichtiger Test vor der Runde / Finale am 2. August

Brisanz auf dem Sportplatz am Ortsmittelpunkt in Hammersbach: Beim Fußballturnier der SG 1945 Marköbel um den Auto-Schäfer-Cup gastiert zur Eröffnung am Montag (17.30 Uhr) mit dem Bezirksoberligisten SG Bruchköbel jene Mannschaft im Sportzentrum, die allein drei Akteure an den klassenniedrigeren Gastgeber abgeben mußte. Ein direktes Aufeinandertreffen ist jedoch erst in den Spielen um Platz drei und eins möglich.

Die SGB trifft übrigens auf den VfR Hainchen. Anschließend soll es zum ersten Höhepunkt kommen: Der Lokalrivale KSV Langenbergheim spielt um 19.15 Uhr gegen die SG Bad Soden/Ahl (Landesliga Nord). Wiederum will Torjäger Bernhard Quanz (31 Saisontreffer) seine Qualitäten zeigen.

Die Sodener wollen ihre Neuzugänge vom Balkan - Mile Milijasevic (SG Egelsbach), Marko Andic (FC Burgau) und Miro Stjebic (FC Rudar/Bosnien) - sowie ihren neuen Spielertrainer Richard Nix präsentieren. Die Gruppe B startet am Montag (27. Juli) mit einem kaum weniger brisanten Treffen: Der ambitionierte SV Calbach spielt gegen den FC Bayern Alzenau (17.30 Uhr). Mit dem aus Hanau stammenden Harald Klösel (früher TSV 1860 Hanau, zuletzt Spvgg. 05 Bad Homburg) sowie Hans-Martin Müller (Frankonia Mechenhard) hielt sich die Zahl der bekannten Zugänge in Grenzen, dafür verließ kein einziger Akteur den Verein aus dem Kahlgrund, der erstmals in seiner Geschichte 92/93 in der hessischen Landesliga Süd spielen wird.

Mit dem 32 Jahre alten Hans-Peter "Bubu" Knecht haben die Alzenauer Bayern jedoch einen Spielertrainer in ihren Reihen, der wegen seiner Schußstärke weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und gefürchtet ist. Mit Torwart Axel Boczek (früher Niedermittlau), Peter King (SV Steinheim), Klaus Reusing (SV Bernbach) und Helmut Appel (SV Altwiedermus) stehen weitere bekannte Akteure in Reihen des Turnierfavoriten.

Am zweiten Tag spielen in der Gruppe B ferner der SV Phönix Düdelsheim und die SG Marköbel. "Es ist für einen Großteil der Mannschaft die letzte Testmöglichkeit vor der Runde", verweist SGM- Vorsitzender Uwe Schluck auf die besondere sportliche Bedeutung dieser bis zum 2. August dauernden Veranstaltung. Und die SGM bietet ihren Fans mit den bisherigen Bruchköbelern Wolfgang Erbe, Andreas Redmann und Marc Wesenberg gleich drei spektakuläre Verpflichtungen.

Die Abmeldungen von Bernd Lämmchen (unbekanntes Ziel) sowie Bodo Franz und Marcus Graeve (beide KSV Langenbergheim) sollten hierdurch mehr als ausgeglichen sein. Geldpreise (5000 Mark), Pokale, Fußbälle und jeweils einen Kasten Bier für die Teams der Ränge fünf bis acht - die Mischung soll es am Ortsmittelpunkt ausmachen.

FUSSBALL-AUTO-SCHÄFER-CUP, SG MARKÖBEL, TERMINKALENDER - Montag, 27. Juli: SG Bruchköbel - VfR Hainchen (17.30 Uhr), KSV Langenbergheim - SG Bad Soden/Ahl (19.15 Uhr), Dienstag, 28. 7.: SV Calbach - FC Bayern Alzenau (17.30 Uhr), SV Phönix Düdelsheim - SG Marköbel (19.15 Uhr), Mittwoch, 29. Juli: Hainchen - Langenbergehim (17.30 Uhr), Bad Soden/Ahl - Bruchköbel (19.15 Uhr), Donnerstag, 30. 7.: Marköbel - Calbach (17.30 Uhr), Alzenau - Düdelsheim (19.15 Uhr), Freitag, 31. Juli: Bruchköbel - Langenbergheim (17.30 Uhr), Hainchen - Bad Soden/Ahl (19.15 Uhr), Samstag, 1. August: Einlagespiel Mädchenmansnschaft JSG Hammersbach (15 Uhr), Düdelsheim - Calbach (16 Uhr), Marköbel - Alzenau (17.45 Uhr), Sonntag, 2. August: Einlagespiel Reserve SG Marköbel (14 Uhr), Spiel um Platz 3 (16 Uhr), Endspiel (18 Uhr).

HANS-DIETER PUTH

Fußball-Testspiele in der Landesliga/Mitte Torwartproblem in Sindlingen Heute in Zeilsheim / Am Samstag Unterliederbacher Turnier

Die Kriterien bei der Festlegung von Vorbereitungsspielen sind höchst unterschiedlicher Natur: Manche Trainer bevorzugen es, mit unterklassigen Gegnern zu beginnen und die Zügel am Ende der Vorbereitung kräftig anzuziehen, andere gehen gleich in die Vollen.

Die Mischung aus beidem hat sich die SG 01 Höchst ausgesucht: Sie bezwang überraschend den neuen Oberligisten FV Bad Vilbel - wie berichtet - mit 1:0 Toren, verlor bei Meister Viktoria Aschaffenburg (2:3) in er letzten Minuten und "fackelte" die Spvgg. Hochheim mit 6:0 Toren ab.

Dem steht ein auf dem Papier spektakulärer, sportlich jedoch wenig bedeutender 14:0-Sieg des Nachbarrivalen VfB Unterliederbach gegen den FV Eschersheim (Bezirksliga Frankfurt) gegenüber. Während die Höchster und Unterliederbacher ihre positiven Ergebnisse nicht überbewerten dürfen, bedeutet das 1:5 der Sindlinger Viktoria beim Stadtrivalen FC Italia Frankfurt keinen Beinbruch. Zum einen haben sich die Italiener wesentlich verstärkt und wollen in der Landesliga Süd eine Führungsrolle übernehmen, zum anderen dürfte es für die Kreisel-Elf in der Landesliga Mitte kaum für eine Spitzenposition reichen.

Vor allem im Angriff klaffen große Lücken beim Schmidt-Aufgebot, und die Frage nach dem Nachfolger von Torwart Berthold Alleweldt ist längst nicht beantwortet. Pech für die Viktoria: Der zusammen mit Ralf Kunz und Thomas Schaidt vom SV 07 Kriftel zur Viktoria gewechselte Michael Fischer fällt nach einer weiteren Bänderverletzung in den nächsten Wochen und Monaten aus. Am heutigen Abend (19 Uhr in Zeilsheim, Hohe Kanzel) gegen die Eintracht-Frankfurt-Amateure, mit der Turnierteilnahme in Unterliederbach (ab 25. Juli) sowie bei der SKV Mörfelden (28.7.) sollen die Vorbereitungen abgeschlossen werden. Der VfB Unterliederbach konnte sich gegen eine desolate Eschersheimer Formation wie im Training austoben. Hochheimer (5), Fischer , Charaf (je 4) sowie Rank turgen sich in die Torschützenliste ein. Zumal der VfB bei weitem nicht in Bestbesetzung antrat. Die Höchster machten durch Peukert (2), Reichert, Crolly, Ludwig und Grabitsch (FE) das halbe Dutzend gegen Hochheim voll. ppa

Zurückgeblättert: Das war's diese Woche

Sind's die Launen des Alters? Geht's um mehr Geld? Oder ist es Rache? Anglern und Hundesportlern in Hochheim gibt eine alte Dame Rätsel auf.

Die Besitzerin diverser Grundstücke in der Mainstadt hat beiden Vereinen die gepachteten Areale gekündigt. Vom Schäferhundeverein verlangt sie ein Vielfaches der bisherigen Pacht, den Anglern hat sie erst gar keinen Grund genannt. Und auch Bürgermeister Schindler ließ sie abblitzen, lehnte einen Grundstückstausch kommentarlos ab.

Alte Damen verdienen Höflichkeit und Respekt. Meistens jedenfalls. kkü

Im Krifteler Kindergartenstreit hat jeder recht. Eltern, die ihre Sprößlinge in möglichst kleinen Gruppen unterbringen wollen. Erzieherinnen, die auf gute Arbeitsbedingungen pochen. Mütter und Väter, die energisch einen Platz für ihre Dreijährigen fordern. Bürgermeister Börs, der gleiches Recht für alle Kinder proklamiert. Selbst die Kirchengemeinden irren nicht, wenn sie bislang nicht entscheiden, weil's keine einvernehmliche Lösung zu geben scheint. So ist das eben, wenn alle recht haben. dis

Recht haben auch alle, die sich darüber beklagen, daß es viel zuwenig Arbeitsplätze für Behinderte im Main- Taunus-Kreis gibt. Nur die Kreisverwaltung hat da ein Lob von der FR eingeheimst.

Dem sei noch eins hinzugefügt, denn die Post hat sich zu Wort gemeldet: Bei der Telekom in Eschborn werden noch Jobs für den "mittleren nichttechnischen Dienst" vergeben, erzählte uns der dortige Behinderten-Vertrauensmann Stephan Schwammel. Bevorzugt werden Versehrte eingestellt, die die Mittlere Reife haben. Und auch ausgebildet, sofern sie nicht älter als 32 Jahre alt sind. Elf Stellen sind noch offen. gre

Über Bildungsurlaub haben wir vergangene Woche berichtet. Und gleich zu Beginn dieser Woche einen erhalten - die gesamte Redaktion, eine Stunde lang. Denn der Techniker, der unseren Fotokopierer wartet, war da.

Kopfschüttelnd hat er sich das Innenleben des Vervielfältigers angeschaut. Und dann die Redaktion zusammengetrommelt. Offenbar haben wir da irgend etwas falsch gemacht.

Der Bildungs-Erfolg läßt sich klar definieren: Wir wissen jetzt, wie's richtig geht. Aber immer noch nicht recht, warum. gre

Warum? Warum müssen wir nur so viele Worte über Flüchtlinge verlieren? Mit einem einzigen "Alles bestens!" wäre es doch eigentlich getan. Aber es ist halt nicht alles bestens - im Gegenteil.

Da wird ein unbescholtener junger Rumäne, der seit zwei Jahren in Neuenhain bei seinen übergesiedelten Verwandten lebte und dort eine Industrieschlosser-Lehre absolvierte, wie ein Verbrecher aus dem Bett geholt und kurzerhand abgeschoben; da wollen es Hofheimer Bürger nicht beim Wortkrieg belassen, wenn sie von ihrem Stadtoberhaupt ein Ansiedlungsverbot für Ausländer fordern; da müssen bosnische Flüchtlingsfamilien den Schutz einer Kirche in Höchst suchen, um nicht auf der Straße zu liegen; da läßt sich Liederbach erst durch ein Ultimatum dazu bewegen, ausreichend Wohnraum für Asylbewerber bereitzustellen - Beispiele für eine Leidensgeschichte ohne Ende.

Eine frohe Kunde dennoch: An der überfüllten HGU in Schwalbach stehen jetzt wieder Zelte für zusätzliche Flüchtlinge. Frohe Kunde? Rappelvollgeschichtet sind sie seit gestern - und 65 Grad hatte es zur Mittagszeit unter den Planen.

Alles bestens? Von wegen! wbt

So, das war's diese Woche. Halt, doch noch nicht ganz: Die Redaktion der Lokal-Rundschau, die ihren Lesern ein wunderschönes Wochenende wünscht, wünscht sich selbst nämlich auch etwas:

Unser vorwiegend verträgliches Team benötigt eine nette Redaktionssekretärin, die halbtagesweise mithilft, den "Laden" in Schwung zu halten und darüber keines der vermeldenswerten Ereignisse zu verpassen. Außerdem suchen wir noch freie Reporter/innen, die genügend Freizeit und Lust haben, das Leben im Main-Taunus-Kreis "live" auszukosten, aber auch das Talent, es lebendig zu beschreiben.

Also: Wie wär's mit uns? Für den Anfang tät's ein Anruf . . . wbt

Einbrecher stahlen Fax und Anrufbeantworter

GROSS-GERAU. Eine Telefax-Gerät und einen Anrufbeantworter ließen Unbekannte mitgehen, die, wie jetzt bekannt wurde, irgendwann am Wochenende in die Büros einer Firma in der Schlesischen Straße eindrangen. Die Einbrecher kletterten über ein Flachdach auf den Balkon, hebelten dort die Tür auf und gelangten durch die Wohnung im Erdgeschoß zu den Büroräumen. wal

UN drohen Irak mit neuem Militärschlag

Verwirrspiel um Pipeline: Umweltgutachten strittig RP prüft: Ist Genehmigung für Nato-Pläne überholt?

MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Auskunft ist militärisch knapp: "Die Voraussetzungen für eine Umweltverträglichkeitsprüfung sind nicht gegeben." Oberstleutnant Wolf-Reinhard Vogt, Presseoffizier im Bundesministerium für Verteidigung, läßt keinen Zweifel: Der Bau der Nato-Pipeline von Ginsheim nach Westerburg (die FR berichtete) soll nicht an bürokratischen Barrieren scheitern. Für die hessische Landesregierung stellt sich die Lage anders dar: "Das ist noch lange keine beschlossene Sache", sagt Constanze Rauert, Sprecherin des Ministeriums für Landesentwicklung. Und auch der Regierungspräsident (RP) in Darmstadt mag die Pläne so nicht schlucken. "Wir neigen dazu, daß eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgelegt werden muß", sagt RP- Sprecher Dieter Ohl.

Verteidigungsministerium und Nato indes halten an ihren Plänen aus den 50er Jahren fest. Bei der Pipeline handelt es sich um ein Projekt des Nato-Infrastrukturprogrammes, des sogenannten Central European Pipeline System (Ceps). In Deutschland ist in den vergangenen 40 Jahren ein Röhren-Netz von mehr als 3000 Kilometer Länge verlegt worden. Und das soll noch um 70 Kilometer durch die Gärten von Flörsheim und Hofheim bis nach Westerburg im Westerwald verlängert werden.

Zwar sei, so das Verteidigungsministerium, das Programm "im Licht der politischen Entwicklung der Ost-West-Beziehung überprüft", sei auch eine "große Anzahl von geplanten Ausbaumaßnahmen gestrichen" worden, auf den Abschnitt Westerburg - Ginsheim könne aber nicht verzichtet werden. Das Stück schlage die Brücke zwischen dem nördlichen und südlichen Teil des Pipelinesystems.

Nutznießer wird der Flughafen Frankfurt sein. Laut Major Joachim Behnken, Pressereferent des Wehrbereichskommandos Mainz, werde der Flughafen vom Tanklager Ginsheim aus via Pipeline mit Kerosin beliefert. Durch den Bau des Terminals Ost fielen Lagerkapazitäten an Ort und Stelle weg; zudem komme in Ginsheim weniger Kraftstoff an, als in Spitzenzeiten vom Flughafen abgepumpt werde. Um die Tanks stets voll zu haben, müsse der Zufluß nach Ginsheim vergrößert werden. Und das gehe nur mit dem Verbindungsstück für die Pipelines in Nord- und Süddeutschland.

Das erste Glied der Kette ist bereits geschlossen: Eine Röhre von Ginsheim bis zum Shell-Tanklager am Flörsheimer Mainufer wurde in den 70ern verlegt. Aus dieser Zeit stammt auch ein Planfeststellungsverfahren. 1977 erteilte das Regierungspräsidium (RP) in Darmstadt der geplanten Trasse von Ginsheim nach Westerburg seine Genehmigung.

Während der erste Abschnitt prompt verlegt wurde, tat sich auf dem zweiten Teil der Strecke wenig. Baubeginn soll nun im nächsten Frühjahr sein. Doch sowohl beim RP als auch in der Landesregierung mehren sich die Zweifel, ob die dereinst erteilte Genehmigung noch gültig ist. Schließlich ist das Planungsrecht in den vergangenen 16 Jahren mehrfach geändert worden.

"Wir haben uns mit dem RP ins Benehmen gesetzt und prüfen, ob der Beschluß noch Bestand hat", schildert Constanze Rauert die Meinungsbildung auf Landesebene. Nach Recht und Gesetz jüngeren Datums müßte das Verteidigungsministerium eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) vorlegen. Zwar ist dieser Aspekt laut RP-Sprecher Dieter Ohl noch nicht abschließend geklärt, doch spreche einiges dafür, daß die Bundeswehr eine UVP nachreichen müsse. Schließlich müßten auch bei der wasserrechtlichen Genehmigung und der gewerberechtlichen Zulassung für die neue Pipeline Umweltaspekte berücksichtigt werden. Beides hat die Wehrbereichsverwaltung in Wiesbaden bereits vor geraumer Zeit beantragt; die Entscheidung darüber steht noch aus.

Klare Stellung bezieht Toni Krieg, Pressesprecher der Wehrbereichsverwaltung. "Es handelt sich um ein genehmigtes Bauvorhaben." Schon deshalb sehe man keine Notwendigkeit für eine UVP. Und wenn der Regierungspräsident auf dem Umweltgutachten besteht? "Dann liefern wir das nach. Auch wir sind an Recht und Gesetz gebunden." Zudem sei die Bundeswehr sehr, sehr sensibel, wenn es um Umweltschutz gehe. "Wir haben da eine Vorreiterrolle."

Der für das Frühjahr 1993 vorgesehene Baubeginn indes gerät auf jeden Fall ins Wanken: Das Verfahren wird sich noch einige Zeit hinziehen. Und auch die Kosten steigen stetig: In den 70er Jahren waren 60 Millionen Mark veranschlagt worden. An den Plänen hält das Verteigungsministerium dennoch fest. Die Bundeswehr werde erst dann Abstand nehmen, so Presseoffizier Vogt, "wenn neue Aspekte und Prioritäten dies erforden".

KLAUS KÜHLEWIND

Geldstrafe für den Präsidenten Klotz wegen fortgesetzter Steuerhinterziehung verurteilt

DARMSTADT. Wegen fortgesetzter Hinterziehung seiner Einkommensteuern in den Jahren 1979 bis 1981 ist der Darmstädter Allgemeinmediziner Helmuth Klotz, seit sechs Jahren Präsident der Landesärztekammer Hessen und seit 1978 Vize-Präsident der Bundesärztekammer, vom Amtsgericht Darmstadt zu einer Geldstrafe von knapp 23 000 Mark (90 Tagessätze zu je 255 Mark) verurteilt worden. Der Angeklagte mußte zur Verhandlung und Urteilsverkündung nicht persönlich erscheinen.

Das Urteilsmaß ist identisch mit einem Vorschlag des Richters vom September 1991, als es zu einem ersten Verhandlungstermin kam, und mit einem Strafbefehl, den die Staatsanwaltschaft im Mai 1991 ausgestellt hatte. Weil der 63jährige Arzt den Bescheid anfocht, war es zur formellen Anklage und zum Prozeß gekommen.

Klotz hatte eingeräumt, Benzinquittungen als Betriebsausgaben für sein Auto abgerechnet zu haben, das seine Tochter privat nutzte. Bei den übrigen Vorwürfen - Zinsen aus einer Festgeldanlage verschwiegen und bar ausgezahlte Aufwandsentschädigungen im Zusammenhang mit seinen Funktionen nicht als Einnahmen deklariert zu haben - wies Klotz die Schuld seinem Steuerberater zu, von dem er sich inzwischen getrennt habe.

Der Mediziner Klotz hatte mehrmals ausgesagt, er habe in seiner Groß-Praxis (4000 Patienten pro Quartal) und wegen seiner Ämter nicht mehr den finanziellen Überblick gehabt und seinem Steuerberater vertraut. Wegen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe hatte Klotz im September 1991 sein Amt als Präsident der hessischen LÄK ruhen lassen, es aber zwei Monate später wieder aufgenommen. Eine Entscheidung, die das Präsidium ausdrücklich "begrüßt" hatte.

Ob der Darmstädter Mediziner, der derzeit noch in Urlaub ist, sich im September in Bad Nauheim während der konstituierenden Sitzung des Kammer-Parlaments zur Wiederwahl stellt, ist ungewiß. Die Ergebnisse der Anfang August beginnenden Koalitionsgespräche seien "schwer abschätzbar", sagte LÄK- Sprecher Michael Popovic auf FR-Anfrage.

Ins Parlament der Standesvertretung ziehen erstmals zehn Fraktionen ein - ein Rekord. Popovic, der erst durch die FR vom Prozeßende erfuhr, hat "keine Hinweise, daß Herr Klotz eine Kandidatur ablehnen wird". feu

Aus Schwesternzimmer Handtaschen gestohlen

KRONBERG. Drei Handtaschen verschwanden Montag mittag aus einem Schwesternzimmer im Oberhöchstadter Altkönigstift.

Angaben der Königsteiner Polizei zufolge wurde ein mutmaßlicher Täter gesichtet, der wie folgt beschrieben wird: 27 bis 30 Jahre alt, 180 Zentimeter groß, dunkle, schulterlange, gelockte Haare, bekleidet mit hellblauen Jeans und schwarzem T-Shirt. Er fährt möglicherweise einen grauen Mazda (älteres Modell) mit Frankfurter Kennzeichen. Hinweise an die Polizeistation Königstein, Tel.0 61 74 - 10 35.

Erst vor kurzem hatte die Polizei Diebstähle aus Spinden in zwei Königsteiner Kliniken gemeldet. mk

Grüne und GBL: Es wird sich wohl nichts ändern Spekulation um Nachrücker: Theoretisch könnte die rot-grüne Mehrheit im Parlament kippen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Der von dem Mörfelder Werner Kunz eingereichte Einspruch gegen die Benennung der drei grünen Nachrückerinnen ins Stadtparlament wird inzwischen auch von grünen Politikern mit ihrem Hauskrach in Verbindung gebracht. Derzeit gibt es bekanntlich zwei grüne Fraktionen: Die Grüne Bürgerliste (GBL) und die Grünen. Dabei legt Andrea Winkler, Nachrückerin und Grünen-Vorstandsmitglied, großen Wert auf die Feststellung, daß Antragsteller Kunz weder Parteimitglied sei noch bisher sonst irgendwie bei den Grünen in Erscheinung getreten sei.

Kunz selbst betonte, er habe sich aufgrund seiner Informationen zum Einspruch verpflichtet gefühlt, sei "nicht der Handlanger von irgend jemand", sondern habe aus eigenem Antrieb gehandelt. Es könne sein, daß sich trotz des Formfehlers nichts ändere, es könne aber auch sein, daß sich angesichts der grünen Situation von den Nein-Sagern doch welche für die Mandatsannahme entscheiden.

Der Hintergrund: Während Andrea Winkler nach dem Rücktritt von Günter Meinke sowieso als nächste Nachrückerin ins Parlament einzieht, kamen Ursula Kuppert und Marie Krupp - die gemeinsam mit Winkler die Grünen-Fraktion bilden - nur deshalb zum Zuge, weil die vor ihnen plazierten fünf Kandidaten mündlich ihren Verzicht erklärten, wie die von Hauptamtsleiter Reinhold Jakob angelegten Aktennotizen belegen. Die im Kommunalwahlgesetz vorgeschriebenen schriftlichen Erklärungen, die Antragsteller Kunz als fehlend moniert hatte, sollen jetzt nachgefordert werden.

Genau hier entspringt die Quelle der Spekulationen: Sollten zwei der Kandidaten, die bisher verzichteten, nun doch ihre Mandate antreten, wären Kuppert und Krupp raus. Ergo bestünde die Grünen- Fraktion nur noch aus Andrea Winkler. Das hätte zur Folge, daß der rot-grünen Koalition ohne die Grüne Bürgerliste (GBL) im Parlament eine Stimme zur Mehrheit fehlen würde. Nach dem grünen Streit ist die Grünen-Fraktion der Koalitionspartner der SPD, während die Sozialdemokraten mit der GBL-Fraktion nur Gespräche führen wollen.

Möglich ist diese Entwicklung. Dieter Schlemp, Direktor beim Hessischen Städtetag, erklärte, daß ein mündlicher Verzicht nicht mehr bindend sei, wenn eine schriftliche Erklärung nachgefordert werde, der Betroffene mithin seine Entscheidung noch einmal ändern kann. Allerdings, so sagt Schlemp, seien ihm derartige Fälle bisher noch nicht untergekommen.

Daß die Premiere in Mörfelden-Walldorf stattfindet, schließt Andrea Winkler aus. Der Grünen-Vorstand habe sich im Vorfeld des Benennungsverfahrens ja auch eingeschaltet und "mit jedem einzelnen gesprochen". Alle hätten abgelehnt, "ich habe nicht den Eindruck, daß sich da noch einer umentscheiden wird", meint Winkler, die eine Kampagne gegen den Ortsverband wähnt, denn der Eindruck, daß nun ein anderer nachrücken will, solle offenbar geweckt werden.

Die GBL-Fraktion hält derartige Überlegungen für blanke Spekulation. "Das könnte zwar so aussehen - aber von unserer Seite ist da nichts gedreht worden", sagt ihr Fraktionschef Matthias Steidl und fügt an, daß die Sache mit dem Benennungsprozedere in der GBL ohnehin bekannt war. Nur war man der Meinung, daß ein Einspruch nichts bringen würde, denn der Konflikt sei ja trotzdem da. Für ihn sei der Fall seit dem 30. Juni, dem Tag der Rücktritte von Günter Meinke, Norbert Schwappacher und Harald Weimar, gelaufen.

Zwar habe die GBL bis dahin in Gesprächen versucht, potentielle Nachrükker zum Parlamentseinzug zu bewegen, doch "meines Wissens haben alle vor Frau Kuppert und Frau Krupp plazierten Leute verzichtet", sagt Steidl. Ob es zu Sinneswandlungen gekommen sei, wisse er nicht. "Ich bin skeptisch, daß sich da noch was ändert." wal

Gärtner müssen täglich sprengen / Gewitter und Regen freuen die Stadtwerke-Experten Noch ist das Wasser nicht knapp Ferien senken Verbrauch

Mit steigenden Hitzegraden wird Wasser wieder ein vordringliches Thema. Schon im August soll eine neue, vom Regierungspräsidium erarbeitete "Gefahrenabwehrverordnung" (nach Veröffentlichung im Staatsanzeiger) in Kraft treten. Danach könnte der "Wassernotstand" ausgerufen werden, und zwar "flächendeckend", also auch für die kleinen Landgemeinden.

Stadtwerke-Chef Jürgen Wann und sein Betriebsleiter Wolfram Rißland dazu: "Natürlich solidarisieren wir uns mit solchen Plänen. Doch hatten wir seit eh und je die Möglichkeit, in der Stadt Frankfurt selbst und auch für die uns als Wasserabnehmer angeschlossenen rund 20 Umlandgemeinden den Wassernotstand auszurufen." Zum Wassersparen habe man schon öfter aufgerufen, direkte Verbote aber gab es noch nicht. Überhaupt gebe es keinen Anlaß zu Panik. "Im Gegenteil", sagt Rißland. "Wir haben die Beobachtung gemacht, daß der Wasserverbrauch in den letzten Wochen eher absinkt." Das hängt natürlich auch mit den Ferien zusammen, die übernächste Woche zu Ende gehen.

Der bisher höchste Wasserverbrauch in Frankfurt wurde im Mai verzeichnet. Im Juni waren es 2,7 Prozent weniger als im gleichen Monat letzten Jahres, nämlich 5,3 Millionen Kubikmeter zu 5,4 Millionen. Die Zahlen können aber nach Ferienende ansteigen, und zwar um etwa 30 000 Kubikmeter pro Tag. Am 21. Mai liefen in der Stadt 261 000 Kubikmeter aus Hähnen, Gartenschläuchen oder Industrie-Zapfstellen: der Rekord in diesem Jahr.

"Regen und Gewitter bringen uns viel", sagt Rißland dazu. Dann werde auch nicht mehr übermäßig geduscht, brauche man nicht den Zierrasen zu sprengen. Rasensprengen und Autowaschen sind zuerst eventuellen Einschränkungen und Verboten unterworfen.

Wenn im übrigen endlich die leidigen Diskussionen mit all den Gutachten der Fachleute um das Für und Wider einer zweiten Anlage zur Versickerung aufbereiteten Rheinwassers im hessischen Ried beendet seien, so sagt auch Rißland, sei das nur von Nutzen. Denn sowohl im Ried wie im Vogelsberg, den Haupt-Wasserspendern für Frankfurt und die Taunusgemeinden, sind die Grundwasserspiegel beträchtlich abgesunken.

"Dabei haben wir die vollen Leistungen aus dem Ried noch längst nicht abgerufen. Auch aus dem Vogelsberg haben wir 13 Prozent eingespart", betont Rißland.

Worüber man sich im Ried den Kopf zerbricht, nämlich die Versickerung des Rheinwassers, für die sich jetzt auch Umweltminister Fischer ausgesprochen hat, werde im übrigen ja in Frankfurt schon seit 1959 mit Mainwasser vorexerziert. "Rund 20 000 bis 25 000 Kubikmeter versickern täglich in unseren Stadtwald", sagt Rißland.

Er hat im übrigen einige Vorbehalte gegen das totale Sperren von Leitungen. "Danach wird das Wasser beim Anfahren trüb und es wird um so mehr weggeschüttet."". Auch, wenn man mit Verboten droht, komme es immer wieder zu Bevorratungen: "Die Leute lassen Wannen und Töpfe vollaufen - und wenn am nächsten Tag doch Wasser fließt, lassen sie es einfach ab", ist Rißlands Erfahrung.

Hohen Wasserverbrauch haben seit Tagen natürlich Gartenbauer und Landwirte. Die Oberräder Gemüsegärtner beispielsweise, die ja soeben wieder Salat und andere Gemüsesorten nachgepflanzt haben und die auf einem Acker im Jahr mehrere Ernten einbringen, also auch konzentriert bewässern müssen, versorgen sich vorwiegend aus eigenen Brunnen, aber auch mit "Stadtwasser". Dies vor allem im unteren Bereich des "Bärengartens", wo der neue S-Bahn-Tunnel zu beträchtlicher Grundwassersenkung geführt hat. Dort kommt keiner mehr ohne "Fremdwasser" aus.

Im Vordertaunus sind sogar die von Gemüsebauern selbst gebohrten Brunnen seitens der oberen Wasserbehörde kontingentiert. Und diese Kontingente sind meist zu gering veranschlagt, wie zu hören war. Anträge auf Mengenerhöhungen seien vom Regierungspräsidium "seit Jahren nicht gehört worden", sagte einer der Betroffenen. -vau

Fabeltiere überleben den Stadtbad-Abbruch Jugendstil-Plastiken in Neubaufassade integriert Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke OFFENBACH. Die beiden Fabelwesen über dem Portal, halb Mensch und halb Seepferdchen, werden den Untergang des alten Stadtbads überleben. Wenn das Gebäude an der Herrnstraße im Oktober abgebrochen wird, soll der Jugendstil-Eingang vorsichtig abgetragen und später in den Neubau eines modernen Wohn- und Bürokomplexes integriert werden, der an dieser Stelle entsteht. Das über 100 Jahre alte Stadtbad zählt zu den Gebäuden, die im Stadtzentrum zwischen Berliner Straße und Kirchgasse einem 130-Millionen-Projekt weichen müssen. Zu beiden Seiten der Herrnstraße entsteht im Auftrag der Münchner Schörghuber-Gruppe ein Komplex mit Hotel (unter Einbeziehung des denkmalgeschützten Parkbads) mit 300 Betten und Tiefgarage, Kongreßzentrum (Büsing-Palais), Büro- und Wohngebäude.

Dieser Bau in postmodernem Stil entsteht da, wo sich jetzt noch die Turnhalle der Rudolf-Koch-Schule und das Stadtbad erheben. Anfang Oktober kommen die Räumbagger, 1994 soll der Riesenkomplex fertig sein.

Das Herzstück der Offenbacher Innenstadt bekommt damit ein neues Gesicht - nicht unbedingt zur Freude aller Bürgerinnen und Bürger. Da war nicht nur von "Ausverkauf" und allzu geringer Einflußnahme der Stadt auf das künftige Aussehen der City die Rede - da klagten Besucher/innen der beiden Bäder auch darüber, daß mit deren Schließung die vielzitierte Lebensqualität reduziert wird. In absehbarer Zeit gibt es nämlich keinen Ersatz für die Hallenbäder.

Die Diskussionen sind beendet, die Entscheidung gefallen. Da bleibt dem Denkmalschutz nur noch übrig, zu retten, was zu retten ist. Der Bauherr mußte eine Reihe von Auflagen akzeptieren: Die aus den fünfziger Jahren stammende Glasarchitektur des Parkbades wird erhalten und in ein Hotel-Foyer umgewandelt. Vom Stadtbad wird auf alle Fälle das mit Jugendstil-Plastiken geschmückte große Portal an der Herrnstraße ausgebaut und in die neue Fassade integriert.

Der Offenbacher Denkmalschützer Helmut Reinhardt wird darauf achten, daß beim Abbruch des Gebäudes rund um den Eingang vorsichtig gearbeitet wird und die Portalteile geschützt gelagert werden. Noch ungeklärt ist, ob auch die kleinen Seitentüren erhalten bleiben.

Dafür plädiert nun energisch die Darmstädter Kunsthistorikerin Christina Uslular-Thiele, die in den vergangenen Jahren zur Expertin für Offenbacher Jugendstil geworden ist. Sie lobt die Einfassungen der Stadtbad-Tore als "besonders qualitätvoll" und "durchaus vergleichbar mit dem Darmstädter Jugendstil". Der gilt ja bekanntlich als ein Höhepunkt dieses Kunst- und Baustils.

Die vielgelobten Plastiken sind ein Werk des Bildhauers Karl Stock, der Anfang des 20. Jahrhunderts als einer der modernsten und besten Künstler im Rhein-Main-Gebiet galt. Er arbeitete unter anderem für Hugo Eberhardt, den Architekten und Leiter der Technischen Lehranstalten in Offenbach. Von Stock stammt beispielsweise der Plastikschmuck am Krumm-Mausoleum auf dem Alten Friedhof.

Den Auftrag fürs Stadtbad hatte Stock nach Meinung der Kunsthistorikerin wohl von dem Offenbacher Architekten Fritz Bossert bekommen. Bossert baute nach einem Architektenwettbewerb - dem ersten der Stadt - 1909 / 10 das damals 25 Jahre alte Bad um und erweiterte es beträchtlich.

Bossert und Stock orientierten sich laut Uslular-Thiele stark am Darmstädter Vorbild, einem kurz zuvor errichteten Bad. Die Plastiken, die den Abriß überleben sollen, gefallen der Kunsthistorikerin "mindestens so gut wie die in Darmstadt". Und den Schmuck der kleinen Türen nennt sie "einfach, aber schön und künstlerisch durchgearbeitet". Deshalb plädiert sie auch für seine Erhaltung.

Rückgriff auf "altmodische" Baumwoll-Windeln hilft auch, Müllberge abzubauen In Frankfurt wurde jetzt ein Dachverband für Windelsevice gegründet / Umweltbewußte Eltern nutzen dieses Angebot gern

Rund drei Prozent des Hausmülls nimmt sie für sich in Anspruch: die "Wegwerf"-Babywindel. Durchschnittlich fünf Windeln verbraucht ein Kleinkind im Alter bis zu drei Jahren täglich. In einer Großstadt wie Frankfurt, in der mehr als 23 000 "Wickel-Kinder" leben, wandern etwa 115 000 Papierwindeln Tag für Tag in die Mülltonnen. Zwar sind die heutigen Einmal-Windeln auf dem bundesdeutschen Markt weitgehend frei von optischen Aufhellern und Duftstoffen, aber die verwendeten Plastikfolien - ein Erdölprodukt - vermehren die Müllberge immens, da sie kaum verrotten.

Da schlägt zunehmend bei umweltbewußten Eltern das Öko-Gewissen Alarm. Spediteur Hans-Joachim Fröhlich macht sich seit nunmehr zwei Jahren diesen Trend zunutze: Im Mai dieses Jahres eröffnete er in Frankfurt einen Windel-Service. Rund 70 Kunden, darunter auch aus Bad Homburg und Darmstadt, beliefert er seitdem mit wiederverwendbaren Baumwollwindeln und Überzieh-Höschen. "Die meisten Kunden habe ich in den ländlichen Gebieten", sagt Fröhlich.

Im Stadtgebiet sieht es da eher mager aus: Nur 20 Familien nutzen den Windel- Dienst. "In der Stadt müssen die Leute halt nur wenige Meter bis zum Supermarkt gehen", sucht der 34Jährige nach Gründen, "da ist es bequem, dort die Einweg-Windeln zu kaufen." Außerdem koste das Paket Baumwollwindeln schon etwas mehr: 20 Stück 14,95 Mark.

Immer montags besucht der gelernte Kfz-Mechaniker mit seinem vollgepackten VW-Bus die Frankfurter Kunden. "Guten Tag, hier ist der Windel-Expreß", meldet er sich bei einer jungen Mutter über die Sprechanlage an. Das System ist denkbar einfach: schmutzige Windeln im Austausch gegen frisch gewaschene.

Doch Frau B. aus Sachsenhausen hat heute Sonderwünsche. Ihrer kleinen Tochter passen die Windeln nicht mehr: "Ich brauche jetzt die Jumbo-Größe." Kein Problem. Fünf Windelgrößen kann Fröhlich anbieten. Für besondere Fälle hat er auch noch eine selbstentwickelte Zwischengröße auf Lager - die Vorstufe zur "Jumbo-Größe".

Das Ehepaar Grün besucht der Windelexperte heute zum ersten Mal. Dessen Baby kommt zwar erst in zwei bis drei Tagen zur Welt, aber über die Windeln haben sich die beiden schon lange vorher Gedanken gemacht. Da wurden Öko- Test-Hefte gewälzt und das Für und Wider gegeneinander abgewogen. Der werdende Vater zeigt sich auch jetzt eher skeptisch: "Wird auch umweltschonend gewaschen?" Einige Windeldienste seien ja in der letzten Zeit in Verruf geraten.

"Wir waschen nach den Richtlinien des Bundesseuchengesetzes", erläutert Hans- Joachim Fröhlich. Das Waschmittel müsse zum einen den richtigen Desinfektionsgrad haben, zum anderen aber auch umweltverträglich sein.

Der Windel-Unternehmer, der sich inzwischen auch dem kürzlich in Frankfurt gegründeten Dachverband der Windelwasch-Dienste angeschlossen hat, reinigt die Windeln nicht selbst. Er bringt sie zu einer Wäscherei nach Gießen, die sich auf solche Reinigung spezialisiert hat.

Wolfgang Grün hat sich überzeugen lassen. Fröhlich demonstriert dem Ehepaar nun die spezielle "Falttechnik" auf dem Küchentisch. Und wie man das Höschen (ein Gemisch aus Baumwolle und Kunstfasern) einlegt.

Ganz so lange wie eine wasserundurchlässige Einweg-Windel hält die Baumwollwindel allerdings nicht vor. Sie muß öfters gewechselt werden. Ein Mehraufwand, den die Eltern gerne in Kauf nehmen. "Das Baby verträgt die Baumwolle auf der Haut besser", begründen viele ihre Entscheidung für die Alternativ-Windel. Bislang gibt es keine Untersuchungen darüber, wie Kinderhaut langfristig auf Einmal-Windeln reagiert. ki

Bosse weist den richtigen Weg nach Moskau Von den Schwierigkeiten, aktuelle Landkarten für Osteuropa und den Balkan zu drucken

OFFENBACH. Wie schreibt man den Namen der Offenbacher Partnerstadt richtig: Orjol, Oriol, Orel, Or'ol? Rüdiger Bosse hat sich für Or'ol entschieden. Und Tschernobyl schreibt er so: Cernobyl' mit einem kleinen v über dem C. Dem früheren CDU- und jetzigen FWG-Stadtverordneten macht der politische Umbruch im Ostblock und auf dem Balkan schwer zu schaffen. Er ist Geschäftsführer und Mitinhaber der "Ravenstein Verlag GmbH", Bad Soden. Der Landkarten-Verlag gehört zu den fünf Großen der Branche in der Bundesrepublik.

Ins Schwitzen und Grübeln gerät der Offenbacher nicht nur, weil sich die Nachfrage nach aktuellen Straßen- und Landkarten nach dem Durchrosten des Eisenern Vorhanges und der neuen offenen Grenzen nahezu verzehnfacht hat, sondern weil sich die politischen Grenzen der neuen "souveränen Staaten" fast täglich verändern.

Da ist Fingerspitzengefühl gefordert, historische und politische Besonderheiten und Animositäten müssen beachtet werden, um den frisch erwachten nationalen Stolz der neuen "souveränen Staaten" nicht zu verletzen. Früher beispielsweise ließen die Polen keine Landkarte ins Land, auf denen die deutschen Namen der "polnischen Städte" verzeichnet waren, oder auf denen so Peinlichkeiten standen wie "frühere deutsche Ostgebiete, von Polen verwaltet".

"Zum Glück haben wir noch keine Auflage einstampfen müssen", sagt Bosse.

Seit einigen Monaten aktualisiert der 1830 gegründete Verlag seine mitteleuropäischen und osteuropäischen Karten. Und da blickt der Kommunalpolitiker Bosse ganz besonders intensiv nach Osten und verfolgt die Nachrichten. Analyse und auch ein bißchen Prophetie sind erforderlich, damit neue Karten nicht zu Makulatur werden. So gelang es ihm, in allerletzter Minute vor Drucklegung seiner neuen Karte "Osteuropa - westliches Rußland, Ukraine, Weißrußland, Baltische Staaten" aus dem revolutionären Leningrad noch schnell das historische "Sankt Petersburg" zu machen.

Zur Zeit ist eine neue Karte über die Tschechoslowakei in Arbeit. Sie könnte in Druck gehen. Große Frage bei Kartendrucker Bosse: Teilt sich das Land nun in zwei souveräne Staaten Tschechei und Slowakei, bilden sie eine Konföderation? Bosse überlegt: "Das Beste ist wohl, wenn wir die bisherige Regionalgrenze in der Karte mit grüner Farbe etwas dicker betonen." So verfuhr er auch bei der neuen "Rußland-Karte", weil nicht abzusehen ist, welche Republiken der ehemaligen Sowjetunion nun zur "GUS" gehören und welche nicht, und welche sich noch als "souveräne Staaten" abspalten werden.

Rüdiger Bosse blickt ziemlich ratlos auf den Balkan. Aktuelle Karten von Albanien, Rumänien und Bulgarien liegen bei ihm druckfrisch auf dem Tisch, aber zur Zeit kann niemand übersehen, wo die Grenzen zwischen Serbien, Bosnien, dem Kosovo und vor allem Mazedonien sein werden. Bei einem Kurzurlaub in Athen gewann er den Eindruck, daß es noch viel Streit zwischen Griechenland, "Jugoslawien", Rumänien und der Türkei um das Stammland Alexander des Großen geben wird.

Kartographen und Geographen arbeiten international zusammen und tauschen ihre Unterlagen aus. Wichtige Ansprechpartner für Bosse sind die Botschaften und Konsulate sowohl im Inland wie im Ausland. Sie helfen, problematische historische, politische Schreibweisen und Grenzziehungen zu klären, geben Informationen über neuen Straßen- und Städtebau-Pläne.

Bosse arbeitet seit Anfang der 70er Jahre, seit der neuen Ostpolitik Willy Brandts, eng mit seinen Moskauer Kollegen von der staatlichen "Sojus Karta" und mit seinen ungarischen Kollegen "Cartographie Budapest" zusammen. Die Grundlagen für seine neuen "Osteuropa- Karten" stammen hauptsächlich aus Budapest. Auch Kontakte zum VEB-Touristverlag in der DDR hatte Bosse geknüpft: "Deren Kartographen verzerrten ihre Straßen- und Landkarten bewußt - aus Sorge, sie könnten von kapitalistischen Aggressoren für militärische Zwecke verwendet werden. Wo die Kaserne stand, haben sie die Kirche eingezeichnet, damit die Kirche und nicht die Kaserne getroffen wird." lz

Tennis-Senioren-Cup in Schwalbach Teilnehmer sorgten selbst für Konkurrenz

"Wahrscheinlich ist Petrus ein Senior", flachste Klaus Clever von der Taunussparkasse. Darüber hinaus mußte er aber auch dem "weißen Sport" wenigstens ein bißchen zugetan sein, denn daß "Petrus" schließlich doch ein Einsehen hatte und den Regen wenigstens vorübergehend einstellte, rettete schließlich die Endspiele um den "Senioren-Cup" auf der Anlage am Erlenborn im Tennisclub Schwalbach. So konnte mit dem sich aufklarenden Himmel die "Krisensitzung" in letzter Minute abgeblasen werden und der "Endspieltag" planmäßig seinen Lauf nehmen. Mit insgesamt 66 Teilnehmern und Teilnehmerinnen im Alter von 50 bis 71 Jahren befand sich der Wettkampf im dritten Austragungsjahr sogar auf Rekordkurs. Eine Tatsache, die natürlich die Ausrichter, den TC Schwalbach und die Taunussparkasse, besonders freut, nachdem die Wettkämpfe von 1990, dem eigentlichen zweiten Jahr, mangels Teilnehmer kurzerhand abgesagt worden waren. "Damals", erinnert sich Clever, "haben wir den wenigen Aktiven sagen müssen: Wenn ihr Interesse an den Spielen habt, dann sorgt auch dafür, daß mehr Teilnehmer kommen!" Im Vergleich zu anderen Vereinen, bei denen ähnliche Veranstaltungen laut Clever auch weiterhin aus Teilnehmermangel platzen, scheinen die Schwalbacher ihren "Senioren-Cup" nun gesichert zu haben. Ein anderer Ausgang hätte Ideengeber Clever bitter enttäuscht.

Ihm war es 1988 schließlich in den Sinn gekommen, daß neben der intensiven Jugendarbeit der Vereine und dem Breitensport auch ein attraktives Programm für Senioren gestaltet werden könnte. Die mehr als hundert Zuschauer, die sich zu den Endspielen in Schwalbach eingefunden hatten, bekamen schließlich Tennis der besonderen Art zu sehen. Durchweg spannende und faire Spiele sorgten für freundschaftliche Stimmung auf dem Spielfeld und für gute Stimmung unter den Zuschauern. Ganz im Zeichen der "Erfahrung und dem Ehrgeiz mehrerer Jahrzehnte" ließen hervorragende Ballwechsel auch lange Spiele nicht langweilig werden. Und so manchen Lacher konnten sich jene einheimsen, die sich aus Jux ganz nach "Centre-Court-Profimanier" mit den eigenen Leistungen und denen des Gegners auseinandersetzten.

Für gute Stimmung mußte also gar nicht erst gesorgt werden, und so kam es dann auch, daß fast alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen des "Senioren-Cups" noch bei der Pokalverleihung in der Tennisgaststätte anwesend waren. Der begehrte Wanderpokal blieb in der Seniorinnen-Altersklasse ab 50 Jahren bei Elsbeth Scheja. Erneut verteidigte sie ihn erfolgreich gegen Ingrid Simon. Ihr hatte sie bereits im vergangenen Jahr im Endspiel gegenübergestanden. In der Klasse der über 55jährigen Spielerinnen verdrängte Carolin Berkmann die Vorjahressiegerin Waltraud Hauck in zwei Sätzen mit 6:1 und 6:3 von Platz eins. Sieger bei den Herren in der Klasse 55 Jahre und älter wurde zum zweiten Mal Uwe Schulte, der seinen Titel mit 6:3 und 7:5 erfolgreich gegen Ingo Ziemer verteidigte. Zum dritten Mal in Folge gewann Helmut Müller in der Klasse der über 60jährigen. Sein Gegener Kurt Geis unterlag ihm mit 6:3 und 6:1 und machte es so erstmals möglich, daß ein Pokal in den Besitz eines Siegers überging.

Obwohl sich die Teilnehmer aus dem Main-Taunus- und auch dem Hochtaunuskreis rekrutierten, war der Main-Taunus-Kreis auch in diesem Turnier wieder wesentlich stärker vertreten. Bester Beweis dafür: Alle Pokale sind im Main- Taunus-Kreis geblieben. Clever sieht den Grund darin, daß der "Senioren-Cup" seinen Ursprung hier hatte und erst im letzten Jahr den Hochtaunuskreis mit eingeschlossen hat. Bleibt also fürs nächste zu wünschen, die "Hochtaunus-Senioren" mobil machen und deutlich zeigen, daß sie auch ganz vorn dabei sein können. pan

Stadtbibliothek verschafft sich etwas Luft Zeit der Provisorien ist vorbei: Neue Verwaltungsräume unterm Dach

HANAU. Großartig geklagt hatten die Mitarbeiterinnen der Stadtbibliothek am Schloßplatz nie, trotz der beengten Situation in ihren Verwaltungsräumen. Und obwohl sie täglich mehrmals vom gegenüberliegenden Gebäude, in dem sich auch das Studienseminar befindet, über den Hof in die Bücherei marschieren mußten - oft mit den für die Ausleihe zu bearbeiteten Büchern unterm Arm, bei Wind und Wetter. "Wegen des ständigen Wechsels vom Warmen ins Kalte hatten wir im Winter oft Schnupfen", sagt die Chefin der Bibliothek, mit einem Bestand von immerhin rund 89 000 Titeln.

Die Zeit der Provisorien ist jetzt vorbei: Gemeinsam mit ihren zehn Kolleginnen bezog Angelika Henschel jetzt die neuen Verwaltungsräume auf dem Dachboden des ehemaligen Rentamts des Stadtschlosses.

Auch dem Besucher fällt auf, daß die Handwerker in dem Haus zu Gange waren: Foyer und Treppenhaus erhielten einen neuen, fliederfarbenen Anstrich. Und die Holztreppe erzählt auch nicht mehr von Tausenden von Bildungs- und Unterhaltungshungrigen, die hier jährlich ein- und ausgehen.

Der neue helle Verwaltungstrakt mit den kleinen schnuckeligen Zimmerchen mit Dachschrägen bleibt dagegen den Angestellten vorbehalten. Jährlich rund 4000 neue Bücher werden die Frauen dort künftig bearbeiten, bevor der Lesestoff der Öffentlichkeit zugänglich ist. Vergrößern möchte Henschel außerdem das Angebot an Klassik-Compact-Discs und Literaturkassetten, die nicht nur bei augenschwachen Klienten auf großes Interesse stoßen. Lästige Hausarbeiten, wie etwa Bügeln, lassen sich mit den Texten ebenfalls versüßen, berichtet die Leiterin der Stadtbücherei.

Im Zuge der personellen Aufstockung des Kulturamts mußten sie und ihre Kolleginnen ihre Büros im Kulturamt räumen. Rund vier Jahre saßen sie sich in dem Provisorium unter dem Studienseminar "fast auf dem Schoß". Weil die Einrichtung des Landes aus allen Nähten platzt, kündigte Wiesbaden diese Räume, so daß auch noch ein Ersatzstandort für das Stadtarchiv gefunden werden muß. Damit die fünf Bibliothekarinnen und fünf technischen Mitarbeiterinnen nicht auf der Straße landen, entschied sich die Stadt für eine Renovierung des Dachbodens, der nach Angaben Henschels bislang als "Rumpelkammer" diente.

Auf 300 000 Mark beziffert Kulturdezernent Klaus Remer die Höhe der Kosten für den Umbau zu einem Verwaltungstrakt mit neun neuen Räumen plus Küche. Leitungen und Fußböden wurden verlegt, neue Fenster eingebaut. All dies geschah mit Rücksicht auf den Denkmalschutz, wie Kulturamtsleiter Günter Rauch betont.

Räumliche Knappheit bestehe nunmehr vor allem in der Landeskundlichen Abteilung "Hanau-Hessen. Als Präsenzbücherei sortiert sie kein einziges Werk aus. Remer liebäugelt deshalb mit einer sogenannten Kompaktus-Anlage mit platzsparenden, verschiebbaren Regalen für diese Sondersammlung. Auch meint er, ein Lastenaufzug würde die Arbeit der Bibliotheksangestellten erleichtern. Zumal die Stelle des "Buchbinders", wie der Posten des "Mädchen für alles" in der Bibliothek traditionell heißt, seit längerer Zeit krankheitsbedingt vakant ist. "Wir brauchen auch mal einen Mann, der einen Nagel in die Wand schlagen und Bücher tragen kann", sagt Henschel.

Den Besuch Remers nahm sie aber auch zum Anlaß, den Dezernenten daran zu erinnern, daß die Bücherei 1995 ihr 150jähriges Bestehen feiert. Seitdem die im Krieg ausgebombte und kurzfristig in Schloß Philippsruhe untergebrachte Einrichtung 1952 an den Schloßplatz umzog, sei "nichts gemacht" worden. Die Stadt möchte doch bitte dem Jubiläum Rechnung tragen - zumal die Hanauer Stadtbücherei zu einer der ältesten kommunalen Einrichtungen ihrer Art in Deutschland zähle. jur

Bewohnerin wurde von Einbrechern geweckt

KÖNIGSTEIN. Im Schlafzimmer wurde eine Königsteinerin Zeugin eines Einbruchs in ihrem Haus in der Goethestraße. Später wurde laut Kripo festgestellt, daß ein Fenster an der Gebäuderückseite aufgehebelt war und Einbrecher bereits verschiedene Schränke und Schubladen geöffnet hatten. Sie flüchteten durch die Terassentür. Nach ersten Untersuchungen machten die Eindringlinge keine Beute. mk

Drei Studentinnen aus den Partnerstädten arbeiten in Kelkheimer Unternehmen Sogar schon auf Deutsch geträumt Viel Hilfe aus dem Rathaus Von Anita Strecker KELKHEIM. Städtepartnerschaft. Das läßt an Besuche und Gegenbesuche von Honoratioren und Bürgerdelegationen denken; an gegenseitige Einladungen zu den einschlägigen Stadtfesten; an den Austausch von Urkunden, Nettigkeiten, Wappentellern und kulinarischen Spezialitäten. In Kelkheim jedoch hat die Partnerschaft zur französischen Stadt Saint Fons und dem britischen High Wycombe eine neue Qualität erhalten. Danken können es die Schwesterstädte drei jungen Frauen aus England und Frankreich, die beschlossen, für drei Monate im für sie noch unbekannten Kelkheim zu arbeiten: Nathalie Dupuy aus Saint Fons, Susan Davies und Paula Henderson aus High Wycombe. Fazit nach den ersten Wochen: "Wir können es jedem nur weiterempfehlen." Zufriedenheit auch bei der Stadtverwaltung, die gegenseitige Berufspraktika künftig gern zur Dauereinrichtung werden ließe. Die Idee zum "Arbeitseinsatz" in der deutschen Partnerstadt kam allen Dreien im Grunde durch ihre Ausbildung: Paula und Susan studieren beide Internationales Büromanagement in London und müssen sogar drei Monate lang im Ausland arbeiten. Auch die Betriebswirtschaftsstudentin Nathlie muß Berufspraktika vorweisen: "Da dachte isch, das wärre eine gütte Gelegenheit, um mal ins Ausland su geen", übersetzt sie ihr französisch in flüssiges deutsch.

Gedacht, getan. Die drei Frauen - allesamt 22 Jahre jung - schrieben ihr Begehren ans Kelkheimer Rathaus und stießen prompt auf offene Ohren. "Wir hielten das sofort alle für eine gute Idee." Rathaussprecherin Inge Voigt klopfte gleich bei Kelkheimer Unternehmen an. Mit Erfolg, die ersten sagten sofort zu.

Die Firma Meßtechnik Althen, bei der Paula heute im Büro arbeitet, meldete sich sogar von selbst: "Wir verkaufen viel an englische Firmen", sagt Firmenchefin Althen, "warum da nicht auch mal 'ne Praktikantin aus England aufnehmen - noch dazu von unserer Partnerstadt?" Der Kontakt zur britischen Schwesterstadt gab auch für den Autohändler Seidler den Ausschlag, Susan aufzunehmen: "Nur durch einen echten Austausch macht eine Partnerschaft doch Sinn. Wenn niemand 'was macht, bleibt alles doch nur Theorie." Sparkassenchef Rolf Aust, sah's genauso.

Stadtverwaltung und die drei Chefs überlegten sich sogar mehr, als die drei Praktikantinnen erwarteten: Der Aufenthalt sollte nicht zum unverbindlichen "Quasi-Schüleraustausch" geraten, bei dem die Frauen "so nebenbei" in die Betriebe schnuppern können, ansonsten aber im Schoß der Gastfamilie sitzen. Die drei Frauen sollten ganztags mitarbeiten, Geld verdienen, sich gegen billige Miete in Kelkheim einquartieren und unabhängig sein.

Nicht nur die drei "Temporal-Kelkheimerinnen" sind begeistert, auch ihre Arbeitgeber haben ihre Entscheidung bisher nicht bereut: Auch wenn die Praktikantinnen naturgemäß nur kleinere Aufgaben übernehmen können - die Zusammenarbeit macht Spaß, versichern alle unisono, und von den neuen Erfahrungen im Miteinander profitieren alle.

Über die tägliche Arbeit ist das Leben in Kelkheim auch schnell zum Alltag für die drei geworden. Feierabend-entspannt sitzen sie am Kaffeetisch und lassen sich von der Sonne über Kelkheim bescheinen. Na ja, sagt Nathalie, auf unerwartet Neues brauchten sie sich schließlich nicht einstellen. Die nationalen Unterschiede innerhalb Europas sind nun wahrlich nicht besondersgroß. Susan lacht: "Gewöhnen muß man sich nur an andere Öffnungszeiten der Geschäfte und daß die Deutschen bei zweistelligen Zahlen immer die hintere Ziffer zuerst nennen. Kleinigkeiten, die längst unter "erledigt" vergessen sind. Susan hat sogar schon auf deutsch geträumt.

Heimweh? Sie schütteln den Kopf. Da hat sie bisher keine verspürt. Schließlich gibt es in Deutschland viel zu tun, meint Susan: Sich mit Leuten treffen, mal zum Ausgehen oder Bummeln nach Frankfurt fahren oder Wochenendtrips in die Städte der Republik unternehmen. Daß sie ausgerechnet in einer beschaulichen Kleinstadt gelandet sind, stört sie nicht: "Wir kommen schließlich auch aus kleineren Städten", sagt Nathalie gelassen. Es sei zwar weniger los, dafür hätten sie aber schneller Kontakt gefunden.

Das haben sie vor allem ihren Vermietern zu verdanken. Nathalie lebt in der Wohnung der 23jährigen Christine Cronebach, die gerade eine Verwaltungslehre im Rathaus macht. Paula zog zu Gleichaltrigen in eine Wohngemeinschaft und Susan zu einer alleinstehenden Frau. Alle drei waren sofort in den Freundeskreisen ihrer "Gastleute" integriert.

Schlechte Erfahrungen oder ärgerliche Erlebnisse habe es bisher nicht gegeben. So wie sie es sagen, glaubt man, daß nicht nur die Höflichkeit aus ihnen spricht: "Die Zeit hier ist in jedem Fall eine gute Erfahrung", ist Nathalie überzeugt. Und wenn die drei in einigen Wochen wieder nach Hause fahren, werden sie mit Sicherheit ein Stück weit selbständiger und selbstsicherer sein. Susan nimmt sogar noch eine weitere "entscheidende" Erkenntnis mit nach Hause: "Das deutsche Bier schmeckt wesentlich besser als das der Briten."

Große Nachfrage bei Selbstverteidigungskursen

OBERURSEL. Der großen Nachfrage wegen bietet das Oberurseler Frauenbüro jetzt einen weiteren Selbstverteidigungskurs für Frauen an. Er findet am Samstag und Sonntag, 12. und 13. September, jeweils von 10 bis 17.30 Uhr im Trimmraum des Rathauses statt.

Unterrichtet wird nach einer Methode, die keine Vorkenntnisse und keine sportlichen Höchstleistungen voraussetzt, teilt die Frauenbeauftragte Erika Krumbein mit. Ein Programm, das also auch für untrainierte Frauen geeignet ist. Der Wochenendkurs soll auch ein besonderes Verhaltenstraining einschließen, damit Gefahren bereits im Vorfeld erkannt und womöglich entschärft werden. Auf besondere Probleme der Teilnehmerinnen soll "weitmöglichst" eingegangen werden.

Die Gebühr beläuft sich auf 65 Mark. Anmeldungen: Frauenbüro der Stadt Oberursel, Rathausplatz 1, Tel. 502 - 369. mk

Entengeschnatter als Geräuschpegel Am Nidda-Ufer finden sich Spaziergänger, Radfahrer und auch mancher Angler

FRANKFURT-NORDWEST. Das Wasser der Nidda ist graugrün und fließt träge dahin, in der Mitte tänzelt ein roter Schwimmer auf den Wellen. Die Sonne steht fast senkrecht am Himmel und die Angler vermeiden jede überflüssige Bewegung, sitzen regungslos in den Stühlen und blicken anscheinend gleichgültig auf das Wasser. Dann geht alles blitzschnell: Der rote Schwimmer taucht unter - aufspringen, der Griff mit der Linken zur Angel, die Spule mit der Rechten aufrollen und die Rute schwungvoll nach oben ziehen sind eine Bewegung. Der erfolgreiche Angler strahlt: Ein fetter Karpfen hängt am Haken.

Geübt löst er den glitschigen Fisch vom Haken und packt das zappelnde Tier behutsam in den Setzkescher, den er dann wieder im Fluß versenkt. Diesmal hat der Karpfen Glück gehabt; er endet nicht als Abendschmaus: Denn der Angler mag gar keinen Fisch. "Für mich ist das Angeln nur ein Sport, ich werfe die Fische abends wieder zurück ins Wasser", erzählt er. Manchmal verschenkt er seine Beute auch an Spaziergänger, die gerade vorbeikommen. Und das können gerade an den Sommerwochenenden ziemlich viele sein: Der Nidda-Uferweg ist ein beliebtes Ausflugsziel der Frankfurter.

Ob auf dem Fahrrad oder zu Fuß, allein, zu zweit oder in Gruppen - derzeit herrscht Hochbetrieb entlang der Nidda. Der kleine Fluß, der sich quer durch den Frankfurter Nordwesten schlängelt, hat viele Freunde gefunden, die es genießen, sich an seinen Ufern zu tummeln. Die gut ausgebauten und beschilderten Wege laden ein, dem Lauf der Strömung eine Weile zu folgen. Wer etwa in Heddernheim startet und flußabwärts radelt, kommt zunächst an den Parzellen der Heddernheimer Kleingärtner vorbei. Viele Beerensträucher verlocken immer wieder Spaziergänger, geschwind über den Zaun zu greifen und eine Handvoll Früchte zu stibitzen.

Beliebter Stopp ist auch die Minigolf- Anlage zwischen Heddernheim und Ginnheim. An 18 Bahnen muß die knifflige Aufgabe gelöst werden, den Ball mit einem Schläger in ein kleines Loch zu befördern. Weiter geht's Richtung Praunheim, wo eine der Wehranlagen zu passieren ist - eine gute Möglichkeit, den Fluß zu überqueren.

Die Wehre stauen die Nidda in unterschiedlichen Abständen. An diesen Stellen erhält das gemütliche Flüßchen etwas Gefährliches: Jede Anlage ist mit einem großen Schild - Achtung Wehr! Sogwirkung! Lebensgefahr! - ausgestattet. Tatsächlich hat es an manchen Wehren schon böse Unfälle gegeben, als Kinder bei "Mutproben" von der Brücke ins Wasser sprangen, vom Sog unter Wasser gezogen wurden und ertranken.

Die Wehranlagen muß man übrigens nicht sehen, um sie zu erkennen - man kann sie riechen. An den Stellen, wo der Fluß durch das Aufstauen in kleinen Wasserfällen hinunterrauscht, verbreitet die Nidda ihren typischen Geruch, eine schwer definierbare Mischung aus Flußalgen, Fisch, aufgeschwemmtem Boden und - Dreck, jede Menge Dreck. "Die Nidda ist teilweise eine widerliche Brühe", schimpft Angler Balduin Vogt.

Vor allem an Regentagen würden Bretter, Plastiktüten und leere Flaschen den Fluß heruntergeschwemmt, an manchen Stellen gar komplette Mopeds ins Wasser geworfen. "Manche Leute glauben, der Fluß sei eine Müllkippe", ärgert er sich.

Dabei ist an Mülleimern wirklich kein Mangel: In regelmäßigen Abständen stehen Abfallbehälter am Weg. Und Jugendliche gaben neulich ein Beispiel, als sie auf einer Wiese am Ufer eine Grillparty feierten: sie brachten Müllsäcke mit.

Wer sich dem Trubel entziehen will, der an manchen Stellen des Niddaufers herrscht, wird zwischen Praunheim und Rödelheim fündig - etwa in Höhe des Praunheimer Nachtigallen-Wäldchens, einem ausgewiesenen Vogelschutzgebiet: Dort gibt es noch Plätze, an denen Entengeschnatter die Lautstärke bestimmt. rea

Namen+Notizen

SANDRA DIEHL, 17jährige Schülerin, die seit 13 Jahren in Büdesheim lebt, spielt dieses Jahr beim großen Laternenfest (31. Juli bis 3. August) die Königin. Ein recht kurzfristige Entscheidung sei es gewesen, sagt sie zu ihrer Nominierung "irgendwann im März". Nach altbewährtem Muster hat die Arbeitsgemeinschaft Laternenfest auch diesmal auf ein Mädchen aus den Reihen der örtlichen Majoretten zurückgegriffen.

Zwar sei die Mitgliedschaft darin nicht Voraussetzung, um im Ort zur Festmonarchin gekrönt zu werden. Doch ist sie dafür sehr förderlich. Wolfgang Kloss, der voriges Jahr aus dem Amt geschiedene Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, hat jahrzehntelang selbst die Mädchen "begutachtet" und ausgewählt. Sein Nachfolger, der in Kilianstädten wohnhafte Bürgermeister Erwin Schmidt, scheint lieber Vorschlägen Dritter zu folgen: Es wurde jedenfalls bei der Trainerin der Majoretten nachgefragt, ob sie eine Idee habe. Sandra Diehl traf ihr Geschick - wenigstens zu diesem Zeitpunkt - unerwartet. Sie gibt zu, daß sie vor einem Jahr schon einmal für möglich gehalten hatte, daß sie eines Tages "Königin" wird; damals war bei Freundinnen von ihr nachgefragt worden war. Häufig führt die Karriere einer jungen Büdesheimerin zur "Laternenkönigin" über die Zwischenstation "Hofdame".

Diese Etappe aber übersprang Sandra Diehl, weil mögliche andere Bewerberinnen die Würde offenbar nicht annehmen wollten oder konnten (etwa aufgrund anstehender Abitursbelastungen). An ihrer Seite hat sie nun die "Hofdamen" TANJA HERTH (17) und ALEXA GIESLER (16).

Sandra Diehl besucht am Bruchköbeler Lichtenberg-Gymnasium nach dem Sommer die zwölfte Klasse und will sich später gern mit Sprachen befassen. In der Freizeit liest sie gern, schreibt Briefe, geht natürlich gern aus, etwa zum Tanzen. Was sie auch noch gern mag, sind kleine Tiere, vor allem ihre Meerschweinchen.

Die Ferienzeit hat sie jetzt aber vor allem der Vorbereitung ihrer "Regentschaft" widmen müssen. So mußte sie aufs Papier bringen, was sie während der Kampagne zu verschiedenen Anlässen sagen wird. Denn ihre Reden schreiben sich die "Laternenköniginnen" im Gegensatz etwa zur britischen Herrscherin selbst.

Die Kleider hat sie sich bereits vor dem Sommer besorgt, die Schneiderin mußte in den zurückliegenden Wochen jedoch noch einmal nach dem Rechten schauen. Eingeweiht in das "Berufsbild" einer "Laternenkönigin" ist Sandra mittlerweile durch den Besuch von Sitzungen der Arbeitsgemeinschaft ganz gut. Ihre Amtsvorgängerin, mit der sie sich sehr gut verstehe, wird ihr auch noch wertvolle Tips weitergegeben haben.

Ihre Familie hat die Kandidatin übrigens nicht lang beknien müssen. Vielmehr war es offenbar sogar umgekehrt: Sie sei daheim noch ermuntert worden, das Ehrenamt anzunehmen. - Und dies, obwohl der finanzielle Aufwand, der auf die Familie der jeweiligen Saison-Monarchin zukommt, offenbar von Jahr zu Jahr steigt. Ul

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Sommercafé, 14 Uhr; Brause-Paul, 16 Uhr, Ostpark-Spielplatz.

Stadterkundung II mit dem Ensemble Camerata, 20 Uhr, im Hallenbad. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Schlafwandler (19.30 Uhr); Doppelprogramm: Schlafwandler + Eiskalte Leidenschaft (21.30 Uhr). - Bambi: Eiskalte Leidenschaft (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Batmans Rückkehr (15, 17.30, 20.15, 23 Uhr). - Rex II: Wayne's World (15, 17.45, 20.30, 22.30 Uhr). - Cinema: Feivel im Wilden Westen (14.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (16.15, 18, 20.45, 23 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Basic Instinct (19.30 Uhr); Blues Brothers (22 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Medicine Man (20 Uhr). Vereine / Organisationen Groß-Gerau. Seefest des DLRG, ab 20 Uhr, geht bis Sonntag, am Hegbachsee.

Kelsterbach. Treffen der aktiven Kerweborsch, 20 Uhr, im Laternche, Waldstraße 93. Verschiedenes Ginsheim-Gustavsburg. Gernsheimer Fischerfest: Buntes Programm ab 16 Uhr, im Festzelt und im Schützenhaus. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Jugend- und Drogenberatungsstelle: Sprechstunde 10 bis 15 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 70.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Abhängigen (rauchfrei), 20 bis 22 Uhr im Steinweg 22.

Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Psychologische Beratung für Erzieher/innen, Kindergartenkinder und deren Eltern, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12, Telefon 0 61 52 / 4 02 89.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 Uhr, Adolf-Kolping- Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau": Beratung 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Straße 150, Tel. 0 61 42 / 5 20 20.

Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Caritas: Beratung für Suchtkranke, von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: 1. Liederabend, 20.15 Uhr, Kirche St. Stephan Sprendlingen, Am Wilhelmshof; Carmen, 20.15 Uhr, Burg Dreieichenhain. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr). - Viktoria: Die Hand an der Wiege (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Kevin - Allein zu Haus (10 Uhr); Batmans Rückkehr (20 Uhr). - Fantasia: Wayne's World (20 Uhr).

Neues UT-Kino: Betriebsferien. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75 - 79.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Sanitätsverein, Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.

Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).

Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42; Fahrdienst: 37 11 49.

Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 /2 40 61.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Fahrgasse 2, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.

Mädchencafé, 15 bis 20 Uhr; Frauencafé "Donna Wetter", 20 bis 22 Uhr, Altes Rathaus, Haus C, Fahrgasse 10.

Guttempler-Gesprächskreis, 19 bis 22 Uhr, Südliche Ringstraße 107.

Egelsbach. Pro Familia, Kirchstraße 2: Beratung 15 bis 17 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Babenhausen. Rodgau Monotones, Paddy goes to Holyhead und Disco, 20 Uhr, Festzelt in Schaafheim. Kinos / Filme Dietzenbach. Open-Air-Kino, vor dem Bürgerhaus: Rain Man (22 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr). - Turmstudio: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).

Jügesheim. Saalbau: Wayne's World (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Schlafwandler (20.30 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.

Schutzgemeinschaft Abhängiger: Gesprächsgruppe, 20 bis 22 Uhr, Katholisches Gemeindehaus Rollwald.

Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

VEF-Kleinkinderspielkreis für Kinder von 15 Monaten bis drei Jahre, 15.30 bis 17.30 Uhr, Halle Urberach, Tel. 9 67 59. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus Ostkreis Offenbach: Tel. 0 61 06 / 1 33 60. - Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Tel. 0 60 71 / 3 30 33.

Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Batman's Rückkehr (15, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr). - Palast: Peter Pan (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (17.30, 20, 22.15 Uhr). - Lux: Feivel im Wilden Westen (15.15 Uhr); Der Rasenmähermann (17.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Rex: Wayne's World (15.15, 17.45, 20, 22.15 Uhr).

Broadway: Die Abenteuer des Pico und Columbus (15.30 Uhr); Basic Instinct (17.45, 20.30 Uhr); Doppelprogramm: Abyss + Switch die Frau im Manne (22.45 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Batmans Rückkehr (15.45, 20.15 Uhr); Die Hand an der Wiege (22.30 Uhr). - Zeitlos: Die Hand an der Wiege (17.45, 19.45 Uhr); Der Gefallen, die Uhr und der sehr große Fisch (22 Uhr). Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.

Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstraße 67, Tel. 80 064 - 230 oder 231.

Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, 9 bis 17 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.

Beratung für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 Uhr, Gelbes Haus, Marienstraße 36, Telefon 0 69 / 84 58 00.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Seniorenbildungstreff: Gesellschaftsspiele, 14 Uhr, im Büsing-Palais.

Treffen der Tanzgruppe des Freundschaftsvereins Türkei, 20.15 Uhr, Luisenstraße 61, Hinterhaus, Tel. 82 13 36.

"PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende), 20h, Ludwigstr. 180 A.

Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken, Haus F (Beschäftigungstherapie) 17 bis 18.30 Uhr.

Guttempler-Orden, Beratung und Treff für Alkoholkranke, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Tel. 80 65 -22 19.

Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstraße 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.

(Ohne Gewähr)

"Der Lebensraum Betrieb wird vernachlässigt"

"Von der technischen Seite her ist König + Neurath ein Vorzeigebetrieb." Für Dieter Gröpel (52), seit fünf Jahren Geschäftsführer der Gewerkschaft Holz und Kunststoff (GHK) in Frankfurt, gibt es an dem größten Unternehmen im Einzugsgebiet der GHK-Geschäftsstelle hinsichtlich der Beschaffenheit der Arbeitsplätze, der Sicherheit oder der Gesundheitsbelastung nur wenig auszusetzen. "Ein sauberer Betrieb, die Leute werden zum Teil hoch bezahlt, es gibt gute Betriebsvereinbarungen, und technisch ist alles tipptopp."

Von der Vorfertigung bis zur Endmontage: Die vielfach computergesteuerte Produktion sei technisch ausgereift. Nur an wenigen Stellen, der Lackiererei in Werk I etwa, wo gesundheitsschädliche Lackstäube anfielen, gebe es Verbesserungsbedarf. Mit enormen Investitionen habe Egon König für einen reibungslosen und damit auch profitablen Produktionsablauf gesorgt. Für die Situation der Beschäftigten heißt das: weniger körperliche Anstrengung, dafür ein hohes Maß an Spezialisierung, die aber nicht selten in monotonen Arbeits- und Kontrollvorgängen der Facharbeiter mündet. In einem modernen Büromöbel-Betrieb wie K + N ist kaum noch der Schreiner als traditioneller Handwerker gefragt, sondern vielmehr der technisch-elektronisch versierte Holzmechaniker, der die komplizierten Maschinen zu bedienen weiß.

Die "Unterforderung" der Arbeitskräfte (etwa 60 Prozent sind Facharbeiter, der Rest Angelernte), wie sie der in hohem Maße arbeitsteilige und durchrationalisierte Arbeitsablauf mit sich bringt, ist für den Geschäftsführer der GHK, in der etwa 55 Prozent der K + N-Beschäftigten organisiert sind, eine der Ursachen für die stete Unzufriedenheit der Arbeiter. Und hier setzt denn auch die Kritik der Gewerkschaft an König + Neurath an: Trotz guter Verdienstmöglichkeiten, anständiger Arbeitsplätze und mancher Annehmlichkeiten wie einer guten Kantine ist die Fluktuation in den beiden Karbener Werken hoch. Hinzu kommt ein überaus hoher Krankenstand. 1991 lag er bei rund zehn Prozent. 3,8 Millionen Mark Lohnfortzahlungen hat das den Betrieb gekostet.

Beides, Fluktuation und Krankenstand, sind für Dieter Gröpel wie auch für Wolfgang Elsner (57), Gesamtsbetriebsratsvorsitzender und zugleich Vorsitzender der GHK in Frankfurt, deutliche Zeichen für eine zu hohe Arbeitsbelastung wie für mangelnde Motivation und zunehmenden Frust am Arbeitsplatz.

Durch die enorme Expansion im vergangenen Jahrzehnt, die fortwährende Modernisierung, die über zwanzigprozentige Umsatzsteigerung und die Verdoppelung der Mitarbeiterzahl innerhalb von nur fünf Jahren (auf heute 1381) ist Unruhe in den Betrieb gekommen. Egon König selbst gesteht ein, daß die "innerbetriebliche Organisation in den letzten Jahren ein wenig ins Hintertreffen geraten" ist. Häufige Überstunden, ständig neue Kollegen/-innen (die sich oft als nicht qualifiziert genug erwiesen oder sich den hohen Arbeitsanforderungen nicht auf Dauer aussetzen mochten) hat für "Irritationen" im Betrieb gesorgt, so Wolfgang Elsner. Das Arbeitsklima sei insgesamt hektischer geworden. Gearbeitet wird nach Leistungslohn, also im Akkord. Die Gesamtleistung liegt bei K + N bei etwa 127 Prozent. Aus Gewerkschaftssicht ist das vertretbar. Dennoch gibt es Klagen. Betriebsratsvorsitzender Elsner: "Früher war mehr Luft in den Zeiten drin, bestand mehr Freiraum für den einzelnen." Heute seien die Mitarbeiter stärker an ihren Arbeitsplatz gefesselt.

Bei soviel Produktivitätssteigerung und hochkonjunktureller Hektik, die erst jetzt allmählich wieder abzuklingen beginnt, leidet auch der Umgangston untereinander. Nach Einschätzung von Dieter Gröpel fehlt es vor allem bei den Führungskräften an der nötigen Qualifikation zu einer guten Personalführung. Bei K + N komme es daher schon mal zu autoritären Auftritten von Vorgesetzten. Gröpel führt das unter anderem auch auf die im Betrieb herrschende Hierarchie zurück. Und zur "Menschenführung" gebe es seitens der Geschäftsleitung nur wenige Vorgaben. Das Unternehmen gebe sich nach außen hin zwar ein modernes, kommunikationsorientiertes Image und werbe für "mehr Freiheit im Lebensraum Büro". Der "Lebensraum Betrieb" werde jedoch vernachlässigt. Egon König wendet dagegen ein, das Problem erkannt zu haben. Auf Abteilungsleiterebene werde regelmäßig darüber nachgedacht. Außerdem bahne sich auch bei den Führungskräften ein Generationswechsel an.

Der Gewerkschaft Holz und Kunststoff reicht dies nicht. Sie fordert die Unternehmensleitung auf, sich um kooperativeren Führungsstil im Betrieb zu bemühen, die Motivation der Mitarbeiter zu fördern ("Die Leute wollen Verantwortung übernehmen, aber man läßt sie nicht"), über neue Arbeitsmodelle (Job-Rotation) nachzudenken und für bessere Weiterbildung der Beschäftigten zu sorgen.

Dieter Gröpel: "Einen Betrieb dieser Größe kann man nicht führen wie eine 50-Mann-Schreinerei." Auf dem Gebiet der Organisationskultur gebe es noch viele brachliegende Felder. Es fehle vielfach am Zusammengehörigkeitsgefühl, auch an der Freude am hergestellten Produkt, bestätigt Wolfgang Elsner. Kurz: Es mangelt an der nötigen Identifikation mit dem Betrieb, an der vielzitierten corporated identity. Kürzlich wurde den Beschäftigten eine einheitliche Arbeitskleidung angeboten. Die mochten davon keinen Gebrauch machen. Dieter Gröpel: "Die meisten haben gesagt: ,Jetzt sollen wir uns für den Alten auch noch verkleiden'".

JÖRG MUTHORST

Frankfurt

Notoperation

nach

Bauchschuß

enk FRANKFURT A. M., 21. Juli. Ein 27 Jahre alter Mann aus dem ehemaligen Jugoslawien ist in der vergangenen Nacht gegen 2.20 Uhr in Heddernheim von einem unbekannten Täter angeschossen und schwer verletzt worden.

Mit einem Bauchschuß wurde der 27jährige in ein Krankenhaus gebracht und operiert. Er schwebt nicht mehr in Lebensgefahr. Von dem Täter fehlt jede Spur. Auch der Hintergrund des Anschlags ist noch unklar.

Wie Polizeisprecher Manfred Feist heute früh mitteilte, hatten mehrere Heddernheimer das zuständige 14. Polizeirevier angerufen und berichtet, an der Ecke Nistergasse/Heddernheimer Landstraße seien mehrere Schüsse gefallen. Als eine Polizeistreife dort eintraf, fanden sie den Schwerverletzten blutend auf dem Pflaster liegend. Der Mann, der in Frankfurt lebt, mußte notoperiert werden. Er war bislang noch nicht vernehmungsfähig.

Am Tatort fanden die Beamten vier Patronenhülsen. Es haben sich noch keine Zeugen gemeldet.

&blt; Lesung mit Ulrike Heider

"Die Narren der Freiheit" ist der Titel einer Untersuchung von Ulrike Heider über zeitgenössische Strömungen des nordamerikanischen Anarchismus. Aus diesem Buch liest die Autorin am heutigen Mittwoch um 20.30 Uhr im Frankfurter Buchladen "Ypsilon". &blt; "Watchman": Premiere Im Künsterhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, ist am heutigen Mittwoch Premiere: Gezeigt wird der Kurzspielfilm "Watchman" von Ron Hagell, ein Film, zu dem Marie-Luise Thiele die Choreographie machte. Beginn um 21.30 Uhr, weitere Vorführungen von Donnerstag bis Samstag, jeweils 22.30 Uhr. Der Film wurde im Winter 91/92 im Theatersaal des Mousonturms und auf dem Naxosgelände gedreht. &blt; Clowntheater und Flamenco "Knallzart" ist der Titel eines Programms des Clowns Trac, das er am heutigen Mittwoch um 15 Uhr bei der "Mittwochspause" im Historischen Garten vor dem Frankfurter Dom zeigt. Am Abend um 21 Uhr zeigen "Flamenco Rubio" am selben Ort Flamenco-Theater. Der Eintritt für beide Veranstaltungen ist frei. &blt; "Curly Sue" Open-air In der Open-air-Kino-Reihe auf dem Campus der Frankfurter Uni wird am heutigen Mittwoch um 22 Uhr "Curly Sue - ein Lockenkopf sorgt für Wirbel" gezeigt. Und am Donnerstag und Freitag, ebenfalls um 22 Uhr, "Ein Fisch namens Wanda". &blt; Jungfrauen, Bekenner und Märtyrer Die Mittwochsführung im Frankfurter Liebieghaus, Museum Alter Plastik, beschäftigt sich heute mit dem Thema "Zeugen des christlichen Glaubens: Jungfrauen, Bekenner und Märtyrer". Beginn um 18.30 Uhr. &blt; Die lustigen Weiber in Eltville Bei den Burghofspielen in Eltville gibt es am heutigen Mittwoch um 20.15 Uhr "Die lustigen Weiber von Windsor" zu sehen. Die Shakespeare-Komödie wird vom Ensemble der Burgfestspiele Mayen gespielt. Am 24. und 25. Juli gibt es dort "Lyrik & Jazz" mit Gert Westphal und dem Metronome Quintett. "Lyrik & Jazz" ist am Freitag um 20.15 Uhr im Burghof und am Samstag um 20 Uhr in Johannisberg, Ostflügel. Im Burghof wird am Samstag um 20.15 Uhr Lessings "Nathan der Weise" gegeben. Zentraler Kartenvorverkauf: 0 61 23 / 40 50, Fax: 22 89. &blt; Führungen zur Munch-Ausstellung Zur Ausstellung "Edvard Munch in Frankreich" bietet die Schirn am heutigen Mittwoch zwei Führungen an: um 11 Uhr zum Thema "Die Farbsymbolik bei Edvard Munch" und um 19 Uhr zu den "Graphischen Blättern". &blt; Manuela Schubert stellt aus Bei Saturn-Hansa in der Berger Straße 125-129 in Frankfurt stellt bis zum 20. August Manuela Schubert Arbeiten aus. &blt; Englisches Tanztheater Mit dem Stück "Time spent in the company of bad people" gastiert die englische "V-Tol Dance Company" von Donnerstag, 23. Juli, bis einschließlich Samstag im Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4 in Frankfurt. Zusammen mit der Tänzerin Sue Cox bekam der Tänzer und Choreograph Mark Murphy 1990 den "London Dance and Performance Award". Etwas später gründete Murphy die "V-Tol Dance Company". Beginn jeweils 21 Uhr.

Kinder sind die Künstler

KÖNIGSTEIN. Zahlreiche Aktivitäten stehen ab August auf dem Programm der Kinderkunstwerkstatt Königstein: vom 21. bis 23.August wird die Theaterpädagogin Marion Martinez vom Freiburger Galli-Institut ein Theaterprojekt zum Thema "Märchen" für 6- bis 12-jährige durchführen. Das Erarbeitete werden die jungen Akteure am letzten Kursabend präsentieren.

Für die Kinder, die lieber jede Woche bei einen Theaternachmittag mitmachen wollen, wird eine Schattenleinwand aufgebaut. Der Bau von Schattenfiguren steht im Mittelpunkt des Programms für die Kinder der Malwerkstatt. Da die Kursleiterin, Ilona Sauer, auch als Theaterpädagogin im neuen Kinder- und Jugendtheater in Frankfurt arbeiten wird, hofft die Kinderkunstwerkstatt Königstein auf intensive Zusammenarbeit. Vom 3. bis 7.August werden in der Kinderkunstwerkstatt täglich von 14 bis 18 Uhr noch einmal die Bilder und Objekte ausgestellt, die die Kinder der Malwerkstatt im ersten Semester dieses Jahres gemalt und gebaut haben. Besucher können sich hier über das Herbst-Kursprogramm informieren. Das Kursprogramm kann aber auch telefonisch unter der Nummer 06174 / 22353 angefordert werden. BAD HOMBURG. In der Stadtbibliothek können am Freitag, 24. und 31. Juli, Kinder ab fünf Jahren Bilderbuch-Kino anschauen: Morgen steht "Prinzessin Pfiffigunde" auf dem Programm, eine Woche später "Das Traumfresserchen". lis

Huch-Büste für Grundschule Bronzeporträt nach Werner-Modell kommt nach Schönberg

KRONBERG. "Freiheit ist kein Genuß, Freiheit ist eine Aufgabe" steht auf einer Erinnerungstafel in der Parkstraße. Sie ist Ricarda Huch gewidmet, der berühmten Wahlkronbergerin, die am 17. November 1947 in Schönberg starb. Die Stadt will ihr nun ein weiteres Denkmal setzen: in der neuen Schönberger Grundschule. Bis Lehrer und Schüler dort einziehen können, harrt die bereits fertige Büste der Erzählerin und Lyrikerin im Amtszimmer von Bürgermeister Wilhelm Kreß des Umzugs. 6000 Mark hat die Stadt sich das dreidimensionale Bronzeporträt kosten lassen.

Richard Martin Werner, der 1949 in Oberursel verstarb, hat die Vorlage kurz vor seinem Tod nach Totenmaske und Lebendbildern der Dichterin modelliert. Den ersten Abguß erwarb das Hessische Kultusministerium. Heute steht er in der Ricarda-Huch-Schule in Gießen.

Werners am weitesten verbreitete Kunstwerk schillert silbern: Der Künstler entwarf die Dame auf dem 50-Pfennig- Stück. Sein Modell: seine eigene Frau Gerda Jo Werner.

Die Witwe des Künstlers war es auch, die der Stadt Kronberg Mitte letzten Jahres anbot, nach dem noch vorhandenen Gipsmodell der Huch-Büste ein zweites Abbild gießen zu lassen. Das Parlament stimmte zu und bewilligte die 6000 Mark zum bronzenen Gedenken an die Frau, die in Schönberg im Alter von 83 Jahren starb. mk

Magistrat teilt Bauplan auf Dadurch wird der Streit mit dem Umlandverband umgangen

DIETZENBACH. Der Magistrat möchte den Bebauungsplan 75 "In der Löcherwiese" in der Nähe der Nordwest- und Feldstraße nicht so umsetzen wie es die Stadtverordneten im August 1990 beschlossen hatten. In dieser Gemarkung am Rande der Ortslage sollte die Stadt Flächen für Natur und Landschaft sichern, die als Ausgleich für die Baugebiete westlich der Offenbacher Straße dienen sollten. Auch die Anwohner waren für diese Lösung. Sie lehnen neue Häuser am Stadtrand aus ökologischen Gründen ab, auch weil in der Löcherwiese das Grundwasser relativ hoch stehe und es soProbleme beim Bauen geben könnte.

Nach Auskunft des Ersten Stadtrates Lothar Niemann signalisiertem die Mitarbeiter des Umlandverbandes jedoch, daß sie in besagtem Gebiet anstatt der Wiesen und Felder lieber Wohnungen sehen. Falls dort weitere Wohnbauflächen entfallen, so wie die Stadt es gern hätte, werde man dem Bebauungsplan nicht zustimmen, argumentierte der Umlandverband nach Darstellung Niemanns.

Der Magistrat reagierte und zerschnitt den Bebauungsplan auf dem Papier in zwei Teile. Die Grundstücke, zu denen sich der Umlandverband kritisch äußerte, wurden aus den Zeichnungen herausgenommen. Die Bebauungsplanfläche verringert sich so von 55 auf 48 Hektar.

Baudezernent Lothar Niemann geht davon aus, daß das jetzt verkleinerte Gebiet ohne Schwierigkeiten genehmigt werde, da weder Bürger noch Träger öffentlicher Belange Bedenken angemeldet hätten. Wegen des Restes von knapp sieben Hektar wird die Stadt nun erneut mit dem Umlandverband verhandeln müssen. aim

Mittwoch, 22. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Summertime Festival, Historischer Garten vor dem Dom: 15 Uhr, Clown Trac - "Knallzart"; Hof des Historischen Museums: 21 Uhr, Flamenco Rubio.

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Studiobühne: 21.30 Uhr, "Watchman" (Kurzspielfilm).

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Variete-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Alan Moorehouse.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Bluesbube. Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, River Boys.

Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Salsa Disco.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazz Trio.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Link Protrudi & The Jaymen.

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 15.30 Uhr, Ensemble der Philharmonischen Gesellschaft.

Literatur Café Ypsilon, Berger Str. 18: 20.30 Uhr, Lesung & Diskussion Ulrike Heider - "Die Narren der Freiheit". Museen / Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung in den Sonderausstellungen "Lücke TPT" sowie "Richard Diebenkorn - Retrospektive". Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Führung zum Thema "Konzepte moderner Keramik. Vom Gefäß bis zur Skulptur."

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Ausgewählte Werke".

Schirn, Römerberg: 11 Uhr, Führungen zum Thema "Die Farbsymbolik bei Edvard Munch" sowie um 19 Uhr zum Thema "Die graphischen Werke".

Architekturmuseum, Schaumainkai 43: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Hinaus aus dem Ghetto".

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Gold aus Mali".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Ikonographie der Heiligen im Mittelalter: Zeugen des christlichen Glaubens".

Senckenberg-Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Insekten".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 16 im Anzeigenteil. Wanderungen Stadtwaldverein: 14 Uhr, Seniorenspaziergang "Rund um Neu-Isenburg"; Treffpunkt Straba-Haltestelle Linie 14.

Schwarzwaldverein Ortsgruppe Ffm.: 14 Uhr, Mittwochs-Spaziergang; Treffpunkt Rödelheimer Bahnhof. Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.). Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Deutscher Sportbund: 18 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle die frei Durch- atmen wollen; Bürgerhaus Philanthropin, Hebelstr. 17.

Hausfrauen-Verband: 15 Uhr, Literaturkreis zum Thema "Virgina Woolf".

Arbeitskreis Partnerschaftskrise: 20 Uhr, Offene Gruppe "Selbsterfahrung mit Bildern und Symbolen des Tarot"; Bürgertreff Westend, Ulmenstr. 20.

Märkte

Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.

Apotheken

Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke im Hauptbahnhof, Im Hauptbahnhof, Tel. 23 30 47.

Brunnen-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 369, Tel. 65 13 98.

Einhorn-Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67, 28 84 82, 28 32 71.

Feldberg-Apotheke, Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30.

Grafen-Apotheke, Eschersheim, Grafenstraße 24/Ecke Hügelstraße 8, Tel. 51 11 43.

Hedwig-Apotheke an der Rennbahn, Niederrad, Triftstraße 16, Tel. 67 23 30.

Merian-Apotheke, Berger Straße 48, Tel. 43 54 54.

Nidda-Apotheke, Praunheim, Heerstraße 3 e, Tel. 76 20 81.

Saalburg-Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße, 674, Tel. 50 18 17.

Senckenberg-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 4, Tel. 77 43 40.

Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstraße 14, Telefon 0 61 09 / 3 19 19.

Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.

Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst

(19 bis 23 Uhr)

Dr. Ute Müller, Alt-Eschersheim 29, Eschersheim, Tel. 52 52 01; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst

in Strafsachen (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83.

Telefonberatungen

Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01-4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 19 21 6

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51.

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.

Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.

- ohne Gewähr -

Was Frankfurter Museen und Ausstellungen zeigen

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.).

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 2. und 16. August.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr, Fr., 24. 7., geschlossen.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Listen im Portikus (bis 26. 7.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).

Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 102: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, "Juden und Antisemitismus in Rußland 1900 bis 1990" (bis Ende Juli).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr, Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr, Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Fenster, Dürerstr. 10: Mi. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Sa., 10 bis 12.30 Uhr; Architekturklasse der Städelschule - "Entwürfe ,Galopprennbahn Niederrad'" (bis 25. 7.).

Einbrecher nahmen Diamantenschleifer mit

USINGEN. 40 Mark aus einer "Bierkasse", wie die Kripo es nennt, und Werkzeug zum Schleifen von Diamanten wurden zwischen dem 18. und 20. Juli bei zwei Einbrüchen in Firmen erbeutet.

An der Riedwiese schlugen Unbekannte mit einem Stein das Fenster einer Firmen-Geschäftsstelle ein und stiegen in den Aufenthaltsraum, wo sie alles durchsuchten. Außer dem Geld aus der Bierkasse wurde nichts gestohlen.

Ebenfalls mit einem Stein verschafften sich im gleichen Zeitraum unbekannte Täter Zugang zu einem Firmengebäude im Stockheimer Weg. Eine Scheibe des Maschinenraumes wurde zerschlagen, das Fenster geöffnet. Die Diebe durchsuchten den Bürotrakt des Hauses; nach ersten Feststellungen wurden Diamantenschleifer gestohlen. s

Tagestip: Time-Sharing Vorsicht vor Mogelpackungen

Viele Bundesbürger verspüren Lust, ihren Urlaub im "eigenen" Ferienhaus zu verbringen. Da jedoch nur die wenigsten über das nötige Kleingeld für ein Häuschen in den Alpen oder eine Reetdachvilla auf Sylt verfügen, erfreut sich das "Time-Sharing" immer größerer Beliebtheit. Dabei zahlt man einen einmaligen Betrag und kann dafür eine Ferienwohnung alljährlich für einige Wochen sein eigen nennen. Wer sich die Urlaubslaune nicht vermiesen lassen will, sollte beim Abschluß eines Teilungsvertrages jedoch Vorsicht walten lassen. Nicht alle Angebote halten, was sie versprechen.

In einem vom Landgericht Köln entschiedenen Fall hatte jemand für 13 600 Mark ein Dauerwohnrecht an einer Ferienanlage erworben. Jedes Jahr, so der Vertrag, sollte dem Kunden "seine" Ferienwohnung für zwei Wochen zur Verfügung gestellt werden. Obwohl die Abmachung fettgedruckt als "Kaufvertrag" überschrieben war und im Text mehrfach von einer "Eintragung" seines Wohnrechts die Rede war, sollte der künftige Stammgast nicht selbst im Grundbuch aufgeführt werden. Statt dessen wurde darin eine Treuhandgesellschaft genannt, die laut Vertrag das Dauerwohnrecht verwalten sollte. Nachdem der Pakt unterzeichnet war, kamen dem Käufer Bedenken. Er weigerte sich, die vereinbarte Summe zu zahlen. Zu Recht: Nach Ansicht der Kölner Richter enthielt der Vertrag nämlich einige Fallstricke, die der juristische Laie kaum erkennen konnte. Besonders irreführend erschienen dem Gericht die wiederholte Bezeichnung "Kaufvertrag" und der mehrfache Hinweis auf eine "Eintragung" des erworbenen Rechtes. Gerade dadurch könne beim Kunden leicht der Eindruck entstehen, er gewinne eine gesicherte, mit dem Besitz einer Eigentumswohnung vergleichbare Position. Tatsächlich handele es sich nur um einen langfristigen Mietvertrag mit totaler Mietvorauszahlung. Der Unterschied sei erheblich: Gehe der Treuhänder etwa in Konkurs, sei der Kunde klar benachteiligt. Statt Vorzugsgläubiger, wie bei der Eintragung im Grundbuch, sei er nur einfacher Gläubiger und müsse sich bei der Verteilung eines Vollstreckungserlöses mit dem begnügen, was besser gesicherte Geldgeber übrig ließen. Da der Vertrag den entscheidenden Nachteil verschleierte, erklärten die Richter ihn für nichtig (Az.: 21 O 569/90). uw

Die Polizei brachte die Prostituierten jetzt aus dem Frankfurter Bahnhofsviertel an die Theodor-Heuss-Allee Straßenstrich wird nicht toleriert Nur "feste Häuser" erlaubt Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert 22 Uhr, Ecke Niddastraße/Weserstraße im Bahnhofsviertel: Streifenwagen rollen an, Polizisten und Beamte der Ordnungsbehörde sprechen mit den Prostituierten am Straßenrand. Bald darauf schließen sich die Türen der Polizeiwagen hinter den Frauen. Der Dezernent für das Ordnungsamt, Achim Vandreike (SPD), hat zuvor angeordnet, "daß der Straßenstrich im Bahnhofsviertel aufgelöst wird". Die Polizei brachte die Frauen dahin, wo Prostitution auf offener Straße noch geduldet wird: auf dem stadteinwärts gelegenen Randstreifen der Theodor-Heuss- Allee, noch vor dem Messegelände. Vandreike will so lange Kontrollen im Bahnhofsviertel organisieren, bis alle Prostituierten außerhalb fester Häuser verschwunden sind. Herbe Kritik setzte es vom Koalitionspartner Grüne: Der Stadtverordnete Sebastian Popp sprach von "Gegen die Schwächsten" "Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen" für die Polizei, die sich gegen die "Schwächsten der Schwachen" richteten.

Die Aktion im Bahnhofsviertel begründete Vandreike mit der neuen Sperrgebietsverordnung, die Ende Juni vom Regierungspräsidium Darmstadt genehmigt wurde. Der Stadtrat beteuerte, sein Ziel sei die "Erhöhung der Sicherheit im Bahnhofsviertel". Welche Gefahr von den Prostituierten selbst ausgehen könnte, ließ Vandreike offen. Die Sperrgebietsverordnung, so argumentierte er, erlaube auch in der neuen Toleranzzone zwischen Niddastraße, Weserstraße, Taunus- und Moselstraße Prostitution nur innerhalb von festen Bordellen. Schon die vom CDU-Magistrat eingebrachte frühere Rechtsverordnung hatte den Straßenstrich für unzulässig erklärt - die damalige CDU-Mehrheit war jedoch nicht aktiv gegen die Szene vorgegangen.

Vor fast genau einem Jahr, am 26. Juli 1991, hatte Vandreike bereits den Straßenstrich im südlichen Westend räumen lassen. Der rot-grüne Magistrat wollte seinerzeit den Bürgern demonstrieren, daß ihn Beschwerden über die nächtliche Szene im Westend nicht kalt ließen. Die Anwohner hatten über Lärm geklagt, den etwa die Autos der Freier in den Wohnstraßen verursachten. Immer wieder war es freilich im Umfeld des Strichs auch zu kriminellen Delikten gekommen. Wenige Tage vor der Räumung 1991 waren zwei Polizeibeamte des Sonderkommandos Mitte von mutmaßlichen Drogendealern angeschossen worden.

Auch damals brachte die Polizei die Frauen aus dem Westend an die Theodor- Heuss-Allee. In den zwölf Monaten, die seither vergangen sind, gelangten offenbar viele der Prostituierten von dort ins Bahnhofsviertel. Rainer Pfaff von der Gesundheitsaufsicht im Ordnungsamt bestätigte, daß seine Beamten bei der Kontrolle an Nidda- und Weserstraße auf bekannte Gesichter trafen. Die Mitarbeiter der Ordnungsbehörde fanden etwa 20 deutsche Frauen vor, ausländische Prostituierte zählen offenbar kaum zum Strich im Bahnhofsviertel.

Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes waren von Stadtrat Vandreike angewiesen worden, "zu Beginn mit den betroffenen Frauen intensive Gespräche zu führen und für die Vorgehensweise der Stadt Frankfurt um Verständnis zu werben". Pfaff beteuerte, die Aktion sei auf keinerlei Widerstand oder Protest der Frauen gestoßen. Es gab nach seinen Worten auch keine Gewalt seitens der Polizei. "Kein Zwang" Wer nicht mit zur Heussallee habe fahren wollen, sei nicht dazu gezwungen, sondern lediglich vom Straßenrand im Bahnhofsviertel verwiesen worden.

Zwei Einsatzwagen der Polizei kontrollierten nach der Verlagerung des Strichs in die Heussallee dort das nächtliche Geschehen: Nach Darstellung von Dezernent Vandreike hatten die Prostituierten darum gebeten, weil sie sich anfangs am neuen Ort "gefährdet fühlten". Unabhängig von den Frauen aus dem Bahnhofsviertel existiert auf dem Randstreifen der Heussallee nach Beobachtung des Ordnungsamtes ein fest etablierter nächtlicher Straßenstrich mit bis zu 15 Prostituierten. Pfaff: "Die Freier kennen den Standort, immer wieder halten Autos an."

Der Stadtverordnete der Grünen, Sebastian Popp, zeigte für die gesamte Aktion kein Verständnis. Das Argument, die Anwohner im Westend würden belästigt, sei 1991 noch einzusehen gewesen. In der Weser- und in der Niddastraße aber fielen die wenigen Prostituierten im Rahmen des allgemeinen Amüsierbetriebes überhaupt nicht auf: "Da ist sowieso bis Mitternacht die Hölle los." Bei den Bewohnern des Bahnhofsviertels stießen die Frauen auch nicht auf Ablehnung.

Zu den "Schwächsten der Schwachen" zählen die Prostituierten nach Ansicht Popps, weil viele von ihnen auf dem Strich nur ihre Drogensucht finanzierten. Die Abhängigkeit etwa vom Heroin treibe die Frauen unweigerlich wieder ins Bahnhofsviertel zurück, weil sie dort auf Dealer träfen: "Da können sie hundertmal abräumen und erreichen nichts." (Siehe auch: "Für Bordellbetrieb . . .)

Neu-Isenburg lehnte Hilfe ab Kein Paßersatz: Leser C. mußte auf Polenreise verzichten

NEU-ISENBURG. Auf seiner Urlaubsfahrt im Juni nach Fürstenwalde (nahe Frankfurt an der Oder) stellte der 81jährige FR-Leser C. fest, daß er seinen Paß vergessen hatte. Den brauchte er aber für die geplante Kurzreise hinüber nach Polen. Mußte er die nun ausfallen lassen? Die um Hilfe gebetene Sachbearbeiterin beim Einwohnermeldeamt in Fürstenwalde wußte Rat. Sie versicherte ihm, daß man in solchen Fällen problemlos einen auf zwei Monate begrenzten grünen Reisepaß ausstellen würde. Ein Vorgang, der in Fürstenwalde immer wieder vorkomme. Bedingung sei, daß die Meldebehörde der Heimatgemeinde, in diesem Fall die Stadt Neu-Isenburg, ihr Einverständnis erkläre. Ein Anruf in Isenburg enttäuschte jedoch die Hoffnungen des Reisenden: Das Meldeamt verweigerte die Einwilligung, da der Betroffene bereits einen Paß besitze. Begraben waren damit alle Aussichten auf eine Reise nach Polen.

Nachdem C. zurückgekehrt war, schrieb er einen Brief an die Stadt und wollte wissen, wie die immer wieder proklamierte Bürgernähe der Volksvertreter mit einer solch rüden Absage ihrer Verwaltung zusammengehe. Eine Woche später erreichte C. ein Schreiben, in dem der zuständige Magistratsrat in dürrem Amtsdeutsch auf die "Rechtslage" verweist. Noch dazu verwechselte er die in Brandenburg gelegene Gemeinde Fürstenwalde mit dem bayrischen Fürstenfeldbruck.

Es wäre "rechtsfehlerhaft" gewesen, argumentiert der Beamte, wenn man den Fürstenwaldern erlaubt hätte, einen zeitlich begrenzten Reisepaß auszustellen, da kein "gewichtiger Grund" vorgelegen habe.

Als "Ohrfeige" empfindet C. besonders diesen Satz des Schreibens: "Es lag im übrigen an Ihnen, in den Besitz Ihres gültigen Passes zu gelangen." Ist damit tatsächlich gemeint, fragt sich der 81jährige, daß er mal eben von Frankfurt/Oder nach Neu-Isenburg hätte zurückfahren sollen? "Auf den ersten Blick", sagt der Leiter der staatlichen Abteilung beim Kreis Offenbach, Matthias Graf, komme er zu dem Schluß, daß es "nicht zwingend war, dem alten Herrn so in die Suppe zu spucken". Immerhin könne jede Grenzschutzstelle in eigener Verantwortung Reiseausweise als Paßersatz ausstellen, ohne Rücksprache mit der zuständigen Meldebehörde.

Das bestätigt auch Christoph Weber, Sachbearbeiter für Paßangelegenheiten beim Bundesgrenzschutz am Rhein-Main-Flughafen. Ohne weiteres stelle der Grenzschutz zeitlich befristete Ersatzdokumente aus, sofern ein Führerschein oder ein anderes amtliches Dokument mit Lichtbild vorliege, oder ein Zeuge, der sich ausweisen könne, die Identität des in Verlegenheit geratenen Reisenden bestätige.

Offiziell mußte das Meldeamt Fürstenwalde jedoch, "als nicht für den Grenzübertritt zuständige Behörde" (Graf), die Genehmigung in Isenburg einholen. "Aber ich hätte wohl, sofern keine sicherheitsmäßigen Bedenken bestehen, auch einfach so einen Paßersatz ausgestellt", meint Matthias Graf.

Bei der Stadt Neu-Isenburg nachgefragt, betont Pressesprecher Herbert Hunkel, daß das Amt "das Paßgesetz richtig angewandt" habe. Wobei auch er sich auf die fehlenden "gewichtigen Gründe" für die Zustimmung beruft. Die hätten laut Hunkel vorgelegen, wenn C. sich für längere Zeit im Ausland befände oder aber einen zweiten Wohnsitz in Fürstenwalde hätte.

Ohne weiteres, so meint auch Hunkel, hätten die Fürstenwalder den Neu-Isenburger - der 1933 aus Frankfurt/Oder ins heutige Israel flüchten mußte, von wo er erst Anfang der 80er Jahre nach Deutschland zurückkehrte - an den Grenzschutz verweisen können, wo man ihm ja einen Paßersatz ausgestellt hätte.

Über diese Möglichkeit war man im dortigen Meldeamt jedoch nicht unterrichtet, weiß Hunkel inzwischen. Warum der Beamte im Isenburger Meldeamt diesen wertvollen Tip nicht an die Kollegen weitergab, und so, ohne "rechtsfehlerhaft" zu werden, Bürgernähe bewiesen hätte, weiß Hunkel allerdings auch nicht zu sagen. fra

Eine Macke sollte man schon haben Auch in Frankfurt werden "Herzblatt"-Kandidaten gesucht

Einmal im Fernsehen auftreten, herausstechen aus der anonymen Masse, und sei es auch nur für einige Minuten. Ein Traum, den wohl viele Normalbürger träumen. Nur mit der Verwirklichung, da hapert's oft. Ganz einfach ist die Sache nicht, aber es kann funktionieren. Wenn man Caroline Götz trifft.

Eigentlich studiert sie ja Betriebswirtschaftslehre in Frankfurt, nebenbei sucht sie aber auch mögliche Frankfurter Kandidaten für Rudi Carrells Sendung "Herzblatt" aus. Die dürfen sich dann während der Single-Show vor laufender Kamera aus den Kandidaten oder Kandidatinnen (ohne Sichtkontakt versteht sich) ihren Herzensmann oder ihre Herzdame aussuchen. Gewonnen wird eine gemeinsame Reise im Herzblatt-Hubschrauber.

An ihren nicht gerade alltäglichen Nebenberuf geriet die Studentin durch eine Freundin. Die arbeitete bei der Herzblatt-Produktionsfirma. Wie erweckt der potentielle Kandidat aber die Aufmerksamkeit der gebürtigen Weilburgerin? Das Alter des Fernsehstars: "Er sollte zwischen 20 und 32 Jahre alt sein. Und natürlich Single." Gesucht wird nicht der Durchschnittsmensch, denn "davon ist ja die Straße gepflastert". "Irgendeine Macke", "Spinnerei" oder zumindest "eine lustige Geschichte" sollte der mögliche Kandidat schon mitbringen. Bei manchen Bewerbern weiß die Studentin genau, "der wird genommen". Wie eine Frau aus der Frankfurter Gegend, die von Beruf Feinmechanikerin war - "nicht gerade üblich für ein Frau" - und dazu noch das Hobby des Schweineschlachtens vorweisen konnte. Ihre Kandidaten entdeckt die Studentin gerne in Ebbelwei- Kneipen. Hier zählt der erste Eindruck, "Gruppen spreche ich nicht an". Wichtig ist, "ob jemand offen wirkt, viel lächelt und mit den Händen redet".

Wer all diese Eigenschaften aufweisen kann, muß dann zum ersten Mal vor die Kamera. Etwa 30 Frankfurter wählt die Studentin für das jährliche "Casting", die Probeaufnahmen vor der Kamera in einem Frankfurter Hotel, aus. Etwa fünf davon kommen anschließend in die Sendung. Oft gibt es schon beim "Casting" die ersten Überraschungen. Wie bei dem Mädchen, das zwar ins Fernsehen wollte, aber die Anwesenheit einer Kamera nicht ertrug. "Die sah die Kamera und rannte fluchtartig raus."

Wer sich als "telegen" erweist, darf dann in die richtige Sendung. Zuvor muß allerdings noch ein Formular unterschrieben werden, auf dem steht: "Ich bin Single." Das sei aber letztendlich Ermessenssache des Kandidaten, sagt Caroline Götz und lächelt: "Manche sagen sich, ich bin ja erst zwei Monate mit meiner Freundin zusammen, da bin ich ja noch solo." wob

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Elternkreis Friedberg: Selbsthilfe-Initiative von Familien mit Suchtproblemen, 19 Uhr, Haus der Jugend- und Drogenberatung, Schützenrain 9.

Aids-Beratung des Gesundheitsamtes: 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 8 32 96.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Atem- und Enstpannungsübungen am Gradierbau; 14 Uhr Radwanderung in die Wetterau mit M. Montag; 14.30-18 Uhr Diätberatung.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad; Treffen, 19.30 Uhr, Schwalheimer Pfanne.

Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.

Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 94 78.

Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.

Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.

Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunden, 15-16.30 Uhr, Bauhof, RobertBosch-Straße. Alleinerziehenden-Treffen: 20.30 Uhr, Ev. Gemeinde Klein-Karben.

Kefenrod. MSC: 25jähriges Jubiläum, 3. Internationales Motorradtreffen, Disco-Night (Veranstaltungen bis So.).

Kulturmix

Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Wunschkonzert mit dem Orchester B+ O, 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Bad Vilbel. Burgfestspiele: Burghofspiele Eltville - "Nathan der Weise" v. G. E. Lessing, 20.15 Uhr, Wasserburg.

Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17 u. 19.30-21 Uhr Wunschkonzert, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen /Vereine Friedberg. Frauenzentrum: 15.30- 17.30 Uhr Frauencafé, Eingang Judengasse. Verkehrsclub Deutschland VCD: Treffen für Mitglieder und Interessierte, 19 Uhr, Literatur-Café Haagstr.

Adam spielt: Spielabend, ab 19 Uhr, IG- Heim, Ockstädter Str.

Bad Nauheim. Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.

Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-12.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).

Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.

Möwe Jonathan: Meditative Gestaltarbeit, 20-22 Uhr, Altenheim Heilsberg.

Butzbach. Butzbacher Senioren 1976: Versammlung, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.

Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, ab 15 Uhr, Selzerbrunnenhof. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel-/Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.

Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.

Ortenberg. SC Rot-Weiß Gelnhaar: Stadtmeisterschaft Fußball, Sportplatz Gelnhaar (bis 26.07). Ferienveranstaltungen Bad Vilbel. Bad Vilbel unter'm Sonnenschein: Fahrt nach Elspe zu den Karl- May-Festspielen für Kinder ab 9 J.

Karben. Kinderplanet (bis 31. Juli).

Ortenberg. TV: Fahrt ins Taunus-Wunderland.Parteien / Parlamente

Friedberg. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Wöllstadt. Sitzung der Gemeindevertretung, Bürgerhaus Nieder-Wöllstadt, großer Saal, 19 Uhr.

Verschiedenes

Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor Kurverwaltung Bad Salzhausen.

Abfallsammlung

Friedberg. Altpapiersammlung in Bruchenbrücken und Ockstadt.

Ausstellungen

Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August).

Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).

Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel

Friedberg. Roxy: Batmans Rückkehr (15, 20.15 Uhr) - Blende: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr) - Studio: Wayne's World (15, 20.15 Uhr) - Keller: Basic Instinct (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Der Gefallen, die Uhr & der Sehr Große Fisch (19); Wie ein Licht in dunkler Nacht (21.15 ).

Butzbach. Bambi: Stop oder meine Mami schießt (20 Uhr) - Capitol: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Basic Instinct - Princess: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Delicatessen (19.45 Uhr); Der Club der toten Dichter (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Das Land hinter dem Regenbogen (19.30 Uhr); Edward II (21.45 Uhr). (Ohne Gewähr)

Journalisten schelten Streibl Bayerns Regierungschef soll Urheber einer Kündigung sein

fa MÜNCHEN, 21. Juli. Die im Verein Landtagspresse zusammengeschlossenen bayerischen Parlamentsjournalisten bestehen weiterhin auf einer Klärung der Rolle von Ministerpräsident Max Streibl (CSU) bei der Entlassung des Münchner Korrespondenten des Donau Kurier, Wolfgang Krach. In einer Resolution fordern sie Streibl auf, seine gegen Krach erhobenen Vorwürfe "mit Beispielen zu belegen oder förmlich zurückzunehmen".

Krach hatte von seinem Ingolstädter Verlag zunächst eine Änderungskündigung erhalten, die nach dem starken Presseecho zu einer fristlosen Kündigung verschärft worden war, gegen die der Journalist vor dem Arbeitsgericht klagt. In einer internen Begründung für den Betriebsrat hatte sich der Verlag ausdrücklich auf öffentlich geäußerte Kritik Streibls an der Berichterstattung Krachs bezogen. Der Justitiar des "Donau Kurier", Karl Ernst Roessler, hatte massive Beschwerden Streibls offen eingeräumt. In einem Hintergrundgespräch mit der Presse hatte der Ministerpräsident im April allgemein über wahrheitswidrige Berichterstattung geklagt, deren Opfer er häufig werde. Als Krach von Streibl konkrete Beispiele erbat, gab dieser lediglich zur Antwort: "Bei Ihnen würde ich auch einiges finden, was nicht stimmt."

Daß er damit einen massiven Vorwurf gegen Krach erhoben habe, bestritt Streibl in einem Brief an die Landtagspresse als "unwahr". In ihrer Resolution wiesen die Journalisten den damit implizierten Vorwurf, sie hätten allesamt Streibl falsch verstanden und wahrheitswidrig über die Veranstaltung berichtet, "mit aller Entschiedenheit zurück".

Streibls Pressesprecher Günther Graß unternahm den Versuch, mit einem erneuten Brief die Affäre durch einen halben Rückzieher zu entschärfen. Es habe Streibl ferngelegen, Krach "der wissentlichen Verbreitung wahrheitswidriger Behauptungen" zu beschuldigen.

Tempo 30 . . .

Fortsetzung von Seite 1 einpendelt. Szenen, bei denen sich zwei Autofahrer in der "gedrehten" Weberstraße plötzlich Kühler an Kühler gegenüberstanden, spielen sich nach der Verwirrung der ersten Tage immer seltener ab. Und der Lastwagenfahrer, der - wie seit Jahren gewohnt - über die Neuhofstraße zur Eckenheimer Landstraße abkürzen wollte und dann in anstrengenden Wendemanövern sein zehn Meter langes Gefährt aus dem Gebiet wieder herausrangieren mußte, wird diesen (ehemaligen) Schleichweg sicher zum letzten Mal benutzt haben. rea

Im Wortlaut: Protest der Journalisten Politischen Druck ausgeübt

Der Verein Landtagspresse, dem die im Münchner Maximilianeum akkreditierten Journalisten angehören, protestiert in einer Resolution gegen politischen Druck durch den bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl (CSU), dessen Opfer ein Kollege des Donau Kurier geworden ist: "Die im Verein Landtagspresse zusammengeschlossenen Journalisten nehmen mit großer Besorgnis die fristlose Kündigung ihres Mitgliedes Wolfgang Krach vom "Donau Kurier" zur Kenntnis. Die für diesen Schritt ins Feld geführten Gründe sind für den Verein nicht nachvollziehbar. Der Kollege Krach ist über Parteigrenzen hinweg als gewissenhafter, seriöser Korrespondent geschätzt und anerkannt. Personalpolitische Veränderungen in Verlagen entziehen sich als interne Angelegenheiten in der Regel einer Bewertung durch Dritte. Im Fall Wolfgang Krach ist jedoch nach Informationen des Vereins politischer Druck ausgeübt worden.

Die dem Betriebsrat des "Donau Kurier" vorgelegte Begründung für eine, dann zunächst nicht ausgesprochene, fristgemäße Kündigung beruft sich explizit auf öffentlich vorgebrachte Kritik des bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl. Diese Kritik hat Max Streibl in einem Hintergrundgespräch mit der Landtagspresse am 8. April geäußert, in dem es zunächst ganz allgemein um den Vorwurf der wahrheitswidrigen Berichterstattung gegangen war. Auf Nachfragen des Kollegen Wolfgang Krach gab der Ministerpräsident damals zur Antwort: "Bei Ihnen würde ich auch einiges finden, was nicht stimmt." Im Schreiben vom 26. Juni an den Vorstand des Vereins Landtagspresse bezeichnet der Ministerpräsident diesen Sachverhalt als unwahr. Damit wird der Vorwurf impliziert, die zahlreichen Teilnehmer dieses Hintergrundgespräches hätten den Ministerpräsidenten allesamt falsch verstanden und über den Verlauf der Veranstaltung wahrheitswidrig berichtet. Die Mitglieder des Vereins Landtagspresse weisen diesen Vorwurf mit aller Entschiedenheit zurück. Der Verein Landtagspresse nimmt zur Kenntnis, daß es dem Ministerpräsidenten fernlag, den Kollegen Krach "der wissentlichen Verbreitung wahrheitswidriger Behauptungen" zu bezichtigen. Seine gegenüber dem Kollegen Wolfgang Krach im Kreis der Landtagspresse geäußerten herabsetzenden Andeutungen hat der Ministerpräsident bis heute aber nicht konkretisiert. Die Mitgliederversammlung des Vereins Landtagspresse fordert den bayerischen Ministerpräsidenten erneut auf, seine Behauptungen mit Beispielen zu belegen oder sie förmlich zurückzunehmen.

Der Verein Landtagspresse verfolgt politische Interventionen gegen journalistische Arbeit, wo immer sie auch erfolgen, mit Sorge. Die Pressefreiheit ist eine der wesentlichen Errungenschaften der Demokratie. Zu ihr gehört auch, politische Wertungen zu respektieren und zu ertragen, selbst wenn sie nicht der eigenen Sichtweise entsprechen. Die Mitglieder des Vereins Landtagspresse appellieren an den bayerischen Ministerpräsidenten, zu einem offenen Umgang mit den Medien zurückzukehren. Der Verein ist an einem vertrauensvollen Verhältnis zur bayerischen Staatsregierung interessiert."

Bis '97 im alten Trott durch die Dreieich Anrainerkommunen sollen sich jetzt auch an Waggons und Defizit beteiligen Von unserem Redaktionsmitglied Dorothe Knipp DREIEICH. Die verbesserte Dreieichbahn kommt nicht vor 1997. Das ist das Resultat eines Gesprächs, das Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) mit Vertretern der Deutschen Bundesbahn (DB) jetzt führte. Die Zugverbindung von Dreieich bis Dieburg wird somit zeitgleich mit der S-Bahn zwischen Dreieich und Darmstadt in Betrieb genommen. Außerdem machten die Vertreter der DB dem Bürgermeister klar, daß für weitere Planungsschritte das Land den formellen Planungsauftrag erteilen muß. Ebenso müßte die Mitfinanzierung des Landes sichergestellt sein. Neu ist auch, daß jetzt die DB die Strecke mit einer kommunalen Beteiligung von 12,5 Prozent bauen will, und daß sich die Kommunen am Defizit sowie an den vier Wagen beteiligen sollen. Nach dem Stand von 1988, wo Dreieich sich über das Vorhaben Dreieichbahn mit der DB geeinigt hatte, war geplant gewesen, daß sich die DB von den Anrainerkommunen der Dreieichbahn die Strecke bezahlen läßt, aber die Bahn für Unterhaltung und die Wagen selbst aufkommt. Abeln sagt: "Mit einer insgesamten Beteiligung aller Anrainerkommunen von 12,5 Prozent am Streckenbau kommen wir günstiger als vorher weg." Denn nach der Novellierung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVG) vom Februar 1992 kann auch die Schienenverbindung der Dreieichbahn - selbst wenn sie nicht im klassischen Sinne zu einer S-Bahn zählt - bezuschußt werden. Doch die anfallenden Kosten für Defizite liegen noch total im dunkeln. Abeln erinnerte daran, daß für die vier Zugwaggons nach dem Stand von 1991 der Berechnungen der Bahn die Kosten mit 15 Millionen Mark angegeben worden sind. Dreieich hatte damals mit Investitionskosten für die Strecke von 19 Millionen Mark kalkuliert. Darin seien aber nicht die Kosten für Lärmschutzwände, Park & Ride-Plätze oder Naturschutzmaßnahmen enthalten gewesen. Deshalb meint er, daß die tatsächlichen Kosten mehr als 20 Millionen Mark betragen würden.

Als nächsten Schritt will jetzt die Deutsche Bundesbahn eine Wirtschaftlichkeitsberechnung anstellen, auf der dann die Finanzierungsverhandlungen mit den übrigen Gemeinden basieren sollen. Daraus soll auch hervorgehen, ob und wie hoch ein Defizit aussehen wird. Der Bürgermeister kann sich nicht vorstellen, daß die Dreieichbahn ohne Verluste laufen wird.

Als ersten Verhandlungstermin nannte er Oktober diesen Jahres. Abeln: "Erst dann werden wir wissen, wie teuer für Dreieich die Dreieichbahn werden wird." Auch erwartet der Bürgermeister keine Schwierigkeiten beim Land, daß es den Planungsauftrag erteilen wird.

Eine kategorische Absage erteilte die Bahn dem Dreieicher Wunsch, den Haltepunkt Weibelfeldschule bereits zum Frühjahr 1992/93 und den Taktverkehr spätestens zum Jahresfahrplan 1993/94 einzurichten. Die DB sagte zu Abeln, daß einzelne Punkte nur innerhalb des Planungablaufes, aber nicht vorzeitig realisiert werden könnten. Deshalb, bemerkten die Vertreter der Bahn, sei auch die Resolution der Dreieicher Stadtverordneten "überflüssig" gewesen.

Den Ersten Stadtrat, Werner Müller (SPD), hat die neue Entwicklung nicht überrascht: "Nach den Reformbestrebungen der Bahn habe ich so etwas erwartet. Aber ich halte es für einen Kardinalfehler, daß sich der Bund zunehmend aus der Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs zurückzieht." Bürgermeister Abeln hat inzwischen auch die betroffenen Nachbargemeinden über seine Gespräche mit der Bahn informiert. Abeln: "Wenn wir mit den anderen Gemeinden auf eine attraktive Linie unter den veränderten Vorzeichen kommen, dann steht jedenfalls von uns aus der zügigen Realisierung der Dreieichbahn nichts im Wege."

Umwelt-Fotowettbewerb

Unter dem Motto "Jugendliche fotografieren ihre Umwelt" hat die evangelisch- lutherische Matthäusgemeinde mit dem Kaufhaus Hertie zu einem Fotowettbewerb aufgerufen. Anlaß des Wettbewerbs ist der Deutsche Umwelttag vom 18. bis 22. September. Beteiligen können sich Jugendliche im Alter von zehn bis 15 Jahren, die Lust haben, das Thema "Umwelt in Frankfurt" zu fotografieren. Jeder Teilnehmer kann bis zum 1. September bis zu drei Bildern im Format 18 mal 24 einschicken. Auf der Rückseite der Bilder sollen Name, Alter und Anschrift der Fotografen stehen.

Die prämiierten Bilder werden am 18. September im Rahmen des Umwelttages vorgestellt, die Gewinner erhalten Sachpreise. Auskunft erteilt die evangelisch- lutherische Matthäusgemeinde, Hohenstaufenstraße 30, Frankfurt 1. ek

Filmtheaterleute sehen schwarz um ihre Zukunft Gegen geplanten Kinopalast im Main-Taunus-Kreis macht auch die Kronberger SPD mobil

KRONBERG/KÖNIGSTEIN/OBERURSEL. "Wenn im Main-Taunus-Zentrum ein Multiplex-Kino gebaut wird, bedeutet das den Garaus für sämtliche Lichtspieltheater in der Umgebung." Königsteins Kur-GmbH-Geschäftsführer Rainer Kowald, der diese pessimistische Prognose für die Zukunft der Kinos in der Umgebung stellt, geht sogar noch weiter: "Auch viele Kinos in Frankfurt werden zumachen müssen, denn was dort im MTZ geplant ist, würde d a s zentrale Kino im Rhein-Main-Gebiet werden, das anderen keine Chancen mehr läßt."

Alarmiert von den Nachrichten aus dem Nachbarkreis, daß der Betreiber des Main-Taunus-Zentrums, die Frankfurt- Heidelberger Grundstücksverwaltungs- GmbH, auf dem MTZ-Nordparkplatz einen 35 Millionen Mark teuren Kinopalast mit zwölf verschieden großen Lichtspieltheatern und zusammen 3800 Kinosesseln plant, dazu Bars und Restaurants, die im Jahr rund eine Million Besucher anziehen sollen, reagierten auch die Kronberger Sozialdemokraten. Ortsvereinsvorstand und Stadtverordnetenfraktion appellierten in einem Brief an den Landrat des Main-Taunus-Kreises, Jochen Riebel, dem Projekt nicht zuzustimmen, den Bauantrag negativ zu bescheiden. Sie machen sich nicht nur die Bedenken der Sulzbacher Gemeindevertretung zu eigen, die vor allem Angst hat vor weiteren 1300 Autos, die dann täglich zum nur durch wenige Busse ans öffentliche Verkehrsnetz angebundene MTZ und wieder abfahren. Kronbergs SPD-Pressesprecher: "Was wird aus den Bemühungen zur Begrenzung des motorisierten Individualverkehrs?"

Noch negativer beurteilen die Kronberger Sozialdemokraten ebenso wie die vom Bad Sodener Kinochef Ulrich Aurass gegründete Interessengemeinschaft "Kino am Ort" die Folgen für die Kinoszene im Vordertaunus. Strunk: "Sie ist sehr flexibel, reagiert auf die wechselnden Bedürfnisse ihres Publikums und schaffte es, ein hohes Niveau zu erreichen." Viele Kinobetreiber wie Roswitha Hirsch in Kronberg, weiß er, taten dies aus Liebe zur Filmkunst und ließen oft die Chance zu einer einträglicheren Verwertung ungenutzt. "Kommt es zum Bau des Mega-Kinos im MTZ droht die Gefahr, daß in weitem Umkreis den angestammten Kinos das Publikum entzogen wird."

Dies gelte in besonderem Maße für das traditionsreiche Kronberger Kino, nach Ansicht der SPD eim wesentlicher Faktor im Kulturleben der Stadt und auch für viele Bewohner aus Nachbarstädten attraktiv. "Bemühungen um den Erhalt und die Förderung besonderer Programmlinien der Kinoleitung wären vergeblich, wenn es zum Bau eines Mega-Kinos im MTZ käme", so Strunk. "Es ist nicht einzusehen, warum den Profitinteressen kapitalkräftiger Gruppen eine ganze Kinolandschaft zum Opfer fallen muß." Bürgermeister Wilhelm Kreß hat für den Magistrat der Stadt Kronberg seine ablehnende Haltung gegenüber dem Kino-Großprojekt in der Nachbarschaft bereits zum Ausdruck gebracht und findet dabei die volle Unterstützung seiner Partei.

Rainer Kowald in der kinolosen Nachbarstadt Königstein kann die Entwicklung zunächst noch gelassen abwarten. Zwar soll auf Beschluß des Stadtparlaments im von der Stadt gekauften Haus der Begegnung ein provisorisches Kino eingerichtet werden, doch liegen diese Pläne vorerst noch auf Eis. "Die Kosten sind viel zu hoch", so Kowald. Die Überlegungen, dort in der Nähe des Kreisels ein Kino zu schaffen, werden erst wieder aktuell, wenn das Haus der Begegnung umgestaltet wird. Das aber wird noch einige Jahre dauern.

Jürgen Funke, Geschäftsführer der Stadthallen-GmbH in Oberursel, die zwei Kinos betreibt, sieht die Konkurrenz im MTZ nicht als Bedrohung. "Vielleicht nur kurzfristig", meinte er. "Unsere Besucher sind zumeist Oberurseler, die kommen, weil die Preise angemessen und die Wege kurz sind. Kinofreaks gehen ohnehin nach Frankfurt." ANNETTE WITTKOPF

für die Händlerschürze oben:

Wieder fielen Schüsse in Frankfurt

Seniorenfahrt nach Weimar NEU-ANSPACH. Die SPD-Senioren laden für den 30. September zu einer Tagesfahrt nach Weimar ein. Geplant ist auch der Besuch der Gedenkstätte im ehemaligen KZ Buchenwald. Informationen: Otto Schöffner, Tel. 82 37.

CDU-Politiker fordern . . .

Bewährungsprobe für Europa

Von Roman Arens

Es ist bitter, daß eine ziemlich überflüssige Schiffsfahrt in der Adria, eine weitere militärpolitische "Lockerungsübung", die dringend notwendige Debatte über unsere Rolle in internationalen Konflikten anstoßen mußte. Eine Debatte über das Selbstverständnis eines größer gewordenen Staates, der bereits als Mitfinanzier des Golf-Krieges zum "Mittäter" geworden, vor diesem Verlust der Unschuld demokratische Grundsatzentscheidungen hätte herbeiführen müssen.

In einer anderen bedeutsamen Frage nach den Grundlagen unseres Zusammenlebens und unserer Rolle in der Welt ist erneut ein gravierendes Versäumnis anzuzeigen. Hier geht es nach dem gleichen Muster: bloß keine unpopuläre Diskussion; da sehen wir wieder schlecht aus, zugleich draußen und am Stammtisch. Wir lösen das wieder mit dem Scheckbuch und sonst mit niedriger Großzügigkeit, weil unsere Solidarität und Kräfte ja schon kaum noch bis Görlitz und Rostock reichen.

Die lästige Grundfrage: Wie halten wir es mit den Flüchtlingen und Vertriebenen, nicht nur mit denen, die jetzt vor unserer verriegelten Haustür gestrandet sind? Wir weichen gerne der harten Erkenntnis aus, daß millionenfache Migration längst ein Hauptproblem auf der aus den Fugen geratenen Welt und damit auch zu einer Frage globaler Sicherheit geworden ist. Es ist nicht allein eine Sache von Caritas, sondern auch eigener Interessen, Hartherzigkeit und Knickerigkeit über Bord zu werfen und die Notwendigkeit eines globalen Ausgleichs wenigstens zu akzeptieren versuchen. Teilen und - hier und da auch - Zusammenrücken sind ohne Alternative. Je eher wir da ernsthaft mit dem Üben anfangen und die politischen Grundlagen schaffen, um so preiswerter wird es.

Vor diesem Hintergrund ist unser Umgang mit den Opfern eines Krieges, in dem wir als Deutsche und als Europäer keineswegs nur unbeteiligte Zuschauer sind, jämmerlich und beschämend.

Am 20. Juli war sicher oft die Rede von den "Lehren aus der Vergangenheit". Also fragen wir: Führten Thomas Mann, Bert Brecht, all die bekannten und unbekannten Flüchtlinge korrekte Visa, Kostenübernahmeerklärungen aus dem Zielland, am besten notariell beglaubigt, an den Grenzen mit, als sie ihr Leben retten wollten? Nein, da fehlte das eine oder andere Papier? Also: lernen wir doch.

Weil die überforderten Kroaten an ihren Grenzen ebenso brutal wie erpresserisch und medienwirksam versiegelte Flüchtlingszüge aufstellten, ließen wir uns erweichen, nach großem Geziehe fünftausend Bosnier aufzunehmen. Keine Sorge, die meisten, die ohne ihre im Krieg unabkömmlichen Männer und Väter fliehen mußten, wollen wahrlich nicht lange bleiben. Keine Frage auch, schon diese relativ geringe Zahl macht Probleme hier - bei der hohen Zahl der Aussiedler und Asylbewerber. Mit diesen Problemen dürfen untere Verwaltungsbehörden nicht alleingelassen werden. So sind Grundsatzentscheidungen von Bund und Ländern nötig, aber bitte mal ohne parteipolitisches Getöse.

Wer sich erinnert, welche Sogwirkung die Flucht von DDR-Bürgern in bundesdeutsche Vertretungen hatte, wird nicht überrascht sein, wenn bald ein neuer humanitärer Notfall aus Kroatien gemeldet wird. Was dann? Wieder hektische Aktivitäten und verständliche Wutanfälle von Innenministern, weil die Anrainerstaaten des Krisengebietes die Last tragen müssen, aber andere wie England und Frankreich sich weiter vorwiegend mit militärischer Münze freikaufen möchten?

Wir können nicht allein die Grenzen öffnen. Ganz klar: die Flüchtlingspolitik muß in ein gesamteuropäisches Konzept integriert werden. Schweden hat den Vorschlag einer Kontingentlösung gemacht. Den Widerstrebenden muß nahegebracht werden, daß es dazu keine Alternative gibt. Übrigens, was wäre das neue Europa wert, wenn es schon an einer humanitären Frage scheiterte?

Die befristete Unterbringung von Flüchtlingen fern der Heimat nach Länderquoten ist nur eine Notlösung, aber unvermeidlich bei schon über zwei Millionen Entwurzelten. Diese Lösung verlangt auch das Engagement aller gesellschaftlichen Kräfte. Wo bleiben die Kirchen, die ihren verbliebenen Einfluß, ihre Mittel und Einrichtungen aufbieten müßten? Jede Gemeinde fünf oder zehn Flüchtlinge - scheitert das daran, daß jetzt vor allem ziemlich fremd wirkende Moslems vor der Tür stehen? Was ist mit den Gewerkschaften, die ja auch viele Mitglieder und Tagungsstätten haben und den Antikriegstag 1. September praktisch und glaubwürdig vorbereiten könnten?

Für die Zeltstädte, die Österreich für 100 000 Personen im Krisengebiet bauen möchte, spricht die Heimatnähe, aber sie sind zu teuer und nicht wintertauglich. Sinnvoller wären Flüchtlingsdörfer aus einfachen festen Häusern, wofür es ein deutsches Konzept gibt. Wie wäre es mit Sammlungen dafür über die Versuche hinaus, aus Theo Waigels Säckel was herauszukratzen? Wir müssen tätige Solidarität zeigen; die Zeit drängt sehr.

Heute "Gold aus Mali" für Kinder

Goldschmuck ist kostbar, das ist bei uns nicht anders als in Westafrika - nur sieht der Schmuck dort anders aus. Besonders die riesigen Ohrringe, die von den Frauen getragen werden, beeindrucken. Wie im westafrikanischen Sahelstaat Mali das Gold für den Schmuck gewonnen und bearbeitet wird, das zeigt derzeit die Ausstellung "Gold aus Mali" im Frank- furter Völkerkunde-Museum, Schaumainkai 29.

Die Ausstellung soll nicht nur schöne Dinge aus einer fremden Welt zeigen, sondern auch einen Eindruck geben vom Leben in dieser Gegend Westafrikas. Dazu gibt es viele Werkzeuge und alltägliche Gegenstände zu sehen, wie sie zwischen Timbuktu und Yaoundé überall in Westafrika benutzt und verkauft werden. Sogar eine Goldschmiedewerkstatt ist eigens nachgebaut worden.

Aber ansehen ist die eine Sache, selbst machen die andere. Deshalb können Kinder ab acht heute und am kommenden Mittwoch, dem 29. Juli, jeweils um 11 Uhr und um 15 Uhr die Ausstellung unter Anleitung genauer erforschen - mit Spielen und Raten, mit Suchen und Geschichtenerzählen. Der Eintritt ist frei, telefonische Anmeldung (069 / 21 23 59 13) ist erwünscht. hge

Radfahrer überfallen: Mountainbike geraubt

BAD HOMBURG. Einem Radfahrer wurde am Montag sein Mountainbike buchstäblich unter dem Allerwertesten weg gestohlen: Der 26jährige Mann radelte zusammen mit einer Bekannten über den Radweg im Kurpark zwischen Thermal- und Seedammbad, als er von einem kräftigen Mann vom Rad geschlagen wurde.

Der Mountainbiker fiel zu Boden, der Täter fuhr mit dem Rad weiter. Er wird folgendermaßen beschrieben: 1,80 Meter groß, gebräunte Haut, schweres dunkles gewelltes Haar, bekleidet mit bunten kurzen Hosen und einem weißen T-Shirt.

Das geraubte Rad sei gelb mit "wirren dünnen schwarzen Streifen", berichtet die Polizei, und habe einen Wert von 1800 Mark. s

Podium für Raritäten

BAD HOMBURG. Eine Reihe ausgefallener Konzerte werden in der kommenden Saison im Rahmen des Konzertpodiums im Gotischen Haus angeboten: Als erstes steht am 16. September ein Konzert für Flöte und Klavier auf dem Programm, mit Werken von Scarlatti, Doppler und Enescu. Am 7. Oktober folgt ein Konzert für Klarinette, Cello und Klavier mit Werken von Beethoven, Genzmer und Brahms. Ebenfalls noch in diesem Jahr findet ein Duo-Abend mit Violine und Violoncello statt ( 4. November ), und am 2. Dezember spielt das Silesian-Quartett Werke von Schubert, Borodin und Bartok. Nach einer kurzen Weihnachtspause lädt das Gotische Haus am 13. Januar zu einem Klavierabend mit Ragna Schirmer ein. Einen Höhepunkt des Konzertpodiums bildet das Konzert der Kammervereinigung Berlin in Verbindung mit dem Deutschen Musikrat am 10. Februar. Weiterhin vorgesehen sind ein Duo Pers All für Violinen am 17. März, ein Barock- Konzert mit Werken von Bach, Händel und Telemann am 7. April und zum Abschluß ein Konzert für zwei Flöten und ein Cembalo am 12. Mai.

Der Abonnement-Verkauf für die Saison 1992/93 findet seit dem 1. Juni im Verkehrsamt im Kurhaus statt, montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 12 Uhr. Abonnementkarten kosten für Erwachsene 80 DM, Jugendliche zahlen 60 DM.

Zu einer Orgelvesper lädt die evangelische Erlöserkirchen-Gemeinde für Samstag, 25. Juli, 17 Uhr, ein. Hayko Siemens spielt auf der neuen Bach-Orgel. lis

Die Vorstellungen der Bürgerinitiative

Die Bürgerinitiative "Oberlindener Verkehrsberuhigung" will nicht nur meckern, sondern hat den Politikern ihre Alternative zur 600 000 Mark-Variante vorgelegt. Sie befürwortet folgendes:• zusätzliche Tempo-30-Markierungen auf der Fahrbahn;

• Zebrastreifen auch im Forstring und in der Straße Im Ginsterbusch zur Sicherung der Fußgängerüberwege;• markierte Parkplätze in der Berliner Allee als Verengungen, "die fast nichts kosten";

• Verkehrsschilder "Durchfahrt verboten" oder "Anlieger frei" an allen Zufahrten zum Wohngebiet, auch von der Berliner Allee aus;

• gelegentliche Radarkontrollen gegen uneinsichtige Schnellfahrer;

• Kontrolle der Fahrgeschwindigkeiten nach dem Anbringen von Zebrastreifen und weiteren Tempo-30-Markierungen. Die BI fordert ferner von den Stadtverordneten, daß die 150 000 Mark von der Stadt für die Erneuerungen der Wege in Oberlinden ausgegeben werden. dok

Fertighäuser für die Asylbewerber? Blitzofferte von Erich Pipa / "Das prüfen wir gerne" Von Holger Klös MAINTAL / MAIN-KINZIG-KREIS. Durch "freundschaftliche Amtshilfe" hofft Erster Kreisbeigeordneter Erich Pipa, die Probleme der Stadt Maintal wegen der Unterbringung eines Kontingents von 100 Asylbewerbern lösen zu können. Der Sozialdezernent teilte am Dienstag mit, daß er gemeinsam mit der Bauverwaltung einen Weg gefunden habe, "der die Stadt Maintal keinen Pfennig Geld kosten wird und womit wir vermeiden, Menschen in Turnhallen unterbringen zu müssen". Pipas Blitzofferte steht im Zusammenhang mit der Sondersitzung des Maintaler Stadtparlaments, das sich gestern abend im Bürgerhaus Hochstadt mit der Unterbringung von Asylbewerbern beschäftigte (die FR wird darüber noch berichten). Mit seinem Angebot wollte Pipa nach eigenem Bekunden einem möglichen Beschluß der Stadtverordnetenversammlung zuvorkommen, wonach Container für rund 40 Asylsuchende angeschafft werden sollen. Das Angebot eines Fertighausherstellers hatte der Erste Kreisbeigeordnete deshalb gestern dem Stadtverordnetenvorsteher Sepp Sigulla und Bürgermeister Walter Unger vorgelegt. "Das prüfen wir gerne", erklärte Unger gestern auf Anfrage. Er versteht die Offerte als zusätzliches Angebot, "was wir sicherlich auch brauchen werden". Maintals Bürgermeister verwies darauf, daß sich der Bauausschuß aber bereits am Montagabend für die Anschaffung von Containern ausgesprochen habe.

Die Fertighausfirma könnte - das wurde nach Rücksprache mit der Bauverwaltung des Main-Kinzig-Kreises deutlich - in Maintal im Zeitraum von fünf Wochen vier Häuser errichten, in denen insgesamt 100 Personen Aufnahme finden. Zusammen mit der Container-Lösung wäre Maintal dadurch in der Lage, das 92er Zuweisungssoll an Asylsuchenden fast komplett zu erfüllen.

Vizelandrat Pipa versicherte, daß der Stadt durch die angepeilten Fertighäuser keinerlei Kosten entstehen würden. Sogar die Fundamente seien im Angebotspreis enthalten. Der sei wiederum so bemessen, daß er mit Landesmitteln für die Unterbringung von Asylbewerbern abgegolten werden könne.

Ungeachtet der Sondersitzung des Maintaler Parlaments scheinen sich Kreis und Stadt in der Unterbringungsfrage nun näherzukommen. Wie berichtet, hatte die Beschlagnahme der Maintalhalle in Dörnigheim für knapp 40 Asylbewerber und die wenig später vom Main-Kinzig-Kreis veranlaßte Wiederausquartierung gewaltigen Staub aufgewirbelt. Inzwischen haben Maintals Hauptamtliche - alle drei befanden sich just am Tag der Einquartierung in Urlaub - eingeräumt, zwar "sachlich richtig entschieden", doch in politischer Hinsicht einen Fehler begangen zu haben (FR vom 18. Juli).

Erster Kreisbeigeordneter Pipa machte gestern deutlich, daß sich der Kreis mit dieser Offerte "keinesfalls in die Zuständigkeit der Stadt Maintal einmischen" wolle. Der Kreis biete Maintal lediglich an, das Fertighaus-Angebot zu nutzen. Pipa zufolge können die Häuser bis Ende August bezugsfertig sein. Während die Container, die Maintal erwerben wolle, frühestens Ende September zur Verfügung stünden.

Wenige Stunden vor der Sondersitzung des Maintaler Parlaments drückte der Vizelandrat seine Hoffnung darüber aus, daß das Angebot angenommen werde. Pipa: "Denn damit wäre für Maintal sowohl das Problem der Unterbringung der Asylbewerber kurzfristig gelöst, als auch das Verhältnis zum Kreis in dieser Frage entkrampft."Briefe an die Redaktion

"Altstadt wird als Partykeller mißbraucht" Des einen Freud, des andern Leid: Die sommerlichen Feste, die auch im Mörfelder Altstadtbereich gefeiert werden, werden für manche Anwohner alsPlage empfunden. Haben Bewohner der Mörfelder Altstadt eigentlich kein Recht auf Schlaf am Wochende?

Früher gab es Kerb und Fassenacht. Heute ist es eine nichtendenwollende Liste von an den Haaren herbeigezogenen Festivitäten, die an fast jedem Samstag im Sommer die Leute um den Schlaf bringen. Ob Steinwegfest, ob Jazzfest im Goldenen Apfel, Handballerfest, Kronenfest, CDA-Fest - die Mörfelder Altstadt wird von feiersüchtigen Vereinsmeiern als Partykeller mißbraucht. Sogar die ehrwürdige Kirche hat sich vom Thron der Verkündung ewiger Wahrheiten herabbegeben und bessert ihre Kasse beim alljährlichen Kirchenfest durch den Verkauf von Alkohol an Jugendliche auf.

Welche kulturelle Wohltat diese Veranstaltungen auch immer anpreisen - in Wirklichkeit dienen sie doch nur einem Zweck: mit den Veranstaltungseinnahmen die jeweilige Vereinskasse zu füllen. Im Mittelpunkt steht selten die Bühne, sondern immer die Biergondel.

Die angenehmen, finanziellen Folgen des massenhaften Bierverkaufs nehmen die Vereinskassierer dankbar hin, mit den unangenehmen Folgen jedoch, der ganznächtlichen Lautstärke und gelegentlich auch der Zerstörungswut derjenigen, die man zugunsten guter Zwecke abgefüllt hat, wollen sie nichts zu tun haben. Einen ganzen Stadtteil machen sie so zur Geisel ihres Lärms.

Und die Herren Stadtpolizisten, die wegen Verkehrsberuhigung mit ihrem Radargerät den Autofahrern bis ins Eßfach nachstellen - mit Stadtberuhigung haben sie offensichtlich nichts zu tun. Sie schlafen wahrscheinlich den Schlaf der Gerechten in ruhigeren Stadtteilen, oder - was ich für noch wahrscheinlicher halte - sie beteiligen sich an der organisierten Ruhestörung.

Wie lange noch soll das gehen? Sollen wir die Sommerwochenenden hinter geschlossenen Schallschutzfenstern verbringen? Oder zahlen uns die Veranstalter ein ruhiges Hotel im Taunus? Alfred J. Arndt Mörfelden

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.

Teerbau übernimmt Ohly-Leute Konzern will Kanäle sanieren

BAD HOMBURG. Der Essener Baukonzern Teerbau wird aller Voraussicht nach am 1. August die rund 150 Mitarbeiter der in die Korruptionsaffäre verstrickten Baufirma Konrad Ohly übernehmen.

Das Hochtaunus-Unternehmen Ohly mit Sitz in Bad Homburg und Grävenwiesbach wird zum gleichen Zeitpunkt seine Bautätigkeit einstellen. Als Bedingung für die Übernahme der Mitarbeiter nennt die Teerbau GmbH, daß "vorher die Verträge bei der Firma Ohly gelöst sind". Die Vertragsverhandlungen sind noch nicht beendet, befinden sich jedoch kurz vor dem Abschluß.

Die Arbeitsplätze bei der Firma Ohly sind seit den Ermittlungen in Sachen Korruptionsaffäre in Gefahr. Juniorchef Konrad Ohly und der leitende Mitarbeiter B. saßen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen fortgesetzte Bestechung vor. Seitdem erhält die Firma keine öffentlichen Aufträge mehr, von welchen das Unternehmen jedoch zum großen Teil lebte. Ohly und B. sind von der Übernahme durch die Teerbau GmbH ausgenommen.

Die Teerbau hat die Absicht bekundet, die halbfertigen Baustellen der Firma Ohly "gegen Vergütung fertigzustellen", wenn die jeweiligen Auftraggeber zustimmen.

Die Teerbau ist eine Tochter der Frankfurter Rütgerswerke, die wiederum zum Essener Ruhrkohle-Verbund gehören. Der Bauriese Teerbau hat 1991 seinen Umsatz um 30 Prozent auf 1,3 Milliarden Mark gesteigert und die Zahl der Beschäftigten um 700 auf 3500 erhöht. Ursache dieser expansiven Geschäftsentwicklung ist das zunehmnde Auftragsvolumen aus den neuen Bundesländern. Die Teerbau ist in der ganzen Bundesrepublik aktiv. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Tief-, Straßen-, Ingenieur- und Umweltschutzbau. In den kommenden Jahren will das Unternehmen unter anderem im zukunftsträchtigen Bereich der Sanierung von veralteten Abwasserkanälen Gewinne erzielen. jom

Wut über Verzögerung bei Not-Hort Mütter fühlen sich belogen

NEU-ANSPACH. Die angekündigte Verschiebung der Hort-Notlösung hat unter den betroffenen Müttern Enttäuschung und Wut ausgelöst. "Wir fühlen uns belogen". Die Kritik der Frauen, die sich auf die vom Parlament beschlossene Einrichtung einer Not-Hortgruppe zum Schuljahresbeginn verlassen hatten, richtet sich gegen den Ersten Beigeordneten Manfred Schmück (SPD). Der Arbeitskreis "Hortkinder" des Frauentreffs hat am Montag abend getagt. Schmück ist zur Zeit in Urlaub. Die Grünen haben unterdessen die "Hinhaltetaktik des Gemeindevorstandes" angeprangert und die unverzügliche Umsetzung des Parlamentsbeschlusses gefordert.

Zur Erinnerung: Die Gemeindevertreter verabschiedeten am 17. Juni einstimmig einen Dringlichkeitsantrag der Grünen "zur Einrichtung einer Hortgruppe zum Schuljahresbeginn August 1992". Der Erste Beigeordnete hatte damals für eine Überraschung gesorgt, als er bekannt gab, daß die Gemeindeverwaltung schon mit den Kindergärten Goethestraße und Ulrich-von-Hassell-Weg über eine Lösung für 15 Notfälle verhandele. Die Abstimmung war daraufhin Formsache.

Mitte Juli fielen den betroffenen Mütter Widersprüche in den Aussagen Schmücks auf. Um diese Zeit sollten sie nach der Information einer Sachbearbeiterin im Rathaus schon eine schriftliche Benachrichtigung zum Nothort erhalten. Diese blieb jedoch aus. Stattdessen brachten die Frauen in Erfahrung, daß die Leiterinnen der Kindertagesstätten noch überhaupt nicht informiert worden seien. Gleichzeitig stellte Schmück in der FR fest, daß die Räumlichkeiten geklärt seien. Die Notlösung müsse sich aber trotzdem verschieben. Der Grund: Das Personal fehle.

Für die Mütter gibt es seitdem eine Reihe ungeklärter Fragen: Warum ist bisher noch keine Stellenausschreibung für Hortbetreuung erfolgt? Wurden die beiden Kindergarten-Aushilfen schon gefragt? Der Arbeitskreis wendet sich nun an den kommissarischen Bürgermeister Rudi Rübsamen: "Wir bitten Sie, Glaubwürdigkeit zu beweisen und die durch den Ersten Beigeordneten am 17. Juni vor dem Gemeindeparlament geäußerte politische Absicht zu verwirklichen und im Interesse der betroffenen Kinder zum Schuljahresbeginn eine Hort-Notlösung zu schaffen."

Rübsamen wies die Vorwürfe der Mütter zurück: "Die Verwaltung bemüht sich um die Notlösung." Nach dem Konzept Schmücks sei im Rahmen der Ausschreibung für eine Ganztags- und eine Halbtagsstelle für die kommunalen Kindergärten geplant, das Personal für die Notlösung zu finden. Vier bis fünf Bewerbungen lägen inzwischen vor. Vor weiteren Stellungnahmen wollte Rübsamen die Rückkehr Schmücks abwarten.

Die Grünen wundern sich nicht, daß noch kein Personal gefunden wurde: "Nach unseren Informationen wurde nicht intensiv gesucht", sagte der Fraktionsvorsitzende Berndt Kirchlechner. cn

Wie gratulieren

Frau Erna Brummwinkel aus Maintal- Dörnigheim, zum 92. Geburtstag, am Mittwoch, 22. Juli.

Frau Elisabeth Gast aus Nidderau-Eichen, zum 92. Geburtstag, am Mittwoch, 22. Juli.

Herrn Eduard Reichel aus Nidderau- Heldenbergen, zum 80. Geburtstag, am Mittwoch, 22. Juli.

GLÜCKWUNSCH: Mit der Dietzenbacherin Suzette Richter und ihrem halbjährigen Sohn Damian begrüßte Rodgaus Bürgermeister Paul Scherer jetzt den 100 000. Gast am Nieder-Röder Badesee in der Saison '92. Für die Mutter gab es einen Blumenstrauß und für die ganze Familie eine Freikarte für 1993. Frau Richter gehört seit Jahren zu den Stammgästen in "St. Tropez am Baggersee", doch wollte es der Zufall, daß sie in diesem Jahr zum ersten Mal am Kassenhäuschen erschien - ihres Babys wegen hatte sie nicht früher kommen können. Unser Bild zeigt Schwimmeister Peter Ruckelshausen (links) und Sportamtsleiter Horst Holzamer (rechts) mit Suzette Richter und Paul Scherer."FR-mobil" bei den "Königen" von Karben / Steiler Weg von der Schreinerei zum fast größten Büromöbel-Hersteller Deutschlands Der Name garantiert den Erfolg

Von Hannes Mathias KARBEN. Heinrich Neurath und Heinrich König, die 1925 in ihrer Schreinerei in der Hauptstraße von Klein-Karben damit begannen, Büroschreibtische und Holzstühle zu zimmern, hätten sich nicht träumen lassen, was aus ihrem Betrieb eines Tages werden wird. Neurath, der schon 1936 starb, erlebte den Unternehmensaufschwung nicht mehr, sein Schwager Heinrich König allerdings, der 1990 hochbetragt starb, konnte noch die entscheidenden Weichen für die bundesweite, gar europäische Geltung des Unternehmens stellen.

Heute erwirtschaften Egon König (59), dessen Frau Gertrud und Sohn Thomas (34), die eine GmbH gegründet haben, die wiederum Komplementär der schon 1959 gegründeten König & Neurath Kommanditgesellschaft wurde, einen Umsatz, der im vergangenen Jahr mit 342 Millionen Mark zu Buche schlug.

Die KG investierte in den letzten zwölf Monaten 60 Millionen Mark, 53 Millionen kostet allein das neue Werk in Weissensee bei Erfurt. Dort wird Ende August mit 200 Leuten der Probelauf für die Produktion der neu entwickelten Büromöbelsysteme Optima und Astra beginnen.

Egon Königs Eigenart ist es nicht, seine Betriebe vom Schreibtisch aus zu managen. Mit seinen "Superschlitten" spult er im Jahr 80 000 Autobahnkilometer ab zwischen den beiden Werken in Karben, dem 1990 in Kassel gekauften und dann umgebauten und erweiterten Werk für die Chefausstattungen ("wo bekommt man schon 77 Schreiner auf einen Schlag") und nun auch Weissensee, wo 1991 4,6 Hektar Grund und Boden erworben wurden.

Jahrzehntelang hat sich König & Neurath bemüht, im Verborgenen zu wachsen und zu gedeihen. Das Unternehmen, das zu dreiviertel Büromöbel aus Holz-Kunststoffverbindungen herstellt, kann sich seit etwa sechs Jahren dieses Gänseblümchendasein nicht mehr leisten. "Bei Holz-Kunststoff sind wir die Nummer eins in Deutschland", sagt König. Aber in Europa mischt das Unternehmen, das Vertriebsfirmen in London, Paris und den Niederlanden unterhält, kräftig mit. Und noch etwas: die 100 einheitlich gestalteten Firmencontainer, in die tagtäglich 2000 Möbelstücke verladen werden, lassen sich beim besten Willen nicht mehr "verstecken".

Im laufenden Jahr 1992 erwartet das Unternehmen keine erneute Umsatzsteigerung. Die Bemühungen um Konsolidierung nach dem stürmischen Wachstum der letzten Jahre dürfte vor allem dem Arbeitsfrieden in den beiden Karbener Werken zugutekommen. 1992 wurde kaum neues Personal eingestellt. In allen vier Werken sind knapp 1400 Menschen beschäftigt.

Auch wenn sich Firmenchef Egon König noch als Patriarch fühlen mag, der beim Rundgang durch den Betrieb schon mal eigenhändig ein paar herumliegende Arbeitshandschuhe höchstselbst aufhebt und ordentlich beiseitelegt, König & Neurath hat sich längst ein Image geschaffen, das mit dem traditionellen Familienbetrieb kaum noch etwas gemein hat.

Da hat sich insbesondere Otmar Stein, als Geschäftsführer zuständig für Marketing und Vertrieb, verdient gemacht, der die Produktpalette auf das Bedürfnis großer Unternehmen nach "corporate identity" (nach einem unverwechselbaren durchgängigen Profil) getrimmt hat und den Menschen im Büro einen klar gegliederten, aufgeräumten funktionellen Arbeitsplatz anbietet, der zugleich Atmosphäre schaffen soll. In Hochglanzprospekten ist denn auch ganz im Stil modernen Marketings viel vom menschlichen Arbeitsplatz, von Unternehmensphilosophie, von Leistung und Erfolg die Rede. Aber geradezu unbezahlbar ist der Familienname "König": das englische Wort "King", das in ganz Europa verstanden wird und Spitzenprodukte suggeriert, ist allen Büromöbelserien von King Alpha bis King Omega zum Synonym für die K & N-Produkte geworden.

Der Name des Karbener Unternehmens steht nicht nur für die Stahlmöbel, die ein Viertel der Produktion darstellen, sondern vor allem für Systeme, deren Basis Holzspanplatten sind, die mit Furnieren oder mit dem pflegeleichten Melanin überzogen sind. Buchen- und in zweiter Linie Eschefurniere sind bei den Kunden am beliebtesten. Die Hölzer dafür stammen aus Deutschland und Frankreich. Eichenholz hat an Beliebtheit verloren. Von der Diskussion um Hölzer aus dem gefährdeten Regenwald ist K & N nicht betroffen. "Rio Palisander kann ohnehin kaum noch jemand bezahlen", sagt Otmar Stein dazu.

Den Stammbetrieb in der Klein-Karbener Hauptstraße hat Heinrich König schon 1939 aufgegeben. Das heutige Werk I am Ortsausgang Klein-Karben nach Rendel arbeitete bis 1985, bis dort die Möbelfertigung zugunsten einer reinen Stahlfertigung aufgegeben wurde. Die Holzfertigung, die Verwaltung, die Ausstellungsflächen und der Vertrieb wurden in das neue Gewerbegebiet an der Industriestraße verlagert. Obwohl die dortige Fertigungshalle 300 Meter lang und 200 Meter breit ist, platzt dieses Werk schon aus den Nähten. Die Privatgrundstücke auf einem einhundert Meter breiten Geländestreifen westlich des Firmengeländes sind schon gekauft. Auf die Baugenehmigung wird gewartet.

K & N plant einen Eisenbahnanschluß, um die Container auf die Bahn zu verlagern und mit ihr die Vertriebszentren in Berlin oder Hamburg beliefern zu können. Heute arbeitet das Werk gewissermaßen von der Hand in den Mund ohne ein Lager für die Endprodukte. Es werden "Kommissionen" produziert und unverzüglich verladen. "Was um 14 Uhr vom Band gelaufen ist, ist morgens um 7 beim ersten Kunden". Der Bahnanschluß werde allerdings nur die Einsparung von etwa vier der insgesamt 40 Lastwagen bedeuten, haben die Experten ausgerechnet.Kleine FR

Wie sich's als Ameise lebt BAD ORB. "Das Sozialleben der Roten Waldameise" ist das Thema einer zweistündigen Exkursion, die die Vogelschutzgruppe Bad Orb am Freitag, 24. Juli, anbietet. Treffpunkt ist kurz nach 14 Uhr am Parkplatz Wegscheide. Um 14 Uhr besteht zudem vom Busparkplatz im Kurpark eine Mitfahrgelegenheit. Der Fahrpreis beträgt 2,50 Mark. Die Führung selbst ist kostenlos. Höhenclub auf Wanderschaft GELNHAUSEN. Das Aubach-Tal will der Vogelsberger Höhenclub Gelnhausen am Sonntag, 26. Juli, zu Fuß erkunden. Treffpunkt für den Wanderausflug ist um 8.30 Uhr vor dem Gelnhäuser Bahnhof. Stadtführung GELNHAUSEN. Unter kundiger Führung können Geschichtsinteressierte am Sonntag, 26. Juli, die Winkel der Gelnhäuser Altstadt kennenlernen. Der Treffpunkt für den eineinhalbstündigen Rundgang ist um 14.30 Uhr vor dem Rathaus. Alles paletti beim Jubiläum? LINSENGERICHT. Die Zeit bis zur 666-Jahr-Feier von Lützelhausen verrinnt und die Spannung wächst. Für die zwölf Vereine, die das Spektakel am 1. und 2. August organisieren, gibt es am Montag, 27. Juli, die letzte Gelegenheit, noch bestehende Klarheiten zu beseitigen. Das Treffen im "Grünen Baum" beginnt um 20 Uhr.

Oeder Weg . . .

Fortsetzung von Seite 1 und die Große Eschenheimer Straße zu fahren. "Im Moment müssen die Kunden eine kleine Weltreise unternehmen, um zwei Brötchen einzukaufen", beschwerte sich Frau Graßl.

Der Ortsbeirat 3 hatte im Einvernehmen mit den Geschäftsleuten die Errichtung einer Linksabbiegespur vom Oeder Weg in die Jahnstraße beantragt. Jedoch habe es im städtischen Ordnungsamt Bedenken gegeben, erklärte SPD-Sprecher Armin Eikenberg auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Er sei aber zuversichtlich, daß die geforderte Spur bald gebaut werde. Für diese Woche ist nochmals eine Besprechung der zuständigen Ämter geplant.

Ein weiteres Problem, das sich durch die geänderte Verkehrsführung ergibt, wird in der ersten Ortsbeiratssitzung nach der Sommerpause ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Noch ist es möglich, daß die Autofahrer, die den Oeder Weg bislang als Schleichweg nach Norden (parallel zur verstopften Eschersheimer Landstraße) benutzt hatten, einfach einige hundert Meter weiter stadtauswärts von der "Eschersheimer" nach rechts abbiegen.

Diese Abkürzung würde dann mitten durch die Wohngebiete zwischen Eschersheimer Landstraße und Oeder Weg führen. Denkbar wäre beispielsweise, daß sich der Verkehr über die Finkenhofstraße - die auch als Einbahnstraße fast schon zu schmal für Autos ist - seinen Weg bahnt.

Hier will der Ortsbeirat vorbeugen. Der Plan der SPD sieht vor, die Einbahnstraßenrichtungen in der Finkenhofstraße und der Fichardstraße zu drehen; im Bornwiesenweg sollen sogenannte Diagonalsperren die Durchfahrt verhindern. So könnten die Autos zwar über die Fichardstraße in das Gebiet einbiegen, würden aber nicht bis zum Oeder Weg gelangen, sondern müßten über die Finkenhofstraße zurück auf die Eschersheimer Landstraße.

Betroffen wären dann noch die Holzhausenstraße - obwohl man von dort nicht nach links in den Oeder Weg abbiegen darf - und die Wolfsgangstraße. Diese Straße habe allerdings schon immer eine übergeordnete Funktion gehabt, sagte SPD-Sprecher Eikenberg. "Wir wollen ja das Viertel nicht dichtmachen. Es geht uns lediglich darum, daß bestimmte Verkehrsverbindungen im Nordend unattraktiver werden." rea

80 Jahre Fußball in Pfaffenwiesbach Traditionsteam aus Kaiserslautern kommt

Die Fußballabteilung der Turn- und Sportgemeinschaft "Vorwärts" Pfaffenwiesbach feiert vom Donnerstag, dem 23. Juli, bis Sonntag, dem 26. Juli, ihr 80jähriges Bestehen auf der Sportanlage an der Kransberger Straße.

Sportlicher Höhepunkt ist zweifelsohne am Donnerstag um 19 Uhr das Fußballspiel der Traditionsmannschaft des 1. FC Kaiserslautern, unter andererm mit Ex-Weltmeister Horst Eckel, Hermann Bitz, Harald Braner, Michael Dusek, Reinhard Meier, Hans-Günter Neues, Hannes Riedl, Dietmar Schwager und Willi Wrenger, gegen die Bezirksliga-Elf der TSG Pfaffenwiesbach. Das Unterhaltungsprogramm während des Fußballfests bietet eine Zelt-Disco am Freitag sowie einen Showabend mit der Band "Penny Lane" am Samstag.

Das Jubiläumsprogramm der TGS-Fußballer im Überblick:

DONNERSTAG, 23. Juli: (17.30 Uhr) Spiel der F-Jugend TSG Pfaffenwiesbach; (19 Uhr) TSG Pfaffenwiesbach (Bezirksliga) - 1. FC Kaiserslautern (Traditions-Elf)

FREITAG, 24. Juli: (18 Uhr) Soma TSG Pfaffenwiesbach - Holzbachkicker Friedrichsthal; (19 Uhr) Zeltdisco.

SAMSTAG, 25. Juli: (9.30 Uhr) 6. Kleinfeld-Turnier für Freizeitfußballer (16 Teams) un Wanderpokal der "Dorfschänke"; (19 Uhr) Kommers im Festzelt; (20 Uhr) Tanzabend

SONNTAG, 26. Juli: (10 Uhr) Frühschoppen mit den "Wiesbachtaler Musikanten"; (14.30 Uhr) Unterhaltungsprogramm mit Sonja Götz sowie Kaffee und Kuchen und Spielnachmittag für Kinder. gst

Gewittersturm knickte einem Baum die Krone ab

BAD HOMBURG. Mit Hagelschlag, heftigen Windböen und wolkenbruchartigem Regen zog ein Gewitter am Dienstagnachmittag über Bad Homburg. In der Louisenstraße knickte der Sturm die Krone einer jungen Robinie vom Stamm ab. Das Geäst des Baums wirbelte über die Fahrbahn, die aber infolge des Unwetters menschenleer war. So wurde niemand verletzt und nichts beschädigt.

Die Feuerwehr in Bad Homburg wurde zu einigen kleinen Einsätzen gerufen. (Mehr dazu lesen Sie bitte auf Seite III.)

BAD HOMBURG. Ein Verletzter und 40 000 Mark Schaden sind die Folgen eines Unfalls auf der Saalburgstraße am Montagabend: Ein Autofahrer wollte vom Parkstreifen auf die Fahrbahn einbiegen und übersah dabei einen in Richtung Dornholzhausen fahrenden Wagen. Der schleuderte durch den Zusammenstoß noch gegen ein geparktes Auto.

Essen wie die Römer kochten - etwa "Gustum de praecoquis"? Am Wochenende zum viertenmal der beliebte Aktionstag des Steinheimer Schlosses / 100 000 Jahre Eßkultur

HANAU. "In ovis hapalis" oder lieber "Gustum de praecoquis"? Zu deutsch, eine Sauce für hartgekochte Eier oder eine Vorspeise von Aprikosen. Rezepte aus dem Kochbuch des Römers und Feinschmeckers Apicius, der im ersten Jahrhundert nach Christus Delikatessen wie diese in seiner Küche zubereiten ließ. Im vierten Jahrhundert handschriftlich festgehalten, ist die Hinterlassenschaft des Römers am Sonntag Grundlage für viele Hauptgerichte, Süßspeisen und Kostproben, die während des Aktionstages im Steinheimer Schloß angeboten werden.

Zum vierten Mal veranstalten Stadt und Museum am Wochenende einen Tag der offenen Tür, in dessen Mittelpunkt diesmal unter dem Motto "100 000 Jahre Eßkultur" die Ernährung steht. In den Vorjahren hatten sich die Museumsmitarbeiter der Steinzeit in Steinheim, und der Stein-, Bronze- und Eisenzeit sowie dem Alltagsleben der Kelten gewidmet.

Diesmal sind vorwiegend die Römer und ihre Kochkünste Thema der Museumspräsentation. Von 10 bis 18 Uhr soll im Schloßhof Getreide gemahlen und zu Brot gebacken werden, Hammelkeulen werden in Erdgruben gegart, aber auch steinzeitliche Gerichte auf heißen Steinen oder in Fellen gebraten. Angeboten werden selbstgebrautes keltisches Bier, römische Weinmischungen und Rosenwein. Da es die Römer würzig und sauer liebten, gibt es für Unerschrockenen auch Essigwein.

"Alles ist so geplant, daß die Besucher zuschauen, mitmachen und probieren sollen", sagt Sabine Wolfram, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Martin Schmidt den Aktionstag vorbereitet hat. Sabine Wolfram wird die römischen Speisen selbst zubereiten. Ebenso sind die Getränke zu einem großen Teil von den Museumsmitarbeitern angesetzt. Wer diese ausprobieren und nachkochen möchte, kann ein römisches Kochbuch erstehen, das ebenso wie die neue Broschüre über das Schloß Steinheim am Sonntag für fünf Mark verkauft wird.

Damit die Besucher einen Gesamteinblick erhalten, wird ein Drechsler außerdem Holzgefäße herstellen und eine Töpferin römisches Geschirr nachdrehen. Der im vergangenen Jahr begonnene keltische Speicher soll in diesem Jahr während des Aktionstages fertiggestellt werden.

Ziel des Tages ist es, so sagt Schmidt, Vergnügliches und Wissenschaftliches zu verbinden und den Besuchern Museumsinhalte lebendig zu vermitteln. Laut Kulturdezernent Klaus Remer hat sich der Publikumsandrang bei den Museumstagen seit 1989 jedes Jahr gesteigert. Im vergangenen Jahr kamen 3000 Besucher in den Steinheimer Schloßhof und diesmal rechnet die Stadt mit ähnlichen Besucherzahlen.

Für sie soll ein Shuttleservice auf dem Main eingesetzt werden. Der Dampfer "Credo", schon bei den Großauheimer Museumstagen" der Publikumsrenner, wird kostenlos am Sonntag von Schloß Phillipsruhe nach Steinheim schippern. Wer mit dem Auto anreist, sollte auf den Mainwiesen parken und nicht durch die Altstadt fahren.

Die Stadt rechnet mit rund 10 000 Mark Kosten für den Veranstaltungstag. Kulturdezernent Remer betont jedoch den enormen Werbeeffekt für das Museum und die Stadt. In diesem Jahr sei der Etat für das Steinheimer Museum zudem von 250 000 auf rund 58 000 Mark gekürzt worden. "Die Wiedereinrichtung der Abteilungen ist dabei ins Stocken geraten", bedauert Remer. Er hofft, im nächsten Jahr auf eine verbesserte Finanzlage. alu

Weniger im Topf bei Adig-Investment

an FRANKFURT A. M. Anteilsinhaber der Investmentgesellschaft Adig sollten sich den 3. August vormerken: Dann werden die erwirtschafteten Erträge von 17 Wertpapier-Publikumsfonds an die Sparer ausgeschüttet. Insgesamt sind diesmal rund 1,3 Milliarden Mark fällig, 200 Millionen weniger als im vorangegangenen Geschäftsjahr.

Teilweise deutlich steigt die Auszahlung bei elf Anlagevermögen, die überwiegend in deutsche Aktien oder Festverzinsliche investieren. So werden bei Adifonds und Fondak 20 Pfennig je Anteil mehr ausgeschüttet: 2,45 Mark beziehungsweise 2,35 Mark. Erheblich weniger bekommen hingegen Inhaber von Fondamerika- - nach 1,85 Mark im vorigen Jahr diesmal nur noch 90 Pfennig - und von Fondiro-Anteilen mit jetzt 1,25 Mark, ein Rückgang um 50 Pfennig.

Bei den in festverzinslichen Wertpapieren anlegenden Fonds liegt die Bandbreite der Gewinne zwischen 85 Pfennig auf 6,40 Mark je Anteil bei Adikur und zehn Pfennig auf 1,55 Mark bei Adirenta. Einziger Verlierer dieser Gruppe ist Fondirent, dessen Anteilseigner ein Minus von 60 Pfennig hat hinnehmen müssen und diesmal nur noch 7,05 Mark erhalten.

Bei Wiederanlage der Erträge stellt die unter anderem zur Bayerischen Vereinsbank und zur Commerzbank gehörende Münchener Kapitalanlagefirma den Kunden einen Rabatt in Aussicht. Ausgenommen davon sind allerdings Laufzeitfonds.Ferienspiele gehen mit großer Fete zu Ende

SINDLINGEN. Auf dem Abenteuerspielplatz am Jugendhaus steigt morgen, Donnerstag, die große Abschlußfete der Ferienspiele. Von 13 Uhr an gibt es erst mal ein Buffet im Jugendhaus an der Bahnstraße. Wer mitschmausen möchte, sollte drei Mark in der Tasche haben.

Anschließend geht's auf den Abenteuerspielplatz. An allerlei Buden können sich dort die Ferienspieler, Freunde, Eltern, Omas und Opas vergnügen. tos

ASB durfte geschenktes Auto jetzt abholen Spende der Stada dient dem mobilen Einsatz

BAD VILBEL. Das 13. Fahrzeug des Arbeiter-Samariter-Bundes Kreisverband Wetterau (ASB) ist ein weißer Opel Corsa, der gestern vom Vorstandsvorsitzenden der Stada Arzneimittel AG, Peter Hoof, dem ersten Vorsitzenden des Kreisverbandes des ASB übergeben wurde. Guntram Knop nahm die Schlüssel und das Fahrzeug im Wert von 16 000 Mark auf dem Gelände der Firma in Dortelweil in Empfang. "Ich danke der Stada für diese Spende und hoffe, daß diese Initiative der Firma auch andere Unternehmen inspiriert", erklärte Knop.

Der Arzneimittel- und Kosmetikhersteller hat durch Erste-Hilfe-Kurse in der Firma und Sanitätsdienste des ASB bei Großveranstaltungen auf dem Gelände viel Kontakt zu dem Hilfsdienst. Wurden auch schon häufiger Medikamente für verschiedene Zwecke gespendet und Kultursponsering im Rahmen der Burgfestspiele betrieben, ist dieses "Autogeschenk" doch auch für das Unternehmen eine Ausnahme. Die Stada Arzneimittel AG hat keinen festen Betrag für Spenden vorgesehen, je nach Einzelfall wird über Höhe und Form der Unterstützung entschieden. Vorstandsvorsitzender Peter Hoof weist jedoch einschränkend darauf hin, daß im Rahmen einer zukünftigen Pflegeversicherung solche Unterstützungen erschwert würden: "Die Lohnnebenkosten, die dann auf die Firmen zukommen, werden die finanzielle Lage und damit auch die Möglichkeit zu größeren Spenden nicht gerade erleichtern."

Der Opel Corsa ist das dritte gespendete Fahrzeug, das beim ASB in den Bereichen Mobile Soziale Hilfsdienste und Ambulante Pflege eingesetzt wird. In der Altenbetreuung werden vom ASB über 150 pflegebedürftige Personen, hauptsächlich von Zivildienstleistenden, betreut. 300 Menschen sind als Kunden bei dem Dienst "Essen auf Rädern" registriert.

Über einen Mangel an Zivildienstleistenden kann sich Guntram Knop im Gegensatz zu anderen Organisationen nicht beklagen. 42 junge Männer leisten ihren Ersatzdienst in Bad Vilbel, Karben, Friedrichsdorf, Rosbach, Wöllstadt und Niederdorfelden.

"Das sogenannte Sozialsponsoring wird in der Wetterau seit vielen Jahren betrieben. Und nur damit sind wir überhaupt in der Lage, anderen Menschen zu helfen", verdeutlicht Guntram Knop die Bedeutung solcher Spenden. ub

Brief an die Redaktion

Multiplex: Vorteile hat nur Sulzbach Die Auswirkungen des geplanten Kinopalastes am Main-Taunus-Zentrums beschäftigen Sulzbacher Politiker gleichermaßen wie Bürgerinitiativen, die Vekehrs- oder Existenzprobleme für kleine Lichtspieltheater in den umliegenden Städten befürchten (die FR berichtete mehrfach). Aber auch Gaststättenbetreiber sollten sich gegen das "Kinodrom" zusammenschließen, meint FR-Leser Rudolf Schmidt. Er schreibt:

Vor einigen Jahren äußerte sich der Frankfurter Oberbürgermeister: "Wenn wir gewußt hätten, welche Auswirkungen das MTZ auf die kleinen und mittleren Geschäfte des Umlandes von Höchst einmal haben könnte, hätten wir das Projekt nicht auch noch gefördert."

Beim Multiplex mit Schwimmbad und Gaststätte vergaß man jedoch noch einen wichtigen Punkt.

Bisher trifft sich die Jugend täglich im Ort, geht mal ins Kino oder Eiscafé oder in eine Gaststätte. Die einzigen Möglichkeiten der Kommunikation vor Ort. Sobald das Multiplex dank Neuaufführungen attraktiver (teurer) ist, werden sich die Jugendlichen aller Nachbarorte dorthin begeben. Und, weil es weit weg ist, wird ein Pkw benutzt, wobei auf dem Rückweg oft im überladenen Auto noch ein nicht nüchterner Fahrer sitzt. Bei Zusammentreffen mit denen aus anderen Orten kann es zudem noch zu Raufereien kommen.

Die Besitzer der örtlichen Eiscafés und Gaststätten sollten sich der Bürgerinitiative der Kinobesitzer anschließen, denn auch sie werden dann Stammkunden an ein Lokal im Multiplex verlieren.

Vorteile hat nur Sulzbach, wo seit dem Bau des MTZ die reichsten Grundstücksverkäufer wohnen. Ist denn das Versprechen von Abgeordneten und Landräten, den Mittelstand zu fördern, nur Geschwätz von gestern?"

Rudolf Schmidt Oeserstraße 146 6230 Frankfurt-Nied

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Gartenclub ist erst 25 Jahre alt

BAD HOMBURG. Die Hitze muß für so vieles als Entschuldigung herhalten, doch "Gärtnerinnen aus Liebe" zehn Jahre älter zu machen als sie sind - das war schlicht ein dummer Rechenfehler: Der Gartenclub wurde 1967 gegründet, und das war exakt vor 25 Jahren, nicht vor 35. Die FR bittet um Nachsicht. S

Landrat wirbt für "Fairneß im Wahlkampf" "Demokratische Parteien sollten Abkommen schließen" / Dirk Pfeil: Die FDP ist dafür, aber . . .

MAIN-KINZIG-KREIS. Landrat Karl Eyerkaufer wirbt für "Fairneß im Wahlkampf". In einem Schreiben an Vorstände der "demokratischen Parteien" im Main-Kinzig-Kreis regt Eyerkaufer an, für den anstehenden Wahlkampf ein Fairneß-Abkommen zu schließen.

"Die demokratischen Parteien in der Bundesrepublik haben in den vergangenen Monaten sehr an Ansehen verloren", schreibt Eyerkaufer. Ihre vom Grundgesetz vorgesehene Rolle, bei der politischen Willensbildung mitzuwirken, werde von der Bevölkerung kaum noch wahrgenommen.

In seinem "Fairneßabkommen" schlägt der Landrat vor: "Ich finde deshalb, daß wir im anstehenden Wahlkampf versuchen sollten, das ramponierte Ansehen wieder zu heben, zumindest aber nicht weiter zu beschädigen."

Die demokratischen Parteien sollten sich zum fairen Verhalten untereinander verpflichten, insbesondere dazu, den politischen Gegner nicht zu diskriminieren, wünscht sich Eyerkaufer.

Zum angestrebten "Fairneß-Abkommen" hat sich nun der Schönecker FDP- Kreisvorsitzende Dirk Pfeil zu Wort gemeldet. Der Liberale erklärt seine Bereitschaft, ein solches Abkommen zu unterschreiben. Für Pfeil ist das landrätliche Schreiben letztlich jedoch eine "überflüssige Aufforderung", weil sich die FDP insbesondere in den vergangenen zwölf Jahren bei Wahlkämpfen an das Gebot des Fairplay gehalten habe.

Laut Pfeil muß sich Eyerkaufer auch fragen, ob die Politikverdrossenheit der Bürger allein durch einen fairen Wahlkampf abgebaut werden könne. Vielmehr solle sich der Landrat "einmal selbst kritisch fragen", ob in seiner Amtszeit, in der Phase seiner Verantwortung, im Kreis nicht vieles geschehen sei, das bei den Bürgern auf Ablehnung stoße und Verdrossenheit auslöse.

Damit meint Pfeil "die unverantwortliche Aufblähung" des Personalstandes in der Kreisverwaltung oder die von Eyerkaufer "geduldeten Alleingänge" des Grünen-Dezernenten Dr. Harald Friedrich im Abfallbereich.

Ohne erkennbare Arbeitsanweisung sei Friedrich nun ein "teurer Fast-Nichtstuer", wettert der FDP-Landtagsabgeordnete. Für Pfeil nimmt sich der Aufruf zur Fairneß "besonders grotesk" im Fall des Kreisbediensteten Matthias Zach aus. Jener sei in die Führungsspitze der Grünen vorgestoßen, nach dem er sich als früherer persönlicher Referent des Grünen- Beigeordneten Friedrich dem Vorwurf eines Vertrauensbruchs und damit großer Unfairneß ausgesetzt habe. Das sei letzlich vom Arbeitsgericht bestätigt worden. Pfeil: "Statt diesen mit A 13 besoldeten Seiteneinsteiger ohne Verwaltungsausbildung zu feuern, ließ ihn der unentschlossene Landrat, auch aus taktischen Erwägungen den Grünen gegenüber, im Amt."

Den Brief des Landrats sieht der FDP- Kreisvorsitzende mehr als einen Versuch an, mit Blick auf die Direktwahl, der sich Eyerkaufer stellen wolle, "verlorenes eigenes Image aufzubauen". Daß ein Landrat als Exekutive einen solchen Aufruf starte, sei schon verwunderlich. Nach Pfeils Meinung steht eine solche Initiative dem Kreistagspräsidium besser zu Gesicht.

Schließlich gehe es ja um die Wahl des Kreisparlaments, "das auch die Aufgabe hat, die Arbeit des SPD-Landrats Eyerkaufer zu überwachen". hok

Jürgen Klinsmann muß um seinen neuen Arbeitgeber kämpfen "PSG" - auf leisen Sohlen ganz nach oben Paris St. Germain will nichts überstürzen und doch eine gute Mannschaft aufbauen

"Es geht um viel Geld, und deshalb ziehen die Verhandlungen sich hin." Mit dieser lapidaren Erklärung vertröstete am Montag abend der Vizepräsident von Paris St. Germain, Michel Denisot, jene Journalisten, die auf eine Vollzugsmeldung im Transferfall Jürgen Klinsmann warteten. Denisot: "Es wird verhandelt."

Gestritten wurde am Montag im Grunde noch über alles: Beträgt die an Inter Mailand zu zahlende Ablösesumme für den deutschen Weltmeister umgerechnet sechs oder neun Millionen Mark, erhält Klinsmann einen Zwei- oder Drei- Jahres-Vertrag, und wie hoch wird sein Monatsgehalt?

In Paris wird gemunkelt, der 41fache Nationalspieler verdiene in Italien 240 000 Mark pro Monat, und so viel kann selbst ein reicher Klub in Frankreich nicht mehr aufbringen.

Der portugiesische Trainer Artur Jorge kann einen Stürmer vom Kaliber Klinsmanns gut gebrauchen. In der vergangenen Saison hat sich der Hauptstadtklub, der über keinen aktuellen französischen Nationalspieler verfügt, vor allem mit Defensivfußball einen Platz im UEFA-Cup ermauert. Das akzeptieren die Fans nicht noch einmal. Auch die Eigentümer haben klare Vorstellungen über die Zukunft.

Pierre Lescure, Generaldirektor des Hauptsponsors Canal plus - ein Pay-TV- Sender - und gleichzeitig Präsident des Vereins: "Wir wollen nichts überstürzen, aber wir wollen, daß Paris auf Dauer eine gute Mannschaft hat und die Strukturen gesund sind. Wenn Tapie in Marseille aufhört, wird es dort Probleme geben. Monaco hat das Pech, eine Stadt ohne Leben zu sein. Wenn es zu einer noch stärkeren Europäisierung des Fußballs kommt, muß Paris in diesem Konzert der Großen seinen Platz haben. Ich glaube nicht an das Europa der Vaterländer, ich glaube an das Europa der Großstädte."

Paris St. Germain hatte in der vergangenen Saison einen Schnitt von 27 000 Zuschauern, weil der Klub viele billige Abos auch in der Region über Schulen und Gewerkschaften absetzte. Inzwischen hat der Verein auch von der Stadt Paris das Recht erkauft, den Prinzenpark kommerziell nutzen zu dürfen; Programme werden erarbeitet.

Die Ambition von "PSG": in Paris die Lokomotive des Hochleistungssports zu werden. Alle Top-Vereine sollen unter dem Label "PSG" antreten. Erste Schritte auf diesem Weg sind gemacht. Paris St. Germain übernimmt ab sofort die Basketball-Mannschaft von Racing Paris und die Handball-Mannschaft von Paris-Asnieres. Außerdem werden ein Pool von professionellen Golfern gebildet und eine Boxstaffel erstellt.

Die Ballung von Top-Sportlern in einem Verein hat nicht nur das Ziel, sich eines Tages mit Real Madrid oder dem FC Barcelona vergleichen zu können, die ja auch in anderen Sportarten als dem Fußball Top-Leistungen bringen. Der Hintergrund ist auch ein kommerzieller: Gehören die Top-Athleten zu Paris St. Germain, gehören die TV-Übertragungsrechte zunächst einmal Canal plus. Es läßt sich dann viel leichter verhandeln.

Präsident Lescure, der künftige Klinsmann-Boß, schwört hektischem Aktionismus ab, setzt auf langfristige Strategie: "Bernard Tapie brauchte seinerzeit für seine Unternehmen raschen Erfolg im Fußball. Wir setzen eher auf lange Dauer." sid

Die Post baut für 51 Millionen Mark

FULDA. Die Deutsche Bundespost/Telekom hat in Fulda mit dem Bau eines neuen Kundendienstzentrums und zentralen Verwaltungsgebäudes begonnen. Bei der Grundsteinlegung am Dienstag morgen sprach der Präsident der Oberpostdirektion Frankfurt, Dipl.-Ing. Albert Albensöder, von einem "Meilenstein für eines der größten Hochbauvorhaben der Telekom in Hessen".

Die Gesamtinvestition für das neue Fernmeldeamt in Höhe von 51 Millionen Mark bedeuten auch für osthessische Unternehmen ein nicht unerhebliches Auftrags- und Beschäftigungsvolumen.

Ab Jahresbeginn 1995 soll das viergeschossige Gebäude mit zusätzlichen Tiefgaragen und einer Gesamtfläche von 23 000 Quadratmetern für die etwa 400 Beschäftigte des Fernmeldeamtes Fulda fertig sein. gwa

Auto-Vogler interessiert an Faudi-Grundstück Mitte August wird Stellungnahme der Stadt erwartet

OBERURSEL. Als "vorsorgliche Sondierung" bezeichnet Dirk Kellermeier die Gespräche, die derzeit zwischen der Vogler-Mercedes-Vertretung in Bad Homburg und der Stuttgarter Filterfirma Knecht um den Verkauf des Faudi-Geländes in der Oberurseler Straße "Im Diezen" geführt werden. Kellermeier ist Geschäftsführer bei Vogler. Die Firma Knecht hält Faudi-Feinbau seit über einem Jahr als 100prozentige Tochter.

Knecht-Geschäftsführer Hermann Thumm berichtet von "etwa 50 Angeboten" nichtproduzierender Unternehmen für das etwa 24 000 Quadratmeter große Firmengrundstück zwischen Hohemark- und Erich-Ollenhauer-Straße. Vogler sei auch "interessiert". Wer in die Endauswahl komme, sei nicht entschieden. Thumm hofft für Mitte August auf ein Signal seitens der Stadt, was sich auf dem Faudi-Terrain machen läßt. Einen Bebauungsplan gibt es nicht. Bürgermeister Thomas Schadow würde die "sehr interessante Betriebsansiedlung" der Bad Homburger Auto-Vertretung begrüßen.

Die Stadt sitze bei den Verhandlungen nicht mit am Tisch, sei nur unter planungsrechtlichen Gesichtspunkten eingeschaltet, so der Rathauschef. Nach Schadow könnte Paragraph 34 des Baugesetzbuches zum Tragen kommen, wonach sich Neubauten der Nachbarschaft anzupassen haben, oder auch ein Bebauungsplan aufgestellt werden. "Das Stadtplanungsamt wird sich damit zu befassen haben", klang er weniger eilig als Thumm.

"Ein Anliegen" steht für Schadow jedoch schon fest: Das Faudi-Gelände soll künftig von der Hohemarkstraße aus angefahren werden. Der Rathauschef fürchtet sonst Schleichverkehr für den Diezen, "wo es einige Wohnbebauung gibt". Außerdem will er nach Faudi im Diezen keinen "emittierenden Betrieb" sehen.

20 Wohnungen, das hatte er bei Bekanntwerden der Umzugspläne von Faudi im Frühjahr gesagt (die FR berichtete), solle der neue Eigner bauen. Zu Informationen, wonach Mercedes-Vogler der Stadt Oberursel Gelände für etwa 40 Wohnungen abtreten wolle, erklärte Schadow: "So konkret wurde nicht verhandelt." Seine Interpretation: Vogler wolle wohl 20 Betriebswohnungen errichten, zusätzlich könnten welche in Regie der Stadt oder eines privaten Investors entstehen.

Vogler-Geschäftsführer Kellermeier auf die Wohnungsfrage angesprochen: "Das sind alles so Dinge, die im Moment von der Politik präferiert werden, weil sie sich in der Öffentlichkeit ganz gut machen." Über einen möglichen Umzug des Autohauses von Bad Homburg nach Oberursel äußerte er sich sehr zurückhaltend. Die Gespräche lägen "im Vorfeld einer akuten Entscheidung". Es würden "überhaupt noch keine Preisverhandlungen" geführt.

Einzig klar scheint laut Kellermeier, daß Vogler an seinem jetzigen Standort am Hessenring in Bad Homburg "aus allen Nähten platzt". "Wir überlegen, entweder am Standort zu vergrößern, in Bad Homburg zu bleiben oder etwas anderes zu machen." Etwas anderes könne auch eine teilweise Betriebsverlagerung oder andere Schwerpunktbildung innerhalb der sieben Unternehmungen im Hochtaunus- und Wetteraukreis bedeuten. Die Fühlungnahme in Oberursel will er nur als vorsorgliche Sondierung in dem Bemühen, "die geschäftliche Zukunft sicher zu gestalten", verstanden wissen. Allerdings gibt er zu, daß ein alternativer Standort in Bad Homburg "nicht in Aussicht steht". Auf jeden Fall aber wolle die Firma in "Kundennähe" bleiben. Die knapp 200 Arbeitsplätze bei Vogler in Bad Homburg seien also nicht gefährdet.

Auch die etwa 200 Mitarbeiter von Faudi-Feinbau sollen in Brot und Arbeit bleiben. Knecht bemüht sich um einen neuen Produktionsstandort für das Tochterunternehmen, "nicht allzuweit weg von Oberursel", so Geschäftsführer Thumm. Für Ende September erwartet er eine Entscheidung, wann und wohin Faudi geht. Vor zwei Jahren sei mit dem Umzug nicht zu rechnen. MONIKA KAPPUS

TC Reifenberg, Tennis/Senioren Für den Aufstieg den Urlaub verkürzt

Der gewaltige Aufwand hat sich gelohnt: Die Tennis-Senioren des TC Reifenberg schafften zum zweiten Mal in Folge ungeschlagen die Meisterschaft und sind damit in die Bezirksklasse B aufgestiegen, in der das Team in der Medenrunde 1993 antreten wird.

Die "Oldies" des TC Reifenberg haben allerdings weder Kosten noch Mühen gescheut, um das große Ziel zu verwirklichen: Für das entscheidende Match in der Gruppe 1 der Kreisliga A auf der heimischen Anlage am Waldhotel in Oberreifenberg flogen drei Spieler aus dem Urlaub in den Taunus zurück und verzichteten (neben den entstandenen Kosten) auf zwei Ferientage. Sportwart und Spitzenspieler Josef Faltermeier kam aus Quimper über Paris nach Frankfurt, Werner Gerza (Nummer vier) jettet von Bordeaux nach Frankfurt und Mrian Weber (Nummer fünf), anno 1976 Olympiateilnehmer für die damalige CSSR im Ski- Langlauf und Senioren-Weltmeister in dieser Disziplin, kam sogar zweimal am Wochenende aus Prag nach Reifenberg, um sein Team zu unterstützen.

Die acht Senioren-Spieler beim Tennis- Club Reifenberg sind im Laufe der letzten 24 Monate zu einem verschworenen Haufen geworden. Neben den drei "Überfliegern" gehören Kurt-Heinz Niemeyer (Nummer zwei und langjähriger Fußball- Chef beim SC Eintracht Oberursel), Giselher Förstl, Mannschaftsführer Günter Böss sowie die Ersatzspieler Horst Grambusch und Hans-Jürgen Edler zur Meistermannschaft, die den "Durchmarsch" von der Kreisklasse B in die Bezirksliga ohne Niederlage schaffte.

Der aufwendige Flieger-Einsatz hat sich im übrigen gelohnt: Der TV Köppern wurde mit 6:3 geschlagen und auch die übrigen Begegnungen gingen glatt an den TCR: Siege gab es in dieser Medenrunde gegen den Usinger TC II (6:3), beim TC Stierstadt (8:1), gegen den TSC Kronberg (9:0), bei Rot-Weiß Bad Nauheim II (7:2) und zum Abschluß beim TC Wehen II (6:3).

Der Tennis-Club Reifenberg und Sportwart Josef Faltermeier werden übrigens noch in diesem Monat erneut für positive Schlagzeilen sorgen: Vom 24. bis 26. Juli findet auf der TC-Anlage im Waldhotel ein mit 5000 Dollar dotiertes deutsches Ranglistenturnier für Herren der Kategorie D und E statt, wobei es beim "Reifenberger Open" nicht nur um harte Dollar sondern auch um Punkte für die deutsche Rangliste geht. Beginn dieses Turniers ist jeweils um 13 Uhr. Der Eintritt ist an allen drei Tagen frei. gst

Zur Sache: Dreieichbahn

In Dreieich soll die Dreieichbahn auf ihrem Weg nach Dieburg an fünf Stellen halten. Die Einrichtung zusätzlicher Haltepunkte muß über einen Planfeststellungsbeschluß erfolgen. Neben dem Bahnhof Buchschlag, der sowieso im Zuge des S-Bahn-Baus umgebaut werden soll, kann der Bahnsteig in Dreieichenhain mit geringfügigen baulichen Veränderungen angefahren werden. Das gleiche gilt für die Gleisanlagen in Offenthal.

Ein Planfeststellungsverfahren ist aber für den Bahnhof Sprendlingen, den neu einzurichtenden Haltepunkt an der Weibelfeldschule sowie für den Götzenhainer Bahnhof notwendig.

Dieser Ausbau kann jedoch erst nach Vorlage der endgültigen Planung in Angriff genommen werden. Laut Ablaufplan wird dafür als Termin der Spätherbst 1993 anvisiert. Der Ausbau wird gut drei Jahre dauern, und so kann frühestens zum Fahrplanwechsel im Sommer 1997 die neue Bahn auf die Schiene gehen.

Während der Hauptverkehrszeit zwischen 5.30 und 8.30 Uhr sowie zwischen 16 und 19 Uhr soll sie dann regelmäßig alle 20 Minuten bis Urberach verkehren. Von dort geht es im 40-Minuten-Takt bis nach Dieburg. In der übrigen Zeit wird der 60-Minuten-Takt zwischen Dreieich und Dieburg angestrebt. Die letzte Fahrt soll um 23.30 Uhr sein. dok

Drei Monate nach der Wiedereröffnung purzeln im neuen Seedamm-Freibad die Rekorde Jetzt boomt das Pannenbad Beliebt in der Umgebung Von Lisa Schmelzer BAD HOMBURG. Eine wahre Besucherflut erlebt das Seedammbad seit der Wiedereröffnung des Freibades am 2. Mai. Nach Angaben des kaufmännischen Direktors der Stadtwerke, Bernd Eller, pilgern im Schnitt täglich 1877 Sonnenanbeter und Wassersportbegeisterte zum Seedammweg. Rekordzahlen wurden am 28. Juni mit 5636 Besuchern und am vergangenen Sonntag mit 5189 Badegästen erreicht. Liegt es an den fast tropischen Temperaturen, an den andauernden Schulferien oder am neuen Reiz des alten Bades? Die Verantwortlichen bei den Stadtwerken tippen auf die gestiegene Attraktivität ihres Freibades, das seit dieser Saison auch über ein 50 x 21 Meter großes Sport-Schwimmbecken und über ein Sprungbecken verfügt. Hier gibt es neben dem Ein-Meter-Brett für Otto Normalverbraucher auch die Drei- und die Fünf-Meter-Version für den tollkühnen Springer. Insgesamt stehen den Besuchern seit der Erweiterung mehr als 53 000 Quadratmeter zur Verfügung, davon alleine 35 000 Quadratmeter Liegefläche. Neu sind auch ein "Senioren-Bereich" inklusive einer Boccia-Bahn, ein Kinderspielplatz und eine FKK-Ecke.

Die Statistik spricht für sich: Im Vergleich zum Vorjahr konnte der Betriebsleiter des Seedammbades, Gert Buschendorf, bis zur Jahresmitte 90 000 Gäste mehr verbuchen. Insgesamt kamen bis Ende Juni 244 000 zum Baden, Springen, Sonnen oder einfach zum Erholen. Vor allem für Besucher aus dem weiteren Umland bildet das Homburger Freibad seit dem Ausbau einen Anziehungspunkt.

"Früher hätten wir den Weg nicht auf uns genommen und wären daheim ins Freibad gegangen" so ein Badegast, der eigens aus Offenbach angereist ist, "aber jetzt gibt's hier ja für jeden Geschmack etwas: das Abenteuer-Bad für die Kinder, das Sprungbecken für mich und das große Sportbecken für meine Frau." Beliebt ist das Schwimmbad am Seedammweg bei Familien aber auch wegen der Familienkarte, die die gepfefferten Preise für das Einzelticket mildert: Jedes Elternteil zahlt vier Mark, je Kind (ab fünf Jahre) kommen noch zwei Mark dazu.

An Wochenenden kann man oft ganze Karawanen zum Schwimmbad ziehen sehen. Probleme bringt die dazugehörige Blechlawine, die sich ihren Weg zum Parkhaus bahnt. An den Wochenenden reicht der Platz oft nicht aus. Besucher weichen dann mit ihren Blechkarossen auf die Gehwege aus, was manchem Anwohner ein Dorn im Auge ist.

Abhilfe tut not, ist aber mit Schwierigkeiten verbunden, da viele Badegäste aus dem Umland kommen und mit dem Stadtbus deshalb wenig anfangen können. Wenigstens den Bad Homburgern, fordern Anlieger, müßte man nahelegen, aufs Fahrrad umzusteigen - nach einer Fahrradfahrt ist der Sprung ins kühle Naß um so erfrischender!

Für ein anderes umweltpolitisches Anliegen haben die Stadtwerke schon lange offene Ohren: eine Anregung des Stadtverordneten Michael Korwisi (Die Grünen), das Duschwasser künftig mit Hilfe einer Solaranlage statt mit Gas oder Öl zu erwärmen, wird noch in diesem Sommer auf technische Möglichkeiten und Aspekte der Rentabilität hin überprüft werden.

&blt; Das Freibad ist samstags und sonntags von 8 bis 20 Uhr, montags von 14 bis 21 Uhr, und dienstags bis freitags von 7 - 21 Uhr geöffnet (Kassenschluß eine Stunde früher).

Ausland sorgt für Auto-Rekord Hohe Exportnachfrage gleicht Rückgang im Inland noch aus

jk FRANKFURT A. M. Die deutsche Autoindustrie hat im ersten Halbjahr abermals einen Produktionsrekord hingelegt. Nahezu 2,6 Millionen Personenwagen und Kombi rollten von den Bändern und damit zwei Prozent mehr als in der gleichen Vorjahreszeit. Ferner wurden 187 000 Nutzfahrzeuge hergestellt (plus vier Prozent). Für dieses Ergebnis ist allein die lebhafte Auslandsnachfrage verantwortlich, denn der Export von Pkw legte um 21 Prozent auf reichlich 1,3 Millionen und der von Lkw um neun Prozent auf 86 200 Einheiten zu.

Allerdings überdecken diese Resultate eine in jüngster Zeit stärker abflauende Inlandsnachfrage und auch eine nicht mehr ganz so vehemente Ausfuhr wie in den ersten Monaten des Jahres. Im Juni wurde bei der Produktion mit 461 000 Kraftwagen das Vergleichsniveau nur aufgrund der höheren Zahl von Arbeitstagen gehalten. Die bereinigte Zunahme des Pkw-Exports reduzierte sich auf acht Prozent. Wie der Verband der Automobilindustrie ankündigt, dürfte die Produktion in nächster Zukunft ins Minus rutschen, denn "bis auf einen noch leichten Anstieg der Auftragseingänge aus dem Ausland für Personenkraftwagen blieben im Juni 1992 alle übrigen Bestellungen zum Teil erheblich hinter dem Stand vom Juni des Vorjahres zurück".

Daß es auf dem hiesigen Automarkt deutlich ruhiger zugeht, belegt auch die jüngste Übersicht des Kraftfahrt-Bundesamtes, die sowohl eine konjunkturelle wie auch saisonale Abschwächung der Nachfrage signalisiert. Der Behörde zufolge kamen im Juni knapp 357 000 Pkw und Kombi erstmals in den Verkehr. Gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat bedeutet das ein Minus von 17 Prozent. Für die alten Bundesländer allein ergibt sich sogar eine Abnahme um fast ein Fünftel auf rund 286 500 Personenwagen.

Der Nachholbedarf in der ehemaligen DDR war auch im gesamten ersten Halbjahr eine gewisse Stütze für den Absatz. Während im Westen von Januar bis einschließlich Juni annähernd 1,8 Millionen neue Pkw angemeldet wurden und damit zwölf Prozent weniger als binnen Jahresfrist, nahmen die Käufe jenseits von Elbe und Werra noch leicht auf 404 200 zu.

Stattliche Zuwachsraten für die ersten sechs Monate - nicht zuletzt die Folge der Finanzhilfen aus dem Westen - melden die Flensburger dagegen bei Lkw (plus 18 Prozent insgesamt und plus 68 Prozent in den neuen Ländern), Ackerschleppern (plus sechs und plus 126 Prozent), Sattelzugmaschinen (plus sieben und plus 61 Prozent) sowie den übrigen Kraftfahrzeugen (Wohnmobile, Krankenwagen, Feuerwehrfahrzeuge), von denen in Ostdeutschland 222 Prozent mehr zugelassen wurden.

Mütter bleiben auf der Strecke Selbsthilfe benötigt Wohnungen für ehemals süchtige Frauen

HOFHEIM. Mehr als 40 Arbeitsplätze bietet der Verein Selbsthilfe im Taunus für ehemalige Drogenabhängige, die einen neuen Anfang machen wollen. Wer im Kaufhaus, der Buchbinderei oder vier weiteren Betrieben seine Brötchen verdienen möchte, braucht jedoch eine Wohnung in der Nähe. Daran mangelt es aber, sagt Vorstandsmitglied Bernhard Fielenbach: "Es wird immer schwerer, unsere Leute unterzubringen." Vor allem alleinerziehende Frauen seien betroffen: "Sie finden keine Bleibe mehr."

15 Müttern habe der Verein im laufenden Jahr abgesagt, weil keine Unterkunft gefunden wurde. Sie hätten sonst in den Betrieben anfangen können. So aber werde es ihnen zusätzlich erschwert, nach dem Drogenausstieg wieder in ein geregeltes Leben einzusteigen. Die Benachteiligung von Müttern zeigt sich auch in der Vereinsstatistik: "Nur etwa ein Viertel unserer Beschäftigten sind weiblich", sagt Psychologin Monika Rennert.

Seit kurzem im vierköpfigen Vorstand, will sie sich vor allem der Lage alleinerziehender Mütter annehmen. Indes: Viel mehr, als an Wohnungsbesitzer zu appellieren, kann sie derzeit nicht tun: "Vielleicht findet sich ja der eine oder andere, der ein Zimmer an uns vermietet."

Ums Geld brauche sich der Hausbesitzer jedenfalls keine Sorgen zu machen, versichert die Vorstandsfrau. "Den Mietvertrag schließt der Verein ab. Er steht für alle Ansprüche gerade." Soll heißen: Zahlt die Bewohnerin aus irgendeinem Grund die Miete nicht pünktlich oder gibt es sonstige Probleme, nimmt sich der Verein der Sache an und klärt sie. Für die Besitzer sei das ein "Vertrag ohne jedes Risiko", so Rennert.

Das Wohnungsproblem zeigt nach Ansicht von Rennert und Fielenbach ein grundsätzliches Problem beim Kampf gegen die Drogensucht auf: die "Nachsorge" für Ex-Junkies werde vernachlässigt. "Ständig wird nur vom Methadonprogramm geredet, aber es gibt noch andere Ansätze, vom Stoff loszukommen. Jedoch finden die kaum Resonanz in der Öffentlichkeit."

Dabei seien Arbeits- und sonstige Hilfsangebote, wie sie der Verein unterbreitet, unersetzbar. "Jeder Drogenanhängige kommt irgendwann an den Punkt, wo er aufhören möchte. Dann hängt ganz viel von der Hilfe ab, ob er's auch tatsächlich macht und durchhält."

Gerade die Arbeit mit Ex-Süchtigen in den Betrieben stärke "frischen", psychisch noch labilen Aussteigern den Rükken: "Wenn sie eine Krise haben, können sie sich an anderen aufrichten, die es gepackt haben." Um so tragischer sei es, wenn Süchtige zwar von der Droge losgekommen sind, dann aber am Wohnungsmangel wieder scheitern.

Kontakt: Selbsthilfe im Taunus, Telefon 2 45 12. dis

Mauerblümchen

Die Bonner Politik hat der Friedensforschung von jeher jene Aufmerksamkeit gewidmet, wie sie auch einem Mauerblümchen zuteil wird. Entsprechend ist sie "gefördert" worden: über viele Jahre hinweg konstant mit etwas über drei Millionen Mark, was nicht einmal einem Dreißigstel eines Tornado-Jagdbombers entspricht. Nun wurden die Mittel für 1992 auf ein Fünfzigstel gekürzt, und der Bonner Rotstift kreist weiter wie ein Habicht über diesem Etatpöstchen. Der Sparwillen feiert unerbittliche Triumphe.

An Frechheit grenzt indessen die Begründung der Bundesregierung für die Mittelkürzung: Die derzeitige Abrüstungsphase lasse sie berechtigt erscheinen. Gleichzeitig malen dieselben Politiker düstere Szenarien von einer gestiegenen, komplizierter gewordenen Bedrohung, die aus allen Teilen der Welt auch über Deutschland hereinbreche. Gegen sie wird strategisch mit dem Einsatz deutscher Soldaten angeplant, ihretwegen eine zähe innen- und außenpolitische Debatte vom Zaun gebrochen. Man sollte meinen, dies müßte gerade die Stunde der Friedens- und Konfiktforschung sein, des wissenschaftlich fundierten Rates für die Politik. Statt dessen Argumente je nach Opportunität; denn die Friedensforschung war stets auch unbequem.

Eine kleinkarierte, schäbige Haltung, und die Frage drängt sich auf, ob man sich in Bonn noch schämen kann. aga

Swing im Badeanzug auf weißen Kacheln

FRANKKFURT-NORDWEST. "Mein Süßer wird am Samstag mit mir tanzen gehn" - und zwar ins Schwimmbad. So könnte, in Abwandlung eines berühmten Schlagers, das neue Motto für die Freizeitgestaltung im Frankfurter Nordwesten lauten. Zum dritten Mal gab es jetzt in den Titus Thermen eine Disconacht mit dem HR 3-Moderator Heinz Günther Heygen. Unterhalb einer Brüstung hatte er seine Anlage aufgebaut und legte drei Stunden lang alte und neue Scheiben auf.

Die Reihe "Summertime in den Titus Thermen", finanziert durch Stadion GmbH und Saalbau GmbH, ist als Freizeitprogramm für die Daheimgebliebenen gedacht, angesprochen werden sollten die Jugendlichen. Doch die trauten sich nicht so recht auf die Tanzfläche; lieber turnten sie am Beckenrand herum oder saßen in der Snack-Bar bei Fisch und Cola. Ganz anders die Älteren: Ein Ehepaar - er in schmucken Bermudas, sie im blauen Badeanzug - swingte über die weißen Kacheln zu Chubby Checkers "Let's twist again" und den souligen Melodien Barry Whites.

Andere ließen sich durch die dröhnende Musik nicht beirren und zogen gleichmäßig ihre Bahnen im Schwimmbecken. Der Rundfunk-Moderator animierte zwar ständig zum Mitmachen und forderte die Besucher auf, ihren persönlichen Plattenwunsch zu äußern: Das Publikum aber gab sich mehr der Beschaulichkeit hin, schaute versonnen in das blaurot leuchtende Wasserspiel und schleckte lieber Eis am Stiel.

Die geruhsame Unterhaltung stand an diesem Abend in den Titus Thermen eindeutig im Vordergrund: Wenn da nicht die Älteren wie bei "Baby come back" von den Equals aufs Parkett gedrängt hätten, die Tanzfläche wäre leer geblieben. Spaß an der Disconacht hatten wohl aber dennoch alle Besucher. jot

Frankfurter Sparkassen-Cup 1992 Titelverteidiger verpaßte Meldeschluß

Glück gehabt. Lediglich weil der Bezirksligist FC Marok kurzfristig seine Meldung zurücknahm, bekommt der Landesligist VfB Unterliederbach die Chance, seinen Titel beim Frankfurter Amateur-Fußballturnier verteidigen zu können. Der Pokalsieger von 1991 hatte den Meldeschluß verpaßt und konnte daher zuerst nicht berücksichtigt werden.

Insgesamt 65 Vereine aus dem Fußballkreisen Frankfurt und Main-Taunus bewarben sich um den Frankfurter Sparkassen-Cup. Eine bereits im April ausgetragene Qualifikationsrunde der A- und B-Klasse-Klubs reduzierte das Feld auf nun 48 Teilnehmer, die am 1. August auf acht Sportanlagen im Frankfurter Stadtgebiet in je zwei Dreier-Gruppen um den Einzug ins Viertelfinale spielen werden. Die acht Gruppensieger spielen tags darauf auf der Anlage der Spvgg. 02 Griesheim die Endrunde im K.o.-System aus.

Für den Sieger des mit 33 000 Mark dotierten Amateur-Turniers wartet ein Scheck in Höhe von 2000 Mark. Zusammen mit Antritts- und Gruppensieg-Prämie kann der Endrundensieger 2700 Mark einstreichen. Der Zweite erhält inklusive Prämien 2200 Mark, die Halbfinalisten bekommen noch 1300 Mark.

Auf Grund des frühen Saisonstarts in der Oberliga Hessen am Freitag, 24. Juli, wird bei der achten Auflage des Turniers kein Frankfurter Oberligist teilnehmen können. hu

KORR

(Fortsetzung auf Seite 18) (Fortsetzung von Seite 17)

Jahre alter Autofahrer jetzt vom

Griechisches Gyros, sauer Gespritzter und hessisches Gebabbel Vor Ureinwohnern und Eingeplackten babbelte Erich Gunkel auf Weed mit Homburger Prominenz / Und alle sangen mit Adam

BAD HOMBURG. Es war nicht nur einer der heißesten Abende des Jahres, es ging auch heiß her auf der Weed in der Bad Homburger Altstadt. Mehrere hundert Ureinwohner und einige "Eingeplackte", sprich Kurgäste, trafen sich im Rahmen des Homburger Sommers zu Musik und Gebabbel bei Äppelwoi. Die Hauptrolle bei den tropischen Temperaturen spielte eindeutig der "sauer Gespritzte". Ohne ihn wäre nichts gelaufen an diesem Abend. Er rann nicht schnell genug aus Fässern und Bembeln, mußte er doch die Kehlen ölen, die Körpertemperatur senken und den "transpirationsbedingten" Wasserverlust ausgleichen.

Das größte Mundwerk hatte wie in den Jahren zuvor Erich Gunkel, früher Leiter des Verkehrsamtes in Bad Homburg. Er fühlte sich bei der Hitze zwar "mental net so gut drauf, aber emmer noch besser als der Boris". Als er mit seinen Witzen über Land, Leute und Lokalprominenz kurz vor 20 Uhr loslegte, war selbst auf den Backsteinmäuerchen rund um die Weed kein Platz mehr zu ergattern. Kurchef Peter Bruckmaier mußte sich vorhalten lassen, immer noch nicht "richtig Hessisch gelernt zu haben". Er sei und bleibe ein halber Ausländer mit seinem bayerischen Akzent.

Anni Dinges, die ehemalige Vorsitzende des Gemeinschaftskreises Alt-Homburg, packte die Gelegenheit beim Schopf und erkundigte sich "bei dene, die was zu saache hunn", wo das Wappen über dem Schloßtor an der Dorotheenstraße sei. "Des muß da widder hin!", forderte sie kurz und bündig. Kai Mathieu, Chef der Schloßverwaltung, konnte sie beruhigen und versprach: "Das Landgrafenwappen kommt dieses Jahr noch an seinen Platz."

Ein Kurgast mit saarländischem Akzent knüpfte sich Hundebesitzer und Kurverwaltung vor: "Es gefällt mit gut hier, aber die überall verstreuten Tretminen der Hunde im Kurpark sollten dringend entfernt werden." Man müsse beim Spazierengehen ja ständig aufpassen und ausweichen. Gegen die störenden Haufen bildete sich spontan eine Applaus-Koalition aus Einheimischen und Gästen. Peter Bruckmaier nahm's naserümpfend zur Kenntnis.

Das Publikum musikalisch fest im Griff hatte die Drei-Mann-Combo "Adam & the Mickys". Sie spielten einen hessischen Hit nach dem anderen: "Ebbelwoi ist in", "Unser Auto fährt mit Ebbelwoi" oder "Das Herz von Frankfurt ist Sachsenhausen". War der Refrain bekannt, sang das Publikum aus vollen Kehlen mit. Volkstümliche Musik war Trumpf auf der Weed. Mußte die Kapelle wegen konditioneller Schwierigkeiten bei der Hitze eine Pause einlegen, sang Heinz Schenk vom Tonband seine Loblieder auf "Hesse und seine Hesse".

Ohne Zögern wurden auf der Weed auch die angebotenen und begehrten griechischen Brottaschen mit Gyros ins Hessische übersetzt: "Großmaultaschen". JOACHIM MOHR

Tip führte zu Geldfälschern

WÜRZBURG, 21. Juli (Reuter). Nach einem Tip ist die Würzburger Polizei offenbar einem Ring von Geldfälschern auf die Spur gekommen. Nach der Festnahme eines 45jährigen Schweizers an der Würzburger Autobahnraststätte am vergangenen Donnerstag, der 1,3 Millionen falsche US-Dollars in seinem Auto versteckt hatte, wurden einen Tag später vier mutmaßliche Komplizen in St. Gallen und Lugano festgenommen.

Wie das bayerische Landeskriminalamt am Dienstag mitteilte, hatte die Würzburger Polizei den Tip erhalten, daß der Schweizer "Blüten" in seinem Auto mitführe. Gegen den Mann erging Haftbefehl. Folgeermittlungen über Interpol Bern führten den Polizeiangaben zufolge in St. Gallen und Lugano zur Festnahme der vier mutmaßlichen Komplizen. Bei einem von ihnen seien gefälschte Banknoten sichergestellt worden.

Mit Neugier die Natur kennenlernen

GRÄVENWIESBACH. Der Landesverband Hessen im Deutschen Jugendherbergswerk eröffnet am Freitag, 28. August, einen Naturerlebnisplatz in der Jugendherberge Grävenwiesbach. Die Feier beginnt um 14 Uhr.

Seit etwa zwei Jahren arbeiten die Herbergseltern Andrea und Rudolf Baues an neuen Angeboten ihres Hauses. Ihr Ziel ist es, Gruppen nicht nur zu bewirten. Sie wollen versuchen, Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren die Natur näherzubringen.

Dazu haben sie zusammen mit Fachleuten folgendes Programm erarbeitet: Besuch beim Imker, Vogelstimmenwanderung mit Ornithologen der Vogelschutzgruppe, Waldwanderungen und Bau von Nisthilfen.

Weder schulisches Lernen ist gefragt noch Fachwissen, sondern Erleben und Begreifen: Neugierde soll geweckt werden, ist die Devise in der Jugendherberge Grävenwiesbach.

Auf dem Gelände sind ein sogenannter Fühlpfad und zahlreiche Neupflanzungen für den kommenden Herbst oder das Frühjahr geplant, auch eine große Hecke soll entstehen.

Zum Mithelfen beim Anpflanzen werden interessierte Schulklassen oder Gruppen gesucht. tel

Noch keine Klarheit über Verseuchung Baustelle bleibt geschlossen

USINGEN. Die Bodenvergiftungen an der Straße "Am Steinchen" im Stadtteil Merzhausen (die FR berichtete) wurden aller Wahrscheinlichkeit nach durch Heizöl oder Dieselkraftstoff verursacht. Wie der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann mitteilte, gehen die Verunreinigungen des Erdreiches weder auf eine defekte Phosphorbombe aus dem Zweiten Weltkrieg - wie zwischenzeitlich vermutet - noch einen Chemieunfall zurück. "Davon können wir nach den bisherigen Untersuchungen ausgehen", erklärte Detlef Ortmann.

Nach einem Ortstermin an der Baugrube mit Experten der Unteren Wasserwirtschaftsbehörde und des Friedberger Wasserwirtschaftsamtes steht jetzt fest, daß es sich um "mehrere Jahre altes Öl oder Diesel handelt". Dies sei anhand des Zersetzungsgrades der Stoffe festgestellt worden. Nicht geklärt sind aber immer noch Ursache und Zeitpunkt der Verunreinigung. In Betracht kommt dabei zum Beispiel ein geplatztes Rohr oder ein defekter Heizöltank auf einem privaten Grundstück. Um die Quelle weitestgehend eingrenzen zu können, wird nach Auskunft von Detlef Ortmann mit Sondierungsbohrungen begonnen.

Das ganze Ausmaß der Verunreinigungen kann erst überblickt werden, wenn sich der Ursprungsort lokalisieren läßt. Bisher ist ein Streifen von zehn Meter Länge und einem Meter Breite als verseucht bekannt, und zwar längs des hinteren Teils "Am Steinchen" bis zum Hinterweg. Ortmann kündigte an, daß die Baustelle dort bis zum Abschluß der Untersuchungen geschlossen bleibe. Er versicherte, daß das kontaminierte Erdreich anschließend fachgerecht beseitigt werde und eine Gefährdung der Bevölkerung zu keinem Zeitpunkt bestanden habe.

Von der Bodenverseuchung betroffen sind jedoch einige Bauarbeiter. Im Rahmen der Ausschachtungen war es bei ihnen zu gesundheitlichen Beschwerden in Form von Übelkeit und Brechreiz gekommen. Ein Experte habe festgestellt, daß die Luft im Bereich der Grube mit Altöldämpfen durchsetzt war; solche Beschwerden könnten deshalb insbesondere bei den gegenwärtigen heißen Temperaturen mit der Bodenverseuchung in Zusammenhang stehen. jd

Radartrupp der Wiesbadener Polizei will mit regelmäßigen Kontrollen bei Temposündern "verkehrserzieherischen Effekt" erreichen Die meisten zahlen, ohne zu murren Meßpunkte nicht beliebig Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. "Flott sind Sie gefahren!" - Ende vergangener Woche auf der Straße zwischen Medenbach und Auringen ein höchst fragwürdiges Kompliment. Zumal es von einem Polizisten ausgesprochen wurde: Die Frau am Steuer hat denn auch sofort kapiert und die Geldbörse gezückt. 40 Mark mußte sie berappen, weil sie mit 78 Stundenkilometern über die Fahrbahn gerauscht war. Tempo 60 ist hier nur erlaubt.

Vier Stunden lang hat der Radartrupp der Wiesbadener Polizei am Freitag nachmittag auf der schmalen Landesstraße 3028 die Geschwindigkeit gemessen. 810 Autos passierten das Gerät, 44 von ihnen rollten zu schnell über die Piste, der Spitzenreiter bretterte mit 102 Stundenkilometern am Meßwagen vorbei.

Der stand am Fahrbahnrand - ein unscheinbarer Kombi mit auswärtigem Kennzeichen. Perfekte Tarnung? Wolfgang Nickel, Leiter des Verkehrsdienstes im Polizeipräsidium, widerspricht: "Wir sind doch keine Jäger." Nicht die möglichst große "Ausbeute" beim täglichen Einsatz auf den notorischen Rennstrekken in Wiesbaden und im Rheingau-Taunus-Kreis sei das Ziel, sondern allein der "verkehrserzieherische Effekt". Weder solle der Steuersäckel mit den Strafgeldern aufgefüllt werden noch sei eine "Hatz auf Raser" der Berufskarriere eines braven Polizeibeamten förderlich. "Da werden den aufstrebenden Kollegen ganz andere Leistungen abverlangt."

Die acht Beamten des Wiesbadener Radartrupps suchen sich die Meßpunkte nicht beliebig aus. Sie postieren ihr Gerät an Straßen, auf denen es häufig kracht, an besonders gefährlichen und neuralgischen Punkten. Wie etwa vor der Ortseinfahrt Medenbach. Die gut ausgebaute, leicht abschüssige Straße verleitet zu forschem Fahren - und zum Übersehen eines Fußgängerüberwegs, der vor allem von älteren Leuten genutzt wird. Denn auf der gegenüberliegenden Seite ist der Friedhof. "Wie die Hasen", sagt Wolfgang Nickel, "müssen hier die Senioren mit Hacke und Gießkännchen allzu oft über die Fahrbahn hetzen."

So zum Beispiel, wenn Winfried Lamping im Meßwagen seinen Kollegen am 400 Meter entfernten Anhalteposten zufunkt: "Schwarzer Japaner aus Rüdesheim mit 70." Diesen Code entschlüsseln die beiden Beamten am anderen Ende mühelos. Da kommt gleich ein schwarzes Auto japanischen Fabrikats mit Rüdesheimer Kennzeichen um die Kurve, dessen Fahrer mit 70 Stundenkilometern erwischt wurde. Dieter Fritz stoppt den Flitzer und bittet ihn zur Kasse: 20 Mark sind zu berappen.

"Meistens zahlen die Verkehrssünder ohne Murren", erzählt der Uniformierte. Mancher Rennfahrer würde sogar gern das Doppelte zahlen, wenn ihm dafür die Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei erlassen würden. Aber "da läuft nichts", versichert Wolfgang Nickel. Wer die Geschwindigkeit um mehr als 23 Stundenkilometer überschreitet, hat ein Ordnungswidrigkeitsverfahren zu gewärtigen - mit mindestens einem Strafpunkt in Flensburg.

Entgegenkommen zeigen die Beamten höchstens, wenn sie häuslichen Krach vermeiden können. "Bloß keine Anzeige zu mir nach Hause", bat zum Beispiel ein ertappter Ehemann, "meine Frau darf von dieser Fahrt nichts wissen." Die Polizei versprach Diskretion. So auch am Freitag bei Medenbach. Da war ein junger Mann mit einem Firmenwagen erwischt worden: "Schicken Sie alles zu mir nach Hause", bat er die Beamten flehentlich, denn er fürchtete um seinen Arbeitsplatz. "Ich habe da erst vor zwei Wochen angefangen." Die Polizei beruhigte ihn und notierte die Privatanschrift.

Regelmäßige Geschwindigkeitsüberwachungen führten zu deutlich besserer Verkehrsdisziplin, berichtet Wolfgang Nickel aus Erfahrung. Monatelang habe man nachts auf der berüchtigten "Disco- Strecke" zwischen Wallrabenstein und Walbach die Geschwindigkeit kontrolliert: Denn im Disco-Rausch und oft noch alkoholisiert fuhren viele junge Leute einen "heißen Reifen" - Leichtsinn und Imponiergehabe, die allzuleicht einen fatalen Ausgang nehmen können. Der regelmäßige Einsatz des Radartrupps zeitigte Erfolge - die Raserei nach Mitternacht hörte schlagartig auf. Wie überhaupt die Unfallzahlen fallen, obwohl immer mehr Autos auf den Straßen fahren. Mit freundlichen Appellen sei es dabei aber nicht getan: "Wir müssen die Einhaltung der Verkehrsregeln überwachen."

Dabei wurmt es Wolfgang Nickel, daß nicht nur die unverbesserlichen Verkehrsrowdies ins Netz gehen, sondern auch die vielen, meistens umsichtigen Verkehrsteilnehmer, die dann einen Augenblick der Zerstreutheit mit happigen Strafen bezahlen müssen. Wie etwa jene Autofahrerin, die das Verwarnungsgeld nicht parat hatte und es sofort vorbeizubringen versprach. Sie hatte es damit so eilig, daß sie gleich noch einmal in die Radarfalle tappte. Ihre gute Absicht half ihr nicht: Sie mußte zweimal löhnen.

Schon über hundert Abonnenten Rege Nachfrage nach Kleinkunst und Kabarett in Rodgau

RODGAU. Trotz Ferienzeit und "Sommerloch" registriert die Stadt Rodgau bereits mehr als 100 Abonnenten für die im Herbst beginnende neue Reihe "Kleinkunst und Kabarett im Bürgerhaus Nieder-Roden". Nachdem das fünf Vorstellungen umfassende Programm endgültig feststeht, soll der Kartenvorverkauf jetzt richtig ins Rollen kommen.

Die neuen Spielpläne mit Anmeldeformularen liegen im Rathaus, in den städtischen Anlaufstellen, in den Stadtbüchereien und Buchhandlungen aus. Kartenwünsche können auch formlos an das Sport- und Kulturamt im Rathaus, Hintergasse 15 in Jügesheim geschickt werden. Telefonische Auskünfte erteilen Silke Ferrlein und Gerd Eschrich unter den Rufnummern 69 32 25 und 69 32 26.

Der Vorteil beim Kauf eines Abonnements gegenüber dem Einzelkarten- Verkauf: die Ermäßigung von 25 Prozent, außerdem ist die Dauerkarte auf andere Theaterfreunde übertragbar. Das Abonnement für alle fünf Veranstaltungen kostet 68 Mark, die Einzelkarte 18 Mark.

Bei der Premiere der Kleinkunst- und Kabarett-Reihe im vergangenen Jahr lag die durchschnittliche Besucherzahl bei 300, darunter 160 Abonnenten.

Die bevorstehenden Gastspiele: La Compagnie Les Fusains mit "Confusion" am Freitag, 13. November, das Frankfurter Kurorchester mit seinem neuesten Programm "Bon Voyage" am Donnerstag, 10. Dezember, Hans Scheibner mit "Hohn und Gelächter" am Donnerstag, 14. Januar, Nickelodeon mit der Comedy-Show "Great Lovers in History" am Donnerstag, 25. Februar, und Konejung und Schroth mit dem Kabarett-Programm "Alles meins" am Dienstag, 30. März. ttt

"Aglaja" schwingt im Kurpark die Fahnen

WIESBADEN. Das belgische Tanz- und Fahnenballett Aglaja wird am Sonntag, 26. Juli, von 14 bis 16 Uhr im Kurpark gastieren. Die international bekannte Gruppe von 70 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 13 und 24 Jahren kommt aus Brügge und bietet eine Auswahl von verschiedenen Tänzen - Folklore aus Flandern und Choreographien zu klassischer und moderner Musik. maf

"Noch zuviel Müll im Regal"

DÜSSELDORF, 21. Juli (dpa). In den Regalen von Kaufhäusern, Discount-Geschäften bis zu hin zu Luxusparfümerien steht noch immer zuviel Verpackungsmüll, und drei von vier Geschäften umgehen systematisch die Rücknahmeverpflichtung für Umverpackungen. Dies hat die nordrhein-westfälische Verbraucherzentrale bei Untersuchungen herausgefunden, deren Ergebnisse am Dienstag in Düsseldorf veröffentlicht wurden.

Bei ihrer "detektivischen Arbeit mit Protokollbogen und spitzem Bleistift" fanden die Verbraucherschützer heraus, daß zwischen Rhein und Weser nur weniger als ein Prozent der Geschäfte "umverpackungsfrei" ist. "Immer noch feiern Kartons um Zahnpastatuben oder Fischdosen, Folien und aufwendige Schachteln um Sekt- oder Cognac-Flaschen, Nägel und Reißzwecken fröhliche Urständ." Die seit dem 1. April vorgeschriebenen Rücknahmepflichten werde nur "unzureichend erfüllt" oder "systematisch umgangen".

So fehlten in nahezu jedem zweiten überprüften Geschäft die vorgeschriebenen Hinweisschilder auf die Sammelboxen für Verpackungsmüll gänzlich.

Rock und Flamenco zum Deutschen Umwelttag

Flamenco und Rock für die Umwelt? Zum Deutschen Umwelttag 1992 in Frankfurt - im September - wird es auch ein Kultur-Programm geben, das, soweit möglich, "thematisch bezogen" sein soll.

Das kann man von Nina Cortis "Impression in Flamenco" (18. September) und Giora Feidmans "Gerhswin and the Klezmer" (20. September) wohl nicht behaupten - aber Spaß machen werden die beiden Open-air-Konzerte im Grüneburgpark trotzdem. Im Park werden auch die Rock-Bands "Oh Charlie", "Alices Wonderland", "Playhouse" "Jesus Messerschmitt" und "Tülay" spielen (19., ab 15 Uhr).

Am Thema Umwelt orientiert sich eine Filmreihe, die vom Deutschen Filmmuseum in Zusammenarbeit mit dem Ökomedia-Institut Freiburg zusammengestellt wurde und in der es Spiel- und Dokumentar-, aber auch Kinderfilme zu sehen gibt (17. bis 21. September).

Auch das Literaturhaus Frankfurt bietet was für Kinder: Die Münchner Autorin Barbara Veit wird aus ihrem Öko-Krimi "Gefährliches Strandgut" lesen. Für Erwachsene gibt es am selben Tag, 21. September, eine literarische Collage zur "Natur- und Stadtwahrnehmung".

Verschiedene Veranstaltungen wird es auch vor der Alten Oper und auf dem Campus der Frankfurter Uni geben. fr

Während Weinwoche will FDP die Korken sammeln

WIESBADEN. "Ausgediente Flaschenkorken sind viel zu schade für den Müll." Aus diesem Grund planen die Wiesbadener Liberalen während der anstehenden Rheingauer Weinwoche eine große Korken-Sammelaktion. Der wertvolle Rohstoff könne nämlich ohne großen Aufwand aufbereitet und wiederverwendet werden. Recycling-Korken dienen beispielsweise der Wärmedämmung und ersetzen die ozonschädigenden, FCKW-geschäumten Kunststoffe. Auch könne der Raubbau in bedrohten Korkeichenwäldern vermindert werden.

FDP-Fraktionschef Wolfgang Schwarz hofft, die Winzer für diese Umweltinitiative gewinnen zu können. Die gesammelten Korken sollen nach der Weinwoche in einer gemeinnützigen Einrichtung für sozial benachteiligte Menschen aufbereitet werden. maf

Kinkels Niederlage

Klaus Kinkel hat seine erste schwere Niederlage als Außenminister erlitten. Bei den jüngsten Jugoslawien-Beratungen im Kreis der EG-Kollegen konnte er sich in keinem einzigen Punkt durchsetzen. Trotz des über alle Fernsehbildschir- me verbreiteten Flüchtlingsdramas vermochte der neue FDP-Star die Gemeinschaftspartner nicht zu einer koordinierten Aufnahme der Frauen, Kinder und Alten aus Bosnien-Herzegowina im reichen Westeuropa zu überreden. Kinkel ließ sich mit der Ausflucht abspeisen, das sei Sache der Innenminister. Daß Menschlichkeit eine Frage von Zuständigkeiten sein soll, damit hätte sich Vorgänger Genscher wohl kaum zufriedengegeben. Die von Bonn seit Monaten erhobene Forderung nach Ausschluß der Belgrader Regierung "Rest-Jugoslawiens" aus den Vereinten Nationen und allen anderen internationalen Organisationen verhallte erneut. Der Meinungsstreit - vor allem mit Paris - wird in der jüngsten der allmählich kaum noch zählbaren Zwölfererklärungen zum Balkanproblem wieder nur diplomatisch verklausuliert.

Dem Bonner Neuling fiel nicht einmal rechtzeitig auf, daß diese Erklärung hinter den Verlautbarungen von Lissabon und des Münchner Wirtschaftsgipfels zurückbleibt, weil die Androhung militärischen Eingreifens im Falle weiterer Waffenstillstandsverletzungen (für die Versorgung der notleidenden Zivilbevölkerung in Bosnien-Herzegowina) plötzlich nicht mehr erwähnt wird. Allerdings: Da ist Kinkel fast unschuldig. Während sogar sein luxemburgischer Kollege über das "Freikämpfen" von Versorgungs- und Flüchtlingskorridoren zum belagerten Sarajewo frei reden kann, sind dem deutschen Außenminister da nicht nur die Hände gebunden, sondern auch die Lippen zugenäht. Daß Kinkel daneben nicht durchsetzen konnte, einen EG-Kooperationsvertrag neben Slowenien auch Kroatien anzubieten, ist nur das I-Tüpfelchen auf seinem kompletten Fehlschlag in Brüssel. Ha (Brüssel)

"Schöneres Frauenstein" wird am Sonntag gefeiert

WIESBADEN. Mit einem großen Fest wird am kommenden Sonntag, 26. Juli, ab 14.30 Uhr die Aktion "Schöneres Frauenstein" beendet. Die Fete auf dem Freizeitgelände hinter dem Sportplatz ist als Dankeschön für alle diejenigen gedacht, die sich in den vergangenen Monaten für den Wiesbadener Stadtteil besonders eingesetzt haben.

Auf dem Programm stehen an diesem Nachmittag Spiele für die Kinder und Überraschungen für groß und klein. Es gibt viele Preise zu gewinnen, und für musikalische Unterhaltung ist ebenfalls gesorgt. Vor allem aber werden die Teilnehmerinnnen und Teilnehmer der Aktion "Schöneres Frauenstein" geehrt. maf

Für Kita Parkfeldstraße Kinder nochmals anmelden

WIESBADEN. Der Brand in der Kindertagestätte Parkfeld in Biebrich hat auch die Unterlagen über die Anmeldungen von Kindern, die nach der Sommerpause dort aufgenommen werden sollen, vernichtet. Deshalb werden Eltern, die ihre Junioren bereits haben vormerken lassen, gebeten, sich nochmals mit der Kita in Verbindung zu setzen. Die hat vorübergehend ihr Domizil in der Otto-Stückrath-Schule, Albert-Schweitzer-Allee 40, aufgeschlagen. Telefon: 31 91 95. maf

Mittwoch, 22. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher- Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).

Summertime Festival, Histor. Garten vor dem Dom: 15 Uhr, Clown Trac - "Knallzart"; Hof des Historischen Mu- seums: 21 Uhr, Flamenco Rubio.

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Studiobühne: 21.30 Uhr, "Watchman" (Kurzspielfilm).

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Varieté-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Alan Moorehouse.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Bluesbube.

Spritzehaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, River Boys.

Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Salsa Disco.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazz Trio.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Link Protrudi & The Jaymen.

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 15.30 Uhr, Ensemble der Philharmonischen Gesellschaft. Literatur Café Ypsilon, Berger Str. 18: 20.30 Uhr, Lesung & Diskussion Ulrike Heider - "Die Narren der Freiheit".

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 2. und 16. August. Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.Museen / Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung in der Sonderausstellungen "Lücke TPT" sowie "Richard Diebenkorn - Retrospektive".

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Führung zum Thema "Konzepte moderner Keramik. Vom Gefäß bis zur Skulptur."

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Ausgewählte Werke".

Schirn, Römerberg: 11 Uhr, Führung zum Thema "Die Farbsymbolik bei Edvard Munch" sowie um 19 Uhr zum Thema "Die graphischen Werke".

Architekturmuseum, Schaumainkai 43: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Hinaus aus dem Ghetto".

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Gold aus Mali".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Ikonographie der Heiligen im Mittelalter: Zeugen des christlichen Glaubens".

Senckenberg-Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Insekten".

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Ikon, Deutschherrnufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).

Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).

Galerie Fenster, Dürerstr. 10: Mi. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Sa., 10 bis 12.30 Uhr; Architekturklasse der Städelschule - "Entwürfe 'Galopprennbahn Niederrad'" (bis 25. 7.).

Büchergilde Gutenberg, BFG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25. 7.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).

Galerie Loehr, Alt-Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bsi 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).

Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen (bis 31. 7.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).

Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 - 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).

Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August). Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 28. 8.).

Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).

Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.). Ausstellungen Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Listen im Portikus (bis 26. 7.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).

Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstraße 63: täglich von 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr, Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Ausstellungen Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Listen im Portikus (bis 26. 7.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).

Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.); Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr, Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Deckel durch Flaute stark gedeckelt

MÜNCHEN (cri/rtr). Für zündenden Diskussionsstoff ist auf der Hauptversammlung des Werkzeugmaschinenherstellers Deckel an diesem Freitag angesichts der Verfassung des Unternehmens gesorgt. Den Münchnern macht die Konjunkturflaute in der Branche schwer zu schaffen, so daß der Vorstand den Anteilseignern wenig Erfreuliches zu berichten haben wird. Zwar hat der Konzern durch erhebliche Einsparungen - unter anderem beim Personal - versucht, dem Nachfrageeinbruch entgegenzuwirken. Gelungen ist dies allerdings nur bedingt, was der Vorstand mit dem "Wegsacken der Preise" begründet.

Nachdem der Umsatz im vergangenen Jahr bereits um 46 Prozent auf 434 Millionenn Mark im Konzern einbrach, wird nach ersten Einschätzungen wohl auch in der laufenden Periode kein Plus herausspringen.

Düster sieht vor allem die Ertragsentwicklung aus. Nachdem der Fehlbetrag 1990 noch deutlich auf 9,6 Millionen Mark abgebaut werden konnte, standen im vergangenen Jahr in der AG wieder 38 Millionen Mark Miese zu Buche. Das Minus gleicht Großaktionär Walter Eder durch ein Darlehen mit Forderungsverzicht aus. Dies wird auch heuer nötig sein, denn das Unternehmen erwartet wieder ein zweistelliges Minus.

Um über den Berg zu kommen, will Deckel die Fertigungstiefe noch stärker verringern und neue Montagekonzepte einführen.

Kleine FR

Frühgeborenen-Gespräch MÜHLHEIM. Einen Gesprächskreis für die Eltern von Frühgeborenen richtet die Arbeiterwohlfahrt in Mühlheim ein. Er beginnt am 31. August um 20 Uhr und wird jeweils am letzten Montag jedes Monats stattfinden. Die Leitung hat die Diplom-Pädagogin Sabine Winter, Treffpunkt ist die Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Fährenstraße 2. Bewegliche Ferientage OFFENBACH. Das Schulamt hat die beweglichen Ferientage für die 28 Offenbacher Schulen im nächsten Schuljahr festgelegt: Es ist der 29. Januar, der 21. Mai und der 11. Juni. Besuch in Verona OBERTSHAUSEN. Bei der Fahrt des Volksbildungswerks vom 26. bis 30. Juli zu den Festspielen von Verona mit dem Besuch der Aufführung von "Aida" sind überraschend zwei Plätze freigeworden. Infos: Geschäftsstelle im Rathaus, Beethovenstraße, Telefon 06104/703-164. Vorverkauf für "Mary" OFFENBACH. Schon jetzt gibt es Karten für zwei Auftritte von "Mary" (dem Mann in Frauenkleidern) am 29. und 30. Oktober in der Neu-Isenburger Hugenottenhalle. Der Vorverkauf hat bei der Offenbach-Information am Stadthof begonnen.Wieder Stadtrundfahrt OFFENBACH. Karten zur zweiten Stadtrundfahrt durch Offenbach verkauft jetzt die Offenbach-Information am Rathaus. Der Bus rollt am Samstag, 25. Juli, durch die Stadt - Treffpunkt ist um 13.30 Uhr am Rathaus-Brunnen. Freizeit in Bellaria OFFENBACH. Das DRK hat noch Plätze frei bei einer Freizeit vom 29. August bis 12. September in Bellaria/Adria. Infos: Telefon 069/85005-223.

Die Stunde des Regens Abkühlung nur ein Tropfen auf den heißen Stein

Die Lufttemperatur hat deutlich abgekühlt, und im Brunnen auf der Zeil, in dem noch vor ein paar Stunden Kinder herumplanschten, schwimmt nur noch eine einsame Bierdose. Es liegt nicht an dem durchdringenden Chlorgeruch, daß die kleinen Badenixen und Wassermänner plötzlich ausbleiben. Menschen hasten durch die Straßen, blicken nach oben, in den jetzt grauen Himmel. Ein dumpfes Grollen, noch aus größerer Entfernung, ist zu hören.

Schon zucken die ersten Blitze, und die Passanten ziehen, in Erwartung dicker Tropfen, die Köpfe ein. Sie müssen nicht lange warten: Erst ganz allmählich, dann prasselnd, beginnt es zu regnen. Man atmet wieder durch.

Die Menge setzt sich in Bewegung. Zunächst langsam, mit hochgezogenen Schultern. Aber je stärker der Regen wird, desto hastiger suchen die Leute einen trockenen Platz. Ein paar Wißbegierige stehen vor dem Rundschau-Haus und werfen einen Blick in die Zeitungsaushänge. Einige Meter wartet eine Frau unschlüssig im Eingang des Frisiersalons. Soll sie es wirklich riskieren, die frische Dauerwelle zu ruinieren?

Unter dem Vordach der Boutique nebenan hält eine Kundin die Einkaufstüten an sich gepreßt und raucht erst mal eine Zigarette. Ein junger Mann im durchnäßten Boxershirt, mit feuchtglänzenden Armen, verschwendet wohl keinen Gedanken an die feuchte Witterung. "Jetzt erst recht", denkt er sich, und kauft eine prallgefüllte Eiswaffel.

Die Kaufhäuser sind auf einmal voll, auch mit gar nicht kaufwilligen Besuchern. Optimisten bleiben draußen, unter den Vorbauten. Lang kann's ja nicht dauern.

"Hallo, Karin, hier sind wir!" Die Freundin steht auf der anderen Straßenseite. Sie tanzt und hüpft eher über die Fahrbahn, denn die Autofahrer sehen offenbar keinen Grund, für die durchweichten Menschen im Regen aufs Bremspedal zu treten oder den Pfützen auszuweichen.

Die südamerikanische Folkloregruppe hat ihre Instrumente rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Die Gitarren werden vorsichtig mit Ponchos umhüllt. Unter den Bäumen leuchtet es neongelb bis rosa - dort hat eine Gruppe jugendlicher Punker Zuflucht gesucht.

Doch der Regen hält nicht lange an. Das enge Kaufhausdach verbindet die Fremden: "Viel zuwenig, was da runterkam." "Es läßt schon nach - tschüß." Die meisten gehen wieder ihrer Wege, mit oder ohne Schirm. Passen ihre Schritte dem Rhythmus eines unverdrossenen Bongospielers an. Sichtlich stolz, den Kräften der Natur trotzen. ek

Bundesligist präsentierte sich im Waldstadion Sonnenschein bei Eintracht Rahn wird vom Gips befreit / "Fall Penksa" bald geklärt

Die Eintracht hatte ihren ersten Auftritt in ihrem Domizil, dem Frankfurter Waldstadion. Solch sengende Sonne wie am Dienstag morgen wird dort nur selten anzutreffen sein, wenn am 15. August mit dem Auftaktspiel gegen Dynamo Dresden die neue Saison beginnt. Diesmal galt es nur, sich den Fotografen zu präsentieren. "Reihe eins, zwei, drei, von rechts nach links . . " So steht es unter den Fotos, die die Fotografen aller Couleur in ihre schwarzen Kästen bannten. Lächeln war gefragt, das Zurschaustellen von neuem Optimismus nach verpatztem Titel.

Alle waren da, auch Neuzugang Uwe Rahn, der am heutigen Mittwoch vom Gips befreit werden soll, und den Masseur Lutz Meinl ab Montag zum Aufbautraining erwartet. Auch Frank Möller, der noch daherhumpelt, kam zum Fototermin. Und Marek Penksa, um den weiter gestritten wird. "Daß Bayer Leverkusen von uns 500 000 Mark haben will, weiß ich nur aus der Presse", meinte dazu Schatzmeister Wolfgang Knispel, der als einziges Präsidiumsmitglied im Stadion weilte. Aber er ist überzeugt, daß der Streitfall um den jungen Spieler aus der CSFR mit einer Entschädigung der Eintracht an Leverkusen gelöst wird. "Wegen der Höhe muß eventuell noch einmal Schlichter Wolfgang Klein (der frühere HSV-Präsident) eingeschaltet werden. Er hat sich dazu bereit erklärt", sagt Knispel.

Penksa war auch beim lockeren Training auf einem der Plätze vor der Haupttribüne dabei, und die Kiebitze, die ihm zuschauen, schnalzen mit der Zunge. "Wollen wir sehen, wie er eine lange Saison übersteht", dämpft Trainer Stepanovic übertriebene Hoffnungen. "Daß Talent allein nicht genügt, haben wir ja bei Andreas Möller in Schweden gesehen. Er hätte der beste der EM sein müssen und wurde aus der Mannschaft genommen."

Nicht dabei war der Norweger Dan Eggen, der einige Testspiele bei der Eintracht absolvierte. "Wir beobachten ihn weiter", versprach Stepanovic. Boe

Arbeitslosigkeit in Osteuropa steigt dramatisch OECD sieht finanzielles Dilemma / Im Westen 30 Millionen Betroffene / Ältere als Puffer

rb/wef FRANKFURT A. M./PARIS. Die Arbeitslosigkeit in den fünf osteuropäischen Reformstaaten steigt gegenwärtig in einer dramatischen Weise. Obwohl nach der Wende mit anfänglichen Beschäftigungsproblemen gerechnet worden sei, habe ein solches Tempo kaum jemand erwartet. Zu diesem Ergebnis kommt die Pariser OECD in ihrem jüngsten Arbeitsmarkt-Bericht. So waren zwischen Prag und Sofia im März 4,1 Millionen Menschen ohne Job, im Vergleich zu 1,5 Millionen Anfang 1991. Tatsächlich liege die Zahl der Betroffenen sogar noch deutlich über den offiziellen Angaben, wie einzelne Erhebungen gezeigt hätten. Die OECD erwartet zudem in nächster Zeit einen weiteren starken Anstieg - im Zusammenhang mit der anlaufenden Privatisierung von Staatsbetrieben und dem Abbau öffentlicher Beschäftigung.

Kennzeichen der Ost-Arbeitslosigkeit sei der große Anteil junger Leute und Frauen sowie die hohen regionalen Unterschiede. Letzteres hänge mit der Monostruktur und räumlichen Konzentration der vom Wandel besonders betroffenen Branchen (zum Beispiel Schwerindustrie) zusammen.

Die OECD beschreibt auch ein Dilemma, in das diese Staaten geraten sind: Einerseits sollen sie Staatsausgaben abbauen und die junge Privatwirtschaft entlasten, andererseits steigen die Kosten für Arbeitslosenunterstützung explosionsartig an - von 0,5 Prozent des Bruttosozialprodukts 1990 auf ein bis zwei Prozent des jeweiligen BSP im laufenden Jahr. Die Folge sei ein Abbau der Leistungen - so verkürzte die CSFR beispielsweise die maximale Bezugsdauer von einem auf ein halbes Jahr - was wiederum zunehmende soziale Unruhen auslöse. Auch die Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik würden gekürzt.

Aber auch die Pariser Experten können keinen Ausweg aus diesem Dilemma weisen. Sie schlagen nur allgemein eine Dezentralisierung der Arbeitsmarktpolitik und Konzentration auf die schwer vermittelbaren Gruppe vor sowie eine bessere Koordination von Wirtschafts-, Sozial- und Beschäftigungspolitik.

In ihrem eigentlichen Berichtsgebiet, den 24 westlichen Industrieländern der OECD, muß die Organisation ebenfalls über eine erneute Zunahme der Arbeitslosigkeit berichten. Mit 30 Millionen Erwerbslosen im Schnitt des laufenden Jahres (5,5 Millionen mehr als 1990) werde das höchste Niveau seit 1983 erreicht. Stärker als früher seien nun auch prosperierende Branchen wie die Banken sowie generell "Weiße-Kragen-Jobs" vom Stellenabbau betroffen.

Hinter der für 1992 erwarteten Durchschnittsquote von 7,5 Prozent verbirgt sich eine Spannbreite zwischen 2,2 Prozent in Japan und über 16 Prozent in Spanien und Irland. Mit 4,7 Prozent nimmt Westdeutschland Rang sieben ein. Im kommenden Jahr rechnet die OECD mit einem leichten Rückgang - allerdings nur, wenn der vorhergesagte Konjunkturaufschwung tatsächlich eintritt.

Besonders bedenklich finden die Pariser Forscher, daß die offizielle Arbeitslosigkeit immer weniger den wirklichen Grad der Unterbeschäftigung widerspiegele. Im Schnitt der achtziger Jahre sei jeder vierte Mann und jede zweite Frau im erwerbsfähigen Alter unbeschäftigt gewesen. Insbesondere von den 55- bis 64jährigen arbeiteten inzwischen nur noch zwischen 20 und 35 Prozent. Der große Rest werde als Frührentner oder Invaliden statistisch geführt, obwohl viele von ihnen korrekter als Langzeit-Arbeitslose betrachtet werden müßten.

Die OECD schlägt vor, die bestehenden Anreiz-Systeme zum vorzeitigen Ausscheiden aus dem Berufsleben zu überprüfen. Den Betroffenen sollte die Möglichkeit geboten werden, den Übergang schrittweise (etwa über Teilzeit-Jobs) zu vollziehen. Zur Beschäftigungspolitik der OECD-Staaten stellt der Bericht fest, seit 1985 seien die "aktiven" Arbeitsmarkt- Programme gegenüber der rein "passiven" Unterstützung ausgebaut worden. Gleichzeitig sei aber die staatliche Beschäftigung allgemein reduziert worden.

Jugendring gesteht Versäumnis Aber: Weshalb haben sich ÖPNV-Freunde nicht früher gemeldet?

FRIEDBERG. "Die Aufnahme der Anbindungen Friedbergs an den öffentlichen Personennahverkehr sind von uns schlichtweg nicht bedacht worden", gesteht der Stadtjugendring in einem Schreiben an die Arbeitsgemeinschaft Menschenfreundlicher Straßenverkehr Friedberg/Bad Nauheim. Die Arbeitsgemeinschaft hatte kritisiert, daß im Werbeblatt des Stadtjugendringes für das Burgfest lediglich die Bundes- und Landesstraßen enthalten sind und jeder Hinweis auf öffentliche Verkehrsmittel fehlt (FR vom 27. Juni 1992 "Burgfest-Manager gedankenlos"). Der Jugendring gibt die Kritik aber zurück und fragt, warum die Arbeitsgemeinschaft nicht schon im Vorfeld an der Burgfestplanung mitgearbeitet und dafür gesorgt hat, daß der ÖPNV nicht unter den Tisch fällt.

"Wir entnehmen ihrem Schreiben, daß der BUND Mitglied ihrer AG ist. Die BUND-Jugend ist Mitglied im Stadtjugendring, auch wenn sie bei den Vollversammlungen eher selten mit Delegierten auftaucht. Auf jeden Fall wäre aber eine aktivere Mitarbeit im Stadtjugendring eine Möglichkeit gewesen, schon im Vorfeld sich bei den Planungen für das Burgfest zu beteiligen und dabei die von Ihnen jetzt, im nachhinein, gestellten Fragen schon vorher zur Sprache zu bringen", schrieb der Vorsitzende des Stadtjugendringes, Christian Trippel, der Arbeitsgemeinschaft Menschenfreundlicher Straßenverkehr. ieb

Fußball am Mittwoch

2. BUNDESLIGA: Chemnitzer FC - Stuttgarter Kickers (18.00), SV Waldhof Mannheim - Fort. Düsseldorf, FC Remscheid - VfB Oldenburg, VfL Wolfsburg - SC Freiburg (alle 19.00 Uhr), Hertha BSC Berlin - Eintr. Braunschweig, FC Homburg - Wuppertaler SV, FC Carl Zeiss Jena - VfL Osnabrück, Hannover 96 - Darmstadt 98 (alle 20.00 Uhr).

FREUNDSCHAFTSSPIELE: Vikt. Sindlingen - Eintracht Ffm. Amat. (19.00 Uhr), SV Neuses - Spvgg. Bad Homburg (19.30 Uhr).

"Das Hinauszögern der Wahlen erhöht Chancen der Heilsfront" Interview mit dem Politikwissenschaftler Abdelkader Yefsah

FR: Algeriens Machtstrukturen sind besonders undurchsichtig und vielschichtig. Warum ist das so?

Yefsah: Das ist eine direkte Folge des Unabhängigkeitskrieges. Es ist der nationalen Befreiungsbewegung nicht geglückt, das Land auf eine organisierte Art zu befreien. Nur eine Fraktion der Nationalistenpartei - nämlich die Aktivisten der OS - hat den Krieg begonnen. Die einzige gemeinsame Idee war die Befreiung des Landes. Unter den Befreiungskämpfern gab es fast alles, von Kommunisten bis zu Religiösen. Nach der Unabhängigkeit hat die Grenzarmee die Macht konfisziert. Sie hat ein Mehrparteiensystem verhindert. Seither wird das System der Geheimhaltung weitergeführt, das im Krieg Erfolg gebracht hatte. Die meisten Algerier kannten die Grenzarmee, welche die Macht übernahm, nicht.

FR: Wie ist heute die Macht im Lande strukturiert?

Yefsah: Die Macht ist nicht einheitlich, sondern immer in Clans aufgeteilt gewesen, die von einzelnen Personen angeführt werden. Es gewinnt der Clan, welcher den Staatschef beeinflußt. Dieser ist Militär oder hat das Vertrauen der Armee. Die Clans setzen sich aus Kreisen der Bourgeoisie und Militärs zusammen. Heute ist - zusammen mit den Militärs - die geschäfttreibende Bourgeoisie, die nichts produziert, an der Macht. Es sind Multimilliardäre. Wegen ihrer Verbindung zur Bürokratie der Armee und der Staatsverwaltung bestimmen sie, was wirtschaftlich geschieht. Der Machtapparat besteht aus ziviler und militärischer Verwaltung und dieser Bourgeoisie. Es ist nicht anders als zu der Zeit der Franzosenherrschaft. Der französische Kolonialstaat ist von einer Minderheit besetzt und nationalisiert worden. Der Machtapparat befindet sich außerhalb der Reichweite des Volkes.

FR: Was will die Armee heute?

Yefsah: Heute ist die Armee nicht einheitlich. Es gibt viele sehr professionell denkende Offiziere. Die oberste Hierarchie hat aber derartige Interessen, daß sie direkt Politik betreibt. Das Staatskomitee (dieses oberste Staatsgremium besteht aus vier Zivilisten und einem Offizier, Red.) ist nur ein Mantel, der die wahre, die militärische Macht verdeckt. Die Machthaber haben die Wahlen unterbrochen. Einige Generäle hatten eine Heidenangst, daß die fundamentalistische Heilsfront FIS sie nach ihrem Sieg vor dem Volk als Sündenböcke für vergangene Versager und für Korruption hinstellen würde. Sie haben zugeschlagen, weil sie ihre Privilegien bewahren wollten. Das war ein Riesenfehler. Die FIS ist nämlich nichts anderes als der integristische, etwas hinterwäldlerische Teil der FLN-Partei (ehemalige Staats- und Einheitspartei, Red.). Beide haben ihre Ideen auf dem Arabo-Islamismus aufgebaut. Man wird FIS-Mitglied, wenn man weit von Macht und Einfluß entfernt ist. An der Macht wird man Araber und Moslem, dann will man die feinen Kleider und den Mercedes. Der FIS an der Macht hätte den Militärs nichts angetan.

FR: In den arabischen Ländern ist ein Machtwechsel durch Wahlen bisher unmöglich gewesen. Wird er eines Tages in Algerien glücken?

Yefsah: Es kann gelingen, wenn die Eliten - oder das, was sich hier als Elite ausgibt - eine übergeordnete Spielregel annehmen, anstatt die Spielregeln immer ihren jeweiligen Bedürfnissen anzupassen. Dazu gehörte die Annahme des allgemeinen Stimmrechts, die Regierung der Mehrheit und die Festlegung von Daten des politischen Übergangs. Es sind aber derartig große politische und finanzielle Interessen von Mafias im Spiel, daß man alles unternehmen wird, um diesen Übergang zu sabotieren. Das ist eine Selbstmordstrategie. Ich vergleiche sie absolut mit derjenigen der französischen Kolonialherren in Algerien. Die Leute, die heute sagen, Algerien brauche keine Demokratie mehr, weil die Demokraten im ersten Urnengang verloren haben, und behaupten, man brauche nun Modernität, sind diejenigen, die morgen ihr Land verlassen, wenn ihre Stellung angerührt wird. Das sind die neuen "Pieds noirs" (wörtlich: Schwarzfüße - Algerien-Franzosen, die nach der Unabhängigkeit nach Frankreich zogen, Red.), ich nenne sie die "Pieds blancs". Wenn die Entwicklung wie bisher weitergeht, wird nämlich eines Tages das Experiment FIS stattfinden, das heißt, die Heilsfront wird an die Macht kommen.

FR: Ist eine Wiederversöhnung der verschiedenen Lager in der algerischen Gesellschaft möglich?

Yefsah: Über den Ausdruck Wiederversöhnung lächle ich. Die Algerier haben einander nicht bekriegt. Es gibt hier keinen Bürgerkrieg. Es gibt nur Attentate. Die Attentäter hat man aber nie verhaftet. Man weiß nicht, wer tötet und aus welchem Grund es geschieht. Das beste, was der neue Regierungschef Abdesslam machen kann, ist zu verkünden, daß er nur einer Übergangsregierung vorsteht, daß er Daten des Übergangs bekanntgibt und ehrliche Wahlen organisiert. Die Armee hat in die Kasernen zurückzukehren, wenn sie respektiert werden will.

FR: Gibt es für Algerien eine Lösung, oder wird der Engpaß noch lange andauern? Yefsah: Ich glaube, daß der Engpaß noch lange andauern wird. Für mich gibt es keine Wunder oder Rettergestalten, die dieses Land erlösen können. Die Kraftverhältnisse sind nicht so, daß die Vernunft siegt und man sagt, das algerische Volk solle sich in Wahlen ausdrükken. Es ist nämlich so, daß auch nach dem Volksaufstand von 1988 (Präsident Chadli kündigte danach ein Mehrparteiensystem an, Red.) der alte Machtapparat weiterfunktioniert hat. Die Machthaber werden nun allerdings immer mehr in die Enge getrieben, weil die Lösung der Probleme zunehmend schwieriger wird, ich denke etwa an die Außenverschuldung, die Arbeitslosigkeit und ihre Glaubwürdigkeit im Volk. Die einzige Form, das Volk für sich zu gewinnen, ist die Ankündigung und Organisation von Wahlen. Je länger man diese hinausschiebt, desto mehr Chancen gibt man der Heilsfront.

Abdelkader Yefsah (40) ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Algier und Autor des Buches "Das Problem der Macht in Algerien" - eine Anklage gegen die herrschenden Militärs. Mit ihm sprach in Algier FR-Korrespondent Werner Herzog.

Solarkraftwerk auf dem Reihenhausdach

Ein in Deutschland bislang wohl einzigartiges Projekt zur kommunalen Energieversorgung aus alternativen Energien planen die Bremer Stadtwerke: Sie wollen auf den Dächern von 186 neuen Wohnungen ein Solarkraftwerk errichten, das eine Leistung von 150 Kilowatt erbringen und damit etwa die Hälfte des erwarteten Strombedarfs dieser Wohnungen decken soll.

Finanziert wird das rund vier Millionen DM teure Projekt zu 40 Prozent vom Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) und zu je 20 Prozent vom Bremer Umweltsenator und von den Bremer Stadtwerken. Dabei ist der Bau von Reihenhäusern geplant, in denen unterschiedlich große Wohnungen für jeweils Zwei- bis Fünf-Personen-Haushalte eingerichtet werden. Diese Reihenhaus-Wohnungen will man später einmal nach einem Mietkaufprinzip als Eigentumswohnungen anbieten. Die Dächer allerdings bleiben im Besitz der Stadtwerke ebenso wie alle Anlagen zum Betrieb des innerstädtischen Sonnenkraftwerks. Der erzeugte Strom wird direkt in das öffentliche Stromnetz der Stadtwerke eingespeist.

Mit diesem Modell will man in Bremen die Möglichkeiten der Nutzung von Solarkraftanlagen nach dem heutigen Stand der Technik ausloten und zugleich die Umwelt deutlich entlasten, da man hofft, durch die Kombination von Sonnenkollektoren und den Anschluß der Wohnungen an das Fernwärmenetz etwa die Hälfte der bisherigen Kohlendioxidfreisetzungen zu verhindern. dfd

Schoppe will mehr Geld sehen "Eichel und Günther kümmern sich zu wenig um Offenbach"

OFFENBACH. Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) kümmert sich zu wenig um die Probleme der Stadt Offenbach, schiebt die Brandbriefe aus dem Rathaus einfach an seinen Innen- und Kommunalminister Herbert Günther weiter, und der wiederum wimmelt alle Hilfebegehren aus der finanziell so arg gebeutelten Stadt mit Allgemeinplätzen und schlichten Willensbekundgungen ab. So beschwert sich der CDU-Landtagsabgeordnete Herrmann Schoppe über das klägliche Echo seines engagierten Versuchs, mehr Landeshilfe ins Offenbacher Rathaus fließen zu lassen.

Angesichts der seit 1985 angelaufenen Haushaltsdefizite von 240 Millionen Mark und des von der rot-schwarzen Koalition beschlossenen Haushalts-Sanierungskonzeptes schickte das Land aus seinem "Landesausgleichsstock" im vergangenen Jahr einen Sonderzuschuß in Höhe von 6,5 Millionen und in diesem Jahr von zehn Millionen Mark, schrieb der Minister. Er sichert weitere Hilfe zu, vorausgesetzt, die Stadt spart konsequent und tüchtig weiter.

Für Schoppe ist das zu wenig und zu vage, deshalb schickte er Hans Eichel einen langen Wunschzettel. Demnach soll das Land die Kommune beim S-Bahn- Bau (städtischer Kostenanteil 95,55 Milllionen Mark) entlasten, die Personalkosten des Ledermusumes (eine Million Mark), den Sachkostenanteil an der Hochschule für Gestaltung (500 000 Mark) übernehmen. Außerdem fordert Schoppe höhere Landeszuschüsse für das Klingspor-Museum, für die Musikschule und Jugendkunstschule, für die Bau- und Umbaumaßnahmen an den Gewerblich-Technischen Schulen, Albert-Schweitzer- Gymnasium, Kindergärten, Jugendbegegnungstätte Waldhof, Stadtkrankenhaus und Altersheim, Hallenbadbau auf der Rosenhöhe. Mehr Staatsknete aus Wiesbaden will Schoppe auch für die Beschäftigungs-Projekte wie "Hilfe zur Arbeit" und Kieselrot-Beseitigung Rumpenheimer Sportplatz sehen. lz

Rödelheim . . .

Fortsetzung von Seite 1 schwedische Mannschaft: Für Nachkriegsdeutschland ein außergewöhnliches Ereignis. Auch die Landesliga konnte der FCR nicht halten. Und trotz der guten Jugendarbeit kamen die "02er" nie mehr richtig nach oben: Zu viele Talente gingen - die "Erste" pendelte regelmäßig zwischen A-Klasse und Gruppenliga.

Dafür tat sich auf dem Sportgelände etwas: Dem Vorsitzenden Heinrich Opper gelang es in Zusammenarbeit mit dem Sportamt, 1973 ein Vereinsheim zu errichten. Doch mittlerweile ist der Zustand der Umkleiden ein Ärgernis. Seit fünf Jahren versuchen die Sportler bei der Stadt einen Termin für die notwendigen Renovierungsarbeiten zu bekommen. Bisher vergeblich - "selbst Gespräche mit Frau Sylvia Schenk halfen nichts". ask

Familientragödie wegen Kuh

QLAIAAT, 21. Juli (AFP). In dem libanesischen Dorf Qlaiaat ist es zu einer Familientragödie gekommen, nachdem ein neunjähriger Junge der Kuh seines Onkels mit einer Schrotflinte ein Auge ausgeschossen hatte. Wie die Polizei am Montag mitteilte, wurden vier Menschen getötet und neun weitere verletzt.

Der Onkel schwor in seiner ersten Wut, seinem Neffen Ali Chadra die Kehle durchzuschneiden. Davon ließ er sich auch nicht abbringen, als Alis Vater ihm den doppelten Preis für die Kuh bot. In dem Versuch zu vermitteln, schlugen die Dorfältesten daraufhin vor, die Tötung Alis nur vorzutäuschen. Doch der blutrünstige Onkel griff plötzlich ein und erstach den Jungen mit einem Schlächtermesser. Daraufhin holte der Vater eine Kalaschnikow aus dem Auto und erschoß seinen Bruder sowie dessen Frau und Sohn. Neun der anwesenden Dorfältesten erlitten Verletzungen.

Opferbilanz in Tiflis erhöht

MOSKAU, 21. Juli (Reuter). Die Zahl der Todesopfer beim Absturz einer georgischen Transportmaschine in der Hauptstadt Tiflis hat sich nach Rundfunkangaben auf über 40 erhöht. Radio Rußland meldete am Montag, etwa 30 Bewohner des Stadtteils, in dem die Maschine vom Typ TU-154 niedergegangen war, seien bei dem Unglück ums Leben gekommen. Zuvor hatte die georgische Polizei mitgeteilt, alle 13 Menschen an Bord des überladenen Flugzeuges seien getötet worden.

Die Nachrichtenagentur Nega berichtete, das Frachtflugzeug habe kurz nach dem Start ein Gebäude in der Nähe des Flughafens gestreift, sei dann in eine Wohngegend gestürzt und explodiert. Der Moskauer Agentur ITAR-TASS zufolge ist eine Untersuchung des Unglücks eingeleitet worden. Ein Polizeisprecher hatte in Tiflis erklärt, die TU-154 sei abgestürzt, weil sie überladen gewesen sei.

EFC Kronberg, Fußball Jugendteams gesucht

Der EFC Kronberg sucht noch Nachwuchsmannschaften für sein Jugend- Fußballturnier am 8. und 9. August. Die E-Jugend spielt am ersten Tag auf dem Kleinfeld, die B-Jugend setzt das Programm am Sonntag auf dem Großfeld fort. Interessierte Vereine können sich bei Jugendleiter Polaschek (Tel.: 069 /21 32 62 73) melden. prd

GERHARD O. PFEFFERMANN, CDU- Bundestagsabgeordneter und derzeit in Urlaub in den USA, soll nach dem gestern bekanntgegebenen einstimmigen Votum der christdemokratischen Fraktion im Darmstädter Stadtparlament den SPD-Kandidaten und jetzigen Bürgermeister PETER BENZ bei der ersten Direktwahl eines Oberbürgermeisters in Hessen im Mai 1993 herausfordern. Der 56 Jahre alte Ingenieur und gebürtige Gießener mischt im Aufsichtsrat der Südhessischen Gas und Wasser AG mit und ist ein alter Haudegen in der Kommunalpolitik: seit 1969 Kreisvorsitzender, seit 1967 Stadtverordneter, von 1977, als die CDU mit 45,6 Prozent ihr bestes Kommunalwahlergebnis erzielte, bis 1981 Stadtverordnetenvorsteher. Im Bundestag ist Pfeffermann seit 1972. Er gehört in Bonn dem Fraktionsvorstand der Union an.

Das Akkordeon-Orchester Heddernheim sucht Mitspieler: Das Zweite Orchester probt donnerstags, 19 Uhr, im Vereinshaus, Oranienstraße 16 a; das Erste Orchester um 20 Uhr. Auskunft gibt Ingrid Sziedat unter Tel. 57 98 94. vn

Arbeitsamt lehnt Antrag ab: Frauenbeauftragte keine ABM-Stelle

RODGAU. Das Arbeitsamt tut der Stadt Rodgau nicht den Gefallen und finanziert ihr die vom Parlament beschlossene Stelle einer Frauenbeauftragten per Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM). Ein entsprechender Antrag der Stadt ist mit der Begründung abgelehnt worden, daß die Kommunen mit der Einrichtung von Frauenbüros dem gesetzlichen Auftrag zur Gleichberechtigung von Mann und Frau Rechnung zu tragen hätten. Damit sei das eine Pflichtaufgabe und nicht förderungswürdig.

Die daraufhin von der Verwaltung herausgegebene Stellenausschreibung ist die erste seit Jahren, die sich nicht gleichermaßen an Bewerber beiderlei Geschlechts richtet. "Die" Frauenbeauftragte, heißt es ausdrücklich, soll zunächst selbständig ein Konzept für das Frauenbüro nach vorgegebenem Aufgabenkatalog erarbeiten. Von der Bewerberin für die so bald wie möglich zu besetzende Position wird eine abgeschlossene Berufsausbildung mit Berufserfahrung sowie Kenntnisse und Erfahrungen in der Frauenarbeit erwartet. Ferner die Fähigkeit zu konzeptioneller und selbständiger Arbeit, Einfühlungs- und Durchsetzungsvermögen sowie die Bereitschaft zur Zusammenarbeit, "damit der Verfassungsauftrag der Gleichberechtigung im kommunalen Bereich Verwirklichung finden kann". Gedacht ist an eine Halbtagsstelle, die nach BAT V b und nach erfolgreicher Probezeit nach BAT IV b bezahlt wird. ttt

Suchhund Conny fand verstecktes Kokain

RÜSSELSHEIM. Rauschgiftsuchhund "Conny" wurde am Montag gegen 21 Uhr bei einer Fahrzeugkontrolle der Polizei fündig: In einem Auto stellten die Beamten zunächst 2,6 Kilogramm Haschisch bei einem Marokkaner sicher, der bereits 1991 wegen Haschischschmuggel in Erscheinung getreten war.

Der Festgenommene gab an, den Stoff kurz zuvor in Bischofsheim bei einem Unbekannten gekauft zu haben. Bei der gründlichen Durchsuchung des Autos erschnüffelte "Conny" außerdem noch 35 Gramm gut verstecktes Kokain. cas

Bei Wespen hilft die Feuerwehr Neue Abteilung berät / Keine Vernichtung mehr

Wer Wespen am Haus oder im Garten hat, kann jetzt die Feuerwehr um Rat bitten. Dort gibt es seit kurzem eine neue Abteilung in der Feuerwache Nied, die sich auf die Stechinsekten spezialisiert hat.

"Bisher haben wir uns lediglich um Bienen gekümmert", erklärt Hauptbrandmeister Norbert Stroh. Rund 120mal im Sommer rücken seine Leute aus, um Bienennester einzusammeln und sie an Imker zu übergeben. "Für Wespen waren wir nicht zuständig, da verwiesen wir auf die Schädlingsbekämpfer." Da sich viele Menschen mit ihren Wespen-Problemen an die Feuerwehr wenden, regte das Umweltdezernat an, eine Wespenstelle bei der Feuerwehr einzurichten.

Zehn Beamte wurden in Seminaren beim Institut für Bienenkunde in Oberursel geschult; weitere Lehrgänge bei der Unteren Naturschutzbehörde sollen folgen. Der größte Teil ihrer Arbeit ist die telefonische Beratung. Bis zu 15 Menschen rufen täglich bei der Feuerwache Nied an und bitten um Hilfe. "Viele wollen, daß wir die Wespen vernichten", weiß Wachleiter Theo Schadler.

Doch so einfach ist das nicht. Schadler: "Ein großer Teil der Wespenarten ist vom Aussterben bedroht, viele stehen unter Naturschutz." Wespen sind auch keine Schädlinge: Sie vernichten Käfer und Blattläuse und bestäuben Pflanzen.

"Wir versuchen die Leute erst einmal zu beruhigen", meint Schadler. "Im Herbst sterben die Wespen sowieso." Droht aber Gefahr durch die Wespen, schauen sich die Berater vor Ort um. Zum Insektenvernichtungsmittel greifen sie nur im äußersten Notfall. Läßt sich das Nest allerdings umsetzen, rufen sie die Experten vom Panda-Club und vom "Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland" (BUND) an. "Diese Naturschützer sind vom Darmstädter Regierungspräsidium autorisiert, die Wespen umzusetzen", betont Dagmar Beckmann, Pressesprecherin im Umweltdezernat. Die Feuerwehr darf das noch nicht. Beckmann: "Erst ab 1993 dürfen die die Umsetzung selbst vornehmen."

Die Methoden für die Umsetzung hat das Oberurseler Bieneninstitut entwikkelt. Bienen-Expertin Gundel Emmerich hat nicht nur Lob für die neue Wespen- Initiative des Umweltdezernats. "Seit zwei Jahren habe ich auf die Einrichtung der Wespen-Beratung gedrängt", meint Emmerich. "Das Umsetzen der Wespen muß eine große Mannschaft machen, die auf zack ist." Die jetzt beauftragten Umweltschützer könnten die Vielzahl der Anfragen alleine nicht bewältigen. Die Feuerwehr sollte eigentlich schon jetzt genügend geschult sein, um die Wespen umzusetzen, "doch das Umweltdezernat hat die Organisation der Lehrgänge verschlampt", rügt die Expertin. ert

Nach Verbrechen: Polizei sucht radelnden Polen

HANAU. Die Hanauer Polizei fahndet zur Aufklärung des Mordes an dem Polen Grzegorz Bakala nach einem Landsmann, der mit einem Fahrrad im Bundesgebiet unterwegs ist. Der Gesuchte heißt Marian Wieckowski (unser Bild) und ist Traktorfahrer von Beruf. Er soll mit dem 40jährigen Opfer im Mai aus Belgien nach Deutschland geradelt sein, um Arbeit zu finden.

Bakala war am 9. Juli mit zertrümmertem Schädel in einem Waldstück bei Hanau (Main-Kinzig-Kreis) gefunden worden. Ein Lastwagenfahrer hatte die stark verweste und teilweise skelettierte Leiche neben dem Parkplatz an der B 8 zwischen Kahl und Neuwirtshaus entdeckt. Neben dem Toten lag ein blaues Fahrrad der Marke "Kolbe" mit festgeschraubtem weißen Einkaufskorb. Der Pole, von Beruf Pferdepfleger, war am 27. Juni in Großkrotzenburg zum letzten Mal lebend gesehen worden.

Die bisherigen Ermittlungen ergaben, daß sich der gesuchte Wieckowski (36) auf eine Annonce in einer polnischen Zeitung gemeldet hatte, die Arbeit im Westen versprach. Mit einem Bus soll er im Mai nach Belgien gefahren sein. Die angegebene Firma existierte jedoch nicht. An der Autobahn traf Wieckowski dann auf Bakala. Nach verschiedenen Zeugenangaben sollen die beiden vergeblich in Duisburg, Bonn, Worms und Frankfurt um Arbeit nachgefragt haben.

Für die Aufklärung des Verbrechens hat die Staatsanwaltschaft inzwischen 5000 Mark Belohnung ausgesetzt. Hinweise nimmt die Kriminalpolizei in Hanau unter der Telefonnummer 0 61 81 / 10 04 70 entgegen. hok

Der Spaziergang vom Feldberg nach Kronberg endete mit einer bösen Überraschung: Der Schlüssel war weg. Zurücklaufen wäre bei dem langen Weg zwecklos gewesen. Also half, den Ersatzschlüssel bei den Eltern holen.

Die zog es ein paar Tage später auch in den Taunus. Spontan steuerten die Steinbacher den Kronberger Zettel und Zufälle Waldparkplatz Hünerberg an. Sonst waren sie dort nie gestartet. Warum sie es diesmal taten?

Offenbar sollte es so sein. Bei der Rückkehr entdeckten sie, säuberlich mit Heftzwecken an einen dicken Baumstamm gepinnt, einen Zettel: "Schlüssel gefunden, abgegeben im Kronberger Rathaus." Sollte das der verlorene Schlüssel des Juniors sein? Er war es.

Am folgenden Tag war der Waldparkplatz noch einmal Ziel der Steinbacher. "Der Schlüssel ist wieder bei seinem Besitzer, vielen Dank" stand auf dem Zettel, den sie mit denselben noch im Baum steckenden Heftzwekken am Stamm befestigten. AW

Mutter "demonstrierte" bei Nachbar gegen Lärm

OBERTSHAUSEN. Zur Selbsthilfe griff am Montag abend eine Mutter, nachdem ihre Nerven und die ihres sechs Monate alten Kindes durch Baulärm in einem benachbarten Geschäft über Gebühr strapaziert worden waren. Wie die Polizei gestern mitteilte, legte die 33jährige Frau ihr schreiendes Baby bei dem Nachbarn ab und verschwand. Der nun seinerseits genervte Unternehmer griff kurz danach zum Telefon und rief die Polizei.

Die Beamten brauchten allerdings nicht mehr einzuschreiten, denn die Mutter beendete ihre drastische Demonstration bereits nach zehn Minuten. Im übrigen, so die Polizei, habe die Frau ihr Kind keineswegs unbeobachtet zurückgelassen: Eine Bekannte hielt sich während der Aktion in dem Laden auf und ließ das Kind nicht aus den Augen.

Die 33jährige erklärte den Beamten, daß der Lärm nicht mehr auszuhalten war. Er habe, abgesehen von einer halben Stunde Mittagspause, den ganzen Tag über ununterbrochen angedauert. hf

Zwischen "Horrorskopen" und "Vierter Sonne links" Nachdenken über die Umwelt: Aktionswoche im August mit Musik, Filmen und Diskussionen

DIETZENBACH. Im vergangenen Jahr waren sie etwas kurzfristig organisiert, daher blieb die erhoffte Resonanz aus, doch das soll in diesem Jahr anders werden: Über eine Woche erstrecken sich die Veranstaltungen der Dietzenbacher "Aktionstage Umwelt", an denen die Bürger viele Möglichkeiten haben, sich mit dem Thema Ökologie auseinanderzusetzen. Vom 21. bis 27. August informiert die Stadt über Müll, Wasser, Luft, Baugebiete, Solaranlagen, Radwege und anderes mehr.

Schon vom 17. August an laufen im Rathaus und im Bürgerhaus die beiden Ausstellungen "PVC - vielseitiger Kunststoff oder Quelle gefährlicher Schadstoffe?" und "Bio, Öko, Natur - was kauf' ich nur?" Richtig los geht die Umweltwoche am Freitag, 21. August, 20 Uhr, wenn das Wiesbadener Hinterhaus- Kabarett einen Einblick in ihre "Horrorskope" gibt. Bei diesem Trip durch die Vergangenheit und der Reise in die Zukunft erzählen die Künstler von der "schönen heilen Welt". Karten an der Vorverkaufskasse im Bürgerhaus kosten 15 Mark und können telefonisch reserviert werden: Tel. 3 01 - 3 53.

Für welche Zwecke das Geld aus dem städtischen Umweltfonds verwendet wird, darüber erfahren die Bürger am Samstag, 22. August, im und vor dem Bürgerhaus mehr. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Umweltamtes stehen für Fragen zur Verfügung. Das Besondere an diesem zweiten Tag der Umweltwoche soll jedoch eine Tauschbörse für Möbel, Fahrräder und Elektrogeräte sein. Wer hierzu Fragen hat, kann sich im Rathaus (Tel. 3 01 - 3 60) melden.

Eine Jazzband sorgt für die musikalische Unterhaltung. Dazu wird Vollwertkost gereicht. Die Bürger können am Samstag außerdem das Klärwerk besichtigen und sich dort über die verschiedenen Reinigungsverfahren informieren. Für Kinder von acht Jahren an spielt das Jugendtheater "Comic on" am Nachmittag im Bürgerhaus das Umweltstück "Vierte Sonne: Links". Eintritt: drei Mark für Kinder, fünf für Erwachsene.

Am Sonntag, 23. August, geht es schon morgens um 10 Uhr mit einem Spaziergang unter der Leitung des Revierförsters weiter. Am Montag und Mittwoch der Woche finden außerdem Vorträge zu den Themen "Gesunde Ernährung" und "Energiesparen" statt. Der Film "Koyaanisqatsi" zeigt am Dienstag Aufnahmen einer fast unberühten Natur und Bilder der schnellebigen Industriegesellschaft. Auch für Kinder gibt es Filme, die an einem Vormittag der Umweltwoche laufen sollen. Fragen an die Verantwortlichen der Stadt stellen und über die Umweltthemen diskutieren sollen die Bürger am Donnerstag, 27. August, 19 Uhr im Bürgerhaus. aim

Zum Sommerfest werden 5000 Besucher erwartet

MÖRFELDEN-WALLDORF. Rund 5000 Besucher werden beim Sommerfest des Altenhilfezentrums in der Schubertstraße erwartet, das am Samstag, 1. August, nach der gelungenen Premiere im vergangenen Jahr zum zweiten Mal über die Bühne geht. Damit sich die zahlreichen Gäste nicht gegenseitig auf die Füße treten, dehnen die Organisatoren vom Altenhilfezentrum die Festivität auch auf das gegenüberliegende Rasenstück der Bürgermeister-Klingler- Schule aus. Um bei dem von 12 bis 22 Uhr angesetzten Fest bei den Gästen keine Langeweile aufkommen zu lassen, hat sich die Mannschaft um den Sozialpädagogen Herbert Blass ein buntes Programm einfallen lassen, das für jeden Geschmack etwas bieten soll.

Speziell für die Kleinen gibt es ein Kinderfest mit Ponyreiten, Hüpfkissen, Karussell, Puppentheater und sogar eine Kinderolympiade. Geplant sind auch eine Tombola und ein Flohmarkt. Wer bei letzterem einen Stand aufbauen möchte, kann sich mit Herbert Blass, Tel. 0 61 05 / 28 05 17, in Verbindung setzen. wal

Sonnenflucht

Irgendwann hat man sie einfach satt, die Sonne. Haben ja recht, die Menschen in heißen Ländern: hohe Mauern, enge Gassen, jede Menge Schatten, und an den Fenstern sind die Jalousien heruntergelassen, damit die Hitze draußen bleibt.

Nach der ersten Sommersonnen- Euphorie scheinen jetzt auch die Frankfurter zurückhaltender zu werden: Schon am Montag abend schien die Innenstadt wie ausgestorben, waren kaum Autos unterwegs, herrschte auf der Freßgass' nur gemäßigter Betrieb. Und gestern - vor dem Gewitter -, auch da vermißte man das gewohnte City-Gewusel.

Sieht aus, als würden die Großstadt- Menschen vom Main nun auch aus der Sonne fliehen und sich in die Häuser verkriechen. Geht ja auch nichts über eine Siesta, ab 30 Grad im Schatten allemal, und je ausgiebiger, je lieber.Ihre Bastienne

Zur Sicherheit Prallwände in der neuen Turnhalle

RÖDERMARK. Weitere 142 000 Mark hat der Kreisausschuß in seiner jüngsten Sitzung für die Turnhalle an der Trinkbornschule in Ober-Roden lockergemacht. Für 65 000 Mark werden die Innenwände des Neubaus verputzt, für Prallwände zur Vermeidung von Unfällen werden 77 000 Mark veranschlagt. Die Verhandlungen über die Dekontaminierung des Bodens an der Turnhalle bereiten noch Schwierigkeiten. Doch geht Landrat Josef Lach davon aus, daß das Thema bis Oktober erledigt sein wird. ttt

"Die Vereinigten Staaten sind eine zerfallende Gesellschaft" Ein Gespräch mit Frank Zappa

Man kennt ihn als virtuosen Rock-Gitarristen und als Satiriker des Musikgewerbes. Am 16. September wird Frank Zappa im Rahmen der Frankfurt Feste in der Alten Oper die orchestrale Suite "The Yellow Shark" uraufführen. Seine "Band" ist dabei das "Ensemble Modern". Unser Mitarbeiter Wolfgang Spindler hatte Gelegenheit, den Musiker zu diesem Projekt zu befragen, das nur deshalb nicht "Der weiße Hai" heißt, weil ein Fan dem Künstler mal einen aus einem gelben Surf-Brett geschnitzten Fisch schenkte. Das Tier hängt heute im Büro des "Ensemble Modern"-Geschäftsführers Andreas Mölich-Zebhauser.

Was ist das Projekt "The Yellow Shark"? Nur ein weiterer satirischer Kommentar zur Musikgeschichte?

"Ich hoffe, daß es voller Humor steckt. Der Name gilt für den Abend, nicht für das Stück. Der Abend wird bunt. Er wird verschiedenste Arten von Musik bieten, er wird Tanz enthalten, und er wird die Leute hoffentlich zum Lachen bringen."

Was ist das Ziel bei diesem Projekt?

"Im Moment geht es vorwiegend darum, jede einzelne Komposition, die an diesem Abend gespielt werden wird, so perfekt einzuüben wie irgend möglich. Und wenn alles perfekt eingeübt ist: Raus auf die Bühne, Nacht für Nacht perfekt spielen, und zwar bei drei Konzerten in Frankfurt, zwei in Berlin und zwei in Wien."

Deutschland beziehungsweise der deutschsprachige Raum scheint Ihre treueste Fan-Gemeinde zu stellen.

"Ich achte die deutsche Kultur, und ich fühle mich in ganz Europa sehr wohl - vor allem, weil wir seit 1967 so regelmäßig hier aufgetreten sind wie nirgends sonst. Wir haben hier wohl mehr Rock-Konzerte gegeben als irgendeine andere amerikanische Band. Ich bin mit der europäischen Kultur also vertraut."

Wie kamen Sie ausgerechnet auf das Ensemble Modern für die Realisierung des "Yellow Shark"-Projektes?

"Ich habe Platten gehört, die das Ensemble von Kurt Weill und Lachenmann eingespielt hat, und ich war hingerissen vom Können dieser Musiker. Und als sie das erste Mal nach Los Angeles kamen, wurde mir klar: Das sind alles sogar sehr nette Leute; sie waren von Anfang an sehr kooperativ, und es war ein Vergnügen, mit ihnen zu arbeiten."

Sind Sie mit der bisherigen Arbeit des Ensemble Modern zufrieden? Was ist bis zum September noch zu tun?

"Ich bin mehr als zufrieden. Das ist ein begeisternder Haufen von Musikern. Sie haben unglaubliche handwerklich-musikalische Fähigkeiten, und vor allem: Sie haben einen ausgeprägten Sinn für Humor. Deshalb kommen wir gut miteinander aus. Wenn diese Probenwoche beendet ist, gehen sie auf Tour und spielen irgendeine andere Musik, und zehn Tage vor der Premiere treffen wir uns wieder zu den endgültigen Proben."

Wie würden Sie Ihre Rolle bei den Proben beschreiben?

"Ich bin eine Art Sprachlehrer. Es ist in der Musik unmöglich, alles so niederzuschreiben, daß jeder weiß: Diese Note ist exakt so und so zu spielen. Ich sitze da während der Proben und sage: Dieses Wort ist so auszusprechen."

Wird Ihre Komposition während der Probenarbeit Veränderungen unterworfen? "Mmmmm, nun ja, sie erfährt ständig Änderungen. So bleibt sie aktuell."

Änderungen instrumental, musikalisch? "Orchestral, phraseologisch - es gibt viele Möglichkeiten der Veränderung: länger, kürzer, dunkler, heller, kommt drauf an. Ich versuche, die Komposition den Musikern anzupassen. Schon wenn in meinen Rockbands Musiker wechselten, habe ich die Arrangements verändert. Musik muß zu den Musikern passen, nicht umgekehrt."

Welche Rolle spielt da noch der Dirigent Peter Rundel?

"Er hat Sinn für Details, phantastisch. Er hat die Partituren genauestens analysiert, er hat die unspielbaren Teile herausgefiltert, und er erklärt den Musikern Tag für Tag, wie die Stücke funktionieren können. Mein eigener Bühnenauftritt wird auf zwei Gelegenheiten begrenzt sein, wo ich rausgehen und das Orchester bei Improvisationen dirigieren werde."

Das alles klingt sehr nach "bedeutendem Werk".

"Nun, es ist "bedeutend" für mich. Normalerweise arbeite ich nicht ein ganzes Jahr lang an einem einzigen Projekt."

Warum wird es nicht in den USA uraufgeführt? "Weil es in USA zuwenig Geld und zuwenig Interesse für so etwas gibt; das gilt nicht nur für mich, sondern für alle Projekte dieser Art. Die Vereinigten Staaten sind eine zerfallende Gesellschaft, das muß man sich klarmachen. Man repariert die eigenen Straßen nicht, man repariert die eigenen Brücken nicht, man findet keine Unterkunft für Obdachlose, die nicht einmal was zu essen finden. Wenn man also nicht einmal für die eigenen Kinder sorgen kann - wo soll da das Geld für ein Projekt wie ,The Yellow Shark' herkommen? Nicht einmal den letzten Krieg konnte man finanzieren; bis heute hält man den Bettelsack für den ,Wüstensturm' im Golf hin."

Aber es gibt doch gerade in den USA eine Tradition des Sponsorings für "ernste Künste".

"Das ist vorbei. Soweit ich das beurteilen kann, stirbt dieser Trend auch in Europa. Es ist nicht mehr zeitgemäß."

"The Yellow Shark" wird von Siemens gesponsert.

"Ja. Ich habe mit den Siemens-Leuten zwar nie gesprochen, ich weiß nicht einmal, mit wieviel Geld sie die Sache unterstützen. Aber ich bin froh um jede Mark, die sie dazutun. Ich persönlich kann mir zum Beispiel Rock-Tourneen nicht mehr leisten; die letzte Deutschland-Tour hat mir einen gigantischen Verlust eingebracht. Deshalb sieht man mich auch nicht mehr auf der Bühne."

Ist die "ernste Musik" - Sie werden gern mit Varese, Cage und anderen verglichen - also ein Fluchtweg?

"Auweia. Wissen Sie, wie klassische Konzerte in den USA aussehen? Normalerweise gibt es ein mittelmäßig begabtes Orchester, das von einem international bekannten Dirigenten geleitet wird, der während ziemlich kurzer Proben dem mittelmäßigen Orchester etwas beibringt, das es schon kennt. So macht man Geld - mit Bekanntem. Da werden dieselben zehn Stücke überall immer und immer wieder gespielt."

Nun, Sie sind vorwiegend als Rock-Gitarrist und Satiriker bekannt. Welchen Stellenwert hat da "The Yellow Shark"?

"Offenbar kann ich auch so was. Vielleicht ist es auch ein neuer Anfang. Schon früher habe ich Kammermusik geschrieben. Mit zwölf spielte ich Schlagzeug, mit vierzehn begann ich zu komponieren. Ich war 20, als ich meinen ersten Rock'n'Roll-Song schrieb. Davor war alles Kammermusik."

Ist es ein schmaler Grat zwischen Rock'n'Roll und "ernster Musik"?

"Nein, wirklich nicht. Die Leute haben falsche Vorstellungen. Sie glauben, ernste Musik sei wirklich ernst, und Rock'n'Roll sei einfach leicht. Tatsache ist: Beide können lächerlich sein, beide können ernstzunehmen sein. Es gibt Plattenschränke voller zeitgenössischer Musik, die einfach lächerlich ist, und es gibt eine Menge Rock'n'Roll, der sich so ernst nimmt, daß er lächerlich wird."

Schreiben Sie Ihre Musik nieder, auch die Rock-Songs?

"Das tue ich seit meinem 14. Lebensjahr. Man muß nicht alles aufschreiben, aber das, was zum Vorsummen zu kompliziert ist, und das, was zu komplex ist, um erinnert zu werden, bedarf der Schriftform."

Wenn Sie das Ensemble Modern mit Ihren Rock-Bands vergleichen: Wo liegen die Unterschiede in der Arbeit?

"Das Ensemble Modern ist eine gereifte, vollständige, funktionierende Gruppe. Bei meinen Rock-Bands mußte ich immer Personal ersetzen. Da kamen dann 20 oder 40 Schlagzeuger zum Vorspielen, oder Bassisten. Gitarristen habe ich immer dann angeheuert, wenn das, was ich komponiert hatte, zu kompliziert war, als daß ich es selber hätte spielen können."

Zum Schluß eine persönliche Frage. Sie sind heute 51 Jahre alt, und es heißt, Sie seien sehr krank.

"Ja, aber dazu nur soviel: Ich habe Krebs, Prostata-Krebs. An manchen Tagen fühle ich mich gut, an anderen gar nicht. Ich versuche, mich deswegen nicht von der Arbeit abhalten zu lassen. Bevor ich zu den Proben hier nach Deutschland kam, lag ich im Krankenhaus. Ich hoffe, daß ich im September gesund genug sein werde, um ein Flugzeug zu besteigen und hier zu sein."

Für Bordellbetrieb gibt es von der Stadt noch keine Genehmigung Bauaufsicht kann nur nach ungenehmigten Umbauten einschreiten / Die Grünen fordern Bebauungspläne für das Bahnhofsviertel

Klaus Mehlhorn, Pächter des Hauses Moselstraße 42 im Bahnhofsviertel, hat von der Stadt noch keine Genehmigung, das Wohngebäude in ein Bordell umzuwandeln. Mehlhorn hat im Römer auch noch keinen Bauantrag eingereicht. Das bestätigte jetzt Dieter Hasselbach, der stellvertretende Leiter der städtischen Bauaufsichtsbehörde. Der Pächter hatte am Vortag angekündigt, er wolle bis Ende August "20 Mädel" in dem von Mietern bereits geräumten Wohnhaus unterbringen. Das Gebäude Moselstraße 42 liegt in der seit drei Wochen vom Regierungspräsidium in Darmstadt genehmigten Toleranzzone für Bordelle im Bahnhofsviertel. Fachmann Hasselbach räumte ein, es sei "sehr schwierig", auf dieser Rechtsgrundlage eine Umwandlung von Wohnhäusern in Bordelle zu verhindern. Er wiederholte, was schon der Dezernent für das Ordnungsamt, Achim Vandreike, erklärt hatte: In einem "mk"-("Misch-Kern"- Gebiet) ist Wohnen rechtlich überhaupt nicht geschützt. Solange Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) nicht den längst erwarteten Bebauungsplan für dieses Quartier vorlege, könne Wohnen verdrängt werden. Wentz-Referent Michael Kummer hatte freilich am Montag erklärt, der Bebauungsplan liege fortan auf Eis - die neue Toleranzzone und das Wohnen vertrügen sich nicht.

Die Bauaufsicht: Gegen Pächter Mehlhorn lasse sich von seiten der Stadt nur einschreiten, wenn er für ein Bordell ohne Genehmigung Umbauten vornehme - "dann machen wir den Laden dicht". Bisher aber sei lediglich in einer Kneipe im Erdgeschoß des Hauses eine neue Toilette eingebaut worden - nach den Akten der Bauaufsicht geschah das aber schon im Jahre 1986. Nach den Worten Hasselbachs liegt der Bauaufsicht auch für das Nachbargebäude, Moselstraße 44, noch kein Bauantrag vor. Dort verhandeln die Besitzer derzeit mit den Mietern über Auszugstermine - auch hier soll ein Bordell geplant sein.

Pächter Mehlhorn ist der Polizei lange bekannt. Interne Akten der Ermittler zählen ihn mit acht anderen Personen "zum hochkriminellen nationalen und internationalen Zuhältermilieu".

Die Grünen im Römer erklärten gestern, daß "wir für die Mieter im Bereich der Toleranzzone wohl nicht mehr viel tun können" (der Stadtverordnete Sebastian Popp). Die Fraktion forderte Planungsdezernent Wentz auf, endlich die Bebauungspläne für das Bahnhofsviertel zu präsentieren: Den Grünen schwebt vor, daß in diesen Papieren "etagenweise das Wohnen festgeschrieben" wird. Popp kritisierte, daß Wentz die Bebauungspläne schon oft angekündigt habe, ohne daß etwas geschehen sei: "Wenn nichts passiert, verödet das Bahnhofsviertel."

Der Stadtverordnete sagte, die Kommune müsse jetzt dafür sorgen, daß in den geräumten ehemaligen Bordellen außerhalb der Toleranzzone wieder Wohnungen entstünden. Die OB-Kandidatin der CDU, Petra Roth, sah ein "Waterloo" für Oberbürgermeister Andreas von Schoeler im Bahnhofsviertel. Angesichts des engen Wohnungsmarktes in Frankfurt nannte es Roth absurd, daß sich jetzt Mieter gegen Bordellbesitzer zur Wehr setzen müßten. Die naiven Vorstellungen der rot-grünen Koalition, Wohnen und Prostitution ließen sich vereinbaren, hätten vor der Wirklichkeit keinen Bestand.

Der planungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Römer, Edwin Schwarz, wähnte "eine weitere Etappe einer katastrophalen Entwicklung". SPD und Grüne hätten es mit der neuen Toleranzzone versäumt, "das Geflecht von Prostitution, Rauschgifthandel und Beschaffungskriminalität zu zerschlagen". jg

Eschborner TÜV kämpft gegen ein weitverbreitetes Mißverständnis Wer sein Auto überprüfen läßt, muß zur Konkurrenz / Verein arbeitet auch privatwirtschaftlich / Mitglieder zahlen keine Beiträge

ESCHBORN. Bei diesem Verein ist alles anders: Es gibt kein Vereinslokal, in dem man sich regelmäßig trifft, keinen ehrenamtlichen Vergnügungswart, der das alljährliche Sommerfest oder Fahrten zu den befreundeten Organisationen in den Partnerstädten organisiert. Die Mitglieder, Behörden und Industriebetriebe, zahlen keine Beiträge und trotzdem ist der Verein nicht gerade arm - Gebühren und Dienstleistungen füllen die Kasse mit Millionenbeträgen. Und sogar im Duden ist er verzeichnet. Trotzdem verbinden unzählige Bundesbürger mit dem Vereinskürzel nicht immer angenehme Erfahrungen: TÜV - Technischer Überwachungs-Verein.

Dabei liegen in Hessen diejenigen falsch, die damit den unnachgiebigen Sachverständigen verbinden, der gnadenlos an den rostigen Teilen des Autos rüttelt und anschließend die Plakette verweigert. Der in Eschborn ansässige Verein muß diese Aufgabe der staatlichen Technischen Überwachung Hessen (TÜH) in Darmstadt überlassen. Das ist eine hessische Besonderheit, die den "Vereinsvorsitzenden" Dr. Hugo Ziegler auch mächtig ärgert. Denn weil es in Hessen zwei ähnliche Institutionen gibt, werden TÜV und TÜH immer wieder durcheinander geschmissen. Da passiert es schon mal, daß der eine für Versäumnisse verantwortlich gemacht wird, die der andere verursacht hat.

Als der Verein ins Leben gerufen wurde, war die technische Überprüfung von Autos noch gar kein Thema - sie existierten nämlich noch nicht. Wahrscheinlich sind die 131 späteren Mitglieder 1873 mit der Kutsche oder zu Fuß zur Gründungsversammlung nach Offenbach gekommen. "Weil es bei der beginnenden Industrialisierung täglich Tote und Verletzte durch die Explosion von Dampfkesseln gab, wollte man Revisionen einführen", erklärt Ziegler. Mit Autos hat der Verein nichts zu tun Um staatlichen Aktivitäten zuvorzukommen, taten sich deswegen Industriebetriebe zusammen.

Die positiven Auswirkungen, so Ziegler, hätten sich schnell gezeigt. Die Schäden an Mensch, Material und Maschine gingen zurück - daraufhin gab's ständig mehr zu tun. Doch gleichzeitig mischte sich schon im vorigen Jahrhundert der Staat immer wieder in TÜV-Belange ein. In Hessen tat er das nach dem Zweiten Weltkrieg so massiv, daß die Existenz des TÜV stark gefährdet war.

Per Gesetz beschloß der Landtag 1947 im Zuge der sogenannten Sozialisierungsschritte, das Vereinsvermögen den kurz zuvor gegründeten staatlichen Überwachungsämtern zu übereignen. Die Gutachtertätigkeit war vorher eingeschränkt worden.

Zwar wurde ein Jahr später die entschädigungslose Enteignung vom Hessischen Staatsgerichtshof als verfassungswidrig verurteilt. Doch erst 1970 kamen die Verhandlungen über den Schadenersatz und die Aufgabenteilung zwischen TÜV und TÜH zum Abschluß. Seitdem ist die Fahrzeug-Überwachung durch die TÜH festgeschrieben.

Heute sitzen hinter der Fassade des siebenstöckigen Hauses in der Mergen- thaler Allee rund 240 Mitarbeiter, die Gutachten zur Beurteilung technischer Risiken anbieten oder hinter den heruntergelassenen Rolläden des Labors Produkte prüfen, die noch nicht auf dem Markt sind. In der hauseigenen Akademie laufen Schulungen - beispielsweise für Gabelstaplerfahrer oder Sicherheitsbeauftragte von Firmen.

Das alles geschieht zweigeteilt. Der Verein selbst ist auf dem Gebiet der "staatsentlastenden Tätigkeiten" aktiv: Das ist überall dort, wo Gesetze und Verordnungen den TÜV direkt als Gutachter benennen (Druckbehälter- und Anlagentechnik, Werkstoff- und Kraftwerktechnik). Alle "freiwirtschaftlichen Leistungen", von der Gewässerprobe, der Überprüfung der Baubiologie über die Beurteilung von Arbeitssicherheit bis hin zur Beratung für Krankenhäuser sind im Tochterunternehmen, der TÜV-GmbH, organisiert. Denn der Verein darf selbst keinen Gewinn machen. "Den brauchen wir zwar nicht, um Dritten eine Dividende zahlen zu können, aber um leistungsorientiert arbeiten zu können", so Geschäftsführer Ziegler. Beide TÜVe (Ziegler spricht das "Tüffe") wiederum gehören seit 1989 zur TÜV Bayern Holding.

Die ist alles andere als ein schwerfälliger Beamtenapparat wie man beim Namen TÜV meinen könnte. Im Gegenteil. In Bayern, wo der TÜV noch Autos prüft, sei der Service besser als bei der "Konkurrentin" TÜH in Hessen, wo Kunden nur ohne Voranmeldung kommen dürften. Auf den anderen Gebieten "ist die Sachkomptenz unsere Stärke", erläutert Ziegler selbstbewußt. Physiker, Biologen, Techniker, Ingenieure und Meister werden in ihrem Spezialgebiet eingesetzt und sollen objektive Gutachten abliefern. Politische Aussagen zu machen, lehnt Ziegler strikt ab. "Wir müssen eine technische Lösung in Kombination mit der Auslegung juristischer Bestimmungen erarbeiten", umreißt er das Ziel. "Die Politiker müssen anschließend entscheiden, welches Risikopotential für die Gesellschaft zur Erleichterung des Lebens tragbar ist; diese Aufgabe können wir ihnen nicht abnehmen."

Längst beschränken sich die Aktivitäten des TÜV nicht mehr auf deutsche Bundesländer. Als freies Unternehmen bereitet man sich auf "Europa 93" vor und hat mittlerweile weltweit Dependancen eingerichtet. Eins blieb dem TÜV Hessen bislang jedoch verwehrt: die Übernahme der TÜH.

SUSANNE SETTEMEYER

Steiniger Weg zur Gründung einer Landes-AOK Ein Bündnis aller 21 Kassen vorerst gescheitert / Aufsichtsbehörde lehnt Intervention ab

WIESBADEN. Das hessische Arbeits- und Sozialordnungsministerium sieht nach dem Scheitern der Bemühungen um die Gründung einer landesweiten AOK mit einheitlichem Beitragsatz keine Möglichkeiten, die zur Zeit in 21 selbständige Institutionen zersplitterten Ortskrankenkassen zu einem Zusammenschluß zu bewegen. Anstöße von AOK-Funktionären der Arbeitnehmerseite, das Land solle wegen des derzeitigen unwirtschaftlichen und für viele Versicherte nachteiligen Systems als Versicherungsaufsichtsbehörde die AOK zu einem Bündnis zwingen, wurden in Wiesbaden abgewiesen.

Nach Darstellung des Ministeriums sei der Vorschlag zwar kürzlich an Staatssekretär Dietmar Glaser herangetragen worden. Vor allem aus Kreisen des DGB war für diese Lösung plädiert worden. Glaser, so die Darstellung des Hauses, habe jedoch eine etwaige Einmischung des Landes mit dem Hinweis auf die Selbstverwaltung der Kassen abgelehnt. Aus diesem Grund, so Sprecherin Siggi Richter, sei die rechtliche Machbarkeit des Gewerkschaftsansinnens auch gar nicht erst weiter juristisch geprüft worden. Allerdings würde das Ministerium einen freiwilligen Zusammenschluß der Ortskrankenkassen begrüßen.

Nach Einschätzung des hessischen AOK-Landesverbands, der als Dachorganisation fungiert, lägen die im Sozialgesetzbuch beschriebenen und noch gültigen Kriterien für einen behördlich verordneten Zusammenschluß von Kassen in Hessen vermutlich noch nicht vor. Der AOK-Landesgeschäftsführer Helmut Specke sagte dazu auf Anfrage, daß eine einzelne AOK erst dann beim Land erfolgreich ihren zwangsweisen Anschluß an eine (wirtschaftlich besser stehende) Nachbarorganisation beantragen könne, wenn ihr Beitragssatz etwa in Höhe der Rentenversicherungssätze liege. Davon aber sei man in Hessen noch weit entfernt. Nach Plänen von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer aber könnten die Länder es künftig einfacher haben, den Zusammenschluß herbeizuführen. Sie sollen ermächtigt werden, mit einer Rechtsverordnung alle oder auch nur einzelne Ortskrankenkassen zu einer Kasse zu verschmelzen.

Hessens AOK-Geschäftsführer Specke will es soweit nicht kommen lassen. Er plädiert für das Prinzip der Freiwilligkeit. Doch mit seinem durch ein Gutachten untermauerten Vorschlag, die 21 Organisationen mit ihren 2,15 Millionen Versicherten sollten sich aus wirtschaftlichen Gründen zu einer Landes-AOK vereinigen, konnte sich der Landesvorstand bislang nur bei zehn Kassen durchsetzen, zehn votierten gegen das Finanzbündnis, die AOK-Wiesbaden gab noch kein abschließendes Bekenntnis ab.

Bei den Befürwortern der Vereinigung handelt es sich in aller Regel um die in strukturschwachen Gebieten und damit beitragsungünstigen Kassen. Die "reichen" Kassen legen sich bislang ungeachtet einer bundesweiten Diskussion um die Straffung der AOK-Strukturen weiter quer. Aus einleuchtendem Grund: Sie müßten bei einer Zusammenlegung in ihrem Gebiet bei dem dann möglichen kasseninternen Finanzausgleich einen künftig leicht erhöhten Beitragssatz akzeptieren. Umgekehrt erhoffen sich die heute relativ teuren Kassen, die zum Beispiel im Schwalm-Eder-Kreis inzwischen 15,4 Prozent erheben müssen, eine deutliche Senkung des Preises für ihre Kunden. Im Landesdurchschnitt liegt der AOK-Beitragssatz zur Zeit bei 13,16 Prozent, wobei die Großstädte Frankfurt und Offenbach aufgrund der Mitgliederstruktur mit 12,2 Prozent um rund drei Prozent günstiger liegen als Kassen in Nordhessen.

In dem vom Landesverband in Auftrag gegebenen Gutachten zu einer landesweiten AOK wird vorgerechnet, daß bei einem Zusammenschluß Spareffekte erzielt werden könnten, die sich in den Beiträgen mit einem halben Prozentpunkt niederschlagen könnten. Wäre dies durchsetzbar, dann, so argumentiert der Landesverband, hätten die Ortskrankenkassen ein gutes Stück ihrer Konkurrenzfähigkeit zum Beispiel gegenüber den (meist billigeren) Betriebskrankenkassen wiedergewonnen.

Der hessische Landesverband der Betriebskrankenkassen BKK (bei dem es einen landesweiten Finanzausgleich gibt) hielt den hiesigen finanzstarken Ortskrankenkassen derweil vor, mit ihrer Verweigerung zum Zusammenschluß keine "Solidarität" gezeigt zu haben. Die Kritik der Betriebskrankenkassen hat ihren Hintergrund in einer bundesweit geführten Diskussion, wonach der Finanzausgleich nicht länger kassenintern, sondern kassenübergreifend ausgeübt werden soll. Eine Forderung, die von der AOK unterstützt wird. BKK-Sprecher Stefan Eckerlein freilich fordert von der AOK, zunächst eigene Wirtschaftlichkeitsreserven zu nutzen, "ehe ein Griff in die Kassen anderer Krankenversicherungen angestrebt werden kann".

Unklar ist derzeit, ob trotz der nur von zehn Ortskrankenkassen geäußerten Bereitschaft zur Vereinigung eine Rumpf- Landes-AOK vorbereitet werden soll oder nicht. Specke verweist auf ähnliche Pläne in Niedersachsen, wo sich auch nur die Hälfte der Kassen zum Bündnis bereitfand und nun dennoch eine Landeskasse gegründet werden soll.

In Hessen will der Landesvorstand Anfang September in einer Klausurtagung das weitere Vorgehen beraten. Dabei dürfte dann auch eine Rolle spielen, daß zwei der wirtschaftlich starken Kassen eigene Wege gehen: Die AOK Frankfurt und die AOK Wetterau, beide schon jetzt beitragsgünstig und beide Gegner des Landeszusammenschlusses, fusionieren zum 1. Januar kommenden Jahres.

STEPHAN BÖRNECKE

Karten zum Junior-Tarif jetzt verlängern lassen

OFFENBACH. Rechtzeitig vor Beginn des neuen Schuljahres weisen die Stadtwerke darauf hin, daß die Kundenkarten zum Junior-Tarif wieder für ein Jahr verlängert werden müssen. Die preiswerten Fahrtausweise werden für Schüler, Studenten und Auszubildende ausgestellt. Wenn die jungen Leute älter als 15 Jahre sind, müssen sie ihre Kundenkarte alljährlich verlängern lassen.

Ein Sprecher der Stadtwerke erinnert daran, daß entsprechende Bescheinigungen - die von der Schule oder der Ausbildungsstätte ausgefüllt und unterschrieben werden müssen - im Kunden-Informationszentrum, Frankfurter Straße 39-45, erhältlich sind. Öffnungszeiten: montags bis freitags zwischen 8.30 und 18.30 Uhr, samstags von 8.30 bis 12.30 Uhr. Das Formular kann dort auch telefonisch unter der Rufnummer 8 00 58-361 bestellt werden.

Der Stadtwerke-Sprecher weist darauf hin, daß viel Zeit spart, wer sich rechtzeitig um die Verlängerung kümmert. Erfahrungsgemäß ist kurz vor Schuljahresbeginn das Gedrängel im Kundeninformationszentrum (wo auch die Karten ausgestellt und verlängert werden) besonders groß. Da in den meisten Schulen das Sekretariat bereits einige Zeit vor dem ersten Schultag arbeitet, wird dort die Bescheinigung auch schon jetzt ausgestellt. Und damit kann man sich das Schlangestehen im Infozentrum sparen.

Junge Fahrgäste, die noch nicht 15 Jahre alt sind, brauchen übrigens keine Bescheinigung. Für sie wird die Kundenkarte zum Junior-Tarif bis zum 15. Lebensjahr ausgestellt. Sie müssen lediglich ihr Alter nachweisen können.

Wer mit einer abgelaufenen und nicht verlängerten Kundenkarte unterwegs ist, hat keinen offiziellen Fahrausweis. Er riskiert damit, bei einer Kontrolle erwischt und als Schwarzfahrer zu den üblichen Geldbußen verdonnert zu werden. hf

Opfer identifizierte 24jährigen Entblößer

ESCHBORN. Nicht weit kam ein Exhibitionist in Eschborn: Der Mann hatte am Montag nachmittag vor einer 45jährigen Frau die Hose heruntergelassen. Eine Dreiviertelstunde später war er bereits festgenommen.

Laut Polizei handelte es sich bei dem Exhibitionisten um einen 24 Jahre alten Algerier. Der Mann habe sich der Frau in einem Feld bei Sulzbach gezeigt, als diese ihren Hund ausführte. Die Frau rief die Polizei, die den 24jährigen in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) in Eschborn festnahm. Die 45jährige habe ihn einwandfrei identifiziert. Zur Zeit werde geprüft, ob er weitere Delikte dieser Art begangen hat. kkü

Straßenstrich wird nicht toleriert . . .

(Fortsetzung von Seite 17)

Pfaff beteuerte, die Aktion sei auf keinerlei Widerstand oder Protest der Frauen gestoßen. Es gab nach seinen Worten auch keine Gewalt seitens der Polizei. Wer nicht mit zur Heussallee habe fahren wollen, sei nicht dazu gezwungen, sondern lediglich vom Straßenrand im Bahnhofsviertel verwiesen worden.

Zwei Einsatzwagen der Polizei kontrollierten nach der Verlagerung des Strichs in die Heussallee dort das nächtliche Geschehen: Nach Darstellung von Dezernent Vandreike hatten die Prostituierten darum gebeten, weil sie sich anfangs am neuen Ort "gefährdet fühlten". Unabhängig von den Frauen aus dem Bahnhofsviertel existiert auf dem Randstreifen der Heussallee nach Beobachtung des Ordnungsamtes ein fest etablierter nächtlicher Straßenstrich mit bis zu 15 Prostituierten. Pfaff: "Die Freier kennen den Standort, immer wieder halten Autos an."

Der Stadtverordnete der Grünen, Sebastian Popp, zeigte für die gesamte Aktion kein Verständnis. Das Argument, die Anwohner im Westend würden belästigt, sei 1991 noch einzusehen gewesen. In der Weser- und in der Niddastraße aber fielen die wenigen Prostituierten im Rahmen des allgemeinen Amüsierbetriebes überhaupt nicht auf: "Da ist sowieso bis Mitternacht die Hölle los." Bei den Bewohnern des Bahnhofsviertels stießen die Frauen auch nicht auf Ablehnung.

Zu den "Schwächsten der Schwachen" zählen die Prostituierten nach Ansicht Popps, weil viele von ihnen auf dem Strich nur ihre Drogensucht finanzierten. Die Abhängigkeit etwa vom Heroin treibe die Frauen unweigerlich wieder ins Bahnhofsviertel zurück, weil sie dort auf Dealer träfen: "Da können sie hundertmal abräumen und erreichen nichts." (Siehe auch: "Für Bordellbetrieb . . .) b

Wiesbadener Motorsportclub Die Leistung des Motors war zu schwach

Daß die erste Saison in einer erst einjährigen Meisterschaftsserie sehr schwer sein würde, war von Anfang an bekannt. Daß aber die Spanne hinsichtlich des Leistungspotentials bei den Motoren und Fahrzeugen selbst so groß sein würde, wie es sich während des sechsten Wertungslaufs zur ADAC-Sonax-Fomel Junioren Meisterschaft auf dem Salzburgring in Österreich abzeichnete, überraschte auch Patrick Simon vom Wiesbadener MSC.

Bereits während des freien Trainings mußte der Wiesbadener feststellen, daß der eingebaute Motor für die Hochgeschwindigkeitsstrecke auf dem Salzburgring nicht ausreichte. Es wurde deshalb das Aggregat gewechselt und gleichzeitig aufgrund der enorm hohen Außentemperatur ein neues Kühlsystem eingebaut.

Konnte Patrick Simon mit dem 17. Platz im Zeittraining noch einigermaßen zufrieden sein, so war das Zurückfallen auf den 22. Startplatz im zweiten Zeittraining eine herbe Enttäuschung. Mit einem Superstart arbeitete sich der Wiesbadener während des Rennens bereits in der ersten Runde vom 22. auf den 12. Rang nach vorne, konnte sich dann aber aufgrund fehlender Motorleistung nicht im Windschatten der vor ihm fahrenden Mitstreiter halten und fiel Platz um Platz zurück. Als dann auch noch durch zu hohe Kühltemperatur die schon zu schwache Leistung weiter nachließ, mußte Simon in der siebten von zwölf Runden das Rennen aufgeben, um einen Motorschaden zu verhindern. In zwei Wochen steht das nächsten Rennen an. prd

Chinas Volksgericht urteilt über Sündenbock

Das Pekinger Volksgericht hat am Dienstag das Urteil im wichtigsten Politprozeß seit dem Massaker vom Juni 1989 gefällt. Bao Tong, ein ehemaliger Berater des gestürzten Parteichefs Zhao Ziyang, ist nach Angaben seiner Familie wegen "Anstiftung zur Konterrevolution" und "Verrats von Staatsgeheimnissen" zu insgesamt neun Jahren Haft verurteilt worden.

Die Richter machten von einer Sonderklausel Gebrauch, wonach Bao nur sieben Jahre verbüßen müsse. Außerdem würden die drei Jahre U-Haft auf die Strafe angerechnet, so daß er offenbar "nur" noch weitere vier Jahre absitzen müsse.

Der Prozeß, zu dem trotz diplomatischen Drucks aus Washington die ausländische Presse nicht zugelassen worden war, wird von politischen Beobachtern als Versuch des Pekinger Regimes gewertet, die "Akte 4. Juni 1989" endgültig zu schließen. Das Urteil war seit mehreren Wochen erwartet worden, jedoch wegen Auseinandersetzungen innerhalb der Staats- und Parteiführung mehrfach verschoben worden. "Erst bei ihren Geheimtreffen im Badeort Beidaihe werden sich Deng Xiaoping und seine Gegner endgültig über den Fall Bao Tong einigen", hatte ein hochrangiger Politiker vor wenigen Tagen im vertraulichen Gespräch vorausgesagt.

Das traditionelle Sommertreffen in Beidaihe hat am vergangenen Wochenende begonnen.

Der 59jährige Bao Tong, der vor 1989 unter Parteichef Zhao Ziyang Politischer Sekretär des Politbüros war und das "Forschungszentrum für politische Reformen" des Zentralkomitees geleitet hatte, ist seit dem Schauprozeß gegen die sogenannte "Viererbande" und dem Ende der Kulturrevolution der hochrangigste politische Gefangene in der Volksrepublik China. Als Redenschreiber und Chefberater Zhao Ziyangs hatte er sich seit Anfang der achtziger Jahre mit der Dezentralisierung der chinesischen Wirtschaft als mutiger Reformer hervorgetan. Doch als sein Mentor Zhao wegen angeblicher "falscher Handhabung" der Studenten- und Arbeiterproteste von 1989 kaltgestellt wurde, war Bao wenig später zu einem der Hauptschuldigen für diesen aus Sicht der Altmaoisten "konterrevolutionären Aufruhr" gebrandmarkt worden. Weil er Sympathie für die Anliegen der Studenten gezeigt hatte, war Bao Tong be- reits festgenommen, als in Peking die Panzer rollten.

Nach Angaben seines Sohnes Bao Pu, der in den USA studiert, war der Vater am 28. Mai 1989 zu einem Parteitreffen gerufen worden und ist von dort nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Die vergangenen Jahre verbrachte er im in der Nähe Pekings gelegenen Hochsicherheitsgefängnis "Qincheng", wurde jedoch erst im Januar dieses Jahres offiziell angeklagt.

Was den Fall Bao politisch so brisant macht, ist die Zukunft Zhaos. Der reformorientierte, von Deng Xiaoping persönlich protegierte Ex-Premier und Ex- Parteichef steht seit der Niederschlagung der Demokratiebewegung unter Hausarrest. Während Deng im Vorfeld des wichtigen 14. Parteikongresses im Herbst für weitere Reformen kämpft, würde eine Verurteilung Zhaos den orthodoxen Hardlinern Auftrieb geben und das Reformlager schwächen.

"Bao Tong muß als Sündenbock für seinen ehemaligen Chef herhalten", sagt ein Pekinger Dissident. Dieses Opfer könnte nun den Weg für eine Teilrehabilitierung Zhaos und - noch entscheidender - den Wiederaufstieg ehemaliger Mitarbeiter aus Zhaos reformfreudigem "think-tank" in Führungspositionen ebnen. Auch konnte die Führung den Prozeß nicht einfach fallen lassen, weil dies als politische Umbewertung der Demokratiebewegung von 1989 mißverstanden werden könnte. Die meisten Pekinger zeigten sich in den vergangenen Wochen reichlich desinteressiert an dem Politprozeß und am persönlichen Schicksal Baos. Anders als beim Prozeß gegen die "Viererbande" kennen viele Chinesen den Namen Bao Tong überhaupt nicht. "Es tut mir leid für ihn, aber er ist letztendlich auch nur einer von denen da oben", sagt ein junger Journalist.

Einige chinesische Beobachter gehen davon aus, daß der 87jährige Deng Xiaoping persönlich den noch immer mächtigen Altmaoisten ein hartes, oder zumindest hart klingendes Urteil anbieten mußte, um ihre Zustimmung zur "Beschleunigung der Wirtschaftsreform" zu gewinnen, die der Patriarch seit seiner Reise nach Südchina Anfang des Jahres unermüdlich propagiert.

Längst nicht für alle Chinesen ist die "Akte 4. Juni" nun geschlossen. "Hunderte von Namenlosen sitzen seit 1989 in den Gefängnissen und Arbeitslagern", sagt ein erst kürzlich freigekommener Gewerkschafter, "bis der letzte von ihnen frei ist, werden wir keine Ruhe geben." HENRIK BORK (Peking)

Gemeindeverwaltung lädt zur Waldbegehung ein

FREIGERICHT. Der Gemeindeverwaltung organisiert auch in diesem Jahr eine Waldbegehung: Am Samstag, 1. August, treffen sich alle Interessierten um 9.30 Uhr am Parkplatz vor der "Dicken Tanne". Der Platz ist über die Buchbergstraße im Ortsteil Somborn entlang des geteerten Feldweges zu erreichen, der bis zum Waldrand führt.

Wer an der Waldbegehung teilnehmen möchte, meldet sich bis spätestens 29. Juli bei der Gemeindeverwaltung unter der Telefonnummer 0 60 55 / 8 88 30 an. schu

AgV: Handel schont den Verpackungsmüll

an FRANKFURT A. M. Der Handel verstößt vielerorts gegen die seit April bestehende Rücknahme- und Recyclingpflicht für Umverpackungen. Das hat die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) bei bundesweiten Stichproben nach der 100-Tage-Schonfrist in 1480 Parfümerien, Supermärkten und Kaufhäusern festgestellt.

Nur ganze 16 Verkaufsstellen hatten die unnützen Schachteln und Folien um Zahnpastatuben und Kaugummipäckchen vollends aus ihrem Sortiment verbannt. 23 Prozent der besuchten Geschäfte hatten keine Sammelgefäße für Umverpakkungen bereitgestellt. Dazu ist der Handel jedoch per Verpackungsverordnung verpflichtet, wenn er die überflüssigen Müllhüllen nicht selbst entfernt.

Soweit Sammelbehälter vorhanden waren, gab es nur bei knapp der Hälfte der Läden getrennte Beutel für Kartons und Kunststoffe. Das verschlechtert jedoch nach Auskunft der Verbraucherschützer entweder die Recycling-Ergebnisse oder macht nachträgliches Sortieren nötig, was wiederum Geld koste.

Der Handel muß den Abfall jedoch nicht nur zurücknehmen, er muß außerdem den Verbrauchern auf gut sichtbaren Hinweisschildern an der Kasse angeben, wo er den Vepackungsmüll los wird. Von den unter die Lupe genommenen Geschäften hatten nur ein Viertel gut sichtbare Hinweise angebracht, bei knapp der Hälfte fehlten sie gar ganz.

Bush holt Baker für Wahl

WASHINGTON, 22. Juli (dpa/D). US- Präsident George Bush hat Außenminister James Baker nach Informationen aus dem Weißen Haus gebeten, Urlaub von seinem Amt zu nehmen und ihm bei seiner Wiederwahl zu helfen. Der demokratische Spitzenkandidat Bill Clinton vergrößerte unterdessen seinen Vorsprung in der Wählergunst. Nach einer neuen Umfrage der Fernsehgesellschaft ABC am Montag abend wollten derzeit 58 Prozent der Befragten Clinton wählen und nur 30 Prozent Bush.

Bushs Popularität ist nach dem Golfkrieg ständig gesunken. Dies gilt als ein Grund, den wahlkampferfahrenen Baker und Freund des Präsidenten zu aktivieren. Baker war bei der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren als Finanzminister ausgeschieden und hatte für Bush die Wahlkampfführung übernommen.

Baker könnte, wie es hieß, seine Aufgabe kurz vor dem Wahlparteitag der Republikaner antreten, der am 17. August in Houston (US-Staat Texas) beginnt. Die Amtsgeschäfte solle der stellvertretende Außenminister Lawrence Eagleburger übernehmen.

Malbuch als Beitrag zur Verkehrserziehung

FREIGERICHT. Eltern von Schulanfängern erhalten auch in diesem Jahr einen aktualisierten Schulwegeplan von der Gemeindeverwaltung. Die Pläne, die für jeden Ortsteil angefertigt worden sind, weisen die sicheren Wege für die Jüngsten aus. Die Herausgabe der Schulwegepläne ist Teil der vom Gesetzgeber empfohlenen Schulwegesicherung. Die neuen Pläne werden alljährlich zusammen mit den Elternbeiräten überarbeitet.

Darüber hinaus werden in der Gemeinde rechtzeitig vor Schulbeginn Transparente über allen Ortseingängen aufgehängt werden. Sie sollen die Autofahrer auf die besondere Situation der Jüngsten aufmerksam machen und zu langsameren und vorsichtigerem Fahren mahnen.

Zudem legt die Gemeindeverwaltung in Zusammenarbeit mit der Verkehrswacht Gelnhausen erstmals ein Malbuch vor, das in spielerischer Form den Schulneulingen die besondere Situation auf ihrem Weg verdeutlichen soll. schu

Wespe verursachte hohen Blechschaden

BAD SODEN. Kleine Ursache, schlimme Folgen: Eine Wespe ließ eine Autofahrerin in Bad Soden vom Weg abkommen. Resultat: 12 000 Mark Blechschaden.

Wie die Polizei mitteilt, war die 29jährige Architektin am Montag Auf der Weide in Richtung Sulzbacher Straße unterwegs. Plötzlich schwirrte ihr eine Wespe um Nase und Ohren. Die Frau erschrak, verriß dabei das Lenkrad, kam ins Schleudern und krachte auf ein parkendes Auto. kkü

Freibad Babenhausen ohne Beanstandungen

BABENHAUSEN. Das städtische Freibad in Babenhausen ist hygienisch einwandfrei, wie der Bericht eines unangemeldet erschienenen Gesundheitsaufsehers ausweist. Als Anregung vermerkt der Report, beim Umbau des Planschbekkens den Anschluß an die Chlor- und Filteranlage nicht zu vergessen. Die angekündigte Fahrradwache am Schwimmbad ist inzwischen besetzt. sch

Glatte Reifen brachten den Tod - Autofahrer verwarnt Strafmilderung, weil auch Ehefrau verletzt wurde

Obwohl er mit den abgefahrenen Reifen seines Wagens einen tödlichen Unfall verursacht hatte, ist ein 50 Jahre alter Autofahrer lediglich verwarnt worden. Wie aus dem dieser Tage rechtskräftig gewordenen Urteils des Frankfurter Amtsgerichts - Aktenzeichen: 60 Js 4 182.9 / 90 - hervorgeht, konnte zugunsten des Angeklagten berücksichtigt werden, daß auch dessen Ehefrau bei dem Unfall schwer verletzt worden war.

Unterwegs von Frankfurt nach Berlin, war der Autofahrer in den Morgenstunden des 17. Februar 1990 auf der A 9 zwischen Wartha und Drewitz plötzlich ins Schleudern gekommen. Sein Opel Rekord überschlug sich mehrfach und kam erst auf der anderen Fahrbahnhälfte zum Stehen. Dabei wurden zwei der drei Mitfahrerinnen aus dem Pkw geschleudert, wobei die eine so schwere Verletzungen erlitt, daß sie noch an der Unfallstelle starb.

Wie die Rekonstruktion des Unfalls ergab, war die Fahrbahn naß und stellenweise von Bodenfrost überzogen gewesen. Grund dafür, daß der Autofahrer ins Schleudern geriet, war aber nicht nur die überhöhte Geschwindigkeit von 80 km/h, sondern vor allem der Zustand der Bereifung. Beide Hinterreifen am Pkw wiesen weniger als einen Millimeter Profiltiefe auf. An mehreren Stellen der Lauffläche waren die Reifen bereits völlig glatt.

Nach Angaben des Angeklagten - er ist Berufskraftfahrer in Frankfurt und fährt Reisebusse - hatte er beim Start noch den Luftdruck der Reifen überprüft. Die Profiltiefe habe er dabei nicht nachgemessen: "Ich dachte, die Reifen wären noch in Ordnung." Während der Fahrt sei zwar auch ihm der Frost auf den Feldern aufgefallen, doch daß die Fahrbahn vereist war, habe er zu spät bemerkt.

Was den Schuldspruch betraf, bestand für das Amtsgericht unter Vorsitz von Richterin Barbara Pfeifer kein Zweifel, daß sich der Angeklagte strafbar gemacht hatte. Daß die Hinterreifen nicht in Ordnung waren, hätte der Autofahrer ebenso erkennen müssen wie die Notwendigkeit, seine Geschwindigkeit den Straßenverhältnissen anzupassen. Dieses Fehlverhalten sei auch ursächlich für den schweren Unfall gewesen.

Abweichend vom Regelfall einer fahrlässigen Tötung wurde jedoch keine Geldstrafe verhängt, sondern lediglich eine Verwarnung mit Strafvorbehalt ausgesprochen. Nur für den Fall, daß der Autofahrer innerhalb der nächsten zwei Jahre wieder straffällig wird, müßte er 7500 Mark (150 Tagessätze zu je 50 Mark) bezahlen. Begründet wurde der Strafvorbehalt damit, daß auch der Angeklagte und seine drei Kinder nach wie vor an den Folgen der schweren Verletzungen zu tragen haben, die die Ehefrau bei dem Unfall erlitten hatte.

Gegen dieses Urteil hatten sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Angeklagte Berufung eingelegt. Doch als der Fall nun zur Verhandlung vor das Landgericht kam, waren sich die Parteien nach ersten Hinweisen des Vorsitzenden Richters Manfred Peters schnell einig: Beide zogen die Berufung zurück. und das Urteil wurde rechtskräftig. Lepp

Dachstuhl brannte in Somborn aus

FREIGERICHT. Rund eine halbe Million Mark Schaden sind gestern morgen bei einem Brand in Somborn entstanden. Dort war gegen 9 Uhr aus ungeklärter Ursache der Dachstuhl eines Reihenhauses in der Raiffeisenstraße in Flammen aufgegangen.

Die Bewohner des Hauses, eine 40jährige Frau und ihr 20jähriger Sohn, waren zum Zeitpunkt der Brandes auf der Arbeit. Die von Nachbarn alamierte Feuerwehr konnte verhindern, daß die Flammen auf die benachbarten Häuser übergriffen. Dabei waren rund 40 Brandschützer aus Somborn, Neuses und Gelnhausen- Mitte im Einsatz.

Der Dachstuhl brannte komplett aus. Auch der erste Stock, wo sich die beiden Schlafzimmer befanden, wurden laut Kripo schwer beschädigt. Für eine Brandstiftung gibt es nach Angaben eines Beamten keine Anhaltspunkte.

Für die beiden Hausbewohner ist der Brand ein schwerer Schicksalsschlag, da das zerstörte Inventar offensichtlich nicht versichert war. Den Flammen vielen unter anderem auch zwei Leguane und eine Schlange zum Opfer, die der Sohn in einem Terrarium im Dachbodenraum hielt. jan

Mit 2,8 Promille in der Scriba-Straße gestoppt

HÖCHST. Mit einer ausländerfeindlichen Schimpfkanonade machte ein 35jähriger am Montag die Polizei auf sich aufmerksam. Der Mann stand mit seinem Auto gegen 23.40 Uhr vor einer Ampel in der Ludwig-Scriba-Straße, die Streife hintendran. Die Beamten kontrollierten den nach Alkohol riechenden Mann und ließen ihn ins Röhrchen pusten. Ergebnis: 2,8 Promille. Seinen Führerschein mußte der Bad Homburger gleich abgeben. tos

Kleine FR

Tiefgarage bleibt zu NEU-ISENBURG. Da eine gründliche Reinigung beider Parkebenen erforderlich ist, bleibt die Tiefgarage in der Hugenottenhalle von Dienstag bis einschließlich Donnerstag, 28. bis 30. Juli, zu. "Jetzt spende ich auch!" NEU-ISENBURG. Einen Blutspendetermin unter dem Motto "Jetzt spende ich auch!", bietet der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes am Donnerstag, 30. Juli, in Gravenbruch an. Freiwillige Spender werden zwischen 16.30 und 19.30 Uhr im katholischen Gemeindezentrum St. Christoph, Dreiherrnsteinplatz 2, erwartet.Gottesdienste zum Schulanfang NEU-ISENBURG. Die ökumenischen Gottesdienste zum Schulanfang finden am Montag, 3. August, um 8.15 Uhr für die Schüler der Sekundarstufe I und II, und um 9 Uhr für die Schüler der Grundschulen statt. Pfarrer Giebelmann und Pfarrer Loesch predigen gemeinsam in der Evangelisch-reformierten Kirche am Marktplatz. Die Erstkläßler werden am Dienstag, 4. August, am selben Ort, um 9 Uhr zum Gottesdienst geladen. Lesertreff "Reisende Frauen" NEU-ISENBURG. Zum Thema "Reisende Frauen" ist am Montag, 3. August, ein Lesertreff in der Stadtbücherei, Frankfurter Straße 152. Anhand verschiedener Biografien können sich Interessierte von 20 Uhr an auf die Spuren der Reisenden begeben.

Institute bitten Kunden zur Kasse Bau- und Dispokredite nach Bundesbank-Beschluß teurer

cri FRANKFURT A. M. Auf die umstrittene Anhebung des Diskontsatzes um einen dreiviertel Punkt auf 8,75 Prozent haben viele Geldinstitute prompt reagiert und ihre Konditionen nach oben korrigiert. Darlehen - ob für kurzfristige Liquiditätsengpässe oder die Finanzierung eines Eigenheims - sind bereits teurer geworden, während sich die Institute, wie schon so oft, bei der Anhebung der Sparzinsen sehr zurückhalten.

Die Kunden der Frankfurter Sparkasse 1822 müssen seit heute für einen Dispositionskredit sage und schreibe 15 Prozent berappen und damit einen dreiviertel Punkt mehr als bislang. Angesichts derart hoher Sätze - andere Institute greifen nicht weniger happig zu - sollte das Gehaltskonto nur in Notfällen überzogen werden. Die übrigen Konditionen auf der Sollseite läßt das Frankfurter Geldhaus genauso unberührt wie die Zinsen auf der Habenseite. Das gute alte Sparbuch wird nach wie vor mit mickrigen 2,5 Prozent verzinst.

Die BfG-Bank bleibt in diesem Punkt auch eisern, ließ allerdings für die Anlage mit gesetzlicher Kündigungsfrist bisher schon drei Prozent springen. Wer zwischen 5000 und 14 999 Mark für ein Jahr entbehren kann, erhält nunmehr acht Prozent und damit einen Viertel Punkt mehr als zuvor gutgeschrieben. Die Kreditzinsen läßt das Institut vorerst noch unangetastet. "Wir beobachten den Markt", erklärt eine Sprecherin. Auf diese Strategie hat sich auch die Dresdner Bank verlegt und wartet erst einmal ab. Bei der Deutschen werden Beschlüsse zur Korrektur der Konditionen schon seit längerem nicht mehr zentral vom Vorstand verfügt, sondern die Filialen entscheiden gemäß der regionalen Verhältnisse. "Der Trend zeigt aber nach oben", heißt es bei der Nummer eins.

Teurer wird auch Baugeld. Zumindest für auf wenige Jahre befristete Ausleihungen verlangen viele Institute nun mehr. So stellt zum Beispiel der Marktführer Depfa bei zweijähriger Bindung effektiv 10,69 statt bisher 10,41 Prozent in Rechnung. Bei Abschlüssen über zwölf Monate werden 11,47 nach 11,17 Prozent fällig. Die Konditionen für fünf und zehn Jahre bleiben unverändert.

Anleger in Bundespapieren können sich freuen, denn der steigende Zinstrend beschert höhere Erträge: Durch Herabsetzen des Verkaufskurses von 100,2 auf 99,5 Prozent werfen 8,25-Prozent-Obligationen mit fünf Jahren Festlegung nunmehr 8,38 statt bislang 8,2 Prozent Rendite ab. Einjährige Finanzierungsschätze bringen nunmehr 8,75 nach 8,50 Prozent, und die doppelt solange Variante zahlt sich mit 9,01 (8,86) Prozent aus. Schatzbriefe des Typs A rentieren sich im sechsten Jahr zu 8,36 (8,11) Prozent.

Harte Zeiten für körperlich Versehrte: Immer mehr ohne Job Krank - und dann noch ausgestoßen Kaum ein Betrieb beschäftigt genügend Schwerbehinderte / Ausnahme: der Kreis Von Thomas Grether

MAIN-TAUNUS-KREIS. Elvira S. hat es besonders hart getroffen. Die 41jährige Arbeiterin eines mittelständischen Betriebs erlitt einen Schlaganfall. Nachdem die Hofheimerin ein halbes Jahr nicht arbeiten konnte und seither als Schwerbehinderte unter besonderem arbeitsrechtlichem Schutz steht, will die Firma sie nicht weiterbeschäftigen. Die Ungelernte müßte wegen ihrer Lähmungen umgeschult werden. Dabei fiele die Arbeitskraft der Frau für eine ganze Weile aus - und das kostet viel Geld. Davor drückt sich der Betrieb. Konsequenz: ohne Kündigung gefeuert.

Zweifelsohne hat die 41jährige vorm Arbeitsgericht gute Chancen, ihren Arbeitsplatz als Schwerbehinderte einzuklagen. Dennoch: "Für uns eine harte Nuß, die zeigt, wie mit Schwerbehinderten in Firmen umgesprungen wird", sagt Stephan Schwammel, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner (VdK) im Main-Taunus- Kreis. Von den Bestimmungen des Schwerbehindertengesetzes kauften sich die meisten Firmen im Kreis einfach frei.

So sieht das Gesetz vor, daß Betriebe mit mehr als 16 Beschäftigten sechs Prozent ihrer Arbeitsplätze mit Behinderten besetzen müssen. Arbeitgeber, die diese Quote nicht erfüllen, müssen monatlich eine sogenannte Ausgleichsabgabe von 200 Mark bezahlen.

"Eine Sauerei" wettert VdK-Mann Schwammel gegen die "lächerliche Summe", die die Unternehmen obendrein noch von der Steuer absetzen können. Damit die Ausgleichsabgabe den Firmen "ordentlich weh" tut, müsse sie kräftig erhöht werden. Schon seit längerem fordere der VdK, die "Strafabgabe" auf 400 Mark aufzustocken. Für Schwammel noch viel zu wenig: Arbeitgeber müßten entsprechend ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft für nicht besetzte Behindertenarbeitsplätze löhnen, fordert er.

Besonders unwillig, körperlich Behinderte zu beschäftigen, seien im Kreis die Banken und Versicherungen, weiß Schwammel. In den gestylten Geschäftsräumen der Geldinstitute habe man einfach Angst, durch "den Anblick von Behinderten Kunden abzustoßen", schimpft der VdK-Mann.

Das untermauert auch die Statistik beim Arbeitsamt Höchst, zuständig für den MTK. Den gesetzlichen Behinderten- Anteil erfüllen lediglich die öffentlichen Arbeitgeber, wenigstens annähernd.

Im Durchschnitt sind 3,7 Prozent aller Arbeitsplätze mit Behinderten besetzt. Bänker und Versicherer, die im Kreis 66 000 Angestellte beschäftigen, halten die Sechs-Prozent-Quote nur etwa zur Hälfte ein.

Daß Behinderte immer mehr von Arbeitslosigkeit betroffen sind, beweisen die Statistiken ebenfalls. Waren beim Arbeitsamt Höchst im Jahr 1988 noch 239 behinderte Menschen arbeitslos gemeldet, so sind es im Juni diesen Jahres schon 277. "Ein leichter Anstieg in langjährig fortschreitender Tendenz", analysiert der stellvertretende Amtschef Helmut Kubesch seine Zahlen.

Als Grund dafür hat Kubesch "Personalstrukturbereinigungen" ausgemacht. Im Klartext: Die Firmen bauen mehr Arbeitsplätze ab. "Und da greift man sich die Schwächsten besonders raus - die Schwerbehinderten", wettert Vdk-Mitglied Schwammel. Zum einen hätten Schwerbehinderte in der freien Wirtschaft sechs Tage mehr Jahresurlaub. Und die - statistisch nicht untermauerte - Mär, Gehandicapte würden öfter krank, steigere die Angst der Arbeitgeber vor hohen Kosten noch zusätzlich.

Die Befürchtungen der Chefs sind aber oft unbegründet. Was viele Unternehmer gar nicht wissen: Aus dem Topf der Ausgleichsabgabe zahlt der Staat auf Antrag Geld, um Behinderten-Arbeitsplätze - beispielsweise eine Telefonzentrale für Blinde - zu finanzieren. Und Kubesch hat noch ein weiteres Angebot für Firmenchefs: Neben einem Schwerbehinderten-Vermittler arbeiten in seinem Amt Ingenieure als technische Berater. "Die geben Tips, wie man behindertengerecht umbauen kann."

Die Ausgleichsabgabe zu erhöhen, ist für Kubesch dagegen "nur ein Weg, Behinderte in Unternehmen noch mehr auszugrenzen". Da helfe nur Freiwilligkeit und Einsicht, meint er.

Daß es auch freiwillig geht, beweist eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen im MTK: Die Kreisverwaltung - mit 700 Beschäftigten kein kleiner Arbeitgeber - "übererfüllt schon immer ihre Sechs-Prozent-Quote", sagt der dortige Vize-Personalchef Wolfgang Exner. "Jetzt haben wir gerade einen Azubi im Rollstuhl eingestellt."

Zweifel an altem Bebauungsplan Bürgerinitiative gegen Mehrfamilienhäuser im Hausener Ortskern

NEU-ANSPACH. Die Gemeinde Neu-Anspach hat im Juni beschlossen, daß die Grundstücke an der Hauptstraße 13 und 17 im Ortsteil Hausen bebaut werden sollen. Vier Gebäude mit insgesamt 27 Wohnungen und eine Tiefgarage mit 48 Stellplätzen sind geplant. Eine Bürgerinitiative zur Erhaltung des alten Ortskerns in Hausen-Arnsbach will das Bauvorhaben verhindern. Ihrer Meinung nach passen die Wohnhäuser nicht "in die gewachsene Struktur des alten Ortsbildes". Zudem sei der 20 Jahre alte Bebauungsplan nicht mehr gültig.

Die Bürgerinitiative droht mit rechtlichen Schritten, falls die Bauaufsichtsbehörde des Hochtaunuskreises dem Bauvorhaben zustimmt. Der Bebauungsplan "Hauptstraße" sei damals lediglich aus Gründen einer verbesserten Verkehrsführung erstellt worden. Er könne für die jetzt geplanten Neubauten nicht als Rechtsgrundlage herangezogen werden. Die Bürgerinitiative sieht außerdem eine "Diskrepanz zwischen der geplanten der vorhandenen Bebauung".

Im Bereich der Hauptstraße befänden sich "schöne alte Ein- und Zweifamilienhäuser mit zum Teil landwirtschaftlichen Gebäuden". Jetzt seien Mehrfamilienhäuser geplant. Die künftigen Bewohner würden auch eine "erhebliche Verkehrsmehrbelastung" verursachen. Die Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage zur Hauptstraße hin, die nur 35 Meter vorher einsehbar wäre, sei zudem wegen des bereits bestehenden "hohen Verkehrsaufkommens" eine Gefahrenquelle.

"Die Auffassungen der Bürgerinitiative teile ich nicht", betont Viola Feldmann, Leiterin der Bauverwaltung und des Planungsamtes. Das Alter des Bebauungsplanes sage nichts über seine Gültigkeit aus. Der Plan treffe nicht nur Aussagen zur Verkehrsführung, sondern auch zu Bauvorhaben. "Die unterschiedlich gegliederten Gebäude fügen sich gut in die Bebauung der Straße ein. Sie sind zweigeschossig mit einem steilen Satteldach geplant, wie die bereits bestehenden Häuser," versichert sie. Daß Verkehrsprobleme durch die Tiefgarage entstehen, hält Viola Feldmann nicht für wahrscheinlich. Die Straße kann ihrer Meinung nach die ein- und ausfahrenden Autos ohne Probleme verkraften.

Zur Zeit prüft das Kreisrechtsamt, ob der Bebauungsplan wirksam ist. Wann - im Falle eines positiven Bescheids der Bauaufsicht - mit den Bauarbeiten begonnen werden soll, kann die Leiterin der Neu-Anspacher Bauverwaltung nicht vorhersagen: "Bisher dreht es sich nur um eine Voranfrage des Bauträgers." jom

Neuer Chef bei WAZ für elektronische Medien

Werner Lauff wird die rund 30 Tochtergesellschaften der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) für elektronische Medien ab Januar nächsten Jahres führen. Dies bestätigte WAZ-Geschäftsführer Erich Schumann. Der 35jährige Jurist Lauff ist derzeit noch Geschäftsführer des Verbandes Rheinisch-Westfälischer Zeitungsverleger in Düsseldorf. Beim Essener Medienkonzern WAZ (geschätzter Jahresumsatz: knapp zwei Milliarden Mark) wird Lauff als Geschäftsführer sowohl für die Westfunk als auch für die Westfilm Medien GmbH verantwortlich zeichnen.

Über Westfunk hält die Zeitungsgruppe WAZ zahlreiche Mehrheitsbeteiligungen an Betriebsgesellschaften für Lokalradios, über Westfilm ist sie zu 38 Prozent an dem Fernseh-Regionalmagazin "Tele West" beteiligt. Außerdem besitzt der Konzern zehn Prozent der Anteile an RTL plus. Zu den 100prozentigen Tochterfirmen der Zeitungsgruppe gehört auch die Berliner Allianz Film, die unter anderem für ARD und ZDF produziert.

Bei der Westfunk, einer Dienstleistungsholding für die nordrhein-westfälischen Lokalradios, löst Lauff Ernst Schillinger ab, der im Konzern Aufgaben im Bereich der WAZ-Auslandsaktivitäten übernehmen soll. Lauff tritt auch an die Stelle von Günter Müggenburg, der im März kommenden Jahres aus Altersgründen ausscheidet. Müggenburg, in früheren Jahren auch Leiter des WDR-Studios Bonn und Chefredakteur der "Tagesschau", hatte die WAZ zuletzt vor allem bei RTL plus vertreten und war für sie als Programmentwickler tätig. Müggenburgs Sitz im RTL plus-Programmbeirat wird Lauff nicht übernehmen. epd

Erbenheimer klagen über Lärm von US-Helikoptern

WIESBADEN. Der Austausch der Kampf- gegen Transporthubschrauber auf dem Erbenheimer Flughafen brachte keine Entlastung für die lärmgeplagten Bürger der Region. Das schließt SPD- Bundestagsabgeordnete Heidemarie Wieczorek-Zeul aus Briefen und Anrufen verärgerter Bewohner rund um Erbenheim; die klagten übereinstimmend darüber, daß abends und nachts Motoren der Helikopter stundenlang liefen.

Die Sozialdemokratin wandte sich daraufhin einmal mehr an die zuständigen Stellen der US-Army und forderte sie auf, nicht nur die Belästigung durch laufende Flugzeugmotoren zu beenden, sondern darüber hinaus "den militärischen Flugverkehr in Erbenheim einzustellen". Heidemarie Wieczorek-Zeul: "Der Abzug aller Fluggeräte ist längst überfällig und muß endlich erfolgen." maf

Namen + Notizen

GERHARD FLÄMIG, ehemaliger Bürgermeister von Großauheim und SPD-Bundestags- sowie Europaabgeordneter, ist mit der höchsten kulturellen Auszeichnung der Stadt Hanau geehrt worden, der August-Gaul-Plakette. Kulturdezernent Klaus Remer würdigte die vom Journalisten Flämig geschriebene Geschichte Hanaus im Nationalsozialismus. Von 1980 an beschäftigte sich Flämig auf Bitten von Oberbürgermeister Hans Martin mit Recherchen für das dreibändige Werk. Für diese "Selbstdisziplin" sprach Remer seine "Bewunderung" aus. ECKHARD MEISE, Vorsitzender des Hanauer Geschichtsvereins, erinnerte bei der Preisverleihung daran, daß es schon in den 60er Jahren im Magistrat Überlegungen gegeben habe, die Geschichte der Hanauer Holocaust- Überlebenden zu schreiben.

Im Blickpunkt: Streik bei Toyota in Südafrika Arbeiter bitten um Hilfe

Seit dem 6. Mai wird in den südafrikanischen Toyata-Werken kaum gearbeitet. Zunächst forderte die Belegschaft die Maßregelung rassistischer Manager und die Wiedereinstellung eines Vertrauensmannes. Beim jetzigen Streik geht es um die Bezahlung der Streikzeit. FR-Mitarbeiterin Magret Pfisterer sprach mit Ekkie Esau, Regionalsekretär der Nationalen südafrikanischen Metallarbeitergewerkschaft NUMSA. FR: Das Management hat die 6000 südafrikanischen Toyota-Arbeiter entlassen. Wie reagieren die Arbeiter und die Gewerkschaft?

Ekkie Esau: Die Arbeiter betrachten sich keineswegs als entlassen. Sie führen ihren Streik weiter, und zwar bis wir zu einer Übereinkunft mit dem Management gekommen sind. Unser Streik ist mit 6000 Arbeitern offensichtlich ein großer Streik. Dabei muß man wissen, daß wir in Südafrika keinerlei Streikkassen haben. Vor allem für Arbeiter aus den unteren Lohngruppen ist es sehr schwer, den Streik durchzustehen. Das Management versucht jetzt, sie zu verunsichern, indem es an die Verantwortung der Arbeiter für ihre Familien und ihre Kinder appelliert. Sie drohen mit Entlassung und nach jetzt zweieinhalb Monaten Streik werden einzelne wohl die Arbeit wieder aufnehmen. Das Management hat auch versucht, Arbeiter von außerhalb anzuwerben. Aber sie können keine Arbeiter einstellen, die sich am Fließband nicht auskennen. Damit bekommen sie ihre Produktion doch nicht. Gerade hatten wir eine große Streikversammlung. Überwiegend ist die Kampfstimmung gut. Wir werden jetzt einen erneuten Anlauf nehmen, um mit dem Management zu einer Einigung zu kommen.

Wie steht es mit der Solidarität anderer Automobilbelegschaften?

Wir haben hier in Südafrika acht weitere Automobilfirmen, darunter BMW, Volkswagen, Daimler-Benz. Dort ist man allerdings ziemlich gegen Toyota eingestellt, denn Toyota ist die Nummer eins bei den Verkaufszahlen. Als Folge kam es dort zum Abbau von Arbeitsplätzen. Deshalb bekämen wir Probleme, wenn wir alle Automobilwerke zu Solidaritätsstreiks mit Toyota aufrufen würden. Tatsache ist, daß gerade landesweite Lohnverhandlungen bei Metall stattfinden. Das betrifft die Automobilfertigung, die Reifen- und Gummi-Industrie, die Motorenproduktion und den Maschinenbau. Auch deshalb konnten wir die anderen Belegschaften nicht zur Unterstützung aufrufen, weil sie selber jetzt vor Streik stehen.

Aber der gleichzeitige Kampf stärkt doch die Position der Toyota-Arbeiter?

Dazu muß man wissen, daß Toyota nicht Mitglied bei den landesweiten Verhandlungen ist. Sie sind dort ausgestiegen. Und alles deutet darauf hin, daß sie die Wiedereinstellungen unterhalb der nationalen Bedingungen durchführen wollen. Beispielsweise hatten wir landesweit den 8-Stunden-Tag durchgesetzt. Jetzt wollen sie einen 9-Stunden-Tag einführen.

Wie sieht es mit der Verbindung zu anderen Toyota-Belegschaften aus?

Erst vor einem Monat fand ein Kongreß der Toyota-Belegschaften statt, und wir schickten eine Delegation nach Japan. Dort wurde eine Resolution zur Unterstützung der Arbeiter hier verabschiedet. Damals hielten wir es nicht für nötig, uns an andere internationale Stellen zu wenden, weil wir dachten, wir kämen allein zurecht. Aber jetzt sehen wir das anders, und wir wollen uns an den Internationalen Metallarbeiterbund wenden, damit er internationale Unterstützung organisiert. Wir haben die japanischen Kollegen aufgefordert, Druck auszuüben.

Welche Rolle spielt die Situation in Südafrika, die Frage einer neuen Verfassung, für den Streik?

Als der Streik begann, ging es ausschließlich um betriebsinterne Probleme. . . Beim zweiten Streik ging es auch um eine rein betriebliche Frage. Wenn allerdings Arbeiterversammlungen von der Größe wie in unserem Fall stattfinden, kommt die politische Sicht der Dinge einfach dazu. Da sind auch die politischen Aktivisten, die das vorantreiben. Heute spricht die Forderung nach Rücktritt der Regierung de Klerk auch in unserem Streik eine Rolle. Verbunden damit ist die Forderung nach einer demokratischen Regierung bis zum Ende des Jahres.

Synergie, ein Zauberwort Oder: Warum Tele 5 ein Sportkanal werden soll

Synergieeffekt ist das Schlüsselwort des Fernsehgeschäfts, das seit der begonnenen Umstrukturierung des in München ansässigen Privatsenders Tele 5 Konjunktur hat. Für Tele 5, dessen Gesellschafter nun Kirch, Springer, Berlusconi und ein Ableger der Berenberg-Bank sind (die FR berichtete), trifft dieses Zauberwort gleich mehrfach zu. Zum einen braucht der Sportrechtehändler ISPR, eine Gründung des Münchner Medienunterehmens von Leo Kirch und des Springer-Konzerns, die "Anbindung an einen Sportkanal", wie Sat 1-Geschäftsführer Werner Klatten sagt. Schließlich könne ein "Massensender" wie Sat 1, dessen Hauptgesellschafter ebenfalls Kirch und Springer sind, nur weniges von dem verwerten, wofür eine Agentur wie die ISPR die Rechte besitze. Angesichts dessen, so meinen Brancheninsider, sei die Umwandlung von Tele 5 in ein "Deutsches Sportfernsehen" (DSF) zwingend.

In einem internen Papier, das Ende Mai als Verhandlungsgrundlage zur Neustrukturierung der Gesellschafterriege diente, heißt es denn auch: "Durch Synergieeffekte zwischen ISPR, Sat 1 und Pro 7 wird über die beiden populärsten Sportarten - Fußball und Tennis - intensiv berichtet werden." Weiter heißt es: "DSF wird die logische und ideale Ergänzung der Sportberichterstattung sein, wie sie von den Vollprgrammen angeboten wird. Folglich wird das DSF zum Hauptfaktor bei Akquisition und Vermarktung von Sportereignissen werden und die Medienaktivitäten der Anteilseigner durch Synergien auf verschiedenen Ebenen entscheidend steigern." Dies treffe auf die Zusammenarbeit und "cross-promotion" mit sportorientierten Printmedien zu.

Das Deutsche Sportfernsehen solle dazu auf "die Interessen des deutschen Pulikums zugeschnitten" werden. Anders als Eurosport oder der Sportkanal, die als paneuropäische und mehrsprachige Anbieter auftreten, soll das DSF - ähnlich wie der britische Sportsender "Skysport's" - die nationale Perspektive präsentieren. Neben Tennis und Fußball sollen Sportarten wie Eishockey, Ski, Motorsport, Boxen ebenso im Programm berücksichtigt werden wie Randsportarten vom Schlag "bodybuilding". Neben regulären Sportnachrichten sollen Sport-Talkshows, Live-Interviews mit Persönlichkeiten aus dem Sportgeschäft, Analysen und Magazine den Sender "zu einem Treffpunkt für den Sport machen, der dem deutschen Publikum zusätzlich zu den großen Ereignissen die Hintergrundinformation" liefert. So jedenfalls sieht es das interne Papier vor. Wie das im einzelnen umzusetzen sein wird, dazu wollte der neue Tele 5-Geschäftsführer Donald P. T .McLoughlin nichts sagen, sondern verwies auf die für Donnerstag geplante Pressekonferenz des Senders.

Anders als die relativ vagen Programmvorstellungen scheinen die neuen organisatorischen Konzepte den Gesellschafter deutlicher vor Augen zu stehen. "Die beiden Hauptkonkurrenten von Tele 5, die Sender Pro 7 und Kabelkanal, eröffnen die Möglichkeit zu Synergien, die DSF einen entscheidenen Kostenvorteil, substantiell verbesserte Startchancen und eine Planungssicherheit bieten, die im deutschen Privatfernsehen ohne Beispiel ist."

Handfest werden die Strategen bei der Berechnung für die Verkaufsorganisation der Werbezeiten. Auf rund zehn Millionen Mark würden sich die Kosten für eine eigene Tele 5-Marketingfirma belaufen - eine Summe, die sich bis Ende 1995 auf 35 Millionen addieren würde, heißt es in dem Strategie-Papier. Teilen sich die drei Sender, Pro 7, Kabelkanal, Tele 5 / DSF die Ausgaben für die Media Gruppe München, so beläuft sich der Tele 5 / DSF-Anteil 1993 auf rund fünf Millionen (der MGM-Gesamtkosten von 18 Millionen). Daraus folgt: DSF kann hier in den ersten drei Jahren rund 18 Millionen Mark einsparen. Zudem können die Sender im Kampf um die Werbekunden gemeinsam als "major players" gegen Sat 1 und RTL plus antreten.

Doch damit nicht genug: Die MGM sei bereit, so der Plan, für das DSF eine Einnahmegarantie zu übernehmen. Und die ist beträchtlich: im kommenden Jahr 65 Millionen Netto-Werbeeinnahmen, für 1994 115 Millionen und für 1995 gar 160 Millionen. Entsprechend sollen sich die Einnahmen entwickeln, wird prognostiziert. "Cross promotion" ist ein weiterer Begriff, der zu dem Schlagwort "Synergie" in diesem Geschäft gehört. Jeder der drei Sender soll, so der Vorschlag, auf die Programmangebote der beiden anderern hinweisen.

Die MGM, derzeit zu zwei Dritteln im Besitz von Pro 7 und einem Drittel von Pro 7-Ableger Kabelkanal gehalten, soll dann zwischen den drei Sendern zu gleichen Teilen aufgeteilt werden. Ähnlich auch die Überlegungen, die die Verwendung des Sendezentrums München betreffen, das derzeit von Pro 7 und dem Kabelkanal betrieben wird. Nach dem Beispiel der Werbezeitenvermarktung sollen auch hier die Kosten durch gemeinsame Nutzung reduziert werden.

Die Zukunft des Deutschen Sportfernsehens jedenfalls malen die Gesellschafter in den schönsten Farben. Schwarze Zahlen soll das DSF bereits 1994 schreiben, wenn den Kosten von rund 114 Millionen Werbeeinnahmen von 115 Millionen gegenüberstehen. Das dicke Geld soll der Sender dann 1996 bringen, wenn der Gewinn sich tatsächlich auf rund 100 Millionen Mark beläuft. Da bleibt zunächst abzuwarten, wie es dem neuen Geschäftsführer McLoughlin gelingt, den Sender auf Kurs zu bringen und die Landesmedienanstalten bei der Stange zu halten, damit sie in dem Deutschen Sportfernsehen auch weiterhin ein Vollprogramm und keinen Spartenkanal sehen.

SISSI PITZER / INGRID SCHEITHAUER

Auf jeden Bewerber derzeit drei Lehrstellen Geburtenschwache Jahrgänge und Trend zum Studium / "Arbeitgeber suchen händeringend

"Für die Jugendlichen sieht es gut aus", beurteilt Berufsberater Volkmar Müller vom Frankfurter Arbeitsamt den Lehrstellenmarkt in diesem Jahr. Rein rechnerisch kommen auf jeden Bewerber drei Lehrstellen. Wenige Tage bevor an den Berufsschulen das neue Ausbildungsjahr beginnt, klagt Rudolf Mäusle von der Industrie und Handelskammer (IHK): "Die Arbeitgeber suchen händeringend." Nur Banken und Versicherungen haben noch keine Nachwuchsprobleme.

11 236 Ausbildungsstellen wurden vom Arbeitsamt registriert, aber nur 4521 Jugendliche, die eine wollen. Während die Zahl der Lehrstellen der vom Vorjahr entspricht, ging die Zahl der Bewerber noch einmal um 150 zurück. 1985 hatten sich noch 9537 junge Leute beim Arbeitsamt um einen Ausbildungsplatz beworben. Von da an machten sich die geburtenschwachen Jahrgänge bemerkbar, die Zahl der Schulabgänger ging um 40 Prozent zurück. Als zweiten Grund, warum die Lehrstellen so schwer zu besetzen sind, führt Berufsberater Müller die große Studierfreudigkeit an. Der "Run" der Abiturienten auf künstlerische und "grüne" Berufe sei vorbei. Selbst bei den Goldschmieden gebe es in diesem Jahr noch freie Stellen und bei den Tischlern, Gärtnern und Floristen sowieso.

"Inzwischen haben wir in den alten Bundesländern mehr Studenten als Lehrlinge", erklärt IHK-Sprecher Rudolf Mäusle. "Das hat zu großer Hektik geführt." Überall seien Überlegungen im Gang, wie man die jungen Leute für die Berufsausbildung zurückgewinnen könne. Arbeitskreise seien ins Leben gerufen worden, um Pläne zu entwickeln, wie sich Berufsausbildung und Studium koppeln lassen. Die Frankfurter Bank-Akademie sei ein Beispiel, wie es in Zukunft laufen könnte: Dort absolvieren die Probanden gleichzeitig ein Fachhochschulstudium und eine Bankkaufmannslehre.

Nach Mäusles Einschätzung werden in diesem Jahr bei den der IHK angeschlossenen Betrieben noch mehr Ausbildungsplätze leer bleiben als im Vorjahr. Für den kaufmännischen Bereich prognostiziert er einen Rückgang von drei Prozent, für den gewerblich-technischen sogar von sechs Prozent. Damit, so glaubt Mäusle, sei dann aber auch die Talsohle erreicht. "Das Traurige ist, daß nach der Talsohle kein Aufschwung kommen wird. Die geburtenschwachen Jahrgänge verfolgen uns geradezu."

Obwohl auch das Handwerk "nach wie vor Nachwuchssorgen hat", will der Pressereferent der Handwerkskammer Rhein- Main, Karl Klumpp, nicht klagen: "Der Rückgang an Lehrlingen, den wir in den vergangenen Jahren hatten, scheint gebremst", sagt Klumpp und spricht von "Stabilisierung".

Dabei gelingt es offenbar, mehr und mehr ausländische Jugendliche für das Handwerk zu begeistern. Binnen Jahresfrist kletterte ihr Anteil unter den Auszubildenden von 23,6 auf 26,3 Prozent. Mit dem Einzug der Elektronik, der Verlagerung von der Hand- zur Kopfarbeit, wird das Handwerk auch für die Mädchen attraktiver, meint Klumpp.

Die klassischen "Blaumannberufe" werden aber auch bei den Jungs immer unbeliebter. Der Trend gehe eindeutig zu den kaufmännischen Berufen, bestätigt Berufsberater Müller. Insgesamt 1536 Lehrstellen hat das Arbeitsamt noch im Angebot. Müller geht davon aus, daß einige noch besetzt werden. "Wir rechnen noch mit Jugendlichen, die erst jetzt aufwachen." ft

"Bauernschaft soll in die Politik gehen"

WETTERAUKREIS. Der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Wetterau, Heinz Christian Bär, hat die Bäuerinnen und Bauern des Kreises aufgefordert, sich den politischen Parteien für die kommunalpolische Arbeit zur Verfügung zu stellen. In den Parlamenten "bietet sich die Möglichkeit, den gesellschaftlichen Stellenwert einer gut funktionierenden Landwirtschaft für die Allgemeinheit in die politische Beratungen einzubringen", so Bär. ieb

Kurze

Ordenewitz erlitt Jochbeinbruch Frank Ordenewitz vom 1. FC Köln hat im Trainingslager in Seefeld einen Jochbeinbruch erlitten und fällt damit wahrscheinlich für den Saisonstart aus. Der Stürmer zog sich die Verletzung bei einem Zusammenprall mit Andrzej Rudy zu. Hockenheim investiert Das bislang teuerste Formel-1-Rennen in der deutschen Grand-Prix-Geschichte seit dem Beginn im Jahre 1951 erlebt am Sonntag die 40. Auflage des Großen Preises von Deutschland auf dem Hockenheimring. Insgesamt wurden seit dem vergangenen Jahr 8,43 Millionen Mark für Umbauten und Modernisierung investiert.Thoms in zweiter Runde Arne Thoms aus Hannover hat beim mit 1,2 Millionen Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix in Toronto die zweite Runde erreicht. Der 21jährige besiegte in seinem Auftaktmatch den Brasilianer Francisco Roese 7:6 (11:9), 6:1. Ausgeschieden ist der Leverkusener Alexander Mronz, der dem Amerikaner Todd Witsken 6:4, 4:6, 0:6 unterlag. Zuvor hatte bereits der Bamberger Patrik Kühnen durch einen 7:6 (7:4), 6:3-Erfolg über Martin Damm aus der CSFR die nächste Runde erreicht.

Mit den Bürgern über Probleme reden

DIETZENBACH. Die Liste "Bürger für Dietzenbach - Freie Wählergemeinschaft" (BfD-FWG) lädt für Donnerstag, 30. Juli, um 20 Uhr in das Göpferthaus (Nordweststraße) ein. Informiert und diskutiert werden soll unter anderem über die Themen Verkehr, Ortskernsanierung und Finanzen. aim

Jugendbegegnung wird mit Wasser aufgefrischt

GLASHÜTTEN. Wasser ist das Thema, mit dem sich Jugendliche aus Glashütten und der französischen Partnerstadt Caromb beschäftigen: 14 Tage haben die Jugendlichen aus dem Taunus in Südfrankreich mit ihren Freunden darüber diskutiert; ab heutigem Donnerstag geht es im Taunus weiter.

Die Gäste erwartet eine Führung zu einem Wasserhochbehälter, ein Besuch im Quellenpark Bad Soden und viel Ferienabwechslung.

Am 31. Juli findet eine Abschiedsparty statt. s

Wieder Workshop: Bücher selbst gemacht

OFFENBACH. Weil das Echo auf das erste "Kunstseminar" unter dem Motto "Wir basteln uns selbst ein Reisetagebuch" im Klingspor-Museum, Herrnstraße, ein so großer Erfolg war, bietet die Museumspädagogin Sibylle Patzig einen neuen Workskop zum Büchermachen an: am Sonntag, 23. August. Junge und ältere Interessenten sollen sich bis 14. August anmelden, Telefon 8065-2954 und 8065-2164. Der Kursus kostet zehn Mark für Erwachsene und fünf Mark für Kinder. Mitzubringen sind Souvenirs und Prospekte aus dem Urlaub, ein ausrangiertes Buch, Schere, Pinsel, Kleber und Farben. lz

BRUCHKÖBEL. Die Roßdorfer waren entsetzt über ein Sommerloch besonderen Ausmaßes: Dort wo ihr altehrwürdiger Brunnen stand, klaffte auf einmal nur ein abgründiger Schlund, der mit schwächlichen Absperrungen versehen war. Das Sandsteingebilde selbst war verschwunden. Schon wurden Fragen laut, ob denn das Denkmal endgültig abgerissen worden sei, da erschienen am Montag die Handwerker einer Spezialfirma, die dem Gemäuer über zwei Wochen hinweg neuen Schliff und Halt verpaßt hatten. Seitdem steht der Brunnen festgemauert wieder auf seinem angestammten Platz.

Wie die Bruchköbeler Bauverwaltung dazu mitteilte, war die Standfestigkeit des alten Brunnens in der jüngsten Vergangenheit arg erschüttert. "Der war so schief, daß er bald umgefallen wäre", erläuterte der zuständige Sachbearbeiter der FR. Ursache dafür war, daß sich die Fundamente nach der Sanierung vor einigen Jahren wiederum gesenkt haben. Sie wurden jetzt verstärkt und mit Sandstein verblendet.

Eigentlich war der Brunnen, obwohl noch funktionsfähig und mit einem Wasserstand von etwa zwei Metern über dem Grund, in letzter Zeit nur noch ein Zierobjekt. Die Verwaltung überlegt jetzt aber, ob sie ihn wieder in Betrieb nehmen sollte. Angesichts der Wasserknappheit im Hessenland ist das ein überlegenswerter Gedanke. Das Brunnenwasser könnte zumindest zum Blumen- oder Rasengießen verwendet werden. hein

"Die desolate Finanzsituation sei nicht neu. Hierfür trage Landrat Gnadl voll die Verantwortung." Der Ex-Landrat und FWG- Kreisvorsitzende Helmut Münch laut einer Pressemitteilung des FWG-Kreisverbandes.

"Durch den Wegfall des Solidaritätsbeitrages bei den jetzigen Lohn- und Gehaltszahlungen erhofft sich Horst Hubert Moritz, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, eine Konsumbelebung, die sicherlich bereits diesem Saisonschlußverkauf zugute kommt." Aus einer Pressemitteilung des Einzelhandelsverbandes Wetterau.Baker in Israel "Endlich Tacheles geredet"

"Achtet auf das Wort ,Einfrieren'", warnte die syrische Zeitung Al-Baath in einem Kommentar zur Regierungserklärung Rabins: "Das heißt, daß Israel, nachdem es die Kredite erhalten hat, weiter Siedlungen bauen könnte, sogar in größerem Umfang als zuvor." Solche Äußerungen sollten "die arabische und internationale Öffentlichkeit in die Irre führen".

Doch Damaskus schien die "internationale Öffentlichkeit" zu unterschätzen. Zumindest US-Außenminister James Baker ließ sich bei seinem Israel-Besuch nicht- Von Armin Wertz (Jerusalem) durch schöne Worte hinters Licht führen. Härter als erwartet insistierte der Amerikaner auf der US-Forderung nach einem Baustopp Israels in den besetzten Gebieten. Einzig die Fertigstellung von Häusern in fortgeschrittenem Baustadium und Siedlungstätigkeit in Ost-Jerusalem akzeptierte Baker mit Einschränkungen.

Im Gegenzug will Washington die seit einem Jahr eingefrorenen Kreditgarantien in Höhe von mindestens zehn Milliarden Dollar demnächst bereitstellen. "Ich denke, daß uns die Beträge Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres zur Verfügung stehen", freute sich Israels Finanzminister Avraham Schohat, dessen Budget besonders unter den Kosten leidet, die ihm die vorige Regierung in ihrer Bauwut hinterlassen hat. Rund 24 000 Appartements in den besetzten Gebieten sind unverkäuflich, weil niemand dort einziehen will. Die Verträge der Baufirmen sehen jedoch vor, daß die Regierung als Käufer einspringt, wenn keine privaten Abnehmer zu finden sind. Das könnte die Regierung allein in diesem Jahr vier Milliarden Schekel kosten (über 1,6 Milliarden Dollar). Gleichzeitig soll Schohat Mittel bereitstellen, um die Regierung aus Verträgen mit Baufirmen freizukaufen. Dennoch freute sich Außenminister Schimon Peres, daß "endlich Tacheles geredet" wird. Auch die Palästinenser, die bislang jede Siedlungstätigkeit als Grund betrachtet haben, den Friedensprozeß platzen zu lassen, zeigten widerstrebend Flexibilität. "Wir haben nicht gesagt, daß wir, noch ehe die Verhandlungen beginnen, einen vollständigen Baustopp verlangen", lenkte Palästinensersprecherin Hanan Aschrawi ein. Auch die Kreditgarantien sind kein absolutes Tabu mehr. "Wenn die USA verhindern können, daß diese Mittel in die Siedlungen fließen, dann wird das mindestens ihre Glaubwürdigkeit erhalten", deutete Aschrawi Kompromißbereitschaft an. Dafür hat Baker gesorgt. Die USA und Israel wollen eine gemeinsame Kommission einrichten, die überwachen soll, daß die an die Kreditgarantien geknüpften Bedingungen eingehalten werden.

Zwar forderten die Palästinenser in einem Memorandum, das sie Baker überreichten, noch "die Entlassung aller politischen Gefangenen, die Aufhebung der Zensur, die vollständige Einstellung der Folter sowie ein Ende der summarischen Hinrichtungen". Doch nachdem Baker gekontert hatte, die Palästinenser sollten nicht nur ständig "Prinzipien" wiederholen, sondern endlich "praktische Vorschläge" machen, sagten seine arabischen Gesprächspartner zu, vertrauensbildende Maßnahmen der Israelis mit entsprechenden Gesten ihrerseits zu beantworten. "Wir können die Intifada nicht unterbinden. Aber wir können das Steinewerfen stoppen", versprach Palästinenserführer Faisal Husseini in einem Interview mit dem Jerusalem Report.

Kurz vor seinem erwarteten Wechsel ins Weiße Haus, wo er als Stabschef George Bushs dahindümpelnde Wahlkampagne auf Erfolgskurs bringen soll, will Baker seinem vermutlichen Nachfolger Lawrence Eagleburger offenbar ein israelisch-amerikanisches Abkommen zur Siedlungspolitik und der Kreditvergabe hinterlassen, das "auch den palästinensischen Vorstellungen entgegenkommt", wie ein Beamter aus Bakers Mannschaft andeutete. Dies könnte zugleich Bakers erster Erfolg im neuen Job sein; denn eine Einigung würde Bush sicherlich Sympathien unter den zwei Millionen jüdischen US-Wählern einbringen.

Polizeibeamter erwischte flüchtenden Autoknacker

OFFENBACH. Nach einem kurzen Spurt erwischte ein Polizeibeamter in der Nacht zum Dienstag einen flüchtenden Autoknacker und nahm ihn vorläufig fest. Der Täter, der sich zusammen mit einem Komplizen in der Eginhardstraße an einem geparkten Auto zu schaffen gemacht hatte, erwies sich als 13jähriger Schüler aus Offenbach.

Der Junge zeigte sich geständnisfreudig und gab an, mit dem ihm namentlich nicht bekannten Mann zwei Personenwagen aufgebrochen zu haben. Auf der Flucht vor den Beamten hatte das Duo unter anderem ein Radio weggeworfen. hf

Motiv für Schüsse in Heddernheim unklar

Ein 27 Jahre alter Mann aus dem ehemaligen Jugoslawien ist in der Nacht zum Dienstag gegen 2.20 Uhr in Heddernheim von einem unbekannten Täter angeschossen und schwer verletzt worden. Mit einem Bauchschuß wurde der 27jährige in ein Krankenhaus gebracht und operiert.

Der Angeschossene schwebt nicht mehr in Lebensgefahr. Von dem Täter fehlt jede Spur. Auch der Hintergrund des Anschlags ist noch unklar.

Wie Polizeisprecher Manfred Feist gestern mitteilte, hatten mehrere Heddernheimer das zuständige 14. Polizeirevier angerufen und berichtet, an der Ecke Nistergasse/Heddernheimer Landstraße seien mehrere Schüsse gefallen.

Als eine Polizeistreife dort eintraf, fanden sie den Schwerverletzten blutend auf dem Pflaster liegen. Der Mann, der in Frankfurt lebt, mußte notoperiert werden. Er war bislang noch nicht vernehmungsfähig.

Am Tatort fanden die Beamten vier Patronenhülsen. Es haben sich noch keine Zeugen gemeldet.

Beitrittswillig

DRESDEN, 21. Juli (AP). Peter Porsch, Landesvorsitzender der PDS in Sachsen, möchte ins Kabinett von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) aufgenommen werden. Porsch schrieb an Biedenkopf mit Bezug auf dessen Äußerung zu den neuen "Komitees für Gerechtigkeit": Biedenkopf hatte erklärt, es gebe in Sachsen bereits ein solches Komitee, nämlich seine Regierung. Porsch, der auch PDS-Fraktionsvorsitzender im Landtag ist, teilte mit, er wolle in dieser Ostsammlungsbewegung mitarbeiten und ersuche daher um Aufnahme in die Regierung, auch um "Komitee-Gründer" Biedenkopf zu entlasten.

Kurze 2

Volleyballer gegen Brasilien chancenlos Einen Tag nach dem 3:2-Sieg unterlagen die deutschen Volleyball-Männer im zweiten Länderspiel gegen Brasilien 1:3 (15:7, 3:15, 8:15, 11:15). Die Mannschaft von Bundestrainer Igor Prielozny, die sich nicht für die Olympischen Spiele in Barcelona qualifiziert hatte, konnte am Montag abend vor 1400 Zuschauern im saarländischen Völklingen mit den Südamerikanern nur im ersten Satz mithalten. Baisse für Erstdivisionär FC Millwall Der englische Fußball-Erstdivisionär FC Millwall, der von einer GmbH in eine öffentliche Aktiengesellschaft umgewandelt worden ist, erlitt an der Börse große Verluste. Die vor drei Jahren zum Preis von 20 Pence (60 Pfennig) verkauften Aktien werden zur Zeit für nur zwei Pence (sechs Pfennig) gehandelt. Der Fußballverein ist derzeit 2,6 Millionen Pfund (etwa 7,8 Millionen Mark) wert. Mehrkampfduell mit GUS Parallel zur Olympia-Eröffnung bestreitet am Wochenende eine B-Auswahl des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) einen Mehrkampf-Vergleich in St. Gallen. Interessantester Gegner ist dabei die GUS. Neben Gastgeber Schweiz sind auch Teams aus Großbritannien und Frankreich am Start.

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 21. Juli (FR). Wechselnde und einzelne Schauer sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 21 und 26 Grad. Weitere Aussichten: von Westen her zunehmend sonnig und niederschlagsfrei, wärmer.

(Siehe auch Lokalteil)

Neues Gerät bläst mehr Luft ins Abwasser

DIETZENBACH. Um den Geruch zu vermindern und die Schmutzfracht später besser reinigen zu können, soll die erste Biostufe der Kläranlage laut Beschluß des Magistrates ein neues Gebläse erhalten. Kosten: 26 000 Mark. Eines der vier Gebläse war defekt, so daß ein neues Gerät gekauft werden mußte. Das kann mit einer besseren Technik sogar mehr Luft in die Abwasser blasen. aim

Kurze 3

Wohlfarth unters Messer Torjäger Roland Wohlfarth von Bayern München hat sich in Zürich einem arthroskopischen Eingriff am Knie unterziehen müssen. Am Montag hatte eine Diagnose von Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt eine Beschädigung des linken hinteren Außenmeniskus ergeben.

Bei Brandts Besuch mimte die Stasi das Volk

Mit aller zu Gebote stehenden Akribie hat das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) 1985 tagelang den anderthalbstündigen Besuch des damaligen SPD-Vorsitzenden Willy Brandt im Museum für Deutsche Geschichte (MfG) in Ost-Berlin vorbereitet. Dies belegen Unterlagen aus den Stasi-Archiven, die jetzt von Mitarbeitern der Berliner Gauck-Behörde gefunden wurden. Sie zeigen, so Behörden-Sprecher David Gill, "welcher Aufwand betrieben wurde, um spontane Kontakte zwischen DDR-Bürgern und westdeutschen Politikern von vornherein auszuschließen".

Neben dem Wohle Brandts hatte das MfS dabei in erster Linie das Wohl und Ansehen des Arbeiter- und Mauernstaates im Kopf. So wurde vier Tage vor dem Besuch die "Sicherungskonzeption" mit den Zielen erarbeitet: "Verhinderung des Wirksamwerdens feindlich-negativer Kräfte mit demonstrativ-provokatorischen oder anderen spektakulären Handlungen" und "Verhinderung unerwünschter Sympathiekundgebungen gegenüber dem Gast". 15 Jahre zuvor hatte Brandt, damals Bundeskanzler, in Erfurt Begeisterung ausgelöst, die den SED-Staat peinlich berührt hatten.

Um so etwas auszuschließen, war der Stasi kein Aufwand zu groß. Brandts Rundgang durch das Museum (16.25 Uhr bis ca. 18 Uhr) wurde nicht nur "durch den gedeckten Einsatz von 20 operativen Mitarbeitern an neuralgischen Punkten des Objekts" überwacht, 80 MfS-MitarbeiterInnen mimten die scheinbar historisch interessierten Besucher. Der DDR-Otto-Normalbürger hatte keine Chance, "Willy" zu sehen. Ab 13 Uhr wurden Besucher des Museums am Haupteingang "freundlich abgewiesen, wenn erforderlich mit der Begründung, daß durch zahlreiche Besuchergruppen die Ausstellung gefüllt ist". Im Museum selbst komplettierten ein Elektriker, ein Beauftragter des Museums für Ordnung und Sicherheit sowie ein "Brandschutzverantwortlicher" das Statisten-Team. Sie sollten für "eventuelle Havariefälle abrufbereit zur Verfügung stehen".

Die "Normalität" sollte inszeniert werden. Bei einer Beratung in größerem Kreis hatte der Protokollchef des DDR-Außenministeriums, Franz Jasnowski, mit Blick auf den teilnehmenden Journalisten-Troß noch die Marschroute ausgegeben: "Für alle Beteiligten soll der Eindruck entstehen, daß der Brandt-Besuch im MfG im Rahmen des ganz normalen Ausstellungsgeschehens abläuft."

AXEL VORNBÄUMEN (Berlin)

Aufmerksame Nachbarin alarmierte die Polizei

OFFENBACH. Eine aufmerksame Nachbarin brachte die Polizei in der Nacht zum Dienstag auf die Spur zweier junger Männer, die in der Frankfurter Straße das Schaufenster eines Fotogeschäftes eingeschlagen hatten. Beim Ausräumen der Auslage wurden die beiden von den Beamten überrascht, die das Duo nach kurzer Verfolgung an der Kreuzung Frankfurter Straße / Aliceplatz dingfest machten.

Bei den Tätern handelte es sich um zwei Offenbacher im Alter von 14 und 18 Jahren. Die Zeugin erkannte die Jugendlichen mit Sicherheit wieder. hf

Namen + Notizen

WILHELM PLÖCKER, Ehrenbürger, Stadtältester und einer der Gründer des Burgvereins von Eppstein, ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Der Architekt war seit Kriegsende im Auftrag der Stadt für die Erhaltung der Burg zuständig.

In einem Nachruf würdigte Stadtarchivar Dr. Bertold Picard Plöcker als einen Mann, der die Burg gehegt habe, als sei sie seine eigene gewesen. Er trug dazu bei, daß der Verein für die Restaurierung fast 300 000 Mark aufbrachte, unterstützte die Sanierungspläne der Stadt und trat bei unvorhersehbaren Komplikationen sogar selbst in Vorlage. Plöcker sei nicht nur stets bereit gewesen, kräftig mit anzupacken, sondern habe es auch verstanden, andere für die große Aufgabe zu begeistern.

Nachrichten-Börse

Bonn hilft Ost-Bauern durch Vorschuß Die Bundesregierung will die dürregeschädigten Landwirtschaftsbetriebe in den neuen Ländern durch eine sofortige Abschlagszahlung auf die im zweiten Halbjahr fälligen Anpassungshilfen unterstützen. Laut Agrarministerium sollen 312 Millionen der insgesamt 390 Millionen Mark ausgezahlt werden, wobei die sonst übliche Zweckbindung entfalle. Weitere 210 Millionen sollen die betroffenen Bauern aus Landesmitteln erhalten. Inflation in Ex-DDR über 14 Prozent Die Teuerungsrate in Ostdeutschland ist auch im Juni über der 14-Prozent-Marke geblieben. Die Haushalte mußten für ihren Lebensunterhalt 14,1 Prozent mehr aufwenden als vor einem Jahr. Im Mai waren die Preise um 14,2 Prozent gestiegen. Der entscheidende Sprengsatz ist nach wie vor der Anstieg der Mieten. Sie verteuerten sich binnen Jahresfrist um 259 Prozent. Preiskampf um russische Ernte In Rußland droht ein Streit über die Preise für die diesjährige Getreideernte. Laut Agentur TASS warten die Kolchosen mit der Lieferung, weil sie mit dem garantierten Abnahmepreis von durchschnittlich 8000 Rubel (knapp 90 Mark) pro Tonne Getreide nicht einverstanden seien. Nach Angaben des russischen Finanzministeriums wird aber schon der gegenwärtige Brotpreis von rund zehn Rubel pro Laib erheblich subventioniert. Derweil reduzierte das Landwirtschaftsministerium seine Ernteschätzung von 110 auf nur noch 96 Millionen Tonnen Getreide. Ursachen seien Treibstoffmangel und Dürre in einigen Gebieten. Spanien erhöht Mehrwertsteuer Die spanische Regierung will die Mehrwertsteuer von 13 auf 15 Prozent erhöhen. Damit soll das Haushaltsdefizit verringert werden. Fusionswelle in USA Die Zusammenschlüsse und Übernahmen von Firmen in den USA haben im zweiten Quartal 1992 drastisch zugenommen. Das US-Brokerhaus Merrill Lynch ermittelte für diesen Zeitraum 716 Fusionen, 44 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Wert dieser Transaktionen stieg um ein Drittel auf 23,6 Milliarden Dollar. Allein 77 Fälle betrafen Banken und Versicherungen. Gestiegen sind binnen Jahresfrist auch die Preise für Übernahme-Kandidaten - im Schnitt vom 16fachen des Jahresgewinns auf das 22fache.

Der größte Zuzug kommt aus "Jugoslawien"

OFFENBACH. Am 31. März 1992 hatte Offenbach 115 893 Einwohner. Die aktuellste Statistik des Amtes für Öffentlichkeitsarbeit und Wahlen registriert 87 880 Personen mit deutschem und 28 013 mit ausländischem Paß.

Weil die Tendenz anhält, daß mehr Deutsche sterben oder wegziehen (Gestorbenenverlust 334 und Wanderungsverlust 197 Personen) als Ausländer, beträgt der Ausländeranteil jetzt 24,2 Prozent. Bei 844 Wegzügen und 1417 Zuzügen, bei 99 Geburten und 12 Sterbefällen ergibt sich bei den ausländischen Einwohnern ein Bevölkerungszuwachs von 660 Personen.

Das größte Kontingent der ausländischen Bürger kommt mit 5050 Personen oder 18 Prozent aus "Jugoslawien". Vom Balkan zogen seit Jahresanfang allein 692 Personen zu. Zweitstärkste Gruppe sind die Türken mit 16,3 Prozent (4553 Personen). Es folgen die Italiener mit 14,5 Prozent (4051), Griechen 12,6 (3534), Marokkaner 6,9 (1943) und Polen 4, (114).

Jeweils um die zwei Prozent stammen aus Portugal, Spanien, Rumänien, Iran, Pakistan, Oesterreich und Israel. 13,7 Prozent oder 3 830 der Ausländer sind "Sonstige" aus über hundert Ländern. lz

Häftling auf Urlaub terrorisierte Frau

SCHLÜCHTERN. Während seines viertägigen Hafturlaubs hat ein 29jähriger am Montag abend eine 46jährige Frau terrorisiert und unsittlich belästigt, meldet die Kriminalpolizei. Als der aus Nordhessen stammende Mann danach ein Auto knacken wollte, wurde er von mehreren Zeugen überwältigt.

Laut Kripo war der Häftling aus der Justizvollzugsanstalt Kassel gegen 20.40 Uhr durch die offene Terassentür in das Haus der Frau eingedrungen. Zunächst habe er ihr ein Stück Kuchen angeboten und erklärt, sie müsse ihm helfen, da er von der Polizei gesucht werde. Danach verlangte er die Autoschlüssel. Schließlich kam es zu einer Auseinandersetzung, bei der er der 46jährigen die Kleider vom Leib riß und sie zu vergewaltigen versuchte. Als die Frau heftige Gegenwehr leistete, flüchtete der 29jährige.

Kurze Zeit danach versuchte der Hafturlauber, einen Mann aus seinem Auto zu ziehen. Minuten später wurde er dann von mehreren Besuchern einer Gaststätte überwältigt, die beobachtet hatten, wie er sich an einem anderen Wagen zu schaffen machte. Über die Motive liegen der Polizei keine Erkenntnisse vor. jan

Totschlagsprozeß wird für das Gericht zur Farce Zeugen relativieren und verharmlosen ihre Aussagen Von Wolfgang Heininger HANAU. Weil die Zeugen ihre Aussagen relativierten oder sich in Widersprüche verwickelten, andere erst gar nicht auffindbar waren, fällt der Prozeß gegen den 29 Jahre alten Jugoslawen Danilo R. vor der Ersten Großen Strafkammer des Hanauer Landgerichts mehr und mehr in sich zusammen. Danilo R. ist unter anderem des versuchten Totschlags angeklagt. Selbst Staatsanwalt Günter Otto mußte nach dem zweiten Verhandlungstag einräumen, daß die schwerwiegendsten Anschuldigungen wohl kaum noch untermauert werden können. So scheint der Vorwurf des versuchten Totschlags und der schweren Körperverletzung nicht mehr haltbar. "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich." Unter dieser Volksweisheit könnte man die Vorgänge der vergangenen Jahre aus dem Rotlichtmilieu in Hanau und Erlensee subsumieren. Hatte die Staatsanwalt zunächst noch zehn Anklagepunkte zusammengetragen - neben den beiden genannten wurde Danilo R. außerdem des unerlaubten Waffenbesitzes und der Benutzung, der Erpressung und Bedrohung beschuldigt -, so relativierten die Zeugen, die zur selben Szene gehören, frühere vor der Polizei gemachte Angaben. Sichtlich ungehalten ermahnte der Vorsitzende Richter Heinz Frese mehrfach, sich an die Wahrheit zu halten oder sich nicht hinter angeblichen Erinnerungslücken zu verschanzen. Doch auch mit sarkastischen Anmerkungen gelang es ihm nicht, Bewegung in die zähe Verhandlung zu bringen. So behauptete Jutta K., die von anderen Zeugen benannt worden war, bei Zusammenkünften mit dem Angeklagten nicht dabeigewesen zu sein.

Der Rausschmeißer der Nachtbar "Club Cherie", der sich selbst als Geschäftsführer bezeichnete und in die Geschehnisse verwickelt war, gab sich als Unschuldslamm, der noch nie einen Baseballschläger oder eine Feuerwaffe in der Hand gehabt habe. Schließlich, so der Pakistani, habe er Familie. Der bullige Mann betonte aber, er habe vor dem schmächtigen Jugoslawen eine Heidenangst gehabt. "Diesen Eindruck machen Sie auf mich jedenfalls nicht", konnte sich Richter Frese eines Kommentars zu dieser Aussage nicht verkneifen.

Hintergrund der Vorfälle ist offenbar, daß Danilo R. im Hanauer Drogen- und Rotlichtmilieu Fuß fassen wollte. Dies gelang ihm aber nicht wie beabsichtigt. Hausverbote im "Club Cherie" und im Erlenseer "Ballerina Club" kratzten an seinem Image. Fortan soll er den Besitzern und Angestellten mit Erschießen und Hausanzünden gedroht und mehrfach in die Luft geschossen haben.

Doch über vage Aussagen hinaus kann die Staatsanwaltschaft diese Vorwürfe kaum belegen. Was helfen da beispielweise frühere Aussagen bei der Polizei, wenn eine Zeugin inzwischen versichert, sie habe die Bedrohungen gar nicht ernst genommen. Man habe sich eben gestritten. Der Angeklagte sei angetrunken gewesen, und sie selbst sei bei ihrer Wortwahl auch kein Kind von Traurigkeit. "Sie haben sich also ganz nett unterhalten", fragte Richter Frese entsprechend verärgert.

Noch ein weiteres Mal platzte dem sonst so geduldigen Vorsitzenden der Kragen, als ein weiterer Zeuge seelenruhig berichtete, wie ihm der Angeklagte 1000 Mark abgeknöpft habe. Des Richters Reaktion auf die entsprechende Schilderung von Jürgen S.: "Das war also richtig zum Lachen, die Geschichte?" Immerhin gewann die Kammer bei den Aussagen des Wirtes ein paar tiefere Einblicke in das Erwerbsleben des berufslosen Jugoslawen. Jürgen S. ließ nämlich durchblikken, daß eines "seiner Mädchen" dem Angeklagten 300 Mark täglich zahlen sollte, sonst dürfe sie im Club "Bel Ami" nicht länger "arbeiten". Zuhälterei nennt man das in Fachkreisen.

Um Ärger mit Danilo R. zu vermeiden, der sowohl ihn als auch das Mädchen, eine Brasilianerin, bedroht habe, habe er ihm 2000 Mark versprochen, berichtete der Wirt. Da die Frau aus Angst vor körperlicher Mißhandlung zurück nach Südamerika floh, habe es der Jugoslawe schließlich bei der Zahlung von 1000 Mark bewenden lassen.

Der Prozeß wird fortgesetzt.

Im Blickpunkt: "U 18"-Nationalmannschaft Schwarze Zukunft?

Der Fußball ist der Deutschen liebster Sport, wohl auch oder vielleicht sogar vor allem wegen der regelmäßigen Erfolge der Auswahlmannschaften und Vereine auf internationaler Ebene. Kaum streifen die Kicker das Nationaltrikot über und treten unter der schwarz-rot-goldenen Flagge gegen den Ball, potenziert sich das öffentliche Interesse selbst bei Jugendmannschaften. Die hatten zuletzt mit den "echten" Nationalspielern scheinbar eine Art Abkommen der besseren Unterscheidbarkeit wegen getroffen. Während die jungen attraktiv, aber mäßig erfolgreich agierten, wählten die älteren häufig die Variante unattraktiv, aber sehr erfolgreich. Damit scheint es nun vorbei.

Zunächst verabschiedete sich die Olympia-Auswahl der Jungprofis "U 23" bereits in der Qualifikation für Barcelona, nun unterlag die "U 18" bei der Europameisterschaft im eigenen Land den Portugiesen gleich mit 0:4 Toren. Und kaum war das Spiel abgepfiffen, erhoben sich die mahnenden Stimmen, die die fußballerische Zukunft Deutschlands schwarz in schwarz malten. Denn immerhin seien die jüngeren Auswahlmannschaften die "fußballerische Elite" von morgen.

Das mit der "Elite" mag vielleicht stimmen, und manches auch mag im Bereich Jugendfußball im argen liegen, die Hochrechnungen aber taugen einfach nicht zur Beschreibung des Fußballs von morgen. Denn nicht der künftige Zustand des Sports spiegelt sich im Jugendbereich, sondern der heutige, vielleicht sogar auch nur der gestrige. Ein Beispiel für diese Behauptung ist die völlig veraltete, offensive Spielanlage der Junioren in den vergangenen Jahren, die keineswegs wegweisend für die Spielanlage der Senioren war, die immer noch das kontrollierte Spiel aus der sicheren Deckung pflegen.

Auch das Wort der "Eliten von morgen" beschreibt die fußballerische Wirklichkeit nur unvollkommen. Die "echten" Weltmeister Illgner und Kohler beispielsweise kickten in mäßig erfolgreichen Junioren-Nationalmannschaften, während die Spieler des bisher erfolgreichsten "U 18"-Teams, Welt- und Europameister 1981 unter Dietrich Weise, zum großen Teil in der Versenkung verschwanden. Eigentlich müßten sie jetzt, elf Jahre später, alle im besten Fußballeralter stehen, aber Vollborn, Zorc, Wohlfarth und Falkenmayer sind die einzigen heute noch aktiven, überdurchschnittlichen Spieler dieser Mannschaft. Über einige wenige Einsätze im "echten" Nationaldreß kam bisher keiner der vier hinaus.

Etwas darf auch nicht vergessen werden: Mit den Jahrgangs-Teams ist es wie mit dem Wein, da gibt es bessere und schlechtere Jahre. ARND FESTERLING

Im Blickpunkt: Balkanpolitik der EG Kurswechsel begonnen

Die zwölf Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) sind dabei, ihre seit mehr als einem Jahr unternommenen Friedensbemühungen im einstigen Jugoslawien auf die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und die Vereinten Nationen (UN) abzuschieben. Das geht aus der jüngsten Erklärung "zu Jugoslawien" hervor, die die zwölf EG-Außenminister am Montagabend verabschiedeten. Ein militärisches Eingreifen, das noch in der EG-Gipfelerklärung von Lissabon vor vier Wochen "nicht ausgeschlossen" wurde, wird in dem Außenministerpapier nicht mehr erwähnt, obgleich mehrere EG-Partner vor Beginn der Beratungen am Montag den militärischen Schutz von sogenannten humanitären Landkorridoren zur belagerten bosnischen Hauptstadt Sarajewo als erwägenswert bezeichnet hatten. In der Abschlußerklärung bekräftigten die Minister zwar noch "ihr volles Engagement" für die von dem Briten Lord Carrington geleitete Friedenskonferenz. Sie "bevorzugen" aber enge Konsultationen zwischen der EG-Konferenz, der KSZE (52 Staaten Europas, Nordamerikas und der Ex-Sowjetunion) und UN "zur Unterstützung der fortdauernden Bemühungen der internationalen Gemeinschaft in der jugoslawischen Krise". Die Konsultationen, so heißt es, könnten "zur Erweiterung und Intensivierung dieser Konferenz" führen.

Damit hat sich nach Ansicht von Beobachtern die von Paris schon auf dem Münchner Weltwirtschaftsgipfel vertretene Absicht mit Hilfe der britischen EG-Präsidentschaft im Kreis der zwölf durchgesetzt, die erste "Führungsaufgabe" der EG bei der Bewältigung eines Krisenherdes in Europa an andere internationale Gremien abzugeben. Dem Vernehmen nach wird in Paris nicht nur an eine Beteiligung von Nachbarstaaten Jugoslawiens, sondern auch von ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates gedacht. Da Frankreich und Großbritannien neben den USA, Rußland und China zu diesen ständigen Mitgliedern gehören, würde der bisher in der EG wichtige Einfluß Italiens und Deutschlands in der Balkankrise verringert oder ausgeschaltet.

Andererseits gilt es als fraglich, ob Washington vor den Kongreß- und Präsidentschaftswahlen am 3. November eine Mitverantwortung für Friedensstiftung im ehemaligen Tito- Reich übernehmen will, während für Rußlands Präsident Boris Jelzin eine international bestätigte "Großmachtrolle" willkommen sein könnte.

Bonn hatte in der Ägide des vorigen Bundesaußenministers Hans-Dietrich Genscher (FDP) vor allem mit der im Dezember durchgesetzten Anerkennung Sloweniens und Kroatiens die Auflösung des jugoslawischen Staatsverbandes ohne Rücksicht auf das multi-ethnische Folgeproblem Bosnien-Herzegowinas vorangetrieben. Jetzt lehnten einige EG-Partner aber die Vorstellungen des Genscher-Nachfolgers Klaus Kinkel (FDP) ab, für Flüchtlinge aus Bosnien "Aufnahmequoten" der Gemeinschaftsländer zu beschließen. Lediglich eine zusätzliche EG-Finanzhilfe von 240 Millionen Mark für die "ortsnahe" Unterbringung und Verpflegung der Flüchtlinge in Bosnien und Kroatien wurde zu Wochenbeginn von den EG-Außenministern gebilligt.

Die Einrichtung "humanitärer Korridore" für die Notstandsgebiete in Bosnien-Herzegowina wird in einem Appell an die streitenden Kampfhähne in der Zwölfererklärung erwähnt. Von einem militärischen Schutz dieser Korridore aber ist nicht mehr die Rede. ERICH HAUSER (Brüssel)

Drei morsche Eichen werden gefällt

DREIEICH. Drei Eichen müssen an der Buchschlager Allee gefällt werden. Denn sie weisen solch erhebliche Schäden auf, daß die Stadt eine Sanierung ausschließt. Sie sind morsch an Stammfuß und Rinde. Die Bäume sind auch noch zusätzlich von Borkenkäfern beziehungsweise ihren Larven befallen. Die Eichen stehen zwischen den Hausnummern 17 und 19.

Die Stadt teilt mit, daß sie aus Gründen der Verkehrssicherheit umgehend gefällt werden müssen. Im Frühjahr 1993 sollen dann standortgerechte Gehölze wie Hasel, Weißbuche oder Feldahorn gepflanzt werden. dok

Zwei Autos gerammt: 38 000 Mark Schaden

SINDLINGEN. Auf 38 000 Mark schätzt die Polizei den Schaden, der bei einem Unfall am Montag auf der Sindlinger Bahnstraße entstand. Ein 75 Jahre alter Mann, der mit seinem Auto vom Kreisel aus in Richtung Zeilsheim fuhr, kam aus unbekannter Ursache von der Fahrbahn ab. Am Straßenrand rammte er gegen 22.45 Uhr zwei geparkte Wagen und krachte gegen eine Laterne. Verletzt hat sich der Mann dabei nicht. tos

Deutsch bei der Lehrerkooperative

Der Vorbereitungskurs auf die Zulassungsprüfung zur Universität (PNDS) beginnt am Montag, 27. Juli, wobei gute Vorkenntnisse erforderlich sind. Für Anfänger findet ab dem 3. August vormittags ein Intensivkurs statt. Es ist auch möglich, in einige laufende Kurse auf verschiedenen Stufen einzusteigen. Information und persönliche Beratung: Lehrer-kooperative, Schäfergasse 46, Tele- fon: 29 21 11.

Frauenfreundliche Betriebe gesucht

MAIN-TAUNUS-KREIS. Kleine und mittelständische Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten ruft die Frauenbeauftragte Gabriele Bittendorf auf, sich um den Preis für den frauenfreundlichsten Betrieb des Landes Hessen zu bewerben.

Einige wichtige Kriterien, die bei der Preisvergabe eine Rolle spielen: Frauenförderung bei der Ausbildung, Fort- und Weiterbildung, Lohngleichheit und familienfreundliche Arbeitszeit-Regelungen.

Ausgeschrieben ist der mit 20 000 Mark dotierte Preis vom Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung in Wiesbaden. Die Teilnahmebedingungen können angefordert werden bei der Gleichstellungsstelle des Main-Taunus- Kreises (Am Kreishaus 1-5, 6238 Hofheim, Telefon 06192 / 201-715 bis 717). Bewerbungsschluß ist der 30. September, die Preisverleihung im Dezember. ubk

AWO hilft beim Wickeln und Baden

DIETZENBACH. Wickeln, Baden und die richtige Ernährung der Babys - damit haben sich viele Paare vor der Geburt des eigenen Kindes noch nicht beschäftigt. Bei diesen neuen Aufgaben möchte die Arbeiterwohlfahrt helfen. Der nächste Kurs zum Thema Säuglingspflege beginnt am Dienstag, 4. August, um 19.30 Uhr in der Wiesenstraße 9. Anmeldungen unter Tel.0 60 74 / 36 94. aim

Reichelsheim: Mofafahrer angefahren und verletzt

REICHELSHEIM. Ein Mofafahrer aus Reichelsheim wurde am Montag gegen 9.40 Uhr auf der Landesstraße zwischen Beienheim und Dorheim schwer verletzt. Wie die Polizei berichtet, wollte der in Richtung Dorheim fahrende Mofafahrer kurz hinter Beienheim nach links in einen Feldweg abbiegen. Ein hinter ihm fahrender Reichelsheimer bremste sein Auto ab. Eine dahinter fahrende Reichelsheimerin setzte jedoch mit ihrem Auto zum überholen an und stieß mit dem abbiegenden Mofa zusammen. Die Reichelsheimerin erlitt leichte Verletzungen. ieb

Der zweite Cappuccino fällt aus Parkgebühren im Isenburg-Zentrum: gemischte Meinungen

NEU-ISENBURG. Die Stimmung der Ladenbesitzer im Isenburg-Zentrum ist gemischt. Während die einen immer noch klagen, daß mit Einführung der Parkautomaten im Februar das Geschäft zurückging, winken andere ab: Die Gebühren seien kein Problem mehr.

Zu welcher Fraktion die Geschäftsleute gehören, scheint zu großen Teilen von der jeweiligen Branche abzuhängen. So fühlt sich Monika Wünsch, Betreiberin einer Kleider-Boutique der gehobenen Preislage, nicht beeinträchtigt: "Im Gegenteil, ich bin froh, denn jetzt kriegt man wenigstens einen Parkplatz." 1,50 Mark für zwei Stunden Parken "sind doch eigentlich nicht der Rede wert", findet auch Johanna Becker, Inhaberin eines Geschenke-Ladens. "Die ganz Schlauen parken doch sowieso kostenlos im Parkhaus der Stadtbücherei."

Mehr Probleme haben die gastronomischen Betriebe: "Wer früher zwei Cappuccino trank, geht jetzt nach dem ersten", faßt ein Mitarbeiter eines italienischen Cafés zusammen. Gionardo Spezano von der Konkurrenz um die Ecke nennt Zahlen: Um 40 Prozent sei der Umsatz zurückgegangen. Gäste, die früher täglich kamen, sähe man nur noch einmal in der Woche. "Die gehen jetzt schnell einkaufen und sind ruckzuck weg." Antiquitätenhändler Henrik Liebhart glaubt, daß "vor allem die Leute mit niedrigen Einkommen, die jeden Tag einkaufen, die Parkgebühren spüren." Die Kunden des Fitnesscenters profitieren von einer Pauschale: 1,50 Mark.

Fest steht für alle: Das Parkhaus ist jetzt leerer. Laut Herbert Hunkel, Pressesprecher der Stadt, sind die umliegenden Straßen besonders donnerstags und samstags voll, "da kriegen Sie keinen Parkplatz." Ein Sprecher des Isenburg-Zentrums sagt, es sei "nichts mehr von den anfänglichen Schwierigkeiten zu spüren". Er führt das auf die "moderaten" Parkgebühren zurück.

In die von Möbel Franz leer gemachten Räume will Woolworth einziehen. Dessen Pressesprecher: "Wir hoffen, daß die Verhandlungen positiv ausgehen." fra

U-Boot soll Rätsel um Saint-Exupéry aufklären

"Die Welt von heute braucht Saint- Exupéry." Unter diesem Motto soll im Oktober dieses Jahres erstmals der Versuch unternommen werden, die Stelle im Mittelmeer zu orten, an der der legendäre französische Pilot und berühmte Schriftsteller ("Der kleine Prinz"), Antoine de Saint-Exupéry, vor knapp 50 Jahren mit seinem Flugzeug abstürzte.

Die Suche wird vom französischen Forschungsinstitut für Meeresnutzung (IFREMER) geleitet, das mit seiner Unterwassertechnik als führend in der Welt gilt. Vor Jahren hatte es in Zusammenarbeit mit einer US-Firma entscheidend dazu beigetragen, das Wrack der "Titanic" im nördlichen Atlantik aufzufinden. Der leidenschaftliche Pilot Saint- Exupéry (Archivbild), 1900 geboren, war mit 20 in die französische Luftwaffe eingetreten und hatte sich später der zivilen Luftfahrt angeschlossen. Als Autor stellte er das Abenteuer des Fliegens in den Mittelpunkt seines Werkes, in dem er das Flugzeug als Mittel der Analyse des modernen Lebens ansah. Mit seinen Romanen und Erzählungen, darunter außer "Der kleine Prinz" Titel wie "Südkurier", "Nachtflug", "Wind, Sand und Sterne" oder "Die Stadt in der Wüste" erlangte er Weltruhm. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Aufklärungsflieger. Zu seinem letzten Flug startete er am 31. Juli 1944, zwei Wochen vor der Landung der Alliierten an der französischen Mittelmeerküste, mit seiner einsitzigen "P 38" von Bastia auf Korsika nach Grenoble und Annecy. Bei Erreichen der Küste verschwand die Maschine von den Radarschirmen der US-amerikanischen Flugkontrolle. Das Verschwinden des Flugzeuges, die Gründe seines Absturzes sowie der Ort, an dem es zerschellte oder ins Meer fiel, sind bis heute ein Rätsel geblieben.

Auch für Gerüchte, nach denen Saint- Exupéry von deutschen Jagdflugzeugen angegriffen und abgeschossen wurde, haben sich keine stichhaltigen Anhaltspunkte ergeben, wie Jean-Claude Rouzaud sagt. Vor einem Jahr hat Rouzaud, Chef des renommierten Champagnerhauses Louis Roederer in Reims und ein ebenso passionierter Hobby-Pilot wie begeisterter Sporttaucher, eine Vereinigung ins Leben gerufen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Rätsel um den verschollenen Autor des "Kleinen Prinzen" zu lösen. Die im Herbst beginnende Suchaktion im Mittelmeer wird weitgehend vor der Firma Roederer als Mäzen sowie aus dem Ertrag von Übertragungsrechten finanziert, die sich der französische Fernsehsender Canal Plus sowie die Rundfunkstation Europe 1 sicherten.

Einstige Gefährten Saint-Exupérys, Historiker, Tiefseeforscher und Luftfahrt- sowie Luftwaffenexperten aus Frankreich, den USA und Deutschland haben alle ernstzunehmende Hinweise der vergangenen Jahre zusammengetragen und an Hand des Materials mehrere Stellen im Mittelmeer bestimmt, die als möglicher Ort des Absturzes in Frage kommen.

"Derzeit bemühen wir uns, die immer noch zu große Meereszone weiter einzuengen", sagt Jean Roux, der für das Unternehmen Saint-Exupéry zuständige Koordinator des Meeresforschungsinstitut IFREMER. Mit einem Sonargerät, das Gegenstände unter Wasser mit Hilfe von Schallwellen ortet, soll die Suche beginnen.

Wenn Wrackteile geortet werden, wird ein Tauchboot mit Kameras und Roboterarmen auf den Meeresgrund niedergehen, von dem dann Aufschluß darüber erwartet wird, ob es sich um die verschollene "P 38" handelt. Sollte sie tatsächlich gefunden werden, wird sie jedoch nicht gehoben werden. Nach dem Wunsch der Familie Agay, den Nachkommen von Saint-Exupérys Schwester, soll das Wrack als "Sarg des Schriftstellers" unangetastet bleiben.

HANS-HAGEN BREMER (Paris)

Senioren fliegen nach Bonn aus Gemeinde Gründau bietet kostenlose Fahrt in Hauptstadt an

GRÜNDAU. Die Gemeinde Gründau bietet am Montag, 17. August, eine Seniorenfahrt in die ehemalige Bundeshauptstadt nach Bonn an: Eine Reisegruppe von maximal 50 Personen wird an diesem Tag unter anderem den Deutschen Bundestag in Gebäude eines ehemaligen Wasserwerkes besuchen.

Im Programm steht zunächst ein Informationsbesuch beim Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung. Bei dieser Gelegenheit können sich die Besucherinnen und Besucher über die Themen "Pflegeversicherung" und "Rentenentwicklung" unterrichten lassen. Nach dem Mittagessen besichtigt die Reisegruppe den Sitzungssaal des Bundestages. Anschließend empfängt der Bundestagsabgeordnete Richard Bayha (CDU) aus Altenhaßlau die Gründauer Seniorinnen und Senioren zu einer Diskussion im Besucherzentrum des Parlamentes. Den Abschluß des Ausfluges nach Bonn bildet eine einstündige Stadtrundfahrt sowie eine Kaffeepause im Pavillon Rheinland- Pfalz.

Die Gemeindeverwaltung stellt für die Reise einen Bus zur Verfügung. Die Fahrt ist kostenlos. Mittagessen und Nachmittagskaffee müssen die Ausflügler aus eigener Tasche bezahlen.

Seniorinnen und Senioren, die gerne an der Fahrt teilnehmen möchten, können sich bei der Gemeindeverwaltung unter der Nummer 0 60 51 / 820 334 bei Herrn Helfrich anmelden. Interessenten, die bereits früher an einer Bonn-Fahrt teilgenommen haben, können bei dieser Tour zunächst nicht berücksichtigt werden. schu

Grüne und HEAG ziehen diesmal an einem Strang

DARMSTADT. Alte Feindbilder geraten jetzt auch in Darmstadt ins Wanken: Zur "Überraschung" der Grünen-Stadtverordnetenfraktion schreiten die Hessische Elektrizitäts AG (HEAG) und die Öko-Partei Seit' an Seit' beim Problem "grundwasserschonendes Bauen".

Grünen-Stadtverordneter Michael Siebert und HEAG-Vorstandsmitglied Siegfried Bittner konnten bei einem Vier-Augen-Gespräch rasch Einigkeit vermelden - den Teich, den der Energieversorger neben der von ihm geplanten Altenwohnanlage mit bis zu 400 Plätzen für 90 Millionen Mark im Stadtteil Kranichstein anlegen will, möchte das Unternehmen statt mit Trinkwasser mit dem Regenwasser speisen, das künftig auf das Dach des Gebäudes herniedergeht.

Und in den Uferzonen sollen die Niederschläge versickern können und das Grundwasser anreichern, wenn der künstliche See nach heftigen Güssen einen Mindestpegel aufgestaut hat.

Jetzt setzt die Oppositionspartei im Stadtparlament nach, um auch andere "Fronten" aufzuweichen: Der Magistrat soll Druck auf den städtischen "Bauverein AG" ausüben, der in Nachbarschaft des Altenheims 200 Wohnungen hochziehen möchte. Der laut Öko-Partei "Experimenten" gegenüber eher verschlossene Bauverein "müsse angeschoben" werden, damit er wassersparender plane.

Vorschlag der Grünen: den Bebauungsplan um Vorschriften ergänzen, so daß Gründächer und Zisternen entstehen, überschüssiges Regenwasser versickern kann. Damit werde auch der landschaftsfressende Bau eines geplanten Regenrückhaltebeckens überflüssig, meinen die Grünen. feu

Leichtathletik

INT. MEETING in Sestriere/Italien, Männer: 100 m (2,5 m Rückenwind): 1. Lewis 9,98 Sekunden, 2. Burrell 10,03, 3. Whitherspoon 10,04.

200 m (4,0 m Rw.): 1. Marsh 19,79, 2. Everett 20,14, 3. Bates 20,16.

400 m: 1. Lewis 44,27, 2. Valmon 44,96, 3. Aimar 46,36.

800 m: 1. Ruto (Kenia) 1:47,71.

4x 400 m: 1. USA (Whitherspoon, Jett, Lewis, Marsh) 38,44.

110 m Hürden (2,2 m Rw.): 1. Nehemiah 13,29, 2. Andrade (beide USA) 13,50, 3. Ottoz (Italien) 13,58.

Stabhoch: 1. Gataullin (GUS) 5,90 m, 2. Fraley (USA) 5,89 m.

Weitsprung (jeweils zu starker Rückenwind): 1. Powell 8,99 m, 2. Green (beide USA) 8,66 m, 3. Gombala (CSFR) 8,42 m.

Kugelstoßen: Buder (Wattenscheid) 19,47 m.

Frauen, 100 m (2,8 m Rw.): 1. Torrence 10,82 Sekunden, 2. Ashford 10,94, 3. Finn 10,97.

2000 m: 1. Meyer (Südafrika) 5:47,85 Minuten.

4x100 m: 1. USA (Ashford, Finn, Guidry, Torrence) 43,08 Sekunden.

400 m Hürden: 1. Edeh (Kanada) 56,05.

Weitsprung (alle Sprünge zu starker Wind): 1. Drechsler (Jena) 7,63 m, 2. Tiedtke (Berlin) 7,02 m, 3. Ropo (Finnland) 6,93 m, 4. Radtke (Rostock) 6,83 m.

Klage gegen BGS-Kompetenzen Nordrhein-Westfalen ruft Bundesverfassungsgericht an

vs DÜSSELDORF, 21. Juli. Nordrhein-Westfalen hat am Dienstag beim Bundesverfassungsgericht Klage gegen das neue Bundesgrenzschutzgesetz erhoben. Die Landesregierung hält das Gesetz, das dem Bundesgrenzschutz (BGS) künftig auch Kontrollen und Wachdienst auf Flughäfen und Bahnhöfen gestattet, mit dem Grundgesetz für unvereinbar, weil es Länderkompetenzen zu Gunsten des Bundes aushöhle. Der Bundestag hatte das Gesetz im Januar verabschiedet.

Die Klageschrift wurde vom Münchener Rechtswissenschaftler Professor Hans-Jürgen Papier ausgearbeitet. Nach seiner Auffassung hat der Bundestag seine Kompetenzen überschritten, als er dem Grenzschutz "Aufgaben über den grenz-sonderpolizeilichen Bereich hinaus" zuwies. Gemeinsam mit den anderen SPD-geführten Bundesländern befürchtet Nordrhein-Westfalen, daß sich der Bundesgrenzschutz durch seine neuen Zuständigkeiten zu einer allgemeinen Bundespolizei entwickeln könnte. Papier moniert, daß die neue "Aufgabenstruktur des Bundesgrenzschutzes in qualitativer Hinsicht zu Lasten der grundsätzlichen Kompetenzhoheit der Länder den polizeilichen Aufgabenbereich verändert und einen entscheidenden Schritt zum Einstieg des Bundes in die allgemeine polizeiliche Aufgabenwahrnehmung" bedeutet. Das sei mit geltendem Verfassungsrecht unvereinbar.

Dem Bundesgrenzschutz wurden die neuen Aufgaben übertragen, weil dessen frühere Hauptaufgabe - die Überwachung der innerdeutschen Grenze - nicht mehr existiert.

Das Wetter

Wetterlage Auf der Rückseite einer über dem östlichen Mitteleuropa angelangten Kaltfront strömt frische Meeresluft nach Deutschland. Diese gelangt im weiteren Verlauf von Westen rasch wieder unter Hochdruckeinfluß. Vorhersage bis Donnerstag früh Wechselnde, zum Teil stärkere Bewölkung und noch einzelne Schauer. Tageshöchsttemperaturen 21 bis 26 Grad.

Tiefstwerte in der Nacht zum Donnerstag 12 bis 16 Grad.

Schwacher bis mäßiger, im Norden frischer und böiger Wind um West. Weitere Aussichten für Donnerstag Von Westen wieder zunehmend sonnig und niederschlagsfrei, Temperaturanstieg auf 23 bis 28 Grad. Pollenflugvorhersage In Hessen wird auch weiterhin sehr starker Flug von Pilzsporen und Nesselpollen erwartet, außerdem noch mäßiger Flug von Gräserpollen. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr

Ausland

Ort Wetter Grad

Amsterdam, leicht bewölkt 25 Athen, wolkig 29 Barcelona, wolkig 28 Belgrad, leicht bewölkt 30 Bordeaux, stark bewölkt 21 Brüssel, Regenschauer 22 Budapest, leicht bewölkt 29 Dublin, stark bewölkt 17 Istanbul, wolkig 26 Kairo, leicht bewölkt 31 Larnaka, Gewitter 23 Las Palmas, wolkig 24 Lissabon, leicht bewölkt 25 London, wolkig 21 Madrid, leicht bewölkt 26 Malaga, leicht bewölkt 34 Mallorca, leicht bewölkt 30 Moskau, stark bewölkt 21 Nizza, leicht bewölkt 28 Paris, stark bewölkt 20 Reykjavik, leicht bewölkt 14 Rom, leicht bewölkt 29 St. Petersburg, leicht bewölkt 25 Stockholm, leicht bewölkt 25 Tel Aviv, leicht bewölkt 28 Tunis, wolkenlos 33 Wien, leicht bewölkt 30 Zürich, leicht bewölkt 29 Deutschland Ort Wetter Grad

Aachen, leicht bewölkt 27 Arkona, leicht bewölkt 22 Augsburg, leicht bewölkt 31 Berlin, leicht bewölkt 33 Bremen, leicht bewölkt 33 Brocken, leicht bewölkt 22 Cottbus, leicht bewölkt 34 Cuxhaven, leicht bewölkt 30 Dresden, leicht bewölkt 31 Düsseldorf, leicht bewölkt 30 Erfurt, leicht bewölkt 31 Feldberg/Schw., leicht bewölkt 19 Feldberg/Ts., Gewitter 21 Fichtelberg, wolkenlos 23 Frankfurt/M., Gewitter 27 Freiburg, leicht bewölkt 31 Freudenstadt, leicht bewölkt 26 Garmisch, leicht bewölkt 29 Hamburg, leicht bewölkt 33 Hannover, leicht bewölkt 33 Helgoland, leicht bewölkt 22 Karlsruhe, leicht bewölkt 33 Kassel, leicht bewölkt 30 Kempten, leicht bewölkt 28 Köln-Bonn, leicht bewölkt 31 Konstanz, leicht bewölkt 30 Leipzig, leicht bewölkt 33 Lübeck, leicht bewölkt 35 Lüchow, leicht bewölkt 34 Magdeburg, leicht bewölkt 35 Mannheim, leicht bewölkt 30 Mühldorf, wolkenlos 31 München, leicht bewölkt 32 Münster/Osnabrück, leicht bewölkt 31 Neubrandenburg, leicht bewölkt 33 Norderney, leicht bewölkt 23 Nürnberg, leicht bewölkt 32 Oberstdorf, leicht bewölkt 29 Passau, wolkenlos 30 Rostock, leicht bewölkt 33 Schleswig, leicht bewölktwolkig 31 Schwerin, leicht bewölkt 30 Stuttgart, leicht bewölkt 30 Sylt, wolkig 24 Wasserkuppe, leicht bewölkt 27 Wittenberg, leicht bewölkt 34 Würzburg, leicht bewölkt 30 Zugspitze, leicht bewölkt 12 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, un- ter anderem für Allergiker und Herz- Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42 Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.

Sonnenaufgang 5.41 Uhr Sonnenuntergang 21.22 Uhr Mondaufgang 23.50 Uhr Monduntergang 13.58 Uhr

Vereinsleben

Touristen- und Mandolinenclub "Wanderfalke" Bornheim: Der Verein lädt ein zur "Ebbelwei-Wanderung" am Samstag, 25. Juli. Die Teilnehmer treffen sich um 14 Uhr an der Haltestelle Waldfriedhof Goldstein (Linie 21). Gewandert wird im Unterwald, Abschlußrast ist in der Gaststätte "Frankfurter Hof" (Alt-Schwanheim). Eine Anmeldung ist notwendig (Tel. 45 93 14 oder 45 09/69 34). od/29

SG Höchst, Fußball-Landesliga Mitte Spannende und gutklassige Runde zu erwarten Davon ist Spielausschuß-Vorsitzender Allmann überzeugt / Schroda hat 18 Spieler im Kader

Günter Allmann, Spielausschuß-Vorsitzender des Fußballoberliga-Absteigers SG Höchst, gibt sich Mühe, allzu großen Optimisten den Wind aus den Segeln zu nehmen. "Wir wollen einen Platz unter den ersten fünf belegen. Wenn es der erste ist, sind wir natürlich nicht unglücklich", beharrt Allmann auf einer bescheidenen Zielsetzung.

Die Landesliga Mitte, in der die SG nun angesiedelt ist, geht in der Tat mit einem hochkarätigen Teilnehmerfeld in die neue Saison. Die Oberliga-Absteiger Höchst und Würges sowie der letztjährige Vizemeister FC Herborn und natürlich der VfB Unterliederbach gelten als heiße Titelkandidaten - auch in den Augen von Günter Allmann. Seine Erwartung einer "sehr spannenden und gutklassigen Punktrunde" teilen viele Fußball-Fans. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, daß die SG Höchst den direkten Wiederaufstieg ins hessische Oberhaus anstrebt. Nach den Vorbereitungsspielen dürften die Höchster erst recht in die Favoritenrolle geschlüpft sein - so ungeliebt diese auch ist.

Der Sieg gegen Oberliga-Aufsteiger FV Bad Vilbel und das gute Spiel beim Oberliga-Meister Viktoria Aschaffenburg sprechen dafür, daß Trainer Matthias Schroda eine schlagkräftige Truppe beisammen hat. Im 18er-Kader von Schroda stehen einige gestandene Oberligaspieler. Besonders im Offensivbereich bieten sich dem Coach viele Alternativen. In den Reihen der SG stehen mehrere Akteure, die ihre Torgefährlichkeit bereits unter Beweis stellten. "Man sollte die Ergebnisse der Vorbereitungsspiele nicht überbewerten", meint jedoch Günter Allmann. "Was nützt mir ein tolles Spiel in der Vorbereitung, wenn ich dann in der Runde verliere". Das Hauptaugenmerk des Trainers liegt nun darauf, die mannschaftliche Geschlossenheit und Harmonie herzustellen und den Spielern die richtige Einstellung mit in die Runde zu geben. Darüber, wie gut ihm dies gelang, werden wohl gleich die Auftaktspiele Aufschluß geben. Mit den Aufsteigern VfB Wetter (9. August) und FSV Steinbach (15. August) sind die ersten Gegner sogenannte "Nobodies".

"Es ist immer schwer, gegen Aufsteiger zu spielen. Zum einen kennt man diese Teams nicht, zum anderen sind sie hochmotiviert", warnt Allmann davor, diese Spiele zu leicht zu nehmen. Der erste "Knüller" im Sportpark ist für Mittwoch, den 26. August, 19 Uhr, terminiert. Mitabsteiger RSV Würges läßt dann in Höchst an Oberliga-Tage zurückdenken. Bei Spielen wie diesem, den Derbys gegen Unterliederbach und Sindlingen und einem spannenden Verlauf, versprechen sich die Höchster gute Zuschauerzahlen. Einen durchschnittlichen Besuch von 300 Zuschauern wünscht sich Allmann, womit die Oberliga-Marke um 50 überschritten werden würde. Die Derbys stellen eine gute Einnahmequelle dar, doch aus sportlichem Blickwinkel sieht der Spielausschußvorsitzende sie als "Gefahr" an: "Jedes Derby ist ein besonderes Spiel, wo alles passieren kann".

Dafür, daß nicht allzuviel "passiert", soll die kompakte Höchster Abwehr-Reihe sorgen, die Allmann für eine der Stärken des Teams hält. Neuzugang Thorsten Schneider (SV Wehen) und die altbewährten Schreier, Born, Schäfer und Hau sollen für Sicherheit sorgen. Zudem stehen mit Norbert Lorz und Thomas Winkler (FSV Frankfurt) zwei erstklassige Keeper parat.

Da Winkler noch nicht freigegeben ist, wird zunächst Lorz auflaufen. Spielgestalter Christian Peukert (Rot-Weiß Frankfurt) sollte in der Offensive immer einen Anspielpunkt finden, denn in diesem Bereich sind die Höchster gut bestückt. Das einzige Sorgenkind ist noch Michael Göbel, der an einer Achillessehnen-Verletzung laboriert. Der als Libero vorgesehene Ex-Walldorfer kann nicht trainieren und wird wohl beim Rundenstart fehlen. Bevor es losgeht, steht noch ein Trainingslager im Sportpark an, in dessen Rahmen noch Tests beim SKV Mörfelden (Samstag, 16 Uhr) und beim FC Hochstadt (Sonntag, 16.30 Uhr) anstehen. Am 9. August um 15.30 Uhr hoffen die Höchster dann, in Wetter bei gutem Wetter auf einen nicht allzu gut aufgelegten VfB Wetter zu treffen. ina

Kompostplatz wegen Überfüllung dicht

DREIEICH. Der Kompostplatz der Stadt in Dreieichenhain muß wegen Überfüllung geschlossen werden. Das bezieht sich auch auf Anlieferungen von kleinsten Mengen, sagt Erster Stadtrat Werner Müller. Denn es dauere acht bis zwölf Wochen, bis aus dem gehäckselten Grün Kompost würde, der dann wieder abgegeben werden könnte. Müller: "Es kann sein, daß wir die Grüncontainer vorerst nicht wieder aufstellen." An eine Erweiterung der Anlage will Müller gar nicht erst denken. Denn das bürokratische "Kuddelmuddel" allein für deren Errichtung säße ihm noch im Nacken. dok

Abtreibungs-Datei beim Minister In Mainz wurden zehn Jahre lang Beihilfe-Anträge gesammelt

gra MAINZ, 21. Juli. In Rheinland-Pfalz ist mindestens zehn Jahre lang eine Datensammlung über legale Abtreibungen und Sterilisationen von im öffentlichen Dienst beschäftigten Frauen angelegt worden. Im Finanzministerium Mainz entdeckte der rheinland-pfälzische Datenschutzbeauftragte Walter Rudolf einen Aktenordner mit Anträgen auf Beihilfe "zu den Kosten nicht rechtswidriger Abtreibungen und Sterilisationen".

Rudolf sprach in einem Zwischenbericht über seine Tätigkeit von einer zu "breiten Streuung" dieser hochsensiblen Daten, die ihren Weg teilweise über Kommunen, Bezirksregierung, Innenministerium und Finanzministerium genommen hätten. Die "höchstsensible Datensammlung" wurde auf Anweisung des Datenschutzbeauftragten vernichtet.

Im Falle der Abtreibungsdatei über öffentliche Bedienstete hätte nach Ansicht von Rudolf die Unterrichtung des Finanzministeriums stets unterbleiben und die Beihilfestelle in eigener Verantwortung entscheiden können. Die Abtreibungs- Vorgänge seien im Finanzministerium lediglich "abgeheftet" worden. Den Beihilfeanträgen für die Schwangerschaftsabbrüche habe das CDU-geführte Ministerium regelmäßig zugestimmt. Der Mainzer Datenschützer hat bislang keine Hinweise auf mißbräuchliche Verwendung der Daten gefunden.

Gleichzeitig forderte der Datenschützer zu einem verantwortlichen Umgang mit den modernen Kommunikationstechniken auf. So gebe es immer wieder Fehlleitungen von Telefax-Kopien mit teilweise brisantem Inhalt. Sehr persönliche Daten über einen Drogenabhängigen seien beispielsweise irrtümlich an eine Privatperson gefaxt worden.

Gerade Behörden und Krankenhäuser haben nach Ansicht des Datenschutzbeauftragten bei der Übermittlung "streng vertraulicher Akteninhalte oder von Arztbriefen per Telefax ein sehr gering entwickeltes Datenschutzbewußtsein".

Als Konsequenz aus der Datenschutzaffäre um den Chemiekonzern BASF strebt der Mainzer Datenschützer längerfristig eine bessere Kontrolle des Zugangs zum Polizeicomputer "Polip" an. Wie die Nachrichtenagentur Reuter ergänzend meldete, teilte Rudolf mit, seit Mai werde bereits stichprobenartig bei Anfragen an den Computer der Veranlasser und der Anlaß protokolliert. Die BASF hatte Bewerber um eine Stelle mit Hilfe der Polizei überprüft.

Mehr Fisch?

Hering's Lexikon der Küche kennt 300 Zubereitungsarten für die Seezunge. Man kann - wenn man's kann - die zarten Filetröllchen mit Lachsmousse, Austern oder Krebspüree füllen, sie anschließend in Champagner pochieren und die Sauce mit Sahne geschmacklich abrunden. Man kann's aber auch lassen. Nämlich die Seezungen (solea solea) im Meer.

Das möchte der EG-Ministerrat, der die Fangquoten der deutschen Nordsee-Fischer begrenzt hat, wogegen die Betroffenen (Fischer, nicht Seezungen) gegenwärtig Sturm schippern. Zwar hat Brüssel soeben ein paar Tonnen draufgelegt, aber den Männern von der Küste ist der Fang noch zu lütt. Sie wollen mehr Meer- Fisch. Deshalb blockierten sie weiter den Hafen von Norddeich und hielten die Touristen von den Ostfriesischen Inseln fern, für die jene Spezies Mensch so lebensnotwendig ist wie für die Fischer ein guter Fang Seezungen.

Während in den Feinschmeckerrestaurants die Leckermäuler vor leeren Tellern mit den Fischbestecks klappern und bereits nach holländischen Seezungen schielen (die Holländer dür- fen nämlich mehr aus dem Meer holen), stellt sich wieder mal die Frage: Ökologie vor Ökonomie oder umgekehrt? Die Fischer bangen um ihre Arbeitsplätze und die Meeresbiologen um den Bestand der Solea. Aber wenn es keine Seezungen mehr gibt? Was fischt Fischers Fritze dann? df

Basketballclub Wiesbaden, Regionalliga Noch auf Sponsorensuche Fusion mit Mainz / Frauen-Team sucht Center-Spielerinnen

"Die Großen fressen die Kleinen" heißt es eigentlich gemeinhin, aber es geht auch andersherum: Die Regionalliga-Basketballmannschaft der Männer des "großen" USC Mainz wird in der kommenden Saison ersetzt durch den "kleinen" BC Wiesbaden. Zumindest ein Großteil der Mainzer Spieler, die im vorangegangenen Spieljahr den siebten Platz der Regionalliga erreichten, tragen in der kommenden Punktrunde die Wiesbadener Farben, nachdem der Deutsche Basketball-Bund der Fusion beider Klubs zugestimmt hat. Die Realität wird nun so aussehen: Sieben der neun künftigen Regionalliga- Spieler, nämlich Christian Roth, Volker Misok, Mirsad Dedovic, Wolfgang Mosbacher, Steffen Gosenheimer, Thomas Kraus und Tim Rohrer, kommen vom USC Mainz, mit Philipp Jessen und Helge Jordan zwei vom "alten" BC Wiesbaden. Beide profitieren letztlich von der Zusammenführung. Dies gab den Ausschlag zugunsten der Fusion. Während die Mainzer Spieler ein neues "Zuhause" gefunden haben, kann der BCW im 40. Jahr seines Vereinsbestehens wieder eine Regionalliga-Mannschaft und damit eine sportlich Perspektive für junge Talente vorweisen.

Mit der Entscheidung zugunsten des Regionalliga-Basketball in Wiesbaden haben die Verantwortlichen des BC ihre "Marschroute" völlig neu abgesteckt. "Wir wollten uns eigentlich, wie vor drei Jahren beschlossen, verstärkt in Richtung Breitensport orientieren", erklärt Pressewart Hajo Kroehl, "und haben nun lange überlegt, ob ein solcher Richtungswechsel machbar ist".

Finanziell bedeutet die Neuorientierung eine Erhöhung des Etats um mindestens 25 Prozent. Schiedsrichterkosten, Spielbetrieb, Fahrtkosten, Ausstattungskosten. Trainergehälter. All diese Posten werden in der nächsten Zeit anwachsen. Weiterhin, beteuert Hajo Kroehl, sollen die Spieler nicht mehr als eine Unkostenerstattung erhalten. So wurde es auch bei Regionalligist USC Mainz gehalten. Allerdings schließen die Wiesbadener nicht aus, sich noch die eine oder andere Verstärkung aus dem Umfeld zu holen. Und in diesem Falle würden sich die Fahrtkosten weiter erhöhen.

Eine der Hauptaufgaben des BC-Vorstand ist nun, die entsprechenden Einnahmen zu bewerkstelligen. Hajo Kroehl hofft, daß aufgrund der gestiegenen Attraktivität die Heimspiele besser besucht werden, doch "das allein löst natürlich nicht unser Problem".

Auch bei den Mitgliedsbeiträgen ist der finanzielle Rahmen des reinen Basketball-Vereins ausgereizt: "Wir liegen bei 22 Mark und damit an der Grenze. Schließlich sind wir kein Tennisklub", meint Hajo Kroehl. So sind die Wiesbadener auf Sponsoren-Suche. Erstaunlicherweise wurde bislang noch kein Werbepartner für die Spielkleidung gefunden, obwohl die Attraktivität und Zuschauer-Wirksamkeit des Teams als Werbeträger deutlich gestiegen sind.

Das sportliche Ziel des "neuen" BCW heißt zunächst Klassenerhalt. Mit Günther Steppich kam ein qualifizierter Trainer aus Mainz mit nach Wiesbaden. Der in Wiesbaden tätige Lehrer entstammt dem BC, war bis zuletzt dort auch als Spieler und Jugendtrainer aktiv und kehrt nun auch als Coach zurück. Nicht mit nach Wiesbaden gewechselt ist Willi Unger, der Dreh- und Angelpunkt des USC-Spieles war und zum Zweitligisten TV Lich wechselte. Auf seiner Position im Aufbau entstand hierdurch eine Lükke, die es noch zu schließen gilt. Sollten die Wiesbadener nicht fündig werden, muß Hansi Jantzen diese Aufgabe übernehmen. Jantzen bildet gemeinsam mit den ehemaligen USC-Spielern Uwe Schmidt Marloh, Thomas Sohns und Anselm Dinser sowie dem bisherigen ersten Team des BC das Gerippe des BCW II, das in der Kreisklasse A an den Start gehen wird. Dieter Schmitt, zuvor Trainer der zweiten USC-Mannschaft, ist Coach.

Dieses Team ist nun mit 16 Spielern bestückt und hegt Aufstiegsambitionen. Außer dem bisherigen Spielertrainer Stanley Dalls, der zum VfR Limburg wechselte, verzeichnet der BCW keine Abgänge. Insgesamt melden die Wiesbadener für das neue Spieljahr fünf Männer-Teams, wovon zumindest ein oder zwei der Aufstieg zugetraut werden kann.

Während bei den Männern Aufbauspieler fehlen, suchen die Frauen händeringend nach Center-Spielerinnen. Der neue Trainer Dirk Junghans, ein 23jähriges BCW-Eigengewächs, muß in Zukunft auf Claudia Koschorrek (zog beruflich bedingt nach Hamburg), Sandra Brill (wechselt zu Bundesliga-Aufsteiger Osnabrück), Petra Hülsgen (unbekanntes Ziel), Ivana Klein und Berit Schmidt-Maloh (werden Mutter) verzichten. Es gelang jedoch den Kader mit Antje Boesinghaus (Freiburg), Bärbel Stähler und Christine Bläsche (beide TG Niedernhausen), Gesine Berger (TV Hofheim) und Helena Stupar (reaktiviert) wieder zu ergänzen. Dennoch lautet das Ziel nach dem hervorragenden zweiten Platz in der vergangenen Saison nun Klassenerhalt.

Die Crux: Mit Heike Stypa und Imke Beuck stehen nur zwei Centerinnen zur Verfügung, wobei Heike Stypa aus privaten Gründen nur noch bei Heimspielen antreten wird, um ihren Zeitaufwand in Grenzen zu halten. ina

Fußballkreispokal Hanau Ohne Langenselbold

Die mehrfachen Sieger im Hanauer Fußball-Kreispokal, Spvgg. 1910 Langenselbold und Germania Dörnigheim, sind bereits vor dem ersten Ballwechsel im Wettbewerb 92/93 ausgeschieden. Freiwillig. Die beiden Klubs sahen sich nicht in der Lage, eine Mannschaft zu stellen. Hierdurch kamen Wachenbuchen und Langendiebach kampflos weiter . KREISPOKAL HANAU, Termine 1. Runde: FC Hellas Maintal - SG Bruchköbel (Sa., 16 Uhr), TSG Niederdorfelden - FSV Bischofsheim (Sa., 17 Uhr), Ararat Hanau - KSV Langenbergheim, Eintr. Windecken - SV Wolfgang, Hanauer SC - Safak Spor Hanau, SG Marköbel - Eintr. Oberrodenbach, SV Oberdorfelden - KSV Eichen, SV Langenselbold - FC Germ. Rückingen, SKG Erbstadt - VfB Großauheim (alle So., 16 Uhr), TSV Hanau - Vict. Heldenbergen (28. 7., 19 Uhr), FC Büdesheim - VfR Kesselstadt (28. 7., 19.15 Uhr), Spvgg. Roßdorf - Germ. Niederrodenbach (29.7., 18.30 Uhr), Spvgg. Hüttengesäß - 1. FC Mittelbuchen (29.7., 19 Uhr), Espanol Großauheim - Türk Gücü Hanau (31.7., 19 Uhr), SKG Rüdigheim - SV Kilianstädten (1. 8., 16 Uhr)., Eintr. Oberissigheim - FC Hanau 93 (3. 8., 18.30 Uhr), FC RW Großauheim - Germ. Großkrotzenburg (6. 8., 19 Uhr). Das vorgezogene Donnerstagspiel Dörnigheimer SV - 1. FC Hochstadt war bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch nicht beendet. ppa

Winkelsees Fahne gestohlen 50-Kilo-Wahrzeichen verschwand vom Eschenheimer Turm

Die Wetterfahne auf dem Eschenheimer Turm wurde gestohlen. Damit ist innerhalb kurzer Zeit nach Schwert und Waage der Justitia und dem Brickegickel das dritte Wahrzeichen entwendet worden. "Unser Projektleiter Roland Matthes hat am 29. Juni die Baustelle besucht", erklärt Hochbauamtschef Roland Burgard. "Da hat er festgestellt, daß die Fahne weg ist." Erst eine Woche zuvor, am 22. Juni, war die gerade restaurierte und vergoldete Wetterfahne auf der Turmspitze installiert worden.

Der Diebstahl wurde erst jetzt bekannt, obwohl das Hochbauamt bereits am 30. Juni Anzeige erstattet haben will. Warum die Polizei erst jetzt das Fehlen der Fahne mitteilt, weiß auch Polizeisprecher Karl-Heinz Reinstädt nicht: "Ich kann zur Zeit nicht feststellen, wann Anzeige erstattet wurde."

Unklar ist, wie und von wem das 60 mal 90 Zentimeter große Wahrzeichen entwendet wurde. "Es müssen mindestens zwei Täter gewesen sein", glaubt Kriposprecher Franz Winkler. Ein Täter allein hätte die mehr als 50 Kilo schwere Fahne nicht über die Fahnenstange heben können. "Die Diebe sind über das Gerüst außen nach oben geklettert, anschließend haben sie die Beute entweder abgeseilt oder hinuntergetragen", erklärt Winkler.

Die wievielte Fahne es insgesamt war, läßt sich nicht mehr ermitteln. Die Originalfahne stammt aus dem 15. Jahrhundert. Auch die entwendete Fahne, 1886 angefertigt und 1963 erneuert, hatte die legendären Schußlöcher in Form einer neun, die angeblich der Wilderer Hans Winkelsee hineinschoß.

Die neue Fahne ist in Auftrag: "Wir haben gleich nach dem Diebstahl eine neue bei der Restaurierungsfirma bestellt, die den Turmumbau macht", versichert Burgard. Mindestens 10 000 Mark kostet das neue Wahrzeichen. Dafür ist es auch schnell fertig: "Nächste Woche, wenn wir die Baugerüste abbauen, wird die neue Fahne auf den Turm gesetzt." ert

Das Parken wird noch teurer Verdoppelung in Darmstadt / Bald ein Parkleitsystem

DARMSTADT. Autofahrer im Darmstädter Stadtgebiet, die derzeit noch an den Rändern von Innenstadtstraßen nach Abstellplätzen eifrig Ausschau halten, sollen verstärkt in private Parkhäuser und öffentliche Tiefgaragen abgedrängt werden. Aus diesem Grund hatten Magistrat und Stadtverordnetenversammlung bereits vor zwei Jahren die Einführung eines zwei Millionen Mark teuren Parkleitsystems beschlossen. Einer "flankierenden Maßnahme" stimmte das oberste Verwaltungsgremium jüngst gleichfalls zu: An den Stellplätzen mit Parkuhren kommt auf die Pkw-Besitzer eine Verdoppelung der seither üblichen Gebühren zu.

Des Einverständnisses einer Mehrheit im Stadtparlament kann sich der Magistrat sicher sein. Bezahlten die Autofahrer an den Parkuhren in der Innenstadt in der Vergangenheit 50 Pfennige pro angefangener, halber Stunde, so werden sie nunmehr eine Mark in die Automaten werfen müssen. In den City-Randbereichen ist es etwas billiger. Dort verteuert sich das Abstellen der Karossen von 25 auf 50 Pfennige.

Die erhöhte Parkgebühr, so begründete der Magistrat seine Entscheidung, entspreche durchaus dem Wert der Stellfläche für die Autofahrer. Diese sollten zudem verstärkt dazu gebracht werden, Parkhäuser und Tiefgaragen anzusteuern. Das könne vor allem nach der Einfürung des vorgesehenen Parkleitsystems dazu führen, daß sich die Zahl der häufig verkehrsbehindernden Parkplatzsucher verringere.

Zuvor aber werden erst einmal Investitionen für die Stadt fällig. Bei 360 Parkuhren muß nämlich das "technische Innenleben" nach der Gebührenerhöhung umgestellt werden. Bei diesen Kosten wird es indes nicht bleiben. Die Finanzierung des elektronischen Parkleitsystems - mit ihm werden die Autofahrer auf verfügbare Abstellplätze in den nächstgelegenen Parkhäusern und Tiefgaragen aufmerksam gemacht und zu diesen Einrichtungen hingeführt - ist zwar überwiegend durch Zuschüsse gesichert, doch kommt auf die Stadt noch immer ein Eigenanteil zwischen 460 000 Mark und 750 000 Mark zu.

Der "intensive Versuch", so eine städtische Pressemitteilung, die Parkhausbetreiber für eine finanzielle Beteiligung zu gewinnen, ist allerdings gescheitert. Vielmehr brachten diese vor, daß sie ohnehin durch die beabsichtigte Einführung des Leitsystems jeweils Umrüstungskosten von bis zu 20 000 Mark zukämen. Sie selbst sehen sich keineswegs als Hauptnutznießer der Neuerung. Die Parkhäuser seien schon jetzt zufriedenstellend ausgelastet.

Die größten Vorteile vom künftigen Parkleitsystem, so meinen die Parkhausbetreiber, hätten Betriebe und Einzelhandel in der Innenstadt. Es wäre zweckmäßiger gewesen, wenn sie vom Magistrat zur Mitfinanzierung aufgefordert worden wären. bre

WestLB und Co. in Mainz fast am Ziel Rheinland-Pfalz steigt bei Landesbank aus / Beteiligungen an Sparkassen möglich

ski MAINZ. Das Rennen um den 50prozentigen Anteil des Landes Rheinland-Pfalz an der Mainzer Landesbank ist praktisch entschieden. Die Westdeutsche und die Südwestdeutsche Landesbank haben die besten Aussichten, gemeinsam als Sieger durchs Ziel zu gehen. "Zunächst" mit diesen beiden Instituten will die rheinland-pfälzische, von SPD und FDP getragene Landesregierung "ohne Zeitverzug" die Vertragsverhandlungen aufnehmen. Auf die Betonung des Wortes "zunächst" legen Ministerpräsident Rudolf Scharping sowie die Minister Rainer Brüderle (Wirtschaft) und Edgar Meister (Finanzen) besonderen Wert. Der Regierungschef macht aber deutlich, daß er selbst mit einem erfolgreichen Abschluß der Verhandlungen mit West- und SüdwestLB rechnet: Die bisher geführten Gespräche hätten "eine solche Dichte, daß man erwarten kann, daß das Ziel erreicht wird". Den entsprechenden Beschluß, so Scharping, hätte das Kabinett nicht ohne die "sichere Erwartung", daß dieser auch durchsetzbar ist, gefaßt.

Für den Verkauf des Landesanteils an der Mainzer Girozentrale - die anderen 50 Prozent halten die regionalen Sparkassen - wurde eine Reihe von Voraussetzungen festgeklopft. Das Paket soll auf eine öffentlich-rechtliche Holding übertragen werden, an der zwei andere Landesbanken - also voraussichtlich West- und SüdwestLB in einem noch zu klärenden Verhältnis - beteiligt sein werden. Das Spitzeninstitut der rheinland-pfälzischen Sparkassen (Konzernbilanzsumme 55 Milliarden Mark, mehr als 1800 Beschäftigte) bleibt rechtlich selbständig, behält den Sitz in Mainz, seine Standorte werden "dauerhaft gesichert". Ferner wird die Vertretung des Landes in den Gremien der Bank auch künftig gewährleistet, und diese steht auch mit den neuen Eigentümern für strukturpolitische Landesaufgaben zur Verfügung.

Der Kaufpreis für den 50prozentigen Anteil soll auf der Grundlage der jüngsten Bewertung durch Prüfungsgesellschaften ermittelt werden. Danach ist die Landesbank insgesamt rund 1,5 Milliarden Mark wert. Da "strategische Vorteile" des Instituts "angemessen" berücksichtigt werden sollen, dürfte die halbe Bank wohl mindestens 800 bis 900 Millionen kosten. Das Land will den Veräußerungserlös nach den Worten Scharpings nicht dem Haushalt zuführen, sondern ihn für den Aufbau einer Landesentwicklungsgesellschaft/Investitions- und Strukturbank, die Aufstockung des Kapitals zweier Landesstiftungen (für Innovation und Kultur), zur Errichtung einer neuen "Stiftung Rheinland-Pfalz für Umwelt und Wirtschaft" sowie allgemein zur Stärkung der Wirtschaftskraft und zur Lösung "besonderer Aufgaben" verwenden. Dazu zählt der Ministerpräsident nicht zuletzt die Konversion, also die Bewältigung der Folgen des Truppenabbaus durch Umwandlung militärischer in zivile Nutzungen (beispielsweise Flughafen Hahn).

Das vom Kabinett beschlossene Paket enthält außerdem Eckpunkte eines neuen Landessparkassengesetzes. Dabei ist unter anderem vorgesehen, daß die Geldinstitute in Rheinland-Pfalz als zweitem Bundesland nach Hessen stille (private) Beteiligungen bis zu 49 Prozent ihres Eigenkapitals aufnehmen. Darüber hinaus "erwartet" die Mainzer Landesregierung im Zuge der Verhandlungen über ihren Ausstieg aus der Landesbank erste Schritte zur Neuordnung der Tätigkeit der öffentlich-rechtlichen Versicherer. Bisher sind in Rheinland-Pfalz, historisch bedingt, Sparkassen-Assekuranzen aus Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen aktiv. Nach dem Willen der Regierung sollen diese Unternehmen im Land nicht nur Beiträge kassieren, sondern müssen ihr "investives Engagement" (zum Beispiel auch im Wohnungsbau) verstärken.

Brüderle sieht in dem gesamten Konzept ein "Stück Pionierarbeit" mit dem Ziel, "das Land zukunftsfähiger zu machen". Dabei erfüllen Scharping zufolge West- und SüdwestLB nach dem derzeitigen Verhandlungsstand "optimal" die rheinland-pfälzischen Bedürfnisse. Am Erwerb des Landesanteils waren auch die dortigen Sparkassen, die Bayerische Landesbank und die hessen-thüringische Sparkassenorganisation interessiert.

Ortschronik Büdesheim: Beim Laternenfest schon "im Handel"

SCHÖNECK. Die Ortschronik Büdesheim, die aus Anlaß der urkundlichen Ersterwähnung vor 1175 Jahren erstellt wurde, soll bereits beim Laternenfest "im Handel" sein.

Der Chronikausschuß wird bei diesem Fest jeweils zwischen 18 und 21 Uhr an Ständen sein umfangreiches Werk verkaufen.

Stände sollen sich dabei am Rathaus Büdesheim und an der Nidderbrücke befinden - traditionell zwei zentrale Punkte beim Laternenfest.

Für 560 Seiten mit 20 Artikeln über die Lokalhistorie müssen Interessent(inn)en 35 Mark hinblättern.

Bestellungen für die Arbeit nimmt auch die Verwaltung in den beiden Rathäusern Büdesheim und Kilianstädten entgegen. Ul

Das Gelände an der Erich-Kästner-Schule in Bischofsheim ist fest in Kinderh and Ferienspiele diesmal mit Kegeln, Kinderkino und Clowntheater aufgelockert /Am Freitag Abschlußfest mit großem Programm / Sonderbus zum Spielgelände

MAINTAL. Gebannt jongliert ein Knirps. Die Zunge im Mundwinkel, verfolgt er den Balanceakt mit dem Teller. Na, das klappt ja schon prima. Noch ein bißchen Training, und der Zirkusnummer für das Abschlußfest der Maintaler Ferienspiele steht nichts mehr im Weg. An anderer Stelle wird eifrig gehämmert. Das Gelände an der Erich-Kästner- Schule in Bischofsheim ist derzeit fest in Kinderhand, hat sich in eine bunte Budenstadt der Marke Eigenbau verwandelt. "Komm ins Land der 1000 Seifenblasen" heißt das Motto der diesjährigen Ferienspiele, die wieder mal starke Anziehungskraft auf den Nachwuchs ausgeübt haben.

Nach Auskunft von Stadtjugendpflegerin Brigitte Vollprecht sind 240 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren mit von der Partie. Diese werden von 21 Betreuungskräften und drei Hauptamtlichen beaufsichtigt. Die größte Einzelveranstaltung für Kinder im Jahr läßt sich die Stadt Maintal 55 000 Mark kosten. Dabei geht der dickste Batzen für das Honorar der Betreuungskräfte und die warme Mahlzeit der Ferienspielteilnehmer drauf.

In sieben verschiedenen Zirkusfamilien, von den "Wundertüten" bis zu den "Fliegenden Känguruhs", bereiten die einzelnen Gruppen das Abschlußfest vor. Am Freitag, 24. Juli, zeigt dann der Nachwuchs von 14 Uhr an in einer öffentlichen Vorstellung sein Programm.

Der Höhepunkt der Ferienspiele ist in einen Riesenrummel samt Luftkissen, Rollerrutsche, Zehn-Meter-Schlange, "Haus der Verwandlung" und "Schlauchstadt" eingebettet. Dazu wird eigens die Kölner Spielewerkstatt anreisen.

Gestern war der Stand von Clown Ferdinand umlagert. Er modellierte gemeinsam mit den Kindern Luftballons. Einen Tag zuvor sorgte die Bischofsheimer Feuerwehr nicht nur für Anschauungsunterricht, sondern auch für willkommenes Naß.

Die Maintaler Ferienspiele, diesmal mit den Programmpunkten Kegeln, Kinderkino und Clowntheater aufgelockert, werden nun schon seit 1985 in dieser Form zentral für sämtliche Stadtteile auf dem Gelände der Erich-Kästner-Schule angeboten.

Zum Spielgelände fährt ein Sonderbus, der kostenlos benutzt werden darf. hok

Betrunkener kam mit dem Beil in die Kneipe 2250 Mark Geldstrafe für rabiaten Gast in Kelkheim

Sechs Liter Bier, "auf gut Deutsch also einen knappen Putzeimer voll", so Schöffenrichter Hubert Strohschnitter, hatte der Angeklagte getrunken, bevor er an diesem 4. Mai vergangenen Jahres zum Beil griff. Natürlich nicht ohne Folgen. Gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung sowie Widerstand gegen die Polizei warf ihm die Staatsanwältin vor dem Frankfurter Amtsgericht vor. Verurteilt werden konnte er deswegen allerdings nicht, da er bei gut drei Promille Alkohol im Blut zum Tatzeitpunkt nicht mehr schuldfähig war. Statt dessen aber sprach das Gericht jetzt gegen den 39 Jahre alten Italiener eine Geldstrafe von 2250 Mark (das sind 90 Tagessätze à 25 Mark) aus - wegen fahrlässigen Vollrausches.

Auf der Anklagebank hatte sich der arbeitslose Maschinenführer wiedergefunden, weil er nach einem Streit mit einem Gast in der Kneipe "Zur Hannelore" in Kelkheim mit einem Beil wiedergekommen war. Wie die Wirtin als Zeugin aussagte, war der Angeklagte gegen 19 Uhr schon angetrunken in ihr Lokal gekommen. Kurz vor 1 Uhr morgens habe er sich dann mit einem ihm bekannten Stammgast über Geld gestritten. Bei ihm hatte sich der Angeklagte nämlich etwas geliehen, um seine Zeche bezahlen zu können. Dabei war um die Frage des Zurückzahlens zu einem lautstarken Krach und einer kleinen Rangelei zwischen beiden gekommen.

Um die Sache nicht eskalieren zu lassen, warf die Wirtin den stark betrunkenen Gast hinaus und schloß sogar die Wirtshaustür hinter ihm ab. Er hatte nämlich gedroht, "Ihr werdet euch noch wundern, hier passiert gleich ein Mord". Eine Viertelstunde später, so die Zeugin, habe sie dann "fürchterliche Schläge an die Tür" gehört. Als sie daraufhin die Tür geöffnet habe, sei der Angeklagte mit einem Beil vor ihr gestanden und habe "wild herumgefuchtelt".

Aus Angst um ihre Gäste - alle Frauen waren inzwischen in die Küche geflüchtet - habe sie sich einen Holzstuhl gegriffen, um den Mann auf Distanz zu halten. Dabei wurde der Stuhl mit dem Beil getroffen, und als sich daraufhin ein Gast zu ihrem Schutz dazwischenstellte und versuchte, dem Angeklagten das Beil abzunehmen, verletzte der Helfer sich am Handgelenk. Kurz darauf erschien schon die alarmierte Polizei und nahm den sich wehrenden Angeklagten fest.

"Der Mann war völlig abgedreht, er hat die Situation überhaupt nicht begriffen", beschrieb ein Polizeibeamter den beilschwingenden Italiener, der erst nach mehrfachen vergeblichen Aufforderungen auf die Beamten reagierte und die Axt fallen ließ. Man habe aber schließlich seinen Widerstand "mit einfacher körperlicher Gewalt" brechen können. Mit außergewöhnlicher Ehrlichkeit gab der Beamte dabei zu, daß es dabei durchaus zu dem später von einem Arzt attestierten Armbruch des Angeklagten gekommen sein kann. Aber, so der Polizeibeamte weiter, "der Mann kann froh sein, daß ich nicht so zappelig bin, sonst hätte ich noch geschossen".

Ausschuß debattiert über Bleiben für Flüchtlinge

BIEBERGEMÜND. Wie können künftige weitere Asylbewerber in Biebergemünd untergebracht werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Haupt- und Finanzausschuß der Gemeindevertretung in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 23. Juli.

Die Mitglieder des Gremiums treffen sich um 19.30 Uhr im Kollegraum des Bürgerhauses. jan

Lärm und und Gestank quäl(t)en

KARBEN. Die Beladung von täglich zwei Lastwagen mit klappernden Stahlteilen, die ins Werk II von K + N transportiert werden, ist für Anlieger in Klein- Karben ein ständiges Ärgernis. Für Firmenchef Egon König lassen sich die Belästigungen nicht mehr vermindern. Die Lastwagen würden nur noch zu "zivilen" Zeiten beladen. Sicher, man habe schon vor Jahren überlegt, das Stammwerk im Ort stillzulegen, doch im Industriegebiet gebe es nicht genug Land dafür.

Zur Zeit ist ein Unternehmen damit beschäftigt, die Fenster zur Lohgasse mit schalldämmendem Material auszukleiden. K + N läßt Schallschutz installieren. Anwohnerbeschwerden hatten Erfolg.

Über Krach, Gestank und in die Luft entweichende Dämpfe von Lösungsmitteln aus dem Betrieb haben Anwohner in der Vergangenheit häufig, häufiger jedenfalls als zur Zeit, geklagt. Als König + Neurath im Sommer vorigen Jahres durch den Hungerstreik des damaligen Betriebsratsangehörigen Ismail Pekuyar öffentliches Aufsehen erregte, wurden das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt und das Hessische Umweltministerium auf möglicherweise schädliche Emissionen aus den Werken aufmerksam gemacht. Wie aus einem Bericht des Gewerbeaufsichtsamtes vom August vorigen Jahres hervorgeht, wurden erhebliche Investitionen getätigt oder in Aussicht genommen, die den Umweltbedenken der Anlieger Rechnung tragen. Im Werk I mit der Stahlverarbeitung und der Lackiererei ist eine große Wasseraufbereitungsanlage und eine Abluftreinigungsanlage installiert worden. In der Firma, die nach Angaben von Eugen König einen Mann ausschießlich mit Umweltfragen beschäftigt, werden seit 1989 nur noch Lacke verwendet, die mit nur drei Porzent Lösungsmitteln auskommen. Es werden aber immer noch 15 Kilogramm Lösungsmittel pro Stunde frei. Die Lärmbelästigungen bleiben nach Angaben der Gewerbeaufsicht innnerhalb der Grenzwerte, ebenso die Staubentwicklung. hm

Telekom als letzte Bonner Perle Finanzminister präsentiert Liste der Privatisierungskandidaten

ptz BONN. Die Bundesregierung konzentriert ihre Privatisierungspläne, nachdem sie in den achtziger Jahren den Industriebesitz weitgehend versilbert hat, nun auf die Deutsche Lufthansa und Spezialunternehmen wie die Posttochter Telekom. Der vom Kabinett verabschiedete Bericht des Finanzministers zur "Verringerung der Beteiligungen und der Liegenschaften des Bundes" schlägt unter anderem vor, Anteile an der Rhein- Main-Donau AG, der Industrieverwaltungsgesellschaft (IVG), der Gesellschaft für Nebenbetriebe der Bundesautobahnen (GfN) und der Deutschen Siedlungs- und Landesrentenbank (DSL) abzustoßen. Los wäre Theo Waigel auch gern die 74prozentige Beteiligung an den Saarbergwerken. Dem stehen allerdings wie bei der Lufthansa hohe Verluste im Weg.

Gleichzeitig tritt das Haus Waigel hochfliegenden Spekulationen über den Wert der Bundesbeteiligungen entgegen. Die unter anderem von der Monopolkommission unterstellten Privatisierungserlöse in dreistelliger Milliardenhöhe seien nicht erreichbar, dämpft es alle Hoffnungen auf einen durchschlagenden Beitrag zur Lösung der Schuldenkrise aus dieser Ecke. Der verbliebene privatisierungsfähige Firmenbestand bringt nach Bonner Einschätzung weniger als zehn Milliarden Mark ein. Von 1983 bis heute kassierte der Bund 10,5 Milliarden Mark aus Unternehmensverkäufen.

Sollte sich die Opposition mit einer Änderung des Grundgesetzes einverstanden erklären, könnte allerdings doch ein reiches Füllhorn über das leere Staatssäckel ausgeschüttet werden. Investmentbanker taxieren den Wert der Post-Tochter Telekom auf 50 bis 70 Milliarden Mark. Minister der Koalition liebäugeln damit, knapp die Hälfte der Anteile einer noch zu bildenden Telekom AG abzugeben. Dies setzt jedoch einen Konsens mit der SPD voraus, da die Verfassung nur mit zwei Drittel der Stimmen im Bundestag geändert werden kann. "Hier finden gegenwärtig intensive Beratungen statt", heißt es in Waigels Kabinettsvorlage. Die Sozialdemokraten neigen derzeit mehrheitlich dazu, die Telekom in eine Körperschaft des öffentlichen Rechts umzuwandeln und deren Eigenkapitalprobleme über die Ausgabe von Genußscheinen zu lösen. Diesen Weg nennt das Finanzministerium "nicht geeignet".

Bei der Lufthansa peilt Bonn den vollständigen Rückzug an. "Ein wichtiges Bundesinteresse" - an diesem Kriterium mißt Waigel regelmäßig seinen Unternehmenshort - am Besitz von knapp 53 Prozent des Grundkapitals von 1,5 Milliarden Mark existiere "nach der Vollendung des EG-Binnenmarktes nicht mehr", stellt das Finanzministerium fest. Eine Sperrminorität von zumindest 25 Prozent der Anteile erscheine vorerst aber in "Anbetracht noch bestehender Staatsbeteiligungen an wichtigen europäischen Fluglinien anderer Länder angemessen".

Gleichwohl wird die Kranich-Airline noch geraume Zeit unter den Fittichen des Bundes bleiben. Eingedenk der "akuten Verfassung" biete sich eine Privatisierung nicht an, heißt es in Bonn unter Hinweis auf dreistellige Millionenverluste der Lufthansa. Zudem müsse vor einem solchen Schritt die Altersversorgung der Beschäftigten geklärt werden. Diese sind zum überwiegenden Teil Mitglieder der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) in Karlsruhe. Sinkt die Staatsquote auf unter 50 Prozent, könnte die VBL den Lufthanseaten eventuell kündigen. Entstehende Löcher in der Altersversorgung müßte Bonn mit zwei bis drei Milliarden Mark stopfen. Dem Vernehmen nach sei man auf "gutem Weg" die VBL-Probleme zu lösen.

Wie bei anderen Flughäfen - zum Beispiel Frankfurt - will Waigel das Engagement beim Regierungsairport Köln/Bonn auf 26 Prozent (heute: 31 Prozent) stutzen. Beim Träger des Rhein-MainDonau-Kanals ist der Bund mit zwei Drittel am Kapital von 200 Millionen beteiligt; die Aktien könnten "schrittweise veräußert werden". In der ersten Hälfte von 1993 sollen 49 Prozent des GfN-Kapitals von 61 Millionen abgegeben werden. Hier ist noch unklar, wie mit den Raststätten an Autobahnen in den neuen Ländern verfahren wird. Das restliche DSL-Paket kommt mittelfristig - "die Bank bedarf noch einer Übergangsfrist zur Festigung ihrer Geschäftsbasis" - ins Angebot.

Auf einen Blick

Seite II "FR-mobil" in Karbens Großbetrieb K + N: Technisch tiptop, Betriebsklima könnte besser sein. Seite III

Seit Montag dreht sich in Karben wieder der Kinderplanet: Ferien sind jetzt besonders schön. Seite IV Main-Kinzig-Kreis: Landrat wirbt bei den demokratischen Parteien um "Fairneß im Wahlkampf"

Immer noch keine Lösung im Kindergartenstreit Gespräch am Montag brachte nur geringe Fortschritte / Rechtliche Probleme um Vergrößerung

KRIFTEL. Nach wie vor ist unklar, ob nach den Sommerferien alle Krifteler Mädchen und Jungen ab drei Jahren einen Kindergartenplatz bekommen. Auch ein Gespräch am Montag zwischen Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU), den Pfarrern der beiden Kirchengemeinden sowie Eltern brachte keine Klärung.

Der Pfarrer der katholischen Gemeinde, Werner Rasbach, erklärte sich jedoch "grundsätzlich" bereit, notfalls die Gruppen der Kindergärten Linsenberg und Bleichstraße um ein oder zwei Mädchen und Jungen zu vergrößern. Dem müßten aber erst die beiden Kindergarten-Ausschüsse und der Gemeinde-Verwaltungsrat zustimmen. Wann die tagen, sei offen.

Wie berichtet, reichen die 260 Krifteler Kindergartenplätze nicht aus - 20 Dreijährige stehen auf der Warteliste. Sie unterzubringen, will die Kommune die bestehenden 13 Gruppen um ein oder zwei Kinder vergrößern. Das stößt jedoch auf Widerstand bei Eltern und Erzieherinnen. Sie beharren darauf, nicht mehr als 20 Kinder pro Gruppe unterzubringen - so, wie es die Kommune stets verkündete.

Nichts Neues war nach Börs Angaben am Montag von Christa Lohenner, Pfarrerin der Immanuel-Kant-Gemeinde, zu hören. Die Geistliche habe betont, wie schwer die Entscheidung sei. Die Gemeinde fühle sich in der Zwickmühle - einerseits sehe sie die Interessen von Erzieherinnen und Eltern, deren Kinder einen Platz haben, andererseits aber auch die Eltern, deren Nachwuchs vor der Tür steht. Lohenner habe angekündigt, der Vorstand der Gemeinde entscheide am 10. August. Die FR versuchte gestern vergeblich, die Pfarrerin zu erreichen.

Börs will in dem Gespräch keine Gründe gehört haben, die ihn umstimmen könnten: "Wir akzeptieren nach wie vor nicht, daß 20 Kinder keinen Platz kriegen sollen." Den Erzieherinnen warf er vor, "bürokratisch" zu argumentieren und "Macht demonstrieren zu wollen". Erzieherinnen und Eltern betonen bisher dagegen, ihnen gehe es um "pädagogisch sinnvolle Gruppengrößen". Kindergärten dürften nicht zu "Aufbewahrungsanstalten" verkommen.

Unabhängig davon, ob sich die Streitparteien noch einigen können, liegt inzwischen ein weiteres Problem auf dem Tisch: Ohne die Zustimmung des hessischen Landesjugendamtes dürfen die Kapazitäten der Kindergärten nicht ausgeweitet werden. Die geltenden "Betriebsgenehmigungen" erlauben nur 100 beziehungsweise 80 Kinder; das Wiesbadener Amt muß erst prüfen, ob zusätzliche Kinder aufgenommen werden dürfen.

Kriftel habe die Vergrößerung "vor mindestens drei Wochen" beantragt, sagte Börs. Wie die FR erfuhr, ist die zuständige Sachbearbeiterin jedoch jetzt erst aus dem Urlaub zurückgekehrt; außerdem arbeitet sie nur halbtags. Fraglich also, ob Wiesbaden in den nächsten Tagen grünes Licht gibt. dis

Kirche steigt bei Versuch mit ein

Nach der Zusage der evangelischen Kirche, sich am Modellversuch " Lebensgestaltung - Ethik - Religion" (LER) zu beteiligen, will Brandenburgs Bildungsministerin Marianne Birthler nun auch in der katholischen Kirche die Vorbehalte gegenüber dem Pflichtlernbereich ausräumen. Kardinal Georg Sterzinsky hatte die Kabinettsentscheidung über die Einführung des Faches LER bedauert. Nun soll es am 11. August ein Spitzentreffen zwischen Ministerpräsident Manfred Stolpe, Sterzinsky und Ministerin Birthler geben, in dem der katholischen Kirche der gleiche Kompromiß unterbreitet werden soll, wie zuvor dem evangelischen Bischof Martin Kruse. Mit Kruse sprach FR-Mitarbeiter Karsten Kiesant über den neuesten Kompromiß.

FR: Einen Monat vor Schuljahresbeginn in Brandenburg gab es ein Spitzengespräch zwischen Ihnen, Ministerpräsident Manfred Stolpe und Bildungsministerin Marianne Birthler. Darin einigten sie sich auf einen neuen Kompromiß, der vorsieht, daß Sie nun in Brandenburg Religionsunterricht erteilen dürfen und sich gleichzeitig am Modellversuch LER (Lebensgestaltung - Ethik - Religion) beteiligen werden. Wie wird das konkret aussehen?

Martin Kruse: Wir haben einen Kompromiß gefunden, der zwar nicht letztlich befriedigt, möglicherweise beide Seiten nicht, aber uns einen Anfang ermöglicht. Man muß sich mal vorstellen, daß wir im Lande gut 1000 Schulen haben, und an etwa 60 Schulen jetzt diesen Anfang machen. Das heißt, es ist ein kleiner Prozentsatz, bei dem wir erste Erfahrungen sammeln können. Die 44 Schulen, an denen der Modellversuch stattfinden soll, sind ja vom Bildungsministerium festgelegt worden. Da wir nicht genügend Kräfte haben, werden wir in diesem Bereich nur zwanzig Schulen bedienen. Mit Religionsunterricht beginnen wir darüber hinaus an etwa 25 bis 30 Schulen.

Ist das nun eine dauerhafte Einigung oder nur eine Atempause im Streit?

Diese Absprachen gelten zunächst für ein Jahr. Sie sollen dann überprüft und verändert werden. Dabei berücksichtigen wir auch, daß der Modellversuch auf drei Jahre angesetzt ist, wissenschaftlich begleitet werden soll und am Ende eine umfassende Auswertung erfährt. Aber die Grundsatzfrage, was denn in Brandenburg verfassungsmäßig gültig ist, bedarf eines Tages natürlich der Klärung. Gilt Artikel 7.3. des Grundgesetzes (der Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach vorschreibt - d. Red.) oder Artikel 141 (der Artikel 7,3 in den Öänder außer Kraft setzt, in denen am 1. Januar 1949 eine andere landesrechtliche Regelung bestand - d. Red.)? Diese Frage müssen die Juristen klären, denn irgendwann sind wir ja alle daran interessiert, daß hier Klarheit herrscht. Nur auf einem vernünftigen rechtlichen Grundriß kann man ein Gebäude errichten. Doch jetzt haben wir eine pragmatische Lösung gefunden, und ich will mich darüber freuen.

Der Streit um "Modellversuch" und "Religionsunterricht" hat sich anderthalb Jahre hingezogen und wurde zum Teil sehr heftig geführt. Warum haben sie so lange eine ablehnende Haltung gegenüber den Plänen der Bildungsministerin eingenommen?

Es ist schon eine Frage, ob ein Staat gut beraten ist, wenn er auf diesem Felde einseitig Koalitionsvereinbarungen trifft, ohne den mitbetroffenen Partner, die Kirche, zu fragen. Das ist ein Verhalten, das eigentlich unmöglich ist. Und darin lag von Anfang an die Schwierigkeit: Es wurden Bedingungen gesetzt, die wir einfach schlucken sollten, und das konnten wir nicht hinnehmen. Wichtig ist, daß unsere Synode, die ja die eigentliche Kompetenz in der Kirche besitzt, im November vorigen Jahres gesagt hat, ja wir sind bereit, am Modellversuch mitzuwirken. Vor allem kam es uns darauf an, daß ein gleichberechtigter Start beider Versuche gewährleistet ist. Und hier lag das zweite Problem! Auf der einen Seite ein staatlicher Unterrichtsbereich, der mit aller behördlichen Unterstützung rechnen kann: finanziell, personell und schulorganisatorisch. Und auf der anderen Seite Religionsunterricht als ein freiwilliges Angebot für alle Schüler, der unter Umständen an den Rand gedrängt wird und Bedingungen bekommt, unter denen er nur scheitern kann!

Was kann aus Ihrer Sicht der Religionsunterricht leisten, wozu der Modellversuch nicht in der Lage ist? Überschreiten Sie nicht in der Eile Ihres Drängens in die Schulen, die (sonst in Brandenburg recht sorgfältig beachtete) Trennlinie zwischen Staat und Kirche?

Diese Frage müssen Sie auch an die anderen östlichen Bundesländer stellen. Nur Brandenburg schert aus, alle anderen haben eine solche Regelung. Deshalb ist wohl eher zu fragen, warum sollten wir nicht? Die Schwäche des Modellversuchs liegt ja darin, daß man nicht weiß, wer alles Weltanschauungspartner sein wird. Es müßten ja auch die Freidenker mit am Tisch sitzen, die anderen Religionen, der Islam zum Beispiel. Der ist bei uns in Westberlin durchaus eine kräftige Größe - in Brandenburg natürlich noch nicht. Und nun stellen sie sich mal ein Fach vor, wo alles durcheinandergemischt wird. Pro und kontra, wie soll das eigentlich praktiziert werden? Läuft das nicht auf ungeheure Schwierigkeiten hinaus? Wenn es schon so etwas wie eine Auseinandersetzung mit den Fundamenten des christlichen Glaubens, der unsere Gesellschaft geprägt hat, geben soll, dann müßten doch eigentlich auch die, die diese Überzeugung tragen und leben, Partner in der Schule sein. Meine These ist: Nur ein Lehrer, der auch eine gewisse eigene Überzeugung hat und die nötige Toleranz dazu, wird die Schüler engagieren. Eine bloße Information über alles, was es auf dem Markt der Religionen gibt, ist stinklangweilig, wenn da nicht innen etwas brennt!

Wer wird denn Religionsunterricht erteilen dürfen?

Es gibt ja in der Kirche genügend ausgebildete Leute, die eine religions-pädagogische Ausbildung besitzen. Ihre Qualifikation, so ist es in den Absprachen niedergelegt, wird vom Land Brandenburg anerkannt. Also unausgebildet, nur mit einem guten Herzen, kann man keinen Unterricht an der Schule erteilen. Aber das ist ja auch nicht vorgesehen.

Das Thema "Modellversuch" wurde auch in der evangelischen Kirche Berlin/Brandenburg kontrovers und sehr emotional diskutiert. Vor allem von der Kirchenbasis erhielt der Birthler-Vorschlag beträchtliche Unterstützung. Haben Sie von dort schon ein Echo zum gefundenen Kompromiß?

Dieser Kompromiß liegt natürlich unterhalb dessen, was die Synode als Vorstellung gehabt hat. Da werden wir schon etwas tun müssen, um uns zu rechtfertigen. Aber ich habe den Eindruck, daß insgesamt der Wille da ist, jetzt mit einem lebbaren Kompromiß zu beginnen. Wir müssen Erfahrungen sammeln und dann, wie es ausdrücklich in den Absprachen heißt, weiter verhandeln. Es ist ja nicht aller Tage Abend.

Karlsruhe hebt Strafe wegen Soldaten-Mörder-Vergleichs auf Teilerfolg für Bundeswehroffiziere des "Darmstädter Signals" / Wehrdienstgericht muß neu entscheiden / Textdeutung gerügt Von unserer Korrespondentin Ursula Knapp

KARLSRUHE, 21. Juli. Zwei Bundeswehroffiziere, die 1989 in einer Presseerklärung des "Darmstädter Signals" die Bezeichnung von Soldaten als "potentielle Mörder" gebilligt hatten, erzielten jetzt einen Teilerfolg vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Eine aus drei Richtern bestehende Kammer des Zweiten Senats hob einstimmig die disziplinarrechtliche Verurteilung der beiden Soldaten auf, da das Wehrdienstgericht die Presseerklärung verschärfend interpretiert habe (Az.: 2 BvR 1802/91 und 1857/91).

Die Aufhebung der Disziplinarstrafen erfolgte allerdings nur wegen der fehlerhaften Textdeutung durch das Gericht. Inhaltlich ließen die Verfassungsrichter offen, ob der Soldaten-Mörder-Vergleich ein Dienstvergehen darstellt. Hierüber muß der Wehrdienstsenat des Bundesverwaltungsgerichts neu entscheiden.

Das "Darmstädter Signal" ist ein kritischer Arbeitskreis von Soldaten und zivilen Bundeswehrangehörigen, der sich 1983 anläßlich des NATO-Doppelbeschlusses zur Stationierung weiterer Atomwaffen gründete und gegenwärtig etwa 200 Mitglieder umfaßt. Auf einer Tagung im November 1989 verabschiedeten die Teilnehmer eine Presseerklärung, in der sie das sogenannte Soldatenurteil begrüßten. Das Landgericht Frankfurt hatte einen Arzt wiederholt freigesprochen, der während einer Podiumsdiskussion einen Soldaten als "potentiellen Mörder" bezeichnet hatte. Das Strafverfahren gegen den Arzt ist gegenwärtig noch anhängig, da das Oberlandesgericht Frankfurt den Freispruch 1991 erneut aufhob und den Fall an das Landgericht zurückverwies.

Die Veranstaltungsteilnehmer des "Darmstädter Signals" schrieben in ihrer damaligen Presseerklärung: "Zum einen ist der Kampf der Meinungen das Lebenselement unserer Gesellschaft, zum anderen halten wir die Aussage ,alle Soldaten sind potentielle Mörder' inhaltlich für richtig." Die Erklärung wurde namentlich unterzeichnet und an die Presse verteilt. Ein 49jähriger Major wurde deshalb 1991 vom Wehrdienstsenat des Bundesverwaltungsgerichts zum Hauptmann degradiert, ein 26jähriger Zeitsoldat erhielt eine dreijährige Beförderungssperre.

Das Wehrgericht beurteilte die Erklärung als schweres Dienstvergehen, da die Unterzeichner mit dem Begriff "potentielle Mörder" ihre Kameraden in der Bundeswehr ihrer "Anlage nach zu gewissenlosen Killern" erklärt hätten. Die Erklärung stelle eine "diffamierende, emotionalisierende und pharisäerhaft wirkende Agitation" dar, die dem Ansehen der Bundeswehr schweren Schaden zugefügt habe.

Die beiden Soldaten legten gegen diese Entscheidung Verfassungsbeschwerde ein, der jetzt stattgegeben wurde. In der Begründung aus Karlsruhe heißt es, daß das Recht der freien Meinungsäußerung für Soldaten nur mit gewissen Einschränkungen gelte. Beschränkt werden müsse es wegen der Erfordernisse des militärischen Dienstes und der Sicherung seiner Funktionsfähigkeit, sobald das Verhalten eines Soldaten geeignet sei, die Disziplin ernsthaft zu gefährden und damit die Verteidigungsbereitschaft der Streitkräfte in Frage zu stellen. Der Richter müsse deshalb den Inhalt einer Erklärung sachlich und vor dem gesamten Hintergrund der Meinungsäußerung ermitteln.

Gegen diese Grundsätze werde verstoßen, wenn einer Erklärung eine "verschärfende und damit überzogene Deutung gegeben wird". Dies war nach Ansicht der Verfassungsrichter der Fall. Das Wehrdienstgericht habe dem Text eine "von emotional gefärbter Begrifflichkeit nicht freie Interpretation" gegeben. Die Ahndung mit Degradierung und Beförderungsstopp beruhe auf dieser Fehldeutung, was mit dem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung nicht vereinbar sei.

Gleichzeitig räumen die Karlsruher Richter jedoch ein, daß die Bezeichnung von Soldaten als "potentiellen Mördern" für den "Tatbestand eines Dienstvergehens spricht". Ob ein solches nach den Gesamtumständen des Falles vorliegt, habe das Wehrdienstgericht zu beurteilen.Olympisches in Kürze

Olympisches

Italiens Regierung macht gegen die Mafia mobil Rekruten sichern Gefängnisse / Schweigeminuten für Anschlag-Opfer / Zerstörte Wohnungen ausgeraubt Von unserem Korrespondenten Horst Schlitter

ROM, 21. Juli. Den brutalen Mord an dem sizilianischen Untersuchungsrichter Paolo Borsellino und seinen fünf Leibwächtern hat der italienische Staat mit einigen, zum Teil nur symbolischen Maßnahmen gegen die Mafia beantwortet. Seit Anfang der Woche steht das alte Gefängnis Ucciardone, in dem viele Bosse und Helfer der "Ehrenwerten Gesellschaft" ihre Strafe verbüßen, unter stärkerer Bewachung. Polizei und Carabinieri wurden verstärkt durch Hunderte von Wehrpflichtigen, die ohne spezielle Ausbildung und mit alten Waffen die Außenmauer der Haftanstalt absichern.

Gleichzeitig wurden 55 Mafiosi von Palermo in andere Teile Italiens verlegt, um ihnen die Zusammenarbeit mit ihren noch in Freiheit lebenden Komplizen zu erschweren. Unter ihnen befindet sich auch der alte, ehemals sehr einflußreiche Boß Michele Greco, genannt "der Papst". Mit Hubschraubern waren die meisten von ihnen schon am Montag auf die der toskanischen Küste vorgelagerte Insel Pianosa gebracht worden.

Derweil dauerte innerhalb der Regierung der Streit darüber an, ob das Attentat auf den Mafia-Jäger Borsellino vermeidbar war oder nicht. Während Justizminister Claudio Martelli von "offensichtlichen Fehlern" der Sicherheitsbehörden sprach, beharrte Innen- und damit auch Polizeiminister Nicola Mancino darauf, niemand habe den Anschlag vorhersehen und verhindern können. Immerhin setzt sich das Kabinett einmütig für die Verwirklichung eines Anti-Mafia-Dekrets ein, das bis Anfang August vom Parlament als Gesetz verabschiedet werden soll. Ministerpräsident Giuliano Amato ist entschlossen, diese Maßnahme mit der Vertrauensfrage zu verknüpfen. Einige der wichtigsten Punkte: 1. Erleichterung der polizeilichen Ermittlungen; 2. Strafnachlaß für "reuige" Mafiosi, die zur Aufklärung von Delikten beitragen; 3. Verweigerung von Straferleichterungen für alle übrigen Verurteilten dieser Kategorie; 4. Wiedereinführung der Isolierhaft; 5. Verlängerung der Untersuchungshaft auf ein Jahr; 6. Zeugenaussagen, die durch Konferenzschaltungen mit dem untersuchenden Richter zustande kommen, sollen gültig sein.

Kurz nach dem mörderischen Attentat, das die Wohnungen von vielen hundert Palermitanern zerstörte, machten die Bewohner der schwer geprüften sizilianischen Stadt ihrem Ärger Luft. Italiens Polizeichef Vincenzo Parisi wurde mit einer Unzahl von Münzen beworfen, dem volkstümlichen Symbol für Bestechlichkeit. Der Bürgermeister von Palermo, Aldo Rizzo, trat von seinem Amt zurück. Er wolle damit eine "große Debatte unter den Bürgern" auslösen. Maria Falcone, Schwester des vor zwei Monaten ermordeten Staatsanwalts, bemerkte bitter: "Es hat den Anschein, als könne in diesem Land nur die Mafia effizient arbeiten." Die Familie des Ermordeten lehnte jede Teilnahme der Regierung an der Beisetzung Paolo Borsellinos ab; nur Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro ist "erwünscht". Scalfaro wohnte auch der Trauerfeier am Dienstag nachmittag zu Ehren der fünf getöteten Mitglieder des Begleitschutzes bei.

In Mailand zogen Hunderte von Polizeibeamten protestierend durch die Stadt. Sie verlangten die Todesstrafe für Mafia-Mörder und die Ausrufung des Notstandes in Sizilien. Fernsehen, Rundfunk und viele Behörden ehrten am Dienstag mittag die Toten von Palermo durch zehn Schweigeminuten. Auch die Mailänder Börse, die am Montag einen empfindlichen Kursrückgang verzeichnet hatte, schloß sich dieser Aktion an.

Doch nicht alle Bewohner der Unglücksstadt trauerten. Während freiwillige Helfer am Sonntag noch die Glieder der von einer Autobombe zerrissenen Opfer zusammengesucht hatten, waren mehrere der schwer beschädigten Wohnungen geplündert worden.

Der ermordete Borsellino war, wie die Nachrichtenagentur AFP ergänzend meldete, Anfang Juli zu Ermittlungen in Mannheim. Das bestätigte ein Mannheimer Polizeisprecher.

Der neue Friedhof am Heiligenstock soll auch für die Lebenden eine Reise wert sein Ein neuer Park im Osten Einweihung im August

Auch für die Lebenden, so wirbt Bau- Stadtrat Hanskarl Protzmann (SPD), ist der neue Parkfriedhof am Heiligenstock "jetzt eine Reise wert". Zu bestaunen gebe es "ein Stück Hochkultur des Bauens", "ein sehr bedeutendes Bauwerk, von einem bedeutenden Architekten geschaffen" und eine Grünfläche, die ihresgleichen in Frankfurt suche.

Gräber werden die, die dem Aufruf des Dezernenten folgen, dort allerdings noch nicht finden. Beerdigt ist auf dem 17 Hektar großen Totenacker an der Friedberger Landstraße nahe der Bad Vilbeler Siedlung Heilsberg nämlich noch kein Mensch. Protzmann hat den Friedhof am Dienstag erst einmal - so der Text der städtischen Einladung - "der Öffentlichkeit übergeben". Eingeweiht wird die Trauerhalle mit einem ökumenischen Gottesdienst am Sonntag, 2. August, die erste Beisetzung ist drei Tage später.

Vor vier Jahren war erster Spatenstich für die Friedhofsgebäude. Erste Planungen für die neue Frankfurter Begräbnisstätte im Norden gab es bereits Ende der 40er Jahre, gepflanzt wird am Park - Eichen, Hainbuchen, Efeu, Immergrün, Blumenwiesen - seit 1960. Über all die Jahrzehnte hinweg galt im Römer für das Projekt eine offizielle Begründung: Der Hauptfriedhof sei bald voll belegt, man könne den nicht mehr erweitern und müsse Ersatz schaffen.

Das stimme heute nicht mehr, sagt das Gartenamt und meldet "zur Zeit ausreichende freie Grabstättenkapazitäten auf dem Hauptfriedhof" - wegen der rigiden Begrenzung der Ruhefristen. Dennoch seien die 31,1 Millionen Mark, die der Neubau kostete, nicht umsonst vertan. Denn: Es werde "eng" auf einigen Stadtteilfriedhöfen, die "belegt und nicht erweiterungsfähig" seien: Enkheim, Bergen, Praunheim, Seckbach, Preungesheim, Ekkenheim, Berkersheim, Harheim und Nieder-Erlenbach.

Am Heiligenstock hingegen - 12 250 Erdgräber, 5250 Urnen-Plätze - ist sogar noch Platz für die Toten des Vilbeler Ortsteils Heilsberg. Und bei Bedarf kann die Stadt noch 63 angrenzende Hektar dazunehmen. "Irgendwann nach der Jahrtausendwende", schätzt der Stadtrat. Fertig sind indes die Bauten, die der Darmstädter Architekt Max Bächer entworfen hat und die den Stadtrat Protzmann so begeistern.

Augenfällig ist hierbei eine hohe Mauer auf der gesamten Länge des Friedhofsgebäudes: Sie trennt die Rotunde der mit einer Kuppel gekrönten Trauerhalle von den Betriebseinrichtungen. Es sei Bächler damit - und auch mit der Gestaltung der 15 Totenhäuser - gelungen, den "Anspruch auf Würde zu wahren und gleichzeitig die Funktionalität und Effizienz der kommunalen Dienstleistung zu gewähren".

Protzmann spricht von "angemessener Monumentalität", von einer Architektur der "starken, einfachen, archaischen Gesten". Und: Der Friedhofspark erinnere ihn an Arkadien, sei zudem "hervorragend in die Landschaft eingestimmt". Beispielsweise hat man Bäume, Gehölze und Buschwerk so gepflanzt, die Gras- und Blumenhügel so modelliert, daß die Besucher vom Hauptportal und der zentralen Wegachse aus stets freien Blick auf die Taunus-Silhouette mit Feldberg haben.

Wer die Bächer-Bauten - für Protzmann das "Werk eines genialen Menschen" - und das Heiligenstock-Arkadien anschauen will, kann mit dem Bus der Linie 30 dorthin fahren (Haltestelle direkt am Friedhof). Protzmann räumt ein, daß die Anbindung mit Bussen und Bahnen besser sein könne: "Da müssen wir noch was tun. Bald werden ja auch Angehörige von hier Beerdigten kommen und die Gräber besuchen." peh

Bei den Sprechtagen Informationen holen

MAIN-KINZIG-KREIS. Die nächsten Sprechtage der landwirtschaftlichen Sozialversicherung sind am 17. August im Friedberger Landwirtschaftsamt und am 18. August in der Büdinger Außenstelle des Landratsamts jeweils zwischen 9 und 12 Uhr.

Beitragspflichtige, Anspruchsberechtigte und sonstige Interessierte können sich dabei informieren.

Tambourbad ist ab sofort bis 22 Uhr geöffnet

OFFENBACH. Ab sofort bleibt das städtische Freibad am Tambourweg bei schönem Wetter bis 22 Uhr geöffnet. Sportdezernent und Oberbürgermeister Wolfgang Reuter sagt: "Die Verwaltung hat schnell und flexibel auf die Anregung des CDU-Fraktionsvorsitzenden Günther Hammann reagiert und wie ein modernes Dienstleistungsunternehmen in Zusammenarbeit mit dem Sport- und Badeamt, dem Personalrat alle notwendigen Voraussetzungen für die längere Öffnungszeit geschaffen." Kassenschluß ist statt um 19 Uhr jetzt erst um 21 Uhr. lz

Mehr Freiheit im Büro: Sprüche und Thesen von und über K + N

Ein Unternehmen, das eine Spitzenposition in seiner Branche erkämpfen und halten will, kommt in der Eigenwerbung an dem gängigen MarketingChinesisch nicht vorbei. Hier ein paar Kostproben aus dem Hochglanzprospekt von König + Neurath:

"Mehr Freiheit im Lebensraum Büro. Im Mittelpunkt der Mensch."

"Wenn ich gut behandelt werde, dann biete ich gute Arbeit."

"Wir hoffen nur, daß Sie das Existenzrecht der Kunst nicht in Zweifel ziehen und daß Sie ihr stets den gebührenden und schönsten Platz geben - auch im Lebensraum Büro".

"So wie das Leben uns formt, formen wir das Leben". hm

Schottisches Orchester gastiert in Bad Orb

BAD ORB. Chor und Tanzgruppe des Jugendorchesters aus dem schottischen Perth sind am Mittwoch, 22. Juli, im Rahmen des täglichen Kurkonzerte in Bad Orb zu Gast. Die fast neunzig jungen Musiker im Alter von 14 bis 18 Jahren aus der Partnerstadt von Aschaffenburg sindab 15.30 Uhr zu sehen und hören. jan

Langsam, aber stetig wächst die Vorfreude auf die Spiele Stolz wie Spanier pilgern die Katalanen zu ihrem Heiligtum Der "Montjuic" verbreitet schon jetzt internationales Flair Aus Barcelona berichtet unser Redaktionsmitglied Harald Stenger

Ob jung, ob alt: Wer in diesen Tagen in Barcelona und Umgebung etwas auf sich hält, der pilgert auf den Montjuic. Der im Südwesten der Stadt gelegene Hügel mit Blick zum Mittelmeer und den Bergen im Land ist bis zum 9. August gewissermaßen der Nabel der (Sport-)Welt und darüber hinaus wohl für lange Zeiten das neue Nationalheiligtum der Katalanen.

Wenn hier am Samstag im Olympiastadion das olympische Feuer aufflammt, dann können die patriotischen Bewohner der spanischen Metropole gewiß sein, daß spätestens von dieser Sekunde Milliarden von Menschen die Ereignisse im Zeichen der fünf Ringe mit Interesse verfolgen werden und somit "ihr" Montjuic, ihre Stadt und ihre Region in allen Kontinenten eine bekannte Fixgröße sein wird. Und weil das die Katalanen mit unübersehbarem Stolz erfüllt, setzten sie alles dran, um kurz vor der Eröffnungsfeier noch selbst vor Ort etwas vom internationalen Flair des Kampfs um Moneten und Medaillen zu erleben.

Da sitzt die Oma mit dem Krückstock, die sich mit viel Mühe hierher geschleppt hat, an der Placa Espanya und blickt mit genauso verträumten Augen hoch gen Montjuic wie das zwei Bänke neben ihr sitzende, miteinander turtelnde Liebespärchen. Da läßt eine Gruppe von Helfern in ihrer blau-weißen Kluft ein Erinnerungsfoto an den Stufen vor dem großen Brunnen machen, während nebendran auf den neuen Rolltreppen eine Schar japanischer Touristen ehrfurchtsvoll die gediegene Anlage am Fuße des Olympia-Bergs bewundert.

Auf den Stufen vor dem monumentalen Nationalmuseum für Kunst, das von unten den Blick zum Olympiastadion versperrt, hockt ein außer Atem gekommener älterer Mann, der sicherlich am Abend in seiner Stammkneipe begeistert von seinem Trip zu den olympischen Stätten erzählen wird und dem es in seiner momentanen Aufregung nicht auffällt, daß seine Hose weit offen steht. Um so deutlicher weist dagegen das vornehm angezogene Mädchen seine Mutter darauf hin, während der Papa den Familienausflug zu belehrenden Anmerkungen an die Adresse des Sohnes über den Umbau des hinter Palmen gleich in den Blickwinkel kommenden "Estadio olympico" nutzt.

Nicht ohne Grund. Denn das neue Olympiastadion ist für Barcelona und Katalonien das Symbol des kulturellen Aufstiegs in jüngster Vergangenheit nach den in der Franco-Ära in vielerlei Hinsicht zugefügten Wunden, und es ist anno 1992 die allgemein äußerst gelungen empfundene Symbiose zwischen Vergangenheit und Zukunft. Was an das Gestern erinnert, ist die alte Fassade, die bei den umfangreichen Sanierungsarbeiten erhalten blieb. Die Modernisierungsmaßnahmen im Inneren sind das Spiegelbild der mit Finanzstärke gepaarter Schaffenskraft von heute und dokumentieren zugleich die Perspektiven für morgen.

Wo man hinschaut, der Kontraste gibt es viele. Hier den Weg zu den Stadionportalen weisende Neonleuchten und Stahlkettenkonstruktionen in luftigen Tribünenhöhen, dort Säulen aus längst vergangenen Zeiten als Zierde im weiten Rund und das alte Marathontor in der Nordkurve. Wenn man so will, das Meisterwerk aller architektonischen Tüfteleien: Unter der Ehren- und Presseloge wurden neben zahlreichen VIP- und Funktionsräumen der Platz für zwei Trainingshallen und eine Laufbahn geschaffen, wo sich ab Ende nächster Woche die Stars und Sternchen aus aller Herren Länder tummeln werden, wenn die 43 Wettbewerbe der olympischen Paradedisziplin Leichtathletik auf dem Programm stehen. Es soll eben an nichts fehlen.

Was dazu getan werden mußte, bis alles fertiggestellt war, ist enorm: Allein 268 000 Kubikmeter wurden ausgehoben und 130 000 Kubikmeter Stein weggesprengt, damit der Boden des 1929 anläßlich der Weltausstellung in Barcelona erbauten Stadions für die olympische Herausforderung gegen Ende des Jahrhunderts zwölf Meter tiefer gesenkt werden konnte. Für das neue Outfit wurden 400 Tonnen Stahl und Stützpfeiler unterschiedlicher Durchmessergröße in einer Gesamtlänge von zwölf Kilometern benötigt. Der Preis des Gesamtunternehmens, mit dem zwecks unbedingt notwendiger Renovierung bereits 1985 und damit lange vor dem Olympia-Zuschlag am 17. Oktober 1986 begonnen wurde: 115,5 Millionen Mark. Der Mann, der alles möglich machte, ist der italienische Star-Architekt Vittorio Gregotti, in Fachkreisen als einer der Exponenten des postmodernen Stils bekannt.

Unter sechs im August 1983 direkt beauftragten, international renommierten Vertretern seiner Zunft legte er das beste Konzept vor, erhielt im Januar 1984 den Zuschlag und konnte sich nach einer gelungenen Zusammenarbeit mit vier spanischen Kollegen bereits im Frühjahr 1989 an der Eröffnung der neuen katalanischen Kultstätte erfreuen. Gregotti, vor 64 Jahren in Novarra geboren und heute mit seinem Büro in Mailand zu Hause, in Venedig als langjähriger Direktor der Biennale und Professor an der Universität aktiv, hat jedenfalls sein Bestes gegeben.

Und das war wahrlich nicht wenig, so daß ihm in den kommenden Tagen nach viel Arbeit von den unterschiedlichsten Seiten nun auch viel Ehr zukommen wird. Die Anziehungskraft des pompösen und zugleich funktionellen, dazu höchst ästhetischen Olympiastadions ist jedenfalls schon jetzt kaum zu überbieten und wird nach dem Anschießen des olympischen Feuers durch einen von zwei Glitzerfiguren begleiteten Bogenschützen sicherlich zunehmen.

Für viele Katalanen wird es freilich ein Traum bleiben, das anläßlich der Eröffnungs- und Abschlußzeremonie geplante Spektakel drinnen live zu erleben - die 65 000 Zuschauer fassende Arena ist für diese beiden Highlights längst ausgebucht. So muß sich dann jeder auf seine Weise mit einem Blick zum Montjuic oder einen Bummel über den olympischen Hain begnügen: Die Oma und der ältere Herr, die Familie und das Liebespärchen.

Um so größer ist die Erwartungshaltung und die Vorfreude, was Olympia '92 bringen mag, wenn ab Samstag die Zeit des Wartens endgültig vorbei ist. Die in immer größerer Anzahl durch Barcelona flanierenden Athleten, Offiziellen und Touristen sind ein untrügliches Zeichen dafür, daß die Hektik der sich täglich überstürzenden Ereignisse rund um den "heiligen Berg Montjuic" bald alle in ihren Bann ziehen wird.

Thema Müllabfuhr: Leerungsbezirke etwas geändert

SCHÖNECK. In Kilianstädten sind die Leerungsbezirke der Müllabfuhr etwas geändert worden; die Gemeinde macht nochmals darauf aufmerksam: Die Straßen auf der "Südseite" des Ortes ab "Platz der Republik" (Heiligenstraße, Wasserweg, Wachenbucherstraße . . .) gehören nunmehr zum Leerungsbezirk II, der dienstags dran ist.

Dies gilt für Haus-, Bio- und Papierabfall gleichermaßen.

Die Tourengruppe des Frankfurter Taunusklubs besucht am Samstag, 25. Juli, die Burgfestspiele in Dreieichenhain - dort wird ab 20.15 Uhr die Oper "Carmen" aufgeführt. Anmeldungen: Ingrid Hoos, Heinrich-Seliger-Straße 36. js/29

23jährigen mit Messer verletzt und gewürgt

SINDLINGEN. Ein Unbekannter hat am Dienstag früh einen 23jährigen mit einem Messer attackiert und dabei erheblich am Arm verletzt. Der Mann sagte der Polizei, er habe gegen 1.30 Uhr zwischen der Hugo-Kallenbach-Straße und dem Feld den Hund einer Freundin ausgeführt. Dabei sei ihm ein Mann begegnet, der dann auf ihn eingestochen und ihn gewürgt habe. Anwohner, die Schreie hörten, alarmierten die Polizei. tos

Einbrecher-Pärchen konnten gefaßt werden

Der Aufmerksamkeit eines 22jährigen Rödelheimers ist es zu verdanken, daß die Polizei am Montag mittag zwei Männer und zwei Frauen aus Südamerika bei dem Versuch festnehmen konnten, in eine Wohnung "In der Au" einzubrechen. Wie die Polizei mitteilte, hatte der Rödelheimer gegen 11.30 Uhr bei einem Blick aus seinem Fenster zwei junge Männer beobachtet, die sich gerade an der Terassentür des Nachbarhauses zu schaffen machten.

Der 22jährige rief sofort das 11. Polizeirevier an. Eine Funkwagenbesatzung konnte wenig später die beiden Männer im Alter von jeweils 22 Jahren auf frischer Tat ebenso festnehmen wie eine 22 und eine 23jährige, die in der Nähe des Hauses Schmiere gestanden hatten.

Wie Polizeisprecher Jürgen Linker sagte, handelt es sich bei den Männern um Kolumbianer und bei den Frauen um Chileninnen. Die Kolumbianer waren als Touristen in die Bundesrepublik eingereist. Wann, prüft die Polizei derzeit noch nach. Die Chileninnen haben feste Wohnsitze im Süden Frankfurts. Die vier Personen sind bislang noch nicht als Wohnungseinbrecher in der Bundesreublik aufgetreten.

Linker konnte am Dienstag noch nicht sagen, ob es sich bei den Festgenommenen möglicherweise um Angehörige einer Bande handelt, die eigens zwecks Wohnungseinbrüchen eingeflogen sind. Die beiden Männer sollen dem Haftrichter vorgeführt werden. enk

Kleine FR

Rat in Rentenfragen HANAU. Wolfgang Bruder, Versicherungsältester der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, gibt am Donnerstag, 23. Juli, von 15 bis 16.30 Uhr bei der Barmer Ersatzkasse in Hanau, Nürnberger Straße 2-4, Rat und Auskunft in Rentenversicherungsfragen. Entsprechende Unterlagen sollen möglichst vollständig mitgebracht werden. Rathausparkplatz gesperrt ERLENSEE. Wegen des Abschlußfestes der Erlenseer Ferienspiele am Samstag, 1. August, wird der Parkplatz vor dem Rathaus ab Freitag abend abgesperrt. Das teilt die Gemeindeverwaltung von Erlensee mit. Badminton für Bambinos ERLENSEE. Ab sofort bietet die Turn- und Sportgemeinde wieder Anfängerkurse für Jungen und Mädchen im Alter von sieben bis zwölf Jahren im Federballsport Badminton an. Der Kurs unter Leitung eines Sportpädagogen findet jeden Montag von 14.30 bis 16.30 Uhr in der Erlenhalle statt. Gottesdienst für ABC-Schützen BRUCHKÖBEL. Die evangelische Kirchengemeinde von Bruchköbel lädt ein zum Schulanfängergottesdienst am Dienstag, 4. August. Der Gottesdienst beginnt um 9 Uhr in der Kirche.

Verschanzt hinter einer Mauer aus Formularen Deutsche Bürokratie und österreichischer Pragmatismus: Szenen aus einem Flüchtlingslager

Die Fenster der Turnhalle sind abgedunkelt, damit nicht allzuviel von der Mittagsonne hineindringen kann. Trotzdem ist es heiß und stickig. Lange Reihen von Feldbetten stehen in der Halle, provisorische Sichtblenden und Stahlschränke teilen Segmente unterschiedlicher Größe ab, eine absurde Illusion von Intimität. Auf den Betten dösen einige apathisch wirkende Frauen, während Vertreter des Gesundheitsamtes die Matratzen auf Von Peter Fahrenholz (Salzburg) mögliche eingeschleppte Wanzen untersuchen. Wenn die düstere Turnhalle voll ist, bietet sie Platz für 150 Leute. Flüchtlinge aus Bosnien finden hier in Salzburg-Riedenburg ein erstes Quartier. Manche haben das Glück, nach ein paar Tagen privat bei Bekannten und Verwandten Unterschlupf zu finden, andere werden in andere Notunterkünfte weitergeleitet, aber einige campieren schon seit Wochen in der Halle, betreut von der Salzburger Caritas und bekocht vom österreichischen Bundesheer.

So wie Salco, der für einige Zeit in Deutschland gearbeitet hat und aus seinem Dorf bei Gorazde vor dem Bürgerkrieg geflohen ist. Eigentlich wollte er nach Deutschland, doch an der Grenze wurde er zurückgewiesen. In Salzburg durfte er bleiben, und jetzt macht er sich im Lager Riedenburg mit seinen relativ guten Deutschkenntnissen als Dolmetscher nützlich und hilft den meist völlig erschöpften Neuankömmlingen, so gut es geht, sich in dem Notquartier zurechtzufinden.

Salco hält mit seiner Verbitterung über die Deutschen nicht hinter dem Berg. "Was bei uns mit den vier bis fünf Millionen Leuten passiert, ist der deutschen Regierung egal." Immer wieder nach den richtigen Ausdrücken suchend, beschreibt er die Lage in seinem Land, wie dort eine Armee gegen "ein Volk ohne Waffen vorgeht", Wehrlose ermordet. "Immer kommen Granaten, immer, immer." Die Frage, die dann kommt, ist wie eine Anklage. "Was macht Europa, was macht Deutschland? Die Grenzen einfach zusperren?"

Rund 450 Flüchtlinge hat das Land Salzburg zur Zeit in Notünterkünften untergebracht, weitere hundert sind bei hilfsbereiten Einheimischen untergekommen, und nahezu 2000 bosnische Flüchtlinge haben bei "Bezugspersonen" eine vorläufige Bleibe gefunden, also bei Landsleuten, die im Salzburger Land leben und arbeiten. Herbert Prucher, Referatsleiter für Sozial- und Behindertenhilfe bei der Salzburger Landesregierung, ist nach eigenen Worten mittlerweile zu mehr als 70 Prozent seiner Arbeitszeit nur noch für das Flüchtlingsproblem da. "Des san ganz arme Leut', des is' erschütternd", sagt der Beamte über die Bürgerkriegsopfer, die meist nicht mehr dabeihaben, als man unter den Arm klemmen kann.

Die meisten der in Salzburg Gestrandeten waren eigentlich nur auf der Durchreise. Rund drei Viertel der Leute, schätzt die Caritas-Schwester Barbara Hellmayr, Leiterin des Aufnahmelagers in Riedenburg, wollen nach Deutschland zu Verwandten oder Bekannten. Doch an der Grenze wurden viele von ihnen zurückgewiesen. Die Hürde der Visumpflicht konnte nämlich bisher nur genommen werden, wenn die Betroffenen Garantieerklärungen ihrer aufnahmewilligen Gastgeber in Deutschland beibringen konnten, die diese gegenüber dem jeweiligen Ausländeramt abgeben mußten. Dabei wurden alle Schikanen angewandt, zu denen eine zivilisierte Bürokratie fähig ist, wie Bayerns Grüne beobachtet haben, die die unmenschliche Situation an der deutsch-österreichischen Grenze seit Wochen anprangern.

Da konnte es dann schon vorkommen, daß Leute nicht eingelassen wurden, weil der Name auf der an die Grenze gefaxten Erklärung nicht ganz korrekt geschrieben war. Oder erschöpfte Flüchtlinge wurden nach Recherchen der Grünen nach Österreich zum Geldwechseln zurückgeschickt, wenn sie die fälligen Visagebühren nicht abgezählt parat hatten. "Absurd und widerlich" nannte Grünen- Fraktionssprecher Manfred Fleischer die Vorgänge an der Grenze.

Für die Österreicher, die auf Bundesebene mit einem Visumzwang für alle Inhaber neuer jugoslawischer Pässe ebenfalls Hürden aufgerichtet haben, auf unterer Ebene aber weit humaner und pragmatischer handeln, ist die bislang praktizierte Kaltherzigkeit der Deutschen nur schwer nachvollziehbar. "Vor so was die Augen verschließen und ein Formular nach dem anderen verlangen, das geht doch nicht", sagt Herbert Prucher. Und die Caritas-Schwester Barbara Hellmayr macht das Hickhack an der Grenze inzwischen "total fassungslos". "Es ist unvorstellbar, daß ein Land mit dieser Geschichte angesichts dieses Elends so sture Regelungen durchzieht." Mit dem deutschen Generalkonsulat in Salzburg mag sie mittlerweile am liebsten gar nichts mehr zu tun haben, "weil ich keine Lust habe, mich dauernd belehren zu lassen".

Möglicherweise müßten sich die Politiker aller Couleur von denjenigen, die sich in der Praxis um die Flüchtlinge kümmern, einmal ein wenig belehren lassen, um das ganze Ausmaß der bosnischen Tragödie zu begreifen. Anders als bei den Kroaten, die nach der Beruhigung der Lage meist sofort in ihre Heimat zurückkehrten, bedeutet für die Moslems aus Bosnien die Flucht wahrscheinlich die endgültige Vertreibung. Bei den Moslems, hat Herbert Prucher beobachtet, wachse allmählich das Bewußtsein, daß sie endgültig aus ihrer angestammten Heimat verjagt werden sollen. "Viele Leute wissen, es ist aus." Barbara Hellmayr haben die Flüchtlinge erzählt, zu Hause würden die Serben feiern, wenn wieder ein Dorf "moslemfrei" sei. "Die Leute", sagte die Caritasschwester, "sind in derselben Situation wie die Juden im Dritten Reich."

Entsprechend desolat ist die Verfassung der meisten Neuankömmlinge. Vor allem die Männer sind oft tagelang nicht ansprechbar, stehen einerseits unter dem Schock unmittelbarer Kriegserlebnisse, andererseits unter dem Druck, den Kampf vielleicht doch zu früh aufgegeben zu haben. So wie Iset, der ein Café in einem Dorf zwischen Sarajewo und Gorazde betrieben hat, das längst von serbischen Granaten zerbombt worden ist. Er hat sich vor ein paar Wochen aus dem Lager Riedenburg auf den Weg zurück nach Bosnien gemacht, "er wollte kämpfen", erzählt Dolmetscher Salco. Als es kein Durchkommen gab, ist er wieder umgekehrt. Im Lager Riedenburg sorgt inzwischen die Polizei dafür, daß ortsansässige Gastarbeitergruppen die Flüchtlinge nicht überreden, doch zum Kämpfen wieder zurückzugehen. "Ich rechne damit, daß es vier bis fünf Jahre bei dieser Krisensituation bleibt", sagt Herbert Prucher.

Angesichts dieser Lage wirkt die zähe Bürokratie, mit der das zivilisierte Westeuropa den Flüchtlingsstrom nach Kräften von sich fernzuhalten versucht, noch unmenschlicher. Bayerns Innenminister Edmund Stoiber kritisiert einerseits die EG-Partner wegen ihrer Untätigkeit und Sturheit, Flüchtlingskontingente unter sich aufzuteilen. Andererseits schürte der CSU-Mann die Angst vor den Flüchtlingen mit der in den Augen der Salzburger Helfer abwegigen Prognose, bei einer Öffnung der Grenzen hätte man schon bald 500 000 Flüchtlinge im Land, die meisten natürlich im grenznahen Bayern.

Da ist schon besser, korrekt zu bleiben. So wie die deutschen Grenzbeamten bei jener Familie mit zwei kleinen Kindern, die Herbert Prucher am Wochenende am Salzburger Hauptbahnhof aufgelesen hatte. Die Flüchtlinge hatten von zehn Uhr vormittags bis halb elf Uhr nachts versucht, die Grenze zu passieren, um zu Verwandten nach Deutschland zu fahren, die sie aufnehmen wollten. Vergeblich. "Wir haben die uns geschnappt", erzählt Prucher. Der Mann sei vollkommen verstört und unansprechbar gewesen, die Frau habe fortwährend nur "Granat, Granat" gestammelt. Die Familie kam in ein Salzburger Lager. "Was sollt' ma tun, wenn ihr die nicht nehmt", fragt Prucher. "Soll'n mir die auch heimschicken?"

Jetzt sollen auch in Deutschland mehr bosnische Flüchtlinge aufgenommen werden, 5000 insgesamt, korrekt verteilt nach dem Asylbewerber-Schlüssel. Auf Bayern entfielen danach rund 700 Leute. Daß die staatliche Hilfsbereitschaft bisher unzureichend war, mag man im Münchner Innenministerium nicht auf sich sitzen lassen. Immerhin habe Bayern schon 50 000 Flüchtlinge aus den jugoslawischen Bürgerkriegsgebieten bei sich aufgenommen und außerdem zehn Millionen Mark für die Flüchtlingshilfe nach Kroatien gezahlt, listet der Ausländerreferent Walter Zitzelsberger auf. Und dann stellt Zitzelsberger eine Frage, die wie eine Rechtfertigung klingen soll, aber ungewollt das ganze Dilemma der europäischen Flüchtlingspolitik bloßlegt, wo einer auf die Versäumnisse des anderen zeigt. "Ich frage mich", fragt sich Zitzelsberger, "was die anderen Länder getan haben."

Erlensee: Annahmetermin für ausgediente Kühlgeräte

ERLENSEE. Am Donnerstag, 27. August, werden in Erlensee wieder ausgediente Kühlschränke und -truhen gegen eine Gebühr von 30 Mark je Gerät abgeholt und anschließend von einer Fachfirma ausgeschlachtet.

Wie die Verwaltung mitteilt, sind die Interessenten gehalten, ihre Anmeldung bis spätestens 14. August im Rathaus abzugeben oder sich an das Sperrmülltelefon, Rufnummer 81 52, zu wenden.

Die Kühlgeräte sind am Morgen des Abholtages bis spätestens 6.30 Uhr auf dem Gehweg bereitzustellen. hein

SPD-Sommerfest an beiden Mainufern

OFFENBACH. Ans Mainufer laden die Bürgeler und Fechenheimer Sozialdemokraten für Samstag, 25. Juli, ab 14 Uhr zum Sommerfest ein. Es steht unter dem Motto "Wir kommen rüber", weil Fähr- und Ruderboote die Besucher über den Fluß hinüber und herüber transportieren. lz

Die SPD will groß feiern Neugestaltete Quelle wird vorgestellt / Buntes Programm

NIDDERAU. Groß feiern will am Wochenende die Nidderauer SPD. Auf der "Sirzwiese" bei der Feldscheune von Wilhelm Hochstadt am Bücherweg wird am Samstag, 25. Juli, ab 11 Uhr zunächst die neugestaltete Quelle des "Sirzbachs" öffentlich vorgestellt.

Mit freiwilligen Helfer(inne)n hat Ortsvereinsvorsitzender Helmut Hotz diese nach SPD-Angaben "vielleicht seit 5000 Jahren sprudelnde Quelle" neu gefaßt.

Es sei damit ein idyllisches Plätzchen mitten in der Natur geschaffen worden, das manche Spazierenden zur Rast einladen und zudem bei manchen Alteingessenen Erinnerungen an das "Börnje" ihrer Jugend wecken werde.

Zur Feier, die auch ein Höhepunkt im 100. Jahr der SPD Windecken sein soll, spielen am Samstag ab 14 Uhr und am Sonntag ab 10 Uhr dann die Büdesheimer Musikanten auf. Für Essen und Trinken sei gesorgt, und die kleinen Besucher(innen) haben Gelegenheit, an Kutschfahrten und Spielen teilzunehmen.

Das Fest soll bei jedem Wetter stattfinden. Ul

Firmen-Telegramm

Apollinaris & Schweppes schwappen hoch Die Fusion der Mineralwasser-Firmen Apollinaris und Schweppes vor einem Jahr trägt Früchte: Mit einer Absatzsteigerung seither um zehn Prozent auf 676 Millionen Flaschen habe man sich an die Branchenspitze gesetzt, erklärt Konzernchef Klaus Kietz. Für das erste volle Geschäftsjahr 1992 rechnet er mit rund 375 Millionen Mark Umsatz. Schweppes, bisher an der gemeinsamen Tochter mit 28 Prozent beteiligt, will durch das Einbringen neuer Geschäftszweige den Anteil auf 50 Prozent aufstocken. Insider-Verdacht in Österreich Nach der Wiener Börsenkammer untersucht auch das österreichische Finanzministerium den Handel mit ÖMV-Aktien. Die Papiere wurden kurz vor der Bekanntgabe eines eventuellen Einstiegs der Österreichischen Elektrizitätswirtschafts-AG bei der ÖMV, eines 500 Millionen Schilling-Verlusts und des Rücktritts von Generaldirektor Siegfried Meysel bei hohen Umsätzen zu niedrigeren Kursen gehandelt. Aus dem Finanzministerium in Wien war zu hören, daß konkrete Verdachtsmomente für Insidergeschäfte vorliegen.Berliner Elektro erhöht Kapital Die Berliner Elektro Holding will im September das Kapital erhöhen. Stamm- und Vorzugsaktien sollen im Verhältnis vier zu eins zum Preis von je 100 Mark ausgegeben werden.

Karneval-Club "Die Nordendler": Die Teilnehmer am Grillfest des Vereins treffen sich am Sonntag, 26. Juli (ab 11 Uhr), auf dem Grillplatz im Schwanheimer Wald, Schwanheimer Bahnstraße. Der Weg zum Grillplatz ist ausgeschildert. Weitere Auskunft zum Fest gibt Peter Straßheimer unter Tel. 0 61 52 / 5 36 66). Am Sonntag, 9. August, lädt der Verein zu einer FVV-Fußgänger-Rallye ein. Nähere Auskunft gibt es bei Helga Hinreiner unter Tel. 5 97 21 74). od/29

Kleine FR

Toilette geschlossen BAD VILBEL. Die Toilettenanlage am Buswendehammer am Eingang der Alten Frankfurter Straße ist wegen Umbauarbeiten seit Montag geschlossen. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, dauern die Arbeiten etwa sechs Wochen.

Clowns-Theater im Bad Vilbeler Kurpark

BAD VILBEL. Das Clowns-Theater "Schusseldiwupp" tritt am morgigen Freitag, 24. Juli, ab 15 Uhr am Kurhaus-Weiher auf. "Wusel & Patü" werden Tennisschläger zu Heulschläuchen machen und allerhand unterhaltsame Tricks vorführen.

Das Angebot kostet wie alle Open-air- Veranstaltungen der städtischen Jugendpflege kein Eintrittsgeld. hm

Berlin-Verträge gebilligt

BONN, 21. Juli (AFP). Das Bundeskabinett hat am Dienstag Verträgen mit Berlin und Brandenburg zum Ausbau Berlins als Hauptstadt Deutschlands zugestimmt. Der "Hauptstadtvertrag" soll am 25. August mit der Unterzeichnung durch Bundeskanzler Helmut Kohl und Berlins Regierendem Bürgermeister Eberhard Diepgen (beide CDU) in Kraft gesetzt werden, teilte Bauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) vor der Presse in Bonn mit. Auch der Berliner Senat billigte am Dienstag die Vereinbarung. In dem Vertrag heißt es: "Die Vertragsparteien arbeiten eng und vertrauensvoll zusammen, um die Funktionsfähigkeit der Hauptstadt Berlin als Sitz des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung sicherzustellen."

Zur Abstimmung zwischen dem Bund und Berlin sowie Brandenburg werden jeweils paritätische Ausschüsse eingesetzt, in die jeweils sechs Vertreter entsandt werden. Im Konfliktfall entscheiden jedoch Bundesregierung und Bundestag eigenständig über ihre "Erfordernisse": Es sei dann Sache Berlins, diese Erfordernisse "angemessen" mit den städtischen Belangen in Übereinstimmung zu bringen.

Keller und Straßen unter Wasser Kanalisation schaffte heftigen Gewitterregen nicht

OBERURSEL/KRONBERG/STEINBACH. Das Gewitter gestern mittag war kurz, aber heftig - die Folgen waren für manche Hausbesitzer höchst unangenehm: vollgelaufene Keller. In Oberursel mußte die Feuerwehr zu elf Einsätzen im ganzen Stadtgebiet ausrükken, brauchte aber zumeist nur zum Gummischieber zu greifen, um das Wasser auf den richtigen Weg zum nächsten Gully zu bringen.

In Steinbach alarmierten vor allem Bewohner rund um den Pijnackerplatz die Feuerwehr, damit sie ihnen beim Trokkenlegen ihrer Keller half. "Seit der Platz umgebaut ist, haben wir ständig Wasser im Keller", klagte eine Anwohnerin. Das in breitem Strom die Obergasse herabschießende Wasser habe keine Möglichkeit, abzufließen, macht sie die Stadt für die Fluten im Keller verantwortlich.

In Kronberg scheint der Regen am heftigsten zugeschlagen zu haben. Mindestens zehn Einsätze wurden über die Rettungsleitstelle des Hochtaunuskreises an die Kronberger Blauröcke weitergegeben. Mehrere Keller mußten mit Industriesaugern vom Wasser befreit werden. In der Königsteiner Straße und der Dettweiler Straße drückten die Wasserfluten Kanaldeckel aus der Fahrbahn, die von den Feuerwehrleuten am rechten Fleck wieder eingesetzt wurden. w

GEW wirft Politikern vor, die deutsche Spaltung zu vertiefen Gewerkschaft über Verlängerung des Ausnahmerechts im Osten empört / "Beschäftigte zu Arbeitnehmern 2. Klasse erniedrigt"

sp HANNOVER, 21. Juli. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Dieter Wunder, hat Politikern angelastet, die Gründung von "Komitees für Gerechtigkeit" in Ostdeutschland geradezu herauszufordern. Als aktuelles Beispiel nannte Wunder am Montag abend den im Westen wenig beachteten Beschluß von Bundestag und Bundesrat, die im Einigungsvertrag vorgesehenen, bis 3. Oktober 1992 befristeten Entlassungsmöglichkeiten im öffentlichen Dienst um ein Jahr und drei Monate zu verlängern. Der Beschluß bewirke, daß in den neuen Ländern nicht das normale Arbeitsrecht gelte, sondern ein Ausnahmerecht, sagte er in Helmstedt. Die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in der Ex-DDR seien zu Arbeitnehmern 2. Klasse erniedrigt worden.

Wunder richtete seine Vorwürfe nicht nur gegen CDU und FDP, mit deren Stimmen der Bundestag das vom Bundesland Sachsen beantragte Gesetz verabschiedet hatte, sondern auch gegen Sozialdemokraten. Zwar habe die SPD im Bundestag im Sinne der Gewerkschaften gegen das Gesetz gestimmt. Bezeichnend sei aber, daß sich zuvor in der entscheidenden Ausschußsitzung SPD-Abgeordnete der Abstimmung entzogen hätten, daß in der Plenardebatte kein Sozialdemokrat das Wort ergriffen habe und daß im Bundesrat die SPD-geführten Länder Hessen und Nordrhein-Westfalen dem Gesetz zur Mehrheit verholfen hätten.

Wunder äußerte sich bestürzt darüber, mit welcher Leichtigkeit "Grundrechte außer Kraft gesetzt" worden seien, ohne daß die Initiatoren Verständnis für die Betroffenen gezeigt hätten. Von deren Probleme habe allein der PDS-Vorsitzende Gregor Gysi gesprochen. Dies sei ein "typisches Beispiel, wie die politische Klasse und der Westen mit Menschen umgehen", sagte Wunder. So werde "die Spaltung vertieft". Wie berichtet, haben GEW und die Gewerkschaft ÖTV Klage beim Bundesverfassungsgericht gegen das Gesetz angekündigt.

Die GEW fürchtet, daß die ostdeutschen Länder und Kommunen die gesetzlichen Möglichkeiten nutzen werden, um Entlastungen im Hochschul- und Forschungsbereich verstärkt fortzusetzen, Kindergärten und Horte zu schließen und Lehrerkollegien zu verkleinern. Bisher wurden nach Angaben der Gewerkschaft von 180 000 ostdeutschen Lehrern etwa 25 000 entlassen, obwohl auf Empfehlung der GEW viele Lehrer trotz geringer Einkommen von Voll- auf Teilzeitbeschäftigung übergegangen waren, um ohne Verlust von Arbeitsplätzen die Staatsfinanzen zu entlasten. In der DDR hatte Anfang 1990 die Schüler-Lehrer-Relation 1:11 betragen, in Westdeutschland kommen 15 Schüler auf einen Lehrer.

Zunächst wurden nach Darstellung der GEW die sogenannten Modrow-Lehrer entlassen, die in der Regierungszeit von Hans Modrow aus anderen Tätigkeiten in ihren ursprünglichen Beruf zurückgekehrt waren. Es folgten Pädagogen, die dem Staatssicherheitsdienst zugearbeitet hatten. Ihnen gibt die Gewerkschaft in der Regel keinen Rechtsschutz. Nach Ansicht der stellvertretenden GEW-Vorsitzenden Bianka Tiedtke (Ost-Berlin) ist allerdings auch in diesen Fällen eine Einzelfallprüfung notwendig. Eine weitere große Gruppe von Lehrern, die entlassen werden, bilden diejenigen, die als "ungeeignet" gelten, etwa weil ihre Fächerkombination nicht mehr gebraucht wird. Dazu kommen "Kündigungen aus Bedarf", aus bloßen Einsparungsgründen.

Tiedtke beklagte, daß sich durch die gesetzliche Regelung an den Erziehungs- und Bildungseinrichtungen ein Klima der Unsicherheit und Existenzangst verdichte, in dem Kreativität unterdrückt und nur auf Anweisungen von oben gewartet werde. Dazu trage auch bei, daß in den CDU-regierten Ländern Ostdeutschlands Ministerialbeamte aus dem Westen Konzepte durchsetzten, die mit den bildungspolitischen Reformideen aus der Wendezeit der DDR nichts zu tun hätten. Dadurch sähen sich gerade die aktiven Reformer jener Zeit betrogen.

Auch Gewerkschaftsarbeit werde erschwert, zum Beispiel durch Verweigerung notwendiger Freistellungen.

Beim Vorbereitungstraining auf die Olympischen Spiele stapelten die Reiter noch tief Alle stöhnen über die Hitze, nur die Dressur-Mannschaft nicht Zur Einstimmung auf Spanien kann es nicht heiß genug sein / Am Freitag sind Zuschauer für das Abschlußreiten eingeladen

Alle stöhnen über die Hitze, der Dressur-Equipe für die Olympischen Spiele kommt sie zur Einstimmung auf Barcelona gerade recht. "Wir wollten schon früher anreisen, aber auf bessere Bedingungen für den letzten Schliff treffen wir nirgendwo", äußerte sich mit Anton Fischer (Aachen) gestern ein zufriedener Equipe-Chef auf dem Schafhof in Kronberg. Dort, auf dem Anwesen Schindling- Rheinberger, hat der Dressur-Treff vor internationalen Prüfungen mittlerweile Tradition. Gastgeberin Liselott Linsenhoff, Einzel-Olympiasiegerin 1972 in München, hatte sich in den Jahren nach ihrem 1975 vorgenommenen Rücktritt vom Leistungssport für diese Art der Vorbereitung eingesetzt und - wie ihr auch jetzt wieder bestätigt wird - verdient gemacht.

Ausdruck dieser Wertschätzung ist die Einladung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und des Nationalen Komitees (NOK) für Deutschland an die frühere Olympiasiegerin, als Ehrengast die Spiele in Barcelona zu besuchen. "So habe ich dort wenigstens überall Zugang", gab Liselott Schindling-Rheinberger gestern mit einem verschmitzten Lächeln zum besten.

Ihr Hauptinteresse wird in der Metropole Kataloniens natürlich der Reiterei, da im besonderen der Dressur, gelten. Auch wenn ihre Tochter Ann-Kathrin der Equipe für Barcelona nicht angehört. "Das macht gar nichts. Auch ich war zweimal bei Olympischen Spielen nicht dabei." Zum erstenmal sei dies 1960 in Rom gewesen ("da war Ann-Kathrin gerade unterwegs") und 1964 in Tokio ("da war ich einfach nicht gut genug").

Frohnatur Ann-Kathrin Kroth als junge Hausherrin versteht es in diesen Tagen von Kronberg, die an und für sich schon gute Stimmung noch weiter zu lokkern. Im Vorfeld der Olympia-Qualifikationen war ihr Pferd Golfstrom erkrankt und mußte operiert werden. Aus der Traum von der Wiederholung des Gold-Triumphes von 1988 in Seoul, für den neben der Kronbergerin damals Nicole Uphoff, Monica Theodorescu und Reiner Klimke gesorgt hatten. "Natürlich kommen jetzt Erinnerungen. Für einen Moment war ich sogar traurig, als die anderen zum Einkleiden gingen", so Ann- Kathrin Kroth, die wegen ihres Sohnes eine internationale Wettkampf-Pause eingelegt hatte.

Mit Nicole Uphoff, die in Seoul auch die Einzel-Goldmedaille gewonnen hatte, und Monica Theodorescu ist demnach nur noch die Hälfte der Equipe von Seoul auch für Barcelona an Bord. Den Platz von Ann-Kathrin Kroth nimmt Europameisterin Isabell Werth (Rheinberg) ein, Reiner Klimke wird durch Klaus Balkenhol (Düsseldorf) "ersetzt".

Mit Prognosen hielten sich gestern in Kronberg sowohl die Aktiven als auch die Offiziellen zurück. Geburtstagskind Isabell Werth ließ man zwar hochleben, doch auch sie war zu einem Gold-Tip nicht bereit. Dabei steht für alle außer Zweifel, daß die Mannschafts-Goldmedaille in der Dressur die sicherste Bank der deutschen Olympia-Mannschaft überhaupt ist. Liselott Schindling-Rheinberger wagt sich da schon etwas weiter vor: "Wer am Tag der Einzelentscheidung topfit ist und das meiste Glück hat. Ich glaube aber, daß der Olympiasieger in jedem Fall aus der deutschen Equipe kommt."

Ständiger Gast im Kronberger Schafhof während dieser vorolympischen Tage - Reiter und Pferde fliegen am Dienstag nächster Woche - ist mit Gerhard Grenz der zuständige Tiermediziner, der die Dressur-Equipe seit nunmehr schon 23 Jahren betreut. Er sieht keine Probleme für die Transportfähigkeit der Pferde, die dann in Spanien unmittelbar nach der Ankunft und vor ihrem Einsatz noch einmal gründlich untersucht werden. Equipe-Chef Anton Fischer überzeugte sich bei einem Besuch im März diesen Jahres über die Gegebenheiten vor Ort. Im Real Club de Polo, wo die Pferde untergebracht sind, vermißte man schon zum damaligen Zeitpunkt Ventilatoren in den Ställen. Die Spanier, darauf angesprochen, sahen sich außerstande, hier für Abhilfe zu sorgen, da sonst das Stromnetz zusammenbrechen werde. "Also entschlossen wir uns, eigens einen Generator mitzunehmen", sagte Fischer.

Wer die Goldmedaillien-Gewinnerinnen in spé mit Klaus Balkenhol aus nächster Nähe noch vor den Spielen erleben möchte, kann dies am Freitag ab zehn Uhr. Dann steht das sogenannte Abschlußreiten in Kronberg auf dem Programm. "Am besten vor einer etwas unruhigen Kulisse, um vor allem den Pferden die nötige Gelassenheit für das olympische Dressur-Geviert zu geben", wie es Anton Fischer formulierte, der zum viertenmal bei Olympischen Spielen der deutschen Dressur-Equipe vorsteht. HANS-GÜNTER SCHMIDT

Viele tun sich schwer mit dem gelben Sack Stadtverwaltung denkt nach: Wären Tonne und kürzerer Abholrhythmus besser?

KELSTERBACH. Ein Großteil der Kelsterbacher kommt mit den neuen gelben Säcken noch nicht so richtig klar. Das machten Oberamtsrat Erhard Dreyer und Abfallberater Hans-Georg Marburg bei einer Pressekonferenz der Stadt deutlich. Mancher Abfall wandere derzeit unnötigerweise in den gelben Sack - vielleicht aufgrund von Mißverständnissen durch den aufgedruckten grünen Punkt. Dabei würden Materialien wie Flaschen und Pappe besser über die seit langem vorhandenen Container dem Recycling zugeführt. Es sei daher weitere Information der Bürgerschaft, aber auch der Ausbau des Entsorgungsangebotes notwendig.

Früh habe Kelsterbach die Weichen für eine neue Entsorgung gestellt, sich um das Duale System bemüht, obwohl die Verpackungsordnung bundesweit erst zum 1. Januar 1993 greift. Es gibt mit gelben Säcken laut Dreyer und Marburg nicht nur Anlaufschwierigkeiten, sondern auch positive Erfahrungen: Vom 7. bis 10. Juli wurden so 9,5 Tonnen Abfälle in Kelsterbach getrennt gesammelt, was dem weiteren Anwachsen der Müllberge entgegenwirke. 1800 Jahrestonnen sollen, wenn sich alles eingespielt hat, durchs Duale System zusammenkommen.

Das hat außer ökologischen auch finanzielle Aspekte, drohe doch sonst eine Gebührenexplosion. Im Hintergrund steht nach Auskunft von Willi Heil von der städtischen Finanzverwaltung, daß inzwischen die vom Kreis der Kommune berechneten Gebühren für die Entsorgung je Tonne Müll von 58 Mark im Jahr 1991 auf heute 140 Mark kletterten und ein weiterer Anstieg zu erwarten sei. Außerdem habe Kelsterbach ein 900 000-Mark- Defizit, weil die Kommune die lokalen Müllgebühren niedrig hält, indem sie sie durch andere Einnahmen ausgleicht.

Das Angebot des Dualen Systems müsse laut Dreyer und Marburg erheblich verbessert werden. Grundsätzlich sei es so, daß die Kommune erst in zweiter Linie Ansprechpartner sei. Gelbe Säcke würden am Ort direkt durch die Firma Meinhardt verteilt und entsorgt. Dorthin könnten sich Bürger wenden, telefonisch über die Rufnummer 0 61 22 / 60 19 nachfragen. In Kelsterbach würden gelbe Säkke je einen Tag nach Leerung der Restmülltonne abgeholt: Die nächsten Abfuhren stünden vom 11. bis 14. August an.

Es wird darüber nachgedacht, ob der vierwöchige Abholturnus nicht auf zwei Wochen verkürzt und ob nicht lieber anstelle von Säcken gelbe Tonnen eingesetzt werden sollen. Als Sofortmaßnahmen gegen allzu schnell gefüllte gelbe Säcke wird im städtischen Bauhof ein neuer Container aufgestellt, wo Bürger volle gelbe Säcke vorzeitig abgeben können. Der gleiche Behälter steht übrigens auch für die Kunststoffsammlung zur Verfügung. Dreyer und Marburg wollen auch Klagen aus Teilen der Bürgerschaft nachgehen, wo keine gelben Säcke verteilt worden seien.

Schließlich sorgt sich die Verwaltung, daß in jüngster Zeit Altpapiercontainer durch offensichtlich von örtlichen Betrieben abgegebene Pappe überfüllt sind. Demgegenüber werde der in Kooperation mit dem Gewerbeverein auf dem Bauhof für gewerbliche Pappeabfälle bereit gestellte Container nicht im erwarteten Maß genutzt. Eine Lösung soll mit dem Gewerbeverein gesucht werden.

Die verschiedenen Bemühungen zeigen laut Bürgermeister Fritz Treutel auch, daß die Stadt in Sachen Entsorgung ganz gut dastehe. Mit großer Genugtuung habe ihn erfüllt, daß die vom BUND angestrengte Dienstaufsichtsbeschwerde gegen ihn wegen vermeintlicher Fehler bei der Entsorgung vom Landrat zurückgewiesen worden sei. Er sei gespannt, ob BUND und seine Freunde in der Wählerinitiative Kelsterbach nun ihre frühere Kritik gegen ihn zurücknähmen. cas

Geplatzter Vertrag zur SVA: BI freut sich über Rückgrat der Politiker

RIEDSTADT / BIEBESHEIM. Die Bürgerinitiative "Crumschter gegen SVA" rückt beim dritten Ofen der Biebesheimer Sondermüllverbrennungsanlage (SVA) wieder näher an die Kommunale Arbeitsgemeinschaft (KAG). Der Grund: Die KAG lehnte dieser Tage den mit der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM) und dem hessischen Umweltministerium ausgehandelten ersten Vertragstext über die SVA ab. Daraufhin nahm die Bürgerinitiative ihre geharnischte Kritik - dies hatte zu einem öffentlichen Schlagabtausch geführt - an der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft wieder zurück.

"Die Bürgerinitiative hofft nach den nicht immer positiven Erfahrungen der vergangenen Wochen, jetzt wieder voll auf die Kommunalpolitiker der Region setzen zu können", so Jürgen Schellhaas für die "Crumschter gegen SVA" zur jüngsten Entwicklung. Nunmehr ist die Initiative laut Schellhaas wieder zuversichtlich gestimmt: "Sah es in den vergangenen Wochen und Tagen noch so aus, als wollte sich die KAG dem unsachlichen Druck der rot-grünen Landesregierung beugen, so scheint nach Ansicht der Crumschter jetzt das Rückgrat der hiesigen Kommunalpolitiker wiederaufgetaucht zu sein."

Die Meinung der Initiative: Der von der KAG abgelehnte Vertragstext wäre ein glatter Durchmarsch der Hessischen Industriemüll GmbH als Betreiberin der Biebesheimer Anlage gewesen. Dies habe von Anfang an außer Frage gestanden. Um so erfreulicher finde man daher, daß dieses Papier gestoppt worden und die KAG zu ihren ursprünglichen Zielen zurückgekehrt sei.

Die Crumschter wolle nun "alle denkbaren Hebel" ansetzen, um die HIM, "vor allem aber den sogenannten Umweltminister Herrn Josef Fischer", zur Umsetzung der Alternativtechniken in Biebesheim zu bewegen. Dabei sei es von beiderseitigem Interessen, wenn KAG und Bürgerinitiative auch den gemeinsamen Klageweg gegen die Altanlage in Erwägung zögen. Nach dem zurückliegenden "Runde-Tisch-Spiel" müßten die Daumenschrauben angezogen und deutlich gemacht werden, daß die Region ihre Gesundheitsinteressen selbst vertreten könne und auch werde. cas

Florstädterin beim Schwimmen ertrunken

FLORSTADT. Ertrunken ist am Montag eine 71jährige Rentnerin, die an ihrem Urlaubsort im südlichen Zentralmassiv der Alpen gebadet hatte.

Wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtet, hatte die Florstädterin mit ihrer Familie den Urlaub in dem südfranzösischen Ferienhaus verbracht und in einem See in Naussac gebadet. Die allein badende Schwimmerin habe von einem Rettungsschwimmer schnell geborgen werden können, berichtet die Agentur, doch die Versuche zur Wiederbelebung seien erfolglos geblieben. Die Frau sei ertrunken. hm

Sanitäter in die Partnerstadt

HOFHEIM. Noch ist die Erinnerung an den Besuch des Französischen Roten Kreuzes aus der Partnerstadt Chinon nicht verblaßt, da bereiten sich die Sanitäter aus der Kreisstadt schon auf einen Gegenbesuch vor. Wie voriges Jahr wollen sie sich am Marché Médiéval, dem mittelalterlichen Markt, beteiligen.

Mit zwei Einsatzfahrzeugen starten neun Helferinnen und Helfer sowie ein Arzt am Abend des 30. Juli zur rund 14stündigen Fahrt. Während ihres Aufenthalts in Chinon schieben sie auch zwei Tage Dienst und nehmen an einer Informationsveranstaltung über das Rettungswesen teil. ubk

Zur Person:

HORST KEIL, evangelischer Theologe in Stuttgart, ist der Ansicht, daß der bisher arbeitsfreie Pfingstmontag zugunsten der Pflegeversicherung abgeschafft werden sollte. In der jüngsten Ausgabe des Evangelischen Gemeindeblattes für Württemberg plädierte er dafür, künftig am Pfingstmontag für die Finanzierung der Pflegeversicherung zu arbeiten. Kirchen, Gwerkschaften und Arbeitnehmer, so der Leiter des Informationsamtes der württembergischen Landeskirche, sollten nicht auf Besitzständen beharren. Die Versicherung könne für jeden einzelnen von größter Bedeutung sein, darum sollte auch gemeinsam ein Solidarbeitrag geleistet werden. Für die Kirchen gebe es nur wenige Argumente dafür, am Pfingstmontag als Feiertag festzuhalten. Die zweiten Feiertage zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten hätten ihren kirchlichen Charakter verloren. In vielen Gemeinden werde wegen der minimalen Besucherzahlen an diesen Tagen bereits kein Gottesdienst mehr gefeiert. (epd)

Schwerverletzter stammt aus Gründau

HANAU / MAINTAL. Bei dem Motorradfahrer, der am vergangenen Freitag bei einem Unfall in der Hanauer Weststadt lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitten hat, handelt es sich nach Polizeiangaben um einen 24 Jahre alten Mann aus Gründau. Wie berichtet, war zunächst die Identität des Opfers unbekannt.

Das Unfallopfer hatte ein schwarzes Motorrad der Marke Kawasaki 1100 benutzt, das kurz zuvor in Dörnigheim gestohlen worden war. Der 24jährige prallte bei dem Unfall mit dem Kopf gegen ein Verkehrsschild. Der Motorradfahrer hatte keinen Sturzhelm getragen. hok

Staatliche Hilfe hält den Pleitegeier fern

ptz BONN. Staatlich geförderte "junge" Unternehmen haben bessere Überlebenschancen als Betriebe, die ohne Zuschüsse auskommen müssen. Dies kann aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD geschlossen werden. Studien der Universität München zufolge verzeichnen Neugründungen nach fünf Jahren eine "Überlebensquote" von 50 bis 60 Prozent.

Vergleichsweise günstigere Werte gibt es beim staatlichen Eigenkapitalhilfe-Programm. Hier wurden in den alten Bundesländern von 1979 bis 1991 insgesamt 91 423 Darlehen zugesagt. Bislang hätten nur 5571 Kreditnehmer aus Insolvenzgründen aufgeben müssen, berichtet die Bundesregierung.

Seit dem Start des Programms in der damals noch real existierenden DDR im April 1990 wurden 74 275 Förderzusagen erteilt. Davon gelten 130 Engagements, so die eingeschaltete Deutsche Ausgleichsbank, als gefährdet.

Keineswegs spare die Bundesregierung gerade beim Eigenkapitalhilfe-Programm, heißt es in der Antwort. Für 1992 betrage das Ausgabensoll 678 Millionen Mark; für das kommenden Jahr sei eine Steigerung auf 910 Millionen vorgesehen. Verwiesen wird auf eine Schätzung der Ausgleichsbank von 1988. Danach unterstützt der Bund während des fünfjährigen Zinsverbilligungszeitraumes jeden geschaffenen oder erhaltenen Arbeitsplatz (inklusive Forderungsausfällen) mit jährlich 550 Mark.

Anruf aus der Karibik Rätsel um Gift- Lkw gelüftet

MÜNZENBERG. Durchsuchungen bei den beteiligten Firmen und ein Anruf aus der fernen Karibik brachten jetzt Licht ins Dunkel um die illegal auf dem alten Münzenberger Raiffeisengelände abgelagerten Giftmüllfässer. Aus der Südkaribik meldete sich jener Geschäftsmann beim Umweltdezernat der Friedberger Polizei, der den Transport der Fässer aus Halle in der Ex-DDR in die alten Bundesländer organisiert hatte. Er teilte mit, die beiden Lastwagen-Auflieger mit Giftfässern, nach denen noch gesucht wurde, stünden auf einem Lastwagenparkplatz im Mannheimer Freihafen. Dort wurden sie von der Polizei auch tatsächlich gefunden. Er habe die alten Farben und Lacke nicht illegal entsorgen, sondern sie beispielsweise nach Litauen verkaufen wollen, beteuerte der Geschäftsmann in seinem Telefongespräch mit der Friedberger Polizei.

Die Polizei hatte in der Nacht zum 18. Juni (Fronleichnam) in Münzenberg 20 Tonnen giftige Chemikalien sichergestellt. Ein Lastwagenfahrer und zwei Helfer aus Heidelberg waren gerade dabei, 67 teils verrostete Fässer und sechs Container mit Lacken, Farben und Verdünnern von Lastwagen in eine Halle auf dem einstigen Raiffeisengelände zu schaffen. Anwohner waren auf das ungewöhnliche Schaffen in den späten Abendstunden aufmerksam geworden und hatten die Polizei alarmiert. Der von der Polizei sichergestellte Sondermüll wurde tags darauf zur Hessischen Industriemüll GmbH in Biebesheim gebracht. ieb

Reitsportgruppe Roßhof Turnier mit den Kreismeisterschaften

Die stolze Zahl von 430 Pferden melden die Veranstalter der Kreismeisterschaften im Springreiten. Vom 24. bis 26. Juli gehen beim Turnier des Roßhofes Diedenbergen 26 Prüfungen über die Parcours, darunter je zwei Springen der Klasse M/A und S.

Es geht um die Kreismeistertitel, zu dem die Vereine aus dem starken Kreisreiterbund Wiesbaden-Main-Taunus antreten. Immerhin 76 Vereine gehören ihm an, darunter die Klubs aus Wiesbaden, dem Rheingau-Taunus-Kreis, dem Main-Taunus, dem Hochtaunus und seit einiger Zeit einige Starter aus dem westlichen Stadtgebiet von Frankfurt.

Erstmals treffen in diesem Jahr nicht Reiter einer Alterklasse, sondern Teilnehmer der gleichen Leistungsklasse aufeinander. Diese Modusänderung war notwendig geworden, da in der Gruppe der Jung-Reiter keine ausreichende Starterfelder mehr zusammenkommen. Ein bedenkliches Anzeichen?

Am Samstag bleiben zwei Springen den Teilnehmern des Jahrganges 1952 und älter vorbehalten. Diese Wertungen gelten gleichzeitig für den hessischen Senioren-Springreiter-Cup. Springpferde-Prüfungen, eine Materialprüfung, Dressur-Prüfungen der Klasse A und L sowie verschiedene Nachwuchsveranstaltungen runden das Programm ab.

Am Sonntag (ab dem Vormittag) starten die Reiter in drei A-Springen, in drei L-Springen und zwei der Klasse M/A. Ab 16.30 Uhr stehen die verschiedenen Kreismeister fest. Für ausreichende Bewirtung ist sowohl für das Riesenfeld und die meist zahlreichen Zuschauer gesorgt. Neben viel Masse dürfte auch einige Klasse an den Start auf dem Roßhof in Diedenbergen gehen. jo

Fernstraßenplan sieht Verlegung der B 519 vor

MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Menschen in Flörsheim und seinen Stadtteilen wird's freuen: Die Bundesstraße 519 soll raus aus den Ortskernen. Die theoretischen Voraussetzungen dafür hat Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) geschaffen: Die Ortsumgehungen genießen fortan Priorität im Bundesfernstraßenplan. Das berichtete gestern Landrat Jochen Riebel (CDU).

Auf Hilfe für Wicker, Weilbach und Flörsheim hatte der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung gedrängt. Der Verkehrsminister vernahm den Appell. Die Verlegung der B 519 wird sogar anderen Maßnahmen vorgezogen, wenn der Bundestag dem Plan zustimmt. kkü

Aufgespießt

"Selbstverständlich war eine Gesellschaft nicht human, wenn Leute bespitzelt wurden, und zwar in einem Ausmaß, das sie noch nicht einmal geahnt haben und auch nicht ahnen konnten, obwohl jeder einzelne wußte, daß sein Telefon überwacht wurde. Das wußten sehr viele, ich wußte es auch. Kurz und gut: In dieser Hinsicht war die Gesellschaft nicht humaner." Der Autor Stephan Hermlin über die untergegangene DDR in einem Gespräch mit der Berliner Zeitung Tagesspiegel

Fischbach künftig ohne Durchgangs-Rennbahn Ab Montag gilt neue Verkehrsführung: Autos müssen Ort umfahren / Tempo 30 im Zentrum

KELKHEIM. Bis hier und nicht weiter, heißt es ab kommenden Montag für alle Autofahrer, die bis dato gewohnt waren, über die Langstraße aus beiden Richtungen durch Fischbach zu brausen. Rote Schilder mit weißen Querbalken durchbrechen fortan die asphaltierte "Durchfahrts-Rennbahn"; nur Anlieger und Linienbusse dürfen sie weiterhin passieren. Ebenso rot wie das der Einbahnstraßenschilder werden sich wohl die lärm- und abgaßgestressten Langstraßenbewohner in Fischbacher diesen 27. Juli im Kalender vermerken. Bringt er doch die langersehnte geänderte Verkehrsregelung für den Kelkheimer Stadtteil, die das Verkehrsaufkommen - glaubt man den Gutachtern - um rund 70 Prozent verringern soll: Statt 4000 werden künftig höchstens 1000 Autos pro Tag den nördlichen Teil der Durchgangsstraße passieren. Im Süden soll sich die Zahl von den jetzt gezählten 6300 auf 2000 Blechkarossen verringern. Und: Im gesamten Ortskern gilt ab Montag "Tempo 30". So muß, wer aus Ruppertshain nach Kelkheim fahren will, künftig über die Eppsteiner Straße auf die B 455 stoßen. Gleiches gilt für die "Durchreisenden", die aus Richtung Kelkheim kommen - nur eben in umgekehrter Reihenfolge. Lediglich Anlieger können auf der Langstraße über die Straße Im Unterdorf auf die Eppsteiner fahren. Damit dies alles auch so klappt wie geplant, werden findigen Schleichwegfahrern von vornherein auch die Einfahrten in benachbarte Seitenstraßen verwehrt. Die Straße Im Unterdorf ist künftig ebenfalls nur noch in Richtung Eppsteiner zu passieren. Eine Regelung, die zusätzliche Parkplätze für Anwohner schafft.

Am besten, die Autofahrer vergessen erst mal alles, was sie von den Fischbacher Verkehrswegen im Kopf haben, denn das künftige Leitsystem bringt weit mehr Neuerungen mit sich: Vor der Brückenauffahrt zur B 455 wird künftig eine Ampel den Verkehrsfluß steuern und die Kreuzung Kelkheimer Straße/ Grüner Weg gleichzeitig zur abknickenden Vorfahrtsstraße erklärt. Ohne große Wartezeiten soll so der Verkehr aus Kelkheim über die B 455 um Fischbach herum auf den östlichen Teil der Eppsteiner Straße gelotst werden.

Innovationen sind nicht nur für Fischbachs Südseite geplant: An der Kreuzung Eppsteiner-/Ruppertshainer-/Langstraße wird die uralte Ampel "generalgeliftet" und wie an allen übrigen "Lichtzeichenanlagen" auch eine Vorrangschaltung für Linienbusse programmiert. Und weil der neue Plan die Eppsteiner Straße zur Hauptverkehrsader befördert, gebürt dem, der auf ihr fährt, Vorfahrt. Um den Überblick über die Zahl der vorbeirauschenden Autos zu behalten, wird in dem Kreuzungsbereich ein ständiger Verkehrszähler installiert. Am Montag rükken Straßenarbeiter mit Farbkübeln an, um die neuen Regeln im Signalton auf den Asphalt zu pinseln. Das gesamte Projekt kostet rund 70 000 Mark und soll ein Jahr lang als Versuch laufen. ana

Damir sehnt sich nach seinem Dorf Junge aus Montenegro wartet mit anderen Kindern bei uns auf das Ende des Krieges

WETTERAUKREIS. Damir (Name geändert) ist groß, fast erwachsen mit seinen 16 Jahren, wäre da nicht sein immer noch kindliches Gesicht. Er sitzt recht lässig auf seinem Stuhl, breitbeinig, seine Neugier kann er doch nicht verbergen.

Im Mai war er aus dem jugoslawischen Dorf Plav in das Kreisgebiet gekommen. Allerdings über Umwege. Sein Dorf liegt in dem Dreieck zwischen Kosovo, Montenegro und der albanischen Grenze. Obwohl sein Zielort schon feststand, mußte Damir von Jugoslawien die "neue Grenze" nach Mazedonien überqueren, um über Holland nach Düsseldorf zu fliegen. Ja, bei dieser Odyssee hat er am meisten Angst gehabt. Ganz alleine, ohne Möglichkeiten der Verständigung, und nur mit einer Beschreibung der Leute, die ihn am Flughafen abholen sollten. Im Nacken immer die Furcht vor der Armee, die ihn beim Grenzübertritt noch hätte abgreifen können. Zwar sind die Männer auch im ehemaligen Jugoslawien erst mit 18 Jahren wehrpflichtig, aber der Krieg läßt die Wirklichkeit anders aussehen.

Seine Eltern hatten Angst, daß Soldaten ihn bei einer Hausdurchsuchung einfach mitnehmen und zum Kämpfer ausbilden. Das ist usus, seitdem Einberufungsbescheide, die für viele das Signal zur Flucht waren, gar nicht erst verschickt werden. Einige von Damirs Freunden sind so über Nacht in der Armee verschwunden. Seine Eltern haben lange gezögert, das Angebot eines im Wetteraukreis lebenden Onkels wahrzunehmen, Damir eine Zuflucht zu gewähren. Dieser hat inzwischen fast 20 Kinder aus Plav in die Wetterau geholt.

Damir ist der älteste in der Kindergruppe, der jüngste Flüchtling ist gerade 15 Monate alt. Der Onkel, der seinen Namen und Wohnort nicht genannt haben will, sorgt mit seiner Familie für die Kinder. Wie lange sie noch bleiben werden? Er weiß es nicht.

Als die neuen und immer jüngeren Rekruten schon alle paar Wochen eingezogen wurden, haben sich endlich auch Damirs Eltern für diese Art der "Kinderlandverschickung" entschieden. Damir selbst wollte nicht weg von zu Hause, weg von seiner Freundin, weg von seinen Freunden. Aber daß seine Schulklasse in wenigen Wochen von 26 auf 10 Jugendliche zusammenschmolz, gab ihm doch zu denken. Zum Schluß waren nur noch Mädchen in seiner Klasse, weil alle anderen Jungen von ihren Familien bereits außer Landes gebracht worden waren.

Das wäre natürlich auch eine Chance gewesen, lacht Damir heute, sich ganz seiner verpaßten Position als Hahn im Korb bewußt. Mädchen, Musik, Fußball - seine Interessen sind die eines 16jährigen, ob nun Krieg ist oder nicht.

Trotz des großen Wohlstandes in Deutschland, der ihm zuerst aufgefallen ist, will er so schnell wie möglich zurück. Seinen Onkel hat er bereits um Geld für eine Zugfahrkarte gebeten. Der erzählt der FR-Reporterin, ohne daß Damir es hört, von der wirtschaftlichen Situation in Plav. Damirs Eltern hätten sein "Asylangebot" nicht nur wegen der drohenden Einberufung angenommen, sondern auch wegen der schlechten Versorgungslage. Sie selbst haben ihr ganzes Leben für ihr Haus und den Laden gearbeitet. Das alles würden sie nicht im Stich lassen, aber wenigstens die Kinder sollten in Sicherheit sein, weiß Damirs Onkel. Auch wenn in Plav noch kein Schuß gefallen sei: die Waffen lägen bereit, ein Angriff werde jeden Moment erwartet. Denn alle im Dorf seien bosnischer Abstammung und Gegner der Regierung Montenegros. Auch wenn Damir den Krieg in seinem Land für eine einzige große Dummheit hält und den Militärdienst am liebsten ganz abschaffen will: wenn es unbedingt nötig sei, würde er kämpfen, natürlich gegen Serbien, erzählt er mir.

Was ihm noch aufgefallen sei in dem Land, das er bislang nur aus Erzählungen kannte? Die Autos, die riesigen Autobahnen, fällt ihm spontan ein. Soviele Fahrzeuge wie hier gäbe es wohl in ganz Jugoslawien nicht. Er ist auch froh, nicht in einer Großstadt wie Frankfurt gelandet zu sein. Der Wetteraukreis mit seinen Dörfern ist ihm nicht so unheimlich, "aber landschaftlich ist es zu Hause doch schöner". Irgendwann einmal seinen Onkel in den Ferien zu besuchen, davon hat er früher geträumt - aber nicht auf diese Art und Weise.

Damir will es nicht selbst aussprechen, aber er hat einfach Heimweh. In einem Telefongespräch hat er erfahren, daß seine Schwester vor einer Woche geheiratet hat. Nichts hat er davon mitbekommen, alles läuft an ihm vorbei.

Damirs Cousin nimmt ihn mit ins Schwimmbad, macht ihn mit seinen jugoslawischen und deutschen Freunden bekannt. Aber in die Disco läßt sein Onkel ihn nicht. Er befürchtet, daß es Ärger gibt, wo Damir eben doch einfach nicht wie ein Deutscher aussieht. Von Ausländerfeindlichkeit weiß Damir selbst nichts. Schnell bemerkt der Onkel, daß man so etwas den Verwandten in Jugoslawien ja auch nicht erzählt. Er selbst bemüht sich dennoch, möglichst nicht aufzufallen. Hilfe will er erst recht nicht in Anspruch nehmen, gleichgültig ob vom Staat oder der Kirche. Er verstehe die Beschwerden einiger Deutscher über die vielen "Schmarotzer aus anderen Ländern". Vergessen werde aber oft, daß es doch immer angenehmer sei, auf der Seite der Hilfe-Leistenden zu stehen, statt selbst auf Wohlwollen anderer angewiesen zu sein. Damir würde gerne in einer Mannschaft Fußball spielen, auch wieder in die Schule gehen. Er langweilt sich nicht, hat noch keine schlechten Erfahrungen in Deutschland gemacht, für Unterkunft und Essen ist gesorgt. Dennoch: kein Ort im Wetteraukreis ist wie Plav, Damir will nach Hause. ULRIKE BENDER

Drogensüchtiger Räuber wurde festgenommen

Polizisten haben am Montag gegen 9 Uhr in der Kruggasse nahe dem Technischen Rathaus einen 34 Jahre alten Drogenabhängigen festgenommen. Er hatte kurz zuvor versucht, einem 36jährigen an einem FVV-Automaten an der Hauptwache die Geldbörse zu stehlen und wenig später am Liebfrauenberg einer 51 Jahre alten Passantin die Umhängetasche von der Schulter gerissen .

Wie die Polizei mitteilte, hatte der später Festgenommene nicht mit der Wachsamkeit des 36jährigen gerechnet. Der schöpfte Verdacht, als der 34jährige ihm am FVV-Automaten auf den Leib rückte und er hielt sein Portemonnaie fester in der Hand. Als der verhinderte Dieb sich schnell entfernte, folgte ihm der 36jährige. Ebenso wie andere Passanten, die die Polizei anriefen, beobachte er dann, wie der 34jährige der 51 Jahre alten Passantin die Umhängetasche von der Schulter riß und flüchtete.

Revierbeamte nahmen in dann in der Kruggasse fest. Nach Angaben der Polizei ist der 34jährige bereits seit mehreren Jahren als Drogenabhängiger bekannt. Er wurde dem Haftstaatsanwalt mit der Empfehlung überstellt, beim Haftrichter Untersuchungshaft zu beantragen. enk

Mitten im Sommer stürmen 40 Schlittenhunde die Praxis Die FR begleitete einen Tierarzt bei der Geburt einer Kuh / Das Autotelefon steht bei ihm immer neben dem Bett

HOCHTAUNUSKREIS. Der Mann fakkelt nicht lange. Eben noch hat er einer Charolais-Kuh in Wernborn die wulstige Narbe vom Kaiserschnitt versorgt. "Das passiert, wenn die Bullen viel zu groß für die Kühe sind. Leider lassen immer mehr Bauern ihre Kühe künstlich besamen, und ich muß es ausbaden." Nach einer flotten Fahrt betätigt er sich schon wenige Minuten später als Geburtshelfer in Eschbach - und steht sofort "oben ohne" im Stall: lieber textilfrei unter dem Plastikcape, als in Fruchtwasser getränkte Klamotten auswringen. "Das ist echte Knochenarbeit, sensible Naturen wären hier fehl am Platz", sagt Tierarzt Georg Hartmann (Name wegen des ärztlichen Werbungsverbotes geändert).

Hartmann greift zum Geburtshelfer: Das ist eine Metallstange, die mit Hebelkraft arbeitet und das Kalb an Stricken um die Vorderhufe herauszieht. Ein heute unentbehrlicher Apparat. Im Notfall waren früher schnell fünf Nachbarn zur Stelle, heute jedoch gibt es immer weniger Vollerwerbsbauern im Usinger Land - vor zwei Jahrzehnten zählten sie 38, heute gerade noch fünf. Hartmann kann sich deshalb nicht mehr auf allzu viele helfende Hände verlassen. "Ich benutz' das Ding nicht gerne, weil sich die enormen Kräfte nur schlecht dosieren lassen." Diesmal aber kommt er nicht umhin. Das Kalb hat seinen Kopf verdreht, Hartmann muß die lebensgefährliche Fehlstellung im Mutterleib korrigieren. "Nur gut, daß ich so lange Arme habe."

Georg Hartmann arbeitet routiniert und nüchtern. Die Geburt verläuft ohne weitere Komplikationen, die Bäuerin wäscht anschließend noch schnell das Cape ab. Kaum liegt das Kalb auf dem Gitterrost im Stall, sitzt Hartmann schon wieder im Auto.

Noch nicht einmal zu einem Glückwunsch-Kaffee bleibt Zeit; so etwas gebe es höchstens noch bei Pferdegeburten. Und so pendelt der Veterinär zwischen Eppstein, Camberg und Höchst durch den gesamten Vorder- und Hintertaunus - tagaus, tagein rund 200 Kilometer.

Georg Hartmann ist Realist. "Wir sind ein Dienstleistungsbetrieb und müssen uns nach den Wünschen der Kunden richten." Er hat sich mit seiner Praxis darauf eingestellt. Rinder und Schweine machen nur noch zwanzig Prozent der Patienten aus, der Rest sind Kleintiere wie Hunde, Katzen und Vögel. Und natürlich Pferde. Das sei der "reine Wahnsinn". In manchem Reitstall seien fünf Tierärzte beschäftigt, obwohl es nur 30 Pferde gebe. Reiter nennt er deshalb auch eine "eher schwierige Klientel".

Die Kleintier-Liebhaber sind da schon umgänglicher - wenn sie bisweilen auch mit kuriosen Wehwehchen ankommen. Hunde mit Allergien ("das werden immer mehr"), Sterilisationen und kleinere Operationen sind schon Alltag. Dann jedoch stürmen plötzlich 40 Schlittenhunde zum Impfen in die Praxis, und Kinder bringen auf der Straße aufgelesene Vögel mit Flügelbrüchen. "Kleintierpraxen boomen. Fast 70 Prozent aller Studenten der Tiermedizin sind weiblich und der Knochenarbeit mit Großtieren nicht gewachsen", sagt Hartmann. Außerdem nähere sich die Kleintiermedizin immer mehr der menschlichen Medizin an - und das sei entsprechend lukrativ.

Für Georg Hartmann kommt das nicht in Frage. Selber auf dem Bauernhof aufgewachsen, will er auch weiterhin mit allen "kleinen und großen Tieren" zu tun haben - wenn auch im Eiltempo und oft noch am späten Abend. Ein Arbeitstag ist manchmal erst um 22 Uhr beendet. Und das bei einer Sieben-Tage-Woche. "Freie Tage sind selten in unserer Zunft, ich hab mein Autotelefon immer neben dem Bett. Die Bauern hier und ihre Tiere haben nämlich einen sehr eigenwilligen Zeitplan." JÜRGEN DICKHAUS

SPD greift Vorbereitung einer "neuen Militärpolitik" an Voigt: Adria-Einsatz hilft niemandem / Minister Spranger hält Kampfeinsätze auch ohne Verfassungsänderung für denkbar Von unserer Korrespondentin Charima Reinhardt

BONN, 21. Juli. Am Vorabend der Sondersitzung des Bundestages über die Teilnahme deutscher Soldaten an der Überwachungsaktion in der Adria haben sich Koalition und Opposition gegenseitig Heuchelei und Handlungsunfähigkeit vorgeworfen. Die SPD-Bundestagsfraktion beriet am Dienstag abend über die Empfehlung des Fraktionsvorstandes, gegen den Bundeswehreinsatz Verfassungsklage einzureichen. Die Beratungen dauerten bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch an.

SPD-Präsidiumsmitglied Heidemarie Wieczorek-Zeul forderte ihre Partei zu konsequentem Handeln auf. Nachdem die SPD zu der Auffassung gelangt sei, der Adria-Einsatz der Bundeswehr sei verfassungswidrig, müsse sie auch in Karlsruhe klagen, sagte die SPD-Politikerin der FR.

Die auf Antrag der SPD einberufene Sondersitzung des Bundestages beginnt am heutigen Mittwoch morgen mit einer Regierungserklärung von Außenminister Klaus Kinkel (FDP). Die Abgeordneten beraten in der anschließenden Aussprache über einen Gesetzentwurf der SPD für eine Verfassungsänderung, die Einsätze von Bundeswehrsoldaten außerhalb der NATO auf Blauhelm-Missionen der Vereinten Nationen (UN) beschränkt.

Der SPD-Verteidigungsexperte Karsten Voigt warf der Bundesregierung vor, die Leiden der Menschen in Bosnien-Herzegowina zum Vorwand zu nehmen, am Parlament vorbei eine neue Militärpolitik durchzusetzen. Dahinter stecke "auch ein gewisses Maß an Heuchelei", sagte Voigt im Deutschlandfunk. Die Schiffe in der Adria seien weder Hilfe für die Menschen noch für die Kontrolle des UN-Embargos. Es werde nicht auf dem See-, sondern auf dem Landwege unterlaufen. Voigt schlug vor, Blauhelme an den Grenzen von Rumänien und Griechenland zu stationieren, um Lücken zu schließen.

CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch bezeifelte in Bonn, ob die SPD bereit und in der Lage sein werde, "von ihrem ideologiebefrachteten und pazifistischer Traditionspflege verpflichtetem internationalen Politikverständnis Abschied zu nehmen". Sich "per Weigerung" aus der Mitverantwortung Deutschlands verabschieden zu wollen, dürfe nicht das letzte Wort der SPD sein. Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Carl-Dieter Spranger (CSU), sagte der B.Z., wenn sich die SPD weiter einer Verfassungsklarstellung verweigere, "dann wird Deutschland irgendwann um solche Kampfeinsätze auch ohne Verfassungsänderung nicht herumkommen".

CDU-Generalsekretär Peter Hintze meinte, bei der Parlamentsdebatte müsse es um mehr gehen als um verfassungspolitische Streitfragen: "Im Mittelpunkt aller Überlegungen muß die Frage stehen, wie den von den kriegerischen Auseinandersetzungen betroffenen Menschen geholfen werden kann."

Die Grünen forderten die SPD-Bundestagsfraktion auf, ihren Antrag auf Sondersitzung zurückzuziehen. Die Grünen- Politikerinnen Angelika Beer und Christine Weiske nannten die Sondersitzung eine "Farce" und verlangten, das Geld, das die Einberufung der Sondersitzung und der Bundeswehr-Einsatz in der Adria koste, für die Betreuung von Kriegsflüchtlingen zur Verfügung zu stellen.

Die Bundestagsabgeordneten sollten nach Auffassung der internationalen katholischen Friedensbewegung Pax Christi jedem Einsatz der Bundeswehr im Bürgerkrieg des ehemaligen Jugoslawien "eine eindeutige und klare Absage" erteilen. Die Bundesregierung habe ohne gesetzliche Legitimation Bundeswehrsoldaten in die Adria entsandt. Die Organisation "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges" forderte, die Übernahme "weltpolitischer Verantwortung" müsse sich "in Friedensdiplomatie und einem völligen Verbot von Waffenexporten statt in militärischer Konfliktbereitschaft niederschlagen".

Die PDS/Linke Liste legte für die Bundestagsdebatte einen Entwurf zur Änderung des Grundgesetzes vor, um sicherzustellen, "daß ein Einsatz der Bundeswehr außerhalb des eigenen Territoriums unter allen Umständen ausgeschlossen bleibt".

SPD informiert über den Stand der B-519-Planung

HOFHEIM. "B 519 - Was kommt nach der Anhörung?" Auswirkungen des geplanten Umgehungsstraßen-Baus und den weiteren Gang des Planungsverfahrens diskutiert die Marxheimer SPD am Donnerstag, 30. Juli, ab 19.30 Uhr im kleinen Saal des Gasthauses Bierbrunnen.

Die Sozialdemokraten wollen dazu nach Mitteilung von Harald Mollenhauer auch detaillierte Pläne mitbringen. Außerdem hält Fraktionschef Wolfgang Winkler ein Einführungsreferat. ubk

Fairer Lohn für die Kaffee-Bauern der Dritten Welt Die alternativen Bohnen sollen hierzulande aus den Nischen in die Supermärkte / Gütesiegel für gerechte Preise

Spätestens auf dem weihnachtlichen Kaffeetisch dürften auch die Bundesbürger die Gelegenheit erhalten, den Genuß ihres liebsten Getränkes mit einer guten Tat zu verbinden. Die bisher nur in einigen Dritte-Welt- und Bio-Läden verkauften "fair gehandelten" Bohnen sollen bis dahin auch im normalen Lebensmittel- Supermarkt erhältlich sein.

Der Durchbruch gelang jetzt der "Arbeitsgemeinschaft Kleinbauernkaffee" in Köln, einem von 21 kirchlichen, gewerkschaftlichen und entwicklungspolitischen Trägern zu diesem Zweck gegründeten Verein. Anfang August will die AG mit acht Röstern und zwei Importeuren Lizenzverträge abschließen. Wenn diese dann konkrete Angebote für die Geschmacksmischungen und Preise vorlegen, wollen einige große Handelsketten den Alternativ-Kaffee zunächst in einzelnen Testmärkten ausprobieren. Bei der Rewe in Köln beispielsweise war man nach Gesprächen mit dem Verein "nicht abgeneigt", betont eine Firmensprecherin.

Kern der Lizenzverträge ist ein neues Gütesiegel mit der Bezeichnung "Transfair". Die Vergabe ist an die Zusage gekoppelt, einen Mindestpreis von 126 Dollar pro Sack (à 60 Kilo) Rohkaffee an die Bauern zu zahlen. Das entspricht etwa dem Preis vor dem Zusammenbruch des internationalen Kaffee-Abkommens 1989 - inzwischen immerhin gut das Doppelte des gegenwärtigen Weltmarkt-Niveaus. Wichtig ist für AG-Geschäftsführer Dieter Overrath aber auch die vertragliche Zusicherung der Aufkäufer, mit den Produzenten langfristige Verträge abzuschließen und 60 Prozent des Kaufwertes im voraus zu bezahlen. Dadurch werde verhindert, daß die Bauern weiterhin auf "ausbeuterische Zwischenhändler" angewiesen seien.

Darüber hinaus sehen die Bedingungen vor, daß nur Rohware von jenen zur Zeit rund 250 000 Kleinbauern aus 15 Entwicklungsländern verwendet werden darf, die in einem Produzentenregister erfaßt sind. Ihnen gemeinsam ist, erklärt Overrath, daß sie in Kooperativen mit "demokratischen Entscheidungsstrukturen und zusätzlichen Schulungsangeboten" zusammenarbeiten. Den Kontakt halten die in der Entwicklungshilfe tätigen Vereins-Träger wie "Brot für die Welt" oder die Friedrich-Ebert-Stiftung.

Für den Verbraucher wird der faire Einkauf etwas teurer werden - wieviel, hänge von den Vereinbarungen zwischen Röstern und Handel ab. Vorbild für "Transfair" ist die niederländische Stiftung "Max Havelaar", die mit ihrem Alternativ-Kaffee in dem Nachbarland inzwischen einen Marktanteil von rund drei Prozent erreicht hat. Noch besser schlugen die Kleinbauern-Bohnen bei den Schweizern ein, wo die beiden führenden Lebensmittelhändler Migros und co op seit April ein entsprechendes Angebot in den Regalen führen. In den ersten zwei Monaten seien dort bereits eine Million Halb-Pfund-Päckchen über den Ladentisch gegangen, berichtet Overrath, obwohl sie mit einem Preis von 3,50 Franken deutlich über dem Schnitt der Markenartikel (2,80 bis 2,90 Franken) liegen. Die co op Schweiz habe bereits ihr Mengenziel für das Gesamtjahr '92 überschritten.

Ein Grund dafür mag in dem kurzen Text liegen, der auf jeder Packung dem Kunden erklärt, weshalb er etwas mehr bezahlen soll: "Nicht als Spende aus Mitleid", betont der AG-Geschäftsführer, "sondern als gerechter Lohn für harte Arbeit." Angesichts der zunehmenden Resignation vor dem wachsenden Elend in der Dritten Welt würden hier "konkrete Handlungsmöglichkeiten geboten." Sollte längerfristig in Deutschland auch nur ein Marktanteil von einem Prozent erreicht werden - mithin zehnmal soviel wie bisher an Alternativ-Kaffee getrunken wird - wäre dies immerhin ein Transfer von 60 bis 70 Millionen Mark.

Angesichts des Gesamtproblems ist das sicher nicht viel. Durch den Preisverfall am Weltmarkt nach dem Scheitern des alten Kaffee-Abkommens verlieren die Produzentenländer jährlich rund fünf Milliarden Dollar. Beim Hamburger Kaffee-Verband hält man denn auch weniger von solchen Alternativ-Aktionen und wesentlich mehr von den inzwischen angelaufenen Verhandlungen über ein neues internationales Preisstützungs-Abkommen.

Dennoch hängt beides zusammen. Denn ursprünglich hatten Organisationen wie die Dritte-Welt-Handelsfirma Gepa in Wuppertal Alternativ-Kaffee aus Ländern wie Nicaragua oder Tansania nicht nur wegen den eher bescheidenen Mehrerlösen für die Bauern verkauft, sondern auch wegen des damit verbundenen Bewußtseinsbildungs-Prozesses hierzulande. Dadurch wiederum sollte auch politischer Druck erzeugt werden, um funktionierende Rohstoff-Abkommen in Gang zu bringen. Inzwischen haben aber selbst die kommerziellen Groß-Röster eingesehen, daß ein ständiger Preisverfall auch ihnen auf Dauer schadet.

Für den Lerneffekt ist der Begleittext auf der Packung sicher nicht ausreichend. Doch die Kölner AG will über die 21 Vereinsträger, darunter Massenorganisationen wie der DGB, die Verkaufsaktion durch ein umfassendes Informationspaket begleiten. Overrath denkt dabei eher an den langfristigen Effekt: "Wir wollen auf jeden Fall keinen kurzlebigen Dritte-Welt-Saisonartikel verkaufen."

ROLAND BUNZENTHAL

Verdrängung der Drogenabhängigen ärgert den Landrat: "Wir entlasten die Frankfurter und nicht umgekehrt" Noch zieht es die Szene nicht heim Vom Taunus sind 25 dabei Von Jürgen Dickhaus HOCHTAUNUSKREIS. Landrat Jürgen Banzer ist sauer. Die Aufforderung der Stadt Frankfurt an den Kreis, sich künftig verstärkt um "seine" Drogenabhängigen zu kümmern (die FR berichtete), bezeichnet Banzer als "rein populistische Maßnahme, bei der Reden und Tun auseinanderklaffen." Es stimme nicht, daß einzig Frankfurt die Last mit dem Drogenproblem trage; im Gegenteil würden nicht wenige Frankfurter in Einrichtungen des Hochtaunuskreises betreut. "Wir entlasten die Frankfurter und nicht umgekehrt", erklärte Jürgen Banzer. Rund 25 der zur Frankfurter "offenen Drogenszene" zählenden Süchtigen stammen nach Frankfurter Erkenntnissen aus dem Hochtaunuskreis, fünf davon aus Bad Homburg. "An der Gesamtzahl von 800 gemessen mögen das nicht viele sein. Andererseits wirken wir wie ein Magnet auf Süchtige aus vielen Städten des Umlandes: aus Frankfurt selbst kommen inzwischen nur noch 40 Prozent aller Süchtigen", rechtfertigt Ulrich Geissler, persönlicher Referent des Frankfurter Oberbürgermeisters Andreas von Schoeler, den jüngsten Vorstoß. Man sei deshalb "gezwungen", die betreuerischen Maßnahmen auf Süchtige aus Frankfurt zu beschränken und auswärtige Abhängige an den Heimatort zu vermitteln.

Diese Darstellung bezeichnet Jürgen Banzer als "weinerlich, vor allem aber schief". Das große Suchtkrankenhaus in Köppern beherberge "weit überwiegend Frankfurter", eine Einrichtung in Königstein sei auf Frankfurter Wunsch in ein Haus für drogenkranke Frauen aus Frankfurt umgewidmet worden - und das seien nur zwei Beispiele dafür, wie sehr sich der Hochtaunuskreis engagiere.

"Das hängen wir natürlich nicht unbedingt ans schwarze Brett, um die Arbeit in den jeweiligen Häusern nicht unnötig zu erschweren." Insgesamt gebe der Kreis jährlich über eine Million Mark für die Betreuung von Drogenkranken aus, die Drogenberatungsstelle in Bad Homburg erhalte allein über 350 000 Mark.

Dabei spricht er von den "Standortvorteilen" des Hochtaunus: Ein Therapieplatz in der Natur sei wesentlich erfolgversprechender als in einer Straßenschlucht, wo man nur 300 Meter zur nächsten Drogenquelle laufen müsse.

Dies könnte nach Befürchtungen von Experten Grund für Frankfurter Süchtige sein, in den Hochtaunus auszuweichen. Die Leiterin der Bad Homburger Drogenberatungsstelle, Pia Sohns-Riedl, schließt einen Zulauf in den Taunus nicht aus. "Das würde unsere extreme Unterversorgung in einigen Bereichen noch verschlimmern. Drogensüchtigen Frauen mit Kindern sowie Jugendliche können wir schon jetzt kaum noch Unterkünfte vermitteln. Im Moment stapeln sich 100 Anträge auf betreutes Wohnen bei uns auf der Warteliste, sei es für Einzelplätze oder die betreute Wohngemeinschaft."

Die Wohngemeinschaft mit sechs Plätzen wird wöchentlich von einem Mitarbeiter der Drogenberatungsstelle besucht; regelmäßige Urinkontrollen sollen weitgehende Drogenfreiheit garantieren. Dazu kommen fünf Plätze im einzelbetreuten Wohnen - macht lediglich elf Plätze im gesamten Hochtaunus.

Sehr dünn ist auch die Personaldecke. "Mit den leicht Drogensüchtigen und Ehemaligen haben wir 160 Klienten. Für je zwölf davon steht nur ein Mitarbeiter zur Verfügung. Wie intensiv man da betreuen kann, ist nicht schwer auszumalen", klagt Pia Sohns-Riedl.

Von der "uralten" Forderung einer mobilen Drogenberatung für das Usinger Land (ähnlich Oberursel, Bad Homburg und Königstein) ganz zu schweigen. Für jede Betreuung aus dem Hintertaunus anzureisen, schrecke viele Süchtige ab. Die Folgen liegen auf der Hand: Die Drogenberater beklagen fast zwangsläufig den "so gut wie nicht existierenden Einblick" in die Verhältnisse im Usinger Land. Relativ sicher ist man sich nur in der Einschätzung, daß es im Hochtaunuskreis keine offene Drogenszene gibt. Wir spüren im Moment noch nichts davon, daß Süchtige in den Hochtaunuskreis zurückkehren oder sich gar ein Teil der Frankfurter "Szene" hierhin verlagert.

Ähnlich Friedrich Köhne, Chef der Polizeidirektion Bad Homburg. Für ihn besteht kein Anzeichen dafür, daß "das Umland jetzt schlimmer betroffen ist." Die Polizei vermute nur "stark", daß die Mehrzahl der hier verübten Eigentumsdelikte der Drogenbeschaffung dient.

Falls Süchtige bald tatsächlich nicht mehr in Frankfurt versorgt werden und in den Taunus ausweichen sollten, dürfte hier zumindest die Substitution mit Methadon sichergestellt sein: Im Kreis werden augenblicklich fünf Klienten mit der Ersatzdroge versorgt, und zwar von vier privaten Ärzten. Weil nach den hessischen Richtlinien jeder Arzt bis zu zehn Süchtigen Methadon verschreiben darf, wäre die Versorgung gewährleistet.

Dennoch sieht Pia Sohns-Riedl der Entwicklung in Frankfurt mit Sorge entgegen: "Falls die Leute nicht mehr in Frankfurt unterkommen und zu uns kämen: Wir wüßten nicht, wohin mit ihnen."

Namen + Notizen

PHILIPP EIBELSHÄUSER, Sachgebietsleiter im Maintaler Amt für Jugend, Kultur und Sport, scheidet überraschend zum Jahresende aus den Diensten der Stadt aus. Der 55jährige übernimmt ab Januar 1993 die Geschäftsführung beim Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL). Ehrenamtlich ist Eibelshäuser bereits seit 1978 für den BDFL tätig - zunächst als Leiter der Verbandsgruppe Süd, seit 1987 als Chef der hessischen Fußball-Lehrer und -Trainer. 1957 wechselte Eibelshäuser von der Bundesbahn in die Hochstädter Gemeindeverwaltung. 1974 begann seine Ära im Maintaler Amt für Jugend, Kultur und Sport.

Taunusclub wandert nach Frankfurt zum Bembel

OBERURSEL. Eine Wanderung durch den Frankfurter Stadtwald macht der Oberurseler Taunusklub am Samstag, 25. Juli. Die Teilnehmer treffen sich um 15 Uhr am Wanderheim (ehemaliges Bahnwärterhäuschen) und fahren zunächst mit der Bahn in den Stadtwald. Die Wandersleut belohnen sich nach ihrem Rundgang mit Frankfurter Äppelwoi.

Bonn hofft auf EG-Kontingent Regierung gibt Geld für Unterbringung bosnischer Flüchtlinge Von unserer Korrespondentin Ferdos Forudastan

BONN, 21. Juli. Als "einmalige humanitäre Aufnahmeaktion" hat die Bundesregierung am Dienstag in Bonn ihren Beschluß bezeichnet, 5000 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina aufzunehmen. Laut Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) geschieht die Aufnahme "im Vorgriff" auf eine von Bonn geforderte Einigung in der Europäischen Gemeinschaft (EG) über Kontingente für Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien. Wenn es zu einer EG-Vereinbarung komme, müßten die 5000 Menschen allerdings "angerechnet" werden.

Im Anschluß an eine Kabinettssitzung sagte Seiters, Deutschland solle es bei den 5000 Flüchtlingen belassen. Er schloß aber nicht ausdrücklich aus, daß die Bundesrepublik später auch noch mehr Schutzsuchende aufnehmen wird. Am Montag hatten sich Bund und Länder verständigt, bis zu 5000 Flüchtlingen mehr als bisher aus dem umkämpften Bosnien Schutz zu gewähren. Dabei soll es sich vor allem um Frauen und Kinder handeln, die in verschiedenen Zügen an den Grenzen zu Kroatien und Slowenien ausharren. Die Kosten von einigen Millionen Mark würden sich Bund und Länder teilen, kündigte Seiters an. Das Kabinett habe auch beschlossen, Flüchtlingen vor Ort finanziell stärker zu helfen. Deutschland wolle den Bau winterfester Unterkünfte in Kroatien mitfinanzieren.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Flüchtlingsorganisation "Pro Asyl" begrüßten die Ankündigung der Bundesregierung. Jochen Richert (DGB) sagte, er vermisse allerdings den zur Umsetzung des Aufnahmeverfahrens notwendigen Druck. Als "Zeichen der Hoffnung" bewertete auch der Bonner Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR), Walter Koisser, die Entscheidung der deutschen Innenminister. "Angesichts des Flüchtlingselends lächerlich" nannte hingegen die Berliner Grün-Alternative Liste die geplante Aufnahme von nur 5000 Flüchtlingen. Der Deutsche Kinderschutzbund forderte, alle Flüchtlingskinder aus Ex-Jugoslawien aufzunehmen. (Weitere Berichte auf den Seiten 2 und 3, Kommentar auf Seite 3)

Kritik an Roth-Äußerungen DGB-Hooge fordert Verbot von Wohnungsumwandlungen

"Töricht, bürgerfern und mieterfeindlich" nannte der SPD-Fraktionschef im Römer, Günter Dürr, die Äußerung der Frankfurter CDU-Vorsitzenden und OB- Kandidatin Petra Roth zur Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. Roth hatte ein Urteil Karlsruher Richter begrüßt, daß die Umwandlung wieder erleichtert - Argument der CDU-Politikerin: Wohnungseigentum müsse breiter gestreut werden, und jeder Mieter sei in einer gekauften Wohnung fünf Jahre vor der Vertreibung sicher.

Dürr sagte dazu, Roth spreche zumindest eine klare Sprache. Jetzt wisse jeder in Frankfurt, woran er mit der CDU sei: Knappe und zum Teil noch preiswerte Mietwohnungen in Altbauten wolle sie in nicht mehr erschwingliche Eigentumswohnungen umwandeln lassen.

Dürr erinnerte daran, daß selbst die CSU das Karlsruher Urteil als "mieterfeindlich" bezeichnet habe, ähnlich äußerte sich der Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel (CDU). Dürr: Roth solle sich "an diesem erfahrenen Kommunalpolitiker orientieren".

Der Frankfurter DGB-Kreisvorsitzende Dieter Hooge forderte ein gesetzliches Verbot der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen, das in Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet gelten müsse. Der Frankfurter CDU warf Hooge vor, die Ängste der Mieter "in den Wind zu schlagen". Daß Bundeswohnungsbauministerin Irmgard Schwaetzer keinen Handlungsbedarf sehe, sei erneut ein Beispiel für die bundespolitische Ignoranz im Hinblick auf die sozialen Probleme der Großstädte und Regionen.

Hooge appellierte an die Frankfurter FDP und ihren Bundestagsabgeordneten Hans-Joachim Otto, die Forderung nach einer Bonner Gesetzesinitiative zu unterstützen. jg

Landesbank Mainz Neuber räumt ab

Klar, de jure ist nichts entschieden. Die Mainzer Landesregierung wäre ein miserabler Verhandlungsführer, wenn sie auf andere Optionen verzichten und damit den auserwählten Partnern allzu leichtes Spiel ermöglichen würde. Und auch die Erfahrungen mit etlichen anderen Sandkastenspielen im Sparkassenverbund gemahnen, Fusions- oder Kooperationspläne in dieser Gruppe des Geldgewerbes nicht vorschnell als beschlossene Sache zu betrachten. Aber gleichwohl, diesmal dürfte die Entscheidung de facto wirklich gefallen sein: Rheinland-Pfalz steigt als zweites Bundesland nach Hessen aus "seiner" Landesbank aus (in Baden-Württemberg als drittem war der Staat nie am Sparkassen-Spitzeninstitut beteiligt), und das Duo WestLB/SüdwestLB bekommt den Zuschlag. Deren Chefs Friedel Neuber und Werner Schmidt, die bestens miteinander können und schon vor Jahren die Weichen auf enge Zusammenarbeit zunächst im Auslandsgeschäft (über die Europa-Tochter der Düsseldorfer) gestellt haben, werden nichts mehr anbrennen lassen. Die Bayern, die Hessen (sie nicht zuletzt, weil sie sich mit ihrem Alleingang in Thüringen im Verbund unbeliebt gemacht haben) und die rheinland-pfälzischen Sparkassen können ihre Hoffnungen begraben, denn eine "Kombination mit einem Dritten, Vierten oder Fünften", so Scharping, wird es nicht geben.

Damit passiert genau das, was viele in der Sparkassenorganisation befürchtet haben, was aber - nachdem frühere, durchaus vernünftige Versuche, die Kräfte zu bündeln, immer wieder scheiterten - wohl ebensoviele begrüßen oder zumindest für unausweichlich halten: Neubers WestLB und Co. räumen im öffentlich-rechtlichen Kreditgewerbe ab. Das Gespann aus Düsseldorf und Stuttgart/ Mannheim ist auf dem Weg wenn nicht zu dem, dann doch wenigstens zu einem überregionalen Spitzeninstitut. In Kiel hat die WestLB ebenfalls die besten Chancen, in die Landesbank einzusteigen, in Brandenburg kooperiert sie mit den Sparkassen und ist zur Hälfte an der Investitionsbank beteiligt, in Sachsen mischt die SüdwestLB eifrig mit.

Die anderen regionalen Sparkassengruppen und ihre Landesbanken werden reagieren müssen, indem sie sich ebenfalls neu formieren, etwa als norddeutsche oder hessisch-thüringisch-bayerische Allianz, oder indem sie sich früher oder später doch an die mächtige WestLB anlehnen. Wie es jetzt aussieht, kommt an Neuber und Co. kaum noch einer vorbei - außer vielleicht Libuda, aber der versucht es ja nicht mehr. ski

Einbrecher fensterlte FRIEDBERG. Auf einer Leiter, die er auf dem Grundstück gefunden hatte, gelangte ein Einbrecher gestern früh gegen 4.30 Uhr zu den zum Lüften offenstehenden Fenstern zweier nebeneinanderliegenden Einfamilienhäuser. Er erbeutete unter anderem zwei 20-$-Goldmünzen.

Auf einen Blick

Eine Fahrt nach Bonn mit Besichtigung des Auswärtigen Amtes, des Bundestag-Plenarsaals sowie einer Stadtrundfahrt in der Stadt am Rhein will der CDU-Bundestagsabgeordnete Joachim Gres in Zusammenarbeit mit der Heddernheimer Kolpingfamilie am Dienstag, 1. September, für Bürger anbieten. Nähere Auskunft gibt die Kolpingfamilie, Habelstraße 30, Tel. 58 16 06. fs/34

Die Turnabteilung des Turn- und Sportvereins Nieder-Eschbach 1894 sorgt auf der Bezirkssportanlage, Heinrich-Becker-Straße, für sportliche Sommerferien: dienstags um 19 Uhr wird Gymnastik für Männer und Frauen angeboten; mittwochs ab 17 Uhr wird das Sportabzeichen abgenommen und trainiert; donnerstags um 17 Uhr und samstags um 15 Uhr steht der Lauftreff an. mo

Jugendchor Eschersheim: Der Jugendchor ist Ausrichter eines Malwettbewerbes mit dem Thema: "Unser Eschersheim". Daran teilnehmen können Eschersheimer Kinder (bis zwölf Jahre), zwei Bilder (DIN A 4) einsenden sollten: an den Jugendchor Eschersheim, Ulrichstraße 89, 6000 Frankfurt am Main 50. Die Ehrung der Sieger übernimmt am Samstag, 15. August, 18 Uhr, der Frankfurter Maler Ferry Ahrlé; das alles im Rahmen des "3. Eschersheimer Sommerfestes", das der Schulchor der Peter-Petersen-Schule ausrichtet. nd/33

Die CDU-Frauen am Dornbusch treffen sich wieder am Donnerstag, 20. August, von 15 bis 18 Uhr, im "Jägerstübchen" des Bürgerhauses Dornbusch an der Eschersheimer Landstraße 248. Nähere Informationen gibt Gisela Zalewski unter Tel. 06 11 / 47 38 08. sm/33

Neu ist das Café Skyline in den Räumen des Jugendbüros Eckenheim, Sigmund-Freud-Straße 95. Über Öffnungszeiten und Sonderveranstaltungen informiert das Jugendbüro: Tel. 5 48 28 33. fn

Neue Tanzkurse bietet der Tanzsportclub Schwarz-Weiß-Blau der TSG Nordwest an. Montags, 20.30 Uhr, Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde, Thomas- Mann-Straße 10: Standard und Latein. Freitags, 17.30 Uhr, Klubhaus Heddernheim, Wenzelweg 21: Kindertanzgruppe. Auskunft: Hanne Stemmler, Tel. 57 54 67. Freitags um 19 Uhr gibt's Rock 'n' Roll für Jugendliche (Jörg Jonas: Tel. 5 48 83 71). vn

Der Schützen-Verein Eschersheim lädt zum Training in sein Vereinshaus, Im Wörth 6, ein. Jugendliche ab zwölf Jahren: dienstags von 18 bis 20 Uhr. Erwachsene: mittwochs von 18.30 bis 22.30 Uhr. vn

Die Turnabteilung des Turn- und Sportvereins Nieder-Eschbach 1894 sorgt auf der Bezirkssportanlage, Heinrich- Becker-Straße, für sportliche Sommerferien: dienstags um 19 Uhr wird Gymnastik für Männer und Frauen angeboten; mittwochs ab 17 Uhr wird das Sportabzeichen abgenommen und trainiert; donnerstags um 17 Uhr und samstags um 15 Uhr steht der Lauftreff an. mo

"Äktschen" gibt es am Mittwoch, 29. Juli, 15 Uhr, in der Nordweststadt-Bücherei. Mit selbstgebastelten Instrumenten können Kinder ab sechs Jahren Musik machen; sie sollten Kämme und verschließbare Blechdosen mitbringen. Auskunft gibt's unter Tel. 21 23 22 19. sil/29

Wehrpflichtige sollen sich selbst anmelden

EPPSTEIN. Wehrpflichtige des Jahrgangs 1974, die noch keinen Erfassungs-Fragebogen bekommem haben, ruft die Stadtverwaltung auf, sich bei der Erfassungsbehörde im Rathaus II in der Rossertstraße 21 zu melden.

Wer vom Wehrdienst zurückgestellt werden möchte, kann dort einen Antrag mit Begründung abgeben. ubk

Riesenschaden durch Blitz-Privatisierer

wüp BERLIN. Der flüchtige Treuhand- Direktor Andreas Grünebaum - einst als "schnellster Privatisierer der Breuel- Behörde" gefeiert und jetzt mit Haftbefehl gesucht - hat die Berliner Anstalt und damit den Steuerzahler um rund sieben Millionen Mark geschädigt. Wie aus dem internen Revisionsbericht der Anstalt hervorgeht, soll Grünebaum bei vier Firmen- und Grundstücksverkäufen an den Ludwigsburger Fahrzeugbauer Marcotec "gegen Privatisierungsstandards der Behörde verstoßen" und den Marcotec-Chef Lino Vulcano in unzulässiger Weise vor anderen Investoren bevorzugt haben.

Dem Ex-Direktor wird unabhängig davon außerdem vorgeworfen, als "Berater" Vulcanos 200 000 Mark an "Honoraren" kassiert zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Bestechlichkeit und Untreue vor.

Beim Verkauf der Magdeburger Betriebe Unitras Fördertechnik GmbH und Verbema Spezialverbindungselemente GmbH hat Grünebaum dem Bericht zufolge im einen Fall Gebäude im Wert von 3,8 Millionen Mark sowie im andern Bankguthaben von 2,8 Millionen völlig außer Betracht gelassen. Die Verhandlungen mit Vulcano seien teilweise binnen einen Tages mündlich abgeschlossen worden; die nachträglich von ihm eingereichten Offerten hätten aber dann, was den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Investitionen betrifft, unter den Geboten anderer Kaufinteressenten gelegen. Auch seien Vulcano ungewöhnlich günstige Vertragsbedingungen, zum Beispiel eine Zahlungsfrist bis zu zwei Jahren, eingeräumt worden. Bei Verbema seien ausländische Bieter teils überhaupt nicht berücksichtigt worden.

Die Magdeburger Niederlassung der Treuhandanstalt galt lange Zeit als schnellste unter ihren 15 regionalen Privatisierungsdependancen. Als die Vorwürfe gegen Grünebaum bekannt wurden, entließ ihn die Breuel-Behörde "in gegenseitigem Einvernehmen" Ende März.

Kurze Zeit später folgte der Haftbefehl gegen den Ex-Direktor und gegen Vulcano. Der Ludwigsburger Unternehmer wanderte wegen des Verdachts der Bestechung und Beihilfe zur Untreue bereits Anfang April in Untersuchungshaft. Der Haftbefehl gegen ihn ist aber mittlerweile außer Vollzug gesetzt. Der Haftbefehl gegen Grünebaum dagegen wurde erst in der vergangenen Woche bestätigt.

Aus Angst vor dem Gesetz zögern Ärzte bei Schmerzmittel-Rezepten Internist zahlte Buße, weil er Todkrankem zwei Arzneien an einem Tag verschrieb / Debatte über Umgang mit Sterbenden Von unserem Korrespondenten Eckart Spoo

HANNOVER, 21. Juli. Mit allgemeiner Verwunderung und Empörung hat die Öffentlichkeit in der niedersächsischen Landeshauptstadt darauf reagiert, daß ein Arzt büßen muß, weil er einem todkranken, schwerleidenden Darmkrebs- Patienten an einem Tag zwei dringend benötigte Schmerzmittel verschrieben hat. Das Verschreibungsrecht erlaubt nur eine Verordnung pro Tag, damit der Patient nicht drogensüchtig wird. Amtsrichter Hans-Jochen Siecken stellte am Montag ein entsprechendes Verfahren gegen den Hannoverschen Internisten Ulrich von Sassen ein, der 1000 Mark Bußgeld zahlte.

Der Arzt, Sprecher der niedergelassenen Internisten in Hannover, hatte dem Patienten zwei Rezepte ausgeschrieben, mit denen sich dieser ein sofort wirkendes Schmerzmittel und eins für die Dauerbehandlung holen sollte. Die Apothekerin weigerte sich, beide Rezepte einzulösen. Sie rief von Sassen an und schlug ihm vor, eins von beiden auf einen andren Tag zu datieren. Der Mediziner lehnte ein solches Täuschungsmanöver ab und beharrte darauf, daß der Kranke beide Medikamente sofort benötige; es sei ihm auch nicht zuzumuten gewesen, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die Praxis aufzusuchen, um sich die unterschiedlichen Rezepte abzuholen.

Die Apothekerin schaltete den Pharmazie-Beauftragten der hannoverschen Bezirksregierung ein. Unter diesem Druck zog von Sassen widerwillig eins der Rezepte zurück. Der Patient mußte bis zum nächsten Tag starke Schmerzen erdulden. Der Pharmazie-Beauftragte aber, über von Sassens Widerwillen verärgert, erstattete Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, die beim Amtsgericht zunächst einen Strafbefehl über 2000 Mark beantragte. Die zunächst damit befaßte Amtsrichterin wollte das Verfahren einstellen. Nach langem Hin und Her erklärte sich die Staatsanwaltschaft damit nur unter der Bedingung einverstanden, daß der Internist 1000 Mark Geldbuße zahle.

In diesem Stadium des Verfahrens - der Patient war inzwischen gestorben - erfuhr die Öffentlichkeit durch Medienberichte davon. Gleich am nächsten Tag fand von Sassen vor seiner Haustür eine Flasche Sekt. Auf einer angehefteten Karte stand: "Ich bin auch eine Krebspatientin." Die Spenderin schrieb, sie wünsche sich, daß ihr Hausarzt, wenn es notwendig werde, genauso helfe, wie von Sassen habe helfen wollen.

Der Sozialmediziner Johann-Christoph Student von der Evangelischen Fachhochschule Hannover erklärte, der Fall werfe ein Schlaglicht auf die unwürdige Situation von Schmerzpatienten in Deutschland, denen in den meisten Fällen nicht wirksam geholfen werde. Das geltende Betäubungsmittelrecht versage sowohl bei der Verhinderung von Drogenmißbrauch als auch bei der Regelung der Schmerztherapie.

Die Ärztekammer Niedersachsen forderte eine schnelle Novellierung des Betäubungsmittelgesetzes. Ihr Präsident Heyo Eckel (Göttingen) bestätigte, daß sich viele Ärzte bei der Verschreibung schmerzstillender Mittel restriktiv verhielten, weil sie sonst Gefahr liefen, sich strafbar zu machen. Die Art und Weise, wie man in Deutschland mit Todkranken und Sterbenden verfahre, müsse unverzüglich geändert werden. Niedersachsens Sozialminister Walter Hiller (SPD) machte sich diese Argumente zu eigen und appellierte an die Bundesregierung, eine ohnehin geplante Novelle zur Verschreibungsverordnung zu verbessern. Oberstaatsanwalt Klaus Ramberg gelangte schließlich nach Gesprächen mit dem Justizministerium zu der Einsicht: Wenn es unter Ärzten üblich sei, durch unterschiedliche Daten auf Rezepten die Verschreibungsverordnung auszuhebeln, könne man von Sassen nicht dafür bestrafen, daß er eine solche Verfahrensweise ablehne. Sein Verhalten sei zwar gesetzwidrig gewesen, aber offenbar unter Ärzten gleichsam "sozialadäquat". Die Staatsanwaltschaft verzichtete nunmehr auf die Geldbuße.

Doch inzwischen hatte von Sassen den geforderten Betrag bereits entrichtet. Richter Siecken befand, nun lasse sich am Ausgang des Verfahrens nichts mehr ändern. Das Einwirken des Justizministeriums bezeichnete er gar als "Anstiftung zur Rechtsbeugung".

Der Sprecher des Justizministeriums resümierte am Dienstag gegenüber der FR, eigentlich hätte das Verfahren gleich zu Beginn wegen Unschuld des Beschuldigten eingestellt werden müssen. Im Ministerium denkt man jetzt über eine Gnadenlösung nach, die es ermöglichen würde, die 1000 Mark zurückzuüberweisen.

Höchste Ozonwerte dieses Jahres registriert

Die Ozonwerte erreichten in Frankfurt am Dienstag ihren bisher höchsten Stand in diesem Jahr. So wurde der höchste Halbstundenwert von 210 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft in Niederrad gemessen, es folgten Sindlingen und Bokkenheim mit 200 Mikrogramm. Frankfurt-Ost war mit 180 Mikrogramm belastet.

Ozon entsteht aus Emissionen bei Verbrennungsvorgängen insbesondere des Kraftfahrzeugverkehrs. Vor allem die Kohlenwasserstoffe wandeln sich bei starker Sonneneinstrahlung um in das weitaus gefährlichere Ozon.

Die Umweltminister der Bundesländer haben den Grenzwert für Ozon auf 180 Mikrogramm festgelegt. Bereits am Montag hatte das Umweltministerium wegen Erreichens beziehungsweise Überschreitens des Grenzwertes in einigen hessischen Gebieten eine Ozonwarnung herausgegeben. Dabei wird von Anstrengungen und übermäßigen Belastungen im Freien abgeraten, was insbesondere für weniger trainierte Menschen gilt. Aber auch Sportler sollen möglichst leistungsbezogene Übungen unterlassen.

Die Einwirkung größerer Ozonmengen macht sich bemerkbar durch Augentränen, Kopfschmerzen und Atembeschwerden. amm

(Wetterkasten heute auf Seite 19)

Süskinds "Die Taube" dramatisiert

EDINBURGH. Patrick Süskinds Erzählung "Die Taube" ist von John Harvey dramatisiert worden. Diese Bühnenfassung wird in einer Inszenierung Luka Irwins bei den diesjährigen Edinburgher Festspielen am 17. August uraufgeführt und danach bis zum 29. August zu sehen sein. fr

Kaum bekannte Paisiello-Oper GELSENKIRCHEN. Das Musiktheater im Revier bringt am 10. April Giovanni Paisiellos Singspiel "Nina oder Wahnsinn aus Liebe" zum ersten Mal seit der deutschen Erstaufführung im Jahre 1793 in einer Inszenierung Karin Maukschs heraus. Alfred Schnittkes "Leben mit einem Idioten" wird, inszeniert von Friedrich Meyer-Oertel, zusammen mit Wuppertal produziert. Die Spielzeit beginnt am 3. Oktober mit der verschobenen Premiere von Mozarts "Don Giovanni" in der Regie Dietrich Hilsdorfs. Außerdem stehen Benjamin Brittens "Tod in Venedig", Bizets "Carmen" und Verdis "Ein Maskenball" auf dem Programm sowie - im Kleinen Haus - Purcells "Dido und Aeneas" zusammen mit einem noch zu bestimmenden weiteren Einakter. Außerdem sind die Operette "Der Zigeunerbaron" von Johann Strauß und das Musical "Non(n)sens" von Dan Goggin vorgesehen. fr

Cranach-Preis an Furtwängler KRONACH. Der mit zehntausend Mark dotierte Lukas-Cranach-Preis der fränkischen Stadt Kronach wurde dem 54jährigen Maler Felix Furtwängler (Dietratried/Allgäu) zuerkannt. epd

Märkische Stipendien ausgeschrieben ALTENA. Die Märkische Kulturkonferenz vergibt in diesem Jahr wieder drei Stipendien in Höhe von je 24 000 Mark für die Bereiche Bildende Kunst, Musik und Literatur. Abgabetermin von Bewerbungen ist der 5. Oktober (Informationen bei Märkische Kulturkonferenz, Bismarckstraße 15, 5990 Altena). fr

Pilotprozeß um DDR-Richter Anklage wegen Rechtsbeugung / Erste Verhandlung vertagt Von unserer Korrespondentin Inge Günther

BERLIN, 21. Juli. Der erste Versuch eines bundesdeutschen Gerichts über die "Rechtsprechung" von früheren DDR- Richtern zu befinden, ist am Dienstag kurz nach Verhandlungsbeginn unterbrochen worden. Einer der beiden Angeklagten, der 63jährige ehemalige Ostberliner Oberrichter Klaus R., war wegen der stationären Behandlung eines Herzleidens nicht erschienen. Die richterlich angeordnete Überprüfung durch eine Sachverständige bestätigte diese Darstellung.

Jetzt sollen sich R. sowie die 28jährige Kerstin T., die 1989 in der DDR als Arbeitsrichterin benannt worden war, vom 3. August an wegen Rechtsbeugung vor der 15. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, noch im Oktober 1989 die Klage eines Mitarbeiters des DDR-Gewerkschaftsbundes FDGB gegen seine politisch motivierte Entlassung abgewiesen zu haben. Dies sei wider besseres Wissen geschehen. Die Anklage will dies mit schriftlichen Notizen der Richterin belegen.

Der Gekündigte hatte sich geweigert, an Betriebskampfsportgruppen teilzunehmen. Er war deshalb eigenen Angaben zufolge auch aus der SED ausgeschlossen worden.

Der Tatbestand der Rechtsbeugung ist nur in der Verbindung mit einem nachzuweisenden Vorsatz strafbar. Das Berliner Gericht muß dabei DDR-Recht anwenden, das zwar - wie das bundesdeutsche Recht als Höchststrafe für Rechtsbeugung eine fünfjährige Freiheitsstrafe vorsieht - allerdings auch eine Geldstrafe ermöglicht. Laut Einigungsvertrag ist das jeweils mildere Strafrecht anzuwenden.

Daß von den 3200 Ermittlungsverfahren der Berliner Justiz wegen Rechtsbeugung ausgerechnet der genannte Fall als erster verhandelt wird, erstaunte Prozeßbeobachter. Die damalige Richterin, heute Juristin bei der IG Metall, war zur Tatzeit gerade drei Monate im Amt. Sie soll von dem zweiten Angeklagten, früher Vorsitzender des Arbeitsrechtssenats am Stadtgericht, zu ihrem Vorgehen veranlaßt worden sein, geht aus der Anklage hervor. An ihrem Fall soll nun das Pilotverfahren gegen DDR-Richter aufgerollt werden, die den Ermittlungen zufolge teils über eine weit längere Zeit hinweg und mit nicht wiedergutzumachendem Schaden Recht gebeugt haben.

Wie giftig ist der Kleber tatsächlich? Kundin streitet sich mit einer Büdinger Firma, die ihr einen Fußboden mit PVC belegt hat

LIMESHAIN. Der neue PVC-Boden "Ornamenta Comfort" in ihrem Schlafzimmer stinkt Frau Gertrud Trau aus Rommelhausen ganz gewaltig. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und das schon seit drei Monaten.

Am 23. April wurde der Kunststoffboden von einer Büdinger Raumaustatter-Firma in dem 12 Quadratmeter kleinen Schlafzimmer für 1128 Mark verlegt, berichtet Frau Trau. Beim Kauf habe sie sich extra versichern lassen, daß sowohl der Boden als auch der Kleber schadstoff frei seien.

Die ersten Nächte verbrachte Frau Trau bei weit geöffneten Fenstern in dem Schlafzimmer mit dem neuen Bodenbelag. Als sie einige Tage später wegen Regens die Fenster nachts schließen mußte, habe sie Kopfschmerzen und Schwierigkeiten mit den Bronchien bekommen, beklagt die Frau.

Als ihr Wochen später der Boden immer noch stank, wandte sie sich an die Lieferfirma. Zudem gab sie bei dem Oberurseler Umweltlabor "ARGUK" eine Raumluftmessung in Auftrag. Am 17. Juni kam der Chef der Büdinger Firma zusammen mit zwei Mitarbeitern, um die Vorwürfe zu prüfen. Als die drei unisono erklärten, sie könnten nichts riechen, präsentierte ihnen Frau Trau das Gutachten. Das Oberurseler Büro hatte einen "deutlich erhöhten Gehalt an aromatisierten Kohlenwasserstoffen" festgestellt. Es vermutet, daß der PVC-Bodenbelag "mit einem stark lösungsmittelhaltigen Kleber verlegt wurde". Durch die dichte Oberfläche des Belages könnten die Lösungsmittel nur langsam verdunsten, und sie "stellen daher eine über eine längere Zeitdauer relevante Luftbelastung dar", so die Gutachter. Bei einem längeren Aufenthalt in dem Raum könnten sie "gesundheitliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Benommenheit hervorrufen". Seine Firma habe ordnungsgemäßes Material geliefert, sagt der Chef der Büdinger Raumausstatter-Firma, Jürgen G., zur FR. Das werde durch Gutachten bestätigt. Die Angelegenheit werde wohl den Weg über die Gerichte nehmen. Der Firmenchef beklagte zudem, daß ihm Frau Trau das Raumluftgutachten des Oberurseler Umweltlabors nicht ausgehändigt hat.

Gertrud Trau traut dem Büdinger Bodenverleger nicht und hat ihm deshalb die Luftanalyse nicht gegeben, wie sie der FR erklärte. ieb

Gleise an Kapazitätsgrenze?

"Der Verkehr im Frankfurter Hauptbahnhof steht vor dem Kollaps. 1150 Züge, die S-Bahnen nicht gerechnet, befördern derzeit auf 24 Gleisen täglich bis zu 250 000 Menschen unter dem großen Kuppeldach - 1988, vor der deutschen Einheit, waren es nur 900 Züge" (FR Nr. 156 vom 8. Juli 1992).

Im Kasten "Fernbahntunnel auf Eis" (FR Nr. 163 vom 16. Juli 1992) ist gar von täglich 1500 Zügen die Rede. Woher sollen die alle kommen bzw. hinfahren?

Aus den DB-Kursbüchern und aus den in Zusammenarbeit mit der DB heraus gebenen "FRANKFURTER FAHRPLÄNEN" der FNP ergeben sich allerdings andere Zahlen, zum Beispiel: 1975, jeweils bezogen auf einen Mittwoch, täglich 1136 Reisezüge. 1988 waren es (ohne S-Bahnen, jedoch mit der in der Haupthalle verkehrenden S 15, nur noch 838 Züge. Dies ist verständlich, weil inzwischen die "bunten" S-Bahnen den Tiefbahnhof anfahren und die Haupthalle entlasten.

Im laufenden Fahrplanjahr ist die Anzahl der mittwochs verkehrenden Reisezüge auf 971 angestiegen, aber nicht wegen der Neuverkehre mit den neuen Bundesländern allein. Waren es 1988 nur sieben Zugpaare in die damalige DDR, ist diese Zahl heute nur um 13 Zugpaare angestiegen (Richtung Leipzig/Dresden bzw. Magdeburg/Berlin).

Mit Inbetriebnahme der S-Bahn-Strekken nach Hanau und Darmstadt werden die Gleise der Haupthalle weiter entlastet werden.

Die Kapazitätsengpässe liegen auf den Zulaufstrecken zum Hauptbahnhof nicht im Hauptbahnhof selbst.

Helmut Oesterling, Bad Homburg

Schüler aus sechs Ländern im Römer

Etwa 180 Schülerinnen und Schüler aus Frankfurts Partnerstädten Birmingham, Lyon und Mailand, aber auch aus Spartanburg (USA) und Irland sind gegenwärtig bei Frankfurter Familien zu Gast. Am Montag, 27. Juli, sind die jungen Besucherinnen und Besucher zusammen mit 180 Frankfurter Jugendlichen aus den Gastfamilien sowie mit Lehrerinnen und Lehrern zu einem Empfang in den Römer eingeladen.

Die Besucher kommen aus Familien, die ihrerseits in den Osterferien junge Frankfurter beherbergt hatten. Organisiert wird der traditionelle Ferienaustausch vom Dezernat für Schule und Bildung. Die Betreuung der Jugendlichen während des zwei- bis dreiwöchigen Aufenthaltes erfolgt durch die Gastfamilien. FR

Waldschützer feiern 30jähriges Bestehen Sie suchen "Zivis" und Mitarbeiter

HOFHEIM. Wer weit in die Geschichte zurückblicken kann, plant auch weit voraus, wenn's um Feste geht: Der Lorsbacher Ortsverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald feiert am Sonntag, 9. August, sein 30jähriges Bestehen.

Die Gruppe lädt für 10 Uhr zu einem Frühschoppen in den Hof des Anwesens Brückenstraße 26 ein. Offizieller Ausklang ist um 20 Uhr. Neben Wurst, Wein und alkoholfreien Getränken gibt es auch reichlich Informationen über die Arbeit der Schutzgemeinschaft.

Die Vereinigung stellt zum 1. Januar wieder einen Zivildienstleistenden für die Landschaftspflege und Öffentlichkeitsarbeit ein und sucht auch Mitarbeiter für die Naturschutzwerkstatt. Schüler und Studenten können sich dort ein Taschengeld verdienen. Auf Meldungen wartet Horst Mauer (Brückenstraße 26, 6238 Hofheim-Lorsbach, Telefon 06192 / 24511 oder 069 / 2578254). ubk

VHS bietet eine Woche Italienisch in Mailand

Zum wiederholten Male organisiert die Volkshochschule einen Sprachstudiumsaufenthalt in der Partnerstadt Mailand. Vom 4. bis 11. Oktober können Interessenten, die mit dem Italienischlernen schon fortgeschritten sind, ihre Sprachkenntnisse vor Ort erproben. Die Veranstaltung ist als Bildungsurlaub anerkannt. Interessenten erhalten nähere Informationen unter den Telefonnummern 212 / 3 83 36 /-3 76 62.

Das Wetter

Wetterlage Auf der Rückseite einer über dem östlichen Mitteleuropa angelangten Kaltfront strömt frische Meeresluft nach Deutschland. Diese gelangt im weiteren Verlauf von Westen rasch wieder unter Hochdruckeinfluß. Vorhersage bis Donnerstag früh Wechselnde, zum Teil auch stärkere Bewölkung und noch einzelne Schauer. Tageshöchsttemperaturen 21 bis 26 Grad.

Tiefstwerte in der Nacht zum Donnerstag 12 bis 16 Grad.

Schwacher bis mäßiger, im Norden frischer und böiger Wind um West. Weitere Aussichten für Donnerstag Von Westen wieder zunehmend sonnig und niederschlagsfrei, Temperaturanstieg auf 23 bis 28 Grad. Pollenflugvorhersage In Hessen wird auch weiterhin sehr starker Flug von Pilzsporen und Nesselpollen erwartet, außerdem noch mäßiger Flug von Gräserpollen. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr

Ausland

Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 29 °ree; Amsterdam

leicht bewölkt 25 °ree; Athen

wolkig 29 °ree; Barcelona

wolkig 28 °ree; Bordeaux

stark bewölkt 21 °ree; Brüssel

Regenschauer 22 °ree; Budapest

leicht bewölkt 29 °ree; Bukarest

wolkig 28 °ree; Dublin

stark bewölkt 17 °ree; Helsinki

wolkig 23 °ree; Innsbruck

leicht bewölkt 33 °ree; Istanbul

wolkig 26 °ree; Kairo

leicht bewölkt 31 °ree; Larnaka

Gewitter 23 °ree; Las Palmas

wolkig 24 °ree; Lissabon

leicht bewölkt 25 °ree; Locarno

leicht bewölkt 27 °ree; London

wolkig 21 °ree; Madrid

leicht bewölkt 26 °ree; Malaga

leicht bewölkt 34 °ree; Mallorca

leicht bewölkt 30 °ree; Moskau

stark bewölkt 21 °ree; Nizza

leicht bewölkt 28 °ree; Paris

stark bewölkt 20 °ree; Rom

leicht bewölkt 29 °ree; St. Petersburg

leicht bewölkt 25 °ree; Stockholm

leicht bewölkt 25 °ree; Tunis

wolkenlos 33 °ree; Varna

leicht bewölkt 29 °ree; Venedig

leicht bewölkt 27 °ree; Warschau

leicht bewölkt 31 °ree; Wien

leicht bewölkt 30 °ree; Zürich

leicht bewölkt 29 °ree; Deutschland

Ort Wetter Grad

Berlin

leicht bewölkt 33 °ree; Dresden

leicht bewölkt 31 °ree; Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 19 °ree; Feldberg/Ts.

Gewitter 21 °ree; Frankfurt/M.

Gewitter 27 °ree; Freiburg

leicht bewölkt 31 °ree; Hamburg

leicht bewölkt 33 °ree; Köln-Bonn

leicht bewölkt 31 °ree; Leipzig

leicht bewölkt 33 °ree; München

leicht bewölkt 32 °ree; Norderney

leicht bewölkt 23 °ree; Rostock

leicht bewölkt 33 °ree; Sylt

wolkig 24 °ree; Zugspitze

leicht bewölkt 12 °ree;

Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, un- ter anderem für Allergiker und Herz- Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies.

Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.

Sonnenaufgang 5.41 Uhr

Sonnenuntergang 21.22 Uhr

Mondaufgang 23.50 Uhr

Monduntergang 15.09 Uhr

Schweres Unwetter Bäume entwurzelt, Keller überflutet

FULDA. Blitzeinschläge, Brände, überflutete Straßen und Keller sowie entwurzelte Bäume waren am Dienstag nachmittag in Osthessen die Folge eines kurzen, schweren Unwetters. Nach wolkenbruchartigen Regenfällen, begleitet von Hagelschlag und Sturmböen, standen innerhalb einer Viertelstunde in Fulda und in Eichenzell Straßen unter Wasser.

Bei Uttrichshausen stürzten entwurzelte Bäume über die Fahrbahn. Die Landesstraße 3180 bei Schlüchtern im Main-Kinzig-Kreis mußte deswegen für eine halbe Stunde gesperrt werden.

Im Fuldaer Stadtteil Malkes schlug ein Blitz auf einen fahrenden Traktor ein und schleuderte die Fahrerin herunter. Die Frau mußte schwer verletzt ins Städtische Klinikum Fulda gebracht werden. Bei Polizei und Feuerwehr gingen 50 Notrufe wegen vollgelaufener Keller ein.

Durch Blitzeinschlag kam es auf einem Bauernhof in Herbstein-Schlechtenwegen im Vogelsbergkreis zum Großbrand mit einem Schaden von rund 900 000 Mark. Auf dem Parkplatz eines Großunternehmens in Fulda schlug der Blitz in ein Auto, das völlig ausbrannte.

Im Versorgungsgebiet der Überlandwerke Fulda zwischen Bad Hersfeld und Schlüchtern kam es - örtlich unterschiedlich - zu kompletten Stromausfällen bis zu 20 Minuten.

Große, finanziell noch nicht abschätzbare Schäden entstanden auf den Feldern. Der Hagelschlag hat zum Beispiel den kurz vor der Ernte stehenden Raps bis zu 80 Prozent "ausgedroschen." gwa

Arbeit gegen die Vorurteile Begegnung mit psychisch Kranken im Nordend möglich

"Der ist doch nicht ganz dicht" - mit solchen Sprüchen werden psychisch kranke und seelisch behinderte Menschen oft abgestempelt. "Es gibt noch immer viele Vorurteile", meinte Steffen Hensel, als jetzt die "Frankfurter Werkgemeinschaft" ihre neuen Begegnungs- und Beratungsräume in der Lenaustraße 24 eröffnete. Bei der tatsächlichen Begegnung mit den Betroffenen mache man dann häufig die Entdeckung, daß es sich um durchaus liebenswerte Menschen handelt, die das eine oder andere eben etwas anders sehen, sagte Hensel, der die Einrichtung leiten wird. Deshalb sollen die Einrichtung und ihre Kursangebote allen Frankfurtern offenstehen: "Da muß niemand den Behindertenausweis vorzeigen."

Nicht nur die körperliche, auch die seelische Gesundheit will trainiert werden, betonte Hensel. Töpfern und Goldschmieden, Seidenmalerei und die Arbeit mit Holz gehören in der "Lenau 24" ebenso zu diesem "Training" dazu, wie die Auseinandersetzung mit der bildenden Kunst. So wurde gleich mit der Inbetriebnahme eine Ausstellung mit Werken von Thomas Eppenstein eröffnet.

Jeder zweite Bundesbürger wird einmal in seinem Leben seelisch krank, jeder dritte so sehr, daß er vom Arzt behandelt werden muß. "Ihm rechtzeitig die richtige Hilfe zukommen zu lassen", ist eine der Aufgaben, der sich Hensel und seine neun Mitarbeiter verschrieben haben. "Sich aussprechen können, sich mit anderen Betroffenen austauschen - das ist oft wichtiger, als der Therapeut, den der Patient einmal in der Woche sieht", versicherte Klaus Joisten, der im Team mitarbeitet. Die Ärzte hätten meist "viel zu wenig Zeit".

Ein Stockwerk höher, über den Begegnungsräumen, ist in mehreren Zimmern Platz für das individuelle Gespräch. Dabei erfahren die Berater immer wieder, wie die Angst den Arbeitsplatz oder die Wohnung zu verlieren, zu einer existenziellen Bedrohung werden kann, der sich der Einzelne nicht mehr gewachsen fühlt.

Noch ist die Lenaustraße 24 nur ein Ableger des "Känguruh-Hauses" in Preungesheim. Beide Projekte werden von dem Verein Frankfurter Werkgemeinschaft betrieben, der sich seit 25 Jahre um psychisch Kranke und Behinderte kümmert.

Nach und nach sollen sämtliche Einrichtungen des "Känguruh-Hauses" ins Nordend umziehen. Doch vorher muß das Hinterhaus der "Lenau 24" umgebaut werden. Was dann aus dem Preungesheimer Anwesen wird, ist noch offen. "Wir hoffen, daß es dem Personenkreis erhalten bleibt."

In Preungesheim ist das gelungen, was Hensel auch im Nordend schaffen will: es gab einen regen Austausch mit den Stadtteil-Bewohnern. ft

27jähriger erlitt Bauchschuß Die Hintergründe der Bluttat in Heddernheim sind unklar

Ein 27 Jahre alter Mann aus dem ehemaligen Jugoslawien ist in der Nacht zum Dienstag in Heddernheim von einem unbekannten Täter angeschossen und schwer verletzt worden. Mit einem Bauchschuß mußte der 27jährige in ein Krankenhaus gebracht und operiert werden. Nach Angaben der Polizei schwebt er inzwischen nicht mehr in Lebensgefahr. Der Hintergrund des Anschlages ist noch völlig unklar. Der 27jährige konnte wegen seines Zustandes noch nicht vernommen werden.

Anwohner aus Heddernheim hatten gegen 2.20 Uhr das zuständige 14. Polizeirevier in der Nordweststadt angerufen, nachdem sie von mehreren Schüssen an der Ecke Nistergasse / Heddernheimer Landstraße von mehreren Schüssen aus dem Schlaf geschreckt worden waren. Als eine Funkstreifenbesatzung dort kurz darauf eintraf, fanden sie den Schwerverletzten blutend auf dem Pflaster liegend. Ein Notarztwagen brachte den 27jährigen, der in Frankfurt lebt, ins Krankenhaus. Bei der Absuche des Tatorts fanden die Beamten der Mordkommission vier Patronenhülsen vom Kaliber 7,65 Millimeter. Von dem Täter fehlt jede Spur.

Die Polizei konnte bislang noch nicht sagen, wie lange der 27jährige sich bereits in Frankfurt aufhält und was er beruflich macht.

Wie Polizeisprecher Manfred Feist sagte, ist der Schwerverletzte bislang noch nicht nicht wegen einer Straftat in Erscheinung getreten. Einziger Anhaltspunkt für die weiteren Ermittlungen sind bisher Aussagen von Anwohnern, die übereinstimmend berichteten, daß zur Tatzeit gegen 2.20 Uhr, unmittelbar nachdem die Schüsse gefallen waren, ein Radfahrer oder eine Radfahrerin durch die Nistergasse in Richtung Heddernheimer Landstraße gefahren war. Möglicherweise handelt es sich bei dieser Person um einen wichtigen Zeugen. Hinweise unter den Telefonnummern 7 55 - 40 11 oder - 40 40. enk

Spiele-Nachmittag in der Stadtbücherei

HOFHEIM. Einen Spielnachmittag für Kinder ab vier Jahren kündigt die Stadtbücherei für Freitag, 31. Juli, an. Er beginnt um 15 Uhr.

Jungen und Mädchen haben dabei Gelegenheit, einige Spiele aus dem reichhaltigen Angebot der Stadtbücherei in der Praxis zu testen.

Lustige und spannende Mittel gegen Langeweile gibt es allerdings nicht nur für diese Altersklasse, sondern auch für erwachsene Spiele-Fans. ubk

Indien-Abend in der Nordweststadt-Bücherei

Einen Abend unter dem Motto "Frankfurt - Indien, ohne Anschnallen" bieten die Veranstalter der Reihe Kultur-Buffet am Dienstag, 28. Juli, in der Nordweststadt-Bücherei (Nidaforum 6) an. Beginn: 19.30 Uhr (Einlaß ab 18 Uhr); der Eintritt ist frei.

Veranstaltet wird die Reihe Kultur- Buffet von der Volkshochschule, der Stadtbücherei und der Katholischen Familienbildung Nordweststadt jeweils am letzten Dienstag im Monat.

Noch immer wissen wir wenig über Kultur und Alltagsleben in Indien. In Zusammenarbeit mit dem Indischen Kulturinstitut Frankfurt soll der Abend eine Annäherung ermöglichen mit Musik, moderner Literatur und kulinarischen Genüssen. Sharad Kulkarni spielt die Bambusflöte mit Tabla-Begleitung. pia

Praunheim: Urlaub von der Pflege

Das Gemeindezentrum der katholischen Christ-König-Gemeinde in Praunheim ist derzeit Schauplatz eines im Raum Frankfurt einmaligen "Kurzzeitpflege-Projektes". Unter dem Motto "Urlaub von der Pflege" halten sich bis zum 1. August 14 pflegebedürftige alte Menschen in dem provisorischen "Altenheim" auf. Bereits zum siebten Mal bietet die Aktion einigen Familien die Sicherheit, ihre pflegebedürftigen Angehörigen während der Sommerferien gut versorgt zu wissen.

Die alten Menschen werden im Schichtdienst rund um die Uhr von 41 ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen versorgt. Die fachliche Aufsicht haben acht ausgebildete Schwestern, sechs Schwesternschülerinnen und ein Sozialarbeiter des Caritas-Verbandes, unter dessen Leitung das Projekt läuft.

"Wir haben hier eine Lücke im Versorgungssystem entdeckt und eine unkonventionelle Lösung dafür gefunden", beschreibt Heyo Manderscheid, Direktor der Caritas in Frankfurt, die ungewöhnliche Aktion. Den Pflegesatz von 120 Mark am Tag tragen die Krankenkassen oder in Einzelfällen die Caritas.

Sowohl für die Pflegebedürftigen als auch für deren Angehörigen sei der Urlaub von der Pflege auch gleichzeitig Urlaub von festgefahrenen Sozialbeziehungen. "Wenigstens für drei Wochen im Jahr brauchen die Verwandten diese Zeit für sich, um Aggressionen zu vermindern und um Dinge zu erledigen, zu denen sonst keine Zeit ist", fügt Gemeindepfarrer Josef König hinzu.

Durch einziehbare Stellwände wurden für die Alten Einzel- und Doppelzimmer im Gemeindesaal geschaffen, in denen die Intimsphäre gewahrt wird. Die Helfer lesen den Pflegebedürftigen Geschichten vor, basteln mit ihnen und gehen mit ihnen spazieren. Es werden auch Ausflüge in den Zoo und an die Nidda unternommen. aar

Der Erklärung eine "überzogene Deutung" beigemessen Karlsruhe hebt Disziplinarstrafe gegen Bundeswehroffiziere wegen des Vergleichs von Soldaten mit Mördern auf / Aus dem Urteil

Die zulässige Verfassungsbeschwerde ist in der Sache offensichtlich begründet (§ 93 b Abs. 2 Satz 1 BVerfGG); die angegriffene Entscheidung verletzt den Beschwerdeführer in seinem Grundrecht aus Art. 2 Abs. 1 GG in Verbindung mit dem Rechtsstaatsprinzip (Art. 3 GG) und Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG.

1. Die Gestaltung des Verfahrens, die Feststellung und Würdigung des Tatbestands, die Auslegung des sogenannten einfachen Rechts und seine Anwendung auf den einzelnen Fall sind grundsätzlich allein Sache der dafür allgemein zuständigen Gerichte und der Nachprüfung durch das Bundesverfassungsgericht entzogen; nur bei einer Verletzung von spezifischem Verfassungsrecht durch die Gerichte kann das Bundesverfassungsgericht auf eine Verfassungsbeschwerde hin eingreifen (vgl. nur BVerfGE 18, 85 92; 62, 189 192; st. Rspr.). Spezifisches Verfassungsrecht ist insoweit nicht schon dann verletzt, wenn eine Entscheidung, am einfachen Recht gemessen, objektiv fehlerhaft ist; der Fehler muß gerade in der Nichtbeachtung von Grundrechten liegen.

a) Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG schützt die Meinungsfreiheit sowohl im Interesse der Persönlichkeitsentfaltung des einzelnen, mit der sie eng verbunden ist, als auch im Interesse des demokratischen Prozesses. Jedermann hat insbesondere in der öffentlichen Auseinandersetzung, zumal im politischen Meinungskampf, das Recht, auch in überspitzter und polemischer Form Kritik zu äußern. Für Soldaten gilt dies jedoch nur mit gewissen Einschränkungen. Denn im Rahmen der Erfordernisse des militärischen Dienstes (vgl. § 6 Satz 2 SG) und mit dem Ziel, die Funktionsfähigkeit der Bundeswehr zu erhalten, darf gemäß Art. 17a Abs. 1 GG für Soldaten neben anderen auch das Grundrecht der freien Meinungsäußerung durch gesetzlich begründete Pflichten beschränkt werden (vgl. BVerfGE 44, 197 202). Die Bestimmungen des Soldatengesetzes, die das Bundesverwaltungsgericht der disziplinarrechtlichen Ahndung zugrundegelegt hat, stellen insoweit allgemeine Gesetze im Sinne von Art. 5 Abs. 2 GG dar, die nicht eine bestimmte Meinung wegen ihres Inhalts verbieten, sondern in Ausfüllung des Art. 17a Abs. 1 GG die Freiheit der Meinungsäußerung beschränken, um dadurch die Funktionsfähigkeit der Bundeswehr und die Erfüllung der ihr gestellten Verteidigungsaufgabe zu sichern. Für allgemeine Gesetze im Sinne des Art. 5 Abs. 2 GG gilt das Zitiergebot des Art. 19 Abs. 1 Satz 2 GG nicht (vgl. BVerfGE 28, 282 289 ff.).

Hierbei unterliegt die Meinungsäußerungsfreiheit der Soldaten nicht erst dann Begrenzungen, wenn tatsächlich Auswirkungen auf die Funktionsfähigkeit der Bundeswehr festgestellt werden. Es reicht aus, wenn das Verhalten des Soldaten als solches typischerweise geeignet ist, die Disziplin, die auf gegenseitiger Achtung beruhende Kameradschaft und die Achtungs- und Vertrauenswürdigkeit des Soldaten ernsthaft zu gefährden und damit letztlich die Verteidigungsbereitschaft der Streitkräfte in Frage zu stellen (vgl. BVerfGE 44, 197 203. Denn ob ein Soldat gegen seine Dienstpflichten verstößt, muß auch für ihn selbst bereits zum Zeitpunkt seines Verhaltens erkennbar sein; die Beurteilung kann nicht von nachträglichen Entwicklungen abhängig gemacht werden, insbesondere davon, ob durch das weitere Bekanntwerden des Verhaltens später konkrete Beeinträchtigungen eingetreten sind. Dies hindert allerdings nicht daran, das Fehlen eines "Schadens" bei der Bewertung des Dienstvergehens mildernd zu berücksichtigen.

b) Die disziplinarrechtliche Ahndung der Meinungsäußerung eines Soldaten stellt einen Eingriff in den Schutzbereich des Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG dar; neben der Beeinträchtigung der individuellen Meinungsfreiheit kann die Verhängung einer Disziplinarmaßnahme und eine entsprechende disziplinargerichtliche Verurteilung über den Einzelfall hinaus auch allgemein erhebliche Auswirkungen auf die Ausübung des Grundrechts der Meinungsfreiheit durch Soldaten haben. Die richterliche Bewertung einer Meinungsäußerung als eine solche, die gemäß Art. 17 a GG den Soldaten untersagt und darüber hinaus noch disziplinarrechtlich geahndet werden kann, liegt damit unmittelbar der Entscheidung über die Rechtmäßigkeit eines Eingriffs in das Grundrecht der Meinungsfreiheit zugrunde. Damit bestimmt aber schon das Verständnis des Richters vom Inhalt einer Meinungsäußerung, auf dem ihre rechtliche Bewertung aufgebaut, über die Reichweite des Grundrechts aus Art. 5 Abs. 1 GG. Die freiheitssichernde Funktion des Grundrechts auf eine faires, rechtsstaatliches Verfahren (Art. 2 Abs. 2 i. V. m. Art. 20 Abs. 3 GG) erfordert es daher, daß der Richter den Inhalt von Meinungsäußerungen unter Heranziehung des gesamten Kontextes einer Erklärung objektiv und sachlich vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen, sozialen und politischen Geschehens, in dem sie gefallen ist, ermitteln und in der Begründung seiner Entscheidung erkennen läßt, daß er seine Einschätzung auf diese Weise gewonnen hat.

Gegen diese Grundsätze wird in einem fachgerichtlichen Urteil verstoßen, wenn einzelnen Teilen einer Meinungsäußerung eine bei hinreichender Beachtung des Zusammenhangs nicht mehr verständliche verschärfende und damit überzogene Deutung gegeben wird und sie in dieser Deutung einer disziplinarrechtlichen Würdigung und Ahndung unterworfen werden.

c) Diese verfassungsrechtlichen Vorgaben hat das Bundesverwaltungsgericht in seinem Urteil vom 27. September 1992 nicht beachtet.

Der Wehrdienstsenat ist zunächst zutreffend davon ausgegangen, daß - um den Inhalt der Presseerklärung richtig erfassen und würdigen zu können - die einzelnen Absätze und Sätze des Textes nicht aus dem Zusammenhang gerissen und jeder für sich betrachtet werden dürfen. Insoweit stellt der Senat dann fest, daß der im dritten Absatz der Äußerung enthaltene Text ("Gerade die immer noch gültige Strategie der Atomaren Abschreckung bringt uns in Gewissensnot, weil sie bei ihrem Versagen zum massenhaften unterschiedslosen Töten zwingt") deren Kernaussage sei, auf die sich die übrigen Absätze der Erklärung beziehen würden; durch die im zweiten Halbsatz des Absatzes 2 der Presseerklärung aufgegriffene Formulierung "alle Soldaten sind potentielle Mörder" hätten die Unterzeichner der Erklärung ihren Appell gegen die Strategie der atomaren Abschreckung in Absatz 3 der Erklärung unterstrichen, um im Prozeß der Meinungsbildung besondere Aufmerksamkeit und Gehör zu finden.

Der Wehrdienstsenat hat insoweit auch zu Recht ausgeführt, daß bei der Interpretation der Erklärung und ihrer einzelnen Bestandteile die Vorstellungen über Ziel und Zweck der Äußerung zu berücksichtigen sind, die die Unterzeichner damit verbunden haben. Die vom Wehrdienstsenat dann im weiteren vorgenommene Deutung des Inhalts des im zweiten Absatz der Presseerklärung enthaltenen Satzes "zum anderen halten wir die Aussage - alle Soldaten sind potentielle Mörder - inhaltlich für richtig" ist jedoch bei hinreichender Beachtung des Zusammenhangs der Presseerklärung eine nicht mehr verständliche verschärfende und damit überzogene Deutung. Zwar ist es nicht zu beanstanden, wenn ein Fachgericht einem einzelnen Textteil im Hinblick auf eine bestimmte Wortwahl und eine darauf beruhende Außenwirkung bei der disziplinarrechtlichen Bewertung ein besonderes, selbständiges Gewicht beimißt, wie es dem sogenannten "Mörderzitat" zukommt. Jedoch gelangt das Gericht aufgrund einer nicht ausreichenden Berücksichtigung des Kontextes der Erklärung, einer unzureichenden Auseinandersetzung mit ihrer vom Wehrdienstsenat angenommenen Kernaussage und ihrem aktuellen Bezugsfeld sowie einer verschärfenden Interpretation des Begriffs "potentielle Mörder" zu der Auffassung, der Beschwerdeführer habe seine Kameraden in der Bundeswehr zu "der Anlage oder Möglichkeit nach gewissenlosen Killern" erklärt. Diese Deutung bildet dann die Grundlage für die weiteren Feststellungen des Senats, die Erklärung des Beschwerdeführers stelle eine seine Kameraden diffamierende, emotionalisierende und pharisäerhaft wirkende Agitation dar, mit der der Beschwerdeführer unter anderem die Stellung und Aufgabe der Streitkräfte nach dem Grundgesetz und die ehtisch/moralischen Forderungen, die Grundgesetz und Soldatengesetz der Bundeswehr stellten, geleugnet, seine Kameraden in der Bundeswehr moralisch abqualifiziert, sie geschmäht, ihnen die Ethik ihres Dienstes abgesprochen, das Vorbild der Widerstandsbewegung gegen das nationalsozialistische Unrechtsregime, dem sich die Bundeswehr verpflichtet fühle, diffamiert und dadurch sowohl dem Ansehen der Bundeswehr als auch seinem eigenen dienstlichen Ansehen schweren Schaden zugefügt habe. Nicht zuletzt diese ihrerseits von emotional gefärbter Begrifflichkeit nicht freie Interpretation zeigt, daß der Senat der Presseerklärung des DARMSTÄDTER SIGNALS einen sie verschärfenden, sachlich überzogenen Inhalt gibt, der dann zur Grundlage der disziplinarrechtlichen Würdigung und Ahndung wird. Dies ist mit Artikel 5 Absatz 1 Satz 1 GG nicht vereinbar.

d) Die Verurteilung des Beschwerdeführers beruht, was die Feststellung eines Dienstvergehens, die Bewertung der Schwere der Schuld und die Verhängung der Disziplinarmaßnahmen der Degradierung betriftt, auf dieser Fehldeutung der Erklärung des DARMSTÄDTER SIGNALS. Es ist nicht auszuschließen, daß der Wehrdienstsenat bei Vermeidung dieser Fehldeutung zu einer anderen disziplinarrechtlichen Bewertung des Verhaltens des Beschwerdeführers gelangt wäre.

e) Unbeschadet der vorstehenden Darlegungen kann die Pflicht des Soldaten, seine Meinung - nicht zuletzt unter Beachtung der gebotenen Rücksicht auf die Empfindungen seiner Kameraden - besonnen, tolerant und sachlich zu äußern (vgl. BVerfGE, 28, 36 47), im Einzelfall insbesondere dazu führen, daß der Soldat bei seiner Meinungsäußerung von der Verwendung bestimmter Begriffe, die besonders emotionsbeladen sind und - selbst im Kontext ihrer Verwendung - zu erheblichen Mißverständnissen und Fehlinterpretationen führen können, absehen muß. Insoweit unterliegt die Meinungsäußerungsfreiheit des Soldaten - anders als die eines nicht in einem besonderen Pflichtverhältnis stehenden Grundrechtsträgers - auf der Grundlage des Artikels 17 a GG nach Maßgabe der einzelnen Bestimmungen des Soldatengesetzes gesteigerten Beschränkungen. Der Wehrdienstsenat wird deshalb im Rahmen des weiteren Verfahrens zu beachten haben, daß die Verwendung des Begriffs "potentieller Mörder" und die inhaltliche Billigung der Aussage "alle Soldaten sind potentielle Mörder" durch Soldaten zumal in der damaligen Situation und bei Berücksichtigung der Emotionen, die das Urteil des Landgerichts Frankfurt gerade in den Reihen der Bundeswehr ausgelöst hat, für den Tatbestand eines Dienstvergehens spricht. Ob dieser nach den Gesamtumständen des Falles des Beschwerdeführers erfüllt ist, hat der Wehrdienstsenat zu beurteilen. (. . .)

Nikolaikirche in historischem Rot

Die einen finden es "ein bißchen merkwürdig" und "zu kitschig", anderen wiederum gefällt das neue Outfit oder sie haben es noch gar nicht bemerkt. Die Rede ist vom Turm der Alten Nikolaikirche am Römerberg. Der wird nämlich grade rot angestrichen. "Sicher versucht man hier, die historische Farbgebung zu rekonstruieren", meint ein vorübereilender Tourist und kommt damit der Lösung am nächsten. Schließlich seien die Städte in früheren Zeiten alle viel bunter gewesen.

Der Turm werde gemäß der ursprünglichen Farbgestaltung aus dem 16. Jahrhundert angestrichen, weiß Pfarrerin Andrea Braunberger-Myers. "Das schreibt das Denkmalamt vor." Das Rot sei sicher etwas "gewöhnungsbedürftig", zumal die Kirche vorher einen ockergelben Anstrich gehabt habe, räumt die Theologin ein.

Vorraussichtlich im September sollen die Renovierungsarbeiten beendet sein. Wenn dann das Baugerüst vom Turm verschwunden ist, wird das "kitschige" Rot sicher noch mehr Frankfurtern ins Auge stechen. Doch die Farbe werde nicht lange so grell bleiben, meint ein Anwohner: "In zwei bis drei Jahren ist sie ja doch wieder verblaßt." ki

HEUTE LESEN SIE

China Haftstrafe für Regimegegner Seite 2

Leitartikel Europa und die Flüchtlinge Seite 3

Bayern Journalisten rügen Streibl Seite 4

Tunesien Folter im Ferienland Seite 5

Dokumentation Somalia: Spenden für den Krieg Seite 7

Feuilleton Karlsbader Filmfestspiele Seite 8

Wirtschaft WestLB in Mainz vor dem Ziel Seite 9

Medienrundschau SFB und ORB: Gemeinsame Sache Seite 15

Frankfurt Straßenstrich geräumt Seite 17

Hessen Mehr Gift nach Herfa Seite 22

Aus aller Welt Rätsel um Saint-Exupéry Seite 28

Börse Seite 11

Freie Aussprache Seite 11

Fernsehen und Funk Seite 14

Filmspiegel Seite 16

Roman Seite 20

Lorsbacher Modellbauer laden zum Flugtag ein

HOFHEIM. Auf gute Thermik hoffen die Mitglieder des Lorsbacher Flugmodellclubs für Samstag, 1. August. Denn an diesem Tag wollen sie ab 14 Uhr ihren Besuchern zeigen, wie abenteuerlich ihr Hobby sein kann. Loopings, "kubanische Acht" und so manche andere wagemutige Kunstflugfigur inszenieren die Himmelsstürmer von ihrem Vereinsgelände am Staufen aus in der Luft.

Längst nicht alle Modelle fliegen mit Zwei- oder Viertaktmotoren: Bei gutem Wetter holen sich einige die Antriebsenergie auch von der Sonne. Und dann gibt es da ja auch noch die geheimnisvolle Thermik, die für Flugprofis eine ganz simple Erscheinung ist: Luft, die sich am Boden erwärmt hat, dehnt sich aus, wird leichter und steigt nach oben.

Mit etwas Übung halten die Piloten die Maschine so oft stundenlang in der Luft. Derweil sitzen sie unten mit der Funkfernsteuerung in der Sonne und lenken den Flieger in die richtigen Bahnen. So können auch Anfänger gut unter Anleitung eines geübten Lehrers ihre Modelle durch die Lüfte sausen lassen. Und dazu ist beim Flugtag reichlich Gelegenheit.

Der Weg zum Modellfluggelände ist in Lorsbach von der Münsterer Straße an ausgeschildert. Auch zu Fuß ist das Gelände in kurzer Zeit gut zu erreichen. ubk

Wiesbaden bietet ein "Erfahrungsfeld"

"Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne" - unter diesem Motto firmiert ein Projekt, das die Stadt Wiesbaden vom 1. August bis 11. Oktober veranstaltet. Realisiert wird das "Erfahrungsfeld" im Schloßpark Biebrich durch eine Projektgruppe, die Ideen von Hugo Kükelhaus umsetzen will: Der war bis zu seinem Tode 1984 als Autor und Bildender Künstler tätig und entwarf Pläne für eine "organgerechte Bauweise". Sein Konzept von bewußter Wahrnehmung liegt dem "Erfahrungsfeld der Sinne" zugrunde.

Objekte wie eine "Tastgalerie", "Duftspirale", "Partnerschaukel" oder ein "begehbares Kaleidoskop" sollen das Publikum zum Erproben der eigenen Wahrnehmung animieren. Ein Rahmenprogramm enthält Konzerte, Vorträge, Tanzworkshops und Exkursionen. Das "Erfahrungsfeld" soll täglich (außer montags) von neun bis 18 Uhr geöffnet sein. loz

Weg war der Brunnen - nun ist er wieder da Roßdorfer sahen plötzlich nur noch ein Loch / Standfestigkeit war gefährdet

CDU ruft nach Militärschlag Internationales Eingreifen in Jugoslawien-Krieg gefordert

Taxiräuber gab seinem Opfer Geld zurück

Offensichtlich aus Mitleid hat am Montag abend ein Taxiräuber in Seckbach seinem Opfer, einer 23 Jahre alten Fahrerin, von den entwendeten 280 Mark 40 Mark wieder in die Hand gedrückt, bevor er mit seiner Beute flüchtete. Wie Polizeisprecher Karl-Heinz Reinstädt sagte, hatte die 23jährige dem Täter ihr Leid geklagt, als sie in die Mündung der gezückten Schußwaffe schaute. "Ich habe selbst nur wenig Geld", sagte sie dem Räuber, der ihr daraufhin generös die 40 Mark zurückgab.

Die Taxifahrerin hatte den Fahrgast gegen 21.35 Uhr am Halteplatz Gießener Straße in Preungesheim aufgenommen. Der etwa 20 bis 25 Jahre alte Mann wollte zum Huthpark gefahren werden. Kurz vor Ende des Auerwegs in Seckbach ließ er die Frau anhalten. Statt den Fahrpreis von zehn Mark zu zahlen, zückte er die Waffe und verlangte Geld. enk

Hanauer Feuerwehr Ausbaupläne / Einsatzleitung ist im Container untergebracht

Frankfurter Zoo: Bei den Seehunden ist Nachwuchs gekommen - Vater und Geschlecht sind noch unbekannt Der - vorerst - letzte Heuler "Dorle" läßt noch keine Tierpfleger in ihre Nähe

Schnaufend taucht "Dorle" aus dem Seehundbecken des Zoos auf. Mit einer Flosse preßt sie ihr Jungtier an sich. Seit zwei Wochen haben die Frankfurter Seehunde einen neuen Mitbewohner in ihrem Gehege.

"Ob es ein Männchen oder ein Weibchen ist, wissen wir noch nicht - Dorle läßt vorläufig niemanden in die Nähe und geht gleich ganz schnell auf Tauchstation, wenn wir uns zu sehr für ihr Kind interessieren", berichtet der Tierpfleger Karlheinz Jahnel. Deswegen ist der kleine "Heuler" vorläufig noch namenlos, "aber wenn es ein Männchen ist, wird er wohl Hein heißen."

Dorle, 1986 im Frankfurter Zoo geboren, geht schon ganz souverän mit ihrem Jungen um. Kein Wunder, denn sie ist eine routinierte Mutter. "Das ist jetzt ihr dritter oder vierter Wurf", überlegt Jahnel. Trächtigkeit und Geburt verliefen ohne Komplikationen.

So unbekannt wie das Geschlecht des Seehundbabys ist auch der Vater. Der Senior der Herde dürfte nicht in Frage kommen - "Otto" lebt seit über 37 Jahren im Frankfurter Zoo und zeigt sich nicht mehr besonders interessiert, die Herde zu vergrößern. "Anders als bei den Seebären gibt es bei Seehunden keine Haremsbildung", erläutert Jahnel das offene Liebesleben der Tiere. Vater könnte deshalb sowohl "Karlchen" als auch "Gustav" sein.

Vorläufig haben die beiden potentiellen Väter nichts mit dem fast einen Meter großen Nachwuchs zu schaffen. "Dorle" scheint die Ausschließlichkeit ihrer Mutterfreuden zu genießen und spielt viel mit ihrem Jungen. Gegenseitiges Flossenklatschen, liebevolles Schnuppern, tiefe Blicke in die runden Augen, gemeinsame Tauchausflüge - so sieht derzeit der Alltag von Mutter und Kind aus. Nach sechs bis acht Wochen wehren Seehundmütter alle Saugversuche der Jungtiere ab, notfalls mit Bissen und kräftigen Flossenschlägen. Säugen sie die Jungen selber, droht den Tiermüttern Auszehrung. Zeit für die Heuler, sich mit den wahren Lekkerbissen im Seehundleben anzufreunden - mit bis zu fünf Kilogramm Fischfutter täglich. ek

Polizei nahm nach Tip zwei Autoknacker fest

WIESBADEN. Bei der Fahndung nach dem Sexualtäter, der in den vergangenen Monaten mehrere Frauen überfallen und vergewaltigt hat, stieß die Polizei am Montag nachmittag auf zwei Autoknakker. Alarmiert wurden die Beamten von einem Wiesbadener, der am Platz der Deutschen Einheit zwei Männer bemerkte, von denen einer dem Phantombild des Gesuchten so ähnelte, daß die Polizei ihn zuvor schon einmal überprüft hatte.

Der 30jährige Wiesbadener und sein 22 Jahre alter wohnsitzloser Begleiter haben zwar mit der Vergewaltigungsserie nichts zu tun. Dafür fand die Polizei bei ihnen drei Radios und einen Verstärker von Autos, die aufgebrochen worden waren. In der Wohnung des 30jährigen fand die Polizei außerdem verschiedenes Aufbruchswerkzeug. Beide Männer wurden dem Haftrichter vorgeführt. maf

Duo verprügelte Mann mit einem Tischbein

WIESBADEN. Zwei Wiesbadener malträtierten am Montag abend einen 30jährigen Mann derart, daß er mit erheblichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden mußte. Opfer und Täter hatten zuvor in einer Wohnung an der Dotzheimer Straße gezecht. Es kam zum Streit, der offenbar sehr rabiat ausgetragen wurde. Die Polizei traf den Verletzten im Hausflur sitzend an: Er blutete aus mehreren Wunden und hatte ein stark angeschwollenes Gesicht.

In der Wohnung waren an den Möbeln überall Blutspritzer und auf dem Boden große Blutlachen. Damit war die Behauptung der beiden rüden Männer widerlegt, der Verletzte sei mehrfach grundlos gegen die Wand gelaufen. Der 30jährige erzählte gestern in einer ersten Vernehmung, daß er verprügelt worden sei - unter anderem mit einem Tischbein. maf

Die einen machen ein neues Geschäft daraus, die anderen ärgern sich über Verluste durch gedankenlose Diebe Selbst pflücken ist "in" Begehrte Sonnenblumen Von Norbert Glaser HOCHTAUNUSKREIS. Eigentlich ist sie am Mittelmeer zu Hause. Doch in den vergangenen Jahren hat die Sonnenblume auch hierzulande Fuß gefaßt. Für die Landwirtschaft ist der bis zu drei Meter hohe Korbblütler nicht nur eine neue Verdienstmöglichkeit, er wirkt sich als Vorfrucht auch positiv auf Getreidesaaten aus. Ganz zu schweigen vom optischen Genuß, den die gelbe Pracht in unserer so monoton gewordenen Ackerlandschaft bietet. Sonnenblumen zum Selberpflücken? Nein, kein verspäteter Aprilscherz. Das gibt es wirklich: jenseits der Kreisgrenze, in der Obstbaugemeinde Kriftel (Main- Taunus-Kreis). Wo man sich üblicherweise im Vorbeifahren mit Erdbeeren und Äpfeln eindeckt, können sich Blumenliebhaber jetzt mit Sonnenblumen versorgen. Die wachsen direkt am Straßenrand und brauchen nur gepflückt zu werden. Fünf Stück kosten vier Mark; ab zehn gibt es eine umsonst. Das Geld wandert in ein Kästchen. "Nur bezahlte Blumen bringen Freude", appelliert ein Spruch an die Ehrlichkeit der Kunden.

Vielleicht wäre so etwas auch im Hochtaunuskreis zu machen. Freuen würde sich sicher nicht nur Volker Goy. Der Ober-Erlenbacher Landwirt ärgert sich jedesmal, wenn er an seinem Sonnenblumenfeld vorbeikommt: "Dort, wo der Akker an der Straße liegt, fehlt schon eine ganze Ecke", erzählt er. Und bei jedem Besuch muß er feststellen, daß sich Spaziergänger wieder Sonnenblumen mitgenommen haben. "Jeder denkt, wenn er eine mitnimmt, dann macht das nichts", sagt Goy. "Aber so denken Dutzende." Sie übersehen, daß der Landwirt die Frucht nicht aus Spaß an der Freud anbaut.

Goy hat Sonnenblumen in diesem Jahr zum ersten Mal angebaut. Was er am Ende für die ölhaltigen Früchte - die Kerne wandern in die Margarine- und Ölproduktion - bekommt, weiß er noch nicht: "Früher erhielten wir für einen Doppelzentner Körner einen bestimmten Festbetrag. Nach der neuen Marktordnung fällt der Stützbetrag von der EG weg. Statt dessen sollen wir den Weltmarktpreis plus einer Beihilfe pro Hektar angebauter Fläche bekommen.

Erst im 16. Jahrhundert wurde die Sonnenblume von Mexiko nach Europa gebracht. Goy pflanzt die Blume auf fünf Hektar an - pro Hektar sind das 75 000 Sonnenblumen. Bis jetzt ist der Ober-Erlenbacher damit zufrieden. Das Wetter sei zwar für die Landwirtschaft nicht ideal gewesen, aber die Sonnenblume gehöre ja von ihrer Herkunft her nicht zu den Gewächsen, die mit Niederschlägen verwöhnt wurden. Am meisten Probleme machten Goy bislang die Hasen: Die fielen im Frühjahr über die durstlöschenden Blätter her. Nun könnte nur noch Regen die Ernteaussichten trüben: "Wenn es beim Abreifen zu feucht wird, können Grauschimmel und Stengelkrebs die Pflanzen befallen."

Geerntet wird Mitte/Ende September. Bekommen die Sonnenblumen dann alle ein Lätzchen umgebunden? Goy lacht. "Nein, die Körner fallen nur heraus, wenn die Stengel berührt werden. Deshalb erntet man Sonnenblumen auch mit einer speziellen Vorrichtung. Wenn das Messer an den Stiel kommt, sind die Körbchen bereits in der Maschine."

20 000 Mark Belohnung Nach Überfall auf Geschäftsmann werden weitere Zeugen gesucht

WIESBADEN. Eine Belohnung von 20 000 Mark ist jetzt für Hinweise ausgesetzt worden, die zur Ergreifung des Räubers führen, der in der Nacht zum Samstag gegen 3.15 Uhr in Mainz-Kastel in das Haus eines Geschäftsmannes eingedrungen war und dessen Familie bedroht und beraubt hat. Wie berichtet, war der Mann mit italienischem oder slawischem Sprachklang zunächst in das Zimmer des 15jährigen Sohnes eingedrungen. Unter dem Druck massiver Drohungen gaben die Eltern des Jugendlichen den Aufbewahrungsort einer Geldkassette mit 46 000 Mark preis, die der Einbrecher zusammen mit Devisen im Wert von rund 10 000 Mark und teurem Schmuck raubte.

Der Eindringling war etwa 25 bis 28 Jahre alt und rund 1,70 Meter groß. Er hatte sein Gesicht mit einem besonders präparierten Pulloverärmel maskiert. Bevor er aus dem Haus floh, fesselte er Eltern und Sohn mit einer Krawatte aneinander. Der 15jährige hörte kurz darauf das Geräusch eines wegfahrenden, vermutlich älteren und kleineren Autos.

Inzwischen haben sich bei der Polizei Zeugen gemeldet, die in der Nähe des Tatorts zwei Autos beobachtet haben - einen viertürigen Wolga, der mit vier Männern besetzt war, und einen dunkelblauen Lada mit ausländischem Kennzeichen: weiße Schrift auf schwarzem Grund. Das Nummernschild begann mit der Buchstabenkombination WOB, es folgte eine drei- oder vierstellige Zahlenreihe. Ob die Autos mit dem Überfall in Zusammenhang stehen, kann die Polizei noch nicht beurteilen. Hinweise erbittet sie unter Telefon 06 11 / 345-321. maf

Polizei sucht einen Täter für 13 Taschenräubereien

Die Polizei ist sich jetzt sicher, daß die bislang 13 Taschenräubereien eines Radfahrers, die seit dem 7. Juli in Eschersheim, Eckenheim und am Frankfurter Berg angezeigt wurden, von ein und demselben Täter begangen wurden.

Aufgrund von Zeugenaussagen hat das Kommissariat für Straßenraubdelikte (K 14) nun ein relativ klares Bild des Täters. Er ist zwischen 18 und 25 Jahren alt, hat blonde, nackenlange Haare und hatte bei seinen Überfällen auf Passanten mehrfach einen roten Rucksack bei sich. Die Polizei vermutet, daß er die Straftaten vor oder nach seiner Arbeitszeit verübte. Die meisten Delikte wurden in den späten Nachmittagsstunden zwischen 16 und 18.30 Uhr begangen. Nur dreimal war der Täter zwischen 6.45 und 8.45 Uhr auf Raubtour.

Nur der erste Überfall am 7. Juli war laut Polizei ein sogenannter "Ausreißer". An diesem Tag raubte er gegen 12.15 Uhr an der Ecke Hügelstraße/Grafenstraße einer Frau die Handtasche. Polizeisprecher Manfred Feist schloß nicht aus, daß der Täter an diesem Tag entweder seine Mittagspause nutzte oder Urlaub hatte.

Mindestens 3000 Mark erbeutete der Mann bei seinen Überfällen, wobei es in wenigen Fällen nur beim versuchten Raub blieb. Hinweise auf den Täter nimmt die Polizei unter den Telefonnummern 755-4014 oder 755-4040 entgegen. enk

Nach der EM-Pleite der "U 18" Weise fordert Reform des Jugendfußballs

Im Nürnberger Frankenstadion flimmerte die Luft. Doch daß die ungwöhnliche Sommerhitze von 45 Grad Celsius die Hauptursache für den K. O. gewesen sein soll und die "U 18"-Junioren des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Montag im Viertelfinale der Europameisterschaft nur deswegen mit 0:4 (0:1) gegen Portugal unterlagen, wollten selbst die Wohlmeinenden nicht akzeptieren.

Besonders konsterniert stand Dietrich Weise nach dem Debakel in den Stadiongängen. Vor elf Jahren war er verantwortlich für die A-Jugend des DFB, die im eigenen Land Europameister und danach Weltmeister wurde. Nun fordert er Systemkritik: "Es ist endlich an der Zeit, grundsätzlich und nicht nur während zwei Tagen über die Problematik im Jugendfußball zu sprechen", erklärte der 57jährige. Seine Befürchtung: "Wenn das Niveau so bleibt, überträgt es sich bald auf die Bundesliga. An unsere künftige Elite müssen wir eben hohe Ansprüche stellen."

Stichwort Konkurrenzkampf in den eigenen Reihen: Noch immer leiste es sich der DFB, in einem großen Landesverband wie Bayern die höchste Jugendliga zweigeteilt zu lassen. "Da haben sie keine ordentlichen Gegner und werden leicht überheblich", glaubt Weise, der sich dereinst viel Meriten in der Arbeit mit dem Nachwuchs in Deutschland verdient hatte. sid

Scheitert Erweiterung der Jugendherberge an Lohwasser? Stadt will Nachbargrundstück kaufen / Kämmerer hat Bedenken

BAD HOMBURG. Die SPD erneuert ihre Forderung, die Jugendherberge in der Stadtmitte zu erweitern und zu modernisieren. "Ein attraktives Jugendgästehaus nützt auch der Kur- und Kongreßstadt, der es an preiswerten Übernachtungsmöglichkeiten für junge Menschen fehlt", betont die SPD-Fraktionsvorsitzende Beate Fleige.

Die Äußerung von Stadtkämmerer Karl Lohwasser (CDU), die Stadt könne "nicht auch noch die Finanzen des Jugendherbergswerks sanieren", bezeichnet die SPD-Politikerin als "Zynismus". Ein Jugendgästehaus unter der Leitung des Jugendherbergswerks befürwortet auch die FDP. Fraktionschef Wolfgang Hof versichert: "Wir fordern das für die nächste Legislaturperiode."

Hintergrund der wieder aufgeflammten Diskussion über die Jugendherberge ist, daß die Stadt das Nachbargrundstück einer Firma im Mühlweg kaufen will. In der nächsten Stadtverordnetenversammlung sollen die Parlamentarier über eine entsprechende Vorlage des Magistrats entscheiden. Der Preis für das Gelände beträgt 3,3 Millionen Mark. Auf dem Gebiet der Firma wäre ein Erweiterungsbau der Jugendherberge möglich. Nach einem Zeitungsbericht hat Stadtkämmerer Lohwasser darauf jedoch zurückhaltend bis ablehnend reagiert und auf eine finanziell schwierige Lage der Stadt hingewiesen. Er äußerte, daß das Gelände auch für andere Objekte günstig sei. Nach Aussage von Peter Kraft, stellvertretender Geschäftsführer des Jugendherbergswerks in Frankfurt, ist das Herbergswerk aufgrund seines preisgünstigen Übernachtungs- und Verpflegungsangebots "grundsätzlich nicht in der Lage, größere Investitionen allein zu tätigen". Neben Unterstützung von seiten des Bundes und der Länder für den gemeinnützigen Verein, helfen in vielen Fällen auch Kreise und Kommunen finanziell. "Wir hoffen natürlich, daß sich die Stadt Bad Homburg an den entstehenden Kosten beteiligt", sagt Kraft. Interessiert sei das Herbergswerk an einer Erweiterung und Modernisierung seiner Anlage in Bad Homburg auf jeden Fall.

Die Freien Demokraten favorisieren eine Lösung unter dem Dach der Kommune. "Die Stadt soll das Gebäude der jetzigen Jugendherberge vom Herbergswerk kaufen, auf dem Gelände der Firma Lang erweitern und als Betreiber wieder das Jugendherbergswerk einsetzen", schlägt Wolfgang Hof vor. Dem Jugendherbergswerk einfach einen Zuschuß zu bezahlen, lehnt der FDP-Politiker ab.

Beate Fleige von der SPD fragt mit Blick auf die ablehnende Haltung von Stadtkämmerer Lohwasser rhetorisch: "Was in anderen Städten gang und gäbe ist, nämlich eine Beteiligung der Gemeinde, soll bei der Stadt Bad Homburg nicht möglich sein?" jom

Gyros mit viel Gebabbel Erich Gunkel legte beim "Homburger Sommer" los

BAD HOMBURG. Es war nicht nur einer der heißesten Abende des Jahres, es ging auch heiß her auf der Weed in der Bad Homburger Altstadt. Mehrere hundert Ureinwohner und einige "Eingeplackte", sprich Kurgäste, trafen sich beim Homburger Sommer zu Musik und Gebabbel bei Äppelwoi. Die Hauptrolle bei den tropischen Temperaturen spielte eindeutig der "sauer Gespritzte". Er rann nicht schnell genug aus Fässern und Bembeln, mußte er doch die Kehlen ölen, die Körpertemperatur senken und den "transpirationsbedingten" Wasserverlust ausgleichen.

Das größte Mundwerk hatte wie in den Jahren zuvor Erich Gunkel, früher Leiter des Verkehrsamtes in Bad Homburg. Er fühlte sich bei der Hitze zwar "mental net so gut drauf, aber emmer noch besser als der Boris". Als er mit seinen Witzen über Land, Leute und Lokalprominenz kurz vor 20 Uhr loslegte, war selbst auf den Backsteinmäuerchen rund um die Weed kein Platz mehr zu ergattern. Kurchef Peter Bruckmaier mußte sich vorhalten lassen, immer noch nicht "richtig Hessisch gelernt zu haben". Er sei und bleibe ein halber Ausländer mit seinem bayerischen Akzent.

Anni Dinges, ehemalige Vorsitzende des Gemeinschaftskreises Alt-Homburg, packte die Gelegenheit beim Schopf und erkundigte sich "bei dene, die was zu saache hunn", wo das Wappen über dem Schloßtor an der Dorotheenstraße sei. "Des muß da widder hin!", forderte sie. Kai Mathieu, Chef der Schloßverwaltung, konnte sie beruhigen und versprach: "Das Landgrafenwappen kommt dieses Jahr noch an seinen Platz."

Ein Kurgast mit saarländischem Akzent knüpfte sich Hundebesitzer und Kurverwaltung vor: "Es gefällt mit gut hier, aber die überall verstreuten Tretminen der Hunde im Kurpark sollten dringend entfernt werden." Man müsse beim Spazierengehen ja ständig aufpassen und ausweichen. Gegen die störenden Haufen bildete sich spontan eine Applaus-Koalition. Peter Bruckmaier nahm's naserümpfend zur Kenntnis.

Das Publikum musikalisch fest im Griff hatte die Drei-Mann-Combo "Adam & the Mickys". War der Refrain bekannt, sangen alle mit. Volkstümliche Musik war Trumpf auf der Weed. Mußte die Kapelle wegen konditioneller Schwierigkeiten bei der Hitze eine Pause einlegen, sang Heinz Schenk vom Tonband seine Loblieder auf "Hesse und seine Hesse".

Ohne Zögern wurden auch die begehrten griechischen Brottaschen mit Gyros ins Hessische übersetzt: "Großmaultaschen". JOACHIM MOHR

"Schöne Müllerin" öffnet heute wieder

Das Ebbelwei- und Bierlokal "Zur schönen Müllerin" im Hinterhaus Baumweg 12 im Nordend, eine der traditionsreichsten Gaststätten in Frankfurt, ist von heute an wieder geöffnet. In der Nacht zum 24. Januar dieses Jahres hatte Feuer die Räume vernichtet. Bis heute ist die Brandursache nicht geklärt. Die Staatanwaltschaft hat die Ermittlungen eingestellt.

Noch vor den rauchenden Trümmern hatte Wirt Torsten Dornberger geschworen: "Noch in diesem Jahr wird mein Lokal wieder so stehen, wie es war." Das Versprechen wurde nach knapp sechs Monaten wahrgemacht.

Die "Schöne Müllerin" ist so wiedererstanden wie sie einmal war. Rund 500 000 Mark ließ sich Hauseigentümer Willi Berger den Wiederaufbau kosten, um die alte Atmosphäre des Lokals, das im Jahr 1896 von dem Gastwirtspaar Hermann und Johanna Müller eröffnet wurde, wiederherzustellen. In mühevoller Arbeit wurden die alte Täfelung und ein Teil der alten Türen vom Ruß gesäubert, die Bilder aus alter Zeit neu gerahmt und wieder aufgehängt, die alte Kelter wieder instand gesetzt, die Technik auf den neuesten Stand gebracht. Neben Ebbelwei und Bier bietet Lokalchef Dornberger wie in der Vergangenheit Frankfurter Küche an. Seine Gaststätte, so sein Wunsch, soll wieder die "Institution" werden, die sie bis Januar dieses Jahres war. Nicht nur für die Bewohner des Stadteils, die Schauspieler und Techniker des nicht weit entfernten "Theaters am Zoo", sondern auch für andere Frankfurter und Auswärtige, die das Lokal von der U-Bahn-Station Merianplatz in wenigen Minuten zu Fuß erreichen können. enk

Hausener Bauern wollen Pflegegemeinschaft nach Wehrheimer Vorbild Wer nicht mehr ackert, kann trotzdem gedeihen 300 Mark pro Hektar aus Ökowiesenprogramm/Protest von Landschaftsgärtnern/Gemeinde noch zögerlich Von Claudia Nenninger NEU-ANSPACH. Die Hausener Bauern machen mobil. Sie wollen nach Wehrheimer Vorbild auch für Neu-Anspach eine sogenannte Pflegegemeinschaft in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und der Vogel- und Naturschutzgruppe ins Leben rufen. Das Ziel: die Landschaft zu gestalten und den Landwirten eine neue Verdienstquelle zu erschließen. Das Usinger Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung (ALL) hat den Vorstoß begrüßt. Für den kommissarischen Bürgermeister Rudi Rübsamen (SPD) hingegen hat das Hausener "Denkmodell" noch "zu wenig Fleisch bei den Kartoffeln".

AWO-Geschäftsführer geht nach Potsdam

Der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Frankfurt AWO), Erwin Peetz, ist zum 1. Juli aus seinem Amt ausgeschieden. Er arbeitet jetzt im Stab des Brandenburger Bildungs- und Freizeitministeriums in Potsdam.

Peetz' Nachfolgerin als Vorsitzende der AWO Frankfurt und der Johanna-Kirchner-Stiftung ist seine bisherige Stellvertreterin Esther Weitzel-Polzer. Neuer Stellvertreter ist Jürgen Richter. ert

"Internationale" en miniature SPD erwartet Gäste aus den Schwesterparteien der Partnerstädte

BAD HOMBURG. Eine Art sozialdemokratische und sozialistische Internationale en miniature wird während des diesjährigen Partnerschaftstreffens in Bad Homburg entstehen. Die SPD hat Vertreter ihrer Schwesterparteien aus allen befreundeten Städten für den 30. und 31. Juli eingeladen. "Im Rahmen der Städtepartnerschaften sollte auch über Politik diskutiert werden", sagt Udo Fröhlich, Vorsitzender der Bad Homburger Sozialdemokraten. "Wir können dadurch mehr über den kommunalen Aufbau in den anderen Ländern erfahren und über die dortige politische Arbeit." Durch parteipolitische Kontakte könnten die Beziehungen zwischen den Städten ebenfalls weiterentwickelt werden.

Zugesagt haben bereits Sozialdemokraten aus Mondorf (Luxemburg), Marienbad (CSFR), Chur (Schweiz), Exeter (Großbritannien), Greiz (Thüringen), Peterhof (Rußland) und Mayrhofen (Österreich). Ob Vertreter aus Cabourg (Frankreich) und Terracina (Italien) anreisen, ist noch offen. Untergebracht werden die Besucher bei SPD-Mitgliedern.

Am Donnerstag abend um 19 Uhr im Vereinshaus Dornholzhausen stellen die einzelnen Ländervertreter ihre Stadt und ihre Partei vor. Zu dieser Veranstaltung sind alle Bürger herzlich eingeladen, die SPD bittet jedoch um Anmeldung (Telefon 3 91 71). Am Freitag soll über die Förderung der Städtepartnerschaften und die Kontakte der sozialdemokratischen Parteien untereinander diskutiert werden. Zum Wochenende hat die SPD ihre Gäste zu den Veranstaltungen des städtischen Partnerschaftstreffens eingeladen.

Offizielle Kontakte unterhält die Homburger SPD bereits zur Partie Ouvrier Socialiste Luxembougeois in Bad Mondorf und zur Labour Party in Exeter. Der Kontakt zum SPD-Ortsverein in Greiz in der ehemaligen DDR soll im Rahmen des Treffens ebenfalls vertraglich festgeschrieben werden. jom

CDU Seulberg feiert ihren 25. Geburtstag

FRIEDRICHSDORF. Ihr 25jähriges Bestehen feiert die CDU Seulberg am Sonntag, 16. August, von 11 Uhr an im Gasthaus "Zum Taunus" an der Oberbornstraße. An diesem Ort fand auch die Gründungsversammlung vor einem Vierteljahrhundert statt. Im Mittelpunkt der Feier wird die Ehrung langjähriger Mitglieder stehen. c

Ferien speziell für Frauen am Diemelsee

BAD HOMBURG. Einen Urlaub für alleinerziehende Mütter hat das Frauenbüro für 4. bis 9. Oktober vorbereitet. Die Reise geht nach Diemelsee-Heringshausen im Sauerland, die Umgebung ist ideal für Wanderungen und Radtouren. Anmeldungen sind ab sofort möglich im Frauenbüro im Stadthaus, Zimmer 130, Tel. 0 61 72 / 100-420 und 100-230. s

Kleine FR

Bruno im Bilderbuchkino HOFHEIM. Die Bilderbuch-Geschichte "Bruno verreist" wird am Freitag, 24. Juli, ab 15 Uhr für Kinder ab vier Jahren in der Hofheimer Stadtbücherei in der Elisabethenstraße 3 gezeigt. Teleflax im Wasserschloß HOFHEIM. "Teleflax", eine Kabavue mit der Gruppe Panoptikum, geht am Freitag, 24. Juli, über die Bühne im Alten Wasserschloß am Hofheimer Kellereiplatz. Die Veranstaltung, organisiert vom Kulturamt der Stadt Hofheim, beginnt um 20 Uhr. Karten gibt's auch noch an der Abendkasse. Dreitägiges Reitturnier HOFHEIM. Ein Reitturnier, das von Freitag, 24., bis Sonntag, 26. Juli, dauert, hat die Reitsportgruppe Roßhof organisiert. Es findet statt auf der Anlage des Vereins, dem Roßhof in Diedenbergen. Problemmüll-Sammlung EPPSTEIN. Giftstoffe zu entsorgen? Problemmüll sammelt der Kelkheimer Kübeldienst am Samstag, 25. Juli, in Vokkenhausen ein. Das Sammelmobil steht von 9 bis 12 Uhr auf dem Parkplatz am Rathaus I. Bilder mit Öl und Feder HOFHEIM. Ölbilder und Federzeichnungen von Gudrun-Wille-Schäfer und Georg Hofmann sind in einer Kunstausstellung im Rathaus zu sehen, die am Sonntag, 26. Juli, um 11 Uhr eröffnet wird und bis zum 8. August dauert. Sammlung von Sondermüll HATTERSHEIM. Farben, Chemikalien und anderen giftigen Unrat sammelt das Sondermüll-Mobil ein: am Dienstag, 28. Juli, an der Albert-Schweitzer-Schule, und am Mittwoch, 29. Juli, an der Stadthalle, jeweils von 15 bis 18 Uhr.

Gewitterböen rissen Bäume um - S 5 verspätet

Heftige Sturmböen haben am frühen Dienstagnachmittag im Langobardenweg und in der Gotenstraße in Unterliederbach sowie in der Albert-Schweitzer-Straße in Nieder-Eschbach und in der Hansaallee insgesamt vier Bäume entwurzelt und auf die Fahrbahnen gestürzt. Wie der Schichtführer bei der Leitstelle der Berufsfeuerwehr auf Anfrage mitteilte, wurde niemand verletzt. Feuerwehrleute zersägten die Bäume und machten die Fahrbahnen wieder frei.

Erhebliche Behinderungen durch einen Sturmschaden gab es am Dienstagmittag auch beim S-Bahn-Verkehr zwischen Frankfurt und Friedrichsdorf. Wie ein Bundesbahnsprecher erklärte stürzte um 13.42 Uhr zwischen Weißkirchen und Rödelheim ein Baum auf ein Gleis. Die Strecke war bis kurz vor 17 Uhr nur eingleisig befahrbar. 65 Züge der Linie S 5 hatten in dieser Zeit Verspätungen zwischen neun und 55 Minuten. enk

Mittwoch, 22. Juli

Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (6 bis 14 J.). Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Deutscher Sportbund: 18 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle die frei Durchatmen wollen; Bürgerhaus Philanthropin, Hebelstr. 17.

Hausfrauen-Verband: 15 Uhr, Literaturkreis zum Thema "Virgina Woolf".

Arbeitskreis Partnerschaftskrise: 20 Uhr, Offene Gruppe "Selbsterfahrung mit Bildern und Symbolen des Tarot"; Bürgertreff Westend, Ulmenstr. 20. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke im Hauptbahnhof, Im Hauptbahnhof, Tel. 23 30 47; Brunnen-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 369, Tel. 65 13 98; Einhorn-Apotheke, Rathenauplatz 1, Tel. 28 11 67, 28 84 82, 28 32 71; Feldberg-Apotheke, Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30; Grafen-Apotheke, Eschersheim, Grafenstraße 24/Ecke Hügelstraße 8, Tel. 51 11 43; Hedwig-Apotheke an der Rennbahn, Niederrad, Triftstraße 16, Tel. 67 23 30; Merian-Apotheke, Berger Straße 48, Tel. 43 54 54; Nidda-Apotheke, Praunheim, Heerstraße 3 e, Tel. 76 20 81; Saalburg-Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße, 674, Tel. 50 18 17; Senckenberg- Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 4, Tel. 77 43 40; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstraße 14, Tel. 0 61 09 / 3 19 19.

Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 /56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Ute Müller, Alt-Eschersheim 29, Eschersheim, Tel. 52 52 01; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51.

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Stepanovic über Leistung erfreut Uwe Bein stellte den Schwaben ein Bein

Frankfurt - Stuttgart 2:0 (1:0)

"Guck mal, da kommt der Mann von Eintracht Frankfurt." Die jugendlichen Fans reichten Dragoslav Stepanovic gierig Papier und Kuli, auf daß der Eintracht-Trainer signieren möge. Außerdem wurde er auch noch ganz ordentlich mit Zigarillos versorgt. Kurzum, die Rückkehr Stepanovics an seine frühere Wirkungsstätte Worms geriet zur Wiedersehensfeier.

Und Stepanovic, der vor der Partie noch bekannte, daß die Begegnung keinen großen Stellenwert für ihn habe, darf nach dem 2:0 (1:0)-Erfolg gegen Stuttgart im Endspiel mit Kaiserslautern am Donnerstag in Trier gleich noch einmal eifrig Händeschütteln und seine Kicker testen.

Der japanische Sponsor verhalf der Nibelungenstadt Worms zu einem sportlichen Großereignis und VfB Stuttgarts Trainer Christoph Daum zur Erkenntnis, daß zu viele Ideen vor des Gegners Tor einer optischen Überlegenheit nicht zum Erfolg verhelfen müssen. Die Eintracht spielte zwar nur selten effektiv nach vorn, konnte sich in den entscheidenden Situationen aber auf die Stärke von Torhüter Uli Stein und die Cleverneß von Uwe Bein verlassen. Der Eintracht-Schlußmann klärte zweimal glänzend gegen Fritz Walter, der seinen 32. Geburtstag feierte, und Uwe Bein nutzte konsequent die einzige echte Torchance der Eintracht vor dem Wechsel, als er mit einem plazierten Flachschuß aus 15 Metern Eike Immel keine Abwehrchance ließ.

Der VfB wirkte in der Offensive zu verspielt, so daß zahlreichen ansehnlichen Ansätzen die Durchschlagskraft fehlte.

Die Eintracht schien auch gleich zu Beginn der zweiten Hälfte, die im Dauerregen ausgetragen wurde, ihr rationelles Spiel demonstrieren zu wollen, doch der Kopfballtreffer des eingewechselten Andersen bei seinem ersten Ballkontakt fand wegen Foulspiels keine Anerkennung. Ansonsten erhob sich Volkes Stimme nur noch, als sich ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner ankündigte, der Unparteiische aber keine Gefahr für die Bundesligakicker erkannte.

An der daraus resultierenden Dunkelheit konnte es aber freilich nicht gelegen haben, daß die von der Eintracht nun ausgeglichen geführte Partie von zahlreichen Fehlern geprägt war. Als nicht mehr viel zusammenlief, sah sich Uwe Bein nach Gründels Paß plötzlich nur noch Eike Immel gegenüber - und schob gegen den deutschen Meister zur Entscheidung ein. So konnte Stepanovic zufrieden sein, denn seine Kicker zeigten ansteigende Form.

CHRISTIAN FROMMERT

Eintracht Frankfurt: Stein, Binz, Bindewald, Roth, Klein (82. Kientz), Weber, Bein, Gründel (71. Studer), Wolf, Schmitt (46. Andersen), Kruse. VfB Stuttgart: Immel, Dubajic, Buchwald, Schäfer, Buck, Frontzeck, Strunz, Golke, Kögl, Gaudino (74. Knup), Walter.

Tore: 1:0 Bein (18.), 2:0 Bein (69).

Zuschauer: 5800.

Schiedsrichter: Theobald (Wiebelskirchen).

Ferienspiele im Museum für Moderne Kunst

.5

.5

.5

Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart: 2:0 Eintracht: Klein (82. Kientz), Schmitt (46. Andersen), Gründl (71. Studer)

Stuttgart: Gaudino (74. Knup)

Tore: 2:0 Bein (69.)

Zuschauer: 5800

Einleitung

"Guck mal, da kommt der Mann von Eintracht Frankfurt." Die jugendlichen Fans reichten Dragoslav Stepanovic gierig Papier und Kuli zwecks Signatur. Außerden wurde er auch noch ganz ordentlich mit Zigarillos versorgt. Kurzum, die Rückkehr Stepanovics an seine frühere Wirkungsstätte Worms geriet zur Wiedersehensfeier. Und weil er sich auch mit VfB Stuttgarts Trainer Christoph Daum so gut versteht, folgte ein kleiner Plausch, bevor die Fußballbundesligisten Eintracht Frankfurt und VfB Stuttgart im Rahmen des Fudji-Cups ihre erste echte Standortbestimmung in Angriff nehmen konnten. Und Stepanovic, der vor der Partie noch bekannte, daß die Begegnung keinen großen Stellenwert für ihn habe, darf nach dem 2:0-Erfolg gegen Stuttgart im Endspiel mit Kaiserslautern am Donnerstag in Trier gleich noch einmal eifrig Händeschütteln und seine Kicker testen.

2. Halbzeit.

Die Eintracht schien auch gleich zu Beginn der zweiten Hälfte, die im Dauerregen stattfand, ihr rationelles Spiel demonstrieren zu wollen, doch der Kopfballtreffer des eingewechselten Andersen mit seinem ersten Ballkontakt fand wegen Foulspiels keine Anerkennung. Ansonsten erhob sich Volkes Stimme nur noch, als sich ein gar deftiges Gewitter mit Blitz und Donner ankündigte, der Unparteiische aber keine Gefahr für die Bundesligakicker erkannte. An der daraus resultierenden Dunkelheit konnte es aber freilich nicht gelegen haben, daß die nunmehr ausgeglichene Partie von zahlreichen Fehlern geprägt war. Als nicht mehr viel zusammenlief, sah sich Uwe Bein nach Gründls Paß plötzlich nur noch Eike Immel gegenüber und schob gegen den deutschen Meister zur Entscheidung ein. So konnte Stepanovic zufrieden sein, denn seine Kicker zeigten ansteigende Form.

FUSSBALL

TESTSPIELE: Spvgg. Neu-Isenburg - Rot- Weiß Frankfurt (18.30), TSV Wolfskehlen - SV Wiesbaden, SV 07 Bischofsheim - Rotweiß Walldorf, Spvgg. Bad Homburg - SGK Bad Homburg (alle 19.00), Spvgg. Fechenheim - FV Bad Vilbel (19.15).

Im Garten gibt es auch Mittagsessen

BAD HOMBURG. Der "Homburger Hof", in der FR-Serie "Gartenlokale im Taunus" porträtierter Gasthof, hat seinen Garten nicht nur abends von 17.30 bis 22 Uhr, sondern auch mittags von 11.30 bis 14.30 Uhr geöffnet. Der Mittagstermin fehlte versehentlich in der FR vom 18. Juli, was denn auch prompt Irritationen unter den Stammgästen auslöste. FR

Basteln Sie sich 'mal selbst Ihre Zeitung! Beim "FR-Mehrkampf" sind damit wertvolle Preise zu gewinnen/Das FR-mobil kommt

Das FR-mobil kommt. Und mit ihm der "FR-Mehrkampf". Von 27. Juli bis 8. August geht die FR-Redaktion auf Reisen, fährt mit einem großen Kleinbus in die Städte und Gemeinden im Kreis, um dort mit Ihnen, den Leserinnen und Lesern, zu reden.

In Kronberg zum Beispiel: Am Mittwoch, 29. Juli, 19.30 Uhr, fährt das FR- mobil im Recepturhof vor. Was ist mit Kronbergs Jugendlichen los, wollen wir sie fragen: Was macht die Stadt für sie los? Was würden Sie selbst gerne losmachen?

In Bad Homburg zum Beispiel: Beim "Homburger Mehrkampf" am Samstag, 1. August, im Jubiläumspark, baut die FR eine Redaktion im Grünen auf. Rund ums FR-mobil zeigen wir, wie Ihre Lokal-Rundschau gemacht wird.

Und wir laden zum "FR-Mehrkampf" ein: In Bad Homburg und an allen anderen Stationen des FR-mobils liegt unser Gewinnspiel aus. "Leser basteln selbst ihre Zeitung", heißt seine nicht so ganz ernst gemeinte Devise. Zu gewinnen sind unter anderem ein Leder-Reiseset, eine Kleinbild-Kamera und ein Radio- Weltempfänger. Natürlich können alle Leserinnen und Leser mitmachen: Wer das FR-mobil nicht trifft, schickt uns die Lösung halt per Post. Alles weitere lesen Sie heute auf Seite III der Lokal-Rundschau.

Kroatien und Bosnien besiegeln Militärpakt

SARAJEWO / NEW YORK, 22. Juli (AP/ Reuter). Kroatien und Bosnien-Herzegowina haben am Dienstag vereinbart, gemeinsam gegen die serbischen Verbände in ihren Republiken vorzugehen.

Die Präsidenten Franjo Tudjman und Alija Izetbegovic unterzeichneten in Zagreb eine entsprechende Vereinbarung, wonach beide Republiken eine Militärallianz eingehen und die Serben mit Gewalt von ihren Territorien vertreiben wollen, sollten internationale Bemühungen um Frieden erfolglos bleiben. Sie würden ihre "Operationen" koordinieren, um die Gefahr, die Kroatien und Bosnien bedrohe, endgültig abzuwehren.

In New York lud der jugoslawische Ministerpräsident Milan Panic die Vereinten Nationen (UN) ein, Beobachter auf allen Militärstützpunkten in Jugoslawien zu stationieren. Damit könnten Berichte widerlegt werden, die jugoslawische Luftwaffe beteilige sich an den Kämpfen in Bosnien, sagte Panic am Dienstag.

Unterdessen teilte UN-Generalsekretär Butros Ghali in einem Brief an den UN-Sicherheitsrat mit, er habe "ernste Bedenken" gegen eine Ausweitung des Mandats der UN-Friedenstruppen auf Bosnien-Herzegowina. Ghali, der einen Bericht vorlegen sollte, wie die schweren Waffen aller Kriegsparteien in Bosnien kontrolliert werden können, schrieb dem Gremium statt dessen einen Brief. Darin zeigte er sich besorgt und überrascht, wie schnell der Sicherheitsrat einer Kontrolle der schweren Waffen in Bosnien zugestimmt habe, ohne ihn zu konsultieren. Beobachter werteten das Schreiben als Anzeichen von Meinungsverschiedenheiten zwischen Generalsekretär und Sicherheitsrat.

Nach schweren nächtlichen Gefechten ist in Sarajewo nach UN-Angaben am Mittwoch morgen noch vereinzelt gekämpft worden. Eine erste Transportmaschine mit Hilfsgütern, eine französische Transall, sei am Mittwoch früh gelandet.

Angesichts des Zustroms von Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien hat die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Cornelia Schmalz-Jacobsen, ein neues Flüchtlingskonzept gefordert. Bürgerkriegs- und Kriegsflüchtlinge sollten danach vom Asylverfahren ausgenommen werden, sagte sie der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen.

(Weiterer Bericht und Kommentar auf Seite 3)

Streit um Schwarzmeerflotte Meuterei auf einer Fregatte

MOSKAU, 22. Juli (AP). In der Schwarzmeerflotte der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) hat die Mannschaft einer Fregatte gemeutert. Das Schiff unter dem Kommando des ukrainischen Kapitänleutnants Sergej Nastenko verließ am Dienstag seinen Stützpunkt Donuslaw auf der Krim, hißte die Flagge der Ukraine und steuerte die 225 Kilometer entfernt gelegene ukrainische Stadt Odessa an. Das Schiff ignorierte Befehle russischer Kommandeure der GUS-Marine, zurückzukehren. Das Marinekommando schickte daraufhin drei Schiffe, darunter einen Lenkwaffenkreuzer und ein Tragflächenboot, sowie ein Flugzeug zur Verfolgung der meuternden Fregatte. Die Schiffe, die offenbar keine Gewaltanwendung versuchten, liegen gegenwärtig vor dem Hafen von Odessa, wie ein Sprecher des ukrainischen Verteidigungsministeriums mitteilte.

Der ukrainische Marinekommandeur, Konteradmiral Boris Koschin, verurteilte das Verhalten der Besatzung als einen Bruch der vor einem Monat zwischen dem ukrainischen Präsidenten Leonid Krawtschuk und dem russischen Präsidenten Boris Jelzin getroffenen Vereinbarung. Danach wird die von beiden Staaten beanspruchte Schwarzmeerflotte vorläufig unter einem gemeinsamen Kommando bleiben. Nach den Worten des Sprechers des GUS-Marinekommandos in Moskau, Waleri Nowikow, wurde eine Untersuchungskommission aus Vertretern der Ukraine und des Marinekommandos eingesetzt.

Die Fregatte hat 60 Besatzungsmitglieder. Sie verfügt über 76-mm-Kanonen, Lenkwaffen und Torpedorohre. Laut Nachrichtenagentur Interfax legte die Crew im Januar einen Eid auf die Ukraine ab. Damals habe sie auch beschlossen, sich vom russischen Oberkommando zu lösen.

. . . und außerdem Jugendliche erleben Europa in Bitterfeld

"Bitterfeld soll die schmutzigste Gegend in ganz Deutschland sein." Der 18jährige Istvan aus Budapest weiß um den schlechten Ruf dieser Industrieregion in Sachsen-Anhalt. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb war er neugierig auf die Gegend. Der junge Ungar ist einer von 62 Jugendlichen aus ganz Europa, die im Rahmen eines Eurocamps am Muldestausee bei Bitterfeld den schweren Umweltschäden zu Leibe rücken wollen. Es ist das größte Camp dieser Art in Deutschland und soll einen Beitrag zur Völkerverständigung leisten.

Die Arbeit macht Istvan Spaß, erzählt er. "Mir gefällt auch, daß hier viele junge Leute aus ganz Europa zusammen sind", sagt er in klarem Deutsch. Istvan lernt seit sieben Jahren die Sprache. So wie er können alle Campteilnehmer Deutsch sprechen. Die Jugendlichen zwischen 15 und 22 Jahren kommen aus 18 Ländern des Kontinents - von Island bis Zypern und von Rumänien bis Kroatien.

Die Idee für das Camp, das unter dem Motto "Europa erlebbar machen" steht, hatte der Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten in Sachsen-Anhalt, Hans-Jürgen Kaesler (FDP). Vor allem die Menschen Osteuropas wollte er damit in den europäischen Einigungsprozeß einbeziehen.

Die jungen Leute im Camp zeigen, wie diese Einigung aussehen kann: Sie wohnen seit Montag für drei Wochen zusammen in Zelten, arbeiten täglich sechs Stunden und unternehmen in der Freizeit gemeinsam Ausflüge. 27 von ihnen kommen aus Deutschland. "Wir sind wie eine Familie", erzählt der 17jährige Jörg aus Tangerhütte. Das Zusammenleben der verschiedenen Nationalitäten hätte er sich viel schwieriger vorgestellt.

Ziel dieses "Workcamps" ist es unter anderem, den grünen Gürtel um den Stausee auszubauen, der früher im Tagebau genutzt wurde. Die Jugendlichen pflanzen Bäume, legen Hecken gegen Bodenerosion an, in denen später Vögel nisten sollen, und bauen Gatter um junge Bäume gegen Wildschäden, sagte Campleiter Steffen Jäger. Eine Gruppe helfe beim Bau einer Holzhütte für Wanderer, um den Stausee als Naherholungsgebiet attraktiver zu gestalten.

Für ihre Arbeit bekommen die jungen Leute 25 Mark Taschengeld pro Tag. Finanziert wird das gesamte Camp von der Magdeburger Landesregierung gemeinsam mit privaten Sponsoren. Die Veranstalter schätzen die Gesamtkosten auf etwa 280 000 Mark.

In der Freizeit und an Wochenenden werden den jungen Leuten Ausflüge nach Berlin, Magdeburg, in die Dübener Heide und in den Harz angeboten. Damit die bittere Wirklichkeit dabei nicht zu kurz kommt, ist auch eine Visite in der Chemie AG in Bitterfeld geplant. Einheimische warnen vor einem Bad im Muldestausee, da dieser immer noch mit Schwermetallen und Bakterien zu sehr belastet sei. In der Nähe ist ein Badesee, den die jungen Leute mit dem Fahrrad schnell erreichen können.

Das Eurocamp Bitterfeld soll in den nächsten Jahren fortgeführt werden. Über Mangel an Interesse müssen sich die Veranstalter wohl keine Sorgen machen, denn bereits diesmal gab es viel mehr Interessenten als Plätze vorhanden waren. SUSANN HUSTER (AP)

Leuchtender Pfad setzt Terror fort

LIMA, 22. Juli (AP). Die maoistische Guerillaorganisation Leuchtender Pfad hat am Dienstag ihre Terroroffensive gegen die Regierung Perus fortgesetzt und erneut Bombenanschläge in der Hauptstadt Lima verübt. Am Mittwoch sollte nach ihrem Willen zudem ein zweitägiger "bewaffneter Streik" folgen. Präsident Alberto Fujimori sagte wegen des anhaltenden Terrors seine Teilnahme am ibero-amerikanischen Gipfeltreffen ab, das am Donnerstag in Madrid beginnt. In verschiedenen Teilen Limas wurden am Dienstag abend drei Bombenanschläge verübt. Vor der bolivianischen Botschaft explodierte eine mächtige Autobombe, die am dreigeschossigen Gebäude die Fassade zerfetzte, ein eisernes Tor zerstörte und Fensterscheiben in weitem Umkreis zu Bruch gehen ließ. Feuerwehrmänner berichteten, mindestens sechs Passanten seien verletzt worden. Durch eine Sprengladung wurde auch ein Kontrollpunkt an der Überlandstraße zerstört, die von der Hauptstadt nach Zentralperu führt. Dabei gab es nach Mitteilung der Polizei einen Verletzten. Schon im Laufe des Tages waren ein Kasino der Luftwaffe und zwei Schulen in Lima sowie eine Polizeiwache an der Ölraffinerie Conchan bei Lima das Ziel von Bombenanschlägen. Auf einem Markt im Arbeiterviertel La Victoria wurde ein Polizist ermordet, zwei Beamte wurden verwundet.

UN-Aufpasser geben auf - Irak bleibt hart

NEW YORK, 22. Juli (AP). Wegen zunehmender Gefährdung sind die UN-Inspektoren am Mittwoch vom Gelände des irakischen Landwirtschaftsministeriums in Bagdad abgezogen worden, wie in New York mitgeteilt wurde. Rolf Ekeus, der Leiter des UN-Inspektionsprogramms in Irak, sagte, der Chef der Gruppe, die seit Wochen vor dem Ministerium ausharrte, habe diese Entscheidung getroffen.

Es gebe "offenbar die Furcht vor Gewaltanwendung, entweder aktuell oder sich aufbauend", sagte Ekeus über den Grund des Abzuges.

Die irakische Regierung weigert sich trotz massiver Drohungen aus dem Weltsicherheitsrat, den Beauftragten der Vereinten Nationen Zutritt zu dem Ministerium zu gewähren. Die Inspektoren vermuten dort Unterlagen über Raketen und die Produktion chemischer Waffen. In letzter Zeit war die Gruppe, die in Fahrzeugen vor dem Ministerium Wache hielt, das Ziel von Protestdemonstrationen.

Ekeus hatte die Lage als "bedrohlich" bezeichnet. Die Fahrzeuge der UN-Beauftragten sind von Demonstranten mit Gegenständen beworfen worden, Reifen an den Autos wurden zerstochen.

Ekeus hält sich in New York auf, um dem Weltsicherheitsrat über den Stand der Konfrontation zwischen Inspektoren und irakischer Regierung zu berichten, die am 5. Juli begann. Der Rat forderte Irak am Montag auf, die Durchsuchung des Ministeriums zuzulassen. Mehrere westliche UN-Diplomaten erklärten in diesem Zusammenhang, ein militärischer Schlag werde nicht ausgeschlossen.

Eine andere Gruppe von UN-Inspektoren, die am Dienstag aus Bagdad abgereist ist, berichtete von wachsenden Spannungen, soweit es um die Sicherheit der UN-Beauftragten gehe. Richard Hooper, der Leiter einer neunköpfigen Gruppe, die sich mit dem irakischen Atomwaffenprogramm befaßt, sagte, man habe das Hotel praktisch nicht verlassen.

Israel offenbar zu Siedlungsstopp in besetzten Gebieten bereit Kairo spricht nach Rabins Besuch von "sehr klaren Hinweisen" / Gegenleistung für Milliarden-Kreditgarantie der USA

KAIRO/JERUSALEM, 22. Juli (Reuter/dpa/AP). Israel ist nach Angaben aus jordanischen und ägyptischen Regierungskreisen zu einem völligen Stopp des umstrittenen Siedlungsbaus in den besetzten arabischen Gebieten bereit. Ein jordanischer Regierungsvertreter sagte am Mittwoch, Israel habe dies den USA als Gegenleistung für Kreditgarantien angeboten. In Kairo hieß es, Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin habe bei seinem Besuch am Dienstag "sehr klare Hinweise" gegeben, daß er zu einem solchen Schritt bereit sei.

Nach Angaben des jordanischen Regierungsvertreters teilte Baker König Hussein bei einem Treffen in Amman mit, daß Israel bereit sei, für die Kreditgarantien über zehn Milliarden Dollar (15 Milliarden Mark) auf den Siedlungsbau zu verzichten. Der angebotene Baustopp im Westjordanland und dem Gaza-Streifen umfasse auch die sogenannten Sicherheitssiedlungen, an denen Rabins Regierung zunächst festhalten wollte. Baker sagte in Amman, die USA machten keinen Unterschied zwischen politischen und sogenannten sicherheitsrelevanten Siedlungen. Alle Siedlungen wären nach ihrer Ansicht ein Friedenshindernis.

In Regierungskreisen in Kairo hieß es, Rabin habe bei seinem Treffen mit Staatspräsident Hosni Mubarak am Dienstag weitere Zugeständnisse Israels bei der Siedlungspolitik in Aussicht gestellt. Es sei keine überzogene Interpretation, daß Rabin einen völligen Siedlungsstopp für die Dauer der Friedensgespräche angeboten habe. Rabin habe zugesagt, alles für den Frieden zu tun, so lange dadurch die Sicherheit Israels nicht gefährdet werde.

Auch Baker hatte sich in Amman optimistisch über den Nahost-Friedensprozeß geäußert. Er traf am Mittwoch zu einem Gespräch mit Mubarak in Kairo ein. Noch im Laufe des Tages flog er nach Syrien zurück, um Präsident Hafis al-Assad zu treffen. Die ursprünglich für Dienstag geplante Begegnung der beiden Politiker war wegen des Todes von Assads Mutter verschoben worden.

Der palästinensische Chefunterhändler bei den Nahost-Gesprächen, Haider Abdel-Schafi, sagte, die Gewährung der US-Bürgschaften an Israel würde den Friedensprozeß belasten. Abdel-Schafi war auf dem Weg nach Damaskus, um an einem Treffen arabischer Außenminister teilzunehmen, auf dem ab Freitag über den Friedensprozeß beraten werden soll.

Wie ein jordanischer Teilnehmer der Nahost-Gespräche mitteilte, wollen die Araber in Damaskus auch Überlegungen erörtern, die nächste Runde der Nahost- Konferenz Mitte August in Washington abzuhalten. Diesen anscheinend von Israel stammenden Vorschlag habe Baker bei seinem Besuch in Amman vorgestellt. Ursprünglich sollten die Gespräche in Rom stattfinden.

Die israelische Regierung stoppte am Mittwoch vorläufig den Baubeginn für neue Häuser in den besetzten Gebieten. Eine Sprecherin des Wohungsbauministers sagte, der Stopp gelte für Vorhaben, bei denen die Verträge zwar unterzeichnet, mit den Arbeiten aber noch nicht begonnen worden sei.

Der südostasiatische Staatenverbund (ASEAN) bekundete seine Unterstützung für den Friedensprozeß in Nahost. Auf dem Jahrestreffen der Außenminister der Philippinen, Thailands, Indonesiens, Malaysias, Singapurs und Bruneis in Manila wurde auch die Initiative der USA und Rußlands für eine regionale Friedenskonferenz über die Palästinenserfrage und den arabisch-israelischen Konflikt begrüßt.

Ein israelischer Grenzpolizist erschoß nach Mitteilung der Armee vom Mittwoch in der Nähe der Ortschaft Jabad im Westjordanland einen Palästinenser. Der Mann habe versucht, den Polizisten mit einer mit Nägeln gespickten Keule anzugreifen und habe dann fliehen wollen. Als der Araber auf Zuruf nicht stehengeblieben sei, habe der Polizist geschossen, teilten die Militärbehörden weiter mit.

Verkehrsclub will getrennte Zugtoiletten

BONN, 22. Juli (AP). Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat getrennte Damen- und Herrentoiletten in Zügen gefordert. "Vor allem weibliche Fahrgäste würden sofort von dieser Maßnahme profitieren", sagte Sprecherin Brigitte Kunze am Mittwoch in Bonn. Derzeit seien die Klos in den Zügen der Deutschen Bundesbahn "unzumutbar", rügte sie. Der VCD habe die Bahn um Stellungnahme gebeten, aber innerhalb von fünf Monaten keine Antwort bekommen. "Offensichtlich hat sich in der Bahnverwaltung noch niemand Gedanken über die mangelnde Zielgenauigkeit von Stehend-Nutzern gemacht."

Zitat

"Es gibt auch gar keine Grauzone, höchstens in manchen Köpfen der Sozialdemokraten."Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Schäuble am Mittwoch in der Sondersitzung des Bundestages.

Meuterei verschärft Flottenstreit Fregatte darf nur vorläufig im ukrainischen Odessa bleiben

KIEW, 22. Juli (AP/AFP). Ein fahnenflüchtiges Kriegsschiff der Schwarzmeerflotte hat am Mittwoch eine Genehmigung des ukrainischen Verteidigungsministeriums erhalten, vorerst im Hafen von Odessa zu bleiben. Die Besatzung der Fregatte 112 hatte am Dienstag gemeutert und sich in einer dramatischen Verfolgungsjagd vom Verband der Schwarzmeerflotte abgesetzt. Wie das Verteidigungsministerium in Kiew mitteilte, verständigten sich der ukrainische Flottenkommandant Boris Koschin und der Kommandant der Flottenbasis der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) auf der Krim, Alexander Zubin, bei einem Treffen in Odessa auf ein vorläufiges Bleiberecht. Zur Begründung erklärten sie, die Besatzung der Fregatte sei "moralisch und physisch erschöpft".

Unterdessen bezeichnete der Kommandant der Schwarzmeerflotte, Igor Kassatanow, nach einer Meldung der Moskauer Agentur Itar-Tass die Aktion der meuternden Matrosen als "Provokation" und Verstoß gegen das Abkommen von Dagomys. Im Juni hatten sich die Präsidenten von Rußland und der Ukraine, Boris Jelzin und Leonid Krawtschuk, im Abkommen von Dagomys darauf geeinigt, jede "einseitige Handlung" bezüglich der rechtlichen Zugehörigkeit der Schwarzmeerflotte zu vermeiden.

Die meuternden Matrosen hatten es am Dienstag abgelehnt, unter den "erniedrigenden Bedingungen und der fortwährenden Unterdrückung durch die Kommandatur" weiterhin Dienst zu tun. Nach der Erklärung des Verteidigungsministeriums gaben sie auch an, sie hätten Schwierigkeiten wegen der Arbeitslosigkeit ihrer Ehefrauen.

Koschin und Tsubin riefen die Präsidenten von Rußland und der Ukraine in einer gemeinsamen Erklärung auf, "so schnell wie möglich die Frage der Aufteilung der Schwarzmeerflotte unter den beiden Staaten zu lösen". Rund 19 Prozent der Seeleute in der Schwarzmeerflotte sind Ukrainer, die übrigen zumeist Russen.

Schweiz nimmt europaweit die meisten Flüchtlinge auf

KÖLN, 23. Juli (AP). Im vergangenen Jahr hat Deutschland unter den westeuropäischen Ländern mit 256 000 Asylbewerbern die größte Zahl an Flüchtlingen registriert. Gemessen an der Einwohnerzahl verzeichnete jedoch die Schweiz doppelt so viele Asylsuchende. Auch nach Österreich seien nach diesem Maßstab mehr Flüchtlinge gekommen als nach Deutschland. Das teilte am Mittwoch das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln mit. Es stützt sich dabei auf Zahlenmaterial des Einwanderungssekretariats der Innenminister in Genf.

So kamen in der Schweiz auf je 1000 Einwohner 6,2 Asylbewerber. In Österreich waren es 3,6 und in Deutschland 3,3 Menschen. In Großbritannien, das insgesamt 58 000 Asylbewerber registrierte, kam dagegen nur ein Flüchtling auf je 1000 Einwohner. Noch weniger waren es in Dänemark, Frankreich und Italien.

Grüne raten zum Verweigern

BONN, 22. Juli (AP). Zwei Vorstandsmitglieder der Grünen haben die Besatzung des Zerstörers "Niedersachsen" aufgerufen, angesichts ihres bevorstehenden Einsatzes in der Adria den Kriegsdienst zu verweigern. In einem am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Appell von Angelika Beer und Christine Weiske heißt es, die Soldaten seien Exempel und zugleich Opfer neuer deutscher Außenpolitik.

Sie würden als erste in einen möglichen Krieg geschickt, der durch den grundgesetzlichen Auftrag nicht gedeckt sei. "Ihr seid die ersten, die herhalten sollen für die neue Großmachtpolitik des vereinigten Deutschlands", betonen die beiden Grünen-Politikerinnen.

Bosnien hält Tanjug-Mann fest

LONDON, 22. Juli (AP). Das Internationale Presseinstitut hat am Mittwoch dagegen protestiert, daß ein Journalist, der als Korrespondent für die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug arbeitet, seit Anfang Juli in Bosnien-Herzegowina festgehalten wird. Der Direktor des Presseinstituts, Peter Galliner, sagte, gegen den Journalisten Milan Sobic sei bisher keinerlei Anklage erhoben worden. Er forderte, daß dies entweder sofort geschehe oder Sobic sofort freigelassen werde.

Im Internationalen Presseinstitut sind Herausgeber und Redakteure aus 60 Ländern vereinigt. Es unterhält Büros in London und Zürich.

Tritt Baker bald zurück?

WASHINGTON/KAIRO, 22. Juli (dpa/ AP). US-Außenminister James Baker wird nach Angaben von US-Regierungskreisen Mitte August zurücktreten und als Berater für Präsident George Bush ins Weiße Haus in Washington wechseln. Er werde dann den Wahlkampf für Bush leiten, dessen Beliebtheit im Vergleich zum demokratischen Herausforderer Bill Clinton stark gesunken ist, hieß es in Washington. Baker wolle sich nicht nur beurlauben lassen, sondern ganz ausscheiden. Als sein Nachfolger im Außenamt ist sein bisheriger Stellvertreter Lawrence Eagleburger im Gespräch.

Das Weiße Haus wollte am Mittwoch die Information weder bestätigen noch dementieren. Baker selbst forderte während einer Pressekonferenz in Kairo die Journalisten auf, sie sollten den Berichten nicht glauben: "Solange Sie es nicht vom Präsidenten der Vereinigten Staaten hören, würde ich darauf nicht bauen." Baker wich aber der Frage aus, ob dies auch für die kommenden Monate gelte, und bekräftigte nur, daß nichts entschieden sei.

Ost-Anwälte auf dem Prüfstand Berliner Justiz verlangt Auskunft über Stasi-Vergangenheit

BERLIN, 22. Juli (AP/AFP). Der Berliner Senat hat die etwa 700 Rechtsanwälte und Notare aus dem Ostteil der Hauptstadt zu einer freiwilligen "Selbstauskunft" über eine eventuelle frühere Mitarbeit für die DDR-Staatssicherheit aufgerufen. Die Selbstauskunft sei nur eine Vorbereitung auf das gesetzliche Überprüfungsverfahren, dem sich später alle Ostberliner Anwälte stellen müßten, sagte die Berliner Justizsprecherin Uta Fölster am Mittwoch. Der Bundestag hatte kürzlich auf Betreiben der neuen Länder ein Gesetz zur Prüfung von Rechtsanwaltszulassungen verabschiedet.

Die Anwaltskammer protestierte gegen die Aktion: "Eine solche Befragung ist für die Kollegen im Ostteil der Stadt diskriminierend", sagte der Präsident der Anwaltskammer, Bernhard Dombek. Seinen Worten zufolge befürwortet die Kammer eine Einzelüberprüfung von Fällen, in denen es konkrete Verdachtsmomente gibt. In insgesamt 100 Fällen habe sich die Kammer bereits mit der Bitte um Überprüfung an die Justiz gewandt. Diesen Angaben widersprach der Justizsenat: Die Zahl der von der Kammer eingereichten Überprüfungsgesuche liege erheblich niedriger.

Domek geht davon aus, daß es der Kammer auch über die Zulassungsakten der Anwälte sowie durch Hinweise früherer Mandaten gelingen könne, die schwarzen Schafe zu ermitteln. Auch Fölster mußte einräumen, daß es für ostdeutsche Anwälte bisher keine rechtliche Verpflichtung gibt, über ihre Vergangenheit Auskunft zu geben. Antworten lägen bisher nur "in Einzelfällen vor", sagte sie.

Lufthansa plant 1993 massiven Stellenabbau

HAMBURG (AP). Bei der Lufthansa sollen im kommenden Jahr rund 3600 Arbeitsplätze gestrichen werden. Nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden der Hamburger Werft, Holger Hagge, sind auch im Juni "hohe Verluste" eingeflogen worden, eine Zahl nannte er nicht. Hagge verlangte von der Bundesregierung, das deutsch-amerikanische Luftverkehrsabkommen zu kündigen, weil es unfair sei. In diesem Jahr wird die Lufthansa bereits 1748 Posten streichen. Beschäftigten der Werft wurden gestern Aufhebungsverträge und Abfindungen angeboten.

Einer schriftlichen Mitarbeiterinformation zufolge sollen Routen, die innerdeutsch besonders stark frequentiert sind, schon mit dem Winterflugplan in den neuen Unternehmensteil "Lufthansa Express" eingebunden werden. Dafür sind 27 Maschinen, 310 Personen im Cockpit und 440 Flugbegleiter vorgesehen. Wenn der gesamte innerdeutsche Verkehr ausgegliedert ist, sollen 800 Stellen bei der Cockpitbesatzung und in der Kabine 1000 Flugbegleiter für den "Lufthansa Express" tätig sein. Wenn mit den Gewerkschaften über die Tarifverträge eine Einigung erzielt werden kann, soll der "Express" innerhalb der Lufthansa eine Division werden, andernfalls eine eigene GmbH. Wo der "Express" nicht auf Lufthansa-Ressourcen zurückgreife, entstünden bei der Mutter Kapazitätsüberhänge. "Für deren Abbau sind Lösungen klar erkennbar", heißt es.

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). Der New Yorker Aktienmarkt eröffnete am Mittwoch schwächer. Der Dow-Jones-Index fiel in der ersten Börsenstunde um 15,67 Punkte. Am Dienstag hatte das Wall-Street-Barometer 5,41 auf 3308,41 Zähler zugelegt.

Die japanischen Aktienkurse sind gestern auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren gefallen. Der Nikkei-Index verlor 460,46 auf 15 541,95 Punkte.

Drogenboß wollte fliehen

BOGOTA, 22. Juli (AP). Der inhaftierte Chef des Rauschgiftkartells von Medellin, Pablo Escobar, hat in der Nacht zum Mittwoch offenbar einen Fluchtversuch unternommen. Wie die kolumbianische Regierung am Mittwoch mitteilte, nahmen Escobar und die 14 mit ihm inhaftierten Mitglieder des Medellin-Kartells den stellvertretenden Justizminister Eduardo Mendoza und den Chef der Gefängnisverwaltung, Hernando Navas, als Geiseln. Sicherheitskräfte hätten das Gefängnis gestürmt und die beiden befreit. Escobar habe sich in einem Tunnel unter dem Gebäude verschanzt, teilte ein Neffe Escobars mit. Mendoza und Navas waren in das Gefängnis gekommen, um Escobar in eine Militärstrafanstalt zu überführen.

Der Drogenboß und seine 14 Mithäftlinge hatten sich vor einem Jahr den Behörden gestellt. Dafür wurde ihnen Milde vor Gericht zugesagt. Präsident Cesar Gaviria versprach außerdem, daß die 15 nicht in die USA ausgeliefert werden.

(Siehe auch Kasten oben)

Der UN-Generalsekretär sieht sich überfordert

NEW YORK, 22. Juli (dpa). Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Ghali, hat sich in einem Schreiben dagegen gewandt, die UN weiterhin mit Forderungen und Aufträgen zu überhäufen, die weit über die personellen und finanziellen Möglichkeiten hinausgehen.

Ghali, seit Anfang des Jahres im Amt und ein Mann mit ausgezeichneten Umgangsformen, formulierte in einem vierseitigen, am Dienstag durch Indiskretionen bekanntgewordenen Schreiben an den Präsidenten des UN-Sicherheitsrats unmißverständlich, daß die Vereinten Nationen überfordert sind. José Luis Jesus aus dem afrikanischen Kleinstaat Kap Verde und derzeitiger Präsident des UN- Sicherheitsrats, war der Empfänger. Er hatte am vergangenen Freitag im Namen des wichtigsten UN-Gremiums die am selben Tag in London erzielte Übereinkunft über einen neuen Waffenstillstand in Bosnien-Herzegowina gutgeheißen. Hinter der offiziellen Erklärung standen alle 15 Mitglieder des Rats, darunter auch die ständig darin vertretenen gegenwärtigen und ehemaligen "Großmächte" USA, Rußland, China, Großbritannien und Frankreich.

Sie verpflichteten Ghali, bis zum Montag dieser Woche einen Bericht über die Ausführungsbestimmungen darzulegen. Mit mühsam unterdrücktem Zorn sprach er in seinem Antwortbrief von seiner "Sorge und Überraschung" über die Art, in der der Sicherheitsrat seine Entscheidung gefällt habe. Und er ließ auch Lord Peter Carrington, den britischen EG-Vermittler, keineswegs ungeschoren: Der habe ihn über das Waffenstillstandsabkommen unterrichtet und über die "neuen und substantiellen" Aufgaben, die darin den UN-Truppen im zerfallenen Jugoslawien auferlegt wurden. Er, Ghali, habe das als "nicht realistisch" zurückgewiesen, und Carrington habe nicht widersprochen - nachdem das Abkommen unterzeichnet war. Sein Bericht werde nicht vor dem vom Rat bestimmten Schlußdatum vorliegen, beschied Ghali die Auftraggeber kühl. Er verwies darauf, daß er sich während der Beratungen im Sicherheitsrat mit den Spitzenpolitikern Zyperns um eine Lösung des seit 18 Jahren schwelenden Konflikts auf der Insel bemüht habe. Anschließend habe er Diskussionen um eine Beilegung des Streits mit Libyen geführt, der jederzeit eskalieren kann.

Dazu kommt, daß im Sicherheitsrat in den letzten Tagen mit zunehmender Schärfe darüber diskutiert wird, ob Irak durch Bombenangriffe dazu gezwungen werden sollte, einem kleinen Inspektorenteam Zugang zum Landwirtschaftsministerium in Bagdad zu gewähren. In Kambodscha wird mit der personell umfangreichsten und bei weitem teuersten UN-Operation versucht, dem Land endlich Frieden zu bringen - am Dienstag befaßte sich der Sicherheitsrat mit der Lösung dringender Probleme dort. Mit den blutigen Konflikten in der ehemaligen Sowjetunion beschäftigt sich der Sicherheitsrat aus Zeitmangel (und wegen des fehlenden politischen Interesses einflußreicher Mitglieder) nur am Rande.

Ein UN-Sprecher verwies am Dienstag darauf, daß die schlimmsten Probleme - der massenhafte Hungertod zahlloser Männer, Frauen und Kinder - gegenwärtig in Somalia liegen. Dort aber sei die Lage so katastrophal, daß der Einsatz von UN-Truppen nicht einmal erwogen werden könne. In Bosnien-Herzegowina, fügte er hinzu, gebe es viele Parallelen.

Immerhin konnte sich der Sicherheitsrat am Dienstag noch dazu durchringen, in seinem Sanktionsausschuß detaillierte Vorschriften für die Teilnahme einiger jugoslawischer Sportler an der Olympiade in Barcelona festzulegen. Für einen beträchtlichen Teil der Weltöffentlichkeit war das allerdings auch das wichtigste Thema.

"Militäreinsatz wäre purer Wahnsinn"

OSNABRÜCK, 22. Juli (dpa). Der parlamentarische Geschäftsführer und sicherheitspolitische Sprecher der FDP- Bundestagsfraktion Werner Hoyer hat einen militärischen UN-Einsatz in Jugoslawien mit Bodentruppen als "puren Wahnsinn" bezeichnet.

In der "Neuen Osnabrücker Zeitung" wies Hoyer am Mittwoch damit entsprechende Forderungen aus der CDU/CSU- Bundestagsfraktion entschieden zurück. Kein verantwortlicher Politiker dürfe eine militärische Aktion zulassen, bei der angesichts der Zersplitterung des Landes nicht einmal das militärische wie politische Ziel klar sei. Hinzu kämen die Schwierigkeiten in einem völlig unübersichtlichen Gelände und die große Erfahrung und Tradition der Serben im Partisanenkrieg. Wer angesichts dieser Situation verlange, mit Landtruppen einzugreifen, stürze sich in ein Abenteuer mit höchst riskantem Ausgang.

Der FDP-Politiker warnte davor, die Diskussion über eine Verfassungsänderung zugunsten eines Bundeswehreinsatzes im Rahmen der UN mit diesem untauglichen Beispiel zu führen, zumal ein deutsches militärisches Engagement in Jugoslawien auch nach einer Grundgesetzänderung nicht in Frage komme. Hoyer setzte sich grundsätzlich für eine Verfassungsänderung ein, die eine Beteiligung der Bundeswehr an UN-Einsätzen erlaubt. Für diese Regelung sei ein Grundkonsens zwischen Koalition und Opposition erforderlich, den das Parlament in die Form einer Verfassungsergänzung gießen müsse, damit es auch eine hinreichende Akzeptanz in der Bevölkerung gebe, wenn es einmal zu konkreten Aktionen komme. Nichts sei für Soldaten in einer solchen Situation schlimmer als fehlender Rückhalt bei den Bürgern.

Deshalb wollten die Freien Demokraten versuchen, Brücken zu den Sozialdemokraten zu bauen. Als Kompromiß biete sich an, für eine Übergangszeit von einigen Jahren einen Kampfeinsatz nach längerer Vorbereitungszeit nur dann zuzulassen, wenn das im Konsens der Bundestagsfraktionen geschehe. Außerdem sehe er, so betonte Hoyer, Chancen für eine Übereinstimmung in der Frage parlamentarischer Beteiligung an solchen Entscheidungen.

Notstand auf den Philippinen

MANILA, 22. Juli (dpa). Der tropische Sturm über den Philippinen hat seit Anfang der Woche mindestens 25 Menschenleben gefordert. Wie die Behörden am Mittwoch mitteilten, werden außerdem mehr als 30 Menschen vermißt. Die Regierung rief in mehreren Teilen der Provinz Nueva Ecija den Notstand aus. Rund 10 000 Menschen wurden wegen der Überschwemmungen evakuiert.

Jugendkrawalle in England dauern an

LONDON, 22. Juli (dpa). Jugendkrawalle in der englischen Stadt Burnley in der Grafschaft Lancashire dauerten auch in der Nacht zu Mittwoch an. Die Polizei nahm 30 Personen fest. Erneut wurden Benzinbomben und Steine auf Polizeifahrzeuge geworfen, Barrikaden errichtet und mehrere Häuser und Autos in Brand gesetzt. Die Unruhen sind nach Anagben der Polizei in Bristol ausgelöst worden. Dort hatten am Wochenende jugendliche Demonstranten Autos und Läden in Brand gesetzt und die Polizei attackiert, nachdem zwei Jugendliche auf einem gestohlenen Motorrad bei der Verfolgung durch die Polizei tödlich verunglückt waren.

M Ü N C H E N / S T U T T G A R T, 22. Juli (dpa). Schwere Unwetter haben am Dienstag abend und in der Nacht zum Mittwoch vor allem in Bayern und Baden-Württemberg mindestens vier Menschenleben gefordert und Sachschaden in Millionenhöhe angerichtet. Mehrere Menschen wurden schwer verletzt.

Bei den Gewittern mit Böen in Orkanstärke und wolkenbruchartigen Regenfällen wurden binnen kurzer Zeit Hunderte von Kellern und Straßen überflutet. Mehrere Bahnlinien waren kurzfristig durch umgestürzte Bäume blockiert. Etliche Autobahnabschnitte mußten zeitweise für den Verkehr gesperrt werden. Durch Blitzschlag gerieten mehrere Wohngebäude und Bauernhöfe in Brand.

Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) waren die ganze Nacht über im Einsatz, um überflutete Keller leerzupumpen und umgestürzte Bäume zu beseitigen.

Im mittelfränkischen Herzogenaurach ertrank ein Ehepaar im Alter von 56 und 59 Jahren in einer vollgelaufenen Kellerwohnung. Taucher konnten die Eheleute nur noch tot bergen. In Augsburg wurde ein 23jähriger Fahrradfahrer von einem herabfallenden Ast getötet. In München wurde eine Frau von einem umstürzenden Baum erschlagen.

Mehrere Baukräne stürzten um, Dutzende von Autos wurden von herabstürzenden Ästen und Dachziegeln beschädigt, Boote wurden von Bojen losgerissen und machten sich selbständig. In Mittelfranken deckte der Sturm mehrere Dächer ab und ließ Kamine einstürzen. Bei Krumbach in Schwaben schlug ein Blitz in eine Überlandstromleitung ein und zerstörte zehn Masten.

Auf dem Bodensee wurde auch heute morgen noch ein Segler vermißt.

Nach einem Gewitter am Dienstag abend in Berlin wurde im Grunewald ein 43jähriger Mann tot unter einem Baum gefunden. Feuerwehr und Polizei konnten am Mittwoch morgen nicht bestätigen, daß dieser von einem Blitz erschlagen worden sei.

(Siehe auch Lokalteil und Hessenseite)

Serbien künftig ohne roten Stern

BELGRAD, 22. Juli (dpa). Als letztes Land in Osteuropa hat jetzt auch die größte jugoslawische Teilrepublik Serbien den roten kommunistischen Stern von der Staatsflagge verbannt. Das berichteten die Zeitungen in Belgrad am Mittwoch unter Berufung auf einen entsprechenden Beschluß des Parlaments. Über das endgültige Aussehen der Staatsfahne soll die Bevölkerung im Herbst entscheiden.

Sponsoren ziehen sich aus dem Profi-Radsport zurück Strampeln für den Arbeitsplatz Existenzängste bei den Fahrern / Schnellste Tour aller Zeiten

Als wollten sie drohender Arbeitslosigkeit entfliehen, fahren die Radprofis bei der Tour de France immer schneller. Zum ersten Mal in der 89jährigen Geschichte der renommierten Rundfahrt könnte das Stundenmittel des Gesamtsiegers am Sonntag in Paris bei über 40 Kilometern liegen. Das atemberaubende Tempo steht in direktem Zusammenhang mit dem angespannten Arbeitsmarkt. Dieser Meinung ist jedenfalls Olympiasieger Olaf Ludwig aus Gera, der bei der diesjährigen Tour noch darauf wartet, an einem Tag Schnellster von allen zu sein: "Das verrückte Tempo und die Fahrweise liegt daran, daß etwa 50 Fahrer nicht wissen, wer sie in der kommenden Saison bezahlt. Alle wollen Weltranglisten-Punkte als Faustpfand für Vertragsverhandlungen."

Die augenblickliche Beschleunigung der in den obersten Bereichen hochbezahlten, in tiefen Regionen aber immer noch nicht entsprechend entlohnten Arbeitnehmern - im Vergleich zu anderen Profi-Sportarten und im Verhältnis zum Aufwand - dürfte in vielen Fällen zu spät kommen. Zum Ende des Jahres drohen zehn Mannschaften zu verschwinden. So prominente Sponsoren wie die niederländischen Teams "PDM" mit den deutschen Profis Kai Hundertmarck, Uwe Raab, Mario Kummer und Falk Boden, "Panasonic" (Olaf Ludwig) und "Buckler". Dazu ziehen sich die Franzosen "Z" und "RMO" (Marcel Wüst), die Schweizer "Helvetia" (Rolf Aldag, Dominik Krieger, Heinrich Trumheller), "Tulip" aus Belgien und "Seur" (Peter Hilse) aus Spanien zurück.

"In den letzten fünf Jahren wurde zuviel gezahlt. Nichts geht mehr", sagt Harrie Jansen, Manager von "Buckler". Der Niederländer begrüßt die neue Situation: "Das Preis-Leistungs-Verhältnis wird wieder zurechtgerückt. Wir müssen auf 50 Prozent zurück. Wir können auch mit einem Jahresetat von 4,5 Millionen Mark ein gutes Team auf die Beine stellen." Ein Zahlenvergleich: "Gatorade" mit Weltmeister Gianni Bugno (Italien) und dem zweifachen Toursieger Laurent Fignon (Frankreich) verbraucht im Jahr rund zehn Millionen Mark. Die gesamte Mannschaft von Eddy Merckx hat zu ihrer Zeit rund eine Million gekostet.

Das Strampeln der Sponsoren und ihrer Angestellten kann die Organisatoren der Tour nicht aus dem Rhythmus bringen. Der Markenartikel Tour de France scheint Fernseh- und Werbemillionen magisch anzuziehen. Dazu kommen die Gebühren der Start- und Zielorte, die für die Tour Schlange stehen. dpa

Landstraßen kämen ins Rennen

HAMBURG, 22. Juli (dpa). Falls eine Autobahngebühr von bis zu 400 Mark eingeführt wird, will fast die Hälfte aller Autofahrer auf Landstraßen ausweichen. Dies ergab eine von der Hamburger Illustrierten stern in Auftrag gegebene Umfrage des Dortmunder Forsa-Instituts. Eine solche Zunahme des Verkehrs auf Landstraßen hätte jedoch fatale Folgen: Pro Jahr würde es nach einer Schätzung des Heidelberger Umwelt- und Prognose- Instituts 400 zusätzliche Todesopfer geben, berichtet das Blatt.

Zwölf Prozent der Autofahrer würden laut Umfrage auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, während mehr ein Drittel angaben, auch bei Gebührenpflicht weiter Autobahnen zu benutzen. Vor allem Beamte zeigten sich bereit, auf Bus und Bahn umzusteigen.

Saverioecker: Ich war kein DDR-Opfer

BERLIN. Er sei nie ein Opfer des SED- Regimes gewesen, sagte der Schriftsteller Jurek Becker im überfüllten Literarischen Kolloquium Berlin. "Im Gegenteil, je weiter ich das Maul aufgerissen habe, um so mehr Vorteile hatte ich", so Bekker, der aus seinem in Kürze erscheinenden Roman "Amanda herzlos" las. Darin setzt er sich mit der DDR auseinander, die ihn als Arbeitsobjekt immer interessiert habe und ihn auch weiter interessiere. Becker kam 1977 mit einem DDR-Langzeitvisum nach West-Berlin und lebte zeitweilig in den USA.

Seine umfangreiche Gauck-Akte will Becker nicht "mit Wut im Bauch" lesen. Er habe Angst davor, zum "Scharfmacher" zu werden, wenn er seine Akte lese, bevor "die Emotionen runtergebrannt sind". Es gehöre heute scheinbar zu den größten Verbrechen, der Stasi eine wie auch immer geartete Information gegeben zu haben. Sicher sei das in vielen Fällen schlimm gewesen. Aber daß das den Betreffenden jetzt "wie einer Kuh in der Ranch" eingebrannt werde, findet Becker nicht in Ordnung.

Über die Stasi will der Schriftsteller kein Buch schreiben, es sei denn, ihm falle eine gute Story dazu ein. Man könne sich nicht von aktuellen Fakten, die einen förmlich umzingelten, zum Schreiben eines Romanes oder einer Erzählung hinreißen lassen. So könne keine gute Literatur entstehen. dpa

Ravels Bolero für liebesmüden Elefanten

LONDON, 22. Juli (dpa). Ein ganzes Symphonie-Orchester ist angeheuert worden, um einen liebesmüden Elefanten anzuregen. Im Safaripark Cricket St. Thomas in der westenglischen Grafschaft Somerset sollen die 60 Musiker des Midland Symphony Orchestra mit Melodien wie Ravels Bolero die müden Sexualinstinkte des Dickhäuters beleben. Der 28jährige Elefantenbulle Sahib hat bisher nicht das geringste Interesse an seinem Harem von fünf Elefantendamen gezeigt. Die exklusiven Bemühungen werden etwa 23 000 Mark kosten.

Sechs Tote bei Gefecht mit Kurden

ISTANBUL, 22. Juli (dpa). Bei einem Gefecht zwischen einem Sonderkommando der türkischen Polizei und Mitgliedern der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sind am späten Dienstagabend in der Nähe von Nusaybin an der türkisch-irakischen Grenze fünf Polizisten und ein kurdischer Separatist getötet worden. Nach einer Meldung der halbamtlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu vom Mittwoch kam es zu der bewaffneten Auseinandersetzung, nachdem die PKK-Rebellen das Fahrzeug des Sonderkommandos aus einem Hinterhalt ins Kreuzfeuer genommen hatten.

HAMBURG, 22. Juli (dpa/Reuter). Schwere Unwetter haben am Dienstag abend und in der Nacht zum Mittwoch vor allem im Süden Deutschlands mindestens fünf Menschenleben gefordert und Schaden in Millionenhöhe angerichtet. Mehrere Menschen wurden außerdem schwer verletzt.

Die Gewitter mit Böen in Orkanstärke und wolkenbruchartigen Regenfällen wüteten vor allem über Bayern, Baden- Württemberg und Thüringen.

Im mittelfränkischen Herzogenaurach ertrank ein Ehepaar im Alter von 56 und 59 Jahren in einer vollgelaufenen Kellerwohnung. In Augsburg wurde ein 23jähriger Fahrradfahrer von einem herabfallenden Ast getötet. In München wurde eine Frau von einem umstürzenden Baum erschlagen. Auf dem Bodensee wurde am Vormittag noch ein Segler vermißt. In Hannover starb am Dienstag eine 62 Jahre alte Frau, als sie von einer Windbö vom Fahrrad gegen ein Auto geschleudert wurde.

Im Süden waren binnen kurzer Zeit Hunderte von Kellern und Straßen überflutet. Mehrere Bahnlinien waren kurzfristig durch umgestürzte Bäume blockiert. Etliche Autobahnabschnitte mußten zeitweise für den Verkehr gesperrt werden. Durch Blitzschlag gerieten mehrere Wohngebäude und Bauernhöfe in Brand. Bei Krumbach in Schwaben schlug ein Blitz in eine Überlandstromleitung ein und zerstörte zehn Masten. In Thüringen setzte ein Blitzschlag eine Umspannstation eines Elektrizitätswerkes in Goldisthal (Kreis Neuhaus) in Brand. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) waren die ganze Nacht über im Einsatz. In Thüringen gingen Regen, Blitz und Hagel am heftigsten im östlichen Landesteil nieder. In Gera fielen innerhalb einer Stunde fast 73 Liter Regen pro Quadratmeter.

In Frankreich unterbrachen Erdrutsche in Savoyen die Zugverbindung nach Italien. Mehrere Campingplätze wurden evakuiert. Das Wetteramt zählte 40 000 Blitzeinschläge in 24 Stunden.

Bei Unwettern in der Schweiz kamen am Dienstag abend drei Menschen ums Leben. Wie die Zürcher Kantonspolizei am Mittwoch mitteilte, wurde in Grüningen ein Landwirt durch herabfallende Ziegel getötet. Auf dem Zürichsee sei ein Mann ertrunken, der trotz Sturmwarnung mit einer Segeljolle unterwegs war. Im Kanton Thurgau sei eine Frau von einem Baum erschlagen worden.

Wald in Brand geschossen

STENDAL, 22. Juli (dpa). GUS-Truppen haben bei Panzerübungen mit Leuchtspurmunition ein Waldstück in der Altmark (Sachsen-Anhalt) in Brand geschossen. Den Flammen seien 50 Hektar Wald zum Opfer gefallen, bevor die Feuerwehr den Brand löschen konnte, teilte die Polizeiinspektion Stendal am Mittwoch mit. Die Militärs hatten am Dienstag zwischen Briest und Weißewarte (Kreis Stendal) geübt, obwohl sie wiederholt gebeten worden waren, bei dem heißen Wetter nicht zu schießen. Ihre Antwort sei gewesen, es könne "nichts passieren".

Rußland schlägt ASEAN Kooperation vor

MANILA, 22. Juli (dpa). Rußland hat dem asiatischen Staatenverbund ASEAN Zusammenarbeit im Militärbereich angeboten. Ziel solle die Erhaltung der Sicherheit der ASEAN-Staaten "auf einem vernünftigen Stand" sein, sagte Außenminister Andrej Kosyrow in Manila.

Rakete schießt Bomber ab

ERIWAN, 22. Juli (dpa). Einheiten der armenischen Enklave Berg-Karabach haben am Dienstag abend bei dem Ort Tschldran einen aserbaidschanischen Jagdbomber abgeschossen. Der Pilot des Flugzeugs vom Typ SU-25 kam bei dem Absturz ums Leben, wie es in Stepanakert hieß, der Hauptstadt der umkämpften Kaukasus-Enklave. Nach Informationen aus Baku gelang es den Aserbaidschanern in der Nacht zum Mittwoch, die armenische Offensive im Kreis Mardakert zum Stehen zu bringen. Etliche Dörfer seien zurückerobert worden, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax.

Auch an anderen Stellen des Grenzgebiets zwischen Armenien und Aserbaidschan wurde gekämpft. Das Innenministerium in Eriwan meldete fünf Tote nach einem aserbaidschanischen Panzerangriff auf das Dorf Parawakar im Süden der Republik. Baku berichtete laut Interfax von einer zurückgeschlagenen armenischen Attacke im Kreis Sangelan. Einheiten der aserbaidschanischen Selbstverteidigung hätten auch die Kontrolle über den Stausee von Ter-Ter zurückgewonnen.Saverio Mercadante: Der Bravo

JÜTERBOG. Sitz einer internationalen Künstler-Begegnungsstätte wird Schloß Wiepersdorf in Brandenburg. Der Barock-Bau im Landkreis Jüterbog, zu Beginn des 19. Jahrhunderts Landsitz der romantischen Dichter Bettina und Ludwig Achim von Arnim, gelte als kulturhistorisch bedeutender Ort, sagte der brandenburgische Kultur-Staatssekretär Jürgen Dittberger der dpa. Zu DDR-Zeiten war das Herrenhaus des Schlosses ein Erholungsheim für Künstler.

Die Begegnungsstätte soll am 7. August eröffnet werden. Geplant sind nach Angaben von Direktor Peter Hahn ein Museum, Konzerte der "kleinen musikalischen Form der Romantik" und "Wiepersdorfer Gespräche". dpa

ARMIN HAAS, Thüringer DSU-Chef, muß mit einem Parteiausschluß-Verfahren rechnen. Haas, auch stellvertretender DSU-Bundesvorsitzender, wird die politische Verantwortung für "finanzielle Ungereimtheiten" im Thüringer Landesverband gegeben. Das sei jedoch keine Vorverurteilung gegen Haas, sagte Landesgeschäftsführer Rudolf Andreas in Erfurt. Wer wirklich für die Überschuldung verantwortlich ist, sei bisher noch unklar. Der Bundesvorstand der Partei werde sich am Wochenende mit dem Fall befassen. Andreas bestätigte, daß Haas für die Zeit der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Unbekannt Hausverbot vom Bundesvorstand erteilt wurde. (dpa)

Ein Symbol der Romantik Das Arnim-Schloß Wiepersdorf wird Künstlerhaus

JÜTERBOG. Ein Strauß Kornblumen leuchtet auf den grauen Begräbnisstätten. "Ludwig Achim Freiherr von Arnim, Deutscher Dichter", lesen Besucher auf dem verwitterten Steinblock. Ihm zu Füßen, im Schatten hoher Lindenbäume, liegt Bettina von Arnim, geborene Brentano - "vermählt mit Ludwig Achim von Arnim", sagen die schwarzen Lettern auf dem zweiten Grabstein. Im Schutz der turmlosen neuromanischen Kirche ruht das ungleiche Paar, Symbol der deutschen Romantik. Am 7. August soll hier die literarische Tradition neue Kraft erhalten: Schloß Wiepersdorf wird ein internationales Künstlerhaus.

Selbst an einem Sonntag, wenn sich mancher Tourist in den etwa eine Autostunde von Berlin entfernten Höhenzug des Fläming verirrt, bewahrt der Landsitz bei Jüterbog seine Ruhe. Weiß leuchtet das mit roten Ziegeln gedeckte barocke Schloß zwischen den dunklen Baumgruppen. Es gilt heute als das einzig gut erhaltene Schloß der Mark Brandenburg. "Arnims Haus ist geräumig, der Garten daran und der Wald von Birken schön. Doch es ist inwendig ziemlich verfallen, war aber mit Pracht und eigentlich fürstlich eingerichtet", schrieb der befreundete Wilhelm Grimm, der seine Märchensammlung Bettina von Arnim widmete, 1816 nach einem Besuch in Wiepersdorf.

Tatsächlich lebten der Landjunker und seine Frau in bescheidenen Verhältnissen. Die unruhige Bettina zog es mit den sieben Kindern häufig nach Berlin. Hier erwarb sie durch ihre Veröffentlichung eines spannungsreichen Briefwechsels mit Goethe ersten Ruhm als Schriftstellerin. Hier begründete sie als Oppositionelle ihren eigenen Salon, in dem sich berühmte Dichter wie Heinrich Heine trafen. Schloß Wiepersdorf aber blieb für ihren Mann der Ort der Muße und Schriftstellerei zwischen der ländlichen Arbeit. Die Tradition wurde zu DDR-Zeiten fortgesetzt, als hier ein Erholungsheim für Künstler entstand.

Schritt für Schritt zieht es den Besucher von der großen Freitreppe in den Park. Groteske Gartenzwerge, Jünglinge, Götter und Greise säumen die Alleen. Eine grünspanbezogene halbrunde Parkbank lehnt sich an ein Baumpaar, in großen Kübeln gedeihen südliche Pflanzen, Hibiskus, Palmen und Orchideen. "Wo der Park mit dem Wald schläft", beschrieb die DDR-Schriftstellerin Sarah Kirsch diesen Ort. Muße zum Schreiben fanden in Schloß Wiepersdorf neben anderen auch Christa Wolf und Anna Seghers.

Im September kommen die ersten zwanzig Stipendiaten aus Malerei, Musik und Literatur in das Herrenhaus, unter 360 Bewerbern von der "Stiftung Kulturfonds" ausgewählt. Ruhe, Verpflegung, ein Bett - mit der Kunst des Gespräches und des Salons solle hier ein moderner Anschluß an die Tradition des Hauses gefunden werden, sagt der Direktor des Projekts, Peter Hahn, der früher das Frankfurter "Theater am Turm" (TAT) geleitet hat. Schon Mitte August wird ein Museum zur Erinnerung an das Dichterpaar Arnim und seine Zeitgenossen eröffnet.

Geplant sind ferner Konzerte und öffentliche Gesprächskreise. Zweihundert Wiepersdorfer Bürger und dreihundert geladene Gäste werden bei der Eröffnung des "Künstlerhauses Schloß Wiepersdorf" am 7. August dabeisein. Beginnen wird die Feier an der Kirche im Park - an den blumengeschmückten Gräbern von Bettina und Achim von Arnim.

DOROTHEE STACKE (dpa)

Kanal voll

HAMBURG, 22. Juli (dpa). 12 000 Liter Whiskey haben Hamburgs Abwässer in einen hochprozentigen "Kanal-Cocktail" verwandelt. Drei Tage lang waren fünf Mitarbeiter einer Im- und Export-Firma im Hamburger Freihafen damit beschäftigt, den 40prozentigen verdorbenen Bourbon aus den Flaschen zu kippen. Verdünnt mit Wasser in einem Verhältnis von 1:4 gelangte das Gemisch in die Siele der Stadt. Bis es die Kläranlagen erreiche, sei es so weit verdünnt, daß kein Schaden entstehen könne, sagte ein Sprecher der Umweltbehörde am Mittwoch.

Die Ratten in Hamburgs weitverzweigtem Abwasser-Kanalsystem bekommen nicht zum ersten Mal Promille-Probleme. Auch nach Stadtfesten wie dem Hafengeburtstag würden immer wieder Bier und Wein in größeren Mengen in die Siele gekippt, sagte der Behördensprecher. Derartige Mengen wie jetzt im Freihafen seien allerdings bisher noch nicht ins Abwasser gelangt. "Unser neuer Hauscocktail soll das nicht werden."

ARD und ZDF übertragen Eishockey

ARD und ZDF haben sich in getrennten Verträgen langfristig bis 1997 die Fernseh-Übertragungsrechte für die Eishockey-Bundesliga gesichert. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten können von allen Begegnungen in Ausschnitten berichten. Zusätzlich hat der private Pay- TV-Sender "Premiere" das Recht, an jedem Spieltag ein Top-Spiel live im verschlüsselten Programm zu übertragen.

Aufgespießt

"Vor allem in der Dritten Welt kann die Bevölkerung das stark verteuerte Nahrungsmittel nicht mehr bezahlen, so daß für den deutschen Markt mit einem Einfuhranteil von 80 Prozent keine Versorgungsprobleme entstehen."Aus einem Bericht der Deutschen Presseagentur über eine Pressekonferenz des Fischwirtschaftlichen Marketing-Instituts.Ein internationales Sonnenfeuer USA, Rußland, Japan und EG planen Fusionsreaktor ITER Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Heinz Karisch

FRANKFURT A. M., 22. Juli. Die USA, Rußland, Japan und die Europäische Gemeinschaft (EG) haben am Dienstag in Washington ein Abkommen zum Bau eines Fusionsreaktors unterzeichnet. Durch die Verschmelzung von schwerem Wasserstoff zu Helium soll darin - ähnlich wie auf der Sonne - Energie gewonnen werden. Für die erste Planungsphase von sechs Jahren, in der für den Internationalen Thermonuklearen Testreaktor (ITER) die technischen Daten festgelegt werden sollen, wurden 1,2 Milliarden Dollar (1,8 Milliarden Mark) zur Verfügung gestellt. Die Entscheidung für den Bau soll 1997 fallen. Insgesamt werden die Kosten für ITER von Experten auf rund 20 Milliarden Mark veranschlagt.

Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Hans Blix, sagte, die technische Komplexizität und eine den gesamten Erdball umspannende Infrastruktur bedeuteten für alle Beteiligten eine "ungeheure Herausforderung". Bis zum Jahr 2025 wollen die Forscher so weit sein, um einen Demonstrationsreaktor DEMO zu bauen. Experten bezweifeln allerdings, daß durch die Fusion mehr Energie gewonnen werden kann, als für die Magnete und Kühleinrichtungen hineingesteckt werden muß. Zudem entsteht in großen Mengen leicht radioaktiver Abfall. Rußland plant neue Atomkraftwerke

MOSKAU (dpa). Rußland will neue Atomkraftwerke bauen, seine Kernwaffentests im kommenden Jahr wieder aufnehmen und seine Uranexporte verdoppeln. Dies sagte der russische Atomenergieminister Viktor Michailow der Tageszeitung Komsomolskaja Prawda vom Mittwoch. Mit der Steigerung der Ausfuhr von angereichertem Uran will Moskau seine Deviseneinkünfte verbessern.

(Kommentar auf Seite 3)

Unwetter hinterließ eine Schneise der Verwüstung 15 Tote in Deutschland, der Schweiz und Frankreich / Millionenschaden in Bayern und Baden-Württemberg

HAMBURG, 22. Juli (dpa/AP). Mindestens 15 Menschen sind bei Unwettern in Frankreich, der Schweiz und Deutschland ums Leben gekommen. Die Gewitterfront hinterließ Schäden in dreistelliger Millionenhöhe. Bei den Unwettern mit orkanartigen Böen, Wolkenbrüchen und Hagelkörnern bis zur Größe von Tennisbällen am Dienstag abend und in der Nacht zum Mittwoch wurden zahlreiche Menschen schwer verletzt. In der Bundesrepublik, wo sieben Menschen starben, wurden Bayern und Baden-Württemberg von den Naturgewalten am schwersten heimgesucht. Aber auch Hessen, Thüringen und Mecklenburg- Vorpommern waren betroffen.

Binnen weniger Minuten wurden allein im Süden Tausende von Kellern und Straßen überflutet. Umgestürzte Bäume blockierten Fahrbahnen und Schienen; der öffentliche Nahverkehr und die Bundesbahn waren betroffen. Autobahnabschnitte waren zeitweise gesperrt. Blitzschläge setzten Wohnhäuser und Bauernhöfe in Brand und zerstörten Stromleitungen. Baugerüste fielen um. Dächer wurden abgedeckt, viele Autos durch Hagel oder herabfallende Dachziegel beschädigt. Auf den Seen wurden Boote von den Bojen gerissen.

Im fränkischen Herzogenaurach ertrank ein Ehepaar im Alter von 56 und 59 Jahren nach einem Stromschlag in einer überfluteten Kellerwohnung, als es die Wasserpumpe einschalten wollte. In München wurde eine 25jährige Frau von einem umstürzenden Baum erschlagen, der auch einen 50jährigen lebensgefährlich verletzte. Ein herabfallender Ast tötete in Augsburg einen 23jährigen Fahrradfahrer. Bei Calw starb eine 19jährige Autofahrerin, die durch Aquaplaning von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum geprallt war. In Hannover starb eine 62jährige, als sie von einer Windböe vom Fahrrad gegen ein Auto geschleudert wurde. In Berlin wurde ein Radfahrer vermutlich vom Blitz erschlagen.

Auf dem Bodensee wurde internationaler Seenot-Alarm ausgelöst, nachdem ein 44 Jahre alter Schweizer auf dem See vermißt gemeldet wurde; die Polizei glaubt, daß er nicht mehr lebt. Am Matterhorn stürzte ein polnischer Alpinist in den Tod. In der schweizerischen Gemeinde Bazenheid wurde eine Frau von einem Baum, im Kanton Zürich ein Bauer von herabstürzenden Dachziegeln erschlagen. In Basel erreichten die Hagelkörner Tennisballgröße und verletzten mehrere Menschen.

Zuvor hatte das Gewitter über Frankreich getobt. In Frankreich kamen vier Menschen ums Leben. Erdrutsche unterbrachen in Savoyen die Zugverbindung nach Italien. Mehrere Campingplätze wurden evakuiert. Das Wetteramt zählte 40 000 Blitzeinschläge in 24 Stunden. Sturmschäden wurden auch aus dem österreichischen Vorarlberg gemeldet.

In Nordbayern fielen Niederschlagsmengen bis zu 113,8 Litern pro Quadratmetern; hier fegte der Wind mit Orkanstärke zwölf übers Land. Die Altstadt von Ettlingen in Baden-Württemberg stand bis zu 40 Zentimeter hoch unter Wasser. Im Remstal bei Stuttgart verwüsteten Hagelkörner die Weinberge. Im Kreis Waldeck-Frankenberg (Hessen), wo tennisballgroße Hagelkörner Scheiben zerschmetterten, wurden Laub und Äste mit Schneepflügen von den Straßen geräumt. Auch an der Autobahn A 9 nahe Bayreuth rückte die Autobahnmeisterei nach einem Erdrutsch den Erdmassen mit Schneepflügen zu Leibe. In Nürnberg und Fürth stürzten Bäume auf die Oberleitung der Straßenbahn und parkende Autos. In Leipzig fielen am Mittwoch morgen mehrere Stunden lang die Straßenbahnen aus, weil die Schienen überflutet waren. In Mecklenburg-Vorpommern war die Kleinstadt Neukalen von einem totalen Stromausfall betroffen.

Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute empfahl, alle Schäden sofort erfassen zu lassen. Wer eine Teil- oder Vollkaskoversicherung habe, bekomme auf alle Fälle die Kosten für beschädigte Autos zurück.

Feuerwehr, Polizei, Technisches Hilfswerk und Freiwillige waren noch am Mittwoch im Einsatz, die Unwetterfolgen zu beseitigen. In Baden-Württemberg rechnen die Bauern mit gravierenden Ernteverlusten wegen des Unwetters.

Indessen herrschte am Mittwoch in fast ganz Österreich Hochsommerwetter mit Temperaturen zwischen 27 und 33 Grad. In Italien ist nach einem bislang verregneten Sommer nun doch die gewohnte Hitze zurückgekehrt. An der spanischen Mittelmeerküste zwischen Tarragona und Valencia war es am Mittwoch um 32 Grad, in Sevilla sogar 38 Grad heiß. Auch Osteuropa war ein Glutofen: Prag verzeichnete am Dienstag mit 35 Grad den wärmsten 21. Juli seit zwei Jahrhunderten. In Polen droht wegen der anhaltenden Dürre eine miserable Ernte.

In Deutschland zieht das Gewittertief "Lea" nach Nordosten ab und weicht dem Hochdruckgebiet "Konrad". Vom heutigen Donnerstag an bis zum Sonntag soll es wieder um 30 Grad warm werden, wie der Deutsche Wetterdienst in Offenbach prognostizierte. Am Freitag drohen allerdings in ganz Deutschland erneut Gewitter. Am Dienstag war in Deutschland mit bis zu 36 Grad noch der heißeste Tag des Jahres registriert worden. Als Folge der Hitzewelle droht in Norddeutschland ein Vogelsterben. Grund dafür ist die Vermehrung von Botulismus-Bakterien, die bei Vögeln Schädigungen des Nervensystems und Lähmungen der Muskulatur hervorrufen, erläuterte ein Sprecher des Kieler Umweltministeriums am Mittwoch. In den vergangenen Tagen waren vermehrt tote Vögel an den Elbstränden Schleswig-Holsteins und Niedersachsens aufgefunden worden.

Lucona-Prozeß ausgesetzt

KIEL, 22. Juli (dpa). Das Landgericht Kiel setzte am Mittwoch die Hauptverhandlung gegen den Angeklagten Hans Peter Daimler im sogenannten "Lucona"- Prozeß für ein halbes Jahr aus. Das Gericht entsprach damit den Anträgen der Verteidigung, die mit "mangelhafter Ermittlungsarbeit" der Kieler Staatsanwaltschaft sowie "erheblichen Zweifeln" an der Identität der im Kieler Verfahren verwendeten Aktenkopien aus dem österreichischen Prozeß gegen den Österreicher Udo Proksch argumentiert hatten.

Daimler wird unter anderem Mord und Mordversuch in je sechs Fällen vorgeworfen. Beim Untergang der "Lucona" waren sechs der zwölf Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen.

Zwei neue ASEAN-Partner

MANILA, 22. Juli (dpa). Als erste kommunistische Staaten sind Laos und Vietnam dem Freundschaftsvertrag der südostasiatischen Staatenvereinigung ASEAN beigetreten. Der vietnamesische Außenminister Nguyen Manh Cam und sein laotischer Amtskollege Phoune Sioraseuth unterzeichneten am Mittwoch zum Abschluß des 25. Jahrestreffens der ASEAN-Außenminister in der philippinischen Hauptstadt Manila den 1967 geschlossenen Pakt. Damit können Laos und Vietnam künftig den ASEAN-Konferenzen als Beobachter beiwohnen.

Rußland bot den ASEAN-Staaten Indonesien, Singapur, Brunei, Malaysia, Thailand sowie den Philippinen eine militärische Zusammenarbeit an. Der russische Außenminister Andrej Kosyrew, der von den ASEAN-Staaten nach Manila eingeladen worden war, sagte, die Verringerung der Militärpräsenzen Rußlands und der USA dürfe "kein Vakuum schaffen, das ein anderer füllt".

Langläufer Kempf brach Unterarme

Der Schweizer Hippolyt Kempf, Olympiasieger der Kombinierer von 1988, brach beim Skiroller-Training beide Unterarme. Der Unfall ereignete sich am vergangenen Sonntag, als Kempf bei einem freien Rollertraining ohne Fremdverschulden stürzte.

Denkmalamt und Eremit gegen Glorias Ausverkauf

MÜNCHEN / REGENSBURG (dpa). Die Pläne von Fürstin Gloria, einen Teil der Kunstschätze des Fürstenhauses Thurn und Taxis zu verkaufen (siehe FR von gestern), stoßen auf den Widerstand des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege. Nicht nur das Denkmalschutzgesetz, sondern auch ein Urteil des Oberlandesgerichts Nürnberg von 1943 verbiete die Entfernung und Veräußerung von Ausstattungs- und Sammlungsstücken mit nationaler Bedeutung ohne Zustimmung der staatlichen Stellen, meinte der Generalkonservator Michael Petzet.

Das Auktionshaus Sotheby's hatte am Dienstag für November eine Versteigerung "wunderschöner und seltener Kunstwerke" des Fürstenhauses angekündigt, darunter ein Diamantdiadem von 1853 aus Elementen der französischen und englischen Kronjuwelen.

Das Landesdenkmalamt hat das Kultusministerium in München aufgefordert, "den drohenden Verlust des Kulturguts zu verhindern". Als "Unverschämtheit" hat inzwischen auch Pater Emmeram von Thurn und Taxis, Onkel des verstorbenen Fürsten, insbesondere die geplante Versteigerung des Hochzeitsdiadems von Gloria kritisiert. "Man kann doch nicht einfach Sachen verkaufen, die zur Hausgeschichte gehören, was meine Nichte übrigens schon getan hat", sagte der Eremit, der allein das dem Fürstenhaus gehörende Kloster Prüfening bei Regensburg bewohnt.

"USA tolerierten Aufrüstung"

WASHINGTON, 22. Juli (dpa). US-Präsident George Bush hat die Aufrüstung von Irak vor dem Einmarsch in Kuwait im August 1991 nach Ansicht eines Politikers der oppositionellen Demokraten nicht nur "toleriert", sondern darüber auch "nicht die Wahrheit" gesagt. Der Vorsitzende des Bankenausschusses im Repräsentantenhaus, Henry Gonzalez, sagte in Washington, daß die Bush-Regierung über die Rüstungspolitik von Irak "eine ganze Menge" gewußt und eine "bewußte Entscheidung (getroffen habe), sie zu tolerieren".

Der Parlamentarier berief sich auf teils vertrauliche Dokumente. Die USA hätten zwar die Lieferung von "Bomben und dergleichen" untersagt, aber die Ausfuhr von Geräten erlaubt, die zur Benutzung in einem nuklearen Programm oder zur Herstellung von Artilleriegeschossen geeignet waren. Man habe Irak "Waren überlassen, die mühelos für eine nukleare Anwendung eingesetzt oder geändert werden konnten", sagte Gonzalez. Die Bush-Regierung habe es Irak erlaubt, Tarnfirmen in Cleveland und Los Angeles zu betreiben, die Technologie für das geheime nukleare, biologische und chemische Waffenprogramm einkaufte.

Heppner hält bei der Tour de France mit Colotti gewann 17. Etappe Indurain weiter in Gelb / Stars schonten sich fürs Zeitfahren

Während sich alles auf die letzte große Prüfung, das 64 Kilometer lange Einzelzeitfahren nach Blois am Freitag konzentriert, machten am Mittwoch die Fahrer aus der zweiten Reihe den Etappensieg bei der 79. Tour de France unter sich aus. Den 17. Abschnitt von La Bourboule nach Montlucon über 189 Kilometer gewann Jean-Claude Colotti in 4:34:55 Stunden und feierte damit den fünften Tageserfolg eines Franzosen. Frans Maassen (Niederlande) siegte im Sprint um Platz zwei gegen Marc Sergeant (Belgien) und fuhr mit 3:30 Minuten Rückstand auf Colotti über die Ziellinie.

Gelb-Träger Miguel Indurain (Spanien) kam mit dem Hauptfeld 16:14 Minuten nach dem Tagessieger ins Ziel und führt die Gesamtwertung weiterhin ungefährdet vor Claudio Chiappucci (Italien, 1:42 Minuten zurück) an. Bester Deutscher im Gesamtklassement ist Jens Heppner (Gera) auf Rang elf, der ebenfalls mit dem Peloton ins Ziel kam.

Der mit Meinungsäußerungen stets eher vorsichtige 28jährige Top-Favorit Indurain spricht inzwischen selber offen von seinem zweiten Tour-Erfolg nach 1991: "Nach menschlichem Ermessen kann nichts mehr passieren. Ich versuche, noch ein großes Zeitfahren nach Blois zu bieten, deshalb werde ich mich am Mittwoch und am Donnerstag zurückhalten."

Die deutsche Tour-Überraschung Heppner richtet ebenfalls seine ganze Aufmerksamkeit auf den schweren Kampf gegen die Uhr. Für den 27jährigen geht es darum, seinen Platz unter den ersten 15 zu verteidigen, der nach seiner hervorragenden Leistung in den Alpen in greifbare Nähe gerückt ist. Heppner: "Ich hoffe, ich kann noch Kraftreserven beim Zeitfahren mobilisieren. Das Einzelzeitfahren beim Giro war drei Kilometer länger und trotz zweier Reifendefekte habe ich dort auf Indurain nur rund fünf Minuten verloren."

Wenn für den Geraer alles nach Maß läuft, könnte am Ende sogar der zehnte Platz herausspringen. Damit wäre der letzte DDR-Amateur-Meister, der 1988 wegen einer Herzmuskelentzündung mehr als 12 Monate hatte pausieren müssen, der beste Deutsche seit Dietrich Thurau. Der Frankfurter Radprofi hatte 1977 in der Endabrechnung Rang fünf belegt.

Auf der 17. Etappe waren wiederum die Fahrer jener Rennställe am aktivsten, die sich in Zukunft nach einem neuen Arbeitgeber umsehen müssen, weil sich ihr Team aus dem Radsport-Spektakel zurückzieht. dpa

RADSPORT

TOUR DE FRANCE, 17. Etappe von La Bourboule nach Montlucon (198 km): 1. Colotti (Frankreich) 4:34:55; 2. Maassen (Niederlande) 3:31 Minuten zurück; 3. Sergeant (Belgien) gleiche Zeit; 4. Louviot (Frankreich) 8:34; 5. Nulens (Belgien) gleiche Zeit; 6. Lilholt (Dänamark) 15:43; 7. Museeuw (Belgien) 16:15; 8. van Poppel (Niederlande); . . . 11. Ludwig (Gera); 37. Krieger (Karlsruhe); 53. Heppner (Gera), 68. Andreas Kappes (Bremen); 83. U. Bölts (Heltersberg) alle gleiche Zeit.

Gesamtklassement: 1. Indurain (Spanien) 84:49:10 Stunden; 2. Chiappucci (Italien) 1:42 Minuten zurück; 3. Hampsten (USA) 8:07; 4. Lino (Frankreich) 9:22; 5. Bugno (Italien) 10:09; 6. Delgado (Spanien) 11:50; 7. Breukink (Niederlande) 15:54; 8. Perini (Italien) 15:56; 9. Roche (Irland) 17:12; 10. Vona (Italien) 19:22; 11. Heppner 20:01; . . . 35. Bölts 1:05:03 Stunden zurück; 56. Krieger 1:37:20; 78. Kummer 2:11:55; 97. Ludwig 2:37:14; 128. Kappes 3:35:01.

Zur Person:

ALFRED DETSCHER, der rechtsextreme Verleger eines Münchner Anzeigenblattes, ist von einem Schöffengericht wegen Volksverhetzung, Aufstachelung zum Rassenhaß, Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und Beleidigung zu zwölf Monaten Bewährungsstrafe und 10 000 Mark Buße verurteilt worden. Zwei Zuhörer wurden mit Ordnungshaft belegt, weil sie das Urteil als "Stasi-Terror" bezeichneten. Detscher hatte 1991 in seinem Blatt wiederholt in Artikeln und Anzeigen die sogenannte Auschwitz-Lüge verbreitet: Es habe in Auschwitz, Birkenau und Majdanek "kein Gas gegeben", der Holocaust sei eine von Juden in die Welt gesetzte "Jahrhundertlüge" mit dem Ziel, Wiedergutmachung "bis zum Sankt Nimmerleinstag" zu kassieren. Der wegen derselben Delikte angeklagte Schweizer Verleger MAX WAHL muß 15 200 Mark Geldstrafe zahlen. (dpa)

Entlassene kehren zurück

JOHANNESBURG, 23. Juli (dpa). 6000 südafrikanische Arbeiter, die der japanische Autohersteller Toyota wegen eines illegalen Streiks entlassen hatte, können an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Darauf einigte sich das Unternehmen mit der größten südafrikanischen Gewerkschaft NUMSA, berichtete Toyota am Mittwoch. Vor rund 14 Tagen hatte das Unternehmen, das in Südafrika einen Marktanteil von über 30 Prozent hat, die Arbeiter nach einem wochenlangen Streik entlassen.

"Tricks gegen UN-Boykott"

MÜNCHEN, 22. Juli (dpa). Deutsche Firmen brechen "offenbar in ungezählten Fällen" das Handelsembargo der Vereinten Nationen (UN) gegen Serbien und Montenegro. Nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" ist es mittlerweile "gang und gäbe", daß Handelsware, mit bosnischen oder kroatischen Stempeln versehen, zwischen Serbien und Deutschland hin- und hergefahren wird. Die offiziellen Stempel hätten sich die Serben in eroberten bosnischen und kroatischen Städten und Dörfern beschafft.

Der Handelsverkehr mit falsch deklarierten Papieren laufe sowohl von Serbien als auch von Deutschland aus, berichtet das Blatt in seiner Donnerstagausgabe. Eine Reihe deutscher Unternehmen versuche, seine Güter und Werte, die zu Beginn des Embargos in Serbien lagerten, nach Hause zurückzuholen, was bei Rohstoffen erlaubt sei. Doch auch veredelte Waren kämen nach Deutschland. Von da aus würden mit Waren beladene Lkw offiziell nach Bosnien zurückgeschickt. Sie führen aber mitunter direkt in die serbische Hauptstadt Belgrad.Neuer Europarekord im Stabhochsprung

Ein neuer Europarekord im Stabhochsprung der Frauen mit 3,92 Metern durch Nicole Rieger (Landau) war am Mittwoch abend der Höhepunkt des 5. Stabhochsprung-Meetings in Landau. Die 20jährige Pfälzerin verbesserte damit ihren eigenen Rekord um zwei Zentimeter.

FUSSBALL

INTERTOTO-Runde: Bayer Uerdingen - BK Göteborg 1:0 (0:0), Bayer Leverkusen - Maccabi Natanya 3:0 (0:0), Bröndby Kopenhagen - VfL Bochum 1:0 (1:0), Halmstadt BK - Karlsruher SC 2:0 (2:0). Aalborg BK - 1. FC Saarbrücken 2:1 (2:1).

FUSSBALL-GALA in Innsbruck: 1. FC Köln - Sparta Prag 2:1 (0:0).

"Beitrag zu Friedenspolitik"

Aus der Regierungserklärung von Klaus Kinkel (FDP)

"Die von WEU und NATO am 10. Juli beschlossenen Maßnahmen umreißen einen klar begrenzten militärischen Auftrag für die beteiligten Einheiten und dies für einen eindeutigen, für jedermann transparenten Zweck:

- Sie unterstreichen die Entschlossenheit der beteiligten Staaten, den VN-Resolutionen (VN = Vereinte Nationen, Red.) Respekt zu verschaffen zugunsten einer politischen Lösung. (. . .)

- Die beschlossenen und seit einigen Tagen mit Erfolg durchgeführten Maßnahmen von WEU und NATO bewegen sich eindeutig unterhalb des Einsatzes von Blauhelmsoldaten. (. . .)

Die Bundesregierung hat sich gerade in Anbetracht der lebhaften und notwendigen Debatte in unserem Lande diese Entscheidung nicht leichtgemacht. Sie ist zu dem Ergebnis gekommen, daß gegen die dargelegte Teilnahme der Bundesmarine an den Maßnahmen nach völkerrechtlichen und verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten keine Bedenken bestehen und daß eine Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland aus politischen Gründen wichtig ist. (. . .)

Die Bestimmungen des Grundgesetzes stehen der von mir dargelegten Entscheidung der Bundesregierung nicht entgegen. Diese Rechtsauffassung wird im übrigen einstimmig vom Völkerrechtswissenschaftlichen Beirat geteilt, der am 17. Juli 1992 im Auswärtigen Amt getagt hat. Entscheidend für uns ist, daß die fraglichen Einheiten sich an den beschlossenen Maßnahmen unter Ausschluß von Waffengewalt beteiligen. Nach der Beschlußlage in den Vereinten Nationen und auch in WEU und NATO ist weder die Ausübung von Zwang noch der Einsatz von Waffengewalt geplant. Deshalb liegt hier auch kein Einsatz im Sinne des Artikel 87a Absatz 2 des Grundgesetzes vor. (. . .)

Der Bundesregierung liegt außerordentlich viel an der Beteiligung des Parlaments bei der Suche nach einem überparteilichen Konsens in so wichtigen Fragen. Aber die Bundesregierung hatte in der konkreten Situation zügig zu entscheiden, und sie hat es getan, wissend, daß sie die Mehrheit des Deutschen Bundestages hinter sich hat und wissend, daß die SPD die Entscheidung nicht mittragen würde, daß Deutschland sich seiner gewachsenen Verantwortung nicht entziehen kann. Dabei geht es nicht um die Demonstration militärischer Macht, sondern um einen Beitrag zur Stärkung der Instrumente der kollektiven Friedenssicherung.

Den Menschen in Bosnien-Herzegowina und anderen Teilen des ehemaligen Jugoslawiens wird diese Maßnahme - und das wissen wir genau - natürlich allein nicht Frieden bringen. Zusammen mit allen anderen Maßnahmen wird sie ihnen aber Hoffnung geben auf eine Lösung dieses Konfliktes durch starke internationale, auch deutsche Solidarität und Entschlossenheit. (. . .)" (dpa)

Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Schäuble warf Klose und dessen Fraktion eine widersprüchliche Argumentation vor. Einerseits halte Klose den Überwachungsauftrag der deutschen Marineeinheiten in der Adria nicht für schlimm. Andererseits lege die SPD aber einen Gesetzentwurf vor, der solche Einsätze künftig ausschließen würde. In Wahrheit wolle die SPD damit eine erhebliche Einschränkung des verfassungsmäßig Zulässigen, sagte Schäuble. Humanitäre Hilfe allein reiche in der gegenwärtigen Situation nicht aus.

Der Unionsfraktionschef billigte ausdrücklich den Kabinettsbeschluß zum Einsatz des Zerstörers "Bayern" und der drei Seeaufklärungsflugzeuge. Diese Entscheidung sei richtig und verfassungspolitisch völlig unbedenklich. Diese Ansicht werde die Bundestagsmehrheit auch in Karlsruhe darlegen, wenn die SPD dort Verfassungsklage einreiche.

Schäuble appellierte an die SPD, die unterschiedliche Verfassungsinterpretation gemeinsam durch eine Grundgesetzänderung zu beenden. Er begrüßte ausdrücklich die Sondersitzung, hielt der SPD aber vor, darüber ein "Theater" veranstaltet zu haben. Zugleich wies Schäuble den Vorwurf zurück, Regierung und Koalition hätten sich mit der Beteiligung an der Adria-Überwachung "heimlich am Parlament vorbeigemogelt". Schäuble dankte den Soldaten der Bundeswehr, deren Einsätze allein dem Recht und dem Frieden dienten.

Die Überzeugungskraft auf die kämpfenden Parteien sei stärker, wenn klar sei, daß alle bereit sind, einen Beitrag zur Friedenssicherung zu leisten, sagte der CDU/CSU-Fraktionschef. Um den Frieden in Deutschland und Europa zu sichern, sei die Bündnisfähigkeit der Deutschen notwendig. Diese Bündnisfähigkeit zu demonstrieren, diene dem Frieden und nicht irgendwelchen Machtgelüsten der Bundesregierung. In diesem Sinne gehe es um eine Fortsetzung der bisherigen Politik, versicherte Schäuble, und nicht um eine neue Außen- und Sicherheitspolitik. Er erinnerte die SPD-Opposition auch an die Antrittsrede des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD) vor den Vereinten Nationen. Dabei habe Brandt gesagt, Friedenspolitik dürfe nicht vor der eigenen Haustür haltmachen.Fronten in Bundeswehrpolitik unüberbrückbar Keine Annäherung im Parlament / Schäuble: Aggression mit humanitärer Hilfe nicht zu beenden

BONN, 22. Juli (dpa/AP/Reuter/D). Im Streit zwischen Regierung und Opposition um den Überwachungseinsatz der Bundesmarine in der Adria sind die Fronten unüberbrückbar. Das zeigte sich am Mittwoch in der mehrstündigen Sondersitzung des Bundestages, zu der die Abgeordneten auf Antrag der SPD aus den Ferien gerufen worden waren.

Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) bekräftigte, eine militärische Option in Jugoslawien komme für ihn nicht in Frage. Die Bundeswehr bleibe eine Verteidigungsarmee, sie bleibe aber auch eine Bündnisarmee. Die Deutschen müßten zusammen mit den Partnern eine neue Sicherheitspolitik für die Zukunft entwerfen. Der SPD hielt Rühe vor, sie sei die einzige größere Partei in Europa, die die Lage anders einschätze.

Der Vorsitzende der Unionsfraktion, Wolfgang Schäuble, sagte, zwar habe Deutschland mehr humanitäre Hilfe für die Opfer des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien geleistet als andere Staaten. Aber "militärische Gewalt, militärische Aggression ist mit humanitärer Hilfe nicht zu beenden", meinte Schäuble.

Für die CSU mahnte ihr Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch, das vereinte Deutschland könne sich "nicht mehr ins außenpolitische Schneckenhaus zurückziehen". Seine Partei trete deshalb für die Beteiligung der Bundeswehr "an internationalen Einsätzen zur Sicherung oder Wiederherstellung des Friedens" ein.

Der Vorsitzende der FDP-Fraktion, Hermann Otto Solms, verteidigte die Mitwirkung der Bundesmarine am Adria-Einsatz als angemessenen Solidarbeitrag. "Man kann sich nicht zur internationalen Verantwortung bekennen und die schwierigen Aufgaben dann anderen überlassen", sagte der FDP-Parlamentarier.

Solms betonte, die Übereinstimmung des Adria-Einsatzes mit dem Grundgesetz stehe nicht in Frage. Hätte die SPD deswegen tatsächlich Sorge, hätte sie eine einstweilige Anordnung beantragen müssen. Ohne diesen Antrag sei ein Urteil frühestens in Jahresfrist zu erwarten. Das zeige, daß die SPD mit dem Gang nach Karlsruhe nur die eigene Zerrissenheit übertünchen und sich der Klärung in den eigenen Reihen entziehen wolle. Die Freien Demokraten sind nach den Worten von Solms für eine deutsche Teilnahme an UN-Friedenstruppen und -Kampfeinsätzen.

Der PDS-Vorsitzende Gregor Gysi lehnte eine deutsche Beteiligung an Blauhelm-Einheiten als völlig falsch ab. Es sei richtig gewesen, daß früher diese Einheiten nur von den kleinen Nationen gestellt worden seien. Die Bundeswehr dürfe nur zur Verteidigung eingesetzt werden.

Vera Wollenberger vom Bündnis 90 unterstützte dagegen die Beteiligung der Bundeswehr an Blauhelm-Truppen. Der SPD hielt sie vor, sie habe alle früheren Einsätze der Bundeswehr außerhalb der NATO-Grenzen gebilligt, obwohl sie alle in einer verfassungspolitischen Grauzone stattgefunden hätten.

"Am Parlament vorbei . . ."

Aus der Rede des SPD-Fraktionschefs Hans-Ulrich Klose

"Wir diskutieren derzeit mit Blick auf die entsetzliche Lage im ehemaligen Jugoslawien wichtige Fragen, die der Klärung bedürfen. Diese Klärung kann nicht ohne das Parlament am Bundestag vorbei erfolgen. Der tatsächliche Ablauf zwingt uns zur Debatte jetzt. Daher diese Sondersitzung des Deutschen Bundestages heute. (. . .)

Um die Flüchtlinge müssen wir uns kümmern. Es ist bedrückend, mit ansehen zu müssen, daß Tausende von Flüchtlingen tagelang in plombierten Zügen festgehalten werden, weil niemand sie aufnehmen will. Und es ist beschämend, daß die EG-Europäer, die über eine gemeinsame Außen- und verstärkt über eine gemeinsame Sicherheitspolitik reden, eine Vereinbarung über die Aufnahme dieser Flüchtlinge nicht zustande bringen. Und es ist nicht ausreichend, wenn die Bundesregierung erklärt, sie sei bereit, zusätzlich 5000 dieser unglücklichen Menschen aufzunehmen. 5000, wenn Hunderttausende auf der Flucht sind. Das ist zu wenig. (. . .)

Bisher gab es bei der Frage, was die Bundeswehr bzw. die Politik mit der Bundeswehr darf, einen Konsens zwischen Regierung und Opposition. (. . .) Davon wollen Sie jetzt offensichtlich abweichen. Sie versuchen es jedenfalls, indem Sie Fakten schaffen und die Grauzone ausdehnen. Und genau dies, die faktische Vergrößerung der Grauzone, können wir, die Opposition, nicht zulassen. Wir sind unverändert der Auffassung, daß die Bundeswehr nach unserem Grundgesetz nur zu Zwecken der Verteidigung eingesetzt werden darf, nicht aber zu militärischen Einsätzen jenseits des Verteidigungsauftrages. Dazu bedürfte es einer Verfassungsänderung. (. . .)

Und eben deshalb widersprechen wir dem Einsatz deutscher Marineeinheiten in der Adria. Dieser militärische Einsatz - daß es einer ist, sollten Sie nicht leugnen - ist durch die derzeit bestehende Verfassungsrechtslage nicht gedeckt. Wenn es nicht anders möglich ist, dann muß das Verfassungsgericht Klarheit schaffen. Wir haben uns entschieden, diesen zweitbesten Weg zu gehen. (. . .)

Es ist, Herr Bundeskanzler, Ihr gutes Recht, eine neue Außen- und Sicherheitspolitik zu wollen (. . .) Was wir aber nicht akzeptieren können, ist, daß Sie den Versuch unternehmen, ohne das Parlament, am Parlament vorbei, den Kurs zu ändern, und zwar ganz grundsätzlich und offenbar gezielt. (. . .)

Die Entscheidung der Bundesregierung, die Maßnahmen zu dem militärischen Einsatz der Marine-Streitkräfte ohne vorhergehende Beratung und Entscheidung im Bundestag und insbesondere einen Tag vor der eigens anberaumten Sondersitzung vom Auswärtigen Ausschuß und Verteidigungsausschuß zu treffen und umzusetzen, ist eine Brüskierung des gesamten Bundestages. (. . .)" (dpa)

GEORG KLIESLING, früherer CDU-Bundestagsabgeordneter, ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Im Bundestag, dem der Bad Honneffer von 1953 bis 1976 angehörte, war er unter anderem verteidigungs- und außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Er hat die Wehrgesetzgebung maßgeblich mit beeinflußt. 1973, als der UN-Beitritt der Bundesrepublik anstand, fiel ihm die schwierige Aufgabe zu, die gespaltene Meinung der CDU/CSU- Fraktion im Parlament zu vertreten. (dpa)

Roten Khmer droht Aussetzung der Hilfe

NEW YORK, 22. Juli (AFP). Der UN-Sicherheitsrat hat beschlossen, die internationale Hilfe für die Roten Khmer in Kambodscha auszusetzen, falls die marxistische Bürgerkriegsfraktion weiterhin den Friedensprozeß in ihrem Land blockiert. In der Resolution wird UN-Generalsekretär Butros Ghali aufgefordert, die Mittel für den Wiederaufbau des Landes nur den Gruppen in Kambodscha zukommen zu lassen, die die Vereinbarungen erfüllen, die in dem im Oktober in Paris geschlossenen Friedensvertrag vereinbart worden waren.

GUS-Verteidigungsministerium gerüffelt

MOSKAU, 22. Juli (AFP). Mit deutlichen Worten hat der russische Präsident Boris Jelzin die Armee zur Ordnung gerufen. Der "Mißbrauch von Macht, der Verkauf von Staatseigentum, Betrug und Korruption" müßten ein Ende haben, sagte Jelzin auf einer Sitzung mit Armeevertretern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) im Kreml. Jelzin zufolge versickerten im vergangenen Jahr bei dem Verkauf von Armeebesitz umgerechnet mehr als 20 Millionen Mark. Diese seien niemals ihrem Zweck, dem Bau von Wohnungen für Soldatenfamilien, zugeführt worden, sagte er. Jelzin beschuldigte das russische Verteidigungsministerium, das für die Veräußerung des Armeebesitzes verantwortlich ist, das Geld zu veruntreuen. Er kündigte Untersuchungen über den Verbleib der dringend benötigten Mittel an.

USA fordern China zur Freilassung Gefangener auf

WASHINGTON/PEKING, 22. Juli (AFP/Reuter/dpa). Die USA haben die Verurteilung eines Dissidenten zum Anlaß genommen, die kommunistische Führung in China zur Freilassung aller politischen Gefangenen aufzufordern. "Wir bedauern es, daß die chinesische Regierung den friedlichen Ausdruck politischer Meinungen nach wie vor als konterrevolutionäre Agitation versteht und mit Gefängnis bestraft", heißt es in einer am Dienstag vom US-Außenministerium in Washington veröffentlichten Erklärung.

Am Dienstag war Bao Tong zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Die chinesischen Medien erwähnten die Verurteilung mit keinem Wort. Weder über das Urteil noch den Prozeß selbst wurde berichtet.

Nach offiziellen chinesischen Angaben steigt die Zahl von illegalen Festnahmen und Folterungen in Polizeihaft. Die amtliche Volkszeitung berichtete am Mittwoch, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres seien mit fast 9500 Fällen rund 17 Prozent mehr Menschenrechtsverletzungen gemeldet worden als im gleichen Zeitraum 1991. Die Justiz werde ihr Augenmerk verstärkt auf die Tötung und Verletzung von Menschen richten, die Opfer von Folterungen der Polizei geworden seien, sowie Fällen von Amtsmißbrauch nachgehen.

Wahlkampf in den USA Bush will die Welt befreien

GARFIELD, 22. Juli (AFP/Reuter). US-Präsident George Bush hat versprochen, binnen vier Jahren die Welt zu befreien. "Gebt mir noch vier Jahre, um die Arbeit für die Freiheit in der ganzen Welt zu beenden", rief Bush am Dienstag auf einer Wahlkampfveranstaltung in Garfield im US-Bundesstaat New Jersey. Bush hielt es sich zugute, daß Deutschland bereits frei und wiedervereinigt sei; die Ukraine sei frei und demokratisch, und Polen sei ebenfalls frei, sagte er in einer Ansprache vor Menschen, die größtenteils ethnischen Minderheiten in den USA angehörten. Es sei "sehr wahrscheinlich", daß die Freiheit während seiner zweiten Amtszeit mehr als eine Milliarde Menschen ereichen würde, zum Beispiel in Vietnam, Nordkorea und China. Er werde sich dafür einsetzen, daß die USA den Kampf für die Freiheit in der Welt weiter anführten, sagte Bush. Er hofft, bei den Wahlen am 3. November im Amt bestätigt zu werden.

Derzeit liegt sein demokratischer Herausforderer Bill Clinton in Umfragen aber weit vor ihm. Aus diesem Grund wird Außenminister James Baker nach einem Bericht der "New York Times" Mitte August sein Amt niederlegen, um den Wahlkampf für Bush zu leiten und wieder in die Offensive zu führen. Baker gilt als einer der besten Wahlkampfstrategen des Landes. Er war bereits 1988 für seinen Freund Bush in die Bresche gesprungen. Die Republikaner halten Mitte August ihren Nominierungsparteitag ab.

Der "New York Times" zufolge hat das Präsidialamt den Schritt bislang nicht bekanntgegeben, um Bakers Stellung während seiner gegenwärtigen Nahostreise nicht zu untergraben. Die Amtsgeschäfte Bakers werde mindestens bis zur Wahl am 3. November Präsident Bush in Zusammenarbeit mit dem Vizeaußenminister Lawrence Eagleburger wahrnehmen.

Rußland möchte Uran verkaufen

NEW YORK, 22. Juli (AFP). Rußland versucht zur Zeit, mit dem Verkauf von angereichertem, waffenfähigem Uran an Atomkraftwerke westlicher Staaten sein Devisenloch zu füllen. Nach einem Bericht der New York Times warb der russische Atomenergieminister Viktor Michailow am Dienstag in Washington gegenüber Vertretern des US- Energieministeriums für das Projekt. Nach Angaben der New York Times haben Michailow und seine Mitarbeiter bereits eine ganze Liste US-Unternehmen erstellt, die das aus atomaren Sprengköpfen stammende Uran für die Nutzung in ihren Kraftwerken umwandeln wollen. Die USA verfügen über rund 110 noch arbeitende Atomreaktoren, die alle zwölf bis 18 Monate mit Uran "nachgeladen" werden müssen.

Absturz bei Probeflug

VILLAVICENCIO, 22. Juli (AFP). Zwei der sechs Insassen eines Transportflugzeuges haben am Dienstag den Absturz der Maschine in Kolumbien verletzt überlebt. Die vier übrigen konnten nur tot geborgen werden, teilte die Luftfahrtbehörde von Kolumbien mit. Die Maschine vom Typ DC 3 sei nach ihrer Reparatur zu einem Probeflug gestartet. Ein Augenzeuge berichtete, einer der beiden Motoren sei bereits beim Start auf dem Flughafen im südostkolumbianischen Villavicencio in Brand geraten.

Jelzin reist drei Tage durch Rußland

MOSKAU, 22. Juli (AFP). Der russische Präsident Boris Jelzin ist am Mittwoch zu einer dreitägigen Reise durch mehrere Regionen Rußlands aufgebrochen. Nach Angaben der Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass will er während seiner Reise in den Süden des Landes und nach Sibirien in erster Linie "den Problemen der Menschen zuhören". Unter anderem wolle er sich über die Fortschritte bei der Demokratisierung der örtlichen Behörden und über die Probleme der Landwirtschaft informieren.

Drogenboß Escobar in Militärkaserne

BOGOTÁ, 22. Juli (AFP). Der kolumbianische Drogenboß Pablo Escobar ist aus seinem luxuriösen Spezialgefängnis in eine Militärkaserne verlegt worden. Wie am Dienstag abend nach einer Sondersitzung des Nationalen Sicherheitsrates in Bogotá offiziell mitgeteilt wurde, soll die Armee die Sicherheit und den Schutz des inhaftierten Chefs des Medellin-Kartells garantieren, während sein Spezialgefängnis umgebaut wird. Während der Bauarbeiten im eigens für Escobar errichteten Gefängnis in Envigado sei die Sicherheit von Escobar und den übrigen Häftlingen nicht gewährleistet, hieß es weiter. Durch den Umbau solle die Sicherheit des Gefängnisses weiter erhöht werden. Escobar und 14 seiner engsten Mitarbeiter hatten sich im Mai und Juni vergangenen Jahres den Behörden gestellt.

Bonn hilft El Salvador

BONN, 23. Juli (AFP). Die Bundesrepublik will El Salvador in diesem Jahr insgesamt 50 Millionen Mark an Entwicklungshilfe zur Verfügung stellen. Damit soll nach dem Ende des zwölfjährigen Bürgerkriegs ein Beitrag zur Festigung des Friedens und zur nationalen Aussöhnung geleistet werden, teilte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit am Mittwoch in Bonn mit.

Im Mittelpunkt steht die deutsche Hilfe bei der Wiedereingliederung ehemaliger Guerilla-Kämpfer in das Zivilleben durch berufliche Ausbildung und Beschäftigungsförderung. Dafür hat Bonn 21 Millionen Mark zugesagt. Weitere Schwerpunkte sind der Wiederaufbau in den vom Bürgerkrieg betroffenen Regionen sowie die Sanierung von Slumgebieten in der Hauptstadt San Salvador.

Fujimori sagt Spanienreise ab Alarmzustand in Peru wegen Terror des "Leuchtenden Pfads"

LIMA, 22. Juli (AFP). Der peruanische Präsident Alberto Fujimori hat am Dienstag wegen der jüngsten Anschlagswelle der Guerillaorganisation "Leuchtender Pfad" in Lima seine Teilnahme am ibero-amerikanischen Gipfeltreffen in Madrid abgesagt. Wegen des "bewaffneten Streiks", zu dem die maoistischen Rebellen aufgerufen hatten, wurde der Alarmzustand ausgerufen.

In Lima bezogen 5000 Soldaten und Polizisten vor wichtigen Einrichtungen des öffentlichen Nahverkehrs, vor Märkten, Schulen, Banken und Regierungsstellungen Position. Auch an Straßenkreuzungen, Brücken und in Armenvierteln fuhren gepanzerte Fahrzeuge auf. Bei zwei Sprengstoffanschlägen waren zuvor in Lima mindestens 20 Menschen verletzt worden. Die bolivianische Botschaft wurde durch eine Autobombe teilweise zerstört. Bei einem Anschlag auf einen Markt im Stadtviertel San José wurden nach Polizeiangaben mindestens zehn Menschen verletzt. Unter den Händlern und Kunden brach Panik aus. Auf einem anderen Markt in Lima wurde ein Polizist von Rebellen erschossen.

Der "Leuchtende Pfad" hatte seinen Terror in Lima seit vergangenen Donnerstag verstärkt. Seitdem waren in Lima 30 Menschen bei Terrorakten getötet und mehr als 300 verletzt worden. Allein im Reichenviertel Miraflores wurden 400 Häuser beschädigt. Einige Bomben konnten entschärft werden. In den zwölf Jahren des bewaffneten Kampfes töteten die Rebellen rund 26 400 Menschen.

Mit seinem Besuch in Madrid hatte Fujimori versuchen wollen, die internationale Isolierung nach seinem Staatsstreich zu überwinden. Im April hatte er mit Hilfe der Armee die Verfassung außer Kraft gesetzt und das Parlament aufgelöst.

In Madrid demonstrierten am Mittwoch rund 1000 Exil-Kubaner gegen das Regime Fidel Castros. Am Vorabend des ibero-amerikanischen Gipfeltreffens, an dem auch Castro teilnimmt, forderten sie Freiheit und Demokratie für Kuba.

Weitere Gefechte am Dnjestr Keine Ruhe trotz Abkommen zwischen Rußland und Moldawien

MOSKAU, 22. Juli (AFP). Die Kämpfe am Dnjestr in Ostmoldawien gehen trotz einer russisch-moldawischen Vereinbarung zur Regelung des Konflikts weiter. Innerhalb weniger Stunden seien drei Moldawier bei Angriffen russischsprachiger Milizen in der Umgebung von Bendery ums Leben gekommen, teilte das moldawische Verteidigungsministerium nach Angaben der Moskauer Nachrichtenagentur ITAR-TASS am Mittwoch mit.

Die Regierung der selbsternannten Dnjestr-Republik gab unterdessen bekannt, moldawische Streitkräfte hätten versucht, das Dorf Gyska bei Bendery einzunehmen. Der Angriff sei zurückgeschlagen worden. Wenige Stunden vor den Gefechten hatten am Dienstag die Präsidenten von Rußland und Moldawien, Boris Jelzin und Mircea Snegur, im Kreml ein Abkommen zur Beilegung des Konflikts unterzeichnet. Laut ITAR- TASS sieht es vor, daß die Bevölkerung auf dem Ostufer des Dnjestr "selbst über ihre Zukunft bestimmen kann, wenn der rechtliche Status Moldawiens geändert wird". Die dort lebende russischsprachige Bevölkerungsmehrheit hatte wegen eines möglichen Zusammenschlusses Moldawiens mit Rumänien eine unabhängige "Dnjestr-Republik" ausgerufen.

Auch in der Kaukasus-Enklave Nagorny Karabach kehrt keine Ruhe ein. Wie ITAR-TASS meldete, wurde bei Mardakert ein aserbaidschanisches Kampfflugzeug von armenischen Kräften abgeschossen. Die Maschine sei am Boden zerschellt und explodiert. Ob sich die Besatzung retten konnte, wurde zunächst nicht bekannt. Die Region war am 4. Juli von aserbaidschanischen Kräften besetzt worden. Angaben, wonach seit Beginn der armenischen Offensive am Sonntag auf aserbaidschanischer Seite 200 Menschen getötet worden, bezeichnete Aserbaidschan als "übertrieben". Es seien weniger als 20 Menschen getötet worden.

Im Konflikt um Südossetien ist nach Beginn der ersten Etappe einer Friedensregelung hingegen relative Ruhe eingekehrt. Gemäß einer Vereinbarung zwischen Rußland und Georgien waren in der vergangenen Woche neutrale Kräfte in die Kaukasusregion geschickt worden.

Algerischer Polizist erschossen

ALGIER, 22. Juli (AFP). Ein 30jähriger Polizist ist am Mittwoch morgen im ostalgerischen Constantine erschossen worden. Wie die algerische Nachrichtenagentur APS meldete, wurde der Mann von Unbekannten, die flüchten konnten, mit drei Schüssen niedergestreckt.

Bereits am Montag war in Constantine ein Polizist ermordet worden. Seit Verhängung des Ausnahmezustands am 9. Februar fielen über hundert Polizisten und Soldaten Anschlägen zum Opfer, die meist islamischen Fundamentalisten angelastet werden.

Billigte Castro Drogenhandel?

WASHINGTON, 22. Juli (AFP). Der kubanische Staatschef Fidel Castro hat nach Angaben des argentinischen Journalisten Andres Oppenheimer persönlich den Kokainschmuggel von Kuba in die USA genehmigt. Der Revolutionsführer habe 1989 seinen General Arnaldo Ochoa in einem Prozeß geopfert, als klar geworden sei, daß die US-Regierung seine Rolle beim Drogenhandel offenlegen werde, schreibt Oppenheimer in dem Buch "Die letzte Stunde Castros", das in der nächsten Woche in den USA erscheinen soll. Ochoa war wegen Drogenhandels in Kuba hingerichtet worden.

Oppenheimer versichert unter anderem, Castro und Nicaraguas Präsident Daniel Ortega hätten 1985 vereinbart, daß im Falle einer US-Invasion in Nicaragua die kubanische Armee Costa Rica bombardieren und in Honduras und El Salvador einmarschieren werde.

Europa soll mehr für Flüchtlinge tun UN-Kommissarin erinnert an die viel größere Hilfsbereitschaft armer Staaten

HAMBURG, 22. Juli (AFP/AP/Reuter). Die Hochkommissarin der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR), Sadako Ogata, hat an die europäischen Staaten appelliert, mehr Flüchtlinge aus Bosnien- Herzegowina aufzunehmen. "Europa hat die historische Pflicht, den Unterdrückten Schutz zu bieten", schrieb die japanische Politikerin in einem am Mittwoch veröffentlichten Beitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit". Diese Menschen seien keine Wirtschaftsflüchtlinge.

Die Hochkommissarin erinnerte die Europäer an das Vorgehen afrikanischer Länder. "Das kleine Malawi, ein dürregeplagtes afrikanisches Land mit acht Millionen Einwohnern, bot fast einer Million Flüchtlingen Schutz vor dem Krieg in Mosambik." Bangladesch, einer der ärmsten Staaten der Welt, habe seine Grenzen für 300 000 geflüchtete Birmesen geöffnet. Die Flüchtlinge aus Bosnien suchten Sicherheit, bis sie wieder heimkehren könnten. "Kann Europa es sich nicht leisten, ein wenig mit ihnen zu teilen?" fragte die Flüchtlingskommissarin.

Weiter schreibt Ogata, die Kinder seien die traurigsten Fälle im jugoslawischen Drama. In den belagerten Städten stürben "täglich mindestens 20 Kinder an schwerer Unterernährung - und dies in Europa, im Jahre 1992". Zigtausende Kinder kauerten in stinkenden Kellern, in denen es kaum anderes zu essen gebe als Gras und Wurzeln.

EG-Kabinettschef Manfred Brunner (FDP) kritisierte, daß die Europäische Gemeinschaft keine gemeinsame Antwort auf das Flüchtlingselend zustande bringe. Im Bayerischen Fernsehen forderte er die EG-Außenminister auf, mehr Solidarität zu zeigen.

Der kroatische Botschafter in Deutschland, Ivan Ilic, bat, sein Land bei der Versorgung der Flüchtlinge finanziell zu unterstützen. Schon jetzt seien 632 000 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina, Wojwodina und Kosovo in Kroatien, sagte er am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin. "Mehr kann Kroatien nicht aufnehmen." Wenn die Europäer Kroatien vier Millionen Mark täglich für Lebensmittelhilfe zahlten, "wäre uns geholfen".

Die Resonanz auf ein Angebot des Polnischen Roten Kreuzes (PCK), Bürgerkriegsflüchtlinge aufzunehmen, ist bisher gering. Wie PCK-Direktor Edward Kula am Mittwoch in Warschau mitteilte, schlugen kroatische Stellen das Angebot aus, obwohl sie vorher selbst um Hilfe gebeten hatten. Sie hätten erklärt, jetzt seien die Grenzen nach Österreich und Italien wieder offen, und sie wollten die Flüchtlinge lieber dorthin schicken, da diese Länder näher seien und bessere Bedingungen zu bieten hätten.

Die rund 5000 Flüchtlinge aus Bosnien- Herzegowina, die befristete Unterkunft in Deutschland finden sollen, werden erst am Wochenende erwartet, teilte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums mit. Bundesinnenminister Rudolf Seiters lehnt es weiterhin ab, Kriegsflüchtlingen einen Sonderstatus zu geben, da das neue Ausländergesetz eine solche Regelung bereits geschaffen habe. Hintergrund des Streits ist, daß bei einem Sonderstatus die Bundesregierung für den Großteil der Kosten aufkommen müßte.

Weizsäcker besucht Benjamins Grabstätte

BONN/PORT BOU. Bundespräsident Richard von Weizsäcker wird am Samstag die mutmaßliche Grabstätte des vor den Nazis ins Exil geflohenen jüdischen Schriftstellers Walter Benjamin in Port Bou aufsuchen, der sich in dem spanischen Grenzort 1940 das Leben genommen hatte. Um die von der SPD geforderten 920 000 Mark - sie waren vom Auswärtigern Amt nicht bewilligt worden - für eine Gedenkstätte für Benjamin in Port Bou hat es in Bonn Streit gegeben.

Weizsäcker, der zur Eröffnung der Olympischen Spiele nach Barcelona reist, wird auch die Ausstellung besuchen, die in Port Bou aus Anlaß des 100. Geburtstags des Philosophen und Dichters am 15. Juli gezeigt wird. afp

Gericht stoppt Tempelbau

NEU-DELHI, 22. Juli (AFP). Der Oberste Gerichtshof von Indien hat am Mittwoch einen "bedingungslosen" Stopp des umstrittenen Baus eines Hindu-Tempels in Ayodhya angeordnet. Wie die indische Presseagentur PTI berichtete, hieß es in dem Gerichtsentscheid, ohne eine Einstellung der Bauarbeiten könne kein Versuch unternommen werden, das brisante Problem zu lösen. Wenn sich die radikalen Hindus nicht an den Baustopp hielten, wisse das Gericht, wie es seine Entscheidung durchsetzen werde, hieß es weiter.

Carrington weist allen Volksgruppen Schuld zu UN-Generalsekretär lehnt Kontrolle schwerer Waffen durch Blauhelme in Bosnien ab

BELGRAD/ZAGREB, 22. Juli (AFP/ AP/Reuter). Der Vorsitzende der EG- Friedenskonferenz für Jugoslawien, Lord Peter Carrington, hat allen drei Volksgruppen in Bosnien-Herzegowina Schuld für die Verletzung des Waffenstillstands zugewiesen. Carrington forderte Serbiens Präsident Slobodan Milosevic am Dienstag abend in Belgrad auf, den bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic zur Einhaltung des Waffenstillstands zu veranlassen. Kritik übte er auch an den bosnischen Moslems, die gemeinsam mit den Kroaten die Serben bekämpfen. "Die Moslems brechen den Waffenstillstand genauso oft wie alle anderen, wenn nicht sogar häufiger", sagte der EG-Vermittler.

Der Kommandeur der UN-Truppen in Sarajewo, Lewis MacKenzie, warf den Konfliktparteien vor, oft eigene Stellungen zu beschießen, um den Eindruck eines gegnerischen Angriffs zu erwecken. In der Nacht zum Mittwoch wurde in den Vororten Sarajewos gekämpft. Betroffen waren insbesondere die Vororte Ilidza, Butmir, Haraznica, Dobrinja und Stup. Die Artillerieduelle flauten nach Angaben der UN-Friedenstruppen (UNPROFOR) erst am frühen Morgen wieder ab. Auch die Halilovici-Kaserne, in der die kanadischen Blauhelme stationiert sind, wurde getroffen. Es wurde jedoch niemand verletzt. Die Luftbrücke nach Sarajewo wurde nach UN-Angaben in eingeschränktem Umfang fortgesetzt.

Nach Angaben aus der von Serben belagerten Stadt Gorazde gingen im Laufe der Nacht allein innerhalb einer Stunde 500 Granaten auf die Stadt nieder. Mindestens 50 Menschen seien getötet, viele weitere verletzt worden.

Carrington sprach in Belgrad von einem Durchbruch bei den Verhandlungen über den Status der Krajina, einer überwiegend von Serben bewohnten Region in Kroatien. Die serbischen Vertreter aus der Krajina hätten seinen Vorschlag, einen Sonderstatus der Krajina innerhalb der Republik Kroatien auszuhandeln, akzeptiert. Der Außenminister der selbsternannten "Serbischen Republik Krajina", Dobrosav Vejzovic, wies diese Aussage Carringtons zurück. Es sei "nichts vereinbart worden", sagte er.

UN-Generalsekretär Butros Ghali lehnte die im Londoner Waffenstillstandsabkommen vereinbarte und vom Weltsicherheitsrat unterstützte Kontrolle schwerer Waffen durch die UN-Truppen in Bosnien-Herzegowina überraschend ab. "Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß die Bedingungen für eine Billigung dieser Maßnahme derzeit nicht gegeben sind", schrieb Ghali in einem am Mittwoch in New York veröffentlichten Brief an den Sicherheitsrat. Ghali schrieb, es müßten bestimmte Bedingungen existieren, bevor eine erfolgreiche Friedenssicherungsmission möglich sei: "Dazu gehören Zustimmung und Kooperation der Parteien und ein praktikables Mandat. Nichts davon existiert im vorliegenden Fall." Der Waffenstillstand sei weder in Sarajewo noch sonst in Bosnien-Herzegowina in Kraft getreten.

Borsellino war Mafia-Killern in Deutschland auf der Spur

MANNHEIM/ROM, 22. Juli (AFP/dpa). Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat am Mittwoch weitere Einzelheiten zu den Ermittlungen des Mafia-Jägers Paolo Borsellino in der Bundesrepublik genannt. Borsellino war am Sonntag in Palermo ermordet worden. Der Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität, Oberstaatsanwalt Ulrich Dietz, sagte am Mittwoch, Borsellino habe gegen "in Deutschland deponierte Mafia-Killer" ermittelt, die hier als Pizza-Bäcker oder Kellner bürgerlichen Berufen nachgingen, um dann von Fall zu Fall im Auftrag der Mafia in Italien zu morden.

Im Fall des 1990 ermordeten sizilianischen Richters Rosario Livantino habe Borsellino einen der in Mannheim inhaftierten mutmaßlichen Täter vom 6. und 9. Juli vernommen. Dietz wollte Informationen aus italienischen Justizkreisen nicht bestätigen, wonach Borsellino am Montag, also einen Tag nach seiner Ermordung, wieder in die Bundesrepublik kommen wollte.

Palermos Bürgermeister widerrief am Mittwoch seinen am Vortag aus Protest gegen den Mord an Borsellino angekündigten Rücktritt. Elf Frauen begannen in Palermo einen Hungerstreik, um den Rücktritt unter anderem des italienischen Innenministers Nicola Mancini zu erzwingen.

Waffenrazzia in Beirut

BEIRUT, 22. Juli (AFP). Die libanesische Armee hat in der Nacht zum Mittwoch in Beirut damit begonnen, Häuser zu durchsuchen und leichte Waffen zu beschlagnahmen. Am 1. Juli hatte die libanesische Regierung alle Bewohner des Landes aufgefordert, innerhalb von 20 Tagen ihre Waffen abzugeben. Wer dieser Aufforderung nicht nachkomme, werde vor Gericht gestellt. Der Appell fand jedoch keinerlei Resonanz.

Wie die pro-syrische Regierung von Ministerpräsident Rachid Solhs erklärte, erfolgt die Entwaffnung wegen der für diesen Sommer geplanten Parlamentswahlen. Außerdem solle auf diese Weise die Rückkehr von Kriegsvertriebenen erleichtert werden. Beide Projekte werden von Damaskus unterstützt.

Drogenboß Escobar entflohen

MEDELLIN, 22. Juli (AFP). Der kolumbianische Drogenboß Pablo Escobar und sein Bruder Roberto sind am Mittwoch aus ihren Zellen geflohen und haben sich in einem Tunnel unter dem Gefängnis von Envigado bei Medellin verschanzt, wie "Radio Caracol" berichtete.

Ein Sohn Roberto Escobars habe sich telefonisch mit dem Sender in Verbindung gesetzt und den Priester Rafael Garcia Herreros aufgefordert, sich für seinen Vater und seinen Onkel einzusetzen. Garcia hatte im vergangenen Jahr zwischen der Regierung und Escobar die Bedingungen ausgehandelt, unter denen der Kokain-Boß bereit war, sich zu stellen. Sein Sohn berichtete, das Gefängnis sei Mittwoch nacht beschossen worden.

Der Nationale Sicherheitsrat hatte am Vortag auf einer Sondersitzung beschlossen, den Chef des kolumbianischen Medellin-Kartells in eine Militärkaserne zu verlegen, da die Haftanstalt umgebaut werde.

Nigeria droht Dozenten

LAGOS, 23. Juli (AFP). Die nigerianische Militärregierung hat am Mittwoch in Abuja das umgehende Verbot der Gewerkschaft der Universitätslehrer verfügt, deren Mitglieder am Montag in einen unbegrenzten Streik getreten waren. Das berichtete der amtliche nigerianische Rundfunk.

Mitgliedern der verbotenen Gewerkschaft der akademischen Mitarbeiter der Universitäten (ASUU) wurde ein Ultimatum von 48 Stunden gesetzt, ihre Lehrtätigkeit wiederaufzunehmen. Andernfalls drohe ihnen die Entlassung, hieß es in der Erklärung des regierenden Militärrats, der am Mittwoch in der nigerianischen Hauptstadt getagt hatte.

Die Odyssee zum Baggersee Unternehmer ließ Straßenverbindung "in Kies verwandeln"

LANGEN. Wenn Volker Müller aus Langen (Kreis Offenbach) mit seiner vierköpfigen Familie ins örtliche Strandbad will, braucht er künftig Geduld. Zwar liegt das Baderevier der Langener Kiesgrube nur einen Sprung von seinem Haus entfernt - doch das nutzt ihm wenig. Seit der örtliche Kiesunternehmer Rudolf Sehring im Mai die einzige direkte Straßenverbindung zum Strandbad wegbaggern ließ, sind es für den Familienvater per Auto rund 14 Kilometer.

"Ganz Südhessen badet in der Langener Kiesgrube - nur die Langener selbst haben davon nichts mehr", klagen Bürger der Stadt. In diesem heißen Sommer ist der Ärger besonders groß. Schließlich finanzieren Langens Bürger das Strandbad mit ihren Steuergeldern - und sehen sich nun vom eigenen kühlen Naß abgeschnitten.

Der Hinweis der Stadt, das Bad sei ja weiterhin über einen Damm zu Fuß oder per Fahrrad erreichbar, tröstet vor allem Familien mit kleinen Kindern wenig. Das sieht Almut Küppers von den örtlichen Grünen allerdings anders: "Langener haben immer noch einen Standortvorteil. Und wenn Familien morgens rechtzeitig losfahren, bekommen sie auch noch einen Parkplatz für ihr Auto."

Außerdem erhoffen sich die Grünen, daß jetzt mehr Langener die Chance nutzen, um aufs Fahrrad umzusteigen. Deshalb fordern sie auch mit Nachdruck gesicherte Fahrradabstellplätze an "ihrem Haussee".

Die Vorgeschichte des Katzenjammers reicht bis in die 70er Jahre zurück. Damals hatte die Stadt in der vagen Hoffnung auf Frankfurt als Austragungsort Olympischer Spiele den Langener Baggersee zu einer vier Kilometer langen Regattastrecke ausbauen wollen.

Die beiden wassergefüllten benachbarten Baggerlöcher - die Ost- und Westgrube - sollten miteinander verbunden werden. Doch die Vorstellung vom Freizeit-Dorado mit Hotels und Ruder-Zentrum fand zusehends weniger Sympathie; 1986 legte die Stadt Langen die Pläne zu den Akten.

Statt dessen favorisierten die Stadtväter eine kleine Lösung: die sogenannte Ostgrube soll in ein Feuchtbiotop und die Westgrube - um 37 Hektar nach Süden erweitert - in einen fast quadratischen Freizeitsee für Schwimmer, Segler und Surfer verwandelt werden.

Der Kiesgruben-Unternehmer wurde in einem Vertrag auf die neuen Pläne festgelegt, seine Schürfrechte im Osten des Baggergeländes begrenzt. Dafür versprach der Magistrat der Firma Sehring, ihr so schnell wie möglich neue Auskiesungsflächen im Süden der Westgrube und die dafür erforderlichen Genehmigungen zu beschaffen.

Doch die Stadt hatte die Rechnung ohne das Regierungspräsidium in Darmstadt gemacht. Wasser- und forstrechtliche Bedenken zogen das 1988 beantragte Verfahren in die Länge. Anfang dieses Jahres war es dann so weit: Das Kiesunternehmen hatte die bis dahin genehmigten Flächen - bis auf eine kleine Restfläche - ausgebeutet. Und auf der führte ausgerechnet die Zufahrtsstraße entlang.

Als schließlich bis Februar die Darmstädter Beamten immer noch über den Genehmigungsunterlagen brüteten, riß dem Kiesunternehmer der Geduldsfaden: Er ließ die Straße sperren und "verwandelte sie in Kies", wie es in einer städtischen Mitteilung heißt.

"Herr Sehring hatte dazu das Recht", betont Stadtbauamtsleiter Peter Krentscher. In der Tat: Allerdings ging man davon aus, daß er davon erst im nächsten Jahrtausend Gebrauch machen würde. Denn erst dann hat Langen im Südteil der Grube sein eigenes Strandbad, kann also auf die Zufahrt zum alten Strandbad verzichten. Auf die Idee, die Firma Sehring in diesem wichtigen Punkt vertraglich zu binden, kam man offenbar nie. lhe/dok

ÖTV trennt sich von Burkard Müller

OFFENBACH. Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) und ihr Geschäftsführer der Kreisverwaltung Offenbach, Burkard Müller, haben sich mit sofortiger Wirkung und in "beiderseitigem Einvernehmen" getrennt. Anlaß waren "Differenzen im Zusammenhang mit der Auszahlung von Streikgeldern", die die ÖTV "zum Handeln gezwungen" hätten, erklärte am Mittwoch der stellvertretende Bezirksleiter der ÖTV-Hessen, Gerold Schaub.

Zur Höhe des Schadens und wo das fehlende Geld aus der Streikkasse geblieben ist, wollte Schaub sich auf Anfrage nicht äußern. Es handele sich um eine "beachtliche Summe", deren Fehlen am vergangenen Freitag aufgefallen sei. Über das Wochenende habe die Revisionsabteilung der Stuttgarter Gewerkschaftszentrale den Fall geprüft, am Montag sei daraufhin das Arbeitsverhältnis mit Müller "einvernehmlich" aufgelöst worden. Die Unregelmäßigkeiten habe "nur Müller zu verantworten". Der entstandene Schaden werde beglichen.

Der 41jährige Müller, der 18 Jahre für die ÖTV arbeitete, war seit zehn Jahren Geschäftsführer der Kreisverwaltung Offenbach mit 6500 Mitgliedern. Eine Entscheidung über die Nachfolge Müllers ist noch nicht gefallen, seine Aufgaben nimmt zunächst kommissarisch Gerold Schaub wahr. lhe/lz

Unter dem Zeltlager "metallische Gegenstände"

DARMSTADT. Das Ende Mai in Darmstadt vorsorglich aufgeschlagene Zeltlager für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina wird bis Anfang August wieder abgebaut. Der Grund: Die oberste Schicht des Geländes müsse abgetragen werden, um zu klären, ob der Boden unter der Zeltstadt Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg berge, teilte das Regierungspräsidium Darmstadt am Mittwoch mit. Ein neuer Platz für das Lager sei noch nicht gefunden.

Die Zelte mit Raum für 450 Menschen stehen auf einem früheren Kasernengelände, das heutzutage unbebaut ist und dem Land Hessen gehört. Bislang wurde jedoch noch kein einziger Flüchtling dort eingewiesen. Nachdem im Juni eine Phosphorbombe auf dem Gelände gefunden worden war, untersuchte der Kampfmittelräumdienst den Boden und stellte fest, daß er zahlreiche metallische Gegenstände enthält. Die bereits angeordnete Belegung mit 50 Asylbewerbern wurde in letzter Minute gestoppt.

Nach Auffassung des Regierungspräsidiums ist es unwahrscheinlich, daß Bomben oder Munition unter den Zelten liegen. Ganz ausschließen könne dies jedoch nur eine genaue Untersuchung. lhe

Baurecht kann Kinocenter in Sulzbach nicht stoppen

Der Landrat des Main-Taunus-Kreises, Jochen Riebel, sieht keine Möglichkeit, das geplante Kinocenter im Main-Taunus-Zentrum für 3800 Besucher mit Hilfe des Baurechtes zu verhindern. Riebel sagte am Mittwoch, das Baurecht sei kein Hebel, um gesellschaftspolitische Fragen zu lösen.

Im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen seien zwei Bauvoranfragen des Investors positiv entschieden worden, berichtete der Landrat. Damit habe sich die Rechtsposition des Investors verfestigt. Wenn nach dem Grundsatz der Baufreiheit im Rahmen der bestehenden Vorgaben verfahren werde, gebe es keine Gründe, das Projekt abzulehnen. Entstehende Konkurrenzen und Einflüsse des Kinocenters auf die Kinokultur könnten im baurechtlichen Verfahren nicht berücksichtigt werden.

Riebel räumte ein, daß die Baubehörde des Kreises dem Projekt nicht zustimmen werde, wenn die betroffene Gemeinde Sulzbach sich dagegen ausspreche. Die unausweichlichen Regreßforderungen des Investors müßten dann aber auch an die Gemeinde gerichtet werden. Der Investor plant ein sogenanntes Kinodrom mit zwölf Lichtspieltheatern. Dagegen wehren sich vor allem die örtlichen Kinobetreiber, aber auch von den Inhabern Frankfurter Lichtspielhäuser und aus dem Römer hatten sich kritische Stimmen erhoben. lhe

Mann bei Groß-Gerau von ICE überrollt und getötet

GROSS-GERAU. Ein Mann ist am Mittwoch bei Groß-Gerau von einem Hochgeschwindigkeitszug ICE überfahren und getötet worden. Der Mann sei auf einem kleinen Bahnübergang von dem Zug erfaßt worden, berichtete die Polizei in Groß-Gerau am Mittwoch.

Der ICE kam aus München und war auf dem Weg nach Hamburg. Fahrgäste kamen nach ersten Informationen der Bundesbahn nicht zu Schaden. lhe

Kinkel rechtfertigt Adria-Einsatz

BONN, 22. Juli (Reuter/dpa). Außenminister Klaus Kinkel (FDP) hat zum Auftakt der Bundestagssondersitzung zur Lage im einstigen Jugoslawien am Mittwoch die umstrittene Teilnahme der Bundeswehr am NATO-Adria-Einsatz als rechtmäßigen deutschen Beitrag zur internationalen Friedenspolitik gerechtfertigt. Die Aktion sei politisch geboten und verstoße nicht gegen das Grundgesetz, hielt Kinkel in seiner Regierungserklärung der SPD entgegen, die den Einsatz für verfassungswidrig hält und das Bundesverfassungsgericht anrufen will.

Der NATO-Einsatz zur Überwachung des UN-Embargos gegen Serbien und Montenegro bewege sich "unterhalb des Einsatzes von Blauhelm-Soldaten", sagte Kinkel. Die Bundesregierung halte ihn für verfassungs- und völkerrechtskonform. Eine Beteiligung der Bundesmarine sei auch aus politischen Gründen wichtig. Damit stelle Deutschland seine Bündnisfähigkeit unter Beweis und leiste einen "konstruktiven und aktiven Beitrag" zur Durchsetzung der UN-Beschlüsse. Er begründete die deutsche Pflicht zu stärkerem internationalen Engagement auch mit der gewachsenen Verantwortung der Bundesrepublik nach der Vereinigung und der jüngsten deutschen Vergangenheit.

"Die Periode der nationalsozialistischen Diktatur mit einem menschenverachtenden und zerstörerischen Regime und das Unrechtsregime anderer Prägung in der früheren DDR begründen geradezu eine besondere Verpflichtung für die deutsche Außenpolitik, sich aktiv im internationalen Rahmen für Frieden und Menschlichkeit einzusetzen", sagte er.

Kinkel widersprach auch dem SPD- Vorwurf, die Regierung habe mit ihrer Entscheidung für eine Teilnahme der Bundeswehr das Parlament übergangen. Die Entscheidungsgewalt liege bei der Bundesregierung. Dennoch habe er vor dem Beschluß die SPD konsultiert, und im Außen- und Verteidigungsausschuß sei die Aktion besprochen worden. Er sagte, bei der Aktion gehe es nicht um die Demonstration militärischer Macht, sondern um einen "Beitrag zur Stärkung der Instrumente der kollektiven Friedenssicherung".

Kinkel nannte die serbische Führung als Hauptverantwortlichen für die Kämpfe und räumte ein, daß die traditionellen Instrumente der internationalen Friedens- und Sicherheitspolitik nicht ausreichten, um den Krieg zu beenden. Er bekräftigte die Bereitschaft zu weiterer humanitärer Hilfe und appellierte abermals eindringlich an die EG-Partner, ebenfalls Flüchtlinge aus den umkämpften Gebieten aufzunehmen.

Als erster Sprecher nach Kinkel übte SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose heftige Kritik an dem Einsatz der Bundesmarine in der Adria. Die Überwachungsmission von WEU und NATO helfe den Menschen im früheren Jugoslawien überhaupt nicht. Etwaige Verletzungen des Embargos über See könnten auch anders kontrolliert werden, etwa durch den Einsatz von Satelliten oder die Nachrichtendienste. Im übrigen komme der meiste Nachschub in das Bürgerkriegsgebiet über Land, vermutlich auch von Griechenland.

Klose verteidigte die Entscheidung der SPD, wegen des Bundeswehreinsatzes eine Sondersitzung des Bundestages herbeizuführen. Es gehe hier um eine wichtige Frage, deren Klärung nicht "ohne das Parlament am Bundestag vorbei erfolgen" dürfe. Auch habe man nicht bis zum Ende der Sommerpause warten können, weil die Ereignisse ebenfalls nicht warteten. Mitwirken müsse das ganze Parlament und nicht nur einzelne Parlamentarier.

Als wichtigste Frage bezeichnete es Klose, wie man den Menschen im ehemaligen Jugoslawien helfen könne, wo die Lage entsetzlich sei und Völkermord verübt werde. Die Bundesregierung sollte bei den Vereinten Nationen darauf dringen, daß der Tatbestand des Völkermordes völkerrechtlich festgestellt werde. Vielleicht werde es die Verantwortlichen beeindrucken, wenn sie wüßten, daß sie irgendwann für ihre Untaten verantwortlich gemacht werden. Beschämend nannte es Klose, daß die Europäer keine Vereinbarung über die Aufnahme der Flüchtlinge zustande gebracht haben. Es reiche auch keinesfalls aus, daß die Bundesregierung 5000 Flüchtlinge aufnehmen wolle. Klose forderte, bei der Bevölkerung in der Bundesrepublik dafür zu werben, daß diesen Menschen geholfen werden müsse.

Klose forderte Bundeskanzler Helmut Kohl auf, vor der Öffentlichkeit klarzustellen, ob er für ein militärisches Eingreifen in Jugoslawien sei. Während der Kanzler dies in früheren Äußerungen ausgeschlossen habe, machten sich nunmehr Unionspolitiker wie Bundesminister Carl-Dieter Spranger sowie die Abgeordneten Karl Lamers und Johannes Gerster für Militäreinsätze stark.

Klose erklärte, die verfassungspolitische Übereinstimmung, daß die Bundeswehr nur zu Verteidigungszwecken und nicht zu Militäreinsätzen jenseits des Verteidigungsauftrags da sei, bestehe offenbar nicht mehr. Die Regierung weiche davon ab und wolle in der aktuellen Situation Fakten schaffen und die Grauzone ausdehnen. Dies könne die Opposition jedoch nicht zulassen.

Auch für die Regierung müsse es unerträglich sein, Soldaten in einen Einsatz zu schicken, von dem nicht eindeutig gesagt werden könne, daß er verfassungsrechtlich zulässig ist.

"Die Bundeswehr ist eine Verteidigungsarmee und keine Interventionsarmee", sagte Klose unter dem Beifall seiner Fraktion. Dies machten auch die NATO- und WEU-Verträge klar, bei denen es sich ausschließlich um Verteidigungsbündnisse handele.

Für seine Auffassung und gegen die Regierungslinie zitierte der SPD-Oppositionsführer auch den früheren Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher, der auf seinem Abgeordnetenplatz zwischen den FDP-Parlamentariern saß. Klose warf der Regierungskoalition vor, auch in den eigenen Reihen kein Einvernehmen in dieser Frage zu haben.

In seiner von der SPD-Fraktion mit lang anhaltendem Beifall bedachten Rede warf Klose der Bundesregierung vor, sie wolle scheibchenweise eine fundamentale Veränderung der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik vornehmen, ohne dies klar und deutlich zu sagen. Die SPD sei durchaus bereit, über eine neue Orientierung in einer veränderten Welt ernsthaft mit der Regierung zu diskutieren. Sie werde es aber nicht akzeptieren, wenn ohne das Parlament und am Parlament vorbei der Kurs gewechselt werden solle.

Als Beispiel dafür, wie wenig die Regierung es mit den Rechten des Parlaments ernst nehme, nannte Klose den Zeitpunkt des Einsatzes der Bundesmarine. Der Einsatz habe ohne zeitliche Not am letzten Donnerstag um acht Uhr begonnen, obwohl die gemeinsame Sitzung des Auswärtigen und des Verteidigungsausschusses um elf Uhr am selben Tag angesetzt gewesen sei. Dies sei eine Brüskierung des gesamten Bundestages.

Stolpe mahnt Parteien zum Umdenken

BERLIN, 22. Juli (Reuter). Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat die Parteien zum Umdenken ermahnt. Dies sei nicht nur zur Bewältigung der Probleme beim Aufbau in den neuen Ländern nötig, sagte Stolpe in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Berliner Zeitung. Er halte die Kritik von Bundespräsident Richard von Weizsäcker an den Parteien für gerechtfertigt. Mit Fragen, die für die Bürger wichtig seien, beschäftigten sie sich nur am Rande. Das gelte auch für die SPD, sagte Stolpe.

Technische EG-Hilfe für die Ukraine

MOSKAU, 22. Juli (Reuter). Die Europäische Gemeinschaft hat ein Abkommen über technische Hilfe für die Ukraine unterzeichnet. Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur ITAR-TASS sind Hilfen für die Bereiche Industrie, Bau, Verkehrswesen, Landwirtschaft und Finanzdienstleistungen vorgesehen.

Drohungen lassen Irak kalt UN-Inspektoren müssen "Wache" vor Ministerium aufgeben

NEW YORK, 22. Juli (Reuter/AP). Auch die Androhung eines militärischen Schlages hat Irak bislang nicht dazu bewogen, eine Durchsuchung des Agrarministeriums in Bagdad durch UN-Inspekteure zuzulassen. Selbst eine Bombardierung irakischer Ziele werde sein Land nicht zum Einlenken veranlassen, sagte Iraks Botschafter bei den Vereinten Nationen (UN) Amir el Anbari am Dienstag abend in New York. Der UN-Sicherheitsrat hatte Irak am Vortag mit "tragischen Konsequenzen" gedroht, falls sich Bagdad nicht kooperativ zeige. Am Mittwoch schlossen auch die USA militärische Aktionen nicht mehr aus. Der Sprecher des Weißen Hauses, Marlin Fitzwater, sagte in Washington: "Wir schließen keine Option aus, auch nicht die Anwendung von Waffengewalt." Seiner Ansicht zufolge ist dazu keine neue UN-Resolution erforderlich.

Anbari sagte, der Abwurf von einer oder zwei Bomben auf Bagdad oder andere Städte würde nichts an der Haltung seines Landes ändern. Ohne die Mitarbeit der irakischen Regierung könne der Sicherheitsrat nicht viel ausrichten.

Die irakische Regierungszeitung "El Thaura" schrieb zu dem Konflikt: "Als Amerika die Armee des Bösen gegen Irak mobilisierte, scheiterte es und gewann nichts. Kann es jetzt etwas gewinnen, da es machtlos und unfähig ist, einen einzigen Soldaten zu mobilisieren?"

Irak ist nach den Waffenstillstandsbedingungen des Golf-Kriegs verpflichtet, seine Massenvernichtungswaffen unter UN-Aufsicht zu zerstören und die Rüstungsprogramme offenzulegen. Bagdad bestreitet den Vorwurf, im Agrarministerium gebe es Unterlagen über die Raketen- und C-Waffen-Produktion und verweigert den Inspekteuren den Zutritt.

Seit mehreren Tagen gingen Protestierer gegen die "Belagerer" vor, bewarfen die Autos mit Steinen und schlitzten die Reifen auf. Der Leiter des UN-Überwachungsprogramms, Rolf Ekeus, hatte die Lage als bedrohlich bezeichnet. Die Regierung habe mitgeteilt, daß sie die Sicherheit der Inspektoren nicht mehr gewährleisten könne. Daraufhin habe man entschieden, die Aktion vor dem Ministerium abzubrechen.

Kroatien und Bosnien bilden Militärpakt

ZAGREB/SARAJEWO, 22. Juli (Reuter/ AP). Kroatien und Bosnien-Herzegowina haben den gemeinsamen Kampf gegen die Serben für den Fall vereinbart, daß die internationalen Bemühungen um Frieden im früheren Jugoslawien erfolglos bleiben. Die Präsidenten beider Staaten, Franjo Tudjman und Alija Izetbegovic, unterzeichneten am Dienstag abend in Zagreb eine Vereinbarung über eine Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung, Wirtschaft, Kultur und Justiz. In dem Abkommen heißt es, beide Staaten würden alle nötigen Formen der militärischen Zusammenarbeit einleiten, um die Bedrohung durch die Serben "endgültig zurückzuschlagen". Beide Länder würden ihre "Operationen" koordinieren, um die Gefahr, die Kroatien und Bosnien bedrohe, abzuwehren.

Ferner wird in dem Dokument festgelegt, daß die Einheiten der bosnischen Kroaten Teil der Streitkräfte Bosnien- Herzegowinas sind. Tudjman und Izetbegovic wollten damit offenbar Konflikte zwischen der von Moslems dominierten bosnischen Regierung und den Kroaten in Bosnien-Herzegowina entschärfen.

An die Vereinten Nationen, die USA und die Europäische Gemeinschaft erging der Appell, wirksame Maßnahmen zu unternehmen, um die Aggression zu stoppen. Außerdem nahmen beide Staaten volle diplomatische Beziehungen auf. Ihren Bürgern erlauben sie die Doppelstaatsangehörigkeit.

In der Nacht zum Mittwoch wurde in Sarajewo erneut heftig gekämpft. Auch die von serbischen Einheiten belagerte Stadt Gorazde wurde wieder beschossen.

(Weiterer Bericht auf Seite 2 und Kommentar auf Seite 3)

Streit um Grenzverlauf

MOSKAU, 22. Juli (Reuter). Rußland hat vier neue Zollstationen an seiner Grenze zu Estland eingerichtet, deren Verlauf zwischen beiden Ländern umstritten ist. In einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur ITAR-TASS vom späten Dienstag abend wurde der Schritt damit begründet, der illegale Warenfluß solle auf diese Weise unterbunden werden. Die estnische Nachrichtenagentur ETA meldete, russische Truppen seien widerrechtlich zur Bewachung der einseitig von der früheren Sowjetunion festgelegten Grenze abgestellt worden.

Estland beruft sich auf ein Grenzabkommen von 1920, in dem der Republik Gebiete um St. Petersburg und Pskow zugesprochen wurden, die aber später an die Sowjetunion fielen. Der Grenzstreit zwischen Rußland und dem seit vergangenen August unabhängigen Estland belastet seit mehreren Wochen die Beziehungen beider Länder zueinander.

Kein Kies für Ostdeutsche

KARLSRUHE, 22. Juli (Reuter). Rund 65 000 Eigentümer von Kiesgrundstücken dürfen in den neuen Ländern ihren Kiessand nicht selbst fördern, sondern müssen weiterhin zusehen, wie die Treuhandanstalt das Recht der Kiesförderung an Dritte vergibt. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe lehnte am Mittwoch die Verfassungsbeschwerden zahlreicher Betroffener als unzulässig ab (Az: 1 BvR 1028/91).

Die Eigentümer wurden zunächst auf den Rechtsweg vor die zuständigen Fachgerichte verwiesen. Dort solle die Eigentumsfrage und die Praxis der Kiesverwertung in der früheren DDR geprüft werden. Auch eine einstweilige Verfügung, um die Fördervergabe an Dritte zu verhindern, müßten die betroffenen Kiesgrubenbesitzer zunächst vor den Fachgerichten beantragen.

Keine UN-Hilfe an Rote Khmer

NEW YORK, 23. Juli (Reuter). Die kommunistischen Roten Khmer werden bis auf weiteres von den internationalen Hilfen für Kambodscha ausgeschlossen. Der UN-Sicherheitsrat beschloß in New York einstimmig, den Rebellen solange keine Unterstützung zu gewähren, bis sie das Friedensabkommen für Kambodscha einhielten. Westliche Geberländer haben 1,3 Milliarden Mark für den Wiederaufbau des südostasiatischen Landes bereitgestellt. Die Roten Khmer weigern sich bislang, ihre Verbände zu entwaffnen.

In einer Resolution forderte der Sicherheitsrat UN-Generalsekretär Butros-Ghali und den Leiter der UN-Verwaltung in Kambodscha, Yasushi Akashi, auf, dafür zu sorgen, daß der Hilfe-Stopp eingehalten wird. Die Roten Khmer werden in der Resolution nicht ausdrückluch beim Namen genannt, offensichtlich mit Rücksicht auf den früheren Verbündeten im kambodschanischen Bürgerkrieg, die Volksrepublik China.

Autotitel unter Druck

FRANKFURT A. M. (FR). An den bundesdeutschen Aktienmärkten haben die Kurse gestern wieder deutlich nachgegeben. Verstärkt wurde der Druck auf die Standardwerte durch die Bekanntgabe der auch im Juni wieder kräftig expandierten Geldmenge. Der Deutsche Aktienindex (DAX) fiel um 31,55 auf 1628,22 Punkte und schloß damit nahe seinem Tagestief.

Der Markt reagiere augenblicklich sehr sensibel und nervös, meinte ein Händler in Frankfurt, Tendenzen seien schwer vorherzusagen. Die weitere Entwicklung hänge jetzt von den Inflationszahlen und der Deutschen Terminbörse ab. "Die Börse ist derzeit eher was für Spieler als für Kleinanleger." Unter besonderem Druck standen die Autowerte wegen der am Dienstag vom Kraftfahrt-Bundesamt bekanntgegebenen geringeren Zahl von Neuzulassungen. Daimler fielen um 14 Mark. BMW büßten 5,50 und VW 9,90 Mark ein.

In der Gruppe der Finanzwerte sanken Deutsche um 13,10, Dresdner um 2,50 und Commerzbank um vier Mark. Allianz verbuchten 38 Mark weniger.

Von den Konsumwerten notierten Karstadt sechs und Horten drei Mark niedriger. Asko hingegen kletterten um fünf Mark.

Negativ fielen Linde auf, die um 20 Mark einbrachen.

Der Rentenmarkt präsentierte sich insgesamt in freundlicher Verfassung. Die Kurse der öffentlichen Anleihen stiegen um bis zu 0,20 Mark. Die Durchschnittsrendite gab auf 8,40 (8,41) Prozent nach. Die Bundesbank verkaufte Titel im Nennwert von 168,3 Millionen Mark.

Mandela Ehrendoktor der Uni Teheran

NIKOSIA, 22. Juli (Reuter). ANC-Präsident Nelson Mandela ist am Mittwoch mit der Ehrendoktorwürde der Universität Teheran ausgezeichnet worden. Radio Teheran berichtete, damit sei diese Ehrung erstmals seit der Islamischen Revolution von 1979 wieder an einer iranischen Universität vergeben worden.

EG-Bürgern wählen erlaubt

MADRID, 22. Juli (Reuter). Der spanische Kongreß (Unterhaus) hat am Mittwoch einstimmig eine Verfassungsänderung gebilligt, um den Maastrichter Vertrag über eine Politische Union umzusetzen. Nach der Änderung werden in Spanien lebende Bürger der Europäischen Gemeinschaft (EG) an Kommunalwahlen teilnehmen können. Die Vorlage wird am 30. Juli im Senat beraten.

Kräftiger Schluck aus der Pulle Nestlé nun auch Weltmarkt-Führer im Tafelwasser-Geschäft

Nestlé ist nicht nur der größte Nahrungsmittelkonzern der Welt, sondern gilt jetzt auch als weltweit führende Gruppe im Geschäft mit Tafelwasser. Mit der von der EG-Kommission genehmigten Übernahme der französischen Source Perrier (Marken Perrier und Contrexeville) und den schon zu Nestlé gehörenden anderen Firmen der Branche haben die Schweizer "eine gewichtige Marktstellung in Europa erworben", wie sie in aller Bescheidenheit selbst einräumen.

Allerdings verband Brüssel seine Erlaubnis mit Auflagen. So müssen die Eidgenossen einige französische Quellen als Gesamtpaket an einen Konkurrenten verkaufen. Im einzelnen sind dies Vichy, Thonon, Pierval und Saint Yorré. Wer sie bekommt, steht noch nicht fest. Außerdem war schon vorher klar, daß die Perrier-Marke Volvic an den französischen Lebensmittelriesen BSN geht.

Für Branchenkenner liegt die Entscheidung der EG-Kommission "im Rahmen der Erwartungen". "Die großen, wichtigen Kernpunkte der Akquisition, die ,grüne Flasche' Perrier und Contrexeville, können behalten werden", bilanziert Wolfgang Kirchmayr, Analyst des Schweizerischen Bankvereins. Diese beiden kamen im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von rund 2,7 Milliarden Franc (umgerechnet 780 Millionen Mark). Nestlé gewinne durch die Transaktion nicht nur in Frankreich, sondern vor allem auch in den USA und Großbritannien eine starke Position.

Die Basler Bank Sarasin rechnet bei Nestlé im laufenden Jahr mit einer Steigerung des Gewinns um 13 Prozent. 1991 war bei 50,5 Milliarden Franken Umsatz ein Profit von knapp 2,5 Milliarden hängengeblieben. Dabei schlugen außerordentliche Aufwendungen wegen gewisser Bereinigungen mit 504 Millionen negativ zu Buch. Auch die Genfer Bank Pictet erblickt "ausgezeichnete Perspektiven". Dank der Markenartikelpolitik sollte Nestlé "trotz zunehmender Konzentration in der Nahrungsmittelindustrie in der Lage sein, die Gewinnmargen auf einem hohen Niveau" zu halten. Vorstandschef Helmut Maucher hatte schon vor einiger Zeit angekündigt, den Konzern bis Anfang des nächsten Jahrhunderts durch Akquisitionen und internes Wachstum auf einen Umsatz von 100 Milliarden Franken zu bringen. rtr

Panne in litauischem AKW

WILNA, 23. Juli (Reuter/D). In einem litauischen Atomkraftwerk hat sich, wie am Mittwoch bekanntgegeben wurde, am Montag ein Zwischenfall ereignet. Angaben der litauischen Behörden zufolge traten dabei Stickstoff und Helium, aber keine radioaktiven Stoffe aus. In der Umgebung des Kraftwerks Ignalia an der Grenze zu Weißrußland sei keine erhöhte Radioaktivität registriert worden. Das russische Fernsehen hatte zuvor berichtet, es seien radioaktive Substanzen in einem "unbedeutenden" Umfang freigesetzt worden.

Litauens Amt für Zivilverteidigung teilte mit, das Leck in einem Reaktor des Kraftwerks sei innerhalb von 40 Minuten unter Kontrolle gewesen.

Serbien schränkt die Bürgerrechte ein

BELGRAD, 23. Juli (Reuter/dpa). Nach den Demonstrationen gegen Präsident Slobodan Milosevic will die serbische Regierung nun das Versammlungsrecht einschränken. Außerdem plant sie die Verstaatlichung des größten serbischen Medienverlages.

Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug meldete, durch das am Mittwoch beschlossene Gesetz erhielten die Behörden das Recht, Versammlungen zu verbieten, deren Ziel es sei, die Verfassungsordnung gewaltsam zu verändern. Dies gelte auch für Demonstrationen, durch die die territoriale Integrität und die Unabhängigkeit Serbiens untergraben oder nationalistischer, religiöser oder ethnischer Haß provoziert werden sollten.

Das neue Versammlungsgesetz, das laut Tanjug am Donnerstag vom Parlament verabschiedet werden sollte, verbietet Demonstrationen an Orten, wo sie den Verkehr stören oder Gefahren für Gesundheit, die öffentliche Moral oder die Sicherheit von Personen und Sachwerten heraufbeschwören könnten. Beobachtern zufolge zielt das Gesetz darauf, eine Wiederholung der regierungsfeindlichen Kundgebungen Ende Juni und Anfang Juli zu verhindern. Dabei hatten mehrere hunderttausend Menschen den Rücktritt Milosevics sowie Pressefreiheit gefordert. Der größte serbische Zeitungsverlag Politika in Belgrad hat sich dem Versuch der Regierung widersetzt, das Unternehmen zu verstaatlichen. "Das ist ein Medienskandal von europäischem Ausmaß", protestierten die Mitarbeiter des Verlages in einer am Donnerstag in der Zeitung abgedruckten Darstellung. "Das ist ein Angriff auf die Informationsfreiheit." Die Regierung will im Parlament das neue Gesetz im Schnellverfahren durch ihre alleinregierenden Sozialisten verabschieden lassen, so daß es schon am 1. August in Kraft treten könnte. EG sucht Abstimmung mit UN

NEW YORK/HAMBURG (Reuter/dpa). Der britische Außenminister Douglas Hurd hat die Kontrolle der schweren Waffen im Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina als entscheidend für eine Friedenslösung bezeichnet. Hurd sagte am Mittwoch abend nach einem Treffen mit dem Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Ghali, in New York, sie hätten darüber gesprochen, wie man die Bemühungen der UN und der Europäischen Gemeinschaft (EG) im Jugoslawien-Konflikt koordinieren könne, ohne daß es "Überraschungen und Mißverständnisse" gebe. Ghali hatte sich wenige Stunden zuvor gegen die Überwachung der schweren Waffen in Bosnien durch UN-Truppen ausgesprochen.

Die Kontrolle der schweren Waffen durch die UN-Soldaten in Bosnien ist in einem Abkommen vorgesehen, auf das sich die Konfliktparteien unter EG-Vermittlung am vergangenen Freitag geeinigt hatten. Eine gleichzeitig vereinbarte Feuerpause wurde bislang jedoch nicht beachtet.

Der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok hat eine Initiative seiner Fraktion im Straßburger Europa-Parlament zur Lösung des Flüchtlingsproblems in Jugoslawien angekündigt. In der nächsten Woche wolle seine Fraktion in einer Sondersitzung des Außenpolitischen Ausschusses und des Sozialausschusses durchsetzen, daß jedes Land der EG ein bestimmtes Kontingent an Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien aufnimmt, sagte der Politiker am Donnerstag im Fernsehsender Sat 1. Es sei nicht hinnehmbar, daß einige EG-Staaten sich aus der Solidarität verabschiedeten. Konkret richtet Brok diesen Vorwurf an Großbritannien, Spanien und Frankreich.

Die Deutschen könnten mit der Aufnahme der 5000 Flüchtlinge nicht viel ausrichten - die Zahl sei nicht ausreichend. Aber um der deutschen Bevölkerung die vorübergehende Aufnahme von Flüchtlingen erklärbarer zu machen, müßten auch alle anderen EG-Staaten entsprechend ihrer Größe und ihrer Möglichkeit Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien aufnehmen. Kampf um Gorazde hält an

SARAJEWO (Reuter). Der Kampf um die von serbischen Verbänden eingekesselte Stadt Gorazde im Osten Bosnien-Herzegowinas hält an. Der Bürgermeister von Gorazde berichtete nach UN- Angaben, die Nahrungsvorräte in der Stadt reichten nur noch für 48 Stunden. Gorazde stehe vor der Kapitulation. In der ostbosnischen Stadt sind 70 000 Menschen eingeschlossen, darunter zahlreiche Flüchtlinge und Kinder.

In den übrigen Landesteilen der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik flauten die Kämpfe offenbar ab. UN-Sprecher Mik Magnuson teilte mit, in Sarajewo sei es am Mittwoch abend ungewöhnlich ruhig gewesen. Es gebe nur vereinzelte Schußwechsel. Berichte über den Einsatz von Artillerie lägen jedoch nicht vor. Laut Magnuson brachten UN-Truppen erstmals Hilfgüter in die von Serben bewohnten Vororte Grbavica und Vrace.

Effenberg und Laudrup sind in Florenz gemeinsam stark Zwei wie Pech und Schwefel Konkurrenzkampf im 28-Mann-Kader wird extrem hart

Schon kurz nachdem das Team von Fiorentina im malerischen 1500-Seelen- Ort Andalo in der Provinz Trient sein Trainingslager bezog, kursierten bezeichnende Bilder: Stefan Effenberg und sein dänischer Kumpel Brian Laudrup, beide 23 Jahre alt, im Synchronsprung nach dem Ball. Auch morgens vom Hotel zum Trainingsgelände schlendern die beiden Fußballnationalspieler aus Deutschland und Dänemark locker gekleidet stets gemeinsam. Zwei wie Pech und Schwefel im Land, wo die Zitronen blühn.

Zusammen gingen die beiden Stars im Unfrieden vom FC Bayern München über die Alpen auf den Apennin. Einig sind sie sich schon nach kurzer Zeit über die guten Verhältnisse beim italienischen Erstligisten AC Florenz - auch wenn der Konkurrenzkampf im 28-Mann-Kader von Trainer Gigi Radice extrem hart wird.

Nur drei Spieler des letztjährigen Teams werden voraussichtlich den Sprung in die erste Mannschaft schaffen. Acht sind neu, außer dem Deutschen und dem Dänen stehen mit den Argentiniern Batistuta und Lattore sowie den Brasilianern Mazinho und Dunga bereits vier Ausländer unter Vertrag.

Bange um den eigenen Platz ist Effenberg aber nicht: "Ich glaube, daß der Trainer meine Spielweise kennt und schätzt." Am liebsten würde der lange Blonde im offensiven Mittelfeld hinter den Spitzen spielen, so wie er es von München gewohnt war. Doch "Effe" gelobt brav Gehorsam: "Natürlich werde ich da spielen, wo der Trainer mich einsetzt."

Daß er zum Zuge kommt, daran hat auch Laudrup keinen Zweifel. Er wird vor Ort längst als "der Mann der Phantasie" gepriesen, sei "der neue Antognoni", die frühere Idolfigur der Florentiner. Da paßt es Laudrup ganz gut, daß Radice, der einen konservativen Fußball mit Mann- statt Raumdeckung spielen läßt, gleich viel mit dem Ball trainieren läßt. "Ich hatte mir nach den Warnungen von Kollegen alles härter vorgestellt", erklärt der Däne zufrieden.

Während Effenberg mit Frau Martina und den beiden Kindern Nastassja und Etienne-Noel bereits ein komfortables Haus außerhalb von Florenz bezogen hat, sich aber an den Namen der Gegend aus dem Stegreif nicht erinnern kann, haben die Laudrups (Ehefrau Mette und Sohn Nicolai) schon sehr wohl ein wenig Ortskunde betrieben: Nur 80 Kilometer entfernt von Florenz liegt Montalcino, hat Gourmet und Weinliebhaber Brian ermittelt. Dort wächst der berühmte Brunello- Rotwein. sid

TENNIS

GRAND-PRIX-TURNIER in Toronto (1,295 Millionen Dollar), Einzel, zweite Runde: Kühnen (Bamberg) - Rostagno (USA/Nr. 7) 7:5, 3:6, 7:5, Krickstein (USA/Nr. 4) - Thoms (Hannover) 6:4, 6:3, Korda (CSFR/Nr. 1) - Weiss (USA) 6:4, 6:4, Agassi (USA/Nr. 2) - Nestor (Kanada) 6:1, 6:3, Lendl (USA/Nr. 3) - Martin (USA) 6:3, 6:2, J. McEnroe (USA/Nr. 5) - Grabb (USA) 6:1, 6:1, Washington (USA/Nr. 6) - Connell (Kanada) 4:6, 7:6 (7:4), 6:1, Mansdorf (Israel/Nr. 8) - Adams (USA) 6:3, 6:4, Masur (Australien/Nr. 10) - Pearce (USA) 4:6, 6:4, 6:1, Richey Reneberg (USA/Nr. 15) - Lavalle (Mexiko) 6:2, 6:3, Risedski (Kanada) - Bryan (USA) 6:4, 6:3, Pridham (Kanada) - Stoltenberg (Australien) 6:7 (3:7), 7:6 (7:3), 6:4, Holm (Schweden) - (Stolle (Australien) 7:6 (8:6), 6:3, Curren (USA) - Bloom (Israel) 6:4, 6:3, Stark (USA) - Witsken (USA) 6:4, 7:5.

Doppel, erste Runde: Curren/Muller (USA/ Südafrika) - Mronz/Kühnen (Leverkusen/ Bamberg) 6:3, 6:2, Lavalle/Wheaton (Mexiko/ USA) - Pearce/Talbot (USA/Südafrika) 7:6 (7:4), 7:6 (8:6), Stolle/Stoltenberg (Australien) - Beckman/Dyke (USA/Australien) 7:6 (7:5), 6:2, Borwick/Youl (Australien) - Jensen/Warder (USA/Australien) 7:5, 3:6, 6:1, Cannon/Van Emburgh (USA) - Garnett/Montana (USA) 6:4, 7:6 (7:4).

SEGELFLIEGEN

EUROPAMEISTERSCHAFT der FAI-Klassen in Bäkäscaba/Ungarn, Zwischenwertung nach dem 3. Wertungstag, Standardklasse: 1. Triebel (Selb) 2146 Punkte, 2. Kepka (Polen) 2103, 3. Mallick (Frankreich) 2080, . . . 6. Fischer (Hilden) 2044), . . . 9. Weiß (Friedrichsruhe) 2010, . . . 34. Petzold (Ludwigsfelde) 1458), . . . 39. Kühl (Eisenhüttenstadt) 1335.

15-Meter-Rennklasse: 1. Gerbaud (Frankreich) 2248, 2. Napoleon (Frankreich) 2239, 3. Guraly (Ungarn) 2196, . . . 10. Ziegler (Aalen) 1836, . . . 12. Lindemann (Berlin) 1702.

Offene Klasse: 1. Selen (Niederlande) 2829, 2. Wujczak (Polen) 2781, 3. Holighaus (Kirchheim/ Teck) 2777, . . . 5. Laur (Stuttgart) 2688.

Olaf Thon will bei den Bayern Libero spielen Helmer wundert sich weiter Erfüllung eines Jugendtraums / Keine Auslandsfreigabe

Der Konkurrenzkampf geht weiter: Gerade erst hat sich Thomas Helmer bei der Europameisterschaft in Schweden in der deutschen Fußball-Nationalelf den Libero-Posten erkämpft, da muß er bei seinem neuen Verein Bayern München wieder in die Bewährungsprobe. Streitig machen will ihm diese Position der gelernte offensive Mittelfeldspieler Olaf Thon, der am Schluß der verkorksten Saison 91/92 einen passablen Not-Libero beim Deutschen Rekordmeister abgab. "Die Diskussion erstaunt mich schon. Immerhin war ich in Dortmund Libero und bin es in der Nationalelf auch, da dürfte es keine Diskussionen geben", wundert sich Helmer.

Noch wohnt der zehnfache Nationalspieler in einem Hotel, wo er nach seinem Einzug an die letzten Wochen erinnert wurde: Nach einem Wasserrohrbruch saßen die Helmers auf dem trockenen - so, wie der 27jährige vor und während der Europameisterschaft, als er nicht wußte, wo er künftig spielen würde.

"Erst am 30. Juni hat sich alles entschieden", gesteht Helmer. Sicherheitshalber hatte er schon einmal die Landkarte studiert, um herauszufinden, wo Auxerre in Frankreich denn eigentlich liegt. Bei seinem jetzigen Vier-Jahres-Vertrag in München hat er auf eine Freigabeklausel für das Ausland, wie sie derzeit in der Bundesliga so beliebt ist, verzichtet: "Die hat mir genügend Ärger bereitet. Ich möchte hier mithelfen, wieder eine große Mannschaft aufzubauen."

Was aber macht den Reiz des FC Bayern aus? Helmer: "Nach Schalke hätte ich als Dortmunder nicht gehen dürfen, obwohl die Bayern auf der Haß-Skala direkt dahinter kommen. Ob ich ein Angebot von Stuttgart oder Frankfurt angenommen hätte, weiß ich nicht. Es ist ja so: Als Jugendlicher kam ich im Bayern-Trikot zum Training, weil der Verein der Traum von jedem Kind war. Und irgendwann ist man glücklich, sich solche Jugendträume erfüllen zu können." Und dann gibt es da auch noch den Traum von einem Titel. Vize-Meister und Vize-Europameister wird zwar auch nicht jeder - aber einmal ganz oben stehen zu können, ist doch das Ziel, dem jeder Profi nachjagt. Wie schwer das auch in München werden wird, hat Helmer jetzt schon kapiert: "Als ich las, daß Erich Ribbeck und Klaus Augenthaler nach jedem Testspiel Schulnoten verteilen, um die besten Spieler zu finden, habe ich das für einen Scherz gehalten. Aber nachdem es in drei Boulevard-Zeitungen stand, muß es wohl stimmen. Hier herrschen wohl in der Tat andere Sitten." sid

TENNIS

GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in San Marino (100 000 Dollar), Einzel, erste Runde: Zivec-Skulj (München) - Piccolini (Italien) 6:3, 6:3, Tarabini (Argentinien) - Farina (Italien) 6:4, 6:4, Baudone (Italien) - Temesvari (Ungarn) 6:2, 6:4, Fulco-Villela (Argentinien) - Pampoulova (Bulgarien) 3:6, 6:1, 6:1, Dechaume (Frankreich) - Kelesi (Kanada) 6:3 Aufgabe Kelesi, Bonsignori (Italien) - Romano (Italien) 7:5, 6:3, Cecchini (Italien) - Gaidano (Argentinien) 4:6, 6:3, 6:0.

Hockeyspieler besiegten Neuseeland

Die deutschen Hockeyspieler haben das vorletzte Testspiel vor ihrem ersten Olympia-Auftritt am Sonntag gegen Indien gewonnen. Gegen Neuseeland gelang ein problemlos herausgespielter 3:1- (2:0)-Erfolg. Die Tore erzielten Meinhardt, Hilgers und Saliger.

FUSSBALL

EUROPAMEISTERSCHAFT der Junioren "Unter 18 Jahren" 1992, Endrunde in Deutschland, Halbfinale: Portugal - England in Schweinfurt 1:1 (0:0), 13:12 im Elfmeterschießen, Türkei - Norwegen in Schwandorf 2:1 (2:1). - Spiel um Platz drei am Freitag, 24. Juli, 10.30 Uhr: England - Norwegen in Amberg, Endspiel: Samstag, 25. Juli, 15 Uhr: Portugal - Türkei in Bayreuth.

Spiele um Platz 5 bis 8: Deutschland - Polen in Bamberg 3:2 (1:0), Ungarn - GUS in Vestenbergsgreuth 1:3 (1:0). - Damit haben sich Deutschland und die GUS neben Portugal, England, der Türkei und Norwegen für das WM- Endturnier 1993 in Australien qualifiziert.

Für die WM qualifiziert Mit Müh' und Not zum Minimalziel gelangt

Deutschland - Polen 3:2 (1:0)

Das Minimalziel wurde mit Müh' und Not erreicht: Bei der Fußball-Europameisterschaft der Junioren qualifizierte sich das "U 18"-Nationalteam des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) durch einen hart umkämpften 3:2 (1:0)-Sieg in Bamberg gegen die Altersgenossen aus Polen für die "U 20"-Weltmeisterschaft im März 1993 in Australien.

Das Finale der "U 18"-EM bestreiten am Samstag in Bayreuth Deutschlands Viertelfinal-Bezwinger Portugal, der sich erst im Elfmeterschießen mit 13:12 gegen Englands Nachwuchs durchsetzte, und die Türkei, die im Halbfinale Norwegen 2:1 bezwang. Die unterlegenen Semifinalisten bestreiten am Freitag in Amberg das Spiel um den dritten Platz.

Die Tore für EM-Gastgeber Deutschland im Spiel um die EM-Ränge fünf bis acht erzielten der Hannoveraner Andre Breitenreiter (45. und 66.) und Christoph Dengel (50.) vom Deutschen A-Jugend- Meister Kaiserslautern. Für die Polen trafen Wojciechowski und Bochek.

Platz fünf und damit ebenfalls die WM- Teilnahme sicherte sich der GUS-Nachwuchs durch einen 3:1 (0:1)-Erfolg über Ungarn in Vestenbergsgreuth. Das DFB- Team wurde aufgrund des schlechteren Ergebnisses EM-Sechster.

"Heute haben unsere Jungs aufopferungsvoll gekämpft, aber auch gezeigt, daß sie Fußball spielen können", erklärte Trainer Rainer Bonhof, der nach der blamablen 0:4-Niederlage im Viertelfinale gegen Portugal vier neue Spieler einsetzte. So waren am Montag die beiden Torschützen nur Ersatz gewesen. Auch Torhüter Uwe Gospodarek (Bayern München) und Frank Meißner (Werder Bremen) kamen neu hinzu. Vor 10 000 Zuschauern im Bamberger Volksparkstadion machte sich die Umstellung bezahlt.

Nach einer 2:0- und 3:1-Führung des DFB-Nachwuchses und der bereits sicher geglaubten WM-Qualifikation verstand es das Team von Polens Trainer Wiktor Stasiuk, das ab der 73. Minute nach einer Roten Karte wegen einer Tätlichkeit für Wojciechowski nur noch mit zehn Mann spielte, die kampfbetonte und ruppige Partie offen zu halten und von Abwehrfehlern der Gastgeber zu profitieren. Schon in der ersten Hälfte mußte Verteidiger Max Eberl (Bayern München) mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert werden.

In Bonhofs Team verdienten sich Torwart Gospodarek aus München und Breitenreiter die besten Noten. sid

Deutschland: Gospodarek (Bayern München) - Schwiderowski (Schalke 04) - Protzel (Bayern München), Eberl (Bayern München) ab 32. Minute Ramelow (Hertha BSC Berlin) - Thiele (Borussia Dortmund), Lieberknecht (1. FC Kaiserslautern), Jörres (1. FC Köln), Meißner (Werder Bremen), Hager (Bayern München) - Breitenreiter (Hannover 96), Dengel (1. FC Kaiserslautern). Schiedsrichter: Koho (Finnland).

Tore: 1:0 Breitenreiter (45.), 2:0 Dengel (50.), 2:1 Wojciechowski (61.), 3:1 Breitenreiter (66.), 3:2 Bochek (72.).

Zuschauer: 10 000 in Bamberg.

Rote Karte: Wojcichowski/Polen (73.) wegen Tätlichkeit.

Gelbe Karte: Thiele.

Tour de France Colotti gewann 17. Etappe Indurain weiter in Gelb / Stars schonten sich fürs Zeitfahren

Französischer Sieg auf der 17. Etappe der Tour de France durch Jean-Claude Colotti. Mit 3:30 Minuten Vorsprung gewann der 31jährige Radprofi das 189 km lange Teilstück von La Bourboule nach Montlucon vor dem Niederländer Franz Maassen und Marc Sergeant (Belgien). Es war der fünfte Sieg eines Einheimischen bei der bedeutendsten Rad-Rundfahrt.

Der Spanier Miguel Indurain verteidigte das gelbe Trikot des Spitzenreiters der Gesamtwertung und führt weiter mit 1:42 Minuten vor dem Italiener Claudio Chiapucci und dem Drittplazierten Amerikaner Andrew Hampsten mit 8:07 Minuten Rückstand.

Das Peleton ließ es auf der 17. Etappe diesmal etwas ruhiger angehen und die Fahrer aus den hinteren Regionen des Feldes gewähren. Spitzenreiter Indurain und seine Teamkollegen vom spanischen Rennstall Banesto kontrollierten die Aktivitäten des Feldes und ließen Verfolger Claudio Chiappucci wie gewohnt nicht aus den Augen.

Erst in der zweiten Hälfte des Rennens starteten der Franzose Jean-Claude Colotti sowie Maassen und der Belgier Sergeant einen erfolgreichen Ausreißversuch und setzten sich schnell deutlich vom Feld ab. Der Vorsprung der dreiköpfigen Gruppe betrug zwischenzeitlich rund 15 Minuten.

Gut 35 Kilometer vor dem Ziel wagte Colotti die Flucht nach vorne. Maassen und Sergeant wurden sich über die Verfolgung nicht einig und verpaßten den Anschluß. Schnell hatte der Franzose einen komfortablen Vorsprung herausgefahren. Zehn Kilometer vor dem Ziel hatte sich Colotti rund dreieinhalb Minuten von seinem Verfolger-Duo abgesetzt und steuerte ungefährdet dem Etappensieg in Montlucon entgegen.

Mehr als drei Minuten nach dem Etappensieger gewann Maassen das Sprintduell mit einer Radlänge vor Sergeant. Das Hauptfeld erreichte mit rund 16 Minuten Rückstand das Ziel. Die Topfahrer mit Aussichten auf eine Plazierung unter den ersten Zehn hielten sich im Hinblick auf das Einzel-Zeitfahren am Freitag über 64 Kilometer von Tours nach Blois zurück.

Das Feld der Radprofis bei der Tour lichtete sich auch am Mittwoch weiter. So erreichten das Ziel in Montlucon nur noch 129 Fahrer, nachdem Dimitri Konyschew (GUS) und der Niederländer Rob Harmeling auf dem 17. Teilstück vom Rad stiegen.

Die 18. Etappe führt am Donnerstag über 212 Kilometer von Montlucon nach Tours. sid

Wechsel von Eriksson perfekt

Der Wechsel des 23fachen schwedischen Nationalspielers Jan Eriksson zum Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern ist endgültig perfekt. Am Mittwoch unterschrieb der 24jährige vom IFK Norrköping, der bei der EM-Endrunde in Schweden zwei spektakuläre Kopfballtore erzielt hatte, einen Zweijahresvertrag beim UEFA-Cup-Teilnehmer.

Chemnitz - Stuttg. Kickers 2:0 (0:0)

Chemnitz: Schmidt - Illing - Seifert, Laudeley - Köhler, Heidrich, Renn, Keller, Mehlhorn - Zweigler (77. Lucic), Boer.

Stuttgart: Reitmaier - Tuchel - Novodomsky, Krause - Schwartz, Shala (14. Wörsdörfer), Neitzel, Tattermusch, Imhof - Palumbo, Berkenhagen (69. Bobic).

Schiedsrichter: Assenmacher (Fischenich).

Tore: 1:0 Zweigler (72.), 2:0 Boer (81.).

Zuschauer: 3325.

Beste Spieler: Laudeley, Illing - Reitmaier.

Gelbe Karten: Schwartz. VfL Wolfsburg - Freiburger SC 3:3 (2:1) Wolfsburg: Kick - Ballwanz - Koschinat, Trautmann - Ockert, Akrapovic - Frackiewicz, Geiger (22. Holze), Dammeier - Reich, Schwerinski (54. Kleeschätzky).

Freiburg: Eisenmernger - Schmidt - Kohl, Ruoff - Braun, Zeyer, Todt, Heidenreich, Buric (59. Rraklli) - Fincke, Seeliger.

Schiedsrichter: Prengel (Düsseldorf).

Tore: 0:1 Seeliger (3.), 1:1 Schwerinski (37.), 2:1 Reich (39.), 2:2 Braun (59., Foulelfmeter), 2:3 Rraklli (65.), 3:3 Reich (78.).

Zuschauer: 8000.

Beste Spieler: Ockert, Reich - Todt, Seeliger.

Gelbe Karten: Reich - Kohl, Buric, Heidenreich, Rraklli. FC Remscheid - VfB Oldenburg 1:1 (1:0) Remscheid: Stocki - Jakubauskas - Schiermoch, Kosanovic, Kröning - Putz (78. Callea), Hausen, Pröpper, Sturm - Boakye (46. Gemein), Bridaitis.

Oldenburg: Brauer - Wawrzyniak - Zajac, Jack - Gerstner, Malchow (55. Wuckel), Machala, Steinbach, Kliche - Drulak, Jimenez (55. Linke).

Schiedsrichter: Schäfer (Frankenthal).

Tore: 1:0 Kröning (31.), 1:1 Drulak (55.).

Zuschauer: 5000.

Beste Spieler: Hausen, Pröpper - Drulak, Wawrzyniak.

Gelbe Karten: Boakye, Schiermoch, Bridaitis, Kröning - Malchow, Gerstner, Drulak, Machala, Zajac. Mannheim - Fortuna Düsseldorf 1:0 (0:0) Mannheim: Laukkanen - Nachtweih - Dickgießer, Wohlert - Schanda, Hecker (63. Fellhauer), Lasser, Stohn - Schmäler, Freiler (68. Schnalke), Kirsten.

Düsseldorf: Schmadtke - Loose - Aigner, Huschbeck - Drazic, Albertz, Hutwelker, Schütz (68. Homberg), Breitzke - Strerath, Winter (68. Trienekens).

Schiedsrichter: Strampe (Handorf).

Tor: 1:0 Nachtweih (47.).

Zuschauer: 9000.

Beste Spieler: Laukkanen, Schanda - Hutwelker, Strerath.

Gelb-rote Karten: Drazic wegen wiederholten Foulspiels (78.)

Gelbe Karten: Schanda, Dickgießer - Schmadtke, Strerath, Schütz, Albertz, Hutwelker, Breitzke, Loose. Carl Zeiss Jena - VfL Osnabrück 2:0 (2:0) Jena: Bräutigam - Szangolies - Wentzel, Röser - Gerlach, Celic (63. Molata), Raab (46. Wittke), Holetschek, Fankhänel - Schreiber, Akpoborie.

Osnabrück: Dreszer - Wijas - Gellrich, Hetmanski - da Palma, Hofmann, Marquardt (33. Meinke), Wollitz, Kisslinger (67. Golombek) - Klaus, Grether.

Schiedsrichter: Brandt-Cholle (Berlin).

Tore: 1:0 Akpoborie (37.), 2:0 Raab (45.).

Zuschauer: 4506.

Beste Spieler: Akpoborie, Szangolies - Hofmann, Wollitz.

Rote Karten: da Palma wegen groben Foulspiels (22.).

Gelbe Karten: Raab, Fankhänel, Röser - Marquardt, Gellrich, Hetmanski. Hertha BSC Berlin - Braunschweig 0:0 Berlin: Sejna - Bayerschmidt - Seckler, Scheinhardt - Winkhold (35. Kovac), Zernicke, Basler, Gries, Görtz - Feinbier, Demandt (76. Lünsmann).

Braunschweig: Lerch - Köpper - Möller, Probst - Lux, Köritzer, Buchheister, Loechelt (81. Butrej), Mahjoubi, Metschies - Cirocca (61. Aden).

Schiedsrichter: Führer (Steinhagen).

Zuschauer: 6834.

Beste Spieler: Sejna, Zernicke - Lux, Köpper.

Gelbe Karten: Basler - Metschies, Köritzer, Loechelt, Aden. FC Homburg - Wuppertaler SV 2:1 (1:0) Homburg: Famulla - Marmon - Kluge, Finke - Korell, Wruck (86. Dudek), Landgraf, Cardoso, Jurgeleit - Hubner, Maciel (71. Wosniza).

Wuppertal: Albracht - Pusch - Straka, Balewski (73. Reif) - Glavas, Ksienzyk, Zilles (58. Hartwig), Kober, Pröpper - Hwang, Tönnies.

Schiedsrichter: Berg (Konz).

Tore: 1:0 Jurgeleit (43.), 1:1 Hwang (70.), 2:1 Cardoso (73.).

Zuschauer: 2500

Beste Spieler: Korell, Jurgeleit - Glavas, Pusch.

Gelbe Karten: Marmon - Zilles, Ksienzyk.

Courier in Kitzbühel gescheitert

Der Weltranglisten-Erste Jim Courier mußte sich beim mit 392 500 Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix in Kitzbühel dem Qualifikanten Diego Perez (Uruguay) mit 6:3, 6:7 (5:7) und 2:6 geschlagen geben.

Nach 2:0 über Meister Stuttgart Borussia Dortmund Dritter im Fuji-Cup

Durch einen 2:0 (0:0)-Sieg über den VfB Stuttgart sicherte sich Titelverteidiger Borussia Dortmund am Mittwoch abend den dritten Platz im 6. Fuji-Cup. Vor 4500 Zuschauern in Bad Kreuznach erzielten Thomas Franck (69.) und Steffen Karl (72.) die beiden Tore zum Sieg.

Beide Trainer verzichteten auf einige Stammspieler und probierten personelle sowie taktische Alternativen für die in knapp drei Wochen beginnende 30. Bundesliga-Saison aus. Die Spielanteile waren verteilt, doch ließen beide Mannschaften vor dem gegnerischen Tor den letzten Biß vermissen.

Nach einem Rückpaß durch Poschner von der rechten Torauslinie erzielte Thomas Franck in der 69. Minute mit einem Heber in den linken Torwinkel aus 14 Metern das 1:0 für Dortmund. Drei Minuten später erhöhte Steffen Karl nach Doppelpaß mit dem eingewechselten Frank Mill mit einem Lupfer über Stuttgarts Torhüter Eike Immel hinweg auf 2:0. Schiedsrichter Thomas Leimert hatte zuvor Stuttgart in der zwölften Minute einen Elfmeter verweigert, als Thomas Franck Knupp im Strafraum foulte, Leimert aber den Tatort nach außerhalb verlegte.

Dortmunds Trainer Ottmar Hitzfeld testete den sehr engagiert kämpfenden Stefan Reuter auf der Libero-Position. An den Stuttgarter Neuzugängen Andre Golke und Thomas Strunz lief das Spiel weitgehend vorbei. sid

Zwei Doppelschläge Pokalsieger sicherte sich den zweiten Sieg

Hannover 96 - SV Darmstadt 98 5:0 (2:0)

Zwei Doppelschläge bescherten Hannover 96 den zweiten Sieg in der Zweiten- Fußball-Bundesliga. Mit 5:0 (2:0) gewann der Pokalsieger am vierten Spieltag gegen den SV Darmstadt 98. In der 43. Minute traf der am Dienstag 21 Jahre alt gewordene Klütz per Kopf zum 1:0, zwei Minuten später erzielte Koch ebenfalls per Kopf das 2:0. Kurz vor dem Schlußpfiff schlugen Djelmas (77.) und Groth (78.) zu. Zwischenzeitlich hatte Daschner aus kurzer Distanz getroffen (49.).

Allerdings boten die Niedersachsen den 8000 Zuschauern in der ersten Halbzeit eine keinesfalls überzeugende Leistung. Kuhlmey in der Vertretung als Libero sowie Daschner und Djelmas waren die besten Spieler bei Hannover, Kleppinger und Eichenauer zeigten im Team der Darmstädter eine gute Leistung. sid

Hannover: Sievers - Kuhlmey - Klütz, Sundermann - Kretzschmar, Sirocks, Bicici, Groth, Daschner (70. Schönberg) - Djelmas, Koch (54. Weilandt).

Darmstadt: Huxhorn - Bakalorz (54. Bakalorz) - Heß, Simon - Quedraogo, Kleppinger, Hoffmann, Eichenauer, Sanchez - Weiß (53. Berry), Täuber.

Schiedsrichter: Domurat (Datteln)

Tore: 1:0 Klütz (43.), 2:0 Koch (45.), 3:0 Daschner (49.), 4:0 Djelmas (77.), 5:0 Groth (78.).

Zuschauer: 8000.

Gelbe Karten: Klütz - Quedraogo.

Rallye Argentinien Auriol gewinnt die erste Etappe vor Sainz

Den ersten Teilerfolg bei der Rallye Argentinien, dem achten Lauf zur Fahrer-Weltmeisterschaft, konnte der Franzose Didier Auriol im Martini-Lancia auf der Habenseite verbuchen. Nach einer harten Auseinandersetzung um den Sieg der 232 Kilometer langen ersten Etappe verwies Auriol den spanischen Vorjahressieger Carlos Sainz im Werks-Toyota um knappe fünf Sekunden auf den zweiten Platz.

Nach drei von sechs Tagesprüfungen in der winterlichen nordargentinischen Provinz Tucuman lagen der dreifache Saisonsieger Auriol und der letztjährige Vizemeister Sainz, der es bislang auf zwei Saisonerfolge brachte, noch zeitgleich vorn. Zu Beginn des ersten Abschnittes der 1892 km langen Rallye führte Sainz das Feld der 63 gestarteten Teams an, ab der fünften von insgesamt 28 Prüfungen (585 km) übernahm wie im Vorjahr Auriol das Zepter und sicherte sich den Etappensieg.

"Das war heute schon harte Arbeit. Carlos Sainz forderte schon gleich am Anfang sehr viel. Ich denke, die nächsten Tage dürften interessant werden", meinte Auriol im Etappenziel von San Miguel. Auf den ersten sechs Plätzen baute sich, vom Zweiten Sainz abgesehen, eine Lancia-Phalanx auf. Dritter wurde der einheimische Jorge Recalde, der aber schon 1:35 Minuten auf Auriol zurücklag. sid

RALLYE

RALLYE-ARGENTINIEN, Ergebnis nach der ersten Etappe (sechs von 28 Prüfungen): 1. Auriol/Occelli (Frankreich) Lancia HF integrale 40:55 Minuten, 2. Sainz/Moya (Spanien) Toyota Celica 0:05 Minuten zurück, 3. Recalde/Christie (Argentinien) Lancia HF integrale 1:35, 4. Fiorio/Brambilla (Italien) Lancia HF integrale 1:44, 5. Trelles/del Buono (Uruguay) Lancia HF integrale 1:57, 6. Menem jr./Zuchini (Argentinien) Lancia HF integrale 2:53.

Serbien will UN-Auflagen offenbar anerkennen IOC-Zustimmung macht Weg frei für Rest-Jugoslawien "Große Bedenken" / Bosniens NOK vorläufig anerkannt

Drei Tage vor der Eröffnung der Olympischen Spiele scheint der Weg für die Teilnahme von Einzelsportlern aus Serbien und Montenegro doch noch frei zu sein. Das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) akzeptierte am Mittwoch "unter großen Bedenken" die UN-Auflagen, wonach Rest- Jugoslawien auf den Start seiner vier qualifizierten Mannschaften verzichten muß und nicht am Einmarsch bei der Eröffnungs- und Schlußfeier am 25. Juli und 9. August teilnehmen darf. Die endgültige Entscheidung über den Start der Einzelsportler liegt nun beim zuständigen Nationalen Olympischen Komitee (NOK) Jugoslawiens.

Jedoch schien schon vor dem vom IOC erwarteten NOK-Votum festzustehen, daß Rest-Jugoslawien die UN-Bedingungen zu akzeptieren gedenkt. Sein Land werde nicht weiter auf der Teilnahme der vier Mannschaften bestehen, "wir haben eine entsprechende Nachricht aus Belgrad erhalten", erklärte das jugoslawische IOC- Mitglied Borislav Stankovic, ein in Bosnien geborener Serbe, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Nach einer "sehr harten Diskussion", so ein IOC-Mitglied, hatte das Exekutivkomitee am Mittwoch mittag seinerseits grünes Licht für die stark eingeschränkte Teilnahme-Möglichkeit von Rest-Jugoslawien gegeben. Das zehnköpfige IOC-Gremiumwill dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) Jugoslawiens in Belgrad eine Frist setzen, um über einen Start seiner Athleten bei den 25. Sommerspielen zu entscheiden. Es war der letzte Versuch von Juan Antonio Samaranch, als erster IOC-Präsident der Geschichte sämtliche dem IOC angeschlossenen NOKs bei Olympischen Spielen zusammenzubringen.

Der Sanktionsausschuß der UN hatte sich am Dienstag bereiterklärt, Einzelsportlern aus Serbien/Montenegro den Start in Barcelona zu gestatten, darüber hinaus aber ein gemeinsames Auftreten bei Olympia zu verbieten. Das gilt für die Mannschafts-Sportarten Basketball (Frauen), Handball (Frauen und Männer) und Wasserball, beispielsweise aber auch für Ruder- und Kanu-Zweier sowie Eröffnungs- und Schlußfeier. Diese Auflagen hatte der Sanktionsausschuß der UN dem IOC zur Bedingung gemacht.

Nach gesicherten Informationen wollte die IOC-Spitze auf dem Einmarsch des Teams, das unter der Bezeichnung "Unabhängige Mannschaft" vom IOC zugelassen worden war, nicht bestehen. IOC- Präsident Samaranch beklagte, daß mit der UN ein politisches Organ eine Unterscheidung zwischen einem Einzel- und einem Mannschaftssportler vorgenommen habe. Das sei nur schwer zu ertragen. Dennoch werde man die Lösung akzeptieren.

Das Exekutivkomitee erkannte das NOK von Bosnien-Herzegowina vorläufig an, womit die eigenständige Teilnahme an den Barcelona-Spielen für das von Serbien in seiner Existenz bedrohte Land gesichert ist. Ferner beschloß die IOC-Spitze, eine Mannschaft Mazedoniens für die bevorstehenden Sommerspiele zuzulassen. Da Mazedonien international noch ohne weitgehende Anerkennung ist, blieb eine vorläufige Aufnahme seines NOKs aus. Bosnien-Herzegowina wird mit elf, Mazedonien mit sechs Sportlern teilnehmen.

Der am Mittwoch von Sarajevo geplante Flug der bosnischen Mannschaft nach Zagreb und von dort nach Barcelona kam nicht zustande, weil kein Flugzeug vorhanden war. Ein Sprecher des bosnischen NOK appellierte an UNO-Generalsekretär Butros Ghali, die Olympia-Teilnehmer mit einer UNO-Maschine aus dem vom Bürgerkrieg gezeichneten Sarajevo ausfliegen zu lassen.

"Wir haben die Hoffnung, daß es eine positive Entscheidung wird", erklärte IOC-Generaldirektor Francois Carrard zu dem noch ausstehenden formellen Votum aus Belgrad. Von dort wird berichtet, daß sich der neue Regierungschef Milan Panic für eine Teilnahme Rest-Jugoslawiens auch unter Verzicht auf die vier Mannschaften stark gemacht hat. Er wird mit der Aussage zitiert: "Wunderbar, dann sind wir auf jeden Fall in Barcelona mit dabei." dpa/sid Lillehammer will Flüchtlinge aufnehmen

Nach Aussage von Tor Aune, Pressesprecher der Olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer, hat seine Stadt ehemalige und künftige Olympiastädte aufgerufen, den vom Bürgerkrieg in Jugoslawien zerütteten bosnischen Winterspielort von 1984, Sarajevo, durch eine gemeinsame Hilfaktion zu unterstützen. "Wir wollen das so schnell wie möglich realisieren. Den Aufschub einer solchen Aktion würden die Menschen in Sarajevo sicherlich nicht verstehen", erklärte Aune am Mittwoch während einer Pressekonferenz im Vorfeld der Olympischen Spiele in Barcelona. Lillehammer geht mit gutem Beispiel voran. Wie Aune mitteilte, wird die norwegische Stadt 250 Flüchtlinge aus Sarajevo, vor allem Frauen und Kinder aufnehmen.

Grünes Licht aus Belgrad für Olympiastart von Einzelsportlern IOC stimmt UN-Auflagen für Rest-Jugoslawien offenbar zu "Große Bedenken" / Endgültige Entscheidung fällt heute

Drei Tage vor der Eröffnung der Olympischen Spiele steht offenbar endgültig fest, daß Serbien und Montenegro mit Einzelsportlern in Barcelona teilnehmen werden. Das zuständige Nationale Olympische Komitee (NOK) in Belgrad akzeptierte am Mittwoch abend bei einer Sondersitzung einstimmig die UN-Auflagen, wonach Rest-Jugoslawien auf den Start seiner vier qualifizierten Mannschaften verzichten muß und nicht am Einmarsch bei der Eröffnungs- und Schlußfeier am 25. Juli und 9. August teilnehmen darf. Zuvor hatte das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) den strikten UN-Bedingungen trotz "großer Bedenken" zugestimmt. Das IOC will seine Beschlüsse zur Jugoslawien- Frage nun am heutigen Donnerstag offiziell bekanntgeben.

Mit der Entscheidung geht ein wochenlanges Tauziehen zwischen dem IOC und der UN zu Ende. Das IOC-Exekutivkomitee hatte Rest-Jugoslawien unter der Bezeichnung "Unabhängige Mannschaft" für Barcelona zugelassen, war dann aber von der Weltorganisation unter Hinweis auf seinen Sanktionsbeschluß vom 30. Mai gestoppt worden. Wegen der Sanktion war Rest-Jugoslawien bereits von der Fußball-Europameisterschaft im Juni in Schweden ausgeschlossen worden.

Die UN-Bedingungen, die in einem Brief an die spanische Regierung und mit einer Kopie an das IOC gegangen sind, sehen außerdem vor, daß die Sportler aus Serbien und Montenegro von keinerlei Funktionären begleitet werden dürfen. Die Sportler dürften in Barcelona keine Erklärungen abgeben und politische Gesten machen. Verletzungen der Bedingungen hätten automatisch den Ausschluß aller Sportler zur Folge.

Nach einer "sehr harten Diskussion", so ein IOC-Mitglied, hatte das Exekutivkomitee am Mittwoch mittag seine grundsätzliche Zustimmung zu der stark eingeschränkten Teilnahme-Möglichkeit von Rest-Jugoslawien gegeben. IOC-Präsident Samaranch beklagte, daß mit der UN ein politisches Organ eine Unterscheidung zwischen einem Einzel- und einem Mannschaftssportler vorgenommen habe. Das sei nur schwer zu ertragen. Dennoch werde man die Lösung akzeptieren. Samaranch sprach von einem "Sieg für den Sport".

Das Exekutivkomitee erkannte das NOK von Bosnien-Herzegowina vorläufig an, womit die eigenständige Teilnahme an den Barcelona-Spielen für das von Serbien in seiner Existenz bedrohte Land gesichert ist. Ferner beschloß die IOC-Spitze, eine Mannschaft Mazedoniens für die bevorstehenden Sommerspiele zuzulassen. Mazedonien ist international noch ohne weitgehende Anerkennung, deshalb blieb eine vorläufige Aufnahme seines NOKs aus. Bosnien- Herzegowina wird mit elf, Mazedonien mit sechs Sportlern teilnehmen.

Da Slowenien und Kroatien ebenfalls eigenständige Mannschaften aufbieten dürfen, wird das auseinandergefallene Jugoslawien in Barcelona nun voraussichtlich mit vier Länderteams und bis zu 52 Einzelsportlern aus Serbien und Montenegro vertreten sein. Ursprünglich sollten es 109 sein. Als Mannschaften rücken im Handball Island (Männer) und Norwegen (Frauen), im Wasserball die CSFR und im Frauen-Basketball Italien nach. Die Sportler aus Rest-Jugoslawien sollen nun am Freitag mit einem Sonderflugzeug des IOC nach Barcelona fliegen.

Der am Mittwoch morgen von Sarajewo geplante Flug der bosnischen Mannschaft nach Zagreb und von dort nach Barcelona kam nicht zustande, weil kein Flugzeug dafür vorhanden war. Das bosnische NOK appellierte an die UN, eine Maschine der Vereinten Nationen zur Verfügung zu stellen. In Sarajewo warten 27 Mitglieder des Olympiateams auf eine Abflugmöglichkeit. In Belgrad hat sich offenbar der neue Regierungschef Milan Panic für eine Teilnahme Rest-Jugoslawiens auch unter Verzicht auf die vier Mannschaften stark gemacht. Er wird mit der Aussage zitiert: "Wunderbar, etwas ist besser als nichts." Das Massenblatt "Vecernje Novosti" hatte zuvor noch geschrieben: "Die Bedingungen, die uns gestellt wurden, sind unwürdig und unannehmbar." dpa Lillehammer will Flüchtlinge aufnehmen Nach Aussage von Tor Aune, Pressesprecher der Olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer, hat seine Stadt ehemalige und künftige Olympiastädte aufgerufen, den vom Bürgerkrieg in Jugoslawien zerütteten bosnischen Winterspielort von 1984, Sarajewo, durch eine gemeinsame Hilfsaktion zu unterstützen. "Wir wollen das so schnell wie möglich realisieren. Den Aufschub einer solchen Aktion würden die Menschen in Sarajewo sicherlich nicht verstehen", erklärte Aune am Mittwoch während einer Pressekonferenz im Vorfeld der Olympischen Spiele in Barcelona. Lillehammer geht mit gutem Beispiel voran. Wie Aune mitteilte, wird die norwegische Stadt 250 Flüchtlinge aus Sarajewo, vor allem Frauen und Kinder, aufnehmen.

Polizei griff deutsches Fernsehteam an

Bei einem Handgemenge ist am Dienstag abend ein Kamerateam von ARD und ZDF in Barcelona von der Polizei verprügelt worden. Die deutschen Journalisten hatten nach eigenen Angaben bei der Einkleidung auf den terminlichen Vorabsprachen bestanden, woraufhin Mitarbeiter des Organisationsbüros die Sicherheitskräfte einschalteten. Als die Polizei sofort handgreiflich wurde, versuchte ein Kameramann, den Vorfall mit einer Sofortbildkamera zu dokumentieren, worauf die Polizisten die Knüppel zückten. Ein ZDF-Mitarbeiter trug eine schwere Rippenprellung davon. Elf Personen wurden fast zwei Stunden festgehalten.

In Kolumbien dominiert der Kuhhandel

In seiner erst zweijährigen Amtszeit ist es dem kolumbianischen Staatspräsidenten Cesar Gaviria gelungen, unter erheblichen Zugeständnissen einen Kompromiß mit den prominentesten Vertretern der Kokainmafia zu finden und auf diesem Weg den "Narco-Terrorismus" in Kolumbien zu neutralisieren. Der Versuch, mit den drei in Kolumbien operierenden Guerilla-Organisationen Frieden zu schließen, will hingegen nicht gelingen. Auch die Ankündigung, Kolumbien werde in den verbleibenden zwei Jahren seiner Regierungszeit Milliardenbeträge für Sozialaufwendungen und den Ausbau einer öffentlichen Infrastruktur aufwenden, nimmt kaum ein Kolumbianer ernst.

Die Suche nach Frieden stand von Anfang an im Mittelpunkt von Gavirias Wirken als Präsident Kolumbiens. Kein Zufall: Der Politiker wurde erst nach der Ermordung seines Freundes und Mentors Luis Carlos Galan durch Pablo Escobars Medelliner Berufskiller von der liberalen Partei als Präsidentschaftskandidat nominiert. Einmal an der Macht, zeigte sich Gaviria alles andere als kleinlich - vor allem gegenüber dem organisierten Verbrechen.

Pablo Escobar, die Brüder Ochoa und andere mächtige Kokainbosse hatten sich 1991 den Strafverfolgungsbehörden gestellt, nachdem ihnen die Regierung für ein einziges Geständnis erheblichen Straferlaß garantiert hatte. Attraktiv war auch die verbindliche Zusicherung, daß kolumbianische Richter und nicht die strengere US-Justiz über sie zu Gericht sitzen würden. Der Handel scheint zur beiderseitigen Zufriedenheit ausgefallen zu sein: Mord und Terror, die vom Drogenmilieu ausgingen, haben in Kolumbien praktisch aufgehört. Gleichzeitig erfuhr das eigentliche Drogengewerbe einen deutlichen Aufschwung, da das illegale Kokaingeschäft noch erweitert wurde.

Der seit einem Jahr inhaftierte Drogenboß und Chef des Medelliner Kartells, Pablo Escobar, und seine Kollegen warten bereits seit einem Jahr auf ihren Prozeß. Fast hätte ihnen eine neue Strafrechtsregelung dazu verholfen, frühzeitig entlassen zu werden. Sie sah vor, Häftlinge, die nach 180 Tagen Untersuchungshaft immer noch nicht angeklagt sind, freizulassen. Die eilige Verkündung des "Nationalen Notstandes" und ein Präsidialdekret, die anordneten, mutmaßliche Terroristen und Drogenhändler auszunehmen, verhinderten rechtzeitig deren Freilassung, wenn auch nur vorläufig.

Ohne jedes Ergebnis blieb bislang die Friedenssuche mit den drei in Kolumbien operierenden Guerillagruppen. Sie sind zu stark und zu gut bewaffnet, um von der staatlichen Armee niedergeschlagen zu werden. Verhandlungen mit den Rebellen nahm die kolumbianische Regierung vor einem Jahr in Caracas (Venezuela) auf. In Mexiko wurden die Gespräche fortgesetzt, im Mai dieses Jahres ergebnislos vertagt. Ob die lose Verpflichtung, sie am 31. Oktober wiederaufzunehmen, eingehalten wird, bezweifeln immer mehr Kolumbianer.

Für die viel härtere Haltung der Regierung gegenüber den Aufständischen gibt es eine Erklärung: In den Augen des Establishments richtet die Guerilla nur Schaden an, während die Kokainmafia, deren Milliardengewinne "reingewaschen", investiert und verwaltet werden müssen, auch Vorteile bietet.

Der politische Druck auf die Regierung, mit den Rebellen kurzen Prozeß zu machen, ist deshalb ungleich größer. Diskret verlangt auch das Militär einen größeren Etat, mehr Einfluß und freie Hand in dieser Frage. Altkommunistische, castristische und maoistische Guerilleros hatten den Grundsatz eines Waffenstillstandes während der Friedensverhandlungen klaglos akzeptiert. Sie lehnten jedoch ab, ihre Kampfverbände an bestimmten, von den Streitkräften bestimmten Stellen Kolumbiens zu konzentrieren. Die Erinnerung an das Massaker von 1200 Mitgliedern der legal wirkenden Linkspartei Union Patriotica, alles alte Guerilleros, durch paramilitärische Kommandos war noch in frischer Erinnerung.

Die wirtschaftliche Situation Kolumbiens beraubt die Gaviria-Regierung der Möglichkeit, auf einzelne Forderungen der Guerilla einzugehen, beispielsweise echte Sozialreformen zu beginnen. Im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Staaten steht die kolumbianische Wirtschaft recht gut da, weil sie schon immer exportorientiert war und sich nicht so hoch verschuldete. Doch die zunehmende Energieknappheit führt dazu, daß der Strombedarf in der Hauptstadt Bogota und in anderen Städten rationiert werden muß. Zudem können auch die von den USA und der EG gewährten Zollpräferenzen nicht die negativen Auswirkungen des geplatzten Kaffeekartells ausgleichen.

Selbst mit einem soliden Wachstum in den kommenden Jahren bleibt es Gavirias Geheimnis, wie er 14 Milliarden Dollar für Sozialhilfe bereitstellen will. Der Betrag entspricht in etwa den gesamten Auslandsschulden seines Landes. ULRICH ACHERMANN (Santiago)

Haitianer ertranken

rin PORT-AU-PRINCE, 23. Juli. Bei der jüngsten Schiffskatastrophe vor der Küste der Karibikinsel Haiti sind alle 90 Passagiere ums Leben gekommen. Waren erste Meldungen von rund 50 Toten und einem Dutzend Überlebenden ausgegangen, so widerrief am Dienstag die haitianische Regierung diese Meldung.

Das Segelboot, auf dem Weg nach Florida, war heillos überladen und kenterte kurz nach dem Ablegen am Sonntag. Es sank in Sekundenschnelle. Die Passagiere, junge Männer, Frauen und Kinder, konnten in der Mehrzahl nicht schwimmen oder wurden Opfer von Haien. Bislang wurden keine Tote geborgen.

Es ist bereits die zweite, größere Bootskatastrophe seit dem vergangenen September, als die Militärs den Präsidenten Jean-Bertrand Aristide stürzten. Seitdem flüchteten mehr als 37 000 Menschen.

Neue Radwanderkarte für den Westerwald

Wer an Wochenenden gerne in die Pedale tritt, kann sich über eine neue Radwanderkarte freuen. "Radwandern, Erleben, Erholen im Westerwaldkreis" heißt das Werk. Bei der Kartierung der Routen wurden klassifizierte Straßen weitgehendst vermieden, so daß sich der Westerwald fast abgasfrei erradeln läßt.

Die Karte ist beim Fremdenverkehrsverein Westerwald, 5430 Montabaur, Telefon 0 26 02 / 30 01 zu beziehen. FR

Lindenfels: Trachten, Feuerwerk und Licht

Die gewaltige Burgruine von Lindenfels, von der aus der Odenwald weit überblickt werden kann, ist von Freitag, 31. Juli, bis Montag, 3. August, Mittelpunkt des großen Burgen- und Trachtenfestes.

Das Fest wird am Freitagabend mit einem Odenwälder Heimatabend eröffnet. Am Samstag, 1. August, bilden Burgbeleuchtung und Feuerwerk den Höhepunkt eines bunten Festprogramms, während am Sonntag, 2. August, ab 14 Uhr der beliebte Trachtenzug Tausende Zuschauer anlocken dürfte.

Zum Abschluß am Montag, 3. August, wird zum Frühschoppen aufgespielt und nachmittags den Kindern ein eigenes Fest bereitet. Im Burghof ist außerdem an allen Tagen Tanz. er

Fachwerk im Vogelsberg: Den Zimmerleuten ging es um Schönheit und Schnelligkeit Wettstreit mit Satan ? Teufelsmühle Ilbeshausen

Mit Bellzebub soll er im Bunde gewesen sein, der Zimmermann der "Teufelsmühle" in der hessischen Vogelsberg-Gemeinde Ilbeshausen, anno 1691. Ein Wettstreit um Schnelligkeit und Schönheit der Giebel endete aber fatal: Dem Teufel gelang der schönere Giebel in kürzerer Zeit, und damit war des Zimmermanns forsche Seele futsch. Plausibler klingt die zweite Überlieferung, daß dies die Mühle vom Müller Klaus "Tuvel" war.

Guterhaltenes, kunstvoll gestaltetes altes Fachwerk in Hülle und Fülle pflegen viele Gemeinde rund um den Hoherodskopf, mit 764 Metern höchste Erhebung des Vogelsberges. Mit fünf und mehr Gängen am Fahrrad sind die idyllischen Radwege durch die Wälder und Auen und in die romantischen Dörfer mit ihren einzigartigen Fachwerkkirchen durchaus zu bewältigen. Geführte Radwanderungen veranstaltet bis September der Vogelsberger Höhen-Club, Am Wiesengrund 12 in 6479 Ranstadt 1, Telefon (0 60 41) 40 83.

Informationen gibt und versendet der Fremdenverkehrsverband Vogelsberg und Wetterau, Goldhelg 20, 6420 Lauterbach, Telefon (0 66 41) 8 53 23. (Topographische Karten 1 : 50 000 auch beim Hessischen Landesvermessungsamt, Schaperstraße 16, 6200 Wiesbaden 1.) Lektüre: Radeln zwischen Frankfurt, Fulda und Gießen, Stöppel-Verlag, 24,80 Mark. UTE FISCHER

Volksradfahren in der Wetterau

Eine Volksradwanderung quer durch die Wetterau und den Altkreis Büdingen wird am Sonntag, 26. Juli angeboten.

Die Fahrradwanderung findet in zwei Gruppen statt: Gruppe A bietet Familien mit Kindern eine Radtour von etwa 25 Kilometern Länge: von Bruchenbrücken zur Sternbacher Kirche und Kloster Engelthal nach Bruchenbrücken - Rundfahrt durch eine reizvolle Landschaft der Wetterau. Für die Gruppe B führt eine sportliche Radtour von rund 65 Kilometern von Bruchenbrücken über den Hessenweg, Wickstadt, Kloster Engelthal nach Büdingen und über Eichen und Bönstadt zurück.

Rast- und Einkehrmöglichkeiten sind vorhanden. An Sehenswürdigkeiten bei den Radtouren können das Hofgut Wickstadt (ursprüngliche Dorfsiedlung mit der im 17. Jahrhundert entstandenen Pfarrkirche St. Nikolaus), die Sternbacher Kirche, das Zisterzienserinnenkloster Engelthal aus dem 12. Jahrhundert und die historische Altstadt von Büdingen besichtigt werden.

Start und Ziel der Volksradwanderung mit dem Vogelsberger Höhen-Club ist der Parkplatz der S-Bahnstation Bruchenbrücken bei Friedberg am 26. Juli um 9.30 Uhr. Auskünfte erteilt Bernd Köhler, Telefon 0 60 35 / 17 40. FR

Touristische Tips

Radwandern über Schwarzwaldhöhen Kondition ist gefragt bei der siebentägigen Radwanderung im Schwarzwald. Die Tour führt in Etappen zwischen 30 und 48 Kilometern zu den schönsten Gipfeln des Hochschwarzwaldes (Feldberg, Belchen, Schauinsland, Kandel) und durch die am Fuße des Feldbergs gelegene Seenlandschaft mit Titisee, Schluchsee und Feldsee. Das Arrangement kostet mit Übernachtung und Frühstück, Gepäcktransfer, Leihfahrrad (Trecking-Rad mit 21 Gängen) und Kartenmaterial ab 790 Mark. Auskunft: Tourist-Information, W-7828 Feldberg, Telefon 0 76 55 / 80 19. Bad Dürkheim und der Wein Wein- und Sektseminare für Wanderfreunde arrangiert Bad Dürkheim in der Pfalz. Das Wochenend-Angebot kostet mit Übernachtung, Vollpension und Programm ab 295 Mark. Auskunft über Termine und Unterkünfte gibt die Kurverwaltung, W-6702 Bad Dürkheim, Telefon 0 63 22 / 60 90. Die Kursteilnehmer probieren klassische Rebsortenweine, wandern auf dem "Wanderweg Deutsche Weinstraße" durch den Pfälzerwald und besichtigen ein Weingut. Arnstadt - Kultur und Natur Das niederländische Renaissancerathaus, Fachwerkhäuser, die Liebfrauenkirche und andere historische Bauten prägen noch heute das Bild von Arnstadt in Thüringen. Es ist der älteste urkundlich erwähnte Ort auf dem Gebiet der fünf neuen Bundesländer. Die Region rund um Arnstadt bietet abwechslungsreiche Freizeitaktivitäten (Reiten, Wandern, Segelfliegen, Fallschirmspringen) und gepflegte Unterkünfte in Hotels und Pensionen. Auskunft gibt es beim Fremdenverkehrsverein, Ritterstraße, O-5210 Arnstadt, Telefon 0 36 28 / 5 60. Wandern im Sauerland Vom 3. bis 11. Oktober steht in Saalhausen (Sauerland) die 10. Wanderwoche im Kalender. Auskunft: Verkehrsamt, Helmut-Kump-Straße 25, W-5940 Lennestadt, Telefon 0 27 23 / 60 88 00. Vorgesehen sind geführte Touren (zwölf bis 27 Kilometer) mit Rucksackverpflegung, Abendwanderung mit Hüttenabend, Kegeln, Besichtigung einer Handweberei und weitere Extras. Die Ferien kosten mit Übernachtung und Frühstück ab 260 Mark. Goslar: Wochenende im Mittelalter Dem Mittelalter begegnen Goslar-Besucher auf Schritt und Tritt beim Bummel durch die historischen Gassen der tausendjährigen Stadt am Harz. Ein Wochenend-Aufenthalt in der sehenswerten Kaiserstadt wird mit zwei Übernachtungen, Stadtführung, rustikalem Abendessen und weiteren Extras ab 129 Mark angeboten; wer auch die nährere Umgebung erkunden will, sollte das Vier-Tage- Programm ab 198 Mark buchen. Auskünfte bei der Touristinformation, W-3380 Goslar, Telefon 0 53 21 / 28 46.

Kleine Lokalrundschau

Arbeitskreis vor Ort MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Arbeitskreis Umwelt der CDU-Kreistagsfraktion trifft sich am heutigen Freitag, 24. Juli, um 17 Uhr an der Kiesgrube Mitteldorf. Es geht dabei um Erweiterungsbauten der Flughafen-Aktiengesellschaft. Anschließend werden sich die Arbeitskreis-Mitglieder das als Heidelandschaft angelegte Areal unter der Hochspannungstrasse ansehen.

Sommerfest mit Karussell

MÖRFELDEN-WALLDORF. Mit Gegrilltem und kühlen Getränken wollen die Mörfelder Sozialdemokraten am Samstag, 25. Juli, ihre Gäste im "Goldenen Apfel" verwöhnen. Dann steigt ab 14 Uhr zum neunten Mal das Sommerfest der Mörfelder Genossen. Für die Kleinen steht ein Kinderkarussell bereit, die Erwachsenen können ihr Glück bei der Tombola versuchen.

Öl- statt Gasheizung

KELSTERBACH. Für exakt 15 332 Mark hat der Magistrat der Stadt Kelsterbach die Umstellung der Heizung im städtischen Wohngebäude Schloßweg 11 b von Öl- auf Gasbefeuerung in Auftrag gegeben.

Grillfest der SPD BÜTTELBORN. Zum Grillfest lädt der SPD-Ortsverein Büttelborn für Sonntag, 26. Juli, ab 10.30 Uhr, ans Volkshaus Büttelborn ein. Sportabzeichen MÖRFELDEN-WALLDORF. Der nächste Abnahmetermin für das Sportabzeichen ist am Samstag, 25. Juli, im Waldschwimmbad. Beginn ist um 9 Uhr. Prüfkarten gibt es kostenlos vor Ort. BUND-Monatstreffen GERNSHEIM. Zu seinem Monatstreffen lädt der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) für Montag, 3. August, in die alte Realschule ein. Beginn ist um 20 Uhr. GGM lädt Bychow-Kinder ein MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Gewerbegemeinschaft Mörfelden (GGM) hat die Kinder aus Bychow, die derzeit Ferien in der Stadt machen, samt ihren Betreuern für Mittwoch, 29. Juli, zu einem Besuch im Opel-Zoo in Kronberg / Taunus eingeladen. Abfahrt ist um 13.15 Uhr vor der Volksbank in der Langener Straße, Mitglieder der GGM und deren Kinder sind als "einheimische" Betreuer dabei.

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batman's Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Die Schlafwandler (20 Uhr); Kinder- und Jugendkino: Feivel - Der Mauswanderer im Wilden Westen (15 und 17.15 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Indochine (19.30 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: keine Vorstellung.

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Die Hand an der Wiege (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Die Commitments (20.15 Uhr). Theater/Musik Oberursel. Orscheler Sommer am Rathausvorplatz: Musik mit der Starfukker-Band, 19.30 Uhr. Ausstellungen Oberursel. Galerie Stadtbücherei am Marktplatz: Ölbilder von Gogi Lazaraschwil, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Werke von Barbara Fahrner,10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Parteien/Parlamente Oberursel. Ortsbesichtigung der FDP, Treffpunkt vor dem HL-Markt Oberstedten, 18 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Tel. 17 83 92- 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr,

Tel. 30 28 86.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr,

Tel. 17 82 15.

Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, Tel. 4 72 73.

Schwimmen für Versehrte und Behinderte (auch Kinder), Seedammbad, 18.30 bis 20.45 Uhr.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.

Rheuma-Liga: Ergotherapie in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29a, 9.30 bis 10.30 Uhr.

Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58 sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 14.30 bis 16.30, Tel. 7 34 02.

Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 Uhr, Tel. 50 23 68.

Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17.

Neu-Anspach. Offener Treff des Frauentreffs, Schubertstraße 32, 9.30 bis 11.30 Uhr, Tel. 0 60 81 / 4 37 22. Vereine/Organisationen Friedrichsdorf. TSG: Rückengymnastik und Haltungsschulung, Turnhalle Hugenottenstr. 58, 18 bis 19.30 Uhr.

Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.

Neu-Anspach. Offener Treff im Müttercafé Schnaufpause, Konrad-Adenauer- Str. 2, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Offener Treff im Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Altentagesstätte Gartenfeld: Seniorengymnastik Gruppe 1: 8.30 bis 9.30 Uhr; Gruppe 2: 9.30 bis 10.30 Uhr; Beratungsstunde bei Frau Ruf, 14 bis 15 Uhr; offener Seniorentreff, 15 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf. Sporthalle Landwehrweg: Gymnastik, 14 bis 15 Uhr; Tanz, 15 bis 16 Uhr.

Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Seidenmalerei, 10 bis 13 Uhr und Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.

Oberursel. Altentagesstätte In den Dorngärten 22: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 15 bis 17 Uhr.

Geburtstagsfeier für alle Juli-Geborenen, Altentagesstätte im Hospital, 15 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Skat- und Rommérunde, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Kurhausgarten, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr.

Jugendclub am WingertsportparK: Mädchentreff ab 16 Uhr.

Friedrichsdorf. Badminton-Verein: Sport- und Spieletag für Jugendliche von 12 bis 16 Jahren, Turnhalle der PRS-Schule, 10 bis 17 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Katholisches Bildungswerk: Sommerprogramm für Daheimgebliebene und Heimgekehrte: Führung im Jüdischen Museum, Treffpunkt: Jüdisches Museum Frankfurt, Untermainkai 14 bis 15, 14 Uhr.

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Park- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstraße 128, Tel. 4 49 58.

Oberursel/Steinbach. Rosen-Apotheke, Oberursel, Adenauerallee 21, Tel. 5 10 38.

Usinger Land. Amts-Apotheke, Usingen, Marktplatz 17, Tel. 0 60 81 / 22 09.

Kronberg/Königstein. Schloß-Apotheke, Kronberg-Schönberg, Schillerstraße 28, Tel. 0 61 73 / 51 19.

Wie man nur mit Wasser 666 Mark sparen kann

FRIEDRICHSDORF. Der sparsame Umgang mit Trinkwasser ist nicht nur ökologisch notwendig, er entlastet auch das finanzielle Budget der Familien. Wie das zu erreichen ist, zeigt eine Ausstellung, die zur Zeit im Foyer im Friedrichsdorfer Rathaus zu sehen ist. "Wie spare ich 666 Mark?" ist das Motto der Informationsschau, und die Antwort auf die Frage wird mit einem Rechenbeispiel gegeben:

Eine vierköpfige Familie verbraucht im Jahr 212 Kubikmeter Wasser im Durchschnitt, die mit 1378 Mark zu Buche schlagen. Mit Hilfe von Wasserspar-Einrichtungen und durch sparsamen Verbrauch läßt sich der jährliche Bedarf auf 110 Kubikmeter für 712 Mark reduzieren: 666 Mark werden gespart.

Gezeigt werden Spareinrichtungen wie Perlatoren, Sparduschen oder Wasser- Stopp-Installationen.

Umweltberater Jörg Naumann erinnert in diesem Zusammenhang daran, daß die Stadt den Bau von Regenwasserzisternen finanziell fördert. Die Zuschüsse müssen nur beantragt werden. s

Motorradfahrer verletzt

OBERURSEL. Leicht verletzt wurde ein Motorradfahrer beim Zusammenstoß mit einem Auto Dienstag abend in der Hohemarkstraße. Der Mann hinterm Lenkrad wollte laut Polizeibericht in Höhe der Groenhoffstraße wenden und prallte dabei mit dem Kradfahrer zusammen. mk

GBL will Perspektiven suchen Grüne Mitglieder sollen Ende August beraten, wie's weitergeht

MÖRFELDEN-WALLDORF. Im grünen Hauskrach hat sich jetzt die Grüne Bürgerliste (GBL) - jene vierköpfige Rest- Fraktion, der die Grünen-MitgliederEnde Juni das Vertrauen entzog - zu Wort gemeldet. Ziel des an "alle MitgliederInnen des Grünen-Ortsverbandes Mörfelden- Walldorf und unsere Freundinnen und Freunde" gerichteten Briefes: Die Darstellung der GBL-Sicht.

Für das aus Matthias Steidl, Dagmar Fischer, Oliver Koban und Wilma Frühwacht-Treber bestehende Quartett steht fest, daß sich beim Ortsverband etwas bewegen muß, soll der nach den Rücktritten von Günter Meinke, Norbert Schwappacher und Harald Weimar offen ausgebrochene Krach zwischen Vorstand, Verbindungsleuten und GBL-Fraktion beigelegt werden. Sie schlagen vor, Ende August eine Mitgliederversammlung zwecks Suche nach neuen Perspektiven einzuberufen und nicht während der Sommerpause übereilte Beschlüsse anzupeilen.

Für die GBL dreht sich der ganze Krach nur vordergründig um persönliches. Auf dem Prüfstand stünde vielmehr die grüne Politik, wie sie von der GBL vor Ort repräsentiert worden sei.

Die GBL-Fraktion wähnt die Schuld an den Mißtönen beim Grünen-Vorstand und den unlängst wiedergewählten Verbindungsfrauen Christa Pannke und Christina Müller. Basisdemokratie funktioniere nur, wenn die Mitglieder aufgrund umfassender Information die politischen Entscheidungen nachvollziehen könnten. Pannke und Müller aber hätten ihre Arbeit - die Weitergabe von Fraktionsunterlagen - nie korrekt und vollständig erledigt.

Die GBL kritisiert den Vorstand, der die Fraktion bei den Mitgliedern madig gemacht habe, anstatt auf Kompromisse hinzuarbeiten. Aber "im politischen Miteinander geht es nicht ohne Kompromißbereitschaft". Die GBL fügt an, daß sich die Ansprüche an Politik geändert hätten, die grüne Bewegung der achtziger Jahre nicht konserviert werden könne. wal

20 000 Mark Schaden

OBERURSEL. Ein Autofahrer wollte Dienstag abend vom Zimmersmühlenweg nach links Richtung Stierstadt abbiegen. Dabei übersah er nach Polizeiangaben einen entgegenkommenden Wagen. Bei der Kollision wurde dessen Fahrerin leicht verletzt. Die Reparaturkosten dürften etwa 20 000 Mark betragen. mk

Kinder entdecken die Natur Mit einem Fest gehen die Ferienspiele am Freitag zu Ende

HAINBURG. "Mittendrin in der Natur" haben die sechs Ferienspielgruppen gemäß dem Motto der Hainstädter Ferienspiele ihre Hütten im Wald versteckt errichtet. Sie streifen auf ihren täglichen Exkursionen zu Bächen, Tümpeln und Lichtungen, untersuchen Wasser, Boden und Pflanzungen, stellen Papier selbst her, reparieren Froschtümpelzäune oder gestalten Erlebnispfade.

Genaues Beobachten und das Entdekken von bisher Unbekanntem oder Nie- Geahntem steht im Vordergrund der zahlreichen Aktivitäten. Ergänzt durch Bauen, Basteln und Gestalten werden die kreativen Fähigkeiten der Kinder angesprochen.

Lieder und Spiele zum Thema und Radausflüge zum Vogelpark und Seen vertiefen die Begeisterung und fördern das Interesse an der Naturbeobachtung. Bei der Temperaturlage wird auch öfters das kühle Naß der umliegenden Schwimmbäder aufgesucht.

Eine weitere Beobachtung ist zu machen: Es gibt keinen Müll. Und da, wo welcher in Wald und Flur gelegen hat, haben ihn die Mädchen und Jungen längst eingesammelt.

Das Abschlußfest der 17. Ferienspiele soll am morgigen Freitag um 19 Uhr mit Kindern, Helfern, Eltern und Daheimgebliebenen am Platz der Freien Turner in Hainstadt gefeiert werden. Am letzten Tag der Ferienspiele soll mit allen Sinnen bei einem großen Stationenlauf durch Feld und Wald die Natur ertastet, gerochen und geschmeckt werden. ttt

Sicherheit in Barcelona Als Schwachstelle gilt das offene Meer

Hoch über dem Montjuic kreist zum x- ten Male an diesem Tag ein Hubschrauber, am Ausgang der Seilbahnstation vom Hafen hinauf zum Olympia-Zentrum sitzt ein Soldat seine Schicht im Schützenpanzer ab, unten an den Straßen rund um die Placa Espanya sind en masse Polizisten mit Maschinenpistolen und in schußsicheren Westen postiert - die Sicherheit geht den Organisatoren in Barcelona über alles. Seit vor 20 Jahren palästinensische Terroristen das olympische Dorf in München überfielen und elf israelische Athleten töteten, ist die Furcht vor neuen Anschlägen eines der prägenden Elemente am Rande von sportlichen Großereignissen. Längst hat sich die Öffentlichkeit an die teils martialischen Bilder und damit verbundene Unannehmlichkeiten vor Ort gewöhnt. Vorsicht wird auch deshalb großgeschrieben, weil sich niemand dem Vorwurf aussetzen möchte, nicht alles Menschenmögliche getan zu haben.

Für Spaniens Sicherheitsstrategen bedeutete das in den vergangenen Monaten einen immensen Aufwand. Etwa 600 Millionen Mark sollen ausgegeben worden sein. Eine genaue Summe wird offiziell allerdings nicht genannt. Unwidersprochen blieb deshalb auch ein Bericht der angesehenen Zeitung "El Pais", nach deren Berechnungen über eine Million Mark für das von Regierung und Organisations-Komitee geschnürte Sicherheits- Paket ausgegeben wurde.

Geschützt werden sollen über 100 000 Angehörige der sogenannten olympischen Familie, allen voran knapp 10 000 Athleten, außerdem insgesamt über 15 000 Betreuer und Offizielle, 35 000 freiwillige Helfer und 15 000 Medienvertreter und last, but not least, 35 Staatschefs - dazu noch einmal der in der 1,8 Millionen-Stadt erwartete Touristenstrom von 1,6 Millionen Menschen. Nicht minder imposant sind die Zahlen der Beschützenden. Etwa 45 000 Polizisten, Soldaten und Guardia Civil-Beamte sind im Einsatz, darunter eine 4000 Mann starke Anti-Terror-Einheit, die von im Nahkampf spezialisierten Scharfschützen angeführt wird, und eine stattliche Anzahl von Froschmännern, die das auf zwölf Seemeilen um den Hafen ausgeweitete Sicherheitsgebiet im Visier haben, weil der Meereszugang in den Augen der Experten als potentielle Schwachstelle des Sicherheits-Netzes gilt. Daß darüber hinaus 400 auf Sprengstoffsuche gedrillte Hunde in regelmäßigen Abständen die Gegend abschnüffeln, ist schon fast eine Nebensächlichkeit.

Reichlich Material steht ebenfalls zur Verfügung: Unter anderem 25 Kriegsschiffe, vier Mini-U-Boote, eine bisher nicht präzisierte Anzahl von Kampfflugzeugen, 112 Hubschrauber, Frequenzstörsender für ferngesteuerte Anschläge sowie über 200 praktisch die gesamte Stadt und alle Sportstätten überwachende Spezialkameras. Koordiniert wird alles im nagelneuen, in der Nähe des olympischen Dorfs gelegenen Sicherheits-Zentrum mit dem bezeichnenden Namen "El Bunker", wo 50 Beamte rund um die Uhr im Dienst sind und am Schreibtisch von Sicherheits-Chef Ferran Cardenal für den Notfall ein Videotelefon zur Kontaktpflege mit der Regierung steht.

Als erleichternd wird die Tatsache angesehen, daß die meisten der führenden Köpfe der baskischen Separatisten-Organisation ETA kürzlich in Südfrankreich festgenommen wurden und damit die Infrastruktur der Mordkommandos zerschlagen wurde. Es bleibt die Angst vor den Auftritten radikaler katalanischer Nationalisten, die schon den olympischen Fackellauf zu Unabhängigkeits-Kundgebungen nutzten. Im Kampf gegen international motivierten Terroraktionen stehen die Mannschaften aus den USA, Israel, dem Irak, Saudi-Arabien und Libyen unter verstärktem Schutz. ger

FAG spendierte die Sonnenkappen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Wunsch ist erfüllt, kaum daß er ausgesprochen war. Gewünscht hatte sich die Friedensinitiative (FI) Sonnenkappen für die 24 Kinder und Jugendlichen aus Bychow, die derzeit für sechs Wochen Ferien in Mörfelden-Walldorf machen. Bereits am Dienstag morgen klingelte in der FR-Lokalredaktion das Telefon. Am anderen Ende der Leitung: Eine Mitarbeiterin der FAG-Pressestelle. Sie habe das in der FR gelesen, mit ihrem Chef gesprochen und nun wolle man - möglichst noch am gleichen Nachmittag - die begehrten Kappen übergeben und die Kinder bei der Gelegenheit auch zu einem Besuch am Flughafen einladen.

Die FR vermittelte die Anruferin weiter und siehe da, es klappte alles bestens. Wie Claire Linke, FI-Mitglied und Mitorganisatorin des Erholungsaufenthaltes, gestern morgen bestätigte, wurden die Sonnenkappen wirklich schon am Dienstag nachmittag im Naturfreundehaus übergeben, so daß die Kinder jetzt gut beschirmt in die Ferien starten können. wal

Katholische Kirche beurlaubt Priester wegen Zölibat-Verstoßes

Bistum Mainz reagiert auf Bekenntnisse in Fernsehsendung / Seelsorger lebt mit seiner Freundin und deren Kindern zusammen

tit/gem MAINZ, 22. Juli. Der katholische Priester Wolfgang Eifler, der sich am Montag abend in der Fernsehsendung Report öffentlich dazu bekannt hatte, mit einer Frau und deren zwei Kindern zusammenzuleben, darf sein Amt ab sofort nicht mehr ausüben. Das bestätigte Jürgen Strickstrock, Leiter der Pressestelle des Bistums Mainz, am Mittwoch der FR. Die sofortige Beurlaubung Eiflers sei nach einem Gespräch des Seelsorgers mit dem Mainzer Generalvikar, Martin Luley, erfolgt. Luley habe dem Priester eine Frist gesetzt, um zu seinen "Weiheversprechen" zurückzukehren, sagte Strickstrock. Wenn der Priester sich nicht wieder zum Zölibat bekenne, sei er vom Amt suspendiert.

Der 34jährige Eifler, der als Krankenhausseelsorger in der Mainzer Universitätsklinik tätig war, hatte im Fernsehen die Hoffnung ausgesprochen, weiterhin im Amt bleiben zu dürfen. "Ich möchte einen Beitrag dazu leisten, daß diese Kirche ein ehrliches, ein menschenfreundlicheres Gesicht bekommt", sagte er, "ich liebe meinen Beruf, aber es ist an der Zeit, daß sich etwas verändert." Er sei es leid, wegen eines "anachronistischen Sexualverständnisses", das von einer Minderheit diktiert werde, sein Privatleben zu leugnen, um nach außen den Schein zu wahren. Eifler forderte andere Kollegen, die sich in einer vergleichbaren Situation befinden, auf, ihre Verhältnisse ebenfalls offenzulegen. Er habe sich an die Öffentlichkeit gewandt, weil er "an die Reformierbarkeit der Kirche" glaube.

Aus Sicht der Kirche habe Eifler in der Report-Sendung sein Weiheversprechen, das ihn zu Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichte, aufgekündigt, sagte Strickstrock. Das Bistum werde dem suspendierten Seelsorger eine Übergangshilfe zahlen. Dazu sagte Eifler, sein Gehalt werde nur einen Monat lang fortgezahlt. Seine wirtschaftliche Zukunft sei damit völlig ungeklärt.

Nach Angaben von Anne Dördelmann-Lueg, Sprecherin der "Initiativgruppe der vom Zölibat betroffenen Frauen", gibt es in Deutschland 6000 verheiratete Priester, die wegen Verstoßes gegen den Zölibat ihr Amt niederlegen mußten. Während Strickstrock von einer "Minderheit" spricht, betont Dördelmann- Lueg, daß es sich um keine kleine Gruppe handele, "die man einfach so unter den Tisch kehren" könne. Ihrer Initiative gehören 350 Frauen an, die heimliche Liebesbeziehungen zu Priestern führten.

Klaus Thoma, Sprecher der "Vereinigung katholischer Priester und ihrer Frauen", der vor Jahren selbst aus dem Priesterdienst scheiden mußte, begrüßte Eiflers öffentlichen Auftritt. "Tausende sind stillschweigend fortgegangen und es hat sich nichts verändert", sagte Thoma, dessen Organisation 550 Mitglieder hat. Es sei notwendig, das Problem öffentlich zu behandeln.

Die großen Fraktionen zeigen sich zugeknöpft Kritik an UBG-Aktion für Waisenhaus in Ruanda Von Annette Wittkopf KRONBERG. "Ich lasse mir ungern vorschreiben, für welchen wohltätigen Zweck ich Geld spende." Ähnlich wie CDU-Fraktionschef Stephan Ruegg sehen auch die Vertreter anderer Fraktionen im Stadtparlament die Anregung der UBG, 250 Mark pro Fraktionsmitglied zu spenden, um die Deckungslükke für den Bau eines Hauses für AIDS-Waise in Ruanda zu schließen. UBG-Sprecher Ulrich Brandt hatte, wie berichtet, Bürgermeister Wilhelm Kreß und Erstem Stadtrat Karsten Stahlberg einen 2000-Mark-Scheck seiner Fraktion überreicht mit der Aufforderung an die Stadtverordneten, es den unabhängigen Bürgern nachzutun. Doch daraus scheint nichts zu werden. Zwar haben die Fraktionen wegen der Sommerferien noch nicht über das Thema beraten, doch deren Sprecher lassen Zurückhaltung, sogar Mißbilligung durchblicken.

SPD-Fraktionschef Peter Stuckenschmidt: Die UBG habe den parlamentarischen Abend für eine Werbeaktion mißbraucht. Bei der Entscheidung, wann, was und für wen er spende, lasse er sich "nicht in Zugzwang bringen".

Helmut von Schenk zu Schweinsberg, FDP-Fraktionssprecher, ist noch im Urlaub; seine Kollegin Doris Schulte will über die Ruandaspende mit Vorstand und Fraktion in zwei Wochen sprechen. "Ich glaube aber nicht, daß wir das Geld aufbringen können", meint sie.

Herbert Pons, Die Grünen, wollte das Thema in der gestrigen Fraktionssitzung ansprechen. "Wir stehen dem Projekt in Ruanda sehr aufgeschlossen gegenüber."

Dort in Rulindo, 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kigali, soll an der Missionsstation ein Waisenhaus für 20 Kinder gebaut werden, die ihre Eltern durch die Immunschwächekrankheit verloren haben. Von dort werden sie in Familien vermittelt, aber von der Missionsstation solange finanziell unterstützt, bis sie auf eigenen Füßen stehen können. 35 000 Mark kostet das Backsteingebäude, für das die Einheimischen die Ziegel bereits gebrannt haben. Sie wollen das Haus auch in Eigenarbeit errichten. Der Kronberger Reinhardt Bolz, Mitarbeiter der Gesellschaft für Technische Zusammennarbeit in Eschborn, hat über das Projekt mehrmals ausführlich im Haupt- und Finanzausschuß (HFA) berichtet. Er hat sich verbürgt, daß jede Mark dem Projekt zugute kommt. 25 000 Mark, in fünf Jahren zusammengespart für ein Entwicklungshilfeprojekt in der Dritten Welt, stellt die Stadt Kronberg zur Verfügung. Zur Schließung der Deckungslücke hat Bürgermeister Wilhelm Kreß einen Spendenaufruf an alle Kronberger gerichtet.

Stadtverordnetenvorsteherin Gisela Bretz will die UBG-Anregung nicht aufgreifen: "Das ist Sache der Fraktionen, nicht meine Angelegenheit." Wie ihr Fraktionskollege Ruegg verweist sie auf den HFA-Beschluß, das Geld nach dem Stand des Baufortschrittes bereitzustellen. "Wenn noch eine Deckungslücke bleibt, können wir das Geld im Rahmen der nächsten Haushalte zur Verfügung stellen", findet die Parlamentschefin.

Das wird allerdings, so hofft Bürgermeister Wilhelm Kreß, nicht nötig werden. Zwar hat er bisher außer der UBG- Spende noch keine Resonanz auf seinen Spendenaufruf bekommen. Kreß ist sich sicher, daß sich das noch ändert. Er plant, einen Informationsabend mit Reinhardt Bolz: "Das ist eine einmalige Chance, durch Informationen aus erster Hand genau verfolgen zu können, was mit den Spenden geschieht." Daß die Kronberger eine offene Hand für notleidende Menschen haben, weiß Kreß. Als er im letzten Jahr zu Spenden für Kroatien aufrief, kamen im Handumdrehen 12 000 Mark zusammen.

Saft, Schnaps und Mus aus heimischen Feldern

FRIEDRICHSDORF. Ein Obstmarkt mit heimischen Erzeugnissen ist am Erntedankfest, 4. Oktober, im Seulberger Heimatmuseum geplant.

Angeboten werden sollen Obst von den Seulberger Streuobstwiesen, aber auch Produkte, die daraus hergestellt sind: Saft, Schnaps, Gelee, Marmelade oder Fruchtmus. Dazu gibt es Info-Stände über den Wert von Obstbäumen für den Naturschutz und die richtige Pflege.

Gruppen, Vereine oder Einzelpersonen, die beim Markt mitmachen möchten, sollten sich bald bei Umweltberater Jörg Naumann melden. Er ist zu erreichen im Rathaus, Hugenottenstraße, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 731-300).

Am Mittwoch, 5. August, ist um 19.30 Uhr im Seulberger Heimatmuseum eine Zusammenkunft aller Interessierten vorgesehen, um die Vorbereitung des Markts zu organisieren.

Gesucht wird außerdem noch eine Obst-Kelter und jemand, der sie am Erntedankfest im Museumshof betreibt und erklärt. s

Radler wollen nicht absteigen FahrRad!-Initiative stört sich an den Drängelgittern

DREIEICH. Radfahrer sollen auch nicht weniger Rechte haben als Autofahrer. Das fordert die FahrRad!-Initiative und appelliert an Bürgermeister Bernd Abeln in einem offenen Brief, daß er rasch "durchradelbare Ersatzlösungen für Radwegenetz-Hindernisse" finden soll, die in Dreieich an mehreren Stellen zu finden seien. Den Radlern ist aufgestoßen, daß es offenbar dem Bürgermeister schwer falle, Wohngebietsstraßen für den Kraftfahrzeugverkehr zu sperren, doch Radwegeachsen würden wie selbstverständlich ab- und unterbrochen.

"Wir erleben es jetzt am Übergang von der Vogtei zur Bachstraße Sprendlingen, daß mitten auf der von der Stadt so ausgewiesenen Hauptradwegachse ,A' ein unpassierbares Drängelgitter steht", während doch eine Verkehrsfläche auf keinen Fall einer dort bisher zugelassenen Verkehrsart entzogen werden dürfe. Nur gehend und mit Geschick schiebend kann man hindurchgelangen, sagt Volker Heilemann von der Initiative. Die Radler wollen Antworten auf die Fragen:

• Wurde ein Entwidmungsverfahren für diesen Teilabschnitt des Radverkehrsnetzes durchgeführt, und wenn ja, von wem, wann, wieso?

• Welchen Zweck erfüllt die Unterbrechung im Rahmen des angestrebten Konzepts "Integrierte Verkehrsplanung"?

• Gab es im Kreuzungsbereich zur Gartenstraße einen Verkehrsunfallpunkt?

• Welche Alternativen zur Lösung dort eventuell gesehener Konflikte wurden erwogen, geprüft, verworfen, und warum?

Wege in Dreieich, die offiziell für den Radverkehr ausgewiesen sind, werden nach Ansicht der Initiative nur dann ernstlich als Angebote genutzt, wenn sie ohne derartige Hinderniseinbauten und Schikanen auskommen. Der Bürgermeister soll deshalb prüfen, ob auf folgenden Wegen die Drängelgitter den Radfahrern zuliebe beseitigt werden können: Verlängerung des Brückenwegs zur Liebknechtstraße, Beethovenstraße zur Breslauer Straße, Weg zur evangelischen Kirche Buchschlag gegenüber dem Falltorweg, Fortsetzung Tempelstraße zum Freibad, Im Breitengrad zum Hainer Weg, Weg am Dietrichsroth zwischen Hainer Chaussee und Taunusstraße, Langener Straße ins Ringwäldchen, Weg an der Bahn ab Alte Rheinstraße Offenthal Richtung Götzenhain, sowie andere, die kaum legal wegen zu hohen Bordsteinkanten befahren werden könnten.

Heilemann: "Es entsteht der Eindruck, daß die Ordnungsbehörde jeden denkbaren Konflikt zwischen Rad- und Kraftfahrzeugverkehr zu ungunsten der Radverkehrs-Leichtigkeit zu behandeln versucht." dok

Kinder freuten sich wie Könige über Schokolade Liljana Schmidt organisierte den vierten Hilfstransport für Bulgarien / Große Not

GRIESHEIM. "Solange es meine Kräfte erlauben, werde ich alles tun, um zu helfen." Liljana Schmidt nimmt ihre Aufgabe ernst. Ganz allein begann sie vor zwei Jahren, eine Hilfsaktion für Bulgarien zu organisieren. Inzwischen hat Schwester Lilli einige Menschen gefunden, die sie bei ihrer Arbeit unterstützen.

Schon drei Transporte konnte die Krankenschwester a. D. in ihre Heimatstadt Kjustendil, 85 Kilometer südlich von Sofia, schicken. Die bulgarische Fluggesellschaft übernahm die Lieferung der ersten Pakete im Sommer 1990, seitdem unterstützt eine humanitäre Organisation in Bulgarien die Aktion und sendet Lastwagen und Fahrer kostenlos nach Deutschland.

Die Ladung besteht hauptsächlich aus medizinischen Hilfsmitteln wie Spritzen, Kathetern und Rollstühlen. Damit werden Alten- und Kinderheime sowie das städtische Krankenhaus versorgt. Die ehemalige Gemeindeschwester der evangelischen Pfingstkirchengemeinde Griesheim begleitet die Lastwagen stets und sorgt für eine gerechte Verteilung.

Wie sich das Engagement von Lilli Schmidt erklärt? 1990 war sie zum ersten Mal nach langen Jahren wieder in ihre Heimatstadt gekommen - und erschüttert von den katastrophalen Verhältnissen. Sie beschloß zu helfen. Die Pfingstkirchengemeinde förderte sie sehr zu Beginn ihres Projektes, mittlerweile leistet auch die Kelkheimer Pfarrgemeinde Sankt Martin gute Dienste. "Ich werde großartig unterstützt", sagt Schwester Lilli dankbar, "fremde Leute drücken mir Geld in die Hand oder stellen Körbe mit Spenden vor die Tür."

Jürgen Habicht und Klaus Estlinger von einer Recyclingfirma helfen Lilli nach besten Kräften. Habicht erreichte, daß die Firma Sherwood-Medical medizinische Geräte stiftete, die in Deutschland nicht mehr auf dem Markt erscheinen dürfen, aber trotzdem qualitativ gut sind.

Lilli Schmidt hat auch ermöglicht, daß in einem Pflegeheim in Kjustendil eine Kapelle gebaut wurde. Ikonen, Kreuze und Kerzen sandte sie in die Stadt. "Eigentlich brauchen diese Menschen alles, von der Matratze bis zu Lebensmitteln wie Öl und Margarine. Stellen Sie sich mal ein Altenheim vor, in dem es kein Bad gibt", klagt die Frau. Was in Deutschland normal sei, sei in Bulgarien ein Wunder, ein Luxus, den die Menschen momentan nicht erreichen könnten.

Jetzt startete der vierte Hilfstransport mit einer Ladung im Wert von 70 000 Mark. Während eines Zwischenstopps in Ludwigsburg wurden zusätzlich die Waren aufgeladen, die dort Ursula Bender für Bulgarien gesammelt hatte. Dann wurde er versiegelt und begann seine Reise über Polen, die GUS und Rumänien. Schwester Lilli reist nun mit dem Flugzeug nach und sorgt dafür, daß die Ladung ihren Bestimmungsort erreicht.

Eines der schönsten Erlebnisse für die Schwester: 240 Kilo Schokolade an Kinder eines Waisenhauses zu verteilen. Die Kinder hatten noch nie in ihrem Leben Schokolade gegessen, sie freuten sich wie die Könige. Lilli legt viel Wert darauf, alten und kranken Menschen zu zeigen, daß sie nicht vergessen werden. Dafür scheut sie sich auch nicht, in den Ministerien und bei öffentlichen Ämtern Hilfe zu erbitten.

Der Erfolg gibt ihr Mut. "Wir haben schon Hilfe aus Stuttgart und Hamburg erhalten", sagt sie stolz. Sie wünscht sich, daß noch viele Menschen auf ihre Aktion aufmerksam werden und sie unterstützen. Schwester Lilli hat ein Sonderkonto (Volksbank Griesheim, BLZ 501 904 00, Kontonummer 129 500 04) eingerichtet. Mit den Spenden kauft sie Lebensmittel und schickt sie an die Ärmsten ihrer Heimatstadt.

"Als Kind", sagt sie leise, "besaß ich nie eine Puppe, weil meine Eltern so arm waren. Damals nahm ich mir vor, später einmal ein großes Haus zu bauen und alle armen Kinder einzuladen und zu beschenken." Das habe sie nie erreicht, meint sie lächelnd. Sie gibt, ohne zu nehmen. Wer ihr selbstloses Werk unterstützen möchte, kann sie unter Telefon 39 14 75 erreichen oder im Denisweg 226 besuchen. sil

Zahn der Zeit setzte Brücke mehr zu als erwartet Aufwendige Arbeiten am und über dem Rugby-Ring: Oktober soll die Sanierung beendet sein

RÜSSELSHEIM. Viel stärker als erwartet nagte der Zahn der Zeit an dem zweiteiligen Brückenbauwerk im Zuge der Johann-Sebastian-Bach- und der Grabenstraße über den vierspurigen Rugby-Ring. Deshalb wurden nach Auskunft des Straßenbauamtes Darmstadt umfangreiche Instandsetzungsarbeiten an dieser Stelle der vielbefahrenen Ortsdurchfahrt der Bundesstraße 43 notwendig.

Die in drei Abschnitten durchgeführten Arbeiten - der erste ist weitgehend abgeschlossen - sollen bis Ende Oktober fertig sein. Der zeitliche Ablauf des 1,5-Millionen-Mark-Projektes - so die aktuellen Berechnungen - ist nach Auskunft der Darmstädter Behörde aber auch witterungsabhängig.

Die Sanierungarbeiten wurden notwendig, weil vor allem die Schäden an den Stahleinlagen des Bauwerks im Bereich der Brückenuntersicht und der Wandflächen teilweise erheblich waren, erklärte das Straßenbauamt. Einige Teile hätten sogar Rost angesetzt. Es sei dadurch im Betonbereich zu Absprengungen gekommen. Daher müßten alle Stahlteile freigelegt und saniert, in kleinerem Umfang sogar ersetzt werden. Hierzu würden modernste Sprühmethoden und Kunststoffvergütungen sowie Spritzmörtel eingesetzt.

Insgesamt handele es sich um ein sehr zeitaufwendiges Verfahren, was die Länge der Arbeiten erkläre. Im Zuge dieser Sanierung seien auch die Fahrbahnen der beiden benachbarten Brückenbauwerke über den Rugby-Ring abgetragen und erneuert worden.

Dabei habe das Amt im nördlichen Bereich - der Grabenstraße - auch die Wünsche der Stadt Rüsselsheim zur Erneuerung dieses gesamten Straßenzuges und Verbreiterung durch einen Fahrradweg Rechnung getragen. An der Fahrbahn des Rugby-Rings (B 43) selbst, wo wegen der darüber vorgenommenen Bauarbeiten Umleitungen vorgenommen werden, wird dagegen aber nichts erneuert. cas

Süddeutschland: Unwetter kosten Menschenleben

Bürgerfest

GLASHÜTTEN. "Wir alle wollen fröhlich sein und keiner wirft den ersten Stein" ist das Motto des Bürgerfestes, zu dem die Vereine am Samstag, 8. August, vors Bürgerhaus ab 15 Uhr einladen. Es wird ein Treffen aller Bürger: Die "alten" haben Gelegenheit zum Wiedersehen, die "neuen" werden willkommen geheißen.

Frisch geräucherte Forellen beim Sommerfest

GLASHÜTTEN. Frisch geräucherte Forellen direkt aus dem Ofen bieten die Angler vom Verein Emsbachtal beim Sommerfest am Samstag, 1. August, ab 14 Uhr im Vereinsheim Schloßborn (oberhalb des Schwimmbades) an. Außerdem gibt es Grillwürste und Bier vom Faß. s

Der Wehrdienstsenat des Bundesverwaltungsgerichts, der zwei Bundeswehroffiziere zu Disziplinarstrafen verurteilt hatte, muß über den Fall neu entscheiden. Das Bundesverfassungsgericht hob die Strafe auf, ohne aber das Urteil inhaltlich zu bewerten. Die Offiziere hatten in einer Presseerklärung des "Darmstädter Signals", eines Arbeitskreises kritischer Soldaten und ziviler Bundeswehrangehöriger, die Bezeichnung von Soldaten als "potentielle Mörder" gebilligt. Die Karlsruher Juristen halten dem Wehrdienstgericht nun vor, der Erklärung eine von "emotional gefärbter Begrifflichkeit nicht freie Interpretation" gegeben zu haben. Wir dokumentieren Auszüge aus der Karlsruher Begründung, die sich auf Major Volker Thomas bezieht. (Az.: 2 BvR 1802/91 u. 1857/91).

Wohnungsbau: Der Kreis profitiert vom Land

KREIS GROSS-GERAU. Auch der Kreis Groß-Gerau wird nach Auskunft des SPD-Landtagsabgeordneten Jürgen May (Mörfelden-Walldorf) von einem speziellen Förderprogramm des Landes Hessen für den sozialen Wohnungsbau profitieren. Wohnungsbauminister Jörg Jordan habe rund 580 Millionen Mark für die Schaffung von landesweit insgesamt 4800 neuen Sozialwohnungen bewilligt.

Davon gingen an den Kreis Groß-Gerauer Gelder für 245 Sozial-Mietwohnungen und zusätzlich noch 1,9 Millionen Mark für neue Eigentumsmaßnahmen, sagte May. Letztere seien beispielsweise für einkommensschwache Großfamilien und Schwerbehinderte gedacht.

Mays Kommentar zu dem Programm: "Der soziale Wohnungsbau kommt endlich wieder in Schwung." Die unter der Vorgängerregierung aus CDU und FDP eingerosteten Weichen für den Wohnungsbau seien so neu geschmiert worden. cas

Ist Hamer ein Hinterbänkler? Dies jedenfalls meint Parteifreund und Fraktionschef Krämer

HOCHTAUNUSKREIS. Der Streit tobt. Nur der Hauptakteur, der die Lawine ins Rollen gebracht hat, hält sich vornehm zurück. Wer wird mit den Republikanern paktieren, falls diese nach den Kommunal- und Kreistagswahlen im März 1992 die Fünf-Prozent-Hürde nehmen sollten? Die Christdemokraten, weil sie mit Hilfe der Rechtsaußen ihre politische Macht für weitere vier Jahre sichern wollen? Oder SPD und Grüne, da sie sich durch die Schönhubersche Stammtisch-Truppe in der Lage sehen könnten, Amtsträger der CDU hinaus abzuwählen?

Die letzte Variante legte nun der Chef der CDU-Kreistagsfraktion, Gerd Krämer, vor: Nach der alten Devise "Angriff ist die beste Verteidigung" geht er kühn zur Attacke über: "Die SPD muß endlich Farbe bekennen: Plant sie gemeinsam mit Republikanern und Grünen die Abwahl von Landrat Jürgen Banzer und Oberbürgermeister Wolfgang Assmann?" Denn selbst wenn Rot-Grün die Wahl gewännen, dauert die Amtszeit der beiden CDU-Politiker noch einige Jahre.

Das und nichts anderes steht Krämer zufolge hinter der nun losgetretenen Diskussion über den "Petersberger Kreis". Der rechte Flügel der Hessen-CDU war kürzlich mit einem Papier hervorgetreten, dessen Wortwahl sich allenfalls marginal von den menschenverachtenden Parolen der Republikaner unterscheidet.

So will die Gruppe - nach Angaben von SPD und Grünen gehört ihr auch der Bad Homburger Landtagsabgeordnete und CDU-Vorsitzende Bernd Hamer an - den Artikel 16 des Grundgesetzes ändern, um Flüchtlinge bereits an der Grenze abweisen zu können. Daß es sich bei denen eh nur um "Scheinasylanten" handelt, ist für die "christlich"-demokratischen Rechtsaußen klar: Jeden Monat reisten 40 000 Asylbewerber aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland ein und um dort das soziale Netz in Anspruch zu nehmen, argumentieren sie.

Gleichzeitig wird suggeriert, daß dadurch Schwerstkriminalität und Drogenhandel, Wohnungsnot und Mieten in die Höhe steigen. Von den finanziellen Lasten für die Allgemeinheit ganz zu schweigen.

Als "Volksverhetzung" hat die Bad Homburger SPD das Pamphlet bezeichnet und eine offene Auseinandersetzung darüber gefordert: Es könne nicht hingenommen werden, daß eine gesellschaftliche Gruppe zum Sündenbock abgestempelt wird. Zumal die CDU-Hardliner verlangt hatten, bei künftigen Verhandlungen über politische Mehrheiten auch "Protestwählerparteien" nicht auszuschließen.

"Die Frage einer Zusammenarbeit mit Republikanern oder anderen Protestparteien stellt sich für die CDU im Hochtaunuskreis nicht", beteuert Krämer und verweist auf erfolgreich arbeitende Koalitionen mit der FDP. Umgekehrt werde eher ein Schuh daraus: "Im Main-Kinzig-Kreis paktieren die Sozialdemokraten mehr oder weniger eng mit der NPD. Warum also im Hochtaunuskreis nicht mit den Republikanern?"

Gern hätte man diese Frage auch Bernd Hamer gestellt. Doch der Professor, sonst alles andere als zurückhaltend, wenn es um Publicity geht, ist nicht für ein Gespräch zu bekommen. Erst in Urlaub, dann zwar überall gesehen, aber nirgendwo erreichbar, war er gestern in Hannover und ist nun schon wieder "auf Geschäftsreise" - bis zum Wochenende.

Aber vielleicht kann auf seine Aussage ohnehin verzichtet werden. Wie sagte doch sein Parteifreund Krämer: Hier sollen doch nur die "Stammtischweisheiten einiger Landtagsabgeordneten aus der hinteren Reihe" zum Pausenfüller im Sommerloch hochgeredet werden. NORBERT GLASER

Stadt streicht Ohly Honorar Arbeit am Steeder Weg ruht

BAD HOMBURG. Die Stadt Bad Homburg lehnt es ab, ausstehende Rechnungen der Baufirma Ohly zu begleichen. Auf diese Weise will sie sicherstellen, daß ihr ein möglichst großer Teil des Schadens erstattet wird, der in der Vergangenheit durch mutmaßlich "manipulierte Rechnungen" der Firma entstanden ist. Die Firma Ohly reagierte, indem sie die Erschließungsarbeiten im Neubaugebiet "Am Steeder Weg" einstellte: Seit Freitag sind Bauarbeiter und Maschinen verschwunden. Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU) beziffert die Schadenersatzforderungen der Stadt auf mindestens 1,3 Millionen Mark. Die unbezahlten Rechnungen der Baufirma beliefen sich auf 450 000 Mark.

Für das Neubaugebiet an der Gemarkungsgrenze Gonzenheim/Ober-Eschbach wird damit ein weiteres Kapitel in der Reihe "Die unendliche Geschichte" eingeläutet. Wiederholt hatten es Kritiker als einen Skandal bezeichnet, daß sich die Arbeiten dort über Jahre hinziehen.

Doch angesichts der Situation habe die Stadt handeln müssen, findet OB Assmann: "Wir agieren hier auch als Anwalt der Steuerzahler." Assmann verweist auf die Korruptionsaffäre - gegen den früheren Chef der Firma, Konrad Ohly, wird wegen fortgesetzter Bestechung untersucht. Der Schaden, der dadurch entstanden sei, lasse sich zwar noch nicht entgültig beziffern, aber von der Staatsanwaltschaft wisse die Stadt, daß da über eine Million Mark zusammenkomme, wahrscheinlich sogar erheblich mehr.

Ob der von Ohly durch Manipulationen an Ausschreibungsunterlagen angerichtete finanzielle Schaden später von der Stadt zivilrechtlich geltend gemacht werden kann, muß sich erst noch zeigen. Das weiß man auch im Bad Homburger Stadthaus. Doch Assmann sieht keine andere Möglichkeit, um an eine Entschädigung zu kommen: "Jede Mark, die die Stadt jetzt noch an Ohly bezahlt, bekommen wir möglicherweise nicht wieder."

Zur Erinnerung: Die Baufirma Ohly erlischt zum Monatsende. Wie berichtet, werden die etwa 150 Mitarbeiter und der Maschinenpark zum 1. August vom Essener Baukonzern Teerbau übernommen. Anders sieht es mit den rechtlichen "Altlasten" der Firma Ohly aus. Damit ist auch offen, ob und in welcher Höhe die Kurstadt einmal an ihr Geld kommt.

Um möglichst viel davon zu sichern, erinnerten sich die Verantwortlichen im Rathaus des Bürgerlichen Gesetzbuches. Assmann: "Das BGB sieht die Möglichkeit vor, Ansprüche gegeneinander aufzurechnen." Dagegen könne die Firma jederzeit Rechtsmittel einlegen. In jedem Fall würde man den Verantwortlichen bei der Stadt den Kopf waschen, wenn sie noch Rechnungen des Unternehmens bezahlen und bei ihren Rückforderungen leer ausgehen. orb

Heinemanns Bilder erzählen Geschichten

DIETZENBACH. Er bildet mit seinen Bildern die Welt des Alltags ab, doch ein reines Darstellen ist es nicht, seine Werke ergreifen Partei. Der Fotograf Jürgen Heinemann zeigt vom 1. bis 15. August im Bürgerhaus seine Bilder. Der Ausstellung hat er den Titel "América" gegeben.

Die Würde des Menschen sichtbar zu machen, das ist nach Auskunft des städtischen Kulturamtes, das für die Ausstellung verantwortlich ist, die hohe Kunst der Fotografie Heinemanns. Er präsentiert häusliches Leben oder auch arbeitende Menschen, läßt die Bilder Geschichten erzählen.

Jürgen Heinemann will auf seinen Fotos auch die Verzweiflung als ein letztes Aufbegehren menschlicher Würde erkennbar werden lassen. Kommentare sind überflüssig, die Betrachter sollen Zeit mitbringen, auch Zeit zum Schweigen. aim

zweistellige Millionenbeträge wurden genannt. Uschi Rüssmann meint besorgt: "Das müssen wir unbedingt auf die Reihe bringen. Wir haben ein Ziel vor Augen - die AW darf nicht untergehen." VOLKHARD KANTNER

69 Intellektuelle, Wissenschaftler, Künstler und Politiker riefen Mitte Juli zur Gründung von überparteilichen "Komitees für Gerechtigkeit" in den neuen Bundesländern auf. Den Anstoß für die Gründung der Komitees, die die Interessen der Ostdeutschen besser vertreten sollen, ging vom brandenburgischen CDU-Abgeordneten Peter-Michael Diestel und dem Vorsitzenden der PDS, Gregor Gysi, aus. Wir dokumentieren das Diskussionsangebot für künftige Mitglieder der "Komitees für Gerechtigkeit" im Wortlaut, das nicht mit dem Gründungs-Aufruf zu verwechseln ist.

Die Rolle der stillenden Mutter in der Kunst

DIETZENBACH. Im Foyer des Rathauses beschäftigt sich demnächst eine Ausstellung mit dem Thema "Die stillende Mutter in der Kunst". Konzipiert und zusammengestellt wurden Bilder und Texte in Kooperation mit der Frauenbeauftragten sowie der Stillgruppe Dietzenbach von Rosemarie Duffner aus Achern-Önsbach. Die Präsentation wird am Dienstag, 4. August, um 20 Uhr im Rathaus eröffnet.

Im nächsten Monat laufen außerdem weitere Veranstaltungen zum gleichen Thema. "Schadstoffe in der Muttermilch" hat sich der Referent Professor Muskat aus Gießen zum Thema genommen. Er informiert am Freitag, 7. August, um 20 Uhr im Bürgerhaus. Für Mittwoch, 12. August, um 19.30 Uhr, ist in der Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt ein Treffen für werdende Eltern vorgesehen. aim

Pingler-Plakette für Klinik Magistrat würdigte Bedeutung der KVB als Wirtschaftsfaktor

KÖNIGSTEIN. Anläßlich der Eröffnung des neuen Therapiezentrums hat Königsteins Bürgermeister Bertram Huke jetzt der KVB-Klinik in der Sodener Straße die neue "Dr. Georg-Pingler-Ehrenplakette" überreicht. Das Parlament hatte in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause die Auszeichnung neu geschaffen. Sie soll "nach Bedarf" Personen, Institutionen oder Einzeleinrichtungen verliehen werden, "die sich um Kur und Tourismus in Königstein besonders verdient gemacht und zum guten Ruf beziehungsweise Fortbestand dieser Tradition beigetragen haben". Die Plakette wurde nun erstmals im 100. Todesjahr von Georg Pingler, der als Initiator der Königsteiner Kur gilt, vergeben.

Zur Verleihung an die Klinik für Herz- und Gefäßkrankheiten der Krankenversorgung der Bundesbahnbeamten (KVB) heißt es in einer Rathauspressemitteilung: "In den zwei letzten Jahren hat die KVB-Klinik Beachtliches auf die Beine gestellt und 16 Millionen Mark investiert." Dabei handele es sich nicht nur um eine Investition in das Sanatorium, die die Betreuung der Patienten verbessere und Arbeitsplätze in Königstein sichere, sondern auch um eine Investition in die Stadt selbst.

Mit über 60 000 Übernachtungen im Jahr sei die KVB-Klinik ein "wichtiger Wirtschaftsfaktor". Sie beherberge fast ein Viertel aller Gäste in der Kurstadt. Die Stadt und das heimische Gewerbe profitierten davon "in hohem Maße".

Der Magistrat habe daher einstimmig für die Auszeichnung der KVB votiert. In Zukunft sollen die Stadträte nur noch auf Empfehlung des Haupt- und Finanzausschusses den Preisträger bestimmen. mk

Ganz einfach

Die Welt wird immer komplizierter. Aber zum Glück haben wir Leute, die gegensteuern. Ganz einfach die Dinge vereinfachen. Zum Beispiel der Supermarkt im Oederweg, ein Glied aus einer langen Kette gleichartiger Einrichtungen zur Befriedigung des täglichen Bedarfs. "Blühpflanze, 1,99 Mark" steht da auf dem handgemalten Schild. Und darunter eine Reihe von Pflanzen mit kleinen, blauen Blüten.

Warum die Kunden mit dem richtigen Namen des Gewächses belasten? Ganz zu schweigen von der lateinischen Bezeichnung. "Blühpflanze", das reicht, sagt alles.

Um was für eine Blume es sich gehandelt hat? Wir wissen es leider nicht. Ihr Bastian

Billard-Club 1985 Nied Im Pokal nur Außenseiter An der Bolongarostraße morgen gegen Altenessen-Süd

Landesligist Billard-Club 1985 Nied trifft am morgigen Samstag (13 Uhr, Vereinsheim Bolongarostraße 20) in der ersten Runde der deutschen Pokal-Mannschaftsmeisterschaften auf die Billardfreunde Altenessen- Süd. Der letztjährige Pokaldritte gehört der Zweiten Bundesliga an, belegte dort in der Punktrunde Rang fünf und ist damit eine Klasse über dem Frankfurter Stadtteilverein angesiedelt.

Ebenfalls am morgigen Samstag tritt der Billard-Club Nied mit seiner zweiten Garnitur in diesem Pokalwettbewerb in St. Wendel (16 Uhr) an. In der Disziplin Dreiband-Karambolage wird mit vier Spielern angetreten, wobei jeweils drei Gewinnsätze erforderlich sind. Jeder Satzgewinn beinhaltet zehn Punkte. Die erste Mannschaft vom BC Nied spielt mit Lothar Henneberg (Brett 1), Jürgen Gügel (2), Michael Doppelreiter (3), und Lars Günter (4). Der Gastgeber ist aufgrund des Klassenunterschiedes Außenseiter, will jedoch mit einer konzentrierten Leistung Altenessen-Süd "alt aussehen lassen".

Die zweite Formation des BCN (Zweite Landesliga) fährt in der Besetzung Michael Hess (Brett 1), Frank Witzl (2), Stephan Belz (3) und Norbert Kleinke (4) ins Saarland. 64 Vereine beteiligen sich am Pokal, der von freiwilligen Meldungen lebt. In der Punktrunde belegte der BC Nied I den dritten Rang in der Ersten Landesliga, die die höchste Klasse in Hessen darstellt. Zwischen Punkt- und Pokal- Spielen stehen frei vereinbarte Turniere auf dem Terminkalender. Mit den Pokalspielen wird die Saison 92/93 eingeläutet, die Punktrunde beginnt jedoch erst im Januar 93. Der junge Nieder Verein zählt inzwischen 30 Mitglieder, die zwischen 17 und 72 Jahre alt sind.

Das Vereinsheim in der Bolongarostraße ist wirtschaftlich nur durch einen Zuschuß der Stadt Frankfurt zu halten, denn die Miete wäre für den Verein allein nicht tragbar. dip

Mehr Grün und mehr Leben im Dorf "FR-mobil" in Roggau: Wie mit Steuergeldern ein Wetterauer Dorf erneuert wird

KARBEN. "Dorfentwicklung Burg-Gräfenrode" steht über dem Schaukasten am Alten Rathaus. Doch die Dokumentationstafel ist leer. Nichts ist dort von dem zu sehen, was seit drei Jahren die Stadtverwaltung, das Planungsbüro Winchenbach und Scheu und die Bürgerinnen und Bürger des Karbener Stadtteils beschäftigt: das Dorferneuerungsprogramm. 1989 entschied die Stadtverordnetenversammlung, die Aufnahme in das Förderungsprogramm des Landes zu beantragen. Im vergangenen Jahr kam das Placet aus Wiesbaden und mit ihm die Zusage, im Förderungszeitraum von neun Jahren rund 60 Prozent der veranschlagten Gesamtkosten von rund einer Million Mark zu übernehmen.

Zwei Jahre, in denen die Stadt nicht untätig war. Denn noch vor dem positiven Bescheid aus der Landeshauptstadt waren die beiden Architektinnen Eva Winchenbach und Silvia Scheu in Zusammenarbeit mit dem Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung dabei, Pläne für die Umgestaltung des Dorfkerns zu entwerfen. Die Bürger unbedingt in ein solches Projekt miteinzubeziehen, war den Architektinnen von Anfang an wichtig. "Ohne daß man die Leute fragt, was sie sich wünschen, läuft so etwas nicht", bestätigt Ralf Neubert vom Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung Friedberg aus Erfahrung.

Das Team initiierte Informationsabende, führte 35 Einzelberatungen durch. "Jetzt", so Ortsvorsteher Karl Vollmar, "wird es allerdings Zeit, daß die Einwohner sehen, was die Stadt tut." Denn, so mutmaßt der Senior, erst wenn die Sache von öffentlicher Seite in Angriff genommen wird, sind auch Privatleute bereit, Haus und Hof, Fassade und Dach, ansehnlicher zu gestalten.

"Stimmt", sagt Bürgermeister Detlev Engel und ist froh, den Roggauern mitteilen zu können, daß im Herbst der Platz am Feuerwehrgerätehaus umgestaltet werden soll. Dort, wie an vielen Stellen in Burg-Gräfenrode, fällt eines auf: Kein Baum spendet Schatten, kein Platz lädt zum Verweilen an, Asphalt, wohin das Auge schaut. Hier fühlt sich keiner wohl, mag sich niemand lange aufhalten. Das Stadtoberhaupt hofft, daß das anders wird, wenn erst einmal Bäume an der Ekke Weißenburg-/Freihofstraße stehen.

Mehr Grün ist auch längs der Berliner Straße geplant. Die Fahrbahn der Landesstraße 3351 soll vor dem alten Rathaus und in der Ilbenstädter Straße verengt werden, Parkbuchten für Autos sollen angelegt und mehr Raum für Radfahrer und Fußgänger geschaffen werden. 30 Bäume zeichneten Winchenbach und Scheu auf ihren Plan. Efeu könnte an kahlen Häuserwänden ranken. Sträucher sollen unansehnliche Ecken verdecken.

Mehr Lebensqualität also soll Burg- Gräfenrode bekommen, nicht ein paar Kübel mit autoabgasresistenten Pflanzen oder holzschutzmittelgetränkten Wagenrädern. Orte für den Plausch mit dem Nachbarn. Ein geeignetes Gelände hierfür: der Hof der alten Schule. Versiegelt bis zum letzten Meter - ein Areal von seltener Häßlichkeit.

Davon ist auch das Gebäude nicht ausgenommen, mit seinen Resopalfensterläden, der Neonröhre als Außenbeleuchtung. Architektin Silvia Scheu gerät beim Blick in die grüne Zukunft ins Schwärmen: "Eltern könnten hier einmal unter Pergolen feiern, während ihre Kinder in Blickweite auf dem Rasen spielen." Möglich wär's. Ist doch geplant, das angrenzende Gelände, auf dem sich jetzt noch ein Hügel aus Erde vom unterirdischen Schießstand lagert, zu begrünen und einen Spielplatz anzulegen.

Schaukel und Wippe stehen bereits auf dem Rasen an der Oberburg. Trotzdem: Die Planer(-innen) können sich rund um das unter Denkmalschutz stehende Gebäude mit dem kleinen Rondell, dem Lieselturm und der Remise noch anderes vorstellen. "Schließlich ist die Anlage hier etwas Besonderes", sagt Ralf Neubert. Um das in das Bewußtsein der Roggauer zu bringen, ist ein Bürgerprojekt vorgesehen. "Vielen Anwohnern fehlt das Hintergrundwissen für ihre Wünsche", erklärt er sein Anliegen. Was gut gemeint ist (hier etwa der Bau einer Skateboard- Bahn), müsse noch lange nicht gut sein, wenn es weder der Geschichte, der Ökologie, noch der harmonischen Dorfgestaltung Rechnung trägt. Fachleute, vom Denkmalschützer bis zum Landschaftsarchitekten, sollen die Roggauer kundig machen.

Der Denkmalschutz macht vielen Bürgern Sorge. So steht seit über einem Jahr ein Bauskelett direkt am Dorfbrunnen. Im alten Fachwerkhaus am Weedgraben sind die Gewerke ausgeräumt. Ginge es nach den Denkmalschützern, dürfte die Deckenhöhe in dem alten Bau nicht verändert werden. "Die ist aber so niedrig, daß keiner drin stehen kann", erbost sich Ortsvorsteher Vollmer, "das kann man dem Hausbesitzer nicht zumuten. Der kann das Gebäude doch so gar nicht nutzen." Also läßt er es verfallen. Ein denkmalgeschütztes Häuschen gegenüber vom alten Rathaus war jüngst so verrottet, daß es mit Zustimmung des Denkmalamtes abgebrochen wurde. Diese Behörde brauche mehr Geld, meint der Dorferneuerer Neubert. Damit die "Kulturdenkmäler" nicht weiter verfallen, sondern mit staatlicher Hilfe saniert und genutzt werden können.

Ein Wohnhaus-Rohbau aus roten Ziegeln steht an der Ecke Weißenburg- und Freihofstraße quer zu den Nachbarhäusern. Die Westfront ist kahl, weil ein anderer Besitzer am direkt angrenzenden Grundstück einen niedrigen Schuppen hat. Die Bauordnung schreibt dort eine Brandmauer vor; Fenster sind leider verboten. Es wiehert der Amtsschimmel. Um ähnliche Fälle zu vermeiden, denkt der Bürgermeister an die Aufstellung eines Gestaltungs- oder Bebauungsplanes für den Ortskern.

Manches könnten die Roggauer auch ohne solche Pläne verbessern. Ob nun der versiegelte Hofplatz oder die Eternit-Hausverschalung: Die baulichen Sünden der 50er und 60er Jahre sind nicht zu übersehen. Allerdings ist kein Grundbesitzer gezwungen, seine Immobilie nach dem Geschmack der Dorferneuerer umzugestalten.

Oder mit staatlichem Geld Wohnungen in seiner leerstehenden Scheune einzurichten. 15 Wirtschaftsgebäude wären in Roggau dafür geeignet, sagt Silvia Scheu. Doch niemand beantragte bisher Geld für den Umbau. Oft wohnen noch alte Leute in den früheren Hofreiten, denen solche Projekte eine Nummer zu groß und zu teuer sind. "Die hohen Zinsen", sagt Ortsvorsteher Vollmer, "schüren die Angst der Leute".

Die Kinder wohnen meistens außerhalb und werden die Hofreite nach Eintritt des "Erbfalls" verkaufen. Dann kommt der Wohnungsbau in der Ortsmitte so richtig in Gang, hoffen die Experten. CORINNA WILLFÜHR KLAUS NISSEN

Wir gratulieren

Frau Elfriede Müller, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Herrn Otto Schober, Assenheim, zum 72. Geburtstag.

Frau Elisabeth Hahn, Bad Vilbel, zum 93. Geburtstag.

FSG Altenstadt, Fußball Die Eintracht kommt

Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt tritt am Sonntag (15 Uhr) erneut im Fußballkreis Büdingen an. Auf dem neuen Sportgelände der Freien Sportgemeinde (FSG) 1912 Altenstadt wollen die Riederwälder zum 80. Vereinsgeburtstag des Gastgebers gegen eine Niddertal-Auswahl ihr fußballerisches Können demonstrieren. Besser als vor acht Tagen in Wenings, wo die Fans einigermaßen enttäuscht wurden. Die Stepanovic-Schützlinge, die nach ihrem 6:0 in Wenings tags darauf glatt mit 18:0 beim Kreisligisten KSV Reichelsheim und am Dienstag abend vor 6000 Zuschauern überraschend sicher mit 2:0 gegen den Deutschen Meister VfB Stuttgart gewannen, wollen sich jetzt auch ihrer Fan-Kolonie aus der Wetterau in Bundesligaform präsentieren.

Da Gastgeber FSG Altenstadt als Tabellendreizehnter der Kreisliga A Büdingen allein nicht in der Lage gewesen wäre, dem Spielwitz und Tempo der Adlerträger zu folgen, will sich eine Niddertal-Auswahl ähnlich wie diejenige in Wenings ordentlich aus der Affäre ziehen. Mit Bernd Spitzhorn (SV Orleshausen) und Holger Eckhardt (VfR Hainchen) können sich zwei Akteure zum zweiten Mal gegen die Profis profilieren. Der zum VfB 1900 Gießen (Landesliga Mitte) gewechselte Oberauer Andreas Blees ist der ranghöchste Auswahlspieler, die übrigen kommen aus der Bezirks- und Kreisliga: Thomas Schamma, Stroh (beide SV Calbach), Eckhardt, Hausner (beide VfR Hainchen), Spitzhorn (SV Orleshausen), Herrmann (Rohrbacher SV), Eichenauer, Fröhlich (VfB Höchst/Nidder), Winkler (Sportfr. Oberau), Stickelmayer (FSV Waldsiedlung Altenstadt), Fischer (SSV Lindheim), Urban (TSV 1888 Stockheim), Kaufmann (SG Büdingen) sowie Feick, Jäger, Reul (alle FSG Altenstadt). Die Frankfurter, die bereits gegen Stuttgart wieder auf Bindewald zurückgreifen konnten, können fast bereits in Topbesetzung antreten. Hinter Anthony Yeboah steht noch ein Fragezeichen, Neuzugang Rahn kann nach seiner Operation noch nicht spielen. Die Fußballfreunde können sich auf die Nationalspieler Uli Stein, Manfred Binz und vor allem Uwe Bein - zweifacher Schütze gegen Stuttgart - freuen. Im Vorspiel (13 Uhr) stehen sich die Frauen des deutschen Pokalsiegers FSV Frankfurt und des Oberliga-Aufsteigers TSV Hungen gegenüber. Nach dem Spiel der Niddertal-Auswahl gegen Eintracht Frankfurt wollen Trainer Dragoslav Stepanovic sowie einige Profis im Rahmen einer Podiumsdiskussion Rede und Antwort stehen. hdp

Lehre für Grundversorgerinnen Die Ausbildung zur "Freizeit- und Kulturreferentin"

In Frankreich kann man sich zum "Rock-Manager" ausbilden lassen. Der lernt zum Beispiel, die Kosten eines Konzerts zu berechnen oder einen Plattenvertrag auszuhandeln. 70 Prozent der Absolventen kommen in ihrem Beruf unter, heißt es. In Frankfurt können Frauen jetzt erstmals eine Weiterbildung zur "Freizeit- und Kulturreferentin" besuchen. Der Bedarf für derart qualifizierte Personen ist da, glauben Helga Weigand und Antje Paetzold vom "Verein zur beruflichen Förderung von Frauen", die das Modellprojekt entwickelt haben und betreuen.

Die beiden Frauen haben den ersten Lehrgang gründlich vorbereitet. Dutzende von Experten wurden befragt, von Jean-Christoph Ammann, Chef des Museums für Moderne Kunst, bis zu Mousonturm-Manager Dieter Buroch oder Johnny Klinke vom Tigerpalast, dazu die Chefs verschiedener Unternehmen. Deren Meinung sei gewesen: "Endlich macht das jemand."

Bisher gab es für eine Tätigkeit "zwischen Büro und Management" keine Ausbildung. Doch "in den Kommunen wächst das Bedürfnis nach kultureller Grundversorgung", sagt Antje Paetzold - "das ist ein typisches Produkt unserer Wohlstandsgesellschaft". Auch Verkehrsämter, Firmen, Kongreßzentren, Banken oder Vereine hätten Bedarf an Kulturreferentinnen, die ein "Wissen um kulturelle Zusammenhänge" verbinden mit der Fähigkeit, sparsam zu wirtschaften.

Für den ersten, einjährigen Lehrgang dieses Modellprojekts, der am 3. August beginnt, wurden 25 Frauen ausgesucht - fast 200 hatten angefragt. Antje Paetzold und Helga Weigand kam es bei der Auswahl darauf an, daß die Teilnehmerinnen extrovertiert und flexibel sind, Organisationstalent, soziale Kompetenz und selbstverständlich Interesse für Kultur mit entsprechendem Hintergrundwissen mitbringen. Auf die Ausschreibung hin meldeten sich freilich auch Frauen, die Töpfern oder Seidenmalen wollten. Deswegen betont Paetzold: "Es geht um die Umsetzung von vorhandenen Aufgaben, nicht um die Selbstdarstellung."

Das Interesse an kulturellen Themen müssen die Dozenten, die aus der Praxis kommen, eher bremsen als fördern, meint sie - denn auf dem Lehrplan stehen auch so "trockene Sachen" wie Betriebswirtschaftslehre und Recht, EDV und Öffentlichkeitsarbeit. Weigand und Paetzold haben sich bei der Planung überlegt, was als "Allgemeines" vermittelt werden kann. Denn dieses Know-how soll auf ganz verschiedene Inhalte angewendet werden können: Jemand, der sich für Theater interessiere, müsse ja vielleicht auch mal eine bayerische Trachtengruppe engagieren. Und sich zum Beispiel bei der Planung fragen: Ist diese Veranstaltung richtig plaziert? Oder: Welche Technik wird benötigt?

Unterricht ist bei diesem ersten Lehrgang täglich von 8.30 bis 14.15 Uhr im Öko-Haus am Westbahnhof, wo der Verein zur beruflichen Förderung von Frauen seine Räume hat. Bereits Mitte November sollen die Frauen in ein dreimonatiges Praktikum gehen, sollen sie hinter die Kulissen schauen können, damit sie später keinen "Praxisschock" bekommen. Pflicht ist freilich auch der Besuch einer kulturellen Veranstaltung pro Woche, nach eigener Wahl oder gemeinsam. Danach soll zum Beispiel die eigene Meinung über diese Theateraufführung oder jenes Konzert verglichen werden mit Rezensionen in der Presse.

Die Teilnahme am Lehrgang "Freizeit- und Kulturreferentin" ist kostenlos. Unterstützt wird das Modellprojekt vom Bundesinstitut für Berufsbildung und dem Hessischen Wirtschaftsministerium, vom Frauendezernat der Stadt Frankfurt und dem Hessischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung. Eine Wissenschaftlerin wird den Weg der ersten Absolventinnen verfolgen, denn, so Helga Weigand, man wisse ja nicht, ob der Markt jedes Jahr 25 Kulturreferentinnen aufnehmen könne. Verdienen könnten sie, meint Antje Paetzold, nach BAT IV, also rund 4000 Mark brutto - als Anfangsgehalt. Doch müssen auch da erst Erfahrungen mit dem neuen Beruf gemacht werden.

Geplant ist, neben dem am 3. August beginnenden Lehrgang, ein zweiter, berufsbegleitender, der abends und an Samstagen stattfinden soll. Er soll im August nächsten Jahres anfangen und rund zwei Jahre dauern. Informationen gibt es beim Verein zur beruflichen Förderung von Frauen, Kasseler Straße 1a, Öko- Haus, Frankfurt 90. sy

Fußball-Bezirk Darmstadt Großes Arheilger Derby zur Wochenmitte

Glück oder Pech: Die Fußball-Bezirksoberliga Darmstadt tritt in der Saison 92/93 mit einem Mini-Feld von 15 Mannschaften an. Da alle drei Absteiger aus der Landesliga Süd (FSV Bischofsheim, SG Nieder-Roden, Kickers Offenbach II) aus dem Bezirk Frankfurt kamen und neben Meister 1. FC Germania Ober-Roden auch "Vize" SG Riedrode über die Relegation den Sprung in die zweithöchste Landesliga packte, steht Bezirksfußballwart und Klassenleiter Walther Keim plötzlich nur ein 15er-Klassement zur Verfügung. Versäumt wurde eine gestaffelte Abstiegsregelung sowie insbesondere eine Klausel in der Relegationsrunde zur Bezirksoberliga, denn unter diesen Gegebenheiten hätte der Rangzweite dieser Relegation (SG Einhausen) mit in die Bezirksoberliga aufrücken müssen.

Neben den Fix-Absteigern FC Starkenburgia Heppenheim (das Zwischenhoch des langjährigen Oberligisten ist damit schnell wieder gestoppt worden) und SC Opel Rüsselsheim (der Ex-Regionalligist kriecht sportlich weiterhin auf den Brustwarzen) und KSV 1888 Urberach mußte der SVS Griesheim in der Relegationsrunde gegen die Sportvereinigung 07 Bischofsheim, SG Einhausen und den FV Eppertshausen sein Bezirksoberliga- Dasein beenden. Damit wurde das 17er- Feld gleich um sechs Klubs entlastet, während nur vier Vereine - die Direktaufsteiger TSV Trebur, FSV Riedrode und Turnerschaft Ober-Roden sowie Relegationssieger SV 07 Bischofsheim - dazu kamen.

Die bescheidene 15er-Staffel beginnt dennoch am 16. August mit dem Einstieg in die Saison 92/93 und schließt ohne Wochentagsrunde die erste Halbserie am 22. November ab. Lediglich das große Arheilger Lokalderby zwischen der SGA und dem 1. FCA 04 (Mittwoch, 16. September, 18.30 Uhr) sowie die Partie RSV Germania Pfungstadt gegen FC Olympia Lorsch (26. August, 18.30 Uhr) wurden von den Vereinen auf einen Wochentag verlegt. Elf Begegnungen sollen samstags ausgetragen werden.

Aufsteiger SV Bischofsheim ist zunächst spielfrei, startet erst am 23. August - allerdings mit dem Kreisschlager gegen die SKV 1879 Mörfelden - in die neue Serie.

Am 16. August kommt es gleich zu einem anderen Knüller im Fußballkreis Groß-Gerau: Neuling TSV Trebur trifft im Derby auf Altmeister VfR Groß-Gerau. Auch die Turnerschaft Ober-Roden (gegen den TSV Pfungstadt) genießt zunächst Heimrecht, was dem FSV Riedrode (in Neustadt) nicht beschert wird.

Die KSV Mörfelden, die weiterhin von Dieter Rudolf gecoacht wird, wird allgemein als klarer Meisterschaftsfavorit gehandelt, zumal die Mannschaft aus dem Waldstadion nur um einen Punkt an einer Dreier-Entscheidungsrunde um die Meisterschaft gescheitert war. Bälle konnte der Klassenleiter bei der Vorrunden-Terminbesprechung in Roßdorf nicht verteilen, denn kein Bezirksoberligist war straffrei geblieben. Lobenswert: Oberligist SG Egelsbach - neben dem Profi-Klub SV Darmstadt 98 sowie seinen Liga-Konkurrenten VfR Bürstadt und Rot-Weiß Walldorf Aushängeschild dieses Bezirks - zählte zu den Vereinen mit "weißer Weste". Ebenso die fünf Bezirksliga Süd-Vertreter FC Bensheim 07, TG Trösel, SV Lörzenbach, TSV Reichenbach und SV Wahlen.

Im Fußballkreis Dieburg waren nur A- Klassist Viktoria Schaafheim sowie die B-Ligisten Bianca Rossi Babenhausen und FC Raibach ohne rote Karte ausgekommen. Der Fußballkreis Groß-Gerau brachte den TSV Wolfskehlen II (A-Klasse) sowie Mainhaie Rüsselsheim (B-Liga) in die Kartei der straffreien Klubs ein.

Das neue Gesicht der höchsten Klassen im Bezirk:

BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT (15 Vereine): SKV 1879 Mörfelden, RSV Germania Pfungstadt, 1. FCA 04 Darmstadt, SV 07 Raunheim, SG Ueberau, TSV Neustadt, TSV Pfungstadt, FC Olympia Lorsch, VfR Groß-Gerau, SV Groß-Bieberau, SG Arheilgen, TSV Trebur, Turnerschaft Ober-Roden, FSV Riedrode und Sportvereinigung 07 Bischofsheim.

BEZIRKSLIGA DARMSTADT-OST (16 Vereine): FV Eppertshausen, Turngemeinde Ober- Roden, KSV 1888 Urberach, FC Viktoria Urberach, SV 19 Münster, TSV Lengfeld, Spvgg. Groß-Umstadt, SV Viktoria Aschaffenburg II, SV Reinheim, Viktoria Kleestadt, FSV Groß- Zimmern, FSV Spachbrücken, SC Hassia Dieburg, TSV Höchst/Odenwald, SV Beerfelden, VfL Michelstadt.

BEZIRKSLIGA DARMSTADT-WEST (16 Vereine): 1. FC Langen, SG Egelsbach II, SV Erzhausen, SKG Gräfenhausen, SV Weiterstadt, TSV Nieder-Ramstadt, Rot-Weiß Darmstadt, Eintracht Rüsselsheim, SKV Büttelborn, SV Geinsheim, SV Darmstadt 98 Amateure, SV Klein-Gerau, SVS Griesheim, SC Opel Rüsselsheim, SKG Ober-Ramstadt, PSV Grün-Weiß Darmstadt. ppa

Stadt schaut der AWO auf die Finger Finanzgebaren bei Essen auf Rädern mißfällt dem Magistrat Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. Über den Daumen geht es um 400 000 Mark, die die Stadt künftig weniger als Zuschuß an den mobilen sozialen Dienst "Essen auf Rädern" der Offenbacher Arbeiterwohlfahrt (AWO) zahlen will. Der aus Geldnot zur rigorosen Sparsamkeit gezwungene Magistrat jedenfalls hat durch den Sozialdezernenten Stefan Grüttner (CDU) der AWO für einen seit zwölf Jahren geltenden Vertrag eine Änderungskündigung zum 1. Oktober 1992 ins Hainbachtal geschickt. AWO-Vorsitzender Udo Bollmann (SPD) fürchtet nun "um den sozialen Frieden in der Stadt" und das Ende der mobilen sozialen Dienste. In einem offenen Brief schreibt Bollmann, vor zwei Jahren als Sozialamtsleiter vorzeitig in den Ruhestand gegangen, an Grüttner: "Bei den Alten soll gespart werden, an anderer Stelle ist man großzügig. Die kurzsichtigen Einsparungen bei den alten und behinderten Menschen sind rechtlich erheblich bedenklich und unklug."

Bollmann warnt: "Die systematische Aufkündigung der städtischen Zuschüsse bedeutet, die AWO kann diese Hilfsdienste aus finanziellen Gründen nicht mehr aufrechterhalten. Sie kann dann nicht mehr, wie bisher, weit über 2000 alten und hilfsbedürftigten Menschen zu Hause die nötigen Hilfen sichern. Das bedeutet aber auch: Rund hundert Arbeitsplätze sind gefährdet."

Seit 24 Jahren bietet die AWO "Essen auf Rädern" an. Ziel der sozialen Dienste ist es, älteren und pflegebedürftigen Menschen die Selbständigkeit in ihren eigenen vier Wänden zu erhalten, damit sie nicht in ein Heim müssen. Zur Zeit werden rund 1700 Ältere und Behinderte täglich mit den warmen Mahlzeiten beliefert. Das Standard-Essen kostet 6,60 Mark plus drei Mark Transportkosten. Für die rund 220 000 Essen im Jahr zahlt die Stadt der AWO einen pauschalen Zuschuß von 984 000 Mark. Davon sind rund 600 000 Mark Transportkosten.

Die Kunden von "Essen auf Rädern" zahlen entweder ihre Mahlzeit selbst oder bekommen - je nach Höhe der Rente - die Kost ganz oder teilweise vom Sozialamt bezahlt.

Pikanter Hintergrund: Dieser Vertrag wurde zu einer Zeit geschlossen, als Oberbürgermeister Wolfgang Reuter Sozialdezernent und Udo Bollmann noch Leiter des Sozialamtes und gleichzeitig ehrenamtlicher AWO-Geschäftsführer war. Nach diesem Vertrag bestimmte die AWO, welcher Kunde wieviel städtischen Zuschuß für sein Essen bekam.

Sozialdezernent Grüttner will nun diese Entscheidung wieder voll ins Sozialamt zurückholen und "die städtische Bezuschussung auf eine verläßliche, korrekte Basis stellen". Er glaubt nämlich herausgefunden zu haben, daß die AWO die Transportkosten doppelt und dreifach der Stadt in Rechnung gestellt hat, und zwar so: Wenn ein Ehepaar Bezieher ist und zwei Essen in die gemeinsame Wohnung gebracht wurden, wurde auch zweimal Transportkosten kassiert.

Grüttner verlangt zudem in seiner Änderungskündigung, daß künftig im Auftrag der Stadt ein unabhängiges Prüfungsinstitut die Buchführung der Arbeiterwohlfahrt durchleuchten darf. Carlo Wölfel, der Referent des zur Zeit in Barcelona urlaubenden Sozialdezernenten, vermutet, daß die AWO der Stadt bereits bezuschußte Personalkosten aus ihrer Großküche doppelt in Rechnung gestellt hat, beispielsweise auch dann, wenn diese für andere Auftraggeber gearbeitet hat. Grüttner schreibt: "Mir als zuständigem Sozialdezernenten der Stadt bereitet das Finanzgebaren der AWO zunehmend Unbehagen."

Bollmann kontert mit dem Vorwurf der "öffentlichen Augenwischerei" und mit dem Hinweis auf die konsequente Kürzung sozialer Leistungen durch den Magistrat: "Diese Maßnahmen können zur Vermutung Anlaß geben, daß die Stadt Offenbach sich pflichtwidrig ihrer sozialen Verantwortung entledigen will. Zudem ist die Frage erlaubt, warum bei der AWO als erstem Wohlfahrtsverband mit entscheidenden Kürzungen begonnen wird. Es darf jedermann davon ausgehen, daß die AWO zur Wahrung der Rechte der alten Bürger alle rechtlichen und tatsächlichen Mittel auschöpfen wird."

Die Änderungskündigung trifft die rund tausend Mitglieder zählende, aus der Arbeiterbewegung entstandene Selbsthilfeorganisation in besonders schweren Zeiten. Sie hat nicht nur große finanzielle, sondern auch personelle Probleme. Langjährige Vorstandsmitglieder traten zurück. Der augenblicklich amtierende Vorstand ist in sich zer-, Bollmann und seine Amtsführung umstritten. Die längst überfällige Jahreshauptversammlung wurde mehrmals verschoben, weil es Unklarheiten in der Buchführung und über die Verwendung von Spendengeldern geben soll.

Maingau-Schützen, Vorderlader-Waffen Seligenstädter in der Einzelwertung stark Kadar Kallache und Harald Neumann setzen Werner Köhler aus Okriftel in Gaurunde mächtig zu

Die Offenbacher Kreisvereine müssen sich in der Gaurunde der Vorderlader- Waffen derzeit mit Verfolgerpositionen begnügen. In der Kurzwaffen-Disziplin führen mit der Schützengesellschaft Okriftel und dem SV Kriftel zwei Main- Taunus-Vereine (jeweils 6:2 Punkte) vor den Seligenstädter Sportschützen und dem SV Hainstadt (je 4:4), die ebenfalls noch Chancen auf den Rundenkampfsieg haben. Bei den Vorderlader-Langwaffen hat sich der SSC Ginnheim (8:0) gegenüber den Mitbewerbern SV Mühlheim- Dietesheim, SV Schwanheim und PSV Grün-Weiß Frankfurt (alle 4:4) bereits deutlich abgesetzt. Zum Vorrunden-Abschluß erwartet Spitzenreiter Okriftel in der Kurzwaffen-Konkurrenz Schlußlicht Oberstedten, während Kriftel mit dem Schützenverein Hainstadt eine härtere Nuß zu knacken haben dürfte.

Als Geheimtip gilt weiterhin Seligenstadt. Immerhin besiegte diese Mannschaft den Tabellenführer Okriftel mit 371:364 Ringen, verpaßte jedoch im Nachbarschaftsderby gegen Hainstadt (359:363) den Sprung an die Tabellenspitze. Ferner mußte sich Seligenstadt in Kriftel mit 356:363 Treffern beugen, während die Hainstädter Vorderlader- Experten fast bereits sensationell zum Auftakt dem jetzigen Schlußlicht Oberstedten mit 343:359 (!) unterlagen und in Okriftel (353:369) chancenlos blieben.

In der Einzelwertung führt Werner Köhler (Okriftel) mit exzellenten 98 Ringen vor Dr. Kadar Kallache (Seligenstadt/97) sowie dessen Teamgefährten Harald Neumann (96).

GAUKLASSE VORDERLADER-KURZWAFFEN, Zwischenstand: 1. SGeS Okriftel 6:2 Punkte/1481 Ringe, 2. SV Kriftel 6:2/1455, 3. Sportschützen Seligenstadt 4:4/1458, 4. Schützenverein Hainstadt 4:4/1424, 5. PSV Grün-Weiß Frankfurt 2:6/1446, 6. SV Oberstedten 2:6/1434.

Die Mannschaft des SV Mühlheim-Dietesheim setzt in der Vorderlader-Langwaffen-Disziplin in der Rückrunde auf den Heimkampf gegen Spitzenreiter SSC Ginnheim. Im Frankfurter Stadtteil mußte der Offenbacher Vertreter eine 371:380-Niederlage hinnehmen. Des weiteren reflektiert der Rangzweite auf einen Ginnheimer Derby-Ausrutscher in Schwanheim (Hinkampf 372:364). Zum Vorrunden-Abschluß muß Mühlheim-Dietesheim gegen den Tabellenfünften Anspach die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Rückrunde schaffen. Der Ausrutscher bei Grün-Weiß Frankfurt (370:372 Ringe) könnte sich für die Gemeinschaft am Ende als Klotz am Bein erweisen. Gegen das Frankfurter Schützen-Korps (378:354) und gegen Schwanheim (369:366) hatte es an eigenen Ständen gereicht. Jörg Schmahl (Ginnheim) breitete sich mit 98 Ringen am weitesten aus, der SV Mühlheim-Dietesheim hat bisher keinen Schützen unter die besten vier (mindestens 96 Ringe erforderlich) gebracht.

GAUKLASSE VORDERLADER-LANGWAFFEN, Zwischenstand: 1. SSC Ginnheim 8:0 Punkte/1508 Ringe, 2. SV Mühlheim-Dietesheim 4:4/1488, 3. SV Schwanheim 4:4/1469, 4. PSV Grün-Weiß Frankfurt 4:4/1371, 5. SV Anspach 2:6/1464, 6. Frankfurter Schützen-Korps 2:6/1428. dip

Für die Händlerschütrze bitte

Jugo-Debatte

verwenden...gruß gz

Geistreiche Erfindungen "Der Lügner" mehrerer Autoren in Heppenheim

HEPPENHEIM. Das Recht auf laxem Umgang mit dem geistigen Eigentum nahm sich nicht nur der große Bertolt Brecht. Zunächst gab es einen Spanier namens Ruiz de Alarcón, der schrieb eine Komödie mit dem Titel "Die verdächtige Wahrheit". Daraus machte der klassische Franzose Pierre Corneille, mehr als Tragöde bekannt, hier mehr ein Vorläufer Molières, ein eigenes Stück, "Le Menteur - Der Lügner". Dies knüpfte der Italiener Carlo Goldoni sich vor, arbeitete es um und nannte es "Il bugiardo - ebenfalls: Der Lügner", es gehört nicht zu seinen am meisten gespielten Komödien. Hans Richter entschied sich für seine diesjährige Inszenierung im Heppenheimer Sommer-"Theater im Hof vor dem Winzerkeller" für die Corneille-Version, wechselte dann zu Goldoni, wie es noch auf dem Besetzungszettel steht, während es auf dem Deckblatt "nach Goldoni" heißt, allerdings: "übersetzt aus dem Französischen von Hans Richter, bearbeitet von Ingeborg Richter und Hans Richter. Da könnte sich mal ein Doktorand plagen, wieviele Sätze vom Corneille und wieviele vom Goldoni stehengeblieben sind, vielleicht gar keiner. Doch was soll's, der Text des Bearbeiterkollektivs aus mehreren Jahrhunderten gab die Grundlage ab für einen amüsanten Theaterabend, weniger klamottig als hier üblich.

Das mag nicht nur an der sorgfältigen Regie Richters gelegen haben, sondern auch an der überraschend kühlen Witterung. Es sollte der heißeste Tag des Jahres werden, doch dann rückten die Gewitterwolken früher als erwartet heran, und ziemlich genau zum Aufführungsbeginn setzten Blitz und Donner ein, der Regen prasselte aufs Zeltdach, welches der Feuchtigkeit standhielt, und am Ende konnten die Besucher, unter ihnen Schirmherr Hans Eichel und Ex-Schirmherr Holger Börner, trockenes Fußes vondannen ziehen. Das nennt man gelungenes "Timing".

Das Dach hielt stand, doch das Prasseln des Regens machte den Schauspielern zu schaffen. "Hört man uns überhaupt?" rief Nikolaus Schilling fragend ins Publikum. Man hörte nicht nur, weil auf der Bühne überlaut gesprochen wurde, sondern weil Richter bei der Auswahl seiner Akteure offensichtlich auf deren Sprechvermögen geachtet hatte, heute nicht mehr an allen Theatern die Regel. Und da der Durst weniger groß als üblich war - im Heppenheimer Theaterchen spielt der Ausschank Bergsträßer Weines eine große Rolle, wohl auch in der Bi- lanz -, hielt sich das Publikum diszipliniert, wovon die Kunst profitierte.

Der Lügner - das ist einer, der, wenn es um die Liebe oder ums Geld geht, von einer Lüge in die andere fällt, sich dabei herauszureden weiß, am Ende dann allerdings ohne Braut und ohne Erbschaft dasteht, doch unverdrossen auf neue Lügereien sinnt. Für diese Rolle war Klaus Wennemann gewonnen worden, vor Jahren Mitglied des Frankfurter Palitzsch- Ensembles, dann zu Film und Fernsehen abgewandert, dort für gewisse Zeit zum Kommissar avanciert, die höchste Stufe, die zur Zeit ein Schauspieler und gelegentlich auch eine Schauspielerin offensichtlich erklimmen kann. Er ist inzwischen ein gesetzter Herr in mittleren Jahren geworden und, sieht man mal vom publikumswirksamen Fernsehruhm ab, eigentlich eine Fehlbesetzung, den Lügner Lelio - geistreiche Erfindungen nennt er seine Lügen - stellt man sich quirliger vor, nicht unbedingt jünger, etwa so wie Walter Renneisen den Diener Arlequinospielt. Im übrigen war im erneuerten Ensemble jeder an seinem angemessenen Platz, köstlich Hans-Jürgen Schatz als schüchterner Liebhaber.

Thomas Richter hatte eine Projektion vom alten Venedig als Bühnenbildhintergrund verwendet, davor ein paar Versatzstücke. Er, der Sohn, ist jetzt der Festspielleiter. Im vorigen Jahr hatte es ja am Ende der Festspielzeit bei einem Empfang einen Eklat gegeben. Hans Richter war aus der Rolle gefallen, hatte - spielte der gute Wein da mit? - den Stadtpolitikern eine Standpauke gehalten, was die nicht so nett fanden. Die Festspiele schienen gefährdet. Nun steht der Sohn als nichtinszenierender Chef am Ruder. Im kommenden Jahr wird das zwanzigjährige Bestehen der Festspiele gefeiert, wieder wie am Anfang wird Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" vor dem Dom gespielt und im Winzerkellerhof Shakespeares "Viel Lärm um nichts" und Calderón de la Barcas "Dame Kobold". Was gut ist für die Richters, ist auch gut für Heppenheim. Es ist unübersehbar, wie sich das Städtchen an der Bergstraße entwickelt. HORST KÖPKE

Wir gratulieren

Frau Katharina Beck aus Maintal-Bischofsheim, zum 80. Geburtstag, am Donnerstag, 23. Juli.

Herrn Adam Sauer aus Großkrotzenburg, zum 80. Geburtstag, am Donnerstag, 23. Juli.

Armenier schossen Bomber ab

MOSKAU, 22. Juli (Reuter). Armenische Truppen haben nach einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass in der umkämpften Armenier-Enklave Berg-Karabach einen aserbaidschanischen Bomber vom Typ Suchoi-25 mit einer Rakete abgeschossen. Die Maschine habe zuvor ein Dorf im Norden von Mardakert bombardiert. Die Armenier hätten in dem Gebiet elf Dörfer zurückerobert. Damit sei die aserbaidschanische Offensive vorerst gescheitert.

Donnerstag, 23. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 21 Uhr, V-Tol Dance Company - "Time Spent in the Company of Bad People"; Studiobühne: 22.30 Uhr, "Watchman" (Kurzspielfilm).

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Varieté-Revue. Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eamonn Comerford.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Bluesbube. Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, River Boys.

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George. Vorträge Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 17.30 Uhr, Vortrag "Hilfen für pflegende Angehörige".Kino/Filme Das Kinoprogramm finden Sie im Anzeigenteil auf den Seiten 26 und 27. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Günther Förg, Mario Merz und Jeff Wall".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (ab 6 J.). Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Deutscher Sportbund: 18 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Reuterweg, Reuterweg 68-70, Tel. 72 74 17; Apotheke am Ziegelhüttenplatz, Ziegelhüttenweg 1-3, Tel. 61 40 79; Apotheke im Hessen-Center, Bergen-Enkheim, Hessen-Center, Borsigallee 26, Tel. 0 61 09 / 3 31 73 und 3 31 74; Hirsch-Apotheke, Zeil 111, Tel. 28 15 65; Höhen-Apotheke, Berger Straße 97, Tel. 44 68 21; Marbach-Apotheke, Preungesheim, Marbachweg 93 a, Tel. 54 91 06; Markus-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 46, Tel. 77 63 64; Metro-Apotheke, Kaiserstraße 79, Tel. 23 63 65; Phönix-Apotheke, Nied, Mainzer Landstraße 800, Tel. 39 75 45; Raimund-Apotheke, Ginnheim, Kurhessenstraße 164, Tel. 52 23 63; Titus-Apotheke, Nordweststadt, Nordwestzentrum, Tel. 57 60 58.

Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst

(19 bis 23 Uhr)

Dr. Ute Müller, Alt-Eschersheim 29, Eschersheim, Tel. 52 52 01; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst in Strafsachen

(24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Wir gratulieren

Frau Katharina Hummel zum 80. Geburtstag am 23. Juli.

Frau im Frauenhaus erstochen

ST. AUGUSTIN/BONN, 22. Juli (dpa). Ein 39 Jahre alter Mann hat am Dienstag nachmittag seine drei Jahre jüngere Ehefrau in einem Frauenhaus in Sankt Augustin bei Bonn erstochen. Wie die Polizei in Bonn berichtete, versuchte der Täter danach, sich selbst mit dem Taschenmesser umzubringen, er liegt lebensgefährlich verletzt in einem Krankenhaus. Die 36jährige Ehefrau war zusammen mit ihrer dreijährigen Tochter am 15. Juli in das Frauenhaus gezogen, während der 17jährige Sohn beim Vater in der Wohnung geblieben war. Das Tatmotiv ist noch unklar.

Das Zitat Amerikanische Beatles

"Sie kamen als amerikanische Beatles, als berühmte, übermenschliche Titanen ihres weltweit expandierenden Sports, als Botschafter ihrer Liga und hochdotierte Zugpferde ihrer Sponsoren."

Die "New York Times" zum Auftritt der US-Basketballer in Barcelona.

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Puppen der Hopi-Indianer HANAU. Gisela Stappert, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Hessischen Puppenmuseums, zeigt dort am Sonntag, 9. August 1992, um 15 Uhr einen Lichtbildervortrag über "Kachinapuppen der Hopi-Indianer - Ursprung, Bedeutung und Entwicklung". Termine des Bürgerbeauftragten HANAU. Hanaus Bürgerbeauftragter Helmut Würl ist jeweils von 16 bis 18 Uhr in den Verwaltungsstellen folgender Stadtteile zu sprechen:am 3. August in Klein-Auheim, am 10. August in Wolfgang, am 17. August in Mittelbuchen, am 4. und 18. August in Großauheim, am 6. und 20. August in Steinheim. Hauptausschuß tagt HANAU. Der Haupt- und Finanzausschuß der Hanauer Stadtverordnetenversammlung befaßt sich in seiner Sitzung am Mittwoch, 29. Juli, ab 16 Uhr im Rathaus-Altbau (Zimmer 299) mit Grundstücksangelegenheiten.Wettstreit der Modellschiffe HANAU. Der Modellbauclub Hanau veranstaltet mit befreundeten Vereinen am 1. und 2. August jeweils von 11 bis 15 Uhr ein Schaufahren ferngesteuerter Modellschiffe auf dem Steinheimer Mainbogen (Nähe Illertfabrik). Am Samstag abend nach 22 Uhr ist Nachtfahren mit illuminierten Booten beabsichtigt.

800 Jahre Klein-Karben: Im September feiert das ehemalige Dorf drei Tage lang und lädt alle Karbener/innen zum Mitmachen ein Mit Hausgeschlachtetem, Latwerg und Chorgesang Vorbereitungen zum Jubiläum haben begonnen Von Hannes Mathias KARBEN. "'R hot geschanzt ean hot gefruhnt, D'r Löpps, e ahler Bauer . . . Trotz allem hot sich's näit geluhnt: D's Doseih wur'm sauer" - diese Reime stammen aus dem Nachlaß des Klein-Karbener "Thierarztes" und "Heimatdichters" Peter Geibel (1841-1901). Er beschreibt in seinem Gedicht "E Kla-Bauernluus" in dem für Neubürger kaum noch verständlichen Platt sein Geburtshaus, das in der Gasse "An der Treppe" in der Nähe des nach ihm benannten Brunnens heute noch erhalten ist. Die vielen Häuslebauer, die sich in dem mit 4600 Einwohnern größten Stadtteil der Stadt Karben niedergelassen haben, werden sich dennoch in dem Gedicht wiedererkennen können. Auch sie haben ihr "Schwaaß ean Blout" gegeben. Nicht zufällig ist hier an das alte "Klaa Karwe" erinnert. Klein-Karben nämlich wird am Wochenende des 11. bis 13. Septembers seiner 800jährigen Geschichte gedenken. Die Pfarrei Klein-Karben ist im Jahr 1192 erstmals urkundlich erwähnt - Anlaß für ein üppiges Veranstaltungsprogramm. Die Vorbereitungen sind noch längst nicht abgeschlossen. Fest steht aber, daß an jenem Septemberwochenende die gesamte Rathausstraße im Zeichen der Geschichte stehen wird. Die lang andauernden Bauarbeiten in der Rathausstraße werden übrigens extra für die Feierlichkeiten eingestellt. Die Baustelle wird abgesichert. "Das Volksfest kann stattfinden", stellt das Festkomitee in einer Mitteilung der Stadt erleichtert fest.

Schwerpunkt ist naturgemäß das Gemeindefest der evangelischen Kirche "St. Michaelis", an dem sich auch die Grundschule mit Chorgesang beteiligt. Weiterer Höhepunkt soll die Darstellung alter Handwerkskünste sein. Der Obst- und Gartenbauverein will eine alte Schrotmühle vorzeigen und süßen Apfelmost keltern und das Weberhandwerk demonstrieren. Die Firma Trabandt bereitet eine Ausstellung über das Schmiedehandwerk vor, der KSV Klein-Karben stellt die Entwicklung der Verwendung von Brennstoffen dar. Die Familie Ochsenhirt will den alten Dorfbarbier wieder aufleben lassen, die Familien Kroll und Heilmann kochen Latwerg im Kessel ein, BUND, KSV und Freiwillige Feuerwehr bieten Kartoffelprodukte an. Das Dreschen mit Flegeln demonstrieren die Familie Schuch und der Landfrauenverein Rendel, das Weberhandwerk zeigt die Familie Stoffel und die Hausschlachtung von ehedem die Familie Meiß. Schließlich wird auch die am Alten Rathaus beheimatete Schäferei einen Beitrag leisten.

Zu Essen und zu Trinken wird es an allen Ecken und Enden geben. Auf die Kinder warten Seiltänzer und Jongleure, dazu ein Kinderkarussell. Chöre und Bänkelsänger werden auftreten, es wird getanzt und Musik gemacht - "Klein-Karben, wie es singt und lacht". Das Fest wird sich auf den alten Ortskern konzentrieren. Am Günter-Reutzel-Sportfeld wird ein Zelt aufgebaut, in dem - soweit die bisherige Planung - der KSV am Freitag, 11. September, eine Jugenddisco anbietet. Das ist nur ein erster Eindruck dessen, was im September in Klein-Karben "abgeht". Das Programm ist noch lange nicht fertig. Den Termin jedoch sollte man auf jeden Fall schon heute notieren. Alle werden auf ihre Kosten kommen.

"Kaum Chancen für Umgehung" Ministerium favorisiert Entlastungsstraße entlang der Bahn

HAINBURG. "Die große Westumgehung Hainburg ist, und das belegt auch die abgeschlossene Umweltverträglichkeitsstudie, aus Gründen des Umweltschutzes kaum zu realisieren." Das schreibt das Hessische Wirtschafts- und Verkehrsministerium in einer Antwort auf eine schriftliche Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Judith Pauly-Bender, die sie in Absprache mit ihren Hainburger Parteifreunden an die Landesregierung gerichtet hatte.

In der Antwort heißt es weiter, daß das Ministerium gemeinsam mit der Straßenbauverwaltung der Bau einer Entlastungsstraße entlang der Westseite der Bahnlinie favorisiert. "Dazu ist anzumerken, daß bei der Realisierung der Bahntrasse nicht nur eine Tunnel-, sondern auch eine Troglösung beziehungsweise eine ebenerdige Lösung mit Verlegung der Bahn erwogen werden könnte. Hier ist das Ergebnis der Untersuchungen, Abstimmungen und Beschlüsse abzuwarten."

In einer ersten Stellungnahme zu dem Brief aus Wiesbaden sagte der Hainburger SPD-Vorsitzende Dieter Reining, die vom Gemeindevorstand und von der örtlichen CDU noch immer zur Lösung der Verkehrsprobleme bevorzugte große Umgehung könne als utopisch betrachtet werden, da sie jeder umweltpolitischen Wirklichkeit und auch rechtlichen Auffassungen widerspreche.

Von den drei vom Ministerium genannten Lösungsvorschlägen hat sich die Hainburger SPD für die Tunnelversion als die für die betroffenen Anlieger, die Natur und das Ortsbild optimale Variante entschieden, ohne dabei den hohen finanziellen Aufwand zu übersehen. Der Union werfen die Sozialdemokraten vor, mit ihrem Festhalten an der großen Umgehung kostbare Zeit vergeudet zu haben, in der die Tunnellösung aufgrund einer günstigeren Finanzsituation noch eher zu verwirklichen gewesen wäre.

Die SPD hat die Hoffnung nicht aufgegeben, auch die CDU noch überzeugen zu können. Die Vorsitzende der SPD-Fraktion im Gemeindeparlament, Marion Hoffmann, kündigte an, daß ihre Fraktion zu gegebener Zeit die erforderlichen Anträge einbringen werde, um eine auf die Zukunft ausgerichtete Lösung herbeizuführen, die sowohl den Menschen als auch der Natur Rechnung trage. Daß die Tunnelversion machbar sei, habe die Landesregierung jetzt bestätigt. ttt

Noch bis Ende August will es die Stadt Maintal ermöglichen, in Wohncontainern rund achtzig Asylbewerber unterzubringen Auch Fertighäuser sollen entstehen Dreistündige Sondersitzung / Heftige Attacken der CDU / SPD: Schäbig Von Holger Klös MAINTAL. Bei brütender Hitze lieferten sich die Akteure des Maintaler Parlaments in der zum Thema Unterbringung von Asylbewerbern kurzfristig für Dienstagabend ins Bürgerhaus Hochstadt einberufenen Sondersitzung einen dreistündigen Schlagabtausch. Das konkrete Ergebnis: Der Stadt wird es voraussichtlich noch bis Ende August möglich sein, in Wohncontainern rund 80 Asylbewerber unterzubringen. Langfristig wird an die Errichtung von Fertighäusern gedacht, die hinter dem Dörnigheimer Bauhof entstehen und Platz für 240 Flüchtlinge bieten sollen. Entsprechende Beschlüsse wurden vom Parlament verabschiedet. In der dunstgeschwängerten Halle, wo kühles Mineralwasser kaum Linderung schaffen konnte, redeten sich die Abgeordneten die Köpfe heiß. Die CDU-Fraktion hatte die Sondersitzung beantragt.

Dabei ging es, wie mehrfach berichtet, um die vorübergehende Unterbringung von Asylbewerbern im Juni in der Maintal-Halle in Dörnigheim - der Main- Kinzig-Kreis hatte die Wiederausquartierung veranlaßt - und den Urlaub der drei Hauptamtlichen, die sich allesamt just in dieser Zeit im Ausland aufhielten.

Heftige Attacken ritt der CDU-Fraktionsvorsitzende Erhard Rohrbach. In Richtung Magistratsbank wetterte er: Die Hauptamtlichen würden sich in England, Frankreich und Italien in asylbewerberfreien Zonen aufhalten und "hier ein Chaos zurücklassen".

Rohrbach meinte gar, Maintal sei "zum Gespött der ganzen Region gemacht" worden. Die Entwicklung der Zahlen im Asylbereich habe "uns in Maintal schlichtweg überrollt".

Dabei hob der CDU-Fraktionschef darauf ab, daß seit Jahren die Asylsituation vom Main-Kinzig-Kreis kaschiert worden sei, weil er die Flüchtlinge in eigenen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht habe. Laut Rohrbach war "spätestens Anfang '92 bekannt, was auf uns zukommt".

Im Gegenzug verwahrte sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Mario Arendt entschieden dagegen, wenn die CDU versuche, "auf dem Rücken von Menschen politische Parolen abzuspulen und somit Stimmenfang zu betreiben". Das sei einfach "schäbig".

"Wir setzen auf Kooperation statt auf Konfrontation", gab Arendt zu verstehen. Die SPD wolle die Diskussion versachlichen, von einer verantwortungsvollen Opposition müsse man erwarten, daß sie sich nicht verweigere.

Grünen-Sprecher Wolfgang Holland warf der Opposition später vor, zur Klärung der Lage lediglich "Gejammere" beigesteuert zu haben. Soviel "dummes Geschwätz" in so kurzer Zeit habe er schon lange nicht mehr gehört. Monika Vogel (Grüne) konnte "keinen konstruktiven Vorschlag" ausmachen. "Das waren alles alte Schallplatten."

Die Angriffe der CDU zielten insbesondere auf den hauptamtlichen Magistrat ab. Das stellte sich dann so dar: "Problem über den Kopf gewachsen" (Kurt Romeiser), "Verwantwortung durch Flucht in den Urlaub entzogen" (Gerd Robanus), "Sie haben ihren Amtsvertreter bewußt im Regen stehen lassen" (Martel Hofmann), "Kein Wort der Entschuldigung" (Dr. Manfred Eibelshäuser).

Nach Einschätzung von Sozialdezernentin Priska Hinz (Grüne) will die CDU eigentlich nur "mal wieder eine Schlammschlacht". "Außer billiger Polemik" habe die Union nichts zu bieten. "Das war nicht mehr als das übliche Stammtischgeschwätz", urteilte Bürgermeister Dr. Walter Unger (SPD).

Sein Parteikollege, Erster Stadtrat Dr. Karl-Heinz Schreiber, sprach von "unnötigen Streitereien", die wegen der Sensibilität nicht in der Öffentlichkeit geführt werden sollten.

Bürgermeister Unger mußte allerdings eingestehen, daß die gleichzeitige Abwesenheit aller drei hauptamtlichen Magistratsmitglieder "ein politischer Fehler war". Es könne aber keinesfalls von einer Flucht gesprochen werden, da der Urlaub bereits im Dezember bekannt gewesen sei. Ungeachtet dessen machte Unger nochmals deutlich, daß die Verwaltung in den drei Wochen "handlungsfähig" und die Entscheidung in der Asylfrage - sprich: Unterbringung in der Maintal- Halle - "vorbereitet" war. Unger bedankte sich in diesem Zusammenhang beim ehrenamtlichen Stadtrat Joachim Sukatsch (CDU).

SPD-Fraktionschef Arendt drückte in verhaltener Kritik sein Unbehagen an der gleichzeitigen Abwesenheit der Hauptamtlichen aus. Er appellierte an den Magistrat, "zukünftig gewissenhafter Terminabsprachen zu treffen".

Die SPD-Fraktion stimmte schließlich einem CDU-Antrag zu, wonach der Magistrat aufgefordert werden soll, "dafür Sorge zu tragen, daß auch in der Urlaubszeit mindestens ein hauptamtliches Magistratsmitglied im Dienst ist".

Weiter wurde eine Magistratsvorlage angenommen, wonach Aufgaben bei der Unterbringung von Asylbewerbern auf den Haupt- und Finanzausschuß zu übertragen seien, soweit diese nicht als Angelegenheit der laufenden Verwaltung vom Magistrat entschieden werden könnten. Dadurch sei sichergestellt, daß die Stadt bei der Errichtung von Gemeinschaftsunterkünften für Asylbewerber "jeweils zeitnah reagieren" könne.

Die Offerte von Vizelandrat Erich Pipa - er brachte eine Firma ins Spiel, die bis Ende August vier Fertighäuser errichten könne, was die Stadt Maintal kein Geld kosten würde (FR vom 21. Juli) - wurde in der Parlamentssitzung von Sozialdezernentin Hinz eher mit Zurückhaltung aufgenommen: "Es nützt nichts, wenn jemand sagt, ich kenne da eine Firma . . .".

Maintal hat sich zunächst für die Container-Lösung auf dem ehemaligen Urbisch-Gelände in der Spessartstraße entschieden. Eine Frankfurter Firma erhielt den Zuschlag für 363 000 Mark.

Entgegen ursprünglicher Annahme sollen die Container nicht erst im Oktober, sondern bereits im August bezugsfertig sein. Weitere 40 Container-Plätze peilt die Stadt in einer anderen Liegenschaft an.

Der hauptamtliche Magistrat ist sich im klaren darüber, daß die Container-Lösung nur von vorübergehender Natur sein kann. Die Parlamentsmehrheit von SPD und Grünen empfahl am Dienstagabend gegen die Stimmen von CDU und FDP den Bau von drei Fertighäusern in der Dörnigheimer Neckerstraße.

Die Gebäude sollen im kommenden Jahr Raum für 240 Asylbewerber schaffen. Die Kosten wird das Land tragen.

Die CDU brachte damit ihren Änderungsantrag nicht durch, wonach statt der vorgesehenen Gemeinschaftsunterkünfte in Fertigbauweise "Wohncontainer zuzüglich Küchen- und Sanitärcontainer" aufzustellen seien.

Die Errichtung von Fertighäusern ist nach Ansicht der Unionsfraktion "zu teuer und dauert zu lange".

IG Metall ruft zu neuen Demonstrationen gegen Karenztage auf Gewerkschaft verlangt von Arbeitgebern mehr Gesundheitsschutz in Betrieben / Hinweis auf widersprüchliche Krankenstatistiken Von unserem Redaktionsmitglied Ulrike Füssel

FRANKFURT A. M., 22. Juli. Die IG Metall will nach der Sommerpause bundesweit zu Demonstrationen aufrufen, wenn die Bundesregierung ihre Pläne weiter verfolgt, Teile der Pflegeversicherung durch die Einführung von unbezahlten Karenztagen zu finanzieren. Seine Organisation lehne die "tollkühne Idee" ab, mit Hilfe von Einsparungen bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall von Arbeitnehmern die "längst überfällige" Pflegeversicherung zu bezahlen, sagte Horst Schmitthenner, Vorstandsmitglied der IG Metall, am Mittwoch in Frankfurt a.M. Die IG Metall schlägt statt dessen vor, daß Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Beiträge zur Pflegeversicherung je zur Hälfte zahlen.

Schmitthenner warf den Arbeitgebern vor, die "Lawine" der Diskussion über Karenztage losgetreten zu haben und diese zudem mit Klagen über "Blaumacher" zu verknüpfen. Statistisch gesehen, sagte er, machten die kurzen Arbeitsunfähigkeiten (bis zu drei Tagen) nur 2,2 Prozent aller Krankheitsfälle aus. Mit Hinweis auf diese geringe Zahl die "Tarifautonomie aushebeln und die Verfassung brechen zu wollen, steht in keinem Verhältnis zum angedachten Ergebnis". Der Gewerkschafter nahm damit Bezug auf die Tatsache, daß für 80 Prozent der Beschäftigten in der Metall- und Stahlindustrie die Lohnfortzahlung bei Krankheit im Tarifvertrag verankert ist.

Schmitthenner forderte die Arbeitgeber auf, Ursachen zu beseitigen, die Arbeitnehmer krank machen. So sind nach Angaben der IG Metall in der Bundesrepublik ein Viertel aller Erwerbstätigen - das sind rund 5,2 Millionen - dauernd oder häufig Lärmbelästigungen am Arbeitsplatz ausgesetzt. 4,8 Millionen müssen schwere Lasten heben und tragen. 4,3 Millionen müssen bei Hitze, Kälte oder Nässe arbeiten. Zunehmende Muskel- und Skeletterkrankungen, Erkrankungen der Verdauungssysteme, Herz- und Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Atemwege seien Gründe für hohe Lohnnebenkosten, die die Arbeitgeber beklagten, sagte Schmitthenner. Er forderte die Arbeitgeber auf, in den Betrieben ihrer Verantwortung für die Beschäftigten nachzukommen und mehr Gesundheitsschutz zu betreiben. Dadurch könne der Krankenstand gesenkt werden.

Schmitthenner wies ferner darauf hin, daß es keine verläßlichen Daten über den Krankenstand gibt. Die Statistiken der Betriebe würden nicht einheitlich geführt, teilweise würden alle Fehltage der Beschäftigten erfaßt - also nicht nur durch Krankheit bedingte. Die Statistiken der Krankenkassen umfaßten dagegen - nach einheitlichen Kriterien - jeden Fall gemeldeter Arbeitsunfähigkeit durch Krankheit. So erklärten sich Abweichungen von mehr als drei Prozentpunkten zwischen den Daten der Arbeitgeber (8,8 Prozent) und der Kassen (5,2).

Schmitthenner wies Behauptungen zurück, Frauen würden häufiger krank als Männer. Trotz Doppelbelastung, trotz Anrechnung der Zeiten für Pflege kranker Kinder sei das Gegenteil der Fall. Beim Krankenstand spiele die Stellung im Beruf eine Rolle. So seien Angestellte am wenigsten krank. Allerdings müsse hier berücksichtigt werden, daß sie erst am dritten Tag eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorlegen müssen, Arbeiter dagegen schon am ersten.

Facharbeiter seien häufiger krank als Angestellte, in der Regel aber weniger als un- und angelernte Arbeiter. Jüngere Beschäftigte fehlten häufiger, aber kürzer. Ältere seltener, aber länger.

Kinder brauchen noch Schuhe und Unterwäsche

DIETZENBACH. Knapp 60 Kinder aus der strahlenverseuchten Region um Tschernobyl sind im Kreis Offenbach eingetroffen und werden sich hier bis zum 16. August erholen. Nach Auskunft von Walter Fontaine, Leiter des Dietzenbacher Jugendamtes, waren die Kinder in ihrer Heimat schon nachts um 4 Uhr am Airport in Kiew, obwohl die Maschine erst mittags starten sollte. Die Kinder und Betreuer wollten einfach auf Nummer sicher gehen, daß sie das Flugzeug auch erreichen, vermutet Fontaine.

Die Gruppe ist im Kreisjugendheim Affhöllerbach untergebracht, ehe die Kinder eine Woche lang in Familien in Obertshausen und Dietzenbach zu Gast sind. Die Mädchen und Jungen kamen mit wenig Gepäck an. Durch Spenden (die Mitglieder des örtlichen Gewerbevereins gaben 6500 Mark) wurde der Kauf von Kleidung finanziert. Dennoch fehlen Unterwäsche, Schuhe und Handtüchern. Wer etwas geben möchte, kann sich im Rathaus (Tel. 0 60 74 / 30 10) melden. aim

Alkoholismus in der Familie: Partner loslassen statt fallenlassen Selbsthilfegruppen "Al-Anon" bieten Betroffenen auch in Frankfurt neue Formen der Therapie in Gruppengesprächen an

Eigenlich hätte es Marianne ja nicht passieren dürfen. Schließlich war sie vorgewarnt: Ihr Vater war alkoholabhängig. Als sie dann vor neun Jahren heiratete, sah sie sich mit dem gleichen Problem konfrontiert: Ihr Mann trank ebenfalls. Aber ihn einfach aufgeben, das konnte sie, das wollte sie nicht. "Ich dachte, ich kenn' das ja, weil ich es als Kind schon erlebt habe - ich halt das aus." Doch sie irrte. Vor drei Jahren kam der Zusammenbruch, ihr Mann trank ohne Unterlaß, und Mariannes "Panik entwickelte sich immer mehr". "Ich habe Stunden nur mit Warten auf ihn verbracht." Wenn er mit dem Auto unterwegs war, saß sie am Fenster voller Angstgefühle. War ihr Mann von der Flasche abhängig, so war sie wiederum abhängig von ihm. Seine Krankheit hatte auch sie zerstört.

Dann kam die Wende. Sie ging zu Al- Anon (Alcoholics Anonymous FamiliesGroups), einer Selbsthilfegruppe, deren erklärtes Ziel es ist, Angehörigen von Alkoholikern zu helfen. Im Frankfurter Raum gibt es derzeit 17 Al-Anon-Familiengruppen. Die Teilnehmerzahlen schwanken zwischen fünf und 30 Personen pro Gruppe, erklärt Bernd, der Mann für die Öffentlichkeitsarbeit. Weltweit seien es annähernd 33 000 Gruppen. Gegründet wurde die erste Frankfurter Gruppe 1968, nachdem die Angehörigen zuvor die Meetings der Anonymen Alkoholiker besuchten. "Bis wir sahen, daß Mitlaufen bei AA uns nichts mehr brachte. Wir brauchten eine eigene Gruppe."

Wer zu Al-Anon kommt, hat meistens dieselbe Vorgeschichte. "Mit dem Alkoholismus ist es wie mit dem Tandemfahren", vergleicht Bernd. "Der Angehörige sitzt hinten und kann nicht lenken, er darf nur treten. Kann der Alkoholiker irgendwann nicht mehr, tritt der Angehörige um so stärker." Ein Prozeß, den auch Marianne kennt. War es ihrem Mann nicht mehr möglich, die Post zu holen oder andere Aufgaben zu erfüllen, so übernahm sie es eben, schließlich mußte der Schein einer intakten Familie aufrechterhalten werden. Von Al-Anon erhoffte sie sich sofortige Hilfe: "Ich dachte, hier lerne ich, wie ich es mache, daß der Alkoholiker aufhört zu trinken."

Doch das Gegenteil trat ein. Bei einem Meeting im Gemeindehaus der Galluskirche liest Gruppenleiter Hans den ersten Schritt des Programms (im ganzen sind es zwölf Schritte) vor: "Wir haben zugegeben, daß wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind und unser Leben nicht mehr meistern konnten." Hans hat eingesehen, daß Maßnahmen gegen den Alkohol wie "liebevolles Zureden, Flasche verstecken, Drohungen" sinnlos sind. Statt dessen erkannte er, "du kannst deine Frau nicht trockenlegen, du mußt etwas für dich selber tun", oder wie Marianne sagt, "ich kann meinem Mann nur helfen, indem ich ihm nicht helfe".

Ute hat da noch ihre Schwierigkeiten, zögernd sagt sie, "ich weiß nicht, ob ich schon kapituliert habe". Dann redet sie sich alles von der Seele, die anderen sechs Teilnehmer hören schweigend, fast teilnahmslos zu. Keine guten Ratschläge, keine Kritik, jeder erzählt einfach seine Geschichte, die eigentlich immer die gleiche ist. Und das findet Marianne, die lange Zeit eine Therapie machte, gut: "Dort kann man schweigen, aber hier kannst du nicht den Mund halten, die anderen erzählen deine Geschichte."

Marianne hat es geholfen. "Ich bin wieder ich geworden", sagt sie. "Ich habe mein Leben wieder selbst in die Hand genommen." Bleibt heute etwas liegen, Post oder Rechnungen, so läßt sie die Finger davon, denn nur so gibt sie ihrem Mann "seine Verantwortung zurück". Oft wird der Alkoholiker durch das veränderte Verhalten seines Partners "aufgerüttelt", erklärt Bernd, im Vordergrund stehe aber in erster Linie die Genesung des Angehörigen, ob der Alkoholabhängige tatsächlich das Trinken läßt, könne keiner voraussagen. Ihren Mann verlassen will Marianne auf keinen Fall, für sie heißt die Devise jetzt "loslassen statt fallenlassen". wob

Kinkel rechtfertigt Adria-Einsatz

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe

Friedberg. LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts- und Beratungsstelle, Hanauer Str. 30.

Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Vorbeugen ist besser als heilen!, Tips und Beratung für ein rückenfreundliches Verhalten im Alltag; Vortrag der Ernährungsberaterin: Salze regeln unser Leben.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).

Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 3 15.

Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.

Büdingen. Kath. Gem. St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 h, Haus Walburga. Kulturmix

Bad Nauheim. Elisabeth Biener: Orgelkonzert, 20 Uhr, Dankeskirche.

Die Original Kitzecker, Konzert. 19.30 Uhr, Kurtheater.

Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage. Bad Vilbel. Jugendpflege: Wusel & Patü - "SchusseldiWupp", Clowns-Theater f. Kinder ab 3 J., 15 Uhr, Kurpark.

Burgfestspiele: "Dame Kobold" von Calderón de la Barca, 20.15 Uhr, Wasserburg.

Nidda. Kurkonzert, 10-11.30, 15.30-17, 19.30-21 Uhr Sonderkonzert Operettenmelodien, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.

Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth. Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.

Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.

Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr, allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.

DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.

Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.

Rosbach. SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.

Altenstadt. VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht-Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.

Nidda. SV Ober-Lais: Fußballstadtmeisterschaft der Senioren, Sportplatz Ober-Lais (bis So.).

Büdingen. Mädchen-Café, 16-19 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.

Kefenrod. MSC: 25jähriges Bestehen, 3. Intern. Motorradtreffen, Kommersabend.

Hirzenhain. VfR: Flutlichtturnier. Ferienveranstaltungen Bad Vilbel. Bad Vilbel unter'm Sonnenschirm: Clowns-Theater, 15 Uhr, Kurpark.

Karben. Kinderplanet (bis 31. Juli).

Ortenberg. Frauenchor: Besuch eines Imkers, anschl. Besichtigung einer Honigabfüllungsfirma in Bleichenbach. Vorträge / Kurse Nidda. Wachsveredelungs-Kursus, 15-17 Uhr, in der Lesehalle von Bad Salzhausen. Verschiedenes Schotten. Vereine Eichelsachsen: Kirmes, Festplatz Eichelsachsen (bis 27. Juli).Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).

Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November).

Filmspiegel

Friedberg. Roxy: Batmans Rückkehr (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Blende: Feivel, der Mauswanderer II (15 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15, 22.30 Uhr) - Studio: Wayne's World (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Keller: Basic Instinct (15, 20.15, 22.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Wie ein Licht in dunkler Nacht (19 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der Sehr Große Fisch (21.15 Uhr).

Butzbach. Bambi: Stop oder meine Mami schießt (20 Uhr) - Capitol: Batmans Rückkehr (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Basic Instinct (20, 22.30 Uhr) - Princess: Batmans Rückkehr (20, 22.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Delicatessen (19.45 Uhr); Der Club der toten Dichter (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Das Land hinter dem Regenbogen (19.30 Uhr); Edward II (21.45 Uhr); Brazil (24 Uhr).

(Ohne Gewähr)

Für Kinder und Erwachsene SPD Nidderau: Ziel ist das "Abenteuerland Fort Fun"

NIDDERAU. Das "Abenteuerland Fort Fun" im Sauerland ist Ziel des Omnibusausflugs, den die SPD Nidderau am Mittwoch, 29. Juli, für Kinder und Erwachsene veranstaltet.

Ganztägiges Vergnügen soll in dem Freizeitpark für jung und alt gesichert sein, schreibt die SPD.

Der Park weise unter anderem das höchste Riesenrad Europas auf. Fahrt und Eintritt kosten für Kinder 30, für Erwachsene 35 Mark.

Anmeldungen nehmen entgegen: Josef Rosenthal (Windecken, Tel. 3370), Roswitha Reuter (Heldenbergen, 24 647), Gisela Ring (Eichen, 22 660), Albert Hild (Erbstadt, 24 733) und Karl Mehrling (Ostheim, 23 608).

Der Fahrpreis ist bei Anmeldung zu bezahlen.

Abfahrtszeiten sind um 6.45 Uhr an der Raiffeisenbank Ostheim, um 6.50 Uhr am Feuerwehrhaus Windecken, um 7 Uhr am ehemaligen Rathaus Heldenbergen, um 7.15 Uhr am Feuerwehrhaus Eichen und um 7.30 Uhr am Pfaffenhof in Erbstadt.

Rückfahrt ist gegen 17.15 Uhr. Ul

Namen+Notizen

WILLI GÖRLACH, SPD-Europa-Abgeordneter aus Butzbach-Griedel, streitet noch für die Ansiedlung der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Das Europa-Parlament habe darüber zu entscheiden, schrieb er der FR - nicht etwa der Europäische Rat. Der wolle in einer "Paketlösung" den Zentralbank-Sitz und den Arbeitsort des Euro-Parlamentes bestimmen. Dessen Belange dürfe man jedoch nicht mit einem "Kuhhandel" über die Köpfe der gewählten Volksvertreter hinweg entscheiden.

KARL WAGNER ist erneut zum Personalrats-Vorsitzenden in der Staatlichen Abteilung des Landratsamtes gewählt worden. Zu Vertretern des Polizisten Wagner bestimmten die Bediensteten KARL-HEINZ HAUS von der allgemeinen Landesverwaltung in Büdingen, GERHARD SCHMIDT vom Veterinäramt in Friedberg und KARL LACHMANN vom Büdinger Katasteramt.

Eine Antenne für die Intrigantin Die Kammeroper probt Haydns "L'infedeltà delusa"

Instrumente fliegen in ihre Kästen, Noten werden von Ständern gerissen, Musiker bringen sich in Sicherheit. Doch es fallen nur wenige Tropfen. Regisseur Rainer Pudenz hofft, daß es bald weitergehen kann. Jede Minute Probenzeit ist für die Kammeroper Frankfurt kostbar, denn am Freitagabend soll Joseph Haydns Buffo-Oper "Untreue lohnt sich nicht" Premiere haben. Doch nur, wenn das Wetter mitspielt: Die Bühne steht unter freiem Himmel in der Kastanienallee im Nordend.

Gut 30 Jahre tat Joseph Haydn Musikerdienste im Schloß des Fürsten Esterhazy im burgenländischen Eisenstadt. Im Frühjahr 1773 bestellte der Fürst bei seinem Kapellmeister eine neue Opera buffa, im Juli wurde "L'infedeltà delusa" uraufgeführt - für Rainer Pudenz "die schönste Haydn-Oper überhaupt". Gespielt wurde sie dennoch selten, in den vergangenen Jahren so gut wie nie. "Es wird höchste Zeit, das biedere Image Haydns aufzupolieren."

Egal ob Händel, Haydn oder Rossini - was die Kammeroper anpackt, wird erst einmal vom dicken Staub der Operntradition befreit. Darin sind sich Rainer Pudenz, Kostümbildnerin Margarete Berghoff und Dirigent Martin Krähe einig. Gesungen wird in deutscher Sprache, und Rezitativ-Teile werden mitunter ganz weggelassen.

Wer die Kostüme der Protagonisten "ungewöhnlich" nennen wollte, würde untertreiben: Es sind schrille Kreationen, farbenprächtig und phantastisch. Die Intrigantin Vespina trägt einen überdimensionalen Mund um die Hüften, riesige Augen auf den Schultern und eine Antenne auf dem Kopf, ihre Gegenspielerin Sandrina sieht in ihrem gelben Ballonrock und unter der strohblonden Perücke aus wie eine Barbie-Puppe. Mal bläst die eine Luftballons auf, mal schlägt die andere dem Liebhaber ihr Handtäschchen um die Ohren.

Windböen, Regenwolken, dann wieder gnadenlose Sonne - das Freilichtvergnügen hat auch seine unangenehmen Seiten für die Musiker. Auch die Anwohner tragen es mit Fassung. "Ärgerlich wird es nur, wenn Mutti partout mit dem Kinderwagen durch die Allee will oder der Hund zwischen dem Orchester Gassi geführt wird."

Rainer Pudenz wirkt ruhig, raucht aber eine Kippe nach der anderen. In den letzten Proben geht es vor allem um die Feinabstimmung zwischen Solisten und Orchester. "Egal, was noch alles passiert, der Lappen geht am Freitagabend hoch."

Wenn das Wetter mitspielt...

Am 24. Juli um 20.30 Uhr ist in der Kastanienallee am Holzhausenschlößchen die Premiere von "Untreue lohnt sich nicht" vorgesehen. Weitere Aufführungen sind für den 25., 26. und 30. Juli und das Wochenende vom 1. und 2. August, jeweils um 20.30 Uhr, geplant.

ECKART BAIER

Orchester für müden Elefanten

LONDON, 22. Juli (dpa). Ein ganzes Symphonie-Orchester ist angeheuert worden, um einen liebesmüden Elefanten anzuregen. Im Safaripark Cricket St. Thomas in der westenglischen Grafschaft Somerset sollen die 60 Musiker des Midland Symphony Orchestra mit Melodien wie Ravels Bolero die müden Sexualinstinkte des Dickhäuters beleben. Der 28jährige Elefantenbulle Sahib hat bisher nicht das geringste Interesse an seinem Harem von fünf Elefantendamen gezeigt. Die Bemühungen werden den Safaripark 8000 Pfund (23 000 Mark) kosten.

Ohne Antwort bekommen Postkunden jeden Auszug

Die Postbank-Reform verwirrt weiter: Die FR hatte gemeldet, daß Postbank- Kunden ihre Kontoauszüge ab 1993 monatlich zugeschickt bekämen, wenn sie die zur Zeit verschickten Befragungskarten der Post nicht zurücksenden. Dies hatte der Frankfurter Postbank-Sprecher Franz Artler behauptet.

Richtig ist jedoch, daß die Postkunden, die die Karte nicht beantworten, nach jeder Buchung ihren Kontoauszug erhalten - dies ist die teuerste Version, da der Kunde das Porto bezahlen muß. "Dies gilt für alle bisherigen Kunden", korrigiert sich Artler. "Nur die Kunden, die ab jetzt ein neues Konto bei uns eröffnen, bekommen automatisch ihren Kontoauszug monatlich." ert

Für das Kirchfest werden Helfer gesucht

MÖRFELDEN-WALLDORF. Zum Kirchfest lädt die evangelische Gemeinde von Walldorf am 14. bis 16. August zwischen alter und neuer Kirche ein. Der Erlös des Festes wandert in einen Fonds, der als Grundstock zur Erweiterung des Gemeindezentrums gedacht ist.

Für Kurzweil sorgt ein buntes Programm für alle Altersgruppen. Der Nachwuchs kann sich unter anderem mit Sachen aus dem Spielmobil amüsieren.

Salat- und Kuchenspenden können im Gemeindebüro, Tel. 4 22 72, angemeldet werden. Wer sonst helfen will, sollte Reinhold Jakob, Tel. 4 49 23, oder Wilhelm Jourdan, Tel. 54 42, anrufen. wal

Selbständige bauen fürs Alter vor DIW: Vermögenserträge deutlich höher als bei Angestellten

cri FRANKFURT A. M. Selbständige haben im vergangenen Jahr an Zinsen und Dividenden fast vier Mal soviel kassiert wie andere Haushaltsgruppen. Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) verbuchte zum Beispiel ein Angestellten-Haushalt im vergangenen Jahr im Schnitt 4723 Mark an Vermögenseinkommen, während Selbständige 16 742 Mark einstrichen. Differenziert nach Ost- und Westdeutschland ergibt sich ein etwas anderes Gefälle, wenngleich auch in den neuen Ländern die Selbständigen mit 1724 Mark führen. Für Angestellte ermittelten die Berliner Experten dort knapp die Hälfte.

Ingesamt flossen den privaten Haushalten in der abgelaufenen Periode rund 168 Milliarden Mark (vor Steuerabzug) zu. Davon entfallen jedoch nur fünf Milliarden auf Ossis, da sie im Schnitt natürlich noch über geringere Vermögensbestände verfügen als die Alt-Bundesbürger. Im übrigen bringen sie laut DIW einen kleineren Teil in höher verzinsliche Anlageformen unter. Insgesamt hatten die Deutschen Ende 1991 Geldvermögen in Höhe von 3,4 Billionen Mark angehäuft, was einem Zuwachs um 13 Prozent zur Vorperiode entspricht. Nahezu 3,2 Billionen sind den Wessis zuzuordnen. Rein statistisch gesehen hatte damit jeder westdeutsche Haushalt 113 000 Mark in der Hinterhand, während es im Osten nur 25 000 Mark waren.

Die hohen Vermögenseinkommen Selbständiger verwundern nicht, da sie stärker Vorsorge fürs Alter treffen müssen als abhängig Beschäftigte, die später Ansprüche auf Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung oder - im Falle von Beamten - des Staates haben. Eine wachsende Bedeutung kommt dabei der Lebensversicherung zu. "Fast die Hälfte der Vermögenserträge" der Selbständigen im Westen waren nach Angaben der Berliner Experten 1991 Zinsgutschriften auf Assekuranzen. Aber auch immer mehr Angestellte sichern sich auf diese Weise zusätzlich ab. Dies trifft laut DIW vor allem für die Höherverdienenden unter ihnen zu, da sie "von der zu erwartenden Sozialrente ihren gewohnten Lebensstandard nicht finanzieren könnten".

Rentner und Pensionäre verfügen mittlerweile über beachtliche Ersparnisse. Ihre durchschnittlichen Vermögenseinkünfte lagen 1991 höher als die von Arbeitnehmern. Von den 168 Milliarden Mark heimsten sie 27 Prozent ein. Allerdings bestehen in diesem Punkt eklatante Unterschiede in der Republik, wie das DIW feststellt. Während ein Rentnerhaushalt in den alten Ländern zuletzt im Schnitt 4801 Mark kassierte und bei Pensionären sogar 6109 zu Buche standen, hatte ein Ost-Ruheständler gerademal 789 Mark.

Heute zählen wir Insekten Pflanzenschau im Biotop

NIDDA-UNTER-WIDDERSHEIM. Außer dieser Ankündigung finden Sie heute nichts vom "FR-mobil" in der Lokal-Rundschau. Der gestrige Einsatz war nämlich so zeit- und energieaufwendig, daß er nicht zum Redaktionsschluß fertig wurde. Vom frühen Morgen bis zur Abenddämmerung suchten die Redaktionsmitglieder Corinna Willführ und Bernd Salzmann gemeinsam mit dem FR-Fotografen Winfried Eberhardt nach der besten Wetterauer Freiluft-Kneipe. In der Samstagsausgabe werden sie der geschätzten FR-Leserschaft ihre Tips verraten.

Am heutigen Vormittag lädt der Deutsche Jugendbund für Naturbeobachtung das "FR-mobil" und die Leser zur Biotop- Kartierung ein. In Unter-Widdersheim bestimmen wir gemeinsam mit 20 jungen Leuten aus Deutschland und Ungarn die Pflanzen und Tiere auf einer Trocken- Wiese. Man trifft sich um 10 Uhr in der Unteren Dorfstraße 7. Um 18 Uhr folgt in der Friedberger Stadthalle der öffentliche Erfahrungsbericht all der Leute, die sich an der Aktion "Eine Woche ohne Auto" beteiligt haben.

Sie gondeln herum und suchen eine "Heimat" Jugendliche wollen wieder eigene Räume / Gemeindeverwaltung befürwortet ihr Anliegen

GRÄVENWIESBACH. Die Grävenwiesbacher Jugend ist "heimatlos": Viele Heranwachsende haben keine Räume, in denen sie sich treffen oder feiern könnten. Zwar richtete die Gemeinde in den Ortsteilen Mönstadt und Heinzenberg in den ehemaligen Rathäusern Jugendtreffs ein. In Hundstadt und Grävenwiesbach jedoch: Fehlanzeige. Der Zusammenschluß "Club '91" sitzt seit einem Dreivierteljahr auf der Straße, und der "Jugend-Bus" des Katholischen Bezirksamtes kommt nur einmal pro Woche an die Lehmkauthalle.

Seit einem Jahr besteht der "Club '91", ein Zusammenschluß von rund 30 Jugendlichen aus Grävenwiesbach. Mit Unterstützung der Kreisjugendpflege war es gelungen, die offizielle Anerkennung durch den Hochtaunuskreis - und damit eine jährliche Finanzspritze in Höhe von 1700 Mark - zu erlangen. Das Angebot der katholischen Kirchengemeinde, die einen Raum zur Verfügung stellte, aber war nur von kurzer Dauer. Pfarrgemeinderat und Jugendliche seien nur wenige Monate "miteinander ausgekommen", erklärt Achim Schröder, der im Auftrag des Usinger Amtes für Landentwicklung und der Gemeinde Grävenwiesbach an der Dorferneuerung mitwirkt und dabei die Situation von Jugendlichen aufzeichnet. "Das Fehlverhalten eines einzigen Clubbesuchers reichte, um das Experiment seitens des Trägers zu beenden." Ohnehin habe sich die Jugend beobachtet und ungern geduldet gefühlt.

Die Gemeindeverwaltung gibt sich angesichts dieser Nöte aufgeschlossen. Man versuche schon seit geraumer Zeit, einen geeigneten Raum für die Jugendlichen zu finden. "Leider hatten wir bislang kein Glück bei unserer Suche nach einem ungefähr 30 Quadratmeter großen Raum", sagt Hauptamtsleiter Robert Demuth. "Wenn sich aber etwas findet, würde sicherlich die Mehrheit im Parlament das Projekt billigen." Generell sei es richtig, daß in der offenen Jugendarbeit "noch einiges im argen" liege.

Das kann die 16jährige Yvonne nur bestätigen. Sie wohnt seit 1988 in Grävenwiesbach und engagiert sich bei der Jugendfeuerwehr - deren Vorsitzende sie seit kurzem ist. Ganz besonders am Herzen liegt ihr darüber hinaus das Schicksal des "Clubs 91"; gleichzeitige Arbeit in einem Verein und in der offenen Jugendarbeit läßt sich nach ihrer Ansicht problemlos verbinden. "Hätten wir doch nur einen eigene Raum", gibt Yvonne ihrer Enttäuschung über die "Bauchlandung" mit der Kirche Ausdruck. Wie sich die Raummisere ganz praktisch auswirkt, erläutert der 17jährige Mirko. Er ist im zweiten Ausbildungsjahr zum Maschinenbaumechaniker in Usingen und kickt seit elf Jahren bei der Jugendspielgemeinschaft Mönstadt - Weilrod. Training ist zweimal pro Woche, gespielt wird samstags. "Die anderen Tage sind nur Abhängen zu Hause und Fernsehen-Gukken", erzählt Mirko. Bleibe lediglich der Jugendclub, der vor allem in den Ferien die Möglichkeit einer Freizeitbeschäftigung biete. Ideal wäre ein täglich geöffneter Treff, "in dem man alles selbst einrichten und die eigene Musik hören kann".

Im Moment sieht es allerdings eher nach dem Gegenteil aus. Seit der "Club '91" keine Heimat mehr hat, springen mehr und mehr Jugendliche von der Initiative ab und pendeln auf der Suche nach Beschäftigung in andere Orte der Umgebung - und diese Fahrerei ist nicht wenigen Eltern ein Dorn im Auge.

Und so treffen sich die Jugendlichen meist ab 17 Uhr bis in den Abend hinein im Elternhaus von Yvonne. "Das ist ganz nett, aber keine Dauerlösung. Wir wollen beweisen, daß wir gut mit einem eigenen Raum umgehen können", erklärt Yvonne. Besucher, die dort "die Wutz rauslassen" und etwas kaputt schlagen wollten, würden schon in die Schranken gewiesen. "Wir wollen und können diese Verantwortung übernehmen." JÜRGEN DICKHAUS

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Homburger Hof mittags geöffnet

BAD HOMBURG. Der "Homburger Hof", in der FR-Serie "Gartenlokale im Taunus" porträtierter Gasthof, hat seinen Garten nicht nur abends von 17.30 bis 22 Uhr, sondern auch mittags von 11.30 bis 14.30 Uhr geöffnet. Der Mittagstermin fehlte in der FR vom 18. Juli.

Bilder aus dem Land der Freien

BAD HOMBURG. "Königreich Thailand - Das ,Land der Freien' im Spannungsfeld Südostasiens" ist ein Dia-Vortrag von Horst Liebelt betitelt, den er am Mittwoch, 29. Juli, um 19.30 Uhr im Kino im Schwedenpfad (KiS) hält.

Naturfreunde am Rhein BAD HOMBURG. Eine Wanderung um Niederheimbach am Rhein veranstaltet der Touristenverein "Die Naturfreude" am Sonntag, 26. Juli. Treffpunkt zur gemeinsamen Fahrt in den Startort ist um 8.30 Uhr am Bahnhof Bad Homburg. Eine-Welt-Laden BAD HOMBURG. Die Mitarbeiterinnen des Eine-Welt-Ladens treffen sich am 27. Juli, 20 Uhr in der Dorotheenstraße 9. Sprachheilberatung HOCHTAUNUSKREIS. Nach den Sommerferien bietet das Kreisgesundheitsamt wieder Sprachheilberatungen an: in Bad Homburg im Gesundheitsamt in der Taunusstraße 3 erstmals wieder am Dienstag, 18. August, von 14 bis 16 Uhr und im Gesundheitsamt Usingen in der Obergasse 23 am Dienstag, 4. August, ebenfalls von 14 bis 16 Uhr. Die Beratung ist dann wieder regelmäßig in Bad Homburg am dritten Dienstag des Monats und in Usingen am ersten Dienstag, jeweils von 14 bis 16 Uhr. Abteilung geschlossen BAD HOMBURG. Die "Abteilung Hilfe in besonderen Lebenslagen" des Kreissozialamtes in der Louisenstraße bleibt am 29. und 30. Juli geschlossen. Die Mitarbeiter besuchen eine Fortbildung.

Donnerstag, 23. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 21 Uhr, V-Tol Dance Company - "Time Spent in the Company of Bad People"; Studiobühne: 22.30 Uhr, "Watchman" (Kurzspielfilm).

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Variete-Revue.Musik Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eamonn Comerford.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Bluesbube.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, River Boys.

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George.

"Fensterrede" im Literaturtelefon

HANAU. Der in Frankfurt lebende Autor Uve Schmidt ist vom 24. bis 30. Juli im Hanauer Literaturtelefon (24141) zu hören mit seiner "Fensterrede" aus dem Band "Liebe und Tod".

In Dreieich wird jetzt Rattengift ausgelegt

DREIEICH. Bis zum 31. Juli wird in den städtischen Kanälen und entlang des Hengstbaches bis zur Kläranlage Buchschlag Rattengift ausgelegt. Im Frühjahr hatten Kinder beim Spielen am Hengstbach eine kleine Ratte entdeckt und sofort Bürgermeister Bernd Abeln informiert. Die kleine Julia schrieb damals: "Als meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich ein kleines Etwas, das so ähnlich wie ein größere Maus aussah."

Es geht jetzt den Ratten im gesamten Stadtgebiet an den Kragen. Die Stadt weist besonders Spaziergänger mit Hunden daraufhin, daß sie ihre Vierbeiner an der Leine führen sollen. Eltern sollten aufpassen, wo ihre Kinder zum Spielen hingehen und sie über das Rattengift aufklären. Rote Aufkleber markieren die Gebiete, wo das Gift ausgelegt wird.

Die Stadt macht diese Aktion jedes Jahr, um die ungeliebten Tiere loszuwerden. Die Aktion kostet rund 20 000 Mark.

Der Erfolg der Bekämpfungsmaßnahme hinge maßgeblich davon ab, erklärt die Stadtverwaltung, daß alle gesichteten Ratten sofort gemeldet würden. Jeder Grundstückeigentümer sei verpflichtet, dem Ordnungsamt mitzuteilen, wenn er Ratten auf seinem Grundstück gesehen habe. Auch müsse er selbst die Tiere bekämpfen.

Fachkundige Auskünfte erteilt Edmund Schäfer im Tiefbauamt Dreieichenhain unter Telefon 06103 / 601-436. dok

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3. 8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Algighiero Boetti, Barbara Klemm, Charlotte Posenenske, Peter Roehr (bis 1. 7.); Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glasplasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 2. und 16. August. Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31.10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Ikon, Deutschherrenufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).

Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).

Galerie Fenster, Dürerstr. 10: Mi. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Sa., 10 bis 12.30 Uhr; Architekturklasse der Städelschule - "Entwürfe ,Galopprennbahn Niederrad'" (bis 25. 7.).

Büchergilde Gutenberg, BFG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen (bis 25. 7.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).

Galerie Loehr, Alt-Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bsi 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec (bis 31. 7.).

Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen" (bis 31. 7.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).

Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle" (bis 1. 8.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte (bis 5. 8.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).

Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier (bis 13. 8.).

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus (bis 20. 8.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Telefon 28 71 11: Montag 14 bis 18 Uhr, Dienstag bis Freitag 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonntag 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. August).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien (bis Ende August). Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 28. 8.).

Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).

Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).

Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.). Ausstellungen Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Listen im Portikus (bis 26. 7.).

Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).

Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei) (bis 26. 7.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 102: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, "Juden und Antisemitismus in Rußland 1900 bis 1990" (bis Ende Juli).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.);Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: André Kopp & Wolfgang Schaller - "Fotos & Hologramme von Lust und Liebe" (bis 19.August).

Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr, Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr, Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).

Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".

Prager Programm für Eltern und Kind

RODGAU. Das sogenannte Prager Eltern-Kind-Programm bildet die Grundlage eines Kurses der evangelischen Kirchengemeinde Dudenhofen, der sich an Eltern mit ihren mindestens sechs Wochen alten Babys richtet: Spiel- und Bewegungsanregungen für das Kind, intensive Beobachtungen und Kontakte zum Baby, Erfahrungsaustausch unter den Müttern und Vätern werden da geboten. Unter der Leitung von Monika Petzinger sind, beginnend am Donnerstag, 6. August, acht Treffen plus ein Elternabend vorgesehen. Die Gebühr beträgt 48 Mark; Anmeldung: Tel. 2 34 13. ttt

Tagestip: Lohnverzug Zinsen vom (Ex-)Chef

Deutsche Arbeitnehmer zeigen sich zunehmend selbstbewußter, wenn es um ihre finanziellen Ansprüche aus Beschäftigungsverhältnissen geht. Besonders nach Kündigungen fällt die ansonsten oft anzutreffende juristische Hemmschwelle: Dann wird der Gang vor Gericht angetreten.

Probleme, ob und gegebenenfalls in welcher Höhe etwa Lohn, Gehalt, Sonderzahlung, Abfindung und Urlaubsabgeltung zu leisten sind, können häufig - etwas guten Willen auf beiden Seiten vorausgesetzt - relativ rasch gelöst werden. Doch wie sieht es mit Zinsen aus, beispielsweise bei Lohnverzug? Grundsätzlich gilt: Zinsen vom (Ex-)Chef können gefordert werden. Schwieriger sieht es im Detail aus. Ohne weiteren Nachweis lassen sich lediglich die gesetzlich für solche Fälle vorgesehenen vier Prozent an Zinsen verlangen. Wer mehr will, muß sich also erklären.

Diese zusätzliche Mühe zahlt sich etwa aus, wenn der Beschäftigte in der Zeit, in der er auf die Zahlung seines Arbeitgebers "wartete", sein Konto überziehen mußte und zu den entsprechend hohen Sätzen von der Bank oder Sparkasse zur Ader gelassen wurde. Wer diesen Nachweis führt, kann die höheren Zinsen (inklusive etwaiger Gebühren) fordern. bü

Eine Belebung für den Altstädter Markt "Das neue Café Zeitlos" eröffnet am 2. August Von Jutta Rippegather HANAU. Die unkonventionellen Stühle sorgen schon vor der Eröffnung für Diskussionsstoff. Gemeinsam mit einer Holzgruppe aus Karben konzipierten zwei Frankfurter Schmiede die schlichten dreibeinigen Sitzgelegenheiten aus Schmiedeeisen und natur- oder blaugebeiztem Holz. Auch die Tische mit den gelben Sandsteinfüßen besitzen nach Meinung von Angelika Mohn "schon eine gewissen Kunstwerkcharakter". Und Kunst ist bekanntlich Geschmacksache. Wer die funktionalen und dennoch bequemen Sitzgelegenheiten persönlich in Augenschein nehmen möchte, muß sich allerdings noch bis zum 2. August gedulden. Dann eröffnet das Café gegenüber dem Deutschen Goldschmiedehaus, "Das neue Zeitlos am Altstädter Markt" in Hanau. Über dem Namen hatte Pächterin Mohn lange gegrübelt. Er symbolisiert nicht nur der engen inhaltlichen Zusammenhang zwischen dem ebenfalls von ihr geleiteten "Café Zeitlos" in der Martin- Luther-Stiftung. Das Wort Zeitlos beinhaltet für die junge Unternehmerin auch "Beständigkeit von Werten". Diese beginne bei dem Mobiliar - "Seit Jahrtausenden wird geschmiedet" - und ende bei dem geschichtsträchtigen Platz, den sie durch das neue Café wiederbeleben möchte.

Bei schönem Wetter können dort rund 20 Gäste das täglich wechselnde Tagesgericht zum Mittagstisch oder als Abendbrot zu sich nehmen. Der Ort, an dem sich in Hanau mit der Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1303 schon bald ein fester Wochenmarkt installierte, könnte wieder zum Treffpunkt für Jung und Alt werden. Bis vor rund 160 Jahren bildete der Altstädter Markt "den Mittelpunkt der Stadt, eine Art urbanes Zentrum", berichtet Kulturamtsleiter Günter Rauch aus der Geschichte der einst zweigeteilten Ortes. Von der Freitreppe des ehemaligen Rathauses aus erfuhr die Bevölkerung die neusten Bekanntmachungen. Mit der administrativen Zusammenfassung der Alt- und Neustadt verlor das Gebäude seine Funktion als Sitz des Rates.

In ferner Zukunft möchte Angelika Mohn einmal eine Veranstaltung zu der Historie dieses Platzes organisieren. Entsprechend dem Konzept, das sie seit dreieinhalb Jahren erfolgreich in dem Café in der Martin-Luther-Anlage verfolgt, soll auch im neuen Zeitlos kulturelle Angebote auf dem Programm stehen: Heute kommt das Klavier. Und am Eröffnungstag möchte sie ihre neuen Gäste mit einem Open-Air-Kleinkunstprogramm begrüßen. "Wenn das Wetter nicht schön ist, müssen wir halt etwas drinnen machen." Rund 40 Sitzplätze bietet das Interieur des Cafés mit den kleinen Bistro-Tischen. An einem großen Tisch mit Bänken in einer Nische finden auch größerer Gruppen einen Platz. Erdige Farben beherrschen die Einrichtung. Die Theke mit ausziehbarer Platte für das Frühstücksbuffet besteht aus naturbelassenem Holz. Vor allem aber fällt der ungewöhnliche Boden ins Auge. Auch hier hat die Pächterin an die Umgebung gedacht: Der Buntschiefer stellt für sie eine Verlängerung des Pflasters auf dem Platz dar.

Über eine große Glastür ist dieser für die Bedienung schnell erreichbar. Damit trug die Hanauer Baugesellschaft als Vermieterin den Bedürfnisses des Cafés Rechnung. Wie sie nach Aussage von Geschäftsführer Hans Heimerl bei den Umbauarbeiten auch sonst der Pächterin Geld in der Nebenrolle "weitgehend Mitspracherecht eingeräumt" habe. Etliche Intessenten hätten sich für die Räume gemeldet, in denen sich in der Vergangenheit ein Lebenmittelladen, ein Elektrogeschäft und zuletzt das städtische Verkehrsbüro befanden.

Hätte die Baugesellschaft sich einen Gastwirt als Partner ausgewählt, wäre sie finanziell günstiger gefahren. Doch das Geld spielt in diesem Fall eine Nebenrolle. Heimerl war wichtiger, die "Zwischenstation zwischen Stadthalle und Freiheitplatz" zu beleben. Durch seine Nähe zum Goldschmiedehaus stelle ein "Kaffeehaus mit Lesungen oder Klaviermusik" ja auch eine Werbung für die Stadt dar. Und eine "Generalüberholung" des Anfang der 60er Jahre gebauten Ladenlokals sei ohnehin fällig gewesen. Mit 300 000 Mark beziffert er die Investitionen für das Projekt. Vor rund sechs Wochen überließ die Baugesellschaft Angeloka Mohn nun das Feld. Auf dem Flohmarkt erwarb sie alte Keramik- und Emaillebehältnisse, die als Pflanzenkübel für den Platz dienen sollen. Eine rumänische Keramikerin soll in den Regalen zuerst ihre Werke präsentieren dürfen. Die Vitrine, in der Schüler der Zeichenakdamie ihre Goldschmeidarbeiten ausstellen sollen, fehlt noch.

Bei einer Tasse Expresso oder "Mexico Organico" können die Gäste ab 2. August dort die Arbeiten in Ruhe bewundern. Bis auf den Ruhetag am Montag bietet das "Neue Zeitlos am Altstädter Markt" dann jeden Tag ein wechselndes Tagesgericht an. Auch bei den kleinen Gerichten - wie etwa verschiedenen Salaten - setzt Angelika Mohn auf "vollwertig bunt". Bei Kuchen liege der "Tenor auf hausgebakken". Zugleich macht die junge Unternehmerin auf den geringen Platz aufmerksam. Deshalb könne die Auswahl nur gering sein.

Mit Eröffnung des "neuen Zeitlos" werde im "alten" der Mittagstisch wegfallen. Außer am ersten Samstag im Monat, dem Vollwertbuffet-Tag, schließt es zudem künftig freitags und samstags schon um 18 Uhr. Damit die Mitarbeiter "sich nicht verzetteln" und die Cafés nicht gegenseitig miteinander konkurrieren, bleibt der Betrieb am Altstädter Markt sonntags bis 12 Uhr geschlossen. Das "Zeitlos" in der Martin-Luther-Stiftung soll sein "Frühstücksgesicht" nicht verlieren, meint die Pächterin.

Als Öffnungzeiten des Cafés am Altstädter Markt nennt sie dienstags bis freitags von 11 bis 22 Uhr und sonntags zwischen 12 und 18 Uhr. Das "Marktfrühstück" am Samstag beginnt um 10 Uhr. Auf diesen Wochentag möchte Angelika Mohn auch den Schwerpunkt für die gelegentlichen kulturellen Veranstaltungen legen.

Manch visionäre Idee und ein wenig Pathos in eigener Sache Wie sich die "Gerechten" sammeln: lokale Komitee-Gründungen von Dresden bis Köpenick

Ist das etwa keine gute Idee? Die Bundeswehr wird auf 100 000 Mann verkleinert, und an die Stelle der Wehrpflicht tritt der Dienst in der Entwicklungshilfe. Oder: Mietenstopp ab bestimmter Einkommensgrenze, der Staat zahlt die Differenz an den Vermieter, und der verpflichtet sich wiederum, einen gewissen Prozentsatz dieses Geldes in die Renovierung der von ihm vermieteten Wohnung zu stecken. Über die Höhe kann man noch sprechen. Der junge Mann faltet seinen Stichwort-Zettel wieder zusammen - und schaut fragend in die Runde.

Doch, doch. Hört sich gut an. Über die Gartentische im Köpenicker "Gasthaus an der Dahme" huscht ein beifälliges Klopfen. Auch Michael Greulich nickt: Solche und ähnliche Forderungen könne bis zum nächsten Mal doch jeder aufschreiben. Der korpulente Rechtsanwalt, der zusammen mit einer Historikerin und einer weiteren Anwältin zur Gründung eines "Komitees für Gerechtigkeit" im Ost-Berliner Bezirk Köpenick aufgerufen hat, ist mit seinen aufmunternden Worten noch nicht am Ende, da meldet sich eine Frau aus den hinteren Reihen: "Wie wollen Sie das denn transportieren?" Die Mittvierzigerin hat, wie sie sagt, "Neues-Forum-Erfahrung". Das muß sie allem Anschein nach um einige geplatzte Illusionen reicher gemacht haben: Damals sei doch so "einiges nach hinten losgegangen". Übertriebene Ansprüche, mangelhafte Organisation. Und nun? Nur das nicht. Es gebe so viele Probleme im Ort, die dringend gelöst werden müßten. "Wenn das hier jetzt schief geht, ist doch sowieso alles im Eimer."

Für ein paar Sekunden herrscht Nachdenklichkeit unter den 29 Köpenickern, die sich, beseelt von der Machbarkeit ihrer Ideen, zur ersten vorbereitenden Versammlung des Komitees eingefunden haben. Sollte das hier doch nicht jener Moment sein, in dem "jeder originellen Idee Tür und Tor geöffnet" ist, wie es Jutta Petersdorf von der "Gründungsinitiative" zu Beginn der Versammlung formuliert hatte?

Es ist die Stunde Null. Da darf man, da muß man Visionen haben. Das "Transport-Problem" wird deshalb noch einmal- Von Axel Vornbäumen (Berlin) für grundsätzlichere Anliegen zurückgestellt. Die Runde vertieft sich in ihre Rolle als "Sammlungsbewegung": "Wir müssen uns klar werden, daß der Lebensstandard in der Alt-Bundesrepublik nicht unsere Zielstellung ist. Wenn dem so sein sollte, dann mache ich nicht mehr mit." Dem Versammlungsteilnehmer schweben "neue Ansätze" vor, "die über den Rahmen des jetzigen Denkens hinausgehen". Wieder klopfen einige. Einem Rentner ist das "zu grün". Der Mittvierzigerin aber leuchtet es ein. Sie bittet die "anwesenden Medien", diesen Aspekt "unbedingt in ihrer Berichterstattung zu berücksichtigen". Die "anwesenden Medien" sind diesmal eher spärlich vertreten: Neben der Frankfurter Rundschau hat nur noch das Busen-Blättchen Super-Illu ein Mitarbeiter-Duo (Text/Foto) geschickt, das den Mitinitiator Greulich schon eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung anhand eines vorbereiteten Fragebogens löchert ("Dürfen ehemalige Stasi-Angehörige mitmachen? Was halten Sie von Diestels Haus in Zeuthen? Welchen Kanzler wollen Sie?"). Dabei teilt sich Köpenick zusammen mit Jena immerhin den dritten Platz in der Gründungs-Rangliste jener Gerechtigkeits-Komitees, die nach dem Willen ihrer prominenten Vordenker Gregor Gysi und Peter-Michael Diestel in den nächsten Wochen und Monaten überall aus dem Boden sprießen sollen. Schneller waren nur die Dresdner und die Frustrierten aus dem Ost-Berliner Plattenbau-Viertel Marzahn, die am vergangenen Wochenende der vollen Wucht des Medieninteresses - ein Kamerateam kam gar aus Mexiko - ausgesetzt waren. Gibt es eine neue Bürgerbewegung? Es gibt Bedarf. Also liest Jutta Petersdorf ("Gründungsaufrufe haben es an sich, immer ein bißchen theatralisch zu sein") mit fester Stimme den übrigen 28 Komitee-Willigen den von ihr verfaßten Entwurf für Köpenick vor: "Die vielgepriesene Freiheit des Bürgers in demokratisch verfaßten Staaten regelt sich über Hunderttausende Haken und Ösen. Von den Ko-Idealen der französischen Revolution, Freiheit in Gleichheit und Brüderlichkeit zu verwirklichen, spricht kaum noch einer." Das ist weit genug gegriffen, um allenthalben auf Zustimmung zu stoßen, auch wenn sich an diesem warmen Sommerabend der eine oder andere eher an der Diktion des Prominenten-Aufrufs orientiert. Gegenwärtig werde der "Versuch gemacht, den DDR-Leuten ihre Identität zu nehmen". Oder: Die DDR sei als Partner im Einigungsvertrag untergegangen. Nun gelte es, "irgendeine Form" zu finden, die diese Partnerschaft ersetze. So hatten es auch Diestel, Gysi, Heym und ihre Freunde formuliert.

Nun sitzen sie da, im "Gasthaus an der Dahme", im Marzahner "Club der Mittzwanziger" oder - weil so viele gekommen sind - auf einer Wiese vor dem Seniorenclub in Dresden. Ein bißchen allein gelassen von den Prominenten, aber das Herz voll. Man ist in der "Aufbauphase", noch ist weiter Raum zur Schilderung der eigenen Befindlichkeit.

Viele machen Gebrauch davon, nutzen dieses unerwartet neu geschaffene Forum für ein bißchen Pathos in eigener Sache: Wie die 64jährige Marzahnerin ("Mindestrente"), die sich als "Staatenlose" fühlt, "noch nicht angekommen im neuen Deutschland". Wie der Philosoph, der vor der Wende "Mitglied eines sozialistischen Kollektivs" war, "nach der Wende Ossi" und nun "endlich einmal ich selbst sein" möchte. Wie der Pfarrer, der Rosa Luxemburg mit ihrem "Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden" zitiert, oder der Ingenieur, der "Werte eingebracht" hat, die er nun von der Treuhand enteignet sieht. Die "verlorene Generation" ist noch einmal angetreten: viele mit Gesichtern, die in ihrem Leben zu wenig gestreichelt worden sind, viele ab 40 aufwärts, viele Rentner, wenig Jugendliche. Alles Spalter?

Ein 70jähriger Rentner versteht im "Club der Mittzwanziger" angesichts der nicht enden wollenden Vorwürfe die Polit-Welt nicht mehr. "Diese Hetze. Wie tief müssen manche Menschen gesunken sein, wo wir doch nur etwas Gutes wollen." Der Wille ist da. In der Koordinierungsstelle für die Gerechtigkeitskomitees in Berlin-Mitte verweist man auf 1300 "Interessensbekundungen" innerhalb der ersten zehn Tage. Immerhin 200 Anrufer seien bereit gewesen, ihre Anschrift als Kontaktadresse zur Verfügung zu stellen. Nun wird der Weg gesucht, der nach einer Idee Gysis mittelfristig zu einer "Körperschaft" für die ostdeutschen Bundesländer führen soll. Noch aber sind die neuen Utensilien des Widerstandes die alten. Da wären zum Beispiel: Unterschriftenlisten. Sie helfen an diesem Abend in Köpenick darüber hinweg, daß man weder programmatisch noch organisatorisch besonders weit gekommen ist. Immerhin: Man hat jetzt eine "Initiativgruppe, die in kommissarischer Weise die Arbeit des Komitees übernimmt". Das klingt ein bißchen holprig, aber nur bis zum 24. August. Dann soll im größeren Kreis das Komitee gegründet werden. Stunde Null, zweiter Teil.

Manchmal wirkt die Anwesenheit von Kamerateams und Nachrichtenagenturen Wunder, beschleunigt die Gründungsprozedur. Im "Club der Mittzwanziger" in Marzahn rätseln die Anwesenden nach knapp zweistündiger Diskussion, was sie denn eigentlich gemacht haben. Mitinitiator Karl-Heinz Gänsicke steht auf, in der Meinung, nun ein "Initiativkomitee für Gerechtigkeit" gegründet zu haben. Die Versammelten schütteln den Kopf. "Also gut", verbessert Gänsicke, "dann haben wir heute tatsächlich ein Komitee für Gerechtigkeit gegründet".

Dresden: 300; Marzahn: 60; Jena: 60; Köpenick: 29. Die Gruppen und Grüppchen der "Gerechten" haben in diesen Tagen die Medien für sich. Und wie denkt der Rest der Republik? Wir verlassen uns auf die Demoskopie und zitieren in diesem Zusammenhang zunächst das Springer-Blatt Die Welt: "Nach einer Umfrage der Wickert-Institute sind 87,9 Prozent in den alten Ländern gegen die Komitees, in Ostdeutschland sprachen sich knapp 80 Prozent dagegen aus. Die Vertiefung der Spaltung zwischen Ost und West wurde als wichtiger Grund genannt. Ferner sah die Mehrzahl der Befragten in den Komitees eine kommunistische Tarnorganisation." Man kann es auch anders beschreiben, das Neue Deutschland hat es getan: "Einer am Samstag veröffentlichten Studie des Wickert-Institutes zufolge befürworten knapp 11 Prozent der ostdeutschen Wahlberechtigten die Komitees für Gerechtigkeit."

Wandern zu ehemaligen Frankfurter Gutshöfen

Seine Reihe heimatkundlicher Führungen zu ehemaligen Frankfurter Gutshöfen setzt der Taunusklub am Sonntag, 26. Juli, fort. Das Motto des etwa acht Kilometer langen Weges: "Vom Sandhof über Riedhof und Schafhof zu den Seehöfen".

Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Straßenbahnhaltestelle Heinrich-Hoffmann-Straße (Blutspendedienst), wo die Linien 15, 19, 21 und 26 in Richtung Niederrad halten.

Die Teilnehmer erhalten ein informatives Blatt, das die besonderen Punkte am Weg erklärt. Die Gebühr beträgt drei Mark. Wie der heimatkundliche Arbeitskreis des Taunusklubs betont, ist die Führung auch für Blinde geeignet. Sie endet gegen 17 Uhr an der S-Bahn-Haltestelle Mühlberg. tom

"Afrika-Woche" im Herbst in Frankfurt

Eine "Afrika-Woche" wird im Herbst dieses Jahres - voraussichtlich im Oktober oder November - in Frankfurt stattfinden. Die Aktion steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und wird derzeit von der Selbsthilfe-Initiative "Afrika Foundation" vorbereitet.

Der Verein wurde 1987 von einem in Deutschland lebenden Afrikaner in Frankfurt gegründet. Seitdem werden jährlich "Afrika-Wochen" in verschiedenen deutschen Großstädten in Zusammenarbeit mit deren Institutionen organisiert. Das Motto für die "Afrika-Woche '92" in Frankfurt soll lauten: "Solidarität für die zweite Wiedergeburt Afrikas." Damit ist die Unterstützung des seit 1989 in Afrika eingeleiteten Demokratisierungsprozesses gemeint. ki

Bis zur Schwarzenfelser Shakespeare-Variante noch drei Wochen "Feinschliff"-Proben Engagement macht Laien zu Künstlern

Von Jörg Andersson SINNTAL. Theseus thront nicht in Athen. Sein Hofstaat amüsiert sich in Schwarzenfels. Im Wald tanzen Elfen ihren Reigen und Trolle treiben Schabernack. Insgesamt sind es über 100 Gestalten, die sich rund um die mittelalterliche Burgruine tummeln. Doch die Szene wird mehr oder weniger von einer Person beherrscht, die wild gestikulierend zwischen den Schauplätzen hin und her pendelt. Günther Keim (36) dirigiert und kontrolliert das Geschehen und die Akteure. Es sind fast ausschließlich Laienschauspieler, die hier ihre Rolle einstudieren. In drei Wochen ist es soweit: am 13. August, feiert Shakespeares "Sommernachtstraum" in Schwarzenfels Premiere. Seit mehreren Monaten arbeiten Keim und sein sechsköpfiges Produktionsteam an der Inszenierung des Lustspiels, das der englische Dramatiker und Schauspieler in den Jahren 1594/95 schrieb und das nun in Zusammenarbeit von Kreiskulturabteilung, Volkshochschule, Liegenschaftsverwaltung, der Gemeinde sowie der Arbeitsgemeinschaft der örtlichen Vereine in eine Schwarzenfelser Variante gekleidet wird.

Der harte Kern von etwa 30 Darstellern hatte bereits 200 Übungsstunden hinter sich, als sich am vergangenen Sonntag erstmals alle Akteure zur Durchgangsprobe auf der Burg versammelten. Über drei Stunden schwitzten sie bei hochsommerlichen Temperaturen in ihren farbenprächtigen Kostümen, die ebenso wie die Masken in den vergangenen Wochen in verschiedenen Kursen unter der Leitung von Sabine Hagmeier und Anneliese Lotz-Hildebrand angefertigt wurden.

Am Schluß kümmert sich Keim noch einmal persönlich um seine Schäfchen. Titania, die Königin der Elfen, ist ihm noch zu zurückhaltend. "Man hört dich nicht, man sieht dich nicht", versucht Keim der Laienschauspielerin Anja Pillemann die richtige Bewegung und Tonlage auf der Bühne zu vermitteln.

Zwei Tage später bei den Einzelproben: Drohend hängen dunkle Gewitterwolken über der Burg. Ein kräftiger Regenschauer hat die Akteure in den Schloßkeller vertrieben. Im Marstall wird die Schlußszene des Stückes einstudiert. Der Herzog von Schwarzenfels alias Erich Euler hat es schwer, sich gegen das Stimmengewirr und Gelächter seines Hofstaates durchzusetzen. "Du mußt stärker sein, laß dich nicht einschüchtern", ruft der Regisseur. Immer wieder wird die Szene wiederholt, bis die erlösenden Worte "das war's, das war's" fallen.

Der Feinschliff, der in den letzten drei Wochen bei den fast täglich angesetzten Proben erfolgt, ist für den künstlerischen Leiter entscheidend. "Herzog spielen heißt als Herzog denken", erklärt Keim. Die Leute müßten im Kopf völlig frei sein und nur noch ihre Rolle verkörpern. "Das Künstlerische", so der 36jährige, "kommt, wenn sie keinen Text mehr denken." Und noch etwas anderes ist für den gelernten Schauspieler und Regisseur wichtig: das Schöpferische. Das heißt für ihn, "die Situation selber gestalten." Auf diesem Weg werde auch der Laie zum Künstler. So könne die fehlende Brillanz durch Engagement ersetzt werden, der Laie professionelles Theater machen.

Die Bedingungen, die das Produktionsteam, zu dem auch Monika Timme, Frohmut Klemm, Bernhard Altfeld und Bühnenbildner Rudolf Gerlach gehören, in Schwarzenfels vorfinden, sind gut. Die Bewohner im Dorf haben sich an das Theater gewöhnt. Alljährlich finden auf der Burg, die aus dem 13. Jahrhundert stammt, Aufführungen statt. Keim, der einige Jahre als Schauspieltherapeut in einem örtlichen Heim für Drogensüchtige arbeitete, führte bereits 1986 die "Jungfrau von Orleans" in der Burgruine auf. "Viele von denen, die damals als Zuschauer in den ersten Reihen saßen, sind heute unsere Hauptakteure", erinnert er sich. Auch Ortsvorsteher Karl Ulrich erfüllte sich diesmal den Wunsch, bei einem Stück selbst mitzuspielen. Die Dorffrauen haben beim Kostümnähen mitgeholfen, beim Schreiner und in der kleinen Dorfschmiede wurden Requisiten wie Waffen oder ähnliches angefertigt.

Das Theaterfieber hat aber nicht nur Schwarzenfels gepackt. Auch aus der nähreren Umgebung, den anderen Ortsteilen Sinntals und Schlüchtern kommen die Akteure. Selbst diejenigen, die nicht unbedingt eine Hauptrolle spielen, müssen sich zum Teil intensiv vorbereiten, wie die Amazonen und Elfen, die ihre Tänze seit Wochen einstudieren.

Sämtliche Aufführungen zwischen dem 13. und 23. August, insgesamt sechs an der Zahl, sind bereits ausverkauft. Auf vier Schauplätzen spielt sich das Stück ab. Die Zuschauer müssen während der dreistündigen Vorstellung mehrfach vom Südhang der Burg zum Vorhof, in den Weinkeller und den Marstall wandern. (siehe auch nebenstehenden Kasten)

Hundstage: Die Sterne sind es

Am 23. Juli beginnen die Hundstage, häufig die wärmste Periode des Jahres. Der tierische Name hat allerdings nichts mit Hunden zu tun, die in der Hitze nicht vor die Tür gejagt werden sollten. Die Bezeichnung "Hundstage" hat diese Jahreszeit dem Sternbild "Großer Hund" zu verdanken, der zwischen Ende Juli und Ende August ganz oben am Sternenhimmel steht.

Eine Garantie für vier heiße, trockene Wochen gibt es jedoch nicht in diesem Monat des ebenfalls tierischen Sternbilds des Löwen. Nach Angaben von Meteorologen des deutschen Wetterdienstes liegt diese Unberechenbarkeit an den Veränderungen in der Konstellation der Sterne im Verlauf der Jahrhunderte. Die uralten Bauernregeln sind deshalb auch für die Hundstage nicht immer zuverlässig. Ebenso typisch wie die heißen Tage sind deshalb Westwetterlagen mit reichlich Regen.

In den letzten Tagen hatten die Frankfurter allerdings schon einen Vorgeschmack auf Hitzeerlebnisse. Das galt auch für die Vierbeiner. Im Zoo verschmähten die Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans die sprichwörtliche Affenhitze. Sie zogen sich zu einer ausgiebigen Siesta in das Innere des Affenhauses zurück. Einige Kragenbären trieb die Wärme auf die Bäume, ohne dort allerdings Abkühlung zu finden.

Die Pinguine, erst kürzlich filmisch in Verruf geraten, wollten dagegen kaum das Wasser verlassen. Auch die Seelöwen suchten eine Erfrischung und klatschen mit gezielten Flossenschlägen auch noch ein paar Spritzer auf die Teile ihrer Köpfe, die über die Wasseroberfläche hinausreichten.

Den Raubkatzen wiederum war jede Bewegung zuviel, sieht man von durstigen Schlabbern im Wassernapf ab. Und auch die Zebras, Kamele und Antilopen, die eigentlich "von Haus aus" unempfindlich gegen Hitze sein sollten, sind kaum noch auf Temperaturen um 30 Grad eingerichtet: Selbst im Schatten wirkten sie müde. ek

Diebe in einem Büro am Houiller Platz

FRIEDRICHSDORF. Unbekannte Täter entwendeten zwischen Freitag und Montag aus einem Büro am Houiller Platz Bargeld und Werbegeschenke im Wert von etwa 12 000 Mark. Dies teilte die Kripo gestern mit.

Die Täter hatten eine im Untergeschoß gelegene Tür aufgebrochen, um in die Büros zu gelangen, berichtet die Polizei. Von den Dieben fehle jede Spur. isa

"Grüner Punkt mit Preis"

gra MAINZ, 22. Juli. Die exakten Kosten für den "Grünen Punkt" sollten nach Ansicht der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Klaudia Martini (SPD) auf jeder Verpackung anteilig angegeben werden. Damit könne der Verbraucher dann beim Kauf von verpackten Waren sofort sehen, "was er vom Kaufpreis für Sammlung, Sortierung und stoffliche Verwertung der Verpackung bezahlen muß", erläuterte Martini ihren Vorschlag. Der Grüne Punkt kennzeichnet Verpackungen, die von dem privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen Duales System wiederverwertet werden. Die Umweltpolitikerin verspricht sich von ihrem Vorschlag auch einen erzieherischen Effekt für die Verbraucher, die sich dann bei jedem Kauf an den zusätzlichen Kosten für Verpackungsmüll orientieren könnten.

Denkmalschutzbeirat tagt im "Goldenen Apfel"

KREIS GROSS-GERAU.Auch der Kreis wird sich am Denkmalschutztag 1992 beteiligen, der am Sonntag, 6. September, landesweit stattfindet. Geplant ist, örtliche Baudenkmäler wie die Mönchhofkapelle oder Schloß Dornberg unter fachkundiger Begleitung der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Höhepunkt soll die öffentliche Sitzung des Denkmalschutzbeirates des Kreises am 6. September um 9.30 Uhr sein. Als Tagungsort wurde der unter Denkmalschutz stehende "Goldene Apfel" in Mörfelden ausgewählt, dessen Sanierung die Stadt rund acht Millionen Mark kostete. wal

Luxemburger Fonds galoppieren Enorme Mittelzuflüsse / Auch Immobilienanlagen sehr beliebt

ski FRANKFURT A. M. Die Diskussion über die neue Form der Zinsbesteuerung hat offenbar viele Sparer veranlaßt, mit ihrem Geld über die Grenzen zu flüchten. Ein deutliches Indiz dafür ist das Mittelaufkommen der Luxemburger Investmentfonds deutscher Provenienz, also von Töchtern hiesiger Banken oder Kapitalanlagegesellschaften. Laut Statistik des Branchenverbandes BVI flossen diesen Vermögen im ersten Halbjahr 14,6 Milliarden Mark zu, ziemlich genau zu gleichen Teilen in beiden Quartalen. Von Januar bis Juni 1991 war ein Zugang von 5,8 Milliarden Mark registriert worden, der allerdings nicht als genaue Vergleichsbasis herhalten kann, weil diese Fonds damals noch nicht vollständig erfaßt wurden.

Zur Jahresmitte hatten die Luxemburger Anlagetöpfe, die ihren ersten Boom der Quellensteuer von 1989 verdankten, insgesamt ein Vermögen von etwa 48 Milliarden Mark angesammelt. Die im benachbarten Großherzogtum aufgelegten Fonds werden nach den bisher bekannten Bonner Plänen auch dann nicht von der künftigen Zinsabschlagsteuer erfaßt, wenn die Anteile in Deutschland in einem Depot liegen. Dies ändert freilich nichts daran, daß Erträge daraus, soweit sie über die Freibeträge hinausgehen, einkommensteuerpflichtig sind.

Die mittlerweile gut 400 deutschen Publikumsfonds verzeichneten im ersten Semester einen - im Vergleich zu Luxemburg geringeren - Mittelzufluß von 10,2 (gleicher Vorjahreszeitraum: 8,3) Milliarden Mark. Dabei verliefen die beiden Quartale völlig unterschiedlich. Nachdem die Fondsgesellschaften von Januar bis März noch Anteile für 8,9 Milliarden Mark verkaufen konnten, waren es in den drei folgenden Monaten nur noch gut 1,2 Milliarden. Das gesamte verwaltete Vermögen nahm binnen Jahresfrist von rund 140 auf 156 Milliarden zu, wobei sich auch die Einbeziehung von etwa 80 neuen Fonds auswirkte. Bei dem Zuwachs ist außer dem Mittelaufkommen auch die Wertentwicklung berücksichtigt.

An erster Stelle in der Gunst der Sparer lagen bei den hiesigen Fonds im zweiten Quartal erneut die in Rentenwerte investierenden Vermögen mit Anlageschwerpunkt Deutschland. Hier wurden 1,6 Milliarden Mark eingesammelt. Auf dem zweiten Platz folgen die Immobilienfonds, denen die Anleger 1,1 Milliarden anvertrauten. "Offenbar hat die in der Vergangenheit relativ stark angestiegene Inflationsrate dazu geführt, daß sich vermehrt Anleger für eine sachwertgestützte Geldanlage entschieden haben", kommentiert der BVI diese Entwicklung. Der Anteil der Immobilienfonds am Gesamtvolumen erreicht inzwischen die Rekordmarke von 15 Prozent. Die international ausgerichteten Rentenfonds mußten Anteile für zwei Milliarden zurücknehmen.

Kritischer Blick gilt allem, was da blüht Späherin der Stadt sucht Kandidaten für Wettbewerb

HOFHEIM. Sie hat Südamerika gesehen, Afrika und ganz Europa. Jetzt erkundet Reiseverkehrskauffrau Petra Kamrau ein ganz anderes Fleckchen Erde: Straße für Straße durchkämmt sie ihre Heimatstadt Hofheim - bis in den letzten Winkel, stets auf der Suche nach grünen, blühenden Sehenswürdigkeiten. "Schauen Sie, hier. Das ist mal ganz was Exotisches: wilder Wein, kombiniert mit Feige. Eine tolle Idee."

Der Hausbesitzer, in dessen Vorgarten die ungewöhnliche Pflanzenkombination sprießt, darf sich freuen: Er ist in die Kandidatenliste für den Hofheimer Blumenschmuck-Wettbewerb aufgenommen. Denn anders als in den meisten Städten können die Bürger der Kreisstadt sich nicht selbst bewerben, sondern werden ausgesucht. Jedes Jahr schickt Gartenbauamtsleiter Bernardus te Molder ein oder zwei Späher los, die weit mehr als tausend Titelaspiranten nominieren, unter denen die Jury dann eine Auswahl trifft. Und da bleiben dann noch 550 Gewinner übrig, die bei einem Fest Prämien bekommen - von der Blumenvase bis zum Wochenendtrip.

Bei 550 Plätzen haben auch Leute eine Gewinnchance, die nicht mit ausgefallenen Gewächsen, sondern "nur" mit Geranien dienen können. "Es ist nicht immer die dicke Blumenpracht, sondern auch das Menschliche, was zählt", sagt Petra Kamrau. Und so hat sie ein besonderes Auge auf Blumenfreunde, die ihre Pflanzkästen dort plazieren, wo andere sich keine Mühe machen. An stark befahrenen Straßen beispielsweise. "Da macht es schon Spaß, zu sehen, daß es Leute gibt, die gerne rund herum Blumen um sich haben - nicht nur im Garten hinterm Haus - und auch den anderen Leuten noch den schönen Anblick gönnen."

Die Freude an schönen Blumen ist es denn auch, die Petra Kamrau für ihren ungewöhnlichen Job prädestiniert. "Es müssen nicht unbedingt Spezialisten sein. Uns geht es bei diesem Wettbewerb weniger um fachgerechte Blumenzucht, sondern darum, auch trister Umgebung eine freundliche Atmosphäre zu geben", betont Gartenbauamtsleiter te Molder. "Und wir sehen auch soziale Gesichtspunkte." Da könne es durchaus passieren, daß ein "Mütterchen, das jeden Tag seine Gießkanne nimmt" und einen kleinen Geranienkasten an einem Mietblock pflege, genauso viele Punkte bekomme wie ein Hausbesitzer, der für mehrere hundert Mark eine exklusive Blütenmischung sät. Darum hat die Stadt Hofheim sich auch entschieden, selbst die Kandidaten auszuwählen. "Sonst beschränkt sich der Wettbewerb nur auf Leute, die sich gut verkaufen können. Und Bescheidenere bleiben außen vor."

Zu den bescheideneren Naturen zählt auch Petra Kamrau, der die Tragweite ihrer Entscheidung fast schon unangenehm ist. Mit der Vorauswahl der Kandidaten tut sie sich gar nicht leicht: "Gucken sie mal, an dem Haus da drüben bröckelt schon der Putz ab. Und davor steht nur ein Blumenkasten. Was soll ich da machen?" Für die 30jährige ist es schon ein Lob wert, daß jemand sich überhaupt die Mühe macht, da noch ein Pflänzchen hinzustellen. "Und das ist es doch, was zählt."

"Man kann aus dem kleinsten Winkel noch was machen", ist die Hofheimerin sicher. Und darum läßt sie bei ihrer Suche nach schönen Beispielen auch keine Straße aus. Da kommen ganz schön Kilometer zusammen. Ein Glück, daß sie zur Zeit nicht arbeitet und sich als Hausfrau und Mutter die Zeit etwas freier einteilen kann. "Man lernt so viele Leute kennen und die unterschiedliche Mentalität. Da ist jeder Stadtteil anders", hat sie beobachtet. Im einen warten die Blumenfreunde schon - und rufen ungeduldig beim Gartenbauamt an, im nächsten passiert's dann, daß jemand sie mit den Worten empfängt: "Lassen Sie mich bloß damit in Ruhe!" Doch das ist eher die Ausnahme. Leute mit grünem Daumen, davon ist Petra Kamrau überzeugt, haben's in der Regel ganz gerne, wenn ihnen auch mal ein Lob blüht. ULRIKE BAUER

Jugendliche können wie die Indianer töpfern

OBERURSEL. "Indianisches Töpfern" will Ingrid Schmidt Jugendlichen zwischen zwölf und 15 Jahren in einem Workshop beibringen. Er ist Teil des städtischen Kinderkulturprogramms.

Fünf Termine sind zwischen 12. August und 9. September angesetzt. Die Teilnehmer treffen sich jeweils mittwochs von 15.30 bis 17.30 Uhr im Werkraum der Hans-Thoma-Schule, Im Portugall 15.

Wer bei der Anmeldung im Kulturamt zuerst kommt (Rathaus, Tel. 502 - 288 oder - 468), töpfert sozusagen zuerst. Das Angebot ist kostenlos, die Teilnehmerzahl begrenzt.

In dem Kurs soll den Jugendlichen laut Ankündigung nicht nur die Technik von Aufbaukeramik, Engobenmalerei und Polieren beigebracht, sondern auch die Denk- und Lebensweise des "roten Mannes" nähergebracht werden. Das sollte nicht schwerfallen. mk

Schach-Treff im Park endet, Rallye kommt

Der Schach-Treff, den der Hessische Schachverband und zwei Krankenkassen eingerichtet haben und zu dem sich Schachfreunde noch bis zum Sonntag, 26. Juli, täglich ab 18 Uhr, am Freitag ab 17 Uhr und am Wochenende ab 13 Uhr im Bethmann-Park treffen, plant für Ende August eine besondere Veranstaltung: eine Schach-Rallye, Übungsaufgaben, Simultan-Schach und andere Angebote.

Am Freitag, 28. August, geht es um 10 Uhr in der Sportschule des Landessportbundes (Otto-Fleck-Schneise 4) los. Das Motto lautet: "Schach zum Kennenlernen - für jedermann". Es gibt Urkunden, Aufkleber und weitere Preise zu gewinnen; für Speisen und Getränke wird gesorgt.

Informationen bei Elisabeth Staller-Rösel, Telefon 49 11 32. tom

Deponie frei für "Giftcocktail" Erfurter Regierung: Unterirdisches Sondermüll-Lager ist sicher

me ERFURT, 22. Juli. Die unterirdische Deponie für flüssigen Giftmüll im thüringischen Kirchenheilingen, die von der Umweltorganisation Greenpeace Ende Juni versiegelt worden war, geht wieder in Betrieb. Das kündigte der Erfurter Umweltminister Hartmut Sieckmann (FDP) nach einem Gespräch mit Greenpeace-Vertretern an.

Sieckmann sagte, die Recherchen von Greenpeace seien "fehlerhaft". Von der Deponie in einer mehr als tausend Meter tief gelegenen Erdgasblase gehe keine Gefahr für das Grundwasser aus. Die Betreiberfirma Erdöl/Erdgas Gommern GmbH sei im Besitz aller erforderlichen Genehmigungen.

Greenpeace hatte das in den Hohlraum im Erdinneren führende Rohr mit einem Betonblock versperrt und diese Aktion vor allem mit einer "akuten Gefährdung des Grundwassers" und damit auch der Trinkwasserversorgung der umliegenden Dörfer sowie der Heilquellen einiger nahegelegener Kurorte begründet.

Nach wie vor sieht die Umweltorganisation diese Gefahr als gegeben und kündigte die Prüfung rechtlicher Schritte gegen den Umweltminister an. Für Greenpeace ist die seit den 60er Jahren betriebene Flüssigdeponie in der Erdgasblase "insgesamt untragbar", weil niemand mehr einen Überblick über die genaue Zusammensetzung des unterirdischen "Giftcocktails" habe und der Flüssigabfall auch nicht mehr zurückgeholt werden könne.

Für Sieckmann ist die Dichtheit der Deponie dagegen "mit Hilfe unterschiedlichster Prüfverfahren nachgewiesen". Es könne "zuverlässig ausgeschlossen werden", daß die Schadstofflösungen in höhere, wasserführende Gesteinsschichten gelangen könnten. Schon "die Existenz des Ergdasspeichers über einen Zeitraum von 60 Millionen Jahren" sei ein "sicherer Beleg für die Dichtheit der Lagerstätte".

Nach Angaben des Ministers sind in Kirchheilingen bei Bad Langensalza bislang insgesamt 62 500 Kubikmeter Lösungen versenkt worden. Bei 46 500 Kubikmetern habe es sich dabei um Abwässer aus der Erdgasproduktion ("überwiegend natureigene Stoffe") gehandelt. Wässrige "Fremdlösungen" mit einem Schadstoffgehalt zwischen drei und fünf Prozent seien erst seit 1989 abgelagert worden und hätten seitdem der "vollständigen Kontrolle" durch die Genehmigungsbehörde unterlegen.

Umleitung nach den Sommerferien beendet

HANAU. Das Ende der Umleitung in der Bruchköbeler Landstraße ist früher in Sicht als geplant. Nach den Sommerferien sind die Kanalbauarbeiten laut Stadtverwaltung abgeschlossen, und die Fahrbahn steht für den Verkehr wieder zur Verfügung.

Ab heute, 23. Juli, entstehen aber zusätzliche Behinderungen dadurch, daß von der Kreuzung Bruchköbeler Landstraße/Alter Rückinger Weg/Krebsbachweg ausgehend der Kanal im Alten Rückinger Weg bis zur Marköbeler Straße neu verlegt wird. Voraussichtlich drei Monate lang können Fahrzeuglenker/innen daher nicht in die Bruchköbeler Landstraße einbiegen. Für Anlieger/innen des Bereichs Marköbeler Straße/Ostheimer Straße soll eine Sonderregel erfolgen. him

Eintracht im Endspiel um Fuji-Cup Sieg über Kaiserslautern soll Laune machen

Der Dauerregen während des Spiels im Fuji-Cup zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart konnte Dragoslav Stepanovic die Laune nicht verhageln. "Der Sieg ist für die Moral gut", erkannte der Eintracht-Coach mit Blick auf die Zukunft und ließ noch Vergangenheitsbewältigung folgen: "Es war eine kleine Rache für das Entführen der Meisterschaft."

Und weil seine Kicker ihren ersten echten Test so erfolgreich abschlossen, dozierte Stepanovic auch über neugewonnene Erkenntnisse, die doch alte sind. Den in Worms neben dem jungen Wolf überragenden Akteuren Stein und Bein traut ihr Trainer noch eine ganze Menge mehr zu. "Stein steht vor seinen besten zwei Jahren", und Uwe Bein wolle er künftig noch mehr Freiheiten einräumen.

Also schwört Stepanovic auch im Endspiel in Trier (Donnerstag, 19.15 Uhr), in dem die Eintracht ebenso wie Kaiserslautern ihr Debüt gibt, auf sein eingespieltes Team. Der Gegner muß seine Stammformation derweil noch finden. Ein Vorteil, den die Frankfurter gleich bei ihrem ersten Auftritt im Rahmen dieses Pokals zum Sieg nutzen wollen.

Als Nachfolger von Bayern München, VfB Stuttgart, Werder Bremen und Borussia Dortmund in die Annalen eingehen und neben den 125 000 Mark Startgeld auch noch den Cup einstreichen - das würde Stepanovic noch mehr Laune machen. fro

"Schlacht" um den Klärschlamm Vizelandrat weist Vorwurf der Konzeptionslosigkeit zurück

MAIN-KINZIG-KREIS. Auf die Beschwerden einiger Bürgermeister, namentlich des Bad Sodener Rathauschefs Bruno Döring (CDU), der Kreis biete kein Konzept zur Entsorgung von Klärschlämmen an, hat der Abfalldezernent und Vize-Landrat Erich Pipa mit gegenläufigen Vorwürfen reagiert. Pipa weist darauf hin, daß nicht der Kreis, sondern die Städte und Gemeinden für die schadlose Beseitigung der Rückstände aus den Kläranlagen verantwortlich seien. Der Kreis könne dabei lediglich Hilfestellungen geben, was er nach wie vor tue.

Der Christdemokrat Döring hatte in einer Presseerklärung moniert, der Kreis habe außer einem 130 000 Mark teuren und wertlosen Gutachten des Büros Hetterich keine Lösungswege aus dem Dilemma aufgezeigt. Insbesondere mangele es an Leitlinien, wie den steigenden Klärschlammengen zu begegnen sei.

Döring liebäugelte dabei mit einer Regelung, wonach es ermöglicht werden sollte, das Material auf landwirtschaftlich genutzte Flächen aufzubringen. Das Versprühen auf den Feldern, das etwa im benachbarten bayerischen Kreis Aschaffenburg praktiziert wird, gilt allerdings bei Umweltorganisationen als außerordentlich problematisch, da der Klärschlamm viele Schadstoffe, unter anderem giftige Schwermetalle, enthält.

In seiner Retourkutsche hält der Erste Kreisbeigeordnete den Beschwerdeführern zunächst die Langmut des Kreises vor. Der nehme nämlich gutwillig auch Klärschlämme entgegen, die nicht den gesetzlichen Erfordernissen entsprächen. Pipa: "Wir müßten in diesem Fall die Laster postwendend wieder nach Hause schicken." Nämlich dann, wenn der Klärschlamm nicht oder nur unzureichend getrocknet ist. Und das ist bei einigen Gemeinden im Kreis der Fall.

Im entsprechenden Genehmigungsbescheid für die Deponie des Kreises hat das Darmstädter Regierungspräsidium (RP) einen Trocknungsgrad von mindestens 35 Prozent gefordert. Unbehandelt liegt die Trockenmasse aber nur bei zwei bis drei Prozent. Außerdem gibt es eine vom RP festgelegte Quote, wonach der Klärschlamm lediglich sieben Prozent des gesamten Müllaufkommens ausmachen darf. Der Anteil dieses Materials steigt aber ständig, weil einerseits immer mehr Kläranlagen in Betrieb gehen, vergrößert oder verbessert werden. Andererseits vermindert sich der Anteil des übrigen Mülls weil immer mehr Materialien recycelt werden.

Nach Auffassung des Vize-Landrates ist es an den Städten und Gemeinden, zu handeln. Die könnten beispielsweise einen Zweckverband zum Bau einer gemeinsamen Trocknungsanlage gründen, um das Material dann in "ordnungsgemäßem Zustand" beim Kreis abzuliefern. Mittlerweile gebe es Techniken, die einen Trocknungsgrad von 95 Prozent garantierten. hein

Auf Karren und Stelzen Viel Theater bei der Sommer-Kultur

BAD HOMBURG. Unter freiem Himmel eintauchen in die Welt des Theaters, von Spiel zu Spiel schlendern, sich beeindrucken lassen: Am Wochenende steht das Sommer-Kulturfestival ganz im Zeichen von Thalia, der Muse der Komödie.

Die Straße wird zur Bühne, und das Publikum kann im Vorbeigehen Theaterluft schnuppern: Euripides, Commedia dell'arte oder Stelzentheater.

"Pararadies oder Alkestis' Rückkehr" heißt das Spektakel, das das N. N. Theater aus Köln vor dem Kurhaus aufführt (Samstag, 25. Juli, 15 Uhr). Das "klassisch-komische Freiluft-Theaterstück in zwei Welten" nimmt die Tragödie von Euripides als Vorlage, um sie mit Tempo, Witz und Artistik weiterzuspinnen: Alkestis, die Heldin, opfert sich für ihren Mann Admetos und steigt hinab in die Tiefen der Unterwelt - und ist für die Welt der Lebenden nicht verloren, weil sie eine kämpferische Schwägerin mit Namen Hilde hat.

Die kennt keine Grenzen, auch nicht die zur Unterwelt und folgt Alkestis in den Hades: Sie trifft nicht nur den charmanten Bösewicht mit Namen Tod, sondern auch ein Heer teuflischer Seelenwäscherinnen, die im Recycling-Verfahren aus alten Seelen runderneuerte fabrizieren.

Klar, daß die kämpferische Hilde die Schwägerin auf die Erde zurückbringt - Ende gut, alles gut.

"Die sechs Kölner vollführen das Kunststück, die großen Gesten und Gefühle der antiken Vorlage in Kabarett, Körperwärme und humane Selbstironie umzusetzen, ohne daß es albern, klamaukhaft oder respektlos wirkt", schrieb die Frankfurter Rundschau nach der Premiere des Straßen-Stücks durch das N.N. Theater.

Viele hundert Jahre später ist das Theater angesiedelt, mit dem das Münchner Ludwig-Thoma-Theater auf dem Karren nach Bad Homburg kommt: "Pampeluna - ein Lustspiel aus dem Mittelalter" kommt auf zwei Pferdewagen daher (Samstag, 25. Juli, Schloßhof im Landgrafenschloß, 18 Uhr). Der Autor des Spiels ist unbekannt. Das Stück scheint in der Tradition der Commedia dell'arte zu leben, aber die entstand erst zweihundert Jahre nach "Pampeluna". Doch die Gestalten des Stücks könnten den Figuren der späteren Commedia entsprechen, eins haben sie jedenfalls gemeinsam: spritzige Dialoge zwischen dem listigen Advokaten Pampeluna, dem gefoppten Kaufmann oder dem verschmitzten Schäfer geben dem Spiel den schnellen Atem, ein Franzose hat sie geschrieben.

Ohne Worte, aber eindrucksvoll bahnen sich die drei, unheimlichen grünen Insekten ähnlichen Wesen vom Stalker Stilt Theatre durch das wartende Publikum den Weg ( am Sonntag, 26. Juli, Brunnenallee, 15 Uhr). Auf riesigen Stelzen wirken die australischen Künstler wie Fabelwesen von einem anderen Stern. Sie bewegen sich zu Trommelwirbeln, wie beim Ballett beruht das Programm auf den Ausdrucksmöglichkeiten des Körpers.

Die Bewegungsabläufe wirken durch die Stelzen sehr eindringlich - mancherorts war das Publikum geschockt, weil die Stelzen-Riesen unvermutet in unmittelbarer Nähe auftauchen.

Die Körper-Künstler bewegen sich nach einer rhythmischen Choreographie, sind Skorpion auf der Erde, fauchende Panther oder bunte Luftwesen. nau

Beiratsmitglieder werden gewählt

NIDDERAU. Elternversammlungen zur Wahl der Elternbeiratsmitglieder für die städtischen Kinder-Tagesstätten finden in Nidderau zu folgenden Terminen statt: für "Allee-Mitte" einschließlich Hortgruppe an der Suttnerschule am 10. August, Ostheim am 11. August, Erbstadt am 12. August, Eichen am 20. August, Windecken am 28. September.

Die Versammlungen beginnen jeweils um 20 Uhr. Ul

Hanauer SPD ist auf Wiesbaden sauer Geplante Unterbringung von Asylbewerbern im Lamboy erzürnt die Genossen Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD) sowie Partei- und Fraktionsspitze der Hanauer SPD haben in ungewöhnlich scharfer Form Äußerungen aus dem hessischen Familienministerium zur Unterbringung von Erstaufnahme-Asylbewerbern in der Hessen-Homburg- Kaserne kritisiert. Wenn die Landesregierung die soziale Vorbelastung des Lamboyviertels bei ihrer Entscheidung unberücksichtigt lasse, handele sie "grob fahrlässig", sagte Dressler. Auch Parteivorsitzender Hans Heimerl und Fraktionsvorsitzender Carl Edward Günther knöpfen sich in ihrer gemeinsamen Erklärung nicht nur die zuständige Ministerin Iris Blaul (Grüne) vor, sondern auch ihre eigenen Genossen. Sie verlangen von Ministerpräsident Hans Eichel "ein klärendes Wort". Eichel nämlich sei es gewesen, so erklärt Dressler, der im März dieses Jahres zugesagt habe, wegen der sozialen Probleme im Lamboy eine andere Lösung des Hanauer Magistrats für die Flüchtlingsbleibe unterstützen zu wollen. Wenn nun im Blaul-Ministerium sogar davon die Rede sei, daß statt der versprochenen Unterbringung bis Ende 1993 zwei Jahre mehr denkbar seien wegen der noch nicht geräumten US-Kaserne in Darmstadt, dann nehme Blaul bewußt eine Verschärfung der sozialen Probleme im Lamboy in Kauf.

Der Stadtbaurat bedauert, daß bis heute aus dem Familienministerium kein Prüfungsergebnis für die Alternative Containerdorf am Krawallgraben in Hauptbahnhofnähe vorliege, obschon die Hanauer Stadtverordnetenversammlung das schon am 18. Mai beschlossen hat. Hanau wolle seiner Aufnahmepflicht für 400 bis 500 Asylbewerber im Erstaufnahmeverfahren nachkommen, lehne deren Verbleib im Lamboyviertel aber aus sozialen wie stadtstrukturellen Gründen ab. Dressler sieht im Abzug der US-Armee dort nämlich die Chance zum Umbau des auch mit Verkehr stark belasteten Stadtviertels. Die vom Ministeriums-Referatsleiter Racky ins Spiel gebrachte Verlängerung der Flüchtlingsunterbringung in Hanau geißeln Heimerl und Günther als "Wortbruch" und "Vertrauensverlust" der Landesregierung, die sich auf diese Weise ebenso "konzeptionslos" zeige wie die Bundesregierung.

Zur Jahreswende 1991/92 habe es Ministerin Blaul noch eilig gehabt, um die Hessen-Homburg-Kaserne als Asylunterkunft zu sichern. Doch dann sei ein halbes Jahr lang Funkstille gewesen. Daraus folgern Heimerl und Günther: "Es ist uns unerklärlich, wie diese Ministerin ihre Prioritäten setzt."

Beide bedauern, daß mit der Asylbleibe an der Lamboystraße für die Bereitschaftspolizei, die in die Hessen- Homburg-Kaserne umziehen will (die FR berichtete), eine Chance verspielt wür- de.

Wer die sozialen Probleme im Lamboy bei der Standortauswahl ignoriere, so ihre Drohung an Wiesbaden, müsse mit dem "entschiedenen Widerstand" der Hanauer SPD rechnen.

Vorbildlich den 70. Geburtstag gefeiert

GELNHAUSEN. Seinen 70. Geburtstag hat Hans Müller im Gelnhäuser Stadtteil Hailer mit einer Aktion für einen guten Zweck verknüpft. Statt Blumen und Geschenken wünschte er sich von seinen Gästen eine Spende für die Organisation "Lebenshilfe für das behinderte Kind".

Die Gratulanten ließen sich nicht zweimal bitten: Nach dem Geburtstagsfest konnte Hans Müller der Lebenshilfe 705 Mark überreichen. "Eine gute und nachahmenswerte Idee" befand man in der Lebenshilfe-Geschäftstelle in Altenhaßlau und dankte herzlich im Namen aller Behinderten.

Studentengruppe stellt litauische Folklore vor

BAD SODEN. Tanz und Gesang aus Litauen wird am Donnerstag, 30. Juli, ab 18 Uhr im Stiftstheater geboten. Eine Gruppe Studierender der Universität in Wilna stellt die Folklore ihrer Heimat vor. Trotz hochsommerlicher Temperaturen wird den Zuhörern ein kühles Plätzchen zu den heißen Rhythmen garantiert. Der Eintritt ist frei, doch Spenden für die Gruppe sind erwünscht. ana

Motto: Abnehmen mit Genuß AOK-Gesundheitszentrum bietet 16wöchiges Programm

MAIN-KINZIG-KREIS. Ein 16wöchiges Gruppenprogramm "Abnehmen mit Genuß" bietet das AOK-Gesundheitszentrum Main-Kinzig ab August an. Personen mit Gewichtsproblemen, die die Mühen des Abnehmens kennen und sich Ermutigung und Unterstützung dabei wünschen, können sich hierzu ab Donnerstag, 13. August, 18 bis 20 Uhr, in den Räumen des katholischen Gemeindezentrums Niederdorfelden treffen. Spielerische Bewegungs- und Entspannungsübungen sollen dabei helfen, Schritt für Schritt die Signale des Körpers besser zu verstehen, Freude an der Bewegung zu wecken und zwischen echten und vermeintlichen (Eß-)Bedürfnissen unterscheiden zu lernen.

Anmeldungen und nähere Auskünfte nimmt die Kursleiterin unter Rufnummer 06 185 / 7164 entgegen. Ul

Auf einen Blick

Seite II

"FR-mobil" in Burg-Gräfenrode: Wie kommt die Dorferneuerung voran und wer bezahlt sie?

Seite III

Die Klein-Karbener planen zum Dorf- Jubiläum ein großes Fest - und alle sollen mitfeiern.

Seite IV

Der Veranstaltungskalender für den Wetteraukreis.

Jumelage auch weiterhin wichtig 25. Geburtstag der Postpartnerschaft mit Epinay wird vorbereitet

OBERURSEL. Am 5. Oktober dieses Jahres wird die deutsche Sektion der Postpartnerschaft zwischen Epinay-sur- Seine und Oberursel 25 Jahre alt. Vorab stattete jetzt eine Delegation Oberurseler Postler den Partnern in Epinay einen fünftägigen Besuch ab - und feierte mit ihnen den 25. Geburtstag der französischen Sektion.

Maurice Reviere, Präsident der Abteilung Epinay, lobte: "Die Jumelage (Partnerschaft) zwischen den Postlern in Epinay und Oberursel hat ein klein wenig mit dazu beigetragen, daß die Menschen sich näherkamen. Und auch nur so, nämlich friedlich, kann ein vereintes Europa entstehen."

Sein Oberurseler Kollege Lothar Büsseler hob hervor, "daß Jumelage nicht etwas ist, was einmal für die Nachkriegszeit nützlich und förderlich war, sondern etwas, das uns Hoffnung geben kann für die gemeinsamen Aufgaben in der Zukunft". Von selbst werde nichts gut. "Wir müssen uns selbst dahinterklemmen und - es muß Freude machen", unterstrich er. Für die Gastgeber hatte Büsseler ein "Geburtstagsgeschenk" mitgebracht, einen Wandteppich mit den Wappen der verschwisterten Städte und dem Aufdruck: "Es lebe die Jumelage der Postler."

Die Deutschen fuhren nicht unbeschenkt nach Hause. Epinays Bürgermeister Gilbert Bonnemaison schenkte allen Jumeleuren eine Medaille mit Urkunde "in Anerkennung der Verdienste um die Förderung der Partnerschaften zwischen den Postbediensteten zur Verständigung zwischen unseren beiden Städten und Völkern". mk

Rekord! 667,5 km geschwommen Auch ein Rekord: Samstag schwimmt der Bürgermeister mit

BAD NAUHEIM/FRIEDBERG. "11 Uhr! Wir haben es geschafft! Der Rekord ist da!" jubelte Thomas Hergesell gestern um Punkt elf Uhr über die Lautsprecheranlage im Usa-Wellenbad. Lachend zogen sich Martin Kosneter und Markus Krämling aus dem Wasser, während sich Jörg Redetzky und Lars Olthoff mit Elan in die Fluten stürzten.

Sieben Tage und sieben Nächte, 168 Stunden lang, zogen 14 Schwimmer und zwei Schwimmerinnen der DLRG-Ortsgruppe Dorheim ununterbrochen ihre Bahnen im Usa-Wellenbad. Gestern um 11 Uhr stellten sie den Weltrekord ein, den 1983 die DLRG-Ortsgruppe Wächtersbach aufgestellt hatte.

Doch damit geben sich die Dorheimer Schwimmerinnen und Schwimmer nicht zufrieden. Sie wollen einen neuen Weltrekord aufstellen. Erst am kommenden Samstag um 11 Uhr, nach zehn Tagen ununterbrochenem Schwimmen, wollen sie das Wasser wieder verlassen.

In den letzten 15 Minuten ihres Weltrekordschwimmen werden sie einen prominenten Begleiter haben. Friedbergs Bürgermeister Dr. Ludwig Fuhr, Schirmherr des Weltrekordversuchs, versprach gestern, daß er am Samstag die letzte viertel Stunde bis zum Erreichen der neuen Weltrekordmarke mitschwimmen werde. Fuhr: "In welchem Stil, das wird nicht verraten."

Am Mittwoch vergangener Woche um 11 Uhr war der Startschuß zu dem Rekordversuch gefallen. Seither ist immer mindestens ein Schwimmer im Wasser. Er schwimmt eine halbe Stunde, hat eine Stunde Pause, schwimmt erneut eine halbe Stunde und darf dann sechs Stunden pausieren.

Exakt 667,5 Kilometer hatten die Weltrekordler so bis gestern um 11 Uhr zurückgelegt. 13350mal waren sie die 50-Meter-Bahn geschwommen. Damit hätten seine Schwimmerinnen und Schwimmer auch von den zurückgelegten Kilometern her die Wächterbacher geschlagen, freute sich Thomas Hergestell, Jugendwart und stellvertretender Vorsitzender der Dorheimer DLRG.

Die Rekorschwimmer schlafen in den Sammelumkleidekabinen des Wellenbades. "Fünf Stunden Schlaf am Tag müssen reichen", sagt einer der Schwimmer. Hautausschläge und Probleme mit den Kniegelenken sind erste Malheure, mit denen die Athleten zu kämpfen haben. Aufgeben will deshalb keiner.

Die Dorheimer DLRG-ler schwimmen nicht nur für den Ruhm des Weltrekordes, sie tun es auch für einen guten Zweck: Bei der Aktion werden Spenden für die Krebsstation Piper gesammelt. 8000 Mark sind bereits zusammen gekommen. ieb

Im Rathaus noch Karten für Vilbeler Festspiele

SULZBACH. Die Freiluft-Theatersaison strebt dem Höhepunkt entgegen: Auch Sulzbacher können jetzt organisiert dieses Kulturschmankerl genießen: Im Rathaus gibt es Karten für die Bad Vilbeler Burgfestspiele am Freitag, 7. August.

Auf dem Spielplan steht die Komödie "Dame Kobold" von Calderon de la Barca. Um 18 Uhr geht es per Bus vom Rathaus in den Wetteraukreis, wo die Vorstellung um 20.15 Uhr beginnt. Die Rückfahrt ist für 23.30 Uhr vorgesehen.

Die Karten können im Rathaus-Nebengebäude (Zimmer 41) abgeholt werden. Sie kosten 25 Mark. set

Nur der Herr Pastor durfte in den alten Zeiten Schäflein halten Die wechselvolle Geschichte Klein-Karbens geht weiter zurück als nur 800 Jahre / Die Kirche spielte stets eine große Rolle

"800 Jahre Klein-Karben" - das Datum 1192 sagt wenig aus über das tatsächliche Alter von Klein-Karben. Lediglich die Existenz einer Pfarrei in Klein- Karben ist in einer alten Urkunde erwähnt. Überliefert ist der Name des ersten Pfarrers Pleban Bertholdus. Aber eine Kirche am jetzigen Standort ist viel älter als 800 Jahre. Die ursprüngliche Kirche ist schon in der ottonischen und karolingischen Zeit entstanden, also etwa im neunten Jahrhundert. Reste der ursprünglichen Mauern bilden heute den Eingang zur Krypta von St. Michaelis. Schon dieser Name wird von Kunsthistorikern als Hinweis auf ein frühes christliches Heiligtum gewertet. Der vielfach umgebauten Kirche von Klein-Karben liegt noch heute des Grundriß eines kreuzförmigen Zentralbaus zugrunde.

Ein Ort namens "Carben" ist ohne Differenzierung nach den drei in Frage kommenden Stadtteilen übrigens schon vom 10. Juni 827 aus dem Lorscher Codex erwähnt. Damals haben "Reginher und seine Frau Wolfrat" dem Kloster Lorsch ihre Besitzungen auch in "Carben" geschenkt. Gemeint sein könnte nach den Forschungen von Klaus Bernhard sowohl Groß-Karben mit seinen überkommenen mittelfränkischen Reihengräbern, das nachweislich in der Zeit um 800 besiedelte Okarben wie eben auch Klein-Karben Name stammt von Holzkohle eb mit seiner hochmittelalterlichen Mutterkirche für die Filialen Groß-Karben, Burg-Gräfenrode und Kaichen. Das Wort "Carben" wird auf das lateinische Wort "Carbon" für Holzkohle als Anspielung auf einen am Waldrand stehenden Holzmeiler interpretiert.

Die Geschichte Klein-Karbens schreibt sich in der frühen Zeit fast ausschließlich als Kirchengeschichte. Im Jahr 1231 ist ein Pleban Fridericus de Carben als Geistlicher von St. Michaelis erwähnt. In der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert sind bereits sieben Kleriker, ein Pastor, ein Pleban, drei Altaristen und weitere Kaplane erwähnt.

Bedeutung für die Geschichtsschreibung von Klein-Karben gewann die Dienstmannenfamilie der Dugel von Karben. Sie ist über 300 Jahre lang, von 1225 bis 1525 urkundlich faßbar, bis sie im Mannesstamm ausstirbt. Konrad Dugel von Carben ist 1299 als Geistlicher von St. Michaelis erwähnt, Cuno Dugel von Carben 1341 und 1358 sowie Jörg Dugel von Carben in den Jahren 1457 bis 1460.

Cuno Dugel von Carben war, so hat Geschichtsschreiber Bernhard herausgefunden, nicht nur Pastor, sondern auch Burgherr von Klein-Karben. Er hatte aus strategischen Gründen einen Vertrag mit der Stadt Frankfurt abgeschlossen, die an einem vorgeschobenen Stützpunkt in der Wetterau interessiert war.

Frankfurt konnte in Klein-Karben Militär stationieren. In der nächsten Generation ist ein Herr Dugel von Carben belegt, der als Raubritter sein Brot verdiente. König Ruprecht von der Pfalz forderte im Februar 1405 die umliegenden Reichsstädte auf, unter anderem das Schloß von Carben "von Nahme des Raubes wegen" zu zerstören. Die Frankfurter weigerten sich, weil Carben der Stadt Frankfurt stets offen gewesen sei. König Ruprecht antworte den Mainstädtern, bald wolle er den ganzen Ort Carben für die ganze Welt offen machen.

Wo die Dugel-Burg gestanden hat, ist nicht klar. Der Historiker Dieter Wolf vermutet ihre Grundmauern in einem Haus in der Rittergasse, zumal vom Keller eines Wohnhauses ein Geheimgang zur Michaeliskirche geführt haben soll. Auch wird der Straßenname "Rittergasse" als Hinweis auf die verschollene Burg verstanden.

Am 2. August 1442 hat Kaiser Friedrich IV. unter anderem auch Klein-Karben einen Schutzbrief ausgestellt. Im Jahr 1499 ist ein "Weistum" der Carber Mark überliefert. Hier wurde festgelegt, daß donnerstags über dem Kirchbrunnen ein Fischmarkt stattfinden darf und daß nur dem Pastor erlaubt sei, eine Schafherde zu halten.

Die Reformation ist in Klein-Karben im Jahr 1543 eingeführt worden. Heinrich Wild (1540-1573) war der erste Lutherische Pfarrer in Klein-Karben. In seiner Dienstzeit brach die Pest in Klein-Karben aus. Im Jahr 1608 wurde das erste Pfarrhaus errichtet. Dieses wurde zerstört.

Die Baupflicht, das sogenannte Patronatsrecht, ging im Jahr 1790 an die Freiherren von Leonhardi über, an eine Familie also, die noch heute eine Rolle in der Stadt spielt.

Die Klein-Karbener Geschichte kann hier nur in Ausschnitten wiedergegeben werden. Chronist Klaus Bernhard hat in der Feuerwehrfestschrift des Jahres 1985 umfangreiches Material zur Schulgeschichte vorgelegt. Klein-Karben nämlich hatte schon vor dem Jahr 1600 eine Schule. Den Unterricht hielten, wie in verschiedenen Quellen belegt ist, im Jahr 1608 sowie von 1620 bis 1635 und nochmals von 1773 bis 1776 Theologen. In dieser Schule wurde zeitweise sogar Latein unterrichtet.

120 Kinder besuchten die alte Schule bereits im Jahr 1835. Das ehemalige Rathaus wurde im Jahr 1842 als Schulgebäude errichtet. Im Jahr 1850 wurden zwei Klassen gebildet, eine dritte kam im Schuljahr 1905/06 hinzu, die vierte im Schuljahr 1911/12. Allein in der dritten Klasse war die Zahl der Kinder auf über einhundert angewachsen. Das Schulgebäude wurde mehrfach erweitert und umgebaut. Die Zahl der Schulkinder ging zurück, so daß 1926/27 nur noch drei Klassen übrigblieben. 1939 gar gab es nur noch zwei Klassen und dies für 125 Schulkinder. Als die US-Amerikaner am 26. März 1945 in Klein-Karben einmarschierten, hörte zunächst auch der Unterricht auf. Katharina Adrain nahm mit Genehmigung der Militärregierung am 8. Januar 1946 den Unterricht wieder auf. Die meisten Lehrer mußten erst den Spruchkammerbescheid über ihre Nazi-Vergangenheit abwarten, bis sie in den Schuldienst zurückkehren konnten. Schulhelfer überbrückten die Zeit. Bereits am 1. Oktober 1946 dürsteten 245 Kinder, darunter viele von Flüchtlingsfamilien, nach Unterweisung in Deutsch, Rechnen, Erdkunde und Geschichte.

Am 9. Mai 1954 wurde der Erweiterungsbau der 1911 neu gebauten Grundschule bezogen, und nun waren auch mit den Lehrern Sommerlad, Strahl, Kochwasser, sowie den Lehrerinnen Hebelka und Freudenstein alle fünf Planstellen besetzt.

Vieles weitere über die Geschichte des größten Karbener Stadtteils, das hier nicht wiedergegeben werden kann, enthält die Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Klein- Karben aus dem Jahr 1985. Da gibt es Berichte über die Eröffnung der Main- Weser-Bahn am 11. März 1850, über die Mühlen, die Gemeindepolitik der Nachkriegszeit und in aller Ausführlichkeit die Geschichte der Feuerwehr.

Am 5. Februar 1970 hatte das Klein-Karbener Gemeindeparlament den Auseinandersetzungsvertrag mit Groß-Karben, Okarben, Kloppenheim und Rendel mit zehn Stimmen bei einer Enthaltung befürwortet. Der letzte Bürgermeister, Günter Reutzel, wurde später Erster Stadtrat in der neuen Stadt Karben, die am 1. Juli 1970 die Nachfolge der traditionsreichen alten Orte antrat. hm

Die Busch-Schule ist vom Erdboden verschwunden Nach dem Feuer: Platz ist geräumt, Planung für Neubau läuft / Hinweise auf die Brandstifter

RODGAU. Während die in der Nacht zum 30. Mai bis auf die Grundmauern niedergebrannte Wilhelm-Busch-Schule im Rodgauer Stadtteil Jügesheim dank eines Räumkommandos inzwischen fast völlig von der Bildfläche verschwunden ist, sind in verschiedenen, vom Kreisausschuß als Schulträger beauftragten Ingenieurbüros die ersten Zeichungen für eine neue Grundschule entstanden. Die Planer und Konstrukteure werden aus der Not eine Tugend machen und an die Stelle der bisher zwei- nun gleich eine dreizügige Schule in Massivbauweise errichten, die angesichts der regen Bautätigkeit in unmittelbarer Nachbarschaft auch problemlos eine Erweiterung auf je vier Jahrgangsklassen erlauben soll. Der ursprüngliche Flachbau wird jetzt durch ein zweigeschossiges Gebäude ersetzt.

Bis zu fünf Millionen Mark kann der Kreis ausgeben, wenn er nicht drauflegen will: Soviel erwartet er von den Versicherungen für die 20 Jahre alte Wilhelm-Busch-Schule und den noch nicht abgerechneten, im Winter niedergebrannten Pavillon an der Georg-Büchner-Schule. In seiner jüngsten Sitzung hat der Kreisausschuß die Planung für ein neues Tragwerk vergeben. Außerdem sollen Ingenieure die künftige Haustechnik austüfteln. Ob der Unterricht, wie geplant, zum Beginn des Schuljahres 1993 / 94, nach den nächsten Sommerferien also, an gewohnter Stelle wiederaufgenommen werden kann, wagt Landrat Josef Lach zu bezweifeln: "Da bin ich nicht ganz sicher."

Die noch immer im Jügesheimer Rathaus Gastrecht genießende, eigens zur Aufklärung der Rodgauer Schulbrände gebildete fünfköpfige Arbeitsgruppe der Offenbacher Kriminalpolizei ist derweil 56 Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen. Im Mittelpunkt des Interesses der Beamten steht gegenwärtig eine Gruppe Jügesheimer Jugendlicher, deren Anführer verschiedentlich durch Aktivitäten gegen die betroffenen Schulen unliebsam aufgefallen war. Nach wie vor sind insgesamt 25 000 Mark für Hinweise ausgesetzt, die zur Überführung der Brandstifter führen.

Die Ermittler, die absolute Vertraulichkeit zusichern, sind im Rathaus unter der Rufnummer 0 61 06 / 69 34 11 und in Offenbach, TTel. 0 69 / 8 05 73 04, außerdem in jeder anderen Polizeidienststelle zu erreichen. ttt

Antrag stellen, beraten lassen, bauen: kassieren

Braucht Ihr Haus ein neues Dach? Sind die Fenster undicht? Oder zieht das Fundament womöglich Wasser? Die Sanierung kommt teuer. Doch in 15 Wetterauer Dörfern hilft das Land Hessen. Im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms gibt es bis zu 40 000 Mark Zuschuß für die jeweilige Reparatur oder Erneuerung. In Berstadt steckte das Land an die zwei Millionen Mark in rund 80 private Baumaßnahmen. Nur noch dieses Jahr kann man dort weitere Zuschüsse beantragen; ebenso in Lindheim, Diebach am Haag, Hirzenhain und Langenhain-Ziegenberg. Bis 1994 profitieren die Stornfelser vom Dorferneuerungs-Programm. Bis 1995 können Gelder in Griedel und Echzell beantragt werden.

Steinfurth ist bis 1997 im Programm, ebenso Bobenhausen. Bis zum Jahr 2000 dauert die Dorferneuerung in Burggräfenrode, Effolderbach, Oppershofen, Reichelsheim und Himbach.

Auch die Begrünung von Häusern und Höfen, die Erneuerung von Toren und Zäunen, die Schließung von Baulücken durch Privatleute finanziert das Dorferneuerungsprogramm. Die Schaffung von Nachbarschaftsläden, neuen Arbeitsplätzen vor Ort - etwa in Krabbelstuben oder Handwerksbetrieben. Und den Einbau von maximal vier Wohnungen in ehemalige Wirtschaftsgebäude. Die Höchstgrenze für den Zuschuß liegt hier bei 180 000 Mark.

Wer sich in den genannten Orten für Beihilfen interessiert, erfährt in der Gemeindeverwaltung die Adresse des jeweiligen Planungsbüros. Dessen Mitarbeiter sehen sich das Privat-Projekt an und geben eine kostenlose Beratung. Wenn es in die Gesamtplanung paßt, nennt das Friedberger Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung (ALL) alle notwendigen Förderungs-Unterlagen.

Gemeinsam erstellt man einen Förderungs-Antrag, der schließlich bis zu 30 Prozent der jeweiligen Investition aus der Kasse des Landes Hessen finanziert. Sobald ein Bewilligungsbescheid vorliegt, darf gebaut werden. Der Investor zahlt zunächst alle Rechnungen selbst, füllt dann den Auszahlungsantrag und Verwendungsnachweis aus und erhält am Ende den Zuschuß. Die Bürokratie bringt bares Geld.

Auch Straßen, Bürgersteige, Plätze und öffentliche Gebäude profitieren in den 15 Wetterauer Dörfern vom Landesprogramm. Gemeinsam mit der Bevölkerung suchen die Planer Umbaumaßnahmen aus, die das Leben im Ort verbessern sollen. Verkehrsberuhigung, neue Läden, Arbeitsplätze und Begegnungsstätten sind den Planern dabei wichtiger als das Aufstellen von Blumenkübeln. nes

FR-MEHRKAMPF Donnerstag, 23. Juli 1992, Nr. 169 · 5 Frankfurter Rundschau · Seite III

Wie man die Müllgefäße sauberhalten kann

SCHÖNECK. Tips, wie man die Müllgefäße halbwegs sauberhalten kann, gibt die Gemeinde Schöneck in einer Pressemitteilung. Anlaß dazu boten ihr offenbar Beschwerden des von ihr engagierten Abfuhrunternehmens.

Danach seien die Bioabfall-, aber auch die Restmüll-Gefäße teilweise stark verunreinigt und zögen Ungeziefer an.

Man könne vor dem Befüllen der Tonne deren Wände mit etwas Papier oder Pappe auslegen, wird unter anderem geraten. Nach Möglichkeit solle auch das Gefäß nicht ausschließlich mit Küchenabfällen gefüllt werden, sondern daneben Schichten mit Rasen- oder Heckenschnitt enthalten.

Auch ab und zu ein Eßlöffel voll Kalk kann danach nicht schaden.

Extrem feuchte Küchenabfälle sollten vor dem Einfüllen in die Tonne in Zeitungspapier eingeschlagen werden. Auch könne man in die Tonne ab und an eine Schicht mit angefeuchteten Eierkisten legen. Ul

Sommernachtsfest bis in den Morgen

BAD SODEN. Zehn Musikkapellen, Gaukler, Straßentheater, Folkloregruppen, Spielmannszüge, eine Musik- und Computermüllmaschine, 70 Buden und ein Vergnügungspark - den Bad Sodenern ist nichts zu teuer, um ihr Sommernachtsfest am Samstag, 15. August, zum "absoluten Renner" werden zu lassen.

Los geht's mit einem großen Festzug, der um 15.45 Uhr am Heimatmuseum startet. Eine Viertelstunde später tritt Bürgermeister Kurt Bender in der Kurpark-Konzertmuschel hinters Mikro, um den verbalen "Startschuß" zum Feiern zu geben. Mit dem Feuerwerk um 23 Uhr endet zumindest der Programmteil - doch für Sodens Konditions-Festler hat das nichts zu bedeuten: In weiser Voraussicht hat die Verwaltung den kostenlosen Bus- Pendelverkehr in alle Stadtteile bis in die frühen Morgenstunden organisiert.

Wem mit einer "Mütze voll Schlaf" gedient ist, der kann um 10 Uhr gleich wieder zum musikalischen Frühschoppen vor der Altstadtschirn "einlaufen". Danach allerdings ist mit dem Sommernachtsfest - zumindest für dieses Jahr - endgültig Schluß. ana

"Jazz-o-Fanc" untermalt Hummelpark-Filmnacht

HOCHHEIM. Musik und Kino unter freiem Himmel präsentiert das Hochheimer Kommunale Kino Schaulust am Freitag, 21. August, im Hummelpark.

Mit flotten Rhythmen soll die Wiesbadener Gruppe "Jazz-o-Fanc" von 20 Uhr das Publikum auf das einstimmen, was dann folgt. Der Film "The Commitments" biete alles, was zu einem schönen Sommerabend gehört, heißt es in der Ankündigung: Schwung, Witz, Tempo und fetzige Musik. Der Eintritt ist frei. kkü

Sossenheim lange Zeit ohne Strom Blitz zerstörte die Trafo-Station

SOSSENHEIM. Während es oben krachte und Blitze zuckten, fehlte unten jegliche Energie. Das kurze, aber heftige Gewitter sorgte am Dienstag mittag in Sossenheim für einen mehrstündigen Stromausfall. Betroffen waren nach Angaben der Main-Kraftwerke Aktiengesellschaft (MKW) auch Teile von Rödelheim.

Bereits um 13.40 Uhr war der Stromfluß für kurze Zeit unterbrochen. "Atmosphärische Störungen", so die MKW, verursachten die Minuten-Panne. Der Schaden konnte aber schnell behoben und der Strom wieder zugeschaltet werden.

Augenblicke später knallte es in der Transformatorenstation im Flurscheideweg 7. Der Blitz schlug ein. Aus dem Häuschen quoll Qualm. Eine Nachbarin rief sofort die Feuerwehr an. Die war ebenso schnell zur Stelle wie die Fachmänner der MKW, die den ganzen Nachmittag fieberhaft reparierten. Der Schlag aus heiterem Himmel hatte die Schaltanlage der Station zerstört. Ganz Sossenheim und größere Teile Rödelheims waren ohne "Saft".

Mittels Umschaltungen und eines Notstromaggregates konnten die verschiedenen Stadtteilregionen wieder an das Netz angeschlossen werden. Gegen 20 Uhr waren laut MKW wieder nahezu alle Kunden versorgt. Wie hoch der Schaden an dem vom Blitz getroffenen Trafo- Häuschen ist, konnte die MKW gestern noch nicht sagen.

"Ausgerechnet am heißesten Tag des Jahres fällt der Strom aus; und was passiert jetzt mit der vollen Tiefkühltruhe?" fragten etliche besorgte Anrufer die MKW. Geräte neuerer Bauart können maximal 48 Stunden Stromausfall überbrücken, konnten die Fachleute des Energieunternehmens da beruhigen. Ältere Gefrierschrank-Typen halten die Kälte immerhin 19 Stunden. Vorausgesetzt, die Geräte werden nicht geöffnet.

Wer Genaueres dazu erfahren möchte, kann sich an die hauswirtschaftliche Energieberatung der MKW in Höchst wenden: Tel. 31 07-22 31. tos

Sonderbuchausleihe in der Stadtbücherei

KARBEN. "Alles Gute zum Schulanfang" wünscht die Karbener Stadtbücherei im Bürgerzentrum und hat unter diesem Motto rechtzeitig vor dem Ferienende eine Sonderausleihe zusammengestellt. Vom Bilderbuch für Leseanfänger bis hin zur Abiturhilfe ist darin alles enthalten, was die Bücherei zum Thema Schule in ihrem Sortiment hat. "Eltern und Erzieher finden außerdem eine große Auswahl an Büchern zur Pädagogik und Lernhilfe", kündigt Büchereileiterin Elke Hauer an. Die Stadtbücherei ist (auch in den Ferien) an folgenden Zeiten geöffnet: Montag von 15 bis 18 Uhr, Dienstag von 10 bis 13 Uhr, Mittwoch von 16 bis 19 Uhr und Donnerstag von 10 bis 13 Uhr. mu

Ausstellung über die Zerstörung Dubrovniks

DREIEICH. "Dubrovnik wird zerstört" heißt der Titel der Ausstellung, die von heute an bis zum 14. August zu den üblichen Öffnungszeiten in der Stadtbücherei Sprendlingen zu sehen ist. Der Dreieicher Dr. Rainer Dornbusch sah sie im Ettlinger Schloß und initiierte, daß sie nach Sprendlingen kam. Mit Fotografien wird die Zerstörung dieser Stadt dokumentiert, die reich an kulturellen Schätzen und Denkmälern ist und einst "Perle der Adria" genannt wurde. Dubrovnik steht übrigens ebenso wie der Moskauer Kreml oder der Aachener Dom auf der Unesco-Liste von Kultur- und Naturdenkmälern. Sie geht auf die 1954 unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs entstandene "Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten" zurück, mit deren Hilfe eine "Rücksichtnahme" der Militärs auf derartige Symbole menschlichen Schaffens oder natürlicher Lebensräume erreicht werden soll. Die Realität ist aber: Viele Menschen sterben täglich während des Krieges, und es verschwinden unwiederbringliche Denkmäler. In der Ausstellung zu sehen sind die Originalfotos von verschiedenen Journalisten, von denen einige bei ihrer Arbeit ihr Leben verloren haben. Ihre Bilder wurden von der Bildergalerie des Zagreber Museums leihweise zur Verfügung gestellt. Die Schau soll einen Eindruck vom Ausmaß der Zerstörung und der Barbarei vermitteln. dok

Der Wandel vom Kohleherd zur Mikrowelle Ausstellung über ein Jahrhundert Technisierung im Haushalt beleuchtet auch die Rolle der Frau

HEUSENSTAMM / KREIS OFFENBACH. Den Weg von Großmutters Rubbelbrett zum elektronisch gesteuerten Waschautomaten, vom Kohleherd in der Küche zur Mikrowelle versucht eine Ausstellung unter dem Motto "Haushalts(t)räume" vom 5. bis 27. August aufzuzeigen. Anhand vieler Beispiele wird im Heusenstammer Postbildungszentrum mehr als ein Jahrhundert Rationalisierung und Technisierung im Haushalt vorgestellt. Eng verknüpft mit der Ausstellung, durch die Hauswirtschaftsmeisterinnen führen, sind Vorträge und Diskussionen.

Nicht von ungefähr ist die Gleichstellungsstelle des Kreises Veranstalter dieser Wanderschau, die von der Arbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft, dem Verbraucherinstitut und dem Bundesfrauenministerium zusammengestellt wurde. "Es sind noch immer überwiegend die Frauen", so die Leiterin der Gleichstellungsstelle, Mechtild Fürst-Diery, "die ihre Arbeitskraft zusätzlich zur Erwerbsarbeit als Verantwortliche einbringen."

Dabei sei Hausarbeit, ohne die unsere Gesellschaft nicht überleben könnte, längst nicht so anerkannt wie eine andere Berufstätigkeit: "Arbeiten, die im Haushalt verrichtet werden, sind kaum sichtbar."

Die traditionelle Rollenzuweisung an Frauen und Männer wird also ein Thema der Ausstellung sein. Dargestellt wird es dort unter dem Motto "Fernseher kontra Waschmaschine - wie das Geschlechterverhältnis auf die Technik wirkt".

Weitere Themen: "Räume der Hausarbeit", "Männerwirtschaft - Beobachtungen aus einem Männerhaushalt" und "Gewonnene Zeit, verronnene Zeit - Grenzen der Technisierung der Hausarbeit".

Als Sonderveranstaltungen in den Abendstunden werden während der Haushaltsschau Referate zu Themen wie "Hauswirtschaftliche Qualifikationen - Wege, Ansprüche und Wirklichkeit" oder "Haushaltsbezogene Bildung - Anachronismus oder eine Chance für mehr Lebensqualität?" gehalten. Heide Michels und Ulla Oster bringen außerdem Satirisches unter der Überschrift "Frauen und andere Lebewesen".

Auch während der Öffnungszeiten offeriert der Kreis zusätzliche Infos per Vortrag. Kinder werden in dieser Zeit betreut.

Eröffnet wird die Ausstellung am Mittwoch, 5. August, durch Landrat Josef Lach. Öffnungszeiten: dienstags und donnerstags von 10 bis 13 Uhr, montags, mittwochs und freitags von 15 bis 18 Uhr. Schulklassen und andere Gruppen können sich für Führungen unter der Telefonnummer 069 / 8068-560, anmelden. hf

Die Buslinie 969 wird von Bürgern gut genutzt

SELIGENSTADT. Die Buslinie 969, die über die Kreisquerverbindung von Seligenstadt nach Langen und zurück fährt, wird von den Bürgern gut angenommen. Diese Bilanz zieht jedenfalls der Seligenstädter Magistrat, nachdem die Fahrgäste vor kurzem gezählt wurden. An zwei Tagen waren in den Bussen 1573 Leute unterwegs, teilt Erster Stadtrat Hartmut Wurzel mit und spricht von einem guten Ergebnis mit positivem Trend. Bei einer Zählung im Vorjahr lag die Zahl der Fahrgäste an zwei Tagen nur bei 1328.

Aus den aktuellen Ergebnissen errechnet sich ein durchschnittliches Fahrgastaufkommen von 787 pro Werktag. Das bedeutet eine Steigerung von rund 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr und sogar von 42 Prozent gegenüber 1990.

Betrachtet man die einzelnen Abschnitte auf der Strecke der Buslinie 969 von Seligenstadt nach Langen und umgekehrt, so ist die Verbindung von Nieder- Roden nach Seligenstadt und zurück am zweitstärksten frequentiert. Nach Ansicht von Hartmut Wurzel hat ein grundsätzliches Umdenken zugunsten des öffentlichen Nahverkehrs stattgefunden. aim

Vom Segen eines guten Gesprächs Ferien für Geist und Seele im Klappholttal auf Sylt

Wenige Kilometer vor List führt links der Weg nach Klappholttal. Vor seiner Hütte sitzt der Wächter, erhebt eine Wegegebühr und neben ihm im Fenster blüht eine Geranie. Frohe Erwartung, Spannung, noch ein paar Dünenhügel, dann unser Ziel: das Nordseeheim, die Volkshochschule Klappholttal. Daß die Anlage auf den ersten Blick an eine Art Lager erinnert, daß einige der älteren Damen etwas schräg sind, darf ich erst später sagen, nachdem die Freundin Ähnliches bei Walter Jens (in der Klappholttaler Chronik) nachgelesen hat. Später heißt, wenn die Eindrücke sich vielfältig gemischt haben, wenn der erste Eindruck schon nicht mehr stimmt. "Haben wir die Teller schön abgeräumt, schmeckt uns der Nachtisch noch einmal so gut." Originalton am Tisch "Zwilling"; die anderen Tierkreiszeichen sind auch vertreten, da sitzen wir aber nicht.

Um 13.15 Uhr wird das Glöcklein zum Mittagessen geläutet; von allen Richtungen kommen die Gäste aus den verstreuten Dünenhäusern über schmale Pfade zwischen dicken Kamschatkarosenbüschen herbeigeeilt. Die Plätze im Uthland-Speisesaal sind festgelegt. Alles ist äußerst geregelt, untermalt und überstrahlt von der netten Dame mit dem weißen Kragen über dem dunkelblauen Pullover.

Vorerst laden wir unser Gepäck auf eine Schubkarre und fahren zu unserem Häuschen. Ein Häuschen für zwei Personen, mehr würden auch gar nicht hineinpassen. Während ich die Sachen in den Schrank räume, sitzt meine Freundin auf dem Bett; während sie die Zähne am Waschbecken putzt, mache ich mich an einer Tischecke zu schaffen. Raum ist in der kleinsten Hütte. Minutiöse Ordnung bewahrt uns vor einem Chaos. Dusche und Toilette sind nur wenige hundert Meter entfernt. Wir gewöhnen uns sehr schnell daran, und kaum ist es Abend, hat unser Hüttchen die richtige Größe. Dann, wenn draußen der kalte Nordseewind weht, Regen aufs Dach trommelt und wir unseren Tee nebeneinander trinken. Für nächtliche Gänge sind wir mit einer Taschenlampe und mit dicken Trainingsanzügen ausgerüstet. Schließlich waren wir vorgewarnt. Überdurchschnittlich hohe Vollpensionspreise, Unterbringung auf Jugendherbergsniveau. Dazu allerdings (inklusive) vielseitige geistige Genüsse, deren Wert nicht unterschätzt werden sollte.

Morgens um acht verschwindet die Freundin zum gemeinsamen Singen. In dieser Zeit darf ich Tisch, Stuhl und vor allem das Waschbecken ganz allein benutzen. Eine der geübten Lieder kommt beim gemeinsamen Frühstück allen Gästen zu Gehör. Wer will, darf mitsingen. Da kann es dann schon mal passieren, daß jemand ein Lied nicht hören möchte und ankündigt, den Raum zu verlassen. Man ist großzügig in Klappholttal, der Saal darf verlassen werden.

Den übrigen Vormittag verbringen wir mit Atmen, Entspannen und Gymnastik. Danach die netten Gespräche beim Mittagessen. Stellen Sie sich vor, meine Liebe, ich sitze nackt in den Dünen. Waas? Völlig nackt? Da kommt doch ein ebenso nackter Mann des Strandes und anstatt diskret vorbeizugehen, bleibt er stehen und fragt mich, denken sie nur, nach der Uhrzeit. Was hätten Sie getan? Ich hätte augenblicklich die Polizei gerufen. Ja, wie denn, meine Liebe, ich saß da sehr einsam! Vielleicht hätten Sie ihm einfach die gewünschte Uhrzeit sagen sollen. Der letzte Satz kommt von gegenüber, man ist tolerant und aufgeschlossen in Klappholttal.

Ohne es zu wissen, sind wir in die "kleine Bauhaus-Woche" geraten. Jede Woche hat ein anderes Programm mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten und Referenten. Über die großen Bauhaus-Architekten, die Bauhaus-Maler, die besondere Pädagogik des Bauhauses bis hin zum kleinen Bauhaus-Fest, wir haben etliches dazugelernt. Man ist bildungswillig in Klappholttal. Und falls jemand behauptet, das Bauhaus-Fest wäre danebengegangen, dann liegt das nur daran, daß die Leute am Bauhaus (eigentlich) keine Feste feierten. Einmal im Jahr wuschen die Meister den Schülern die Füße, das war's dann auch. Während in Klappholttal Musik aus den Zwanzigern erklingt, und die Tanzfreudigen sich im Kreise drehen. Dort versteht man eben zu feiern. Dem Vernehmen nach trank man später im Glashaus (die Häuser haben alle so wunderbare Namen) mitgebrachten Wein und Saft. Und sollte tatsächlich mal einer auf die Idee gekommen sein, unbedingt rauchen zu müssen, dann ging er eben für diese Zeit nach draußen, der Feier tat dies keinen Abbruch.

Jeder Tag in Klappholttal wird mit einer besonderen Abendveranstaltung gekrönt. Bei der Vernissage eines Malers - auch er Gast in Klappholttal - versammeln sich die Geladenen im Meißner-Saal, den Bildern zu huldigen. Lange Strickröcke kann man sehen, aber nicht nur, es ist auch etwas Glitzer vertreten. Hier wie überall werden große Augenblicke festgehalten; die Frau des Künstlers im härenen Festgewand - oben und unten ein nettes buntes Börtchen - nimmt alles auf Video. Eine Bibliothek gibt es, täglich für eine Viertelstunde geöffnet, leider habe ich es nur beinahe geschafft einmal hinzukommen. Dafür begegnet mir eine Dame mit einem Riesenbücherberg ordentlich verteilt auf zwei Arme. Haben Sie die alle ausgeliehen? Ja, sagt sie, für die ganze Familie, aber jetzt ist geschlossen, ich könnte Ihnen eines abgeben. Liebenswürdig breitet sie alle Bücher aus und lächelt - die Seele einer Dame. Ich bedanke mich und lächle zurück, weil hier offenbar immer und überall und mit jedem gelächelt wird. Das ist so Brauch, wahrscheinlich seit 1919. Seit dieser Zeit gibt es Klappholttal. Begonnen von Knud Ahlborn, einem der frühen Jugendbeweger, der z. B. auch die Akademische Freischar (Kampfbund gegen das damals traditionelle Studententum) gründete. Eine wechselvolle Geschichte hat die Akademie am Meer auf Sylt hinter sich. Sie ist eine der ältesten Volkshochschulen in Schleswig-Holstein und (laut Prospekt) "für jung und alt zugänglich", wobei ich hinzufüge, sofern sie es sich leisten können, denn billig ist eine Woche Klappholttal keineswegs. "Seine Aufgabe ist die kritische Aufklärung mit dem Ziel der geistigen, kulturellen und sozialen Entfaltung der Teilnehmer." Wie gut uns das gelungen ist(!) zum Beispiel bei unserer heimlichen Überlegung: Wen würdest du mit auf eine einsame Insel nehmen? Die Freundin hat sich ganz schnell für die "Spionin" entschieden, es fiel ihr nicht schwer. Möwe, Kuckuck, Hausrotschwanz, Bachstelze und den Star gibt es hier. Dazu die Mehlschwalbe, nicht zu verwechseln mit der Hausschwalbe. Der Gartenrotschwanz singt anders als der Hausrotschwanz, und in Morsum gibt es sogar einen Regenpfeifer (letzteres hinter vorgehaltener Hand). Die Freundin hat eine gute Wahl getroffen, denn Frau Spionin kennt all diese Vögel und dazu noch die von der Platte mit den einhundertzweiunddreißig anderen Vogelstimmen; sie werden sich auf der einsamen Insel prächtig unterhalten. Ich dagegen werde mich mit der Beweglichen arrangieren; sie hat einmal in vierzehn Tagen zweiundneunzig Tänze gelernt, heuer sind es ein paar weniger, aber auch unser geselliges Beisammensein wird nicht langweilig werden.

Es ist schön in Klappholttal. Wir dürfen unser Programm ganz individuell gestalten, ob abendliche Klaviersonaten oder Sonnenuntergang am Meer. Zwar wird hier (wie beim Bauhaus) eine Ethik der Zugehörigkeit angestrebt, die soziale Verantwortung wider die Ästhetik der Vereinzelung gesetzt, aber immerhin darf Gropius mittlerweile belächelt werden. Er hatte die Frauen am Bauhaus zielstrebig von der Kunst der Bauhaus-Männer entfernt und sie in die Weberei verbannt. Hier ist das anders. In "unserer" Woche verhilft der täglich angebotene Malkurs - fachkundig angeleitet und kritisch kommentiert - vor allem den Frauen, das verschüttet Schöpferische in sich zu entdecken und endlich mal auszudrükken. SIGRUN BECK

AUSKUNFT: Akademie am Meer, Volkshochschule Klappholttal, 2282 Klappholttal/Sylt, Telefon 0 46 52 / 71 10. Träger der Volkshochschule ist der Nordseeheim Klappholttal gemeinnütziger Verein. Er ist dem Landesverband der Volkshochschule Schleswig-Holstein e. V. angeschlossen.

(Bild: Lothar Kucharz)

wie diesem (angesichts der bretonischen

Ausschuß denkt über Raumwünsche nach

HOCHHEIM. Bekommt das Mütterzentrum "Mamma Mia" neue Räume? Wird das alte Rathaus in der Kirchstraße 13 zum Domizil der Hochheimer Eltern- Kind-Gruppen? Diese Fragen will der Ausschuß für Jugend und Soziales in seiner nächsten Sitzung klären. Das Gremium tagt am Donnerstag, 4. August, um 19.30 Uhr im Kurfüstensaal des Altstadtzentrums. kkü

Mit dem Fahrrad zum Sommerfest

NIDDERAU. Sein Sommerfest veranstaltet der Turnverein Windecken am Samstag, 22. August, ab 16 Uhr auf dem "Hof am Tannhäuser" der Familie Dahl zwischen Windecken und Kilianstädten (Kilianstädter Straße). Der Jugendausschuß hat dabei ein Nachmittagsprogramm für die Kinder zusammengestellt, bei deren lustigen Spielen und Wettbewerben unter anderem eine Schokokuß- Wurfmaschine und Schubkarren eingesetzt werden. Ein Luftballon-Flugwettbewerb ist ebenso geplant.

Kaffee, Kuchen, Gegrilltes, Eintopf vom offenen Feuer sind geboten. Abends legt der Discjockey in der festlich geschmückten Scheune die Scheiben auf den Teller.

Alle Gäste sollten, so appelliert der Tunverein ausdrücklich, mit dem Fahrrad kommen. Aus Sicherheitsgründen sollten sie dabei den ausgeschilderten Wegen, etwa über den Wartbaum, folgen. Ul

Die ersten 1000 Schüler erhalten eine Jahreskarte

HOCHTAUNUSKREIS. Für Schüler, Eltern und die Schulverwaltung soll ein Teil des Papierkriegs entfallen. Mit Beginn des nächsten Schuljahres werden zunächst etwa 1000 der insgesamt über 4000 Schüler, die Anspruch auf Erstattung der Fahrkosten haben, erstmals Jahreskarten erhalten. Damit ist das Sammeln der Fahrkarten und die halbjährliche Abrechnung zwischen den Eltern und dem Schulamt nicht mehr nötig. Und ein weiterer Vorteil: Die Jahreskarte darf auch in den Ferien benutzt werden.

In den Genuß kommen zunächst die Schüler, die mit den Buslinien 21 (Bad Homburg / Usingen) und 33 (Königstein /Schmitten) zum Unterricht fahren sowie die Schüler der Konrad-Lorenz- Schule, der Humboldtschule, der Kaiserin-Friedrich-Schule, der Christian-Wirth- Schule, der St.-Angela-Schule und der Taunusschule. Alle Schüler, die Anspruch auf volle Erstattung der Beförderungskosten haben, sind ebenfalls betroffen. Nach und nach soll die Jahreskarte für alle Schüler eingeführt werden. Ausgegeben wird sie durch die Schulen. jom

Vier kurze Schnitte, geringere Schmerzen und keine lange Narbe Im Bad Nauheimer Hochwaldkrankenhaus werden Gallenblasen seit Anfang des Jahres ohne Bauchdeckenöffnung entfernt

BAD NAUHEIM. Vier kleine Schnitte in die Bauchdecke, der größte einen knappen Zentimeter lang, eine Videokamera und mehrere winzige, an langen Röhren befestigte Operationsinstrumente - das sind die Merkmale der neuen Gallenblasenentfernung, die in Zukunft die archaische Methode der Bauchdeckenöffnung ablösen wird. So gewiß ist sich Dr. Christian Müller, Leiter der chirurgischen Abteilung des Bad Nauheimer Hochwaldkrankenhauses. Dort wurde diese neue Operationsmethode zur Entfernung der Gallenblase seit Anfang des Jahres an 33 Patienten erprobt. Das Hochwaldkrankenhaus ist das erste im Kreisgebiet, das mit der Bauchspiegelung arbeitet. 60 000 Mark waren die Kosten für die Erstanschaffung.

"Die Patienten brauchen nach der Operation weniger und schwächere Schmerzmittel, die Darmtätigkeit wird nicht gestört, sie können am nächsten Tag wieder essen und trinken und müssen nur halb so lange im Krankenhaus bleiben", faßt Dr. Müller die Vorteile für die Patienten gegenüber der alten Methode zusammen - dazu kommt der kosmetische Aspekt. Bleibt bei der Öffnung der Bauchdecke eine Narbe von zehn Zentimetern zurück, sind es jetzt vier Narben von jeweils nur einem Zentimeter Größe. Genäht wird nicht mehr, nur noch geklammert. Die heftklammerähnlichen Titanstücke bleiben im Körper, machen durch ihre ausgesprochene Gewebefreundlichkeit aber keine Probleme.

Die Methode der Bauchspiegelung wurde vor fünf Jahren in Lyon entwikkelt und hat seitdem einen Siegeszug in der ganzen Welt angetreten. Nachdem anfangs Komplikationen wegen der teilweise unzureichenden Instrumente auftraten, sind die Ergebnisse durch die heutigen standardisierten Operationsverfahren genauso gut wie bei Öffnung der Bauchdecke. Auf diese Methode wird man bei bestimmten Komplikationen, wie akute Entzündungen oder eine gleichzeitige Bauchspeicheldrüsenentzündung, jedoch nie ganz verzichten können. Auch falls die Technik einmal versagen sollte, muß das Operationsteam auf die alte Methode zurückgreifen. In den Universitätskliniken und Krankenhäusern mit Maximalversorgung, beispielsweise die Uniklinik in Gießen, das Nordwestkrankenhaus und das Höchster Krankenhaus in Frankfurt, ist die Bauchspiegelung nichts Neues. Aber auch in den Krankenhäusern mit Regelversorgung werde sich dieses Operationsverfahren durchsetzen, ist sich Dr. Müller gewiß. Nicht zuletzt die Patienten, die den Ort des Eingriffs in zunehmendem Maße von der Operationsmethode abhängig machen, üben einen großen Einfluß aus.

Welche anderen Operationen durch die Endoskopie, also die Arbeit mit einer Videokamera und winzigen Instrumenten in der ansonsten geschlossenen Bauchhöhle, ersetzt werden können, ist noch ungewiß. Bei Blinddarmoperationen per Bildschirm gab es hinterher größere Komplikationen. Ebenso ist für den ärztlichen Direktor eine solche Art der Leistenbruchoperation keine Alternative. Die Entfernung von Tumoren oder Darmkrebs sei zwar möglich, die Operationszeit von acht Stunden allerdings für kleinere Krankenhäuser zu zeitaufwendig. Problematisch ist dabei meist das Herausziehen der entfernten Organe durch die dünnen Rohre.

Bei der Gallenblase kann die Gallenflüssigkeit zuvor abgesaugt werden, so daß dann nur noch das Gewebe ausgeführt werden muß. Andere Organe müßten dagegen zuvor im Bauch zertrümmert oder kleingemixt werden. ub

Elternbeirat vermißt "Ansätze zum Kompromiß" Anton Frinta rügt Bürgermeister Börs im Kindergarten-Konflikt: Für ihn droht "Flächenbrand"

KRIFTEL. "Bürgermeister Hans-Werner Börs erkennt scheinbar nicht die Brisanz des Konflikts." Diese Einschätzung hat der Gesamtelternbeirat der drei Krifteler Kindergärten im Gespräch mit dem Rathauschef und den Pfarrern beider Kirchengemeinden am Montag gewonnen. "80 bis 90 Prozent der Eltern sind gegen die Vergrößerung der Gruppen auf 21 oder 22 Kinder." Börs habe dennoch "keinerlei Ansätze eines Kompromisses" aufgezeigt, kritisierte Elternsprecher Anton Frinta gestern im Gespräch mit der FR. Nach Frintas Ansicht ist die Stimmung unter den Eltern inzwischen so angespannt, daß schon jeder weitere Funke einen "Flächenbrand" auslösen könne. Lehne der Vorstand der evangelischen Kirchengemeinde am 10. August die Vergrößerung ab, gerate auch der Verwaltungsrat der katholischen Kirche unter "gewaltigen Druck". Finta: "Dann kann's auch dort Nein heißen." Anzeichen dafür gebe es: Der Kindergartenausschuß der Immanuel-Kant-Gemeinde habe sich bereits "kategorisch" gegen vergrößerte Gruppen ausgesprochen.

Wie berichtet, ging es bei dem Treffen am Montag um die Frage, ob die 13 Kindergartengruppen um ein oder zwei Mädchen und Jungen aufgestockt werden können, damit alle Krifteler Dreijährigen einen Platz bekommen. Dabei war keine Einigung zustande gekommen.

Frinta betonte, der Elternbeirat strebe nach wie vor einen "versöhnlichen Dialog" mit der Gemeinde Kriftel an und wolle "keine Konfrontation". Der Sprecher räumte ein, der Beirat "bedauere durchaus, daß die meisten Eltern gegen die Gruppenvergrößerungen sind. Auch wir sehen kurzfristig keine andere Lösungsmöglichkeit." Dennoch warf Frinta dem Bürgermeister vor, "das Problem nicht hoch genug zu hängen", was die Eltern erst recht auf die Palme bringe.

Der Rathauschef habe keine Alternativen für den Fall aufgezeigt, daß das hessische Landesjugendamt keine weitere Gruppe im Kindergarten Bleichstraße zuläßt. Auch der Vorschlag des Bürgermeisters, notfalls im evangelischen Kindergarten eine neue Gruppe einzurichten, hänge von der Zustimmung der Wiesbadener Behörde ab. Lehne diese aber ab, sei keine Ersatzlösung sichtbar - und 20 Kinder müßten zu Hause bleiben. "Dabei wäre es das Wenigste, präventiv nach anderen Lösungen zu suchen", monierte Frinta.

In Sachen mittelfristiger Kindergarten- Planung hieb der Sprecher in die gleiche Kerbe: "Kein Konzept erkennbar!" Sich wie bisher nur auf Prognosen zu verlassen, sei sehr fragwürdig - das zeige die aktuelle Misere. "Was passiert, wenn die Zahlen nicht stimmen?" fragte Frinta. Für den Elternbeirat steht fest, in welche Richtung die Kommune gehen soll: "Prüfen, ob im vorgesehenen Hort an der Grundschule Kindergartengruppen untergebracht werden können." Sei das Ergebnis negativ, müsse mit den Vorplanungen für einen vierten Kindergarten begonnen werden. dis

Rund 8000 betuchte Gäste legen sich während der Olympischen Spiele in einem der zahllosen schwimmenden Betten zur Ruhe Wie das schöne Leben in Kajüten und an Deck zum exklusiven Kick wird Firmen verpflichten zwölf Hotelschiffe und drei Groß-Segler zur Bewegungslosigkeit / Schlappe 10 000 Mark für drei Tage - dafür Tickets inklusive Aus Barcelona berichtet unser Redaktionsmitglied Christoph Albrecht-Heider

Die Lebenserwartung des im Jahre 1930 in die Welt gesetzten Jaime I schätzt sein Besucher je geringer ein, desto höher er mit dem Fahrstuhl im Inneren des Eisenskelettes nach oben fährt. Die Gondeln, die auf dem Hochseil des Fischerviertels Barceloneta zum Montjuic und zurück gleiten, halten an der Plattform des Turmes Jaime 1, die nicht deswegen schon haltbarer aussieht, weil Anstreicher die rostigen Streben und bröckligen Betonplatten mit dem allgegenwärtigen Rot und Gelb, den katalanischen Nationalfarben, überpinselt haben.

Der eiserne Jaime 1 ragt am Ende des Barcelona-Kais auf, der unweit der Kolumbussäule, also in Zentrumsnähe, liegt. Gegen Südwesten hin lösen sich die Konturen von Docks, Schuppen und Lagerhallen im Dunst zum graubraunen Brei auf, in der entgegengesetzen Richtung schimmern in der diesigen Luft die Segel der Boote, die, das olympische Dorf in Sichtweite, für die olympischen Regatten trainieren.

Unten an der Mole verlassen Autos das schwimmende Schiff: Die Fähre aus Palma de Mallorca liegt auf ihrem Stammplatz am Fuße des Jaime 1. Nebendran aber, in den Hafenbecken Sant Bertran und Morrot, herrscht der Ausnahmezustand. Dicke rote, blaue und gelbe Linien zerteilen die Ufermauern, Pylone weisen exklusiven Parkplatzsuchern den Weg am Wasser, statt Paletten stehen Sonnendächer und Zelte auf dem Kai. Die Schuppen sind geschlossen, die Ladekräne bescheiden zusammengerückt, um Platz zu machen für gewichtige Personen, denen zuliebe während der Spiele ein Teil des Frachthafens von Barcelona zum Umschlagplatz für ausgezeichnete Menschen wird. Incentiv nennen Personalbetreuer Vergünstigungen für jene Kräfte eines Unternehmens, die mit Geld nicht mehr zu bezahlen sind. Und eine Kabine auf einem Kreuzfahrtschiff mit allem Luxus-Drum und Luxus-Dran macht mehr her als ein Hotelzimmer, wie es der gehobene Geschäftsreisende allerorten antrifft.

"Berlin" ist schon da, beziehungsweise der Kopierer Rank Xerox, der 400 Leute auf dem Traumschiff "Berlin" erwartet, verdiente Vervielfältigungs-Verkäufer und solche, die es werden wollen. Sponsoren und andere bedeutende Unternehmen haben aus der Not eine Tugend gemacht und sind angesichts der Knappheit an Herbergen zu Lande aufs Wasser gegangen. Die meisten der Luxuskreuzer dampfen unter der Flagge der Bahamas, heißen "Royal Viking Sun" oder "Crystal Harmony", "Cunnard Princess" oder "Golden Odissey" und nehmen im Arbeitsalltag Urlauber an Bord, die was von der Karibik sehen wollen. Für Barcelona haben Firmen wie Visa oder Seat, Alcatel oder 3M die Pötte gechartert und zur Bewegungslosigkeit verpflichtet. Etwa 8000 Gäste leben während der Spiele auf den zwölf Hotelschiffen und drei Groß-Seglern, die von Sponsoren angemietet wurden, aber auch von Nationalen Olympischen Komitees: die Belgier laden auf die "Star Flyer", die Niederländer auf die "Star Clipper" und die Schweden auf die für 1100 Anreisende ausgelegte "Sally Albatross". Mit 10 000 bis 12 000 Übernachtungen auf dem Wasser pro Tag rechnet die Hafenbehörde, denn auch Hundertschaften privater Yachten werden erwartet.

Der Spaß hat selbstverständlich seinen Preis und kann sogar buchbar sein. Die Daimler Benz AG bot ausgesuchten Kontaktpersonen Pauschaltouren mit Übernachtung auf dem nur 70 Gäste beherbergenden Segelschiff "Sea Cloud" an, die, auch beste Eintrittskarten für Olympia-Entscheidungen inklusive, bis zu 10 000 Mark für drei Tage kosteten.

Der eine oder andere Hafengast wird sich aber damit abfinden müssen, daß die Runderneuerung Barcelonas auch am Wasser noch nicht abgeschlossen ist. Den Weg zum Festzelt der Oranje-Olympioniken, die sich gegenüber des königlichen Yacht-Klubs niedergelassen haben, kreuzen Betonmischer, Staub legt sich auf die Umgebung: Auf dem Spanien-Kai wird gebaut.

Auch gegenüber am Ufer des Viertels Barceloneta legen einige Männer noch Hand an, zum Beispiel müssen die Zapfsäulen der Boots-Tankstelle noch installiert werden. An der dürfte bald Betrieb herrschen, denn der Hafen für die kleineren Wasserfahrzeuge ist ein idealer Ankerplatz für diejenigen, denen die Sponsorenschiffe nicht exklusiv genug sind. Die weiß abgesetzte rote Bitumenschicht auf den Anlagestegen verunziert kein Fleck, die frisch gestrichenen schwarzen Poller glänzen in der Sonne, der kräftige Geruch von Farbe überdeckt den muffigen des Meeres.

Einige der edlen Kreuzer haben schon festgemacht, die "Philante" aus London, schwarz und schnittig, die "Flyclizie" aus Rom, auch ein Dreimaster namens "Atlantis" aus Malta. Die Bewohner der Luxusappartments auf dem Wasser sind noch nicht eingezogen, aber es ist alles bereit für sie. Auf der weißen Ledergarnitur auf dem Achterdeck warten Kissen darauf, besetzt zu werden, die Topfblume auf dem Tisch zeigt ihre große rote Blüte. "Alexandra" steht in verschnörkelten goldenen Buchstaben auf dem Rumpf der weißen Motoryacht aus North Carolina. Ihre strahlende Außenhaut kann nicht so glänzen, daß nicht noch Schiffsangestellte mit dem Poliertuch weiter auf der Suche nach einer matten Stelle wären.

Ursprünglich klang es so, als sei die Unterbringung von Olympiagästen auf dem Wasser ein Notbehelf, als hätten die Organisatoren nur auf den Hafen zurückgegriffen, weil es an Land an Hotels mangelt. Doch vermutlich wird das Leben in Kajüten und auf Deck der ganz besondere Kick der Spiele für die Schiffsbesucher werden.

Und wer nun wissen will, was sich in den zu ebener Erde abgezäunten exklusiven Kreisen tut, fährt den Jaime 1 hoch oder setzt sich in die alte Seilbahn, gondelt über die Wasser-Hotels und betrachtet die Spitzen der Gesellschaft von oben.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batmans Rückkehr (15, 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Die Schlafwandler (20 h); Kinder- u. Jugendkino: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (15 u. 17.15 h).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Indochine (19.30 Uhr, Überlänge).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Keine Vorstellung.

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Die Hand an der Wiege (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Wayne's World (20 Uhr); Basic Instinct (22 Uhr). Theater/Musik Kronberg. Kronberg im Sommer, Berliner Platz: Root 66 (Rock), 19 bis 20 Uhr; MMK (Kabarett), 20 bis 20.30 Uhr, Spilling the Juice (Rock), 20.30 bis 21.30 Uhr; MMK (Kabarett), 21.30 bis 22 Uhr.

Ausstellungen Oberursel. Galerie Stadtbücherei am Marktplatz: Ölbilder von Gogi Lazaraschwil, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr (letzter Tag).

Königstein. Galerie Haus Bender, Gerichtstr. 12: Zeichnungen und Bücher von Barbara Fahrner, 10 - 12 und 15 - 18 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 8 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92-93.

Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstr. 23, 10 bis 12 Uhr, Tel. 2 09 65.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 16 Uhr, Tel. 2 20 41.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.

Treffen der Anonymen Alkoholiker, 20 Uhr, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße. Mieterverein Bad Homburg, Stadtbibliothek in der Altstadt, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, nur nach Voranmeldung unter Tel. 0 61 72 / 4 72 73.

Frauenzentrum Bad Homburg e. V., Telefon 2 44 34.

Friedrichsdorf. Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Straße, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: ärztliche Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.

Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Kath. Gemeindezentrum, Schlagweg 14, 20 Uhr.

Oberursel. Beratung des Mietervereins, Altes Hospital, 18.30 bis 20 Uhr.

Information, Beratung und Aufklärung der Guttempler-Gemeinschaft "Obertaunus", Kreuzkirche, 19 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Königstein. Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr.

Vereine/Organisationen Bad Homburg. Budokan: Karatetraining in der Turnhalle Landgraf-Ludwig- Schule, 18 bis 20 Uhr.

Neu-Anspach. Spielabend des Skatclubs "Taunusbuben", Gasthaus Taunusstube, 19.30 Uhr. Seniorentreffs

Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gemütliches Beisammensein, Singen, Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf. Singkreis, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 15 bis 17 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 - 17 Uhr.

Oberursel. Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.

Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22: "Prinzessin Pfiffigunde", Bilderbuchkino für Kinder ab fünf Jahren, 11 Uhr.

Standort des Spielmobils: Kurhausgarten, 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.

Oberursel. Straßencafé "Durchblick", Adenauerallee: Batiken und basteln mit Pappmaché in offenen Gruppen, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.

Mehrere Autos in Rosbach aufgebrochen

ROSBACH. In der Nacht von Montag auf Dienstag wurden in Ober-Rosbach mehrere Wagen aufgebrochen.

Die "Automarder", die laut Polizei im Straßheimer Weg, im Mühlgraben, im Butzbacher Pfad und in der Taunusstraße unterwegs waren, konnten neben den Autoradios und Musikkassetten offenbar auch Kleinigkeiten wie Sonnenbrillen oder Schraubenzieher gebrauchen.

Den Gesamtschaden schätzt die Polizei auf zwei- bis dreitausend Mark. mu

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Hirsch-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstraße 102, Tel. 2 30 21 und Landgrafen- Apotheke, Friedrichsdorf, Hugenottenstraße 100, Tel. 7 44 39.

Oberursel/Steinbach. Apotheke im Rosengärtchen, Oberursel, Im Rosengärtchen 39, Tel. 2 19 19; Franziskus-Apotheke, Steinbach, Berliner Straße 39, Tel. 7 63 31.

Usinger Land. Laurentius-Apotheke, Usingen, Obergasse 22, Tel. 0 60 81 / 1 43 43.

Kronberg/Königstein. Marien-Apotheke, Königstein, Georg-Pingler-Straße 5, Tel. 0 61 74 / 2 15 97; und Apotheke am Westerbach, Kronberg, Westerbachstraße 23, Tel. 0 61 73 / 20 25.

Kleine FR

Motorrad-Veteranen-Treffen WEILROD. Die "Motorrad-Veteranen" laden für das Wochenende zum 7. Motorrad-Veteranen- und Klassiker-Treffen nach Rod an der Weil ein. Teilnehmen dürfen aber auch Auto-Veteranen. Treffpunkt ist an beiden Tagen um 9 Uhr an der Kaisereiche. Eine Ausfahrt ist für Sonntag vorgesehen. 128 Blutspender folgten DRK-Aufruf WEHRHEIM. Einen Erfolg verbuchte das Neu-Anspacher Rote Kreuz bei einer Blutspendeaktion in der Nachbargemeinde Wehrheim: 128 Spender kamen. Das DRK dankte zahlreichen Mehrfachspendern mit einer Ehrennadel (für drei, sechs oder zehn Spenden) oder einem Ehrenkranz für 25 Aderlässe.

Die Sprache der Macht und die der Ohnmacht Das Gerangel um die Privatisierung des zweitgrößten DDR-Verlags "Volk und Welt"

BERLIN. Die Treuhand will in diesen Tagen Nägel mit Köpfen machen: allenthalben las man Meldungen, daß das Soll in vielen Sparten erfüllt sei. Zum günstigen Halbjahrestermin - am 1. Juli sollte die Verlagsprivatisierung endlich abgeschlossen sein - meldete die Treuhand nun auch, daß der Verlag "Volk und Welt" unter privatwirtschaftliche Fittiche gekommen sei: der Echinger Verlag Treuleben & Bischof sollte es sein, der den renommierten DDR-Verlag besseren Zeiten entgegenführen sollte.

Doch wieder einmal kamen die Praktiken der Treuhand ins Gerede. Vor allem im sensiblen Kulturbereich brach der Ost-West-Gegensatz immer mal wieder auf markante Weise auf: Kultur, dieses in der DDR arg befrachtete Gut, wird mit pragmatischen marktwirtschaftlichen Erwägungen behandelt, die Bilanzen werden angesehen wie die von Büromöbelherstellern oder Getränkeabfüllern - wer der Käufer sein soll, hängt vor allem von den Zahlen ab und nicht von "inhaltlichen" Erwägungen.

"Volk und Welt" war nun schon länger der größte Klotz am Bein: nachdem die Treuhand den Aufbau-Verlag in windigen Transaktionen losgeworden war und dabei keine sehr glückliche Figur gemacht hatte, harrte der zweitgrößte DDR-Verlag (130 Mitarbeiter, 150 Titel pro Jahr) der Dinge, die da kommen sollten. Immerhin: "Volk und Welt" war die Verbindung der DDR-Literatur zur Welt. Der abgespeckte Verlag (mittlerweile achtzehn Mitarbeiter und an die vierzig Titel) hat sich mittlerweile auf die osteuropäischen Verbindungen spezialisiert und in seinen ersten Programmen erkennen lassen, daß er hier sein Profil weiter wahren kann.

Wie es zum Zuschlag für Treuleben & Bischof kam, scheint sehr verworren zu sein. Ringhefte und Kalender bilden das Terrain, auf dem sich diese Firmengruppe bewegt, mit Belletristik hatte man dort noch nie etwas zu tun. Es gab noch andere Optionen: die Belegschaft wollte "Volk und Welt" durch "Management- buy-out" selbst übernehmen; daneben interessierte sich der Raumfahrtindustrielle Silvius Dornier für den Verlag: er hatte den Verlag E.A. Seemann in Leipzig bereits gekauft und stellte hohe Investitionen in Aussicht. Günter Grass schließlich, zusammen mit namhaften Autoren wie Rolf Hochhuth und Fritz J. Raddatz Mitglied in einem "Förderkreis" für "Volk und Welt", brachte den dänischen Gyldendal-Verlag ins Spiel.

Es muß bei der Treuhand großer Zeitdruck geherrscht haben. "Die mußten sich innerhalb von 24 Stunden entscheiden" sagt die "Volk und Welt"-Pressefrau Jutta Becker über die Brüder Treuleben, und Stefan Treuleben räumt seinerseits "starken Druck" durch die Treuhand ein.

So hat sich die Treuhand mit dem Angebot des dänischen Gyldendal-Verlags gar nicht mehr beschäftigt, und die Verhandlungen mit Dornier, die seit Januar stattfanden, schienen nicht "sehr bequem" (Jutta Becker) gewesen zu sein. Rolf Hochhuth, moralisch-emotional wie immer, sieht in der herausragenden Immobilie des Verlags den "neuralgischen Punkt": "In Wahrheit lag der Treuhand gar nichts an der Erhaltung des Verlages, sondern alles daran, diesen Verlag so rasch wie möglich aus diesem Grundstück zu beseitigen."

Das klingt radikal und suggestiv. Auf der anderen Seite stehen die Sachzwänge, denen die Treuhand unterliegt. Das auf sechzig Millionen Mark taxierte Grundstück in Berlin-Mitte steht "unter Regierungsvorbehalt". Und laut "Gesetz über die Spaltung der von der Treuhandanstalt verwalteten Unternehmen" ist das Haus mit dreitausend Quadratmetern Bürofläche für den geschrumpften Verlag "nicht betriebsnotwendig", das heißt: die Immobilie ist längst außer Diskussion.

Ein Angebot ist also nur ernstzunehmen, wenn es um den Verlag als solchen geht, ohne lüsternes Blinzeln auf das Grundstück, auch wenn man um eine Etage pokern könnte. Und da waren, so Treuhand-Sprecher Franz Wauschkuhn, die ungeliebten Brüder Treuleben "letztlich unser einziger Kandidat". Denn allein sie hätten eine Garantie für die achtzehn Arbeitsplätze abgegeben. Außerdem hätten sie die "3,5 Millionen Schulden pro Jahr" (Wauschkuhn) übernommen. Da sei das Moralisieren über den symbolischen Kaufpreis von einer Mark, wie es Fritz J. Raddatz anstimmte, einfach verfehlt.

Bei den langwierigen Verhandlungen mit Dornier scheint das Grundstück eine gewisse Rolle gespielt zu haben: daß von den Erlösen eines Verkaufs der Immobilie ein wenn auch geringer Prozentsatz wieder in den Verlag "Volk und Welt" investiert werden würde, ist ursprünglich von der Treuhand zugesichert worden. Der Zuschlag für die Treulebens, die einfach "das bessere Angebot" (Wauschkuhn) gemacht hätten, war da wie ein Befreiungsschlag. Und was das dänische Haus Gyldendal anbelangt: das sei erst ins Gespräch gebracht worden, als der Vertrag mit Treuleben bereits unterzeichnet war. "Es ist das alte Lied", sagt Franz Wauschkuhn, "danach kommen die Leute an und sagen, wir hätten ja auch vielleicht, und dann wird mit der Presse gespielt." Unterschätzt hat die Treuhand bei ihrem Privatisierungsdruck allemal, welchen Protest ihre schnelle Treuleben-Lösung hervorrufen würde. Obwohl das Treuleben-Angebot Dornier vorgezogen wurde, entpuppte sich der Vertrag als recht unsicher: letztlich wurden statt der versprochenen sämtlichen 18 Arbeitsplätze nur zehn garantiert. Die Brüder Treuleben bekannten auch relativ offen, daß ihnen der Verlag "Volk und Welt" vor der Unterschrift so gut wie unbekannt gewesen sei. Es muß also andere Hintergründe geben - daß Treuleben & Bischof den Verlag "Bild und Heimat" in Reichenberg im Vogtland gekauft hat und es einen Zusammenhang mit "Volk und Welt" als notwendiger Dreingabe geben könnte, kann nicht ausgeschlossen werden. Und daß bei der vom Verlag vorgelegten "Management-buy-out"-Lösung eine Finanzierung bis Ende 1996 verlangt wurde, bei Treuleben jedoch nur von achtzehn Monaten die Rede ist, spricht zusätzlich dafür, daß man bei der Treuhand das "Volk-und-Welt"-Problem einfach schnell loshaben wollte.

Daß die Treulebens nicht ahnten, worauf sie sich da eingelassen hatten, ist offensichtlich. Der geballte Protest der namhaften Mitglieder des Fördervereins sowie die Drohung der Übersetzer, sämtliche Rechte zurückzuziehen, veranlaßte Treuleben & Bischof zum sofortigen Rückzug. Daß die Treuhand mit allzu heißer Nadel gestrickt hat, wurde dadurch zur offenen Peinlichkeit. Wenn die Treulebens auch eine liebenswerte Lust an der Literatur haben sollten: die Erfahrung, ein bedeutendes belletristisches Verlagshaus in diesen Zeiten am Leben zu halten, haben sie wohl einfach nicht.

Da liegt es näher, inhaltlich plausiblere Lösungen (bei Volk und Welt klingt Gyldendal als Wunschvorstellung durch) trotz schwierigerer Verhandlungen anzusteuern. Geschäftsführer bei "Volk und Welt" ist nun der Cheflektor Dietrich Simon: er war es zum Beispiel, der 1982 Sigmund Freud auf dem Territorium der DDR offiziell einführte. Als Vorläufer der Werkausgabe erschien in diesem Jahr der Auswahlband "Trauer und Melancholie". Simon hat als Betriebsratsvorsitzender die Aktion gegen die Treuleben-Übernahme höchst erfolgreich initiiert: nun liegt es an ihm, der Treuhand deutlich zu machen, daß ein renommierter Buchverlag vielleicht doch etwas anderes ist als eine Margarinefabrik.

Die Treuhand ist da allerdings nicht zu beneiden: Ungeduld ist spürbar. Eberhard Sinnecker, der Treuhand-Direktor für Dienstleistungsbetriebe, hat bereits gelegentlich zu verstehen gegeben, daß man "Volk und Welt" bei solchen Problemen einfach nicht privatisiere, also: auflöse . . .

Bei Jutta Becker von "Volk und Welt" hört sich die Stellungnahme zur aktuellen Situation so an: man habe weitgehende Zusagen von der Treuhand, man werde in die weiteren Verhandlungen mit einbezogen, die Gespräche mit den Interessenten würden wiederaufgenommen. Bei Treuhand-Sprecher Wauschkuhn heißt es so: "Wir sehen im Augenblick wenig Hoffnung." Er schlägt vor, daß der Förderkreis von "Volk und Welt", Leute, "die ja nicht ganz unbetucht sind", die Anschubfinanzierung des Management-buy-out-Modells der Verlagsbelegschaft leisten - "das wäre für uns ein letzter Strohhalm". Damit schiebt er listig den Schwarzen Peter den prominenten Protestierern zu. So ist das Ganze nur ein weiteres Kapitel in der Ost-West-Entfremdung. Der Pragmatismus, die Sachzwänge der Treuhand einerseits, die dadurch in manches Fettnäpfchen tritt, die Ansprüche der Kulturschaffenden andererseits, die die Treuhand überfordern. Es sind zwei Sprachen, die da gesprochen werden. Die der Macht und die der Ohnmacht? Ernüchternd ist der Lauf der Geschichte allerdings immer. HELMUT BÖTTIGER

Schützenbezirk Maingau Dietzenbach macht's mit Teamgeist

Bei den Gau-Rundenwettkämpfen im Gaubezirk Maingau mit dem Standardgewehr hat sich die Schützengesellschaft Tell Dietzenbach zur "Halbzeit" an die Tabellenspitze gesetzt. Der bisherige Spitzenreiter SV Kriftel fiel nach zwei Niederlagen auf Rang drei zurück und die SG Tell Dietzenbach hat nun - gemeinsam mit der SG Bad Homburg - die besten Aussichten auf den Gesamtsieg. Das Lokal-Duell zwischen der SG Neu-Isenburg und Spitzenreiter Dietzenbach endete mit einem 1058:1058, einem Unentschieden.

Die Neu-Isenburger rangieren derzeit mit ausgeglichenem Punktekonto auf dem vierten Rang und sind frei von Abstiegssorgen. Den Dietzenbachern "entführten" die Neu-Isenburger den bisher einzigen Punkt. Das Tell-Team verschaffte sich mit Siegen über Eschborn (1084:1040), in Bad Homburg (1076:1083), gegen Oberursel (1039:1019) und beim SV Kriftel (1065:1056) eine hervorragende Ausgangsposition. Die Bad Homburger und die Krifteler haben in der zweiten Halbserie noch in Dietzenbach anzutreten und werden dort wohl auf einen hochmotivierten Gegner treffen. Für den SV Oberursel wird es dagegen schwer werden, dem Abstieg noch zu entgehen.

Die Oberurseler blieben bislang ohne Punktgewinn und blieben mit 972 Ringen in Eschborn als einziges Team unter einer vierstelligen Marke. Eine herausragende Schießleistung mit dem Standardgewehr gelang mit Alexander Hess einem Krifteler. Er erzielte mit 288 Ringen ein tolles Resultat und verwies den besten Dietzenbacher Schützen Ralf Wurm (280) deutlich auf Platz zwei der Bestenliste. SGD-Schütze Reinhold Böß belegt mit 277 Ringen den vierten Rang.

Neu-Isenburger Schützen sind auf den Plätzen zehn und elf zufinden. Dietmar Zimmermann traf 273 mal, Peter Roth 272 mal ins Schwarze. Doch daß die besten Einzelschützen nicht immer den Erfolg garantieren, beweist die SG Tell Dietzenbach. Diese ausgeglichene Mannschaft besticht durch ihre Konstanz und wird wohl auch im Restverlauf der Saison die Nase vorn behalten.

HALBZEITTABELLE DES GAUBEZIRKSMAINGAU, STANDARDGEWEHR: 1. SG Tell Dietzenbach 9:1-Punkte/5 329 Ringe - 2. SG Bad Homburg 8:2/5 262 - 3. SV Kriftel 6:4/5 288 - 4. SG Neu-Isenburg 5:5/5 296 - 5. SG Eschborn 2:8/5 153 - 6. SV Oberursel 0:10/5 052. jbp

Kompostierung in Ilbenstadt Bauaufträge jetzt vergeben

NIDDATAL/WETTERAUKREIS. So schnell wie möglich "ans Netz gehen" soll laut Kreisumweltdezernentin Gila Gertz die nach Grund-Schwalheim zweite Kompostierungsanlage des Wetteraukreises in Niddatal-Ilbenstadt. Auf Vorschlag der Vizelandrätin hat jetzt der Kreisausschuß entsprechende Bauaufträge im Umfang von 5,2 Millionen Mark vergeben.

In Ilbenstadt soll der organische Abfall von etwa 40 000 Menschen aus Niddatal, Altenstadt, Florstadt, Randstadt, Reichelsheim sowie den Bad Nauheimer Stadtteilen Schwalheim, Wisselsheim und Rödgen zu Kompost verarbeitet werden. Bei der Technik hat sich der Kreisausschuß für ein überdachte Mietenkompostierung entschieden.

Nach Auffassung von Gila Gertz hat die jüngste Wetterauer Abfallanalyse die Notwendigkeit zur Einführung einer kreisweiten Bioabfall-Kompostierung belegt. Der organische Abfall mache mit einem Drittel den größten Anteil beim Hausmüll aus. Durch die Kompostierung könne der Kreis 30 000 der insgesamt 100 000 Tonnen Restmüll (1991) einsparen. Wertvoller Deponieraum werde dadurch geschont, in der Nachbarschaft wohnende Bürger würden nicht mehr so sehr durch die Gasproduktion einer Restmülldeponie beeinträchtigt. mu

Arbeitsplatz-Analyse Fast jeder dritte Beamte unterfordert

In der hiesigen Arbeitswelt ist fast alles in Ordnung. Diesen Eindruck vermitteln jedenfalls Umfrageergebnisse, die die Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) in Zusammenarbeit mit dem Bielefelder Emnid-Institut bei gut 5000 Bürgern in den neuen und alten Bundesländern erhoben haben. Demnach sind drei von vier Deutschen mit ihrem Job zufrieden; 44 Prozent hätten sogar die Traumnote "sehr zufrieden" vergeben, kommentieren die WJD. Ähnliche Quoten ergaben sich bei der Beurteilung der Vorgesetzten. Und als "offenbar die Ausnahme" wird die "innere Kündigung" eingestuft: Nur fünf Prozent identifizierten sich nicht mit ihrer Tätigkeit.

Doch die Arbeitswelt ist eben nur fast in Ordnung. Mehr als jeder dritte Befragte beklagte sich über mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten und ist entsprechend unzufrieden. Jeder siebte will demnächst, trotz der angespannten Lage am Arbeitsmarkt, die Stelle wechseln. Hauptmotiv dafür ist, daß sich die meisten dieser Leute bei ihrem jetzigen Job nicht genug gefordert fühlen. Laut Analyse sieht sich fast jeder dritte Beamte als unterfordert an. Anlaß zum Nachdenken dürfte auch geben, daß nur jeder zweite mit dem Weiterbildungsangebot seines Betriebs zufrieden ist; in der Gruppe der Arbeiter stellten in diesem Zusammenhang 65 Prozent den Firmen ein schlechtes Zeugnis aus.

Für die Bürger im Westen der Republik zählen in erster Linie Gehalt (33 Prozent) und Sicherheit des Arbeitsplatzes (28 Prozent). Im Osten Deutschlands wird letzterer Aspekt mit 47 Prozent viel höher bewertet als die Bezahlung (22 Prozent). Die Wirtschaftsjunioren glauben, daß nicht etwa "Mentalitätsunterschiede" zwischen West und Ost für diese Abweichungen ausschlaggebend sind, sondern daß dahinter "handfeste wirtschaftliche Gründe" stecken. Denn auch in den alten Bundesländern gelte: Je schlechter die ökonomische Lage der Heimatregion von den Bürgern eingestuft werde, desto höher rangiere die Sicherheit des Arbeitsplatzes auf der Präferenzskala. Während die WJD-Umfrage bei der Taxierung der wirtschaftlichen Situation und damit bei der Job-Zufriedenheit für Hessen (83 Prozent) und Bayern (82 Prozent) überdurchschnittliche Ergebnisse zeigte, fiel die Einschätzung in Rheinland-Pfalz (73 Prozent) und im Saarland (57 Prozent) stark ab. has

Höbel darf in die Pedale treten

Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat eine juristische Niederlage erlitten. Sein Widerspruch gegen die Einstweilige Verfügung, mit der sich der Radrennfahrer Siegfried Höbel von der RSG Frankfurt das Startrecht für verschiedene Rennen sicherte, wurde von einem Berliner Gericht abgewiesen. Höbel war wegen Zuspätkommens zur Dopingkontrolle in der Oder-Rundfahrt vom Rechtsausschuß des BDR für drei Monate gesperrt worden, hatte aber bei ordentlichen Gerichten eine einstweilige Verfügung erwirkt.

Ein neues Parkdeck zwingt das Grün hinaus Schwimmbad-Anwohner fürchten um Baumbestand und die darin lebenden Tiere

HANAU. Daß in der Kommunalpolitik Zielkonflikte aufeinanderprallen, die es bei Entscheidungen abzuwägen gilt, verdeutlicht die Kritik von FR-Leserin Sabine Lausmann-Mitzkat und ihrem Mann Hans- Peter. Beide wohnen seit sechs Jahren an jenem Schwimmbad-Parkplatz zwischen Eugen-Kaiser-Straße und Geibelstraße zur Miete. Der Platz soll aufgestockt werden als "Palette" mit rund 300 Plätzen.

Die Mieter stellen in Frage, ob die Autofahrer das Parkdeck als Alternative zum dann autofreien Freiheitsplatz annehmen, wie es Stadtbaurat Jürgen Dressler vorschwebt. Sie nervt nicht nur, von Garagen und Parkplätzen schon jetzt geradezu umkreist zu sein, sie fürchten auch um den Bestand teils alter Bäume mit einer Eiche als Naturdenkmal an der Spitze.

Zwar versicherte Hans Heimerl als Sprecher der bauausführenden Parkhaus-Gesellschaft der FR, alle "wesentlichen Bäume" und erst recht die Eiche sollten erhalten bleiben. Doch die Kartierung sei erst erfolgt, als sie die Gesellschaft darauf aufmerksam gemacht hätten, so der Eindruck der Mitzkats. Sie fürchten, daß der breite Wurzelbereich der alten Eiche und damit der gesamte Baum allemal beim Bauen in Mitleidenschaft gezogen werde. Und daß die Baumreihe in der derzeitigen Mitte des großen Parkplatzes verlorengeht, ist laut Heimerl unabänderlich.

Damit gehen nach Mitzkats Ansicht Nahrungsquellen, Zufluchts-, Nist- und Schlafplätze für Eichelhäher, Pirol, Baumläufer, Kleiber, Buntspecht, Grauspecht, Stieglitz, Dompfaff, Rotschwanz, Rotkehlchen, Buchfink, Grünfink, Kohl-, Blau- und Sumpfmeise verloren. Eichhörnchen hätten keinen Futter- und Schlafplatz mehr. Alle diese Tiere haben sie schon gesichtet. Und um deren Lobby zu stärken, haben sie sich mit ihrem Protest auch an den BUND in Hanau und an die Rathaus-Grünen gewandt.

Den Baumverlust bedauert Stadtbaurat Dressler. Den Einwand, das Parkdeck werde künftig nicht angenommen, läßt er aber nicht gelten. Wenn die Innenstadt weitgehend "entparkt" sei, bleibe den Autofahrenden nichts anderes übrig, als sich große Abstellflächen am Rande der City zu suchen. Insofern diene der Platz am Schwimmbad auch nicht nur den Theaterbesuchern, wie die Mitzkats unterstellen und sich daher fragen, ob die abends freien Plätze an der Kreisverwaltung nicht ausreichten.

Beginnt der Parkdeckbau, das ahnen die Mitzkats schon jetzt, "haben wir ein Jahr lang den größten Streß". Eine Plage werden sie durch die Parkpalette immerhin los: Zwischen Geibelstraße und Eugen-Kaiser-Straße wird keine Durchgangsstraße mehr sein. Andererseits werden sie und ihre Gartenpflanzen mehr Abgase zu schlucken haben als jetzt, weil eben mehr Parkplätze entstehen.

Mit dem Parkdeck verlagere die Stadtverwaltung die Belastung aus der Innenstadt in ein Wohngebiet, das durch den nahen Cityring schon sehr stark belastet sei, halten sie Dressler vor. Für sie "ist dieses Projekt unbegreiflich". Sie lebten in der Stadt und hätten ein Stück Grün. Das werde ihnen genommen zu Gunsten derer, die aus dem Grünen außerhalb Hanaus kämen, um in der Stadt für ein paar Stunden einzukaufen oder sich auf einem teils eingegrünten Freiheitsplatz in einen Biergarten setzen zu können. him

Geschichte genauer unter der Lupe

DAS "ZUFALLSJUBILÄUM" 800 Jahre Klein-Karben wird über das Festwochenende Mitte September hinaus Geltung behalten. Es ist nämlich zum Anlaß genommen worden, die Geschichte des größten Karbener Stadtteils noch genauer als in der Vergangenheit unter die Lupe zu nehmen. So sind denn noch viele interessante Details zum Vorschein gekommen, die über die letzte Klein-Karbener Chronik, die in der Feuerwehrfestschrift von 1985 niedergelegt ist, hinausgehen. Historische Forschungen, Lebenserinnerungen waschechter "Klaa Kärwer", Liebeserklärungen "an mein Heimatdorf" und eine Selbstdarstellung der Vereine enthalten die Klein-Karbener Hefte, deren Ausgabe Nummer 13 fast ganz dem Stadtteil gewidmet sein wird.

Das Heft wird zur Zeit gedruckt. Die Ausgabe wird beginnen mit der Urkunde aus dem Jahr 1192 mit der Ersterwähnung der St.-Michaelis-Kirche, die in einer Übersetzung und mit Erläuterungen abgedruckt wird. Der Rendeler Pfarrer Jörg Bickelhaupt wird über das Alter der Kirchen von Klein-Karben und Rendel sowie über die Baugeschichte der Rendeler Kirche berichten. Annäherungen an die Geschichte von St. Michaelis hat Heike Michel unternommen. Gertrud Großkopf ergänzt diese Mitteilungen mit Untersuchungen zu den Anfängen der Kirche und der Klöster in der südlichen Wetterau. Aus der Schulgeschichte Klein-Karbens berichtet Christel Klepp. Um die Ökologie des Dorfes hat sich Thomas Adam gekümmert, um die Leineweber in Klein-Karben Stefan Peter. Heike Michel schildert das Leben von Peter Geibel, dem bereits Heft 8 der Karbener Hefte gewidmet war. Ihre Lebenserinnerungen bietet neben Heike Michel auch Elfi Stenger. Willi Jöckel hat sich der Ortsgeschichte von 1933 bis 1939 angenommen. Schließlich wird auch über die Walpurgisnacht berichtet, in der die Klein-Kärber ihre Mädchen zu versteigern pflegten. hm

RADSPRT

ALSFELDER KRITERIUM, Sa. ab 14 Uhr, Start und Ziel An der Au, Hauptrennen über 76,5 km.

LIMBURGER CITY-KRITERIUM, So. ab 12 Uhr, Start und Ziel Dietzer Straße, Hauptrennen über 64 km.

Auch Kindern von Landwirten steht eine Kur zu Kreisbauernverband Main-Kinzig gibt Ratschläge und verschickt Formulare

MAIN-KINZIG-KREIS. Die Landwirtschaftliche Alterskasse hilft nicht nur den Senioren. Auch dem Nachwuchs der Bauernschaft stehen Leistungen zu, etwa ein Kinderheilverfahren, wenn Krankheiten vorliegen, deren Folgen die Erwerbsfähigkeit der Betroffenen auf Dauer beeinträchtigen könnten. Darauf hat der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Dr. Hermann Michel, hingewiesen.

Demnach werden solche Kinderkuren insbesondere bei Erkrankungen der Atemorgane, koronaren Beschwerden und Kreislaufproblemen, außerdem bei rheumatischen Krankheitsbildern, Allergien, Leber-, Nieren- und Drüsenschäden bewilligt. Die Behandlung dauert meistens sechs Wochen. Die Alterskasse übernimmt alle Kosten. Ein Eigenanteil muß nicht gezahlt werden.

Die Entscheidung über Beginn, Dauer, Art und Ort des Kinderheilverfahrens liegt bei der Alterskasse. Allerdings dürfen die Antragssteller Wünsche äußern, wo sie gerne hinfahren möchten. Die werden nach Möglichkeit berücksichtigt. Für die Kuren gibt es spezielle Heime an der See, im Mittel- und Hochgebirge. Die Aufenthalte können für Jungen und Mädchen ab dem vierten Lebensjahr gewährt werden. Heilbehandlungen werden nicht nur in Ferienzeiten angeboten. Dabei ergeben sich aber kaum Probleme, weil in den meisten Häusern Schulunterricht erteilt wird. Laut Hermann Michel ist sogar nachgewiesen, "daß viele Kinder nach dem Heilverfahren in ihrer Konzentrations- und Leistungsfähigkeit gestärkt und über 80 Prozent der Kinder ohne jede Schwierigkeit die schulische Ausbildung fortsetzen konnten".

Antragsformulare gibt es in den Bü- ros des Bauernverbandes in Hanau, Wächtersbach und Schlüchtern erhält- lich. hein

"Kleines, armes Helenchen", seufzt ein gestandener Hellene, auf die Reling gestützt, und schaut so gepeinigt wie Sisyphos, auf den wuchtigen Steinhaufen längsseits des Bootes. Kurz vor dem Ende Griechenlands und dem Anfang der Türkei schaukeln wir an der verlorenen Tochter des großen Hellas entlang. Ein scheinbar tragischer Felsbrocken, der, aller Phantasie nach nur von einem stinkbetrunkenen, wütenden Zyklopen an einem seiner schlechtesten Tage in grauer Antike von der lykischen Küste abgebrochen und mit Karacho ins gottverlassene Meer gedonnert worden sein kann.

Ja, wenn man nur am Rad der verworrenen Geschichte ein wenig dreht, gebiert das gute alte Symi sich täglich selbst. das gut Original symische Gewürze - Ingwer, Pfeffer, Koriander, Muskat und dazwischen auch etwas griechischer Rigani - lassen die alten Handelsbeziehungen mit Alexandria, Konstantinopel, Genua, Brüssel, Paris neu erstehen. Und die Fischauslagen in den olympischen Ta-

vernen möchten von einem Symi der Seefahrer zeugen, die gar nicht anders konnten, als dieser Bestimmung zu folgen: Gott Glaukos, "der Meergrüne", Erbauer der Argo und Weggefährte der Seefahrer, Taucher und Bootsbauer, entführte Symi, die Tochter des Königs Jalyssos, hierher und gab so der Insel den Namen und ihren Bewohnern die Profession. Die stammten aus Kleinasien und hatten vermutlich leichtes Spiel, die vier kurzen Seemeilen vom Wurfplatz des Zyklopen bis zum Steinberg im Meer zu überwinden. Und ringsum waren die Fischgründe üppig, bald wuchs Wald auf den Bergen, den sie für ihre Boote abholzen konnten . . . und so weiter. Und wenn sie Lykier waren, werden sie gegen Troja gezogen sein. Auch dort taucht ein Glaukos auf, unklar, ob Gott oder Sterblicher, in dessen respektabler Ahnenkette auch der windige Äolos ebenso wie Sisyphos und dessen Sohn Glaukos Platz halten. Eine nette Gesellschaft, der man gestalterischen Einsatz auf Symi gerne zutraut. Verworrenes Spinnrad der Mythen, an dem zu drehen dies verwehte Inselstück herausfordert, weil es so steinalt ist und pur die Frage nach dem Anfang aufwirft.

Das vorläufige Ende liegt in der Neuzeit. Viele Okkupatoren sind über das schwache Helenchen hinweggegangen. die Symianer haben ihnen, immer mit scheinbarer Anpassung und Unterwerfung, die Wucht des Anschlags genommen. Mit den türkischen Herren hielten sie über 200 Jahre lang Handelskooperation und zahlten keine Abgaben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahmen sie dann die Italiener als einer Art lästige Schutzmacht hin, die ihnen allerdings den ersten Schlag versetzte. Enteignungen führten zum Erliegen des Handelslebens und eine erste Auswanderungswelle kam ins Rollen, weshalb man heute die Bauten der römischen Herren acht- und teilnahmslos dahinrotten läßt wie Schandflecke der Niederlage. Denn Symi der Fels war ins Schlingern geraten und sollte sich über den dann zupackenden Zweiten Weltkrieg nicht mehr zentrieren können. Aber wen von den Touristen interessiert schon Dinos Vater, wie er, seit Jahr und Tag auf seinem Stuhl zwischen den Schwammkörben sitzend, immer noch den Berg vor seinem inneren Auge in die Luft fliegen sieht. Wie den Deckel eines Vulkankegels hätte es den Gipfel weggeblasen, als die Deutschen ein Munitionsdepot der Alliierten oberhalb der letzten Kirche gesprengt haben. Und die Symianer duckten sich unter dem Zorn der fremden Krieger. Wie Steinschlag wären die Bomben dann vom Himmel in die Keramikdächer geprasselt. Und danach - kam nie mehr Auf- sondern Abbau. Stein um Stein, Fenster um Tür, haben die Menschen den Rest ihrer Häuser demontiert und zum Materialwert verkauft, um eine Passage nach Amerika oder Australien zu ergattern. Zurückgeblieben sind gähnende Ruinen im Dorfgemälde und 2500 von ehemals 30 000 Einwohnern.

Was alle Seefahrer seit dreihundert Jahren tun, sollte man auch versuchen, nachdem man einmal die Kapelle besucht hat mit ihren verblaßten, ganz mythischen Deckenfriesen, mit der goldenen Ikone des heiligen Michael, an der Bündel von Devotionalientäfelchen angelagert wurden. Und nachdem man einmal draußen in dieser vollkommenen Ruhe am Klosterhafen stand: Ja, man sollte eine Flaschenpost abschicken, damit sie von einem heimwehkranken Seemann aufgefischt und zurückgesandt wird. Im Museum des Klosters ist alles gesammelt, was mit Kirche und Seefahrt verbunden ist, darunter Flaschen aus alter Zeit mit Streichholzschiffen im Bauch. Auch neuzeitliche Plastikbehältnisse gewisser Getränkehersteller hebt man, der alten Tradition verpflichtet, auf, selbst wenn sich nur die Visitenkarte eines Strandhotels darin befindet. Ja, eine Flaschenpost zum armen Helenchen schikken, c/o Panormitis!

, c/o Panorm Während die Touristen den Anblick von Symi bewundern, werden sie von den Fischern im Hafen ebenso anerkennend in Augenschein genommen.

(Bilder: Franz Frei)

(Zeichnung: Dietlof Reiche)

Manfred Klein, der dienstälteste deutsche Olympia-Teilnehmer, steuert die "Operation Gold 1992" Zunächst wollten die Ruderer das "Kielschwein" nicht haben Die Frau Mama brachte "Fips" ins Boot / Von Karl Adam gefördert / Als Fahnenträger zu klein? Abschied vom Achter Aus Barcelona berichtet unser Redaktionsmitglied Harald Stenger

Er heißt nicht nur Klein, sondern er ist auch klein. Offiziellen Angaben zufolge 1,70 m. Doch das ist "geschummel", exakt um einen Zentimeter. Manfred Klein, der Steuermann des Deutschland-Achters, hat dafür eine ganz eigenwillige Erklärung: "1,69 m hört sich weniger gut als 1,70 m an."

So weit, so gut. Die Größe des kleinen Mannes, der am Mittwoch von Frankfurt gen Barcelona einschwebte, ist derzeit aus einem anderen Grund im Gespräch. Die sechsköpfige NOK-Kommission mit Willi Daume an der Spitze hat den 44 Jahre alten Justizangestellten aus Berlin als einen der Kandidaten ausgedeutet, der mit der deutschen Fahne bei der Eröffnungsfeier ins Olympiastadion einmarschieren könnte. Die Entscheidung soll am Freitag bekanntgegeben werden. Unbestätigten Gerüchten zufolge sollen Kleins Chancen im Wettstreit mit Steffi Graf und anderen Größen nach den letzten Beratungen aber gesunken sein, weil er zu klein sein soll, um die Fahne bei widrigen Windverhältnissen zu tragen. Der routinierteste deutsche Olympia-Teilnehmer, der schon 1972 in München dabei war, wird es mit Humor zur Kenntnis genommen haben - so wie er in seinem bewegten Leben schon vieles bewältigt hat.

Daß Klein zum Rudern kam, verdankt er eigentlich nur dem Durchsetzungsvermögen seiner Mutter. Als er mit 14 noch reichlich schmächtig war und sie für ihn in der Nähe der Wohnung am Tegeler See eine Freizeit-Beschäftigung suchte, winkten mehrere Wassersport-Klubs ab. Segeln war zu teuer, für Schwimmen und Kanu fehlten die "Muckies". Da kam die Frau Mama auf die Idee, daß Steuermann das Ideale für den Filius wäre. Die Ruderer fanden das nicht so witzig: "Die wollten mich nicht, sie hat jedoch so lange auf den Jugendtrainer eingeredet, bis er zugestimmt hat." Bald sammelte er seine ersten Erfahrungen, indem er als "Kielschwein" auf einem breiten Wanderboot den Steuermann beobachten durfte. Der Regatta-Alltag in den darauffolgenden Jahren machte ihm zwar Spaß, aber er war wenig erfolgreich. Bis ihn der legendäre Ruder-Professor Karl Adam 1972 in Ratzeburg für den Achter entdeckte.

Kurz vor den Olympischen Spielen war Adam in Personalnöte geraten. Montags rief er daher bei Klein an, und mittwochs stellte der sich bereits zum Steuermann-Test beim Höhentraining auf dem Silvretta-See ein. Der fünfte Rang in München war freilich eine bittere Enttäuschung und die damit verbundene Medienschelte frustrierte Klein so sehr, daß er eigentlich nie mehr in einen Achter steigen wollte. Die Konsequenz: 1973 begab er sich für drei Jahre auf Weltreise.

Um so triumphaler war 1979 sein Comeback, denn mit dem Maschsee-Vierer gewann er Bronze bei der WM und damit seine erste internationale Medaille. Olympia-Gold sollte es ein Jahr später in Moskau werden, aber der Boykott kam dazwischen. 1988 in Seoul war es dann jedoch soweit, und zwar mit dem Achter, in den er eine Saison zuvor auf Initiative von Bundestrainer Ralf Holtmeyer umgestiegen war. Und seitdem steuert Klein, den alle "Fips" rufen, das deutsche Renommierboot auf Erfolgskurs - in Barcelona soll sich daran nichts ändern.

Trotz seines kessen Berliner Mundwerks ist Klein allerdings kein Typ, der große Töne spuckt. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall, und bei allem Ehrgeiz liegt ihm daher das Beweihräuchern des Nimbus der Unschlagbarkeit nicht. Erstaunlich ehrlich und nicht minder sachlich analysiert er auch die Gemeinsamkeiten im Achter vor dem Aufeinandertreffen der besten Ruderer der Welt auf dem Lake Banyoles: "Die Leistung steht bei uns über allem. Wir sind keine neun Freunde, aber wir wollen gemeinsam vorne sein. Allein dieses Ziel verbindet uns, alles andere zählt nicht und wäre gelogen." Mit seinen Gaben und Qualitäten will er in der kommenden Woche seinen Anteil zum angestrebten Erfolg beitragen.

Was er als Pendant zu den acht baumlangen Kerls zwischen 1,90 und 2,05 m im Boot macht? Klein lacht, denn er weiß nur allzu gut, daß kaum jemand eine genaue Vorstellung von den Aufgaben eines Steuermanns hat. Lingolf von Lingelsheim, der hauptamtlich tätige Bootsmeister des Deutschen Ruder-Verbandes, beschreibt das so: "Seine Belastung ist enorm hoch, und er ist wirklich gefordert. Von außen ist das für einen Laien nicht im geringsten abzuschätzen." Klein formuliert das simpler: "Ich soll so eine Art verlängerter Arm des Trainers sein, der die abgesprochene Taktik überwacht, die Gegner beobachtet und Kommandos gibt." War dazu früher die gute, alte "Flüstertüte" im wahrsten Sinne des Wortes Sprachrohr, so hat heute auch hier die moderne Technik ihren Einzug gehalten. Was der Steuermann bei der Konkurrenz sieht, was er bei der Zeitkontrolle und auf der Schlagzahl-Uhr abliest, übermittelt er per Mikrophon über eine eingebaute Verstärkeranlage mit drei Lautsprechern und reagiert damit zusammen mit dem Schlagmann entsprechend flexibel auf das aktuelle Geschehen.

Wenn nichts Überraschendes mehr dazwischenkommt, dann wird die "Operation Gold 92" für Manfred Klein vermutlich seine Abschiedsvorstellung im Achter, doch so ganz sicher ist er sich wiederum nicht. "Ich bin jetzt lange genug dabei. Wenn die Mannschaftskollegen in die Disco gehen, habe ich keine Lust mehr dazu. Aber man soll nie ,nie' sagen", will er erst nach Olympia seine Zukunftspläne definitiv entscheiden. Sein Wunsch: Er möchte seine Freizeit mehr genießen. Mal am Wochenende mit dem Fahrrad durch Berlin und Umgebung fahren, was nach dem Mauerfall zusätzlich reizvoll ist und neue Perspektiven bietet, mal in Ruhe das eine oder andere Bier trinken und nicht daran zu denken, das Steuermann-Normgewicht von 50 Kilogramm bringen zu müssen und damit die durch regelmäßiges Laufen abgespeckten Pfunde durch einen für seine Verhältnisse allzu legeren Lebensstil zu riskieren.

Doch selbst wenn Manfred Klein sich aus der aktiven Ruderszene zurückzieht, will er weiterhin zu vielen Regatten fahren und dann seinem zweiten Hobby frönen: dem Fotografieren. Der "Fips" hat immerhin ein eigenes Labor zu Hause, und seine Freundin ist von Beruf Fotografin. Eine "Marktlücke" für die gemeinsamen Interessen hat er nämlich schon entdeckt. Ruderbilder von den und für die Aktiven wollen sie anbieten.

Beim ersten Klingeln war die neue Telefonzelle noch verschnürt Gelbe Häuschen sollen Zug um Zug aus den Orten verschwinden - die neue Farbe ist Grau-Pink / "Nicht behindertengerecht"

KRONBERG. Gelb ist out, Grau-Pink ist in. Am Berliner Platz in Kronberg gegenüber der Stadthalle wurde gestern die erste Telefonzelle im Hochtaunuskreis im neuen Telekom-Design ihrer Bestimmung übergeben. "Ich glaubte, daß ich es der Stadt schuldig sei", meinte der Leiter des Fernmeldeamtes Eschborn, Franz-Josef Henkel, zu Bürgermeister Wilhelm Kreß und wies auf die gemeinsamen Gestaltungselemente der neuen Telefonzelle mit dem gläsernen "Tortenstück" der Stadthalle und der nagelneuen Überdachung des Tiefgaragenabganges hin.

Die neue Zelle hat eine Besonderheit: Man kann sich in ihr anrufen lassen. "Sie steht im schulischen Bereich", so Henkel. Wenn Kinder Probleme haben und länger als acht Minuten telefonieren wollen, können sie sich zurückrufen lassen.

Es funktioniert: Noch bevor der Telekomchef die passend zum neuen Design riesengroße grau-pink Plastikschleife, mit der das Häuschen symbolisch verschnürt war, aufgeschnitten hatte, klingelte drinnen das Telefon. Wer am anderen Ende der Leitung war, blieb unklar: Henkel ließ es läuten und ging nicht dran.

Das Telefon ist ein normaler Münzapparat. "Kinder haben meist 30 Pfennig in der Tasche", wies der Ingenieur noch einmal auf die Schulkinder.

Ein kombiniertes Karten-Münz-Telefon gibt es noch nicht. Kartentelefone wurden vor allem entwickelt, um den Münzkassettenknackern in den Telefonzellen das Handwerk zu vermiesen. Die Telekom bemüht sich, überall Münz- und Kartentelefone nebeneinander anzubieten.

Die neue Zelle gilt mit ihrer 85 Zentimeter breiten Tür, dem tiefergehängten Telefon und der abgesenkten Türschwelle als behindertenfreundlich. "Sie ist aber nicht behindertengerecht", empörte sich Kronbergs Behindertenbeauftragte Christa Jaenich, "dabei ist im Magistrat die Aufstellung eines sechseckigen Behindertentelefons beschlossen worden." Die Häuschen aber gibt es nach Henkels Worten nicht mehr.

Telefonhauben mit niedrig hängenden Telefonapparaten, die Behinderte problemlos vom Rollstuhl aus erreichen können, gibt es am anderen Ende des Berliner Platzes neben dem Kiosk. Dazu Christa Jaenich: "Wenn man mit dem Rollstuhl über das holprige Kopfsteinpflaster des Berliner Platzes bis dorthin fahren muß, hat man eine Gehirnerschütterung."

Mit dem neuen Telefon ist die Überprüfung aller Standorte von öffentlichen Telefonen in Kronberg abgeschlossen. "Wir nehmen uns eine Stadt nach der anderen vor", erläuterte Henkel. Als nächstes kommen Königstein und Bad Homburg an die Reihe. Nach und nach sollen überall die gelben Zellen durch die grau-pink Modelle ersetzt werden.

Bereits demnächst wird die Telefonhaube am Kronberger Bahnhof gegen das aktuelle Modell ausgetauscht. AW

Arrogante Ruppigkeit

Als regelmäßige Leserin der Interviews in der FR freute ich mich heute, mehr über Christine Weiske zu erfahren (FR vom 17. 7. 1992 "Wir können noch nicht so gut beißen, kratzen und treten").

Weniger erfreut, um nicht zu sagen erbost, hat mich allerdings die arrogante Ruppigkeit von Herrn Thomas Leif und H.-G.Legrand.

Dr. Ursula D. Nienhaus, Berlin

Neues europäisches Medien-Studium in Hessen Gesamthochschule Kassel kooperiert mit Universitäten in Dijon und Manchester

Bereits seit Jahren erleben Medien- oder Journalistik-Studiengänge einen wahren Boom in Deutschland. Jede Universität oder Fachhochschule, die etwas auf sich hält, richtet ein entsprechendes Studium ein, um im Zeitalter der sich vermehrenden Fernseh- und Hörfunkprogramme nicht als rückständig zu gelten.

In Kassel hat man nun nicht nur die Medien-Zeichen der Zeit erkannt, sondern vor allem die europäischen. Zusammen mit der Université de Bourgogne im französischen Dijon hat die Gesamthochschule Kassel einen - wie es langatmig heißt - "Internationalen Ergänzungsstudiengang Medienwissenschaften" eingerichtet. In einer ersten Modellphase, die drei Jahre dauern soll, werden pro Jahr insgesamt etwa 15 Studenten ausgebildet. Sie beginnen ihr Studium in Dijon und wechseln nach drei Monaten nach Kassel oder Manchester, das auch an dem Studiengang, der im Rahmen des europäischen ERASMUS-Programms gefördert wird, partizipiert.

Mit einer Abschlußarbeit beenden die Studenten ihre Ausbildung und erhalten dann ein Diplom bzw. Master in "European Media Studies".

Das Studium richtet sich an Studenten, die bereits in anderen Fachgebieten einen Abschluß (Magister, Diplom oder erstes Staatsexamen) haben und sich, weil sie möglicherweise im Medienbereich arbeiten wollen, das nötige Grundwissen in Medientheorie und -praxis aneignen wollen, wie Professor Ben Bachmair aus Kassel erläutert. Voraussetzung ist die Beherrschung der jeweiligen Sprachen.

Das Studium soll praxis-integriert ausgerichtet sein; Praktika sind als Bestandteil der Ausbildung vorgesehen. Zwei wesentliche Ziele werden verfolgt: "die theoretische Reflexion von Massenkommunikation und Medien in ihrem jeweiligen kulturellen und sprachlichen Umfeld" sowie "die Aneignung technischer Medien als eigene Ausdrucks- und Gestaltungsmittel, die von künstlerischer Praxis angeleitet wird".

Der Studiengang kann keine medienwissenschaftliche Fachausbildung leisten. Vielmehr, und das ist auch das Anliegen der Beteiligten, sollen Fachstudenten auf europäischer Ebene einen medienwissenschaftlichen Hintergrund erhalten und sich im weiten Praxisfeld der Medien orientieren können. Für welche konkreten Tätigkeitsfelder ausgebildet wird, erscheint noch unklar. Allerdings dürfte sich dies in der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Medien bei der Praktika- Gestaltung konkretisieren. Bei der Vorstellung des Studiengangs betonte Professorin Anne Piroelle aus Dijon, daß etwa 50 Prozent der Ausbildung von Medienpraktikern durchgeführt werden sollen.

Die Studenten für das erste Studienjahr stehen bereits fest und werden im Oktober in Dijon ihr Studium aufnehmen. Informationen über den Studiengang und über die Aufnahmekriterien gibt es bei: Professor Dr. Ben Bachmair, Gesamthochschule Kassel, Fachbereich 1, Nora-Platiel-Straße 1, 3500 Kassel, Tel.: 05 61 / 8 04 36 22. LOTHAR MIKOS

Halbzeit für die Reihe Jazz am Heimatmuseum

BAD SODEN. Die Samstagsreihe Jazz am Heimatmuseum hat Halbzeit: Sechs swingende Frühschoppen sind - wie Bürgermeister Kurt Bender (CDU) meint - mit Erfolg gelaufen.

Auch am Samstag, 25. Juli, wird die Straße "Zum Quellenpark" gesperrt, um Platz für die Zuhörer zu schaffen, wenn die "Dreamboat Serenaders" zu den Instrumenten greifen. Die Combo, die sich dem Swing der 30er Jahre widmet, wurde in den 80er Jahren vom verstorbenen Schwalbacher Kulturpabst "Loni" Abt gegründet und mit ihrem klassischen Jazz- Repertoire in der Region bekannt.

Natürlich bringt die Halbzeit auch einen Seitenwechsel: Mitglieder des Lions Clubs wechseln von der Zuschauerseite auf die der Akteure und sorgen während der kommenden sechs Samstage fürs leibliche Wohl. Dafür dürfen die Handballer der TSG den jazzigen Frühschoppen nun ohne Streß genießen.

Am 1. August spielt die La Vida New Orleans Jazz Band, eine Woche später Claus Jacobis Bottomland Orchestra. Am 15. dann läßt Joe Wulf mit den New Orleans Boys die Finger schnippen, die Ragtime Society ist für den 22. August angekündigt, und zum krönenden Abschluß gibt sich das Harlem Orchestra am 29. August die Ehre. ana

Starfucker mit Langstrumpf

OBERURSEL. "Ehrliche Musik, keine glatt grinsenden Schönlinge", "Der Rhythmus geht in die Beine", "Gänsehaut durch Superstimme" - Schlagzeilen, mit denen die "Starfucker" sich schmücken können: Am heutigen Donnerstag abend setzt die so gerühmte fünfköpfige Band mit dem anstößigen Namen den Schlußakkord unters Programm des Orscheler Sommers.

Dem angestammten Publikum auf dem Oberurseler Rathausplatz ist der Import aus dem Odenwald längst nicht mehr unbekannt. Die Musiker selbst verlangte es laut Jugendring danach, einmal wieder einen Gig im Orscheler Sommer zu bekommen, der besonderen Stimmung wegen.

Seit 1982 gibt es die Formation um den Sänger und Gitarristen Fritz Strössinger. Schnell hatten sie ihren Ruf als "Stones von der Bergstraße" weg. Die legendären britischen Vorbilder ihrer Musik ließen sich seinerzeit noch deutlich vernehmen. Inzwischen dominieren Eigenkompositionen das Programm der Starfucker, eine Mischung aus Bluesrock, Rhythm & Blues, Soul und Rock 'n' Roll. Den Sound produzieren neben Strössinger Biterulf Ickler (harp und vocals), Ralf Colin (guitar und vocals) Frowin Ickler (bass) und Christof Tremper (drums).

Oft schon hat das Quintett im Vorprogramm berühmter Kollegen wie Joe Cocker, Ulla Meinecke und Rodgau Monotones gespielt. Heute auf dem Rathausplatz haben die Starfucker selbst eine Vorgruppe: Ab 19 Uhr stehen "Pippi Langstrumpf und das A-Team" auf der Bretterbühne. mk

Selzerbachschule erhält eine neue Heizung

KARBEN. Die Selzerbachschule in Klein-Karben erhält für 100 000 Mark eine neue Heizung. Die jetzige Anlage sei zwar erst 20 Jahre alt, so Kreisschuldezernent Joachim Pollmar, dennoch seien die "Abgas- und Energieverluste außerodentlich hoch". Die Heizung der Grundschule soll nun auf Gas umgestellt werden. Ein neuer Brennwertkessel soll helfen, Energie einzusparen und den Schadstoffausstoß zu vermindern. Die Auftragssumme liege noch im vorgesehenen Kostenrahmen, so Pollmar. mu

Gewitterregen stoppen vorerst die Getreideernte

Bedingt durch die teilweise heftigen gewittrigen Regenfälle am Dienstag abend ist die Getreideernte rund um Frankfurt vorerst ins Stocken geraten. Wie ein Sprecher des Amtes für Landwirtschaft und Landesentwicklung in Usingen bestätigt, ist zwar die Gerste bereits abgeerntet. Die Roggenernte aber hatte gerade begonnen. Bis es weitergeht und die Felder richtig austrocknen, dürfte es Freitag werden.

Der Anteil der Gerste beträgt nur rund 20 bis 25 Prozent der Gesamtgetreideernte. Den Hauptanteil macht der Weizen aus, "und der muß noch eine Woche stehen", bestätigen Kreislandwirt Walter Cornel, Kalbach, und Karl Hans Mehl, einer der größten Getreideanbauer in Niedererlenbach. Insgesamt sei aber eine gute Ernte zu erwarten, wenn sie auch die Ausbeute des letzten Jahres nicht ganz erreichen dürfte. -vau

(Wetterkasten heute auf Seite 20)

Zulassungsstelle und Gesundheitsamt ziehen um ALL bekommt mehr Personal und braucht dafür Platz Von Joachim Mohr USINGEN. Durch den Ausbau des Amtes für Landwirtschaft und Landentwicklung (ALL) in Usingen braucht die Behörde wesentlich mehr Platz, als sie heute im alten Landratsamt zur Verfügung hat. Deshalb sollen das Gesundheitsamt und die Kfz-Zulassungsstelle umziehen. Amt für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft wird die Behörde in Zukunft heißen, und ihr sollen zusätzliche Aufgaben im Rahmen der Agrarverwaltung in Hessen übertragen werden. Geplant ist, die Zahl der Mitarbeiter von jetzt 23 auf 51 zu erhöhen. Zu den vorhandenen 500 Quadratmetern Bürofläche müßten nach den Vorstellungen des Amtes noch 500 hinzukommen. Im "Behördenzentrum" in der Obergasse sind heute neben dem ALL noch das Katasteramt, die Kfz-Zulassungstelle, das Veterinäramt und das Gesundheitsamt untergebracht.

Um den nötigen Platz zu schaffen, plant Landrat Jürger Banzer für das Gesundheitsamt neue Räume am Usinger Krankenhaus zu schaffen. Die Kfz-Zulassungsstelle soll am heutigen Bauhof der Gemeinde untergebracht werden. "Die Ämter und Außenstellen müssen alle in Usingen bleiben, aber ohne Umzüge innerhalb der Stadt geht es nicht", argumentiert Banzer.

Auf ein Datum für die Umzüge will sich die Kreisverwaltung jedoch nicht festlegen. "Die Umstrukturierungen werden Stück für Stück geschehen", erklärt Jürgen Conradi, Pressesprecher des Landratsamtes, "feste Zeitpunkte gibt es da nicht." Die Verlagerung des Gesundheitsamtes wäre im nächsten Jahr möglich, heißt es.

Der Ausweitung der Aufgaben des ALL soll Anfang des nächsten Jahres beginnen. "Das passiert allerdings nicht von heute auf morgen", sagt Angela Noss-Thelen, die stellvertretende Leiterin des Amtes, "und die neuen Mitarbeiter kommen auch nicht alle an einem Tag." Ende 1993 soll die Umstellung jedoch im Groben geschafft sein.

"In den momentan vorhandenen Räumen können die neuen Mitarbeiter auf Verbraucherberatung kippt keinen Fall untergebracht werden, in jedem Zimmer sitzen bereits zwei Leute", äußert Angela Noss-Thelen. Zur Zeit ärgert sie jedoch ein ganz anderes Problem. "Viele Besucher der Zulassungsstelle sitzen im Treppenhaus auf den Stufen und blockieren den Weg", berichtet sie.

Die Aufgaben des ALL reichen heute von technischer Beratung der Landwirte, Informationen über Pflanzenschutz, artgerechte Tierhaltung, Ausweisung von Wasserschutzgebieten über Dorfentwicklung bis hin zu Verbraucherberatung. Die Verbraucherberatung wird in Zukunft jedoch den Verbraucherverbänden überlassen. Der Amtsbezirk umfaßt die Landkreise Hochtaunus, Main-Taunus und Offenbach und Frankfurt. Rund 1400 landwirtschaftliche Betriebe existieren im gesamten Bezirk noch. Von den 650 im Hochtaunuskreis können 170 noch als Vollerwerbshöfe bezeichnet werden.

Das künftige Amt wird in die Bereiche Landwirtschaft, Regionalförderung, Lanschaftspflege und Flurneuordnung gegliedert sein. Einer der Schwerpunkte der Arbeit wird die Regionalförderung sein, speziell die Dorfentwicklung.

Messerschnitte im Gesicht: spontane Aggression oder Racheakt? Bewährungsstrafe für Angeklagten, der Ex-Lebensgefährtin und ihren neuen Freund verletzte

"Hier geht es um männliche Aggression, die mit Macht zu tun hat." Der Verteidiger des Angeklagten brachte es auf den Punkt. Daß es sich dabei um eine strafrechtlich mildernde "spontane Aggression" und keinen geplanten Racheakt gehandelt habe, so der Anwalt in seinem Plädoyer, änderte jedoch nichts an den schlimmen Folgen: Der 37 Jahre alte Medizinstudent aus dem Sudan hat mit einem 22 Zentimeter langen Schlachtermesser dem neuen Freund seiner Ex-Freundin das Gesicht zerschnitten und sie an Kopf und Oberarm verletzt.

Der Angeklagte hielt bis zum Schluß daran fest, sich nur verteidigt zu haben. Erst als seine Ex-Freundin unter dem Eindruck der Erinnerung nur mühsam und unter Tränen dem Gericht schilderte, was sich in der Nacht des 23. Juli 1991 in ihrer Wohnung abgespielt hatte, machte er einen von seinem Anwalt angeregten Versuch, die Tat einzuräumen. In seinem Bemühen, dabei soviel wie möglich zu verharmlosen, mißglückte dieser Versuch eines Geständnisses.

Die Zeugin, eine 46 Jahre alte Anwaltssekretärin, hatte erzählt, daß sie in dieser Nacht gegen 1 Uhr plötzlich von einem Geräusch am Fenster aufgewacht sei. Sie habe dann ihren Ex-Freund mit einem unbekannten Mann durchs Fenster einsteigen sehen und sich vor Schreck im Bett aufgesetzt.

Auch ihr neuer Freund, der neben ihr schlief, sei davon aufgewacht. Bevor sie noch habe reagieren können, sei der Angeklagte auf sie losgegangen und habe sie so stark ins Gesicht geschlagen, daß sie mit dem Kopf gegen die Wand geknallt sei und eine Platzwunde hinter dem Ohr erlitten habe.

Ihr Freund schilderte, daß ihm dabei der zweite Mann auf arabisch zugerufen habe, sich ganz ruhig zu verhalten und sich nicht zu rühren. Ansonsten habe der Unbekannte nur zugeschaut. Dann, so die Zeugin weiter, rannte der Angeklagte in die Küche, holte sich ein Schlachtermesser, kam zurück und "fuhr damit quer durchs Gesicht meines Freundes". Anschließend habe er sich auf sie gestürzt, ihr den Morgenmantel zerschnitten, wobei er sie am Oberarm verletzte. Dabei habe er sie aufs Schlimmste als Hure beschimpft und gedroht, sie aufzuschlitzen. Kurz darauf, sie wisse nicht wie, habe plötzlich von Nachbarn alarmierte Polizei im Zimmer gestanden und habe ihn festgenommen.

Der Angeklagte dagegen behauptete, ganz normal mit einem Schlüssel durch die Tür gekommen zu sein, um einem Landsmann ein Quartier für die Nacht zu geben. Obwohl sich seine Freundin Tage zuvor endgültig von ihm getrennt hatte, meinte er, weiterhin Ansprüche erheben zu dürfen. Es habe schließlich immer ein Hin und Her zwischen ihnen gegeben, erklärte er. Als er dann ins Schlafzimmer gekommen sei und das Licht angemacht habe, sei der Liebhaber seiner Freundin erschreckt aufgesprungen und habe ihn sofort mit einem Messer bedroht, das er wohl unter dem Kopfkissen versteckt habe. Bei der anschließenden Rangelei, habe sich der andere "ein bißchen geschnitten". Von Verletzungen seiner Ex-Freundin wußte er gar nichts.

"Das klingt wie eine Geschichte aus Tausendundeiner Nacht". So deutlich das Gericht auch Zweifel an dieser Aussage zum Ausdruck brachte, der Angeklagte hielt unbeirrt an seiner Notwehrversion fest. "Es ist wohl naiv, von einem Araber ein Geständnis zu erwarten.

Hier spielt eben die Mentalität eine Rolle", erklärte Schöffenrichterin Claudia Zeller am Ende und verurteilte ihrerseits unbeirrt den Mann wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von 14 Monaten mit Bewährung. Außerdem muß er auf Anregung seines Verteidigers eine Geldbuße von 5000 Mark an die Einrichtung "Gewalt gegen Frauen" zahlen. sol

Gemeinschaftswanderung

KARBEN. Zu einer Gemeinschaftswanderung mit dem VHC Nidda treffen sich die Karbener Wanderer des Vogelsberger Höhenclubs am Sonntag, 26. Juli, um 8.30 Uhr auf dem Parkplatz am Hessenring. Von hier aus geht es mit einem Kleinbus in Richtung Bad Orb. Gastwanderer sind herzlich willkommen.

Wissenswertes über das Rentenrecht der Frauen

MAIN-KINZIG-KREIS. Wissenswertes über das Rentenrecht der Frauen, garantiert nicht in unverständlichem Beamtendeutsch, verspricht der Landtagsabgeordnete Ronald Battenhausen (SPD), der ein entsprechendes Faltblatt der Hessischen Landesregierung anpreist.

In der Broschüre wird darüber informiert, wie die Anträge für die Rente auszufüllen sind, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, daß eine Frau Erwerbsunfähigkeitsrente bekommt, wann die Erziehung von Kindern angerechnet wird, wer Hinterbliebenenrente beanspruchen kann, wie frau eine Kur beantragt und was freiwillige Beiträge für Vorteile haben.

In diesem Zusammenhang weist Battenhausen darauf hin, daß es im Rentenrecht mittlerweile einige Verbesserungen für die Frauen gebe. So werde deren Arbeit in der Familie mittlerweile ein wenig gewürdigt, vor allem bei der Kindererziehung und der Pflege von Angehörigen. Die Informationsschrift ist kostenlos beim Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung, Dostojewskistraße 4, in Wiesbaden erhältlich. hein

Letzte Testspiele der Oberliga Marburgs Fußballer lösen sich vom VfL

Die Generalproben der Oberligisten Rotweiß Frankfurt (4:2 in Spvgg. Neu-Isenburg), FV Bad Vilbel (4:1 bei der Spvgg. Fechenheim), Rot-Weiß Walldorf (6:2 beim SV Bischofsheim) und SV Wiesbaden (3:2 in Wolfskehlen) sind vom Ergebnis her gelungen. Die Rotweißen kamen beim Landesligisten Neu-Isenburg durch Morhardt (49.) und Kunz (59.) zur 2:0 Führung, die Bürkle (67.) und Abarkane (76.) egalisierten. Schneidt (77./FE) und Kunz (87.) stellten den Endstand sicher. Bad Vilbels Trainer Rübenach testete beim Sieg in Fechenheim noch einmal 19 Spieler, nur die Rekonvaleszenten Doerk und Pfaff fehlten. Mit Haigis und Webert disponiert er am Freitag nicht.

Ein Novum steht der Oberliga Hessen ins Haus: Der VfL Marburg hat dem HFV mitgeteilt, daß er den Abgang seiner Fußballabteilung akzeptiert und keine Absicht hegt, weiterhin Fußball zu spielen. Da jedoch die Eintragung des geplanten Nachfolgers VFB 1905 Marburg in das Vereinsregister noch nicht erfolgt ist, startet der VfL Marburg am Samstag in die Saison und soll nach Eintragung ins Vereinsregister und Überprüfung aller Unterlagen im Laufe der Runde durch den VfB Marburg abgelöst werden. hdp

"Music Power" zu Gast SCHÖNECK. Im "Starclub" Oberdorfelden tritt heute die Formation "Music Power" auf. Einlaß ist um 19 Uhr.

In den Redaktionen hängt der Haussegen schief Schweizer Verleger wollen Journalistengehälter und -honorare kürzen: Streikbereitschaft?

Zwischen den Zeitungs- und Zeitschriftenverlegern im Lande des traditionellen Arbeitsfriedens sowie den Schweizer Medienschaffenden hängt der Haussegen schief. Ursache dafür ist das liebe Geld, von dem die Herausgeber der 221 Tages- und Wochenzeitungen, 65 Publikumszeitschriften sowie 875 Fachzeitschriften nachweisbar beträchtlich weniger einnehmen, weil im "zeitungsreichsten Land der Welt" seit über zwei Jahren nur noch eines wächst: die Anzeigenflaute.

Die "Leute, denen es nicht zum Schriftsteller gereicht hat", wie sich der Schaffhauser Präsident des Schweizerischen Verbandes der Zeitungs- und Zeitschriftenverleger (SVZ), Max U. Rapold, über Redakteure und Journalisten einmal geäußert hat, werden in den Verlagsbuchhaltungen derzeit vor allem als Kostenfaktoren gesehen. Eigentlich sollten die Verleger diesen Sommer mit den Organisationen der Medienschaffenden, dem Schweizer Verband der Journalistinnen und Journalisten (VSI/rund 7400 Mitglieder) und der gewerkschaftlich-kämpferischen Schweizerischen Journalistinnen- und Journalisten-Union (SJU/4000), einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (Kollektivvertrag) aushandeln. Letztmals im Jahre 1990 setzten die drei ungleichen Partner ihre Unterschrift unter ein gemeinsames Vertragswerk "mit dem Ziel, unter Aufrechterhaltung einer möglichst großen Zahl selbständiger Redaktionseinheiten den Bestand einer freien, vielgestaltigen und wirtschaftlich gesunden Schweizer Presse sicherzustellen".

Zu diesem Basisvertrag gehören auch die vereinbarten Mindestansätze für Honorare an freie Journalisten und Fotografen sowie die Minimalgehälter für Redaktionspersonal. Im Hinblick auf eine Totalrevision des Kollektivvertrags, die ab 1. Januar nächsten Jahres rechtskräftig werden sollte, haben nun die Verleger neue Zahlen vorgelegt, welche Bestürzung hervorriefen.

Die VSJ-Medienleute gaben sich am 22. Mai dieses Jahres in einer Delegierten- Resolution "entrüstet über den Vertragsentwurf der Verleger", und die SJU-Spitze zürnte, die Zeitungseigner wollten vor allem freierwerbende Presseleute auf Kurzfutter setzen, "um deren Arbeit billiger einzukaufen ganz wie frühe Fabrikherren von Heimarbeiterinnen". Die angebotenen Entschädigungen deuten tatsächlich in diese Richtung. Deutlich unter den jetzt gültigen Ansätzen soll ab nächstem Jahr getextet und fotografiert werden in der Schweiz, wünschen sich die Verleger, weil "veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen" vor allem die Lokal- und Regionalpresse an "unrealistischen Mindestansätzen" verbluten lasse.

Um das zu verhindern, möchten die Zeitungseigentümer je ein separates Abkommen für freischaffende und für festangestellte Journalisten und Redakteure aushandeln. Die Mindesthonorare für freie Journalisten würden demnach um durchschnittlich dreißig Prozent gesenkt, beispielsweise von heute 307 Schweizer Franken Tagespauschale (rund 340 DM) auf künftig 211 Franken (230 DM). Pressefotografen hätten gar für vierzig Prozent weniger auf den Auslöser zu drücken und sich mit 67 statt 89 Franken pro Erstbild sowie 48 statt 64 Franken für weitere Aufnahmen zu begnügen.

Für "angehende Journalisten" dürften nach SZV-Vorstellungen die Gehälter der ersten drei (statt wie heute zwei) Jahre auf Redaktionen nur noch 2000 Franken (rund 2400 DM) statt wie jetzt 2900 bis 4000 Franken (3500 bis 4800 DM) betragen. Als neuer Minimallohn für Redakteure, ungeachtet der aktiven Berufsjahre, werden 4500 Franken (5400 DM) angeboten. Heute kann ein Berufsredakteur ab dem 21. Wirkungsjahr auf einem Mindestgehalt von 6300 Franken (7600 DM) beharren. Schlechter gestellt werden nach Verleger-Zielsetzungen die Redaktionsmitarbeiter auch bei der Kompensation von Nacht- und Wochenendarbeit, Urlaub und anderem mehr. Alles in allem würden im Falle einer Festschreibung diese Arbeitsbedingungen ungefähr denjenigen gelten, die ums Jahr 1980 in der Schweiz branchenüblich gewesen waren. Für SJU-Co-Präsident Bernd D. Niebuhr in Bern ist das alles "ein skandalöser Affront der Verleger". Dem hält Verlegerpräsident Rapold Kühl rechnend entgegen: "Wir wissen um die große Bedeutung der Journalisten für die Verlagsunternehmen. Wir können aber nur Bedingungen zugestehen, die wir auch wirtschaftlich verkraften können."

Weil gleichzeitig in der deutschsprachigen Schweiz gleich mehrere traditionsreiche Titel von Klein- und Regionalblättern verschwinden, in der französischsprachigen Schweiz in Verlagshäusern Kurzarbeit und Entlassungen schon an der Tagesordnung sind sowie Fusionen einst unversöhnlicher Konkurrenten öffentlich erörtert werden, sitzen die Medienschaffenden diesmal wohl am kürzeren Hebel. "Besitzstand wahren", so lautet die Zielbezeichnung von VSJ und SJU als Arbeitnehmerorganisationen, und von Einkommensverbesserungen oder gar mehr Urlaub und Mitsprache ist längst keine Rede mehr. Bereits macht sich da und dort Streiklust breit, vor allem in Genf und Lausanne. Selbst der traditionell gemäßigte VSJ kommt inzwischen zum "Eindruck, daß der Verlegerverband bewußt eine Klimaverschlechterung provoziert" und damit allermindestens ab 1993 einen vertragslosen Zustand anstrebe, damit die einzelnen Herausgeber die Arbeitsbedingungen für ihre Häuser eigenständig neu formulieren könnten. Sicherheitshalber ließ sich darum die VSJ-Verbandsspitze ermächtigen, "im Falle eines Scheiterns weiterer Verhandlungen mit den Verlegern in einer Urabstimmung die Bereitschaft der Journalisten zu Kampfmaßnahmen zu ermitteln". Für Scheizer Verhältnisse des sonst grundsoliden Arbeitsfriedens ist solche Meinungsforschung über Streikbereitschaft bereits ein höchst aufsehenerregender Vorgang. PETER AMSTUTZ

Ein Liegestuhl-Schuppen als Hexenhaus: Die Opernwerkstatt probt "Gretel und Hänsel" Und Gänse flattern aus den Kulissen Wochenende im Kurpark Von Constanze Angermann BAD HOMBURG. Mit lautem Krach landet der Kinderschuh auf dem Holzboden der Bühne im E- Werk. "Das war der Böller. Und jetzt kommt die Hexe!" Die Regieanweisung ist nicht zu überhören. Doch nur mit mächtiger Stimme kommt Sozialarbeiter Otto Mayr gegen des Stimmengewirr, gegen das Lachen der zwölf Kinder an. Die 14jährige Jessica jedoch hat ihn erhört und pirscht sich leise kichernd mit ihrem schwarzen Hexenhut und gespreizten Händen langsam an ihre Opfer heran. "Mmh, ich rieche Kinderfleisch." - Im E-Werk proben die Kinder und Jugendlichen im Rahmen des Homburger Sommers bis zum Wochenende "Gretel und Hänsel", ein Singspiel. Das hat das Werk der Kinder, die unermüdlich bei der Sache sind, mit der Oper von Humperdinck gemeinsam: Die Geschichte von Gretel und Hänsel, die sich im Wald verirren, schließlich am Hexenhaus ankommen, beinahe von der Hexe gefressen werden und am Ende doch über das Böse siegen. "Das Böse ist bei uns sogar noch klarer, die Figuren deutlicher", erläutert Andreas Moschner, der am Klavier mit den Kindern die Lieder einübt. Dabei soll nicht nur die Handlung durchschaubar bleiben. Auch mit der Musik müssen die Mimen zwischen fünf und 14 Jahren zurecht kommen.

"Wir können uns nur herantasten", beschreibt Moschner die Arbeit mit den Kindern. Mehrmals wurden Text und Musik gekürzt, um die Darsteller nicht zu überfordern und den Kindern den Spaß an der Sache zu erhalten. Ohnehin dient Humperdincks Oper nur als Vorlage.

Einige Motive verwendet Andreas Moschner, um das Spiel der Kinder mit Musik zu unterlegen. Die Gassenhauer der Oper wie "Suse, liebe Suse" oder "Ein Männlein steht im Walde" singen dagegen alle gemeinsam und brauchen dann auch kaum noch die Unterstützung durch das Klavier, das sie auch bei der Aufführung begleiten wird.

Bei "Suse, liebe Suse" sind die Kinder aber noch ganz anders gefordert: In mühevoller Arbeit hat ihnen Andreas Kühl beigebracht, wie sie die Hände auf dem Rücken wie Flügel flattern lassen können, so daß jeder im Publikum merkt, daß hier ein ganzer Schwarm schnatternder Gänse aus den Kulissen auftaucht. Der Tänzer, der in verschiedenen freien Ballettgruppen mitwirkt, findet die Arbeit mit den Kindern "spannend und interessant, aber auch ganz schön anstrengend". Immer wieder läßt er die Gänse den Einsatz proben, obwohl die Kinder "immer meinen, daß es, wenn sie es zweimal geprobt haben, schon perfekt ist".

"Wie war ich?" - das findet auch die neunjährige Hannah ganz wichtig. Sie, die von ihrer Mutter mit der Opernwerkstatt überrascht worden ist, hat die Rolle der Gretel übernommen und macht große Augen, wenn Andreas Kühl erklärt, wie sie ihren Bruder Hänsel bei den Händen nehmen soll. An den Kindern, die weder tänzerisch noch musikalisch vorgebildet sind, beeindruckt den Tänzer vor allem, daß "wir es schaffen, das Stück innerhalb einer Woche auf die Bühne zu bringen". Mit allen Unzulänglichkeiten. "Die Kinder sollen hier auch Spaß haben", betont Otto Mayr. Und wenn es am Ende der Woche noch nicht ganz perfekt sei, "dann sagen wir halt: 'Meine Damen und Herren, Sie sehen eine Hauptprobe'". Den Kindern erzählt er das allerdings nicht. Denn die sind mit allem Ernst und Einsatz dabei und unterbrechen die anstrengende Arbeit am Singspiel nur zum Duschen auf dem Hof oder zum Eis essen. "Wir verlangen hier den Kindern ja Suse, liebe Suse wirklich etwas ab", versichert Andreas Moschner. Deshalb achten die Betreuer darauf, daß es auch Pausen zwischen den Proben gibt. Sonst wandern ihnen die ansonsten durchaus singspielwütigen Kinder ab. Wie der fünfjährige Mischa, der den Raben spielt und nun, als er müde ist, einfach am Rande des Seitenpodestes sitzenbleibt, während die anderen zum vierten Mal den Reigen zur Melodie "Brüderchen, komm tanz mit mir" proben. Erst als er sein Rabenkostüm anprobieren darf, kommt wieder Leben in seine kleinen Beine, und er strahlt, als ihm Wolfgang Kellermann den gelben Schnabel aus Pappe überzieht. Kellermann malt gemeinsam mit den Kindern das Bühnenbild. Auch Ingrid Selge sorgt dafür, daß das Stück schließlich aufgeführt werden kann: Die freiwillige Helferin näht die Kostüme.

Da die Kinder, wie sich zu Beginn der Woche herausstellte, die Szene im Wald am interessantesten finden, wird das ganze Stück um das Hexenhäuschen herum spielen. Mit Bonbons und Keksen muß das Objekt der Begierde noch hergerichtet werden. Gefunden ist es schon: eine Hütte im Kurpark, in der normalerweise Liegestühle gelagert werden. Dort werden "Gretel und Hänsel" am Wochenende dreimal zu sehen sein.

&blt; Das Singspiel wird am Samstag, 25. Juli, um 16 Uhr und am Sonntag, 26. Juli um 11 und 16 Uhr im Kurpark nahe dem Elisabethenbrunnen aufgeführt. Der Eintritt ist frei.

Kampagne gegen den Karenztag

MAIN-KINZIG-KREIS. Eine Informationskampagne über die Einführung einer Pflegeversicherung bei gleichzeitiger Beschneidung des Krankengeldes für die Arbeitnehmer durch den sogenannten Karenztag will die IG Metall im Main- Kinzig-Kreis jetzt in Hanauer Betrieben starten. Gewerkschaftssekretär Michael Pilz begründet die geplante Mobilmachung der Arbeitnehmer mit der einseitigen Belastung, die den abhängig Beschäftigten ins Haus steht. Die sollen nämlich zweimal gemolken werden, weil die FDP den Unternehmern keine zusätzlichen Lasten aufbürden wollte.

Im Gegensatz zu den ursprünglichen Vorstellungen von CDU / CSU und der SPD sollen die Versicherten zum einen unter dem Dach der gesetzlichen Krankenkassen einen Beitrag von 0,8 Prozent ihres Lohns für die Pflegeversicherung opfern. Darüber hinaus sollen sie bei dem jeweils ersten Krankheitstag auf ihren Lohn verzichten. Sozial- und Christdemokraten hatten sich dagegen für ein Modell stark gemacht, wobei Arbeitgeber und -nehmer sich die Kosten wie bei der Krankenversicherung geteilt hätten.

Michael Pilz: "Es ist schon extrem ungerecht, wenn der Arbeitgeber im Krankheitsfall weiterhin fröhlich seine Gewinne einstreicht, während man die kleinen Leute durch Einschnitte in die Lohnfortzahlung zur Kasse bitten will." Nach seinen Berechnungen kostet so ein Karenztag die Betroffenen jedesmal mehr als 100 Mark. Besonders die Geringverdienenden treffe die Absicht der Regierenden ins Mark: "Für alleinerziehende Frauen in den unteren Lohngruppen geht eine solche Regelung endgültig an die Existenzgrundlage. Sie müssen sowieso schon darüber nachdenken, ob sie sich noch einen Urlaub leisten können."

Die Gewerkschaften haben der Koalitionsabsicht offen den Kampf angesagt. Michael Pilz: "Die IG Metall wird diese soziale Errungenschaft, die Metallerinnen und Metaller in einem 16wöchigen Streik 1956 in Schleswig-Holstein erkämpft haben, nicht wieder freigeben. Die Arbeitnehmervertreter rufen deshalb dazu auf, sich an der für den 8. August in Maintal geplanten Demonstration zu beteiligen. hein

"Mir macht diese Sprache Sorge, die in Deutschland aufkommt" Rundfunk-Interview mit dem General a. D. Gerd Schmückle/Massiver Widerspruch gegen "Lehnstuhlstrategen" der Parteien

Zur Diskussion um die Rolle der Bundeswehr nahm am Mittwoch früh, vor Beginn der Bundestagsdebatte, in einem Interview des Deutschlandfunks der General a. D. Gerd Schmückle Stellung. Schmückle (Bild: AP) stand früher dem damaligen CSU-Politiker Franz-Josef Strauß nahe und war von 1957 bis 1962 dessen Pressereferent, als Strauß das Amt des Bundesverteidigungsministers bekleidete. Von 1978 bis 1980 diente Schmückle als stellvertretender Oberbefehlshaber der NATO. Wir dokumentieren das Interview in Auszügen. Frage: Wer drängt denn Ihrer Ansicht nach stärker auf eine aktivere Rolle der Bundeswehr, die Verbündeten oder unsere Politiker?

Schmückle: Ich glaube, es ist ein Teil unserer Politiker. Es ist ja gar keine Frage. Wir haben bisher 40 Jahre lang eine sehr erfolgreiche Politik der Kriegsverhinderung in Deutschland betrieben und nun wird plötzlich umgestellt auf eine Art von Kriegsführungspolitik. Verbal wurde das vorangebracht vor allem durch den deutschen Außenminister, und ich habe die Sorge, daß es nur ein kleiner Schritt noch ist, bis dann Kriegseinsatz gefordert wird. Und wenn die Meldung stimmt, haben ja gestern bereits zwei Bundestagsabgeordnete in der Tat gefordert, daß Kriegseinsatz in Jugoslawien erfolgen soll durch Luftwaffeneinsätze. Ich halte das für eine abenteuerliche Politik.

Wie erklären Sie sich die Ungeduld, was brennt den Politikern auf den Nägeln? Ich weiß wirklich nicht, was ihnen auf den Nägeln brennt. Der Balkan ist nicht vergleichbar mit dem Golf-Krieg und ich glaube, daß der Golf-Krieg manche Herren zu der Verführung gebracht hat, daß man einen Krieg so rasant und so gut hinter sich bringen kann, wie das die Amerikaner im Golf gemacht haben. Aber das ist im Balkan nicht möglich. (. . .) Das sind Lehnstuhlstrategen, die jetzt sagen, also man soll da mal Raketenstellungen beschießen, als ob dann mit einem Krieg, der von Banden geführt wird, der von Scharfschützen geführt wird, von Teilen einer Armee, die sich längst von jeder politischen Führung freigemacht haben, die auf die politische Führung pfeifen, das ist grotesk. (. . .)

Ich sah Sie kürzlich zufällig in einer Fernsehdiskussion und hörte Sie gerade noch sagen ,Stoppt Kinkel'. Also den Außenminister Klaus Kinkel. Was haben Sie damit gemeint?

Nun, Kinkel hat eine Sprache, die mir überhaupt nicht gefällt. Man kann in so schwierigen Situationen, wie sie jetzt im Balkan entstanden sind, kann man nicht so forsch daherreden und nun sagen, nun ja, also, nun haben wir's entschieden und probier'n wir's eben mal. So geht das wirklich nicht. Das sind Menschen, die da runter fliegen müssen oder die jetzt auf dem Schiff sind, die mich sehr besorgt machen, ob die nicht in ein Desaster da unten reinrutschen, das natürlich Herr Kinkel auch nicht will. Aber die Sprache, die er hat, führt eben doch sehr, sehr nahe an kriegerische Einsätze heran. (. . .) Wenn wir zum dritten Mal auf den Balkan gehen in diesem Jahrhundert, 1914, dann 1941 und nun noch einmal, dann kann ich nur sagen, Hände hoch und Finger weg von dieser Geschichte.

Herr Schmückle, in gut zwei Stunden beginnt in Bonn die Sondersitzung des Bundestags. Inzwischen - Sie haben es schon angesprochen - haben ja einige Unions-Abgeordnete schon weitergehende Forderungen gestellt. Da geht es nicht nur, wie Sie sagten, um Luftangriffe, sondern auch um Landoperationen. Es geht dabei beispielsweise um einen Versorgungskorridor für die Bevölkerung. Was sagt dazu der Militärfachmann?

Dazu brauchen sie einen solchen Aufwand, heute schon vielleicht von 30 000, 50 000 Mann. (. . .) Und es sind ja keine Nationen, die sich bekämpfen. Da gibt es keine Fronten, die Fronten sind völlig ineinander verkeilt. Wie will man denn da nun plötzlich mit militärischen Operationen gar der Bundeswehr Ordnung schaffen? (. . .)

Mir macht diese Sprache Sorge, die so schnell und so plötzlich in Deutschland aufkommt. Und wir bräuchten heute bei diesen gewaltigen Problemen der Vereinigung überhaupt nichts dringender, als alle Krisen von unserem Land fernzuhalten. Es gibt ja auch einen pflichtgemäßen nationalen Egoismus immer noch. Wir können nicht einfach sagen, nun gehen wir da runter und schaffen Ordnung. Das ist auch nicht unsere Aufgabe.

Und es ist einfach völlig neu, was die Bundesregierung macht. Sie schickt Soldaten in ein Kriegsgebiet, das hat es bisher noch nicht gegeben. Sie engagiert sich risikoreich außerhalb der deutschen und der Allianz-Grenzen und sie agiert jenseits des NATO-Vertrags, der sie ja nur verpflichtet, zum Schutz des deutschen und des NATO-Gebiets militärisch aktiv zu werden. Das ist alles neu. Gut, da kann man drüber diskutieren, da muß man drüber reden, aber den Kriegsschauplatz Balkan sich dazu auszusuchen, um Muskelspiele zu machen, militärische, halte ich für abenteuerlich.

Am Regenrohr hoch in den dritten Stock

OBERURSEL. "Akrobatische Fähigkeiten, schwindelfrei" könnte die Täterbeschreibung bei einem Einbruch in eine Wohnung im Eschbachweg in der Nacht zum Dienstag heißen. Der Langfinger hangelte sich nämlich laut Kripo an einem Regenrohr empor zu einem im dritten Stock gelegenen Balkon. Über die Tür schlich er sich in die Wohnung und entwendete eine verschlossene Stahlkassettte mit Reisepaß und Sparbuch sowie etwa 270 Mark Bargeld. Samt seiner Beute seilte er sich wieder über den blechernen Kanal ab. Die Geschädigte verschlief den ungebetenen Besuch. mk

Abschied von 0037

In aller Stille hat sich in diesen Tagen die telefonische Wiedervereinigung Deutschlands vollzogen. Die über drei Jahrzehnte währende Spaltung in Gestalt der "Ausland"- Vorwahl 0037 für die inzwischen von der Geschichte mit Recht hinweggefegte DDR ist soeben getilgt worden. Vom Ausland her ist nun ganz Deutschland unter den einheitlichen Zahlen 0049 erreichbar, ein Code, der bisher nur für den westlichen Teil gegolten hatte. Schon wenige Tage zuvor hatte die vom SED-Regime konsequent betriebene Spaltung Berlins in zwei getrennte Ortsnetze ihr Ende gefunden.

Hinter diesen nüchternen Nachrichten verbirgt sich eine beispiellose technische Leistung. Sie wurde von Managern, Ingenieuren und Technikern der Deutschen Bundespost Telekom realisiert, die in den Medien allzu gern kritisiert, selten aber einmal gelobt wird. Die Bundespost hatte in Ostdeutschland ein steinzeitlich unterentwickeltes Kommunikationsnetz mit trostlos antiquierter Technik der zwanziger Jahre und jämmerlichen 900 000 Privatanschlüssen für einst 17 Millionen Einwohner vorgefunden. Gleichzeitig brach sich mit der staatlichen Wiedervereinigung Deutschlands eine lawinenartige Nachfrage nach Millionen Telefonanschlüssen und verhundertfachter Leitungskapazität Bahn.

Daß heute ein großer Teil dieses Bedarfs bereits befriedigt werden kann, vor allem was Leitungen und Übertragungsqualität betrifft, ist eine technische Meisterleistung. Ebenso die Beseitigung der von der DDR perfektionierten Spaltung Berlins durch die infame Ausgabe zehntausender Telefonnummern, die bereits in West-Berlin vergeben waren. Sie wurde soeben mit einem Sonderprogramm binnen weniger Monate technisch elegant rückgängig gemacht.

Die Überlagerung des maroden ostdeutschen Leitungsnetzes durch ein teils schon in Glasfaser- und Digitaltechnik ausgeführtes "Overlay-Netz" ist nicht minder eine technische Glanzleistung. Letztes Jahr erhielten eine halbe Million Bewerber in den fünf neuen Bundesländern ihren heißersehnten Telefonanschluß, auf den die DDR-Post sie teilweise jahrzehntelang hatte warten lassen. Dieses Jahr will die Telekom weitere 600 000 Anschlüsse realisieren. Bis 1995 werden in den fünf neuen Bundesländern von der Bundespost mehr als 50 Milliarden Mark in das Kommunikationsnetz investiert worden sein. Dann werden Telefondichte und Kommunikationsqualität in etwa westdeutschen Standards entsprechen.

Die telekommunikative Modernisierung Ostdeutschlands ist ein technischer und finanzieller Kraftakt, der sich in aller Stille vollzieht. Er verdient trotz mancher objektiven Unzulänglichkeit und subjektiv berechtigten Ungeduld um so mehr öffentlichen Beifall, als er alles in allem ein Tempo vorlegt, um das die fünf neuen Bundesländer von allen ehemaligen Ostblockstaaten mit Recht beneidet werden. Deren Weg in die Welt zeitgemäß effizienter Kommunikationstechnik wird wesentlich länger und beschwerlicher werden. kli

Landrat kürzt Etat für 1992 um 7,1 Millionen Die Opposition wittert nur eine "Mogelpackung Von Bruno Rieb WETTERAUKREIS. Landrat Rolf Gnadl (SPD) ist der Auflage des Regierungspräsidenten in Darmstadt nachgekommen und hat eine Liste mit Einsparungen im Kreishaushalt vorgelegt, die insgesamt 7,134 Millionen Mark umfaßt. Der RP hat den mit einem Defizit von 14,5 Millionen Mark abschließenden Haushalt 1992 des Wetteraukreises nur unter der Bedingung genehmigt, daß 7,1 Millionen Mark eingespart werden (FR vom 9. Juli 1992 "Kreis muß den Vermögensetat um 7,1 Millionen kürzen"). Gnadls Einsparliste soll in der Kreistagssitzung am Donnerstag, 6. August, verabschiedet werden. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Schwarz hält freilich nichts von Gnadls Sparvorschlägen. Er spricht von einer "Pseudo-Einsparungshitliste".

Der dickste Brocken in Gnadls Liste sind 2,5 Millionen Mark, die beim Erwerb von Grundstücken für die geplante Mülldeponie in Wölfersheim eingespart werden sollen. Außerdem will er sparen: 1,85 Millionen bei der Kompostierungsanlage Glauburg, eine Million bei den Baukosten der Kompostierungsanlage in Grund-Schwalheim, 460 000 Mark bei den Planungskosten für eine Sperr- und Gewerbemüllverwertungsanlage, 450 000 Mark bei den Energiesparsanierung John-F.-Kennedy-Schule in Bad Vilbel, 266 000 Mark bei der Einrichtung für Automatisierungstechnik an der Berufsschule Butzbach, 150 000 Mark bei der Energiesparsanierung der Berufsschule Nidda, 200 000 Mark beim Investitionskostenzuschuß für die Bundesbahnstrecken Friedberg-Hungen und Friedberg-Nidda, 100 000 Mark bei der Energiesparsanierung der Haupt- und Realschule Nidda, 90 000 Mark bei der Funk-, Drucker- und Haltestellenausstattung des öffentlichen Personennahverkehrs, 50 000 Mark Planungskosten für das Landratsamt in Büdingen und schließlich 18 000 Mark für eine ÖPNV- Geschäftsstelle.

"Kein einziger Pfennig" werde dadurch gespart, meint Oppositionsführer Schwarz. Investitionen würden "nur auf ein paar Tage hinaus gestreckt - also etwas später verausgabt, weil sie in diesem Jahr nicht mehr kassenwirksam werden können".

Der Regierungspräsident habe bei seiner Auflage "ganz klar eine Entlastung der überdurchschnittlich hohen Personalkosten im Kreis im Auge gehabt", so Schwarz. Dazu sei in der landrätlichen Vorlage "nichts, aber auch gar nichts gesagt". Der CDU-Fraktionschef hofft nun, "daß der RP diese Mogelpackung des Kreise nicht akzeptiert". ieb

Heulton verjagte Einbrecher

OBERURSEL. Offensichtlich war beim Einbruch in ein Modegeschäft an der Kumeliusstraße in der Nacht zum Dienstag ein Amateur am Werk: Er bemerkte laut Kripo den "Alarmgeber" nicht. Der schlug prompt an, als der Eindringling den Laden betrat. "Vermutlich durch den Heulton gestört", so die Kripo weiter, habe der Dieb lediglich zwei Lederjacken und einen Rucksack aus dem Eingangsbereich mitgehen lassen. Von ihm fehlt jede Spur.

Der Schaden wird auf 2 000 Mark beziffert. mk

Küstenfischer fühlen sich von EG diskriminiert Seezunge-Fangquote für Holländer zehnmal so hoch / Verbraucherpreise als Appetitzügler

jk FRANKFURT A. M. Um Verständnis für die Protestaktionen der deutschen Küstenfischer, die auf eine Erhöhung ihrer Fangquote für Seezunge dringen, wirbt Kurt Querfeld. Der Präsident des Fischwirtschaftlichen Marketing-Instituts (Fima), im Hauptberuf als Vorstandsmitglied der Unilever-Tochter Nordsee eher mit dem Problemen der Hochseefischerei befaßt, kann gut nachvollziehen, daß die ursprünglich von der EG-Kommission verfügte Kürzung von 1800 auf 1665 Tonnen die Existenzängste in den betroffenen ostfriesischen Betrieben verschärft. Das schmerzt an der niedersächsischen Küste um so mehr, als die holländischen Nachbarn 18 810 Tonnen Seezunge jährlich (insgesamt beträgt das EG-Limit 25 000 Tonnen) aus der Nordsee holen dürfen; also reichlich zehnmal so viel.

Die jüngste EG-Konzession, die in einer Aufstockung der deutschen Quote auf 1835 Tonnen zum Audruck kommt, wird daher laut Querfeld als nicht ausreichend empfunden. "So viel wie geht", antwortet er auf die Frage nach der von der heimischen Fischwirtschaft geforderten Menge. Obwohl er das Bonner Ernährungsministerium auf seiten der Ostfriesen weiß, sieht er die Chancen für weitere Zugeständnisse aber als gering an. Denn "die Durchsetzungsfähigkeit" von Minister Kiechle in Brüssel "hängt noch von vielen anderen Dingen ab".

Anderseits hat der Fisch-Manager durchaus Grund, mit der EG-Exekutive zufrieden sein. Denn die Zölle an den Grenzen der Europäischen Gemeinschaft, die sich im vergangenen Jahr noch auf rund 15 Prozent des Einfuhrwertes beliefen und als zusätzlicher Teuerungsschub wirkten, sind inzwischen auf fünf Prozent im Schnitt gesenkt worden. Sogar völlig zollfrei kann jetzt der Hering hereinschwimmen, der immer noch den größten Anteil von allen in Deutschland verzehrten Seefischen einnimmt. Bei einem Importanteil am Gesamtmarkt von deutlich über 80 Prozent (allerdings einschließlich des Fisches, der von den EG-Partnern bezogen wird) bedeutet die Zollermäßigung eine nicht zu unterschätzende Preisbremse, vor allem für Anlandungen aus Norwegen und Island, die neben Dänemark und Holland die Hauptlieferländer sind.

Der Branche ist das sehr willkommen, denn in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres haben die Verbraucherpreise insbesondere für Weißfisch wie Kabeljau, Seehecht oder Alaska-Seelachs Höhen erreicht, bei denen die Konsumenten auf Tauchstation gegangen sind. Verarbeiter und Großhandel mußten bis zu 50 Prozent mehr bezahlen, die sich in Preissteigerungen im Einzelhandel von 20 bis 25 Prozent niederschlugen. Da wurde manchem Bundesbürger der Appetit auf Fisch ziemlich verdorben, und Querfeld kann gut verstehen, daß jenseits von 30 Mark für das Kilo Rotbarsch die Schmerzgrenze überschritten ist.

In der ersten Hälfte dieses Jahres ging es mit den Preisen jedoch nicht weiter aufwärts. Tiefkühl-Produkte sind sogar wieder billiger geworden, so daß die Branche abermals mit einem zunehmenden Konsum rechnet; allerdings nicht mehr in dem Ausmaß wie in der jüngsten Vergangenheit. Auf dem Weltmarkt stehen für Importe wieder größere Mengen zur Verfügung, obwohl der Kabeljau vermutlich wegen der schlechten Wasserqualität vor Grönland in die Barentssee abgehauen ist. Da jedoch selbst in den USA die Preise für Weißfisch so hoch geworden sind, daß sie manchem Amerikaner unerschwinglich erscheinen, führt die dortige Kaufzurückhaltung zu einem komfortablen Angebot für die Europäer bei voraussichtlich zumindest stabilen Preisen.

Alles in allem kam die deutsche Fischwirtschaft im vergangenen Jahr - einschließlich der neuen Bundesländer - auf einen Umsatz von 11,5 Milliarden Mark. 1990 hatte sich das Geschäft noch auf knapp zehn Milliarden belaufen, worin die Zahlen der Ex-DDR freilich noch nicht enthalten waren. Die Zahl der Beschäftigten, vom Kutter-Matrosen bis zum Kellner im Fisch-Restaurant, macht reichlich 48 000 aus.

Hessen fühlt sich in der Zange Mainzer Entscheidung macht andere Landesbanken nachdenklich

ski FRANKFURT A. M. Der absehbare Einstieg der Westdeutschen und der Südwestdeutschen Landesbank bei der Mainzer Girozentrale (siehe gestrige FR) sorgt in der hessisch-thüringischen Sparkassenorganisation für große Enttäuschung. Diese gerade gebildete Finanzgruppe zweier Bundesländer hatte sich große Hoffnungen gemacht, in Rheinland-Pfalz zum Zuge zu kommen. Nachdem der Mainzer Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) nach einjähriger Geheimdiplomatie erkennen ließ, daß er mit einem erfolgreichen Abschluß der offenbar schon bis in Details weit fortgeschrittenen Gespräche mit dem Duo West- und SüdwestLB rechnet, gehen Sparkassenkreise allgemein davon aus, daß andere Interessenten praktisch keine Chance mehr haben. Sollte der Verbund der Institute von Baden-Württemberg, Rheinland- Pfalz und Nordrhein-Westfalen wie erwartet als, so ein Sparkassen-Mann, "eine Schiene vom Bodensee bis nach Holland" entstehen, wären die Hessen auf der Landesbankenebene eingeklemmt. "Wir werden in die Zange genommen", heißt es.

Der Ausgang der Vorverhandlungen scheint bis zuletzt offen gewesen zu sein. Kenner vermuten, daß WestLB-Chef Friedel Neuber auf sein Angebot an Parteifreund Scharping im letzten Moment "noch etwas draufgelegt" hat.

Die offiziellen Stellungnahmen hören sich eher undramatisch an. Der Chef der Nassauischen Sparkasse in Wiesbaden, Karl Kauermann, "bedauert" die Entscheidung des Kabinetts Scharping. Als künftiger stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Frankfurter Spitzeninstituts Helaba hätte Kauermann es vorgezogen, wenn die Mainzer bei ihrem Beschluß die mit der Mainmetropole als Finanzplatz verbundenen Chancen "nicht außen vor gelassen", sich also für Hessen-Thüringen entschieden hätten.

Daß die ebenfalls interessierte Bayerische Landesbank nicht den Zuschlag bekam, wird in München auch auf die nicht stimmende "politische Chemie" - hier CSU-, dort SPD/FDP-Regierung - zurückgeführt. "Wir weinen nicht", heißt es aber an der Isar. Das weiß-blaue Institut, dessen Fusionsgespräche mit Mainz vor zwei Jahren schon einmal gescheitert waren, wäre zwar wieder zu einer Partnerschaft bereit gewesen, es fühlt sich jedoch auch alleine sehr gut lebensfähig.

Gleichwohl wird im Sparkassenverbund vielfach die Ansicht vertreten, daß sich die noch nicht zum Dunstkreis der West- und SüdwestLB gehörenden Landesbanken schon bald Gedanken über ein Zusammenrücken machen müssen, zumal der Einfluß des Gespanns aus Düsseldorf und Stuttgart/Mannheim auch im Bundesverband und in Gemeinschaftsunternehmen wie der Deutschen Girozentrale oder den Investmentgesellschaften Deka und Despa wachse. Dem "Größenwahn" der WestLB, so ein süddeutscher Landesbanker, müsse wohl etwas entgegengesetzt werden. Als "ausbaufähig" gilt dabei die Achse Bayern- Hessen/Thüringen-Niedersachsen. Die Sparkassen-Spitzeninstitute dieser Länder (BayernLB, Helaba und NordLB) hatten vor einigen Monaten eine allerdings noch sehr rudimentäre Zusammenarbeit im Auslandsgeschäft vereinbart.

Über die wundersame Rettung der mutigen Liesel

KARBEN. Ein kleines Dorf, mit einer langen Geschichte, über die ein dickes Buch Auskunft gibt: Burg-Gräfenrode, seit 1971 einer der sechs Stadtteile Karbens. Bis ins Jahr 1979 war wenig bekannt über die Chronik der Roggauer, wie die Einwohner der Wetteraugemeinde noch heute mit Spitznamen bezeichnet werden. Wie ein "versunkenes Schiff, an dessen frühere Existenz nur noch die aus dem Wasser ragenden Mastspitzen und am Strand herumliegendes Treibgut erinnerten", empfand Helmut Heide, Vorsitzender der Historischen Kommission der Stadt Karben, die Geschichte Burg-Gräfenrodes. Doch zur 575-Jahr-Feier 1980 änderte sich das. Alte Akten, Dokumente und Karten wurden gesichtet, 1982 erschien das Burg-Gräfenröder Heimatbuch von Wilhelm Rausch.

Not war es, die die Menschen im zwölften Jahrhundert dazu brachte, die Wälder zu roden, und wie vielerorts in der Wetterau so auch in Roggau an ihrer Statt Äcker anzulegen. Dies geschah, so vermutet der Historiker, in Burg-Gräfenrode unter den Herren von Carben. Zu der allmählich wachsenden Siedlung gesellten sich die ersten befestigten Höfe der Carbener Herren, zu denen wohl auch die Oberburg gehörte. Das heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist die einzige noch erhaltene von ehemals drei Burganlagen. Zu ihr gehört auch der Lieselturm, der seinen Namen nach der Sage um die Witwe des Raubritters Wolf von Carben trägt. Eine mutige Frau, die sich gegen die Anordnungen ihres Schwagers um die notleidenden Bauern kümmerte. Erbost über solchen Ungehorsam ließ Kunz von Carben die Liesel in den Turm sperren und befahl "ihr das Wasser bis zum Hals steigen zu lassen". Doch wie durch ein Wunder stieg das Wasser nicht über eine bestimmte Marke hinaus, Liesel überlebte die dreitägige Pein, während ihr hartherziger Schwager starb. "Der Haß hatte ihn aufgezehrt."

Auch vom großen Brand, vom Geheimgang nach Ilbenstadt weiß die Chronik zu berichten, die auch dunkle Kapitel wie die Zeit des Raubritterunwesens nicht ausläßt.

Geschichten und Anekdoten aus diesem Jahrhundert - wer sich Zeit nimmt, sich vor dem Alten Rathaus auf die Bank setzt, wird von den Roggauern so manche erzählt bekommen, vom Tanzcorps der "Roggauer Mäuschen", von den Festen der Freiwilligen Feuerwehr oder den Turnieren des Reit- und Fahrvereins. Viel erzählen kann auch der 82jährige Schuster Otto Fritz, einer der wenigen Handwerker, die heute noch im Ort ihr Geschäft betreiben. Ein Geschäft auch ist es, daß den Burg-Gräfenrödern Sorge bereitet: das Lebensmittellädchen von Mariechen Schäfer, die einzige Einkaufsmöglichkeit. Nachdem die bisherige Pächterin wegen zu geringer Verdienstmöglichkeiten Ende Juni aufgegeben hat, sucht die Stadt jetzt händerringend nach einem neuen Pächter oder einer neuen Pächterin, um die Versorgung der Roggauer mit Grundnahrungsmitteln zu gewährleisten. cor

Im Spiel die Bibel kennenlernen

FRIEDRICHSDORF. Zu einer Ferien- Bibelwoche lädt die evangelisch-methodistische Kirche Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren ein. Von Dienstag, 28. Juli, bis Samstag, 1. August, können sie Figuren aus der Bibel kennenlernen, aber auch miteinander spielen, singen und basteln. Zum Abschluß wird ein Familien- Gottesdienst mit Austausch von Erlebnissen gefeiert. Kontakt: Tel. 0 61 72 / 7 40 33.

Ballettstudio will Waisen in Kroatien helfen

BAD HOMBURG. Um Hilfe für die Flüchtlinge rund um Osijek (Kroatien), speziell aber für 40 000 elternlose Kinder bittet das Ballettstudio Heide Strauss-Asendorf.

Schon seit einiger Zeit steht das Studio mit dem ehemaligen Direktor eines Kinder- und Jugendtheaters in Osijek in Verbindung. Dieses Theater möchte vor allem den Kindern helfen und den Niedergang der Kultur aufhalten.

Spendenkonto: Dresdner Bank, Nr. 728 736 700 oder bar im Ballettstudio Heide Strauss-Asendorf, Elisabethenstr. 19 a. Der Betrag wird ohne Abzüge direkt für Osijek verwendet, versichert Heide Elfenbein, die Initiatorin der Hilfsaktion. tel

Naturfreunde Karben laden zur Radtour ein

KARBEN. Zur Teilnahme an einer Radtour entlang der Nidda laden die Naturfreunde am Samstag, 25. Juli, ein. Treffpunkt ist um 15 Uhr an der Niddabrücke zwischen dem Günter-Reutzel- Sportfeld und dem Hundeübungsplatz in Klein-Karben. Ziel der Tour ist Harheim. Dort wird in eine Apfelweinwirtschaft eingekehrt und anschließend wieder gemütlich zurückgeradelt. mu

Aktuelles Wahlverhalten

Die steigende Zahl der Nichtwähler und der Protestwähler hat die demokratischen Parteien in Unruhe versetzt. In einem Sammelband mit dem Titel "Protestwähler und Wahlverweigerer" analysieren und beschreiben Sozialwissenschaftler und Wahlforscher aktuelle Trends im Wahlverhalten vor dem Hintergrund veränderter politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen.

Motive von Protestwählern und Wahlverweigerern werden ebenso untersucht wie die Bedingungen und Grenzen der Mitwirkung in der Demokratie. Das Buch - herausgegeben von Karl Starzacher, Präsident des Hessischen Landtages, Konrad Schacht, Direktor der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, Bernd Friedrich, leitender Ministerialrat und Pressesprecher des Landtages, und Thomas Leif, Politikwissenschaftler und Journalist - knüpft an die breite öffentliche Diskussion an, die unter den Schlagwörtern "Parteiverdrossenheit", "Versagen der politischen Klasse" und "Kritik an den politischen Repräsentanten" geführt wird. Es entstand aus der Fachtagung "Politische Beurteilung - Chancen und Gefährdungen der Demokratie", die im November 1991 im Plenarsaal des Landtags veranstaltete wurde.

"Protestwähler und Wahlverweigerer", bund-Verlag, 250 Seiten, 20 Mark.

Als noch zwei Klassen parallel gelehrt wurde Die Wittgenborner Dorflehrer-Zeit des Ernst-Otto Kurz während der 50er und 60er Jahre

WÄCHTERSBACH / HANAU. Wenn renommierte Schulen ihre Namen über die Jahrzehnte retten, weil bedeutende Pädagogen den Geist lebendig halten, wenn weniger bedeutende Anstalten mit obskuren Vereinen zumindest versuchen, eine Tradition aufzubauen, geraten kleine Schulen wegen ihrer Bedeutungslosigkeit meist in Vergessenheit: Mit dem Namen Friedrich Nietzsches wird sich stets die Erinnerung an Schulpforta verbinden, mit dem Namen Herbert Heckmanns vielleicht die ans Grimmelshausen-Gymnasium. Mit den vielen Namenlosen aber, die nach dem Kriege die Schule eines kleinen Ortes besucht haben, werden nur die wenigsten noch die Geschichte dieser Einrichtung verbinden. Die Grund- und Hauptschule in Wittgenborn teilt das Schicksal jener kleinen Dorfschulen, die weder als humanistische Kaderschmieden noch als beliebte Reformschulen in die Geschichte eingegangen sind.

Abseits der großen und kleinen Zentren und meist unbemerkt vom Geist der Zeit arbeitete ein Heer von Lehrerinnen und Lehrer an der Ausbildung des Nachwuchses, dem zumindest das wichtigste Grundwissen mit auf den Lebensweg gegeben werden sollte. Der Großauheimer Otto-Ernst Kurz gehört zu jener Gruppe: In den 50er und 60er Jahren unterrichtete der Pädagoge die fünften bis achten Klassen im 800-Seelen-Dorf auf der Spielberger Platte.

Im Frühjahr 1955 wechselt der Pädagoge von Kempfenbrunn nach Wittgenborn. Der Lehrer hatte das Schulamt um Versetzung gebeten, um wegen der Ausbildung seiner Kinder näher am Schulstandort Gelnhausen sein zu können. "Ich fühlte mich zu weit abgelegen", erinnert sich der 70jährige. Von der Landschaft auf der Platte war Kurz zunächst enttäuscht. Wer aus einem "idyllischen Taldorf kam, das an den Schwarzwald erinnerte", war vom flachen Hochplateau der Spielberger Platte wenig eingenommen. "Berge waren nicht zu sehen, nur Teiche und Wald", sagt Otto-Ernst Kurz.

Außerdem "machte das Dorf auf mich nicht den modernsten Eindruck", womit der Lehrer die Armut im Dorf vorsichtig umschreibt. Staubige Schotterstraßen führten damals entlang der Fachwerkhäuser, die alt und meist schlecht erhalten waren. "Das machte einen sehr ärmlichen Eindruck auf mich", resümiert Kurz seine ersten Eindrücke. "Die Leute konnten mit Landwirtschaft nicht überleben", erkannte der Lehrer schnell, "und deshalb ging ein großer Teil der Bevölkerung in den Basaltsteinbruch, in die Steingutfabrik nach Schlierbach oder in den Wald arbeiten. In ihrem Dorf konnten die Leute ja nicht satt werden."

So wenig erbaulich der erste Augenschein war, so nervös trat Kurz nach Ostern 1955 seinen Dienst in der Grund- und Hauptschule an. "Mit Herzklopfen bin ich zu den großen Bengels gegangen", sagt der Fünfkämpfer heute. Doch die Sorge, mit den Jungen und Mädchen im schwierigen Alter nicht klarzukommen, war unbegründet. "Ich bin glänzend mit ihnen ausgekommen." Um acht begann der Unterricht an der zweiklassigen Schule. Zu Beginn der ersten Schulstunde stand anfangs das Schulgebet. Später ersetzte das gemeinsame Lied die frommen Wünsche. Im Unterschied zu modernen Unterrichtsformen, die heute klassen- und fächerweise von Fachlehrern erteilt werden, erhielten die Schülerinnen und Schüler der 50er und 60er Jahre noch zweiklassigen Unterricht in einem Raum: Der Lehrer hatte der einen Gruppe ein "Still-Arbeit" zu geben, während die andere Gruppe direkt unterricht wurde.

Während der vier bis fünf Schulstunden, die meist gegen zwölf Uhr endeten, mußte Kurz mehrfach zwischen Still- Arbeit und Frontalunterricht wechseln. "Das erforderte eine genaue Zeitplanung", erläutert der Pensionär die alte Unterrichtsform, wie sie an kleinen Dorfschulen zu dieser Zeit wohl üblich war. Manches Mal habe er an die Kollegen an den Schulen in den Städten gedacht, an die Vorteile des separaten Klassenunterrichts, aber bedauert habe er seine Zeit an der Wittgenborner Schule nie.

Den nachhaltigsten Eindruck im Dorf machten offenbar die Wanderungen des neuen Lehrers. Zehn bis zwölfmal im Jahr brach Kurz mit seinen Schülern in alles Himmelsrichtungen der Region auf, um nicht nur die Natur kennenzulernen, sondern auch die Arbeitsplätze der Väter. Zielorte waren deshalb nicht nur der "Ellenbogenbaum" oder die "Vier Fichten", sondern auch der Basaltsteinbruch bei Breitenborn oder die Steingutfabrik in Schlierbach.

Als folgenreicher erwies sich die Einführung des Fußballspielens im Sportunterricht. Noch in den 50er Jahren favorisierten die Wittgenborner das Handballspiel. Aber nach dem Sieg bei der Weltmeisterschaft 1954 interessierte sich der Nachwuchs zunehmend für Fußball. "Das war die Euphorie damals, und das begünstigte auch das Interesse bei den Kindern." 1960 gründete die "Kulturgemeinschaft Wittgenborn" schließlich eine Fußballabteilung und von dieser Zeit an "ging es mit dem Handball stetig bergab, bis schließlich kein Nachwuchs mehr da war", sagt Otto-Ernst Kurz.

1963 wechselte Kurz an eine Schule nach Großauheim, wo er bis zu seiner Pensionierung vor acht Jahren tätig war. "Die Zeit in Wittgenborn habe ich nie bereut, das war keine verlorene Zeit. Ich bin toleranter geworden, auch wenn ich glaube, nie diktatorisch gewesen zu sein." Die anstrengendere Arbeit an einer Dorfschule hat ihm später die Tätigkeit an einer Stadtschule erleichtert. JÜRGEN SCHULTHEISS

Falsche Spendensammler kassierten 170 Mark

GLASHÜTTEN. Rund 170 Mark haben unbekannte Jugendliche in der letzten Woche unter dem Vorwand, für die SOS-Kinderdörfer Spenden zu sammeln, von Glashüttener Bürgerinnen und Bürgern ergaunert. Die Jugendlichen gaben vor, im Auftrag der Gemeinde zu handeln. Der Betrug flog auf, als eine Frau Einzelheiten wissen wollte.

Die Jugendlichen, die mit einer einfachen "Sparkassen"-Büchse um Spendengelder baten, türmten und konnten bisher noch nicht ermittelt werden. Die Plastik-Büchse mit 67 Mark und einer Sammelliste, die 170 Mark aufführt, wurden hingegen in einer Mülltonne gefunden.

Aufgrund des Vorfalls weist Bürgermeister Helmut Diehl darauf hin, daß Sammelaktionen, die die Gemeinde organisiert, rechtzeitig im Amtsblatt angekündigt werden.

Das war für die vergangene Woche nicht der Fall. Ihre Legitimation können die beauftragten Sammler der Gemeinde außerdem mit einem amtlichen Sammlerausweis belegen. Die amtlichen Spendenlisten tragen dann auch das Dienstsiegel der Gemeinde.

Der Bürgermeister erinnert zudem daran, daß grundsätzlich alle Personen, die im Auftrag der Gemeinde handeln, sich durch Dienstausweise legitimieren können. Dies gelte insbesondere für die Ablesung der Wasserzähler. cn

Sommerfestival: Doch was los in Petterweil

KARBEN. "Nichts los in Petterweil für Jugendliche und Junggebliebene?": Heide und Holger Schwarz wollen das ändern und die Kulturszene des Stadtteils am Samstag, 25. Juli, mit einem Sommerfestival bereichern, das um 16 Uhr in der Martinskirchgasse beginnt.

Der musikalische Teil wird gegen gegen 17 Uhr auf der Freilichtbühne von der "Roxy Band" mit Oldies und Rock'n'Roll eröffnet. Gegen 18.15 Uhr soll es etwas leiser zugehen, wenn der Karbener Gitarrist Mike Uhlot auf seinem Instrument Blues- und Folk-Rhythmen anstimmt.

Für 19.15 Uhr kündigen die Veranstalter den Auftritt der fünf Petterweiler Lokalmatadoren von der Rock-Band "Top Spirit" an, die in der Martinskirchgasse ihr neues Programm vorstellen wollen. mu

Japanischer Besuch bei Degussa in Wolfgang

HANAU. 30 Präsidenten und Executive-Manager von japanischen Unternehmen aus Tokio und Osaka haben während einer Studienreise der Degussa- Zweigniederlassung Wolfgang einen Besuch abgestattet. Das Interesse der Gäste galt insbesondere der Beschichtungstechnik.

Die Degussa-Fachleute stellten einen neuartigen Ersatz für allergieauslösende Nickelbeschichtungen vor, der aus einer galvanisch abgeschiedenen Kupfer-Zinn- Legierung besteht.

Die Beschichtung wird als Miralloy (für mirror alloy, zu Deutsch Spiegellegierung) bezeichnet. Mit ihr lassen sich Allergien vermeiden. him

Roth: Karenztag nicht unsere Position

"Der Karenztag ist nicht die Position der hessischen CDU". Mit dieser deutlichen Aussage antwortete die CDU-Landtagsabgeordnete und Oberbürgermeisterkandidatin Petra Roth bei einem Diskussionsnachmittag mit rund 200 Behinderten auf Vorwürfe seitens des Vorsitzenden der Frankfurter Behindertenarbeitsgemeinschaft, Harald Reutershahn.

Petra Roth hatte zuvor betont, daß "Behindertenpolitik Kernstück der Sozialpolitik ihrer Partei" sei. In Frankfurt lebten 70 000 Behinderte. Die Finanzlage der Stadt ähnele "einem Desaster". Dennoch seien "mit uns keine Sparmaßnahmen in diesem Bereich möglich", falls die CDU in die Verantwortung komme. In Frankfurt gebe es trotz Behinderten-Bauleitlinien "verstärkt Pannen", etwa bei der nicht behindertengerecht gestalteten Fußgängerbrücke am Schönhof, im renovierten Schauspielhaus, im erweiterten Völkerkundemuseum oder auch bei der Bestellung der neuen Niederflurbusse.

Danach richtete sich Reutershahns Kritik aber zunehmend in Richtung Bonner Koalition. Zwar sei die Frankfurter CDU "ein geschätzter Partner". Doch die diskutierte Karenztageregelung treffe "in erster Linie die Behinderten", die zwangsläufig an ihren Arbeitsplätzen öfter fehlten als andere. "Dies ist ein unerträglicher Sozialabbau und eine Fehlentscheidung ersten Ranges".

Defizite gebe es auch im Wohnungsbau, behindertengerechte Wohnungen kosteten "nur drei Prozent mehr". Beschämend sei auch, daß 91,4 Prozent aller Betriebe ihre Pflichtmindestquote" nicht einhielten, was die Beschäftigung von Behinderten angeht. -vau

Flughafen-Tief läßt Stadtfinanzen abstürzen Kelsterbach rechnet mit fünf Millionen Mark weniger Einnahmen: Sorge, aber keine Panik

KELSTERBACH. Fünf Millionen Mark weniger im Stadtsäckel drohen der Stadt Kelsterbach aufgrund eines dramatischen Einnahmerückgangs aus dem Flughafenbereich. Dies machte gestern Bürgermeister Fritz Treutel vor der Presse deutlich. Die Überweisung vom Verwaltungs- an den Vermögenshaushalt - der oft zitierte Spielraum der aktuellen Kommunalpolitik - reduziert sich somit in diesem Jahr von vorgesehenen sieben auf gerade noch zwei Millionen Mark. Die große Armut bricht im reichen Kelsterbach deswegen nicht aus. Aber: Vorsicht in der Ausgabenpolitik und Konsequenzen bei Sicherung des Industriestandortes sowie der Arbeitsplätze und Einnahmequellen ist schon angesagt, war Treutels Darlegungen zu entnehmen.

Was in weniger begüterten Kommunen einen Erdrutsch auslösen könnte, läßt die Kelsterbacher Spitzenpolitiker zwar sorgenvoll die Stirn runzeln, aber noch keine Panik aufkommen. Im Rathaus wird über Konsequenzen nachgedacht - beispielsweise zeitliches Strecken von Projekten und damit Ausgaben. Vermutlich wird das bis 1995 laufende 80-Millionen- Investitionsprogramm nicht ungeschoren bleiben. Wo da gespart oder gestreckt wird, steht laut Bürgermeister noch nicht fest.

Auf mehreren Säulen stehe Kelsterbachs Prosperität, war gestern zu hören. Da sei zunächst die chemische Industrie, eine Branche, der es nicht besonders gut gehe. Doch hier zeichneten sich zur Zeit noch keine großen Einbrüche für Kelsterbach ab. Seinen Optimismus leitet Treutel unter anderem aus der Absicht des größten örtlichen Steuerzahlers, der Firma Ticona, ab: Die wolle ihre Kapazität in Kelsterbach von 50 000 auf 60 000 Jahrestonnen steigern.

Zum Einnahmerückgang führen laut Treutel die jüngsten Entwicklungen auf dem nahen Flughafen, bei der FAG sowie bei der Lufthansa. Im Hintergrund steht jene Vorteilsausgleichszahlung, die Kelsterbach jährlich seit 1977 dafür erhält, daß es im Zuge der hessischen Verwaltungsreform seinen Geländeanteil am Rhein-Main-Flughafen an die Stadt Frankfurt abgab. Diese Entschädigung, für 1992 mit etwa zwölf Millionen Mark hochgerechnet, schmilzt jetzt auf gerade noch die Hälfte.

Andererseits winken aber andere Mehreinnahmen von rund einer Million Mark, so daß am Ende immerhin doch noch zwei statt der geplanten sieben Millionen Mark an den Vermögensetat überwiesen werden können.

"Wir sind am Ball", meinte der Bürgermeister gestern. Die Kommune mühe sich weiter verstärkt um Erhalt und Sicherung von Arbeitsplätzen Kelsterbacher Einwohner. Schließlich hätten Lufthansa, Farbwerke Hoechst und Opel Rüsselsheim Personalabbau angekündigt.

Freilich, einen Grund zur Freude haben die Kelsterbacher zur Zeit ob der Hochzinspolitik in der Bundesrepublik. Dadurch treiben ihre Rücklagen von über 40 Millionen Mark satte Zinsen. cas

Straßenräuber mit Messer und Handkantenschlägen

Zwei unbekannte Täter haben am Dienstag kurz nach 14 Uhr in der B-Ebene am Theaterplatz einen 31 Jahre alten Passanten überfallen, ein Springmesser an den Hals gehalten und 70 Mark aus der Hosentasche geraubt. Bevor sie flüchteten, versetzten sie ihm zwei Handkantenschläge in den Nacken und stießen ihn zu Boden.

Ein zweiter Straßenraub ereignete sich am Dienstag gegen 22.45 Uhr im Musikantenweg im Nordend. Zwei etwa 25 Jahre alte Männer hielten nahe der Einmündung Hegelstraße einen 23jährigen Fußgänger an und forderten ihn auf, ihnen seine Geldbörse zu geben. Als der Passant sich weigerte, schlugen die Täter ihn zusammen und raubten sein Portemonnaie, in dem 150 Mark steckten. Der 23jährige trug mehrere leichte Verletzungen davon. enk

Frauen-Quote

Die Sache ein "Wunder" zu nennen, wäre übertrieben. Aber ein Rätsel, das schier unauflösbar scheint, ist es schon, über das die nordrhein-westfälische Frauenministerin Ilse Ridder- Melchers in ihrem gerade begonnenen Urlaub nachsinnt. Hat sich doch anläßlich einer kleinen Betriebsfeier in dem erst 1990 gegründeten Ministerium herausgestellt, daß ausgerechnet in diesem Ministerium, das - so seine offizielle Aufgabe - für die "Gleichstellung von Frau und Mann" streiten soll, das weibliche Element krass benachteiligt wird. Zumindest sozusagen nachwuchsmäßig.

Zwar dominieren rein zahlenmäßig bei den Beschäftigten die 42 Frauen ganz eindeutig die zwölf Männer im Ministerium. Sieben dieser 42 Frauen haben seit der Gründung des Ministeriums ein Kind geboren. Sechs von ihnen einen Sohn. In Prozentzahlen umgerechnet ist dies ein Jungenanteil von 85,7 Prozent und liegt damit geradezu dramatisch über der Landesquote, bei der die Jungen nur mit 51,3 Prozent knapp die Nase vorn haben. So habe sich die Frau Ministerin die Überwindung der Frauendiskriminierung nun doch nicht vorgestellt, hieß es am Mittwoch im Frauenministerium. (vs)

Wentz will Hauptwache ohne . . .

(Fortsetzung von Seite 21)

einen schriftlichen Entwurf zur "Sperrung der Hauptwache" im Magistrat präsentiert. Umgesetzt würde das Vorhaben, das sieht auch Wentz, freilich erst nach der Kommunalwahl - wenn denn SPD und Grüne wieder eine Mehrheit erringen. Der Stadtrat ist sich noch nicht endgültig über die Verkehrsführung im Umfeld der Hauptwache im klaren. Wahrscheinlich ist, daß der Roßmarkt bis zur Katharinenpforte für Autos offen bliebe - die könnten dann, wie jetzt schon, nach rechts zur Berliner Straße abbiegen.

Ob zur Erschließung der Kaufhäuser und Läden die Große Eschenheimer Straße auch von Norden her befahrbar wird, ist für Wentz eine Überlegung wert. Mit der Zustimmung von Industrie- und Handelskammer darf der rot-grüne Magistrat bei der zweiten Stufe der "urbanen Innenstadt" so einfach nicht mehr rechnen. Ernst Ries von der IHK machte schon jetzt in Unkenntnis der Absichten des Planungsdezernenten klar: "Für uns ist die Grenze da, wo der Berufsverkehr nachhaltig gestört wird." Ries beurteilt auch das Potential der Park & Ride-Plätze wesentlich skeptischer: "Ihr Effekt wird immer nur bescheiden sein."

Horst-Hubert Moritz vom Einzelhandelsverband schaut in dieser Woche mit Neugier auf die nahe Landeshauptstadt Wiesbaden: Dort präsentieren seine Kollegen gemeinsam mit der IHK eine Studie zu den Auswirkungen der seit einigen Monaten geltenden Verkehrsberuhigung in der City. Bisher drangen Proteste der Bürger in Wiesbaden über das Aussperren der Autos nicht nach Frankfurt - aber Moritz baut gleich vor: "Die Wiesbadener Innenstadt ist doch anders zu sehen." Und Ernst Ries von der IHK beteuert, die Frankfurter City habe "mehr Verkehrsfunktionen" zu übernehmen als die Wiesbadener.

Ganz klar äußerte sich die Frankfurter CDU: Für sie sind die Möglichkeiten zur Verkehrsberuhigung der hiesigen City "ausgereizt" (Wolfgang Stammler, stellvertretender Fraktionschef). Die mögliche Ausweichachse Kurt-Schumacher/Konrad-Adenauer-Straße könne keinen zusätzlichen Verkehr mehr aufnehmen, die CDU habe in ihrer zwölfjährigen Regierungszeit von 1977 bis 1989 schon "viel Verkehrsfläche rausgenommen". Und die neuen Fußgänger-"Furten" und der neue Radweg? Für sie hat Stammler nur Verachtung übrig: "Kosmetik, um die rot-grüne Klientel vor der Kommunalwahl zu beruhigen."

(Siehe auch: "Langsam, aber . . .)

Erste Hilfe beim Roten Kreuz

FRIEDRICHSDORF. Erste-Hilfe-Ausbildung für jedermann bietet die Bereitschaft Burgholzhausen des Deutschen Roten Kreuzes in der ersten August-Woche an.

Der Kurs vermittelt lebenswichtiges Wissen für den Notfall und die lebensrettenden Sofortmaßnahmen, die auch jeder Führerscheinerwerber zur Fahrprüfung vorlegen muß. Zum Übungsprogramm gehört auch die Herz-Lungen-Wiederbelebung.

Der kostenlose Lehrgang findet an vier Abenden - 3., 5., 10. und 11.August - im DRK-Heim Burgholzhausen statt. Er beginnt jeweils um 19 Uhr und endet um 22 Uhr. isa

Firmen-Telegramm

Deutsche Bank tritt in Uruguay kürzer Die Deutsche Bank hat ein Anteilspaket von 70 Prozent am Banco de Montevideo verkauft. Ende 1991 hatte der hiesige Geldriese noch 99,4 Prozent kontrolliert. Bei dem Erwerber, der nicht genannt werden will, soll es sich um eine Finanzgruppe aus Uruguay handeln. Der Banco de Montevideo kam Ende vergangenen Jahres auf eine Bilanzsumme von umgerechnet knapp 400 Millionen Mark. C & A handelt mit weniger Gewinn Die Textilhandelskette C & A Brenninkmeyer konnte ihren Umsatz 1991 um 5,4 Prozent auf nicht ganz 8,5 Milliarden Mark ausdehnen. Der Jahresüberschuß fiel mit etwas mehr als 213 Millionen allerdings um 11,5 Prozent niedriger aus als in der Vorperiode. Gleichwohl spricht die Firma von einem "guten Ergebnis". Staat als Pilot bei Aerolinas Argentinas Der argentinische Staat hat seine Beteiligung an der 1990 privatisierten Aerolinas Argentinas von fünf auf 33 Prozent erhöht. Buenos Aires ist damit wieder größter Anteilseigner der Fluggesellschaft. Das Engagement begründet der Staat mit dem Hinweis, er wolle dem Unternehmen aus der Finanzklemme helfen. Weitere Großaktionärin bei der Airline ist die spanische Iberia mit einer Quote von 30 Prozent. Trotzdem wird in dem südamerikanischen Land von einer "Rückverstaatlichung" gesprochen.

Wiener Staatspreis für Rothschild

WIEN. Der mit umgerechnet vierzehntausend Mark dotierte Österreichische Staatspreis für Literaturkritik wurde dem in Glasgow von österreichischen Eltern geborenen Publizisten Thomas Rothschild zuerkannt. Der Preisträger, seit 1970 Mitarbeiter der FR, der an der Universität Stuttgart Literaturwissenschaft lehrt, wurde vor allem als Multiplikator der österreichischen Literatur ausgezeichnet. fr

Arbeitslosigkeit belastet EG Kommission kritisiert Diskontsatzerhöhung der Bundesbank

ha BRÜSSEL. Die hohe Arbeitslosigkeit droht für den Rest des Jahrzehnts das "zentrale Problem" der Europäischen Gemeinschaft zu werden. Das stellt die EG-Kommission in ihrem vierten Beschäftigungsbericht fest, der am Mittwoch vorgelegt wurde. Sozialkommissarin Vasso Papandreou erklärte, trotz der Schaffung von neun Millionen "neuen" Stellen in den Mitgliedsländern zwischen 1985 und 1990 bleibe das Problem "ernst und dauerhaft".

Frau Papandreou kritisierte in diesem Zusammenhang den jüngsten Beschluß der Bundesbank, den Diskontsatz zu erhöhen. Der dadurch ausgelöste Zinsauftrieb könnte "die Arbeitslosigkeit weiter steigen lassen", sagte die Kommissarin. Man müsse nicht nur Stabilität anstreben, sondern auch die Beschäftigung berücksichtigen.

Während zwischen 1985 und 1990 die Erwerbslosigkeit EG-weit von elf Prozent auf acht Prozent zurückging, obwohl gleichzeitig die Gesamtzahl der Beschäftigten in der Altersgruppe zwischen dem 15. und dem 64. Lebensjahr von 57 Prozent auf 60 Prozent stieg, macht sich seit 1991 die einsetzende Wirtschaftsrezession bemerkbar, heißt es in dem Bericht. Inzwischen liegt die Arbeitslosenquote wieder über neun Prozent.

Unter den Jugendlichen (bis 25. Lebensjahr) haben derzeit im EG-Durchschnitt 18 Prozent keinen Job, in Spanien und Italien betrug ihr Anteil sogar 30 Prozent, während er in Westdeutschland mit vier Prozent am niedrigsten war. Auch im bisher besten "Beschäftigungsjahr" der zwölf Gemeinschaftsländer, 1990, war beinahe die Hälfte aller Arbeitslosen mehr als ein Jahr ohne Beschäftigung, ein Drittel sogar mehr als zwei Jahre, während 35 Prozent "noch nie einen Job hatten", wie der Bericht vermerkt. Der Anteil der "Langzeitarbeitslosen" in der Gemeinschaft sei über die Jahre im Schnitt fast gleichgeblieben.

Insgesamt stellt die EG-Kommission eine fortschreitende Verlagerung der Beschäftigung fest: Weg von Industrie und Landwirtschaft und hin zu den Dienstleistungssparten, in denen während der achtziger Jahre zwölf Millionen zusätzliche Arbeitsplätze entstanden seien. Dieser Trend hat nach Auskunft der Kommissarin die Beschäftigung von Frauen relativ begünstigt, doch lägen ihre Verdienste im Durchschnitt um 20 bis 25 Prozent niedriger als die von Männern.

Konkrete Schritte kündigte Papandreou, die am Jahresende aus der Brüsseler Kommission ausscheidet, nicht an. Sie sagte aber, das Problem der Arbeitslosigkeit lasse sich durch Wirtschaftswachstum allein nicht lösen. Die EG müsse auch mit einem zunehmenden "Armutsproblem" rechnen.

Im Blickpunkt: Leichtathletik in Sestriere Wind-Ei

Eine gewisse Häme ließ sich nicht leugnen, als die Meldungen von den beiden windbegünstigten und daher nicht anerkennungswürdigen Weitsprung-Weltrekorden von Mike Powell und Heike Drechsler über den Ticker gingen. Eine Art Schadenfreude darüber, daß die 8,99 Meter des Weltrekordinhabers (8,95) aus den USA und die 7,63 Meter der WM- Zweiten aus Jena keine Aufnahme in die Bestenliste finden werden, kann man nicht verhehlen, weil die Natur den Rekordstrategen erneut einen Strich durch die naturwissenschaftlich untermauerte Rechnung machte.

Da hatten sich die gutbezahlten Stars der Laufbahn wiederum in den 2050 Meter hoch gelegenen Wintersportort Sestriere locken lassen, um zusätzlich zur Antrittsprämie einen roten Renner aus italienischer Produktion für einen Weltrekord verdienen zu können. Die dünne Höhenluft, in Schnellkraftsportarten seit den Olympischen Tagen von Mexiko-Stadt als leistungsfördernd bekannt, sollte den Athleten auf die Sprünge helfen. Den Organisatoren aus dem mondänen Alpenstädtchen aber erging es wiederum so ähnlich wie Goethes Zauberlehrling, der ja bekanntlich die Geister, die er rief, auch nicht mehr loswerden sollte. Angetreten, sich die physikalischen Gesetze dienstbar zu machen, gibt sich die Natur schließlich doch als kontraproduktiv für Bestleistungen zu erkennen. Denn vor einem Jahr war ein Wintereinbruch nicht eben leistungsfördernd gewesen, am Dienstag nun erwies sich das Unternehmen Weltrekord in der Höhenluft buchstäblich als Wind-Ei.

Heike Drechslers Enttäuschung darüber, daß der Wind bei ihrem Riesensatz die Winzigkeit von einer Hundertstelsekunde pro Meter zu heftig blies, ist verständlich. "Wahnsinn" aber ist es nicht, wenn statt der erlaubten 2,0 m/sek der gemessene Wert von 2,01 die Anerkennung als Weltrekord verhindert, weil der Leichtathletik-Weltverband sich vor über einem halben Jahrhundert aus gutem Grund auf eine maximal zulässige Windunterstützung festlegte - um Leistungen vergleichen zu können. Wahnsinn ist aber die offensichtlich nicht zu heilende Rekordsucht, die die Grundlage bildet für "Leistungsmanipulation" jedweder Art.

Und wahnwitzig ist die Idee, sich in hochalpinem Gelände auf Weitenjagd zu begeben. Der Internationale Leichtathletik-Verband sollte sich bei den Veranstaltungsorten auf eine maximal zulässige Meereshöhe festlegen oder, wie weiland im Eisschnellaufen, für höhenbegünstigte Leistungen getrennte Rekordlisten führen. Die Leichtathletik muß transparent bleiben. REINHARD SOGL

Was seit 22 Jahren währt, wird endlich gut: Im Baugebiet "Am Roth" geht's nun voran Sommer 93 rollen die Möbelwagen Baugenehmigungen laufen Von Thomas Grether

EPPSTEIN. Kleine Erdhügel liegen auf brachem Ackerland. Alle paar Meter sind mit Grenzpfählen Parzellen abgesteckt. Kaum vorzustellen, daß hier bald tausend Menschen leben werden. Die Männer von der Telekom wühlen mit Baggern und Schaufeln im Boden herum. "Die legen jetzt Breitbandkabel fürs Kabelfernsehen", sagt Henning Northe. Der Chef vom städtischen Bauamt und seine Leute haben derzeit alle Hände voll zu tun, die Bauanträge für das Neubaugebiet "Am Roth" in Eppstein zu bearbeiten. 30 zukünftige Häuslebauer haben schon die Zeichnungen und Pläne im Kreishaus abgegeben, von da werden sie Northes Leuten zur Stellungnahme zugeschickt und dann wieder nach Hofheim gebracht. Das Kreis-Bauamt gibt sein endgültiges O.k.

Nur noch wenige Wochen wird es dauern, bis die ersten Baugruben ausgehoben sind. "Ganz Schnelle werden im Frühsommer nächsten Jahres einziehen können", sagt der Bauamts-Chef. "In drei bis fünf Jahren werden alle 270 Wohneinheiten errichtet sein", schätzt Northe.

Bis die etwa 1000 Menschen "Am Roth" einziehen, müssen noch die Straßen asphaltiert werden. In den vergangenen Wochen sind Arbeitstrassen durch das 15 Hektar große Hang-Areal im Westen Bremthals gezogen worden: Straßen für die Bagger und Lastwagen der Baufirmen, die bald anrücken werden. "Kanalisation, Gas- und Wasserleitungen liegen seit vergangener Woche im Boden", erzählt Northe. Und die Main-Kraftwerke haben Schaltkästen aufgestellt.

Viele Bremthaler warten schon seit 1970 auf ihr Baugrundstück "Am Roth". Die Politiker der damals noch selbständigen Gemeinde Bremthal hatten einen Aufstellungsbeschluß für das Gebiet hinter der bebauten Ortslage und dem Gewerbegebiet Valter Weg gefaßt.

Viel Zeit gebraucht hat das sogenannte "Bauland-Umlegungsverfahren", das es den Eigentümern der ehemaligen Obst- Grundstücke ermöglichte, nun bald zu bauen: "Die meisten Grundstücke waren nur handtuchbreit, aber ellenlang", weiß Northe. Da hätte nie und nimmer auch nur das kleinste Haus draufgepaßt. Also wurden die einzelnen Grundstücke vermessen. Und dann wurde jedem Eigentümer ein gleich großes - aber bebaubares - Fleckchen Land zugeteilt. Natürlich an einer anderen Stelle "Am Roth". Von der ursprünglichen Fläche wurde außerdem der Qudratmeter-Anteil für öffentliche Grünflächen, Parkplätze, Straßen und Wege abgezogen.

Nicht jeder Grundbesitzer will nun auch bauen - also wurde schon etliches Bauland von den Eigentümern verkauft - für etwa 500 Mark pro Quadratmeter. Davon zeugen viele Schilder von Bauunternehmen, die nach der erteilten Baugenehmigung bald Eigenheime errichten.

Hochhäuser aber werden niemandem die schöne Sicht auf den nahegelegenen Atzelberg vermiesen: "Wir wollen keine Wohnverhältnisse wie in der Großstadt; in der Geschossigkeit bleiben wir ländlich", sagt Amtsleiter Northe. Bauten mit mehr als zwei Stockwerken verweigert der Bebauungsplan die Zustimmung.

Eigentumswohnungen sollen ebenso entstehen wie Reihenhäuser, Doppelhaushälften und freistehende Bungalows. "Dazu ist das Gebiet in sieben Quartiere eingeteilt worden", erklärt Northe. So wohnen die künftigen Reihenhäusler in einem anderen "Quartier" als die Familien, die Eigentumswohnungen beziehen werden. Hauptstraße wird der Hessenring, der das Neubaugebiet im Halbkreis umrundet. Vom ihm ausgehend fahren die Bewohner und ihre Gäste über verkehrsberuhigte Straßen ohne Bürgersteige zu ihren Behausungen. Unter den beiden Hochspannungsleitungen, die quer durch das Gebiet "Am Roth" führen, darf nicht gebaut werden. Wo derzeit nur die Messingkabel der einen Freileitung baumeln, ist eine 600 Meter lange und 30 Meter breite Grünanlage geplant. Und über den Platz unter den anderen Strommasten freuen sich die Bremthaler Kleingärtner: Die können hier ihre Mohrrüben und Kohlköpfe anpflanzen.

Florstadt/Altenstadt: Sturm entwurzelte gesunde Baumriesen

WETTERAUKREIS. Schwere Schäden im Florstädter Gemeindewald richtete ein Gewittersturm am Dienstagnachmittag an. 20 Eichen und 45 Buchen aus einem 160 Jahre alten Bestand knickten um oder wurden durch fallende Bäume so schwer in Mitleidenschaft gezogen, daß sie gefällt werden muß- ten.

Die an das 25 Hektar große Waldstück angrenzende Landesstraße 3189 zwischen Florstadt und Altenstadt mußte in Höhe der Oppelshäuser Höfe für mehrere Stunden gesperrt werden. Das berichteten Friedberger Polizeisprecher und Forstamtmann Hubert Dörr vom Revier Stammheim im Gespräch mit der FR.

Dörrs Angaben zufolge richtete "scheinbar eine Windhose", die offenbar bereits in Schöneck (Main-Kinzig-Kreis) zerstörte Felder hinterlassen hatte, im Florstädter Gemeindewald den beachtlichen Schaden an. Finanziell lasse er sich derzeit noch nicht beziffern.

Nach Kenntnis des Forstamtmanns handelt es sich bei den umgestürzten Eichen und Buchen um "vollkommen gesunde Bäume". Möglicherweise hätten sie den "aus allen Richtungen kommenden Gewittersturm" nicht heil überstanden, weil sie in vollem Laub gestanden hätten und mit zahllosen Bucheckern behangen gewesen seinen. Ihr Schwerpunkt sei dadurch völlig verändert gewesen.

Das Forstamt Bad Nauheim, zu dem das Revier Stammheim gehört, will die Bäume zunächst im Wald liegen lassen und "im Herbst abarbeiten".

Der Verkehr auf der Landesstraße war ab 14.20 Uhr für mehrere Stunden schwer beeinträchtigt. Einige Bäume waren direkt auf die Straße gefallen und mußten von der Freiwilligen Feuerwehr Altenstadt beseitigt werden. Als Forstamtmann Dörr zu dem Räumtrupp gestoßen war, ordnete er überdies aus Sicherheitsgründen an, nicht mehr standsichere Bäume in unmittelbarer Nähe der Straße zu fällen. Der Kraftfahrzeugverkehr mußte bis etwa 18 Uhr umgeleitet werden. sal

Asylbewerber: Langenselbold bittet um Aufschub

LANGENSELBOLD. Die 20 Flüchtlinge, die für heute in Langenselbold erwartet werden, kommen erst in der nächsten Woche in die Gründaustadt. Das Langenselbolder Rathaus hat um eine Woche Aufschub gebeten, da die sanitären Anlagen in der umstrittenen Container-Wohnanlage noch nicht fertiggestellt sind.

Die Asylbewerber sollen in der Jahnstraße in ausrangierten Überseecontainern untergebracht werden, die von einer Rodenbacher Immobilienfirma für die Stadt aufgestellt wurden.

Wegen des Zustandes der Container hatte es Streit zwischen der Stadt und dem Main-Kinzig-Kreis darüber gegeben, wer für die Unterbringung der Flüchtlinge verantwortlich ist (die FR berichtete).

Die Container sollten verkleidet und wohnlich hergerichtet werden. alu

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 22. Juli (FR). Heiter bis wolkig, nur in Alpennähe vereinzelte Gewitter, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 24 und 29 Grad, die Tiefstwerte zwischen 13 und 17 Grad. Weitere Aussichten: Sonnenschein, zeitweise Bewölkung und örtlich Gewitter. (Siehe auch Lokalteil)

Wer ist bei Rot über die Kreuzung gefahren?

DIETZENBACH. Bei einem Zusammenstoß zweier Autos wurden am Dienstagnachmittag an der Vélizystraße eine Fußgängerin und der Fahrer einer der beiden beteiligten Wagen verletzt. Nach Darstellung der Polizei war ein Mann mit seinem Auto kurz nach 16 Uhr in der Gottlieb-Daimler-Straße unterwegs und wollte nach links in die Vélizystraße in Richtung Rödermark abbiegen. Zur gleichen Zeit fuhr ein anderes Autos Richtung Waldacker zur Kreuzung. Beide Wagen stießen an der Einmündung zusammen, wobei sich ein Auto durch die Wucht des Aufpralls überschlug.

Dabei wurde nach Auskunft der Polizei eine 44jährige Frau, die mit ihrem Fahrrad dort stand, leicht verletzt. Der Schaden wird auf rund 55 000 Mark geschätzt.

Beide Autofahrer gaben der Polizei an, daß die Ampel für sie grün angezeigt habe. Die Polizei sucht deshalb Zeugen und denkt dabei vor allem an einige Fußgänger, die zum Unfallzeitpunkt die Elisabeth-Selbert-Straße überquert haben. Sie sollen sich unter der Rufnummer 0 60 74 / 900 21 melden. aim

Burkard Müller verläßt ÖTV

"Differenzen bei der Auszahlung von Streikgeldern"

STADT UND KREIS OFFENBACH. Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) und ihr Kreisgeschäftsführer Burkard Müller "haben das bestehende Arbeitsverhältnis einvernehmlich mit sofortiger Wirkung gelöst". Gerold Schaub, stellvertretender Vorsitzender der ÖTV- Bezirksleitung Hessen, erklärte lediglich: "Zu diesem Schritt führten Differenzen in der Geschäftsführung der Kreisverwaltung, die im Zusammenhang mit der Auszahlung von Streikgeldern entstanden sind. Der gegenüber der Hauptkasse entstandende Schaden wird beglichen werden."

Schaub, der bis auf weiteres die Geschäftsführung für die Offenbacher ÖTV-Kreisverwaltung mit ihren 6500 Mitgliedern in Stadt und Kreis übernommen hat, versichert: "Eine durch die ÖTV selbst veranlaßte Revision hat ergeben, daß es sich um allein von Burkard Müller zu verantwortende Unkorrektheiten handelt. Andere ehren- und hauptamtliche Funktionäre der Kreisverwaltung haben mit dem Vorgang nichts zu tun."

Schaub wollte nichts über die Art der Differenzen und über die Höhe der fehlenden Gelder in der Streikkasse sagen. Die plötzliche Trennung am Montag - vor einer kurzfristig zusammengetrommelten außerordentlichen Kreisvorstandssitzung und nach einer am Freitag vom Stuttgarter ÖTV-Hauptvorstand veranlaßten Revision - löste im Gewerkschaftshaus, im Kreishaus und im Rathaus großes und ungläubiges Erstaunen aus.

"Wir sind alle völlig überrascht worden", sagte DGB-Vorsitzender Horst Kunze gestern im Gewerkschaftshaus. Auch Beate Sabo-Gohr, Vorsitzende des Gesamtpersonalrates bei der Offenbacher Stadtverwaltung, erreichte die Nachricht nur wie das sprichwörtliche Lauffeuer.

Der 41jährige Burkard Müller, seit 18 Jahren bei der ÖTV beschäftigt, kam vor zehn Jahren von Mannheim nach Offenbach. Der engagierte Sozialdemokrat - mit zwei linken Flügeln - galt bald als politisches Talent, resoluter und kurzweiliger Redner, zupackender Organisator und als ein diskussionsfreudiger Dynamiker, der keinem Streit, vor allem nicht in den eigenen Reihen und mit den Rathaus-Politikern aus dem Wege geht.

Müller, der kürzlich eine ÖTV-Kollegin geheiratet hat und zu ihr nach Limburg umgezogen ist, engagierte sich damals sofort aktiv in der SPD, in der Offenbacher Friedensinitiative, in diversen Bürgerinitiativen und beim Volkshochschul-Trägerverein.

Viel Krach gab es in den Personalräten der Offenbacher Stadtverwaltung: Weil dort die ÖTV-Mitglieder die "Müllersche Machtpolitik" nicht ertragen wollten, gab es viele Austritte, und "Unabhängige" gewannen zahlreiche Sitze bei den Personalratswahlen. So gab es auch Versuche, Müller aus Offenbach entweder fortzuloben oder wegzuekeln. Gewerkschafter bemerkten: "In der letzten Zeit ist er deutlich ruhiger und konzilianter geworden." Horst Kunze glaubt nicht, daß die plötzliche Trennung auf eine politische Intrige zurückzuführen ist. "Darüber haben wir jedenfalls keine Erkenntnisse." Eine Stellungnahme von Müller war gestern nicht zu erhalten.

Viel Lob bekam Müller für die gute Organisation des Streiks im öffentlichen Dienst im Frühjahr dieses Jahres. Erstmals wurde dabei in der Bundesrepublik auch das Stadtkrankenhaus in den Arbeitskampf einbezogen. Strittig diskutiert dabei wurde allerdings, ob man in einem Arbeitskampf eine Klinik so konsequent bestreiken kann, daß darunter die Versorgung der Patienten leidet.

Als Müller im Sommer beim ÖTV-Kongreß für den Bundesvorstand kandidierte, bekam er von den Delegierten jedoch nicht das ausreichende Quorum. SIEGFRIED SCHOLZ

Der "Grüne Punkt" allein ist noch keine Garantie

USINGEN. Am heutigen Samstag, 25. Juli, können Usinger von 9 bis 12.30 Uhr wieder ihre Wertstoffe auf dem städtischen Bauhof in der Weilburger Straße 46 abgeben.

Was nach Ansicht der Stadt alles zu "Wertstoffen" gehört, steht im Usinger Müllratgeber unter der Rubrik "Recyclinghof". Dort nicht aufgeführte Wertstoffe werden auch nicht angenommen. Das gilt auch für alle Verpackungen, die mit einem "Grünen Punkt" gekennzeichnet sind. isa

Gesellschaft für Mrs. Di Marco - "Death in Brunswick" heißt der Roman, der John Ruanes Film zugrunde liegt. Der Australier Boyd Oxlade hat sein Werk der eigenen Biographie entlehnt, für ein Debüt nicht gerade ungewöhnlich: Wenn nicht das Leben, das Oxlade in Brunswick, einem Vorort von Melbourne, führte, ein Doppelleben gewesen wäre. Tagsüber grub er Gräber, nachts arbeitete er als Koch in einer Discothek, in der die Kakerlaken auf den Tischen tanzten.

In Oxlades Buch und John Ruanes Verfilmung gibt dieser Lebenswandel Stoff für zwei ab, für Carl den Koch und Dave den Totengräber. Carl ist ein vor Selbstmitleid saufender Koch, der im 34. Lebensjahr von seiner Frau verlassen und von seiner Mutter immer noch heimngesucht wird. Als der Jammerlappen die Küche eines griechischen Discothekbesitzers übernimmt, wird er seines Freundes noch bedürftiger, als selbst der gutmütige Dave es ertragen kann. Dennoch hilft ihm der Totengräber, die Leiche eines Küchengehilfen verschwinden zu lassen, der sich in fixe Ideen und darob in Karls Fleischgabel verrannt hat. Die Gesellschaft, die die Küchenleiche der halbverwesten Mrs. Di Marco in ihrem Grab leistet, ist aber nicht halb so schauerlich anzuschauen, wie Carls Stagnation. Nicht einmal eine wildbewegte Liebesgeschichte mit dem schönen Barmädchen Sophie vermag den Zögerlichen aus seiner Unmündigkeit zu befreien.

Nicht die wüste Handlung, nicht die Kakerlaken, die der Koch den Leibwächtern seines verhaßten Dienstherrn auf die Pizza streut, nicht die Ungeniertheit, mit der der Regisseur in kleinbürgerlichen Biographien und Gräbern herumrührt, lassen das Leben in australischen Vororten düster aussehen - schlimmer, viel schlimmer wirkt sich Carls Unfähigkeit, erwachsen zu werden, auf die Nerven des Betrachters aus. Wohl gewinnt er seine Sophie und eine ordentliche Apanage, bevor es zum Mord an seiner tyrannischen Mutter kommt. Aber eher ist der Feigling bereit, die Mutter zu vergiften, als ihr ein offenes Wort zuzumuten. Die Entwicklung findet nicht statt, das ist die Trumpfkarte des Films. Schwärzere Perspektiven hat eine Komödie lange nicht geboten (Berger). H. Kü.

Beim Kinderfilmfestival geht es um den Lucas

Neue Filme aus aller Welt können sich Kinder in der Zeit vom 15. bis 25. September im Deutschen Filmmuseum anschauen, denn dann beginnt das 18. Internationale Kinderfilmfestival in Frankfurt. Zehn internationale Filme, die meisten davon in deutscher Erstaufführung, werden diesmal in den Wettbewerb um den "Lucas" gehen. Der Lucas ist der weltweit einzige Filmpreis, der gemeinsam von Kindern und erwachsenen Fachleuten vergeben wird. Die Preisverleihung mit 5000 Mark für den Sieger findet am 20. September statt.

Jeweils der erste Film der beiden Nachmittagsfilme läuft allerdings nicht im Wettbewerb. Es werden hier in der ersten Woche Filme zu sehen sein, die ausschließlich von und mit Kindern produziert wurden. In der zweiten Woche folgen dann Filme aus der CSFR. wob

Karbener Grüne für Radfahrbeauftragten

KARBEN. Die Einrichtung des Ehrenamtes einer/s Radfahr-Beauftragten will die Fraktion der Grünen in der nächsten Stadtverordnetensitzung beantragen. Die Aufgabe dieses Amtes soll in der Interessenvertretung der radfahrenden Bürger/-innen bei Unterhaltung, Aus- oder Rückbau von öffentlichen Verkehrswegen, in der Beratung der städtischen Gremien wie der Bürger/-innen und in einer eigenständigen Öffentlichkeitsarbeit für umweltfreundliche Verkehrsmittel liegen.

"Bei der Verkehrsberuhigung der Stadtteile, der Förderung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs und vor allem beim Ausbau des Radwegenetzes wäre die Mitarbeit von fachkundigen Bürgern sehr hilfreich", begründen die Grünen ihren Antrag. Die örtliche Umweltpartei geht davon aus, daß ein solches Amt "bei dem in Karben vorhandenen regten Interesse an umweltfreundlichen Verkehrsmitteln" mit Engagement wahrgenommen würde. mu

Kurz gemeldet: Sechs Tote bei Gefecht in Südosttürkei

ISTANBUL, 22. Juli (dpa). Bei einem Gefecht zwischen einem Sonderkommando der türkischen Polizei und Mitgliedern der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sind am späten Dienstagabend in der Nähe von Nusaybin an der türkisch-irakischen Grenze fünf Polizisten und ein Kurde getötet worden.

Liebäugeln mit Emilia-Romagna

Hessen und die italienische Region Emilia-Romagna wollen im Rahmen der europäischen Einigung eine partnerschaftliche Zusammenarbeit einleiten. Gleichzeitig wollen sich beide um eine Zusammenarbeit mit weiteren europäischen Regionen bemühen. Ziel sei dabei die Förderung der europäischen Integration und die direkte interregionale Zusammenarbeit. Eine entsprechende Erklärung soll am 29. Juli im Biebricher Schloß in Wiesbaden von Ministerpräsident Hans Eichel und dem Präsidenten der Region Emilia Romagna, Enrico Boselli, unterzeichnet werden.

Wagen fing Feuer, Mann schwer verletzt

NEU-ISENBURG. Aus ungeklärter Ursache kam gestern um 10 Uhr ein Fahrer mit seinem Wagen auf der B 44 am Isenburger Gehspitzkreisel in Richtung Mörfelden nach rechts von der Fahrbahn ab. Laut Polizei prallte das Auto gegen ein Hinweisschild, schleuderte, überschlug sich, kam zum Stehen und fing sofort Feuer. Zufällig fuhren direkt hinter dem Unfallauto ein Vorführwagen eines Feuerwehrauto-Herstellers mit Wasser und ein Auto der Isenburger Wehr. Deshalb konnte der eingeklemmte Fahrer schnell aus dem Fahrzeug geborgen werden. Mit schweren Verletzungen wurde er ins Krankenhaus gebracht. dok

Facelifting für Hessen Drei HR setzt künftig auf die Wiederkehr von Sendungen

Mit Beginn des Herbstprogramms, am 10. August 1992, bekommt das Dritte Fernsehprogramm des Hessischen Rundfunks ein neues Gesicht. Die auffälligste Veränderung bringt der Mittwochabend. Statt der "Lindenstraße" und des Wirtschaftsmagzins "trends" stehen künftig ab 20 Uhr einstündige Unterhaltungssendungen auf dem Programm: "Holgers Waschsalon", "Capito" oder "Schmidteinander - die Show mit Harald". Um 21 Uhr laufen im wöchentlichen Wechsel die halbstündigen Regionalsendungen "ppp - Parlament, Parteien, Perspektiven" und "hessen 3 unterwegs". "trends" folgt um 21.45 Uhr.

Ein weiterer Termin für Wort-Unterhaltung wird am späteren Samstagabend um 22.30 Uhr bzw. 23 Uhr eingerichtet. Wo derzeit "Musik in hessen 3" angesagt ist, sollen bald die Reeperbahn-Show "Schmidt", die Show "Lippes Lachmix" mit Jürgen von der Lippe und als Übernahme vom NDR die Talkshow "Vis-à- vis" Zuschauer anlocken. Danach treten in der Horror-Satire die bekannten "Munsters" in Aktion. Vor "Schmidt" & Co. kümmert sich am gewohnten Termin samstags um 21.45 Uhr bzw. 22.15 Uhr, das Magazin "City" um die Kultur - allerdings nach Ankündigung des HR neu gestaltet. Der späte Donnerstagabend wird sich ab August ganz auf Dokumentationen über Literatur, Architektur, Bildende Kunst und Film konzentrieren.

"Monty Python's Flying Circus", bislang alle 14 Tage im Programm, bringt nun jede Woche britischen Humor pur: sonntags gegen 22.30 Uhr, vor den Musiksendungen "Music-Hall" und "Ohne Filter". Auf deren altem Montagstermin sind anspruchsvolle Spiel- bzw. Dokumentarfilme vorgesehen. Die Bewohner der "Lindenstraße" erleben von nun an samstags um 17 Uhr statt mittwochs um 20 Uhr ihre Abenteuer. Die Wochenschau-Reihe "Vor vierzig Jahren" wandert vom späten Freitagabend auf den Sonntagmittag, 14.15 Uhr. Überhaupt, verspricht der Sender, soll das sonntägliche Tagesprogramm abwechslungsreicher werden: Zum Beispiel mit Dokumentationen zu Alltagsfragen, Porträts bemerkenswerter Zeitgenossen und ungewöhnlichen Lebensläufen um 14.45 Uhr. Vergrößert wird das Angebot für Kinder: Auf sie wartet ab Herbst nicht nur donnerstags und freitags, sondern auch montags bis mittwochs um 17.30 Uhr eine halbstündige Kinderserie. Neu im Vorabendprogramm, vor der "Hessenschau", ist eine Sendereihe, die "Hessische Vereine" vorstellen will.

Die Struktur von hessen 3 war zuletzt Anfang 1990 gründlich reformiert worden. Die damaligen Losungen lauteten: möglichst wöchentliche Senderhythmen für die einzelnen Angebote, einprägsame Sendezeiten, Verstärkung des regionalen Bezugs, mehr Eigenproduktionen. Diese Linie wird offenbar mit den aktuellen Programmkorrekturen weiter verfolgt. Im Dickicht der Programmangebote helfen offensichtlich nur noch wöchentlich oder sogar (werk)täglich wiederkehrende Sendungen, das Publikum bei der Stange zu halten. Auf dem gleichen Sendetermin abwechselnd hessenbezogene Sendungen und Unterhaltung zu plazieren, wie hessen 3 es sich bisher am Mittwochabend um 21.00 Uhr und 21.45 Uhr leistete, scheint nicht mehr "zeitgemäß".

An einigen Stellen ist das neue Programmschema großflächiger geworden in dem Sinn, daß einer bestimmten Zielgruppe hintereinander mehrere ähnliche Angebote unterbreitet werden.Das neue hessen-3-Schema setzt zwei Akzente mit Wort-Unterhaltung zu attraktiven Sendezeiten (mittwochs um 20.00 Uhr und am späteren Samstagabend). Sonntags und mittwochs findet sich etwas mehr populärere Unterhaltung, während Zielgruppenangebote und die schwerer verdaulichen Happen tendenziell nach 21.45 Uhr plaziert sind. ELKE HALEFELDT

Bad Mergentheim zeigt Miró Vom 9. August bis 27. September ist in Bad Mergentheim an der Romatischen Straße eine Ausstellung mit Werken des katalanischen Künstlers Joan Miró zu sehen. Gezeigt werden rund 45 Originalgraphiken (Radierungen und Lithographien) die die ganze technische Bandbreite und stilistische Vielfalt des Spaniers illustrieren. Auskunft gibt das örtliche Kultur- und Verkehrsamt, Marktplatz, W-6990 Bad Mergentheim, Telefon 0 79 31 / 57 34. Mannheim: Tanzsport pauschal Zum Welttanzsportfestival vom 3. bis 6. September in Mannheim haben sich rund 2000 Paare aus 28 Nationen angemeldet. Zu den German Open Championships werden Wochenend-Arrangements ab 243 Mark mit einer, zwei oder drei Übernachtungen angeboten. Auskunft: Tourist-Information, Kaiserring 10/16, W-6800 Mannheim, Telefon 06 21 / 10 10 11. Fotografie im Habichtswald Drei bis fünf Tage dauern die Kurse für Fotofreunde (Anfänger), zu denen Emstal im hessischen Habichtswald einlädt. Auskunft: Verkehrsamt, W-3501 Emstal, Telefon 0 56 24 / 7 77. Das Angebot kostet mit Übernachtung ab 92 Mark. Weimar zum Nachschlagen Die Stadt Weimar hat ihr touristisches Angebot im neuen Sales Guide zusammengefaßt. Das Nachschlagewerk verschickt: Amt für Tourismus und Weimar-Werbung, Markt 15, O-5300 Weimar, Telefon 0 36 43 / 76 25 65.

E Fuldern horr eam Doarf kah Nummer, Ean wir sche gleich meat Gold gezirt, Ean broav ean schih - 's eaß e Hommer! E Fuldern wird nix ästemirt.

Peter Geibel

Nachrichten-Börse

Versicherungen mit "öffentlichem" Kopf Die öffentlich-rechtlichen Versicherungen sprechen künftig in der Branche mit lauterer Stimme: "Längerer Planung entsprechend" wird Georg Büchner, seit 1979 Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Ende März 1993 dieses Amt niederlegen. Als Nachfolger wird der Mitgliederversammlung im November Bernd Michaels, Chef der Düsseldorfer Provinzial-Versicherung, vorgeschlagen. Bundesbank zeigt sich spendabel Die Bundesbank hat der inländischen Kreditwirtschaft über das jüngste Wertpapierpensionsgeschäft 16,7 Milliarden Mark zu 9,65 beziehungsweise 9,7 Prozent zugeteilt. Da frühere Geschäfte über neun Milliarden fällig sind, fließen den Instituten zusätzlich 7,7 Milliarden zu. Geldmenge wächst kräftig Die anhaltende Kreditnachfrage ließ die Geldmenge im Juni im Vergleich zum vierten Quartal 1991 mit einer Jahresrate von 8,7 Prozent wachsen. Der Zielkorridor der Bundesbank liegt zwischen 3,5 und 5,5 Prozent. Nestlé darf Perrier schlucken Der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé darf den Getränkehersteller Perrier schlucken, muß dafür aber andere Wassermarken abstoßen. Dies hat die EG- Kommission gestern beschlossen.

Ricochet - Der Aufprall - "Nur der Produzent von "Stirb langsam", "Last Scout" und "Lethal Weapon" konnte diesen Super-Film schaffen!", wirbt der Verleih. Das ist nicht zu bezweifeln, wenngleich "schaffen" vielleicht nicht ganz das richtige Wort für einen ordinären Recycling-Vorgang ist. Joel Silver hat dieses Mal Denzel Washington als Cop Nick Styles angeheuert, um einen seiner gebührenfreien Werbefeldzüge fürs LAPD, fürs Los Angeles Police Department, durchzuführen. Ein Bösewicht (John Lithgow), den Styles hinter Gitter brachte, sinnt sieben Jahre lang auf Rache. Die knallharte Bestie, bar menschlicher Regungen, muß gar ertragen, daß Washington vom Streifenbeamten zum Vize-Staatsanwalt aufsteigt. Beider Konfrontation ist ein Desaster aus Blut, Rausch und Trümmern, eine noch der letzten Subtilitäten beraubte B-Movie-Variante von "Kap der Angst". Der Silver im Haus erspart dabei den Abbruchunternehmer. Längst muß Silver nicht mehr nach Gründen fahnden lassen, die seine Spezialeffekt-Ingenieure zerlegen können. US-Gemeinden offerieren baufällige Häuser an Silvers Firma, die gerne die Abrißkosten trägt.

Da hat Regisseur Russell Mulcahy, der zweimal den "Highlander" dirigierte, nicht mehr viel zu tun. Er kann sich im Regiestuhl zurücklehnen und zuschauen, wie Schwarz und Weiß, Gut und Böse nach alter Westernmanier Mann gegen Mann fighten. Gelegentlich muß er noch darauf achten, daß die dünne aktuelle Tünche aus Drogenhandel, Medienrummel und Verelendung der inner cities nicht ganz abblättert. In seinen kleinen Absurditäten ist "Ricochet" bahnbrechend: Im Buchladen einer "arischen Bruderschaft", die aus unerfindlichen Gründen ins Drehbuch geriet, fällt ein Hitler-Band von der Wand, und der schwarze Crackbaron (Ice T) springt unverhofft und fern aller Logik seinem Sandkastenfreund Styles zur Seite. Was Denzel Washington dazu bewogen hat, diesen Part zu übernehmen und sich auch noch einen Schnäuzer wachsen zu lassen, ist so rätselhaft wie mancher Winkelzug des Plots. Mag sein, daß ihn der Grundriß der Story gereizt hat, aus dem durchaus ein Gebäude hätte entstehen können, das Silvers Abrißbirne trotzte. Styles tritt seinem Widersacher nach der alttestamentarischen Maxime "Auge um Auge . . ." entgegen, um am Ende den sensationsgeilen Medien, für die er Showdown kunstvoll inszeniert hat, mitzuteilen: "Sie können mir live den Arsch küssen." Daß die Lebenswege zweier Männer auf bizarre Weise miteinander verknüpft werden, daß die Konfrontation die fast spiegelbildliche Ähnlichkeit der Todfeinde enthüllt: für diese düstere Grundierung interessieren sich Silver und seine Mannen naturgemäß nicht. Von der Idee bleibt daher nicht mehr als ein großer Trümmerhaufen. In den USA war "Ricochet" freilich so erfolgreich, daß er einmal mehr Joel Silvers Midas-Touch bestätigen half. Für alle der griechischen Mythologie Unkundigen: Silver ist einer, der auch aus Scheiße Geld zu machen versteht. (Turm 7) P. Kö.

Frankfurt vergibt wieder "Arbeitsstipendium Jazz"

Das Kulturdezernat der Stadt Frankfurt vergibt in diesem Jahr zum zweiten Mal ein "Arbeitsstipendium Jazz": Es ist mit 10 000 Mark dotiert, die für "jede Art von Weiterbildung in diesem Musikgenre" ausgegeben werden sollen.

Bewerben können sich Musiker oder Musik-Gruppen aus Frankfurt und Umgebung, die sich dem Jazz, einschließlich experimenteller Formen, zuordnen lassen. Vorausgesetzt werden eine musikalische Ausbildung oder entsprechende Qualifikationen und der Nachweis von Praxis-Erfahrung.

Über die Vergabe entscheidet eine Jury. Die Bewerbungsunterlagen gibt es beim Dezernat Kultur und Freizeit, Kennwort: Arbeitsstipendium Jazz, Brükkenstraße 3-7, Frankfurt 70. Bewerbungsschluß ist am 31. August. Weitere Informationen gibt es bei Claudia Guter, Telefon (069) / 21 23 31 08. fr

DTB-Jugend-Ranglistenturnier in Niederrodenbach Überregionale Jugendförderung im Mittelpunkt Weil Nachbarklubs nicht mitspielten hat sich TC Rodenbach an größere Aufgabe herangewagt

"Der TC-Rodenbach ist kein kleiner Dorfverein. Wir haben schließlich 500 Mitglieder." Der Organisator des dritten Rodenbacher Jugendturniers, Wilfried Mock, liefert damit die Erklärung, weshalb der Verein die Ausrichtung eines DTB-Jugend-Ranglistenturniers übernommen hat. 138 Teilnehmer im Alter von acht bis 16 Jahren waren der Einladung von Turnierleiter Edgar Hensel gefolgt und lieferten sich am letzten Wochenende eine sportliche Hitzeschlacht. In insgesamt 12 Wettbewerben spielten die aus dem gesamten Bundesgebiet sowie der CSFR und der Türkei angereisten Nachwuchscracks um 30 zu vergebende Pokale.

Nachdem das Turnier im Jahre 1982 als regionaler Jugendwettbewerb seinen Anfang nahm, fühlten sich die Verantwortlichen bald für größere Aufgaben gewappnet. "Bei den umliegenden Tennisklubs", schildert Wilfried Mock die Entwicklung, "stießen wir mit unserem Turnier nicht gerade auf reges Interesse. Da war eine überregionale Ausweitung nur folgerichtig." Das mit der Veranstaltung verfolgte Anliegen der Jugendförderung läßt sich bislang auch ohne die Unterstützung potenter Sponsoren verwirklichen. So wird das Rodenbacher Nachwuchsturnier fast ausschließlich über Meldegelder finanziert. Darüber hinaus sind sämtliche Vereinsmitglieder gefordert, für die kulinarische Verköstigung mit Kuchen und Steaks Sorge zu tragen. Derart gestärkt, verfolgten die zahlreich erschienenen Filzball-Akteure nicht nur die Fernsehübertragung vom Stuttgarter Weißenhof- Turnier, sondern boten auch selbst ansehnliches Tennis.

In der Hauptrunde der männlichen Junioren AK/2 siegte der 16jährige Jens Schober (TC Oase-Rüsselsheim) vor dem an Nr.1 gesetzten Hersfelder Alexander Bose. Mit 7:6 und 6:1 hatte der im Tenniscamp von Nick Bollitieri geschulte Jugend-Weltranglistenspieler gegen den als hessischen Spitzenspieler bekannten Jens Schober das Nachsehen. Dritter wurde der für den TC-Roßbach aufschlagende Bernd Beutel, vor Daniel Velke vom TC Kassel. Das Endspiel in der Hauptrunde der weiblichen Junioren AK/2 gewann die Groß-Auheimerin Ildiko Kasza. Beim Stande von 6:1 und 1:0 warf ihre Kontrahentin Nicola Maier (TC Blau-Weiß Bensheim) wegen starker Magenbeschwerden das Handtuch. Dorette Spötter (TC Siegen) und Andrea Killmann (TC Rüdstadt) belegten die folgenden Plätze. Die insgesamt sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Veranstaltervereins sahen in dem 16jährigen Trostrundensieger Klaus Pendzialek ihren Besten. reh

Keine klaren Signale

Von Pierre Simonitsch (Genf)

Die Ratlosigkeit, wie der Krieg im ehemaligen Jugoslawien beendet werden könnte, hat ihren Höhepunkt erreicht. Haben Verhandlungen noch einen Sinn, oder muß die Staatengemeinschaft dreinschlagen? Alle Optionen werden geprüft, doch die kriegsführenden Parteien erhalten keine klaren Signale. Die zahlreichen Stellungnahmen, mit denen sich Politiker aller Couleur profilieren, haben eine Kakophonie hervorgebracht, im Vergleich zu der das Sprachgewirr beim Turmbau von Babel harmonisch klang. Es werden Maßnahmen gefordert und Beschlüsse gefaßt, die weder durchführbar sind noch mit dem Völkerrecht im Einklang stehen.

Unbedacht ist der Ruf, gewaltsam Korridore von der Adriatischen Küste zu den eingeschlossenen bosnischen Städten zu schlagen, um die Bevölkerung mit Hilfsgütern zu versorgen. Wer schon einmal mit dem Auto auf den schwindelerregenden Gebirgsstraßen über den Karst gefahren ist, kann ermessen, wie schwierig es wäre, dort Lastwagenkonvois vor Guerillaangriffen zu schützen. Der SPD-Politiker Egon Bahr, derzeit Leiter des Hamburger Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, meint, daß allein zur Absicherung des in einem Talkessel gelegenen Flughafens von Sarajewo 50 000 Mann benötigt würden. Die Vereinten Nationen haben vergangene Woche zusätzlich 1600 Blauhelme nach Sarajewo entsandt, offensichtlich ohne durchschlagenden Erfolg.

Jetzt reden nicht einmal mehr der Weltsicherheitsrat und UN-Generalsekretär Butros Ghali mit gleicher Zunge. In einem vertraulichen Schreiben, das wie zufällig an die Presse gelangte, beschuldigt Butros Ghali den Sicherheitsrat, ihn vor vollendete Tatsachen gestellt zu haben. Das Hauptorgan der Vereinten Nationen hatte sich am Freitag die Waffenstillstandsbedingungen der EG zu eigen gemacht, wonach die Konfliktparteien ihr schweres Kriegsgerät den Blauhelmen abliefern sollen. Butros Ghali nannte dieses Vorgehen unrealistisch. Der Sicherheitsrat hätte besser getan, wie üblich zuerst ein technisches Gutachten der vor Ort stationierten Friedenstruppe der UN einzuholen. Die Blauhelme hätten nicht die Mittel, die Panzer, Mörser und Granatwerfer der verschiedenen Streitkräfte einzusammeln. Butros Ghali kritisierte auch die "Hast" der EG-Vermittler unter Leitung von Lord Carrington. Seine Bedenken stellten sich als gerechtfertigt heraus. Der unter der Ägide der EG in London ausgehandelte Waffenstillstand hielt keine zwei Stunden. Den UN-Truppen wurde keine einzige Kanone ausgehändigt.

Lord Carrington reiste am Dienstag erneut nach Belgrad, wo er wieder einmal dem Serbenführer Slobodan Milosevic ins Gewissen redete. Vor seinem Abflug aus London setzte er sich gegen die Anschuldigungen von Butros Ghali zur Wehr. Der Vorschlag, die schweren Waffen den UN-Truppen zu übergeben, sei von den Kriegsparteien selbst gekommen. Die EG hätte ihn lediglich weitergeleitet. Carrington rief die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf die kriegsführenden Parteien zu verstärken. Nach der Suspendierung von der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) droht dem nurmehr aus Serbien und Montenegro bestehenden Rest-Jugoslawien jetzt der Ausschluß aus den Vereinten Nationen. Einen entsprechenden Antrag wollen die zwölf EG-Mitglieder einbringen. Außerdem sollen die UN wie zuvor der KSZE-Gipfel in Helsinki Serbien die Hauptschuld für das Blutvergießen zuweisen.

Ob ein solcher Ausschluß etwas nützt oder ob man damit die letzte Tür zuschlägt, bleibe dahingestellt. In der Vergangenheit jedenfalls wurde der Ausschluß eines UN-Mitglieds stets als ein doppelschneidiges Schwert bewertet, das nur einmal vorübergehend gegen Südafrika angewendet wurde. Als wenig wirksam stellt sich die von der NATO und der Westeuropäischen Union (WEU) durchgeführte See-Aufklärung in der Adria heraus, die den Wirtschaftssanktionen der UN Nachdruck verleihen soll. Die aufgebotenen Kriegsschiffe, darunter der deutsche Zerstörer "Bayern", dürfen keinen Frachter zur Umkehr zwingen. Dafür bräuchte es eine Ermächtigung des Sicherheitsrats. Auch eine militärische Öffnung von Landkorridoren wäre durch keine UN- Resolution gedeckt, geschweige denn die Entsendung von Kampftruppen.

Die Vereinten Nationen müßten also Serbien regelrecht den Krieg erklären, was Kapitel VII der Charta erlaubt. Angesichts der Unabwägbarkeiten eines Feldzugs im zerklüfteten Gelände von Bosnien-Herzegowina haben die USA und und Großbritannien bereits deutlich gemacht, daß sie sich nicht daran beteiligen würden.

Das Schlimmste wäre eine Militärintervention à la Vietnam oder Afghanistan, die vor allem auf Kosten der Zivilbevölkerung ginge. Bleibe die Möglichkeit "gezielter Schläge" aus der Luft, etwa gegen die 150 serbischen Artilleriestellungen um Sarajewo. Von einem solchen Schritt erwarten sich manche Strategen einen heilsamen Schock auf die Kriegstreiber.

Vor allen militärischen Experimenten aber sollte man der Diplomatie eine Chance geben. Voraussetzung dafür ist freilich ein klarer Standpunkt, den die Machthaber in Belgrad nicht als Geschwätz auffassen können.

Zum Wochenanfang die höchsten Ozon-Werte Richtwerte in Hanau erreicht, in Maintal sogar überschritten

MAIN-KINZIG-KREIS. Das giftige bodennahe Ozon erreichte zum Wochenbeginn die höchsten Werte in diesem Jahr. Hessenweit lag die Konzentration an der Meßstation in Frankenberg mit 253 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft an der Spitze. Aber auch in Maintal und Hanau - dort stehen die beiden Meßfühler im Kreisgebiet - wurde der sogenannte Richtwert von 180 Mikrogramm erreicht oder sogar übertroffen. Auf diesen Richtwert haben sich die Umweltminister der Länder geeinigt. Ist mehr Ozon in der Luft, wird die Bevölkerung über die Medien darüber informiert.

Im Mitteilungskasten der FR (täglich auf Seite II der Lokal-Rundschau) werden die Mittelwerte des jeweiligen Tages bis 12 Uhr dargerstellt. Die steigen allerdings am Nachmittag unter der Einwirkung der Sonneneinstrahlung meistens noch an, erläutert dazu die zuständige Landesanstalt für Umwelt (HLfU). Am Montag wurden für Hanau 180 Mikrogramm und für Maintal 200 Mikrogramm im Zwei-Stundenmittel bis 12 Uhr errechnet. Die Belastung nahm aber wegen des Gewitters am Nachmittag nicht weiter zu, sondern ging in Maintal sogar zurück.

Neben der Informationspflicht gibt es derzeit noch keine Konsequenzen, wenn der Richtwert von 180 Mikrogramm überschritten wird. Ein kurzzeitig angeordnetes Fahrverbot würde auch nach Ansicht von Dr. Angelika Broll von der HLfU kein Absinken der Konzentration, sondern zunächst sogar einen Anstieg bringen. Das bodennahe Ozon entsteht in den Städten vor allem aus den Abgasen der Verbrennungsmotoren in den Kraftfahrzeugen. Besonders die immittierten Kohlenwasserstoffe, aber auch die Stickoxide wandeln sich bei starker Sonneneinstrahlung durch einen komplizierten chemischen Prozeß in das Atemgift um.

In den Auspuffgasen ist allerdings, so Angelika Broll, auch Stickstoffmonoxid enthalten, das das Ozon wiederum aufspaltet. Broll: "Deswegen ist die Konzentration in den Städten häufig niedriger als in Waldgebieten, weil es dort keinen Ozonvernichter gibt." Eine Grenze, wann das Gas für den menschlichen Organismus bedenklich wird, vermag die Fachfrau in Wiesbaden nicht zu nennen: "Da halten sich auch die Mediziner bedeckt. Sie sagen, es kommt auf die Anfälligkeit des einzelnen an." Stattdessen verweist Broll auf die Vorwarnstufe in Los Angeles, die bei 400 Mikrogramm beginnt.

Sensiblen Menschen empfiehlt die Umweltanstalt, bei Konzentrationen über 180 Mikrogramm, schwere körperliche Arbeit im Freien und Ausdauerleistungssport zu vermeiden. Ozon macht sich unter anderem durch Augentränen, Kopfschmerzen und Atembeschwerden bemerkbar.

Wer die für ganz Hessen gesammelten Daten und die Prognosen für den nächsten Tag erfahren will, kann die automatische Ansage der HLfU unter der Telefonnummer 0611 / 58 12 42 anwählen. Der Anrufer erfährt dann den Mittelwert gemessen bis 15 Uhr. Die Statistik wird außerdem im Videotext von Hessen 3 auf Tafel 167 veröffentlicht.

Die gewittrigen Schauer in der Nacht zum Dienstag und der bedeckte Himmel brachten nicht nur einen wohltuenden Rückgang der Temperaturen. Auch die die prophezeite Ozon-Konzentration lag deutlich niedriger als am Vortag. hein

Auto geriet auf langer Ölspur ins Rutschen

BAD VILBEL. Eine rund 300 Meter lange Ölspur, die von dem defekten Motor eines Niddataler Wagens in der Kasseler Straße ab Hausnummer 89 verursacht worden war, wurde am Dienstag morgen einer Frankfurter Autofahrerin zum Verhängnis.

Die Frau war mit ihrem Fahrzeug gegen 11 Uhr auf der B 3 in Richtung Friedberg unterwegs. Im Kurvenbereich der Einmündung der Friedberger Straße geriet ihr Wagen auf der ölverschmutzten Fahrbahn ins Rutschen und prallte gegen eine Schaufensterscheibe des Anwesens Friedberger Straße 50. Die Fahrerin wurde dabei leicht verletzt, ihr Auto erheblich beschädigt, berichtet die Polizei. Die Ölspur wurde von Mitarbeitern des städtischen Bauhofes abgestreut. mu

Alkohol an der Lenkstange: Radfahrer verletzt sich

HAINBURG. Bei einem Sturz mit dem Fahrrad in der Martinstraße im Ortsteil Hainstadt zog sich am Dienstagabend ein Mann schwere Verletzungen im Gesicht zu. Die Polizei geht davon aus, daß der 33jährige Radfahrer stark alkoholisiert war, eine Fremdbeteiligung liege nicht vor. Dem Zweiradfahrer wurde nach üblem Sturz zu Boden eine Blutprobe entnommen. aim

Spannung um die Kosten Filmhaus macht Fortschritte

Eine letzte große Hürde für das geplante "Medienzentrum" der Frankfurter Filmschaffenden scheint nun überwindbar zu sein: das Umspannwerk auf dem Gelände an der Voltastraße. Die Stadtwerke zeigen sich aufgeschlossen für das Projekt des "Medienzentrums" und prüfen, unter welchen Bedingungen ein Abriß zumindest eines Teils ihrer Gebäude möglich wäre. Ein Kompromiß mit dem Makler und Grundstückseigner Bernd Lunkewitz, der das Zentrum bis Anfang 1994 hochziehen will, ist damit in Reichweite. Vorausgesetzt, daß den Stadtwerken keine zusätzlichen Kosten entstehen.

Die hinderlichen Bauten der Stadtwerke trieben die Befürworter des Filmhauses, neuerdings: "Medienzentrum", zuletzt fast zur Verzweiflung. 14 Filmfirmen und -institutionen hatten sich erst im April zu einer "Betreibergesellschaft" zusammengeschlossen, um das Zentrum zu verwirklichen. Die mangelhafte Unterstützung der Stadt hatte das Projekt immer wieder behindert. "Das kann nun doch nicht an den Stadtwerken scheitern", sagt Ernst Szebedits vom Filmhaus über die neuerlichen Schwierigkeiten.

Tatsächlich wollen die Stadtwerke dem Kulturbetrieb nicht im Wege stehen. "Unsere Positionen nähern sich an", berichtet Horst Gerhard, Leiter der Rechtsabteilung, über die Gespräche mit Nachbar Lunkewitz. Die Stadtwerke seien "grundsätzlich bereit, auf die Vorschläge einzugehen, wenn der Ausgleich von anderer Seite bezahlt wird".

Das bedeutet: Zumindest eines der fraglichen Gebäude der Umspann-Anlage könnte verschwinden, der Rest in die Planung des "Medienzentrums" integriert werden. Denn die bestehende 30 Kilovolt- Anlage wird im Frühjahr 1993 durch ein leistungsstärkeres 110 KV-Werk nahe der Messe überflüssig - vorerst.

Die Stadtwerke möchten sich nämlich das alte Grundstück für spätere Neubauten vorbehalten. Bei Bedarf könnte dort eine weitere 110 KV-Anlage eingerichtet werden. Freilich: "Das kann in 50, aber auch schon in zehn Jahren sein." Der Stromverbrauch der Metropole sei eben nicht über einen Zeitraum von mehr als zehn bis 15 Jahren kalkulierbar.

Lunkewitz sieht, im Gegensatz zu den Stadtwerken, den Energieverbrauch eher sinken. Dennoch: Damit die Stadtwerke in der Zukunft bauen können, bietet der Makler ihnen ein Ersatz-Grundstück an - auf dem gleichen Gelände, vor den Toren des "Medienzentrums", aber unter der Erde. "Damit es nicht wertvolle Baufläche wegnimmt", sagt Lunkewitz.

Darauf ließen sich die Stadtwerke wohl ein. "Es geht primär noch um die Frage, wie hoch die Mehrkosten für ein unterirdisches Umspannwerk wären und wer diese Kosten trägt", sagt Gerhardt. Lunkewitz will zahlen - allerdings rechnet er mit einem Aufwand von ungefähr zwei Millionen Mark, während die Stadtwerke bisher von mehr ausgehen. Aber noch ist man am Prüfen und Abwägen.

Wer die Kosten in jedem Fall nicht trägt, ist die Stadt. Diesen Verdacht aber hatte die CDU-Fraktion der Stadtverordnetenversammlung unlängst geäußert. In einer Anfrage an den Magistrat sprachen die Verfasser, Wolfgang Stammler und Hans-Ulrich Korenke, von einer "zweifelhaften Finanzierung des Medienzentrums". Auf die Stadtwerke sahen sie Kosten von 40 bis 50 Millionen Mark zukommen - "warum werden diese Kosten den Stadtwerken nicht aus dem städtischen Haushalt erstattet?" Die CDU sieht hier gar "Schattenhaushalte" entstehen, die "das Haushaltsrecht der Stadtverordnetenversammlung unzulässigerweise beschränken" könnten. Tatsächlich handelt es sich eher um eine sommerliche Übung der CDU in Schattenboxen.

Denn das Medienzentrum ist reine Privatsache. Lunkewitz finanziert den Bau, in den dann gleichwohl städtisch geförderte Kulturinstitutionen wie das "Filmhaus" einziehen sollen. "Mit dem Kulturhaushalt hat die ganze Sache gar nichts zu tun", sagen selbst die Stadtwerke. Und Christiane von Wahlert, Referentin des Kulturdezernenats, bezeichnet die CDU-Mutmaßungen als "völlig absurd". Die detaillierte Antwort des Dezernats bekommt die CDU demnächst schwarz auf weiß; am 3. August wird sie in der Magistrats-Sitzung diskutiert.

THOMAS A. WOLFF

Straßenstrich am Bahnhof wurde wieder geräumt

Polizei und Ordnungsbehörde haben die Räumung des Straßenstrichs im Bahnhofsviertel fortgesetzt. Fünf Prostituierte wurden in die Toleranzzone an der Theodor-Heuss-Allee gebracht. Lothar Schäfer, Referent von Ordnungsdezernent Achim Vandreike (SPD), beteuerte, die ganze Aktion sei "genauso ruhig wie in ersten Nacht" verlaufen.

Nach den Worten Schäfers hat die Straßenprostitution in Frankfurt grundsätzlich an Bedeutung verloren. Die Prostituierten hielten sich heute vor allem in Wohnungen auf, eine geringere Zahl auch in den verbliebenen Bordellen. Die Zahl der Frauen auf dem Straßenstrich schätzte der Referent auf insgesamt höchstens noch 50.

Schäfer wies den Vorwurf der Grünen zurück, die Aktion treffe vor allem drogenabhängige Frauen, die sich nur zur Finanzierung ihrer Sucht prostituierten. Nach Einschätzung der Stadt sind zwei Drittel der Prostituierten auf dem Straßenstrich nicht drogenabhängig.

Die Aktion im Bahnhofsviertel soll auch in den nächsten Tagen fortgesetzt werden. jg

Stolpe fordert Umdenken

BERLIN, 22. Juli (Reuter). Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat die Parteien zum Umdenken ermahnt. Dies sei nötig nicht nur zur Bewältigung der Probleme beim Aufbau in den neuen Ländern, sagte Stolpe der Berliner Zeitung. Vielmehr müsse ein Umdenkungsprozeß die Politiker dazu zwingen, sich stärker mit den Problemen der Menschen zu befassen. In den "Komitees für Gerechtigkeit" sieht Stolpe einen gewissen Sinn. Von ihnen müsse aber ein wirksamer Denkanstoß für die Politik ausgehen.

(Weiterer Bericht auf Seite 3, Dokumentation auf Seite 16)

Blumen und Landschaften in Öl und als Radierung

HEUSENSTAMM. Im Frankfurter Palmengarten zeigt die Heusenstammerin Ingeborg Seidel vom 7. bis 30. August Ölbilder und Radierungen zu den Themen "Blumen und Landschaften". Die Künstlerin, selbst Inhaberin einer Galerie in Rembrücken, hat ihre Arbeiten schon bei Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland präsentiert.

Die Vernissage beginnt am 7. August um 11 Uhr. Zu sehen sind die Bilder der Heusenstammerin täglich zwischen 9 und 18 Uhr. hf

Bus versperrt Garageneinfahrt Bayerseicher fühlt sich von Fahrern genötigt und beleidigt

EGELSBACH. "Die Bushaltestelle hier in der Morgensternstraße

wollten wir haben", sagt der Bayerseicher FR-Leser Kurt Becker, "das habe ich damals auch unterstützt. Aber das soll nicht zu meinen Lasten gehen." Geht es aber, findet er, denn die Haltestelle befindet sich direkt vor den Einfahrten zu sechs Garagen. Auf den ersten Blick nicht unbedingt ein Problem, schließlich kommen die Busse meist nur stündlich und fahren, wenn es nach Fahrplan geht, auch gleich wieder ab. De facto, so beklagt sich Bekker, hielten die Busse manchmal jedoch bis zu zehn Minuten, in denen dann keiner in seine Garage kommt."

Eigentlich sollten die Busse in der Morgensternstraße nicht verweilen, meint Heinz Klenk, der für den Verkehr zuständige Prokurist der Langener Stadtwerke, unter deren Obhut die Busse nach Bayerseich fahren. Aber gerade in den Sommermonaten, wenn keine Schulkinder transportiert werden, komme es wohl schon mal vor, daß die Busse schneller seien als vorgesehen. "Es sollte aber nicht so sein, daß sie einfach durchfahren und dann die Zeit in Bayerseich absitzen", meint Klenk, "wenn die Fahrer zu schnell sind, müssen sie eben an jeder Haltestelle eine halbe Minute warten." Klenk will sich mit dem beauftragten Busunternehmer kurzschließen: "Das muß anders werden." Damit meint er auch die von Becker beklagten Pöbeleien mancher Busfahrer, die sich zuweilen weigerten, den Weg in die Garage frei zu machen. "Vergangenen Freitag streckte mir ein Busfahrer doch tatsächlich den berühmten Mittelfinger entgegen", empört sich Bekker, der das Verhalten einiger Busfahrer als "Nötigung" empfindet.

Bürgermeister Heinz Eyßen sieht keinen Handlungsbedarf: "Die Bayerseicher wollten zu ihrer Bequemlichkeit eine zweite Haltestelle im Wohngebiet", jetzt müßten sie auch die damit verbundene Unbill ertragen. fra

Nach dem Kaffee wird am Feldberg gewandert

SCHMITTEN. Seinen ersten Frauennachmittag veranstaltet der Turngau Feldberg am Freitag, 7. August, in Arnoldshain. Treffpunkt ist um 15.30 Uhr an der Hattsteinhalle. Von dort aus wird nach dem Kaffee losgewandert. Kuchen und Geschirr sind mitzubringen. isa

Beispiele südamerikanischer Kunst werden präsentiert Der peruanische Künstler Fernando de la Jara stellt ab Freitag, 7. August, in Hochstadt seine Arbeiten aus

MAINTAL. Mit einer Ausstellung des peruanischen Künstlers Fernando de la Jara will die Stadt nach Darstellung von Kulturdezernentin Priska Hinz einen weiteren Beitrag "zu der historisch bedeutsamen wichtigen Aufarbeitung der Folgen des gewaltsamen Aufeinandertreffens zweier höchst unterschiedlicher Kulturen" leisten.

500 Jahre nach der Eroberung Amerikas und der weitgehenden Zerstörung der präkolumbianischen Kulturen komme ein Künstler nach Maintal, um Beispiele moderner südamerikanischer Kunst zu präsentieren.

Die Ausstellung wird am Freitag, 7. August, 19 Uhr, im Historischen Rathaus Hochstadt eröffnet. Die Bilder de la Jaras werden dort bis zum 20. September zu sehen. Der Künstler wurde 1948 in Lima geboren und lebt seit 1987 in Deutschland. Der Peruaner kann auf einen wechselvollen Werdegang zurückblicken. Mitte der 60er Jahre fertigte er Fresken im Auftrag von Jesuiten an.

Anfang der 70er widmete sich der Peruaner autodidaktischen Studien über flämische und venezianische Malerei. Schließlich zog er sich von 1973 bis 1977 in die Berge von Peru zurück, um dort zu malen. Zehn Jahre später folgte dann ein zweijähriger Aufenthalt in New York.

De la Jaras Bilder erinnern an epochemachende Künstler wie Dali. Wenn sich der Peruaner auch einer Einordnung unter dem Begriff Surrealismus oder fantastischer Fotorealismus entzieht, so ist die Verwandtschaft in seinen Werken zu diesen Sparten schon offenkundig. Oft stoßen dabei zwei Welten aufeinander - die des Traums, der mystischen Visionen und die der exakt wiedergebenden Realität.

Die mit dem Oberbegriff "Die Röte" betitelte Präsentation in Maintal soll das Spannungsfeld zwischen Scham, Freude und Erregung wiedergeben. Gezeigt werden großformatige Bilder in Öl, Bleistiftzeichnungen und Lithographien.

Ausstellungen in Nord- und Südamerika, in Spanien, Frankreich, Deutschland unter- streichen der Kulturdezernentin zufolge de la Jaras "professionelle Reputation". hok

"Metropolenfernsehen" für Berlin geplant SFB will sein drittes Fernsehprogramm neu gestalten

"Unter Mobilisierung aller Reserven" will der Sender Freies Berlin (SFB) vom Herbst an ein vollständig erneuertes Drittes Programm im Fernsehen ausstrahlen. Wie Intendant Günther von Lojeswki mitteilte, wird der Berliner Stadtsender ab 1. Oktober in Zusammenarbeit mit dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) tagsüber von 10.00 Uhr bis 18.30 Uhr und möglicherweise nach 22.30 Uhr ein sogenanntes Mantelprogramm ausstrahlen. In der Zeit von 18.30 Uhr bis 22.30 Uhr will der SFB ein komplett eigenverantwortetes "Metropolenfernsehen" namens "B 1" mit Politik-, Wirtschaft-, Kultur- und Unterhaltungssendungen zeigen.

Die Neugestaltung des dritten Programms ist erforderlich, da der SFB zum 30. September endgültig aus der Nordschiene Nord Drei ausscheidet, nachdem der Norddeutsche Rundfunk (NDR) die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte. Die Kooperationsvereinbarung mit dem MDR soll nach von Lojewskis Worten in den nächsten Tagen unterzeichnet werden. Ungeklärt sei noch die Frage, ob beide Sender auch nach 22.30 Uhr eine gemeinsame Programmstrecke veranstalten. Mit dem Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) soll eine Vereinbarung über eine Kooperation im Kinder- und Jugendfernsehen ab 17.30 Uhr geschlossen werden. Lojewski bedauerte, daß sich eine "intensivere Kooperation mit dem ORB nicht gefügt" habe.

Nach einem der FR vorliegenden internen SFB-Planungspapier soll das Tagesprogramm überwiegend aus Wiederholungen bestehen. Die Zulieferquoten der beteiligten Sender sollen für den MDR 50 Prozent, für den SFB 30 Prozent und für den ORB 20 Prozent betragen. Sofern sich der ORB nicht beteiligt, entfallen auf den MDR 60 Prozent und auf den SFB 40 Prozent. Bestandteile des Programms sind Bildungssendungen, regionale Informations- und Unterhaltungssendungen vom Vorabend sowie Kinder- und Jugendprogramme.

Zum "B 1"-Programm gehören nach dem derzeitigen Planungsstand Berlin- Nachrichten, die zur Zeit noch im ARD- Vorabendprogramm gezeigte populäre Regionalsendung "Abendschau" sowie eine "Game-Show". Nach der "Tagesschau" sollen montags bis donnerstags "informierende und unterhaltende Magazine" mit Berliner Bezug folgen. Freitags bleibe dieser Sendeplatz Spielfilmen und Fernsehspielen vorbehalten. Um 22.00 Uhr ist eine Spätausgabe der "Abendschau" geplant, der werktags eine Studio-Live-Sendung "mit seriösem Boulevardcharakter" folgen soll. Im werktäglichen Spätprogramm und am Wochenende sollen die "klassischen Programmfarben des Dritten Programms" (Dokumentarfilme, Feature, Jazzsendungen), Unterhaltungsprogramme, "Wiederholungen mit Nostalgiequalität" sowie große Spielfilme gezeigt werden.

Wie die Fernsehdirektion in dem Planungspapier vorrechnet, stehen aus dem gesamten SFB-Fernsehetat von 49 Millionen Mark für das neue dritte Programm 25,4 Millionen Mark zur Verfügung. Um diese Summe aufzubringen, will der SFB die - gemessen an seinem Gebührenaufkommen - überdurchschnittliche Beteiligungsquote am ARD-Programm von derzeit 6,5 auf sechs Prozent senken sowie die Mittel des regionalen ARD-Vorabendprogramms für das 3. Programm umwidmen. Darüber hinaus sollen Gelder aus dem Hörfunketat abgezogen werden. ujl

Aufgespießt

"Der gute alte Fächer bringt Linderung, erweist sich allerdings an der Schreibmaschine als hinderlich. Ventilatoren wirken noch besser - für Energiesparer bietet sich ein Modell mit Hamsterlaufrädern an. Kopfbäder in eiskaltem Wasser verschaffen augenblicklich Erleichterung, man benötigt fürs Büro nur eine kleine Wanne. Einige Wüstentiere entziehen sich der Hitze durch schnelles Eingraben in den Boden, aber diese Methode dürfte nur wenigen Berufsgruppen offenstehen. Unbedingt vermeiden: Sport, Sauna, Liebe auf den ersten Blick." Tips der Süddeutschen Zeitung in einem "Streiflicht" über die heißen Hundstage.

Auch Professor Dr. Karl H. P. Bentele (Universitäts-Kinderklinik Hamburg-Eppendorf) ist der Meinung,

"Dort sind die Menschen eher füreinander da" "Suchtkrankenhilfe" zurück vom Besuch in Sachsen

BAD NAUHEIM. "In den neuen Bundesländern sind die Freundschaften in den Gruppen noch viel intensiver. Die Menschen sind füreinander da und nicht so hektisch wie hier", ist die Erfahrung von Charlotte Neeb, der zweiten Vorsitzenden des Freundeskreises Bad Nauheim, Verein für Suchtkrankenhilfe, nach einem Wochenendbesuch von drei Partnerfreundeskreisen.

Seit Mai 1990 hat die Bad Nauheimer Selbsthilfegruppe brieflichen Kontakt zu Freundeskreisen in Zwickau, Glauchau und Merane in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Zweimal sind die Freunde sich schon vor Ort begegnet. Mit 21 Erwachsenen und sieben Kindern war die Besuchsgruppe aus den drei Städten diesmal jedoch besonders groß. Die Freundeskreise, von denen es im Kreisgebiet sechs Gruppen gibt, betreuen Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängige sowie deren Angehörige. In den neuen Bundesländern ist die Zahl von Alkoholikern höher, hier werden dafür umso mehr Medikamente geschluckt, faßt die zweite Vorsitzende die strukturellen Differenzen zusammen. Die Unterschiede zwischen Ost und West hätten sich während des Besuches jedoch auf ganz anderen Gebieten gezeigt: Die tieferen Kontakte innerhalb der Ost-Gruppen mache die Arbeit im Vergleich zu hier wesentlich effektiver, meint Charlotte Neeb. Auch die Unterstützung durch die Stadtverwaltung, die den Fahrtteilnehmern beispielsweise Autos aus den städtischen Fuhrparks für den Besuch zur Verfügung gestellt haben, erleichtere die Arbeit sehr. Mediziner sind in den neuen Bundesländern eher bereit, mit den Selbsthilfegruppen zusammenzuarbeiten. Eine andere Einstellung wird in den Partnerkreisen auch durch die meistens hauptamtliche Arbeit für die Selbsthilfegruppe geschaffen. Die Mitarbeiter der Wetterauer Freundeskreise sind nur ehrenamtlich tätig und leiden daher oft unter extremem Zeitdruck. "Sobald unser Vorstand aus dem Urlaub zurück ist, müssen wir hier Konsequenzen ziehen. Unsere Freunde aus den neuen Bundesländern haben uns gezeigt, was wir hier anders machen müssen. Vieles hängt mit der Situation zusammen, aber einiges liegt nur an uns selbst", resümiert Charlotte Neeb. ub

Giftmüll und alte Kühlgeräte entsorgen

KELKHEIM. Giftigen Abfall wie Lakke, Ölfarben und Medikamente nimmt am Freitag, 24. Juli, das Giftmüll-Sammelfahrzeug an, das zwischen 15 und 18 Uhr vor dem Hornauer Feuerwehrgerätehaus (Feldbergstraße) steht.

Ausrangierte Kühl- und Gefriergeräte holen Stadtarbeiter am Donnerstag, 6. August, ab. Die Geräte müssen jedoch bis 4. August beim Stadtbauamt (Tel. 06195 / 803-955) angemeldet werden und um 7 Uhr am Straßenrand stehen. ana

Heute Wiener Maskentheater

HANAU. Das Wiener Masken- und Musiktheater präsentiert seine "Zwölf Visionen der Nacht" am heutigen Donnerstag, 23. Juli, ab 21 Uhr im Fronhof. Versehentlich hatte die FR in ihrer gestrigen Rubrik "Tips und Termine" die kostenlose Veranstaltung im Rahmen des Hanauer Kultursommers für den Mittwoch angekündigt.Die dritte Runde dreht er ganz gemütlich Hans Eichels unaufdringliche "Kreisbereisung" / "Ein Stück Bodenhaftung mitnehmen"

DIEBURG/HEPPENHEIM. Es soll ein stolzer Tag sein. Die ganze Schule ist auf den Beinen, und schon durch die Kinder erfährt es bis zum Abend jeder: Der Ministerpräsident war da. Am Portal singt der Schulchor ein fröhlich Lied, und die Namhaften des Ortes klopfen sich gegenseitig auf die Schultern wegen des 1,35 Millionen Mark teuren Vorzeigestücks im Keller ihres Schulgebäudes, zu dem das Land immerhin 270 000 Mark beigesteuert hat. Beim anschließenden Festmenü lassen Landrat und Regierungschef sich dafür feiern. Erstmals im Landkreis ist eine große Heizungsanlage auf modernste, umweltschonende Technik umgestellt worden. Ein kleines Kraftwerk im Keller versorgt neben der Schule jetzt zwei Turnhallen und ein Hallenbad mit Wärme und Energie zugleich.

So ähnlich wäre der Termin in jedem anderen Bundesland abgelaufen - aber Griesheim im Kreis Darmstadt-Dieburg erlebt an diesem Tag das hessische Kontrastprogramm. Es stimmt: Im Keller wird ein Vorzeigestück eingeweiht, und der Ministerpräsident Hans Eichel ist gekommen. Aber die Schule hat gerade Ferien, und der Regierungschef kommt, empfangen von einem Dutzend Fachleuten, auch nur durch die versteckte hintere Feuertreppe in den Heizungskeller.

"Es wird nicht viel geschwätzt", hat der Landrat die kleine Versammlung gegen halb eins schon eingestimmt, "wir müssen um 13.15 Uhr wieder weg." Der Termin war, das wissen die Versammelten nicht, ja auch nur ganz kurzfristig in Eichels Besuchsprogramm gelangt, weil sonst überhaupt nichts Besonderes angestanden hätte. Beim Festessen müssen sie sich dann miteinander vergnügen; Landrat und Ministerpräsident sind schon unterwegs zu einer Betriebsbesichtigung, ohne Lokalpresse.

Bei diesem Besuch im Kreis Darmstadt-Dieburg (und am Abend dann noch an der Bergstraße in Heppenheim) zeigt Hans Eichel sich so, wie er ist und in Wiesbaden auch regiert: detailverliebt, immer sachlich, unauffällig und in punkto Öffentlichkeitswirkung nach wie vor völlig uneitel, oft geradezu uninteressiert. Auch bei dieser seiner dritten Runde durch Hessen hat er sich da nicht geändert. Bei der ersten Rundreise, noch als Bewerber um die SPD-Spitzenkandidatur, war Show auch gar nicht gefragt. Bei der zweiten Tour, als Kandidat 1990 im Sommer vor der Landtagswahl, hat er sich immerhin auf Fahrrädern und in Paddelbooten abrackern müssen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Jetzt als Ministerpräsident, "in der Autoritätsposition" (Eichel), ist die Gleichgültigkeit (oft regelrecht Abneigung) dieses Politikers gegenüber inszenierten Auftritten geradezu mit Händen zu greifen.

Der Kreis Darmstadt-Dieburg ist die vierte Station in Eichels "dritter Hessen- Runde", die diesmal gemütlich auf viele Monate verteilt abgewickelt wird - wie es der Terminkalender eben zuläßt. "Man nimmt ein Stück Bodenhaftung mit", beschreibt er den Sinn der Vor-Ort-Termine für sich selbst. Er nutzt sie aber auch kräftig zum Argumentieren: Selbst im Kaum etwas inszeniert stickigen, vom Rauschen der Lüftung beherrschten Heizungskeller der Gerhart- Hauptmann-Schule wirbt der Ministerpräsident, nachdem der SPD-Landrat den "historischen Tag" gewürdigt und die Landespolitik gelobt hat, zehn Minuten lang für eine neue Energiepolitik.

Am Nachmittag hält er ("ich will die Palette nur kurz aufmachen") Betriebsräten und Kommunalpolitikern im alten Dieburger Landratsamt gleich ein dreißigminütiges Referat mit fast allen akutellen Stichworten vom Ausbau der Fachhochschulen bis zum Sondermüll.

Dazwischen liegt die Besichtigung eines Auto-Zulieferbetriebs, bei der die Zwischenfragen Eichels ernsthaften Zugang zu solchen Terminen zeigen: Wann läßt sich der Energieverbrauch der Autos drastisch verringern? Wieviel Sondermüll produziert die Firma? Welche Probleme hat sie mit der Landespolitik? Um die lokalen Fotojournalisten "zu beruhigen", die draußen warten, schiebt der Landrat den Regierungschef dann vor der Abfahrt noch einmal in Richtung Werkstor. Beim Firmenrundgang wurde die Zeit des Schichtwechsels aber ausgespart. Da sei es "nicht empfehlenswert, sich in den Gängen aufzuhalten", hat der Produktionschef gemeint - und der Regierungschef hat es akzeptiert.

Auf Menschen trifft er später ja im Kreishaus. Sie haben hier, im südlichen "Speckgürtel" des Rhein-Main-Gebiets, unter anderem Angst vor neuen Benzinpreiserhöhungen, weil viele Pendler hier wohnen und niemand den rot-grünen Wiesbadener Optimismus beim öffentlichen Personennahverkehr teilen mag. Wenn Eichel hier eine politische Botschaft über Detailfragen hinaus hinterläßt, dann ist es der ganz bewußt gesprochene Satz: "Wir werden den Wohlstand bestenfalls halten können." Die kommenden Jahre sieht er sowohl für die öffentlichen Haushalte ("wir werden dramatische Probleme haben") als auch für die Bürger finanziell betrachtet als magere Zeiten - und hat bei solchen Ausblicken durchaus "das Gefühl, die Leute sind froh, daß es endlich einer ausspricht".

Auf Menschen trifft er auch am Abend, als er, dies ein "klassischer" Vor-Ort-Termin, in Heppenheim erstmals zwei Millionen Mark aus dem Landessäckel für die "Setzrißgeschädigten" verspricht (Risse in Häusern wegen des sinkenden südhessischen Grundwasserpegels). Einem Sprecher der Betroffenen ist diese Summe "zu bescheiden", und da droht plötzlich Streit vor laufenden Kameras. Doch Eichel redet "ohne jede Schärfe, das bringt ja auch nichts". Er sagt, die zwei Millionen müßten auch nicht "das letzte Wort" sein. Die Situation ist gerettet, und der Ministerpräsident entschwindet zur Premiere der Heppenheimer Festspiele, deren Schirmherr er ist.

Gespielt wird "Der Lügner". Mit diesem Titel sei es "eigentlich ein optimales Politiker-Stück", witzelt der örtliche SPD- Landtagsabgeordnete. Aber zu Hans Eichel passe es überhaupt nicht, denn der sei ein ehrlicher Mann. Er ist, wie der Theaterkritiker berichtet, bei der Premiere nicht gesondert in Erscheinung getreten. RICHARD MENG

Regierung: ORB und SFB verkennen Zeichen der Zeit

Die geplante Verfassungsbeschwerde der Landesrundfunkanstalten SFB und ORB gegen den Berlin-Brandenburger Medienstaatsvertrag ist bei den Landesregierungen in Berlin und Potsdam auf heftige Kritik gestoßen. Die Verfassungsbeschwerde der beiden Sender verkenne "die Zeichen der Zeit", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Chefs der Staats- und Senatskanzleien. Nicht kleinliche Abgrenzung, sondern großzügige Kooperationsbereitschaft sei das Gebot für die Region Berlin-Brandenburg. Die Sender sollten dringend prüfen, ob der Gang nach Karlsruhe wirklich der kleinste gemeinsame Nenner bleiben könne.

Die im Staatsvertrag vorgesehene Zusammenarbeit hätte längst erfreuliche Ergebnisse vorbringen können. Der Gebührenzahler werde auf Dauer keine zwei teuren öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auf engem Raum erlauben. Im übrigen sei es verwunderlich, daß sich ORB und SFB mit ihrer Beschwerde nicht an die beiden Landesparlamente wendeten, sondern gleich nach Karlsruhe marschierten, meinten die Kanzleichefs Volker Kähne und Jürgen Linde.

SFB und ORB hatten - wie berichtet - eine Verfassungsbeschwerde gegen den Staatsvertrag angekündigt, da dessen Kooperationsvorschrift sowie der geplante Entzug von Frequenzen ihrer Ansicht nach "eklatante Eingriffe in die Rundfunkfreiheit" darstellen. ujl

Radler leben auf unseren Straßen gefährlich

WETTERAUKREIS. Radfahrer leben gefährlich. Bei einem Unfall in Florstadt wurde eine Radfahrerin am Montag schwer verletzt. In Friedberg erlitt ein Kind am selben Tag leichte Verletzungen. In beiden Fällen hatten Autofahrer die Radler zu spät bemerkt.

In Florstadt wurde die Radfahrerin, die auf dem Gehweg unterwegs war, vom Auto einer Ranstädterin erfaßt, die das Parkgelände des Kontra-Marktes verlassen wollte, berichtete die Poli- zei.

Das zwölfjährige Kind aus dem Friedberger Stadtteil Dorheim war nach Polizeiangaben auf der Bundesstraße 455 unterwegs. Als der Junge sein Rad nach links auf die Kreisstraße in Richtung Bad Nauheim-Schwalheim steuern wollte, wurde er, obwohl er nach Zeugenaussagen Handzeichen gegeben hatte, von einem Auto aus Ranstadt erfaßt und leicht verletzt. sal

Per pedes zu den Spielen

Nach einem 3300 Kilometer langen Fußmarsch hat der 58jährige Rumäne Ian Nelescuam Dienstag das Olympische Dorf in Barcelona erreicht. Der zweite der rumänischen Gehermeisterschaften 1953 war vor 95 Tagen in Bukarest gestartet.Prinzessin Anne kandidiert nicht

Die Präsidentin des britischen NOK, Prinzessin Anne, wird nicht als mögliche Nachfolgerin Juan Antonio Samaranchs für die IOC-Präsidentschaft kandidieren.

Funktionäre drängeln nach vorne Viele der rund 5000 Olympia-Funktionäre und Betreuer möchten - entgegen der IOC-Satzung - am Einmarsch der Athleten bei der Eröffnungsfeier teilnehmen. Der Chef des Organisationskomitees, Josep Miquel Abad, erklärte aber, sich mit allen Mitteln gegen dieses Ansinnen zur Wehr setzen zu wollen.

Nach Barcelona gestrippt Die neuseeländische Schwimmerin Toni Jeffs hat ihrem Geldmangel während der Olympia-Vorbereitung mit einem "Benefiz"-Abend in einem Strip-Lokal abgeholfen, bei dem sie als Gaststar auftrat. Lohn der Mühe: Sie startet für Neuseeland über 50 und 100 Meter Freistil.

Ruderer wegen Dopings ausgeschlossen Drei bulgarische Olympiaruderer sind kurz vor der Abreise ihres Teams des Dopings überführt und aus der Mannschaft ausgeschlossen worden.

Auch Staatschefs wollen dabei sein Barcelona meldet einen neuen olympischen Rekord: Nie zuvor in der Geschichte der Spiele haben sich so viele Staats- und Regierungschefs und Angehörige königlicher Familien zum Besuch angemeldet, wie zu den 25. Olympischen Spielen.

Tele 5: Bundeskartellamt schaut "irritiert zu"

Seit dem Einstieg von Leo Kirch bei Tele 5 beobachtet auch das Bundeskartellamt die Kirch-Gruppe. Die Berliner Wettbewerbshüter kooperieren dabei mit den Landesmedienanstalten, die den Konzentrationsvorgang ebenfalls prüfen. Gegen die neue Gesellschaftsstruktur bei Tele 5 kann das Bundeskartellamt zwar nicht direkt vorgehen, weil die Höhe der Beteiligungen von knapp 25 Prozent fusionsrechtlich irrelevant ist. Ob dennoch ein "Zusammenschlußtatbestand" vorliegt, wird von der Behörde aber vorsorglich geprüft. Dazu sind bei den Tele-5-Gesellschaftern Unterlagen angefordert worden. Bei der Kirch-Gruppe ist ein entsprechendes Schreiben offenbar noch nicht eingegangen, so Unternehmenssprecher Gottfried Zmeck.

Das Kräfteverhältnis auf dem Fernsehmarkt werde vom Bundeskartellamt mit Sorge beobachtet, sagte der Vorsitzende der 6. Beschlußkammer des Bundeskartellamts, Kurt Stockmann: "Wir schauen ein bißchen irritiert zu." epd

Mann erlitt bei Überfall Kopfverletzungen

OFFENBACH. Kopfverletzungen erlitt ein 52jähriger Offenbacher, als er am Montag gegen Mitternacht am Hauptbahnhof von zwei Männern überfallen und beraubt wurde. Wie die Polizei gestern mitteilte, hatten die beiden Täter von hinten angegriffen und auf ihn eingeschlagen. Während des Gerangels zog einer die Geldbörse mit 50 Mark aus der Gesäßtasche des Opfers. Der Überfallene, nach Polizei-Angaben unter Alkoholeinwirkung, konnte keine Beschreibung der Räuber geben. hf

Bürgermeister "strikt" gegen Aufnahme von Kriegsflüchtlingen Pressesprecher der Landesregierung erwartet Verständnis der Gelnhäuser Bevölkerung für die Lage der Menschen aus Bosnien

GELNHAUSEN. Mehr als die bisherigen 500 Flüchtlinge in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft auf dem Gelände der Coleman-Kaserne will die Stadt Gelnhausen nicht dulden. Obwohl der größte Teil der ehemaligen Soldatenquartiere nach wie vor leersteht, sollen dort auch Kriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina, die nur für einige Monate Obdach suchen, keinen Platz haben. Als gestern Überlegungen der hessischen Landesregierung für intensivere Nutzung des Ex-US-Stützpunktes bekannt wurden, reagierte Bürgermeister Jürgen Michaelis auf FR-Anfrage mit einem deutlichen Nein: "Wir sind strikt dagegen."

In der Wiesbadener Regierungszentrale rechnet man für die nächsten Tage mit der Ankunft von 350 bis 400 Flüchtlingen, die sich vor dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien in Sicherheit bringen wollen. Auf insgesamt 15 000, in der großen Mehrzahl Frauen und Kinder, wird die Zahl der Menschen geschätzt, die, in Eisenbahnzüge eingepfercht, an der italienischen Grenze warten. Nachdem Bonn zugesagt hat, 5000 dieser Flüchtlinge unterzubringen, schicken sich die Länder an, Quartier zu machen.

Die Landesregierung sieht nach den Worten von Pressesprecher Erich Stather zur Unterbringung in Zelten nur die Alternative, daß der Bund leerstehende Kasernen freigibt.

Wiesbaden habe zwei Bundeswehrkasernen in Wiesbaden-Schierstein und in Kassel vorgeschlagen, sagte Stather. Als nächstes könne man "auch über das große Areal in Gelnhausen nachdenken". Die Haltung der Landesregierung: Eine feste Unterkunft, und sei sie auch in Gelnhausen, ist allemal besser, als Zelte aufzustellen. Mit Blick auf die bisherigen heftigen Widerstände gegen die Unterkunft in Gelnhausen versicherte Stather: "Wir wollen nicht auf dem Schleichweg die Zahl der Asylbewerber erhöhen." Die jetzt erwarteten Menschen aus Bosnien kämen nicht mit Asylbewerber-Status, sondern seien "ganz klar definiert als Kontingentflüchtlinge für die Zeit des Bürgerkrieges". Die Landesregierung erwartet nach Stathers Worten, daß diese Menschen auf mehr Akzeptanz stoßen als Asylsuchende. "Wir gehen davon aus, daß dieser humanitäre Aspekt von der Mehrzahl der Bevölkerung gesehen wird." In diesem Fall könne man doch "kein kommunalpolitisches Gezerre machen", sagte Stather und fügte hinzu: "Wir wollen nicht das alte Theater wieder mit Gelnhausen."

Doch dieses "Theater" wird voraussichtlich doch aufleben, wenn tatsächlich weitere Flüchtlinge nach Gelnhausen kommen. Ursprünglich sei die Stadt bereit gewesen, auch 600 Kriegsflüchtlinge vorübergehend aufzunehmen, sagte Michaelis. Aber seit gegen den Willen der Stadt das Sammellager geschaffen worden sei, sei der Spielraum erschöpft. Michaelis: "Wir haben jetzt genug fremde Menschen bei uns aufgenommen."

Der Bürgermeister verwies darauf, daß es in Hessen nachweislich genügend andere freiwerdende Kasernen gebe. "Die Kleinstadt Gelnhausen ist genügend belastet. Das kostet doch alles Zeit und Kraft und gibt zusätzliche Schwierigkeiten." Ein Angebot will Michaelis aber dennoch machen: Wenn das Asyl-Durchgangslager abgezogen werde, "sind wir sofort bereit, Kriegsflüchtlinge aufzunehmen - auch noch ein paar mehr". lex

Kommunen sollen helfen

pid GÖTTINGEN, 23. Juli. Die in Göttingen ansässige Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat über 200 deutsche Bürgermeister angeschrieben und aufgefordert, Patenschaften für zerstörte Dörfer in Kroatien und Bosnien-Herzegowina zu übernehmen. Vom kroatischen Ministerium für Wiederaufbau hat der GfbV-Vorsitzende Tilman Zülch eine Liste mit den Namen von 500 zerstörten Orten erhalten.

Zülch schilderte das Beispiel der westslawonischen Stadt Lipik, die einmal "das Baden-Baden Kroatiens" gewesen sei. 90 Prozent der Häuser seien planmäßig zerstört worden; Kurhaus und Kurhotel stünden nicht mehr, und auch alle Schulen, Kirchen und das Waisenhaus seien so stark beschädigt, daß sie abgerissen werden müßten. 420 Flüchtlinge seien nach der Vertreibung durch Serben vor fast einem Jahr bereits in den Ort zurückgekehrt und brauchten jetzt dringend Hilfe beim Wiederaufbau.

Kleine FR

Anleitung zum Sommerschnitt ECHZELL. Anleitungen zum Sommerschnitt, Binden und Gewichteanbringen gibt der Obst- und Gartenbauverein Echzell am Sonntag, 26. Juli, ab 10 Uhr bis gegen 12 Uhr auf seinem Vereingelände gegenüber dem Sportplatz Gettenau. Fahrt in den Odenwald

ECHZELL. Bei seiner Fahrt in den Odenwald am Sonntag, 26. Juli, hat der Heimat- und Geschichtsverein Echzell noch einige Plätze frei. Anmeldungen nimmt der Vorsitzende Georg Renner unter der Telefonnummer 0 60 08 / 405 entgegen. Die Fahrt kostet 28 Mark, für Jugendliche und Studenten 26 Mark. Abgefahren wird um 7.30 Uhr an der Bushaltestelle Horlofftalhalle, um 7.35 Uhr an der Bushaltestelle Hauptstraße/Weinscheine und um 7.40 Uhr an der Gettenauer Kirche. Rückkehr ist gegen 19 Uhr. Naturschützer-Stammtisch

HIRZENHAIN. Die Naturschutzgruppe Hirzenhain trifft sich am Sonntag, 26. Juli, um 10 Uhr in der Gaststätte Schwarz zu ihrem Stammtisch. Pflegekursus in Friedberg FRIEDBERG. Grundkenntnisse, um Familienangehörige selber pflegen zu können, vermittelt die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) in einem Kursus, der am Dienstag, 11. August, um 18.30 Uhr beim DRK in Friedberg, Homburger Straße 26, beginnt. In acht Doppelstunden lernen die Teilnehmer/innen, eine Krankheit zu beobachten und den Patienten kräftesparend zu pflegen. Die Teilnahme am Kursus kostet 60 Mark. Anmeldungen nimmt das DRK in Friedberg, Tel. 0 60 31 / 60 00 60, entgegen. Am Sonntag Anglerfest HIRZENHAIN. Sein Anglerfest feiert der Angelsportverein Glashütten am Sonntag, 26. Juli, ab 10 Uhr im Weiher Streithain. Es gibt gebackene Forellen, gegrillte Steaks und Bratwürste und ab 14 Uhr auch Kuchen. Ab 18 Uhr ist Dämmerschoppen.Senioren fahren in den Zoo HIRZENHAIN. In den Frankfurter Zoo führt der zweite Senioren-Ausflug der Gemeinde Hirzenhain am Mittwoch, 19. August. Abgefahren wird um 12 Uhr am Buderus-Parkplatz in Hirzenhain, um 12.05 Uhr an der Esso-Tankstelle in Merkenfritz und um 12.10 Uhr am Bürgerhaus in Glashütten. Rückkehr ist gegen 17.30 Uhr. Die Reise kostet zehn Mark, einschließlich Eintritt für den Zoo. Anmeldungen nimmt die Gemeinde unter der Telefonnummer 0 60 45 / 377 bis spätestens 14. August entgegen. Ratgeber für Schulkinder WETTERAUKREIS. Wie Kinder am besten auf den Straßenverkehr vorbereitet werden und wie sich Schulkinder gesund ernähren können wird in einem Ratgeber dargestellt, den die AOK Wetteraukreis gemeinsam mit dem ADAC zusammengestellt hat. Die Broschüre kann kostenlos bei der AOK in Büdingen unter der Telefonnummer 0 60 42 / 8 41 06 angefordert werden. Energiesparen - aber wie? ALTENSTADT. Über besonders sparsame Haushaltsgeräte informiert das Faltblatt "Energiesparinformation Nr. 16" des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Bundesangelegenheiten. Der Ratgeber ist bei der Umweltberatung im Altenstädter Rathaus erhältlich. Dort kann auch ein Energiemeßgerät und ein Wasserzähler ausgeliehen werden, mit dem der Strom- und Wasserverbrauch verschiedener Haushaltsgeräte ermittelt werden kann. Auskunft gibt die Umweltberatung der Gemeinde unter der Telefonnummer 0 60 47 / 80 00 20. Zebrastreifen gefordert HIRZENHAIN. 191 Frauen und Männer aus Hirzenhain fordern die Einrichtung eines Zebrastreifens auf der Straße vor dem Kindergarten. Ihre Unterschriften habe er auf einer Liste dem Kreistag zugeleitet, teilte der Initiator Roland Schmidt der FR mit. Kalifornier zu Gast BAD NAUHEIM. Zehn Jungen und Mädchen der kalifornischen Fountain Valley High School sind derzeit Gäste von Bad Nauheimer Ernst-Ludwig-Schülern. Gemeinsam besuchen die jungen Leute zur Zeit Berlin.

Schneller als die Polizei erlaubt Nach wie vor überschreiten rund zehn Prozent das Tempolimit

DIETZENBACH. Das Verhalten der Motorrad-, Lastwagen- und Autofahrer auf den Straßen im Stadtgebiet hat sich trotz vieler Hinweise auf das Tempolimit oder gar baulicher Veränderungen auf der Fahrbahn nicht wesentlich verändert. Bei der Auswertung der Geschwindigkeitsmessungen vom Mai und Juni stellte sich heraus, daß rund zehn Prozent schneller fahren als die Polizei erlaubt. Im Vergleich zu Vormonaten des Jahres gibt es dabei nach Auskunft eines Sprechers kaum eine Veränderung.

Manche hatten es innerorts mit dem Wagen oder dem Motorrad so eilig, daß die Polizei zusätzlich zur Geldbuße auch noch einen Punkt oder in manchen Fällen sogar drei Punkte im Flensburger Zentralregister eintragen lassen muß. Einer, der davon betroffen ist, fuhr beispielsweise morgens durch die Frankfurter Straße stadteinwärts. Nicht mit Tempo 30, sondern mit 66 Stundenkilometer, wie die Messung ergab. Dafür muß er 150 Mark auf den Tisch legen und kassiert drei Punkte.

In der Vélizystraße in Höhe des Stadtparks wurde ein anderer erwischt, der statt Tempo 50 mit 82 unterwegs war. Ihn erwarten die gleichen Folgen. Größere Überschreitungen der Geschwindigkeit gab es unter anderem in der Bahnhofstraße (58 statt Tempo 30), auf der Kreisquerverbindung (97 statt Tempo 70) und in der Waldstraße (64 statt Tempo 30), wo das Ordnungsamt das Meßgerät einmal von morgens 7.30 Uhr bis abends um 21 Uhr aufgebaut hatte. aim

Rollstühle sind in Rumänien heiß begehrt Fünfter Hilfstransport aus Hanau berichtet von ermutigenden Fortschritten

HANAU / GROSSKROTZENBURG. Nach dem Sturz des Diktators Nicolai Ceausescu gingen die Bilder um die Welt: Kahlköpfig fristeten in Stoffetzen gekleidete abgemagerte Gestalten ein kümmerliches Dasein. Inzwischen, meint Heinz Daume nach seiner Rückkehr aus Rumänien, habe sich die Situation im Kinderheim in Tirgu Neamt an der Moldau enorm verbessert. Vor dem Gebäude sah der evangelische Pfarrer aus Großkrotzenburg Spielgeräte, an den Wänden hingen Bilder, auf den neuen Holzbetten lagen Puppen "und die Kinder sehen jetzt gepflegt aus". Aber auch die Kontakte zu den Begleitern der Hilfstransporte aus dem Westen habe die Heim-Mitarbeiter motiviert: "Durch unsere Nachfragen hat sich ihre Einstellung gewandelt."

Trotz der Strapazen zufrieden kehrten deshalb die 13 Teilnehmer des fünften Hilfstransports zurück, die das Diakonische Werk in Zusammenarbeit mit dem evangelischen Kirchenkreis Hanau Stadt organisiert hatten. Rund 20 Tonnen Hilfsgüter hatten sich in fünf Lastwagen und einem Kleinbus gestapelt: Kleiderspenden aus der Bevölkerung und eine sogenannte Gemeinschaftswaschanlage für die Sonderschule in Tirgu Neamt - Spende einer Firma aus Alzenau. Grundnahrungsmittel wie Mehl, Reis oder Zukker zum Gelieren brachten sie in den Südosten; Fertigsuppen, Margarine, Nudeln und andere sättigende Lebensmittel, die schnell zubereitet werden können. Besonders die 30 Rollstühle aus dem Lager eines Hanauer Sanitätshauses kamen gut an. Daume berichtet von einem Mann, der 15 Kilometer zu Fuß kam, um ein solches Gefährt zu ergattern. Seine Frau ist seit 13 Jahren bettlägrig.

Auf große Resonanz stießen die Deutschen auch, als sie spontan in einer Stadt vor drei Hochhäusern Kleidung verteilten. Nach rund einer halben Stunden mußten sie diese Aktion abbrechen. "Wir hatten Angst, daß sich die Leute erdrükken", berichtet Daume. Damit die Hilfe "möglichst gerecht" ankam, kontrollierte in Agapia an der Moldau die Polizei bei der Verteilung. Das dortige Kloster zählte zu einer der Hauptempfänger der Hilfsgüter aus Hanau und Umgebung.

Vorrangig kümmern sich die Deutschen um Kinderheime, Altenheime und Internate. Kontakte zu diesen Einrichtungen erhalten sie über "bestimmte Partner". Brachten sie in der Vergangenheit noch Baumaterialien und Lebensmittel mit, müsse sich die künftige Arbeit der veränderten Situation Rechnung tragen.

In Sibiu (Herrmannstadt) steht der Neubau eines Heims für Kinder und Behinderte an. Das alte Gebäude beschreibt Daume nicht nur als vergammelt. Als Ceausescu-Erbe steht es auch völlig isoliert drei Kilometer vom Ort. Dieses Projekt will das Diakonische Werk unterstützen.

Hilfestellung will es auch der deutschen Kirchengemeinde in Brasov (Kronstadt) bieten. Im Zuge der Reprivatisierungen erhielt sie ihr völlig heruntergekommenes Schwimmbad zurück, das der Staat ihr 1945 enteignet hatte. Nach einem Umbau könnte die Gemeinde durch den Eintritt ihre Arbeit finanzieren und die verbliebenen deutschen Familien unterstützen, meint Daume. Mit einer Renovierung der vom Zerfall bedrohten Kirche erhalte die Gemeinde den "kulturellen Standort" der Deutschstämmigen, von denen die meisten Verwandten inzwischen nach Deutschland übergesiedelt sind. Neben den beiden Projekten wollen die Helfer aber auch den Roma, der Baptisten-Gemeinde in Sibiu oder dem orthodoxen Kloster an der Moldau helfen.

Nach einer Sommerpause wird der evangelische Kirchenkreis deshalb im Herbst seine Sammelaktion fortsetzen. Nicht nur die fünf Großkrotzenburgerinnen, die jede Woche emsig Kleider sortieren, brauchen laut Daume etwas Ruhe. Geldspenden für den fürs Frühjahr geplanten sechsten Hilfstransport seien dagegen auch jetzt schon willkommen.

Die Nummer des Kontos beim Kirchlichen Rentamt Hanau (Bankleitzahl 506 500 23) lautet: 503 51 - Kennwort "Rumänienhilfe". jur

Quelle bleibt der gelben Post vorerst treu Besserer Service / Nachdenken über Kaufhäuser / Hindernisse bremsen Einkauf in Osteuropa

rb NÜRNBERG. Die "gelbe Post" kann ihren wichtigsten Kunden bei der Stange halten. Das Fürther Großversandhaus Quelle will vorerst nicht auf private Paketdienste umsteigen. Vorausgegangen waren dieser Entscheidung zähe Verhandlungen, bei denen das Staatsunternehmen drei für den Versand-Service wichtige Zusagen machte: Nach der stufenweisen Einführung des neuen Postdienst-Frachtkonzepts bis 1995 sollen Pakete, die am Abend aufgegeben werden, am nächsten Tag beim Besteller sein. Bisher waren die Quelle-Sendungen im Schnitt drei Tage unterwegs.

Außerdem bietet die Post an, Textilien künftig im Hängeversand zu transportieren und Umtausch- oder RückgabeSendungen zu Hause abzuholen. Diese beiden Dienstleistungen hätten die Kunden bisher besonders vermißt, weiß Quelle-Chef Klaus Mangold. Zugute kam ihm bei den Gesprächen, daß er ein Postgebühren-Volumen von gut 500 Millionen Mark (davon 200 Millionen für den Paketversand) in die Waagschale werfen konnte und daß ihm mit Postdienst-Chef Klaus Zumwinkel zugleich sein Fürther Vorgänger gegenübersaß, der das Problem deshalb zur Genüge kennt.

Keine Entscheidung ist bisher über das Schicksal der 20 Quelle-Kaufhäuser gefallen. Derzeit werde noch über verschiedene Alternativen nachgedacht, betont Mangold. Sicher sei nur, daß "keines der Häuser geschlossen wird". Dem Vernehmen nach gilt momentan als wahrscheinlichste Option die Gründung einer Gemeinschaftsfirma mit einer KaufhausKette (jedoch nicht mit einem der vier Warenhauskonzerne). Die stationären Filialen geraten zunehmend unter Druck durch hohe Mieten und die wachsende Konzentration bei der Konkurrenz. Bei einem Umsatz von über einer Milliarde Mark pendelten die Kaufhäuser in den vergangenen zwei Jahren beim Gewinn jeweils um die Null-Linie. Einem vollständigen Verkauf stünden auch emotionale Gründe entgegen, heißt es in Quelle- Kreisen, hat doch Gründer-Witwe Grete Schickedanz als Lehrmädchen in einem der Kaufhäuser angefangen.

Ausführlicher geht Mangold auf das Thema Osteuropa ein, was auf das langfristige Gewicht dieses Marktes schließen läßt - und zwar sowohl auf der Verkaufs- als auch der Beschaffungsseite. Er strebe eine Neuorientierung der Bezugsmärkte an, meint der Quelle-Chef, schließlich "liegt Prag näher an Nürnberg als Düsseldorf". Noch mutet das Einkaufsvolumen in der ganzen Region von zuletzt 50 Millionen Mark bescheiden an, doch werden die Lieferungen zum Beispiel aus der CSFR in diesem Jahr bereits um 50 Prozent steigen. Haupthindernis seien die nach wie vor vorhandenen Einfuhr-Barrieren, klagt Mangold. Die "Hosenquote" Hongkongs im Welttextilabkommen liege immer noch doppelt so hoch wie die des gesamten ehemaligen Ostblocks zusammen.

Gegenwärtig profitiert das Unternehmen vor allem vom Einkauf im Dollar- Raum (500 Millionen Mark pro Jahr). Der schwache Dollar habe mit dazu beigetragen, daß die Preise im gerade herausgekommenen Herbst/Winter-Katalog stabil geblieben seien. Billiger werden vor allem Camcorder und sogenannte Braune Ware angeboten, etwas teurer ist zum Beispiel Lederkleidung. Von den zwölf Millionen Exemplaren des Hauptkatalogs geht ein Drittel in die neuen Bundesländer. Dort hatten die Fürther im vergangenen Jahr 2,5 Milliarden Mark umgesetzt, was wesentlich zur Steigerung des Konzerngeschäfts um 17 Prozent auf 14,7 Milliarden Mark beitrug. Inzwischen hat sich auch bei der Quelle das stürmische Nach-Wende-Wachstum beruhigt - mit knapp drei Prozent Zuwachs im ersten Halbjahr liegt man noch unter der ursprünglichen Planung.

Gebremst werden dürfte der diesjährige Gewinn durch die enormen Investitionen von rund einer Milliarde Mark, wovon nahezu zwei Drittel in den Bau des neuen Versandzentrums bei Leipzig fließen. 1991 lag der Gewinn vor Steuern mit 248 Millionen Mark etwa auf dem Niveau der Vorperiode. Derzeit beschäftigt der Konzern 42 400 Leute, 3100 mehr als vor einem Jahr.

Katholiken für Militäreinsatz

GÖTTINGEN/OSNABRÜCK (pid/dpa), 23. Juli. Die Mitarbeiter des Beratungszentrums für ausländische Mitbürger des katholischen Caritas-Verbandes in Hannover haben sich für einen militärischen Einsatz von Truppen der Vereinten Nationen (UN) im ehemaligen Jugoslawien ausgesprochen. In einer Erklärung heißt es, damit wäre "dem Leben gedient", für dessen Achtung sich die Kirche einsetze. Das Blutvergießen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina dürfe nicht länger schweigend hingenommen werden.

Der parlamentarische Geschäftsführer und sicherheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Werner Hoyer hat einen militärischen UNO-Einsatz in Jugoslawien mit Bodentruppen als "puren Wahnsinn" bezeichnet. Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Hoyer, kein verantwortlicher Politiker dürfe eine militärische Aktion zulassen, bei der angesichts der Zersplitterung des Landes nicht einmal das militärische wie politische Ziel klar sei.

"Wohnen nicht zu schützen" Wentz verteidigt die Räumung des Straßenstrichs

"Das ist eine absolute Unredlichkeit!" Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) hat die Kritik an der Verdrängung von Wohnungsmietern durch neue Bordelle im Bahnhofsviertel scharf zurückgewiesen. In dieser Woche hatten der Arbeitskreis Bahnhofsviertel und der Pfarrer der evangelischen Weißfrauengemeinde, Martin Reinel, dem rot-grünen Magistrat vorgeworfen, er kümmere sich zuwenig um die sozialen Folgen der neuen Toleranzzone.

Ein wütender Wentz beteuerte, er habe den Bürgern immer öffentlich erklärt, das Wohnen in der neuen Toleranzzone werde nicht zu schützen sein.

Der Stadtrat sagte, in der Praxis lasse sich seitens der Stadt nur schwer nachweisen, ob Prostituierte in den betroffenen Häusern tatsächlich nur wohnten oder aber Freier empfingen. Gerade Pfarrer Reinel habe diese Tatsache immer auch akzeptiert.

Bei zwei öffentlichen Diskussionen im Jahre 1991 hat Reinel nach der Aussage von Wentz die Einrichtung einer Toleranzzone im Bahnhofsviertel befürwortet. Der Stadtrat: "Er wollte es so!" Die Kritik des evangelischen Geistlichen stelle deshalb jetzt "eine gewisse Zumutung" dar.

Wie Wentz sagte, haben auch die Grünen im Römer in der Vergangenheit die Ausweisung der Toleranzzone immer befürwortet. Um so unverständlicher sei jetzt die Forderung des Stadtverordneten der Grünen, Sebastian Popp, auch für die Toleranzzone einen Bebauungsplan vorzulegen, der das Wohnen schütze. Der Stadtrat urteilte, die Prostitution sei nie gänzlich aus dem Bahnhofsviertel zu vertreiben - deshalb akzeptiere der rot-grüne Magistrat die verkleinerte Toleranzzone mit allen ihren negativen Folgen.

Wentz: "Weisen wir sie nicht im Bahnhofsviertel aus, treten die Probleme an einer anderen Stelle in der Stadt auf!"

Für die Grünen hatte der Stadtverordnete Popp auch verlangt, daß die von der Stadt in den vergangenen Monaten geräumten und jetzt leerstehenden ehemaligen Bordelle wieder Wohnungen aufnehmen müßten. Der Planungsdezernent ließ offen, ob das gelingen wird.

Wentz sagte lediglich einen "erbitterten Kampf" zwischen der Stadt und den Bordellbesitzern um die Zukunft der Liegenschaften voraus. Den Ausgang dieses Streits nannte er ungewiß. Die Kommune kenne derzeit auch nicht die genauen Besitzverhältnisse bei den geräumten Häusern im Bahnhofsviertel.

Der Stadtrat bekräftigte, daß im Bebauungsplan "Karlstraße", der die Toleranzzone umfaßt, kein Wohnanteil festgeschrieben werden könne. Die verbleibenden vier Bebauungspläne für das Bahnhofsviertel wolle er so schnell wie möglich den Bürgern präsentieren - mit einem gesicherten Wohnungsanteil.

Auf einen genauen Zeitpunkt legte sich Wentz allerdings nicht fest. Er hob die Schwierigkeit hervor, mit dem begrenzten Personal des Stadtplanungsamtes die komplizierte Materie in überschaubarer Zeit zu bewältigen.

Der Planungsdezernent verteidigte auch die Räumung des Straßenstrichs im Bahnhofsviertel durch Beamte der Polizei und des Ordnungsamtes. Es gehe der Kommune darum, ein Anwachsen der Szene zu verhindern: "Wenn wir 20 Frauen dulden, sind bald 200 da!"

Den Grünen warf Wentz vor, sich mit der vorhandenen Situation einfach abfinden zu wollen. Das aber, behauptete der Stadtrat, "wäre eine Resignation vor den bestehenden Verhältnissen". jg

Jetzt kommen die Fenster für OP-Trakt

LANGEN. Es geht weiterhin gut voran beim Bau des neuen OP-Traktes am Dreieichkrankenhaus. Der Kreisausschuß vergab weitere Aufträge in Höhe von 375 000 Mark; davon 182 000 Mark für den wärmedämmenden Außenputz. Die Konstruktion des Verbindungsganges zwischen dem Krankenhaus-Altbau und der neuen Operationsabteilung werden 141 500 Mark verschlingen. Die Aluminium-Fenster schlagen mit 52 000 Mark zu Buch. dok

Hier liegt Kunst nicht "verzehrbereit" auf dem Präsentierteller Krifteler Kunstforum will mit zweitägigem Seminar zur Kasseler documenta Zugang zum Werk der Moderne erschließen

Zweckbündnis

Nicht Zuneigung hat die Präsidenten von Kroatien und Bosnien-Herzegowina schließlich zusammengeführt. Der notgeborene Kooperationsvertrag kann die Probleme in ihrem Verhältnis nicht beheben. Die ungleichen Partner könnten bei der Unberechenbarkeit von Tudjman und der Schwäche von Izetbegovic schon zufrieden sein, gelänge ihnen ein empfindliches Gleichgewicht der Interessen.

Auch nach der Anerkennung der Nachbarrepublik und der Eingliederung der bosnischen Kroaten in die Streitkräfte Bosniens wird Tudjman den Verdacht auf territoriale Begehrlichkeit wohl nicht ganz los. Zu sehr hat er die auf Autonomie drängenden kroatischen Kräfte in der Herzegowina unterstützt; sein Widerspruch gegen deren eigene Staatsgründung kam spät und gequält. Wie der Fuchs, dem die Trauben derzeit zu hoch hängen, mag sich Tudjman gefühlt haben, Izetbegovic dagegen wie Rotkäppchen vor dem - leicht indisponierten - Wolf. Bei dieser komplizierten Gefühlslage braucht die Kooperation schon ein ganz starkes Argument: die rasch fortschreitende serbische Landnahme in Nordbosnien, verbunden mit der rigiden "ethnischen Säuberung".

Tudjman - vor Wahlen und unter ausländischem Druck - wachsen die Probleme mit den Vertriebenen und Flüchtlingen über den Kopf. Und Izetbegovic - wo ist der eigentlich noch Präsident? Ihre Allianz kann ihnen ein bißchen Luft schaffen, die Wende oder gar das Ende des Krieges wohl kaum. ens

Kurze

Zschocke bestätigt Karl-Heinz Zschocke ist auf dem Kongreß des Internationalen Turner-Bundes (ITB) im spanischen Salou für vier Jahre als Vorsitzender des Technischen Komitees Kunstturnen Männer wiedergewählt worden. Der Berliner hatte keinen Gegenkandidaten. Nachfolgerin von Ellen Berger als TK-Vorsitzende Frauen wurde Jackie Fie aus den USA. Titow bleibt Turner-Präsident Der Präsident des Internationalen Turner-Bundes (ITB), Juri Titow aus Rußland, ist am Dienstag abend auf dem Kongreß im spanischen Salou in seinem Amt bestätigt worden. Jugoslawen kicken ab 23. August Erst am 23. August wird auf Vorschlag der Vereine die Saison in der ersten jugoslawischen Fußball-Liga gestartet. Damit beginnt die Punktrunde für die 16 Teams aus Serbien und Montenegro eine Woche nach dem zunächst vorgesehenen Termin.Deutsches Team gewinnt 6:3 Mit einem unerwartet klaren 6:3-Sieg über Schweden starteten die deutschen Golf-Amateure beim elften Vier-Länderkampf in Neuburg an der Donau. Das ersatzgeschwächte Gastgeber-Sextett führte nach den Vierern schon mit 2:1 und machte dann in den Einzeln mit 4:2 den Sieg perfekt.

Kurze 2

USA besiegte Frankreich 111:71 Olympia-Favorit USA gewann in Monaco ein Basketball-Länderspiel gegen Frankreich mit 111:71 (53:29). Erfolgreichste Werfer beim Sieger waren Barkley und Jordan mit jeweils 21 Punkten. Kühnen weiter - "Aus" für Thoms Der ehemalige Daviscup-Spieler Patrik Kühnen aus Bamberg steht beim mit 1,295 Millionen Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix-Turnier in Toronto in der dritten Runde. Kühnen besiegte den an Nummer sieben gesetzten US-Amerikaner Derrick Rostagno mit 7:5, 3:6, 7:5. Der Hannoveraner Arne Thoms ist dagegen ausgeschieden. Thoms unterlag dem an Nummer vier eingestuften Aaron Krickstein (USA) mit 4:6, 3:6. Ebenfalls chancenlos waren Alexander Mronz (Leverkusen) und Patrik Kühnen in der ersten Runde des Doppels gegen Kevin Curren/Gary Muller (USA/Südafrika) beim 3:6, 2:6. Dresden für Anti-Drogen-Kampagne Der Fußball-Bundesligist Dynamo Dresden unterstützt die erste sächsische Anti-Drogen-Kampagne. Unter dem Motto "Wir Sachsen sind spitze - auch ohne Joint und Spritze" wird in der bevorstehenden Bundesliga-Saison bei allen Heimspielen im Rudolf-Harbig-Stadion Bandenwerbung mit diesem Slogan aufgestellt.Stevic zu Dynamo Dresden Erstmals in der Vereinsgeschichte hat Fußball-Bundesligist 1. FC Dynamo Dresden einen Ausländer verpflichtet. Am Dienstagabend unterschrieb der Serbe Miroslav Stevic im Trainingslager im hessischen Grünberg einen Zweijahresvertrag bei den Sachsen.

Stolze Spanier sauer Die Katalanen nutzen die Spiele auf ihre Art

Die Frage, welche die Leser der wichtigsten Zeitungen und Zeitschriften Europas und der Vereinigten Staaten in diesen Tagen in einer großen Anzeige vorgelegt erhalten, ist leicht zu beantworten. Sie heißt: "In welchem Land würden Sie Barcelona ansiedeln?" Doch aufgepaßt, die Antwort ist schwierig. Sie heißt nicht etwa "in Spanien", sondern "selbstverständlich in Katalonien".

Also: Barcelona liegt in Katalonien, das - so der Werbetext - ein "Land" in Spanien ist, seine eigene "Kultur, Sprache und Identität besitzt" und Maler wie Miro, Dali, Tapies, Musiker wie Pablo Casals, Architekten wie Gaudi und Operndiven wie Josep Carreras und Montserrat Caballe hervorgebracht hat.

Die Anzeigenserie, die sich die Regionalregierung von Katalonien neun Millionen Mark kosten ließ, hat in der Landeshauptstadt Madrid böses Blut geschaffen. "Typisch katalanisch, fies, eigenbrötlerisch" und anders lauteten die Reaktionen von Bürgern und Politikern. Ihr Fazit: die autonome Regierung in Katalonien hat Barcelona und die Olympischen Spiele für sich benützt und die Welt glauben gemacht, die Olympiade gehöre ihnen und Katalonien sei ein Land für sich, dabei hat die Landesregierung am meisten Geld in die Vorbereitung der Spiele gesteckt.

Daß Barcelona in einem besonderen Gebiet liegt, ist dem Besucher bald an der Sprache klar. Das Katalanische ist mit dem Französischen und Spanischen verwandt, aber eine eigene Sprache. Si us plau - (bitte schön): Zwei Drittel der sechs Millionen Katalanen reden und über 90 Prozent verstehen sie.

Bis zum Ende des Mittelalters war dieses historische Gebiet unabhängig, dann wurde es Teil der spanischen Nation und verlor langsam seine alten Vorrechte. Politische "Ausbruchsversuche" wurden von Madrid immer hart bestraft. General Franco verbot sogar einmal den öffentlichen Gebrauch der katalanischen Sprache.

Die neue Demokratie hat Katalonien Freiheiten und damit eine Renaissance seiner Eigenheiten wie nie zuvor gebracht. Nach der Landesverfassung ist Katalonien eine "Nationalität". Rechtlich ist dies Zwitter, eine Leerformel, die ein Gebiet mit starker Identität ohne eigenen Staat bezeichnet. Die Katalanen haben - im Gegensatz zur sozialistischen Landesregierung - eine Bürgerliche Regierung und dazu ein Parlament mit großen politischen und kulturellen Rechten. In einer Aufholjagd wollen sie nun 300 Jahre verpaßter Geschichte wettmachen. Alles, auch die Olympischen Spiele, gilt zur Selbstdarstellung.

Viele Spanier denken, daß die Katalanen und vor allem ihr Präsident dabei unelegant und mit kleinbürgerlicher Insistenz vorgehen. Sie werfen ihnen Unsolidarität mit dem Rest des Landes vor. Richtig: Die Identität der Katalanen ist so stark, daß sich viele lieber direkt am Ausland orientieren und dem Rest des Landes den Rücken zuwenden. Kunststück: Katalonien ist rund 20 Prozent reicher als der Landesdurchschnitt und hält sich für moderner und "europäischer". "Wir haben alles, Industrie, Tourismus, Berge, Meer, eine Großstadt, eigene Kultur und Sprache", sagen die Katalanen - und denken, der Rest des Landes sei ihnen ein lästiger "Klotz" am Bein. Einige katalanische Gruppen gehen weiter als Präsident Pujol.

Die Unabhängigkeitsbewegung "Terra Lliure" hat immerhin auf Gewaltpolitik verzichtet, die Kulturgruppe "Crida" will die Spiele "boykottieren", wenn sie nicht Werbematerial verteilen darf und an der Eröffnungfeier am Samstag nicht ein Spruchband "Willkommen in Barcelona, Katalonien" gezeigt wird. Wieviele Male die katalanische Flagge gezeigt wird, ist für diese Gruppen einen echtes Problem.

Wem "gehören" nun die Spiele? Sie gehören weder Spanien noch Katalonien, sondern der Stadt Barcelona. Und wo liegt Barcelona? Stadtbürgermeister Pasqual Maragall - er ist Sozialist - hat eine salomonische und weltmännische Antwort bereit: "Barcelona liegt in Katalonien, Katalonien liegt in Spanien und Spanien in Europa."

WERNER HERZOG (Madrid)

Sicht war verdeckt: Autos stießen zusammen

KARBEN. Schaden in Höhe von 17 000 Mark entstand nach Angaben der Polizei bei einem Verkehrsunfall am Dienstag, gegen 12 Uhr, auf der Kreuzung B 3/Hauptstraße-Rodheimer Weg in Okarben.

Als die Ampel am Fußgängerüberweg auf rot schaltete, der Verkehr auf der B 3 anhielt und bereits die ersten Fußgänger über die Straße liefen, wollte eine Karbener Autofahrerin die Bundesstraße aus Richtung Hauptstraße in Richtung Rodheimer Weg überqueren, berichtet die Polizei. Eine aus Richtung Wöllstadt herannahende Fahrerin aus Wölfersheim beachtete offenbar nicht das Rotlicht der Ampel und prallte mit ihrem Wagen gegen das Auto der Karbenerin. Diese hatte den Wölfersheimer Wagen nicht gesehen, weil ihr ein Lastwagen, der auf der Linksabbiegerspur aus Richtung Wöllstadt angehalten hatte, die Sicht versperrte.

Die Karbenerin sowie eine Beifahrerin in dem Wölfersheimer Auto wurden bei dem Unfall leicht verletzt. mu

Bravour und Lyrik Eugene Rivkin mit Tschaikowsky

Tschaikowskys Klavierkonzert b-Moll, op. 23, zählt zu den "Brocken" der Klavierliteratur. Gelingt es einem Pianisten, über die "Oktavgewitter", die Doppelgriffkaskaden, die vehementen Figurationsmanöver hinaus, die letztendlich expressiv wie lyrisch verbundene Inhaltslinie nachzuzeichnen, darf man sicher davon ausgehen, einen Spieler gehobener Virtuosität zu erleben.

Eugene Rivkin, dritter Preisträger beim Tschaikowsky-Wettbewerb 1978, hat eine derart eindrückliche Art beim ersten Sinfoniekonzert der Burgfestspiele nachdrücklich belegt. Eugene Rivkin gehört der Lettischen Philharmonie Riga, die ihn im Bürgerhaus Sprendlingen begleitete, als ständiger Solist an.

Unter dem Dirigat Herbert Gietzens, der dem Dreieichenhainer Publikum noch vom Vorjahr bekannt ist und sich da bereits als Opern- wie Sinfoniedirigent profilierte, gelang eine Darstellung des klavieristischen Monumentalepos, die heftige Eklats wie dezidiert geführte Kantilenen gleichermaßen und wohlkalkuliert übermittelte.

Dabei fand vor allem der immer neu, immer spannend und spontan sich einfindende Pianist zu einem Romantikidiom, in dem stoische Ruhe, gesammelte, strikte Klangarbeit noch im vollgriffigen Satz sich souverän durchsetzten.

Rivkin, der kühl und konzentriert arbeitete, fuhr sein Solo hart an der Linie. Wohldosiert vermittelte er da ein wenig Bravour, dort ein wenig Pianoschmelz, Vortragsweisen, wie sie die Partitur vorschreibt, und die er lebendig, klar kalkulierend nachvollzog. Überhaupt nutzte er Pianofelder als besondere Spannungsmomente, ließ dann und wann die Linie sich verzögern, um nur unbedingter ins Tempo zurückzublenden. Seitengedanken, wie Tschaikowsky sie unermüdlich komponierte, fanden sich behutsam, im Affekt auch mal griffig, dominant eingebracht.

Dann wieder fabulierte dieser fantastische Pianist, erzählte seine "Geschichte" in "plauschigem" Parlando, locker und entspannt, als sitze er völlig allein auf diesem Podium und spiele nur für sich. Relativierend darf vermerkt werden, daß Rivkin in agitierten Kulminationsphasen nicht immer einwandfrei durchsichtig zurechtkam. Und das Orchester gab von Mal zu Mal eine Messerspitze zuviel des Sentiments.

Nach der Pause war mit Rimskij-Korsakows sinfonischer Suite "Scheherazade" ein klangmalerisch vertieftes Opus in orchestral einhelliger Deklamation zu hören, in der die Orchestergruppen, Streicher wie Bläser, in Repliken einander begegneten und eine funktionierende Orchesterrhetorik, überschaubar und nachvollziehbar, schufen. Daraus ergab sich - wie zuvor bei Tschaikowsky - eine deklamatorisch gültige Aussage, mal in hymnischer Breite, mal - wie zuvor - in dezent überzogenem Sentiment. ALEXANDER ULLMANN

KRIFTEL. Keinen Millimeter weit lassen sie sich von der Stelle bewegen, und doch bezeichnet die Künstlerin Marina Abramovic ihre Schuhe aus echtem Amethyst als Reiseschuhe. "Wer sie anzieht, kann sich nicht mehr rühren und muß zwangsläufig die Reise ins Innere antreten", weiß der Krifteler Künstler Thilo Götze-Regenbogen aus eigener Erfahrung: eine Reise, die ins Land der eigenen Phantasie führt oder - "ganz sinnlich" - in jeden Winkel des Körpers. Zu sehen sind die Edelstein-Schuhe bei der Kasseler documenta; und um die geht es auch bei dem zweitägigen Seminar, das das Krifteler Kunstforum am 7. und 8. August im Rat- und Bürgerhaus anbietet.

Ein Besuch der documenta ist allerdings nicht geplant. Unnötig, sagt Thilo Götze-Regenbogen, einer der Organisatoren: "Wir wollen am Beispiel einiger Werke und Künstler zeigen, in welchem Sinn-Zusammenhang die Kunstobjekte zu sehen sind." Ein Seminar, gedacht als Mittler zwischen Betrachter und Werk.

Deshalb sollen in Kriftel vor allem Künstler zu Wort kommen: U We Claus aus Wiesbaden wird während des Seminars 21 junge Kunstschaffende vorstellen, die mit Arbeiten auf der documenta vertreten sind: "Um zumindest einen Teil des Spektrums zu zeigen, das in der zeitgenössischen Kunst zu finden ist." Thilo Götze-Regenbogen jedoch will sich beim Seminar auf drei Künstler beschränken. "Die Leute sollen erleben, daß Kunst nicht einfach auf dem Tablett konsumbereit präsentiert wird, sondern daß man sich einlassen und was dafür tun muß, damit sich das Werk erschließt." Jo Achermann, dritter Künstler im Bunde, wird sich schließlich mit dem Genre Plastik und Skulptur befassen - ein Thema, das auch den Bereich Videoskulptur oder Rauminstallationen umfaßt.

"Reinschnuppern" und eigene Ideen einbringen können Interessierte gleich zu Beginn des Seminars am Freitag, 7. August, um 20 Uhr (Ende 22 Uhr). Konzentrierte Kunst ist dann am Samstag von 10 bis 18 Uhr angesagt. Nährere Informationen: Tel. 06192 / 4 32 09 ana

Mit Flecken aus der S-Bahn Gruppenhaftpflicht der Bundesbahn erstattet Reinigung

FR-Leser Gerhard B. fuhr an einem schwülwarmen Sommertag mit der S-Bahn der Linie 1 von Höchst nach Frankfurt. Hemd und Hose klebten ihm förmlich am Körper. An der Station Hauptwache blickte Gerhard B. irritiert auf einen jungen Mann, der die S- Bahn verließ und dessen T-Shirt große braun-rote Flekken in der Farbe der S-Bahnsitze aufwies. Noch größer war die Überraschung von Herrn B., als er nach Hause kam und entdeckte, daß auch sein Hemd und seine Hose so verfärbt waren. "Ich fahre schon seit Jahrzehnten mit der S-Bahn, aber so etwas ist mir noch nie passiert", sagte Gerhard B. Auch sofortiges Waschen konnte die Flecken nicht beseitigen. "Das ist schon sehr ärgerlich, denn mit dieser verfärbten Sitzfläche kann ich die Hose nicht mehr anziehen."

Bundesbahnsprecher Kurt Stadler - die Bundesbahn ist für den Betrieb der Frankfurter S-Bahnen zuständig - hatte bisher noch nicht von färbenden Sitzen gehört. Die Vermutung von Gerhard B., daß beim Entfernen von "Inschriften" die Farbbeständigkeit der Sitze gelitten haben könne, will er aber nicht von der Hand weisen. "Womöglich ist der Sitz nach der Reinigung nicht gründlich abgerieben worden, um alle Rückstände des Lösungsmittels zu beseitigen. Es ist natürlich auch möglich, daß die Schmierereien selbst die Sitze angegriffen haben."

Da die Bundesbahn ihren Fahrgästen nicht schaden wolle, sollten sich die "Fleckenopfer" an die Haftpflichtgruppe der Bundesbahndirektion wenden, die die Reinigungskosten erstatte.

Um Wiederholungen zu vermeiden, seien nähere Angaben über die färbende S-Bahn nützlich. Herr B. hat seit dem Vorfall allerdings Vorsorgemaßnahmen ergriffen: Er fährt jetzt mit einem Sitzkissen. ek

Heute in Städels Kräutergärtlein

Wer weiß wohl, wie der Schneckenklee aussieht, der Märzbecher, das Lungenkraut oder der Odermennig? Wer kennt den Storchenschnabel, den Gundermann oder die Blutwurz?

Nun, das sind allesamt Pflanzen, die auf mittelalterlichen Bildern, zumeist liebevoll gemalt, im Verborgenen blühen. Vielen von ihnen kommt eine symbolische Bedeutung zu, wie zum Beispiel der Lilie, die oft für die Reinheit und Unberührtheit steht.

Oder zum Beispiel das Blumensträußchen, das die Lukrezia Borgia von Bartolomeo da Venezia (oder ist es Giulia Farnese, die 15jährige Geliebte des schrecklichen Alexander Borgia?) uns im Städel entgegenstreckt - was sind das für Blumen? Es sind die Akelei, die Margerite und die Anemone.

Wer all diese Blumen aber im Original sehen will, der muß vor dem Haupteingang des Städel nach rechts gehen und dann links um die Ecke. Dort hat der Botanische Garten der Universität mit Unterstützung der Farbwerke einen kleinen Blumen- und Kräutergarten angelegt, in dem sie alle vertreten sind: der Knöterich, der Frauenmantel, die piekende Distel und das unscheinbare Gänseblümchen: alle, die auch drinnen im Städel irgendwo ihr Leben in Terpentin und Ölfarbe fristen, oft etwas nachgedunkelt, oft an den Rand gedrängt oder in den Hintergrund gemalt, aber nicht minder wichtig, ob es nun die Taubnessel ist oder der Senf, oder das winzige Veilchen. Gott hat sie alle geschaffen, so glaubten die großen Meister, und sie haben die Pflanzen für die Menschheit in ihren Bildern festgehalten. Wir sollten sie uns mal ansehen. wp

Massentourismus und Ökologie in Frankreich

OFFENBACH. "Ökologische Probleme durch Landwirtschaft und Massentourismus in Südfrankreich" stehen im Mittelpunkt eines Bildungsurlaubs, den der Stadtjugendring zwischen dem 28. September und 4. Oktober anbietet. Auf dem Programm: Besichtigung von herkömmlich und von ökologisch geführten Bauernhöfen (Weinbau, Viehzucht und Olivenanbau), Besuche und Gespräche mit Vermarktungsgenossenschaften und Stadtbesichtigungen. Auskünfte unter der Telefonnummer 069 / 8065-2825. hf

Da bin ich also, IB-Flug 4515, in Barcelona gelandet, habs Kreditkärtchen gezückt, den Mietwagen in Empfang genommen, im Vorbeigehen Geld gewechselt. Was nun? Weder war ich jemals zuvor in Barcelona, noch habe ich ein Hotelzimmer reserviert, geschweige denn eine Vorstellung davon, wie ich nun fahren muß, um in die Stadt zu kommen. Überhaupt, wo ist denn hier der Rückwärtsgang?

Frage eins in meiner Situation: Wo übernachte ich? Das ADAC-Heft ist das einzige, das mir gezielte Hotelvorschläge macht, die beiden anderen wissen die Hotels nur aufzulisten. Ich entscheide mich für das Hotel Lleo, Pelai 22-24, laut ADAC "eines der wenigen Zwei- Sterne-Hotels, in denen man sich in Barcelona noch wohlfühlen kann"; das DZ zu 4000 Pesetas. Jetzt muß ich den Baedeker-Stadtplan zur Hand nehmen (der ADAC sagt nämlich, das Lleo läge in der Nähe der U-Bahn-Station Universitat), und siehe da, die "Pelai" läuft geradewegs auf den Placa de Catalunya zu und das wiederum bedeutet: die weltberühmten "Ramblas" liegen um die Ekke.

Was sonst als die tollwütige Zusammenballung einer Zwei-Millionen-Stadt, kann ein fast zwei Kilometer langer Straßenzug wie dieser sein? Wo sich tausend Verliebte ihr Stelldichein geben, Schönheiten in Schwarz und Weiß unterwegs sind, in Samt und Seide. Da können die Matrosen der "Jeanne d'Arc" während ihres Landgangs nur noch mit den Augen rollen, während mittelalterlich gekleidete Beaus, ganz in Brokat, daherstolzieren, und zahllose Kellner in den Straßencafés zum 500. Mal den Satz hören: "Una cerveza por favor." Käfigvögel zwitschern mit dem Gehupe der Autos um die Wette, drei Fetzen "si, si, si" werden vom dumpfen Vibrieren der U-Bahn begleitet. Unterirdisch ausgelöst, oberirdisch wahrgenommen. Ein Moped ohne Auspuff verspottet den Auftritt eines Pantomimen, ein Artist ohne Engagment springt mit verbundenen Augen durch einen engen Ring mit spitzen Messern, ein Flamenco-Tänzer steppt sich die Seele aus dem Leib. Unterwegs sind hier die "Königinnen der Nacht", die Saxophonisten auf der Durchreise, die Bettler am Stock, Frauen, die Zigaretten verkaufen, und Mädchen, die in weißen (Jungfrauen-) Kleidern ihre Erstkommunion feiern. Bremsen quietschen, ein Bus von "Trafalgar-Tours" quetscht sich mühsam durch die Straße, und das Ehepaar aus Ken- tucky hat soeben entdeckt, daß ein "Salon Recreativo" nichts anderes ist als ein stinknormaler Spielsalon.

Zwei Männer sitzen auf einem Balkon und ignorieren 75 Dezibel Grundgeräusch (mindestens). Jemand schnippt mit Kronenkorken, zwei Japanerinnen identifizieren die Ramblas anhand eines Postkartenfolders, und der Herr mit dem vornehmen Halstuch schlendert in Richtung Hafen.

Die Tourismus GmbH scheint dennoch unter den Politikern der großen Koalition beschlossene Sache zu sein: Die Staatskasse ist zu leer, um die Touristenwerbung weiter allein aus eigener Kraft finanzieren zu können. Personal kann auf diese Weise "abgestoßen" werden. Es wird Jahre dauern, bis man abschätzen kann, ob sich die vorgesehene Teilprivatisierung der Tourismus-Werbung - gedacht ist an eine Staatsbeteiligung von nur noch 25 Prozent - tatsächlich für alle Beteiligten auszahlt. ojw

Klarschiff?

Die Bundestagsdebatte über die politischen und verfassungsrechtlichen Aspekte des Adria-Einsatzes deutscher Marinesoldaten hätte zu diesem Zeitpunkt nicht stattfinden müssen. Besäße die Bundesregierung etwas mehr Sensibilität im Umgang mit den Regeln der parlamentarischen Demokratie, wären die Mitglieder des Hohen Hauses geblieben, wo im Juli viele Bürger sind: im Urlaub. Dann hätte Außenminister Klaus Kinkel auch nicht mit dem kühlen Hochmut der Exekutive die alleinige Verfügungsgewalt über den Einsatz der "Bayern" reklamiert. Und seine Herabsetzung des Parlaments wäre ebenfalls unterblieben, zwangsläufig. Dies nämlich ist mit der Bemerkung geschehen, man habe den Bundestag vor dem Marschbefehl zum Embargo-Ziel nur deshalb nicht eingeschaltet, weil man sich einer zustimmenden Mehrheit sicher gewesen sei. Kein Protest bei Union und FDP. Wen wundert's?

Im Parlament ist nichts geklärt worden. Das war auch nicht zu erwarten. Immerhin wurden noch einmal Doppelbödigkeit und Doppelzüngigkeit mancher Argumente deutlich, mit denen die öffentliche Debatte zugekleistert ist. Als gesichert gilt: Deutsches Militär im Dunstkreis des jugoslawischen Bürgerkriegs hat nichts mit Humanität zu tun, hilft direkt niemandem, sondern dient Bonn einzig und allein zum schleichenden Einstieg in eine neue Außenpolitik. Die Verfassungsproblematik der auf Interventionszuwachs angelegten Bonner Strategie bleibt offen. Deshalb handelt die SPD korrekt, wenn sie Klarschiff nicht billigt und Karlsruhe ins Spiel bringt. rr

Im Wortlaut: DGB-Slogan zur Gleichstellung Frau geht vor

"Frau geht vor" lautet der Slogan, mit dem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) im Herbst eine Kampagne zur Gleichstellung von Männern und Frauen begleiten will. Wir veröffentlichen im Wortlaut die innergewerkschaftliche Begründung für das Motto und das untenstehende Signet. Wir haben uns für einen provokanten Slogan entschieden, weil Slogans, die niemandem weh, aber allen wohl tun wollen, in der Wahlkampf- und der Waschmittelwerbung bis zum Überdruß angeboten werden.

Sprüche mit den allgemeinen Werten Frieden, Freiheit, Sauberkeit, Zukunft etc. stören niemanden, sie lassen aber auch alle gleichgültig bis zum Gähnen. Ein Slogan hingegen, der Interesse weckt, rüttelt automatisch Gegeninteressen wach.

Wir haben uns für diesen Slogan entschieden, weil die Frage, ob Frauen gleichberechtigt sein sollen oder nicht, eben keine Frage mehr ist - sondern eindeutig bejaht wird. Abgesehen von einigen Unverbesserlichen, die nicht immer nur männlich sind (es gibt auch Frauen, die nachgeben), ist der Ruf nach Gleichberechtigung einstimmig. Der häufigste Einwand (Ergebnis eines kleinen Tests) gegen "Frau geht vor" lautet: Es gehe doch nicht um Bevorzugung, sondern um Gleichberechtigung. Dieser Einwand ist, gewollt oder ungewollt, ein Plädoyer dafür, um der Beruhigung der Gemüter willen dem Kern der Kontroverse auszuweichen. Umstritten sind heute die Mittel und Wege der Gleichstellung. Mit "Frau geht vor" transportiert der DGB als männlich dominierte Organisation die Kernaussage an beide Geschlechter. Wer benachteiligt ist, muß, um Gleichstellung zu erreichen, vorübergehend bevorzugt werden.

Wir haben uns für diesen Slogan entschieden, weil "Frau geht vor" zwar im ersten Moment massiv, "herrisch" klingt, sich dann aber sehr schnell in Mehrdeutigkeiten auflöst - bis hin zum alten Knigge, der die Dame vorgehen läßt (obwohl Frau schon lange den Vortritt hat, hat sie immer noch das Nachsehen).

Slogans setzen sich in den Köpfen nur fest, wenn sie in die Alltagskommunikation Eingang finden, und das bedeutet eben, daß mit ihnen gespielt, kokettiert wird. Zugespitzt: gute Slogans müssen erstens ernsthaft Sinn machen und zweitens sprachlich Spaß machen.

Zu einem guten Slogan gehört schließlich, daß er sich leicht in Texte und Reden integrieren läßt. Für die Frau, die vorgeht, bieten sich viele Möglichkeiten.

Schrebergärtner dürfen ihre Oase legal genießen Bebauungspläne im nachhinein schützen sieben Kleingartenanlagen vor dem Abbruch

DREIEICH. Viele Bürger haben sich ihre kleine Oase im Grünen geschaffen, um abseits des städtischen Trubels in "ihrer" eingefriedeten Parzelle so richtig schön zu relaxen. Doch damit haben sie die verträgliche Nutzung in Mißkredit gebracht, weil die Kleingartenanlagen illegal angelegt worden sind. Damit die Bauten nicht abgerissen werden müssen, hat der Magistrat jetzt weitere sieben Bebauungspläne auf den Weg gebracht, um für die Kleingärten vor den Toren der Stadt eine gesetzliche Grundlage zu schaffen.

Die Zeit drängt auch: Denn nach dem Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes in Kassel vom 26. September 1990 müssen die Kommunen bis Ende diesen Jahres die Hütten und Einfriedungen, die außerhalb des Geltungsbereiches liegen, in einen Bebauungsplan aufnehmen. Ansonsten droht den Kleingartenanlagen eine Abbruchverfügung durch die Bauaufsichtsbehörde.

Bürgermeister Bernd Abeln sagt: "Wir haben aber jetzt noch bis 1996 Zeit, Satzungsbeschlüsse für die Areale zu erstellen."

Nach dem Hessischen Naturschutzgesetz von 1990 bedarf die "Einfriedung eines Nutzgartens, der landschaftsschutzrechtlich nicht genehmigt ist" einer Baugenehmigung, weil gärtnerische Anlagen die "Eigenart der Landschaft" beeinträchtigen. Außerdem würde der Zersiedelung der Landschaft durch die ungenehmigten Kleingärten Vorschub geleistet. Auch seien Abwasser- und Abfallbeseitigung nicht mehr zu kontrollieren, heißt es.

Folgende fünf Bereiche in der Gemarkung Sprendlingen, Dreieichenhain, Götzenhain und Offenthal sind zwar bereits im Flächennutzungsplan des Umlandverbandes Frankfurt berücksichtigt, aber brauchen noch eine baurechtliche Genehmigung durch einen Bebauungsplan, der nun auf den Weg gebracht wurde:

• der Außenbereich zwischen Götzenhain im Nord-Osten und Dreieichenhain im Westen, begrenzt durch Offenthaler Weg, Hainer Wald, Verlängerung Langener Straße und K 171;

• die Kleingärten "Im Haag", südlich des Reitgeländes in der Nähe des Tierheims in Dreieichenhain;

• das Gebiet "Kleegarten" östlich von Götzenhain, das im Norden an die Höllgartenstraße grenzt und im Westen fast bis an die Schießgartenstraße reicht;

• die Kleingärten östlich der Breiten Haagwegschneise im Hainer Wald;

• die Kleingärten "Mauerloch" in der Rostadt.

Mit einer Änderung des Flächennutzungsplanes verbunden sind die Lagen:

• Kleingartenbereich "Bellung" südlich der Baierhansenwiesen und östlich der Rosenau;

• und am Reuterpfad im Bereich der Baierhansenwiesen / Seegewann.

Bei diesen letzten zwei Anlagen ist es noch nicht klar, wie groß das Gelände sein wird, das durch Umlegung und Neuverteilung des Bodens dann für die Kleingärtner zur Verfügung stehen wird. Doch Bürgermeister Bernd Abeln begrüßt die Ausweisung neuen Kleingartengeländes, weil damit die Erhaltung ökologisch wichtiger Flächen gewährleistet sei und auch dem Wunsch vieler Bürger nach einer Parzelle in der Natur Rechnung getragen würde. dok

Wildwechsel als Ursache?

BÜDINGEN. In Ober-Seemen geriet ein Auto aus Gedern auf der Landesstraße 3192 nach Polizeiangaben "vermutlich infolge Wildwechsels" in einer langgezogenenen Linkskurve nach rechts von der Straße ab. Das Auto geriet ins Schleudern, stieß gegen eine Böschung und überschlug sich. Der Fahrer wurde leicht verletzt.

Größte Allianz über den Wolken British Airways und US Air auf Weg zum globalen Konzern

ski FRANKFURT A. M. Als Meilenstein für die internationale Umstrukturierung der Luftfahrtbranche betrachten Experten die geplante Verbindung von British Airways (BA) und der sechstgrößten amerikanischen Fluggesellschaft US Air zur weltweit führenden Allianz über den Wolken (siehe gestrige FR). Die Auswirkungen auf konkurrierende Unternehmen, so ein Airline-Analyst einer deutschen Bank, dürften erheblich sein. Ein Verlierer dieses "Mega-Deals" könnte nach seiner Ansicht nicht zuletzt die Lufthansa sein, die seit langem einen Partner in den Vereinigten Staaten sucht und dabei ebenfalls mit US Air im Gespräch war. BA hat im abgelaufenen Geschäftsjahr (Ende März) einen Gewinn von umgerechnet 835 Millionen Mark erzielt, während die deutsche "Kranich-Airline" bekanntlich tief in der Verlustzone fliegt. Dieser Trend, so meinen Fachleute, könnte sich nun noch verstärken, weil die Briten über US Air Zugang zum riesigen amerikanischen Inlandsmarkt bekommen. In die Klemme drohe außerdem die niederländische KLM zu geraten, deren Heiratspläne mit BA vor einem halben Jahr zu den Akten gelegt worden waren, weil sich beide Gesellschaften nicht über ihren jeweiligen Wert einigen konnten. Für die an der US-Airline North West beteiligten Holländer dürfte es Branchenbeobachtern zufolge nun entscheidend darauf ankommen, ob die angestrebte Übereinkunft mit den USA über einen "offenen Himmel" (wechselseitige unbeschränkte Landerechte) erfolgreich realisiert werde.

BA-Chef Lord King ist mit dem Coup, wie die Financial Times schreibt, der Realisierung seines elf Jahre alten Traums, die erste globale Fluggesellschaft der Welt zu schaffen, einen Schritt näher gekommen. Für die Briten gehe damit die lange frustrierende Suche nach einer Basis auf dem gigantischen amerikanischen Markt zu Ende. Die hochverschuldete US Air, die in den beiden vergangenen Jahren 760 Millionen Dollar Verlust anhäufte, kann mit Hilfe der 750-Millionen-Dollar-Spritze aus London (für die 44prozentige Beteiligung, aber zunächst nur 21 Prozent der Stimmrechte) anfangen, ihre Verbindlichkeiten abzubauen.

Die beiden Partner, deren Verbindung noch von den Aufsichtsbehörden der USA und Großbritanniens abgesegnet werden muß, denken längst weiter. Auf der Wunschliste steht zumindest ein Teil der Vermögenswerte und Routen der unter Gläubigerschutz fliegenden US-Gesellschaft Trans World Airlines (TWA). Die Gespräche darüber gehen offenbar weiter. Durch die Übernahme von TWAStrecken könnte BA nach Meinung von Analysten eine herausragende Position auch im Transatlantikverkehr erlangen.

Das Konzept der "urbanen Innenstadt" soll nach der Kommunalwahl fortsgesetzt werden Wentz will Hauptwache ohne Autos Neue Pläne im Herbst Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgern Göpfert Zwei aufgepflasterte Fußgänger-"Furten" und ein neuer Radweg - das soll die versprochene "urbane Innenstadt" nicht gewesen sein. Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) will im Herbst das Konzept für "den nächsten Teilschritt" präsentieren: Der Autoverkehr über den Roßmarkt wird östlich der Katharinenpforte ganz gestoppt, die Hauptwache und die Zeil wachsen zu einer Fußgängerzone zusammen. Wentz denkt darüber nach, den Autos nach Norden nur noch eine Spur zu öffnen, die vom Roßmarkt abzweigt und am östlichen Rand von Goethe- und Rathenauplatz entlangführt, um über die Biebergasse an die Große Eschenheimer Straße angeschlossen zu werden. Wentz will vor der Kommunalwahl im März 1993 den Bürgern klarmachen, für welche Verkehrspolitik die rot-grüne Koalition steht. Bisher schien es, als könnten sich SPD und Grüne über die seit Beginn der Sommerferien laufenden Umbauten hinaus nicht verständigen. Und diese Eingriffe in den Straßenverkehr sind rasch aufgezählt: Vor einer Woche drehte man die Fahrtrichtung in der Katharinenpforte, um die bisher 9000 Autos täglich aus Richtung Berliner Straße von der Hauptwache fernzuhalten. Ein Radweg ist abmarkiert, der in der Großen Eschenheimer Straße den Autos eine von vorher drei Spuren weggenommen hat. Und an beiden Enden der Fußgängerzone Freßgass' entstehen derzeit zwei hochgepflasterte Fußgängerüberwege, die den Autostrom über Börsen- und Hochstraße künftig abbremsen sollen.

"Mehr marginale Korrekturen" nannte das jetzt Ernst Ries, der stellvertretende Geschäftsführer für Verkehr und Raumordnung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt. Sie trügen "durchaus in Teilbereichen zur Steigerung der Attraktivität" der City bei. Und Horst-Hubert Moritz, der Geschäftsführer des Frankfurter Einzelhandelsverbandes, fand die Veränderungen "tolerierbar": Beschwerden aus der Geschäftswelt gebe es nicht.

Nach den Daten des Einzelhandelsverbandes pendeln täglich etwa 250 000 Menschen nach Frankfurt hinein. 140 000 von ihnen benutzen dabei das Auto. Und wiederum 25 Prozent dieser 140 000 kommen täglich, nicht um in der Stadt zu arbeiten, sondern um dort einzukaufen. Planungsdezernent Wentz hält die Zeit für reif, mehr von diesen autofahrenden Bürgern zum Umsteigen auf Busse und Bahnen zu bewegen.

Wentz rekapituliert die Anstrengungen des Magistrats, die Basis dafür zu schaffen: Park & Ride-Plätze in und um Frankfurt. Bei ihrem Amtsantritt im Juni 1989 fand die neue Stadtregierung nach seinen Worten etwa 8000 Parkboxen auf solchen Park & Ride-Plätzen vor. Derzeit stehe die Stadt vor dem Vertragsabschluß für 3000 weitere Stellplätze in Umlandgemeinden Frankfurts. Und knapp 5500 Autos sollen auf vier zusätzlichen Flächen innerhalb städtischer Gemarkung untergebracht werden: 850 an der Praunheimer Heerstraße, 850 an der Sachsenhäuser Warte, 3000 am Kaiserlei-Kreisel und 850 an der Borsigallee.

Die Bürger, die ein FVV-Dauer-Ticket besitzen, dürfen künftig die Park & Ride- Plätze von vorneherein kostengünstiger nutzen - einen "kleinen Obolus" (Wentz) will die Kommune freilich auch ihnen abverlangen. Aus der Sicht von Wentz ist mit den künftigen Stellflächen am Rande der Stadt eine gute Grundlage dafür geschaffen, daß die Bürger auch den nächsten Schritt der Verkehrsberuhigung in der City akzeptieren - eben die Verschmelzung von Zeil und Hauptwache zu einer Fußgängerzone.

Der Planungsdezernent sieht sich freilich in der Umsetzung der neuen Verkehrspolitik vom Koalitionspartner, den Grünen, im Stich gelassen. Schon in der aktuellen Auseinandersetzung um die jüngsten Umbauten in der Innenstadt falle kein Wort der Unterstützung für Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD): "Die Grünen tauchen ab."

Die so Attackierten vermochten sich gestern nicht zur Wehr zu setzen - die Fraktion der Grünen im Römer war wegen der Sommerferien verwaist.

Ausgemacht ist für den Planungsdezernenten jedenfalls, daß er bis Oktober einen schriftlichen Entwurf zur "Sperrung der Hauptwache" im Magistrat präsentiert. Umgesetzt würde das Vorhaben, das sieht auch Wentz, freilich erst nach der Kommunalwahl - wenn denn SPD und Grüne wieder eine Mehrheit erringen. Der Stadtrat ist sich noch nicht endgültig über die Verkehrsführung im Umfeld der Hauptwache im klaren. Wahrscheinlich ist, daß der Roßmarkt bis zur Katharinenpforte für Autos offen bliebe - die könnten dann, wie jetzt schon, nach rechts zur Berliner Straße abbiegen.

Ob zur Erschließung der Kaufhäuser und Läden die Große Eschenheimer Straße auch von Norden her befahrbar wird, ist für Wentz eine Überlegung wert. Mit der Zustimmung von Industrie- und Handelskammer darf der rot-grüne Magistrat bei der zweiten Stufe der "urbanen Innenstadt" so einfach nicht mehr rechnen. Ernst Ries von der IHK machte schon jetzt in Unkenntnis der Absichten des Planungsdezernenten klar: "Für uns ist die Grenze da, wo der Berufsverkehr nachhaltig gestört wird." Ries beurteilt auch das Potential der Park & Ride-Plätze wesentlich skeptischer: "Ihr Effekt wird immer nur bescheiden sein."

Horst-Hubert Moritz vom Einzelhandelsverband schaut in dieser Woche mit Neugier auf die nahe Landeshauptstadt Wiesbaden: Dort präsentieren seine Kollegen gemeinsam mit der IHK eine Studie zu den Auswirkungen der seit einigen Monaten geltenden Verkehrsberuhigung in der City. Bisher drangen Proteste der Bürger in Wiesbaden über das Aussperren der Autos nicht nach Frankfurt - aber Moritz baut gleich vor: "Die Wiesbadener Innenstadt ist doch anders zu sehen." Und Ernst Ries von der IHK beteuert, die Frankfurter City habe "mehr Verkehrsfunktionen" zu übernehmen als die Wiesbadener.

Ganz klar äußerte sich die Frankfurter CDU: Für sie sind die Möglichkeiten zur Verkehrsberuhigung der hiesigen City "ausgereizt" (Wolfgang Stammler, stellvertretender Fraktionschef). Die mögliche Ausweichachse Kurt-Schumacher/ Konrad-Adenauer-Straße könne keinen zusätzlichen Verkehr mehr aufnehmen, die CDU habe in ihrer zwölfjährigen Regierungszeit von 1977 bis 1989 schon "viel Verkehrsfläche rausgenommen". Und die neuen Fußgänger-"Furten" und der neue Radweg? Für sie hat Stammler nur Verachtung übrig: "Kosmetik, um die rot-grüne Klientel vor der Kommunalwahl zu beruhigen."

(Siehe auch: "Langsam, aber . . .)

"Minister haben zum Teil verfassungswidrig hohe Einkommen" Steuerzahler-Bund prangert finanzielle Privilegien bei Bund und Ländern an / Hohe Ruhegehälter, großzügige Übergangsgelder Von unserem Korrespondenten Peter Ziller

BONN, 22. Juli. Die Ministergesetze des Bundes und der Länder führten zu ungerechtfertigten, teilweise sogar verfassungswidrig hohen Einkommen und Ruhestandsbezügen und müßten deshalb in "zentralen Punkten neu geregelt werden". Dies stellt der Verwaltungswissenschaftler Hans Herbert von Arnim fest, der im Auftrag des Bundes der Steuerzahler "die finanziellen Privilegien von Ministern in Deutschland" untersucht hatte. In seiner Studie, die er am Mittwoch in Bonn vorstellte, kommt von Arnim zu dem Schluß, die neuen Länder hätten die "Auswüchse" weitgehend übernommen.

Der Bund der Steuerzahler warnte davor, "den unausweichlichen Reformprozeß" länger aufzuschieben. Der Unwille der Öffentlichkeit habe inzwischen ein beträchtliches Ausmaß erreicht, sagte sein Präsident Armin Feit. Die Politiker müßten ihre Privilegien beschneiden. Von der kürzlich von Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth (CDU) berufenen Diäten-Kommission erwartet von Arnim, daß sie die Schwachstellen "aufspießt".

Von seinen Vorwürfen nimmt der auf Politiker- und Parteienfinanzierung spezialisierte von Arnim kein Bundesland aus. Am problematischsten sei die Situation im Saarland. Hieran änderten auch die Gesetzeskorrekturen nichts, die nach der öffentlichen Diskussion der Versorgungsbezüge von Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) beschlossen wurden. Beim Bund bemängelte von Arnim insbesondere die seiner Ansicht nach zu großzügig bemessenen Übergangsgelder für ausscheidende Minister.

Als Hauptärgernis empfindet der Wissenschaftler von der Verwaltungshochschule Speyer nicht die Höhe der Einkünfte. Gegen Ministergehälter von rund 16 200 Mark (Baden-Württemberg) oder 19 200 Mark (Nordrhein-Westfalen) sei eigentlich nichts einzuwenden. "Entscheidend ist - gerade bei Entscheidungen der Betroffenen selbst auf Kosten der Steuerzahler - die Durchsichtigkeit des Inhalts und die Korrektheit des Verfahrens", betonte er. Daran aber fehle es. Eine "Flucht aus der Öffentlichkeit" finde statt beim Umfang der Versorgungsbezüge von Ex-Ministern, beim parallelen Bezug von Gehalt und Abgeordnetendiäten sowie bei überhöhten Aufwandsentschädigungen. Letztere stellten ein steuerfreies Zusatzeinkommen von bis zu 5790 Mark monatlich (Bayern) dar.

"Das Ruhegehalt und die Hinterbliebenenversorgung der Landesminister sind durchweg erheblich günstiger geregelt als für Bundesminister", bemängelte von Arnim. Ein Bonner Minister erreiche sein Höchstruhegehalt von 75 Prozent der Aktivenbezüge - diese setzen sich zusammen aus Amtsgehalt und Ortszuschlag - nach 23 Berufsjahren. Landesminister gelangten an dieses Ziel im Extremfall (Saarland, Mecklenburg-Vorpommern) schon am ersten Tag. Dieses "groteske Mißverhältnis" ist von Arnim zufolge unter anderem darauf zurückzuführen, daß in einzelnen Ländern Vorzeiten im Parlament, öffentlichen Dienst oder allgemein im Beruf wie Amtszeiten als Minister behandelt werden, was zu einer großen Erhöhung der "Rente" führen kann. Vergleichbares gibt es beim Bund nicht.

"Unhaltbar" nannte von Arnim die Übergangsgelder, die aus dem Amt scheidende Spitzenpolitiker in der Regel sechs bis 36 Monate lang kassieren. Ausbezahlt werde in den ersten drei Monaten das volle Gehalt plus Ortszuschlag, danach meist die Hälfte. Ein Ex-Bundesminister erhalte nach nur drei Dienstjahren innerhalb von wiederum drei Jahren fast 421 000 Mark. Ehemaligen Landesministern winkten regelmäßig mehr als 300 000 (Hessen: 322 875) Mark.

Die Überdimensionierung sei historisch begründet, inzwischen aber überholt, sagte von Arnim. Früher hatten Minister keinen Anspruch auf eine Pension. Diesen Nachteil sollte das großzügige Übergangsgeld ausgleichen. Von Arnim forderte Einschnitte auch auf Bundesebene, zumal die Einkommen eines früheren Ministers, der einen lukrativen Posten in der Wirtschaft übernommen habe, nicht angerechnet würden.

Verstöße gegen die Verfassung wittert von Arnim bei den Einnahmen aktiver Minister, die zugleich Parlamentarier sind. Zusätzlich zum Ministergehalt erhalten diese in der Hälfte der Länder und beim Bund noch mindestens 50 Prozent ihrer Abgeordneten-Grundentschädigung ausbezahlt. Zulässig sei maximal ein Aufgeld von einem Drittel. Hessen zahlt nur 25 Prozent zusätzlich.

Wie ABM-Gelder vielen Menschen und der Natur helfen können Beschäftigungsgesellschaft Ökologische Technik im Hamburger Hafen macht dem ersten Arbeitsmarkt keine Konkurrenz

"Wir hatten Glück. Unsere jüngsten ABM-Maßnahmen wurden vor den Kürzungen beantragt und genehmigt. Deshalb können wir bis zum 30. April 1993 unbehelligt weiterarbeiten", freut sich Klaus Kössendrup, Geschäftsführer der Beschäftigungs- und Qualifizierungs-Gesellschaft Ökologische Technik im Hamburger Hafen.

Viele andere in der Hansestadt hatten dieses Glück nicht - von den 4365 ABM-Stellen bleiben nur rund 2000 erhalten. "Totengräber der aktiven Arbeitsmarktpolitik", nennt Hamburgs Sozialsenator Ortwin Runde die Bundesregierung, die 1992 allein in dieser Stadt 153 Millionen Mark für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) gestrichen hat.

Der eingetragene Verein Ökologische Technik beschäftigt ständig 100 Arbeitslose ohne Berufsabschluß und 33 über 50 Jahre, die Anspruch auf Lohnkostenzuschuß haben. Dazu sieben Anleiter - eine Art Vorarbeiter - und zehn Stammkräfte in der Verwaltung. Hamburg steuert jährlich gut vier Millionen Mark bei. "Die Leute, die zu uns geschickt werden, sind Schwervermittelbare", sagt Kössendrup, Schiffbauingenieur und Betriebswirt. "Alle langjährig ohne Arbeit, einer hatte 16 Jahre keinen Job, einige kämpfen gegen Drogen- oder Alkoholprobleme, andere haben keine Wohnung oder sitzen auf einem Berg von Schulden."

So bietet Ökologische Technik, einziger Rest der beiden Hamburger Großwerften Howaldtswerke und Deutsche Werft mit einst 20 000 Leuten, einen letzten Rettungsanker. 40 Mann aus der alten Zeit sind noch dabei, übriggeblieben nach der Fusion der beiden tranditionsreichen Firmen mit den Kieler Howaldtswerken zur HDW, nach vielen Teilstillegungen und dem Kauf des letzten HDW-Stützpunkts in Hamburg, Roß-Industrie durch den Nachbarn Blohm + Voss. Im Rahmen des Interessenausgleichs hatte die IG Metall 2,5 Millionen Mark bei Blohm + Voss lockergemacht. Dieses Geld diente als "Grundkapital" des seit 1989 arbeitenden Vereins.

Dieser befaßt sich seither mit dem Bau von Bioreaktoren für vergiftete Böden, von Regenwasseraufbereitungsanlagen, mit dem Aufpolieren alter Dampfer (wie der Cap San Diego) als Museumsschiffe, konstruiert Fahrradständer - "schwerste Ausführung in Kleinserienfertigung und ,vandalensicher'", lobt Kössendrup - und produziert andere nützliche Dinge, die sonst niemand anpackt. Der Betrieb arbeitet ohne Gewinnorientierung und ohne Konkurrenz für den ersten Arbeitsmarkt im Dienste von Kommunen, Verbänden, Vereinen, gemeinnützigen Institutionen. Die schwedische Universität Lulea hat für September ihren zweiten Bioreaktor bestellt.

Gut 300 Leute sind bislang bei Ökologische Technik qualifiziert worden, in Schweiß- und Drehtechnik, in der Bedienung moderner Maschinen und Kränen. "Die Arbeitnehmer bleiben normalerweise ein Jahr, maximal zwei, bei uns. Zur Abrundung der Ausbildung wären jedoch drei nötig - die Kürzung auf ein Jahr ist sachlich unsinnig," schildert Kössendrup die Umstände. Dennoch sei durch "Leistungsfähigkeit die Zukunft auf absehbare Zeit gesichert".

Über allem wacht der Vorstand des Vereins, in dem Sozial- und Wirtschaftsbehörde, Freie Demokraten und Sozialdemokraten sowie IG Metall vertreten sind. Die Hamburger Handwerkskammer hat sich aus dem Vorstand, wie aus allen anderen Projekten im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, zurückgezogen. Aber Klempnermeister Klaus Hannemann, Ex-Vorstandsmitglied, steht der Ökologischen Technik noch immer "sehr positiv" gegenüber: "Ältere Mitarbeiter, die sonst nichts mehr finden können, werden weiterqualifiziert und sind mit Begeisterung dabei. Viele dieser Leute werden von Handwerksbetrieben nicht mehr eingestellt."

"Dieser Betrieb", unterstreicht Bernhard Janßen, Zweiter Bevollmächtigter der Hamburger IG Metall, "ist ein Musterbeispiel dafür, wie man Mitbürger vor Untätigkeit bewahrt, wie man ihnen eine Chance gibt, etwas Sinnvolles für die Gemeinschaft und etwas Fortschrittliches für den Umweltschutz zu tun."

"Unsere Produkte können sich sehen lassen", betont der 59 Jahre alte Heinz Bewernick, Anleiter in der Malerei von Ökologische Technik. Bewernick erzählt von den insgesamt 34 Jahren und acht Monaten, die er bei Howaldt angestellt war, von den damals größten Tankern der Welt, wie die Tina Onassis des griechischen Reeders, von der Astor, dem späteren TV-Traumschiff, an denen er mitgebaut hat. "Heute helfen wir Menschen mit großen sozialen Problemen, die sich freuen, nach vielen Jahren wieder etwas tun zu können."

"Eine sehr sinnvolle sozial- und arbeitsmarktpolitische Aufgabe" bescheinigt auch Anja Eisenhuth, Sprecherin des Arbeitsamtes, den Hamburger ABM-Gesellschaften im allgemeinen und diesem Verein im Dienste des Naturschutzes im besonderen. "Es wäre sehr zu bedauern," sagt sie nachdrücklich, "wenn die vom Bonner Arbeitsminister Norbert Blüm angedeuteten Kürzungen in die Tat umgesetzt würden."

Noch deutlicher formuliert es der zuständige Senator Ortwin Runde: "Die Streichungen lassen nur den Schluß zu, daß man sehenden Auges die Arbeitsmarktsituation verschärft. Die Verantwortlichen sind offensichtlich von allen guten Geistern verlassen."

HANS JÜRGEN NORDHOFF

Richtiger Komposthaufen hält Mäuse und Ratten fern

DIETZENBACH. Wer zu Hause im Komposthaufen Mäuse oder Ratten entdeckt, sollte nicht gleich beunruhigt sein, sondern die Empfehlungen des städtischen Umweltamtes beachten. Es sei ganz normal, daß solche Nager dem Biomüllhaufen einen Besuch abstatten, erklärt ein Fachmann. Das sei kein Grund, auf das Kompostieren zu verzichten. Das Umweltamt gibt Tips, wie Mäuse und Ratten von dem Haufen fern gehalten werden können.

Die richtige Zusammensetzung sei das Wichtigste. Fleisch-, Fisch- oder Käsereste sowie Gekochtes, Brot oder Backwaren gehören nicht auf den Komposthaufen, denn sie locken die Nager an. Stattdessen sollten nur pflanzliche Abfälle aus Küche und Garten, Tee- und Kaffeesatz, Eierschalen und alle 15 bis 20 Zentimeter Rohkompost verwendet werden. aim

Mit Farben auf dem "Weg zum Selbst"

OFFENBACH. Zu den neuen Kursen, die der DRK-Kreisverband jetzt anbietet, gehört auch ein Lehrgang "Farbe - ein Weg zum Selbst". Unter Anleitung einer Farbtherapeutin probieren die Teilnehmer/innen mit Farbmeditation, Malen mit Farben oder Entspannungsübungen die Wirkungen der Farben auf das eigene Wohlbefinden aus. Der Kursus beginnt am 2. September im DRK-Haus am Spessartring. Infos: Telefon 069/85005-222. hf

Das Wetter

Wetterlage

Der größte Teil Deutschlands bleibt im Einflußbereich des langsam nordostwärts wandernden Hochs über der Ostsee. Dabei gelangt vor allem in den Süden wieder zunehmend Warmluft.

Vorhersage bis Freitag früh

Heiter bis wolkig und nur in Alpennähe vereinzelt Gewitter.

Höchsttemperaturen 24 bis 29 Grad.

Tiefstwerte 13 bis 17 Grad. Meist schwachwindig.

Weitere Aussichten für Freitag

Sonnig, zeitweise wolkig und gegen Abend örtlich Gewitter, heiß.

Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr

Ausland

Ort Wetter Grad

Amsterdam, leicht bewölkt 22 Athen, wolkig 28 Barcelona, leicht bewölkt 29 Belgrad, leicht bewölkt 31 Bordeaux, wolkig 22 Brüssel, leicht bewölkt 21 Budapest, leicht bewölkt 32 Dublin, wolkig 19 Istanbul, wolkig 25 Kairo, leicht bewölkt 25 Larnaka, wolkig 27 Las Palmas, leicht bewölkt 24 Lissabon, leicht bewölkt 27 London, wolkig 21 Madrid, leicht bewölkt 29 Malaga, leicht bewölkt 26 Mallorca, leicht bewölkt 31 Moskau, leicht bewölkt 27 Nizza, wolkig 28 Paris, leicht bewölkt 23 Reykjavik, leicht bewölkt 11 Rom, leicht bewölkt 27 St. Petersburg, wolkenlos 27 Stockholm, leicht bewölkt 26 Tel Aviv, leicht bewölkt 30 Tunis, leicht bewölkt 31 Wien, leicht bewölkt 28 Zürich, Gewitter 16

Deutschland

Ort Wetter Grad

Aachen, stark bewölkt 20 Arkona, leicht bewölkt 20 Augsburg, Regen 20 Berlin, stark bewölkt 21 Bremen, wolkig 23 Brocken, bedeckt 14 Cottbus, bedeckt 19 Cuxhaven, leicht bewölkt 21 Dresden, bedeckt 19 Düsseldorf, wolkig 23 Erfurt, wolkig 20 Feldberg/Schw., bedeckt 10 Feldberg/Ts., wolkig 19 Fichtelberg, in Wolken 12 Frankfurt/M., wolkig 24 Freiburg, bedeckt 21 Freudenstadt, bedeckt 17 Garmisch, stark bewölkt 21 Hamburg, wolkig 21 Hannover, stark bewölkt 23 Helgoland, leicht bewölkt 19 Karlsruhe, stark bewölkt 22 Kassel, stark bewölkt 22 Kempten, wolkig 20 Köln-Bonn, leicht bewölkt 22 Konstanz, Regen 19 Leipzig, stark bewölkt 21 Lübeck, wolkig 23 Lüchow, wolkig 25 Magdeburg, stark bewölkt 23 Mannheim, stark bewölkt 22 Mühldorf, wolkig 24 München, stark bewölkt 24 Münster/Osnabrück, wolkig 21 Neubrandenburg, leicht bewölkt 23 Norderney, leicht bewölkt 20 Nürnberg, Regenschauer 20 Oberstdorf, bedeckt 19 Passau, wolkig 23 Rostock, leicht bewölkt 22 Schleswig, wolkig 21 Schwerin, wolkig 22 Stuttgart, stark bewölkt 21 Sylt, wolkig 19 Wasserkuppe, stark bewölkt 18 Wittenberg, stark bewölkt 19 Würzburg, stark bewölkt 22 Zugspitze, in Wolken 7

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, un- ter anderem für Allergiker und Herz- Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.

Sonnenaufgang 5.43 Uhr

Sonnenuntergang 21.19 Uhr

Mondaufgang - Uhr

Monduntergang 15.09 Uhr

Hoffestbesucher gaben 800-Mark-Spende

BAD VILBEL. Eine spontane Spendenaktion löste der Besuch von Stadtbrandinspektor Stengel und einigen ukrainischen Gästen des CDU-Hoffestes aus: 800 Mark kamen zusammen, die der CDU- Ortsverband nochmals auf 1000 Mark für die Einkleidung der ukrainischen Kinder aufstockte.

Rund 800 Besucher, mehr als in den Vorjahren, ließen sich nach Angaben von CDU-Ortsverbandsvorsitzendem Tobias Utter im Hof der Mayen-Quelle nieder. 200 von ihnen beteiligten sich am Quiz. Von diesen wiederum beantworteten nur 34 alle sieben Fragen zur Kommunal- und Europapolitik richtig. Die Massenheimer Familie Germeroth gewann den ersten Preis, einen innerdeutschen Freiflug. Der zweite Preis, eine Freifahrt mit der Bundesbahn, ging an die Heilsbergerin Elfriede Grietschke. mu

Barcelona-Bummel

Der König ist kein Maßstab. Was immer zum Vergleich zwischen dem Throninhaber und seinem Filius zu sagen wäre - und hier mangels Kenntnissen der einschlägigen Gazetten unterbleiben muß -, soviel steht fest: Der Infant segelt besser als sein Vater. Das besagt so viel allerdings nicht, denn Juan Carlos kam während der Olympischen Wettbewerbe 1972 in Kiel im Drachen über den 15. Rang nicht hinaus. Damit ist in der Monarchen- Runde auf dem alten Kontinent kein Staat zu machen. Kronprinz Harald, der Norweger, beispielsweise steuerte seinen Soling vor 20 Jahren auf der Ostsee immerhin auf Rang zehn. Gold gar war der Lohn für die Mühen des griechischen Kronprinzen Konstantin anno 1960 im Drachen, aber das weiß ja jedes Königskind.

Bourbonen-Sproß Felipe sitzt mit Fernando Leon und Alfredo Vasquez in einem Boot und teilt sich mit ihnen (und einem Leibwächter) eine Wohnung im olympischen Dorf. Mehr noch, er bat darum, incognito unter seinen Mitsportlern leben zu dürfen, damit nicht alle ihn angaffen und damit die Wachsoldaten nicht ständig vor dem Königssohn in kurzen Gekrönte Häupter Hosen strammstehen müssen, wozu sie verpflichtet wären, wenn sie wüßten, wer von den 15 000 Bewohnern im Dorf der Infant ist.

Überhaupt halten sich anscheinend die Privilegien der geborenen Herrscher in Spanien in Grenzen, was eingefleischte Republikaner wohlwollend registrieren. Zum Beispiel hat Jurastudent Felipe Prüfungen in Arbeitsrecht und Handelsrecht verschieben müssen, weil das Training keine Zeit zum Büffeln ließ. Auch einem Thronfolger wird nichts geschenkt. Oder: Selbst ein Bourbone muß sich für das Olympia-Team qualifizieren, wohingegen IOC-Mitglied Albert von Monaco einfach nur in einem Bob Platz nimmt und schon bei Winterspielen dabei ist, weil außer ihm niemand aus dem Herzogtum an der Riviera daran denkt, durch einen Eiskanal zu schliddern.

Nun soll aber niemand den 24jährigen Herrscher in spe bedauern dafür, daß seine Prominenz einer ruhigen Vorbereitung aufs Segeln abträglich sein könnte. Die wahren Könige der Spiele sind die, mit denen selbst Stars wie Boris Becker gern mal Kaffee trinken würden, Carl Lewis also, oder die, die gleich ins Hotel ziehen, wie die Basketball-Profis aus den Staaten. Gemessen an denen ist der Mann aus Madrid ein kleines Licht. Mehr als den 6. Platz bei einer Soling-Europameisterschaft hat Felipe noch nicht erreicht. Und auch wenn er tausendmal der kommende König Spaniens ist: Umjubelt wird er nur für eine Medaille.

CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER

RTL 2-Gesellschaft gegründet Ex-Tele 5-Chef Zeiler soll Geschäftsführer werden

Das private Fernsehprogramm RTL 2, ein Ableger von RTL plus, soll am 26. September auf Sendung gehen. Am gestrigen Mittwoch trafen sich in Frankfurt die Gründungsgesellschafter des neuen Programms, die identisch sind mit den Anteilseignern von RTL plus. Die luxemburgische Muttergesellschaft CLT, der Medienkonzern Bertelsmann sowie die Verlage Burda, WAZ und Frankfurter Allgemeine sollen, im gleichen Verhältnis wie bei dem Kölner Sender, 49 Prozent an RTL 2 halten. Mit dieser Beschränkung sollen medienrechtliche Bedenken aus dem Weg geräumt werden. Für die restlichen 51 Prozent an RTL 2 haben Tele München/ABC Dap Cities, die kürzlich beim Konkurrenten Tele 5 ausgestiegen sind, sowie der Hamburger Bauer- Verlag Interesse angemeldet. Die Verhandlungen sollen bis Ende nächster Woche abgeschlossen sein, heißt es.

Zum 19. August rechnen die RTL-2-Gesellschafter mit der Lizenzerteilung durch die Versammlung der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk; der Zulassungsantrag sei in Vorbereitung. Geplant ist ein Vollprogramm, das sich vor allem an die jüngere Zielgruppe richten soll. Neben Serien und Spielfilmen, die überwiegend aus dem Bestand von RTL plus kommen werden, soll es ein tägliches Jugendmagazin geben, das von der ehemaligen DFF-Redaktion Elf 99 in Berlin produziert werden wird. Es soll auch eine eigene Nachrichtenredaktion aufgebaut werden, außerdem werden wohl die Sportrechte von RTL plus/Ufa zweitverwertet werden.

Als Jahresetat sind 230 Millionen Mark veranschlagt; die Anlaufverluste werden auf 400 bis 500 Millionen Mark geschätzt, so daß der Break Even in vier bis fünf Jahren erreicht werden könnte. Die Vermarktung der Werbezeiten übernimmt die RTL-plus-Tochter IPA plus in Frankfurt. RTL 2 soll rund 100 eigene Mitarbeiter beschäftigen, zunächst voraussichtlich in Köln. Über den Sender-Standort wird erst später entschieden werden, da dieser zur medienpolitischen Verhandlungsmasse zählt, Denn der neue TV-Veranstalter erhofft sich zumindest in einigen Bundesländern, darunter Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen, die Zuteilung von terrestrischen Frequenzen.

Zum Geschäftsführer von RTL 2 wird Gerhard Zeiler bestellt, dem kürzlich von den neuen Tele-5-Eignern der Stuhl vor die Tür gestellt worden war. Bei Redaktionsschluß dauerte die Gesellschafterversammlung noch an. sip

Solidaritätszuschlag Rechtens

MÜNCHEN, 22. Juli (dpa). Gut drei Wochen nach Auslaufen des Solidaritätszuschlags hat der Bundesfinanzhof entschieden, daß diese im Juni 1991 eingeführte steuerliche Zusatzabgabe zur Finanzierung der Wiedervereinigung nicht verfassungswidrig ist. In seinem Urteil (Az: IV R 9/92) schloß sich das Gericht nicht der Meinung an, das Gesetz sei verfassungswidrig, weil es auch vor seinem Inkrafttreten erzielte Einkünfte der Abgabe unterwerfe.

Der Bundesfinanzhof stellte vielmehr die Einführung des Zuschlags einer Erhöhung der Einkommen- oder Körperschaftsteuer gleich, die verfassungsrechtlich auch während des laufenden Veranlagungszeitraums zulässig sei.

Mängelliste folgt Wunschzettel Wie Eschborns Spielplätze kinderfreundlicher werden könnten

ESCHBORN. Die Mängel listete sie schon vor ein paar Wochen auf, jetzt aber hat die Aktionsgruppe "Kinderfreundliche Stadt" auch Vorschläge präsentiert, wie sich Eschborns Spielplätze und Treffpunkte mit "wenig Aufwand" kinderfreundlicher gestalten lassen.

Ein neuer Belag vor dem Fußballtor auf dem Niederhöchstadter Bolzplatz "Am Bachgarten" würde, so Gruppenmitglied Reinhard Birkert, die jungen Torwarte endlich aus dem ausgetretenen "Dauersumpf" holen. Ein zweites Tor, zudem ein Basketballkorb und ein weiteres Sportgerät könnten den Platz ohne Mühe zum vielseitigen Treff für Kinder und Jugendliche werden lassen. Den danebenliegenden Spielplatz könnte die Stadt mit Wasserspiel-Geräten aufpeppen.

Die grüne Wiese zwischen dem Niederhöchstadter Bürgerzentrum und dem Spielplatz sieht Birkert, der auch SPD- Kreistagsabgeordneter ist, vor dem geistigen Auge bereits als "Spiellandschaft" für Kinder ab zehn Jahren. Denn für die gebe es im ganzen Stadtteil bislang kein attraktives Angebot. Damit ist der Ideenreichtum von Eschborns organisierten Bürgern noch nicht erschöpft: An jedem Spielplatz sollte eine Servicetafel prangen, die Auskunft gibt, wer für den Platz zuständig und wo die nächste Toilette zu finden ist. Eine Idee dürfte bei Kindern unumstritten auf Beifall stoßen: Damit im Nachmittagsprogramm bei Regen, Kälte und Schnee nicht nur Glotze und Video "laufen" muß, soll geprüft werden, ob während der Wintermonate eine beheizbare Leichtmetallhalle mit Spielgeräten aufgestellt werden kann.

Alle diese Vorschläge können die Kinder, interessierte Eltern und Vertreter der Stadtverwaltung am Montag, 27. Juli, um 14 Uhr auf der Wiese unterhalb des Niederhöchstadter Bürgerzentrums diskutieren. Eine Stunde später wandert der Troß weiter zum Spielplatz "Rheinstraße". Die Ergebnisse der "Ortsbesichtigung" wertet die Aktionsgruppe dann Mitte August aus. ana

Jazzkonzerte auf der "Undine"-Terrasse

OFFENBACH. Eine romantische Plattform für Konzerte, Auftritte von Newcomern und Alt-Jazzern, hat die im vergangenen Jahr gegründete "Jazz e. V. Offenbach" mit dem "Undine"-Bootshaus am Fechenheimer Ufer gefunden. Am kommenden Samstag, 25. Juli, wird dort (bei schönem Wetter auf der Terrasse) eine Jazzkonzertreihe eröffnet, die einmal im Monat samstags eine Gruppe vorstellt. Beginn: jeweils um 17.30 Uhr. Das Zuhören kostet keinen Pfennig.

Den Anfang macht am 25. Juli die Offenbacher "OFFJazzgroup" deren Musiker zugleich Gründungsmitglieder der neuen Jazz-Initiative sind: Tilman Gasch (Alt- und Sopran-Sax und Flöte), Volker Bellmann (Piano und Keyboard), Artur Hartmann (Baß) und Herbert Müller (Schlagzeug). Die "OFFJazz" gilt als jene Offenbacher Formation, deren Musiker am längsten zusammenspielen. Im Konzert präsentiert die Gruppe ihr Repertoire von traditionellen Standards bis Modern-Jazz.

Am 15. August wird Harald Blöchers "Tailgate Jazzband", am 5. September die "New Orleans Four" vorgestellt. Im Herbst beginnt dann eine "Easy-Listening-Jazz"-Reihe, zunächst im Büsing-Palais, später wieder in der "Undine". Jeweils freitags musizieren die zwölf Jazz-, Blues- und Rockjazz-Formationen, die sich in der Jazz e. V. zusammengeschlossen haben. hf

Originelle Posaunen

BAD HOMBURG. Sie hätten eine so prachtvolle Stimmung in den Schloßhof gezaubert: Das Posaunenquintett Berlin mit Wilfried Helm, Ralf Zank, Norman Reichelt, Jörg Lehmann und Jens-Peter Erbe.

Doch die drohenden Wolken über dem Taunus ließen einen Umzug in die Schloßkirche für geraten erscheinen. Bei den akustisch hervorragenden Bedingungen konnten sich dann die Musiker in all ihrer künstlerischen Qualität und mit ihrem Variantenreichtum in rein kammermusikalischem Charakter einem großem Publikum präsentieren. Bewußt hatten die Künstler aus Berlin alte und neue Werke gemischt.

Aus dem 17. Jahrhundert erklangen in dynamisch differenziertem Spiel und mit weich gestaltendem Ansatz Tanzsätze von Johann Christoph Pezelius und Michael Praetorius, eine Canzone von Paul Peuerl und die Sonate für vier Posaunen und Basso continuo von Daniel Speer.

Als weitgehend humorvoll und originell erwiesen sich die Beispiele aus dem 20. Jahrhundert mit einigen Widmungen für das Berliner Posaunenquintett. Als "Türkische Fantasic" bezeichnete Bert Poulheim sein Opus, in dem er die Sonate A- Dur von Mozart zu neuen Klängen verarbeitet. Ob nun als Verbeugung oder als Ironisierung - durchaus charmant und witzig - stellt das Werk ein Bonmot der modernen Musik dar. Nicht minder spritzig und mit swingenden Elementen versehen, führte "Deep Brass Joke" vom Stig Rybmant in die Pause. Die "PQB-Serenade" von Helge Jung und die 5 Bagatellen von Günter Kochan fanden nicht ganz so leicht den mühelosen Gang ins Gehör des Publikums.

Da vermochte der allseits bekannte musikalische Charme Leonhard Bernsteins wieder eher zu erfreuen. Mit Teilen aus seinem Divertimento "Turkey Trot" in einer Bearbeitung von Wilfried Helm und Ausschnitten aus der unsterblichen "West-Side-Story" setzten die Solisten dem unlängst verstorbenen Komponisten ein würdiges Denkmal.

Neben akkuratem Zusammenspiel gefielen die Akteure durch solistische Meisterschaft. Wilfried Helm prägte mit seinem zärtlich singenden Klang der Altposaune den Ensembleton, und Jens-Peter Erbe bewies, daß die als so schwerfällig geltende Tuba durchaus als Solo-Instrument eingesetzt werden kann ("Tuba- Solo" von Bernd Wetelmeyer). Mit dem "Blue Rondo alla Turk" beendeten die Berliner Gäste ihr Konzert mit türkischen Ausflügen, Renaissance-Tänzen und modernen Weisen. BERND GAU

Strohfeuer

Die technische Leistung war titanenhaft, als 1991 im britischen Ort Culham erstmals das Feuer der Sonne entfacht wurde. Wissenschaftler des gewaltigsten Fusions-Experimentes, das es je gab, zündeten dort schwere Wasserstoffatome bei einer Temperatur von 200 Millionen Grad und verschmolzen sie zu Helium. Dabei entsteht viel Energie. Welche Verheißung - angesichts zu Ende gehender Vorräte, des Treibhauseffekts und der großen Angst vor dem Atomstrom!

Die führenden an der Fusion forschenden Länder - USA, Japan, Rußland und die EG - beschlossen deshalb, das nächste große Experiment ITER (Internationaler Thermonuklearer Testreaktor) gemeinsam zu finanzieren und zu bauen. Was wie völkerverbindende Zusammenarbeit aussieht, hat seinen Grund allein in den gewaltigen Kosten - für ITER rund 20 Milliarden Mark.

Zudem gibt es von vielen Seiten Kritik. Bis heute ist unklar, ob der Nachfolger von ITER, der wesentlich größer als ein herkömmlicher Atomreaktor ausfallen soll, einen Energieüberschuß liefern kann. Falls ja, dann wird im Normalbetrieb radioaktives Tritium (ein schwerer Wasserstoff, der sich im menschlichen Körper einlagert) abgegeben. Die Innenwände des Fusionsgefäßes werden innerhalb weniger Jahre radioaktiv und spröde sein. Sie müssen entsorgt werden.

Es spricht wenig dafür, daß das "Sonnenfeuer" die saubere Energie des nächsten Jahrtausends ist. Es könnte ein internationales Strohfeuer werden. kal

Pensionär betreibt "ambulantes Rathaus" Kelkheim unterhält Verwaltungsaußenstellen in allen Stadtteilen / Sprechstunde jeden Mittwoch

KELKHEIM. Schluß mit dem Zentralismus, langen Warteschlangen vor Amtstüren und aufwendigen Fahrten wegen ein paar Kleinigkeiten: Für einfache "Verwaltungsangelegenheiten" haben Fischbacher, Ruppertshainer und die "abgeschiedenen" Eppenhainer jeden Mittwoch einen "Rathausableger" im Ort: In persona von dem 66jährigen Pensionär Heinz Seibert, langjähriger Angestellter im Kelkheimer Liegenschaftsamt, der den stundenweisen Verwaltungsdienst im Auftrag der Stadt und zum Freizeitvergnügen übernommen hat.

Personalausweis abgelaufen? Reisepaß auf den letzten Drücker gebraucht? Heinz Seibert erledigt alles in seiner "Rathaus-Ambulanz": Er meldet Bürger an, um und ab; berät in Rentenfragen, beglaubigt Urkunden, betreut Aus- und Umsiedler, hilft Formulare auszufüllen, nimmt Fundsachen an, hält Formulare und Anträge aller Art bereit, stellt Bescheinigungen aus. . .noch was vergessen? Mit Sicherheit. Aber dazu kann der Verwaltungsmann Bürgern jeden Mittwoch selbst Auskunft geben, denn der 66jährige hat noch Kapazitäten frei. "Grad Zugezogene wissen viel zu wenig über das Angebot Bescheid", sagt Rathaussprecherin Inge Voigt. Das vor allem für die weniger mobile Bürgerschaft - Senioren, Hausfrauen, Alleinerziehende.

In Eppenhain von 8-8.30 Uhr im Alten Rathaus. In Ruppertshain von 9-10 Uhr in der Rossert-Grundschule, Robert-Koch- Straße und schließlich in Fischbach von 10.30-12 Uhr im Bürgerhaus. ana

Landrat mag Ministerin nicht länger verstehen Sie will an der HGU noch mehr Flüchtlingszelte sehen

MAIN-TAUNUS-KREIS. Landrat Jochen Riebel (CDU) ist ungehalten: "Die Grenze des Erträglichen ist überschritten", schlägt der Christdemokrat einen harten Ton an. Grund für seine Empörung: Dienstag abend kam im Kreishaus ein Telefax an, in dem das Regierungspräsidium darum bittet, an der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach unverzüglich Zelte mit Betten und Matratzen für rund 80 bis 100 Menschen aufzubauen. Dies sei bereits das dritte Mal seit Mai, wirft der Verwaltungschef Ministerin Iris Blaul vor, kein Konzept zur Unterbringung von Flüchtlingen zu haben. Riebel: "Ich kann die Frau nicht mehr verstehen."

Der Landrat meint, die Landesregierung verkenne die Randbedingungen. Zuletzt habe man im Mai Zelte aufgebaut, die bis Anfang Juni gebraucht wurden. Nachdem sie wieder abgebaut worden waren, erreichte Riebel Mitte Juni die Bitte, erneut Zelte bereit zu halten. Die Entwarnung dafür sei zu Beginn des Juli erfolgt. "Und jetzt sollen wir in Windeseile wieder Notunterkünfte aufstellen", vermißt Riebel die klare Linie. "Wir lassen ja gern mit uns über größere Zelte, sogar Container für einen längeren Zeitraum reden, aber nicht in fünf Minuten. Wie soll das denn mit den ehrenamtlichen Helfern der Katastrophenorganisationen funktionieren?"

Daß dennoch am Mittwoch abend Schlafplätze für Flüchtlinge geschaffen würden, daran ließ Riebel keinen Zweifel: "Die Menschen sollen nicht darunter leiden." Er fühlt seine "Gutmütigkeit" vom RP "ausgenutzt", zumal es "ausdrücklich" nicht um Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina gehe, wie ihm versichert worden sei.

Das wiederum möchte RP-Sprecher Dieter Ohl nicht bestätigen: "Wenn wir von Asylbewerbern reden, bedeutet das auch Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien." Schließlich stellten viele von ihnen einen Asylantrag, weil sie nicht wüßten, daß sie in der Bundesrepublik auch so geduldet werden. Außerdem habe man schnell und unbürokratisch helfen wollen, als am Dienstag nachmittag derHilferuf aus der HGU kam. Ohl verwies ferner darauf, daß die Bundesregierung erst am Wochenende die Übernahmeerklärung für 5000 Flüchtlinge aus Bosnien abgegeben habe.

Für den Landrat offenbart das Hin und Her aber auch eine unterschiedliche Sichtweise über die Unterbringung von Asylsuchenden: Während Frau Blaul Zelte eigentlich ablehne, halte er sie als Notlager für sinnvoll. Das habe mittlerweile aber auch die Ministerin einsehen müssen, denn wenn viele Menschen kämen, greife sie doch auf Zelte zurück.

Für die Sprecherin im Blaul-Ministerium, Barbara Bussfeld, ist ihre Chefin die falsche Adresse für die Vorwürfe. Es sei allein die Entscheidung des RP gewesen, Zelte an der HGU aufstellen zu lassen. Für das hessische Kontingent der 5000 Bosnien-Flüchtlinge habe man vom Bund nun doch die Hessen-Homburg-Kaserne in Hanau übernehmen können.

Heftige Kritik an der Grünen-Ministerin übt auch Patricio Aravena, Sprecher der Eschborner Arbeitsgemeinschaft "Flüchtlingshilfe": "Sie ist offenbar nicht in der Lage, die Arbeit aller zuständigen Ministerien und Ämter sinnvoll zu koordinieren, um die menschenunwürdigen Zustände für die Flüchtlinge zu verbessern." Die Gruppe habe deshalb an Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) appelliert, Flüchtlingspolitik zur Chefsache zu erklären. "Wir brauchen endlich ein kohärentes Konzept." Laut Aravena seien die Zustände in der nunmehr elf Jahre alten HGU samt ihren Nebenstellen noch nie so katastrophal gewesen wie jetzt. 7000 Flüchtlinge lebten dort, jede Außenstelle sei um rund 40 Prozent überbelegt. "Die Aggressivität zwischen den Bewohnern nimmt immer mehr zu", sagt Aravena, und ebenso die Zahl derer, die versuchten, sich zu töten.

Verschärft werde die Situation durch eine restriktive Personalpolitik: drei Sozialarbeiter müßten sich um alle 7000 Menschen kümmern. Aravena: "Und demnächst soll auch noch der Etat für Dolmetscher gekürzt werden." set/ana

Es geht "nur" um die Voranfrage Bauantrag für Multiplex noch nicht gestellt / Dreimal ja gesagt

SULZBACH. Im Streit um das geplante Multiplexkino im Main-Taunus-Zentrum hat Landrat Jochen Riebel deutlich gemacht, daß er nicht gegen das Votum der Gemeinde Sulzbach entscheiden werde. Gleichzeitig verwies er aber darauf, daß eventuelle Schadensersatzansprüche des Investors wegen bereits positiv beschiedener Bauvoranfragen dann auch nicht vom Kreis getragen werden könnten.

Riebel bekräftige seine Position, daß ein gesellschaftspolitisch nicht gewolltes Projekt nicht mit Baurecht zu verhindern sei. Das sei ein Mißverständnis und verstoße gegen den Grundsatz der Baufreiheit. Darüber hinaus müßte Problemen mit der Verkehrsbelastung über entsprechende Auflagen entgegengewirkt werden.

Außerdem wies er daraufhin, daß im Kreishaus noch gar kein Bauantrag vorliege, wie Sulzbachs Bürgermeister Herbert Uhrig erklärt hatte. Es sei lediglich die vierte Entscheidung über eine Bauvoranfrage zu treffen. Weil ein Bescheid nur ein Jahr gültig sei, habe der Investor seit 1989 seine Anfrage stets wiederholt. Alle drei Male hätte der Gemeindevorstand sein gemeindliches Einvernehmen gegeben, so Riebel.

Daß die Gemeinde die schriftliche Erklärung des gemeindlichen Einvernehmens zurückhalten will, bis über den nachträglichen Aufstellungsbeschluß eines Bebauungsplans mit Veränderungssperre noch einmal im Bauausschuß gesprochen worden sei, löste bei Riebel nur ein Lächeln aus. "In dem Moment, wo der Gemeindevorstand beschließt, gilt das Einvernehmen als erteilt", interpretierte er die getroffene Entscheidung. "Wir tun aber so, als wüßten wir nichts", sagte der Christdemokrat zu dem weiteren Verfahren. "Wir haben das nur sehenden Auges gehört."

Unverständnis bekundete Riebel zu dem Brief des Frankfurter Planungsdezernenten Martin Wentz, der kürzlich gegenüber dem Kreissausschuß auf eine "interkommunale Erörterung" des Kinoprojekts gedrängt hatte. Wentz hatte in dem Schreiben auch auf die ungesicherte Verkehrserschließung hingewiesen, da es keinen öffentlichen Nahverkehr zum MTZ gebe und die Autobahnknotenpunkte Höchst und Eschborn bereits jetzt überlastet seien. Das gelte aber nicht für die Abendstunden, hielt der Landrat dem entgegen. Schließlich käme die Mehrzahl der Besucher nicht vor 18.30 Uhr. Außerdem mache sich Wentz unglaubwürdig, wenn gleichzeitig die Planungen für ein Multiplex im Nordwest-Zentrum nicht negativ beurteilt würden. set

Im Blickpunkt: Erinnerung an die wilde Zeit der Burg

SINNTAL. Seit der Wiedereröffnung 1977 ist die Burg Schwarzenfels nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern insbesondere Anziehungspunkt für kulturelle Aktivitäten. Die historische Kulisse dient immer häufiger für Theateraufführungen, Handwerkermärkte, Ritterspiele. Von Freitag, 24., bis Sonntag, 26. Juli, steht die Burgruine mit dem Marstallgebäude, in dem sich auch ein Jugendfreizeitheim befindet, einmal mehr im Zeichen des Mittelalters. Die Arbeitsgemeinschaft der örtlichen Vereine veranstaltet dort die Schwarzenfelser Kulturtage.

Noch bevor am Freitag abend um 20 Uhr ein Open-aAir-Konzert beginnt, eröffnen um 16 Uhr Kunsthandwerker aus Hessen, Bayern und Thüringen einen Markt, auf dem sie Malereien, Keramik- und Holzarbeiten feilbieten. Auch ein Glasbläser ist dabei.

Die historischen Wurzeln reichen in jene Zeit zurück, als Schwarzenfels noch Amt war. Einmal jährlich "am Dienstag auf Pfingsten nach gehaltenem Gottesdienst", wie es ein altes Dokument ausdrückt, versammelten sich "in der Straße nach dem Schlosse" Schlosser und Schmiede, Wagner und Büchsenmacher. Sie bildeten ebenso eine Zunft wie Maurer, Glaser, Zimmerleute und Weißbinder oder Schuhmacher und Schneider. Zur Sitzung trafen sich die Meister der drei Zünfte in der "Schenck zu Schwarzenfels", wo sie ihre Meister wählten, Ware begutachteten und einen Lehrling auswählten. In Anlehnung an alte Zeiten wird am Samstag, 25. Juni, um 12 Uhr eine Zunftsitzung stattfinden.

Bereits zwei Stunden zuvor wird das Schwarzenfelser Brauhaus eröffnet. Die Brauerei, die 1867 ihre Pforten schloß, befand sich zunächst auf dem Gelände des Burgareals, später im ehemaligen Hofgut, dem sogenannten "Vorwerk". Die Qualität des Getränks ließ zwischenzeitlich übrigens so zu wünschen übrig, das 1778 ein "Brau-Regulativ" erlassen werden mußte. Nach dem Bieranstich um 17 Uhr spielt auf der Burg die Trachtenkapelle Weiperz, abends die Böhmischen Musikanten.

Am Sonntag beginnen nach dem Marktgottesdienst um 11 Uhr und Kinderprogramm die Ritterspiele. In Erinnerung an die Kämpfe vor 500 Jahren, als sich hier die vereinten Ritter von Hutten und die Grafen von Hanau befehdeten, werden hier die alte Kämpfe nachempfunden. Die Burg ging damals in Flammen auf. Erst "als alles Blei verschossen und alle Büchsen zersprungen waren", kam es zum Friedensvertrag. jan

Heitere Prosa im Schatten

BAD HOMBURG. Im kühlen Schatten des Magnolienbaumes rückten die Zuhörer zusammen, sie warteten auf wortgewandte Erfrischung am heißen Nachmittag im Kurpark. Lyrik war angekündigt, viel Ungereimtes gab's. Die Texte paßten zur Temperatur: Heiteres, menschlich allzu Menschliches, aufgeschriebene Beobachtungen und Erinnerungen.

Günter Jacob las die Texte von Oliver Timme, Eugenie von Bremen und Marion Sikor, allesamt in Bad Homburg zu Hause, wenn auch nicht hier geboren.

Die Schrifstellerinnen hatten sich unters Publikum gemischt und konnten registrieren, daß die Zuhörer die Texte aufmerksam aufnahmen, an den richtigen Stellen lachten oder nachdenklich schauten.

Von Oliver Timme hörten sie Erinnerungs-Geschichten der leisen Art, vorsichtig und zurückhaltend beschrieben, jeder kann Spuren der eigenen Nostalgie darin finden.

Als humorvolle Beobachterin des täglichen Lebens mit den vielen kleinen Ereignissen beweist sich Eugenie von Bremen, sie registriert die Geschichten am Rande mit humorvollen Worten, in Gedichten und in Prosa.

Von Marion Sikor las Günter Jacob Abschnitte aus dem Buch "Die Zwangsverwandten". Scheinbar heiter schildert sie die Situation zwischen alten Eltern und ihren Kindern. Die heiteren Worte können die Bitterkeit, die bei dem Thema aufkommt, nicht verschütten. nau

Das "gute Gewissen" der Treuhand hinterläßt ein schweres Erbe Nachfolge von Staatsanwalt Richter ungeklärt / Kontrollreferat der Breuel-Behörde soll künftig nur noch internen Vorwürfen nachgehen

Er sitzt zwischen allen Stühlen - will es so direkt aber nicht zugeben und meint lieber: "Man kann auch sagen, daß ich auf allen Stühlen sitze." Klar jedenfalls ist: Der Stuttgarter Wirtschaftsstaatsanwalt Hans Richter (dpa-Foto), Leiter der Stabstelle Recht und damit oberster Ermittler bei der Treuhandanstalt, hatte kein leichtes Amt übernommen, als er Anfang vergangenen Jahres dem Ruf Detlev Rohwedders nach Berlin folgte. Seither ist er in mehr als 800 Fällen möglichen Straftaten bei der Behörde oder einem ihrer vielen tausend Unternehmen nachgegangen. Freunde, das ist klar, gewann der 44jährige damit nicht; weder in der Staatsholding noch bei ihren Betrieben. Obwohl (oder weil?) dem in Stuttgart als "scharfer Hund" geltenden Ermittler und seinem sechsköpfigen Stab von allen Seiten eine ausgezeichnete Arbeit assistiert wird, ist seine Aufgabe bis in die Spitze der Privatisierungsanstalt umstritten. Richter, für zunächst zwei Jahre von den baden-württembergischen Justizbehörden ausgeliehen, wird im Dezember mitsamt seinen Leuten zurückkehren. In welcher Form das Referat, das die Breuel-Behörde bisher gerne als wichtiges Kontrollorgan der eigenen Arbeit vorzeigt, dann noch weiterbestehen wird, ist unklar.

Das verwundert nicht. Gilt doch manchem Treuhänder der energische Schwabe als "V-Mann der Staatsanwaltschaft, der die eigenen Leute ans Messer liefert". Andere erwarten, daß der Strafverfolger im eigenen Haus sie gefälligst gegen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft schützt - und mögliche Betrugs- und Bestechungsvorwürfe entkräftet oder gar unter den Teppich kehrt. Doch Richter stellt klar: "Mit mir ist das nicht zu machen. Hätte Rohwedder das gewollt, hätte er sicher nicht mich für diesen Job geholt." Für ihn erfüllt seine Stabstelle nur eine Schutzaufgabe für die Treuhand: "Daß wir Vorwürfe gegen die Anstalt so schnell wie möglich aufklären."

An Arbeit hat es Richter deshalb nie gefehlt. Denn über einen Mangel an Vorwürfen kann sich das Amt in den mehr als zwei Jahren seines Bestehens wirklich nicht beklagen. Manchem gilt die Bundesbehörde als Hort skrupelloser, nur auf den eigenen Vorteil bedachter Westmanager und Ostseilschaften, die das ihnen anvertraute ehemals sozialistische "Volkseigentum" verschleudert, verschiebt und veruntreut.

Gegen solche flinken Urteile argumentiert Richter mit Zahlen. Nur ein Fünftel der monatlich eingehenden rund 50 Vorwürfe, die von Bestechung über Untreue bis zum Betrug reichen, richten sich gegen Leute in der Zentrale oder den Niederlassungen, vier Fünftel aber gegen Beschäftigte in den Treuhandbetrieben, Berater, Käufer und Kaufinteressenten. "Und während sich wiederum nur ein Fünftel der Vorwürfe gegen Treuhand- manager letztlich als berechtigt herausstellt", so Richter, "bestätigen sich immerhin fast zwei Drittel gegen Externe." Sein Fazit: Die Treuhand kommt oft unberechtigt ins Gerede, weil enttäuschte Investoren oder Konkurrenten von Treuhand-Firmen ihrem Ärger Luft machen und in den Medien lancieren.

Die Behörde will sich künftig nicht mehr als "Punchingball der Wiedervereinigung", so ihr Sprecher Franz Wauschkuhn, mißbrauchen lassen. Die Zeiten der Festungsmentalität sind vorbei, in denen man sich einigelte und alle Vorwürfe schluckte. Die Anstalt geht in die Offensive: "Wer uns unberechtigt verleumdet, gegen den gehen wir konsequent straf- und zivilrechtlich vor", sagt Richter. Acht Verfahren sind mittlerweile eingeleitet, darunter auch gegen den Chef der Badischen Stahlwerke, Horst Weizmann, und den Stuttgarter Konkursverwalter Hans Ringwald. Beide haben Treuhand-Managern Bestechung beim Verkauf der Hennigsdorfer Stahlwerke vorgeworfen, bei dem die Badener gegen Italiens Stahlkonzern Riva den kürzeren zogen.

Bei weitem nicht alle Vorwürfe jedoch sind unberechtigt. Das räumt auch Richter ein. In rund 80 von mehr als 400 abgeschlossenen Fällen hatte die Stabstelle im Frühjahr Strafanzeige gestellt; für mehr als 150 Betroffene, davon 14 Treuhand-Manager, wurde die Entlassung empfohlen. Erst in einem einzigen Fall hat die Staatsanwaltschaft allerdings Anklage erhoben. In reichlich 200 Delikten zählte die Richter-Riege die Schadensumme zusammen und kam auf ein Volumen von 8,5 Milliarden Mark. Tatsächlich aber hat sich, so Richter, erst ein Schaden von 2,7 Milliarden Mark in 130 abgeschlossenen Fällen bestätigt.

Künftig soll sich die Stabstelle mehr auf die treuhandinternen Vorwürfe konzentrieren. Die Ermittlungen bei den Firmen dagegen sollen künftig von Anfang an die zuständigen Strafverfolger in den neuen Bundesländern übernehmen, was Berlins Generalstaatsanwalt Hans-Joachim Heinze jüngst zu scharfem Protest veranlaßte. Er wetterte lautstark gegen eine mögliche Auflösung des Treuhand- Kontrollreferats: Mehr als 200 unerledigte Fälle würden dann "völlig ungefiltert" auf die ohnehin überlasteten Ankläger in der Hauptstadt zukommen.

Sein Kollege Richter kann das Jammern nicht so recht verstehen. Zwar sei die Ermittlungsarbeit in einer solchen Riesenbehörde sehr schwer, die Vorarbeit seiner Stabstelle für die Staatsanwälte daher bisher sehr hilfreich gewesen. Letztlich aber sei die Strafverfolgung Sache der Länder: "Von Daimler verlangt ja auch niemand, daß sich der Konzern eine eigene Ermittlungsstelle einrichtet." In spätestens einem Jahr sei das Kontrollreferat daher unnötig. Kein Wunder, daß die Suche nach einem Nachfolger bisher erfolglos verlief. THOMAS WÜPPER

Rotes Kreuz startet zwei Erste-Hilfe-Kurse

HÖCHST. Fahrschüler müssen unbedingt hin, und wer ihn besucht hat, kann im Notfall Leben retten: Die Ortsgruppe Höchst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) bietet am kommenden Samstag, 25. Juli, wieder einen Erste-Hilfe-Kursus an. In vier Doppelstunden à 90 Minuten wird gezeigt und geübt, was bei einem Unfall zu tun ist.

Der Unterricht, an dem maximal 20 Personen teilnehmen können, beginnt um 8 Uhr in den DRK-Räumen, Hostatostraße 35. Die Kosten betragen 35 Mark. Anmeldungen nimmt das DRK unter der Rufnummer 0 69 / 30 27 63 entgegen.

Ein zweiter Erste-Hilfe-Kursus startet bereits am Montag, 27. Juli, um 19 Uhr. Der Unterricht wird am Dienstag, 28. Juli, zur selben Zeit in der Hostatostraße 35 fortgesetzt. tos

US Air/British Airways Lufthansa als Zaungast

So langsam wird es für Jürgen Weber eng. Seit Monaten schon sucht der Lufthansa-Chef nach einer US-Fluggesellschaft als Partner, die ihn von den Fesseln des deutsch-amerikanischen Luftverkehrsabkommens befreien könnte. Während die Lufthansa nur eine eng begrenzte Anzahl von Städten in den Vereinigten Staaten anfliegen und sich innerhalb des Landes überhaupt nicht bewegen darf, also auf den wichtigen Zubringerverkehr zu den Hauptknoten - respektive auf Flüge in umgekehrter Richtung - verzichten muß, ist die Freiheit für die Amerikaner in Europa demnächst grenzenlos. Aus diesem Dilemma kann nur eine enge Kooperation mit einer US-Airline helfen. Denn dann ließen sich die nationalen und interkontinentalen Flugpläne aufeinander abstimmen, könnte der Einsatz der Flugzeuge und letztlich auch der des Personals optimiert werden.

Weber und sein Finanzchef Klaus Schlede sind in der Sache fast ständig unterwegs und versuchen alle möglichen Leute der US-Branche von den beiderseitigen Vorteilen einer solchen Zusammenarbeit zu überzeugen. Doch immer wieder beißen sie auf Granit, und nun zeigt ihnen Lord King auch noch, was eine Harke ist. Der Coup des Chefs von British Airways mit US Air ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht der holländischen KLM, die ebenfalls mit dieser Firma ins Geschäft kommen wollte, sondern muß auch als Warnsignal für den Kranich gewertet werden.

Denn die Zahl der Kandidaten nimmt immer mehr ab. American, United und Delta dürften als Kompagnons wohl ausscheiden, denn die sind gerade dabei, wenn schon nicht sich selbst, dann wenigstens alle anderen auf dem Nordatlantik verkehrenden Gesellschaften niederzukonkurrieren. Weg ist jetzt US Air. Bleiben North West, Continental und TWA. Die beiden letzteren bewahrt freilich vor allem der berühmte Paragraph elf des amerikanischen Konkursrechts vor der Bauchlandung. Ob dies die geeignete Basis für ein Zusammengehen mit der Lufthansa ist, erscheint fraglich.

Die Gefahr, daß Weber und seiner Mannschaft die Rolle des Zaungastes auf der Nordatlantik-Route bleibt, wächst von Woche zu Woche. Das wäre äußerst fatal, denn dadurch würden die Verluste auf diesem Verkehrsgebiet nur noch höher - und dies hält die Lufthansa im Augenblick nicht mehr aus. jk

Steinkäuze mögen das vielfältige Seligenstadt Bund für Vogelschutz registriert sechs erfolgreich brütende Paare / Todesursache Autoverkehr

SELIGENSTADT. Mitglieder des Deutschen Bund für Vogelschutz (DBV) haben in diesem Jahr sechs erfolgreich brütende Steinkauzpaare registriert. Der Bestand dieser selten gewordenen Eulenart hat sich nach Darstellung der Naturschützer damit im Ostkreis stabilisiert. Dies liege unter anderem daran, daß die abwechslungsreiche Landschaft rund um Seligenstadt trotz der Flurbereinigung noch weitgehend erhalten geblieben sei.

Schlechte Aussichten gibt es nach Darstellung des DBV allerdings durch die geplante Umgehungsstraße. Jede neue Fahrbahn mache die Landschaft "steinkauzfrei", da diese Eulenart wegen ihrer niedrigen Flughöhe sehr oft von Autos erfaßt werde. Der Verkehr sei die häufigste Todesursache der Steinkäuze.

Trotz dieser düsteren Prognosen freuen sich die Mitglieder des DBV zunächst einmal über die sechs Paare. In Hessen brüten gerade noch 300 Paare dieser stark bedrohten Käuze. Den Erfolg in Seligenstadt führen die Fachleute auf die langjährige Pflege der Landschaft zurück, bei der sie sich um hochstämmige Obstbäume und Streuobstflächen bemühten. aim

4000 warten auf den "Lappen" So vielen wurde der Führerschein eingezogen/Hochbetrieb im Amt

HOCHTAUNUSKREIS. Jedes Jahr steigt die Zahl der neu zugelassenen Personenwagen im Hochtaunuskreis, jedes Jahr steigt die Zahl der Führerscheinprüfungen. Damit nimmt auch die Arbeit im Straßenverkehrsamt zu. Vor einigen Wochen konnten die Mitarbeiter der Führerscheinstelle die Antragsflut kaum mehr bearbeiten, die Wartezeiten auf die Fahrerlaubnis wurden immer länger. "Wir wissen, daß es einen Engpaß gab", gesteht Landrat Jürgen Banzer ein, versichert aber: "Zur Zeit kann - auch durch die Beschäftigung von Aushilfskräften - die Bearbeitungszeit auf sechs bis zwölf Wochen begrenzt werden." Außerdem sei eine zusätzliche vierte Stelle bewilligt und bereits behördenintern ausgeschrieben.

Die Zahl der "Anträge auf Erteilung einer Fahrerlaubnis" wächst auch dieses Jahr. Wurden 1991 insgesamt 3106 Anträge bearbeitet, waren es im ersten Halbjahr 1992 schon 2256. Großer Aufwand erfordert auch das Umschreiben ausländischer Führerscheine. Im letzten Jahr mußten die Mitarbeiter der Führerscheinstelle diese Aufgabe 1034mal erledigen, in den ersten sechs Monaten 1992 bereits 822mal. Keine Sache von Minuten ist auch die Wiedererteilung eines Führerscheins, oft müssen Akten und Gerichtsurteile studiert werden. Derzeit warten ungefähr 4000 Autofahrer aus dem Kreis darauf, ihre eingezogene Fahrerlaubnis wiederzubekommen.

Die Arbeit der Führerscheinstelle soll auch durch organisatorische Verbesserungen beschleunigt werden. Mit der Vergabe von Gebührenmarken an der Kasse der Zulassungsstelle oder möglicherweise sogar einem Gebührenautomaten plant das Landratsamt, den Fahrlehrern den Gang zur Führerscheinstelle zu ersparen. Die Fahrlehrer können die Marken dann in größeren Mengen erwerben und ihre Anträge mit der Post schicken. Dadurch sollen auch die Führerscheinstelle entlastet werden.

Einer riesigen Blech- und Papierlawine steht die Zulassungsstelle gegenüber. Durchschnittlich 200 Besucher, in Spitzenzeiten im Herbst und Frühjahr bis zu 500, stehen dort jeden Vormittag an den Schaltern. "Eine Stunde Wartezeit muß man einkalkulieren", berichtet Helena Eidmann, Leiterin des Straßenverkehrsamtes, "wenn man Pech hat leider auch mehr." Ihre Mitarbeiter würden jedoch mit großem Einsatz und so schnell als möglich arbeiten. Bessere und neue Räume wünscht sich Helena Eidmann für das Amt. "Mittelfristig wird ein Neubau der Zulassungsstelle angestrebt", sagt Landrat Banzer. In absehbarer Zeit sei dafür jedoch kein Geld vorhanden. jom

Blitz schlug in den "Kirdorfer Dom"

BAD HOMBURG. Beim Unwetter am Dienstag schlug der Blitz in den "Kirdorfer Dom" ein. Er setzte nicht nur die elektrische Steuerung für die Glocken von St. Johannes außer Betrieb, er hängte auch das Telefon im Pfarrhaus vom Netz ab. Erst am Mittwoch nachmittag war es der Post möglich, den Anschluß wieder herzustellen. Die Glocke konnte ein Techniker noch am Dienstag abend richten. orb

Schnellspur im Ausländeramt - für manche

Vier Tage die Woche taucht er im Berliner Wedding auf, spätestens im Morgengrauen, oft auch schon in der tiefen Nacht ist er zu beobachten: der menschliche Tausendfüßler, der sich ab 7 Uhr in der Früh durch das Nadelöhr der zentralen ausländerbehördlichen Nummernvergabe schiebt. Absperrgitter kanalisieren seinen Weg, kontrollieren und drängen ihn dicht zusammen. Vielen Fotoreportern war das schon einen Schnappschuß wert, den manche Gazetten dann als Dokument des "Flüchtlingsstroms" verbreiteten. Asyl in Germany - das deutsche Paradies lockt, so das Mißverständnis.

Die Wirklichkeit bleibt da außen vor. Tatsächlich gehören zu der drangsalierten Masse Mensch vom Friedrich-Krause-Ufer neben Kriegsflüchtlingen und Asylbewerbern vor allem viele der zum Teil seit langem in Berlin lebenden 350 000 Ausländer. Sie müssen dort Aufenthaltsfragen klären, ihre Erlaubnis verlängern lassen, Besuchsanträge für Verwandte oder ähnliches persönlich abgeben. Unter ihnen befinden sich eine nicht unerhebliche Zahl betuchter Geschäftsleute, finanzstarker Investoren oder ausländischer Gäste der Berliner Universitäten, die über die schroffe Behandlung in den Wartegattern gelinde gesagt konsterniert sind.

Sie waren es auch, die über Industrie- und Handelskammer sowie Wirtschaftsförderverbände am meisten Druck auf den Senat ausüben konnten, mit den unhaltbaren Zuständen in der Ausländerbehörde Schluß zu machen. Barbara John, Berlins couragierte Ausländerbeauftragte, ist ihnen dafür "einerseits dankbar". Nur hat sie etwas dagegen, ausschließlich den Ausländern "der ersten Klasse" aus den Ländern der Europäischen Gemeinschaft eine "Schnellspur" in der Behörde einzurichten - auch wenn das natürlich nicht bedeute, daß "alle gleich schlecht zu behandeln sind". Wenn man eine solche Abfertigung weder Deutschen noch EG-Bürgern zumuten könne, dann müsse das genauso für die große Gemeinde der Türken gelten, die dieser Stadt eine nicht unbeträchtliche Menge an Steuereinnahmen bescheren.

Während die Senatsverwaltung für Inneres vor allem Extraschalter für Westeuropäer plant, an besseren Service für Diplomaten denkt sowie ab Ende August die Asylantragsteller nach Hohenschönhausen in Ost-Berlin auslagern will, schlägt Barbara John darüber hinaus eine vereinfachte Bearbeitung grundsätzlicher Natur vor. So will ihr nicht einleuchten, warum viele tausend Anträge auf Verwandtenbesuch persönlich eingereicht werden müssen. "Ohne Einbußen an Sicherheit", ist sie überzeugt, ließe sich so etwas auf dem Postweg erledigen. Ein Teil der Anträge fiele zudem gar nicht erst an, wenn Sachbearbeiter von sich aus auf die Möglichkeit der unbefristeten Aufenthaltsberechtigung hinwiesen. Vielen älteren, lange hier lebenden Migranten ist dieses Recht nicht bekannt.

In Ulrich von Chamier, Chef von 250 Mitarbeitern der größten bundesdeutschen Ausländerbehörde, hat sie zumindest einen Mitstreiter, der "eine Erleichterung für alle Ausländer" als den "besseren Weg" betrachtet. "Bestimmte Fallgruppen in einer Filiale zu bedienen", so räumt er ein, sei zwar sinnvoll, aber bitte keine Vorzugsbehandlung für einige wenige Auserwählte.

Daß der Umgangston der Polizisten mit den ausländischen Bürgern über die Stahlgitter hinweg oft schroff und grob ist, hält von Chamier angesichts der "Jahresdurchschnittsbelastung" der "steinzeitlich arbeitenden" Behörde mit täglich 1500 Antragstellern für kaum vermeidbar. "Beide Seiten stehen da in einer Streßsituation." Seitdem es diese endlose Warteschlange gibt, "sind die Konflikte da".

Möglich, daß der Tausendfüßler sich auch durch die neue EDV-Anlage verkürzen ließe. Derzeit noch wird in der Behörde - paradoxerweise aus Platzgründen - mit Karteikarten gearbeitet. Wenn die Bearbeiter für Asylfragen das Erdgeschoß in sechs Wochen räumen, werden endlich die Computer entsprechend der vorgeschriebenen Mindestabstände Einzug halten. Ob damit die Modernität einer kundenfreundlichen Behörde auch das Ausländeramt erreicht?

INGE GÜNTHER (Berlin)

Zur Person:

GEORG VETTER, katholischer Militärdekan aus Kiel, gehört zur Besatzung der Fregatte "Niedersachsen", die mit 210 Marinesoldaten an Bord Adria auslief, um den Zerstörer "Bayern" abzulösen. Nachdem die Bonner Regierung sich entschieden hatte, die Einhaltung des UN-Embargos gegen Serbien und Montenegro mit zu überwachen, sei es selbstverständlich gewesen, daß ein Militärgeistlicher mitfahre, sagte Vetter. Im Rahmen der Soldatenbetreuung will der Geistliche Gottesdienste an Bord feiern, lebenskundlichen Unterricht unter anderem über "die Sinnfrage" halten und Gespräche etwa zum Thema Freiheit und Glück mit den Marinesoldaten führen. Vetter hatte bereits im Golf-Krieg die Besatzung des Minensuchverbandes der Bundesmarine an der NATO-Südflanke im Mittelmeer betreut. (KNA)

"Rabatt" für London umstritten EG-Kommission wagt keinen Vorschlag für Beitragsangleichung Von unserem Korrespondenten Erich Hauser

BRÜSSEL, 22. Juli. Die EG-Kommission unter ihrem Präsidenten Jacques Delors hat es abermals nicht gewagt, für die Finanzrahmenplanung der Gemeinschaft ab 1993 den Beitragsrabatt Großbritanniens anzutasten. Statt dessen unterbreitete die Kommission den zwölf Regierungen drei Vorschläge zur Auswahl.

Den "Beitragsrabatt" hatte die frühere Premierministerin Margaret Thatcher 1984 mit der Begründung durchgesetzt, daß Großbritannien von den hohen Brüsseler Landwirtschaftssubventionen relativ wenig abbekomme. 1988 setzte die "eiserne Lady" auch die Fortschreibung durch, die Londons EG-Finanzbeitrag im Fünfjahreszeitraum um rund 25,6 Milliarden Mark ermäßigte.

Die inzwischen abgeänderte Finanzplanung vom 11. Februar sah zunächst für die kommenden fünf Jahre eine schrittweise Steigerung der EG-Finanzen um über 30 Prozent auf rund 180 Milliarden Mark im Jahr 1997 vor. Alle Einzelheiten sind noch zwischen den EG-Regierungen und teilweise auch innerhalb der einzelnen Regierungen selbst umstritten. Da der britische Beitragsrabatt praktisch von den anderen Mitgliedstaaten abgedeckt werden muß, wollen Bonn und etliche Partner keine erneute "Fortschreibung" mehr hinnehmen.

Als Auswahlmöglichkeiten (Optionen) schlägt Brüssel jetzt vor: entweder eine Fortschreibung oder eine rabattlose Londoner Mitfinanzierung des künftigen "Kohäsionsfonds" für Irland, Portugal, Spanien und Griechenland oder eine "revidierte" Finanzierung des Rabatts durch die elf anderen Partner. Nur einen völligen Verzicht Londons schließt die EG-Kommission aus.

Da die Einigung über das neue Finanzsystem noch unter britischer EG-Präsidentschaft vor dem Jahresende angepeilt wird, gehen die anderen Partner davon aus, daß Premierminister John Major ihnen entgegenkommen müsse.

Endturnier um den Fürstenpilspokal Diesmal noch mit Bernbach Anmeldung für nächstes Jahr hat der Landesligist vergessen

Jedes Jahr, wenn die in der Messestadt Wächtersbach beheimatete Fürstliche Brauerei ihre Spendenfreudigkeit auf ein Höchstmaß steigert, treffen sich vor Saisonbeginn acht Mannschaften aller Spielklasse des Fußballkreis Gelnhausen, um den Run auf insgesamt 2000 Mark Siegprämie und 400 Liter edlen Gerstensafts anzutreten. Kein Zweifel, daß wieder der größte Teil des Kuchens ins Freigericht geht. 1989 als das Turnier erstmals in Somborn stattfand, hatte der FSV Geislitz im Finale gegen Goliath Bernbach ebenso keine Chance wie der KSV Kempfenbrunn und der FSV Mernes in den derauffolgenden Jahren. Der Qualfikationsmodus sieht vor, daß sich vier Vereine der Bezirksliga und höheren Klassen sowie vier Clubs aus der A-Liga das Recht zur Endspielteilnahme erkämpfen, wobei beide Vorjahresteilnehmer automatisch qualifiziert sind.

Eines steht allerdings auch heute schon fest: Frühestens in drei Jahren kann der SV Bernbach wieder Gastgeber dieses lukrativen Spektakels werden - für 1993 versäumten die Funktionäre die Meldefrist und 1994 muß man sich erst wieder bis ins Finale vorspielen. Das gleiche gilt für den Gelnhäuser Kreispokalsieger FSV Bad Orb. Und so wird ab heute abend Ronald Borchers, Dennis Rieth, Albert Repp und Co. erstmals unter der Leitung von Trainer Alfred Haas mit Siegen über den FSV Bad Orb , Absteiger Viktoria Lieblos und Außenseiter FSV Mernes den Gruppensieg erringen, der am Sonntag um 16 Uhr zur Finalteilnahme gegen die Sieger der B-Gruppe, bestehend aus der SKG Eidengesäß, dem SV Brachttal, dem SV Somborn und dem FSV Niedergründau, berechtigt. Die Spiele werden wieder von Unparteiischen aus dem Partnerkreis Gotha geleitet. wh

Umweltpolitik angesprochen Für eine stärkere Anwendung des Kooperationsprinzips

MAIN-KINZIG-KREIS. Für eine stärkere Anwendung des Kooperationsprinzips in der Umweltpolitik hat sich Kreislandwirt Friedhelm Schneider ausgesprochen.

Umweltpolitik dürfe "nicht nur aus Verordnungen und Vorschriften bestehen", meint der Bauernfunktionär. Bei der Bürokratisierung verweist Schneider auf das Beispiel des europäischen Gewässerschutzes hin.

Trotz der bereits bestehenden 15 Richtlinien arbeite die EG-Kommission am Entwurf der nunmehr 16. Richtlinie.

Schneider: "Ein solcher Wust an Vorschriften und Vorgaben ist von den Landwirten und der Verwaltung kaum mehr zu überblicken.

Hinzu kommen große Schwierigkeiten im Gesetzesvollzug."

Wer diesen Weg nicht weitergehen wolle, müsse sich für eine stärkere Anwendung des Kooperationsprinzips in der Umweltpolitik aussprechen, betont der Kreislandwirt mit dem Hinweis, daß dies in manchen Regionen der Bundesrepublik "zum Schutz der Gewässer bereits mit Erfolg angewandt" werde. hok

"Steps" spielen beim AW-Sommerfest Oldies

GRIESHEIM. Mit "Golden Oldies" feiert die Arbeiterwohlfahrt am nächsten Sonntag, 26. Juli, ihr Sommerfest. Ab 11 Uhr geht's vorm und im Griesheimer Bürgerhaus rund. Die Musik macht die Frankfurter Oldie-Gruppe "Steps".

Die Veranstalter rechnen bei gutem Wetter mit bis zu 1000 Besucher(inne)n am Bürgerhaus. Gefeiert werden kann bis 22 Uhr. tos

ROLLSCHNELLAUF

EUROPAMEISTERSCHAFTEN in Acireale/Sizilien, 300 m, Männer, Bahn: 1. Lorenzo (Italien) 2. Ghetti (Italien), 3. Briffaerts (Belgien), . . . 7. Breder (Homburg), . . . 9. Rossi (Bechhofen), 10. Hertrich (Bayreuth).

300 m, Frauen, Bahn: 1. Dehertoghe (Belgien), 2. Giorgini (Italien), 3. Lefeuvre (Frankreich), . . . 5. Titze (Groß-Gerau), . . . 12. Reiß (Groß-Gerau), 13. Osmann (Eisenach).

10 000 m, Punkterennen, Männer, Bahn: 1. Giannini (Italien), 2. Lamberto (Spanien), 3. Gicquel (Frankreich), . . . 7. Breder (Homburg), . . . 11. Titze (Groß-Gerau), . . . 15. Knoll (Bech- hofen).

5000 m, Punkterennen, Frauen, Bahn: 1. Margagliotti (Italien), 2. Monteverde (Italien), 3. Tolomei (Italien), . . . 11. Titze, . . . 13. Berg (Gera), . . . 15. Heinz (Bayreuth).

Blau, Lila, Grün und Orange sind "ihre" Farben, wenn Christa Moering zum Pinsel greift und Landschaften malt Kompositionen voller Gefühl und Symbolik Künstlerin ist sozial engagiert / Ausstellung im Rathaus Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. "Licht und Finsternis" heißt das Bild auf der Staffel - Erinnerung einer Künstlerin an eine glückliche Kindheit, verdüstert nur durch das Wissen um die schweren Jahre danach: "Ich bin in Naumburg aufgewachsen", erzählt Christa Moering, "wo mein Vater Dompropst war." In blau-lila Tönen ein Detail der Kirche am gotischen Kreuzgang: Ausgetretene Stufen führen zu einer Pforte, rechts steinerne Spitzbögen, die ein Fenster umfassen. Eine Ansicht, die sie Tag für Tag vor Augen hatte. Bis 1936, als sie die Geborgenheit des Elternhauses verließ - aus freien Stücken und gegen den Willen des Vaters. Denn sie wollte Malerin werden, ein Berufswunsch, den das gestrenge Familienoberhaupt als unsolide für seine Tochter ablehnte.

Christa Moering floh zum Onkel nach Stettin: Friedrich Ackermann, der frühere Oberbürgermeister der Stadt, 1933 von den Nazis im Rathaus abgesetzt. In der dortigen Kunstgewerbeschule traf sie mit Bauhaus-Künstlern zusammen - unangepaßt wie ihr Onkel und in ständiger Auflehnung gegen die geistige Einöde der damaligen Zeit. Da wurde in den Ateliers experimentiert und in einem Stil gemalt und gemeißelt, der die Machthaber auf den Plan gerufen hätte, wären diese Werke je entdeckt worden. Sie waren klug genug, ihr aufrührerisches Oeuvre zu verbergen. "Wenn Parteibonzen kamen", erinnert sich Christa Moering, "haben wir alles versteckt und unsere Vorzeige-Skizzen hervorgekramt." Brave Zeichnungen, Schriftübungen und - Gipfel der Verstellung - stilisierte Hakenkreuze.

Diese Atmosphäre von Unabhängigkeit und Widerspruch hat sie geprägt. Ihr Leben lang blieb sie souverän und nur sich selbst verantwortlich. Auch finanziell, und zwar "so sehr, daß ich mir noch heute meine Kröten mit Malunterricht verdienen muß". Das Kriegsende erlebte sie in Frankfurt als Studentin der Städelschule. Sie blieb im Westen und hat nicht, "wie die Sachsen sagen, nübergemacht".

Wiesbaden wurde ihre Wahlheimat. Sie lebt und arbeitet hier seit 1945, gründete die "Gruppe 50" (ein Zusammenschluß von derzeit 30 Künstlern aus dem Rhein- Main-Gebiet), eröffnete eine Galerie für junge, begabte Maler und Bildhauer, die sich noch keinen Namen gemacht haben, hält Malkurse, reist in der Weltgeschichte herum und malt vor allem ihre typischen ausdrucksstarken, farbintensiven Bilder. Landschaften, meist Reiseimpressionen: die "Säulen von Jericho" oder die "Burg von Agadir", "Negeff bei Nacht" oder die Ankunft in Rejkjavik". Ölgemälde und Aquarelle in Blau-, Lila-, Grün- und Orangetönen ("meine Farbpalette"), naturalistisch und voller Symbolik.

Früher, so die Künstlerin, hätten sie oft Zweifel geplagt, ob sie im Leben nicht mehr hätte experimentieren müssen. Sie malte eine Zeitlang abstrakt, kehrte aber bald zu ihrem ursprünglichen Stil zurück. Unter anderem, weil "das Abstrahieren die Symbolsprache ausschließt". Ihre Bilder sind Kompositionen voller Gefühl - die emotionale Verarbeitung von Eindrücken -, gezügelt nur von den Gesetzmäßigkeiten der Farb- und Formlehre.

Mit ihrer Malerei öffnet sie die Herzen vieler Menschen: Hilfsbereitschaft, soziales und politisches Engagement basieren auf ihrer Kunst. Wenn sie zum Beispiel Bilder befreundeter Künstler sammelt, um sie für die Gefangenenhilfsorganisation amnesty international zu versteigern. Oder Malunterricht in einer Jugendstrafanstalt gibt und Häftlingen nach deren Entlassung zu neuen Jobs verhilft, sei es als Porzellanmaler oder als Keramiker.

Im Jugendgefängnis hat sie Jesus getroffen, einen Häftling, der die anderen dominierte und schikanierte. Einmal hätten sie Ostereier bemalt - mit höchst ungewöhnlichen Motiven: Frauenbeinen und Giftflaschen. Zum Schluß habe Jesus alle Eier eingefordert, und eilfertig rollten die übrigen Gefangenen ihm ihre "Kunstwerke" zu. Da sagte Christa Moering, innerlich ebenso empört über diese Frechheit des Starken wie über die Feigheit der Schwachen, maliziös zum Anführer: "Nun mußt du die Eier auch alle aufessen." Weil der sein Gesicht nicht verlieren wollte, verputzte er tapfer hintereinander weg 18 hartgekochte Ostereier.

Christa Moerings Leben ist eng verwoben mit dem der großen Maler und Mäzene. Sie arbeitete in Wiesbaden mit Otto Ritschl zusammen, den sie für "außerordentlich dominant" hielt, traf Ernst Wilhelm Nay ("sehr mutvoll und daseinsfreudig") und Ludwig Meidner ("der liebevollste Maler, den ich kennenlernte"). Sie ging bei der bekannten Kunstsammlerin Hannah Bekker vom Rath in Hofheim am Taunus ein und aus und begegnete dort interessanten Malern, Musikern und Schriftstellern des Expressionismus.

Im Dezember vorigen Jahres feierte die temperamentvolle und liebenswerte Künstlerin ihren 75. Geburtstag. Ihr zu Ehren richtet die Landeshauptstadt im August eine Ausstellung im Rathaus aus.

Konzert am Freitag

BAD NAUHEIM. Die Münchener Organistin Elisabeth Biener gibt am Freitag, 24. Juli, um 20 Uhr in der Dankeskirche ein Orgelkonzert. Ihr Programmm umfaßt Werke aus vier Jahrhunderten. Der Eintritt ist frei.

Das nächste Konzert in des Dankeskirche ist am 29. August. Dann spielt wieder Rainer Lille.

Ein Herz für fröhliche Zecher FDP hat Aktion zur Abschaffung der Getränkesteuer gestartet

WIESBADEN. "Wichtig! Betrifft Ihre Rechnung - Hier und Heute!" Die Freidemokraten haben ihr Herz für fröhliche Zecher entdeckt und errangen so - wie die Grünen boshaft kommentieren - "die Lufthoheit im Sommerloch am Tresen". Denn die FDP macht gegen die Getränkesteuer mobil und kann sich der Sympathie der Kneipenbummler und Stammtisch-Besucher sicher sein.

In jedem Wiesbadener Gasthaus verteilte sie Faltblätter - 62 000 Exemplare mit einer Information, die selbst die entrücktesten Schnapsnasen jäh in die rauhe Wirklichkeit zurückholen dürfte: "Auf alle alkoholhaltigen Getränke bezahlen Sie hier und heute zehn Prozent Getränkesteuer." Und die verursache bürokratischen Aufwand, sei unsozial, ungerecht und vor allem wettbewerbsverzerrend. In den Rheingauer Nachbarstädten werden nämlich Bier, Wein und Spirituosen nicht besteuert.

Die FDP wetterte bereits bei der Verabschiedung des Etats gegen die neue Einahmequelle der Stadt, die 1992 etwa 9,2 und 1993 gar 12,3 Millionen Mark bringen soll. Da würden alle Wiesbadener, die sich einen hinter die Binde kippten, über einen Kamm geschoren. Schlimmer noch: Steuern würden nur in Lokalen erhoben; an Kiosken, in Läden und bei Feten sei der Alkoholgenuß nach wie vor abgabenfrei. Die Stadtkämmerin werde mit den zusätzlichen Einnahmen ohnehin keinen Reibach machen können. Der Gewinn aus Gläsern und Flaschen stopfe höchstens das Loch, das das Land durch Streichung kommunaler Zuschüsse reiße.

Daher der Tip der Liberalen an die geschröpften Gasthaus-Gäste: "Tun Sie etwas für Ihre Brieftasche." Was? Ganz einfach: Die vorgedruckte Karte mit der Aufschrift "Ich sage Nein zur Getränkesteuer" an den Magistrat schicken. Damit der mal erfährt, wie die Stimmung am Schanktisch ist. Wenn der eine oder andere bei dieser Aktion sein Herz für die Pünktchenpartei entdeckt - um so besser. Im nächsten Jahr ist Kommunalwahl. "Vielleicht", orakelt Fraktionsvorsitzender Wolfgang Schwarz, "gelingt es uns dann ja mit der CDU, die Getränkesteuer wieder abzuschaffen."

Ganz andere Perspektiven kommunaler Zusammenarbeit eröffneten sich der Öko-Partei im Rathaus: Mit der Aktion und dem Aufruf, Flaschenkorken zu sammeln und wiederzuverwerten, rücke die FDP "an den Rand der Koalitionsfähigkeit mit den Grünen". maf

Waffen von Spenden gekauft? Verfassungsschutz hat kroatische Emigranten im Verdacht

FRANKFURT A. M., 22. Juli (FR). Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in Köln nimmt an, daß auch in Deutschland kroatische Emigrantenorganisationen Spendengelder zum Ankauf von Waffen und Munition verwenden. Dies sagte ein Sprecher des Amtes am Mittwoch auf Anfrage der FR. Die Organisationen sammelten nach den Erkenntnissen der Behörde in der Bundesrepublik Spenden für humanitäre Zwecke und beschafften anschließend hier "nichtwaffenfähige Ausrüstungsgegenstände" wie etwa Gasmasken, Krankentragen und Lastwagen, sagte der Sprecher. Man könne jedoch annehmen, daß Kriegsgerät für die kroatische Seite mit Hilfe der Spendengelder in den devisenschwachen Staaten Osteuropas angekauft werde.

Erheblich stärkere kroatische Emigrantengruppen mit ähnlichen Aktivitäten gebe es in Australien, Lateinamerika, den USA, Kanada und Spanien. Die serbische Seite hat demgegenüber nach Einschätzung deutscher und ausländischer Nachrichtendienste wegen der Übernahme der Arsenale der ehemaligen jugoslawischen Volksarmee keinen Bedarf an Waffen- und Munitionsnachschub, sondern benötigt lediglich Lebensmittel. "Was dort in den vergangenen 40 Jahren an Waffen angesammelt wurde, ist gigantisch. Die können noch vier oder fünf Jahre weiterschießen", sagte ein Experte am Mittwoch der FR.

Der Sprecher des BfV bestätigte, daß es seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges eine Reihe von "Sympathieerklärungen deutscher und ausländischer Rechtsextremisten" zugunsten "des bewaffneten Kampfes der Kroaten" und einzelne Angebote von Neonazis zur direkten Unterstützung gegeben habe. Sie hätten sich nicht "auf die Frage von Demokratie und Menschenrechten, sondern auf die Erinnerung an die Zusammenarbeit mit dem faschistischen Großdeutschland" bezogen.

Die Behörde verfüge nicht über Erkenntnisse, ob derartige Ankündigungen zur Hilfeleistung auch vollzogen worden und diese Bundesbürger an Kampfhandlungen beteiligt seien.

RWE-Management abgeblockt Kommunen sichern mit Hilfe der WestLB ihre Vorherrschaft

spi DÜSSELDORF. Der Vorstand des RWE und die an dem Konzern beteiligten Großbanken dürften mit ihrem Versuch gescheitert sein, die durch das Mehrfachstimmrecht abgestützte Vorherrschaft der Städte und Landkreise zu brechen. Der Verwaltungsrat des Verbandes der kommunalen Aktionäre des RWE (VkA) beschloß jetzt die Gründung einer Beteiligungsholding mit Hilfe einiger Sparkassen und der Westdeutschen Landesbank (WestLB). Ihr Hauptzweck ist, jeden Angriff auf die Stimmenmehrheit der 64 VkA-Mitglieder abzuwehren und diese auch dann zu sichern, wenn bei künftigen Kapitalerhöhungen einzelne Kommunen wegen ihrer Finanznöte nicht mitmachen können.

Das RWE möchte seine Eigenkapitalquote stufenweise von jetzt 22 Prozent auf etwa 30 Prozent erhöhen. Da ein Punkt Aufstockung einem Finanzbedarf von knapp einer Milliarde Mark gleichkommt, sind in den nächsten Jahren erhebliche Mittel aufzubringen. Aktuell wird das Problem wahrscheinlich bereits im Frühjahr. Beabsichtigt ist dann eine Kapitalerhöhung im Verhältnis 8 zu 1 zum Kurs von etwa 250 bis 300 Mark. Dies würde die Kommunen grob geschätzt etwa eine halbe Milliarde kosten, wollten sie ihren RWE-Anteil halten.

Nach dem verabredeten Modell sollen nun die öffentlich-rechtlichen Geldhäuser einspringen und den bedrängten Kämmerern unter die Arme greifen. Die Institute kaufen die den Kommunen zustehenden Bezugsrechte auf und erwerben dann an deren Stelle die jungen Aktien. Diese wiederum werden der neuen Beteiligungs-Holding unterstellt, deren Geschäftsführung die WestLB übernimmt. Den Kämmerern winken durch diese Transaktion rund 140 Millionen Mark an Einnahmen, ohne daß deren Einfluß auf das RWE geschmälert würde.

Wie bereits berichtet (FR vom 18. Juli), wird die Holding in der Rechtsform einer AG künftig zehn Prozent am aufgestockten RWE-Kapitals halten. Ihr Anteil soll wiederum in drei Zwischenholdings aufgeteilt werden. 30 Prozent sind für die WestLB und die Sparkassen vorgesehen, die anderen 70 Prozent für zwei Gesellschaften der Kommunen und deren Eigenbetriebe. Die so neu formierte Gruppe der "Öffentlich-rechtlichen" dürfte bei der Hauptversammlung im Dezember auch in den RWE-Aufsichtsrat einziehen. Deshalb muß vermutlich Dieter Spethmann, Ex-Chef von Thyssen, dem Vorsitzenden der WestLB, Friedel Neuber, Platz machen. Neuer erster Mann im Kontrollgremium wird Wolfgang Röller (Dresdner Bank). Er löst Friedrich Wilhelm Christians (Deutsche Bank) ab, der altersbedingt seinen Hut nimmt. Für ihn rückt Vorstandschef Hilmar Kopper nach.

Stadtmuseum darf wieder Elfenbein-Schätze zeigen

OFFENBACH. Das Stadtmuseum darf ab sofort wieder seine kunsthistorischen Kostbarkeiten aus den Offenbacher Elfenbein-Werkstätten des 19. Jahrhunderts ausstellen. Museums-Leiter Gerd Vollmer muß sich aber umgehend von einem anerkannten Experten per Expertise bescheinigen lassen, daß es sich bei den Ausstellungsstücken um Antiquitäten handelt, daß sie nicht aus kommerziellen Zwecken zur Schau gestellt werden, daß er damit keinen Handel treiben wird und wie die Stadt rechtmäßige Eigentümerin geworden ist. Nur so kann dem EG-Artenschutzabkommen von 1984 und den Paragraphen 20 und 22 des Bundesnaturschutzgesetzes genüge getan werden.

Über die Einhaltung dieser Gesetze, die unter anderem auch den Handel mit Elfenbein streng untersagen, wacht das Darmstädter Regierungspräsidium. Auch Museen, wie das Erbacher Elfenbein- Museum und das Ledermuseum brauchen für jedes einzelne Produkt von artengeschützten Tieren in ihrem Fundus die sogenannte "Cites-Bescheinigung". Zeitungslesende Beamte waren auf die kleine, aber feine Ausstellung im Stadtmuseum aufmerksam geworden, die erstmals beweist, daß Offenbach neben Erbach und Geisslingen ein Zentrum der Elfenbein-Schnitzerei war. Sie fragten sich deshalb sofort: "Haben die überhaupt eine Bescheinigung und eine Genehmigung?" Das Museum hatte natürlich nicht. Museumsdirektor Vollmer war auch gar nicht in den Sinn gekommen, daß er für die Präsentation seine Schätze aus dem städtischen Fundus eine solche braucht. Der RP verbot die Ausstellung.

RP-Pressesprecher Gerhard Müller bittet nun um Verständnis der hellwachen RP-Aufseher. Nicht etwa der Amtsschimmel habe sich hier vergaloppiert: "Sie können sich gar nicht vorstellen, was unsere Beamten alles trotz der strengen Arten- und Naturschutz-Bestimmungen so mit Elfenbein erleben." lz

Werkschutz-Leute sahen Diebestrio Jungs knackten FVV-Automaten

HÖCHST. Hand in Hand arbeiteten der Werkschutz der Hoechst AG und Beamte des 17. Reviers. Die Firmenwächter beobachteten laut Polizei bereits am Montag nachmittag drei Jugendliche, die sich im S-Bahn-Tunnel am Tor Nord an FVV-Automaten zu schaffen machten. Einen 15jährigen Sulzbacher konnten die Werkschützer festhalten und einer herbeigerufenen Funkstreife übergeben.

Seine Komplizen, die angeblich aus Schwalbach und Bremthal sind, konnten türmen. Den 15jährigen übergaben die Beamten nach ihren Ermittlungen seinen Eltern. Wieviel Münzgeld das Trio trickreich aus dem Automaten holte, konnte nicht festgestellt werden. tos

Broschüre empfiehlt "Mehr miteinander"

FLÖRSHEIM. "Mehr miteinander" ist der Titel einer Broschüre, die von der Stadt Flörsheim an alle Haushalte verteilt wird. Sie informiert über den jüngst gewählten Ausländerbeirat, dessen Vorsitzender der Türke Serdar Erol ist.

Neben einem Rückblick auf die Wahl des Beirates sowie dessen Zusammensetzung und Rechte weist das Faltblatt den Weg zu zahlreichen Gruppen und Organisationen. Parteien, Kirchen, caritative Verbände und Kindergärten sind dort aufgeführt. Die Broschüre soll künftig allen Neubürgern gegeben werden. kkü

Sobald kein Wohnheim für Egelsbacher Alte

EGELSBACH. Noch einige Jahre wird es sich hinziehen, bis in Egelsbach ein Altenpflege- und Wohnheim für diejenigen bereitsteht, die auf ihre alten Tage nicht kilometerweit weg verpflanzt werden wollen. "Zuerst brauchen wir mal ein Grundstück", so Bürgermeister Heinz Eyßen. Im Neubaugebiet Brühl hat die Gemeindevertretung "gedanklich schon eins festgemacht", aber zunächst müsse mal ein "Bebauungsplan Brühl" her, und bis der spruchreif ist, "das dauert drei bis vier Jahre".

Bis dahin will die Gemeinde sich schon einmal um den Träger bemühen, der die Einrichtung finanziert und unterhält. Es gibt bereits Gespräche mit dem Deutschen Roten Kreuz, der Arbeiterwohlfahrt und der Inneren Mission. "In dieser Reihenfolge", sagt Eyßen. Da es eine kleine Einrichtung werden soll, ist Bedingung, daß der Träger bereits ein Haus in der Nähe betreibt, das dann als Stammhaus fungieren kann.

Die Gemeinde will das Grundstück kostenlos beisteuern, das soll noch in diesem Jahr beschlossen werden. fra

Kinder verursachten Unfall mit vier Autos

Vier Jungen im Alter zwischen zehn und 13 Jahren haben am Dienstag gegen 18 Uhr am Schwanheimer Ufer in Höhe der Griesheimer Staustufe eine Karambolage von vier Fahrzeugen verursacht, bei dem ein 29 Jahre alter Autofahrer leicht verletzt wurde und an den Fahrzeugen ein Schaden von rund 46 000 Mark entstand. Wie die Polizei mitteilte, hatten die Kinder Knallerbsen auf vorbeifahrende Wagen geworfen. Dabei zielten sie auch auf die Windschutzscheibe eines Wagen, der von einem 51 Jahre alten Autofahrers gesteuert wurde. Vor Schreck bremste der 51jährige sein Fahrzeug und die drei folgenden Wagen fuhren auf.

Der 29jährige mußte zur ambulanten Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden. Passanten hielten die vier Jungen fest, bis die Polizei eintraf. Sie wurden ihren Eltern übergeben, da sie noch nicht strafmündig sind. enk

Caritas will weiter beraten

FREIBURG, 22. Juli (KNA). Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der Deutsche Caritasverband wollen auch nach der Neuregelung des Paragraphen 218 ihr Beratungsnetz aufrechterhalten, vielleicht sogar ausbauen. Dies schreibt die SkF-Bundesvorsitzende Felicitas Drummen in einem Kommentar der Monatszeitschrift Caritas.

Frau Drummen, die auch Mitglied des Zentralvorstands des Deutschen Caritasverbandes ist, machte allerdings die Übernahme des gesetzlichen Auftrags einer verpflichtenden Beratung von Bedingungen abhängig. So soll nach diesem Gesetz eine "qualitativ hochwertige" Beratung im wesentlichen den Lebensschutz des ungeborenen Kindes und die Verfassungskonformität des neuen Gesetzes gewährleisten helfen. Wenn aber trotz dieses Anspruchs die zu Beratende ausdrücklich von der Darlegung ihrer Not befreit und die Beratung auf eine Informationspflicht beschränkt werde, "stellt sich die Frage, ob überhaupt Beratung als Hilfe zur Bewältigung von Not- und Konfliktsituationen zustandekommen und damit als wesentlicher Beitrag zum Lebensschutz wirksam werden kann", kritisiert Frau Drummen.

Ein Ausstieg aus der gesetzlichen Beratung würde, so Frau Drummen, bedeuten, "daß die Kirche die einzige und letzte Chance nicht mehr wahrnehmen würde, Frauen in Konfliktsituationen zu erreichen und damit zum Lebensschutz des ungeborenen Kindes beizutragen".

Mobiles Arbeitsamt hält in Sinntal und Altengronau

SINNTAL. Das mobile Arbeitsamt kommt mit seiner Job-Vermittlung am Donnerstag, 30. Juli, erstmals in die Gemeinde Sinntal.

In der Zeit von neun bis elf Uhr stehen Job-Vermittlerin Jutta Menz und Dienststellenleiter Gerhard Koch Interessenten während einer Sprechstunde im Rathaus in Sterbfritz Rede und Antwort.

Am Nachmittag des gleichen Tages kommen die beiden Arbeitsvermittler von 14 Uhr bis 16 Uhr nach Altengronau ins Gebäude der Kreissparkasse, wo die Gemeindeverwaltung eine Nebenstelle unterhält.

Bei dieser Gelegenheit können sich Männer, Frauen, Schüler und Studenten, die Interesse an einem Nebenjob oder an einer Teilzeitarbeit haben, bei den Beratern über Beschäftigungsmöglichkeiten informieren.

Das Arbeitsamt weist daraufhin, daß es sich bei den Veranstaltungen um keine regulären Sprechstunden handelt.

Arbeitslosenmeldungen und Anträge auf Lohnersatzleistungen müssen während der üblichen Sprechstunden in den Ämtern abgegeben werden. schu

GALF-Abfallkalender bei Bürgern begehrt

FLÖRSHEIM. Tue Gutes und rede davon. Danach handelt die Grüne Alternative Liste Flörsheim (GALF). Ihre Tat: Sie hat für das zweite Halbjahr 1992 einen Abfallkalender erstellt und ein Exemplar an jeden Haushalt verteilt. Und diese Aktion, sagt die GALF, finde allgemein eine positive Resonanz.

"Wir freuen uns über die vielen Anrufe aus der Bevölkerung, die sich für die Zustellung des Kalenders bedanken", sagt Peter Kluin. Gleichzeitig sei auch der Wunsch um Nachschub laut geworden: In manchen Mehrfamilienhäusern waren zu wenig Kalender angekommen.

Mit der Aktion eine Lücke getroffen zu haben, glaubt die GALF. Schließlich sei das städtische Pendant wenig übersichtlich. Und auch die Anrufe belegten, das Aufklärung not tue. So sei vielen Bürgern nicht bekannt, daß Plastiksammelsäcke kostenlos bei der Verwaltung abgeholt werden können. Die Kunststoffe würden dann einmal pro Monat abgeholt (Termine stehen im Kalender).

Probleme gebe es auch bei Papiertonnen. Die Stadt komme nicht immer den Anforderungen der Bürger nach. Generell jedoch gelte, daß sich vier Familien zusammenschließen und dann eine Tonne für Altpapier von der Stadt bekommen. Das klappe noch nicht reibungslos. kkü

Auch Frauen kicken 90 Minuten

Die Vertreterder 20 Vereine der Fußball-Bundesliga der Frauen fordern vom DFB-Vorstand, die Spielzeit von zweimal 40 auf zweimal 45 Minuten zu erhöhen. Naewie und Baur ausgeschieden

In der zweiten Runde des Tennisturniers in Kitzbühel scheiterte Markus Naewie (Mannheim) mit 1:6, 6:1, 6:7 an dem Brasilianer Jaime Oncins. Patrick Baur unterlag Tomas Carbonell (Spanien) mit 6:2, 2:6, 4:6.

Radfahrerin erlitt schwere Verletzungen

HEUSENSTAMM. Eine 83jährige Radfahrerin, die gestern nachmittag aus der Jahnstraße kommend in die Frankfurter Straße abbog, wurde von einem Personenwagen erfaßt und zu Boden geschleudert. Nach Angaben der Polizei hatte die Frau zunächst an der Einmündung angehalten und war dann in die "Frankfurter" eingebogen. Dabei mißachtete die Radlerin offensichtlich die Vorfahrt des Autos. Die Frau erlitt bei ihrem Sturz schwere Kopfverletzungen und kam ins Krankenhaus. hf

Flugplatzfest für die Kindergärten

GRÜNDAU. Anwohner der Jahn-, Lange- und Seibelstraße Rothenbergen laden zum Flugplatzfest. Es wird am Samstag, 8. August, um 18 Uhr im Festzelt an der Ecke Jahn- / Seibelstraße mit Musik, Grillspezialitäten und Salaten eröffnet. Der Sonntag, 9. August, beginnt mit einem Frühschoppen. Ab 14 Uhr spielt das Jugendblasorchester der Feuerwehr.

Für die Kinder stehen Pferdekutschen bereit. Außerdem gibt es Kaffee und Kuchen. Den Erlös sollen die Gründauer Kindergärten erhalten. schu

Leere auf Schulhöfen

Frankfurts Schuldezernat will nachmittags einige citynahe Schulhöfe mit dem "Spielmobil anfahren lassen und ,aktion' für die Kinder bieten". Die Leere und Öde auf den Schulhöfen soll einmal mehr gekonnt und professionell überspielt werden. Doch das Dilemma sind nicht öde Schulhöfe, sondern daß ständig Lebens- und Spielräume eingeengt werden. Die freie Entfaltung ist einer konsumorientierten Gesellschaft suspekt und wird einfach durch peppige (und auch lukrative) Angebote gelenkt und angeleitet. Der Ruf nach "Äktschen" ist der letzte Schrei nach Animation versorgter Vergnüglichkeit. Hauptsache leicht verdaulich und appetitlich.

Ich entsinne mich, wie wir einst das Spiel auf Gras- und in Hohlwegen aber auch auf tristen Asphaltstraßen suchten. Unsere Spielgeräte waren billigster Art (Plastikbälle, Bäume usw.). Auch wir stritten damals, wer Toni Turek oder Fritz Walter sein durfte, wer Puskas oder Hidekuti. Wir entwarfen unser Spiel, nicht immer phantasievoll, zugegeben, manchmal sogar öde, aber stets war es unser Spiel, unsere Aktion. Wie wir damals spielten, so organisiert heute meine Tochter mit ihren Freunden ihr Spiel. Wir waren und sie sind Agierende und nicht Reagierende oder gar Regierte. Warum schaffen wir unseren Kindern nicht Freiräume im wahrsten Sinne des Wortes? Norbert Kapitola, Rheda-Wiedenbrück

"U 7 oft verspätet" Mit Verwunderung habe ich aus dem o. a. Bericht entnommen, daß auf der Strecke der U 7 Verspätungen von zwei bis drei Minuten nicht vorkämen.

Ich fahre mit der U 6 von der Stephan- Heise-Straße bis zur Hauptwache und dort weiter mit der S-Bahn. Seit Einführung des Sommerfahrplans am 31. Mai und damit mit der Verlängerung der U 7 nach Enkheim, ist auf der Strecke der U 6 ein katastrophales Angebot festzustellen, da die Stadtwerke technisch offensichtlich mit der Neuregelung überfordert sind.

Bereits meine Bahn (6.31 Uhr laut Fahrplan) kommt von der Endstation Heerstraße verspätet an, mit zwei bis fünf Minuten, und verliert dann weitere Minuten, weil sie an Ampeln nach oder vor den Haltestellen Hausener Weg und Industriehof halten muß. Zeitweise muß der Fahrer sogar aussteigen und manuell die Ampel bedienen (vor Haltestelle Industriehof). Des weiteren wird der Fahrgast auf der Fahrt von der Hauptwache stadtauswärts bei Benutzung der Linien U 6, U 7 auf die Beachtung der Richtungsschilder der U-Bahnen hingewiesen, da die Hinweisschilder an den Haltestellen nicht funktionieren. So kommt dann eine Bahn mit Hinweis: Eissporthalle und fährt in Richtung Hausen. Für Insider kein Problem, aber für Fremde?

Die Stadtwerkemitarbeiter scheinen wohl alle mit dem Fahrrad oder Auto zu verkehren, daß sie so überrascht über die Beschwerden der Fahrgäste sind. Renate Schlicht, Frankfurt

"Friedensbewegung stützen"

FRANKFURT A. M., 22. Juli (FR). Das "Netzwerk Friedenskooperative" hat an Bundestag und Bundesregierung appelliert, die demokratische Opposition und die Friedensbewegung in den Kriegsgebieten des früheren Jugoslawien zu unterstützen. In einem offenen Brief an die Abgeordneten schrieb die Organisation in Hinblick auf diese Gruppierungen: "Es sind die einzigen, die in diesem Krieg gegen Haß, Nationalismus und Gewalt aktiv auftreten, demonstrieren und werben. Mit ihnen muß das direkte Gespräch gesucht werden."

Ferner forderte das Netzwerk, die Regierung in Bonn solle Schiffe nach Split und Dubrovnik schicken, um Kinder und Frauen zu evakuieren.

Blechlawine rollt und rollt und . . .

FLENSBURG (rtr/dpa/VWD/FR). Die Blechlawine auf den deutschen Straßen wird immer größer. Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes waren am Stichtag 1. Juli 1992 im Westen der Republik gut 37,5 Millionen Kfz registriert und damit 2,6 Prozent mehr als zwölf Monate zuvor. Im Zeitraum von Mitte 1989 bis Mitte 1990 hatte die Flensburger Behörde sogar eine Steigerung von drei Prozent verbucht. Zu den zuletzt ausgemachten über 37,5 Millionen Kfz sind im übrigen noch rund 900 000 zulassungsfreie Fahrzeuge wie Mofas und Mopeds hinzuzurechnen. In den neuen Bundesländern zählten die Statistiker aus dem Norden per Anfang Juli 1992 immerhin etwas mehr als 6,9 Millionen Kfz, darunter reichlich 4,8 Millionen Pkw, von denen mittlerweile 83,8 Prozent mit den neuen Nummernschildern ausgestattet sind. Die alten DDR-Kennzeichen werden Ende 1993 ungültig. Summa summarum können momentan also fast 45,3 Millionen Kraftfahrzeuge am Straßenverkehr im vereinigten Deutschland teilnehmen. Vom gesamten Pkw-Bestand entfallen im übrigen über 32 Millionen Einheiten (plus 2,2 Prozent) auf die alten Bundesländer. Dort brummen des weiteren etwa 1,6 Millionen Motorräder über die Betonpisten. Gut 1,3 Millionen dieser fahrbaren Untersätze registrierten die Flensburger in Gefilden der früheren DDR.

"Undifferenzierte und irreführende Gleichung" Bürgerinitiative wehrt sich gegen CDU-Vorwurf, ihr Nein zur Schnellbahn sei unökologisch

HOFHEIM. Als ungeheuerlichen Vorwurf empfindet die "Bürgerinitiative gegen das Wallauer Gleisdreieck" die Behauptung der Hofheimer CDU, das klare Nein der Bürgerinitiative zum Bau der Schnellbahntrasse sei ökologisch falsch. Denn wer wolle, daß weniger Verkehr über die Straßen rolle, müsse auf die Bahn setzen (siehe FR vom Dienstag, 21. Juli, "CDU will Wallauer vor ICE-Lärm schützen").

"Es ist doch wohl der Gipfel, uns ökologiefeindliches Verhalten vorzuwerfen", kontert BI-Sprecher Dr. Muhammed Suhaib. Mit einer solch undifferenzierten und irreführenden Gleichstellung von Bahnverkehr und Hochgeschwindigkeitsbahn versuche die CDU, Andersdenkende zu düpieren. "Tatsache ist, daß sich die Wallauer Bürgerinitiative in zahlreichen Veranstaltungen - unter anderem auch vor Mitgliedern des Hofheimer Planungsausschusses - für die Verlagerung des Personen- und Lastverkehrs auf die Schiene ausgesprochen hat", betont Suhaib. "Es muß aber klargestellt werden, daß mit Schiene nicht die energieverzehrende, lärmerzeugende, ökologiefeindliche und äußerst kostspielige Schnellbahnlinie gemeint ist, sondern eine normale Schiene, die mit ICE-ähnlichen Zügen, Nahverkehrsverbindungen mit vernünftigen Taktzeiten und neuen Frachtwagen-Systemen die wichtigsten Verkehrsprobleme der Zukunft bewältigt." Die Hochgeschwindigkeitsbahn führe keinesfalls zu weniger Verkehr, weil der überwiegende Teil in den Ballungsräumen lokaler Natur sei. Der ICE sorge sogar noch für mehr Verkehr, weil die Bürger bei unzulänglich ausgebautem Nahverkehrsnetz mit Autos zu den Bahnhöfen in großen Städten fahren müßten.

Bei aller Kritik an den jüngsten Äußerungen der Hofheimer CDU möchte die Bürgerinitiative jedoch auch eine "Brücke bauen", um den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. "Wir sind zwar grundsätzlich gegen die ICE-Trasse, aber wenn sie doch gebaut werden sollte, begrüßen wir es natürlich, daß sich alle Parteien dafür einsetzen, die Schäden für die Bürger möglichst zu begrenzen." Von wirklicher Schadensbegrenzung kann nach Suhaibs Auffassung aber nur die Rede sein, wenn die Trasse in einen Tunnel kommt. Der Begriff "tunnelähnliche Lösung" könne nur als Rückzugsposition gewertet werden, mit der die Bürgerinitiative nicht einverstanden sei. ubk

Carmen-Vorstellung fällt wegen einer Hochzeit aus

DREIEICH. Die Carmen-Vorstellung am Samstag, 25. Juli, 15.15 Uhr fällt aus. Grund: um 15 Uhr findet eine Trauung in der Burgkirche statt. Außerdem will die Festspielleitung den Musikern, so Gustav Halberstadt, nicht zumuten, noch einmal in solch einer Hitze im Burggraben zu sitzen. Halberstadt: "Es soll am Wochenende wieder sehr heiß werden, und diese Strapaze wollen wir den Musikern nicht zumuten."

Bereits erworbene Karten sind für die Abendvorstellung oder für jede andere Carmen-Aufführung gültig. dok

Gerd Braune verhilft den Alten zu Rechten und Reisen 82jähriger kämpft zusammen mit seiner Frau im Seniorenbeirat für ein Altenheim und für Rederecht im Parlament

EGELSBACH. Für den 82jährigen, lebenslang als Geschäftsführer des Bundesverbandes der Büromaschinen-Importeure aktiven und weitgereisten Dr. Gerd Braune, war es nach seiner Pensionierung 1976 keinen Moment in Frage gestellt, daß er sich weiterhin engagieren würde. 1977 trat er in die Egelsbacher CDU ein, wurde für die Kommunalwahl aufgestellt und prompt gewählt. Doch diese Arbeit war seine Sache nicht. Nach vier Jahren nahm er seinen Hut und engagierte sich von 1982 an im örtlichen Seniorenbeirat. Auch hier machte er Karriere und wurde Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft hessischer Seniorenbeiräte, für die er von 1987 bis 1990 als Schriftführer fungierte.

1991 jedoch mußte er dieses Ehrenamt niederlegen: Die Gesundheit machte nicht mehr so mit. Obwohl fast blind und schwerhörig, hieß das für Braune jedoch noch lange nicht, den Bettel hinzuschmeißen. Im örtlichen Seniorenbeirat kämpft er für die Rechte der Alten, und für seine alte Studentenverbindung erledigt er weiterhin Organisatorisches.

Am liebsten kümmerte sich Dr. Braune für den Seniorenbeirat darum, Reisen für die alten Egelsbacher/innen zu arrangieren. Reisen - das ist ohnehin das Lieblingsthema Braunes und seiner Frau Ilse. Sobald die Rede darauf kommt, sind sie nicht mehr zu stoppen. Besonders die beiden Schiffsreisen, gleich nach Braunes Pensionierung, hatten es ihnen angetan: zuerst mit dem Bananendampfer nach Ecuador, zwei Jahre später mit einem polnischen Frachter nach Japan. "Das hat uns endgültig für Musikdampfer verdorben", schwärmt die Rheinländerin Ilse Braune noch heute von den achtwöchigen Reisen unter bärbeißigen Kapitänen auf See. Mit langen Urlaubsfahrten in die Ferne ist es für Braunes wegen der angeschlagenen Gesundheit jetzt allerdings vorbei.

Der 1909 in Berlin geborene promovierte Wirtschaftswissenschaftler kam nach dem Krieg über den Umweg München bald nach Frankfurt. Hier lernte er seine zweite Frau Ilse kennen. Das Paar heiratete 1950, und "wegen der besseren Luft" zog die Familie 1955 nach Langen, zwölf Jahre später weiter nach Egelsbach. Beide brachten ein Kind mit in die Ehe; "und zwei Besenstiele", lacht Ilse Braune, "viel mehr hatten wir damals nicht."

Im Seniorenbeirat von Egelsbach sind beide Ehepartner engagiert. "Als wir davon hörten, beschlossen wir sofort, aktiv mitzumachen", erinnert sich die fidele Ilse Braune. "Die Arbeit wuchs mir sehr ans Herz", schaut Braune zurück.

Thematisch kristallisierten sich für das Ehepaar im Seniorenbeirat schnell drei Schwerpunkte heraus: An erster Stelle steht der Kampf für ein Altenwohnheim in Egelsbach, "damit die Alten, die nicht mehr alleine wohnen wollen oder können, nicht aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen werden, und bis in den Odenwald ziehen müssen, wie das bisher noch ist", meint Braune. Der Seniorenbeirat sammelte dafür schon 4000 Unterschriften, "doch wir sehen nicht recht, daß etwas voran geht, dabei wäre es so wichtig." Ilse Braune kämpft erbittert auch auf kommunaler Ebene für die Gleichberechtigung der Ehefrauen im Rentenrecht: "Das ist nicht gerecht, daß die Frauen nach dem Tod des Mannes mit 60 Prozent der Rente abgespeist werden", empört sie sich.

Richtig wehmütig wird Gerd Braune, wenn er an die Ausflüge und Reisen denkt, die er für die Egelsbacher Senioren organisiert hat. Angefangen hat er mit einwöchigen Fahrten in die Schweiz, nach Interlaken, Inzell und an den Gardasee. Unvorstellbar für den weitgereisten ehemaligen Geschäftsmann war das Staunen einiger Egelsbacher/innen, die bei diesen Reisen zum ersten Mal die Berge sahen: "Können Sie sich das vorstellen? Die sind nie aus Hessen rausgekommen." Damit sollte es ein Ende haben, Braune stellte im Rahmen der Egelsbacher Gruppe "Senioren für Senioren" drei vierwöchige Reisen nach Mallorca, Tunesien und in die Türkei auf die Beine. Erholungsreisen mit dem vorrangigen Ziel des zwanglosen Zusammenseins und "mal was Neues zu sehen". Die Hände in den Schoß legen will der alte Mann noch lange nicht. Die Arbeit hält ihn auf Trab, und mit dem neuen elektronischen Lesegerät kann er sogar ein bißchen lesen. Als Nahziel verwirklicht sehen möchte Braune, der von Parteipolitik im Seniorenbeirat nichts hält, das Rederecht dieses Gremiums, wenn es im Egelsbacher Gemeindeparlament um Fragen geht, die die Alten betreffen: "Einmal war ich in einer Sitzung als Gast, als es um das Altenheim ging. Ich bin fast umgefallen, weil die Volksvertreter alles wild durcheinanderwarfen, und ich durfte nichts dazu sagen." FRAUKE HASS

Schulbeginn mit Feier und Gottesdiensten

GRÜNDAU. Das Schuljahr für die Erstkläßler an der Grund- und Hauptschule in Rothenbergen beginnt am Dienstag, 4. August. Evangelische Kinder können mit ihren Eltern einen Gottesdienst um acht Uhr in Gemeindezentrum in Rothenbergen besuchen. Anhänger der katholischen Richtung können zur gleichen Zeit an einem Gottesdienst in der Christkönigskirche teilnehmen. Anschließend ist eine kleine Aufnahmefeier in der Aula der Schule. Schultüten können am Montag, 3. August, zwischen 17 Uhr und 18 Uhr abgegeben werden. schu

Die Fußball-Frauen der SG Praunheim wollen aus dem Schatten des Bornheimer Hangs heraustreten Mit Professionalität ganz schnell in den Kreis der Erlauchten Mißerfolg ist im Konzept des Bundesligisten nicht einkalkuliert / Um prominente Neuzugänge muß noch gefeilscht werden

Die SG Praunheim möchte mit veränderter Fassade und neuem Putz den Gipfel im Frauenfußball erklimmen. Eine eigens für die kommende Saison entworfene Vereinsmappe verheißt den Aufschwung. Hochglanzpapier, akribische Durchgliederung und Informationsfülle fallen auf und überraschen.

Professionalität in allen Bereichen heißt das neue SG-Motto. Der Erfolg ist programmiert, Mißerfolg nicht einkalkuliert. Platz eins bis vier heißt das Saisonziel. Dafür wurde der Etat im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. 200 000 Mark verschlingt der Gipfelsturm. Acht zum Teil hochkarätige Neuzugänge belasten fortan die Geldbörse. Bekannteste lokale Größe ist davon Martina Walter vom FSV. Die gelernte Gärtnerin soll zusammen mit der erfahrenen Torjägerin Deborah Bianco vom Bundesligisten TuS Niederkirchen die Sturmmisere der SG beheben. Ins offensive Mittelfeld reihen sich die polnische Nationalspielerin Anastazja Kubiak und die U-19-Nationalspielerin Christina Schmidt aus Siegen ein. Mit der Südwest-Auswahlspielerin Jessica Apholte vom TuS Niederkirchen ging der SG weitere Prominenz ins Netz.

Doch den optimistischen und tatendurstigen Manager Siggi Dietrich plagen auch Sorgen. Bisher sind nur die beiden ehemaligen Niederkirchenerinnen sowie Christina Schmidt und die Polin spielberechtigt. Der Rest muß nach seiner Aussage noch "erfeilscht" werden, darunter das außergewöhnliche Talent Silke Schäfer aus Groß-Auheim.

Finanzielle Unterstützung wird dabei vom neuen Sponsor (Dietmar Wassermann) geleistet, einem Offenbacher Unternehmer aus der Umwelt- und Gesundheitstechnik. Wie überhaupt das SG-Personal kräftig aufgestockt worden ist. Eine neue Assistenztrainerin, Monika Staab, sowie ein Torwart- und Konditionstrainer sollen das neue Erfolgskonzept mittragen.

Die bisher von allen gerühmte Praunheimer "Familienatmosphäre" wird unter dem enormen Erwartungsdruck nicht leiden, ist sich Spielführerin Simone Damerau sicher. Auch SG-Trainer Dieter Richter empfindet die neue Konstellation eher als Anreiz denn als Belastung.

In zwei Dingen verriet die SG noch nicht die allseits beschworene Professionalität. Bei der Punkteprämie, die mit 40 Mark pro gewonnenem Punkt sehr bescheiden ausfällt, und bei den Lebensgewohnheiten einiger Spielerinnen. Drei von ihnen zogen bei der Mannschaftsvorstellung am Glimmstengel.

JÖRG DANIELS

OB-Kandidatin Roth (CDU): Methadon für "die Hoffnungslosen" Besuch auf der Drogenszene / Ein "Sofortprogramm" für die Zeit nach der Wahl angekündigt

"Den Drogenhandel bekämpfen und die Drogenhilfe ausbauen" - auf diese griffige Formel brachte Petra Roth, die OB- Kandidatin der CDU, ihre drogenpolitischen Vorstellungen nach einem Gang über die Taunusanlage, dem Treffpunkt vieler Rauschgiftabhängiger.

Mit einem "Sofortprogramm" will die Kandidatin den schnellen Zugang zu Therapieplätzen gewährleisten, für "die Hoffnungslosen" die Ersatzdroge Methadon bereithalten. An den Krankenhäusern möchte Roth "kleine Abteilungen" für den körperlichen Entzug einrichten. Eine Ambulanz, die rund um die Uhr geöffnet ist, soll die medizinische Versorgung der zum Teil schwerkranken Junkies verbessern.

Um die Obdachlosigkeit zu überwinden, will Roth die Drogenabhängigen mit Wohnraum versorgen. Auch Arbeitsplätze, die sich an den Fähigkeiten der Betroffenen orientieren, seien notwendig, erklärte Roth. In Übereinstimmung mit der rot-grünen Koalition ist auch Roth der Auffassung, daß Frankfurt die auswärtigen Drogenabhängigen nicht mitversorgen kann. Aber die Umlandgemeinden seien auf die Räumung der offenen Drogenszene nicht vorbereitet worden, bemängelte Roth. Zur geplanten schrittweisen "Auflösung" der offenen Drogenszene sagte Roth: "Die Auflösung ist richtig. Aber sie kam zu spät und wurde nicht von sozialen Angeboten begleitet."

Den Dealern möchte die OB-Kandidatin das Leben so schwer wie möglich machen: Wer erwischt wird, soll in Untersuchungshaft gehen - auch wenn er einen festen Wohnsitz hat. Ausländer sollen nach Verbüßung der Strafe abgeschoben werden. Für Kleindealer, die ihre eigene Sucht durch den Rauschgifthandel finanzieren, möchte Roth eine "Zwangstherapie" in einer geschlossenen Anstalt vorschreiben.

Auf dem Gang vom Schauspielhaus zur Alten Oper nannte Roth "das menschliche Elend erschütternd". Die Drogenabhängigen, die seit einigen Wochen täglich von ihrem Treffpunkt in der Taunusanlage vertrieben werden und sich, so die Strategie der Polizei, "zerstreuen sollen", würden in ihrem Elend alleingelassen. "Kranke Menschen kann man nicht durch die Stadt treiben."

Die OB-Kandidatin wies auch auf den Gestank und den Unrat hin, der sich an verschiedenen Stellen angesammelt hatte. "Und da bewerben wir uns um die Europäische Zentralbank", meinte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Günter Weißenseel. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Wolfgang Stammler, kritisierte, daß die Räumungsaktionen der Polizei bisher nur bewirkt hätten, daß "die Szene breitgetreten wurde". "Besonders mißlich" sei, wenn am Abend Theaterbesucher und Drogenabhängige aufeinanderträfen.

Im "Frankfurter Antidrogenkonzept der Union", das nach der Begehung vorgelegt wurde, sind die von Petra Roth geforderten Hilfsprogramme zum großen Teil nicht enthalten. Weder die medizinische Ambulanz noch das betreute Wohnen und Arbeiten finden Erwähnung. Zum Stichwort Methadon steht nur die kurze Aussage: "Ersatzdrogen sind Drogen! Substitutionsprogramme setzen deshalb eine medizinische Indikation voraus."

"Große Hoffnungen" setzt die CDU dagegen auf das Sofortprogramm nach Dortmunder Muster, wo ein Therapieplatz binnen 72 Stunden vermittelt wird. Maßnahmen zum Drogenentzug und zur Drogenentwöhnung bleiben "der Schwerpunkt christdemokratischer Drogenpolitik".

Auf repressive Maßnahmen gegenüber drogenabhängigen Kleindealern, die nach Angaben der CDU 20 bis 40 Prozent der Süchtigen ausmachen, könne nicht verzichtet werden. Eine Rücknahme der Repression habe sich nicht bewährt. ft

(Siehe Kommentar auf Seite 18))

SPD-Fraktion und Niedersachsen zu Verfassungsklage bereit

Niedersachsen wird die Verfassungsklage, zu der sich die SPD-Bundestagsfraktion am Dienstag abend entschlossen hatte, aktiv unterstützen. Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) teilte in Hannover mit, er habe seine Staatskanzlei beauftragt, die dafür notwendigen juristischen Schritte einzuleiten und einen entsprechenden Schriftsatz an das Bundesverfassungsgericht zu erstellen.

Der ehemalige Bundesverfassungsrichter Helmut Simon hält die Verfassungsklage für sinnvoll. Im baden-württembergischen Privatsender Radio 7 sagte er am Mittwoch, laut Grundgesetz seien selbst im Verteidigungsfall sowohl Bundesrat als auch Bundestag einzuberufen.

Da sogar im Ernstfall das Parlament befragt werden müsse und die Entscheidung nicht allein dem Kabinett überlassen werden dürfe, habe die Klage durchaus Aussicht auf Erfolg. Es sei logisch, so Simon, daß in weit weniger dringlichen Fällen wie beim Beobachtungseinsatz in der Adria der Bundestag beschließen müsse.

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus Naumann, begrüßte eine "Klarstellung" durch die beabsichtigte Klage der SPD-Bundestagsfraktion, da es auch innerhalb der Bundeswehr Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des Bundeswehreinsatzes in der Adria gebe. Ein Kontrolleinsatz wie der in der Adria sei auch deshalb notwendig, weil die von der SPD angeführte Satellitenüberwachung keine Alternative sei, sagte Naumann in einem Interview der "Hamburger Morgenpost" vom heutigen Donnerstag. Das Risiko für den beteiligten Zerstörer "Bayern" als auch für die Bundeswehrtransportflugzeuge, die an der humanitären Luftbrücke nach Sarajewo teilnehmen, stufte Naumann als gering ein.

Zwei Vorstandsmitglieder der Grünen riefen die Besatzung des Zerstörers "Niedersachsen" auf, angesichts ihres bevorstehenden Einsatzes in der Adria den Kriegsdienst zu verweigern. Die "Niedersachsen" läuft am heutigen Donnerstag in die Adria aus, um die "Bayern" abzulösen. In einem am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Appell von Angelika Beer und Christine Weiske heißt es, die Soldaten seien Exempel und zugleich Opfer neuer deutscher Außenpolitik.

Sie würden als erste in einen möglichen Krieg geschickt, der durch den grundgesetzlichen Auftrag nicht gedeckt sei.

Unterkunft gesucht für englische Pflegekräfte

Seit Juni 1991 werden in Zusammenarbeit mit dem Centre for Communication in Health Care in Frankfurt und Agenturen aus England und Irland Krankenschwestern und -pfleger an deutsche Krankenhäuser vermittelt, um die bekannte angespannte Personalsituation etwas zu entschärfen.

Um die sprachlichen Hindernisse so schnell wie möglich abzubauen, erhalten die Pflegekräfte davor einen vierwöchigen Deutsch-Intensiv-Kurs im Centre for Communication in Health Care in Frankfurt.

Das Centre sucht nun dringend für die Zeit vom 29. Juli bis 29. August deutsche Familien, die bereit sind, eine britische Schwester oder einen Pfleger bei sich aufzunehmen und zu verpflegen (Frühstück und warme Mahlzeit/Tag). Englischkenntnisse der Gastfamilie sind nicht erforderlich. Unterkunft und Verpflegung werden bezahlt.

Kontaktadresse: Centre for Communication in Health Care, Darmstädter Landstraße 109, Telefon-Nr. 61 87 53. FR

Bundestag billigt Adria-Einsatz Opposition vehement gegen Bundeswehraktion im Krisengebiet Von unserer Korrespondentin Ferdos Forudastan BONN, 22. Juli. Der Bundestag hat am Mittwoch mit der Mehrheit der Regierungsparteien den Einsatz der Bundesmarine in der Adria zur Überwachung des UN- Embargos gegen Serbien und Montenegro gebilligt. In einer von der SPD beantragten Sondersitzung lehnten Sozialdemokraten, PDS und Bündnis 90/Grüne die Aktion als militärisch überflüssig, politisch falsch und verfassungswidrig ab. Die Mehrheit stimmte gegen eine SPD-Vorlage zur Änderung des Grundgesetzes mit dem Ziel, nur Blauhelmeinsätze zuzulassen. In einer Regierungserklärung bestand Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) darauf, daß der Einsatz des deutschen Zerstörers "Bayern" nicht gegen die Verfassung verstoße. Die Einheiten seien nur beobachtend und damit nicht militärisch im Sinne der einschlägigen Grundgesetzbestimmungen tätig. Er wies darauf hin, daß "weitergehende Maßnahmen, insbesondere zur zwangsweisen Durchsetzung des UN-Embargos", bislang ausgeschlossen seien. Kinkel sagte, er halte die Beteiligung auch aus politischen Gründen für wichtig, weil Deutschland damit seine Bündnisfähigkeit beweise und seiner gewachsenen Verantwortung gerecht werde.

SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose erneuerte den Vorwurf, die Bundesregierung habe mit ihrer Entscheidung über den Einsatz der "Bayern" das Parlament umgangen. Er kritisierte außerdem die Überwachungsmaßnahme an sich. Sie helfe den Menschen im früheren Jugoslawien überhaupt nicht. Auch Satelliten oder Nachrichtendienste könnten etwaige Verletzungen des Embargos erfassen. Klose warf der Bundesregierung vor, sie wolle scheibchenweise eine fundamentale Veränderung der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik vornehmen, ohne dies deutlich zu sagen. Die SPD werde nicht akzeptieren, wenn am Parlament vorbei der Kurs gewechselt werden sollte.

Klose bekräftigte den Beschluß seiner Fraktion, gegen den Bundeswehreinsatz in der Adria das Verfassungsgericht anzurufen. Die Koalition definiere mit der Aktion den Verteidigungsauftrag der Bundeswehr neu und dehne "Grauzonen" der Verfassung aus.

Der SPD-Abgeordnete Norbert Gansel sagte, seine Partei lehne die von der Koalition verlangte Möglichkeit zur Teilnahme an UN-Kampfeinsätzen noch ab. Sie könne sich aber später unter anderen Umständen neu entscheiden. Die Koalition ist strikt dagegen, die Verfassung nur für Blauhelme zu ändern, und lehnte den entsprechenden SPD-Vorstoß deshalb ab.

Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) lehnte einen Kampfeinsatz im ehemaligen Jugoslawien ab. Damit widersprach er indirekt dem stellvertretenden Vositzenden der CDU/CSU-Fraktion, Johannes Gerster, und ihrem außenpolitischen Sprecher Karl Lamers. Beide hatten sich am Dienstag für eine militärische Option ausgesprochen.

(Weitere Berichte auf Seiten 3 und 7, Kommentar auf Seite 3)

Keine Bürgerberatung

Der diesjährige Betriebsausflug des Presse- und Informationsamtes ist für Freitag, 24. Juli, vorgesehen. Das Presse- und Informationsamt, einschließlich Bürgerberatung Römer, bleibt an diesem Tag geschlossen. Gedenken an Betty Arndt

Zum Gedenken an die Stadtälteste und ehemalige Stadträtin Betty Arndt lassen Stadtverordnetenversammlung und Magistrat am heutigen Donnerstag, 23. Juli, einen Kranz auf dem Frankfurter Hauptfriedhof niederlegen. Betty Arndt starb am 23. Juli 1984. Die Kommunalpolitikerin war von 1964 bis 1972 ehrenamtliches Magistratsmitglied.

Halbherziger Plan zur Rettung des Montmartre

"Verschwiegene Gassen, gesäumt von kleinen, strohgedeckten Häusern, Scheunen und üppig wuchernden Gärten . . .". So beschrieb der Dichter Gerard de Nerval dsas Viertrel Montmartre im vergangenen Jahrhundert. Seitdem hat sich auf dem berühmten Hügel ("Butte") über den Dächern von Paris viel geändert. Zwei Millionen Touristen strömen jedes Jahr in die letzte freie Gemeinde der Hauptstadt. Das pulsierende Amüsier- und Künstlerviertel, mit seinen dörflich anmutenden Winkeln am Fuße der Sacré-Coeur-Basilika, übt auch eine wachsende Anziehungskraft auf Baulöwen und Spekulanten aus.

Zahlreiche Bürgerinitiativen haben in den vergangenen Jahren in einem zähen Kleinkrieg für die Rettung ihres "Dorfes" gekämpft. Im Pariser Rathaus ist man sich der Gefahren bewußt, von denen das alte Montmartre-Viertel bedroht ist, und entschlossen, die Idylle nicht kaputtgehen zu lassen. Die "Butte" soll nicht durch Immobilienhaie und Sightseeing-Rummel ihre Seele verlieren.

Anders als das Marais mit der ältesten heute noch erhaltenen Architektur oder das VII. Arrondissement und seine Stadtpaläste zwischen Invalidendom und Faubourg St. Germain ist Montmartre nicht als historisches Stadtviertel geschützt.

Jetzt soll der dörfliche Charakter des Viertels zumindest für die nächsten zwanzig oder dreißig Jahre erhalten bleiben. Zunächst ist eine umfassende Bestandsaufnahme von Häusern, Straßen, Plätzen und Grünflächen geplant. Nach der Inventarisierung soll dann in einem Jahr ein Plan mit detaillierten Richtlinien zum Schutz der Architektur, Urbanistik und Landschaft am Montmartre ausgearbeitet werden. Für die Spitze des Hügels besteht bereits ein derartiger Plan. Er stammt jedoch aus den fünfziger Jahren, ist also "völlig überholt und betrifft nur ein eng begrenztes Gebiet", erklärt die stellvertretende Stadtbaudirektorin Christine Barbé das neue Projekt. Sie will für die Zukunft präzise Auflagen für die Höhe der Gebäude und die Harmonie der Fassaden durchsetzen.

"Das Malerische am Montmartre sind jedoch nicht nur einzelne Bauwerke", betont Christine Barbé, "das ist auch ein Charme, eine Atmosphäre, eine Landschaftsqualität, die ein Aktionsprogramm und eine Renovierung der Sträßchen, Anlagen und Plätze erforderlich machen würden." Dabei will man sich am ursprünglichen Zustand orientieren und den Stil von "Alt-Montmartre" dadurch erhalten, daß beispielsweise bei Renovierungen Materialien von früher verwendet werden. Einstweilen könnten umstrittene Bauvorhaben bis auf weiteres gestoppt werden, wird beim städtischen Bauamt versichert.

Parallel zu diesem strengen Flächennutzungsplan soll eine Studie über den Besucherandrang und den Autoverkehr in Auftrag gegeben werden. Für die Touristen will man mehr Fußgängerbereiche schaffen und den Autoverkehr verringern. Bis zu tausend Reisebusse, häufig Doppeldecker, fahren an Feiertagen und in Ferienzeiten täglich auf die "Butte". Sie verursachen ein Verkehrschaos in den winkeligen Gassen und lassen den durchhöhlten Untergrund von Montmartre erzittern, der eines Tages zusammenstürzen könnte. Geologen haben festgestellt, daß die Häuser des Viertels auf ehemaligen Gipsbrüchen stehen.

1985 wurde die Zufahrt zum Sacré-Coeur für Reisebusse beschränkt und seit einem Jahr zwischen 21.00 Uhr und 10.00 Uhr ganz verboten. Das untertags geltende Parkverbot wird von den Fahrern meist unterlaufen.

Mit Rücksicht auf den Tourismus scheuen sich staatliche und kommunale Verantwortliche, durchzugreifen und den Hügel für Busse ganz zu sperren, wie Bürgerkommitees dies fordern, die darauf verweisen, daß ein umweltfreundliches Verkehrsmittel, die Montmarte-Seilbahn, erst kürzlich zu einem hochmodernen Aufzug umgebaut wurde. Dann müßten jedoch am Fuße der "Butte" riesige Bus-Parkplätze geschaffen werden, und das ist teuer. CHRISTA BARTH (AFP)

Angst vor "Abkopplung" Die US-Truppen in Europa zeigen Beharrungsvermögen

Die atlantische "Waffenbrüderschaft", zu Zeiten des Kalten Kriegs als unabdingbare Sicherheitsgarantie für Westeuropa bewertet, zeigt Verschleißerscheinungen. Gereizt reagiert Washington auf die Schaffung des deutsch-französischen Euro-Korps. An eventuellen Militäraktionen im zerfallenen Jugoslawien wollen die USA zwar nicht teilnehmen, doch mitmischen möchten sie schon. Der Streit zwischen Frankreich und den USA über die Zusammensetzung von Friedenstruppen der KSZE wurde kurz vor dem Gipfel von Helsinki durch einen Kompromiß beigelegt, der keine der aufgeworfenen Fragen löst. Ewig werden die Politiker aber nicht lavieren können. Sie müssen entscheiden, ob Europa in der gewandelten Lage weiterhin auf den militärischen Beistand der USA angewiesen ist.

Das nordatlantische Verteidigungsbündnis NATO wurde 1949 zum Schutz vor einer expansionistischen Sowjetunion gegründet. 1955 entstand anstelle der gescheiterten Europäischen Verteidigungsgemeinschaft die Westeuropäische Union (WEU). Es ging um Alternativlösungen für die Eingliederung der Bundesrepublik Deutschland in die westliche Allianz, die noch im selben Jahr durch die Aufnahme Westdeutschlands in die NATO entschieden wurde. Als Antwort darauf schloß die Sowjetunion mit ihren Satelliten den Warschauer Pakt mit einem vereinigten Oberkommando unter sowjetischer Führung ab.

Die Sowjetunion und der Warschauer Pakt existieren nicht mehr. Die osteuropäischen Staaten wetteifern jetzt um ihre Einbindung in die westlichen Wirtschafts- und Verteidigungsorganisationen. Ethnische Konflikte und Sezessionskriege haben die Ost-West-Konfrontation abgelöst. Rußland bleibt zwar auf dem Papier eine militärische Großmacht, doch ist von dieser Seite auf absehbare Zeit kein Angriff zu befürchten. Was früher das Aufmarschgebiet der Roten Armeen war, ist heute ein Glacis des Westens.

In der sicherheitspolitischen Debatte hat es stets ein Tauziehen zwischen den "Europäern" und den "Atlantikern" gegeben. Die einen - zu denen De Gaulle gehörte - versuchten sich aus der US-Vorherrschaft zu lösen. Die anderen hielten ein auf zwei Säulen diesseits und jenseits des Atlantiks abgestütztes Verteidigungssystem für unverzichtbar. Die Fortsetzung dieser Debatte scheint nach dem Ende der Gefahr aus dem Osten anachronistisch. Europa ist auf dem Weg zur Einheit. Der Vetrag von Maastricht zwischen den zwölf EG-Staaten setzt sich auch eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik zum Ziel.

Es ist daher schwer einzusehen, warum die USA gemäß dem beim KSZE-Gipfel unterzeichneten Vertrag über die konventionellen Luft- und Landstreitkräfte in Europa 250 000 Mann stationieren dürfen (38 000 über dem derzeitigen Stand), während die meisten europäischen Staaten abrüsten.

In der Vergangenheit drohten US-Politiker immer wieder damit, ihre "Boys" aus Europa abzuziehen, falls ihre finanziellen oder wirtschaftlichen Forderungen nicht erfüllt würden. Jetzt, wo die US-Truppen in Europa verzichtbar geworden sind, beweisen sie überraschendes Beharrungsvermögen. Das hängt wohl mit den Stellungnahmen aus Washington zusammen, wonach die USA nach dem Zerfall der UdSSR die einzige Supermacht sind, die weltweit operieren kann.

Beim KSZE-Gipfel gerieten sich Franzosen und Amerikaner über die Frage in die Haare, wer für friedenserhaltende Missionen in Europa Truppen stellen soll. Frankreich möchte, daß die einzelnen Staaten oder die aus neun EG-Mitgliedern bestehende WEU angerufen werden. Die USA trachten die NATO, in der ein US-General das Oberkommando führt, zum "militärischen Arm" der KSZE auszubauen. Schützenhilfe erhielt Washington von den Polen und den Tschechoslowaken, denen noch die "Russenangst" im Nacken sitzt und die ein machtpolitisches Vakuum in Osteuropa befürchten.

Um des Gipfelfriedens willen wurden schließlich NATO, WEU und die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) in einen Topf geworfen, aus dem sich die KSZE im Bedarfsfall bedienen soll. Der nächste Streit ist damit bereits programmiert. US-Präsident George Bush sprach sich in Helsinki für eine "glaubhafte euro-atlantische Friedenserhaltungskapazität" aus, um die durch einen "intoleranten Nationalismus" entfachten Brände zu löschen. Europas Probleme seien auch die Probleme der USA. "Hastig zusammengesetzte Einheiten" würden nach Ansicht Bushs nicht ausreichen, möglichen Aggressionen oder Drangsalierungen entgegenzutreten. "Der NATO zuliebe wird mein Land eine substantielle militärische Fähigkeit in Europa belassen, die zu friedenserhaltenden Einsätzen der KSZE beitragen könnte", sagte der US-Präsident. Konkurrenzunternehmen wie das deutsch-französische Korps, das anderen EG-Staaten zur Teilnahme offensteht, werden in Washington nicht goutiert. Die US-Regierung sieht darin wohl nicht zu Unrecht den Embryo einer neuen, ausschließlich europäischen Verteidigungsstruktur. Laut Ex-Verteidigungsminister Caspar Weinberger könnte ein europäischer Alleingang "der so erfolgreichen Westallianz ausgerechnet in einem Augenblick weiteren Schaden zufügen, in dem sie einen solchen Schlag am wenigsten verkraften kann".

Europa muß den USA dankbar dafür sein, daß sie am Krieg gegen Hitler-Deutschland teilnahmen und später die Kreml-Strategen in Schach hielten. Doch die Geschichte bleibt nicht stehen. Was spricht eigentlich dagegen, daß die Europäer jetzt selbst für Ordnung in ihrem Haus sorgen? Eine gewisse militärische Abhängigkeit von den USA besteht lediglich auf dem Gebiet der Fernaufklärung und Frühwarnung. Die schweren Atomwaffen sind irrelevant geworden. In allen übrigen Belangen einschließlich Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft wäre ein geeientes Europa zumindest ebenbürtig. Wenn die USA weiterhin die europäischen Geschicke mitbestimmen wollen, so können sie dies durch ihre Mitgliedschaft bei der KSZE in einer Sicherheitszone, die rund um die nördliche Erdhälfte reicht. Die vielbeschworene Gefahr der "strategischen Abkopplung" Westeuropas von den USA stellt sich nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems nicht mehr.

Das Wetter

Wetterlage Der größte Teil Deutschlands bleibt im Einflußbereich des langsam nordostwärts wandernden Hochs über der Ostsee. Dabei gelangt vor allem in den Süden wieder zunehmend Warmluft. Vorhersage bis Freitag früh Heiter bis wolkig und nur in Alpennähe vereinzelt Gewitter. Höchsttemperaturen 24 bis 29 Grad. Tiefstwerte 13 bis 17 Grad. Meist schwachwindig. Weitere Aussichten für Freitag Sonnig, zeitweise wolkig und gegen Abend örtlich Gewitter, heiß. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr

Ausland

Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 31 °ree; Amsterdam

leicht bewölkt 22 °ree; Athen

wolkig 28 °ree; Barcelona

leicht bewölkt 29 °ree; Bordeaux

wolkig 22 °ree; Brüssel

leicht bewölkt 21 °ree; Budapest

leicht bewölkt 32 °ree; Bukarest

wolkig 30 °ree; Dublin

wolkig 19 °ree; Helsinki

leicht bewölkt 27 °ree; Innsbruck

leicht bewölkt 28 °ree; Istanbul

wolkig 25 °ree; Kairo

leicht bewölkt 33 °ree; Larnaka

wolkigr 27 °ree; Las Palmas

leicht bewölkt 24 °ree; Lissabon

leicht bewölkt 27 °ree; Locarno

leicht bewölkt 27 °ree; London

wolkig 21 °ree; Madrid

leicht bewölkt 29 °ree; Malaga

leicht bewölkt 26 °ree; Mallorca

leicht bewölkt 31 °ree; Moskau

leicht bewölkt 27 °ree; Nizza

wolkig 28 °ree; Paris

leicht bewölkt 23 °ree; Rom

leicht bewölkt 27 °ree; St. Petersburg

wolkenlos 27 °ree; Stockholm

leicht bewölkt 26 °ree; Tunis

leicht bewölkt 31 °ree; Varna

wolkig 28 °ree; Venedig

wolkenlos 28 °ree; Warschau

leicht bewölkt 33 °ree; Wien

leicht bewölkt 28 °ree; Zürich

Gewitter 16 °ree; Deutschland

Ort Wetter Grad

Berlin

stark bewölkt 21 °ree; Dresden

bedeckt 19 °ree; Feldberg/Schw.

bedeckt 10 °ree; Feldberg/Ts.

wolkig 19 °ree; Frankfurt/M.

wolkig 24 °ree; Freiburg

bedeckt 21 °ree; Hamburg

wolkig 21 °ree; Köln-Bonn

leicht bewölkt 22 °ree; Leipzig

stark bewölkt 21 °ree; München

stark bewölkt 24 °ree; Norderney

leicht bewölkt 20 °ree; Rostock

leicht bewölkt 22 °ree; Sylt

wolkig 19 °ree; Zugspitze

in Wolken 7 °ree;

Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, un- ter anderem für Allergiker und Herz- Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies.

Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.

Sonnenaufgang 5.23 Uhr

Sonnenuntergang 21.19 Uhr

Mondaufgang - Uhr

Monduntergang 15.09 Uhr

Halefeldt-Rest

Es lohnt sich allemal für die Rundfunkanstalten der ARD, ihre Dritten zu hegen und zu pflegen. Während die Anteile der beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme von ARD und ZDF an der Sehdauer der erwachsenen Zuschauer in Westdeutschland zwischen 1987 und 1991 von jeweils über 40 Prozent auf 27 bzw. 26 Prozent zurückgegangen sind, schrumpfte der Marktanteil der Dritten ARD-Programme nur um 1,7 Prozentpunkte auf 8,9 Prozent. Den beiden national erfolgreichsten Dritten Programmen, dem Bayerischen Fernsehen und West 3, dürfte dabei neben ihren großen Sendegebieten ihre bundesweite Verbreitung über Satellit mit zugute gekommen sein. (N 3 ist inzwischen mit europaweiter Ausstrahlung gefolgt.) Federn mußten jedoch auch die Dritten lassen. Dies ist so verwunderlich nicht. Schließlich tritt in den klassischen Ressorts der Dritten - Information, Bildung, Kultur - immer mehr Konkurrenz an. Die kommerziellen Vorreiter haben neben Filmen, Serien und Shows auch die Information bzw. das Infotainment, für sich entdeckt. In Sachen Kultur machen die Öffentlich-Rechtlichen sich mit 3SAT, Eins plus und neuerdings Arte selbst Konkurrenz.

Da scheint es vernünftig für die Dritten, sich in Zukunft verstärkt mit ihren regionalen Eigenproduktionen zu profilieren. Diese gehören in hessen 3 nach wie vor zu den Rennern. So erreichte die HR- Talkshow "Zeil um Zehn" im ersten Halbjahr 1992 im Schnitt zehn Prozent der hessischen Fernsehhaushalte (in ganz Westdeutschland 480 000 Zuschauer).

Die beliebte "Hessenschau" brachte es auf eine Haushaltsquote von neun Prozent (bzw. 270 000 westdeutsche Zuschauer). "hessen 3 unterwegs" und "Herrchen gesucht" sahen im Schnitt fünf Prozent der Haushalte im Sendegebiet (d. h. 220 000 bzw. 210 000 Menschen in den alten Bundesländern). "Holgers Waschsalon" wie die politischen Sendungen "Stadtgespräch" und "Das starke Stück der Woche" liefen in vier Prozent der hessischen Haushalte, die "Streitfragen", "trends", "sport aktiv" und "kinostarts" in drei Prozent. Unter dem Strich konnte hessen 3 damit in seinem Sendegebiet zwischen Januar und Juni 1992 5,9 Prozent der Sehdauer der erwachsenen Zuschauer für sich verbuchen.

HEUTE LESEN SIE

Irak UN-Drohung läßt Bagdad kalt Seite 2

Leitartikel Unklare Signale an Belgrad Seite 3

Karenztag IG Metall rechnet nach Seite 4

Feuilleton Die Lage bei Volk & Welt Seite 8

Wirtschaft Gegenwind für Zahnärzte Seite 9

Medienrundschau Metropolen-TV für Berlin Seite 15

Frankfurt Neue Pläne für "urbane City" Seite 17

Kulturspiegel Fortschritte beim Filmhaus Seite 23

Aus aller Welt Unwetter über Deutschland Seite 30

Börse Seite 11

Fernsehen und Funk Seite 14

Roman Seite 22

Filmspiegel Seite 26/27

Freie Aussprache Seite 29

Zahnärzte beißen in Bonn auf Granit Gesundheitsministerium widerlegt Vorwürfe / "Existenz nicht gefährdet"

ptz BONN. Nach der harschen Absage der Zahnärzte an die von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer eingeleitete Reform zur Eindämmung der Ausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung leitet das Bonner Ministerium nun eine Gegenoffensive ein. In einem internen Papier wird der Vorwurf der Zahnmediziner, die Sparaktion gefährde ihre Existenz, zurückgewiesen. Anhand von repräsentativen Zahlen rechnen die Ministerialbeamten vor, daß ein Zahnarzt mit 600 000 Mark Praxisumsatz allenfalls mit einer Einbuße von 6000 Mark netto rechnen muß. Nach Steuern verbleibe diesem immer noch ein Jahreseinkommen von rund 134 000 Mark. Das als Argumentationshilfe für Bundestagsabgeordnete der Koalition gedachte Papier macht zudem auf eine Reihe materieller Vorteile für die Ärzteschaft aufmerksam. Diese würden unter anderem durch den erhöhten steuerlichen Vorwegabzug entlastet.

Der Vorsitzende des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte, Ralph Gutmann, hatte Seehofer vor kurzem schriftlich mitgeteilt, seine Organisation werde an der für den 27. Juli geplanten Anhörung zum Gesundheitsstrukturgesetz nicht teilnehmen. Der Referentenentwurf sei gleichermaßen auf "Staatsdirigismus und die Entrechtung" seines Berufsstandes ausgerichtet. Bayerns Zahnärzte hatten sogar gedroht, aus der gesetzlichen Krankenversicherung auszusteigen. Das Gesundheitsministerium hält den Dentisten entgegen, daß sie bei der Blümschen Reform von 1989 keine Einbußen hinnehmen mußten. Die Streichung der Erstattungsfähigkeit von Materialpauschalen hätten sie durch Klagen vor Gericht unterlaufen und so das ihnen zugedachte Opfer von 250 Millionen Mark vermieden. 1991 seien die Ausgaben der Kassen für Zahnersatz um 13,7 Prozent je Mitglied geklettert. Der Anstieg habe sich im ersten Quartal 1992 mit 17,2 Prozent beschleunigt fortgesetzt.

Die von den Zahnärzten beklagte 20prozentige Senkung der Punktwerte für Zahnersatzleistungen betreffe nur 28 Prozent ihrer Kasseneinnahmen von 12,5 Milliarden Mark (1991). Außerdem sei die Möglichkeit einer teilweisen Kompensation gegeben, weil nach der Reform etwa ein Viertel der heutigen Zahnersatzleistungen als sogenannte Wahlleistung behandelt wird. Für Wahlleistungen - bei denen der Kunde stärker als bisher draufzahlen muß - könnten die Zahnärzte die um rund 30 Prozent höheren Privatgebührensätze abrechnen.

Die von Kassenärzten geplante Aktion "Rote Karte für Seehofer" wird von Bundestagsabgeordneten unterdessen kritisiert. Der CDU-Sozialpolitiker Heribert Scharrenbroich hält die vorgesehene Sammlung von Protest-Unterschriften bei Patienten für einen Verfall der guten Sitten. Die SPD-Politikerin Regina Schmidt- Zadel warnt Kranke davor, sich vor einen falschen Karren spannen zu lassen.

Langsam, aber termingerecht

Volkszorn in Maßen

So gegen 15.50 Uhr haben am Mittwoch die vier braungebrannten Bauarbeiter aus Alzey die Schippen, das Werkzeug, die Rohrschläuche und die Kästen mit den leeren Sprudelflaschen auf der Pritsche ihres Transporters verstaut und sind Richtung Heimat gestartet. Sie waren die letzten auf der Baustelle des neuen Fußgängerüberwegs am Hauptbahnhofsvorplatz; die Kollegen von den anderen Firmen hatten schon vorher die Heimfahrt angetreten.

Eine knappe Viertelstunde später staut sich vorm Hauptbahnhof der Verkehr. Die Baustelle hat es dort für die Autofahrer eng werden lassen, denn die östliche Doppelspur, die sonst zur Mannheimer Straße und zur Bahnhof-"Südtasche" führte, ist gesperrt. Man hat frisch geteert und dort Walzen, Kompressoren und Rüttelgeräte geparkt. Auf dem Bahnsteig 2 der Tram-Haltestelle sind drei Haufen rötlicher Pflastersteine geschichtet. Daß sich da zu dieser Stunde nichts mehr tut, die Baustelle zur Zeit des abendlichen Berufsverkehrs völlig verwaist ist, empört manchen, der in seinem Wagen nur im stop and go zum Baseler Platz und zur Friedensbrücke vorankommt. "Die müßten doch rund um die Uhr schaffen, damit das hier wieder vorangeht", echauffiert sich ein Taxifahrer.

Und eine sichtlich genervte Frau in einem Personenwagen mit OF-Kennzeichen weiß: "Die könnten längst fertig sein - aber man sieht ja niemanden arbeiten, wenn man hier vorbeikommt."

Bei Otto Heinrich Brandau, dem stellvertretenden Leiter des Frankfurter Straßenbauamts, hat sich noch keiner beschwert. Auch Zeitungsberichte, daß sich bei vielen motorisierten Verkehrsteilnehmern Volkszorn staue auf die Bahnhofsplatz-Baustelle und die Engpässe an der Börsenstraße und Hochstraße, bringen den Behördenchef nicht aus der Ruhe. "Sommerloch", lautet sein Kommentar.

Brandau räumt ein, daß beim Überweg zwischen Kaisersack / Bahnhofsportal und an den Baustellen der "aufgepflasterten Fußgängerfurten" zwischen Rathenauplatz / Freßgass' und Freßgass' / Opernplatz nicht Tag und Nacht geschafft wird: "Das ist mit den Firmen auch nicht ausgemacht worden." In den Verträgen stehe, daß die Bauunternehmen die ganzen sechs Wochen der Sommerferien über Zeit haben, ihren Job zu machen. In den klassischen Urlaubsmonaten gibt es nämlich 30 Prozent weniger Autoverkehr in Frankfurt.

Am ersten Schultag, da ist Brandau sicher, sind der Engpaß am Hauptbahnhof und die "Einspurigkeit" an Börsen-und Hochstraße verschwunden. Die Bauüberwachung melde ihm nämlich, "daß der Ablauf der Maßnahmen termingemäß erfolgt".

Nur: Schneller werden die Autofahrer mit ihren Wagen auch nicht vorwärtskommen, wenn die Baustellen geräumt sind: Die Ampeln dort werden auf "länger Grün für Fußgänger" umgestellt, und man muß das Tempo drosseln, denn aufgepflasterte Holperschwellen bedrohen Achse und Unterboden des Gefährts. peh

Bundesbanker Nölling räumt seinen Sessel

ski FRANKFURT A. M. Wilhelm Nölling gibt Anfang November nach mehr als zehn Jahren sein Amt als Präsident der Landeszentralbank (LZB) Hamburg auf. Zum Anlaß für seinen Rücktritt nimmt der 58jährige die vom Gesetzgeber beschlossene, am 1. November in Kraft tretende Neuordnung der regionalen Bundesbank-Hauptverwaltungen. Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sollen eine gemeinsame LZB mit voraussichtlichem Sitz in der Elbemetropole erhalten. Diese Reorganisation hätte Nölling, dessen Vertrag bis Mai 1998 läuft, freilich keineswegs zum endgültigen Rücktritt gezwungen. Er hätte sich vielmehr ebensogut darum bemühen können, auf dem Chefsessel der neuen, für drei Länder zuständigen Filiale der Währungsbehörde Platz zu nehmen. Statt dessen bringt Nölling den Präsidenten der aufzulösenden Kieler Hauptverwaltung, den ehemaligen Volksfürsorge-Chef Werner Schulz, für den Spitzenjob bei der Dreier-LZB ins Gespräch. Darüber entscheiden die drei Landesregierungen, der Bundesrat und letztlich der Bundespräsident.

Nölling will nach seinem Ausscheiden die wirtschaftswissenschaftliche Lehrtätigkeit an der Uni Hamburg fortsetzen und zeitweise zu Forschungszwecken an das Institute for International Affairs der Harvard University (USA) gehen. Ferner möchte er der Bundesbank als Berater für Osteuropa zur Verfügung stehen.

Ob Minister oder Hinterbänkler, die meisten denken an Urlaub Eine Debatte, so wichtig wie lustlos geführt: Sondersitzung des Bundestags zum Bundeswehreinsatz in der Adria

Nur zögernd finden sich die Volksvertreter an diesem Mittwoch vormittag an ihrem Arbeitsplatz im Parlament ein. Um viertel vor neun, wenige Minuten vor Beginn der Bundestagssondersitzung, ist das Plenum noch fast leer. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus Naumann, wirkt ein wenig verloren, wie er da als Gast auf der Regierungsbank auf den Beginn der Sitzung wartet. Im Untergeschoß sitzen die Garderobenfrauen gelangweilt vor den Kleiderständern. Bei sommerlicher Wärme hat fast niemand etwas abzugeben.

Trotzdem ist im Untergeschoß mehr los als oben; denn hier befindet sich die Cafeteria. Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann nagt mißmutig an einem Von Charima Reinhardt (Bonn) Wurstbrötchen. Der Freidemokrat sieht übernächtigt aus. Ganz anders sein Parteifreund Klaus Kinkel. Schwungvoll tritt er durch die Tür, unter den Arm geklemmt eine Mappe mit dem Text der Regierungserklärung, die er gleich abgeben wird. Eiligen Schrittes durchmißt Kinkel den Raum und bleibt vor einem Tisch stehen, an dem der Sozialdemokrat Horst Ehmke frühstückt. An der Bar erzählt Bundesumweltminister Klaus Töpfer den Witz von einem Soldaten, der nicht auf ein U-Boot will, weil er gewohnt sei, bei offenem Fenster zu schlafen. Sarkastisch meint Töpfer, die Einberufung einer Sondersitzung hätte sich zu einem späteren Zeitpunkt während der Ferien viel mehr gelohnt. Jetzt zu Anfang seien viele Parlamentarier noch gar nicht verreist.

Ob Minister oder Hinterbänkler: Eigentlich hat niemand große Lust, an dieser Bundestagssitzung teilzunehmen, von der keiner Bahnbrechendes erwartet. Selbst jene, die für die Unterbrechung der Parlamentsferien gesorgt haben, sind keineswegs allesamt vom Sinn des Unterfangens überzeugt. "Jeder von uns würde lieber an seinem Urlaubsort in der Sonne sitzen und die Veranstaltungstips der Zeitungen studieren", sagt ein SPD-Politiker. Die Kollegen berichteten vorzugsweise über erste Urlaubserlebnisse, viel weniger interessiere sie das Thema der Debatte, der Einsatz von Bundeswehrsoldaten an der Adria.

Immerhin sind dann doch etwa vier Fünftel der Bundestagsabgeordneten eingetroffen, als Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth die Sitzung eröffnet. Einige hetzen verspätet hinein. Andere wie der FDP-Abgeordnete Jürgen Schmieder haben es nicht mehr geschafft: Er blieb mit dem Taxi im Stau in der Athener Innenstadt hängen und verpaßte sein Flugzeug.

Außenminister Kinkel beginnt die Sondersitzung mit seiner ersten Regierungserklärung. Aufmerksam lauscht Verteidigungsminister Volker Rühe. Zustimmend nickt der Christdemokrat, als Kinkel einen "konstruktiven und aktiven Beitrag" der Bundesrepublik Deutschland bei der internationalen Krisenbewältigung einfordert. Die beiden verstehen einander, weiß inzwischen jeder in Koalition und Opposition. Von der beinahe traditionellen Konkurrenz zwischen Verteidigungs- und Außenminister, die zwischen Hans-Dietrich Genscher und Gerhard Stoltenberg noch häufig zu Reibereien geführt hat, ist beim Gespann Kinkel/Rühe nichts zu spüren.

SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose nimmt während der 20minütigen Rede Kinkels letzte Korrekturen an seinem Redemanuskript vor, das er in einer Klarsichthülle vor sich liegen hat. Für manche Gepflogenheiten seines Vorgängers Hans-Jochen Vogel mag Klose mittlerweile zunehmend Verständnis haben. Das dürfte besonders gelten für Vogels Verständnis vom Fraktionsvorsitzenden als Moderator, der die SPD-Fraktion zusammenzuhalten versteht. Klose übt diese Rolle zur Zeit. Von ihm ist bekannt, daß er anders als die Mehrheit seiner Partei künftige Kampfeinsätze der Bundeswehr außerhalb des NATO-Gebiets nicht ausschließen mag. Trotzdem gelingt es ihm, die Auffassung der meisten Sozialdemokraten, nach der die Entsendung deutscher Bundeswehrsoldaten in die Adria verfassungswidrig ist, überzeugend darzulegen. Klose macht aus seiner abweichenden Meinung keinen Hehl, sondern geht in die Offensive: "Es gibt Pazifisten in meiner Fraktion, und ich bin stolz darauf, auch wenn ich nicht zu ihnen gehöre", sagt er. Er denke auch im Falle Jugoslawiens über ein militärisches Eingreifen nach, sehe den Sinn aber nicht, "weil es zu einem noch größeren Blutbad" führen würde. Ruhig, aber bestimmt fordert der Oppositionsführer den Regierungschef auf, zur Behauptung von Entwicklungshilfeminister Carl-Dieter Spranger Stellung zu nehmen, die Bundeswehr könne auch ohne Verfassungsänderung an Kampfeinsätzen teilnehmen. Doch Bundeskanzler Helmut Kohl hüllt sich in Schweigen. Er greift in die Debatte nicht ein.

Die Antwort auf Klose besorgt dafür um so gründlicher CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble. Der nimmt das Lob einiger SPD-Abgeordneter für ihren Fraktionsvorsitzenden zum Anlaß, eine Unterbrechung der Sitzung vorzuschlagen, um angesichts des "Diskussionsbedürfnisses" den Sozialdemokraten Gelegenheit zu geben, "den Saal zu verlassen". Diese Bemerkung Schäubles wirkt wie ein Paukenschlag. Die bisher ernst und sachlich geführte Debatte verändert sich in eine "tumultartige Szene", wie die Abgeordnete von Bündnis 90/Grünen, Vera Wollenberger, diagnostiziert. Schäuble überschreit die erregten Zwischenrufe von SPD-Seite mit der Feststellung: "Es herrscht Krieg mitten in Europa." Erst recht provoziert fühlen sich die Sozialdemokraten, als Schäuble die Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina mit dem Streit um eine Verfassungsänderung zur Begrenzung des Asylrechts in Zusammenhang bringt. Bundestagspräsidentin Süssmuth greift ein und bittet, "dem Gegenstand angemessen miteinander umzugehen".

Schäuble fordert die SPD erneut heraus und sagt, es gebe keine verfassungsrechtliche Grauzone, "höchstens in den Köpfen einiger Sozialdemokraten". Gezielt legt er den Finger in die Wunde, indem er die Abwesenheit des SPD-Vor- sitzenden Björn Engholm erwähnt. Der habe Klose in den vergangenen schwierigen Wochen "nicht viel geholfen", aber da Engholm zur Bundestagsdebatte nicht gekommen sei, habe er "auch nicht viel geschadet". Das Fehlen Engholms ist auch für CSU-Landesgruppenchef Wolfgang Bötsch Grund für giftige Bemerkungen. Genüßlich zitiert Bötsch den SPD- Vorsitzenden, der am Sonntag in einem Interview gesagt habe, er könne nicht wegen jeden politischen Sachverhalts einen Zahnarzttermin absagen.

Mit Klose freilich gehen die Koalitionspolitiker pfleglich um. Schließlich brauchen sie seine Hilfe. Er soll in der SPD für eine Grundgesetzänderung werben, die nicht nur Blauhelm-, sondern auch Kampfeinsätze der Bundeswehr ermöglichen soll. Man weiß, Klose ist von der Position der Bundesregierung nicht weit entfernt. Die verbale Umarmung des "lieben Ulrich Klose" durch Verteidigungsminister Volker Rühe ist insofern mehr Taktik als Dankbarkeit. Rühe lobt Kloses Zustimmung zur Entsendung von Bundeswehr-Sanitätern nach Kambodscha, für die der SPD-Fraktionschef mit heftiger Kritik der Genossen bedacht worden ist.

Rückblickend fühlt sich Klose hereingelegt: Die Kambodscha-Entscheidung fiel zum Auftakt der Osterferien des Parlaments und erschwerte somit die Rücksprache mit den Parteifreunden, der Adria-Einsatz erfolgte zu Beginn der parlamentarischen Sommerpause. Klose folgert daraus, die Bundesregierung wolle scheibchenweise eine neue Außen- und Sicherheitspolitik am Parlament vorbei durchsetzen. Trotz der manchmal mit großer Härte vorgetragenen Meinungsunterschiede fehlen Worte der Betroffenheit nicht an diesem Tag. Die stellvertretende SPD- Fraktionsvorsitzende Herta Däubler- Gmelin zeigt sich "bitter, wütend, fassungslos", daß der Krieg in Bosnien-Herzegowina nicht habe verhindert werden können. Oft ist an diesem Tag von einer "angemessenen" Reaktion auf den Krieg im ehemaligen Jugoslawien die Rede. Am Ende aber, bei der Abstimmung über die Entschließungsanträge, ist alles wie immer: Die Sozialdemokraten stimmen für ihren Antrag, die Koalitionsfraktionen für einen eigenen. Eine gemeinsame Erklärung des Deutschen Bundestages zum sinnlosen Töten in Bosnien-Herzegowina gibt es nicht, nur eine Meinung der Mehrheit und eine der Minderheit. Aber - um mit Schäuble zu sprechen - das ist eben so in einer Demokratie.

Bockenheim: Wohnungen wiederhergerichtet

Das Amt für Wohnungswesen hat jetzt dafür gesorgt, daß fünf lange Zeit leerstehende Drei-Zimmer-Wohnungen in Bokkenheim wieder bewohnt werden können. Wie das Amt mitteilte, handelt es sich um 300 Quadratmeter Wohnfläche. Eine Wiesbadener Immobilienfirma hatte das Wohnhaus 1987 erworben und es danach wegen Modernisierungs- und Verkaufsabsichten leerstehen lassen. Als das Amt für Wohnungswesen dem Firmeneigner, einer GmbH, eine Verfügung zustellte, die Räume als Wohnraum herzurichten, verkaufte die Gesellschaft das Gebäude.

Die neue Eigentümerin war zwar bereit, vier Wohnungen zu vermieten, richtete aber im Parterre Büros ein, die sie selber nutzte. In diesem Fall verfügte das Wohnungsamt die Räumung, die inzwischen erfolgt ist. enk

Holzschutzmittel auch Grund für Fehlgeburten? Staatsanwälte beantragen weitere Sachverständige Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert Bei einer Vielzahl von Frauen sollen die früher in Holzschutzmitteln verwendeten chlorierten Kohlenwasserstoffe Pentachlorphenol (PCP) und Lindan wiederholt zu Fehlgeburten geführt haben. Um den ursächlichen Zusammenhang zu beweisen, hat die Staatsanwaltschaft in Frankfurt vor der Umweltstrafkammer beantragt, die Heidelberger Professorin Ingrid Gerhard als Sachverständige zu vernehmen. Wie Staatsanwalt Erich Schöndorf erklärte, ist die an der Endokrinologischen Abteilung der Uni-Frauenklinik tätige Oberärztin bei der Behandlung von mehr als 200 Frauen mit wiederholten Fehlgeburten auf ein auffälliges Beschwerdebild gestoßen: Regelmäßig seien die Symptome Müdigkeit, Schwäche, Konzentrationsstörungen, Hautirritationen und gehäufte Infekte führend gewesen. Bei der Anamnese habe sich herausgestellt, daß die Patientinnen ausnahmslos mit chlorierten Kohlenwasserstoffen, und zwar ganz überwiegend mit PCP und Lindan, belastet gewesen seien.

Ob dem Beweisantrag der Staatsanwaltschaft stattgegeben wird, war in der Hauptverhandlung nicht zu erkennen. Bevor die Umweltstrafkammer unter Vorsitz von Richter Thomas-Michael Seibert entscheidet, hat zuvor noch die Verteidigung das Wort. Wie Seibert deutlich machte, will das Gericht darüber hinaus von Amts wegen für weitere Sachverständige sorgen.

Soweit im Fall eines bereits vernommenen Sachverständigen von der Verteidigung Parteilichkeit moniert worden war, hat die Umweltstrafkammer einen Befangenheitsantrag zurückgewiesen. Wie der Gutachter, ein Arzt aus Schleswig-Holstein, ausgeführt hatte, gingen die von seinen Patienten geschilderten Beschwerden auf die Anwendung von PCP-haltigen Holzschutzmitteln zurück. Daß sich der Sachverständige mehr als im üblichen Behandlungsrahmen für Holzschutzmittelgeschädigte engagiert hätte - so die Verteidigung -, konnte das Gericht nicht feststellen.

Mit einem pensionierten Bankdirektor als Zeugen kam jetzt auch der erste Holzschutzmittelgeschädigte aus dem Rhein-Main-Gebiet zu Wort. Auf Rat seines Architekten hatte er 50 Quadratmeter Naturholz in seinem Haus in Königstein "schön satt mit Xyladekor" anstreichen lassen. Angaben des Zeugen zufolge treten bei ihm auch zehn Jahre danach noch erhebliche Beschwerden auf, die auf das damals in Holzschutzmitteln verwendete PCP zurückzuführen seien. "Immer wenn ich in dem Haus bin, fühle ich mich hinfällig", klagte der inzwischen 71jährige, der allerdings auch unter Erkrankungen leidet, die eindeutig nicht mit dem Holzschutzmittel-Syndrom erklärt werden können.

Auf Fragen des Gerichts, warum er das Haus nicht verkauft habe, sagte der Zeuge: "So ist es nicht zu verkaufen." Das Haus habe zwar einen Verkehrswert von einer Million Mark, doch vor dem Verkauf müsse es saniert werden, was rund 200 000 Mark koste. Mit Blick auf seinen Gesundheitzustand - "ich bin ein Wrack" - wolle er jetzt kein Darlehen mehr aufnehmen, das später dann seine Frau zu tilgen habe.

Der Prozeß wird fortgesetzt.

RWI sagt Stahlindustrie rosigere Zeiten voraus

ESSEN (spi/cri). Der stark gebeutelten deutsche Stahlbranche winken bessere Zeiten. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) prognostiziert den Unternehmen für das kommende Jahr wieder eine stärkere Nachfrage aus dem Ausland. "Zuwächse werden sich zunächst vor allem bei den Lieferungen in die USA sowie in die Länder des Mittleren und Fernen Ostens ergeben", schreiben die Experten in ihrem jüngsten Bericht. Bei bedeutenden westeuropäischen Kunden wie Frankreich, Italien und den Niederlanden werde die Belebung erst später einsetzen.

Die Rohstahl-Erzeugung wird laut RWI 1993 um etwa fünf Prozent auf 44 Millionen Tonnen wachsen. Profitieren dürften davon auch die Betriebe in den neuen Ländern. Die Fertigung in der Verarbeitung werde in der kommenden Periode ebenfalls zulegen. Das RWI schätzt den Zuwachs auf zwei bis drei Prozent im Inland. Im laufenden Jahr springt die Konjunktur noch nicht an, so daß die Forscher allenfalls mit einer Stagnation der Erzeugung rechnen.

Auf den Arbeitsmarkt wird sich die in der kommenden Periode angenommene positivere Entwicklung nicht entsprechend auswirken. Die Wissenschaftler erwarten, daß die Belegschaften weiter verringert werden. Von den 208 000 Stellen im Dezember 1991 dürften ihrer Ansicht Ende kommenden Jahres nur noch rund 175 000 übrig sein.

Senckenberg-Museum lädt Kinder zum Spielen ein

Kinder können am heutigen Freitag wieder ihr eigenes Museum gestalten: Für 24. Juli lädt das Senckenberg- Museum wieder Jungen und Mädchen ein, die spielerisch die Entwicklung des Lebens auf der Erde nachvollziehen können - und nebenbei eine eigene Vitrine zusammenstellen. Von 14 bis 17 Uhr kleben jüngere Kinder fossile Säugetiere aus Wollfäden, während die älteren Jungen und Mädchen dazu Texte schreiben.

Wer beim Bastelspaß an der Senckenberganlage 25 mitmachen will, sollte Kleidung und Schuhe tragen, die schmutzig werden dürfen, da mit Gips, Ton und Pappmaché gearbeitet wird. Weiterhin sollte man einen Pappkarton mitbringen, einen Zeichenblock, Buntstifte, Klebstoff und eine Schere.

Noch einige freie Plätze hat das Naturmuseum Senckenberg bei einem Kurs zur Stadtökologie, der unter dem Titel "Rund ums Museum" am Dienstag, 28. Juli, beginnt und drei Nachmittage umfaßt. Angesprochen sind Zehn- bis 14jährige. Die Teilnehmergebühr beträgt zehn Mark. Interessenten können sich am Freitag, 24., oder Montag, 27. Juli, unter der Telefonnummer 754-23 57 anmelden. Pflanzen und Tiere werden untersucht und mit im Museum ausgestellten Exemplaren verglichen. Bleistift, Radiergummi, Zeichenpapier, ein paar alte Zeitungen und - falls vorhanden - eine Lupe sollten mitgebracht werden. ert / tom

Heizölpreise schmelzen in der Sommerhitze

FRANKFURT A. M. (FR). Bei Temperaturen von deutlich mehr als 30 Grad im Schatten machen auch die Heizöl-Notierungen schlapp. Die sommerliche Hitze ließ die Preise für fast alle Partien schmelzen.

Zum Teil betrugen die Abschläge gut eine Mark. Allerdings war die Nachfrage wegen der hohen Celsius-Werte auch gering.

Die Notierungen dieser Tabelle haben Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):

DM DM bis 900 l - ( - ) bis 1 500 l - ( - ) bis 2 500 l 50,16-51,53 (49,48-50,16) bis 3 500 l 45,94-48,45 (47,17-47,88) bis 4 500 l 44,52-47,31 (45,60-46,17) bis 5 500 l 45,03-46,17 (45,03-46,17) bis 6 500 l 44,46-45,60 (44,35-45,37) bis 7 500 l 44,12-45,26 (43,55-44,69) bis 8 500 l 43,32-44,46 ( - ) bis 9 500 l 42,98-44,00 ( - ) bis 12 500 l 42,52-44,23 (42,75-43,21) bis 15 500 l 41,95-42,41 ( - )

Die am 22. Juli gemeldeten Preise verstehen sich je 100 Liter einschließlich 14 Prozent Mehrwertsteuer.

Ortsumgehung ist nun "vordringlich" Rolf Felix froh über B-519-Kunde

HOFHEIM. Die geplante Ortsumgehung B 519 neu ist in den Entwurf des Bedarfsplans für die Bundesfernstraßen mit dem Vermerk "vordringlicher Bedarf" aufgenommen worden. Das teilte gestern Bürgermeister Rolf Felix (CDU) mit. Der Verwaltungschef erfuhr es nach eigenem Bekunden jetzt aus einem Schreiben des hessischen Ministerums für Wirtschaft, Verkehr und Technik.

Felix, der kürzlich erst bei Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) über die fehlende Zusage des Verkehrsministers geklagt und um Amtshilfe gebeten hatte, zeigte sich erfreut über die Reaktion aus Wiesbaden. "Meine Angst, die hessische Landesregierung könne ihre positive Haltung zur B 519 geändert haben, erwies sich als unbegründet."

Keine Anzeichen gibt es laut Felix dafür, daß der Bundestag die Dringlichkeitseinstufung bei seinen Beratungen im Herbst verändern könnte: "Gespräche mit dem Bundestagsabgeordneten Adolf Hörsken haben gezeigt, daß in Bonn über die Notwendigkeit der Umgehungsstraße kein Diskussionsbedarf besteht." Es sei wohl tatsächlich ein Irrtrum gewesen, daß die B 519 bisher nicht mit Dringlichkeitsvermerk geführt wurde. ubk

Letzte Meldung: Bosnien-Flüchtlinge in Homburg-Kaserne

HANAU. In der Hessen-Homburg-Kaserne, die die US-Armee im vergangenen Mai geräumt hat, sollen etwa 400 der in Hessen erwarteten Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien unterkommen. Nach Angaben des hessischen Familienministeriums überließ die Bundesvermögensverwaltung dem Land gestern die Kaserne für diese Zwischennutzung. Bisher sei nicht bekannt, wann die Flüchtlinge in Hessen einträfen. Deren Empfang und Verteilung liege in den Händen des Darmstädter Regierungspräsidenten. In einer ersten Reaktion meinte der Hanauer SPD-Landtagsabgeordnete Ronald Battenhausen gegenüber der FR, diese Lösung sei "aus Hanauer Sicht verkraftbar". Anders als bei den Asylbewerbern (siehe nebenstehender Bericht) sei in diesem Fall zeitlich eher absehbar, daß die Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurückkehrten, wenn sich die Bürgerkriegslage dort beruhigt habe. Wer etwas gegen die Unterbringung der Flüchtlinge im Lamboy habe, müsse "sich fragen lassen, was er an humanitärer Gesinnung mitbringt". Hanaus Sozialdezernent Klaus Remer hat für heute mittag eine Pressekonferenz zum Thema angekündigt. him

Europa findet seinen Weg, da dürfen wir nun sicher sein. Es nimmt Fahrt auf und seinen Lauf, sogar auf vier Rädern. Nicht dank der höheren Einsicht der europäischen Staatenlenker, nein, dank einer wegweisenden Initiative der Chauffeure in ihren Diensten! Die Meldung beruhigt. Im Euro-Chaos, wo sich Unmut neuerdings ganz ungelenk(t) Bahn bricht, gibt es noch Leute, die wissen, wo es langgeht: immer geradeaus nämlich - von Paris über Berlin und Moskau nach Tokio.

Das liegt zwar (noch) nicht in Europa, aber am Ziel der 25-Tage-Rallye, zu der sich die treuen Fahrer ihrer Herren aufgemacht haben, um zu zeigen, daß selbst sie den "Willen haben, Europa zu bauen" (Mitterrand-Beförderer Tourlier).

Europa ist also höchstens durch Maastricht zu bremsen. Aber man braucht nur kräftig das Gaspedal zu treten, den Motor aufheulen zu lassen und ordentlich auf die Hupe zu drükken, dann eilt sogar der Vertreter Dänemarks ohne das kleinste Nej ansSteuer, um bei der Tour d'europe der Kilometerfresser im Staatsdienst die Extra-Touren seiner Landsleute wettzumachen. Die Deutschen, die sich angeblich in Europa und anderswo kaum mehr sehen lassen können, wenn sie weiter in aller Friedfertigkeit "impotente Zwerge" (Minister Kinkel) bleiben, haben für dieses Euro-Team gar Kohl-Fahrer Seeber aufgeboten. Wenn's um Autos geht, sind wir, die ökonomischen Potenz-Protze, denen nur die deutsche Einheit ein bißchen Fahrtwind aus den Segeln genommen hat, nun wirklich keine Zwerge. Da wenigstens (so kommt Freude auf bei den Regierenden in Bonn), können wir noch ganz ungebremst mit- Europa rollt halten . . . und trauen uns (volle Fahrt voraus?) gar bis in die feindlichen Lande der japanischen Konkurrenz.

Die Russen allerdings sitzen in einem Schrottwagen und suchen verzweifelt Kilometer gutzumachen auf der langen staubigen Straße in die Marktwirtschaft, von der sie doch immer nur das Rücklicht sehen.

Gerade deshalb: die Aktion der tapferen Euro-Chauffeure beweist, Europa rollt und rollt, ungeachtet aller Geschwindigkeitsbegrenzungen, und kann höchstens mal durch blockierende Brummi-Fahrer in Frankreich in einen Sommerstau geraten. ko-ko

1,2 Millionen für Dienstvilla CDU will wegen hoher Kosten Rechnungshof einschalten

WIESBADEN. Die Regierung reagierte vier Stunden lang mit Schweigen und wirkte so schon etwas verunsichert. Aus der Staatskanzlei kam am späten Nachmittag dann immerhin das schriftliche Dementi: Hans Eichel (SPD), der immer so bescheiden auftretende Ministerpräsident, wies alle Vorwürfe der Opposition wegen angeblich überdimensionierter Ausgaben für seine Dienstvilla zurück.

Ungewöhnlich scharf hatte die CDU am Mittwoch morgen auf die Meldung reagiert, daß die Dienstvilla des Ministerpräsidenten in der Rosselstraße für rund 215 000 Mark umgebaut worden sei, um Eichels Wohnräume herzurichten.

Der Vorgang war in Wiesbaden im Prinzip lange bekannt: Mit Eichel ist erstmals seit den 70er Jahren wieder ein Regierungschef auch wirklich in die Villa in der Rosselstraße eingezogen - mit zwei kleinen Kindern zudem. Der inzwischen eine Hausmeisterwohnung beherbergende erste Stock mußte dafür umgebaut werden, der Zuschnitt der zuletzt ganz anders genutzten Räume paßte nicht mehr, die Renovierung stieß allgemein auf Verständnis.

Der CDU-Fraktionsgeschäftsführer Franz Josef Jung sprach jetzt dennoch von einem "einmalig negativen Beispiel" und forderte den Landesrechnungshof zu einer Überprüfung auf - unter anderem, weil auch ein "Kindermädchenappartment" gebaut worden sei (in einem Raum war vorübergehend ein Au-pair-Mädchen untergebracht, das Zimmer wird jetzt als Gästeraum benutzt). Der Regierungssprecher konnte auch am Abend noch nicht erklären, warum der Staatskanzlei-Chef in einem Schreiben an den Landtag von der "Herrichtung eines Appartments" gesprochen hatte.

"Nach Gutsherrenart" habe Eichel sich bedient, hieß es jedenfalls bei Jung, und die CDU rechnete ihm flugs zusätzlich zu den 215 000 Mark auch weitere 600 000 Mark Kosten für die Renovierung der (fraglos altmodisch gebliebenen) Repräsentationsräume im Erdgeschoß; sie kam einschließlich "begründeter Aufwendungen" für Sicherheit und Wärmedämmung sogar auf Kosten von 1,6 Millionen Mark.

Tatsächlich, so die Staatskanzlei, seien die Ausgaben für das Erdgeschoß zwischen den Landtagsfraktionen sogar abgesprochen, Einwände seien nicht erhoben worden. "Außerplanmäßig" seien die Ausgaben für die Privatwohnung im ersten Stock, weil der neu gewählte Regierungschef nun einmal schnell hatte einziehen müssen. Der Ministerpräsident bewohne jetzt eine Sechs-Zimmer-Wohnung ohne zusätzlichen Luxus, und um die in der Rosselstraße herzurichten, seien insgesamt sogar - in ordnungsgemäßem Verfahren - 450 000 Mark nötig gewesen.

Statt der 1,6-Millionen-Summe der CDU kommt Regierungssprecher Stather (SPD) auf 1,2 Millionen Umbaukosten für das gesamte Haus. Ob diese Summe in die Zeit passe, dazu wollte er sich nicht äußern. "Dringend notwendig" sei die Investition jedenfalls gewesen - und was dringend notwendig sei, sei für ihn "keine moralische", sondern eine praktische Frage. me

Serie von Brandstiftungen in Fechenheim dauert an Jetzt wurden mehrere Belohnungen ausgesetzt

Bereits zum zwölften Mal seit dem 24. April dieses Jahres haben in der Nacht zum Dienstag ein oder mehrere unbekannte Täter in Fechenheim Feuer gelegt. Gegen 4.40 Uhr alarmierte ein Anwohner die Feuerwehr vom Brand einer Scheune in der Fachfeldstraße 28. Die Wehrmänner griffen schnell ein und konnten so den Schaden mit rund 16 000 Mark noch in Grenzen halten. Wie Polizeisprecher Franz Winkler mitteilte, war in dem Abstellraum der Scheune, in dem alte Holzreste lagerten, gezündelt worden. Ein in der Scheune abgestellter neuer Wagen wurde leicht beschädigt.

Kripo und Staatsanwaltschaft schließen nicht aus, daß die zwölf Taten in Zusammenhang stehen. Für Hinweise, die zur Ergreifung des oder der Täter führen, haben die Anklagebehörde 3000 Mark, eine Frankfurter Versicherungsgesellschaft weitere 3000 Mark und der Verein "Fechenheimer Bürgerhilfe", der in Not geratenen Nachbarn hilft, nochmals 2000 Mark als Belohnungen ausgesetzt.

In der Nacht vom 23. auf den 24. April dieses Jahres war in kurzen Abständen bei einem Holzlager in der Martin-Böff- Gasse, einer Schreinerei in der Mittelseestraße, einem Imbißwagen in Alt-Fechenheim und an einer Mülltonne in der Kleestraße Feuer gelegt worden. Nur eine Woche später, am 1. Mai, brannte es in einem Gerüstlager in der Starkenburger Straße sowie in einem Materiallager in der Dieburger Straße. Am 11. Mai wurde - wiederum in der Starkenburger Straße - eine Markise angezündet. Zwischen dem 13. und dem 15 Mai gingen in der Straße Burglehen und in der Schießhüttenstraße in einem Schuppen gelagerte Holzmatten sowie eine Mülltonne in Flammen auf. In der Nacht zum 20. Juni brannte ein Holzlager in der Fachfeldstraße 10. Genau einen Monat später wurde vor dem Haus Dieburger Straße 15 ein geparkter Wagen angesteckt.

In keinem der Fälle - auch im jüngsten nicht, so Polizeisprecher Winkler am Mittwoch - gebe es irgendwelche Zeugenhinweise. Die Kripo hofft, daß die ausgeschriebenen Belohnungen bei der Fahndung nach dem oder den Tätern weiterhelfen. Hinweise nimmt das Brandkommissariat unter der Telefonnummer 7 55 - 41 43 oder der Kriminaldauerdienst unter der Telefonnummer 7 55 - 40 40 entgegen. enk

Von drei Wagner-Schützlingen kam nur einer durch Barcelona ein gutes Pflaster Hier wurde der Rüsselsheimer Daniel Lascau Weltmeister

Die beiden Schützlinge Petra Wahnsiedler und Gabi Ritschel des in Hofheim lebenden Judo-Trainers Werner Wagner mußten Barcelona wegen Verletzungspech sausen lassen, "nur" Weltmeister Daniel Lascau (ein gebürtiger Rumäne) überstand die Qualifikations-Tretmühle aus dem potentiellen Wagnerschen Olympia-Trio. "Lascau war von Beginn an das heißeste Eisen im Feuer. Leid tut es mir neben Petra Wahnsiedler natürlich besonders um die fast ein Jahrzehnt in der Weltspitze kämpfende Gabi Ritschel, die ausgerechnet Ende des letzten Jahres durch ihre schwere Knieverletzung und die folgenden Operationen keine echte Qualifikationschance gegen Weltmeisterin Frauke Eickhoff besaß", dachte der in Frankfurt ein Fitneß- und Judo-Center leitende Heimtrainer noch vor seinem Start in die katalanische Metropole an die "ewige Pechmarie" des Judo-Bundes.

Immer wieder hatten Verletzungen die inzwischen 30jährige Judo-Dame aus Flörsheim entscheidend zurückgeworfen. "In Barcelona steht Frauen- Judo erstmals auf dem offiziellen Programm. Da kompensiere ich mein ganzes Pech mit den unzähligen zweiten und dritten Plätzen bei Welt- und Europameisterschaften", hatte die einstige Zahnarzt-Helferin - seit ihrer schweren Verletzung in Ausbildung bei einem großen Autokonzern - auf "Wiedergutmachung" gehofft.

Es blieb bei der Hoffnung. Am 30. Juli werden die Medaillen in der Blaugrana-Halle ohne Gabi Ritschel vergeben. Die Flörsheimerin, seit zwei Monaten wieder voll im Training und weiterhin für den Bundesligisten JC Rüsselsheim (diese Saison Dritter der deutschen Meisterschaften) startend, gibt jedoch nicht auf. "Lange Zeit war ich am Zweifeln, aber es läuft wieder gut. Im nächsten Jahr stehen Welt- und Europameisterschaften an", denkt die hübsche Kämpferin noch einmal "in Ruhe darüber nach", doch bei weiterer Aufwärstendenz bei großen Turnieren wieder aufzulaufen. Und so ganz "nebenbei" soll mit dem JC Rüsselsheim etwas mehr als der dritte Platz realisiert werden. "In der letzten Saison waren wir mit Platz drei zufrieden. Jetzt sollte es Platz eins bis schlechtestenfalls drei werden", hat Wagner den Brotkorb für die Opelstädterinnen bereits höher gehängt.

Derzeit gilt Wagners volle Konzentration jedoch dem amtierenden Weltmeister Daniel Lascau. Seit Mai wollte der seit vier Jahren in Deutschland lebende und aus Rumänien geflohene 78-Kilogramm-Kämpfer bereits nach Frankfurt umziehen. Die Wohnung ist längst gemietet. "Bisher blieb einfach keine Zeit", schaut der im vorigen Jahr als kurzfristiger Wieneke-Ersatz eingesprungene Sensations-Weltmeister auf die letzten, schweißtreibenden Wochen zurück. Der JCR-Kämpfer gewann den WM-Titel in Barcelona. Folgt nun an gleicher Stelle der zweite Gold-Sprung? "Daniel hatte viel Pech nach dem Titelgewinn mit einer Knieverletzung. Sogar seine Qlympia- Qualifikation stand lange Zeit in Frage. Deswegen bin ich erst einmal froh, daß ihm Bundestrainer Han Ho-San das Vertrauen geschenkt hat", sieht Wagner seinen Schützling "keineswegs in der Favoritenrolle". Die Vorbereitung mit einem vierwöchigen Trainingslager im japanischen Toka (einer Universitätsstadt in der Nähe von Tokio) verlief ausgezeichnet. Dabei lautete vorher die bange Frage: Hält das lädierte Knie des stets mit einem lausbübischen Lächeln aufwartenden Lascau?

"Ich hatte ein leuchtendes Vorbild im japanischen Olympiasieger Yamashita, der trotz einer ähnlichen Verletzung in Seoul siegte. Ich nehme keine Rücksicht auf das Knie, will in Barcelona alles geben und mir nichts vorwerfen", geht der Champion ohne große Vorbereitungsturniere nach Olympia, wo er am 30. Juli um 22.23 Uhr zum Finalkampf anzutreten hofft. "Die Zeiten stehen genau fest. Innerhalb von knapp sieben Stunden ist alles entschieden. Aber die Pool-Gegner noch nicht. Es sind zahlreiche Exoten in Daniels Klasse am Start", rechnet Wagner mit mindestens sieben Kämpfen bis zum Finalkampf. "Aber bei etwas Lospech kannst du auch als Weltmeister bereits in der ersten oder zweiten Runde verlieren. Dann ist bestenfalls bei einem Vordringen deines Bezwingers noch die Bronzemedaille zu holen", beschreibt Wagner den K.o.-Modus.

"Daniel Lascau ist unbestritten einer der besten, wenn nicht der perfekteste Techniker in seiner Klasse. Aber die lange Verletzungspause stempelt ihn nur zu einem von sechs oder sieben Favoriten", nimmt Werner Wagner dem stets hart mit der 78 Kilogramm-Grenze kämpfenden Ex-Rumänen die Favoritenbürde ab. Für Wagner bilden Lascaus WM-Vorgänger Kim (Südkorea) und der Schweizer Europameister Schaffter sowie Ex-Europameister Wurth (Niederlande) das Favoriten-Trio. "Auch Daniels letztjähriger Finalpartner Laats aus Belgien und der Japaner Joshita sowie die Boys aus USA und Kanada sind zu beachten. Es hängt sehr viel von der Auslosung ab."

Mit 23 Jahren könnte Lascau selbst bei einem Scheitern noch einmal einen neuen Anlauf 1996 in Atlanta nehmen. Ein ganz anderes Problem plagt Werner Wagner: Mehrere Stunden verbringt er täglich in Hofheim und Frankfurt am Telefon, um noch eine Trainer-Akkreditierung für den Kampftag zu bekommen. "Wenigstens habe ich eine Eintrittskarte. Die Trainingsvorbereitungen mache ich gemeinsam mit den Bundestrainern. Und nach der Auslosung am 22. Juli werde ich speziell die Taktiken mit Daniel abstimmen, Videos über die potentiellen Gegner besorgen", geht Wagner mindestens ebenso gut vorbereitet wie sein Schützling nach Katalonien. HANS EKKE

Schon mehr als 150 Tiere vieler Arten wurden in diesem Jahr im Frankfurter Zoo geboren Antilope schreit wie ein Vogel Programm gegen Inzucht

Alles ist noch so neu, so groß, so unbekannt: Das kleine Rappenantilopen-Baby mit dem hellbraunen Fell und den großen schwarzen Augen stellt die Ohren nach vorne und wagt ein paar staksige Schritte vorwärts, dann stoppt es und schreit wieder nach seiner Mutter. "Sobald er seine Mutter nicht sieht, fängt er an zu schreien", stöhnt Tierpflegerin Anni Fuchs. "Deswegen haben wir ihm auch den Namen ,Beo' gegeben; die Vögel schreien ja auch so."

Eine Woche ist Beo jetzt alt; die Geburt verlief problemlos: "In zehn Minuten war alles vorbei", meint Anni Fuchs. Eingreifen hätte sie ohnehin nicht können. Die anderen Antilopen bilden bei der Geburt einen schützenden Kreis um die Mutter und lassen niemanden heran.

"Beo ist nur eins von mehr als 150 Tieren, die in diesem Jahr bei uns geboren wurden", weiß der Vize-Direktor des Zoos, Christoph Scherpner; "Kleintiere wie Mäuse sind dabei nicht einmal mitgezählt." 5500 Tiere hat der Zoo insgesamt.

Nur wenige der Neugeborenen bleiben in Frankfurt; die Mehrzahl wird an andere Zoos verkauft. "Erst gestern haben wir kanadische Stachelschweine an den Berliner Tierpark abgegeben", berichtet Scherpner. "Die Gruppe war so groß geworden, die Tiere haben sich nur noch gestritten."

Wichtiger noch: Hier geborene Geschwister sollen keine Kinder miteinander zeugen. "Nicht bei allen Tieren ist die Inzucht im Verhalten ausgeschlossen", erklärt Scherpner. "Gerade im Zoo, wo wir die Arten erhalten wollen, müssen wir Inzucht verhindern."

Von mehreren Geschwistern wird meist nur eines behalten. Die anderen werden in einer europäischen Tierbörse ausgetauscht. Mehr als 100 Zoos sind in einem Verbund zusammengeschlossen, jeder hat sein Spezialgebiet. "Wir vermitteln Gorillas, Mähnenwölfe und Waldhunde", erläutert Scherpner. Über diesen Datenverbund wurden auch schon vor 1989 regelmäßig Tiere mit Zoos aus Osteuropa ausgetauscht - der Eiserne Vorhang war durchlässig für Tiere.

"Auf freier Wildbahn werden keine Tiere mehr gefangen", sagt Scherpner. "Wir sind manchmal ganz froh, wenn wir unsere Tiere überhaupt loswerden." Die 50 000 Mark im Etat für den Erwerb und Verkauf von Tieren wurde schon seit Jahren nicht mehr voll ausgeschöpft.

Statt dessen werden vermehrt Tiere wieder in ihren Heimatländern ausgewildert. Scherpner: "Einige Gazellen würden wir sofort nach Westafrika zurückbringen, wenn dort nicht Bürgerkrieg wäre."

Ob Beo dem Frankfurter Zoo erhalten bleibt, steht noch in den Sternen. "Zwei Jahre bleibt er auf jeden Fall hier", meint Anni Fuchs. Erst dann sind die Hörner so fest, daß man die Antilope in einer Kiste transportieren kann. Brechen die Hörner ab, könnte das Tier verbluten.

Anni Fuchs: "Ob wir überhaupt Beo in zwei Jahren abgeben, wissen wir noch nicht." ert

Bund erwägt direkte Hilfe für Ost-Firmen

wüp BERLIN. Bonn erwägt direkte Zuschüsse des Bundes an ostdeutsche Betriebe, die wegen des zusammengebrochenen Ost-Handels in immer größere Schwierigkeiten geraten. Wie am Rande eines Besuches von Finanzminister Theo Waigel in der Berliner Treuhandanstalt zu erfahren war, könnten solche Hilfen Firmen der Anstalt so lange über Wasser halten, bis das Kompetenzchaos in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion bereinigt wäre und die nötigen Gegengarantien für eine Bezahlung von Lieferungen in die GUS vorlägen. Eine Aufstockung der Hermesbürgschaften hält Waigel dagegen nicht für sinnvoll. Die von Bonn genehmigten fünf Milliarden Mark seien nur zu einem Fünftel ausgeschöpft, weil es an "konkreten Projekten" fehle.

Die Situation vieler Betriebe wird nach Darstellung von Treuhand-Chefin Birgit Breuel immer prekärer. Die Eröffnungsbilanzen seien zwar erstellt und mit der Sanierung vieler Unternehmen habe man begonnen, aber die fehlenden Aufträge würden immer mehr zum entscheidenden Problem. Wie zu hören ist, ging es deshalb beim Gespräch mit Waigel vor allem um zusätzliche Finanzmittel für die Anstalt, damit weitere Verluste, Liquiditätskredite und Investitionen der Betriebe übernommen werden können. Waigel stellte klar, daß die Treuhand "mit dem vorgegebenen Finanzrahmen, der sieben Prozent des Bundeshaushaltes ausmacht, ihren Auftrag erfüllen muß".

Ein Brief aus Paris

warum erscheinen die schönen Fotos von Caroline oder Stefanie von Monaco immer nur in Paris-Match und nie in der Frankfurter Rundschau? Die Antwort ist einfach: weil das Haus Grimaldi alle exklusiven Fotorechte an den Mitgliedern seiner Familie seit vielen Jahren exklusiv an die Pariser Illustrierte verkauft hat. Die FR muß sich dagegen mit so langweiligen Bildern begnügen, wie sie bei Gipfelbegegnungen zwischen Bundeskanzler Kohl und Präsident Mitterrand geschossen werden. Die sind nicht exklusiv, weshalb sie auch immer gleich im Bildarchiv verschwinden.

Das könnte sich ändern, wenn das Beispiel der französischen Umweltministerin Ségolène Royal Schule macht. Sie brachte kürzlich Flora, ihr viertes Kind, zur Welt, und an ihrem neuestem Mutterglück ließ sie ganz Frankreich per Hochglanzserie in Paris-Match und schwarzweiß in einer Reihe von Zeitungen teilnehmen.

Anders als im Fürstenhaus von Monaco, das sich mit dem Verkauf von Bildrechten ein Zubrot verdient, gebietet es die republikanische Tradition Frankreichs, das Privatleben von Politikern nicht in der Öffentlichkeit auszubreiten. Daran haben sich die Medien hierzulande auch immer gehalten. Die Grenzen sind oft fließend. Doch zwischen dem, was eine demokratische Öffentlichkeit über ihre Politiker durchaus wissen möchte (wo ein Minister zum Beispiel seinen Urlaub verbringt), und dem, was der Neugier des Publikums aus Rücksicht auf die Demokratie entzogen bleiben sollte (nämlich mit wem er den Urlaub verbringt, wenn nicht mit seiner eigenen Frau), wurde bisher immer sorgfältig unterschieden. Die Leser mögen sich mit der Politikerin Royal über Flora freuen, doch indem diese ihr Mutterglück wie ein x-beliebiger Film- oder Tennisstar vermarktete, riskiert sie, auch wie ein solcher behandelt zu werden. Wir wissen nichts von ihrem Familienleben, aber vielleicht erfahren wir durch Paris-Match mehr darüber, wenn es im Hause Royal einmal knistern sollte.

Als kürzlich die US-amerikanischen Medien das Vor-, Privat- und Sexualleben der Präsidentschaftskandidaten durchstöberten, schüttelte man in Frankreich den Kopf über die Erbarmungslosigkeit dieser puritanischen Moralapostel. In dem Land, in dem einmal die Mätressen des Königs mehr Einfluß hatten als der Monarch selbst, hat man gelernt, über die privaten Dinge im Leben eines Politikers hinwegzusehen. Sie gehen niemanden etwas an, und wenn überhaupt, dann sind sie allenfalls Gegenstand von Anspielungen, die Eingeweihte bei Cocktailempfängen austauschen: "Haben Sie schon gehört?" - "Oh là là . . .!"

Wenn heute auch in Frankreich die Trennungslinie zwischen dem, was an die Öffentlichkeit gelangt, und dem, worüber "man" nur bei einem "dîner en ville" spricht, weiter gezogen sind, dann liegt das allerdings nicht allein an den sensationshungrigen Medien, sondern auch an der Eitelkeit der Politiker. Michel Rocard, der frühere Premierminister und voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der Sozialisten für 1995, erregte kürzlich Aufsehen, als er in einem Interview von sich aus auf die Trennung von seiner Frau zu sprechen kam und dem Reporter von seinem "neuen Leben" erzählte, das er nun beginne.

Von ganz anderem Kaliber sind dagegen die Details aus seinem Intimleben, die Antoine Waechter, der Sprecher der französischen Grünen, jetzt in einem Magazin für Männer enthüllte. Niemand will das unbedingt wissen, weshalb es auch sonst von keiner Zeitung aufgegriffen wurde, außer vom Satireblatt "Le Canard enchaîné", das den Grünen-Politiker ordentlich durch den Kakao zog. Wenn das nämlich so weitergeht und alles öffentlich breitgetreten wird, was Politiker wie Waechter im Walde alles treiben - worüber werden wir uns dann noch auf unseren Partys genüßlich unterhalten können?

HANS-HAGEN BREMER

Korr Schottlands Schaurig-Schöne: Edinburgh

derbar natürliche Körperhaftigkeit des Klangs, die nie zu Lasten der Autonomie

gen-Quartett. Deutsche Grammophon 431 814.

haben nichts an Feinziselur verloren, aber unglaublich viel an Spannkraft da-

wärtsdrang spannend austariert: auch in der Deutung des britischen Quartetts, das

Bosnien-Flüchtlinge: Rund 400 kommen in Hanauer Kaserne

WIESBADEN. Die etwa 400 von Hessen demnächst erwarteten Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien sollen in der leerstehenden Hessen-Homburg-Kaserne der US-Streitkräfte in Hanau (Main-Kinzig-Kreis) untergebracht werden. Darauf einigten sich am Mittwoch die Regierung in Wiesbaden und das Bonner Finanzministerium.

Wie das hessische Familienministerium am Abend mitteilte, wird Bonn die ehemalige Kaserne dem Land "zur Zwischennutzung für die Unterbringung von Flüchtlingen überlassen". Hessen hatte zuletzt massiv darauf gedrängt, leerstehende Kasernen für die Bosnien-Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen.

Wann die ersten Flüchtlinge ankommen, stand am Mittwoch noch nicht fest. Klar war laut Regierungssprecher Erich Stather (SPD) nur bereits am Morgen, daß das Land seinen Anteil an den von Bonn demnächst ins Land gelassenen 5000 Flüchtlingen entsprechend dem Verteilerschlüssel des Asylverfahrens aufnehmen würde. Hessen sei außerdem darauf eingestellt, daß sich die Zahl der Flüchtlinge mit Einreiseerlaubnis in die Bundesrepublik noch "deutlich erhöhen" werde, sagte der Regierungssprecher. Er bezweifelte, ob die Bundesregierung überhaupt schon einen zuverlässigen Überblick darüber hat, wieviele Menschen tatsächlich dringend aufgenommen werden müßten.

In Wiesbaden war zuletzt auch darüber spekuliert worden, ob nicht auf dem freien Areal der früheren US-Kaserne in Gelnhausen (Main-Kinzig-Kreis), wo nach langem Streit mit der Kommune inzwischen in einem Teilgelände 500 Asylbewerber untergebracht sind, weitere Gebäude für Flüchtlinge freigemacht werden müssen. Außerdem war für den Notfall, wie vom Familienministerium schon im Mai erstmals geplant, erneut die Unterbringung in Zelten im Gespräch gewesen. me

Experten verharmlosten Folgen der Tschernobyl-Katastrophe Arzt aus Hannover berichtet über Anstieg der Krebsfälle in Bjelorußland / Hilfsprojekt für Knochenmark-Übertragungen in Minsk Von unserem Korrespondenten Eckart Spoo

HANNOVER, 22. Juli. "Nicht nachvollziehbar" sind für Professor Hubert Poliwoda, Chef-Internist der Medizinischen Hochschule Hannover, Angaben amtlicher Atomexperten, wonach in der Umgebung von Tschernobyl keine wesentlichen Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung erkennbar geworden sind. Poliwoda bezog sich bei seiner Kritik auf entsprechende Äußerungen der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien und des deutschen Bundesamtes für Strahlenschutz. Bei der Vorstellung eines Hilfsprojekts des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) für Leukämiekranke in Weißrußland sagte Poliwoda am Mittwoch in Hannover, er halte auch die bisher vorliegenden amtlichen Zahlen aus den betroffenen Regionen für verharmlosend.

Allein in Weißrußland haben nach offiziellen Angaben die Fälle von Schilddrüsenkrebs bei Kindern von einem einzigen im Gesamtzeitraum 1981 bis 1985 auf zwei im Jahre 1986, je drei in den beiden folgenden Jahren, sechs im Jahre 1989, 34 im Jahre 1990 und 54 im vergangenen Jahr zugenommen. Tausende Kinder leiden an Schilddrüsen-Anomalien.

In der besonders schwer betroffenen Region Gomel, nördlich von Tschernobyl, verdoppelte sich auch bei Erwachsenen die Rate der Erkrankungen an Schilddrüsenkrebs. Einen ähnlichen Anstieg verzeichneten die Ärzte bei Leukämieerkrankungen von Erwachsenen. Poliwoda wies darauf hin, daß sich nach den Erfahrungen von Hiroshima diese Zahlen binnen zehn Jahren weiter erhöhen werden. Auch sei zu berücksichtigen, daß viele Menschen, die nach dem Reaktor-Unfall starker Bestrahlung ausgesetzt waren, in andere Teile der damaligen Sowjetunion evakuiert wurden und aus der Statistik der regionalen Behörden herausfallen.

Seit 1989 wurden in der Medizinischen Hochschule Hannover rund 40 Krebspatienten aus der Sowjetunion beziehungsweise ihren Nachfolgestaaten behandelt. Poliwoda berichtete, dabei hätten sich viele Schwierigkeiten ergeben, zum Beispiel Verständigungsprobleme und psychische Belastungen durch die Trennung von Angehörigen. Wegen dieser Schwierigkeiten seien die Behandlungserfolge weit unter dem Durchschnitt geblieben. Bei einem Besuch in Weißrußland vereinbarte Poliwoda daraufhin, daß mit deutscher Hilfe in Minsk ein Zentrum für Knochenmark-Übertragungen an Leukämie-Kranke errichtet werden soll.

Das Rote Kreuz finanzierte inzwischen die Ausbildung von zehn weißrussischen Ärzten und sechs Krankenschwestern in Hannover. Die Kosten waren geringer als die der sechswöchigen Intensivpflege eines einzigen Patienten in Hannover.

Die weißrussische Regierung, die kaum über Devisen verfügt, baut für 5,6 Milliarden Mark die neue Klinik in Minsk, das DRK übernimmt für die ersten drei Jahre die Belieferung mit den sehr teuren Medikamenten für die Chemotherapie. Im Frühjahr 1993 soll die Minsker Klinik unter Mitwirkung eines Arztes aus Hannover in Betrieb gehen. Mit Unterstützung eines von Hiltrud Schröder, der Frau des niedersächsischen Ministerpräsidenten, gegründeten Fonds sollen ferner zwei Diagnosezentren im Gomel und Moghilew ausgebaut werden.

Durch Knochenmark-Übertragung werden nach Poliwodas Angaben in Hannover 75 Prozent der an chronisch myeloischer Leukämie Erkrankten geheilt; dieser Art von Leukämie, die in Weißrußland nach Tschernobyl besonders häufig auftritt, ist mit Medikamenten allein nicht beizukommen. Dem Spender, dessen Zellen von der gleichen Art sein müssen wie die des Patienten, wird aus dem Schenkelknochen Knochenmark entnommen, das innerhalb von zwei Wochen nachwächst. Dem Empfänger wird es durch die Armvene injiziert. Problematischer sind die vorherige chemische Vernichtung der kranken Zellen und der Schutz des Patienten vor Infektionen. Dafür werden spezielle Räume, Medikamente und sachkundiges Personal gebraucht.

An dem Projekt in Minsk ist eine dortige Firma beteiligt, die früher Rüstungselektronik herstellte; Poliwoda äußerte sich anerkennend über diese Art der Rüstungskonversion.Kein erhöhtes Witwengeld VGH bewertete Umstände eines Zugunglücks mit zwei Toten

KASSEL. Vor rund sieben Jahren starben bei einem Zugunglück zwischen Diez/Lahn und Bad Schwalbach im Taunus zwei Beamte der Deutschen Bundesbahn in einem Triebwagen. Die Witwe des Mannes, der den Triebwagen steuerte, erhält erhöhte Hinterbliebenenleistungen.

Der Witwe des anderen Beamten wurden höhere Gelder versagt, weil der damals 44jährige Bahnassistent nicht sein Leben eingesetzt habe, um den Unfall zu verhüten oder die Folgen zu mindern, meinte die Deutsche Bundesbahn. Diese entsprechend begründete Ablehnung höherer Hinterbliebenenleistungen ist in dieser Woche vom Hessischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) für Rechtens befunden worden.

Gestützt wurde die Entscheidung auf eine Regelung im Beamtenversorgungsgesetz. Danach haben Beamte oder deren Hinterbliebene Anspruch auf erhöhte Leistungen, wenn sie im Rahmen einer "gefährlichen Diensthandlung" verunglücken und eine Lebensgefahr nicht nur möglich, sondern naheliegend ist.

Eben diese Voraussetzung war nach Ansicht der Bundesbahn bei dem tödlich verunglückten Triebwagenführer erfüllt: Der Mann war, so hatten es die Untersuchungen ergeben, angesichts des entgegenkommenden Güterzuges nicht in den hinteren Teil des Wagens geflüchtet. Er hatte vielmehr noch eine Schnellbremsung eingeleitet und damit nach Feststellung der Bahn sein Leben eingesetzt. Denn nach der Bremsung habe er keine Chance mehr gehabt, sich im hinteren Teil des Wagens auf den Boden zu legen und sich vor dem Aufprall zu schützen. Mit dieser Begründung war der Witwe des Triebwagenführers eine höhere Rente zugesprochen worden.

Die Witwe des Bahnassistenten hatte argumentiert, auch ihr Mann habe, wie der Triebwagenführer, auf Schutzmaßnahmen verzichtet und damit sein Leben eingesetzt: Er sei zum Zeitpunkt des Unfalles ebenfalls im Führerstand des Triebwagens gewesen. Da seine Leiche in der Nähe des toten Kollegen gefunden worden sei, ergebe sich, daß auch er auf eine Flucht in den hinteren Teil verzichtet habe, um Signale zu geben und dem Triebwagenführer zu helfen.

Die Bundesbahn lehnte gleichwohl höhere Hinterbliebenenleistungen ab. Der Bahnassistent habe keine Tätigkeit gehabt, die über die mit dem Eisenbahnbetrieb verbundenen "allgemeinen Gefahren" hinausgegangen seien. So sei er unter anderem für die Beaufsichtigung des Zuges, für den Fahrtbericht, die Kontrolle der Fahrausweise und das Schließen der Türen verantwortlich gewesen. Diese Tätigkeiten seien keine, die nach dem Beamtenversorgungsgesetz als "gefährliche Diensthandlungen" zu werten seien, hieß es. Im übrigen sah die Bundesbahn auch keinen Anhaltspunkt dafür, daß der Mann unmittelbar vor dem Zusammenstoß "aktiv" eingegriffen habe oder überhaupt eingreifen konnte, um das Unglück abzuwenden.

Diese Sicht der Dinge wurde in erster Instanz vom Verwaltungsgericht Wiesbaden bestätigt. Auch vor dem VGH hatte die Witwe mit ihrer Klage keinen Erfolg: Die Kasseler Richter sahen die Voraussetzungen für einen Anspruch auf höhere Hinterbliebenenleistungen ebenfalls nicht erfüllt. Der VGH jedenfalls ließ keine Revision zu (AZ: 1 UE 4251/88). ari

Überfall auf zwei Prostituierte

Ein 34 Jahre alter Mann aus dem Main-Kinzig-Kreis hat in der Nacht zum Dienstag am Beethovenplatz im Westend und später auf dem Gelände der Uniklinik in Niederrad versucht, zwei drogenabhängige Prostituierte zum unentgeltlichen Geschlechtsverkehr zu zwingen. Der 34jährige, der nach Angaben der Polizei bis 1990 bereits eine vierjährige Haftstrafe wegen Vergewaltigung verbüßt hatte, wurde in den frühen Morgenstunden von Polizeibeamten in der Stresemannallee festgenommen und soll dem Haftrichter vorgeführt werden.

Wie Polizeisprecher Manfred Feist am Mittwoch mitteilte, hatte der Mann sein erstes Opfer zwischen drei und vier Uhr in der Weserstraße im Bahnhofsviertel angesprochen, war mit ihr handelseinig geworden und dann mit ihr in seinem Wagen zum Beethovenplatz gefahren. Dort hielt er der Frau ein Messer an den Hals. Er zwang sie, sich auszuziehen und ihm zu Willen zu sein. Kurz darauf ließ er die Prostituierte aus dem Auto aussteigen. Sie hatte sich Wagentyp und Kennzeichen des Fahrzeugs gemerkt und alarmierte Beamte des 13. Reviers in Bockenheim, die eine Fahndung auslösten.

Inzwischen hatte der 34jährige in der Weserstraße bereits sein zweites Opfer aufgelesen. Auf dem Gelände der Uniklinik hielt er an und bedrohte die Prostituierte mit einem Messer. Sie gab seiner Forderung, sich auszuziehen, nicht nach, sondern floh aus dem Fahrzeug zu einem der Pförtner der Uniklinik, um die Polizei zu verständigen. enk

1

Tage vor dem offiziellen Beginn des Sommer-Schluß-Verkaufs ist vieles billiger zu haben Schnäppchen

locken

schon jetzt

Edel-Läden machen mit

"Außer Brautkleidern und Speiseeis ist ja wohl fast alles billiger geworden." Monika W. (32), ausgefuchste Schnäppchenjägerin aus Kelkheim, hat gut vier Tage vorm offiziellen Start des Sommer- Schluß-Verkaufs (SSV) vom 27. Juli bis 8. August Beute gemacht wie nie: "So eine Schwemme von Sonderangeboten vorm SSV hat es in den letzten zehn Jahren nicht gegeben. Ist aber auch viel Ramsch dabei."

Wie auch immer. Nachdem zu Monatsbeginn zunächst erst mal bei Textilien und Schuhen die Preise zu purzeln begannen, künden nun Einzelhandelsgeschäfte aller Sparten zwischen Opernplatz und Konstablerwache ihr "Stark reduziert!" und offerieren für Ware nahezu jeglicher Art den "off price" "hot price", "sun price", "Tiefpreis", den "sale" mit den "last minute-Hits".

Deutlich billiger angeboten werden - mit Preisabschlägen bis um die 50 Prozent - beispielsweise in diversen Fachgeschäften "supergünstige Lederwaren", Designer-Brillen, Bestecke und Garnituren aus Silber, Edel-Füllfederhalter, Marken-Porzellan, Ski-Ausrüstungen von renommierten Herstellern, Tischtücher, 16teilige Tafelservices und 72teilige Dinner-Sets. Auch die Salons, Edel-Boutiquen und Luxus-Ausstattungsgeschäfte in der Goethestraße machen mit bei der "billige Jakob"-Großaktion in der City. So spart frau beim Kroko-Täschen für jetzt 698 Mark zwei volle Hunderter, und so muß sie für das Designer-Cape erheblich weniger als die sonst fälligen tausend Mark bezahlen. Auch für "ihn" gibt's manche "occasion": Panama- und Bogart-Hüte, Krawatten aus Reinseide und Blazer aus edlem Zwirn und Flausch sind runtergesetzt. Die Kaufhäuser auf der Zeil indes haben am Mittwoch bereits die Reklame für den SSV geklebt - und ungerührt weiter versucht, mit Vorab-Sonderangeboten Kunden zu locken. So verheißt zwar Hertie "Das Beste zum Schluß" für den 27. Juli, sucht aber bis zu diesem SSV-Auftaktmontag weiterhin jede Menge Käufer für Orient-Teppiche zu ködern: mit Nachlässen von 1200 bis 1400 Mark für Brücken und Vorleger aus China und Nepal. Auch im Kaufhof hängen schon die Schlußverkaufs-Mobiles und -Posters und konkurrieren mit den "heiße Markt"- Schildern, auf denen die noch aktuellen "Preisknüller" für Radler-Hosen, Bettwäsche, Tops und Tangas notiert sind. peh

Kommentar

So forsch, wie die OB-Kandidatin Petra Roth die Parkanlagen durchmaß - nicht einmal eine rote Ampel konnte sie bremsen -, erweckte sie den Anschein, als wolle sich endlich einmal eine CDU-Politikerin dem Drogenproblem stellen. "Petra Roth zeigt Alternativen auf" - lautete die vielversprechende Ankündigung zum "Ortstermin Drogenszene".

Ob beabsichtigt oder nicht, Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) darf sich freuen: Er hat in Petra Roth eine Kampfgefährtin gefunden, denn im Grunde wollen beide dasselbe: die Junkies von öffentlichen Plätzen vertreiben und ihnen statt dessen Wohnungen, Methadon und vielleicht auch wieder eine Lebensperspektive geben.

Daß die versprochenen Hilfsangebote auf sich warten lassen, ist eine offene Wunde der rot-grünen Koalition. Petra Roth auf OB-Kurs Auch das Ausmaß repressiver Maßnahmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist zwischen Drogenreferat, grüner Fraktion und OB-Büro äußerst umstritten. Verständlich, daß die CDU auf den Plan tritt und von Konzeptionslosigkeit spricht.

Doch was hat sie selbst zu bieten? Da ist von "neuen Wegen" die Rede, und doch sind es die Kamellen von gestern: Im Mittelpunkt aller therapeutischen Bemühungen steht nach wie vor das Ziel der Drogenfreiheit, das notfalls über eine "Zwangstherapie" erreicht werden soll. Die Erfahrung lehrt jedoch, daß niemand zu einem drogenfreien Leben gezwungen werden kann. Was also soll aus jenen Suchtkranken werden, die sich diesen Angeboten, die sicherlich auch verbesserungswürdig sind, verweigern? Und die empfohlenen repressiven Maßnahmen haben sich längst als unzulänglich erwiesen. Die CDU drückt sich noch immer vor den wirklich brennenden Fragen. Dahinter kann nur Desinteresse stecken, wie es schon zur Wallmann-Zeit herrschte.

Die OB-Kandidatin gibt sich engagierter. Sie hat einer Ausweitung der Methadon-Vergabe zugestimmt. Wie aber ist es um die Fraktion bestellt? Daß ihre Forderungen nach betreutem Wohnen und Arbeiten sowie einer verbesserten medizinischen Versorgung im "Antidrogenkonzept der Union" nicht enthalten sind, läßt nichts Gutes ahnen. Die Äußerungen von Günter Weißenseel und Wolfgang Stammler, die sich vor allem über den Eindruck aufregten, den die Junkies auf Banker und Theaterbesucher machen, lassen befürchten, daß Roth von ihren eigenen Parteifreunden die Hände gebunden werden könnten.

FRIEDERIKE TINNAPPEL

Süddeutscher Fußballverband gründet 1994 die Regionalliga Neuer Unterbau für die Profis Verkürzte Sperrfrist / Oberliga Hessen will Torverhältnis

In der Saison 1994/95 soll es für den Bereich des Süddeutschen Fußballverbandes eine Regionalliga auf Amateurebene geben. Das bestätigte der Vorsitzende des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV), Hans-Hermann Eckert. Entsprechende Pläne der Verbände Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, so Eckert, würden vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) die Zustimmung erhalten.

Somit wird in diesen Bereichen ein neuer Unterbau für die Zweite Liga geschaffen. Die drei Oberligen werden in ihrer alten Form erhalten bleiben. Als Qualifikationskriterium zählt lediglich der sportliche Erfolg in der Oberliga-Saison 1993/94. Nach deren Ende werden die ersten sechs Vereine aus den Oberligen Bayern, Baden-Württemberg und Hessen eine Regionalliga bilden. Der Meister dieser neuen Klasse soll nach Saisonende direkt in die Zweite Liga aufsteigen können. Absteigen aus der neugeschaffenen Liga müßten mindestens zwei, höchstens aber drei Klubs. Die höheren Fahrtkosten wollen die Landesverbände den künftigen Regionalligisten in den ersten beiden Jahren aus Toto-Mitteln erstatten und so Anschubhilfe leisten. Ein Teil der Fernsehgelder, die derzeit jedem Verein der höchsten deutschen Amateurklasse 20 000 Mark garantieren, sollen auch nach Einführung der Regionalliga den Oberligisten zur Verfügung stehen.

Bereits im kommenden Jahr sollen die Wartefristen nach einem Vereinswechsel um einen Monat gekürzt werden. Bisher mußte ein Amateurspieler bei Nichtfreigabe des abgebenden Klubs bis zum 1. November auf einen Einsatz bei seinem neuen Verein warten. Künftig soll die Sperre am 1. Oktober ablaufen. Damit trägt man dem geänderten Terminplan Rechnung; im November ist fast die komplette Vorrunde beendet. Über einen entsprechenden Antrag des Hessischen Fußballverbandes muß der DFB-Bundestag im Oktober entscheiden.

Ferner einigten sich alle hessischen Fußball-Oberligisten darauf, das Torverhältnis bei Punktgleichstand über Auf- und Abstieg mitentscheiden zu lassen. Diesem Vorschlag, der auf dem Verbandstag schon einmal am Einspruch der unterklassigen Vereine gescheitert war, muß der HFV-Beirat auf seiner Sitzung Anfang November allerdings noch zustimmen. Eckert ist aber zuversichtlich, daß diese Sonderregelung für die Oberliga angenommen wird. Somit könnten die zum Saisonbeginn am Freitag erzielten Tore der Saison 1992/93 bereits über Wohl und Wehe der hessische Oberligisten mitentscheiden. fro

Mit Neugier die Natur kennenlernen

GRÄVENWIESBACH. Der Landesverband Hessen im Deutschen Jugendherbergswerk eröffnet am Freitag, 28. August, einen Naturerlebnisplatz in der Jugendherberge Grävenwiesbach. Die Feier beginnt um 14 Uhr.

Seit etwa zwei Jahren arbeiten die Herbergseltern Andrea und Rudolf Baues an neuen Angeboten ihres Hauses. Ihr Ziel ist es, Gruppen nicht nur zu bewirten. Sie wollen versuchen, Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren die Natur näherzubringen. Dazu haben sie zusammen mit Fachleuten folgendes Programm erarbeitet: Besuch beim Imker, Vogelstimmenwanderung mit Ornithologen der Vogelschutzgruppe, Waldwanderungen und Bau von Nisthilfen.

Weder schulisches Lernen ist gefragt noch Fachwissen, sondern Erleben und Begreifen: Neugierde soll geweckt werden, ist die Devise in der Jugendherberge Grävenwiesbach. Auf dem Gelände sind ein sogenannter Fühlpfad und zahlreiche Neupflanzungen für den kommenden Herbst oder das Frühjahr geplant, auch eine große Hecke soll entstehen.

Zum Mithelfen beim Anpflanzen werden interessierte Schulklassen oder Gruppen gesucht. tel

Die ersten 1000 Schüler erhalten eine Jahreskarte

HOCHTAUNUSKREIS. Für Schüler, Eltern und die Schulverwaltung soll ein Teil des Papierkriegs entfallen. Mit Beginn des nächsten Schuljahres werden zunächst etwa 1000 der insgesamt mehr als 4000 Schüler, die Anspruch auf Erstattung der Fahrkosten haben, zum erstenmal Jahreskarten bekommen. Damit ist das Sammeln der Fahrkarten und die halbjährliche Abrechnung zwischen den Eltern und dem Schulamt nicht mehr nötig. Und ein weiterer Vorteil: Die Jahreskarte darf auch in den Ferien benutzt werden.

In den Genuß kommen zunächst die Schüler, die mit den Buslinien 21 (Bad Homburg / Usingen) und 33 (Königstein /Schmitten) zum Unterricht fahren sowie die Schüler der Konrad-Lorenz- Schule, der Humboldtschule, der Kaiserin-Friedrich-Schule, der Christian-Wirth- Schule, der St.-Angela-Schule und der Taunusschule. Alle Schüler, die Anspruch auf volle Erstattung der Beförderungskosten haben, sind ebenfalls betroffen. Nach und nach soll die Jahreskarte für alle Schüler eingeführt werden. Ausgegeben wird sie von den Schulen. jom

SG Wallau/Massenheim: Nach dem 40. Geburtstag ist es für den Coach mit der Ruhe vorbei Heiner Brand: "Jetzt sind wir die Gejagten" Broschüre über die überaus erfolgreiche Saison in Vorbereitung / Spielersuche abgeschlossen

Seinen 40. Geburtstag kann der neuverpflichtete Trainer Heiner Brand (Bild) in der nächsten Woche noch in Ruhe in seinem Urlaubsort in Österreich im Kreise seiner Familie feiern. Anschließend dürfte die Familien-Idylle jedoch des öfteren harten Belastungsproben unterzogen sein, denn der Nachfolger von Meistermacher Velimir Kljaic (wechselte zum Nachbarn und Erzrivalen TV Großwallstadt) beim deutschen Handballmeister und Europacupsieger SG Wallau/Massenheim beginnt am 3. August mit dem täglichen, oft zweimaligen Training. Brand bewohnt zwar ein kleines Appartement in Wallau, aber in der Regel fährt der Ex-Gummersbacher Nationalspieler (Weltmeister 1978) nach dem Training und den Spielen nach Hause.

"Die Autobahn werde ich mehr als meine Spieler sehen, aber ich will meinen Job in der Versicherungsbranche weiter fest im Auge behalten", meinte der auch als Trainer des VfL Gummersbach überaus erfolgreiche neue Verantwortliche auf der SG-Kommandobrücke. "Die Erfolge von gestern zählen nicht mehr. Das mußte auch mein Heimatverein Gummersbach nach dem Meistertitel vor einem Jahr registrieren. Da wird man als Titelverteidiger vom Jäger zum Gejagten. Wir werden uns jeden Erfolg schwer erkämpfen müssen", rechnet Brand mit hochmotivierten Gegnern in der hochkarätig besetzten eingleisigen Liga.

Während die SG praktisch unverändert ins Rennen geht, hat die Konkurrenz - nach Meinung von Mananger Bodo Ströhmann - "mancherorts eine Schippe draufgelegt". Für den nach Dormagen wechselnden Matthias Schmidt kam der Großwallstädter Ralf Heckmann für die verwaiste Rückraumposition. Der "Neue" dürfte angesichts der Leistenoperation von Stephan Schoene zumindest in der ersten Phase verstärkte Spielanteile - neben Kaellman und dem wieder hergestellten Schwalb - bekommen. Fabrikant Ströhmann ist seit Donnerstag ebenfalls im Urlaub. "Bis zum Tag der offenen Tür am 9. August schalte ich vom Handball etwas ab. Die schöpferische Ruhepause war dringend notwendig nach dem Doppelstreß Europacup und Meisterschaft."

Noch nicht zur Ruhe kommt dagegen an seinen letzten Arbeitstagen der scheidende Geschäftsführer Burkhard Keller, der noch eine Meisterschafts-Lektüre herstellt. "Ein Rückblick auf das große SG-Jahr als Erinnerungsstück für unsere Fans. Wir werden das ganze Projekt hoffentlich bis zum Meisterschafts-Heimstart am 26. September fertighaben und zum Selbstkostenpreis von zehn Mark abgeben," meinte Keller im Hinblick auf den Schlager-Auftakt in der Höchster Ballsporthalle gegen den Endspielgegner SG Leutershausen.

Wenn die SG eine Woche zuvor zum Bundesliga-Auftakt in Düsseldorf antreten muß, versieht der in dieser Saison sogar als Spieler eingesprungene Burkhard Keller bereits seinen neuen Job als Trainer des Schweizer Meisterschaftsanwärters Basel. "Ich löse dort einen Ex-Wallauer ab, Björn Jilsen", freut sich der Ex- Rechtsaußen bereits auf die Rückkehr in den rein sportlichen Bereich. Bereits in Wallau (gemeinsam mit Walter Don), bei einem Schweizer B-Ligisten und in Heppenheim hatte Keller zuvor Trainer-Erfahrungen sammeln können.

Um Wohnungen für weitere Neuzugänge muß sich Keller nicht mehr kümmern. "Die von uns gesuchten Talente aus der näheren Umgebung waren nicht auf dem Markt. Damit sind die personellen Disposition bereits abgeschlossen," meinte Ströhmann.

In der Vorbereitung, die mit der Vorstellung des Teams am 9. August in der heimischen Ländcheshalle beginnt, wird Trainer Brand nicht den kompletten Kader zur Verfügung haben.

Dirk Beuchler und Michael Scholz nehmen an der Militär-Weltmeisterschaft in Polen teil, kehren erst kurz vor dem Meisterschaftsstart wieder zurück. "Hoffentlich ohne Verletzungen", unkt Ströhmann angesichts "seiner SG-Knochenbruch" der letzten Saison. Das neue Team mit Heiner Brand können die Fans, die bereits knapp 2000 Dauerkarten vorbestellt haben, am 13. August in Ober-Eschbach erstmals unter die Lupe nehmen. jo

Frische Fahne für den Turm Ersatz nach Diebstahl

Nerven muß er gehabt haben, der Dieb, der Winkelsees Wetterfahne von der Turmspitze gestohlen hat; und vor allem schwindelfrei muß er sein. Quietschende Alu-Leitern, an deren Ende man sich durch enge Bretterluken zwängen muß, machen den Aufstieg zur Spitze des Eschenheimer Turms alles andere als angenehm. Zehn Quadratmeter groß ist die Plattform in 47 Meter Höhe, bei jeder Windböe wankt sie bedenklich.

Hier hat der Dieb zugeschlagen, hat zwischen dem 22. und dem 29. Juni die Wetterfahne aus ihrer Halterung gehoben und anschließend herabtransportiert. Aber wie? "Die wurde heruntergetragen. Mit einem Seil kann man die Fahne kaum herablassen, schließlich ist der Turm doch von allen Seiten eingehüllt", meint Ulrich Fritz. Er ist Bauarbeiter und bewegt sich auf der Plattform an der Turmspitze so sicher wie auf der festen Erde. Vom Diebstahl selbst hatte er nichts mitbekommen, "da haben wir noch weiter unten gearbeitet". Gesehen hat den Täter niemand. Wie auch - "ab 17 Uhr arbeitet hier niemand mehr".

Um die Wetterfahne des 1428 vollendeten Turms rankt sich eine Legende. Im Jahre 1550 soll Hans Winkelsee, ein junger Mann von außerhalb, zum Schützenfest nach Frankfurt gekommen sein. Doch am Schießstand durfte er sich nicht beweisen; verärgert wilderte Winkelsee im Wald vor der Stadt. Ein Feldhüter sperrte den Heißsporn in den Eschenheimer Turm. Winkelsee drohte der Strang; es gab nur eine mögliche Rettung: Er sollte die Freiheit erhalten, wenn es ihm gelänge, eine Neun in die Wetterfahne des Turms zu schießen. Winkelsee schaffte das Unmögliche; er kam nicht nur frei, er wurde auch noch Förster - mit Dienstwohnung im Eschenheimer Turm.

Gleichgültig, ob es Hans Winkelsee wirklich gegeben hat, die Fahne mußte mehrmals erneuert werden, und jedesmal wurden die berühmten Löcher in Form einer Neun hineingebohrt.

Die letzte Fahne stammte aus dem Jahr 1885; frisch restauriert wurde sie am 22. Juni wieder auf die Turmspitze gesetzt. Als der Diebstahl Ende Juni bemerkt wurde, alarmierte das Hochbauamt die Restaurierungsfirma. Die sollte innerhalb von vier Wochen eine neue Fahne schmieden, denn nächste Woche werden die Baugerüste abmontiert.

"Das Hochbauamt hat uns ganz schön ins Schwitzen gebracht", meint Restaurator Stefan Klöckner. "Wir hatten weder Foto noch Zeichnung von der Fahne." Die Restauratoren leisteten ganze Arbeit: Am vergangenen Montag war die Fahne bereits fertig vergoldet; ein Tag, bevor die Öffentlichkeit vom Diebstahl der alten Fahne erfuhr.

Probleme bereitete die Anordnung der Löcher. "Da wir kein Foto hatten, haben wir die Löcher einfach so hineingebohrt", erklärt Klöckner.

Nächste Woche kehrt die neue Fahne an die Turmspitze zurück. "Aber erst am Tag, wenn das Gerüst abgebaut wird", betont Klöckner. "Sonst wird die noch mal gestohlen." ert

Diebe stahlen Geld und Zigaretten aus Tankstelle

KRIFTEL. Zwei Geldkassetten mit über 1000 Mark sowie mehrere Stangen und lose Schachteln Zigaretten erbeuteten Unbekannte in der Nacht zum Dienstag aus der Tankstelle an der Frankfurter Straße.

Wie die Polizei schildert, hebelten die Einbrecher ein Fenster auf und brachen anschließend die Tür vom Verkaufs- zum Büroraum auf.

Der Schaden beläuft sich auf rund 7000 Mark. ana

Kripo sucht Zeugen für Anschlag auf Jugoslawen

Noch immer hatdie Mordkommission kein klares Bild von den Hintergründen des Anschlags auf einen 27jährigen Mann aus dem ehemaligen Jugoslawien, der in der Nacht zum Dienstag in der Nistergasse in Heddernheim von einem Unbekannten angeschossen und schwer verletzt worden war. Bei dem 27jährigen handelt es sich um Safet Lomnica (Polizeibild), der wegen seiner Verletzung, einem Bauchschuß, noch immer nicht von der Kripo vernommen werden konnte. enk

23jährige entging knapp Vergewaltigung Polizei konnte Täter festnehmen

WIESBADEN. Die Polizei nahm am Mittwoch einen 33 Jahre alten Mann in einem Wohnheim fest, der versucht hatte, eine 23jährige Wiesbadenerin zu vergewaltigen. Die Frau war gerade am Eingang ihrer Arbeitsstelle in der Parkstraße angelangt, als sie gegen 6.45 Uhr von dem Mann gepackt, in ein Gebüsch gezerrt und angefallen wurde. Ihr lautes Schreien und ihre heftige Gegenwehr alarmierten ihre Kollegen im oberen Stockwerk des Seniorenwohnheims. Die riefen sofort die Polizei und machten sich lautstark bemerkbar. Daraufhin ließ der Mann von seinem Opfer ab und rannte Richtung Parkstraße davon. Die Frau blieb mit einem Schock und Schürfwunden zurück. Streifenbeamte überprüften gezielt ein Wohnheim in der Nähe, da die Täterbeschreibung auf einen dort wohnenden, der Polizei aus einem anderen Ermittlungsverfahren bereits bekannten Mann paßte. Dort traf sie den 33jährigen, den die Überfallene später bei der Gegenüberstellung als Täter identifizierte. ana

Exhibitionist lockte zwei Mädchen zum Auto

WIESBADEN. Ein Exhibitionist lockte gestern zwei 14jährige Mädchen an sein Auto und ließ vor ihnen die Hose herunter. Die Mädchen flüchteten daraufhin.

Nach Angaben der Polizei parkte ein Auto mit amerikanischem Kennzeichen gegen 13.30 Uhr in der Idsteiner Straße. Als die Teenager an dem Wagen vorbeiliefen, fragte der Fahrer sie nach dem Weg zur Autobahn. Während die Mädchen noch über die Route beratschlagten, bot ihnen der Mann plötzlich an, 20 Mark verdienen zu können.

Die beiden gingen näher zum Auto und sahen, wie der Mann an seinem entblößten Penis herumspielte. Die Fahndung blieb ohne Erfolg. dis

Oberliga-Auftaktschlager Rot-Weiss Frankfurt gegen Fulda

Am heutigen Freitag werden die Spielbälle in der hessischen Fußball- Oberligisten wieder aus den Schränken geholt und dem Objekt der Begierde mit kräftigen Stößen aus der Luftpumpe zu neuem Leben verholfen. Wie es denn getreten wird, darüber vermag keiner der 17 Trainer Auskunft zu geben. "Wir wissen noch nicht, wo wir stehen", lautet der Satz, den jeder Coach auf Abruf parat hat. Sicher ist nur, daß die Oberliga mit ihrer neuen Saison in eine Zweiklassengesellschaft startet. Nie zuvor war die Diskrepanz zwischen vermeintlichen Titelaspiranten und potentiellen Absteigern derart groß.

Den finanziellen Anstrengungen wollen die beiden großen Meisterschaftsanwärter, FSV und Rot-Weiß Frankfurt, Taten folgen lassen. Die "Roten" starten am Samstag vor eigenem Publikum gegen Borussia Fulda in die neue Runde, bangen dabei um den Einsatz von Torhüter Wimmer. "Ich hätte mir einen anderen Gegner gewünscht", blickt Rot-Weiß-Manager Wolfgang Kraus voll Respekt auf den Gast aus Osthessen, der ebenfalls ein gewichtiges Wörtchen in der Spitzengruppe mitreden will.

Ohne den verletzten Neuzugang Michael Traupel muß der FSV Frankfurt beim Aufsteiger VfL Marburg antreten. "So ein Spiel muß gewonnen werden, egal wie", verspricht sich FSV-Präsident Baecker einen gelungenen Start in die neue Saison. Seit Donnerstag hat der FSV Frankfurt auch einen Neuzugang im Geschäftszimmer: Helmuth Reuscher, bisher bei Viktoria Aschaffenburg tätig, trat am Bornheimer Hang seine Arbeit als Geschäftsführer an.

Eröffnet wird die neue Runde bereits am Freitag abend. Aufsteiger Bad Vilbel trifft dabei auf die Eintracht-Amateure, geht "mit sachlicher Nüchternheit", so Trainer Rübenach, an seine erste Oberliga-Saison und hofft auf die Unterstützung seines Publikums. Der Gegner sieht indes in seinem jungen Kader großes fußballerisches Potential. Die Heimpremiere der Offenbacher Kickers gegen Aschaffenburg steht für die Gäste unter einem ungünstigen Stern. Eine konzentrierte Vorbereitung war auf Grund des zuletzt drohenden Konkurses der Mainfranken nicht möglich. Also sieht Viktoria-Trainer Jürgen Strack seine neue Mannschaft als krassen Außenseiter. Der OFC will vor eigenem Publikum höheren Ansprüchen gerecht werden. "Wir sind gefordert", weiß der neue Coach Lothar Buchmann und hat auch schon eine verbesserte Einstellung seiner Akteure zum Fußball ausgemacht. Während Schneider ausfallen wird, steht hinter den Einsätzen von Figas und Kutzop noch ein Fragezeichen.

Vor einem Neuaufbau steht Rot-Weiß Walldorf mit seinem neuen Trainer Kurt Geinzer. Beim Heimdebüt gegen Haiger sollen die guten Eindrücke der Vorbereitungsphase fortgesetzt werden. Im Derby mit dem SV Wiesbaden muß Wehens Coach Heinz Wulf auf Libero Caic verzichten, der nach einem Kreuzbandanriß mindestens acht Wochen ausfallen wird. Dennoch strebt er am Samstag auf dem Halberg eine gelungene Premiere an, die gleichzeitig zur Werbung für die Partie im DFB-Pokal gegen Bundesligist Eintracht Frankfurt geraten soll.

Die SG Egelsbach, die nach Aussage von Spielausschuß-Vorsitzenden Leonhardt "eine durchwachsene Vorbereitungsphase" hinter sich hat, muß beim im Neuaufbau befindlichen KSV Hessen Kassel auf den verletzten Löwel verzichten. Der dritte Neuling SC Neukirchen rechnet gegen den VfR Bürstadt mit dem ersten Oberliga-Sieg in der Vereinsgeschichte. Die Spvgg. Bad Homburg ist spielfrei. FR

Fixer-Flugblatt droht Geschäften Polizei: Ein schlechter Dienst an den Schwerkranken

"Achtung, Achtung! Die Fixer kommen", beginnt ein Flugblatt, das sich an "alle Frankfurter Geschäftsinhaber und Restaurantbesitzer, an die Kunden, Käufer, Flaneure und Windowshopper" richtet und das derzeit rund um die Taunusanlage verteilt wird. "Es tut uns leid", heißt es, "daß wir Fixer gezwungen werden, demnächst Ihre Verkäufsräume als Drogen-Bunker und Ihre Toiletten zum Spritzen zu benutzen. Wir wären lieber in der Taunusanlage geblieben und hätten uns den Ärger mit ihnen erspart."

In dem Flugblatt, das angeblich von den "DrogengebraucherInnen von der Taunusanlage" verfaßt wurde, wird die Bevölkerung aufgefordert, die Forderung der Junkies, die offene Szene in der Taunusanlage zu belassen, auch in ihrem eigenen Interesse zu unterstützen. Außerdem fordern die Junkies "Methadon zu humanen Bedingungen", die Vergabe von Morphium und Heroin sowie Räume, in denen sie sich die Droge unter hygienischen Bedingungen injizieren können.

Oberbürgermeister Andreas von Schoeler werfen die Junkies vor, sie aus wahltaktischen Gründen "von der Szene in die Innenstadt" zu vertreiben. Der OB könne zwar die Szene zerschlagen, aber er könne die Drogenabhängigen nicht wegzaubern. "Wir Fixer wollen nur eins - in Ruhe gelassen werden."

Der Pressesprecher der Frankfurter Polizei, Karl-Heinz Reinstädt, sagte zu der Flugblattaktion: "Wir meinen, daß die Verfasser, bei denen noch unklar ist, woher sie kommen, den Schwerkranken in der Taunusanlage keinen großen Dienst erwiesen haben. Wir halten dies für eine zielgerichtete Angstmache bei den Geschäftsleuten. Die Frankfurter Polizei läßt sich nicht nötigen. Wir werden unsere operativen Maßnahmen in der Taunusanlage fortsetzen. Sollte auch nur ein Ansatz erkennbar sein, daß die im Flugblatt geäußerten Maßnahmen realisiert werden sollten, schreiten wir sofort ein. Wir bitten schon jetzt alle möglichen Betroffenen, sich an die Polizei zu wenden."

Uli Geissler, persönlicher Referent von OB von Schoeler, meinte: "Ich habe erhebliche Zweifel, daß diese Flugblätter aus dem Kreis der Drogenabhängigen stammen." Es sei falsch, wenn behauptet werde, die Polizei vertreibe die gesamte Szene von der Taunusanlage. enk

Donnerstag, 23. Juli

Kinder Merian-Spielplatz, Bornheim: 13 bis 18 Uhr, Ferienspielaktionen (ab 6 J.). Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe, Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Deutscher Sportbund: 18 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Reuterweg, Reuterweg 68-70, Tel. 72 74 17; Apotheke am Ziegelhüttenplatz, Ziegelhüttenweg 1-3, Tel. 61 40 79; Apotheke im Hessen-Center, Bergen-Enkheim, Hessen-Center, Borsigallee 26, Tel. 0 61 09 / 3 31 73 und 3 31 74; Hirsch-Apotheke, Zeil 111, Tel. 28 15 65; Höhen-Apotheke, Berger Straße 97, Tel. 44 68 21; Marbach-Apotheke, Preungesheim, Marbachweg 93 a, Tel. 54 91 06; Markus-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 46, Tel. 77 63 64; Metro-Apotheke, Kaiserstraße 79, Tel. 23 63 65; Phönix-Apotheke, Nied, Mainzer Landstraße 800, Tel. 39 75 45; Raimund-Apotheke, Ginnheim, Kurhessenstraße 164, Tel. 52 23 63; Titus-Apotheke, Nordweststadt, Nordwestzentrum, Tel. 57 60 58.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Ute Müller, Alt-Eschersheim 29, Eschersheim, Tel. 52 52 01; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.

Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01 - 4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.

Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.

- ohne Gewähr -

20 Festnahmen bei Razzia gegen Taschendieb-Bande Polizei stürmte Lokal in Bockenheim

Beamte der Offenbacher und der Frankfurter Polizei haben bei einer Razzia nach einer bundesweit agierenden südamerikanischen Bande von Trick- und Taschendieben die Räume des Lokals "Club Latino/Kali" in der Adalbertstraße in Bockenheim durchsucht und 20 Besucher aus Kolumbien, Argentinien und Venezuela vorläufig festgenommen. Wie der Leiter der Pressestelle im Offenbacher Polizeipräsidium, Karl-Heinz Raupach, jetzt mitteilte, ermittelt die dortige Kripo bereits seit einigen Wochen federführend gegen diese Bande. Die Beamten des Frankfurter Kriminaldauerdienstes (KDD) seien kurzfristig bei dieser Aktion in der Adalbertstraße um Unterstützung gebeten worden.

Nach Raupachs Angaben hat die Offenbacher Kripo einen Tip auf dieses Lokal bekommen, in dem sich überwiegend Südamerikaner treffen.

Ein 36 Jahre alter Frankfurter Fachjournalist, der sich mit seinem südamerikanischen Bekannten zufällig zu dieser Zeit in dem Lokal aufhielt, schilderte gegenüber der FR die Ereignisse: "Gegen 21.30 Uhr stürmten plötzlich mit Maschinenpistolen und Pistolen bewaffnete und mit schußsicheren Westen bekleidete Polizeibeamte das Lokal. Als wir in die Mündungen der Waffen schauten, warfen wir uns zunächst einmal unter die Tische. Anschließend wurde jeder, der aussah wie ein Südamerikaner, aufgefordert, sich mit erhobenen Armen und gespreizten Beinen an die Wand zu stellen, und wurde durchsucht." Die gesamte Aktion habe bis gegen 23 Uhr gedauert. "Die Beamten hatten offensichtlich zu wenig Handschellen dabei. Es mußten erst noch welche geholt werden."

Zehn der Festgenommenen, darunter auch der Bekannte des Journalisten, wurden bereits kurze Zeit nach Überprüfungen wieder freigelassen. Wie Polizeisprecher Raupach sagte, seien die zehn übrigen in die Polizeipräsidien in Offenbach und Frankfurt gebracht worden. Zum Teil sollten die jeweiligen Ausländerbehörden überprüfen, ob sie sich legal in der Bundesrepublik aufhalten. Ein Ergebnis dieser Überprüfung liegt noch nicht vor. Bei vier der Festgenommenen war noch unklar, ob sie vom Haftrichter in Offenbach in Untersuchungshaft geschickt wurden.

Aus ermittlungstechnischen Gründen wollte Raupach keine weiteren Details über die Ermittlungen gegen die Bande bekanntgeben. enk

.5

.5

Familien für Aufnahme von Flüchtlingen gesucht

Frankfurter Familien, die Kriegsflüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina Unterkunft und Verpflegung geben wollen, können sich bei der Zentralstelle für Asylbewerber des Sozialamtes schriftlich unter der Anschrift Mainzer Landstraße 351 oder telefonisch unter den Nummern 212-30217 oder 212-30348 anmelden.

Wie der Leiter des Sozialamtes, Ingo Staymann, sagte, sind in den vergangenen Tagen bei der Stadt insgesamt fünf solcher Bereitschaftserklärungen eingegangen. Auch Leser fragten bei der FR an, ob man helfen könne. Weitere Anschriften sollen nun bei dieser Zentralstelle registriert werden.

Sollte eine neue Welle von Kriegsflüchtlingen kommen, würde die Stadt dem Land Hessen diese und mögliche weitere Adressen von Hilfswilligen zur Verfügung stellen, um Flüchtlinge, die ansonsten in Kasernen oder Lagern untergebracht werden müßten, zu vermitteln. Die Sozialverwaltung der Stadt sei personell wie finanziell derzeit zu weiterer Hilfe nicht imstande. enk

Fußball III

TESTSPIELE: Vikt. Sindlingen - Eintr. Frankfurt Amat. 2:4, SV Neuses - Spvgg. Bad Homburg 0:4.

Algier sagt Korruption den Kampf an

ALGIER, 23. Juli (AP). Die neue algerische Regierung hat der Korruption in Verwaltung und Wirtschaft einen "gnadenlosen Kampf" angesagt und die rasche Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung versprochen.

Ministerpräsident Belaid Abdesslam sagte am Mittwoch abend im staatlichen Fernsehen, bestechliche Regierungsbeamte müßten künftig mit strenger Bestrafung rechnen.

Neben der "Ausrottung" der Korruption nannte Abdesselam ein Sparprogramm sowie die Gewährleistung sozialer Gerechtigkeit als Kernpunkte seiner am Sonntag gebildeten Regierung. Die "Angriffe auf die Stabilität des Staates und das Blutvergießen unter Algeriern" müßten ein rasches Ende nehmen. Korruption und die Verelendung breiter Bevölkerungsschichten gelten als Nährboden für die Islamische Heilsfront (FIS). Die seit März verbotene fundamentalistische Partei hatte bei der ersten freien Parlamentswahl in Algerien im Dezember einen klaren Sieg errungen, war von der Armee aber an der Übernahme der Regierung gehindert worden.

In der ostalgerischen Stadt Constantine wurde am Mittwoch nach einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur APS ein Polizist erschossen. Außerdem wurden dort Telefonzentralen in Brand gesetzt, wodurch 4000 Leitungen unterbrochen wurden. Auch in Ain Oussera, 250 Kilometer südlich von Algier, legten unbekannte Täter ein Feuer in einem öffentlichen Gebäude.

"Einigung Zyperns möglich"

NEW YORK, 23. Juli (AP). Die Zyperngespräche bei den Vereinten Nationen (UN) können nach Ansicht des britischen Außenministers Douglas Hurd durchaus zur Wiedervereinigung der geteilten Insel führen. Vor Journalisten in New York sagte Hurd, die Gespräche hätten ein "kritisches Stadium" erreicht. Am Sitz der Vereinten Nationen verhandelt UN- Generalsekretär Butros Ghali seit einer Woche mit dem zyprischen Präsidenten Georgios Vassiliou und dem Vertreter des seit 1974 abgespaltenen türkischen Nordteils der Insel, Rauf Denktasch. Über die Gespräche wurde eine Nachrichtensperre verhängt. Verlautbarungen informierter Beobachter ließen nicht auf große Fortschritte schließen. Hurd versicherte, daß Großbritannien alles in seiner Macht Stehende tun wolle, um in seiner ehemaligen Kolonie Zypern eine friedliche Lösung herbeizuführen.

. . . und außerdem: Was ist authentisch am Bekennerbrief?

Nach dem Anschlag auf einen Prominenten liegt am Tatort ein Stück Papier. Es zeigt einen roten Stern, eine Maschinenpistole und die Buchstaben R, A und F. Auch wenn alles ganz so aussieht, als hätten Terroristen zugeschlagen - ganz sicher können die Ermittler nicht sein. Es könnte ja auch die Mafia gewesen sein oder ein Erbe, der es nicht abwarten konnte . . . Ein, zwei Tage später liegt dann ein "Bekennerschreiben" bei Medien in der Post, in dem ausführlich auf Tat und Motive eingegangen wird.

Deshalb kommt das Stück Papier wie die meisten anderen am Tatort gefundenen Gegenstände zum Kriminaltechnischen Institut des Bundeskriminalamtes nach Wiesbaden. Dort geschieht nach den Worten von Hans-Gerd Heuser, dem Leiter des Fachbereichs Drucktechnik und Vervielfältigung, folgendes: "Wir versuchen zunächst, spätere Bekennerschreiben jenen Dokumenten eindeutig zuzuordnen, die am Tatort gefunden wurden. Wenn das gelingt, dann können wir sagen, der Verfasser des Bekennerschreibens war kein Trittbrettfahrer."

Meist stellt sich bei der Analyse heraus, daß es sich um einen handelsüblichen Computer oder eine handelsübliche Schreibmaschine, handelsübliche Farbbänder und handelsübliches Papier handelt. "Wir können nicht den Vertriebsweg der benutzten Werkzeuge zurückverfolgen", räumt Heuser ein, aber "immerhin kann uns niemand ein Schreiben präsentieren, das wir fälschlicherweise als echt qualifizieren".

Der allgemein erschwingliche Computer hat inzwischen den Fahndungsweg über den Büromaschinenhandel versperrt. "Sonst wäre es ja auch ganz einfach", sagt Wolfgang Steinke, der Leiter des Kriminaltechnischen Instituts. "Bis jetzt steht nur fest, daß sich die von Matrixdruckern erzeugten Zeichen bei ständigem, häufigem Gebrauch verändern, so daß jeder Druck nach einer gewissen Zeit ein eigenes Profil bekommt." Die gerichtsverwertbare Identifizierung sei aber bis jetzt noch nicht Routine. "Auch scheint es so, daß jeder Computerdrucker sozusagen ab Werk verschieden ist. Andererseits können wir natürlich einen Tintenstrahldrucker identifizieren, wenn bei ihm eine Düse verstopft ist und er nicht repariert wird. Außerdem können wir den Typ des Druckers, des Farbbandes und des Papiers feststellen", sagt er. "Danach kommt noch die sprachliche Analyse."

Neben dem allgemein erhältlichen und auch benutzten Werkzeug gibt es das äußerst seltene selbstgebaute, das die Täter eindeutig identifiziert, "wahrscheinlich weil die das auch so wollen". Die RAF habe Druckformen, mit denen sie ihren roten Stern mit der schwarzen Maschinenpistole zu Papier bringe. "Das können wir eindeutig identifizieren." Bei Schwarzweißkopien könnten die Physiker im Labor mit Messungen die Herkunft feststellen oder sagen, wie viele Generationen zwischen dem Original und der übermittelten Kopie liegen, meint Heuser.

"So können wir sagen, daß die Bekennerschreiben zum Beispiel für den Mord an Gerold von Braunmühl und den an Alfred Herrhausen mit denselben Werkzeugen verfaßt worden sind", sagt Steinke. Als Beispiel für gefälschte Briefe nennt er Schreiben vom März 1990. Im ersten bekannten sich angebliche Terroristen zu einem Anschlag auf Bundeslandwirtschaftsminister Ignaz Kiechle. Im zweiten, fast gleichzeitig eingegangenen, schrieben sie, der Anschlag sei abgebrochen worden. Das BKA bezweifelte die Echtheit dieser Schreiben.

Acht Wochen später erklärte die RAF in einem als authentisch analysierten Schreiben, die beiden anderen Briefe seien gefälscht gewesen. "Damit haben sie unsere Erkenntnisse bestätigt. Wir haben unter anderem anhand der Trennkante der Briefmarken gemerkt, daß die beiden ersten Briefe aus ein und demselben Markenheftchen frankiert waren. So etwas macht die RAF nicht", sagt Steinke.

Die Frage ist, ob die RAF ihren "Lesern" niemals taktische Lügen auftischt. Hans-Jürgen Förster, Sprecher des Generalbundesanwalts in Karlsruhe, sagt dazu: "Wir haben mehrere Beispiele dafür, daß authentische Aussagen der RAF inhaltlich unrichtig sind." Nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft führen die Terroristen die Ermittler sehr wohl in ihren Schreiben in die Irre, "wenn sie das für eine taktische Notwendigkeit halten, insbesondere hinsichtlich der Ermittlung im Umfeld", sagt Förster.

Bei strategischen Aussagen "ist das etwas anderes", meint Förster. Hier wird bei Ermittlern und Anklagebehörden allgemein angenommen, daß die RAF meint, was sie schreibt. Das gilt insbesondere für Aussagen in den jüngsten Schreiben wie: "Wir werden Angriffe auf führende Repräsentanten aus Wirtschaft und Staat für den jetzt notwendigen Prozeß einstellen." Das Schreiben war am 13. April 1992 bei Nachrichtenagenturen und Tageszeitungen in der Post.

THOMAS RIETIG (AP)

Schnellzug aus Stuttgart prallte gegen Lok

RIVERA-BIRONICO, 23. Juli (AP). Bei der Kollision eines aus Stuttgart kommenden Schnellzugs mit einer Lokomotive im Bahnhof von Rivera-Bironico im Tessin sind in der Nacht zum Donnerstag 20 Menschen verletzt worden. Wie die Verwaltung der Schweizer Bahn mitteilte, ereignete sich das Unglück bei der Durchfahrt des Zuges durch den Bahnhof auf einer Weiche, wobei beide Triebfahrzeuge entgleisten. 19 der verletzten Fahrgäste setzten die Reise nach ambulanter Behandlung noch in der Nacht fort, einer wurde in das Hospital von Lugano eingeliefert. Der Zugverkehr auf der Strecke Bellinzona-Chiasso wurde für mehrere Stunden unterbrochen.

Großbritannien Jugendunruhen in Städten

BLACKBURN, 23. Juli (AP). Von der jüngsten Welle schwerer Unruhen in Großbritannien sind in der Nacht zum Donnerstag die drei Städte Blackburn, Burnley und Huddersfield im Norden Englands erfaßt worden. Bei Zusammenstößen zwischen Polizei und Jugendlichen wurden mindestens 16 Menschen verletzt, über 35 Randalierer wurden festgenommen, wie die Polizei weiter mitteilte. Die Jugendlichen gingen mit Steinen und Benzinbomben gegen die Beamten vor.

Nach Angaben der Polizei kamen viele der Randalierer in Blackburn aus dem großen asiatischen Bevölkerungsanteil in dieser Industriestadt mit hoher Arbeitslosigkeit. Offenbar seien die Unruhen ausgebrochen, weil militante Moslems versucht hätten, andere vom Konsum von Drogen abzubringen. Im Polizeibericht hieß es: "Der Zwischenfall begann damit, daß Gruppen asiatischer Jugendlicher untereinander in Streit gerieten. Als die Polizei die Ordnung wiederherstellen wollte, wurden wir zum gemeinsamen Feind." Elf Randalierer und ein Polizist seien verletzt worden. Im benachbarten Burnley kam es schon in der vierten Nacht in Folge zu Zusammenstößen mit der Polizei, die 17 Personen festnahm. Damit erhöhte sich die Zahl der in dieser Stadt Festgenommenen auf insgesamt 70. Die Unruhen dort begannen am vergangenen Sonntag, Einwohner machen dafür ein hartes Vorgehen der Polizei, die dies aber bestreitet, verantwortlich.

In Huddersfield wurden Polizei und Feuerwehr von steinewerfenden Jugendlichen angegriffen, die ein leerstehendes Haus in Brand steckten. Dort begannen die Krawalle, als die Polizei ein Lokal durchsuchte, in dem Rauschgifthändler vermutetet wurden. 16 Personen wurden festgenommen, drei Polizisten und ein Feuerwehrmann wurden verletzt.

BOGOTÁ, 23. Juli (AP/AFP). Im "Rauschgiftkrieg" hat Kolumbiens Präsident Cesar Gaviria eine schwere Niederlage erlitten: Der mächtige Drogenboß Pablo Escobar ist trotz schwerer Bewachung mit neun Komplizen aus seinem luxuriösen Gefängnis ausgebrochen und verschwunden. Offenbar haben korrupte Wachbeamte die Flucht ermöglicht. Gaviria betonte dennoch in einer Ansprache an die Bevölkerung, er werde seinen Kurs beibehalten, der auf eine Aburteilung von Rauschgifthändlern im Lande und gegen eine Auslieferung in die USA gerichtet ist.

Escobar und 14 Mithäftlinge, die sich bisher in einer eigens für sie errichteten, mit viel Komfort ausgestatteten Haftanstalt bei Envigado, der Heimatstadt des Drogenbosses, befanden, sollten am Dienstag abend in ein Militärgefängnis verlegt werden. Gaviria erklärte, diese Maßnahme sei angeordnet worden, nachdem die Regierung herausgefunden habe, daß Escobar aus seiner Zelle Befehle für Morde und Folterungen erteilt habe. Diese Taten seien Teil eines erbitterten Kampfes um die Kontrolle über das sogenannte Medellin-Kartell, das große Rauschgiftsyndidakt Kolumbiens.

Doch der 42jährige Escobar widersetzte sich nach amtlicher Darstellung der Verlegung. Er wolle lieber sterben als in eine Kaserne verlegt werden. Er und die Mithäftlinge hätten die Wachmannschaften überwältigt, ihre Waffen an sich gebracht und drei Regierungsbeamte als Geiseln genommen. Unter anderen hätten sie den stellvertretenden Justizminister Eduardo Mendoza und den Chef der Gefängnisverwaltung, Hernando Navas, in ihre Gewalt gebracht. In der Nacht umstellten 400 Soldaten die Anlage, im Morgengrauen drang ein Stoßtrupp ein, und es kam zu einem heftigen Feuergefecht. Die Regierung gab später an, zwei Vollzugsbeamte seien getötet worden, in Rundfunkberichten war von sechs Toten die Rede. Die Soldaten konnten die Geiseln befreien und fünf Häftlinge festnehmen. Doch Escobar und neun Begleiter waren verschwunden, wie Gaviria mitteilte. Sie waren durch einen Tunnel entkommen, der angeblich als Luftschutzkeller für den Fall von Bombenangriffen durch rivalisierende Drogenkartelle diente. Eine gründliche Durchsuchung der Umgebung ergab keine Spuren. Beobachter erklärten, es sei Escobar ein leichtes, in dieser Gegend unterzutauchen.

Gaviria appellierte an Escobar, sich den Behörden zu stellen, und betonte, er sei auch weiterhin entschlossen, Rauschgifthändler im Lande vor Gericht zu bringen. "Selbst wenn wir Escobar nicht bald finden, wird sich die Politik einer Übergabe an die Justiz nicht ändern." Früher waren mutmaßliche Drogenbosse in die USA ausgeliefert worden. Auch gegen Escobar sind in Miami und in Tampa im US-Staat Florida Strafverfahren eingeleitet worden.

Als sich Escobar im Juni 1991 stellte, galt dies als großer Erfolg der Politik des Präsidenten, die Aburteilung von Rauschgifthändlern ganz der eigenen Gerichtsbarkeit zu übertragen. 1989 hatte das Medellin-Kartell Hunderte von Menschen ermordet, darunter zwei Präsidentschaftskandidaten, einen Richter des Obersten Gerichtshofes und einen Generalstaatsanwalt. Escobar konnte für seine Haft Bedingungen stellen und erhielt die Zusage einer milden Behandlung vor Gericht. Für ihn und seine Komplizen wurde eigens ein Gefängnis mit Bädern für die Häftlinge, großen Räumen und selbst einem Spielzimmer gebaut.

José Blackburn, der Präsident des Senats, sagte am Mittwoch nach einer Unterredung mit Gaviria, alle Wachbeamten in dem Gefängnis hätten auf Escobars Gehaltsliste gestanden. Sie hätten sogar zugelassen, daß Rivalen von Escobar in das Gefängnis gebracht und dort "zum Tode verurteilt" worden seien.

Der 42jährige Escobar, Sohn eines Bauern und Lehrers, wurde vor einiger Zeit vom Wirtschaftsmagazin "Forbes" zu den reichsten Männern der Erde gezählt, sein Vermögen wurde auf zwei bis fünf Milliarden Dollar geschätzt. 1982 wurde er als Abgeordneter seiner Heimatstadt Envigado sogar in das Parlament Kolumbiens gewählt. Da begannen Justizminister Rodrigo Lara Bonilla und eine Zeitung eine Kampagne gegen ihn. Der Minister und der Verleger wurden 1984 ermordet, seitdem ist der Rauschgiftboß ein gefürchteter Mann.

C-Waffen-Verbot Ende 1992?

GENF, 23. Juli (AP). Trotz erheblicher Bedenken akzeptieren die USA den bei der Abrüstungskonferenz in Genf vorgelegten Entwurf für ein Verbot von Chemiewaffen. Botschafter Stephen Ledogar sagte am Donnerstag vor den Vertretern von 39 Staaten, dies geschehe in der Hoffnung, daß damit ein Abkommen bis Ende dieses Jahres erreicht werde. "Unsere Entscheidung wurde nicht leichten Herzens getroffen", sagte der Diplomat. "In vielerlei Hinsicht sind von den USA bevorzugte Positionen erheblich verwässert worden oder gar nicht vorhanden."

Der Kompromißentwurf war im vergangenen Monat vom deutschen Botschafter Adolf Ritter von Wagner, dem Vorsitzenden des Ausschusses für chemische Waffen, ausgearbeitet worden. Wagner sagte, er hoffe, daß die Delegierten bei der Konferenz dem 188 Seiten umfassenden Vertrag so rechtzeitig zustimmen, daß er der UN-Vollversammlung zugeleitet und Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres unterzeichnet werden könne.

Aktion für Homosexuellen-Ehe

FRANKFURT A.M., 23. Juli (AP). Einen Hochzeitsmarsch notfalls bis zum Bundesverfassungsgericht wollen Schwule und Lesben starten. Der Schwulenverband in Deutschland rief am Donnerstag homosexuelle Paare dazu auf, am 19. August um 11 Uhr überall in der Bundesrepublik bei den Standesämtern ihr Aufgebot zu bestellen. Das soll der Auftakt zu einer Prozeßlawine sein, mit der Homosexuelle in Karlsruhe und Bonn eine Legalisierung ihrer Lebensgemeinschaften erzwingen wollen. Aus mutigen einzelnen Aktionen, wie der von Hella von Sinnen und Cornelia Scheel, solle eine Bewegung werden.

Gleichgeschlechtliche Heiratswillige erhalten den Angaben zufolge von dem Verband, der seinen Sitz in Leipzig hat, ausgearbeitete Schriftsätze, mit denen sie das Aufgebot beantragen und weitere rechtliche Schritte einleiten können, wenn das Aufgebot erwartungsgemäß abgelehnt wird.

Rauschgiftringe ausgehoben Insgesamt zehn Verdächtige in Stuttgart festgenommen

STUTTGART, 23. Juli (AP/AFP). Gleich zwei international operierende Rauschgiftringe sind am vergangenen Wochenende vom Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg gesprengt worden. Wie das LKA am Donnerstag mitteilte, wurden bei den beiden Aktionen zehn Personen festgenommen und drei Kilogramm Heroin sowie 2,1 Kilo Kokain sichergestellt. Bei Durchsuchungen wurden außerdem Waffen sowie 20 000 niederländische Gulden gefunden. Während zwei der Festgenommenen vom Haftrichter wieder auf freien Fuß gesetzt wurden, befinden sich die übrigen acht Verdächtigen in Untersuchungshaft.

Beim ersten Einsatz griffen Beamte des LKA und des Mobilen Einsatzkommandos der Landespolizeidirektion Karlsruhe am vergangenen Freitag auf der Autobahnraststätte Stuttgart zu. Sie nahmen einen 32 Jahre alten türkischen Staatsangehörigen aus Kempten fest, der im Besitz von drei Kilo Heroin war. In einem Stuttgarter Hotel konnten drei weitere türkische Tatverdächtige sowie ein 26jähriger deutscher Textilkaufmann festgesetzt werden. Am Samstag wurden in Stuttgarter dann in einem zweiten Fall fünf Männer festgenommen, darunter ein Österreicher und ein Kolumbianer.

Die niederländische Polizei beschlagnahmte in einem alten Den Haager Gebäude knapp 36 Kilogramm Kokain.

Schwerbehinderte als Freiwild IG Metall rügt rechtswidrige Entlassungswelle in Ostdeutschland

FRANKFURT A. M., 23. Juli (AP). Trotz Kündigungsschutz und Pflichtbeschäftigung ist es in Ostdeutschland kein Problem, schwerbehinderte Arbeitnehmer zu entlassen. Wie die Gewerkschaftszeitung metall am Donnerstag in Frankfurt berichtete, stimmten die Ost-Hauptfürsorgestellen im vergangenen Jahr 85 Prozent der Anträge auf Entlassung Schwerbehinderter zu. Das Blatt warf den Behörden Rechtsbeugung vor.

Im vergangenen Jahr hätten 64 000 Schwerbehinderte in Ostdeutschland auf den Kündigungslisten der Unternehmen gestanden. In den Hauptfürsorgestellen, zuständig für den gesetzlich verankerten Kündigungsschutz Schwerbehinderter, seien 51 624 Entlassungsanträge entschieden worden, 43 913 Schwerbehinderte hätten daraufhin ihren Arbeitsplatz räumen müssen. Nur in 15 Prozent der Fälle hätten die Fürsorgestellen die Zustimmung zur Kündigung verweigert.

"Die Behinderten fliegen reihenweise raus", sagte Heinz Bethmann von der IG Metall. Entlassene Schwerbehinderte hätten meist keine Chance, wieder eingestellt zu werden. Über 30 000 arbeitslose Schwerbehinderte seien im Mai 1992 bei den Arbeitsämtern im Osten registriert worden. Der Gewerkschafter warf den Hauptfürsorgestellen Rechtsbeugung vor. Sie gäben sich dafür her, "daß neuen Investoren olympiareife Belegschaften serviert werden". Dem Blatt zufolge stimmten die Behörden selbst dann Kündigungen zu, wenn in den jeweiligen Unternehmen die Pflichtbeschäftigung für Schwerbehinderte in Höhe von sechs Prozent nicht erfüllt werde.

"Stierkämpfe boykottieren"

BONN, 23. Juli (AP). Der Deutsche Tierschutzbund hat an Spanienreisende und Olympiabesucher appelliert, Stierkämpfen fernzubleiben und das "grausame Gemetzel an den Kampfstieren" nicht durch Eintrittsgelder zu unterstützen. Die Tierschutzjugend kündigte am Donnerstag in Bonn eine Informationskampagne gegen den Stierkampf in Spanien ab kommenden Samstag an, dem Eröffnungstag der Olympischen Spiele. Sie soll auf den Flughäfen Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg stattfinden.

"Wir wollen die deutschen Spanientouristen wachrütteln und sie auffordern, das barbarische Morden in den 400 spanischen Stierkampfarenen zu boykottieren. Rund 30 000 Stiere werden dort alljährlich auf grausamste Art zu Tode gequält", sagte Jürgen Müller, der zweite Vorsitzende der Tierschutzjugend.

Kampfhund-Halter abgewiesen Gericht billigt Auflagen / Verordnung im Saarland bleibt in Kraft

SAARLOUIS, 23. Juli (AP). Die saarländische Kampfhundeverordnung bleibt in Kraft. Das Oberverwaltungsgericht des Saarlandes hat den Antrag eines Hundebesitzers abgelehnt, die Polizeiverordnung über die Zucht, das Halten und das Führen von Kampfhunden vom August 1991 vorläufig außer Vollzug zu setzen.

Nach der am Donnerstag in Saarlouis veröffentlichten Entscheidung kann sich der Kläger, der zwei Bullterrier und einen American Staffordshire-Terrier hat, kaum Hoffnung auf einen Erfolg im Hauptverfahren machen.

Der Hundehalter wendet sich gegen den Leinenzwang sowie die Pflicht, eine Erlaubnis zur Haltung der Tiere zu beantragen, das Gelände zu sichern und Warnschilder anzubringen. Er sieht darin eine "unverhältnismäßige Einschränkung seiner Persönlichkeitsrechte". Außerdem müsse er für einen höheren Zaun an seinem 54 Meter langen Grundstück zwischen 15 000 und 40 000 Mark bezahlen.

Die Richter hielten dem entgegen, daß die von der Polizeiverordnung ausgehenden Belastungen "nicht allzu hoch eingeschätzt" werden könnten.Würde die Verordnung vorläufig bis zur endgültigen Klärung außer Vollzug gesetzt, könne es "zu Eigentumsverletzungen, Gesundheitsschädigungen oder gar Tötungen von Menschen kommen", befand das Gericht.

Luftpirat flieht aus Gefängnis

ORBE, 23. Juli (AP). Der in der Schweiz inhaftierte Luftpirat Hussein Hariri und drei weitere Häftlinge sind am Donnerstag aus dem Gefängnis geflohen. Hariri, der 1987 eine Maschine der Air Afrique nach Genf entführt und einen Passagier getötet hatte, verbüßte in der Strafanstalt Bochuz im Kanton Waadt eine lebenslange Haftstrafe.

Nach Angaben der Polizei hatten die Häftlinge das Wachpersonal überwältigt und gezwungen, die Türen zu öffnen. Sie brachten zwei Autofahrer in ihre Gewalt und flohen mit deren Fahrzeugen. Die Geiseln wurden später freigelassen.

Einer der ursprünglich fünf Ausbrecher wurde später festgenommen, von den übrigen vier fehlte trotz einer Großfahndung, bei der auch Hubschrauber eingesetzt wurden, jede Spur.

BMW bootet Gewerkschaft aus Anwälte sollen Organisation in US-Zweigwerk verhindern

GREER, 23. Juli (AP). Der Automobilkonzern BMW will nach Aussage seines Vorstandsvorsitzenden Eberhard von Kuenheim in seinem neuen Werk im US-Staat South Carolina eine gewerkschaftliche Organisation der Beschäftigten verhindern. Zu US-Journalisten sagte der Konzernchef am Mittwoch in München: "Wir brauchen keinen außenstehenden Dritten zwischen der Geschäftsleitung und unseren Beschäftigten. Wir meinen, daß ein Dritter diese Beziehungen nur stören würde."

BMW wolle seine bisher in New Jersey angesiedelte US-Geschäftsleitung mit rund 450 Beschäftigten mittelfristig ebenfalls nach South Carolina verlegen, teilte von Kuenheim weiter mit. Binnen acht Jahren solle zudem die Anlage in Spartanburg um ein zweites Werksgebäude erweitert werden, was ungefähr derzeit 260 Millionen Mark Investitionen erfordern werde. Damit würde das Werk Spartanburg, das von einem amerikanischen Automobilmanager geleitet werden soll, etwa anderthalb Mal so groß wie das Werk Regensburg, das jüngste in Deutschland. In Spartanburg will BMW bis zum Jahr 2000 etwa 625 Millionen Mark investieren. Das Werk soll Ende 1994 eröffnet werden.

Der Präsident der US-Automobilarbeitergewerkschaft UAW, Owen Bieber, hatte bereits vor der entgültigen Standortentscheidung des Münchner Konzerns angekündigt, daß seine Gewerkschaft versuchen werde, die BMW-Beschäftigten in den USA zu organisieren. Kuenheim sagte dazu, wie andere Unternehmen in den USA werde BMW Anwälte beauftragen, gegen eine Anwerbungsoffensive der Gewerkschaften zu kämpfen.

Tricks gegen UN-Boykott?

KÖLN, 23. Juli (AP/D). Deutsche Textilfirmen versuchen nach Einschätzung des Zollkriminalamts in Köln, am Embargo der Vereinten Nationen (UN) gegen Serbien und Montenegro vorbei Roh- und Fertigwaren aus Serbien nach Deutschland zu holen. Dies berichtete der für Außenwirtschaft zuständige Gruppenleiter der obersten deutschen Zollfahndungsbehörde, Jürgen Rump, am Donnerstag. Zugleich wollte er nicht ausschließen, daß von Serben erbeutete bosnische oder kroatische Stempel zur Falschdeklaration genutzt werden, wie es die Süddeutsche Zeitung berichtet hatte.

Die Binnen- und Außenzollämter würden jetzt über die Oberfinanzdirektionen angewiesen, auf mögliche Verstöße gegen die Handelssperre besonders zu achten, sagte Rump. Das UN-Embargo werde zudem als Risikoprüfpunkt in die routinemäßigen Kontrollen aller Außenhandel treibenden Betriebe aufgenommen. Verstöße gegen die Handelssperre unterliegen den Angaben zufolge Paragraph 34 des Außenwirtschaftsgesetzes und können mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden.

146 Liter Wasser am Tag

BONN, 23. Juli (AP). Der Trinkwasserverbrauch westdeutscher Haushalte hat sich in den vergangenen 20 Jahren kaum erhöht und liegt jetzt bei 146 Liter pro Kopf und Tag. Einschließlich der Großverbraucher betrug der Durchschnittswert 1991 im ganzen Bundesgebiet 193 Liter. Dies geht aus dem Jahresbericht der Wasserwirtschaft hervor, der am Donnerstag in Bonn vorgestellt wurde.

Während der Konsum der Haushalte weiter geringfügig wächst, ging der Verbrauch der Industrie zurück. In Ostdeutschland sank er binnen eines Jahres um ein Viertel. Wie die Bundesministerien für Umwelt und Landwirtschaft mitteilten, ist dies vorwiegend auf die Verringerung der Industrieproduktion, die Auflösung riesiger Tiermastanlagen und mehr Sparsamkeit nach der Erhöhung der Wasserpreise zurückzuführen. Trotz der langen Trockenperiode in Nord- und Ostdeutschland gab es 1991 keine Probleme mit der Trinkwasserversorgung.

Hannover will Zuzug begrenzen

BONN, 23. Juli (AP). Mit einer Gesetzesinitiative im Bundesrat will Niedersachsen den Zuzug von Deutschstämmigen aus Osteuropa nach Deutschland stoppen. Die Deutschen vor allem aus Polen, Rumänien und der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten sollten nur noch bis Ende kommenden Jahres einen Antrag auf Aufnahme stellen können, heißt es in der am Donnerstag bei der Länderkammer eingegangenen Initiative. Niedersachsen fordert zudem eine jährlich festzusetzende Einreisequote. Damit solle eine "sozialverträgliche Eingliederung der Vertriebenen" ermöglicht werden.

Der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Horst Waffenschmidt, sicherte dagegen im Gespräch mit der Landsmannschaft der Rußlanddeutschen zu, es bleibe die Möglichkeit offen, als deutscher Aussiedler in Deutschland aufgenommen zu werden.

Granaten gegen Hundezüchter

GÜTERSLOH, 23. Juli (AP). Auf einen 33jährigen Züchter von Bullterriern ist im ostwestfälischen Rietberg ein Sprengstoffanschlag verübt worden. Der Mann habe sich schwere Verletzungen am rechten Bein zugezogen, als am Mittwoch morgen zwei unter seinem Wagen befestigte Sprengsätze detoniert seien, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag in Gütersloh. Über das Tatmotiv und mögliche Täter bestehe noch völige Unklarheit.

Bei den Sprengsätzen handelte es sich ersten Ermittlungen zufolge um Handgranaten aus dem Bereich des ehemaligen Warschauer Paktes.

Berg Athos bald geschlossen?

ATHEN, 24. Juli (AP). Die Mönche vom Berg Athos wollen ihr Kloster im nächsten Monat für unbestimmte Zeit für Besucher schließen, um damit gegen eine einmalige Grundsteuer zu protestieren. "Wir schließen die Tore des heiligen Bergs am 10. August, um Ruhe zu suchen und zu meditieren, welchen Weg wir einschlagen werden", hieß es in einer Erklärung des Rats der Mönche. Ein Mönch bestätigte, von diesem Zeitpunkt bleibe die Gemeinschaft für alle Besucher und Pilger verschlossen.

Mit ihrer Maßnahme wollen die Mönche gegen eine von der Regierung geplante einmalige Abgabe auf Grundbesitz protestieren, mit der diese ihren defizitären Haushalt aufbessern will. Die Abgabe wird zusammen mit der Stromrechnung erhoben. Die 20 Klöster vom Berg Athos sollen in ganz Griechenland Dutzende von Gebäuden, Mietshäuser und Felder besitzen. Das ganze Außmaß des Grundbesitzes der Mönche ist aber nicht bekannt. Dieses Jahr haben schon 30 000 Männer die Klöster besucht. Frauen ist der Zutritt verboten.

Suchocka will nicht nachgeben

WARSCHAU, 24. Juli (AP). Polens Ministerpräsidentin Hanna Suchocka will den Protesten streikender Arbeiter gegen die Schließung einiger staatlicher Betriebe nicht nachgeben. Es werde keine Ausnahmen für einzelne Betriebe oder Branchen geben, sagte Frau Suchocka am Donnerstag im polnischen Senat. Die Gewerkschaft "Solidarität" warnte aber, ihre Unterstützung für die zwei Wochen alte Regierung Suchocka sei nur vorübergehend. Sie werde zum Generalstreik aufrufen, wenn ihre Forderungen nicht bis zum 31. Juli erfüllt würden.

Zu den Forderungen gehören Lohnerhöhungen, ein Schuldenerlaß für die Provinzen und weitere Konzessionen, die gegen die von der Weltbank und anderen Gläubigern gebilligten markwirtschaftlichen Reformen verstoßen würden.

KARL-EDUARD VON SCHNITZLER, ehemaliger Chefkommentator des DDR-Fernsehens, redigiert derzeit im gemieteten Einfamilienhaus vor den Toren Berlins die 300 Seiten seines Werkes. "Der Rote Kanal" - mit dem Untertitel "Armes Deutschland". Das Buch soll im September in einem Hamburger Verlag erscheinen. In einem dpa-Gespräch gab Schnitzler zu, "die Stärke des deutschen Imperialismus unterschätzt" zu haben. Daß er inzwischen in seinem Wohnort wieder allein einkaufen gehen könne und auch die Fensterscheiben im Haus nicht mehr eingeworfen würden, seien aber ein Beweise für den Beginn eines "Umdenkprozesses" der Menschen. Das "Entlarven des Imperialismus" müsse nun weitergehen. Sein "Lebensinhalt" sei das schon immer gewesen.

Millionen-Entschädigung für Familie eines Lockerbie-Opfers

NEW YORK, 23. Juli (dpa). Die Familie des Rechtsanwalts Robert Pagnucco (51), der bei dem Terroranschlag auf eine PanAm-Maschine über dem schottischen Lockerbie 1988 umgekommen war, erhält eine Entschädigung von 9,2 Millionen Dollar. Das entschied am Mittwoch ein New Yorker Richter. Bereits am 10. Juli hatte das Gericht "vorsätzliches Fehlverhalten" der in Konkurs geratenen und inzwischen aufgelösten Luftfahrtgesellschaft bei den Sicherheitskontrollen festgestellt.

Andere Angehörige von Opfern des Anschlags erhielten bisher nach dem bei Flugzeugunglücken international geltenden Recht 75 000 Dollar Entschädigung. Die Boeing 747 war am 21. Dezember 1988 über Lockerbie explodiert und abgestürzt. Dabei starben 270 Menschen.

Reisebus mit Kindern fuhr in Lastwagen

HANNOVER, 23. Juli (dpa). Beim Zusammenstoß eines überwiegend mit Kindern besetzten Reisebusses mit einem Lastwagen auf der Autobahn in der Nähe von Hannover sind in der Nacht zum Donnerstag 30 Businsassen verletzt worden, davon 21 schwer. Unter den Schwerverletzten sind nach Polizeiangaben auch der Busfahrer und die Beifahrerin. Der Lastwagenfahrer kam bei dem Unfall mit dem Schrecken davon. Der Lkw hatte wegen eines Reifenschadens auf der Überholfahrspur der Autobahn A 7 zwischen Mellendorf und Berkhof gehalten. Der aus Pforzheim stammende Reisebus fuhr in den Lastwagen. Bei dem Aufprall wurde der Bus auf der Seite aufgeschlitzt.Patrik Kühnen in Toronto ausgeschieden

Patrik Kühnen ist beim internationalen Tennisturnier in Toronto ausgeschieden. Der 26 Jahre alte Bamberger unterlag in der dritten Runde dem Australier Wally Masur mit 6:4, 3:6, 2:6.

Palästinensischer Aktivist erschossen

JERUSALEM, 23. Juli (dpa). Bei einer Schießerei in der Nähe der Stadt Jenin im von Israel besetzten Westjordanland haben israelische Sicherheitskräfte einen der am meisten gesuchten palästinensischen Aktivisten getötet. Dies berichtete Radio Israel am Donnerstag morgen. Der Tote wurde identifiziert als Mahmud Abu Hassan alias "Zarini". Er war der stellvertretende Chef der Untergrundorganisation "Schwarzer Panter", die nach israelischer Darstellung für Hunderte von Überfällen auf israelische Soldaten und Zivilisten verantwortlich sind. Die "Schwarzen Panter" seien auch gegen Palästinenser vorgegangen, die der Kollaboration mit den israelischen Behörden verdächtigt werden. Nach "Zarini" wurde seit drei Jahren gefahndet.

Neugeborene müssen überwacht werden

KOBLENZ, 23. Juli (dpa). Ein neugeborenes Kind muß in den ersten 20 Minuten nach der Geburt ständig überwacht werden. Geschieht dies nicht, so verletzten sowohl der behandelnde Arzt als auch die Hebamme ihre Sorgfaltspflicht. Das stellte das Koblenzer Oberlandesgericht (OLG) in einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil fest. Das Gericht gab damit einer Klage auf Schadensersatz und Schmerzensgeld statt. (Aktenzeichen 5 U 1789/89)

Nach den Feststellungen des Gerichts war der heute fünfjährige Junge nach seiner Geburt mit sogenanntem Kindspech (bereits ausgeschiedenen Verdauungsresten) verschmiert.

Der behandelnde Arzt legte das Neugeborene auf den Bauch der Mutter und ließ es zudecken, unterließ es jedoch, die Atmung des Kindes beobachten zu lassen. Auch einem Hinweis der Mutter, das Kind werde immer ruhiger, gingen weder Arzt noch Hebamme nach. Erst nach einiger Zeit fielen der Hebamme Atemunregelmäßigkeiten des Neugeborenen auf, so daß sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen begann. Das Kind hatte jedoch bereits "Kindspech" eingeatmet, was zunächst Sauerstoffmangel und schließlich eine Hirnschädigung zur Folge hatte. Der Junge ist seither pflegebedürftig.

Das OLG kam zu dem Ergebnis, daß die Schädigung des Kindes hätte verhindert werden können. Nach der Geburt müßten der Geburtshelfer selbst, die Hebamme oder anderes Fachpersonal das Kind beobachten, um auf Veränderungen reagieren zu können. Allenfalls ein laut schreiendes Kind habe kaum Kontrolle nötig. Der Arzt dürfe sich nicht darauf verlassen, daß im Kreißsaal anwesende Laien - etwa der Vater des Kindes - eine Verschlechterung des Zustandes eines Neugeborenen bemerkten.

Radikale Hindus bauen Tempel weiter

NEU-DELHI, 23. Juli (dpa). Die Auseinandersetzungen um einen Tempelneubau in der nordindischen Stadt Ayodhya haben sich am Donnerstag dramatisch zugespitzt.

Radikale Hindus weigerten sich, die Bauarbeiten zu stoppen, obwohl der Oberste Gerichtshof Indiens in Neu-Delhi dies am Mittwoch nachmittag verfügt hatte. Das Gericht hatte argumentiert, die Angelegenheit könne in der Hauptsache und schnell nur dann entschieden werden, wenn Ruhe an der Baustelle herrsche.

Darüber hinaus deutete das Gericht an, der Bau könne möglicherweise erlaubt werden, wenn die Landesregierung und die radikalen Hindus sich verpflichteten, eine alte islamische Moschee nicht anzutasten, die auf dem vorgesehenen Baugelände steht und abgerissen werden soll. Denn genau am Standort der Moschee soll vor etwa 5000 Jahren der Hindugott Rama geboren sein, dem der neue Tempel gewidmet ist.

Unterdessen scharen sich radikale Hindus von der "Vischwa Hindu Parischad" (VHP) in immer größerer Anzahl auf dem Gelände. Es sollen schon 70 000 sein, darunter etwa 15 000 Sadhus und andere "heilige Männer". "Wir sind bereit, uns den Gewehren (der Sicherheitskräfte) entgegenzustellen", sagte ein VHP-Sprecher der Zeitung Hindustan Times. "Ein Stopp der Bauarbeiten kommt für uns nicht in Frage." Der Chef der von der Hindupartei BJP gestellten und den Bau unterstützenden Landesregierung von Uttar Pradesh, Kalyan Singh, teilte dem indischen Innenminister inzwischen mit, jede Gewaltanwendung gegen die Hindu-Freiwilligen von seiten entsandter paramilitärischer Kräfte werde "weitreichende Konsequenzen" haben.

Streiks in Polen weiten sich aus

WARSCHAU, 23. Juli (dpa). Von den Streiks in Polen werden immer neue Betriebe erfaßt. In der Nacht zum Donnerstag haben etwa 3000 Bergleute aus der Steinkohlegrube "Zofiowka" einen Streik begonnen. In der Hütte Kattowitz ist ein einstündiger Warnstreik angesagt. Seit Mittwoch streiken die Beschäftigten der Autofabrik in Tychy und seit Montag die Arbeiter des Kupferreviers von Lueben. Die Gewerkschaft Solidarität verlangt unter anderem eine Beseitigung der 500prozentigen Ergänzungsabgabe, die von Staatsbetrieben für übermäßig angehobene Löhne gezahlt werden muß, sowie eine Entschuldung der Staatsunternehmen.

Wegen Zölibatsbruch Pfarrer suspendiert

MAINZ, 23. Juli (dpa). Der katholische Priester Wolfgang Eifler, der sich in einer Fernsehsendung zu seiner Lebensgemeinschaft mit einer Frau und deren zwei Kindern bekannt hatte, ist jetzt vom Amt suspendiert worden. Diese Entscheidung gab ein Sprecher des Bistums Mainz am Donnerstag bekannt. Der Krankenhaus-Seelsorger hatte sich am Montag in der Sendung "Report" gegen das Gebot der Ehelosigkeit für Priester gewandt. Danach wurde ihm von seinen kirchlichen Vorgesetzten ein Ultimatum gesetzt: Er werde suspendiert, falls er sich nicht bis Mittwoch wieder zum Zölibat bekenne.

Über Schneefeld in den Tod gerutscht

SALZBURG, 23. Juli (dpa). Vor den Augen seines Begleiters ist ein 67jähriger Tourist aus dem baden-württembergischen Neckarsulm bei einer Wanderung am Hochkönig in Österreich in den Tod gestürzt. Der Mann war nach Angaben der Gendarmerie vom Donnerstag beim Abstieg vom Matrashaus nach Mühlbach auf einem Schneefeld ausgerutscht und fast 100 Meter tief gefallen. Seine Leiche konnte in dem unwegsamen Gelände bisher nicht geborgen werden.

"Politik der Strenge" in Algier

ALGIER, 23. Juli (dpa). Der neue algerische Ministerpräsident Belaid Abdessalam (64) hat eine Wirtschaftspolitik "der Strenge und der Opferbereitschaft" angekündigt und der Korruption den Kampf angesagt. Algerien werde nicht aus der Krise "und noch weniger zum Wirtschaftsaufschwung" finden, wenn es nicht einen "Kampf gegen alle Formen der Korruption" führe, sagte Abdessalem am Mittwoch abend.

Die verbotene Islamische Heilsfront (FIS) kündigte die Fortsetzung ihres Kampfes gegen die Regierung an.

Albanien protestiert gegen Ausschluß

Die albanische Regierung hat gegen den Ausschluß des Landes aus dem Europa-Cup 1992/93 protestiert. Die Begründung der UEFA, die Situation in einigen Bereichen des Landes sei unsicher, rechtfertige diesen Schritt nicht, heißt es in einer am Donnerstag von der Nachrichtenagentur ATA veröffentlichten Stellungnahme der Regierung in Tirana.

Türkei plant Offensive

ANKARA, 23. Juli (dpa). Die türkische Armee plant nach einem Bericht der Tageszeitung "Milliyet" eine Großoffensive des Heeres gegen Lager und Stellungen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Norden Iraks. Wie die Zeitung am Donnerstag unter Berufung auf Regierungs- und Militärkreise in Ankara weiter schrieb, werde darüber der Nationale Sicherheitsrat Ende Juli entscheiden.

In den vergangenen Wochen hatten sich die Angriffe der PKK, die für einen unabhängigen Staat der türkischen Kurden kämpft, mit bis zu 500 Guerilleros auf Armeeposten und Dörfer gehäuft. Dabei kam es zu zahlreichen Opfern.

Segelflieger stürzte ab

INNSBRUCK, 23. Juli (dpa). Ein 45jähriger Segelflieger aus Eicklingen in Niedersachsen ist aus noch ungeklärter Ursache im Zillertal in Tirol abgestürzt und auf der Stelle getötet worden. Nach Berichten vom Donnerstag war der Pilot am Vortag in Zell am See gestartet und wollte bis in die Schweiz fliegen. In seinem letzten Funkspruch teilte er einem anderen Segelflieger mit, daß er sich im Zillertal 300 bis 400 Meter über Grund befinde und seine Maschine nicht wieder hochziehen könne. Das Flugzeugwrack war am Mittwoch abend von einem Hubschrauber entdeckt worden.

Südkoreaner bei UN-Einsätzen dabei

SEOUL, 23. Juli (dpa). Südkorea will sich künftig mit 730 Soldaten an UN-"Blauhelm"-Einsätzen beteiligen. Darauf haben sich die Regierung und die Führungsspitze der regierenden Demokratisch-Liberalen Partei geeinigt, wie die Nachrichtenagentur Yonhap am Donnerstag meldete.

Aufnahmestelle überbelegt

ROSTOCK, 23. Juli (dpa). Rostock will keine weiteren Notquartiere für Asylbewerber einrichten. Das Problem sei "nicht mehr handhabbar", sagte Innensenator Peter Magdanz (SPD) am Donnerstag. Täglich kämen etwa 70 Asylbewerber, meist Roma aus Rumänien, zur zentralen Aufnahmestelle Mecklenburg-Vorpommerns im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen. Die für 300 Leute eingerichtete Stelle sei mit 900 Menschen überbelegt.

Neuankömmlinge lagerten bis in die Abendstunden vor der Aufnahmestelle im Freien. Diese Situation bestehe seit vier Wochen. Für die Stadt und die Anwohner sei "die Belastbarkeitsgrenze erreicht". Der Bundesregierung warf Magdanz vor, das Problem zu ignorieren.

Bayernpartei droht Bonn

MÜNCHEN, 23. Juli (dpa). Die Bayernpartei hat beim Bund 3,5 Milliarden Goldmark plus Zinsen seit 1920 für die zwangsweise an das damalige Deutsche Reich abgegebenen Bayerischen Staatsbahnen angemahnt und notfalls mit Zwangsvollstreckung gedroht. Diese Summe sei damals in einem Staatsvertrag vereinbart, aber nie gezahlt worden.

Die Bayernpartei fand es am Donnerstag in einer Mitteilung unbegreiflich, daß der Freistaat Bayern bisher auf seine Forderung an den Bund als Rechtsnachfolger des Reichs verzichtete. "Allein von den Zinsen könnte Bayern ganze Stadtviertel in Berlin kaufen." Spätestens seit der Bund Bahn und Post privatisieren und nach marktwirtschaftlichen Prinzipien führen wolle, stelle sich die Frage, ob Bayern verfassungsrechtlich überhaupt auf seinen Anspruch verzichten könne. Immerhin bleibe aber die Hoffnung, "daß Bayern im Falle einer Zahlungsunfähigkeit des Bundes zur Zwangsvollstreckung greift und Bahn und Post wieder zur bayerischen Staatsangelegenheit erklärt".

Metaller belagern Treuhand

ERFURT, 23. Juli (dpa/vwd). Die Erfurter Treuhand-Niederlassung wird seit Donnerstag von einigen hundert Beschäftigten aus Thüringer Metall- und Elektrobetrieben belagert. Sie protestierten dagegen, daß Unternehmen geschlossen und Arbeitsplätze vernichtet werden.

Die IG Metall fordert die Beteiligung von Betriebsräten und Gewerkschaften an Verkaufsverhandlungen, die Finanzierung von Beschäftigungsgesellschaften sowie die Sanierung von Betrieben, "wenn noch der Hauch einer Chance besteht". Der Treuhand wurde vorgeworfen, bei der Auswahl von Käufern oberflächlich vorgegangen zu sein.

Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) rügte die Treuhandpolitik von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU). Aus Bonn werde ein "Schlußverkauf" betrieben, mit dem auch den wettbewerbsfähigen Betrieben die Chance genommen werde, bemängelte er.

Neue Nahost-Gespräche in Sicht Baker besucht Libanon / Israel streicht weitere Bauprojekte

BEIRUT / JERUSALEM, 23. Juli (AP/ dpa). Einer neuen Runde von Nahost- Friedensgesprächen steht nach den Worten von US-Außenminister James Baker nichts mehr im Wege. Baker, der am Donnerstag mit dem syrischen Präsidenten Hafis al-Assad sprach, sagte nach dem Treffen, keine der beteiligten Parteien habe Einwände gegen die Fortsetzung der Direktgespräche: "Ich glaube, die Lage ist erheblich besser als sie war, und die Entwicklung der jüngsten Vergangenheit ist positiv." Anschließend reiste Baker nach Libanon und traf mit Präsident Elias Hrawi zusammen. Seit 1983 hatte kein ranghoher US-Politiker mehr Libanon besucht. Baker beendete sein Nahost-Reise in Saudi-Arabien.

Über den Vorschlag Bakers, die nächste Runde der Friedenskonferenz in der ersten Augusthälfte in Washington abzuhalten, berichtete Teisir Aruri, Mitglied des Beraterausschusses der Palästinenser-Delegation bei den Nahost-Runden. Israelische Zeitungen berichteten, Baker strebe an, daß ein ständiges Forum der Außenminister der beteiligten Länder künftig die Gespräche flankieren solle.

Israels Regierung teilte mit, mehr als 6500 geplante Bauvorhaben im Westjordanland und Gaza-Streifen würden gestrichen. Wohnungsbauminister Benjamin Ben-Elieser und Finanzminister Avraham Schochat verkündeten aber auch, der bereits begonnene Bau von 10 467 Projekten gehe weiter. Darunter seien 1686 Vorhaben im Raum Jerusalem.

Israelische Sicherheitskräfte erschossen im besetzten Westjordanland einen der von Jerusalem gesuchten palästinensischen Aktivisten, berichtete der israelische Rundfunk. Mahmud Abu Hassan alias "Zarini" war Vize-Chef der Untergrundorganisation Schwarze Panther, die israelischer Darstellung zufolge für Hunderte von Überfällen auf israelische Soldaten und Zivilisten verantwortlich sind. Sie seien auch gegen Palästinenser vorgegangen, die der Kollaboration mit den Israelis verdächtigt wurden.

LDP in der Favoritenstelle

TOKIO, 23. Juli (dpa). Unter dem Eindruck der umstrittenen Teilnahme an UN-Friedensmissionen und einer unsicheren Wirtschaftslage wählt Japan am Sonntag einen Teil seines Parlamentes neu. Die seit 37 Jahren alleinregierenden Liberaldemokraten (LDP) von Ministerpräsident Kiichi Miyzawa können nach Umfragen mit der Mehrheit der zur Neuwahl anstehenden 127 Sitze im Oberhaus rechnen. Die Hälfte der zweiten Parlamentskammer muß sich alle drei Jahre den Wählern stellen.

Bus prallte auf Lastwagen

HANNOVER, 23. Juli (dpa). Auf dem Weg ins Ferienlager ist ein mit 31 Kindern besetzter Reisebus schwer verunglückt: 27 der insgesamt 36 Insassen wurden verletzt, davon fünfzehn schwer. Der Bus war in der Nacht zum Donnerstag auf der Autobahn nahe Hannover gegen einen auf der Überholspur liegengebliebenen Lastwagen geprallt und wurde dabei an der Seite aufgeschlitzt. Neun Kinder, der Busfahrer, eine 15jährige Begleiterin sowie ein 21 Jahre alter Begleiter erlitten nach Angaben der Polizei schwere Verletzungen. Zwölf Kinder wurden leicht verletzt. Der Lastwagenfahrer blieb unverletzt.

Der von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Karlsruhe organisierte Omnibus aus Pforzheim war zu einem dreiwöchigen Ferienaufenthalt auf Nordsee-Halligen unterwegs.

Notrufsäulen im Osten

BERLIN/BONN, 23. Juli (dpa). In spätestens einem Jahr sollen alle Autobahnen in Ostdeutschland komplett mit Notrufsäulen ausgerüstet sein. Das teilte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Dieter Schulte (CDU), am Donnerstag in Bonn mit. Die Kosten für die Einrichtung von Notrufsäulen an den insgesamt 1895 Autobahn- Kilometern in den neuen Ländern bezifferte Schulte auf rund 30 Millionen Mark. Bisher seien an 600 Autobahn-Kilometern die Notrufsäulen auf den Mittelstreifen entfernt und beidseitig am Fahrbahnrand aufgestellt worden. Auf weiteren 140 Kilometern seien provisorische Funknotrufsäulen aufgestellt worden.

Frauen ausgepeitscht

KÖLN/TEHERAN, 23. Juli (dpa). In Iran werden die Frauen immer mehr unterdrückt und mißhandelt: Nach Angaben des Kölner Büros der Volksmudschaheddin vom Donnerstag sind in den vergangenen zwei Tagen allein in Teheran 40 Frauen wegen "unvorschriftsmäßiger Verschleierung" verhaftet worden. Die Einschüchterungsmaßnahmen hätten am 21. Juli begonnen, nach der Aufrufung zu einem "Kulturkampf" durch Irans Staatspräsidenten Rafsandschani.

Die Revolutionsgardisten haben nach Angaben der Volksmudschaheddin in Teheran zwei Frauen auf offener Straße den Kopf kahlgeschoren. In der nordiranischen Stadt Rudsar seien mehrere festgenommene Frauen öffentlich ausgepeitscht worden. In Ahwas, wo sich zwei 20jährige Frauen nach ihrer Festnahme das Leben nahmen, hätten sich einige Bürger zur Wehr gesetzt und nach Kämpfen mit Soldaten mehrere Frauen wieder befreien können.

Stolpe verurteilt Festnahmen

POTSDAM, 23. Juli (dpa). Als "feindseligen Akt" hat Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) am Donnerstag die Festnahme von 20 polnischen Schülern im brandenburgischen Kreis Seelow kritisiert, an der nach Presseberichten Beamte des Bundesgrenzschutzes (BGS) beteiligt gewesen sein sollen. Er müsse sich "in aller Form für die törichten Übergriffe" entschuldigen, sagte Stolpe.

Die 20 Schüler aus der polnischen Stadt Gubin arbeiteten im Rahmen eines Praktikums auf einem Gurkenfeld bei Kystrin. Als Grund für die Festnahme sollen die Beamten nach Presseberichten angegeben haben, daß die Schüler keine Anmeldung bei der Sozialversicherung und beim Arbeitsamt vorweisen konnten. Die jungen Leute wurden zum Teil in Handschellen abgeführt und mußten eine Nacht in der Kaserne verbringen.

Das Bundesinnenministerium dementierte am Donnerstag abend, daß an der Festnahme BGS-Beamte beteiligt waren.

Erdrutsche in Norditalien

SONDRIO, 23. Juli (dpa). Heftige Regenfälle haben im Gebiet um Sondrio in den norditalienischen Alpen zu Erdrutschen und Überschwemmungen geführt. Unter anderem wurden am Mittwoch die Landstraße von Bormio nach Stelvio verschüttet und die Ortschaft Livigno von der Außenwelt abgeschnitten. Die Räumungsarbeiten dauerten am Donnerstag an. Rund hundert Personen waren in Valdidentro vorsorglich aus ihren Häusern evakuiert worden. Vor fast genau fünf Jahren hatten Bergrutsche nach starken Regenfällen in der Nähe von Sondrio 47 Menschenleben gefordert.

Südafrikanische Polizei gerügt

JOHANNESBURG, 23. Juli (dpa). Eine Gruppe britischer Experten hat "ernste organisatorische Probleme" bei der südafrikanischen Polizei festgestellt und ihr bei dem Blutbad in der Schwarzensiedlung Boipatong krasses Fehlverhalten vorgeworfen. Das geht aus einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht hervor, den die Briten dem südafrikanischen Friedensrichter Richard Goldstone vorgelegt haben.

Goldstone untersucht im Auftrag der Regierung die Ursache der Gewalt in den Schwarzensiedlungen. In Boipatong waren am 17. Juni mindestens 39 Menschen ermordet worden.

Die Briten rügen im einzelnen, daß es bei der Polizei keine strategischen Planungen gebe, Untersuchungen nachlässig durchgeführt würden, Zuständigkeiten und Verantwortung nicht klar definiert seien und die Schwarzenbewegung Inkatha "zuvorkommend" behandelt werde.

Wien hat wieder Botschafter in Israel

JERUSALEM, 23. Juli (dpa). Nach sechs Jahren gestörter diplomatischer Beziehungen ist Österreich wieder durch einen Botschafter in Israel vertreten. Der bisherige österreichische Geschäftsträger Kurt Hengl überreichte am Donnerstag sein Beglaubigungsschreiben. Israels Vertreter in Wien, Peter Aran, war am 16. Juli zum Botschafter ernannt worden.

Zur Person:

HANS-DIETRICH GENSCHER, Ex-Außenminister, hat gefordert, daß der Vorrang für die Entwicklung der neuen Bundesländer als Staatsziel im Grundgesetz aufgenommen wird. Nicht Ausbau im Westen, sondern Aufbau im Osten müsse die gesamtdeutsche Devise angesichts der großen wirtschaftlichen Probleme in Ostdeutschland lauten, sagte Genscher bei einer Werksbesichtigung im thüringischen Arnstadt. Der FDP-Politiker sprach sich dafür aus, den Länderfinanzausgleich für Ostdeutschland spätestens im Januar 1994 - ein Jahr früher als bislang geplant - in Kraft zu setzen. (dpa)

Regierung in Litauen gewählt

WILNA, 23. Juli (dpa). Das Parlament Litauens hat am Donnerstag die neue Regierung von Ministerpräsident Alexandras Abisala ins Amt gewählt. 70 Abgeordnete aus dem Lager der Nationalbewegung Sajudis wie der links-liberalen Mehrheit bestätigten gegen zwei Stimmen das "Kabinett der Pragmatiker", das Abisala vorstellte. Neuer stellvertretender Regierungschef wurde der 53jährige Liberale Bronislawas Ubys, Chemietechniker und Vizechef des Unternehmerverbandes Litauens. Er nannte vor der Volksvertretung eine Stabilisierung der Wirtschaft als Hauptziel seiner Politik.

Von den 20 Kabinettsmitgliedern gehörten 15 bereits der gestürzten Regierung von Gediminas Vagnorius an. Es blieben vor allem die Minister, die Vagnorius wegen ihrer Kritik an seiner Amtsführung hatte entlassen wollen.

Radioaktives Gas trat aus

STOCKHOLM/WILNA, 23. Juli (dpa). Aus dem litauischen Atomkraftwerk Ignalina ist Anfang dieser Woche doch radioaktives Heliumgas ausgetreten. Wie ein Sprecher der schwedischen Strahlenschutzbehörde SKI in Stockholm am Donnerstag berichtete, war die Menge der etwa einen Tag lang ausgetretenen Strahlung allerdings gering. Der Direktor der Umweltverwaltung Litauens, Ewaldas Vebra, sagte, die übliche Tagesdosis sei nur geringfügig überschritten worden.

Noch am Mittwoch hatten die litauischen Behörden mitgeteilt, es sei keine radioaktive Strahlung ausgetreten.

Trauerfeier für Galinski

BERLIN, 23. Juli (dpa). Ranghohe deutsche Politiker und zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland werden am heutigen Freitag bei einer Trauerfeier in Berlin Abschied von Heinz Galinski nehmen. Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland sowie der Jüdischen Gemeinde zu Berlin war am Sonntag im Alter von 79 Jahren gestorben. Bundespräsident Richard von Weizsäkker, Kanzler Helmut Kohl, Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und Bundesinnenminister Rudolf Seiters gehören zu den Teilnehmern an der Feierstunde, die um 11 Uhr im jüdischen Gemeindehaus in der Fasanenstraße beginnt.

Die Veranstaltung im großen Saal der Gemeinde ist öffentlich und wird bei Überfüllung auf eine Videowand im Freien übertragen. Ein Konvoi mit dem Sarg, Fahrzeugen für die Familie, die Mitglieder der Gemeinde, des Zentralrates und für die Politiker wird nach der Trauerfeier zum Friedhof am Scholzplatz fahren, wo Galinski um 14 Uhr bestattet werden soll. Zu seinen Ehren gibt es um 19 Uhr in der Synagoge an der Pestalozzistraße einen feierlichen Gottesdienst.

NRW klagt gegen Gesetz

DÜSSELDORF, 23. Juli (dpa). Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat beim Bundesverfassungsgericht Normenkontrollklage gegen das neue Bundesgrenzschutz-Gesetz erhoben. Nach Angaben von Innenminister Herbert Schnoor (SPD) vom Donnerstag richtet sich die Klage gegen die Übernahme der Bahnpolizei durch den Bundesgrenzschutz (BGS) sowie gegen die Möglichkeit, BGS-Beamten Sicherheitsaufgaben an Flughäfen zu übertragen. Diese gesetzlichen Regelungen, die seit Januar wirksam sind, seien mit dem Grundgesetz nicht vereinbar, das Polizeiaufgaben den Ländern zuweise, sagte Schnoor.

Der Minister kritisierte, der Bund habe in den vergangenen 40 Jahren immer mehr Polizei-Zuständigkeiten zu Lasten der Länder an sich gezogen, was die "vom Grundgesetz sehr fein ausbalancierte Macht" störe.

Revision im RAF-Prozeß

STUTTGART, 24. Juli (dpa). Gegen das Urteil im Prozeß gegen die ehemaligen Mitglieder der terroristischen Rote Armee Fraktion (RAF), Sigrid Sternebeck und Ralf Friedrich, haben die Verteidiger Revision beantragt. Dies bestätigte das Oberlandesgericht Stuttgart auf Anfrage. Die beiden RAF-Aussteiger waren am 22. Juni zu Haftstrafen von achteinhalb beziehungsweise sechseinhalb Jahren verurteilt worden.

Das Gericht hatte es als erwiesen erachtet, daß Friedrich und seine Ehefrau Sigrid Sternebeck an dem versuchten Sprengstoffattentat auf den NATO-Oberkommandierenden Alexander Haig am 25. Juni 1979 beteiligt waren. Frau Sternebeck wurde zudem der Beihilfe bei der Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer im Herbst 1977 schuldig gesprochen.

Vermißtes Mädchen tot

POTSDAM, 23. Juli (dpa). Die seit über zwei Monaten vermißte fünfjährige Angelique aus Blankenfelde (Brandenburg) ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag in Potsdam mitteilten, gestand der 22 Jahre alte Lebensgefährte der Mutter des Mädchens, das Kind am 14. Mai getötet zu haben. Das Motiv sei noch unklar. Gegen den Geständigen sei Haftbefehl erlassen worden. Nach der Leiche des Mädchens wird gesucht.

MOTORSPORT

RALLYE ARGENTINIEN, 8. Lauf zur Weltmeisterschaft, Stand nach acht von 28 Sonderprüfungen: 1. Auriol/Occelli (Frankreich) Lancia Delta Integrale 1:05:00 std; 2. Sainz/Moya (Spanien) Toyota Celica Turbo 1:05:59; 3. Fiorio/ Brambilla (Italien) Lancia Delta Integrale 1:07:23; 4. Recalde/Christie (Argentinien) Lancia Delta Integrale 1:07:28; 5. Trelles/del Buono (Uruguay/Argentinien) Lancia Delta Integrale 1:07:59; 6. Raies/Volta (Argentinien) Renault 18 GTX 1:14:45.

EM-Bronze für Rollschnelläuferinnen

Die erste Medaille für die deutschen Rollschnelläufer bei den Europameisterschaften in Acireale auf Sizilien gewann am Mittwoch die Frauen-Staffel. Im Wettbewerb über insgesamt 5000 Meter ließen Michaela Heinz (Bayreuth), Petra Raiß und Anne Titze (beide Groß-Gerau) nur Italien und Belgien den Vorrang.

Bauer erlag Verletzungen

NÜRNBERG/AUGSBURG, 23. Juli (dpa). Die Zahl der Todesopfer nach dem verheerenden Unwetter in Bayern hat sich am Donnerstag erhöht. Ein 57jähriger Landwirt, der bei der Reparatur seines Scheunendachs in der Nähe von Feuchtwangen (Landkreis Ansbach) abgestürzt war, erlag nach Polizeiangaben seinen schweren Verletzungen. Die Aufräumarbeiten waren auch einen Tag nach der Katastrophe noch in vollem Gang. Am härtesten von Ernteschäden betroffen ist Mittelfranken. Fast alle Raps-, Mais- und Haferfelder seien "plattgewalzt" worden. Allein diese Schäden würden über zehn Millionen Mark ausmachen. Eine Viertelmillion Festmeter Bruchholz haben die starken Regenfälle und orkanartigen Stürme in der Nacht zum Mittwoch in den Wäldern Mittelfrankens und Schwabens hinterlassen.

Olaf Ludwig bei der Tour de France weiter im Pech Marie war der Glückliche Sprinter haben es schwer / Indurain wechselt Hemd nicht

Olympiasieger Olaf Ludwig klebt bei der 79. Tour de France weiter das Pech am Rad. Beim zweiten Massenspurt der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt belegte der Sprintspezialist aus Gera nur den vierten Platz. Den 18. Tagesabschnitt von Montlucon nach Tours über 212 Kilometer gewann am Donnerstag der Franzose Thierry Marie nach 5:07:15 Stunden vor Jelle Nijdam (Niederlande), Johan Museeuw (Belgien) und Ludwig. Die Gesamtwertung führt weiter der Spanier Miguel Indurain an, der ebenso wie sein härtester Verfolger, Claudio Chiappucci (Italien, 1:42 Minuten zurück), mit der Masse der Fahrer das Ziel erreichte. Jens Heppner (Gera) verteidigte als bester Deutscher seinen elften Platz im Gesamtklassement erfolgreich.

Die diesjährige Tour ist weiterhin ein schlechtes Pflaster für die großen Sprintstars. Auf der 18. Etappe waren die Mannschaften noch bis knapp zwei Kilometer vor dem Ziel damit beschäftigt, die Ausreißer Alberto Elli (Italien) und Herman Frison (Belgien) wieder einzufangen und verpaßten es, ihre Kameraden mit den schnellen Beinen in eine aussichtsreiche Position zu bringen. In dieser Situation nutzte Prologspezialist Marie seine Chance und zeigte den Sprintspezialisten das Hinterrad.

Ludwig hatte bereits zum zweiten Mal einen Etappensieg bei der diesjährigen Tour, die im übrigen von Einzelsiegen geprägt war, vor Augen. In Straßburg mußte der 32jährige, der 1990 bei der Frankreich-Rundfahrt das Grüne Trikot des Punktbesten erobert hatte, eingeklemmt zwischen zwei Konkurrenten tatenlos zusehen, wie der Niederländer Jean-Paul van Poppel als Erster über die Ziellinie fuhr. Auch in Tours fand Ludwig nicht das richtige Hinterrad. Nun hofft der Deutsche auf sein Glück am letzten Tag bei der Prestige-Etappe nach Paris.

Großartige Leistungen beim Einzelzeitfahren (heute von Tours nach Blois) sind in den letzten Jahren zum Schlüssel für den Gewinn von Radrundfahrten geworden. Das hat auch die Tour de France bewiesen. Kletterspezialist Chiappucci mußte sich auf der 13. Etappe 81 Kilometer lange Steigungen der schwersten Sorte hochquälen, benötigte für die 254,5 Kilometer nach Sestriere als Schnellster 7:44 Stunden und hatte Indurain am Ende gerade mal 1:45 Minuten abgenommen.

Dagegen saß der elegante Spanier, der im Einzelzeitfahren mehr über den Asphalt fliegt denn fährt, in Luxemburg 1:19:31 Stunden im Sattel, um gegenüber dem kleinen Italiener mit der Boxernase 5:26 Minuten herauszufahren. dpa

Mega-Petrol-Opfern winkt Entschädigung

MÜNCHEN (dpa/VWD/FR). Die Bayerische Landesbank muß die vom Zusammenbruch des Ölbohrunternehmens Mega Petrol Betroffenen entschädigen. Deren grundsätzlichen Anspruch hatte das Oberlandesgericht (OLG) in München bereits im Februar 1990 festgestellt. Die Revision des weiß-blauen Geldinstituts gegen diese Entscheidung wurde jetzt vom Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe verworfen. Nun ist erneut der Erste Zivilsenat des OLG am Zug, der über die Höhe der zu zahlenden Entschädigung befinden muß.

Die Mega Petrol hatte Anfang der achtziger Jahre rund 270 Millionen Mark von etwa 2000 privaten Geldanlegern, die mit dem Versprechen hoher Zinsen umworben wurden, in den Sand gesetzt. Firmengründer Ernst Willner wurde wegen Betruges zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt. Gegen Mitarbeiter der Landesbank, die die gezeichneten Anteile zum großen Teil vorfinanziert hatte, waren Verfahren wegen Beihilfe zum Betrug von der Staatsanwaltschaft beim Landgericht München I eingestellt worden. Die Zivilrichter des OLG hatten dem Spitzeninstitut der bayerischen Sparkassen 1990 vorgehalten, es habe die Machenschaften der Mega Petrol aus eigennützigen Motiven gefördert und die Anleger "vorsätzlich sittenwidrig geschädigt".

Abschleppkosten ohne Pardon

BERLIN, 23. Juli (dpa). Fahrzeugeigentümer müssen auch dann in aller Regel Abschleppkosten zahlen, wenn sie nicht selbst das Auto verbotswidrig abgestellt haben. Entsprechende Gesetze verstießen nicht gegen das Grundrecht auf Eigentum, entschied das Bundesverwaltungsgericht in einem in der jüngsten Ausgabe der "Neuen Juristischen Wochenschrift" veröffentlichten Beschluß (Aktenzeichen: 8 B 137/91).

Das höchste deutsche Gericht nahm mit dieser Begründung die Revision eines Pkw-Besitzers erst gar nicht zur Entscheidung an.

In dem Fall war der Wagen in Hamburg im Halteverbot abgestellt worden, das mit dem Zusatzschild "Einsatzfahrzeuge der Polizei frei" versehen war. Der Pkw wurde abgeschleppt.

Der Eigentümer gab an, er habe seinen Wagen an seine Schwester verliehen. Diese sagte, sie habe den Pkw einer anderen Person überlassen, die sie jedoch nicht nennen wolle.

Überkingen schenkt sich Bluna ein

STUTTGART (dpa/vwd). Die Firma Mineralbrunnen Überkingen-Teinach hat die Herrschaft über die Marke Bluna in Westeuropa übernommen. Laut Vorstandschef Frank Hezel wurde ein Lizenzvertrag mit der Kölner Inhaberfamilie geschlossen, der auch die Marke Africola gehört. Das derzeitige Absatzvolumen von Bluna schätzt Hezel auf 0,9 Millionen Hektoliter jährlich.

Die Verkäufe von Brunnensüßgetränken - wie Bluna - werden seiner Ansicht nach stark steigen, weil 1993 die Brunnenbetriebe eine einheitliche wiederbefüllbare Kunststoffmehrwegflasche einführen. Auf sein Haus komme deshalb ein finanzieller Kraftakt zu. Für 1992 erwartet Hezel eine Umsatzsteigerung um fünf Prozent auf etwa 295 Millionen Mark. Ihre Preise hat die Firma um durchschnittlich 6,5 Prozent erhöht.

Durch die Kapitalerhöhung 1991 flossen dem Unternehmen rund 100,6 Millionen Mark zu. Das Geld wurde für den Erwerb der Staatlich Fachingen genutzt.

Nun geht es um Seelachs Fischer demonstrierten in Cuxhaven / Einigung über Seezunge

CUXHAVEN, 24. Juli (AP/dpa/vwd). Nach dem Ende der Demonstrationen für höhere Fangquoten bei Seezungen haben Fischer am Freitag morgen mit ihren Kuttern den Hafen von Cuxhaven blokkiert, um höhere Seelachs-Fangmengen zu fordern. Auf Transparenten war unter anderem zu lesen: "Wir wollen keine Subventionen, wir wollen fischen" und "Unsere Familien haben Angst".

Die Fischer forderten die Europäische Gemeinschaft (EG) auf, die genehmigte Fangmenge für die Kutter von 11 300 auf 15 000 Tonnen Seelachs zu erhöhen. Bis Ende Juni wurden bereits 9000 Tonnen gefangen. Augenzeugen zufolge blockierten Fischer aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremerhaven und Cuxhaven mit 14 Hochseekuttern die Einfahrt zu den Häfen Cuxhavens und die Seeschleuse zum Fischereihafen. Kritisiert wurden von den Fischern die Dänen, die jährlich etwa 1,5 Millionen Tonnen Fisch aller Art für die Industrieproduktion von Fischmehl aus der Nordsee holten. "Damit wird die Kinderstube aller Fische vom Seelachs bis zum Kabeljau vernichtet", sagte der Geschäftsführer der Kutterfischergenossenschaft, Dieter Lauermann.

Im Streit über Fangquoten für Seezungen wurden den Fischern am Donnerstag in einem Quotentausch mit den Niederlanden gegen 640 Tonnen Kabeljau 100 zusätzliche Tonnen Seezunge zugebilligt. Wie Staatssekretär Walter Kittel vom Bundesernährungsministerium mitteilte, war bereits im Juni im Einvernehmen mit den EG-Mitgliedsstaaten eine Erhöhung der Gesamtfangmenge bei Seezunge um zehn Prozent erzielt worden. Dadurch habe sich die deutsche Quote um 170 Tonnen erhöht. Mit den zusätzlich 100 Tonnen würden die Fischer mit der noch aus der Jahresquote zur Verfügung stehenden Menge von 115 Tonnen bis zum Ende der Fangsaison im Oktober auskommen, sagte Kittel.

Der Staatssekretär betonte allerdings, daß es eine weitere Aufstockung nicht geben werde, weil weder der Seezungenbestand noch die Quoten anderer Länder mehr hergäben.

Vier Jahre für Bestechung

NÜRNBERG, 24. Juli (dpa). In der Schmiergeldaffäre beim Landesarbeitsamt Nordbayern in Nürnberg sind jetzt die ersten Urteile ergangen. Gegen den Hauptangeklagten, der als Sachgebietsleiter der Behörde im Zusammenhang mit Vergabeaufträgen über eine Million Mark Bestechungsgelder kassiert hatte, wurde eine Haftstrafe von vier Jahren verhängt. Zwei Beschäftigte einer Baufirma wurden wegen Bestechung zu drei- beziehungsweise zweijährigem Freiheitsentzug und einer Geldbuße von 80 000 Mark verurteilt.

Das Gericht bezeichnete die Vorfälle im Zusammenhang mit der Asbestsanierung in der Bundesanstalt für Arbeit als "Frühstückskartell auf regionaler Ebene". In der Affäre ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen sechs weitere Verdächtige.

Mit einem luxuriösen Wohnhaus im Wert von einer halben Million Mark und 600 000 Mark Bargeld hatten der 55jährige Kalkulator der Nürnberger Filiale eines Bauunternehmens und ein 54jähriger Bauleiter den Sachbearbeiter bestochen. Dafür gab der mittlerweile aus dem Dienst geschiedene 61jährige die Angebote von Mitbewerbern weiter, so daß die Baufirma nach Preisabsprachen die günstigste Kalkulation liefern konnte.

Triebel fliegt auf Erfolgskurs

Claus Triebel aus Selb findet bei den Europameisterschaften der Segelflieger im ungarischen Bekescsaba weiter den besten Wind. Nach dem fünften Wertungstag führt er die Konkurrenz in der Standardklasse mit 3788 Punkten vor den beiden Polen Tomasz Rubaj (3627) und Frantiszek Kepka (3621) sowie Peter Fischer aus Hilden (3608) an.

Kinderporno-Ring ausgehoben

KÖLN, 24. Juli (dpa). Nach monatelangen Ermittlungen hat die Polizei in Bergheim und Köln einen Ring von Kinderpornohändlern ausgehoben. Zwei Beschuldigte wurden vorübergehend festgenommen. Mehrere 100 Videokassetten, Magazine, Adressen und Prospektmaterial wurde beschlagnahmt, teilte die Polizei in Hürth am Donnerstag mit.

Hauptakteur sei ein 48jähriger Mann aus Bergheim, der bereits Anfang 1992 wegen Verbreitung von Kinderpornographie zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten verurteilt worden war. Der Mann soll über sieben Postfächer in Holland seine Geschäfte abgewickelt haben. Dafür habe er in einschlägigen Kontaktmagazinen, aber auch in Handelszeitschriften und Fotozeitschriften unter dem Slogan "Spezial-Sex aus Holland" für seine Produkte geworben. Daneben inserierte er auch unter Chiffre Anzeigen mit unverfänglich erscheinendem Text, den laut Polizei nur Insider als Werbung für Kinderpornographie erkennen konnten.

Schwule über Vatikan empört Dokument nennt Rechtsbeschränkung für Homosexuelle legitim

ROM, 24. Juli (dpa/KNA/FR). Auf Empörung ist bei Schwulen und Lesben die Auffassung der vatikanischen Glaubenskongregation gestoßen, daß Homosexuelle zwar die gleichen Rechte wie alle anderen Personen hätten, es aber legitim sei, diese Rechte aufgrund "eines objektiv unordentlichen Verhaltens einzuschränken". Es gebe Bereiche, "in denen es keine Diskriminierung ist, die sexuellen Neigungen zu berücksichtigen", heißt es in einem jetzt vom Vatikan veröffentlichten Schreiben an die Bischöfe der USA. Das gelte etwa bei Adoptionen, der Anstellung von Lehrern, Ausbildern, Trainern oder beim Wehrdienst. Homosexualität stelle "eine objektive Verwirrung dar und ruft moralische Beunruhigung hervor".

Anlaß des Schreibens waren entsprechende Diskussionen in den USA. Papstsprecher Joaquin Navarro Valls bezeichnete es als Hilfestellung für diejenigen, die entsprechende Gesetzesentwürfe zu bewerten hätten. Es handele sich nicht um eine offizielle Anleitung. Das Dokument verweist ausdrücklich auf das Schreiben zur Sexualethik aus dem Jahr 1975 und den Brief über die "Seelsorge für homosexuelle Personen" aus dem Jahr 1986. In beiden Vatikan- Dokumenten hieß es, homosexuelle Neigungen seien keine Sünde an sich, aber moralisch verwerflich.

"New Ways Ministry", eine katholische Organisation für die Rechte der Homosexuellen mit Sitz in Mount Rainier (Maryland), bezeichnete das Papier als "Peinlichkeit" und "Beweis einer wachsenden und ernsten Kluft" zwischen dem Vatikan und katholischen Gläubigen.

Der "Schwulenverband in Deutschland" (SVD) sprach von einer "neuen Qualität kirchlicher Antihomosexuellen-Hetze", die zu einer "Gefahr für die Demokratie" werde. Der Vatikan übernehme Mitverantwortung für die "Mordkommandos, die im katholischen Lateinamerika Homosexuelle reihenweise umbringen".

Überraschender Coup Klinsmann unterschrieb Vertrag in Monaco

Fußball-Nationalspieler Jürgen Klinsmann wechselt zum AC Monaco. Der ehemalige Stuttgarter unterschrieb am Donnerstag einen Dreijahres-Vertrag.

Der 28jährige Nationalspieler, der bisher bei Inter Mailand unter Vertrag stand, hatte in den vergangenen Wochen intensive Gespräche mit dem französischen Hauptstadt-Verein Saint Germain geführt. Im Gegenzug wechselt der Liberianer George Weah nach Paris.

Um Klinsmanns Netto-Gehalt bei Inter von 1,2 Millionen Mark aufzubringen, hätte Paris ihm mehr als das Doppelte zahlen müssen, nachdem das französische Finanzamt jetzt penibel genau darauf achtet, daß jeder Sou versteuert wird. Im Steuerparadies Monaco sind ganz andere Arrangements möglich. sid/dpa

Zentralismus soll bleiben Ersatzkassen und BfA laufen gegen Regionalisierung Sturm

BONN (dpa). Gegen die von den Sozialministern der Länder geforderte Regionalisierung der Sozialversicherung haben sich der Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK) und die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) ausgesprochen. Die Minister wollen die Aufgaben der Berliner Renten-Behörde schrittweise auf die Landesversicherungsanstalten (LVA) übertragen. Dies sei unsinnig, unwirtschaftlich und schwäche die Selbstverwaltung, meint BfA-Präsident Herbert Rische. Die als Argument ins Feld geführte Auszehrung der Arbeiterrentenversicherung sei im übrigen nicht gegeben. So verwalten die LVA derzeit 17,2 Millionen Versicherte im Vergleich zu 15,9 Millionen bei der BfA.

Hintergrund der Regionalisierungs-Pläne ist das anstehende Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, das den Arbeitern in der Kranken- und Rentenversicherung voraussichtlich gleiche Rechte wie den Angestellten zubilligen dürfte. VdAK-Geschäftsführer Eckart Fiedler sieht allerdings andere Gründe: Er wirft den Landesministern vor, es gehe bei ihrem Vorstoß vor allem um macht- und finanzpolitische Interessen. Sie wollten mit dem Finanzausgleich zwischen den Kassenarten innerhalb eines Landes auch Zugriff auf die Ersatzkassen erhalten, die bisher der Bundesaufsicht unterliegen.

Im übrigen gehe die vorgeschlagene Organisationsreform an dem angestrebten Ziel vorbei, möglichst einheitliche Beitragssätze zu schaffen. Die von der AOK immer wieder als Ungerechtigkeit angeführten unterschiedlichen Beitragsbelastungen zwischen 8,5 bis 16,8 Prozent bei gleichen Leistungen seien unbestritten, betont Fiedler. Allerdings sei der Grund dafür vor allem die regionale Zersplitterung der AOK, die offenkundig zur solidarischen Selbsthilfe innerhalb ihres eigenen Systems unfähig seien. So zahlten etwa der AOK-Versicherte und sein Arbeitgeber in Sindelfingen nur 10,4 Prozent, in Dortmund dagegen 16,8 Prozent. Wenn es um Solidarität gehe, sei die AOK damit "uneinig und schwach".

Nach dem Entwurf der Gesundheitsreform von Minister Horst Seehofer (CSU) sollen in den nächsten zwei Jahren Daten ermittelt werden, um die finanziellen Konsequenzen einer Regionalisierung zu untersuchen. Seehofer strebt auch an, daß jeder Versicherte seine Krankenkasse frei wählen kann. Voraussetzung dafür sei jedoch eine Organisationsreform.

Die AOK begründet ihre Forderung nach einem Finanzausgleich damit, daß sie insbesondere im Norden und Westen der Republik gegenüber anderen Kassen im Nachteil ist, weil ihre Versicherten ein geringeres Einkommen hätten und eine größere Zahl Familienangehörige beitragsfrei mitversichert seien.

"Schmerzpatienten helfen"

BONN, 23. Juli (dpa). Das Bundesgesundheitsministerium sollte die geplante Änderungsverordnung des Betäubungsmittelrechts überprüfen und verbessern. Das hat die SPD-Abgeordnete Gudrun Schaich-Walch am Donnerstag in Bonn gefordert. Schaich-Walch ist stellvertretende drogenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Als Anlaß dienten ihr Berichte über einen Arzt aus Hannover, der eine Geldbuße von 1000 Mark zahlen mußte, weil er einem todkranken Krebspatienten an einem Tag zwei Mittel zur Schmerzlinderung verschrieb. Dieser Fall veranschaulicht nach Meinung von Schaich-Walch die unerträgliche Situation von Schmerzpatienten in Deutschland.

Drei Männer in Belfast angeschossen

BELFAST, 23. Juli (AFP). Drei Männer sind am Mittwoch abend in Belfast angeschossen worden. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Männer im Norden von Belfast überfallen und angeschossen. Zuvor war ein Mann in einem protestantischen Viertel ins Bein geschossen worden. Es habe sich offenbar um eine Strafaktion gehandelt. Bei einer Razzia im Westen von Belfast nahm die Polizei am Mittwoch abend mehrere Verdächtige fest.

Klaus und Meciar teilen die CSFR

BRATISLAVA, 23. Juli (AFP). Der tschechische Ministerpräsident Vaclav Klaus und sein slowakischer Amtskollege Vladimir Meciar haben sich in der Nacht zum Donnerstag auf die Teilung der CSFR in zwei unabhängige Staaten geeinigt.

In mehr als sechsstündigen, nach Klaus' Angaben "hitzigen" Verhandlungen in Bratislava (Preßburg) einigten sich die beiden Regierungschefs auf einen Gesetzentwurf über "das Ende der Föderation", den sie dem Bundesparlament vorlegen wollen. Noch vor Ende September soll dieses Gesetz verabschiedet werden.

Der Entwurf sieht vor, daß die beiden Republikparlamente jeweils eine neue Verfassung ausarbeiten sollen. Außerdem sollen in diesen beiden Kammern die Grundlagen für Verträge über die künftige Zusammenarbeit in vier Domänen formuliert werden. Das Gesetz über die Teilung des Staates soll nach Angaben von Klaus auch die Modalitäten der Aufteilung des gemeinsamen Besitzes festlegen. Sollte das Bundesparlament nicht mit der erforderlichen Dreifünftelmehrheit für das Gesetz stimmen, wollen die Regierungen beider Republiken nach "anderen Alternativen zur Beendigung der Föderation" suchen, sagte der tschechische Regierungschef. Nach den Worten Meciars soll nach der Teilung eine Verbindung "einer anderen Art" zwischen den beiden Republiken weiterbestehen.

So soll weiterhin eine gemeinsame Außenpolitik betrieben werden, in wichtige Länder wie die EG-Staaten wollen die tschechische und die slowakische Republik auch in Zukunft einen gemeinsamen Vertreter entsenden. In der Verteidigungspolitik wollen Klaus und Meciar ebenfalls eng zusamenarbeiten. Für die Bürger soll die Bewegungsfreiheit zwischen beiden Republiken bestehen bleiben, sie sollen auch weiterhin dieselben Rechte in beiden Republiken genießen. Nach den Worten Klaus' sind außerdem eine Zollunion, ein Freihandelsabkommen sowie ein Abkommen über den freien Verkehr von Arbeiskräften und Kapital geplant. In der Steuer- und Währungspolitik wollten beide Republiken hingegen eigenständig vorgehen. Für diese Bereiche sollen nach Angaben von Klaus Möglichkeiten der Koordination geschaffen werden.

Klaus und Meciar vereinbarten die Teilung des Geheimdienstes in eine tschechische und eine slowakische Abteilung.

DDR-Schnellboote für Indonesien

HANNOVER, 23. Juli (AFP). Die Bundesrepublik wird den größten Teil der noch nicht verschrotteten Schiffe der ehemaligen DDR-Volksmarine an Indonesien verkaufen. Dies berichtete die Hannoversche Allgemeine Zeitung vom Donnerstag. Danach werden 39 von rund 60 Kampfschiffen, die noch im Hafen von Peenemünde (Vorpommern) liegen, an das asiatische Land veräußert. Bei den Schiffen handelt es sich in erster Linie um Schnellboote der "Kondor"-Klasse sowie um Begleitschiffe. Der Bundessicherheitsrat, der bei Rüstungsexporten eingeschaltet wird, hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums dem Verkauf zugestimmt, da Indonesien kein Krisengebiet sei.

Lockerbie: 14 Millionen für Hinterbliebene

NEW YORK, 23. Juli (AFP). Die Geschworenen eines Bundesgerichts in New York haben am Mittwoch den Hinterbliebenen eines Opfers des Lockerbie-Attentats eine Entschädigung in Höhe von umgerechnet rund 14 Millionen Mark zugesprochen. Es ist das erste Entschädigungsurteil, seit die US-Fluggesellschaft Pan Am für verantwortlich befunden wurde, daß Terroristen eine Bombe an Bord der Maschine schmuggeln konnten. 270 Menschen wurden bei der Explosion über dem schottischen Lockerbie 1988 getötet. Hunderte Entschädigungsprozesse sind zu erwarten. Pan Am hat seinen Flugbetrieb zwar eingestellt, doch muß die Versicherung der Fluggesellschaft für die Entschädigungszahlungen aufkommen.

CSU-Politiker Geis: Sex-Verbot bei Aids

BERLIN, 23. Juli (AFP). Aids-Infizierten sollten nach Ansicht des rechtspolitischen Sprechers der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Norbert Geis (CSU), sexuelle Kontakte per Gesetz verboten werden. In der Berliner Tageszeitung B.Z. vom Donnerstag forderte Geis außerdem Zwangs- Aids-Tests für Ärzte, Zahnärzte, Krankenschwestern und alle Krankenhauspatienten. "Wer mit Aids infiziert ist, darf nicht mehr mit Spritze und Skalpell auf Patienten losgelassen werden." Für freiwillige Aids- Tests müsse stärker geworben werden. Der Bundesregierung warf der CSU-Politiker vor, mit ihrer bisherigen Politik zur Bekämpfung der Krankheit "die Aids-Gefahr auf fatale Weise verharmlost" zu haben. "Wir müssen endlich mit gesetzlichen Schritten gegen die weitere Verbreitung von Aids vorgehen", forderte Geis, der auch der Aids-Enquetekommission des Bundestages angehörte.

Um die weitere Ausbreitung der Immunschwächekrankheit zu verhindern, müsse über "ein Sex-Verbot für Aids-Infizierte" nachgedacht werden. Wie die Einhaltung eines solchen Verbots konkret überwacht werden sollte, gab Geis nicht an. Strengere gesetzliche Maßnahmen forderte der Unions-Rechtsexperte gegen "uneinsichtige Aids-Infizierte". Wer seine Sexualpartner nicht über seine Krankheit informiere, gefährde "andere Menschen vorsätzlich". Deshalb solle "die Inkaufnahme der Übertragung von Aids durch eine Änderung des Strafgesetzbuches unter Strafe gestellt werden".

"Durch Autobahngebühren mehr Unfälle"

HALLE, 23. Juli (AFP). Durch die geplante Einführung einer Autobahnbebühr für Pkw ab 1995 droht nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei, Horst-Udo Ahlers, die Zahl der schweren Unfälle stark anzusteigen. "Dieser Plan bedeutet ein Sicherheitsrisiko für den Straßenverkehr", sagte Ahlers dem in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Express vom Donnerstag. Am Beispiel Italien und Spanien sei abzusehen, daß schlechter verdienende Fahrer dann die Autobahnen meiden würden. "Der Verkehr auf den Landes- und Bundesstraßen wird sich verdreifachen. Der Verkehrsminister hätte dann auf den Autobahnen freie Fahrt für Gutverdienende erreicht", so Ahlers. Die Mehreinnahmen durch eine Autobahngebühr würden seiner Ansicht nach durch den "riesigen Verwaltungsaufwand komplett aufgebraucht".

UN-Beauftragter droht Irak mit aller Härte

NEW YORK, 23. Juli (AFP/AP/Reuter). Mit "schweren und tragischen Konsequenzen" hat der UN-Beauftragte für die Vernichtung der irakischen Massenvernichtungswaffen, Rolf Ekeus, der irakischen Führung gedroht, wenn diese ihre Haltung nicht "korrigiere".

Ekeus traf am Mittwoch abend in New York mit dem irakischen UN-Botschafter Abdul Amir el Anbari zusammen, der die Position seiner Regierung erneut bekräftigte. Bagdad werde zwar die Sicherheit der UN-Experten gewährleisten, eine Inspektion des Agrarministeriums jedoch nicht zulassen. Er glaube nicht, daß der UN-Sicherheitsrat derzeit in der Lage sei, eine neue Resolution zu beschließen, die einen Luftangriff auf Bagdad erlaube, sagte der Botschafter.

Allerdings äußerte Anbari auch die Hoffnung auf eine diplomatische Lösung. "Bei etwas gutem Willen und dem Verzicht auf schäbige Drohungen" müßten beide Seiten Einvernehmen über das weitere Vorgehen erzielen können.

Mit einem Luftangriff hatten Frankreich, Großbritannien und die USA Anfang der Woche gedroht, da die Sperrung des Landwirtschaftsministeriums ein Bruch der Waffenstillstandsvereinbarungen sei. Die US-Regierung schloß am Mittwoch ausdrücklich kein Mittel, auch nicht den "Einsatz militärischer Gewalt", aus, um Irak zur Beachtung der UN-Beschlüsse zu zwingen. El Anbari drohte seinerseits: "Diejenigen, die dumme Angriffe gegen Irak richten, sollten für sich selbst auf Schlimmeres gefaßt sein."

Nach 17 Tagen vergeblichen Wartens hatte ein Team von UN-Inspektoren am Mittwoch das Gelände des Landwirtschaftsministeriums verlassen und war ins Hotel zurückgekehrt, ohne die erwartete Erlaubnis zur Überprüfung von amtlichen Unterlagen erhalten zu haben. In dem Gebäude, dessen Inspektion Bagdad nicht zulassen will, werden Dokumente vermutet, die Aufschluß über das Chemiewaffen- und Raketenprogramm des irakischen Regimes geben könnten.

Einen Tag nachdem das Gerücht aufgekommen war, Iraks Staatschef Saddam Hussein sei ermordet worden, zeigte sich dieser bei der Besichtigung eines Wiederaufbauprojektes in Bagdad. Saddam trug eine Uniform, winkte den Arbeitern zu und wirkte gelöst.

Ex-Präsident Frangie gestorben

BEIRUT, 23. Juli (AFP). Der frühere libanesische Präsident Suleiman Frangie ist am Donnerstag im Alter von 82 Jahren im Krankenhaus der amerikanischen Universität von Beirut gestorben. Der Maronit Frangie (Bild: FR-Archiv) war von 1970 bis 1976 libanesischer Staatschef. Er hatte sich stets für den Erhalt der Privilegien der Maroniten in Libanon starkgemacht und galt als enger Freund des syrischen Präsidenten Hafis el Assad.

Akten über Vietnamsoldaten freigegeben

WASHINGTON, 23. Juli (AFP). US-Präsident George Bush hat am Mittwoch die Akten über US-Soldaten freigegeben, die im Vietnamkrieg gefangengenommen oder verschleppt wurden.

Israel bombardiert Hisbollah-Stellungen

SIDON, 23. Juli (AFP). Die israelische Luftwaffe hat am Donnerstag morgen Stellungen der pro-iranischen Hisbollah-Miliz in Südlibanon bombardiert. Ein israelischer Armeesprecher bestätigte entsprechende Angaben der libanesischen Sicherheitskräfte. Der Angriff habe sich gegen den Sektor Schabel Safi gerichtet, der im Norden der von Israel besetzten Sicherheitszone in Südlibanon liegt. Die israelischen Maschinen hätten ihre Ziele getroffen, teilte der Armeesprecher weiter mit. Bei dem Luftangriff handelte es sich vermutlich um einen Vergeltungsschlag. Am Dienstag war ein israelischer Soldat in der Sicherheitszone bei einem Hisbollah-Anschlag getötet worden.

Botschaftsessen mit Fäkalien verseucht

QUITO, 23. Juli (AFP). Das Essen auf einem Fest der kolumbianischen Botschaft, durch das mehr als 200 Gäste vergiftet wurden, ist mit Fäkalien verseucht gewesen. Ein Sprecher des ecuadorianischen Gesundheitsministeriums teilte am Mittwoch mit, bei der Untersuchung der Speisen seien Krankheitserreger gefunden worden, die eindeutig auf eine Verseuchung mit Fäkalien schließen ließen. Unter anderem seien Kolibakterien und Staphylokokken gefunden worden. Rund 2000 Kolumbianer waren am Sonntag auf dem Botschaftsgelände in Quito zum Nationalfeiertag Kolumbiens eingeladen worden. Mehr als zweihundert von ihnen waren dem Botschafter zufolge nach dem Verzehr eines "äußerst schmackhaften" Hühnerreisgerichts mit Vergiftungserscheinungen in Krankenhäuser eingeliefert worden.

In Kliniken fehlen Ärzte

SAARBRÜCKEN, 23. Juli (AFP). In den Krankenhäusern der Bundesrepublik fehlen nach Angaben der Bundesärztekammer 50 000 Ärzte. Die Zahl der niedergelassenen Ärzte werde immer höher, während im Krankenhaus eher noch mehr Ärzte benötigt würden, um Überstunden abzubauen, sagte Ärztekammer- Präsident Karsten Vilmar am Donnerstag im Saarländischen Rundfunk. Vilmar forderte, den Krankenhausärzten eine Verlängerung ihrer Verträge zu ermöglichen, so daß sie ihre Lebensarbeitszeit in der Klinik verbringen könnten.

Gleichzeitig kritisierte der oberste Ärztefunktionär, daß in Deutschland zu viele Medizinstudenten ausgebildet würden. Die Zahl von derzeit 12 000 Studentenanfängern im Fach Medizin müsse um 4000 gesenkt werden. Es dürften nicht mehr Studenten zugelassen werden, als man auch wirklich ausbilden könne.

Palästinenser-Sprecher Chaled ermordet

BEIRUT, 23. Juli (AFP). Der Sprecher der Fatah-Revolutionärer Rat (Fatah-RC) von Abu Nidal, Walid Chaled, ist am Donnerstag in Beirut ermordet worden. Dies teilte die Syrien und Iran nahestehende Palästinenservereinigung mit, die mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) verfeindet ist. Unbekannte hätten aus einem Auto auf Chaled geschossen, der mit seinem Fahrzeug in der Nähe des palästinensischen Flüchtlingslagers Mar Elias im Süden von Beirut unterwegs gewesen sei, hieß es weiter.

Übergriffe entlassener Soldaten verurteilt

MANAGUA, 24. Juli (AFP). Der sandinistische Armeechef Humberto Ortega hat die Attacken unzufriedener Ex-Soldaten der sandinistischen Armee auf Polizisten scharf verurteilt, bei denen seit Montag 21 Menschen schwer verletzt wurden. Ohne Namen zu nennen, rügte der Armeechef während einer Pressekonferenz am Mittwoch seinen Bruder, den Ex-Präsidenten Daniel Ortega. Dieser hatte vor zwei Wochen angekündigt, die Sandinisten könnten wieder zu den Waffen greifen, wenn es den rechten Parteien gelingen sollte, die sandinistische Armee und Polizei aufzulösen. Humberto Ortega kritisierte die "Führer", die im Namen der Armen und der Revolution erneut den "Gebrauch von Gewalt" befürworteten.

Die ehemaligen Soldaten fordern von der Regierung eine sofortige Auszahlung der Entlassungsentschädigung von bis zu 60 Monatslöhnen. Die Regierung will die Entschädigung in monatlichen Raten begleichen.Anklage wegen Rassenhaß

STRASSBURG, 23. Juli (AFP). Ein Führungsmitglied der rechtsradikalen Nationalen Front im Elsaß, Herausgeber einer satirischen Zeitschrift mit rassistischem Inhalt, ist wegen Aufrufs zu Rassenhaß, Verleumdung und widerrechtlicher Verwendung eines Markennames angeklagt worden. Wie am Donnerstag in Straßburg zu erfahren war, soll der 34jährige Christian Hochenedel, der bis Mai stellvertretender Vorsitzender der Nationalen Front im Unterelsaß war, im September vor Gericht gestellt werden. In dem Blatt, von dem 1990 insgesamt acht Nummern erschienen, war unter anderem vom "französischen Judenpack" die Rede, von der "instinktiven Bestialität (...) der Horden von Schwarzen und Einwandererkindern" oder auch vom "Haß der Araber und Neger auf Frankreich".

Neben Hochenedel wurden noch zwei weitere Elsässer angeklagt, darunter der 41 Jahre alte Regionalratsabgeordnete der Nationalen Front, Walter Krieger. Sie werden für die Herausgabe der Zeitschrift mitverantwortlich gemacht.

"Bewegung im Fall Honecker" Kohl sieht Lösung in naher Zukunft / Anwalt: "Totale Spinnerei"

BONN, 23. Juli (AFP/dpa). Im Fall des früheren DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker zeichnen sich Verhandlungserfolge ab. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sagte am Donnerstag in Bonn, das Problem des seit mehr als sieben Monaten in der chilenischen Botschaft in Moskau sitzenden Honecker könne "in naher Zukunft" gelöst werden. Es sei "sichtbar Bewegung in die Sache gekommen".

Der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Hanns Schumacher, sagte, die Gespräche zwischen der Bundesregierung, Rußland und Chile seien "mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem sich eine Lösung abzeichnet". Auf Berichte, wonach Honecker bereits am Wochenende nach Deutschland kommen soll, wollte Schumacher nicht eingehen. "Die Kontakte laufen noch, so daß es sich nicht empfiehlt, sich auf Datum oder Art einer Ausreise festzulegen." Honecker hat eine Rückkehr in die Bundesrepublik bislang strikt abgelehnt. Statt dessen wollte der 79jährige in ein Drittland ausreisen, vor allem nach Chile oder Nordkorea.

Honeckers Anwalt Friedrich Wolff sagte der Bild-Zeitung, die Berichte über eine Rückkehr Honeckers in Kürze seien "eine glatte Lüge, eine totale Spinnerei". Er habe erst am Dienstag mit dem früheren SED-Generalsekretär telefoniert. "Da war der Sachstand wie immer." Honecker wolle die Botschaft nach wie vor nicht freiwillig verlassen. Wäre inzwischen eine andere Sachlage eingetreten, hätte Honecker ihn als Rechtsanwalt "auf jeden Fall längst angerufen". Der frühere DDR-Staatschef habe ebenso wie seine Frau "überhaupt keine Absicht", die Botschaft "morgen, übermorgen oder Sonntag" zu verlassen. "Das sehe ich für die nächsten Wochen nicht", sagte Wolff.

Nach Auskunft der chilenischen Botschaft in Moskau gibt es noch keine endgültige Lösung im Fall Honecker. Botschafter James Holger verhandele aber weiterhin "mit allen interessierten Seiten", sagte eine Botschaftssprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Auch der Berliner Justiz lagen am Mittwoch "keine Erkenntnisse" über eine bevorstehende Rückkehr des früheren SED-Chefs vor.

Meuterer ankern in Odessa

MOSKAU, 23. Juli (AFP). Das fahnenflüchtige Küstenwachboot der russischen Schwarzmeerflotte ist am Donnerstag im ukrainischen Hafen von Odessa vor Anker gegangen, nachdem es zwei Tage lang zu verstärkten Spannungen zwischen Rußland und der Ukraine über die Flotte gekommen war. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass berichtete, beschuldigte der Kommandeur der Schwarzmeerflotte, Admiral Igor Kassatanow, die Ukraine, Schiffe der Flotte "an sich reißen" zu wollen.

Ein weiterer Zwischenfall bei der Kriegsmarine ereignete sich in Estland. Nach Angaben des GUS-Marinehauptquartiers in Moskau wurde in der Nacht zum Donnerstag ein Schiff der Baltischen Flotte im estnischen Hafen Parnu abgefangen. Etwa 15 bewaffnete Esten hätten, begleitet von Grenzsoldaten, die Papiere des russischen Schiffes kontrolliert und das Schiff erst mehrere Stunden später am Donnerstag morgen wieder fahren lassen, sagte ein Sprecher.

Anschläge auf Schulen in Peru Mindestens drei Todesopfer zu Beginn des "bewaffneten Streiks"

LIMA, 23. Juli (AFP). Am ersten Tag des "bewaffneten Streiks", zu dem die maoistische Guerillabewegung "Leuchtender Pfad" aufgerufen hatte, sind am Mittwoch in Peru bei rund 40 Anschlägen drei Menschen getötet und mindestens zwölf weitere verletzt worden. Am Donnerstag, dem zweiten Tag des "Streiks", wurden bei der Explosion einer Autobombe in Lima zehn Menschen verletzt.

Am Mittwoch war vor einer Schule in Lima, in der rund 3000 Kinder von Soldaten unterrichtet werden, eine Bombe detoniert. Sechs Schüler und ein Lehrer wurden verletzt. Zwei weitere Anschläge auf Schulen, bei denen Sachschaden entstand, verstärkten die Panik unter den rund acht Millionen Einwohnern Limas.

Ein Taxifahrer verbrannte in Lima in seinem Fahrzeug, auf das zwei Frauen Sprengsätze geworfen hatten. Ein Polizist wurde getötet, als er eine Bombe in einer Apotheke entschärfen wollte. Ein Tankwart wurde bei einem Anschlag auf seine Tankstelle in Puerto de Supe, rund 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt, getötet. Bei einem Bombenanschlag auf eine Flugzeugbasis der Kriegsmarine in Peru entstand erheblicher Sachschaden.

Nach Polizeiangaben wurden 30 Menschen unter dem Verdacht der Mitgliedschaft in der Guerilla festgenommen. Der "Leuchtende Pfad" hatte schon vor den "bewaffneten Streiks" seinen Terror verstärkt. Seit Donnerstag vergangener Woche wurden allein in Lima 32 Menschen bei Anschlägen getötet.

Aus Angst vor der Guerilla war der Nahverkehr nahezu lahmgelegt. Dennoch sollen 85 Prozent der Angestellten im öffentlichen Dienst zur Arbeit erschienen sein. Soldaten brachten die meisten Menschen in Bussen zu ihren Arbeitsplätzen. Ein Arbeiter erklärte, er ginge zu seiner Arbeitsstelle, da er sonst für einen Aufständischen gehalten werde. Die Rebellen hatten angekündigt, wer den Streik nicht befolge, werde "bestraft". 10 000 Soldaten und Polizisten waren in Lima aufgeboten worden.

Präsident Alberto Fujimori berief das Kabinett zu einer Sondersitzung am Mittwoch abend ein, um weitergehende Maßnahmen gegen die Guerilla zu beraten.

Streikwelle in Polen verschärft

WARSCHAU, 23. Juli (AFP). Die polnische Ministerpräsidentin Hanna Suchokka muß bereits kurz nach ihrem Amtsantritt eine der schwersten sozialen Krisen ihres Landes bewältigen. Die 40 000 Arbeiter der Kupferindustrie in Lubin im Südwesten Polens besetzten am Donnerstag einen Teil des Werks und schalteten eine Gießerei ab. Die Streikenden verlangen mehr Lohn und wollen erreichen, daß ihr Unternehmen umstrukturiert und modernisiert wird.

Seit einer Woche streiken auch die Bergarbeiter in Kattowitz, wo 420 000 Menschen in Bergwerken beschäftigt sind. Außerdem sind die Mitarbeiter der Automobilproduktion in Tychy in den Ausstand getreten. Unzufriedenheit macht sich auch unter einem Teil der 20 000 Arbeiter starken Belegschaft der Metallwerke in Kattowitz und der Braunkohleförderung in Konin breit, ebenso wie bei den Fiat-Werken in Bielsko-Biala mit etwa 20 000 Beschäftigten.

Kohl unterzeichnet § 218

BONN, 23. Juli (AFP). Trotz verfassungsrechtlicher Einwände hat Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) das neue Abtreibungsrecht gegengezeichnet. Dies sei Voraussetzung dafür, daß das Bundesverfassungsgericht zügig über die von Bundestag und Bundesrat bereits verabschiedete Fristenlösung mit Beratungspflicht entscheiden kann, begründete Kohl am Donnerstag in Bonn seinen Schritt. Kohl gehört zu den 241 CDU/CSU-Abgeordneten, die das Inkrafttreten des neuen Abtreibungsrechts mit dem Gang nach Karlsruhe verhindern wollen. Kohl betonte, Rechtsklarheit liege auch im Interesse der Bevölkerung: "Das Gesetz ist für das zukünftige Leben in unserer freiheitlichen Gesellschaft von einer solchen Tragweite, daß Klarheit darüber bestehen muß, ob es vor der Wertordnung unseres Grundgesetzes Bestand hat."

Mittlerweile liegt das Gesetz auch Bundespräsident Richard von Weizsäcker (CDU) vor, der es ebenfalls unterzeichnen muß, bevor es in Kraft treten kann. Derzeit werde die Neuregelung noch geprüft, sagte eine Präsidialamts-Sprecherin. Einen Zeitpunkt für die endgültige Entscheidung des Bundespräsidenten gebe es noch nicht.

EG und UN-Generalsekretär streiten über Jugoslawien-Engagement Ghali lehnt Waffenkontrolle durch Blauhelme ab / Hurd verteidigt Vorgehen der Europäer bei Friedensgesprächen für Bosnien

NEW YORK/SARAJEWO, 23. Juli (Reuter/AFP). Das Vorgehen der Europäischen Gemeinschaft im Jugoslawien- Konflikt hat zu einem offenen Streit zwischen UN-Generalsekretär Butros Ghali und der EG geführt. Der britische Außenminister und EG-Ratspräsident Douglas Hurd konnte bei einem kurzfristig anberaumten Treffen mit Ghali in New York dessen Vorbehalte gegenüber den EG- Friedensbemühungen offenbar nicht ausräumen. Die Positionen hätten sich aber etwas angenähert, hieß es am Donnerstag in London. Hurd habe mit Ghali vereinbart, daß die UN bei allen weiteren Friedensgesprächen der EG vertreten sein solle.

Ghali hatte in einem Schreiben an den UN-Sicherheitsrat die Kontrolle der schweren Waffen der Bürgerkriegsparteien in Bosnien-Herzegowina durch UN- Truppen zum jetzigen Zeitpunkt abgelehnt. Dies war in dem von der EG zwischen den Konfliktparteien vermittelten Waffenstillstandsabkommen vereinbart und vom Weltsicherheitsrat grundsätzlich gebilligt worden. Nach Auffassung Ghalis geht die Kontrolle der Waffen über die operative und logistische Kapazität der UN-Schutztruppe hinaus. Daher könne er dies dem Sicherheitsrat nicht empfehlen.

Hurd bekräftigte nach dem Gespräch in New York dagegen seine Auffassung, die Waffenkontrolle durch UN-Truppen sei "der Schlüssel zum Frieden". Er hielt den Einwänden Ghalis entgegen, niemand erwarte, daß diese Operation "von heute auf morgen" beginne. Auch verstehe es sich von selbst, daß die Einhaltung eines Waffenstillstands die Voraussetzung für die Umsetzung des Beschlusses sei. Der UN-Sicherheitsrat wollte in der Nacht zum Freitag über den Bericht des Generalsekretärs beraten. Einige Mitglieder des Sicherheitsrats wollten dem Vernehmen nach vorschlagen, den Bericht per Abstimmung zurückzuweisen.

Der neue Außenminister der aus Serbien und Montenegro bestehenden Föderativen Republik Jugoslawien (FRJ), Vladislav Jovanovic, sagte der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug, die FRJ müsse alle in den UN-Resolutionen enthaltenen Forderungen erfüllen. Die Entmilitarisierung Bosnien-Herzegowinas, die Auflösung irregulärer Truppen und die Unterstellung schwerer Waffen unter die Kontrolle der UN-Truppen seien aber nur mit der Übereinstimmung aller Volksgruppen und in enger Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsrat möglich.

EG-Vermittler Lord Carrington richtete am Donnerstag eine schriftliche Anfrage an die Führer der drei bosnischen Konfliktparteien, ob sie auch nach den anhaltenden Verstößen gegen den Waffenstillstand weitere Gespräche für "nützlich" halten. Moslems, Kroaten und Serben hatten am vergangenen Freitag die Fortsetzung der Verhandlungen vereinbart.

UN-Vertreter brachen am Donnerstag in die seit über drei Monaten von den Serben belagerte bosnische Stadt Gorazde auf. Die Delegation soll den Bedarf an Medikamenten und Lebensmitteln prüfen. In Gorazde sind mehr als 70 000 Menschen eingeschlossen. Die Stadt wurde nach Angaben des kroatischen Rundfunks in der Nacht zum Donnerstag erneut beschossen.

In Sarajewo lieferten sich laut Tanjug serbische Milizen und loyal zur Regierung in Sarajewo stehende Einheiten in der Nacht zum Donnerstag schwere Gefechte. In der Mittagszeit schlugen drei Granaten in einer Suppenküche in einem Vorort Sarajewos ein. Nach UN-Angaben wurden fünf Menschen getötet und 30 verletzt. Ein Korrespondent und eine Kamerafrau des US-amerikanischen Kabelsenders CNN wurden von einem Heckenschützen beschossen und verletzt. Die Frau wurde, wie ein Mitarbeiter des Teams berichtete, von einer Kugel am Kiefer getroffen. Der kroatische Rundfunk meldete, in Nordbosnien habe serbische Artillerie bosnische Stellungen mit Feuer belegt. Die schwersten Gefechte habe es dabei im Gebiet von Derventa und Bosanski Brod an der Grenze zu Kroatien gegeben.

Die frühere jugoslawische Bundesarmee sagte am Donnerstag "ohne Begründung" die Verhandlungen über ihren Rückzug aus der Region von Dubrovnik in Kroatien ab, berichtete das kroatische Fernsehen.

Hunderte von Jugendlichen lieferten Polizei Straßenschlachten Auseinandersetzungen in drei nordenglischen Städten / Labour-Partei: Folge von Verarmung und schlechten Wohnverhältnissen

LONDON, 23. Juli (AFP). Bei gewaltsamen Ausschreitungen in drei nordenglischen Städten sind in der Nacht zum Donnerstag mindestens 30 Polizisten verletzt worden. In Blackburn kam es Polizeiangaben zufolge zu einem Streit zwischen moslemischen Jugendgruppen über Drogen und Religion, der in eine Straßenschlacht unter Beteiligung von zunächst etwa 200 und später 800 Jugendlichen mündete. Autos und Geschäfte wurden den Angaben zufolge in Brand gesetzt, Schaufensterscheiben zerschlagen. Polizisten seien mit Steinen und Molotow-Cocktails beworfen worden. Elf Polizisten wurden den Angaben zufolge leicht verletzt.

Ähnliche Szenen spielten sich laut Polizei im etwa 15 Kilometer entfernten Burnley ab, wo es bereits vier Nächte in Folge zu Zusammenstößen zwischen Jugendlichen und Polizisten kam. In der etwas südlich gelegenen Stadt Huddersfield löste die Festnahme von fünf Jugendlichen wegen mutmaßlichen Drogenhandels schwere Auseinandersetzungen aus. Etwa 20 Polizisten seien leicht verletzt worden. Insgesamt 60 Personen wurden den Angaben zufolge in der Nacht zum Donnerstag festgenommen.

Hohe Arbeitslosigkeit, Verarmung, unzureichende Freizeitmöglichkeiten und schlechte Wohnverhältnisse macht unterdessen die oppositionelle britische Labour-Partei für die Unruhen verantwortlich.

Umweltminister Michael Howard hatte am Dienstag die Bildung einer "Agentur zur städtischen Erneuerung" für kommendes Jahr angekündigt, die Maßnahmen auf diesem Gebiet koordinieren soll. Ziel der Einrichtung soll die Werbung für private Investitionen in den benachteiligten Gebieten sein. Angesichts der anhaltenden Rezession hat die britische Regierung die öffentlichen Ausgaben drastisch gekürzt. In Großbritannien gibt es gegenwärtig 2,7 Millionen Arbeitslose.

Grenzdörfer: Hessen plant keine Gespräche

WIESBADEN. Das Land Hessen denkt derzeit nicht an Gespräche mit der thüringischen Landesregierung über den Wechsel von fünf Dörfern von Thüringen nach Hessen. Die Sache sei beim jetzigen Stand "ein rein thüringisches Problem", sagte der Wiesbadener Regierungssprecher Erich Stather (SPD) auf Anfrage. Die Orte im westlichen Eichsfeld mit insgesamt 270 Einwohnern gehörten vor der deutschen Teilung zu Hessen.

Thüringens Innenminister Willibald Böck (CDU) hatte am Dienstag angekündigt, es werde Verhandlungen zwischen beiden Landesregierungen geben. Ein Wechsel sei auf der Basis eines Staatsvertrags über die Grenzänderung möglich. Der hessische Sprecher betonte, es liege noch kein Schreiben von Böck zu diesem Thema vor. Eine weitergehende Stellungnahme lehnte Stather ab. lhe

78jähriger starb nach Gerangel mit Betrunkenem

WIESBADEN. Ein 78jähriger Mann ist nach einem Streit mit einem 34jährigen alkoholisierten Wiesbadener gestorben.

Der Angetrunkene habe an einer Bushaltestelle in der Wiesbadener Innenstadt am Mittwoch abend bei Passanten "eindringlich" um Geld und Zigaretten gebettelt, berichtete die Polizei am Donnerstag. Weil der 78jährige sich diese Art der Belästigung verbeten habe, sei es zu einem Gerangel zwischen beiden gekommen. Nach einem "Schubs" durch den 34jährigen sei der alte Mann zu Boden gefallen und, nachdem er wieder aufgestanden war, erneut zusammengebrochen. Er starb im sofort alarmierten Notarztwagen.

Der 34jährige wurde nach Polizeiangaben unter dem Verdacht der Körperverletzung mit Todesfolge vorläufig festgenommen. Eine Obduktion der Leiche soll klären, ob ein Zusammenhang zwischen der Auseinandersetzung und dem plötzlichen Tod des Mannes besteht. lhe

Versicherung um mehr als 200 000 Mark betrogen

OFFENBACH. Eine Serie von Versicherungsbetrügereien eines 35jährigen Mannes aus Rodgau (Kreis Offenbach) ist aufgeklärt. Der mutmaßliche Täter habe in den vergangenen zwei Jahren vor allem mit vorgetäuschten Bränden mehr als 200 000 Mark von Versicherungen erschwindelt, teilte die Polizei in Offenbach am Donnerstag mit.

Vor zwei Jahren habe der Mitinhaber einer gegen Feuer versicherten Autowerkstatt in Rodgau einen 30jährigen angestiftet, die Werkstatt anzuzünden. Nachdem das Gebäude abgebrannt sei, habe der 35jährige 200 000 Mark kassiert.

Nach dem vorgetäuschten Diebstahl des Autos seiner Frau habe der 35jährige einige tausend Mark von einer Versicherung erhalten. Im vergangenen Jahr habe die Polizei verhindern können, daß er ein anderes Auto anzündete und erneut einen Versicherungsbetrug beging. Der Mann sei daraufhin geflüchtet.

Nach Auskunft der Polizei sitzt der 35jährige zur Zeit wegen anderer Straftaten in Würzburg im Gefängnis. lhe

Das Wochenende bringt Sonne und Gewitter

Das Wochenende bringt Sonnenschein, aber vor allem am Samstag auch Gewitter. Wer am Sonntag grillen will, kann jedoch schon Kohlen kaufen gehen, meinte der Meteorologe vom Dienst beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach, Klaus Bähnke. Anfang nächster Woche wird den Deutschen dann wieder mit heißer Luft vom Mittelmeer so richtig eingeheizt, bevor in der zweiten Wochenhälfte Gewitter ihre Akzente im Wettergeschehen setzen.

Die Tageshöchsttemperaturen vom Donnerstag zwischen 24 und 28 Grad werden laut Bähnke am Freitag überboten: 25 bis 30 Grad und am Oberrhein bis 32 Grad dürften die Kassen von Eiscafes, Biergärten und Bädern klingeln lassen. Allerdings lieferten die derzeit aus Südwesten kommenden Luftströmungen so viel Feuchtigkeit, daß es westlich des Rheins auch wieder Hitzegewitter geben könnte. Am Samstag dürfte es dann in ganz Deutschland "eher gewittrig" sein, bevor der Sonntag mit ruhigem Sommerwetter und Temperaturen zwischen 24 und 28 Grad aufwartet.

Nach den überlieferten Bauernregeln müßten Hitze und Gewitter den Landwirten gerade recht kommen: "Im Juli muß vor Hitze braten, was im September soll geraten", reimt der Volksmund. "Wettert der Juli mit großem Zorn, bringt er dafür reicheres Korn", lautet ein anderer Spruch. lhe (Der Wetterbericht heute auf Seite 25)

Schauenburger stürzte in Gletscherspalte - tot

INNSBRUCK. Ein 50jähriger Mann aus Schauenburg (Kreis Kassel) ist bei einer Bergtour in Tirol bei einem Sturz in eine Gletscherspalte getötet worden.

Wie die Polizei berichtete, war der Mann in Begleitung seines Sohnes und eines Bekannten im Gebiet der 3768 Meter hohen Bergspitze unterwegs. Bei dem Sturz in die vom Schnee überdeckte Spalte verkeilte sich der Tourist in der nach unten enger werdenden Spalte.

Die Besatzung eines alarmierten Notarzthubschraubers konnte ihn nur mehr tot bergen. lby

Frankfurter Urlauber ertrank in der Nordsee

Zwei deutsche Dänemark-Urlauber sind ungewöhnlich starken Strömungen an der Nordseeküste Jütlands zum Opfer gefallen. Wie am Donnerstag bekannt wurde, ertranken ein 46 Jahre alter Berliner und ein 52jähriger aus Frankfurt am Mittwoch, als sie beim Baden von der Strömung erfaßt und ins Meer hinausgetrieben wurden.

Mehrfach die Richtung wechselnder Wind hatte das Baden in der Nordsee besonders gefährlich gemacht. So mußten die dänischen Rettungsdienste allein am Strand um den Touristenort Hvide Sande sechs deutsche Urlauber bergen, die von der Strömung ins Meer hinausgetrieben worden waren.

Insgesamt meldeten die Krankenhäuser entlang der dänischen Westküste 16 Patienten, die beim Baden in Lebensgefahr gekommen waren. Der Arzt Peter Josephsen in Hvide Sande sagte im Rundfunk, eine derartige Häufung von Badeunfällen habe er noch nicht erlebt. Deutsche seien besonders stark betroffen, weil sie meistens nicht mit den Gefahren der Nordsee vertraut seien. lhe

Verbotsverfügung gegen Neonazi-Treffen verhängt

LANGEN. Die Stadt Langen (Kreis Offenbach) hat eine Verbotsverfügung gegen eine für Samstag angemeldete Demonstration rechtsextremer Gruppen verhängt.

Wie der Pressesprecher der Stadt, Roland Sorger, am Donnerstag nachmittag mitteilte, hätten die Veranstalter - ein in der Neonazi-Szene aktiver Freundeskreis Heinz Riesz - mit 1200 Teilnehmern gerechnet.

Weil auch Autonome Gruppen ihr Kommen angekündigt hätten, seien Zusammenstöße zwischen ihnen und den erwarteten Mitgliedern von DVU, "Republikanern", NPD und einer Gruppe namens Stahlhelm nicht auszuschließen.

Die Verbotsverfügung kann vor Gericht angefochten werden. lhe

&blt; Bilder von Bruno Griesel in Kronberg

30 Bilder des Leipziger Malers Bruno Griesel sind vom 6. August an in der Galerie satyra in Kronberg (Hochtaunuskreis) zu sehen. Darunter finden sich auch acht großformartige Bilder zum Zyklus "Les chants de Maldoror". Das Werk des 32jährigen ehemaligen Studenten der Leipziger Hochschule für Graphik und Buchkunst zeichnet sich durch intensive Farben aus. &blt; Kinder als Handwerker Traditionelle hessische Handwerksberufe können Kinder und Jugendliche am 28. Juli im Hessischen Freilichtmuseum Neu-Anspach (Hochtaunuskreis) ausprobieren. Auf dem Programm stehen neben Schmiede-, Weber- und Korbflechterarbeiten auch Brotbacken, Wollverarbeitung, landwirtschaftliche Arbeiten und Imkerei. Zudem erzählt die Gauklertruppe Magisches Spektakulum Geschichten von Kurpfuschern und Quacksalbern und führt Taschenspielertricks vor. &blt; Siggi Liersch am Literatur-Telefon Der Liedermacher und Feuilleton-Redakteur Siggi Liersch liest vom 27. Juli an im Literatur-Telefon des hessischen Verbands deutscher Schriftsteller aus seinem Werk. Auszüge aus seiner Lyrik und Kurzprosa sind unter der Telefonnummer 069 / 7 41 15 73 zu hören.

Andrea Glass im Halbfinale

Bei den Jugend-Europameisterschaften im Tennis hat sich die deutsche Nachwuchshoffnung Andrea Glass (Neu-Isenburg) mit einem 6:0,6:1-Erfolg über Anne Pastor (Frankreich) für das Halbfinale der Altersklasse II (bis 16 Jahre) qualifiziert. Dort trifft sie am Freitag auf Alena Havrlikova (CSFR), die überraschend die Turnierfavoritin Nanci Feber (Belgien) mit 6:2, 6:3 bezwang.

78jähriger starb nach Gerangel mit Betrunkenem

WIESBADEN. Ein 78jähriger Mann ist nach einem Streit auf offener Straße mit einem Betrunkenen an Herzversagen gestorben.

Zu der Auseinandersetzung war es gekommen, als der 34jährige Wiebadener angetrunken an einer Bushaltestelle in der City am Mittwoch abend Passanten "eindringlich", so die Polizei am Donnerstag, um Geld und Zigaretten anbettelte. Weil der 78jährige sich dies verbeten habe, habe der 34jährige in einem "Gerangel" den alten Mann zu Boden geschubst. Nachdem dieser sich laut Polizei aufrappelte, sei er erneut zusammengebrochen und im sofort alarmierten Notarztwagen gestorben.

Die Obduktion des Toten habe ergeben, daß nicht der Stoß, sondern Herzversagen die Todesursache ist. Der 34jährige, zunächst unter dem Verdacht der Körperverletzung mit Todesfolge festgenommen, wurde nach Angaben der Polizei wieder auf freien Fuß gesetzt. lhe

Wilz: Kleinere Bundeswehr möglich

BONN, 23. Juli (Reuter). Die Bundesregierung ist nach den Worten des parlamentarischen Staatssekretärs im Verteidigungsministerium, Bernd Wilz (CDU), grundsätzlich bereit, die Bundeswehr über die vereinbarte Truppenstärke von 370 00 Soldaten hinaus zu reduzieren. Wilz (Bild: FR-Archiv) sagte der Kölner Zeitung Express (Donnerstagsausgabe), falls bei den Abrüstungsverhandlungen in Wien weitere Truppenreduzierungen vereinbart werden sollten, würde die Bun-

desrepublik mitziehen. Nach dem Jäger 90 könnten auch andere Großprojekte dem Rotstift zum Opfer fallen. Da es die Bedrohung des Ostens nicht mehr gebe, müßten alle Rüstungsprojekte darauf untersucht werden, ob sie für die Bundeswehr notwendig seien.

UN-Flüchtlingskommissar mahnt Visafreiheit für Bosnier an Kriegsflüchtlinge kommen voraussichtlich am Wochenende in Deutschland an / Breite Hilfsbereitschaft in allen Bundesländern

FRANKFURT A. M., 23. Juli (Reuter/ AP/dpa/epd). Die Aufhebung der Visapflicht in Deutschland für Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina hat das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) gefordert. Schutzbedürftige, die ihr "nacktes Leben" zu retten suchten, sollte ohne Vorschrift Einlaß gewährt werden, sagte der Bonner Vertreter der Organisation, Walter Koisser, am Donnerstag im Deutschlandfunk. Er sprach sich für einen Sonderstatus für die Kriegsflüchtlinge aus. Kroisser appellierte an die anderen europäischen Staaten, sie sollten mehr Flüchtlinge als bisher aufnehmen. Vordringliche Aufgabe aber sei, in den Kriegsgebieten Hilfe zu leisten. Nach Auskunft des Bonner Kanzleramtes stellte die Bundesregierung dafür 50 Millionen Mark zusätzlich bereit.

Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) erinnerte in Briefen an mehrere europäische Staats- und Regirungschefs erneut an die Solidarität der Völkergemeinschaft. Der CDU-Europa-Abgeordnete Elmar Brok kündigte eine Initiative seiner Fraktion im Straßburger Europa-Parlament an, um die EG-Mitglieder endlich zur Aufnahme festgelegter Flüchtlingskontigente zu bewegen.

Etwa 1000 bosnische Kriegsflüchtlinge trafen am Donnerstag in der Schweiz ein. Die 5000 Menschen, die in Deutschland aufgenommen werden sollen, treffen voraussichtlich mit sechs Zügen am Wochenende aus Zagreb ein. Die Zentrale der Bundesbahn in Mainz teilte mit, sie werde am heutigen Freitag und Samstag abend jeweils drei leere Züge in die kroatische Hauptstadt schicken. Jeder Zug könne etwa 600 Erwachsene aufnehmen.

Das Auswärtige Amt richtete ein Büro zur Koordinierung der Einreise ein. Das Bundesinnenministerium teilte mit, wie viele Flüchtlinge die einzelnen Bundesländer aufnehmen sollen: Nordrhein- Westfalen 1120, Bayern 700, Baden-Württemberg 610, Niedersachsen 495, Hessen 370, Sachsen 325, Rheinland-Pfalz 235, Sachsen-Anhalt 200, Brandenburg 175, Thüringen 165, Schleswig-Holstein 140, Mecklenburg-Vorpommern 135, Hamburg 130, Berlin 110, Saarland 70, Bremen 50. Das Rote Kreuz will die Versorgung der Flüchtlinge übernehmen und richtete einen Krisenstab ein. Vorrangig sollen Frauen, Kinder und alte Menschen aufgenommen werden.

Die bevorstehende Ankunft der Notleidenden löste in allen Bundesländern viele Hilfsangebote aus: In Bremen, Bayern und Berlin lagen die privaten Angebote weit über den Länderquoten. Der Referent in der Bremer Sozialbehörde, Erhard Heintze, berichtete, einige Anbieter wollten "sogar ein Schlafzimmer oder Kinderzimmer für die Flüchtlinge freimachen. Die Tatsache, daß die Bosnier nur ein Visum für drei Monate erhalten, erleichtere vielen die Entscheidung.

In Berlin meldeten sich auf die "Aktion Fluchtweg" der tageszeitung und der Grünen/AL fast 200 Familien. Das Bistum Berlin schloß sich dem Aufruf des Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz, Karl Lehmann, an, und rief alle Gemeinden dazu auf, für Flüchtlingsfamilien Wohnung zu beschaffen.

Nordrhein-Westfalen denkt trotz einer Welle von Angeboten nicht an eine Vermittlung an Gastfamilien. Vielmehr sollen die Menschen zunächst in der Landesstelle für die Flüchtlinge in Unna- Massen und in einer Kaserne im münsterländischen Schöppingen untergebracht und anschließend auf die Gemeinden verteilt werden.

Der Leiter des Auslandshilfswerks der Caritas, Günter Hölter, wies auf die große Verantwortung von Familien hin, die ein Kind aus den Kampfgebieten bei sich aufnehmen: "Jede Hilfsaktion ist notwendig", sagte Hölter im ZDF-Morgenmagazin. "Doch wer Kinder aufnimmt, muß wissen, es kann für sehr lange Zeit sein." Die Kinder sollten ganz in die Familien und das gesamte soziale System eingegliedert werden, da sonst große Probleme entstünden. Das habe die Erfahrung der Hilfsorganisationen aus den Vietnam-Aktionen gelehrt.

Schweden will offenbar keine neuen Flüchtlinge mehr aufnehmen. Wie die Nachrichten-Agentur PAP berichtete, wurden 107 Menschen nach Polen abgeschoben. Am Mittwoch hätten schwedische Grenzbeamte bereits 97 Personen auf die Fähre nach Polen gesetzt, obwohl diese alle erfoderlichen Reisepapiere besäßen. Nach Angaben von PAP hatten sich am Mittwoch und Donnerstag 1100 Flüchtlinge auf den Weg nach Schweden gemacht. Im gesamten Juli seien es etwa 11 000 Menschen gewesen. Ein Teil von ihnen hofft jetzt, nach Dänemark oder Deutschland zu kommen.

Am Mittwoch hatte der Direktor des Polnischen Roten Kreuzes berichtet, Hilfsangebote aus Polen würden in Kroatien abgelehnt mit der Begründung, jetzt seien die Grenzen zu Österreich und Italien wieder offen und Kroatien wolle die Notleidenden lieber dorthin schicken. (Weiterer Bericht auf der Hessenseite)

Flugzeugabsturz über Südsibirien

MOSKAU, 23. Juli (Reuter). Im südlichen Sibirien ist nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Itar-Tass ein russisches Militärflugzeug abgestürzt. Dabei sei die Besatzung ums Leben gekommen. Die Piloten hätten sich nicht mehr mit dem Schleudersitz retten können.

Auch Taifune zerzausen Münchener Rück nicht

MÜNCHEN (rtr/dpa/VWD/FR). Die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, weltweit größtes Unternehmen dieser Assekuranz-Sparte, ist in dem am 30. Juni beendeten Geschäftsjahr 1991/92 stärker gewachsen, als der Vorstand erwartet hat. Und auch bei den Leistungen aufgrund von Großschäden hat sich das Management verschätzt. Diese blieben nämlich unverändert hoch.

Das Unternehmen, von dessen Kapital die Allianz offiziell 25 Prozent hält, verzeichnete Beitragseinnahmen von 14,4 Milliarden Mark (plus neun Prozent). Während die Münchner im Jahr davor bereits die zweithöchste Schadenbelastung in ihrer Geschichte getroffen hatte, brachte auch 1991/92 dem ersten Überblick zufolge entgegen früher geäußerten Hoffnungen keine Entlastung. Das Teilergebnis aus dem Rückversicherungsgeschäft sei "nicht günstiger" ausgefallen, heißt es. 1990/91 war in der AG ein Fehlbetrag aus dem eigentlichen Geschäft von 962 Millionen Mark genannt worden. Vor allem in der Sparte Industrie-Feuer gab es im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr etliche "Größtschäden". Zudem habe der Taifun Nr. 19 in Japan für den bislang größten einzelnen Sturmschaden in der Versicherungswirtschaft gesorgt.

Den Konzern, der im Inland gut 1800 und im Ausland knapp 1800 Menschen beschäftigt, wirft das freilich nicht um. Aus den riesigen Kapitalanlagen sprudelten die Erträge noch reichlicher als zuvor, so daß die Aussage, der Jahresüberschuß werde ausreichen, die Dividende bei 20 Prozent stabil zu halten, zwar nicht als Witz gemeint ist, doch vom interessierten Laien so aufgefaßt werden darf.

Einstürzendes Haus begrub Menschen

KAIRO, 23. Juli (Reuter). Beim Einsturz eines siebenstöckigen Wohnhauses in Kairo sind in der Nacht zu Donnerstag mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Wie die Polizei weiter mitteilte, werden neun Personen vermißt. Nach Angaben der Bewohner hatte der Hausbesitzer das Gebäude in einem Armenviertel der ägyptischen Hauptstadt illegal um vier Etagen aufgestockt.

Libanons Ex-Präsident tot

BEIRUT, 23. Juli (Reuter). Der frühere libanesische Präsident Suleiman Frandschieh ist am Donnerstag im Alter von 82 Jahren an Herzversagen gestorben. Er war am 3. Juli mit Herzproblemen in das Krankenhaus der amerikanischen Universität in Beirut eingeliefert worden. Der Christ Frandschieh (AP-Bild), ein enger Verbündeter Syriens, war von 1970 bis 1976 Staatsoberhaupt. Im Jahr vor seinem Ausscheiden aus dem Amt war in Libanon der Bürgerkrieg ausgebrochen, der erst 15 Jahre später beendet wurde. Syrien hat in Libanon Tausende Soldaten stationiert.

Honecker

Rückkehr

steht offenbar

kurz bevor

BONN, 23. Juli (Reuter). Eine Rückkehr des einstigen DDR-Staatschefs Erich Honecker nach Deutschland steht offenbar kurz bevor.

Außenamtssprecher Hanns Schumacher sagte am Donnerstag in Bonn, die Gespräche zwischen Bonn, Chile und Rußland über den Fall seien an einem Punkt angelangt, "wo sich eine Lösung abzeichnet". Auf ein genaues Rückkehrdatum wollte er sich nicht festlegen. In Regierungskreisen hieß es dazu, daß die Rückkehr offenbar kurz bevorstehe.

In den Bonner Kreisen hieß es, Honekkers Rückkehr könne noch einige Tage dauern. "Ob es ein, zwei oder fünf Tage sind, kann niemand sagen", hieß es. Honecker bestehe weiterhin darauf, daß er vor seiner Gerichtsverhandlung Haftverschonung erhalte. Darüber zu entscheiden, sei allein Sache der Berliner Justiz. Chile lege Wert darauf, daß die Überstellung "menschlich vernünftig" ablaufe, nämlich im Einvernehmen mit Honecker.

USA zu Angriff auf Irak bereit Frankreich schaltet Sicherheitsrat ein / Bagdad droht Ultimatum

PARIS, 23. Juli (Reuter/AFP). Die USA und Großbritannien sind notfalls zu militärischen Schritten gegen Irak bereit. Der Sprecher des Weißen Hauses, Marlin Fitzwater, sagte am Mittwoch abend in Washington, die Regierung schließe keine Option aus, auch nicht den Einsatz militärischer Gewalt. Die USA stünden in Kontakt mit den Vereinten Nationen (UN) und den Verbündeten aus dem Golf- Krieg. In britischen Regierungskreisen hieß es, Irak riskiere einen neuen Militärschlag.

Wegen Nichtbeachtung der Bedingungen des Waffenstillstands nach dem Golf- Krieg liefen am Donnerstag Vorbereitungen für ein Ultimatum des UN-Sicherheitsrates. Frankreichs Außenminister Roland Dumas kündigte am Donnerstag im französischen Rundfunk an, das Gremium wolle noch am selben Abend darüber verhandeln. Ein Ergebnis lag bis Redaktionsschluß dieser Ausgabe nicht vor. Er habe darüber auch mit UN-Generalsekretär Butros Ghali gesprochen, sagte Dumas.

Iraks stellvertretender Ministerpräsident Tarik Asis wiederholte, keine Beeinträchtigung seiner Souveränität und Sicherheit hinnehmen zu wollen. Volk und Führung Iraks seien bereit, die Folgen zu tragen. Er beschuldigte den Westen, Irak auch von Forschungsgebieten aussperren zu wollen, die das Waffenstillstandsabkommen nach dem Golf-Krieg nicht abdecke. Seine Regierung sei bereit, die Waffenstillstandsauflagen der UN zu erfüllen, werde aber eine Beeinträchtigung seiner Souveränität, Würde, Sicherheit und eine Einmischung in seine Angelegenheiten nicht hinnehmen.

Asis wiederholte, unter den UN-Inspektoren seien US-Spione. Irak habe mit dem Sicherheitsrat an sich keine Probleme, lediglich mit den drei ständigen Ratsmitgliedern des Westens - USA, Frankreich und Großbritannien. Sie allerdings kontrollierten den Rat.

Die UN-Inspektoren hatten die Direktüberwachung des Landwirtschaftsministeriums in der irakischen Hauptstadt Bagdad am Mittwoch abgebrochen. Grund waren bedrohliche Demonstrationen und ein Angriff.

"Grüne Grenze" durchlässig

DRESDEN, 23. Juli (Reuter). Im ersten Halbjahr 1992 sind an der deutsch-polnischen und der deutsch-tschechischen "grünen" Grenze 17 800 illegal Einreisende gestellt worden. Der Inspekteur des Bundesgrenzschutzes (BGS), Fredi Hitz, sagte am Donnerstag in Dresden, die Zahl habe sich im Vergleich zu 1991 verdoppelt oder verdreifacht. Bis Juni 1992 seien 70 000 Menschen zurückgewiesen oder zurückgeschoben worden. Im gleichen Zeitraum wurden nach BGS-Angaben an der Grenze zu Polen und der CSFR 300 "Schleuser" festgenommen, die illegale Grenzübertritte organisierten.

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Eduard Lintner (CSU), warnte in Dresden vor einem immer größeren Ausmaß von Drogenschmuggel und Autoverschiebung. Zudem hätten 1500 BGS-Stellen noch nicht besetzt werden können.

Schnellzug kollidierte mit Lok

LUZERN, 23. Juli (Reuter). 20 Reisende sind am Donnerstag verletzt worden, als der Schnellzug Stuttgart-Neapel um 1.15 Uhr im Bahnhof Rivera-Bironico im Schweizer Kanton Tessin auf eine abgestellte Lokomotive auffuhr. Ein Verletzter mußte in das Krankenhaus von Lugano gebracht werden, die anderen 19 wurden an der Unfallstelle ambulant versorgt. Das teilte die zuständige Kreisdirektion der Schweizerischen Bundesbahnen in Luzern mit. Beide Lokomotiven seien erheblich beschädigt worden. Die Unfallursache wird noch untersucht.

Vertrauter Abu Nidals ermordet Fatah-Revolutionärer Rat beschuldigt PLO-Chef Arafat

BEIRUT, 23. Juli (AP/dpa/Reuter). Der engste Mitarbeiter des führenden palästinensischen Terroristen Abu Nidal ist am Donnerstag in einem Beiruter Flüchtlingslager ermordet worden. Wie die Polizei mitteilte, wurde der 42jährige Walid Khaled erschossen, als er das Lager Mar Elias besuchen wollte. Khaled, Abu Nidals Sprecher in Libanon, ist das jüngste Opfer einer Attentatsserie, die sich gegen prominente Palästinenser richtet.

Abu Nidals Fatah-Revolutionärer Rat beschuldigte den Vorsitzenden der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Yassir Arafat, und den israelischen Geheimdienst Mossad der Tat.

Bereits in diesem Monat war der 52 Jahre alte Khalel Abdul Hana, führendes Mitglied des militärischen Flügels der Abu Nidal-Organisation, von unbekannten Tätern erschossen worden.

Abu Nidal werden eine ganze Reihe terroristischer Gewalttaten zur Last gelegt. Darunter sind Attentate auf die Flughäfen von Rom und Wien 1985, bei denen 17 Menschen getötet wurden. Er wird in mehreren Staaten als Terrorist gesucht. Abu Nidal hatte sich mit seiner Gruppe im Jahre 1973 von der von Arafat geleiteten El Fatah, der größten Gruppierung innerhalb der PLO abgespalten.

In jüngster Zeit sind auch Berater Arafats in Europa und Libanon ermordet worden. Dafür wurde sowohl der israelische Geheimdienst als auch die Abu-Nidal-Gruppe verantwortlich gemacht. Israel bombardiert Südlibanon

Erstmals seit der Amtsübernahme der neuen Regierung in Israel haben israelische Kampfflugzeuge am Donnerstag Stellungen der Hisbollah-Miliz im Süden Libanons angegriffen. Dabei wurden nach Angaben aus Sicherheitskreisen zwei Angehörige der proiranischen Untergrundorganisation verwundet. Vier Jets hätten zwölf Raketen auf Hisbollah- Einrichtungen in den Dörfern Mlita und Luwaiseh nordwestlich der von Israel besetzten Sicherheitszone abgefeuert.

Drogenboß Escobar geflohen Chef des Medellin-Kartells widersetzte sich Verlegung in Kaserne

BOGOTÁ, 23. Juli (Reuter/AFP/dpa). Der kolumbianische Drogenboß Pablo Escobar ist aus einem eigens für ihn errichteten Gefängnis bei Medellin entkommen. Nach der Erstürmung des Hochsicherheitstrakts von Envigado durch die Armee in der Nacht zu Donnerstag seien Escobar und neun seiner Gefolgsleute verschwunden gewesen, teilte Staatspräsident Cesar Gaviria im Fernsehen mit. Zuvor hatte der Chef des Kokainkartells von Medellin mit 14 Mitgefangenen Aufseher entwaffnet, Geiseln genommen, darunter den Vizejustizminister sowie den Gefängnisdirektor, und sich in der Anstalt verschanzt. Bei der darauf folgenden Schießerei sollen sechs Menschen getötet worden sein.

Die Suche nach dem Drogenboß werde fortgesetzt, sagte Gaviria. Er nehme nicht an, daß Escobar den Ring der Sicherheitskräfte habe durchbrechen können.

Escobar, der in dem Luxusgefängnis seit einem Jahr auf seinen Prozeß wartete, ist offenbar durch einen Tunnel entkommen, dessen erster Teil als Luftschutzkeller getarnt war. Aus Regierungskreisen verlautete, alle Wachbeamten hätten auf der Gehaltsliste Escobars gestanden. Die Flucht sei durch Korruption ermöglicht worden. Die Regierung hatte zuvor beschlossen, Escobar in ein besser bewachtes Militärgefängnis zu verlegen, da der Drogenboß auch in der Haft weiter Verbrechen befohlen habe.

Nach einem Bericht des Rundfunksenders RCN vom Donnerstag fordert Escobar von der Regierung, sie solle einen Dialog mit ihm aufnehmen. Ohne schnelle Antwort der Regierung werde erneut eine Serie von Terroranschlägen beginnen. Der Drogenbaron hatte sich im Juni 1991 den Behörden gestellt, nachdem ihm die Regierung Strafmilderung und Nichtauslieferung an die USA zugesagt hatte. (Kommentar auf Seite 3)

Huk-Coburg erwartet Schub von Partner ADAC

MÜNCHEN (rtr). Die Huk-Coburg Versicherungsgruppe verspricht sich von der künftigen Kooperation mit dem ADAC pralle Früchte. Der Gegenseitigkeitsverein rechnet mit einem auf ihn entfallenden Anteil von 35 Prozent aus dem künftigen ADAC-Geschäft, das er sich mit drei anderen Assekuranzpartnern teilt. Wie hoch die zusätzliche Vermittlung von Kfz-Policen durch die Münchner sein wird, ist nach Ansicht von Vorstandssprecher Rolf-Peter Hoenen allerdings noch schwer abzuschätzen.

Der Vertrag über die Zusammenarbeit mit den "gelben Engeln" ist am Mittwoch unter Dach und Fach gebracht worden und läuft unbefristet. Es gebe keine Absprachen über Aufteilung von Verträgen, Sonderkonditionen oder Bestandsübertragungen. Vorgesehen sei, daß ADAC- Kunden ein Vergleichsangebot aller vier Versicherer erhalten und sich frei entscheiden. Es sei aber auch denkbar, daß die Münchner über kurz oder lang mit eigenen Produkten oder eigener Gesellschaft in das Kfz-Versicherungsgeschäft einsteigen. Die Kooperation "ist dann für uns zuende", betont Hoenen.

Trotz Beitragssenkungen sind die Einnahmen der Huk-Gruppe 1991 um fast fünf Prozent auf 3,7 Milliarden Mark gestiegen. Der Jahresüberschuß verringerte sich um sechs Prozent auf 130 Millionen Mark. Im ersten Semester der laufenden Periode sprang in den mittlerweile sechs Sparten bei den Erlösen ein Plus von insgesamt nahezu elf Prozent im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres heraus. Mit einem Marktanteil von rund zehn Prozent in der Kfz-Sparte rangiert Huk hierzulande hinter der Allianz auf Platz auf zwei.

Geld für Familien gefordert

BONN, 24. Juli (Reuter). Familienministerin Hannelore Rönsch (CDU) fordert zusätzliche finanzielle Entlastungen für die Familien. Ein Sprecher ihres Ministeriums bestätigte am Donnerstag, die CDU-Politikerin habe in einem Brief an Bundeskanzler Helmut Kohl und Finanzminister Theo Waigel (CSU) Vorschläge für eine weitere Verbesserung des Familienlastenausgleichs vorgelegt. Das in einem Zeitungsbericht genannte Finanzvolumen von sechs Milliarden Mark wollte der Sprecher aber nicht bestätigen.

Das Düsseldorfer Magazin Wirtschaftswoche hatte berichtet, Frau Rönsch plädiere für eine steuerliche Freistellung des Existenzminimums von Kindern sowie für eine deutliche Anhebung des Kindergeldes für Familien mit geringeren Einkommen. Zum anderen will die CDU-Politikerin das Kindergeld für Höherverdienende streichen.

Linde steigen ab

FRANKFURT A. M. (FR). An den bundesdeutschen Aktienmärkten ist die anfangs freundliche Stimmung im Verlauf völlig umgeschlagen. Die Standardwerte notierten zum Schluß meist niedriger, nachdem sie zu Beginn des Handels zum Teil um bis zu ein Prozent zugelegt hatten. Grund für den Stimmungswandel seien, wie so oft in den vergangenen Tagen, Verkaufsorders von der Deutschen Terminbörse (DTB) gewesen, berichteten Händler. Der Deutsche Aktienindex (Dax) fiel um 4,85 auf 1623,37 Punkte und lag damit weit unter seinem Tageshoch von 1647,48 Zählern.

"Derzeit sind Auffang- oder Unterstützungslinien beim Dax nur dazu da, um durchbrochen zu werden", sagte ein Händler. Neue fundamentale Faktoren gebe es nicht, der Markt werde weiterhin durch die DTB beeinflußt. Die Terminbörse habe besonders die Blue Chips unter Druck gesetzt. Verkaufsorders habe es aber auch aus dem britischen Raum speziell für Maschinenbauwerte gegeben. Darunter litten Linde, die 20 Mark einbüßten.

Von den Autowerten sanken Daimler um 2,50 Mark. BMW fielen um drei Mark, VW notierten unverändert.

In der Gruppe der Banken-Titel stiegen Commerzbank um 1,50, während Deutsche 2,90 Mark einbüßten. Dresdner machten zwei Mark gut. Allianz standen sechs Mark niedriger zu Buche.

Am Rentenmarkt tat sich wenig. Die Durchschnittsrendite verharrte auf dem Vortages-Niveau von 8,40 Prozent. Die Bundesbank verkaufte Titel im Nennwert von 183,4 Millionen Mark.

Moslem-Protest gegen Reifen

BANADAR SERI BEGAWAN, 23. Juli (Reuter). Nach Protesten von Moslems hat eine japanische Reifenfirma mehr als 300 Autoreifen aus Brunei zurückrufen müssen. Die Moslems hatten nach Angaben des Fahrzeugimporteurs Goh Hock Kee Motor bemängelt, daß das Profil der Reifen Koranversen ähnele. Die islamischen Behörden hätten daraufhin den Rückruf der als Beleidigung des Islam angesehenen Reifen angeordnet.

Olympiasegler startet mit Splitter im Hintern

Mit einem ungewöhnlichen Handicap tritt der schwedische Segler Bobby Lohse bei den Olympischen Sommerspielen in Barcelona an: der Polizist aus Göteborg hat einen Holzsplitter im Po. Dieser Splitter hat nach Lohses Angaben vor zwei Wochen einer Frau das Leben gerettet, die versucht hatte, sich umzubringen. Er habe etwa 45 Minuten mit der Frau geredet, als er sich bei einer Bewegung auf einen hölzernen Sitz den Splitter einriß, erzählt der Polizist. Die Frau habe darüber so lachen müssen, daß sie ihren Freitodversuch aufgegeben habe. rtz

USA bauen Stützpunkt aus

TRIER, 23. Juli (Reuter). Die US-Luftwaffe wird auf ihrem Stützpunkt im rheinland-pfälzischen Spangdahlem bis Mitte 1993 das europaweit größte Geschwader aufbauen. Ein Sprecher des Stützpunktes bestätigte am Donnerstag, daß zunächst ab Oktober 31 im Einsatzfall mit Atomwaffen bestückte Bomber vom Typ A-10 aus dem britischen Bentwaters in die Eifel verlegt werden sollen. Dieses zur Bekämpfung von Panzern geeignete Flugzeug soll 25 "veraltete" Phantom-Flugzeuge ersetzen, die in die USA zurückverlegt werden.

Darüber hinaus würden die jetzt in Spangdahlem stationierten F-16-Bomber durch eine modernisierte Version ersetzt, berichtete der Sprecher weiter. Damit werde der Stützpunkt ab 1993 über vier Staffeln verfügen und so die europaweit größte "Kampfeinheit" der US-Luftwaffe darstellen. Eine flächenmäßige Erweiterung sei nicht erforderlich.

LBS: Eigener Herd ist Deutschen noch viel wert

BONN (rtr). Trotz höherer Bau- und Grundstückspreise ist der Trend zum Erwerb eines Eigenheims ungebrochen. Dies konstatiert die zur Sparkassenorganisation gehörende Gruppe der Landesbausparkassen (LBS). Eigentumswohnungen und Gebrauchtimmobilien seien stärker gefragt als neue Häuser. Im ersten Halbjahr sei fast jedes dritte von den LBS finanzierte Objekt ein Eigenheim in der Etage gewesen. Früher habe dies nur für jedes vierte Vorhaben zugetroffen. Die Gruppe hat von Januar bis Juni 581 000 neue Verträge und damit 3,5 Prozent mehr als im entsprechenden Zeitraum 1991 abgeschlossen. Der Summe nach stieg das eingelöste Neugeschäft um rund elf Prozent auf 19 Milliarden Mark. Ende Juni verwalteten die Institute einen Bestand von 9,4 Millionen Bausparverträgen über eine Summe von 307 Milliarden Mark. Ingesamt steht in der Branche eine Billion Mark zu Buche.

Im vergangenen Jahr hatten die 13 Landesbausparkassen 1,2 Millionen neue Abschlüsse über 38,5 Milliarden Mark (plus sieben Prozent) hereingeholt. Ausgezahlt wurden 15,7 Milliarden Mark, was einer Steigerung um 7,5 Prozent gegenüber 1990 gleichkommt.

ANC kündigt Generalstreik an

JOHANNESBURG, 23. Juli (Reuter). Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) hat am Donnerstag einen Generalstreik und weitere Massenproteste gegen die weiße Regierung Südafrikas angekündigt. Nach dem Scheitern von Verhandlungen mit den Arbeitgebern über eine sogenannte "Friedenscharta" sagte ANC- Generalsekretär Cyril Ramaphosa, am 3. und 4. August sei als Auftakt der "beispiellosen" Proteste ein Generalstreik geplant.

Ramaphosa sagte in Johannesburg, nach dem Generalstreik würden am 5. August öffentliche Gebäude in den Städten besetzt. Dann sollten die Proteste mit lokalen Aktionen fortgesetzt werden.

Schwarzenführer Mangosuthu Buthelezi von der Inkatha-Partei sagte, so lange der ANC und seine Verbündeten die Massenproteste fortsetzten, sei ein Ende der Gewalt in den Schwarzensiedlungen nicht möglich.

WHO durch Berichte über unbekannte Aids-Erreger alarmiert Weltgesundheitsbehörde will Sonderkonferenz einberufen / Neuer aggressiver Virus in Thailand befällt vor allem Heterosexuelle

AMSTERDAM, 23. Juli (Reuter/dpa/ AFP). Berichte über Aids-Erkrankungen ohne erkennbaren Erreger veranlassen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Planung einer Expertenkonferenz. Der Direktor des Aids-Programmes der WHO, Dr. Michael Merson, teilte auf der internationalen Aidskonferenz in Amsterdam am Donnerstag mit, die WHO werde soviele internationale Fachleute nach Genf einladen wie nötig.

Die Konferenz werde binnen der nächsten Wochen oder Monate stattfinden. Der Fachwelt sind mindestens zwei Dutzend Fälle mit Aids-Symptomen ohne Hinweis auf die bereits bekannten HIV- Typen bekannt.

Wissenschaftler hatten zuvor in Amsterdam über neue Aids-Erreger berichtet. In Thailand sei eine Unterform des HIV-Virus entdeckt, mit der sich fast ausschließlich Heterosexuelle anstecken und nicht die bisher bekannten Risikogruppen. Sie scheine deutlich aggressiver als die bisher bekannten Formen, berichtete Chin-Wih Ou von den "Centers for Disease Control" in den USA. Diese neue Form des Aids-Erregers konnte bei 86 Prozent aller infizierten Heterosexuellen im Norden Thailands nachgewiesen werden.

"Warum sie fast nur Heterosexuelle infiziert, ist ein Rätsel", sagte der US-Forscher. Eine mögliche Ursache sei der Mangel an Kontakt der Heterosexuellen zu anderen Aids-Risikogruppen, wie Fixern. Dadurch hätte dieser Erreger nicht in andere Gruppen gelangen können. Chin-Wih Ou und andere Experten halten es aber auch für denkbar, daß sich die neue Unterform regelrecht auf Heterosexuelle "spezialisiert" hat. Das HIV-Virus kommt auf der ganzen Welt in zwei Stämmen vor: HIV-1 und HIV-2. Diese Stämme bestehen wiederum aus verschiedenen Unterformen.

Experten warnten auf der Amsterdamer Konferenz auch vor den wirtschaftlichen Folgen der Immunschwächekrankheit für die Dritte Welt. Die rapide Ausbreitung der Krankheit in vielen Entwicklungsländern werfe diese in einen Teufelskreis der Armut, erklärte ein senegalesischer Mitarbeiter eines Aids-Projekts. Die Frauen und Männer, die mit dem HIV-Virus infiziert seien, seien die produktivste Gruppe im sozialen und wirtschaftlichen Leben vieler Dritte-Welt- Staaten.

Der senegalesische Projektmitarbeiter erklärte, in einigen Betrieben seien zwei Drittel der Manager infiziert. In mehreren Ländern sinke bereits die Lebensmittelproduktion wegen der hohen Krankheitsrate.

Konferenzteilnehmer verwiesen darauf, daß Aids sich zur Haupttodesursache von Erwachsenen in vielen afrikanischen Ländern entwickelt habe. In einigen Staaten Afrikas, das neben dem südlichen Asien am härtesten betroffen ist, habe Aids schon die Bevölkerung ganzer Dörfer ausgerottet. In anderen Dörfern seien 80 Prozent der Krankenhausbetten mit Aids-Patienten belegt.

Dank neuer Verfahrenstechniken läßt sich inzwischen schon sehr frühzeitig erkennen, ob mit dem Aids-Virus infizierte Mütter ihre Neugeborenen ebenfalls angesteckt haben. Mußten Ärzte vor zwei Jahren mit ihrer Diagnose noch warten, bis das Kind ein Jahr alt ist, können heute schon Babys unter drei Monaten, in einigen Fällen sogar Neugeborene, getestet werden. Nach Angaben des französischen Aids-Spezialisten Jean-Claude Griscelli, dem Leiter des europäischen PENTA- Programms (Europäisches Pädiatrie-Netz zur Behandlung von Aids), ist jedes fünfte Neugeborene mit seropositiver Mutter ebenfalls infiziert. Weltweit sind derzeit etwa eine Million Kinder mit dem HIV- Virus infiziert.

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). Der New Yorker Aktienmarkt hat am Donnerstag im frühen Geschäft uneinheitlich tendiert. Der Dow-Jones-Index kletterte in der ersten Stunde um 5,67 Zähler. Am Vortag war das Wall-Street-Barometer um 30,80 auf 3277,61 Punkte gefallen.

In Tokio zogen die Kurse wieder deutlich an (siehe Bericht auf Seite 10) und stiegen um 497,99 auf 16 039,94.

Bergsteiger-Tod am Eiger

ZÜRICH, 23. Juli (Reuter). Beim Abstieg vom Eiger sind am Donnerstag an der Westflanke vier englische Bergsteiger abgestürzt. Zwei Bergsteiger der Vierer-Seilschaft seien getötet worden, die beiden anderen verletzt, teilte die Schweizerische Rettungsflugwacht am Donnerstag in Zürich mit.

Vor den Augen seines Begleiters ist ein 67jähriger Tourist aus dem baden-württembergischen Neckarsulm bei einer Wanderung am Hochkönig in Österreich in den Tod gestürzt.

Bei der BASF wird ermittelt

FRANKENTHAL, 24. Juli (Reuter). Der Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Frankenthal hat auf Antrag der Staatsanwaltschaft die weitere Auswertung der bei dem Chemiekonzern BASF beschlagnahmten Datenträger angeordnet. Das teilte der leitende Oberstaatsanwalt Klaus Puderbach am Freitag mit. Die Auswertung der im Frühjahr in Ludwigshafen sichergestellten Datensätze von abgelehnten Bewerbern bei BASF sei aber zeitlich begrenzt. So sollten nur die Daten von Personen überprüft werden, die sich zwischen dem 1. Januar 1990 und dem 29. Februar 1992 bei dem Konzern beworben haben.

Die Staatsanwaltschaft erhofft sich aus der Auswertung Hinweise darauf, ob die BASF aufgrund von Nachfragen bei der Polizei Bewerber ablehnte. Die Staatsanwaltschaft werde jetzt das Landesrechenzentrum in Mainz mit der weiteren Auswertung der Datensätze beauftragen.

Franzosen wollen keine Allianz Fusion zweier Töchter ausgesetzt / Dividende unverändert

PARIS/MÜNCHEN (rtr/FR). Der Streit zwischen der Allianz und ihrem französischen Minderheitspartner Compagnie de Navigation Mixte (CNM) bei der Via Holding dauert an. Ein Pariser Gericht untersagte jetzt erst einmal den geplanten Zusammenschluß von zwei zu Via gehörenden Versicherungsunternehmen. Damit verzögert sich die von den Münchnern aus Rationalisierungsgründen angestrebte Fusion mindestens bis zum 27. Oktober. An diesem Tag will ein Berufungsgericht über den Einspruch von CNM gegen die Verbindung endgültig entscheiden.

Der französische Mischkonzern wehrt sich gegen die Zusammenlegung der beiden in der Schaden- und Unfall-Sparte tätigen Allianz France IARDT und Allianz Via. Das Gemeinschaftsunternehmen, die Via Holding, an der die Deutschen 66 Prozent und CNM 34 Prozent halten, erlitt im vergangenen Jahr einen Verlust von 559 Millionen Franc (umgerechnet rund 160 Millionen Mark), von dem IARDT zwei Drittel beigetragen hat. Die Franzosen werfen den Deutschen jedoch vor, daß sie dafür die Hauptverantwortung trügen, weil sie zu ihren Lasten die Konditionen für das Rückversicherungsgeschäft verschlechtert hätten.

Allianz plant bei den Beteiligungen in Frankreich, die auf einen Marktanteil von gut drei Prozent kommen, den Abbau von 325 der insgesamt 1926 Stellen. Im Zuge der Zusammenführung der Gruppe mit dem Lebensversicherer Rhin et Moselle Via Vie als größtem Teil, sind bislang schon 500 Jobs gestrichen worden.

Die Allianz Holding kündigt für das abgelaufene Geschäftsjahr die Ausschüttung einer unveränderten Dividende von 13,50 Mark an. Dafür sind 243 Millionen Mark erforderlich. 107,2 Millionen und damit etwas mehr als im Jahr zuvor fließen in die Gewinnrücklagen.

Angriff ohne neuen UN-Segen? Unklarheiten über Ultimatum des Weltsicherheitsrates an Irak

NEW YORK, 23. Juli (Reuter/AFP/AP). Für eine neue Militäraktion gegen Irak muß der UN-Sicherheitsrat nach Ansicht von Diplomaten nicht eingeschaltet werden. US-amerikanische, britische und französische Diplomaten versicherten am Donnerstag am Sitz der Vereinten Nationen (UN) in New York, die Allierten könnten Irak auch ohne neue Ermächtigung durch den Rat zwingen, sich an die Waffenstillstandsresolution der Weltorganisation zu halten. Die USA hatten Irak am Mittwoch gewarnt, sie behielten sich alle Mittel vor, das Land zu zwingen, die UN-Inspektoren gemäß den Richtlinien arbeiten zu lassen.

Einer Gruppe von Inspektoren wird seit dem 5. Juli der Zugang zum Landwirtschaftsministerium in Bagdad verweigert, wo sie Unterlagen über Rüstungsprojekte vermuten, die die UN Irak nach dem Golf-Krieg verboten haben.

Die US-Drohung erhielt am Donnerstag neue Nahrung durch die Ankündigung des Verteidigungsministeriums in Washington, daß Besuche einer US-Flugzeugträgergruppe in der Türkei und Griechenland abgesagt worden seien. Über die Besatzung wurde ein Ausgehverbot verhängt.

Entgegen einer Ankündigung des französischen Außenministers Roland Dumas, der Weltssicherheitsrat werde in den kommenden Tagen über ein Ultimatum an Irak beraten, hieß es in Ratskreisen, für die nahe Zukunft sei kein solches Treffen geplant. Es seien nur Konsultationen von UN-Generalsekretär Butros Ghali mit den UN-Botschaftern der fünf Ratsmitglieder vorgesehen. Ein britischer Regierungsvertreter sagte in London, es gebe noch ein "klein wenig Spielraum" für diplomatische Initiativen. Aber das Ende der Fahnenstange sei schon fast erreicht.

Iraks stellvertretender Ministerpräsident Tarik Asis wiederholte, keine Beeinträchtigung seiner Souveränität und Sicherheit hinnehmen zu wollen. Volk und Führung Iraks seien bereit, die Folgen zu tragen. Er beschuldigte den Westen, Irak auch von Forschungsgebieten aussperren zu wollen, die das Waffenstillstandsabkommen nach dem Golf-Krieg nicht abdecke.Bushs Raketenpläne in Gefahr

WASHINGTON, 24. Juli (Reuter). Der Streitkräfteausschuß des US-Senats hat am Donnerstag für die Beschneidung des von Präsident George Bush geplanten Raketenabwehrprogramms gestimmt. Bush hatte 5,4 Milliarden US-Dollar für das Programm beantragt, nach der Ablehnung durch den Ausschuß würden vorbehaltlich weiterer Entscheidungen nur vier Milliarden Dollar bewilligt. Der Ausschuß sprach sich auch für die Verlangsamung des Baus einer landgestützten Raketenabwehranlage aus. Nahezu alle Demokraten im Ausschuß waren gegen die Vorlagen, die Republikaner dafür.

Fußball-Junioren für WM qualifiziert Bonhof verbreitet nach der EM Optimismus

Bei den "Aussies" in "down under" soll's bei den deutschen Fußball-Junioren 1993 nicht mehr drunter und drüber gehen. Für die "U 20"-Weltmeisterschaft (5. bis 19. März) in Australien verbreitet Rainer Bonhof schon jetzt wieder Optimismus. Die frohe Botschaft des Nachwuchstrainers beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach dem bescheidenen Abschneiden seiner Jungs bei der Endrunde der "U 18"-Europameisterschaft in Nordbayern: "Die EM war keine richtige Standortbestimmung." Auf dem Fünften Kontinent könne man wie vor elf Jahren unter Dietrich Weise an derselben Stelle wieder die Nummer eins werden.

Im Vordergrund aber stehe ohnehin nicht die Titelsammlung. Vielmehr gelte es - so Bonhof -, die Basis für Bundesliga und Nationalmannschaft zu sichern. Nach der blamablen 0:4-Niederlage im EM-Viertelfinale gegen den Finalisten Portugal und dem mühsamen 3:2-Erfolg gegen Polen um das WM-Ticket könne man von einer Pleite im deutschen Fußball-Nachwuchs nicht sprechen, findet der Weltmeister von 1974: "Man kann doch nicht die Kritik nur an einem Spiel festmachen."

Verantwortlich für das letztlich doch enttäuschende Abschneiden der künftigen Elite machte Bonhof zahlreiche äußere Umstände: der EM-Modus mit dem sofortigen K.-o.-System, das bei der nächsten EM wieder durch Gruppenspiele ersetzt wird, habe einem möglichen Erfolg der Seinen im Weg gestanden. Zumal "die meisten Spieler nach bis zu 80 Saisonspielen nur zehn Tage Pause hatten, beim Finalisten Türkei waren es sechs Wochen".

Neidisch könnten auch die Bedingungen machen, die dem portugiesischen Nachwuchs geboten werden. An 150 Tagen im Jahr kann Junioren-Trainer Agostinho Vieira Oliveira sein Team zusammenholen, allesamt kommen zudem aus nur drei Spitzenvereinen des Landes. Doch das System made in Germany will Bonhof deswegen in den neun Monaten vor der WM nicht umkrempeln: "Wir werden unser Stützpunktkonzept weiterführen, wo jährlich 250 bis 300 Jugendliche getestet und fortgebildet werden." Und fünf bis sechs Wochen lang werde er seinen Kader auch zusammenbringen.

Die Zeit arbeite außerdem für ihn: "Man hat gesehen, daß wir 16 gleichwertige Spieler haben, und in den kommenden Monaten werden die weiter reifen." Freilich gilt es für den 40jährigen Bonhof erst einmal, bei den Bundesliga-Trainern vorzusprechen und ein Konzept vorzulegen. sid

Walther Tröger wurde nicht in die IOC-Exekutive gewählt Serben und Mazedonier nur als Einzelstarter nach Barcelona Bosnien provisorisches Mitglied / Samaranch tritt noch mal an

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat im Rahmen seiner 99. Session in Barcelona am Donnerstag für den Einzelstart von Sportlern aus Serbien/ Montenegro entschieden. Dem 63jährigen Tröger, Generalsekretär des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) für Deutschland und seit 1989 IOC-Mitglied, wurde dagegen die Aufnahme in die elfköpfige Exekutive zugunsten von Richard Pound (Kanada/für 4 Jahre), Ashwari Kumar (Indien/für 4 Jahre) und Anita deFrantz (USA/für ein Jahr) verweigert. Zuvor war während der Vollversammlung der Südkoreaner Un Yong Kim als Nachfolger des turnusmäßig ausscheidenden Senegalesen Keba Mbaye zum Vizepräsidenten gewählt worden.

Dem umstrittenen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, sind 12 Jahre an der Spitze des IOCs noch nicht genug. Der 72jährige Spanier gab am Donnerstag überraschend zum Ende der Vollversammlung des IOCs seine Kandidatur für eine weitere vierjährige Amtszeit bekannt. Die nächste Amtsperiode beginnt 1993. Nach Angaben des französischen IOC-Mitglieds Maurice Herzog hatten mehrere Teilnehmer an der Vollversammlung Samaranch dringend aufgefordert, sich einer erneuten Kandidatur zu stellen. Das Komitee steht im Mittelpunkt von schweren Bestechungs- und Korruptionsvorwürfen, die auch Samaranchs Reputation geschädigt haben. Der Spanier hat seit 1980 das IOC zu einem milliardenschweren Unternehmen ausgebaut und sich selbst zum mächtigsten Mann im Sport gemacht.

Während Walther Tröger jegliche Stellungnahme zu seinem Scheitern ablehnte, machte das deutsche IOC-Mitglied Dr. Thomas Bach aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. "Wir hatten natürlich gehofft, daß Walther Tröger durchkommt", meinte der Fecht-Olympiasieger von 1976. "Vielleicht ist er daran gescheitert, daß in der Exekutive der europäische Aspekt zu stark vertreten ist." Auswirkungen auf die Olympia-Bewerbung Berlins wollte Bach "nicht ausschließen".

NOK-Präsident und IOC-Ehrenmitglied Willi Daume mochte jedoch aus Trögers gescheiterter Bewerbung keine Rückschlüsse auf die Zukunft der Olympischen Spiele Berlins ziehen: "Das ist eine ganz andere Sache. Trögers Versuch war sehr ehrenwert." In zwei Wahlgängen war Tröger an Kumar (21:42 Stimmen) und Pound (22:44) gescheitert, im dritten Durchgang stellte er sich nicht mehr zur Wahl.

Einmütig beschlossen die Mitglieder der Vollversammlung am Donnerstag außerdem die Zulassung von Einzelstartern aus Serbien/Montenegro gemäß dem UN-Beschluß und machten damit ihrem Präsidenten Juan Antonio Samaranch die Milliardenspiele in seiner Heimatstadt komplett. Dieselbe Regelung gilt für die Athleten aus Mazedonien, die wie Serben und Montenegriner in weißer Kleidung und unter der Olympischen Flagge an den Einzel-Wettkämpfen teilnehmen dürfen.

Von den Mannschaftssportarten sowie der Eröffnungs- und Schlußfeier sind Serbien/Montenegro und Mazedonien ausgeschlossen. Dabei sei, so IOC-Generaldirektor Francois Carrard, allerdings die Bezeichnung Mannschafts-Wettbewerb "noch nicht genau definiert. Darüber müssen wir noch mit der UN beraten".

Das NOK von Bosnien-Herzegowina wurde außerdem am Donnerstag als provisorisches IOC-Mitglied aufgenommen. Seine Sportler dürfen unter eigener Flagge an allen Wettbewerben und Zeremonien in Barcelona teilnehmen.

Als erstem IOC-Präsidenten überhaupt ist es Samaranch gelungen, alle im IOC zusammengeschlossenen nationalen Komitees (NOK) bei Olympischen Spielen an den Start zu bringen. "Im Fall Jugoslawien war es das Beste, was wir erreichen konnten", meinte der Spanier dazu. "Nicht alle unsere Vorstellungen wurden erfüllt, aber es ist dennoch die beste Lösung für den Sport." sid

Beach-Volleyball soll olympisch werden

Den Einzug von Beach-Volleyball in das olympische Programm plant der Präsident des Weltverbandes (FIVB), Ruben Acosta (Mexiko), bereits für 1996. "Die Chancen stehen 80:20 für uns", meinte Acosta am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Barcelona.

Etappensieg bei der Tour für Marie Olaf Ludwig zeitgleich als Vierter im Ziel

Auf Miguel Indurain warten bei der 79. Tour de France noch 427 Kilometer Triumphfahrt, ehe der 28jährige Spanier am Sonntag auf der Prachtstraße der französischen Metropole Paris, den Champs- Elysees, zum zweiten Mal nach 1991 als Gewinner der bedeutendsten Rad-Rundfahrt der Welt gefeiert wird. Als Etappensieger des 18. Teilstücks über 213,5 Kilometer von Montlucon nach Tours trug sich am Donnerstag der Franzose Thierry Marie ein.

Der 29 Jahre alte Radprofi spulte die Flachetappe in 5:07:15 Stunden ab und setzte sich im Massenspurt durch. Hinter Marie wurden der Niederländer Jelle Nijdam und der Belgier Johan Museeuw zeitgleich Zweiter und Dritter. Einen hervorragenden vierten Platz belegte Olympiasieger Olaf Ludwig aus Gera als Vierter dieser Etappe.

"Jetzt brauche ich keine Konkurrenz mehr zu fürchten", verbreitete Miguel Indurain im leuchtend gelben Trikot bereits drei Tage vor dem Ende der Tour Siegesgewißheit. Auch auf der 18. von insgesamt 21 Etappen hatte der Baske das Feld und besonders seinen hartnäckigsten Verfolger, den Italiener Claudio Chiappucci, im Griff. Jens Heppner aus Gera unterstrich erneut seine Stellung als bester deutscher Radprofi bei dieser Tour. Er kam mit dem zeitgleich gewerteten Hauptfeld ins Ziel und bleibt auf Platz elf der Gesamtwertung. sid

Novacek und Santoro im Halbfinale

Der an Nummer drei gesetzte Tschechoslowake Karel Novacek und der an Nummer sieben eingestufte Franzose Fabrice Santoro haben beim mit 260 000 Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix-Turnier in Hilversum als erste die Vorschlußrunde erreicht. Titelverteidiger Novacek besiegte im Viertelfinale den Niederländer Jacco Elthing mit 6:3, 6:1, Santoro dessen Landsmann Jan Siemerink mit demselben Ergebnis.

RADSPORT

TOUR DE FRANCE, 18. Etappe, Montlucon - Tours (212 km): 1. Marie (Frankreich) 5:07:15 Stunden, 2. Nijdam (Niederlande), 3. Museeuw (Belgien), 4. Ludwig (Gera), 5. Jalabert (Frankreich), 6. Da Silva (Portugal), 7. Fidanza (Italien), 8. Lilholt (Dänemark), 9. Anderson (Australien), 10. Manders (Niederlande), . . . 12. Müller, . . . 25. Jaermann (beide Schweiz), . . . 27. Kappes (Kirchzarten), . . . 32. Maier (Österreich), . . . 34. Heppner (Gera), . . . 45. Kummer (Erfurt), . . . 84. Krieger (Karlsruhe), . . . 120. U. Bölts (Heltersberg) alle gleiche Zeit.

Gesamtklassement: 1. Indurain (Spanien) 89:56:25 Stunden, 2. Chiappucci (Italien) 0:1:42 Stunden zurück, 3. Hampsten (USA) 0:8:07, 4. Lino (Frankreich) 0:9:22, 5. Bugno (Italien) 0:10:09, 6. Delgado (Spanien) 0:11:50, 7. Breukink (Niederlande) 0:15:54, 8. Perini (Italien) 0:15:56, 9. Roche (Irland) 0:17:12, 10. Vona (Italien) 0:19:22, 11. Heppner 0:20:01, . . . 35. Bölts 1:05:03, . . . 52. Maier 1:30:25, . . . 55. Krieger 1:37:20, . . . 71. Jaermann 2:06:24, . . . 79. Kummer 2:11:55, . . . 91. Müller 2:27:33, . . . 96. Ludwig 2:37:14, . . . 128. Kappes 3:35:01.

Aouita in Barcelona nicht am Start

Weltklasseläufer Said Aouita (Marokko) hat seine Teilnahme bei den Olympischen Spielen wegen einer Verletzung abgesagt. Der Olympiasieger über 5000 m von 1984 wollte über 1500 m starten.

Zsju Sensationssieger über Laporte

Der 22 Jahre alte russische Amateur- Weltmeister Konstantin Zsju sorgte bei seinem dritten Profi-Fight im Superleichtgewicht in Sydney mit dem Sieg über Federgewichts-Exweltmeister Juan Laporte aus Puerto Rico für eine Sensation.TENNIS

GRAND-PRIX-TURNIER in Toronto (1,295 Millionen Dollar), Einzel, Achtelfinale: Masur (Australien/Nr. 10) - Kühnen (Bamberg) 4:6, 6:3, 6:2, Korda (CSFR/Nr. 1) - Reneberg (USA/ Nr. 15) 6:4, 6:2, Agassi (USA/Nr. 2) - Rusedski (Kanada) 6:4, 6:1, Lendl (USA/Nr. 3) - Youl (Australien) 6:1, 6:4, Krickstein (USA/Nr. 4) - Holm (Schweden) 6:4, 7:6 (7:4), J. Mc Enroe (Nr. 5) - Stark (beide USA) 6:0, 6:2, Washington (Nr. 6) - Curren (beide USA) 6:4, 7:6 (11:9), Mansdorf (Israel/Nr. 8) - Pridham (Kanada) 6:2, 7:5.

GRAND-PRIX-TURNIER in Hilversum (260 000 Dollar), Einzel, Viertelfinale: Novacek (CSFR/Nr. 3/Titelverteidiger) - Elthing (Niederlande) 6:3, 6:1, Santoro (Frankreich/Nr. 7) - Siemerink (Niederlande) 6:3, 6:1.

GRAND-PRIX-TURNIER in Kitzbühel (392 500 Dollar), Einzel, Achtelfinale: Sampras (USA/Nr. 2) - Carbonell (Spanien/Nr. 15) 6:4, 6:1, Muster (Österreich/Nr. 4) - Oncins (Brasilien/Nr. 13) 6:4, 6:2, Sanchez (Spanien/Nr. 5) - Buchmayer (Österreich) 5:7, 7:6 (7:4), 6:3, Mancini (Argentinien/Nr. 7) - Azar (Argentinien) 6:0, 7:5, Markus (Argentinien/Nr. 9) - Olschowsky (Rußland) 6:1, 7:6 (7:3).

Stürmer muß sich bescheiden Klinsmann-Wechsel nach Paris perfekt

Der Wechsel des deutschen Fußball-Nationalspielers Jürgen Klinsmann von Inter Mailand zum französischen Fußball-Erstligisten FC Paris St. Germain ist endgültig perfekt. Der frühere Stuttgarter unterschrieb am Donnerstag abend einen Dreijahresvertrag bei den Franzosen, die hinsichtlich der Vertragsmodalitäten allen Seiten entgegenkamen.

So zahlte Paris weniger als die von Inter ursprünglich geforderte Ablösesumme in Höhe von acht Millionen Mark, dafür konnte Klinsmann für drei statt ursprünglich zwei Jahre unterschreiben. Er erhält allerdings deshalb auch weniger als die ihm ursprünglich zugesicherten rund 1,2 Millionen Jahressalär. Neben Klinsmann nahm St. Germain am Donnerstag auch den Engländer George Weah vom Liga-Konkurrenten AS Monaco unter Vertrag. Der Brite unterschrieb für vier Jahre. sid mh zi

Handballerinnen siegen

Mit zwei Siegen gegen die Niederlande im Gepäck tritt die Frauenauswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) am Freitag die Reise zum Olympischen Turnier in Granollers und auf dem Montijuic an. Nach dem 34:18(20:8)-Sieg am Mittwoch setzte sich das Team von Bundestrainer Heinz Strauch aus Rostock auch 24 Stunden später mit 25:19 (14:10) gegen die Mannschaft von Ton van Linder durch.

Navarro und Milocchi in Führung

Den besten Start im Feld der 71 Amateur-Golferinnen bei der Europameisterschaft im portugiesischen Estoril erwischten die Spanierin Laura Navarro und Nathalie Milocchi aus der Schweiz. Vier Monate nach ihrem Sieg bei den "Portugal Open" begann die 18jährige Navarro auf dem Par-70-Kurs ebenso mit einer 67er-Runde wie die Eidgenössin.

Juventus-Sieg mit Möller und Kohler

Alle vier Ausländer setzte Trainer Trappatoni beim 10:0 (7:0)-Sieg von Juventus Turin im Schweizer Trainingslager Biel gegen eine dortige Auswahlmannschaft ein. Neben dem Brasilianer Julius Cäsar, dem Engländer David Platt, Deutschlands Weltmeister Jürgen Kohler überzeugte in der ersten Halbzeit vor allem der Ex-Frankfurter Andreas Möller, der als zweite "Spitze" hinter dem Duo Vialli-Baggio das zweite Tor für den italienischen Rekordmeister durch Vialli vorbereitete.

MOTORSPORT

RALLYE ARGENTINIEN, Stand nach der zweiten Etappe (12 von 28 Wertungsprüfungen: 1. Auriol/Occelli (Frankreich) Lancia HF integrale 2:04:14 Stunden, 2. Sainz/Moya (Spanien) Toyota Celica 1:11 Minuten zurück, 3. Fiorio/ Brambilla (Italien) Lancia HF Integrale 4:26, 4. Recalde/Christie (Argentinien) Lancia HF integrale 4:48, 5. Trelles/del Buono (Uruguay) Lancia HF integrale 6:11, 6. Menem jr./Zuchini (Argentinien) Lancia HF integrale 15:42.

Hintergrund UNO-Bedingungen für Rest-Jugoslawien

Für die Teilnahme der Sportler aus Rest-Jugoslawien (Serbien und Montenegro) hat die UNO Bedingungen diktiert:

1. Die jugoslawischen Sportler dürfen nur in Einzelwettbewerben und als Einzelvertreter antreten.

2. Sie müssen neutrale weiße Kleidung ohne nationale Symbole tragen.

3. Sie dürfen weder an der Eröffnungs- noch an der Schlußfeier teilnehmen.

4. Von den Mannschaftswettbewerben, für die sie sich qualifiziert haben, sind die Jugoslawen ausgeschlossen. Das gilt auch für die Staffelläufe in der Leichtathletik.

5. Bei den Medaillenzeremonien muß für die jugoslawischen Athleten die olympische Fahne gehißt und die olympische Hymne gespielt werden. Nationale Symbole sind verboten.

6. Die Jugoslawen dürfen sich von Trainern und Betreuern, aber nicht von Sportfunktionären begleiten lassen.

7. Sie dürfen keine politischen Erklärungen abgeben oder "politische Gesten" machen.

8. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) muß der UNO für die Einhaltung dieser Auflagen garantieren.

9. Jeder Verstoß gegen die Auflagen zieht den sofortigen Ausschluß der jugoslawischen Sportler von den Spielen in Barcelona nach sich. dpa

Maradona: FIFA-Schlichtung gescheitert

Die Bemühungen des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA), im "Fall Maradona" zu schlichten, sind vorerst gescheitert. Weder der argentinische Fußball-Star noch der Präsident des SSC Neapel, Corrado Ferlaino, erschienen am Donnerstag zu dem vom Weltverband vorgeschlagenen Klärungsgespräch in Barcelona.

IOC gibt Vermögen an 98 Millionen Mark ruhen auf den Banken

Das Vermögen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) beträgt 85 Millionen Schweizer Franken (98 Millionen Mark). Diese Angabe machte der Schweizer Marc Hodler vor der internationalen Presse in Barcelona. Damit gab das IOC zum ersten Male seine bisher gut gehüteten Vermögensverhältnisse preis. Wie Hodler weiter darlegte, ist über die Hälfte der Summe - 47,7 Millionen Schweizer Franken (55 Millionen Mark) - flüssiges Geld.

Laut dem Vorsitzenden der IOC-Finanzkommission "ist das Ziel noch nicht erreicht, die laufenden Ausgaben durch Zinseinnahmen zu decken". Das IOC befinde sich somit "erst auf halbem Weg". Die laufenden Ausgaben betragen in diesem Jahr 25 Millionen Mark, wobei die Verwaltung des IOC in Lausanne mit 87 Angestellten ganz besonders zu Buche schlägt.

Das IOC finanziert sich wesentlich aus den Einnahmen für die Fernsehrechte von Olympischen Spielen und durch Marketing. Bereits bekannt war, daß das IOC in dieser olympischen Periode zwischen 1989 und 1992 1,9 Milliarden Dollar vereinnahmt, von denen es sieben Prozent oder 133 Millionen Dollar (199 Millionen Mark) behält.

Der Rest geht vor allem an die olympischen Organisationskomitees in den Austragungsorten Barcelona und Albertville. Nach dieser Rechnung machte das IOC, und zwar unabhängig von dem wechselnden Dollarkurs, einen Überschuß von mindestens 20 Millionen Mark in jedem der vergangenen vier Jahre. dpa

2429 Eintrittskarten beschlagnahmt

Die Polizei in Barcelona hat auf dem Schwarzmarkt bislang 2429 Eintrittskarten für die Olympischen Spiele beschlagnahmt. Sie wurden Einzelverkäufern und auf den (illegalen) Weiterverkauf spezialisierten Firmen abgenommen. Gegen sie wird Strafanzeige erstattet. Die Karten werden durchweg zum Zehnfachen ihres offiziellen Preises angeboten, manchmal sogar mit 1000 Prozent Gewinn.

"Wild Cards" für Olympia?

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) prüft die Zulassung von Athleten zu den Olympischen Spielen ohne Qualifikation (wild cards). Dies erklärte IOC-Generalsekretär Francois Carrard am Donnerstag auf die Frage, wie das IOC dazu stehe, daß der sechsmalige Leichtathletik-Olympiasieger Carl Lewis (USA) wegen des Scheiterns in der US- Qualifikation nicht in allen seinen Spezialdisziplinen starten könne.

Hockeyteam 2:2 gegen Malaysia

Im letzten Testspiel gegen Malaysia kam die deutsche Hockeymannschaft über ein 2:2 nicht hinaus. Torschützen waren die Mülheimer Andreas Becker (6.) und Carsten Fischer (23.).

Judo Wenig Losglück für deutsche Kämpfer

Vor den erfolgsverwöhnten deutschen Judoka liegt in Barcelona ein hartes Stück Arbeit bis sie möglicherweise die Gelegenheit haben, eine Olympia-Medaille zu gewinnen. Bei der Auslosung der Gruppen und Erstrundenkämpfe am Donnerstag wurden fast jedem aus dem 13köpfigen Team des Deutschen Judobundes schwere Brocken von internationaler Klasse vorgesetzt.

Halbmittelgewichts-Weltmeister Daniel Lascau (Rüsselsheim) trifft zum Auftakt auf den WM-Titelträger von 1989, Byung- Joo Kim aus Südkorea. Mittelgewichts- Europameister Axel Lobenstein (Leipzig) hat sich mit Lokalmatador Leon Villar auseinanderzusetzen.

Die Goldhoffnung des Deutschen Judobundes im Schwergewicht, Henry Stöhr (Abensberg), der am Montag als erster Kämpfer auf die Matte muß, hat in seiner Gruppe ausgerechnet die Mitfavoriten Gordon (Großbritannien), Douillet (Frankreich) und Kim (Südkorea) zum Gegner.

Lediglich Halbleichtgewichts-Weltmeister Udo Quellmalz (Ingolstadt) zog ein gutes Los. In seinem Pool steht kein einziger Athlet, der bei zurückliegenden Welt- oder Europameisterschaften bisher Edelmetall erkämpfen konnte.

"Die Auslosung war sehr durchwachsen", urteilte Bundestrainer Han Ho San. Frauen-Coach Albert Verhülsdonk sah das nicht anders. Bis auf Mittelgewichtlerin Alexandra Schreiber (Leverkusen) werden die anderen fünf deutschen Kämpferinnen bereits in ihrem ersten Kampf gleich auf Herz und Nieren geprüft.

Ihre Vereinskollegin Claudia Weber steht im Schwergewicht der Weltmeisterin von 1989 Ji Koon Moon (Südkorea) gegenüber, Halbmittelgewichts-Weltmeisterin Frauke Eickhoff (Braunschweig) wird von der WM-Zweiten Elena Petrowa (GUS) herausgefordert. dpa

Firmen zahlen Millionen für Lizenzen

Deutsche Unternehmen geben mehr als 30 Millionen Mark allein für Lizenzgebühren aus, um bei Olympia als Lieferant oder Sponsor des deutschen Teams vertreten zu sein (im Einzelfall bis zu 300 000 Mark). Die Mitglieder des Team- Olympia, zu denen acht deutsche Top-Unternehmen gehören, zahlen Beträge von mindestens zwei Millionen Mark.

1. September 1992: 1. Internationales Autorecycling-Symposium in Basel. Auskunft: Verlagsgesellschaft Eurotax AG, Oberdorfstraße 2, CH-8808 Pfäffikon.

28. September bis 1. Oktober 1992: 38. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Trier. Auskunft: Universität Trier, Fachbereich I Psychologie, Prof. Leo Montada, Kohlestraße, W-5500 Trier, Tel. (06 51) 2 01 20 51.

28. September bis 2. Oktober 1992: "Zwölfte Internationale Konferenz über Alkohol, Medikamente, Drogen und Verkehrssicherheit" in Köln. Auskunft: Technischer Überwachungsverein Rheinland, TÜV-Akademie, Am Grauen Stein, W-5000 Köln 91, Tel. (02 21) 8 06 30 55.

29. September bis 3. Oktober 1992: "SMM '92 - The International Shipping and Marine Technology Market with Congress" in Hamburg. Hauptthema: "Bekämpfung der Meeresverschmutzung". Auskunft: Hamburg Messe und Congress GmbH, Jungiusstr. 13, W-2000 Hamburg 36, Tel. (0 40) 35 69 24 40.

30. September bis 3. Oktober 1992: "Telematica" - 6. Internationale Messe für Telekommunikation mit Fachkongressen in Stuttgart. Hauptthemen: Mobile Kommunikation, Kommunikationssysteme und ihr Management, computerintegrierte Kommunikation mit Texten, Daten, Bildern und Ton, Sprachkommunikation in intelligenten Netzen. Auskunft: Stuttgarter Messe- und Kongreßgesellschaft, Am Kochenhof 16, W-7000 Stuttgart 1, Tel. (07 11) 2 58 90.

Peter Berlit: "Epilepsien - Hinweise und Ratschläge". 124 S., 24 Abb., edition medizin, VCH-Verlag Weinheim, 19,80 DM.

Sönke Müller: "Notfallmedizin - Memorix Spezial". 335 Seiten, edition medizin, VCH-Verlag Weinheim, 48 DM.

Karl-Joachim Rostock: "Der plötzliche Herztod", 360 Seiten, 90 Abbildungen, Akademie-Verlag Berlin, 132 DM.

Heinrich Sontheimer: "Trinkwasser aus dem Rhein?", 295 Seiten, Academia- Verlag St. Augustin, 34 DM.

Kurt S. Zänker (Hrsg.): "Kommunikationsnetzwerke im Körper", 168 Seiten, zahlr. Abb., Verlag Spektrum der Wissenschaft Heidelberg, 30 DM.

Von Batiken bis Haute Couture Café Durchblick macht wieder Station in der Adenauerallee

OBERURSEL. Die Litfaßsäule vor dem Café Durchblick in der Adenauerallee füllt sich: Verschiedene Angebote im Straßencafé der Jugend- und Drogenberatungsstelle im Hochtaunuskreis sind angeschlagen. Sie reichen vom Batiken über die Sucht-Info bis hin zum Abschlußfest am Donnerstag, 6. August.

In der laufenden Woche ist rund um den bunten Bauwagen mit den schwarz- roten Tischgarnituren Batiken angesagt. Farben stehen bereit, Tücher und T- Shirts müssen die Stoffkünstler selbst mitbringen. Gleichzeitig entstehen "besondere Kreationen in Pappmasché".

Zu Beginn der nächsten Woche, am Montag, 27. Juli, wird am Bauwagen Material zum Anfertigen von Ketten und Armbändern ausgegeben. Für Dienstag, 28. Juli, ist ab 18 Uhr die jährliche Sucht-Information geplant. Mitglieder von Selbsthilfegruppen erzählen aus ihrem Leben und stellen sich den Fragen der Teilnehmer. Die dritte Durchblick- Fußgängerralley soll dann am Freitag, 31. Juli, um 18 Uhr gestartet werden.

Premiere feiert ein neuer Programmpunkt: die Durchblick-Modenschau. Ihr Termin: Dienstag, 4. August, um 19 Uhr. Jugendliche stellen selbstkreierte Klamotten vor. Die große Abschiedsfete ist am Donnerstag, 6. August, ab 18 Uhr.

Tags darauf rollen Bauwagen und Café ab. Bis dahin aber ist das Straßencafé montags bis freitags von 16 bis 21 Uhr geöffnet. Und eins noch: Die Leute vom Durchblick wären froh, wenn möglichst viele ihre Schränke nach Sachen durchkramten, die sich zum Basteln eignen, und am Bauwagen vorbeibrächten. mk

Das ist doch okay

Ich finde leider so gut wie nie - insonderheit in Sachen Umwelt-Innenwelt-Schutz - einen Anlaß, CDU/CSU-Initiativen zu loben. Die Bonus-Idee des Herrn Bundesgesundheitsministers Seehofer (CSU) jedoch ist eine gute, wenn auch längst überfällige Idee (FR vom 21. 7. 1992 "AOK lehnt Bonus-System ab").

Es wundert mich, daß die AOK das Bonus-System ablehnt. Was steckt wirklich dahinter? Krankenversicherungen sind doch sonst nicht so pingelig, wenn es darum geht, Risikoaufschläge zu erteilen? Es ist längst unstrittig, daß z. B. Nikotin- und Alkoholabhängige den Krankenversicherungen eine enorm hohe Kostenbelastung bescheren, die ich als gesundheitsbewußtes Mitglied mitzutragen habe. Gegen jene vernünftigen Vorschläge des Herrn Seehofer werden doch vermutlich jene stimmen, die selbst Alkohol- oder Nikotinkonsumenten sind? So ist das kostenintensive Problem nicht zu lösen.

Der kostentreibende Personenkreis sollte selbstverständlich auch im Hinblick auf jene Mitglieder, die es sich privat "etwas kosten" lassen, um selbstverantwortlich gesünder und leistungsfähiger zu bleiben, bereit sein, höhere Beiträge zu leisten.

In anderen Lebensbereichen begegnet uns doch eine ähnliche Entwicklung, wie z. B. im Autoverkehr. Wer mehr Schäden - die uns auch hier gemeinsam betreffen - anrichtet, wird oder soll stärker zur Kasse gebeten werden können. Das ist doch okay so.

Heinz Krey, Wuppertal

SPD will grundsätzliche Überprüfung und Neukonzeption der Schul- und Radwegepolitik / Stadt hinkt eigenen Ansprüchen hinterher Schüler sind oft mit dem Fahrrad da Jeder zweite hatte Unfall

OBERURSEL. Eine grundsätzliche Überprüfung und Neukonzeption der Politik im Schul- und Radwegebereich fordert die SPD-Fraktion in einem Antrag an das Stadtparlament. Schulwege und Radfahrverbindungen sind gerade im Sommer für viele Schüler identisch. Das förderte eine von der SPD initierte Umfrage am Oberurseler Gymnasium zutage, an der im August vergangenen Jahres 86 Prozent der Schüler teilnahmen. Danach kommen bei gutem Wetter mehr als zwei Drittel per Drahtesel zur Schule. Im Winter sind es immerhin noch 15 Prozent.

Fast jeder zehnte radelnde Schüler gab an, auf dem Schulweg bereits in einen Unfall verwickelt gewesen zu sein. Überproportional betroffen: Jugendliche aus Weißkirchen (jeder sechste) und Ober stedten (jeder siebte). Nur 28 Prozent der Befragten hätten die Radwege als gut bezeichnet, 38 Prozent als mäßig und 28 Prozent als schlecht. Weit über die Hälfte der befragten Schüler gab zu, mit dem Fahrrad auch Gehsteige zu benutzen, wo Radler eigentlich nichts zu suchen haben.

Als besonders kritische Punkte nennt die SPD: den gesamten Bahnhofsbereich, die Kreuzungen Berliner- / Nassauer- /Liebfrauenstraße und "An den drei Hasen", Dornbachstraße und Überquerung der Lahnstraße sowie den Bereich Frankfurter Land- / Oberurseler Straße und Zimmersmühlenweg. SPD-Fraktionschef Hans-Georg Brum prangert sieben "entscheidende Mängel" an, die die "miserable Situation der Oberurseler Schulwege" begründen: Danach gibt es zu wenige und häufig schlechte Radwege, die oft nicht miteinander verknüpft sind und häufig stark befahrene Straßen kreuzen. Die Kreuzungen sind aus seiner Sicht oft unübersichtlich und gefährlich. "Fast immer" sei die Verkehrsgestaltung für den Radler unattraktiv.

Insbesondere im Innenstadtbereich fehle es an radgerechten Wegen. "Faktisch", so Brum, "haben die Autos fast immer Vorfahrt." Fehlende Radwege zwängen die Jugendlichen auf die Straße. Gefährliche Situationen seien die Folge. Ihre durchgängige Benachteiligung verleite Pedaleure zu leichtsinnigem Verhalten. Etwa wenn sie rote Ampeln überfahren, weil die nächste Grünphase zu lange auf sich warten läßt.

Die aktuelle Situation, so Brum weiter, sei von der Stadt mitverschuldet. Sie habe in den vergangenen Jahren viel Geld in den Straßenbau investiert, für das Radwegenetz sei "aber nur wenig getan worden". Die Sozialdemokraten hätten diesen Punkt wiederholt aufgegriffen, seien aber jeweils von der CDU-OBG-Mehrheit überstimmt worden. Erst bei den jüngsten Etatberatungen habe man wieder 200 000 Mark für Radwege gefordert.

Die SPD wolle sich mit der Misere aber nicht abfinden, erklärt Brum den neuerlichen Vorstoß. Der aktuelle Antrag umfaßt drei Punkte, "die in einem engen Zeitgerüst abgearbeitet werden sollen". Erstens: Bestandsaufnahme und Analyse der Gefahrenpunkte bis Ende September. Zweitens: Sofortmaßnahmen zur Beseitigung und Entschärfung gefährlicher Bereiche. Drittens: Entwurf eines integrierten Radwegekonzepts als Teil der Gesamtverkehrsplanung bis Jahresende.

Die Sofortmaßnahmen sollten mit den Schulen abgestimmt werden. Oft seien durch kleine, kostengünstige Veränderungen Fortschritte zu erzielen. In der Erich-Ollenhauer-Straße beispielsweise sollte Radlern erlaubt werden, gegen die Einbahnstraße zu fahren. Weitere Vorschläge: Ein Radfahrstreifen neben der Autospur, Abtrennung eines Radwegs von breiten Fußgängerstreifen, Änderung von Ampelschaltungen, verkehrslenkende Maßnahmen in der Altstadt . . . Das Radwegekonzept müsse durch neue Straßen veränderte Verkehrsströme berücksichtigen und für neue Wohngebiete Radler-Anschlüsse vorsehen.

Sämtliche Maßnahmen könnten natürlich auch Erwachsenen und der Umwelt zugute kommen, so die SPD. Viele seien bereit, beim Einkaufen etwa aufs Rad umzusteigen. "Allerdings müssen die Bedingungen stimmen." MONIKA KAPPUS

Ein Dankeschön, das schon fast verlegen machte Rathaus-Empfang für die 27 Gäste aus Bychow: Begrüßung, Souvenirs und ein kühles Eis

MÖRFELDEN-WALLDORF. "Ich freue mich, daß ihr gekommen seid", begrüßte Bürgermeister Bernhard Brehl die 24 Kinder und Jugendlichen aus Bychow nebst drei russischer Betreuerinnen, die sich in Mörfelden-Walldorf von den Folgen der Atomreaktorkatastrophe von Tschernobyl erholen sollen. Am Mit- twoch nachmittag war im Mörfelder Rathaus offizieller Empfang durch die Stadt.

Zwar war der Verwaltungschef sicher, daß "solche Empfänge bei uns etwas unkomplizierter als in ihrem Heimatland sind", doch die Kinder, die morgens schon mit ihren Betreuern zum Schuhekaufen losgezogen waren, reagierten wie alle Kinder dieser Welt: Sie verfolgten das, was der Bürgermeister erzählte und von Gerhard Schliephake in ihre Muttersprache übersetzen ließ, mit mäßigem Interesse, und einige schleckten in Gedanken sicher schon an dem Eis, das Brehl den Kids im Anschluß an den Empfang versprochen hatte.

Der Gutschein für die kühle Schleckerei aus der gegenübergelegenen Eisdiele war nicht das einzige Gastgeschenk, das an diesem Nachmittag übergeben wurde. Stadtwappen wurden ausgetauscht und für die Kinder und ihre Betreuerinnen gab's zudem noch Schlüsselanhänger und Anstecknadeln mit dem Stadtwappen sowie ein Handtuch mit gleichem Motiv. Das, so erklärte Brehl seinen Gästen, bekämen normalerweise die örtlichen Sportler, "aber ihr seht alle so sportlich aus, da dachten wir, das sei das passende Geschenk."

Was erneut deutlich wurde: Die Dankbarkeit und Freude darüber, daß die sechswöchige von der hiesigen Friedensinitiative organisierte Reise überhaupt zustande gekommen ist. "Ich kann das, was ich fühle, gar nicht richtig ausdrükken", meinte Ludmilla Boyko, die sich in ihrer Heimat im Friedenskomitee engagiert und auf russischer Seite den Besuch mit organisierte. Auch Irina Lapteva, die Brehl das Wappen der Stadt Bychow und einen Bildband überreichte, bedankte sich: "Wir alle sind gesund und munter und sehr zufrieden", meinte die Lehrerin, die in Bychow Deutsch unterrichtet und fügte an, daß sich alle ganz rührend um die Kinder kümmerten.

Der nicht enden wollende Dank der russischen Gäste war Brehl am Ende fast peinlich: "Sie müssen sich nicht dauernd bedanken. Die Leute, die das machen, machen das gerne", betonte der Rathauschef unter zustimmendem Kopfnicken der anwesenden Betreuer und Gasteltern, bei denen die Kinder die letzten drei Ferienwochen verbringen werden. wal

1

Kontrolleure weg von den Tätern Grüne rufen nach überörtlicher Rechnungsprüfung: Noch 1992

FRIEDRICHSDORF. Die überörtliche Kontrolle der Jahresrechnungen der Kommunen und ihrer Verbände muß nach Ansicht des Friedrichsdorfer Landtagsabgeordneten Horst Burghardt (Die Grünen) "schnellstens" eingeführt werden. Noch in diesem Jahr soll die zu diesem Zweck gebildete Arbeitsgruppe des Landtags einen Vorschlag für ein entsprechendes Gesetz vorlegen, der in einen interfraktionellen Gesetzesentwurf münden müsse.

Die Ausweitung des Korruptionsskandals im Taunus auf den Abwasserverband Oberes Erlenbachtal macht nach Ansicht Burghardts "nochmals eindringlich deutlich, daß eine überörtliche Rechnungsprüfung mehr als überfällig ist."

Die Jahresrechnungen des Abwasserverbands sind, wie berichtet, vom Rechnungsprüfungsamt des Hochtaunuskreises über Jahre hinweg keiner fachtechnischen Kontrolle unterzogen worden. Stattdessen hatte sich das Amt, so Burghardt, "auf das Abhaken von Rechnungen" beschränkt."

Inzwischen gibt es Hinweise, wonach dem Amt unter der Amtszeit des ehemaligen Vizelandrats Hans-Joachim Galuschka (damals CDU) die Weisung erteilt worden sein könnte, auf weitergehende Kontrollen zu verzichten. Galuschka ist einer der Hauptbeschuldigten in der Korruptionsaffäre.

"Dieser Vorgang zeigt deutlich", so Burghardt, "daß die Rechnungsprüfungsämter nicht unter der Dienstaufsicht der zu Prüfenden stehen dürfen. Auf die Arbeit der Rechnungsprüfer darf keinen Einfluß genommen werden, auch nicht durch zarte Hinweise, daß etwaige Beförderungen anstehen." che

Nach dem Schlußpfiff sind sie Freunde Internationales Jugend-Zeltlager: Beim Fußball erregten sich manche Gemüter

DIETZENBACH. Der Junge in der schwarzen Radlerhose hat ein hochrotes Gesicht und beschwert sich lautstark über die schlechte Leistung der Torfrau: "Wie kann man das Ding nur so durch die Beine rollen lassen?" brüllt er in thüringischem Dialekt über den kleinen Sportplatz am Waldstadion. Die Verärgerung des Schülers aus Neuhaus registrieren auch die Kinder aus Italien, die ein paar Meter weiter auf der Bank sitzen. Sie kommen aus Caprino, verstehen die Worte des Thüringers zwar nicht, wissen allerdings, warum er sich so aufregt und sie selbst nach dem Schlußpfiff des Spiels gleich vor Freude in die Höhe springen können. Die Italiener sind die Erfolgreichsten beim Fußballturnier des internationalen Zeltlagers in Dietzenbach.

Noch bis zum Montag werden rund 130 Kinder und ihre Betreuerinnen und Betreuer aus Dietzenbachs Partnerstädten Vélizy (Frankreich), Rakovnik (Tschechoslowakei), Neuhaus (Thüringen) und der befreundeten Stadt Caprino-Bergamasco nördlich von Mailand auf der Wiese am Rande des Freibades zelten, jonglieren, basteln, Masken bauen, abends zur Musik tanzen und selbstverständlich Fußball spielen. Dieser Wettkampf mit dem runden Leder weckte am Mittwoch nachmittag bei einigen Jungen und Mädchen neben dem sportlichen Ehrgeiz auch Zorn auf den Gegner. Wenn die Abwehraktion gegen den Angreifer im 16-Meter-Raum wieder nicht klappte, schimpften sie über den Gegner. Da brüllten die Deutschen genauso wie die Italiener, die Franzosen die Tschechen. Manchmal schrien sich alle gegenseitig an - babylonisches Sprachgewirr im Waldstadion. Doch aus dem sportlichen Gegner wird schnell wieder ein Freund oder eine Freundin. Schon ein paar Minuten später besprühen die Kinder gemeinsam Bettücher mit bunten Graffiti.

Andere toben sich weiter mit dem Ball auf dem Gelände neben dem Freibad aus. Für Nadine, Merle, Carola und Tamara ist das allerdings nicht die ideale Freizeitbeschäftigung, und außerdem fanden sie es ohnehin etwas langeweilig in den ersten Tagen. "Da war einfach zu wenig los im Zeltlager. Es gab zu viel Freizeit", sagt Merle.

Mit den freien Stunden, die den Kindern zur Verfügung standen, wußten diese Dietzenbacher Mädchen im Alter von 12, 13 und 14 Jahren nicht so viel anzufangen. Dennoch haben alle drei schon ein paar nette Leute aus Frankreich und Italien kennengelernt, die man später bei einer weiteren Begegnung vielleicht einmal wiedersehen wird.

Euphorie will bei den Mädchen nicht so recht aufkommen. Am Mittwoch nachmittag hingen sie eher gelangweilt in der Sonne hinter dem großen Verpflegungszelt 'rum und wußten nicht so recht, was sie unternehmen sollten.

Anja und Nina geht das anders. Die beiden haben sich gerade beim Fußballspielen völlig verausgabt und berichten begeistert, daß sie schon viele nette Leute getroffen hätten und jetzt sogar schon ein bißchen italienisch sprechen. "Das ist irgendwie toll hier, es gibt überhaupt keine Probleme", meint die zwölfjährige Nina. Bei den Spielen haben sie auch einen Schlachtruf, den alle gemeinsam schreien. "Zickezacke zickezacke Heu, Heu, Heu" und "Jetzt geht's los", brüllen die Mädchen spontan.

Julien, Jéromé und Gilbert aus Vélizy sind in diesen Tagen zum ersten Mal in Dietzenbach. "Die Straßen sind sauber, aber die Autos fahren zu schnell", sagt einer der 13jährigen in gebrochenem Deutsch. "Wir haben schon Freunde gefunden", meint Julien, "und auch Freundinnen", ergänzt Gilbert mit einem Lachen im Gesicht.

So positiv wie die meisten Kinder sehen auch die Verantwortlichen der Stadt das internationale Ferienlager, das von der EG finanziell unterstützt wurde. Im Haushaltsplan der Stadt stehen für das Zeltlager rund 80 000 Mark zur Verfügung, die offensichtlich gut investiert sind. "Es war ein Versuch, der geglückt ist", sagt Sportamtsleiter Peter Scholz.

Bei der Frage, welche unangenehmen Überraschungen die Betreuerinnen erlebten, müssen alle passen. Sie haben meist Spiele vorbereitet, bei denen die Sprache nicht im Vordergrund stand. "Es lief wie am Schnürchen", so die einhellige Feststellung, die Mut gibt, im nächsten Jahr wieder ein Treffen zu veranstalten - dann vielleicht in Italien.

Am Sonntag ist für 14 Uhr ein großes Abschlußfest vorgesehen, bei dem auch die Kinder aus Tschernobyl, die sich zur Zeit im Schullandheim Affhöllerbach aufhalten, dabei sein werden.

Am Montag, nach dem Frühstück, fahren die Kinder dann wieder zurück nach Vélizy, Rakovnik, Neuhaus oder nur ein paar Meter Richtung Steinberg.

ACHIM RITZ

Gas- und Stromrechnung nur noch einmal im Jahr Umstellung 1994 soll den Stadtwerken Geld sparen Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Für Hunderttausende von Frankfurtern sind sie ein häufiges Ärgernis: die Verbrauchs-Abrechnungen für Strom und Gas, die alle zwei Monate im Briefkasten liegen. Oft treffen die Zählerableser die tagsüber arbeitenden Bürger nicht an - Folge: Der Verbrauch wird nur geschätzt, nicht selten bezahlen die Kunden zunächst mehr Energie, als sie in Anspruch genommen haben. Erst mit späteren Rechnungen erfolgt ein Ausgleich - Verwaltungsaufwand, Papier und Porto gehen ins Geld. So sehen das auch Stadtwerke und Maingas: Wahrscheinlich von 1994 an soll es nur noch eine jährliche Verbrauchs-Abrechnung geben. Stadtwerke-Sprecher Frank Döbert erklärte die neue Methode, die im Auftrag der Stadtwerke-Direktion von einer Arbeitsgruppe ausgetüftelt wurde. Am Ende eines jeden Jahres bekommt der Kunde künftig eine einzige Rechnung ins Haus. Sie sagt ihm, ob er für den tatsächlichen Verbrauch der zurückliegenden zwölf Monate noch eine Nachzahlung leisten muß - oder am Ende Geld von Stadtwerken oder Maingas zurückbekommt. Zugleich legt diese Rechnung eine monatliche Abschlagszahlung fest, die jeder Haushalt an die Versorgungsunternehmen leisten muß. Döbert: "Entweder per Dauerauftrag oder per Einzugsermächtigung." Der Spar-Effekt gerät zum wichtigsten Motiv für die Tarif-Reform. Die fortgeschrittene Technik hilft, sie zu verwirklichen: Die neuen, seit Anfang Januar 1992 installierten Stromzähler können zum Beispiel 13 Monatsergebnisse abspeichern - ihre Vorgänger verfügen noch über keinerlei Speicherkapazität.

Gegenwärtig werden die Zähler, soweit zugänglich, noch alle zwei Monate abgelesen. Künftig kommen die Männer und Frauen vom Versorgungsunternehmen nur noch einmal im Jahr ins Haus. Heute brauchen die Stadtwerke nach Auskunft ihres Sprechers Döbert noch 68 Männer und Frauen, um die Zähler in Frankfurter Haushalten abzulesen - nach der Tarifreform sind nur noch 20 dieser Experten erforderlich.

Auch für den Wasserverbrauch will man in Frankfurt künftig nur noch eine jährliche Abrechnung zustellen - sie geht häufig noch an den Hausbesitzer, der die Summe dann für die einzelnen Wohnungen umlegt. Einige Verbraucher in Frankfurt verfügen freilich bereits über Wohnungs-Wasserzähler.

Mit der Tarif-Reform kommt Frankfurt spät: Andere bundesdeutsche Großstädte wie etwa Stuttgart sind schon längst zur jährlichen Verbrauchs-Abrechnung übergegangen. Dem Stromversorgungsunternehmen in der Dienstleistungs-Großstadt Frankfurt macht eine besonders hohe Fluktuation unter seinen 270 000 Kunden zu schaffen - es gibt etwa 50 000 Umzüge im Jahr.

Und eine wachsende Zahl von Bürgern kehrt Frankfurt den Rücken, ohne die letzte Stromrechnung zu zahlen. Wieviel Geld die Stadtwerke auf diese Weise einbüßen, wußte ihr Sprecher nicht zu sagen. Döbert: "Die Leute sind zum Teil einfach nicht mehr auffindbar."

Nach den Sommerferien soll die Verkehrsumleitung nun kommen Urlaubszeit und gute Auftragslage bei den Bauunternehmen machten den städtischen Plänen einen Strich durch die Rechnung

KRONBERG. Die Urlaubszeit und die gute Auftragslage bei den Firmen machten einen Strich durch die Rechnung: Nicht wie ursprünglich geplant und von Verkehrsexperten empfohlen eine Woche vor Ende der Sommerferien, sondern erst zum Schulbeginn kann in Kronberg die seit Monaten geplante Verkehrsumleitung eingeführt werden. "Es gab viel mehr Arbeit, als wir erwartet hatten", sagt Bürgermeister Wilhelm Kreß, "und die Fahrbahn-Markierungsarbeiten können wir nicht selbst machen."

Die Montage und Demontage von Verkehrszeichen, die rechtzeitig bestellt wurden, ist bei den städtischen Arbeitern in guten Händen. Doch mit den Fahrbahnmarkierungen an allen Kreuzungen und Einmündungen, an denen die bisherigen Vorfahrtsregelungen geändert werden, mußte die Stadt eine Fachfirma beauftragen. "Da müssen Profis ran", so der Rathauschef. Sie haben Spezialmaschinen, mit denen die Arbeiten wesentlich schneller und professioneller ausgeführt werden können, als es den städtischen Mitarbeitern möglich wäre.

Doch bei der beauftragten Firma gab es wegen der Urlaubszeit Terminschwierigkeiten: "Sie können erst in der nächsten Woche tätig werden", erfuhr Kreß, und auch das nur, wenn das Wetter mitspielt. Fahrbahnmarkierungen können nur bei trockener Witterung haltbar und dauerhaft aufgebracht werden.

"Auch ampelmäßig tut sich etwas", berichtet Kreß. Ein lang gehegter Wunsch des Schönberger Ortsbeirates - er war kürzlich bei der alle drei Jahre stattfindenden Verkehrsschau auf der Tagesordnung und wurde von den Verkehrsfachleuten positiv beschieden - wird Wirklichkeit: An der Einmündung der Schiller- in die Friedrichstraße wird ein ampelgesicherter Fußgängerweg geschaffen.

Auch bei der Bestellung der Lichtzeichenanlage gab es Verzögerungen: "Die reißen sich nicht um den Auftrag", wundert sich der Verwaltungschef. Da er mehrere Angebote von Firmen einholte, um Preisvergleiche anstellen zu können, stellte er fest, daß es bei den Ampelherstellern bis zu 50 Prozent Preisunterschiede bei gleicher Leistung gibt: Von 80 000 bis 120 000 Mark differierten die Kostenvoranschläge. Den Zuschlag erhielt der günstigste Bieter. Die Ampel kann jedoch erst in der übernächsten Woche installiert werden.

Die Verzögerung bei der Einführung der Umlenkungsmaßnahmen nimmt den in den Schönberger Bürgerinitiativen zusammengeschlossenen Gegnern der Verkehrsumverteilung den Wind aus den Segeln. Sie hatten den Verantwortlichen im Rathaus den Vorwurf der Manipulation und Täuschung gemacht, weil mit der Erprobung in den Sommerferien begonnen werden sollte. Diesen Termin hatten sich Kreß und Erster Stadtrat Karsten Stahlberg von Fachleuten empfehlen lassen. Während der Ferienzeit sind erfahrungsgemäß weniger Autofahrer unterwegs, die sich leichter an neue Verkehrsregelungen gewöhnen.

Neuer Stichtag für die neue Verkehrsführung ist nun Montag der 3. August. Diesen Termin legte Erster Stadtrat Karsten Stahlberg nach Rücksprache mit Ordnungsamtsleiter Werner fest, während Kreß im Urlaub war. Der Bürgermeister: "Ich habe mich vergewissert: Wenn nichts außergewöhnliches dazwischen kommt, kann dieser Termin gehalten werden." Daß es in den ersten Tagen zu Schwierigkeiten kommen wird, ist den Verantwortlichen im Rathaus klar. Sie setzen aber darauf, daß auch der August noch Urlaubsmonat ist und sich die Autofahrer rasch umgewöhnen werden.

Mit den Verkehrszählungen und Lärmmessungen, die die Erprobung der neuen Verkehrsführung begleiten sollen, wird erst im September begonnen, wenn die Urlaubszeit endgültig zuende ist. Damit soll dem bereits geäußerten Verdacht der Umleitungsgegner, die Stadt zähle so, wie es ihr genehm sei, sie manipuliere bewußt mit Zahlen und Werten, die Spitze genommen werden. AW

Was bringt die geplante Umgehungsstraße dem Bürger wirklich? Bei der Südumgehung ziehen die Genossen in Steinbach und die in Oberursel nicht am selben Strang / Beide Kommunen dafür

OBERURSEL/STEINBACH. An der Südumgehung scheiden sich die Geister in der SPD: Während die Steinbacher Sozialdemokraten gemeinsam mit CDU und FDP seit Jahren vehement für den Bau der Umgehungsstraße kämpfen, halten die Oberurseler Genossen ebenso wie die Grünen in den beiden Nachbarstädten sie für das falsche Mittel, um die Verkehrsprobleme in der Ortsdurchfahrt von Weißkirchen zu lösen. Ihre Argumente: Die mögliche Entlastung beim Autoverkehr in der Kurmainzer Straße in Weißkirchen und in der Eschborner- und Bahnstraße in Steinbach würden - auch nach Meinung von Fachleuten - nur gering ausfallen; die Umweltschädlichkeit der künftigen Schnellstraße sei dagegen hoch einzuschätzen und die Realisierung des Projektes zweifelhaft.

Eines dürfte Gegnern wie Befürwortern der Umgehungsstraße klar sein: Sollte die Straße gebaut werden, wird es noch mindestens acht bis zehn Jahre dauern, bis dort die ersten Autos rollen. Die Weißkirchener Sozialdemokraten mahnen daher zum wiederholten Male an, jetzt etwas für die von Lärm und Abgasen geplagten Menschen in den Ortsdurchfahrten zu tun.

Welche Maßnahmen sie sich vorstellen, steht in ihrem bereits vor zwei Jahren gestellten Antrag zur Verbesserung der Wohn- und Lebensqualität in der Kurmainzer Straße: Städtische Zuschüsse für Schallschutzmaßnahmen an besonders betroffene Wohnungen, verkehrsberuhigende Maßnahmen wie Verbreiterung der an manchen Stellen extrem schmalen Bürgersteige auf Kosten des Verkehrsraumes, Aufbringen eines geräuschhemmenden Straßenbelages, Einführung von Tempo 40 und eine Ampelschaltung, die den Verkehrsfluß auf eine niedrige Geschwindigkeit herunterbremst und dadurch den Lärmpegel verringert.

Außerdem sollten alle Gebots- und Verbotsschilder auf ihre Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit hin überprüft werden. Vor allem aber fordern sie endlich eine fachgerechte Gesamtverkehrsplanung für Weißkirchen, in der alle Möglichkeiten geprüft werden, die geeignet sind, verkehrsentlastende und -steuernde Maßnahmen für die Kurmainzer Straße durchzusetzen.

Weißkirchens SPD-Ortsbezirksvorsitzender Winfried Scholl warnt vor den Plänen der Stadt, eine Südumgehung in eigener Regie zu bauen: "Millionen für Schallschutzmaßnahmen und finanzielle Risiken durch Umplanungen am Feldbergzubringer, erhebliche Kosten durch den Bau der Weingärtenumgehung und deren Anbindung an die Nassauer Straße, ein Umbau des Bahnhofsvorplatzes, die angestrebte Neugestaltung des Marktplatzes - wie soll das alles bezahlt werden", fragt er.

Dabei stünden noch andere Probleme an, die gelöst werden müßten und dem Steuerzahler teuer zu stehen kommen: im Wohnungsbereich, in der Kleinkinderbetreuung, bei der Verkehrsberuhigung. "Obwohl der Kämmerer in diesem Jahr schon eine Haushaltssperre verfügen mußte, will die CDU den Bürgern immer noch weismachen, die Stadt könne mal locker den Straßenbau um Weißkirchen in eigener Regie vornehmen", wundert sich der Sozialdemokrat.

Die Steinbacher Kommunalpolitiker sind derzeit dabei, in einem gemeinsamen Papier ihre Anregungen und Bedenken zum ersten Planentwurf zusammenzufassen, der vor den Sommerferien in den Rathäusern der betroffenen Städte (Oberursel, Eschborn, Steinbach) öffentlich auslag. Das soll in einer Sondersitzung des Bauausschusses am 4. August geschehen, wobei sowohl die Vorschläge des Magistrats als auch die Anregungen von CDU, SPD und FDP Diskussionsgrundlage sein werden.

Bürgermeister Edgar Parnet will zum Stand der Dinge derzeit noch keine Stellung nehmen. Er möchte zunächst ein Gespräch mit dem zuständigen Minister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie, Ernst Welteke (SPD), abwarten, das für die nächsten Wochen terminiert ist.

Sein Bauamtsleiter war gestern in Sachen Südumgehung beim Straßenbauamt in Frankfurt. Dort legte er den Experten die Anregungen und Bedenken vor, die jetzt bei der Offenlegungsphase der Plä ne von den Bürgerinnen und Bürgern vorgebracht worden waren. AW

Tips und Termine · Tips und Termine

Wochenende

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Batmans Rückkehr (Sa., So.: 15, 17.15, 20 Uhr).

Panda-Kino: Die Schlafwandler (Sa. und So.: 20 Uhr); Kinder- und Jugendkino: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (Sa. und So. 15 und 17 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Indochine (Sa. und So.: 19.30 Uhr, Überlänge).

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Keine Vorstellung.

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (Sa. und So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Die Hand an der Wiege (Sa., So.: 15.30, 18, 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Wayne' s World (Sa. und So.: 17.30 und 20 Uhr); Basic Instinct (Sa. und So. 22 Uhr). Samstag

Theater/Musik Bad Homburg. Erlöserkirchengemeinde. Orgelvesper, 17 Uhr.

Oberursel. Kultur im Denkmal: St.-Johannes-Kirche, Weißkirchen, Urselbachstraße: "Heute ist morgen schon gestern", 19.30 Uhr.

Vereine/Organisationen

Oberursel. Taunusklub 1878: Wanderung im Frankfurter Stadtwald, 15 Uhr, Wanderheim.

Kronberg. Carneval-Gesellschaft 1886: Sommerfest, Johann Schmitt's Klause, Oberhöchstadt, 17 Uhr.

Weilrod. 7. Motorrad-Veteranen und -Klassiker-Treffen, Kaisereiche, 9 Uhr.

Seniorentreffs

Bad Homburg. Sommerfest der Altentagesstätte Gartenfeld, Innenhof der Wohnanlage, 13 bis 18 Uhr.

Sonstiges

Bad Homburg. Sonderfahrt durch den Taunus zum Freilichtmuseum Hessenpark, Treffpunkt: Kurhaus, 13.30 Uhr.

Start des Bad Homburger Ferienbusses: Bahnhof, 10.40 Uhr; Kurhaus, 10.45 Uhr; Untertor, 10.47 Uhr.

Sonntag

Ausstellungen Bad Homburg. Museum im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, "Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland", bis 18 Uhr, Eröffnung um 11 Uhr. Theater/Musik Usingen. Klippenkonzert mit dem Musikverein Wernborn, 10 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Touristenverein "Die Naturfreunde": Rundwanderung bei Niederheimbach am Rhein, Treffpunkt: Bahnhof Bad Homburg, 8.30 Uhr.

Oberursel. Pétanque-Club: 4. Orscheler Bembelturnier (Boule), Sportanlage der Erich-Kästner-Schule, ab 9 Uhr.

Frühschoppen der Marinekameradschaft im Marineheim "Haus Passat", Tabaksmühlenweg 26, 10.30 bis 12.30 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Start des Bad Homburger Ferienbusses: Bahnhof, 10.40 Uhr; Kurhaus, 10.45 Uhr; Untertor, 10.47 Uhr.

Notdienste

Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über Notärzte, Zahn-, Augen-, Kinderärzte: Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfezentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Louisen-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstraße 78, Tel. 2 12 76.

So.: Kur- und Bade-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstraße/Ecke Thomasstraße, Tel. 2 40 37.

Oberursel/Steinbach. Sa.: Schützen- Apotheke, Oberursel, Liebfrauenstraße 3, Tel. 5 10 31.

So.: Sonnen-Apotheke, Oberursel, Dornbachstraße 34, Tel. 28 88.

Usinger Land. Sa. und So.: Feldberg- Apotheke, Neu-Anspach, Konrad-Adenauer-Straße 2, Tel. 0 60 81 / 4 28 68; und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Straße 21, Tel. 0 60 85 / 30 33.

Kronberg/Königstein. Sa.: Hof-Apotheke, Kronberg, Friedrich-Ebert-Straße 16, Tel. 0 61 73 / 7 97 71.

So.: Alte Apotheke, Königstein, Limburger Straße 1 a, Tel. 0 61 74 / 2 12 64.

Keine gemeinsamen Multiplexe von Constantin und Warner

MÜNCHEN. Die beiden Filmverleihe Neue Constantin und Warner Brothers werden ihre Anfang letzten Jahres vereinbarte Zusammenarbeit beim Bau und Betrieb von Kinocentern nicht weiterführen, weil sie sich auf eine gemeinsame Linie nicht verständigen konnten. Die bereits laufenden gemeinsamen Unternehmen, das Multiplex in Gelsenkirchen und das Cinedom in Köln, werden jeweils getrennt weiterbetrieben.

Die beiden Firmen hatten ursprünglich bis Ende des Jahrtausends mit Investitionen von über einer Milliarde Mark ein rundes Dutzend Kinozentren errichten wollen. Constantin scheint für die Zukunft mehr auf Multiplexe in den Innenstädten zu setzen, während das amerikanische Unternehmen wohl wie bislang am Rand von Ballungsgebieten bauen will.

Wie aus der Branche verlautet, sollen Kinozentren bereits in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sein, weil der Besuch zu wünschen übrig ließe und die investierten Gelder sich langsamer als erwartet amortisierten. Befürchtet wird, daß etliche Großkinos erst die in ihrem Einzugsbereich vorhandenen kleineren lokalen Lichtspieltheater zum Aufgeben zwängen und dann ihrerseits zumachen müßten; auf diese Weise bliebe nach einigen Jahren eine "Kinobrache" zurück.

dpa/fr

Des Kreises größtes Volksfest kommt auf Touren 44. Gernsheimer Fischerfest rund ums Hafenbecken: Ein Feuerwerk an Raketen und Programm

GERNSHEIM. Das nunmehr "44. Rheinische Fischerfest" wird 1992 in Gernsheim wiederum rund ums Hafenbecken gefeiert. Das Vorprogramm ist bereits angelaufen und erreicht am Wochenende erste Höhepunkte. Dagegen startet das auch überörtlich bedeutende Hauptprogramm mit Hafenfest und Starparade erst am Donnerstag, 30. Juli. Das Fischerfest gilt als das größte Volksfest im Kreis Groß-Gerau und zieht über dessen Grenzen hinaus alljährlich zigtausende von Besuchern aus nah und fern in die Schöfferstadt.

Am Samstag, 25. Juli, finden verschiedene Sportbegegnungen statt, um 17 Uhr folgt auf dem Sportgelände am Rhein die Siegerehrung. Schon über den engen lokalen Rahmen hinaus interessanter wird es am Sonntag, 26. Juli, wenn um 14 Uhr der Vergnügungspark und das große Festzelt eröffnet werden. Um 19 Uhr startet der traditionelle "Gernsheimer Abend", an dem die städtischen Vereine mitwirken, beispielsweise "Sängerlust", "Liederkranz" und die Tanzgruppe der Weiberfastnacht.

Die Fischerfest-Modenschau wird am Mittwoch, 29. Juli, 20 Uhr, im Festzelt gezeigt. Dort wird in einer Show von professionellen Mannequins und Dressmen vorgestellt, was Modebewußte tragen oder tragen sollten.

Das Hauptprogramm startet am Donnerstag, 30. Juli, mit zwei Eröffnungen: um 16 Uhr mit einer Ausstellung im Heimatmuseum und um 20 Uhr mit der "Fischerfest-Starparade". Dazu wird Tony Marshall mit der "Aramis"-Showband erwartet.

Am Freitag, 31. Juli, 16.30 Uhr, werden auf dem Festgelände die Aquarien- und Terrarienausstellung sowie die große Verkaufsschau verschiedenster Unternehmen eröffnet. Ab 18.30 Uhr heißt es "Tag des Champagners und der Biere", ab 19 Uhr wird Stimmungs- und Tanzmusik in allen Zelten geboten.

Das Samstagsprogramm startet um 14 Uhr im Vergnügungspark mit einem Familiennachmittag bei ermäßigten Preisen. Eine Stunde später wird zum Seniorennachmitag "Froh und heiter für Alt und Jung" gebeten. Erster Höhepunkt wird das um 21 Uhr beginnende Hafenfest mit Fischerstechen, Fackelformationsschwimmen und dem gegen 22 Uhr geplanten Front- und Höhenfeuerwerk sein, wobei das gesamte Hafenbecken illuminiert wird.

Am Sonntag, 2. August, wird der Festplatz bereits um 10 Uhr geöffnet. Die Endausscheidung des Fischerstechens startet um 15 Uhr. Eine halbe Stunde später stehen Tagesfeuerwerk und kunterbuntes Allerlei auf dem Programm. Musik in allen Zelten verkürzt die Zeit bis zum nächsten Höhefeuerwerk, diesmal über dem Rhein, um 22 Uhr.

Das 44. Fischerfest endet am Montag, 3. August, mit dem Frühschoppen und Klängen der Kapelle Sepp Gussmann (10 Uhr), Kinderfrühschoppen mit Spielen auf dem Hafenweg (11 Uhr) und fröhlichem Festausklang (19 Uhr). cas

Fantasie und tatkräftige Hilfe Masken- und Musiktheater sammelte für Jugoslawen

BAD VILBEL. Farben, Formen, Fantasie und dazu tatkräftige Hilfe für Menschen in Not: Gleich zweimal setzte das Wiener Masken- und Musiktheater mit seinen "Visionen der Nacht" (ausführlicher Vorbericht in der FR vom 10. Juli: Spontan, frei und archaisch) am Mittwoch abend in der Alten Mühle Maßstäbe.

Ein Klangmagier, ein alter Mann, zaubert Figuren auf die Bühne, Symbole, tanzende, wirbelnde Gestalten, Tierkreiszeichen - Angst wird sichtbar, Zuneigung, Verspieltheit, Kraft, aber auch Schwäche und Tod. Das Leben des Menschen. Berauscht von den Bildern, durch die sich niemals wiederholende Musik zahlreicher Instrumente, vom Tempo und vor allem von den Kostümen und der Umsetzung der Idee, zwölf verschiedene Charaktere darzustellen, kommt der Schlußapplaus nur zögerlich: Schon alles vorbei?

Das wohl schönste Kompliment an Edda Breit, Andreas Nowak, Arnold Pfeifer und Beleuchterin Ina Dittrich nach 90 Minuten Spannung und Genuß kam von einer Zuschauerin: "Euer Wassermann - genau so ist er, so bin ich."

Doch das Maskentheater unterhielt nicht nur, es rief auf, für die jugoslawischen Kriegsopfer und Flüchtlinge zu spenden, und stellte selbst den Reinerlös des Abends zur Verfügung. So kamen 790 Mark zusammen, die der österreichischen Caritas übergeben werden. Wie wir täglich den Nachrichten entnehmen können, ist unser kleines Nachbarland erheblich engagierter als die Bundesrepublik im Einsatz, um die Not der ausgebombten, heimatvertriebenen Jugoslawen zu lindern und ihnen vorübergehend Schutz zu gewähren.

Ein Beispiel, das Schule machen sollte, bei anderen Veranstaltern in Bad Vilbel und sonstwo.

JULIANE KUGLIN

Zwieback für den Feuerwehrtag In Michelstadt trommelt der Bürgermeister mit für seine Stadt

FRIEDRICHSDORF. Mit Kugelschreibern, T-Shirts und Mützen, mit Zwieback und Philipp Reis werden Stadt und Feuerwehr vom 4. bis 6. September in Michelstadt die Werbetrommel rühren: Beim 15. Hessischen Landesfeuerwehrtag im Odenwald bereitet die Hugenottenstadt den Boden für 1994. Denn dann richtet Friedrichsdorf das Landestreffen der Feuerwehren aus, das alle zwei Jahre stattfindet.

Es gibt bereits einen Ausschuß, paritätisch besetzt mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung und der Feuerwehr, der das Treffen 1994 vorbereiten soll. Dieses Gremium hat auch die Aktivitäten beim Michelstädter Feuerwehrtag organisiert.

150 Feuerwehrleute werden nach Michelstadt fahren, kündigt Stadtbrandinspektor Rolf Röder an. Der Spielmannszug sei auch dabei.

In der Odenwaldstadt bauen die Friedrichsdorfer einen Informationsstand auf, an dem Bürgermeister Gerd Schmidt und die Wehrleute die kleinen Präsente verteilen, die schon das Emblem des Feuerwehrtags 1994 tragen.

Im Festzug am 6. September ist Friedrichsdorf zweimal vertreten: Zum einen auf einem Wagen mit "brennendem Haus" und der alten Feuerwehrspritze mit, zum anderen mit einem Nachbau des Philipp-Reis-Hauses als Schluß des Umzugs - traditionsgemäß ein Wagen des Gastgebers des nächsten Feuerwehrtags.

Nach der Rückkehr aus Michelstadt beginnt die Planung für 1994. Die Suche nach einem geeigneten Festplatz ist nicht abgeschlossen. Die Feuerwehr, sagt Röder, plädiere für den Sportplatz an der Plantation. Die Entscheidung fällt in den städtischen Gremien. nau

Namen + Notizen

SUSANNE REISSIG ist jetzt offiziell die neue Schuldnerberaterin des Kreises Groß-Gerau, nachdem sie diesen Posten bereits kommissarisch ausgeübt hatte. Hilfesuchende können sich an sie im Landsratamt wenden: montags bis freitags 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Vorherige Anmeldung wird empfohlen. Telefonische Kontaktaufnahme ist möglich über Tel. 0 61 52 /1 23 37.

Die geborene Duisburgerin ist gelernte Juristin und hat 1990 in Bielefeld ihr Studium abgeschlossen. Danach vermittelte sie Menschen aus den neuen Bundesländern Grundzüge des Zivilrechtes, ehe sie im letzten Jahr die Schwangerschaftsvertretung für die Schuldnerberaterin im Kreis Groß-Gerau übernahm. Sie steht Menschen mit Rat und Tat zur Seite, die in eine finanzielle Notlage geraten sind und daraus aus eigener Kraft keinen Ausweg mehr finden. cas

100. Serie Bundesobligationen Vom Außenseiter zum Dauerbrenner

Am Anfang fand vor allem das Bonner Finanzministerium Gefallen an der Kreation: Mit den Bundesobligationen wollte es sich Ende 1979 eine neue Finanzierungsquelle erschließen. Am Markt wurde der Newcomer indes skeptisch aufgenommen. Doch inzwischen sind diese fünfjährigen Papiere, wie die Bayerische Landesbank zu deren Jubiläum - zur Zeit wird die 100. Serie der Obligationen verkauft - feststellt, vom "Außenseiter" zu einem "Dauerbrenner" des deutschen Rentenmarktes avanciert. In der Verschuldungspalette des Bundes belegen sie den zweiten Platz nach den zehnjährigen Anleihen.

Seit dem Start vor gut zwölfeinhalb Jahren wurden Bundesobligationen im Wert von 260 Milliarden Mark verkauft, entsprechend 35 Prozent des gesamten Bruttoabsatzes an Bundeswertpapieren. Von der Neuverschuldung des Bundes in dieser Zeit war nach Angaben der Bayern-Bank zuletzt fast ein Viertel durch diese Daueremission abgedeckt.

Im Gegensatz zum zehn Jahre älteren Bundesschatzbrief ist die Obligation "marktnah" konzipiert, was in den häufigen Konditionenänderungen zum Ausdruck kommt. Die "Grobsteuerung" geschieht dabei über Änderungen des Nominalzinses; kurz nachdem eine neue Serie mit anderem Satz am Markt ist, wird die alte an der Börse eingeführt. Zur "Feinsteuerung" paßt Bonn die Konditionen über Änderungen des Ausgabekurses der laufenden Serie ans Marktniveau an, bisher rund 280mal oder im Schnitt fast zweimal im Monat. Das Spektrum der Renditen reichte in der Vergangenheit von 4,82 (Frühjahr 1987) bis 11,15 Prozent (1981). Die 100. Serie wirft aktuell 8,38 Prozent ab.

Manchmal halten die Konditionen nur 24 Stunden, bis der Bund sich mit einer abermaligen Änderung als "Zinsführer" bei dieser Emissionslaufzeit betätigt. Anfang dieses Jahres wurde die Rendite binnen nicht einmal zwei Wochen viermal gesenkt.

Erhebliche Unterschiede gibt es auch beim Emissionsvolumen der einzelnen Serien. Früher waren es in einigen Fällen nur 100 Millionen Mark, in jüngerer Zeit sind die Obligationen regelmäßig mehrere - bis zu zwölf - Milliarden Mark schwer. Im Umlauf sind Papiere für 147 Milliarden.

Bundesobligationen der jeweils laufenden Serie können bei Banken, Sparkassen sowie den Haupt- und Zweigstellen der Bundesbank gebühren- und spesenfrei erworben werden. Der Nennbetrag ist 100 Mark (Mindestzeichnung) oder ein Mehrfaches. Der Kauf einer einzelnen Obligation für 100 Mark dürfte sich indes wegen der bei Kreditinstituten anfallenden Depotgebühren kaum rentieren. Diesen Obolus kann allerdings vermeiden, wer seine Wertpapiere bei der Bundesschuldenverwaltung in Bad Homburg deponiert. Die Behörde macht das kostenlos. Durch anderslautende Informationen mancher Geldhäuser, die es mit den von ihnen akzeptierten Emissionsbedingungen nicht so genau nehmen, sollten Sparer sich nicht irritieren lassen. ski

Wir gratulieren

Frau Hildegard Stender aus Nidderau- Heldenbergen, zum 85. Geburtstag, am Freitag, 14. Juli.

Wir gratulieren

Frau Margareta Berberich aus Hanau, zum 95. Geburtstag, am Samstag, 25. Juli.

Den Eheleuten Lucia und Karl Lenz aus Hanau-Großauheim, zur Goldenen Hochzeit, am Samstag, 25. Juli.

Frau Alojsia Wörner aus Nidderau-Eichen, zum 80. Geburtstag, am Samstag, 25. Juli.

Herrn Franz Schumann aus Nidderau- Eichen, zum 92. Geburtstag, am Sonntag, 26. Juli.

Frau Elisabeth Pelzers aus Erlensee, zum 90. Geburtstag, am Sonntag, 26. Juli.

190 Kurse und Seminare sind ihr ganzer Stolz Angebot der VHS im Jubiläumsjahr / Vor 25 Jahren wurde das Volksbildungswerk gegründet

OBERTSHAUSEN. In keiner Kreisgemeinde offeriert die Volkshochschule so viele Kurse pro Kopf der Einwohnerschaft wie in Obertshausen: Die 25 000 Bürgerinnen und Bürger können in dem neuen Semester unter knapp 190 Lehrgängen wählen. Das Volksbildungswerk liegt damit, wie Vorsitzender Georg Köppler nicht ohne Stolz feststellt, an der Spitze aller Volkshochschulen im Kreis und weit über dem hessischen Landesdurchschnitt. Vor 25 Jahren war das Volksbildungswerk auf Anregung des damaligen Bürgermeisters Robert Flügel als Verein gegründet worden. Inzwischen ist es eine Einrichtung der Stadt Offenbach, unter deren Dach vor vier Jahren außerdem die Musikschule aus der Taufe gehoben wurde. Neben Seniorenveranstaltungen und Studienreisen in alle Welt umfaßt das Programm für das am 7. September beginnende Semester fast 190 Kurse.

Ein Schwerpunkt ist die berufliche Fort- und Weiterbildung: vom Rhetorikseminar über Zeitmanagement bis zum Kommunikationstraining und der elektronischen Datenverarbeitung. Da bietet der Verein sowohl ein Schnupperwochenende "Anwendersoftware" als auch Einführung in die EDV und einen Programmierkursus für Schüler/innen an.

Bei einer ganzen Reihe Kurse arbeitet das Volksbildungswerk eng mit anderen Veranstaltern zusammen: Wenn es um Verwaltung und kaufmännische Praxis geht, beispielsweise mit dem Zentralverein für Bürowirtschaft, Kurzschrift und Maschinenschreiben; bei Gymnastikkursen und anderen Fitneßangeboten mit den Krankenkassen, bei Schwimm- lehrgängen mit der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft und bei Erste- Hilfe-Kursen mit dem Malteser-Hilfsdienst. Ohne Unterstützung durch andere Verbände arbeitet das Volksbildungswerk dagegen bei seinen zahlreichen Sprachlehrgängen: Englisch und Französisch, Italienisch und Spanisch, Chinesisch und Griechisch oder Deutsch für jene Deutschen, die im Umgang mit der Muttersprache unsicher sind.

Eines der solidesten Standbeine des Volksbildungswerkes seit seiner Gründung sind die sogenannten Hobby-Kurse, in denen die Teilnehmer/innen ihr Stekkenpferd reiten können oder Talente in sich neu entdecken. Sie können zeichnen und malen (auch Vier- bis Sechsjährige dürfen mitmachen), Blumenstecken, Tiffany-Lampen entwerfen, Keramik formen, Perlenschmuck auffädeln, Teddybären basteln, Trockenblumen arrangieren, weben und Kränze binden, sticken und nähen.

Wer körperliche Bewegung liebt, kann sich für Jazzgymnastik oder Tanz, Ärobic und Ballett anmelden.

Fotofreunde können ihre Kenntnisse erweitern, Gourmets neue Rezepte ausprobieren. Man lernt "abnehmen mit Vernunft" und Vollwerternährung, bereitet sich auf die Geburt eines Babys vor, macht autogenes Training oder übt wirkungsvolle Judogriffe. Der Verein vermittelt praktische Pflanzenheilkunde, gibt Unterricht im Tauchen, Segeln und Volleyball. Das neue Programmheft ist erhältlich in den beiden Rathäusern und in der Geschäftsstelle des Volksbildungswerks, Beethovenstraße 2-8, Zimmer 105. Das Büro ist montags bis donnerstags zwischen 8 und 12 Uhr geöffnet.

Auskunft und Beratung gibt es auch über die Telefonnummer 0 61 04 / 7 03-1 63 oder -1 64. hf

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Mein böser Freund Fred (15, 17.30, 20, Sa.: 22.30 Uhr).

Central: Die Hand an der Wiege (15.15, 17.45, 20.15, Sa.: 22.30 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I, Kino II, Kino III keine Meldung.

Palette: Feivel, der Mauswanderer im Wilden Westen (15.15); The Player (18, 20.30, Sa.: 22.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Delicatessen (19.45 Uhr); Der Club der toten Dichter (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Batmans Rückkehr (15.45, 18, 20.15 Uhr); Die Hand an der Wiege (22.30 Uhr).

Zeitlos: Die Hand an der Wiege (17.45 und 19.45 Uhr); Der Gefallen, die Uhr und der sehr große Fisch (22 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Batmans Rückkehr (20.15 Uhr, So.: 15.30 und 20.15 Uhr).

Casino: Basic Instinct (20.15 Uhr). Samstag

Kulturmix Hanau. Kultursommer: "Hot-Summer-Night", Tanzabend für alle, 20 Uhr Weißer Saal Schloß Philippsruhe.

Puppenmuseum: "Keisei Awa Naruto" Pilgerszene, Awaji-Puppentheater, 15 Uhr Parkpromenade Wilhelmsbad.

Ausstellung "Schmuck und Schmükkendes", von Siegfried Männle, 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr Goldschmiedehaus.

Konzert mit "Embryo", 21.30 Uhr Besetztes Haus Metzgerstraße. Parteien/Parlamente Nidderau. "Sirzwiesenfest" der SPD, ab 14 Uhr An der Feldscheune von Wilhelm Hochstadt, Bücherweg (So. ab 10 Uhr).

Großkrotzenburg Grillfest der CDU, ab 16 Uhr im alten Ortskern. Verschiedenes Hanau. "Hanauer lernen Hanau kennen", Führung "vom Brunnenteufelchen bis zu den Römer-Ruinen", Treffpunkt 14 Uhr Haupteingang Schloß Philippsruhe.

Bruchköbel. Sommerfest des Obst- und Gartenbauvereins Roßdorf, im Lehrgarten. Sonntag

Kulturmix Hanau. Kultursommer: "100 000 Jahre Eßkultur", Aktionstag, 10 Uhr Schloß Steinheim.

Konzert mit der Frankfurter Jazz Connection "Jazz History" vom Ragtime zum Modern Jazz, 11 Uhr Kurpark Wilhelmsbad (bei Regen im Kurhaus).

Langenselbold. Buchbergfest mit der irischen Folkgruppe "Bachelors Walk", 16 Uhr (Konzertbeginn 20 Uhr), auf dem Buchberggelände.

Parteien/Parlamente

Maintal. Weiherfest der SPD Bischofsheim, 11 Uhr am Gänseweiher.

Verschiedenes

Hanau. Puppenmuseum: 10.30 Uhr Gesprächsführung durch das Museum, Parkpromenade Wilhelmsbad.

Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 13.30 bis 16.30 Uhr offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.

Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde (auch für Nichtmitglieder), 9 Uhr Auf dem Wingertkippel (Naturfreundehaus).Automarder, aber ganz natürliche

RÖDERMARK. Marder treiben im Breidert und dort bevorzugt in nahe am Waldrand gelegenen Wohngebieten ihr Unwesen: Sie nagen mit Vorliebe an Auto- und da wiederum an Verteilerkabeln. Wiederholt haben sich Bewohner im Rathaus beklagt, weil ihr fahrbarer Untersatz des Morgens nicht anspringt.

"Wir sind machtlos", zuckt Erster Stadtrat Alfons Maurer mit den Schultern. Die Sache mit den kurzbeinigen Raubtieren ist verzwickt:

• Weil die guten Kletterer mit dem dichten feinen Pelz zur Gattung jagdbaren Wildes gehören, verbietet es sich, ein auf Schädlingsbekämpfung spezialisiertes Unternehmen einzuschalten.• Jäger müssen aber auf einen Ansitz verzichten, weil Wohngebiete wie der Breidert zu den befriedeten Bezirken zählen, in denen die Flinte im Schrank zu bleiben hat.

Fazit: Soll jeder selbst sehen, wie er sich der ihres Fells wegen geschätzten Pelztierchen erwehrt. ttt

Am Hartplatz blühen Disteln SG klagt über marode Sportanlage / Zähe Verhandlungen

GRIESHEIM. "Wenn sich da nichts bessert, dann erlebt unser Verein den 50. Geburtstag nicht mehr." Mit bekümmerter Miene stehen die beiden Funktionäre Norbert Tewes vom Spielausschuß und Schriftführer Norbert Riepl von der Sportgemeinschaft (SG) Griesheim 1946 auf dem Spiel- und Trainingsgelände an der Lärchenstraße und schauen über den staubigen und tristen Hartplatz. Blühte dort vor Jahren noch ein Verein mit mehreren Abteilungen in fröhlicher Kameradschaft, so blühen hier jetzt nur noch die üppigen Distelfelder rings um den Platz herum.

Doch das ungemähte "Biotop" ist nur eines der Probleme: In mehreren Duschen läuft das Wasser neben den veralteten Armaturen aus der Wand - breite Rost- und Kalkspuren zieren die Kacheln. Unangenehm muffig riecht's im veralteten Vereinsheim. In den Umkleidekabinen fehlt seit mehr als einem Jahr eine Scheibe, lediglich notdürftig ist das Loch mit Sperrholz verschlossen. Davon wissen die Verantwortlichen im Sport- und Badeamt. Zuletzt konnte sich auch Sportdezernentin Sylvia Schenk - im April des vergangenen Jahres - von dem schlechten Zustand der Anlage überzeugen.

Schon seit mehr als fünf Jahren steht die SG Griesheim mit der Behörde in Verhandlungen wegen neuer Spielfelder und Funktionsgebäude - wobei das Verb "steht" die Situation am treffendsten umschreibt: Seit dem ersten Kontakt 1986 türmen sich immer neue Hindernisse auf, nirgends geht es voran. Ursprünglich hieß es, für den maroden Hartplatz kämen zwei neue Spielfelder.

Doch der Plan scheiterte: Auf einmal war es nicht mehr möglich, das dafür notwendige Terrain, einen Schrottplatz, vom Nachbarn zu pachten. Der hatte zwar - nach Aussage von Beteiligten - eine Ausnahmegenehmigung für die Randbebauung seines Grundstücks erhalten, doch als im Gegenzug der Sportplatz erweitert werden sollte, war das nach Ansicht der Amtsjuristen plötzlich nicht mehr möglich. Begründung nach den Worten von Willi Baier, im Sport- und Badeamt für Bauangelegenheiten zuständig: "Mit der Konstruktion würden wir vor jedem Gericht verlieren - falls die Nachbarn sich irgendwann einmal zu einer Klage wegen Lärmbelästigung entschlössen."

Neuen Aufschub erfuhr das Projekt durch den Quecksilberskandal in Griesheim Ende der 80er Jahre. Die Untersuchungen ergaben zwar, daß das Sportgelände nicht betroffen war, doch der SG lief weiter die Zeit davon.

Schließlich einigten sich Amt und Verein auf (wie bisher) einen Platz - allerdings mit Kunstrasenbelag. Für diese Lösung mußten dann erneut die Pläne des Funktionsgebäudes umgezeichnet werden. Mit allen Konsequenzen: Der lange Marsch durch die prüfenden Behörden begann nochmals. War also 1992 als Endpunkt des "stacheligen" Weges ins Auge gefaßt, so müssen sich die "46er" nun auf 1993 einrichten - "bei normalem Ablauf", fügte Baier hinzu.

Das betrifft allerdings nur das Funktionsgebäude. Der Kunstrasenplatz ist frühestens im Haushalt 1994 aufgeführt und dürfte wohl erst - so ein Spötter - rechtzeitg zum Jubiläum in 1996 fertig werden. Bei der Zeitspanne wundert sich der Verein um so mehr, wie die Konkurrenz 500 Meter weiter, die Spvgg. 02 Griesheim in der Eichenstraße, es innerhalb kürzester Zeit schaffte, ihren Hartplatz in einen prächtigen Rasen umwandeln zu lassen.

Zwei Gründe fallen dazu den Verantwortlichen in der Behörde ein: "Einerseits gehört das Grundstück in der Lärchenstraße dem Land, und nicht, wie andere Sportanlagen, der Stadt", was die ganze Sache erschwert habe. Zum anderen sei die SG selbst "ein bißchen mit schuld". Sie habe sich für die Entscheidung ob Rasen oder Kunstrasen "eine kleine Auszeit erbeten".

Im Verein dagegen hat man das Gefühl: "Hier wird mit zweierlei Maß gemessen." So klingt Norbert Tewes (Spielausschuß) und Schriftführer Norbert Riepl noch die Bemerkung eines Amtsdieners im Ohr, der im Januar dieses Jahres den Hartplatz in Augenschein nahm, weil der Verein Reparaturen gefordert hatte. Sein Kommentar: "Was wollen Sie, der Platz ist doch hin. Da machen wir nix mehr dran" - die Disteln lassen grüßen.

Und noch etwas stößt der SG Griesheim sauer auf: Die Stadt ist knauserig. Als der Verein privat die Duschen ausbesserte, erhielt er von den 300 Mark Materialkosten nur die Hälfte zurück. Seit Anfang des Jahres ist die Platzwartin krankgeschrieben. Was zu tun war, haben die Griesheimer auf eigene Rechnung machen lassen; insgesamt etwa 5000 Mark haben sie vorgestreckt. Auf eine Überweisung der Stadt warten sie noch immer. ask

Polizei schließt ein Sexualdelikt nicht aus

RÜSSELSHEIM. Ein ominöser Kleiderfund, der im Waldstück zwischen der Rüsselsheimer Autobahnmeisterei und dem Mönchbruch rechts von der B 486 bei Forstarbeiten gemacht wurde, beschäftigt die Kripo Rüsselsheim. Es handelt es sich um Damenober- und Unterbekleidung, Größe 46.

Zwar sei bei der Polizei kein Verbrechen bekannt und auch das Durchsuchen des Waldgebietes rund um den Fundort verlief ergebnislos, dennoch sei wegen der Fundsituation und dem Zustand der Kleider ein Sexualdelikt nicht auszuschließen, so die Kripo, die um Hinweise unter Tel. 0 61 42 / 69 60 bittet. wal

Wir gratulieren

Herrn Gert Bramann, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.

Frau Anna Gibus, Kloppenheim, zum 76. Geburtstag.

Frau Anna Presl, Kloppenheim, zum 82. Geburtstag.

Frau Luise Steinmeyer, Assenheim, zum 86. Geburtstag.

Frau Gertrud Müller, Assenheim, zum 74. Geburtstag.

SPD-Ortsverein: Traditionelles Sommerfest

MAINTAL. Der SPD-Ortsverein Bischofsheim veranstaltet am Sonntag, 26. Juli, am Gänseweiher sein traditionelles Sommerfest.

Das Musikcorps Bischofsheim soll gegen 11 Uhr auftreten. Um 14 Uhr ist ein Bürgergespräch geplant. Für weitere Musik sorgt schließlich ab 16 Uhr die Gruppe "Meister Twins".

Weiter können Kinder mit einer "Malzentrifuge" Bilder gestalten.

Wer sich für dieses Vergnügen schon zu alt fühlen sollte, ist zur Rallye rund um den Weiher eingeladen.

Der SPD-Ortsverein betont, daß für "Speis' und Trank selbstverständlich gesorgt" sei. Nachmittags lockt eine große Kuchentheke. hok

Jeder fünfte Hanauer ist ein Ausländer

HANAU. Aus dem statistischen Vierteljahresbericht des Hauptamtes im Hanauer Rathaus für das zweite Quartal 1992 geht hervor, daß die Gesamtbevölkerung in der Stadt auf 91 690 Menschen angestiegen ist. Darunter befinden sich 18 448 ausländische Mitmenschen, was einem Anteil von 20,12 Prozent entspricht.

Aus den Bürgerkriegsgebieten Jugoslawiens kamen von April bis Juni 139 Menschen nach Hanau. him

Tips und Termine

Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, Sa. 10.30, 15.30 u. 19.30 Uhr, So. 10.30 Uhr.

Bad Vilbel. Burgfestspiele: "Dame Kobold" v. Calderòn de la Barca, Sa. u. So. 20.15 Uhr; Tempus Musica - Musikalische Matinee, So. 11 Uhr, Wasserburg.

Karben. Erstes Petterweiler Sommerfestival: Sa. 17 Uhr Roxy Band (Oldies & Rock'n'Roll); 18.15 Mike Uhlot (Blues & Folk); 19.15 Uhr Top Spirit in Konzert, Martins Kirchgasse Petterweil.

Nidda. Musikverein Laubach: Volkstümliche Weisen, So. 15 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.

Kurkonzert, Sa. 10.30-11.30 u. 15.30-17.30 Uhr, So. 10.30-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.

Hirzenhain. Puppentheater Der Vogelsberger Kasper: "Kasper kauft ein Hexenhaus", Vorstellung für Kinder, So. 15 Uhr, Märchenland Merkenfritz. Gruppen / Vereine Friedberg. VHC: Mit dem Fahrrad quer durch die Wetterau, Volksradwanderung, Start (und Ziel): So. 9.30 Uhr, Parkplatz S- Bahn-Station Bruchenbrücken.

Bad Nauheim. Eisenbahnfreunde: Fahrten mit dem Museumszug nach Münzenberg, Abfahrten: 9.45, 13.10, 16.20 Uhr ab Bad Nauheim Nord.

Bad Vilbel. FFW: Öffentliche Übung und Fahrzeugschau, Sa. 14.30 Uhr, am Ritterweiher; Grillfest Sa. ab 16.30 Uhr, Schießplatz Stadtwald.

Butzbach. Taunusclub: Planwanderung Senioren, Rucksacktour, So.

Echzell. Heimat- und Geschichtsverein: Fahrt in den Odenwald, Abfahrten: So. 7.30 Uhr Bushaltestelle Horlofftalhalle, 7.35 Uhr Bushaltestelle Hauptstr. (Weinscheune); 7.40 Uhr Gettenau Kirche, (Rückkehr gegen 19 Uhr).

Florstadt. ASV Staden-Leidhecken 1960: Grillfest Sa., Grillhütte Staden.

Karben. Touristenverein Die Naturfreunde: Fahrradtour entlang der Nidda nach Harheim zum "Löwen", Treffpunkt: Sa. 15 Uhr, Hundeübungsplatz Niddabrücke. VHC: Spessart-Wanderung mit dem VHC Nidda, Treffpunkt: So. 8.30 Uhr, Parkplatz Hessenring (Fahrt mit einem Kleinbus).

Nidda. SV Ober-Lais: Fußball-Stadtmeisterschaft der Senioren, Sa. u. So., Sportplatz Ober-Lais.

Vogelschutzgruppe Unter-Schmitten: Grillfest, Sa., BH U.-Schmitten.

VHC: Spessart-Wanderung, Treffpunkt: So. 8.30 Uhr, Bürgerhaus (Fahrt mit Privat-Pkw's). Büdingen. FFW Büches: Straßenfest, Sa. u. So. Büches.

FC Lorbach: Fußball-Stadtmeisterschaften, Sa. u. So. Lorbach.

Ortenberg. SC Rot-Weiß Gelnhaar: Stadtmeisterschaft Fußball, Sa. u. So., Sportplatz Gelnhaar.

Gemischter Chor Gelnhaar: Ausflug, So.

Gedern. MGV Liederlust 1840: Sau am Spieß, Sa. u. So., Ober-Seemen.

Obst- u. Gartenbauverein: Pflegearbeiten, Treffpunkt Sa. 8.30 Uhr, städtische Kirschenanlage Schönau.

VHC: Wanderung, So.

Kefenrod. MSC: 25jähriges Jubiläum, 3. Internationales Motorradtreffen, Sa. u So.

Hirzenhain. Angelsportverein Glashütten: Anglerfest, So. ab 10 Uhr, ab 18 Uhr Dämmerschoppen, Weiher Streithain.

Naturschutzgruppe: Stammtisch, So. 10 Uhr, Gaststätte Schwarz.

Schotten. Örtl. Vereine Eichelsachsen: Kirmes, Sa. u. So. (bis Mo.), Festplatz Eichelsachsen. Vogelschutzgruppe Burkhards: Waldfest, Sa. u. So. Hillersbachteich Burkhards. FFW Michelbach: Backhausfest, Sa. 14 Uhr, Michelbach.

TGV: Sommerlauf mit Grillfest, Sa. ab 14 Uhr, Café Casablanca. Ferienveranstaltungen Wölfersheim. Abschluß der Ferienspiele mit dem Spielmobil Riederwald, Sa. u. So. 14-18 Uhr, Bolzplatz Melbach.

Ortenberg. Turnverein: Ein Tag im Schützenhaus, Sa. Vorträge / Kurse Friedberg. DRK: Erste-Hilfe-Kurs, Teil I Sa. 8.30 Uhr, Teil II So. 8.30 Uhr, Homburger Str. 26.

Bad Vilbel. Jonglier-Workshop mit der Gruppe Keulerei, Sa. 15-18 Uhr, Kurpark. Echzell. Obst- u. Gartenbauverein: Anleitung zum Sommerschnitt, Binden und Gewichteanbringen, Treffpunkt: So. 10 Uhr, Vereinsgelände gegenüber Sportplatz Gettenau. Parteien / Parlamente Nidda. CDU Geiß-Nidda: Backhausfest, So. 10 Uhr, Backhaus. Verschiedenes Friedberg. Stadtführung mit R. Zuch, Treffpunkt: So. 14 Uhr, Wetterau-Museum Haagstr.

Bad Nauheim. Tanztee, So. 15 Uhr, Kurhaus.

Bad Vilbel. Erzeugergemeinschaft Wetterauer Direktvermarkter: Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Nidda. Tanzabend mit der Tanzkapelle Flamingos, Sa. 19-22.30 Uhr; Tanztee So. 15-18 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen.

Büdingen. Stadtführung, Treffpunkt Sa. 14 Uhr, Pavillon Damm.

Kirchweih in Rinderbügen und Rohrbach, Sa. u. So.

Zeltkerb in Rohrbach, Sa. u. So. (bis Mo.).

Gedern. Seefest, Sa. ab 19 Uhr, 22.30 Uhr Feuerwerk, Gederner See. Ausstellungen Friedberg. Jac Leirner - Blue phase and ghost, Öffnungszeiten: Di., Mi., Do., So. 11-19 Uhr, nach Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle, Fauerbach (bis 15. August). Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. August).

Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Batmans Rückkehr (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr) - Blende: Feivel, der Mauswanderer II (Sa. 15, So. 13.45, 16 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa. 20.15, 22.30, So. 18, 20.30 Uhr) - Studio: Wayne's World (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr) - Keller: Basic Instinct (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Wie ein Licht in dunkler Nacht (Sa. u. So. 19 Uhr); Der Gefallen, die Uhr & der Sehr Große Fisch (Sa. u. So. 21.15 Uhr).

Butzbach. Bambi: Stop oder meine Mami schießt (Sa. u. So. 15, 20 Uhr) - Capitol: Batmans Rückkehr (Sa. u. So. 15, 20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Betriebsferien bis 31. Juli, keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Basic Instinct (Sa. 20, 22.30, So. 17.15, 20 Uhr) - Princess: Batmans Rückkehr (Sa. 20, 22.30, So. 17.15, 20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Delicatessen (Sa. u. So. 19.45 Uhr); Der Club der toten Dichter (Sa. u. So. 22 Uhr).

Lich. Traumstern: Das Land hinter dem Regenbogen (Sa. u. So. 19.30 Uhr); Edward II (Sa. u. So. 21.45 Uhr); Brazil (Sa. 24 Uhr). (Ohne Gewähr)

Bescheidene Beute beim Bäcker

FRIEDRICHSDORF. Nur eine geringe Beute machte ein Einbrecher nachts in einer Bäckerei am Houiller Platz in Friedrichsdorf.

Nach Angaben der Polizei zertrümmerte der Täter eine Schaufensterscheibe und stieg durch die Öffnung in das Geschäft ein. Er stahl ungefähr 300 Mark und eine Ledertasche. jom

Demokratien ohne Macht

Von Stephan Hebel

Das wird wieder ein schöner Gipfel, der iberoamerikanische, der am Donnerstag in Madrid begann. Die Staatschefs von Spanien, Portugal und den Ländern Lateinamerikas werden gute Absichten über "Zusammenarbeit im sozialen und kulturellen Bereich" erklären, bevor sie sich an der Eröffnung der Olympischen Spiele in Barcelona und der Weltausstellung in Sevilla erfreuen.

Nur mit der Teilnehmerliste gab es kurz vor dem Start Probleme. Probleme, die dem flüchtigen europäischen Beobachter nur ein überhebliches Lächeln über das traditionelle Chaos der "Latinos" entlocken mögen, die aber in Wahrheit ein Schlaglicht auf die strukturelle Krise Lateinamerikas werfen. Da bekommt Carlos Andres Perez aus Venezuela von seinem Parlament keine Reisegenehmigung. Die Abgeordneten wollen ihn im Land haben, falls wieder jemand putscht. Da hat Alberto Fujimori, der Peruaner, sein Parlament zwar schon im April per Staatsstreich von oben nach Hause geschickt. Aber er kann nicht weg, weil die linke Terrororganisation "Leuchtender Pfad" noch mit den dümmsten Parolen unter den Verelendeten Limas genug Unterstützung findet, um an jedem beliebigen Ort der Hauptstadt Bomben zu zünden. Dem Kolumbianer schließlich, Cesar Gaviria, läuft am Tag vor dem Gipfel der wichtigste Häftling, Drogenboß Pablo Escobar, davon. Das macht Gaviria zum Gefangenen der Rauschgift-Mafia - er muß daheim die Krise verwalten.

Strukturelle Krise Lateinamerikas? Hört man nichts vom Siegeszug der Demokratie auf dem Halbkontinent? Sind da nicht gewählte Regierungen dabei, die nationalen Ökonomien in "Zusammenarbeit" mit den reichen Gläubigern zu sanieren - unter Opfern der Bevölkerungen zwar, aber mit Aussicht auf Erfolg?

Das mögen die spanischen Gastgeber des ibero-amerikanischen Gipfels so sehen, das werden auch die anwesenden Staatschefs aus Lateinamerika sagen (Castro ausgenommen), die sich ja ohnehin zu Hause gern als Brückenköpfe europäischen Denkens betätigen. Aber es entspricht deshalb noch nicht der Wirklichkeit. Die ist vom Gegenteil geprägt: vom Versagen, ja Zerbrechen der (importierten) Polit-Strukturen angesichts eines Dauer-Desasters im wirtschaftlichen und sozialen Bereich.

Die drei Daheimgebliebenen - Perez, Fujimori, Gaviria - geben dafür Musterbeispiele ab. Perez, einst Symbolfigur einer sozial ausgerichteten Politik, verwaltet heute die Folgen des einstigen Öl-Booms. Der hatte frühere Regierungen veranlaßt, auf Pump und über die Verhältnisse zu leben. Jetzt diktieren die Gläubiger eine Sozialpolitik, die die Menschen auf die Straße treibt und es den Drahtziehern des jüngsten Putschversuchs im Februar erlaubte, sich als Beschützer der Armen darzustellen.

Fujimori, vor zwei Jahren als Volkstribun gefeiert, wußte sich in ähnlicher Lage nicht anders zu helfen, als das - in der Tat nicht gerade beliebte - Parlament zum Sündenbock zu machen und zu verjagen. Der Armee, die den Terror mit Terror beantwortet, läßt er freie Hand, während der "Leuchtende Pfad" - finanziert wohl auch mit Drogengeldern - den Staatsapparat fast nach Belieben vorführt. Gaviria, der die Drogenbosse durch das Versprechen der Nichtauslieferung an die USA zur "Aufgabe" lockte, muß zusehen, daß die Mafia auch im Knast über die besten Waffen und Politiker verfügt, die man kaufen kann, wie es in Kolumbien heißt.

Hier liegt das Strukturproblem: Die Kosten der Abhängigkeit vom Norden werden im Süden aus dem Staatshaushalt und damit von den Bevölkerungen bezahlt. Einige wenige privatisieren mit lukrativen Geschäften, seien sie nun legal oder, wie das lukrativste, das mit den Drogen, illegal. Anders ausgedrückt: Wenn Rohstoffpreise (Kaffee, Baumwolle, Öl) und damit Staatseinnahmen sinken, erwirtschaften die nationalen Ökonomien Defizite. Gegenmittel sind Kürzungen (zuallererst im Sozialbereich) und/oder das Anwerfen der Notenpressen mit inflationären Folgen. Der Drogengewinn fließt derweil frisch gewaschen wenn nicht ins Ausland, dann in ehrenwerte Unternehmungen der Mafia-Bosse.

Es ist nicht nur ein Polizist leicht zu kaufen, wenn der Staat ihm nur einen Bruchteil der Bestechungsgelder zahlen kann, nicht nur ein Bauer, der für Koka-Anbau im Auftrag der Dealer ein Vielfaches des Mais- oder Kaffeepreises bekommt. Auch der Staat hat in einem Land wie Kolumbien die Wahl, ob er den Rauschgift-Handel (hoffnungslos unterlegen) bekämpfen oder den beschränkten Stabilisierungs-Effekt der einsickernden Koka-Dollars nutzen soll.

Das treibt das Problem auf die Spitze. Existieren würde es auch ohne den Drogenhandel. Allgemein gilt: Wo "der Staat", wie demokratisch auch immer, nichts zu bieten hat als Hunger-Appelle, bekommen im "besten" Fall kleine Diktatoren wie Fujimori, im schlechtesten Kriminelle wie Escobar Konjunktur. Wer im Norden zur Hilfe, zum Schuldenerlaß unter bestimmten politischen Bedingungen etwa, nicht bereit ist, braucht über die chaotischen "Latinos" nicht zu lachen.

Drogenboß Escobar aus Haft geflohen

Nach Unfall Stau am Frankfurter Kreuz

Ein umgestürzter Lastwagen hat am Donnerstagmorgen gegen 7.15 Uhr auf der Autobahn Darmstadt-Frankfurt zwischen dem Frankfurter Kreuz und der Anschlußstelle Mörfelden-Walldorf einen rund acht Kilometer langen Verkehrsstau verursacht. Wie die Neu-Isenburger Autobahnpolizei mitteilte, war der mit Erde beladene Lastwagen, der in Richtung Kassel unterwegs war, in einer Kurve umgestürzt.

Der Fahrer wurde im Führerhaus eingeklemmt und mußte von der Frankfurter Berufsfeuerwehr befreit werden. Der Lastwagenfahrer hatte bei dem Unfall schwere Verletzungen erlitten und wurde mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. enk

Im Nu waren die 42 Bilderrahmen gezimmert Günter Desch fiel in Tarsus von einer Überraschung in die andere / Fest zugunsten einer Schule

LANGEN. "Sie lesen einem die Wünsche von den Lippen ab. Man muß es einfach mal erleben, welche Gastfreundschaft uns dort entgegengebracht wird", sagt begeistert Günter Desch, Künstler aus Langen, der von seinem zehntägigen Aufenthalt aus Tarsus, der türkischen Partnerstadt Langens, zurückgekehrt ist. Er hat dort als erster Langener Künstler eine Ausstellung gezeigt. Mit 42 Bildern, die er im Gepäck hatte, gestaltete er im Foyer des Landratsamtes in Tarsus eine Schau, die offenbar große Beachtung fand. Sein Metier sind abstrakte Radierungen im Tiefdruckverfahren.

Desch war verblüfft, wie er nach seiner Rückkehr beschrieb, daß nichts bei seiner Ankunft für die Ausstellung vorbereitet war. Doch dann waren nach einem Vorbereitungsgespräch innerhalb kürzester Zeit 42 Bilderrahmen gezimmert, und die Vernissage verlief - entgegen seinen ersten Befürchtungen - wie am Schnürchen.

Bei der Ausstellungseröffnung durch Landrat Abdulvahap Yildirim war neben zahlreichen Künstlern die gesamte politische Führung der Partnerstadt mit Bürgermeister Bedrettin Sarpkaya an der Spitze anwesend. Desch schenkte zum Abschied der Partnerstadt eines seiner Werke, das im dortigen Landratsamt einen Platz fand. Seine Ausstellung wird auf Initiative von Künstlern aus der benachbarten Großstadt Mersin Ende Juli auch dort noch gezeigt.

Neben Besichtigungen in Tarsus und Umgebung besuchte Desch die Baustelle, auf der die neue Grundschule "Polatli Ilkokulu" entsteht. Der Bau der Schule wird von Langen innerhalb eines Hilfsprojektes mit 30 000 Mark unterstützt. Die jetzige Schule, die sich in einem Randbezirk von Tarsus befindet, verfügt weder über sanitäre Einrichtungen noch über geeignete Heizung und Beleuchtung. Die Möblierung ist in einem katastrophalen Zustand, Tafeln sind kaum noch nutzbar. Weil unter diesen Umständen eine zeitgemäße Ausbildung kaum noch möglich ist, wird in Tarsus große Hoffnung auf das von Langen unterstützte Neubauprojekt gesetzt.

Mittlerweile sind die Arbeiten für den Baugrund ausgeführt. Doch der weitere Bau hängt maßgeblich ab von den zur Verfügung stehenden Mitteln. Neben den 30 000 Mark konnte die Langener Initiativgruppe für die Schule, die unter Vorsitz von Stadtverordnetenvorsteher Karl Weber gegründet wurde, mehr als 11 000 Mark Spenden sammeln. Bürgermeister Dieter Pitthan sagt: "Ich hoffe aber, daß sich das Spendenaufkommen noch erhöht."

Denn das Geld reicht noch nicht aus, um das Bauvorhaben zu verwirklichen. In Kürze soll deshalb auch in Tarsus eine Spenden-Aktion gestartet werden. Nach Angaben von Landrat Yildirim haben die Türken selbst Baumaterialien wie Steine, Zement und Sand von Einheimischen als Spende bekommen.

Damit die Arbeiten zügig weiterlaufen können, haben die Langener geplant, am Samstag, 8. August, ein Fest zugunsten des Schulprojekts "Polatli Ilkokulu" am Lutherplatz zu veranstalten. Organisatoren des Spektakels, das um 10 Uhr beginnen soll, sind der Magistrat, die Karnevals-Gesellschaft, der Kerbverein, der Deutsch-Türkische Freundschaftsverein sowie die Gaststätte "Luthereiche".

Es werden Gäste aus Tarsus erwartet, darunter eine Schülergruppe der Amerikanischen Schule in Tarsus. Außerdem gibt es Stände, an denen sich Interessierte über die Partnerstadt und über die erst ein Jahr junge Städtepartnerschaft sowie über das Schulbauprojekt informieren können. Deutsche Speisen und Getränke, aber auch türkische Spezialitäten werden zugunsten von "Polatli Ilkokulu" angeboten. Musik machen die Big Band der Musikschule und türkische Musiker.

Wer mit einer Spende helfen möchte, kann das Geld auch auf ein von der Stadt bei der Sparkasse Langen-Seligenstadt eingerichteten Sonderkonto "Polatli Ilkokulu", Kontonummer 026 012 872, Bankleitzahl 506 521 24, einbezahlen. dok

Drogenboß Escobar aus Haft geflohen

"Etwas Unverwechselbares" soll es schon sein Stadt ruft zur "Ideensammlung" für die Umgestaltung des Areals an der Kennedystraße auf

MAINTAL. Wie soll der Platz am Frankfurter Hof aussehen? An die Kreativität der Maintaler Bürgerinnen und Bürger denkt die Stadt, wenn sie zu einer "Ideensammlung" für die Umgestaltung des Areals an der Kennedystraße in Dörnigheim aufruft.

Dabei schwebt dem Ersten Stadtrat Dr. Karl-Heinz Schreiber "etwas unverwechselbares" vor - nichts aus Florenz oder Rothenburg ob der Tauber. Der Stadt geht es nicht um formvollendete Zeichnungen, sie will vielmehr Vorstellungen und Wünsche der Bevölkerung kennenlernen.

Die "Ideensammlung" geht auf die Anregung einer Bürgerversammlung in Dörnigheim zurück. Bei dieser Zusammenkunft wurden bereits zwei Vorschläge zur Brunnengestaltung vorgelegt.

Eine Idee beschäftigte sich mit der ehemaligen Torsituation auf der Kennedystraße. Dieses Konzept sah Sandsteinsäulen vor, verbunden mit einem transparenten Wasserspiegel. Im zweiten Entwurf dominierten geometrische Formen die Platzgestaltung.

Beide Entwürfe wurden jedoch von der Bürgerversammlung verworfen. Ein häufig vorgetragenes Argument war: Die modern gestalteten Brunnen würden sich nicht in das Umfeld einfügen. Die avisierte "Ideensammlung" soll nun einen Beitrag dazu leisten, daß die Stadt eine Dörnigheim und seiner Bevölkerung gerecht werdende Version ausarbeiten kann.

Schreiber: "Wir sind offen für die Wünsche und Vorstellungen." Allerdings suche die Stadt keine Kopie bereits bestehender und bekannter Brunnen oder Plätze, sondern eine "eigenständige Dörnigheimer Variante".

Weiter streicht Schreiber heraus, daß es bei der "Ideensammlung" nicht darauf ankomme, perfekte Zeichnungen abzuliefern. Die Stadt begreift die Vorschläge als "Anregungen für eine weitere Planung durch Fachleute".

Unterlagen für die "Ideensammlung" sind in der Verwaltungsstelle Dörnigheim in der Maintal-Halle und im Klosterhof Hochstadt (Amt für Stadtentwicklung und Umwelt) erhältlich. Dort können sich Interessierte einen Lageplan und einen Ausschnitt aus der Platzperspektive abholen.

Weitere Auskünfte gibt Angela Pfeifer, Sachbearbeiterin im Amt für Stadtentwicklung und Umwelt. Sie ist unter der Telefonnummer 0 61 81 / 4 00 - 4 34 erreichbar. Sollte die "Ideensammlung" keinen Widerhall finden, dann wird Schreiber zufolge wohl "der kleinste Nenner angelegt", wird es eine "sparsame Gestaltung" geben. hok

Freitag, 24. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater). Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 21 Uhr, V-Tol Dance Company - "Time Spent in the Company"; Studiobühne: 22.30 Uhr, "Watchman" (Kurzspielfilm). Kammeroper, Kastanienallee: 20.30 Uhr, "Untreue lohnt sich nicht" (Premiere).

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Varieté-Revue. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Funky Discothek - Black Music.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eugene Brosnan.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, B- Ebene.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Mallet.

Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Karaoke - Jahresendausscheidung.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, United Jazzband.

Palais Osthafen, Daimlerstraße: 22.30 Uhr, Red Hot Salsa Grooves - Dancefloor.

Zachäusgemeinde, Kelsterbacher Str. 41-43: 19 Uhr, Liederabend "Blumenlieder". Filme / Kino Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 19 im Anzeigenteil. Museen/Galerien Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Claes Oldenburg, George Segal, Andy Warhol".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann- Wo". Vorträge/Diskussionen Bürgerhaus Südbahnhof: 15 Uhr, Dr. Walter Wallmann "Deutschland nach der Wiedervereinigung".Kinder Spielplatz Merianplatz, Nordend: 13 bis 18 Uhr, Ferienspiele für Kinder (ab 6 J). Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Deutscher Sportbund: 17 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 789 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz.

Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr,bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Atzelberg, Seckbach, Atzelbergplatz 3, Tel. 47 37 47; Apotheke am Lindenbaum, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 448, Tel. 52 46 86; Feuerbach-Apotheke, Westendstraße 42, Tel. 72 10 32; Goethe-Apotheke, Oeder Weg 51, Tel. 55 66 21; Goldstein-Apotheke, Goldstein, An der Schwarzbachmühle 16, Tel. 66 44 57; Martinus-Apotheke, Frankenallee 152, Tel. 73 80 186; Pelikan-Apotheke, Zeilsheim, Neu-Zeilsheim 42 b, Tel. 36 45 16; Rathaus-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 101, Tel. 41 18 13; Sandweg-Apotheke, Schellingstraße 1, Tel. 43 48 81; Stadt-Apotheke, Rödelheim, Lorscher Straße 5, Tel. 78 31 27; Taunus-Apotheke, Kasinostraße 26, Höchst, Tel. 31 81 68; Theater-Apotheke, Theaterplatz 2, BfG-Haus, Tel. 23 38 07. Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Ute Müller, Alt-Eschersheim, Eschersheim, Tel. 52 52 01; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77 -366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.

Wir gratulieren

Herrn Karl Franz Schlötzer zum 77. Geburtstag am 24. Juli.

"Militärisch zweckentfremdet" Abgeordneter Battenhausen zu leerstehenden US-Wohnungen

HANAU. Als "Tatbestand militärischer Zweckentfremdung" hat der Hanauer SPD-Landtagsabgeordnete Ronald Battenhausen in einem Gepräch mit der FR-Redaktion den Freistand diverser von Deutschen an die US-Armee vermieteter Wohnungen kritisiert. Mit einem Berichtsantrag an die hessische Landesregierung will er vor allem genaue Zahlen erfahren, wie viele Wohnungen im Hanauer Raum an deutsche oder ausländische Familien weiterzuvermieten wären. Aus Gießen wisse er, daß das Baudezernat rund 200 solcher Wohnungen gefunden hat.

Bestehen langfristige Mietverträge bis zu 20 Jahren mit der US-Armee, schlägt Battenhausen eine Zwischenvermietung vor. Davon könne die amerikanische Militärverwaltung finanziell profitieren.

Auch in den Housings, den von der US-Armee selbst erbauten Wohnhäusern für Soldaten, wähnt der SPD-Landtagsabgeordnete mehr Leerstand als vermutet. Landesweit seien das rund 20 000 Wohnungen, die "meist stadtnah und verkehrsgünstig" lägen, voll erschlossen und gut durchsaniert seien. Er forderte, die Kommunen müßten Zugriff erhalten, um zumindest befristet Wohnungsbindungen einzugehen. Das freilich könne den Landeshaushalt nicht unerheblich belasten.

Mit dem Mittel der Zweckentfremdungsverordnung zu vermeiden, daß US-Wohnungen leerstehen, hält er für unrealistisch. Dabei kämen deutsche Behörden mit dem NATO-Truppenstatut in Konflikt. Battenhausen widersprach damit gegenteiliger Aussagen aus der Hanauer Bauverwaltung (die FR berichtete).

Leerstehende US-Wohnungen weiterzuvermieten, so Battenhausen zusammenfassend, behebe zwar den Wohnungsmangel im Rhein-Main-Gebiet nicht. Aber auch kleine Fortschritte seien bei der angespannten Lage wichtig. him

Biotope im Kreis werden kartiert

KREIS OFFENBACH. Das Hessische Ministerium für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz hat mit der Biotop-Kartierung Hessens begonnen und auch im Kreis Offenbach die Arbeit aufgenommen. Die Ergebnisse sollen die Grundlage für naturschützerische Planungen bilden und der Land- und Forstwirtschaft dienen.

Im Kreis Offenbach werden in diesem Jahr eine ganze Reihe von Blättern der topographischen Karte TK 25 bearbeitet. So werden Flächen in den Gemarkungen Hainburg, Heusenstamm, Mainhausen, Mühlheim, Obertshausen, Rodgau, Rödermark und Seligenstadt kartiert. Mitarbeiter der Obersten, beim Ministerium angesiedelten Naturschutzbehörde sind berechtigt, Grundstücke zu betreten, wenn ihr Auftrag dies erfordert. Darauf weist die Kreisverwaltung hin. ttt

Drei leicht Verletzte bei einem Unfall am Kreisel

KÖNIGSTEIN. Drei leicht Verletzte und verbeultes Blech im Wert von 3 000 Mark. Das ist nach Angabe des Polizeiberichts die Bilanz eines Unfalls, der sich am Mittwoch im Königsteiner Kreisel ereignete.

Ein Autofahrer hatte dabei an der Ausfahrt der Sodener Straße vor dem Fußgängerüberweg angehalten. Der nachfolgende Wagenlenker reagierte zu spät und fuhr auf ihn auf.

Beide Fahrer und ein Beifahrer erlitten leichte Verletzungen. mk

Kickers Offenbach, Fußball-Oberliga: Heute Rundenstart gegen Viktoria Aschaffenburg vor 5000 Zuschauern? Rocker: "Mittelfristig rettet uns nur die Zweite Bundesliga" Probleme mit der SG Nieder-Roden wegen Torhüter René Glasenhardt / Trainer Lothar Buchmann mit Vorbereitung zufrieden

"Die permanente Geldnot in der Oberliga ist schlecht für den Fußball, und es wäre eine Katastrophe, wenn ein Klub wie Viktoria Aschaffenburg - oder auch ein anderer Verein - nicht in die neue Saison starten könnte", rechnet Vorsitzender Norbert Rocker fest mit dem Auftritt der Aschaffenburger. Zumal diese heute abend etwa 4000 bis 5000 Zuschauer an den Bieberer Berg locken sollen. Noch vor gut einem Jahr war die Ausgangsbasis beim OFC Kickers ähnlich, wie sie sich derzeit am Schönbusch einige Kilometer mainaufwärts darstellt.

"Wir haben unsere Schuldenlast von 2,5 Millionen auf eine halbe Million mittel- und langfristiger Verbindlichkeiten drükken können. Diese Belastungen tangieren den laufenden Spielbetrieb überhaupt nicht", ergänzt der Präsident. Die Welle der Begeisterung rund um den Bieberer Berg ist ungebrochen, der mit Rang sieben erreichte 3000er-Schnitt soll weiter ausgebaut werden. "Hätten wir 4000 Fans pro Heimspiel, würde es im laufenden Spielbetrieb keine Probleme geben", setzt Rocker weiter auf die treuen Zuschauer. Die Aktion "Rettet den Bieberer Berg" hat im März (im Verbund mit dem Heimspiel gegen Rotweiß Frankfurt) insgesamt 200 000 Mark eingebracht, und die nächste große Aktion steht vor der Haustüre: Am 21. August soll eine "Open-Air- Oldie-Night" am Bieberer Berg wiederum die Kassen zusätzlich klingeln lassen.

In der nächsten Woche soll der Stadionvertrag mit der Stadt Offenbach unterschrieben werden. Hiernach übernimmt der OFC dieses Gelände 40 Jahre lang in Erbpacht und erhält für die Unterhaltung einen jährlichen Zuschuß der Stadt in Höhe von 120 000 Mark. Der Verein benötigt allein sechs Spiele mit jeweils 1500 Fans, um die Spielbetriebskosten (Geschäftsstelle, Stadionreinigung etc.), die sich auf zirka 100 000 Mark belaufen, zu decken. Der Gesamtetat beträgt 1,0 bis 1,1 Millionen Mark. Dabei muß berücksichtigt werden, daß Hauptsponsor Portas in den vergangenen beiden Jahren Gelder vorschoß, um den Verein zu retten, und bereits im zweiten Spieljahr keine Einnahmen aus der Trikotwerbung fließen. Dieser Ausfall wird jedoch durch das Sponsoring der Haupttribüne kompensiert.

Die Finanzen stimmen derzeit, der Dauerkartenverkauf (250 wurden bisher abgesetzt) zeigt einen leicht ansteigenden Trend, soll jedoch bis zum August noch erheblich erhöht werden. Voraussetzung hierfür ist ein guter Start, womit Lothar Buchmann gefordert ist. "Wir hatten eine gute Vorbereitungsphase. Alle Spieler haben ihre Einstellung zum Fußball geändert", zieht der Fußball-Lehrer eine erfolgreiche Zwischenbilanz. Krönung war der 1:0-Sieg - wie berichtet - gegen den Bundesligisten Dynamo Dresden.

Mit täglich zwei Trainingseinheiten und insgesamt elf (erfolgreichen) Trainingsspielen ging der Coach bis an die Grenze der Belastbarkeit. Dennoch will er einen Sieg wie gegen Dresden nicht überbewerten: "Die Nervenbelastung war in diesem Spiel nicht so groß. Die Mannschaft muß gegen Aschaffenburg zeigen, ob sie auch unter Zugzwang erfolgreich spielen kann."

Der Kampf um die Stammplätze hat voll eingesetzt. Bernd Gramminger (VfR Bürstadt) hat bisher einen vorzüglichen Eindruck hinterlassen, Göksel Zekmanov (kam von Italia Frankfurt) kann durchaus zum Publikumsliebling avancieren. Eine große Zukunft wird den Jung-Talenten Rüppel, Aydin und Wolf prophezeit. "Die Meisterschaft wird gewöhnlich auf der Bank entschieden, und dort sind wir wesentlich stärker besetzt als im Vorjahr", frohlockt Rocker. Die erste Zielvorgabe (8. bis 12. Platz) wurde mit Rang sieben unter Kurt Geinzer leicht übertroffen. Jetzt wird mit Rang 1 bis 5 kalkuliert, und im dritten Jahr steht der Aufstieg als Zielvorgabe. Als Hoffnungsträger gilt Lothar Buchmann. "Er zeichnet sich in jeder Hinsicht aus, ist ein Profi, arbeitet für den Fußball und den Verein", freut sich der Präsident. Buchmanns fachliche Kompetenz, sein Auftreten und das gute Auge für junge Spieler soll den OFC aus der sportlichen Talsohle führen.

"Wir haben mittelfristig nur eine Überlebenschance, wenn der Sprung in die Zweite Bundesliga klappt, denn Mittelmaß in dieser Klasse wird auf Dauer nicht akzeptiert", gibt Rocker die Richtung vor. Da bis auf Schneider alles an Bord sein dürfte, basieren zunächst alle Hoffnungen auf einem erfolgreichen Auftakt am heutigen Abend gegen Viktoria Aschaffenburg. Einer wird nicht auf der Bank sitzen: Torwart René Glasenhardt. Für ihn forderte die SG Nieder-Roden offenbar eine fünfstellige Ablösesumme, zudem die kostenlose Freigabe von Keeper Frank Ungefroren und noch ein Freundschaftsspiel des OFC Kickers. Für Glasenhardt wurde inzwischen Martin Wolf reaktiviert, wodurch der Nieder-Röder bis 1. November warten muß und die Rodgauer in die Röhre gucken werden.

HANS-DIETER PUTH

Für die Händlerschürze:

CSU-Politiker fordert Sex-Verbot bei Aids

Frau wurde von eigener Tochter angefahren

OBERURSEL. Von der Tochter angefahren, wurde eine Frau am Mittwoch abend zur stationären Behandlung ins Kreiskrankenhaus eingeliefert.

Die Tochter wollte nach Polizeiangaben vorwärts aus einem Anwesen in die Urselbachstraße einbiegen. Die Mutter wies sie von der gegenüberliegenden Straßenseite aus ein. Danach überquerte die Mutter die Fahrbahn. Gleichzeitig setzte die Tochter zurück, um das Hoftor zu schließen, und erfaßte die Mutter. Sie wurde schwer verletzt. mk

Fußball-Landesliga Süd: Alle Veränderungen für die neue runde auf einen Blick Die meisten Fragezeichen um "Umsiedler" FC Bayern Alzenau

Der SV Bernbach ist Meisterschaftsfavorit der Fußball-Landesliga Süd. Das brachte eine FR-Umfrage an den Tag. Von den 17 Klubs (Mehrfach-Nennungen waren möglich) tippen 14 auf die Freigerichter, elfmal gilt der SV Mörlenbach als möglicher Anwärter. Auch der KSV Klein-Karben (10) und der FC Italia Frankfurt (8) werden hoch gehandelt. Ferner erhielten Viktoria Griesheim (5) und Neuling FV Progres Frankfurt (2) einige Stimmen. Die übrigen elf Vereine spielen demnach im Titelrennen keine Rolle. Dabei ist "Umsiedler" FC Bayern Alzenau die größte Unbekannte, sollten die Spvgg. Dietesheim und Spvgg. Neu- Isenburg nicht unterschätzt werden. Ums nackte Überleben dürften die Neulinge (außer dem FV Progres) sowie die Spvgg. Langenselbold, SV Jügesheim, FC Erbach und die SGK Bad Homburg kämpfen müssen. Nachstehend veröffentlichen wir alle Spielerwechsel, die Zielsetzungen, Zuschauer-Kalkulationen und die von den einzelnen Klubs auserkorenen Meisterschaftsfavoriten dieser Klasse, die am 8./9. August in die Saison 92/93 starten wird.

KSV KLEIN-KARBEN, Abgänge: Scholl, Mainert (FC Italia Frankfurt), Hofmann (SG Rodheim), Schumacher (SGK Bad Homburg), Feiler (FSG Burg-Gräfenrode), Holhorst (TSG Niederdorfelden). - Zugänge: Kacmaz, Reuter (beide FSV Bischofsheim), Wittkamp (1.FC Oberursel), Riehm (FSV Steinbach), Freywald (Victoria Heldenbergen), Heiden (SV Steinfurth). - Trainer: Karl-Heinz Volz (wie bisher). - Saisonziel: 1. bis 2. Platz. - Zuschauerkalkulation: 300 pro Heimspiel. - Meisterschaftsfavoriten: SV Bernbach, KSV Klein-Karben, SV Mörlenbach.

SC VIKTORIA GRIESHEIM, Abgänge: Flügel (Germania Pfungstadt), Bonk (Concordia Gernsheim), Arnold (Laufbahn beendet). - Zugänge: Pieper (FC Erbach), Härter (SV Darmstadt 98 Amat.), Pfeiffer (SKG Gräfenhausen). - Trainer: Hans-Dieter Wacker (wie bisher). - Saisonziel: Platz 1 bis 3. - Zuschauerkalkulation: 350. - Meisterschaftsfavoriten: Klein-Karben, Bernbach, Mörlenbach.

SPORTVEREINIGUNG DIETESHEIM, Abgänge: Reimer (Alem. Klein-Auheim), Jalowy (Spvgg. 1910 Langenselbold), Knecht (FC Dietzenbach), Heinzmann (Germania 94 Frankfurt). - Zugänge: Bonne (FSV Bischofsheim), Runge (SV Jügesheim), Di Falco ( Sportfr. Seligenstadt), Wöller (SV Dreieichenhain). - Trainer: Peter Scherer (wie bisher). - Saisonziel: Mittelplatz. - Zuschauerkalkulation: 150 bis 200. - Meisterschaftsfavoriten: Bernbach, Mörlenbach, Progres Frankfurt.

SV MÖRLENBACH, Abgänge: Eberle (FSV Zotzenbach), Tramer (FC Olympia Lorsch), Elsner (SG Hemsbach). - Zugänge: Werni (FV 09 Weinheim), Baumann (SV Sandhausen), Noe (SV Waldhof /A-Jugend), Ak (Germania Pfungstadt), Hofmann (SV Waldhof), Michael und Eisenhauer (beide eigene Jugend). - Trainer: Hans-Jürgen Boysen (wie bisher). - Saisonziel: "Den Tabellenplatz des Vorjahres (5) verbessern". - Zuschauerkalkulation: 350. - Meisterschaftsfavoriten: Bernbach, Klein-Karben, Italia Frankfurt.

SV BERNBACH, Abgänge: Bode, Weißer (beide FSV Bischofsheim), Trageser (Rotweiß Walldorf), Klyszcz (Germ. Klein-Krotzenburg), Bäckmann (SC Göttingen 05), Huth (Sportfr. Seligenstadt), Orta (Germ. Niederrodenbach), Dörner (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Borchers (Eintracht Frankfurt II), Repp (FV Bad Vilbel), Bangert (SG Bad Soden/Ahl), Parizon, Schäfer, Krüger (alle Spvgg. 1910 Langenselbold), Mesina (FC Rommelhausen). - Trainer: Alfred Haas (wie bisher). - Saisonziel: Meisterschaft. - Zuschauerkalkulation: 800. - Meisterschaftsfavoriten: Bernbach, Mörlenbach, Klein-Karben, Italia Frankfurt, Griesheim.

FC BAYERN 1920 ALZENAU, Abgänge: Keine. - Zugänge: Klösel (Spvgg. Bad Homburg), Müller (Frankonia Mechenhard), Frank (TSG Kälberau), Rosenberger (Vikt. Aschaffenburg/ A-Jugend), Seref (SG Schimborn). - (Spieler-) Trainer: Hans-Peter Knecht (wie bisher). - Saisonziel: guter Mittelfeldplatz. - Zuschauerkalkulation: 650 bis 700. - Meisterschaftsfavoriten: Bernbach, Klein-Karben, Italia Frankfurt.

SPIELVEREINIGUNG 1910 LANGENSELBOLD, Abgänge: Barthel (VfR Meerholz), Parizon, Schäfer, Krüger (alle SV Bernbach), Strutt, Frey (beide Germania Niederrodenbach), Drefs (SG Bruchköbel), Thoma (VfR Hainchen, Botzem (Viktoria Neuenhaßlau), Schmidt (FC Lorbach), Volker Bezemer, Jörg Bezemer, Dubovina, Mers (jeweils unbekanntes Ziel). - Zugänge: Becker (Rotweiß Walldorf), Choteschovsky (FV Bad Vilbel). Coleman (Spvgg. Weiskirchen), Jalowy (Spvgg. Dietesheim), Koch (FC Gelnhausen), Jörg Lippold, Matthias Lippold, Renz (alle Gemaa Tempelsee Offenbach), Stakic (Brjedor /Bosnien-Herzegowina), Gudojeva (Hajduk Velko), Barthel, Cuber (beide SV 1930 Langenselbold), Havutcu (1860 Hanau /A- Jugend), Häublein (SV Kilianstädten). - Trainer: Bruno Becker (wie bisher). - Saisonziel: Platz 10. - Zuschauerkalkulation: 300. - Meisterschaftsfavoriten: Mörlenbach, Bernbach.

TSV WOLFSKEHLEN, Abgänge: Bopp (FC Leeheim), Schäfer (Laufbahn beendet). - Zugänge: Lohr (SG Dornheim), Nagel (FC Leeheim), Hartenberger (SKG Erfelden). - Trainer: Karl-Heinz Pingel (wie bisher). - Saisonziel: gesicherter Mittelfeldplatz. - Zuschauerkalkulation: 250 bis 300. - Meisterschaftsfavoriten: Italia Frankfurt, Bernbach, Mörlenbach.

SPIELVEREINIGUNG 03 NEU-ISENBURG, Abgänge: Deisenroth ( FC Union Niederrad), Godulla (SV Jügesheim), Marzano (Susgo Offnethal), Neu, Schneider (beide Turnerschaft Ober-Roden), Reimer (SC Buchschlag). - Zugänge: Brunetti ( Don Bosco Neu-Isenburg), Biehrer (SV Jügesheim), Correa-Perez ( Eintr. Frankfurt II), von Dziengel (FV 06 Sprendlingen), Giebitz (SG 01 Höchst), Stapf (SV Hattersheim), Neukirch (Eintr. Franbkfurt /A-Jugend), Kilinc (eig. Jugend). - Trainer: Werner Staudt (wie bisher). - Saisonziel: Platz 5. - Zuschauerkalkulation: 180. - Meisterschaftsfavoriten: Mörlenbach, Bernbach.

SGK 1890 BAD HOMBURG, Abgänge: Xanthopoulos (FC Dietzenbach), Sassenroth (Spvgg. 05 Bad Homburg), Vena-Veloso (DJK Helvetia Bad Homburg), Hausmann (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Kurzmann (SV Hofheim), Homm (SV Nieder-Erlenbach), Korkmaz (FC Erbach), Parafinczik. Hermann (beide SV Bonames), Wunderlin (FC 02 Rödelheim), Jandausch (FSV Friedrichsdorf), Ossadnik (SKV Beienheim), Kraus, Heidelmeier (beide DJK Helvetia Bad Homburg). - (Spieler-)Trainer: Frank Diergardt (für Walter Schimmel /Rotweiß Frankfurt). - Saisonziel: Mittelfeld. - Zuschauerkalkulation: 150. - Meisterschaftsfavoriten: Griesheim, Mörlenbach.

FC ITALIA FRANKFURT, Abgänge: Zekmanov (Kickers Offenbach), Lieven (FC Viktoria Kelsterbach), Esposito (SG Ober-Erlenbach), Solimando ( FC Germania 94 Frankfurt), Garcia (Vikt. Griesheim), Gulen, Völker, Triantafillidis, Iglesias-Frey, Lobosco, Ravazza (jeweils unbekanntes Ziel). - Zugänge: Posniak (Vikt. Aschaffenburg), Kling, Ruggeri (beide SG 01 Höchst), Scholl, Mainert (beide KSV Klein-Karben). - Trainer: Stefan Lottermann (wie bisher). - Saisonziel: unter den ersten Sechs. - Zuschauerkalkulation: 500. - Meisterschaftsfavoriten: Bernbach, Mörlenbach, Klein-Karben, Griesheim, FV Progres.

SV JÜGESHEIM, Abgänge: List (TSV Lämmerspiel), Grosser (SV Zellhausen), Runge (Spvgg. Dietesheim), Heimrich (Germania Horbach), Wiederspahn, Krämer, Schwanke-van Bergen (alle Kickers-Viktoria Mühlheim), Rodriguez (SV Darmstadt 98). - Zugänge: Hock (FC Hanau 93), Godulla (Spvgg. Neu-Isenburg), Kopp (FC Viktoria Kelsterbach), Merget (Germania Dörnigheim), Joha, Reuter, Diller (alle Gemaa Tempelsee Offenbach), Azougacmel, Marrione, Lounili (alle Maroc Frankfurt). - Trainer: Winfried Mann (Germania 94 Frankfurt) für Ernst List (TSV Lämmerspiel). - Saisonziel: Klassenerhalt. - Zuschauerkalkulation: 250. - Meisterschaftsfavoriten: Bernbach, Italia Frankfurt.

1. FC GERMANIA 08 OBER-RODEN, Abgänge: Hock ( FC Dietzenbach), Hitzel ( TG Ober-Roden), Weyland (TSG Messel). - Zugänge: Lipusch, Baumert (beide SV Darmstadt 98 II), Hartfiel (SG Rotweiß Frankfurt), Iser (Germania 94 Frankfurt), Erber (Spvgg. Weiskirchen), Grimm (FV Eppertshausen), Kiehl (TG Ober-Roden). - Trainer: Jürgen Rödler (wie bisher). - Saisonziel: unter den ersten Zehn. - Zuschauerkalkulation: 250. - Meisterschaftsfavorit: SV Bernbach.

FC 1919 ERBACH, Abgänge: Pieper (Vikt. Griesheim), Schantin, Schinn (beide TSV Neustadt), Botsch, Weißbrod (beide Vikt. Urberach), Schwöbel (TSV Kailbach), Trautmann (SG Rothenberg), Cardoso (TSV Günterfürst), Dittel (Spvgg. Groß-Umstadt). - Zugänge: Erbach (Rotweiß Erfurt), Stojkovic (TSV Mainaschaff), Diehl (Starkenburgia Heppenheim), Rebscher (TSV Neustadt), Gondolph (FC Bensheim), Schlesinger, Kuhn (beide TSV Amorbach), Vaso (Bregalnica Stip/Jugoslawien), Omasta (BSC Mörlenbach), Jochim (TSV Günterfürst) und vier Jugendspieler. - Trainer: Radomir Stojkovic (für Metin Cangör). - Saisonziel: Unter den ersten Neun. - Zuschauerkalkulation: 250. - Meisterschaftsfavoriten: Griesheim, Bernbach, Italia Frankfurt, Klein-Karben.

SG RIEDRODE, Abgänge: Gärtner (SG Einhausen), Baierle (Laufbahn beendet). - Zugänge: Guttschalk, Pawlicek (beide KSG Nordheim), Deckenbach (VfR Bürstadt), Siegler (Wormatia Worms /A-Jugend), Kilian (FSV Riedrode), Henkel (FV Hofheim), Eberle (TSV Rotweiß Auerbach). - Trainer: Günter Wüst (seit 1986). - Saisonziel: im sicheren Mittelfeld. - Zuschauerkalkulation: 300. - Meisterschaftsfvaoriten: Mörlenbach, Klein-Karben, Italia Frankfurt.

SG GERMANIA 1915 KLEIN-KROTZENBURG, Abgänge: Heindel (Rotweiß Walldorf), Yildiz ( VfB Großauheim), Robledo (Sportfr. Ostheim), Leisegang, Gotta, Campo (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Neubergher (FC Langstadt), Heimann, Sturm (beide Alem. Klein-Auheim), Klyszcz (SV Bernbach), Jung (OFC Kikkers II), Gesser (OFC Kickers /A-Jugend), Moro (SV Steinheim), Kuhl (VfR Lich), Maugeri, Cannizzo (eig. Jugend). - (Spieler-)Trainer: Walter Krause (wie bisher). - Saisonziel: Klassenerhalt. - Zuschauerkalkulation: 400. - Meisterschaftsfavorit: Klein-Karben.

FV PROGRES FRANKFURT, Abgänge: Vucenovic (Germ. Dörnigheim), Samardzic (Croatia Frankfurt), Novak, Jovic, Aloci (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Raduikovic (OFC Kikkers). Kovijanic (VfL Sindelfingen), Brkic (GVS Wien), Sijakovic (Bonn),Krpoadis, Latic (beide Jugoslawien), Freihaut (Opel Rüsselsheim). - Trainer: Aleksandar Pajic (wie bisher). - Saisonziel: Meister. - Zuschauerkalkulation: 500. Meisterschaftsfavoriten; Bernbach, Klein-Karben, Mörlenbach, FC Italia Frankfurt, Griesheim. HANS-DIETER PUTH

Naturschützer, Bauern und Politiker geeint? Banzer will einen Landschaftspflegeverband gründen

HOCHTAUNUSKREIS. Die Wehrheimer haben sie schon. Die Anspacher wollen sie - da will auch der Kreis nicht länger ohne sein. Die Rede ist von Landschafts-Pflegegemeinschaften. Zusätzlich zu den örtlichen Vereinen soll nach den Plänen von Landrat Jürgen Banzer (CDU) noch in diesem Jahr ein "Landschaftspflegeverband Hochtaunus" gegründet werden.

Das Projekt steckt in den allerersten Geburtswehen. Doch es zeigt, daß Land- und Forstwirte, Natur- und Landschaftsschützer die Zeichen der Zeit erkannt haben. Auch im Hochtaunuskreis müssen immer mehr landwirtschaftlich genutzte Flächen durch die EG-Vorgaben stillgelegt werden. Um die Kulturlandschaft erhalten zu können, stehen parallel dazu für die Pflege zunehmend öffentliche Mittel bereit. "Da sind schon ganz gute Töpfe zusammengekommen", weiß der Landrat. Dazu gehören zum einen die vielfältigen Förderprogramme zur Flächenstillegung. Zum anderen werden künftig die Ausgleichsabgaben, die für Eingriffe in die Natur zu leisten sind, direkt in die Kreiskasse fließen.

"Die Pflege und die Gelder sind zu organisieren", meint Banzer und betont zugleich, daß eine neue "Umweltbürokratie" vermieden werden muß: "Es gibt schon wahnsinnig viele staatliche und nichtstaatliche Verbände." Die Koordination könnte sich Banzer beim Naturpark Hochtaunus vorstellen: "Der ist ohnehin in der Landschaftspflege aktiv und hat eine hohe Kompetenz." Die nächsten Aufgaben des Kreises: In Wiesbaden ist zu überprüfen, ob das Denkmodell in die Fördertöpfe paßt. Banzer hofft außerdem, daß auch die Bonner und Brüsseler Töpfe dafür nicht zu klein sind.

Parallel dazu muß das Konzept mit den Städten und Gemeinden im Kreis abgestimmt werden: "Es soll keine Konkurrenz entstehen", betont Banzer. Was die örtlichen Pflegegemeinschaften besser organisieren können, sollen sie auch in Zukunft selbst erledigen. Ziel des Dachverbandes sei es, "an einem Strang zu ziehen, um die Möglichkeiten des Zugriffs auf die Töpfe zu maximieren."

Der Geschäftsführer des "Naturparks Hochtaunus", Hans-Walter Herpel, sieht die Aufgabe des Naturparks als Geburtshelfer: "Wir koordinieren die Koordinierung." Für Herpel ist wichtig, "daß die Leute, die gezeigt haben, daß sie in der Landschaftspflege etwas können, sich im neuen Vorstand des Verbandes organisieren." Wenn es um die Pflege der Landschaft geht, ist für Herpel klar, daß dafür nur die Bevölkerungsgruppe zuständig sein kann, die diese Aufgabe schon seit Jahrtausenden erledigt: die Landwirte und Forstwirte. Ein weiteres erklärtes Ziel des neuen Verbandes ist es, den Landwirten durch die Pflege ein zusätzliches Standbein zu sichern.

Das Konzept über die Arbeit der künftigen Landschaftspfleger steht noch nicht fest. Allerdings gibt es schon erste Überlegungen. Sie stammen von einer Arbeitsgruppe, die bisher erst einmal tagte und deren Teilnehmerzahl nicht komplett war. Ihr Vorschlag: Den Hochtaunuskreis in drei Regionen mit unterschiedlichen Problemschwerpunkten aufzuteilen. Da ist zum einen der Vordertaunus mit seiner Zersiedelung und Verinselung. Zweitens das Usinger Becken. Wehrheim sollte hier zum Vorbild für den Naturschutz werden. Schließlich das Weiltal und Grävenwiesbach, wo die Waldwiesen gefährdet sind. cn

Gericht weist Eilanträge zurück Klärbeitrag: Verfahrensfehler der Grund / Gemeinde übergangen

NAUHEIM. Als formal unzulässig zurückgewiesen hat das Verwaltungsgericht Darmstadt die Eilanträge von 32 Bürgern gegen den von der Kommune erhobenen Klärbeitrag. Doch ist dies nach Auskunft eines Sprechers des Gerichts weder ein Entscheid über die Berechtigung der Eilträge noch über die Hauptsache des Verfahrens - die strittigen Klärbeiträge. Es handele es sich um "eine rein verfahrensrechtliche Geschichte".

Die gehe auf die seit Jahresanfang in Kraft getretene neue Verwaltungsgerichtsordnung zurück, wonach Kläger dieaufschiebende Wirkung zunächst beim Kontrahenten - in diesem Fall bei der Gemeinde - beantragen müßten. Erst wenn dies keinen Erfolg habe, sei beim Gericht ein Eilantrag zulässig.

Diese Neuerung im Verfahrensablauf sei der Versuch, Verwaltungsgerichte zu entlasten in der Hoffnung, daß sich Kontrahenten in einem ersten Durchgang ohne Gericht über den zeitlichen Ablauf verständigten. Derzeit könnten die völlig überlasteten Verwaltungsgerichte selbst eiligste Dinge oft erst nach Monaten behandeln.

Könnten sich Nauheim und die 32 Kläger nicht über ein vorübergehendes Aussetzen der Klärbeiträge einigen, komme das Verfahren vermutlich wieder zurück ans Verwaltungsgericht. Dann sei - wie üblich - bei Eilanträgen damit zu rechnen, daß das Gericht im Interesse der Kläger aufschiebende Wirkung herstelle. Unabhängig von der späteren Entscheidung solle so verhindert werden, daß schon Entscheidungen mit möglicherweise weitreichenden finanziellen Konsequenzen zementiert würden, bevor das Gericht darüber befunden habe. cas

Schwimmende Kerzen und ein Feuerwerk

GEDERN. Tausend schwimmende Kerzen erleuchten am Samstag abend den Gederner See.

Gegen 22.30 Uhr steigt zudem ein Feuerwerk in die Höhe. Das Seefest lockt von weit her die Gäste an.

Kostenlos kann man die Lichter bestaunen und rund ums Gewässer vergnügt flanieren. Neun Gederner Vereine bieten dort ab 19 Uhr reichlich Essen und Getränke an. Ab 19.30 Uhr musizieren zusätzlich die "Stolberger Buwe" auf der Bühne am See. Dazu tanzt eine Folkloregruppe aus Wenings.

Am Sonntag um 10 Uhr gibt es ein Platzkonzert mit den Seementaler Musikanten und eine Ehrung langjähriger Camper. nes

Nach dem Zerfall der Sowjetunion buhlen die Türkei und Iran um Einfluß im ehemaligen "weichen Unterleib" des roten Riesenreiches. Machtpolitische Rivalitäten, ethnische und religiöse Spannungen sowie Grenzstreitigkeiten sorgen im Gebiet zwischen Bosporus und Hindukusch für Spannungen. Ob sich das laizistische Islamverständnis der Türkei oder das Modell der iranisch geprägten Islamischen Revolution durchsetzen wird, ist derzeit noch völlig offen. Udo Steinbach analysiert in seinem Beitrag die historischen und aktuellen Rivalitäten zwischen den Regionalmächten Türkei und Iran. Der Autor ist Direktor des Orient-Institutes in Hamburg. Wir haben den Beitrag den in Bonn erscheinenden "Blätter für deutsche und internationale Politik" (Juli-Heft) entnommen. Wir dokumentieren die Untersuchung in gekürzter Form.

Älter werden in Rödermark Stadt gibt erstmals Broschüre für die 4000 Senioren heraus

RÖDERMARK. An alle Haushalte verteilt wird in den nächsten Tagen eine 16seitige Broschüre der Stadt,die sich namentlich an die gut 4000 über 60jährigen Bürgerinnen und Bürger richtet. "Älter werden in Rödermark" ist der Titel, dahinter verbirgt sich eine Aufzählung aller für Senioren relevanten Anlaufstellen, Adressen und Telefonnummern.

Das beginnt mit den ältere Semester interessierenden Terminen wie Halbtages- und Tagesfahrten, Sommerfesten, Freizeiten. Aufgelistet werden ferner regelmäßige Treffen wie Bastelnachmittage, Seniorensport oder Kartenrunden. Auch den städtischen Seniorenausflug am 24. August oder Weihnachtsfeiern können sich die Ruheständler schon im Hochsommer vormerken, wenngleich es noch gesonderte Einladungen geben wird.

Aber nicht nur die Stadt hat einiges zu bieten, auch die Kirchengemeinden, Vereine, karitative Einrichtungen oder politische Parteien offerieren Kurzweil und Abwechslung. Stichworte: Seniorengymnastik, tänzerische Bewegungsübungen, Kaffeenachmittage.

Es fehlen auch nicht die Aktivitäten von Seniorenclubs, Volkshochschule oder Bürgertreff Waldacker, schließlich die der Selbsthilfegruppen und die Möglichkeiten, sich ein Essen auf Rädern kommen zu lassen, Fahrdienste in Anspruch zu nehmen, sich der mobilen sozialen Hilfsdienste zu bedienen oder sich Krankenbetten oder einen Rollstuhl auszuleihen.

"Dies ist der erste Versuch einer Zusammenfassung der Angebote für Seniorinnen und Senioren in unserer Stadt", lassen Bürgermeister Walter Faust und Erster Stadtrat Alfons Maurer ihre "Zielgruppe" in einem Vorwort wissen. Für Anregungen und Ergänzungen wären sie dankbar - schließlich soll die Broschüre künftig halbjährlich kostenlos erscheinen. ttt

Aschaffenburg wendet Konkurs ab Rudi Bommer will kein Viktorianer mehr sein

Der Spielbetrieb beim hessischen Fußball-Oberligisten Viktoria Aschaffenburg ist zumindest für die kommenden zwei Monate gesichert, bestätigte der ehemalige Manager des Vereins, Sepp Mayer. Der drohende Konkurs des mit 2,5 Millionen Mark Verbindlichkeiten belasteten Vereins ist damit vorerst abgewendet. Der zurückgetretene Vorsitzende Herbert Neumeyer hat zugesichert, ausreichend Geld für den Saisonstart zur Verfügung zu stellen. In einem Telefongespräch mit Mayer, der kein Amt mehr bei der Viktoria anstrebt, signalisierte Neumeyer weitere Bereitschaft zur Hilfe. Wie diese aussehen soll, will der Matratzenfabrikant aber erst nach seinem Urlaub bekanntgeben. Sicher ist aber, daß er der Viktoria als Trikot-Werbepartner erhalten bleibt.

In der Zwischenzeit will die Viktoria versuchen, ein neues Sponsoren-Netz aufzubauen. "Zur Euphorie besteht aber trotzdem kein Anlaß", mahnt Wolfgang Waschulewski, Mitglied des Gesamtpräsidiums. Wahrscheinlich dürfte in den nächsten Tagen - wie schon im Vorjahr - ein Notvorstand eingesetzt werden.

Ob freilich dieser Trend auch von den Spielern getragen wird, ist fraglich. Kapitän Rudi Bommer jedenfalls hat dem Verein am Donnerstag fristlos gekündigt. Der 34jährige Fußballer, der sich gegenüber seinem bisherigen Verein von Rechtsanwalt Horst Kletke von der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (vdv) vertreten läßt, klagt über noch ausstehende Gehaltszahlungen aus dem Jahr 1991. Der Exprofi verhandelt nach eigenen Angaben mit verschiedenen Vereinen der ersten und zweiten Bundesliga sowie der Amateur-Oberliga.

Der Hessische Fußball-Verband (HFV) sieht für den Spielbetrieb in der Oberliga Hessen keinerlei Probleme. HFV-Geschäftsführer Helmut Walter: "Wir prüfen keine Wirtschaftlichkeit des Vereins." hu

"Winzlinge" und Kinder-Förderverein wollen sich zusammentun Die beiden Hanauer privaten Elterninitiativen zur Kinderbetreuung denken an Kooperation / Noch einige Plätze frei

HANAU. Daß die Krabbelstube "Die Hanauer Winzlinge" vom nächsten Monat an eine weitere Lücke im Betreuungsangebot schließt, freut den "Verein zur Förderung des Kindes". In der Vergangenheit waren immer wieder Eltern an ihn herangetreten, deren Nachwuchs zu jung war, um in der Spielstube unterzukommen. Zum Schuljahreswechsel verzeichnet die private Initiative wieder einige Abgänge. Vier Knirpse im Alter zwischen zwei und sechs Jahren können sich noch für die Einrichtung in der Herrnstraße 11 anmelden.

Mit ihrem Umzug aus der Straße "In den Türkischen Gärten" im vergangenen Juli veränderte sich nicht nur die räumliche Situation in der Spielstube. Das Personal wechselte; angesichts der großen Zahl an berufstätigen Müttern schraubte der Verein seine Ansprüche an die Mitglieder zurück. Und nicht zuletzt erkannte die Stadt ihn nach zähen Verhandlungen schließlich auch als förderungswürdig an: Nach sieben Jahren erhält die Initiative einen Zuschuß von rund 100 Mark pro Kind, sagt Jugendamtsleiter Herwart Rose.

Dennoch bleiben die finanziellen Möglichkeiten äußerst beschränkt: "Wir haben kein Polster", berichtet Vorstandsmitglied Christine Schäfer. Größere Investitionen seien nicht möglich. Um die Auflagen des Gesundheitsamtes zu erfüllen, sei beispielsweise ein kostenträchtiger Umbau der Küche notwendig. Deshalb müssen nach wie vor bestimmte Eltern zu Hause das Mittagessen zubereiten. Vor dem Standortwechsel sah das Konzept eine starke Einbindung der Großen vor. Sie mußten nicht nur die Vereinsarbeit bewältigen, sondern auch bei der täglichen Betreuung zwischen 8 und 14.30 Uhr helfen. Diese Aufgabe sollen nun verstärkt die Mitarbeiterinnen - eine Erzieherin, eine angelernte Hilfskraft sowie nach Bedarf eine Springerin - übernehmen. Der Grund für dieses neue Konzept liegt in der veränderten Einstellung: "Die Eltern sind nicht mehr bereit, sich zu engagieren", hat Christine Schäfer erkannt. Sie kann allerdings auch als Studentin ihre täglichen Arbeitszeiten flexibler gestalten als manche Berufstätigen. Deshalb übernehme sie auch freiwillig mehr Aufgaben als andere.

Wer sein Kind in der Spielstube mit 15 Plätzen anmelden möchte, muß aber zumindest dazu bereit sein, etwa alle drei Monate den Generalputz am Wochenende zu übernehmen. Auch einen Besuch der alle sechs bis acht Wochen stattfindenden pädagogischen Elternabende sei notwendig. Nicht zuletzt deshalb, weil die Eltern dort auch ihre Vorstellungen einbringen können.

Mütter und Väter sollen eben nicht nur ihre Kleinen vor der Tür einfach abgeben, sondern den Betrieb im engen Kontakt mit den Betreuerinnen nach ihren Wünschen mitgestalten. 150 Mark zahlen sie monatlich für einen Ganztagsplatz, 135 Mark für die Halbtagsbetreuung - hinzu kommen jeweils die Kosten für das Frühstück.

Eltern mit zu jungem Nachwuchs hatte die Initiative in der Vergangenheit nur anbieten können, ihnen Kontakte zu Leuten in der gleichen Situation zu vermitteln. Auf privater Basis entstanden so kleine Gruppen, die sich trafen, berichtet Peter Horak, ebenfalls Vorstandsmitglied. Deshalb begrüßt er ausdrücklich die Initiative "Hanauer Winzlinge", die nach längeren politischen Diskussionen ihre geforderten Zuschüsse für die Krabbelstube erhält, die sie im August in einem Nebengebäude von Schloß Philippsruhe eröffnet.

Inzwischen haben die beiden einzigen Privatinitiativen für Kinderbetreuung in Hanau Kontakt zueinander aufgenommen. Bei einer engeren Kooperation wäre es durchaus möglich, daß zu alt gewordene "Winzlinge" in die Spielstube wechseln, überlegt Christine Schäfer.

Daneben hofft sie, daß demnächst die Parkplätze im Hof in der Herrnstraße entwidmet werden, die der "Verein zur Förderung des Kindes" gemietet hat. Dort sollen keine Blechkarossen rollen, sondern Tretautos und Rädchen.

Wer sich für einen Betreuungsplatz in der Spielstube interessiert, kann sich an Christine Schäfer oder Robert Horak, Rufnummer 5 41 00, wenden. jur

Bei Kortouglous geht's gemütlich zu "Tannenhof" lädt zum Entspannen ein /Die Tsatsiki-Schüssel wiegt manchmal 30 Kilo Von unserem Redaktionsmitglied Achim Ritz HAINBURG. Der Alptraum eines jeden Besuchers im Biergarten kann im "Tannenhof" sogar Spaß machen: Wenn an einem sommerlichen Abend ein Gewitter aufzieht und es anschließend wie aus allen Rohren gießt, gibt es an den Tischen hinter dem roten Backsteinhaus kein Chaos. Die Leute stellen sich gemütlich unter der Kastanie zusammen oder gehen vor zur überdachten Theke und trinken dort ihr Weizenbier oder ihren Ebbelwoi aus. Manchmal holen Maria oder Vassiliki Kortouglou für die Gäste Handtücher aus dem Haus "und dann läuft der Betrieb irgendwie weiter, das ist eine tolle Atmosphäre", beschreibt Maria solche Situationen. Hektik und Streß kommt von seiten der griechischen Bedienung nicht auf, "die Leute sollen sich ja hier wohlfühlen," meint Maria Kortouglou, die junge Inhaberin der Gartenwirtschaft bei Klein- Krotzenburg. Und diese Atmosphäre will die Familie auch bei einem plötzlichen Sommerregen vermitteln.

Urgemütlich ist es an den weißen Tischen mit den Plastik- und Holzstühlen unter den alten Kastanien. Kein Autolärm stört hier abseits im Wald die Idylle. Der Blick geht ins Grüne zu den Tannen, Buchen und Birken. Die Bedienung strahlt Freundlichkeit und Ruhe aus, die den Besuch im Schatten der Laubbäume des Tannenhofes zu einer echten Entspannung werden läßt. Das gefällt den Gästen, denn sie kommen immer gern wieder, "manche gleich mehrmals die Woche", wie Maria Kortouglou weiß. Ansonsten wird die Gartenwirtschaft nicht nur von den Einheimischen aus Hainstadt und Klein-Krotzenburg frequentiert, sondern von vielen Leuten aus Mühlheim, Offenbach, Seligenstadt und anderswo, die es sich nach der Radtour am Main an den Tischen hinter dem Haus bequem machen.

Dabei wird den Besuchern aus nah und fern von den griechischen Inhabern des Tannenhofes ein reichhaltiges Angebot aus der Küche serviert. Selbstverständlich stehen Mousaka, Tsatsiki oder verschiedene Salate ganz oben auf der Speisekarte. Doch auch das Rumpsteak oder die kleinen Schnitzel für die Kinder fehlen nicht. Wer Pizza möchte, ist hier im Wald ebenfalls richtig und kann aus rund zehn verschiedenen Variationen seine Lieblingssorte wählen. Für Freunde italienischer Küche bieten die Kortouglous außerdem Mozzarella mit Tomaten und Basilikum. Doch Tsatsiki, die frische Quarkspeise mit Gurken und Knoblauch, geht am besten, manchmal wiege die große Schüssel fast 30 Kilo, sagt Mutter Vassiliki.

Wenn es die ersten Gäste schon am Morgen kurz nach der Öffnung des Lokals unter die Kastanien zieht, werden drin im Haus noch die Auberginen vorbereitet, der Schafskäse geschnitten oder das Hackfleisch gerollt. Dem großen Ansturm ist die Küche gewachsen, doch wenn alle 50 Tische besetzt sind, müssen die Gäste schon mal bis zu einer Stunde auf das Essen warten. Doch die kurze Stippvisite findet im Tannenhof auch selten statt. Wer die Ruhe und das Essen im Freien genießen möchte, bleibt länger und kommt dann vielleicht auch mit den Inhabern ins Gespräch, die mit ihren Gästen gern 'mal plaudern. Vorn an der Holztheke neben dem Zapfhahn läuft meist die Musik eines hessischen Radiosenders. Da hört der Gast keine griechischen Klänge, sondern aktuelle Lieder aus der Pop- und Rockszene. Am Dienstag gab's auch die Durchsage über Gewitter und Überschwemmung in Fulda, doch bei Klein-Krotzenburg war noch alles eitel Sonnenschein.

Der Besuch lohnt sich nicht nur für die Erwachsenen. Die Kleinen können sich gleich nebenan auf einem Spielplatz austoben, während Papa und Mama den Bembel leeren oder sich beim Mineralwasser erfrischen.

Der große Steingrill vor dem Holzanbau des Hauses bleibt an heißen Sommerabenden kalt und wird von Blumen auf dem Rost geschmückt. Gern hätten die Gäste bei der Zubereitung der griechischen Spezialitäten ab und zu einen Blick nach nebenan zur Köchin am Grill geworfen. Doch aus Gründen des Brandschutzes darf dort kein offenes Feuer sein, betont Maria Kortouglou mit enttäuschter Miene.

Der Weg durch den Wald zum Tannenhof ist nicht leicht zu finden. Kein Schild weist auf die Gartenwirtschaft hin. "Werbung müssen wir gar nicht machen, es kommen auch so immer wieder viele Leute", sagt Maria Kortouglou. Es spricht sich 'rum, wo der Tannenhof liegt und wer noch nicht davon gehört hat, fährt am besten von der Hauptstraße über die Fasaneriestraße zum Triebweg, bis die Schienen die Fahrbahn kreuzen und dann immer geradeaus zur großen Kastanie hinter dem alten Backsteinhaus.

Streit um Dezernenten: Grüne drohen mit rechtlichen Schritten Kommunalrechtler Foerstemann gibt Bürgermeister Felix recht / Auch in Frankfurt ist ehrenamtlicher Stadtrat Dezernent

HOFHEIM. Disziplinarrechtliche Schritte gegen Bürgermeister Rolf Felix (CDU) erwägt jetzt die Grüne Offene Hofheimer Liste (GOHL). Sie wirft dem Verwaltungschef vor, mit der Ernennung dreier Stadträte zu Dezernenten gegen die Hessische Gemeindeordnung verstoßen zu haben.

"Es ist zwar rechtlich zulässig, daß der Bürgermeister seine Vertreter bestimmt, doch kann er keine neuen Dezernenten schaffen, die der Stellenplan nicht vorsieht", betont GOHL-Sprecherin Brigitte Friedrich. Der Bürgermeister sei an den Stellenplan gebunden, der vom Parlament mit dem Haushalt jährlich beschlossen werde und ihn bei der Besetzung der Posten binde.

Aus Sicht der Grünen Offenen Liste hat Felix das Stadtparlament überrumpelt, indem er Dora Neuhold (SPD), Wolfgang Sittig (CDU) und Lothar Sangmeister (Freie Wählergemeinschaft) während der Sommerpause ohne vorherige Information der Fraktionen zu Dezernenten für die Bereiche Kultur, Ordnungsamt und Soziales bestimmt habe. Sie sollen ihn von Aufgaben entlasten, die in den Zuständigkeitsbereich des seit Monaten kranken Ersten Stadtrats Dr. Roman Sartowski fallen.

Grundsätzlich haben die Hofheimer Grünen nichts dagegen, daß der Verwaltungschef Sartowski von ehrenamtlichen Magistratsmitgliedern vertreten läßt. Nicht korrekt sei es aber, wenn er sie offiziell zu Dezernenten ernenne.

In der nächsten Sitzung des Stadtverordnetenvorstands im August will die GOHL das Thema zur Sprache bringen. Sollte Felix dann nicht auf die Bedenken der Grünen eingehen und die Dezernenten- in Vertreterposten umwandeln, will die Fraktion rechtlich ihre Position durchfechten.

Doch gute Chancen hat sie dabei nach Auffassung von Kommunalrechtler Friedhelm Foerstemann beim Hessischen Städte- und Gemeindebund nicht. "Der Bürgermeister kann die ehrenamtlichen Stadträte laut Hessischer Gemeindeordnung ohne weiteres mit Dezernaten betrauen. Denn er trägt ja auch die politische und rechtliche Verantwortung dafür, daß in der Verwaltung alles funktoniert."

In Frankfurt wird diese Dezernats- Verteilung schon lange praktiziert: Dort ist ein Grüner, der ehrenamtliche Stadtrat Daniel Cohn-Bendit, Dezernent für mulitkulturelle Angelegenheiten.

Völlig abwegig ist nach Foerstemanns Einschätzung das GOHL-Argument, die Dezernenten müßten im Stellenplan aufgeführt werden. Sie könnten allenfalls höhere Aufwandsentschädigungen bekommen, die sich aber auf den Stellenplan nicht auswirkten.

"Ich habe ja auch keine neuen Dezernenten eingestellt, sondern nur die Geschäfte, die der Erste Stadtrat derzeit nicht führen kann, an gewählte ehrenamtliche Stadträte verteilt, die dafür kein Gehalt bekommen", betont Felix. Und die Geschäftsverteilung sei alleine Sache des Bürgermeisters und nicht der Stadtverordnetenversammlung. Sobald der Erste Stadtrat aber wieder an Bord sei, trete natürlich die alte Regelung in Kraft.

Nicht praktikabel findet Bürgermeister Felix den Alternativvorschlag der Grünen, er solle den Amtsleitern im Rathaus mehr Kompetenzen geben. "Die können nur sachliche Entscheidungen treffen und keine politischen Wertungen." ubk

Umgehung Ober-Mörlen Gegner wanderten entlang der Trasse

BAD NAUHEIM. Reges Interesse fand die von der Naturschutzgruppe Bad Nauheim organisierte Wanderung entlang der geplanten Trasse der umstrittenen Bundesstraße 275 a. Nahezu 50 Personen fanden sich trotz Ferienzeit, Rosenfest und Badewetter am vergangenen Sonntag ein, um sich die Auswirkungen der geplanten weiträumigen Südumgehung Ober-Mörlens und Bad Nauheims auf Natur und Landschaft vor Ort anzusehen.

Die Gruppe wanderte vom südwestlichen Ortsende Bad Nauheims zur Hofmannseiche im Gebiet rund um den Dammacker nördlich des Galgenkopfes. Der Vorsitzende der Naturschutzgruppe, Professor Dr. Wilfried Hausmann, und der Naturschützer Werner Köhler zeigten die von der Straße bedrohten wertvollen Biotope und schilderten die befürchtete Veränderung der Landschaft durch die geplante Straße.

Die "deutlich überwiegende Mehrheit" (Hausmann) der Teilnehmer unterstützte die Forderung der Naturschutzgruppe, daß dieses für die Natur und die Naherholung so wichtige Gebiet nicht durch eine Bundesstraße zerschnitten werden dürfe.

Über 30 Teilnehmer sicherten der Naturschutzgruppe zu, sie in ihrem Widerstand gegen die geplanten Bundesstraße 275 a zu unterstüzten. Hausmann freut besonders, daß darunter auch sechs Ober-Mörler Bürger sind. Hausmann: "Das zeigt, daß auch dort das Straßenbauprojekt B 275 a nicht nur begeisterte Zustimmung findet." ieb

Vor der Hilfe erst bezahlen Der Not-Installateur hat Angst vor "Schwarzen Schafen"

Ein Wochenende ohne Wasser, da hört für FR-Leserin Anne S., Hausmeisterin eines Zehn-Familien-Hauses, der Spaß auf. Am Freitagabend war es soweit: Im dritten Stock platzte ein Wasserrohr, das Wasser "sprühte raus". Was tun in so einer Lage? Anne S. rief die Feuerwehr an, dort erhielt sie die Nummer eines Notdienstes. So schien sich das Problem schnell zu lösen, schließlich würde ja sofort ein Installateur kommen. Und tatsächlich kam der Mann auch, nur anstatt seine Werkzeuge auszupacken, wollte er erst mal Bares sehen.

"700 Mark wollte er gleich auf die Kralle haben. Nachts um 12 Uhr", ärgert sich Ehemann Konrad S.. Nachdem das Hausmeisterehepaar angeführt hatte, daß es selber nicht zahle, sondern die Hausverwaltung, war für den Installateur das Gespräch beendet. "Die steht bei mir auf der Schwarzen Liste", soll er gesagt haben. Das Ende vom Lied beschreibt das Ehepaar so: "Wir mußten das Wasser übers Wochenende abdrehen. Jeder durfte nochmal Badewanne und Eimer vollaufen lassen."

Der Installateur sieht die Sachlage anders: "Der Notdienst muß bezahlt werden. Wir sind sonst die Dummen." Auch für Obermeister Karl-Heinz Leichum von der Innung für Sänitär- und Heizungstechnik muß die Hilfe in der Not erst einmal vergütet werden, schließlich seien das ja alles private Firmen. "Es ist so üblich, daß wir das Geld gleich verlangen", erklärt er. Denn es gebe wie überall auch bei den Kunden "Schwarze Schafe, die dann nicht bezahlen". Bei Stundenpreisen von 70 Mark - "mit Nachtzuschlag 100 Mark" - erscheinen seine Ängste nicht ganz unberechtigt.

Normalerweise sei der Notdienst nur für den gröbsten Schaden zuständig, "die Hauptarbeit wird dann an Wochentagen mit normalen Tarifen erledigt". Beim beschriebenen Fall könne es sich um "einen Grenzfall" handeln, erklärt der Obermeister. Für den Installateur bringt er Verständnis auf: "Man macht eben nicht gerne eine Arbeit, wo man weiß, daß man kein Geld bekommt." Im allgemeinen habe sich der Notdienst - seit zehn Jahren gibt es ihn, sehr gut bewährt und "wir helfen auch sehr gerne". Aber, und das muß klar sein: "Ohne Bezahlung geht nichts." wob

München bestreitet Schüsse der Polizei auf Olympia-Opfer

fa MÜNCHEN, 23. Juli. Bayerns Justizministerin Mathilde Berghofer-Weichner hat 20 Jahre nach dem Olympia-Attentat von 1972 in Israel kursierende Meldungen zurückgewiesen, wonach ein Großteil der israelischen Geiseln damals durch Polizeikugeln gestorben sein sollen. Vor dem Bayerischen Landtag zitierte die Ministerin aus dem waffentechnischen Gutachten des Bayerischen Landeskriminalamtes vom Januar 1973. Darin heißt es wörtlich: "Die Gegebenheiten am Tatort erlauben folgende Aussage: Kein Israeli wurde durch ein Polizeigeschoß getötet."

Die damaligen Untersuchungen, so Berghofer-Weichner, hätten ergeben, daß es sich bei den Steckschüssen der Opfer ausschließlich um Eisenkerngeschosse gehandelt habe, die von der deutschen Polizei nicht verwendet würden. Die neuen Gerüchte um das Olympia-Attentat basieren auf angeblichen Untersuchungsunterlagen, die den Hinterbliebenen der Opfer zugespielt worden sein sollen. Die Quelle ist jedoch nicht näher präzisiert worden. Der Grünen-Fraktionssprecher Manfred Fleischer hatte entsprechende Rundfunkmeldungen in einer Landtagsdebatte erwähnt.

Über hundert Karbener zieht's nach Luisenthal Die Wetterauer wollen am kommenden Wochenende mit den Thüringern Verlobung feiern

KARBEN. Der Spielmanns- und Fanfarenzug Okarben fährt, die zahlenstarke Stadtkapelle ebenso, und Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung sind auch gen Osten unterwegs. Ziel der mehr als einhundert Karbener ist die kleine Gemeinde Luisenthal in Thüringen. Es könnte ja sein, daß die 1500-Einwohnergemeinde nahe Gotha, sechs Kilometer von dem östlichen Skiparadies Oberhof entfernt, eine Patenschaft mit Karben eingeht. Die Aussichten dafür sind positiv. Kein Wunder also, daß sich die Karbener mächtig ins Zeug legen, um am kommenden Samstag und Zum Ohratalsperrenfest Sonntag, 25./26. Juli, am 20. Ohratalsperrenfest in Luisenthal teilzunehmen.

Man erinnert sich. Die DDR war noch nicht endgültig zusammengebrochen, als das Stadtparlament erst die Absicht bekundet hatte, mit einer Stadt möglichst in Ungarn eine Städtepartnerschaft aufnehmen zu wollen und wenig später ein weiterer Grundsatzbeschluß gefaßt wurde, eine Partnerstadt in der inzwischen gewendeten "DDR" zu suchen. Der damalige Bürgermeister Paul Schönfeld und auf eigenen Wegen auch der damalige Erste Stadtrat Detlev Engel kurvten im Osten herum. Mal war Zella-Mehlis ins Auge gefaßt, mal Markleeberg bei Leipzig und schließlich der grenznahe Ort Kirchheilingen, der vor allem durch sein Supergefängnis einen Namen hatte. Kirchheilingen hat sich mittlerweile auf Betreiben seiner offenbar einflußreichen Freiwilligen Feuerwehr nicht nach Karben, sondern an einem Ort nahe Kassel orientiert.

Parallel dazu hatten sich schon vor drei Jahren, also mitten in der Wendezeit, Kontakte zwischen den Okärber Spielleuten und Musikanten aus Luisenthal ergeben. Die Thüringer waren mehrfach in Karben. Im Gegenzug hat es Besuche der Okärber in Luisenthal gegeben.

Aus der thüringischen Kleingemeinde war Anfang diesen Jahres eine offizielle Delegation im Karbener Rathaus und signalisierte die Aufnahme einer patenschaftlichen Verbindung. Detlev Engel, inzwischen Bürgermeister geworden, bot an, Verwaltungsangestellte "von drüben" im hiesigen "Weißen Haus" schulen zu wollen. Der Besuch der Mandatsträger und Magistratsmitglieder gilt als offizieller Gegenbesuch bei den Luisenthalern.

Das 20. Ohratalsperrenfest wartet mit einem großen Vergnügungspark auf und mit einem dichten Veranstaltungsprogramm. Teilnehmen werden Blasorchester, das Helbetal-Duo will auftreten, die Trachtengruppe Tabarz und die "Original Thüringer Musikanten" haben sich angesagt. Es gibt böhmische und einheimische Musik. Das Grunaer Showorchester verheißt "Super-Stimmung". Clowns treten auf, die Goldau-Musikanten, und als Knüller wird der Auftritt der Stadtkapelle Karben angekündigt, die am Sonntag im Morgengrauen nach drüben fahren und nach dem von 10 bis 12 Uhr angekündigten Intermezzo schon um 17 Uhr wieder zu Hause sein will.

Daß die Luisenthaler auch Fanfarenzüge aus Gießen und von der Jugendfeuerwehr des Ortes Auriol in Frankreich sowie den des Jodelns mächtigen Japaner Takeo Ischi eingeladen haben, wird imhiesigen Rathaus so gewertet, daß die dortige Gemeindeverwaltung alles tut, um - von woher auch immer - Gäste für die Fremdenbetten zu finden. Noch im Kreis Gotha Der Aufnahme einer Patenschaft zwischen Karben und Luisenthal steht nur scheinbar entgegen, daß die thüringische Fremdenverkehrsgemeinde nicht im Kreis Bad Langensalza, sondern im Kreis Gotha liegt. Im Kreis Bad Langensalza, mit dem der Wetteraukreis verschwistert ist, sollten nach dem Wunsch des Landrats Partner- oder Patengemeinden nach Möglichkeit liegen. In Karben rechnet man aber damit, daß im Zuge der östlichen Gebietsreform die Kreise Bad Langensalza und Gotha verschmolzen werden. So könnte eines Tages die Patenschaft zwischen Karben und Luisenthal auch das Wohlgefallen des Landrats finden. hm

Einzelhandel mahnt Bonn zur Zurückhaltung BAG warnt vor weiteren Lasten für Haushalte / Konsumklima flau / Geschäfte stagnieren

has FRANKFURT A. M. Angesichts des seit Mitte vergangenen Jahres flauen Konsumklimas hierzulande richtet der Einzelhandel mahnende Worte an die Adresse der Bonner Politiker. "Wir hoffen, daß nicht wieder eine Diskussion über zusätzliche Belastungen der Haushalte anhebt", sagt Walter Deuss. Der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandels (BAG) und Chef des Warenhauskonzerns Karstadt verweist in diesem Zusammenhang auf die "negativen psychologischen Effekte", die schließlich zu Kaufzurückhaltung bei den Kunden führen. In der zweiten Hälfte 1992 baut Deuss auf "munterer laufende Geschäfte", nachdem der Umsatz im ersten Semester preisbereinigt um "mindestens zwei Prozent" das Ergebnis aus dem Vorjahreszeitraum verfehlte. Vollere Kassen verspricht sich der Handel vor allem aus zwei Gründen, zum einen wegen des Fortfalls des Solidaritätszuschlags, zum anderen wegen der Hoffnung auf vorgezogene Anschaffungen der Bürger angesichts der Anfang Januar anstehenden Mehrwertsteuererhöhung. Deuss: "Ob dies allerdings ausreicht, das Konsumklima der privaten Haushalte nachhaltig zu verbessern, hängt nicht zuletzt davon ab, ob es wieder zu einer mißlichen Sommerlochdebatte oder gar zu Regierungsbeschlüssen über weitere Abgabenerhöhungen", etwa für das Autofahren, komme.

"Von großer Vorsicht" geprägt sind unterdessen die Erwartungen der BAG-Mitglieder. Sie wären zufrieden, wenn sie per Jahresultimo ein nominales Umsatzwachstum von drei bis vier Prozent erreichen würden. Real, also preisbereinigt, hieße dies Stagnation des Geschäfts, nachdem 1991 noch eine Erlössteigerung von 4,3 Prozent herausgesprungen war. Deuss betont zwar mehrfach, er sei "nicht pessimistisch", doch mit laut klingelnden Kassen rechnet er auch für 1993 nicht. "Wir haben keine rezessive, allenfalls eine stagnierende Entwicklung zu erwarten", sagt der BAG-Präsident. "Dämpfungserscheinungen von der Seite der Konsumentenkredite her" dürfte seiner Ansicht nach die Erhöhung des Diskontsatzes durch die Bundesbank bringen. Übrigens: Sinkende Umsätze registrierte der Handel zuletzt 1982.

Daß die Händler Vorsicht walten lassen, läßt sich auch an den Lohn- und Gehaltslisten ablesen. "Kein einziger Betrieb" stellte zuletzt zusätzliche Vollzeitkräfte ein. Laut BAG-Umfrage reduzierte ein Fünftel der Unternehmen die Zahl der Vollbeschäftigten, ein Viertel verringerte den Bestand an Teilzeitkräften. Im Jahresdurchschnitt 1991 verdienten im Handel 2,4 Millionen Leute ihr Geld, 36,8 Prozent davon durch Teilzeit-Jobs.

Für das im zweiten Halbjahr 1992 zum Verkauf kommende Sortiment mußte der Einzelhandel durchschnittlich 3,5 Prozent mehr beim Einkauf berappen. Erstmals seit dem Zeitraum Juli bis Dezember 1991 habe sich die Zuwachsrate "nicht weiter erhöht", erläutert Deuss. Daß der Preisanstieg wiederum deutlich niedriger ausfällt als die Zunahme der allgemeinen Lebenshaltungskosten liegt seinen Worten zufolge nicht zuletzt an den forcierten Importen. "Wegen der günstigen Wechselkursentwicklung", insbesondere beim Dollar, sei die Attraktivität von Einfuhren zur Bestückung des Sortiments "als sehr hoch einzustufen". Um wieviel die Einkäufe des Handels im Ausland gesteigert wurden, will der BAG-Präsident allerdings nicht verraten.

Überdurchschnittlich teurer waren bei den Orders der Firmen vor allem Nahrungs- und Genußmittel (ohne Frischwaren). Bei dieser Warengruppe ergaben sich Aufschläge von 3,5 bis 4,5 Prozent. Auch die Einkaufspreise für Damenmode kletterten stärker als der Schnitt, was Deuss mit besserer Qualität erklärt. "Vergleichsweise günstig" hätten sich die Händler hingegen Textilien für Herren beschaffen können. Mancher Kunde dürfte demnächst beim Erwerb von Parfümerie- und Kosmetikprodukten die Nase rümpfen, weil deren Einkaufspreise deutlich nach oben gingen.

Auf Schritt und Tritt begegnet einem das Maskottchen der Olympischen Spiele Selbst der verzierte Zuckerlöffel ist auf den Hund gekommen "Cobimanie" nicht nur auf der Ramblas / Geschäft mit "Cobi" brachte dem IOC bislang schlappe 360 Millionen Mark ein

Zuerst konnte ich gar nichts mit ihm anfangen. Eher häßlich, dicker Kopf, verbogene Nase, ganz wenig Haare, mit seinen kurzen Beinen und dem leichten Bauchansatz alles andere als sportlich. Dazu noch diese steif ausgestreckten Arme mit den merkwürdig gespreizten Fingern. Aber dann - dieses schräge Lächeln, leicht verschmitzt und überhaupt nicht arrogant. Irgendwie sympathisch. Und wie er die Arme ausbreitet, das ist richtig vertrauenserweckend. Da kann man sich reinschmeißen und wird umarmt wie ein Bruder oder eine Schwester.

Doch, dieses kleine Kerlchen hat was. Ist anders als die anderen vor ihm. Die waren nur allerliebste Knuddeltierchen. Inzwischen finde ich ihn richtig nett. Ich kann auch gar nicht anders, denn er begegegnet mir auf Schritt und Tritt mit seiner Freundlichkeit. Cobi ist überall. Es muß vielen so gehen wie mir. Denn der menschelnde Hund ist das erfolgreichste aller bisherigen Olympiamaskottchen. Kreiert hat ihn der spanische Star-Designer Javier Mariscal.

Cobi ist nicht einfach eine Kopfgeburt, verrät das Olympische Organisationskomitee von Barcelona. Der "traditionelle katalanische Pyrenäen-Berg-Hund" inspirierte den Kreativen dazu. Auf den katalanischen Straßen schnüffeln zwar vorwiegend deutsche Schäferhunde und Promenadenmischungen herum. Und so sich einer jener Exemplare doch mal dorthin verirren sollte, wird die Ähnlichkeit nicht gerade auffallen. Aber wir wissen ja jetzt offiziell: Traditionalität vermischt sich bei Cobi mit Design, genauso wie in dem neuen Barcelona. Darauf ist man stolz.

Cobi juckt das alles nicht. Er grinst sich einen. Und dieses Lachen verkauft sich prächtig. Seine Vermarktung schlägt alle Rekorde. Da kommen selbst seine Vorläufer, Adler Sam von Los Angeles oder Tiger Hodori von Seoul, nicht mit: Insgesamt brachte das Geschäft mit dem schrägen Hündchen dem olympischen Komitee umgerechnet runde 360 Millionen Mark ein. Das Geld steuerten die 27 Sponsoren und 64 Betriebe bei, die den kleinen Freund auf ihren Produkten strahlen lassen wollen. Denn er lacht nur auf Lizenz.

Wer nicht alles mit Cobi "friends for ever" sein will: Er braust im Seat-Auto, stößt mit Estrella-Bier und Coca Cola an, trägt rotgewandet eine Flasche Freixenet-Sekt unter dem Arm, trinkt Cola Cao, tüftelt am IBM-Computer, hört Musik aus dem Panasonic-Recorder, holt sich Energie von Mars, schleckt Frigo-Eis. "Cobimanie" hat auch die Souvenir-Geschäfte entlang der Flaniermeile Ramblas erfaßt. Schlüsselanhänger, Becher, Stifte, Geschenkpapier, sind Standard. Er erscheint auf Ansteckern in allen möglichen Stellungen, ist in Gummi-Bälle eingeschweißt, als Aufblaspuppe ohne, als Schmusetierchen mit Fell, Größe nach Belieben. Auch der immer wieder gern als Mitbringsel verschenkte Zuckerlöffel, sonst attraktiv verziert mit dem Berliner Bären oder dem Eiffelturm, ist auf den Hund gekommen.

Es geht natürlich auch teurer und edler. Die Geschäfte sind dementsprechend. Für Ihn: Eine Seiden-Cobi-Krawatte in rot und blau, 100 Mark, dazu gleich der passende Halter, das Doppelte. Diskreter: ein paar Socken. Für die Dame: Einen kleinen Freund im Ohr wünschte sie sich doch schon lange. Vielseitig verwendbar kostet der 23 Zentimeter große Aluminium-Steh-Cobi 250 Mark, wesentlich kleiner, dafür in Silber und mit einem kunstvollen Holzkästchen als Zugabe, ist er für 550 Mark zu erstehen.

Wer wollte nicht mal herzhaft in ein Cobi-Brot beißen, das Tierchen als Bonbon lutschen oder ein Schokoladen-Beinchen von ihm anknabbern? Ich habe mir ein Cobi-Eis gekauft. Mit Erdbeer-, Sahne und Schokoladengeschmack. Und als es mir so unter den Fingern wegschmolz, da habe ich mich gefragt: Gibt es Cobi eigentlich auch als Frau?

NICOLE SCHMIDT

Freitag, 24. Juli

Theater Volkstheater, Tel. 28 86 98: 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 21 Uhr, V-Tol Dance Company - "Time Spent in the Company"; Studiobühne: 22.30 Uhr, "Watchman" (Kurzspielfilm).

Kammeroper, Kastanienallee: 20.30, "Untreue lohnt sich nicht" (Premiere).

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Variete-Revue. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Funky Discothek - Black Music.

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eugene Brosnan.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, B-Ebene.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Mallet.

Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Karaoke - Jahresendausscheidung.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, United Jazzband.

Palais Osthafen, Daimlerstraße: 22.30 Uhr, Red Hot Salsa Grooves - Dancefloor.

Zachäusgemeinde, Kelsterbacher Str. 41-43: 19 Uhr, Liederabend "Blumenlieder".Samstag / Sonntag,

25. / 26. Juli

Theater Volkstheater Frankfurt, Tel. 28 86 98: Sa., 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: Sa., 21 Uhr, V-Tol Dance Company - "Time Spent in the Company of Bad People"; Studiobühne: Sa./So., 22.30 Uhr, "Watchman" (Kurzfilm). Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 u. 23.30 Uhr, Variete- Revue. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Zabriskie Point - "Musik zwischen Steps Ahead & Miles David".

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eamonn Comerford; So., 15.30 Uhr, Declan Downey.

Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, B-Ebene; So., 19 Uhr, Third Man Lost.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 19 Uhr, Phantarmor; So., 19 Uhr, Bullshit.

Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Karaoke - Jahresendausscheidung.

Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, Hank English Trio; So., 22 Uhr, Piano George.

Summertime Festival: So., 11 Uhr, X- Legged Sally, Historisches Museum, Saalgasse 19; So., 11 Uhr, Skiffle Train - Folk & Country, Burggraben Höchst.

Palmengarten, Siesmayer Str. 63: Sa., 15.30 Uhr, Seementaler Musikanten; So., 15.30 Uhr, Musikverein Waldaschaff.

Kulturkreis Östliches Frankfurt: So., 11 bis 13 Uhr, Rolly Gassmann - Jazzband; Fechenheim, Burglehen/Linn (bei Regen im JUZ Fechenheim, Starkenburger Str. 1).

Palais Osthafen, Daimlerstr./Schielestr.: Sa., 22.30 Uhr, Dancefloor - Black Music Soulful Party.

Kammeroper, Kastanienallee: Sa./So., 20.30 Uhr, "Untreue lohnt sich nicht".

Lieder im Park, Grüneburgpark (bei schlechtem Wetter in der Brotfabrik): Sa., 15 Uhr, Thomas Fritz & Band, Anne Haigis, Ralf Olbrich, Toca Bonito, Terem & Amateurparodisten.

Bonner Eigentor bei Rauchern Tabaksteuererhöhung läßt Zigaretten-Absatz stark schrumpfen

rb FRANKFURT A. M. Mit der jüngsten Erhöhung der Tabaksteuer zum 1. März hat die Bundesregierung fiskalisch ein Eigentor geschossen, gesundheitspolitisch jedoch einen Erfolg zu verbuchen: Im laufenden Jahr dürfte hauptsächlich dadurch der Zigarettenkonsum in Deutschland um rund 18 Milliarden auf nur noch 132 Milliarden Glimmstengel schrumpfen. Statt Mehreinnahmen von 1,1 Milliarden Mark bleiben den Staatskassen am Ende sogar 250 Millionen weniger als 1991. Zu diesem Ergebnis gelangt das Münchner Ifo-Institut.

In den ersten fünf Monaten brachten die Hersteller insgesamt zwölf Prozent weniger Zigaretten an die Raucher. Von diesem Rückgang ist allerdings nur ein knappes Drittel echtem Qualm-Verzicht zuzuschreiben. Der Rest geht auf das Konto der Umsteiger, die nun verstärkt zu Selbstgestopften oder -gedrehten greifen. Auch der Zigarettenschmuggel habe "trotz intensiver Fahndung der Zoll-Sonderkommission ,Blauer Dunst' eher zugenommen", meint das Institut.

Der Grund für den Absatzschwund liegt einmal in der Tatsache, daß die Industrie im Kielwasser des Fiskus seit September 1991 ebenfalls kräftig zulangte. So lag der Preis vor Steuern je Glimmstengel im Mai mit durchschnittlich 5,9 Pfennig um sechs Prozent höher als vor einem Jahr. Einschließlich Mehrwert- und Tabaksteuer zahlt der Raucher inzwischen 22,6 Pfennig - eine Steigerung um acht Prozent. Dabei ist berücksichtigt, daß in den vergangenen Monaten noch zahlreiche Lager-Packungen mit dem alten Steuerniveau verkauft wurden.

Der zweite Grund ist die Art und Weise,wie die Erhöhung diesmal überwälzt wurde. So kletterte der Preis für eine Automatenpackung von vier auf fünf Mark, wobei statt 18 Stück nunmehr 21 enthalten sind. Dadurch wurde die Verteuerung offenbar stärker empfunden, glaubt Ifo: "Trotz der teilweise wieder volleren Pakkungen hat offensichtlich weniger der gestiegene Stückpreis, sondern mehr der deutlich stärker erhöhte Packungspreis den Ausschlag für das kraß veränderte Konsumentenverhalten gegeben."

Die früheren beiden Steuererhöhungen in den Jahren 1977 und 1982 waren zwar stärker ausgefallen als die jetzige, hatten aber dennoch keinen so kräftigen Absatzschwund ausgelöst. Aus den damaligen Erfahrungen schließt Ifo jedoch, daß im kommenden Jahr etwa die Hälfte dieses Einbruchs durch die Rückkehr zu alten Gewohnheiten wieder wettgemacht wird. Trotzdem dürfte der Spitzenverbrauch von 150 Milliarden Stück im vergangenen Jahr "als einmaliges Ereignis der Vergangenheit angehören". Daraus folge auch, daß für den Fiskus diese Einnahmequelle in Zukunft "ausgereizt scheint".

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung (bis 3.8. geschlossen); Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Richard Diebenkorn - Fotoausstellung (bis 23. 8.); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.).

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 2. 8.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Vier Elemente - Drei Länder/Moderne Keramik aus der Sammlung Freudenberg" (bis 26. 7.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen" (bis 26. 7.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Sehnsucht Jerusalem" - Fotos (bis 12. 8.).

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: wegen Umbau geschlossen bis 15. 8.

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.); Sommerausstellung, "Alt-Frankfurt auf der Bühne - Adolf Stoltze und das Theater" (bis 31. 7.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtage am 2. und 16. August.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr; 24. 7. geschlossen.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr; Edvard Munch in Frankreich (bis 9. 8.).

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Listen im Portikus (bis 26.7.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Galerie Ikon, Deutschherrenufer 32, Tel. 61 50 26: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr; Aspekte der Arbeit von Garouste & Bonetti (bis 24. 7.).

Galerie Experimente Kunst, Gr. Seestr. 42 HH, Tel. 77 83 77: Do., 15.30 bis 20.30, Sa., 10 bis 14 Uhr; Ulrich Reuhl (bis 25. 7.).

Galerie Fenster, Dürerstr. 10: Mi. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Sa., 10 bis 12.30 Uhr; Architekturklasse der Städelschule - "Entwürfe ,Galopprennbahn Niederrad'" (bis 25. 7.).

Büchergilde Gutenberg, BFG-Hochhaus am Theaterplatz, Tel. 23 68 80: Mo. bis Fr., 9.30 bis 18.30, Sa., 9.30 bis 14 Uhr; Hubertus Giebe - Radierungen.

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr; Richard Hoeck - "Les plans elements originaux" (bis 25. 7.).

Galerie Loehr, Alt Niederursel 41, Tel. 57 58 55: Di. bis Fr., 15 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Gerald Domenig / Thomas Bechinger (bis 31. 7.).

Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Loic Le Groumellec.

Galerie der Dresdner Bank, Geschäftsstelle Schillerstr. 19: während der Geschäftszeiten; Susanne Melchert - Arbeiten auf Papier (bis 31. 7.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Joachim Kuhlmann - "Skulpturen & Zeichnungen.

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Max Neumann - Arbeiten auf Papier, Mischtechniken 1991 (bis 1. 8.).

Galerie von Miller, Braubachstr. 33, Tel. 69 29 19: Di. bis Fr., 12 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Alte Stammeskunst aus Afrika & Ozeanien "Die Perle".

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Halle Junge Kunst - Malerei; Hans Aichinger - Holzschnitte.

Galerie Raphael, Grüneburg Weg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Mircea Schlotter - "Acryl auf Leinwand und Papier - Lichtobjekte" (bis 8. 8.).

Aurum Galerie für Schmuck, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; "Kunstoff" - Objekte und Schmuck aus Kunststoff (bis 8. 8.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Inge Jastram, Hans-Ruprecht Leisz - Zeichnungen, Graphik & Arbeiten auf Papier.

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr; Grafik des Kapitalistischen Realismus.

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus., Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Edgar Augustin - Plastik und Zeichnungen (bis 20. 8.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien.

Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel. 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 28. 8.).

Galerie Helmut Papst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di. bis Mi., 17 bis 20 Uhr, Do. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Josef Scharl, Paul Kleinschmidt, Oskar Kokoschka, Maurice Cockrill, Hughie O'Donoghue, Arturo di Stefano, Douglas Portway - "Grafik" (bis 29. 8.).

Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.). Ausstellungen

Karmeliterkloster, Münzgasse 4: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr; Jahresausstellung Bundesverband Bildender Künstler (bis 26. 7.).

Villa Maybach, Dillenburger Str. 23: sonntags, 11 bis 19 Uhr; Arbeiten von Frauen (angewandt und frei), (bis 26. 7.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Sommerausstellung Malerei - Graphik - Kunsthandwerk (bis 26. 7.).

Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr; Wolfgang Krause Zwieback/H.-Christoph Bigalke/Erwin Stache - "Das ausgestellte Tafü-Lafö - Fotos, Sprachen, Zeichnungen, Klang, Objekte" (bis 30. 7.).

Maingas Galerie, Unter der Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Künstler aus den Neuen Bundesländern - "Lebens Energie" (bis 31. 7.); Barbara Kemper - Moderne skripturale Malerei (bis 1. 8.).

Universitätsbibliothek, Bockenheimer Landstr. 134-138: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr; Walter Jens - Bücher- & Dokumentenschau (bis 31. 7.).

Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 102: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, "Juden und Antisemitismus in Rußland 1900 - 1990".

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr; Internationaler Plakatwettbewerb zum Umweltgipfel in Rio (bis 2. 8.).

Dormitorium im Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Rolf Böttcher - Imagination der Zeit (bis 2. 8.).

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie Ost am Palmenhaus: "Faserpflanzen" (bis 16. 8.);Foyer der Galerie am Palmenhaus: Petra Levis - "Schatten Ranken Blüten" (bis 2. 8.).

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo., Mi., Do., 8 bis 18 Uhr, Di. & Fr., 8 bis 21 Uhr; Peter Hankel - "Arbeiten 1990-1992" (bis 7. 8.).

Gästehaus Goethe-Universität, Ditmarstr. 4: Martha Zuik, Oscar Manesi, Silvia A.P. Moreno, Zulema Maza - Graphische Blätter (bis 9. 8.).

Amerika-Haus, Staufenstr. 1: Mo. bis Fr., 9 bis 17.30 Uhr, Nikolaus Troxler - "Jazz Posters" (bis 14. 8.); Georg Lopata - "Bilder aus Atlanta & Georgia" (bis 28. 8.).

Saturn-Hansa, Berger Str. 125-129, Studio Nr. 1, I. OG: Manuela Schubert - Bilder (bis 20. 8.).

Naxos-Halle, Waldschmidtstr. 19: tägl. 10 bis 19 Uhr, Führungen sonntags, 11 Uhr; "In der Tradition der Moderne - 100 Jahre Metallgewerkschaften" (bis 23. 8.).

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr, Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).

Modellboote-Schau mit Shanty-Begleitung

BAD NAUHEIM. Von dem nostalgischen Ruderrettungsboot bis zur modernen Rettungsflotte werden Modellboote in der Trinkkuranlage des Hessischen Staatsbades im Rahmen einer Ausstellung vom 8. bis 16. August zu sehen sein. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger will damit die Bevölkerung über ihre Aufgaben und Arbeit informieren.

Der Traditionsspielmannszug der Turngemeinde Offenbach wird bei der Vorführung aller Modellboote am 9. August um 14 Uhr auf dem Teich der Trinkkuranlage dabei sein. Auch am 16. August werden die Boote in voller Aktion vorgeführt, dieses Mal begleitet von dem Shanty-Chor der Marine-Kameradschaft Lich. Die Ausstellung ist täglich von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr geöffnet. ub

Altpapier wird wieder abgeholt Bürger können bald auch Kunststoffe und Sperrmüll abgeben

WEHRHEIM. In der kommenden Woche werden in Wehrheim wieder die Altpapiertonnen geleert: Obernhain, Pfaffenwiesbach und Friedrichsthal sind am Dienstag, 28. Juli, an der Reihe. Wehrheim Ost folgt am Mittwoch, 29. Juli; Wehrheim West am Donnerstag, 30. Juli. Kunststoff wird in allen Ortsteilen am Dienstag 28. Juli, eingesammelt. Der nächste Termin ist dann erst wieder in vier Wochen: am 25. August. Wer seinen Sperrmüll loswerden will, hat dazu am Freitag, 31. Juli, Gelegenheit. Die ausrangierten Sachen werden abgeholt, wenn sie zuvor bei der Gemeindeverwaltung, unter der Telefonnummer 58 90, angemeldet wurden. Anmeldeschluß ist jeweils der Vortag bis 10 Uhr. Die Sperrmülltermine für den nächsten Monat sind am 14. und 28. August. cn

Mehr Bürofläche im Angebot Makler Zadelhoff: Preisanstieg in Frankfurt gebremst

cri FRANKFURT A. M. Unternehmen, die in Frankfurt ein Büro eröffnen wollen, können bei der Auswahl der passenden Räumlichkeiten wieder wählerischer sein. Nach Einschätzung der Immobiliengesellschaft Zadelhoff hat sich die Lage auf diesem Markt aufgrund der regen Neubautätigkeit entspannt. Nachdem das Angebot an freien Flächen Ende 1990 mit 100 0000 Quadratmetern seinen Tiefpunkt erreicht hatte, standen zwölf Monate später immerhin 251 000 Quadratmeter zur Verfügung, was etwa 75 Prozent des jährlichen Bedarfs und drei Prozent es Bestands an Büroareal entspricht. Und zusätzlicher Platz sei "in der Pipeline", sagt Michael Koch, Geschäftsführer Gesellschafter von Zadelhoff Deutschland. An der Gesellschaft sind die gleichnamige niederländische Gruppe und die Landesbank Rheinland-Pfalz je zur Hälfte beteiligt.

Bis 1993 dürften - bei etwa gleicher Nachfrage - noch einmal 100 000 Quadratmeter hinzukommen, meint Koch, so daß von 1994 mit "höheren Leerstandsarten" zu rechnen sei. Im internationalen Vergleich sei eine Rate von zu erwartenden "vier bis sechs Prozent" aber immer noch relativ niedrig. Der Immobilien- Experte begrüßt diese Entwicklung, denn somit könnte der Kunde in Zukunft "endlich wieder wählen". Außerdem werde sich das Angebot qualitativ erhöhen. Bislang seien wegen der Knappheit auch relativ mäßig ausgestattete Objekte zu vergleichsweise hohen Preisen weggegangen.

Auswirkungen hat die geänderte Entwicklung auch auf das Preisniveau. Nach Einschätzung von Koch sind mehr als 90 Mark pro Quadratmeter für Spitzenobjekte mit bester Ausstattung nicht mehr drin. Angesichts des steigenden Flächenangebots dürfte "ein Mietanstieg in den Top-Lagen Frankfurts in den kommenden Jahren wohl kaum oberhalb des Anstiegs der Lebenshaltungskosten möglich sein".

In der abgelaufenen Periode wurden in der Mainmetropole mit 322 000 Quadratmetern vermieteter Bürofläche der bisher höchste Stand erreicht. Zadelhoff erwartet allerdings, daß dieses Ergebnis "in den kommenden Jahren nur schwer zu erreichen sein wird".

FV Alemannia Nied, Fußball-Turnier Kriftel will dritten Sieg hintereinander

Das Wochen-Turnier um den Wanderpokal des FV Alemannia Nied strebt dem Höhepunkt entgegen. Heute abend und morgen ab 14.30 Uhr werden in den abschließenden Gruppenspielen die Finalteilnehmer ermittelt. Beste Aussichten auf den Einzug in das Endspiel hat in Gruppe 1 der SV Kriftel. Obwohl das Team des Bezirksoberligisten noch nicht restlos überzeugen konnte, kam es mit 4:0- Punkten am besten aus den Startlöchern und kann mit einem Sieg gegen den BSC Kelsterbach heute abend bereits einen Schritt in Richtung Finale tun. Der dritte Titel in Folge ist natürlich das erklärte Ziel der Krifteler.

Mit dem 1:0 über das gut gestartete Team des SV Zeilsheim kamen sie diesem Ziel deutlich näher. In Gruppe 2 rangeln das stark auftretende Team des Gastgebers sowie die DJK Zeilsheim und die Frankfurter Sportfreunde um den Gruppensieg. Die endgültige Entscheidung wird in dieser Gruppe am Samstag im Spiel der Sportfreunde gegen die DJK erwartet.

Mit den Konkurrenten nicht mithalten kann das Team von Olympia Frankfurt, welches bisher ohne Punktgewinn blieb. Am Wochenende rechnen die Nieder am Denisweg noch einmal mit einer gehörigen Aufbesserung der Besucherzahlen. Bislang besuchten trotz des "Schwimmbad-Wetters" immerhin weit über 500 Besucher die Spiele, womit der Veranstalter auf seine Kosten kommt. Diese liegen immerhin bei 3000 Preisgeld. Der Turniersieger wird 900 Mark einstreichen, der Zweite 550, der Dritte 450, der Vierte 350 und der Fünfte immerhin noch 300 Mark. 200, 150 und 100 Mark gibt es für den sechsten bis achten Platz, der Neunt- und Zehntplazierte erhalten einen Ball, um ihre Spielkünste zu verfeinern.

Von negativen Überraschungen blieben die Nieder bislang verschont. Auch die neue "Torwartregel" führte noch zu keiner Hinausstellung.

Kurios ging es allerdings schon das ein oder andere Mal zu. So hielt der Unterliederbacher Keeper im Spiel gegen Nied II den Schuß eines Nieders für eine Rückgabe seines Mitspielers, schaltete nicht schnell genug und der "Kuller-Ball" rutschte unter seinem Fuß hinweg ins Tor. Bis auf solche und ähnliche kleine Mißgeschicke erfreuen alle Teams die Besucher jedoch mit engagiertem und attraktivem Fußball. Dies verspricht für die Endspiele ein rechtes Fußball- Fest am Denisweg. jbp

Thüringer Musikanten im Kurhaus-Konzertsaal

BAD NAUHEIM. Die Thüringer Hainich Musikanten werden am 3. August ab 19.30 Uhr im Konzertsaal des Kurhauses ihr Repertoire von Blasmusik über Big- Band-Sound bis zu modernen Schlagern präsentieren. Die zwölf Musikanten des Blasorchesters spielen bereits seit elf Jahren zusammen und haben auch am "Super-Festival der Volksmusik" teilgenommen. Der Eintritt kostet 14 Mark, für Besucher mit Kurkarte 12 Mark. ub

Wir gratulieren

Samstag Frau Elisabeth Schmitz, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.

Frau Elfriede Lewald, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.

Herrn Helmut Ulbricht, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Herrn Dr. Johann Wirth, zum 70. Geburtstag. Herrn Helmut Gründling, Groß-Karben, zum 77. Geburtstag.

Frau Anna Kröhling, Petterweil, zum 89. Geburtstag.

Herrn Rudolf Winkler, Petterweil, zum 74. Geburtstag.

Frau Erna Vollmar, Kaichen, zum 74. Geburtstag. Sonntag Frau Anna Richter, Klein-Karben, zum 74. Geburtstag.

Frau Elisabeth Ingebrandt, Groß-Karben, zum 85. Geburtstag.

Herrn Hugo Moritz, Petterweil, zum 77. Geburtstag.

Frau Katharina Huch, Assenheim, zum 75. Geburtstag.

Frau Elfriede Fischer, Kaichen, zum 85. Geburtstag.

14 Grad Lufttemperatur - da wollte nur einer im See baden Strandbad soll bei schlechtem Wetter zubleiben: Egal, wie warm das Wasser ist, die Leute kommen nur, wenn die Sonne knallt

RODGAU. Das Nieder-Röder Strandbad übt nur Anziehungskraft auf Besuchermassen aus, wenn die Sonne mit Macht scheint. Dann ist es egal, ob die Wassertemperatur bei 16 oder 22 Grad liegt. Zu diesem Resultat kommt Uwe Müller-Klausch, Mitarbeiter im Sport- und Kulturamt der Stadt Rodgau, bei der Betrachtung nackter Zahlen. Beweis: 31 Grad im (kaum vorhandenen) Schatten und Sonne bis zum "geht nicht mehr" am vergangenen Sonntag - 8643 Tagesgäste. 14 Grad Lufttemperatur, bewölkter Himmel am Montag, 6. Juli - ein einziger "Irrläufer" am Strandbad trotz wohl temperierter Fluten.

Untermauert wird die These auch vom Zahlenmaterial des Wochenendes vom 18 und 19. Juli: Am Samstag, bei immerhin 24 Grad in der Luft, doch bewölktem Himmel, passierten lächerliche 241 Rodgauer und Auswärtige den Eingang. Tags darauf bei strahlend blauem Himmel kamen 8643.

"Wir werden künftig an Tagen mit schlechtem Wetter das Bad gar nicht öffnen", zieht Bürgermeister Paul Scherer die Konsequenzen. Wachstation, Kassenhäuschen und Kiosk für an einer Hand abzuzählende Besucher mit einem halben Dutzend städtischer Bediensteter zu besetzen, wäre denn doch unverhältnismäßig. Auch Sonntag, 12. Juli, war so ein Tag. Bei 15 Grad hatte die Quecksilbersäule ihre Kletterpartie beendet, zwei Besucher waren abends auf der Strichliste vermerkt. Dabei hatte die Saison mit einem heißen Mai so gut begonnen. 47 862 Badegäste unterm Strich bedeuteten das zweitbeste Ergebnis seit 1977, dem Beginn statistischer Auswertungen der Besucherzahlen am Baggersee. Übertroffen worden war dieses Resultat lediglich 1989 mit damals 48 603 Badefreunden und Sonnenanbetern im Wonnemonat.

Das bisherige Rekordjahr 1983 mit seinen insgesamt 252 534 Besuchern wird voraussichtlich auch die Saison '92 überdauern. Erst zu Beginn dieser Woche war die 100 000er-Grenze überschritten worden, und es müßte schon einen Jahrhundert-Spätsommer geben, um die Marke noch höher zu schrauben. Dabei sind die Zahlen der Badegäste seit 1977 kontinuierlich in dem Maße gestiegen, wie die Stadt auch in die Anlage investiert hat. In den zurückliegenden 15 Jahren haben so immerhin weit über zwei Millionen Menschen Erfrischung am Textil- und FKK-Strand gesucht.

Daß Nieder-Roden - anders als etwa der Langener oder Walldorfer Badesee - so gut wie nicht vorkommt in den Rundfunkmeldungen, in denen von überfüllten Parkplätzen die Rede ist, wird im Jügesheimer Rathaus mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. Dort ist niemand böse, wenn Nieder-Roden ein Geheimtip und damit in erster Linie den Rodgauern vorbehalten bleibt. ttt

Parkfest mit Musik und großem Feuerwerk

BAD SALZHAUSEN. Das traditionelle Parkfest im Hessischen Staatsbad Bad Salzhausen bietet am 15. August neben Musik, Speis und Trank auch einen Genuß fürs Auge. Bei einem Höhenfeuerwerk ab 22.30 Uhr sollen die aktuellsten Feuerwerksneuheiten abgebrannt werden. Das musikalische Programm beginnt um 19 Uhr. Dabei werden das Stadtorchester Nidda, die Stolberger Buwen aus Gedern und eine Big-Band vertreten sein. Zur selben Zeit bietet die Kurkapelle im Kursaal die Möglichkeit zu tanzen. ub

Psychiatrie soll hinter der Stadthalle gebaut werden Wetterauer Kreistag entscheidet darüber am 6. August

FRIEDBERG/WETTERAUKREIS. Das Psychiatrische Krankenhaus für den Westen des Wetteraukreises mit 100 stationären und 20 teilweise stationären Betten soll am Ortsrand von Friedberg auf dem kreiseigenen Gelände "Beim Ciriaks Baum" hinter dem Parkplatz der Stadthalle an der Ockstädter Straße gebaut werden. Das sieht die neue Fassung der Konzeption zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung im Wetteraukreis vor, die am Dienstag vom Kreisausschuß beschlossen wurde. Der Kreistag wird in seiner Sitzung am Donnerstag, 6. August, darüber entscheiden.

In der 1988 von Kreistag beschlossenen Konzeption für die psychiatrische Versorgung des Wetteraukreises war noch die Erweiterung der Burghofklinik in Bad Nauheim vorgesehen, um eine ausreichende stationäre und teilstationäre psychiatrische Versorgung der Bevölkerumg im westlichen Wetteraukreis zu schaffen. Das Projekt scheiterte, weil das Gebäude Ende 1989 verkauft wurde.

Als Alternative sah die damalige Planung den Umbau der alten Blindenschule in Friedberg vor, die dem Landeswohlfahrtsverband gehört. Auch diese Variante wird in der Neufassung der Psychiatrie-Planung des Kreises zu den Akten gelegt. Die Kosten für den Umbau der alten Blindenschule zur psychiatrischen Klinik werden bei einer Zahl von nur 32 Betten bereits auf etwa zehn Millionen Mark geschätzt. Bei 90 Betten wären es etwa 30 Millionen Mark. Außerdem möchte die Stadt Friedberg, die wegen ihrer Planungshoheit am längeren Hebel sitzt, die alte Schule als neues Rathaus nutzen. Das Gebäude steht zudem unter Denkmalschutz und der alte Baumbestand des Parks der Schule ist im Bebauungsplan als "zu erhaltende Bäume" ausgewiesen.

"Das Projekt alte Blindenschule sollte wegen der hohen Kosten, der Nutzungseinschränkung und der Interessen der Stadt Friedberg, die das Gebäude als Rathaus nutzen möchte und hierfür eine Zusage des LWV hat, aufgegeben werden", lautet das Fazit im neuen Psychatrie- Konzept. Als neuer Standort wird das fast 8000 Quadratmeter große kreiseigene Areal an der Ockstädter Straße vorgeschlagen. Für diese Stelle spräche die Nähe zum Bürgerhospital Friedberg, heißt es in der neuen Konzeption, denn die psychiatrische Klinik soll eine Abteilung des Bürgerhospitals werden. Außerdem sei das Kreishaus mit seinem sozialpsychiatrischen Dienst nicht weit entfernt und auch die Behinderteneinrichtungen in Ockstadt seien nahe.

Der Wetteraukreis will als seinen Beitrag zur Realisierung des Projektes das Gelände kostenlos zur Verfügung stellen. Die geplante psychiatrische Klinik muß von der Krankenhauskonferenz Gießen/Marburg, dem Landeskrankenhausausschuß, dem Hessischen Gesundheitsministerium und den Krankenkassen anerkannt und in die Krankenhausplanung sowie den Bettenbedarfsplan aufgenommen werden. Dann ist die Stadt Friedberg am Zuge und einen entsprechenden Bebauungsplan aufstellen.

Der Landeswohlfahrtsverband solle die Trägerschaft übernehmen und diese nach einer einvernehmlichen Frist an den Wetteraukreis übertragen, sieht die Konzeption des Kreises vor. Der LWV soll auch das Raumprogramm und die baureife Planung erarbeiten. Das Land Hessen soll das Projekt in die Krankenhausbaufinanzierung aufnehmen und die dafür erforderlichen Mittel von 35 Millionen Mark bereitstellen. "Denkbar wäre auch ein zweistufiger Auf- und Ausbau", heißt es im neuen Konzept.

Die Friedberger CDU hat sich bereits für die psychiatrische Klinik am Stadtrand ausgesprochen (FR vom 8. Juli 1992 "Psychiatrische Klinik soll nicht in die Blindenschule"). Die außerparlamentarische Friedberger FDP ist anderer Meinung. Sie plädiert für die alte Blindenschule. Der Friedberger FDP-Vorsitzende Achim Güssgen fordert "eine Abkehr von der lange Zeit geübten Praxis, Einrichtungen, die vielleicht nicht bei jedem auf Akzeptanz stoßen, dann rasch an den Rand der Städte zu verlagern." Indem eine solche Klinik in die Stadt geholt werde, werde die Bereitschaft demonstriert, mit den psychisch Kranken offen umzugehen. Werde sie an den Stadtrand verlegt, werde die Existenz des psychisch Kranken sehr schnell verdrängt, meint Güssgen. BRUNO RIEB

Jetzt gibt es elektronisch gesteuerten Verkehr mit neuer Technik Leitzentrale befindet sich im Parkhaus an der Konrad-Adenauer-Straße / Die alte Einrichtung konnte nicht mehr "reagieren"

Die Verkehrsströme in der Stadt steuern und koordiniern, auf eine veränderte Verkehrssituation schneller angemessen reagieren und damit den Verkehr flüssiger gestalten: Dies sind die Zielvorgaben für die neue elektronisch gesteuerte Verkehrsleitzentrale, die Baudezernent Hanskarl Protzmann dieser Tage in Betrieb nahm.

Die von Mitarbeitern des Hochbauamtes betriebene Schaltstelle löst die zu Beginn der 50er Jahre im Polizeipräsidium eingerichtete automatische Verkehrsleitstelle ab, deren Technik angesichts gestiegener Zulassungszahlen und hochkomplexer Schaltprogramme an Verkehrsknotenpunkten nicht mehr angemessen auf Störungen oder ein verändertes Verkehrsaufkommen reagieren konnte.

24 Stunden am Tag beobachten die 18 Mitarbeiter auf einer Monitorwand im Erdgeschoß des Parkhauses an der Konrad-Adenauer-Straße das Verkehrsgeschehen an den wichtigsten Knotenpunkten in Frankfurt. Derzeit sind im Stadtgebiet 24, im Theatertunnel sechs Kameras installiert, welche die aktuellen Straßenbilder in die Leitzentrale schicken. Mittelpunkt der sieben Millionen Mark teuren Anlage ist der zentrale Bedienungsrechner, von dem aus auf einer breiten Daten-Grundlage die Signalphasen an den Krezungen neu geschaltet und damit dem wechselnden Verkehrsfluß angepaßt werden können.

Bausteine der elektronischen Verkehrsleitung sind die sogenannten Unterämter, von denen es derzeit vier im Stadtgebiet gibt. In diesen dezentral gelegenen Steuerstellen laufen sämtliche Daten über das Fahrzeugaufkommen, über Geschwindigkeiten, Verweilzeiten und Zeitlücken in den mit Induktionsschleifen ausgestatteten Straßenzügen zusammen. Anhand dieser Daten konnten tageszeitliche Tendenzen im Verkehrsablauf festgestellt und auf dieser Grundlage verschiedene Schaltprogramme für die Signalanlagen erarbeitet werden. Mit der jetzt in Betrieb genommenen Verkehrsleitzentrale wird nun die Arbeit der Schaltstellen vor Ort koordiniert. Auch der öffentliche Personen-Nahverkehr soll von der Neu-Investition profitieren. Sobald städtische Bahnen und Busse als auch die Signalanlagen mit den erforderlichen Sende- und Empfangseinrichtungen ausgestattet sind, können die Ampeln von der zentralen Verkehrsleitstelle aus so geschaltet werden, daß Busse und Bahnen Vorfahrt haben vor dem Individualverkehr. Eine solche "bevorrechtigte Abwicklung" gilt bislang erst für eine Teilstrecke der Buslinie 34. sar

Notdienste · Notdienste

Wochenende

Ärzte und Zahnärzte

Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:

Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.

Bad Nauheim. Johanniter-Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.

Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Echzell. Johanniter-Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.

Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.

Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.

Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.

Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.

Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45.

Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach.

Sa.: Liebig-Apotheke, Friedberg, Bismarckstr. 30, Tel. 0 60 31 / 94 47 - So.: Kur-Apotheke, Bad Nauheim, Frankfurter Str. 36, Tel. 0 60 32 / 23 32.

Bad Vilbel. Sa.: Park-Apotheke, Frankfurter Str. 51-53, Tel. 0 61 01 / 8 36 79 - So.: Sprudel-Apotheke, Friedberger Str. 13, Tel. 0 61 01 / 23 21.

Butzbach. Sa.: Roßbrunnen-Apotheke, Weiseler Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 50 41 - So.: Alte Apotheke, Wetzlarer Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 55 85.

Karben/Niddatal. Sa.: Markt-Apotheke, Klein-Karben, Karbener Weg 8-10, Tel. 0 60 39 / 25 06 - So.: Römer-Apotheke, Okarben, Saalburgstr. 2, Tel. 0 60 39 / 34 45. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.

Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.

Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.

Bad Vilbel. Stadtwerke, Tel. 0 61 01 / 6 40 51, zuständig für Gas- und Wasserversorgung. Abwasserschäden: Städtischer Betriebshof über Polizei Bad Vilbel, Tel. 0 61 01 / 70 45.

Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.

Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.

Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).

Sulzbacher Park wird zur Western-Kulisse

SULZBACH. Die kleine Gemeinde wird am Wochenende wieder zum Mekka der Country- und Westernfans: Die Parkanlage im Ortskern verwandelt sich am Samstag, 25., ab 14 Uhr und Sonntag, 26. Juli, ab 11 Uhr bereits zum sechsten Mal in einen Festplatz nach amerikanischem Vorbild.

Klar, daß auch Attraktionen aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht fehlen dürfen: Vom Westernshow- Reiten über Electric-Bull-Riding bis hin zur Besichtigung eines nachempfundenen Indianerdorfes reicht die Palette der Angebote. Und wer sich auch im täglichen Leben im Westernlook präsentieren will, findet an Verkaufsständen Nachschub für den Kleiderschrank. Für Kinder gibt's außerdem eine Hüpfburg, Ponyreiten, Kino und ein Karussell.

Wer feiert, braucht natürlich auch Musik: Fünf Bands sorgen für den echten Westernsound. Eine Squaredance-Gruppe marschiert dazu im Karree. Am Samstag gibt es um 16 Uhr sogar eine Parade. Zu ihrer Eröffnung werden sogar die Nationalhymnen angestimmt. Bei Essen und Getränken geht es eher konventionell zu; als Nachtisch aber lockt American Icecream. set

1994 Bau des dritten Gleises nach Bad Vilbel Für Wetterau-Pendler künftig keine Wartezeiten mehr

Eine gute Nachricht für Zehntausende von Pendlern, die täglich aus der Wetterau nach Frankfurt kommen, verbreitete der hessische Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD): Schon Ende 1994 dürfe mit dem Baubeginn für das dritte Gleis auf der Bahnstrecke Frankfurt-Bad Vilbel gerechnet werden. Dieses dritte, 150 Millionen Mark teure Schienenpaar auf der 13 Kilometer langen Strecke stünde dann 1997 nur der S-Bahn zur Verfügung. Heute noch müssen die Pendler in den Bahnen der S 6 alleine im Frankfurter Westbahnhof bis zu sechs Minuten warten, um alle schnelleren Züge vorbeizulassen. Künftig entfielen alle Wartezeiten, weil die S-Bahn eben ein eigenes Gleis hätte.

Als besonderes Problem gilt die S 6, die täglich um 7.05 in Friedberg abfährt und eigentlich um 7.52 Uhr am Hauptbahnhof ankommen sollte. Tatsächlich sind Verspätungen zwischen fünf und zehn Minuten die Regel. Bundesbahn-Sprecher Kurt Stadler: "Die ist fast nie pünktlich."

Der rot-grüne Magistrat hofft, daß mit dem dritten Gleis viele Pendler auf die S- Bahn umsteigen, "die heute noch jeden Morgen auf der Friedberger Landstraße im Stau stehen" (Michael Kummer, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz). Denn, so Kummer, mit einem eigenen Gleis könne die S 6 auch "vertaktet" werden - auf gut Deutsch: Sie fährt dann häufiger, eben im Takt mit den anderen S-Bahnen des FVV. Kummer: "Ein zentraler Bestandteil unserer Nahverkehrs-Pläne."

Im Sommer 1991 noch hatte die Bundesbahn-Direktion Frankfurt mit einer schlechten Nachricht Schlagzeilen gemacht: Vor 1998, so der verantwortliche Planer Jochen Schiebeler seinerzeit gegenüber der FR, sei mit einem Baubeginn für das dritte Gleis nicht zu rechnen. Das hätte bedeutet: Die Bürger müssen über das Jahr 2000 hinaus auf eine bessere Verkehrsverbindung warten. Minister Weltekes Sprecherin Bettina Wieß erklärte gestern, daß die CDU/FDP-Bundesregierung schon am 24. Juni 1992 eine "erste Baurate" von zwei Millionen Mark für das dritte S-Bahn-Gleis zur Verfügung gestellt habe - und zwar im Rahmen der Gesamtzuschüsse nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz

(GVFG).

Bundesbahn-Sprecher Stadler beurteilte die Erklärungen aus der Landeshauptstadt "eher skeptisch". Noch bleibe das Planfeststellungsverfahren für die Strekke zu bewältigen, was mindestens zwei Jahre dauern werde. Erst im August erwarte die Bundesbahndirektion von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) nähere Auskunft über das dritte Gleis. Auch stehe "die Feinplanung" noch aus. Die Bahn wertete Weltekes Vorstoß als "politische Erklärung" mit wenig realem Hintergrund.

Ganz anders der Minister. Seine Sprecherin hob hervor, daß die Kosten-Nutzen-Analyse für die Strecke mit positivem Ergebnis abgeschlossen sei. Auch die Aufteilung der Kosten von 150 Millionen Mark stehe fest: Frankfurt müsse 17 Millionen Mark zahlen, der Wetteraukreis 1,87 Millionen Mark - zusammen ein Anteil von 12,5 Prozent. Weitere 27,5 Prozent der Investitionen übernehme die Landesregierung, den Löwenanteil von 60 Prozent der Bund. jg

Diebe stahlen Sparbuch und Bohrmaschine

BAD VILBEL. Vier Autos wurden von Dienstag auf Mittwoch in Bad Vilbel aufgebrochen. Zusammen mit den Autoradios ließen die Diebe auch noch eine Schlagbohrmaschine der Marke "Metabo", ein Paar Turnschuhe und ein Sparbuch mitgehen.

Den Schaden schätzt die Polizei auf 3000 Mark. mu

Gronauer Tennisclub kann auf eigene Plätze hoffen Schlechte Karten für Beschwerde der 16 Anlieger

BAD VILBEL. Der Tennisclub (TC) 84 Gronau hat jetzt gute Aussichten, eine Genehmigung für den Bau von vier Tennisplätzen nördlich der Breitwiesenhalle zu bekommen. Des einen Freud, des anderen Leid: Die 16 Anlieger aus dem Mühlbachweg, die wegen der befürchteten Lärmbelästigungen und Verkehrsbehinderungen ein Rechtsanwaltsbüro bemüht hatten, haben - im Moment jedenfalls - schlechte Karten.

Noch im Oktober vorigen Jahres nämlich hatte das Regierungspräsidium (RP) in Darmstadt ganz im Sinne der Anlieger im Neubaugebiet "Große Gärten" die Genehmigung des Bebauungsplans "Auf der Speck", der den Bestand des Hartplatzes auf der nördlichen Nidderseite sichert und den Neubau eines Rasenplatzes sowie von vier auf 2550 Quadratmetern Tennisplätzen beinhaltet, versagt. Die Geräuschkulisse der Tenniscracks könne die Anwohner des Neubaugebietes belästigen, sagte der RP noch vor einem Dreivierteljahr, es sei denn, die Stadt Bad Vilbel könne per Lärmgutachten das Gegenteil beweisen.

Die Stadt Bad Vilbel hatte gegen die Versagung der Genehmigung Widerspruch eingelegt, und sie hat mittlerweile auch ein Lärmgutachten vorgelegt. Dieses Gutachten sagt nach Angaben der RP-Pressestelle aus, daß sowohl die Grenzwerte der Technischen Anleitung (TA) Lärm wie auch die DIN-Vorschriften über Schallschutz im städtebaulichen Bereich nicht überschritten werden. Für die Einhaltung der Grenzwerte waren nach diesem Gutachten nicht einmal besondere Lärmschutzmaßnahmen vorausgesetzt. Mit Datum vom 24. Juni dieses Jahres hat der RP nunmehr dem Bebauungsplan zugestimmt. Es besteht jetzt nur noch ein Hindernis. Dies betrifft einen Wassergraben, der am Rand des Bebauungsplangebietes existiert. Das Weiterexistieren dieses Grabens bedarf einer wasserrechtlichen Genehmigung. Ein extra Planfeststellungsverfahren wird nach Informationen aus der staatlichen Abteilung des Wetteraukreises nicht für nötig gehalten. Genehmigen könne auch die Untere Wasserbehörde beim Kreis.

Diese Behörde verlangt, wie die FR aus dem Amt erfuhr, daß die einhundert Meter lange Verrohrung des Grabens wieder beseitigt wird. Nach Angaben des Vilbeler Bauamtsdirektors Karl Körner werde sich die Stadt dem Verlangen der Unteren Wasserbehörde nicht entgegenstellen.

Dieses Problem ist offenbar lösbar. Die wasserrechtliche Genehmigung allerdings ist noch nicht erteilt. Diese Genehmigung ist aber nach Angaben des Kreisbauamtes "vorgreiflich". Kreisbaudirektor Ottmar Lich: "Ohne wasserrechtliche Genehmigung keine Genehmigung des Bauantrags vom Tennisverein". Entsprechende Bauanträge des Tennisclubs liegen schon seit Monaten beim Kreisbauamt in Friedberg.

Auch wenn alles so laufen sollte, ein Unsicherheitsfaktor bleibt. Nicht klar ist, wie sich die Neubürger im Mühlbachweg und im Aueweg verhalten werden. Das am nächsten liegende Grundstück Aueweg 20 liegt nur 70 Meter von den geplanten Tennisplätzen entfernt. Dazwischen liegt nur die Nidder. Der Anwalt der 16 Anwohner hatte nicht nur auf die Lärmhöhe hingewiesen, sondern darauf, daß besonders das "in unregelmäßigen Intervallen auftretende dumpfe Schlaggeräusch" der geschlagenen Tennisbälle die Belästigung ausmacht. Ein Gewöhnungseffekt wie bei einem Dauergeräusch könne also nicht eintreten. Der Anwalt bezieht sich auf einschlägige Gerichtsurteile, bei denen wegen der "Impulshaftigkeit" des Tennisspiels entsprechende Baugenehmigungen für Tennisplätze in der Nähe von Wohnungen gerichtlich widerrufen wurden.

Der Anwalt der Anlieger hatte außerdem darauf hingewiesen, daß der Autoverkehr in dem ruhigen Wohngebiet an bestimmten Tagen zunehmen werde, zumal der TC 84 noch den Bau eines Vereinshauses plane.

Bürgermeister Günther Biwer hatte bereits im Mai 1991 die Bedenken der Anlieger zurückgewiesen. Die Tennisplätze lägen 1,80 Meter tiefer als die Hausgärten, was eine Lärmreduzierung bedeute. Außerdem seien bereits im Flächennutzungsplan der Stadt aus dem Jahr 1976 an der Nidder Sportflächen eingezeichnet worden, allerdings keine Tennisplätze, was Biwer nicht erwähnte. Die Anlieger hätten sich also schon vor ihrem Häuslebau auf die Sportflächen einstellen müssen. Was den Autoverkehr betreffe, so existiere ein großer Parkplatz an der Breitwiesenhalle. Bei Fußballspielen oder Tennisturnieren am Wochenende - so räumte Biwer ein - sei es nirgendwo möglich, den maximalen Stellplatzbedarf vorzuhalten.

Schon im Juni vorigen Jahres hatte der Anwalt den Anliegern freigestellt, gegen den Bebauungsplan Normenkontrollklage beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof einzulegen oder als Nachbar gegen eine Baugenehmigung zu klagen. Da die Normenkontrollklage keine aufschiebende Wirkung besitze und lange Zeit in Anspruch nehme, rät der Anwalt davon ab. Der Klageweg gegen eine Baugenehmigung erlaube aber, im Eilverfahren einen Baustopp zu erwirken. Das Verwaltungsgericht müsse dann auch den Bebauungsplan überprüfen. Dieses Verfahren empfiehlt der Anwalt, weil schnell und effektiv.

Ob die Anlieger und ihr Anwalt diesen Weg beschreiten werden, ließ sich in dieser Woche nicht klären, weil die Beteiligten wegen Urlaubs abwesend sind. Der TC 84 muß also noch eine Zeitlang um das Tennisspiel vor Ort bangen. Aber der Verein ist Warten gewöhnt. Er hofft ja schon seit 1984 auf die eigenen Plätze. hm

Battenhausen als Reuters Nachfolger?

HANAU / MAIN-KINZIG-KREIS. "Ich bleibe in Bonn, weil es mir dort gut gefällt und ich gebraucht werde." SPD-Unterbezirksvorsitzender Bernd Reuter ließ in einem Round-Table-Gespräch in der FR-Redaktion Hanau durchblicken, er wolle ungeachtet anderer Offerten auch weiterhin sein Mandat im Bundestag ausüben. Im Beisein des SPD-Landtagsabgeordneten Roland Battenhausen machte Reuter keinen Hehl daraus, daß er sich den Hanauer Sozialdemokraten Battenhausen als seinen Nachfolger im Amt des Unterbezirksvorsitzenden wünscht. Dieses Thema wird den Unterbezirksvorstand nach Ankündigung des Nidderauer Bundestagsabgeordneten in einer seiner nächsten Sitzungen beschäftigen.

Reuter, schwergewichtige Galionsfigur des Unterbezirks und einer der Väter der inzwischen aufgelösten rot-grünen Verbindung im Main-Kinzig-Parlament, hatte bereits Ende März auf dem SPD-Parteitag seinen Rücktritt nach den Kommunalwahlen angekündigt. Damals sagte er: "13 Jahre sind auch genug, dann soll mal ein anderer oder eine andere antreten."

Zu Reuters Nachfolge im Unterbezirksvorsitz erklärte Battenhausen: "Ich bin zumindest bereit, diesen Posten zu übernehmen." Dieses Amt biete "einen großen Anreiz". Die SPD sieht Battenhausen auf dem Weg zu einer Partei, "die gemanagt werden muß". Es nütze nichts, etwa auf Parteitagen große Themen anzureißen, wenn nachher nicht nachgesetzt werde, sagte Battenhausen. hok

25 000 Mark Schaden durch Autoaufbruch

KARBEN. Auf 25 000 Mark schätzt die Polizei die Schadenshöhe bei einem Autoaufbruch am Mittwoch in Groß-Karben.

Automarder bauten aus einem am Schloß geparkten Fahrzeug das Autotelefon (Marke Siemens) aus und nahmen außerdem noch einen Metallkoffer mit Tiermedikamenten, ein hochwertiges Endoskop sowie ein Portemonnaie mit Bargeld, Scheck- und Kreditkarte mit. mu

Auf einen Blick

Seite II USINGEN. Pide statt Brötchen - die einzige türkische Bäckerei im Taunus arbeitet in Usingen.

HOCHTAUNUSKREIS. Wehrheim als Vorbild: Im Kreis wird ein Landschaftspflegeverband gegründet. Seite III OBERURSEL. Zwei Drittel aller Schüler kommen im Sommer per Fahrrad. SPD fordert Neukonzeption der Radwegepolitik.Seite IV SPORT. Für den neuen Trainer des deutschen Handball-Meisters SG Wallau, Heiner Brand, folgt nach der Geburtstagsfeier zum "Vierzigsten" nur noch Streß.

Oberbauarbeiten: Bahn: Nachts kann es laut werden

KARBEN/WÖLLSTADT. Mit nächtlichen Ruhestörungen müssen Groß- Karbener und Nieder-Wöllstädter Bürger während der nächsten Wochen rechnen. Die Bundesbahn will entlang dem Gleisabschnitt zwischen den beiden Orten Oberbauarbeiten durchführen.

Wegen der hohen Streckenfrequenz werden die Arbeiten in die Abend- und Nachtstunden verlegt.

Aufgrund der eingesetzten Maschinen sowie der Mehrklanghörner seien Lärmbelästigungen der Anlieger nicht zu vermeiden, bittet die Bahn um Verständnis.

Gearbeitet wird jeweils fast rund um die Uhr, von 7 bis bis 6 Uhr, und das an folgenden Tagen: vom 25. bis 28. Juli, vom 1. bis 4. August, vom 8. bis 11. August, vom 15. bis 18. August und vom 22. bis 25. August.

Der Bahnübergang in Okarben wird an diesen Tagen zeitweise gesperrt. Es muß mit längeren Schließzeiten der Schranken gerechnet werden, teilt die Bahn mit. Die Umleitung ist ausgeschildert. mu

Neonazis dürfen in Langen nicht demonstrieren

LANGEN. Rechtsradikale und rechtsextremistische Gruppen beabsichtigen, am Samstag, 25. Juli, in der Langener Innenstadt eine Demonstration mit Kundgebung zu veranstalten. Als Anlaß nennen sie den zweiten Todestag von Neonazi Gerald Hess, der in Langen gelebt hatte.

Die Stadt verurteilt diese Demonstration entschieden und erließ eine Verbotsverfügung. Außerdem hat sie die zuständigen Behörden aufgefordert, alle rechtlichen Schritte zu unternehmen, damit es in Langen nicht zu einem Aufmarsch neonazistischer Gruppen kommt. Die Stadt sieht die Sicherheit gefährdet, weil auch mit Gegendemonstrationen zu rechnen sei.

1988 hatte die Stadtverordnetenversammlung sich in einer Resolution einmütig gegen Neonazis in Langen ausgesprochen. dok

Baden & bummeln bis nach Japan Aktionsgemeinschaft läßt rubbeln

BAD HOMBURG. Pünktlich zum Ende der Sommerferien startet die Aktionsgemeinschaft Handel, Handwerk und Gastronomie am Samstag, 1. August, unter dem Motto "Rubbeln Sie sich nach Japan, Ägypten, Marokko und in die Taunus-Therme" ihr Gewinnspiel "Bummeln & Baden".

Bis zum 8.August werden in Geschäften, Unternehmen und Handwerksbetrieben, die an einem gelben Werbeplakat zu erkennen sind, 75 000 Rubbellose verteilt. Damit sind Preise im Gesamtwert von 160 000 Mark zu gewinnen.

Zur Kasse gebeten werden die am Gewinnspiel beteiligten Mitglieder der Aktionsgemeinschaft. Eine solche Summe kann nach Aussage des Vorstandes nicht alleine aus den Mitteln der Gemeinschaft beglichen werden. Die Aktion ziele in erster Linie auf die Pflege des Images der Stadt und ihrer Geschäftswelt ab, sagt Eduard Freudl, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft, weniger auf eine "Steigerung der Verkaufszahlen". Man wolle die Bad Homburger stärker in ihre Stadt "einbinden".

Auch die Taunus-Therme setzt auf die Werbewirksamkeit von "Bummeln & Baden" und arbeitet mit der Aktionsgemeinschaft Hand in Hand. Die agilen Anbieter von Badespaß und Freizeitvergnügen stellen für das Gewinnspiel 5 000 mal einen vierstündigen Aufenthalt in ihren Gefilden zur Verfügung. Dem Gewinner des Hauptpreises winkt ein Acht-Tage-Trip für zwei Personen nach Japan mit Aufenthalten in Tokio und Sapporo - einschließlich des Besuchs der dortigen Kopie des Bad Homburger Thermalbads. Eine Ägypten-Reise mit Nil- Kreuzfahrt bildet den zweiten Preis. Wem das Losglück den dritten Preis beschert, der oder die kann mit Partner(in) für acht Tage nach Marokko fliegen. isa

"Alcazar Selters, Musiklokal. Das kulturell neue Angebot, etwas anders als alle Disco's. Samstag, 25. Juli 1992: Fröhliches Oktoberfest. Samstag, 1. August 1992: Weihnachtsparty mit Nikolaus und Engelchen . . . Veranstaltungshinweis im "Wetterau Einkauf Tip" vom Donnerstag, Seite 8.

Noch eine Philippika des DIHT Kammern beklagen Hemmnisse beim Aufbau in der Ex-DDR

ski FRANKFURT A. M. Zu einer Art Rundumschlag gegen Banken, Vermieter von Gewerberaum in den neuen Bundesländern und die dortigen öffentlichen Verwaltungen holt der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) aus. Als positive Ergebnisse einer Umfrage bei den Industrie- und Handelskammern jenseits von Elbe und Werra hält die Bonner Dachorganisation zwar zunächst fest, daß die Lebensdauer der neuen Betriebe in Ostdeutschland steige und daß es zuletzt mehr als 10 000 Neugründungen pro Monat gegeben habe. Den Schwerpunkt der DIHT-Auswertung bildet aber eine massive Kritik wegen der "Kreditzurückhaltung der Banken", der zu hohen gewerblichen Mieten als "Aufbaubremse" und des Stockens der Reprivatisierung.

Der Start von Existenzgründern, so der DIHT, werde durch die "zögerliche Kreditvergabe vieler Banken" erschwert. Darlehen von 50 000 bis 100 000 Mark würden sehr bürokratisch vergeben, Bearbeitungszeiten von sechs Monaten seien an der Tagesordnung. Der Geldbranche wird ein "wenig risikofreudiges Verhalten" vorgeworfen.

Den Vermietern, auch kommunalen, schreibt der DIHT ins Stammbuch, sie forderten für Gewerberaum Summen, die die Existenz vieler neugegründeter Unternehmen gefährdeten. Die Ost-Mieten überschritten sehr häufig bereits das Niveau vergleichbarer Großstädte in den alten Bundesländern. Dadurch werde etwa in Leipzig die Ansiedlung ostdeutscher Firmen behindert. Und der Mangel an Gewerberäumen halte vor allem westliche Unternehmen von Investitionen ab. Auch die Arbeit der öffentlichen Verwaltungen erweise sich vielfach als Hemmnis für den wirtschaftlichen Aufschwung, die Bearbeitung von Baugenehmigungen dauere zu lange, bei Handelsregistereintragungen seien Wartezeiten von einem Jahr keine Seltenheit. In Rostock beispielsweise lägen derzeit 6000 unbearbeitete Investitionsanträge vor.

Der Reprivatisierungsprozeß, klagen die Kammern weiter, sei durch ungeklärte Eigentumsverhältnisse und die schleppende Arbeit der Verwaltungen "nahezu vollkommen gestoppt". So seien in Thüringen von rund 12 200 Reprivatisierungsanträgen bis April nur knapp 1000 endgültig bearbeitet und ein Drittel davon abgewiesen worden. Einen Grund für das langwierige Verfahren sieht der DIHT auch in der "noch dominierenden Anwendung des Prinzips Rückgabe vor Entschädigung". Die Vorfahrtsregelung für Investitionen komme häufig nicht zum Tragen, da für einen Betrieb von mehreren Stellen entsprechende Pläne vorgelegt würden, um eine Vorzugsbehandlung zu erreichen. Hierbei zeige sich die Verwaltung "wenig entscheidungsfreudig".

Aztekische Tänze zum Ende der Ferienspiele

BAD ORB. Den Ausklang der vierwöchigen Ferienspiele der Kinderinitiative krönt am Sonntag, 26. Juli, ein Abschlußfest. Kinder, Eltern und Freunde feiern ab 14.30 Uhr auf dem Bauspielplatz am Ehrenkreuz. Neben zahlreichen Spielen gehört der Auftritt von "Matlaltotol" zum Höhepunkt. Er wird ab 16 Uhr aztekische Tänze aufführen und einige über die mittelamerikanische Kultur erzählen.

Für die Besucher des Festes gibt es Kaffee und Kuchen sowie Würstchen. jan

Wirt sollte 60 000 Mark an Schutzgeldern zahlen Vorwurf der Erpressung gegen zwei junge Männer Von Wolfgang Heininger HANAU / FREIGERICHT. Wegen des Versuchs, Schutzgelder zu erpressen und wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz stehen in Hanau zwei türkische Staatsangehörige vor Gericht. Ein dritter ist wegen illegalen Waffenbesitzes angeklagt. Am ersten Verhandlungstag räumten die drei Angeklagten ihre Taten weitgehend ein. Geklärt werden konnte vor der Großen Strafkammer unter dem Vorsitzenden Richter Wolfgang Heinrich allerdings nicht, wer als die treibende Kraft des Duos zu gelten hat. Den Hauptangeklagten drohen mehrjährige Freiheitsstrafen. Die Anklage, vertreten durch Staatsanwalt Hubertus Pfeifer, wirft dem 27jährigen Hasan D. und dem 23jährigen Cevdet S. vor, sie hätten dem damaligen Besitzer der Discothek "Flipp" im Freigerichter Ortsteil Somborn, Hans D., 60 000 Mark abpressen wollen. Am Abend des 6. Juli 1991 seien sie bei D. erschienen und hätten sich als dessen neue Rausschmeißer präsentiert. Sie würden dafür sorgen, daß in der Disco, in der es zuvor häufig zu Handgreiflichkeiten gekommen war, Ruhe einkehre. Für diesen Dienst wollten sie 200 Mark an jedem Werktag, 400 Mark am Wochenende kassieren.

Als sich der Besitzer nicht auf dieses Angebot einlassen wollte, weil er bereits Türsteher für 60 Mark pro Abend beschäftigte, wurde er von einem der Angeklagten geschlagen. Dann wurde ihm anstelle der Beschäftigung eine Abstandszahlung offeriert. Mit 60 000 Mark könne er sich freikaufen. Hans D. wies auch diesen Vorschlag zurück, ging dann aber zum Schein auf das Arbeitsverhältnis ein. Als das kriminelle Duo am nächsten Abend seinen "Dienst" absolvierte, erschienen Polizeibeamte und nahmen die Männer fest. Sie brachten einige Wochen in Untersuchungshaft zu.

Beide Angeklagte gaben diesen Sachverhalt in der Verhandlung am Donnerstag mehr oder weniger zu, suchten allerdings die Verantwortung für die Tat dem jeweils anderen zuzuschieben. Hasan D., der sich in früheren Jahren bereits einen Namen in der Hanauer Unterwelt gemacht hatte, gab sich als ansonsten ehrenwerter Mann aus. Er habe zuvor schon einmal als Türsteher 200 Mark pro Abend bekommen, machte er als Rechtfertigung für die Forderung bei Hans D. geltend. Schließlich sei er als Kickboxer für eine solche Tätigkeit auch prädestiniert. 1990 und '91 habe er zunächst seine Mutter als Putzfrau in ihrer Arbeit unterstützt und schließlich als Pflegeschüler im Martin-Luther-Stift begonnen. Seit der letzten Tat arbeitete er als Hilfspfleger im Hanauer Stadtkrankenhaus.

Eigentlich habe er nur eine Arbeit haben wollen, da er Geld gebraucht habe, beteuerte der 27jährige, nach dem Grund seines Handelns gefragt. Die Erpressungssumme von 60 000 Mark sei von seinem Kompagnon genannt worden. Der räumte zwar ein, daß von einer derartigen Zahlung die Rede gewesen sei, aber die Alleinschuld treffe ihn nicht. Denn man habe sich vorher abgesprochen. Cevdet S. stellte seine Beteiligung so dar, als sei er zufällig in die Sache hineingeraten. Auch er habe nur einen Job gesucht und dem Disco-Besitzer helfen wollen, daß es in dem Lokal keine Schlägereien mehr gebe.

Auf Nachfrage des Vorsitzenden mußte der mehrfach vorbestrafte 23jährige, der als Boxer trainierte, allerdings zugeben, daß er mehrmals selbst an den Auseinandersetzungen in der Disco beteiligt war. Als Schutzgelderpressung wollte Cevdet seine Tat dennoch nicht gewertet wissen. Schließlich hätten die beiden am nächsten Tag gearbeitet, die Eingangskasse bedient und Stempel ausgegeben.

Während Hasan D. den ihm vorgeworfenen unerlaubten Waffenbesitz einräumte, beteuerte Cevdet S., nie eine solche besessen zu haben. Hasan machte geltend, daß auf ihn schon einmal geschossen worden sei. Deshalb habe er sich einen Revolver besorgt. Bei der Hausdurchsuchung wurde in seiner Wohnung auch eine schußsichere Weste gefunden.

Das Verfahren gegen den dritten Angeklagten, den Zwillingsbruder von Hasan D., wurde bis auf weiteres abgetrennt. Ihm wird lediglich unerlaubter Waffenbesitz in einem früheren Fall vorgeworfen. Mit der Pistole war im April 1988 ein Bekannter der Familie erschossen worden. Die Brüder hatten die Waffe auf Bitte des Täters hin in ihrer Waschmaschine versteckt. Der Mann hatte sich anschließend der Polizei gestellt.

Der Prozess wird fortgesetzt.

Zwei Radwege mehr für die Niddataler

NIDDATAL/WETTERAUKREIS. Zwei Radwege mehr als ursprünglich vorgesehen werde die Stadt Niddatal erhalten, vermeldet die Wetterauer Kreistagsfraktion der Grünen. Die Umweltpolitiker hatten die Zurückhaltung des Gießener Straßenbauamtes bei der Planung und beim Bau von Radwegen in und um Niddatal kritisiert. Der oberste Dienstherren des Amtes, der hessische Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD), habe daraufhin in einem Schreiben an die Landtagsabgeordnete der Grünen, Senta Seip, die Gießener Behörde zwar in Schutz genommen, gleichzeitig aber mitgeteilt, er habe das Straßenbauamt angewiesen, "noch in diesem Jahr mit der Planung des Fahrradweges zwischen Ilbenstadt und Nieder-Wöllstadt entlang der B 45 zu beginnen sowie in 1993 die Planung für einen weiteren Fahrradweg in Niddatal aufzunehmen". Die Stadt Niddatal sei nun aufgefordert, so die Grünen, dem Straßenbauamt gegenüber zu erklären, welcher der drei verbleibenden Radwege, die im Rahmenplan noch vorgesehen seien, höchste Priorität besitze.

Die Kreistagsfraktion der Öko-Partei wertet diese Mitteilung Ernst Weltekes als Erfolg ihres "zähen Nachhakens". mu

Zwei betagte Radler schwer verletzt

DIETZENBACH / HEUSENSTAMM. Schwere Verletzungen erlitten am Mittwoch bei Unfällen zwei 82 und 83 Jahre alte Radler. In der Brunnengasse in Dietzenbach soll der 82jährige die linke Fahrbahnseite benutzt und einen Schlenker nach rechts gemacht haben, als er von einem Auto überholt wurde. Wie ihm erging es in Heusenstamm einer noch ein Jahr älteren Radfahrerin, als sie beim Einbiegen von der Jahnstraße in die Frankfurter Straße die Vorfahrt eines Autos nicht beachtete und ebenfalls stürzte. ttt

Rödermark-Pokal-Turnier Derby-Gegner boten Sommer-Fußball

Halbzeit im Rödermark-Pokal. Alleine an der Tabellenspitze liegt nach zwei Siegen nunmehr Gastgeber Germania Ober- Roden und gilt als klarer Favorit auf den Titel. Nachdem am Wochenende 1000 Zuschauer die beiden gutklassigen Startpartien besuchten, gönnten sich die Fußball- Fans am Montag zunächst eine Pause. Nur 200 Besucher wollten das Derby zwischen der Turnerschaft und der Turngemeinde Ober-Roden sehen und diejenigen, welche zu Hause geblieben waren, sollten recht behalten. Trotz des 4:1-Erfolgs der TG war diese Partie das bislang schwächste Spiel. Beide Teams boten typischen "Sommerfußball". Die TG-Führung durch Storks Foulelfmeter (22.) glich Gregorio zunächst aus (31.), doch Baldrusch brachte erneut die TG in Front (38.). Im Schlußakkord besserten Stork (89.) und Syrowatka (90.) das Torverhältnis der TG auf.

Mit Spannung erwartet wurde das Spiel zwischen der Germania und Viktoria Urberach, denn die Urberacher hatten zum Auftakt auf sich aufmerksam gemacht. In einem hochklassigen Spiel behielt vor 400 Besuchern die ranghöhere Germania mit 4:2 die Oberhand über den Bezirksligisten, der den Aufstieg anstrebt. Germania-Neuzugang Frank Grimm (FV Eppertshausen, 18.) und Thorsten Groh (56.) brachten die Germania in Front. Ein Doppelschlag der Viktoria durch die hochkarätigen Neuzugänge Uwe Weißbrodt (FC Erbach) und Achim Thiel (Offenbacher Kickers) in der 66. und 67. Minute brachte den Urberachern den Ausgleich.

Doch die Germania bewies nun Klasse und setzte sich durch die Treffer von Thomas Piesker (71.) und den vielversprechenden Neuzugang Rene Hartfiel (Rot-Weiß Frankfurt, 79.) durch. Angesichts der Aluminium-Treffer durch Spamer und Groh sowie einer deutlichen Überlegenheit fiel der Germania-Sieg hochverdient aus.

Das Duell zwischen dem KSV Urberach und der Turnerschaft Ober-Roden lockte wieder nur 200 Neugierige an und blieb unter dem Niveau des vorangegangenen Spiels. Bernd (13.) und Uwe (28.) Kuhl brachten den KSV nach vorn, doch zwei krasse Ausrutscher von KSV-Keeper Niessen ermöglichten Jamai die zwei Treffer zum schmeichelhaften Remis (30. und 75.). Die Germania kann bereits heute (18.30 Uhr) den entscheidenden Schritt in Richtung Titelgewinn tun. Bei einem Sieg über den KSV Urberach dürfte dem Gastgeber-Team der Titel nicht mehr zu nehmen sein.

DIE WEITEREN TERMINE: Freitag, 18.30 Uhr: Germania Ober-Roden - KSV Urberach. Samstag, 16 Uhr: Viktoria Urberach - TS Ober-Roden. Sonntag, 14.30 Uhr: KSV Urberach - TG Ober-Roden, 16.15 Uhr: Germania Ober-Roden - TS Ober-Roden, 18 Uhr: Siegerehrung. ina

Der SV Darmstadt 98 muß zu Eintracht Braunschweig "Kleine Katastrophe" bei Kickers Stuttgart Zweite Bundesliga: Uwe Reinders gastiert mit Duisburg bei Ex-Arbeitgeber Rostock

Nach vier Spieltagen hat die Zweite Fußball-Bundesliga mit ihren 24 Mannschaften und dem Mammutprogramm von 46 Spieltagen zwar noch kein Gesicht gefunden, aber Tendenzen sind erkennbar. Die noch unbesiegten Teams von Carl-Zeiss Jena (7:1 Punkte), Waldhof Mannheim (7:1), SC Freiburg, MSV Duisburg, FC St. Pauli, VfB Leipzig und VfL Wolfsburg (alle 6:2) haben sich an die Spitze gesetzt. Wie lange sie da oben bleiben werden, das ist die große Frage.

Von der Tabellenspitze zu stürzen könnte durchaus schneller gehen, als sich aus dem Keller der Zweiten Liga herauszuwühlen. Dort hat es den Aufsteiger VfB Unterhaching knüppeldick getroffen: Mit vier Niederlagen, 0:8 Punkten und 1:8 Toren, sind die Bayern Tabellenletzter und treffen nun auf den SV Meppen, dem es zwar nicht viel besser geht, der aber wenigstens schon drei Zähler buchen konnte. Unterhaching befindet sich allerdings in "guter" Gesellschaft, denn die Bundesliga-Absteiger Kickers Stuttgart und Fortuna Düsseldorf sind die prominenten Tabellennachbarn.

Vor dem fünften Spieltag hat Schwaben-Trainer Frieder Schömelzer gar eine "kleine Katastrophe" ausgemacht und seine Schlußfolgerung hört sich schon nach Durchhalteparole an: "Wir dürfen jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken." Und während Kickers-Manager Dieter Dollmann vor dem Heimspiel gegen Remscheid keine Notwendigkeit für Neuverpflichtungen sieht, wollen die Unterhachinger handeln. "Wir brauchen noch drei erfahrene Profis", fordert Manager Norbert Hartmann. In Düsseldorf sind die Verantwortlichen um Ruhe bemüht. Manager Benno Beiroth stellt sich schützend von Trainer Horst Köppel: "Wir haben 13 neue Spieler, die müssen erst zusammenwachsen."

Der Tabellenvierte MSV Duisburg wird mit seinem Gastspiel bei Hansa Rostock am Samstag unter besonderer Beobachtung stehen. Vor allem Trainer Uwe Reinders, der nach seiner Entlassung beim Ostsee-Klub ein Wiedersehen feiern darf. "Ich freue mich darauf", sagt Reinders, "es ist ein schönes Gefühl, die Menschen dort wiederzusehen." Ärger hatte er ohnehin nur mit einem: mit dem Hansa-Präsidenten Gerd Kische, der ihn im März diesen Jahres vor die Tür gesetzt hatte.

Die größte Kulisse wird beim Niedersachsen-Derby zwischen Hannover 96 und dem VfL Wolfsburg erwartet. Darmstadt 98 muß bei 3:5 Punkten in Braunschweig antreten und der FSV Mainz 05, derzeit Tabellenzehnter, gastiert in Düsseldorf.

Mainpokal-Fußball-Turnier Germania doppelter Gewinner?

Eitel Sonnenschein herrschte in den vergangenen Tagen meist am Himmel über der Sportanlage der Klein-Krotzenburger Germanen und auch bei den Verantwortlichen des Klubs ob des bisherigen Verlaufes des 19. Mainpokal-Turnieres. "Der Zuschauer-Zuspruch ist enorm", freut sich Germania-Vorsitzender Peter Dinkel. "Ich glaube, wir haben gegenüber dem Vorjahr noch einen draufgesetzt."

Die Spieler bedanken sich mit guten Leistungen und attraktiver Spielweise bei den Fans, von denen mindestens 500 an jedem Abend den Spielfeldrand säumen. Insgesamt haben die Klein-Krotzenburger inklusive Dauerkarten etwa 5500 bis 6000 Gäste begrüßt.

Für die Kleinkrotzenburger besteht auch noch die Möglichkeit, als sportlicher Sieger vom Feld zu gehen. Noch rangiert die Germania in Gruppe 2 zwar hinter Alemannia Klein-Auheim, doch ein Remis im abschließenden Gruppenspiel gegen die Spvgg. Seligenstadt hätte zum Einzug ins Finale genügt. Die Seligenstädter erlaubten sich nämlich am Dienstag mit dem 0:1 gegen die Spvgg Hainstadt einen verhängnisvollen Ausrutscher und brauchen nun einen Sieg. Klein- Welzheim (1:7-Punkte) und Froschhausen (2:6) haben die Gruppenspiele bereits beendet und werden sicher nicht in die Finalspiele gelangen. Vorzeitig standen bereits die Seligenstädter Sportfreunde in Gruppe 1 als Finalteilnehmer fest. Für den Türkischen SV Seligenstadt (2:6 Punkte) geht es im Spiel gegen die Sportfreunde noch um Rang zwei in der Gruppe. Noch hat der SV Zellhausen mit 5:3- Punkten knapp die Nase vorn. Ob das Finale am Samstag nun Gastgeber Germania Klein-Krotzenburg oder "Erzrivale" Spvgg. Seligenstadt gegen die Seligenstädter Sportfreunde bestreiten werden: Am Sonntag wird es am Triebweg zu einem Fußballfest mit vierstelliger Besucherzahl kommen.

DIE WEITEREN TERMINE: Samstag, 16.15 Uhr: Spiel um Platz drei, 17.30 Uhr: Finale, 19.30 Uhr Siegerehrung. ina

Glück im Unglück: Schaden durch Schranke

BÜDINGEN. Die Schranke eines Bahnüberganges donnerte am Mittwochnachmittag auf das Heck des Autos einer Frau aus Büdingen. Schaden: 1000 Mark. Die Büdingerin war gegen 13.35 Uhr auf der Kreisstraße 230 von Rohrbach zur Bundesstraße 457 unterwegs.

Wegen eines Staus mußte sie ihren Wagen unmittelbar nach Passieren des Bahnüberganges noch in Höhe der Schranken anhalten. Wegen eines herannahenden Zuges schloß der Schrankenwärter die Schranke ... ieb

Bremsklotz für Automobilisten Rathauschef Dickert will Geschwindigkeitmeßgerät anschaffen

BIEBERGEMÜND. Um den Rasern in Biebergemünd das Handwerk zu legen, zieht Bürgermeister Thomas Dickert mittlerweile sogar die Anschaffung eines Geschwindigkeitsmeßgerätes in Erwägung, um noch wirksamere Kontrollen vornehmen zu können. Bei der jüngsten Polizeimessung in Wirtheim war erneut jeder achte Autofahrer deutlich zu schnell gefahren, teilte die Gemeinde jetzt mit. Dickert geht zusätzlich von einer erheblichen "Dunkelziffer" aus, angesichts der Tatsache, daß einige Autofahrer üblichwerweise durch Lichthupen gewarnt würden. Ob die Gemeinde tatsächlich ein Meßgerät anschafft, will der Bürgermeister nicht zuletzt davon abhängig machen, inwieweit sich möglicherweise auch Nachbargemeinden dafür interessiern und an der Investition beteiligen. jan

Im Blickpunkt: Borussia Mönchengladbach Einst eine gute Adresse

Borussia Mönchengladbach. Ein Name, der in der Anfangszeit der Fußball-Bundesliga in hellem Glanz erstrahlte. Als diese neue Klasse erstmals in der Saison 1963/64 spielte, waren die "Fohlen" - wie übrigens der spätere deutsche Rekordmeister Bayern München - nicht mit dabei. Erst zwei Jahre später klappte der Aufstieg und danach gaben die Westdeutschen zusammen mit den Süddeutschen den Ton an. 1970 und 1971 wurde der Meistertitel geholt, es folgte ein dreimaliger Titelgewinn hintereinander in den Jahren 1975, 1976 und 1977. Der UEFA- Cup wurde 1975 und 1979 auf den Bökelberg gebracht und 1973 wurde man außerdem DFB-Pokalsieger. Diesen Titel hatte die Mannschaft auch einmal vor Bestehen der Bundesliga (1960) gewonnen.

Bei Borussia Mönchengladbach spielten herausragende Fußballer. Der heutige Bundestrainer Berti Vogts war einer von ihnen, Günter Netzer ein anderer, Jupp Heynckes verdiente sich seine Meriten und ist noch immer in der ewigen Torjägerliste mit 220 Erfolgen verzeichnet. Herbert Wimmer und Rainer Bonhof gehörten auch zu diesem Talentschuppen und alle wurden geformt vom inzwischen verstorbenen Hennes Weisweiler, einem Mann, der als Trainer eine Institution war.

Glorreiche Zeiten also. Getrübt wurden sie in der Vergangenheit durch nachlassende Leistungen, immer wieder neu aufflammende Abstiegsängste, Trainer-Entlassungen und Manager-Rauswürfe. Das Führungsteam Beyer und Grashoff, das lange am Bökelberg das Sagen hatte und in solider, aber zuletzt vielleicht nicht mehr zeitgemäßer Art und Weise die Geschäfte führte, ist endgültig verschwunden. Nachdem Grashoff 1990 sein Bündel wegen unterschiedlicher Auffasssungen mit seinem Nachfolger Rolf Rüßmann packte, hat dieser Tage Präsident Helmut Beyer sein Amt niedergelegt. Ausgelöst wurde sein Rücktritt von der Kritik an der Entlassung Manager Rüßmanns.

Weil gegenwärtig niemand da ist, der das Schiff auf Kurs hält, versucht Helmut Grashoff das Tagesgeschäft als Nothelfer am Laufen zu halten. Schwer genug in einer Zeit, da der einst so ruhmreiche Klub von Finanznöten gebeutelt wird. Der Kauf eines 700 000 Mark teuren Mannschaftsbusses mußte storniert werden, ein Rechtsstreit mit Rüßmann schwelt, ein Millionenstreit mit dem Finanzamt um die steuerliche Bewertung der Abschreibung von Spielertransfers schwebt über dem Verein.

Einst war der Bökelberg eine gute Adresse, die Geschäfte galten als seriös geführt, Borussia war eines der Aushängeschilder im Profi-Fußball. Davon ist nichts geblieben. KURT RAPP

Mann steckte seine Wohnung in Brand

LANGEN. Ein 37 Jahre alter Mann hat offensichtlich unter starkem Alkoholeinfluß in der Nacht zum Donnerstag seine Wohnung in der Nördlichen Ringstraße in Brand gesetzt. Wie die Polizei sagt, hatte er Spiritus ausgegossen und angezündet. Direkt danach rief er selbst die Feuerwehr. 14 Bewohner des dreigeschossigen Hauses mußten während der Löscharbeiten ausquartiert werden. Ein Bewohner erlitt leichte Rauchverletzungen. Schaden: 10 000 Mark. dok

Mann mit Kapuze narrte Polizisten

DIETZENBACH. 15 Autos sind in der Nacht zum Mittwoch auf dem Parkdeck und in einer Tiefgarage des Starkenburgrings aufgebrochen worden. Mehrmals wurde die Polizei von Zeugen benachrichtigt, die jeweils einen an einem auffälligen schwarzen Kapuzenmantel zu erkennenden Täter beobachtet hatten. Der muß über vorzügliche Ortskenntnisse verfügen, denn jeweils entkam er den Beamten, obwohl am Ende vier Streifen seiner habhaft zu werden versuchten. ttt

Nakatemus plädiert für einen "runden Tisch"

GRÄVENWIESBACH. Norbert Nakatemus wehrt sich: Von einem einmaligen Verstoß des "Club 91" gegen die Vorschriften im Gemeindehaus (die FR berichtete) könne keine Rede sein. Die "Vernünftigen unter den Jugendlichen" hätten sich nicht gegen die Randalierer durchsetzen können, berichtet der Pastoralreferent. Er hatte den Jugendlichen den Raum zur Verfügung gestellt. "Aber es kam zu Sachbeschädigungen an der Einrichtung, und die Verantwortung dafür wurde hin- und hergeschoben."

Keiner in der Gemeinde sei bereit oder in der Lage gewesen, den Jugendlichen einen Raum zu geben. Deshalb habe er sich "vorübergehend" dazu bereit erklärt, sagt Nakatemus. Das sei auch ohne Zustimmung des Pfarrgemeinderates möglich gewesen. Und das hat man nun davon: Der Lichtschalter sei demoliert worden. Trotz Verbotes habe man geraucht. Das Schlimmste aber sei der Vertrauensbruch gewesen: "Immer wieder wurden Getränke aus dem Kühlschrank entnommen, ohne daß jemand bezahlt hätte."

Außerdem sei man oft heimlich über das Fenster eingestiegen, und zwar selbst an Sonntagnachmittagen. "Und dann der Vorwurf, sie seien kontrolliert worden: das ist nicht schwer, wenn der Lärm meilenweit zu hören ist", erregt sich der Seelsorger, dessen Pfarrhaus unmittelbar an das Gemeindehaus anschließt.

Von Kreisjugendpfleger Klaus Moravetz - der im Juli überraschend von seinem Amt zurücktrat - fühlt Norbert Nakatemus sich zudem im Stich gelassen. Viele der Jugendlichen seien halt "schwierig" und wüßten nichts Rechtes mit sich anzufangen. Die von Moravetz deshalb versprochene pädagogische Mitarbeiterin war jedoch "nur einmal da, ansonsten habe ich nichts mehr von ihr gehört". Es stimme auch nicht, daß die Grävenwiesbacher Jugend überhaupt keine Räume habe. Es gebe die Pfadfinder und die Jugendfeuerwehr, das müsse reichen.

Nakatemus wünscht sich trotzdem ein klärendes Gespräch mit den Jugendlichen, dem Gemeindevorstand und Achim Schröder, der die Situation der Grävenwiesbacher Jugend im Gemeindeauftrag untersucht: "Wenn jetzt alles schon so aufgebauscht ist, muß auch gehandelt werden." jd

Kriegsflüchtlinge erwartet große Hilfsbereitschaft Etwa 350 Menschen kommen in den nächsten Tagen Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Frühestens am bevorstehenden Wochenende erwartet Hanaus Sozialdezernent Klaus Remer das hessische Kontingent von 320 bis 380 Kriegsfüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina. Die Menschen sollen, wie bereits kurz berichtet, in der Hessen-Homburg-Kaserne unterkommen. Die vor Tod und Elend Fliehenden sind derzeit noch per Zug auf dem Weg in die Bundesrepublik. Sonderzüge des DRK sollen sie an der Grenze zu Österreich abholen und insgesamt etwa 5000 auf die Bundesländer verteilen. Bedingt durch die grausamen Kriegsbilder, scheinen die Flüchtlinge nach dem ersten Eindruck in Hanau auf breite Hilfsbereitschaft der Bürger zu treffen. Das schlossen Remer und DRK-Kreisgeschäftsführer Joachim Ehlert aus Anrufen von Bürgern, die wissen wollten, wie sie helfen könnten, und den ersten Reaktionen der Magistratsmitglieder und Fraktionsspitzen. Städtische Ämter, DRK und Wohlfahrtsverbände sollen eine Arbeitsgruppe bilden, die die Flüchtlingshilfe koordiniert. Zunächst soll Mobiliar aus US-Beständen in drei geräumte, in gutem Bauzustand befindliche Trakte der Hessen-Homburg-Kaserne geschafft werden. Remer betonte, die Arbeitsgruppe wolle schnell und unbürokratisch helfen.

Wolfgang Schwab, Geschäftsführer des Hanauer Ausländerbeirats, hält es für richtig, daß die Flüchtlinge die Chance erhielten, "in Frieden die Situation in ihrer Heimat abzuwarten, ohne sie in ein Asylverfahren hineinzudrängen, das sie auch gar nicht wollen." Meistens handele es sich um Mütter, die ihre Kinder schützen wollten. Wie Remer und Ehlert rief er die Bevölkerung dazu auf, Geld, (Kinder-)Kleidung, Spielsachen und Lebensmittel zu spenden und bei der menschlichen Betreuung der Flüchtlinge zu helfen.

Im Saal der Kreuzkirchengemeinde (Karl-Marx-Straße) können ab Montag täglich von 16 bis 19 Uhr Sachspenden abgegeben werden. Ansprechpartnerin für diese Hilfsaktion ist die SPD-Stadträtin Marianne Buschbeck (Telefon 14223).

Lothar Graf, Geschäftsführer des Caritasverbandes Main-Kinzig, erklärte sich im FR-Gespräch spontan bereit, einen kroatischen Sozialarbeiter ebenso vier Stunden wöchentlich an der Lamboystraße beraten zu lassen, wie der das in der Gelnhausener Coleman-Kaserne bereits tue. Mehr als dieses "Minimum" könne sein Verband aus Personalmangel aber derzeit nicht leisten. Er setze auch auf den kroatischen Seelsorger Kovac und die große kroatische Gemeinde im Hanauer Raum, die sich bisher schon "hervorragend" um Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien gekümmert habe.

Nach seinem Eindruck wurden in Bosnien-Herzegowina vier Fünftel Muslime vertrieben und ein Fünftel Kroaten. Bundesweit sei die Betreuung so geregelt, daß sich die Caritas um die (meist katholischen) kroatischen Flüchtlinge kümmere und die Arbeiterwohlfahrt um die Menschen islamischen Glaubens.

Christel Ziesing vom Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt bestätigte das der FR. Die AWO unterhält in Hanau eine türkisch-jugoslawische Beratungsstelle und will gegebenenfalls auf einen weiteren Dolmetscher aus Frankfurt zurückgreifen, der Serbo-Kroatisch spricht.

Bisher wissen alle Hilfswilligen in Hanau kaum Einzelheiten, was auf sie zukommt. Nach Aussage von Sozialdezernent Remer sei aber klar, daß das Land alle Hilfskosten übernehme.

In einer Pressekonferenz sagte er, Ministerialdirigent Heinz Fallak aus dem zuständigen hessischen Familienministerium habe ihm "verbindlich" versichert, "daß die Unterbringung der bosnischen Kriegsflüchtlinge anstelle von Asylbewerbern im Erstaufnahmeverfahren in der Hessen-Homburg-Kaserne erfolgt". Das solle kein Deal sein, die Stadt stehe weiter zu ihrem Versprechen, die Asylbewerber aufzunehmen - allerdings in Containern am Krawallgraben, weil das sozialverträglicher sei als im Lamboy.

SPD-Vorsitzender Hans Heimerl und SPD-Fraktionsvorsitzender Carl Edward Günther fordern, eine ausreichende soziale Betreuung der Flüchtlinge sicherzustellen. Sie schlagen vor, das Freizeit- und Sportamt solle das Spielmobil zur Verfügung stellen, und von den Ferienspielen sei sicher Material verwendbar.

Die CDU-Vorsitzenden in Stadt und Landkreis, Margret Härtel und Aloys Lenz, bekannten sich "ohne Wenn und Aber" zur Flüchtlings-Notaufnahme. Wenn die Kaserne als Flüchtlingsunterkunft nicht mehr notwendig sei, solle die benachbarte Bereitschaftspolizei dorthin umziehen (die FR berichtete).

Beide betreiben in ihrer Stellungnahme auch parteipolitischen Schlagabtausch: Mit der Forderung, den mordenden "irregulären Verbänden und Rebellen in Bosnien-Herzegowina" sei schnellstens Einhalt zu gebieten, verbinden sie ihr Ja zum deutschen Marineeinsatz in der Adria, den die SPD nicht wolle. Die Kritik an Ministerpräsident Hans Eichel wegen widersprüchlicher Äußerungen des Landes zur Asylunterkunft im Lamboy müsse die Hanauer SPD auf die eigene Bundestagsfraktion ausdehnen.

Das Darmstädter Regierungspräsidium hat ein Bürgertelefon (06151/125635) eingerichtet, um Fragen zur Flüchtlingshilfe zu beantworten (Siehe weiterer Bericht auf der Hessen-Seite). him

Durch das handwerkliche Engagement der Gruppe wuchs auch das Interesse der Bevölkerung an der Stadt "Mauerspechte" sanieren historisches Gemäuer Weil das Geld fehlt, legen Steinauer selbst Hand an Von Jürgen Schultheis STEINAU. Der Name ist ungewöhnlich und deutet Hartnäckigkeit an: "Mauerspechte" heißen die Mitglieder der Gruppe, die seit zweieinhalb Jahren das historische Gemäuer der Stadt in ihrer Freizeit aufarbeiten. Etwa 200 Meter alten Schutzwalles an der ehemaligen Befestigungsanlage haben die Männer bislang saniert. Die ungewöhnliche Aktion - zunächst mit Vorbehalten beobachtet - findet inzwischen Beifall bei der Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger. Die Steinauer entdecken zunehmend den Reiz der alten Mauer und den spätmittelalterlichen Charme des Stadtkernes. "Die Resonanz ist sehr positiv", faßt Karl Hellwig, koordinierendes Mitglied der Gruppe, die Reaktionen auf die ehrenamtliche Schufterei zusammen. "Das hat uns ermutigt und beflügelt, weiterzumachen." Seit die Männer während der Woche und an Samstagen in die Hände spucken und das alte Mauerwerk sanieren, nehmen immer mehr Bürgerinnen und Bürger Anteil an einer Aktion, die heute ihr Beispiel sucht. "Da sind alte Leute gekommen und haben uns gesagt, daß sie das toll finden, was wir machen", sagt Hellwig.

Solche Begeisterung blieb nicht ohne Folgen: "Die Leute haben uns während der Arbeit Frühstück zubereitet und Essen gebracht, das war toll."

Etwa zehn Männer gehören zu den "Mauerspechten", die Steinaus historische Substanz kräftig aufpolieren: Es sind Rentner, ehemalige Landwirte, Polizisten, Maurer und Polierer und ein "ausrangierter Kommissar", die Hand anlegen; aber auch Bürgermeister Hans-Joachim Knobeloch und sein Vater waren in der Vergangenheit ebenso dabei wie ein Aufsichtsratsmitglied der örtlichen Volksbank. Die Männer eint das Interesse an der Erhaltung und Wiederherstellung der alten Befestigungsanlage. Die Sorge um die alte Bausubstanz erhöht darüber hinaus die Sensibilität der Bevökerung und steigert die Attraktivität der Kommune als Fremdenverkehrsort.

Die Vorgeschichte der Aktion reicht bis in die 60er Jahre zurück. Damals beschloß die Stadtverordnetenversammlung, die alte Zwingermauer im nordöstlichen Abschnitt des Schutzwalles wieder aufzubauen. "Aber es geschah nichts", erinnert sich Karl Hellwig, maßgeblicher Initiator der Gruppe. Mitte der 80er Jahre erneuerte das Steinauer Parlament seine Absichtserklärung, die aber erneut ohne Folgen blieb.

Die Wende mit dem Brüder-Grimm- Jahr, als die Bevölkerung den 200. Geburtstag der Gelehrten feierte. Der Besucherstrom und die Tatsache, daß die Kommune kurz zuvor in das Städtebauförderungsprogramm aufgenommen worden war, stimulierte das Interesse einer kleinen Gruppe an der Erhaltung der alten Bausubstanz. Hausinhaber, die ihr altes Domizil aufarbeiten wollten und für das Konzept den Beifall des Altstadtvereins fanden, wurden finanziell unterstützt. Das Geld erwirtschaftete die Initiative mit der Organisation des jährlichen Jockes-Marktes. In zwölf Jahren kamen auf diese Weise etwa 180 000 Mark zusammen.

Schon 1980 hatten Mitarbeiter eines Ingenieurbüros aus dem Taunus bei einer Bestandserhebung in Steinau die Bausubstanz aufgenommen, Stadtansichten festgehalten und typische Bauten als erhaltenswert eingestuft. Bald darauf warben die Fachleute für ihre Ideen einer Stadtsanierung. Die Stadtverordneten reagierten mit der Verabschiedung einer Altstadtsatzung, die das Gebiet innerhalb der alten Stadtmauer erfaßte. Gelder aus dem Städtebauförderungsprogramm konnten seit dieser Zeit für die Sanierung erhaltenswerter Gebäude verwendet werden.

Um die Restaurierung der Stadtmauer und die zahlreichen Wehrtürme entlang des Schutzwalles hatte sich über Jahre hinweg das von der Stadt eingerichtete Sanierungsbüro bemüht. Mit Geldern der Denkmalschutzbehörde und Zuschüssen aus der Stadtkasse sanierten Fachleute das alte Gemäuer. Doch in den vergangenen Jahren flossen immer weniger Mittel in das Projekt, weil die Finanznot der öffentlichen Hand nur noch wenig Spielraum ließ. "Die Zuschüsse gingen gegen null", erinnert sich Karl-Günther Süß, Architekt und Sanierungsbeauftragter der Stadt.

Anfang 1990 sprangen auf Initiative von Karl Hellwig jene Männer in die Bresche, die dann den Namen "Mauerspechte" erhielten: Bei einer Skatrunde kamen die Rentner auf die Idee, Abschnitte der alten Stadtmauer in eigener Regie zu sanieren. Eine Ende März formulierte Vereinbarung zwischen dem Altstadtverein und der Kommune regelte die Details.

In dem Papier verpflichtete sich die Verwaltung, etwa für Lohnkosten der städtischen Bediensteten und für Materialkosten aufzukommen. Außerdem sollte die Stadt eine Unfall- und eine Haftpflichtversicherung für die Helfer abschließen. Als Koordinator wurde Karl Hellwig eingesetzt. Über das Sanierungsbüro regelten die "Mauerspechte" den Zugang zu den Privatgrundstücken, um an den jeweiligen Abschnitten arbeiten zu können.

Durch Spendenaufrufe erhielten die Ehrenamtlichen Sandsteine als Baumaterial. Den überwiegenden Teil des begehrten Baustoffes besorgten sich die Helfer von der Bundesbahn-Baustelle im Kinzigtal. Dort hatte eine Firma beim Streckenausbau die alte Trockenmauer aus Sandsteinen abgebrochen.

Seither haben die freiwilligen Helfer drei Abschnitte von insgesamt 200 Meter Mauer saniert; also Pflanzenbewuchs entfernt, Mauerkronen aufgemauert, einenWehrturm wiederhergestellt und ein längeres Stück Schutzwall auf 1,50 Meter Höhe hergerichtet.

"Das Interesse an der Stadt ist in der Bevölkerung gewachsen", faßt Karl Hellwig das Ergebnis der zweieinhalbjährigen Arbeit zusammen. "Auch wenn es noch manchen Spießbürger gibt, der fragt, was das soll." Die Arbeit der "Mauerspechte" sei anerkannt. "Das hat bisher wunderbar geklappt", lobt Sanierungsbeauftragter Süß die ehrenamtliche Schufterei und fügt an: "Das ist eine ziemlich einmalige Sache."

Kriegsschiffe für Indonesien

BONN, 23. Juli (dpa/FR). Indonesien kauft 39 Schiffe der ehemaligen Kriegsmarine der DDR. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigte am Donnerstag in Bonn einen entsprechenden Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Der Verkauf sei vom Bundessicherheitsrat gebilligt worden, da Indonesien kein Krisengebiet sei. Auch der Verteidigungsausschuß des Bundestages sei unterrichtet worden. Dem Sprecher zufolge handelt es sich um 14 Landungs-, neun Minensuch- sowie um 16 größere Schnellboote. Ohne den Kauf wären die Schiffe abgewrackt worden.

Die "Gesellschaft für bedrohte Völker" (GfbV) in Göttingen nannte den Verkauf "einen unverzeihlichen Fehler". Seit 1975 herrsche Krieg in den von Indonesien beanspruchten Regionen von Ost-Timor und West-Papua. (Kommentar auf Seite 3)

Eine "Interfraktionelle Arbeitsgemeinschaft" wird gebildet Sie soll alle alternative Unterbringungsmöglichkeiten von Flüchtlingen sowie deren Betreuung beraten und Empfehlungen beschließen

MAINTAL. In der jüngsten Sondersitzung des Maintaler Parlaments zum Thema Unterbringung von Asylbewerbern wurden nicht nur konkrete Objekte wie Unterkünfte in Containern und Fertighäusern auf den Weg gebracht (die FR berichtete), es passierte auch ein gemeinsamer Änderungsantrag von SPD und Grünen die Stadtverordnetenversammlung: Danach wird eine "interfraktionelle Arbeitsgemeinschaft" gebildet.

Diesem Gremium sollen je zwei Mitglieder der großen Parteien und jeweils ein Vertreter der kleinen Parlamentsfraktionen angehören. Hinzu kommt ein Mitglied des hauptamtlichen Magistrats und "eventuell der Leiter des Sozialamtes". Nach der Antragsbegründung wird die Arbeitsgruppe "zur konfliktfreien Zusammenarbeit" eingerichtet. Sie soll "alle alternativen Unterbringungsmöglichkeiten von Flüchtlingen sowie deren Betreuung beraten und Empfehlungen an die entsprechenden Gremien der Stadt Maintal beschließen". Weiter wird der Magistrat beauftragt, der Arbeitsgemeinschaft bis zum 31. Juli die Planung zur Unterbringung und Betreung von Flüchtlingen für die Jahre 1992 und 1993 vorzulegen.

Einmütigkeit - also auch mit den Stimmen von CDU und FDP - wurde bei einem Passus erzielt, wonach sich die Stadtverordnetenversammlung in der Asylfrage für eine "engere Zusammenarbeit zwischen Magistrat und Parlament" ausspricht. hok

Feuer gelegt und abkassiert Festgenommener Rodgauer soll Versicherung gelinkt haben

RODGAU. Stolze 50 000 Mark soll ein 35 Jahre alter Rodgauer einem fünf Jahre jüngeren Komplizen dafür versprochen haben, daß dieser Anfang Oktober 1990 eine Autowerkstatt anzündete, deren Miteigentümer der 35jährige war. Für das feuerversicherte Gebäude soll der Anstifter 200 000 Mark erhalten, dem 30jährigen aber sein "Honorar" nicht gezahlt haben.

Der Rädelsführer sitzt wegen anderer im Raum Bayreuth begangener Delikte in Würzburg in Haft. An seiner Festnahme waren außer den Beamten der Offenbacher Kriminalpolizei auch deren Kollegen in der Wagner-Stadt und in Leipzig beteiligt.

Der jüngere der beiden mutmaßlichen Täter soll vor knapp zwei Jahren in der fraglichen Werkstatt bereitgestelltes Benzin ausgeschüttet, die Werkstatt verschlossen und dann den herauslaufenden Sprit angezündet haben. In Sekundenbruchteilen hatte damals der Gebäudekomplex in Flammen gestanden. Der Täter war mit einem Motorrad geflüchtet, das er anschließend in einem Maisfeld versteckt hatte.

Bereits sechs Wochen zuvor hatte das Duo nach den Ermittlungen der Polizei einen Autodiebstahl gestellt. Gemeinsam hatten die beiden, einen Diebstahl vortäuschend, den Wagen der Ehefrau des 35jährigen in den Wald bei Jügesheim gefahren und dort mehrfach gegen einen Baum gejagd. Der Schaden war mit der Versicherung abgerechnet worden.

Kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres soll der 35jährige in der Nähe der Kreisquerverbindung die Sitze eines Personenwagens schon mit Benzin überschüttet, dann aber doch nicht angezündet haben. Eine Polizeistreife sei ihm damals in die Quere gekommen.

Schließlich meldete derselbe Mann zum Jahresende 1991 einen Einbruch in seine Firma in Rodgau, wo aus einem Tresor angeblich 80 000 Mark verschwunden waren, die wiederum die Versicherung ersetzen sollte. Daß das bisher nicht geschah, liegt daran, daß die Polizei die Schlösser unversehrt vorfand. ttt

Erste Luft-Postkarten trudeln im Rathaus ein

KÖNIGSTEIN. Die ersten Postkarten, die sich mit Luftballonantrieb während des Königsteiner Volksfestes auf die Reise in unbekannte Fernen machten, sind inzwischen gefunden und im Königsteiner Rathaus abgegeben worden. Wer seine Luft-Postkarte noch zu Hause liegen hat, sollte sie bald im Rathaus, Zimmer 5 oder 6 abgegeben, spätestens aber bis zum 5. August, will er an der Preisverteilung teilnehmen. Wie immer gibt es Belohnungen für diejenigen, deren Karten den weitesten Weg zurücklegten. w

Vorverkauf beginnt für Country-Abend

LANGEN. Für den Country-Abend bei der Langener Kerb am Samstag, 5. September, hat der Vorverkauf begonnen. Die Tickets für das Konzert mit der Western Union gibt es in der städtischen Vorverkaufsstelle im Brückenfuß, Südliche Ringstraße 80, beim Einkaufskiosk Franz in der Gartenstraße sowie im Rathaus, Südliche Ringstraße, bei Sherry Frechette oder Jürgen Walther in der Zeit von 8 bis 15.30 Uhr oder unter Telefon 06103 / 203-153. dok

Das Bad Orber Freischwimmbad, Oase der Erholung für die Bad Orber Bürger und Gäste und Stätte unsäglicher Wasserfreuden für die Kinder, lädt am kommenden Wochenende zum Besuch der Schwimmbadfestes ein. Aus einer Pressemitteilung der Stadt Bad Orb zum Schwimmbadfest am Samstag, 25. Juli.

Berg: Forderungen des Reichsbundes übererfüllt

Er habe mit Überraschung die Forderung des Reichsbundes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten, Sozialrentner und Hinterbliebenen zur Kenntnis genommen, auch in Frankfurt einen Behinderten-Beauftragten und Behindertenbeirat zu installieren. Dies sagte am Donnerstag Sozialdezernent Martin Berg. Vergleichbar den geforderten Behindertenbeiräten habe sich in Frankfurt bereits im Juli 1990 die Frankfurter Behinderten-Arbeitsgemeinschaft (FBAG) gegründet, worin sich über 30 Frankfurter Behindertenverbände, -vereine, -gruppen und initiativen organisiert hätten, sagte Berg.

Die Arbeit der darin gebildeten Fachausschüsse umfasse die Bereiche Verkehr, Bauen und Wohnen, Arbeit, Freizeit und Beförderungsdienst. Die FBAG berate den Magistrat in allen Fragen der Behinderten. Im August sei Volker Langguth-Wasern zum Behindertenbeauftragten für Frankfurt berufen worden.

Angesichts dieser Situation, so Berg, bestehe demnach für Frankfurt kein Handlungsbedarf, da die Forderungen des Reichsbundes bereits über den gesetzlich geforderten Rahmen hinaus erfüllt seien. amm

Testspiele der Oberligisten Egelsbach wirkt müde und gewinnt dennoch

Im letzten Test vor der Punktrunde siegte die SG Egelsbach im Rahmen eines Turniers in Dreieichenhain mit 2:0 gegen den Lokalrivalen TV Dreieichenhain. Aleksic (45./FE) und Gaidias (50.) erzielten bei verkürzter Spielzeit (60 Minuten) die Treffer für den müde wirkenden Oberligisten.

Den 4:2(2:1)-Erfolg der Eintracht-Amateure beim Stadtrivalen Viktoria Sindlingen stellten Okocha (2), Dworschak und Becker für die insgesamt 16 Spieler aufbietenden Riederwälder sicher. Beirit (1:2) und Laub (2:3) trafen für den Landesligisten.

Obgleich mit Pasqualotto (Urlaub) sowie Gorges und Kranz drei Stammkräfte fehlten, bot Bad Homburgs Trainer Faust beim 4:0 (2:0) in Neuses 21 Akteure auf. Haub (18.), Sassenroth (29.), Röder (62.) und Müller (83.) schossen den Sieg gegen den Bezirksligisten heraus. hdp

Planschen bis Sonnenuntergang Tauchsportverein und Magistrat laden zum Schwimmbadfest

BAD ORB. Als "Höhepunkt der Badesaison" kündigen Tauchsportverein und Magistrat das Schimmbadfest am Samstag, 25. Juli, in Bad Orb an.

Ab 10 Uhr ist im Freischwimmbad ein feuchtfröhliches Spektakel angesagt, bei dem Wettrutschen und Wettschwimmen ebenso auf dem Programm stehen, wie zahlreiche Spiele, der Auftritt eines Clowns und die Aufführung eines Tanzes.

Ab 17 Uhr finden die Siegerehrungen und Preisverleihungen statt, bei denen auch die erfolgreichen Teilnehmer der Ferienpaßolympiade und eines Malwettbewerbes ausgezeichnet werden. Für die Besucher ist im Freibad ein Biergarten geöffnet, wo auch Steaks und Würstchen gegrillt werden. Bei Musik kann bis 22 Uhr im beheizten Becken gebadet werden. Der Eintritt ist frei. jan

Mit der Langener VHS zur Documenta IX

LANGEN. Die Volkshochschule lädt zu einer Studienfahrt zur Documenta IX nach Kassel ein am Samstag, 22. August. Die Kunstpädagogen Karin Schneider und Matthias Wenger werden den eintägigen Besuch der Ausstellung zeitgenössischer Kunst leiten. In Kassel werden besondere Führungen durch das Museum Fridericianum, die neue Documenta-Halle und die Auepavillons angeboten. Außerdem bleibt zwischen den Führungen genug Gelegenheit, die Ausstellung auf eigene Faust zu erkunden, Kaffee zu trinken oder spazieren zu gehen.

Die Studienfahrt kostet 40 Mark pro Person. In dem Betrag sind enthalten die Busreise und Betreuung; für die Führungen müssen zusätzlich noch einmal 15 Mark bezahlt werden. Anmeldungen: Langener Volkshochschule, Rathaus, Zimmer 220, Telefon 203-122. dok

Wer hilft Menschen aus Bosnien-Herzegowina?

DIETZENBACH. In der Stadt treffen vermehrt Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina ein, die sich verzweifelt ans Rathaus wenden, um ein Dach über dem Kopf zu bekommen. Häufig finden sie zwar bei Verwandten oder Bekannten eine Bleibe, doch in den beengten Wohnungen kommt es nach Auskunft des Ersten Stadtrates Lothar Niemann zu Problemen, weil manchmal drei Familien in wenigen Räumen Platz finden müssen.

Aus diesen Grund bittet Niemann die Bevölkerung um humanitäre Hilfe. Wer zu Hause noch räumliche Kapazitäten frei hat und den vor dem Krieg fliehenden Familien helfen möchte, soll sich beim Liegenschaftsamt im Rathaus (301 254 oder -255) melden.

Die Menschen aus den Kriegsgebieten an der Adria haben in der Bundesrepublik Deutschland nur eine sogenannte Duldungserlaubnis. Sie erhalten keine finanzielle Unterstützung wie Sozialhilfe. Daher können sie nach Einschätzung Niemanns auch keine Miete zahlen. aim

Wohnungsumwandlungen: AGW schreibt Schwaetzer

Für ein befristetes Verbot der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen hat sich die Aktionsgemeinschaft Westend (AGW) in einem Brief an Bundeswohnungsbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) eingesetzt. Die AGW-Vorsitzende Barbara Heymann argumentiert, angesichts der Preise für Eigentumswohnungen in Frankfurt zwischen 300 000 Mark und 900 000 Mark könnten Mieter mit mittlerem oder gar kleinerem Einkommen niemals ihre Wohnungen erwerben. Die Fälle, die von der AGW bisher gerade im Westend dokumentiert worden seien, zeigten übereinstimmend, daß die Umwandlung zur Vertreibung angestammter Mieter führe.

Der gerade in den Ballungszentren immer knappere Wohnraum gerate noch schneller zum Luxusgut: "Dies darf sozial verantwortliche Politik im Interesse des sozialen Friedens nicht hinnehmen."

Schon im Jahre 1991 hatte die AGW mehr als 3000 Unterschriften für einen besseren Mieterschutz bei Umwandlungs- Spekulation an das Bundeswohnungsbauministerium geschickt. Am 29. Mai 1991 waren die AGW und die Ministerin zu einem Gespräch über das Problem zusammengetroffen - ohne konkretes Ergebnis. jg

Wilde Müllablagerung Bürger sollen die Frevler melden

OFFENBACH. Bürgermeister und Umweltdezernent Klaus Bodensohn ist für mehr Sauberkeit und Ordnung in den Straßen, auf den verschwiegenen Plätzen und in den dunklen Ecken. Die Bürger sollen sich die Autonummern von jenen Dunkelmännern merken, die ihren Müll "einfach so irgendwo in die Gegend kippen" und sie an die stadteigene Entsorgungsgesellschaft (ESO), Telefon 80 65 - 22 42, weitergeben.

Weil immer mehr Leute ihren Müll auf Kosten der Allgemeinheit zum Nulltarif entsorgen, wie jetzt wieder in der Mainstraße, im Landgrafenring und im Lämmerspieler Weg, appelliert Bodensohn an die Wachsamkeit aller Bürger, um so die Frevler mit einem geharnischten Bußgeld bestrafen zu können. Es ginge auch nicht an, daß Gewerbetreibende die Altpapier- Container mit ihren Kartonagen und Verpackungen vollstopften.

Der Umwelt- und Mülldezernent verweist darauf, daß jeder kleine Mengen (Kofferraum-Volumen) Müll kostenlos entsorgen kann. Die Müllverbrennungsanlage (Dietzenbacher Straße) nimmt brennbaren Abfall an, nichtbrennbarer kann zur Annahmestelle am Güterbahnhof (Grenzstraße) gebracht werden. lz

Ortsbeirat 11 fragt nach Staubentwicklung

Der Ortsbeirat 11 hatte schon im März dieses Jahres angeregt, der Magistrat möge sich um die untragbare Staubentwicklung bei der privaten Bauschutt-Aufbereitung in der Uhlfelder Straße kümmern. Darüberhinaus soll über Maßnahmen des Gewerbeaufsichtsamtes verhindert werden, daß der Bauschutt und das bearbeitete Schüttgut von Lkw angefahren wird, die in einem technisch einwandfreien Zustand sind "und nicht massenweise auf der Fahrt Ladung verlieren".

Der Magistrat antwortete jetzt auf eine entsprechende Anfrage nach dem Sachstand, daß ein entsprechendes Schreiben an die Gewerbeaufsicht gerichtet worden sei. amm

Kontrolle nach Geburt Pflicht

KOBLENZ, 23. Juli (dpa). Ein neugeborenes Kind muß in den ersten 20 Minuten nach der Geburt ständig überwacht werden. Geschieht dies nicht, so verletzen sowohl der behandelnde Arzt als auch die Hebamme ihre Sorgfaltspflicht. Das stellte das Koblenzer Oberlandesgericht (OLG) in einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil fest. Das Gericht gab damit einer Schadensersatz- und Schmerzensgeldklage statt (Az.:5 U 1789/89).

Nach den Feststellungen des Gerichts war ein heute fünfjähriger Junge nach seiner Geburt mit sogenanntem Kindspech (bereits ausgeschiedenen Verdauungsresten) verschmiert. Der behandelnde Arzt legte das Neugeborene auf den Bauch der Mutter und ließ es zudecken, jedoch nicht die Atmung des Kindes beobachten. Einem Hinweis der Mutter, das Kind werde ruhiger, gingen weder der Arzt noch die Hebamme nach. Erst nach einiger Zeit fiel der Hebamme eine Atemunregelmäßigkeit des Neugeborenen auf, worauf sie mit Wiederbelebungsmaßnahmen begann. Das Kind hatte jedoch bereits "Kindspech" eingeatmet, was zunächst Sauerstoffmangel und schließlich eine Hirnschädigung zur Folge hatte. Der Junge wurde dauernd pflegebedürftig.

Aus Bad Homburg funkt's für Europa hr 4 sendet aus Bar und Kurpark

BAD HOMBURG. Europa im Herzen und Abenteuer vor der hessischen Haustür: Mit dieser Kombination machen 15 junge Leute aus Österreich, Belgien, der Tschechoslowakei und Deutschland vom 27. Juli bis 2. August als Euro-Funk-Familie Radiosendungen. Anfang und Ende ist Bad Homburg: Am Montag, 27. Juli, schwingt sich die erste "Erlebnis-Radio"-Aktion live aus der Tennisbar auf die Wellen des hessischen Rundfunks, viertes Programm. Und das große Finale kommt am Sonntag, 2. August aus dem Jubiläumspark: Die Jugendteams aller beteilgten Länder und Rundfunkanstalten treffen sich, um aus dem Park zwei Stunden Musik und Informationen zu senden. Der Sendeplatz wurde ausgesucht, weil das Partnerschaftstreffen in der Kurstadt zum Europa- Flair des Projektes paßt.

Organisator des internationalen Sommerradio-Programms für die Jugend ist in diesem Jahr das Mittelhessen-Studio "hr 4 Radio Lahn". Das Projekt wird zusammen mit dem österreichischen (ORF)), dem tschechischen (Radio Budweis) und dem belgischen (BRF) Rundfunk organisiert: In diesen Ländern produzieren zur gleichen Zeit Jugendliche im Alter von 16 bis 22 Jahren täglich zwei bis drei Stunden Radio. Die Teams sind aus allen vier Ländern gemischt.

Die Idee der Euro-Funk-Familie wurde 1987 von den Sendern geboren, erläutert Knut Kuckel von "Radio Lahn". Mit dem Projekt solle der europäische Gedanke weitergetragen werden. Daß ausgerechnet Regionalsender ein internationales Programm machen, ist für Kuckel kein Widerspruch: "Die großen europäischen Ereignisse spielen sich immer in den Zentren ab. Durch die Euro-Funk-Familie kommen die jungen Leute in Regionen, die sie sonst nie besuchen würden."

So sollen sich die jungen Programm-Macher diesmal vorwiegend mit den "Abenteuern vor der Haustür" beschäftigen. Für die Auftaktsendung aus der Tennis-Bar (Montag, 27. Juli 16.05 bis 17 Uhr, hr 4 Lahn-Journal und Rhein-Main-Journal) bereiten die Jugendlichen Reportagen aus der Taunus-Therme ("Baden wie im alten Rom") und vom Golfplatz ("Genießen im Stil der britischen Royals") vor.

Beim Finale wird die Funkfamilie in das Bad Homburger Partnerschafts-Treffen mit eingebunden: Bereits am Samstag, 1. August, rückt das hr-Team an, um als Joker-Mannschaft beim Bad Homburger Mehrkampf gegen eine Mannschaft des Jugendparlamentes anzutreten. nau

Schlußspurt zum Deutschen Umwelttag: 100 000 Besucher . . .

(Fortsetzung von Seite 21)

Finish an. Im fünften Stock der Philip- Reis-Straße 84 fiepen Faxgeräte und Computer, stehen Drucker unter Dampf, laufen Telefone heiß.

Finanzchef Theo Goedderz hat am Abend zuvor bei Verhandlungen in Wiesbaden alles klargemacht: Der Etat von sechs Millionen Mark, die fast schon verbraten sind, steht nun endgültig. Mehr als die Hälfte davon sind öffentliche Gelder: Zuschüsse von Bund, Land, Stadt und EG.

39 Prozent der Ausgaben sollen wieder durch Eintrittseinnahmen hereinkommen, zehn Prozent haben Sponsoren und Spender lockergemacht.

Stefan Zwoll nimmt die frohe Botschaft mit auf die Reise. Er ist der DUT-Beauftragte für die neuen Bundesländer und muß nochmal rasch "auf einen Sprung" nach Berlin und zum DUT-Außenbüro nach Halle. Filialen gibt es auch noch in Freiburg und in Frankfurt in der Hanauer Landstraße.

Hauptanlaufstelle bleibt jedoch Philipp-Reis-Straße 84. "Da wird Lebenserfahrung im Crash-Tempo geliefert", behauptet Weinz, und Organisationschef Jürgen Reusch meldet "die ganzen Promis, die uns kurzfristig entdeckt haben und kommen": der russische Umweltminister, Vizekanzler Möllemann, der FDP-Bundesvorstand.

Andere vom DUT-Team müssen die 13 Verbände koordinieren, die den Trägerverein "Deutscher Umwelttag" bilden. Denen ist man schließlich verantwortlich, die haben das Sagen. Es allen recht zu machen, fällt schwer, denn es mischen nicht nur die Umweltverbände, sondern auch der DGB und der Deutsche Sportbund mit. Weinz: "Nimmt man die Liste der DUT-Träger, dann gehört rechnerisch jeder zweite Bundesbürger zu den Veranstaltern des Umwelttages."

(Siehe auch: "Vom Rio-Gipfel . . .")

Neue Containerstation für Bauschutt und Styropor

BIEBERGEMÜND. Auch Bieber besitzt nun eine Containerstation, wo Bauschutt, Grünabfälle, Leuchtstoffröhren, Styropor und kleinere Mengen Bauschutt kostenlos entgegengenommen werden. Die neue Anlaufstelle, die sich in der Raiffeisenstraße direkt am Raiffeisenmarkt befindet, ist erstmals am Samstag, 25. Juli, von 9 bis 11 Uhr geöffnet.

Die Containerstation in Bieber ist künftig jeden zweiten und vierten Samstag im Monat in der Zeit von 9 bis 11 Uhr geöffnet.

Die bereits vorhandene Sammelstelle im Bauhof Kassel hat analog dazu ihre Tore jeden ersten und dritten Samstag im Monat geöffnet. jan

"Stellen Sie sich doch mal vor, was passiert, wenn jeder Arbeitgeber beim Einstellungsgespräch eine Tracht Prügel kriegt!" Richter Wolfgang Heinrich zur Schilderung eines Angeklagten in einem Schutzgelderpresser- Prozeß.

Zur Person:

SABINE NEU, stellvertretende Programmchefin beim hessischen Privatfunksender FFH, wird bundesweit Programmdirektorin eines privaten Hörfunksenders. Die 30jährige Saarländerin wird Leiterin des zweiten Privatradios in Schleswig-Holstein, "Radio Eins". Dies teilte der Sender in Kiel mit. Sabine Neu hatte vier Jahre als Musikchefin bei Radio Schleswig-Holstein (RSH) in Kiel gearbeitet. "Radio Eins" soll im Herbst erstmals auf Sendung gehen. epd

TV Lieblos, Turnen Neue Turn-Gruppe für Fünfjährige

Nach den Sommerferien beginnt Reiner Schinzel (TV Lieblos)mit einer neuen Gruppe im Kinderturnen. Ab 7. August können Mädchen und Jungen jeweils freitags von 14 bis 15 Uhr nach Gründau-Lieblos in die Schulturnhalle kommen. Hauptsächlich gedacht ist diese Übungsstunde für Kinder im Alter zwischen vier- und fünf Jahren (Jahrgänge 1987 und 1988). Interessierte Kinder und ihre Eltern kommen einfach vorbei oder melden sich bei Reiner Schinzel (Tel.: 06051-2874) ih

Saverio Mercadante:

Il Bravo Szenen

Der Bravo Dino di Domenico Teodora Adelisa Tabiadon Violetta Janet Perry Pisani Sergio Bertocchi

Philharmonischer Chor Bratislava Orchestra Internazionale d'Italia

Dirigent:Bruno Aprea

Eine Exkursion zu den seltenen Wässerwiesen

BIEBERGEMÜND. Geschichte und Funktion der Wässerwiesen stehen im Mittelpunkt einer naturkundlichen Exkursion der Johann Heinrich Cassebeer-Gesellschaft am Samstag, 25. Juli. Bei einer Wanderung durch die Spessarttäler stellt Herbert Kirsch jene Wiesenbewirtschaftungssysteme vor, die den Betreibern früher reichlich Grünfutter bescherten und damit eine umfangsreiche Stallviehhaltung ermöglichten. Heute sind diese Wässerwiesen mit ihrer charakteristischen Tier- und Pflanzenwelt selten geworden, da die Flächen aus Rentabilitätsgründen anderweitig genutzt wurden.

Interessenten für die Exkursion treffen sich um 14 Uhr am Parkplatz Köhlerfestplatz. Der befindet sich auf dem Weg von Frammersbach Richtung Wiesen am Abzweig nach Habichtsthal. jan

Zur Person:

WOLFGANG EIFLER, bisher katholischer Klinikpfarrer in Mainz, ist am Donnerstag vom Generalvikar des Bistums Mainz, Martin Luley, wegen Mißachtung des Zölibats vom Dienst suspendiert worden. Eifler hatte am Montag abend in einer Fernsehsendung erklärt, daß er mit einer Frau und deren zwei Kindern zusammenlebe. Er forderte andere Priester, die heimlich Liebesbeziehungen pflegten, auf, dies ebenfalls öffentlich zu machen. Das Bistum hatte den Pfarrer am Dienstag beurlaubt und ihm bis Mittwoch eine Frist gesetzt, um zum Zölibat zurückzukehren. (gem)

Billiger Samstag im Zoo

Für 25. Juli lädt der Zoo wieder zu einem "billigen Samstag" ein. Wie an jedem letzten Samstag im Monat werden die Eintrittspreise für Erwachsene von 9,50 auf 5,50 herabgesetzt; Kinder sparen zwei Mark und brauchen nur 2,50 Mark zu bezahlen.

"Taunusfüchse" erteilen Tips und Ratschläge

OBERURSEL. Tips und Ratschläge, wie man seinen Wohnwagen oder sein Wohnmobil immer "klar Schiff" halten kann, gibt es bei den Clubabenden des Campingclubs "Taunusfüchse", die sich jeden letzten Dienstag im Monat, das nächste Mal wieder am 28. Juli, ab 19.30 Uhr, in der Turnhalle in der Korfstraße treffen.

Dort werden regelmäßig auch Erlebnisse und Neuigkeiten ausgetauscht und das Programm für die nächsten Monate besprochen. w

Das olympische Dorf - nicht gerade schön, aber mit allen Abwechslungen ausgestattet Im Flugsimulator stand der US-Schwimmer plötzlich kopf Herberge für die Jugend der Welt kostete vier Milliarden Mark / 14 106 Betten / Es mangelt an nichts: 50 000 Kondome

Es ist High noon im olympischen Dorf. Für einen US-amerikanischen Schwimmer steht die Welt gerade Kopf. In der Video-Spielhölle hatte er sich in einen Flugsimulator gesetzt. Während er auf dem Monitor im Kampf mit anderen Düsenjägern seine Ausweichkünste erprobt und gleichzeitig Bomben abwirft, hat ihn der Alltag ein- und aus dem siebten Elektronik-Himmel herausgeholt.

Die Simulator-Kapsel, die sich in relativ schnellen Abständen 360 Grad um die eigene Achse dreht, ist abrupt zum Stillstand gekommen. Die Füße nach oben, der Kopf nach unten, den Rumpf im Sitz glücklicherweise fest angegurtet - durch einen technischen Defekt ist der Höhenflug im Bruchteil einer Sekunde jäh gestoppt. Seine Freunde amüsieren sich köstlich. Dem "Abgestürzten" ist es erst wieder zum Lachen, als er nach dreiminütiger Fehlersuche des Service-Personals aus seiner Zwangslage befreit wird.

Eine Viertelstunde später im Shopping-Center suchen drei Iraner eher die Abgeschiedenheit für ihr Vergnügen. Schüchtern, aber lüstern gehen sie auf "Fleischbeschau". In einer Ecke des Zeitungskiosks blättern sie in Sex-Heftchen und wollen damit nicht mehr aufhören. Sie genießen sichtlich eine Art von Freizügigkeit, die sich ihnen in ihrer Heimat so nicht bietet.

Zwei Szenen, zwei Welten - das olympische Dorf in Barcelona bietet alles unter einem Dach. Das 47 Hektar große Areal, das anstelle des abgerissenen, zur Jahrhundertwende errichteten Industrieviertels Poble Nou für vier Milliarden Mark saniert wurde und später einmal als Nobel-Wohnviertel in unmittelbarer Nähe des ebenfalls neu gebauten Yachthafens genutzt werden soll, vereint auf Zeit die unterschiedlichsten Lebensstile und -auffassungen. Allein der Blick auf die am Placa de Ceremonis gehißten Flaggen verdeutlicht das multikulturelle Ambiente der exakt 14 106 Betten bietenden Herberge für die "Jugend der Welt". Da flattern die Fahnen der Kaiman-Inseln und von Papua-Neuguinea, von Schweden und Lesotho, des Jemen und von Jamaika, von Thailand und Nicaragua, des Tschad und von Polen - von A wie Australien bis Z wie Zaire sind alle vertreten.

Und alle sollen sich wohl fühlen. Zwar hinterlassen die bis zu achtgeschossigen Wohnsilos von außen einen einfalls- und eher geschmacklosen Eindruck, sind die in Einzel- und Doppelzimmer aufgeteilten Wohneinheiten für bis zu zwölf Personen nicht gerade geräumig, doch das vielfältige Unterhaltungs-Angebot soll fast alles wettmachen.

Neben dem illustren Treiben an den Video-Spielgeräten herrscht in den Mittagsstunden der größte Auftrieb im Bowling- und Billard-Zentrum. Nur wenige Interessierte finden sich dagegen in einer der vier Kinosäle ein. Andere Indivdualisten joggen trotz arger Hitze, während sich am ausschließlich für die Athleten reservierten Strand fünf Dutzend Sonnenanbeter eingefunden haben.

Um Ruhe ganz anderer Art geht es im Religions-Zentrum Abraham, wo islamische, jüdische, buddhistische, katholische und evangelische Geistliche ihre Schäfchen sammeln. Den Auftakt und das Ende der Meditationen, Messen und Andachten ist den Mohammedanern vorbehalten, für die morgens um fünf Uhr und abends um 23 Uhr die Räumlichkeiten zum Gebet gen Mekka offenstehen. Für die meisten der reizvollere Anziehungspunkt zu später Stunde ist die Freiluft- Disco, in der sich die Erlebnishungrigen so richtig nach Lust und Laune austoben können, umgeben von avantgardistischen Design-Kreationen und flimmernden Lampen. Wer da verhindert ist, kann sich morgens ab zehn Uhr in die Karaoke-Bar tummeln - ein propagandistisch clever angekündigter Wettbewerb für den besten Showman und bestimmt auch für die fiteste Frau, die nach heißen Rhythmen der Popstars ihre Tanz- und Sangeskünste unter Beweis stellen sollen, ist eine zusätzliche Attraktion.

Für die Freunde der Muse gibt es eine Ausstellung katalanische Künstler zu bewundern und die Möglichkeit zur Ablenkung in der Bibliothek. Für Souvenir- Sammler kann alles, was nicht niet- und nagelfest ist, auf einem Flohmarkt der Aktiven getauscht werden. Ein Fahrrad- Verleih ist ebenfalls vorhanden. Darüber hinaus sind vom Friseur bis zur Post, von der Bank bis zur Wäscherei, vom Blumenladen bis zum Reisebüro alle Dienstleistungs-Einrichtungen vorhanden.

Wenig begehrt ist dagegen die Adresse einer Krankenstation, denn dort zieht es niemand freiwillig hin. Da sind die Info- Stände von IOC, NOK's und der internationalen Athleten-Kommission schon eine populärere Anlaufstelle, weil hier inklusive zeitlicher Details alles Wichtige über die Wettkämpfe zu erfahren ist. Zum sportlichen Wohlergehen gehören außerdem eine Mehrzweck-Trainingshalle und ein Mini-Stadion mit Laufbahn. Logisch, daß auch zahlreiche Werbe-Buden der allgegenwärtigenen Sponsoren überall zu finden sind.

Es soll an nichts fehlen. Selbst an Kondome wurde gedacht. Für 23 Automaten wurden 50 000 (!) Exemplare angeliefert. Der Dreier-Pack kostet 100 Pesetas.

Womöglich für immer ungewiß wird es wohl für die Medienvertreter bleiben, wo sich Boris Becker zum von ihm avisierten Kaffeetrinken mit Carl Lewis treffen wird. Einerseits zog der US-Star nämlich in eine streng geheimgehaltene Privat-Suite irgendwo in der Innenstadt von Barcelona ein und andererseits liegen mit Ausnahme der Filiale einer weltweit bekannten Fast-Food-Kette alle Lokalitäten vom Pizza-Restaurant bis zur Fruchtsaft-Bar in der Tabuzone des olympischen Dorfes. HARALD STENGER

Frankfurter Filmtips

Seine Filme sind bildmächtig und kunstvoll inszeniert, und seine Apokalypsen wie Utopien gründen statt im Feld der Politik in dem von Gefühlen und Sexualität - womit der englische Regisseur Derek Jarman unfehlbar den Nerv einer Gesellschaft trifft, welche die Offenlegung ihrer Wunden wiederum mit dem Stigma des "Unmoralischen" (so der häufige Vorwurf an den Filmemacher) brandmarkt. Von Jarman, der jüngst mit "Edward II." brilliert hat, ist nun War Requiem (1986) zu sehen, ein avantgardistisch-experimentelles Antikriegs- Filmgedicht. Der Film läuft am Wochenende in der ,Zum erstenmal in Franfurt'-Reihe des Kommunalen Kinos.

Für cinephile Kinogänger und Freiluft-Fans ist heute abend schon Wim Wenders Summer in the city (1971) ein ,must': Den melancholischen Road- Movie, diese "Nachgeschichte einer Kriminalgeschichte" (Wenders), dato des Meisters Langfilm-Debüt, mit der Musik von Chuck Berry, Lovin' Spoonfull und The Kinks zeigt das Mal Seh'n auf dem Lohrberg.

Auch die Kaurismäki-Verehrer können weiter jubilieren: Im "Orfeo" geht Crime and Punishment in die zweite Woche, und in der Spätvorstellung die Lenigrad Cowboys to America.

Daneben bereits empfohlen und weiter im Programm der Frankfurter Lichtspielbetriebe: Schtonk!, Delicatessen, Julia und ihre Liebhaber, Die Liebenden von Pont Neuf, The Player, Betty sowie, im Open Air auf dem Bockenheimer Campus, Das Schweigen der Lämmer. oll

NRW-Grüne wollen Transparenz Fraktionsgesetz soll Finanzierung durchschaubar machen

vs DÜSSELDORF, 23. Juli. Der nordrhein-westfälische Landtag soll nach dem Willen der Grünen als erstes Landesparlament die Finanzierung der Fraktionen aus Steuermitteln durch ein Fraktionsgesetz durchschaubar und damit kontrollierbar machen. Die vier Fraktionen erhalten in dieser Legislaturperiode rund 65 Millionen Mark. Die Höhe der Bezüge ist abhängig von der Fraktionsstärke. So kassiert die SPD 25 Millionen Mark, die CDU 21 Millionen, die FDP 9,5 Millionen und die Grünen neun Millionen. Wie und wofür die Fraktionen dieses Geld ausgeben, ist ihre Sache. Nach Auffassung der Grünen handelt es sich dabei um einen "rechtlosen Zustand", der Mißbrauchsmöglichkeiten offenläßt.

In ihrem am Donnerstag vorgestellten Gesetzentwurf fordern die Grünen, daß die Fraktionen einmal jährlich über alle Einnahmen und Ausgaben dem Landesrechnungshof berichten müssen. Die Jahresabschlüsse der Fraktionen sowie die Prüfergebnisse des Landesrechnungshofes sollen veröffentlicht werden. Ausgaben für die jeweilige Partei werden den Fraktionen ausdrücklich verboten. Der Entwurf enthält auch Vorschriften, die Scheingeschäfte mit den Parteien oder Stiftungen unterbinden sollen.

Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Michael Vesper, wertete die bisherige Praxis der Zuschüsse als einen "Blankoscheck, dem jede Form von Kontrolle mangelt". Durch die von ihnen selbst festgelegte Höhe der Fraktionszuschüsse begünstigten sich die Abgeordneten zusätzlich zu ihren Diäten und Aufwandsentschädigungen "mittelbar selbst".

"Ost-Komitees sollen Unzufriedenheit schüren und bündeln" Kölner Verfassungsschützer sehen Muster kommunistischer Bündnispolitik bei PDS und DKP / "Guter Parteiapparat" Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Helmut Kohl

FRANKFURT A. M., 23. Juli. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in Köln hat in einer internen Einschätzung auf die Rolle hingewiesen, die nach seiner Überzeugung PDS und DKP bei der Vorbereitung und Gründung der ostdeutschen "Komitees für Gerechtigkeit" spielen. Dabei stützt sich das Amt unter anderem auf eine gemeinsame Sitzung der Vorstände von PDS und DKP, bei der auch über die Komitee-Gründung diskutiert wurde. Über dieses Treffen hatte das DKP-Zentralorgan "Unsere Zeit" (UZ) am 17. Juli und damit eine Woche nach der Gründung des Komitees berichtet.

Die Verfassungsschützer zitieren aus diesem Bericht die von Gregor Gysi bereits während des jüngsten PDS-Parteitages öffentlich gemachte Aussage, wonach seine Partei mit "ihren großen Zielen gescheitert" sei. Dazu zählte der PDS-Chef den Versuch, "in der DDR einen demokratischen Sozialismus zu schaffen", dann die Bemühungen der PDS, "eine Vereinigung Deutschlands statt eines Anschlusses der DDR an die BRD zu erreichen", und das Unterfangen, eine "gesamtdeutsche Sammlungsbewegung linker Kräfte" zu schaffen.

Vor dem Hintergrund dieser Situationsbeurteilung unterstütze die PDS "auch zur Überwindung eigener Isolierung und Ausgrenzung" die überparteiliche Komiteegründung, die "historisch begrenzt" sei und die "Identität der PDS nicht tangiere". Dies sagte Gysi laut UZ während der gemeinsamen Sitzung der Vorstände von DKP und PDS, die "nach anderthalbjähriger Pause" Anfang Juli in Berlin stattfand.

Ein Sprecher des Kölner Bundesamtes sagte der FR am Donnerstag auf Anfrage, nach Einschätzung seiner Behörde habe sich "der überwiegende Teil der westdeutschen Unterzeichner", die etwa die Hälfte der 69 Gründungsmitglieder ausmachten, "in der Vergangenheit in der DKP oder in kommunistisch gesteuerten Bündnissen engagiert". Eine Zuordnung der ostdeutschen Unterzeichner stoße demgegenüber auf Schwierigkeiten. Für die meisten der ostdeutschen Gründungsmitglieder nehme das Amt "PDS-Nähe" deshalb an, weil sich "die großen demokratischen Parteien von der Komiteebewegung distanziert" hätten.

In der Bewertung der Kölner Verfassungsschützer "paßt" die Komitee-Bewegung "in das Raster kommunistischer Bündnispolitik". Sie solle "vorhandene Unzufriedenheit schüren, bündeln, organisieren und auf ein politisches Ziel hinlenken". Auch die "Mittel und Methoden" seien erkennbar. Dazu wird in Köln eine "antifaschistische, progressive Plattform, auf der sich viele Menschen weit über den Kreis der PDS hinaus zusammenfinden könnten", ebenso gezählt wie "prominente Unterstützer, die zumeist nicht eindeutig der PDS zugeordnet werden können", und schließlich "die offene Komitee- Form, die es ermöglicht, das Bündnis verdeckt zu steuern".

Der PDS würde, "selbst wenn sie es nicht wollte", schon wegen ihres "relativ guten" Parteiapparates die führende Rolle in der Komitee-Bewegung zufallen, zumal sie "als einzige unterstützende Organisation" mit ihren 180 000 Mitgliedern und fast 9000 Kommunalabgeordneten in beinahe allen Gemeinden Ostdeutschlands vertreten sei. Zudem verfüge sie über zahlreiche Funktionäre, "die hauptamtlich oder als Arbeitslose ihre ganze Arbeitskraft für die Partei einsetzen".

Der Verfassungsschutzsprecher sagte der FR, es sei jedoch zweifelhaft, ob die Bewegung "den Erwartungen der PDS entsprechen wird". Sie sei in der Öffentlichkeit als PDS-gesteuert abgestempelt und verfüge über kein "klares Nahziel". Auch seien die Spannungen innerhalb der ostdeutschen Bevölkerung zu groß.

In Bonn wies der PDS-Vorsitzende Gregor Gysi am Donnerstag Vorwürfe zurück, wonach die Komitees eine "Tarnorganisation" seiner Partei seien. Die Unterzeichner des Gründungsaufrufes kämen, wie die Nachrichtenagentur AP Gysi zitierte, aus "verschiedensten Gruppen". Derzeit werde an den Aufbau von Koordinierungsbüros in einzelnen ostdeutschen Bundesländern gedacht, weil der Andrang in Berlin nicht mehr bewältigt werden könne.

Wie die Deutsche Presse-Agentur ergänzend meldete, rechnet Gysi damit, daß die Komitees zumindest bei Kommunalwahlen kandidieren werden. Zu den 69 Erstunterzeichnern sind laut Gysi fünf weitere gekommen, darunter der ehemalige Bürgerrechtler Ralf Hirsch und die Hamburger Autorin Peggy Parnaß. Das erste westdeutsche "Komitee für Gerechtigkeit" werde demnächst in Bremen gegründet. (Kommentar auf Seite 3)

Nippons Aktienmarkt reagiert auf politischen Trick Notsitzung des Kabinetts treibt Kurse in die Höhe / Von einer Konjunktur-Wende ist noch nichts zu erkennen

Japans Premier Kiichi Miyazawa hat das Börsenfieber befallen. Entgegen allen marktwirtschaftlichen Regeln zog der ehemalige Finanzminister am Donnerstag die Notbremse, um die Aktienkurse in Tokio vor einem weiteren Verfall zu bewahren - wenigstens vorläufig. 48 Stunden vor der Oberhauswahl berief der finanzpolitische Fuchs für Freitagabend eine Dringlichkeitssitzung des Kabinetts ein. Einziges Thema: "Rettung des japanischen Kapitalmarktes - aus Verantwortung für die Weltwirtschaft."

Die Börsianer fielen auf den Trick herein. Die Notierungen zogen deutlich an. Von der Suggestivkraft seiner Aktion offenbar selbst überrascht, ließ Miyazawa später seinen Sprecher vorsichtshalber dämpfend mitteilen: "Endgültige Entscheidungen oder konkrete Maßnahmen sind nicht zu erwarten." Kenneth Courtis, Chefanalytiker der Deutsche Bank Capital Markets (Asia), quittiert den Vorgang mit den Worten: "Man kann sich auch mit billigem Wein in Stimmung bringen und den Kater am Morgen danach mit Aspirin bekämpfen. Eine Problemlösung ist dies nicht."

Ruhe in den japanischen Kapitalmarkt könnte nach Experteneinschätzung statt plumper Wahlkampfshow nur ein möglichst schnelles und klares Wort von Regierung und Notenbank über die künftige Entwicklung von Steuersätzen, Leitzins und Investitionen der öffentlichen Hand bringen. Doch wenige Tage vor dem politischen Höhepunkt des Jahres - den Teilwahlen zum Oberhaus - wird sich der Ministerpräsident kaum aus der Reserve locken lassen. Bisher ist nur seine Absicht bekannt, das Parlament um einen Nachtragshaushalt in Höhe von immerhin acht Billionen Yen (fast 100 Milliarden Mark) zu bitten, die zur Konjunkturankurbelung eingesetzt werden sollen. Ehe eine solche Spritze aber stimulierend wirken kann, verstreichen Monate.

"Japans Ökonomie verhält sich derzeit wie ein Auto ohne Benzin", meint Courtis. Nach seiner Auffassung wäre neben dem Zusatz-Etat auch eine weitere Senkung des Diskontsatzes um 0,75 Punkte auf drei Prozent fällig, wenn die Industrie kurzfristig wieder auf Touren kommen soll. Solche Forderungen hält indessen nicht nur Zentralbank-Gouverneur Yasushi Mieno für verfrüht. Schließlich wurde der Leitzins in den vergangenen zwölf Monaten viermal gesenkt, ohne daß die gewünschte wirtschaftliche Aufwärtsbewegung eintrat.

Dem Chef des Unternehmerverbandes Nikkeiren, Takashi Nagano, wären niedrigere Zinsen generell zwar auch lieber, doch er rät zu Geduld. Ihn plagen nicht zuletzt Sorgen über eine eventuelle Kapitalflucht, falls die Differenz zum Ausland noch größer würde. Einer der einflußreichsten Bankiers, Tsuneo Wakai, steht einer weiteren schnellen Verbilligung des Geldes ebenfalls kritisch gegenüber. Als Bankenverbandspräsident und Chef der Mitsubishi Bank hält er dies für den falschen Weg: "Immer wenn Turbulenzen auftauchen, wird der Ruf nach niedrigen Zinsen laut. Ich denke aber, es wäre wichtiger, sich auf unsere Eigenanstrengungen zu verlassen und die Kosten stetig zu senken."

Andere halten die Zinsentwicklung derzeit auch deshalb nicht für so wichtig, weil die Absatzflaute einen relativ geringen Bedarf an neuem Kapital zur Folge hat. "Da die Nachfrage in der Wirtschaft schneller abgenommen hat, als die Unternehmen ihre Produktion reduzieren konnten, läuft der notwendige Abbau der Lagerbestände zu langsam", analysiert Atsushi Miyawaki vom Japan Research Institute. Diese wichtige Korrekturphase sei psychologisch der springende Punkt in Nippons Konjunktur-Mosaik. Nach einer repräsentativen Umfrage der Zeitung Mainichi glauben 75 Prozent der Spitzenmanager an einen Wiederaufschwung schon im vierten Quartal dieses Jahres. An der Börse wurde dieser Optimismus zumindest bis gestern offenkundig aber nicht geteilt.

Wie es scheint, warten die Manager jedoch nicht einfach ab, daß der normale Lagerzyklus und der Abbau teurer Überkapazitäten allmählich wieder einen konjunkturellen Aufschwung herbeiführen. Ein strategisches Umdenken glauben manche erkennen zu können. Vor allem die Auto- und die Elektronikindustrie wollen die Akzente künftig deutlicher auf Profitmaximierung und weniger als bisher auf Marktanteile setzen. RAINER KÖHLER (Tokio)

In einer Nacht 13 Autos ausgeraubt

BAD HOMBURG. Eine ganze Serie von Autos brachen unbekannte Täter in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in der Berliner Siedlung rund um das Kreiskrankenhaus und im Kurpark auf.

Die Diebe stahlen aus 13 Fahrzeugen verschiedener Marken Gegenstände im Wert von 18 000 Mark. Auf Autotelefone und Autoradios hatten sie es in besonderem Maße abgesehen. Zusätzlich verursachten sie Sachschäden in Höhe von insgesamt 9000 Mark.

Die Polizei bittet alle Anwohner oder Spaziergänger, die etwas Verdächtiges bemerkt haben, sich unter der Bad Homburger Telefonnummer 1200 bei der Kripo zu melden. jom

Vorschau auf einen Blick

FUSSBALL 2. BUNDESLIGA: Spvgg. Unterhaching - SV Meppen (Fr. 19.30), Stuttg. Kickers - FC Remscheid, FC Hansa Rostock - MSV Duisburg, Fortuna Köln - FC Homburg, Wuppertaler SV - FC St. Pauli, VfB Leipzig - Hertha BSC Berlin, Eintr. Braunschweig - Darmstadt 98, SC Freiburg - Chemnitzer FC, Hannover 96 - VfL Wolfsburg (alle Sa. 15.30), VfB Oldenburg - FC Carl Zeiss Jena, VfL Osnabrück - Waldhof Mannheim, Fort. Düsseldorf - FSV Mainz 05 (alle So. 15.00).

OBERLIGA HESSEN: FV Bad Vilbel - Eintracht Ffm. Amat., Kickers Offenbach - Vikt. Aschaffenburg, Rot-Weiß Walldorf - Eintracht Haiger (alle Fr. 19.30), Rot-Weiß Frankfurt - Borussia Fulda, SV Wehen - SV Wiesbaden, SC Neukirchen - VfR Bürstadt, KSV Hessen Kassel - SG Egelsbach, VfL Marburg - FSV Frankfurt.

FREUNDSCHAFTSSPIELE: Germ. Dörnigheim - Germania 94 Ffm. (Sa. 15.00), Altenstadt - Eintracht Frankfurt (So. 15.00), Spvgg. Neu-Isenburg - Auswahl Profis/Amat. Eintr. Ffm. (So. 17.30).

Turn-Trainer Reiner Schinzel geht in Lieblos neue Wege und setzt auf die Vielseitigkeit Die Kinder hat die Turnomanie längst gepackt Statt Enttäuschung beim Kunstturnen lieber Mehrkämpfe, Liga und Freizeiten/Eltern ziehen mit

Andere Turnvereine können ihren Nachwuchs gerade im männlichen Bereich an einer Hand abzählen, wenn Reiner Schinzel vom TV Lieblos aber mit seinen Jungs irgendwo auftaucht, dann wuseln mindesten zwanzig kleine Turner um ihn herum, und dann hat er nur die Hälfte dabei. Was ist das Geheimrezept des 24jährigen Sportstudenten? "Wenn man selbst die richtige Einstellung hat, dann ziehen auch die Kinder mit. Die Eltern hat man dann auch schnell für die Sache gewonnen, und dann ist eigentlich alles klar", weiß der Gründauer.

Die richtige Einstellung zum Turnen brauchte er sich nicht anzueignen, denn er selbst hält seit er denken kann euphorisch dieser Grundsportart die Stange. Zwischen dem Turn- und dem Leichtathletiktrainer seines Heimatvereins zu Hause, konnte sein sportlicher Weg gar nirgens anders hinführen als zum TV Lieblos. Im Kunstturnen hat er es zu was gebracht und immerhin in der zweiten Bundesliga für die KTV Wetzlar geturnt und zudem zweimal (1991 und 1992) den Hessentitel am Pferdsprung geholt. Und doch hat es auch die Leichtathletik ihm angetan. Ein Glück für Reiner Schinzel, daß der Turnerbund beides möglich macht. Deutscher Zehnkampf heißt dieser Wettkampf, in dem die Akteure ein Mammutprogramm von sechs Kürübungen, Kugelstoßen, 100-Meter-Lauf, Weitsprung und Schleuderball absolvieren. Auch hier war er bereits Hessenmeister und Teilnehmer an den deutschen Mehrkampfmeisterschaften.

Eigene Erfolge hin und eigene Erfolge her. Findet er ja auch ganz schön, aber noch mehr am Herzen liegen ihm die jungen Nachwuchstalente seines Vereins. "Harald und Volker hätten sie auf die Titelseite der Vereinszeitung bringen sollen und nicht schon wieder mich", weiß er, wie wichtig für seine Jungs auch die Anerkennung ihrer Leistung ist. Immerhin Erste und Zweite bei den hessischen Einzelwettkämpfen sind seine beiden "Vorturner", die Berg-Zwillinge, geworden. Aber um die Bildauswahl hat er sich nicht auch noch kümmern können. Der Terminkalender quillt eh schon über, da muß alles genauestens eingeplant sein, sonst klappt es nicht. Von Halle zu Halle, von Sportplatz zum Jugendzentrum, von der Uni Mainz zur Vorstandssitzung - und immer wieder turnen, turnen, turnen. Das wird sogar Freundin Ute Helmling, selbst ehrgeizige und begeisterte Akteurin dieser Sparte in Oberrodenbach, manchmal zuviel. "Aber das ist eben mein Leben, und so gefällt es mir", sagt der angehenden Diplomsportlehrer.

Gerade erst kommt er wieder vom Jugendzentrum Ronneburg. Eine Woche lang hat er dort mit seinen Jungs verbracht, in Turnhalle, Schwimmbad und auf dem Sportplatz. "Wir haben uns neben der Turnerei auch auf den Mannschaftskampf in der Leichtathletik vorbereitet", sagt der Trainer, der auf die Vielseitigkeit seiner Schützlinge setzt. Mit den Leichtathleten der LG Gründau kurzgeschlossen, stellen die Turner des TV Lieblos ein gemeinsames Team für die deutschen Schüler-Mannschaft-Meisterschaften. "Der Traum wäre natürlich, in den Endkampf zu kommen, vielleicht klappt das ja im nächsten Jahr", sagt Reiner Schinzel. Ansonsten waren die jungen Sportler im Jugendzentrum kaum aus der Halle zu bekommen. "Die wollten mehr trainieren als ich", hat der Trainer seine Jungs längst mit der "Turnomanie" angesteckt.

Aber übertreiben wollen sie es dennoch nicht. Zweimal pro Woche haben sie bislang trainiert, seine Größten, die Zwölfjährigen. "Sicher muß das jetzt langsam mehr werden, aber sie sollen ruhig auch noch was anderes machen." Die Lust am Turnen verlieren sie so zumindest nicht. Denn sonst hätten Harald und Volker sicher nicht den Flur im Elternhaus zur "Turnhalle" mit Turnpilz und Übungs- Barren umfunktioniert. Weltmeister aber werden in Lieblos nicht heranwachsen. Vom reinen Kunstturnen haben sie inzwischen Abstand genommen. "Das ist bei unseren Gegebenheiten heute gar nicht mehr machbar. Da braucht man schon ein Leistungszentrum wie Heusenstamm oder Wetzlar direkt vor der Hautür", geht Reiner Schinzel nach frustrierenden Hessischen Kunstturnmeisterschaften im vergangenen Jahr neue Wege. In den Mehrkampf steigen seine Jungs nun vermehrt ein, Leichtathletik kombiniert mit Turnen oder auch mit Schwimmen und Wasserspringen. Jahnkampf nennt sich letzteres, und Volker Berg will's in Angriff nehmen. Mit Dieter Dörr, dem ehemaligen Weltklassespringer, haben die Liebloser in Gelnhausen ja auch den richtigen Mann für diese Disziplin an der Hand. In ein paar Jahren werden sie dann auch für das Landesligateam der KTV Main-Kinzig herangereift sein. "Das sind eben Perspektiven, die machbar und realistisch sind und wo die Kinder ihre Erfolgserlebnisse haben", weiß der 24jährige. Außerdem stehen einige Freizeiten auf dem Programm, oft gemeinsam mit anderen Vereinen des Turngaus Kinzig. "Über persönliche Freundschaften kam das oft zu stande und läuft auch meist besser als über offizielle Wege", sagt der Liebloser, für den gemeinsames Training mit den Turnerinnen aus Oberrodenbach und Steinau und den Turnern aus Wächtersbach längst an der Tagesordnung ist. IRIS HILBERTH

Salmonellen im Hochzeitsessen

pid GÖTTINGEN, 23. Juli. Mindestens 26 Teilnehmer einer Hochzeitsgesellschaft im nordthüringischen Uder (Kreis Heiligenstadt) sind an einer Salmonellen- Infektion erkrankt, zehn von ihnen mußten stationär in Krankenhäusern in Göttingen und Heiligenstadt behandelt werden. Acht weitere Personen haben sich zwar infiziert, sind aber nicht erkrankt. Welche Speise des Hochzeitsmenüs verseucht war, ist unbekannt.

Die Hygieneärztin des Heiligenstädter Gesundheitsamtes, Gisela Stähr, sagte, man solle zur Vermeidung von Salmonellen-Infektionen besonders darauf achten, kein Essen mit rohen Eiern zuzubereiten, also etwa auf selbstgemachte Mayonnaise verzichten. Gerade jetzt während der heißen Tage sei es wichtig, alle frischen Nahrungsmittel wie Fisch, Fleisch, Geflügel und Eier immer sofort nach dem Einkauf in den Kühlschrank zu packen.

Statt Asphalt lieber Rasen oder Kiesel

DREIEICH. Die Förderungsrichtlinien zur Entsiegelung von Flächen gewinnen gerade jetzt wieder an Aktualität. Denn das Wasser wird zunehmend knapp in dieser heißen Jahreszeit. Davon betroffen sind auch die Grundwasservorräte, die nur durch einen entsprechenden Nachschub "von oben" wieder aufgefüllt werden können. Deshalb erinnert der Magistrat Dreieicher Bürger noch einmal daran, daß sie beträchtliche Zuschüsse erhalten, wenn sie asphaltierte Böden zurückbauen in versickerungsfähige Flächen.

Ziel der Maßnahme ist, der fortschreitenden Versiegelung von Böden und der damit einhergehenden Senkung des Grundwassers entgegenzuwirken.

Als "versickerungsfähig" gelten zum Beispiel Rasen- und Schotterflächen, Kiesel, aber auch Rasengittersteine, bei denen das Wasser ungehindert im Boden verschwinden kann.

Als Vorausetzung für die städtische Finanzspritze muß eine mindestens zehn Quadratmeter große Fläche, auf der das Wasser versickern kann, durch die Entsiegelung entstehen. Die Hälfte der Baukosten, maximal bis zu einer Höhe von 800 Mark, sollen aus der Stadtkasse bezahlt werden.

Antragsformulare sowie die Förderrichtlinien sind beim Umweltamt der Stadt Dreieich, Frankfurter Straße 3, erhältlich. Telefonische Auskünfte erteilt Helmut Wissner unter der Rufnummer 06103 / 601-352. dok

Kreis freut sich: Drittes Bahngleis schon zwei Jahre früher Nachricht aus dem hessischen Wirtschaftsministerium verheißt Baubeginn zwischen Frankfurt und Bad Vilbel Ende 1994

WETTERAUKREIS. Mit Frohlocken hat die Kreisverwaltung auf die Nachricht aus dem Wiesbadener Wirtschaftsministerium reagiert, mit dem Bau eines dritten Gleises, dieses für die S-Bahn, könne möglicherweise schon Ende 1994 begonnen werden. Daß die S 6 ab 1996 - und damit zwei Jahre früher als bisher angenommen - auf einem eigenen Gleis ohne die heute üblichen Verspätungen und mit verbessertem Platzangebot von Bad Vilbel nach Frankfurt und zurück fährt, würde nach Angaben aus dem Wetteraukreis das entscheidende Hindernis beseitigen, an dem die Neuordnung des Öffentlichen Personennahverkehrs im Kreis krankt. "Mit dem Ausbau der Hauptstrecke steht und fällt das Konzept", heißt es in Friedberg.

Geplant ist nämlich, daß die Buslinien nicht mehr parallel zu den Nebenbahnstrecken und der Hauptlinie der Main- Weser-Bahn geführt werden, sondern gezielt die Bahnhöfe andienen. Dies macht aber nur dann Sinn, wenn in den Hauptverkehrszeiten in den Zügen zwischen Friedberg und Frankfurt nicht Verhältnisse wie in der sprichwörtlichen Sardinenbüchse herrschen.

Für den Wetteraukreis bedeutet die Wunscherfüllung aber auch finanzielle Inanspruchnahme. Wieviel Geld der Kreistag eines nunmehr nicht allzufernen Tages springen lassen muß, steht noch nicht genau fest. Zwar haben sich im Sommer 1990 der damalige Landrat Herbert Rüfer, die Stadt Frankfurt und das Wirtschaftsministerium auf einen Kostenschlüssel geeinigt, doch nach Angaben des Kreisbeigeordneten Joachim Pollmar sind noch weitere Verhandlungen nötig.

1990 war vereinbart worden, daß die Stadt Frankfurt und der Wetteraukreis zusammen mit 12,5 Prozent, macht 15 Millionen der damals auf 120 Millionen Mark geschätzten Kosten für die 13 Kilometer Gleisneubauten in Anspruch genommen werden. Davon sollten nach dem "Belegenheitsprinzip" 10 Prozent gleich 1,5 Millionen auf den Kreis entfallen. 10 Prozent der Gesamtstrecke liegen im Wetteraukreis. Doch alsbald hat die Stadt Frankfurt versucht "nachzubessern". Nicht die Länge der Strecke in der jeweiligen Gemarkung, sondern die Zahl der S-Bahnbenutzer müsse berücksichtigt werden, sagte der Frankfurter Kämmerer. Tatsächlich ist die S-Bahn überwiegend mit Berufseinpendlern in die Mainmetropole belegt. Rüfer beharrte auf dem "Belegenheitsprinzip", und prompt machte Frankfurt Druck. Die Mainstädter erinnerten daran, daß sie schon 1968 700 000 Mark für Veränderungen in den Bahnhöfen bis nach Bad Vilbel "vorgelegt" hätten, und forderten die Vorleistung aus jener Zeit ein, als der Wetteraukreis noch gar nicht existierte. Im Sommer 1990 einigte sich Rüfer mit Frankfurt auf die Leistung von 10 Prozent, also 70 000 Mark. Dieses Geld hat der Kreis bis heute noch nicht bezahlt. Es wird also erneute Finanzierungsverhandlungen geben, und man braucht wenig Fantasie, um sich vorzustellen, daß Landrat Rolf Gnadl auf die prekäre Finanzlage seines Kreises hinweisen wird. Ob er die ebenfalls in Finanznöten steckenden Frankfurter damit zu Tränen rührt, bleibt abzuwarten. Offen steht auch noch, ob sich Gnadl Geld bei der durch das dritte Gleis am meisten begünstigten, "reichen" Stadt Bad Vilbel besorgen kann. Die Sprudelstädter dürften auf ihre hohen Belastungen durch die Kreisumlage verweisen.

Damit nicht genug. Der Kreistag hatte schon am 5. Oktober des Jahres 1989 die Kreisregierung aufgefordert, Verhandlungen wegen eines dritten Bahngleises über Bad Vilbel hinaus bis nach Friedberg zu führen. Was dieses Projekt kosten könnte, ist heute noch nicht kalkuliert. In informellen Gesprächen schwirren Zahlen zwischen 350 und 400 Millionen Mark herum. Landrat Gnadl aber drängelt. Anfang Februar durfte sich Hessens Finanzministerin Dr. Annette Fugmann-Heesing auf Einladung von Gnadl an Ort und Stelle vom Gedränge in der S-Bahn überzeugen. Gnadls Standardargument gegenüber der Finanzministerin, aber auch in Briefen an den hessischen Wirtschaftsminister Ernst Welteke: "Der Bedarf liegt auf der Hand." Der Landrat will, daß die Planung und Finanzierungsverhandlungen sofort begonnen werden und nicht erst das - von vornherein feststehende - Ergebnis von sogenannten Sensibilitätsbetrachtungen und Bedarfsermittlungen der Bundesbahn abgewartet wird. Das ist ganz im Sinne seines Vorgängers. Schon Anfang 1989 hatte Herbert Rüfer verlauten lassen: "Die dringend erforderliche Entlastung unserer Straßen kann nur gelingen, wenn wir das Nadelöhr im Öffentlichen Nahverkehr zwischen Frankfurt und Friedberg beseitigen."

(Lesen Sie dazu auch den Bericht über den Welteke-Vorstoß zur S 6 in der heutigen Ausgabe der Frankfurter Stadtrundschau). hm

"Delicatessen" auf der Leinwand

SCHÖNECK. "Delicatessen" werden am Mittwoch, 29. Juli, ab 19.45 Uhr auf der Leinwand des Kilianstädter Programmkinos "Sternpalast" aufgetischt.

So nennt sich der Jugendfilm, der in Zusammenarbeit mit der Jugendabteilung der Gemeinde zum verminderten Eintrittspreis von fünf Mark gezeigt wird.

Ein altes Haus am Stadtrand mit gar seltsamen Bewohner(inne)n steht im Mittelpunkt des Films. Alle sind nur interessiert am Essen, alle sind Kundschaft beim Fleischer im Erdgeschoß.

"Dessen Tochter Julie, das Schneewittchen unter den Kannibalen, lernt eines Tages einen arbeitslosen Clown kennen", macht der Ankündigungstext neugierig. Der Streifen ist 1990 in Frankreich gedreht worden. Ul

Pfarrer Martin Arnold gastiert im Hörfunk

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Pfarrer Dr. Martin Arnold von der evangelischen Erlöserkirchengemeinde Bad Soden predigt am kommenden Sonntag, 26. Juli, über den Äther.

Der Geistliche spricht ab 8.25 Uhr in der Sendung "Kreuz und Quer" des Radios FFH.

Die Ausführungen von Pfarrer Arnold sind in der Rubrik des Hörfunksenders mit dem Titel "Predigt aktuell" zu hören.

jan

"Wieviele Tote sollen es denn noch werden?" Junge Bosnier: Dieser Krieg könnte vergessen werden

Das Transparent ruft Erinnerungen an einen schon fast vergessenen Krieg wach. "Kein Blut für Öl" steht da in großen schwarzen Lettern. Aber die folgenden Sätze wollen nicht auf die Golfregion aufmerksam machen: "Wir haben kein Öl, aber Menschen. Schon über 6000 Tote in Bosnien-Herzegowina - wie viele sollen es noch werden?" Doch die Passanten hasten vorbei, die wenigsten werfen auch nur einen Blick auf das Transparent.

Samir Cokoja steht hier schon seit einigen Tagen, zusammen mit anderen Jugendlichen aus Bosnien und Herzegowina. Sie wollen verhindern, daß der Krieg auf dem Balkan hierzulande in Vergessenheit gerät - und sie wollen Flüchtlingen helfen, die in Zagreb häufig am Rande des Existenzminimums leben. Am Wochenende will die Gruppe Kleidung und Lebensmittel, vor allem Babynahrung, dorthin bringen. Auf der Zeil sammeln sie Spenden. Bei einer ähnlichen Aktion vor drei Wochen protestierten noch rund 1500 Menschen mit ihrer Unterschrift gegen den Bürgerkrieg, etwa 1000 Mark wurden für humanitäre Hilfsmaßnahmen gespendet. "Aber viele Leute haben bei diesem Krieg schon abgeschaltet", sagt Samir Cokoja.

Manche sind nicht nur gleichgültig, sondern sogar aggressiv. Eine junge Frau wirft einen Blick auf das Transparent, schreit die Jugendlichen an: "Die Grenze sollte dicht gemacht werden, diese Leute sollen doch bleiben, wo sie sind!" Das ist noch nicht einmal das Schlimmste, was sich die jungen Bosnier bisher anhören mußten. "Gestern waren welche da, die Soldaten mit Maschinengewehren an der Grenze aufstellen wollten", erzählt Samir.

Der Konflikt im früheren Jugoslawien hat auch das Leben der jungen Bosnier in der Bundesrepublik beeinflußt. "Zur Zeit leben in unserer Wohnung 14 Flüchtlinge. Und in Bosnien haben wir alle Freunde und Verwandte. Es gibt kaum Verbindungsmöglichkeiten, wir wissen nicht, ob sie noch am Leben sind." Der Gedanke an die toten Angehörigen ist für die Jugendlichen schon schlimm genug. "Aber meine Mutter geht an diesem Krieg zugrunde", sagt ein junger Mann.

Samir hatte früher nur serbische Freunde. "Ich bin zwar Moslem, aber ich kannte keine anderen Moslems. Als es in Kroatien losging, habe ich noch gedacht, das geht mich nichts an. Jetzt trifft dieser Krieg auch mich." Seine serbischen Freunde verurteilten den Krieg nicht, fragten nicht nach der Familie in Bosnien-Herzegowina. "Also waren sie wohl für diesen Krieg. Das war ein ganz übles Erlebnis für mich."

Doch auch die neuen Freundschaften mit Kroaten könnten brüchig werden. "Was ist, wenn nicht mehr geschossen wird - und Serbien und Kroatien unsere Heimat einfach zwischen sich aufteilen?" überlegen die Jugendlichen. Sie haben Angst, noch einmal von Freunden enttäuscht zu werden. Auch bei denjenigen, die in der Bundesrepublik aufgewachsen sind, hat der Krieg Wunden geschlagen. "Diese Haßgefühle, die lassen sich nicht so schnell vergessen. Auch dann nicht, wenn der Krieg selbst vorbei ist."

Enttäuscht sind sie auch von der Haltung der Bundesrepublik. Die Unterschriften gegen den Krieg wurden an den Bundeskanzler geschickt, erzählt ein Bosnier. "Wir bekamen auch einen Brief, in dem es in etwa hieß, da sei leider gar nichts zu machen." Auch in den Medien werde der Krieg beschönigt. "Da ist immer nur von ein paar Toten die Rede. Die ganze Grausamkeit dieses Krieges scheint niemanden außer den Betroffenen zu interessieren."

Das Land Hessen und die Stadt Frankfurt suchen übrigens Familien, die Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina bei sich aufnehmen. Bei der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber in Frankfurt meldeten sich bisher vier Familien. Wer Flüchtlingen Unterkunft und Verpflegung gewähren will, kann sich unter der Telefonnummer 2 12 - 3 02 17 und 2 12 - 3 03 48 anmelden. ek

Steinbacher Flohmarkt wirft Schatten voraus

STEINBACH. Zeit, allmählich in Keller abzutauchen, Dachstühle zu entrümpeln, Schränke und Regale auszumisten: Der große Steinbacher Flohmarkt mit großem Unterhaltungsallerlei steht bevor.

Am Sonntag, 2. August, verwandeln sich die Gassen rund ums Rathaus wieder in einen riesigen Second- Hand-Basar. Auf Tapeziertischen und Decken dürfen ab 7 Uhr die Waren ausgelegt werden. Offiziell beginnt der Handel um 9 Uhr. Bis 15 Uhr haben die Anbieter dann Zeit, ihre ausgemusterten Sachen an Männer, Frauen und Kinder zu bringen.

Die Jagdhornbläser vom Schützenverein Steinbach sorgen dafür, daß auch Langschläfer noch ein Schnäppchen machen können. Um 10 Uhr pusten sie kräftig ins Horn und eröffnen damit die Begleitmusik zum Einkaufsbummel. Während gefeilscht wird, jazzt "Rosies Crazy Washboard Band" unter den Linden am Rathaus.

Musik liegt in der Luft, die Flöhe tanzen und der jonglierende Zauberer Bela Kiss keult ran: von 12 bis 13.30 Uhr am Rathausplatz. Kinder, die vom Einkaufen die Nase voll haben, können sich vor dem Plus-Markt vergnügen: Von 10.30 bis 12.30 Uhr lädt der Kinderclown Tomani sie zum Mitmach-Zirkus ein. Die Pferdekutsche lädt bei ihren Rundfahrten (von 11 bis 13 Uhr ab Feuerwehrgerätehaus) sicherlich auch Erwachsene auf.

Unterwegs können sie einem Drehorgelspieler begegnen, der zwischen den Ständen seinen Leierkasten umherkutschiert. Das bunte Programm runden die Vereine ab, die dafür sorgen wollen, daß niemand mit knurrendem Magen und hängender Zunge nach Hause geht. mk

Lanzinger Kerb mit Musik im Saalbau Schick

BIEBERGEMÜND. Im Saalbau Schick findet vom Samstag, 25. bis Montag, 27. Juli, die Lanzinger Kerb statt. Zu den Klängen der Kerbmusikanten wird der Kerbbaum am Samstag um 19 Uhr aufgestellt. Eine Stunde spielt im Saal die Kapelle "Golden Line".

Die Feierlichkeiten gehen am Sonntag mit einem Frühschoppen weiter. "Kaum zu glauben aber wahr, was so alles in Lanzingen geschah", lautet das Motto des Kerbzuges, der sich ab 14 Uhr in Begleitung der Biebertaler Musikanten durch das Dorf bewegt. Anschließend gibt es ein Konzert im Saal, abends spielen dort die "Geisbergmusikanten".

Früh aufstehen heißt es am Montag für die Kerbmusikanten, die bereits um 7.30 Uhr aufspielen. Danach gibt es einen Frühschoppen mit Eieressen, abends ist noch einmal Musik im Saalbau. jan

Mainz geht in Atom-Berufung

gra MAINZ, 23. Juli. Das Land Rheinland-Pfalz geht gegen eine Entscheidung des Mainzer Landgerichtes in die Berufung, das das Land zur Zahlung von Schadensersatz in dreistelliger Millionenhöhe an den Energiekonzern RWE verurteilt hatte. Als Grund hatte die 7. Zivilkammer "Amtspflichtverletzungen" bei der Erteilung der Genehmigung für das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich angesehen. Dabei hätten die Landesbehörden 1975 die Genehmigung für einen Atomreaktor erteilt, von dem sie gewußt hätten, "daß die Anlage an einem anderen Standort und in einer anderen Bauweise errichtet werden sollte".

Nach der Prüfung der Urteilsgründe in dem Verfahren mit einem Streitwert von 500 Millionen Mark hat sich das Umweltministerium in Mainz nun zum Gang vor das Berufungsgericht entschieden. Nach Angaben des Sprechers Roland Horne sei "keines der tragenden Argumente des Landes gegen den RWE-Schadensersatzanspruch widerlegt worden". Das Land hatte darauf verwiesen, daß das RWE auf eigenes Risiko mit dem Bau des 1300 Megawatt-Atomreaktors begonnen habe, obwohl noch Prozesse gegen die Genehmigung im Gange waren.

Briefe an die Redaktion · Briefe an die Redaktion · Briefe an die Redaktion "Ein verantwortlich handelnder Politiker"

Zu dem FR-Bericht "Vizelandrat Pipa wundert sich" und dem dazugehörigen Kommentar "Pipas Eiertanz um die Deponie 2000" in der Ausgabe vom Dienstag, 21. Juli, erreicht uns folgender Leserbrief. In dem Bericht war die Bewertung des Ersten Kreisbeigeordneten zu einer Stellungnahme des Aachener Büros für Hydrogeologie und Umwelt zu einem Gegengutachten im Auftrag der Gemeinde Ronneburg dargestellt:

"Der Artikel und der dazugehörige Kommentar - der eigentlich überflüssig ist, weil der Artikel selbst bereits die in diesem Zusammenhang persönliche Interpretation des Verfassers widergibt - sind wahrhaft eine Meisterleistung des journalistischen Handwerks. Derartiges ist man gemeinhin nur von der Bild-Zeitung gewohnt. Ganz offensichtlich von bestimmter Seite ,geimpft' (Zitat beziehungsweise Vermutung: ,Da spielt möglicherweise die Absicht mit, im Nachhinein all das zu desavouieren, was der geschaßte und gehaßte Dr. Harald Friedrich aufgebaut hatte, um dem Kreis endlich zu einer dringend gebrauchten Deponie zu verhelfen', Interpretation wohl überflüssig), stellt der Autor Sachverhalte unrichtig oder unvollständig dar, verdreht Tatsachen, beruft sich auf Vermutungen und zieht daraus Schlußfolgerungen, die jeglicher Grundlage entbehren.

Offenbar hat der Autor die PR-Mitteilung des Ersten Kreisbeigeordneten, auf die er sich beruft, nicht verstanden, oder er hat ihn aus Boshaftigkeit vorsätzlich mißverstanden, was ebensowenig für die Qualität dieses Journalisten spricht.

Zur Sache bemerkt der Autor süffisant, der Vize-Landrat nenne die Berichterstattung der FR eine ,Schau mit politischem Hintergrund, ohne weiter auszuführen, worum es sich dabei handele'. Der Schreiber selbst hat im gleichen Artikel den politischen Hintergrund offenbart: Stolz bezeichnete er den FR-Artikel als ,Exklusivbericht', womit er durchaus recht hat. Die FR hat sicherlich ihre ,exklusiven Informanten'.

Mit welcher Begründung er behauptet, das Vertrauensverhältnis zwischen AHU und dem Kreis sei zerstört, bleibt sein Geheimnis.

Das hat er wohl ein wenig übereifrig in das Schreiben von AHU an den Kreis hineininterpretiert. Merke: Ein Vertrauensverhältnis zu zerstören, dazu gehören immer zwei - wobei er leichtfertig Vertrauen mit blinder Gutgläubigkeit in einen Topf wirft.

Auch wird es wohl das Geheimnis des Autors bleiben, wie er dazu kommt, zu behaupten, beim Kreis habe ein ,plötzlicher Meinungsumschwung zugunsten des Gegengutachtens von Dr. Hug' stattgefunden. Ein solcher hat nicht stattgefunden. Im Landratsamt wurde lediglich zur Kenntnis genommen, daß ein Wissenschaftler die Erkenntnisse eines anderen Wissenschaftlers in einigen Punkten in Zweifel zieht.

Anders als der Schreiber, der sich offenbar im Besitz der absoluten Wahrheit wähnt, ist ein verantwortlich handelnder Politiker nicht nur gehalten, dem nachzugehen, sondern sogar dazu verpflichtet. Und da er, ebenso wieder anders als offenbar der Autor, kein Spezialist auf dem Gebiet der Hydrogeologie ist, kann es doch wohl keine Frage sein, sich der Erläuterung eines neutralen Gutachters zu bedienen.

Vor diesem Hintergrund braucht man zum sogenannten ,Kommentar' des gleichen Herrn eigentlich kein Wort mehr verlieren. Nur soviel: Die Schlußfolgerung, die Kreisspitze verabschiede sich von der ,Deponie 2000' hin zu einer Müllverbrennungsanlage, nur weil Erich Pipa die vom Kreisausschuß und Kreistag festgelegten Kriterien für einen Standort Punkt für Punkt zweifelsfrei nachgewiesen sehen möchte, gehört in die Abteilung der übelsten Demagogie nach Art eines Eduard v. Schnitzlers.

Das einzige, was der Autor offenbar verstanden hat, ist, daß mit dem etwas volkstümlichen Ausdruck ,Fließwasserrichtung' die ,Grundwasserfließrichtung' gemeint ist - bravo."

Wolfram Heyn 6454 Bruchköbel

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Anmerkung der Redaktion: Herr Heyn irrt gleich mehrfach. Die Feststellung, daß es sich bei dem FR-Artikel um eine "Schau mit politischen Hintergrund" handele, stammt von Vizelandrat Pipa selbst und war "exklusiv" auf die FR bezogen. Der Autor hat auch nicht behauptet, das "Vertrauensverhältnis sei zerstört", sondern es hieß "gestört". Diese Behauptung ist - wie alle weiteren auch - in dem Begleitschreiben des Aachener Büros nachzulesen, das Landrat Eyerkaufer sogar zu einer "Klarstellung" auffordert.

Briefeschreiber Heyn setzt sich, sofern ihm die Originaltexte sowohl der Aachener Stellungnahme als auch der Pipa'schen Presseerklärung im Wortlaut vorliegen, elegant darüber hinweg und betet blind die Ansichten des Vizelandrats nach. Wie verbissen Herr Heyn dabei zu Werke geht, wird deutlich, wenn er den Autor des FR-Berichts in die "Abteilung der übelsten Demagogie nach Art eines Eduard von Schnitzler" stellt. Diese Art der Beleidigung spricht für sich.

Blasmusik nicht ohne Sorgen Die Bereitschaft, eine feste Aufgabe zu übernehmen, schwindet

SCHÖNECK. Nicht ganz so strahlend wie erwartet und gewohnt fiel die Bilanz der Büdesheimer Blasmusik bei der gut besuchten Jahreshauptversammlung aus. Spartenleiter Dieter Brunkhardt berichtete, es habe bei weitem nicht soviele Auftritte gegeben, wie es für die Büdesheimer Blasmusik in der Vergangenheit Regel gewesen sei.

Im laufenden Jahr stellt sich die Situation aber weitaus besser dar. Einige Auftritte habe man schon hinter, viele noch vor sich (unter anderem dieses Wochenende beim "Sirzwiesen-Fest" der Nidderauer SPD).

Für zwei Jahre wird die Blasmusik nach der Neuwahl von folgendem Vorstand geführt: Spartenleiter Dieter Brunkhardt, Rechner Robert Glock, Archivar Hans Zippel, Beisitzer Otto-Karl Schmidt und Walter Eichhorn, stellvertretende Schriftführerin Kerstin Seipel, stellvertretende Pressewartin Astrid Kießling. Ausgeschieden sind Notenwart Frank Eichhorn und Jugendwart Peter Hahn, wobei letzteres besonders bedauert wird, weil niemand nachfolgt.

Auch in der Büdesheimer Blasmusik, so erkennen die Mitglieder, zeichnet sich die Tendenz ab, unter der viele Vereine leiden: Die Bereitschaft, eine feste Aufgabe zu übernehmen, schwindet.

Die Amtsinhaber(innen) werden immer wieder bedrängt, ihre Aufgaben weiterhin wahrzunehmen. Ul

Feuerwehr spart und schnallt den Gürtel enger Weil Stellen abgebaut werden, sind jetzt die freiwilligen Helfer mehr gefordert

OFFENBACH. "Die Sicherheit der Bürger ist auch weiterhin gewährleistet", betonten Bürgermeister und Feuerwehrdezernent Klaus Bodensohn und kommissarischer Feuerwehr-Chef Heinz Hildebrandt bei der Vorlage des Jahresberichtes 1991 der städtischen Berufsfeuerwehr. Angesichts der Finanznot im Rathaus und der damit verbundenen Einsparungen "muß auch die Feuerwehr den Gürtel enger schnallen".

Profitiert davon haben die Freiwilligen Feuerwehren Bieber, Waldheim und Rumpenheim mit ihren 122 Aktiven. Sie werden jetzt bei größeren Bränden automatisch gleich mit alarmiert. "Das hat bislang auch gut funktioniert", betont Hildebrandt, "weil die freiwilligen Helfer ihren hervorragenden Ausbildungsstand dabei unter Beweis gestellt haben". Außerdem stehen die Werksfeuerwehren der Hoechst AG (60 Mann) und der MAN Roland (74 Mann) in Bereitschaft.

Im Spritzenhaus an der Rhönstraße gilt jetzt nach dem Haushaltskonsolidierungskonzept die Faustregel: Auf tausend Einwohner kommt ein Feuerwehrbeamter. Bei 115 000 Offenbachern sind das 115 Planstellen. Angesichts des bisherigen Planstellen-Solls von 135 ist also Reduzierung angesagt. Feuerwehrbeamte, die aus alters- und gesundheitsbedingten Gründen aus dem Dienst ausscheiden, werden nicht ersetzt. Dazu gehört auch der bisherige Feuerwehrchef Jürgen Endreß. Der 51jährige Branddirektor ging Anfang des Jahres aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand. Das aber teilte Bürgermeister Bodensohn eher beiläufig mit.

Die Feuerwehr ist nur noch im wirklichen Notfall Helfer für alles. Wer beispielsweise seinen Wohnungsschlüssel verloren hat oder sein ausgeraubtes Schaufenster gesichert haben will, den verweist die Feuerwehr an private Unternehmen. Hildebrandt erläutert: "Diese Firmen unterhalten mittlerweile Tag und Nacht einen Notdienst."

Der städtische Feuerwehrhaushalt ist ein Zuschußbetrieb. Den Ausgaben von 13,1 Millionen Mark für die Rund-um-die- Uhr-Sicherheit der Bürger einschließlich Zivil- und Katastrophenschutz stehen nur Einnahmen von einer knappen Million Mark gegenüber. Gespart wird künftig nicht nur beim Personal, sondern auch beim Material. Das kündigte Bodensohn so an: "Wir werden nicht immer gleich sofort das Allermodernste kaufen, wenn es neu auf dem Markt angeboten wird."

Im vergangenen Jahr rückten die Männer im blauen Rock zu 989 Bränden und zu 1 433 "technischen und anderen Hilfeleistungen" aus. 274 Mal fuhren sie umsonst. Davon waren 71 "böswillige Alarme". Gegenüber 1990 rückte die Feuerwehr 745 Mal weniger aus. Der Grund ist einfach: Im Frühjahr 1991 gab es keine Orkane und Unwetter.

Auch auf den Autobahnen rund um Offenbach ist die Feuerwehr Tag und Nacht im Einsatz. Sie löschte elf Autobrände und zwei Flächenbrände, befreite sieben Unfallopfer mittels hydraulischer Rettungsschere aus den Wracks, entsorgte jede Menge Öl, Benzin und andere gefährliche Stoffe.

Fleißig ist die Feuerwehr bei Umweltschutz und vorbeugendem Brandschutz: Fast 3 000 mal war sie bei Ortsterminen dabei und gutachtete amtlich, machte Auflagen und gab jede Menge gute Ratschläge wider den roten Hahn.

Ist die Feuerwehr zu pingelig, päpstlicher als der Papst beim vorbeugenden Brandschutz, macht unsinnige Auflagen und verteuert mit ihren Forderungen unnötigerweise das Bauen oder die Renovierung von Theatern? Heinz Hildebrandt weist eine solche Frage als unfreundliche Unterstellung zurück: "Wir haben Gesetze und Vorschriften, und daran müssen wir uns halten."

Bodensohn hingegen versichert konziliant: "In den Fällen, wo wir einen Ermessensspielraum haben, entscheiden wir immer im Sinne des Bürgers." lz

Firmen-Telegramm

Okay der EG zu Veba-Subvention Die EG-Kommission hat keine Einwände gegen eine geplante Subvention der Landesregierung von Sachsen-Anhalt für ein Braunkohlekraftwerk der Veba. Die Finanzhilfe in Höhe von 600 Millionen Mark sei ökologisch und technisch zu rechtfertigen, begründet das Brüsseler Gremium sein Okay. Seat und Suzuki planen Kleinwagen Die spanische VW-Tochter Seat und der japanische Autokonzern Suzuki wollen von 1995 an gemeinsam in Barcelona einen für den europäischen Markt bestimmten Kleinwagen herstellen. Die Partner peilen einen Jahresabsatz von 150 000 Einheiten an. Die Gespräche zu diesem Projekt waren im Herbst 1991 begonnen worden. FAG Kugelfischer in CSFR aktiv Die Sparte Hydraulik und Regeltechnik des Autozulieferers FAG Kugelfischer hat mit der TOS Hydraulika in der CSFR einen Vertrag über die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens Hytos unterzeichnet. An der neuen Gesellschaft will sich FAG Kugelfischer mit 67 Prozent beteiligen. Neue Balcke-Dürr-Aktien im September Die Firma Balcke-Dürr, eine Tochter der Deutschen Babcock, will ihre angekündigte Kapitalerhöhung im September über die Bühne bringen.

Hygieneartikel-Ehe vor dem Start Für die zur Schickedanz-Gruppe zählende Papiergesellschaft VP Schickedanz beginnt Anfang 1993 ein neues Kapitel. Dann soll die geplante Zusammenarbeit auf dem Gebiet Hygieneartikel mit der US-Firma Kimberly-Clark in die Tat umgesetzt werden. In die neue Gesellschaft, an der beide Partner je 50 Prozent halten sollen, bringen die Deutschen 13 Fabriken mit europaweit 4000 Beschäftigten ein. Die Mitgift der Amerikaner besteht aus zwei Werken mit 1200 Leuten. Norsk Data bietet Bond-Alternative Die norwegische Computergesellschaft Norsk Data bietet bei dem angekündigten Rückkauf einer DM-Anleihe über 150 Millionen Mark zwei Alternativen: Rückkauf der Bonds im Nennwert von 1000 Mark für je 250 Mark in bar oder durch Optionsscheine auf den Kauf von 63 "B"- Aktien von Norsk Data zum Preis von zwei Kronen je Anteil sowie 200 Mark in bar. Dem Angebot müssen mindestens 90 Prozent der Anleiheinhaber zustimmen. PWA-Aktionäre erhalten weniger Der rapide Preisverfall bei grafischen Papieren habe den Gewinn im laufenden Jahr nahezu aufgezehrt. Dies berichtet der Vorstand der Papierwerke Waldhof- Aschaffenburg. Die Dividende soll nach neun Mark für 1991 deshalb "mindestens" halbiert werden.

Zahl der Drogentoten hat sich auf 81 erhöht

Die Zahl der Drogentoten in diesem Jahr im Bereich der Frankfurter Polizei hat sich auf 81 erhöht. In einer Toilette eines Sonderzugs, der im Hauptbahnhof bereitgestellt war, wurde am Mittwoch gegen 12 Uhr ein 21 Jahre alter Mann aus Rüsselsheim tot aufgefunden. Nach Angaben der Polizei starb er an einer Überdosis Heroin, möglicherweise in Zusammenwirkung mit Medikamenten. Neben dem Toten lagen außer diversen Fixerutensilien zwei leere Beutel mit Kokainanhaftungen sowie ein Tablettenrezept. Der Frankfurter Polizei war er nicht als rauschgiftabhängig bekannt.

Erst jetzt bekam das Rauschgiftkommissariat Kenntnis vom Tod einer 24jährigen Frau ohne festen Wohnsitz, die bereits am 17. Februar in einem Frankfurter Krankenhaus gestorben war. Wie Polizeisprecher Franz Winkler sagte, starb sie an einem organischen Leiden, ihr Tod sei jedoch durch langjährigen Drogenkonsum verursacht worden. Sie war seit 1986 als rauschgiftabhängig bekannt. enk

Indianerüberfall im Bahnhof

ROSTOCK, 23. Juli (dpa). Wildwest auf dem Rostocker Hauptbahnhof: Die Ankunft von Indianern der Karl-May-Spiele Bad Segeberg mit Indianergeheul und Schreckschüssen irritierte sechs Beamte der Bahnpolizei Mittwoch nachmittag derart, daß sie zwei Indianer-Darsteller und den Intendanten der Karl-May-Spiele Bad Segeberg, Jürgen Lederer, mit gezogener Pistole festnahmen. Winnetou- Star Gojko Mitic entkam den Beamten nur, weil er von Hunderten von Autogrammjägern umringt war.

Nach Verhören und dem Verschenken von Freikarten für die Spiele an die Beamten wurden die Rothäute aus Bad Segeberg unter dem Geheul der anderen Indianer wieder in die Freiheit entlassen.

Unerklärter "Schwarzer Regen" über Schwanheim

Der Verursacher des "Schwarzen Staubregens", der Anfang 1988 über Schwanheim niederging, konnte bis heute nicht ermittelt werden. Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft sind eingestellt worden. Dies berichtet jetzt der Magistrat. Die einzige Erkenntnis aus Untersuchungen der Windrichtungen und der Tatsache, daß der Regen lokal eng begrenzt nur in Schwanheim aufgetreten ist, lasse die Vermutung zu, heißt es in dem Bericht, daß die Quelle für diese Emission im betroffenen Gebiet selbst oder in unmittelbarer Nachbarschaft zu suchen sei.

Unabhängig von diesen Überlegungen habe das Gewerbeaufsichtsamt 1988 die gewerblichen Anlagen im Einzugsbereich des Niederschlaggebietes, die als Emissionsquellen infrage hätten kommen können, ohne Ergebnis untersucht.

Der Magistrat ist auch nicht in der Lage, die Anzahl von Beschwerden über Luftverunreinigungen oder Geruchsbelästigungen in den westlichen Stadtteilen bekanntzugeben. Das liege daran, daß eingehende Meldungen über solche Belastungen an verschiedene zuständige Überwachungsstellen eingehen und bezogen auf die Anlage im Sinne des Bundesimmissionsschutz-Gesetzes bearbeitet würden. Bisher, so der Magistrat weiter, sei nur für das Jahr 1982 im Rahmen des Luftreinhalteplanes Untermain eine statistische Auswertung der Meldungen über Luftverunreinigungen erfolgt und die Ergebnisse als Beschwerdekataster im Plan von 1988 eröffentlicht worden. amm

Weniger Unfälle Neue Anlagen, die den Verkehr leiten

RÜSSELSHEIM. Nach den positiven Erfahrungen mit der "Verkehrsbeeinflussungsanlage" auf der A 5 zwischen dem Frankfurter Westkreuz und Bad Homburg, wo die Unfallzahlen deutlich gesenkt werden konnten, sollen ähnliche Anlagen im gesamten Rhein-Main-Gebiet installiert werden.

So soll mit dem Bau einer solchen Anlage, die unter anderem entsprechend der Verkehrsmenge flexibel Tempolimits vorgibt, auf der A 45 / A 66 zwischen Langenselbold und dem Hanauer Kreuz noch in diesem Jahr begonnen werden, sagte Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) am Donnerstag bei dem Besuch der Verkehrsleitzentrale in Rüsselheim.

Die bestehende Anlage soll außerdem verlängert werden, und zwar in Richtung Norden nach Friedberg (Baubeginn 1993) und nach Süden bis Zeppelinheim. Gleichzeitig sollen am Weinheimer Kreuz der A 5, am Darmstädter Kreuz (A 5 und A 67) sowie am Frankfurter Flughafen (A 3, A 5 und B 43) sogenannte Wechselwegweiseranlagen montiert werden, mit denen der Verkehr auf Alternativrouten gelenkt werden kann.

Im Gespräch sind auch "Beeinflussungsanlagen" auf rheinland-pfälzischer Seite, und zwar rund um Mainz auf der A 60, der A 66, der A 643 und der A 673. Laut Welteke seien darüber Gespräche mit der Straßenbauverwaltung des Nachbarlandes eingeleitet worden. Angesichts des verkehrlich so stark belasteten Rhein-Main-Gebietes dürfe der Bau solcher Anlagen nicht an Ländergrenzen haltmachen.

Nach Darstellung des Verkehrsministers sei Motiv für die Investitionen "nicht die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Verkehrssystems Straße", sondern die Verbesserung der Verkehrssicherheit. So sei auf der A 5 zwischen Frankfurt und Bad Homburg im ersten Betriebsjahr der Anlage durch die Reduzierung der Geschwindigkeitsunterschiede von schnellen und langsamen Fahrzeugen die Zahl der Karambolagen um 18,8 Prozent gesunken, staubedingte Unfälle sogar um 38 Prozent. -ke

Filmträume, made in Frankfurt Premiere im Mousonturm für Ron Hagells Kurz-Spielfilm "Watchman"

"Made In Frankfurt" - einem Gütezeichen gleich prangt der Schriftzug im Begleitheft. "Watchman ist eine Frankfurter Produktion", steht dort zu lesen. Tatsächlich hat der Drehort Frankfurt im Kurzfilm "Watchman" mehr als nur Spuren hinterlassen. Erst die breite Unterstützung der Frankfurter Kulturszene machte das Projekt des US-Filmemachers Ron Hagell überhaupt möglich. Das spiegelt der fertige Film jetzt wider. "Man sieht, welchen Reichtum an talentierten Leuten die Stadt besitzt", sagt Hagell. Im Mousonturm, dem wichtigsten Drehort des Films, hatte sein "Watchman" jetzt Premiere.

Hagells Film ist eine vielschichtige Erzählung; Traumsequenzen und Tanzszenen gehören zu den wesentlichen Ebenen dieser Erzählung. Da kam Hagell die lebhafte Frankfurter Tanztheater-Szene sehr entgegen. Als Hagell am Drehbuch schrieb - während eines Lehrauftrags an der Frankfurter Uni - ging gerade das "BRDance"-Festival über die Bühne des Mousonturms. "Ich bin sehr angetan von dem, was es an modernem Tanz in Deutschland gibt", sagt der Regisseur.

Besonders aber gefiel ihm die Arbeit des Freien Frankfurter Tanztheaters - und deren Choreographin Marie-Louise Thiele gefiel die Idee von "Watchman" so gut, daß sie fortan die Tanzszenen ausarbeitete.

Über Thiele bekam Hagell auch Kontakt zu seinem Film-Komponisten. Matthias Raue, der schon häufiger fürs Tanztheater arbeitete, schrieb die getragene, sehr atmosphärische "Watchman"-Musik; der Saxophonist Achim Farr setzte sie schließlich in schwebende Tonfolgen um, mal bedrohlich, mal spielerisch-heiter klingend, die Gratwanderung des Protagonisten zwischen Traum und Alptraum mitvollziehend.

"Die Musik ist die Seele des Films", sagt Hagell. Sie bindet die disparaten Stränge der Filmerzählung zusammen. Denn in seinem kurzen Spielfilm - 24 Minuten ist er lang - verknüpft Hagell Tanzfilm, Kurzkrimi und psychologische Studie miteinander. Seine Geschichte über die Einsamkeit des Wachmanns im Theater folgt keinem linearen Handlungsverlauf. Auch die handelsüblichen Muster für Rückblenden und Traumsequenzen werden vermieden.

Was Hagell schlicht "ein Spiel mit der Zeit" nennt, ist ein virtuoses Stück Montagekunst: Wirklichkeit und Phantasie, Wachträume und Wunschbilder werden miteinander verwoben; lange, sanft fließende Sequenzen wechseln ab mit harten Brüchen, schnellen Schnittfolgen. Bis der Zuschauer erst in der letzten Einstellung die ganze Tragweite der Geschichte erfährt. "Man muß den Film mehrfach ansehen", sagt Hagell, um die vielen bedeutungs-Ebenen dieser Geschichte ganz zu verstehen. Dem komplexen Werk ging eine ebenso komplizierte Entstehungsgeschichte voraus. Neben dem Freien Tanztheater halfen das Filmhaus, der Mousonturm, Bühnenbauer, Beleuchtungs-Crews und viele andere Frankfurter Kapazitäten, um die Produktion zu ermöglichen. Hagell will nun ganz in Frankfurt bleiben. Er selbst ist bereits aus Philadelphia übergesiedelt, seine Frau folgt in einem halben Jahr nach. Hagell hofft, seinerseits die Filmszene zu bereichern; als Filmemacher ebenso wie als Lehrer für künftige Drehbuchautoren.

Weitere Vorstellungen von "Watchman" sind Freitag und Samstag, jeweils um 22.30 Uhr im Mousonturm (Studiobühne) zu sehen, im Anschluß an die Vorstellungen der Tanztheatergruppe "V-Tol".

THOMAS A. WOLFF

Seminar für Frauen zur Behindertenhilfe

Ein Führungsseminar für Frauen, die in Einrichtungen der Behindertenhilfe arbeiten, bietet die Bundesvereinigung Lebenshilfe an. Ziele des Seminars sind, die Handlungs- und Führungskompetenz im Umgang mit Menschen am Arbeitsplatz zu erweitern. Anmeldeschluß ist der 31. August. Das Seminar findet im Zeitraum vom 30. Nobember bis 2. Dezember statt.

Weitere Informationen bei der Bundesvereinigung Lebenshilfe, Postfach 70 11 63, Raiffeisenstraße 18, 3550 Marburg 7, Telefon: 0 64 21-/491-0. wob

Drei Männer in Belfast angeschossen

BELFAST, 23. Juli (AFP). Drei Männer sind am Mittwoch in Belfast angeschossen worden. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Männer im Norden von Belfast überfallen und angeschossen. Zuvor war ein Mann in einem protestantischen Viertel ins Bein geschossen worden.

Papierfabrik stinkt Deutschen und Franzosen beiderseits des Rheins Seit Jahren Geruchsbelästigung und Lärm bei Straßburg / Kehl reichte Klage ein / Firma sagt Verbesserungen zu Von unserem Mitarbeiter Thomas Schwitalla

STRASSBURG/KEHL, 23. Juli. Seit Jahren hagelt es Proteste gegen die Straßburger Zeitungspapier- und Zellstoffabrik Stracel. Von dem Gestank und Lärm der Fabrik, die auf der anderen Rheinseite Kehl gegenüber liegt, fühlen sich Kehler und Straßburger gleichermaßen belästigt. Lange Zeit blieb der hauptsächlich von Kehler Seite vorgetragene Protest gegen die Fabrik, die jährlich 130 000 Tonnen Zellstoff und 200 000 Tonnen Zeitungspapier herstellt, wirkungslos.

Seit Ende letzten Jahres kämpft die deutsche 31 000-Einwohner-Gemeinde nun mit härteren Bandagen. Sie hat vor dem Verwaltungsgericht Straßburg Klage gegen den französischen Staat erhoben. Der wird beschuldigt, bei der Erteilung der Betriebsgenehmigung für die neue Zeitungspapiermaschine im Jahr 1990 gegen französisches und gegen EG-Recht verstoßen zu haben.

Auch in Straßburg regt sich seit einiger Zeit der Widerstand der Bevölkerung gegen die seit 1937 ansässige Papierfabrik. "Wenn man mit Leuten spricht, bekommt man immer wieder zu hören: ,Ich habe die Nase voll von Stracel'", erzählt Chantal Uhring vom Umweltschutzverband "Alsace Nature". Und auch der Umweltbürgermeister der Stadt Straßburg, Claude Lienhard, fordert, daß die Fabrik ihre Geruchs- und Lärmemissionen noch in diesem Jahr deutlich senkt: "Sonst müssen wir uns überlegen, ob wir nicht die Schließung der Fabrik fordern."

Seitdem der Druck auf die Fabrik gestiegen ist, wandern nicht mehr nur umfangreiche Stellungnahmen hin und her über den Rhein - auch das Verhältnis zwischen der zur finnischen UPM-Gruppe gehörenden Firma Stracel und der Kehler Stadtverwaltung hat sich deutlich verbessert. Der Kehler Umweltbürgermeister Jörg Armbruster: "Im Moment gibt es positive Ansätze und konstruktive Gespräche. Wir hoffen, daß es so weitergeht."

Bei Gesprächen ist es nicht geblieben: Stracel hat vor kurzem zusätzliche Schallschutzmaßnahmen angebracht und versprochen, den Gestank bis zum Herbst deutlich zu reduzieren. Die Kosten dafür schätzt die Firma auf etwa vier Millionen Mark. Die wirtschaftliche Lage der Firma ist alles andere als rosig. Stracel machte im vergangenen Jahr ein Minus von etwa 60 Millionen Mark. Bereits 1990 hatte Stracel ein Defizit von zirka 30 Millionen Mark eingefahren.

Noch schlimmer als die Lärmbelästigung trifft die Anwohner in Kehl und in Straßburg der Gestank. Der üble Geruch ruft, so der Kehler Arzt Roland Knebusch, der das "Unabhängige Nachrichtenbüro für Umweltmedizin" betreibt, bei den Menschen "akute Vergiftungen hervor. Der Geruch verursacht Übelkeit, Erbrechen, Mattheit, Bindehautreizungen und Husten".

Bei Stracel hat man den Ursprung mittlerweile lokalisiert. Die üblen Gerüche sollen bei der Zellstoffherstellung und in der werkseigenen Kläranlage entstehen. Bis zum Herbst möchte man bei Stracel beide Probleme in den Griff bekommen.

Selbst wenn es in ein paar Monaten in bestimmten Straßburger und Kehler Wohnvierteln tatsächlich nicht mehr stinken und dröhnen sollte, "Alsace Nature" bleibt Stracel gegenüber skeptisch. Chantal Uhring befürchtet, daß, wenn die sinnlich wahrnehmbaren Belästigungen nachlassen, die Firma Stracel aus dem Blickfeld gerät.

Zwar hat die Fabrik das Bleichverfahren zu 30 Prozent von der Chlordioxid- auf Sauerstoffbleiche umgestellt (Stracel- Sprecher Schwab: "Unsere Kunden akzeptieren nicht, wenn unser Papier weniger weiß ist. Wir wären bereit, ganz auf Sauerstoffbleiche umzustellen.").

Dennoch leitet Stracel täglich große Mengen giftiger chlorierter Kohlenwasserstoffe in den Rhein. Außerdem schluckt Stracel täglich 40 000 Kubikmeter Grundwasser.

SV Klein-Gerau, Fußballturnier Heute Hit des SV gegen den SKV Büttelborn

Das Wochen-Fußballturnier des SV Klein-Gerau ist immer ein beliebter Treff für jung und alt. Im Mittelpunkt des Interesses steht zwar auch hier der runde Lederball, doch die Veranstalter bemühen sich, mit einer "Knax-Hüpfburg" für Kinder oder den Nauheimer Dorfmusikanten für die fortgeschrittenen Semester auch am Rande Attraktives zu bieten. Unter anderem hieran liegt es, daß sich an jedem Abend mindestens 150 Besucher am Sportfeld einfinden.

Nach Siegen über die TSG Worfelden (1:0) und Gustavsburg (2:0) führt das Team des SV die Tabelle der Gruppe A an. Die Entscheidung über den Einzug ins Finale fällt heute abend beim Hit gegen den zukünftigen Klassenrivalen SKV Büttelborn. Die Büttelborner brachten sich durch eine 0:1-Auftaktniederlage gegen Kreisligist Gustavsburg in die deutlich schlechtere Ausgangsposition.

In der Gruppe B streiten mit TSV Trebur und VfR Groß-Gerau Bezirksoberligisten um den Einzug ins Finale. Im direkten Aufeinandertreffen gestern abend erst wurden die "Karten" aufgedeckt.

DIE WEITEREN TERMINE: Heute, 18.30 Uhr: TSG Worfelden - Germania Gustavsburg, 19.45 Uhr: SKV Büttelborn - SV Klein-Gerau.

Samstag, 14.30 Uhr: SG Dornheim - TSV Trebur, 15.45 Uhr: SC Astheim - VfR Groß-Gerau. Sonntag, 14 Uhr: Spiel um Platz drei, 16 Uhr: Finale. ina

Wandbild: "Ein Fest der Fertigstellung"

DIETZENBACH. Die Koordinationsgruppe Wandbild hat für die Künstlergruppe aus Nicaragua für heute, Freitag, 18 Uhr, ein "Fest der Fertigstellung" organisiert. Die Féte steigt im Garten der Jugendbildungsstätte, wo das Bild auch auf Paletten gemalt wurde. Das provisorische Gemälde wird am Samstag, 1. August, am Bürgerhaus während eines Festes an die Stadt übergeben werden. aim

Die Koalition und der DIHT Marktwirtschaft oder was?

DIHT-Präsident Hans Peter Stihl sollte allmählich in Deckung gehen. So wie sich der Dachverband der Industrie- und Handelskammern in jüngster Zeit mit jedem und wegen allem anlegt (übrigens höchst unterhaltsam), könnte mal jemand auf die Idee kommen zurückzuschießen. Nicht nur verbal, wie FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff, der - selber einer - "diese Herren der Wirtschaft" nach ihrer geharnischten Kritik an den Bonner Fehlleistungen "wirklich satt" hat und die "Unverschämtheit" Stihls geißelt, der beim Thema Pflegeversicherung "nicht aus seinem Mauseloch gekommen" sei. Oder wie Helmut Kohl, der gestern eher frotzelnd auf das Zeugnis der Wirtschaft für seine Regierung reagierte: Entscheidend sei, daß man - bei der nächsten Wahl - versetzt werde (wird man mit dreimal "mangelhaft" aber nicht, Herr Bundeskanzler!).

Nein, der rauhe Umgangston, den die Wirtschaft neuerdings mit den ihr im Geiste doch nahestehenden Parteien pflegt (Daimler-Chef Edzard Reuter kanzelt die Verantwortungsträger wegen ihres "Gestammels" ab, Handwerkspräsident Heribert Späth zieht über das "Geschwätz" sowie die Inkompetenz der Koalition her und droht ihr mit "schwerwiegenden politischen Konsequenzen"), dieser Ton könnte ganz handfeste Folgen haben: Wenn die Bonner Regierung sich zum Beispiel fragen würde, warum sie in ihrer Finanzklemme solchen Kritikastern eigentlich noch eine weitere Unternehmensteuerreform oder ähnliche Wohltaten bescheren soll. Aber vielleicht würde das Industrie und Handel auch nicht mehr erschüttern. Wirtschaftspolitik, hat BMW-Boß Eberhard von Kuenheim ganz richtig erkannt, findet ja in Deutschland derzeit ohnehin nicht statt.

Mit anderen Worten: Das Verhältnis von Regierung und Wirtschaft ist so gestört, daß es die reine Freude ist. Nur weiter so! Dann wollen wir nie mehr vom Filz zwischen Staat und Ökonomie reden.

Was den Unterhaltungswert noch steigert, ist die Tatsache, daß Stihls DIHT sich jetzt auch mit den eigenen Reihen in die Wolle kriegt. In den jüngsten Rundumschlag werden außer Verwaltungen und Vermietern gleich noch die "wenig risikofreudigen" Banken einbezogen. Versuch einer neuen Verbrüderung mit Kohl? Auch aus dessen Sicht trägt die Geldbranche - trotz ihres schon enormen Wertberichtigungsbedarfs Ost - bekanntlich viel zu wenig zum neuen Wirtschaftswunder bei. Das, werter DIHT, macht uns nun aber stutzig. Glaubten wir doch bisher, in einer Marktwirtschaft zu leben, in der Kaufleute nicht nach dem Gefühl, sondern mit dem spitzen Rechenstift entscheiden - was sie tunlichst auch sollten, wenn sie nicht mit ihrem eigenen Geld arbeiten. Und wir dachten, es gelte das Kreditwesengesetz, das unter anderem von der Bonität handelt.

Der DIHT als Systemveränderer, das ist die eigentliche Neuigkeit. ski

Bedenken gegen Sammellager

MAGDEBURG, 24. Juli (epd). "Schwerwiegende Bedenken" gegen die Unterbringung von Asylbewerbern in Sammelunterkünften hat die Liga der Freien Wohlfahrtsverbände im Land Sachsen-Anhalt geäußert. Die Konzentration von Asylsuchenden in Lagern mit Kapazitäten von mehreren hundert Plätzen lasse ein Konfliktpotential entstehen, "das der sich immer stärker abzeichnenden Ausländerfeindlichkeit Vorschub leistet", meinte die Liga in Magdeburg. Sie reagierte damit auf den Beschluß der Landesregierung, Asylsuchende in Zukunft vorrangig in ehemaligen Kasernen und einer Grenzübergangsstelle unterzubringen.

Durch die gemeinsame Unterbringung von zum Teil traditionell verfeindeten Volksgruppen seien Auseinandersetzungen unter den Asylbewerbern "nahezu vorprogrammiert". Es gebe keinerlei Spielraum für die individuelle Gestaltung des Lebens, bedauert die Liga.

Soll Geheimdienst berichten? Parteienstreit über Jahresreport des Verfassungsschutzes

WIESBADEN. Ob der jährliche schriftliche Arbeitsbericht des hessischen Verfassungsschutzes wirklich abgeschafft wird, wie es die "Parlamentarische Kontrollkommission" des Landtags noch im März einmütig vorgeschlagen hat, ist wieder fragwürdig geworden.

Die CDU-Opposition hat sich inzwischen eindeutig gegen eine Abschaffung des hessischen Verfassungsschutz-Berichts ausgesprochen. Während das SPD- geführte Innenministerium eine Abschaffung nach wie vor für sinnvoll hält, wird bei den Grünen inzwischen bezweifelt, ob es sinnvoll ist, bei einer solch heiklen Thematik im Landtag mit einfacher rot- grüner Mehrheit den Verzicht auf den Bericht durchzusetzen. "Solange es den Verfassungsschutz gibt, muß die Berichtspflicht verbessert werden", sagte die Grünen-Abgeordnete Karin Hagemann am Donnerstag auf Anfrage.

Die Geheimdienst-Fachleute der Fraktionen waren in der vertraulich tagenden Kontrollkommission zu dem Ergebnis gekommen, daß die Jahresberichte des Landesamtes für Verfassungsschutz kaum Informationswert haben und deshalb entfallen könnten. Diese Haltung wurde vom Innenministerium jetzt noch einmal ausdrücklich unterstützt: Der Wert des Berichts, der nach einem Landtagsbeschluß von 1977 jährlich abzugeben ist, sei "durch die Inaktualität gering", der Geheimdienst solle lieber "anlaßbezogen" der Öffentlichkeit über seine Arbeit berichten.

Dem Ministerium war bislang nicht bekannt, daß die CDU sich jedoch schon vor der Sommerpause nach einer Diskussion in ihrer Landtagsfraktion gegen die Abschaffung der Berichtspflicht festgelegt hatte. Franz Josef Jung, parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion, will die vom Innenministerium weiter angestrebte Veränderung des Landtagsbeschlusses von 1977 auf jeden Fall verhindern.

Er hält es für "selbstherrlich", daß der diesjährige Bericht immer noch nicht vorgelegt wurde und Innenminister Herbert Günther sich unter Berufung auf die Absprache in der Kontrollkommission immer noch weigere, die Öffentlichkeit über die Verfassungsschutzarbeit zu informieren.

Die Grünen erklärten am Donnerstag zwar, der Verfassungsschutzbericht sei "noch nie eine Kontrollmöglichkeit für Parlamentarier und Öffentlichkeit gewesen". Wenn die Abschaffung zwischen den Parteien strittig sei, würden sie einer Änderung der bisherigen Praxis aber skeptisch gegenüberstehen, meinte die Abgeordnete Hagemann. me

Für jedes neue Haus ein Obulus an die Natur Die Wiesen im Augenwaldgebiet sind besonders kostbar

MÜHLHEIM. "Die Ausgleichsabgabe, die nach dem hessischen Naturschutzgesetz vom Bauherrn gefordert wird, hält mit Sicherheit niemand vom Bauen ab", versicherte Landrat Josef Lach dem Mühlheimer Bürgermeister Karl-Christian Schelzke, als beide gestern das Augenwaldgebiet besuchten. Dort im Südwesten der Stadt soll auf 68 Hektar die größte Neubausiedlung des Rhein-Main-Gebietes entstehen. Die Ergebnisse eines Ideenwettbewerbes werden Ende August vorgestellt, die 38 Entwürfe Anfang September im Rathaus gezeigt.

Der Mühlheimer Verwaltungschef, erst seit einigen Monaten im Amt, war jüngst im Gespräch mit Bürgermeister-Kollegen aus dem Kreis Offenbach auf das Thema "Ausgleichsmaßnahmen und -abgaben" gestoßen. Seit 1981 wird in Hessen aufgrund des Naturschutzgesetzes für jede Baumaßnahme ein Ausgleich (über Neuanpflanzung oder Renaturierung) für den Verlust an natürlichem Grün gefordert. Ist der Ausgleich nicht möglich, muß der Bauträger zahlen. Und das nicht zu knapp, wie Schelzke von seinen Kollegen hörte. Eingefordert werden die Beträge von der Unteren Naturschutzbehörde, die beim Kreis angesiedelt ist.

Ein Mühlheimer Beispiel konnte gestern der Erste Stadtrat Horst Lehr liefern: Für die 200 Meter lange Edith-Stein- Straße in Lämmerspiel ist eine Ausgleichsabgabe in Höhe von 89 000 Mark festgelegt worden.

Den ersten Besuch von Josef Lach in seiner Eigenschaft als Landrat nutzte nun der Mühlheimer Bürgermeister, seine Befürchtungen über eine Beeinträchtigung der Bautätigkeit durch solche Auflagen zu artikulieren. Der Vermutung, daß eine zusätzliche finanzielle Belastung die potentiellen Bauherrn von ihrem Vorhaben abbringen könnte, widersprach der Landrat. So seien inzwischen von der Landesregierung neue Richtlinien erlassen worden, die den Behörden nicht mehr so viele Interpretationsmöglichkeiten wie bisher ließen. Die Ermessensspielräume seien eingeschränkt worden, die Betroffenen könnten außerdem die Berechnungen besser nachvollziehen.

Aufgrund der präzisierten Richtlinien, so der Landrat, seien einige Ausgleichsabgaben - gegen die Widerspruch eingelegt worden war - inzwischen erheblich reduziert worden: in einem Fall von über einer Million Mark auf 178 000 Mark.

"Bauen wird dadurch nicht verhindert", meinte Lach. Eine Wohnung, die rund 250 000 Mark koste, werde lediglich um 1 500 Mark teurer. Nicht vergessen dürfe man außerdem, daß von dem Geld ja wieder Natur geschaffen werde.

Im Augenwaldgebiet - begrenzt von Bahnlinie, Anton-Dey-Straße, Wald und Kleingartengelände Maienschein - befinden sich jetzt vor allem Äcker und Streuobstwiesen. Was sich dazwischen als Brachland um die aufgefüllten Kies- und Sandgruben ausbreitet, wird vom Naturschutz unter ökologischen Gesichtspunkten besonders hoch eingeschätzt - und demnach bei der Berechnung der Ausgleichsabgabe teurer, als die Monokultur eines Maisfeldes.

Zur Zeit nutzen die Mühlheimer das Augenwaldgebiet zum Spazierengehen, zur Erholung. Anfang September können sie sich im Rathaus ansehen, was Experten beim Ideenwettbewerb eingefallen ist.

Zur Zeit werden die 38 eingereichten Entwürfe von Architekten, Hochschulabsolventen und -studenten von einer Jury vorgeprüft und bewertet. In der letzten Augustwoche fällen die Juroren ihre Entscheidung über die Preisträger. Der Sieger erhält 50 000 Mark. Insgesamt hat die Stadt als Preis- und Ankaufsgelder 195 000 Mark bereitgestellt. hf

Stasi-Liste beschäftigt die Justiz Anzeigen wegen Offenlegung von Namen mutmaßlicher Spitzel

Vbn BERLIN, 23. Juli. Die umstrittene Aktion des "Neuen Forums" Halle, eine Liste mit den Namen und Adressen von 5000 mutmaßlichen Spitzeln des früheren DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) offenzulegen, wird die Gerichte beschäftigen. Bei der Staatsanwaltschaft Halle sind mehr als zehn Strafanzeigen gegen die Bürgerbewegung, die Bild-Zeitung Halle und den bislang unbekannten Verfasser der Liste wegen "übler Nachrede und Verleumdung" eingegangen. Dies teilte der leitende Oberstaatsanwalt Dieter Schmiedl-Neuburg der FR am Donnerstag auf Anfrage mit. Überdies haben acht Bürger per einstweiliger Verfügung erwirkt, daß ihre Namen auf der Liste geschwärzt wurden.

Das "Neue Forum" wird die Liste noch bis zum 5. August zur Einsicht auslegen. Wegen des starken Andrangs - am Freitag vergangener Woche waren 700 Interessierte erschienen - hatte die Bürgerbewegung zunächst Termine zur Einsichtnahme ausgegeben. Mittlerweile habe das Interesse etwas nachgelassen, auch deshalb, weil die Bild-Zeitung in Halle mit dem Abdruck der Namen begonnen habe, teilte Heidi Bohley vom "Neuen Forum" Halle der FR mit.

Beim "Neuen Forum" weiß man nach eigener Aussage nicht, wer der Absender der 112 Seiten starken Liste ist, die in der vorigen Woche auch an die Presse, an die im Rathaus vertretenen Parteien sowie an verschiedene andere Dienststellen in Sachsen-Anhalt verschickt worden war. Fest steht nur, daß die Stasi selbst die Aufstellung nicht angefertigt hat. Listen mit Klarnamen, Decknamen und Adressen wurden von ihr nicht geführt.

Obwohl man keine Möglichkeit gehabt habe, die Namensliste auf ihre Korrektheit zu überprüfen, habe man sich seitens des "Neuen Forums" doch zu einer Veröffentlichung entschlossen. Sonst, so Heidi Bohley, wäre das Papier womöglich auf dem Schwarzmarkt gelandet. Die Bürgerbewegung glaubt nachweisen zu können, daß sie "nicht aus niedrigen Motiven gehandelt hat". Einem Verfahren sehe man daher gelassen entgegen.

Erben der CSFR für enge Kooperation

ug PRAG, 23. Juli. Die Teilung der CSFR in zwei unabhängige Staaten ist zwischen den jeweils stärksten Parteien der beiden Republiken beschlossene Sache. Der tschechische Ministerpräsident Vaclav Klaus und der slowakische Premier Vladimir Meciar einigten sich in der Nacht zum Donnerstag in Bratislava (Preßburg) auf die Vorlage eines Gesetzentwurfes, der das "Ende der Föderation" besiegeln soll. Gleichzeitig streben sie eine enge Zusammenarbeit beider Republiken in der Außen-, Verteidigungs- und Wirtschaftspolitik an. Die Vorschläge der von Klaus und Meciar geführten Delegationen der tschechischen Demokratischen Bürgerpartei ODS und der Bewegung für eine Demokratische Slowakei HZDS bedürfen noch der parlamentarischen Bestätigung.

Laut ihrer "politischen Vereinbarung" wollen sich ODS und HZDS dafür einsetzen, daß beide Republiken Verträge über eine Zollunion, eine Freihandelszone und den freien Verkehr von Arbeitskräften, Waren und Kapital abschließen. Unklar ist allerdings noch, ob beide Republiken eine gemeinsame Währung behalten und sich auf eine einheitliche Steuerpolitik einigen können. In diesem Punkt bedürfe es weiterer Verhandlungen, sagte Klaus.

Außenpolitisch sollen die beiden Republiken, die als völkerrechtlich selbständige Subjekte auftreten werden, laut der Vereinbarung in wichtigen Partnerländern, beispielsweise in den EG-Staaten, von einem gemeinsamen Botschafter vertreten werden. (Bericht auf Seite 2)

Transvestiten-Show in der Konzerthalle Bad Orb

BAD ORB. "Die Herren Damen lassen bitten", heißt es wieder mal, wenn sich am Dienstag, 28. Juli, in der Konzerthalle Transvestiten die Ehre geben.

Die Travestie-Show des Cabarets "Chez Nous" verspricht, so die Ankündigung der Kurverwaltung, Livegesang, gewürzt mit Humor und deftigen Witzen sowie erotischen Anspielungen. Die Show beginnt um 19.30 Uhr, die Eintrittskarten kosten zwischen 16 und 30 Mark. Erhältlich sind sie im Vorverkauf im Verkehrsbüro Bad Orb (Rufnummer 0 60 52 / 10 15), im Infopavillon am Salinenplatz (Telefonnummer 37 31) oder ab 18.30 Uhr an der Abendkasse. jan

Klippenkonzert mit dem Musikverein Wernborn

USINGEN. Am Sonntag, 26. Juli, veranstaltet die Stadt Usingen vor der malerischen Kulisse der berühmten Eschbacher Klippen das zweite von insgesamt drei Klippenkonzerten.

Das Konzert beginnt um 10 Uhr mit einer kurzen christlichen Andacht. Anschließend spielt der Musik- und Freizeitverein Wernborn.

Die Sängervereinigung 1839 Eschbach sorgt dieses Mal für die Speisen und die Getränke. Dazu sind alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen. tel

Hessenpark lockt wieder mit alter Handwerkskunst

NEU-ANSPACH. Der vierte "Tag für Kinder und Jugendliche im Freilichtmuseum Hessenpark" beginnt am Dienstag, 28. Juli, um 10 Uhr. Ziel ist es, jungen Besuchern die Möglichkeit zu geben, alte handwerkliche Tätigkeiten auszuprobieren: zu schmieden, zu weben, zu flechten. Vertreten sind auch hauswirtschaftliche Arbeiten wie Brotbacken, Imkerei oder Wollverarbeitung. Am Nachmittag tritt die Gauklergruppe "Magisches Spektakulum" mit Geschichten von Kurpfuschern und mit magischen Experimenten auf. tel

An der Gärtnerklause wird zwei Tage gefeiert

RODGAU. Die Kleingärtner aus dem Rodgauer-Stadttteil Dudenhofen haben den 1. und 2. August in diesem Jahr dick im Kalender angestrichen: Am Samstag von 18 und am Sonntag von 10 Uhr an will der Verein rund um die Gärtnerklause in Dudenhofen ein großes Fest feiern. ttt

Ist Hilfe überhaupt gefragt? Bürger bieten Quartiere für Flüchtlinge aus Bosnien an

WIESBADEN / DARMSTADT. Als Dietolf Kleyboldt am Dienstag dieser Woche auf die Idee kam, die leerstehenden Teile seines Büdinger Fachwerkhauses an eine Flüchtlingsfamilie aus Bosnien-Herzegowina kostenlos für durchaus ein Jahr abzugeben, da hatte er sich gedacht, "das wird doch jetzt gebraucht". Zwei Tage später ist er sich dessen nicht mehr so sicher. "Ich habe das Gefühl", resümiert Kleyboldt das Ergebnis verschiedener Telefonate nach Wiesbaden und Darmstadt, "daß die Behörden gar kein Interesse daran haben". Denn zuerst gar nicht und später nur "halbherzig" habe man sich für seine Offerte interessiert, erzählt der Büdinger, und zum Schluß "gerademal" seine Anschrift notiert.

Kleyboldts Erfahrungen scheinen auf den ersten Blick widersprüchlich. Etliche hundertausend Flüchtlinge in Kroatien, und immerhin 5000, die voraussichtlich bereits am Samstag in Zügen nach Deutschland kommen sollen, da müsse doch jede menschenwürdige Unterkunft gebraucht werden. Doch in Wiesbaden wie auch Bürgertelefon beim RP am gestern ad hoc in Darmstadt eingerichteten Bosnien-Bürgertelefon (es ist wochentags zwischen acht und 17 Uhr unter der Telefonnummer 0 61 51 / 12 56 35 zu erreichen) habe man dem hilfsbereiten Mann zu verstehen gegeben, daß die 370 bis 380 Flüchtlinge, die erstmal für Hessen vorgesehen seien, nicht privat, sondern in der Hessen-Homburg-US-Kaserne in Hanau Quartier finden sollen.

Ähnliche Eindrücke mußte auch Veronika Sabel aus Wiesbaden sammeln: "Die haben mich von Pontius zu Pilatus geschickt, dabei wollte ich doch nur ein Zimmer für ein oder zwei Flüchtlingskinder anbieten." Doch sie stieß mit ihrem Hilfsangebot zunächst gegen Mauern. "Als ich und mein Mann im Fernsehen die Bilder von den Kindern sahen, die ja zum Teil nur noch ein Hemd auf dem Leib hatten, haben wir uns gesagt, da müssen wir helfen."

In ihrer Wohnung gebe es ein voll eingerichtetes Zimmer mit Bett und allen nötigen Möbeln. "Als erstes habe ich bei den Behörden in Wiesbaden angerufen, denn in den Nachrichten hieß es ja immer, die Bürger sollen sich an die Bundes- oder Landesbehörden wenden", berichtet die 38 Jahre alte Hausfrau am Donnerstag. Ihr Gesprächspartner habe am Mittwoch morgen aber "noch von nix gewußt".

"Dann bin ich zum Jugendamt nach Wiesbaden gefahren, aber auch die wußten von nichts", sagt sie. Stattdessen habe man ihr auf dem Jugendamt aber Unterlagen darüber mitgegeben, wie ein deutsches Pflegekind zu beantragen sei.

"Ich kam mir vor wie in einem Spiel. Da heißt es immer, bei den Deutschen will keiner mehr helfen und was tun, und dann dieses Durcheinander." Noch am Donnerstag, nachdem sie ihr Angebot bei dem am selben Tag eingerichteten Bürgertelefon des Landes Hessen abgegeben hat, klingt Veronika Sabel zutiefst frustriert: "Nun habe ich alles angegeben, aber wann jemand kommt, konnte man mir nicht sagen."

Sind das Einzelfälle oder kam für die hessischen Behörden die Welle der Hilfsbereitschaft, die seit Beginn der Woche läuft, zu überraschend? Denn ob beim RP in Darmstadt, beim Sozialministerium in Wiesbaden, beim Sozialamt in Frankfurt oder beim Deutschen Roten Kreuz in der Landeshauptstadt: Aus dem ganzen Land melden Bürger freie Quartiere für Flüchtlinge aus Bosnien. Allein beim DRK, so Koordinator Bijan Monazah, gingen 20 Adressen ein. Noch einmal soviele waren es in Darmstadt, und zwar zu einem Zeitpunkt, an dem noch kein offizieller Aufruf, private Unterkünfte zu melden, ergangen war.

Die meisten der Anrufer, so DRK- Mann Mozanah, wollten bislang ihre Hilfe allerdings auf einige Wochen beschränken, nur wenige seien auch bereit, länger Unterschlupf zu gewähren. "So schnell aber", sagt der Rotkreuzler, "wird die Situation nicht bereinigt sein", als daß die Flüchtlinge, einmal nach Deutschland gekommen, wieder in ihre Heimat zurückkehren könnten.

Was mit den Unterkunfts-Offerten geschieht, das ist derzeit noch unklar. Denn, so die Sprecherin des Sozialministeriums, Barbara Bussfeld, die ersten Flüchtlinge sollen schon wegen der nötigen ärztlichen Betreuung auf jeden Fall in die Hanauer Kaserne gebracht werden. Da aber, ungeachtet der noch bestehenden Einreisebeschränkungen, weitere Trecks erwartet werden, sei das Sammeln der Adressen zunächst noch als rein vorsorglich zu betrachten.

Um überhaupt eine Anlaufstelle zu bekommen, hatte Hessens Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) mit dem Darmstädter Regierungspräsidenten Horst Daum (SPD) vereinbart, ein "Bürgertelefon" einzurichten, bei dem sich Menschen melden können, die bei sich zuhause den Bürgerkriegs-Flüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina eine vorübergehende Bleibe bieten wollen. Gestern morgen richtete Daum dann die "dringende Bitte an die Bevölkerung", Unterbringungsmöglichkeiten bereitzustellen.

Ein RP-Sprecher schloß aus, daß die offerierten Unterkünfte vorher in Augenschein genommen und etwa auf sanitäre Verhältnisse oder "Überbelegung" hin überprüft werden. "Wir sind froh um jeden Wohnraum, der uns angeboten wird". Allerdings, so der Sprecher, könne es bei den öfters geäußerten Wünschen, nur Kinder aus den Kriegsgebieten aufzunehmen, "vielleicht etwas kritisch werden", weil sie "unter besonderem Schutz stehen".

Das weitere organisatorische Procedere ist dem RP "selbst noch nicht hundertprozentig klar". Die Adressenlisten würden zunächst gesammelt. Gedacht ist daran, die Anschriften karitativen Organisationen zu übergeben, die sich der eintreffenden Flüchtlinge annehmen und sie dann beispielsweise in Bussen zu den Zielorten der Bürger begleiten, die sich gemeldet haben.

Ob es die Situation in Südhessen erleichtert hätte, wenn die Ende Mai auf dem Darmstädter Kavalleriesand errichtete Zeltstadt für 450 Jugoslawien- Flüchtlinge jetzt nicht in den nächsten Tagen abgebaut werden müßte, weil das Gelände nach einem Bomben-Fund auf Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg abgesucht wird? Der Sprecher des Darmstädter RP bezweifelt das. Zeltlager seien "das allerletzte Mittel" der Unterbringung. Und auch dann wäre man gezwungen gewesen, schnellstmöglich feste Unterkünfte zu suchen.

Die bosnischen Flüchtlinge scheinen auch in Hanau auf breite Hilfsbereitschaft zu stoßen. Das geht aus Telefonanrufen hervor, die der dortige Hanaus Vorbereitungen DRK-Kreisgeschäftsführer Joachim Ehlert erhielt, aber auch aus den ersten Reaktionen der SPD-, CDU- und Grünen-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung.

Eine Arbeitsgruppe aus städtischen Ämtern und Wohlfahrtsverbänden ist gebildet worden, um die Hilfe zu koordinieren. Deren erste Aufgabe besteht darin, Mobiliar von der US-Armee für die Hessen-Homburg-Kaserne zu beschaffen, die diese im vergangenen Mai räumte. Die Caritas soll die Betreuung der etwa 20 Prozent christlichen Flüchtlinge übernehmen, die Arbeiterwohlfahrt die der 80 Prozent Muslime.

SPD und CDU verbanden in ihren Stellungnahmen ihre Hilfsbereitschaft mit der Hoffnung, das hessische Familienministerium greife nach dem Ende der Flüchtlingsbleibe nicht auf die Kaserne zurück, um Asylbewerber im Erstaufnahmeverfahren dort unterzubringen. Die Stadtverordnetenversammlung hatte entschieden, die Asylbewerber in einem Containerdorf am Hauptbahnhof unterzubringen, weil der Stadtteil mit der Kaserne bereits als sozialer Brennpunkt gilt.

-ke/feu/him/ap

Belohnung für Ergreifung des radelnden Räubers

Das Regierungspräsidium in Darmstadt (RP) hat jetzt für Hinweise, die zur Ergreifung des radfahrenden Räubers führen, der seit dem 7. Juli in Eschersheim, Eckenheim und am Frankfurter Berg mehrfach Passanten die Handtaschen entriß, eine Belohnung von 2000 Mark ausgesetzt.

Wie der Leiter des Straßenraubkommissariats (K 14), Lothar Herrmann, auf Anfrage erklärte, verübte dieser Täter am vergangenen Montag nachmittag seine 14. Straftat. In der Körberstraße in Eschersheim versuchte er einer 50 Jahre alten Fußgängerin die Tasche zu entreißen, flüchtete aber ohne Beute, als die Frau laut um Hilfe schrie.

Die Kripo glaubt, daß die Täterbeschreibung durch sein jüngstes Opfer am konkretesten ist. Danach ist der Mann zwischen 25 und 35 Jahre alt, hat braune, nackenlange Haare und führte einen roten Rucksack mit sich. Er fuhr ein pink- lilafarbenes Mountainbike. enk

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 23. Juli (FR). Sonnenschein und Temperaturanstieg auf 27 bis 32, am Niederrhein bis 34 Grad sagt das Wetteramt vorher. Weitere Aussichten: im Osten und Süden noch einzelne Gewitter.

(Siehe auch Lokalteil)

Grillfete und eine Komödie Bruchköbels plattdeutscher Verein "Snack Platt" lädt ein

BRUCHKÖBEL. Der plattdeutsche Verein "Snack Platt" lädt nicht nur Wasserratten und Küstenbewohner ein zu seiner Grillfete am Sonntag, 23. August, um 11 Uhr an der Dicken Eiche in Bruchköbel. Außerdem planen die "Plattdüütschen" eine Theateraufführung für Samstag, 26. September, um 20 Uhr im Bruchköbeler Bürgerhaus. Dort wird an diesem Abend das Gardinger Volkstheater mit der Bauernkomödie "De verdreite Verwandschaft" gastieren. Eine Reise nach Garding auf der Halbinsel Eiderstedt bietet der Verein für die Zeit vom 6. bis 11. Oktober an. Weitere Informationen erteilt der Vorsitzende Uwe Petersen unter der Telefonnummer 0 61 84 / 5 10 33 oder 3906. Die Freunde von "Snack Platt" treffen sich im übrigen jeden ersten Freitag im Monat um 20 Uhr in der Hanauer Gaststätte "Bürgerbräu" in der Friedrichstraße. hein

Leona darf jetzt im Freien spielen "Tschernobyl-Kinder" von Frankfurter Ferien begeistert

Leona Sazura ist ein schmächtiges blondes Mädchen. Als am 26. April 1986 der Reaktorblock 4 des Atomkraftwerkes von Tschnernobyl explodierte und fünf Tonnen radioaktive Substanzen in die Luft geschleudert wurden, war Leona, die damals nur wenige Kilometer von der Unglücksstelle entfernt lebte, gerade drei Jahre alt. Bis vor zwei Jahren, als die Familie in ein weniger verseuchtes Gebiet umgesiedelt wurde, durfte sie nicht im Freien spielen. Die Neunjährige gehört zu den 140 Kindern aus Belorußland und der Ukraine, die derzeit im Landschulheim "Wegscheide" und in Bad Vilbel einen Teil der Schulferien verbringen und am Donnerstag von Stadtrat Martin Berg im Kaisersaal begrüßt wurden.

Während sich das Leben in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, weitgehend normalisiert hat, gilt für weite Teile Belorußlands nach wie vor die Empfehlung, sich am besten gar nicht unter freiem Himmel zu bewegen. "In die Schule, nach Hause, in die Schule, nach Hause. Die Kinder sollten sich nicht im Freien aufhalten. Aber sie tun es. Es sind Kinder", sagt die Dolmetscherin Irina Skatschinskaja. Allein in Belorußland leben 700 000 Kinder in verseuchten Gebieten. Eigentlich müßten sie wie die kleine Sazura umgesiedelt werden. "Aber der Regierung fehlt das Geld."

Immerhin schickt die Regierung "saubere" Nahrungsmittel in die verseuchte Region. Das Getreide, das dort wächst, wird nicht etwa vernichtet, sondern zu Brot gebacken, das dann in weniger verstrahlte Gebiete gebracht wird. "Wir in Minsk, wir essen dann dieses Brot", berichtet Skatschinskaja. "Unsere Kinder sehen gesund aus. Aber die Eltern sind unruhig", erzählt eine Dolmetscherin aus der Urkraine.

Leukämie und Schilddrüsenerkrankungen, heißt es, haben stark zugenommen. Den Kindern gefällt das Landschulheim im Spessart und die Ausflüge, die sie unternehmen. 50 von ihnen werden zum Beispiel am nächsten Samstag bei der Polizeireiterstaffel in Sachsenhausen zu Gast sein. "So begeistert habe ich unsere Kinder zu Hause noch nicht erlebt", meint ein Betreuer.

Stadtrat Berg will auch im nächsten Jahr Kinder aus der Umgebung von Tschernobyl einladen, obwohl es inzwischen auch Stimmen gibt, die solche Besuche ablehnen. Die Kinder könnten das Wohlstandsgefälle nicht bewältigen, und mit dem gleichen Geld, das für einen dreiwöchigen Aufenthalt in der Bundesrepublik ausgegeben wird, ließe sich in Osteuropa fast ein ganzes Feriendorf bauen, lauten die Argumente.

"Wir haben von unseren Partnern in Belorußland ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten", sagte Berg. In Zukunft wolle man "zweigleisig fahren" und sich gegebenenfalls auch an einem Projekt im Osten Europas beteiligen. ft

Ozonwerte gingen leicht zurück

Die Ozonwerte sind in Frankfurt am Donnerstag zurückgegangen, liegen aber nach wie vor in Bereichen, die der Gesundheit unzuträglich sind. Zwar hat sich seinerseit die Umweltministerkonferenz auf einen Grenzwert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft als Maßstab für eine öffentliche Warnung festgelegt, doch sprechen Mediziner von bedenklichen Werten schon ab 120 Mikrogramm.

Mit 150 Mikrogramm war am Donnerstag mittag (als Halbstundenwert) Sindlingen am höchsten belastet. Es folgten Niederrad und Höchst mit jeweils 140 Mikrogramm. An der Meßstation Bockenheim wurden 130 und in Frankfurt-Ost 120 Mikrogramm abgelesen. Da die Meteorologen zum Wochenende weitere sonnige Erwärmung voraussagen, ist mit dem Wiederanstieg der Ozon-Konzentrationen zu rechnen. amm

(Wetterkasten heute auf Seite 23)

Auf dem Weg zur "Meisterschaft der Erzielung von Wirkungen" Ein Gespräch mit Wolfgang Becker, dem Leiter der Wiesbadener Freien Kunstschule, die nun seit 20 Jahren besteht

Krank, aber erlebnissatt kehrt Wolfgang Becker aus Eriwan zurück. Die hygienischen Zustände in der armenischen Hauptstadt seien unvorstellbar, erzählt der Leiter der Wiesbadener Freien Kunstschule (wfk). "Das Wasserleitungssystem ist hoffnungslos überaltert, siebzig Prozent der Rohre sind kaputt. Über unsere Betten liefen die Mäuse, in den Treppenhäusern sieht es aus, als sei jahrzehntelang nicht mehr geputzt worden." Erst in den Wohnungen selbst könne man atmen, ohne vom Staub umwogt zu werden, berichtete der Kunstpädagoge nach seiner Rückkehr.

In Eriwan hat Becker, ein gebürtiger Berliner, der an der HfbK in Berlin Malerei studierte und seit 1968 in Wiesbaden lebt, binnen einer Woche fünfzig Kollegen kennengelernt, fast dreißig Ateliers besucht und rund achtzig Arbeiten armenischer Künstler ausgewählt. Sie werden im November in der hessischen Landeshauptstadt zu sehen sein.

Der in Wiesbaden eingetragene Verein für Volksbildung und Kultur, der, finanziert vom Land Hessen und einigen Bundesministerien, weitreichende und intensive Kontaktpflege zu anderen Ländern zum Ziel hat, hatte Becker zum Kurator bestellt.

Becker traf in Eriwan Künstler wieder, die sich bereits in Wiesbaden umgesehen haben und stellte anderen das Lehrprogramm seiner Schule vor. Die Resonanz sei außerordentlich gewesen, und man habe ihm sogar eine Gastprofessur an der Eriwaner Kunsthochschule in Aussicht gestellt, berichtet er.

Vom Realismus bis zur Abstraktion reicht das Ausdrucksspektrum, das er in armenischen Ateliers zu Gesicht bekam. Kunst jedoch? Wenig. Es sei selten, daß Werke das Etikett Freie Kunst verdienten. Aber das sei schließlich kein Wunder. Becker bemerkt, daß sich aus den Oktopusfängen des Sozialistischen Realismus bislang nicht sehr viele Künstler befreit haben. Wenn doch, machen sie nach Bekkers Urteil Westkunst "im Stile von XY". Dennoch meinte der wfk-Direktor, neue Ansätze wahrzunehmen und Besinnung auf Eigenes.

Das ist es auch, was seine Wiesbadener Schule den Studenten vermitteln möchte: die intellektuellen und technischen Fähigkeiten sollen geschult, Eigenheiten entwickelt und während kritischer Selbstbefragung in Kunstwerke transformiert werden.

Im Jahre 1972 hatte Becker die Schule gegründet. Damals war sie gemeinsam mit dem ZDF am Puls des innerstädtischen Geschehens, dem Wiesbadener Kranzplatz, ansässig. Seit zehn Jahren residiert sie nunmehr im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Städtischen Kliniken, einem denkmalgeschützten Gründerzeitbau an der Schwalbacher Straße.

Ein Team von Dozenten, unter ihnen auch immer wieder Frankfurter (Regine Esser lehrte hier Fotografie, derzeit bringt Volkmar Taube den Eleven den Grundwortschatz der "Zeichnung" bei), unterrichtet in den vier Fachbereichen Malerei, Zeichnung, Druckgrafik und Künstlerische Fotografie. Zur Zeit arbeiten 60 Studenten an der Schule, deren Werkstätten und Ateliers ihnen jederzeit offenstehen.

Nicht jedermanns Sache ist freilich der ausgefeilte Stundenplan und Beckers formalästhetische Betrachtungs- und Urteilsweise. Wer nur auf den Kunstmarkt schielt und nicht bereit ist, sich Fragen nach seiner Konzeption und Intention gefallen zu lassen, hat an der Wiesbadener Kunstschule, die etwas so Anachronistisches wie Notengebung praktiziert, wohl keine Freude.

"Ich sehe gerne in der Kunst einen Ausdruck der Meisterschaft, Meisterschaft in der Erzielung von Wirkungen", zitiert Becker den Kunsthistoriker Ernst Gombrich. "Rührung, Bewunderung, Erschütterung, Begeisterung" zählte der zu den wünschenswerten Reaktionen.

Gegenwärtig aber wisse kaum ein Künstler zu sagen, warum er tue, was er tue, hat Becker erkannt. Allein die Frage werde als Sakrileg und Verrat am Allerheiligsten empfunden. Die Akademien trügen zu dieser Entwicklung bei. Deren in vielen Hinsichten allzu libertinäres Verhalten geißelt Becker.

Zu viele Dozenten nehmen vor den Studenten Reißaus (das ist übrigens auch an der Frankfurter Städelschule zu beobachten), lassen sich nur selten blicken oder (zu) lange beurlauben, helfen den Studierenden mitnichten, herauszufinden, "was sie eigentlich für wen tun", wie es Jens Christian Jensen, der ehemalige Direktor der Kieler Kunsthalle, einmal formuliert hat.

Was die Dozenten an der wfk so tun, wird vom 22. August an zu sehen sein. Dann eröffnet die Kunstschule - Anlaß ist die Feier zum 20jährigen Bestehen des Instituts - eine Ausstellung mit Werken der Pädagogen. Eine Schau mit Arbeiten der Studenten soll nächstes Jahr folgen.

DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Das Wetter

Wetterlage

Das Hoch mit Schwerpunkt über der Ostsee bestimmt zunächst noch das Wetter im größten Teil Deutschlands. Im Tagesverlauf greift von Frankreich und den Beneluxstaaten eine Tiefdruckrinne auf den Westen über.

Vorhersage, gültig bis Samstag früh

Sonnig und Temperaturanstieg auf 27 bis 32, am Oberrhein bis 34 Grad. Nachmittags und abends zunächst westlich des Rheins, im Laufe der Nacht auch weiter im Osten aufkommende Bewölkung und Gewitter.

Tiefsttemperaturen 15 bis 20 Grad. Schwacher, im Tagesverlauf auffrischender Wind um Süd, bei Gewittern starke Böen.

Wochenvorhersage

Der weitere Verlauf des Samstag: Heiter bis wolkig, einzelne Gewitter. Höchsttemperaturen 25 bis 30 Grad.

Sonntag bis Dienstag: Sonnig, trokken. Höchsttemperaturen 28 bis 32 Grad.

Mittwoch und Donnerstag: Von Westen Durchzug einer Gewitterfront. Danach heiter bis wolkig und deutlich kühler. Wetterdaten vom Vortag, 14 Uhr MESZ

Ausland

Ort Wetter Grad

Aberdeen, stark bewölkt 19

Ajaccio, leicht bewölkt 28

Algier, wolkenlos 30

Amsterdam, leicht bewölkt 23

Ankara, wolkig 22

Antalya, leicht bewölkt 29

Athen, wolkig 29

Barcelona, leicht bewölkt 28

Belgrad, wolkig 31

Bordeaux, wolkenlos 27

Bozen, leicht bewölkt 27

Brest, leicht bewölkt 22

Brüssel, leicht bewölkt 24

Budapest, wolkig 32

Bukarest, wolkig 26

Casablanca, wolkig 24

Dublin, Regen 18

Hammerfest, Regen 9

Helsinki, wolkig 24

Innsbruck, wolkig 23

Istanbul, wolkig 25

Kairo, leicht bewölkt 32

Kiew, wolkig 27

Kopenhagen, leicht bewölkt 22

Larnaka, leicht bewölkt 29

Las Palmas, leicht bewölkt 23

Lissabon, leicht bewölkt 25

Locarno, leicht bewölkt 28

London, Regen 21

Madrid, wolkenlos 31

Malaga, wolkenlos 27

Mallorca, wolkenlos 29

Minsk, wolkig 31

Moskau, wolkig 28

Neapel, wolkenlos 32

Nizza, leicht bewölkt 28

Oslo, leicht bewölkt 20

Ostende, wolkig 24

Palermo, leicht bewölkt 28

Paris, leicht bewölkt 26

Peking, Regen 23

Prag, wolkig 21

Reykjavik, stark bewölkt 11

Rom, leicht bewölkt 29

St. Petersburg, leicht bewölkt 25

Stockholm, leicht bewölkt 25

Tel Aviv, wolkenlos 28

Tokio, wolkenlos 27

Tunis, leicht bewölkt 31

Varna, wolkig 29

Venedig, leicht bewölkt 31

Warschau, wolkig 26

Wien, wolkig 26

Zürich, wolkig 22

Deutschland

Ort Wetter Grad

Aachen, leicht bewölkt 24

Arkona, leicht bewölkt 19

Augsburg, leicht bewölkt 23

Berlin, leicht bewölkt 24

Bremen, leicht bewölkt 23

Brocken, wolkig 16

Chemnitz, wolkig 22

Cottbus, stark bewölkt 22

Cuxhaven, leicht bewölkt 19

Dresden, wolkig 23

Düsseldorf, leicht bewölkt 25

Emden, leicht bewölkt 22

Erfurt, leicht bewölkt 23

Feldberg/Schw., wolkig 15

Feldberg/Ts., wolkig 19

Fichtelberg, stark bewölkt 15

Frankfurt/M., leicht bewölkt 26

Freiburg, leicht bewölkt 26

Freudenstadt, leicht bewölkt 21

Garmisch, wolkig 21

Görlitz, wolkig 23

Greifswald, leicht bewölkt 22

Hamburg, leicht bewölkt 22

Hannover, leicht bewölkt 23

Helgoland, leicht bewölkt 20

Hof, wolkig 21

Karlsruhe, leicht bewölkt 26

Kassel, wolkig 23

Kempten, wolkig 21

Köln/Bonn, leicht bewölkt 24

Konstanz, leicht bewölkt 24

Leipzig, wolkig 25

Lübeck, wolkig 22

Lüchow, wolkig 23

Magdeburg, leicht bewölkt 25

Mannheim, wolkig 27

Mühldorf, wolkig 22

München, wolkig 23

Münster/Osnabrück, leicht bewölkt 24

Neubrandenburg, leicht bewölkt 23

Norderney, leicht bewölkt 21

Nürnberg, leicht bewölkt 23

Oberstdorf, leicht bewölkt 22

Öhringen, wolkig 25

Passau, wolkig 23

Regensburg, wolkig 24

Rostock/Warnemünde, leicht bewölkt 21

Saarbrücken, leicht bewölkt 25

Schleswig, leicht bewölkt 21

Schwerin, leicht bewölkt 22

Stuttgart, leicht bewölkt 24

Sylt, leicht bewölkt 20

Trier, leicht bewölkt 25

Wasserkuppe, wolkig 19

Wittenberg, wolkig 25

Würzburg, wolkig 24

Zugspitze, leicht bewölkt 8

Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, un- ter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Die Werte der Luftbelastung in Frankfurt blieben bisher zumeist weit unterhalb der Grenzwerte; sollten sie sie übersteigen, veröffentlichen wir dies. Die aktuellen Ozonwerte können unter der vorstehenden Rufnummer täglich abgerufen werden.

Sonnenaufgang 5.44 Uhr

Sonnenuntergang 21.19 Uhr

Mondaufgang 0.17 Uhr

Monduntergang 16.20 Uhr

Taschen-Räuber gab Schlüssel zurück

ESCHBORN. Geistesgegenwärtig rettete eine Bankangestellte wenigstens ihre Wohnungsschlüssel, die ihr ein etwa 20 Jahre alter Räuber am Mittwoch gegen 19 Uhr in der S-Bahn- Unterführung an der Hamburger Straße zusammen mit der Handtasche entrissen hatte. Die 27jährige, an die er sich von hinten angeschlichen hatte, rief ihm nach, daß er wenigstens die Schlüssel zurückgeben solle. Daraufhin stoppte der Räuber kurz, holte das Portemonnaie mit 65 Mark Inhalt sowie verschiedene Ausweise aus der Handtasche, warf den Rest auf den Boden und floh. gre

Abschiebung war wie ein Überfall im Morgengrauen Vorwurf: Ausländerbehörde legt Gesetz restriktiv aus

BAD SODEN. Punkt 5.45 Uhr schrillte die Türklingel. Noch ehe die Eheleute Lindner recht wußten, wie ihnen geschah, standen eine Polizeibeamtin und ihr Kollege in der Wohnung, fragten nach dem Zimmer des 23jährigen Neffen Mihai Soproni, zerrten den jungen Rumänen aus dem Bett - wenige Stunden später wurde er per Flugzeug nach Bukarest abgeschoben. Für die Lindners brach eine Welt zusammen: Sie wußten nicht, daß das Gericht den Asylantrag ihres Neffen, der seit zwei Jahren hier lebt, arbeitet und in Neuenhain integriert ist, endgültig abgelehnt hatte. Zehn Jahre lang darf der 23jährige nun nicht mehr nach Deutschland reisen. Eine Chance besteht jedoch: Die Ausländerbehörde könnte das Verbot aus "entwicklungspolitischem Interesse" so lange wiederaufheben, bis Mihai seine Lehre als Industrieschlosser beendet hat.

Der "Überfall" ist nun eine Woche her, doch Lindners, vor 20 Jahren aus Rumänien nach Neuenhain gekommen, haben den Schock noch nicht verwunden: "Die Polizeibeamten ließen ihn nichts einpakken, wir durften nicht mal mehr mit ihm sprechen." Im Auto seien ihm sogar Handschellen angelegt worden, obwohl er sich nicht widersetzt habe. "Das war das Letzte, was wir von ihm sahen. Er wurde wie ein Verbrecher abgeschoben."

Verzweifelt bemühte sich das Ehepaar bei der Ausländerbehörde noch um Aufschub, damit Mihai Soproni "wenigstens packen" und freiwillig - ohne Abschiebeverfügung - hätte ausreisen können. Ohne Erfolg. In seinem Paß prangt der Stempel "abgeschoben". Die Chance, einen neuen Asylantrag zu stellen, ist damit verwirkt.

Eine "freiwillige Ausreise" wäre durchaus möglich gewesen, kontert die zuständige Sachbearbeiterin im Kreishaus. "Ich war bis kurz vor Abflugtermin bereit, die Abschiebung umzuwandeln. Lindners hätten nur die Flugkosten übernehmen müssen." Ein Angebot, das dem Ehepaar in der Aufregung so nicht deutlich wurde, und ihre Anwältin war ausgerechnet an dem Tag nicht zu erreichen: "Wir haben nur verstanden, daß die Sachbearbeiterin sowieso nicht bereit ist, den Flug zu verschieben, um die Reise vorzubereiten."

Für den FDP-Landtagsabgeordneten Heiner Kappel, der sich als Nachbar der Lindners zu Mihais Fürsprecher gemacht hat, ist der Fall des 23jährigen Beispiel für die "momentan sinnlose" Asylpolitik: "Es müssen doch individuelle Lösungen möglich sein, die dem einzelnen mehr gerecht werden." Besonders wenn es um die "Zukunft eines jungen Menschen" gehe und dem Staat wie im Fall Soproni zudem keine Kosten entstünden. Um "subjektives Unrecht" und "falsche Hoffnungen" bei Flüchtlingen zu verhindern, plädiert der Freidemokrat, innerhalb von sechs Wochen "definitiv" über Asylanträge zu entscheiden, darüber hinaus aber über Einwanderungsgesetze Zugangsmöglichkeiten für alle zu schaffen.

Formal ist der Ausländerbehörde nichts vorzuwerfen, sagt Friedrich Hiemens, Vizepräsident des Wiesbadener Verwaltungsgerichts: "Nach dem seit Juli gültigen Asylverfahrensrecht darf die Ausländerbehörde umgehend abschieben, ohne den Betroffenen zu benachrichtigen, sobald ein unanfechtbarer Ablehnungsbescheid ausgesprochen wurde."

Der fiel im Fall Soproni am 26. Juni dieses Jahres. Zwei Jahre zuvor war der junge Rumäne als Flüchtling vor der Ceausescu-Diktatur nach Deutschland gekommen und von seinen Verwandten in Neuenhain aufgenommen worden. Im Frühjahr vorigen Jahres wurde Mihais Asylantrag als "offensichtlich unbegründet" abgelehnt. Am 28. August forderte ihn die Ausländerbehörde in Hofheim auf, innerhalb von 14 Tagen auszureisen. Eine Woche blieb dem 23jährigen, um per Eilantrag Widerspruch einzulegen. Vom endgültigen Urteil in Wiesbaden, das Anfang Juli beim Ausländeramt auf dem Hochfeld und bei seiner Anwältin einging, erfuhr er nichts.

"Keine Ausländerbehörde im Frankfurter Raum - außer der im Main-Taunus- Kreis - schiebt Leute ab, ohne ihnen Zeit zu geben, ihre Sachen zu packen oder sich für eine freiwillige Ausreise zu entscheiden." Mihais Anwältin (Name der Redaktion bekannt) wollte den Ablehnungsbescheid deshalb "nicht kommentarlos" an ihren Klienten senden, sondern fügte erst noch ein Schreiben bei mit dem Rat: "Schnellstmöglich ausreisen, um die Abschiebung zu verhindern." Der Brief ging erst drei Tage später zur Post, und die brauchte weitere sechs Tage, um die Nachricht zuzustellen. Zu spät für Mihai Soproni - er war bereits drei Tage zuvor in Bukarest gelandet.

Derart restriktiv angewandt, lasse das neue Gesetz abgelehnten Asylsuchenden de facto keine Chance mehr, die Abschiebung zu verhindern, klagt die Anwältin: "Im täglichen Geschäft ist es für uns praktisch nicht zu leisten, alle Klienten rechtzeitig über den Ablehnungsbescheid zu informieren und über weitere Schritte zu beraten. Die Ausländerbehörde ist immer schneller, sie kann ja theoretisch ohne Vorwarnung noch am Tag des Beschlusses abschieben." ana

Roma über Politikbuch erbost

Bald 100 Jahre Kino und kein Patalas mehr Der renommierte Leiter des Münchner Filmmuseums kapituliert vor städtischem Desinteresse

MÜNCHEN. Mit Zahlen kann man die meisten Leute nur langweilen, aber Tatsache ist, daß dem Filmmuseum der bayerischen Hauptstadt heute weniger Geld für den Ankauf von Kopien zur Verfügung steht als früher - dramatisch weniger, wie sein Leiter Enno Patalas die Lage einschätzt. Zunächst renommierter Filmkritiker, seit zwei Jahrzehnten Leiter des Münchner Unternehmens, sieht er für dieses keine zukunftsträchtige Perspektive mehr. Was er sich wünscht und für nötig hält, "ist nicht durchsetzbar": so beschied ihn Kulturreferent Hummel.

Die Stadt muß, wie andere Kommunen, etwa Frankfurt, auch, gegenwärtig rigoros sparen, überall. Okay, sagt Patalas, das aber tut sie seit zwölf Jahren schon beim Filmmuseum respektive beim Stadtmuseum, dem es angegliedert ist. "Alle anderen Sparten haben Vorrang", so sehe Münchner Kulturpolitik nun einmal aus; "uns hat halt ein Hilmar Hoffmann gefehlt". Dieser Stoßseufzer ist gezielt auf den Anrufer aus Frankfurt gerichtet, wo Kommunales Kino und hernach Deutsches Filmmuseum vom Kulturdezernenten energisch gefördert wurden - allein der imperiale Name Deutsches Filmmuseum hatte seinerzeit in München die Gemüter in Wallung versetzt, ohne daß sich fürs eigene Institut Entscheidendes gebessert hätte.

Beim Direktor (der diesen Titel im Unterschied zu seinem Frankfurter Kollegen gar nicht führt) macht sich in Jahren angestauter Frust Luft: "Deprimierend ist nicht die Geldknappheit - ich habe in meinen Anfängen mit weit weniger auskommen müssen -, wohl aber die Gleich- gültigkeit, der in München - schwarz hin, rot-grün her - die Aufgaben einer kommunalen Kinemathek und die von uns erarbeiteten Chancen begegnen."

Nein, er zeigt sich nicht gewillt, sein Licht unter den Scheffel zu stellen, sein Name ist international geläufig, nicht zuletzt dank einer Spezialität des Münchner Filmmuseums: der Restaurierung alter Filme, ihrer Komplettierung in den ursprünglichen Stand, soweit dies irgend möglich. Berühmte Beispiele dafür sind "Nibelungen" "Caligari" und "Metropolis", klassische deutsche Stummfilme, deren Wiederaufführung mit Orchesterbegleitung auch in Frankfurt gesellschaftliche Ereignisse waren. Und immer stand da zu lesen, wem der Ruhm der Wiedergewinnung gebührt: dem Filmmuseum München.

Der Name aber ist eigentlich irreführend, weil es, sehr im Unterschied zur mehr als doppelt so großen Frankfurter Konkurrenz, kaum Ausstellungen anzubieten hat. Dafür handelt es sich um eine echte Kinemathek, die vielfach Filme aus eigenem Besitz vorführt ("Wir haben rigoros darauf hin gesammelt, was wir zeigen wollen"). Wenn man die Bestände mangels Finanzen nicht mehr ordentlich erweitern kann, beginnt das Programm irgendwann in sich selbst zu kreisen.

Aber Patalas wollte nicht nur Archivar sein, sondern Kontakt zum zeitgenössischen Filmschaffen halten. Was bitter nötig ist, gelangen doch viele kleine Produktionen unabhängiger Filmemacher gar nicht mehr ins Kino, weil sie schon keinen Verleih finden. Hier wuchs den kommunalen Filmmuseen und Kinos eine Aufgabe zu, vor der die (wenigen verbliebenen) Programmkinos aus kommerziellen Gründen meist kapitulieren. Das Deutsche Filmmuseum hat nicht von ungefähr soeben eine Reihe gestartet mit dem bezeichnenden Titel "Zum erstenmal in Frankfurt"; darin laufen Arbeiten, über die oftmals von Festivals rühmend berichtet wurde, die es hierzulande aber gleichwohl allenfalls ins Fernseh-Nachtprogramm geschafft haben.

Womit, nach dem Anschaffungsetat, der zweite Hauptgrund für Patalas' Rückzug zwei Jahre vor Erreichen der Pensionsgrenze angesprochen wäre: Er wollte eine zweite Spielstätte, im selben Haus, einen Stock höher. Das eine Kino, so die Überlegung, solle sozusagen in wechselnden Grundkursen filmhistorisches Wissen vermitteln, das andere sich der kommerziell verachteten Gegenwart annehmen, in der sich bekanntermaßen nicht selten eben jene Filme finden, die später eine Kinemathek ihrer würdig erachtet . . .

Doch auch dieses Begehren wurde abschlägig beschieden, überdies hätten sich längst andere Interessenten für die Räumlichkeiten gemeldet. Nichts gefruchtet hat auch all die Jahre, daß Patalas das Deutsche Filmmuseum zu Frankfurt seinen Stadtoberen finanzierungsmäßig immer als leuchtendes Beispiel vorgestellt hatte, während er über dessen programmatische Arbeit zu weit weniger freundlichen Worten aufgelegt sein konnte. Gern streicht er in diesem Zusammenhang den regen Zuschauerzuspruch heraus, den sein Etablissement zu verzeichnen hat, und verweist sarkastisch wiederum auf Frankfurt, wo nur eine einzige Zahl niedriger sei als in München - die der Einnahmen aus dem Eintritt. Dazu gestattet er sich einen kleinen Lacher, in den sein Frankfurter Gesprächspartner herzhaft einstimmt.

Bei allem Ungemach hat es jedoch nicht den Anschein, daß Enno Patalas, wenn er im Frühjahr '93 seinen Stuhl im Stadtmuseum räumt, nur im Ärger zurückblickt. "Der Spaß überwiegt wirklich", sagt er über die Arbeit von zwei Jahrzehnten. Und seinem vorzeitigen Ausscheiden gibt er sogar noch einen altruistischen Touch: Sein(e) Nachfolger(in) könne sich dann in Ruhe auf den hundertsten Geburtstag des Kinos im Jahr 1995 vorbereiten, denn er, so mußte der Kulturreferent lesen, "fände es unfair, ein Vierteljahr vor Beginn des Kinojubiläumsjahres meinem Nachfolger ein Programm zu hinterlassen, das in meinen Augen weder der Bedeutung des Jahrhundertmediums Kino noch dem Anspruch der ,Filmstadt München' angemessen wäre".

Wie aber sollen Nachfolgende zu denselben Konditionen wie bisher etwas in der vom Vorgänger gewünschten Richtung anders + besser machen können? Und so springt Patalas noch einmal über seinen Schatten, der breit vor dem Eingang zum Münchner Filmmuseum liegt, und teilt in seinem Brief dem lieben Herrn Hummel in Paranthese mit, "daß ich zu freier Mitarbeit im Filmmuseum auch über 1993 hinaus bereit wäre". Na denn - 100 Jahre Kino in München ohne Enno Patalas im Filmmuseum: ganz so schlimm scheint's doch nicht zu kommen.

HELMUT SCHMITZ

Polizei schnappte junge Autoknacker

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Die Festnahme eines Türken in Erlensee am vergangenen Montag hat die Polizei auf die Spur einer Bande von Autoknackern geführt, die in den vergangenen Wochen in Bad Soden-Salmünster zahlreiche Fahrzeuge der Marke VW Golf aufgebrochen und gestohlen hatten.

Konnten bei der Festnahme in Erlensee zwei weitere Fahrzeuginsassen noch fliehen, so gelang es den Beamten im Zuge der Ermittlungen nun, zwei weitere Türken, zwei Deutsche und einen Jugoslawen festzunehmen, die nach Angaben der Kriminalpolizei allesamt aus dem Raum Bad Soden-Salmünster stammen. Dort hatten die jungen Leute im Alter von 16 bis 19 Jahren mehrere Diebstähle und Aufbrüche verübt.

Bereits in der vergangenen Woche waren sie - wie berichtet - bei einer nächtlichen Aktion am Parkplatz Sprudelallee in Bad Soden aufgefallen.

Damals gelang ihnen die Flucht vor der Polizei, wobei sie beinahe einen Beamten umgefahren hätten. Dieser konnte sich nur durch einen Sprung zur Seite vor den Autodieben in Sicherheit bringen. jan

Doppelmoral

Er könne nicht soviel essen, wie er kotzen möchte - mit diesem klassisch gewordenen Satz hat einst der Maler Max Liebermann seiner Befindlichkeit gegenüber den Nazis Ausdruck verliehen. Man möchte ihn - Gott sei's geklagt - angesichts der skandalösen Praxis der Bonner Rüstungslieferungen wiederholen.

Mit der entweder verlogenen oder sträflich ahnungslosen Behauptung, Indonesien sei kein Krisengebiet, genehmigt Bonn die Lieferung von 39 Kriegsschiffen der früheren NVA an ein Regime, das es nicht nur mit den Menschenrechten im Inneren nicht so genau nimmt, sondern gleich zwei Kriege führt: gegen die Bevölkerung des überfallenen Ost-Timor und gegen die West-Papuas. Mehrere hunderttausend Menschen sind in den vergangenen Jahren massakriert worden, so daß es berechtigt ist, von Völkermord zu sprechen. Erst kürzlich erschütterte ein Blutbad indonesischer Soldaten in Ost-Timor die Weltöffentlichkeit.

Gleichzeitig hält sich die Bundesregierung für moralisch legitimiert, deutsche "Friedenstruppen" in Bosnien einzusetzen: Es gelte, der gestiegenen Verantwortung gerecht zu werden und blutigem Unrecht zu wehren. Diese Verantwortung gilt offenbar nicht gegenüber Timoresen und Papuanern; die sind ja auch weitab vom (deutschen) Schuß. Eine saubere Doppelmoral, die die Welt solange in Unfrieden belassen wird, solange unterschiedliche Interessen das Töten von Menschen in Konflikte erster und zweiter Klasse einteilen. aga

Neuer Spielepark wird am 5. August eröffnet

LANGENSELBOLD. Mit einer großen Feier soll der neue Spielepark (die FR berichtete) an der Gründau in Langenselbold am 5. August eröffnet werden.

Bürgermeister Hans-Peter Ebner wird den Spielpark um 15 Uhr offiziell an die Einwohner der Stadt übergeben, vor allem an die Kinder und Jugendlichen. Das Langenselbolder Spielmobil "Kecke Schnecke" und ein Jongleur werden für Unterhaltung sorgen. Besucher werden gebeten eigenes Kafeegeschirr mitzubringen. alu

Rauchverbot in den Warteräumen der Stadt?

Ein Rauchverbot in allen öffentlichen Warteräumen der Stadt soll "mittelfristig" realisiert werden. Das Gesundheitsdezernat ist nach eigenen Angaben optimistisch, daß in dem andauernden Gespräch der beteiligten Ämter unter Federführung des Gesundheitsamtes die noch bestehenden verwaltungstechnischen und rechtlichen Hürden genommen werden. Dies geht aus einem Bericht hervor, mit dem der Magistrat auf eine Anfrage des Ortsbeirats 9 antwortet. Das für Ginnheim, Eschersheim und Dornbusch zuständige Gremium hatte sich für ein solches Rauchverbot in öffentlichen Warteräumen seiner Stadtteile ausgesprochen.

In seinem Bericht weist nun der Magistrat auf wissenschaftliche Untersuchungen hin, wonach auch der passiv inhalierte Tabakrauch als "gesundheitsschädliches Stoffgemisch" eingestuft wird. Epidemiologische Forschungen hätten zudem nachgewiesen, daß Passivraucher weitaus stärker von Krebs- oder Herz- Kreislauf-Erkrankungen bedroht seien als Nichtraucher, die nicht dem Passivrauchen ausgesetzt seien.

Ein generelles Rauchverbot in den städtischen Amtsstuben ist dagegen nach Angabe von Frank Heudorf, Referent von Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch, weiter umstritten. Während dies im Dezernat Nimsch die "Orientierungslinie" sei, komme der Hauptwiderstand vom Personal- und Organisationsamt.

Der zuständige Dezernent fürchte einen zusätzlichen Raumbedarf, wenn nun Enklaven für die Raucher unter den städtischen Mitarbeitern eingerichtet werden müßten. "Da", so Heudorf, "bedarf es noch einiger Überzeugungsarbeit." sar

"Eher geht eine Welt unter, als daß diese Mannschaft verliert"

Als "dream team" fällt das teure Dutzend in Barcelona ein US-Basketball-Nationalmannschaft bittet Konkurrenz zu "Glattrasur" / Lustlosigkeit an der "Kappenveranstaltung" überwunden

"Eher geht die Welt unter, als daß diese Mannschaft verliert", sagt der Kanadier Bill Wennington. Er muß es wissen, denn der Ersatz-Center bei dem schwachen NBA-Klub Sacramento Kings (und Stamm-Center der kanadischen Nationalmannschaft) darf hin und wieder den kürzeren ziehen gegen einen aus besagter Mannschaft. Da der Name sowieso irgendwann fallen wird, sei er gleich an den Anfang der Geschichte gestellt. "The dream team". Schlicht und schnörkellos. Nicht: die Basketball-Nationalmannschaft der USA, sondern: "The dream team". Berichterstatter anderer Sportarten aus den Staaten können den Namen schon nicht mehr hören.

Heute kommt das teure Dutzend in Barcelona an. Wo die Spieler wohnen werden? Nicht dort, wo die meisten wohnen, nicht im olympischen Dorf also. Sie gehen ins Hotel "Ambassador". Die Vorbereitung des olympischen Turniers absolvierten sie in Monte Carlo; sie bestand im wesentlichen in der Zeitumstellung. Der Manager des dortigen Loews-Hotel, in dem sie nächtigten, registrierte verblüfft, daß Hunderte rastloser Fans nachts seine Herberge umlagerten. Das hatte er noch nicht erlebt, obwohl in dem Haus auch sonst Showgrößen ihr Haupt zur Ruhe betten, Frank Sinatra zum Beispiel.

Die Mitglieder aus der Mannschaft der Multimillionäre - alle zwölf gehen mit einem sieben- oder achtstelligen Jahreseinkommen nach Hause - heißen: Michael Jordan, Earvin "Magic" Johnson, Larry Bird, Charles Barkley, David Robinson, John Stockton, Clyde Drexler, Chris Mullin, Scottie Pippen, Karl Malone, Patrick Ewing, Christian Laettner. Bisher mußten sich Fans in der Welt außerhalb der USA mit Fernsehbildern der besten Basketballer zufriedengeben, denn NBA-Akteure nahmen nicht an internationalen Wettbewerben teil. Daß den Profis 1989 die Tür zu Olympia geöffnet wurde, erklärt sich sowohl mit der von der NBA forcierten grenzüberschreitenden Vermarktung als auch damit, daß es den US-Amerikanern zu bunt wurde, ständig internationale Titelkämpfe in einer Sportart als Verlierer zu verlassen, deren Beste unstrittig die NBA-Profis sind. Letztmals bei der Weltmeisterschaft 1986 reichte den US-Amerikanern ihre übliche College-Auswahl für Rang eins. Danach gingen sie regelmäßig baden, wurden von Jugoslawien (WM 1990) und der Sowjetunion (Olympia 1988) degradiert. Jetzt schlägt das Imperium zurück, oder wie Scottie Pippen sagt: "Wir machen sie nieder. Das haben sie mit unseren College-Spielern schließlich auch gemacht." Da die Altfeinde im politischen Sturm erodierten, müssen Pippen und Kollegen sich an Kroatien und Litauen für das "rächen", was ihnen Jugoslawen und Sowjets "angetan" haben.

Einen Vorgeschmack auf den Wirbel, in dem sie untergehen werden, bekamen die Olympia-Konkurrenten während der Qualifikationsspiele für Barcelona, denen sich auch die NBA-Profis zu unterziehen hatten. Im Schnitt machten die Gegner in der Amerika-Ausscheidung in Portland 52 Punkte weniger als "The dream team". Das ist der Maßstab für die Angolaner, die am Sonntag als erste der Goliath-Gruppe gegenübertreten; wie für die Afrikaner gibt es auch für die anderen Gruppengegner, die Deutschen zum Beispiel, im Grunde kein Resultat, derentwegen sie die Köpfe hängen lassen müßten.

Zur beispiellosen Überlegenheit der US-Mannschaft kam es jedoch erst, als die Stars ihre Lustlosigkeit überwanden. Die Aussicht auf olympisches Gold riß nämlich einige der Auserwählten nicht vom Hocker. Michael Jordan, 1984 bereits Olympiasieger geworden, wollte zunächst den College-Spielern nicht den Platz wegnehmen, andere schreckte der Gedanke, nach Ende der NBA-Saison den Urlaub wegen so einer "Kappenveranstaltung" wie dem olympischen Basketball-Turnier drangeben zu müssen. Nachdem sich aber die ganz Großen hatten breitschlagen lassen, wurde der Traum Wirklichkeit. Erstmals in der 101jährigen Geschichte dieser Sportart bilden die Besten der Welt eine Wettbewerbs-Mannschaft. Und da in ihr Leute am Ball sind, die schon zu Lebzeiten Legende sind wie Jordan, Magic oder Bird, eilten Unternehmen in Scharen herbei und baten um Werbeverträge.

40 Firmen haben sich inzwischen an das Team gehängt, 14 von ihnen zahlten allein je 750 000 Dollar an den Verband. Der Konflikte um einander ausschließende Werbeverpflichtungen waren viele, denn die meisten der Spieler stehen schon für eine Reihe von Produkten Reklame, doch die Streitereien sollen inzwischen beigelegt sein.

Nun also fällt das Dutzend in Barcelona ein - und bringt das olympia-übliche Stargemenge durcheinander: Die Aufmerksamkeit, die die US-Basketballer auf sich ziehen, hinterläßt anderswo Leerstellen. Haushoch hängt Jordan an einer Fassade an der Gran Via Corts Catalanes. Mit dem Abbild des "Überirdischen" wirbt dessen Sportschuh-Schuster. Spanischen Zuschauern sind die Namen der NBA-Größen geläufig, Basketball nimmt in der Gunst nach Fußball Rang zwei ein. In den Kiosken auf den Ramblas liegt Magic Johnsons Biographie auf. Den Leuten hierzulande muß nicht gesagt werden, was auf sie zukommt.

Die Schwarzmarktpreise für Karten fürs Basketball-Finale, die im regulären Verkauf mit 150 Mark ohnehin schon an der Spitze der Ticketpreise standen, sind auf 4500 Mark gestiegen. Zuviel für ein Spiel ohne Spannung, irrational, aber der Gegenwert ist ja auch ein Traum: "The dream team".

CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER

Arme EG-Staaten sind empört über ihre reichen Partnerländer Streichungswünsche im Brüsseler Haushalt bedrohen Beihilfe Von unserem Korrespondenten Erich Hauser

BRÜSSEL, 23. Juli. Um energische Kürzungen im EG-Haushaltsentwurf für 1993 durchzusetzen, hat am Donnerstag die Mehrheit der nördlichen Gemeinschaftsländer im Finanzministerrat der Zwölf den Rotstift geschwungen. Nicht nur die Vertreter der vier ärmsten Mitgliedstaaten - Portugal, Spanien, Griechenland und Irland -, sondern auch eine Verhandlungsdelegation des Europa- Parlaments äußerten sich empört.

Die Brüsseler Kommission hatte für das kommende Jahr Ausgaben von 129,25 Milliarden Mark vorgesehen und dabei auch schon rund 3,2 Milliarden für den sogenannten "Kohäsionsfonds" zugunsten der vier ärmsten Partner eingesetzt. Deutschland, Frankreich, Großbritannien und andere Mitgliedstaaten vertraten die Ansicht, da der Kohäsionsfonds erst durch den Maastrichter Unionsvertrag in Kraft trete und dieser Vertrag noch nicht ratifiziert sei, könnten die entsprechenden Zahlen über die Höhe der Ausgaben auch noch nicht im Haushalt fest eingeplant werden. Allerdings wollen sich die reichen Länder prinzipiell verpflichten, hierfür Geld bereitzustellen. Insgesamt peilen die zuständigen EG-Minister eine Kürzung des EG-Haushaltes um 251 Millionen Mark an.

Als Haushaltsberichterstatter des Europa-Parlaments in Straßburg erklärte dazu der SPD-Abgeordnete Detlev Samland, dies sei "ein Rückfall hinter die Beschlüsse von Maastricht und eine Schande für den Ministerrat". Die Delegationsleiter der auf Sparsamkeit bedachten EG-Länder betonten hingegen, man befinde sich in der "ersten Lesung" des neuen Haushalts der Gemeinschaft, und bei den späteren Beratungen bis zum Jahresende könne sich noch einiges ändern. Das letzte Wort beim EG-Haushalt haben die Abgeordneten im Europa-Parlament.

Samland kritisierte weiter, daß die "Mehrheit" des Ministerrates auch 100 Millionen Mark für die Erhaltung der tropischen Regenwälder - als Konsequenz aus der Umwelt-Konferenz von Rio - streichen wolle und eine ganze Reihe anderer Kürzungen verlange. Dabei solle unter anderem der Ansatz der EG-Kommission für Maßnahmen zum Verbraucherschutz halbiert werden und die Aufstockung der Forschungsmittel um 800 Millionen Mark entfallen.

Eine Reihe weiterer Streichungen war aus Sicht der deutschen Delegation auch erforderlich im Blick auf das Recht des Europa-Parlaments, gewisse Haushaltsposten bei der Endabstimmung innerhalb einer festgelegten Verfügungsmarge wieder aufzustocken.

Insgesamt wird Deutschland im kommenden Jahr rund 20 Milliarden Mark an die EG abführen müssen. Der Bundesfinanzminister muß zwar über 38 Milliarden überweisen, doch erhält Bonn mehr als 18 Milliarden davon wieder zurück. Mit diesen Rückflüssen wird vor allem die Landwirtschaft subventioniert.

Der "weiche Unterleib" des früheren Sowjetreichs reizt die Nachbarn Zwischen Bosporus und Hindukusch wetteifern die Türkei und Iran um politischen Einfluß / Von Udo Steinbach

"Keiner ist glücklich darüber" Doch die Container sparen Geld / 25 neue Sozialwohnungen

KELSTERBACH. Der Bau finanziell erschwinglichen Wohnraumes sowie Hilfe bei der Unterkunft von Obdachlosen und Asylbewerbern bleibt in Kelsterbach eine der wichtigsten Aufgaben der Daseinsvorsorge - das betonte Bürgermeister Fritz Treutel bei einer Pressekonferenz. Im Hintergrund stehe der besondere Problemdruck in Kelsterbach, durch die in den kommenden Wochen zu erwartenden weiteren Asylbewerber und Obdachlose - etwa Familien, die durch Arbeitsplatzwechsel ihre Werkswohnungen verloren hätten. Der Magistrat werde in seiner nächsten Sitzung Pflöcke für die Container-Siedlung am Südpark einschlagen und Aufträge erteilen.

Bekanntlich sollen die beiden dort vorhandenen Container-Systeme durch zwei weitere ergänzt werden. Dieses Thema sei eingehend diskutiert worden. Keiner der Kommunalpolitiker sei über diese Situation glücklich, war von Treutel zu hören. Doch gebe es keine andere Lösungsmöglichkeit.

Erfreulich sei immerhin, daß es gelungen sei, die durch die Aufstellung weiterer Container drohenden Kosten erheblich zu reduzieren: nämlich um über eine Million auf nunmehr nur noch 3,6 Millionen Mark. Die Beträge müßten auch vor dem Hintergrund gesehen werden, daß die Hersteller von Containern ob der großen Nachfrage Konjunktur hätten.

Der Magistrat habe ein weiteres Wohnungsbauprogramm auf den Weg gebracht: 25 Sozialwohnungen sollen am Dahlienweg entstehen. Für die mit 5,8 Millionen Mark hochgerechneten Kosten sei ein Landeszuschuß von drei Millionen zugesagt worden. Damit sei die Finanzierung gewährleistet. Treutel begrüßte es, daß die Landesregierung die Einkommensgrenzen für sozialen Wohnungsbau angehoben habe und der Einkommensrealität Rechnung getragen werde. cas

Aidsinfizierte Frauen hingerichtet "Terre des Femmes" fordert Bonn zu Protesten in Birma auf

jm TÜBINGEN, 23. Juli. In Birma sind nach Angaben der Menschenrechtsorganisation "Terre des Femmes" in den vergangenen Monaten 25 aidsinfizierte Frauen und Mädchen mit Zyankalispritzen hingerichtet worden. Die Organisation, die sich weltweit für die Menschenrechte der Frau einsetzt, teilte am Donnerstag in Tübingen mit, die Birmesinnen seien zuvor in Thailand zur Prostitution gezwungen worden. Eine thailändische Polizeieinheit habe sie zwar zunächst befreit und nach Birma zurückgeschickt. Dort seien die Heimgekehrten aber von Sicherheitsbeamten aufgespürt und "hingerichtet" worden, berichtete "Terre des Femmes" unter Berufung auf thailändische Presseberichte und Angaben aus Bangkok.

In den vergangenen Jahren seien insgesamt rund 40 000 Frauen und Kinder aus Birma in Bordelle der thailändischen Grenzstadt Ranong verschleppt und dort zum Geschlechtsverkehr ohne Kondom gezwungen worden. In der thailändischen Sexindustrie gälten sie als "gefragte Ware", weil die "Kunden" glaubten, die Frauen seien aidsfrei und deshalb könne auf die Benutzung von Kondomen verzichtet werden, teilte die Menschenrechtsorganisation ferner mit. Für viele junge Frauen gebe es keine Möglichkeit zu entkommen, da sie von den Bordellbesitzern gefangengehalten würden.

Sicherheitsbeamte aus beiden Ländern sind laut "Terre des Femmes" an den Geschäften beteiligt und sichern den Händlern "freie Nachschubwege". Die Organisation forderte die Bundesregierung auf, die Menschenrechtsverletzungen nicht widerspruchslos hinzunehmen und in Birma gegen die Internierung und Ermordung von aidsinfizierten Frauen zu protestieren.

Roma über Politikbuch erbost

HEIDELBERG, 23. Juli (epd). Der baden-württembergische Landesverband Deutscher Sinti und Roma hat die Landeszentrale für politische Bildung in Stuttgart scharf kritisiert. Die Institution unterschlage im vierten Heft des neu aufgelegten "Grundkurs Politik", das sich mit der deutschen Vergangenheit des Dritten Reichs befasse, "gänzlich" den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma, heißt es in einer Erklärung vom Donnerstag.

Wie beim jüdischen Volk auch sei der Plan der Vernichtung allein aus rassistischen Gründen weitgehend durchgeführt worden. "500 000 Sinti und Roma fielen diesem Rassenwahn zum Opfer."

Neonazi-Ermittlungen gestoppt Staatsanwalt stellt Verfahren zu Aufmarsch in Rheinhessen ein

gra BIEBELSHEIM, 23. Juli. Die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach verzichtet auf weitere Ermittlungsverfahren gegen Neonazis, die in der rheinhessischen Gemeinde Biebelsheim bereits mehrfach gegen die Errichtung einer Mülldeponie auf einem ehemaligen US-Lager für deutsche Kriegsgefangene demonstriert haben. Dabei hatten Redner aus der Neonazi-Szene vor rund 300 überwiegend uniformierten Rechtsextremisten unter den Augen der Polizei und des rheinland-pfälzischen Verfassungschutzes ein "Denkmal für Adolf Hitler" gefordert, von der "Auschwitzlüge" gesprochen und die US-Soldaten in der Bundesrepublik als "Enkel von Mördern" bezeichnet.

Der leitende Oberstaatsanwalt Hermann Hillebrand stellte nun die Ermittlungen ein, "weil die Äußerungen, die gefallen sein sollen, nicht bestimmten Personen zuzuordnen sind". Nur in einem Fall werde gegen einen "Ritterkreuzträger" wegen der Verwendung von Symbolen einer verboteten Organisation weiter ermittelt, sagte Hillebrand der FR. Auf dem "Originalritterkreuz" sei das Hakenkreuz noch deutlich erkennbar gewesen.

Die Anzeigen gegen die Teilnehmer waren von der Verbandsgemeinde Bad Kreuznach erstattet worden, zu der Biebelsheim gehört. Schon bei der Erstattung der Anzeige soll die zuständige Staatsanwaltschaft zu erkennen gegeben haben, daß sie sich mit den angezeigten Delikten eher unwillig auseinandersetze. Ein Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung berichtete Journalisten, man habe ihm geraten, die Anzeige besser im Papierkorb verschwinden zu lassen.

Mit den Anzeigen wollte die Gemeinde verhindern, daß Biebelsheim weiter zur "Pilgerstätte der Neonazis" wird, die angekündigt haben, regelmäßig dort aufmarschieren zu wollen. Hilfestellung gab ihnen bislang ein Vertreter der "Republikaner", über dessen Faxgerät die Anmeldungen abgewickelt wurden. Die Verbandsgemeinde wollte mit ihrer Anzeige auch überprüfen lassen, ob die rechten Redner das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit verwirkt haben.

Wieder mal: Theater auf dem Theater Harry Kupfer inszeniert in Bregenz Berlioz' "Fausts Verdammnis"

BREGENZ. Daß die Formel "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen" genügt, um einen Mann freizusprechen, der einen Menschen umgebracht hat, am Tod eines anderen mitschuldig ist und sich außerdem mit dem Teufel verbündet, hat dem Weimarer Dichterfürsten viel Kritik eingetragen. Daß Goethe Faust zu einem urdeutschen Helden idealisiert, hatte ihm, lange bevor Bazon Brock mit dem Begriff seine Polemik gegen gewisse Erscheinungen des gegenwärtigen deutschen Geisteslebens gestartet hat, den Vorwurf des Titanismus eingetragen.

Hector Berlioz hat noch zu Goethes Lebzeiten Gérard Nervals fragmentarische "Faust"-Übersetzung vertont, zwei Jahrzehnte später, 1845 und 1846, hat er auf einer Reise durch die Habsburger Monarchie eine eigene Fassung des Faust-Stoffes als "dramatische Legende in vier Teilen" auskomponiert, sehr frei nach Goethes "Faust I". Er entwickelt nur recht allgemeine szenische Vorstellungen, insgesamt gibt es große Solopartien nur für Faust selbst, Méphistophélés und Marguerite. Ein Handlungsverlauf ist in der Abwechslung von Chor und Soli gerade nur angedeutet. Den Pakt mit dem Teufel schließt Faust erst zum Schluß, um Margarete vor der Hinrichtung wegen des Mordes an ihrer Mutter zu retten. Der Ritt durch die Lüfte führt ihn dann nicht zu der Geliebten, wie von Mephisto versprochen, sondern direkt in die Hölle.

Harry Kupfer inszeniert "La Damnation de Faust" in Bregenz zum dritten Mal, nach Dresden vor elf und Amsterdam vor drei Jahren. Seinerzeit in Dresden mag Kupfer in der Berliozschen Version den Ansatz zu einer materialistischen Kritik am idealistischen deutschen Faust-Bild gesehen haben. Freilich, Berlioz verdammt Faust nicht, identifiziert sich vielmehr mit ihm in einer eigentümlichen Art und Weise. Er zeichnet die Figur als einen vom Leben Frustrierten, der noch rasch alles, was er versäumt hat, nachholen möchte und daran scheitert. Der Pakt mit dem Teufel ist dann eine Art nach außen projizierter Selbstmord aus Verzweiflung.

Der verwahrloste Gelehrte mit grauem Bart, der in Hans Schavernochs Bühnenbild ein verfallenes Theater betritt, hat Visionen vom bukolischen Leben ungarischer Bauern, von freudig in den Krieg ziehenden Soldaten. Doch weder die fröhliche Frühlingsfeier noch der militärische Patriotismus vermögen Teilnahme in ihm hervorzurufen. Er greift zum Giftbecher, Mephisto verhindert, daß er ihn austrinkt, und gaukelt ihm dann das Theater der Lüste und der Liebe vor. Kupfer läßt gleichsam Mephisto Regie führen.

Die Militärszene visualisiert er als Operettenkrieg mit einem aufgeblasenen Ungetüm von General, der wild um sich schießt, während das Publikum in den Logen des Schavernochschen Theaters applaudiert. Halbseidene Damen entblößen sich für die Herren, die deren üppige Formen betasten, doch das Fleisch ist bloß ausgestopfte fleischfarbene Hülle, Torsi, die weggelegt und hinausgetragen werden.

Mephisto umgibt Faust nicht mit Menschen, sondern mit Puppen, das ist Kupfers zentrale Metapher. Marguerite kauert in einer Puppenstube und hätschelt ein Spielzeuggrüppchen, als wäre sie noch ein unschuldiges Kind. Ihre Qualen nach der Verurteilung sieht Faust in einer Art Glaskästchen mit Figurengruppen, wie man sie häufig als votivgaben in Wallfahrtskirchen vorfindet. Vom Flug durch die Lüfte stürzt Faust ab und wird zur Puppe, deren zerschmetterte Glieder von tobenden Spießbürgern aufgeklaubt werden. Und als Schluß läßt sich Kupfer, vielleicht nur um einer allzueinfachen Interpretation seiner Realisierung vorzubeugen, Fausts Auferstehung einfallen. Zum Gesang der himmlischen Geister verwandelt sich der abgetakelte Gelehrte noch einmal in einen jungen Mann.

Theater auf dem Theater, das hat man schon oft gesehen, und auch, daß das Geschehen nicht als vorgetäuschte Wirklichkeit, als Fiktion mit Realitätsanspruch abgebildet wird, sondern als eine Vision, als eine dem Kopf des Protagonisten entsprungene Phantasmagorie, ist kein neuer Einfall. Kupfer selbst hat ihn schon in seiner Bayreuther Inszenierung von Wagners "Der fliegende Holländer" angewendet. Berlioz indes hat für seinen intensiv persönlichen Faust, "Mon Faust" in Michel Butors Sinn, keine illustrierende Begleitmusik geschrieben, sondern eine symphonische Dichtung, Chor und Soli, die einen Zustand der Verzweiflung lyrisch und dramatisch zugleich, ganz ohne Larmoyanz auslotet. Es ist eine verstiegene, exzentrische Musik, hochromantisch, aber weit entfernt von der deutschen musikalischen Romantik. Die "dramatische Legende" hat Berlioz Franz Liszt zugeeignet, wohl nicht dem Salonvirtuosen, sondern dem Erneuerer der Harmonik und Chromatik.

Wladimir Fedossejew formt die Partitur mit den Wiener Symphonikern, mit den vereinten Chören der Volksoper Wien, dem Kammerorchester Sofia, dem Bregenzer Festspielchor und dem Prager Philharmonischen Kinderchor, mit den Solisten plastisch aus und spannt den großen Bogen, der auch die Widersprüchlichkeiten der Inszenierung überbrückt. Es ist, als würde er mit der Magie seiner sehr eloquenten Zeichengebung die Berliozsche Komposition frisch aus dem Stand nachvollziehen.

David Kuebler als Faust hat einen strahlenden Tenor, je nach Erfordernis lyrisch und dramatisch, Philippe Rouillon als Méphistophélés stellt komödiantische Spielfreude dem Regisseur und dem Dirigenten einen schwarzen Baßbariton zur Verfügung, Béatrice Uria-Monson als Marguerite ist mit ihrem hochdramatischen Mezzo eine Entdeckung, fern von jedem Gretchen-Klischee. Für das Regieteam gab es einige Buhrufe, der Premierenapplaus war insgesamt eine Bestätigung für die Bemühungen des Intendanten, Alfred Wopmann, das Massenspektakel auf der Seebühne mit dem künstlerischen Risiko selten gespielter, schwieriger Opernwerke zu kontrastieren.

PAUL KRUNTORAD

Irish Folk bei den Naturfreunden Okarben

KARBEN. "Irish-Folk" wird am Freitag, 21. August, bei den Naturfreunden in der Okarbener Schutzhütte gegenüber der Shell-Tankstelle an der B 3geboten. Beginn der Veranstaltung ist um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Das Guiness-Bier hingegen muß bezahlt werden.

Die Naturfreunde haben die Gruppe "Paddy goes to Holyhead" verpflichtet, die sich nach ihrer Ankündigung seit Jahren mit Erfolg der irischen Folkmusik widmet und bereits 1990 bei der Naturfreundehütte im Freien spielte. Sie bieten Emigranten-, Liebes- und Rebellenlieder. hm

Gipsbeine als großer Renner Erfolgreiche Ferienspiele des Vereins "Leben mit Kindern"

GELNHAUSEN. Rundherum zufrieden sind Kinder und Betreuer mit den Ferienspielen des Vereins "Leben mit Kindern", die heute zuende gehen. Eine ganze Reihe von Ausflügen in die nähere und fernere Umgebung, aber auch die Spiel- und Bastelnachmittage ließen keine Langeweile aufkommen.

Unbedarfte Beobachter des Spektakels am Anglerheim in Meerholz mußten allerdings gestern zunächst einmal erschrecken: Einige Kinder hatten Arme und Beine eingegipst - war ein schlimmer Unfall passiert? "Keineswegs", lachte Organisationschef Markus Müller und klärte auf, daß die Verbände beim nachmittäglichen Basteln mit Gips entstanden seien. Gipsarme und -beine seien dabei die beliebteste Attraktion gewesen.

Nach der erfolgreichen Ferienspielpremiere mit 20 Kindern im vergangenen Jahr hat der Verein diesmal doppelt soviele Teilnehmer zwischen sechs und zwölf Jahren zugelassen. Dennoch blieben 15 Kinder auf der Anmeldeliste, die nicht dabeisein konnten. "40 Teilnehmer ist die Obergrenze", sagt Müller, "daß man das Essen noch für alle selbst kochen kann". Die Mittagsmahlzeit wurde am Anglerheim direkt zubereitet. Daran beteiligten sich auch etliche Eltern. Mütter und Väter unterstützten auch bei verschiedenen Aktionen und Ausflügen das feste Betreuungsteam, dem neben dem Lehramtsstudenten noch vier Erzieherinnen und Praktikantinnen angehören. "Die Eltern finden es gut", so Müller, "daß sie nicht abgemeldet sind, wenn sie ihre Kinder morgens hier abgegeben haben".

Auf dem Programm standen Pferdekutschfahrten, Schwimmbadbesuche, ein Besuch im Niedermittlauer Jugendwaldheim, eine Führung extra für Kinder auf der Ronneburg und ein Besuch im Gelnhäuser Postamt. Heute fahren die Kinder in den Thalhof nach Steinau. Danach treffen sich alle zur Abschlußfeier mit den Eltern auf dem Gelände des Anglerheims.

Nachdem auch die zweiten Meerholzer Ferienspiele gut geklappt haben, sieht der Verein kein Hindernis mehr, daß sie zur Dauereinrichtung werden könnten. Immerhin schließt dieses Angebot eine Lücke in den Ferien-Angeboten in Gelnhausen. Bevor sich der Verein "Leben mit Kindern" engagierte, waren Hailer und Meerholz die einzigen Stadtteile ohne Ferienspiele. Mit einem Zuschuß in Höhe von mehreren tausend Mark beteiligt sich die Stadt Gelnhausen an der Aktion. Müller: "Die Zusammenarbeit hat geklappt." lex

Räder auf Autodach vergessen

SCHWALBACH. Weil eine 37jährige aus Osterode im Harz die Höhe der Einfahrt zum Parkdeck am Marktplatz falsch einschätzte, kann sie jetzt nicht mehr Radfahren.

Die Frau vergaß, daß sie zwei teure Fahrräder im Wert von insgesamt 3000 Mark auf dem Dachgepäckträger ihres Autos transportierte. Ihr Wagen - mit der Dachlast 2,40 Meter hoch - paßte nicht unter der nur 1,90 Meter hohen Einfahrt durch. Der Stahlträger, gegen den die Räder bei etwa 20 Stundenkilometern prallten, blieb unbeschädigt. Das Ladegut dagegen ist nicht mehr zu reparieren. gre

"Auch nicht der geringste Hinweis auf Nebenwirkung" Holzschutzmittel-Prozeß: Besorgte Kunden beruhigt

"Hätte ich auch nur den geringsten Hinweis auf Nebenwirkungen bekommen, hätte ich das Mittel niemals benutzt." Das hat ein 56 Jahre alter Volksschullehrer aus Meschede/Nordrhein-Westfalen erklärt, der jetzt als Zeuge im Frankfurter Holzschutzmittel-Prozeß vernommen wurde. Nachdem er rund 75 Liter PCP-haltiges "Xyladekor" im Innenbereich seines Holzblockhauses verstrichen hatte, waren er und seine Familie zum Teil schwer erkrankt.

Wie der Lehrer und Vater von drei Kindern betonte, legte er damals Wert darauf, "nicht irgendein ausländisches Erzeugnis zu verwenden, wo man nicht weiß, wo es herkommt". Dagegen habe "Xyladekor" von der Firma "Desowag- Bayer" einen guten Namen gehabt und sei ihm auch von seinem Baustoffhändler empfohlen worden. Sämtliche Aufschriften auf dem Kanister habe er "genau studiert und nichts Gefährliches gefunden".

Als zwei Jahre nach dem Innenanstrich mit "Xyladekor" - Werbespruch: "Schönheit, die schützt" - in der Familie erste Beschwerden auftraten, deren Ursachen aber nicht genau zu bestimmen waren, wandte sich der Lehrer wiederholt an die Firma. Wie aus den Antwortschreiben hervorgeht, sah man bei der "Desowag" dort keinen Grund zur Beunruhigung. Vielmehr berief man sich auf den in Frankfurt bekanntgewordenen Fall eines kleinen Mädchens, bei dem selbst die orale Einnahme des Mittels nach Auskunft des behandelnden Arztes zu keinen Schäden geführt hatte.

Trotzdem blieb bei dem Zeugen "die ungewisse Frage, ob wir als Versuchskaninchen eines Tages nicht große Schäden davontragen werden". Anlaß dazu waren Reaktionen aus dem Bonner Gesundheitsministerium, an das sich der Lehrer ebenfalls gewandt hatte. Immerhin wurde nun das Bundesgesundheitsamt eingeschaltet und beauftragt, der Sache auf den Grund zu gehen. Unterdessen erschienen auch erste alarmierende Meldungen in den Zeitungen - was nach Ansicht der "Desowag" nur "zur Verunsicherung führte".

Erst elf Jahre nach dem Anstrich, als eine an Leukämie erkrankte Tochter des Lehrers zur Knochenmarktransplantation in die Frankfurter Uni-Klinik mußte, entschloß sich die Familie auf ärztliches Zuraten zum Auszug aus dem Haus. Man nahm vorübergehend Quartier bei der Großmutter, bis im Mai 1988 das Blockhaus für rund 100 000 Mark saniert war. Seither, so der Zeuge, dessen Familie mit über 100 Mikrogramm PCP pro Liter zur Gruppe der am stärksten exponierten Privatpersonen zählt, hätten die Beschwerden deutlich nachgelassen.

Inzwischen führt der Lehrer gegen die Firma "Desowag" auch einen Prozeß um Schadenersatz. Nachdem er mit einem Mahnbescheid nicht weitergekommen war, hat er Klage erhoben. Nur einmal hatte er erlebt, daß sich das Unternehmen kulant erwies und bereit war, einen Restbestand des PCP-haltigen Holzschutzmittels gegen das neue, nunmehr PCP-freie Produkt kostenfrei zu ersetzen.

Der Prozeß wird mit der Vernehmung eines Professors vom Essener Universitätsklinikum fortgesetzt. Lepp

Präsidenten-Lob für einen Helfer der Polizei

Polizeipräsident Karlheinz Gemmer hat am Mittwoch im Präsidium dem 39jährigen Andreas Zygiaris ein Anerkennungsschreiben sowie ein Buchpräsent für seinen couragierten Einsatz bei der Fahndung nach zwei Straßenräubern überreicht. Der 39jährige hatte am 8. Juli nahe dem Eschenheimer Turm beobachtet, wie zwei Männer eine 70 Jahre alte Frau überfielen und sie beraubten. Er kümmerte sich um die Rentnerin und suchte mit ihr dann - zunächst vergebens - nach den Tätern.

Tags drauf postierte der 39jährige, der Geschäftsführer einer auf die Vermietung von Nobelkarossen spezialisierten Firma ist, sich mit einem tragbaren Funktelefon am Tatort. Als er die Straßenräuber entdeckte, lotste er die Polizei über Funktelefon auf die Spur der Täter.

Für derartigen Einsatz, hob Gemmer hervor, seien 1991 genau 151 Personen, belobigt worden. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres seien es bereits 81 gewesen. "Ich hoffe", sagte der Polizeipräsident, "daß sich die Zahl der Hilfsbereiten noch vergrößert." enk

Kongreß Medienökologie im September in Mainz

"Gewitter im Kopf oder: Was tut sich im Gehirn beim Lesen?" heißt der erste Vortrag, mit dem am 23. September der 2. Internationale Medienökologie-Kongreß im Rathaussaal der Stadt Mainz beginnt. Der Kongreß wird von der Stiftung Lesen in Zusammenarbeit mit der Gutenberg- Universität und der Deutschen Gesellschaft für Publizistik veranstaltet.

Die Tagung will die Themen des Wandels des Kommunikationsverhaltens der Industriegesellschaft aufgreifen und das Spektrum an Fragestellungen im Sinne des aktuellen Diskussionstandes erweitern. Debattiert werden Themen wie "Informationsverarbeitung im Gehirn und das Buch", "Erzählstrukturen und Gehirnfunktionen", "Spielen, Lesen, Fernsehen und die Entwicklung der Phantasie" oder "Nutzen und Wirkung von Medien bei Kindern". Anmeldungen bei der Stiftung Lesen, Tel. 06131/230888. wp

Auf einen Blick

Seite II

Wie gefährlich ist ein Teppichbodenkleber? Ein Streit zwischen Handwerker und Verbraucher.

Seite III Gute Nachricht: Ein drittes Bahngleis zwischen Frankfurt und Bad Vilbel soll schon Ende 1994 gebaut werden.

Seite IV

Lokalsport: Einen besonderen Geburtstagsgast empfängt die FSG Altenstadt zum 80.: Eintracht Frankfurt.

Die Kunst kommt aus der Dose Sprayaktion in der Bahnhofsunterführung findet viel Anklang

MÖRFELDEN-WALLDORF. "Wenn's so bleibt, dann ist das Spitze." So lobte aufgeschlossen eine Walldorfer Seniorin die farblich verschönerte Walldorfer Bahnhofsunterführung. Gemeint war damit die von sechs jungen Walldorfern auf Geheiß der Stadt im Rahmen der Aktion "Kunst am Bau" in der Fußgänger- und Radlerunterführung durchgeführten Spray- und Malaktion, am Donnerstag abend auch von Bürgermeister Bernhard Brehl begutachtet.

Das Lob der Passanten war einhellig über die großflächigen Graffiti mit Figuren und Ornamenten - die Sorge freilich auch, daß doch bald Unbekannte das Werk durch Schmierereien verunzieren könnten. Die Aufgeschlossenheit für solch offiziell erlaubtes Sprayen von Ingo Schmitt, Heiko Rensonet, Philipp Böttcher, Alex Hirsch, Lukas Schneider und Jan Poppenburg war vor Ort jedenfalls beeindruckend groß.

Gemeinsam haben die im Schnitt 18 Jahre jungen Künstler das Ganze angepackt. Weder die Stadt noch sie selbst untereinander machten sich Auflagen, versuchten lediglich alles ein wenig aufeinander abzustimmen: So toben bunte Comic-Figuren oder voll im Trend liegende Dinosaurier auf den Wänden der Unterführung, laden zum Verweilen und Betrachten ein, wollen den Passanten ein wenig Spaß machen.

Bis Sonntag sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Ein neues kommunales Spray-Projekt wartet schon auf die sechs: das bisher triste Transformatorenhäuschen in Mörfeldens Frankfurter Straße.

Grund zur Freude hat auch Bürgermeister Brehl wegen der Gesamtkosten der Renovierung der Unterführung: Die Bahn will jetzt vermutlich die Hälfte der mit rund 100 000 Mark hochgerechneten Kosten tragen. Für die Gestaltung der Wände fallen übrigens 9000 Mark an. cas

Skate- und Rollsportclub: Die Sommerpause jetzt geht zu Ende

KARBEN. Für die aktiven Mitglieder des Skate- und Rollsportclubs ist am Mittwoch, 5. August, die Sommerpause zu Ende.

Der Trainingsbeginn wird am Spätnachmittag mit Grillwürstchen und kostenlosen Getränken an der Vereinsbahn gesellig gestaltet.

Die Rollschuhläufer wollen das Training bereits eine Woche früher - und zwar am Mittwoch, 29. Juli - ab 19.30 Uhr wieder aufnehmen. Sie wollen sich auf den Rollschuhstädtelauf von Wiesbaden nach Mainz am 23. August vorbereiten.

Das ist eine Breitensportveranstaltung des ZDF, die auch für langsame und nicht vereinsgebundene Rollschuhfahrer offen ist.

Die Rollschuhläufer wollen sich am 29. Juli an der Vereinsanlage an der Nidda in Höhe des Gewerbegebietes treffen und bis nach Gronau und zurück rollen.

Trainingsziel sind 45 Minuten für die Strecke, die sechsmal gelaufen werden muß und dann zwölf Kilometer beträgt.

Interessierte wenden sich an den Vereinsvorsitzenden Rainer Züsch im Höhenweg 7, Telefon 3668. hm

Sexuellen Mißbrauch bestritten Angeklagt wegen mehrfacher Nötigung der Stieftochter

"Am Ende könnte das einzige zu Ihren Gunsten sprechen, daß sie gestanden haben und dem Mädchen eine Aussage erspart haben." Der Vorsitzende Richter der Jugendschutzkammer, Dr. Heiner Mückenberger, machte dem Angeklagten gegenüber keinen Hehl daraus, daß eine Verurteilung relativ wahrscheinlich sei. "Es gibt leider zu viele belastende Momente gegen Sie", erklärte er dem 44 Jahre alten Lagermeister, der wegen Vergewaltigung, sexueller Nötigung sowie mehrfachen sexuellen Mißbrauchs seiner damals 12 Jahre alten Stieftochter seit Donnerstag vor dem Frankfurter Landgericht steht.

Doch trotz des eindeutigen Angebotes des Gerichts, bei einem Geständnis über ein bestimmtes Strafmaß nicht hinauszugehen, blieb der Angeklagte dabei: "Ich kann nicht gestehen, was ich nicht gemacht habe." Als "Freigänger" hatte der Angeklagte, der damals wegen Raubes in Haft saß, das Mädchen von Sommer 1990 bis Oktober 1991 "regelmäßig und mehrmals die Woche" zum Geschlechtsverkehr gezwungen.

Eines Nachts, alle anderen Familienmitglieder schliefen bereits, soll er ins Zimmer seiner Stieftochter geschlichen sein und das sich vergeblich wehrende Mädchen vergewaltigt haben. Dies wiederholte sich, so die Anklage, von da an regelmäßig und mehrmals die Woche. Dabei habe er sich das Mädchen mit Schlägen gefügig gemacht und ihr gedroht, ihr ein Kind zu machen, falls sie ihm nicht willig sei.

Darüber hinaus nutzte der Angeklagte jede sich bietende Möglichkeit, das Mädchen zu mißbrauchen, hieß es in der Anklage weiter. Das letzte Mal soll er sich Anfang Oktober 1991 an ihr vergangen haben. Als sie einer Freundin gegenüber erste Andeutungen machte und sich dann ihrem Bruder und ihrer Mutter anvertraute, nahm die Polizei den Mann fest.

Der Angeklagte verdächtigte seine Frau, hinter der Sache zu stecken. Seit er entdeckt habe, daß sie zu einem anderen Mann Verbindung hatte, habe er selbst "im Weg gestanden".

Völlig neu ist für den Angeklagten eine derartigte Anklage jedoch nicht. Vor zehn Jahren mußte er sich schon einmal wegen sexuellen Mißbrauchs einer Pflegetochter aus erster Ehe verantworten. Damals war er lediglich zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Das Gericht hatte dem Mädchen nur teilweise geglaubt und ihn wegen seines enormen sexuellen Triebes für vermindert schuldfähig erklärt. Ein Gutachten habe diesmal aber die absolute Glaubwürdigkeit des Mädchens festgestellt, warnte Richter Mükkenberger den Angeklagten im voraus. Bei ihrer Zeugenaussage wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Der Prozeß wird fortgesetzt. sol

Wie Robinson auf der Insel leben?

SCHÖNECK. Wie Robinson auf der Insel leben? Ja, aber gemeinsam mit vielen anderen Kindern. Das wird bei der nächsten Runde des Schönecker Spielmobils geboten, die am 4. August beginnt. Die Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren, die daran teilnehmen, können unter anderem ein Robinson-Forscherspiel machen. In einem Inseltagebuch werden die wichtigsten Erlebnisse niedergeschrieben, und außerdem können die Teilnehmer(innen) sich die Gegenstände, die sie für ihr "Inseldasein" brauchen, selbst herstellen. "Fantau" kommt zwischen dem 4. und dem 6. August an den Spielplatz Niddertalring nach Oberdorfelden. Auf dem Wiesengrundstück Froschbachstraße / Stahlbachstraße in Büdesheim und am Spielplatz Leipziger Straße Kilianstädten taucht das Spielmobil dann vom 18. bis zum 20. beziehungsweise vom 25. bis zum 27. August auf.

"Fantau"-Termine sind jeweils zwischen 14.30 und 17.30 Uhr. Ul

Druck auf Castro in Madrid Mehrere Absagen überschatten iberoamerikanischen Gipfel

Frosch Hugo erfreute nicht nur Kinder Viele Familien kamen gestern zur FR-Ferienaktion in die Weilbacher Kiesgruben

FLÖRSHEIM. Frosch Hugo hat Streß. Ihn nerven die vielen Besucher in den Weilbacher Kiesgruben. Aber sein Kollege Willi beruhigt ihn: "Heute sind nur lauter nette Leute hier, alles Leser der Frankfurter Rundschau." Nun findet's Frosch Hugo gut: Die FR-Leser sollen ihn ruhig besuchen: "Im Teich am dritten Stein rechts."

Willi und Hugo sind Handpuppen, die zwei Biologie-Lehrerinnen zum Sprechen gebracht haben. Rosita Haas und Martina Teipel, bei der "Gesellschaft zur Rekultivierung der Weilbacher Kiesgrubenlandschaft (GRKW)" angestellt, führen gerade eine Besuchergruppe durch ein Biotop. Im Rahmen der Serie "Ferien für Daheimgebliebene" hatte die FR in das Naturschutzgebiet eingeladen. Da die Route durch die Kiesgrube vor allem für Kinder gedacht war, haben sich die zwei Biologinnen ein Programm ausgedacht, das die Kleinen anspricht und zum Mitmachen animiert.

Vor einer ehemaligen Müllkippe ist der erste Stopp. "Habt ihr schon mal an eurer Mülltonne geschnuppert?" fragt Rosita Haas. Zehn der Meterfrauen und -Männer halten sich die Nase zu. "Iiih, das stinkt", sagt ein Fünfjähriger. "Dann wißt ihr jetzt auch, wofür die Rohre sind, die da herausragen", vermutet Rosita Haas. Von einem Blondschopf kommt die Antwort spontan: "Damit das Stinke-Gas aus der Erde raus kann."

Jetzt ist die Seh-Schule an der Reihe. Gezieltes Beobachten der Natur soll gelernt werden. Martina Teipel deutet auf eine 100 Meter lange Buschgruppe. "Da haben wir 18 Sachen versteckt. Ihr sollt sie finden." Die 20 Kinder rennen los, ihre Eltern, die mit ihnen aus Frankfurt und dem gesamten Umland angereist sind, bleiben zurück und pflücken derweil Brombeeren.

Der Kleine mit der roten Baseballkappe, die er verkehrt herum aufgesetzt hat, findet einen Apfel an einem Ast. Die Rothaarige mit dem roten Kleidchen sichtet ein "komisches Nest ohne Vögel" im Hagebuttenstrauch. "Das ist eine Rosengalle", erklärt Rosita Haas. "Wespen stechen in den Busch und nach einiger Zeit schlüpfen da Jungwespen. Und in der Rosengalle wachsen die Insekten auf."

Der Lehrpfad führt steil herunter in die rekultivierte Kiesgrube. Die Gruppe geht auf den Steg, der über einen Teich führt. "Ihr müßt ganz vorsichtig sein", mahnt die Führerin. Für alle Fälle hat sie im Rucksack trockene Kinderklamotten parat. "Bis jetzt ist noch kein Kind reingefallen, aber man weiß ja nie", sagt sie. Alle setzen sich. "Darf ich die Füße ins Wasser strecken?" fragt eine Achtjährige. Martina Teipel schüttelt verneinend den Kopf: "Seid alle mal zehn Minuten ganz still und guckt euch an, was unter Wasser und auf der Oberfläche los ist."

Kein Mucks aus Menschenkehlen ist mehr zu hören, nur noch die Grillen zirpen und die Vögel zwitschern. Die schwarzhaarige Erstklässlerin mit dem Blümchenrock und dem blauen Haarreif liegt quer auf dem Steg und fällt fast ins Wasser, so gebannt beobachtet sie das Treiben im Teich.

Doch bald endet die Stille: Jeder will zuerst erzählen, was er gesehen hat. "Ich hab' Hugo gesehen, das ist ja ein dicker, fetter Frosch", freut sich der Junge mit der Baseballkappe. Und seine Nachbarin auf dem Steg hat ein Libellenpaar beobachtet: "Wie'n Hubschrauber fliegen die", findet sie. Biologin Haas hat gleich die Erklärung parat: "Die müssen so gut fliegen können, weil sie alles in der Luft machen, sogar fressen und sich paaren."

Auf dem Pfad zur anderen Seite der Kiesgrube finden die Kinder auf einem Stein einen watteähnliches, wallnußgroßes Knäuel. "Ein Gewölle, das ein Mäusebussard ausgespuckt hat", erklärt Rosita Haas. "Viele Raubvögel können Mäuseknochen nicht verdauen, die würgen sie dann wieder aus." Interessiert schauen die Kleinen zu, wie die Biologin Knochenreste aus dem Gewölle fischt. Nur Maximilian ist nach zwei Stunden unter der prallen Sonne etwas müde: "Das sieht ja aus wie Kacki." THOMAS GRETHER

Glückskasten

Lotto am Mittwoch

ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 1, 7, 22, 27, 31, 41 - 42); Kl. 1: 300 612,90 DM; Kl. 2: 50 102,10 DM; Kl. 3: 2203,10 DM; Kl. 4: 47,80 DM; Kl. 5: 3,90 DM.

ZIEHUNG B: (Gewinnzahlen: 3, 6, 17, 20, 29, 49 - 22); Kl. 1: 450 919,40 DM; Kl. 2: 45 091,90 DM; Kl. 3: 3168,- DM; Kl. 4: 53,80 DM; Kl. 5: 4,40 DM.

SPIEL 77: (Gewinnzahl: 9 7 2 4 5 3 6); Kl. 1, Super 7: 377 777,- DM; Jackpot: 23 563,50 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.

6 PLUS: (Gewinnzahl: 9 2 3 7 4 1); Kl. 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000.- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM. (Ohne Gewähr)

Treffen von 5000 Brandschützern des Kreisfeuerwehrverbands Rahmenprogramm mit Bad Sodener Vereinen / Großübung, Festzug und Ausstellung mit modernen technischen Geräten

BAD SODEN-SALMÜNSTER. "Die schwere und aufregende Zeit die wir durchleben, hervorgebracht durch verlorenen Krieg und Revolution, hat es mit sich gebracht, daß ein großer Teil der hiesigen Bevölkerung sich an einer disziplinierten Pflicht-Feuerwehrübung nicht mehr beteiligen will." Das Problem, das in dem Protokoll vom 19. März 1923 nachzulesen ist, ließ sich auch durch Geld nicht lösen. Denn jenes war in den Zeiten als Entlohung für das Löschhandwerk ungeeignet, weil es durch die Inflation praktisch wertlos war. So gründeten die Sodener einen Verein für Feuerlöschwesen, der das Hab und Gut des Nächsten freiwillig schützte. Fast sieben Jahrzehnte später ist die Freiwillige Feuerwehr Bad Soden Ausrichter des Kreisfeuerwehrtages, einem zentralen Treffen des Kreisfeuerwehrverbandes mit buntem Rahmenprogramm, zu dem sich ein Großteil der über 5000 aktiven Brandschützer aus den 150 Wehren im Kreis versammelt. Die Festeröffnung mit den Bad Sodener Vereinen und einer Tanzkapelle beginnt am heutigen Freitag um 19 Uhr. Die "Kurklinik am Park" ist am Samstag, 25. Juli, ab 14 Uhr der erste Einsatzort für die Brandschützer. An der Großübung beteiligen sich die Feuerwehren aus Bad Soden, Salmünster und dem Huttengrund. Anschließend werden bei einer Fahrzeugausstellung das modernste technische Material präsentiert, darunter ein Gefahrengutgerätewagen, ein Vorausrüstwagen und ein Mehrzweckboot. Im Festzelt spielt ab 14 Uhr der Musikverein "Cäcilia", abends die Kapelle "Royal Blue".

Die Finanzierung der Feuerwehren nach Einführung des EG-Binnenmarktes ist eines der zentralen Themen, mit denen sich die Delegierten des Kreisfeuerwehrtages in ihrer Versammlung am Sonntag ab 9.30 Uhr in der Stadthalle beschäftigen werden. Ferner stehen einige Mitgliederehrungen an. Zum Festzug formieren sich die Feuerwehren um 13 Uhr in der Parkstraße. Die Blauröcke setzen sich um 13.30 Uhr in Bewegung. Im Zelt unterhält zum Frühschoppen der Musikverein "Edelweiß Mernes", abends spielt wieder die Kapelle "Royal Blue".

Am Montag, 27. Juli, kommen nach Frühschoppen und Kaffeenachmittag auch die kleinen Besucher zum Zuge. Für sie findet ab 14.30 Uhr ein Kinderfest statt. Abends ist im Festzelt erneut Musik mit der Kapelle "Rios". Zum Abschluß ist mit Einbruch der Dunkelheit ein großer Zapfenstreich angesetzt. jan

Kauf eines Time-sharing-Hauses ist widerrufbar

hel DORTMUND. Erwerber von Nutzungsrechten für ein Ferienhaus können abgeschlossene Verträge innerhalb einer bestimmten Frist wieder rückgängig machen. Mit diesem Beschluß hat das Landgericht Düsseldorf die Klage der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gestützt (Az: 12 O 702/91). Diese war gegen die Firma Himco vor den Kadi gezogen, die mit einer Klausel in Verkaufsabschlüssen das Recht auf Widerruf ausschließen wollte.

Nach Ansicht der Düsseldorfer Richter sind Veranstaltungen, auf denen Anteile an Ferienhäusern (unser Archiv-Bild zeigt Urlaubsanlagen in Dänemark) feilgeboten werden, wie Haustürgeschäfte zu bewerten. Dies sei besonders dann der Fall, heißt es in der Urteilsbegründung, wenn die Verträge auf Veranstaltungen geschlossen würden, "in deren Verlauf eine Verlosung stattfindet, Getränke oder Erfrischungen gereicht und Urlaubsfilme oder Dias gezeigt werden". Und genau in einem solchen Rahmen versucht zum Beispiel Himco, mit Urlaubslustigen ins Geschäft zu kommen.

Nach Auffassungen der Richter genügt es jedoch nicht, Käufer aus dem Vertrag aussteigen zu lassen. Anbieter von Time- sharing-Ferienhäusern seien vielmehr verpflichtet, auf das Widerrufrecht schriftlich hinzuweisen. Die Frist hierfür beträgt normalerweise eine Woche nach Abschluß des Kontraktes. Fehlt darin der schriftliche Hinweis auf das Widerrufsrecht, verlängert sich der Zeitraum auf einen Monat nach vollständiger Zahlung des Kaufpreises. Wer noch nicht die gesamte Summe überwiesen hat und auf die Einspruchmöglichkeit nicht vom Veräußerer hingewiesen wurde, kann - möglichst schriftlich und per Einschreiben - Widerspruch beim Verkäufer einlegen, der dann bereits gezahlte Beträge zurückerstatten muß.

Spendenkonten für Jugoslawien-Hilfe

Folgende Organisationen haben Spendenkonten für die Flüchtlingshilfe im ehemaligen Jugoslawien eingerichtet:• Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland e.V., Kontonummer 18-88 beim Postgiroamt Köln (Bankleitzahl 370-100-50). Kennwort: Jugoslawien.

• Deutsche Stiftung für UNO-Flüchtlingshilfe, Kontonummer 30-30-30-507 beim Postgiroamt Köln (Bankleitzahl 370-100-50). Kennwort: Jugoslawien.

• Deutscher Cariatasverband, Kontonummer 20-27-53 beim Postgiroamt Karlsruhe (Bankleitzahl 660-100-75). Verwendungszweck: Hilfe für bosnische Flüchtlinge.

• Deutsches Rotes Kreuz, Kontonummer 41-41-41 bei allen Banken und Sparkassen. Kennwort: Jugoslawien-Hilfe.

• Diakonisches Werk, Kontonummer 51-66-09 beim Postgiroamt Frankfurt (Bankleitzahl 500-100-60). Stichwort: Jugoslawien oder Kroatien.

• Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Kontonummer 43-43-43-43 bei allen Banken und Sparkassen. Kennwort: Flüchtlingshilfe Jugoslawien.

• Komitee Cap Anamur, Kontonummer 222-22-22 bei der Stadtsparkasse Köln (Bankleitzahl 370-501-98). Stichwort: Cap Anamur XI.

• Malteser Hilfsdienst, Kontonummer 500-00-00 beim Postgiroamt Köln (Bankleitzahl 370-100-50). Beim Kennwort sollte die Region angegeben werden, in welche die Spenden gelangen sollen. (gem)

Altenstadt: Ganoven plünderten drei Firmen

ALTENSTADT. Einbrecher suchten in der Nacht zu Donnerstag drei Firmen im Indstriegebiet der Waldsiedlung heim. Aus einer Firma, die Modeschmuck vertreibt, wurde Schmuck, Bargeld, ein Tresorschlüssel, Sekt und Zigaretten gestohlen. Der Schaden beträgt laut Polizei rund 70 000 Mark. In den Büroräumen einer Industriebaufirma fielen den Ganoven ein Toshiba-Notebook, ein Sony-Radio, Geld und eine Herrengelenktasche in die Hände. Aus der Kasse einer Firma für Arbeitsbekleidung konnten sie nur einen geringen Bargeldbetrag aus der Kasse entwenden. ieb

Justizminister gibt Folter zu

CARACAS, 23. Juli (epd). Venezuelas Justizminister José Mendoza hat am Mittwoch in Caracas eingeräumt, daß in den staatlichen Gefängnissen des Landes Häftlinge regelmäßig gefoltert und mißhandelt würden. Er reagierte damit auf Berichte, nach denen in einer Strafanstalt in der Hauptstadt Caracas am Dienstag zehn Gefangene von der Nationalgarde gefoltert worden seien. Mendoza ordnete eine Untersuchung an und sagte, die Regierung habe Maßnahmen zur Verbesserung der Haftbedingungen ergriffen. In den vergangenen drei Monaten seien die Direktoren von sechs Haftanstalten wegen Inkompetenz und Korruption entlassen worden.

Nach Berichten von Menschenrechtsorganisationen sind Venezuelas Strafanstalten überfüllt. In den 31 Gefängnissen des Landes könnten 15 000 Gefangene aufgenommen werden. Derzeit seien aber über 31 000 Menschen inhaftiert. Nur 30 Prozent der Häftlinge seien gerichtlich verurteilt worden.

Von Tag zu Tag Alle Entscheidungen und Fernsehübertragungszeiten bei den Olympischen Sommerspielen in Barcelona

Computerkurse für Frauen

HANAU. Computerkurse für Frauen bietet das Frauenbildungszentrum der Arbeiterwohlfahrt für Freitag, 21. und 28. August von 17 bis 20 Uhr und am Samstag, 22. und 29. August, von 9 bis 16 Uhr an. Die Wochenendkurse sollen Frauen Einblicke und erste Erfahrungen im Umgang mit der Datenverarbeitung geben.

Geleitet wird das Seminar von einer EDV-Fachfrau und Pädagogin. Anfragen und Anmeldungen können an das Frauenbildungszentrum in Hanau, Telefon: 25 44 28, gerichtet werden. alu

Druck auf Castro in Madrid Mehrere Absagen überschatten iberoamerikanischen Gipfel

og MADRID, 23. Juli. Die Länder der iberischen Halbinsel sowie Mittel- und Südamerikas wollen in der Welt "mehr Gewicht haben". Das sagte Spaniens Premierminister Felipe Gonzalez am Donnerstag zu Beginn des zweiten Gipfeltreffens iberoamerikanischer Staats- und Regierungschefs in Madrid. Die 21 Teilnehmerstaaten würden "bescheidene, aber wirksame Zusammenarbeitsprogramme" beschließen. Am Eröffnungstag unterzeichnete Spanien bereits Kreditabkommen mit Argentinien und Uruguay.

Kubas Staatschef Fidel Castro, der an dem Treffen teilnimmt, steht in Madrid unter Druck. Spaniens Außenminister Javier Solana teilte mit, daß die Regierungen Castro "noch mehr" als beim ersten Gipfeltreffen in Mexiko ihre "Besorgnis" über fehlende Demokratie in Kuba mitteilen werden. In einem offenen Brief forderte Juanita Castro ihren Bruder auf, die Macht abzugeben, um den Kubanern "Leiden und Blutvergießen" zu ersparen.

Spanien hat sich mit einigen Partnern auf ein Schlußdokument des Gipfels geeinigt, das die 21 Nationen aufruft, "repräsentative Demokratien" zu errichten und zu respektieren. Fidel Castro will angeblich das Dokument, das nicht rechtsverbindlich ist, unterschreiben.

Castro verurteilte in Madrid den Boykott der USA gegen sein Land. In seiner mit Spannung erwarteten Rede sprach er sich zugleich für eine stärkere Integration Lateinamerikas aus.

Überschattet wurde der Gipfelbeginn durch mehrere Absagen. Portugals Staatschef Mario Soares ist offziell wegen einer "Sommererkältung" zu Hause geblieben. Er überließ den Madrider Auftritt seinem Premier Cavaco Silva. Perus Präsident Alberto Fujimori blieb wegen einer Offensive der Terroristenbewegung "Leuchtender Pfad" in Lima. Zudem wollte er in Madrid der Kritik seiner Amtskollegen wegen seines Staatsstreichs ausweichen. Carlos Andres Perez aus Venezuela erhielt wegen der unsicheren Lage im Lande vom Parlament keine Reiseerlaubnis, und Kolumbiens Präsident Cesar Gaviria verzichtete wegen des Gefängnisausbruchs des Kokaingroßhändlers Pablo Escobar auf die Reise.

Nachrichten-Börse

38 Milliarden für Ost-Kredite zugesagt Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat seit dem Frühjahr 1990 zinsgünstige Kredite für Investitionen in Ostdeutschland von 38 Milliarden Mark zugesagt. 27 Milliarden davon seien bereits ausgezahlt, sagt KfW-Vorstandsmitglied Gert Vogt. Mit den Mitteln würden Investitionen im Gesamtvolumen von rund 70 Milliarden Mark gefördert. Sand im Kirmes-Getriebe Deutschlands Schausteller-Betriebe spüren Sand in ihrem Getriebe. Umsatzeinbrüche in Ostdeutschland und eine spürbare Zurückhaltung der West-Bürger beim Bummel übern Rummel bereiten den Firmen Sorgen. Der Schaustellerbund rechnet in diesem Jahr mit einem Erlösminus von zwei Prozent, nachdem die 5700 Kirmesbetriebe 1991 mit ihren 35 000 Beschäftigten noch zwei Milliarden Mark eingenommen hatten. 150 Mark steuerfrei bei Betriebsfeier Für Arbeitnehmer sind Betriebsfeiern nur dann steuerfrei, wenn die auf sie entfallenden Kosten nicht die Summe von 150 Mark pro Person übersteigen. Diesen Höchstbetrag legte der Bundesfinanzhof fest (Aktenzeichen: VI R 85/90). Wird der genannte Betrag überschritten, sind die Zuwendungen durch etwa einen Betriebsausflug oder ein Weihnachtsessen nun "in vollem Umfang als steuerpflichtiger Arbeitslohn" anzusehen.

Diebstahlsicher, überdacht, leicht zugänglich und sogar beleuchtet Rund um den Bahnhof Groß-Karben sollen 400 moderne Fahrradabstellplätze entstehen / Plan stellt sechs Alternativen vor

KARBEN. Nahezu komplett erneuern sowie um 50 Plätze ergänzen will die Stadt Karben die Fahrradabstellbereiche am Kloppenheimer S-Bahnhof. Entstehen soll eine moderne Bike-and-Ride-Anlage mit insgesamt 400 überdachten und beleuchteten Plätzen, die den Bedürfnissen der wachsenden Zahl radelnder Berufspendler gerecht wird. Gleichzeitig erhofft sich der Magistrat, daß die Zahl derjenigen, die nicht mit dem Auto, sondern mit dem Zweirad den Bahnhof ansteuern, mit Hilfe des neuen Unterstellangebotes erhöht werden kann.

Das Radeln zur S-Bahn soll attraktiver werden. Dazu ist es aber notwendig, diebstahlsichere, leicht zugängliche, witterungsgeschützte Abstellmöglichkeiten anzubieten. Hiervon kann im Augenblick kaum die Rede sein. Das mit der Konzipierung der Bike-and-Ride-Anlage beauftragte Frankfurter Ingenieurbüro Gauff befindet über den derzeitigen Zustand der Fahrradständer: "Die zur Zeit ausgewiesenen Möglichkeiten entsprechen nicht mehr heutigem Standard und sind dringend sanierungsbedürftig."

Durch steigendes Umweltbewußtsein, aber auch infolge zu erwartender weiterer Behinderungen des motorisierten Individualverkehrs in der Frankfurter Innenstadt wachse die Zahl der S-Bahnbenutzer. Diese kämen immer häufiger per Rad zum Bahnhof, stellten ihr Gefährt dann aber "wild" in dafür nicht vorgesehenen Bereichen ab.

Platz für die Unterbringung der Räder hat das Ingenieur-Büro an insgesamt sechs Stellen rings um den Bahnhof ausgemacht. Alle sechs Varianten will der Magistrat in den nächsten Jahren verwirklichen. Drei davon genießen jedoch Priorität. Sie schlagen mit 232 000 Mark zu Buche, von denen 60 bis 80 Prozent jedoch das Land Hessen nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz

übernehmen könnte. Bürgermeister Detlev Engel hofft, daß mit dem Bau noch 1993 begonnen werden kann.

Die 292, teils stark verrosteten Ständer (mit nicht mehr zeitgemäßer Senkrechtstellung) östlich des Bahnhofs sollen komplett ersetzt und um zehn auf auf 302 erhöht werden. Mit 178 000 Mark Kosten ist dies die teuerste der sechs vorgeschlagenen Alternativen. Bestehen bleiben sollen die erst im Februar eingebauten Ständer westlich des Bahnhofs. Sie sollen aber mit Pollern vor rangierenden Fahrzeugen geschützt werden.

Neu hinzukommen sollen südlich der Bahnlinie 50 Stellpätze auf dem Kloppenheimer Festplatz. Die Zahl von bisher 350 Stellplätzen würde sich damit auf 400 erhöhen. Alle Plätze sind überdacht und beleuchtet, gut einsehbar und aufgrund moderner Halter weitgehend diebstahlsicher.

Weitere Stellflächen dieser Art könnten laut dem Erweiterungs- und Sanierungskonzept, das der Magistrat in den nächsten Jahren schrittweise umsetzen möchte, am westlichen Park-and-Ride-Platz (Wegfall von Autostellflächen sowie einer Grünfläche), neben den Ständern östlich des Bahnhofs (Wegfall des Tanks und der Wellblechhalle der Bundesbahn) sowie am östlichen Park-and- Ride-Platz (Verlegung der Behindertenparkplätze) entstehen. mu

Namen + Notizen

TILMAN UTTER ist vom Vorstand der Bad Vilbeler FDP zum Europa-Beauftragten benannt worden. Er soll Diskussionsveranstaltungen organisieren und Informationsmaterial unter die Menschen bringen, um gezielt für ein geeintes Europa zu werben. Der Liberale, Bruder des CDU-Stadtverordneten TOBIAS UTTER, plant für den Herbst eine Veranstaltung mit dem FDP-Europaabgeordneten MARTIN HOLZFUß.

Polizei fand Wohnung des Angeschossenen

Die Mordkommission ist am Mittwoch abend auf die Wohnung des 27 Jahre alten Safet Lomnica, der in der Nacht zum Dienstag in der Nistergasse in Heddernheim angeschossen und schwer verletzt worden war, in einer Straße nahe der U-Bahn-Haltestelle Seckbacher Landstraße gestoßen.

Der Schwerverletzte hatte den Beamten noch am Tatort den Namen dieser Straße genannt, bevor der das Bewußtsein verlor. Mit dem Schlüsselbund, der in einer Tasche des 27jährigen gesteckt hatte, probierten die Kripoleute in dieser Straße, die Haustüren zu öffnen. Am Mittwoch abend hatten sie Erfolg.

Wie Polizeisprecher Manfred Feist sagte, stießen die Fahnder dort "auf Unterlagen und Gegenstände", von denen die Mordkommission hofft, daß sie ihnen bei ihren Ermittlungen weiterhelfen. Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, wollte Feist keine genaueren Angaben machen. Auch den Namen der Straße gab er aus diesem Grund nicht preis.

Lomnica war am Donnerstag noch nicht vernehmungsfähig. Bisher haben sich noch keine Zeugen gemeldet. enk

Argumente gegen Datenschützer Börs wartet auf Gutachten / FWG fordert Publikation

KRIFTEL. "Mein Zimmer ist immer abgeschlossen; wenn nicht, dann sitze ich hier auf dem Schemel." Und vor sich hat Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU) einen riesigen Papierstapel. Etwa 30 Kopien des Prüfungsberichts zur Unterschlagungs-Affäre Peter M. - Papiere, die für Bürger und Politiker in Kriftel derzeit wohl die begehrtesten Schriftstücke sind. Doch ob sie diese jemals zu Gesicht bekommen, ist zweifelhaft.

"Am liebsten", sagt Verwaltungschef Börs, würde ich den Bericht des Rechnungsprüfungsamtes an alle Mandatsträger und die Presse verteilen und sagen: "Bildet euch selbst euer Urteil und schlagt die Schuldigen ans Kreuz." Doch der Hessische Datenschutz hat - wie berichtet - Bedenken, daß dann auch Fakten über Dritte an die Öffentlichkeit kommen könnten, die niemanden etwas angehen.

Er hat dem Bürgermeister nur gestattet, das Papier allenfalls den Mitgliedern des Akteneinsichtsausschusses und mit geschwärzten Namen der Presse zukommen zu lassen. Doch dazu hat Börs sich bisher noch nicht durchringen können. Er weiß: "So ein Ding kann man den Leuten nicht für alle Zeit vorenthalten." Zudem sind seiner Meinung nach nicht nur Ausschußmitglieder berechtigt, den Prüfbericht zu lesen. "Alle Mandatsträger sind verpflichtet, die Verwaltung zu kontrollieren. Wie sollen sie Kontrolle ausüben, wenn sie keine Ahnung haben?"

Bis nächste Woche will Börs von den Rechtsexperten des Hessischen Städte- und Gemeindebunds ein Gutachten über seine rechtlichen Möglichkeiten in diesem Fall haben. Dabei hofft er auch auf schlagkräftige Argumente, mit denen er gegen die Datenschützer antreten kann. Doch vor Gericht will Börs nicht mit der Kontrollbehörde um das Recht zur Veröffentlichung ringen: "Ich habe schon genug Schlachtfelder eröffnet."

Nicht akzeptieren will den äußerst zurückhalten Umgang mit dem Prüfbericht Wolfgang Gerecht von der Freien Wählergemeinschaft. Obwohl Börs immer wieder Transparenz bekundet, glaubt er ihm nicht, daß es aus datenschutzrechtlichen Gründen unmöglich sein soll, den Bericht zu publizieren. "Wenn die Verwaltung was vertuschen will, führt sie den Datenschutz an", sagt Gerecht und kündigt einen Antrag der Fraktion im Gemeindeparlament an. Der Bericht soll raus, fordert er. "Wir Politiker wollen das alles ja nicht als Privatleute wissen, wir sind schließlich unseren Wählern verpflichtet."

Aus Gerechts Sicht muß der Prüfbericht unbedingt publik gemacht werden: "Alle, die für die Unterschlagung im Rathaus haftbar gemacht werden können, sind daran natürlich nicht sonderlich interessiert", meint er. Aber um politische Konsequenzen fordern zu können, müßten Politiker und Bürger erfahren, ob möglicherweise Dienstherren oder Aufsichtsgremien ihre Pflichten vernachlässigt haben. Beispielsweise auch, indem Amtsrat M. mehrere Aufgaben gleichzeitig übertragen wurden, die man nicht bei einer Person vereinen dürfe. ubk

Kleine FR

"Sei mein, Frosch!"

KARBEN. Das Frankfurter Figurentheater mit der Schauspielerin Mariluise Ritter tritt am Donnerstag, 20. August, 20 Uhr, im Bürgerzentrum mit dem Stück "Sei mein, Frosch!" auf. Es werden "deftige Liebesmärchen und lüsterne Lieder" aus Anlaß des fünfjährigen Bestehens der Stadtbücherei vorgetragen. Der Eintritt kostet fünf Mark im Vorverkauf und sieben Mark an der Abendkasse. Vorverkauf findet in den Stadtbüchereien im Bürgerzentrum und in Petterweil sowie im Kulturamt des Bürgerzentrums statt. Keine Jahresversammlung KARBEN. Die Jagdgenossenschaft Groß-Karben hat die für Donnerstag, 30. Juli, angekündigte Jahreshauptversammlung abgesagt. Der Termin für eine erneute Einladung der Jagdgenossen steht noch nicht fest, teilt Vorsitzender H. Lanz mit. Ernst des Lebens beginnt KARBEN. Die Grundschule Okarben beginnt den Unterricht für die zweiten bis vierten Klassen am Montag, 3. August, 8.50 Uhr. Am Dienstag, 4. August, findet die Einschulung um 11 Uhr statt. Ein Gottesdienst für die Schulanfänger/-innen beginnt um 10 Uhr in der evangelischen und in der katholischen Kirche Okarben. Ein Sommerfest der SPD KARBEN. Das Sommerfest des SPD- Ortsbezirks Petterweil findet am Sonntag, 2. August, ab 10.30 Uhr im Hof des Bürgerhauses statt. New Orleans-Jazz bietet die Gruppe Red Wings ab 10.30 Uhr. Um 14 Uhr startet ein Spiel- und Sportmobil für alle Kinder. Bei Speis und Trank findet bis in die Abendstunden ein gemütliches Beisammensein statt. Treffen der SPD-Mitglieder KARBEN. Die Mitgliederversammlung des SPD-Ortsbezirks Petterweil findet am Montag, 10. August, 20 Uhr, im Bürgerhaus Petterweil statt. Es werden die Kandidaten für den Ortsbeirat und für das Stadtparlament gewählt.

Weitere 40 Hilfen zur Arbeit Land gibt 1,4 Millionen Mark für Langzeitarbeitslose

OFFENBACH. Von den rund 10 000 Offenbacher Sozialhilfeempfängern sind über 2 000 Langzeitarbeitslose. Seit sechs Jahren bietet die Stadt diesem Personenkreis "Hilfe zur Arbeit" an. Bislang konnte sie jährlich rund 160 Personen (Frauenanteil 48 Prozent) einen subventionierten und betreuten Arbeitplatz ermöglichen, auf dem diese sich für das Wettrennen um einen Arbeitsplatz in der freien Wirtschaft qualifizieren können. Weil die Landesregierung nun analog zum Offenbacher Konzept ein Programm "Arbeit statt Sozialhilfe" aufgelegt hat und dafür 1,4 Millionen Mark ins Rathaus überweist, kann der Magistrat 40 weitere Beschäftigungsplätze für arbeitslose Sozialhilfeempfänger anbieten.

Die Programme "Hilfe zur Arbeit" und "Arbeit statt Sozialhilfe" sollen sowohl der Stadt als auch den Sozialhilfeempfängern helfen: Arbeitslose, die keine Geldansprüche mehr an die Bundesbehörde Arbeitsamt haben, müssen vom kommunalen Sozialamt unterstützt werden. Gelingt es nun der Stadt, diesen Personenkreis wieder in ein Arbeitsverhältnis zu bringen, in dem sie sich neuerliche Ansprüche auf Arbeitslosengeld vom Arbeitsamt erwerben, entlasten sie den städtischen Sozialetat.

Rund drei Millionen Mark gibt die Stadt jährlich für das Projekt "Hilfe zur Arbeit" aus. Etwa die Hälfte der Teilnehmer bekommt tatsächlich in der freien Wirtschaft einen Arbeitsplatz, ein Drittel jedoch muß bald wieder vom Sozialamt unterstützt werden, die anderen gehen in Rehabilitationsmaßnahmen, in Rente oder in Mutterschaftsurlaub.

Oberbürgermeister Wolfgang Reuter rechnet vor: "Wir geben Mittel für Arbeitsplätze aus, die wir sonst für die Sozialhilfe ausgeben würden." Für Reuter ist noch viel wichtiger: "In dem bis auf zwei Jahre befristeten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis gehen die Sozialhilfeempfänger einer geregelten Arbeit nach, können sich fachlich qualifizieren und persönliche Probleme, die einer dauerhaften Eingliederung ins Erwerbsl ben entgegenstehen, bearbeiten." Reuter betont ausdrücklich, daß das Projekt nicht zur Disziplinierung und Einschüchterung von Sozialhilfeempfängern dient: "Natürlich ist dieser Personenkreis zum Einsatz seiner Arbeitskraft verpflichtet. Eine dauerhafte Eingliederung ins Arbeitsleben ist aber nur zu erreichen, wenn er oder sie so qualifiziert wird, daß er oder sie eine echte Chance auf dem Arbeitsmarkt hat."

Fit gemacht für den Arbeitsmarkt werden die Aspiranten in der Regel in Zusammenarbeit mit den Trägern der Freien Wohlfahrtspflege, dem Internationalen Bund für Sozialarbeit und der stadteigenen Gemeinnützigen Offenbacher Ausbildungs- und Beschäftigungsgesellschaft (GOAB).

Von den 40 zusätzlichen Arbeits- und Qualifizierungsplätzen betreut zwölf der Vielseitiges Angebot Internationale Bund für Sozialarbeit im Jugendgästehaus auf der Rosenhöhe. Die Teilnehmer werden dort in Verwaltungs- und Büroberufen, in der Hauswirtschaft und der Gastronomie beschäftigt. Bei der GOAB sind es vornehmlich die Handwerksbereiche Bau, Landschafts- und Gartenbau, Holzverarbeitung, Malen und Lackieren sowie Arbeit in der Lagerverwaltung. Das Projekt "Hilfe zur Arbeit" bietet in der Regel Arbeitsplätze in allen Handwerks-, Dienstleistungs- und Pflegeberufen an.

Für Oberbürgermeister Reuter ist das Projekt längst aus dem experimentellen Stadium heraus und ein gutes Beispiel für eine menschenwürdige Sozialpolitik geworden. Die Stadt Offenbach zählte zu den ersten Kommunen in der Republik, die das Projekt "Hilfe zur Arbeit" maßgeblich mitentwickelten und zum Erfolg führten. Reuter verweist gern mit Stolz darauf, daß andere Kommunen das "Offenbacher Modell" übernommen haben und daß es in Offenbach eingeführt wurde, als er Sozialdezernent war. lz

Anklage: Mietervertreibung durch Gasexplosion

Seit den Tagen Ende Februar, als erst Feuerwehr und dann die Kripo anrückten, ist im Eckhaus Greifenhagener Straße 44, am Prenzlauer Berg, nichts Schlagzeilenträchtiges mehr geschehen. Dieser relativ zu nennenden Ruhe trauen die Mieter dennoch nicht. "Einer nach dem anderen zieht jetzt aus", schilderte Gudrun M. am Donnerstag im Zeugenstand die allgemeine Resignation in dem Ost-Berliner Mietshaus. "Und ich will auch nicht mehr drinbleiben."

Damit könnte ein Teil der Rechnung aufgehen, die die Staatsanwaltschaft dem Mitbesitzer der gewinnträchtigen Immobilie unterstellt. Denn Ralf H., gelernter Elektromechaniker, soll versucht haben, in der Nacht vom 22. auf den 23. Februar dieses Jahres sein Eigentum in die Luft fliegen zu lassen. Die "versuchte Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion" nennt das die Anklage.

Fakt ist, daß an jenem Sonntagmorgen, kurz vor sieben, in der Wohnung der Zeugin Gudrun M., der Gaszähler mit lautem Knall explodierte. Zischend und wegen des stechenden Geruchs nicht zu ignorieren trat Gas aus. Samt Kindern und ihrem Lebensgefährten rettete sich M. auf die Straße. Auch die anderen Mieter - insgesamt hielten sich zu dem Zeitpunkt über zwanzig Menschen in dem Haus auf - rannten raus. Ob Zufall oder Glück: Einer konnte beherzt den Gashaupthahn abdrehen. Der Schaden blieb gering, niemand wurde verletzt.

Was die Experten der Kriminalpolizei als Ursache der Explosion ausmachten, war eine angebohrte Gasleitung im Keller. Durch das mehrere Millimeter breite Loch war Luft eingedrungen, über die das Gas sich entzündete. In Verdacht geriet alsbald der 50jährige Ralf H., einst von Bonn als Bautzen-Häftling freigekauft, nach der Wende nach Ost- Berlin zurückgekehrt, um gemeinsam mit Bruder Hans Besitzansprüche auf das Haus am Prenzlauer Berg geltend zu machen.

H. & H. wollten das Haus auf Vordermann bringen. Die alten Mieter paßten ihnen da nicht ins Konzept. Räumungsklagen folgten, die Hausgemeinschaft versuchte, diese gerichtlich abzuwehren. Die Gebrüder legten offenbar nach. Nicht nur, daß sich an der Adresse Greifenhagener Straße 44 all das an Bränden, demolierten Briefkästen und anderen Defekten binnen Jahresfrist häufte, "was sich sonst an ,Unfällen' über Stadtbezirke verteilt", wie Die Zeit schrieb. Richtig unwohnlich war es im Winter, als den Altmietern verwehrt wurde, ihre Kohlen aus dem Keller zu holen.

Zeugin Gudrun M. berichtete am Donnerstag, wie das vonstatten ging. Nachdem der "Herr Ralf", wie sie den Angeklagten tituliert, sich im Hinterhaus Wohnung und Werkstatt ausgebaut habe, seien zum Hof und Keller hin Stahltüren eingesetzt worden. "Die Schlüssel hat er uns nicht gegeben. Wir hätten hier kein Recht zu wohnen", habe er gesagt, "weil wir alle Asos und Penner seien". Zwei elektrische Heizkörper à 1090 Mark mußte sie anschaffen, um es überhaupt noch in der Wohnung aushalten zu können.

An einem Motiv fehlt es also in diesem Prozeß vor der 11. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts nicht. Die Frage ist eher, ob die Beweislage zu einer Verurteilung reicht. Der Angeklagte jedenfalls, seit Ende März erneut in Untersuchungshaft, hüllt sich in Schweigen. Und die Verteidigung bewies am ersten Verhandlungstag, daß sie nichts unversucht lassen will, um Zeugen in Widersprüche zu verwickeln.

Denn M., von Beruf Kaltmamsell, ist, wie sie sagt, in der fraglichen Nacht aufgewacht, weil sie ein nicht genauer zu ortendes Geräusch wie Kratzen oder Schaben an der Leitung hörte. "Im Dunklen habe ich mich dann an das Küchenfenster gestellt und jemandem an der Lampe im Hof vorbeilaufen sehen.

Das war der Herr Ralf." Einen grauen Jogging-Anzug und helle Schuhe habe er getragen. "Von weißen Schuhen", so hält ihr die Verteidigung mit großer Ausdauer vor, habe sie doch noch bei der Polizei gesprochen . . .

Ob mit oder ohne Verurteilung: In diesem Fall, scheint es, ist der Häuserkampf am Prenzlauer Berg bereits entschieden. INGE GÜNTHER (Berlin)

Zur Person:

ERWIN TEUFEL, baden-württembergischer Ministerpräsident, und seine Kabinettskollegen einschließlich der politischen Staatssekretäre wollen ihren diesjährigen Gehaltszuwachs ein Jahr lang für ein Projekt zur Unterstützung alleinerziehender und schwangerer Frauen in Offenburg-Rammersweier spenden. Dies teilte das Staatsministerium mit, nachdem sich der Ministerrat auf dieses Projekt verständigt hatte. Mit dem Gesamtbetrag von 117 000 Mark soll die Anmietung und Renovierung zweier zusätzlicher Wohnungen durch das von der katholischen Kirche getragene "Haus des Lebens" für arbeits- und wohnungslose Mütter ermöglicht werden. (KNA)

Stadt, Gemeinschaftsunterkunft und Regierungspräsidium schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu Pfarrei St. Markus nimmt bosnische Flüchtlinge auf Polizei bat um Hilfe: Niemand fühlt sich zuständig Von Tobias Schwab NIED. "Wie Vieh werden diese Menschen von einer zu anderen Stelle getrieben." Wilhelm Lindenberg, Mitglied des Pfarrgemeinderates von St. Markus, schüttelt den Kopf. Seit zwei Tagen beherbergt die katholische Kirchengemeinde zwei bosnische Familien. Weil die acht Kriegsflüchtlinge in Höchst auf der Straße standen und sich die Polizei keinen anderen Rat mehr wußte, als die Pfarrei um Hilfe zu fragen. Weder die Stadt, die Hessische Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach (HGU) noch das Regierungspräsidium Darmstadt wollten die Familien unterbringen. "Jeder schiebt die Verantwortung für diese Menschen weiter", klagte Pfarrer Christoph Wurbs gestern. Die Stadt, erklärte Sozialamtsleiter Ingo Staymann, könne keine Unterkünfte mehr beschaffen. "Wir stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand." Jahija Duravovic stehen die Tränen in den Augen. "Die Hilfe hier ist so gut", sagt der Bosnier in gebrochenem Deutsch. "Die Kirche gibt uns alles: Matratzen, Essen und Geld. Ich bin so dankbar und will etwas zurückgeben. Vielleicht gibt es hier Arbeit für mich." Seit Dienstag abend logiert er mit seiner Frau und den zwölf und zehn Jahre alten Kindern im Gemeindesaal von St. Markus. Auch sein Schwager samt dreiköpfiger Familie fand "Kirchen-Asyl". Das jüngste Kind ist gerade ein Jahr alt.

"Am Dienstag kurz nach 22 Uhr", erinnert sich Pfarrer Wurbs, "klingelte bei mir das Telefon." Ein Beamter des 17. Reviers fragte, ob die beiden Familien vorübergehend in St. Markus unterkommen könnten. In ihrer Verzweiflung hatten sich die Flüchtlinge aus Bosnien an die Polizei gewandt. Für Seelsorger Wurbs, Pfarrgemeinderatsvorsitzende Eva-Maria Nagel und Wilhelm Lindenberg keine Frage. Noch in der Nacht richteten sie gemeinsam mit dem Hausmeisterehepaar Christof und Christine Hodana den Gemeindesaal für die Gäste her.

Bereits seit 8. April halten sich die beiden Familien aus der zerstörten bosnischen Stadt Bijelina in Deutschland auf. Zunächst fanden sie bei Jahija Duravovics Schwester in Sossenheim Unterschlupf. Doch 18 Menschen in drei Zimmern - das ging nur zwei Monate gut. Als sie die Wohnung verlassen mußten, standen sie buchstäblich auf der Straße. "Die Stadt", erklärte Sozialamtsleiter Ingo Staymann gestern auf Anfrage, "kann keine Unterkünfte mehr anbieten." Frankfurt gewähre den in Deutschland geduldeten Kriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien allerdings Sozialhilfe, zahle sogar die Miete. Voraussetzung: Sie finden bei Freunden, Verwandten oder Privatleuten eine Wohnung.

Sind die Leute obdachlos, "raten wir ihnen, nach Schwalbach zu fahren und in der HGU einen Asylantrag zu stellen". Damit, so Staymann, sei dann ja auch eine Unterbringung verbunden. Klaus Schüssler, HGU-Sachbearbeiter, bestätigt denn auch, daß die beiden bosnischen Familien nach Schwalbach kamen. "Asyl allerdings haben die nicht beantragt. Die wollen ja irgendwann zurück." Es hätte ihnen auch die Unterkunft nicht geöffnet. Schüssler: "Wer eine Duldung hat, kann zwar auch Asyl suchen, er genießt aber völlige Freizügigkeit und wird deshalb in der HGU nicht aufgenommen." Zuständig sei die Stadt Frankfurt, "wo die beiden Familien polizeilich gemeldet sind".

"Sobald diese Menschen obdachlos sind, fallen sie in ein Loch, aus dem sie keiner rausholen will", erklärte Karl Westerwick von der Beratungsstelle für Flüchtlinge des Evangelischen Regionalverbandes. Eine Erfahrung, die Pfarrsekretärin Helma Dechent von St. Markus am Mittwoch machte mußte. Stundenlang hing sie am Telefon, versuchte herauszufinden, "wer eigentlich für die Unterbringung dieser Menschen zuständig ist".

Die Gefährdetenhilfe des Sozialamtes, bei der Helma Dechent am Ende landete, machte gestern das Angebot, den Bosniern eine Fahrkarte nach Jugoslawien zu spendieren. Westerwick empört: "Dazu muß man eigentlich nichts mehr sagen."

Auch das Regierungspräsidium wies die Verantwortung gestern von sich und ließ vernehmen, die Stadt Frankfurt sei verantwortlich. Selbst in der Hanauer Kaserne, in die Kriegsflüchtlinge aus Jugoslawien einziehen sollen, könnten die Familien keine Bleibe finden. Dort werden nur Neuankömmlinge einquartiert.

"Wir können jetzt nur noch versuchen, die Flüchtlinge privat unterzubringen", sagte Sozialamtschef Staymann der FR. Die Situation hätten Bund und Land zu verantworten. Die erklärten sich zu Recht bereit, Menschen aus dem Kriegsgebiet aufzunehmen. "Die Probleme können aber nicht auf die Kommunen abgewälzt werden." Auf fachlicher Ebene habe es nie Absprachen gegeben, wie Flüchtlinge untergebracht werden könnten.

Die Gäste von St. Markus machten sich selbst auf den Weg, gingen in Höchst von Haus zu Haus und suchten eine Wohnung. "Ich weiß, daß es für die Pfarrgemeinde nicht leicht ist, uns hier zu behalten", sagte Jahija Duravovic. Zunächst können die Familien in der Pfarrei bleiben. "Aber hier muß schnell etwas passieren", so Wilhelm Lindenberg, damit diese Menschen nicht weiter "einfach der Willkür unseres Systems ausgesetzt bleiben".

Frankfurter Geflüster

Ein Jahr ist's her, daß im Feuerwehrfestzelt auf der Bleiche in Oberursel der Löwe brüllte "Lia ist 80". Zum 81. Geburtstag am 26. Juli gibt es am LIA- WÖHR-Weg in Oberursel wie bei der Queen "Garden open" - nicht ganz so groß, wenn auch der Garten des Nachbars miteinbezogen wird. Ein Zelt und große Regie sind erst wieder zum 85. fällig, den die in Frankfurt im Zeichen des Löwen geborene Hessin anstrebt. Das letzte Jahr war so ganz einfach nicht. Aber jetzt geht es jeden Tag ein bißchen besser. "Ich bin ein Wärmemensch, ich leide nicht unter der Hitze!" Vor Treppen nimmt sie sich in acht, dank einiger Stürze, die geht sie langsam und hält sich am Geländer. Zum 80. Geburtstag kam Hessens Ministerpräsident Hans Eichel und erfuhr von seiner Landsmännin in überzeugendem Tonfall "Wo ich steh, ist Hessen". Das nahm er sich zu Herzen und verlieh ihr am 23. April 1992 in Wiesbaden den Hesssichen Verdienstorden für besondere Verdienste um das Land und seine Bevölkerung. Eine gebürtige Frankfurterin, die sich mit Hessen identifiziert und für das allgemeine Wohl in Oberursel wirkt, hat das verdient. Im August dreht sie fürs Fernsehen des Hessischen Rundfunks. Im September geht es mit Schwester und Hund Toni in die Toskana. Und dann beginnt die Arbeit am Ein-Personen-Stück "Langusten", auf die sie sich als große Aufgabe freut. "Wir haben einen tollen Einstieg gefunden. Es ist ein unheimliches Stück. Man hört Schritte, aber keine Tür öffnet sich." Und sie ist allein auf der Bühne. Es gibt nur wenige der großen alten Damen des Theaters, die "Langusten" gespielt haben.

Im Hinterhof brannten zwei ausrangierte Autos

HÖCHST. Ein verletzter Feuerwehrmann und 10 000 Mark Schaden: Das ist die Bilanz eines Feuers, das vermutlich von zwei Männern am späten Mittwoch abend im Hinterhof Bolongarostraße 122 gelegt worden war. Ein abgemeldetes Auto und ein ausrangierter Lastwagen brannten aus; die Hauswand wurde beträchtlich beschädigt.

Nach Angaben der Polizei schrillten um 23 Uhr die Alarmglocken. Bis der Löschzug vor Ort eintraf, brannten die beiden Wagen lichterloh. Die Brandbekämpfer konnten gerade noch verhindern, daß Flammen auf Nachbargebäude übergriffen. Für einen Teil des Vorderhauses war es aber zu spät: Die Fassade wurde durch Feuer und Hitze beschädigt.

Bei dem Einsatz verbrannte sich ein 25jähriger Feuerwehrmann am Unterarm. Seine Verletzung ist so schwer, daß er in die Städtischen Kliniken Höchst eingeliefert werden mußte.

Es brannte laut Polizei übrigens nicht zum ersten Mal in diesem Hof: Bereits am 9. Juli war dort ein altes Auto in Flammen aufgegangen. Die Feuerwehr hatte schon mehrfach bemängelt, wie es in dem Hinterhof aussieht: Dort stehen seit längerer Zeit Schrottautos.

Die Polizei fahndet nach zwei Männern. Einer von beiden war in der Nähe des Brandortes gesehen worden. dis

Kohl lehnt Militärschlag ab Forderung nach Luftangriff auf Serbien zurückgewiesen

rei/ff BONN, 23. Juli. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) lehnt einen militärischen Schlag gegen Serbien ab. Kohl distanzierte sich am Donnerstag in Bonn vom stellvertretenden CDU/CSU-Fraktionschef Johannes Gerster, der sich für Luftangriffe auf Serbien ausgesprochen hatte, um den Krieg in Bosnien zu beenden. "Das ist nicht mein Vorschlag. Ich bin nicht dafür", sagte Kohl. Gerade die Deutschen sollten sich "mit solchen Ratschlägen zurückhalten". Er kenne keinen Regierungschef, der bereit wäre, "Truppen in diese Region zu entsenden". Kohl forderte, alle schweren Waffen in Rest- Jugoslawien unter internationale Kontrolle zu stellen.

Zur Ansicht von Unionspolitikern, weltweite Kampfeinsätze der Bundeswehr seien ohne Verfassungsänderung möglich, wollte der CDU-Vorsitzende nicht Stellung nehmen. Er hoffe auf eine schnelle Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die von der SPD angekündigte Klage gegen den Adria-Einsatz der Bundeswehr, den er für verfassungskonform halte, sagte Kohl. Die Aktion verfolge einzig und allein das Ziel, die Sanktionen der Vereinten Nationen (UN) "zum Erfolg zu führen und Blutvergießen endlich zu beenden". Meldungen, nach denen deutsche Firmen das Embargo gegen Serbien und Montenegro unterlaufen, lasse er prüfen.

Der FDP-Sicherheitsexperte Werner Hoyer sagte, "Soldaten gleich welcher Nationalität in eine kriegerische Auseinandersetzung zu schicken, bei der das politische wie militärische Ziel nicht klar definiert ist, ist unverantwortlich". Der Vorsitzende des UN-Unterausschusses im Bundestag, Eberhard Brecht (SPD), bezeichnete es als "unverantwortlich", wenn Politiker der Öffentlichkeit einredeten, sie wüßten eine schnelle und schmerzlose Lösung für den Krieg auf dem Balkan. Brecht sprach sich statt dessen für weitere UN-Beschlüsse zur besseren Überwachung des Embargos aus, notfalls durch eine See- und Landblockade.

Gerster hatte vor der Pressekonferenz des Bundeskanzlers erneut einen Luftangriff gegen die Serben gefordert. Nach Rückkehr von einer Reise nach Slowenien und Kroatien sagte der CDU-Politiker, eine solche Intervention der UN sei nicht mehr eine Frage des Ob, sondern nur noch des Wann. "Das Vertreiben und Morden Wehrloser in Bosnien-Herzegowina muß gestoppt werden." Einen Bodenkrieg lehnte er ab.

Gerster berief sich auf kroatische und slowenische Politiker, die wie er eine militärische Aktion gegen Flughäfen, Artilleriestellungen und Waffendepots forderten. Fragen danach, ob sich die Bundeswehr beteiligen sollte, wich Gerster aus. Er werde einem Verfassungsbruch nicht das Wort reden; wenn jedoch die UN zu entsprechenden Handlungen schritten, müsse man "hier in Bonn offen darüber reden, was geschieht". Für einen deutschen Einsatz wäre ein Konsens auf breiter politischer Basis notwendig. Für den CDU-Politiker übertrifft das Vorgehen der Serben das der Nationalsozialisten: "Soweit ich weiß, haben nicht mal die Nazis auf Rotkreuzfahrzeuge geschossen", sagte Gerster.

Mit 211 Mann Besatzung an Bord ist das deutsche Kriegsschiff "Niedersachsen" am Donnerstag morgen von Wilhelmshaven in Richtung Adria ausgelaufen. Es soll dort am 31. Juli die Fregatte "Bayern" ablösen, die an der Überwachung des UN-Embargos gegen Jugoslawien beteiligt ist.

Die Initiativen der EG im Bosnien- Krieg haben zu einer Verstimmung zwischen der EG und UN-Generalsekretär Butros Ghali geführt.

(Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar auf Seite 3)

Transparenz sorgt für Sicherheit Aufzug in der B-Ebene

"Komm'se rein, dann könn'se rausgucken." Dieser Lockruf, von Gastgebern in einem Ausflugslokal mit guter Aussicht immer wieder gerne angestimmt, ist hier unangebracht. Denn hier geht es weniger um die Aussicht als um den praktischen Nutzen, und dies gleich in zweifacher Hinsicht.

15.40 Uhr Frankfurter Ortszeit nahm Frankfurts Baudezernent Hanskarl Protzmann den letzten gläsernen Aufzug der Hauptwache in Betrieb, mit dem die Passagiere die Distanz zwischen B-Ebene und S-Bahn-Gleis auf kürzestem Wege und ohne große eigene Anstrengung bewältigen sollen. 5,21 Meter Höhenunterschied bei allzeit freier Sicht. Rund 400 000 Mark hat sich die Stadt die neue Transparenz kosten lassen.

Gewonnen, so argumentieren Stadtwerke und Baudezernat, hat das "subjektive Sicherheitsgefühl" der Bürger. Die hatten die Dienste des blechgesäumten Fahrstuhls der ersten Generation zuletzt nur ungern in Anspruch genommen. Gewonnen haben auch die Stadtwerke, die nun auf die soziale Kontrolle setzen als wirksames Präventivinstrument gegen Vandalismus.

Die neue Stahl-Glas-Konstruktion hat darüber hinaus unbestreitbar einen gelegentlich hohen Unterhaltungswert. So präsentiert sich stündlich viele Male Passanten und Wartenden (je nach Standort) das Schauspiel des allmählichen Verschwindens wie Erscheinens von Mitmenschen.

Szenenapplaus für dieses Kabinettstück mit wechselnder Besetzung gab es erst im Mai vergangenen Jahres, als - im doppelten Wortsinn - eine kopflos gewordene Damenmannschaft in dem Glaskasten, der unversehens zu einem gläsernen Gefängnis geworden war, aufgeregt herumstöckelte. Das Publikum, so ist verbürgt, war hochamüsiert.

In den nächsten anderthalb Jahren steht den Aufzügen an den U-Bahn- Stationen Zoo, Merianplatz, Höhenstraße, Bornheim-Mitte und Seckbacher Landstraße eine ähnliches gläsernes Lifting bevor. sar

Teuerungsrate rutscht deutlich

jk FRANKFURT A. M. Die Teuerungsrate in Westdeutschland ist wieder deutlich unter die Vier-Prozent-Marke gesunken. Das läßt sich bereits mit absoluter Sicherheit aus dem ersten Länder-Ergebnis für Juli ableiten. Wie stets ist das Statistische Landesamt in Nordrhein- Westfalen am schnellsten und meldet für Rhein und Ruhr in diesem Monat totale Stabilität der Verbraucherpreise. Damit liegt der Preisindex für die Lebenshaltung aller privaten Haushalte im bevölkerungsreichsten Bundesland um 3,3 Prozent über dem Niveau vom Juli 1991, nachdem der Abstand im Vormonat noch 4,3 Prozent betragen hatte.

Die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen, die ein zuverlässiges Indiz für den generellen Trend ist, signalisiert einen Rückgang der Inflationsrate im gesamten alten Bundesgebiet um ebenfalls rund einen vollen Punkt. Nach der Jahresteuerung im Mai von 4,6 Prozent und dem Sinken auf 4,3 Prozent im Juni dürfte der Jahresabstand des aktuellen Verbrauchpreisindexes für Juli bei etwa 3,3 Prozent zu suchen sein.

In erster Linie ist der Rutsch durch den Basiseffekt bedingt. Denn die Mineralölsteuererhöhung zum 1. Juli 1991 hatte damals zu einem Teuerungsschub geführt. Auf der erhöhten Grundlage wird jetzt erstmals für diesen Juli die aktuelle Teuerungsrate errechnet. Darüber hinaus aber ist die Stabilität an Rhein und Ruhr von Juni auf Juli höchst bemerkenswert.

Am Morgen war der Zehnmeter-Baum gefällt Baufirma brauchte Platz / Städtische Behörde ermittelt

Der Baum war weg. Einfach so. Als die Mieter in der Pfingstweidstraße 9 a am Zoo morgens aus dem Fenster schauten, war der Rasen nebenan umgegraben. In der Mitte, wo der zehn Meter große Laubbaum mit seiner ausladenden Krone stand, klaffte noch nicht einmal ein Loch. "Eine Baufirma, die auf der anderen Straßenseite ein Haus baut, hat den Baum in einer Nacht-und-Nebel-Aktion samt Wurzel abtransportiert", konstatiert Dieter Hasselbach von der Bauaufsichtsbehörde, die von den Mietern eingeschaltet wurde. "So einen Fall habe ich in 21 Jahren noch nicht erlebt." Wo einst der Baum stand, befinden sich jetzt Bauwagen und die Autos der Bauarbeiter.

"Der Baum wurde illegal gefällt", bestätigt Fritz Küsters von der Unteren Naturschutzbehörde. Für jeden Baum, der in einem Meter Höhe einen Umfang von mindestens 60 Zentimeter hat, muß eine Fällgenehmigung eingeholt werden - das fordert die Baumschutzsatzung. "Der Baum am Zoo war 68 Zentimeter dick", erklärt Küsters. Dies hatten Messungen ergeben, die die Anwohner vorsorglich schon letzten Monat hatten durchführen lassen. "Denn ein Verdacht gegenüber der Baufirma bestand schon länger", bestätigt Küsters.

Bauaufsicht und Naturschutzbehörde teilen sich die Ermittlungsarbeit. Obstbäume fallen ins Ressort der Naturschützer, die Bauaufsicht erledigt die übrigen Fälle. Doch Personalknappheit läßt viele Täter ungeschoren davonkommen: "Mehr als 20 Fälle pro Jahr schaffen wir nicht", bedauert Küsters.

Im vorliegenden Fall ermittelt die Bauaufsicht gegen die Baufirma. "Es wird ein Ordnungswidrigkeitsverfahren geben", erläutert Hasselbach das weitere Vorgehen. "Wir werden 5000 Mark Geldbuße fordern." Die Höhe richtet sich fast ausschließlich nach den Kosten für Kauf und Pflege des Baumes. "Äußere Tatumstände wie krimineller Ehrgeiz spielen nur eine Nebenrolle", ergänzt ein Experte der Oberen Naturschutzbehörde.

50 000 Mark Bußgeld können laut Baumschutzsatzung maximal verhängt werden. "Aber da muß schon ein ganzer Wald abgeholzt werden, bevor wir soviel verlangen", meint Hasselbach. An die 50 Verstöße werden jedes Jahr verfolgt, fast immer wird ein Bußgeld von vier- bis fünftausend Mark verhängt. Es sei denn, ein Baum wurde fahrlässig umgeknickt: "Dann verlangen wir die Hälfte."

Obwohl 5000 Mark nicht viel Geld sind, gemessen an den Kosten von Bauvorhaben, "wird immer Widerspruch eingelegt", sagt Hasselbach. Oft mit Erfolg. "Viele Richter bleiben unter unserem Bußgeld."

Außerdem müssen Baufirma und der Besitzer des Grundstückes neue Bäume anpflanzen. "Für einen größeren Baum müssen in der Regel vier bis zehn neue Bäume angepflanzt werden", rechnet Küsters vor. Ist das nicht mehr möglich, wird der Täter zur Kasse gebeten: "Kürzlich wurden drei große Kastanien im Bahnhofsviertel gefällt", sagt Küsters. "Da kein Platz für neue Bäume war, wurden 16 000 Mark Ausgleichsabgabe für jeden Baum fällig." ert

Beirat warnt vor Schattenhaushalten Zinsen fressen höheren Etat-Anteil / Professoren gegen neue Sozialleistungen

ptz BONN. Soll ein Dammbruch vermieden werden, müssen Bürger und Staat ihre Ansprüche an das Bruttosozialprodukt zurückschrauben. Dies ist der Tenor eines Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium. Ein Ende des "enormen Finanztransfers" zugunsten der neuen Bundesländer sei nicht abzusehen. Dies und das "rapide Anwachsen der öffentlichen Schulden" beeinträchtigten das Vertrauen in die Solidität der Staatsfinanzen. Von der Bundesregierung fordern die 29, überwiegend dem liberal-konservativen Lager angehörenden Professoren Sparsamkeit und eine Politik, die die Investitionsbereitschaft der Unternehmen stärkt.

Trotz der Gefahr für die gesellschaftliche Stabilität und die öffentlichen Finanzen sehe der Beirat, betont dessen Vorsitzender Norbert Kloten, "keinen Anlaß zur Panik". Die Probleme seien lösbar. "Für die erforderliche Festigung des Vertrauens in die Handlungsfähigkeit des Staates muß dieser selbst sorgen." Die Aufgabe sei zwar riesig, merkt Klotens Stellvertreter Olaf Sievert an, der Acker der deutschen Volkswirtschaft sei aber fruchtbar genug, um auch damit fertig zu werden.

Wesentliche Voraussetzung einer Gesundung ist für die Wissenschaftler, daß der Staat seine Ausgaben beschneidet und nicht nach neuen Einnahmequellen trachtet. "Allgemeine Steuererhöhungen, selbst temporäre, sollten wirklich die ultima ratio einer Strategie sein, der drohenden Überforderung von Wirtschaft und Staat zu begegnen", heißt es im Gutachten.

Für "vornherein unausweichlich" halten die Gutachter höhere fiskalische Lasten aber nicht. Sie verweisen auf zahlreiche Risiken. Die Staatsquote, also der Anteil der Ausgaben der öffentlichen Hände einschließlich Sozialversicherungen am Bruttosozialprodukt, werde sich in diesem Jahr um einen Punkt auf gut 50 Prozent erhöhen. "Doch die eigentliche Belastungsprobe steht noch bevor und kommt auch in den bisherigen mehrjährigen Finanzplänen noch nicht zur Gänze zum Ausdruck", warnt der Beirat mit Blick auf die milliardenschweren Schattenhaushalte des Finanzministers. Die von Theo Waigel für den Endpunkt seiner mittelfristigen Finanzplanung angesetzte Zinslastquote von 13,3 Prozent halten die Professoren für zu niedrig bemessen. Sie fürchten, daß 1995 die Zinsen schon 17,5 Prozent des Bundesbudgets auffressen.

Dies hätte, stellt Kloten heraus, einschneidende Folgen für alle. Weil die Zinsen immer mehr Geld verschlingen, dürfen die anderen Ausgaben der öffentlichen Hände insgesamt mittelfristig nur noch um 2,5 Prozent jährlich steigen; damit kann aber nicht einmal der zu erwartende Preisanstieg ausgeglichen werden. In dieser Kalkulation sind zudem eine Vielzahl absehbarer Ausgabenwünsche - etwa für den Fonds Deutsche Einheit, die Europäische Gemeinschaft, den Verkehr, die Bahn oder den Wohnungsbau - noch gar nicht enthalten.

Der Beirat kritisiert, daß die Ausgabenpläne von Ländern und Gemeinden nicht mit den noch "frischen" Vorgaben des Finanzplanungsrates übereinstimmen. Die Verantwortlichen müßten einsehen, daß die Kirche im Dorf bleiben müsse. Angesichts der Prioritäten sei beispielsweise zu fragen, ob jetzt sofort der Bau zusätzlicher Kindergärten erforderlich sei.

Eine fiskalische Entlastung der Unternehmen bleibe dagegen dringlich, meinen die Beiräte. Eingedenk nicht vorhandener Finanzspielräume müßten geplante sozialpolitische Regelungen vertagt werden, "bis die Phase der exzessiven Staatsdefizite vorüber ist." Zugleich müsse alles vermieden werden, was die Investitionskraft negativ beeinflusse. Schließlich sei keineswegs gewährleistet, daß das unterstellte mittelfristige Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent erreicht werde.

Natürlich vergessen die Ökonomen auch nicht, die Gewerkschaften zu "angebotsorientierten", also niedrigen Tarifabschlüssen anzuhalten.

Klingspor-Museum verleiht Schriftblätter Neues Angebot an Firmen und Selbständige nach Vorbild der Artothek

OFFENBACH. Das Klingspor-Museum folgt jetzt dem Beispiel der Offenbacher Artothek und leiht aus seinem Bestand Bilder aus. Allerdings gibt es einige Unterschiede: Aus der Artothek können sich alle Offenbacher/innen einen Wandschmuck oder eine Plastik in die eigenen vier Wände holen. Dabei handelt es sich meist um Originale. Zielgruppe des Museums für Buchkunst des 20. Jahrhunderts sind dagegen Unternehmen und Selbständige wie Ärzte oder Rechtsanwälte. Und verliehen werden nur reproduzierte Schriftblätter von internationalen Künstlern, die in eine Plexiglasscheibe eingeschweißt sind.

Ausgeliehen werden maximal 20 Blätter für jeweils drei Monate. 20 Mark müssen die Kunden dafür zahlen. Museumspädagogin Sibylle Patzig berät die Interessenten und liefert auch Informationstexte zu Künstlern und Werk.

Auskünfte gibt es unter der Telefonnummer 069 / 80 65 - 21 64. Die FR-Bilder von Oliver Weiner zeigen Blätter des Offenbacher Schriftkünstlers Rudolf Koch (links) und von Kurt Schwitter. hf

Olympia rund um die Uhr Fernsehsender ARD und ZDF diesmal wirklich in der ersten Reihe

Aufgespießt

"Ich kenne niemand, der in Sachen Einheit einen härteren Einsatz gefahren hat als ich." Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) vor der Bundespressekonferenz zur Frage seiner Anwesenheit in den neuen Bundesländern.Rhetorik-Lehrgangfür Schülerinnen

HANAU. Für Schülerinnen, die Schwierigkeiten in der mündlichen Mitarbeit haben, bietet das Frauenbildungszentrum in Schloß Philippsruhe ab Dienstag, 25. August, einen Rhetorikkursus an. Das Seminar dauert von 18.30 Uhr bis 20 Uhr.

Trainiert wird freies Argumentieren, freies Sprechen und Gruppendiskussionen. Anfragen nimmt das Frauenbildungszentrum der Arbeiterwohlfahrt in Hanau unter der Rufnummer 25 44 28 entgegen. alu

Eine reine Zweckgemeinschaft Über die Schwierigkeiten, ein gemeinsames Team aufzubauen

Versicherer sind verunsichert Spekulationen über Mainzer Pläne für eine "Neuordnung"

ski FRANKFURT A. M. Nach der Vorentscheidung der rheinland-pfälzischen Regierung, ihren Anteil an der Mainzer Landesbank dem Gespann von West- und SüdwestLB zu verkaufen, wird in der Branche über Auswirkungen auf die zum Sparkassenverbund gehörenden Versicherungen spekuliert. Wie berichtet, hat das Kabinett von Ministerpräsident Rudolf Scharping die Erwartung geäußert, daß im Zusammenhang mit dem Ausstieg des Landes aus dem regionalen Sparkassen-Spitzeninstitut "erste Schritte zur Neuordnung" dieser Assekuranzen eingeleitet werden. Der SPD-Politiker forderte zudem ein stärkeres "investives Engagement" der Unternehmen in seinem Land.

In Rheinland-Pfalz gibt es keine eigenständige öffentlich-rechtliche Versicherung. Das Geschäft teilen sich dort historisch bedingt die Bayern-Versicherung, die Hessen-Nassauische Gruppe (HNV) in Wiesbaden und die Düsseldorfer Provinzial nach abgegrenzten Gebieten. In der Sparkassenorganisation wird nun laut darüber nachgedacht, ob diese Struktur, in der die regionalen Geldhäuser mit drei Assekuranzen zusammenarbeiten, nicht "ein bißchen zu kompliziert" sei. Zudem würde der gegenwärtige Zustand nicht besonders gut zur absehbaren Neuordnung auf der Landesbankenebene passen. Spekuliert wird, daß sich mit der WestLB auch die ihr nahestehende Provinzial in Rheinland-Pfalz eine größere Scheibe vom Kuchen abschneiden will.

Denkbar ist aber auch, daß im Land der Reben und Rüben alte Ideen ausgegraben werden, eine eigenständige Versicherung zu gründen, eventuell mit Hilfe der Provinzial. Solche Pläne waren, analog zur vor zwei Jahrzehnten vollzogenen Gründung einer regionalen Landesbausparkasse, schon früher gewälzt worden. Insider versprechen sich von einem "Eigengewächs" eine "bessere Marktdurchdringung", neue Arbeitsplätze im Land und ein höheres Steueraufkommen.

Während die Provinzial sich zu den Spekulationen nicht äußern will, heißt es bei der Bayern-Versicherung, es sei keinesfalls daran gedacht, daß sie ihr Geschäftsgebiet Vorder- und Westpfalz verlieren sollte. Die Münchener berufen sich auf eine Zusage des Mainzer Wirtschaftsministers Rainer Brüderle (FDP) und verweisen darauf, daß sie von allen drei Assekuranzen schon bisher am stärksten in Rheinland-Pfalz investierten. Auch die HNV kann sich nicht vorstellen, "daß wir ganz rausfallen". Die Wiesbadener betonen ebenfalls, daß sie in Rheinland-Pfalz überproportional Kapital anlegten.

Die rheinland-pfälzischen Sparkassen sind Mit-Träger sowohl der HNV (15 Prozent) als auch der Bayern-Versicherung (7,5). Bei der Provinzial ist das Land Rheinland-Pfalz mit einem Drittel dabei.

"Embryo" in der Metzgerstraße

HANAU. Die Musikgruppe "Embryo" tritt am 25. Juli im besetzten Haus in der Metzgerstraße in Hanau auf. Beginn 21 Uhr. Der Eintritt kostet sieben Mark.

Konspiration

Also doch, wir ahnten es. Im Osten konspirieren mal wieder die Kommunisten. In irgendwelchen abgedunkelten Hinterzimmern? Nein, schlimmer: Sie tun es nun in aller Öffentlichkeit, nur notdürftig kaschiert mit dem Begriff "Komitee für Gerechtigkeit", und setzen damit zum hinterhältigen Klammergriff an. In der Beobachtung finsterer Machenschaften geschult, entdecken wir die Strategie: "kommunistische Bündnispolitik".

So kam man das sehen, man braucht dazu nur die richtige Brille. Die hat in diesem Fall das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln. Setzt man sie auf, dann erkennt man die Konturen eines Herrn Gysi, der auf einem Vorstandstreffen mit der DKP (!) zugibt, in seinem Bestreben, eine bundesweite linke Sammlungsbewegung zu installieren, gescheitert zu sein. Man erkennt unter den westdeutschen Unterzeichnern solche mit Vergangenheit in "kommunistisch-gesteuerten Bündnissen". Und schreibt den Ossis der Einfachheit halber pauschal PDS-Nähe zu. Das reicht. Das reicht, um nicht mehr genauer hinschauen zu müssen, wenn sich demnächst die von oben angeschobene Bürgerbewegung tatsächlich mit unangenehmen politischen Forderungen hervortun sollte.

Nebeneffekt: Gregor Gysi wird das klammheimliche Interesse der Kölner freuen. So etwas stärkt den inneren Zusammenhalt. Wir warten auf das erste Lamento-Fax über die Ungerechtigkeit, die damit "den Gerechten" widerfahren ist. Vbn (Berlin)

FSV Hellas Schierstein, Fußball Griechens Meister AEK Athen zu Gast

Der FSV Hellas Schierstein bietet am Sonntag, dem 26. Juli, in den Dyckerhoff- Sportanlagen des FV Biebrich 02 ab 17.30 Uhr einen Knüller besonderer Art. Zu Gast ist kein Geringerer als der neunmalige griechische Fußballmeister AEK Athen, der zusätzlich achtmal Pokalsieger des Landes wurde. Die hochkarätigen Gäste aus Griechenland verfügen über 17 (!) Nationalspieler aus vier verschiedenen Länder, die sie alle am Sonntag in Biebrich präsentieren werden.

Trainer der Mannschaft ist der Jugoslawe Dusan Bagevic, der 36 Mal für sein Land das Nationaltrikot trug und dabei 28 Treffer erzielte. Bei der Weltmeisterschaft 1974 in der Bundesrepublik gelangen ihm drei Tore.

Neben den zwölf Nationalspielern Griechenlands präsentiert Landesmeister AEK Athen am Sonntag in Biebrich noch folgende "Internationale": Repik Sabanazovic, Toni Savevska, Zoran Sliskovic (alle Jugoslawien); Fotis-Frank Klopas (USA); Dimitros-Jimmys Patikas (Australien). tp

Aufgespießt

"Hochzeitsmarsch notfalls bis zum Verfassungsgericht" Überschrift der Nachrichtenagentur Associated Press zu einem Bericht über den Plan von Schwulen und Lesben, am 19. August auf Standesämtern das Aufgebot zu bestellen.

Am Wochenende wird im Stadtwald gewandert

GOLDSTEIN. Der Volkssportverein Frankfurt 1977 lädt zu seiner traditionellen Wanderung durch den Stadtwald ein. An diesem Wochenende, 25./26. Juli, kann jede/r mitmachen. Start und Ziel ist die Carl-von-Weinberg-Schule in der Straße Zur Waldau.

Loslaufen können die Teilnehmer am Samstag und am Sonntag jeweils zwischen 7 und 13 Uhr. Je nach Laune und Kondition stehen zwei Strecken über elf beziehungsweise 20 Kilometer zur Wahl. Am Samstag, 16 bis 18 Uhr, gibt's außerdem noch eine Abendwanderung über elf Kilometer. Mitmachen kostet zwei Mark pro Person - Versicherung und erfrischenden Tee eingeschlossen. dis

Zwillingseltern bitten zu ihrem Sommerfest

LANGENSELBOLD. Der Langenselbolder Zwillingseltern-Treff veranstaltet am Samstag, 1. August, auf dem Grillplatz in Brachtal-Hellstein sein Sommerfest. Eingeladen sind alle Zwillinge und ihre Eltern. Das Fest beginnt um 14.30 Uhr.

Kuchen, Kaffee, Salate und Grillfleisch sollten die Besucher mitbringen. Interessierte können sich bei Astrid Kleinerüschkamp-Betz, Telefon: 06041/50120 melden. alu

. . . fragte die starke Dame ihre Freundin: "Ei guck doch emal, Elwira! Maanste, ich könnt die griene Leggins dort draache?", und die Freundin sagte: "Höchstens in de Dutt, Dietlinde! Wann de se aaziehst, lache die Leud!"

. . . sagte der Heimkehrer: "Mir warn drunne in Idalje, dessjohr, un da hat's vom erste bis zem letzte Daach geräschent, was nor vom Himmel erunner kann!" - "Mache Se Bosse! Un was hawwe Se da gemacht?" - "Mir? Mir hawwe Idaljenisch gelernt! Sauwetter, zem Beispiel, haaßt tembo infame!"

. . . sagte der Papagei im Apfelbaum zu dem Spatz, der auf dem Nachbarast saß: "Mein Käfich dehaam mißte emal sehe! Alles Messing! Finf Stängelcher zum Druffsitze un finf Näpfcher ferrs Esse!" Der Spatz sagte: "Ich wohn im Kennel, Haus Numero siwwe, un freß an de Wasserbud. Awwer ausgesetzt hat mich noch kaaner!"

. . . sprach der Mann von der Straße durch den Gartenzaun: "Ei, was is dann jetzt des, was bei Ihne so köstlich dufte dhut? Is des velleicht die lavendula officinalis? Odder de Goldlack cheiranthus cheiri?" Der Mann im Garten sprach durch den Gartenzaun zu dem Mann auf der Straße: "Des? Des is Sanbörn Prodekschen forte! Es Sonnegel von meiner Fraa!"

Riedstadt will gegen die Altanlage klagen

RIEDSTADT. Die Gemeinde Riedstadt will gegen die Altanlage - die Öfen I und II - der Sondermüllverbrennung (SVA) in Biebesheim klagen. Der Gemeindevorstand hat einen entsprechenden Beschluß gefaßt, den er heute vor der Presse erläutern wird. Die letzte Entscheidung, ob geklagt wird, liegt jedoch bei der Gemeindevertretung. Mit einer Klage gegen die Altanlage würde die Auseinandersetzung um die SVA eine neue Qualität erreichen, ginge es dann nicht mehr nur um den geplanten dritten Ofen, sondern auch um den Bestand der vorhandenen Anlage. cas

TGS Hausen, Leichtathletik Volkslauf bietet eine große Auswahl

Ob Schüler oder Jugendlicher, Mann, Frau oder Seniorensportler - die TGS Hausen hat mit ihrem internationalen Volks-Waldlauf für jeden etwas zu bieten, für Einsteiger genauso wie für ambitionierte "Dauer(nd)läufer".

Los geht es am Sonntag, 26. Juli, schon um 8.30 Uhr mit den 20 Kilometern. Start und Ziel ist am Sportplatz der TGS Hausen. Wem das zu lang ist, der kann um 8.50 Uhr die Hälfte dieser Distanz an gleicher Stelle in Angriff nehmen. Für "Jeder-Männer und -Frauen" gibt es dann auch noch den Fünf-Kilometer-Wettbewerb um 10.20 Uhr. Gemeinsam mit der Jugend gehen die Neulinge und Seltenheits-Läufer auf die Strecke.

Der Nachwuchs ist ab 10.30 Uhr gefragt. Schüler und Schülerinnen der Altersstufen A bis C machen sich über 1000 Meter auf die Socken und die ganz Kleinen, die D-Schüler/innen, dürfen sich eine halbe Stunde später an 400 Metern versuchen.

Die Startkarten gibt es im Vereinsheim (Aachener Straße) ab 7.30 Uhr, Nachmeldungen sind bis 30 Minuten vor dem Start möglich. ih

Zur "Krönung" braucht Bush die Hilfe von Freunden Warum US-Außenminister Baker den Wahlkampf der Republikaner leiten und seinen Präsidenten aus dem Tief retten soll

Der eine kommt, aber geht der andere? Und wer am Ende im Weißen Haus verbleibt, vermag selbst Präsident George Bush nicht zu sagen. Wird Außenminister James Baker nach Abschluß seiner gegenwärtigen Nahostreise daheim die Führung des republikanischen Wahlkampfes übernehmen? "Kein Kommentar", schallt es aus der Umgebung Bakers. Und wird es darin für Vizepräsident Dan Quayle überhaupt noch eine Rolle geben, wo Baker dessen Ernennung doch schon 1988 kritisiert hatte? "Mit Sicherheit", sagt George Bush, was in der vergänglichen Sprache der US-Politik nicht unbedingt etwas bedeuten muß. Denn nur eines weiß der vermeintlich mächtigste Mann der vermeintlich mächtigsten Nation: so hatte er sich den Wahlkampf um vier weitere Jahre an der Spitze der Vereinigten Staaten nicht vorgestellt.

Ein Spaziergang hatte seine Wiederwahl werden sollen. "Die Krönung George Bushs", so hatten Beobachter den heraufkommenden Wahlkampf des siegreichen Golf-Kriegers im Weißen Haus noch vor einem Jahr tituliert. Dann folgten die Fehlstarts der rezessiven US- Wirtschaft und ein langsames, aber stetiges Abgleiten des Präsidenten in der Gunst seines Volkes. Jenes wurde zunehmend unruhig und flirtete zwischenzeitlich mit dem Volkstribun Ross Perot. Bis dieser vergangene Woche erkannte, in welch schlechtem Zustand sich das Land befand und seine unabhängige Kandidatur für das Präsidentenamt zurückzog, noch bevor er sie offiziell erklärt hatte. Gut, dachte sich George Bush, statt der 35 Prozent in einem Dreierrennen brauchen die Republikaner am 3. November nun wieder die absolute Mehrheit. Doch gegen einen Verlegenheitskandidaten Von Rolf Paasch (Washington) wie den von Affären verfolgten Bill Clinton sollte dies für einen so bewährten Wahlkampfstrategen wie James Baker kein Problem sein. Beim Angelausflug im Wyoming rang Bush seinem "buddy" Baker vergangene Woche das Ja-Wort ab.

Doch ausgerechnet jetzt, wo die republikanische Wahlkampfmaschine den mit dem üblichen Popularitätsvorsprung aus seinem Parteitag hervorgegangenen Gegner in alter Manier attackieren wollte, sieht sich George Bush in der Defensive. Daß er "Jim" Baker aus der immer chaotischeren "Neuen Weltordnung" abziehen und an die nicht minder verwirrende Heimatfront beordern will, sehen viele als Zeichen der Schwäche, ja gar der Verzweiflung. Daß er eine seiner Schwächen, nämlich die unglückliche Figur seines Vizepräsidenten Dan Quayle, nicht gleich absetzen will, läßt andere an der Urteilskraft des Präsidenten zweifeln. Hinzu kommen noch all die anderen Gerüchte, die es derzeit in Washington zu dementieren gibt. Daß Quayles Gattin Marilyn erkrankt ist, oder daß die Gesundheit des 68jährigen Präsidenten seit seinen Herzrhythmusstörungen und seinem peinlichen Zusammenbruch in Tokio nicht mehr die beste sei. Die Demokraten, so müssen die republikanischen Wahlkampfberater feststellen, haben sich so manchen schmutzigen Trick bei ihnen abgeschaut. Nicht nur, daß sie jetzt professionell die Gerüchte streuen. Auch ihren Parteitag in New York haben sie so mediengerecht inszeniert, wie dies bisher nur die Republikaner konnten. Sie ließen diesem Akt eine einwöchige Bustour ihres jugendlichen Kandidaten-Duos Bill Clinton/Al Gore folgen, deren Ende am Mittwoch in St. Louis 40 000 begeisterte Clinton-Fans auf die Straße brachte. "In der ganzen Aufregung der Fernsehstationen über die demokratische Wahlkampfreise", so die New York Times, "wird Präsident Bush praktisch ignoriert". So einfach wie mit dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Michael Dukakis im Wahljahr 1988 wird es Wahlkampfleiter Baker mit Clinton nicht haben.

Wenn Baker - wie dies alle erwarten - nach dem republikanischen Parteitag Mitte August in Houston endlich die Führung der Bush-Kampagne übernimmt, wird er im republikanischen Lager auf Fraktionskämpfe und Führungslosigkeit treffen, wie sie ihm aus seinen Reisen nach Libanon vertraut sind. Da sind Schatzmeister Nicolas Brady und Bugdetdirektor Richard Darman, die sich mit ihrer spendierfreudigen Ausgabenpolitik den Zorn der Konservativen zugezogen haben. Da ist der konservative Wohnungsbauminister Jack Kemp, der sich gerne mit seinem Präsidenten anlegt. Da gibt es einen Meinungsbefrager, der meist dem übrigen Wahlkampfteam wider- spricht; einen Stabschef, ohne Führungsqualitäten und zu allem Überfluß einen Vizepräsidenten, der unlängst einem Zwölfjährigen das Wort "potato" falsch buchstabierte und - spätestens - seitdem das Gespött der ganzen Nation ist.

Darüber thront ein Präsident, von dem selbst seine Anhänger nicht mehr wissen, wofür er eigentlich steht und der bisher noch niemandem überzeugend erklären konnte, warum er eigentlich noch vier Jahre weiterregieren will. Das Durcheinander im Weißen Haus ist dabei weniger Resultat personalpolitischer Fehlentscheidungen als Reflex ideologischer Unsicherheiten im republikanischen Lager. 1988 hatte Baker seinem texanischen Kumpel George Bush als Statthalter der Reagan-Koalition zum Wahlsieg verholfen. Vier Jahre später bräuchte George Bush dringend eine neue Legitimation für seine zweite Amtszeit; innerhalb seiner Partei wie bei den Wählern. Doch um den Brückenschlag Reagans zu wiederholen, fehlt George Bush nicht nur das Charisma, sondern auch der ideologische Kitt. Ein Wahlkampfmanager Jim Baker mag ihm da ein programmatisches Gerüst zusammenzimmern, das tragfähiger ist, als das skelettartige Gestänge der gegenwärtigen Wahlkampfplattform. Doch auch Baker werden bei seinen Versuchen der Revitalisierung und Neudefinition der Republikaner enge Grenzen gesetzt sein.

Drängt er Bush beispielsweise zur Ersetzung Dan Quayles durch den schwarzen Streitkräfte-Chef Colin Powell, so werden die Parteirechten im November mit Stimmenthaltung drohen. Denn so ungelenk und peinlich Quayles öffentliche Auftritte auch sein mögen, so unersetzlich erscheint ihnen der Ex-Senator aus Indiana in der Bush-Regierung als Garant konservativen Gedankenguts. Mit Quayle im Amt des "Veep" (Vizepräsidenten) wird Baker dagegen die nervösen republikanischen Senatoren beruhigen müssen, die - um im Herbst wiedergewählt zu werden - lieber den von den Demokraten aufgenommenen Trend zur politischen Mitte mitmachen möchten.

Baker wird seine wahltaktischen und programmatischen Entscheidungen dabei auch gegenüber Mitgliedern der Regierung durchsetzen müssen, die schon um eine gute Ausgangsposition für den Wahlkampf von 1996 kämpfen. Auch dem Noch-Außenminister werden hier präsidentielle Ambitionen nachgesagt. Hier hochkarätige Rivalen wie Colin Powell oder Verteidigungsminister Dick Cheney in den Sessel des Vizepräsidenten zu hieven, würde seinem eigenen Interesse widersprechen. Erst wenn sich in vier Jahren eine ganze Reihe hochqualifizierter Kandidaten aus allen ideologischen Lagern um die Position des republikanischen Präsidentschaftsbewerbers streiten, wird die Schlacht um die Seele der republikanischen Partei wirklich losgehen. Als voraussichtlicher Wahlkampfmanager George Bushs wird James Baker allerdings schon 1992 darüber mitentscheiden, ob dieser Kampf aus der Regierung oder aus der Opposition heraus geführt werden wird.

Verkauf von Minol und Leuna perfekt Treuhand: Schlüssel zur Sanierung der Ost-Chemie / Verschiedene Streitpunkte bleiben ungelöst

wüp BERLIN. Die zweitgrößte Privatisierung in Ostdeutschland ist nach langem Hin und Her perfekt. In der Berliner Treuhandanstalt sind jetzt die Verträge für den Verkauf des Tankstellen-Monopolisten der Ex-DDR, Minol, sowie der Raffinerie der Leuna-Werke und des Hydrierwerkes Zeitz unterschrieben worden. Käufer ist ein Konsortium namens Ted unter Führung des französischen Mineralöl-Konzerns Elf Aquitaine, dem außerdem die Thyssen Handelsunion sowie die Deutsche SB Kauf (Metro und Asko) angehören.

Die drei Beteiligten wollen bis 1996 mehr als sechs Milliarden Mark in den Neubau einer Raffinerie in Leuna sowie in die Modernisierung des Minol-Tankstellennetzes investieren. Dabei sollen 6700 Arbeitsplätze langfristig gesichert werden.

Bei dem Verkauf handelt es sich nach Angaben von Treuhand-Präsidentin Birgit Breuel um die "größte deutsch-französische Unternehmung seit dem Zweiten Weltkrieg". Die neue Raffinerie in Leuna ist, so die Treuhand, "der Schlüssel für die Sanierung der Großchemie in Ostdeutschland". Trotz der Vertragsunterzeichnung sind noch immer wesentliche Probleme des Geschäfts nicht ganz gelöst. Ausgeklammert wurden zunächst die insgesamt 32 lukrativen Autobahntankstellen, von denen die Minol die Hälfte gemeinsam mit westdeutschen Konkurrenten betreibt. Während Elf zunächst auf den Zuschlag für alle Zapfstellen hoffen durfte, hat man sich nach massiven Protesten westdeutscher Ölkonzerne nun darauf geeinigt, daß die 16 Minol- eigenen Tankstellen an die bundeseigene Gesellschaft für Nebenbetriebe (GfN) fallen, die in Westdeutschland die Betriebslizenzen streng nach ihren Marktanteilen an die einzelnen Mineralölfirmen vergibt. Im Osten soll Elf alle GfN-Lizenzen erhalten.

Über die 16 im Joint-venture betriebenen Zapf-Center an den Fernstraßen dagegen müssen sich die Westkonzerne mit Elf noch ebenso einigen wie über die gut hundert anderen Tankstellen, die Minol bisher gemeinsam mit Unternehmen wie Aral oder BP betrieben hat. Hier sei nun "ein europaweiter Ausgleich" zwischen den Konzernen möglich, meint Treuhand- Vorstand Klaus Schucht. Aral könnte also beispielsweise im Austausch Standorte in Frankreich erhalten.

Offensichtlich ungeklärt im Konsortium ist auch, ob der Markenname "Minol" weiter bestehen bleibt oder die Tankstellen künftig unter dem Elf-Emblem geführt werden. Der Vertrag sieht vor, daß zehn Prozent der 930 Zapfstellen an Mittelständler vergeben werden.

Unklar ist auch noch, ob die Raffinerie in Leuna nicht Konkurrenz durch eine oder mehrere Versorgungspipelines aus dem Westen bekommt. Ein Konsortium aus fünf westdeutschen Mineralölkonzernen will eine Röhrenleitung von Hamburg in die Chemieregion Halle-Leuna-Buna bauen, um die neuen Länder mit fertigen Ölprodukten zu beliefern. Nach Ansicht von Thyssen-Handel-Chef Dieter Vogel wäre eine solche Pipeline "tödlich" für die neue Raffinerie in Leuna, die bei einer solchen Konkurrenz Verluste von 300 bis 400 Millionen Mark jährlich einfahren würde. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Horst Rehberger (FDP) will den Bau deshalb in jedem Fall verhindern.Drogenhilfegruppe mit Flugblatt solidarisch

Die Redaktion der "Junkfurter Ballergazette" und die Gruppe JES (Junkies, Ehemalige, Substituierte) haben sich mit den Verfassern des sogenannten Fixerflugblattes für solidarisch erklärt. Das Flugblatt, das mit den Worten "Achtung, Achtung, die Fixer kommen" beginnt und sich gegen die tägliche Räumung der offenen Drogenszene in der Taunusanlage wendet, hatte am Mittwoch für Aufregung gesorgt. Die Redaktion der "Ballergazette" ist eine Selbsthilfegruppe, der ehemalige Drogenabhängige und "Drogengebraucher" angehören. Die Gruppe wird mit 24 000 Mark von der Stadt unterstützt.

Die Verfasser des Flugblattes sind nach wie vor unbekannt.

Während im OB-Büro bezweifelt wird, daß es sich bei den Autoren um Junkies handelt, ist sich die "Ballergazette"-Redaktion sicher, daß das Papier "eindeutig von Fixern kommt", erklärte Ullrich Winternitz. Die Reaktionen auf das Flugblatt zeigten, daß sich die Drogenpolitik weitgehend auf den "Krieg gegen die Konsumenten" reduziere.

Die offene Drogenszene sei gewiß keine Ideallösung. Aber sie sollte nicht mit Gewalt zerstört, sondern durch sozialpolitische Maßnahmen wie die Einrichtung von Fixerräumen und die Vergabe von Methadon, Morphium und Heroin überflüssig gemacht werden.

JES-Sprecher Richard Wagner kritisiert die Römer-Politik als "einseitiges Konzept von wenig Zuckerbrot und Peitsche und fordert in einer Presseerklärung eine Drogenpolitik, die von Bürgern und Betroffenen akzeptiert werden kann, weil sonst die "Lücke zwischen sozialen Randgruppen und der Gesellschaft noch weiter" auseinanderklaffe. ft

Kind von Auto erfaßt und schwer verletzt

OFFENBACH. Mit schweren Verletzungen wurde ein fünfjähriger Junge ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem er am Mittwoch nachmittag in der Löwenstraße von einem Personenwagen erfaßt worden war. Wie die Polizei gestern mitteilte, rannte das Kind so plötzlich zwischen zwei parkenden Autos auf die Fahrbahn, daß ein 28jähriger Autofahrer nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte. hf

Ikea an Anspruch erinnert Betriebsrat fürchtet um Arbeitsplätze von 180 Mitarbeitern

gem FRANKFURT A. M., 24. Juli. Mit schweren Vorwürfen gegen die Geschäftsleitung des Möbelhauses Ikea hat sich der Ikea-Gesamtbetriebsrat an die Öffentlichkeit gewandt. "Das Verhalten der Firma Ikea gegenüber ihren Mitarbeitern im Zusammenhang mit anstehenden Firmenschließungen oder Verkleinerungen ist unvereinbar mit ihrem sozialen Anspruch", heißt es in der Erklärung.

Im nordrheinwestfälischen Dorsten, etwa 30 Kilometer von Essen entfernt, soll nach Angaben von Harald Voss, Betriebsrat in Dorsten und Mitglied des Gesamtbetriebsrats Ikea, das Ikea-Möbelhaus Ende März 1993 geschlossen werden. Stattdessen soll am 1. Juni eine verkleinerte Abteilung "Fundgrube" entstehen. Parallel dazu sei geplant, ein neues Ikea-Geschäft in Essen zu eröffnen. Dabei entstünden etwa 300 Stellen.

Doch die 180 Ikea-Mitarbeiter in Dorsten fürchten um ihren Arbeitsplatz. Für die "Fundgrube" würden nur noch 40 "kräftige Allroundkräfte für Lager- und Montierarbeiten" benötigt, sagte Voss. In der bisherigen Filiale seien jedoch zu 90 Prozent Frauen beschäftigt, deren Stellen nicht mehr vorgesehen seien. Es gebe bisher keine Arbeitsplatzzusage der Geschäftsführung. "Die wollen in Essen neue Arbeitskräfte einstellen, weil die billiger sind", vermutet Voss. Viele Mitarbeiter in Dorsten seien bereits seit 17 Jahren beschäftigt, deshalb liege ihr Einkommen höher als das von Neulingen. "Wir fordern, daß jeder, der will, in Dorsten bleiben oder nach Essen wechseln kann", sagte Voss. Andernfalls will der Betriebsrat eine Abfindung erreichen. Dorsten sei kein Einzelfall. Auch in Bielefeld, Kassel und Stuttgart stünden vergleichbare "Ikea-Umzüge" an.

Ikea-Pressesprecherin Birgit Albrecht wies die Vorwürfe des Betriebsrats zurück. "Ikea bemüht sich darum die Arbeitsplätze zu erhalten", sagte sie. Durch die Eröffnung des Möbelhauses in Essen werde der Standort Dorsten beeinflußt: "Um Dorsten rentabel weiterführen zu können, ist eine Verkleinerung unumgänglich." Verhandlungen mit dem Betriebsrat hätten "in sehr konstruktiver Atmosphäre" begonnen.

TSG Pfaffenwiesbach, Fußball-Jugend Trainingszeiten an der Kransberger Straße

Vor allem für die Zeit nach den großen Ferien erinnert die Fußball-Abteilung der TSG Pfaffenwiesbach an die Trainingsstunden für den Nachwuchs: C-Jugend: mittwochs von 15.30 bis 17 Uhr; D-Jugend: mittwochs von 17 bis 18.30 Uhr; E-Jugend: donnerstags von 17 bis 18.30 Uhr; F- Jugend: donnerstags von 15 bis 16 Uhr und dienstags von 17 bis 18 Uhr, alle TSG-Sportplatz in Pfaffenwiesbach, Kransberger Straße. Eingeladen sind alle Mädchen und Jungen im Alter von fünf bis 14 Jahren. gst

Boule-Wettkampf in Niedergründau

GRÜNDAU. Mitglieder der Niedergründauer Musik- und Vogelschutz-Vereinigung veranstalten am Sonntag, 2. August, am Bürgerhaus in Niedergründau ein Boule-Turnier. Der Wettkampf beginnt um elf Uhr. Anmeldungen für die Veranstaltung nimmt Ralf Schmitt bis zum 2. August unter der Telefonnummer 0 60 58 / 29 36 entgegen. Das Startgeld beträgt fünf Mark pro Person. Einzelspieler können noch vor Wettkampfbeginn Mannschaften formieren.

Im vergangenen Jahr hatte die Mannschaft "Die drei Aufrechten" das Turnier gewonnen. Das Spiel wurde aus der Partnergemeinde Lausonne mit nach Gründau gebracht. schu

Im Blickpunkt: Ende der CSFR Scheidung im guten

Als "hitzig" hat der tschechische Premier Vaclav Klaus die nächtlichen Scheidungsverhandlungen mit seinem slowakischen Gegenüber Vladimir Meciar charakterisiert. Auf einer Pressekonferenz zur Geisterstunde zeigten die beiden Spitzenpolitiker der Tschechischen Republik und der Slowakei allerdings Einigkeit im Spaltungswunsch. Wenn die Parteichefs ihre am Donnerstag morgen geschlossene Vereinbarung parlamentarisch umsetzen können, wird die tschechoslowakische Föderation auf friedlichem Wege in zwei selbständige Republiken umgewandelt. Zufriedenheit kann nach dem vielstündigen Verhandlungsmarathon insbesondere im Lager der Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS) herrschen. Was in Form einer Absichtserklärung mit der Delegation der tschechischen Demokratischen Bürgerpartei (ODS) über die künftige Zusammenarbeit zwischen den beiden Republiken vereinbart wurde, kommt den ursprünglichen Vorstellungen des HZDS-Chefs Vladimir Meciar ziemlich nahe. Im Bemühen, Verzögerungen im politischen und wirtschaftlichen Reformprozeß zumindest in der Tschechischen Republik durch eine rasche Lösung der Pattsituation zwischen Prag und Bratislava zu vermeiden, ist ihm ODS-Chef Klaus in Richtung auf ein Konföderationsmodell sehr weit entgegengekommen.

Widersprüchlichkeiten in Einzelpunkten sind allerdings nicht zu übersehen. Weiterhin sollen die zwei Republiken in den wichtigsten Partnerstaaten jeweils von ein und demselben Botschafter vertreten werden. Sollte es zwischen Prag und Bratislava zu außenpolitischen Interessensgegensätzen kommen, muß dieser Vertreter im Dienst zweier Herren wirklich außerordentliches diplomatisches Geschick beweisen. Auch in der Sicherheitspolitik gibt es offene Fragen. Soeben hat die Föderalregierung ein Gesetz über die Aufspaltung der gemeinsamen Armee in ein tschechisches und slowakisches Heer eingebracht.

Das größte Fragezeichen steht allerdings hinter den wirtschafts- und finanzpolitischen Vereinbarungen. Geplant ist nach dem Parteienabkommen eine Zollunion nach außen und ein Vertrag über freien Verkehr von Waren, Kapital und Arbeitskräften innerhalb beider Republiken. Zweifellos müßte dies von einer gemeinsamen Währungs- und Steuerpolitik flankiert sein, über die bis jetzt aber noch keine Übereinstimmung erzielt werden konnte. Denn in Prag und Bratislava bestehen sehr verschiedene Vorstellungen über die künftige Höhe für die Einkommen- und Mehrwertsteuer, die Anfang kommenden Jahres eingeführt wird. Zudem hat der neoliberale Klaus den radikalen Abbau von Subventionen angekündigt, während Meciar für die Aufrechterhaltung von Staatsbeihilfen in vielen wirtschaftlichen Bereichen plädiert. Ungleiche Steuer- und Wettbewerbsbedingungen in den beiden Republiken könnten die Errichtung einer Zollgrenze zumindest für einen der Partner unumgänglich machen. Die Teilung der Währung wäre dann kaum zu umgehen.

Der politische Wille zur Trennung in Güte und Vernunft - das zeigt das Ergebnis der Gespräche - ist allerdings in beiden Republiken groß. Sowohl in Bratislava wie auch in Prag wird mit Hochdruck an den Republikverfassungen gearbeitet. Noch im August will das slowakische Parlament ein Grundgesetz verabschieden, Vorschläge sind in dieser Woche bereits vorgelegt worden. Auch im tschechischen Parlament hat sich bereits eine entsprechender Ausschuß konstituiert. Bis zum Herbst könnten demnach beide Republiken soweit sein, die bisherige CSFR-Verfassung durch eigene Konstitution zu ersetzen.

Meciar und Klaus haben in ihrer Vereinbarung den 30. September als Stichtag für die Auflösung der Föderation bekräftigt. So wird der Vorschlag des Prager Sozialdemokraten Milos Zeman wohl bestenfalls noch ein nostalgisches Zeichen setzen können. Alle Bürger der Hauptstadt, die sich mit dem Ende der CSFR nicht abfinden wollten, sollten sich in den nächsten Tagen ein Abzeichen in den tschechoslowakischen Nationalfarben anstecken, schlug Zeman vor.

ULRICH GLAUBER (Prag)

Wie ein kollektiver Rambo zum völkerrechtlichen Monster wird Deutschland quo vadis? - Nach der Bundestagsdebatte über die künftigen Aufgaben der Bundeswehr / Von Harald Müller

Oly

Fernsehen: 9.00 - 0.30 Uhr (ARD).

Fernsehen 9.00 - 0.30 Uhr (ARD).

Pokalrutschen und Rettungsschwimmen

OBERTSHAUSEN. Wer am schnellsten ins Wasser rutscht, gewinnt einen Pokal. Veranstalter des fröhlichen Wettbewerbs am Samstag, 25. Juli, im Waldbad ist die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft zusammen mit der Barmer Ersatzkasse. Um 13 Uhr beginnt eine Aktion Rettungsschwimmen, bei der jede/r Teilnehmer/in eine Medaille und eine Urkunde bekommt. Am Computer kann sich jede/r ein individuelles Schwimm-Trainingsprogramm zusammenstellen lassen. hf

Vier Künstler vor der Leinwand Gemeinschaftsbilder aus Dresden: Die "Lücke TPT"

FRANKFURT A. M. Eine Bilderspur zurück in die DDR. Die Künstlergruppe "Lücke-TPT" ("Lücke", in der Nachfolge der berühmten Dresdner Expressionistengruppe "Brücke", "TPT" für "Team- Psychologie-Technologie") war aus der Überzeugung entstanden, daß der Fortschritt auch in der künstlerischen Kooperation liege. Die vier Dresdner Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A. R. Penck (Ralf Winkler) und Terk (Steffen Kuhnert) hätten sich auch Montags-Künstler nennen können. Das war ihr Tag. Sie trafen sich, um etwas miteinander zu erleben. Ausflüge, Musik, Reden, Schachspielen, Kneipenbesuch. Es begann wie nebenbei. Zeichnen auf Bierdeckeln und Zetteln in Gaststätten, einer begann, gibt mal her, so ging es weiter.

Das Spiel wurde spielerische Idee. Kennengelernt hatten sich die Künstler, zwischen Penck und Terk liegt ein Altersunterschied von elf Jahren, Ende der sechziger Jahre beim Filmen (Opitz' und Pencks erster 8-Millimeter-Film hieß "Plastik der DDR", ungefähr 24 Filme folgten) und Musizieren: Baß und Gitarre.

Die Ausstellung im Frankfurter Städel zeigt 57 "Lücke"-Bilder. Das erste entstand 1971, das letzte im Jahr der Biermann-Ausweisung 1976. Das SED-Regime hatte 1968 nach der Besetzung der Tschechoslowakei durch die Warschauer Pakt-Staaten den freien Künstlern und dem freien Denken neue Schranken in den Weg zu stellen versucht und Gruppenbildung außerhalb des Verbandes Bildender Künstler untersagt.

So wurde natürlich auch die Gemeinschaftsarbeit der "Lücke"-Künstler argwöhnisch beobachtet und durch Berufung in den Militärdienst zu sprengen versucht. Vier Jahre nach Auflösung der Künstlervereinigung wurde Penck, nach eigenen Angaben "Animator" der Gruppe mit dem Bedürfnis, immer den letzten Strich zu machen, in den Westen abgeschoben und weltbekannt: Wohnsitz London und Dublin, nur noch als "Tourist" in Deutschland, unter anderem als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.

Harald Gallasch, der "Formtheoretiker", wurde in letzter Minute 1989 ausgebürgert und lebt in der Nähe von Wiesbaden. Wolfgang Opitz war nicht nur der Namensgeber der Gruppe, er bemühte sich ebenso vergeblich, die "Lücke"-Bild- Produktion ohne Penck in den achtziger Jahren fortzuführen, wie die Bilder in den mit sozialistischem Realismus gefüllten DDR-Kulturbauch einzuschleusen. Heute lebt Wolfgang Opitz, das "ausführende Organ" der Gruppe, in Niedersachsen. Terk, der "Farbtheoretiker" wurde 1980 im gleichen Jahr wie Penck ausgebürgert und lebt in Bonn. Im nachhinein nennt Terk die "Lücke"-Arbeit einen kollektiven Versuch, "der ins Detail strebte und scheiterte, weil er sich wieder im einzelnen verlieren mußte. Das Ergebnis sind vier individuelle Künstler."

Im Städel demonstriert man den Untergrundcharakter der Gemeinschafts-bilder durch eine ungewöhnliche Ausstellungsinstallation. Die Materialcollagen - Bilder, in die Scherben, Buchstaben, Tuben, Schrauben, Kinderspielzeug und sonstige Überreste eingearbeitet sind - liegen auf dem Fußboden, da, wo alle Bilder entstanden. Anderes aus der "Lücke"- Kooperative steht, gegen die Heizkörper gelehnt, auf dem Fußboden, was allerdings die durch Fotos belegte Wirrwarr im "Lücke"-Atelier, Dresden, Hechstraße 25, nur sehr durchgeputzt wiederspiegelt.

1971 zeigte die Gruppe ihre Gemeinschaftsbilder erstmals einer kleinen und bestimmt Stasi - beschatteten Öffentlichkeit. 1972 nahm Penck an der "dokumenta 5" teil und etablierte seine Arbeit unter dem Pseudonym A. R. Penck im Westen. 1973 bis 1974 wurde er in die Volksarmee eingezogen.

Die "Lücke"-Bilder sind von erstaunlicher Authentizität. Die Künstler agierten entweder gemeinsam auf der vorhandenen Bildfläche oder die Fläche wurde in Segmente geteilt und jeder arbeitete für sich. Es gab kein gegenseitiges Einspruchsrecht. Um so bemerkenswerter, daß die Bilder nicht in vier Einzelteile zerfallen, im Gegenteil, die Malfelder sind untereinander kommensurabel. So wird der detektivische Eifer bei der Suche nach unterschiedlichen Handschriften kaum belohnt. Außer Pencks unübersehbarer Signalspur. Die Offenbarungen, die in den frühen siebziger Jahren von Künstlern wie Pollok, Rauschenberg und Jasper Johns ausgingen und die Penck als einziger im Original kannte, haben die Gruppenarbeit beeinflußt.

Ihre Malarbeit haben die vier als "Aktion" verstanden. "Kollektive Kunst", sagte Penck in einem im Katalog abgedruckten Interview, sei "maximale Kommunikation". Man erkennt an den "Lücke-Bildern" die Absicht, Räume zu markieren, einzelne durch Grenzen voneinander abgeteilte Zonen, man erkennt Themen, wie Stadt, Natur, Zukunft, man entdeckt metaphorische Sprachspiele wie: "Signale - falsch gestellt", erkennt Bilder von Miroscher Heiterkeit, Übermalungen, Farbexplosionen, satirische Töne "Stalin war nur ein Spiel", Minderwertiges, Epigonales, Auslaufendes. Das letzte "Lücke"-Bild ist grau, eingebettet, die Zeit war vorbei, die Energien verbraucht.

Die Ausstellung kam durch die Arbeit des aus Dresden stammenden Frank Hänel zustande, der sich 1987 als Galerist in Frankfurt niederließ, nach und nach alle vier Künstler in seiner Galerie in Einzelausstellungen vorstellte und westliche Sammelstelle für die "Lücke"-Bilder war, nachdem er sie gefaltet "wie Bettücher" über die Grenze gebracht hatte. Der Katalog, der auf theoretische Exkurse verzichtet, druckt ein erhellendes Interview ab, das die ehemaligen "Lücke"-Künstler im Januar dieses Jahres im Städel führten. Die "Lücke-TPT" ist ein Stück DDR-Kulturgeschichte, das Spektrum der "Lücke"-Bilder von sehr unterschiedlicher Qualität. VERENA AUFFERMANN

(Städtische Galerie im Städel bis 27. September. Vom 1. November bis 3. Januar 1993 ist die Ausstellung in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu sehen. Der Katalog kostet 35 Mark.)

Vier Männer wurden nach Diebestour gefaßt

GRIESHEIM. Vier Männer wurden am Mittwoch festgenommen. Sie sollen Autos im Schwarzerlenweg aufgebrochen haben. Gegen 4.30 Uhr kontrollierten Beamte die Männer. Laut Polizei hatten sie ein Radio und andere Sachen dabei, die aus Diebstählen stammen sollen. Die Kripo wirft den vieren außerdem vor, kurz vor ihrer Festnahme vier Autos aufgebrochen und durchwühlt zu haben. dis

Freigetränke stärken die Arbeitslust Aber nicht jeder erhält sie

MAIN-TAUNUS-KREIS. "Das ist eine gute Frage." Alfred Witt ist für einen Moment richtig perplex. Denn daß ihn sein Arbeitgeber an heißen Tagen kostenlos mit Getränken versorgen könnte, hält er für eine gar nicht so schlechte Idee. Schließlich muß er momentan an die 30 Grad auf der nackten Haut ertragen, weil die Sonne erbarmungslos vom Himmel brennt. Da hilft ab und an nur ein ordentlicher Schluck aus der privaten Mineralwasser-Pulle, während "seine" Gäste lieber gleich den Weg unter die kühle Dusche nehmen. Denn der Bademeister im Krifteler Schwimmbad muß leider draußen bleiben.

"Nehmen Sie ein Thermometer mit an den Arbeitsplatz und messen Sie, wie heiß es ist. Und wenn die Temperatur über 26 Grad steigt, dann verlangen sie vom Boß Getränke." So ungefähr hatte Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert - frech und wissend lächelnd - die Nation am Bildschirm angewiesen, ihre Rechte einzufordern. Denn laut Arbeitsstättenverordnung stehe den Mitarbeitern an heißen Arbeitsplätzen erfrischendes Naß zu.

Zum Wasser- oder Teeglas greifen die 120 Angestellten der Sarotti GmbH in Hattersheim nicht erst, seit die ARD zum kollektiven Getränkekonsum aufrief, wie Betriebsrat Erwin Pionke sagt. "Das hat mein Vorgänger noch mit der Geschäftsleitung ausgehandelt, allerdings mündlich", berichtet der Wasserwart. Bei ihm können sich die Mitarbeiter täglich eine Flasche prickelnden Sprudel abholen. Das gilt seit letztem Jahr nicht nur für die Beschäftigten in der Schokoladenproduktion, sondern auch für Schreibtischarbeiter.

Umsonst ist auch der Zitronentee, der aus dem Automaten bezogen werden kann: Sarotti zahlt die Getränke. Als "Gegenleistung" kann das Mutterunternehmen Nestlé dafür höhere Absatzzahlen ausweisen. Denn die Durstlöscher werden von eigenen Tochterunternehmen hergestellt.

Nicht in den Genuß von Erfrischungswässerchen kommen die Mitarbeiter im Kreishaus. "Ich trinke auch nicht mehr als sonst", verrät Pressesprecher Walter Eigner. Ein "Hitze-Bonbon" bot die Behördenleitung den schwitzenden Angestellten aber doch: Sie durften am Montag und Dienstag eine Stunde vor Ende der Gleitzeit gehen. Nachgearbeitet wird an kühleren Tagen.

Die unterschiedlichen Regelungen in den Unternehmen sind laut Franz Schapfel vom Deutschen Gewerkschaftsbund in Frankfurt nicht ungesetzlich. Zwar spricht die Arbeitsstättenverordnung, die sich seit Kaiserzeiten für das körperliche und sittliche Wohl der Arbeiterschaft einsetzt, von einer grundsätzliche Fürsorgepflicht des Arbeitgebers. Eine explizite Getränkepflicht kenne sie jedoch nicht. Nur für die Bauindustrie sei das schriftlich fixiert. Es stehe den Betriebsräten jedoch frei, Vereinbarungen mit den Geschäftsleitungen zu treffen; schließlich sähen Manteltarifverträge in vielen Branchen Erschwerniszulagen für alle möglichen Fälle vor, so Schapfel.

Daß Arbeitgeber die Hitze als Erschwernis ansehen, zeigt das Beispiel Hertie. Das Kaufhaus im Main-Taunus-Zentrum drücke beide Augen zu, wenn jetzt im Verkaufsraum Wasser getrunken würde, meint Geschäftsführer Gerhard Schroff. Und weil die Klimaanlage sich bei den hohen Temperaturen schwertue, gibt's alkoholfreie Getränke umsonst - an langen Donnerstagen sowieso.

Heinz Schulz, Dirketor bei der Deutschen Bank, hat für die Mitarbeiter in den unklimatisierten Räumen der Eschborner Dependance die Verteilung kostenfreier Erfrischungen angeordnet. "Soviel man will" heißt die Devise für den kalten Tee mit Zitrone - "das mag ich selbst so gern", erklärt Schulz die Getränkewahl. "Außerdem habe ich mich vom Betriebsarzt beraten lassen."

Alfred Witt, der braungebrannte Bademeister aus Kriftel, ist hellhörig geworden und will mal beim Personalchef nachfragen - "auch wenn wir genug Wasser im Becken haben". Ob sich's daraus so einfach trinkt? "Wir haben doch eine lange Leine mit Eimer dran", weiß Witt Rat. Und meint: "Dumm sind wir ja grad nich." set

Pardon, bitte um Entschuldigung wegen HERMANN

mußte ran, weil ich etwas für den Hinweiskasten auf Seite 1 suche. Gruß Günther Scherf

Continental gewinnt allmählich an Höhe

HOUSTON (dpa/VWD/rtr). Ein Konkursgericht in Delaware hat ein vorläufiges Beteiligungsangebot über 350 Millionen Dollar für die in einem Vergleichsverfahren steckende US-Fluggesellschaft Continental gebilligt. Der Interessent ist der in Houston (Texas) sitzende Mischkonzern Maxxam, der sich mit 72 Prozent an Continental engagieren will.

Allerdings bleibt es anderen weiterhin unbenommen, konkurrierende Angebote für die fünftgrößte amerikanische Airline abzugeben. Continental beschäftigt 43 500 Leute, fliegt 194 Städte im In- und Ausland an und verfügt über eine Flotte von 431 Flugzeugen. Die Gesellschaft arbeitet bereits seit eineinhalb Jahren unter dem Schutz des Paragraphen elf des US-Konkursrechts.

US Air, designierter Partner von British Airways (siehe FR von gestern und vorgestern), erlitt im ersten Halbjahr einen Verlust 148 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 3,4 Milliarden. Damit ist der Fehlbetrag zwar geringer ausgefallen als in den ersten sechs Monaten von 1991 (226 Millionen), doch allein im zweiten Quartal waren die roten Zahlen (85 Millionen Dollar) deutlich höher als vor Jahresfrist.

85 Prozent der Beschäftigten durch Tarifverträge geschützt

rb FRANKFURT A. M., 23. Juli. Die Überlegungen der Bonner Koalition, bei Erkrankung von Arbeitnehmern Karenztagen einzuführen, dürften schon daran scheitern, daß für 85 Prozent aller Lohnabhängigen in Deutschland tarifvertragliche Regelungen dem entgegenstehen. Dies habe jetzt die Auswertung aller Tarifverträge ergeben, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Ursula Engelen-Kefer, der FR. Dieser Anteil liege höher als bisher angenommen, da viele Tarifverträge zu diesem Thema nur eine allgemeine Klausel "im übrigen gilt die gesetzliche Regelung" enthielten. Das Bundesarbeitsministerium habe bestätigt, teilt die DGB-Vize mit, daß damit nur die bisherige Gesetzeslage gemeint sein könne, in der Karenztage ausgeschlossen werden. Wolle man das Gesetz entsprechend ändern, werde dies durch die Generalklausel nicht mehr abgedeckt.

Engelen-Kefer lehnte im Zusammenhang mit der geplanten Pflegeversicherung auch Überlegungen ab, Feiertage zu streichen. Die Gewerkschaften würden nicht vom Grundsatz der paritätischen Finanzierung abweichen.

Kritik am Mietspiegel abgelehnt Institut Wohnen und Umwelt beharrt auf "Regressionsanalyse"

Der Frankfurter Mietspiegel ist "korrekt" und nach soliden wissenschaftlich-statistischen Kriterien ausgearbeitet worden. Das sagt das Darmstädter "Institut Wohnen und Umwelt" (IWU), das den Mietspiegel konstruiert und zu verantworten hat.

Die vom Land Hessen getragene Forschungseinrichtung wehrt sich damit gegen die Kritik der Frankfurter "Vereinigung der Haus-, Grund- und Wohnungseigentümer" vom 14. Juli. Die Vereinigung hatte, gestützt auf ein Gutachten des Dortmunder Professors Walter Krämer, behauptet, die IWU-Arbeit sei "für die seriöse Ermittlung ortsüblicher Vergleichsmieten nicht zu gebrauchen". Die Gerichte sollten, so forderte "Haus und Grund", bei ihren Urteilen in Mietprozessen nicht mehr die Mietspiegel-Vorgaben als Richtschnur nutzen.

Krämer, der an der Uni Dortmund Lehrstuhlinhaber für Wirtschafts- und Sozialstatistik ist, hatte kritisiert, die Konstruktion als statistisches Meßinstrument fuße auf einem "Sammelsurium von groben Daumenpeilungen und glatten, von den Daten völlig losgelösten Unterstellungen". Die Ergebnisse hingen "mehr vom Zufall und von der Willkür der Methodenauswahl ab als von dem abzubildenden Mietgefüge selbst". Krämer: "Genausogut hätte man den Frankfurter Mietspiegel auch erfinden können."

Die so angegangenen IWU-Experten erwidern, sie hätten sich bei der Erarbeitung des Mietspiegels streng an die Vorgaben des Miethöhegesetzes gehalten. Das vom IWU angewandte Verfahren zur Ermittlung der Vergleichsmieten - die Regressionsanalyse, die Krämer für diesen Zweck als "Unfug" wertete - sei "lange getestet" und bereits zuvor im Münchner Mietspiegel angewandt worden. Professor Gaede vom Institut für angewandte Mathematik und Statistik der Technischen Universität München habe das "wissenschaftlich begleitet" und vor einigen Monaten "bestätigt, daß die Regressionsmethode angemessen ist und bei der Mietspiegelerstellung sorgfältig und korrekt angewendet wurde".

Das IWU hält auch nichts von Krämers Vorschlag, zur herkömmlichen Tabellenmethode zurückzukehren. Gerade die sei ja nun "besonders unzuverlässig und stark fehlerhaft", führe zu Mietwerten, die "um 20 bis 50 Prozent" über der realen Vergleichsmiete lägen. peh

Im Blickpunkt: Kurden in Nordirak Ministerin ruft um Hilfe

Die Vereinten Nationen (UN) haben mit ihrem Wirtschaftsembargo gegen Saddam Hussein ausgerechet diejenigen am härtesten getroffen, die seit vielen Jahren schon Hauptopfer der terroristischen Innenpolitik des irakischen Präsidenten waren: die Kurden. Darüber informierte sich an Ort und Stelle zwei Wochen lang die niedersächsische Justizministerin Heidi Alm-Merk (SPD), Mitgründerin des internationalen Vereins für Menschenrechte in Kurdistan. Nach ihrer Rückkehr forderte die Justizministerin am Donnerstag in Hannover: Für Nordirak, wo etwa 3,5 Millionen Kurden einen autonomen Status erlangt haben, den seit vergangenem Jahr die UN durch Kontrollflüge schützen, dürfe das Embargo nicht weitergelten - "wenn das Überleben der Menschen noch gewollt ist".

Tief bewegt berichtete Alm-Merk, ehemaliges Vorstandsmitglied von amnesty international, über ihre Begegnungen in der Stadt Quladizha, die früher 50 000 Einwohner zählte. Irakisches Militär hat sie Haus für Haus zerstört. Die Überlebenden, soweit sie nicht in andere Gebiete Nordiraks zerstreut wurden, vegetieren in einem Trümmerfeld. Viele hundert Dörfer - nach Alm-Merks Angaben sind es mehr als 4000 - wurden ebenfalls dem Erdboden gleichgemacht, die Bewohner großenteils in unwegsame karge Gebiete deportiert.

In dem Dorf Qoshtape leben 8000 Frauen und kleine Kinder ohne Männer. Saddam Hussein, so erfuhr die Besucherin aus Hannover, hatte 1987 die Familien aus ihrer Heimat verschleppen lassen. Später wurden an einem einzigen Tage alle Männer und Jungen von neun Jahren aufwärts verhaftet; sie sind bis heute verschwunden. Da die Frauen in Qoshtape keinen Grund und Boden haben, könnten sie und die Kinder ohne Unterstützung nicht leben.

Für den Wiederaufbau fehlt es in Nordirak wegen des Embargos an allem Notwendigen. Industrie- und Infrastrukturanlagen sind einst zum großen Teil von deutschen Firmen geliefert worden. Soweit sie nach dem Terror Saddam Husseins gegen die Kurden überhaupt erhalten geblieben sind, werden für sie jetzt Ersatzteile benötigt, die wegen des anti-irakischen Embargos aber nicht ins Land gelangen. Saddam seinerseits, berichtete die Ministerin, boykottiere die kurdisch besiedelten Gebiete Iraks, die also unter einem doppelten Embargo litten. Seit vielen Monaten hätten kurdische Lehrer und medizinisches Personal kein Gehalt von der Regierung erhalten. Zudem behinderten auch türkische Behörden Hilfstransporte für die Kurden; und Waren, die trotzdem und oft mit großer Verzögerung nach Nordirak durchkämen, seien dann so teuer, daß die Kurden sie kaum bezahlen könnten.

Die Frauen in Qoshtape stammen aus dem Grenzgebiet zur Türkei. Einige versuchten zurückzukehren. Der Caritas-Verband bemühte sich, Rückkehrern beim Wiederaufbau zu helfen. Aber die allwöchentlichen Bombardements der türkischen Luftwaffe, die bis 50 Kilometer ins Landesinnere des Irak hineinreichen, machten aufkeimende Hoffnungen rasch wieder zunichte. Zu den Hauptforderungen, die Heidi Alm-Merk von ihrer Reise mitbrachte, gehört deshalb die nach sofortiger Einstellung der Bombardements, die nach Darstellungen aus Ankara den Zweck haben, Aktivisten der türkischen Kurden-Partei PKK zu verfolgen. In der Türkei selbst, merkte die Ministerin an, habe sich die Lage der Kurden nicht verbessert; insgesamt würden dort unter Ministerpräsident Suleyman Demirel die Menschenrechte jetzt noch weniger geachtet als unter Turgut Özal, heute Staatspräsident.

"Auf die Dauer", davon ist Alm-Merk überzeugt, "brauchen die Kurden ihren eigenen Staat." Vordringlich aber müsse ihre Autonomie in Nordirak geschützt werden. Und damit die Menschen dort überhaupt den nächsten Winter überleben, gelte es jetzt, die humanitäre Hilfe zu verstärken. In Qoshtape werde zum Beispiel Kleidung gebraucht. Keine der Frauen dort besitze noch Schuhe. Dafür will Alm-Merk jetzt Spenden auf das Konto des Vereins für Menschenrechte in Kurdistan sammeln (Volksbank Bonn, Konto-Nr. 20 12 46 90 15, BLZ 380 60 186).

Die Entwurzelung der Menschen führt nahezu zwangsläufig zu Demoralisierung, wie die niedersächsische Politikerin beobachtete. Um so höher bewertet sie die Anstrengungen des im Mai gewählten Kurden-Parlaments und der inzwischen gebildeten Regierung. Großen Respekt äußerte sie vor dem geistigen Fundus und der wissenschaftlichen Bildung der kurdischen Politiker - unter denen übrigens auch einige Frauen seien, was wegen der patriarchalischen Tradition dieses Volkes als wichtiger Fortschritt auffalle. Einige der Minister schworen auf den Koran, einige auf die Bibel, einige verzichteten auf einen religiösen Eid. Parlamentsprädident Namik Cevher hat übrigens die schwedische Staatsbürgerschaft. Mehrere Politiker sprechen Deutsch. Sie haben als Asylbewerber in der Bundesrepublik gelebt. ECKART SPOO (Hannover)

Trickdiebinnen räumten die Schmuckkassette aus

OFFENBACH. Leichtgläubigkeit und allzu großes Vertrauen zu Fremden wurden einer 79jährigen Offenbacherin zum Verhängnis, die Opfer von zwei Trickdiebinnen wurde. Die langfingrigen Frauen ließen Schmuck im Wert von rund 5 000 Mark verschwinden. Wie die Polizei gestern mitteilte, hatten am Montag morgen zwei Frauen zusammen mit der Rentnerin ihr Wohnhaus an der Goethestraße betreten. Das Angebot der Unbekannten, beim Tragen der Einkaufstasche zu helfen, nahm die gehbehinderte Frau gern an. Wenig später klingelte es an der Wohnungstür. Eine der Frauen bat um einen Zettel, um für den Hausmeister eine Nachricht aufzuschreiben. Die Rentnerin ließ die Unbekannte eintreten. Als wenig später ein Geräusch die 79jährige aufhorchen ließ, schaute die Frau im Flur nach. Wenig später bot sie der Rentnerin Stoff an und lenkte sie damit geschickt von weiteren Geräuschen ab. Nachdem ihr Gast die Wohnung verlassen hatte, bemerkte die Offenbacherin, daß aus ihrer Schmuckkassette im Nachttisch Schmuck im Wert von 5 000 Mark verschwunden war.

Die Bestohlene beschreibt die Frauen als etwa 30 Jahre alt und rund 1,55 Meter groß. Beide waren gepflegt und hatten dunkle, schulterlange Haare. Sie trugen schwarze Kleider mit weißen Punkten.

Hinweise nimmt die Offenbacher Kripo, Telefon 069 / 80 90 - 259, entgegen. hf

Plötzlich fragen alle nach der alten Villa Rechnungshof sieht wegen Umbauten für Eichel-Wohnung "keine Veranlassung, tätig zu werden"

WIESBADEN. Der Haushaltspolitiker der Grünen hat selbst mit dem Nachrechnen begonnen, der Regierungssprecher besichtigte das Objekt der Kritik sicherheitshalber noch einmal persönlich: Auch am Donnerstag hat ein Wiesbadener Haus weiter für Konfusion in der Landespolitik gesorgt. Denn plötzlich fragen alle nach der alten Villa.

Das vorläufige Fazit der öffentlichen Diskussion über die Um- und Ausbauten rund um die Dienstwohnung des hessischen Ministerpräsidenten im ersten Stock der Villa in der Wiesbadener Rosselstraße: Genaue Zahlen sind so kurzfristig nicht zu bekommen. FDP, SPD und Grüne halten sich zu dem Thema bedeckt; die CDU dagegen bohrt auch in Presseerklärungen weiter nach und bescheinigt der Regierung "Widersprüchliches". Hans Eichel (SPD), der unversehens in die Kritik geratene Ministerpräsident, erklärt seine Bereitschaft, alle Baumaßnahmen umgehend vom Rechnungshof überprüfen zu lassen - wie von der CDU gewünscht.

Doch der Rechnungshof-Präsident Udo Müller (CDU) hat dem Regierungschef, wie Regierungssprecher Erich Stather (SPD) auf Anfrage mitteilte, in einem Telefonat am Donnerstag nachmittag erklärt, er sehe "im Augenblick" gar keine "Veranlassung tätig zu werden".

Die Villa in der vornehmen Rosselstraße, die jetzt mitten in der Sommerferien plötzlich zum Thema geworden ist, war von der Landespolitik in den vergangenen Jahren fast vergessen worden. Georg August Zinn, der langjährige SPD-Ministerpräsident, hatte hier früher einmal gewohnt. Die SPD-Nachfolger Albert Osswald und Holger Börner hatten in dem Haus höchstens gelegentlich einmal übernachtet; Börner immerhin hatte einen Bierkeller mit separatem Eingang einbauen lassen.

Während der vier Jahre der CDU/ FDP-Regierung war der Repräsentationsteil im Erdgeschoß völlig unverändert geblieben, worauf der damalige Ministerpräsident Walter Wallmann (CDU) gelegentlich ganz bewußt hingewiesen hatte. Dafür hatte er seinen Skandal rund um die öffentlichen Gelder zur Pflege der Privatwohnung in Frankfurt ("Tulpenzwiebel-Affäre"). In der Rosselstraße nächtigten - vorübergehend - andere Landesminister; die Repräsentationsräume im Erdgeschoß wurden sporadisch von allen Ressorts genutzt.

Hans Eichel (SPD) entschloß sich nun, samt Familie die Villa wieder im ursprünglich vorgesehenen Sinn als Dienstwohnung zu nutzen. Entsprechend der Wiesbadener Mietwerttabelle gibt er die inzwischen hergerichtete Sechs-Zimmer-Wohnung auch ordentlich mit monatlich 3114,04 Mark "geldwertem Vorteil" bei der Steuer an. Der Staat spart damit zumindest die "Dienstwohnungszulage", die andere Landesminister (früher auch Wallmann) bekommen, wenn sie "privat" wohnen. Im Fall Eichel aber hat er auch kräftig in die Tasche langen müssen: Seit am Mittwoch bestätigt wurde, daß allein die Herrichtung der Sechs- Zimmer-Wohnung 450 000 Mark gekostet hat, fragen die Journalisten nach den Details der noch im Jahr der rot-grünen Regierungsübernahme (1991) augewickelten Baumaßnahmen. Und die Staatskanzlei muß passen: Erst im Haushaltsausschuß des Landtags werde man auf Detailfragen antworten können, meint Sprecher Stather.

Sicher ist er sich nach Recherchen in Finanzministerium und Staatskanzlei inzwischen aber, woher das Geld für diesen Umbau kam. Rund 250 000 Mark seien als "Haushaltsreste" aus einem Globaltitel noch verfügbar gewesen.

Weitere 215 000 Mark sind mit Genehmigung der Finanzministerin außerplanmäßig aus einem anderen Etattitel (Öffentlichkeitsarbeit) umgebucht worden. Ende April 1992 (wie es heißt, eine durchaus übliche Verzögerung) sei darüber dann ordnungsgemäß der Haushaltsausschuß des Landtags vom Finanzministerium informiert worden.

Eher unpräzise sind immer noch die Angaben über die Gesamtkosten der Umbauten in der "Rosselstraße" (Eichel- Wohnung, Sicherheitsmaßnahmen, Renovierung der Repräsentationsräume im Parterre), wie sie von der rot-grünen Koalition 1991/92 vorgesehen sind. Auf 1,6 Millionen Mark kam (wie berichtet) die CDU, von 1,2 Millionen redete der Regierungssprecher. 1,536 Millionen Mark Kosten schätzte nach Blick in den Landesetat am Donnerstag der Grünen- Haushaltspolitiker Reinhold Weist.

Und der zumindest rang sich dann auch zu einer vorsichtigen Kritik durch: Eine "offene Veranschlagung im Haushalt", fand er im nachhinein, wäre "allemal besser" gewesen als die jetzt vorgenommene Abbuchung als "außerplanmäßige Ausgaben". RICHARD MENG

HEUTE LESEN SIE

USA BMW bootet Gewerkschaft aus Seite 2

Leitartikel Lateinamerikas Dauerkrise Seite 3

Neonazis in Biebelsheim Ermittlungen eingestellt Seite 4

Feuilleton "Lücke"-Bilder aus Dresden Seite 8

Wirtschaft DIHT liest die Leviten Seite 9

Dokumentation Die Rivalen Türkei und Iran Seite 16

Sport Start der Fußball-Oberliga Seite 17

Frankfurt Endspurt für Umwelttag Seite 21

Kulturspiegel Kulturmanagement für Frauen Seite 26

Hessen Streit um Dienstvilla Seite 27

Hessen Vulkanausbrüche in Marburg Seite 29

Aus aller Welt Suche nach neuem Aids-Virus Seite 20

Börse Seite 12

Freie Aussprache Seite 12

Fernsehen und Funk Seite 18

Filmspiegel Seite 19

Roman Seite 26

SPD: Drogenkonzept der CDU "hilflos"

Als "widersprüchlich und hilflos" hat der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Heinz Lietz, am Donnerstag das drogenpolitische Konzept der christdemokratischen OB-Kandidatin, Petra Roth, bezeichnet. Die pauschale Forderung nach ausreichenden Hilfsmaßen und Therapieplätzen für alle sei "illusorisch". Gerade bei der Schaffung von Hilfsangeboten habe der ehemalige CDU- Magistrat und damit auch Petra Roth "durch Untätigkeit geglänzt". 1989 habe die rot-grüne Mehrheit im Römer "lediglich einige Streetworker und eine Bauruine in der Moselstraße" vorgefunden. Rot- grün habe den Etat für die Drogenhilfe von drei auf zehn Millionen angehoben und damit mehr als verdreifacht.

Die Jungsozialisten kritisierten am Donnerstag nicht nur die OB-Kandidatin, sondern auch den eigenen Magistrat. "Kehrt zurück zu Eurer liberalen Haltung", heißt es in ihrer Erklärung. "Hört auf mit diesem sinnlosen und inhumanen Herumdoktern an Symptomen." Alle Versuche, die Szene zu zerschlagen, seien zum Scheitern verurteilt.

Petra Roth werfen die Jusos "Inkompetenz" vor, die kaum noch zu übertreffen sei. Einerseits sei sie von den Folgen der Räumungsaktionen betroffen, andererseits beharre sie auf der Auflösung der Szene.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Gudrun Schaich-Walch will in Absprache mit den von der SPD geführten Ländern eine neue Initiative starten, um das Betäubungsmittelrecht zu ändern. Ein Antrag der SPD-Fraktion im Bundestag, in dem die Entkriminalisierung der Abhängigen, die Ausweitung der Methadonvergabe und Modellprojekte für die kontrollierte Heroinvergabe gefordert wurden, war kürzlich gescheitert. ft

Übereifer

Kohl darf sich rühmen, einen übereifrigen Parteifreund zurückgepfiffen zu haben. Dem CDU-Vorsitzenden wird es nicht schwer gefallen sein, die theoretischen Kriegsspiele des stellvertretenden Unionsfraktionschefs Gerster nachdrücklich zurückzuweisen: Schließlich kommt es im Ausland - und nicht nur da - gut an, wenn der Kanzler des vereinten Deutschland die eigenen Mannen zur Zurückhaltung ermahnt, die ein militärisches Eingreifen zur Lösung von Konflikten in anderen Ländern empfehlen. Solcherlei Kriegstreiberei zu unterbinden, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Auffällig zurückhaltend verhielt sich Kohl, als er die Aussage von Entwicklungshilfeminister Spranger kommentieren sollte, weltweite Kampfeinsätze der Bundeswehr seien ohne Verfassungsänderung möglich. Das ist offenbar keineswegs gesicherte Erkenntnis in der Union. Selbst der forsche Gerster mochte einem Verfassungsbruch nicht das Wort reden. Kohl kann der SPD dankbar sein, daß sie die Klage anstrebt. Offensichtlich erhofft er sich von Karlsruhe eine Klärung, die über den Adria-Einsatz hinausgeht.

Bedauerlich ist, daß die Diskussion um ein militärisches Eingreifen im ehemaligen Jugoslawien andere wichtige Aspekte überlagert. In diesem Land fehlt es an allem, nur an Waffen nicht. Darauf lediglich hinzuweisen, wie Kohl es getan hat, genügt nicht. Ebensowenig reicht es aus, weinerlich die Zurückhaltung der EG bei der Aufnahme von Flüchtlingen zu beklagen. Gefragt sind Initiative und großzügige Hilfe. Vorstöße der Bundesregierung dieser Art wären beispielhaft. rei (Bonn)

Immobilien: Stetig hohe Preise Börse an der IHK legt Bericht über das zweite Quartal vor

Ein gleichbleibend hohes Umsatzniveau und eine gewisse Beruhigung bei den Preisen meldet die Frankfurter Immobilienbörse der Industrie- und Handelskammer zum Ende des zweiten Quartals. Abzuwarten bleibe indessen noch, wie sich der Markt bei den Eigentumswohnungen nach der Erleichterung für die Umwandlungen von Altbauten entwickele. Freistehende Einfamilienhäuser waren in der ersten Jahreshälfte zu Preisen zwischen 700 000 Mark und einer Million zu haben. Dabei, so die IHK, konnte das Angebot die Nachfrage nicht befriedigen.

Auch im oberen Preisbereich ist das Käuferinteresse größer geworden. Reihenhäuser und Doppelhaushälften, bei schwächerem Angebot gut gefragt, kosten je nach Lage und Ausstattung zwischen 450 000 und 800 000 Mark.

Leicht verstärkt war auch die Nachfrage nach Eigentumswohnungen. Im Erstbezug wurden sie für 4800 und 8000 Mark je Qudaratmeter angeboten. Die Preise für ältere Wohnungen liegen zwischen 3500 und 7500 Mark. Am Stadtrand und im Vordertaunus werden für neue Eigentumswohnungen 4000 bis 7000 Mark gemeldet, für ältere werden zwischen 3500 und 6000 Mark für den Qudratmeter verlangt. Für das übrige Umland gibt die Immobilienbörse 3500 bis 5500 im Erstbezug und 2800 bis 4500 bei älteren Wohnungen an. Verhältnismäßig niedrige Offerten werden bei vermieteten Wohnungen und bei großen Objekten verzeichnet.

"Der Markt für Mietwohnungen erwies sich wie schon seit Jahren schon als nicht ausgewogen", berichtet die Handelskammer. Neubauten seien kaum zu verzeichnen, die Nachfrage wachse weiter, die Preise zögen leicht an. Gut ausgestattete Wohnungen mit Wohnflächen von 80 bis 100 Qudratmeter kosten in den bevorzugten Lagen in Frankfurt und im vorderen Taunus zwischen 15 und 25 Mark für den Qudratmeter im Monat.

In Spitzenlagen wird draufgelegt. In durchschnittlichen Wohnarealen zahlen die Mieter in Frankfurt zwischen 13 und 25 Mark, im Umland werden für Mietwohnungen zehn bis 18 Mark verlangt.

Weiter zugenommen hat die Nachfrage nach unbebauten Grundstücken für freistehende Einfamilienhäuser. Im Frankfurter Raum kostet der Quadratmeter Bauland für diese Objekte zwischen 600 bis 1500 Mark. Gesucht sind auch Renditeobjekte. Richtzahl der IHK für den Preis: die 13- bis 18fache Jahresmiete. cg

NATO: North Atlantic Treaty Organization = Nordatlantisches Verteidigungsbündnis

UN: United Nations = Vereinte Nationen

KSZE: Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa

WEU: Westeuropäische Union

GUS: Gemeinschaft Unabhängiger Staaten

Blauhelme: UN-Soldaten, die nur un- ter Einwilligung aller Konfliktpar- teien zum Einsatz kommen dürfen

Out of Area: Militäraktionen außerhalb der Bündnisgrenzen

SNF: Sea launched nuclear forces = Seegestützte Atomwaffen

Lotsendienst

Als Nicht-Brillenträger kann man es einfach nicht verstehen: Dieses ungute Gefühl, das all jene bedauernswerten Zeitgenossen befallen kann, die ohne ihre Brille fast so blind wie Maulwürfe sind. Schon unter der Schwimm- baddusche war sie mir aufgefallen, wie sie, hilflos tastend, nach ihrem Shampoo suchte. Den Eingang zur Schwimmhalle fand die Frau nur unter sachkundiger Anleitung anderer: "Jetzt etwas nach rechts, wieder ein Stück nach links . . ." Schon in meinen Kindertagen hatte ich immer jene Alters- genossen bedauert, die beim Blindekuh- Spiel den Topfdeckel nicht fanden.

In der Schwimmhalle geht das so weiter. Die brillenlose Halbblinde scheint sich mit fast jedem in diesem riesigen Bad verabredet zu haben. "Hallo, da bist du ja . . . ach, Sie sind es nicht? Tut mir wirklich leid." Schließlich erscheint der Richtige und befreit die Arme aus ihren Nöten. An seiner Hand schreitet sie jetzt ganz forsch über den glitschigen Boden.

Ein bloßer Zufallstreffer, wie ich beim anschließenden Sonnenbad im Freien von einem Bekannten erfuhr. Er hatte zuvor den brillenlosen Herrn, welcher der Frau half, zur Männerdusche lotsen müssen. Ihre Bastienne

Kume

Platanen werden gestutzt Das Garten- und Friedhofsamt muß fünf Platanen an der Alten Oper zurückschneiden. Dieser Eingriff ist nötig, da die Baumkronen von einem aggressiven Pilz befallen sind und ausbrechen können. Die Bäume stehen an der Ecke Reuterweg in Höhe der Bockenheimer Anlage.Spende für MS-Kranke Die Heath DMP (Financial Consulting) Ltd. in Luxemburg hat ein Kundenseminar in Frankfurt zum Anlaß genommen, um die Betreuung von Multiple Sklerose-Kranken in Hessen zu unterstützen: Das Unternehmen hat die Seminargebühren in Höhe von 840 Mark als Spende zur Verfügung gestellt. Gedenken an Otto Hahn Zum Gedenken an Professor Otto Hahn, Ehrenbürger der Stadt Frankfurt, läßt der Magistrat am 28. Juli, dem Todestag (1968), an der Gedenkstätte in der Ziegelgasse einen Kranz niederlegen. An dieser Stelle (ehemals Bockgasse 17) wurde der spätere Nobelpreisträger 1879 geboren. Märchen aus Afrika Märchen aus Afrika werden Kindern ab acht Jahren in der Ausstellung "Gold aus Mali", die das Museum für Völkerkunde (Schaumainkai 29) zeigt, am Mittwoch, 29 Juli, erzählt. Beginn ist um 11 Uhr und 15 Uhr. Kinder, die teilnehmen möchten, melden sich unter der Telefonnummer 212 - 3 59 13 an. Die Eiszeit ist gekommen Liesel Christ im "Frehlichen" mit einem brandheißen und aktuellen Thema. Nein, nicht die spanische Olé-Olympiade. Vielmehr: der Sommer. Am Beispiel wohlgereimter Verse erläutert sie, daß Sommer sein muß, da viele Blumen blühen und Kinder in städtischen Brunnen plantschen wollen. Zudem müssen Eisberge aller Geschmacksrichtungen verzehrt werden. Marktschreier spenden ein Fahrrad Zum vierten Mal waren Ende Juni an der Konstabler-Wache Spezial- und Sonderverkäufer der "Gilde der Marktschreier" aktiv. Anläßlich ihrer Siegerehrung am 25. Juni haben sie ein Herrenfahrrad mit fünf Gängen gespendet, das einer städtischen Einrichtung zugute kommen soll. Stadträtin Lilli Pölt, die das Fahrrad entgegengenommen hat, wird dieses am Donnerstag, 30. Juli, der Leitung des Kinder- und Jugendheims in der Ebersheimstraße 5 überreichen. Techniker-Lehrgänge der DAG Beim Berufsbildungswerk DAG-Technikum beginnen nach den Sommerferien bundesweit neue berufsbegleitende Aufstiegslehrgänge zum staatlich geprüften Techniker in den Fachrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik/Elektronik, Hoch-, Tief- und Metallbau sowie Lüftung/Klima und Holztechnik. Informationen auch zur Förderung dieser Fortbildung verschickt kostenlos die Informationszentrale des DAG-Technikums in 6457 Maintal 2, Gutenbergstraße 5, Telefon: 0 61 09 / 6 20 28 unter dem Stichwort "Techniker".

Vor "Eskalation der Ansprüche" gewarnt Führende Wirtschaftswissenschaftler: Niedrigerer Lohn für Ostdeutsche zumutbar Von unserem Korrespondenten Peter Ziller

BONN, 23. Juli. Die Bundesrepublik läuft nach Ansicht führender Ökonomen Gefahr, "ihre gesamtwirtschaftlichen Möglichkeiten zu überfordern". In einem Gutachten für Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) fordern sie einen strikten Sparkurs, der Steuererhöhungen möglichst überflüssig macht. Den Bürgern in Ostdeutschland sei die Einsicht zuzumuten, daß es räumliche Lohnunterschiede geben müsse.

In seinem am Donnerstag veröffentlichten Gutachten beklagt der Wissenschaftliche Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium das rasche Anwachsen der öffentlichen Schulden und einen damit einhergehenden Vertrauensverlust in die "Solidität der Staatsfinanzen". Nach Ansicht der 29 Professoren droht eine "Eskalation der Ansprüche".

Bund, Länder und Gemeinden müßten konsequenter als bisher fragen, welche Ausgaben erste Priorität haben, so der Vorsitzende des Beirats, Professor Norbert Kloten. Das Vorhaben, die Pflegeversicherung über ein auch die Unternehmen belastendes Umlageverfahren zu finanzieren, nennen die Gutachter besorgniserregend.

"Ohne ein zur Lage passendes Handeln" könnten die Dämme brechen, stellen die Professoren fest. Sie warnen vor einer Entwicklung wie vor der Weltwirtschaftskrise 1929/30. Auch zwischen 1924 und 1929 seien der öffentliche und private Konsum relativ rasch gewachsen, die Investitionen aber zurückgeblieben. Die folgende Krise hätte einen anderen Verlauf genommen, wenn zuvor eine andere Weichenstellung gelungen wäre, heißt es in dem Gutachten.

Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) bekräftigte, daß die Koalition an der beschlossenen Pflegeversicherung festhalte. Wie die Reform im Gesundheitswesen müsse die Aufgabe ohne Griff in die Staatskasse bewältigt werden. Auch dürfe die Kostenbelastung für die Wirtschaft nicht weiter steigen. Über einen Ausgleich werde nach der Sommerpause mit den Tarifparteien gesprochen. Mit Blick auf den Widerstand gegen eine Pflege-Finanzierung durch eine eingeschränkte Lohnfortzahlung im Krankheitsfall erklärte der Kanzler: "Wer sagt, er will das nicht, muß auch sagen, ob er überhaupt eine Pflegeversicherung will und wie das Problem zu lösen ist."

Investitionen im Osten hätten bis zum Ende dieser Legislaturperiode Priorität. Steuererhöhungen seien hierfür nicht nötig. Kohl gestand zu, daß der Aufbau in den neuen Ländern länger dauern und teurer werde als zunächst erwartet.

Nachdem Kohl sich gegen Steuererhöhungen ausgesprochen hatte, fügte er hinzu, "eine andere Frage" sei die Finanzierung des Straßenbaus. Darüber gebe es aber noch keine abschließende Meinung. Er lege großen Wert darauf, daß die Bahnreform und die zu ihrer Finanzierung geplante Autobahngebühr in einer "europagerechten" Weise gelöst würden.

(Weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)

Kommentar

Als Skandal-Stück, wie es die CDU gerne hätte, taugt die Geschichte um die neuesten Umbauten in der Ministerpräsidenten-Villa nicht. Da hat sich niemand bereichert, und einen Verstoß gegen Rechtsvorschriften hat auch noch niemand behauptet.

Etwas anderes ist die Frage, ob hier sensibel genug mit einem immer heiklen Projekt umgegangen wurde. 1,2 bis 1,6 Millionen Mark (daß das so unklar ist, stimmt nachdenklich) gleich im ersten Regierungsjahr für die Villa auszugeben, paßt so ganz und gar nicht zu den ständigen Sparappellen dieser rot-grünen Regierung. Und außerdem: Über jeden Klecker-Zuschuß irgendwo im Land werden Presseerklärungen verfaßt und Lobreden gehalten. Im Fall der Villa aber müssen die Journalisten jetzt mühsam immer neue Zahlen erfragen.

Es wäre richtiger gewesen, der Öffentlichkeit dann auch die gesamte Baumaßnahme in eigener Sache sauber zu präsentieren, auf Punkt und Sensibel genug? Komma begründet. Das Verstecken solcher Summen, wenn man sie denn für angemessen hält, nährt erst recht den fatalen und ungerechten Generalverdacht, den Politiker gerade in diesen Tagen so fürchten.

Politisches Fingerspitzengefühl zeigt sich im Umgang mit der Dienstvilla nicht gerade. me

Wespenschwarm griff Schüler und Lehrer an

WIESBADEN. Wilde Wespen fielen gestern über eine Schulklasse aus dem rheinland-pfälzischen Budenheim her, die den vorletzten Schultag vor den Sommerferien zu einem Ausflug nach Wiesbaden genutzt hatte. Die Teenies und zwei Lehrer wurden auf dem Spielplatz am Tränkweg/Ecke Freseniusstraße am Vormittag von dem Schwarm regelrecht angegriffen, berichtet die Polizei.

Mehrere Zwölf- bis 14jährige bekamen Stiche ab und wurden vom Notarzt vor Ort versorgt; acht weitere Schüler und ein Lehrer mußten in Krankenhäuser nach Wiesbaden und Mainz gebracht werden.

Da die Feuerwehr, die nach dem "Überfall" alarmiert worden war, keinen Wespenschwarm mehr sichtete, wird vermutet, daß die Flieger ein Erdnest auf dem Spielplatz haben. acw

Berlin läßt Rasierer-Ehe über Klinge springen Kartellamt untersagt Fusion von Gillette und Wilkinson / Fast monopolistische Marktstellung

czyk BERLIN. Das Bundeskartellamt hat der englischen Tochtergesellschaft der US-Firma Gillette, des Weltmarktführers bei Naßrasierern (Anteil: 53 Prozent), den Erwerb eines knapp 23prozentigen Kapitalanteils an der holländischen Eemland Holding in Amsterdam untersagt. Eemland ist Alleingesellschafter der Wilkinson Sword Europe, des einzigen namhaften Wettbewerbers des amerikanischen Rasier-Riesen.

Beide Firmen zusammen erreichen in Deutschland gemessen an den Umsätzen einen Marktanteil von rund 96 Prozent. Bedenken gegen den Zusammenschluß der Unternehmen hegen auch die amerikanischen sowie die britischen und französischen Wettbewerbshüter. Zudem ist die EG-Kommission mit dem Fall befaßt.

"Wir wollen, daß es Wilkinson wieder gibt", stellt Silvio Malitius, Leiter der zuständigen Beschlußabteilung beim Bundeskartellamt, klar. Denn nach Auffassung der Berliner Behörde hat sich Gillette durch den Erwerb von rund 23 Prozent an Eemland einen Einfluß gesichert, der einem Monopol nahekommt. Wörtlich heißt es: "Eine fast monopolistische Marktstellung." Dies sei durch zahlreiche Nebenabsprachen wie Vorkaufsrechte, Gebietsabgrenzungs- und Exklusivlieferungsverträge, der Steuerung von Produktions- und Absatzmengen sowie über Finanzausstattung und Verschuldungsstrukturen geschehen, erläutert Heinz Löffler, Branchenspezialist der Berliner.

Einen Riesen-Schnitt wollten die Bostoner Gillette-Leute zunächst durch einen Direktkauf der Wilkinson-Anteile vom schwedischen Stora-Konzern machen. Nach offenkundigen Bedenken von insgesamt 18 Kartellbehörden, bei denen der Rasiererhersteller angefragt hatte, sei die niederländische Holding dazwischengeschaltet worden, haben die Berliner Kartellwächter herausgefunden. Dann habe sich Gillette wegen der europäischen Fusionskontrolle schließlich mit dem besagten Anteil begnügt, meint Löffler. Die Rechnung der Amerikaner ist - zumindest in Europa - nicht aufgegangen: Aufgrund der Novellierung des Kartellgesetzes im Jahr 1990 könne das Kartellamt jedoch auch bei Beteiligungen unterhalb von 25 Prozent eingreifen, berichtet der Experte. Zumal nach Einschätzungen der Berliner die "Nebenabsprachen" dem Branchenführer einen wesentlichen Einfluß gesichert haben. So sei der Verkauf von Eemland-Anteilen an andere Investoren letztlich nur mit Billigung von Gillette möglich gewesen. Zudem sei Wilkinson der Vertrieb in anderen Ländern außerhalb der EG und den USA, etwa den angestammten Märkten in Osteuropa und in der Türkei, untersagt gewesen. Und schließlich mußten sich die Wilkinson-Rasierer sogar noch Produktionskürzungen gefallen lassen, berichtet Löffler. Gleichzeitig habe die Verschuldungsstruktur von Wilkinson Sword, die von vier Managern im Zuge eines Buy-outs betrieben wurde, dazu geführt, daß die Gewinne überwiegend an Gillette geflossen seien.

In Europa setzte Wilkinson zuletzt rund 270 Millionen Mark um. Gillette kommt in der alten Welt auf rund 900 Millionen Mark. Der Gillette-Marktanteil (ohne Wilkinson) in Europa beläuft sich auf rund 69 Prozent. Weltweit setzt der US-Branchenprimus 4,3 Milliarden Dollar um.

Mit der Dunkelheit kommt die Angst Schon 200 Hinweise auf den Sexualtäter / Mit der Sonderkommission unterwegs Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. Mittwoch, 22. Juli, kurz vor 21 Uhr am Rathaus: Ein milder Sommerabend, das Thermometer zeigt 23 Grad, junge Leute sitzen klönend in Straßencafés, amerikanische Touristen pilgern durch die Ellenbogengasse, drei Frauen postieren vor der Marktkirche für ein Foto, ein freilaufender Schäferhund wird von seinem Frauchen zurückgepfiffen. Friedliche Feierabend-Atmosphäre, die noch nicht ahnen läßt, wie sehr schon kurze Zeit später mit zunehmender Dunkelheit auch Nervosität und Bange wachsen werden. Die Furcht geht um in der Innenstadt, vor allem im Westend und im Rheingauviertel, weil dort ein Sexualtäter seit Februar dieses Jahres acht Frauen überfallen, teils vergewaltigt und beraubt hat - immer nachts zwischen 22 und 3 Uhr.

Kurz vor 23 Uhr an der Ringkirche: Langsam leeren sich die Straßen, nur Falscher festgenommen noch einzelne Grüppchen sind unterwegs, Kneipenbummler, Pärchen, Frauen, zu zweit und zu dritt. Auf den Bürgersteigen und Plätzen kehrt allmählich Ruhe ein. Scheinbar zumindest. Unbemerkt von den meisten Passanten sind jetzt die Beamten eines Sonderkommandos der Wiesbadener Polizei auf Achse - die meisten von ihnen "verdeckt" und in Zivil. Sie halten Ausschau nach dem etwa 30 Jahre alten Mann, der Wiesbadens Frauen seit fünf Monaten in Angst und Schrecken versetzt, und dessen Phantombild in Bussen und Bahnhöfen, an Gebäuden und in Geschäften hängt: "Gefährlicher Sexualtäter gesucht."

200 Hinweise aus der Bevölkerung gingen bislang bei der Polizei ein und führten zum Teil zu grotesken Situationen. "Ein Mann, der dem Gesuchten verblüffend ähnlich sieht", erzählt Alfred Kayser von der Kripo, "wurde aufgrund von Tips der Bürger gleich fünfmal festgenommen und überprüft." Der Ärmste, der mit der Vergewaltigungsserie nichts zu tun hat, nahm die Folgen dieser Verwechslung gelassen hin und erhielt inzwischen einen polizeilichen "Persilschein", "damit er bei der weiteren Fahndung nicht noch einmal belästigt wird".

23.05 Uhr, Seerobenstraße: Ein Mann mit langem Nackenhaar und Oberlippenbart joggt über den Bürgersteig. Ein kurzer Blick aus dem Autofenster genügt. "Isser nicht", sagt Alfred Kayser und schiebt die Erklärung hinterher: "Viel zu adrett." Die Opfer hatten ihren rabiaten Peiniger übereinstimmend als extrem ungepflegt beschrieben, mit üblem Körpergeruch nach Schweiß und Knoblauch und in schmutzstarrender Kleidung.

23.15 Uhr, Yorckstraße: Alfred Kayser und sein Kollege haben das Auto verlassen und gehen zu Fuß über den schmalen Pfad zwischen parkenden Autos, Büschen und Bäumen. Die Straße ist menschenleer, nur noch wenige Fenster der alten Mietshäuser sind beleuchtet. "Ideale Voraussetzungen für den Täter", sagt der Kriminaloberrat. In der Yorckstraße hatte er gleich zweimal seinen Opfern aufgelauert. Er muß ihnen unauffällig bis zur Haustür gefolgt sein, um sie dann im Würgegriff in den Flur zu schieben. Beide Versuche, die Frauen zu vergewaltigen, scheiterten an deren heftiger Gegenwehr.

23.25 Uhr, Aßmannshäuser Straße: Eine Frau parkt ihr Auto am Fahrbahnrand und geht eiligen Schritts etwa hundert Meter den dunklen Bürgersteig zu ihrem Wohnhaus. Sie ist allein - und fühlt sich ganz offenbar nicht wohl in ihrer Haut. Ein Zivilfahrzeug der Polizei folgt ihr im Schrittempo. Sie blickt sich nicht um, sieht nicht nach rechts oder links, verschwindet in einer nur mäßig beleuchteten Hofeinfahrt.

"In der Aßmannshäuser Straße", sagt Alfred Kayser, "hat der Täter besonders brutal zugeschlagen." Sein bislang letzter Überfall in der Nacht zum 18. Juni: Er war einer 48jährigen Frau unfällig ins Haus gefolgt, hatte sie in die Wohnung gedrängt, vergewaltigt, dann geknebelt und in einen Bettkasten gestoßen, den er mit einem großen Sessel beschwerte. Die Frau konnte sich mit letzter Kraft aus dieser lebensbedrohlichen Lage befreien.

23.30 Uhr, Bismarckring: Alfred Kayser prüft, ob die Haustüren geschlossen sind: "Damit er sich nicht im Flur verbergen und dort den Heimkehrerinnen auflauern kann." Eine Tür ist offen, führt in zwei dunkle Hinterhöfe. "Hier", gesteht der Mann von der Kripo, "wäre es selbst mir mulmig." Autos, Gerümpel, Müllcon- Beamte gut getarnt tainer und Kanister sind schemenhaft zu erkennen, eine Funzel spendet nur spärliches Licht.

23.45 Uhr, Elsässer Platz: Zwei Zivilbeamte im Auto machen kurzen Zwischenstopp: "Nicht viel los heute", sagt der eine. Ein Mann geht vorbei, die Hundeleine in der Hand, sein Vierbeiner schnüffelt am Straßenbaum. "Keiner von uns", raunt der Soko-Mann dem Kollegen zu. Denn nicht jeder, der jetzt abends in der Innenstadt mit seinem Hund gesehen wird, geht nur Gassi. Und nicht jeder Radfahrer, der nächtens in die Pedale tritt, radelt nach Hause. Nicht jedes Pärchen, das durch die Nacht schlendert, ist ein Liebespaar. Die Tarnung ist perfekt. "Wir haben nur ein Ziel im Auge", sagt Alfred Kayser: "Wir wollen den Täter kriegen." Er soll keine Chance mehr haben, "nochmal zuzuschlagen".

Beim ersten Klingeln war die neue Telefonzelle noch verschnürt Gelbe Häuschen sollen Zug um Zug aus den Orten verschwinden - die neue Farbe ist Grau-Pink / "Nicht behindertengerecht"

KRONBERG. Gelb ist out, Grau-Pink ist in. Am Berliner Platz in Kronberg gegenüber der Stadthalle wurde jetzt die erste Telefonzelle im Hochtaunuskreis im neuen Telekom-Design ihrer Bestimmung übergeben. "Ich glaubte, daß ich es der Stadt schuldig sei", meinte der Leiter des Fernmeldeamtes Eschborn, Franz- Josef Henkel, zu Bürgermeister Wilhelm Kreß und wies auf die gemeinsamen Gestaltungselemente der neuen Telefonzelle mit dem gläsernen "Tortenstück" der Stadthalle und der nagelneuen Überdachung des Tiefgaragenabganges hin.

Die neue Zelle hat eine Besonderheit: Man kann sich in ihr anrufen lassen. "Sie steht im schulischen Bereich", so Henkel. Wenn Kinder Probleme haben und länger als acht Minuten telefonieren wollen, können sie sich zurückrufen lassen.

Es funktioniert: Noch bevor der Telekomchef die passend zum neuen Design riesengroße grau-pink Plastikschleife, mit der das Häuschen symbolisch verschnürt war, aufgeschnitten hatte, klingelte drinnen das Telefon. Wer am anderen Ende der Leitung war, blieb unklar: Henkel ließ es läuten und ging nicht dran.

Das Telefon ist ein normaler Münzapparat. "Kinder haben meist 30 Pfennig in der Tasche", wies der Ingenieur noch einmal auf die Schulkinder.

Ein kombiniertes Karten-Münz-Telefon gibt es noch nicht. Kartentelefone wurden vor allem entwickelt, um den Münzkassettenknackern in den Telefonzellen das Handwerk zu vermiesen. Die Telekom bemüht sich, überall Münz- und Kartentelefone nebeneinander anzubieten.

Die neue Zelle gilt mit ihrer 85 Zentimeter breiten Tür, dem tiefergehängten Telefon und der abgesenkten Türschwelle als behindertenfreundlich. "Sie ist aber nicht behindertengerecht", empörte sich Kronbergs Behindertenbeauftragte Christa Jaenich, "dabei ist im Magistrat die Aufstellung eines sechseckigen Behindertentelefons beschlossen worden." Die Häuschen aber gibt es nach Henkels Worten nicht mehr.

Telefonhauben mit niedrig hängenden Telefonapparaten, die Behinderte problemlos vom Rollstuhl aus erreichen können, gibt es am anderen Ende des Berliner Platzes neben dem Kiosk. Dazu Christa Jaenich: "Wenn man mit dem Rollstuhl über das holprige Kopfsteinpflaster des Berliner Platzes bis dorthin fahren muß, hat man eine Gehirnerschütterung."

Mit dem neuen Telefon ist die Überprüfung aller Standorte von öffentlichen Telefonen in Kronberg abgeschlossen. "Wir nehmen uns eine Stadt nach der anderen vor", erläuterte Henkel. Als nächstes kommen Königstein und Bad Homburg an die Reihe. Nach und nach sollen überall die gelben Zellen durch die grau-pink Modelle ersetzt werden.

Bereits demnächst wird die Telefonhaube am Kronberger Bahnhof gegen das aktuelle Modell ausgetauscht. AW

Georg-Pingler-Ehrenplakette für die KVB-Klinik Magistrat würdigte damit Bedeutung des Krankenhauses KVB als wichtigen Wirtschaftsfaktor

KÖNIGSTEIN. Anläßlich der Eröffnung des neuen Therapiezentrums hat Königsteins Bürgermeister Bertram Huke jetzt der KVB-Klinik in der Sodener Straße die neue "Dr. Georg-Pingler-Ehrenplakette" überreicht. Das Stadtparlament hatte in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause die Auszeichnung neu geschaffen.

Die Plakette soll "nach Bedarf" Personen, Institutionen oder Einzeleinrichtungen verliehen werden, "die sich um Kur und Tourismus in Königstein besonders verdient gemacht und zum guten Ruf beziehungsweise Fortbestand dieser Tradition beigetragen haben". Die Medaille wurde nun erstmals im 100. Todesjahr von Georg Pingler - er gilt als der Initiator der Königsteiner Kur - vergeben.

Zur Verleihung an die Klinik für Herz- und Gefäßkrankheiten der Krankenversorgung der Bundesbahnbeamten (KVB) heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Königsteiner Rathaus: "In den zwei letzten Jahren hat die KVB-Klinik Beachtliches auf die Beine gestellt und 16 Millionen Mark investiert." Dabei handele es sich nicht nur um eine Investition in das Sanatorium, die die Betreuung der Patientinnen und Patienten verbessere und Arbeitsplätze in Königstein sichere, sondern auch um eine Investition in die Stadt selbst.

Mit mehr als 60 000 Übernachtungen im Jahr sei die KVB-Klinik ein "wichtiger Wirtschaftsfaktor". Sie beherberge fast ein Viertel aller Gäste in der Kurstadt. Die Kommune und das heimische Gewerbe profitierten davon "in hohem Maße".

Der Magistrat habe daher einstimmig für die Auszeichnung der KVB votiert. In Zukunft sollen die Stadträte nur noch auf Empfehlung des Haupt- und Finanzausschusses den Preisträger bestimmen. mk

Taunusbahn: Für's Radio überfüllt in die Zukunft

USINGEN. Alle strahlten: Die Sonne zeigte sich von ihrer besten Seite und ließ die brandneuen, rot-gelben Triebwagen am Bahnhof Usingen um so mehr blitzen. Die Zuschauer waren bester Laune, vor allem natürlich die Fahrgäste der Taunusbahn ("TSB")-Premierenfahrt von Frankfurt nach Usingen. Und weil Moderator Peter Rittner vom live übertragenden "Volldampf-Radio" des Hessischen Rundfunks schon berufsmäßig gute Laune verbreitete, stand auch Landrat Jürgen Banzer nicht nach. Er übte sich in positivem Denken: "Bin sicher, daß wir den Fahrbetrieb im September aufnehmen können."

Rund 300 Fahrgäste zählte die Fahrt für den hr von Königstein über den Frankfurter Hauptbahnhof, Bad Homburg und Friedrichsdorf nach Usingen. Damit war sie nach Aussage von Lok- Führer Markus Proff proppevoll: "Wir waren zu 120 Prozent überbelegt und hätten im Prinzip gar nicht fahren dürfen." Für so viel Entgegenkommen bedankte man sich mit Applaus bei der pünktlichen Einfahrt der "TSB" in Usingen.

Mancher hatte sich eigens freigenommen. "Es war toll. Die Strecke ist wunderschön; enge Fahrten durch Wälder und Dörfer wechseln mit Hochfeldern und weitem Blick", erzählte Joachim Crewett und schenkte sich mit seinen Eisenbahn- Fans noch ein Bier ein.

Jürgen Banzer war in Bad Homburg zugestiegen - einem Halt, der im Fahrplan eigentlich gar nicht vorgesehen war. "Wir wollten nicht überall halten", sagte die hr-Redakteurin Monika Binas. Der Landrat war beim anschließenden "live"- Interview konsequent optimistisch: Er lobte den zügigen Streckenausbau, den voraussichtlichen einheitlichen Tarifverbund mit dem FVV und die hohen Taktzeiten. Monika Binas hingegen sprach von einem "Debakel", weil die TSB im ersten Betriebsjahr nur von Grävenwiesbach nach Friedrichsdorf fahren wird: Wer nach Frankfurt will, muß hier in die S-Bahn umsteigen.

Aber das störte so recht niemanden an diesem schönen Tag. Selbst der "abblätternde Putz" (Rittner) am Usinger Bahnhof brachte Banzer nicht aus der Ruhe: "Ich bin sicher, daß diese Visitenkarte rechtzeitig hergerichtet wird." jd

Familienfest und Großveranstaltung

Ein Familienfest mit Biergarten, Kuchentheke und den Golden Oldies im (musikalischen) Hintergrund verbindet die Arbeiterwohlfahrt Frankfurt-Griesheim am 26. Juli vor und im Bürgerhaus Griesheim mit einer Großveranstaltung. Das Fest beginnt um 11 Uhr und dauert bis 22 Uhr.

Die Veranstalter erwarten neben Vertretern der Arbeiterwohlfahrt aus dem Frankfurter und hessischen Bereich Funktionäre der SPD und Mitglieder des Magistrats. ek

650 Aussteller kommen zur Plantec

Wie soll er aussehen, der Stadtpark des 21. Jahrhunderts, nicht mehr von Fürsten und wohlhabenden Privatleuten geplant, sondern den Kommunen als lebensnotwendig für die Städte anvertraut? Schon jetzt wird seine soziale, kulturelle und ökologische Bedeutung betont und untersucht, aber der "romantische öffentliche Garten" keineswegs vergessen. So gehört denn auch ein Symposium über "Pflanze und Stadt", das die Ansprüche an den Stadtpark des 21. Jahrhunderts anmeldet, zum Rahmenprogramm der Plantec, Internationale Messe für Gartenbau, die zum dritten Mal vom 24. bis 27. September auf dem Messegelände stattfindet.

650 Aussteller, aus 21 Staaten, darunter Costa Rica, Venezuela, El Salvador, Jamaika, Trinidad, Tobago und Kolumbien haben sich angemeldet.

"Umweltschutz im Gartenbaubetrieb" heißt das zentrale Thema. Darüber hinaus geht es um Erkennen und Vermeiden von Pflanzenschäden, EDV-Software für den Gartenbau und, wie könnte es auch anders sein, um "Floristik rentabel - die Strategie für Mehrprofit". E-S

Ins Mittelfeld abgerutscht Irrtum der Stadtwerke verwässerte Verbrauchsspiegel

OBERURSEL. "An der Spitze zu stehen ist normalerweise schön, jedoch in diesem Fall würden wir es bedauern, wenn es so wäre." Ein FR-Artikel hat die Oberurseler Stadtwerke aufgeschreckt. Die Oberurseler wollen nicht Spitzenreiter beim Pro- Kopf-Verbrauch von Trinkwasser im Kreis sein - und sind es auch nicht. Die Stadtwerke überprüften ihre Unterlagen und lieferten neue Zahlen. Statt 184 Litern verbraucht demnach jeder Einwohner am Tag nur zwischen 160 und 138 Liter. Das reicht im kreisweiten Vergleich für einen soliden Platz im Mittelfeld. Die zweifelhafte Spitzenposition fällt nun an Kronberg mit einem täglichen Pro- Kopf-Verbrauch von 180 Litern.

"Wenn die Stadtwerke uns falsche Zahlen nennen, können wir nichts dafür", hatte das Regierungspräsidium Kritik an seiner Wasserbilanz von vornherein zurück nach Oberursel geleitet.

Die FR hatte anhand dieser Wasserbilanz Mitte Juni den Wasserverbrauch der Einwohner aller Städte und Gemeinden im Kreis verglichen. Ergebnis: Oberursel stand mit 184 Litern pro Kopf und Tag eindeutig an der Spitze. Zur Verwunderung der Stadtwerke und von Bürgermeister Thomas Schadow: "Diese Zahlen sind mir neu."

Doch die Stadtwerke haben sie selbst an das Regierungspräsidium geliefert. Sie sind dabei jedoch einem Irrtum unterlegen, wie hausinterne Recherchen jetzt ergaben.

So meldeten sie für 1990 eine verkaufte Wassermenge von gut 3,1 Millionen Kubikmetern weiter - rechneten in diese Summe aber die Fremdabgabe an andere Städte von 233 258 Kubikmetern und Verluste (etwa durch Rohrbrüche) in Höhe von 126 840 Kubikmetern mit ein. Das Regierungspräsidium hingegen erwartet bei der verkauften Wassermenge die reine Abgabe an Privathaushalte und Gewerbe - ohne Fremdabgabe und Verluste.

Wird der Pro-Kopf-Verbrauch nun mit den neuen, um Verluste und Fremdabgabe verminderten Zahlen errechnet, ergibt sich ein täglicher Pro-Kopf-Verbrauch von 160 Litern.

Die Stadtwerke reduzieren die Summe zudem noch um gut 80 000 Kubikmeter für nötige Leitungsspülungen und "kommunalen Eigenbedarf" wie Schwimmbad und Feuerwehr. Außerdem gehen sie anders als das Regierungspräsidium nicht von der Einwohnerzahl des statistischen Landesamtes (40 180 Einwohner für 1990), sondern von den Zahlen des Einwohnermeldeamts aus, zuzüglich der Army- Angehörigen im Camp King (insgesamt 45 033 Einwohner).

Sie kommen so auf einen Pro-Kopf- Verbrauch von nur 138 Litern. Diese Rechnung ist allerdings für den von der FR angestellten Vergleich ohne Belang. Denn dann müßten Eigen- und Spülungsbedarf auch bei allen anderen Gemeinden im Kreis abgezogen und überall die höheren Zahlen der Einwohnermeldeämter angesetzt werden - an der Reihenfolge änderte sich also wenig.

Der Stadtwerke-Irrtum bei Fremdabgabe und Leitungsverlusten dagegen ist entscheidend. Andere Gemeinden können sich nicht auf den gleichen Irrtum berufen - sie liefern kein Wasser an ihre Nachbarn. "Was die anderen Orte nicht trifft, ist: Oberursel liefert Wasser an Dritte", erklären die Stadtwerke-Chefs Jürgen Funke und Richard Dreefs, "das sind Durchlieferungen und Lieferungen, die andere nicht haben."

Auch in Oberursel verwässern die Weiterlieferungen künftig nicht mehr die Bilanz. Denn neue Formulare sorgen ab sofort für rundum wasserdichte Zahlen. STEFAN KUHN

Neue Telefonnummern im Umweltamt der Stadt

Umweltamt, Energiereferat und Referat für übergeordnete Grün- und Freiflächenplanung werden am heutigen Freitag an das Telefonnetz der Stadtverwaltung angeschlossen. Die Einrichtungen erhalten damit neue Telefonnummern, wobei immer die letzten drei Ziffern der alten Nummer (Durchwahl) erhalten bleiben. Vorangestellt werden jetzt die Ziffern 212-39, so daß etwa die Auskunft des Umweltamtes künftig unter der Nummer 212-39 137 zu erreichen ist.

Das Umwelttelefon hat neu die Nummer 212-39 100 (Telefax 212-39 140). Die Energieberatung ist über die Nummern 212-39 438 oder 439 zu erreichen, das Referat für übergeordnete Grün- und Freiflächenplanung über 212-39 441.

Was bestehen bleibt, ist die Telefonnummer der Bandansage zur Luftqualität, nämlich 212-75 30000. Im übrigen können Anrufer sich von der Rathauszentrale 212-01 verbinden lassen. pia

Meiden Männer das Erzählcafé?

Das Erzählcafé im Treffpunkt Rothschildpark sieht im Oktober auf zwei erfolgreiche und dank der geschickten Auswahl der Erzählenden beeindrukkende Jahre zurück. Oft reicht der vorhandene Platz für die Gäste nicht aus. Selbst im kalten Winter und im heißen Sommer gab es kaum Lücken an den mit vorwiegend silberhaarigen Damen besetzten Tischen.

Auch männliche, auch jugendliche Besucher werden registriert und sind hoch willkommen. Sie erfahren hier Lebens- und Stadtgeschichte, lebendige, wenn auch keineswegs immer besonnte Vergangenheit. Doch warum kommen nicht mehr von ihnen, fragen sich die engagierten Betreiber des Unternehmens, Evelin Schwank vom Institut für Sozialarbeit und Michael Fleiter, der die Auswahl der Erzählenden und die Ausarbeitung und Darstellung der gewählten Themen und Zeitabschnitte mit großer Sorgfalt betreibt.

Liegt es vielleicht am Namen "Erzählcafé"? Mögen Männer keinen Kaffee um 16.00 Uhr. Aber schließlich kann man das Unternehmen nicht "Erzählkneipe" oder "Erzähl-Bistro" nennen. Bier, Wasser und Apfelwein finden sich bestimmt im Angebot.

Cafés waren, man denke an die Hauptstädte der Welt, an Paris, Rom, Wien, Berlin, immer der Treffpunkt der Literaten, Schriftsteller und Schauspieler. Vor dem letzten Weltkrieg waren es in Frankfurt das Café Rumpelmeyer und das Café Roma gegenüber dem Schauspielhaus, in dem die Mama Corbi immer ein Herz für junge, nicht zahlungsfähige Künstler hatte.

Ein Café ist ein passender Ort zum Zuhören und Erfahren. Die Betonung liegt auf dem langsam wieder in Mode kommenden "Erzählen". Und den Kaffee kann man auch trinken. E-S

Falscher Fuffziger beim Holzhausen-Kinderfest

Wenn sich am 11. September der Geburtstag des Herrn Adolf von Holzhausen, letzter und kinderloser Bewohner und Besitzer des Holzhausenschlößchens, zum 126. Mal jährt, bereitet ihm die Frankfurter Bürgerstiftung und ihre einfallsreiche Geschäftsführerin Christa Bietz bereits zum dritten Mal ein Kinderfest ohnegleichen.

"Ballons-Balance" heißt es bunt und schwebend. Die Frankfurter Polizei ist mitspielend beteiligt. Der Zauberbaron von Keyserling ist auch dabei. Zu einem gewissen Blütenzauber gehört auch ein falscher Fuffziger. Der Eintritt ist frei.

Gesucht werden Kuchenbäckerinnen, Blütenbastlerinnen und Schlößchenschmückerinnen. Ab 6. und bis zum 21. August kann man sich schriftlich oder telefonisch anmelden. Telefon 53 99 36 oder 55 21 81.

Neu in der Holzhausenschlößchen-Märchenerzählstunde am 14., 21. und 28. August um 16 Uhr ist der Faselfritzefusselfresser". Er kommt am 28. August und wird von "Lilo Lakritze" als neuestem aller Schlößchengespenster vorgestellt. E- S

Samstag, 25. Juli: Kindertheater Töfte mit dem Programm "Ein Fest im Hinterhaus", Louisen-Arkaden, 10.30 und 12 Uhr.

"Pararadies oder Alkestis Rückkehr", Freiluftstück mit dem N.N. Theater Köln, Vor dem Kurhaus, 15 Uhr.

"Gretel und Hänsel", Singspiel, aufgeführt von den Kindern der Opernwerkstatt, Kurpark, 16 Uhr.

Sommernachtsball Champagnerluft mit der Kapelle Modern Sound, Kurhaus, 19.30 bis 24 Uhr.

"Pampeluna", ein Lustspiel aus dem Mittelalter, gespielt auf zwei Pferdewagen von dem Thoma-Theater aus München im Schloßhof des Landgrafenschlosses, 18 Uhr. Sonntag, 26. Juli Aktion Lebenszeichen, Präsentation einer Skulptur von Rudolph L. Reiter, Kurhausgarten, 10.30 Uhr.

Schöppche-Jazz vor dem Kurhaus mit den "Hot Moustache", 11 Uhr.

Kasperle-Theater im Kurhausgarten, 12 bis 13 Uhr.

"Gretel und Hänsel", Singspiel mit Kindern der Opernwerkstatt, Kurpark, 11 und 16 Uhr.

Trimm-Tanz für jedermann mit dem Tanz-Sport-Club Schwarz-Weiß, Kurhaus, 14 Uhr.

Stalkers Stilt-Theatre (Stelzentheater aus Australien), Brunnenallee im Kurpark, 15 Uhr.

Kaiser-Wilhelm-Soiree vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad mit dem Pasadena-Roof-Orchestra, 19.30 bis 21 Uhr.

"Automechanika durch Hannover nicht betroffen"

Die Frankfurter "Automechanika", die weltgrößte Ausstellung für Autoersatzteilen und -zubehör sowie für die Ausrüstung von Autowerkstätten und Tankstellen, wird nach Auffassung der Frankfurter Messe durch die Entscheidung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) in "ihrer Funktion und Bedeutung" nicht betroffen.

Wie berichtet, will der VDA die Internationale Ausstellung für Nutzfahrzeuge 1994 vom 3. bis 11. September in Hannover abhalten. Die Automechanika wird vom 13. bis 18. September 1994 stattfinden. Die Messe Frankfurt rechnet damit, daß vor allem viele ausländische Gäste den Besuch beider Ausstellungen miteinander verbinden werden.

An der diesjährige Automechanika vom 8. bis 13. September werden sich 2800 Aussteller aus 43 Ländern beteiligen. ft

An einem langen Wochenende im September soll der Hammersbacher Jugendtreff "Jumix" eröffnet werden Vom ersten Tag an kräftig zugepackt Pläne für die Nutzung gibt es eine ganze Menge Von Ulrich Gehring HAMMERSBACH. Der Name des künftigen Hammersbacher Jugendtreffs ist so gut, daß die Jugendlichen und Sozialarbeiter Manfred Papenkort ihn sich am liebsten patentieren lassen würden. "Jumix" soll er heißen, und das ist mehr als inhaltslose Lautmalerei. "Ju" steht für Jugend, klar. Und "Mix" ist Programm. Die ehemalige Baubaracke soll nicht von einer Gruppe dominiert werden. Jungen und Mädchen, Jüngere, Ältere, Jugendliche aus Marköbel und Langenbergheim, Vereinsmitglieder und welche, die keinen Cliquen angehören - allesamt sollen sie hier unter einen Hut kommen. Die Eröffnung ist an einem langen Wochenende im September. Das Holzhaus zwischen den zwei Ortsteilen steht hinter einem großen Spielplatz, rundherum stehen Fußballfeld, Grillhütte und eine Toilettenanlage. Nebenan sind Wiesen, im Hintergrund der bewaldete Mühlberg. Die nächsten Nachbarn wohnen jenseits der Landstraße, sprich: außer Hörweite. Die Lage könnte für ein Jugendhaus kaum besser sein.

Ingo, Conny, Matthias, Marco, Jens und all die anderen jungen Leute wissen dies zu schätzen. Sie lassen sich "ihr" Haus denn auch allerhand "kosten" - Muskelkraft und Hirnschmalz zumindest. Seit April arbeiten sie zusammen mit Manfred Papenkort am Innenausbau der durch die Gemeinde günstig erworbenen Bauleiterhütte.

Die Finger im Spiel hatten die jungen Leute vom ersten Tag an. Schon im November, als die Baracke auf dem Areal der Hutierkaserne im Hanauer Lamboyviertel abgebrochen wurde, faßten die damals noch auf das DRK-Gebäude Langenbergheim und das Feuerwehrhaus Marköbel verteilten Jugendlichen mit an. Hammersbacher Besonderheit dabei: Junge Leute und Gemeindevertreter(innen) schufteten hier Hand in Hand (unterstützt vom Bauhof).

Dieses Vertrauensverhältnis ist wohl nicht allein darauf zurückzuführen, daß im kleinen Hammersbach jede noch jeden kennt. Die Gemeinde hat auch einen Jugendbeirat, in dem Parlamentsmitglieder und Jugendliche sitzen. Den "Rohbau" des künftigen Jugendtreffs stellten Firmen auf, sie besorgten auch Fußboden und Elektroinstallation. Hätten sie auch die restlichen Arbeiten übernommen, das Haus wäre gewiß schon fertig.

Aber man wußte bei der Gemeinde, wie Bürgermeisterin Helga Meininger betont, sehr wohl, warum man sich statt dessen für die andere Variante entschied: Jugendlichen, die monatelang Eigenarbeit leisten, sparen nicht nur manche teure Handwerkerstunde ein; ein Haus, das sie selbst ausgebaut haben, gefällt ihnen auch besser als ein "von oben zum Konsumieren" vorgesetztes.

Das Wichtigste: Sie betrachten es als ihr eigenes und werden es entsprechend verantwortungsvoll nutzen - ein Plus für alle Seiten.

Seit den Osterferien werken die Jugendlichen an der bisher gut gelungenen Rundumsanierung. Einige der Jugendlichen sind selbst Handwerker oder haben zumindest geschickte Hände. Die Gemeindeverwaltung rückt ihnen schon mal den Schlüssel heraus, wenn sie abends oder wochenends die Arbeiten allein vorantreiben wollen.

Als "Oberpolier" hat sich auf dieser fröhlichen Baustelle Perry hervorgetan. Bei bestimmten Arbeiten wie dem Aufbringen der besonders strapazierfähigen Tapete und dem Streichen seien auch mal bis zu 20 Mädchen und Jungen beschäftigt gewesen. Auch solche, die noch nie eine Farbrolle in der Hand hatten, wie der Jugendpfleger betont: Das sei pädagogisch wichtig gewesen.

Schon die Raumaufteilung haben sich die Jugendlichen selbst ausgedacht. Im Marköbeler Feuerwehrhaus hatten sie in einem vergleichbar großen Saal dazu sogar Papierbahnen von der Decke gehängt, mit denen sie verschiedene Lösungsvorschläge durchspielten.

Was nun aus der ihnen gebotenen Chance geworden ist? Auf 120 Quadratmetern haben sie einen Gruppenraum, in dem zwei Sitzecken zum ruhigen Verweilen einladen und ein Vorrat an Spielen für die Unterhaltung sorgen sollen. Das ganze in zartem Hellblau. Die Fensterrahmen sind hier schon lila, wie sie im ganzen Haus werden sollen. Das sei übrigens nicht der spezielle Wunsch der Mädchen gewesen, heißt es auf Anfrage.

Und dies, obwohl junge Frauen hier offenbar emanzipierter und in größerer Zahl als andernorts das Leben in den bisherigen Jugendeinrichtungen mitgestalteten. Der Hauptraum ist ganz leicht lila gestrichen, die Decke auf Vorschlag des Jugendpflegers schwarz; das Licht soll in der Hauptsache von Wandleuchten ausgehen. An einer Schmalseite wird der Billardtisch stehen, der für Tanzveranstaltungen hinausgeschoben werden kann. Gegenüber wird das drei mal sechs Meter große, aber nur 30 Zentimeter hohe Podest gebaut, auf dem Tische und Stühle stehen sollen. Davor steht künftig die "DJ-Box", also die etwas geschützte Kabine mit der Musikanlage, und nebenan die Theke. Miniküche und Abstellraum für Getränke gehören auch noch zur Ausstattung. Insgesamt soll so etwas wie eine Bistro-Atmosphäre aufkommen.

Das Jugendhaus wird 40 bis 50 Leute aufnehmen können. Bei schönem Wetter können die außen befindlichen Anlagen mitgenutzt werden. Das Haus soll drei- bis viermal die Woche, auch sonntags und samstags, geöffnet sein; Pläne für seine Nutzung haben die jungen Menschen schon eine Reihe.

Nicht nur an die eigenen Interessen denken sie dabei, die sie unter anderem mit Discos und ab und zu mal einem Live-Abend umsetzen wollen. Es soll auch die Gruppe der Jüngeren (zwischen zehn und 14 Jahren) zu ihrem Recht kommen.

Und - das ist sehr ernst gemeint - sie wollen gern sogar hin und wieder einen richtigen Tanzabend ansetzen. Mit Walzer und Fox wollen sie dabei auch Erwachsene anlocken, und erst zu vorgerückter Stunde auf ihre eigene Lieblingsmusik umsteigen.

Zunächst bereiten sie sich aber auf die Eröffnungsfete vor, bei der drei Tage lang alle Register gezogen werden und vor allem auch neue Musikgruppen aus Hammersbach und Umgebung ihre Chance haben sollen. . .

Arbeiter wollte Ladung von Autobahn bergen: tot

FRIEDRICHSDORF. Ein Arbeiter aus Nieder-Wöllstadt ist gestern abend auf der Autobahn Kassel - Frankfurt in Höhe des Milupa-Lagers tödlich verunglückt. Er war laut Auskunft der Polizei ausgestiegen und auf die Fahrbahn gelaufen, um Dämmstoffrollen zu bergen, die ihm von der Ladefläche seines Kleinlastwagens gefallen waren. Dabei wurde er von einem mit etwa 140 km/h auf der mittleren Spur fahrenden Auto erfaßt, meterweit durch die Luft gewirbelt und in den Graben geschleudert. Für den Arbeiter, der verheiratet ist und zwei Kinder hinterläßt, kam jede Hilfe zu spät. che

Spatenstich wäre ja schon ein erster Fortschritt Friedrichsdorfer Feuerwehr wartet auf Neubau / Keiner weiß allerdings, wo er hin soll

FRIEDRICHSDORF. "Wenigstens der erste Spatenstich für ein neues Feuerwehrgerätehaus sollte 1994 beim Jubiläum stattfinden", wünscht sich Horst Bender, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Friedrichsdorf. Die Unterkunft in der Taunusstraße ist zu eng geworden, die Politiker stehen seit Jahren bei der Wehr im Wort: Bis zum 100. Geburtstag in zwei Jahren, wenn auch der hessische Feuerwehrtag hier ist, sollte das neue Gerätehaus stehen. Nur wo, das weiß derzeit keiner so richtig.

Die Idee, das neue Gebäude im Rahmen des Bebauungsplanes Petterweiler Holzweg zu verwirklichen, ist geplatzt, die Ausweisung eines Baugebiets im Landschaftsschutzgebiet vom Regierungspräsidenten gestoppt. Die Stadt hat zwar Widerspruch eingelegt, über den ist aber, wie Bürgermeister Gerd Schmidt bestätigt, noch nicht entschieden. Daß das Verfahren noch lange dauern kann, weiß er; Schmidt hat bereits Ersatzpläne im Kopf, "aber darüber möchte ich jetzt noch nichts sagen".

Die Feuerwehr, so Horst Bender, denkt da schon lauter: Das Gelände neben dem Schützenhaus bietet sich nach Ansicht der Wehr als Ersatz an. Horst Bender: "Das ist mit 700 Quadratmetern zwar kleiner als das ursprünglich vorgesehene, aber immerhin dreimal so groß wie das in der Taunusstraße." Die Feuerwehr mache "immer wieder Druck", um eine Entscheidung herbeizuführen, sagt Bender: "Wir sprechen mit allen Fraktionen im Stadtparlament, denn alle haben sich für ein neues Gerätehaus ausgesprochen, das ist parteienübergreifend."

Mit Sicherheit ohne neues Feuerwehrhaus feiert die Friedrichsdorfer Wehr bereits 1993 ein kleines Jubiläum: 20 Jahre besteht dann die Jugendfeuerwehr. Das Fest steigt nach den Sommerferien. nau

Archäologisches Institut bekommt mehr Platz

Bundesfinanzminister Theo Waigel hat in einem Schreiben an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler dessen Wunsch entsprochen, das dem Bund gehörende Gebäude Arndtstraße 21 der Römisch-Germanischen Kommission zu überlassen.

Die seit 1902 bestehende Römisch-Germanische Kommission ist Teil des dem Auswärtigen Amt unterstellten Deutschen Archäologischen Instituts, eines international anerkannten Zentrums zur Förderung der archöologischen Forschung in Frankfurt. Die Kommission wird gegenwärtig unter Einbeziehung der archäologischen Einrichtungen in den neuen Bundesländern stark erweitert. Andererseits verkleinert sich die im Gebäude Arndtstraße 21 untergebrachte Bautechnische Arbeitsgruppe des Bundes in dem Ausmaß, wie ihre Aufgaben (verfahrensmäßige Betreuung von Bauprojekten der in Deutschland statiinierten US-Streitkräfte) abnehmen.

Oberbürgermeister von Schoeler hatte - auch als Mitglied der Römisch-Germanischen Kommission - Waigel im Januar darum gebeten, die einmalige Chance zur Verbesserung der räumlichen Situation zu nutzen: Das Gebäude Arndtstraße 21 liege in unmittelbarer Nähe zum "Stammsitz" der Kommission in der Palmengartenstraße. Beide Adressen hätten den Vorteil, günstig zur Universität zu liegen und damit die Kommunikation möglich zu machen, die zwischen den wissenschaftlichen Einrichtungen nötig sei. pia

Nach Rangelei: 78jähriger starb an Herzversagen

WIESBADEN. An Herzversagen starb ein 78 Jahre alter Mann am Mittwoch abend nach einer tätlichen Auseinandersetzung mit einem 34jährigen, der an der Bushaltestelle am Luisenplatz bei wartenden Fahrgäste Zigaretten und Geld schnorren wollte. Der alte Mann verbat sich diese Belästigung, was zu einem Gerangel mit dem Jüngeren führte. Dabei stürzte der Rentner. Der stand zwar sofort wieder auf; als er aber anderen Passanten von dem Vorfall berichten wollte, brach er plötzlich zusammen und starb noch im sofort alarmierten Notarztwagen.

Die Polizei nahm den 34jährigen fest. Nachdem die Obduktion der Leiche des 78jährigen aber ergab, daß es nicht der Sturz war, der zum Tod des alten Mannes geführt hatte, wurde der 34jährige gestern wieder auf freien Fuß gesetzt. maf

Festgenommener zündete Kleidung an

Ein 30 Jahre alter Asylbewerber aus Algerien, der am Mittwoch kurz vor Geschäftsschluß in einem Kaufhaus in der Leipziger Straße beim Ladendiebstahl erwischt und zum 13. Polizeirevier in Bokkenheim gebracht worden war, hat wenig später dort in einer Zelle seine Kleider, die er ausgezogen hatte, angezündet. Bei der alle 20 bis 30 Minuten stattfindenden Kontrolle der Zelle bemerkten die Revierbeamten Brandgeruch.

Der 30jährige wurde vorsichtshalber in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht. Er war nicht verletzt worden. Der nach Einschätzung der Polizei verwirrte Mann wurde in eine Klinik zur nervenärztlichen Behandlung gebracht.

Wie Polizeisprecher Jürgen Linker mitteilte, hatte ein Kaufhausdetektiv den Asylbewerber beim Diebstahls eines Föns in der Haushaltsabteilung ertappt und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten. Da dessen Personalien nicht feststanden, wurde er zum Revier und für die Zeit der Personalienüberprüfung in die Revierzelle gebracht.

Gegen 20 Uhr bemerkten die Beamten, daß Brandgeruch aus der Zelle kam. Für die Polizei ist es ein Rätsel, wie der Algerier seine Kleidung anzünden konnte. Nach der Durchsuchung seiner Kleidung und bevor er in die Zelle geschickt worden sei, seien weder Feuerzeug noch Streichhölzer gefunden worden.

In einer Ecke des Raums fanden die Polizisten zwischen frisch Erbrochenem zwei Goldketten. Die Polizei vermutet, daß er sie verschluckt hatte, als er von dem Kaufhausdetektiv festgenommen wurde. enk

Radfahrer fürchten den Linienbus im Rücken und räumen oft nicht die Extrafahrbahn Immer Ärger auf der Busspur Angst und Aggression

"Wenn du auf der Busspur radelst und du hörst, daß da so ein Riesending hinter dir brummt, dann kriegst du erst mal Angst, dann trittst du in die Pedale und siehst zu, daß du Land gewinnst." Peter Blöcher, der städtische Fahrradbeauftragte, weiß aus eigenem Erleben, wie man sich fühlt, wenn der Bug eines der 200 FVV-Busse nur noch Zentimeter vom Hinterreifen entfernt ist. "Die Radfahrer und die Busfahrer müssen sich aber auf den für sie und auch noch für Taxis reservierten Spuren arrangieren", sagt er, "wir müssen unter allen Umständen vermeiden, daß sich ausgerechnet diese beiden Gruppen, die ja für die umweltfreundlichen Verkehrsarten stehen, bekriegen."

Doch Zwist ist nicht eben selten auf den alles in allem jetzt 7,5 Kilometer langen Busspuren in der Stadt (weitere 1,5 Kilometer sind geplant). Darüber ist sich jetzt eine von Blöcher zusammengerufene Runde von "Praktikern" einig. Benno Lembens von Personalrat der Stadtwerke-Verkehrsbetriebe sieht die Spuren "teilweise als Kriegsersatzschauplatz". Sein Kollege und Freund, der Busfahrer Reinhard Henß, gibt offen zu, daß er beim alltäglichen Frankfurter Straßenkampf schon mal aggressiv wird, wenn ihm ein Radfahrer im Bummeltempo die zügige Fahrt nimmt: "Häufig fahren wir ja Verspätungen hinterher. Und wenn dann auch noch auf der Busspur, wo wir ja flott vorankommen sollen, uns dann zwei oder drei Radfahrer nebeneinander den Weg versperren, dann ist das eben nicht gut. Die Radler sind ja eigentlich nur Gäste hier."

Für die dann auch die Sondersignale an den Ampeln nicht gelten. Kriegt der Bus durch ein "B" frühzeitige Fahrt vor den Autos, dann dürfen die Radfahrer - so beschreibt Ulrich von Bieberstein, Sprecher der Frankfurter Verkehrspolizei, die Rechtslage - nicht im Windschatten mitspurten. "Aber wenn die im Pulk vor einem vor der Ampel stehen, dann nützt mir das ,B'-Signal auch nichts. Dann komme ich nicht vom Fleck", klagt Henß: "Die könnten doch wenigstens an den Rand fahren." In spätestens zwei Jahren dürfen die "geduldeten Gäste" wohl überhaupt nicht mehr auf die Spur. Dann können sich - so die städtische Planung - Busfahrer durch das IBIS- IRIS-System per Funk eine "grüne Welle" an den Ampeln schalten - "und dann müssen Taxis und Räder wieder von den Spuren runter", sagt Verkehrspolizist von Bieberstein.

Für den Fahrradbeauftragten Peter Blöcher ist darüber das letzte Wort noch nicht gesprochen: "Wo sollen die Radler dann hin? Man darf sie doch nicht links von der Busspur führen, dann geraten sie doch in eine Sandwich-Situation zwischen Autos und Busse." Thomas Reinekker von der Straßenverkehrsbehörde sieht das ähnlich: "Wir müssen genau nachgucken und jede Stelle genau überprüfen."

Zwei beim Blöcher-Forum glauben zu wissen, wie man dieses Dilemma und überhaupt das Problem "Wie kommt der dicke Bus am Radler vorbei?" lösen könnte. Michael Linke von der "Taxi-Union" und Hans-Martin Füssel vom "Allgemeinen Deutschen Fahrradclub" (ADFC) sind sich einig: "Man muß die Spuren von vornherein einfach breiter machen!"

Wobei die 5000 Frankfurter Taxifahrer, die 1700 Kraftdroschken steuern, als Dritte im Busspur-Bunde es mit allen gut können. Klaus Böttger von der "Taxivereinigung": "Wir kommen gut an den Rädern vorbei. Und mit den Busfahrern haben wir keine Probleme. Schon seit Jahrzehnten nicht." peh (Siehe auch: "Fair ist sicher . . .)

Gegen Stein geprallt: Führerschein weg

ESCHBORN. Daß jeder Unfall, bei dem auch nur ein stadteigener Stein angekratzt wurde, bei der Polizei zu melden ist, mußte ein 50jähriger Autofahrer leidvoll erfahren.

Der Mann hatte gegen Mitternacht in Niederhöchstadt nahe der Westerbach-Sportanlagen die Kontrolle über sein Auto verloren und war mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Befestigungsstein geprallt. Dabei wurde der Wagen erheblich verbeult, das Fahrwerk verzog sich und ein Reifen platzte. Der 50jährige machte sich zu Fuß aus dem Staub, weil er ein paar Bierchen zuviel getrunken hatte.

Als er am nächsten Morgen mit einem andere Wagen zur Unfallstelle fuhr, um den Reifen seines Autos zu wechseln, erwartete ihn dort schon die Polizei. Die Beamten klärten den Mann angesichts eines Kratzers am Begrenzungsstein darüber auf, daß er Fahrerflucht begangen habe. Während er sich rechtfertigte, erschnüffelten die Polizisten-Nasen Restalkohol vom Vorabend. Nun ist er auch noch seinen Führerschein los. gre

Das Wetter

Wetterlage

Das Hoch mit Schwerpunkt über der Ostsee bestimmt zunächst noch das Wetter im größten Teil Deutschlands. Im Tagesverlauf greift von Frankreich und den Beneluxstaaten eine Tiefdruckrinne auf den Westen über.

Vorhersage, gültig bis Samstag früh Sonnig und Temperaturanstieg auf 27 bis 32, am Oberrhein bis 34 Grad. Nachmittags und abends zunächst westlich des Rheins, im Laufe der Nacht auch weiter im Osten aufkommende Bewölkung und Gewitter.

Tiefsttemperaturen 15 bis 20 Grad. Schwacher, im Tagesverlauf auffrischender Wind um Süd, bei Gewittern starke Böen. Wochenvorhersage Der weitere Verlauf des Samstag: Heiter bis wolkig, einzelne Gewitter. Höchsttemperaturen 25 bis 30 Grad.

Sonntag bis Dienstag: Sonnig, trokken. Höchsttemperaturen 28 bis 32 Grad.

Mittwoch und Donnerstag: Von Westen Durchzug einer Gewitterfront. Danach heiter bis wolkig und deutlich kühler. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ

Ausland

Ort Wetter Grad

Algier

wolkenlos 30 Amsterdam

leicht bewölkt 23 Athen

wolkig 29 Barcelona

leicht bewölkt 28 Bordeaux

wolkenlos 27 Brüssel

leicht bewölkt 24 Budapest

wolkig 32 Bukarest

wolkig 26 Dublin

Regen 18 Helsinki

wolkig 24 Innsbruck

wolkig 23 Istanbul

wolkig 25 Kairo

leicht bewölkt 32 Larnaka

leicht bewölkt 29 Las Palmas

leicht bewölkt 23 Lissabon

leicht bewölkt 25 Locarno

leicht bewölkt 28 London

Regen 21 Madrid

wolkenlos 31 Malaga

wolkenlos 27 Mallorca

wolkenlos 29 Moskau

wolkig 28 Nizza

leicht bewölkt 28 Paris

leicht bewölkt 26 Rom

leicht bewölkt 29 St. Petersburg

leicht bewölkt 25 Stockholm

leicht bewölkt 25 Tunis

leicht bewölkt 31 Varna

wolkig 29 Venedig

leicht bewölkt 31 Warschau

wolkig 26 Wien

wolkig 26 Zürich

wolkig 22

Deutschland

Berlin

leicht bewölkt 24 Dresden

wolkig 23 Feldberg/Ts.

wolkig 19 Feldberg/Schw.

wolkig 15 Frankfurt/M.

leicht bewölkt 26 Freiburg

leicht bewölkt 26 Garmisch

wolkig 21 Hamburg

leicht bewölkt 22 Köln/Bonn

leicht bewölkt 24 Leipzig

wolkig 25 München

wolkig 23 Norderney

leicht bewölkt 21 Rostock

leicht bewölkt 21 Sylt

leicht bewölkt 20 Zugspitze

leicht bewölkt 8

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Sonnenaufgang 5.44 Uhr

Sonnenuntergang 21.19 Uhr

Mondaufgang 0.17 Uhr

Monduntergang 16.20 Uhr

Muß Kindergarten Gruppe schließen? "Taunusblick" hat Raumprobleme

ZEILSHEIM. Überall fehlen Kindergartenplätze, in Zeilsheim müssen nächstes Jahr vielleicht sogar noch einige wegfallen. Das droht zumindest dem Kindergarten Taunusblick der evangelischen Gemeinde an der Lenzenbergstraße, weil er keinen geeigneten Ruheraum nachweisen kann. Auf dem Spiel stehen 20 Plätze, berichtete der Gemeindevorstand gestern in einem Schreiben.

In dem Brief heißt es, das hessische Landesjugendamt akzeptiere den von der Gemeinde vorgeschlagenen Mehrzweckraum nicht, weil er im Keller liegt. Das Gesetz schreibt Kindergärten mit Ganztagesangebot einen Ruheraum mit ausreichenden Schlafmöglichkeiten vor. Auch ein Personalraum muß zur Ausstattung gehören. Bislang hat der "Taunusblick" nur Gruppenzimmer. Die Einrichtung wollte mit dem Mehrzweckraum im Keller des Gemeindehauses den Vorschriften genügen.

Eine Alternative kann die Gemeinde offenbar nicht anbieten. Findet sich keine andere Lösung, liegt nach Ansicht des Vorstandsmitglieds Wilhelm Dietz die unerfreuliche Konsequenz auf der Hand: Statt 60 Kinder - wie bisher - können künftig nur noch 40 Mädchen und Jungen im Taunusblick aufgenommen werden. Eine der drei Gruppen müsse dann geschlossen werden. Dietz schreibt, Leidtragende würden in erster Linie die ausländischen Kinder sein, die einen hohen Anteil stellten. Sie vor allem benötigten Förderung, um später in der Schule dann mitzukommen.

Der Kindergarten wird seit Jahren mit einer vom Landesjugendamt immer wieder erneuerten Sondergenehmigung betrieben. Was die Wiesbadener Behörde an dem Kellerraum auszusetzen hat, war dort gestern nicht mehr zu erfahren. dis

Straßenräuber wollte Finderlohn kassieren

Ein 21 Jahre alter drogenabhängiger Straßenräuber aus Heidelberg, der am Mittwochmittag im Parkhaus von Hertie auf der Zeil einer 68jährigen die Umhängetasche mit rund 300 Mark sowie zwei Schecks darin geraubt hatte, versuchte wenig später, für seine Tat auch noch belohnt zu werden. Nachdem er Geld und Schecks beseite geschafft hatte, meldete er sich bei der Soko Mitte in der Alten Mainzer Gasse, um dort die Tasche abzuliefern und dafür Finderlohn zu kassieren.

Pech für den 21jährigen war jedoch, daß der Beamte, der ihm gegenüberstand, noch die jüngste Funkfahndungsmeldung vom Räuber aus dem Parkhaus im Kopf hatte. Die Beschreibung des Täters entsprach haargenau dem Äußeren des vermeintlich ehrlichen Finders.

Bei seiner Vernehmung im Präsidium gab er dann schließlich nicht nur diesen Raub, sondern auch noch zwei weitere im selben Parkhaus zu. Am 16. Juli hatte er dort einer 75 Jahre alten Frau die Handtasche entrissen. Enttäuscht darüber, daß so wenig Geld darin steckte, überfiel er tags drauf eine 83jährige, die gerade in ihr Auto einsteigen wollte. Außerdem gestand er noch einen Überfall am 18. Juli auf eine 72jährige in der Seckbächer Gasse, der er ebenfalls die Tasche weggenommen hatte.

Der 21jährige ohne festen Wohnsitz erklärte, er habe das Geld gebraucht, um sich Heroin zu besorgen. Er soll dem Haftstaatsanwalt vorgeführt werden. enk

"Fair ist sicher" für Frieden im Verkehr

"Fair ist sicher" heißt die Aktion, die der städtische Fahrradbeauftragte Peter Blöcher mit der ersten Forumsrunde "Konflikte auf der Busspur" eröffnet hat. Zum Experten- / Praktikergespräch lagen auch die ersten druckfrischen Exemplare des Info-Faltblatts "Gemeinsam auf Busspuren" vor, das in 30 000 Exemplaren erscheint und mit Beispielen und Verhaltenstips für ein "besseres Verkehrsklima" wirbt.

Die Gratisbroschüre gibt es in Bussen und Bahnen des FVV, der Bürgerberatung Römer, im Infozentrum Stadtwerke, in Fahrradläden und Geschäftsstellen von VCD und ADFC. peh

Drei mutmaßliche Diebe in U-Haft

Ein Offenbacher Haftrichter hat jetzt drei der vier vorgeführten mutmaßlichen Mitglieder einer südamerikanischen Taschen- und Trickdiebbande in Untersuchungshaft geschickt, die gemeinsam mit 16 anderen Südamerikanern am Abend zuvor bei einer gemeinsamen Razzia von Offenbacher und Frankfurter Polizei in dem Bockenheimer Lokal "Club Latino/ Kali" in der Adalbertstraße festgenommen worden waren.

Wie der Polizeisprecher im Offenbacher Präsidium, Karl-Heinz Raupach, sagte, handelt es sich um eine 31jährige Kolumbianerin und deren beide Landsleute im Alter von 24 und 33 Jahren. Alle drei waren als Touristen eingereist. Angelastet wird ihnen, in einer bundesweit agierenden Gang gemeinschaftlich solche Straftaten begangen zu haben.

Nach Raupachs Angaben wurden seit dem 16. Juli acht mutmaßliche Bandenmitglieder in Untersuchungshaft geschickt. Zwei Männer und eine Frau im Alter von 21, 22 und 30 Jahren waren vor einer Woche in einem Offenbacher Lokal in der Innenstadt festgenommen worden. Bei der Durchsuchung ihrer Hotelzimmer fanden die Beamten zahlreiche Kleidungsstücke mit Etiketten, die aus Ladendiebstählen in Frankfurt und Offenbach stammten. In einem Blumenkübel auf der Hotelterrasse stießen die Fahnder auf mehrere hundert Blankoschecks von "American Express" die von zwei Südamerikanern (21 und 23 Jahre) aus einer Bank im westfälischen Hilden gestohlen worden waren.

Wie Raupach sagte, hatten die Täter am hellichten Tag den kleinen Tresor, in dem die Schecks steckten, auf einem Rollschrank aus der Zweigstelle geschoben und waren mit ihrer Beute geflüchtet. "Wir vermuten", sagte Raupach, "daß ähnliche Straftaten von dieser Bande in ganz Deutschland begangen werden." Kripo und Staatsanwaltschaft haben noch keine genaue Vorstellung von der zahlenmäßigen Stärke dieser Bande. enk

"Skiffle Train" kommt auf die Schloßterrasse

HÖCHST. Am Burggraben wird am Sonntag, 26. Juli, wieder gejazzt. Auf der Schloßterrasse macht die Gruppe "Skiffle Train" Station, die Folk-, Western-, Country- und Skiffle-Musik spielt. Die Session beginnt um 11 Uhr zur besten Frühschoppenzeit und dauert bis 13 Uhr. Der Eintritt ist frei. Bei Regen wird "Skiffle Train" in das Neue Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a umgeleitet. tos

1. FC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt (1:1)

Wo immer Eintracht Trainer Dragoslav Stepanovic in diesen schweißtreibenden Tagen des Fuji-Cups auch hinkommt, er war schon mal da. Beim 2:0-Erfolg gegen den VfB Stuttgart in Worms kehrte er an die Stätte ehemaliger fußballerischer Verteidigungskünste zurück. Im Endspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern war der Auftritt Stepanovic in Trier mit der Erinnerung an seine letzte Trainerstation im Amateurlager verbunden. Zurückliegende Erfolge sportlichen Tuns dürften dem Frankfurter Coach aber vor der Partie nicht durch den Kopf gegangen sein. Vielmehr hat die Eintracht einen weiteren verletzungsbedingten Rückschlag zu verkraften: Nach Frank Möller und Uwe Rahn fällt nun auch Heinz Gründel für mindestens sechs bis acht Wochen aus. Ihm droht nach seiner Meniskusverletzung am linken Knie sogar ein operativer Eingriff. Und dennoch wollten Stepanovic und natürlich Edgar Schmitt der Verpflichtung nachkommen, an ihren sportlichen Wurzeln Attraktivität zu beweisen. Das gelang den Frankfurtern, die wieder auf Ralf Falkenmayer zurückgreifen konnten, gleich zu Beginn außerordentlich. Bein und der offensive Binz zelebrierten direktes Kombinationsspiel; nach Beins Paß auf Kruse umspielte der auch noch Kaiserslauterns Torhüter Serr und schob zur Führung ein. Kaiserslauterns frühe Bemühungen reduzierten sich zunächst auf einen Kopfball von Dooley, der sein Ziel aber knapp verfehlte. Erfolgreicher war da schon Marcel Witeczek, der die Vorarbeit des ehemaligen Spielführers Stefan Kuntz aus vier Metern direkt zum Ausgleich nutzte. Und der von Wolfgang Funkel abgelöste Spielführer hätte auch die nunmehr überlegenen Pfälzer in Führung bringen können. Nach einem Mißverständnis zwischen Bindewald und Roth vergab er freistehend kläglich. Was folgte, waren verletzungsbedingte Auswechselungen gleich beider Eintracht-Stürmer und eine schwächer werdende Partie, in der Kaiserslautern die wenigen Akzente setzte. Beiden Teams waren bei ihrem Engagement anzumerkene, daß trotz der Vokabel "Endspiel" der eigentliche Testcharakter allgegenwärtig war.

Kaiserslautern: Serr, Kadlec, Ritter, Funkel, Roos, Wagner, Dooley, Goldbaek. Haber, Kunz, Witeczek

Frankfurt: Stein, Binz, Groth, Bindewald, Klein, Weber, Falkenmayer, Studer, Bein, Kruse (29. Wolf), Schmitt (28. Andersen)

Tore: 0:1 Kruse (5.), 1:1 Witeczek (15.)

Schiedsrichter: Vöckler (Weisenheim)

Freitag, 24. Juli

Filme / Kino Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 19 im Anzeigenteil. Museen/Galerien Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Claes Oldenburg, George Segal, Andy Warhol".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donners- tags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge/Diskussionen Bürgerhaus Südbahnhof: 15 Uhr, Dr. Walter Wallmann "Deutschland nach der Wiedervereinigung".Kinder Spielplatz Merianplatz, Nordend: 13 bis 18 Uhr, Ferienspiele für Kinder (ab 6 J). Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Deutscher Sportbund: 17 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 789 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr, bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Atzelberg, Seckbach, Atzelbergplatz 3, Tel. 47 37 47; Apotheke am Lindenbaum, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 448, Tel. 52 46 86; Feuerbach-Apotheke, Westendstraße 42, Tel. 72 10 32; Goethe-Apotheke, Oeder Weg 51, Tel. 55 66 21; Goldstein-Apotheke, Goldstein, An der Schwarzbachmühle 16, Tel. 66 44 57; Martinus-Apotheke, Frankenallee 152, Tel. 73 80 186; Pelikan-Apotheke, Zeilsheim, Neu-Zeilsheim 42 b, Tel. 36 45 16; Rathaus-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 101, Tel. 41 18 13; Sandweg-Apotheke, Schellingstraße 1, Tel. 43 48 81; Stadt-Apotheke, Rödelheim, Lorscher Straße 5, Tel. 78 31 27; Taunus-Apotheke, Kasinostraße 26, Höchst, Tel. 31 81 68; Theater-Apotheke, Theaterplatz 2, BfG-Haus, Tel. 23 38 07.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Ute Müller, Alt-Eschersheim, Eschersheim, Tel. 52 52 01; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77 -366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die ganze Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -

Kaum bunte Fußball-Bilder beim Fuji-Cup-Endspiel Eintracht hatte am Elfmeterpunkt keinen Filmriß Gründel muß operiert werden / Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt 1:1 (1:1, 3:5 n. E.) Aus Trier berichtet unser Mitarbeiter Christian Frommert

Bei ihrer ersten Teilnahme am Fuji- Cup gewann Eintracht Frankfurt im Endspiel in Trier gegen den 1. FC Kaiserlautern nach einer mäßigen Partie mit 5:3 nach Elfmeter-Schießen. Bei den entscheidenden Kicks - nach der regulären Spielzeit stand es 1:1 Unentschieden - dürfte es nicht verwundern, daß ausgerechnet Uli Stein die siegbringenden Aktionen vollbrachte. Er hielt den Elfmeter von Kadlec und verwertete gleich anschließend sicher.

Der spielerisch bessere Meister von 1991, bei dem Ritter und Witeczek glänzten, verpaßte den möglichen Sieg gleich nach der Pause, als hochkarätige Chancen ungenutzt blieben. Die Frankfurter, bei denen allenfalls Torhüter Stein und Weber zu gefallen wußten, zeigten nur zu Beginn der Partie phasenweise ihr spielerisches Vermögen.

Im Endspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern war der Auftritt Stepanovic in Trier mit der Erinnerung an seine letzte Trainerstation im Amateurlager verbunden. Zurückliegende Erfolge sportlichen Tuns dürften dem Frankfurter Coach aber vor der Partie nicht durch den Kopf gegangen sein. Vielmehr hat die Eintracht einen weiteren verletzungsbedingten Rückschlag zu verkraften: Nach Frank Möller und Uwe Rahn fällt nun auch Heinz Gründel für mindestens sechs bis acht Wochen aus. Er muß am Meniskus des linken Knies operiert werden.Und dennoch wollten Stepanovic und natürlich Edgar Schmitt der Verpflichtung nachkommen, an ihren sportlichen Wurzeln Attraktivität zu beweisen.

Bein und der offensive Binz zelebrierten direktes Kombinationsspiel; nach Beins Paß auf Kruse umspielte der auch noch Kaiserslauterns Torhüter Serr und schob zur Führung ein. Kaiserslauterns frühe Bemühungen reduzierten sich zunächst auf einen Kopfball von Dooley, der sein Ziel aber knapp verfehlte. Erfolgreicher war da schon Marcel Witeczek, der die Vorarbeit des ehemaligen Spielführers Stefan Kuntz aus vier Metern direkt zum Ausgleich nutzte. Und der von Wolfgang Funkel abgelöste Spielführer hätte auch die nunmehr überlegenen Pfälzer in Führung bringen können. Nach einem Mißverständnis zwischen Bindewald und Roth vergab er freistehend kläglich.

Was folgte, waren verletzungsbedingte Auswechselungen gleich beider Eintracht-Stürmer. Schmitt erlitt einen Kreislaufkollaps und erhielt noch in der Kabine eine Infusion. Beiden Teams war bei ihrem Engagement anzumerken, daß trotz der Vokabel "Endspiel" der Testcharakter allgegenwärtig war.

Mit den dabei gewonnenen Eindrücken dürfte Kaiserslauterns Trainer Rainer Zobel zufriedener gewesen sein als sein Kollege. Die Pfälzer blieben effizienter und spielerisch besser beim sportlichen Vortrag. Witeczek traf mit einem Schrägschuß nur den Pfosten, Goldbaeks Distanzversuch wehrte Uli Stein ab und schließlich traf Dooley mit einem Fallrückzieher nur die Oberkante der Latte.

Das sollte es aber gewesen sein in einem Endspiel, das zunehmend von Langeweile gekennzeichnet war.

Kaiserslautern: Serr, Kadlec, Ritter, Funkel, Roos, Wagner (46.Lelle), Dooley, Goldbaek (63. Zeyer), Haber (77. Richter), Kunz, Witeczek

Frankfurt: Stein, Binz, Groth, Bindewald, Klein, Weber, Falkenmayer, Studer, Bein, Kruse (29. Wolf), Schmitt (28. Andersen)

Tore: 0:1 Kruse (5.), 1:1 Witeczek (15.)

Schiedsrichter: Vöckler (Weisenheim) Zuschauer: 12 000

Tore beim Elfmeterschießen: Eintracht: Wolf, Binz, Falkenmayer, Stein, Bein - Kaiserlautern: Lelle, Ritter, Funkel.

Grüner Punkt will Volkes Stimme fernsteuern Aktionspaket für Manager enthält sieben vorformulierte Musterleserbriefe an Zeitungen

Das privatwirtschaftliche Duale System zur Entsorgung und Wiederverwertung von Einweg-Verpackungen mit dem Grünen Punkt als Emblem scheint dringender denn je der Unterstützung durch die Bürger zu bedürfen. Was also ist zu tun? Ganz einfach: Man nehme im ganzen Land Chefs von Firmen, deren Produkte in Gebinden mit dem Grünen Punkt auf den Markt kommen. Und man gebe diesen Managern vorgefertigte "Musterleserbriefe" für die Lokalpresse mit zum Teil schlichtweg erfundenem Inhalt sowie hilfreiche Tips an die Hand. Etwa den Hinweis, daß Leserbriefe, die "auf Geschäftspapier verfaßt sind und wirtschaftliche Interessen bekunden, weniger wirksam sind und häufig nicht abgedruckt werden". Die Bosse sollen also, wenn sie per Leserbrief in der Lokalpresse für den Grünen Punkt Propaganda machen möchten, in ihre Rolle als ortsansässige Bürger schlüpfen.

Enthalten sind die Tips und die "Musterleserbriefe", gleich sieben Stück an der Zahl, in einem umfangreichen Aktionspaket, das die Gesellschaft Duales System Deutschland (DSD) mit Sitz in Bonn bundesweit verschickt hat. Das Material ging an Unternehmer, die ein wirtschaftliches Interesse am Grünen Punkt haben, und an weitere "Meinungsbildner mit Vorbildcharakter". Die von rund 600 Industrie- umd Handelsfirmen getragene DSD stößt nämlich bei dem Versuch, ihr Duales System in der Bundesrepublik aufzubauen, auf ein Problem besonderer Art: "Zentral veröffentlichte Informationen werden besonders von kritischen Bürgerinnen und Bürgern mit zunehmender Skepsis beurteilt."

Solche Leute beziehen dann in Städten und Landkreisen, auf deren Hilfe die DSD angewiesen ist, Stellung gegen den Grünen Punkt. Der Gebrauch von Mehrwegsystemen mit Pfandflaschen sei ökologisch sinnvoller als ein umständliches und nur teilweises Recycling von Einweg-Verpackungen, lautet die Kritik. Für die DSD könnte das Folgen haben. Ist das Duale System nicht bis Anfang 1993 bundesweit etabliert, könnte auch der Grüne Punkt scheitern.

Die von der DSD angegangenen "Meinungsbildner mit Vorbildcharakter" sollen nun für eine Trendwende, also eine bessere Stimmung für das Recycling-Symbol, sorgen. Regelmäßige "Stammtische" mit "positiv oder neutral eingestellten" Kommunalpolitikern, bei denen in "lockerer Atmosphäre Kontakte gepflegt und gemeinsame Schritte" vorbereitet werden könnten, empfiehlt die Gesellschaft aus Bonn. Auch für die "Kontaktpflege" mit Lokaljournalisten biete sich ein Stammtisch an. Laut DSD- Sprecherin Petra Rob hat das Aktionspaket eine Auflage zwischen 800 und 900 Stück. Ein Exemplar fiel der Fraktion der Grünen im Bayerischen Landtag in die Hände, die den Inhalt prompt veröffentlichte. Kenntnis von dem brisanten Stoff erlangte auch die Verbraucher-Zentrale Niedersachsen, die die Leute vom DSD deshalb als "agile Souffleure" tituliert.

Eines war der DSD bei ihrer ungewöhnlichen Aktion von vornherein klar. Die angeschriebenen "Meinungsbildner" haben durchweg nur positive Erfahrungen mit dem Dualen System gemacht. So steht es jedenfalls in den vorformulierten "Musterleserbriefen" für die Lokalpresse. "Ich möchte mit einer persönlichen Erfahrung in die Diskussion um den Grünen Punkt eingreifen", lautet beispielsweise der Einstieg in den Musterbrief Nummer vier, bevor es zur Sache geht:

"Man hört ja immer wieder, daß durch das Duale System keine einzige Verpakkung vermieden würde. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, daß sich die Verpackungen in den letzten Wochen ziemlich verändert haben. Tatsache ist nämlich, daß bei einer ganzen Reihe von Produkten jetzt auf allerlei Firlefanz verzichtet und immer mehr Plastik durch Papier ersetzt wird. Mein Lebensmittelhändler hat mir dazu erklärt, daß mehr Papier benutzt wird, weil es leichter wiederzuverwerten ist; und weil Firmen für den Grünen Punkt nach der Devise ,Je mehr Verpackung - desto mehr Gebühren' bezahlen müssen. Auf jeden Fall bedeutet diese Änderung für meine Familie, die schon seit langem Papier und Glas getrennt sammelt, daß wir immer mehr Verpackungen direkt zum Altpapier geben können."

Dem Einfallsreichtum der DSD-Macher scheinen, wie auch das nächste Musterschreiben zeigt, keine Grenzen gesetzt. Mit Hilfe des Leserbriefs Nummer fünf sollen die angegangenen "Meinungsbildner" in der Lokalpresse den Eindruck erwecken, sie hätten sich beim Besuch von "Bekannten in xy (einer schon an das Duale System angeschlossenen Stadt)" persönlich von den Vorteilen des Grünen Punkts überzeugen können. "Warum soll, was in anderen Städten möglich ist, in unserer Gemeinde nicht funktionieren", heißt die zwingende Schlußfolgerung. Anstelle des "xy" muß der vermeintliche Leserbriefschreiber nur einen der Städtenamen einsetzen, die im Aktionspaket genannt sind, beispielsweise Essen oder Gelsenkirchen.

Damit sich die Mühe auch lohnt, legt die DSD den Firmenchefs die Bitte ans Herz, "leitende Mitarbeiter und Bekannte ebenfalls zum Verfassen von Leserbriefen zu motivieren". Schließlich wirkten Leserbriefe "auch auf andere Leser meinungsbildend" und hätten zudem den Vorteil, nicht "durch die Filter der Redaktion zu gehen". Es gelte aber darauf zu achten, daß sich bei einer Leserbriefkampagne die einzelnen Schreiben "nicht zufällig in Wortlaut, Stil und Umfang" ähnelten, warnt die DSD. Wie gut, daß das Aktionspaket gleich sieben verschiedene "Musterleserbriefe" enthält. Denn, so die Bonner Gesellschaft, "der Eindruck einer gesteuerten Kampagne wirkt immer kontraproduktiv".

Dies ist wohl wahr. Die Verbraucherschützer aus Niedersachsen wollen sich mit der dubiosen Aktion gleichwohl nicht abfinden. Sie werfen der DSD den Versuch vor, Politiker und Journalisten leimen zu wollen. Die Konsumentenlobby fühlt sich durch die "Versuche der Medienmanipulation" in ihrer Kritik am Dualen System bestärkt. "Ferngesteuerte Leserbriefe" seien allerdings "nichts Neues": Bereits im Juni 1990 tauchten den Angaben zufolge "bundesweit inhaltlich deckungsgleiche Leserbriefe" auf, in denen gegen Pfandflaschen und Mehrwegsysteme gewettert und die Vorzüge von Verbundverpackungen gepriesen worden seien. Wer hinter der sogenannten "Gruppe Umwelt/Wirtschaft" stand wurde zwar nie herausgefunden. Doch für die Verbraucher-Zentrale Niedersachsen führte die Spur "recht eindeutig zu einem großen Verpacklungshersteller. Damals noch ohne Grünen Punkt ..."

KLAUS OTT

UN-Flüchtlingskommissar mahnt Visafreiheit für Bosnier an Kriegsopfer kommen voraussichtlich am Wochenende in Deutschland an / Breite Hilfsbereitschaft in allen Bundesländern

Vorzeigestück für militärisches Prestigebedürfnis

Die Bonner Regierung betreibt außenpolitisch (mit innenpolitischen Demokratie-Brüchen) eine Hauruckstrategie, die allen, vornehmlich den Soldaten - ob Profis oder Wehrpflichtige - das Fürchten lehren muß. Sie schickt - glatt am Parlament vorbei - den Zerstörer "Bayern" in die Adria (FR vom 17. 7. 1992 "Vom Versuch, ein Schiff in voller Fahrt zu stoppen").

Zur Überwachung der Einhaltung des Embargos, sagt sie. Und weiß so gut wie jeder informierte Normalbürger, daß der Nachschub von Waffen und Treibstoff über Land nach Ex-Jugoslawien kommt und funktioniert. Man will - tönt ein Unkundiger - den Krieg auf dem Balkan "austrocknen". Wie, bitteschön, trocknet ein auf dem Wasser dümpelnder Kreuzer einen Landkrieg aus?

Die "Bayern" ist nichts als unfreiwilliges Vorzeigestück für Bonner militärisches Prestigebedürfnis. Ihr Einsatz ein Scheibchen, das die Bonner Regierung vom Grundgesetz abgesäbelt hat. Kursvorgabe: Deutsche "Verantwortung" für den Frieden (wo isser denn?) zu symbolisieren. Und wenn wildgewordene serbische Kampfflieger die "Bayern" bombardieren? Dann wird sinnlos gestorben. Müssen erst Totensäcke in Deutschland anlanden?

Und wie werden dann die reagieren, die da ungefährdet tönen: "Wir können stolz darauf sein, daß unsere Bundeswehr diesen aktiven Friedensbeitrag leistet" (CDU-Generalsekretär Peter Hintze). Oder CDU-Fraktionsführer Schäuble: "Wir haben schon die Taube in der Hand." Er meint Out-of-area-Kampfeinsätze, während der Verteidigungsminister sich noch mit dem "Spatz" Blauhelme zufrieden geben wollte. Inzwischen flüchten Hunderttausende aus Bosnien und anderswo vor dem Krieg. Mit nichts, nur um ihr Leben zu retten. Nach Deutschland kommen sie nur herein, wenn sie ein gültiges Visum haben. Von wem, bitteschön? Im Krieg findet man ganz selten funktionierende Bürokratie. Hier "schimmernde Wehr" und Kanonenboot-Politik. Dort menschenverachtende Unterlassung von lebensrettender Hilfe.

Dr. Ilse Bock-Pitsch, Wald-Michelbach

"Hurra, Viktoria!"

In der Rubrik "Ländersplitter" der FR vom 22. 7. 1992 steht eine Meldung "Brandenburg", die den Ort Birkenwerder betrifft. Sie jagt einem alten Antinazi, der vor Jahren aus der sowjetischen Kolonie, die man DDR nennen mußte, flüchtete, einen Schrecken ein: Der schwarzweißrote deutsche Spießbürger beiderlei Geschlechts aus dem Jahre 1932 hat in besagtem Gemeinwesen - und wer das Ohr am Puls der Zeit hat, weiß: nicht nur dort - die folgenden 60 Jahre ungebrochen überlebt.

Eine Rotte von Reaktionären maßt sich in Birkenwerder an, das Gedenken an die tapferen Geschwister Scholl, christliche Widerstandskämpfer gegen die Hitlerdiktatur, 1934 in München hingerichtet, zu beseitigen, indem sie die Streichung des betreffenden Straßennamens fordern.

Daß diese Ignoranten ganz gewiß überhaupt nicht wissen, wer Erich Mühsam war, den die Nazis im KZ umbrachten, kann beim Bildungsstand dieser Leute wohl vorausgesetzt werden.

Ich erlaube mir in aller Bescheidenheit (das gehört zum Inhalt der o. g. Meldung) auch darauf hinzuweisen, daß Marx und Engels große Zeiterscheinungen ihres Jahrhunderts waren, was man von der durch die Birkenwerder vorgeschlagenen "Viktoria" wohl kaum sagen kann.

Beide Männer sind jedenfalls nicht verantwortlich zu machen für den Kasernenhof-Sozialismus mit all seinen unmenschlichen Folgen, die Lenin und seine Nachfolger der Welt bescherten und die genau das Gegenteil zu dem aus tiefsten Humanismus heraus konzipierten Gedankengebäude jener beiden Denker aus dem 19. Jahrhundert bedeuteten.

Fritz Borges, Mühlheim am Main

Regierung privatisieren

Die Berichte über die Privatisierungswelle in Deutschland reißen nicht ab. Insbesondere sind es die Bahn und die Post, deren Gewinne in private Taschen fließen sollen, während die alten und neuen roten Zahlen von uns Bürgern zu begleichen sein werden. Ungebremster Kapitalismus. Ich schlage allen Ernstes vor, recht bald die Regierung in Bonn zu privatisieren. Einen Bundeskanzler und seine Minister besoldet Daimler doch locker. Siemens könnte die Abgeordneten übernehmen. MBB, Schering und die anderen Großen die Politiker in den Bundesländern. Nun höre ich schon den Einwand: aber was soll das denn? Die marschieren doch heute schon nach den Befehlen der Wirtschaftsgewaltigen. Wenn das stimmen sollte, dann müßte ich zu wählen aufhören und diesen Staat der Demokratie wegen bekämpfen, verachten und von Grund auf verändern.

Martin Lotz, Berlin

UN: Aufmerksamkeit nicht nur für Jugoslawien

NEW YORK/SARAJEWO, 24. Juli (AP/ Reuter/AFP). Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Ghali, hat vor dem Weltsicherheitsrat seine Einwände gegen eine Entsendung weiterer Blauhelme nach Bosnien-Herzegowina bekräftigt.

Nach Angaben von Diplomaten sagte Ghali während einer Sitzung hinter verschlossenen Türen, auch der Bürgerkrieg und die Hungersnot in Somalia verdienten jetzt die Aufmerksamkeit der UN. Es seien genug Friedenstruppen nach Kroatien und Bosnien geschickt worden. Das UN-Entscheidungsgremium vertagte sich auf die Nacht zum Samstag.

Der jugoslawische Ministerpräsident Milan Panic hat für die Kämpfe in Bosnien-Herzegowina 1200 "Gangster" verantwortlich gemacht, die vor niemandem Respekt hätten. Panic sagte vor Journalisten in Los Angeles weiter, sein Ziel sei es, das Nachbarland zu entmilitarisieren. Panic, der seit annähernd zwei Wochen Regierungschef des noch aus Serbien und Montenegro bestehenden Jugoslawiens ist, nannte Bosnien-Herzegowina eine "waffenstrotzende Festung". Wenn man alle Waffen dort verkaufen würde, hätte man mehr Geld als nötig, um die Republik wieder aufzubauen, sagte er.

Panic stellte für die Bürger des zerfallenen Vielvölkerstaats einen baldigen Frieden in Aussicht. Er räumte jedoch ein, daß er keine fertige Antwort auf die Kämpfe dort habe.

Der kalifornische Geschäftsmann, der die US-amerikanische und jugoslawische Staatsbürgerschaft hat, erklärte, seine Regierung erkenne die Grenzen an. Sie wolle sich zudem für das Völker- und Minderheitenrecht sowie für demokratische Prinzipien einsetzen.

Der EG-Vermittler für Jugoslawien, Peter Lord Carrington, will sich vorerst nicht um einen neuen Waffenstillstand in Bosnien bemühen. Verhandlungen in der Bürgerkriegsrepublik könne er sich erst wieder vorstellen, wenn "eine radikale Veränderung der Umstände" eingetreten sei. "Man würde nur wieder mit denselben Leuten sprechen, die das ignorieren, was das letzte Mal vereinbart wurde", sagte Carrington der britischen Tageszeitung Daily Telegraph. Er habe es den Führern der drei bosnischen Konfliktparteien anheimgestellt, ob sie wie vorgesehen zu neuen Verhandlungen am 27. Juli nach London kommen wollten.

Unterdessen erreichte der kleine Konvoi von drei Lastwagen mit Lebensmitteln und einem UN-Schützenpanzer die Außenbezirke der seit 80 Tagen von serbischen Kräften belagerten Stadt Gorazde. Rund 5000 überwiegend moslemische Flüchtlinge brachen am Donnerstag abend von Bosanski Novi im Nordwesten Bosnien-Herzegowinas nach Kroatien auf. Der Konvoi wird von UN-Soldaten und Vertretern des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge begleitet. Am Wochenende sollen etwa 5000 Kriegsvertriebene von Zagreb aus mit sechs Zügen nach Deutschland gebracht werden.

In der bosnischen Hauptstadt Sarajewo kam es in der Nacht zum Freitag wieder zu Kämpfen, bei denen schwere Artilleriewaffen eingesetzt wurden. Zuvor waren am Stadtrand von Sarajewo 29 serbische Gefangene gegen 72 überwiegend moslemische Anhänger der bosnischen Regierung ausgetauscht worden.

Ein General der jugoslawischen Armee und vier Soldaten kamen am Donnerstag bei einem Hubschrauberabsturz in der serbischen Provinz Kosovo ums Leben. Nach Angaben der Behörden handelte es sich offenbar um ein Unglück. Bahr: Bundeswehr soll mit UN kämpfen

KIEL (AFP). Der SPD-Politiker Egon Bahr befürwortet eine Beteiligung der Bundeswehr an UN-Kampfeinsätzen. Eine deutsche Beteiligung an von den Vereinten Nationen beschlossenen "Aktionen, die Frieden und Recht mit Gewalt wiederherstellen", halte er für möglich und sinnvoll, sagte Bahr den Kieler Nachrichten. Den Einsatz des Bundeswehr-Zerstörers "Bayern" bezeichnete Bahr als "von der Sache her in Ordnung". Damit setzte sich der SPD-Politiker von seiner Parteispitze ab. Zur Fraktionsentscheidung für eine Verfassungsklage sagte der heutige Leiter des Hamburger Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik: "Ich sehe den Gang nach Karlsruhe skeptisch. Ich kann ihn aber verstehen - als Versuch, der Bundesregierung zu verweigern, scheibchenweise eine neue politische Wirklichkeit herzustellen."Todesurteile für neun Eisenbahnräuber

PEKING, 24. Juli (AP). In China sind am Donnerstag 45 Personen wegen Beteiligung an Raubüberfällen auf Eisenbahnwaggons verurteilt worden. Wie die Nachrichtengentur Xinhua meldete, verhängte ein Gericht in Zhengzhou gegen neun der Angeklagten die Todesstrafe, die 36 anderen erhielten lange Freiheitsstrafen. Die 45 Landarbeiter aus der Provinz Sichuan sollen im September 1991 insgesamt 300 Eisenbahnpassagiere beraubt und zum Teil verletzt haben. Sie wurden des Diebstahls von 20 000 Yuan (etwa 5500 Mark) sowie von 27 Uhren und 80 Eisenbahnfahrkarten für schuldig befunden.

"Privilegien für Autopendler streichen"

BERLIN, 24. Juli (AP). Alle Pendler sollten nach einem Vorschlag des Umweltbundesamt-Präsidenten Heinrich von Lersner bei der Lohnsteuer künftig die gleiche Entfernungspauschale angerechnet bekommen. Derzeit werde das Autofahren subventioniert, bemängelte er am Freitag in der Leipziger Volkszeitung. Es sei umweltpolitisch unbefriedigend, daß der Autofahrer für den Weg zur Arbeit bis zu 54 Pfennig je Kilometer von der Steuer absetzen könne, der Bus- und Bahnfahrer oder Radler aber deutlich weniger. Von Lersner sprach sich zugleich gegen eine baldige Abschaffung der KFZ-Steuer aus. Solange mit ihr Verursacher von Lärm und Schadstoffen stärker zur Kasse gebeten würden, sollte sie beibehalten werden.

AOK wirft den Ärzten "blinden Protest" vor

BONN, 24. Juli (AP). Der AOK-Bundesverband hat die Ärzte aufgefordert, den Weg für Reformen freizumachen, statt Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CDU) für seine Sparpläne die "rote Karte" zu zeigen.

Der AOK-Vorstandsvorsitzende Wilhelm Heitzer sagte am Freitag in Bonn: "Wer seine Patienten zu völlig überflüssigen und vor allem kostspieligen Aktionen aufruft, sollte erst einmal vor der eigenen Praxistür kehren." Wenn jemand die "rote Karte" verdient habe, dann die Ärztefunktionäre, die solche "unsinnigen Aktionen" planten.

Heitzer warf der Ärzteschaft vor, sie habe bisher jede Forderung der Krankenkassen nach echten Strukturreformen im Gesundheitswesen blockiert. Ein Beispiel sei der Hausarzt: "Wir haben vorgeschlagen, daß künftig typische Hausarztleistungen nicht mehr von Fachärzten abgerechnet werden können. Dann würden wir mehr Luft bekommen, um Hausärzte besser zu bezahlen. Doch die Ärztevertreter haben auch diesen bescheidenen Schritt in Richtung Strukturreformen blockiert", kritisierte Heitzer. Selbst die eigenen Statistiken der Ärzteschaft bewiesen, daß der Allgemeinarzt gegenüber dem Facharzt zunehmend ins Hintertreffen gerate, sagte der Vorstandsvorsitzende. An der Gesamtvergütung der kassenärztlichen Leistungen von 27 Milliarden Mark im Jahr 1991 seien die Hausärzte nur mit 9,2 Milliarden Mark beteiligt gewesen. Nach Auffassung der AOK sind teure Apparate in der Praxis keine Garantie für den Therapieerfolg. Nur wo es wirklich medizinisch notwendig sei, sollte der Facharzt konsultiert werden, sonst sollte der Hausarzt wieder der erste Ansprechpartner sein.

"Man muß nicht gleich wegen eines Schnupfens zum Spezialisten gehen", sagte Heitzer. Allerdings seien derzeit nur 40 Prozent der niedergelassenen Ärzte Hausärzte. Der Hausarzt müsse aber für das persönliche Gespräch mit dem Patienten besser honoriert werden. Außerdem unterstütze der Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen die Pläne von Seehofer, die Zahl der niedergelassenen Ärzte auf den tatsächlichen Bedarf zu beschränken.

. . . und außerdem Warum Kurt Rudolf in Briefen stöbert

Ludwig Kraft wird dafür bezahlt, Urlaubsfotos wildfremder Menschen anzuschauen, sein Kollege Kurt Rudolf stöbert derweil in Briefen herum, die nicht an ihn adressiert sind. Im Zimmer daneben untersucht Gabriele Lenz täglich acht Stunden lang private Tonbandkassetten und Videofilme. Kraft, Rudolf und Lenz sind drei von insgesamt 56 Beamten der Deutschen Bundespost, die in der in Marburg ansässigen Zentralen Briefermittlungsstelle beruflich und legal das Postgeheimnis "verletzen".

Mehr als 6000 "unanbringliche" Briefe und Päckchen werden pro Tag von Postämtern aus dem ganzen Bundesgebiet nach Marburg geschickt. Der Grund: Absender- und Empfängerangaben sind unvollständig, falsch oder fehlen ganz. Auch von Bilderrätseln, Graffitis und Liebeserklärungen kann der Leiter der Ermittlungsstelle, Ortwin Koch, berichten. "Mit solchen Sperenzchen halten wir uns aber nicht mehr lange auf", sagt er. Finden sich keine sonstigen Hinweise auf den Empfänger, wird der Brief abgelegt und endet nach drei Monaten im Reißwolf.

Nur mit "wirtschaftlichem Arbeiten" sei die anfallende Postmenge zu bewältigen, betont Koch. Immerhin müssen nach seinen Angaben die elf Abteilungen der Ermittlungsstelle jährlich rund 1,6 Millionen unzustellbare Postsendungen bearbeiten, die Aufklärungsquote läßt sich dabei durchaus sehen: Bei durchschnittlich 56 Prozent der Sendungen können die Postler laut Statistik Empfänger oder Absender ermitteln. Am erfolgreichsten sind sie mit über 80 Prozent bei Einschreiben und Wertbriefen. Dagegen könne nur ein Fünftel der Sendungen mit Tonbandkassetten dem Besitzer wieder zugestellt werden.

Die detektivischen Ermittlungen bei unzustellbaren Postsendungen haben eine lange Tradition: Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts habe es bei der obersten preußischen Postbehörde, dem Generalpostamt Berlin, eine eigens eingerichtete "Commission zur Eröffnung der unbestellbaren Retourbriefe" gegeben, berichtet Koch. Die zuständigen Beamten seien "unter Hinweis auf ihren Diensteid mittels Handschlag" besonders verpflichtet worden. Auch die Mitarbeiter der 1976 in Marburg eingerichteten Zentralstelle werden laut Koch speziell ausgewählt und auf ihre Zuverlässigkeit und Verschwiegenheit getestet. "Schließlich dringen wir zwangsläufig in die Intimsphäre der Briefeschreiber ein", sagt er.

Mit "Detektivarbeit" hätten die Nachforschungen jedoch nicht mehr viel zu tun, bedauert Koch. Das meiste sei Routine. Bei den Briefen werde nur kurz geprüft, ob nicht doch eine korrekte Adresse auf dem Kuvert oder am Briefanfang und -ende zu finden sei. "Geschmökert wird in den Schreiben nicht", versichert der Stellenleiter. Anders dagegen in der Abteilung für Filme und Diapositive. Hier schaut sich Ludwig Kraft jeden entwikkelten Film Bild für Bild an und notiert besondere Merkmale, die Hinweise auf den Besitzer geben könnten.

Ein Hotel, das er einer Stadt zuordnen könne, sei möglicherweise genauso von Bedeutung wie das Nummernschild eines Autos, erklärt Kraft. Bei "wichtigen Filmen" setze er sich auch mal mit der Kfz-Zulassungsstelle in Verbindung, um auf diesem Weg den Halter des Pkw und damit vielleicht auch den gesuchten Fotografen zu ermitteln. Normalerweise erstelle er jedoch nur Kurzbeschreibungen, anhand derer die Filme den einzelnen Nachforschungsaufträgen der Postkunden zugeordnet werden könnten. Nach drei Monaten Lagerung werden dann auch die Fotos und Dias vernichtet.

Der Inhalt von unzustellbaren Päckchen findet dagegen nach Angaben Kochs auf Versteigerungen reißenden Absatz. Einmal im Monat würden vor allem Studenten die Gelegenheit wahrnehmen, ihren Bücherbestand zu vergrößern. Aber auch Schmuck, Elektro- und Haushaltsgeräte können hier erworben werden. Nur in einem Fall wurde ein Päckchen nicht zur Versteigerung freigegeben: Der Inhalt der Sendung entpuppte sich als Briefbombe. Nur dem Zufall sei es zu verdanken gewesen, daß die Ermittlungsstelle nicht in Schutt und Asche gelegt worden sei, erinnert sich Koch. Seit diesem Zeitpunkt werde jedes verdächtige Päckchen mit einem Durchleuchtungsgerät überprüft.

FROBEN HOMBURGER (AP)

US-Atomkraftwerke unsicher?

WATERFORD, 24. Juli (AP). In allen 36 US-Atomkraftwerken könnte bei einem Unfall ein für die Sicherheit unabdingbares Meßgerät falsche Daten anzeigen und damit schnelle Gegenmaßnahmen verhindern. Zu diesem Schluß sind Wissenschaftler gekommen, die das Kraftwerk Millstone I im US-Staat Connecticut betreiben. Nach Angaben der US-Richtlinienkommission gibt es in vermutlich allen US- Atomkraftwerken, die mit Wasser gekühlt werden, ein bestimmtes Meßinstrument für den Wasserstand im Inneren des Reaktors. Die Ingenieure von Millstone I fanden heraus, daß dieses Instrument noch einen ausreichenden Wasserstand anzeigen würde, wenn das Kühlwasser schon verdampft sei und der Reaktor zu schmelzen drohe.

Aufgespießt

"Die Lichtsignalsteuerung oder, populär ausgesprochen, die Verkehrsampelschaltung, ist eine für die Abwicklung des Straßenverkehrs sehr wichtige betriebliche Maßnahme. Da mit einer Lichtsignalanlage unmittelbar in den Verkehrsablauf eingegriffen wird, indem Verkehrsströme mit gemeinsamen Konfliktflächen abwechselnd angehalten oder freigegeben werden, müssen die technischen Anlagen besonders sorgfältig entworfen, gebaut und betrieben werden." Bundesverkehrsminister Günther Krause in einer Pressemitteilung über "Neue Richtlinien für Lichtsignalanlagen".

Hintze rügt TV-Gewalt

BONN, 24. Juli (AP). Angesichts der Flut von Gewaltszenen vor allem im Privatfernsehen hat CDU-Generalsekretär Peter Hintze die Sender zu einer freiwilligen Selbstkontrolle aufgerufen. Der Politiker wies am Freitag in Bonn darauf hin, daß nach jüngsten Medienanalysen täglich etwa 70 Menschen auf dem Bildschirm ermordet und wöchentlich rund 2700 Szenen körperlicher Gewalt gezeigt werden. Ein "Deutscher Medienrat" solle bei der Programmplanung für den Schutz von Kindern und Jugendlichen sorgen. Hintze betonte, die Gewaltdarstellungen zögen sich "als blutroter Faden" vornehmlich durch das Vorabendprogramm.

Seniorenvertretung in Heimen

BONN, 24. Juli (AP). Pflegebedürftige und behinderte Heimbewohner können ab sofort durch einen Heimfürsprecher ihre Interessen gegenüber dem Träger des Hauses vertreten lassen. Wie das Bundesfamilienministerium am Freitag mitteilte, ist dies durch die gerade in Kraft getretene Änderung der Heimmitwirkungsverordnung möglich. "Die Interessen der Heimbewohner können nun wesentlich besser geschützt werden", sagte Ministerin Hannelore Rönsch.

Der Heimfürsprecher soll jeweils von der zuständigen Behörde bestellt werden. Wenn die Alten zu krank oder zu schwach sind, einen Heimbeirat zu wählen, vertritt er die Anliegen der Heimbewohner. Die Fürsprecher seien ehrenamtlich tätig und gegenüber dem Heimträger und der Aufsichtsbehörde unabhängig.

Mehrheit will studieren

WIESBADEN, 24. Juli (AP). Zwei Drittel aller Abiturienten dieses Jahres wollen studieren. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte, äußerten in einer Befragung 173 000 der 258 000 Abiturienten den Wunsch, an die Hochschule zu gehen. In Westdeutschland wollen dies 68,1, in Ostdeutschland 60,3 Prozent der Abiturienten. Damit nahm die Bereitschaft zum Studium im Vergleich zum Vorjahr in Westdeutschland um 0,7 Prozent ab, während sie in Ostdeutschland um zehn Prozent anstieg.

Der Studienwunsch ist bei Jungen deutlich größer als bei Mädchen: So kündigten 71,6 Prozent der Jungen und 61,8 Prozent der Mädchen an, sich über die Hochschule qualifizieren zu wollen.

"Batman" nahm Geiseln

MÜNCHEN, 24. Juli (AP). Als "Batman" maskiert hat ein 41 Jahre alter Mann am Freitag morgen in München eine Bank überfallen und sieben Angestellte des Geldinstituts in seine Gewalt gebracht. Wie die Polizei in München berichtete, gab der mit einer Gaspistole bewaffnete Täter jedoch nach 35 Minuten auf und ließ die Geiseln frei. Ohne Widerstand zu leisten, konnte er festgenommen werden.

Der Mann, ein Münchner Kurierunternehmer, hatte den Angaben zufolge in einer Holzkiste im Hausflur einer Filiale der Commerzbank auf das Eintreffen der Angestellten gewartet. Als eine 22jährige schwangere Frau die Filiale aufsperrte, sprang der Maskierte aus der Kiste, bedrohte die Frau mit der Waffe und stieß sie in den Bankraum. Dort legte er der Frau und sechs weiteren Angestellten bei ihrem Eintreffen Handschellen und Fußfesseln aus Seilen an. Ein achter Angestellte erkannte die Situation rechtzeitig, flüchtete und alarmierte die Polizei. Als der Täter sah, daß die Bank von Polizei umstellt war, gab er auf und ließ sich widerstandslos festnehmen. Die schwangere Frau wurde nach Polizeiangaben leicht verletzt, die übrigen Geiseln erlitten Schocks.

UN-Hilfstransport für Gorazde blieb in Minenfeld stecken Konvoi mußte wenige Kilometer vor belagterter Stadt stoppen / Tausende Flüchtlinge erreichen Karlovac / Gefangenenaustausch

SARAJEWO, 24. Juli (Reuter/AP/AFP). Der Lastwagenkonvoi der Vereinten Nationen (UN), der Hilfsgüter in die von Serben belagerte ostbosnische Stadt Gorazde bringen sollte, ist kurz vor Erreichen seines Ziels in einem Minenfeld steckengeblieben. Der Sprecher der UN- Truppen in Sarajewo, Mik Magnusson, sagte am Freitag, der Konvoi könne sich weder vorwärts noch rückwärts bewegen. UN-Mitarbeiter seien nach Gorazde geschickt worden, um dem Konvoi zu helfen. Nach UN-Angaben werden die Fahrzeuge am Samstag vermutlich in die bosnische Hauptstadt zurückgerufen.

Nach Angaben aus Sarajewo war der Konvoi am Donnerstag abend 12 Kilometer vor der Stadt auf Minen gefahren. Bei der Explosion einer Mine sei ein bosnischer Dolmetscher durch Glassplitter am Kopf verletzt worden. Der Konvoi bestand aus drei Lastwagen, die von einem Schützenpanzerwagen eskortiert wurden. In Gorazde berichteten die Behörden, bei serbischen Angriffen seien binnen drei Tagen 150 Menschen getötet worden. Die Verteidiger der Stadt richteten über Funk einen neuen Hilferuf "an alle Freunde und Menschen in der Welt" und baten um die Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten. Sarajewo wurde auch in der Nacht zum Freitag mit Granatwerfern und Maschinengewehren beschossen. Ein französischer UN-Soldat wurde leicht verwundet, als ein Schützenpanzer auf eine Mine fuhr.

Moslemisch-kroatische Verteidiger Sarajewos und die serbischen Belagerer tauschten am Donnerstag etwa 130 Gefangene aus, meist ältere Menschen. In Kroatien treffen unterdessen weiter bosnische Flüchtlinge ein. Am Freitag kamen mehrere tausend Vertriebene in Karlovac an. Radio Zagreb sprach von 9000 Flüchtlingen. UN-Vertreter hatten ausgehandelt, daß die Flüchtlinge Gebiete passieren durften, die von serbischen Einheiten gehalten werden.

EG-Vermittler Lord Carrington sagte in der britischen Zeitung Daily Telegraph, er werde vorerst keine weiteren Verhandlungen über einen Waffenstillstand führen. Solange Vereinbarungen nicht eingehalten würden, sei dies sinnlos.

Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Wolfgang Thierse appellierte an die deutschen Behörden, die Kontrolle des UN- Embargos gegen Serbien und Montenegro zu verschärfen. Es sei ein Skandal, daß das Embargo möglicherweise von deutschen Firmen unterlaufen werde, sagte er im Saarländischen Rundfunk.

Die Bundeswehr wird sich nach Worten von Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) nicht an einer möglichen Land- Überwachung der UN-Sanktionen gegen Serbien und Montenegro beteiligen. Eine solche Kontrolle stehe auf der internationalen Tagesordnung, aber deutsche Truppen könnten daran nicht mitwirken, sagte Kinkel dem Bonner Generalanzeiger.

Die vor der Küste Jugoslawiens kreuzenden NATO-Schiffe haben eine Minen- Warnung erhalten. Offiziere an Bord der US-Fregatte "USS Jack Williams" und des deutschen Zerstörers "Bayern" teilten mit, Geheimdienstberichten zufolge seien die Gewässer möglicherweise vermint worden. Bislang sei nur Befehl gegeben worden, von der Brücke aus nach Minen Ausschau zu halten. Die Gefahr werde aber nicht so groß eingeschätzt, daß auch Minensucher entsandt werden müssen.

Ein General der jugoslawischen Bundesarmee und vier Soldaten kamen am Donnerstag bei einem Hubschrauberabsturz in der serbischen Provinz Kosovo ums Leben.

Nach Angaben der Behörden handelte es sich offenbar um ein Unglück. General Vladimir Vukovic war für den dritten Militärbezirk zuständig, der sich auf das südliche Serbien und das überwiegend von Albanern bewohnte Kosovo erstreckt.

Baker zieht positive Bilanz US-Außenminister beendet seine Mission im Nahen Osten

DSCHIDDAH / JERUSALEM, 24. Juli (AP/Reuter). Sichtlich optimistisch gestimmt hat US-Außenminister James Baker am Freitag seine Nahost-Mission in Saudi-Arabien beendet. Es gebe jetzt eine wirkliche Chance, daß der Friedensprozeß an Tempo gewinne, sagte Baker vor dem Abflug aus Dschiddah. In der saudiarabischen Stadt hatte er zuvor mit König Fahd und Außenminister Saud el Feisal gesprochen.

Er hoffe, daß die an der Nahost-Konferenz Beteiligten die Gespräche nunmehr sehr bald wieder aufnähmen, zumal unter der neuen israelischen Regierung ein Wandel in der Siedlungspolitik deutlich werde, der geeignet sei, den Friedensprozeß zu fördern, sagte Baker. Ebenso hoffe er, daß die arabische Seite die Anregung des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin aufgreife, die Friedensverhandlungen auf regelmäßiger Basis fortzusetzen.

Zu Berichten, wonach Baker Washington an Stelle von Rom als nächsten Verhandlungsort ins Spiel gebracht haben soll, sagte ein israelischer Regierungsvertreter in Jerusalem, davon sei ihm nichts bekannt. Außerdem sehe Israel keinen Grund, weshalb die Gespräche nicht in der italienischen Hauptstadt abgehalten werden sollten. Ein Berater der palästinensischen Delegation hatte zuvor erklärt, Baker habe die Verlegung der Konferenz nach Washington angedeutet.

Die arabischen Teilnehmer der Friedensgespräche - Syrer, Libanesen, Jordanier und Palästinenser - trafen gemeinsam mit Ägypten zu Beratungen in Damaskus zusammen, wo eine gemeinsame Vorgehensweise in den Nahost-Gesprächen festgelegt werden soll.

Das israelische Fernsehen berichtete, Jerusalem erwäge, den Siedlungsstopp in den besetzten Gebieten auf bereits im Bau befindliche Häuser auszudehnen. Der bekanntgegebene Baustopp für alle Projekte in der Planungsphase sei nur ein Anfang. Das Kabinett von Ministerpräsident Rabin werde über die weitere Einschränkung der Bautätigkeit in den besetzen Gebieten in der kommenden Woche entscheiden, hieß es weiter.

Ost-Landfrauen ohne Arbeit

BONN, 24. Juli (AP). In Ostdeutschland haben 78 Prozent der Landfrauen ihren Arbeitsplatz verloren. Das ist das Ergebnis einer Studie in fünf Landkreisen der neuen Länder, die Bundesfrauenministerin Angela Merkel am Freitag in Bonn vorstellte. Danach hatten von insgesamt 7143 Frauen im Jahre 1989 im Februar 1992 nur noch 1564 eine Beschäftigung in der Landwirtschaft einschließlich angrenzender Bereiche wie Verwaltung, Leitung, Reinigung und Verpflegung.

Da oft persönliche und organisatorische Voraussetzungen für Umschulungen fehlten, bestehe für Landfrauen die Gefahr, "von Berufschancen abgekoppelt zu werden", sagte die Frauenministerin. Bei der Weiterbildung müßten stärker als bisher die räumlichen, zeitlichen, familiären und persönlichen Möglichkeiten und Interessen der Frauen auf dem Lande berücksichtigt werden. "Dies ist eine Grundvoraussetzung dafür, wenn es trotz aller Schwierigkeiten überhaupt eine Perspektive geben soll", sagte Merkel.

Bulgariens Regierung bleibt

SOFIA, 24. Juli (AP). Ein von den früheren Kommunisten eingebrachtes Mißtrauensvotum gegen die liberalkonservative bulgarische Regierung von Ministerpräsident Filip Dimitrow ist am Freitag mit Stimmen der türkischen Minderheit abgelehnt worden. Für die von der Union Demokratischer Kräfte (UDK) gestellte Regierung stimmten im Parlament zu Sofia 130 Abgeordnete, dagegen 104 Parlamentarier.

Die Sozialisten hatten der im Oktober an die Macht gelangten Regierung in der Begründung ihres Mißtrauensantrags Konzeptionslosigkeit besonders in der Wirtschaftspolitik vorgeworfen. Die Regierung lasse es zu, daß sich im Land zunehmend aus der Schattenwirtschaft stammendes Kapital anhäufe, das bereits beginne, politische Entscheidungen zu beeinflussen.Kritik am Zahnärztestreik

DÜSSELDORF, 24. Juli (ap). Der für Montag angekündigte Streik der Zahnärzte im Rheinland aus Protest gegen das in Bonn geplante Gesundheitsstrukturgesetz ist auf scharfe Kritik von Politikern und Krankenkassen gestoßen. Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Hermann Heinemann warf den Medizinern am Freitag in Düsseldorf vor, sie verstießen gegen die Verpflichtung, eine Versorgung der Patienten sicherzustellen. Der Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) drohte in Bonn, wer zu Kampfmaßnahmen greife, riskiere den Ausschluß aus der gesetzlichen Krankenversicherung.

Die Zahnärzte selbst zeigten sich jedoch am Freitag entschlossen, den Streik trotz aller Proteste durchzuführen. Vor allem auf dem Land würden praktisch alle Zahnarztpraxen geschlossen bleiben, hieß es.

Heinemann kündigte an, Nordrhein- Westfalen werde die notwendigen Schritte einleiten, um den Krankenkassen die Schaffung eines eigenen zahnärztlichen Dienstes zu ermöglichen. Dies setzt allerdings ein entsprechendes Bundesgesetz voraus.

Schwebebahn entgleiste

WUPPERTAL, 24. Juli (AP). Ausgerechnet zur Hauptverkehrszeit am Freitag ist in Wuppertal die berühmte Schwebebahn ausgefallen. Wie ein Sprecher der Stadtwerke mitteilte, verkantete sich gegen 13.40 Uhr ein Gelenkwagen der Schwebebahn in einer Wendeschleife des weltweit einzigartigen Verkehrsmittels. Nach Angaben des Sprechers wurde bei dem Unfall niemand verletzt, doch mußte der gesamte Verkehr auf der Strecke eingestellt werden. Die 40 Fahrgäste des Unglückswagens wurden von der Feuerwehr mit einer Drehleiter aus dem luftigen Gefährt befreit.

Rekordfund bei Heroin

HANNOVER, 24. Juli (AP). Die Polizei in Niedersachsen hat die bisher größte Rauschgiftmenge in diesem Bundesland sichergestellt. In Thedinghausen bei Bremen fanden Drogenfahnder 23,5 Kilogramm Heroin im Kofferraum eines Autos. Insgesamt neun Verdächtige eines Drogenrings mit Verbindungen zur Türkei und Libanon wurden festgenommen, wie das Landeskriminalamt in Hannover am Freitag mitteilte.

Hitler funkte Geheimcode und Churchill las mit

LONDON, 24. Juli (dpa). Wenn Adolf Hitler im als absolut sicher geltenden Geheimcode seine Kommandeure an der Front anfunkte, las in London alsbald auch Kriegspremier Winston Churchill die Botschaften. Er kannte auch viele Funksprüche der Wehrmacht, obwohl sie angeblich so verschlüsselt waren, daß kein menschliches Hirn den Schlüssel je finden könnte. Der "Großvater aller Computer" half mit, die Codes zu knakken. Bis zuletzt sollen die Deutschen nichts geahnt haben.

Das Geheimnis und seine Entschleierung war nach Angaben britischer Entschlüsselungsexperten in der sogenannten Enigma-Maschine zu finden, einem mit Tastatur versehenen elektrischen Gerät von der Größe einer Schreibmaschine. Es diente der Verschlüsselung von Nachrichten in damals ungekannter Vielfalt. Der Holländer Hugo Alexander Koch hatte das System bereits 1919 entwickelt.

Als die Vermarktung im deutschen Bankenwesen gescheitert war, griff die deutsche Militärführung zu. 1936 hatte sie Enigma bereits so weit verfeinern lassen, daß mit dem Druck nur einer Taste 17,2 Millionen Möglichkeiten zur Verschlüsselung erreichbar waren. Sechs Jahre später hatte die deutsche Marine die Zahl der Varianten in astronomische Größenordnungen potenziert: 150 Millionen Möglichkeiten.

Als Schach-Experten, Mathematiker und andere Wissenschaftler in Großbritannien dem von Kriegsgegner Deutschland benutzten Code zu Leibe rückten, sahen sie bald nur einen Weg, und der führte über die Enigma-Maschine. In Bletchley Park, einem 22 Hektar großen Gelände zwischen Oxford und Cambridge, nutzten sie Erfahrungen und Kenntnis polnischer Experten. Mit ihrer Hilfe entstand im Park eine "Bombe", eine Anlage, die die Leistung von sechs Enigma- Maschinen hatte und den Enigma-Ablauf rückwärts abspulte und zu dem Code- Wort führte, mit dem die Geheimtexte klar lesbar wurden. Der ständige Wechsel der Code-Wörter aber zwang dazu, den Code ständig aufs neue zu brechen.

Bis es jedoch so weit war, waren viele Tests nötig. "Die Luftwaffe hat es uns leichtgemacht. Da ging man mit den Vorschriften zur Verschlüsselung ziemlich sorglos um", erzählt 50 Jahre später Christine Brooke-Rose, eine Code-Brecherin von einst. "Die Kriegsmarine, die einen anderen Code anwandte, war viel disziplinierter und hat es uns schwergemacht."

Bis zu 12 000 Experten, vorwiegend Briten und Amerikaner, waren während des Krieges in Bletchley Park mit den deutschen Geheimnachrichten befaßt. Sie entwickelten die Enigma-Technik immer weiter, "und die Deutschen hatten bis zum Ende des Kriegs keine Ahnung davon", betont Ted Enver von der Vereinigung der Freunde von Bletchley Park. Auch die britische Öffentlichkeit hat erst viele Jahre nach Kriegsende erfahren, was in den Baracken des Parks gemacht wurde. Vieles wird auch noch heute von amtlichem Schweigen verhüllt.

"Der Sieg über Rommel in Nordafrika, der Erfolg gegen die deutschen U-Boote im Nordatlantik und letztlich die Invasion in der Normandie - all das wäre ohne die Arbeit der Leute in Bletchley Park zum jeweiligen Zeitpunkt und in diesem Umfang nicht möglich gewesen", sagen die Park-Freunde stolz. Sie suchen zur Zeit sieben Millionen Pfund (20 Millionen Mark), um das Gelände kaufen und zu einem Museumszentrum ausbauen zu können.

Eine wichtige Rolle würde in diesem Zentrum "Colossus" spielen, ein 1943 in Bletchley Park gebauter wahrer Koloß im Dienst der Entschlüsselung mit der zehnfachen Leistungskraft der "Bombe". Er gilt nach britischer Darstellung als der "erste programmierbare Computer der Welt mit einem Gedächtnis".

Nicht zuletzt seiner Mitwirkung sei es zu danken gewesen, daß der Krieg nicht noch zwei bis drei Jahre länger gedauert habe. Jetzt soll er in einem Computermuseum funktionsfähig nachgebaut werden.

"Uns geht es nicht darum, die Rolle zu glorifizieren, die eine der am Krieg beteiligten Parteien gespielt hat", versichert Roger Bristow von den Planern des Bletchley-Zentrums. "Wir wollen eine technische Entwicklung würdigen, auf die beide Seiten stolz sein können. Sie ist der modernen Computertechnologie vorausgegangen." Bletchley Park ist nach seiner Ansicht weniger ein britisches als vielmehr "ein internationales Industrie-Denkmal".

HEINRICH VON LERSNER, Präsident des Umweltbundesamtes, hat sich für eine Änderung des Steuersystems zugunsten der Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs ausgesprochen. In der Leipziger Volkszeitung plädierte er für eine allgemeine Entfernungspauschale für den Weg zur Arbeit. Es sei umweltpolitisch unbefriedigend, daß Autofahrer für den Weg zur Arbeit bis zu 54 Pfennig je Kilometer von der Steuer absetzen könnten, die umweltfreundliche Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel aber dagegen steuerlich weit weniger gefördert werde. Die Kraftfahrzeugsteuer solle dagegen noch nicht so bald abgeschafft werden. Zwar sei diese Steuer "langfristig entbehrlich", doch als Instrument brauchbar, um die Verursacher von Lärm und Schadstoffen stärker zur Kasse zu bitten. (dpa)

FRANKFURT A. M., 24. Juli (dpa/VWD). Nicht nur Bauen, auch Baugeld ist wieder teuer geworden. Wer sich den Traum von der eigenen Immobilie erfüllen will, muß bei den Hypothekenbanken nach der jüngsten Erhöhung mit Darlehenszinsen von nominal fast neun Prozent rechnen - mindestens. Das sind rund drei Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren und ein halber Prozentpunkt mehr als Mitte Januar. Einziger Trost: die Experten gehen davon aus, daß nun der Zinsgipfel erreicht ist. Niemand aber weiß, wann Baugeld wieder billiger wird.

Bei den großen Realkreditinstituten haben sich die Konditionen für Baudarlehen weitgehend auf das neue Niveau eingependelt. Dabei gilt noch immer: je kürzer die Zinsbindung, desto höher der Zins. Bei jeweils 100 Prozent Auszahlung werden für zweijähriges Baugeld nominal 10,1 bis 10,6 Prozent in Rechnung gestellt; effektiv entspricht dies 10,5 bis 11,14 Prozent. Bei fünf Jahren sind es nominal zwischen 9,20 und 9,35 Prozent, effektiv 9,56 bis 9,77 Prozent. Bei zehnjähriger Zinsfestschreibung schwanken die Konditionen um nominal 8,85, effektiv um 9,2 Prozent.

Daß diese "inverse" Zinsstruktur (hohe Zinsen am kurzen Ende, niedrigere am langen Ende) sich rasch ändert, daran glaubt niemand. "Die Diskonterhöhung der Bundesbank war kein Entwarnungssignal", sagt Helga Bender von der Rheinischen Hypothekenanstalt. "Die Erwartungen auf niedrigere Zinsen sind für dieses Jahr wohl endgültig vom Tisch", meint auch der Leiter der Hypothekenabteilung bei der Allgemeinen Hypothekenbank, Wilfried Sölzer.

Beide Institute empfehlen dem privaten Bauherren, Darlehen auf drei bis fünf Jahre festzuklopfen. "Dann sieht die Zinslandschaft sicherlich wieder anders aus", meint Pressesprecherin Bender.

Erstaunlicherweise hat das zuletzt wieder ansteigende Zinsniveau die Nachfrage nach Baugeld bislang nicht nennenswert beeinträchtigt. "Die Leute haben sich offensichtlich an die Zinshöhe gewöhnt: Sie sparen an der Ausstattung oder setzen mehr auf Eigenleistung, aber sie verzichten nicht auf die eigenen vier Wände", heißt es bei der Rheinhyp. Allerdings läuft das Hypothekengeschäft derzeit für Gewerbe- und Mietwohnungsbauten besser als für Eigenheime: Bei privater Immobiliennutzung schlagen die hohen Zinsen wegen ungünstigerer Abschreibungsmöglichkeiten mehr durch als für gewerbliche Projekte.

Immerhin belastet ein im Vergleich zu 1987 um drei Prozentpunkte teurer gewordener Baukredit den Häuslebauer bei einem Durchschnittsdarlehen von 200 000 Mark mit jährlich 6000 Mark oder monatlich 500 Mark mehr.

Dazu kommen die explodierenden Bau- und Bodenpreise: Seit 1988 erhöhten sich die reinen Erstellungskosten um ein Viertel. Bauland verteuerte sich allein 1991 um zehn Prozent. Der Preis für das Areal macht inzwischen 30 bis 40 Prozent, in Ballungsräumen sogar die Hälfte der Gesamtbaukosten aus.

Alles zusammen hat nach Beobachtung der Hypothekenbanken dazu geführt, daß die eigenen vier Wände inzwischen bis zu 47 Prozent des Nettoeinkommens verschlingen.

Ohne staatliche Erleichterungen für Bauherren wäre die Quote noch viel höher.Run auf neue Bonner Museen

BONN. 175 000 Kunstfreunde haben die Bundeskunsthalle und das Städtische Kunstmuseum in Bonn seit der Eröffnung vor fünf Wochen besichtigt; in hellen Scharen seien sie vor allem an den ersten drei Tagen bei freiem Eintritt herbeigeströmt. Die Bundeskunsthalle verzeichnete bislang 90 000 Besucher, das benachbarte Kunstmuseum Bonn 85 000. Während das städtische Kunstmuseum zunächst ausschließlich Werke aus eigener Sammlung zur Schau stellt, hatte die Bundeskunsthalle mit fünf parallelen Ausstellungen Premiere. dpa

(Siehe auch Feuilleton der Beilage.)

Beben in Nordgriechenland

ATHEN, 24. Juli (dpa). Ein Erdbeben der Stärke 5,6 auf der Richterskala hat am späten Donnerstag abend den nördlichen Teil Griechenlands erschüttert. Das Epizentrum lag nach Messungen des Athener Seismologischen Instituts 210 Kilometer nordwestlich der griechischen Hauptstadt, in der Nähe der Insel Limnos. Zunächst gab es keine Berichte über Schäden oder Opfer.

Nach Rundfunkberichten lokaler Stationen liefen die Bewohner der Inseln Limnos und Agios Efstratios in Panik auf die Straßen. Dem ersten Erdstoß folgten weitere vier leichtere Nachbeben.

USA zu Luftangriffen gegen Irak bereit

WASHINGTON, 24. Juli (dpa / AFP). US-Präsident George Bush hat nach einem Bericht der Fernsehgesellschaft NBC die Entscheidung getroffen, einen alliierten Militärschlag gegen den Irak zu billigen, wenn Sadam Hussein in der Frage der Erfüllung der Waffenstillstandsresolutionen der UN "nicht kapituliert".

Das habe ein hoher Regierungsbeamter dem Sender gesagt, berichtete NBC am Donnerstag abend. Ein Luftangriff, bei dem Frankreich und Großbritannien eine führende Rolle übernehmen würden, könnte in etwa einer Woche erfolgen. Nach einem Bericht der TV-Gesellschaft CNN sind Regierungskreise zutiefst besorgt, daß der irakische Staatschef diesmal nicht nachgibt. Es sei die "ernsthafteste Konfrontation" mit Saddam seit dem Golfkrieg. Nach diesen Informationen denken die USA an einen Luftangriff erst, nachdem der UN-Sicherheitsrat Bagdad ein Ultimatum, möglicherweise mit einer Frist, gesetzt habe, den UN-Inspektoren doch noch den Zugang zum Landwirtschaftsministerium zu gewähren, wo wichtige Rüstungsunterlagen vermutet werden. Außerdem wollten die USA und ihre Verbündeten vorher sicherstellen, daß sie über eine überwältigende militärische Schlagkraft verfügten. Am Donnerstag hatte Bush im Weißen Haus mit Verteidigungsminister Richard Cheney, Generalstabschef Colin Powell, Sicherheitsberater Brent Scowcroft, dem stellvertretenden Außenminister Lawrence Eagleburger und dem Direktor des Geheimdienstes CIA, Robert Gates, beraten.

Das Ultimatum steht offenbar kurz bevor, nachdem sich die USA, Großbritannien und Frankreich darauf geeinigt hätten, berichtete die "Washington Post" am Freitag unter Berufung auf Regierungsmitglieder. Dieses Ultimatum werde möglicherweise noch an diesem Wochenende gestellt. Der irakischen Regierung werde dabei eine Frist von "höchstens einigen Tagen" eingeräumt, um den UN-Experten die Inspektion des Landwirtschaftsministeriums in Bagdad zu ermöglichen. In dem Entwurf des Ultimatums heißt es der Zeitung zufolge, sollte sich der Irak nicht beugen, werde der Waffenstillstand, der Ende des Golfkriegs unterzeichnet wurde, ausgesetzt. Damit wäre der Weg frei für einen militärischen Schlag gegen Irak. Dem Bericht zufolge könnten sich weitere Länder anschließen.

Wie die "Washington Post" weiter berichtete, haben die USA ihre Angriffspläne ausgeweitet, "um mehr Druck auf das irakische Regime auszuüben". Der UN-Sicherheitsrat solle die Ziele festlegen, die im Irak angegriffen werden sollen.

Auslieferung Honeckers Chile sieht "Bewegung"

SANTIAGO, 24. Juli (dpa). Chile stimmt mit der Einschätzung von Bundeskanzler Helmut Kohl überein, daß in das monatelange Hickhack um die Auslieferung des ehemaligen DDR-Staats- und Parteichefs Erich Honecker "sichtbar Bewegung" gekommen sei. Vizeaußenminister Edmundo Vargas sagte am späten Donnerstag abend vor der Presse in Santiago de Chile, "Kanzler Kohl hat gesagt, daß sichtbare Bewegung in die Lösung des Falls Honecker gekommen ist, und wir bestätigen diese Ansicht und freuen uns darüber". Weitere Einzelheiten wollte er nicht mitteilen. Erst vor einigen Wochen hatte der chilenische Außenminister Enrique Silva erklärt, der Fall Honecker würde noch im laufenden Monat Juli gelöst sein.

Gegen Honecker, der sich seit dem 11. Dezember in der chilenischen Botschaft in Moskau aufhält, liegt ein Haftbefehl wegen Totschlags in 49 Fällen im Zusammenhang mit dem Schießbefehl an der innerdeutschen Grenze vor. Kohl hatte am Donnerstag vor der Presse in Bonn hinzugefügt, einen Termin für die von der Bundesregierung und der deutschen Justiz verlangte Überstellung könne er aber nicht nennen. Honeckers Anwalt Friedrich Wolff bezeichnete einen Bericht der BILD-Zeitung über die bevorstehende Rückkehr seines Mandanten als "glatte Lüge, eine totale Spinnerei". Honecker wolle die Botschaft "nicht freiwillig" verlassen.

Auch nach Auskunft der chilenischen Botschaft in Moskau gibt es noch keine endgültige Lösung. Botschafter James Holger verhandele aber weiterhin "mit allen interessierten Seiten", sagte eine Botschaftssprecherin der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Auch der Berliner Justiz lagen am Mittwoch "keine Erkenntnisse" vor.

Drogenboß will aufgeben Escobar bestach Wärter

BOGOTÁ, 24. Juli (dpa/AFP). Der durch massive Bestechung seiner Wärter aus einer Haftanstalt in Kolumbien entkommene Drogenboß Pablo Escobar will sich den Justizbehörden stellen, wenn er nicht in ein Militärgefängnis verlegt wird. Escobar, der am Mittwoch aus dem luxuriösen, eigens für ihn hergerichteten Gefängnis Envigado geflohen war, leitete am Donnerstag aus seinem Versteck "in einem unbekannten Gebiet des Urwaldes" telefonisch und schriftlich einen Forderungskatalog an die Regierung in Bogotá weiter. Dem Sender Caracol versicherte er, sich stellen zu wollen, wenn die Regierung ihm Sicherheit garantiere und ihn nicht in eine Militärkaserne verlege. In dem Schreiben weist er Vorwürfe zurück, er habe aus dem Gefängnis weiterhin Drogengeschäfte und Mordaktionen geleitet. Er schlug vor, daß Vertreter der UN seine Besucher im Gefängnis kontrollieren und beobachten, damit klargestellt werde, daß er keine Kontakte mehr zur Unterwelt unterhalte. Radio Caracol berichtete, Escobar habe die Wachmannschaft mit insgesamt 2,2 Millionen Mark bestochen, damit sie ihm und seinen Begleitern die Flucht ermögliche. Sie habe ihm das Haupttor geöffnet, als Soldaten eingedrungen seien.

Die spektakuläre Flucht Escobars hat eine innenpolitische Kontroverse ausgelöst, nachdem festgestellt worden war, daß sie auch durch mangelnde Koordination zwischen Verteidigungs- und Justizministerium erst möglich geworden sei. Ein Rücktritt Präsident Cesar Gavirias wird nicht ausgeschlossen. Die Presse sprach von einer Blamage für Kolumbien, die US-Regierung erhob schwere Beschuldigungen. Die Flucht des "blutrünstigen Gangsters" sei ein "gefährlicher Rückschritt für Kolumbien", erklärte das Weiße Haus in Washington, das Gaviria aber weiter unterstützen will.

Atommüll beunruhigt Eskimos

OTTAWA, 24. Juli (dpa). Eskimos aus vier Nordpolländern haben sich bei ihrer 6. Konferenz im kanadischen Inuvik über die Verschmutzung durch Umweltsünder aus dem Süden beklagt. Besorgnis äußerten Delegierte vor allem im Hinblick auf Umweltverstöße der ehemaligen Sowjetunion, die erst jetzt bekannt würden. Eskimosprecher aus Alaska warfen der ehemaligen UdSSR vor, sie habe die Arktis als Mülleimer für ihre Nuklearabfälle benutzt.

Mithilfe beim Aufdecken der Gefahren für ihre Heimat erhoffen sich die Eskimos von Eskimos aus der ehemaligen Sowjetunion selbst. Zum erstenmal seit Bestehen des Zusammenschlusses von etwa 150 000 Eskimos der Arktis konnte neben den Delegierten aus Kanada, Alaska und Grönland auch eine offizielle Eskimo-Delegation aus der Ex-UdSSR teilnehmen. Die dort Yupghit genannten Eskimos kamen aus Chukotka im nordöstlichen Zipfels Rußlands.

Masur schaltete Korda aus

Beim mit 1,295 Millionen Dollar dotierten Tennisturnier in Toronto sorgte der Weltranglisten-53. Wally Masur (Australien) für die größte Überraschung. Der 29jährige Engländer schaltete den Topgesetzten Weltranglisten-Fünften Petr Korda in drei Sätzen mit 7:6, 4:6, 6:3 aus. Im prestigeträchtigen Duell zwischen dem Neu-Amerikaner Ivan Lendl und dem auf Platz fünf gesetzten John McEnroe siegte Lendl in zwei Sätzten 6:2 und 6:4.

Tausende trauerten um Richter Borsellino

PALERMO, 24. Juli (dpa). Tausende Menschen haben am Freitag in Palermo die Trauerfeierlichkeiten für den am Sonntag ermordeten italienischen Richter Paolo Borsellino verfolgt. Bereits in der Nacht hatten über tausend Menschen in der - von der Polizei streng abgesicherten - Kirche Santa Luisa di Marrilac eine Mahnwache am Sarg Borsellinos gehalten. An der auf Wunsch der Familie ursprünglich rein privat geplanten Totenmesse nahmen Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro, der ehemalige Präsident Francesco Cossiga, Justizminister Claudio Martelli und Italiens Polizeichef Vincenzo Parisi teil.

Lage am Tempelbauplatz entschärft

NEU-DELHI, 24. Juli (dpa). Durch Gespräche mit Vertretern radikaler Hindu-Organisationen hat der indische Premierminister Narasimha Rao offenbar die Lage am umstrittenen Tempelbauplatz im nordindischen Ayodhya entschärfen können. Am Freitag morgen erlahmte die Bauaktivität merklich. Die Moschee ist nach Ansicht der Hindus 1528 vom damaligen Mogulherrscher Babur widerrechtlich am Geburtsort des vor 5000 Jahren geborenen Hindugottes Rama errichtet worden. Sie soll daher abgerissen werden und einem fast 27 Millionen Mark teuren neuen Rama-Tempel weichen.

Leeds büßte neun Millionen Mark ein

Landes-Meister Leeds United hat in der vergangenen Saison von allen Klubs der höchsten englischen Fußball-Spielklasse die größten finanziellen Einbußen zu beklagen. VfB Stuttgarts Gegner im Europapokal schloß das Finanzjahr mit dem Verlust von neun Millionen Mark ab.

Bankräuber nahm sieben Geiseln

MÜNCHEN, 24. Juli (dpa). Ein Bankräuber hat am Freitag morgen in München sieben Angestellte einer Filiale der Commerzbank als Geiseln genommen. Beim Eintreffen der Polizei gab der Mann auf und ließ sich widerstandslos abführen. Wie die Beamten berichteten, hatte sich der noch nicht identifizierte Täter am Donnerstag abend in dem Kreditinstitut einschließen lassen. Als die Angestellten gegen 8 Uhr an ihrem Arbeitsplatz eintrafen, nahm der Räuber sieben von ihnen gefangen. Ein achter Angestellter überblickte die Situation noch vor Betreten der Bank, machte auf dem Absatz kehrt und alarmierte die Polizei. Als der erste Funkwagen eintraf, gab der Täter auf. Alle Geiseln blieben unverletzt.

Neuer Umweltskandal in Königsbrück

KAMENZ, 24. Juli (dpa). Die Reihe von Umweltskandalen bei der sächsischen Stadt Königsbrück reißt nicht ab. In der Nähe des Truppenübungsplatzes der GUS-Streitkräfte sind mehrere Tanks entdeckt worden, aus denen Hunderte Liter Öl, Benzin und Diesel ausgelaufen sind, teilte der Kamenzer Landratssprecher Lutz Schmeißer am Freitag mit. Die Umweltverschmutzung sei die bislang größte: Der Boden sei im Umkreis von 200 Quadratmetern verseucht. Als Verursacher werden die GUS-Truppen vermutet. Erst am vergangenen Wochenende hatten Einwohner in Röhrsdorf nahe Königsbrück GUS-Truppen beobachtet, wie sie etwa 1000 Liter Benzin aus einem Tankfahrzeug in einen Bach leiteten. Vor zwei Wochen war eine hochgradige Verschmutzung von Trink- und Grundwasser in Königsbrück mit Trichlorethylen bekannt geworden. Seitdem dürfen die 5000 Einwohner der Stadt Wasser nur noch abgekocht verwenden.

Erneut Mordanschlag in Togo

NAIROBI, 24. Juli (dpa). Im westafrikanischen Staat Togo ist erneut ein Mordanschlag auf einen führenden Oppositionspolitiker verübt worden. Tavio Amorin, einer der prominentesten Gegner von Staatspräsident Gnassingbe Eyadema, wurde in der Nacht zum Freitag in der Hauptstadt Lomé durch mehrere Schüsse schwer verletzt. Die Attentäter hätten in einem Auto unerkannt entkommen können, berichtete der französische Auslandssender RFI.

Der 34jährige Amorin, Chef einer sozialistischen Gruppierung, ist einer der schärfsten Kritiker Eyademas und der Armeeführung. Im Mai war der populäre Oppositionspolitiker Gilchrist Olympio, Sohn des ersten Staatspräsidenten nach der Unabhängigkeit, bei einem Attentat ebenfalls schwer verletzt worden. Nach Erkenntnissen einer internationalen Untersuchungskommission war die Armee, möglicherweise sogar ein Sohn Eyademas in den Anschlag verwickelt.

Oft Verzicht auf Sozialhilfe

PARCHIM, 24. Juli (dpa). In Ostdeutschland gibt es rund 200 000 Sozialhilfeempfänger. Dabei beantrage aber nur rund jeder zehnte Bedürftige diese Unterstützung, schätzte der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Sozialhilfeinitiativen, Lothar Stock, am Freitag. Spätestens im kommenden Jahr werde die Zahl der Sozialhilfeempfänger in den neuen Bundesländern sprunghaft ansteigen, meinte Stock in Radio Mecklenburg-Vorpommern.Bonner Kunst-Bürgschaft

BONN. Um hohe Versicherungsprämien einzusparen, übernimmt der Bund Bürgschaften für Kunstausstellungen. So haftet er mit einer Milliarde Mark für die im Oktober in der Bonner Kunst- und Ausstellungshalle beginnende Schau "Die großen Sammlungen I" mit Exponaten aus dem Museum of Modern Art in New York. Das Deutsche Historische Museum in Berlin hat bereits für mehrere Ausstellungen solche Gewährleistungen in Anspruch genommen. Die Absicherung gelte "von Nagel zu Nagel", für Transportweg und Ausstellung. dpa

Amateurgolferinnen enttäuschten

Enttäuschend begannen die deutschen Amateurgolferinnen die Europa-Meisterschaft in Lissabon. Beste der acht deutschen Nationalspielerinnen unter 71 Konkurrentinnen aus 16 Nationen ist Anika Heuser (Wupptertal). Die 17jährige mit 77 Schlägen bei Par 70 an 29. Stelle.

Abschied von Heinz Galinski Bundespräsident dankt für Bekenntnis zu Deutschland

BERLIN, 24. Juli (Reuter/dpa). Mit einer Trauerfeier im jüdischen Gemeindehaus in Berlin hat Deutschland am Freitag Abschied genommen vom verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski. Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Bundeskanzler Helmut Kohl und andere führende Vertreter aus Politik und dem jüdischen Leben würdigten Galinski als Mahner für Toleranz und gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Der langjährige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde zu Berlin wurde anschließend auf dem jüdischen Friedhof an der Heerstraße beigesetzt.

Von Weizsäcker würdigte Galinski, der am Sonntag im Alter von 79 Jahren an den Folgen einer Herzoperation gestorben war, als Vorbild für Bürgersinn, ohne den jede politische Verantwortung zum Scheitern verurteilt sei. Die Deutschen hätten Galinski dafür zu danken, daß er sich nach 1945 "wieder zu uns und als einer von uns bekannte", sagte der Bundespräsident. Kanzler Kohl rief dazu auf, kompromißlos gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit vorzugehen. Der Schutz von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit verlange eine nie ermüdende Wachsamkeit gegen alle Formen des Totalitarismus. Um die deutsch-israelischen Beziehungen habe sich Galinski bleibende Verdienste erworben, sagte Kohl. Auch der israelische Botschafter Benjamin Navon würdigte Galinskis Wirken um die deutsch-israelische Aussöhnung. Galinskis gesamtes Wirken habe im Zeichen des Dialogs gestanden. Er habe sich und seine Gemeinde immer als "Israels verläßlichsten Partner" verstanden, sagte Navon. Die Polizei nahm vorübergehend drei Skinheads fest, die versucht hatten, die Feier zu stören. Ignatz Bubis als Nachfolger genannt Der Vorsitzende der Frankfurter Jüdischen Gemeinde, Ignatz Bubis, ist Spitzenkandidat für den Vorsitz des Zentralrats der Juden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus informierten Kreisen nach einer Sitzung des führenden Zentralrats-Gremiums in Berlin.

Zur Person

LOTHAR MÜLLER, Präsident der Landeszentralbank in Bayern, hat sich für einen Volksentscheid über den Maastrichter Vertrag zur Europäischen Union ausgesprochen. "Mit Maastricht geben die Deutschen einen Teil ihrer nationalen Identität auf, es ändert sich die Gestalt der Bundesrepublik", sagte Müller in München. Das Grundgesetz lege fest, daß allein das Volk über sein Schicksal befinden kann. Nach Ansicht Müllers behandelt der Vertrag das "heikle Beziehungsgeflecht zwischen Währungsunion, Binnenmarkt und Sozialunion nur unzureichend". Das Abkommen enthalte ferner ein Spannungsverhältnis, das für die Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik große Gefahren bringe. Bereits im Vorfeld der Währungsunion seien beträchtliche Lasten zu erwarten. (dpa)

Teuerste Verpflichtung in Bremer Fußballgeschichte Andreas Herzog will hofhalten Der Neuzugang aus Österreich will "einen Titel mit Werder"

Andreas Herzog will hofhalten in der Fußball-Bundesliga. Der Österreicher hat sich im ersten Jahr bei Europapokalsieger Werder Bremen gleich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: "Ich will mindestens einen Titel mit Werder holen." Ein Superlativ hat der 23 Jahre alte Mittelfeldspieler aber bereits vor dem Saisonanpfiff weg. Mit drei Millionen Mark ist er die teuerste Verpflichtung in der Werder-Geschichte.

Doch der Star von Rapid Wien empfindet diesen Preis nicht als Belastung. Im Gegenteil: "Es ist eine Auszeichnung und eine Ehre. Ich muß jetzt beweisen, daß ich das Geld wert bin", meint der blonde Techniker.

Der Transfer an die Weser war von "langer Hand vorbereitet". Vor vier Jahren klingelte abends um halb elf das Telefon bei Andreas Herzog. Am anderen Ende war Otto Rehhagel, der ihm versicherte, ihn weiter zu beobachten. Der Werder-Trainer war von Kollege Josef Hickersberger auf das damals 19 Jahre alte Talent aufmerksam gemacht worden. Die Stetigkeit hat sich ausgezahlt. Denn von Herzogs fußballerischen Qualitäten hatten auch die Vereine im Lire-Paradies Italien Wind bekommen. Inter Mailand legte im vergangenen Jahr eine Offerte über sechs Millionen Mark auf den Tisch. Doch Herzog und Rapid lehnten ab.

Trotz seiner jungen Jahre kann Herzog schon auf eine erfolgreiche Laufbahn zurückblicken. Seine Begabung hat er von seinem Vater geerbt, der mit Austria Wien sogar einmal Pokalsieger wurde. Mit 18 Jahren spielte Andreas Herzog das erste Mal für Rapid Wien in der 1. Liga. In 140 Punktspielen traf er 39mal. Schnell nannten ihn die Fans liebevoll "Herzerl". Mit Rapid wurde der Linksfüßer zweimal Meister, einmal Pokalsieger und einmal Supercup-Gewinner. Seit 1988 hat er 32 Länderspiel-Einsätze absolviert. Als größten Erfolg bewertet er die Qualifikation für die WM 1990 in Italien.

"Meine Stärke ist die Vorbereitung von Toren", sagt Herzog über sich. Und darin sieht er auch seine Aufgabe bei Werder. Nach drei Wochen hat sich Herzog in Bremen eingelebt. "Ich bin sehr gut aufgenommen worden von der Mannschaft. Von Spiel zu Spiel läuft es besser", stellt er zufrieden fest. Probleme mit der norddeutschen Mentalität erwartet Herzog nicht: "Ich ähnel den Menschen hier. Ich bin auch eher ruhig und anpassungsfähig." dpa

Bürger gegen Teilung der CSFR

PRAG, 24. Juli (dpa). Im Gegensatz zu der von den CSFR-Wahlsiegern beschlossenen Auflösung der Föderation ist die Mehrheit der Bürger für den Erhalt des gemeinsamen Staates von Tschechen und Slowaken. Dies geht aus einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des staatlichen Meinungsforschungsinstituts (IVVM) hervor, an der sich 1165 Personen aus beiden Landesteilen beteiligt hatten.

Bei einem Volksentscheid würden jetzt nur 24 Prozent der Tschechen und 32 Prozent der Slowaken dafür plädieren, die Republiken zu teilen. Im Vergleich zu Dezember 1991, in dem das Meinungsforschungsinstitut die gleiche Frage gestellt hatte, ist dies fast der doppelte Prozentsatz.Steinhagel auf die Polizei als Ausdruck der jugendlichen Not

Beinahe täglich seit Mitte Juni wird Großbritannien von Jugendunruhen erschüttert. Verglichen mit den Ereignissen von Los Angeles sind es relativ bedeutungslose Zwischenfälle. Doch immerhin wurden bisher acht Städte und Ortschaften von den Unruhen betroffen, von Bristol in Südengland über Luton nördlich von London bis hinauf nach Burnley und Carlisle in Nordengland. Auch am Freitag gab es wieder Unruhen. In der Nacht zuvor nahm die Polizei in drei nordenglischen Städten 62 Menschen fest.

Die Zwischenfälle laufen meist nach dem gleichen Muster ab: Die Polizei greift wegen Autodiebstahls oder Drogenhandels ein und wird von Jugendlichen mit Steinen und Molotowcocktails attackiert. Es entwickeln sich Straßenschlachten, die Jugendlichen bauen Barrikaden, schlagen Schaufensterscheiben ein, plündern Geschäfte, demolieren Autos und setzen Häuser in Brand. Wenn die Feuerwehr eintrifft, wird sie ebenfalls mit Wurfgeschossen in Empfang genommen und am Löschen gehindert.

Oft sind nicht mehr als 200 Jugendliche beteiligt. Die konservative Zeitung Times meint, die Medien würden das Ausmaß der Unruhen aus Mangel an anderen Nachrichten übertreiben. Als sicher gilt, daß vor allem die Fernsehberichte dazu beitragen, die Unruhen wie ein Lauffeuer von einem Getto ins andere zu übertragen. Die Polizei berichtet von "reisenden Unruhestiftern" geben, die von einem Schauplatz zum anderen fahren.

Das gemeinsame Element bei allen Zusammenstößen ist die Tatsache, daß sie in Siedlungen von Sozialwohnungen für unterprivilegierte Schichten stattfinden. Die Jugendarbeitslosigkeit beträgt dort oft mehr als 50 Prozent. Sozialarbeiter nennen die Kombination von Arbeitslosigkeit, Rauschiftkonsum und sozialen Probemen als Ursache für die Übergriffe. "Sie rebellieren, weil sie sonst nichts zu tun haben und etwas Spaß haben wollen", sagte ein Polizeibeamter.

In Großbritannien sind die sommerlichen Jugendrevolten schon fast zur Regel geworden. Vor einem knappen Jahr war es in Oxford, Cardiff, Birmingham und Newcastle zu Ausschreitungen gekommen. Bereits 1981 und 1985 hatte es massive Ausschreitungen in London und Birmingham gegeben.

Gegenüber den Rassenunruhen 1981 spielen die Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Gruppen diesmal kaum eine Rolle. Die meisten Rebellen sind weiß. Nur im nordenglischen Blackburn griff die Unruhe auf die asiatische Bevölkerung über. Verfeindete Einwohner indischer und pakistanischer Herkunft gerieten aneinander. Mehrere hundert lieferten sich Straßenschlachten. Gegenüber der Polizei standen sie dann jedoch auf der gleichen Seite. Im Polizeibericht hieß es: "Als die Polizei die Ordnung wiederherstellen wollte, wurden wir zum gemeinsamen Feind."

Seit Beginn der Zwischenfälle hat die Polizei über 200 Jugendliche festgenommen. Aber aus Prinzip hält sich die Ordnungsmacht möglichst zurück, um nicht noch Öl ins Feuer zu gießen. Die Polizisten sind bei den Konfrontationen mit einem Gummiknüppel und einem Plastikschild ausgerüstet. Wasserwerfer gibt es nicht. Der Einsatz von Tränengas ist nur im nordirischen Bürgerkrieg zugelassen. So hofft die Polizei manchmal auf höhere Mächte: In einer der vergangenen Nächte vertrieben schwere Gewittergüsse die Jugendlichen von der Straße. (dpa/AP/FR/Reuter)

Neonazi gesteht Schmähung

ERFURT, 24. Juli (dpa). Die Staatsanwaltschaft Erfurt hat einen der vier Täter ermittelt, die am Montag abend an der jüdischen Synagoge in Erfurt den verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Heinz Galinsiki, verunglimpft haben. Der junge Mann aus Weimar habe die Tat gestanden, sagte der amtierende Leiter der Erfurter Staatsanwaltschaft, Raimund Sauter, am Freitag. Der Mann gehöre zur rechtsradikalen Szene und sei einschlägig bekannt. Über die drei Mittäter habe er sich geweigert, Angaben zu machen.

Am Montag abend hatten vier Personen an der Pforte der jüdischen Gemeinde in Erfurt zwei halbe Schweinsköpfe abgegeben. Beigefügte Schreiben enthielten neben Drohungen gegen die Gemeinde auch Schmähungen gegen Galinski.

Debatte über Abtreibung

WARSCHAU, 24. Juli (dpa). Pläne zu einem Abtreibungsverbot stehen erneut auf der Tagesordnung der Politik in Polen. Am Freitag begann im Abgeordnetenhaus die Debatte über zwei Entwürfe zu einer gesetzlichen Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs. Bisher gilt die liberale Fristenlösung von 1956, die die Abtreibung bis zur 12. Woche zuläßt. In der jetzt diskutierten Vorlage katholischer Gruppierungen sind für Abtreibung Gefängnisstrafen von bis zu zwei Jahren vorgesehen. Ausgenommen von dem völligen Verbot wären nur Fälle, wenn das Leben der Mutter durch die Schwangerschaft in unmittelbarer Gefahr ist.

Eine parlamentarische Gruppe von Frauen hat einen Gegenentwurf eingebracht, der ein völliges Verbot verhindern soll.

Fußball/Bundesliga .. spor inla "Fall Rüssmann": Rauball verlangt Rücknahme der Abmahnung

Dortmund/Mönchengladbach (dpa). Im "Fall Rüssmann" verlangt Rechtsanwalt Reinhard Rauball (Dortmund) vom Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach die Rücknahme der Abmahnung bis zum 31. Juli. Andernfalls sei der Schritt zum Arbeitsgericht in dieser Sache programmiert. Dies erklärte der Anwalt, der zuletzt Schlagzeilen im "Fall Krabbe" gemacht hat, jetzt nach seiner Rückkehr von einer Reise in die USA. Der Klub hatte dem beurlaubten Manager Rolf Rüssmann (41) eine zusätzliche Abmahnung ins Haus geschickt, weil der behauptet hatte (und dies weiterhin tut), daß die Buchhalterin Sylvia Greven für die Zeit vom 18. Mai bis 30. Juni die Zahlen der Finanz-Entwicklung der Borussia erstellt habe.

Rauball: "Mein Mandant steht zu dieser Behauptung. Wir haben die Angaben des Vereins so auseinanderdividiert, daß Rüssmann die Erstellung dieser Zahlen in dem genannten Zeitraum nicht zuzurechnen ist. Die Beweggründe der Beurlaubung rechtfertigen den Schritt des Vereins in keiner Weise." Das Gladbacher Präsidium hatte erklärt, Rüssmann habe den Kontostand mit einem Plus von 1,5 Millionen Mark angegeben. Es habe sich jedoch ein Minus von rund 500 000 Mark herauskristallisiert. dpa jn

Angriffsziele schon ausgedeutet Golf-Alliierte wollen Irak mit Gewalt zum Einlenken zwingen

WASHINGTON/DSCHIDDAH, 24. Juli (dpa/AFP). Die USA, Großbritannien und Frankreich sind sich nach einem Bericht der Washington Post einig, Irak wegen der Behinderungen von UN-Experten ein Ultimatum zu stellen. Wie das Blatt am Freitag berichtete, soll Bagdad nur ein Zeitraum von wenigen Tagen eingeräumt werden, um den Inspektoren den Zugang zu Dokumenten über die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen zu erlauben. Folge Irak dieser Aufforderung nicht, werde der zum Ende des Golf-Krieges im Frühjahr 1991 vereinbarte Waffenstillstand aufgehoben.

Verteidigungsminister Richard B. Cheney und US-Generalstabschef Colin Powell hätten Präsident George Bush bereits über mögliche militärische Ziele eines Luftschlags informiert. Seit vergangenem Jahr von Bagdad errichtete Luftabwehr-Stellungen sowie Einheiten der Republikanischen Garden könnten Zielscheibe werden, schrieb das Blatt unter Berufung auf offizielle Stellen. Präsidentensprecher Marlin Fitzwater teilte mit, Bush werde sich mit seinen Beratern am heutigen Samstag treffen. Die Los Angeles Times berichtete in der Region seien derzeit 37 US-Kriegsschiffe unterwegs, unter ihnen Flugzeugträger, die mit "Tomahawk"-Marschflugkörpern ausgerüstet seien.

US-Außenminister James Baker sagte während seiner jüngsten Nahost-Mission, zu der auch ein Besuch in Saudi-Arabien gehörte, sein Land sei bereit, alles Notwendige zu tun, um Irak zur Einhaltung der UN-Resolutionen zu bewegen. Bush habe keine Mittel ausgeschlossen. "Die UN-Resolutionen müssen eingehalten werden", betonte Baker.

Die britische Zeitung The Guardian berichtete, Riad habe einer Nutzung seiner Basen durch alliierte Flugzeuge zugestimmt. So sei auch Großbritannien darauf vorbereitet, Kampfflugzeuge und Aufklärer von Stützpunkten in Deutschland und auf der britischen Insel abzuziehen. Der türkische Ministerpräsident Süleyman Demirel sagte, sein Land werde keine Luftwaffenstützpunkte oder andere Einrichtungen zur Verfügung stellen.

Tote bei Handgranaten-Unfall

LUZERN, 24. Juli (dpa). Bei einem Handgranaten-Unglück in einer Kaserne in Luzern sind am Freitag zwei Unteroffiziere getötet und mehrere Rekruten verletzt worden. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Bern ereignete sich der Unfall, als die Soldaten Material und Munition holten. Aus bisher ungeklärten Gründen explodierten dabei zwei Handgranaten. Einzelheiten über den Vorfall sind laut Ministerium erst nach Abschluß der militärgerichtlichen Untersuchung zu erwarten.

"Käfer verhungern"

KIEL, 24. Juli (dpa). Die wochenlange Trockenheit in Norddeutschland läßt viele Käfer, Bienen und Schmetterlinge nahezu verhungern. Ganze Populationen von Kleinlebewesen sind vom Aussterben bedroht, warnte Schleswig-Holsteins Umweltminister Berndt Heydemann (parteilos) am Freitag in Kiel. Ursache für den drohenden Hungertod seien die zahlreichen vertrockneten Bäume und Sträucher. Die Fauna verliere dadurch ihren Lebensraum.

Kinder knacken Autos in Serie und machen Pädagogen ratlos

Dennis liebt den Rausch der Geschwindigkeit, er ist süchtig nach Gefahr. Nachts streift der 13jährige durch die Straßen Hamburgs, bricht parkende Autos auf und rast mit ihnen über die fast leeren Straßen. Manche fährt er begeistert zu Schrott.

Seit gut einem Jahr beschäftigt das Kind die Polizei der 1,7-Millionen-Stadt. Nichts scheint Dennis bremsen zu können. Und auch in anderen deutschen Großstädten häufen sich Meldungen über "Auto-Kinder", die gefährliche Touren starten und sich mit der Polizei wilde Verfolgungsjagden liefern.

In Berlin kamen Ende Februar zwei Halbwüchsige bei einem Unfall im gestohlenen Wagen ums Leben. In Hamburg, wo sich eine regelrechte "Autoknacker-Gruppe" vor fast zwei Jahren zusammenfand, raste jetzt der 13jähriger Sven in den Tod. Beim Überschlagen des Autos wurde er aus dem Fahrzeug geschleudert und vom Wrack zerquetscht. In einem nahen Gebüsch fanden Polizisten den leicht verletzten Dennis, der möglicherweise am Steuer saß. Dennis, der schon weit über 100 Wagen aufgebrochen hat, kam unter "Bewachung" eines Sozialarbeiters. Die Politiker streiten unterdessen, ob derartig schwierige Kinder in geschlossene Heime gehören, wenn andere pädagogische Konzepte scheitern. Solche Heime wurden in Hamburg und anderen deutschen Städten vor zehn Jahren abgeschafft und durch offene Einrichtungen und kleine Jugendwohnungen ersetzt. "Kein geschlossenes Heim ist so sicher, daß Kinder nicht wieder ausbrechen würden", sagt ein Sprecher der Stadt. Für Haftstrafen in Jugendgefängnissen - ohnehin ein fragwürdiges Erziehungsmittel - ist der Junge nach deutschem Recht nicht alt genug. Die Anklagebehörden dürfen erst Jugendliche ab 14 Jahren verfolgen. Doch wenn in Stuttgart oder München junge Autodiebe geschnappt werden, vermeiden die Verantwortlichen, "gleich mit der großen Keule Gefängnis" auf die Täter einzudreschen.

"Autos klauen ist für mich wie Fuchsjagd. Ich bin der Fuchs, und die Polizei jagt mich", zitiert ein Polizist im thüringischen Suhl einen Täter. Diebstahl, um zu fahren, bis der Benzintank leer ist, sei zum Sport geworden. Halbwüchsige Jungen und Mädchen reagierten so ihren Frust über Arbeitslosigkeit ab.

Psychologen werten die Taten der Großstadt-Kinder als Ausdruck von seelischer Not. Die Minderjährigen schreien offenbar nach Aufmerksamkeit in einer anonymer werdenden Wohlstands-Gesellschaft. In Hamburg geben die meisten "Crash-Kinder" begeistert Presse-Interviews. Ein Junge zeigte stolz eine Visitenkarte: "Rene - Autoknacker". Die meisten kommen aus kaputten Familien oder aus Heimen: Die Eltern sind Trinker, arbeitslos und oft gewalttätig.

Die Behörden stehen dem Phänomen meist ratlos gegenüber. Vielerorts wurden zwar die Kleinen durch eine spezielle Erziehungsmethode aus ihren Cliquen und von der Straße geholt: Sie reisten mit Erziehern wochenlang um die Welt, nach Mallorca, Norwegen oder Argentinien. Doch diese "Erlebnispädagogik", die Abenteuer und neue Orientierung bieten soll, ist längst nicht immer erfolgreich. PETRA KAMINSKY (dpa)

Ende der Immunität beantragt

ERFURT, 24. Juli (dpa). Im Zusammenhang mit der Thüringer "Hotelaffäre" hat die Erfurter Staatsanwaltschaft am Freitag die Aufhebung der Abgeordneten-Immunität von Gesundheits- und Sozialminister Hans-Henning Axthelm (CDU) beantragt. In der gleichen Sache laufen bereits Ermittlungen gegen Erfurts Oberbürgermeister Manfred Ruge (CDU), Axthelms persönlicher Referentin, Eva-Maria Weppler, sowie den CDU-Fraktionschef im Stadtrat.

Bei dem Verfahren geht es um die Verpachtung des Erfurter Hotels "Thüringen", das der Stadt und dem Land gehört. Wie die dpa aus zuverlässigen Kreisen erfuhr, haben Münchner Wirtschaftsprüfer den Pachtvertrag für das Hotel als sittenwidrig eingestuft.

In drei Jahren 30 MiGs verloren

NEU-DELHI, 24. Juli (dpa). Durch Abstürze bei Trainingsflügen hat die indische Luftwaffe während der letzten drei Jahre 30 Maschinen vom Typ MiG 21 verloren. Das teilte Verteidigungsminister Sharad Pawar am Freitag vor dem indischen Unterhaus mit. 14 Piloten verloren dabei ihr Leben. Als Grund für die Abstürze, die der Luftwaffe einen materiellen Verlust von umgerechnet 33 Mio Mark bescherten, nannte der Minister "menschliches Versagen, technische Defekte und Vogelschlag" sowie "natürliche und operationelle Risiken".

Anschläge auf Gasleitung

MADRID, 24. Juli (dpa). Die linksextremistische Terrorgruppe GRAPO hat sich zu den Anschlägen am Freitag früh auf eine Gasleitung in der Nähe der Olympiastadt Barcelona bekannt. Bei Radio Barcelona meldete sich telefonisch ein Mann, der dies mitteilte. Er kündigte an, daß die Terrorgruppe ihren bewaffneten Kampf fortsetzen wolle.

Zwei von drei Sprengkörpern, die die GRAPO nahe der unbewachten Gasleitung bei dem Ort Vilafranca del Penedes deponiert hatte, waren explodiert und hatten Brände ausgelöst. Verletzt wurde niemand.

Unabhängige fielen bei Wahlen in Vietnam durch

HANOI, 24. Juli (dpa). Bei den Parlamentswahlen im kommunistischen Vietnam haben die zwei einzigen unabhängigen Kandidaten den Sprung in die Nationalversammlung nicht geschafft. Dagegen erreichten alle hochrangigen Vertreter der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV) ein Mandat, meldete das staatliche Radio Hanoi am Freitag. Bei der Wahl zur neunten Nationalversammlung am vergangenen Sonntag gab es erstmals in der Geschichte des asiatischen Staates mit 601 Bewerbern für 395 Sitze mehr Kandidaten als Mandate.

Laut Radio Hanoi gewann der Vorsitzende des Ministerrates, Vo Van Kiet, in seinen Wahlkreis mit 88 Prozent der Stimmen. KPV-Generalsekretär Do Muoi erreichte gut 80 Prozent. Die Wahlbeteiligung habe bei rund 97 Prozent gelegen. Ein im April in Kraft getretenes neues Wahlgesetz räumt dem Parlament ein größeres Mitspracherecht gegenüber der KPV ein, die in Vietnam aber weiter die Führungsrolle innehat. Das neue Parlament tritt erstmals im September für fünf Jahre zusammen.

"Vietnam ist weder Osteuropa noch die frühere Sowjetunion", erklärte Radio Hanoi den Wahlausgang, "Vietnam ist Vietnam." Nach dem Scheitern des Kommunismus im früheren Ostblock ist Vietnam eines der wenigen Länder weltweit, das am Sozialismus festhält und ein Mehr-Parteien-System weiter ablehnt.

Zur Person:

JOSEF DUCHAC (CDU), ehemaliger Ministerpräsident Thüringens, soll vom Frühjahr 1993 an die CDU-nahe Konrad- Adenauer-Stiftung in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon vertreten. Die Grundsatzentscheidung sei gefallen, sagte ein Stiftungssprecher. Jetzt stehe noch die formale Zustimmung einiger Stiftungsgremien und des Betriebsrats aus. Duchac, seit seinem Sturz zu Beginn des Jahres nur noch Abgeordneter im Thüringer Landtag, war aufgrund eines zerrütteten Vertrauensverhältnisses zwischen seiner Fraktion und der Landesregierung wegen seiner Verstrickung in das SED-Regime zurückgetreten. (dpa)

Däne Nielsen fällt bis September aus

Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach muß sechs bis acht Wochen auf seine dänische Neuverpflichtung Peter Nielsen verzichten. Der 24jährige Mittelfeldspieler hatte sich beim Testspiel in Aachen das rechte Schultergelenk ausgekugelt.

Dubcek fordert Volksentscheid

BRATISLAVA, 24. Juli (dpa). Der ehemalige tschechoslowakische Parlamentspräsident Alexander Dubcek, Symbolfigur des "Prager Frühlings" von 1968, hat sich nachdrücklich für einen Volksentscheid über die Trennung des gemeinsamen Staates von Tschechen und Slowaken ausgesprochen. Nach Angaben der amtlichen tschechoslowakischen Nachrichtenagentur CSTK sagte Dubcek am Freitag in der slowakischen Hauptstadt Bratislava (Preßburg), ein Referendum sei die einzig rechtmäßige Art, um die Teilung zu vollziehen.

"Das Schicksal dieses Staates ist in den Händen der Bürger und nicht in denen der politischen Parteien", sagte Dubcek. Die eventuelle Annahme eines Verfassungsgesetzes über die Auflösung der Föderation stimmt nach Dubceks Ansicht nicht mit den Prinzipien eines Rechtsstaates überein.

Kurz gemeldet: London weist drei Iraner aus

LONDON, 24. Juli (dpa). Die britische Regierung hat drei Iraner ausgewiesen, die nach inoffizieller Darstellung den Schriftsteller Salman Rushdie töten wollten. Das Außenministerium begründete die Ausweisung dagegen nur mit unzulässigen geheimdienstlichen Verbindungen und Beziehungen der drei.

Glass erreichte das Finale

Die 16jährige Darmstädterin Andrea Glass erreichte am Freitag als einzige Deutsche das Finale bei den Tennis-Europameisterschaften der Jugend in Berlin. In der Junioren-Altersklasse II (bis 16 Jahre) bezwang sie in einem mitreißenden Kampf die Tschechoslowakin Alena Havrlikova 6:2, 7:6 (11:9).

Zur Person:

WOLGANG EIFLER, katholischer Priester in Mainz, der sich öffentlich zur Lebensgemeinschaft mit einer Frau und deren beiden Kindern bekannt hatte und daraufhin vom Priesteramt suspendiert worden ist, hat beim Bistum Mainz Beschwerde eingelegt. Eifler sagte, seine Amtsenthebung sei nicht mit dem Kirchenrecht vereinbar, denn er habe keinen Heiratsversuch unternommen. Außerdem enthalte das Suspendierungsschreiben keine Rechtsmittelbelehrung. (dpa)

"Super!" eingestellt

MÜNCHEN, 24. Juli (dpa/FR). Die in den neuen Bundesländern und Berlin erscheinende Super!-Zeitung ist mit der Ausgabe vom Freitag, 24. Juli, eingestellt worden. Dies bestätigte die Verlagsleitung am Freitag. Hintergrund der Einstellung ist, daß die News Druck und Verlag Holding GmbH des Verlegers Rupert Murdoch am 22. Juli aus dem mit der Burda-Holding betriebenen Gemeinschaftsunternehmen ausgeschieden ist. Die Burda-Holding hat daraufhin beschlossen, die Super! nicht allein weiter zu führen. Die Rentabilität des Boulevardblatts sei angesichts der "wirtschaftlichen Situation" in der Ex-DDR sowie des insgesamt rückläufigen Marktes der Boulevardzeitungen für die Zukunft nicht gewährleistet, sagte der Verleger Hubert Burda am Freitag in München. Im zweiten Quartal 1992 habe das Blatt täglich eine Auflage von 375 503 Stück verkauft und damit "nur knapp hinter Bild-Ost gelegen. Die Zeitschriften Super-Illu und Super-tv bleiben bestehen.

Die News Burda Verlag Verwaltungs GmbH, die News Burda Verlag GmbH & Co KG (Berlin) sowie deren Tochterfirma News Burda Druck GmbH (Vogelsdorf) werden sämtliche Verpflichtungen gegenüber den Mitarbeitern und Geschäftspartnern nachkommen, versicherte die Verlagsleitung.

Leipzig leiht Hannover Geld

HANNOVER, 24. Juli (dpa). Die Stadt Hannover hat sich von ihrer Partnerstadt Leipzig Geld geliehen: Personaldezernent Veit Wetzel bestätigte am Freitag, die Finanzlage der Stadt habe einen "kritischen Punkt" erreicht. Bedienstete der Kommunalverwaltung in Hannover müssen offenbar auch um ihre Bezüge fürchten, deren Zahlung erstmals nicht mehr gesichert sei, sagte Veit.

Schon jetzt könne die Stadt ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr ohne kurzfristige Kassenkredite nachkommen. Der vom Rat gesetzte Kreditrahmen von 300 Millionen Mark für die laufenden Geschäfte sei voll ausgeschöpft. Darunter seien auch Kredite der Partnerstadt Leipzig, deren Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube früher Oberstadtdirektor von Hannover war. An Entlassungen, so Wetzel, werde bisher nicht gedacht.

EM-Silber für Groß-Gerauerin

Anne Titze aus Groß-Gerau holte bei den Europameisterschaften der Rollschnelläufer in Acireale auf Sizilien eine Silbermedaille im 300-m-Sprint. Die Deutsche mußte sich nur um 3/100 Sekunden der Italienerin Giovanna Troldi geschlagen geben. Petra Raiß (Groß-Gerau) und Grit Ossmann (Eisenach) kamen auf den Plätzen acht und 14 ein. Im 5000-m-Rennen - Europameisterin wurde Antonella Mauri aus Italien - kamen Anne Titze, Michaela Heinz (Bayreuth) und Katharina Berg (Gera) auf die Ränge fünf, zwölf und 13.

Hebamme darf Erfurter Klinik beschuldigen

ERFURT, 24. Juli (dpa). Die Hebamme Christine Hersmann darf wieder behaupten, in der Erfurter Frauenklinik seien zu DDR-Zeiten Frühgeborene mit weniger als 1000 Gramm Gewicht und mit nur einem Lebenszeichen nicht ausreichend medizinisch versorgt und in Wassereimern ertränkt worden. Das beschloß am Freitag der Zivilsenat des Bezirksgerichts Erfurt. Damit unterlag die Medizinische Akademie Erfurt als Träger der Klinik in einem Zivilprozeß in der sogenannten Frühgeborenen-Affäre. Strafrechtliche Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen noch.

Hebamme darf Vorwurf erheben Erfurter Frauenklinik unterliegt in "Frühchen"-Prozeß

ERFURT, 24. Juli (dpa). In einem Zivilprozeß um die angebliche Tötung von Frühgeborenen in der Erfurter Frauenklinik ist das Krankenhaus am Freitag unterlegen. Die Hebamme Christine Hersmann darf wieder behaupten, in der Klinik seien zu DDR-Zeiten Frühgeborene unter 1000 Gramm Gewicht und mit schwachen Lebenszeichen nicht ausreichend medizinisch versorgt und in Wassereimern ertränkt worden. Das beschloß der Zivilsenat des Bezirksgerichts Erfurt. Mit dem Urteil wurde eine einstweilige Verfügung des Kreisgerichts Erfurt aufgehoben, mit der der Hebamme die Wiederholung dieser Vorwürfe untersagt worden war. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind noch im Gange.

Zeuginnen bekräftigten am Freitag die Darstellung der Hebamme. Eine 38jährige Krankenschwester sagte, ihr seien mindestens acht Fälle bekannt, in denen sich Ärzte nicht um Frühgeborene kümmerten, obwohl diese atmeten. In einem weiteren Fall soll eine Oberschwester angewiesen worden sein, ein "Frühchen" mehrfach mit dem Kopf in einen mit Wasser gefüllten Eimer zu drücken. Eine Schwester berichtete, in den Fällen, in denen sie eine "Schnappatmung" festgestellt haben will, hätten ihr Ärzte gesagt, das seien nur Reflexe. Auch auf den nachdrücklichen Hinweis auf Lebenszeichen hätten sich Ärzte nicht um die angeblichen Totgeburten gekümmert.

Der Leiter der Erfurter Klinik, Professor Fritz Wagner, hat mittlerweile einen Aufhebungsvertrag mit dem Thüringer Wissenschaftsministerium geschlossen und ist seit Anfang Juli nicht mehr im Dienst. Ihm wird ebenso wie dem medizinischen Direktor der Akademie, Winfried Krafft, Stasi-Mitarbeit vorgeworfen. Krafft wies die Vorwürfe zurück.

MOTORSPORT

RALLYE ARGENTINIEN, Stand nach der 3. Etappe (16 Sonderprüfungen): 1. Auriol/Ocelli (Frankreich) Lancia Delta Integrale 2:35:40 Stunden, 2. Sainz/Moya (Spanien) Toyota Celica Turbo 2:36:38, 3. Fiorio/Brambilla (Italien) Lancia Delta Integrale 2:40:51, 4. Recalde/Christie (Argentinien) Lancia Delta Integrale 2:41:26, 5. Trelles/del Buono (Uruguay/Argentinien) Lancia Delta Integrale 2:42:39, 6. Menem/ Zuccini (Argentinien) Lancia Delta Integrale 2:55:50.

Travemünder Segel-Woche Deutsche Gesamtsiege in allen Olympiaklassen

Mit ausschließlich deutschen Siegen ging die 103. Travemünder Woche der Segler zu Ende. Der 23jährige Sportstudent Malte Philipp stellte am letzten Tag im Finn Dinghy noch einmal seine Überlegenheit unter Beweis. Der Rostocker kam auch in der Abschluß-Wettfahrt am Freitag auf Rang eins ein. Helge und Christian Sach im Tornado, die bereits am Donnerstag als Sieger feststanden, verzichteten auf einen Start am Abschlußtag.

Bei den 470ern bestätigten Olaf Büch und Arne Röder (Schwerin) ihre Ausnahmestellung. Bei den Starbooten setzten sich am Freitag die Hamburger Hans-Otto und Andreas Engel durch, im Gesamtklassement erreichten sie hinter Reiner Haase und Gerhard Borowy (Essen) Rang zwei. Bei den Europe/Frauen reichte Heike Pateisky (Witten) ein zweiter Platz zum Gesamtsieg. Die Hamburger Percy Bongers und Mark Dieckmann schafften im Flying Dutchman den Hatrick und gewannen die Travemünder Woche zum dritten Mal in Folge.

"Wir hatten uns vorgenommen zu beweisen, daß Travemünde und das Revier Lübecker Bucht in der Lage sind, olympische Segelwettbewerbe durchzuführen - das ist uns gelungen", erklärte Organisationsleiter Horst-Dieter Heye zum Abschluß. dpa

RADSPORT

TOUR DE FRANCE, 19. Etappe, Einzelzeitfahren von Tours nach Blois (64 km): 1. Indurain (Spanien) 1:13:21 Stunden; 2. Bugno (Italien) 40 Sekunden zurück; 3. Shdanow (GUS) 2:28 Minuten; 4. Bernard (Frankreich) 2:37; 5. Jekimow (GUS) 2:41; 6. Chiapucci (Italien) 2:53; . . . 24. Heppner (Gera) 5:29; 55. U. Bölts (Heltersberg) 7:37; 68. Kummer (Erfurt) 8:05; 76. Krieger (Karlsruhe) 8:28; 92. Ludwig (Gera) 10:03; 127. Kappes (Bremen) 12:44.

Gesamtklassement: 1. Indurain 91:09:46; 2, Chiapucci 4:35 Minuten zurück; 3. Bugno 10:49; 4. Andrew Hampsten (USA) 13:40; 5. Lino (Frankreich); 6. Delgado (Spanien) 15:16; 7. Breukink (Niederlande) 18:51; 8. Perini (Italien) 19:16; 9. Roche (Irland) 20:23; 10. Heppner 25:30; . . . 35. Bölts 1:12:40 Stunden; 55. Krieger 1:45:48; 78. Kummer 2:20:00; 96. Ludwig 2:45:17; 128. Kappes 3:47:45.

2. Fußball-Bundesliga

SpVgg Unterhaching - SV Meppen 1:3 (0:2)

SpVgg Unterhaching: Sirch - Pfluger - Bucher, Schönberger - Beck, Urosevic, Emig, Niklaus (81. Grusz), Leitl - Löbe (64. Garcia) , Lemberger.

SV Meppen: Hülswitt - Böttche - Faltin, Deters - Brückner, Helmer, Gartmann, Bujan (75. Schulze), Menke - Marell, Thoben (89. Vorholt)

Schiedsrichter: Theobald (Wiebelskirchen) - Zuschauer: 2200.

Tore: 0:1 Menke (21.) 0:2 Bujan (45.), 1:2 Lemberger (49.),

1:3 Thoben (78.)

Gelbe Karte: Gartmann, Böttche

Beste Spieler: Schönberger, Lemberger / Thoben, Menke.

Schuldenerlaß gefordert

BONN, 24. Juli (dpa). Einen Erlaß der Schulden von Mosambik bei der früheren DDR haben die kirchlichen Hilfswerke Brot für die Welt, Misereor und die Evangelische Zentralstelle für Entwicklungshilfe gefordert. Sie hätten keinerlei Verständnis dafür, daß die Bundesregierung für diese Schulden nur Erleichterungen beabsichtige. Dies stünde im Widerspruch zu der bisherigen Praxis, den ärmsten Ländern der Welt die Schulden zu erlassen, erklärten die Hilfsorganisationen am Freitag in Bonn. Mosambik werde zur Zeit von einer verheerenden Dürre heimgesucht, die das Überleben von Hunderttausenden gefährde.

Die Bundesregierung hatte dem südostafrikanischen Land, das zu den ärmsten der Welt gehört, bereits 1989 alle Schulden aus Darlehen in Höhe von 180 Millionen Mark erlassen. Aus der Zusammenarbeit mit der DDR hat Mosambik nach Angaben der Hilfswerke noch 423 Millionen Mark Schulden.

Ben Johnson "verlorengegangen"

BARCELONA, 24. Juli (AFP). Der kanadische Sprinter Ben Johnson ist in Barcelona verlorengegangen. "Wir wissen nicht, wo er ist, wir wissen nur, daß er hier in Barcelona ist", sagte am Donnerstag der Leiter der kanadischen Olympia-Delegation, Ken Read. Johnson habe sich jedoch nicht dem kanadischen Team angeschlossen, sagte Read sichtlich irritiert. Die Delegation hätte es lieber gesehen, wenn der Sprinter wie die meisten anderen Sportler auch im olympischen Dorf wohnte, obwohl dies nicht obligatorisch sei. Ben Johnson hatte vor vier Jahren in Seoul seine Goldmedaille wieder zurückgeben müssen, nachdem er des Dopings überführt worden war.

Neue Unruhen in nordenglischen Städten

LONDON, 24. Juli (AFP). In Nordengland ist es in der Nacht zum Freitag erneut zu gewaltsamen Ausschreitungen von Jugendlichen gekommen. In Blackburn wurden nach Angaben der Polizei mindestens 40 Menschen festgenommen. Im nahgelegenen Burnley, wo es in den vier vorangegangenen Nächten zu schweren Unruhen gekommen war, nahm die Polizei 22 Jugendliche fest. Es sei jedoch nicht zu größeren Ausschreitungen gekommen.

Marlboro-Mann starb an Lungenkrebs

COSTA MESA, 24. Juli (AFP). Wayne McLaren, als "Marlboro Man" berühmt geworden, ist am Mittwoch an Lungenkrebs gestorben. Er wurde 51 Jahre alt. Der Schauspieler und Stuntman McLaren hatte 25 Jahre lang geraucht, bis er vor zwei Jahren an Lungenkrebs erkrankte. Seither führte er einen Kreuzzug gegen das Rauchen. "Der Tabak tötet - und ich bin dafür der lebende Beweis", war einer seiner letzten Sätze, berichtete seine Mutter. McLaren hatte in den 70er Jahren modellhaft den männlichen, rauchenden Abenteurer in Cowboystiefeln verkörpert.

Milliarden-Rüstungsprojekt

OTTAWA, 24. Juli (AFP). Kanada will für umgerechnet fünf Milliarden Mark 50 britisch-italienische Militärhubschrauber vom Typ EH-101 ordern. Dies wurde am Donnerstag aus kanadischen Regierungskreisen bekannt. 35 der Hubschrauber sollen auf kanadischen Kriegsschiffen stationiert werden, die übrigen 15 für Such- und Rettungsflüge entlang den kanadischen Küsten eingesetzt werden.

Die Wahl des EH-101 wurde in Kanada damit begründet, daß dies der einzige Hubschrauber sei, der in Reichweite, Größe und Einsatzfähigkeit die vielen unterschiedlichen Missionen in Kanada wahrnehmen kann. Er soll die veralteten kanadischen Sea King Hubschrauber ersetzen.VirginiaHinrichtungnach 12 Jahren

in Todeszelle

JARRAT, 24. Juli (AFP). Ein 34jähriger Mann, der seit zwölf Jahren in der Todeszelle saß, ist am Donnerstag im US- Bundesstaat Virginia auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet worden.

Edward Fitzgerald war 1981 für schuldig befunden worden, eine junge Frau vergewaltigt und erstochen zu haben. Er wurde zum Tode verurteilt. Fitzgerald hatte angegeben, er habe zum Zeitpunkt des Verbrechens unter Alkohol- und Drogeneinfluß gestanden und erinnere sich an nichts.

Am Dienstag hatte der Gouverneur von Virginia ein Gnadengesuch des Verurteilten zurückgewiesen. Fitzgerald hatte auf einen allerletzten Gnadenappell mit der Begründung verzichtet, er wolle nicht noch auf dem Weg zum elektrischen Stuhl in Ungewißheit über sein Schicksal schweben.

Edward Fitzgerald war der 15. Verurteilte, der seit 1976 in Virginia hingerichtet wurde. In den gesamten USA wurden seit der Wiederzulassung der Todesstrafe vor 16 Jahren 178 Menschen hingerichtet.

Demokratie in Asien eingefordert Industrienationen knüpfen Bedingungen an Wirtschaftshilfe

MANILA, 24. Juli (AFP/dpa). Die führenden Industrienationen haben gemeinsam an asiatische Staaten appelliert, die Menschenrechte zu beachten. Die Europäische Gemeinschaft (EG), die USA, Japan, Australien und Kanada kündigten gleichzeitig am Freitag an, sie wollten künftig Wirtschaftshilfe stärker an die Achtung der demokratischen und marktwirtschaftlichen Prinzipien knüpfen.

Trotz Protesten des Verbands Südostasiatischer Staaten (ASEAN) bestanden der japanische Vize-Außenminister Koji Kakizawa und der britische Außenminister Douglas Hurd, die in Manila mit ASEAN-Vertretern zusammenkamen, auf dieser Verknüpfung. Australiens Außenminister Gareth Evans kritisierte die blutige Unterdrückung demokratischer Proteste in Thailand und die andauernden schweren Menschenrechtsverletzungen in Ost-Timor durch die indonesische Regierung.

Die sechs Mitgliedsstaaten des ASEAN hatten sich in einer am Mittwoch verabschiedeten Erklärung geweigert, der Forderung nachzugeben, die Wirtschaftshilfe von der Respektierung der Menschenrechte abhängig zu machen. Dem Staatenverbund gehören neben Indonesien und Thailand auch Brunei, Malaysia, die Philippinen und Singapur an. Der ASEAN weigerte sich auch, eine harte Haltung gegenüber der Militärregierung in Birma einzunehmen, die seit 1988 jegliche Demokratisierungsversuche unterdrückt.

Douglas Hurd, dessen Land derzeit die EG-Ratspräsidentschaft innehat, räumte ein, die Menschenrechtsfrage sei ein "sensibles" Thema für die ASEAN-Mitglieder. Sie sei aber auch "integraler Bestandteil des Verständnisses zwischen den Völkern". Es gehe nicht darum, daß ein Teil der Welt dem anderen seine Werte aufzwingen wolle, sondern um "gemeinsame Werte und darum, wie sie umgesetzt werden können". Die EG richte ihr besonderes Augenmerk auf die Militärjunta in Birma.

Im Mittelpunkt des dreitägigen Treffens der Vertreter von ASEAN und Industrienationen sollen aktuelle außenpolitische Probleme sowie Fragen der Wirtschaft und Sicherheit stehen. Wegen der Friedensmission im Nahen Osten wird US-Außenminister James Baker erst am heutigen Samstag in der phillipinischen Hauptstadt erwartet.

Die USA machten deutlich, daß sie auch nach Truppenausdünnungen ihre Fähigkeit zur militärischen Abschrekkung in Asien erhalten wollten. "Auch wir haben nationale Interessen im Pazifik", sagte der Abteilungsleiter im US-Außenministerium, Robert Zoellick. "Dies bedeutet vorausgestützte Truppen, Flotten und Luftwaffenschlagkraft."

GUS-Frachtflugzeug abgestürzt: Ein Toter

SKOPJE, 24. Juli (AFP). Beim Absturz eines Frachtflugzeugs der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) in der Nacht zum Freitag im Zentrum der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien ist eine Person getötet worden. Dies berichtete der mazedonische Rundfunk in Skopje. Das Unglück habe sich gegen 2.30 Uhr MESZ in der Nähe des Ortes Jabolciste bei Titov Veles ereignet. Hilfsmannschaften hätten die Leiche eines Besatzungsmitglieds des Flugzeugs vom Typ "AN-12" geborgen. Es gebe jedoch Schwierigkeiten bei der Sondierung der Absturzstelle, die in unwegsamem Gelände liege.

Elsaß-Flüßchen vergiftet

SELESTAT, 24. Juli (AFP). Nach einem Umweltunfall ist in dem Flüßchen Liepvrette im Oberelsaß über mehrere Kilometer die gesamte Fauna zerstört worden. Wie ein Sprecher der zuständigen Gendarmerie in Selestat am Freitag auf Anfrage bestätigte, wurden über etwa fünf Kilometer sämtliche Fische und Kleinlebewesen getötet, nachdem am Mittwoch abend eine noch unbekannte Menge eines chemischen Produkts in den Bach geflossen ist.

Als "wahrscheinlichen" Verursacher nannten die Behörden eine flußaufwärts in der Ortschaft Bois-l'Abesse gelegene Fabrik, in der Kosmetikprodukte hergestellt werden. Die Fabrik gehört den Angaben zufolge zum Henkel-Konzern. Die Präfektur ordnete Analysen an, die genauen Aufschluß über die Ursachen der Verseuchung geben sollen. Der Direktor der Fabrik war am Freitag vormittag zunächst nicht zu erreichen.

Urlauber verunglückten

SAINT-JEAN-D'ANGELY, 24. Juli (AFP). Zwei deutsche Urlauber sind ums Leben gekommen und drei weitere schwer verletzt worden, als ihr Auto in der Nacht zum Freitag bei Saint-Jean- d'Angely in Westfrankreich mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammenprallte. Die drei Insassen des französischen Wagens, dessen Fahrer nach Angaben der Gendarmerie offenbar wegen überhöhter Geschwindigkeit eine Kurve schnitt, wurden ebenfalls getötet. Der 38jährige Fahrer des deutschen Pkw aus Schwarzenbeck sowie ein achtjähriger Junge waren auf der Stelle tot. Die 36jährige Mutter und zwei weitere Kinder im Alter von zehn und vierzehn Jahren befanden sich am Freitag mit schweren Verletzungen im Krankenhaus.

Mehr Sold für Sanitätstruppe

BONN, 24. Juli (AFP). Für die rund 130 deutschen Sanitätssoldaten, die zur Unterstützung der Übergangsverwaltung der UN in Kambodscha (UNTAC) entsandt worden sind, wird die Aufwandsentschädigung von 100 auf 150 Mark täglich erhöht. Dies teilte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Bernd Wilz (CDU), am Freitag vor der Presse in Bonn mit. Die diese Woche vom Kabinett beschlossene Erhöhung der Aufwandsentschädigung bedeute bei einer Einsatzzeit von sechs Monaten für jeden Soldaten 9000 Mark zusätzlich steuerfrei.

Seit das Hospital am 13. Juni in Betrieb genommen wurde, sind Wilz zufolge über 7500 Patienten ambulant und 232 stationär behandelt worden. Im Rahmen freier Kapazitäten des 60-Betten-Hospitals würden neben Angehörigen der 22 000 UNTAC-Mission auch Zivilisten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen behandelt. Die Kosten der zunächst für 18 Monate geplanten Hilfsaktion bezifferte Wilz auf 42 Millionen Mark, von denen die Bundesrepublik rund 26 Millionen Mark zu tragen habe. Die Tätigkeit der Sanitätssoldaten habe sich "hervorragend bewährt" und werde "weltweit anerkannt".

Nur Kind überlebte Massaker Vietnamesen in Kambodscha getötet / Regierung in Hanoi besorgt

PHNOM PENH, 24. Juli (AFP). Nur ein Kind hat ein Massaker überlebt, das Kambodschaner Anfang der Woche an vietnamesischen Siedlern in Kambodscha verübt hatten. Es werde von französischen Chirurgen in Sihanoukville behandelt, sagte ein Sprecher der Vereinten Nationen (UN) am Freitag. Acht vietnamesische Bewohner eines kambodschanischen Dorfes waren am Dienstag von Bewaffneten in Uniform ermordet worden. Nach UN-Angaben drangen etwa 30 Mitglieder einer Todesschwadron in das im Südosten Kambodschas gelegene Dorf Phum Tuk Meas ein. Dabei sollen sie gerufen haben: "Wir sind hier, um den vietnamesischen Feind zu töten." Welcher Fraktion die Mörder angehörten, blieb zunächst ungeklärt. "Unsere Nachforschungen haben ergeben, daß es sich um ein gezieltes Massaker handelte", sagte UN-Sprecher Eric Falt.

Die Täter hatten auch ein sieben Tage altes Baby von den Armen seiner Mutter gerissen und auf den Fußboden geschleudert. Anschließend erschossen sie die Eltern des Kindes. Dann ermordeten die Soldaten einen 30jährigen Mann zusammen mit seinen vier Nichten und Neffen im Alter von sieben bis 16 Jahren.

Die vietnamesische Regierung äußerte am Freitag ernste Besorgnis über das Massaker. "Wir sind über diese Nachricht sehr betroffen. Wir versuchen, ihr nachzugehen", sagte ein Sprecher des vietnamesischen Außenministeriums. Vietnamesen, die legal in Kambodascha leben, müßten geschützt werden wie andere Einwohner auch. Nach Angaben aus Hanoi und Phnom Penh leben etwa 100 000 Vietnamesen in Kambodscha und zwar seit mehreren Generationen.

Darüber hinaus sind am Donnerstag abend drei algerische Mitarbeiter der UN-Übergangsverwaltung für Kambodscha (UNTAC) auf der Straße zwischen Phnom Penh und Kampot von zwölf Männern aus dem Hinterhalt beschossen worden. Wie UN-Sprecher Falt berichtete, wurden zwei der UN-Mitarbeiter dabei verletzt.

Panikstimmung in Limas Straßen 80 Anschläge während "bewaffneten Streiks" der Guerilleros

LIMA, 24. Juli (AFP). Während des 48stündigen "bewaffneten Streiks", zu dem die maoistische Guerillabewegung "Leuchtender Pfad" in der peruanischen Hauptstadt Lima aufgerufen hatte, sind bei rund 80 terroristischen Anschlägen mindestens ein Dutzend Menschen getötet und 40 weitere verletzt worden. Das geht aus einer vorläufigen Bilanz der Polizei hervor. Allein am Donnerstag, dem zweiten Tag des "Streiks", explodierten in der Hauptstadt fünf Autobomben, wie die Polizei mitteilte. Dabei wurden unter anderem das Bürogebäude des staatlichen Energieunternehmens "Sol Gas" und zwei Geschäftszentren im Norden der Stadt zerstört.

Unter den acht Millionen Einwohnern der peruanischen Hauptstadt herrschte zeitweise Panikstimmung, nachts waren die Straßen leer. Trotz der Bedrohung ließ sich die Mehrzahl der Berufstätigen jedoch nicht davon abhalten, zur Arbeit zu gehen. Der "Leuchtende Pfad" rief für 28. und 29. Juli zu einem "bewaffneten Streik" im ganzen Land auf.

Am Donnerstag erschoß ein Kommando der Guerillaorganisation 170 Kilometer nördlich von Lima den Polizeiangaben zufolge an der Panamericana die drei Insassen eines Viehtransporters, der auf dem Weg in die Hauptstadt war. Den Lkw sprengten sie in die Luft. An derselben Stelle stoppten die Rebellen kurz darauf einen Bus, der Fahrer wurde durch eine Kugel verletzt.

Ferner starben im Verlauf des "bewaffneten Streiks" nach Angaben der Polizei in Lima fünf Taxifahrer, deren Fahrzeuge in Brand gesetzt wurden. Ein Polizist wurde getötet, als er eine Bombe in einer Apotheke entschärfen wollte. Bei einem Überfall auf eine Tankstelle in Puerto de Supe, rund 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt, wurde ein Kunde getötet. Ferner kam ein Fußgänger bei einem Anschlag ums Leben.

Am Mittwoch waren in Lima auch Anschläge auf drei Schulen verübt worden. Dabei wurden zwölf Kinder verletzt. Um die Kinder vor weiteren Anschlägen zu schützen, blieben die Schulen am Donnerstag geschlossen.

Private Hilfe ausgeschlagen Länder wollen Kriegsflüchtlinge in Heimen unterbringen

BERLIN, 24. Juli (AFP). Der Berliner Senat und Mecklenburg-Vorpommern wollen bei der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus den ehemaligen Jugoslawien zunächst nicht auf die zahlreichen privaten Unterbringungsangebote zurückgreifen. Gleiches hatte Nordrhein-Westfalen am Donnerstag angekündigt. Nach Angaben der Berliner Senatsverwaltung für Soziales vom Freitag haben sich bislang mehr als 300 Bürger gemeldet, die Flüchtlinge bei sich aufnehmen wollen. Die 110 Bosnier, die in den nächsten Tagen nach Berlin kommen, sollen dennoch in staatlichen Heimen untergebracht werden, sagte eine Sprecherin. Die Behörde werde den Bürgern, die Quartiere angeboten hätten, schriftlich danken. Gleichzeitig wolle man ihnen aber vorschlagen, sich zunächst nur über Besuchs- und Hilfskontakte um die Flüchtlinge zu kümmern.

Auch die Senatspressestelle verwies darauf, daß die private Unterbringung von Flüchtlingen eine hohe Verantwortung bedeute. Die Bürger müßten auch bedenken, daß die Flüchtlinge nicht nach zwei Wochen wieder abreisten. Auch der Caritasverband habe bereits darauf verwiesen, daß die Menschen, die aus Kriegsgebieten kämen, "qualifizierte Hilfe" bräuchten.

Der Sprecher der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen, Stephan Noe, nannte das Ausschlagen der Quartierangebote "unwürdig" und "inhuman". Es sei "abenteuerlich und fatal, vor der spontanen Hilfsbereitschaft jetzt bürokratische Hemmnisse aufzubauen". Offenbar hätten die Beamten "abstruse Vorstellungen" darüber, wie ein solche private Hilfe ablaufe. In Bremen und Kiel gebe es dringende Appelle, Menschen aufzunehmen.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern sollen Bosnien-Flüchtlinge offenbar erst dann in Familien untergebracht werden, wenn die staatlichen Kapazitäten nicht mehr ausreichen. Für die am Montag erwarteten 150 Flüchtlinge stünden genügend öffentliche Plätze bereit, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Er bestätigte, daß es "zahlreiche Anfragen" von Bürgern gebe, die den Flüchtlingen helfen wollten. In Familien wolle man sie nur dann unterbringen, wenn dies "organisatorisch möglich" sei.

MOX-Brennelemente Töpfer droht Fischer mit einer Weisung

BONN. Zwischen Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) und dem hessischen Umweltministerium bahnt sich ein neuer Streit um die Wiederinbetriebnahme der Mischoxid(MOX)-Fertigungsanlage der Hanauer Nuklearfirma Siemens an. Töpfer forderte seinen hessischen Kollegen Joschka Fischer (Grüne) am Freitag auf, bis zum 12. August der Wiederinbetriebnahme zuzustimmen. Andernfalls behalte er sich eine bundesaufsichtliche Weisung vor.

Laut Töpfer gibt es gegen einen Weiterbetrieb keine sachlichen und rechtlichen Gründe. Er sehe keine Gefahren, selbst wenn die bestehende Anlage nicht mehr in allen Belangen dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik entspreche.

Demgegenüber sagte der stellvertretende hessische Regierungssprecher Georg Dick in einer ersten Stellungnahme, der Wiederinbetriebnahme der MOX-Verarbeitung in Hanau stünden nach den bisherigen Untersuchungen rechtliche und sicherheitstechnische Überlegungen entgegen. Die MOX-Verarbeitung im Siemens Brennelementewerk war im Juni vergangenen Jahres nach mehreren Störfällen zunächst stillgelegt worden. Mit Weisung vom 29. Januar 1992 und nach Anrufung des Bundesverfassungsgerichts hatte Töpfer gegenüber dem Land Hessen das Leerfahren der Anlage durchgesetzt. Diese Maßnahme war im Juni beendet worden. Unterdessen teilte das Bundesumweltminsiterium dem Land Hessen mit, daß der Weiterbetrieb unter bestimmten sicherheitserhöhenden Maßnahmen zuzulassen sei. Dazu gehört unter anderem eine drucklose Lagerung der Zwischenprodukte. Töpfer bezeichnete das bisherige Verhalten Fischers als "einzigartiges Verschleppungsmanöver". Fischer habe entgegen seiner Weisung in Auftrag gegebene Gutachten nicht zügig erstellen lassen. Sie seien dem Bundesumweltministerium mit etwa zweimonatiger Verzögerung zugegangen. Ein Bericht mit einem Entscheidungsvorschlag zum Weiterbetrieb liege bis heute nicht vor.

Dick wies den Vorwurf zurück, Hessen habe Sachentscheidungen verzögert. Das Land habe dem Bundesumweltministerium zu jeder Zeit alle Bedenken sachlicher und rechtlicher Natur mitgeteilt. afp

Fidel Castro prangert US-Machtpolitik an

MADRID, 24. Juli (AFP). Der kubanische Staatschef Fidel Castro hat zur Eröffnung des zweiten ibero-amerikanischen Gipfels in Madrid scharfe Kritik an den USA und am Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) geübt, den Washington nach Belieben für seine Zwecke benutze.

Castro sagte, zu dem Zeitpunkt, da sich die Entdeckung Amerikas zum 500. Mal jähre, sei das Gleichgewicht der Kräfte in der Welt zerbrochen, eine einzige Macht dominiere nun das Weltgeschehen. Ohne die USA namentlich zu nennen, prangerte Castro ihre "absolute Kontrolle der Weltwirtschaft und totale Dominierung der Massenmedien" an. Der "lider maximo" meldete Zweifel daran an, daß die Vereinten Nationen die Rechte der lateinamerikanischen Völker heute noch vertreten können. Die UN seien von einem Sicherheitsrat "usurpiert" worden, der seinerseits von der "größten Militärmacht der Welt" gelenkt werde, den USA. Castro prangerte das US-Embargo gegen sein Land als "Völkermord und Schande für die Menschheit" an. Ziel der Blockade sei es, "ein Volk, das nicht auf seine Unabhängigkeit verzichten will, in die Knie zu zwingen".

Am Donnerstag abend war der Gipfel offiziell eröffnet worden. Die 17 teilnehmenden Staats- und Regierungschefs wurden von König Juan Carlos von Spanien empfangen. Er bedauerte, daß in diesem Jahr, in dem sich die Entdeckung Amerikas zum 500. Mal jährt, die "ibero- amerikanische Familie nicht komplett ist". Neben Venezuelas Präsidenten Carlos Andres Perez, dem der Senat die Reise nach Madrid verweigert hatte, blieb auch Portugals Staatschef Mario Soares aus Gesundheitsgründen dem Treffen fern.

Sperrung der Autobahn

Die Verbindung der Autobahn Saarbrücken-Viernheim (A 6) zur Autobahn Mannheim-Darmstadt (A 67) in Höhe des Viernheimer Dreiecks wird am heutigen Samstag zwischen 21 und 23 Uhr in Richtung Darmstadt gesperrt. Das berichtete das Autobahnamt in Frankfurt. Grund für die Sperrung sind Bergungsarbeiten von rund 18 Meter langen Eisenteilen, die ein Sattelschlepper zu Beginn der Woche verloren hatte. Autofahrer werden gebeten, am Viernheimer Kreuz auf die Autobahn Heidelberg-Darmstadt (A 5) auszuweichen.

Schloß Romrod Museum über ländliches Leben?

ROMROD. Schloß Romrod (Vogelsbergkreis) soll ein Museum über ländliches Leben und ländliche Arbeit werden. Diesen Vorschlag haben Landrat Hans-Ulrich Lipphardt und Romrods Bürgermeister Rudolf Marek (beide SPD) der Landesregierung unterbreitet.

Wie die Kommunalpolitiker mitteilten, eigne sich das seit knapp 30 Jahren leerstehende und vom Verfall bedrohte Jagdschloß als Dependance der Staatlichen Museen Kassel. Dessen Leiter, so Lipphardt, habe bereits seine grundsätzliche Zustimmung zur Auslagerung eines Teils der Volkskunde-Sammlung signalisiert.

Das Museum könne Einblicke in die Kultur- und Sozialgeschichte des ländlichen Raumes geben. An die Regierung als Schloß-Eigentümerin appellierten die Politiker, rasch zu entscheiden. ew

Zwei Deutsche im Halbfinale

Zwei deutsche Spielerinnen haben beim internationalen Frauen-Tennisturnier in Darmstadt, das mit 25 000 Dollar dotiert ist, das Halbfinale erreicht. Andrea Müller (Leverkusen) gewann im Viertelfinale gegen Heike Thoms (Saarlouis) souverän mit 6:0, 6:3 und Christine Singer (Stuttgart) erreichte die Runde der letzten Vier mit einem 7:6 (16:14), 6:1 gegen Julia Jehs (Stuttgart).

Greg Pruden zum ESC Wolfsburg

Der 32jährige Eishockey-Verteidiger Greg Pruden wechselt vom Zweitligisten EC Bad Nauheim zum Meisterschaft-Mitfavoriten ESC Wolfsburg in die Oberliga, dem neben den Frankfurter Löwen die größten Aufstiegschancen in die 2. Liga eingeräumt werden.

USA beziffern Flüchtlingsquote für 1993

WASHINGTON, 24. Juli (Reuter). Die USA wollen im kommenden Jahr 132 000 Flüchtlinge aufnehmen. Wie der stellvertretende Außenminister Lawrence Eagleburger am Donnerstag im zuständigen Senatsausschuß mitteilte, beträgt die Quote für Zufluchtsuchende aus dem ostasiatischen Raum 52 000. Ins Land dürfen ferner 50 000 Bürger der früheren Sowjetunion. Zudem bekommen 7000 verfolgte oder bedrohte Menschen aus Afrika, 3500 aus Lateinamerika und 1500 aus Osteuropa 1993 dauerhaften Aufenthalt in den USA.

Deutsche Flüchtlingspolitik "absurd"

BONN, 24. Juli (Reuter). Die Abschaffung der Asylverfahren für Kriegsflüchtlinge hat die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Cornelia Schmalz-Jacobsen, gefordert. Diese Praxis sei "vollkommen absurd", sagte die FDP-Politikerin am Freitag im Deutschlandfunk. Zugleich bekräftigte sie ihre Forderung nach befristeter Aufnahme für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina. Hierbei müsse vor allem die Frage der Finanzierung schnellstens geklärt werden. Wichtig sei auch, daß sich die europäischen Staaten sobald wie möglich auf eine gemeinsame Flüchtlingspolitik einigten.

,Eingreiftruppe nur für NATO'

BONN, 24. Juli (Reuter). Die für das kommende Jahr geplanten "Krisenreaktionskräfte" (Eingreiftruppen) der Bundeswehr sind nach den Worten von Generalinspekteur Klaus Naumann ausschließlich für Einsätze innerhalb des NATO-Gebiets vorgesehen. Im Deutschlandfunk wies der General am Donnerstag Berichte zurück, die bis April 1993 vorgesehenen Einheiten könnten auch an militärischen Operationen außerhalb des Vertragsgebiets teilnehmen. Hessen unterstützt Verfassungsklage

WIESBADEN (dpa). Hessen will die Verfassungsklage der SPD-Bundestagsfraktion gegen den Einsatz von Marine- Einheiten der Bundeswehr in der Adria unterstützen. Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) sagte am Freitag in Wiesbaden, verfassungsrechtlich sei die Entsendung von Flugzeugen und eines Zerstörers unzulässig. Da es keinen UN-Beschluß gebe, könne sich die Bundesregierung nicht auf das Grundgesetz berufen.

Israel fliegt Angriffe

SIDON, 24. Juli (AFP). Die israelische Luftwaffe hat am Freitag Angriffe auf Hochburgen der pro-iranischen Hisbollah in Südlibanon geflogen. Nach Angaben der libanesischen Polizei warfen vier Jagdbomber Raketen auf die Ortschaften Mlita, Luaise und Ain Bussuar etwa 15 Kilometer östlich von Sidon. Ob bei den Angriffen Menschen verletzt wurden, war zunächst nicht bekannt. Vier israelische Maschinen hatten bereits am Donnerstag Stellungen der Hisbollah-Miliz in Südlibanon bombardiert.

Bei den Luftangriffen handelt es sich vermutlich um Vergeltungsschläge. Am Dienstag war ein israelischer Soldat in der "Sicherheitszone" bei einem Hisbollah-Anschlag getötet worden.

Zwei Soldaten der Schutztruppe der Vereinten Nationen (UNIFIL) wurden am Freitag in Südlibanon nach Angaben aus Sicherheitskreisen bei der Verfolgung libanesischer Freischärler durch eine Granate verletzt.

"Jäger"-Konzept gefordert

MÜNCHEN, 24. Juli (Reuter). Der Vorstandschef der Deutschen Aerospace AG (DASA), Jürgen Schrempp, hat gefordert, unverzüglich die Anforderungen eines neuen "Jäger 2000" zu definieren. Unsinnig wäre es aber, wie er der Zeitschrift TopBusiness sagte, ein Jagdflugzeug komplett neu zu entwickeln. Alle Beteiligten müßten nun schnell wissen, "wie dieses Flugzeug wirklich aussehen soll". Zunächst müsse aber Bonn sagen, was man sich unter einem neuen Jäger vorstelle. Gegenüber dem bisherigen Konzept "Jäger 90" müßten Anforderungsmerkmale reduziert und damit nochmals Kosten gesenkt werden, forderte Schrempp.

Walt Disney badet im Geld Gewinn klettert kräftig / Lob für neuen Park bei Paris

BURBANK/PARIS (wef/rtr/dpa/vwd). Mehr und ausgabefreudigere Besucher in Walt Disney World in Florida und im kalifornischen Disneyland haben bei der Betreibergesellschaft der Vergnügungsparks, dem Walt-Disney-Konzern, den Ertrag in die Höhe getrieben. Im dritten Quartal der Geschäftsperiode 1991/92 (Ende September) kletterte der Reingewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Drittel auf 221 Millionen Dollar, teilt das Unternehmen in Burbank (Kalifornien) mit. Nach neun Monaten konnte somit ein Profit von netto 593 Millionen Dollar (plus 28 Prozent) angehäuft werden.

Den Besucherandrang in der neuen Freizeitanlage in der Nähe von Paris nennt die Firma überdurchschnittlich. Der "große Erfolg" des Euro DisneyParks, an dem Walt Disney zu 49 Prozent beteiligt ist, habe sich allerdings nachteilig auf das heimische Geschäft ausgewirkt, heißt es. 3,6 Millionen Gäste haben angeblich seit der Eröffnung am 12. April die Spektakel-Bühne in Marne-la-Vallee besucht.

Ob damit allerdings das angestrebte Ziel von elf Millionen Leuten im ersten Jahr erreicht werde, will Disney nicht sagen. Auch sei es noch zu früh, Statements über künftige Besucherzahlen und die Ertragsituation zu machen. Aufgrund hoher Anlaufkosten erwarte man für das gesamte Geschäftsjahr 1991/92 (ebenfalls Ende September) einen Verlust, wird in Paris erklärt. Euro Disneyland soll im Zeitraum April bis Juni einen Umsatz von umgerechnet rund 728 Millionen Mark erzielt haben.

Die Gesamteinnahmen der amerikanischen Muttergesellschaft Walt Disney stiegen im Berichtsquartal (April bis Juni) um 22,5 Prozent auf fast 1,9 Milliarden Dollar. Dabei wurde in den Vergnügungsparks des Konzerns ein Wachstum um 17 Prozent auf etwa 890,5 Millionen Dollar erzielt.

Zweifel an Atomsicherheit in den USA Meßgerät könnte selbst bei Kernschmelze im Meiler noch Fehlanzeige liefern

WATERFORD / BONN, 24. Juli (AP/ Reuter). In 36 wassergekühlten US-Atomkraftwerken könnte bei einem Unfall ein für die Sicherheit zwingend notwendiges Meßgerät falsche Daten anzeigen und damit schnelle Gegenmaßnahmen verhindern. Zu diesem Schluß sind jetzt Wissenschaftler gekommen, die das Kraftwerk Millstone I im US-Bundesstaat Connecticut untersucht haben. Wie ein Sprecher der Richtlinienkommission für die Atomindustrie am Freitag mitteilte, sind Experten darum bemüht, der Sache umgehend auf den Grund zu gehen.

Nach Angaben der Kommission gibt es in vermutlich allen US-Atommeilern, die mit Wasser gekühlt werden, ein ganz bestimmtes Meßinstrument für den Wasserstand im Inneren des Reaktors. Die Ingenieure beim Kraftwerk Millstone I glauben herausgefunden zu haben, daß dieses Instrument auch dann noch einen ausreichenden Wasserstand anzeigen würde, wenn das Kühlwasser bereits verdampft sei und der Reaktorkern zu schmelzen drohe. Dies könne leicht zu einer größeren Katastrophe führen, betonten die Ingenieure. Das Instrument ist inzwischen bis zum Abschluß der vorgesehenen Tests für unbenutzbar erklärt worden. AKW-Programm für GUS noch offen

Das westliche Hilfsprogramm zur Sicherung der sowjetischen Atomkraftwerke ist auch zwei Wochen nach dem Wirtschaftsgipfel der sieben führenden Industriestaaten weiter umstritten. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) teilte am Freitag in Bonn mit, die G-24-Gruppe der westlichen Industriestaaten und die Empfängerländer hätten dem beim Gipfel vereinbarten Aktionsprogramm zwar inzwischen im Grundsatz zugestimmt. Die Finanzierung des vorgesehenen multinationalen Hilfsfonds sei aber noch offen. Er gehe jedoch davon aus, daß man sich darüber bei einem nächsten Treffen der G-24-Staaten Mitte September einigen werde.

Töpfer teilte mit, daß sich neben Deutschland auch die nordischen Staaten bereit erklärt haben, in den Fonds einzuzahlen, der bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung eingerichtet werden soll. Andere Staaten seien eingeladen, diesem Beispiel zu folgen.

Töpfer verlangte erneut, die 15 sowjetischen Reaktoren vom Typ Tschernobyl so schnell wie möglich abzuschalten, da sie die größten Sicherheitsmängel aufwiesen. Nur wenn dafür ein fester Zeitplan mit den betroffenen Staaten vereinbart werde, sei der Westen bereit, die Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit der knapp 60 ehemals sowjetischen Reaktoren mitzufinanzieren. Die neueren Reaktoren vom Typ WWER, von denen in der GUS und in Osteuropa insgesamt 32 in Betrieb und 20 in Bau sind, könnten dagegen nachgerüstet werden.

Die Gesamtkosten für die Nachrüstung der sowjetischen Meiler und den Bau von konventionellen Ersatzkraftwerken schätzte Töpfer auf 15 bis 16 Milliarden Mark. Der multinationale Hilfsfonds soll dagegen nur rund 700 Millionen Dollar umfassen. Töpfer wies jedoch darauf hin, daß die längerfristige Umrüstung im Rahmen kommerzieller Zusammenarbeit und nicht aus Steuergeldern finanziert werden soll. (Kommentar auf Seite 3)

EG soll selbst für Ruhe sorgen UN-Generalsekretär will Bosnien-Pläne nicht umsetzen

NEW YORK / SARAJEWO, 24. Juli (Reuter/AP). Die Europäer sollen nach Ansicht von UN-Generalsekretär Butros Ghali ihren Waffenruheplan für Bosnien- Herzegowina in eigener Regie umsetzen. Wie nach einer vertraulichen Sitzung des Sicherheitsrates in der Nacht zum Freitag in New York zu erfahren war, bekräftigte Ghali vor dem Gremium seinen Widerstand gegen eine Entsendung weiterer Blauhelme nach Bosnien. Als Gründe habe er die angespannte Personal- und Finanzlage der Vereinten Nationen genannt, an deren Balkan-Engagement bereits 15 000 Soldaten beteiligt seien. Die UN müßten sich auch um Krisen wie den Bürgerkrieg und die Hungersnot in Somalia kümmern.

Das von der Europäischen Gemeinschaft in der vergangenen Woche vermittelte Abkommen zwischen Moslems, Kroaten und Serben hatte vorgesehen, die schweren Waffen der Bürgerkriegsparteien unter Kontrolle von UN-Soldaten zu stellen. Dies hatte der Sicherheitsrat grundsätzlich gebilligt, war damit aber auf Widerspruch Ghalis gestoßen. Aus Teilnehmerkreisen verlautete jetzt, Ghali habe vorgeschlagen, die europäischen Organisationen sollten zur Umsetzung des Planes Geld, Ausrüstung und Personal bereitstellen oder die Operation gleich ganz übernehmen. Er meinte damit offenbar außer der EG die Verteidigungsgemeinschaft Westeuropäische Union (WEU).

Großbritannien hat einen Resolutionsentwurf im Sicherheitsrat eingebracht, der entsprechend dem Waffenstillstandsplan die Entsendung von 1100 UN-Soldaten zur Übernahme der schweren Waffen in Bosnien vorsieht. Wie es in New York hieß, sollte der Antrag mit Rücksicht auf Ghali in der Nacht zum Samstag im Sicherheitsrat nicht als Resolution, sondern weniger verbindlich nur als Erklärung zur Abstimmung gestellt werden.

Der Jugoslawien-Beauftragte der EG, Lord Peter Carrington, will nach einem Bericht der Zeitung Daily Telegraph gegenwärtig keine Feuerpause mehr mit den Bürgerkriegsparteien aushandeln. Man würde wieder nur mit denjenigen verhandeln, die sich auch nicht an frühere Vereinbarungen hielten, sagte er.

(Weitere Berichte auf Seiten 2 und 4)

Hessische Teuerung mit einer Zwei vorm Komma

FRANKFURT A. M. (rtr/FR). Angaben zur Preisentwicklung in Hessen und Baden-Württemberg bestätigen den sich zuvor in Nordrhein-Westfalen abzeichnenden Trend (siehe gestrige FR): Die Inflation in Westdeutschland hat im Juli deutlich nachgelassen. Besonders in Hessen fiel die Teuerungsrate mit 2,7 (Vormonat 3,7) Prozent auf ein Niveau zurück, wie es zeitweise in den achtziger Jahren vorherrschte. In Südwestdeutschland sank die Jahresrate ebenfalls um einen vollen Punkt auf 3,2 Prozent. In den alten Bundesländern insgesamt könnte die Lebenshaltung demnach zuletzt um 3,3 (4,3) Prozent teurer geworden sein. Im März hatte die Rate mit 4,8 Prozent den höchsten Stand seit etwa zehn Jahren erreicht. Volkswirte warnen jedoch davor, schon wieder an dauerhafte relative Preisstabilität zu denken. Der starke Rückgang beruhe nämlich auf dem sogenannten statistischen Basiseffekt der MineralölsteuerErhöhung vor einem Jahr. Allein die Anhebung der Mehrwertsteuer werde 1993 erneut für einen stärkeren Preisauftrieb sorgen und die Rate voraussichtlich wieder über die Marke von vier Prozent heben. Ein weiterer staatlich verordneter Inflationsschub sei zu befürchten, sollte sich der Gesetzgeber für eine nochmalige Erhöhung der Mineralölsteuer oder die Einführung von Autobahngebühren entscheiden.

Gefängnisdirektor entlassen Drogenboß Escobar stellt Bedingungen für seinen Rückkehr

BOGOTÁ/WASHINGTON, 24. Juli (Reuter/AFP). Die kolumbianische Regierung hat als erste Konsequenz aus der Flucht des Kokain-Barons Pablo Escobar und neun seiner Leute den Direktor des Gefängnisses und dessen Stellvertreter entlassen. Das Wachpersonal der Vollzugsanstalt Envigado nahe Escobars Heimatstadt Medellin wurde am Donnerstag vom Dienst suspendiert. Der stellvertretende Luftwaffenchef Hernando Monsalve nahm seinen Abschied. Nach Angaben aus Regierungskreisen hatte die Luftwaffe am Mittwoch erst mit Verspätung Sondereinheiten nach Envigado geflogen, um die Gefängnisrevolte niederzuschlagen.

In einem Schreiben an Präsident Cesar Gaviria erklärten Escobars Anwälte ihr Mandant werde sich den Behörden stellen, wenn Bedingungen von der Regierung erfüllt würden. Dazu gehöre vor allem, daß der Escobar in dem Luxusgefängnis von Envigado bleiben könne, aus dem er aus Sicherheitsgründen verlegt werden sollte. Die Regierung lehnte das ab. Escobar müsse sich bedingslos stellen, hieß es in im Rundfunk verbreiteten Erklärung. Der private kolumbianische Rundfunksender "Caracol" erhielt nach eigener Darstellung eine Tonbandnachricht Escobars. Demnach verlangt Escobar auch, daß "Sondertruppen der Vereinten Nationen" den Zugang zum Gefängnis bewachen. "Caracol" berichtete ferner, Escobar habe seine Wärter mit 1,5 Millionen Dollar bestochen, damit sie ihm die Flucht ermöglichten. Sie hätten ihn durch das Haupttor der Haftanstalt hinausgelassen.

Washington richtete schwere Vorwürfe an die kolumbianische Regierung. "Escobar ist ein blutdürstiger Gangster, verantwortlich für den Tod von Tausenden Amerikanern und die Drogenabhängigkeit von Millionen weiterer. Das ist ein gefährlicher Schritt rückwärts für Kolumbien und für den Rest der Welt", erboste sich der Koordinator des Anti-Drogenprogramms, Bob Martinez, in einem Kommunique. Das Weiße Haus sicherte jedoch dem kolumbianischen Präsidenten Cesar Gaviria zu, ihn weiterhin im Kampf gegen den Drogenhandel zu unterstützen.Parlamentswahl in Libanon

BEIRUT, 24. Juli (Reuter). In Libanon sollen erstmals seit 20 Jahren wieder Parlamentswahlen stattfinden. Die Regierung entschied am Freitag, der Urnengang solle am 23. August im Norden und Osten des Landes beginnen. Die Wahl solle dann am 30. August in Beirut und in der benachbarten Bergregion fortgesetzt und am 6. September im Süden des Landes abgeschlossen werden.

Tausende trauerten in Palermo Gottesdienst für Mafia-Opfer Borsellino / Erste Festnahme

PALERMO, 24. Juli (Reuter/AP/AFP). Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung hat am Freitag in Palermo die Trauerfeier für den ermordeten Mafia-Jäger Paolo Borsellino stattgefunden. Unter den Trauergästen in der sizilianischen Hauptstadt waren Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro und Innenminister Claudio Martelli. Als der Sarg des am Sonntag bei einem Bombenanschlag getöteten Richters nach einem Trauergottesdienst aus der Kirche getragen wurde, applaudierten minutenlang rund 8000 Menschen, die sich dort versammelt hatten.

Die Witwe Borsellinos hatte ein Staatsbegräbnis für ihren Mann abgelehnt.Eine aufgebrachte Menge vor der Kirche empfing Siziliens Polizeichef Vincenzo Parisi mit Pfiffen und Schmährufen und forderte seinen Rücktritt. Unter dem Verdacht der Beihilfe bei dem Attentat auf den Richter nahm die Polizei nach eigenen Angaben einen privaten Leibwächter fest. Es war die erste Verhaftung im Zuge der Ermittlungen.

Mit 163 gegen 106 Stimmen billigte der Senat ein neues Anti-Mafia-Gesetz. Die Vorlage geht nun an die Abgeordnetenkammer, die in der kommenden Woche abstimmen soll. Acht Untersuchungsrichter, die in der Mafia-Abteilung der Staatsanwaltschaft von Palermo arbeiten, legten aus Protest gegen die jüngste Attentatswelle ihr Amt nieder. In einem Kommunique kritisierten sie den "mangelnden politischen Willen und die Ineffizienz der Regierung" im Kampf gegen die Mafia.

Absprachen gegen Meutereien

KIEW, 24. Juli (Reuter). Rußland und die Ukraine wollen weitere Desertionen von Schiffen der ehemals sowjetischen Schwarzmeer-Flotte verhindern. Bei Gesprächen in Sewastopol auf der Krim vereinbarten beide Seiten am Donnerstag abend die Schaffung einer gemeinsamen Kommission, die sich mit diesem Thema befassen soll. Beobachter erklärten, Rußland und die Ukraine versuchten, eine Ausbreitung von Meuterei auf der Schwarzmeer-Flotte und einen unkontrollierten Zerfall des Schiffsverbandes zu verhindern.

Anlaß war ein Vorfall vom Dienstag, als die Besatzung eines Küstenwachbootes die Flagge der Ukraine hißte, sich dem Flottenkommando der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) entzog und in den ukrainischen Hafen Odessa fuhr.

Entscheidung über Honecker soll am Wochenende fallen

BONN/MOSKAU, 24. Juli (Reuter/AP). Die Rückkehr des einstigen DDR-Staatschefs Erich Honecker wird sich nach Angaben aus Bonner Regierungskreisen bis zum Ablauf des Wochenendes entscheiden. Entweder kehre Honecker am Wochenende aus Moskau nach Deutschland zurück, oder die internationalen Bemühungen um eine Rückführung seien vorerst gescheitert, hieß es am Freitag.

Honeckers Anwalts Friedrich Wolff versicherte jedoch, sein Mandant werde an diesem Wochenende nicht nach Deutschland zurückkehren. Honeckers Ehefrau Margot habe in einem Telefonat am Freitag mitgeteilt, daß ihr Mann und sie nicht daran dächten, ihren Aufenthaltsort in der chilenischen Botschaft in Moskau zu verlassen. (Kommentar auf Seite 3)

BASF unter Druck

FRANKFURT A. M. (FR). Mit Kurseinbußen, die alle Branchen erfaßten, hat sich der Frankfurter Aktienmarkt nach verlustreichen Tagen ins Wochenende verabschiedet. Der am Freitag zu Beginn der Handelszeit durch die gesunkenen Inflationsraten in mehreren Bundesländern ausgelöste Optimismus habe den Verkaufsdruck durch die Deutsche Terminbörse (DTB) nicht auffangen können, meinten Händler. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß mit minus 12,92 auf 1610,42 Punkten, nachdem er zu Beginn auf ein Tageshoch von 1625,83 Zählern gestiegen war.

Der Markt sei sehr ausgedünnt, die Kunden hielten sich zurück. "Die Stimmung ist nervös. Die DTB macht mit dem Markt, was sie will", hieß es bei einer Bank. Positiv wurde registriert, daß der Dax bei 1610 Punkten auf eine Widerstandslinie nach unten getroffen sei. Das erreichte Kursniveau gilt mittlerweile als sehr günstig. Daher hegen viele Händler für nächste Woche die Hoffnung auf eine Steigerung bis auf 1650 Dax-Punkte.

Unter starkem Verkaufsdruck durch Londoner Adressen hätten BASF und die Autowerte gestanden, hieß es im Handel. Der Kurs der BASF-Aktie knickte um 3,80 Mark ein, nachdem Analysten für das erste Halbjahr starke Gewinnrückgänge bei dem Chemieunternehmen prognostiziert hatten.

Von seiner freundlichen Seite präsentierte sich der Rentenmarkt. Die Durchschnittsrendite fiel auf 8,38 (8,40) Prozent. Die Bundesbank schleuste Titel im Nennwert von 285,9 Millionen Mark in den Markt.

Großbritannien weist Iraner aus

LONDON, 24. Juli (Reuter). Großbritannien hat drei Iraner wegen "Spionage" ausgewiesen. Die Ausweisungen hängen nach offizieller Darstellung aber nicht mit dem Fall des britischen Diplomaten Geoffrey Brammer zusammen, den die iranischen Behörden am 17. Juni unter Spionagevorwurf festgenommen hatten.

Karl-May-Park in Radebeul?

DRESDEN, 24. Juli (Reuter). Einen Karl-May-Freizeitpark im sächsischen Radebeul sowie mehrere Feriencamps will ein Immobilenmakler aus Westdeutschland bauen. Rudolf Merget, Aufsichtsratsvorsitzender der neugegründeten Karl May City AG, sagte am Freitag in Dresden, vor allem Privatpersonen hätten schon über 100 Millionen Mark für das Projekt zugesagt.

Die Aktien im Nennwert von 27,5 Millionen Mark mit dem Bildnis des sächsischen Indianerroman-Autors müßten allerdings noch gedruckt werden, bis sie an der Börse plaziert werden könnten. Ein Bankenkonsortium stehe noch nicht fest, sagte Merget. Auch müsse die Stadtverordnetenversammlung von Radebeul Blockhausstadt und Rodeoplatz noch genehmigen.Waigel zur Teuerung Fast eine Aussage

Die Inflationsrate West könnte sich nach Ansicht von Finanzminister Theo Waigel 1992 unter vier Prozent stabilisieren. Dafür bestünden "gute Aussichten", kommentierte er die jüngsten Preis-Daten aus drei Bundesländern (siehe obenstehende Meldung). Eine noch weitere Abschwächung des Preisauftriebs sei möglich. "Dies unterstützt die Möglichkeiten der Bundesbank . . .". Halt! Da wäre Waigel fast etwas in den Mund gelegt worden, was er angeblich gar nicht gesagt hat: ". . . Möglichkeiten der Bundesbank, die Geldpolitik in absehbarer Zeit wieder zu lockern." Eigentlich eine völlig logische und erfreuliche Aussage. Aber just diesen einen Satz zog das Ministerium flugs zurück.

Ob Helmut Schlesinger, der Präsident der geldpolitisch unabhängigen Bundesbank, interveniert und sich eine solche Einmischung in seine Angelegenheiten verbeten hat? Keineswegs, versichert das Haus Waigel und bezeichnet die Sache als "technisches Versehen". Ein Text sei rausgegangen, ohne daß er abgesegnet war.

Schade drum. Fast hätten sich die durch die jüngste Diskonterhöhung schwer angeschlagenen Finanzmärkte auf bald wieder sinkende Zinsen freuen können. Aber es war eben nur fast eine Aussage. rtr/ski

Badeverbot aufgehoben

LÜBECK, 24. Juli (Reuter). Das vorige Woche erlassene Badeverbot für den Lübecker Ostseestrand auf dem Priwall ist aufgehoben worden. Wie das Umweltamt am Freitag in Lübeck mitteilte, hat sich die Zahl der Keime im Badewasser nach einer Winddrehung drastisch verringert.

Alliierte dringen auf Irak-Ultimatum

WASHINGTON, 24. Juli (Reuter). Die USA, Großbritannien und Frankreich dringen auf ein rasches Ultimatum an Irak, die Rüstungsinspektoren der Vereinten Nationen (UN) frei arbeiten zu lassen. Andernfalls sollten militärische Ziele in Irak mit Kampfflugzeugen und Raketen angegriffen werden, verlautete am Freitag aus dem Präsidialamt in Washington. Bestätigt wurde ein Bericht der "Washington Post", das Ultimatum werde möglicherweise noch dieses Wochenende kommen.

Es werde daran gedacht, es entweder im Namen des UN-Generalsekretärs oder des UN-Sicherheitsrates zu stellen und Irak nur wenige Tage Bedenkzeit zu geben. Zuvor waren die sechs UN-Inspektoren, die 17 Tage lang vor dem irakischen Landwirtschaftsministerium ausgeharrt hatten, weil ihnen der Zutritt verwehrt wurde, aus Irak nach Bahrain abgezogen. Zunächst war nicht klar, ob ihnen die restlichen 13 Inspektoren folgen werden, die sich noch in Irak aufhalten.

In New York sind derzeit noch Bemühungen im Gange, den Konflikt auf dem Verhandlungswege zu lösen. Als Kompromiß wurde dem irakischen UN-Botschafter Abdul Amir el Anbari vorgeschlagen, daß die UN-Inspektoren das Ministerium zunächst nur in kleinen Gruppen betreten und erst danach über eine umfassende Untersuchung entscheiden. Die UN vermuten in dem Gebäude Unterlagen über irakische Rüstungsprogramme.

(Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar auf Seite 3)

Fünfmaliger Tour-Sieger Eddy Merckx bewundert Indurain Der König und sein Nachfolger Enttäuschung über Belgier / Heppner und Bölts gefielen

Der König von einst schaut genüßlich auf seinen Nachfolger. Eddy Merckx, Radsportidol nicht nur in seiner Heimat Belgien, spricht voller Hochachtung von Miguel Indurain: "Er ist der Chef. Das hat er schon beim Zeitfahren in Luxemburg gezeigt."

Daß der Spanier die 79. Tour de France gewinnt, steht für den fünfmaligen Sieger der Frankreich-Rundfahrt bereits lange fest. Wer sollte Indurain schlagen? Eine rethorische Frage - nicht nur für Merckx. Und voller Wehmut blickt der Belgier auf seine Landsleute, die in Frankreich mitfahren. Mehr nicht.

Mittlerweile 15 Jahre ist es her, als Merckx einen letzten vergeblichen Angriff unternahm, zum sechsten Mal die Tour zu gewinnen. Es war ihm nicht vergönnt. Sechster wurde Merckx seinerzeit mit 12:35 Minuten Rückstand auf den französischen Sieger Bernard Thevenet. Die glorreichen Zeiten mit 34 Etappensiegen und 96 Tagen als Träger des Gelben Trikots waren Geschichte.

Seitdem hat sich viel verändert - aber nicht in Belgien. Merckx wird von den Radsportfans immer noch vergöttert, aber die Klickpedale des Superstars waren für alle belgischen Kronprinzen mehrere Nummern zu groß. Ein Nachfolger wurde nie gefunden - wie auch?

"Eine einzige Enttäuschung", beschreibt Merckx die Darbietungen der belgischen Profis bei der 79. Tour. Nur Jim van de Laer aus dem niederländisch- belgischen Tulip-Rennstall und Jan Nevens aus dem belgischen Lotto-Team hätten einige positive Akzente gesetzt. Für Merckx, der die belgische Mannschaft für die Weltmeisterschaft am 6. September im spanischen Benidorm als verantwortlicher Teamchef nominieren muß, ist das einfach zu wenig.

Und der Millionär Merckx hat keine Patentrezepte für eine bessere Zukunft. Einen Rennstall wird der 47jährige auf keinen Fall aufbauen. Dazu beansprucht ihn die Leitung seiner eigenen Fabrik zu sehr. In der Nähe von Brüssel in Meise produziert Merckx Räder und Rahmen unter eigener Regie, die reißenden Absatz finden. Unter anderem ordern die Rennställe Motorola und das Bonner Telekom-Team ihre Zweiräder in Meise.

Merckx tut es in der Seele weh, daß die Belgier hinten an stehen. Indurain sei über aller Kritik erhaben, der Italiener Chiapucci grandios gefahren und auch Jens Heppner und Udo Bölts zeigen Perspektive für die Deutschen auf, meint der Belgier. Aber wo seine Landsleute sind, daß weiß auch der König des Straßenradsports nicht. sid

TENNIS

GRAND-PRIX-TURNIER in Toronto (1,295 Millionen Dollar), Viertelfinale: Masur (Australien/Nr. 10) - Korda (CSFR/Nr. 1) 7:6, (7:3), 4:6, 6:3, Washington (Nr. 6) - Krickstein (beide USA/Nr 4) 7:6 (7:5), 6:1, Agassi (USA/Nr. 2) - Mansdorf (Israel/Nr. 8) 6:2, 6:4, Lendl (Nr. 3) - J. McEnroe (beide USA/Nr. 5) 6:2, 6:4.

TURNIER in San Marino (100 000 Dollar), Achtelfinale: Maleewa (Bulgarien) - Mothes (Frankreich) 6:4, 6:0, Dechaume (Frankreich) - Fusai (Frankreich) 6:1, 6:0, Paz (Argentinien) - Baudone (Italien) 6:4, 7:5

Eishockeytalent tödlich verunglückt

Das russische Eishockeytalent Artem Kopot ist am Donnerstag bei einem Autounfall nahe seiner Heimatstadt Chelyabinsk tödlich verunglückt.

100 Jahre Hertha BSC Berlin Skandalnudel feiert Geburtstag 1971 Spiel an Bielefeld verschoben / Neuer Aufschwung

Auf den Gewässern rund um das brandenburgische Kyritz dümpelt ein blau- weißer Dampfer namens "Seebär". Früher hieß er "Hertha" und schipperte über den Wannsee. Am 25. Juli 1892 gründeten ein paar Männer auf dem Schiff einen Fußball-Verein und nannten ihn Hertha BSC. Zum 100. Geburtstag des Klubs wird der Kapitän den jetzigen Namen "Seebär" überkleben, dann heißt das Schiff für einen Tag wieder "Hertha".

Die größten Erfolge erlebte der Verein aus dem Arbeiterbezirk Wedding mit Deutschen Meistertiteln 1930 und 1931. Der Ruhm späterer Jahre war eher von der traurigen Art. 1965 stieg Hertha BSC zwangsweise aus der Bundesliga ab, weil zu hohe Handgelder gezahlt worden waren. Am Bundesliga-Skandal 1971 war der Klub auch beteiligt. Die abstiegsgefährdeten Bielefelder Arminen erkauften den 1:0-Sieg in Berlin am 5. Juni mit 250 000 Mark. Die Fäden im Hintergrund zog Wolfgang Holst, der vom DFB erst lebenslänglich, dann für fünf Jahre gesperrt wurde. Zwischen 1979 und 1985 war er dann sogar Präsident der Hertha.

Der Umgang mit Geld gehörte nicht zu den Stärken des Vereins und seiner Präsidien. 1974 hatte der Klub Schulden in Höhe von 7,2 Millionen Mark angehäuft, nur der Verkauf des eigenen Platzes an die Stadt verhinderte den Konkurs.

Sportlich erlebte Hertha BSC ab Mitte der siebziger Jahre einen Aufschwung: Vizemeister 1975, Dritter 1978, DFB-Pokalfinals 1977 und 1979 mit Niederlagen gegen den 1. FC Köln und Düsseldorf. Ebenfalls 1979 erreichte die Mannschaft das Halbfinale im UEFA-Pokal und schied gegen Roter Stern Belgrad aus.

Seitdem ist der Klub im Mittelmaß versunken. 1980 stieg Hertha aus der Bundesliga ab, kehrte 1982 zurück, stieg sofort wieder ab und stürzte 1986 sogar in die Amateur-Oberliga. 1988 gelang die Rückkehr ins Profigeschäft, 1990 gar der Sprung in die Bundesliga. Dort scheiterten die Berliner kläglich, verschlissen vier Trainer und zwei Manager. Am Saisonende durfte der Verein froh sein, auf dem Gnadenweg die zunächst verweigerte Lizenz noch erhalten zu haben.

Inzwischen träumt Hertha BSC wieder von der Bundesliga. Konkurrenz in Berlin ist nicht in Sicht. Blau-Weiß 90 hat Konkurs angemeldet, der frühere DDR- Serienmeister und Stasiklub FC Berlin ist unbeliebt, dem 1. FC Union fehlt das sportliche Potential. sid

Dopingkontrolle bei jedem Gewichtheber

Jeder der gut 300 Gewichtheber wird in Barcelona vor Beginn seines Wettkampfes auf Doping kontrolliert. Die Ergebnisse liegen allerdings erst nach den Wettbewerben vor. Zusätzlich werden nach den Wettkämpfen durch das Internationale Olympische Komitee (IOC) die üblichen Kontrollen durchgeführt.

Ultimatum für Jeannie Longo

Der Französin Jeannie Longo-Ciprelli, achtmal Weltmeisterin wurde von ihrem Verband ein Ultimatum gestellt. Sollte sie nicht bis Samstag abend, sondern wie von ihr geplant erst wenige Stunden vor dem Start der Rennen mit dem Hubschrauber eintreffen, wird sie aus der Mannschaft ausgeschlossen.

Turner stimmten für die Pflicht

Zu einer Kunstturn-Riege werden ab 1993 sieben statt bislang sechs Athleten gehören. Diese Regeländerung hat der Internationale Turner-Bund (ITB) auf seinem Kongreß im spanischen Salou beschlossen. Mit 24 gegen 27 Stimmen wurde ein Antrag auf die Abschaffung der Pflicht abgelehnt.

Norwegen nach Elfmeterschießen Dritter

Norwegen sicherte sich bei der Fußball-Europameisterschaft der Junioren durch ein 8:7 im Elfmeterschießen gegen England den dritten Platz. Nach Ablauf der regulären Spielzeit ohne Verlängerung hatte es am Freitag vor 5000 Zuschauern in Amberg 1:1 (1:1) gestanden.

Wörsdörfer vom Training suspendiert

Als erste Konsequenz nach dem miserablen Saisonstart von 1:7 Punkten und ohne Torerfolg ist Thorsten Wörsdörfer beim Fußball-Zweitligisten Stuttgarter Kickers für drei Wochen vom Training suspendiert worden. "Er spielt, als wäre er zu Besuch auf dem Platz", sagte Manager Dieter Dollmann.

Europameister in der Schußlinie Rudolph bestreitet kritisches Interview

Schwimm-Europameister Nils Rudolph ist zwei Tage vor Beginn der Olympischen Spiele in Barcelona in die Schußlinie geraten. Der 26 Jahre alte Freistilsprinter von der SG Hamburg hat gegenüber dem NOK am Freitag offiziell dementiert, in einem Interview die "Spaltung zwischen Ost und West" in der deutschen Mannschaft und Spitzenfunktionäre kritisiert zu haben.

In dem Brief an das Nationale Olympische Komitee für Deutschland (NOK) schreibt Rudolph: "Dieses Interview fand nicht statt. Offensichtlich wurde mein Ruf, auch einmal den Mund aufzumachen, genutzt, um eine schnelle Mark zu machen. Neben dem unwahren Inhalt bedaure ich besonders die beleidigende Wortwahl." Ulrich Feldhoff, Chef de Mission der deutschen Mannschaft, meinte nach Erhalt des Schreibens: "Für uns ist die Angelegenheit mit dem Brief von Rudolph erledigt."

Die Leipziger Volkszeitung hatte Rudolph mit den Worten zitiert: "Die Misere des DSV liegt in seiner beschissenen Struktur. Die meisten, die im Verband arbeiten müssen, machen das nicht schlecht, aber die Entscheidungsgewalt liegt bei machtgeilen Feierabend-Funktionären, denen der Durchblick fehlt." sid

Dynamo Dresden hat neuen Sponsor

Fußball-Bundesligist Dynamo hat das Rätselraten um seinen künftigen Sponsor beendet. Die in Berlin erscheinenden Tageszeitung "Neue Zeit", eine Tochter der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", wird künftig die Brust der Dresdner Spieler zieren. Dem Vernehmen nach erhält der Klub pro Spieljahr 1,5 Millionen Mark.

Keine Ausnahmen für Italiener

Keine Sondergenehmigung erhalten die italienischen Fußball-Erstligisten, um in Testspielen mehr als drei Ausländer einzusetzen. Das erklärte der Präsident des nationalen Fußball-Verbandes, Antonio Matarrese, am Freitag in Rom.

Tennis-Auslosung am Freitag Leichter Olympiaauftakt für Steffi Graf und Co.

Die sechs deutschen Tennisprofis starten mit lösbaren Aufgaben in das am Dienstag beginnende Olympiaturnier in Barcelona.

Die an Nummer eins gesetzte Steffi Graf (Brühl) trifft zunächst auf Helen Kelesi aus Kanada, ihre Teamkollegin Anke Huber (Heidelberg) spielt gegen Naoko Sawamatsu aus Japan, die Leverkusenerin Barbara Rittner gegen Florencia Labat aus Argentinien.

Ebenso leicht ist die erste Hürde für den an Nummer fünf gesetzten Boris Becker (Leimen), der gegen Christian Ruud aus Norwegen spielt.

Michael Stich (Elmshorn) und Carl-Uwe Steeb (Stuttgart) könnten in der zweiten Runde aufeinandertreffen, vorausgesetzt, Stich gewinnt gegen Richard Fromberg (Australien) und Steeb übersteht das erste Match gegen Andre Pavel aus Rumänien. sid

Letztes Zeitfahren bei der Tour de France Indurain vor zweitem Triumph Spanier Schnellster / Bugno Zweiter / Heppner jetzt Zehnter

Wer soll Miguel Indurain den Sieg bei der 79. Tour de France noch streitig machen? Am Freitag gewann der 28 Jahre alte Radprofi aus Spanien erwartungsgemäß das 64 km lange Zeitfahren zwischen Tours und Blois nach 1:13:21 Stunden vor dem Italiener Gianni Bugno, der mit 40 Sekunden Rückstand das Ziel erreichte. Dritter wurde der überraschend starke Dimitri Zhadanov (GUS), der nach 1:15:49 Stunden Blois erreichte. Indurain bleibt damit weiterhin im Gelben Trikot des Führenden im Gesamtklassement, das er seit der 13. Etappe inne hat und mit 4:35 Minuten Vorsprung auf den Italiener Claudio Chiapucci verteidigte.

Um einen Platz vom elften auf den zehnten Rang verbesserte sich Jens Heppner aus Gera als bester deutscher Fahrer. Heppner erreichte das Ziel als 24. mit 5:29 Minuten Rückstand auf Indurain und weist im Gesamtklassement jetzt einen Rückstand von 25:30 Minuten auf den Spanier auf.

Im Gegensatz zum Zeitfahren der neunten Etappe in Luxemburg (65 km), war das Rennen gegen die Uhr zwischen Tours und Blois über 64 km kaum geprägt von Schwierigkeiten. Die Fahrer hatten nur leichte Anstiege und eine wenig kurvenreiche Strecke zu bewältigen. Es war ein Route, die den Zeitfahr-Spezialisten entgegenkam, zumal das Wetter bei 25 Grad und Sonnenschein die Fahrt erleichterte. Das gefahrene Stundenmittel von rund 50,5 km war dementsprechend hoch.

Das Zeitfahren entwickelte sich zum Zweikampf zwischen Indurain und Bugno. Der Spanier führte bei jeder Zwischenzeit, allerdings mit hauchdünnen Vorsprüngen. Bei Kilometer 15 betrug Indurains Polster drei Sekunden. Bei der Zwischenzeit bei Kilometer 29 war der Vorsprung auf zwei Sekunden zusammengeschrumpft und 18 km vor dem Ziel waren Indurain und Bugno nur noch durch eine Sekunde getrennt.

Bugno bot eine glänzende Vorstellung und schob sich im Gesamtklassement wieder auf Platz drei vor und ließ den Amerikaner Andrew Hampsten und den Franzosen Pascal Lino wieder hinter sich. Indurain raste mit schmerzverzehrtem Gesicht dem Ziel entgegen und mußte alles geben, damit seine Serie weiter Bestand hatte. In den beiden letzten Jahren hatte der Spanier alle Zeitfahren bei der Tour gewonnen.

Mit zwei flachen Etappen rollt der Tour-Troß dem Ziel in Paris entgegen. Die Schlußetappe wird in La Defense gestartet und endet nach 141 km auf der Champs Elysee in Paris. sid

FUSSBALL

OLYMPISCHES TURNIER in Barcelona Gruppe A, 1. Spieltag: Italien - USA 2:1 (2:0).

Italien feierte Auftaktsieg

Europameister Italien startete mit einem 2:1 (2:0)-Sieg über die USA ins olympische Fußballturnier 1992. Vor der Kulisse von nur 18 000 Zuschauern im 114 000 Besucher fassenden Stadion Nou Camp des FC Barcelona war die mit zahlreichen Profis aus der Nationalliga A gespickte "Squadra Azzurra" eine Stunde lang hochüberlegen, geriet aber am Ende noch in Schwierigkeiten.

TENNIS

GRAND-PRIX-TURNIER in Toronto (1,295 Millionen Dollar), Einzel, Viertelfinale: Masur (Australien/Nr. 10) - Korda (CSFR/Nr. 1) 7:6, (7:3), 4:6, 6:3, Washington (Nr. 6) - Krickstein (beide USA/Nr 4) 7:6 (7:5), 6:1, Agassi (USA/Nr. 2) - Mansdorf (Israel/Nr. 8) 6:2, 6:4, Lendl (Nr. 3) - J. McEnroe (beide USA/Nr. 5) 6:2, 6:4.

GRAND-PRIX-TURNIER in Kitzbühel (392 500 Dollar), Einzel, Viertelfinale: Sampras (USA/Nr. 2) - Markus (Argentinien/Nr. 9) 6:3, 7:6 (7:4), Muster (Österreich/Nr. 4) - Strelba (CSFR) 7:6 (7:5), 6:4, Filippini (Uruguay) - E. Sanchez (Spanien/Nr. 5) 3:6, 7:6 (8:6), 6:4, Mancini (Argentinien/Nr. 7) - Perez (Uruguay) 6:3, 6:4.

GRAND-PRIX-TURNIER in Hilversum (260 000 Dollar), Einzel, Viertelfinale: Arrese (Spanien/Nr. 2) - Wuyts (Belgien) 6:7 (5:7), 6:3, 6:2, Tilstroem (Schweden) - Koevermans (Niederlande) 2:6, 6:3, 6:4.

GOLF

DEUTSCHE PROFI-MEISTERSCHAFTEN in Hamburg-Schnelsen (145 000 Mark), Stand nach der zweiten Runde (Par 72):

Männer: 1. Berhorst (Lage) 140 (70+70) Schläge und Pyatt (Anholt) 140 (71+69), 3. Postiglione (München) 141 (69+72), 4. Blakeman (Canndorf) 143 (72+71) Brown (Kinseiler) 143 (71+72), 6. O'Flynn (Bad Griesbach), 7. Strüver (Hamburg) 145 (70+75) und Giedeon (Hamburg/TV) 145 (72+73), . . . 17. Gögele (Augsburg) 150 (74+76), . . . 33. Cejka (Hanau) 152 (75+77) und Eckstein (Hamburg) 152 (79+73).

Frauen: 1. Lehmeier (Nürnberg/TV) 146 (74+72) Schläge, 2. Junge (München) 157 (76+81), 3. Herrmann (Ulm) 163 (81+82).

Somalia sagte als 172. Team zu

Nach der Zusage Somalias werden an den olympischen Spielen 172 Mannschaften an den Start gehen. Die teilte das Organisationskomitee COOB am Freitag mit. Die 10 517 Sportler werden von 5092 Trainern und Funktionären betreut.

Olympia-Aus für Hockey-As Brinkmann

Schwerer Schlag für die deutschen Hockey-Männer: Mittelfeld-As Thomas Brinkmann (24) erlitt am Donnerstag einen Darmverschluß und fällt damit für das olympische Turnier aus.

"Telekom" lobt Prämie für Heppner aus

Egal, welche Plazierung Jens Heppner (Gera) zum Ende der 79. Tour de France in Paris erreicht: Der DDR-Meister von 1990 erhält von seinem Rennstall "Telekom" eine Sonderprämie. Heppner, vor dem Einzel-Zeitfahren Elfter im Gesamtklassement, gilt als einer der am schlechtesten bezahlten 14 deutschen Radprofis, die bei der Tour an den Start gingen.

340 deutsche Sportler bei der Eröffnung

Bei der Eröffnungsfeier der XXV. Olympischen Spiele werden 340 deutsche Sportler mit einmarschieren. Knapp ein Drittel der 489 gemeldeten Olympia-Teilnehmer fehlt noch. Das deutsche Team wird an sechster Position in das Stadion ziehen.

Merk pfeift Spanien gegen Kolumbien

Ein Spanier pfeift das Eröffnungsspiel beim olympischen Fußball-Turnier: Diaz Vega wurde für das Spiel zwischen Italien und USA nominiert. Der deutsche Schiedsrichter Markus Merk pfeift die Partie Spanien - Kolumbien in Valencia.

Neuer Olympischer Medaillen-Rekord

Bei 255 Entscheidungen in 25 Sportarten wird in Barcelona die neue Rekordzahl von 1691 Medaillen vergeben. Gegenüber Seoul 1988 wurde das Programm um 20 Wettbewerbe und die Sportarten Baseball und Badminton ausgeweitet.

Zwei Sprengkörper detoniert Alarm und peinlicher Akt vor der Eröffnung

Alarmstufe Rot kurz vor der Eröffnung: In der "gepanzerten Stadt" Barcelona hat der enorme Sicherheits-Apparat Olympia am Freitag neue, verschärfte Befehle erhalten. 38 Stunden vor Beginn der Eröffnungsfeier der Sommerspiele 1992 gingen nahe der katalanischen Hauptstadt zwei Bomben hoch. Die linksextremistische Terrorgruppe GRAPO, die sich zu den Anschlägen auf eine Gasleitung in Vilafranca del Penedes bekannte, kündigte zugleich an, ihren bewaffneten Kampf gegen "das kapitalistische System in Spanien" fortzusetzen. Die Sprengkörper lösten mehrere Brände aus. Verletzt wurde niemand. Doch die Olympia-Macher in Barcelona sind besorgt, daß nun auch die baskische Untergrund-Organisation ETA "aufgeweckt" worden sein könnte.

Derweil wurde an anderer Stelle entscheidende Weichen gestellt. Es war ein peinlicher Akte. Der Franzose Maurice Herzog fragte den Spanier Juan Antonio Samaranch: "Herr Präsident, werden Sie dem IOC weiter zur Verfügung stehen." Der entgegnete: "Ja, ich werde wieder kandidieren." Ein kleinerer Teil der IOC-Mitglieder stand auf und applaudierte. Ein größerer Teil schien eher pikiert. Dann berichtete IOC-Generaldirektor Francois Carrard, die Vollversammlung habe dem Präsidenten stehend eine Ovation dargebracht.

Claudia Losch sagt Olympia-Teilnahme ab

Claudia Losch (Fürth), Kugelstoß- Olympiasiegerin von 1984 in Los Angeles, hat ihre Teilnahme in Barcelona abgesagt. Die 32jährige verzichtet wegen einer erneut aufgetretenen Fußverletzung, die sie schon die gesamte Sommersaison behindert hatte.

Klein trägt die deutsche Fahne

Manfred Klein wird bei der Eröffnungsfeier der XXV. Olympischen Sommerspiele in Barcelona am Samstag die deutsche Fahne ins Stadion tragen. Der 44jährige Steuermann des Deutschland- Achters, der mit seiner Mannschaft 1988 in Seoul die Goldmedaille errungen hatte, wurde vom Nationalen Olympischen Komitee (NOK) für Deutschland mit dieser Aufgabe betraut. Bis zuletzt hatten auch die Tennis-Weltranglisten-Zweite Steffi Graf und der Segler Jochen Schümann als mögliche Fahnenträger gegolten.

Knapp daneben liegt das Meer. Das Blütenmeer. Knapp neben der Asphaltpiste. Auf dem Randstreifen nämlich, beidseits der Landstraße zwischen Gonzenheim und Seulberg. Da grüßt morgens die blaue Wegwarte, aus deren Wurzeln die Großeltern in Notzeiten ihren "Kaffee" rösteten ("Zichorie"). Da leuchten der gelbe Rainfarn, die weiße Schafgarbe und manch anderer Doldenblüter. Wer genauer hinsieht, entdeckt schnell auch den gelben Tüpfel-Hartheu. Und zumindest an einer Stelle, gleich am Ortseingang von Gonzenheim sticht Kaffee am Straßenrand sogar die dornige Hauhechel jeden, der ihr zu nahe kommt - hierzulande eine echte Seltenheit.

Wo die Pointe ist? Nirgendwo. Der Blumenflor, durch vernünftigen Umgang der Straßenmeisterei mit der Mähmaschine zur rechten Zeit möglich gemacht, ist einfach schön. Und das muß doch auch mal gesagt werden.

Wollen wir hoffen, daß die Geduld der Straßenpfleger hält, bis der botanische Garten ausgesamt hat. Damit die Überschrift gültig bleibt: "Knapp daneben, aber voll getroffen". che

Kommentar

Waren das noch Zeiten, als die Grünen Öffentlichkeit vehement verfochten und ihre Türen weit öffneten! "Wir haben nichts zu verbergen", hieß es. Doch damit ist's jetzt offenbar vorbei. In einer Nacht der langen Messer zog es der Ortsverband der Grünen in Mörfelden-Walldorf vor, bei der Mitgliederversammlung unter sich zu bleiben. Nur einige Auserwählte durften hinein; die Presse gehörte nicht dazu.

Ausgesperrt wurde die Öffentlichkeit just von jener Partei, die seinerzeit darauf bestand, sogar die Koalitionsverhandlungen mit der SPD im grellen Licht der Öffentlichkeit zu führen. Doch da ging es um Prestige und politisches Profil.

Gilt Transparenz nur, wenn es Angenehmes zu berichten gibt? Denn das, was sich derzeit bei den Grünen abspielt, ist wahrlich nicht dazu geeignet, Ansehen zu mehren. Daß es am Donnerstag ans Eingemachte gehen würde, lag auf der Hand. Die Zurückhaltung, die sich die Grünen angesichts einer so elementaren Entschei- Transparenz nur für Gutes dung wie einem Parteiausschlußverfahren gegen fünf ihrer Mitglieder auferlegten, ist unverständlich, wenn man bedenkt, daß der Krach in der Öko-Partei schon seit Wochen mitten auf dem Marktplatz ausgetragen wird. Daß gerade jetzt, im vorläufigen Finale, der Vorhang zugezogen wird, macht stutzig. Wäre doch gerade diese Debatte die beste Gelegenheit für den Ortsverband gewesen - der ohnehin beklagt, das als Täter angeprangerte Opfer des Zwistes zu sein - seine Position anhand sachlicher Argumentation klipp und klar deutlich zu machen. Jetzt bleibt nur die Vermutung zurück, daß es bei der Versammlung offensichtlich mehr um die Begleichung alter persönlicher Rechnungen denn um die Sache selber ging.

CHRISTINA WALLENDA

Auto-Schiffe entlasten Straßen 1000 Laster weniger im Monat durch Umladung auf den Rhein

gra WÖRTH, 24. Juli. Daß Wasserstraßen Autobahnen entlasten können, beweist nach Ansicht des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministers Rainer Brüderle (FDP) der "Auto-Schiffsverkehr" auf dem Rhein zwischen Nordsee und dem einzigen rheinland-pfälzischen Auto- Verladeterminal Wörth bei Speyer. Weil fabrikneue Personenwagen dort verschifft werden, rollen nach einer Berechnung des Mainzer Wirtschaftsministeriums monatlich 1000 Lastwagen weniger über die Autobahn A 61.

Das Autoterminal in Wörth, über das Autohersteller wie Ford oder Nissan den südwestdeutschen Raum beliefern, wurde Anfang 1992 mit einem Kostenaufwand von vier Millionen Mark fertiggestellt. Transporter landen dort seitdem ihre Neuwagen-Last an und ersparen so den Brummi-Pendelverkehr zwischen Nordsee und Süddeutschland auf der Autobahn. In Wörth wurden bereits 50 000 Personenwagen auf Schiffe umgeschlagen. Nach Mainzer Berechnungen entspricht eine Schiffsladung mit bis zu 500 Personenwagen etwa der Kapazität von 65 Autotransportern. Allein im ersten Halbjahr 1992 seien auf der A 61 über 6000 Lastwagen, die Autos transportieren, weniger gefahren.

Brüderle hält den Schiffstransportweg noch für ausbaufähig. Allerdings hapert der weitere Ausbau zur Zeit noch daran, daß insbesondere im Rhein-Main-Gebiet geeignete Flächen für zusätzliche Umlade-Terminals kaum zur Verfügung stehen. In Wörth wurden für Doppelgleisanlage, Abstellfläche und Entladerampe 55 000 Quadratmeter benötigt.

Nach Angaben des Ministeriums überprüfen auch Autofirmen wie Mercedes- Benz die Transportmöglichkeit auf dem Wasser. Für die Nobelmarke gewiß ein mutiges Unterfangen. Denn in Wörth, wo Schiffe die Aufgabe von Lastwagen übernehmen, hat Mercedes-Benz das größte Lastwagenwerk Europas aufgebaut.

"Flickwerk" im Museum Otzberg

OTZBERG. "Eine Hausfrau, die nicht flicken kann, muß wahrlich viele Batzen han", steht auf einem Steingutteller im Museum Otzberg im Dieburger Land. Flicken und reparieren schadhafter Textilien und Haushaltsgegenstände war ehedem lebensnotwendig; die heutige Wegwerfgesellschaft macht sich davon keine Vorstellung, auch wenn sich das Bewußtsein gegenüber der Umwelt geändert hat.

In einer noch bis zum 30. August dauernden Sonderausstellung "Flickwerk" zeigt das Museum auf der Veste, wie man früher Vorkehrungen gegen Abnutzung getroffen hat, wie man unbrauchbare Gegenstände umnutzte und wiederverwendete und wie phantasievolle Reparaturarbeiten vorgenommen wurden.

Zu sehen ist das "Flickwerk" mittwochs und samstags 14 bis 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr. ttt

Häuslebauen wird immer teurer

Für die Händlerschürze:

Drogenboß Escobar will sich stellen

Erster Stadtrat Karsten Stahlberg ließ Bericht über neuen Kulturtempel anfertigen Ein städtisches Museum würde Millionen kosten Alte Grundschule wäre besser geeignet als die Burg Von Annette Wittkopf KRONBERG. Wenn Kronberg ein städtisches Museum einrichten will, ist die alte Grundschule in der Katharinenstraße dafür besser geeignet als die Kronberger Burg. Das geht aus einem Bericht hervor, den Erster Stadtrat Karsten Stahlberg bereits im Mai für die Mandatsträger anhand verschiedener Gutachten und Kostenberechnungen erarbeitete und der jetzt der FR bekannt wurde. Die reichen Kronberger - durch das noch nicht abgerechnete Projekt am Berliner Platz (Kosten: mindestens 35 Millionen Mark) und den anvisierten Kauf der Burg mit seinen Folgekosten mittlerweile erheblich in die roten Zahlen geraten - müßten dafür allerdings noch einmal zwischen sieben und zehn Millionen Mark lockermachen. Nicht zu reden von den Betriebs- und Folgekosten (siehe untenstehenden Kasten). Mit Zuschüssen vom Hessischen Museumsverband oder vom Land könnte die Stadt nur rechnen, wenn sie sich zu einem professionellen Musentempel durchringen würde. Der müßte nach den Forderungen des Museumsverbandes aus vier Bereichen bestehen: einer stadtgeschichtlichen Abteilung, einer Dokumentation zur Malerkolonie mit sozialgeschichtlichen Zeugnissen, der eigentlichen Gemäldesammlung und einem Raum für Wechselausstellungen.

"Dieses Maximalkonzept", stellt Stahlberg in seinem Bericht fest, "läßt sich aufgrund der vorhandenen Quadratmeter bzw. Kubatur im Prinzip nur in der Grundschule realisieren." Man könnte es, zitiert er Museumsberater Broo, zwar flächenmäßig durchaus reduzieren, jedoch allenfalls um 100, maximal 200 Quadratmeter, will man die finanzielle Förderung nicht gefährden. Immerhin können kommunale Museumsträger im Gegensatz zu privaten - sie bekommen maximal 30 bis 50 Prozent - mit Beihilfen zwischen 40 und 60 Prozent der Kosten rechnen. Stahlberg: "Damit wird indirekt gesagt, daß ein Museum - beschränkt auf das Kronenstammhaus - schon allein aufgrund der begrenzten Räumlichkeiten keine positive Beurteilung fände." Die gesamte Nutzfläche der Mittelburg wurde daher beim Vergleich mit der alten Grundschule zugrunde gelegt.

Mit 10,5 Millionen Mark am teuersten würde der Entwurf von Architekt Jürgen Frauenfeld. Er hatte ihn im Rahmen des Wettbewerbs zur Neugestaltung des Berliner Platzes vorgelegt: Umbau der alten Grundschule mit neuem verglastem Mitteltrakt, dazu ein Anbau für Stadtbücherei, Stadtarchiv, ein Café und ein Reisebüro. Ohne Anbau kostet die Umgestaltung der alten Grundschule 7,23 Millionen Mark, ohne neuen Mitteltrakt 7 Millionen. Verzichtet die Stadt auch noch auf den gläsernen Vorbau und darauf, Treppen und Decken im Mitteltrakt zu verändern, spart sie eine weitere halbe Million.

Ein Museumsneubau würde das Grundstück nicht nur besser ausnutzen, es käme mit 7,3 Millionen Mark auch nur unwesentlich teurer als der Schulumbau mit neuem Mittelteil. Grundsätzlich halten Experten die Bausubstanz der Grundschule für gut und modernisierungsfähig. Positiv werden die großen Räume und guten Lichtverhältnisse bewertet. Der Einbau von Technik für Lüftung, Sicherheit und Feuerschutz wäre möglich und ein behindertengerechter Ausbau.

Der gläserne Vorbau zum Schulgarten hin würde es ermöglichen, diesen in die Museumsnutzung mit einzubeziehen. Dort könnten Plastiken aufgestellt wer- den. Ein großes Plus des Standortes an der Ecke Katharinen- und Heinrich-Winter-Straße gegenüber der Burg ist die zentrale Lage, die Nähe zu Stadthalle und Parkhaus sowie die gute Erreichbarkeit von Bus und S-Bahn.

Gegen eine Nutzung der Burg als Museum spricht die Empfehlung von Landesdenkmalspfleger Kiesow. Er empfiehlt generell eine schrittweise behutsame Instandsetzung der Burg. "Mit einer solchen schrittweisen Vorgehensweise", folgert Stahlberg, "wäre ein Museum voraussichtlich nicht zu realisieren." Ob sich die Kronberger angesichts der Millionensummen, die auf sie zukommen, ein Museum noch leisten können und wollen, müssen nun die Stadtverordneten entscheiden.

Spessartrundfahrt für jeden Geschmack

HAINBURG. Zur "Hainstädter Spessartrundfahrt '92" ruft der Hainstädter Radfahrer-Club "Mövia" am Sonntag, 9. August, auf. Gestartet wird zwischen 7 und 10 Uhr am Vereinsheim am Bahnhof; dort bleibt die Kontrollstelle für die Rückkehrer bis 14 Uhr geöffnet. Zur Auswahl stehen eine 30-Kilometer-Trimmstrecke in Richtung Mömbris ohne größere Schikanen, sprich: Steigungen. Etwas anspruchsvoller sind da die 51- und 71-Kilometer-Routen. Durchtrainierte Radsportler können 112- und 170-Kilometer- Distanzen unter die Pneus nehmen.

Meldungen und nähere Auskünfte bei Hans-Peter Halbritter, Görlitzer Straße 65 in 6452 Hainburg, Telefon 0 61 82 / 57 97. ttt

Olympia bringt TV-Sprint

Fernsehhändler profitieren von Sportereignissen / Preisverfall

rb FRANKFURT A. M. Die heute beginnenden Olympischen Spiele haben den Radio- und Fernsehhändlern einen deutlichen Aufschwung beschert. Seit Anfang Juli habe das Geschäft angezogen, meint Holger Wenzel, Geschäftsführer des Deutschen Radio- und Fernseh-Fachverbandes in Köln. Bei Farbfernsehern werde das Sportereignis mit einer Absatzsteigerung um zwei bis drei Prozent, bezogen auf das gesamte laufende Jahr, zu Buche schlagen, schätzt er. Von den rund sechs Millionen in Deutschland verkauften TV-Geräten gehen etwa 70 Prozent auf das Konto des Fachhandels (einschließlich Fachmärkte).

Zwar haben größere Sportveranstaltungen wie zum Beispiel auch eine Fußballweltmeisterschaft durchaus noch ihre geschäftliche Schubkraft, erzählt Wenzel, doch habe dies im Lauf der Jahre relativ nachgelassen. Fast nostalgisch erinnert er beispielsweise an den Absatzboom von anno 1964 (Olympiade in Tokio).

Inzwischen profitieren Handel und Hersteller allerdings nicht nur in der Sparte TV von solchen Ereignissen. Auch Videorecorder seien nicht zuletzt deshalb gefragt.

Im ersten Halbjahr stützte sich die Branche allerdings eher auf andere Produkte. Stark gefragt waren Camcorder, berichtet Wenzel, Hifi-Anlagen und Satelliten-Schüsseln - "regional abhängig von der Kabeldichte". Der Schüsselboom dürfte jedoch kaum noch groß von Barcelona angeheizt werden - sitzen die öffentlich-rechtlichen Sender dort doch tatsächlich in der ersten Reihe.

Insgesamt haben die 9000 hauptberuflichen Radio- und Fernsehhändler sowie die rund 6000 Handwerker mit zusätzlichem Geräteverkauf zwischen Januar und Juni mengenmäßig etwa ebensoviel abgesetzt wie im Vorjahr. Der Preisverfall bei etlichen Artikeln (zum Beispiel auch Farbfernsehern) habe den Umsatz jedoch um rund vier Prozent schrumpfen lassen, berichtet der Verbandsgeschäftsführer. Er hofft jedoch, "dank Olympia am Jahresende mit plus minus Null abzuschließen". Vom Gesamtverkauf an Unterhaltungselektronik hierzulande in Höhe von rund 25 Milliarden Mark jährlich bestreitet die Fachhandelsbranche ebenfalls etwa 70 Prozent.

Beim Thema Rücknahme alter Fernsehgeräte zögert Wenzel. Zwar werde "kein Händler nein sagen, wenn zugleich ein neues bei ihm gekauft wird." Doch sieht er auf jeden Fall Probleme auftauchen, wenn hier größere Mengen angeliefert würden. Bisher sei das TV-Recycling kaum über "Pilotversuche" hinausgekommen. Noch immer würden Händler Altgeräte eher nach Osteuropa verkaufen, meint er, "wo es durchaus Märkte für Gebrauchte gibt."

Musiker rissen die Fans mit Rock-Höhen-Feuerwerk beendete den Orscheler Sommer

OBERURSEL. Schnell, schneller, am schnellsten ging der Orscheler Sommer am Donnerstag zu Ende. Nein, nicht die Jahreszeit - das gelungene Kulturprogramm von Kunstgriff und Jugendring. Andere Veranstalter lassen zum Abschluß solcher Festivitäten Leuchtkörper gen Himmel fahren. Im Sommer setzten die "Starfucker" mit einem Rock-Feuerwerk den knalligen Schlußpunkt.

Es war ein Abend der Superlative: Selten waren so viele Menschen auf dem Rathausplatz versammelt, selten hörte man die dröhnende Musik bis ins Rosengärtchen, selten raste die Masse wie bei diesem Gig der Band mit dem anstößigen Namen.

Die schwüle Atmosphäre hatten zuvor "Pippi Langstrumpf und das A- Team" aufgeheizt. Musikalisch überzeugend, ließen sie die eintröpfelnden Zuschauer mit ihrer Orscheler Version von "Atlantis" (Donovan) aufhorchen - vorgetragen von Ex-Flatsch- Gitarrist Olaf Mill. Zu den säuselnden Tönen giftete er ins Mikro: die Orscheler ließen sich keinen Bären aufbinden, was die Vorstadt-Arkarden deutlich sichtbar machten, die Obdachlosen hätten ihr lauschiges Plätzchen unter Pinien . . .

Die Starfucker jagten kaum ihre ersten Töne über die Boxen, da fuhren sie den Rock-Fans auch schon in die Beine. Kometengleich sauste Bassist Frowin Ickler im Männerbody über die Bühne, die Fans mitreißend. Immer mehr Menschen drängten sich vor der Bühne, rannten im Rhythmus auf und ab, ließen die Haare wirbeln und Schweißperlen fliegen.

Die Nacht brach herein, die Stimmung los. Bis gegen 23 Uhr verwandelte sich die Menge in eine wogende, aufgewühlte Welle, die der Orscheler Sommer samt den Starfuckers mitgerissen hatte. mk

Sommer, Sonne, schattenspendende Bäume, Sahnetorte und Handkäs': "FR-mobil" beschreibt bekannte Gartenlokale und Cafes Milch-Shake bei "Siggi", oder: Zeitgeist aufgespürt Karbens "Sachsenhausen" und Stadens "Klein-Venedig" Von Corinna Willführ und Bernd Salzmann

WETTERAUKREIS. Es gibt Momente im Journalistenleben, da wächst die Verzweiflung ins Unermeßliche. Da ist die Reportage schon im Kopf, wie das Negativ eines Films in der Kamera - und dann klemmt der Verschluß. Da muß einer wie "Siggi" kommen, hemdsärmelig, in Bäckerhose und Schürze, und losplaudern. Ein halbes Leben in zehn Minuten. "Siggi", nennen wir Siegfried Langer (56) einmal amerikanisch unkompliziert bei seinem Vornamen, ist der Chef vom Büdinger "Café im Schloß", einer Oase, einem Treffpunkt für Müßiggänger und ermattete Touristen. Wer schon früh um Zehn kommt, wo noch die Aschenbecher und Nummernschilder auf den Tischen verteilt werden, der darf gewiß sein, daß er direkt unter der Kastanie, deren Krone einen vor Regen und Sonne schützenden Schirm bildet, einen Platz findet. "Siggi", gelernter Konditor, der Fertigmittel verdammt, wenn er seinen Frankfurter Kranz, den Käsekuchen oder die Schwarzwälder Kirchtorte backt, ist so etwas wie der Hoflieferant des Fürstenhauses zu Ysenburg und Büdingen. Der mittlerweile verstorbene Otto Friedrich, den "Siggi" ergeben nur "Durchlaucht" zu nennen pflegt, persönlich war es, der den Vorschlag machte, ein früheres Stallgebäude im alten Schloß zu einem Café auszubauen. Siegfried Langer, der damals noch das Berghotel führte, war Feuer und Flamme. Gemeinsam schmiedeten sie Pläne, und "Siggi" bedrängte den Adligen, im Hof Verbundsteinpflaster zu verlegen. Aschenboden sei schließlich "nicht gut für die Damen". Da konnte der Fürst nicht widersprechen: "Er liebte ja die Frauen über alles."

Ungezwungen geht es im Freien zu (geöffnet ist täglich außer montags bis 19 Uhr), der Blick wandert von Fachwerkhaus zu Fachwerkhaus, Heckenrosen duften, im Hintergrund plätschert das Brunnenwasser. Drinnen ist der Aufenthalt nicht minder angenehm, die Kunden Prinz Sylvester zählt zu den Stammgästen sitzen auf stilvollen Plüschmöbeln, von den Wänden schauen Adlige in Öl neidvoll auf die Kuchenteller. Natürlich sind auch der Fürst und die Fürstin "öfter mal hier", erzählt "Siggi", der Prinz Sylvester zu seinen frühmorgendlichen Stammgästen zählen darf. Nach einer Tennis-Partie habe der gewöhnlich nur noch einen Wunsch: "Siggi, mach mal schnell 'nen Milch-Shake."

Eigentlich, sollte der Besucher meinen, die Stadener seien bescheiden: Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde ihr komplettes Dorf von Johann III. zu Limburg für 10 000 Goldgulden verscherbelt, 1805 gingen die Stadtrechte flöten, Anfang der siebziger Jahre dieses Jahrhunderts verlor der Ort auch noch seine Selbständigkeit und ging in der Gemeinde Florstadt auf. Doch so was stecken die Stadener, offenbar ein ganz besonderer Menschenschlag, einfach weg. Der Volksmund, heißt es in der Eigenwerbung trotzig, spreche selbstbewußt vom "Klein-Venedig der Wetterau". Gondeln suchen Gäste freilich vergeblich auf der Nidda. Lediglich Luftblasen nehmen aufmerksame Beobachter war, die es sich auf der Terrasse des Schlosses Ysenburg zwischen Geranien und Rosen gemütlich gemacht haben. Das einstige Schloß ist heute Café, Restaurant und Hotel, eine Kombination mit vielen Vorteilen. Wer etwa schon frühmorgens um 7 außerhalb frühstükken möchte, der ist bei den Mays richtig. Sollte es um diese Zeit draußen noch kühl sein, läßt es sich garantiert auch unter den Stuckdecken im eigentlichen Hotel-Restaurant aushalten. Wer mittags einkehrt, darf sich auf einen Räucherlachs mit frischen Pilzen und Röstkartoffelscheiben oder einen Kalbsrücken mit Pfirsich und Käse freuen. Sollte ein Gast eher eines der deftigen Gerichte bevorzugt haben, bietet sich ihm im "Klein- Vendig der Wetterau" die einzigartige Chance, Buße zu tun: beim Anblick der frisch getünchten Seufzerbrücke.

Das Volk schrie nach Freiheit und forderte die Köpfe seiner Unterdrücker. Doch die Münzenberger Revolution war nicht von Dauer, währte nur einen Sommer lang - und aus war das Theater. Drei Jahre ist es her, daß sich Robespierre, Danton und St. Just in den Mauern der Burgruine hoch über der Stadt Rededuelle lieferten. Zu Tausenden war das Publikum damals zum "Wetterauer Tintenfaß" gepilgert, um in dem imposanten Gemäuer aus dem elften Jahrhundert Büchners "Dantons Tod" als Freilichtinszenierung mitzuerleben. So mancher trank danach seinen Schoppen im Gasthaus "Zur Burg", zehn Minuten Fußweg unterhalb des beliebten Ausflugsziels. So ist's auch noch heut': Radler machen Boxenstopp, Handwerker sitzen bei der Jause unter den Linden, und Wanderer planen im Schatten der Kastanie ihr nächstes Ziel. Groß ist der Biergarten, gut 150 Menschen bietet er wohl Platz, doch so recht gemütlich ist die Gartenwirtschaft derzeit nicht. Hotel und Restaurant werden umgebaut. Bis Ende August soll alles schöner werden, komfortabler, mit Eiscafé und Grill im Garten. Dann kommen die häßlichen Plastikstühle weg - wird hoffentlich der Ebbelwoi nicht mehr im Bierglas, sondern im "Gerippten" serviert. Ob großer oder kleiner Hunger: Die Speisekarte "Zur Burg" hält von der Spinatroulade mit frischen Champignons über die Ochsenburst mit grüner Soße bis zum Burgsalat mit Schinken, Thunfisch und Oliven Deftiges und Delikates bereit - und das täglich von 9 bis 24 Uhr.

Lassen Sie uns über etwas anderes reden. Sehen Sie sich um, hier ist er fast überall: der Zeitgeist. Doch wie alle Geister, ist er schwer zu fassen, tarnt sich. Ist's vielleicht jener Sonnengebräunte, der am Nachbartisch über die Postmoderne parliert, der dauerwellengelockte Teenie im rosa Body von nebenan? Oder der mondäne Gymnasiast, der leicht raucht, schnell fährt und klug redet? Man weiß von ihm, daß er die Gesellschaft von Haupt- und Selbstdarstellern sucht. Selbst beim Essen gibt er sich polyglott, nimmt seinen Salat mit Bacon und Croutons, goutiert Sauvignon oder Prosecco. Gern macht er sich 'nen Schlitz ins Kleid oder viele davon in die Jeans. Stil hält er für altmodisch. Er steht auf Life Style, ruht sich zwischen Zitronenbäumchen in Terracottatöpfchen aus und frühstückt am liebsten am Büfett. Tagsüber versteckt er sich gern hinter tief dunkel getönten Sonnengläsern, wie Schwarz überhaupt seine Lieblingsfarbe ist. Leicht ins Gespräch kommt man nicht mit ihm, es sei denn, man versteht sich auf Konversation. Ein wenig auch aufs Schmeicheln. Gibt er sich noch so cool, ist er doch Komplimenten nicht abgeneigt. Nun, Sie haben ihn bestimmt schon mal getroffen, Selbst bei Komplimenten immer cool bleiben den Zeitgeist. Nein, dann sehen Sie doch mal bei "Dominique" in der "Alten Mühle" in Bad Vilbel vorbei. Dort ist er nicht nur zur Geisterstunde Schlag zwölf auszumachen, sondern täglich bereits ab elf Uhr morgens bis ein Uhr nachts. Man muß nur die Augen aufhalten.

Was ein wahrer Faulenzer ist, der ruht den ganzen Sommer aus. Gut, daß er in dieser Zeit im "Rendeler Hof" auch nicht gebraucht wird. Denn nur vom Herbst bis zum Frühjahr ist der "Faulenzer", das eiserne Gestell für den Bembel auf dem Büfett, im Einsatz. Wenn's draußen richtig heiß wird, holt Ebbelwoi-Wirt Heinz Schneider das selbstgekelterte Stöffche direkt aus dem kühlen Keller. Dort reift der erfrischende Trunk frei von jedem chemischen Zusatz wie zu Großvaters Zeiten in schweren Eichenfässern. 16 sind es an der Zahl, ein jedes mit 1600 Liter Inhalt. Schon in der dritten Generation ist der "Rendeler Hof" ein reiner Familienbetrieb. Doch nicht nur der gute Ruf des Stöffches lockt die Gäste von nah und fern in die "Draußensitzwirtschaft" . . . Hinter einer dichten Hecke lassen sich Einheimische wie Angereiste beim Plätschern des kleinen Springbrunnens und abends im Schein vieler Laternen Hackbraten, Haspel und Hausmacher munden. "Wir sind das Sachsenhausen von Karben", sagt der gelernte Goldschmied Heinz Schneider und begrüßt mal wieder einen der vielen Stammgäste. Der Frankfurter mag's mit Verwunderung hören, findet er doch auf der Karte weder das Würstchen, das seinen Namen trägt, noch Rippchen mit Kraut. Zur Versöhnung: Handkäs' mit und ohne Musik gibt's im "Rendeler Hof". Und ab Ende September auch wieder frisches Stöffche: täglich außer montags von 10.30 Uhr bis 14 Uhr und 16.30 Uhr bis gegen 24 Uhr, wenn es nicht Gäste gibt, so Heinz Schneider, "die auch dann noch net haam gehe wolle".

Motorradfahrer erlitt schwere Verletzungen

GELNHAUSEN. Schwere Verletzungen erlitt ein Motorradfahrer bei einem Unfall am Donnerstag nachmittag in Höchst. Der 31jährige hatte laut Polizeiangaben von der Autobahnabfahrt auf die Landesstraße 3333 abbiegen wollen und dabei ein aus Richtung Höchst kommenden Fahrzeug übersehen. Es kam zu einem heftigen Zusammenstoß, bei dem der Motorradfahrer etwa zehn bis 15 Meter weiter auf eine Wiese geschleudert wurde.

Der entstandene Sachschaden beträgt 13 000 Mark. jan

Der größte "Flugzeugträger" erhält den größten Fliegerhorst US-Luftwaffe will Spangdahlem in Rheinland-Pfalz ausbauen / Landesregierung zeigt sich nur unzureichend unterrichtet Von unserem Korrespondenten Michael Grabenströer

MAINZ, 24. Juli. Die US-Luftwaffe will trotz der laufenden Abrüstung und des noch nicht abgeschlossenen Abzugs von Militäreinheiten aus Europa den Eifel- Flughafen Spangdahlem zum größten Fliegerhorst in Europa ausbauen. Spangdahlem wird nach Informationen der rheinland-pfälzischen Grünen im Landtag "umfassend aufgerüstet". Der friedenspolitische Sprecher der Grünen, der Landtagsabgeordnete Michael Henke, bezeichnete den Ausbau als "qualitativen Ausbau des Flugzeugträgers Rheinland- Pfalz, von dem aus weltweit strategische Kampfeinsätze geflogen werden".

Spangdahlem erhält drei Staffeln des hochmodernen Kampfflugzeuges F-16 S. Außerdem werden erstmals in der Bundesrepublik die Panzerabwehrflugzeuge A-10 "Thunderbolt" stationiert, die bislang lediglich für Übungseinsätze zeitweilig von England aus auf bundesdeutsche Luftwaffenbasen verlegt worden sind. Die A-10, die im Luftwaffenjargon als "Panzer-Killer" gilt, erlangte eine traurige Berühmtheit durch einen Absturz in Remscheid 1988, bei dem sieben Menschen starben. Sie ist mit uranhaltiger Munition ausgerüstet.

Die Stationierung der drei F-16-Staffeln soll im September beginnen. Sie werden dem 52. Kampfgeschwader unterstellt. Sie sollen das "stärkste Triebwerk" haben, das nach US-Darstellung "je in eine F-16 eingebaut wurde", und sind auch mit einem neuen Navigationssystem ausgestattet. Das "Global Positioning System" erlaubt es dem Piloten, jederzeit seine Position zu bestimmen. "Es sagt den Piloten haargenau, wo in der Welt sie sich gerade befinden."

Die neuen Kampfmaschinen gehören mit den "Panzerbrechern" A-10 zur neuen Taktik der US-Luftwaffe, in der das Zusammenwirken zwischen in großer Höhe operierenden Jagdbombern und niedrig eingesetzten Panzer-Abwehrflugzeugen intensiv geübt wird. Für Michael Henke ist die A-10-Stationierung die "falsche Entscheidung", weil es nach dem Auseinanderbrechen des Ostblocks und der Auflösung der UdSSR "für diesen Flugzeugtyp weit und breit keinen Feind" gibt.

Bei der rheinland-pfälzischen Landesregierung haben die Stationierungspläne für erhebliche Verwirrung gesorgt. Befürchtungen der Grünen, daß es sich um eine "neue Qualität und Quantität von fliegerischem Material und damit um Aufrüstung" handele, werden schroff zurückgewiesen. SPD-Sprecher warfen den Grünen "Desinformationspolitik" vor. Der SPD-Fraktionsgeschäftsführer Karl Peter Bruch sagte, daß die "Grünen nachweislich falsche Behauptungen in Umlauf bringen". Er reagierte damit auf Hinweise, daß es durch die neuen Flugzeugtypen zu erheblicher zusätzlicher Fluglärmbelastung kommen werde. US-Militärzeitschriften hatten allerdings eingeräumt, daß die Piloten mit den neuen Flugzeugtypen in Deutschland erst vertraut gemacht werden müßten. Das bedeutet den Grünen zufolge mehr Fluglärm, zumal die A-10 "Thunderbolt" verhältnismäßig niedrig operiere.

Selbst die Landesregierung kennt die genaue Anzahl der neu zu stationierenden Maschinen nicht. In der parlamentarischen Antwort auf eine kleine Anfrage der Grünen spricht Innenminister Walter Zuber (SPD) von insgesamt 78 Flugzeugen (54 F-16-Jets und 24 "Thunderbolts"), die in Spangdahlem in Zukunft stationiert sein werden. Das seien lediglich sechs Maschinen mehr, als ursprünglich dort stationiert waren. Außerdem, so Zuber, sei "zu berücksichtigen, daß es sich bei der F-16 um ein einmotoriges Flugzeug handelt und die A-10 eines der leisesten Kampfflugzeuge der US-Streitkräfte ist".

Doch die Zahlen der Landesregierung stimmen nicht. US-Militärdienststellen hatten schon vor den Angaben Zubers die Zahl der zu stationierenden Flugzeuge mit 61 F-16 und 31 A-10 angegeben. Die Landesregierung hat nach Informationen der FR die Reserveflugzeuge - insgesamt 14 an der Zahl - unterschlagen.

Unklarheit herrscht auch noch über die zusätzlichen Baumaßnahmen in Spangdahlem. Nach amerikanischen Angaben wird dort eine Wartungshalle entstehen. Allerdings soll auch eine "chemische Waschanlage" für die A-10 errichtet werden, damit die "Maschinen in einem kontrollierten Areal, das nicht die Umwelt belastet", gewaschen werden können. Zusätzlich werden für die "Nuklear-Munition" zwei spezielle Einrichtungen geschaffen. Mit dem Ausbau geht auch eine Aufstockung des Zivilpersonals um rund 200 Personen einher. Von den 200 neuen Arbeitsplätzen ist jedoch nur ein kleiner Teil für Deutsche vorgesehen.

Notdienste · Notdienste · Notdienste · Notdienste

Wochenende

Ärzte HANAU. Ärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst in der Stadt Hanau (Kernstadt), Tel. 10 60; Krankentransport/Rettungsdienst, Tel. 1 06 11.

STEINHEIM/KLEIN-AUHEIM. Notfalldienstzentrale Steinheim/Klein-Auheim, Mainterrasse, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.

GROSSKROTZENBURG/GROSSAUHEIM/RODENBACH/WOLFGANG. Notfalldienstzentrale, Tel. 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

MAINTAL 1, 2, 3. DRK-Station, Tel. 0 61 81 / 49 10 28.

MITTELBUCHEN/WACHENBUCHEN/ERLENSEE/NEUBERG/BRUCHKÖBEL. Zu erfragen beim DRK, Tel. 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

LANGENSELBOLD. Dr. Hüwer, Spessartstraße 27, Telefon 6 20 02.

SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Tel. 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

SCHLÜCHTERN/STEINAU. Ärztlicher Notdienst von Sa.: 8 Uhr bis Mo.: 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst-Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.

GELNHAUSEN/LINSENGERICHT/GRÜNDAU. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Tel. 0 60 51 / 55 44 (Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr).

GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ. Notdienstzentrale Freigericht/ Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55.

GRÜNDAU/MITTELGRÜNDAU. Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.

GRÜNDAU/BREITENBORN. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.

FREIGERICHT. Notdienstzentrale Hasselroth, Tel. 0 60 55 / 62 55.

BIEBERGEMÜND. Dr. Kowatsch/Dr. Geiger, Telefon 0 60 50 / 70 06.

FLÖRSBACHTAL/JOSSGRUND/MER NES. Dr. Dieckhoff, Telefon 0 66 60 / 3 09.

BAD ORB. Sa.: Dr. Trautmann, Telefon 0 60 52 / 14 55; So.: Dr. Grüske, Telefon 0 60 52 / 25 11.

WÄCHTERSBACH. Notdienstzentrale Schlierbach, Tel. 0 60 53 / 46 77. Zahnärzte STADT-und ALTKREIS HANAU. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Tel. 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.

SCHLÜCHTERN. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Tel. 0 66 61 / 8 11.

KASSENBEZIRK GELNHAUSEN. Über DRK Gelnhausen, Tel. 0 60 51 / 1 70 36 und 1 70 37. Apotheken HANAU. Sa.: Brüder-Grimm-Apotheke, Nürnberger Straße 22, Telefon 2 33 55 oder 2 42 21. So.: Engel-Apotheke, Marktplatz 12, Telefon 2 15 87.

ERLENSEE/LANGENSELBOLD/NEUBERG/RODENBACH. Gründau-Apotheke, Friedrichstraße 21, Langenselbold, Telefon 0 61 84 / 6 16 65.

MAINTAL. Sa.: Alte Apotheke, Dörnigheim, Kennedystraße 40, Telefon 0 61 81 / 49 16 57 und 94 18 41. So.: Eichwald-Apotheke, Bischofsheim, Waldstraße 1, Telefon 0 61 09 / 6 14 34.

SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN/BRUCHKÖBEL. Sa.: Brunnen-Apotheke, Oberdorfelder Straße 17, Niederdorfelden, Telefon 0 61 01 / 34 26; Castell-Apotheke, Hauptstraße 30, Marköbel, Telefon 0 61 85 / 6 30. So.: Sonnen-Apotheke, Hanauer Straße 13, Ostheim, Telefon 0 61 87 / 38 85.

GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ/LINSENGERICHT/GRÜNDAU-LIEBLOS/ALTENHASSLAU. Sa.: Einhorn-Apotheke, Krämergasse 1, Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 24 52. So.: Falken- Apotheke, Gelnhäuser Straße 15b, Gründau-Lieblos, Telefon 0 60 51 / 22 37.

BAD ORB. Sa.: Martinus-Apotheke, Hauptstraße 37a, Telefon 0 60 52 / 23 66. So.: Kurpark-Apotheke, Ludwig- Schmank-Straße 5, Telefon 0 60 52 / 39 93.

FREIGERICHT. Hasel-Apotheke, Hasselroth-Neuenhaßlau, Kinzigstraße 5, Telefon 0 60 55 / 38 08.

WÄCHTERSBACH. Vogelsberg-Apotheke, Brachttal-Schlierbach, Freiherr- vom-Stein-Straße 1, Telefon 0 60 53 / 97 97; So. von 11 bis 13 Uhr Hof-Apotheke, Wächtersbach, Obertor 1,Telefon 0 60 53 / 16 03.

Gemeindeschwestern

LANGENSELBOLD. Ursula Ungermann, Wächtersbacher Straße 12, Telefon 13 80.

Tierärzte

HANAU. Telefonisch zu erreichen unter: 0 61 84 / 44 99.

STEINAU/BAD SODEN-SALMÜNSTER/SCHLÜCHTERN. Beim Haustierarzt zu erfragen.

Telefonseelsorge HANAU. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen. Hilfe bei Vergiftungen Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Elektro-Notdienst Im Bereich der Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50; im Bereich der EAM (Hanauer Umland, Telefon: 0 61 81 / 27 49; im Altkreis Gelnhausen, Telefon0 16 13 /60 86 41; Altkreis Schlüchtern, Telefon 06 61 / 1 21.

AW hat Ausflug in den Spessart organisiert

SINDLINGEN. Zu einem Halbtages- Ausflug in den Spessart lädt die Sindlinger Arbeiterwohlfahrt all diejenigen ein, denen der Sinn nicht nach einer großen Reise steht, die aber dennoch nicht zu Hause "versauern" möchten. Am Samstag nächster Woche, 1. August, beginnt die Reise mit dem Bus um 12.50 Uhr am Dalles vor dem Hotel Post beziehungsweise um 13 Uhr am Bürgerhaus in der Bahnstraße. Zunächst geht es über Mespelbrunn nach Miltenberg. Dort stehen eine Stadtbesichtigung, Kaffeetrinken und eine Main-Schiffahrt auf dem Programm. Der Rückweg führt über Obernburg zur Hardhöhe. Die Rückkunft in Sindlingen ist für 20.30 Uhr geplant.

Erwachsene kostet der Spessart-Ausflug 13 Mark, Kinder zahlen die Hälfte. Wer sich für das Angebot der Arbeiterwohlfahrt interessiert, kann sich bei Gertrud Röder unter der Telefonnummer 0 69 / 37 38 43 oder bei Willi Hoppe unter 37 34 25 anmelden. leo

Dreimal "Aufstieg der Könige" im Brüning-Park

HÖCHST. Zwar keine Götterdämmerung, aber immerhin der "Aufstieg der Könige" wird sich in der kommenden Woche gleich dreimal im Brüning-Park abspielen. Denn "Aufstieg der Könige" ist der Titel der skurrilen Performance, mit der die niederländische Gruppe "Dogtroeps" ihr Können beim Frankfurter Summertime-Festival beweisen will. Ihren Auftritt in Höchst haben die Künstler aus Amsterdam vom 28. bis 30. Juli jeweils um 21.30 Uhr. leo

Farbenfroh und schonungslos Peter Damm stellt in zwei Höchster Cafés seine Bilder aus

HÖCHST. Bereits des Künstlers Worte scheinen Kunst zu sein: "Gesehen, skizziert und mit scharfer Klinge aus grobem Karton geschnitten, hauchte das multicolore Aerosol dem Gerüst seinen Odem ein." Was der Frankfurter Peter Damm mit Schablone und Spraydose zu Leinwand und Papier gebracht hat, wird vom morgigen Sonntag an bis zum 13. September in der "Wunderbar" zu sehen sein. "Aerosol-pattern-project" ist der Titel der Ausstellung, die im Scene-Lokal in der Antoniterstraße 16 um 10 Uhr eröffnet wird. Ebenfalls ab Sonntag hängen weitere Bilder von Peter Damm bis Mitte September im Café "Capuccino" in der Hilligengasse 6.

"Früher waren meine Werke eher formlos. Heute geben mir die Schablonen so etwas wie eine Ordnung vor", beschreibt der 24jährige den Übergang zu seiner neuesten Technik. Das von morgen an ausgestellte "farbenfrohe Zusammentreffen schonungsloser Realitäten" trägt Titel wie "Mundhalten", "Das Immobil" und "Ganz nah dran".

Begonnen hatte er mit Ölmalerei, deren "Traumbilder" Peter Damm vor zwei Jahren in der "Wunderbar" zeigte. Der gebürtige Höchster wuchs in Eppstein auf, bevor er mit 17 Jahren das Elternhaus verließ und nach Frankfurt zog. "Meine künstlerische Laufbahn habe ich bereits als Knirps begonnen - im Kinderchor", sagt Damm und schmunzelt. Mit Zwölf gründete er eine Rockband. Sechs Jahre später hatte für ihn die Musik ihren Reiz verloren. Damm, der sich als "Überlebenskünstler" beschreibt, griff zu dieser Zeit - erstmals mit Ambitionen - zum Pinsel. leo

Entlarvende "Einzelfallprüfung" ohne Ansehen der Person

Um den makabren "Witz" dieser Geschichte nicht vorwegzunehmen, soll die Hauptperson zunächst anonym bleiben und nur als "Mensch" gekennzeichnet werden. Dieser Mensch also aus Sri Lanka vom Volk der Tamilen kam im Januar vergangenen Jahres nach Deutschland und bat hier um politisches Asyl. Im Gegensatz zu ungezählten anderen Asylverfahren vor dem Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf ging das Verfahren dieses Menschen schnell über die Bühne: Zu eindeutig waren bei der persönlichen Anhörung des Menschen die Beweise, daß er in seiner Heimat verfolgt worden war und dort um Leib und Leben fürchten mußte.

Bereits im März dieses Jahres wurde der Mensch aus Sri Lanka deshalb als Asylberechtigter anerkannt. In dem Beschluß der strengen Zirndorfer Behörde hieß es als Begründung unmißverständlich, daß dieser Mensch in seiner Heimat politisch verfolgt wird, "da von ihm glaubhaft vorgetragen wurde, daß ihm als vermutetem Unterstützer der Tiger (die von der Regierung bekämpfte Tamilenorganisation, Red.) Rechtsverletzungen zugefügt wurden, die ihn ihrer Intensität nach aus der übergreifenden Friedensordnung der staatlichen Einheit ausgrenzen" - eine Bedingung des Bundesverfassungsgerichts vom Juli 1989, an der die meisten Asylbewerber scheitern.

Falls der Mensch nun geglaubt haben sollte, er könne sein künftiges Leben in Ruhe und Frieden in Deutschland zumindest solange zubringen, bis die politischen Zustände in seiner Heimat eine Rückkehr ohne Gefahr für Leib und Leben ermöglichen, sah er sich bös getäuscht. Mit Datum vom 26. Mai 1992 reichte nämlich der Bundesbeauftragte für Asylangelegenheiten vor dem Verwaltungsgericht in Düsseldorf eine sogenannte "Anfechtungsklage" wegen des positiven Asylbescheids für den Menschen aus Sri Lanka ein - gegen die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch den Bundesinnenminister und dieser wieder vertreten durch den Leiter des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge.

In der fünfseitigen Begründung der Anfechtungsklage wird auf das persönliche Schicksal des Menschen und seine Erlebnisse in der Heimat kein einziges Wort verschwendet. Ganz am Anfang heißt es lediglich: "Zur Begründung ihres Asylverfahrens trägt die Antragstellerin vor, sie sei aufgrund ihrer Volkszugehörigkeit asylerheblichen Repressalien ausgesetzt gewesen. Auch bei einer Rückkehr in ihr Heimatland müsse sie politisch motivierte Verfolgungsmaßnahmen befürchten." Im weiteren Text wird dann langatmig begründet, warum diese Behauptungen Unsinn seien, wie friedlich die Verhältnisse in Sri Lanka sind und daß die Antragstellerin auch deshalb nicht gefährdet sei, weil Polizei und Militär in ihrer Heimat nur gegen "separatistische Terroristen" zu Felde ziehen, zu denen die Antragstellerin ja nicht gehöre.

Kurzum, die Anfechtungsklage besteht ganz offensichtlich aus einem mit Gerichtsurteilen gespickten vorgefertigten Formular, in dem die Hauptperson immer nur als "die Antragstellerin" bezeichnet wird, die, so heißt es im Schlußsatz, "weder wegen ihrer Zugehörigkeit zur Volksgruppe der Tamilen noch wegen ihrer Zugehörigkeit zur Gruppe der jüngeren weiblichen Tamilen politische Verfolgung zu befürchten hat".

Das deutsche Asylrecht schreibt zwingend vor, daß beim Anerkennungsverfahren eine sorgfältige Einzelfallprüfung stattzufinden hat. Dies gilt erst recht bei Gerichtsverfahren, in denen Bescheide des Bundesamtes, seien sie nun positiv oder negativ für den betroffenen Menschen, angefochten werden. Wie diese gesetzlichen Vorschriften von dem Bundesbeauftragten für Asylangelegenheiten beachtet werden, beweist schlagend dieser Streit um einen Menschen aus Sri Lanka: Der Mensch heißt nämlich Lionel Poulis. Er ist ein Mann.

REINHARD VOSS (Düsseldorf)

Hornissen und Wespen "besetzten" zwei Mehlschwalben-Nester Für Naturschützer ist diese einvernehmliche Nachbarschaft von "David und Goliath" unter den Insekten ein seltenes Phänomen

KELKHEIM. Ob es nun die Idee der Familie Vespa Crabro war oder die des Clans Paravespula Germanica, weiß niemand so ganz genau. Sicher jedoch ist, daß den beiden Familien - unbemerkt von der Öffentlichkeit - eine geniale Art von nachbarschaftlicher Hausbesetzung gelungen ist. Willi Westenberger, passionierter Naturschützer aus Hornau, kam den beiden Sippen mit den lateinischen Geheimnamen allerdings auf die Schliche und hat auch hieb- und stichfeste Beweise an der Hand. Vor allem stichfest mußte sich der Hornauer präparieren, um die ungewöhnlichen Bewohner auffliegen zu lassen: aus dem Appartement links die Vespa Crabros - zu deutsch Hornissen, rechts die gemeine deutsche Wespe.

Einem nüchternen Pragmatismus folgend, haben sich die beiden Insektenvölker über alle Wespen-Konventionen hinweg in leerstehende Mehlschwalben- Nester am Franziskanerkloster gesetzt. Ersparten sie sich dadurch doch das mühselige Feinholzraspeln für den Schleimbrei als Bauholz fürs Eigenheim.

Daß die ungleichen Artgenossen so einvernehmlich in unmittelbarer Nachbarschaft leben, ist laut Westenberger "höchst selten zu beobachten". Die unkonventionellen Davids und Goliaths vom Stamme der Vespinae indes stört die "Regelwidrigkeit" offensichtlich nicht. Aber in einem geschenkten Nest schaut man eben nicht auf die Nachbarn . . .

Warum auch, genießen sie doch beide keinen guten Ruf. Die "Kleinen" sind als aggressive Plagegeister als Schreck aller Marmeladenliebhaber und Schwimmbadbesucher verschrieen; die "Großen" - treten sie als stechende Quadriga auf - gar als menschentötende Giftspritzen.

Zu unrecht, sagt Willi Westenberger: "Wer sie nicht stört, hat nichts zu befürchten." Die zwei bis drei Zentimeter großen Hornissen seien sogar "äußerst friedliebende" Flieger unter dem Himmel. Solange ihnen keine Schnaken, Stechmücken und sonstige Mini-Plagegeister in die Quere kommen. Dann kehren die schwarz-gold gestreiften Riesen das Raubtier heraus, schlagen blitzschnell zu und verspeisen ihr Opfer an Ort und Stelle. Weshalb sie in Fachkreisen auch als Nutztiere gepriesen werden und wegen ihrer kleinen Population unter Artenschutz stehen. Eigen sind die Hornauer Hornissen auch in puncto Gastlichkeit: Während die Wespen von nebenan frei und unkontrolliert ihren Mehlschwalben- Eingang passieren, sitzen Hornissen- Wächter am Eingang ihres Domizils und prüfen jeden Ankömmling auf seine Mitgliedschaft im Schwarm.

Gleich streng sind beide Familien allerdings, was die Arbeitsteilung im Clan angeht, die obendrein strikten Regeln folgt. Ein befruchtetes Weibchen, von den anderen zur Königin erkoren, gründet im Frühjahr einen neuen Stamm. Aus ihren befruchteten Eiern schlüpfen zunächst geschlechtlich unterentwickelte Arbeiter- Weibchen, aus den unbefruchteten die etwas kleineren Männchen. Im Herbst meldet sich geschlechtsreifer Weibchen- Nachwuchs an, von dem jedoch nur die befruchteten Tiere den Winter überleben. Der Rest des Volkes stirbt. ana

Seniorenfahrt zum Bad Orber Thermalbad

BIEBERGEMÜND. Die nächste Seniorenfahrt der Gemeinde Biebergemünd geht am Mittwoch, 5. August, nach Bad Orb. Dort können Teilnehmer das Thermalbad besuchen (Eintritt 7,50 Mark), oder einfach einen Stadtbummel machen und Kaffee trinken.

Der Bus fährt um 13.30 Uhr ab Bieber und fährt über Roßbach, Lanzingen, Breitenborn, Kassel, Wirtheim (Haltestelle am Friedhof) nach Neu-Wirtheim, wo die Abfahrtszeit um 13.48 Uhr vorgesehen ist.

Die Fahrt kostet fünf Mark, eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. jan

Belange des Naturschutzes stehen einer Verfüllung entgegen Dornenreicher Schritt zu einem großen Festplatz / Gemeinde will trotz allem Bauantrag einreichen

WÖLLSTADT. Für kleinere Vereinsfeste in Ober-Wöllstadt reichte das Freizeitgelände "Auf der Bleiche" allemal aus. Größere Veranstaltungen, mit 2000- Mann-Zelt und Fahrgeschäften, ließen sich auf dem "Bolzplatz"-Gelände am Rosbach aber nicht durchführen.

Um solche Feste - im August will die örtliche Freiwillige Feuerwehr ihr hundertjähriges Bestehen feiern - zu ermöglichen, erwarb die Gemeinde im vergangenen Jahr ein Wiesengelände, mit dem das Kleinspielfeld bei Bedarf zu einem großen Festplatz erweitert werden kann.

Einziger Haken: Die Wiese liegt auf einem etwa 20 bis 40 Zentimeter niedrigeren Niveau als das Sportgelände. Der Gemeindevorstand schlug nun dem Parlament vor, die Wiese mit Mutterboden Chancen sind gering aufzufüllen und anschließend mit Gras einzusäen.

Die Vorlage fand in der Gemeindevertretersitzung am Donnerstag eine knappe Mehrheit. Im Gegensatz zur SPD stimmten die CDU und Teile der FWG dafür, einen entsprechenden Bauantrag zu stellen.

Dieser hat freilich kaum Chancen, von der Kreisbauaufsicht genehmigt zu werden. Das Kreisbauamt beruft sich in seiner abschlägigen Stellungnahme zur Voranfrage der Gemeinde auf die Einwände der Unteren Naturschutzbehörde.

Demnach steht eine Verfüllung des Flurstückes im Bereich der Bauaue den Belangen des Naturschutzes entgegen.

Die Behörde verweist auf den Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan, wonach es sich bei der Bauaue um ein "linienhaftes Vernetzungselement mit hohem ökologischen Eigenwert, der durch Neuanpflanzungen noch zunehmen wird", handelt.

Die Zuordnung des Grundstückes zu dem Sportgelände stelle einen unzulässigen Eingriff dar.

Keine grundsätzlichen Bedenken hat die Untere Naturschutzbehörde allerdings gegen eine kurzfristige Nutzung der Wiese anläßlich des Feuerwehrfestes (ohne vorherige Planierungsarbeiten), sofern zum Bach ein Mindestabstand von zehn Meter eingehalten werde.

Ähnlich argumentierten auch die Sozialdemokraten und Teile der FWG im Parlament. Der Höhenunterschied solle belassen werden. Das Gelände sei auch ohne Verfüllung nutzbar.

Die SPD konnte für diese Position jedoch keine Mehrheit gewinnen, so daß die Gemeinde nun einen Bauantrag in Friedberg einreichen wird.

Zeit lassen will sich die Gemeinde Wöllstadt noch mit der Umgestaltung des Gambrinus-Parkplatzes im Ortsteil Nieder-Wöllstadt. Einen entsprechenden Beschluß faßte am Donnerstag das Parlament.

Demnach soll erst einmal abgewartet werden, bis das alte Rathaus, das mit dem Platz als eine Einheit betrachtet wird, fertig saniert ist.

Der Aufschub der ursprünglich für dieses Jahr vorgesehenen Baumaßnahme wird auch die Gemeindekasse entlasten. Für die Erneuerung des zentralen Orts-Parkplatzes sind 227 000 Mark (ohne Bepflanzung und Aufstellung von Bänken) veranschlagt. 150 000 Mark sind hierfür im Vermögenshaushalt eingeplant.

Wollte die Gemeinde den Platz noch in diesem Jahr umgestalten, müßte sie nach Rechnung des Gemeindevorstandes die Haushaltsmittel nochmals um 100 000 Mark aufstocken.

In den Haupt- und Finanzausschuß überwiesen wurde die Vorlage des Gemeindevorstandes zur Änderung der Wasserbeitrags- und Gebührensatzung. Seit Beginn dieses Monats hat die Gemeinde Wöllstadt, wie andere Kommunen auch, einen Aufschlag von 20 Pfennigen pro Kubikmeter Trinkwasser zu zahlen, die von der OVAG als sogenannte Grundwasserabgabe an das Land Hessen abgeführt werden. Darüber hinaus macht die Wassergeld erhöhen OVAG eine allgemeine Kostensteigerung geltend.

Um die vorgeschriebene Kostendekkung im Gebührenhaushalt einzuhalten, schlägt der Gemeindevorstand vor, das Wassergeld im Januar 1993 um 35 Pfennige auf 2,50 Mark und im Januar 1994 (wegen der zu erwartenden nochmaligen Anhebung der Grundwasserabgabe um 20 Pfennige) auf 2,70 Mark zu erhöhen.

mu

Mehr Kapital für zwei Baugesellschaften

WIESBADEN. Mit knapp 30 Millionen Mark will das Land in den kommenden drei Jahren das Kapital der "Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Hessen" (GWH) und der "Kurhessen Wohnungsbaugesellschaft" aufstocken, um die Folgen des im Frühjahr beschlossenen Stopps der umfassenden Privatisierung von Sozialwohnungen auszugleichen.

Wie die Sprecherin des Finanzministeriums, Susanne Wünsche-Reitter, auf Anfrage bestätigte, sollen im Rahmen des geplanten Nachtragsetats für 1992 jetzt entsprechende Finanzzusagen für die beiden wichtigsten Wohnungsbaugesellschaften mit Landesbeteiligung gemacht werden. Der Nachtragsetat, der auch die Finanzierung von 20 000 neuen Kindergartenplätzen in den kommenden drei Jahren absichern soll, wird noch im August in den Landtag eingebracht.

Die Gesellschaften verkaufen Wohnungen inzwischen nur noch an Kommunen oder die bisherigen Mieter. Dadurch aber entstehen ihnen Einnahmeverluste, auf die das Land mit einer Kapitalaufstokkung reagieren muß. me

An der Strippe: Eine Mutter "Methadon reicht oft nicht"

BAD HOMBURG. Maria Nießen (Name geändert) ist Mutter einer seit zehn Jahren drogenabhängigen Frau aus Bad Homburg. Ihre Tochter entzieht zur Zeit Heroin in einer Frankfurter Klinik. Maria Nießen zur FR: "Die Situation ist hoffnungslos. Meine Tochter wurde substituiert, aber das Methadon hat nicht gereicht. Es reicht bei neun von zehn Süchtigen nicht, aber die Auflagen für die verschreibenden Ärzte sind eindeutig: Wird zusätzlich Heroin genommen oder ein Aufputschmittel wie Captagon, wird das Methadon ganz gestrichen. Da sind die knallhart, die Urinkontrollen verlaufen unangekündigt.

Ich bin auch sehr skeptisch, ob die Therapie meiner Tochter auf Dauer Erfolg hat. Die Probleme liegen doch in der Zeit danach. Süchtige werden in dieser Gesellschaft als Abschaum hingestellt, Eltern verschließen die Augen und verkriechen sich aus Scham: Wie soll sich da etwas ändern? Die Leute von der Drogenberatung tun ihr Bestes, sind aber total überfordert. Es gibt nur eine betreute Wohngemeinschaft Taunus, das ist ein Witz.

Das Äußerste an Beratung ist zudem ein Gespräch pro Woche, mehr schaffen die wenigen Drogenberater nicht. Da ist sofort Not am Mann, wenn einer ausfällt oder in Urlaub geht. Auch das Zerschlagen der Frankfurter Szene wird daran nichts ändern: Davon werden die Süchtigen nicht weniger, ob sie nun in Frankfurt leben oder im Taunus." jd

Kinder sind doch keine Fahrräder

Kinder sind einfach unersetzlich. Sagt der singende Kinderlobbyist Herbert Grönemeyer. Sagen wir auch. Und wie - Gretchenfrage - hält es der FVV mit den Kindern? Die sind unersetzlich, sagt der FVV. Zumindest rein tarifrechtlich gesehen. Wer sich von den Bahnen des Frankfurter Verkehrsverbundes chauffieren läßt, und dies nicht nur täglich, sondern alle Tage, fährt, sofern er rechnen kann, mit der Jahreskarte in der Tasche. Dann, sagen die Beförderungsbedingungen des FVV, darf an Wochendenden die Großmutter, dürfen Freund oder Schwager und eben auch die minderjährigen Kinder kostenlos mit. Letztere in unbegrenzter Zahl.

Ein feiner Zug des FVV, wenngleich die gezeigte Großzügigkeit eine gewisse Realitätsnähe vermissen läßt. Befragen wir die Statistik, diesen Lügendetektor der Realität. Danach tendiert der Kinderreichtum, statistisch gesehen, gegen Eins. Während die Zahl der Single-Haushalte zunimmt. Und, dies statistisch vermutlich noch nicht erfaßt, die Zahl der Rad führenden Single-Haushalte. Daraus ergibt sich die Frage: Wie hält es der FVV mit der kostenlose Mitnahme des Fahrrades?

Gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zufolge, haben einige Tarif-Pioniere versucht, diese Frage auf empirischem Wege, in voller Fahrt, zu klären. Und traten dem unverständigen Kontrolleur mit dem Argument entgegen, daß ein Rad, zumal im Hochformat, weniger Raum einnehme als, rein theoretisch, zehn minderjährige Kinder.

Aber: Eine Oma ist eine Oma. Und ein Kind ist ein Kind . . . und kein Fahrrad. Dabei ist unerheblich, ob das Velo im Hoch- oder Querformat transportiert wird. Entscheidend ist hier nicht der in Kubikmeter zu messende Raum, der verdrängt wird. Entsprechend müßig ist die Spekulation darüber, wieviele Fernseher, Matratzen, Vogelkäfige und tollwütige Hunde rein kubikmetermäßig den Raum von zehn Kindern einnehmen. Schließlich handelt es sich hier nicht um eine Aufgabe der niederen Mathematik. Es handelt sich um Beförderungsbedingungen.

Was schließen wir daraus? Siehe oben. sar

Schrecklicher Unfall in Nidda Landwirt vom Walzwerk zermalmt

NIDDA. Ein 78jähriger Landwirt aus Ober-Schmitten ist am Donnerstag abend in das Walzwerk seines Ladewagens geraten und getötet worden. Der alte Mann war losgefahren, um Grünfutter zu holen. "Während dieser Arbeiten muß es an dem Ladewagen zu einer Betriebsstörung gekommen sein", vermutet die Polizei. Der Landwirt versuchte offenbar, die Störung zu beheben und geriet dabei ins Walzwerk. Er wurde von seinem Sohn gefunden, der sich auf die Suche gemacht hatte, nachdem sein Vater nicht nach Hause gekommen war. ieb

Halb Köppern war einen Nachmittag ohne Strom

Bagger zerriß 20-Kilovolt-Kabel / In den Geschäften ging nichts mehr / Kochplatten blieben kalt

FRIEDRICHSDORF. Heutzutage gehört nicht mehr viel dazu, einen ganzen Stadtteil lahm zu legen. Es braucht nur einen Bagger, der bei Tiefbauarbeiten ein Stromkabel beschädigt - was angesichts der Fülle im Boden liegender Leitungen von Gas-, Wasser-, E-Werk und Post nicht einmal großer Treffsicherheit bedarf.

Die Köpperner Bürger können ein Lied davon singen: Nachdem ein Bagger bei Straßenbauarbeiten an der B 455 ein 20-Kilovolt-Kabel gequetscht hatte, ging am Donnerstag nachmittag erst mal nichts mehr. Computer standen still, in den Supermärkten mußten die Kassiererinnen auf Kopfrechnen umstellen, und die Hausfrauen standen vor kalten Kochplatten.

In der Regel sind nach Aussagen von Johannes Krämer, Oberingenieur beim E-Werk Lahmeyer, die Stromnetze der Energieversorgungsunternehmen so angelegt, daß ein Ausfall immer durch andere Leitungen aufgefangen werden kann.

In diesem speziellen Fall aber sei bereits ein zweites Kabel beschädigt gewesen. Der Verursacher, ebenfalls eine Baufirma, hätte den Schaden aber dem E- Werk nicht gemeldet.

Erst durch die Überbelastung und den Ausfall des 20-Kilovolt-Kabels an der B 455 sei die ganze Malaise zutage getreten.

Krämer verweist darauf, daß Bauunternehmen verpflichtet sind, sich anhand von Kabelplänen vor dem Beginn der Erdarbeiten über die Kabelführung kundig zu machen.

Zudem würden die Energieversorger den Firmen immer wieder nahe legen, in der Nähe von 20-Kilovolt-Kabeln nur mit Handgeräten zu arbeiten, um die Gefahr einer Beschädigung zu verringern, fügt der Lahmeyer-Ingenieur hinzu. isa

Markt oder Tempel - die Frage Coubertins ist beantwortet Unter dem Druck von Konkurrenz und Kommerz: Olympische Spiele in Barcelona Von Bianka Schreiber-Rietig

Heidi Schüller, die vor zwanzig Jahren in München als Mehrkämpferin den Olympischen Eid für die Athleten sprach, möchte von den Spielen der "Heuchler und Betrüger" nichts mehr wissen. Nicht einmal im Fernsehen will die Ärztin die Wettbewerbe in Barcelona verfolgen, sondern lieber Urlaub mit der Familie machen. Auch der Philosophie-Professor und Ruder-Olympiasieger von Rom 1960, Hans Lenk, hat am Spitzensport "made in Olympia" keine besondere Freude mehr, und begibt sich, während um Gold gewetteifert wird, auf eine Radtour.

"Stell dir vor, es ist Olympia, und keiner guckt hin." Viele ehemalige Athleten, die als Teilnehmer an Olympia noch fasziniert waren, wenden sich voller Grausen. Auch bei den Sportfans setzt Nachdenklichkeit ein. Die Frage, ob das ein "sauberer" Sieger oder ein Pillenwunderläufer ist, beschäftigt den Zuschauer mehr und mehr.

Die Entmystifizierung Olympias ist mit atemberaubendem Tempo vorangeschritten. Doch die olympischen Gralshüter, Herrscher von eigenen Gnaden und Manager eines florierenden Geschäfts, wollen allen nach wie vor weis machen, daß die Ideale des Barons Pierre de Coubertin noch immer im Mittelpunkt ihres Wirkens stehen. "Olympia und die Olympischen Spiele symbolisieren die Menschheit als Gemeinsamkeit, die über Ländern, Städten, militärischen Helden und vielleicht sogar über den alten Religionen steht." Das war der anmaßende Anspruch, den Coubertin, der Gründer der modernen Spiele, erhob. Den Satz könnte auch der derzeit regierende olympische Grande, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, in seinem Hang zu Pathos vorgetragen haben. Seine Exzellenz behauptet hartnäckig, daß er sowohl den Überblick als auch alle Fäden fest in der Hand habe. Fremdbestimmung durch Wirtschaft und Politik? Aber keineswegs. "Hinsichtlich der Wirtschaft sind wir fast völlig unabhängig. Hinsichtlich der Politik ist unsere Unabhängigkeit relativ. Denn die Politiker dominieren die Welt. Wir waren in den vergangenen Jahren gezwungen, viele Entscheidungen zu treffen, die sich letzlich von politischen Entscheidungen herleiten", so Samaranch in einem Interview.

Die olympische Bewegung war in der Vergangenheit oft weltpolitischer Spielball. Lange Zeit beherrschten deutsch- deutsche Querelen jede Tagesordnung olympischer Treffen, dann sorgten Taiwan, Südafrika und Rhodesien für neuen Verdruß. Schließlich formierte sich Ost gegen West zu Olympiaboykotts: Wegen des Krieges in Afghanistan reisten die US-Amerikaner und ihre Verbündeten 1980 nicht nach Moskau, 1984 verzichtete der Ostblock auf Los Angeles. So gesehen sind - zumindest vor der Eröffnung - die Spiele in Barcelona vorbildlich.

Daß Interessen von draußen stark auf den Sport einwirken und Funktionäre am idealistischen Popanz festhalten, um eine Rechtfertigung für ihre olympische Welt zu haben, das mußte schon Coubertin erfahren. "Edle Gesinnung und moralische Reinheit weichen kaufmännischen oder Wahlinteressen", klagte der Baron. "Markt oder Tempel?" Diese zukunftsweisende Frage aus seiner Abschiedsrede auf dem Internationalen Kongreß in Prag 1925 wurde spätestens seit 1980 unter dem Regiment des Spaniers Samaranch beantwortet. Unter seiner Regie wurde die olympische Familie zu einem blühenden Unternehmen: Auf 204,6 Millionen Mark soll sich mittlerweile das Vermögen des Komitees belaufen, das am Ende der spanischen Spiele um weitere 133 Millionen angewachsen sein wird. Geld und dessen Vermehrung, Imagepflege und Machterweiterung der Funktionäre sind deshalb auch die Hauptthemen, mit denen sich die IOC-Mitglieder beschäftigen.

Einen Mann wie Lenk, der seit Jahren als Kritiker des Spitzensportes hervorgetreten ist, der selbst Hochleistungsathlet war und neben dem legendären Rudertrainer Karl Adam als Betreuer arbeitete, schmerzt es, daß über Humanität, Fairness, den Verlust von Vorbildfunktion und Glaubwürdigkeit des Sports und seine Auswüchse nur Sonntagsreden gehalten werden. Auch wenn er sagt, das Brimborium sei ihm gleichgültig. Für ihn ist die "Olympiade über die Dopiade zu einem teleökonomischen Superspektakel" geworden. Kritik dieser Art hören weder nationale noch internationale Funktionäre gern, führen sie doch unter der olympischen Flamme ein angenehmes Leben angeblich im Dienst der Allgemeinheit. Daß dieses Leben zum Tanz ums Goldene Kalb geworden ist, wollen sie nicht zugeben. Der Schriftsteller Alfred Andersch schreibt, Olympische Spiele seien ein "idiotischer Rekordbetrieb und die Organisation eines Supergeschäftes". Und damit scheinen die Verantwortlichen zufrieden zu sein. "Money makes the world go around" ist die Hymne, die keinen Platz und keine Zeit für humane Werte läßt.

Derweil wachen die IOC-Herrscher darüber, daß keiner im Unternehmen unter den fünf Ringen ausschert. "Dem Systemzwang können sich Athleten oder Betreuer nicht entziehen", sagt Lenk. Nach dem Muster einer kapitalistischen (keineswegs sozialen) Leistungsgesellschaft werden Rekorde und Sensationen verlangt, an denen die Sportler seit der Änderung der Regel 26 (Amateurstatus) auch offiziell Geld verdienen dürfen. Die Bewegungs-Kunst ist für die meisten der Asse zum Broterwerb geworden, ihr Körper eine Kapitalanlage, die man immer in Bestform halten muß. Nur Sieger haben Chancen auf hohe Werbeverträge. "Diese immer stärkere Orientierung auf den Sieger ist grotesk. Was macht es für einen Sinn, auf tausendstel Sekunden Leistungsunterschiede zu errechnen? Wir müssen zu einer leistungsgerechten Bewertung kommen", fordert Lenk, doch der Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland ist da nicht sehr optimistisch.

Wer die hunterstel Sekunde nicht mit eigener Muskelkraft schafft, der greift - unter dem Druck von Konkurrenz und Kommerz - zu Verbotenem. Angesichts der spektakulären Dopingfälle in den vergangenen Monaten wurde wieder viel von Moral, Selbstreinigung und Neuanfang gesprochen. Die Deutschen, besonders nach der Vereingung von der Dopingproblematik gebeutelt, sind mehr oder weniger freiwillig in die Rolle der "Saubermänner und -frauen" geschlüpft und wollen in Bracelona beweisen, daß man ohne Pillen und Spritzen Olympiasieger werden kann. Der Doping-Schock nach dem pharmazeutischen Jahrhundertlauf des Ben Johnson in Seoul 1988 kann beim IOC aber nicht so tief gesessen haben: Entgegen allen Ankündigungen hat sich bei den Kontrollen fast nichts geändert. Von den mehr als 10 000 Athleten wird gerade mal ein Fünftel überprüft. Da wirkt die Doping-Kampfansage Samaranchs wie das müde Fauchen eines zahnlosen Tigers.

Nach den Spielen in Montreal 1976 war die Chemie bereits ein heiß diskutiertes Thema. Damals meinte der deutsche NOK-Präsident Willi Daume: "Wenn es uns nicht gelingt, hier Grenzen abzustekken, wenn man bereit ist, für Höchstleistungen jeden Preis zu bezahlen, dann sind eines Tages die Olympischen Spiele tot." Die Spiele gehen weiter, die Grenzen des Wachstums sind noch nicht erreicht. Athleten, Betreuer, Ärzte und Wissenschaftler versuchen weiter, die Grenzen des menschlichen Körpers aufzuheben. Und das heißt Versklavung von Menschen, die zur Maschine und zum Arbeitsmaterial werden, mit dem man Bilanzen verbessern kann.

"Ich freue mich über sauber erkämpfte Medaillen ebenso wie über fünfte oder achte Plätze", sagte im Vorfeld Olympias der Präsident des Deutschen Sportbundes, Hans Hansen. Doch da steht er ziemlich allein. Allgemeine Aufregung herrscht, seit Boris Becker in einem Interview erklärte, daß er sich auf Barcelona auch deshalb freue, "weil ich da mal mit Athleten aus anderen Sportarten Kaffee trinken kann". Das Tennis-As erlaubte sich, an das olympische Motto "Dabei sein ist wichtiger als siegen" zu erinnern, und schon wird er als Olympiatourist beschimpft. Ausgerechnet der Chef de Mission, Ulrich Feldhoff, meckerte: "Olympia ist kein Kaffee-Termin." Feldhoff, Vorsitzender des Bundesausschusses Leistungssport, hatte noch angesichts der Ergebnisse der deutschen Dopingkommissionen vor Medaillenzählen gewarnt und den fairen Sport beschworen. Doch das war gestern.

Mit der Doppelmoral ihrer Funktionäre haben sich die Athleten mittlerweile abgefunden, weniger damit, daß sie in der Öffentlichkeit mit zweierlei Maß bewertet werden. Wertvorstellungen, die in der Ellbogen-Gesellschaft nicht mehr zu finden sind, werden auf den Sport projiziert: Sport als Beispiel menschlicher Tugenden und Schulung zu menschlicher Vollkommenheit. Die moderne Industriegesellschaft, so der Wissenschaftler Walther Kuchler in seiner Untersuchung "Sportethos", sieht den Sport "als Medizin für vieles". Doch die Rechnung geht nicht mehr auf. Die Gesetze der Leistungsgesellschaft sind auch die Gesetze des Sports.

"Der Ausverkauf der olympischen Ideale", sagt Lenk, "hat schon vor Jahren begonnen." Barcelona wird ein weiterer olympischer Höhepunkt sein - ein weiterer Schritt zum Ende der Olympischen Spiele? "Die sind so oft totgesagt worden und leben immer noch", meint der Philosophie-Professor, der sich noch nicht völlig losgelöst hat. Das Rudern will er sich vielleicht doch anschauen.

Eintracht tankt Selbstbewußtsein Gründel will nicht auf den OP-Tisch

Der eine zog an seiner Zigarette, war mit seiner Mannschaft zufrieden und hatte verloren. Der andere hatte lässig das Zigarillo im Mundwinkel, war vom Gebotenen seines Teams wenig erbaut und hatte gewonnen. Verkehrte Welt nach dem Fuji-Cup-Endspiel in Trier zwischen Kaiserslautern und Frankfurt.

Und Eintracht-Trainer Stepanovic, der Freund des edleren Tabaks, war trotz des schmeichelhaften Sieges nach Elfmeterschießen wahrlich nicht zu beneiden. Vor der Partie ereilte ihn aus dem Munde von Heinz Gründel die Botschaft, wonach er gehörige Probleme mit dem Meniskus habe. Deswegen hatte Mannschaftsarzt Georg Degenhard sowohl vor dem Spiel gegen Stuttgart als auch gegen Kaiserslautern, wo Gründel nicht spielte, jeweils Spritzen gesetzt. "Zur Schmerztherapie", wie der "Doc" betonte, und keinesfalls, um den 35 Jahre alten Mittelfeldspieler etwa für diese eher belanglosen Privatspiele fitzuspritzen. Ob Heinz Gründel dennoch auf den OP-Tisch muß, entscheidet sich erst in der nächsten Woche. Der Spieler will zuvor noch einen Arzt in Hamburg konsultieren.

Nicht operiert, aber dennoch im Krankenhaus, fand sich Edgar Schmitt nach Spielende wieder. "Ihm war schon nach fünf Minuten schwarz vor Augen", sagte Trainer Stepanovic. Aufgrund der anhaltenden Verletztenmisere war der Eintracht-Coach denn auch froh, daß er gegen die spielerisch klar besseren Pfälzer auf einen souveränen Schlußmann Uli Stein ("Nur er ist jetzt schon richtig fit") setzen konnte und das 1:1 über die reguläre Spielzeit brachte. "Das ist eigentlich nicht mein Stil."

Kaiserslauterns Trainer Rainer Zobel war dagegen von seinem Team überrascht: "Die haben alles umgesetzt. Nur beim Torschußtraining sind wir noch nicht angekommen", sagte er mit einem Lächeln und erwartet derweil gespannt den Arbeitsantritt des schwedischen Neuzugangs Lars Erikson.

Weniger Arbeit hat künftig Stefan Kuntz. Der extrovertierte Spielführer der Vergangenheit will sich künftig mehr um sich selbst kümmern und wurde im internen Kreis mit deutlicher Mehrheit - er erhielt nur vier von 20 Stimmen - vom seinem Amt als Spielführer entbunden. Was ihn so verstörte, daß er auch auf seinen Platz im Mannschaftsrat verzichtete: "Das ist ein schwere persönliche Niederlage für mich. Wenn das der Dank für zweieinhalb Jahre Engagement ist. . ."Sein Nachfolger heißt Wolfgang Funkel.

So richtig zufrieden war Frankfurts Trainer Stepanovic, der sich den Fuji-Cup als Vorbereitung auf die Bundesligasaison künftig zu einem späteren Zeitpunkt wünscht, neben seinem Schlußmann nur mit den Besuchern in Trier. "Die haben uns im Elfmeterschießen kräftig unterstützt - vorher kamen wir ja auch nicht vors gegnerische Tor". CHRISTIAN FROMMERT

Werbewoche des FC Germania

GROSSKROTZENBURG. Auf seine Sportwerbewoche von Sonntag, 26. Juli, bis Montag, 3. August, weist der FC Germania hin. Gleich zum Eröffnungstag kündigt der Verein einen "echten sportlichen Knaller" an: Die neuformierten Germanen treffen auf den Landesligisten SV Bernbach, der sich "berechtigte Chancen" auf den Aufstieg in die Oberliga Hessen ausrechnen dürfe. Um den Raiffeisen- Pokal kämpfen am Montag und Dienstag Teams von Rot-Weiß Großauheim, Viktoria Kahl, Altenstadt-Waldsiedlung, Rommelhausen und der FC Germania.

Geänderte Regeln kündigen die Veranstalter für das Turnier der Ortsvereine an, das am Mittwoch beginnt. Die Kicker spielen auf einem Kleinfeld und der Teilnahme von aktiven Spielern sei "ein Riegel vorgeschoben worden", heißt es. Für die Sieger des Endspiels am Samstag, 1. August, steht der Uwe-Sporttreffpokal bereit. Außerdem tritt eine Auswahl Großkrotzenburger gegen ein Team aus der Patenschaftsstadt Oederan an.

Ein Abend mit der Showband "Fancy" steht für Samstag abend auf dem Programm. Am Montag trifft die E-Jugend auf den Nachwuchs der Kickers Offenbach. Zum Ausklang kämpfen die Mannschaften Soma Hessischer Rundfunk und Soma Uwe's Sporttreff um das runde Leder. jur

60 Meter mitgeschleift: 37jähriger aus Wöllstadt tot

WÖLLSTADT. Ein 37jähriger aus Wöllstadt ist am Donnerstagnachmittag auf der Autobahn Kassel-Frankfurt bei Friedrichsdorf von einem Auto angefahren und dabei getötet worden. Der Wöllstädter hatte mit einem Kleinlastwagen Dämmplatten tranportiert.

Während der Fahrt rutschte ein Teil von der Ladeflächeauf die Fahrbahn, berichtet die Butzbacher Autobahnpolizei. Der 37jährige hielt mit seinem Wagen auf der Standspur und lief zurück, um die verlorenen Dämmplatten aufzusammeln.

Ein auf der rechten Fahrspur fahrender Autofahrer aus dem Hochtaunuskreis erfaßte den Wöllstadter mit seinem Wagen und schleifte ihn 60 Meter mit. ieb

15 DRK-Helfer holen Flüchtlinge ab

HOCHTAUNUSKREIS. Aus dem Hochtaunuskreis beteiligen sich 15 freiwillige Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) an der Begleitung von Flüchtlingen aus der ehemaligen jugoslawischen Republik Bosnien- Herzegowina in die Bundesrepublik.

In der Nacht zum heutigen Samstag fuhren die Helfer nach Fritzlar, dem zentralen Sammelpunkt des Roten Kreuzes in Hessen. Vor dort aus reisten insgesamt 40 hessische DRK-Helfer, Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen in einem Sonderzug nach Zagreb, um sich vor allem um Frauen, Kindern und Alte zu kümmern. jom

Basketball-Regionalliga Heide Felke verläßt Dreieichenhain

Die späten Entscheidungen im Deutschen Basketball-Bund respektive Mannschaftsrückzüge sorgten in der Basketball-Regionalliga Südwest dafür, daß bei den Frauen beispielsweise der MTV 1862 Kronberg als Relegationsrunden-Zweiter nachträglich in die zweite Bundesliga aufrücken durfte und der SV 1890 Dreieichenhain nicht absteigen mußte. Bei den Männern gab es andere Verschiebungen, was jedoch den TV Langen II nicht tangierte. Er bleibt als Tabellendritter in der dritthöchsten Klasse, hätte selbst bei der Meisterschaft durch die Bundesliga-Präsenz der ersten Mannschaft nicht aufsteigen dürfen.

Dennoch wird es ein völlig neues Gesicht in dieser Klasse geben, denn der BC 1952 Wiesbaden tritt anstelle der aufgelösten Formation SG USC/ Erdal Mainz in der Regionalliga an. Apropos Wiesbaden: Die BCW-Frauen verzichteten als Rangzweiter (hinter dem Rückkehrer TV 1860 Hofheim) freiwillig auf die nachträgliche Aufstiegsmöglichkeit. Der SV Dreieichenhain hatte mit 10:26 Punkten abgeschlossen, wird nach der nachträglichen Qualifikation - siehe separaten Bericht - sportlich erneut mit dem Rücken zur Wand stehen. Zumal Top-Scorerin Heide Felke (mit 376 Korbpunkten zweitbeste Werferin der vergangenen Saison) die Dreieich- Girls Richtung Bundesligist VfL Marburg verlassen wird. Da vermutlich auch Yoko Sommer (210 "Körbe") gehen wird, fehlt eigentlich die sportliche Substanz für diese Klasse. Nur Beate Brehm (172 Zähler) erreichte noch eine dreistellige Quote. Regionalligareife konnte ferner Sabine Betz (97) attestiert werden. Dann wurde es in punkto Korbpunkte immer finsterer: Caroline Menzel (65), Assi Purper (57), Karen Himmel (43), sowie vor allem Heike Schrank (14), Anna Adler (12) und Kristina Kunovic (9) waren völlig überfordert.

Dabei lagen die Dreieichenhainerinnen in zwei Bilanzen weit vorne: Mit 318 Fouls erwies sich Mannschaft von Wolfgang Bundke keineswegs als aggressiver Paradiesvogel, sondern eher als ein zahmes Rotkehlchen. Und in der Freiwurf-Skala war der SVD mit einer Erfolgsqoute von 60,4 Prozent hinter dem Rangzweiten und Bundesliga II-Aufsteiger Kronberg (65,0) und ACT Kassel (60,8) Nummer drei der Regionalliga.

Heide Felke fand in der Einzelwertung nur in der überragenden CSFR- Junioren-Nationalspielerin Marianna Klimentova (Kronberg), die auf überragende 468 Korbpunkte kam, ihre Meisterin. Auch in Sachen Freiwürfe war Heide Felke (119:87 bedeuteten eine Trefferquote von 73,1 Prozent) knapp hinter Klimentova (90:66/73,3 Prozent) Zweitbeste.

Bei den Männern beeindruckte Lamar Oden. Der zwei Meter große Center-Spieler erzielte mit imposanten 505 Korbpunkten eine Liga-Bestmarke. Er schenkte damit sogar John Karaffa (MTV Kornberg/482) noch einen ein. Der erfahrene Götz Graichen (TV Langen II) erzielte 379 "Körbe", was Rang sechs in der Liga-Skala bedeutete. Neunter wurde der langjährige Bundesliga-Recke Rainer Greunke (332). Dieses Duo hängte ihre Teamgefährten deutlich ab. Bruder-Herz Ulf Graichen (182), Jürgen Neumann (181) sowie Bernd Neumann (152) blieben jedoch sicher im dreistelligen Bereich.

Dahin tendieren die übrigen "kleinen Giraffen", wie die zweite Garnitur scherzhaft genannt wird, in der nächsten Saison: Stacy Turnbull (68), Cvijan Tomasevic (66), Axel Hottinger (61), Boris Beck (57), Dirk Rassloff (46), Niki Kühl (41), Thomas Arnold (25), Damian Rinke (10), Markus Hartmann und Lars Dittmann (je 4). Nervenstärke zeigte die junge Formation nur phasenweise, denn die Freiwurfquote von 65,9 Prozent wurde von sechs anderen Teams übertroffen. Der Rangzweite TV Lich (76,1 Prozent) war auf diesem Gebiet die Nummer eins. In der Foulstatistik lag der TV Langen II (402) auf Rang fünf. In der Freiwurf-Einzelskala war John Karaffa (87,7 Prozent) dominant, Rainer Greunke (62:49 = 79,0 Prozent) Fünftbester. dip

KAV fordert für alle Ausländer Wahlrecht

Die Stadtverordneten sollen das, was in ihrer Macht steht, tun, um das kommunale Wahlrecht für "alle in Frankfurt lebenden MigrantInnen" durchzusetzen - nicht nur für EG-Bürger, wie es die Maastrichter Beschlüsse vorsehen. Das hat die Kommunale Ausländervertretung (KAV) auf ihrer jüngsten Sitzung beschlossen, und diese Forderung kommt nun auf die Tagesordnung der nächsten Plenarsitzung des Römer-Parlaments.

Demnach solle die Stadtverordnetenversammlung das Wahlrecht für alle in Frankfurt lebenden Angehörige von 152 Nationen "einklagen". Auch solle sich das Plenum bei der Hessischen Landesregierung stark machen, "eine dahingehende Bundesratsinitiative einzubringen".

Die KAV hält das in Maastricht verabredete EG-Kommunalwahlrecht für "diskriminierend". Es schließe 70 Prozent der in Frankfurt lebenden Ausländer "von kommunalpolitischen Entscheidungen aus". peh

sss sss

Hauptgewinn: teurer Ring

Um einen Brillantring im Wert von 10 000 Mark ist Monika Boivin reicher. Sie bekam das teure Stück bei Juwelier Weiss im Nordwestzentrum von der Filialleiterin Ute Möllenbeck überreicht. Unter rund 30 000 Einsendern gewann die Frankfurterin den ersten Preis bei einem bundesweiten Gewinnspiel des Weiss- Journals. tom

Feinsinnig, klar orientiert Frankfurter Chöre (5): Der Frankfurter Konzertchor

Der Frankfurter Konzertchor ist ein irritierendes Ensemble. Das eine Mal singt man, beispielsweise, Faurés "Requiem" aus der großen Pose heraus, gibt Kraft, gibt Substanz, offenbart sich stilsicher, intonationsrein und nutzt seine Monumentalität (es sind mehr als nur 100 Sänger) zu entspannt sich übermittelnder Dynamik. Affekt ist kein Problem, chorische Schärfe sitzt, fasziniert, ist determinierte, unfehlbare Größe.

Das andere Mal geht man historischem Repertoire feinsinnig, kundig, klar orientiert nach. Da kommt Monteverdis "Orfeo" ebenso klar aus einem stilistisch abgerundeten Guß, kommt Monteverdis "Poppea" ebenso stilistisch wie sanglich und konzertant rund. Oder, später einmal, Johann Sebastian Bachs "Große Messe" in h-Moll: Barockes Geschehen, das sich emotional wie strukturell etabliert, auf die Faszination von Klang und liturgischer Aktion, auf Lebendiges wie Dramatisches ohne Übertreibung, ohne überflüssige Spannungsstilismen, aber auch ohne Purismen erfrischend konkret zugeht.

Ein Chor, der sich auch romantischen "Patterns" angstfrei annähert. Man denkt dabei an eine Einspielung von Gustav Mahlers "Das klagende Lied", op. 1 des Komponisten, das er 1870 beim Wettbewerb der Stadt Wien einreichte, damit durchfiel und in eben diesem Stil trotzig weiterkomponierte.

Gerade die Mahler-Einspielung beweist, daß dieser einmalig reflektierende Chor auch Ausnahmerepertoire mit sicherem Instinkt für Besonderheit zu fixieren weiß: Die expressive Härte der Mahlerschen Choreinträge ("O, leide weh, oh leide") hat ebensoviel handgreifliche Substanz wie die unfehlbar lyrisch getroffenen Momente.

Nun gilt auch der Dirigent des Ensembles, Siegfried Heinrich, als kompetenter wie routinierter Betreuer des Ensembles, das in der Lessing-Schule im Frankfurter Nordend seine Probenheimat hat. Heinrich, Schüler der Dresdner Kreuzschule, wo er naturgemäß im Gesang ausgebildet wurde, erhielt seine Dirigentenausbildung unter anderem bei so renommierten Dirigenten wie Georg Solti.

Seit 1961 ist der uns Frankfurtern mittlerweile wohlbekannte Dirigent künstlerischer Direktor der Bad Hersfelder Festspielkonzerte. Dort dirigierte er auch Uraufführungen gegenwärtiger Literatur, beispielsweise Pendereckis "Lukas-Passion". 1976 erhielt er die Bundesverdienstmedaille und 1983 die Goethe- Medaille. 1988 wurde ihm, wegen seiner Verdienste auf internationaler Ebene zudem das Bundesverdienstkreuz verliehen.

ALEXANDER ULLMANN

Diebe klauten Klamotten und knackten Opferstöcke

KÖNIGSTEIN. Zwei Diebe bedienten sich Donnerstag gegen 12.15 Uhr an einem Kleiderständer vor einem Geschäft in der Frankfurter Straße 5 selbst. Sie entwendeten mehrere Klamotten und verschwanden spurlos. Laut Polizeibericht nahm einer der beiden Langfinger die Kleidungsstücke vom Ständer, während der andere Schmiere stand. Wie wertvoll ihre Beute ist, konnte die Königsteiner Polizei gestern noch nicht sagen.

Einer der mutmaßlichen Täter wird wie folgt beschrieben: etwa 45 Jahre alt, zirka 1,80 Meter groß, schlank, dunkelblond, bekleidet mit heller Hose und rotem T-Shirt.

Um Hinweise bittet die Polizeistation Königstein, die unter der Rufnummer 0 61 74 - 10 35 zu erreichen ist.

KRONBERG. An Spendengeldern vergriff sich ein Langfinger, der laut Kripo zwischen Montag und Dienstag in der Johanniskirche (Friedrich-Ebert-Straße) am Werk war. Er knackte zwei Opferstöcke und sackte vom Ausstellungsregal Postkarten und Kirchenführer ein. Der Schaden wird auf 60 Mark geschätzt. mk

Bundesbahn informiert über Olympische Spiele

Zwei große Video-Wände halten ab heute die Reisenden auf dem Hauptbahnhof über die olympischen Ereignisse in Barcelona auf dem laufenden. Von morgens 6 bis abends um 22.30 Uhr sind die in der Eingangshalle installierten Bildschirme in Betrieb. Organisiert und getragen wird diese Aktion von der Deutschen Sporthilfe.

Schon während der Olympischen Winterspiele in Albertville hatte die Bundesbahn mit den Video-Wänden einen Treffer gelandet. Viele Reisende nutzten die Wartezeiten, um sich über die neuesten Ergebnisse zu informieren.

Einen schriftlichen Ergebnisdienst bietet die Bahn in den Intercity- und ICE- Zügen an. "Zweimal am Tag verteilen unsere Mitarbeiter einen Infodienst, der Auskunft über die neuesten sportlichen Höchstleistungen in Barcelona gibt", erläutert Gerhard Scheuber von der Bundesbahn-Pressestelle. Eine Nürnberger Agentur beliefere sie per Fax mit den neuesten Fakten.

Dieser Ergebnisdienst liegt auch in mehreren Ständern zum Mitnehmen auf dem Hauptbahnhof aus. ki

Samstag / Sonntag, 25. / 26. Juli

Theater Volkstheater Frankfurt, Tel. 28 86 98: Sa., 20.30 Uhr, "Krach in Chiozza"; Innenhof Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23 (bei Regen im Volkstheater).

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: Sa., 21 Uhr, V-Tol Dance Company - "Time Spent in the Company of Bad People"; Studiobühne: Sa./So., 22.30 Uhr, "Watchman" (Kurzfilm).

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 u. 23.30 Uhr, Varieté-Revue. Musik Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Zabriskie Point - "Musik zwischen Steps Ahead & Miles David".

Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eamonn Comerford; So., 15.30 Uhr, Declan Downey.

Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, B-Ebene; So., 19 Uhr, Third Man Lost.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 19 Uhr, Phantarmor; So., 19 Uhr, Bullshit.

Sound Depot, Ostparkstr. 25: 21 Uhr, Karaoke - Jahresendausscheidung.

Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, Hank English Trio; So., 22 Uhr, Piano George.

Summertime Festival: So., 11 Uhr, X-Legged Sally, Historisches Museum, Saalgasse 19; So., 11 Uhr, Skiffle Train - Folk & Country, Burggraben Höchst.

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Sa., 15.30 Uhr, Seementaler Musikanten; So., 15.30 Uhr, Musikverein Waldaschaff.

Kulturkreis Östliches Frankfurt: So., 11 bis 13 Uhr, Rolly Gassmann-Jazzband; Fechenheim, Burglehen/Linn (bei Regen im JUZ Fechenheim, Starkenburger Str. 1).

Palais Osthafen, Daimlerstr./Schielestr.: Sa., 22.30 Uhr, Dancefloor - Black Music Soulful Party.

Kammeroper, Kastanienallee: Sa./So., 20.30 Uhr, "Untreue lohnt sich nicht".

Lieder im Park, Grüneburgpark (bei schlechtem Wetter in der Brotfabrik): Sa., 14.45 Uhr, Jugendmusikgruppe aus Mogliew, Thomas Fritz & Band, Anne Haigis, Ralf Olbrich, Toca Bonito, Terem & Amateurparodisten. Museen / Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu "Miriam Cahn und On Kawara".

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: So., 14 Uhr, Führung zum Thema "Das Leben in der Judengasse".

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: So., 12 Uhr, Letzte Führung durch die Ausstellung "Vier Elemente - Drei Länder".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Luca della Robbia, Erfinder einer neuen Kunstgattung".

Architekturmuseum, Schaumainkai 43: So., 11 Uhr, Letzte Führung durch die Ausstellung "Wohnen und Arbeiten am Fluß. Perspektiven für den Frankfurter Osthafen".

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Fremdes Gold".

Städel, Dürerstr. 2: Sa., 15 Uhr, So., 11 Uhr, Führung in der Sonderausstellung "Richard Diebenkorn - Retrospektive" sowie So., 11 Uhr, Führung in der Gemäldegalerie "Niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was-Wann-Wo". Filme/Kino Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite A 4 im Anzeigenteil. Wanderungen Odenwaldklub: So., 7 Uhr, Wanderung Soonwald; Treffpunkt Paulsplatz (Info 83 66 82).

Taunusklub Frankfurt: So., 14 Uhr, Führung zu ehemaligen Frankfurter Gutshöfen, Treffpunkt: Straßenbahnhaltestelle Heinrich-Hoffmann-Straße (Niederrad).

Volkssportverein 1977 Frankfurt: Sa./So., 7-18 Uhr, 14. Internationale Volkswandertage, Start: Carl-von-Weinberg-Schule, Zur Waldau 21 (Goldstein).

DBV Naturschutzbund (KV Ffm): So., 8 Uhr, Rund um den Huthpark; Treffpunkt Endstation U4/Seckbacher Landstr. (Info 59 78 998).

Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: Sa., 15 Uhr, Führung durch Sindlingen; Treffpunkt S-Bf Sindlingen.

Frankfurter Stadt- & Gästeführer: Sa./So., 15 Uhr, Stadtrundgang, Treffpunkt Justitiabrunnen Römerberg.

Kulturothek: So., 14 Uhr, Stadtbegehung "Das Westend"; Treffpunkt Brunnen vor der Alten Oper. Feste Jugendzentrum Fechenheim Nord, Borsigallee 8-10: Sa., ab 15 Uhr, Sommerfest mit Karaoke, Rockmusik & Sketchen.

Deutscher Pudelklub: Sa., 14 Uhr, Sommerfest, Pudelplatz am Grundweg (Harheim).

Kleingärtnerverein Ackermann: Sa., 14 Uhr, Sommerfest, Sondershausenstraße, (auch So., 10 Uhr).

Niederräder Carneval-Verein: Sa., 17 Uhr Sommerfest im Licht- und Luftbad (Nähe Friedrichsheim).

Arbeiterwohlfahrt Griesheim: So., 11 Uhr, Sommerfest, Bürgerhaus, Schwarzerlenweg 57.

KV "Die Nordendler": So., 11 Uhr, Grillfest, Grillplatz Schwanheimer Bahnstraße.

SPD Fechenheim: Sa., 13 Uhr, Fährfahrt-Sommerfest-Aktion, Bootshaus des Fechenheimer Rudervereins. Sportliches FG Seckbach 02: Sa./So., 12 Uhr, 12. Riedturnier, Sportanlage Seckbach Süd, Hochstädter Straße.

FC Germania 06 Schwanheim: Sa., 11 Uhr, Auftakt zur Sportwerbewoche, Sportanlage Schwanheimer Bahnstraße.

Sonstiges Arbeiterwohlfahrt Goldstein: Sa., 15 Uhr, Ferienspiele rund um das Bürgerhaus, Goldsteinstraße 314.

Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner: Sa., 19.30 Uhr, Tips für die Baumpflege in den Sommermonaten, Kleingartenzentrum, Feldscheidenstraße 2-4 (Eckenheim).

Deutscher Sportbund: Sa./So., 13 Uhr, Schach für alle; Bethmannpark, Friedberger Anlage/Hessendenkmal. Gruppe zur Versöhnung der Völker, Inheidener Str. 67: So., 14 Uhr, Treffen. Märkte/Basare Ev. Zachäusgemeinde Niederrad: Sa., 9-14 Uhr, Flohmarkt auf dem Bruchfeldplatz.

Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstabler Wache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.

Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr. Apotheken

Samstag Folgende Apotheken sind von Samstag, 8.30 Uhr, bis Sonntag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Bahnhof Rödelheim, Westerbachstraße 3, Tel. 7 89 16 11; Apotheke am Bürgerhaus, Griesheim, Waldschulstraße 5; Apotheke im Prüfling, Bornheim, Im Prüfling 30, Tel. 45 12 06; Germania-Apotheke, Friedberger Landstraße 72, Tel. 43 35 36; Hohenzollern-Apotheke, Düsseldorfer Straße 15, Tel. 23 63 37; Holbein-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 88, Tel. 61 67 97; Kurhessen- Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 553, Tel. 52 52 28; Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 98, Tel. 31 69 15; Markgrafen-Apotheke, Markgrafenstraße 6, Tel. 70 92 02; Ostend-Apotheke, Hanauer Landstraße 4, Tel. 44 68 01; Viktoria-Apotheke, Große Bockenheimer Straße 10, Tel. 28 84 24 und 29 37 35.

Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr, bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Adler-Apotheke, Liebfrauenberg 33, Tel. 28 35 25; Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Straße 1, Tel. 39 66 41; Boulevard-Apotheke, Münchener Straße 8, Tel. 23 43 56; Malteser-Apotheke, Berger Straße 176, Tel. 49 00 60; Ronneburg-Apotheke, Preungesheim, Kreuzstraße 7, Tel. 54 58 33; Schiller-Apotheke, Glauburgstraße 64, Tel. 55 23 25; Schloß-Apotheke, Römerstadt, In der Römerstadt 238, Tel. 57 91 96; Schumann-Apotheke, Schumannstraße 36, Tel. 75 24 09; Süd-Apotheke, Sachsenhausen, Stresemannallee 11, Tel. 63 90 61. Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 Uhr, bis Mo., 6 Uhr)

Dr. Bodo von Rhein, Jacques-Offenbach-Str. 14 b, Offenbach, Tel. 84 64 28; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -

Wir gratulieren

Frau Maria und Herrn Erwin Riemann zur Goldenen Hochzeit am 25. Juli.

Erste Konsequenz aus den Korruptionsaffären Günther-Empfehlung verlangt von Kommunen mehr Überwachung / Bald überörtliche Prüfung?

WIESBADEN. Innenminister Herbert Günther (SPD) hat eine erste Konsequenz aus den Korruptionsaffären in mehreren südhessischen Kommunen und Kreisen gezogen. Durch Veröffentlichung im Staatsanzeiger wurde den Kommunen jetzt offiziell ein "Maßnahmenkatalog" empfohlen, der vor allem auf mehr Überwachung bei der Vergabe öffentlicher Aufträge und auf den Einbau von "Hindernissen in den Verwaltungsablauf" zur Vermeidung von Manipulationen setzt.

So sollen nach dem Katalog künftig Planungsaufträge nicht "immer an dasselbe Büro", sondern an verschiedene Auftragnehmer vergeben werden. Planung, Objektüberwachung und Ausführung von Bauleistungen sollen getrennt werden.

Wenn in Sonderfällen Planung und Bauausführung zusammen vergeben werden, sollen unabhängige Fachberater hinzugezogen werden. Aufträge sollen außerdem "grundsätzlich überregional" ausgeschrieben werden. In den Baudezernaten sollen "Innenprüfdienste" eingerichtet werden, die "stichprobenweise Prüfungen durchzuführen haben".

Für Mitarbeiter bei der Bearbeitung "korruptionsanfälliger Vorgänge" sollen jetzt auch "Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Korruption" durchgeführt werden. Überall soll ausdrücklich untersagt werden, daß Firmen oder "verwaltungsfremde Personen" finanzielle oder sonstige "Leistungen zu Gemeinschaftsveranstaltungen der Beschäftigten erbringen".

Der Katalog ist von einer Arbeitsgruppe des Innenministeriums erarbeitet und - nachdem er intern bereits bekannt war - vom Städtetag sogar in einer Presseerklärung Anfang Juli noch einmal ausdrücklich gefordert worden. Anders als das Ministerium sehen die kommunalen Spitzenverbände nun aber auch die Möglichkeit, "mit diesem Maßnahmenkatalog den in jüngster Zeit aus dem politischen Raum verstärkt erhobenen Forderungen nach Einführung einer überörtlichen Rechnungsprüfung zu begegnen". Die Kommunen wollen eine solche überörtliche Prüfung (etwa durch den Rechnungshof), die es in allen anderen Bundesländern in irgendeiner Form gibt, nicht. Der Innenminister dagegen steht der Forderung nach überörtlicher Prüfung laut Sprecher Gert-Uwe Mende inzwischen "unentschieden" gegenüber, will sich aber auf jeden Fall an den Ergebnissen einer dazu eingerichteten Arbeitsgruppe der vier Landtagsfraktionen orientieren.

In dieser Arbeitsgruppe setzt sich zunehmend die Einsicht durch, daß auch in Hessen überörtlich geprüft werden sollte, wie es vor allem die FDP seit langem fordert. In dieser Woche haben sich auch die Grünen erstmals klar für die Einführung einer überörtlichen Prüfung der kommunalen Rechnungsführung ausgesprochen. "Noch in diesem Jahr" solle die Landtags- Arbeitsgruppe dafür einen Gesetzesvorschlag vorlegen, forderte nun auch der Grünen-Abgeordnete Horst Burghardt. me

Stillegungsantrag abgelehnt Der Streit um die Biebesheimer Müllöfen wird härter

RIEDSTADT/DARMSTADT. Abgelehnt hat das Regierungspräsidium Darmstadt einen Stillegungsantrag der Gemeinde Riedstadt gegen die bestehende HIM-Sondermüllverbrennungsanlage Biebesheim. Die Nachbarkommune hatte ihre Initiative damit begründet, daß der Planfeststellungsbeschluß von 1982 für beide vorhandenen Öfen der Sondermüllverbrennungsanlage nichtig sei und für die ebenfalls betriebene Emulsionsanlage keine abfallrechtliche Zulassung vorliege.

Dazu erklärte gestern das Regierungspräsidium, daß die vorhandenen Verbrennungsöfen in Biebesheim (Kreis Groß- Gerau) aufgrund rechtswirksamer Planfeststellungsbeschlüsse von 1974 und 1982 betrieben würden. Entgegen der Riedstädter Auffassung sei der erste Planfeststellungsbeschluß von 1974 nicht außer Kraft gesetzt worden, weil mit der Durchführung des Vorhabens innerhalb von fünf Jahren nach Unanfechtbarkeit des Beschlusses begonnen worden sei.

Insgesamt ist in den zurückliegenden Tagen die Gangart zwischen Gegnern und Befürwortern der Sondermüllverbrennungsanlage deutlich härter geworden, nachdem ein Vertragstext über den Betrieb der Anlage am Veto der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KAG) Sondermüllverbrennungsanlage scheiterte.

Gestern kündigte der Erste Beigeordnete von Riedstadt, Wolfgang Stork, vor der Presse außerdem an, daß die Kommune gegen den Widerspruchsbescheid des Regierungspräsidiums klagen werde. Riedstadt hatte gerügt, die Nachrüstungen seien ohne öffentliche Beteiligung vorgenommen worden und außerdem nicht Stand der Technik.

Riedstadt will jetzt auf diesem Weg erreichen, daß auch die vorhandene Verbrennungsanlage in das noch anhängige Planfeststellungsverfahren für den dritten Ofen einbezogen wird. Argument: Der der Anlage zugrunde liegende Planfeststellungsbeschluß von 1982 sei zwei Dutzend mal einschneidend verändert worden - ohne öffentliche Beteiligung. cas

CDU gegen die Pläne von Wentz

Eine "autofreie Hauptwache", wie sie als rot-grünes Projekt von Planungsdezernent Martin Wentz am Mittwoch angekündigt worden war, lehnt der CDU- Stadtbezirksverband Innenstadt ab. Die Christdemokraten sind dagegen, das Straßenstück zwischen Roßmarkt / Katharinenpforte und Großer Eschenheimer Straße / Biebergasse für den Individualverkehr völlig zu sperren und Hauptwache und Zeil zu einer zusammenhängenden Fußgängerzone zu pflastern. "Gewisse Hauptschlagadern müssen, insbesondere für den Wirtschaftsverkehr, erhalten bleiben", forderte Johannes Theißen, Chef der Innenstadt-CDU, am Freitag, "es muß auch in Zukunft die Durchfahrbarkeit der Innenstadt gewährleistet sein."

Die geplante "Abriegelung" stelle bei der Struktur der Frankfurter City - Theißen: "wenige leistungsfähige Hauptverkehrsadern" - einen "massiven Eingriff" dar. Ein "Veröden der Innenstadt in den Abendstunden und an den Wochenenden" stehe zu befürchten. CDU-Mann Theißen sieht sich da in einer Linie mit Frauendezernentin Margarethe Nimsch (Grüne), "die gerade aus Sicherheitsaspekten für Frauen die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Individualverkehr für zwingend erforderlich hält".

In diesem Zusammenhang kritisiert die Union auch eine, wie sie sagt, "weitere Schikane gegen Autofahrer": Das Parkhaus Hauptwache sei in den toten Winkel geraten und nur noch schwer erreichbar geworden - wegen der "absolut schwachsinnig geplanten und durchgeführten" neuen Verkehrsführung im Bereich Katharinenpforte und Salzhaus (Drehen der Einbahnrichtung). Theißen: "Die Autofahrer werden nun zu langen Umwegfahrten gezwungen, um ein verkehrsgünstig gelegenes Parkhaus erreichen zu können."

Diese "erkennbare Fehlplanung" müsse, so die CDU, korrigiert werden. Auf jeden Fall müsse man die Beschilderung der neuen Situation anpassen, damit die Autofahrer nicht Irrwege in Kauf nehmen müßten, "sondern das Parkhaus auf kürzestem Wege erreichen können". peh

Nun auch noch Pavillons Neue Lösungsvariante für Unterbringung der Asylbewerber

MAINTAL. Nach Containern und Fertighäusern sind nun auch Pavillons ins Spiel gebracht worden, um in Maintal Asylbewerber unterzubringen. Der Haupt- und Finanzausschuß, inzwischen vom Parlament mit entsprechenden Vollmachten ausgestattet, ist deswegen eigens gestern abend zu einer nichtöffentlichen Sitzung zusammengekommen, um eine entsprechende Entscheidung zu fällen.

Die neue Lösungsvariante geht auf eine Blitz-Offerte des Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa an die Stadt Maintal zurück. Wie berichtet, hatte der Vizelandrat am Dienstag dieser Woche wenige Stunden vor der Sondersitzung des Maintaler Stadtparlaments das Angebot einer Firma unterbreitet, wonach bis Ende August vier Fertighäuser errichtet werden könnten, in den rund 100 Asylbewerber Platz hätten. Das würde die Stadt "keinen Pfennig Geld kosten", sagte Pipa.

Das erste Angebot der südhessischen Firma wurde aber von der Stadt Maintal als nicht akzeptabel eingestuft. Mit den kostenträchtigeren Fertighäusern lassen sich offenbar die Nebenkosten nicht decken. Weitere Verhandlungen zwischen der Stadt Maintal und der Firma führten nun zu der Pavillon-Lösung. Die Pavillons sollen 100 Personen aufnehmen. Erster Stadtrat Dr. Karl-Heinz Schreiber nannte in der jüngsten Magistratspressekonferenz den 1. September als Bezugstermin. Analog des Parlamentsbeschlusses können bis Ende August weitere 40 Asylbewerber in Wohncontainern untergebracht werden.

Der Kreis hatte der Stadt Maintal in der vorigen Woche angekündigt, wegen Rückstands beim Zuweisungs- Soll müsse sie am 23. August das gesamte dem Kreis zugeteilte Kontingent in Höhe von 100 Asylbewerbern übernehmen. Die Stadt Maintal steht nun in Verhandlungen mit dem Kreis, diese eine Woche zu überbrücken.

Die erneute Unterbringung von Asylbewerbern in der Maintal-Halle Dörnigheim, die im Juni in Abwesenheit der drei Hauptamtlichen noch zum Eklat geführt hatte, scheint damit vom Tisch.

Bei der Firma, mit der die Stadt in Verhandlung steht, handelt es sich um ein in Maintal bereits bekanntes Unternehmen. So hat die Firma den als Kita genutzten Pavillon in der Eichendorffstraße und die beiden Pavillons an der Albert-Einstein-Schule errichtet. hok

Angetrunkener Fahrer raste gegen den Baum

KÖNIGSTEIN. Ein Autofahrer raste am Freitag früh gegen 1.15 Uhr am Kreisel gegen einen Baum und verletzte sich leicht. Der Polizei zufolge kam der Wagen noch vor der Ausfahrt Kronberg nach rechts von der Fahrbahn ab. Als Unfallursache wird Alkoholgenuß und "nicht angepaßte Geschwindigkeit" vermutet. Den Schaden beträgt etwa 1 500 Mark. mk

CDU bittet zum Grillfest für Daheimgebliebene

GROSSKROTZENBURG. Zu einem zweitägigen "Grillfest für Daheimgebliebene" lädt die örtliche CDU für das Wochenende ein. Die Feier unter den Linden im alten Ortskern beginnt am Samstag, 25. Juli, um 16 Uhr. Zum Einstieg servieren die Christdemkraten "duftenden Handkäs" und Apfelwein. Später garen Steaks und Thüringer Bratwürstchen nach Originalrezepten auf dem Grill. Für Vitaminfans steht ein Salatbuffet bereit.

Der Frühschoppen am Sonntag beginnt um 10.30 Uhr. Nach Ende des Gottesdienstes spielen die "Original Krotzebojer" auf. Die Küche kann kalt bleiben. Denn gegen Mittag werfen die Kommunalpolitiker ein zweites Mal den Grill an.

Bei Regen dienen zwei Zelte als Unterschlupf. jur

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 24. Juli in Milligramm je Kubikmeter

Stoffe und Grenzwerte*

Königstein

SO2 (1,00) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,02 (0,01) Ozon (0,12) 0,16 (0,18)

(in Klammern Werte vom Vortag) * nach VDI-Richtlinie 2310

Die Werte wurden von der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) im Wald an der Billtalhöhe bei Königstein gemessen.

SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen und Staub werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei- Stunden-Mittelwert angegeben.

Ozonkonzentrationen liegen nachmittags höher. Sie werden zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei- Stunden-Mittelwert angegeben.

Als Grenzwerte empfiehlt der Verein Deutscher Ingenieure bei Ozon 0,12 Milligramm, bei SO2 ein Milligramm und bei NO2 0,2 Milligramm.

Mountainbiker verletzte sich bei Sturz schwer

KÖNIGSTEIN. Schwere Verletzungen zog sich ein Mountainbike-Fahrer am Donnerstag bei einem Sturz zu: Der Radler blieb, als er den Langen Weg kreuzen wollte, mit seinem Vorderrad im parallel zum Pfad verlaufenden Graben hängen und stürzte über den Lenker. Die Reparaturkosten des Zweirads schätzt die Polizei auf 300 Mark. mk

Statt des Ziehbrunnens gibt es heute "den Hotz" Bis 24 Uhr sitzen die Gäste in den kleinen Gärtchen Von unserem Redaktionsmitglied Dorothe Knipp LANGEN. Eigentlich heißt die Gartenwirtschaft "Zum Waldhaus", doch Insider sagen schlicht und einfach: "Laßt uns zum Hotz gehen." Denn der alte Karl Hotz baute vor 42 Jahren das Lokal auf dem Anwesen seiner Eltern an der Koberstädter Straße, die heute Außerhalb heißt, mitten durch den Hainer Wald führt und auf der Grenze zwischen Langen und Dreieich liegt. Dort, auf dem elterlichen Areal, stand ein Ziehbrunnen, den Wanderer auf ihren Touren nie missen wollten. Karl Hotz, der 1947 schwer verwundet aus dem Zweiten Weltkrieg heimkehrte, schöpfte dann gerne für die Wandersleut' Wasser draus, um ihren Durst zu stillen. Es dauerte nicht lange, dann gab es auch Bier und Wein bei der "Tränke". Hotz baute ein weißes Haus, das er später mit Holz verkleiden ließ, um dem Haus passend zur wäldlichen Umgebung einen Fachwerkcharakter zu geben.

Nur neun Jahre führte er als Wirt den Familienbetrieb. Als er starb, übernahm seine 21jährige Tochter Thea Treut, geborene Hotz, das Geschäft. Mittlerweile hat sie auch schon 33 Jahre lang das Zepter in der Hand. "Es ist noch immer ein reiner Familienbetrieb, und da bin auch stolz drauf", sagt sie, die jeden Abend - außer dienstags, dem Ruhetag - bis 24 Uhr in der Küche steht, brutzelt, kocht, rührt, abschmeckt - alles zum leiblichen Wohl ihrer Gäste.

Gemeinsam mit ihrem Ehemann und zwölf Aushilfskellnern schmeißt sie den Laden. "Wir sind den ganzen Abend auf Trab, und da muß jeder Handgriff sitzen", sagt die Wirtin mit fester Stimme, aber bemerkt etwas leiser, daß sie sich langsam auch nach Ruhe sehnt. In ein oder zwei Jahren will sie das Restaurant verpachten. Thea Treut: "Ich möchte mich mal erholen und ausruhen." Der Wunsch ist verständlich. Ihre Gartenwirtschaft ist in den Sommermonaten solch ein beliebtes Ziel aus nah und fern, daß unangemeldete Gäste von 20.30 Uhr an großes Glück haben müssen, um noch einen der 200 Plätze unter freiem Himmel zu ergattern. Die Gäste, Familien und viele junge Leute, kommen aus dem Rodgau, aus Dreieich, Langen, Frankfurt, Offenbach, dem Main-Taunus-Kreis, aus Darmstadt und Hanau dorthin gereist, um schöne Abendstunden zu verleben. Denn dort ist nicht, wie in städtischen Gartenkneipen, Feierabend um 22 Uhr. Bis 24 Uhr darf draußen gesessen werden. Je nach Vorliebe suchen sich die Besucher einen Platz an weißen Tischen mit weißen Stühlen drumherum in der Weinlaube, dem Rosengarten, dem Ebbelwoi-Garten oder in der Nußbaum-Ecke. Idyllisch sind die Gärtchen im großen Garten durch ihre spezifischen Pflanzenarten oder Baumarten voneinander abgetrennt. Nur im Ebbelwoi-Garten wird zünftig an Holztischen und -bänken getafelt. Mit grünen und bunten Lichterketten werden nach Sonnenuntergang die Bäume illuminiert.

Neben den 200 Außenplätzen bietet die Gastwirtschaft auch noch rund 60 Plätze im Haus an. Die Nußbaum-Ecke und die Weinlaube sowie die Terrassenplätze direkt vor der Theke, wo auch Platz zum Tanzen ist, sind überdacht. Bei starken Regengüssen können auch noch durchsichtige Kunststofftrennwände zugezogen werden, so daß Gäste vollends vor ungewollten Duschen geschützt werden.

Wenn es im Frühherbst abends kühler wird, und auch die mitgebrachten Pullover oder Jacken nicht mehr genügend Wärme beim Plausch in gemütlicher Runde geben, wird der offene Kamin in der Nähe der Theke angezündet. Bei knisternden Holzspänen und züngelnden Flammen schmeckt dann das Holzfällersteak noch einmal so gut.

Thea Treut bietet ihren Gästen eine Palette für jeden Geschmack auf der Speisekarte an. Es gibt natürlich Handkäs mit Musik (6 Mark), 250 Gramm heiße Fleischwurst (7,50 Mark), einen Großen Salatteller (9,90 Mark) oder Rumpsteak für 21 Mark. Aber das beliebteste Gericht scheint das Paprikaschnitzel für 17,50 Mark zu sein. "Viele kommen nur deswegen zu uns", sagt die Wirtin. Denn sie hat eine spezielle Zubereitungsart, die die Gäste mögen. Thea Treut verrät: "Das Schnitzel natur wird in Paprika eingelegt und später mit Sahne beträufelt."

Als Durststiller kann zwischen Alkohol und antialkoholischen Getränken gewählt werden. Über Bier vom Faß (0,4 Liter kostet 4 Mark), Ebbelwoi im Glas (2,20 Mark) oder bembelweise sowie Weinen aus Frankreich, der Pfalz, Spanien oder Rheinhessen (Glas mit 0,2 Liter kostet 4,80 Mark) bis zu Softdrinks und alkoholfreiem Bier gibt es die Wahl.

Eine Bushaltestelle direkt vor dem Lokal ermöglicht den Besuch im Waldhaus auch ohne Auto oder Fahrrad. Die Linien 970 und 973 halten dort. Außerdem gibt es einen Waldhaus-Parkplatz für rund 60 Autos und einen weiteren für zirka 20 Fahrzeuge auf der anderen Straßenseite. Fahrräder können ebenfalls am Parkplatz abgestellt werden.

"Theaterdonner": Festival am Wiesbadener Neroberg

Theaterdonner in Wiesbaden. Während der nächsten zwölf Tage soll sich auf dem Neroberg ein "Theaterdonner" ereignen, der allerdings als Festival anzusehen und keineswegs zu fürchten ist: Auf dem Festival auf dem Neroberg präsentieren auf dem Gelände an der Nerobergbahn während der nächsten Tage neunzehn Freie Theatergruppen aus Wiesbaden über 25 verschiedene Inszenierungen. Das Festival wird von den Theatern selbst gestaltet.

Grund, das Festival zu begehen, ist nicht allein der Wunsch, gutes Theater zu zeigen, sondern auch der, auf die Situation der Freien Theaterszene aufmerksam zu machen, die natürlich in der Landeshauptstadt nicht weniger schwierig und nicht weniger verfahren ist als zum Beispiel in Frankfurt.

Auch in der Landeshauptstadt ist zwischen Wollen und Vollbringen die Hürde der fehlenden finanziellen Unterstützung aufgebaut, und nicht zuletzt soll das Fest die potentiellen Geldgeber davon überzeugen, daß sie ihre möglichen Zuwendungen nicht in den Sand gesetzt hätten.

Die Palette der Aufführungen reicht vom Ein-Mann-Flohzirkus über Kinder- und Tanztheater bis zum experimentellen Theater und zur Performance. Und für Montag, 27. Juli, haben die Theaterleute um 12 Uhr im Theaterzelt eine Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Kultur angesetzt. wp

Nach Brustkrebs ist Bewegung wichtig

An brustkrebsoperierte Frauen wendet sich ein Nachsorgeprogramm des Landessportbundes Hessen, das es seit 1987 gibt. Neu ist, daß seit dem 1. Juli Bewegungsübungen nach solchen Operationen ärztlich verordnet werden und sich die Krankenkassen an den Kosten beteiligen. Damit werden die Betroffenen ebenso wie die Sportvereine finanziell entlastet, und der Landessportbund geht davon aus, daß die Finanzhilfe der Kassen die Gründung neuer Reha-Sportgruppen nach Brustkrebs wesentlich erleichtert.

Bislang wird das Programm "Bewegung, Spiel und Sport in der Brustkrebsnachsorge" in 17 hessischen Sportvereinen angeboten. Die Übungsleiterinnen sind speziell ausgebildet.

Im Raum Frankfurt gibt es für betroffene Frauen drei Anlaufstellen: Evangelische Familienbildung, Darmstädter Landstraße 81, Frankfurt 70, Übungszeit mittwochs von 17 bis 18 Uhr, Kontakt Hannelore Kump, Telefon 68 49 06; OSC Höchst, Johannesallee 39, montags von 18 bis 20 Uhr, Anne Eiden, Telefon 0 61 96 / 62 290; TV Offenbach, Goethestraße 11-15, Offenbach, montags 17.30 bis 19 Uhr, Susanne Wörner, Telefon 88 79 35. tom

Verlängerte Sperrstunde

HANAU. Anläßlich der Großauheimer Kirchweih wird die Sperrzeit für Samstag, 25. Juli, Mittwoch, 29. Juli, und Samstag, 1. August, bis jeweils 3 Uhr des darauffolgenden Tags verlängert.

Briefe an die Redaktion

"Tempo 30-Bildchen bringen gar nichts" Verkehrsberuhigung in Langen-Oberlinden: Eine Bürgerinitiative will zwar Tempo 30, aber ohne bauliche Veränderungen (FR vom 22. Juli 1992):

Bisher habe ich mich zurückgehalten als Frau eines Stadtverordneten. Heute schreibe ich als Mutter von drei Kindern und Tagesmutter von Kleinkindern.

Warum wird die BI Oberlinden in den Sommerferien so aktiv, wenn die Familien in Urlaub sind ? Erwartet sie hier weniger Widerspruch ?

Vor zwölf Jahren sind wir nach Oberlinden gezogen und warten schon lange auf verkehrsberuhigende Maßnahmen. Die Kinder müssen an einer unübersichtlichen Stelle den Forstring überqueren. Um die Straßenseite zu wechseln, sind sie auf ihr Gehör angewiesen. Sie müssen hören, ob ein Auto kommt, denn wenn das Auto gesehen wird, kann es zu spät sein.

Der Forstring/Ginsterbusch wird von vielen Bewohnern des Neubaugebietes an der Albert-Einstein-Schule als Schleichweg benutzt und schon aus diesem Grund muß die Straße für Raser unattraktiv gemacht werden. Auffallend ist, daß die Raser jung und im Rentenalter sind, die das Gefühl dafür noch nicht oder wieder verloren haben, wieviel Zeit Kinder brauchen, um die Straße zu überqueren. Der Forstring ist eine Grenze. Kleinen Kindern muß man verbieten, den Forstring allein zu überqueren.

Es ziehen wieder mehr und mehr Familien nach Oberlinden, müssen die jetzt auch solange warten, bis hier etwas geschieht ? Wahrscheinlich ist Herr Karn (Sprecher der Bürgerinitiative) noch nie mit 30 km/h eine verkehrsberuhigte Straße gefahren, sonst hätte er festgestellt, daß man da nicht bremsen muß, sondern ohne Schwierigkeiten die vorgesehenen Maßnahmen passieren kann.

Die Straßen nur mit Tempo 30-Bildchen zu bemalen, bringt nichts, da lacht man nur darüber. Hält man sich an die vorgegebene Geschwindigkeit, wird man von hinten gedrängt oder überholt und es kommt zu gefährlichen Situationen.

Der Bürgersteig auf dem Forstring /Ginsterbusch Innenseite ist viel zu schmal. Die Kinder haben Mühe, mit ihren Rädchen den Weg zu befahren. Kommt dann noch ein Fußgänger entgegen, entstehen brenzlige Situationen.

Im Interesse meiner und vieler anderer Kinder hoffe ich auf verkehrsberuhigende Maßnahmen. Angelika Gottschling, Langen

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Morde von Staden: Prozeß beginnt am 6. August Hinter verschlossenen Gerichtstüren / Richter Eisenberg fragt: "Urteilten wir früher zu lasch?" Von unserem Mitarbeiter Volker Trunk

WETTERAUKREIS. Das Verbrechen liegt rund 16 Monate zurück. Es war am Abend des 9. März, als im Florstadter Ortsteil Staden die beiden Ehepaare Monika und Ralf Reis sowie Billy und Cheryl Hawthorne ermordet wurden. Jetzt müssen sich die beiden 18jährigen Jugendlichen Rainer B. (Nieder-Florstadt) und Peter Sch. (Ilbenstadt) wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes in vier Fällen sowie Siegfried S. (Dorn-Assenheim) wegen Beihilfe vor der Ersten Großen Strafkammer des Gießener Landgerichts verantworten. Die Hauptverhandlung beginnt am 6. August.

Weil die Beschuldigten bei den ihnen zur Last gelegten Straftaten noch nicht volljährig waren, finden die neun anberaumten Termine einschließlich der Urteilsverkündung ohne Öffentlichkeit statt. 34 Zeugen und mehrere Sachverständige wurden für den Prozeß in die mittelhessische Universitätsstadt bestellt.

Der Vierfach-Mord von Staden wirft grundsätzliche Fragen auf. Denn die Jugendkriminalität ist heute längst nicht mehr nur ein Phänomen großstädtischer Ballungszentren. Der Jugendrichter und stellvertretende Direktor des Friedberger Amtsgerichts hat für seinen Zuständigkeitsbereich einen dramatischen Zuwachs von Jugendstrafverfahren registriert. Im Altkreis Friedberg plus Butzbach wurden zum 15. Juli bereits 65 Prozesse vor den Jugendschöffengerichten geführt. Damit ist in der Jahresmitte rein statistisch schon die Gesamtzahl der Verfahren von 1991 erreicht.

"Keinesfalls nur Bagatellfälle", sagt der Jurist im Gespräch mit der FR, "sondern handfeste Brüche, Erpressungen, Raub, gefährliche Körperverletzung, Seriendelikte." Eisenberg, der zwischen 1977 und 1988 in Gießen urteilte, kam vor zweieinhalb Jahren nach einer kurzen Interimszeit im Wiesbadener Justizministerium nach Friedberg. Er hat seine praktischen Erfahrungen in puncto "echtes kriminelles Verhalten bei Jugendlichen" ausgewertet und dabei deutliche Tendenzen festgestellt:

Desolate Familienverhältnisse seien der bedeutendste "kriminalitätsverursachende Faktor". Bei fast zwei Drittel der jungen Menschen habe der "Draht zum Elternhaus" gefehlt. Die "Vorlebe-Situation" der Eltern (zum Beispiel Fernsehen, Video, Alkohol) übe zudem einen nachhaltigen Einfluß auf das Verhalten der Kinder aus. Überraschend sei, wie häufig filmische Gewalt von den Heranwachsenden nachgeahmt werde. "Erschreckend" sei die steigende Brutalität bei Körperverletzungen, die beobachtete "Orientierungslosigkeit", der "Werteverfall" und - nicht zuletzt - die "Abgestumpftheit gegenüber Leichen".

Weder in der Schule noch im Elternhaus greife heute der Mechanismus der "sozialen Kontrolle". Die derzeit weit verbreitete Auffassung auf dem Sektor des Jugendstrafbereichs, "immer milder zu urteilen", stößt bei Eisenberg auf Widerspruch. "Wenn überhaupt", dann könnte Strafe noch bei Jugendlichen, deren Charakter und Wesenszüge noch nicht ganz ausgeprägt seien, eine gewisse Wirkung zeitigen. "Wir müssen uns fragen, ob wir als Jugendrichter nicht zu lasch werden."

Der Jurist plädiert für "längerfristige, strukturelle Änderungen". Es reiche nicht aus, daß sich der Staat "erst im äußersten Fall" in die Familiensorge einschalte. Der Anonymität sowohl im Elternhaus als auch in der Schule müsse wirksamer begegnet werden. Mit gleichermaßen kurzfristigen wie populären Programmen kann nach Auffassung von Werner Eisenberg "überhaupt nichts mehr erreicht werden". Schließlich sei die Jugendkriminalität auch "ein entscheidender Qualitätsindex, der die in der Politik getroffenen Entscheidungen bewertet".

(Einen ausführlichen Vorbericht zu dem Florstädter Mordprozeß lesen Sie heute auf der Hessenseite.)

Neuer Ärger um den Tannenwald Regierungspräsident sagt: Reha-Klinik muß genehmigt werden

BAD HOMBURG. Der Bau einer Rehabilitations-Klinik am Westrand des "Kleinen Tannenwalds" ist nach dem gültigen Bebauungsplan zulässig. Das hat die Prüfung einer entsprechenden Bauvoranfrage durch den Regierungspräsidenten (RP) ergeben, sagt Stadtrat Heinrich Gerhold. Vorschläge für die Stadtverordneten, wie jetzt weiter verfahren werden könne, arbeite der Magistrat zur Zeit aus. Nach der Sommerpause könne das Parlament entweder das Vorhaben billigen oder den Bebauungsplan aufheben.

Gerhold weist den Vorwurf der SPD zurück, "daß es dem CDU/FDP-Magistrat nicht besonders eilig ist, diese politische Entscheidung durch das Parlament herbeiführen zu lassen", wie die SPD-Fraktionsvorsitzende Beate Fleige in einer Presseklärung meint. Er habe erst die Stellungnahme der Aufsichtsbehörde abwarten müssen und die sei erst am 26. Juni eingegangen, argumentiert Gerhold.

Der Bebauungsplan "Kleiner Tannenwald" umfaßt zwei Sonderbaugebiete, die für Kur-Einrichtungen vorgesehen sind. Zum kommunalpolitischen Dauerstreit wurde er, als im östlichen Teil statt der erwarteten ruhigen Kureinrichtung ein großes Hotel geplant wurde, gegen das eine Bürgerinitiative vehement zu Felde zog und eine Normenkontrollklage anstrengte. Der positive Bauvorbescheid wurde schließlich zurückgezogen. Der Hotel-Investor droht seitdem mit Schadensersatzklage, die aber laut Gerhold bis jetzt noch nicht eingereicht wurde.

Auch für den westlichen Teil des Geländes gab es zunächst eine Hotel-Bauvoranfrage, die aber abgelehnt wurde. Danach wurden die Pläne für eine Rehabilitationsklinik eingereicht. Um klarzustellen, "ob es sich dabei tatsächlich um eine Kureinrichtung und nicht um ein ,verdecktes Hotel' handelt" - so Gerhold - habe die Stadt die Angelegenheit dem Regierungspräsidenten zur Prüfung vorgelegt. nau

Zur Sache: Hohe Kosten, kein Parkplatz

KRONBERG. Etwas über fünf Millionen Mark würde nach Schätzungen von Fachleuten der Umbau der Kronberger Burg zu einem Museum kosten. In dieser Summe sind die Reparaturarbeiten am Dach ebenso enthalten wie die Sanierung der Außenwände, die Einrichtung von Toiletten, sogar Heizung und Klimatisierung der Räume - unabdingbare Voraussetzung für die Einrichtung eines Museums mit wertvollen Bildern.

Offen bleiben eine Reihe von wichtigen Problemen wie die Frage der Fluchtwege, der Deckenstabilität bei Nutzung der Burgräume als Museum, Feuerschutzauflagen wie beispielsweise der Einbau einer Sprinkleranlage, Auflagen durch den Landeskonservator oder die Gewerbeaufsicht und vor allem das Problem: Wo sollen die Museumsbesucher ihre Autos abstellen?

Die damit verbundenen Kosten dürften erheblich sein, während die Betriebskosten mit jährlich 100 000 Mark in der Berechnung niedriger liegen als bei der alten Grundschule.

Außerdem müßte die Stadt 163 000 Mark an Personalkosten aufbringen für eine Museumsleiterin oder einen -leiter, eine Sachbearbeiterin oder einen Sachbearbeiter als Halbtagskraft sowie eine weitere Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter, denn ohne Aufsicht geht es in keinem Museum. w

Die Trinkwasserversorgung für die Stadt Hanau ist gesichert Oberbürgermeister Martin sieht die Lage "bei weitem nicht so dramatisch" wie in anderen Gegenden Hessens

HANAU. Auch wenn das hessische Umweltministerium in seine Gefahrenabwehrverordnung zur Trinkwassersicherung ab August die Stadt Hanau mit einbezogen hat, Oberbürgermeister Hans Martin als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke sieht die Lage in Hanau "bei weitem nicht so dramatisch" wie in anderen Gebieten Südhessens. Mit 24 000 Kubikmeter liege die Tagesabgabe der Stadtwerke in diesen heißen Sommertagen "nur" um rund 2500 Kubikmeter über dem durchschnittlichen Tagesverbrauch. Diesen "geringen" Anstieg führen die Stadtwerke auf die Urlaubszeit und auf bewußt sparsames Verhalten der Verbraucher zurück.

Der Wasserverbrauch in Hanau ist in den Jahren zwischen 1978 und 1991 um 16 Prozent zurückgegangen, vor allem dank der Bemühungen von Industrie, Stadt und US-Armee. Dagegen sei der Verbrauch in den Haushalten angestiegen. Im Zeitraum seit 1978 sei diese Abgabe von vier auf 4,6 Millionen Kubikmeter jährlich gestiegen.

Durch zahlreiche niedergebrachte Tiefbrunnen in den vergangenen Jahrzehnten habe sich die Versorgungssicherheit in der Stadt "wesentlich verbessert". Trotzdem gäben die Stadtwerke Anreize zum Wassersparen im Rahmen eines Förderprogramms im Wert von 250 000 Mark. Bisher haben rund 1700 Kunden Sparperlatoren und Klo-Spareinsätze bei den Stadtwerken abgeholt. Zahlreich vorliegende Anträge für Regenwasser-Sammelanlagen sollen in Kürze bearbeitet werden.

Martin setzt auf umfassende Sparinformationen statt Bußgelder für Verstöße gegen Vorschriften der Gefahrenabwehrverordnung. Strafen könnten nur das letzte Mittel sein. him

Hamburger taucht in Barcelona zum dritten Mal in seiner Karriere bei Olympischen Spielern ins Wasser Der schwimmende Pilot Stefan Pfeiffer will wahrlich kein Überflieger sein Freistil-Spezialist will unbedingt das Dutzend an Medaillen vollmachen / Als "ewiger Zweiter und Dritter" hat er immer das Optimale herausgeholt Aus Barcelona berichtet unser Redaktionsmitglied Harald Stenger

Stefan Pfeiffer streift sich nach dem Training über das nasse Haar und sinniert: "Es wird Zeit, daß es endlich losgeht." So wie der 26 Jahre alte Hamburger denken viele Athleten in Barcelona, aber die meisten müssen noch etwas auf ihren Olympia-Einsatz warten. Die Schwimmer aber kämpfen bereits ab Sonntag in der Arena Bernat Pirconell um Medaillen. Im deutschen Aufgebot ist Pfeiffer gleich aus mehreren Gründen eine Ausnahmeerscheinung.

Der Aufenthalt in der katalanische Metropole bedeutet für ihn nämlich den dritten Olympia-Start seiner Karriere, in einer schnellebigen Sportart wie Schwimmen eine Rarität. Und dann kann Pfeiffer gleich auf eine weitere Rekordmarke hinweisen: Seit der Europameisterschaft 1983 in Rom gewann er mit Ausnahme der WM 1986 in Madrid bei seinen alljährlichen internationalen Einsätzen bei Titelkämpfen stets eine Medaille - insgesamt elf an der Zahl, und allzu gern würde er natürlich in diesen Tagen das Dutzend voll machen. Wer es so weit gebracht hat, kann mit Fug und Recht für sich in Anspruch nehmen, daß eine grundsolide Einstellung und Zuverlässigkeit seine Zierden sind.

"Ich bin eben doch wie ein VW-Käfer, der auch läuft und läuft und läuft", charakterisiert er sich selbst. Um sofort hinterherzuschieben: "Wenn ich daran denke, wer in all den Jahren, seitdem ich in der Nationalmannschaft dabei bin, gekommen und gegangen ist, empfinde ich das schon als eine Supersache, daß ich mich erneut für Olympia qualifizieren und damit meine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen konnte." Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen und eine Erklärung dafür ist, daß er nie den Spaß an seinem Sport verloren hat - trotz aller Höhen und Tiefen. Pfeiffer macht keinen Hehl, daß er schon gelegentlich in ein "Loch" fiel und trainingsmüde war, es manch gutes Argument gegeben hätte, das Aufhören zu begründen. Die Problematik löste er auf seine Weise. Wenn es eine Phase oder einen Tag gab, wo er keine Lust hatte, quälte er sich nicht künstlich und wider Willen, sondern genoß die Regeneration, ehe er die Alltagsarbeit im Becken um so konzentrierter anging.

Dies war auch deshalb nicht selbstverständlich, weil er eigentlich nie ein ganz Großer war, ihm vielmehr der ihn bis heute erzürnende Makel des "ewigen Zweiten und Dritten" anhaftete. Jeweils fünfmal Silber und Bronze heimste er ein, bis ihm 1991 bei der WM in Perth der große Coup gelang und er Gold mit der 4x200-m-Freistil-Staffel bejubeln konnte. Doch die zuvor erzielten Erfolge bewertet er als genauso wertvoll und er hat dafür eine ganz plausible Begründung. Nie hatte er eine bessere Placierung verpaßt, sondern immer das für seine Verhältnisse Optimale erreicht.

Die "Königsstaffel" ist in Barcelona erneut seine große Medaillenhoffnung, nachdem er 1984 in Los Angeles Bronze über 1500 m Freistil und vier Jahre später Silber in der gleichen Disziplin gewann. Seinen Staffelplatz im Finale am Montagabend hat er allerdings noch lange nicht sicher. Morgens im Vorlauf muß er eine entsprechend schnelle Zeit hinlegen, um sich zu qualifizieren. Da mit der Endlaufteilnahme im deutschen Lager fest gerechnet wird, schauen nämlich der deutsche Meister Christian Keller und der in der Weltjahresbestenliste noch vor ihm placierte Steffen Zesner nach ihrem Start im Einzelrennen am Sonntag beim ersten Staffel-Auftritt zu - die vier Schnellsten des Sextetts sollen dann acht Stunden später auf Medaillenjagd gehen.

Pfeiffer ist im deutschen Team auch deshalb eine Sondergröße, weil er im Gegensatz zum Gros der Schüler und Studenten schon eine abgeschlossene Berufsausbildung hinter sich hat. Der Hamburger ist Pilot von Beruf. Demnächst will er sogar in die Leitung einer Firma einsteigen, von denen es rund um den Globus nur sechs gibt. In der ausgefallenen Branche der Kunstflieger und Himmelsschreiber verdient er in diesem Unternehmen schon jetzt mit Luftwerbung sein Geld.

Von jeher hatte Pfeiffer ein Faible für Technik und Abenteuerliches. Der stets gut sortierte Werkzeugkeller des Vaters war für ersteres ideale Spielwiese. Letzteres, das Fliegen, lernte er mit 15 Jahren per Zufall bei einem Urlaubs-Rundflug über Teneriffa kennen. Dabei hat es gefunkt, und inzwischen hat er das Hobby zum Beruf gemacht. Derzeit besitzt der wagemutig durch die Lüfte schwirrende Schwimmer eine Lizenz für einmotorige Maschinen, doch allzu gern würde er irgendwann einmal im Cockpit eines Jets sitzen; die langwierigen Prüfungen auf dem Weg dorthin will er in den nächsten Jahren in Angriff nehmen.

Jetzt ist er aber erst einmal mit ganzem Herzen bei den olympischen Schwimm-Wettbewerben, zumal er nicht nur in der Staffel, sondern auch über 400 und 1500 m Freistil startet. Bei allem sportlichen Ehrgeiz freut er sich darüber hinaus auf die Tage im olympischen Dorf. Weilte er 1984 in Los Angeles noch mehr zum Surfen und Grillen am kalifornischen Strand, so waren ihm vor vier Jahren in Seoul die Begegnung mit anderen Athleten und der Besuch diverser Veranstaltungen weitaus wichtiger: "Olympia hat seine eigenen Gesetze. Man kann nur jedem Teilnehmer wünschen, daß er das relativ früh begreift und die Atmosphäre auskostet."

Von Israel Aufklärung verlangt

fa MÜNCHEN, 24. Juli. Bayerns Justizministerin Mathilde Berghofer-Weichner (CSU) hat Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) aufgefordert, in Israel auf Aufklärung über Presseberichte zu dringen, wonach ein Teil der Geiseln beim Olympia-Attentat 1972 durch Polizeikugeln gestorben sein sollen. In einem Brief bat sie Kinkel, die Regierung in Tel Aviv zu veranlassen, "uns umgehend alle in Israel angeblich vorhandenen Unterlagen zugänglich zu machen". Bisher sei "unklar", was mit dem in der israelischen Presse erwähnten "Ballistik-Gutachten" gemeint sei. Es sei jedoch "unerträglich, daß uns ein angebliches Gutachten entgegengehalten wird, das bisher, aus welchen Gründen auch immer, nicht näher bezeichnet worden ist", schrieb sie.

Laut dem waffentechnischen Gutachten des Bayerischen Landeskriminalamtes vom Januar 1973 , aus dem die Justizministerin am Mittwoch im Landtag zitiert hatte, ist keine der Geiseln durch Fehlschüsse der Polizei getötet worden.

GBL-Quartett aus Partei ausgeschlossen Grünes Votum fiel mit großer Mehrheit / Steidl: Rausschmiß war nicht korrekt Von unserem Redaktionsmitglied Christina Wallenda MÖRFELDEN-WALLDORF. Im Hauskrach der Grünen wurde am Donnerstag abend zum Finale geblasen: Unter Ausschluß der Öffentlichkeit beschloß die Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit, Matthias Steidl, Oliver Koban und Wilma Frühwacht-Treber (alle GBL) mit sofortiger Wirkung aus dem Ortsverband der Grünen auszuschließen und den Ausschluß auf Kreis-, Bundes- und Landesebene zu beantragen. Gleiches gilt auch für Stadtrat Dirk Treber, weil er in die Sache doch stärker involviert sei, als dies zunächst den Anschein gehabt habe. Einzig Dagmar Fischer kam mit einem blauen Auge davon. Zwar stand auch sie auf der Abschußliste, doch kam bei ihr nicht die für das Ausschlußverfahren erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit zustande. Was sich am Donnerstag abend hinter verschlossenen Türen im Vereinsraum des "Goldenen Apfel" abspielte, ist der Höhepunkt im vor Wochen offen ausgebrochenen Konflikt zwischen dem Grünen-Ortsverband und Grüner Bürgerliste (GBL), jener nach den Rücktritten von Günter Meinke, Norbert Schwappacher und Harald Weimar auf vier Köpfe geschrumpften Fraktion. Ihr war bereits Ende Juni während einer Mitgliederversammlung das Vertrauen entzogen worden, nachdem die GBL sich weigerte, die als Nachrückerinnen nominierten Andrea Winkler, Ursula Kuppert und Marie Krupp in die Fraktion aufzunehmen.

Daß jetzt sogar ein Parteiausschlußverfahren gegen die Rest-Fraktion der GBL angestrengt wurde, offenbart, wie tief das Zerwürfnis tatsächlich geht, fuhren die Grünen hier doch eines der schärfsten Geschütze auf, das eine Partei zur Verfügung hat. Begründet wurde der in Abwesenheit von Dagmar Fischer, Wilma Frühwacht-Treber und Dirk Treber eingeleitete Schritt mit dem "für die Grünen fatalen, parteischädigenden Verhalten" des GBL-Quartettes, berichtete Grünen-Vorstandsmitglied Andrea Winkler am Tag nach der Sitzung der FR. Die Versammlung, bei der auch zahlreiche Gründungsmitglieder mit von der Partie waren, seien "empört und fassungslos über das selbstherrliche Verhalten des Quattro-Infernale", erklärte Winkler. Die Liste der Verfehlungen, die der Rest-GBL im Verlauf der dreistündigen Sitzung angelastet wurden, ist lang. Von Verleumdung einzelner Parteimitglieder, Erpressung des Ortsverbandes, der rechtswidrigen Spaltung der Fraktion reicht sie bis hin zur Nichtbeachtung von Parteibeschlüssen und Mißbrauch des Stadtverordnetenmandats. Besonders scharf wurde das Schreiben kritisiert, das die GBL Anfang Juli "an Vereine, Verbände und Einzelpersonen" in der Stadt verschickt habe. Ein Schreiben, das den Konflikt aus GBL-Sicht darstellt und um Unterstützung wirbt. Die überwiegende Mehrheit, so Andrea Winkler, sei der Meinung gewesen, "daß ein solches Verhalten für den Ortsverband nicht länger tragbar ist".

Abgestimmt wurde über jeden Antrag einzeln und geheim, "weil wir da schon die Rolle der einzelnen differenziert gesehen haben", erklärte Winkler und fügte an, daß allgemein vor allem Wilma Frühwacht-Treber und Dirk Treber, der trotz des Parteiausschlusses als Stadtrat indes nicht abgewählt, sondern "sein Gehalt mit Arbeit verdienen" soll, als die treibenden Kräfte gesehen worden seien.

Bewertet wird der vorläufig letzte Akt im Trauerspiel der Grünen unterschiedlich. Während Andrea Winkler einen insgesamt sachlichen Versammlungsablauf konstatiert, spricht Matthias Steidl von einem "Tribunal, das da aufgezogen wurde". Es sei gar nicht um Argumente gegangen, meinte er, sondern sehr schnell sehr persönlich geworden, wobei auch Schläge unterhalb der Gürtellinie plaziert worden seien.

Außerdem sei der Parteiausschluß ohnehin nicht korrekt, meinte Steidl. Der Ortsverband müsse den Ausschluß erst beim Kreisverband genehmigen, der dann - unter Einbeziehung einer Schiedskommission und Anhörung beider Seiten - seine Entscheidung treffe. Aber gegen die könne Berufung eingelegt werden. Spätestens vor dem Landesverband sei Schluß: denn "daß die uns ausschließen werden, glaube ich nicht, da besteht im Kern Einigkeit".

Eine Welt & viele Kulturen Historiker fordern neuen Blick auf die Weltgeschichte

DARMSTADT. Die wissenschaftlich- technische Zivilisation ist dabei, auch noch den entlegensten Regionen der Erde ihren Stempel aufzudrücken. Die Produktionsweisen der Hochtechnologie werden zur Norm, die jedes Land befolgen muß, das auf den internationalen Märkten konkurrieren will. Und auch das Konsumverhalten der Menschen folgt mehr und mehr den gleichen Mustern.

Wenn man ihn nach der heutigen süd- und mittelamerikanischen Kultur frage, stellte jetzt der Lateinamerika-Experte Ian Roxborough auf einer Konferenz über "Global Civilization and Local Cultures" an der TH Darmstadt fest, so fielen ihm nur Fußball, Rockmusik, Hamburger und soap operas ein. Das aber sagt Roxbourough ohne jede Polemik. Kulturkritische Betrachtungen sind dem Sozialwissenschaftler aus New York fremd.

Er untersucht die politischen und kulturellen Auswirkungen der von den westlichen Staaten durchgesetzten neoliberalen Wirtschaftspolitik. Diese führt in Lateinamerika zu einer krassen Einschränkung der staatlichen Handlungsfähigkeit: die hochverschuldeten Regierungen müssen zum einen den Forderungen der Handelspartner und der internationalen Institutionen gerecht werden; zum anderen sehen sie sich zu - nicht haltbaren - Versprechungen an ihre eigene Bevölkerung gezwungen, um das "Investitionsklima" in ihren Ländern nicht zu gefährden.

Die Abhängigkeit von den Vorgaben und Konjunkturschwankungen der internationalen Märkte und die populistisch-autoritären Regierungen schaffen dann ein Klima, in dem Guerillabewegungen und gewalttätige Unruhen in den städtischen Elendsquartieren gedeihen. Und für eine moralische Erneuerung machen sich die protestantischen Fundamentalisten der Evangelikalen stark, die in Lateinamerika zur Massenbewegung geworden sind.

Die Historiker und Sozialwissenschaftler aus aller Welt, die jetzt in Darmstadt zum zweiten Mal zusammenkamen, gehen davon aus, daß Weltgeschichte unter den Bedingungen fortgeschrittener internationaler Abhängigkeiten neu geschrieben werden muß. Zumindest die Zeit nach 1945 kann, wie sie meinen, nicht mehr von der traditionellen Disziplin der "world history" angemessen untersucht werden. An ihre Stelle müsse "global history" treten. Dieses Konzept soll nicht nur der Tatsache gerecht werden, daß die wissenschaftlich-technische Zivilisation die Formen der Produktion und des Konsums weltweit angleicht. Es soll auch der Erfahrung Rechnung tragen, daß die Weltbevölkerung im Verhältnis zur bedrohten Umwelt immer mehr zusammenrückt und mit den gleichen Überlebensfragen konfrontiert ist.

Doch die Tatsache, daß sich Lebensformen weltweit angleichen, ist nur eine Seite der Medaille. Auf den Siegeszug der westlichen Zivilisation antworten Kräfte, die die Rückbesinnung auf die eigene, "ursprüngliche" Kultur einklagen. Ob es sich dabei um ethnisch definierte "Nationen" in Osteuropa handelt, oder aber um religiös motivierte Revolten der Evangelikalen in Südamerika, um die Massenbewegungen für einen "Neuen Hinduismus" in Indien oder aber um den islamischen Fundamentalismus in den arabischen Staaten: überall wird auf die als Überfremdung und Unterdrückung erfahrene neue Weltzivilisation mit dem Appell ans kulturell Eigene und vermeintlich Ursprüngliche reagiert. - Sudhir Kakar (Neu-Delhi) beschrieb in Darmstadt die Gefühle der Isolation und Desorientierung, die die rapide Modernisierung bei vielen Menschen auslöst. Traditionelle Formen der sozialen Gemeinschaft, aber auch die erlernten produktiven Fähigkeiten werden zerstört und entwertet. Breite Bevölkerungsschichten fühlen sich als Opfer, nicht mehr als Akteure der sozialen Entwicklung. Um aber das Heft wieder in die Hand zu bekommen und das gestörte Selbstbewußtsein zu kurieren, sprechen sie auf eine Propaganda an, die sich auf die überlegenen Werte einer "nationalen" Tradition beruft.

Kakar erläuterte das an der indischen Bewegung für eine "neue Identität der Hindus". Diese als Wiedergeburt proklamierte, zugleich aber konstruierte Identität muß ihre Grenzen bestimmen und sich von anderen Gruppen, zumal den Moslems, scharf absetzen. Die eigene Gemeinschaft wird idealisiert, die Fremden dagegen werden diskriminiert und zugleich als eine Bedrohung erfahren, der gegenüber man sich zur Wehr setzen muß.

Die Tendenzen der Partikularisierung und Abgrenzung sind aber nicht nur als Reaktion auf die Vereinheitlichung durch die Weltzivilisation zu verstehen. Sie sind selbst geprägt durch die Strukturen und Werte dieser Zivilisation.

Der islamische Fundamentalismus nimmt, wie Bassam Tibi (Göttingen) erläuterte, allein die technologischen Instrumentarien des Westens gerne in Anspruch, während er zugleich die westlichen Normen verwirft und bekämpft. Doch auch die moralischen Normen der europäischen Aufklärung beeinflussen indirekt die Forderung, daß die je eigene Kultur vor der Unterdrückung und Zerstörung durch eine bornierte und expansive Zivilisation geschützt werden müsse. Denn das Prinzip der Selbstbestimmung ist ein fundamentaler Wert dieser Aufklärung.

Zwar forderte Tu Wei-Ming (Cambridge, Mass. und Honolulu), daß die von der Aufklärung geprägte Mentalität des Westens sich von autochthonen Kulturen belehren lassen müsse, um die destruktiven Auswirkungen der Modernisierung zu bewältigen. Dem jedoch entgegnete Wang Gungwu (Hong Kong), daß die Selbstkritik der Aufklärung nur der Aufklärung selbst entspringen könne. Zwar habe diese Aufklärung ihre dunklen Seiten; die alternativen Kulturen, auf die Tu Wei-Ming verwies, trügen aber mindestens ebenso düstere und erschreckende Züge.

Es ist nicht eben häufig, daß eine geisteswissenschaftliche Disziplin es mit den Herausforderungen des Zeitgeschehens aufzunehmen versucht. Die Vertreter der "global history" jedoch sind bemüht, die traditionelle Geschichtsschreibung so umzuformen, daß die neuesten und künftigen Entwicklungen gerecht werden können. Dabei machen die Wissenschaftler keinen Hehl daraus, daß sie noch ganz am Anfang stehen. Neue Begriffe und Methoden sind von Nöten, um die Phänomene und Prozesse der neuen Weltzivilisation in den Blick zu bekommen. Die wachsenden Abhängigkeiten in einer zusammenschrumpfenden Welt bringen für das alltägliche Leben der Menschen, für die Politik, aber auch für die Wissenschaften ganz neue Herausforderungen mit sich. ANDREAS KUHLMANN

Mehr Nach- als Vorteile entdeckt Untersuchung der Jungen Union zur Karbener Oberstufe

KARBEN. "Wohnortnähe auf der einen Seite, ein gutes Kursangebot und eine schülergerechte Stundenplangestaltung auf der anderen Seite sind Zielsetzungen, die sich hinsichtlich der Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe in Karben widersprechen." Zu diesem Ergebnis ist die örtliche Junge Union (JU) in einer Untersuchung gelangt, mit der sie ihre ablehnende Haltung zu der vom Kreistag bereits beschlossenen Einführung der Oberstufe zum Schuljahr 1994/95 an der Kurt-Schumacher-Schule untermauert.

Bei der Untersuchung habe man sich auf die vier Aspekte "Wohnortnähe, Kursangebot, Stundenplangestaltung und Zukunftsperspektiven" konzentriert, erläutert JU-Vorsitzende Alexandra Schäfer. Wohl biete eine Oberstufe an der Schumacher-Schule für viele Karbener Schüler den Vorteil der Wohnortnähe. Jedoch würde das Kursangebot deutlich hinter dem Angebot der "Konkurrenzschulen" zurückbleiben. Ursache hierfür wäre nach Auffassung der JU die gegenwärtig zu geringe Jahrgangsbreite von nur 50 bis 60 Schülern und Schülerinnen. Diese hätte laut Hessischem Schulgesetz eine Begrenzung auf vier Leistungskurse zur Folge - womit nur etwa 30 Prozent der Schüler/-innen zufrieden seien, wie ein Vergleich mit den Leistungskurswahlen der Abiturjahrgänge 89 und 90 der Friedberger Augustinerschule gezeigt habe.

Das von den Befürwortern der Oberstufe angeführte Argument steigender Schülerzahlen wird von der CDU-Nachwuchsorganisation hinterfragt. Die Junge Union geht davon aus, daß sich der Trend zunehmender Geburtenzahlen "schon in wenigen Jahren umdrehen wird, wenn nämlich ausschließlich die geburtenschwachen Jahrgänge Nachwuchs bekommen", so Alexandra Schäfer. Um diesen Effekt auszugleichen, müßte die Stadt Karben in wenigen Jahren auf mindestens 30 000 Einwohner anwachsen, was aber "eher unwahrscheinlich" sei.

"Herausgefunden" hat die JU nach ihren Angaben auch, daß sich das Angebot der "Konkurrenzschulen" durch eine Karbener Oberstufe verschlechtern würde. Ein Mehr an Schülern in Karben bedeute zwangsläufig ein Weniger an Schülern woanders. Darüber hinaus, argwöhnt die JU, sei an einer kleineren Oberstufe wie in Karben aus organisatorischen Gründen "in stärkerem Maße" mit Nachnmittagsunterricht zu rechnen. Alexandra Schäfer: "Da besteht die Gefahr, daß manche Schüler mittags und in den Freistunden ohne Unterricht sinnlos in der Schule sitzen und erst am späten Nachmittag nach Hause kommen."

Unterm Strich, so schlußfolgert die Junge Union, müsse hinsichtlich der Oberstufeneinführung zwischen dem Vorteil der Wohnortnähe und dem Nachteil der unzureichenden Stundenplangestaltung abgewägt werden. Die Karbener JU gibt dabei der größeren Kursvielfalt den Vorzug. Die Einrichtung der gymnasialen Oberstufe in 1994 lehnt sie daher ab. "Zu einem späteren Zeitpunkt" könne erneut darüber nachgedacht werden, wenn sich bis dahin die in der Untersuchung aufgezeigten Voraussetzungen geändert hätten. Dies setze insbesondere voraus, daß die Schülerzahlen langfristig stiegen und die organisatorischen Probleme an einer kleineren Oberstufe "durch Änderung des Schulsystems" nicht mehr aufträten.

Ihre Untersuchung zur "Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe in Karben und ihre Perspektiven" hat die Junge Union in einemr achtseitigen Faltblatt veröffentlicht. Es ist kostenlos bei JU- Vorsitzender Alexandra Schäfer, Ramonville Straße 4a, 6367 Karben, Telefon 06039/43906, erhältlich. mu

Zinserhöhungen "Viertel Punkt ist bankenfreundlich"

Wenn die Bundesbank das Geld verteuert, wie jüngst durch die Anhebung des Diskontsatzes um einen dreiviertel Punkt auf die Rekordmarke von 8,75 Prozent, haben Banken und Sparkassen oft nichts Eiligeres zu tun, als ihre Kreditzinsen nach oben anzupassen. An Argumenten fehlt es der Branche nicht, hatte doch zuletzt Bundesbankpräsident Helmut Schlesinger selbst die Erwartung geäußert, daß sich die neuerliche Verschärfung der Geldpolitik nicht nur in den Konditionen der Wechselkredite (diese können die Institute bei der Währungsbehörde zum Diskontsatz refinanzieren), "sondern über eine kurze oder kürzere Zeit bei allen kurzfristigen Krediten" niederschlagen werde. Und so gaben denn etliche Geldhäuser bereits die Leitzinserhöhung teilweise in vollem Umfang - 0,75 Prozentpunkte - an ihre Kreditkunden weiter oder kündigten dies an - auch bei Kontoüberziehungen, die mit dem Diskontsatz überhaupt nichts zu tun haben. Bei den Sparzinsen hingegen tat sich, wie gehabt, erst einmal nichts.

Ob die Banken allerdings im Recht sind, wenn sie ihre Kreditnehmer so viel stärker zur Kasse beten, darf in vielen Fällen bezweifelt werden. Rainer Metz, Finanzexperte der Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen, hat angesichts der laufenden Zinserhöhungsrunde mal in sein gut sortiertes Archiv gegriffen und ein Urteil gefunden, das für betroffene Schuldner von größtem Interesse sein dürfte. So entschied der Bundesgerichtshof am 6. März 1986: "Wenn sich eine Bank in einem formularmäßigen Kreditvertrag einseitig eine Zinsänderung vorbehält, so ist eine derartige Klausel grundsätzlich dahin auszulegen, daß sie lediglich eine Anpassung . . . des Vertragszinses an kapitalmarktbedingte Änderungen der Refinanzierungskonditionen der Bank gem. § 315 BGB ermöglicht." Nach diesem Paragraphen des Bürgerlichen Gesetzbuchs muß eine durch einen Vertragspartner festzulegende Leistung (hier der Zins) "nach billigem Ermessen" bestimmt werden; die "Billigkeit" kann gerichtlich überprüft werden. In ihrem Spruch (Az.: III ZR 195/84) hielten die Karlsruher Richter fest, auch das Ausmaß einer statthaften Zinserhöhung oder gebotenen -senkung müsse sich an der Veränderung der Refinanzierungsmöglichkeiten der Bank orientieren. "Selbst bei einem Anstieg des Kapitalmarktzinses kann eine gegenüber dem Kunden vorgenommene Zinserhöhung (teilweise) unbillig sein, wenn die Bank frühere Senkungen des Zinsniveaus nicht an den Kunden weitergegeben hat." Die Darlegungs- und Beweislast dafür, daß ihre Bestimmung der Zinssätze der Billigkeit entspreche, wies der BGH der beklagten Bank zu.

Nun macht die Geldbeschaffung der Banken über Diskontkredite nur einen kleinen Teil der gesamten Refinanzierung aus. Von der Mittelaufnahme der Institute bei der Bundesbank entfielen im Juni 72 Milliarden Mark auf diese Wechselkredite, aber 139 Milliarden auf Wertpapierpensionsgeschäfte als längst wesentlich bedeutendere, indes von der Diskonterhöhung nicht betroffene Quelle. Eine noch ungleich größere Rolle bei der Refinanzierung spielen beispielsweise die Spareinlagen, die sich ja für die Banken nicht verteuert haben.

Kundenschützer Metz hält vor diesem Hintergrund schon eine Zinserhöhung um einen viertel Punkt bei laufenden Krediten für "noch bankenfreundlich". Darüber hinausgehende Aufschläge sollten die Darlehensnehmer nach seiner Ansicht keinesfalls akzeptieren. Besteht die Bank dennoch darauf, empfiehlt Metz Betroffenen eine Feststellungsklage mit dem Antrag, daß die Zinserhöhung nicht der Billigkeit entspricht. ski

Geschäftsleute fürchten um ihre Existenz Verkehrspolitik der Stadt als Grund angeführt / Ergebnis von IHK-Umfrage liegt vor

WIESBADEN. Weniger Kunden, Rückgang des Umsatzes und schleichender Verlust an Attraktivität in der City: Einzelhändler und Handwerker, Ärzte und Rechtsanwälte, Gastwirte und Ingenieure sehen sich in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht und malen ein düsteres Bild von der Zukunft der Innenstadt. Grund für den Pessimismus: die Verkehrspolitik der Stadt, deren Ziel es ist, allmählich die Autos aus dem Zentrum zu verbannen.

Die Sperrung von Friedrich- und Luisenstraße und das Anwohnerparken sind den Gewerbetreibenden der Landeshauptstadt seit langem ein Dorn im Auge. Sie liegen deswegen im Dauerclinch mit Verkehrsdezernent Dieter Berlitz (SPD). Ihre Schelte untermauerten sie jetzt mit einer Umfrage unter Händlern, Handwerkern und Freiberuflern, deren Ergebnis niemanden in Wiesbaden überrascht: Die Straßensperrung wurde fast einhellig abgelehnt; knapp die Hälfte der Betriebe klagt über einen Rückgang in punkto Kunden, und immerhin 40 Prozent beschwerten sich über Umsatzverluste - durchschnittlich um mehr als 16 Prozent. Mit dieser Neuauflage ihrer vehementen Umsatzverluste beklagt Kritik brachen die Wiesbadener Geschäftsleute einmal mehr einen heftigen politischen Streit vom Zaun. Denn Stadtrat Dieter Berlitz reagierte ungehalten auf die neuerlichen Vorwürfe, sprach von "Vorurteilen, statt objektiver Umfrage-Ergebnisse" und unterstellte, daß die befragten Unternehmen "vor allem aus dem Bauch" geantwortet und in erster Linie "ihre politische Meinung wiedergegeben haben".

Für diese harsche Abfuhr handelte sich der Stadtrat prompt Tadel von der CDU ein. Christemokrat Ulrich Weinerth ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Dieter Berlitz verhalte sich in Sachen Verkehr starrköpfig und ignoriere als "notorischer Besserwisser" die Fakten und Alarmsignale.

Die "Alarmsignale": Da sich Kunden- und Umsatzrückgang im allgemeinen "nur schleichend" bemerkbar machten, müsse die Wiesbadener Entwicklung mit durchschnittlich 16prozentigem Umsatzminus als "existenzbedrohlich" angesehen werden. IHK-Hauptgeschäftsführer Zsolt Gheczy: "Es wäre verhängnisvoll abzuwarten, ob sich die beobachteten Tendenzen weiter fortsetzen oder abschwächen werden."

Händler, Handwerker und Gastwirte, Ingenieure, Ärzte und Rechtsanwälte fordern deshalb, die ungeliebten Verkehrsbeschränkungen in der City auszusetzen. Und zwar so lange, bis der öffentliche Nahverkehr ausgebaut, genügend Park- and-ride-Plätze angelegt, ein Parkleitsystem eingeführt und ein Verbundsystem mit dem Umland geschaffen worden sind. Kurzum: bis die "schnelle und preiswerte Erreichbarkeit der Innenstadt" gewährleistet ist.

Schützenhilfe erhalten die Gewerbetreibenden von der CDU: Die Sperrung der Innenstadt sei gegen jedwede Vernunft und zu einem solchen Zeitpunkt durchgesetzt worden, daß es "katastrophale Folgen für das Wirtschaftsleben in der City" haben müsse. Die Christdemokraten bauen auf die Zukunft: Man werde alles daran setzen, daß spätestens nach der Kommunalwahl in wenigen Monaten "die Karten im Wiesbadener Verkehrspoker neu gemischt werden".

Ähnliches befürchtet wohl auch Oberbürgermeister Achim Exner und schlägt versöhnliche Töne an. Im Gegensatz zu seinem Parteifreund und Magistratskollegen Dieter Berlitz empfiehlt er eine Gesprächsrunde mit den Repräsentanten der Wirtschaft. Und plädiert für eine "sachliche Auseinandersetzung mit den Argumenten der Verbände", die über nachteilige Auswirkungen der städtischen Verkehrspolitik klagen. Achim Exner: "Die IHK-Untersuchung wird auf die Tagesordnung des Magistrats gesetzt."

Gemeinsam mit den Vertretern der Wiesbadener Wirtschaft und Stadtplanern soll überlegt werden, wie die Innenstadt attraktiver werden kann. Der Rat- OB will Gesprächsrunde hauschef versprach, sich persönlich dafür einzusetzen, daß sich "beide Seiten, Verkehrsteilnehmer und Verkehrsplaner, kompromißfähig zeigen".

In der Kritik an Dieter Berlitz sind sich sogar die Grünen mit der IHK einig. "Auch wir vermissen ein ganzheitliches Verkehrskonzept." Allerdings beschränkt sich diese Gemeinsamkeit allein auf die Stadtrat-Schelte. Anson- sten klaffen zwischen den verkehrspolitischen Vorstellungen von Öko-Partei und Industrie, Handel und Handwerk Welten. Die Grünen möchten nämlich die Innenstadt noch rigoroser für den Autoverkehr sperren.

MARGIT FEHLINGER

Eine Sparkasse als Spielbank Offenbacher machen eine schnelle Mark an der Börse

OFFENBACH. Wie macht man eine schnelle Mark? Mit Hütchen-Spiel, auf der Rennbahn zocken, im Spielcasino den Rubel rollen lassen oder lieber die Bank der Offenbacher als Spielbank benutzen? Die 32jährige Arzthelferin Claudia Lange aus Dietzenbach hat letzteres getan und innerhalb von zehn Wochen 10 428,18 Mark gewonnen. Das ist hessischer Rekord und bundesweit der 69. Rang bei 4 450 Teilnehmern. Ihr Vater, der öfters an der Börse spekuliert und mit mickrigen 1 104,57 Mark Gewinn nur 87. in der hessischen Rangliste wurde, erklärt das gute Abschneiden seiner zur Zeit urlaubenden Tochter so: "Sie hat sich bei mir immer Tips geholt, sich aber dann nicht daran gehalten."

Die Sparkassen laden seit einigen Jahren bundesweit zum Börsenspiel ein: Mit einem fiktiven Kapital von 100 000 Mark kann jeder an der Börse spekulieren und auch leider nur fiktive Gewinne einstreichen. Bundessieger wurde ein Württemberger. Er machte 78 649,41 Mark gut, Verlierer war ein Westfale, er setzte 30 000 Mark in den Sand. 58 Prozent aller Teilnehmer erzielten einen Gewinn.

Die Städtische Sparkasse Offenbach hatte erstmals zu diesem Wettbewerb aufgerufen, in der Hoffnung, künftig mehr Kundschaft für Börsengeschäfte zu interessieren. Sparkassendirektor Horst Klepzig sagte bei der Siegerehrung: Nur 4,5 Prozent der Bundesbürger sind Aktienbesitzer, in Frankreich sind es 16, in Großbritannien 21 und in den USA über 50 Prozent." Warum haben sich 26 Offenbacher am Börsenspiel beteiligt? Ist es Habgier? Für Joachim Görsch, der mit 8 337 Mark Überschuß zweiter in Offenbach, siebter in Hessen und 143. in der Republik wurde, ist es eher der Nervenkitzel und der Spaß am Risiko. In der ersten Phase seines Spiels hatte er zunächst mit einer deutschen Aktie satte 30 000 Mark plus gemacht, dann aber mit einer japanischen Aktie wieder 20 000 Mark verloren. Görsch sagt achselzukkend: "Mit dem Spielgeld spekuliert man eben riskanter als mit dem eigenen."

Risiko und Chance klaffen an der Börse weit auseinander, die Börse ist der Seismograph der wirtschaftlichen und der politischen Entwicklungen, wissen die Hobby-Aktienhändler und deshalb sammeln sie fleißig Informationen in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen und den Fernsehmagazinen. Hans Joachim Muend, der mit einer Gewinnsumme von 3 773 Mark fünfter wurde, beklagt sich: "Es gibt zu wenig Informationen über die amerikanischen Aktien."

Die Hobby-Spekulanten gerieten schnell ins Fachsimpeln. Während der Wettbewerbsphase im April und Mai gab es jedoch kaum weltbewegende politische Ereignisse mit Einflüssen auf die Börsenkurse. Zur Zeit, so klagt Günter Haendel, mit 4 241 Mark vierter Sieger und 13. in Hessen, bewege sich an der Börse auch nicht viel. Schuld daran ist die Bundesbank mit ihrer restriktiven Zinspolitik: "Hohe Zinsen sind Gift für die Börse."

Schuld an den sinkenden Börsenkursen sei auch die deutsche Einheit. Die Bundesregierung muß viel Kredit zur Finanzierung der Vereinigung aufnehmen. Die Inflation grassiert. Es ist wegen des ost-westlichen Umtauschkurses 2:1 zu viel Geld im Umlauf. Horst Klepzig macht sich Sorgen: "Mittelständische Unternehmen, die ihre Geschäfte mit Krediten zwischenfinanzieren, können bald die Zinsen von 14 bis 15 Prozent nicht mehr verdienen. Im Herbst wird es viele Insolvenzen geben."

Die Börsen-Spekulanten hoffen auf den Frühling, dann müsse die Bundesbank Spekulation im Unterricht einfach wieder die Zinsen senken, soll die Konjunktur nicht vollends den Bach runter gehen. Außerdem werde nach den amerikanischen Präsidentenwahlen die amerikanische Konjunktur wieder anspringen. Klepzig warnt: "Der US-Wirtschaft ist ein Republikaner als Präsident allerdings lieber als ein Demokrat."

Weil man beim Börsenspiel kinderleicht, aber schmerzlich die Zusammenhänge der Wirtschaft ("An der Börse wird nicht geklingelt, und: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben) verstehen lernt, bietet die Sparkasse im Herbst einen neuen speziellen Wettbewerb für Schulklassen an. Sie erhalten ein fiktives Kapital von 50 000 Mark und erlernen in Zusammenarbeit mit ihrem Lehrer im Wirtschaftskunde-Unterricht die Spielregeln des Börsenspiel.

Übrigens: Daß das Börsenspiel auch ein Glücksspiel sein kann, mußten einige Sparkassen-Profis erfahren. Beim jetzt abgeschlossenen Wettbewerb landeten sie abgeschlagen hinter den Amateuren mit einer Gewinnsumme von nur 1 812,44 Mark auf dem 15. Platz, wurden 80. auf der hessischen und 1350. auf der Bundes-Rangliste. lz

Juso-Postkarten für Grundrecht auf Asyl

OBERURSEL. Massenweise Post erhält dieser Tage der SPD-Bundestagsabgeordnete Dietrich Sperling aus Königstein. Keine sonnige Urlaubsansicht ziert die Karten: Zwei Erhängte sind abgebildet.

Darüber steht: "Die Streichung des Asylrechts wirkt todsicher!!!" Und darunter heißt es: "Verfolgte brauchen unsere Solidarität und Hilfe. Nein zur Änderung des Art. 16 GG. Jusos Hessen."

Die geballte Hand mit der Rose daneben ist sinnbildlich: Die Jungsozialisten als Stachel im Fleisch der Mutterpartei. Mit ihrer hessenweiten Postkarten-Kampagne wollen die Jungpolitiker SPD-Abgeordnete in ihren jeweiligen Wahlkreisen dazu bringen, in Bonn "keiner Änderung" des Grundrechts auf Asyl zuzustimmen. Denn, so heißt es im Rotgedruckten: "Die Aussage des Berliner SPD-Programmes von 1991, ,Das Asylrecht für politisch Verfolgte muß uneingeschränktes Grundrecht bleiben', muß auch weiterhin Gültigkeit haben."

Die Oberurseler Jusos warben beim letzten Termin im "Orscheler Sommer" für die Postkarten-Aktion. Gleich 40 Konzertbesucher adressierten eine Karte an Dietrich Sperling, Am Rabenstein 14, 6240 Königstein. Wer die Juso-Aktion unterstützen möchte, wendet sich an den Oberurseler SPD-Stadtverordneten Markus Diel, Platanenstraße 7-9, Tel. 7 95 36. mk

Monika Baumgartl zeigt Frauen, wie sie sich wehren können Schrecken in Wut verwandeln Raus aus der Opferrolle Von Ulrike Bauer

WIESBADEN. "Eine Grundwut auf Dreckschweine ist die beste Antriebskraft zur Selbstverteidigung." Zack. Der Satz sitzt. Und trifft wie ein Schlag. Worte, die wie Waffen wirken, von einer Frau, die anderen Frauen helfen will, sich zu wehren.

Monika Baumgartl setzt auf schlagfertige Argumente: "Jede Frau sollte die Chance bekommen, Techniken zu lernen, die ihr helfen, sich gegen Gewalt zur Wehr zu setzen." Doch allzu oft, meint sie, fühlen sich weibliche Mitglieder in perfektionistischen Kampfsportvereinen fehl am Platz: "Sie sehen es einfach nicht ein, daß sie zehn Jahre für eine Situation trainieren sollen, die vielleicht nie eintritt." Realistische Selbstverteidigung, meint die Wiesbadener Nahkampf- Lehrerin, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hat, "ist nichts, was man über einen langen Zeitraum lernen muß. Sie besteht aus einfachen und praktischen Prinzipien, die jede Frau schnell verstehen kann." Und das ist in der Landeshauptstadt jetzt besonders wichtig, denn binnen weniger Monate hat ein äußerst brutaler Sexualtäter im Westend und im Rheingauviertel acht Frauen überfallen und mehrere von ihnen vergewaltigt. Viele trauen sich seitdem abends Großer Kraftaufwand ist nicht nötig nicht mehr auf die Straße, haben Angst, das nächste Opfer zu werden.

Aus dieser Opferrolle möchte Monika Baumgartl die Betroffenen herausholen. Sie bietet am heutigen Samstag in der Heinrich-von-Kleist-Schule ein ganztägiges Konfrontations- und Selbstbehauptungsseminar an, das von der Stadt finanziell unterstützt wird. Hundert Teilnehmerinnen lernen dabei in kürzester Zeit, wie sie sich auch ohne großen Kraftaufwand gegen Angreifer zur Wehr setzen können: von Anti-Opfer-Signalen wie aufrechter Haltung und festem Blick bis zu effektiven Fauststößen, Tritt- und Schlagtechniken, die auch ältere Frauen anwenden können.

Nicht Fitneß und artistische Fähigkeiten sind gefragt, sondern geistige Beweglichkeit. Das ist der Punkt, auf dem Monika Baumgartls Training basiert und dessen große Bedeutung sie seit zehn Jahren als Selbstverteidigungslehrerin in den Kursen immer wieder erfahren hat. Egal, ob sie mit Busfahrerinnen der Stadtwerke übte, mit alten Frauen oder zwölf-, dreizehnjährigen Mädchen.

"Selbstverteidigung beginnt im Kopf", sagt die 35jährige. "Und da haben Frauen reichlich was. Es ist nur die Frage, was sie daraus machen." Genau da seien viele Frauen aber durch Erziehung und Rollenverhalten negativ geprägt. "Sie lernen von Anfang an: Jungen sind stark, Mädchen sind schwach. Und auch in den Medien werden sie meist als Opfer dargestellt. Beispiele, in denen sie sich erfolgreich gegen Angreifer gewehrt haben, liest man nur selten. Weil die Polizei davon oft gar nichts erfährt."

Viele Frauen, sagt Monika Baumgartl, müßten erst mal lernen, sich selbst als Siegerin zu sehen. "Dann können sie auch den ganz normalen Schreck, den jede bekommt, wenn sie angemacht wird, in Wut und nicht in Panik verwandeln." Dazu gehört das Bewußtsein, daß niemand das Recht hat, eine Frau gegen ihren Willen anzufassen. "Wenn er es doch tut, muß er damit rechnen, daß ich mich mit allen Mitteln wehre."

Die 35jährige, die bis vor kurzem selbst im Wiesbadener Westend gewohnt und dort auch ihren Schul- und Trainingsraum hat, ist in solch einer Situation schon als junges Mädchen gewesen. Vor 18 Jahren, kurz nachdem sie ihren heutigen Mann, einen Kampfkunst-Lehrer, kennengelernt und aus lauter Verliebtheit gerade auch mit dem Training begonnen hatte. Im Zug wurde sie von einem Mann angefallen: "Ich hab' seine Hände um den Hals gespürt, hab' keine Luft mehr gekriegt und gedacht, das darf doch wohl nicht wahr sein", erzählt sie. "Und plötzlich bekam ich totale Wut auf den Typ und hab' nur noch um mich geschlagen." Sie siegte. "Dabei bin ich eigentlich gar nicht besonders mutig. Ich habe nur einfach keine Zeit gehabt, Angst zu haben."

Es war nicht ihre einzige brenzlige Situation: "Ich prügele mich wirklich nicht gerne, aber bei manchen Situationen bleibt einem keine große Wahl", sagt sie und erzählt, wie sie auf der Straße einer Frau half, die von ihrem Mann mit der Luftpumpe verprügelt wurde - während zahlreiche Passanten zuschauten. "Ich bin Schütze, und die haben ein starkes Unrechtsempfinden. Ich weigere mich einfach, wegzugucken, wenn jemand sich an Schwächeren vergreift. Aber ich würde nie in eine Kneipenschlägerei zwischen Männern eingreifen."

Auf einen Blick

Seite II

Auf Kneipentour durch die Wetterau: "FR-mobil" testete die Gastronomie unter freiem Himmel. Seite III

Der Opel-Club Florstadt würde sich noch über weitere Mitglieder freuen. Seite IV

Main-Kinzig-Kreis: Im September soll der Hammersbacher Jugendtreff eröffnet werden.

Niederländer und Polen stellen ihre Bilder aus

BAD ORB. Gänzlich verschiedene Ausdrucksformen der Malerei präsentieren niederländische und polnische Künstler bei einer Ausstellung der Schloßgalerie Bruchsal, die vom Montag, 27. Juli, bis zum 14. August im Foyer der Konzerthalle besichtigt werden kann.

Helle und freundliche Töne der Küstenlandschaft mit Grachten und Windmühlen bestimmen die einen Motive. Im Kontrast dazu stehen dunkle und schwermütige Bilder aus Polen, darunter Weichsellandschaften und Bauernporträts in Anlehnung an Surrealismus und Dali. jan

Lust an Flug und Verwirrung "V-TOL Dance Company" gastiert im Mousonturm

Körper fliegen mit atemberaubender Rasanz über die Bühne. Geometrische Ebenen purzeln verwirrend durcheinander, als gelte es, die vierte Dimension zu packen. So sportiv und unbeschwert wirbeln die zwei Tanzpaare der britischen "V-TOL Dance Company" beim Deutschlanddebut im Mousonturm umher. Das Ensemble vom jungen Tänzer und Choreographen Mark Murphy ist erst ein Jahr alt, hat sich aber bereits internationales Renommee erworben. Es leitet seinen Namen von "V-ertical T-ake-O-ff and L-anding" ab, senkrechtes Starten und Landen wie Raketen.

Sein erstes abendfüllendes Ballett nennt Mark Murphy "Time Spent in the Company of Bad People": die Zeit (exakt eine Stunde) mit verruchten Typen verbringen. Wie in einer Dia-Show reihen sich kraftvolle Bildeindrücke aneinander, ständig von dunklen Pausen unterbrochen. Da hängt ein Damenkörper über die zerborstene Mauer im Hintergrund, als solle Wäsche getrocknet werden. Ein Kollege scheint lotrecht die Wand hoch zu laufen. Dann fliegen die vier Irrwische der Gruppe über- und untereinander umher, sich trotzig gegen die Gesetze der Schwerkraft stemmend.

Man bildet stets neue Beziehungskombinationen, ganz wahllos, wie der Zufall eben spielt. Mal sitzen sie steif, dann eng umschlungen auf oder Sex treibend hinter einer kantigen Couchgarnitur. In dieses lustvoll inszenierte Chaos bringen dekorative Elemente ein Stück Ordnung. Die zwei Paare (Kristina Page, Keely Mancini, James Hewison und Herr Murphy) sind streng schwarzweiß (Ausstatung von Miranda Melville) gekleidet, auch bei der Unterwäsche in schwülen Erotikszenen.

Choreograph Murphy hat erst spät vom Leistungssport zum Tanz gefunden. Das merkt man an seinen hektischen, aber immens kraftvollen Aktionen auf der Bühne an. Er erfindet stets neuartige Rituale moderner Kommunikation. Seine Menschen haben Angst. Sie springen sich zu schutzsuchenden Umklammerungen an, wechselweise der Mann die Frau und umgekehrt in prägnant emanzipatorischer Absicht. Abrupt schleudern sich die Partner dann wieder weg. Letztlich will jeder allein bleiben und seine Isolation nur für egomanen Sex in eindeutigen Posen kurz unterbrechen.

Im Stück reihen sich lebendig gebaute Skulpturen in minimalistischer Technik aneinander. Diese spotartigen Sequenzen betont auch Peri Mackintosh im musikalischen Arrangement. Vom Tonband ertönen maschinelle Geräusche, ein Fetzen Rock, Beat oder lyrische Melodien in verzerrter Orchestrierung.

Die mitreißende, aufregende Choreographie will junge Menschen unserer Zeit skizzieren, die oberflächlichen Körperreizen nachjagen. Man möchte schön und sportlich sein, alles vermögen und genießen, ohne sich selbst einzubringen. Der jeweilige Partner dient nur als Objekt. Er möge Trost und Schutz gewähren, die Lust mehren, sich benutzen lasse ohne Rückkoppelung.

Jeder ist sich selbst der Nächste, mag sich aber nicht um den Anderen kümmern. Der soll gefälligst schauen, wie er zu seinen Rechten kommt. Die Kälte und Direktheit einer solch schonungslosen Analyse erschüttern. Kraft, Technik sowie faszinierende Bildsuggestion des Balletts beeindrucken. Aber wo bleiben Emotion und Sentimentalität dieser exemplarischen Jugend? (noch Samstag, 25. Juli, 21 Uhr im Mousonturm.

ROLAND LANGER

Bei "Gold aus Mali" entstehen Ohrgehänge

Wie die traditionellen afrikanischen Ohrgehänge gefertigt werden, führt der Goldschmied Thomas Schunk am Mittwoch, 29. Juli, von 16 bis 18 Uhr im Museum für Völkerkunde (Schaumainkai 29) vor. Schauplatz ist die Goldschmiedewerkstatt, die zur derzeitigen Ausstellung "Gold aus Mali" im Museum aufgebaut wurde.

Das Völkerkundemuseum wiederholt diese Demonstration noch siebenmal: am 2. und 16. August um 14 Uhr, am 12. August um 16 Uhr, am 5. und 6. September um 15 Uhr, am 23. September um 16 Uhr und am 27. September um 14 Uhr. Der Eintritt ist jeweils frei. tom

Zollfahnder entdeckten 68 Kilo Heroin und Kokain

Zollfahnder haben auf dem Rhein-Main-Flughafen seit dem 1. Juni 68 Kilo Heroin und Kokain, die den sogenannten harten Drogen zugerechnet werden, sichergestellt. Die Fahndung ist in den Sommermonaten besonders schwierig, weil die Drogenkuriere aus aller Welt sich die Reisewelle mit hohem Passagieraufkommen zunutze machen, teilt das Frankfurter Hauptzollamt mit.

In neun Fällen war das Rauschgift am Körper der Kuriere versteckt , hauptsächlich entdeckten die Fahnder die Drogen aber im Frachtbereich.

Die Rauschgiftspürhunde, so heißt es, hätten einen erheblichen Anteil am Erfolg gehabt. amm

Tilly stand ein Leben lang ihre Frau Die Hanauerin Mathilde Hahn wird 80 / Im Widerstand gegen die Nazis Von Joachim Haas-Feldmann

HANAU. In ihrem Ausweis steht zwar Mathilde, aber den Vornamen hat sie ihrer Patin zu verdanken. Und die mochte sie nicht, "weil sie sich nicht um mich gekümmert hat". Sie hört lieber auf Tilly.

80 Jahre alt wird Tilly Hahn am kommenden Dienstag. Geburtstage feiert sie normalerweise "nicht groß", weil die Verwandtschaft zu zahlreich und ihr Geldbeutel zu schmal ist. Aber diesmal macht sie eine Ausnahme. Tags darauf feiert die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) mit der Hanauerin.

"Ohne den Einsatz von Tilly könnten wir uns ihre Feier nicht leisten", sagt VVN-Vorstandsmitglied Klaus Poweleit. Noch immer hilft sie mit, unter den 125 Mitgliedern den Beitrag einzusammeln. Im Kreisvorstand wirkte sie vorher 20 Jahre lang mit. Und stets habe sie "solche Arbeiten auf sich genommen, vor denen sich jeder gern drückt", fügt Poweleit hinzu. Das FR-Porträt

Tilly Hahn sieht es eher so, daß sie das Nützliche für die VVN mit dem für sie Angenehmen verbinden konnte. Sie sei "nun mal gerne unterwegs". Deswegen brachte sie mit 59 Jahren auch noch den Mut auf, den Führerschein zu machen und sich ein Auto anzuschaffen. Das Gefährt wurde ihr aber später zu teuer. Und weniger mobil ist sie mittlerweile auch dadurch geworden, daß ihre Beine nicht mehr so mitspielen, wie sie sich das wünscht.

Wenig Geld zu haben und unterwegs zu sein, das prägte ihr Leben schon in früheren Jahren. Trockenes Brot mit Zucker darauf, zu zweit oder zu dritt mit acht Geschwistern in jeweils einem Bett in einer kleinen Wohnung am Rochusplatz zu wohnen, das sind in ihrer Erinnerung Kennzeichen für die Armut. Weg von zu Hause zu wollen, das hatte aber auch damit zu tun, daß es ihr in Großauheim zu eng war. 1938/39 arbeitete sie in einem Harzer Hotel, bei Siemens in Berlin, auf einem Friedhof in Hannover. Ein "treuer Kerl" von der SA wollte sie damals heiraten. Aber mit Nazis wollte sie nichts zu tun haben.

Die kommunistische Gesinnung ihres Vaters Peter prägte sie schon als Jugendliche: "Ich habe Rußland noch nicht gekannt, da habe ich es schon verteidigt." Er hatte die Freie Schule in Großauheim mit Sozialdemokraten zusammen gegründet. Mit zwölf Jahren wechselte sie dorthin. Tilly Hahn konnte die von ihr gehaßte katholische Mädchenschule verlassen, "wo sowieso nur die Beamtentöchter was zählten". Auf einen Schlag hätten sich dann auch ihre schulischen Leistungen gebessert.

Ihr Vater wurde 1933/34 zweimal verurteilt, landete einmal sogar im Zuchthaus. Sie hörte BBC im Radio - für die Nazis ein "Feindsender". Ihre Erfahrungen im Dritten Reich führten sie nach 1945 nicht nur zur VVN, sondern auch in die KPD. Dem restaurativen Geist der damaligen Zeit entsprechend saß sie 1954 drei Monate im Frauengefängnis Preungesheim, weil sie Mitglieder für die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft geworben hatte.

In den 60er Jahren, als die Ostermärsche begannen, "bin ich von Hanau bis Frankfurt gelaufen". Welche Anstrengungen weite Strecken für die nur 1,50 Meter große Frau bedeuten, schildert Poweleit anhand der Erinnerung an die große Friedensdemonstration in Bonn 1982: "Über die Leitplanken haben wir sie getragen."

Ihre Grunderkenntnis aus dem Zusammentreffen mit anderen Friedensgruppen ist eigenwillig: "Alles was für Frieden ist, muß mit dem Kommunismus zusammenarbeiten." Den Glauben an diese Weltanschauung hat sie trotz des Zusammenbruchs des real existierenden Sozialismus nicht aufgegeben, auch wenn sich ihr Traum erst verwirkliche, "wenn ich nicht mehr lebe". Fehler in der Entwicklung des Kommunismus räumt sie zwar ein, daran sei der Kapitalismus aber ökonomisch mit schuld. Für Michail Gorbatschow hat sie einige Sympathien, liest derzeit wieder ein Buch von ihm.

Daß sie auch "zwei Bücher über die Frauenfrage" liest, sagt sie im gleichen Atemzug. Als Alleinstehende hat sie stets ihre Frau stehen müssen, vor allem am Arbeitsplatz. Das gilt für das Fertigen von Hausschuhen in der heißen Gummiindustrie ebenso wie für die Putzstelle bei Degussa später. Als Frau genausoviel zu schuften wie ein Mann, dafür aber weniger auf dem Lohnstreifen stehen zu haben, das ärgert sie noch heute.

Tilly Hahn hat in den 80er Jahren in Hanau die Grauen Panther mitgegründet. Deren Hauptforderung, eine Mindestrente von 1200 Mark für jeden alten Menschen, sei weiter unerfüllt, kritisiert sie. Auch das trägt zu ihrer Grundstimmung bei: "Ich muß zufrieden sein - und bin es nicht."

"Nicht nur lokalspezifisch" Heinz Schilling über das mangelnde Engagement der Bürger

SCHÖNECK. An ein überlokales, nicht auf Schöneck begrenztes Thema rührt nach Ansicht des Schönecker Grünensprechers Heinz Schilling der FR-Artikel "Immer weniger sind bereit, ein Ehrenamt auszuüben" (17. Juli).

Die Identifikation des Bürgers mit einem Gemeinwesen konkurriere immer deutlicher mit einem "Individualisierungsschub" in der gesamten Gesellschaft. Sozialwissenschaftler Schilling sieht allerdings auch einige lokalspezifische Probleme. Man erkenne eine Gemeinde, eine Stadt immer weniger als "seine"; Tendenzen des Rückzugs in die Privatheit würden nicht mehr nur von vielen Vereinsvorständen schmerzlich beklagt.

Stichworte wie "Politikverdrossenheit" der Bürger und "Glaubwürdigkeitskrise" der Parteien spielten auf denselben Sachverhalt an.

Damit sei allerdings nicht nicht erklärt, warum ausgerechnet in Schöneck eine Vorschlagsliste für Schöffen nicht zustandekommt. Dafür lediglich eine Partei, die CDU, verantwortlich zu machen, greift nach Schillings Meinung nur zum nächstliegenden Symptom.

Warum denn, so fragt er, müssen bei der Besetzung von Schöffenlisten die politischen Parteien überhaupt mitwirken?

Wenn geschildert werde, wie Hauptamtsleiter Marhauser mühsam 17 potentielle Schöff(inn)en rekrutieren konnte und dann der Schöneck eigentlich zustehende 18. Name auf der Liste fehlt, müsse man sich einmal diese Liste ansehen.

Heinz Schilling: "Mir sticht ins Auge: - das Durchsschnittsalter liegt bei 59 Jahren, - der Anteil der Frauen beträgt weniger als ein Drittel, - die Namen repräsentieren deutlich die konservative Seite des politischen Spektrums; Namen aus dem links-alternativ-ökologischen Teil der Bevölkerung sucht man vergeblich." So sei das Schönecker Ehrenamtsproblem wohl auch eines der Perspektive, die man im Rathaus auf die eigene Bevölkerung hat. Man müsse hier kurz vor der Rente stehen, um überhaupt als Schöffe ins Auge gefaßt zu werden, das Schöffenamt erweise sich als Männeramt, und die Bevölkerung werde nur als ihr bodenständiger, konservativer Ausschnitt wahrgenommen.

Gemeinschaftssinn, ohne den es nicht gehe, brauche auch eine Art Nachwuchsförderung. "Politisches Kalkül (Draußenhalten unbequemer Neubürger) oder Nebeneffekt der Gemeindereform von vor 20 Jahren (die Verwaltungen sind zu weit von den Bürgern entfernt, als daß man die Ehrenamtswilligen in der Gruppe der Jüngeren, der Frauen und der politisch Nicht-Orthodoxen erkennen könnte)?" - Auf diese Frage antwortet sich der Kilianstädter selbst: Eine Gemeinde als die seine anzuerkennen, hänge auch damit zusammen, daß diese Entfaltungsangebote macht und ihrerseits Anerkennung verspricht.

Die Motivation für "meine" Gemeinde dürfte, so meint er, in Schöneck mit seinem autoritären Rathaus für viele Bürger so hinreißend leider nicht sein. Ul

Die Stadt gießt mit Brauchwasser

Um den hochsommerlichen "Durst" von öffentlichen Grünanlagen, Parks und Sportplätzen nicht mit Trinkwasser stillen zu müssen, haben die Stadtwerke zwei neue Brauchwasser-Zapfstellen aufgemacht: am Fechenheimer Wasserturm und im Stadtteil Rödelheim an der Ecke Seegewann / Schultheißenweg. Schon längere Zeit in Betrieb sind Entnahmeplätze in Niederrad: die Aufbereitungsanlage am Mainufer, in Golfstraße und Hahnstraße.

Bedienen tun sich an den fünf Plätzen drei städtische Ämter: Stadtentwässerung, Garten- und Friedhofsamt und Amt für Abfallwirtschaft. Mit dem Brauchwasser werden öffentliches Grün berieselt und Straßen und Kanäle saubergespritzt.

"Drei- bis viermal am Tag werden wir allein die neue Stelle in Fechenheim anlaufen", sagt Werner Hartmann, Kanalmeister beim Stadtentwässerungsamt. Dessen Tankwagen fassen zwischen 3000 und 5000 Litern. "Wir werden so pro Jahr mehrere Tausend Kubikmeter Trinkwasser einsparen", rechnen die Stadtwerke.

Die Stadt will noch mehr tun, um die Ressourcen zu schonen. Es gebe Planungen, so berichtet der Magistrat auf eine Anfrage der Stadtverordnetenfraktionen von Rot-Grün, zusätzlich Brauchwasser zu fördern aus solchen Frankfurter Brunnen, Quellen und Grundwasserreservoirs, die nicht für die Trinkwasserversorgung zu nutzen sind. Die innerstädtischen Weiher seien hingegen tabu: Sie haben keinen natürlichen Zulauf und würden, falls man ihnen in Trockenperioden das Naß abaugt, verdunsten und versickern.

Der Magistrat verweist auch auf das Gutachten "Rationelle Wasserverwendung in Frankfurt", in dem alle diese "Fragen einer Nutzung von Brauchwasser beziehungsweise Einsparung von Trinkwasser" ausführlichst behandelt würden. Die Stadtregierung will aus dieser Expertise demnächst auch "einiges umsetzen": Zur Zeit wird ein Magistratsbeschluß erarbeitet. peh

Venus herrschte "mit uneingeschränktem Zepter" Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel versucht selbst bei ungewöhnlichen Anfragen mit Informationen zu helfen Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke

OFFENBACH. Die operative Entfernung einer Niere gelang einem deutschen Arzt erstmals im Jahre 1869 - die Patientin war eine Wäscherin aus Offenbach. Die Frau überlebte den Eingriff und starb erst acht Jahre später als 54jährige. Diese Daten konnte Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel einem Urologen aus Aachen bestätigen, der zur Zeit an einer medizingeschichtlichen Arbeit schreibt und sich hilfesuchend an den Offenbacher gewandt hatte.

Seine Anfrage war eine von rund 200 jährlich, die von den fünf Archiv-Mitarbeitern gründlich recherchiert und beantwortet werden. Die Zahl der Anfragen steigt ebenso wie die der Besucher, die inzwischen 2000 erreicht hat. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden rekordverdächtige 1400 gezählt.

Natürlich hat das im Bernardbau untergebrachte Stadtarchiv in erster Linie die Aufgabe, die wichtigsten historischen Dokumente der Stadt bis in die Gegenwart zu sammeln und so aufzubereiten, daß die Unterlagen jederzeit auffindbar sind. Die Mitarbeiter bemühen sich jedoch auch um den direkten Kontakt zum Bürger - sei es über Ausstellungen oder Vorträge, Unterstützung bei der Zusammenstellung einer Vereinschronik oder bei der Suche nach einem Ururgroßvater, der aus Bieber stammte.

Was Hans-Georg Ruppel als "Öffentlichkeitsarbeit" bezeichnet, wird allerdings durch die knappe personelle Ausstattung erschwert. "Wir haben noch nicht mal Zeit, um für Offenbachs Geschichte so wichtige Akten wie die aus dem Birsteinschen Archiv gründlich auszuwerten und so aufzubereiten, daß wir damit arbeiten könnten", klagt der Archivleiter. So kann er nur vermuten, welch ungehobene Schätze noch in diesen Dokumenten aus dem 18. und 19. Jahrhundert liegen.

Auswertungslücken wie diese erschweren natürlich die Recherche, die jeweils bei einer Anfrage einsetzt. So wollte zum Beispiel kürzlich ein Frankfurter Näheres über die Prostitution in Offenbach um 1800 wissen. In dem von einem anonymen Autor 1791 veröffentlichten Werk "Briefe über die Galanterien von Frankfurt" werden auch Bordelle in "Dribbdebach" erwähnt. "So klein auch dieser Ort ist", heißt es da, "so herrscht doch auch hier Venus mit uneingeschränktem Zepter. Der Neumarkt (der heutige Wilhelmsplatz, die Red.), das Schloß, die vielen kleinen Winkelgäßchen und die Kornfelder mögen manches erzählen können".

Ruppel konnte dem Frankfurter nur unzureichend mit Informationen weiterhelfen. So konnte er ihm mitteilen, daß sich der erwähnte "Nassauer Hof" in der Geleitsstraße und der "Hirsch" in der Schloßstraße befanden. "Ich vermute, daß in den Birsteinschen Unterlagen Informationen über Themen wie die Offenbacher Bordelle im 18. Jahrhundert zu finden wären - aber sie sind zur Zeit für uns nicht greifbar", bedauert der Stadtarchivar.

Dafür konnte er der Universität in Heidelberg mit einer Auflistung aller Veröffentlichungen des Goethefreundes, Pfarrer Johann Ludwig Ewald, behilflich sein. In jüngster Zeit häuften sich außerdem Anfragen von ehemaligen polnischen Zwangsarbeitern, die nach dem Verschwinden des "Eisernen Vorhangs" in ihrem frühreren Arbeitsplatz Offenbach nach Versicherungsnachweisen fahnden. "Da habe ich schon oft helfen können", freut sich Ruppel.

Meist arbeitet das Archivteam kostenlos. Gebühren werden allerdings fällig, wenn jemand Familienforschung betreibt oder dem Opa zum 80. Geburtstag eine Ablichtung der "Offenbacher Zeitung" von ebendiesem Geburtstag im Jahre 1912 schenken möchte.

Ab und zu kommen auch Bürger oder Bürgerinnen ins Stadtarchiv, die nichts wollen, sondern etwas bringen. So wie die in Neu-Isenburg lebende Witwe eines Offenbachers, die das Archiv der 1918 gegründeten Pennälervereinigung "Umbria" hütete. Von dieser farbentragenden Verbindung leben nur noch zwei Mitglieder. Das Archiv mit Namenslisten, Versammlungsberichten und vollständigen Jahresbänden der "zur Pflege der Freundschaft" herausgebenen Zeitschrift nennt Ruppel "ein bedeutendes zeitgeschichtliches Dokument" für Offenbach. Er hat es mit Freuden entgegengenommen.

Der Schade-Markt bleibt zu Tengelmanns Gründe: Schwache Umsätze, ungünstige Logistik

SELIGENSTADT. An der Schließung des Schade-Lebensmittelmarktes am Marktplatz der Einhardstadt gibt's nichts mehr zu rütteln. Die bei der werbewirksam als "Hochzeit des Jahres" apostrophierten Fusion übriggebliebene Firma Tengelmann hat Bürgermeister Rolf Wenzel definitiv mitgeteilt, daß sich an der einmal getroffenen Entscheidung nichts ändern wird: "Die schwachen Umsätze und die ungünstigen logistischen Gegebenheiten zur Warenabwicklung im Objekt, die nur mit erheblichen Belastungen der Mitarbeiter zu bewältigen waren, machten es notwendig, die Filiale einem anderen Nutzungskonzept zuzuführen."

Im übrigen wiederholt Tengelmann zuvor bereits vertretene Positionen: Mit seinen 245 Quadratmetern sei der Schade- Mark angesichts der Konkurrenz von HL-Markt, Aldi, Tengelmann und anderen Einzelhandelsgeschäften nicht wettbewerbsfähig gewesen. Ein Teil des bisherigen Sortiments werde künftig von "Kaiser's Drugstore" geführt, der sich anstelle von Schade & Füllgrabe am Markt niederlassen wird. Und: "Eine Weiterbeschäftigung der bisherigen Mitarbeiter ist sichergestellt."

Damit ist der "Fall" für die Stadtverwaltung offensichtlich erledigt. Der Erste Stadtrat Hartmut Wurzel, der den urlaubenden Bürgermeister Rolf Wenzel vertritt, hat die Entscheidung der Tengelmann-Konzernleitung bedauert, jedoch keine weitere Möglichkeit gesehen, "auf die unternehmerische Konzeption einzuwirken". ttt

Hach wirbt um Osteuropäer

rb FRANKFURT A. M. Auch der polnische und tschechische Neu-Unternehmer kann sich in Zukunft das Wohlwollen seiner Kunden und Geschäftspartner durch mehr oder weniger sinnvolle Werbepräsente sichern. Die Firma Hach im südhessischen Groß-Bieberau will in beiden Ländern demnächst Tochtergesellschaften gründen. Bereits seit einem Jahr ist der Hersteller von Werbe- und Geschenkartikeln in Ungarn aktiv.

Das am 30. Juni beendete Geschäftsjahr brachte dem Branchenzweiten ein Umsatzwachstum von vier Prozent auf 230 Millionen Mark (netto). In der laufenden Periode plant der Vorstand eine Steigerung um weitere 20 Millionen. Anders als beim Marktführer Oppermann blieb der Familien-AG davon noch ein guter Gewinn übrig, der "die Rekordzahlen des Vorjahres (31,6 Millionen Mark) voraussichtlich übertreffen" wird. Das Unternehmen habe damit "auch das dritte Börsenjahr als Aktiengesellschaft überaus erfolgreich abgeschlossen".

Nicht nur in Staden wird über ein Motiv gerätselt Drei junge Männer müssen sich ab 6. August wegen vierfachen Mordes verantworten

FLORSTADT. Dichtes Blattwerk dämpft den Lärm, der von der A 45 Gießen-Hanau direkt bei der Abfahrt Florstadt auf die parallel verlaufende Seitenstraße dringt. Die Umrisse des 850 Einwohner zählenden Fleckens Staden sind an diesem Morgen von dem "Pendler-Parkplatz" aus deutlich zu erkennen. Es ist hochsommerlich warm, Grillen zirpen und der Wind schaukelt die Weizenhalme der Wetterau. Kaum 50 Meter von der Bundesstraße entfernt lassen zwei schlichte Holzkreuze das trügerische Bild von einer ruhigen und ländlichen Beschaulichkeit platzen wie eine Seifenblase: an dieser Stelle, wo heute christliche Insignien, liebevoll gepflegte Pflänzchen und Stoffrosen in Plastikvasen das Gedenken wachhalten, wurden am Abend des 9. März 1991 der 27jährige Installateur Ralf Reis und der 54jährige amerikanische Zivilangestellte Billy Haw- thorne mit gezielten Schüssen regelrecht hingerichtet. Am darauffolgenden Sonntag fand die Kripo in dem nur 500 Meter entfernt liegenden und gemeinsam bewohnten Haus im Stadener Neubaugebiet auch die beiden Ehefrauen, die Textilverkäuferin Monika Reis (28) und die gleichfalls als Zivilangestellte in Friedberg arbeitende Cheryl Hawthorne (42), erschossen auf.

Als "Blutbad von Florstadt" beschert der Vierfach-Mord dem kleinen Ortsteil eine niemals zuvor erfahrene Publizität. Freilich auch einen mächtigen Medienauftrieb, an dem sich die Bewohner nach 16 Monaten nur mit Widerwillen erinnern. Entsetzen und Ratlosigkeit lähmten das Leben in dem gewachsenen Dorf, "wo der eine schauen kann, was der andere kocht", so Hans-Wilhelm Stürtz, der in Staden wohnhafte Chef des Florstadter Kommunalparlaments. Die allgemeine Aufregung wich kurz darauf einem tiefsitzenden und lange nachwirkenden kollektiven Schock.

Wenige Tage nach der blutigen Nacht nahmen Beamte der fieberhaft arbeitenden 60köpigen Sonderkommission die mutmaßlichen Täter fest: drei Jugendliche, zum Zeitpunkt des ihnen angelasteten Verbrechens gerade mal 17 und 16 Jahre alt, junge Burschen aus den umliegenden Dörfern. "Alle waren wie paralysiert, wir konnten das nicht fassen", sagt Stürtz.

Der lebt mit seiner Familie fast in Sichtweite des Reisschen Zweifamilienhauses. Natürlich kannte er "den Reis", nicht eben sonderlich gut, "aber man hat sich zugewunken", wenn er mit seinem Landrover vorbeifuhr. "Viel Geld hatte er nicht", sagt Stürtz, "aber der hat was gemacht." Gebaut nämlich, auf einem Grund, den er günstig von der Gemeinde erwerben konnte. "Bescheiden, aber immerhin", so Stürtz, "vor so 'nem Kerle zieh' ich den Hut." Das Ehepaar Reis war kinderlos. "Zum Glück", sagt die Ehefrau Inge, "sonst wären die jetzt auch tot."

Jetzt müssen sich Rainer B. aus Nieder-Florstadt und Peter Sch. aus Ilbenstadt wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes und Siegfried S. aus Dorn- Assenheim wegen Beihilfe vor der Ersten Großen Strafkammer des Gießener Landgerichts verantworten. Die Hauptverhandlung beginnt am 6. August und findet, wie die übrigen anberaumten acht Termine einschließlich der Urteilsverkündung, unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Grundlage dafür ist die Tatsache, daß die Angeklagten damals noch nicht volljährig waren. 34 Zeugen und mehrere Sachverständige sollen Licht in das grausame Geschehen in jener Märznacht bringen.

Bis heute erscheint das spektakuläre Verbrechen einzig als sinnloser und brutaler Akt der Gewalt. Anhand der Aussagen der Jugendlichen hat die Polizei den Tathergang rekonstruiert. Danachsollen Rainer B. und Peter Sch. in der Mordnacht gegen 21 Uhr an der Haustür von Reis geklingelt und bei dem passionierten Amateurfunker, der ob seiner Hilfsbereitschaft bekannt war, um Hilfe bei einer Mopedreparatur angefragt haben.

Da Reis selbst wohl schon etliche Flaschen Bier getrunken hatte, bat er seinen Freund Hawthorne, den Geländewagen auf dem Weg zu der Stelle, wo das angeblich kaputte Moped stehen sollte, zu lenken. Die späteren Opfer nahmen vorne, Tathergang rekonstruiert die beiden Jugendlichen auf den Rücksitzen Platz. Als der Jeep den geteerten Weg an der Autobahn erreichte, zog Rainer B. die mit einem Schalldämpfer ausgerüstete Beretta-Pistole seines Vaters und schoß den beiden in den Hinterkopf. Weil Reis noch lebte, feuerte er ein zweites Mal: Vier Kugeln schlugen in Brust und Kopf ein.

Nachdem die Leichen aus dem Fahrzeug gezerrt waren, kehrten sie zurück zum Wohnhaus und ermordeten dort die Ehefrauen Monika und Cheryl. Wenig später fuhren sie mit dem Jeep zu einem vereinbarten Treffpunkt und nahmen Siegfried S. auf, der sich an der Tatausführung nach bisherigen Erkenntnissen nicht beteiligt hatte. Das Trio teilte die Beute, 100 Mark und 42 Dollar, und versenkte das Auto bei Assenheim in der Nidda. In den Vernehmungen hat Rainer B. den Mord an den beiden Männern gestanden. Das Verbrechen an den Frauen schoben sich B. und Sch. gegenseitig in die Schuhe. Nach dem Jugendstrafrecht droht ihnen die Höchststrafe von zehn Jahren oder die Unterbringung in einer psychiatrischen Anstalt.

Nicht nur in Staden wird über ein Motiv gerätselt. Denn daß vier Menschen einzig aus dem Grund ermordet wurden, weil Ralf Reis, der zusammen mit Rainer B. bei den CB-Funkern aktiv war, versucht haben soll, dessen Freundin "anzumachen", scheint unfaßbar. Gleich nach der Festnahme der drei Jugendlichen wurden die Lebensläufe der Beschuldigten über die Medien bis ins kleinste Detail publik gemacht.

Da ist Rainer B., der in der Hauptschule zweimal sitzenblieb, und Peter Sch., der seine schlechten schulischen Leistungen mit den Fäusten zu kompensieren versuchte. Da ist der bis heute nicht geklärte Vorwurf, mit dem Rainer B. seinen Vater belastet: Seit seinem elften Lebensjahr soll dieser ihn sexuell mißbraucht haben (die Ermittlungen in dem "eigenständigen Verfahren" sind laut Oberstaatsanwalt Karlheinrich Hentschel noch nicht abgeschlossen).

Da sind das "Rambo-Gehabe" und die großspurigen Sprüche, mit denen der eine von den dreien in der Jugendszene zu imponieren versuchte. Und dieses zynische Grinsen, mit dem die Beschuldigten im Polizeiwagen knapp eine Woche nach dem Verbrechen auf dem Weg zu den Tatorten (dort wurde das Verbrechen rekonstruiert) an den entsetzten Bewohnern von Staden vorbeifuhren. Die einzelnen Facetten in den Lebensläufen reichen indes nicht aus, um auch nur ansatzweise irgend etwas zu erklären. Die zentrale Frage nach dem "Warum", sagt Hans-Wilhelm Stürtz, der wie alle in Staden die Arbeit von Polizei und Staatsanwaltschaft aufmerksam verfolgt hat, "ist noch längst nicht beantwortet".

Staden ist nach wie vor der einzige der sechs Ortsteile, wo es eine Begegnungsstätte unabhängig von Kirche und Vereinen gibt. Im selbstverwalteten Jugendclub, der sich vor zwei Jahren ein komplett umgebautes ehemaliges Toilettenhäuschen schräg gegenüber der Kirche als Domizil ertrotzt hat, treffen sie sich, die Jugendlichen aus dem Dorf und der Umgebung. Stürtz läßt keine Zweifel an der Notwendigkeit dieses Projekts aufkommen: "Die schaffen sich Strukturen und erziehen sich damit ja selbst."

Der 22jährige Heinz Dieter, der gerade Theke macht in dem wohnlichen Raum, lobt das Engagement, alles werde gemeinsam beschlossen. Und Udo, der 18jährige, ergänzt: "Es gibt keinen Leistungsdruck, das ist Freizeit." Die "komische Zeit" nach der Mord-Serie haben sie in den Monaten ein wenig beiseite geschoben. "Irgendwie mußte es ja weitergehen", meint Udo. Viele kennen die mutmaßlichen Täter - natürlich auch Ralf Reis.

Mit denen, die sich jetzt in Gießen vor Gericht verantworten müssen, hatten sie im Club allerdings nichts zu tun. Empörte Stimmen, "weil die ja eh' nicht viel kriegen", sind jetzt, kurz vor Prozeßbeginn, wieder häufiger zu hören. Die Zeit, sagt Udo, heile nicht alle Wunden - nicht in Staden. VOLKER TRUNK

Kleine FR

Gelbe Säcke müssen raus MÖRFELDEN-WALLDORF: Von Montag, 27. Juli, bis Donnerstag, 30. Juli, werden in Walldorf wieder die gelben Wertstoffsäcke abgefahren. Die Säcke sollten schon vor sechs Uhr morgens am Gehwegrand gut sichtbar plaziert werden.Überraschungsausflug KELSTERBACH. Der Altenclub Nord der Volkshochschule macht am Montag, 27. Juli, einen Überraschungsausflug. Start ist um 13 Uhr, Rückkehr gegen 22 Uhr. Keine Sprechstunden KELSTERBACH. Bis 4. August finden im Rathaus keine Sprechstunden des Kreisjugendamtes statt. Karten im Vorverkauf KELSTERBACH. Auf Sprechstunde und Vorverkauf von Theaterkarten am Dienstag, 28. Juli, ab 16 Uhr im Bürgerhaus weist das Volksbildungswerk hin. Fahrt zum Bodensee KELSTERBACH. Ein voller Erfolg sei ihre jüngste Vier-Tage-Tour gewesen, freut sich die Kolpingfamilie. Ziel des umfangreichen Besichtigungs- und Freizeitprogrammes war der Bodensee.

Im Blickpunkt: Studie über Arbeitslose "Vom Staat verraten"

"A

Aufgespießt

"Mußte es zu dem Tumor kommen und zu all den Ungewißheiten und Ängsten, die ein apfelsinengroßes Gewächs im Darm nun einmal auslöst, und zu der vierstündigen Operation - mußte all das dem gegenwärtigen Nachfolger des Petrus zustoßen, damit die Öffentlichkeit sich mal wieder auf eine andere als auf die nachgerade stupid-räsonierende Art diesem Mann nähert?" Das Trierer Bistumsblatt Paulinus zu den Medienberichten über die Krankheit von Papst Johannes Paul II.

Was umweltschonende Schultaschen enthalten

MARBURG. "Durchstreichen und daneben weiterschreiben", empfiehlt das Marburger Umweltamt als Alternative zum "Tintenkiller". Denn die optisch für Ordnung im Schulheft sorgenden Chemiestifte seien "einfach überflüssig und zudem umweltbelastend bei Produktion und Entsorgung". Ob Schüler das arbeitssparende Gerät künftig weglassen, um die Umwelt zu schonen, wird auch davon abhängen, ob Lehrer weniger pingelig mit Durchgestrichenem umgehen.

Bei anderen Utensilien, die bald wieder zu Hunderttausenden in Schultaschen durch die Lande getragen werden, dürfte es leichter sein, sich eher an Langlebigkeit, Schonung der Ressourcen und Abfallminimierung zu orientieren. Um bei Buntstiften, Filzschreibern, Klebern, Kulis, Heften und Textmarkern die richtige Wahl zu erleichtern, haben die Umweltberater rechtzeitig vor Beginn des neuen Schuljahres in einem Faltblatt Tips über Gesundheits- und Umweltverträglichkeit all dessen zusammengestellt, womit Schultaschen gemeinhin bestückt sind.

Das Info - recycelbar und kostenlos - versteht sich aber nicht als Plädoyer für "Grau in Grau". Auch im Recycling- und Naturmaterialienbereich müsse "die Welt nicht einförmig und trist aussehen".

Das Faltblatt gibt es beim Umweltamt der Stadt Marburg, Barfüßerstraße 50, Tel. 06421/201-403. tap

Bankräuber nahm Geiseln

MÜNCHEN, 24. Juli (dpa). Ein Bankräuber hat am Freitag morgen in München sieben Angestellte einer Filiale der Commerzbank als Geiseln genommen. Beim Eintreffen der Polizei gab der Mann auf und ließ sich widerstandslos abführen.

Wie die Beamten berichteten, hatte sich der noch nicht identifizierte Täter am Donnerstag abend in dem Kreditinstitut einschließen lassen. Als die Angestellten gegen acht Uhr an ihrem Arbeitsplatz eintrafen, nahm der Räuber sieben von ihnen gefangen. Ein achter Angestellter überblickte die Situation noch vor Betreten der Bank, machte auf dem Absatz kehrt und alarmierte die Polizei. Als der erste Funkwagen eintraf, gab der Täter auf. Alle Geiseln blieben unverletzt.

178. Hinrichtung in den USA

JARRAT, 24. Juli (AFP). Ein 34jähriger Mann, der seit zwölf Jahren in der Todeszelle saß, ist am Donnerstag im US-Bundesstaat Virginia auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet worden. Edward Fitzgerald war 1981 für schuldig befunden worden, eine junge Frau vergewaltigt und mit 184 Messerstichen ermordet zu haben. Er wurde zum Tode verurteilt.

Fitzgerald hatte angegeben, er habe zum Zeitpunkt des Verbrechens unter Alkohol- und Drogeneinfluß gestanden und erinnere sich an nichts. Am Dienstag hatte der Gouverneur von Virginia, Douglas Wilder, ein Gnadengesuch des Verurteilten zurückgewiesen. Edward Fitzgerald war der 15. Verurteilte, der seit 1976 in Virginia hingerichtet wurde. In den USA wurden seit der Wiederzulassung der Todesstrafe vor 16 Jahren insgesamt 178 Menschen hingerichtet.

Der Hanauer Fischzüchter Heinrich Haas hat neue Pläne: Freizeit- und Erlebnispark mit Hotel am Birkensee Ein süddeutscher Investor läßt 80 Millionen springen Ursprüngliche Altenheim-Idee fallengelassen Von Astrid Ludwig HANAU. Nachdem die Stadt Hanau noch im vergangenen Jahr die Pläne des Fischzüchters Heinrich Haas abgelehnt hatte, scheint jetzt dessen jüngste Idee von einem Freizeit- und Erlebnispark am Birkensee doch in greifbare Nähe zu rücken. Den Sinneswandel erklärt Hanaus Stadtbaurat Jürgen Dressler mit der "abgespeckten Planung", die Haas nun vorgelegt habe und mit dem sich auch der Naturschutzbeirat anfreunden könne. Entgegen ersten Plänen soll am Birkensee nur noch ein kleines Hotel mit Erlebnisbad entstehen. Das Bauvorhaben eines Altenheimes wurde fallengelassen. Nach der ursprünglichen Ablehnung der Hanauer Behörde hatte Heinrich Haas die Änderung der Pläne bei dem Frankfurter Landschaftsarchitekten Götte in Auftrag gegeben. Diese sehen nun an der Stelle, an der heute noch die Fischteiche liegen, den Bau eines 250 Stellplätze umfassenden Rasenparkplatzes, einer Grünanlage und Liegewiese für das Schwimmbad vor. Das rund 8000 Quadratmeter große Bad nach holländischem Vorbild der Center-Court-Freizeitparks soll im Anschluß an den Birkensee entstehen. Laut Heinrich Haas soll es ein Schwimmbecken, Sauna, Solarium, Fitneß-Raum, Restaurant und Whirlpool enthalten. Von dem Altenheim und den ursprünglichen Planungen, ein 200-Betten-Hotel am See zu errichten, hat Haas Abstand genommen. Das sei politisch nicht durchsetzbar gewesen bei der Stadt. Das Areal als Standort für ein Altenheim hatte Hanau unter anderem wegen der dezentralen Lage abgelehnt. Bei einer Besichtigung des Arbeitskreises "Wirtschaft, Struktur und Verkehr" der CDU-Kreistagsfraktion am Donnerstag erklärte der Fischzüchter, er wolle lediglich noch den Forellenhof um ein 100-Betten-Hotel erweitern. "Weniger versiegelte Fläche und mehr Grün", faßte Haas seine Neuplanungen zusammen. Ein Teil des Birkensees soll deshalb verfüllt und naturnah gestaltet werden. Das Freibad wird aber auf jeden Fall erhalten bleiben.

80 Millionen Mark will der süddeutsche Investor, dessen Namen Heinrich Haas immer noch nicht preisgeben will, in den Erlebnispark investieren. Ob er das 25 Hektar große Areal an den Investor verkauft oder verpachtet, bleibt vorerst ebenfalls Haas-Geheimnis. Er will sich derzeit dazu nicht äußern.

Die Stadt Hanau wird jetzt, laut Dressler, die weitergehenden Schritte untersuchen. Aufgrund der neuen und abgespeckten Hotel- und Thermenplanungen sowie der stärkeren Berücksichtigung ökologischer Belange sprach der Stadtbaurat jedoch von einer "positiven Grundhaltung". Der Naturschutzbeirat sei bereits vor Ort gewesen und habe die Planungen akzeptiert. In der kommenden Woche solle jedoch erneut eine Beratung zwischen dem Stadtplanungsamt, dem Beirat und dem Landschaftsarchitekten Götte stattfinden, in der insbesondere die ökologischen Aspekte diskutiert werden sollen. Grundsätzlich stehe die Regionalplanung einer Freizeitnutzung des Birkensee-Areals nicht entgegen.

Im Zuge des vereinbarten Gebietstausches mit der Stadt Bruchköbel wird das Gelände später einmal in den Besitz der Nachbarkommune übergehen, weshalb diese sich im Vorfeld schon für die Genehmigung engagierte. In Anbetracht der gegenwärtigen Streitigkeiten zwischen Hanau und Bruchköbel um den Standort der Kompostieranlage erklärte Dressler jedoch, daß es bedauerlich sei, wenn die Stadt einen guten Steuerzahler wie Haas dann an Bruchköbel abgeben müsse. Daß die Stadt nicht mehr an den Tauschvereinbarungen festhalten könnte, bestritt er jedoch: "Ich fühle mich weiterhin an die Beschlüsse gebunden."

Die CDU im Kreis begrüßt den Sinneswandel der Stadt. Wie der Vorsitzende des Arbeitskreises Struktur, Hans-Jörg Vogler, betonte, entstünden rund 100 neue Arbeitsplätze im ohnehin in Hanau unterrepräsentierten Dienstleistungssektor. Außerdem steigere das Bauvorhaben von Heinrich Haas nicht nur die Übernachtungskapazität in der Stadt, sondern auch den Freizeitwert in der Region. Ebenso wie Haas sieht die CDU die umliegenden Hallenbäder in ihrer Existenz nicht durch das Projekt gefährdet. Die Stadt Bruchköbel etwa will ihr Bad demnächst für rund sieben bis acht Millionen Mark sanieren und umbauen. "Es ist vielmehr eine sinnvolle Ergänzung", meint der Fischzüchter.

Haas hofft, daß die Stadt die Baugenehmigung jetzt bald erteilen wird. Nach der Zusage für den Bau der Firma Ikea in mittelbarer Nähe zum Birkensee sieht Haas das Argument einer zu starken Verkehrsbelastung nämlich entkräftet.

Drei Verletzte und hoher Schaden

ROSBACH. Drei Personen wurden bei einem Verkehrsunfall am Donnerstag um 18.50 Uhr an der Autobahnausfahrt verletzt. Eine Wehrheimer Autofahrerin wollte von der Autobahn aus Richtung Frankfurt auf die Bundesstraße 455 in Richtung Bad Homburg abfahren.

Dabei übersah sie den Wagen eines Rosbachers, der die B 455 in Richtung Friedberg fuhr, so die Polizei. Beim Zusammenstoß der Wagen wurde die Wehrheimerin, der Fahrer des Rosbacher Wagens und dessen Mitfahrerin verletzt. An den Autos entstand Schaden von 33 000 Mark. ieb

Klärbeitrag: "Nauheim kann beruhigt sein"

NAUHEIM. Beruhigt kann die Gemeinde Nauheim nach Einschätzung des Hessischen Städte- und Gemeindebundes der weiteren Auseinandersetzung und dem gerichtlichen Eilverfahren um die Erhebung von Klärbeiträgen entgegensehen. In der Regel gingen nur drei oder vier von hundert Eilverfahren wegen Abgaben- erhebungen gegen die Kommunen aus.

Grundsätzlich hätten aufgrund der eindeutigen Gesetzeslage Widersprüche gegen Heranziehungsbescheide, die Abgaben beträfen, keine aufschiebende Wirkung, erklärte der Städte- und Gemeindebund in Mühlheim. Das Gegenteil sei die Ausnahme, und zwar in vom Verwaltungsgericht sehr genau zu prüfenden Einzelfällen, wenn große Wahrscheinlichkeit bestehe, daß der Kläger im Hauptsacheverfahren obsiege. Aus Sicht des kommunalen Spitzenverbandes ist diese Grundsatzregelung notwendig, weil bei einer aufschiebenden Wirkung der Widersprüche die Gefahr besteht, daß Kommunen nur sehr schwer notwendige Investitionen verwirklichen könnten. cas

Von beiden Seiten "grün" gesehen

DIETZENBACH. Beide Fahrer wollen bei Grünlicht "ihrer" Ampel an der Kreuzung Vélizy- / Gottlieb-Daimler-Straße gefahren sein, wo sie Donnerstag nachmittag gegen 16 Uhr denn prompt miteinander kollidierten. Die Folge: vier Leichtverletzte und Blechschaden von 10 000 Mark. Jetzt sucht die zuständige Polizei in Rödermark - Telefon: 0 60 74 / 9 00 21 - Zeugen, die die Karambolage beobachtet haben. ttt

Im Blickpunkt: Spielführer Demokratie ist machbar

Die Bundesliga hat gewählt. Oder sagt man besser, sie hat bestimmt? Beides ist wohl richtig. Einen kleinen Rest an Basis- demokratie haben sich die Fußballer lange Zeit zu bewahren versucht, indem sie gesteigerten Wert darauf legten, den Mann selbst in freier und geheimer Wahl auszusuchen, der sie eine Saison lang als Kapitän auf das Spielfeld führt. Es war und ist dies ein kümmerlicher Rest an Freiheit in einer Gruppierung von Menschen, die sich in einer oft schwer nachvollziehbaren Mischung aus Hierarchie, Anarchie, Monarchie und Diktatur regiert.

In München hat Trainer Erich Ribbeck erst vor ein paar Tagen kaltlächelnd abgewinkt, als sich Olaf Thon in seiner unnachahmlich redseligen Art ins Gespräch um die Kapitänswürde gebracht hat. Ribbecks Kandidat hieß Raimond Aumann, und weil er sich von seiner Mannschaft offenbar nicht vorschreiben lassen wollte, wer sein "verlängerter" Arm auf dem Rasengeviert sein soll, ernannte der Trainer den Torhüter mit einem klaren Wort.

In Frankfurt ist vor Jahresfrist Rebell Uli Stein von Trainer Dragoslav Stepanovic ebenfalls ernannt worden. Ein Stück Verantwortung sollte die latente Gefahr der vielfach unkontrolliert erscheinenden Ausbrüche des sportlich unantastbaren Torhüters der Eintracht bannen. Stein schwieg zwar nicht, wuchs aber in die zugedachte Rolle. Als ihn Stepanovic jetzt bestätigen wollte, erbat sich Stein acht Tage Bedenkzeit.

Kapitän zu werden scheint nicht schwer, es zu bleiben dagegen sehr. Während Stein sich überlegen muß, ob er weiterhin den Kopf für anderer Leute Unzulänglichkeiten hinhält, haben die Spieler des 1. FC Kaiserslautern ihrem Kapitän Stefan Kuntz in dieser Woche das Vertrauen entzogen. Will meinen: Als die Pfälzer Kicker zur Wahl schritten, stand nur viermal der Name des verhinderten Nationalspielers auf den zwanzig Zettelchen. Das überrascht.

Stefan Kuntz, zweieinhalb Jahre mit der Binde am Oberarm, galt in der Öffentlichkeit als Integrationsfigur der "Roten Teufel" und als ihr Sprachrohr. Doch was er sprach, entsprach unübersehbar nicht jedermanns Geschmack. Eine enge Bindung zu Ex-Trainer Feldkamp, eine übertriebene Eigendarstellung, ja Herrschsucht wurden Kuntz innerhalb der Mannschaft bisweilen vorgehalten. Bis jetzt, da Wolfgang Funkel (sieben Stimmen) gewählt worden ist. Kuntz spricht von einer "schweren persönlichen Niederlage". Doch es bleibt die Frage, ob dies nicht immer noch besser ist, als einfach ernannt zu werden und ohne das Wissen um Sympathien und Antipathien bleiben zu müssen? WALTHER LÜCKER

Kleine FR

Pekinesen-Hündin wartet MAINTAL. Die Stadt Maintal hat eine Pekinesen-Hündin als Fundtier gemeldet. Nähere Auskunft: 0 61 81 / 40 02 11.

Tagestip: Berufsausbildungsbeihilfe Hürdenlauf kann lohnen

Immer weniger Auszubildende kommen inzwischen in den Genuß einer Berufsausbildungsbeihilfe des Arbeitsamtes, seit die gesetzlichen Voraussetzungen dafür 1988 verschärft wurden. In Hessen zum Beispiel sind es derzeit noch etwa 3500 Empfänger - weniger als die Hälfte der Zahl vor 1988. Dennoch sollten vor allem frischgebackene Azubis, die nach den Sommerferien ihre Lehre starten, einen möglichen Anspruch prüfen.

Drei Hürden hat der Gesetzgeber aufgebaut: 1. Die Beihilfe gibt es nur, wenn der Jugendliche nicht zu Hause bei seinen Eltern wohnt. Ledige Azubis unter 18 Jahren haben nur dann einen Anspruch, wenn sie die Ausbildungsstätte von der Wohnung der Eltern aus nicht "in angemessener Zeit" erreichen können. Dies ist stets der Fall, wenn die tägliche Fahrt hin und zurück zusammen mehr als zwei Stunden beträgt. Ausnahme bei kürzeren Strecken: Wenn "schwerwiegende soziale Gründe" ein Wohnen zu Hause unzumutbar machen.

2. Ist diese Voraussetzung gegeben, gibt es die Knete auch nur, wenn der Lehrling selber nicht allzuviel verdient, denn sein eigenes Einkommen wird erst einmal abgezogen. Ein lediger Azubi unter 21 Jahren hat einen Anspruch auf 710 Mark monatlich (ansonsten 750 Mark). Hinzu kommen unter Umständen eine Fahrtkosten-Pauschale (2,70 Mark im Monat pro täglicher Kilometer), ein Arbeitskleidungszuschuß (20 Mark monatlich) und eine Mietbeihilfe (bis zu 75 Mark).

Beispiel: Ein 19jähriger Lehrling wohnt 20 Kilometer von der Ausbildungsstätte entfernt, zahlt 300 Mark Miete und erhält 700 Mark Nettovergütung. Sein Anspruch beträgt demnach 913 (710 plus 40 mal 2,70 plus 20 plus 75) Mark. Zieht man seine Ausbildungsvergütung ab, erhält er noch 213 Mark vom Arbeitsamt.

Voraussetzung ist allerdings, daß die dritte Hürde ebenfalls übersprungen wird: Das Netto-Einkommen der Eltern darf bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten (1710 Mark für den Haushaltsvorstand zuzüglich zwischen 460 und 610 Mark für weitere Angehörige), sonst wird auch hier ein Teil des darüberliegenden Betrages angerechnet. rb

Zur Person:

HORST DAHLHAUS, Direktor der Bundeszentrale für politische Bildung, geht Ende Juli in den Ruhestand. Seit 1973 war er einer von drei gleichberechtigten Direktoren der Bundeszentrale, die zum 1. August im Rahmen einer Strukturreform eine neue Leitung erhält. Nachfolger von Dahlhaus als einer von zwei Vizepräsidenten in der Bundeszentrale wird Hans-Jürgen Beerfeltz, bisher Leiter der Abteilung Politik und Internationale Beziehungen der FDP. Neuer Präsident der Bundeszentrale wird Günter Reichert (CDU), zweiter Vizepräsident Wolfgang Arnold (SPD). (epd)

Todesstrafe für Bahnräuber

PEKING, 24. Juli (AP). In China sind am Donnerstag 45 Personen wegen Beteiligung an Raubüberfällen auf Eisenbahnwaggons verurteilt worden. Wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldete, verhängte ein Gericht in Zhengzhou gegen neun der Angeklagten die Todesstrafe, die 36 anderen erhielten lange Freiheitsstrafen. Die 45 Landarbeiter aus der Provinz Sichuan sollen im September 1991 insgesamt 300 Eisenbahnpassagiere beraubt und zum Teil verletzt haben.

Bayern stellt Sammelvisa aus Ankunft der Flüchtlinge aus Bosnien für Sonntag erwartet

rei/ulf BONN, 24. Juli. Die Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina sollen während der Zugfahrt in die Bundesrepublik von der bayerischen Grenzpolizei Sammelvisa ausgestellt bekommen. Trotz dieses vereinfachten Verfahrens sei ein "Ansturm von Menschenmassen" nicht zu erwarten, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Hanns Schumacher, am Freitag in Bonn. Im kroatischen Karlovac warten 3800 Menschen, vorwiegend Kinder, Frauen und Ältere auf ihre Abreise. Die 5000 Flüchtlinge, die die Bundesrepublik aufnehmen will, sollen in Sammelunterkünften untergebracht werden. Ihre Ankunft wird für Sonntag erwartet.

Die sechs Sonderzüge werden von je 40 Helfern einschließlich Ärzten, Hebammen und Krankenschwestern begleitet. Die Spezialzüge, von denen die ersten am Freitag abend von Bonn über Österreich nach Zagreb starteten, sind mit Medikamenten und Verpflegung für 5000 Menschen ausgerüstet.

Am Mittwoch wird in Genf eine vom Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen einberufene internationale Konferenz über Hilfe für die insgesamt 400 000 bis 600 000 Flüchtlinge tagen. Auf Wunsch Bonns soll dort die Aufnahme weiterer Zuflucht suchender Menschen in den anderen EG-Mitgliedsstaaten eine "zentrale Rolle" spielen.

Mediziner, Wissenschaftler und Journalisten gründeten in Gießen die "Bürgerinitiative für Menschen im Krieg". Sie will notleidende Menschen aus Kriegsgebieten unterstützen. Die Initiative ruft Privatpersonen aller Nationalitäten in Deutschland auf, Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina bei sich aufzunehmen. Die Initiative weist darauf hin, daß Flüchtlinge über ihre Gastgeber für drei Monate beim ADAC krankenversichert werden können. Die Gebühr für eine Touristen-Versicherung betrage 85 Mark.

Die Illustrierte stern und die Arbeiterwohlfahrt riefen zu einer "Aktion Zuflucht" auf. Der stern wird in der nächsten Ausgabe einen Coupon abdrucken, auf dem Familien ihre Bereitschaft erklären können, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen. Es gibt ein Sammelkonto "Aktion Zuflucht" unter 336 666 - 500 beim Postgiroamt Köln (BLZ 370 100 50).

Am Güterbahnhof loderten Flammen meterhoch gen Himmel/150 000 Mark Schaden Gasflaschen drohten zu explodieren Bootswerkstatt brannte nieder

BAD HOMBURG. Beim Brand eines Werkstattschuppens am Güterbahnhof ist Bad Homburg am Freitag mittag haarscharf an einer schweren Explosion vorbeigeschlittert. Nur wenige Meter von den lichterloh brennenden Gebäuden befindet sich nämlich ein Lager mit Druckgasflaschen der Bahnmeisterei, die zum Schweißen benötigt werden. Sie konnten von der Feuerwehr noch rechtzeitig gekühlt werden. Der Schuppen brannte bis auf einen Haufen Schutt und Asche nieder; die angrenzende Werkstatt wurde schwer beschädigt. Feuerwehr und Besitzer schätzen den Schaden auf rund 150 000 Mark.

"Das war meine Existenz", sagte Werkstattpächter Helmar Raudies beim Anblick des Trümmerhaufens. Er hatte zuvor auf dem Dach des Schuppens eine Bitumendecke verlegen wollen. Beim dazugehörigen Schweißen fing das Material offenbar Feuer. Im durch die Sommerhitze ausgetrockneten Holz fanden die Flammen reiche Nahrung: Blitzschnell standen meterhohe Flammen und riesige Hochwolken über dem Werkstattgelände nebem dem alten Lok-Schuppen, in dem einst die Bahnmeisterei ihren Sitz hatte.

Raudies, der in der Werkstatt Sportboote älteren Jahrgangs repariert und aufmöbelt, konnte gerade noch ein Boot aus der Halle ziehen, deren Dach bereits loderte. Sein gesamtes Maschinenlager und seine Werkzeuge wurden ein Raub der Flammen; weitere Boote wurden beschädigt. Explosionsgefahr drohte auch von der Gasflasche, die der Bootsbauer zum Schweißen auf das Dach des Schuppens gelegt hatte und durch den Brand herabstürzte. Die fieberhaft arbeitende Feuerwehr kühlte auch sie mit einem scharfen Wasserstrahl.

Rund 40 Mann waren laut Auskunft von Stadtbrandinspektor Paul Schick und Einsatzleiter Joachim Dorsch mit zehn Fahrzeugen im Einsatz. Mit zwei C-Rohren, mehreren kleineren Schläuchen und einem Wasserwerfer kämpften sie gegen die Flammen an.

Der Zugbetrieb auf dem angrenzenden Gleisen des Bad Homburger S-Bahnhofs konnte während der Löscharbeiten weitgehend weiterlaufen, teilte Bundesbahn- Sprecher Walter Henss mit. Lediglich ein Oberleitungsstrang wurde sicherheitshalber abgeschaltet - mit der Folge, daß ein Zug in Richtung Frankfurt nicht, wie geplant, ankoppeln konnte, sondern als Kurzzug weiterfahren mußte. che

Der Pfarrer predigt "hessisch" Und die Dillinger schnappen nach Wurst / Ab heute ist Kerb

FRIEDRICHSDORF. Ein Apfelwein- Bembel mit der Aufschrift "Freie Republik Dillingen" in sechs Größen, dazu Gläser mit der gleichen Aufschrift - da schlägt das Herz aller Sammler höher: Die Rarität gibt es auf der 17. Dillinger Kerb zu kaufen, die heute um 16 Uhr mit Glockengeläut beginnt.

Das Selbstbewußtsein der Bürger, die in dem Friedrichsdorfer Viertel wohnen, feiert einmal im Jahr fröhliche Urständ. Für drei Tage sind sie eine "freie Republik" und machen, mit dem "Schultheiß" Eckard Zielke an der Spitze, was ihnen Spaß macht. Und was es nicht alle Tage gibt: Schubkarrenrennen beispielsweise oder ein "100-Meter-Wurstschnäpping".

Plakate für die Dillinger Kerb sucht man vergebens. Wenn die Werbetrommel zu sehr geschlagen werde, meint Zielke, werde das Gedränge einfach zu dicht.

"Ein Fest wie kein anderes" versprechen die Dillinger für dieses Wochenende. Der Samstag ist so recht zum Einstimmen gedacht: Das Volk sitzt in den birkengeschmückten Straßen, es gibt reichlich zu essen und zu trinken und Musik, die nicht aggressiv macht. Bis um zwei Uhr in der Nacht darf gefeiert werden. Der Sonntag beginnt um 9 Uhr mit dem Frühstück, das die Kerbeburschen im Festzelt servieren. Pfarrer Frey gestaltet ab zehn Uhr den Gottesdienst im "Dillinger Dom" in Mundart.

Das olympische Schubkarrenrennen ist um 16 Uhr wieder im Programm, um 18 Uhr geht's auf die Wurstschnappstrecke. Und zur Schlußsensation am Sonntag steigt um 21.50 Uhr die Dillinger Hitparade: "Doppelgänger" von Stars treten auf, mit Playback im Hintergrund.

Am Montag, 27. Juli, beginnen um 11 Uhr die Krumm-Gass-Kegelmeisterschaften. Zur gleichen Zeit starten die Skatdrescher mit dem Schwarze-Sau-Turnier. Um 15 Uhr ist der Triathlon angesagt, ein Sportereignis nach Dillinger Art, und um 23 Uhr endet die Kerb. nau

DRK wirbt für mehr "Hilfe zur Selbsthilfe" Kostenlose Kurse in "Herz-Lungen-Wiederbelebung" / Fragebogen an Vereine verschickt

MAINTAL. Die DRK-Ortsvereinigung Maintal wirbt für mehr "Hilfe zur Selbsthilfe". In der jüngsten Magistratspressekonferenz wurde eine Aktion vorgestellt, die sich an alle Maintaler Vereine richtet und deren Ziel es ist, die Zahl der "plötzlichen Herztodesfälle" zu vermindern.Dabei handelt es sich um kostenlose Kurse in "Herz- Lungen-Wiederbelebung" (HLW). Nach Angaben von Bereitschaftsarzt Dr. Wolfgang Lenz sind im Jahr in Maintal etwa 30 Sterbefälle dieser Art zu registrieren.

Beim momentan auftretenden Kreislaufstillstand - Ursache meist Rhythmusstörungen beim frischen Herzinfarkt, Elektrounfälle und Unterkühlung - ist der Patient entgegen der landläufigen Meinung "noch nicht Die Minuten zählen gleich tot", klärt der Bereitschaftsarzt auf. In vielen Fällen soll eine "wirksame Behandlung" gelingen.

Allerdings steht dem ein anderes Problem im Weg: Mit dem Eintritt des Kreislaufstillstands setzt gleichzeitig die Sauerstoffversorgung des Gehirns aus. Die Hirnsubstanz beginnt bereits nach drei Minuten abzusterben. Nach fünf bis zehn Minuten ist davon auszugehen, daß ein nicht wiederherstellbarer Hirnschaden aufgetreten ist.

Der Maintaler DRK-Verband weist darauf hin, daß der Rettungsdienst trotz aller organisatorischen Bemühungen "nur in Ausnahmefällen innerhalb der günstigen Drei-Minuten- Frist" beim Patienten sein könne.

Demnach muß also schon vor dem Eintreffen des Notarztwagens mit einer lebensrettenden Behandlung begonnen werden, damit die Sauerstoffversorgung des Gehirns aufrechterhalten kann. Die entsprechenden Techniken - das machen Bereitschaftsarzt und DRK deutlich - in Form der "Herz-Lungen-Wiederbelebung" lassen sich an einem Nachmittag oder zwei Abenden erlernen.

Es sollen keine Vorkenntnisse erforderlich sein, eine durchschnittliche körperliche Leistungsfähigkeit sei "völlig ausreichend".

Gegenwärtig ist die HLW Bestandteil der Lehrgänge für "Erste Hilfe" und "Lebensrettende Sofortmaßnahmen". Nach Exerpertenmeinung reichen die Teilnehmerzahlen jedoch nicht aus. Das Maintaler DRK will deshalb mit seinen Kursen vor allem zwei Personengruppen ansprechen: Angehörige von Risikopatienten oder solche Menschen, die stark am öffentlichen Leben teilnehmen und daher statistisch gesehen häufiger mit Notfällen konfrontiert werden.

Auch spreche für Vereine, daß ein gemeinschaftliches Lern-Erlebnis im vertrauten Kreise leichter falle als der Entschluß, als einzelner einen Erste- Hilfe-Kursus zu besuchen.

Der Ortsverband hat nun an alle Maintaler Vereine einen Fragebogen verschickt. Darin ist anzugeben: Wieviele Personen wann und wo ausgebildet werden möchten. Gedacht wird an Weitere Auskünfte einen Nachmittag etwa von 13 bis 18 Uhr oder an zwei Abende (19 bis 22 Uhr). Um keine Hemmschwelle aufzubauen, sollen die Kurse trotz einiger Aufwendungen kostenlos stattfinden. Selbstverständlich - so das DRK - können auch nicht in Vereinen Organisierte an einer HLW-Ausbildung teilnehmen.

Weitere Auskunft erteilt das DRK Maintal, Berliner Straße 29, 6457 Maintal 1 (Tel.: 0 61 81 / 49 50 10). hok

Die Anziehungskraft von Freibier Industrie lockt in das "Deutsche Haus"

Zwischen Samaranch und Cruyff hat sich gewissermaßen der Olympia-Michel niedergelassen. Im Hotel "Princesa Sofia" residiert für die Dauer der Spiele der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees mit den IOC-Mitgliedern, einen Steinwurf entfernt liegt das Stadion Nou Camp, in dem der niederländische Fußball-Trainer den FC Barcelona zu hohen Ehren führt. Und mittendrin der deutsche Team Olympia Club 92, ein weiterer Sportverein sozusagen, dessen Mitglieder Sponsoren sind, die sich die Förderung deutscher Spitzensportler zu einer ihrer Aufgaben gemacht haben. Stilvolle Repräsentation will gut vorbereitet sein, und deshalb ward bereits vor drei Jahren die Anmietung der vornehmen Anlage namens "La Masia" beschlossen.

Das Haus mit Garten solle den deutschen Sportlern "zur zweiten Heimat" werden, wünschte sich Ulrich Feldhoff, Chef de mission des deutschen Aufgebotes, während der offiziellen Eröffnung im "La Masia". Aber das Gelände dient nicht nur den Akteuren der Veranstaltung Olympia als alternativer Aufenthaltsort zur ersten Heimat, dem olympischen Dorf, es ist mit Bedacht multifunktionell angelegt. Hier stellt das Nationale Olympische Komitee deutsche Medaillen-Gewinner deutschen Journalisten vor, Sponsoren knüpfen Kontakte, Funktionäre treffen Funktionäre. In jedem Fall wirkt an dieser Stätte, an der Straße Johannes XXIII gelegen, die unwiderstehliche Anziehungskraft von Freibier.

Zwei Tage vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele ging die Eröffnungsfeier des Team Olympia Club 92 vonstatten. Ein Taschendieb "beraubte" die Gäste am Eingang, ein spanisches Quartett zupfte auf Saiten- Intrumenten Folklore zwischen den Tischen, Artisten bauten den Ringer Maik Bullmann in ihre Parterre-Akrobatik ein, getanzter Flamenco fehlte nicht. Eingedenk der Millionen, die dieser Spaß in "La Masia" in den Tagen von Barcelona so alles in allem kostet, sei noch einmal der Stiftungszweck des Team Olympia 1992 zitiert: " . . . ist ein Kreis bedeutender Unternehmen der deutschen Wirtschaft, die mit dem Konzept 'Erfolg durch Spitzenleistungen' die gesamtdeutschen Mannschaften der Olympischen Spiele 1992 in Albertville und Barcelona in herausragender Weise fördern." Und sei es durch eine Gartenparty der Spitzenklasse.

Getreu dem olympischen Prinzip, daß der Superlativ das erstrebenswerte ist, suchen auch Sponsoren ihr Bewirtungsangebot ständig zu steigern. Interessenten für den Team Olympia Club 96 während der Spiele in Atlanta täten mithin gut daran, sich im "La Masia" umzuschauen, aber auch im Gästehaus von Baden-Württemberg, das das Bundesland zusammen mit dem größten deutschen Industrie-Konzern am Montjuic angemietet hat, und in weiteren Vergnügungsstätten ähnlicher Art, die aufzuzählen sich verbietet, weil die ernste Gefahr besteht, jemanden zu vergessen. Denn es werden der repräsentierenden Firmen immer mehr.

Wie nun, wenn alle Eingeladenen alle Einladungen wahrnähmen, wenn Sportler überall aufträten, wo sie erwünscht sind, Journalisten stets dort wären, wo man sie haben will? Dann würden die Spiele ausfallen.

CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER

Zum Waldhaus

Adresse: Zum Waldhaus, Außerhalb 25 NO, 6070 Langen, Telefon: 06103 / 2 31 97.

Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch bis Samstag 16 bis 24 Uhr, sonntags 11.30 bis 24 Uhr; dienstags ist Ruhetag. September '92: Betriebsferien.

Parken: zwei Parkplätze für zirka 80 Autos; mit wenigen Fahrradständern. In den Garten dürfen Räder nicht mitgenommen werden.

Bus: Die Buslinien 970 und 973 halten direkt vor der Gartenwirtschaft.

Angebot: In der Gartenwirtschaft finden 200 Personen Platz; im Hausinneren noch mal rund 60. Kleine, teils überdachte Gärtchen bieten abgeschirmte lauschige Plätze. Offener Kamin, Tanzfläche, für Familienfeiern geeignet. Hunde müssen angeleint werden. Gruppen ab fünf Personen sollten vorbestellen.

Preise: Ebbelwoi (0,25 Liter) 2,20 Mark, alkoholfreies Bier (0,3 Liter) 2,80 Mark, Bier vom Faß (0,4 Liter) vier Mark, Weine aus Frankreich, Pfalz, Rheinhessen, Spanien (0,2 Liter) 4,80 Mark, Kännchen Kaffee 4,80, ein Tee 2,40 Mark, Softdrinks 2,50 Mark.

Für den Hunger: Handkäs mit Musik (sechs Mark), Thunfischsalat (acht Mark), Großer Salatteller (9,90 Mark), Strammer Max (8,50 Mark), Räuberspieß (18,50 Mark), Rumpsteak (21 Mark), Paprika Schnitzel (17,50 Mark); diverse Kinderteller.

Behinderte: Es gibt keine speziellen Toiletten für Rollstuhlfahrer. Auch muß beim Einkehren in jedes Gärtchen eine Stufe überwunden werden. Die Nußbaum-Ecke ist stufenlos vom Tor aus zu erreichen. dok

Beim Isenburger "Theater direkt" ist das Publikum der Boß Eva Hippe-Chebli übt mit ihren erwachsenen Schülern spielerisch Sprachen / Engländer erfand die Theaterform 1972

NEU-ISENBURG. Die 30 jungen Leute aus Spanien, Japan und Amerika, die derzeit einen Sprachurlaub in Frankfurt machen, sitzen steif an den Rändern eines Rechtecks um eine gedachte Spielfläche herum und wirken äußerlich ganz "cool". Eine halbe Stunde später sieht man dieselben jungen Leute mit den Armen wedeln, Indianergeheul ausstoßen, sich rhythmisch auf die Schenkel klatschend durch den Raum hopsen: Niemand ist mehr an seinem Platz. Motor dieser Ausgelassenheit ist das dreiköpfige Team des Neu-Isenburger "Theater direkt", das eine Spielform kultiviert hat, in der das Publikum der Boß ist.

Die Wurzeln dieser Theaterform liegen in England. Eva Hippe-Chebli, Lehrerin für Erwachsenenbildung in Neu-Isenburg, nahm 1985 an einem Englischlehrer/innen-Kongreß in Brighton teil, als sie gerade sehr unzufrieden mit ihrer Arbeit war. Sie wollte etwas in Bewegung bringen, wegkommen vom Frontalunterricht. In Brighton lernte sie die Theatergruppe "Word in Action" kennen, die ihr einen Weg zeigte, Sprache spielerisch an die Frau und den Mann zu bringen.

Gründer der Truppe ist R. G. Gregory, ein Lehrer, der Anfang der 70er Jahre genug hatte von der Guckkastenbühne und dem hierarchisch strukturierten bürgerlichen Theater. Als Erzieher gefiel es ihm außerdem nicht mehr, wie in den Schulen Unterrichtsstoff vermittelt wird. Aus der Frustration heraus erfand er 1972 das "Instant Theatre", eine Form des "Theaters in der Runde", hierzulande besser bekannt als "Mitspieltheater". Mit seiner Truppe, die in Wimborne, in der südenglischen Grafschaft Dorset, zu Hause ist, tourt er seither durch Europa, im Kampf gegen starre Theaterformen und unbewegliche Wissensvermittlung.

Hippe-Chebli guckte dem Engländer über die Schulter, organisierte die Auftritte der Gruppe im Rhein-Main-Gebiet und gründete schließlich mit fünf Freunden 1989 eine eigene Truppe. Mittlerweile ist das Ensemble geschrumpft. Außer Hippe-Chebli sind nur noch Patrick Steinbach und Stefania Prato mit von der Partie. "Wir suchen händeringend Mitspieler", sagt die Tanzlehrerin Prato.

Wie schaffen die drei es denn nun, das Publikum so aus der Reserve zu locken? "Wir nehmen eben alles ernst, was von den Zuschauern kommt, alles, was sie sagen, ist wahr!", sagt Hippe-Chebli mit Nachdruck. Das Drama wird im Augenblick der Vorstellung gemeinsam erfunden, indem eine Frageperson eine Palette von W-Fragen stellt: Wer? Wie alt? Wo? Wetter? Wie? Warum? Und wenn aus dem Publikum zwei oder drei Antworten gleichzeitig kommen? Kein Problem für die Leute von "Theater direkt": Widersprüche gibt die Frageperson an das Publikum zurück. Die Sprachschüler in Frankfurt lösten das Problem, daß die Hauptperson gleichzeitig 50 und 30 Jahre alt sein sollte, indem jemand entschied: Es sind zwei Hauptpersonen.

Wenn der erste Akt erfragt ist, spielen Ensemblemitglieder zusammen mit dem Publikum die erdachte Geschichte. Dynamik kommt vor allem dadurch ins Spiel, daß es weder Requisiten noch Bühnenbild gibt.

Vom Benzinanzeiger bis zum Wetter: alles wird von Freiwilligen aus dem Publikum dargestellt. Und was, wenn niemand mitmacht? "Wir zerren niemanden auf die Spielfläche." Aber bis jetzt habe es immer geklappt. "Vielleicht weil das Publikum merkt, daß wir es ernst nehmen, daß jedes Wort Gewicht hat", sagt Steinbach.

Gute Erfahrungen hat die Gruppe auch mit geistig Behinderten gemacht, "von denen es immer heißt, man könne mit ihnen nicht Theater machen". In Schulen, Kindergärten, Altenheimen und Gefängnissen haben die drei auch schon gespielt, was nicht heißt, daß "Theater direkt" immer pädagogisch ist, "es ist auch einfach Theater". Besonders faszinierend findet Prato an dieser Spielform, daß sie dem einzelnen ermöglicht, direkt Einfluß zu nehmen. "Das steht doch im Gegensatz zum alles beherrschenden Lebensgefühl heutzutage, nämlich nichts mehr beeinflussen zu können, egal, was du machst."

• Theater direkt, Neu-Isenburg, Jahnstraße 49, Telefon 2 12 67. FRAUKE HAß

Kleintierzüchter bitten zu Tisch

NIDDATAL. Heute machen die Ilbenstädter Kleintierzüchter bei ihrem Grillfest auf dem Festplatz "Altes Niddabett" um 18 Uhr das erste Faß auf. Ab 20 Uhr spielen "Klaus und Martin" zum Tanz. Zum Frühschoppen am Sonntag tritt ab 10 Uhr der Musikzug der Nieder-Wöllstädter Feuerwehr in Aktion. Ab 14 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen. Für die Kinder wird sich ein Karussell drehen. Auch ein Stand mit Lufballons wird aufgebaut. Vor etwaigen Regengüssen schützt ein Festzelt. Der Eintritt ist frei. mu

Chemie-Dreieck um Halle - Auch Kanzler-Versprechen garantiert keine Jobs Nach dem Minol-Geschäft darf die Region aber auf eine Zukunft hoffen / Raffinerie-Neubau soll als Katalysator wirken / Westliche Ölkonzerne schießen quer

Einen solchen Auftrieb an Prominenz aus Politik und Wirtschaft erlebt auch die Treuhandanstalt nicht alle Tage. Am Hauptquartier der weltweit größten Staatsholding, die immer noch fast 5000 Betriebe feilbietet, geht es am Donnerstag dieser Woche noch hektischer zu als an normalen Tagen. Die Parkplatzsuche in den chronisch verstopften Straßen rund um das ehemalige Reichsluftfahrtministerium ist völlig aussichtslos, der abgesperrte Innenhof so voll mit schweren Limousinen Stuttgarter Provenienz wie lange nicht mehr, und die nette junge Dame schaut bei der Ausweiskontrolle noch genauer hin als sonst.

Im stickigen Festsaal, dem eifrige Helfer mit Blumenarrangements und den Nationalflaggen Frankreichs und Deutschlands ein etwas freundlicheres Aussehen verliehen haben, rangeln Fernsehteams und Fotografen aus aller Herren Ländern um die besten Plätze für Bilder vom angekündigten Top-Ereignis. Dabei geht es nur um ein paar Unterschriften - allerdings unter einen Milliardenvertrag. Wenige Minuten später ist die größte Transaktion in der kurzen Treuhandgeschichte, die blockierten Stromverträge ausgenommen, perfekt: Das ehemalige Tankstellenmonopol in Ostdeutschland, die Minol, sowie die Raffinerien in Leuna und Zeitz gehören von sofort an dem französischen Ölmulti Elf Aquitaine, der gemeinsam mit Thyssen Handelsunion und der Metro/Asko-Tochter Deutsche SB Kauf mehr als sechs Milliarden Mark investieren will.

An solchen Tagen sind bedeutungsvolle Worte Pflicht. Die größte deutsch-französische Unternehmung seit dem Zweiten Weltkrieg sei ein "wichtiges Stück" in der Zusammenarbeit beider Länder auf dem Weg zum europäischen Binnenmarkt, schwärmt Treuhand-Präsidentin Birgit Breuel. Auch der bärtige Elf-Chef Loik Le Floch Prigent, Herr über ein 70-Milliarden-Mark-Imperium, klopft sich selbst auf die Schulter und lobt das "außerordentliche Beispiel gelungener Zusammenarbeit" über den Rhein hinweg. Der Bonner Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann findet es "nahezu unglaublich, wie die Treuhand ihrem Auftrag gerecht wird, die ostdeutsche Wirtschaft zu privatisieren". Und Dieter Vogel gelingt es tatsächlich, noch einen draufzusetzen: Solch ein "gigantisches Vertragswerk binnen weniger Wochen und Monate zu Ende zu bringen, zeugt von Professionalität und großem Verantwortungsbewußtsein gegenüber den Menschen in Sachsen-Anhalt", meint der Chef von Thyssen Handel mit glänzenden Augen.

Ob solch gegenseitiger Lobeshymnen gerät leicht in Vergessenheit, welches Hin und Her es schon anläßlich der Unterzeichnung der Vorverträge im Januar gab. "Wir haben tage- und nächtelang verhandelt", umschreibt Birgit Breuel gewohnt diplomatisch das zähe Ringen um den ostdeutschen Öl- und Benzinmarkt, in dem die Franzosen letztlich die Oberhand behielten. Was sie nicht sagt: Die Treuhänder standen wieder einmal unter enormen politischen Druck. Kanzler Helmut Kohl wollte angesichts des wachsenden Unmuts ostdeutscher Chemiewerker endlich Taten sehen. Schließlich steht der Bonner Regierungs-Chef rund um Halle im Wort: Vor Jahresfrist versprach er höchstpersönlich vor Ort vollmundig den Erhalt des Chemiedreiecks - nachdem er kurz zuvor von seinen Beratern erfahren hatte, daß ein Plattmachen der Branche noch teurer käme. Weil aber die westdeutschen Chemiegiganten Investitionen in die Katastrophenregion Leuna, Buna und Bitterfeld scheuen, mußte der Kanzler, so wissen Vertraute, seinen Freund François Mitterrand um Hilfe angehen. Der sozialistische Staatspräsident brachte seinen größten Mineralölkonzern auf Trab in Richtung Osten - und damit war, so monieren manche der verschmähten zwölf Minol-Interessenten, die Entscheidung für Elf programmiert. Minister Möllemann meint dazu nur süffisant und vielsagend: "Die Bundesregierung nimmt keinen direkten Einfluß auf Entscheidungen der Treuhand."

Sei's drum: Der Zweck heiligt die Mittel. Ob der Zweck allerdings erfüllt wird und ein Gutteil der einst mehr als 100 000 Arbeitsplätze in der ostdeutschen Großchemie erhalten bleibt, ist bisher so sicher nicht. Ohne Frage war der Ansatz der Treuhand richtig, das profitable und heißbegehrte Minol-Tankstellennetz nur demjenigen zu verkaufen, der auch bereit ist, dafür die beiden maroden Raffinerien in Leuna und Zeitz zu übernehmen. Mit dem Projekt "Leuna 2000", dem unter Thyssens Leitung geplanten Bau der modernsten Raffinerie Europas für 4,3 Milliarden Mark bis 1996, entsteht nun zwar die notwendige neue Rohstoffbasis für die im engen Verbund arbeitende Chemie. Die Anlage wird aber nur noch 600 Jobs bieten, obwohl sie mit geplanten zehn bis zwölf Millionen Jahrestonnen mehr als doppelt soviel Rohöl zu Benzin und anderen Produkten aufbereiten wird wie die alte Anlage, wo bisher noch 1300 Beschäftigte werkeln. Insgesamt arbeiten in Leuna noch fast 12 000 von einst 27 000 Leuten. Nur 1500 von ihnen, so kritisierte jüngst Leuna-Chef Jürgen Dassler, hat die Treuhand durch den Verkauf an Elf langfristig den Arbeitsplatz gesichert. Die anderen müssen zittern, ob sich nach dem Einstieg der Franzosen nun auch ein Käufer für die anderen Sparten findet, zum Beispiel für die Herstellung von Methanol oder Olefin, aus dem Kunststoffe gemacht werden.

In Zeitz ist das Bangen bereits zu Ende: Mit dem Deal und dem Bau der neuen Super-Raffinerie in Leuna ist das Schicksal der hochdefizitären Veredelungsanlage mit ihren noch 1600 von einst 4000 Mitarbeitern besiegelt. Sie wird bis spätestens 1996 dichtgemacht. Die Einrichtung eines Industrieparkes soll nun Vehikel für die Rettung des Großteils der bedrohten Stellen sein. Auch in Zeitz sieht die Jobbilanz der Treuhand also düster aus. Interessenten vor der Tür

Dasselbe gilt für die Standorte Leuna, Buna, Bitterfeld, Wolfen in Sachsen-Anhalt sowie für das sächsische Böhlen, wo seit der Wende Zehntausende den Gang zum Arbeitsamt antreten mußten, weil ihre "Plaste und Elaste" nicht mehr gefragt ist. Überall hofft man auf Investoren aus der Petrochemie, vor allem für die Kunststoffproduktion. Die Chancen für eine Sogwirkung nach dem Elf-Geschäft stehen nicht schlecht. Die Franzosen selbst werden sich über die Tochter Atochem auch an der Methanolherstellung in Leuna beteiligen und gemeinsam mit Air Liquide eine neue Hydrogen-Peroxydanlage bauen. Und wenn es stimmt, was bereits kolportiert wird, könnte die Treuhand bald einen entscheidenden weiteren Schritt tun: Ein Konsortium aus Thyssen Handelsunion, der italienischen Energieholding Eni sowie dem staatlichen österreichischen Mineralölkonzern soll bereit sein, die Kunststoffsparte in Buna sowie die Sächsischen Olefinwerke im Paket zu kaufen.

Über eines täuschen jedoch alle Erfolgsmeldungen nicht hinweg: Nach einer McKinsey-Studie werden höchstens 20 000 Chemie-Jobs und 12 000 Arbeitsplätze in ausgelagerten Dienstleistungsbranchen im Chemiedreieck bis Ende 1994 erhalten bleiben. IG-Chemie-Chef Hermann Rappe, Mitglied im Verwaltungsrat der Treuhand, der gestern erneut über einem Gesamtkonzept für die Region brütete, hält den Arbeitsplatz-Abbau aber für unvermeidlich: "Sonst bräuchten wir gar nicht anfangen, mit den Investoren zu verhandeln."

Ob die traute Einigkeit anhält, die Elf, Thyssen und Konsorten jüngst demonstrierten, muß sich zeigen. Sicher ist: Der Kampf um den ostdeutschen Chemie- und Mineralölmarkt, der auch die Brücke nach Osteuropa ist, hat gerade erst richtig begonnen. Daß sich die siegreichen Partner noch nicht einmal darauf geeinigt haben, unter welcher Flagge sie in die bevorstehenden Konkurrenzkämpfe mit den westlichen Ölmultis ziehen wollen, stimmt allerdings bedenklich. Während Elf-Chef Le Floch Prigent schnell das eigene Emblem an den 930 Minol- Tankstellen sehen möchte, hält sein Kompagnon Vogel einen Verzicht auf den Markennamen, den im Osten jedes Kind kennt, für einen Schildbürgerstreich.

Wie viele Zapfstationen letztlich den Franzosen zufallen, ist noch unklar. Das Kartellamt hat durchgesetzt, daß Elf allein knapp 100 an Mittelständler abgeben muß. Weitere 120 betreibt Minol mit Westkonzernen zusammen oder wollte es tun. "Hier müssen die Konzerne untereinander jetzt Wege einer gütlichen Aufteilung finden", meint Treuhand-Vorstand Klaus Schucht, der froh darüber ist, daß er mit dem Kleinkrieg nichts mehr zu tun hat. Sein Kalkül: Die Ölkonzerne werden sich darauf einigen, daß Elf den Konkurrenten im Heimatmarkt Frankreich Standorte freimacht, wenn diese dafür in Ostdeutschland Wohlverhalten an den Tag legen.

Klären müssen die Ölmultis in "gegenseitigem Einvernehmen" auch, wer die bisher 16 gemeinsam betriebenen, hochlukrativen Autobahntankstellen bekommt. Für die anderen 16 Minol-Zapfstellen an den Schnellstraßen hat mittlerweile der Bonner Finanzminister ein Machtwort gesprochen. Sie gehen nicht, wie ursprünglich von der Treuhand ins Auge gefaßt, direkt an die Franzosen, sondern fallen an die bundeseigene Gesellschaft für Nebenbetriebe (GfN). Die GfN verwaltet auch die westdeutschen Autobahn-Stationen und verpachtet sie an die Ölkonzerne nach Maßgabe des jeweiligen Marktanteils - was dazu führen könnte, so läßt man beim Kartellamt durchblicken, daß die Franzosen im Westen ein paar Rückzieher machen müssen, wenn sie im Osten auf einen Schlag die Lizenzen für die 16 bisher allein von Minol betriebenen Stationen bekommen wollen.

Im Wirtschaftsministerium Sachsen- Anhalts, das eng in die Verhandlungen über die Rettung des Chemiedreiecks eingebunden ist, herrscht jedenfalls Zuversicht, daß die Multis den Streit um die Zapfhähne letztlich gütlich beilegen. "Schauen Sie doch, wie einmütig die immer die Benzinpreise anheben - warum sollte da keine Lösung für die regionale Aufteilung gefunden werden?", meint Minister Horst Rehberger spöttisch.

Der FDP-Politiker demonstriert gleichwohl Härte im Konflikt um die Art der Versorgung des ostdeutschen Öl- und Benzinmarktes. Die westdeutsche Elf-Konkurrenz, von Shell bis Veba in einem eigens gegründeten Konsortium vereint, hat der Magdeburger Regierung schon vor Monaten den Antrag für den Bau einer Versorgungs-Pipeline aus Hamburg in die Region ins Haus geschickt, um aus ihr die im Aufbau befindlichen eigenen ostdeutschen Tankstellen direkt beliefern zu können. Das aber würde bedeuten, daß der neuen Super-Raffinerie in Leuna, ausgelegt auf die Versorgung des gesamten Ostmarktes, ein Teil der Absatzmöglichkeiten flötenginge. "Dann würden wir Verluste von 300 bis 400 Millionen Mark pro Jahr einfahren", malt Thyssen-Chef Vogel vorsorglich schon einmal schwarz. Bei der Magdeburger Regierung, in Sorge um das Elf- Engagement, hat er offene Ohren gefunden: "Ein Raumordnungsverfahren zum Bau einer solchen Pipeline", betont Rehberger entschieden, "wird es mit uns nicht geben." THOMAS WÜPPER

Abgerechnet wird zum Schluß. Wie teuer die Sanierung der größten Krisenregion Ostdeutschlands, des Chemiedreiecks um Halle, letztlich den Steuerzahler kommt, kann heute, schon wegen der unübersehbaren ökologischen Altlasten, niemand sagen. Dennoch winkt dem kurz nach der Wende als unrettbar abgeschriebenen Katastrophengebiet zwischen Leuna und Bitterfeld eine Zukunft. Mit dem Verkauf des Minol-Tankstellennetzes und der Raffinerien in Leuna und Zeitz an ein deutsch-französisches Konsortium hat die Treuhandanstalt nach langen Querelen eine Grundlage dafür geschaffen. Entscheidend ist die Zusage der Erwerber, in Leuna eine neue Raffinerie als Herzstück einer modernen Petrochemie bauen zu wollen. Dies erhöht die Attraktivität der anderen Betriebe von Buna bis Merseburg.

SPD nennt Verfassungsschutz-Aktivitäten "kapitale Dummheit" Vor Beobachtung der Ost-Komitees gewarnt / Koordinierungsbüro: Außerparlamentarische Opposition wird diskriminiert

hhk/Vbn FRANKFURT A. M., 24. Juli. Die von der FR veröffentlichte Beurteilung des Kölner Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), wonach PDS und DKP bei der Vorbereitung und Gründung der ostdeutschen "Komitees für Gerechtigkeit" ein Beispiel für "kommunistische Bündnispolitik" liefern, hat am Freitag ablehnende Reaktionen ausgelöst.

So warnte der stellvertretende SPD- Vorsitzende Wolfgang Thierse im Saarländischen Rundfunk vor einer Beobachtung der Komitees durch den Verfassungsschutz, weil sie die schon vorhandenen Ressentiments der Bürger in Ostdeutschland nur verstärken würde. Eine solche Beobachtung sei auch "überflüssig", meinte Thierse. Die normale politische Auseinandersetzung reiche aus, um nachzuweisen, daß die Komitees die "falsche Antwort auf ein wirkliches Problem" seien. Thierses SPD-Bundestagskollege Hans Büchler nannte die Tatsache, daß sich der Verfassungsschutz in der von der FR geschilderten Weise mit den Komitees beschäftige, in einem Zeitungsinterview eine "kapitale Dummheit".

Damit werde Wasser auf die Mühlen einer Organisation geleitet, die ausschließlich mit politischen Argumenten bekämpft werden müsse, und verkannt, daß die Bürger in den neuen Ländern wegen ihrer Erfahrungen auf solche Aktivitäten viel sensibler reagierten als Westdeutsche.

Die Berliner Koordinierungsstelle für die "Komitees für Gerechtigkeit" wies ebenfalls am Freitag die Einschätzung des BfV zurück, die neue Bürgerbewegung würde "durch bestimmte politische Parteien", namentlich die PDS, vereinnahmt. Diese Vermutung entbehre jeder Grundlage. Offensichtlich habe der Verfassungsschutz das Ziel, die Bürger von der Mitarbeit in den Komitees abzuschrecken. "Leider sind die Versuche der Kriminalisierung außerparlamentarischer Opposition in den alten wie in den neuen Bundesländern nicht neu", heißt es in einer Erklärung. Nach Ansicht der Koordinierungsstelle beweisen die ersten Komiteegründungen "ihre politische Unabhängigkeit und ihr breites politisches Spektrum".

Das Kölner Verfassungsschutzamt selbst unterstrich in einer Presseerklärung, daß sowohl die Komitees als auch die PDS keine "Beobachtungsobjekte" des Verfassungsschutzes seien. Vielmehr gehöre es zum "gesetzlichen Auftrag des Verfassungsschutzes, linksextremistische Infiltrations- und Bündnispolitik zu beobachten". Wenn Hinweise eingingen, daß "Linksextremisten versuchen, Bündnisse und Kampagnen zu instrumentalisieren," werde "offen zugängliches Material durchgesehen", um "Methoden und mögliche Erfolge" einer solchen "Infiltration erkennen und beurteilen zu können".

In Schwerin bekamen die Initiatoren eines mecklenburgischen Landeskomitees bereits vor der Gründung Ärger mit der Stadtverwaltung. Die Bürgermeisterin Pia Madeleine Garitz (CDU) ließ, wie AFP berichtete, am Freitag am städtischen Jugendhaus Hinweisschilder auf das Komitee abnehmen, weil die Stadt keine Nutzungsvereinbarung abgeschlossen habe.

Außerdem gehörten die acht Mitglieder der Gründungsinitiative den "Jungen Genossen" an, die der PDS zuzuordnen sei. Dem wurde von einem Sprecher der Initiative widersprochen.

Spvgg. 05 stellt am Sonntag ihre Kicker vor

BAD HOMBURG. Die Spielvereinigung Bad Homburg 05 stellt ihre aktiven Mannschaften am Sonntag, 26. Juli, von 11 - 14 Uhr auf dem Sportplatz Sandelmühle vor. Präsentiert werden die erste und zweite Fußballmannschaft, die Jugend-Kicker und die Handballmänner und -frauen.

Moderieren wird diese Veranstaltung Rudi Schmalz-Goebels, musikalisch unterstützt von der Country Band "Jolly Jokers". tel

Vor Ort soll geholfen werden LWV-Direktorin zieht nach 100 Arbeitstagen erste Bilanz

KASSEL. Seit 100 Arbeitstagen - einige Sonnabende und Sonntage mitgerechnet - ist sie im Amt. Barbara Stolterfoht, die neue Landesdirektorin des Landeswohlfahrtsverbandes (LWV), zog gestern eine erste Bilanz. Und die war überwiegend positiv. Die 52jährige Sozialpolitikerin unterstrich die Bereitschaft des LWV und seiner rund 10 000 Mitarbeiter zur Reform, die sich ihrer Ansicht nach vor allem in dem kürzlich verabschiedeten Konzept "Psychiatrie 2000" und der geplanten Erneuerung der Hilfe für pflegebedürftige, alte Menschen offenbart.

Ziel des neuen Psychiatrie-Konzeptes ist es, neue, gemeindenahe Angebote zu schaffen. In den bestehenden zwölf psychiatrischen Krankenhäuser und fünf Kliniken der Kinder- und Jugendpsychiatrie sollen 1600 der 4900 Betten bis zum Jahr 2000 abgebaut werden, bisher unterversorgte Regionen sollen im Gegenzug neue teil- und vollstationäre psychiatrische Behandlungsangebote erhalten.

Auch die Verantwortlichkeit werde damit, so Stolterfoht, auf die örtliche Ebene verlagert. Der LWV erfülle damit die in der Koalitionsvereinbarung gesteckten Ziele zur Psychiatriereform "auf Punkt und Komma".

Der sozialpolitische Trend, Leistungen dort zu erbringen, wo die Menschen wohnen, soll nach dem Willen des LWV bald schon auch im Bereich der Pflege alter Menschen verwirklicht werden. Zu diesem Zweck will das beim LWV angesiedelte Landessozialamt - wie von der Landesregierung, den kommunalen Spitzenverbänden und Fachverbänden gefordert - seine Zuständigkeit an die örtlichen Sozialämter abgeben: Die müßten dann die nach dem Bundessozialhilfegesetz gezahlte Hilfe zur Pflege übernehmen. Die Experten versprechen sich laut Stolterfoht davon einen Ausbau der (preisgünstigeren) ambulanten Pflege, der die Lebensqualität der Menschen über 65 verbessern würde: Viele, die nur eine stundenweise Betreuung benötigen, könnten dann in ihren eigenen vier Wänden betreut werden. Die Mehrkosten, die den 26 Kreisen und kreisfreien Städten durch die neue Verantwortung entstehen, sollen zum Teil durch eine Senkung der Verbandsumlage gedeckt werden, die der LWV alljährlich erhebt. Da der Aufwand der Kommunen jedoch sehr unterschiedlich sein wird (Frankfurt hätte 1989 nach diesem Modell beispielsweise 14,2 Millionen Mark mehr aufbringen müssen, während der Landkreis Offenbach 7,3 Millionen Mark gespart hätte), muß ein Finanzausgleich zwischen den Kommunen geschaffen werden.

Der LWV will hierzu schon bald einen Vorschlag unterbreiten, kündigte die Landesdirektorin an. Auch biete der Verband an, überörtliche Aufgaben, zum Beispiel die Verhandlungen über Pflegesätze, Bedarfs- und Investitionsplanung sowie Kontrolle der Einrichtungen, weiter zu übernehmen. "Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt", stellte Barbara Stolterfoht befriedigt fest.

Doch ihre Bilanz enthielt auch ein negatives Urteil: Kritik übte Stolterfoht an dem Entwurf für das neue Ausführungsgesetz zum Kinder- und Jugendhilfegesetz. Sie bedaure, so sagte sie, daß es in den Gesprächen mit dem Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit nicht gelungen sei, die überörtlichen Aufgaben in diesem Bereich ganz beim LWV, statt (wie nun geplant) beim Landessozialamt anzusiedeln. Noch sei zudem ungeklärt, wer die bisherigen Leistungen des LWV, zum Beispiel Zuschüsse in Höhe von mehr als 12 Millionen Mark für rund 200 Projekte (etliche davon im Bereich der Mädchenförderung), übernehme. Unklar sei auch, was mit den 85 hochqualifizierten Mitarbeitern im Bereich Erziehungshilfe des LWV passiere.

Wenn die Landesregierung nicht dafür sorge, daß die bisherigen Leistungen des LWV vom Landesjugendamt übernommen werden, dann werde dieser Bereich einen massiven Einbruch erleiden, so die Prognose Stolterfohts. ebo

Neue Hürde auf Weg zur Pflegeversicherung Möllemann nennt zusätzliche Bedingung Von unserem Korrespondenten Peter Ziller BONN, 24. Juli. Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) hat die Einführung einer sozialen Pflegeversicherung an eine weitere schwerwiegende Bedingung geknüpft. Der Minister beharrt nun auch darauf, daß den abhängig Beschäftigten die höheren Abzüge ausgeglichen werden, die ihnen durch Beiträge zur Pflegeversicherung entstehen. Bislang hatten Möllemann und die FDP nur auf einen Ausgleich für die Unternehmen gepocht. In einem vom Wirtschaftsministerium verbreiteten Papier zur "Qualität des Standorts Deutschland" wird nachdrücklich vor höheren Lohnnebenkosten und hiermit verbundenen Wettbewerbsnachteilen für die deutschen Unternehmen gewarnt. Wörtlich heißt es: "Entscheidende Bedingung für die Einführung einer umlagefinanzierten Pflegeversicherung ist deshalb, daß die entstehenden höheren Lohnnebenkosten in vollem Umfang (d. h. Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil) verläßlich, stabil sowie in verfassungs- und tarifrechtlich einwandfreier Weise kompensiert werden." Das Wort "und" ist unterstrichen. Zugleich wird betont, daß eine Vorsorge über eine private Pflegeversicherung lohnkostenneutral wäre. Eine solche Lösung hatte die FDP bis zuletzt gefordert. Sie lehnt eigentlich eine gemeinsame Finanzierung der Pflege durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer ab.

Der Ausgleich der Arbeitnehmerlasten solle verhindern, daß die Gewerkschaften bei nächster Gelegenheit über höhere Lohnabschlüsse einen Ausgleich anstreben, heißt es im Wirtschaftsministerium. Eine solch umfassende Kompensation könnte nur durch eine Senkung der Beitragssätze zur Kranken-, Arbeitslosen- oder Rentenversicherung gelingen, die allerdings angesichts des auch dort steigenden Finanzbedarfs kaum machbar ist.

Der Ende Juni von der Koalition vereinbarte Kompromiß sieht zur Finanzierung der zusätzlichen Unternehmensbelastung vor, daß die Lohnfortzahlung für Arbeitnehmer am ersten Krankheitstag wegfällt. Hierdurch könnte die Wirtschaft Schätzungen zufolge 6,5 Milliarden Mark an Ausgaben einsparen. Die Pflegeabsicherung kostet nach Berechnung des Arbeitsministeriums jährlich 25 Milliarden Mark. Der nach Abzug verschiedener Entlastungen bei den Unternehmen verbleibende Kompensationsbedarf wird auf sechs bis sieben Milliarden Mark veranschlagt. (Kommentar auf Seite 3)

Fragen nach Sex ohne Auftrag von Pro Familia

HOCHTAUNUSKREIS. In der letzten Zeit häufen sich Beschwerden von Frauen aus dem Hochtaunuskreis über einen Anrufer, der behauptet, im Auftrag von Pro Familia Fragen zum Intimleben stellen zu sollen. Der Mann handelt, wie die Familienberatungsorganisation mitteilt, nicht in ihrem Auftrag. Pro Familia: "Wir würden niemals eine Studie zum Sexualverhalten am Telefon durchgeführen." Doch könnte sich der Anrufer gerne an eine der Pro-Familia-Beratungsstellen wenden, um über seine Probleme zu reden. tel

Areal Waldstadion: Vor neuem Konzept türmen sich Hindernisse 420 000 Quadratmeter stehen zur Debatte: parallele Nutzung von Sport und Kultur / Es fehlt an Geld und privaten Investoren

"Der Magistrat verfolgt die Absicht, ein Konzept für die künftige Nutzung des gesamten Areals am Waldstadion einschließlich der Hauptkampfbahn erstellen zu lassen. Die notwendigen vorbereitenden Maßnahmen sind in Angriff genommen worden." Die beiden Sätze in einem noch druckfrischen Magistratsbericht klingen nach Aufbruch. Am Freitag machte Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD) gegenüber der FR auf Nachfrage deutlich, daß sich vor den schönen Plänen haushohe - und nicht nur finanzielle - Hindernisse auftürmen.

Seit langem ist im Römer davon die Rede, die notwendige Modernisierung des großen Stadions im Stadtwald und den Umbau des benachbarten kleineren Eislauf- und Radsport-Ovals mit einem übergreifenden Gesamtkonzept für die insgesamt 420 000 Quadratmeter großen, zahlreiche Nebenplätze- und Einrichtungen umfassenden Sportanlagen anzugehen, die - heute vielfach umgebaut - in den 20er Jahren entstanden.

Während allein für die aufwendigen Arbeiten bei der notwendigen Neugestaltung der Zuschauertribunen an der Hauptkampfbahn, dem Heimplatz der Eintracht-Bundesligakicker, Kosten zwischen 70 und 80 Millionen Mark genannt werden, sondiert der frühere Opernmanager Ulrich Schwab im Auftrag des Magistrats, ob die im Winter als Eislaufarena genutzte Radrennbahn auch als eine Art kulturelle "Waldbühne" genutzt werden kann, die gleichzeitig ihre bisherigen Sportfunktionen zumindest teilweise erfüllt. Die Stadträtin schätzt, daß für eine derartige Wechselanlage weitere 30 Millionen fällig würden.

Angesichts der extrem angespannten finanziellen Situation der Stadt, die mit über sechs Milliarden Mark so hoch in der Kreide steht wie nie zuvor, bringen Kommunalpolitiker seit langem die Beteiligung privater Investoren an den Sportstätten-Investitionen ins Gespräch, ohne daß bisher ein schlüssiges Konzept zu erkennen ist. Im Zusammenhang mit dem Fußballstadion wird nach Italien verwiesen, wo sich große Unternehmen und reiche Fußballnarren für horrende Summen bis zu einer halben Million Mark im Jahr Luxusappartements mit steinwurfsicheren Panoramafenstern in den Zuschauertribünen leisten. Ob dies ein "Modell" für Frankfurt sein kann, wird nicht nur in der Stadtkämmerei lebhaft bezweifelt.

Ulrich Schwab, der seine neuen Aufgaben stets mit schwungvoller Euphorie angeht, ist unterdessen optimistisch, auch auf der Suche nach Sponsoren für die Open-air-Anlage in der Radrennbahn, deren Steilkurven unterdessen "zerbröseln", wie die Sportdezernentin klagt. Sylvia Schenk selbst listet - neben der Wetterabhängigkeit - eine ganze Reihe weiterer schwerer Bedenken auf. Die Lage in der Einflugschneise zum Flughafen schließe viele Veranstaltungen aus. Gegen den Lärm der Düsenmaschinen könnten allenfalls Rock- und Popbands anspielen. Während auf den Tennisplätzen beispielweise der Federation-Cup ausgetragen werde, könne nebenan nicht gleichzeitig ein lautstarkes Spektakel über die Bühne toben. Die ohnehin von motorisierten Fußball- und Pferdesportfreunden genervten Niederräder müßten zudem mit weiteren Belästigungen durch Kraftfahrzeuge im Stadtteil rechnen.

"Da ist der Ärger mit den Sportlern noch das geringste", sagt die Dezernentin, die auch mit Protesten rechnen muß, wenn Radfahrer oder Eisläufer nicht mehr oder nur eingeschränkt in ein Schwab'sches Konzept zur Verbindung von Sport und Kultur im Stadtwald passen könnten.

Im Herbst sollen auf Einladung des Sportdezernats erst einmal "Expertengespräche" geführt werden. Sylvia Schenk will mit Vertretern von Sportverbänden und Vereinen, mit Architekten, Unterhaltungsmanagern, Musikveranstaltern und anderen Interessierten ausloten, was möglich ist: "Wir sind völlig offen." cg

Fliegerhorst: Lärmterror mobilisiert SPD-Leute Gespräch mit Staatskanzelei / Illegale Beschäftigung Von Wolfgang Heininger ERLENSEE / WIESBADEN. Wegen des Lärmterrors, der derzeit vom Langendiebacher Fliegerhorst ausgeht, und der möglicherweise illegalen Beschäftigung von US-Amerikanischen Leiharbeitern der Firma "Lockheed" in den Stützpunkten der Army wollen der Landtagsabgeordnete Roland Battenhausen und der Erlenseer Bürgermeister Manfred Heller (beide SPD) der hessischen Landesregierung "auf die Füße treten". Sie haben jetzt mit der Staatskanzlei ein Gespräch für den nächsten Mittwoch vereinbart. Nachdem sich zahlreiche Bürger über den zunehmenden Lärm durch die Hubschrauber beschwert hatten, mahnte Rathauschef Heller bei dem zuständigen Standortkommandanten die Einhaltung der Ruhe- und Nachtzeiten an. Dort wurde ihm allerdings erklärt, es gebe keine schriftliche Vereinbarung über einzuhaltende Flugzeiten. Somit könnten die Helikopter sowohl mittags als auch nachts bis zwei Uhr ihre Kreise ziehen.

Diese kompromißlose Haltung will Heller nicht länger hinnehmen, zumal er und sein Parteifreund Battenhausen gerade in der vergangenen Woche viele Anrufe erhielten. Ganz schlimm muß es demnach am Mittwoch, 22. Juli, gewesen sein, als die Hubschrauber bis tief in die Nacht über den Erlenseer Dächern dröhnten.

Die beiden Sozialdemokraten wollen jetzt die Landesregierung zu einer Bundesratsinitiative bewegen, daß zumindest der Lärmpegel entscheidend verringert wird. In ihrem langfristigen Ziel sind sich führende Sozialdemokraten ebenfalls einig. Sowohl Battenhausen als auch der Bundestagsabgeordnete Bernd Reuter sagten gegenüber der FR: "Der Fliegerhorst muß weg." Doch wissen beide, daß diese Forderung kaum zu verwirklichen ist. Denn sowohl die Amerikaner als auch die momentane Bundesregierung sind, so die SPD-Vertreter, auf diesem Ohr taub.

Mit der Bundesratsinitiative möchten die Genossen auf eine Änderung desNATO-Truppenstatuts hinwirken. Dort müßten feste Flugzeiten hineingeschrieben werden, wie es bei der Bundeswehr gang und gäbe sei. Die CDU-Abgeordneten Lenz und Bayha werden aufgefordert, "ihre nicht mehr nachvollziehbare Tatenlosigkeit in Sachen Fliegerhorst aufzugeben und über ihre Drähte in Bonn Erleichterungen für die lärmgeplagten Menschen in Erlensee herauszuholen".

Auf dem US-Stützpunkt stehen derzeit zwischen 95 und 100 Maschinen. Entscheidend ist aber nicht, daß die Stationierungsobergrenze von 115 unterschritten wird, sondern wie oft sie sich in der Luft befinden. Die befürchtete Aufstokkung bei gleichzeitiger Aufgabe des Fliegerhorstes in Frankfurt-Bonames wird es nach Darstellung der hessischen Landesregierung allerdings nicht geben.

Grund für die Sorge war unter anderem eine Pressemitteilung der SPD-Bundestagsabgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul über ein umfassendes Revirement bei den Hubschraubern in Hessen. Sie fand unter anderem heraus, daß vom Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim 50 Kampfmaschinen abgezogen und dafür Transportmaschinen stationiert wurden. Die Kampfhubschrauber landeten allerdings, so versicherte Regierungssprecher Erich Stather am Freitag, nicht in Erlensee, sondern wurden zum größten Teil in die USA verschifft. Die übrigen seien, so Stather, an einen unbekannten Ort außerhalb Hessens gebracht worden. Der Abzug sei endgültig.

Ronald Battenhausen hat eine weitere kleine Anfrage zum militärischen Komplex im Landtag eingebracht. Er will jetzt genau wissen, was es mit den Leiharbeitern auf den Stützpunkten der Army in Deutschland auf sich hat: "Es kann nicht angehen, daß US-Arbeitskräfte illegal in Hessen arbeiten, während auf der anderen Seite deutsche Zivilbeschäftigte entlassen werden und auf Arbeitslosenunterstützung angewiesen sind." Der Abgeordnete ist sicher, daß die Beschäftigung der "Lockheed"-Leute als Lageristen nicht vom Zusatzabkommen zum NATO-Truppenstatut abgedeckt ist. Somit seien sie nicht zum zivilen Gefolge der Army zu rechnen und bräuchten daher Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis. Beides besitzen sie nicht.

Vergewaltigung: 14jährige wurde Mutter

SELIGENSTADT. Ein 13jähriges Mädchen, das am 1. Oktober vergangenen Jahres gegen 17 Uhr im Innenhof des Seligenstädter Rathauses vergewaltigt wurde, brachte Ende Juni ein gesundes Kind zur Welt. Nach Darstellung der Offenbacher Polizei hatte die jetzt 14jährige Mutter mehr als ein halbes Jahr lang mit keinem Menschen über die schreckliche Tat gesprochen und die Schwangerschaft in ihrem Freundes- und Familienkreis verschwiegen. Erst als die Eltern vor kurzem davon erfahren haben, wurde auch die Kriminalpolizei informiert. Sie sucht jetzt den Vergewaltiger und Vater des Kindes.

Von den wahrheitsgemäßen Angaben des Opfers sei die Kriminalpolizei überzeugt, erklärte ein Sprecher gestern auf Anfrage. Eine Täter-Opfer-Beziehung, die es bei Vergewaltigungen oft gibt, existiere in diesem Fall nicht.

Nach Auskunft des Mädchen ist der Täter zwischen 15 und 20 Jahre alt. Er soll 1,75 bis 1,80 Meter groß sein und rot-blonde Haare haben (Bürstenschnitt). Der Jugendliche hat eine kleine Nase, Sommersprossen, grüne Augen und eine sportliche Figur. Am linken Ohr hat der Täter nach Angaben der 14jährigen einen goldenen oder goldfarbenen Ohrring und ein Kettchen mit einem Widder als Sternzeichenanhänger.

Der junge Mann soll damals eine Jeans und einen rostbraune Bomberjacke getragen haben, erinnert sich das Opfer. Anhand der detailierten Beschreibung fertigte die Kripo ein Phantombild an.

Wem zur Tatzeit am Rathaus etwas aufgefallen ist oder wer glaubt, den Täter erkennen zu können, soll sich bei der Offenbacher Polizei unter der Rufnummer 069 /80 90 259 melden. aim

Die Bosnier können kommen Betten in Kasernen aufgestellt / Viele Privatquartiere

HANAU/KARLOVAC. Während in der Hanauer Hessen-Homburg-Kaserne die Vorbereitungen für die Ankunft der etwa 380 Flüchtlinge aus Nord- West-Bosnien weitgehend abgeschlossen werden konnten, blieb am Freitag weiter offen, ob und in welchem Umfang inzwischen angebotene Privatquartiere zur Unterbringung dieser Menschen in Anspruch genommen werden sollen.

Allein beim Regierungspräsidium in Darmstadt, das über sein Bürgertelefon (06151-125635) zentrale Anlaufstelle ist, waren bis gestern nachmittag 80 Unterkünfte mit etwa 160 Betten von 160 Privatbetten hessischen Bürgern gemeldet worden. Weitere Angebote gingen an Wohlfahrtsverbände. Diese Betten sollen allerdings vorerst nicht belegt werden, hieß es beim RP.

Erst in der kommenden Woche soll entschieden werden, ob die Privatunterkünfte weiterhin lediglich als reine Reserve für einen größeren Flüchtlingsstrom betrachtet werden oder ob doch Menschen, die erstmal in Hanau unterkommen sollen, bei Privatleuten Unterschlupf finden können.

Der Sprecher des Darmstädter Regierungspräsidiums, Gerhard Müller, sagte, der Aufruf des RP, private Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, sei zunächst nur als "Vorsorge" und als "Grundstock" gedacht gewesen. Zwar gebe es bislang kein Signal aus Bonn, daß die Bundesrepublik mehr als die bisher angekündigten 5000 Menschen aufnimmt. Man könne aber nicht ausschließen, daß weitere Flüchtlinge aufgenommen werden sollen.

Denkbar sei, daß, sind die in Hanau untergebrachten Bosnier erstmal zur Ruhe gekommen, sie zumindest teilweise an aufnahmewillige Hessen weitervermittelt würden. Dies sei schon deshalb sinnvoll, weil dann die Kaserne besser als zentrale Aufnahmestelle fungieren könne, wenn ein weitere Flüchtlingszug aus Bosnien eintreffe. Nach Angaben des Sozialministeriums sei man überdies in Verhandlungen mit dem Bund, der weitere Kasernen zur Verfügung stellen solle. Es sei aber noch nicht klar, um welche Orte es sich handeln werde.

Die Art der in Darmstadt registrierten Angebote seien durchaus unterschiedlich und nicht in allen Fällen auch wirklich hilfreich, sagte Müller. So wünschten die meisten der Anrufer lediglich die Vermittlung von Kindern. Nach bisherigen Informationen aber kämen die Kinder meist in Begleitung der Mutter oder sogar beider Elternteile. Und viele der Flüchtlinge, die von serbischen Extremisten aus ihrer Heimat im bosnisch-kroatischen Grenzgebiet rund um Bosanski Novi östlich von Zagreb in einer Art "ethischer Säuberungswelle" vertrieben werden, seien ältere Menschen.

Einige der Anrufer lehnten auch die kostenlose Unterbrigung und Verpflegung ab oder seien dazu nicht in der Lage. "Die meisten Menschen aber", so Müller, "sind sich bewußt, daß es sich um eine humanitäre Aktion handelt, für die sie kein Geld erhalten".

Offen blieb am Freitagabend, wann die Flüchtlinge in Hanau ankommen. Der Hanauer Rotkreuz-Geschäftsführer Joachim Ehlert sagte, die Wohlfahrtsverbände richteten sich auf eine Ankunft zwischen Sonntagabend und Dienstagmorgen ein. Nach Angaben der Bundesbahn-Zugleitung in Mainz wird der Zug, der die 380 Flüchtlinge nach Hanau bringen soll, am heutigen Samstagabend gegen 18 Uhr mit 40 Mitgliedern der Hilfszugabteilung V des Roten Kreuzes in Fritzlar (Schwalm-Eder-Kreis) Bonn verlassen und am Sonntagvormittag in Karlovac (die Stadt liegt 50 Kilometer südwestlich von Zagreb) eintreffen.

Dort warteten am gestrigen Nachmittag rund 9000 Flüchtlinge, das Gros von ihnen Muslime. Der Bundesbahnzug, es ist der vierte von insgesamt sechs nach Karlovac geschickten, wird dort voraussichtlich am Nachmittag mit 890 Menschen in Richtung Münster (Westfalen) starten. Er wird am Montagvormittag auf dem Bahnhof Hanau-Nord erwartet, wo ein Teil der Reisenden aussteigen soll. Sie werden dort von den Mitarbeitern caritativer Organisationen in Empfang genommen und zur nahegelegenen Kaserne gebracht.

Den Flüchtlingen steht nach Paragraph 32 des Ausländergesetzes ein Sonderstatus gilt Sonderstatus zu. Sie haben für die Dauer des Bürgerkriegs in ihrer Heimat ein Aufenthaltsrecht in der Bundesrepublik. Die Bosnier dürfen sich frei bewegen, müssen also auch nicht unbedingt in der Kaserne bleiben undhaben auch eine Berechtigung zur Arbeit. Während des Aufenthalts in der Kaserne (die Kosten je Platz und Monat von 1000 Mark teilen sich der Bund und das Land je zur Hälfte) erhalten sie ein Taschengeld; unklar ist noch, ob sie bei einer privaten Unterbrigung Sozialhilfe erhalten können.

STEPHAN BÖRNECKE

Wohnmobil gestohlen

BAD NAUHEIM. Ein in der Frankfurter Straße abgestelltes signalgrünes Wohnmobil Daimler-Benz L 406 DG, Kennzeichen DA-EY 329, wurde am Mittwoch oder Donnerstag gestohlen.

Firmen-Telegramm

Delta Air fliegt in die roten Zahlen Der Preiskampf der US-Fluggesellschaften hat der Delta Air im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. Juni) einen Rekordverlust von 506 Millionen Dollar beschert, fast 200 Millionen mehr als in der Vorperiode. Dabei hatte der Umsatz sogar um zwölf Prozent auf 10,8 Milliarden Dollar zugelegt. Crédit Lyonnais fährt mit Aerospatiale Die größte französische Bank, Crédit Lyonnais, will 20 Prozent des staatlichen Luft- und Raumfahrtunternehmens Aerospatiale übernehmen. Dazu wird die Bank eine Kapitalerhöhung von 1,4 Milliarden Franc zeichnen und weitere Anteile aus dem Staatsbesitz erwerben. Rheinelektra zahlt Bonus Die Rheinelektra in Mannheim zahlt für das vergangene Geschäftsjahr (30. Juni) neben der Dividende von 12,50 Mark einen Bonus von 2,50 Mark. Der Umsatz stieg um 8,6 Prozent auf 742 Millionen.

Berliner Nahverkehr fehlt Milliarde Die Berliner Verkehrsbetriebe, größtes kommunales Nahverkehrsunternehmen in Deutschland, machten 1991 fast eine Milliarde Mark Verlust. Trotz eines Fahrgast-Zuwachses von rund 40 Prozent auf 714 Millionen Personen stieg der Fehlbetrag um weitere 100 Millionen auf 924 Millionen Mark. Mit der zum 1. Januar 1993 geplanten Anhebung der Tarife in Ost-Berlin auf 80 Prozent der Westpreise hoffen die BVB auf einen Abbau ihres Defizits. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 27 000 Leute. AEG baut in Ankara Die AEG hat einen Auftrag im Umfang von 70 Millionen Mark für die Lieferung der elektrotechnischen Ausrüstung einer Kläranlage in der türkischen Hauptstadt Ankara erhalten. Der Bau im Gesamtwert von 275 Millionen wird von einem deutsch-türkischen Konsortium ausgeführt.Diebe im Parkdeck

FRIEDBERG. Aus einem Auto im Parkdeck Alte Bahnhofstraße wurde in der Nacht zu Donnerstag ein Verstärker der Marke Blaupunkt gestohlen.

Kinder möchten gerne matschen Grundschüler kritisierten beim Bürgermeister die Spielplätze

BIEBERGEMÜND. Die meisten Spielplätze treffen nicht den Geschmack der Kinder. Das geht aus einem Brief hervor, den die 4. Klasse der Grundschule in Wirtheim an Bürgermeister Thomas Dikkert adressierte. Da es in der Umgebung keinen Spielplatz gibt, der ihren Vorstellungen entspricht, fertigten die Schülerinnen und Schüler einige Zeichnungen an, die zeigen, wie sie sich einen Spielplatz wünschen.

Wie die Gemeindeverwaltung mitteilt, verdeutlichen viele Bilder, daß sich Kinder vor allem Wasser auf dem Spielplatz wünschen. Außerdem wären sie gerne bereit, beim Bau behilflich zu sein.

Der Rathauschef will mit einigen Mitarbeitern in den nächsten Wochen sämtliche Spielplätze in Biebergemünd besichtigen. Dabei sollen die Geräte und Anlagen untersucht und eventuell eine Neugestaltung vorgenommen werden.

In diesem Zusammenhang will Dickert auch die Pläne der Schüler aus Wirtheim so weit wie möglich berücksichtigen, heißt es.

Geprüft werde auch die Möglichkeit, in Wirtheim einen neuen Spielplatz zu bauen, wobei es allerdings Schwierigkeiten gebe, einen geeigneten Standort zu finden. jan

Heute ins Kloster Eberbach

Die Schauplätze allein sind sehenswert, und was musikalisch beim Rheingau-Musik-Festival geboten wird, ist nicht alle Tage zu hören. Bis zum 22. August gibt es noch Konzerte im Schloß Johannisberg, im Wiesbadener Kurhaus und im Kloster Eberbach.

Dort sind am Samstag das Läubin- Brass-Ensemble und der Windsbacher Knabenchor zu erleben, der sich einen Namen mit Interpretationen evangelischer Kirchenmusik machte.

In der Ebersbacher Basilika werden verschiedene Motetten für mehrstimmige Chöre zu hören sein, darunter Werke von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn-Bartholdy.

Als Bach-Spezialisten haben sich die Knaben im Vorjahr mit sechs Kantaten des Bachschen Weihnachts- Oratoriums ausgewiesen. Mit einem ähnlichen Repertoire (Bach-Werke) verschafft sich das Trompeten-Ensemble Hannes Läubin Gehör, drei Brüder, die seit zehn Jahren im Stuttgarter Bach-Kollegium spielen. Sie wollen heute auch aus der "Kunst der Fuge" vortragen. Aufeinander abgestimmt werden die Windsbacher von Karl-Friedrich Beringer, ehemals künstlerischer Leiter des Jugendfestspielchores Bayreuth. (Beginn: 16.30 Uhr. Es gibt Karten vor der Veranstaltung am Ort.) bab

Osolinsch fordert zum Tanz auf Mit 84 Jahren steht der Ballettänzer auf der Bühne der Burg

DREIEICH. Stolze Pose, glücklicher Mann: Ballettänzer Arwids Osolinsch schlüpft heute zum vorletzten Mal bei den diesjährigen Festspielen in die Rolle von Lillas Pastia, dem Wirt der Schenke am Stadtrand von Sevilla, wo sich Zigeuner, Schmuggler und Abenteurer treffen. Von der Oper "Carmen" ist die Rede und von Osolinsch, der mit 84 Jahren noch immer auf den Brettern steht. Der Mann aus Riga (Lettland) gehört aber nicht zu der Sorte von Künstlern, die es nicht lassen können, die nicht wissen, wann für sie auf der Theaterbühne Schluß ist. Das Gegenteil trifft bei ihm zu: Er hat 1963 offiziell aufgehört, doch wurde immer wieder gerufen - ein Comeback jagt das nächste. Und es macht ihm Spaß, obwohl öfters als früher die Worte über seine Lippen kommen: "Das kann ich doch nicht mehr."

Er kann - und das beweist er heuer zum zweiten Mal in Dreieich. Mit seinem Engagement bei den Festspielen im vergangenen Jahr hat sich ein lang gehegter Traum von Osolinsch erfüllt: einmal in Deutschland auftreten. Denn das fehlte ihm noch. In Amerika, Stockholm, Frankreich, England tanzte er beim Monte-Carlo-Ballett die für Männer einzigartige Solo-Partie "Geist der Rose" nach der Musik von Carl Maria von Weber (Aufforderung zum Tanz) in der Choreographie von Michael Fokine. Er wird wieder zum Rosengeist, wenn er davon berichtet; seine inzwischen runzelig gewordenen Hände gestikulieren, seine Augen leuchten im faltenübersäten Gesicht, und die Mimik verrät, wie er die Rolle damals umsetzte.

Sein größter Wunsch ist noch heute, daß er guten Tänzern noch einmal zeigt, wie sie diesen Zwölfminutenpart im Sinne von Fokine darstellen. Osolinsch sagt: "Die meisten Variationen, die ich bisher sah, waren nur schrecklich."

Eigentlich sollte er ja Orgelspieler werden, doch heimlich nahm er Ballettstunden, schwänzte den Musikunterricht am Konservatorium. Als dann die Primaballerina Alexandra Fjodorova aus St. Petersburg das Ballett in Riga um 1925 gründete, war Osolinsch mit dabei. dok

Bonn will Ostbetrieben Überlebenshilfe geben

wüp BERLIN. Die Bonner Regierung will Treuhand-Unternehmen, die wegen der blockierten Hermes-Bürgschaften die GUS-Märkte nicht beliefern können und daher vom Aus bedroht sind, stärker unter die Arme greifen. Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann sagte, am Montag solle in Bonn eine Expertenrunde aus Politik und Wirtschaft Lösungen finden, wie Ostbetriebe über Wasser gehalten werden können, bis der Handel mit Osteuropa in Schwung kommt. Gedacht wird dabei, so wurde während eines Besuchs von Finanzminister Theo Waigel (CSU) in der Breuel-Behörde bekannt, auch an direkte Bundeszuschüsse für mittelfristig überlebensfähige Firmen der Treuhand. "Wir haben ungewöhnliche Zeiten, in denen man mit der klassischen Ordnungspolitik allein nicht klarkommt", meinte Möllemann. Daher sei man gezwungen, "neben den Möglichkeiten der Treuhand und den Hermes-Bürgschaften, die alleine die Probleme nicht lösen können, für eine Übergangszeit zu etwas unkonventionelleren Methoden zu kommen". Bundes- und Landesregierungen, Treuhand und die betroffenen Unternehmen müßten sich schnell Gedanken darüber machen, "wie wir Zeit für die Ostbetriebe kaufen können".

Möllemann malte bei einem Besuch in der Treuhand ein düsteres Bild zur Lage der vom Osthandel abhängigen Betriebe. Vor allem in den "industriellen Kernbereichen" Maschinenbau, Fahrzeugbau und Textilwirtschaft sei der Auftragseingang weiter stark rückläufig. Der Wirtschaftsminister zeigte wenig Zuversicht, daß der GUS-Handel rasch wieder in Gang kommt. Die Nachfolgestaaten der UdSSR unterlägen den strikten Auflagen des Internationalen Währungsfonds. Es sei kaum "Kaufkraft für Produkte vorhanden, wie sie ostdeutsche Betriebe anbieten". Welche Hilfen Bonn plant, wollte Möllemann nicht konkretisieren. Es müßten "nicht unbedingt" direkte Bundeszuschüsse sein. Es gehe um "Mechanismen, die erstens Geld kosten, zweitens mit nationalem und europäischem Recht in Einklang stehen müssen und drittens nicht mit den Wettbewerbsinteressen gesunder Unternehmen kollidieren dürfen".

Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Der Verfasser ist überzeugt, daß die Verantwortung der Vereinten Nationen oder ihrer regionalen Unterorganisationen für den Frieden die einzige und bessere Alternative zu einem System ist, wie es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges herrschte und sich wieder zu etablieren droht: die alleinige Verantwortung der Nationalstaaten für ihre Sicherheit, die unweigerlich in Rüstungswettläufe, Krisen und Kriege führt.

Diese Erkenntnis mündet in die Schlußfolgerung, daß die Vereinten Nationen die nichtmilitärischen Mittel brauchen, um Frieden zu erhalten und zu stiften, daß sie aber auch in der Lage sein müssen, in Grenzfällen militärische Aggression mit überlegenen gewaltsamen Mitteln zu ersticken. Die Beteiligung daran ist die Verpflichtung jedes friedliebenden und rechtstreuen Mitglieds der Vereinten Nationen, auch der Bundesrepublik. Dies zu verkennen ist das Defizit der von der SPD (noch) eingenommenen Position.

Trotz dieser Haltung halte ich die Entscheidung der Bundesregierung, den Zerstörer "Bayern" und drei Aufklärungsflugzeuge in die Adria zu schicken, für falsch und für den Ausdruck einer planlosen Politik, die das deutsche Potential, auf eine friedliche Weltordnung hinzuwirken, nicht nutzt, sondern in eine Sackgasse lenkt. Diese These soll im folgenden begründet werden.

Worum geht es in der Adria? Verteidigungs- und Außenminister haben argumentiert, der Einsatz der "Bayern" sei "harmlos", da er die Anwendung von Gewalt ausschließe. Abgesehen davon, daß die Verwicklung der "Bayern" in Gewalthandlungen nun die Sache der serbischen Seite ist - denn die "Bayern" muß sich wehren, wenn sie von dem boykottierten Staat angegriffen wird -, geht das Argument der Minister daran vorbei, daß dieser Einsatz völkerrechtlich etwas revolutionär Neues für die Bundeswehr bedeutet.

Denn die Charta der Vereinten Nationen unterscheidet nirgendwo zwischen "gewaltsamen" und "nichtgewaltsamen" militärischen Einsätzen. Es wird unterschieden zwischen Blauhelmaktionen, die mit dem Einverständnis beider Streitparteien bei der Aufrechterhaltung von Waffenstillständen und der Streitbeilegung helfen sollen und damit systematisch ins Kapitel VI - friedliche Streitbeilegung - der UN-Charta gehören; und andererseits zwischen "friedlichen" (Art. 41) und "militärischen" (Art. 42) Zwangsmaßnahmen im Rahmen des Kapitels VII.

Zwangsmaßnahmen finden natürlich ohne die Einwilligung des Friedensbrechers statt. Friedliche Zwangsmaßnahmen sind wirtschaftlicher und diplomatischer Natur und schließen jegliche Mitwirkung militärischer Verbände aus. Werden diese Maßnahmen durch militärische Aktionen unterstützt oder begleitet, befinden wir uns bereits in Art. 42, dessen Maßnahmen die UN-Charta als "nichtfriedlich" begreift, da "friedliche Maßnahmen" nach der Charta die Mitwirkung des Militärs ausschließen.

Art. 42 nennt als militärische Sanktionsmaßnahmen "Demonstrationen", "Blockaden" und "sonstige Einsätze". Die "Beobachtungsmission" der WEU/ NATO-Streitkräfte ist wiederholt als "Demonstration" bezeichnet worden. Sie wirkt nicht direkt auf die Embargomaßnahmen ein, sie bezieht ihren Sinn vielmehr daraus, daß die massive militärische Präsenz einen Hinweis gibt auf das, was folgen könnte, auf Blockade und "Sonstiges". In der Logik des Art. 42 macht der Einsatz in der Adria nur Sinn als erster Schritt einer Eskalationsleiter, die beschritten werden muß, wenn der Aggressor auf die "Demonstration" nicht reagiert. Insoweit bricht der Einsatz der "Bayern" radikal mit der bisher geübten Praxis. Als "militärische Sanktionsmaßnahme" ist er auch dann ein "Kampfeinsatz", wenn die "Bayern" Order hat, keinen Schuß zu feuern und kein Schiff anzuhalten. Dies, und nicht die angebliche Harm- und Gewaltlosigkeit macht die Qualität des neuen Schritts der Bundesregierung aus.

Das Grundgesetz bestimmt in Art. 87a 2, daß die Streitkräfte außer zur Verteidigung nur eingesetzt werden dürfen, soweit das Grundgesetz es ausdrücklich zuläßt. Art. 24,2 erlaubt, daß der Bund sich einem System gegenseitiger kollektiver Sicherheit einordnen kann. Es stellt sich die Frage, ob diese Bestimmung auf den gegenwärtigen Einsatz zutrifft.

Dazu ist zunächst der Begriff der kollektiven Sicherheit zu klären. Hier herrscht eine gewaltige Begriffsverwirrung, indem NATO, WEU, UN und KSZE in einen Topf geworfen werden. Man muß aber unterscheiden zwischen kollektiver Verteidigung - d. h. Verteidigungsbündnissen - und kollektiver Sicherheit. Dieser Unterschied ist bereits von der UN-Charta vorgegeben, die zwischen kollektiver Sicherheit (Präambel) und der individuellen und kollektiven Selbstverteidigung (Art. 51) streng unterscheidet.

Dieselbe Unterscheidung trifft das Grundgesetz zwischen Verteidigung im Art. 87 und kollektiver Sicherheit in Art. 24,2. Bei der kollektiven Verteidigung garantieren sich die Bündnispartner wechselseitige Hilfe gegen Aggression von außen. Kollektive Verteidigung ist also exklusiv. Sie schützt nur die Bündnispartner, sie schließt die möglichen Aggressoren aus. Kollektive Sicherheit meint etwas völlig anderes: Hierbei garantieren sich die Teilnehmer wechselseitigen Beistand gegen die Aggression eines - noch unbestimmten - Teilnehmers des kollektiven Sicherheitssystems selbst. Kollektive Sicherheitssysteme sind also inklusiv, sie schließen den Aggressor erst im Moment der Aggression aus der Sicherheitsgemeinschaft aus.

NATO und WEU sind also keine kollektiven Sicherheitssysteme, wie oft fälschlich behauptet wird. Sie sind Verteidigungsbündnisse, die nur aktiv werden dürfen, wenn eines ihrer Mitglieder von außen angegriffen wird. Sie haben kein Mandat, außerhalb dieser begrenzten Verteidigungsmission zu handeln, es sei denn, ein kollektives Sicherheitssystem fordere sie auf, als Hilfs- oder Vollzugsorgan zu wirken. In diesem Sinne ist es korrekt, wenn das Helsinki-Treffen der KSZE beschlossen hat, zu Zwecken der Friedenserhaltung auf NATO, WEU oder GUS zurückgreifen.

Diese Organisationen haben aber nicht die geringste Berechtigung, von sich aus außerhalb ihrer Bündnisgrenzen tätig zu werden. Die WEU kann also nicht genutzt werden, um "out of area"-Beschränkungen zu überwinden. Nur die ausdrückliche Aufforderung durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen kann ein solches Mandat erteilen. Dieser Punkt ist wichtig, da durch die deutsche Debatte die gefährliche Auffassung geistert, der Schulterschluß mit den Bündnispartnern genüge als völkerrechtliche Absicherung zur weltweiten Friedensstiftung. Es gibt aber keinen selbsternannten Weltpolizisten. Ein kollektiver Rambo ist auch bei besten Absichten ein völkerrechtliches Monstrum.

Stellen die UN eine kollektive Sicherheitsorganisation dar? Die Satzung der UN läßt an dieser Absicht keinen Zweifel. Die Präambel nennt kollektive Sicherheit als Ziel, und Kapitel VII enthält detaillierte Bestimmungen, wie dieses Ziel in die Praxis umzusetzen ist (Art. 39-50). Art. 51 gesteht das Recht auf nationale und kollektive Selbstverteidigung nur subsidiär zu, d. h. wenn und solange sich der Sicherheitsrat nicht pflichtgemäß der Friedensbedrohung oder des Friedensbruches angenommen hat.

Bedeutet dies, daß der deutsche Beitritt zu den UN automatisch die Übernahme der Verpflichtung beinhaltete, im Rahmen von Kap. VII, besonders Art. 42, tätig zu werden? Diese Auffassung, die von der Bundesregierung vertreten wird, ist aus zwei Gründen zweifelhaft. Erstens: Wenn Erstunterzeichner einem Vertrag beitreten, so liegt ihnen nur dessen Wortlaut vor. Sie treten also dem Vertrag in gutem Glauben bei, daß seine Bestimmungen voll angewendet werden.

Anders ist es bei Partnern, die zu einem späteren Zeitpunkt dem Vertrag beitreten. Sie müssen nicht nur den Wortlaut des Vertrages, sondern auch die Vertragswirklichkeit berücksichtigen. Wenn ein Staat 1980 oder 1985 dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten ist, so wird er seine Rechte aus Art. V - Hilfe bei "friedlichen Kernsprengungen" - nicht guten Glaubens gelten machen können, da zu diesem Zeitpunkt die Nützlichkeit solcher Kernsprengungen bereits von der ganz überwiegend herrschenden Meinung geleugnet wurde; die Bestimmung war de facto tot.

Ebenso verhielt es sich bis 1990 mit den Art. 42 ff. der UN-Charta. Aufgrund des Ost-West-Konfikts war der gesamte Teil der Charta, der sich mit kollektiver Sicherheit befaßt, irreal. Als die Bundesrepublik den UN beitrat, vollzog sie dies im Wissen der Nicht-Realisierbarkeit der Art. 42 ff., und natürlich ohne ernsthaft an die Veränderung der Grundstrukturen des Weltsystems zu glauben. Geht man die damalige Ratifizierungsdebatte durch, so wird klar, daß in keiner Weise damit gerechnet wurde, Art. 42 ff könnten irgendwann zur Anwendung kommen. Auch die folgende Praxis bestätigt diese Auffassung: die Weißbücher des Verteidigungsministeriums sowie die Dokumente und Diskussionen zur Wehrstruktur- reform erwähnen an keiner Stelle die Aufgaben, die aus der Ausfüllung von Art. 42 ff. der UN-Charta erwachsen könnten. Der Bundestag hat den Beitritt in gutem Glauben ratifiziert, daß die Verpflichtungen aus Art. 42 durch die Praxis der Völkergemeinschaft nichtig seien.

Ein bei Beitritt unwirksame Bestimmung, deren künftige Unwirksamkeit von allen Vertragsparteien geglaubt wird, wird den neuen Partner kaum binden können. Eben deshalb kann - bei, wie die Regierung sagt, revolutionären Veränderungen der internationalen Beziehungen - nicht so getan werden, als sei die Ratifikation in Vorwegnahme dieser Veränderungen geschehen.

Zweitens: Es muß verneint werden, daß die Vereinten Nationen heute ein kollektives Sicherheitssystem im Sinne ihrer eigenen Charta und im Sinne des Grundgesetzes darstellen. Es ist meine Auffassung, daß alle Anstrengungen darauf verwandt werden müssen, um diesen Zustand anzustreben. Aber es kann keine Rede davon sein, daß er heute schon bestehe.

Kollektive Sicherheitssysteme benötigen festgelegte Entscheidungsverfahren für drei Fragen: 1. Die Feststellung der Rechtswidrigkeit des Vorgehens eines Mitgliedsstaates, 2. Die Beschlußfassung über Zwangsmaßnahmen und 3. Die Durchführung von Zwangsmaßnahmen. Die ersten beiden Voraussetzungen sind in der Praxis verwirklicht. Für die dritte läßt die Charta keine Spielräume zu. Sie bestimmt im Detail, wie militärische Operationen vorzubereiten und zu führen sind: durch Gestellungsverträge der Mitgliedsstaaten und durch die Leitung eines Generalstabsausschusses unter politischer Führung des Sicherheitsrates.

Diese Bestimmungen sind keine "Kann-", nicht einmal "Soll"-Bestimmungen: Die Charta sagt: "Es wird ein Generalstabsausschuß aufgestellt" . . . usw. Diese Bestimmungen sind bis heute nicht verwirklicht. Damit ist das von der UN- Charta angestrebte kollektive Sicherheitssystem nicht in Kraft, es harrt noch seiner Realisierung. Die Gründe dafür sind bekannt. Sie liegen in erster Linie bei dem mangelnden Willen der ständigen Sicherheitsratsmitglieder, vorzugsweise der USA, sich der eigenen militärischen Handlungsfreiheit zu begeben und sich der Autorität der Internationalen Organisation so unterzuordnen, wie dies von allen Mitgliedern verlangt werden muß.

Kollektive Sicherheit verträgt aber nicht, wenn "einige Schweine gleicher sind". Sie verpflichtet alle oder keinen. Solange Beschlüsse unter Art. 42 getroffen werden, ohne daß die übrigen Bestimmungen über kollektive Sicherheit verwirklicht sind, sind vorgebliche UN-Aktionen - wie am Persischen Golf - "Bastarde", die zwischen Art. 51 (kollektive Verteidigung) und wirkliche kollektive Sicherheit fallen. Das Grundgesetz ermächtigt jedoch nicht zur Einordnung in Bastard-Aktionen, sondern zur Teilnahme an kollektiver Sicherheit. Dies deckt beim heutigen Stand der Dinge den Adria-Einsatz nicht ab.

Der Adria-Einsatz leidet an einem zusätzlichen Mangel, der aus seinem Zustandekommen erwächst. Er wurde von zwei konkurrierenden westlichen Verteidigungsbündnissen, WEU und NATO, beschlossen, die beide gegenwärtig heftig und nicht ohne eine gewisse Komik um ihre künftigen Aufgaben ringen. Er wurde dem Sicherheitsrat als Fait Accompli präsentiert und dort nolens volens übernommen. Zu recht hat sich der Generalsekretär der UN über dieses unmögliche Verfahren beschwert, das der UN-Charta und der Idee kollektiver Sicherheit Hohn spricht, unsere Bedenken an dieser Stelle aber nachhaltig unterstreicht.

Die angebliche verfassungsrechtliche Unbedenklichkeit des Adria-Einsatzes steht also auf tönernen Füßen. Sie ergibt

CDU-Koch ist enttäuscht: B 8 auf der langen Bank

MAIN-TAUNUS-KREIS. SPD und Grüne im Kreis freut's - Roland Koch, Chef der CDU-Kreistagsfraktion, ist enttäuscht: Offensichtlich haben seine Parteikollegen auf der Bonner Regierungsbank mehr auf die hessischen Landesregierung denn auf die eigene Basis zwischen Main und Taunus gehört: Der Weiterbau der B 8 zwischen Kelkheim und Königstein steht im neuen Bundesverkehrswegeplan nicht mehr unter der Rubrik "vordringlicher Bedarf".

Für Koch steht die Sache fest: "Die Bürger Kelkheims und Königsteins können sich bei der SPD in Stadt und Land bedanken, wenn sich weiterhin tagtäglich der Verkehr durch ihre Städte quält." Denn die hätten das Straßenprojekt in Bonn als "abzulehnen" und "nicht vereinbar mit hessischen Zielvorstellungen" madig gemacht. Doch B 8-Verfechter Koch gibt noch nicht auf. Bis zur anstehenden Beratung im Bundestag nach der Sommerpause will er - wie gesagt - abermals an alle "zuständigen" Abgeordneten appellieren, die Straße doch noch als "vordringlich" einzustufen. ana

Besitzer verweigerte Rettern der Eiche den Zutritt Auch Polizei zeigt Desinteresse am Attentat auf den 150jährigen Baum, der den Wert des Areals mindert Von Alexander Polaschek SCHLÜCHTERN. Auf eine alte Eiche im Neubaugebiet "Am Ziegelanger" ist ein Attentat verübt worden, das den mächtigen Stamm möglicherweise zu Fall bringen wird. Der ungefähr 150 Jahre alte Baum, der unter Naturschutz steht, hinderte eine Immobilienfirma bisher an der Vermarktung eines Bauplatzes. Eine von der Stadtverwaltung gedeckte illegale Fällaktion im vergangenen Herbst war von Nachbarn in letzter Minute gestoppt worden. Der neuerliche Anschlag wurde erst spät bemerkt: Auf drei Viertel der dreieinhalb Meter Stammumfang bleckt ein zehn Zentimeter breiter Streifen blankes Holz. Unbekannte haben mit Säge und Meißel die Rinde entfernt. Während Naturschützer über den Frevel entsetzt sind und der Kreisumweltdezernent die "viehische" Tat verurteilt, hat es die Polizei mit Ermittlungen nicht eilig. Auseinandersetzungen um den Baum haben bereits im Oktober 1991 offenbart, daß maßgebliche Kreise, die bis in Schlüchterner Amtsstuben reichen, die stattliche Pyramideneiche zugunsten des Profits verschwinden lassen wollen. Mauscheleien, die bis heute nicht aufgeklärt wurden, führten damals dazu, daß ein Polizeibeamter sich auf eine mündliche Fällgenehmigung berief und die Säge ansetzte. Er hatte das Grundstück mit der Eiche von der Bauträgergesellschaft Nink, Kimpel und Schomann (NKS Bauträger GmbH) gekauft, um ein Fertighaus zu errichten.

Die NKS hat vor Jahren das Fabrikgelände der ehemaligen Drahtweberei "Am Ziegelanger" erworben, Erschließung und Bebauungsplanung in eigener Regie abgewickelt. Bei der Parzellierung müssen die Planer die Eiche ignoriert haben. Auf dem kleinen Dienstweg sollte der Baum, der einem Hausbau im Wege steht, beseitigt werden. Obwohl die Eiche im amtlichen Bebauungsplan als "erhaltenswert" eingezeichnet ist, kursierte eine weitere Version des Planungspapiers ohne diesen Vermerk. Für die Baugenehmigung und das Fällen der Eiche machte sich in einem Alleingang Schlüchterns Bürgermeister Hans Schott (SPD) stark. Er verhandelte folgenden Deal: Für das Ja zum Fällen der Eiche sollten im Stadtgebiet fünf Bäume für jeweils 800 Mark gepflanzt werden. Dieser Leistung von insgesamt 4000 Mark hätte ein Wertzuwachs des Grundstücks "Am Ziegelanger" von mehr als 100 000 Mark gegenübergestanden. Auch der Leiter der Unteren Naturschutzbehörde in Gelnhausen, Hans-Jürgen Euler, war zunächst versucht, den alten Baum aufzugeben. Er wähnte die Eiche aufgrund der Informationen aus Schlüchtern "in desolatem Zustand". Übermittelt hatten ihm diese Fehldiagnose zu dem kerngesunden Baum Bürgermeister Schott und der ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte Hermann Dänner, der sich einige Zeit nach der Affäre aus seinem Amt verabschiedete.

Nachdem der "Fall Eiche" Schlagzeilen gemacht und Kreisumweltdezernent Dr. Harald Friedrich (Grüne) der Eiche die Qualität eines Naturdenkmals bescheinigt hatte, schien die Gefahr für den Baum gebannt. Der Grundstückskäufer erhielt von der Bauträgergesellschaft einen anderen Bauplatz für sein Fertighaus. Laut NKS-Büro ist jetzt die mit der NKS zusammenarbeitende Firma Kimpel und Partner mit Otto Nink als Geschäftsführer Eigentümer des umstrittenen Areals. Weitergehende Stellungnahmen waren nicht zu erhalten. Nach Auskunft Eulers verfolgen die Eigentümer nach wie vor erklärtermaßen das Ziel, daß die Eiche verschwindet. Sie sollen inzwischen per Anwalt auf eine Fällgenehmigung drängen. Dieser Antrag hat jedoch nach Eulers Einschätzung keine Erfolgsaussichten.

Doch nun erübrigt sich möglicherweise dieses Verfahren. Es war am 3. Juli, gegen Mitternacht 24 Uhr, als sich jemand daranmachte, dem alten Baum planmäßig den Lebenssaft abzuschneiden. Weil die direkten Nachbarn verreist waren, konnte er in Ruhe sein Zerstörungswerk vollbringen. Erst als der Kreis ohne Rinde schon zu drei Vierteln vollendet war, fielen einer Passantin, die ihren Hund Gassi führte, die Sägegeräusche auf. Mit ihrem Ruf "Wer sägt da?" verscheuchte sie den Täter. Ein Mann soll in Richtung Landratsamt geflüchtet sein. Drei Wochen vergingen, bis die Behörden auf den Anschlag aufmerksam wurden. Der Umweltdezernent Dr. Friedrich selbst entdeckte die Tat am vergangenen Mittwoch. Nach einem Besuch im Schlüchterner Krankenhaus "hatte ich das Gefühl, ich muß mal nach der Eiche sehen". Über das Ergebnis der Besichtigung spricht er voll Zorn und Empörung. "Viehisch" nennt er die Vorgehensweise der Verantwortlichen für diese Tat.

"In meinen Augen", so Dr. Friedrich, "ist jemand als Mensch, der keinen Respekt vor einem Lebewesen hat, das 150 Jahre alt ist und eine Syntheseleistung erbringt, für die die 60fache Fläche an Fabrik erforderlich wäre, schlimmer als ein Vieh. Kein Tier benimmt sich gegenüber einem Baum so tierisch."

Die Grundstückseigentümer haben derweil deutlich gemacht, daß sie den Vorteil, der ihnen aus der schweren Verletzung des Baumes zuwächst, zu verteidigen gedenken. Am Donnerstag wollten Euler und ein Baumpfleger die Eiche begutachten, Erste Hilfe leisten und klären, ob und wie der Baum zu retten ist. Um sich abzusichern, was den Zugang zu dem Grundstück betrifft, hatte Euler Unterstützung bei der Schlüchterner Polizeistation angefordert, die ihm nach anfänglichem "keine Zeit" schließlich zugesagt worden sei.

Was dann vor Ort geschah, empfand Euler jedoch keineswegs als Unterstützung. Überraschend tauchten auch die Grundstückseigentümer auf und drohten mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch, falls sich Euler oder der Baumpfleger weiter auf dem Areal zu schaffen machten. Euler: "Die stellten sich zu dritt vor den Baum und ließen uns nicht heran." Es sei zu Disputen gekommen und dann hätten sich die Polizisten wegen angeblicher anderer Termine verabschiedet. Auch Dr. Friedrich kritisiert die Polizei: "Euler hat den Beamten klargemacht, daß ein Naturfrevel vorliegt und er eine Abhilfemaßnahme vorhat. Die Polizei sah aber keinen Grund, das gegen den Besitzer ausführen zu lassen."

Der betreffende Polizeibeamte befand sich möglicherweise in einer Interessenkollission. Wie die Hanauer Polizeidirektion der FR bestätigte, ist er mit einem der Grundstückseigentümer, einem ehemaligen Polizisten der Station Schlüchtern, persönlich bekannt. Die beiden sind auf "Du" miteinander.

Bestätigt wurde von Herbert Bensing in der Hanauer Polizeizentrale auch, daß der Polizist vor dem Ortstermin mit dem Grundstücksmann telefonierte. Er habe gefragt, ob er eine Anzeige einreichen wolle, was verneint worden sei. Euler behauptet jedoch, der Polizist habe ihm an der Eiche gesagt, daß der Eigentümer schon Anzeige erstattet habe.

Eine nicht existente Anzeige ist jedenfalls im Interesse der Täter. Denn bisher gilt der Fall bei der Polizei als Sachbeschädigung. Und eine solche wird nur auf Antrag des geschädigten Eigentümers verfolgt. Es sei denn, es kommt ein Verstoß gegen naturschutzrechtliche Bestimmungen in Betracht.

Aber auch in diesem Fall wird bei der Polizei nichts überstürzt. Bensing: "Dann werden wir erst prüfen, ob es sich um eine Ordnungswidrigkeit oder eine Straftat handelt." Bei einer Ordnungswidrigkeit - darum handelt es sich in diesem Fall wahrscheinlich - "wird im Rahmen des pflichtgemäßen Ermessens das weitere Vorgehen festgelegt." Dr. Friedrich wenigstens will jetzt Druck machen. Er leitete gestern die vorläufige Sicherstellung der Eiche als Naturdenkmal ein. Wer dem Baum jetzt an die Rinde geht, könne dann mit einer Strafe bis zu 100 000 Mark rechnen.AMBNoch ein Abgang

Nach offizieller Lesart war er schon "erkrankt", als sein Chef Wolf-Dieter Baumgartl vor zwei Wochen in der Aachener Zentrale des Allfinanzriesen AMB noch gemeinsam mit Anwälten den eigenen Abgang vorbereitete. Nun ist er "beurlaubt", und am 30. September wird Peter Matthiesen endgültig sein Amt als AMB-Sprecher aufgeben.

"AMB-Pressesprecher Matthiesen geht", ist die dürre Mitteilung der Konzernleitung überschrieben, deren Formulierung vom "gegenseitigen Einvernehmen" als Grundlage des Abschieds reichlich ironisch klingt. Daß dem 49jährigen Direktor mit keinem Wort für seine sechsjährige Arbeit gedankt wird, spricht für sich. Matthiesen ist aber - anders als Baumgartl - nicht das Opfer des neuen französischen Großaktionärs AGF geworden. Schon seit längerem, so ist zu hören, sei das Vertrauensverhältnis zwischen dem wenig mitteilsamen Journalisten und dem Vorstand "gestört" gewesen.

Angesichts der Negativ-Schlagzeilen, die die Aachener und Münchener Gruppe zuletzt produziert hat, wird Matthiesens Nachfolger kein leichtes Spiel haben. Er soll, so heißt es, "von außen" eingekauft werden. doe

sich aus einem oberflächlichen Umgang mit dem Begriff der kollektiven Sicherheit und der Geschichte des bundesdeutschen Beitritts zu den Vereinten Nationen. Diese Oberflächlichkeit ist aber völlig unangebracht, wenn es um den deutschen Umgang mit Krieg und Frieden geht. Dies weist auf die nichtjuristischen, auf die verfassungspolitischen Aspekte der Debatte hin.

Der Wechsel in der Interpretation des Grundgesetzes ist atemberaubend. Noch während des Golf-Krieges vertrat die Bundesregierung die traditionelle Auffassung, das Grundgesetz lasse die Beteiligung an Kampfeinsätzen außerhalb des Verteidigungsbündnisses nicht zu. Nun erzählt sie uns, das Gegenteil sei richtig.

Um es nochmals zu sagen: Ich halte eine deutsche Beteiligung an allen Aspekten der kollektiven Sicherheit für unerläßlich (wenn auch für unerfreulich). Das eingeschlagene Verfahren hat jedoch gravierende nachteilige Folgen, über die sich die Regierung anscheinend nicht im klaren ist.

Wie soll die Bevölkerung auf den plötzlichen Schwenk in der Rechtsauffassung reagieren? Es geht immerhin um die Auslegung unserer Verfassung, der Grundlage unseres gesellschaftlichen und politischen Zusammenlebens. Der Verteidigungsminister spricht von "behutsamer Gewöhnung". Ist die Verfassung eine Frage der Pädagogik oder der Psychotherapie? Ist ihre Auslegung eine Frage der politischen Opportunität? Wie soll sich ein "Verfassungspatriotismus" herausbilden, wenn der Inhalt nach Belieben auslegbar ist?

Was ist die Wirkung auf die Bundeswehr? Werden die Soldaten - die letzten Endes jede politische Entscheidung in diesem Gebiet auszubaden haben - fragen, ob der Umgang mit militärischer Gewalt auf irgendwelchen rechtlichen Prinzipien beruht oder dem Geschmack der jeweils Regierenden folgt?

Wenn jetzt die Sache eine offenkundig "gute" ist - einen barbarischen und grausamen Krieg gegen eine hilflose Zivilbevölkerung durch Machtdemonstration zu begrenzen, wenn möglich zu beenden -, kann die "Sache" durch Neuinterpretation unter einer anderen Führung vielleicht auch eine weniger gute werden? Wie steht es mit der Präzedenzwirkung dieses prinzipienlosen Umgangs mit dem Grundgesetz?

Schließlich: Was ist die Wirkung nach außen? Man lasse sich nicht durch den vorübergehenden Beifall über "deutsche Normalität" täuschen. Mir sind die Untertöne während der Vereinigungsdebatte, die Mißtöne während des Ringens um die Anerkennung Sloweniens und Kroatiens noch zu deutlich im Ohr. In Kürze wird man sich in Paris, in London, den Haag und Warschau die Frage stellen, ob nicht die Exekutive in Deutschland mit den angeblich eisernen Schranken, die das Grundgesetz dem Einsatz militärischer Mittel zieht, nach Belieben Ball spielen kann. Natürlich will dies die Regierung Kohl nicht. Aber der Verdacht wird keimen - dazu sind die Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg und die furchtbaren Folgen deutscher Machtpolitik trotz fast fünfzig Jahren Abstand zu allgegenwärtig. Wenn die Regierung das Drängen der Bündnispartner immer wieder beschwört, übersieht sie allzu kurzfristig diese Gedanken, die unweigerlich kommen werden, zum Schaden für die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik.

Was mich an der ganzen Debatte am meisten erschüttert, ist die Strategielosigkeit des deutschen Vorgehens. Wo soll die Reise hingehen? Welche Vision von Weltpolitik, von Weltordnung steht dahinter, zu der der schwererrungene deutsche Beitrag letztlich führen soll? Funkstille. Was wir hören, ist das Klagen der Minister, die schiefen Blicke der Bündnispartner, die ständigen Aufforderungen zum Mitmachen seien nicht mehr auszuhalten. Nun sind ja die Minister nicht auf ihre Seelenruhe, sondern auf das Grundgesetz vereidigt. Ihnen obliegt es, die Bestimmungen dieses Gesetzes und die deutsche Politik nach außen zu vertreten. Worin besteht nun die deutsche Politik?

Das Grundgesetz verpflichtet die Deutschen auf die Arbeit für den Frieden, einschließlich, wie gezeigt, auf die kollektive Sicherheit. Die deutsche Politik müßte demnach mit ihrem Beitrag zur kollektiven Sicherheit die politische Initiative verbinden, das System der kollektiven Sicherheit, wie es die UN-Charta vorsieht, zu verwirklichen, einschließlich der darin enthaltenen ordentlichen Verfahren. Die deutsche Politik müßte des weiteren darauf hinarbeiten, die KSZE in vollem Umfang als Unterorganisation der UN zu etablieren, einschließlich der Eigenverantwortung für Maßnahmen kollektiver Sicherheit.

Da die UN-Charta bestimmt, daß solche Maßnahmen durch den Sicherheitsrat gebilligt werden müßten, sollte ein Beschluß des Sicherheitsrats herbeigeführt werden, diese Kompetenz für den KSZERaum für einen Zeitraum von zehn Jahren an die KSZE zu übertragen, ohne daß jeweils eine Einzelfallprüfung durch den Sicherheitsrat erfolgt. Die KSZE ihrerseits sollte für solche Maßnahmen das Prinzip alle minus X beschließen, mit anderen Worten: Die Streitparteien haben in Sachen kollektiver Sicherheit kein Veto. Damit wäre für Europa ein kollektives Sicherheitssystem - in voller Übereinstimmung mit der Charta - geschaffen, das wesentlich flexibler wäre als das für den Rest der Welt.

In diesem Rahmen wären NATO und WEU als Hilfsorgane an die KSZE, in globalem Maßstab an die UN zu binden. Im UN-Rahmen müßten Gestellungsverträge und Generalstabsausschuß gebildet werden. Es wäre zu überlegen, ob das gleiche in der KSZE-Region im Sinne eines Zusammenrückens Europas auch ratsam wäre. (. . .)

Dieses Programm ist kühn; es setzt sich vom Ehrgeiz von Allianz-Führern ab, eine kollektive Weltpolizeiorganisation auf die Beine zu stellen, die auf die Stimmen der Dritten Welt nicht mehr hören muß. Es setzt sich ab von der Neigung der Supermacht und dem Ehrgeiz der ehemaligen Kolonialmächte, ohne Bindung an internationales Recht einem unheiligen Gemisch von Machtinteressen und eigenwilliger Rechtsinterpretation zu folgen. Es wird mit Sicherheit zu einigen Kontroversen mit den Bündnispartnern führen.

"Bündnisfähigkeit" ist zum Beschwörungswort geworden. Sie ist aber kein Wert an sich. Das Bündnis ist ein Leitbild, wenn es vernünftigen, humanen und völkerrechtlich zulässigen Zielen folgt. Geht es dem Bündnis nur um die Verlängerung des eigenen Lebens, oder um den kleinsten gemeinsamen Nenner nationaler Egoismen, so ist es die Aufgabe der deutschen Politik, für andere Inhalte zu werben. Man tue doch nicht so, als seien Bundesregierungen immer "bündnisfromm" gewesen!

Die Durchsetzung der KSZE gegen die Wünsche der USA, die Verankerung des Rüstungskontrollteils im Doppelbeschluß, der Neubeginn von Rüstungskontrollgesprächen 1981 und 1985, die Rettung der KSZE in Madrid 1982, die Durchführung der Verträge zur Belieferung der sibirisch-europäischen Gasleitung 1982, das Vertrauen in Gorbatschow 1985, die Ablehnung der SNF-Nachrüstung 1989, die Umgestaltung der KSZE 1990, nicht zuletzt die Anerkennung Sloweniens und Kroatiens und die Isolation Serbiens - in all diesen Fällen stand bundesdeutsche Politik entweder gegen die Bündnisvormacht oder gegen eine Mehrheit der größeren Bündnispartner und hat sich letztlich - zu Recht - durchgesetzt.

Man kann nicht blindlings Nibelungentreue zur Politik der Partner betriebenen Politik zum letztgültigen Standard deutscher Außenpolitik machen. Denn die deutsche Außenpolitik ist in vieler Hinsicht moderner und besser auf die Verhältnisse des 21. Jahrhunderts ausgerichtet als die unserer Freunde. Ob es die Selbstverständlichkeit ist, mit der sich die Deutschen den Multilateralismus zu eigen gemacht haben; ob es der Vorrang ökologischer und wohlfahrtsstaatlicher Ziele vor rein militärischen Belangen oder Status- und Prestigefragen ist; ob es um die völlig richtige Erkenntnis geht, daß viele Konfliktursachen wirtschaftlicher und sozialer Natur sind und daher der wirtschaftlichen und finanziellen Betreuung bedürfen (es besteht überhaupt kein Grund, dies als "Scheckbuchdiplomatie" abzuqualifizieren), ob es die Integration von Rüstungskontrolle und Abrüstung in die Sicherheitspolitik ist - in keiner Hinsicht brauchen wir uns zu verstecken vor Frankreich, das sein nukleares Spielzeug als Symbol einer längst vergangenen Unabhängigkeit braucht, vor England, das gravierende Probleme mit dem unvermeidlichen Souveränitätsverzicht in Europa hat, vor den USA, deren Regierung noch nicht verstanden hat, daß nichtmilitärische Fragen für die Welt - und für die USA selbst - eine wesentlich gewichtigere Rolle spielen als herkömmliche Belange der Sicherheitspolitik, und die in der ständigen Versuchung stehen, das Zusammenwirken in internationalen Organisationen zu gunsten eines kruden Unilateralismus zurückzudrängen, wenn die anderen nicht so wollen, wie Washington will.

Schließlich ist die jugoslawische Misere ja auch weiß Gott nicht der Zögerlichkeit der Deutschen geschuldet, die die "mannhafte" Politik der Alliierten nicht mitgetragen hätten. Ganz im Gegenteil ist das Drängen Bonns auf schnellere und wirksamere Schritte immer wieder an den Vorbehalten gerade jener befreundeten Staaten gescheitert, die heute am lautesten nach dem deutschen "Mitmachen" rufen, deren Sensibilität für die Anwendung von Gewalt für die gefährliche Präzedenzwirkung des jugoslawischen Exempels für die europäische Sicherheit aber weniger ausgeprägt war als die deutsche. Auch hier gibt es überhaupt keinen Grund, sich für die deutsche Politikbilanz im Vergleich zur alliierten zu schämen. Natürlich soll die Welt nicht am Wesen des deutschen Handelsstaates genesen. Aber es ist schon erstaunlich, wie in einer Art "konservativer Nestbeschmutzung" die mit Stolz vorzeigbaren Errungenschaften deutscher Außen- und Sicherheitspolitik zugunsten der eher nebensächlichen Frage des "militärischen Mitmachens" verdrängt werden und sich ein neuer Minderwertigkeitskomplex breit macht, Deutschland hätte nicht den ihm zustehenden "Platz an der Sonne".

Die Frage, um die es letzten Endes geht, ist: ob die Weltordnung von kollektiver Sicherheit oder von der Machtentfaltung selbsternannter Weltpolizisten geprägt sein wird, ob sie vorwiegend auf friedlichen Mitteln oder auf dem willkürlichen Einsatz des Militärs nach dem Gusto der Stärksten beruht. Es ist völlig unklar, ob die Verbündeten, die auf "deutsche Normalität" drängen, diese Alternative deutlich sehen und, wenn sie diese tun, in die richtige Richtung gehen. Der deutsche Beitrag kann nicht blinde Folgsamkeit, sondern muß gezieltes Eintreten für eine wirkliche und Konequente kollektive Sicherheitspolitik sein. Ist die gewährleistet, dann muß auch ein angemessener deutscher Beitrag möglich gemacht werden. Aber die Regierung verfehlt dieses Ziel durch Strategielosigkeit und politischen Opportunismus, die Opposition durch die Weigerung, den Realitäten ins Auge zu sehen - ganz wie in den fünfziger Jahren, als die SPD zu spät die entscheidende Bedeutung der Westbindung begriff, tut sie sich heute schwer, die zentrale Bedeutung kollektiver Sicherheit in all ihren Konsequenzen zu erkennen.

Der Verteidigungsminister hat gesagt: Was nach dem "Beobachtungseinsatz" in der Adria komme, wisse man nicht. Man werde entscheiden, wenn diese Frage anstehe. Kann man das als politische Strategie bezeichnen? Will man den Versuch unternehmen, das Morden in Bosnien kurzfristig zu beenden oder zumindest zu verlangsamen, so ist die Überlegung härterer Zwangsmittel unvermeidlich.

Da ein Einsatz von Bodentruppen nach allgemeiner Übereinstimmung ausscheidet, kommen nur Aktionen der Luftwaffe in Frage, die sich gegen ortsfeste und schwer oder langsam bewegliche Ziele der Jugoslawischen Volksarmee und der Milizen richtet: Belagerungsstellungen, vor allem schwere Artillerie, um die leidenden Städte; Kampfflugplätze; militärische Versorgungstransporte; Munitionsdepots; Bewegungen schwerer Einheiten. Dies verlangt lückenlose Satelliten- und Luftaufklärung. Ob diese Option tatsächlich möglich ist, ob sie geeignet ist, die Leiden der Zivilbevölkerung zu beenden oder doch wenigstens zu lindern, ist keine Sache für Schreibtischstrategen, sondern für professionelle Militärs und ihre politischen Vorgesetzten. Aber die Frage muß gestellt und beantwortet werden.

Ist das Ziel die langfristige Beeinflussung serbischer Politik, so ist die Verschärfung des Embargos zur Blockade zu Land, zu Wasser und in der Luft unerläßlich. Die UN muß dann bereit sein, im Einverständnis und in Zusammenarbeit mit den Nachbarn Jugoslawiens deren Grenzen zu dem boykottierten Land zu kontrollieren und zu patrouillieren. Ziel ist es, den politischen Willen Belgrads zu ändern, wenn möglich, eine Änderung des Regimes herbeizuführen.

In beiden Fällen ist nötig, was gegenwärtig völlig versäumt wird: eine massive Informationskampagne gegenüber der serbischen Bevölkerung durch Einrichtungen wie "Radio Freies Europa"; die Vorbereitung eines Wiederaufbauplans für die umkämpften Territorien und Serbiens; eine explizite und detaillierte Garantie für Minderheitenrechte in der ganzen Region, die international überwacht und gewährleistet wird; ein Abrüstungsplan; ein Verfahren unter UN-Ägide, um territoriale Streitigkeiten zu klären, dem sich alle Streitparteien bedingungslos zu fügen haben.

Mit anderen Worten: einen Plan, der über die Beendigung der Kriegshandlungen hinausgeht und Umrisse der Friedensordnung für alle Beteiligten skizziert. Dies kann nicht den Kämpfenden überlassen bleiben, schon gar nicht einem serbisch-kommunistischen Diktat. Sie haben sich in den vergangenen zwei Jahren als unfähig erwiesen, den Frieden aus eigener Kraft zu schaffen. Ein solcher Plan muß autoritativ von seiten des Sicherheitsrates, der KSZE als regionale UN-Organisation oder einer von diesen Organisationen benannten Spezialkommission vertreten werden. Zwangsmaßnahmen unter Kapitel machen nur Sinn, wenn sie mit einem solchen substantiellen Friedensangebot verbunden sind. Zwangsmaßnahmen schaffen nicht, wie fälschlich behauptet wird, Frieden; sie beenden bestenfalls gewaltsame Auseinandersetzungen. Frieden ist aber, wie wir wissen, mehr als die Abwesenheit von Krieg. Von der deutschen Jugoslawien- Politik über die unzähligen Waffenstillstands-Verhandlungen der EG bis hin zur UN ist eine solche Strategie nicht zu erkennen.

Was im Bundestag debattiert worden ist, kann nicht das Ende der Diskussion über die "neue Rolle Deutschlands" sein, sondern höchstens ein Einstieg. Die Positionen beider Seiten waren durch schwere strategische Defizite gekennzeichnet. Es ist nur zu hoffen, daß die Parteien über die unselige Vermischung von atemloser Tagespolitik und politischem Rollenstreit hinausfinden können.

So sehr ich ein frühzeitiges Eingreifen in Jugoslawien - wenn es denn erfolgversprechend wäre - begrüßen würde, damit den armen Menschen geholfen wird: Die Deutschen können jetzt nicht dabei sein. Im Umgang Deutschlands mit Krieg und Frieden darf es weder verfassungspolitische Zweideutigkeiten noch Unklarheiten über die langfristigen politisch-strategischen Ziele gebe. Dies ist gegenwärtig nicht gewährleistet. Durch die Versäumnisse beider Seiten, der Regierung wie der Opposition, ist die Klärung nicht erfolgt, die seit eineinhalb Jahren überfällig ist, Sie muß jetzt erfolgen, und zwar gründlich und grundsätzlich, auch wenn unsere Minister noch ein Weilchen die Häme ihrer auswärtigen Kollegen ertragen müssen.

Schauübung der Wehr

BAD VILBEL. Eine große Schauübung veranstaltet die Freiwillige Feuerwehr heute ab 14.30 Uhr am Ritterweiher. Interessierte Vilbeler wie auch die jungen ukrainischen Feriengäste haben dabei Gelegenheit, den Einsatz von Spezialfahrzeugen, darunter auch ein Lösch- und Bergungspanzer, oder eines Rettungshubschraubers zu verfolgen. Gegen 16.30 Uhr lädt die Wehr zum Grillfest auf dem Schießplatz im Stadtwald ein. mu

"Bimbos" sind stark im Kommen Neue Form von Firmenkäufen / 3 i sieht Nachfolgeprobleme

ski FRANKFURT A. M. Wenn Manager ihr "eigenes" oder ein fremdes Unternehmen kaufen beziehungsweise sich maßgeblich daran beteiligen, spricht man von einem "Buy-out" respektive "Buy-in". Die auf solche Transaktionen spezialisierte 3 i Gesellschaft für Industriebeteiligungen (sie gehört zur britischen Gruppe Investors in Industry) sieht nun einen starken Trend zur Kombination von beiden Varianten. 3 i-Geschäftsführer Andrew Richards prägt dafür den phantasievollen Begriff "Buy-in Management Buy-out" und die einprägsame Abkürzung "Bimbo". Diese Form des Firmenerwerbs gewinne zunehmend an Bedeutung. Bei den "Bimbos", so Richards, verbinde sich der Vorteil der Detailkenntnisse und Erfahrung, die die alte Verwaltung mitbringe, mit "frischem Wind und Ideen" durch neue Manager. Man darf schon gespannt sein, was sich die 3 i-Leute noch ausdenken werden, denn deren Geschäftsführer Thomas Schlytter-Henrichsen rechnet auf diesem Gebiet mit einer steigenden Nachfrage "nach innovativen und individuellen Lösungen". Grund ist nach seinen Beobachtungen das enorme Ausmaß der "auf den deutschen Mittelstand zurollenden Welle von Nachfolgeproblemen".

Für solche Zwecke hat die Frankfurter 3 i im ersten Quartal des seit April laufenden Geschäftsjahres bereits 30 Millionen Mark investiert, nachdem in der gesamten Rechnungsperiode 1991/92 nur 24 Millionen in zwölf Betriebe geflossen waren. Zeitweise verspürten die Finanziers ein deutlich schwächeres Interesse an Buy-outs und Buy-ins, was Schlytter-Henrichsen auf "Solidaritätsabgabe und Ostorientierung" zurückführt. Beide Faktoren hätten viele Unternehmer bewogen, den Verkauf ihrer Firma hinauszuzögern. Ende März umfaßte das 3 i-Portefeuille 31 Mittelständler, bei denen 115 Millionen investiert wurden. Weltweit ist die von den britischen Großbanken getragene Gruppe an fast 4000 Firmen beteiligt.

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 24. Juli (FR). Zum Teil starke Bewölkung, Schauer und Gewitter, im Tagesverlauf jedoch wieder auflockernde Bewölkung mit zunehmenden sonnigen Abschnitten ohne Niederschläge sagt das Wetteramt vorher. Die Höchstwerte liegen zwischen 20 und 25, die Tiefstwerte zwischen 12 und 17 Grad. Weitere Aussichten: Sonnenschein und sehr warm. (Siehe auch Lokalteil)

Ehrfurchtsvolle Pflege des Kleinods Tradition Trompeter Wynton Marsalis und seine Gruppe im Kulturzentrum Mainz

Das erste Stück klingt noch wie ein launiger Scherz: Wynton Marsalis und seine sechs Mitmusiker dudeln mit verhaltener Inbrunst einen alten Südstaaten-Marsch mit Twobeat-Phrasierung. Wir sind nicht nur im Mainzer Kulturzentrum, sondern auch ein bißchen in New Orleans. Wynton Marsalis wurde dort mitten in einer Musikerfamilie geboren, und wenn er Jazz spielt, legt er Wert drauf, daß man das auch hört. Er ist ein traditionsbewußter Musiker - wobei sein Verständnis von Tradition nicht ganz ohne Tücken ist. Wie sollte es das auch sein bei einem farbigen Musiker, der Erfolg hat wie nur wenige, der die Normen des weißen Mittelstandes vertritt und - bis auf die Hautfarbe - auch verkörpert und zugleich mit berechtigtem Stolz die Tradition der schwarzen Südstaaten-Musik wiederbeleben will?

Man hört sofort, daß die Band intim mit dieser Musik vertraut ist. Sie betreibt nicht die Pflege einer geborgten Tradition, kein Abkupfern historischer Vorbilder, sondern hat einen ungezwungenen Gestus der nur aus dem täglichen Umgang mit dem traditionellen Jazz stammen kann, wie man ihn in New Orleans an allen Ecken und Enden seit Anfang des Jahrhunderts hört.

Nur spielen sie die Musik virtuos und lupenrein intoniert, mit sauber gestimmten Instrumenten, gespickt mit kunstvoll beherrschten Stilzitaten - eben konzertant. Wycliffe Gordeon zum Beispiel spielt, wenn es sein muß, einen kraftvollen lustigen Tailgato-Stil mit üppigen Glissandi in alle Richtungen, und Wynton Marsalis läßt schon bei den akkordgebundenen Improvisationen immer mal kurz seine begnadete Meisterschaft an der Trompete aufblitzen.

Später spielt die Band eine frühe Swing-Nummer, dann wieder ein Two- Beat-Stück - und verharrt musikalisch im wesentlichen in den 20er Jahren. Stephen Scott am Klavier überschreitet diese Grenzen nie, Herlin Riley läßt einige kurze Schlagzeugsoli hören, die wie aus grauer Vorzeit herüberklingen: Lange vor der Emanzipation des Schlagzeugs aus der Rhythmus-Sklaverei klangen die acht- oder 16-taktigen Drum-Soli so ähnlich. Nur die beiden Saxophonisten (Wes Anderson, Alt, Todd Williams, Sopran und Tenor) spielen manchmal Chorusse, die Phrasierung und Tonalität aus der Bop- Ära stammen können. Im zweiten Set verwandelt sich das Septett mit Tuba noch in eine Marching Band und spielt Südstaaten-Blasmusik.

Nein, mit der deutschen Art, traditionellen Jazz zu spielen, hat das wenig zu tun. Das ist nicht das sorgsam gehegte Revival eines Revivals. Es ist der stolze Verweis auf die eigene Traditionslinie schwarzer Musik, auf die virtuelle "Hall Of Fame" der Musiker-Heroen aus den Rotlichtvierteln von New Orleans und Chicago. Bei aller Kunstfertigkeit gibt es auch einen Hauch von Morbidität in der Musik, als schwinge darin der Gedanke an den Tod mit - an den der Vorfahren, vielleicht sogar an den eigenen. Es kommt keine ausgelassene Stimmung auf, und es fehlt der sportive Impuls der Musiker, die großen Vorfahren irgendwie übertreffen zu wollen. Ein altmodisches Gefühl wie Ehrfurcht liegt über der introvertierten Spielhaltung.

Leider ist das die einzige emotionale Qualität, die erkennbar wird. Der nicht aus Mangel an Können geborene Verzicht auf technische Kabinettstückchen, auf die legitime Besserwisserei des Nachgeborenen gibt der Musik zugleich etwas Unterkühltes, Kunsthandwerkliches. Niemand spielt sich aus, alles wirkt vorsichtig und im Ausdruck zurückgenommen - als bestünde andernfalls die Gefahr, die Tradition mit Gegenwart zu infizieren.

Wynton Marsalis will die Musik aus dem alten New Orleans vorzeigen wie ein Kleinod. Niemand soll Fett- oder Schweißflecken darauf hinterlassen. Die Fähigkeiten der Musiker sollen nicht ihrer Selbstdarstellung dienen, sondern das alte Familienschmuckstück zum Glänzen bringen: falsche Bescheidenheit allenthalben.

Die Ballade, die Wynton Marsalis, nur vom Pianisten begleitet, als zweite Zugabe auf der Trompete spielt und die seine atemberaubenden technischen Fähigkeiten ohne Anspruch auf Vollständigkeit zusammenfassend andeuten, zeigt immerhin, daß ihn diese Art der Traditionsbehandlung am Rande der Selbstverleugnung keineswegs ausfüllt.

HANS-JÜRGEN LINKE

Erfolgreiche Klage gegen laut tobende Kinder Gemeinde muß Spielplatz für kleine Rothenberger jetzt an verkehrsreichen Standort verlegen

GRÜNDAU. Die Klage eines Nachbarn hat in Rothenbergen dazu geführt, daß ein Kinderspielplatz an eine andere Stelle verlegt werden muß.

Wie die Gemeindeverwaltung mitteilt, sieht sie sich zu dem Ortswechsel veranlaßt, weil ein Vergleichsvorschlag des Gerichtes mit zu viel baulichen und organisatorischen Auflagen verknüpft gewesen sei.

Das Gelände zwischen der Langenselbolder Straße und der Straße am Hühnerberg, auf dem Gemeindemitarbeiter die Spielgeräte aufgestellt hatten, hatte den Nachbarn erzürnt. Ihn störten die Lärmbelästigungen.

Seine Klage bekam zusätzliches Gewicht, da das Grundstück im Bebauungsplan nicht als Spielplatz, sondern lediglich als Grünstreifen und Fußweg ausgewiesen ist.

Der Spielplatz wird nun einige Meter weiter an die Alte Leipziger Straße verlegt. Doch auch dort ist das Spielen nicht ganz unproblematisch. Da dort wesentlich mehr Autos fahren, will Bürgermeister Georg Meyer die Bedenken aus der Bevölkerung prüfen, die in dem Bereich verkehrsberuhigende Maßnahmen fordern. Das Grundstück, wo die Spielgeräte derzeit noch stehen, soll laut Bürgermeister nun bebaut, die beiden Bauplätze zu günstigen Konditionen an Gründauer Familien verkauft werden. jan

Motorradfahrer zog sich schwere Verletzungen zu

SELIGENSTADT. Von Dudenhofen kommend ist am Donnerstag um 22.30 Uhr kurz vor dem Ortseingang der Stadt ein 24jähriger Motorradfahrer gestürzt und hat sich dabei trotz Helm schwere Kopfverletzungen zugezogen. Der Mann kam nach Darstellung der Polizei vermutlich wegen Alkoholgenusses mit der Maschine von der Fahrbahn ab und blieb schwer verletzt im Acker neben der Straße liegen. aim

Vögel legten eine 20 000-Volt-Leitung lahm

LANGENSELBOLD. Vögel waren schuld, daß rund 3500 Bürger aus Langenselbold, Hüttengesäß und Neuwiedermuß gestern morgen ohne Toast, Kaffee und die morgendlichen Radionachrichten auskommen mußten. Gegen 8.42 Uhr hatten die gefiederten Freunde einen Schaltmast der EAM für eine 20 000-Volt-Leitung zwischen Langenselbold und Windecken lahmgelegt.

In der Region fiel daraufhin der Strom aus. Das Netz konnte innerhalb von eineinhalb Stunden wieder aufgebaut werden. alu

Die blonden Buben spielen am liebsten Krieg An der italienischen Adriaküste verlieren die jungen und alten Flüchtlinge aus Bosnien ganz allmählich ihre Angst Von Horst Schlitter (Ravenna)

An der Adriaküste zwischen Ancona und Ravenna liegen die Sommergäste nicht so dicht gedrängt wie in anderen Jahren. Das ist eine späte Folge der heftigen Regenfälle, die erst vor zwei Wochen aufhörten. Jetzt haben die Nachbarn aus dem Norden Mut gefaßt, rollen an mit Booten und Wohnwagen und besetzen die Strände. Ferienzeit. Kaum einer denkt daran, daß dort drüben am anderen Adria-Ufer, wo die Sonne blutigrot aufgeht, ein erbarmungsloser Krieg tobt. Nur ein kleiner Teil der Gäste, es sind wenige hundert Frauen, Kinder und alte Männer aus Bosnien, schrecken nachts aus dem Schlaf hoch. Alpträume gaukeln ihnen Bombenexplosionen und Artillerieüberfälle vor, denen sie mit Hilfe der Vereinten Nationen gerade entflohen sind.

"Tausende von Flüchtlingen rücken auf Italien vor", mit solchen Titeln suggerierten die Zeitungen vor wenigen Tagen noch drohende Gefahr. Die Erinnerung an den Sturm der 20 000 Albaner vor einem Jahr lebt weiter. Doch dann setzten sich in Wien die Außenminister Deutschlands, Ungarns und Italiens zusammen und erklärten sich bereit, zumindest einem kleinen Teil der aus Bosnien vertriebenen Menschen die Grenzen zu öffnen. Noch ehe die Züge am Grenzort Villa Opicina nördlich von Triest eintrafen, war ihre Verteilung schon geregelt: In der vor Monaten eingerichteten Zeltstadt Merna erhielten die ausgehungerten, schlecht gekleideten und schmutzigen Opfer des Krieges erste Nothilfe, der die Aufnahme in den Provinzen Udine, Belluno, Venedig und Ravenna folgte.

Schneller als sie alle reisten 67 Kinder, meist Vollwaisen, von Split aus mit zwei Militärmaschinen vom Typ C 130 nach Westen. Mailand hatte für sie die Patenschaft übernommen, was Bürgermeister Piero Borghini zu dem Appell ermunterte: "Hoffentlich folgen viele italienische Städte unserm Beispiel." Inzwischen fanden sie im Hause "Santa Maria del Mare" der Adriagemeinde Bellaria Unterkunft. Schwester Anna Gennai, die Heimleiterin, stellt sich wie eine Löwin vor ihre Gäste: "Nein, die Kleinen können keine Interviews geben. Alles, was sie jetzt brauchen, ist Ruhe." Für einen freundlichen Empfang sorgten über hundert italienische Kinder, die sie am Abend der Ankunft freundlich bei der Hand nahmen und ihnen einen Willkommensgruß sangen. Ehe sie todmüde ins Bett fielen - das erste Bett seit Wochen - ließen auch die Vertriebenen ein Lied hören.

Es wird noch etwas Zeit vergehen, ehe die bosnischen Kinder mit den Gleichaltrigen aus der Lombardei und dem Aosta- Tal ausgelassen am Meer spielen können. Viele von ihnen ertragen die Sonne nicht, denn monatelang mußten sie in Kellern der belagerten Stadt Sarajewo verbringen, um das nackte Leben zu retten. "Manchmal kamen sie in der Nacht für eine halbe Stunde an die Luft", erzählt eine junge Frau, die den Kinder-Konvoi begleitet. Und dann zeichnet sie mit wenigen Strichen die hoffnungslose Situation auf meinen Notizblock: Ein kleiner Kreis markiert Sarajewo, ein größerer Kreis die Berge rings herum: "Hier sitzen die Serben, die pausenlos in die Stadt schießen und alle Ausfallstraßen beherrschen." Die Rettung kam mit den Blauhelmen der UN, die während einer Feuerpause zwei Omnibusse voll Kinder und wenige Frauen nach Norden brachten. "Doch obwohl uns ein Panzer der Vereinten Nationen begleitete, sind wir 17mal kontrolliert worden."

Die 42jährige, sanfte Adela Micic berichtet in stockendem Englisch, ihre Tochter könne nur einschlafen, wenn sie ihre Zeigefinger in beide Ohren stecke. Zu Friedenszeiten arbeitete die Mutter im Tourismus. Heute ist sie aufopfernde Mitarbeiterin der "First Childrens' Embassy", einer Hilfsorganisation für Kinder aus aller Welt, die im belagerten Sarajewo ihr Zentrum hat. Nein, sie will nichts darüber sagen, ob die meisten der vertriebenen Jungen und Mädchen Moslems sind. "Die Trennung nach Nationen und Religionen hat uns dieses Morden gebracht", sagt sie. "Wir müssen eine Ordnung finden, die es uns erlaubt, wieder ohne Streit zusammenzuleben." Doch trotz dieses friedlichen Zukunftstraums gibt Adela zu: "In Sarajewo hoffen alle, daß Europa intervenieren wird."

Nur hundert Meter entfernt leben 20 kleine Bosnier vom Morgen bis zum Abend zusammen mit 60 italienischen Kindern in einem kommunalen Ferienzentrum. Am Abend fahren sie zu ihren Angehörigen, die in einer umgebauten Kaserne der Provinz Forlì untergebracht sind. In der "roten" Region Emilia-Romagna, früher einmal das Herz des Kommunismus, sind solche Einrichtungen häufig anzutreffen, die im Sommer den Kindern Vergnügungen und den Eltern ungestörte Arbeit garantieren. Zum Glück konnten die kleinen Gäste aus dem Kriegsgebiet sich schon drei Wochen vorher an die Ferienkolonie gewöhnen. Deshalb lernten sie: Malstifte, Papierschere und Handwerkszeug müssen sie am Abend nicht argwöhnisch einpacken, denn am andern Morgen finden sie alles wieder vor.

Die junge "Maestra" Gloria und ihre sechs Kolleginnen und Kollegen haben keine leichte Arbeit. Meistens fehlt ihnen ein Dolmetscher, wodurch die blonden Kinder aus Bosnien ungewollt isoliert sind. Sie sind so blond, daß die italienischen "ragazzi" sie anfangs "tedeschi" nannten, also: Deutsche. Streit zwischen den unterschiedlichen Gruppen gibt es so viel und so wenig wie auch sonst unter Kindern. Nur die Nachbarn beschweren sich häufig, weil es ihnen zu laut zugeht. Ausflüge in kleinen Gruppen führen oft in die Umgebung, wo Gruppenspiele organisiert werden. Ehe die bosnischen Kinder diese Einrichtung verstanden, brachen sie oft in Tränen aus, denn sie glaubten, endgültig von Freunden und Geschwistern getrennt zu werden, die an diesem Tag zurückbleiben mußten.

Daß die blonden Jungen meist Krieg spielen, beunruhigt Gloria in keiner Weise: "Das tun unsere genau so. Sollen wir es ihnen verbieten?" Dreimal in der Woche haben die Gäste für zwei Stunden Italienisch-Unterricht. Am schnellsten lernen sie Zahlen und Schimpfwörter. In den oberen Räumen der Ferienkolonie hat die Sprachschule ihre Spuren hinterlassen. Neben einem gemalten Baum ist in Italienisch und in Serbo-Kroatisch zu lesen "albero - stablo", neben einem Segelboot steht "barca - camac", neben einem Schirm "ombrello - kisobran".

Auch die fast 200 Erwachsenen in der nahegelegenen Kaserne "La Cagnona", die auf Staatskosten renoviert worden ist, können ihren Tag auf Wunsch am Meer verbringen. Doch die grauhaarigen Männer, viele von ihnen fast zahnlos, sitzen mit versteinerten Gesichtern zusammen und sprechen vom Krieg. Journalisten sind ihnen nicht willkommen: "Ja, fragt nur immerzu", knurrt einer von ihnen böse, "zur selben Stunde bringen die Serben unsere Kinder um." Als der Dolmetscher für einen Augenblick weggegangen ist, meldet sich ein anderer zu Wort: "Ich deutsch", sagt er. Aber alles, was er herausbringt, indem er mit dem Finger auf seine Brust deutet, ist: "Eine Frau und zwei Kinder - kaputt." Gleich nebenan spielen Kinder, die den Krieg überlebt haben. Ein Ball rollt vor die Füße der Männer, und von der Schaukel her klingen fröhliche Stimmen.

Die 72jährige Rifa Nezirovic, der Dolmetscher nennt sie "so eine Art Priesterin", betet täglich auf einem kleinen Teppich, auch wenn die jungen Leute nichts davon halten. "Hier verlieren wir allmählich unsere Angst", lächelt sie, aber auch sie muß an ihre Flucht auf dem alten Lastwagen denken, der immer wieder beschossen wurde. Alema Valjevac, 37, eine stille Frau, arbeitete 22 Jahre in der Schuhfabrik "Fortuna" von Doboj zusammen mit 2500 Kroaten, Bosniern und Serben. Dann kamen die Soldaten und schossen alles zusammen. Miro Effendic, 17, aus Derventa, ein strahlend schöner Junge mit langem kastanienfarbenen Haar, sagt mit melancholischem Blick: "Mich drückt mein Gewissen. Ich habe meine Großmutter hierher begleitet, und jetzt bin ich untätig wie die Frauen und Kinder, anstatt für mein Vaterland zu kämpfen."

In Ravenna sind die Vertriebenen (sie wollen nicht "Flüchtlinge" genannt werden) in einer ausrangierten Schule der Via Aquileia untergebracht. Geschichte wird wieder lebendig: Aquileia hieß eine blühende römische Kolonie, die 452 von Attila vernichtet wurde. Auch damals . . . Die Bosnier sind voll Dankbarkeit: "Wir freuen uns über die vielen Spenden der Bevölkerung. Das ist mehr, als wir verbrauchen können." Eine lebhafte Frau, von der ich später erfahre, daß sie "Sonja" heißt, umarmt und küßt mich "stellvertretend für alle Deutschen und im Namen aller Kroaten". Sie ist schon 1946 nach Italien gekommen und hat hier geheiratet. "Ihr wart die ersten, die uns geholfen haben", sagt sie, "und ihr werdet uns jetzt auch Waffen liefern." Sonja, die als Dolmetscherin fungiert, ist nicht zu bremsen: "Was keiner der vielen Invasoren geschafft hat, nämlich unsere Städte zu zerstören, das hat unser Bruder Kain getan." Und: "Wissen Sie, die Serben werden mit einem Messer im Stiefel geboren . . ."

Nicht Provinz oder Präfektur leiten die Hilfsarbeiten in Ravenna, sondern die aus drei "roten" und drei "weißen" katholischen Kooperativen gebildete Gruppe "Mappamondo". Ihnen stehen Wehrdienstverweigerer und Freiwillige zur Seite. Der zwei Meter lange Giancarlo Arcozzi macht mir die Vorteile klar: "Wenn wir einen Klempner brauchen, dann holen wir ihn einfach, ohne extra eine Akte anlegen zu müssen." Ehe die Bosnier kamen, kümmerte sich "Mappamondo" um notleidende Asiaten und Afrikaner und brachte sie mit der Bevölkerung ins Gespräch. In diesen Tagen ist Arcozzi vom Morgen bis zum späten Abend unterwegs. Seine Erklärung: "Es kostet viel Kraft, aus dem Wort Solidarität Wirklichkeit werden zu lassen."

Aus der Regelschule bringen den querschnittsgelähmten Christian "keine zehn Pferde mehr weg" Mit Hilfe von zwei Schlierbacher Pädagogen und der evangelischen Gemeinde bleibt dem Zehnjährigen der Wechsel in Behinderteneinrichtung erspart / Zivildienstleistender übernimmt Betreuung

BRACHTTAL. Für Diethard Wies ist es "absolut positiv, daß er in der Klasse drinbleibt", und für den zehnjährigen Christian "kann passieren, was will, ich bleib' da oben, und da bringen mich auch keine zehn Pferde mehr weg". Was Lehrer und Schüler solchermaßen eint, ist das Ergebnis einer Initiative, die in der Region beispielgebend sein könnte: Der Einsatzfreude der Schlierbacher Grundschulleiterin Monika Sachs-Heldmann und ihres Stellvertreters Diethard Wies ist es zu verdanken, daß der querschnittsgelähmte Christian auch weiterhin die Regelschule im Brachttaler Ortsteil besuchen kann. Der Wechsel in eine Behinderteneinrichtung nach Aschaffenburg oder Würzburg bleibt dem Zehnjährigen künftig erspart.

Der ungewöhnliche Hilferuf der beiden Pädagogen nach einem Zivildienstleistenden, der sich während der Schulzeit um den Zehnjährigen kümmern soll, hat den Verbleib des Jungen in der Schlierbacher Grundschule möglich gemacht. Nachdem Zeitungen und Rundfunk über den Fall berichtet hatten, meldeten sich mehrere Zivildienstleistende und bekundeten Interesse, die Aufsicht für Christian zu übernehmen. Damit ist der Schulleitung zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde in Hellstein gelungen, was bei allen guten Absichten noch immer die Ausnahme ist: die Integration Körperbehinderter in den Schulalltag Nichtbehinderter.

Dabei hatte Christian zunächst wenig Anlaß, seine alte Heimat im Osten Berlins zusammen mit seinen Eltern und dem 13jährigen Bruder Marcus zu verlassen. Der Zehnjährige hatte vor dem Umzug einen Betreuungsplatz in einem der "Vorzeigeobjekte" (Mutter Kerstin Seifert) des ehemaligen Regimes. Über 260 Kinder waren in diesem Komplex untergebracht, zu dem neben einem behindertengerecht ausgebauten Kindergarten auch eine Schule und entsprechende Betreuungseinrichtungen für Behinderte gehörten. "Das war ideal für die Kinder", erinnert sich Kerstin Seifert. "Die Kleinen hatten dort eine optimale Versorgung." Mit sieben Jahren kam Christian in diese Schule, die ausländischen Delegationen auch gerne als repräsentative Einrichtung gezeigt wurde.

Zehn Jungen und Mädchen besuchten zusammen mit Christian die erste Klasse, die durchweg von qualifiziertem Fachpersonal unterrichtet wurde. Wegen der geringeren Belastungsfähigkeit der körperlich Behinderten waren die Schulstunden kürzer und die Pausen zwischen den Unterrichtseinheiten länger. Und wer zwischendurch Ablenkung brauchte, konnte sich in eine Ecke zurückziehen und entspannen. Das optimale Umfeld beeinflußte wesentlich die Atmosphäre in der Einrichtung. "Die Stimmung war sehr gut", erinnert sich Christian.

Dazu trug offenbar auch der "offene Unterricht" bei: Das Arbeitspensum der Schülerinnen und Schüler wurde nicht stundenweise gemessen, sondern wochenweise. Montags legte die Lehrerin mit den Jungen und Mädchen fest, was bis freitags gemacht werden mußte. "An diesem Tag mußte dann die Arbeit stehen", beschreibt die Mutter das Modell.

Der Plan der Eltern, nach Schlierbach zur Schwester der Mutter umzuziehen, fand bei Christian deshalb wenig Beifall. "Ich hab' nicht gejubelt", gesteht der Zehnjährige freimütig ein. "Ich wollte lieber in Berlin bleiben, weil ich dachte, daß hier nicht viel los ist." Schon Ende September des vergangenen Jahres hatte Kerstin Seifert einen Antrag auf Eingliederung in eine Körperbehinderten-Schule gestellt. Doch der wurde vom Schulamt bald abgelehnt. Die Stimmung beschreibt die 39jährige Mutter zu diesem Zeitpunkt als "mies. Wir haben uns damals gefragt, ob sich das unter diesen Umständen überhaupt lohnt."

Zum 1. November des vergangenen Jahres ist die vierköpfige Familie trotzdem ins Brachttal gekommen. Zunächst scheiterten aber weitere Bemühungen, einen geeigneten Platz für Christian zu bekommen. Eine behindertengerechte Schule in Aschaffenburg lehnte den Zehnjährigen ab, "weil die auch voll waren", sagt Kerstin Seifert. Dann war ein Internat bei Würzburg im Gespräch. Die Familie sagte jedoch ab, "weil die Strecke für uns unzumutbar gewesen wäre".

"Mit einem komischen Gefühl" ging Christian schließlich in die Schlierbacher Grundschule, die nur ein paar Meter vom neuen Zuhause entfernt ist. Dort betreute eine Fachkraft bereits einen behinderten Jungen während der Schulzeit. Kurzerhand übernahm die Frau die Aufsicht für Christian. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch abzusehen, daß zur Mitte des Jahres eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für die Betreuerin gefunden werden mußte.

Während der Zehnjährige - bedingt durch die Umstellung des Unterrichts und die größere Belastung in der Regelschule - zunächst Mühe hatte, das Tempo mitzuhalten, bemühten sich Eltern und Schulleitung zunächst vergeblich um einen Betreuer. Da entschied sich die Schulleitung nach Rücksprache mit dem Landratsamt für die unkonventionelle Werbeaktion, durch deren Erfolg der zehnjährige Christian nun weiterhin die Schule in Schlierbach besuchen kann.

Der Zivildienstleistende, der die Aufgabe mit Beginn des nächsten Schuljahres übernimmt, ist offiziell bei der Kirchengemeinde Hellstein angestellt, kümmert sich aber halbtags um Christian. schu

Übungsräume für die Rocker in Schulen?

MÜHLHEIM. Auf der Suche nach neuen Übungsräumen für mehrere Rockgruppen ist Bürgermeister Karl-Christian Schelzke jetzt auf die Schulen gestoßen. Nach den Ferien möchte er sich mit allen Schulleitern zusammensetzen und darüber reden, ob den Musikern nach Schulschluß nicht ungenutzte Räume - beispielsweise im Keller - zur Verfügung gestellt werden könnten.

Wenn die Mühlheimer Altentagesstätte demnächst zum Kindergarten umgebaut wird, sind davon rund 60 Musiker betroffen. Zur Zeit dürfen sie nämlich dort den Keller zum Üben nutzen.

Beim jüngsten Altstadtfest suchten die Rockbands per Plakat nach neuen Räumen. "Das Problem liegt mir am Herzen", bekennt Schelzke. Er hält die Gruppen für einen wichtigen Bestandteil der Jugendkultur, den er unbedingt erhalten möchte. Deshalb wäre der Magistrat auch bereit, mit Kautionen oder Mietbeihilfen den jungen Leuten finanziell unter die Arme zu greifen.

Auch der Kreis hat Unterstützung signalisiert. "Ich bin der Meinung, daß öffentliche Räume möglichst vielfältig genutzt werden sollten", versichert Landrat Josef Lach. Es werde vom Kreis keine Widerstände dagegen geben, wenn die Schulen den Rockgruppen Übungsräume zur Verfügung stellen würden. hf

Im Milieu kämpfen Serben und Kroaten Seite an Seite Anklage wegen Mordes an Hütchenspielern erhoben Von unserer Mitarbeiterin Carmen Sorgler Vor dem Hintergrund des Bandenkriegs zwischen kosovo-albanischen einerseits und kroatischen und serbischen Kriminellen auf der anderen Seite hat die Frankfurter Staatsanwaltschaft am Freitag gegen einen 21 Jahre alten Jugoslawen Anklage wegen zweifachen Mordes und vierfachen versuchten Mordes erhoben. Hintergrund der Anklage, eine Schießerei auf offener Straße vor dem Lokal "Frankfurter Treff" im Bahnhofsviertel. Dabei wurden im Juli vergangenen Jahres zwei Albanier getötet und drei ihrer Landsleute sowie ein chinesischer Geschäftsmann schwer verletzt. Mitangeklagt sind zwei 20 und 22 Jahre alte Jugoslawen wegen Beihilfe zum Mord sowie Autodiebstahls. Zusammen mit einem vierten, 21 Jahre alten Mann sind sie alle zudem wegen früherer Vergeltungstaten an Kosovo-Albaniern der gefährlichen Körperverletzung sowie des Heroinhandels angeklagt.

In der Nacht zum 18. Juli 1991 hatte sich ein langsam fahrendes Auto einer größeren Gruppe Albanier genähert, die vor dem Lokal "Frankfurter Treff" standen, einem stadtbekannten Treffpunkt albanischer Hütchenspieler. Hinter heruntergekurbelten Scheiben wurden dann aus zwei Waffen 16 Schüsse auf die Gruppe abgefeuert, wobei zwei Männer tödlich, vier weitere schwer verletzt wurden.

Wie Staatsanwalt Dirk Scherp von der Abteilung Organisierte Kriminalität der Presse erklärte, handelt es sich beim Hauptangeklagten um den Fahrer des Wagens. Zwei der Mitangeklagten sollen dagegen für die Logistik der Tat, unter anderem für die Beschaffung des Wagens, verantwortlich gewesen sein. Der vierte Angeklagte war bei diesem Überfall nicht dabei, wohl aber bei zwei anderen Racheakten der drei, bei denen zwei Albanier verletzt wurden.

Unklar ist bislang, wer tatsächlich die Schüsse abgefeuert hat. Nach der jetzigen Beweislage soll der Hauptangeklagte einer der Schützen sein, nach dem zweiten mutmaßlichen Schützen wird zur Zeit international gefahndet.

Erschwert werden die Ermittlungen, so Staatsanwalt Scherp, vor allem dadurch, daß "auch unter den Opfern eisiges Schweigen herrscht". Deshalb sei auch mit einer schwierigen Verhandlungsführung und einem "klassischen Indizienprozeß" zu rechnen, bei dem es vor allem auf Fingerabdrücke und sogenannte "Faserspurgutachten" ankommt. Dabei werden Kleiderfasern im Tatauto eine Rolle spielen. Mehr als 90 Zeugen und 15 Sachverständige sollen gehört werden.

Als Motiv für die Tat vermutet Staatsanwalt Scherp "kriminelle Rivalität" und Revierkämpfe zwischen auf der einen Seite kroatischen und serbischen auf der anderen Seite albanischen Hütchenspielern, Hehlern und Drogenhändlern: "Es geht um die Macht in der Moselstraße."

Ethnische Probleme gebe es dabei bei den Seite an Seite kämpfenden Serben und Kroaten nicht, erklärte Scherp. "Hier geht es um kriminelle Geschäfte und nicht um den Bürgerkrieg zu Hause."

Wann es zum Prozeß vor der 8. Strafkammer kommen wird, ist noch nicht klar.

Elfenbein-Affäre: Vorschriften machen Museumsleiter ratlos

OFFENBACH. Der Amtsschimmel galoppiert weiter durch das Stadtmuseum, allerdings nun in Richtung Darmstadt zum bürokratischen Elfenbeinturm des Regierungspräsidenten. Museumsleiter Gerd Vollmer sieht sich außerstande, wieder die kunsthistorischen Kostbarkeiten aus den Offenbacher Elfenbein-Werkstätten des 19. Jahrhunderts auszustellen. Das Regierungspräsidium (RP) hatte ihm das zunächst verboten, dann wieder gestattet, aber nur mit Auflagen. Die kann Vollmer aber nicht erfüllen. Nun hat sich Oberbürgermeister Wolfgang Reuter in die Elfenbein-Affäre eingeschaltet: Der Magistrat wird gegen die RP-Verfügung Widerspruch einlegen.

Zur Erinnerung: Die für den Artenschutz zuständigen RP-Beamten lasen in der Zeitung, daß der Wirtschaftsförderer und Historiker Werner Schmidt herausgefunden hat, daß Offenbach einst neben Erbach und Geislingen eine Metropole der Elfenbeinschnitzerei war, und daß die Offenbacher Kleinodien erstmals im Stadtmuseum ausgestellt werden. Nach dem EG-Artenschutzabkommen von 1984 und den Paragraphen 20 und 22 des Bundesnaturschutzgesetzes braucht der Elfenbein-Besitzer und Aussteller eine sogenannte "Cites-Bescheinigung" darüber, daß er jedes einzelne Stück rechtmäßig erworben hat, keinen Handel damit treibt, und daß die Exponate Antiquitäten sind. Vollmer hat keine Bescheinigungen.

Per Fax gestattete das RP gestern wieder die Ausstellung mit bis zum 31. Juli zu erfüllenden Auflagen: Der Michelstädter Sachverständige Rolf Apitsch soll die Antiquitäten begutachten, das Museum Besitznachweise erbringen und dem RP eine Bestandsliste ("stückzahlmäßig und gewichtsmäßig") schicken.

Für Gutachtertätigkeiten gibt es allerdings keine Mittel im Museumsetat. Außerdem: Die Exponate gelangten fast ausschließlich in der Vorkriegszeit in städtischen Besitz. Einkaufsrechnungen fehlen genauso wie Namen von Spendern. Wiegen kann Vollmer das kostbare Elfenbein auch nicht, denn etliche Objekte sind untrennbar mit anderen Materialien wie Metall und Leder verbunden. lz

78jährige Frau wurde vom eigenen Auto überrollt

SCHMITTEN. Einem tragischen Unfall fiel eine 78jährige Frau am Donnerstag mittag zum Opfer: Die Autofahrerin lag fast einen ganzen Tag unter ihrem Wagen eingeklemmt. Angehörige fanden sie erst nach 18 Stunden unterkühlt auf ihrem Grundstück bei Usingen. Obwohl sie sofort in das Krankenhaus Usingen gebracht wurde, kam jede Rettung zu spät. Gegen 14 Uhr verstarb die Frau.

Nach den Erkenntnissen der Polizei hatte sie ihr Auto mit laufendem Motor auf dem Grundstück stehen gelassen, um am Einfahrtstor ihres Privatgrundstükkes zu hantieren. Der Wagen dürfte ins Rollen geraten sein, was sie offensichtlich verhindern wollte. Dabei muß sie unter das Auto geraten sein. Die Ermittlungen der Polizei dauern an. jd

Brand in einer Trafo-Station

HANAU. Einen Schaden in Höhe von 40 000 Mark hat ein Brand angerichtet, der am Donnerstag abend in einer Trafo-Station der Firma Leybold in der Wilhelm-Rohn-Straße ausgebrochen ist. Wie ein Polizeisprecher gestern mitteilte, soll das Feuer durch einen "defekten Lasttrennschalter" verursacht worden sein.

Die Löscharbeiten gestalteten sich schwierig, weil auch Kabel angeschmort waren. Nach Angaben der Feuerwehr konnten die Flammen erst bekämpft werden, nachdem die Stadtwerke im Umspannwerk Ost den Strom abgestellt hatten. hok

Bei Reinigungsarbeiten Mann schwer verletzt

HÖCHST. Mit schweren Verletzungen mußte gestern ein Mitarbeiter einer Kanalreinigungsfirma ins Krankenhaus eingeliefert werden. Nach Auskunft der Ärzte schwebt er nicht in akuter Lebensgefahr.

Der 45jährige war gerade damit beschäftigt, eine Rohrleitung auf dem Werksgelände der Hoechst AG zu säubern, als gegen 8.30 Uhr das Mißgeschick passierte: Der Reinigungsschlauch, aus dem das Wasser mit Hochdruck herausspritzte, rutschte versehentlich aus der verschmutzten Röhre. Der Wasserstrahl traf den Mann so hart, daß er sich schwere Verletzungen am Brustkorb zuzog.

Wie es hieß, wurde er zunächst in die werksärztliche Abteilung gebracht. Nach Darstellung des medizinischen Leiters Fritz Schuckmann hat der Arbeiter keine offene Wunde davongetragen. Dennoch sei die Lunge derart in Mitleidenschaft gezogen worden, daß Luft in den Brustkorb austrat. leo

Holzschutzmittel auch Verursacher von Leukämie? Gutachter schildert Fall einer 19jährigen vor Gericht

"Ob sie endgültig geheilt ist, kann man noch nicht sagen." Mit diesen Worten beschrieb Professor Ulrich Wilhelm Schäfer am Freitag als sachverständiger Zeuge im Frankfurter Holzschutzmittelprozeß den Gesundheitszustand einer 19 Jahre alten Patientin, die nach der Anwendung von PCP-haltigen Holzschutzmitteln im Wohnbereich an Leukämie erkrankte und sich unterdessen im Universitätsklinikum Essen einer Knochenmarktransplantation unterzogen hat.

Die aus Meschede im Sauerland kommende Patientin hatte knapp ein Jahrzehnt in einem Holzblockhaus gewohnt, das von ihrem Vater, einem Volksschullehrer, auch im Innenbereich mit insgesamt 75 Litern des damals noch PCP und Lindan enthaltenen "Xyladekor" angestrichen worden war. Nachdem sie im Frühjahr 1986 akut an Leukämie erkrankte, war sie zunächst in der Frankfurter Uniklinik behandelt worden und anschließend nach Essen zur Knochenmarktransplantation gekommen, wobei ihre jüngere Schwester als Spenderin auftrat.

Zu dem bisher gravierendsten Fall, der im Holzschutzmittel-Prozeß vor der Umweltstrafkammer zur Sprache kam, erklärte Professor Schäfer, die Ursachen der Leukämie seien meist unklar. Er sei zwar kein Toxikologe, doch als klinischer Therapeut könne er nicht ausschließen, daß auch PCB und Lindan als Krankheitsverursacher in Betracht komme. Bewiesen aber sei dies bisher nicht.

Obwohl die Frage nach der Kausalität streng naturwissenschaftlich nicht geklärt ist, muß Leukämie-Kranken und ihrer Angehörigen, die PCP-Belastungen ausgesetzt sind, nach Ansicht des Arzt geraten werden, aus ihren mit Holzschutzmitteln behandelten Wohnungen und Häusern auszuziehen. Diesem Rat folgten auch der Volksschullehrer und seine Familie, die erst nach einer aufwendigen Sanierung - Kostenumfang: 100 000 Mark - im Mai 1988 wieder in das Blockhaus einzogen.

Zum gegenwärtigen Zustand der Patientin, bei der regelmäßige Kontrolluntersuchungen stattfinden, meinte Schäfer, er sei gut. Ziel der Knochenmarktransplantation ist es, wieder für eine intakte Blutbildung zu sorgen. Obwohl es bei dem Eingriff in 20 Prozent der Fälle zum Tod des Patienten kommt, gilt die Therapie als gesichert. Nach Beobachtungen der Mediziner erkranken unter 100 000 Menschen in der Bundesrepublik Deutschland jährlich zwölf akut an Leukämie.

Zu der grundsätzliche Frage, ob Phenole die Immunabwehr schwächen können, wollte sich der Essener Professor nicht äußern. Als Sachverständigen hierzu hat die Staatsanwaltschaft den Heidelberger Professor Wolfgang Huber benannt. Huber zufolge läßt sich der Zusammenhang zwischen Immunschwäche und PCP-Belastung unterdessen wissenschaftlich nachweisen. Doch ist die Verteidigung der Ansicht, Huber sei kein neutraler Sachverständiger mehr. Nachdem die Anklage gegen die beiden "Desowag"-Manager zunächst gescheitert war, habe er gegenüber der Staatsanwaltschaft schriftlich seine Betroffenheit signalisiert und zugleich Hilfe zugesagt.

Ob der Heidelberger Professor tatsächlich als Gutachter auftreten kann, wird das Gericht bei Fortsetzung der Verhandlung am 4. August bekanntgeben. Lepp

Von einem, der zum Superstar erklärt wurde, noch bevor er ein Star geworden war Der Fluch der Popularität hält Michael Schumacher gefangen Manager Willi Weber ist der Mann für die Medienauftritte / "Will nicht arrogant wirken" / Autogrammwünsche im Wohnzimmer

Man stellte ihn auf ein Podest und jetzt friert er. Michael Schumacher (unser Bild) ist nervös. Vor seinem ersten Großen Preis von Deutschland am Sonntag liegen seine Nerven blank. Er sei von der deutschen Presse enttäuscht, die einem 23jährigen, angesichts von bislang erst 14 Formel-1-Rennen, keinen Fehler verzeihe. Und er redet davon, nach Monte Carlo zu ziehen. "Ich kann noch nicht einmal mehr mit meiner Freundin zu Hause in Kerpen im Garten grillen. Sofort kommen Leute und wollen ein Autogramm. Einmal stand sogar einer mitten in meinem Wohnzimmer."

Michael Schumacher, Typ netter Junge von nebenan, wird in Hockenheim gejagt, jeder will etwas von ihm. Das letzte halbe Jahr war einfach zuviel für ihn. Schumacher wurde schon zum Superstar erklärt, bevor er noch ein richtiger Star war. Er mußte sich eine Perücke kaufen. Man erkannte ihn trotzdem. Er bestellte sein Telefon ab, ist nur noch über Telefax zu erreichen. Wen er zu brauchen glaubt, den ruft er zurück. Zuflucht sucht und findet er nur bei seiner Freundin Corinna. Die Ruhe an der Rennstrecke ist jetzt vorbei.

Als Schumacher noch bei Mercedes war, fühlte er sich geborgen. Dort brachte man ihm den Umgang mit der Öffentlichkeit bei: Sei nett, sei diplomatisch, lächele auch dann noch, wenn du nicht die Wahrheit sagst. Jetzt ist Mercedes weg. Sein Manager Willi Weber, halboffenes Hemd, Goldkettchen, kümmert sich jetzt um die Belange seines Schützlings. Mit stolzgeschwellter Brust läuft ihm der Stuttgarter Gastronom hinterher, schirmt ihn von den Massen ab. "Schaut her", sagt seine Körpersprache, "ich habe ihn entdeckt". Entdeckt hat er Michael Schumacher als Rohdiamanten sozusagen auch. Das wissen die Insider. Doch geschliffen hat ihn Jochen Neerpasch, der damals Rennleiter bei Mercedes war. Ohne Neerpasch wären Schumacher und Weber niemals in der Formel 1. Er brachte sie dorthin.

Heute ist Neerpasch weg und Weber ist da. Überall, immer präsent. Einen Acht- Jahre-Vertrag hat er mit Schumacher 1988 geschlossen. Weber investierte in ihn, bekommt das jetzt aber doppelt und dreifachn zurück. Ohne ihn läuft bei Schumacher gar nichts mehr. Interviews? Nicht ohne Webers Zustimmung. "Kommt doch um 14.30 Uhr zur offiziellen Pressekonferenz." Da blüht er richtig auf, da gibt Willi Weber seinen Empfang. Erst dann klettert sein Schützling aus dem großen Bus mit den dunklen Scheiben und stellt sich den Fragern. Die können kaum atmen, so eng ist es. Michael ordnet noch schnell seine angespannten Gesichtszüge, lacht in Richtung der klickenden Kameras, gibt brav Antwort.

Doch dann aber, in einer ruhigen Minute schüttet er sein Herz aus. "Ich will nicht arrogant wirken. Ich weiß, daß meine Fans mir überhaupt ermöglichen, hier zu fahren. Doch was soll ich machen? Ich kann nicht jeden Autogrammwunsch erfüllen. Ein dritter Platz ist drin. Dafür muß ich konzentriert arbeiten."

Respekt hat Michael Schumacher nur vor einem: Ayrton Senna. Mansell gab er freche Antworten, und Prost drohte er gleich im ersten Rennen mit der Faust. Nur Senna fürchtet er. Und das hat seinen Grund. Mit zwölf Jahren sah er ihn bei einem Gocart-Rennen. Seitdem vergötterte er den Brasilianer.

Doch Idole sind nur so lange gut, bis man gegen sie fährt. Schumacher produzierte ständig Ärger mit dem Weltmeister. Bei den Testfahrten letzte Woche prügelte er sich fast mit ihm, frei nach dem Motto: Befreie dich von deinen Vorbildern, indem du dich mit ihnen anlegst. Doch der Streit mit Senna sei jetzt vergessen. Ein gemeinsames Abendessen im Hotel war die richtige Atmosphäre, die lästige Sache aus der Welt zu schaffen. Senna, auf Schumacher angesprochen, antwortete denn auch nachsichtig lächelnd: "Er ist doch noch so jung".

RALF RAYMOND

Radelnder Räuber fand das 15. Opfer

Der radfahrende Handtaschenräuber, der seit einigen Wochen in Eschersheim, Eckenheim und am Frankfurter Berg Passanten überfällt, hat am Donnerstag nachmittag sein inzwischen 15. Opfer gefunden. Gegen 16.30 Uhr entriß er in der Hügelstraße einer 58 Jahre alten Hausfrau die Tasche, in der knapp 200 Mark steckten.

Zum Bedauern der Beamten des Kommissariats für Straßenraubdelikte (K 14) erstattete die Passantin erst 45 Minuten nach dem Überfall Anzeige beim 12. Polizeirevier. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Fahndung in der näheren Umgebung des Tatorts waren deshalb nicht mehr gegeben.

Der Täter ist vermutlich um die 30 Jahre alt, hat hell- bis mittelbraune, nackenlange Haare, frisch gebräunt und trug eine braune Sonnenbrille. Bekleidet war er bei der letzten Tat mit einem karierten Hemd oder T-Shirt. Er trug eine lange blaue Radler-Hose und darüber noch eine kurze lilafarbene Hose.

Auch bei diesem Überfall fuhr er auf einem Mountainbike von lila- beziehungsweise rötlicher Farbe und hatte einen roten Rucksack auf dem Rücken.

Wie berichtet, hat der Regierungspräsident in Darmstadt inzwischen für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, eine Belohnung von 2000 Mark ausgesetzt. enk

Mönche vom Berg Athos schließen Besucher aus Klosterrepublik protestiert gegen Athener Steuerpläne Von unserem Korrespondenten Gerd Höhler

ATHEN, 24. Juli. Wer in diesem Sommer den Heiligen Berg Athos, die Klosterrepublik auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidiki, besuchen will, sollte sich beeilen.

Denn ab 10. August wollen die Athos- Mönche die Tore ihrer Klöster, in denen Touristen und Pilger bisher gastfreundliche Aufnahme fanden, schließen. Die Gottesmänner wollen mit der Aktion dagegen protestieren, daß sie nun vom Athener Finanzminister zur Kasse gebeten werden: wie alle Haus- und Grundbesitzer des Landes soll auch die Orthodoxe Kirche eine vom Parlament beschlossene einmalige Sonderabgabe entrichten.

Die Geistlichen argumentieren allerdings, daß kirchlicher Grundbesitz nicht mit "weltlichem" Vermögen zu vergleichen sei. In einem offenen Brief an den Athener Ministerpräsidenten Kostas Mitsotakis gab der Klerus außerdem zu bedenken, daß die Orthodoxie in den ehemals kommunistischen Ländern Osteuropas vor großen und kostspieligen Missionsaufgaben stehe.

Der Ministerpräsident wies jedoch das Ansinnen der Kirchenleitung, von der Steuer befreit zu werden, zurück. Auch Verhandlungen einer Athos-Delegation mit dem Athener Finanzminister blieben erfolglos. Der Minister stellte klar, der Landbesitz der Kirche innerhalb der Klosterrepublik werde nicht besteuert, wohl aber Besitz außerhalb deren Grenzen. Die etwa zwanzig Athos-Klöster, die auch innerhalb der Griechisch-Orthodoxen Kirche einen autonomen Status haben, verfügen im Rest Griechenlands über umfangreichen Land- und Immobilienbesitz, für den nun Steuern fällig werden.

Die halbautonome Klosterrepublik Athos erlebt in diesem Jahr einen ungewöhnlichen Ansturm von männlichen Besuchern - Frauen dürfen den Athos traditionell nicht betreten. Vor allem viele Mönche und Gläubige aus den osteuropäischen Staaten besuchen den Heiligen Berg. Sie alle werden ab 10. August vor verschlossenen Türen stehen, wenn sich die Mönche, wie es nun heißt, "zurückziehen, um in Ruhe darüber zu meditieren, welche weiteren Schritte zu tun sind".

Randalierer hatte vier Promille Alkohol im Blut

UNTERLIEDERBACH. Mehr als vier Promille Alkohol im Blut hatte ein 24 Jahre alter Mann, den die Polizei in der Nacht zum Freitag festgenommen hat. Die Gesetzeshüter waren von einem Anwohner der Hunsrückstraße alarmiert worden: "Da ist einer, der schlägt wie wild auf ein Auto ein." Als die Funkstreife am Tatort ankam, traf sie auf den offenkundig stark angetrunkenen Unterliederbacher. Der Alco-Test ergab den Wert von 4,01 Promille. leo

Sportlehrerin trat um sich: in Handschellen abgeführt

NIED. Ob's wohl an der Hitze lag, daß eine 37 Jahre alte Frau aus Nied nur noch "rot" gesehen hat? Erst "unter Anwendung körperlicher Gewalt", so der Wortlaut des Polizeiberichts, konnte die Sportlehrerin dazu gebracht werden, ihren Ausweis vorzuzeigen. Zuvor hatte sie sich mit Schlägen und Tritten gegen die Beine der Gesetzeshüter gewehrt.

Angefangen hatte alles damit, daß die Frau am Freitag mittag ihren Wagen an der Wörthspitze abgestellt und damit einem anderen Autofahrer den Weg versperrt hatte. Als sie sich weigerte, einen anderen Parkplatz zu suchen, kam es zum Wortgefecht. Schaulustige riefen die Polizei. Doch auch die Beamten konnten die 37jährige nicht dazu bewegen, das Feld zu räumen. Stattdessen bekamen sie Schimpfworte zu hören. Und mußten schließlich noch ihre ganze Fitneß beweisen, um die plötzlich Davonlaufende einzuholen. Nach einer Verfolgungsjagd trat die Sportlehrerin dann doch den Weg ins Revier an - in Handschellen. leo

Scheck über 6000 Mark nach Pawlowsk gebracht

FRIEDRICHSDORF. Die Spenden, die im Frühjahr in Friedrichsdorf für die Poliklinik in der russischen Stadt Pawlowsk nahe Petersburg gesammelt wurden, haben ihr Ziel erreicht: Bei einer Reise nach Rußland hat die Bad Homburgerin Karin Krumnov der leitenden Ärztin der Klinik einen Scheck über 6000 Mark überreicht - im Auftrag von Miriam und Dieter Roghé, die die Spendenaktion organisiert hatten. Das Geld soll helfen, die medizinische Ausrüstung der Klinik zu verbessern.

Die Kontakte zwischen Friedrichsdorf und Pawlowsk sind inzwischen über den privaten Rahmen hinaus gediehen. Die Stadt Friedrichsdorf hat für September vier Vertreter der russischen Stadt zu einem Besuch eingeladen, bei dem man sich näher kennenlernen möchte.

Ob daraus eines Tages eine offizielle Städtepartnerschaft wird, ist noch nicht klar, wie Dieter Roghé sagt. Der SPD- Fraktionsvorsitzende hatte die Kontakte bei einer Rußland-Reise geknüpft. nau

Schulung für Servicepersonal Arbeitsamt trägt großem Bedarf der Gastronomie Rechnung

WÄCHTERSBACH. Einer der wenigen Wirtschaftzweige, in denen nahezu permanent Stellen offen sind, ist die Gastronomie. Der Bedarf an Fachkräften, vor allem an qualifiziertem Servicepersonal, ist besonders groß und durch die Arbeitsämter nicht zu decken.

Um der Nachfragen im Hotel- und Gaststättenbereich besser gerecht zu werden, bietet das Arbeitsamt in Wächtersbach im Herbst einen dreimonatigen Servierlehrgang an.

In der Zeit vom 23. November bis zum 5. März 1993 sollen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vertiefte Kenntnisse in Theorie und Praxis des Servierens vermittelt werden. Interessenten haben darüber hinaus die Möglichkeit, in ei- nem anschließenden zweiten Lehrgang einen Berufsabschluß als Restaurantfachkkraft zu erwerben. Die Ausbildung wird unter bestimmten Voraussetzungen auch von der Bundesanstalt für Arbeit gefördert.

Mit dem Lehrgang hofft das Arbeitsamt speziell Arbeitslose ohne Berufsabschluß und Berufsrückkehrer anzusprechen. Nähere Informationen gibt es bei den Dienststellen in Schlüchtern, Lotichiusstraße 40, Telefonnummer 0 66 61 / 30 31 oder in Gelnhausen, Obermarkt 24, Rufnummer 0 60 51 / 82 01 27. jan

Studium mit Schwerpunkt Ökologietechnik

FRANKENBERG. Ein neues dreijähriges Aufbaustudium mit Schwerpunkt Ökologietechnik bietet die Fachschule für Umweltschutztechnik in Frankenberg (Kreis Waldeck-Frankenberg) ab dem 1. August an. Nach Auskunft aus dem Korbacher Kreishaus liegt die nötige Genehmigung des Kasseler Regierungspräsidiums jetzt vor.

Neben den umwelttechnischen Kernfächern Abfallwirtschaft, Luftreinhaltung, Lärmschutz und Wasserwirtschaft werden sich die künftigen Studenten auch mit den Grundlagen von Biologie und Ökologie, mikrobiologischen Praktika und der Landschaftspflege befassen.

Chancen haben nur Interessenten mit einschlägiger beruflicher Grundlage. Neben Land- und Forstwirten richtet sich das neue Aufbaustudium Ökologietechnik vor allem an Bautechniker in der Wasserwirtschaftsverwaltung, an Fischwirte, Gärtner, Winzer, landwirtschaftlich-technische Assistenten oder Laboranten sowie an Kulturbautechniker. Unter den mehr als 100 Interessenten, die sich aus dem ganzen Bundesgebiet für den neuen Schwerpunkt bereits beworben haben, werden jetzt 24 ausgewählt.

Über mangelnden Zulauf braucht sich die seit sechs Jahren bestehende Frankenberger Fachschule auch sonst nicht zu beklagen. Für die bereits existierenden Schwerpunkte Labor- und Verfahrenstechnik gingen nach Angaben von Landrat Horst Bökemeier (SPD) pro Jahr rund 450 Bewerbungen ein. Als entscheidenden Grund für die hohe Nachfrage betrachtet der Landrat die günstigen Berufschancen der Absolventen. tap

&blt; Metal- & Folkjazz

Am Sonntag, 26. Juli, bietet das Summertime-Programm wieder zwei Jazzmatineen unterschiedlicher Art. Während im Hof des Historischen Museum, Saalgasse 19, die belgische Combo X-Legged Sally um den Komponisten Reter Vermeersch mit "Speedmetaljazz" zu hören ist, präsentiert die Gruppe Skiffle Train auf der Schloßterrasse in Höchst, eine Mischung aus Gospel & Blues, Folkballaden sowie Country & Western ohne Verstärker oder elektrische Effekte. Beide Konzerte beginnen um 11 Uhr. &blt; Sonnenschein & Liederreigen

Die Reihe "Lieder im Park" wird am Samstag, 25. Juli, um 14.45 Uhr im Grüneburgpark mit einer belorussischen Jugendmusikgruppe aus Mogliew, dem Ex-Zupfgeigenhansel Thomas Fritz, dem Solisten Ralf Olbrich, der Salsagruppe Toca Bonito, der Gruppe Terem aus Rußland und Anne Haigis mit Band fortgesetzt. Durch das Programm führt Dieter Dehm. Bei Regen wird das Konzert in die Brotfabrik, Bachmannstraße 2-4, verlegt.

Studenten zeigen ihre Ansichten von Mühlheim

MÜHLHEIM. "Ansichten von Mühlheim" zeigen die beiden Kunststudenten Michael Frankenthal und Marcus Graf vom 15. August bis 11. September im Stadtmuseum. In ihren Bildern setzen sich die beiden unter anderem mit Umwelt- und Minderheitenproblemen auseinander. Als Aktionskünstler treten die Studenten übrigens am 8. August beim Fest des "Vereins Mühlheimer Wohnungssuchender" auf.

Die Vernissage beginnt am 15. August um 16.30 Uhr. Öffnungszeiten: mittwochs von 14 bis 19 Uhr, sonntags von 10 bis 16 Uhr. Zusätzliche Besichtigungen können über die Telefonnummer 0 61 08 / 6 01 - 6 00 vereinbart werden. hf

Schnäppchenjagd beginnt wieder

Pünktlich zum Sommerschlußverkauf quellen sie wieder über, die überladenen Kaufhauswühltische und die Billigangebote vor den Boutiquen. Schon heute wird es den ersten großen Ansturm geben.

"Jede Hose 10 Mark", "Einzelteile für nur 20 Mark" - wohin das verwirrte Kundenauge auch blickt; überall "Preisknüller" und "superstarke Angebote". Nur: Wehe dem, der nicht nach dem "Schnäppchenprinzip" Kommen - Sehen - Kaufen zuschlägt, sondern seine endgültige Entscheidung erst vor dem Spiegel fällen möchte. "Nein, bei diesen niedrigen Preisen dürfen Sie die Hose nicht vorher anprobieren. Da nehmen Sie den anderen Kunden ja die Umkleidekabinen weg!", meinte da doch ein Boutiquebesitzer - und schickte die Kundin prompt auf die Straße. Nicht ohne ihr vorher noch einen Rat zu geben: "Nehmen Sie Größe S. Die paßt!"

Eine derartige Strategie gibt es in den Kaufhäusern nicht. Dort ist der Kunde noch König. Aber auch nur dann, wenn er entweder über ein untrügliches Augenmaß verfügt oder sehr viel Zeit hat. Denn nicht jeder schafft es, wie jene couragierte alte Dame, die zielsicher beim ersten Griff in den Wühltisch die bunten Boxershorts in der gewünschten XL-Größe herausfischte, Körper- und Kleidergröße ohne Anprobe in Einklang zu bringen.

Dann bleibt nur noch eines: den Run auf die Umkleidekabinen gewinnen. Während die Schnäppchenangebote meist an strategisch günstigen Orten wie der Eingangshalle drapiert sind, gibt's Kabinen erst ab dem zweiten Stockwerk. Schade, denkt sich da so manch genervter Kunde - und läßt beim Blick auf die Uhr das 10- Mark-T-Shirt wieder auf den Wühltisch fallen. Denn: Drum prüfe, wer sich ewig bindet, daß er die richt'ge Größe findet. ki

Gänseblümchen

Her mit der Margerite, ein Gänseblümchen tut's auch. Wir brauchen ein Zupfinstrument. Er kommt, er kommt nicht, er kommt . . . Am Sonntag, am Montag, vielleicht gar nicht... Nach Bonn, nach Berlin, an den Tegernsee...

Honecker natürlich. Mal wieder. Aus gut unterrichteten Bonner Kreisen vernehmen wir die atemberaubende Neuigkeit. Zwei Möglichkeiten gibt es danach: Entweder kehre der kleine Diktator am Wochenende zurück - oder eine internationale Bemühung sei gescheitert. Kommt uns irgendwie bekannt vor, das Gänseblümchen-Spiel.

Aber versetzen wir uns in die Lage der armen Chilenen. Die haben nun seit gut sieben Monaten dieses Paar in ihrer Moskauer Villa. Lästig, solch ungebetene Dauergäste; kennen wir ja alle von Tante Frieda, Onkel Hermann (Namen sind beliebig austauschbar, jede Ähnlichkeit mit tatsächlicher Verwandtschaft wäre rein zufällig). Dauernd die Dusche besetzt, und dazu noch der Ärger mit den Nachbarn, die Anstoß nehmen am Besuch. Bloß: Wie sagt man's seinem Gaste? Vielleicht bräuchten die Chilenen einfach ein paar Tips aus unserem reichen häuslichen Erfahrungsschatz; nach dem Motto: Handwerker wirken manchmal Wunder.

Das ist's, was der Sensation diesmal einen Hauch von Glaubwürdigkeit verleiht: Ein neuer Botschafter steht ins Moskauer Haus. Man stelle sich vor: Legionen von Malern, Parkettlegern, Klempnern, Elektrikern. Wenn das die Honeckers nicht in die ausgebreiteten Arme der Deutschen treibt, dann, ja dann hilft wohl gar nichts mehr. AH

Edgar Krapp spielt auf der barocken Orgel

NIEDER-MOOS. Edgar Krapp, Professor für künstlerisches Orgelspiel, spielt am Sonntag, 26. Juli, 18 Uhr, auf der spätbarocken Oestreichorgel in der Nieder- Mooser Kirche.

Krapp gastiert mit Werken von Johann Sebastian Bach und süddeutschen Meistern. Dazu zählen Georg Muffats "Apparatus Musico-organisticus" und Johann Pachelbels Partita über "Christus, der ist mein Leben".

Karten an der Abendkasse oder unter Tel. 06644/7733 und der Telefaxnummer 06644/7576. sal

Die starken Männer vom Bau Mit Baumschaukel und Wasserspielen im Museumspark

Typisch Mädchen. Sitzen vor dem Spiegel, eine jede die Schönste im Land, malen sich Lippen und Wangen rot und legen sich den Sommerhimmel auf die Lider. Typisch Jungs. Machen immer Spektakel, schlagen mit einer Energie, wie der Buntspecht seinen Schnabel, die Nägel in das Holz. Sind furchtbar beschäftigt und spielen die starken Männer vom Bau. Derweil Fabrice mit dem Sturzhelm Formel-1-Rennen fährt, außer Konkurrenz.

Im Garten des Völkerkundemuseums: Hier, wo gemeinhin im Flüsterton gesprochen wird und das museale Gebot des Bitte-nicht-Berührens gilt, sind die Krachmacher eingezogen. Ihnen voran die Leute vom Verein "Abenteuerspielplatz Riederwald" mit ihrem Spielmobil. Die Idee des Vereinsvorsitzenden und SPD-Stadtverordneten Michael Paris: Warum das Gelände nicht vorübergehend den Kindern und ihren Spielen übereignen, solange der dort geplante Neubau des Völkerkundemuseums auf bislang unbestimmte Zeit verschoben ist? Weil sich auch die Museumsleitung diesem Ansinnen öffnete, zogen die Kinder in den Park. Mit Baumschaukel und Rikscha, Wasserspielen und einem einfachen Bausatz - für das freiimprovisierte Holzhaus, das weder Bauplan noch Baugenehmigung braucht. Rund 100 Jungen und Mädchen aus dem Stadtteil besuchen täglich zwischen elf und 18 Uhr die Spielstätte unter der alten Blutbuche und finden da, was in dem citynahen Sachsenhausen so rar ist: einen Freiraum.

Die wenigen Anwohner tragen das lustbetonte und zuweilen lärmintensive Spielen dem Vernehmen nach mit Fassung. Hundehalter üben sich und ihre Tiere in Zurückhaltung. Und der mancherorts schwergeprüfte Rasen wird sich regenerieren.

Das Gastrecht ist jedoch beschränkt. Geht es nach dem Mehrheitswillen von Kindern und Pädagogen, so verläßt das Spielmobil nicht bereits mit Schulbeginn, wie jetzt geplant, sondern erst im Spätsommer den Museumspark. Die Verhandlungen zwischen dem Verein und dem Amt für Wissenschaft und Kunst laufen.

Und noch eines ist Gegenstand der Gespräche: das Holzhaus der Kinder. Die wollen die Eigenkonstruktion als Dauerleihgabe dem Museum übereignen. sar

Schuldenstrategie wie gehabt Atempause für Argentinien / 50-Prozent-Erlaß für Sambia

rb FRANKFURT A. M. Die westlichen Industrieländer haben ihre bisherige Umschuldungs-Strategie gegenüber der Dritten Welt auch beim jüngsten Treffen des Pariser Clubs der staatlichen Gläubiger beibehalten. Danach wird den großen Schuldnern insbesondere Lateinamerikas weiterhin nichts erlassen, sondern nur fällige Tilgungsraten gestreckt. Die ärmeren, reformwilligen Staaten vor allem in Afrika können dagegen mit einer Streichung von maximal 50 Prozent rechnen.

Interessant war die aktuelle Pariser- Club-Runde zum einen wegen der verhandelten Länder: Mit Argentinien und Sambia standen Staaten an, die tiefgreifende Strukturanpassungs-Reformen angepackt haben. Zum anderen waren Beobachter gespannt, wie die vagen Ankündigungen des Münchner Wirtschaftsgipfels - "wir ermutigen den Pariser Club, einzelfallbezogen die besondere Lage einiger hochverschuldeter ärmerer Länder mittleren Einkommens zu berücksichtigen" (Abschlußerklärung) - konkret umgesetzt werden.

Sambia, auf das die zitierte Beschreibung paßt, erhält danach die sogenannten Toronto-Konditionen (benannt nach dem Wirtschaftsgipfel 1988). Das heißt, von den in den kommenden drei Jahren fälligen Verbindlichkeiten in Höhe von 917 Millionen Dollar werden bis zu 50 Prozent erlassen. Insgesamt steht das Land mit 7,2 Milliarden Dollar in der Kreide und ist damit, bezogen auf seine Wirtschaftskraft, eines der am höchsten verschuldeten Länder. In einer gemeinsamen Erklärung hatten zuvor die Entwicklungshilfe-Organisationen Brot für die Welt, EZE, terre des hommes und Welthungerhilfe gefordert, Sambia "Schulden über die Quote von 50 Prozent hinaus zu erlassen", um damit "den Demokratisierungsprozeß wirtschaftlich abzusichern". Der deutsche Anteil bei der jetzigen Umschuldung beträgt 378 Millionen Mark.

Um einen wesentlich größeren Betrag ging es im Fall Argentiniens: 2,8 Milliarden Dollar bis 1995 fälliger Tilgungsraten werden über 16 Jahre (davon vier Freijahre) gestreckt. Die Zinsen laufen jedoch in der ganzen Zeit voll weiter. Ein Erlaß ist nicht vorgesehen. Dennoch wird die Umschuldung in einer Club-Erklärung als Anerkennung der jüngsten Erfolge des argentinischen Wirtschaftsprogramms gewertet. Der deutsche Anteil beträgt 28,5 Prozent oder gut 1,2 Milliarden Mark aus früheren Hermes-Exportkrediten. Die gesamte Verschuldung des Landes liegt bei 75 Milliarden Dollar. Davon entfallen knapp neun Milliarden auf staatliche Gläubiger des Westens.

Auffahrunfall am Fußgängerüberweg

HANAU. Offenbar aus Unachtsamkeit kam es am Donnerstag abend auf der Ekke Alter Rückinger Weg / Reichenberger Straße zu einem Auffahrunfall.

Laut Polizeibericht hielt ein Auto am Fußgängerweg an, um einen Passanten vorbeizulassen. Der nachfolgende Wagen fuhr auf. Dabei wurde die Fahrerin des bereits stehenden Autos leicht verletzt. hok

Zu spät

Wenn ein Bild Rembrandts zerstört wird, regen sich die Menschen mehr auf als über Katastrophen oder Kriege, die unzählige Menschenleben fordern, wunderte sich einmal die US-Philosophin Susanne K. Langer. Die von ihr festgestellte unvorstellbare Grobheit des menschlichen Gemüts zeigt sich nun bei den Führern der westlichen Industrieländer. Diese hatten angesichts der schrottreifen Atomreaktoren der GUS-Länder zwar ein Aktionsprogramm für mehr Sicherheit beschlossen. Doch jetzt wird wieder auf Zeit gespielt. Vor Mitte September, so die bedrückende Ankündigung Umweltminister Töpfers, wird sich nichts tun.

Die Folgen von Tschernobyl werden im Westen bereits verdrängt. Was kümmert es uns, wenn die Krebsraten in der Ukraine steigen. Wir haben einige Kinder nach Deutschland eingeladen, das reicht. Töpfer fordert zu Recht, sofort die Reaktoren vom alten Tschernobyl-Typ abzuschalten. Es wäre aber verhängnisvoll, zu glauben, daß durch die Nachrüstung der neueren Meiler nur halbwegs ein Sicherheitsstandard erreicht werden könnte, der diesen Namen auch nur ansatzweise verdient.

Dennoch muß in der GUS so schnell wie möglich geholfen werden. Der September ist zu spät. Zum einen können in den folgenden eisigen Wintermonaten viele Arbeiten nicht gemacht werden. Andererseits benötigt die GUS aus Energiemangel gerade dann jedes Kilowatt Strom. September, das wäre ein Hauch mehr Sicherheit irgendwann im kommenden Jahr - wenn es dann nicht (wieder mal) zu spät ist. kal

Kopftuch darf getragen werden Marokkanerin bleibt doch im Supermarkt beschäftigt

Das Tragen eines Kopftuches am Arbeitsplatz ist einem Urteil des Arbeitsgerichts Frankfurt zufolge kein Kündigungsgrund. Die Entlassung einer 35jährigen Marokkanerin, die aus religiösen Gründen auf eine Kopfbedeckung nicht verzichten wollte, wurde von dem Gericht als unwirksam erklärt (Aktenzeichen ca 63/92).

Seit sieben Jahren arbeitete die Marokkanerin in einer Supermarktkette. Im September 1991 begann sie, ein Kopftuch zu tragen. Der Arbeitgeber forderte sie auf, das Tuch abzulegen, erst mündlich, dann schriftlich. Als das nichts bewirkte, wurde der Frau zum 31. März 1992 gekündigt.

Begründet wurde die Kündigung damit, daß das Tragen eines Kopftuchs nicht den "betrieblichen Gepflogenheiten" entspreche. Viele Kunden hätten sich beim Marktleiter beschwert und "in aller Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht, daß sie zukünftig in einem anderen Geschäft einkaufen werden". Die Kasse, an der die Marokkanerin arbeite, sei gemieden worden. Aus Sicht des Arbeitgebers wäre die Marokkanerin angeblich verpflichtet gewesen, auf das Empfinden der Kunden und die üblichen Gepflogenheiten Rücksicht zu nehmen - dies um so mehr, weil sie sich früher bereits angepaßt und kein Kopftuch getragen habe.

Die Schwester der Kassiererin konnte vor Gericht "glaubhaft und widerspruchsfrei" erklären, daß sich die 35jährige in den letzten Jahren verstärkt mit ihrem Glauben auseinandergesetzt habe, heißt es in der Urteilsbegründung. Sowohl sie als auch ihre Familie bemühten sich, die fünf Glaubenssäulen des Islam zu beachten. Damit, so das Gericht, gebe es für das Tragen des Kopftuchs einen "sachlichen Grund".

Nach den Bekleidungsvorschriften des Islam müßten muslimische Frauen ihren Körper bis auf Hände, Füße und Gesicht verhüllen. Die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers gebiete es, auf diese religiöse Motivation Rücksicht zu nehmen.

Eine feste Kleiderordnung, die eine bestimmte Bekleidung vorschreibt, habe es in dem Supermarkt nicht gegeben, heißt es in der Urteilsbegründung weiter. Der Arbeitgeber habe auch nicht behauptet, daß das Tragen des Kopftuchs unhygienisch sei oder die Marokkanerin wegen dieser Kopfbedeckung einen unordentlichen oder ungepflegten Eindruck mache.

Nach Angaben der 35jährigen sei die Behauptung, daß sich Kunden beschwert hätten, falsch. Die Aussage des Marktleiters reiche nicht aus, um diesen Klagen Glauben zu schenken. Welche Rolle "Intoleranz, Angst und Unverständnis bei den Kunden" tatsächlich gespielt hätten, habe nicht geklärt werden können.

Damit blieb die Frage offen, ob der Arbeitgeber seiner Angestellten hätte kündigen dürfen, wenn der Supermarkt wegen des Kopftuches von Kunden boykottiert worden wäre. ft

Mehr als 71 000 verweigerten

Erheblicher Bedarf an Informationen

MAINTAL. Der Versichertenälteste der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, Friedrich Volz, ist am Dienstag, 28. Juli, von 9 bis 12.30 Uhr im Feuerwehrgerätehaus im Stadtteil Bischofsheim zu sprechen.

Bei den zahlreichen Sprechstunden - darauf weist nochmals die Stadt Maintal hin - wurde immer wieder deutlich, "daß ein erheblicher Bedarf an sachkundigen Informationen bei den Versicherten besteht". Friedrich Volz berät nicht nur Rentenanwärter, sondern auch Personen, die an der Überprüfung ihres Versichertenkontos interessiert sind. Dies bezieht sich auch auf Beschäftigte des öffentlichen Dienstes (Beratung über die Zusatzversorgungskasse).

Zur Beratung sollten alle Versicherungsunterlagen mitgebracht werden - so Aufrechnungsbescheinigungen der Versicherungskarten, Nachweise über die Militärzeiten einschließlich Entlassungsschein, Flüchtlingsausweis, Schulzeugnisse, Unterlagen über abgelegte Prüfungen. Die Beratungen sind kostenlos. hok

Kleine FR

Schulamt geschlossen OFFENBACH. Das Staatliche Schulamt, Tempelseestraße 58, ist am Dienstag, 28. Juli, geschlossen. Die Mitarbeiter/ innen nehmen an diesem Tag an einem Fortbildungsseminar teil. Gymnastik in der Stadthalle OFFENBACH. Die Wirbelsäulengymnastik des "Sportkursus für Jedermann", die jeweils montags in der Turnhalle der Leibnizschule an der Brandsbornstraße stattfindet, ist auf den 3. August verlegt worden: in die Stadthalle. Beginn ist um 18 Uhr. Das Gymnasium braucht an diesem Tag die Halle für eine Schulfeier. Arbeitsamt sucht Bürokräfte STADT UND KREIS OFFENBACH. Zahlreiche befristete Stellen im Büro sind zur Zeit nach Angaben des Arbeitsamtes im Offenbacher Raum frei und können an kaufmännische Angestellte vergeben werden. Die Arbeitgeber suchen qualifizierte Aushilfen für die Urlaubszeit. Auskünfte: Job-Vermittlerin Gisela Dietz, Telefon 069 / 80 55 - 2 26. Brunnenfest im Schloßhof OFFENBACH. Der "1. Offenbacher Tandem-Club" lädt wieder zum Brunnenfest in den Innenhof des Isenburger Schlosses ein. Rund um den Ludo-Mayer- Brunnen wird am Freitag, 31. Juli, und am Samstag, 1. August, gefeiert. Rock und Dampflokfahren OFFENBACH. Eine Riesenfete bereitet zur Zeit der SPD-Ortsverein Anlagenring für Samstag, 1. August, vor. Auf dem Schlachthofgelände gibt es zwischen 15 und 20 Uhr Jonglage und Talkshow, Rock'n'Roll und Spielaktivitäten, Theater und europäische Spezialitäten, Chormusik, Tanz und Dampflokfahren. Erstmals tritt das Duo "Jazz in Time" auf: die Offenbacherin Ruth Eichhorn und der Gitarrist Lutz Plaueln.

Am Sonntag Spaziergang

durch die Magertriften

OBER-MÖRLEN. Durch das Naturschutzgebiet Magertriften führt Maximilian Burk von der Naturschutzgruppe Ober-Mörlen am Sonntag, 26. Juli. Treffpunkt ist die Usa-Brücke am Sportplatz um 7 Uhr. Der Rundgang dauert zwischen zwei und drei Stunden. sal

Fundstück von Reichskanzler

Olympia-Splitter

"Republikaner" gewinnt Prozeß Gewerkschaftsausschluß aus IG Medien für unwirksam erklärt Von unserem Redaktionsmitglied Ulrike Füssel

FRANKFURT A. M., 24. Juli. Das Landgericht Stuttgart hat den Ausschluß eines Mitgliedes der rechtsextremen "Republikaner" aus der Industriegewerkschaft Medien für unwirksam erklärt. Für den Ausschluß des 28jährigen stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisverbandes Kempten der "Republikaner" habe satzungsgemäß kein Grund bestanden, heißt es im Urteil der ersten Instanz, das am Freitag bekannt wurde (AZ: 17 0 168/92).

Der Ausschluß war nach Angaben der IG Medien damit begründet worden, daß der "Republikaner" aktives Mitglied einer Organisation sei, die die Gewerkschaften "bekämpft". Schließlich forderten die "Republikaner" in ihrem Programm, daß die Einheitsgewerkschaft abgeschafft werden müsse. Zur Einheitsgewerkschaft aber bekennt sich die IG Medien in ihrer Satzung. Zwar erkannten die Stuttgarter Richter an, daß der 28jährige im Widerspruch zur Satzung steht. Sie stellten jedoch gleichzeitig fest, daß die Einheitsgewerkschaft nicht für alle Zeit "festgeschrieben" sein müsse und innergewerkschaftliche Diskussion über Strukturen zulässig und wünschenswert sei.

Der Justitiar der IG Medien, Helmut Platow, kündigte Berufung gegen das Urteil an. Das Gericht verkenne das grundgesetzlich geschützte Recht der Gewerkschaften auf "Selbstbewahrung", sagte er. Keinesfalls handele es sich im vorliegenden Fall um innergewerkschaftliche Kritik eines Mitgliedes. Vielmehr gehöre der "Republikaner" einer Partei an, die historisch gewachsene Prinzipien der Gewerkschaften abschaffen wolle.

Platow verwies auf die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes. Danach "bekämpft" einer Gewerkschaften, wenn er ihr von den Mitgliedern bejahtes "Erscheinungsbild zu beseitigen oder wesensmäßig umzugestalten trachtet".

Nach dieser Rechtsprechung seien Gewerkschaften befugt, zum Schutz des Rechts auf "Selbstbewahrung" in ihren Satzungen die Beendigung von Mitgliedschaften vorzusehen, sagte Platow.

Olympisches

Olympia-Splitter

Olympia-Splitter

Olympisches - kurz gemeldet

Olympisches - kurz gemeldet

Olympisches - kurz gemeldet

Indianermarsch gegen Hunger

BRASILIA, 24. Juli (KNA). In Brasilien haben zahlreiche indianische Gruppen eine landesweite Protestaktion für die Rückgabe ihres Grund und Bodens begonnen. Anläßlich des 500-Jahr-Gedenkens der Ankunft der ersten Europäer in Amerika wollen die Indianer durch Demonstrationen, Straßenblockaden, Landbesetzungen und Gespräche mit politisch Verantwortlichen für ihre Rechte kämpfen, sagte der kirchliche Indianermissionsrat (CIMI) in einer am Freitag in Brasilia veröffentlichten Erklärung. Mit ihrer Aktion wollten die Indianer auf die "unrechtmäßige Invasion" ihres Landes, das wachsende Problem der landlosen Familien, die mangelnde Gesundheitsversorgung für die indianische Bevölkerung sowie deren Benachteilung im Erziehungswesen und auf dem Arbeitsmarkt hinweisen.

Im Bundesstaat Bahia haben nach CIMI-Angaben rund 2000 Landarbeiter einen Protestzug auf die Hauptstadt begonnen. Mit dem "Marsch gegen Hunger in ländlichen Gebieten" wollen die Menschen gegen das Brachliegenlassen von Ackerland protestieren und die Ansiedlung von landlosen Kleinbauern einfordern.Olympisches - kurz gemeldet

Olympia in Zahlen

Olympia in Zahlen

Olympia in Zahlen

Olympia in Zahlen

Olympia in Zahlen

Olympia in Zahlen

Barcelona-Bummel

Barcelona-Bummel

Olympia-Papierkorb

Olympia in TV

Entscheidungen heute

Medaillengewinner

Medaillengewinner

UN-Beobachter in Somalia

NAIROBI, 24. Juli (dpa). Mehr als 50 unbewaffnete UN-Beobachter haben am Freitag ihre Arbeit in Mogadischu aufgenommen. Sie sollen die Einhaltung des Waffenstillstandsabkommens überwachen, das rivalisierende Rebellengruppen geschlossen hatten.

Hilfe für Bosnien-Flüchtlinge Arbeitskreis will private Unterstützung ankurbeln

BRUCHKÖBEL / ERLENSEE. Nachdem die Bundesregierung ein erstes Kontingent von 5000 Flüchtlingen aus der ehemaligen jugoslawischen Provinz Bosnien-Herzegowina ins Land ließ und sich Kommunen wie der Main-Kinzig-Kreis um deren Unterbringung bemühten, gibt es jetzt auch private Initiativen, den Menschen aus dem vom Bürgerkrieg geschüttelten Land zu helfen. Einen Anfang machten jetzt auch die Bruchköbeler SPD-Fraktionsvorsitzende Ursula Neeb-Horn und der Langendiebacher Pfarrer Lothar Grigat unter dem Dach des Bundes für Soziale Verteidigung (BSV), der bereits seit eineinhalb Jahren mit Menschen aus der Friedensbewegung in Slowenien, Kroatien, Bosnien, aber auch auch Serbien zusammenarbeitet.

Unter der Überschrift "ein Obdach für Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina" appelliert der BSV an die Deutschen: "Überlegen Sie, ob Sie nicht Platz haben, um eine oder mehrere Personen bei sich wohnen zu lassen. Lassen Sie uns gemeinsam den Beweis antreten, daß wir, BürgerInnen in einem der wohlhabendsten Ländern der Erde, in der Lage sind, notleidenden Menschen ein Obdach zu schaffen." Gleichzeitig kritisiert der Bund für Soziale Verteidigung die Bundesregierung, die bis auf das Kontingent von 5000 Menschen eine hartherzige Politik betreibe. Er nennt dieses Vorgehen eine unwürdige Selektion.

Um Druck auf den Staat auszuüben, sollen Haus- und Wohnungsinhaber sich melden, wenn sie hilfesuchende Menschen aus dem Kampfgebiet aufnehmen wollen. Sobald tausend Personen ihre Bereitschaft dazu erklärt haben, will sich der Bund an die Regierung wenden und die Öffnung der Grenzen und die Erteilung eines Duldungsaufenthaltsrechts in der Bundesrepublik für alle Kriegsflüchtlinge fordern.

Ursula Neeb-Horn und Lothar Grigat sind in Bruchköbel und Erlensee die Ansprechpartner. Sie haben bereits dafür gesorgt, daß insgesamt acht Männer, Frauen und Kinder, die aus Kroatien geflohen sind, für die nächste Zeit ein Dach über dem Kopf erhielten. Sie sind außerdem dabei, einen Arbeitskreis zu gründen, der unter anderem die rechtlichen Voraussetzungen klären soll. So müssen diejenigen, die Obdach gewähren, auch wissen, welche Risiken sie eingehen, wenn einer ihrer Schützlinge krank wird oder in der Wohnung einen Unfall hat.

Neeb-Horn und Grigat wollen auch Druck auf die Verantwortlichen in den Kommunen machen, die Privatinitiative zu unterstützen. Die SPD-Frau wird in der nächsten Stadtverordnetenversammlung einen entsprechenden Antrag stellen. Benötigt wird Geld, um die Menschen zu kleiden und zu verpflegen, gebraucht wird Betreuung der oft orientierungslosen, hilflosen und durch den Krieg psychisch oder auch physisch verletzten Flüchtlinge. Und es bedarf Dolmetschern, die der Sprache mächtig sind. Gerade da gibt es große Probleme, berichtet Neeb-Horn. Sie hofft, daß die recht große kroatische Gemeinde in Bruchköbel gerade auf diesem Sektor hilft und ebenfalls Wohnraum zur Verfügung stellt.

Interessenten für die private Flüchtlingshilfe wenden sich an Ursula Neeb- Horn, Kurt-Schuhmacher-Ring 50, in 6454 Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 92 12, oder an Pfarrer Lothar Grigat, Brehmstraße 4, 6455 Erlensee, Telefon 0 61 81 / 42 51. hein

Marlboro Man und der Tod

Bevor der eigentliche Filmgenuß beginnt, kommt er. Der einsame Reiter, hoch zu Roß, ein echter amerikanischer Cowboy. Lust soll er machen auf Freiheit, Abenteuer und die nächste Zigarette.

"Marlboro Man ist tot", meldeten die Nachrichtenagenturen am Freitag. Gestorben mit 51 Jahren an Lungenkrebs. "Der Tabak tötet - und ich bin dafür der lebende Beweis", sollen seine letzten Worte gewesen sein. Seit der amerikanische Schauspieler Wayne McLaren 1990 von seiner Krebserkrankung erfahren habe, sei er in einer Antiraucher-Kampagne engagiert gewesen.

Doch das Zigarettenunternehmen Phillip Morris dementierte sofort. Es habe keinen "Marlboro Man" gegeben, der "Wayne McLaren" hieße, keinen, dessen Name ähnlich gelautet habe, und keinen, der dem Schauspieler ähnlich sehe. Seit Beginn der Werbekampagne 1954 seien viele Schauspieler als "Marlboro Men" eingesetzt worden, der berühmteste unter ihnen sei Darryl Winfield. Wayne McLaren sei keineswegs der erste, der sich als "Marlboro Man" ausgegeben habe, hieß es bei der Zigarettenfirma. Viel Rauch um nichts? Wie dem auch sei, Wayne McLaren, ob "Marlboro Man" oder nicht, ist gestorben - an Lungenkrebs. (GEMMA PÖRZGEN)

Mehr als 71 000 verweigerten

BONN, 24. Juli (epd). Im ersten Halbjahr 1992 haben in Deutschland mehr als 71 000 junge Männer den Kriegsdienst verweigert. Dies sind etwa 30 000 weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, als unter dem Eindruck des Golf-Krieges viele Reservisten und Bundeswehrsoldaten Anträge auf Kriegsdienstverweigerung gestellt hatten. Diese Zahlen nannte der Bundesbeauftragte für den Zivildienst, Dieter Hackler, am Freitag in Bonn.

Unverändert hoch sei die Zahl der Kriegsdienstverweigerer, wenn Reservisten und Soldaten nicht einbezogen würden, erläuterte der Zivildienstbeauftragte. Danach haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres rund 65 900 junge Männer den Kriegsdienst verweigert. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 65 600. In den alten Bundesländern war mit knapp 53 500 (Vorjahr: 55 000) Anträgen auf Kriegsdienstverweigerung ein leichter Rückgang zu verzeichnen, während ihre Zahl in Ostdeutschland leicht auf 12 600 (10 100) zunahm.

Neonazis klagen gegen Demonstrationsverbot

LANGEN. Der in der Neonazi-Szene aktive "Freundeskreis Heinz Reisz" hat gestern beim Verwaltungsgericht Darmstadt Widerspruch gegen das von der Stadt Langen verfügte Demonstrationsverbot eingelegt. Die Entscheidung wird das Gericht voraussichtlich am heutigen Samstag verkünden.

Die Stadtverwaltung Langen hatte die für heute geplante Demonstration und Kundgebung untersagt, weil sie in ihrer Stadt keinen Aufmarsch von neonazistischen Gruppen will. Auch fürchtet die Stadt um die Sicherheit, weil sie Auseinandersetzungen zwischen den 1200 Mitgliedern rechtsextremer Gruppen und Gegendemonstranten nicht ausschließen kann. Anlaß der Demonstration ist nach Auskunft der Stadt der zweite Todestag des Neonazis Gerald Hess, der in Langen lebte. lhe/dok

Fundstücke von Kanzler Wirth

MOSKAU, 24. Juli (KNA). Der verloren geglaubte Nachlaß des katholischen Zentrums-Politikers Joseph Wirth (1879 bis 1956), der 1921/22 Reichskanzler in der Weimarer Republik war, ist jetzt im Zentralen Staatlichen Archiv in Moskau entdeckt worden. In 550 Akten mit rund 30 000 Blatt ist das politische Wirken Wirths von 1914 bis 1941 dokumentiert. Die Papiere geben unter anderem Aufschluß über Wirths frühe Aktivitäten gegen das nationalsozialistische Regime, über seine Kontakte zum Vatikan, wo er sich für die Rettung der Juden verwandte, und über seine Verbindung zu anderen europäischen Politikern.

Frau überfallen: 45 000 Mark Beute

MÖRFELDEN-WALLDORF. Unbekannte überfielen gestern in der Friedrich-Ebert-Straße eine 22jährige. Die Frau kam gegen 12.45 Uhr zu ihrer Wohnung in einem Zweifamilienhaus zurück, wo ihr im Hausflur zwei mit Messer und Pistole bewaffnete Männer auflauerten. Sie dirigierten die Geschäftsfrau zu ihrer Wohnung im zweiten Stock, zwangen sie zur Herausgabe von etwa 45 000 Mark Bargeld aus dem Tresor. Sie durchwühlten Schränke und Behältnisse, wobei einer der Täter vom Hund der Frau angefallen und in den linken Unterarm gebissen wurde.

Das Duo, das sein Opfer nach der Tat im Keller einschloß, flüchtete mit einem weißen VW-Bus mit Darmstädter oder Dillinger Kennzeichen.

Der eine Täter soll etwa 25 bis 35 Jahre alt, etwa 1,85 Meter groß, schlank und dunkelblond mit Oberlippenbart sein. Er trug ein helles Hemd, Jeans und Sportschuhe und war mit einer Pistole bewaffnet.

Sein Kumpan soll etwa gleich alt, 1,75 Meter groß und kräftig sein und hat dunkelbraunes Haar. Er trug ein dunkelgraues T-Shirt, Jeans und Sportschuhe und hatte ein Messer bei sich. Hinweise erbittet die Kripo in Rüsselsheim, Telefon 0 61 42 / 69 60. wal

!!!Papierkorb-Kopf!!!

"Das ist ungerecht. Zuerst kämpfen die Dicken, die sowieso alles essen und trinken dürfen. Und wir müssen noch eine Woche hungern." 60-kg-Judoka Richard Trautmann (Großhardern), der erst am 2. August, dem letzten Tag der Judo-Entscheidungen an der Reihe ist.

Wenn Corinne schwanger wäre

Wieder große Kerb im kleinen Tempelsee

OFFENBACH. Die Sport- und Siedlergemeinschaft Gemaa Tempelsee lädt wieder zu ihrer traditionellen Kerb auf das Nasse Dreieck ein. Der Festplatz ist von heute bis einschließlich Montag jeweils ab 14 Uhr geöffnet. Im Festzelt gibt es jeden Tag Musik und Tanz. Montag ist ab zehn Uhr wieder der beliebte Frühschoppen mit viel Politprominenz. Durchs Programm führt der Lokalmatador und Entertainer Buddy Caine. Die Kerb schließt am Montag gegen 22 Uhr mit einem Brillant-Feuerwerk. lz

Kleinkrieg der Kleingärtner . . .

Nachrichten-Börse

AOK weist Kritik zurück Der AOK-Vorstandsvorsitzende Wilhelm Heitzer wirft dem Verband der Angestellten-Krankenkassen vor, einer "vom Standesdenken beherrschten Aufteilung der Solidarität in der gesetzlichen Krankenversicherung das Wort zu reden". Heitzer reagiert damit auf die Kritik des Ersatzkassenverbandes, der den von den AOK und den Ländersozialministern angestrebten regionalen Finanzausgleich in der Krankenversicherung entschieden abgelehnt hatte (siehe dazu auch FR vom Freitag). Industriepreise steigen um zwei Prozent Die Industriepreise sind im Juni in Westdeutschland im Vergleich zum Vorjahresmonat um zwei Prozent gestiegen, berichtet das Statistische Bundesamt. Im Mai hatte die Jahresveränderungsrate ebenfalls zwei Prozent betragen. Deutlich teurer wurden den Angaben zufolge Butter (plus 6,9 Prozent) und Tafelwasser (plus 5,7 Prozent).

Gebrauchtwagen auf Halde Das Geschäft mit Gebrauchtwagen in Westdeutschland läuft weiter schleppend, stellt die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) fest. Trotz sinkender Preise für die Vehikel und eines reichhaltigen Angebots nähmen die durchschnittlichen Standzeiten beim Handel zu. Selbst für zuletzt stärker gefragte Diesel-Pkw nehme das Kaufinteresse ab. Rußland will mehr Getreide ernten Rußland will die Getreideproduktion nach einer Meldung der Agentur Interfax in den nächsten Jahren stetig erhöhen, um bis 1995 völlig auf Importe verzichten zu können. Die heimische Getreideernte soll dann pro anno 125 Millionen Tonnen betragen. Für 1992 werden 92 bis 96 Millionen Tonnen erwartet. Rußland soll nach Schätzungen des Internationalen Getreiderats im vergangenen Jahr immerhin rund 36,3 Millionen Tonnen Getreide importiert haben.

Der Kleinkrieg der Kleingärtner: Die Frankfurter . .

(Fortsetzung von Seite 17) völlig verdecken. An zwei Flanken der Anlage entsteht unter reger Beteiligung der Vogelwelt eine Benjes-Hecke: in langgestreckten Reisighaufen tummeln sich die Vögel, ihr Kot enthält den Samen vieler Pflanzen und Sträucher. Später sollen hier auch Igel Unterschlupf finden. Schon jetzt durchpflügen die Stacheltiere schmatzend und schnaufend das Gelände. "Hätten wir hier drinnen Zäune, ginge das nicht", versichert Birte Sterf (30).

Der Hauptweg, der im wesentlichen einer Diagonalen folgt, führt um die Bäume herum. "Das gibt ihm Schwung", sagt Frederick Hertter. Die einzelnen Pfade, über die man zu den 30 Parzellen von durchschnittlich 300 Quadratmeter Größe gelangt, sind verschlungen, was an Pflanzen den Schritten standhält, wird als "Trittvegetation" geduldet.

Entlang des Hauptweges sollen sechs Doppelhütten für jeweils fünf Parzelleninhaber entstehen: Platz für Geräte und einen Gemeinschaftsraum mit Kompost-Klo. Ein Prototyp steht bereits auf dem Gelände und hat sich bewährt: "Es riecht überhaupt nicht." Die vielen Kinder im Verein dürfen sich auf einen "Matschsandkasten" freuen. Alles in allem soll eine Gartenlandschaft "mit lokkerer Struktur" und ohne die übliche "Zersiedelung durch Hütten" entstehen. Chemisch-synthetische Dünge- und Spritzmittel sind verpönt. Beim Unkraut wird zwischen gut und böse unterschieden - die "bösen" Kräuter fallen Hacke oder Mulche zum Opfer - die guten, siehe Brennessel, dürfen stehen bleiben.

Der Chemielaborant Ulli Hahn, der Biologiestudent Frederick Hertter und die Umweltberaterin Birte Sterf gehören zu den ersten, die in diesem Jahr schon ernten können: "Mit unseren Zucchini hätten wir die Preise in Frankfurt drükken können", so reichlich war der Segen. Die Kartoffeln genießen in der Verwandtschaft hohes Ansehen. Langsam kriegen die Tomaten rote Backen und der Knollenfenchel dürfte auch bald soweit sein.

Eine Reihe Rote Beete, eine Reihe Schwarzwurzeln - die Pflanzen müssen sich vertragen, auf "gute Nachbarschaften" wird bei Mischkulturen ein besonderer Wert gelegt. Dabei soll zwar alles ökologisch sinnvoll sein, aber "Ausreißer" sind auch erlaubt: Obwohl eigentlich nur solche Obstbäume willkommen sind, die in unseren Breitengraden beheimatet sind, haben sich Birte Sterf und Ulli Hahn "einen Traum erfüllt" und - einen Pfirsichbaum gepflanzt. Der Vereinsvorsitzende Hertter: "Wir sehen das alles nicht so dogmatisch."

Straßenräuber in der B-Ebene festgenommen

Beamte des 4. Polizeireviers am Wiesenhüttenplatz haben am Freitagmorgen einen 29 Jahre alten Asylbewerber aus der Türkei in der B-Ebene des Hauptbahnhofs wegen Diebstahlsverdachts festgenommen. Wie die Polizei mitteilte, soll der 29jährige dort gegen 5.45 Uhr gemeinsam mit einer etwa neun Personen starken Gruppe anderer Ausländer einen 42 Jahre alten Kaufmann aus Alsfeld festgehalten und ihm die Geldbörse und seine goldene Halskette graubt haben.

Der 42jährige erstattete sofort Anzeige beim Revier. Gemeinsam mit Beamten ging er zum Tatort zurück. Dort identifizierte er den 29jährigen als den Räuber.

Nach Angaben der Polizei ist er bereits mehrfach wegen Straßenraubdelikten in Erscheinung getreten. Die Beute hatte er nicht bei sich. Er wurde dem Haftstaatsanwalt mit der Empfehlung überstellt, Haftbefehl gegen ihn zu beantragen. enk

Liederbach schöpft Hoffnung

Privatmann bot Lehner den Bau eines Flüchtlingswohnheims an

LIEDERBACH. Die weitere Suche scheint sich gelohnt zu haben: Bei Bürgermeister Gerhard Lehner (CDU) meldete sich ein Privatmann, der bereit ist, auf seinem Grundstück am Ortsrand in eigener Regie ein Haus für Asylsuchende zu bauen. Die Gemeinde bräuchte sich finanziell nicht zu beteiligen, die Immobilie würde direkt an den Main-Taunus- Kreis vermietet.

Für den Rathaus-Chef ist diese Offerte eine "echte Alternative" zum gemeindeeigenen Areal neben dem Bauhof. Dieses sollte - wie mehrfach berichtet - einer Baugesellschaft als Gegenleistung für den Bau eines Flüchtlingswohnheims für 80 Personen auf die Dauer von fünf Jahren kostenlos überlassen werden. Die Firma wollte darüber hinaus die Stelle eines Sozialarbeiters im Wohnheim finanzieren.

Das neue Angebot sei vergleichbar, sagt Lehner, will Genaueres aber "im Moment noch nicht preisgeben". Nur soviel: Das Grundstück sei im Flächennutzungsplan als Wohngebiet ausgewiesen und so weit erschlossen, daß noch in diesem Jahr ein Haus in Fertigbauweise darauf entstehen könnte.

Der Gemeindevorstand, so Lehner auf Anfrage der FR, habe den neuen Vorschlag wohlwollend aufgenommen, letztlich entscheiden werde aber erst das Parlament während der nächsten Sitzung am 13. August.

Für die SPD dürfte die Entscheidung bereits klar sein: "Wir haben ja schließlich gefordert, daß die Verwaltung nochmals nach Alternativen zum Bauhofgelände sucht." Auf ihr Betreiben hin war das Projekt vom Gemeindeparlament abgelehnt worden.

Die SPD-Fraktionsvorsitzende Ursula Eilmes nannte das Bauhof-Areal seinerzeit die ohnehin "mieseste aller Lösungen in Liederbach". Das Grundstück mitten im Gewerbegebiet, "weitab vom Schuß", biete den Asylsuchenden nicht genug Schutz. Auch sei ihnen kein Leben zwischen Verkehrslärm sowie dem Betrieb des Bauhofs und in Kürze noch des geplanten Recyclinghofes zuzumuten. ana

Nicht nur der Sprache wegen über den Kanal

MÜHLHEIM. Wer will in den Herbstferien nach Großbritannien und dabei noch Nachhilfe-Unterricht in Englisch nehmen? Der gemeinützige "Verein zur Völkerverständigung" und der "English Conversation Club" bieten Jugendlichen eine betreute Studienreise über den Kanal an.

Vormittags ist Sprachkurs, nachmittags gibt es Ausflüge nach Oxford, Cambrigde, Stratford, Windsor und London.

Interessenten wenden sich an Sabine Neppach in Mühlheim, Waldheimer Straße 11, Telefon 06108 / 6 75 99. lz

Hockeyfrauen spielen gegen Spanien

Wie die deutschen Basketballer müssen auch die Hockeyspielerinnen zu ihrer ersten Partie bei Olympia ausgerechnet gegen Gastgeber Spanien antreten. Das Spiel wird am Montag um 17.30 Uhr angepfiffen. Für die Basketballer wird es am Sonntag um 20.30 Uhr ernst.

Wenn Corinne schwanger wäre

WASHINGTON, 24. Juli (AFP). US-Vizepräsident und Abtreibungsgegner Dan Quayle hat in einem Interview des Fernsehsenders CNN geäußert, er werde seine Tochter im Falle einer Abtreibung unterstützen. Er war gefragt worden, was er tun würde, wenn seine 13jährige Tochter Corinne später schwanger werde und sich für eine Abtreibung entscheide. "Ich hoffe, ich werde damit nicht konfrontiert", entgegnete Quayle. "Aber ich würde sie beraten und mit ihr reden und sie unterstützen, welche Entscheidung sie auch immer treffen würde." Befragt, was er im Falle einer Entscheidung für Abtreibung tun würde, antwortete Quayle: "Ich würde meine Tochter unterstützen."

Die Nationale Aktionsgemeinschaft für das Recht auf Abtreibung begrüßte, daß der Vizepräsident seiner Tochter die "Freiheit der Wahl" einräume. Zugleich kritisierte die Organisation, daß Quayle und Präsident George Bush "jeder anderen die gleiche Freiheit nehmen wollen".

Auslandsmärkte

FRANKFURT A. M. (FR). Der New Yorker Aktienmarkt hat am Freitag mit Verlusten begonnen. Nach den ersten Minuten lag der Dow-Jones-Index um elf Zähler unter dem Vortagesschluß. Am Donnerstag hatte er noch um 12,4 auf 3290 Punkte zugelegt.

In Japan stürzte der Nikkei-Index um 542,15 Punkte auf 15 497,79 und damit auf den niedrigsten Stand seit April 1986.

Drogensüchtiger starb in der Taunusanlage

Ein 42 Jahre Frankfurter ist am Mittwoch nachmittag in der Taunusanlage an einer Überdosis Heroin gestorben. Wiederbelebungsversuche des Notarztes waren erfolglos. Wie die Polizei mitteilte, war der 42jährige beim Rauschgiftkommissariat als drogenabhängig bekannt und mehrfach wegen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und wegen Beschaffungskriminalität in Erscheinung getreten.

Der Tote ist das 82. Drogenopfer in diesem Jahr im Dienstbezirk der Frankfurter Polizei. enk

Auf Schusters Rappen zum Ausflug nach Neuses

FREIGERICHT. Die Gemeindeverwaltung Freigericht lädt alle "wanderfreudigen Seniorinnen und Senioren" am Montag, 27. Juli, zu einem Ausflug nach Neuses ein. Auf Schusters Rappen wollen die Teilnehmer zum "Fernblick" marschieren. Wer an der Wanderung teilnehmen möchte, trifft sich mit Gleichgesinnten um 14 Uhr am Fahrradweg "Im Schwalbengrund" in Somborn.

Der Weg führt in Richtung Altenmittlau, wo Bürgerinnen und Bürger etwa um 14.15 Uhr zur Gruppe stoßen können. 20 Minuten später treffen die Wanderer am Sportplatz in Neuses ein.

Weitere Auskünfte können unter der Telefonnummer 0 60 55 / 8 88 27 eingeholt werden. schu

Bommer kündigt in Aschaffenburg

Kapitän Rudi Bommer hat beim Fußball-Oberligisten Viktoria Aschaffenburg fristlos gekündigt. Der 34jährige klagt über noch ausstehende Gehaltszahlungen aus dem Jahr 1991. Der Exprofi verhandelt nach eigenen Angaben mit Vereinen der ersten und zweiten Bundesliga sowie der Amateur-Oberliga.

Main-Kraftwerke spenden Stromzähler für Albanien

HÖCHST. Die Main-Kraftwerke Aktiengesellschaft (MKW) leistet ihren Beitrag dazu, daß der "Saft" in Albanien nicht mehr in Strömen einfach so dahinfließt. Das Unternehmen hat jetzt 1410 Stromzähler für das Land gespendet und hofft, damit einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten.

Im ärmsten Land Europas steht Strom nämlich immer noch kostenlos zur Verfügung. Der Grund: Zähler gibt es kaum. Die Folge ist, daß mit Energie oft verschwenderisch umgegangen wird.

Albanien besitzt allerdings keine Devisen, um sich die Zähler selbst zu beschaffen. Die Spendenaktion initiierte die Forschungsgesellschaft für umweltschonende Energieumwandlung und -nutzung mbH in Kiel. Bei der bundesweiten Sammlung der deutschen Stromversorger, an der sich die MKW beteiligte, kamen bislang mehr als 40 000 gebrauchte, aber noch funktionstüchtige Geräte zusammen.

Geplant ist laut Main-Kraftwerke, bis Ende des Jahres mehr als 100 000 Stromzähler zu spenden. tos

Zwang zum Pflegekompromiß

Von Peter Ziller (Bonn)

Kurz vor seinem Start in die Ferien packt der Kanzler die Boxhandschuhe aus. Bei der Pflegeversicherung gibt's für ihn kein Zurückweichen. Sollte das von der Koalition verabredete Konzept einer Pflegekasse unter dem Dach der Sozialversicherung scheitern, will der CDU-Vorsitzende hieraus ein "wunderbares Wahlkampfthema" machen.

Des Kanzlers Drohung richtet sich an Freund und Feind, an die mitregierende FDP, aber mehr noch an die oppositionelle SPD. Ohne die Sozialdemokraten, das weiß Kohl, kommt er nicht ans Ziel. Engholms Partei trägt die Regierungsverantwortung in der Mehrzahl der Bundesländer - und sie ist die einzige Kraft, die die Gewerkschaften einbinden könnte.

Die FDP macht aus ihrem unveränderten Widerwillen gegen das Projekt kein Hehl. Den letzten Beweis liefert Wirtschaftsminister Möllemann. Pfiffig fordert er nun auch eine Kompensation für die abhängig Beschäftigten. Wer die Latte so hoch legt, will keinen Gewinner sehen.

Das von Arbeitsminister Blüm unter dem Druck der Liberalen und des Wirtschaftsflügels seiner Partei geschnürte Pflege-Paket verdient das Attribut "sozial" nicht. Dieses enthält zwar den Kern des SPD-Entwurfs, setzt freilich ganz andere Akzente, wenn es ums Geld geht. Die Sozialdemokraten wollen, daß wie bei der Kranken- oder Rentenversicherung auch die Pflege gemeinsam von Arbeitgebern und Arbeitnehmern bezahlt wird. Von den 25 Milliarden Mark, die anfangs gebraucht werden, müßten Wirtschaft und abhängig Beschäftigte jeweils rund elf Milliarden tragen. Den Rest hätten vor allem die Rentner beizusteuern.

Die asoziale Rezeptur aus der Koalitionsküche sieht hingegen vor, die den Unternehmen entstehenden Kosten voll zu kompensieren. Der Fortfall der Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag soll die Firmenkassen schonen. Natürlich wäre es ehrlicher, die Finanzierung der Pflege gleich offen zu 100 Prozent den Beschäftigten aufzuhalsen. Dann wär's freilich vorbei mit dem sozialen Heiligenschein. An dem ist in der Union jedoch nicht nur dem Herz-Jesu-Sozialisten Blüm gelegen.

Ohne Kompensation verweigern die Liberalen einer Pflegeabsicherung das Ja. Dieses Recht gestand ihnen die Union im Ende Juni geschlossenen Koalitionskompromiß zu. Streicht Blüm - wie angepeilt - die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag, bekommt er sein Paket im Bundesrat und auf der Straße nicht durch. Das absurde Instrument des Karenztages, das die Pflege-Milliarden ausgerechnet bei Kranken einsammeln will, muß scheitern. Selbst wenn die verfassungsrechtlichen Bedenken ausgeräumt und die Zustimmungspflicht im Bundesrat umgangen werden könnten, ist dieses Vorhaben nicht durchsetzbar. Die Gewerkschaften können sich die uneingeschränkte Lohnfortzahlung, die sie im bislang längsten Arbeitskampf der Nachkriegszeit erstritten, nicht abhandeln lassen. Die Hoffnung hierauf haben die Unions-Strategen insgeheim aufgegeben. Auch sie studieren Meinungsumfragen: Danach lehnen 73 Prozent der Deutschen den Karenztag ab.

Längst läuft ein anderes Spiel. Der Schacher mit dem großen Übel Karenztag dient der Union bloß dazu, der Bevölkerung, der SPD und den Gewerkschaften kaum weniger schmerzhafte Einschnitte erträglich zu machen. Zur Disposition steht in Wahrheit ein Feiertag. Die Chancen der Regierung, mit der Opposition inner- und außerhalb des Parlaments und in den maßgeblichen Bundesländern ins Geschäft zu kommen, sind so schlecht nicht. Die SPD tritt seit Jahren für eine Pflegeabsicherung ein. Im Wahlkampf 1994 könnte sie den rund zwei Millionen Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen nur schwer erklären, warum diese Reform scheitern "mußte".

Die SPD muß ihre selbstauferlegte Zurückhaltung nach der Sommerpause aufgeben. Wer Blüm jeglichen Zugang zu niedrigeren Lohnnebenkosten verbaut, besorgt Möllemanns FDP das Geschäft. Gefragt ist ein Kompromiß, der zwischen Blüms Mogelpackung und der sozialen Pflegeversicherung der SPD angesiedelt ist. Etwa dieser: Am Pfingstmontag wird gearbeitet. Das bringt einen Wohlfahrtsgewinn von etwa acht Milliarden Mark. Zu dem übrigens auch Beamte und Selbständige beitragen würden. Mit diesem Geld dürften freilich nicht nur exklusiv Kosten der Unternehmen kompensiert werden. Vielmehr sollte diese Zusatzeinnahme die Beitragslasten für beide Seiten verringern. Für Arbeitnehmer könnte dies bedeuten, daß ihr Pflegeversicherungsbeitrag statt 0,85 Prozent vom Bruttogehalt nur rund 0,5 Prozent beträgt. Dies schont den Geldbeutel. Der wird in den nächsten Jahren durch Steueraufschläge und Autobahngebühren ohnehin reichlich strapaziert werden.

Europa bald Nr. 1 der Welt? Studie gibt alten Kontinent bessere Chancen als Japan und USA

sp HANNOVER, 24. Juli. In der "neuen Weltordnung", die sich seit dem Zerfall der Sowjetunion herausbildet, wird nach einer Studie des hannoverschen Eduard- Pestel-Instituts für Systemforschung nicht Nordamerika und auch nicht Japan, sondern Westeuropa die Hauptrolle spielen. Das nach dem früheren niedersächsischen Wissenschaftsminister und Mitgründer des Club of Rome benannte Institut erarbeitete die Studie im Auftrag der vom stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des VW-Konzerns, Daniel Goeudevert, geleiteten International-Partnership-Initiative.

Unter der "neuen Weltordnung" verstehen die Autoren der Studie, daß dem kalten Krieg, der die Welt in zwei große Machtblöcke teilte, nun eine ökonomische Dreiteilung folgt. In den nächsten 20 Jahren werde die Welt im Zeichen der "Triade" stehen: Nordamerika (USA, Kanada und Mexiko als in Zukunft vereinigter Wirtschaftsraum), der von Japan geführte nordpazifische Raum und Europa unter Leitung der EG.

Als einzige dieser drei Mächte steht nach der Analyse der hannoverschen Systemforscher Europa vor einem wirtschaftlichen Aufschwung. Für Nordamerika lautet ihre Prognose, es werde an ökonomischer Kraft und damit an politischem Einfluß verlieren. Japan werde in den beiden nächsten Jahrzehnten trotz aller wirtschaftlichen Erfolge isoliert bleiben. Für die künftige Stärke Europas und seine Vorteile gegenüber den beiden anderen Triade-Mächten sieht das Eduard- Pestel-Institut drei Gründe: Erstens bewältige Westeuropa als erste Weltregion den Einigungsprozeß, den Nordamerika und der Nordpazifik erst vor sich hätten, wobei die Einkommensverteilung hier relativ ausgeglichen sei. Unter den 360 Millionen Nordamerikanern seien die Einkommensdifferenzen doppelt so groß wie unter den 370 Millionen EG- und EFTA- Europäern, die deswegen einen weitaus homogeneren Konsumentenmarkt bildeten. In der Nordpazifik-Gruppe mit nur 210 Millionen Einwohnern herrsche ein starkes Gefälle zwischen Zentrum und Peripherie; eine Führungsrolle Japans werde auch durch seine geographische und kulturelle Isolierung behindert.

Zweitens profitiert Westeuropa der Studie zufolge von der inzwischen erreichten niedrigen Geburtenrate. Und als dritten Pluspunkt nennen die Forscher den Nachholbedarf der 340 Millionen Osteuropäer. Stabile politische Verhältnisse vorausgesetzt, eröffneten sich dort Möglichkeiten, die entscheidend dazu beitragen könnten, Europa zur "Weltregion Nr. 1" zu machen.

Die Studie wird, wie Institutsleiter Klaus Peter Möller der FR mitteilte, im Herbst als Buch erscheinen.

Bekenntnis zur Demokratie Ibero-amerikanischer Gipfel verabschiedet Schlußdokument

MADRID, 24. Juli (AFP/og/dpa). Der zweite ibero-amerikanische Gipfel ist am Freitag abend mit der Verpflichtung der Teilnehmer zu einer "repräsentativen Demokratie" und den "fundamentalen Freiheiten" zu Ende gegangen. In einem Dokument, das achtzehn ibero-amerikanischen Staats- und Regierungschefs in Madrid verabschiedeten, wird zu einer "freien, offenen und pluralistischen Gesellschaft" aufgerufen. Gewaltsamen Konfliktlösungen erteilten die Staats- und Regierungschefs eine Absage: "Jede Form und jeden Versuch, die institutionelle Ordnung der Demokratie zu verändern, lehnen wir ab", hieß es in der Erklärung.

Gleichzeitigt bekräftigten die Teilnehmer ihre Unterstützung der Marktwirtschaft. Die Industrieländer wurden aufgefordert, auf die wirtschaftlichen Liberalisierungbemühungen der lateinamerikanischen Staaten nicht mit protektionistischen Maßnahmen zu antworten. Auch der kubanische Staatschef Fidel Castro unterschrieb das Dokument.

Auf den Vorschlag Boliviens wurde ein Hilfsfond für die Indios eingerichtet. Die Staaten sollen dafür freiwillig umgerechnet 71 Millionen Mark einzahlen. Ferner stimmten die Gipfelteilnehmer für ein Alphabetisierungsprogramm für Ecuador und Guatemala. Ein eigener Fernsehsatellit "Hispasat" soll ab 1993 Erziehungsprogramme in die 21 Staaten der ibero-amerikanischen Gemeinschaft (Lateinamerika, Spanien, Portugal) senden.

Zuvor hatte Castro scharfe Kritik an den USA und am Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) geübt, den Washington nach Belieben für seine Zwecke benutze. Zu dem Zeitpunkt, da sich die Entdeckung Amerikas zum 500. Mal jähre, sei das Gleichgewicht der Kräfte in der Welt zerbrochen, eine einzige Macht dominiere nun das Weltgeschehen. Das US-Embargo gegen sein Land sei "Völkermord und Schande für die Menschheit" an, sagte er.

81 Mitglieder des Europaparlaments haben in einem Offenen Brief den Gipfel in Madrid aufgefordert, sich dafür einzusetzen, daß die USA das gegen Kuba verhängte Embargo aufheben.

TV/Viktoria Aschaffenburg, Tennis-Turnier Meldungen noch möglich

Wer möchte, kann sich noch am zweiten Aschaffenburger Jugend-Turnier der Alterklassen I bis VI vom 30. Juli bis 2. August beteiligen. Es geht um Punkte für die Ranglisten des DTB und der Landesverände.

Anfragen und Meldungen: Theo Betz, Johann-Schneider-Straße 20, 8751 haibach, Tel. 06021/69724. prd

Betriebspraktika für Aussiedler gesucht

FREIGERICHT. Das Arbeitsamt Hanau sucht Arbeitgeber, die bereit sind, Aussiedler für ein vierwöchiges Betriebspraktikum einzustellen. Die Männer und Frauen, die überwiegend aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion kommen, haben gerade einen achtmonatigen Sprachkurs abgeschlossen. Jetzt wollen die Vermittler den Menschen aus dem Osten einen Einblick in die hiesige Arbeitswelt geben.

Die Männer und Frauen seien hochmotiviert und verfügten über gewisse Basisqualifikationen. Sie seien bereit, weitere berufliche Kenntnisse zu erwerben.

Anmeldungen nimmt Karl Klüh unter der Telefonnummer 0 66 61 / 30 31 entgegen. schu

Radfahrer kollidierte mit einem Ruderboot

Eine Platzwunde am Kopf hat sich ein Radfahrer am Donnerstag abend zugezogen, als er auf dem Radweg des Schaumainkais mit einem Ruderboot kollidierte, welches vier Männer eines Rudervereins transportierten. Auch einer der Bootsträger wurde bei dem Zusammenstoß leicht verletzt.

Den Polizeiangaben zufolge transportierten vier Männer des Rudervereins Germania am frühen Donnerstag abend ihr Boot auf den Schultern vom Tiefkai über den Schaumainkai in Richtung Holbeinstraße. Während sie vor einer Ampelanlage auf Grün warteten, näherte sich ein 30jähriger Frankfurter auf dem Radweg des Schaumainkais in Richtung Sachsenhäuser Ufer. Während er einen anderen Radfahrer überholte, übersah er die vier Männer mit ihrem Boot und prallte gegen die vordere Kante des Bootes.

Der Radfahrer, der nach der Kollision zu Boden stürzte, erlitt eine Platzwunde unterhalb des rechten Auges und Schürfwunden am linken Arm und Bein. sar

Die Polizei erwies sich als Freund und Helfer

Nach über 75 Anrufen bei karitativen Organisationen, Behörden und Hilfsorganisationen hat die Polizei es am Donnerstag abend geschafft, einer 34 Köpfe starken dänischen Touristengruppe für die Nacht eine Notbleibe in der katholischen St.-Elisabeth-Pfarrei am Kurfürstenplatz in Bockenheim zu vermitteln. Wie Polizeisprecher Jürgen Linker sagte, hatte die dänische Reisegruppe, die auf eigene Faust in zwei kleineren Bussen nach Frankfurt gekommen war, gegen 20 Uhr vergeblich versucht, noch im französischen Generalkonsulat in der Ludolfusstraße nahe dem Palmengarten franzözische Visa für vier Mitreisende aus dem Libanon zu bekommen.

Die Reisenden, zehn Erwachsene und 24 Jugendliche, hatten nicht genügend Geld dabei, um in Hotels oder Pensionen zu gehen. Eigentlich hatten sie vor, sich in Schlafsäcken vor dem Generalkonsulat zu gruppieren. Das paßte allerdings der Polizei nicht, die mit dem Objektschutz für Konsulate und andere gefährdete Institutionen ohnedies genug zu tun hat.

So hängten sich die Beamten des sogenannten Polizei-Führungs- und Lagedienstes im Präsidium an die Telefone und nahmen unter anderem Kontakt mit der Bahnhofsmission, der Berufsfeuerwehr, dem Deutschen Roten Kreuz, dem Campingplatz in Eschersheim, Jugendherbergen und sogar dem Bundesgrenzschutz am Flughafen auf. Überall Fehlanzeige.

Die Polizeibasis brachte schließlich die Rettung. Die Beamten des 13. Reviers in Bockenheim organisierten eine Unterbringung der Gruppe in mehreren Räumen der Pfarrei. Die Reisenden bekamen am folgenden Morgen schließlich dort auch noch Kaffee, bevor sich die vier libanesichen Mitreisenden ihre Visa beim französischen Generalkonsulat ausstellen lassen konnten und nach Frankreich weiterfuhren. enk

Das Wetter

Wetterlage

Hinter einer ostwärts abziehenden gewittrigen Kaltfront wird zunächst frische Meeresluft nach Deutschland geführt, die jedoch unter Hochdruckeinfluß gerät und sich rasch erwärmen kann.

Vorhersage, gültig bis

Sonntag abend

Am Samstag zunächst wechselnde, zum Teil auch starke Bewölkung und Schauer und Gewitter.

Im Tagesverlauf von Westen jedoch wieder auflockernde Bewölkung mit zunehmenden sonnigen Abschnitten und trocken.

Höchstwerte nur noch 20 bis 25, im Osten noch bis 27 Grad.

In der Nacht zum Sonntag tiefste Werte 12 bis 17 Grad.

Am Sonntag allgemein sonnig und höchste Werte 27 bis 32 Grad. Schwacher, tagsüber zeitweise auflebender und in Gewitternähe böiger Wind auf vorherrschend West drehend.

Weitere Aussichten

für Montag

Meist sonnig und sehr warm, im Süden heiß.

Wetterdaten

vom Vortag, 14 Uhr

Ausland

Aberdeen, wolkig 20

Ajaccio, leicht bewölkt 27

Algier, leicht bewölkt 30

Amsterdam, stark bewölkt 26

Ankara, wolkig 25

Antalya, leicht bewölkt 29

Athen, wolkig 28

Barcelona, leicht bewölkt 29

Belgrad, leicht bewölkt 29

Bordeaux, stark bewölkt 22

Bozen, leicht bewölkt 29

Brest, wolkig 20

Brüssel, leicht bewölkt 28

Budapest, leicht bewölkt 28

Bukarest, wolkig 30

Casablanca, leicht bewölkt 23

Dublin, leicht bewölkt 18

Hammerfest, wolkig 7

Helsinki, leicht bewölkt 23

Innsbruck, wolkig 28

Istanbul, wolkig 24

Kairo, leicht bewölkt 31

Kopenhagen, leicht bewölkt 21 Kiew, bedeckt 26

Larnaka, leicht bewölkt 30

Las Palmas, wolkig 24

Lissabon, leicht bewölkt 26

Locarno, leicht bewölkt 28

London, wolkig 22

Madrid, leicht bewölkt 31

Malaga, leicht bewölkt 25

Mallorca, leicht bewölkt 29

Minsk, wolkig 23

Moskau, wolkig 28

Neapel, wolkenlos 33

Nizza, leicht bewölkt 29

Oslo, bedeckt 18

Ostende, wolkig 20

Palermo, wolkenlos 28

Paris, wolkig 25

Peking, leicht bewölkt 27

Prag, leicht bewölkt 25

Reykjavik, leicht bewölkt 12

Rom, leicht bewölkt 29

St. Petersburg, leicht bewölkt 21

Stockholm, wolkig 27

Tel Aviv, leicht bewölkt 28

Tokio, bedeckt 28

Tunis, leicht bewölkt 32

Varna, wolkig 26

Venedig, wolkenlos 30

Warschau, wolkig 25

Wien, leicht bewölkt 27

Zürich, leicht bewölkt 26

Deutschland

Aachen, leicht bewölkt 28

Arkona, leicht bewölkt 22

Augsburg, leicht bewölkt 24

Berlin, wolkenlos 26

Bremen, wolkig 28

Brocken, leicht bewölkt 18

Chemnitz, leicht bewölkt 23

Cottbus, wolkenlos 27

Cuxhaven, wolkig 27

Dresden, leicht bewölkt 26

Düsseldorf, wolkig 28

Emden, wolkig 28

Erfurt, leicht bewölkt 26

Feldberg/Schw., stark bewölkt 16

Feldberg/Ts., leicht bewölkt 23

Fichtelberg, leicht bewölkt 16

Frankfurt/M., leicht bewölkt 28

Freiburg, leicht bewölkt 29

Freudenstadt, leicht bewölkt 24

Garmisch, leicht bewölkt 25

Görlitz, wolkenlos 26

Greifswald, leicht bewölkt 24

Hamburg, wolkig 26

Hannover, leicht bewölkt 27

Helgoland, stark bewölkt 22

Hof, leicht bewölkt 24

Karlsruhe, leicht bewölkt 29

Kassel, leicht bewölkt 27

Kempten, leicht bewölkt 25

Köln/Bonn, leicht bewölkt 28

Konstanz, leicht bewölkt 26

Leipzig, leicht bewölkt 27

Lübeck, leicht bewölkt 29

Lüchow, leicht bewölkt 28

Magdeburg, leicht bewölkt 28

Mannheim, leicht bewölkt 28

Mühldorf, wolkenlos 25

München, leicht bewölkt 25

Münster/Osnabr., wolkig 28

Neubrandenburg, leicht bewölkt 26

Norderney, wolkig 26

Nürnberg, wolkenlos 26

Oberstdorf, leicht bewölkt 27

Öhringen, wolkig 27

Passau, wolkenlos 26

Regensburg, wolkenlos 25

Rostock/Warnem., leicht bewölkt 25

Saarbrücken, wolkig 26

Schleswig, wolkig 26

Schwerin, leicht bewölkt 26

Stuttgart, leicht bewölkt 26

Sylt, wolkig 23

Trier, leicht bewölkt 28

Wasserkuppe, leicht bewölkt 22

Wittenberg, leicht bewölkt 27

Würzburg, leicht bewölkt 25

Zugspitze, leicht bewölkt 10

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11 / 58 12 42

Pollenflugvorhersage

Auch in den nächsten Tagen wird starker Flug von Pilzsporen und Nesselpollen erwartet und noch schwacher bis mäßiger Gräserpollenflug.

Sonnenaufgang 5.45 Uhr

Sonnenuntergang 21.18 Uhr

Mondaufgang 0.53 Uhr

Monduntergang 17.30 Uhr

Bomben-Strafe?

Ist es wieder einmal Zeit, Saddam Hussein zu bestrafen? Mit Sicherheit. Ganz gleich, wie man zur Notwendigkeit des Golf-Krieges gestanden hat, den UN-Auftrag zur vollständigen Zerstörung des irakischen Massenvernichtungspotentials - sei es nun in der Form von Chemiewaffen oder nuklearen Blaupausen - gilt es einzuhalten. Die Frage ist nur, wie? Ist hier gleich wieder mit Bomben auf das Verweigern (zugegeben) wichtigen Aktenmaterials zu reagieren, wo die Unterwerfung Saddams in der Vergangenheit nicht einmal durch einen Krieg zu erzwingen war? Oder ist mit verstärkten Sanktionen zu drohen, wo deren Unterlaufen via Jordanien doch bisher keinen internationalen Druck auf König Hussein heraufbeschworen hat?

Wenn aus dem Konflikt mit Bagdad eine Lehre zu ziehen ist, dann diese: Die Bewaffnung und Beschwichtigung von Unrechts-Regimen wie dem irakischen muß in Zukunft genau dort verhindert werden, wo jetzt die große Ratlosigkeit herrscht, in den Regierungen und globalen Organisationen der industriellen Welt. Wenn jetzt in den USA nicht mehr der Golf-Kriegs-Triumph, sondern das Versagen der davor liegenden Politik Thema sind, wenn Präsident Bush daraufhin zögert, ist dies eigentlich ein gutes Zeichen. Jenseits des (vielleicht) unvermeidlichen Säbelrasselns, sollte man - nach den skandalösen Fehlern der Vergangenheit - die eigene Hilflosigkeit im "Stand Off" vor dem Argarministerium in Bagdad mit weniger todbringenden Mitteln dokumentieren als bei der letzten "Bestrafung" Saddams. paa (Washington)

1990 war Luft sauberer als vorgeschrieben

WESTKREIS OFFENBACH. Knapp zwei Jahre später liegen nun die Ergebnisse von stichprobenhaften Luftmessungen vor, die zwischen Juli und Dezember 1990 im Auftrag der Hessischen Landesanstalt für Umwelt in Neu-Isenburg, Dreieich und Langen erhoben wurden. Die gemessenen Werte liegen in allen Fällen unter den in der Technischen Anleitung Luft (TA Luft) festgehaltenen Grenzwerten.

Gemessen wurden immer zwei Werte: ein mittlerer und kurzzeitige Höchstwerte. Während in der TA Luft für Schwefeldioxid 140 Mikrogramm (mittlerer Wert) und 400 Mikrogramm (Höchstwert) pro Kubikmeter Luft als erlaubt festgeschrieben sind, wurden im Meßgebiet höchstens 33 und 95 Mikrogramm festgestellt. An Kohlenmonoxid erlaubt die TA Luft 10 und 30 Mikrogramm, gemessen wurden 2,7 und 6,9 Mikrogramm. Stickstoffmonoxid: erlaubt sind 200 und 600 Mikrogramm, gemessen wurden 96 und 385 Mikrogramm. Stickstoffdioxid: erlaubt sind 80 und 200 Mikrogramm, gemessen wurden 62 und 119 Mikrogramm.

Summe der gasförmig organischen Verbindungen ohne Methananteil: Als Vergleichswert wurde der in der Hessischen Smog-Verordnung 1981 festgeschriebene Wert von 2500 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft zugrundegelegt. Gemessen wurden 500 und 1800 Mikrogramm. Informationspflicht besteht bundesweit bei Ozon, wenn mehr als zwei Stunden lang ein Mittelwert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen wird. Im Meßgebiet lag dieser bei 33, der höchste bei 112 Mikrogramm. Beim Schwebstaub stehen erlaubte 150 und 300 Mikrogramm gemessenen 52 und 170 Mikrogramm gegenüber. fra

Auf einen Blick

Seite II USINGER LAND. 78jährige von ihrem Auto eingeklemmt: Tot. Seite III KRONBERG. Museum besser in die Schule als in die Burg. Seite IV FRIEDRICHSDORF. Halb Köppern hatte keinen Strom.

Hanauer CDU wirbt um Hilfe für Flüchtlinge

HANAU. Der Stadtverband der Hanauer Christdemokraten wird heute vormittag am Hanauer Marktplatz vor dem Rathaus mit einem Informationsstand und Flugblättern bei der Bevölkerung um Verständnis für die Situation der Flüchtlinge aus Bosnien werben. Das teilte die CDU-Vorsitzende Margret Härtel gestern abend mit.

Frau Härtel bezeichnete den Informationsstand als "spontane Idee". Der Stand wird zwischen 9.30 Uhr und 12 Uhr vor dem Rathaus stehen. ml

Mit Matratze Feuer im Keller gelegt

ESCHBORN. Schaden in Höhe von 12 000 Mark richtete ein Brand im Keller eines Hauses in der Berliner Straße am Freitag gegen 2 Uhr an. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

Unbekannte müssen sich wenige Stunden zuvor in das siebenstöckige Gebäude geschlichen haben. Sie legten eine Matratze unter die Kellertreppe und zündeten sie an. Die Polizei bittet die Bevölkerung unter Tel. 0 61 73 / 60 60 um Hinweise. gre

Töpfer setzt Fischer Frist

me WIESBADEN, 24. Juli. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hat seinem hessischen Amtskollegen Joschka Fischer (Grüne) ein Ultimatum zur Wiederaufnahme der Plutonium-Verarbeitung im Hanauer Siemens-Werk gesetzt, die seit Juni 1991 stillgelegt ist. Wenn Fischer die Produktion in Hanau bis zum 12. August nicht wieder zuläßt, plant Töpfer eine atomrechtliche Weisung an Hessen. (Bericht auf Seite 26)

HEUTE LESEN SIE

Großbritannien Jugend bleibt unruhig Seite 2

Leitartikel Zwang zum Pflegekompromiß Seite 3

Asylverfahren Seltsame Einzelfallprüfung Seite 4

Kambodscha Massaker an Vietnamesen Seite 7

Wirtschaft Ost-Chemie winkt Zukunft Seite 9

Dokumentation Bundeswehr wohin? Seite 12

Sport Bombenalarm in Barcelona Seite 14

Frankfurt Krieg der Kleingärtner Seite 17

Kulturspiegel Wynton Marsalis in Mainz Seite 25

Hessen Vierfacher Mord vor Gericht Seite 26

Aus aller Welt Protest der Athos-Mönche Seite 28

Börse Seite 10

Freie Aussprache Seite 27

Filmspiegel Seite A 4

MAGAZIN Symi: Tradition und Tourismus M 1

Schallplatten M 4

Fernsehen und Funk M 6

Fernsehen / Spaß · Satire · Humor M 7

TV-Wochenübersicht M 8

Parkhaus für Fahrräder M 9

Freizeit und Familie / Roman M 10

Kinderseite / Rätsel M 11

Rockrundschau M 12

ZEIT UND BILD Die Stories von Junior Creegan ZB 1

Feuilleton / Literatur ZB 2-ZB 4

Frau und Gesellschaft ZB 5

Moderne Zeiten ZB 6

DER ANZEIGENTEIL Tiermarkt A 1

Automarkt A 5-A 12

Wohnungen / Immobilien A 13-A 34

Geschäftsverbindungen A 34

Gewerbe-Räume A 35-A 38

Geschäfte A 38

Stellenanzeigen A 39-A 91

Reise und Erholung M 2+M 3

Heirat / Bekanntschaften M 5

Verschiedenes A 1

Verkäufe A 2-A 4

Kaufgesuche A 4

Veranstaltungen A 4

Unterricht A 92

Jugendliches Duo von Trickdieben wurde gefaßt

Eine 15 Jahre alte Jugoslawin, die nach polizeilichen Erkenntnissen seit 1987 wiederholt als Trickdiebin in Erscheinung trat, ist von einer Streife des 4. Polizeireviers festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen einen Antrag auf Haftbefehl gestellt.

Die Jugendliche, gegen die in drei Fällen beim vierten Revier Anzeige wegen Trickdiebstahls erstattet worden war, war am Mittwoch abend im Bahnhofsviertel gefaßt worden. Ihr wird zur Last gelegt, gemeinsam mit ihrem zehn Jahre alten Bruder Passanten bestohlen zu haben. Danach soll das Duo stets nach der gleichen Methode vorgegangen sein, wobei die 15jährige ihre Opfer ablenkte, indem sie ihnen eine Zeitung vorhielt, während der jüngere Bruder den Passanten in die Taschen griff. sar

Kritik an Auflösung der Drogenszene

Die geplante Auflösung der offenen Drogenszene in Frankfurt ist von der Regionalkonferenz Rhein-Main, einem Zusammenschluß örtlicher Einrichtungen der Drogenhilfe "aufs Schärfste" verurteilt worden. Die Schaffung von Übernachtungsplätzen, die Ausweitung der Methadon-Vergabe und anderer Hilfsangebote sei zwar dringend erforderlich. Die Regionalkonferenz warnt jedoch vor der Annahme, daß sich bei ausreichenden Hilfsangeboten die Szene von allein auflösen werde und macht darauf aufmerksam, daß sich die Abhängigen irgendwoher Drogen beschaffen und konsumieren müssen. Eben dies mache ihre Abhängigkeit aus.

Nach der SPD-Fraktion haben sich am Freitag auch die Grünen im Römer zu den drogenpolitischen Vorstellungen der OB-Kandidatin Petra Roth (CDU) geäußert. Im Mittelpunkt stehe nach wie vor das Ziel der völligen Drogenfreiheit. Dies habe mit der "realen Situation des Drogengebrauches in Frankfurt und sonst auf der Welt" wenig zu tun. Den Gang über die offene Drogenszene, den die Kandidatin zusammen mit Parteiangehörigen und Journalisten unternahm, bezeichneten die Grünen als "peinlich". ft

Sossenheim: Rottweiler fiel Spaziergänger an

Ein Rottweiler hat am vergangenen Samstag gegen 17.45 Uhr im Sulzbachpark in Sossenheim einen Spaziergänger angefallen und durch Bisse erheblich verletzt. Das zuständige 17. Polizeirevier erfuhr erst jetzt durch eine schriftliche Anzeige des Sossenheimers von dem Vorfall. Details sind bislang noch nicht bekannt. Der Verletzte soll noch vernommen werden.

Seinen schriftlichen Angaben nach, die er ans Revier schickte, soll ihn der Hund an der hölzernen Brücke über den Sulzbach angegriffen haben. Den Hund habe er dort schon öfters ohne Leine und Maulkorb herumlaufen sehen. Der Halter soll ein etwa 35 Jahre alter Mann sein. Der Anzeigenerstatter teilte mit, aufgrund der Hundebisse werde er wohl die nächsten vier Wochen noch in Gips liegen müssen. enk

Einbrecher versteckten sich unter Baumästen

Zwei Chilenen, die verdächtig sind, in Sachsenhausen einen Wohnungseinbruch versucht zu haben, sind am Freitag dem Haftrichter vorgeführt worden. Wie die Polizei mitteilte, waren die beiden Männer im Alter von 24 und 41 Jahren beobachtet worden, als sie sich an einem Wohnhaus in der Vogelweidstraße zu schaffen machten.

Die Zeugin verständigte die Polizei, woraufhin Beamte des 8., 9. und 10. Reviers das Gebäude umstellten und die Tatverdächtigen, die ohne festen Wohnsitz sind, im Vorgarten des Hauses antrafen, wo sie sich unter den tiefhängenden Ästen eines Baumes versteckt hatten. sar

1

Plutonium-Ultimatum Bonn hat keine Sicherheitsbedenken

WIESBADEN / BONN. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hat keine Sicherheitsbedenken mehr gegen eine Wiederaufnahme der Plutoniumverarbeitung im Hanauer Siemens Brennelementewerk, die seit Juni 1991 stillgelegt ist.

Töpfer forderte den hessischen Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) am Freitag ultimativ auf, bis zum 12. August einen Genehmigungsbescheid zur Inbetriebnahme des Produktionsbetriebes in Hanau oder zumindest eine ausführliche Stellungnahme vorzulegen und warf Hessen gleichzeitig ein "einzigartiges Verschleppungsmanöver" vor.

Während der Bonner Minister für den Fall eines Nein aus Wiesbaden mit einer Bundesweisung drohte, wies Fischer den Vorwurf der Verzögerung zurück.

In der Bonner Erklärung hieß es, ein Weiterbetrieb der Plutonium-Verarbeitung bei Vornahme einiger "sicherheitserhöhender Maßnahmen" berge "keine Gefahren", selbst wenn die Hanauer Anlage "nicht in allen Belangen" dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik entspreche. Um so wichtiger sei es, die in Bau befindlichen Siemens-Neuanlagen "so zügig wie möglich" in Betrieb zu nehmen.

Rechtlich untermauert sieht Töpfer seine Haltung durch ein von ihm eingeholtes Gutachten des früheren Präsidenten des Bundesverwaltungsgerichts, Sendler.

Fischer bekräftigte in seiner Antwort, daß Hessen "bislang erhebliche Sicherheitsrisiken" und erhebliche rechtliche Probleme in Hanau sehe. Offensichtlich werde die hessische Argumentation auch in Bonn anerkannt, meinte der Wiesbadener Minister, nachdem Töpfer als "sicherheitserhöhende Maßnahmen" auch die von Hessen ins Gespräch gebrachte "drucklose Lagerung" die Uran-Plutonium-Mischungen in Hanau genannthatte.

Töpfer hielt Hessen umgekehrt vor, die nötigen Gutachten "nicht zügig" erstellen zu lassen. me

1

Anrufer wollte noch "genaue Fragen stellen"

NIED. Als "Mitarbeiter des Gesundheitsamtes" gab sich ein Mann aus, der gestern bei Ursula D. angerufen hat. Er sei von ihrer Frauenärztin benachrichtigt worden und müsse leider mitteilen, daß sie ein Geschwür im Unterleib habe. Dann erkundigte sich der Unbekannte, ob die Niederin allein in ihrer Wohnung sei: "Ich würde Ihnen gerne noch ein paar genaue Fragen stellen." Doch Ursula D. war mißtrauisch, und als sie nach Namen und Dienststelle des "Gesundheitsbeamten" fragte, legte er schließlich auf.

Für die Höchster Polizeibeamten sind Anrufer mit unlauteren Absichten keine Seltenheit. "Solche Leute gibt es auch im Frankfurter Westen immer wieder", sagte ein Sprecher auf Anfrage der FR und warnte Frauen davor, in diesen Fällen gutgläubig zu sein: "Ein echter Arzt oder Mitarbeiter einer Gesundheitsbehörde wird sich niemals auf diese Weise mit den Betroffenen in Verbindung setzen." Wer ebenso wie Ursula D. belästigt werde, solle sich unbedingt bei der Polizei melden. leo

U 5 entgleiste zweimal: Fahrgäste merkten nichts

Gleich zweimal entgleisten gestern Wagen der Linie U 5 kurz vor der Endstation Preungesheim - an derselben Stelle. Der erste Unfall ereignete sich um 10.37 Uhr: Eine Achse sprang an einer Weiche aus dem Schienenbett, doch nur 130 Meter weiter scherte sie wieder ins Gleis. Die 15 Fahrgäste merkten fast nichts: "Das hat noch nicht mal gerüttelt", staunte Heinrich Kraushaar von der Betriebsleitstelle. Die übrigen Achsen hielten den Zug im Gleis. Da die Weiche beim Unfall verbogen wurde, fuhr die U 5 bis um 15.42 lediglich bis zur Haltestelle Gießener Straße. Auf den letzten vier Haltestellen bis Preungesheim wurden Busse eingesetzt.

Gefahr für die Fahrgäste hätte nicht bestanden. Die Stadtwerke rätseln über die Ursache: "Der Vorfall ist nicht mit den beiden Entgleisungen der U 7 in den letzten Wochen zu vergleichen", meint Kraushaar. "Hier liegt kein menschliches Versagen vor." Der letzte ähnliche Fall liege "Jahre zurück".

Nur neunzig Minuten später krachte es erneut: Wieder scherte eine Achse aus. "Wir rätseln über die Ursache", wiederholte Stadtwerke-Sprecher Frank Döbert. Bis zum Betriebsende am heutigen Samstagmorgen fuhren wieder Busse auf der Reststrecke. Dann sollte, so hieß es gestern abend, der Schaden an der Weiche wieder behoben sein und die Bahnen normal fahren. Eine längere Pause, so Döbert, sei nicht nötig: "Gefährlich ist das nicht." ert

Taxis nur mit kleinen Scheinen Fahrer fürchten Raubüberfälle / Auch Kreditkarten möglich

Taxikunden in Frankfurt sollten in Zukunft Scheine in kleiner Stückelung bei sich haben, wenn sie mit diesem Verkehrsmittel an ihr Ziel kommen wollen. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Raubüberfälle auf Taxifahrerinnen und -fahrer wird nach Mitteilung der "Taxi- Union Frankfurt" (TU), der Vertretung der meisten Unternehmer in dieser Branche, auf normalen Stadtstrecken nur noch bis zu 50 Mark gewechselt. Wer das Taxi bestellt, um größere Distanzen zurückzulegen, tut gut daran, genügend Zehn- und Zwanzig-Markscheine in der Tasche zu haben. Ansonsten muß er damit rechnen, daß der jeweilige Fahrer erst einmal mit seinem Kunden eine Bankfiliale oder in den Abendstunden ein Hotel ansteuert, damit er dort Geld wechselt .

Um die Kunden auf die veränderte Situation hinzuweisen, werden ab sofort auf den meisten Scheiben der Taxis kleine rechteckige Aufkleber in Deutsch und Englisch mit der Aufschrift prangen: "Aus Sicherheitsgründen: Bitte passend zahlen! Vielen Dank! Ihr Taxifahrer." Als Blickfang zeigt der Aufkleber einen stilisierten, durchkreuzten 100-Mark-Schein.

"Nicht nur die Banken und Tankstellen", so die Argumententation von TU-Vertreter Michael Linke, "haben ihre Bargeldbestände verringert. Nun sehen sich auch die Taxiunternehmer wegen der zunehmenden Raubkriminalität zu diesem Schritt gezwungen."

Überfälle auf Taxifahrer nehmen in der Tat seit einigen Jahren zu. Unter der Rubrik "Räuberischer Angriff auf Kraftfahrer" registrierte die Frankfurter Polizei nach den Worten ihres Sprechers Jürgen Linker 1990 in ihrer Kriminalstatistik 22 Überfälle, im vergangenen Jahr waren es bereits 36. Die Zahlen für die erste Hälfte dieses Jahres waren am Freitag nachmittag nicht verfügbar. In diese Statistik gingen zwar alle Überfälle auf Autofahrer ein, doch Taxifahrer stellen die Mehrzahl der Opfer. Erst am vergangenen Montag hatte ein Täter einer 23 Jahre alten Fahrerin in Seckbach 240 Mark geraubt.

Wie Linke sagte, akzeptierten inzwischen sehr viele Taxifahrer die Bezahlung mit Kreditkarten. "Am Halteplatz erkennt man sie an den Aufklebern der Kreditkartenorganisationen. Bei einer Taxibestellung sollte man gleich am Telefon sagen, daß man die Fahrt mit einer Kreditkarte bezahlen will. Dann wird ein Fahrer geschickt, der bargeldlose Zahlung macht."

Die Frankfurter Taxiunternehmer haben aus Kostengründen darauf verzichtet, als Alternative kleine Tresore in ihren Fahrzeugen einzubauen, die den darin enthaltenen Geldbestand mit einer Säure vernichten, sobald ein Taxiräuber versucht, den Geldbehälter aus der Verankerung zu reißen. Werner Cambeis, Chef der Taxizentrale 23 00 01: "Wir haben etwas dagegen, auch noch Geld auszugeben, um uns vor Taxiräubern zu schützen." enk

Bosnier in Frankfurt: Bäuerin Mevlida hat mit ihren Töchtern Schreckliches hinter sich Die Angst ist auch im Gallus da

Oft schlaflose Nächte

Die Angst vor den Serben ist geblieben. Seit dem 29. Juni lebt die bosnische Bäuerin Mevlida (40) mit ihren Töchtern Jasmina (8) und Maida (5) zwar in Sicherheit bei Verwandten im Gallusviertel, doch auch hier hat sie der Nationalitätenkonflikt aus der Heimat eingeholt. "Die Serben in Frankfurt werden radikaler", sagt Mevlidas Tante, "die führen hier im Alltag den Terror weiter, wenn sie auf Bosnier treffen. Im Schwimmbad, auf der Straße, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft - das Klima zwischen den Gruppen ist aggressiv und eisig geworden."

Die bosnischen Familien, von denen es einige tausend in der Stadt und im Rhein-Main-Umland gibt, reagieren zumeist verängstigt. "Wenn nur die Hälfte davon stimmt, was unsere hierher geflüchteten Landsleute über die Greuel zu Hause erzählen, dann reicht das, um nächtelang nicht schlafen zu können", sagt Mevlidas Nichte Ankica.

Für Mevlida begann der Schrecken vor zweieinhalb Monaten in ihrem Heimatdorf Kozarac, 30 Kilometer nördlich von Banja Luka. Dort leben zu 98 Prozent bosnische Muslime, die Ortschaften drumherum sind indes "rein serbisch". Kozarac wirkte da wie ein Pfahl im Fleisch.

"Tschetniks und die sogenannte Bundesarmee sind gekommen, haben uns mit schwerer Artillerie beschossen und erobert. Kommandoleute von denen haben erklärt: Wir werden den Ort von Moslems reinigen!"

"Ich habe geglaubt, die bringen uns alle um!" Doch es wurde "nur" in die Luft geschossen. Dann jagten die Eroberer die Familien aus ihren Häusern, trennten die "wehrfähigen" Männer von Frauen, Kindern und alten Menschen und verschleppten sie in Lager. Sie durften nur mitnehmen, was sie auf dem Leib trugen.

Mevlida und die beiden Mädchen kamen nach Trnopolje in eine Turnhalle, ihren Mann Jasim deportierten die Soldaten in ein Bergwerk bei Omarska: "Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht, wie es ihm geht. Er ist schwer zuckerkrank, müßte regelmäßig Insulin bekommen. Er sieht auf dem rechten Auge fast nichts mehr und ist an einem Bein gehbehindert."

Mevlida hat auch keine Nachrichten darüber, ob ihr Vater noch lebt ("Er ist einfach in seinem Haus geblieben") und was aus ihren beiden Brüdern und deren Familien geworden ist. Daß sie, Maida und Jasmina entkommen sind, kann sie immer noch so recht nicht fassen.

Nach einem Monat im Lager begann nämlich eine Odyssee, "bei der ich nur noch Angst hatte: Wir wußten meist nicht, wo wir waren, wohin das geht, was die Serben mit uns vorhaben. Uns war nur klar: Die wollen uns als unnütze Esser loswerden."

Mevlida und ihre Töchter wurden mit Hunderten anderer Frauen, Kinder und Greise in Vieh- und Kohlewaggons getrieben und mit einem Güterzug durchs Land gefahren: "Da sind uns Geld und Schmuck abgenommen worden."

Am nächsten Tag ging es in Gewaltmärschen barfuß weiter, dann übernahmen Lastwagen und Traktoren die hungernden und geschwächten Menschen. "Da war die Haut nur da, um die Knochen zusammenzuhalten", schildert die Tante den ersten Eindruck, "als wir Mevlida endlich hier hatten."

Nach Frankfurt ist die Frau mit den beiden Mädchen über Kroation gekommen. Die Serben schoben die Gruppe dorthin ab, das Rote Kreuz kümmerte sich um sie und brachte sie nach Zagreb, wo Mevlida Verwandte hatte. Die wiederum verständigten den Frankfurter Zweig der Familie: "Als wir erfuhren, daß Mevlida und ihre Kinder leben, sind wir sofort runtergefahren und haben sie geholt."

Jetzt lebt man zu sechst in einer kleinen Wohnung von 49 Quadratmetern Fläche. Die achtjährige Jasmina - sie spricht kein Deutsch und schreibt nur Kyrillisch - muß demnächst zur Schule. Mevlida weint viel, Fernseher und Radio laufen den ganzen Tag - sie will alle Nachrichten aus der Heimat mitbekommen. "Ich weiß nicht, was werden soll - ich habe große Angst."

Auch ihre Verwandten schlafen schlecht. "Wir erwarten noch viele Menschen", meint Ankica, "wir können doch unsere Brüder und unsere Eltern nicht auf der Straße verhungern lassen." Die Frankfurter planen, "weil wir ja hier wie die Sardinen zusammengequetscht werden", leere Häuser oder größere Wohnungen in Slowenien, Kroatien oder Österreich anzumieten. "Da haben dann unsere Leute ein Dach überm Kopf, und wir können ihnen auch dort mit allem, was sie zum Leben brauchen, helfen. In Frankfurt findet sich ja doch keine richtige Unterkunft. Und zehn oder 15 Leute in unsere Frankfurter Wohnungen zu nehmen - das geht nur für eine gewisse Zeit." peh

Ein Känguruh wirbt für das Kinderhilfe-Fest

Das Känguruh ist los: Das Beuteltier der Frankfurter Kinderhilfe-Stiftung hüpft heute, 25. Juli, zwischen 11 und 14 Uhr in der Fußgängerzone zwischen Opernplatz und Konstablerwache. Mit seinem Auftritt wirbt das Känguruh für das "Fest der 1000 Wunder", das die Kinderhilfe-Stiftung am 8. August anläßlich ihres zehnjährigen Bestehens auf dem Messegelände feiert.

1982 riefen Politiker und Wirtschaftsmanager aus dem Rhein-Main-Gebiet die Stiftung ins Leben. "Wir wollten chronisch kranken Kindern auf unbürokratische Weise schnell helfen", erklärt Norbert Sickenberger. 14 Millionen Mark kamen an Spendengeldern zusammen. Unter anderem wurde damit ein Erweiterungsbau der Kinderklinik finanziert. "Mit den Spenden, die wir am 8. August sammeln, soll der zweite Bauabschnitt ins Auge gefaßt werden", meint der Stiftungs-Sprecher. Sickenberger hofft auf eine Million Mark.

Wenn die Kinder-Party mit 60 000 Gästen in der Frankfurter Messehalle steigt, ist auch das Fernsehen live dabei: Der Hessische Rundfunk überträgt in seinem 3. Fernsehprogramm. Zu den Stargästen gehört "Knight Rider" David Hasselhoff, der mit seinem Wunderauto "Kitt" kommen wird. ert

Zwei Männer wollten 48jährige vergewaltigen

WIESBADEN. Opfer einer versuchten Vergewaltigung wurde in der Nacht zum Freitag eine 48 Jahre alte Frau in der Dotzheimer Straße. Sie hatte dort ein Restaurant verlassen, war dann aber von zwei Männern angesprochen und gebeten worden, noch einmal in das Lokal zurückzukehren und mit ihnen etwa zu trinken. Dort wurden die Kavaliere rabiat: Während einer sie plötzlich von hinten würgte, versuchte der andere, sie zu vergewaltigen. Die Frau leistete heftige Gegenwehr, und so gelang es ihr, auf die Straße zu fliehen.

Auf dem Kaiser-Friedrich-Ring traf sie eine Polizeistreife. Die sofortige Fahndung führte zunächst nicht zum Erfolg. Im Laufe des gestrigen Tages konnte die Polizei die beiden Männer dann festnehmen; sie wurden von der Frau als Täter wiedererkannt. Der eine ist 18 Jahre alt und hält sich derzeit als Tourist in Deutschland auf, der zweite, ein 22jähriger, wohnt in Wiesbaden. maf

Beifahrerin bekam plötzlich Geschoß ab

WIESBADEN. Nichts Böses ahnend fuhr am Donnerstag abend ein Niedernhausener Ehepaar mit seinem Auto auf der Bundesstraße 455. Beide kamen vom Siegfriedring und fuhren Richtung Bierstadt. Die Frau saß auf dem Beifahrersitz, die Autofenster waren heruntergekurbelt. Plötzlich verspürte sie einen starken Schmerz am linken Oberarm und stellte fest, daß sie verletzt war. Ihr Mann hielt sofort an und entdeckte im Fußraum des Wagens ein Geschoß, das nach Ansicht der Polizei aus einer Luftdruckwaffe stammen könnte.

Die Beamten vermuten, daß sich jemand auf dem angrenzenden Spielplatz in der Siedlung Hainerberg einen üblen Scherz erlaubt hat. Allerdings wurden keine verdächtigen Personen gesehen. Die Ermittlungen der Wiesbadener Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung dauern an. maf

Im Bellevue-Saal werden Porträts ausgestellt

WIESBADEN. Porträts des Malers Eberhard Lellek zeigt eine Ausstellung im Bellevue-Saal, Wilhelmstraße 32, die am Dienstag, 4. August, um 19 Uhr eröffnet wird. Motto: "Gemälde - Stadt - Umfeld - Menschen." Zur Eröffnung spricht Professor Wolf Spemann. Die Bilder sind bis zum 30. August dienstags bis freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr zu sehen. maf

Das Wetter

Wetterlage Hinter einer ostwärts abziehenden gewittrigen Kaltfront wird frische Meeresluft nach Deutschland geführt, die sich jedoch unter Hochdruckeinfluß rasch erwärmt. Vorhersage bis Sonntagabend Am Samstag zunächst wechselnde, teils auch starke Bewölkung,Schauer und Gewitter.Im Tagesverlauf von Westen her wieder auflockernde Bewölkung mit zunehmenden sonnigen Abschnitten und trocken. Höchstwerte bis 25, im Osten 27 Grad. In der Nacht zum Sonntag tiefste Werte 12 bis 17 Grad.

Am Sonntag sonnig mit Höchstwertenbis 32 Grad. Schwacher, tagsüber zeitweise auflebender, in Gewitternähe böiger Wind, vorherrschend aus West. Aussichten für Montag Meist sonnig und sehr warm, im Süden heiß. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ

Ausland

Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 30 Amsterdam

stark bewölkt 26 Athen

wolkig 28 Barcelona

leicht bewölkt 29 Brüssel

leicht bewölkt 28 Budapest

leicht bewölkt 28 Dublin

leicht bewölkt 18 Helsinki

leicht bewölkt 23 Innsbruck

wolkig 28 Kairo

leicht bewölkt 31 Las Palmas

wolkig 24 Lissabon

leicht bewölkt 26 London

wolkig 22 Madrid

leicht bewölkt 31 Malaga

leicht bewölkt 25 Mallorca

leicht bewölkt 29 Nizza

leicht bewölkt 29 Paris

wolkig 26 Rom

leicht bewölkt 29 Stockholm

wolkig 27 Tunis

leicht bewölkt 32 Venedig

wolkenlos 30 Wien

leicht bewölkt 27 Zürich

leicht bewölkt 26

Deutschland

Berlin

wolkenlos 26 Dresden

leicht bewölkt 26 Frankfurt/M.

leicht bewölkt 28 Freiburg

leicht bewölkt 29 Garmisch

leicht bewölkt 25 Hamburg

wolkig 26 Leipzig

leicht bewölkt 27 München

leicht bewölkt 25 Norderney

wolkig 26 Rostock

leicht bewölkt 25 Stuttgart

leicht bewölkt 26 Sylt

wolkig 23 Zugspitze

wolkig 10

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Ozonwerte 06 11 / 58 12 42 Pollenflugvorhersage

Starker Flug von Pilzsporen und Nesselpollen wird erwartet. Noch mäßiger Gräserpollenflug.

Sonnenaufgang 5.45 Uhr

Sonnenuntergang 21.18 Uhr

Mondaufgang 0.53 Uhr

Monduntergang 17.30 Uhr

Tschernobyl-Kinder bei "Lieder im Park"

Heute, 25. Juli, werden wieder "Lieder im Park" gesungen. Um 15 Uhr treten im Grüneburgpark unter anderem die Balalaika-Gruppe der Tschernobyl-Kinder und der Berliner Rocksänger Michael Barakowski auf.

Riedstadt will klagen, das RP lehnt Antrag ab Stillegung der Sondermüllverbrennungsanlage: Am Freitag ging es um alte und neue Aktivitäten

RIEDSTADT / BIEBESHEIM. Der Ton im Konflikt um die von der HIM betriebene Sondermüllverbrennungsanlage Biebesheim ist nach dem Scheitern eines Vertrags über den geplanten dritten Ofen merklich schärfer geworden. Jetzt geht es nicht mehr nur um die Erweiterung, sondern auch um die bestehende Anlage (Öfen eins und zwei). Dabei überstürzten sich die Ereignisse am Freitag.

In Riedstadt berichteten am frühen Vormittag der Erste Beigeordnete Wolfgang Stork und Rechtsantwalt Wolfgang Krüger über den Beschluß des Gemeindevorstandes, wegen der Altanlage zu klagen. Nahezu zeitgleich meldete sich das Regierungspräsidium Darmstadt (RP) mit einer Presseerklärung zu Wort: Abgelehnt wurde ein früherer Stillegungsantrag Riedstadts gegen die bestehende HIM-Anlage.

Der Hintergrund zum abgelehnten Antrag: Die Gemeinde Riedstadt hatte bereits im Mai dieses Jahres beim Regierungspräsidium als Genehmigungsbehörde beantragt, die beiden Öfen und die Anlage zur Vorbehandlung von Öl-Wassergemischen und Öl-Emulsionen stillzulegen.

Begründung damals: Der Planfeststellungsbeschluß des RP vom 8. Mai 1982 sei nichtig; für die Emulsionstrennanlage bestehe überhaupt keine abfallrechtliche Zulassung. Dies wies das RP gestern als unrichtig zurück, weil die vorhandene Anlage sich auf rechtswirksame Planfeststellungsbeschlüsse stütze, und zwar von 1982 und vom 4. Juli 1974.

Letzterer sei entgegen der Riedstädter Auffassung nicht außer Kraft gesetzt worden. Daher heißt es laut RP-Pressestelle: "Die Öfen der Sonderabfallver- brennungsanlage bleiben in Betrieb."

Auf die vorhandene Anlage und ihre Vorgeschichte zielte indessen auch die bei der Pressekonferenz von Stork vorgestellte neue Initiative Riedstadts. Im Februar 1991 hatte die Gemeinde beim Regierungspräsidium gegen dessen frühere Genehmigung verschiedener Nachrüstmaßnahmen an der vorhandenen Anlage Widerspruch eingelegt: Grundsätzlich sei "Beteiligung fehlte" es zwar gut, wenn die Belastungen der Anlagen reduziert würden, doch sei die Nachrüstung ohne öffentliche Beteiligung und nur in Amtsstuben durchgezogen worden.

Aufgrund von fast zwei Dutzend Änderungsbescheiden ohne öffentliche Beteiligung sei inzwischen der frühere Planfeststellungsbeschluß für die Verbrennungsanlage weitgehend verändert. Daher forderten die Riedstädter, die bestehende Sondermüllverbrennungssanlage mit in das noch anhängige öffentliche Planfeststellungsverfahren für den dritten HIM- Ofen einzubeziehen. Das lehnt bisher das Regierungspräsidium ab.

Bestätigt in ihrer Auffassung sehen sich die Riedstädter in ihrer Auffassung durch Gutachten sowie einen aus dem Jahr 1987 datierenden Beschluß der Kabinetts Wallmann, erklärte Stork. Geklagt werde auch, weil die Nachrüstung nicht Stand der Technik sei, auf den aber die betroffenen Kommunen und ihre Bürger einen Anspruch hätten.

Weil das Regierungspräsidium vor wenigen Tagen formell den Riedstädter Widerspruch abgelehnt hat, folgten jetzt die Konsequenzen Riedstadts auf dem Fuß: Der Gemeindevorstand sprach sich dafür aus, gegen den ablehnenden Bescheid zu klagen. Die Gemeindevertretung hat dazu das letzte Wort. Beigeordneter Stork hält die Zusage für sicher: "Darauf fresse ich zwei Besen - einen quer und einen längs."

Neben dieser Klageabsicht der Gemeinde zur Altanlage gebe es noch die laufenden Aktivitäten der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KAG) zum geplanten dritten Ofen. Stork, der auch KAG- Vorsitzender ist, sagte, es sei in der Öffentlichkeit in den letzten Wochen zunächst der falsche Eindruck aufgekommen, der mit der Hessischen Industriemüll GmbH (HIM) und dem Wiesbadener Umweltministerium ausgehandelte Vertrag werde auch von der KAG gebilligt. Dem sei aber von Anfang an nicht so gewesen.

Stork räumte als Fehler ein, daß die KAG zu lange mit einer öffentlichen Klarstellung gewartet habe. Doch habe erst alles zwischen den 24 Mitgliedskommunen und -kreisen abgestimmt werden müssen. Jetzt werde erneut verhandelt werden. Stork machte deutlich, daß er sich durch die jüngsten Initiativen Riedstadts positive Auswirkungen auf diese Verhandlungen der KAG mit der HIM und dem Land über einen akzeptablen Vertragstext erhofft. cas

Gott Amor wird nur überholt Zeitung saß Fehlmeldung auf / Serientäter bereiten Sorge

Die Touristen blättern verstört in ihren Sightseeing-Führern, die alteingesessenen Frankfurter spielen Sherlock Holmes. Grund: Der Denkmal-Klau geht um. Der Brickegickel ward nicht mehr gesehen, Winkelsees Eschenheimer Turm-Fahne ebenfalls. "Vom Täter", so die Polizei, "fehlt jede Spur." Wäre nicht der Zeitungsjunge gewesen, der morgens um drei gesehen hatte, wie sich ein Dieb an Justitias Schwert und Waage vergriff, auch diese wären perdu.

Und nun schien auch noch der "putzige Putto" vom Renaissancebrunnen vorm Nebbienschen Gartenhaus ein Opfer der Andenkenjäger geworden zu sein, wie eine Frankfurter Zeitung berichtete. Auf die Spur hatten die Kollegen besorgte Bürger gebracht, die das Verschwinden bemerkten. Doch der Brunnen-Amor ist gar nicht gestohlen. Er weilt nur beim Garten- und Friedhofsamt: "Vandalen haben den Putto am Wochenende beschädigt", ärgert sich Amtschef Horst Heil.

Spekulationen schießen da schnell ins Kraut. Sind "Spinner" am Werk?, wie Kripo-Sprecher Jürgen Linker meint. Gar eine Kunsträuber-Bande?

Alles Unsinn, sagt Kulturamtsmann Klaus Klemp, "ernsthafte Sammler lieben die Kunst doch viel zu sehr." Außerdem werde ja "ständig" eines der 800 "öffentlichen" Frankfurter Kunstwerke geklaut oder mit Farbe besprüht.

Diese Kunstwerke, sonst eher unbeachtet, sind nun spektakulär in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Sollte man nicht Wachen aufstellen? Zumindest bei Justitia, wo Waagschale und Schwert der holden Brunnen-Göttin offenbar leicht zu holen sind? Oder tun es auch Vorhängeschlösser? "Ein Schloß sieht nicht ästhetisch aus", widerspricht Klemp sogleich solchen Ideen. Doch Hochbauamts-Chef Roland Burgard hat wenigstens schon mal darüber nachgedacht, "die Denkmäler künftig vor solchen Diebstahlsserien zu schützen."

Die Polizei zieht derweil mit Fotos der gestohlenen Wahrzeichen durch Leihhäuser, Antiquitätengeschäfte, Second-Hand-Shops und gewiß auch über den Flohmarkt.

Polizei-Sprecher Manfred Feist setzt auf Kommissar Zufall: "Wir hatten ja in der letzten Woche einige ,räuige Räuber'. Vielleicht steckt dieser Trend ja auch die Wahrzeichen-Diebe an." ert

"Information Existenzgründer" Riedstraße nachts gesperrt

Die nächste IHK-Informationsveranstaltung für Existenzgründer findet am Mittwoch, dem 5. August, 9.00 Uhr, im Raum 422/423 der Kammer, Börsenplatz 4, statt. Fachleute werden die Interessenten ausgiebig beraten. Eine Anmeldung zu dieser Veranstaltung ist nicht erforderlich.Riedstraße nachts gesperrt

Die Riedstraße in Bergen-Enkheim muß wegen der Erneuerung einer Trinkwasserleitung in zwei Nächten gesperrt werden. Am 28. und 29. Juli, jeweils in der Zeit von 1.00 bis 5.00 Uhr, wird der Bereich von der Triebstraße bis zur Einmündung Stargarder Straße gesperrt. In diesen Zeiten kann die Riedstraße von der Triebstraße her nicht befahren werden.Mannschaftsleitung bemüht sich kleinere und größere Wogen zu kletten Feldhoff will von Ossies und Wessies nichts mehr wissen Achter-Steuermann Klein trägt die Fahne / Schwimmer Rudolph macht Rückzieher / Hockey-Spieler Brinkmann erkrankt Aus Barcelona berichtet unser Redaktionsmitglied Harald Stenger

Mit einem eindringlichen Appell, die Athleten aus Ost und West nicht auseinanderzudividieren, wandte sich Ulrich Feldhoff, der deutsche Chef de Mission, einen Tag vor der Eröffnungsfeier an die nationalen und internationalen Medienvertreter. Feldhoff vertrat am Freitag nachmittag bei der ersten NOK-Pressekonferenz in Barcelona die Auffassung, daß die Stimmung in der Mannschaft vorzüglich sei.

Seine Bitte, den Ossie-Wessie-Konflikt nicht zum deutschen Reizthema der Olympischen Spiele werden zu lassen, trug er nach eigenem Bekunden mit ausdrücklicher Zustimmung der Aktivensprecher vor, nachdem er mit ihnen zuvor den Vorstoß abgesprochen hatte.

Unterstützung erhielt Feldhoff von NOK-Präsident Willi Daume, der allerdings einschränkend darauf hinwies, daß die Öffentlichkeit vom Sport nicht Dinge erwarten dürfe, die die Politik allgemein noch nicht vollends gelöst habe.

Die Ost-West-Diskussion ist zuletzt in Barcelona durch den Streit um ein in der vergangenen Woche in Leipzig erschienenes Interview des früheren DDR-Schwimmers Nils Rudolph angeheizt worden, in dem er mit einigen massiven Angriffen gegen Offizielle zitiert worden war. Rudolph hatte sich daraufhin gegenüber dem Schwimm-Aufgebot von diesen Aussagen distanziert und behauptet, er habe so etwas nie gesagt.

In Journalistenkreisen sickerte unterdessen durch, daß er sehr wohl kritische Anmerkungen gemacht hatte, diese aber vertraulich behandelt wissen wollte.

Zu den für diesen Fall von Bundestrainer Manfred Thiessmann geforderten Konsequenzen wird es jedoch nicht kommen, nachdem Rudolph in einem Schreiben an das NOK die in besagtem Fall entstandenen Turbulenzen bedauert hat - für Feldhoff ist nach zwei Gesprächen und der "unzweideutigen schriftlichen Erklärung" die Angelegenheit erledigt.

Ebenfalls geklärt sind nach Darstellung von Daume und Feldhoff die Diskrepanzen um Tennis-Star Boris Becker, der am späten Donnerstag abend im olympischen Dorf eintraf und sich am Freitag morgen im deutschen Athleten-Büro anmeldete.

Von einigen Aktiven wurde Becker vorgeschlagen, er solle besser zu Hause bleiben, wenn für ihn die Atmosphäre in Barcelona allein wichtig und der sportliche Erfolg zweitrangig sei, wie er in einem Interview kundgetan hatte. Inzwischen hat Becker diese Aussage relativiert. Nach dem Gespräch mit Feldhoff und Daume soll der Fall zu den Akten gelegt werden.

Feldhoff legte darüber hinaus Wert auf die Feststellung, daß Becker entgegen anderen Darstellungen planmäßig angekommen sei, da ihm das NOK im voraus zwei Flugtermine reserviert habe, um ihm vor dem Spanien-Trip noch einen Besuch bei seinem Zahnarzt zu ermöglichen.

Daume nahm am Freitag auch erstmals dazu Stellung, ob das Scheitern von NOK-Generalsekretär Walther Tröger bei der Wahl ins IOC-Exekutiv-Komitee unter anderem als ein Signal für die im Herbst in Monte Carlo anstehende Entscheidung über die Olympia-Bewerbung von Berlin für das Jahr 2000 zu interpretieren sei. Laut Daume sind das "deplacierte Spekulationen".

Genauso wenig komme es für ihn in Betracht, daß die zuletzt in Deutschland laut gewordene Kritik am IOC und dessen Präsident Juan Antonio Samaranch für das Scheitern Walther Trögers ausschlaggebend gewesen sei.

Die mit Spannung erwartete Entscheidung, wer die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier ins Olympiastadion trägt, fiel einstimmig zu Gunsten von Manfred Klein, dem 1,69 m großen Steuermann des Achters. Zusammen mit seinen Ruderkollegen soll der Berliner die Mannschaft anführen.

Daume wertete die Entscheidung als eine symbolische Geste im Sinne von Berlin und außerdem als einen Beitrag dafür, daß die Mannschaft in aller Bescheidenheit auftreten solle.

Er wollte den letzten Aspekt anderserseits jedoch nicht überbewertet wissen. "Wer hervorhebt, daß er bescheiden sein möchte, ist schon wieder nicht bescheiden", argumentierte er.

Die unerfreulichste Nachricht des Tages aus deutscher Sicht war die Tatsache, daß der 24 Jahre alte Hockeyspieler Thomas Brinkmann am Freitag aus Gesundheitsgründen vorzeitig die Heimreise antreten mußte. Zu Wochenbeginn hatte sich bei ihm starke Übelkeit und Erbrechen eingestellt. Wenig später wurden außerdem Lähmungserscheinungen im Darm diagnostiziert.

Brinkmann war erst vor 14 Monaten an Lymphdrüsen-Krebs erkrankt, galt jedoch nach einer Milz- und Drüsen-Operation mit anschließender Strahlen-Therapie als geheilt, so daß er ohne ärztliche Auflagen seine sportliche Laufbahn fortsetzen konnte.

Mannschaftsarzt Joseph Keul sprach im Zusammenhang mit den nun in Barcelona aufgetretenen Beschwerden von einem "in den Details ungeklärten Krankheitsbild".

Grüne sehen "Kampagne" gegen den Mietspiegel

Mit seiner "Kampagne gegen den Mietspiegel" decke der Frankfurter Haus- und Grundbesitzerverein "nichts anderes als die Dreistigkeit derjenigen Hauseigentümer, die sich nicht scheuen, gesetzlich verbotene Wuchermieten zu verlangen". So sieht das der Grünen-Stadtverordnete Sebastian Popp. In einer Presseerklärung begrüßte Popp im Namen seiner Fraktion ausdrücklich das vom Darmstädter IWU- Institut entwickelte neue Berechnungsverfahren - die Regressionsanalyse - zur Ermittlung der ortsüblichen Vergleichsmiete. "Haus und Grund" hatte, gestützt auf das Gutachten des Dortmunder Statistik- Ordinarius Walter Krämer, diese Methode als "unwissenschaftlich" verworfen. Krämer hatte auch angeregt, wieder das herkömmliche "Tabellenverfahren" zu benutzen. Das sei ja nun "erst recht nicht objektiv, sondern denkbar unprofessionell und dilettantisch gewesen", kontert Popp. Das neue IWU-Verfahren hingegen differenziere beispielsweise erstmals die Miethöhe nach Wohnungsgröße und berücksichtige eine Reihe von relevanten Faktoren, die in den Jahren zuvor links liegen gelassen worden seien. Popp: "Der Haus- und Grundbesitzerverein will offenbar den Zustand wiederherstellen, in dem ein Mietspiegel Wucher begünstigt." peh

Chemieunfall mit Schwefelsäure

Bei einem Chemieunfall auf dem Gelände des Darmstädter Pharmaunternehmens Merck ist am Fraitag nachmittag eine Wolke mit Schwefelsäuredämpfen freigesetzt worden. Wie das dortige Polizeipräsidium mitteilte, mußten neun Bahnarbeiter, die auf einem benachbarten Bundesbahngleis tätig waren, zur Beobachtung ins Krankenhaus. Die Männer hätten über ein Kratzen im Hals geklagt. Betriebsangehörige seien aber nicht zu Schaden gekommen.

Nach Darstellung der Polizei ist ein Gabelstaplerfahrer mit zwei Paletten auf denen sich in Literflaschen sogenannte rauchende Schwefelsäure befand, gegen eine Bordsteinkante gefahren. Dadurch stürzten die Paletten ab, rund 25 Flaschen gingen zu Bruch. Obwohl die Werksfeuerwehr einen Großteil der entstehenden Dämpfe niederschlagen konnte, habe sich eine Wolke gebildet, die vom Werksgelände in westlicher Richtung abgezogen sei. Die Umweltschutzgruppe des Darmstädter Polizeipräsidiums hat die Ermittlungen aufgenommen. AP

Der kanadische Eishockeyverteidiger Greg Pruden (32) wechselt vom Zweitligisten EC Bad Nauheim zum Oberligafavoriten ESC Wolfsburg. Der Deutsch-Kanadier war in der letzten Saison wegen einer Verletzung beim EC fast nicht zum Einsatz gekommen.

jo

Radfahrer wurde von Kleinlastwagen erfaßt

Lebensgefährlich verletzt wurde ein 68 Jahrer alter Radfahrer am Freitag gegen 17.15 Uhr bei einem Verkehrsunfall im Gallus. Wie Polizeisprecher Jürgen Linker am Abend sagte, war der Mann auf dem Radweg an der Schmidtstraße in Richtung Mainzer Landstraße unterwegs und wollte dort nach links in Richtung Innenstadt abbiegen, als die Ampel für ihn noch auf Rot zeigte. Dabei wurde er von einem Kleinlastwagen erfaßt, der in Richtung Höchst fuhr.

Der 68jährige mußte zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden. Die Mainzer Landstraße in Richtung Höchst blieb bis 18 Uhr gesperrt. enk

Neuling hatte keinen Respekt Ingo Weber schoß das erste Oberliga-Tor

Bad Vilbel - Eintr. Frankfurt (A) 2:0

Ein Auftakt nach Maß für Aufsteiger FV Bad Vilbel. Vor der Rekordkulisse von 2000 Zuschauern schossen der aus Höchst gekommene Ingo Weber (54.) und Stefan Erk (73.) den hochverdienten Sieg für die Platzherren heraus. Dem Gast fehlte bei aller Technik im Angriff die Effektivität. Bereits in der 7. Minute prüfte Becker, der für die meiste Gefahr sorgte, Torwart Schimek. Ein Nachschuß des gleichen Akteurs (20.) sah den 1,93 m langen Keeper erneut auf dem Posten. Okochas Freistoß (42.) bescherte die einzige Möglichkeit für die Eintracht.

Zu Beginn des zweiten Abschnitts steigerte die Rübenach-Elf das Tempo noch einmal. Nachdem Weber zwei Möglichkeiten ausgelassen hatte, war der erste Oberligatreffer in der Vereinsgeschichte fällig. Erk krönte mit seinem Abstaubertor die makellose Leistung des FVB. hdp

Vilbel: Grüneisen, Rang, Waldschmidt, Rodriguez, Weber (80. Deuerling), Becker, Jung, Pucher, Nix, Erk, Pross (71. Sommer).

Eintracht: Schimek, Komljenovic, Kaymak, Zitouni, Alvarez da Silva (61. Becker), Schlösser, Bunzenthal, Balzer, Würzburger, Brandl, Okocha.

Schiedsrichter: Repp (Volpertshausen).

Tore: 1:0 Weber (54.), 2:0 Erk (73.).

Zeitstrafe: Balzer (49.)

Schleppendes Spiel Niemand ging der Puls besonders hoch

Rotweiß Walldorf - Eintracht Haiger 0:0

Ein schleppendes und deswegen typisches Saisoneröffnungsspiel präsentierten Walldorf und Haiger den knapp 300 Besuchern. Die Platzherren waren zwar bemüht, konnten aber ebenso wie die völlig zusammenhanglos agierenden Gäste keine spielerischen Akzente setzen.

Haigers Torhüter Keßmann schlug lediglich nach einem Distanzversuch Meixners, der in der Walldorfer Mannschaft überall zu finden war, und einem Freistoß von Zwilling der Puls ein wenig höher. Eindrucksvoll war einzig die Auseinandersetzung zwischen Walldorfs agilem Stürmer Heindel und seinem unerbittlichen Bewacher Hof. Haigers klägliche Offensivversuche hatten in Zabels Schuß ihren effektiven Höhepunkt. Die Gastgeber, bei denen Mihalic früh den verletzten Kapetanovic ersetzte, verhalfen zumindest Haigers Defensive zu beachtlichem Erfolg. Hans Richter hatte schließlich die beste Möglichkeit für die überlegenen Walldorfer, scheiterte aber alleine vor Kessmann. fro

Walldorf: Gemeri, Zwilling, Trageser, Plagentz, Ferreiro, Zimmer, Kapetanovic (39. Mihalic), Holzkampf, Meixner, Heindel, Richter.

Haiger: Kässmann, Zeise, Weber, Hof, Boller, Schneider, Waldschmidt, Haberstock, Zabel, Schuster (76. Zielinski), Christoph Lang.

Schiedsrichter Suppes (Bad Hersfeld).

Schmeichelhafter Sieg Kutzop verwandelte sicher zwei Elfmeter

Kickers Offenbach - Vikt.Aschaffenburg 3:1

Der Sport kennt keine Gerechtigkeit. Die Kickers gewannen zwar ihr Auftaktspiel in der Oberliga Hessen gegen Aschaffenburg mit 3:1 (2:1) Toren, waren aber die spieltechnisch eindeutig unterlegene Mannschaft. Besonders im zweiten Durchgang brillierte die Viktoria mit sehenswertem Kombinationen. Dalkilic, Staab und Gesslein hatten den verdienten Ausgleich auf dem Fuß. Albert hatte die Kickers mit einem Kopfballtor in Führung gebracht. Dem 2:0 durch einen Foulelfmeter von Kutzop ging ein unnötiges Foul von Viktoria-Torwart Weiss voraus. Das Leder hatte schon die Torauslinie überschritten. Staab gelang wenig später in Unterzahl der Anschlußtreffer. Kutzop verwandelte seinen zweiten Strafstoß für die Kickers zum schmeichelhaften Sieg. hu

Offenbach: Keffel, Kutzop, Albert, Schummer, Hartmann, Gramminger, Sempruch (46. Figas), Aydin (61. Babicic), Wolf, Zekmanov, Belhil

Aschaffenburg: Weiß, Borkenhagen, Matz, Dalkilic (80. Rasp), Roth, Gesslein, Kilian, Kloss, Cürlein, Parizon, Staab

Schiedsrichter: Birlenbach (Hattenheim)

Tore: 1:0 Albert (23.), 2:0 Kutzop (38. Elfmeter), 2:1 Staab (45.), 3:1 Kutzop (86 Elfmeter).

Zuschauer: 4500.

Die Sportredaktion der FR macht's wie die Frankfurt Galaxy - sie gibt sich selbst ne Party. Wo ? Im Niddastadion in Gronau. Ausrichter: Familie Matthes-Ahäuser. Haus (aus)gebaut, Sohn gezeugt und in Albertville (soweit bekannt) für die Rundschau keinen Schaden angerichtet. Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Am 22. August, ab 17.30 Uhr ist es soweit. Kind und Kegel, Frau, Mann, Freund, Freundin, Lebensgefährte(in) oder Lebensabschnittsgefährte(in) alle sind im Weißdornweg 1 willkommen.

Was Journalisten so anrichten: Grill-Steak a la Blickpunkt, Würstchen vor dem Anpfiff. Für Randbemerkungen gibt es kühles Bier und warme Worte. Natürlich auch Anti-Alkoholisches für eingefleischte Doping-Gegner.

Um eine interessante Sportnotiz, wer mit wieviel Personen die Party lay-outet wird gebeten. Redaktionsschluß um den 15. August. Gegendarstellungen zwecklos. Stellt Euch vor jah lädt ein und alle gehen hin. Wäre schön. Bis dann.

SKREIS OFFENBACH III

MAIN-KINZIG-KREIS III

WIESBADEN VI

MAIN-KINZIG-KREIS VI

Sonnig / 27 bis 34 Grad

Satellitenbild vom 23. Juli. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.

MAIN-KINZIG-KREIS IV

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN V

KULTURSPIEGEL 25

1

LOKALSPORT VII